Eine kontrastive Analyse der Polysemie deiktischer Bewegungsverben
Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien. Eine Diskursanalyse im Umfeld der...
-
Upload
uni-tuebingen -
Category
Documents
-
view
0 -
download
0
Transcript of Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien. Eine Diskursanalyse im Umfeld der...
Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien
Eine Diskursanalyse im Umfeld der „Mahnwachen für den Frieden“ im Frühjahr 2014
Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium (M.A.)
Vorgelegt dem Fachbereich Sozialwissenschaften, Medien und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Von Laura-Luise Hammel
aus Worms
2015
1. Einleitung .................................................................................................................................. 1
2. Die Mahnwachen für den Frieden als Soziale Bewegung ........................................................ 8
2.1 Anfänge einer „Bewegung“? ............................................................................................... 8
2.2 Die Mahnwachen für den Frieden als „Bewegung“ der Sozialen Netzwerke ................... 17
2.3 Die Mahnwachen für den Frieden als Diskursgemeinschaft ............................................. 19
2.4 Immer wieder montags: Die Themen der Mahnwachen für den Frieden ......................... 24
2.4.1 Der Ukraine-Konflikt ................................................................................................... 24
2.4.2 Die Medien ................................................................................................................. 26
2.4.3 Kapitalismuskritik ....................................................................................................... 30
2.4.4 (Post)Demokratie: ...................................................................................................... 32
2.5 Politische Verortung der Mahnwachen im Links-Rechts-Spektrum .................................. 37
2.6 Die Mahnwachen für den Frieden und Occupy ................................................................. 43
2.7 Die Zukunft der Mahnwachen für den Frieden ................................................................. 52
3. Theoretische Grundlagen ....................................................................................................... 55
3.1 Verschwörungstheorien .................................................................................................... 55
3.1.1 Verschwörungstheorie: Herausforderungen einer Begriffsbestimmung ................... 55
3.1.2 Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Zeitalter von Social Media ........ 59
3.2 Exkurse: Varianten des Antisemitismus ............................................................................ 61
3.2.1 (Moderner) Antisemitismus ....................................................................................... 62
3.2.2 Sekundärer Antisemitismus ........................................................................................ 65
3.2.3 Antizionismus ............................................................................................................. 69
3.2.4 Zum Zusammenhang von Antisemitismus und Antiamerikanismus .......................... 71
4. Diskursanalysen ...................................................................................................................... 74
4.1 Methode: Die Kritische Diskursanalyse ............................................................................. 74
4.1.1 Methodische Vorbemerkungen .................................................................................. 75
4.1.2 Die Quellen und ihre Auswertung .............................................................................. 79
4.2 Diskursanalysen im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden: Die Federal Reserve Bank
................................................................................................................................................. 83
4.2.1 Diskursanalyse I: Die Entstehung der Federal Reserve Bank ...................................... 84
4.2.1.1 Das Treffen auf Jekyll Island (1910) ..................................................................... 84
4.2.1.2 Die Einrichtung des Federal Reserve Systems (1913) ......................................... 86
4.2.2 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus .......................... 90
4.2.3 Diskursanalyse II: Der Einfluss der Federal Reserve Bank .......................................... 96
4.2.3.1 Erster und Zweiter Weltkrieg .............................................................................. 96
4.2.3.2 Ukraine-Konflikt ................................................................................................. 100
4.2.4 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Sekundärer Antisemitismus und
Antiamerikanismus ............................................................................................................ 104
4.2.5 Diskursanalyse III: Die Hintermänner ....................................................................... 112
4.2.6 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus, Sekundärer
Antisemitismus und Antizionismus ................................................................................... 116
5. Fazit ....................................................................................................................................... 122
6. Anhang ................................................................................................................................... 126
6.1 Bilderverzeichnis .............................................................................................................. 126
6.2 Leitfadeninterviews mit den Teilnehmern der Mahnwachen für den Frieden ............... 129
6.2.1 Fragenkatalog ........................................................................................................... 129
6.2.2 Interview 1 ................................................................................................................ 130
6.2.3 Interview 2 ................................................................................................................ 131
6.2.4 Interview 3 ................................................................................................................ 133
6.2.5 Interview 4 ................................................................................................................ 135
6.2.6 Interview 5 ................................................................................................................ 136
7. Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 139
8. Eidesstattliche Erklärung ....................................................................................................... 162
1
1. Einleitung Im Frühjahr des letzten Jahres ist mit der Friedensbewegung 2014 eine neue
Protestbewegung entstanden. In zahlreichen Städten in Deutschland, Österreich und
den deutschsprachigen Bereichen der Schweiz treffen sich nun wöchentlich Menschen
auf Montagsmahnwachen um für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu
demonstrieren.1
Die erste Mahnwache fand am Montag, den 17. März 2014 vor dem Brandenburger
Tor in Berlin statt. Ihr Motto lautete: „Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen
Widerstand. Für Frieden in Europa und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen
die Todespolitik der Federal Reserve Bank! Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche
Presse! Demokratie jetzt!“2. Die neu entstandene Bewegung der Montagsmahnwachen
für den Frieden wuchs in den kommenden Wochen rasant an und zählt nach Aussagen
der Organisatoren aktuell 136 Mahnwachen in Deutschland, Österreich und der den
deutschsprachigen Bereichen der Schweiz.3 Auch im Rhein-Main-Gebiet finden
seitdem Mahnwachen in Frankfurt und Mainz statt. Letztere bilden den
Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Magisterarbeit.4
Den direkten Entstehungskontext der Friedensbewegung 2014 bildete die Eskalation
des bewaffneten Konflikts in der Ukraine im Frühjahr 2014. Der Anmelder der ersten
Mahnwachen für den Frieden am 17. März 2014 vor dem Brandenburger Tor in Berlin,
Lars Mährholz, nahm dies zum Anlass eine Friedenskundgebung anzumelden, die er
nach eigener Aussage nun „so lange durchziehen (will), bis sich etwas verändert
hat“5.6 Seit dem 17. März 2014 ist nun also in vielen großen und mittelgroßen Städten
1 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. 2 Vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. Die Orthographie wurde hier wie in allen folgenden wörtlichen Zitaten aus dem Original übernommen. 3 Vgl. o. V. (2014b): o. S. Stand Februar 2015. 4 Vgl. Gast, Gunnar (2014a): o. S.; vgl. DieWeltveresserer (2014a): o. S. In Frankfurt gibt es die „Mahnwachen für den Frieden“ seit dem 07. April 2014, in Mainz fand die erste Mahnwache vergleichsweise spät am 19. Mai 2014 statt. In Wiesbaden fanden nur kurzzeitig im Mai 2014 an zwei darauffolgenden Montagen „Mahnwachen für den Frieden“ statt, der Anmelder der Wiesbadener Mahnwache distanzierte sich kurz darauf aber von der neuen Bewegung. Der verbliebene Teil der Teilnehmer der Wiesbadener Mahnwache nimmt nun an der Mainzer oder der Frankfurter Mahnwache teil. „DieWeltveresserer“ ist der Name des YouTube-Kanales der Mainzer Mahnwache für den Frieden, auf welchem die Videomittschnitte der wöchentlichen Mahnwachen veröffentlicht werden. 5 Jebsen, Ken (2014b): o. S., ab Minute 00:50. 6 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3.
2
im deutschen Sprachraum eine neue Protestbewegung entstanden, die sich
wöchentlich an belebten Plätzen trifft, um schwerpunktmäßig für Frieden zu
demonstrieren, auf denen aber auch unterschiedlichste Themen aus dem Bereich der
Kapitalismuskritik, des Umwelt- und Tierschutzes, der Esoterik und nicht zuletzt der
populären Verschwörungstheorien der letzten Jahrzehnte angesprochen und diskutiert
werden.7
Eine einheitliche Bezeichnung für die neue Bewegung hat sich zum jetzigen Zeitpunkt
noch nicht durchgesetzt, sie wird häufig als „Friedensbewegung 2014“ oder
„Friedensbewegung 2.0“ bezeichnet und ihre wöchentlichen Treffen heißen in der
Regel „Mahnwachen für den Frieden“ oder schlicht „Mahnwache“, oder oftmals auch
„Montagsdemos“ bzw. „Montagsdemonstrationen“, „Montagsdemonstrationen 2014“
oder „Montagsmahnwachen“. Zuletzt wurde im Winter 2014/2015 versucht die
Bezeichnung „Friedenswinter“ zu etablieren.8 Mit der Wahl des Montags als
Veranstaltungstag und vor allem mit der häufig vorgenommenen Bezeichnung der
wöchentlichen Treffen als „Montagsmahnwachen“, wird von den Organisatoren der
Mahnwachen für den Frieden nicht nur eine Assoziation zu den seit einigen Jahren in
vielen Städten innerhalb der Bundesrepublik regelmäßig stattfindenden
Montagsmahnwachen zu unterschiedlichsten aktuellen Themen aus den Bereichen der
Sozial- und Umweltpolitik hergestellt, sondern auch zu den Montagsdemonstrationen in
der DDR im Jahr 1989.9 Die Protagonisten der neuen Protestbewegung sehen in ihren
Mahnwachen eine im Entstehen begriffene Massenbewegung, mit deren Hilfe sie eine
friedliche Revolution und vollkommene Überwindung der bestehenden politischen und
sozialen Verhältnisse zu erreichen erhoffen, was nicht zuletzt in deren Benennung als
„Montagsmahnwachen“ zum Ausdruck kommen soll.10
Anders als viele weitere Protestphänomene und Soziale Bewegungen des letzten
Jahrzehntes, wie beispielsweise die Proteste der Anti-Überwachungsbewegung (seit 7 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 8 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S. In der vorliegenden Magisterarbeit werden von der Autorin aus Gründen der Übersichtlichkeit die Bezeichnung „Friedensbewegung 2014“ für die neue entstandene Protestbewegung und die Bezeichnung „Mahnwachen für den Frieden“ für deren Treffen verwendet. 9 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S. 10 Vgl. Jebsen, Ken (2014a): o. S., ab Minute 00:32. Die Sicht der Organisatoren und Teilnehmer auf die Mahnwachen als eine im Entstehen begriffene Massenbewegung mit revolutionärem Potential, die in der Tradition der Montagsdemonstrationen der Friedlichen Revolution der DDR steht, wird unter anderem deutlich an der häufigen Verwendung des Ausspruchs „Wir sind das Volk!“ durch Aktivisten der Friedensbewegung 2014, der den Montagsdemonstrationen der DDR entlehnt ist (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.).
3
2006), die Proteste gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ (2009/2010) oder die
Occupy-Proteste (2011/2012), wurde die Friedensbewegung 2014 in der öffentlichen
Berichterstattung und auch innerhalb der politischen Landschaft der Bundesrepublik
mehrheitlich negativ wahrgenommen.11 Die Kritik, die an der Friedensbewegung 2014
geübt wurde, bezog sich einerseits auf die Personen Ken Jebsen und Jürgen Elsässer,
die zu den bekanntesten Rednern der Mahnwachen zählen.12 Andererseits wurde der
Friedensbewegung 2014 vorgeworfen, sie sei offen für rechtsextreme Gruppierungen,
wie beispielsweise die sog. „Reichsbürgerbewegung“13 und greife in ihrer Deutung des
Weltgeschehens auf Verschwörungstheorien mit antisemitischen und
antiamerikanischen Inhalten zurück. Die Frage nach dem Vorhandensein rechter und
speziell antisemitischer Tendenzen in der neuen Protestbewegung, sowie ihr Hang zu
Verschwörungstheorien, bestimmte maßgeblich die öffentliche Debatte über die
Friedensbewegung 2014.14
Verschwörungstheorien treten in jeder Gesellschaft und zu jeder Epoche auf und sind
so zu einem stetigen Begleiter menschlicher Kultur geworden. Manche Autoren
sprechen aufgrund dieser verschwörungstheoretischen Kontinuität sogar von einer
„anthropologischen Konstante“ der Verschwörungstheorien. Diese würden einem
fundamentalen menschlichen Bedürfnis nach Weltorientierung entsprechen und seien
deshalb zu jedem Zeitalter in allen Kulturkreisen der Welt zu finden.15
Sozialpsychologisch betrachtet erfüllen Verschwörungstheorien die Funktion,
Sachverhalte wie etwa gesellschaftliche Krisen oder Kriege, in ihrer Komplexität
drastisch zu reduzieren und so leichter verständlich zu machen.16 Dadurch, dass
innerhalb von Verschwörungstheorien immer auch klar benannt wird, welche
Personengruppen für ein Übel verantwortlich sind, erfüllen sie die Funktion einer
„Bewältigungsstrategie“, durch welche schicksalhafte Ereignisse und gesellschaftliche
Krisen psychisch leichter verarbeitet werden können.17 Durch das Aufkommen des
Internets und speziell durch die Entstehung der Sozialen Netzwerke und den daraus
11 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11; vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 12 Detaillierte Informationen zu den Personen Ken Jebsen und Jürgen Elsässer finden sich im Kapitel 2.5. 13 Bei der “Reichsbürgerbewegung“ handelt es sich um eine rechtsextreme Gruppierung, die die Ansicht vertritt, die Bundesrepublik Deutschland existiere nicht und das Deutsche Reich bestände immer noch fort (vgl. Rathje, Jan (2014): S. 6 f.). 14 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18. 15 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 37. 16 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207. 17 Vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201 f.
4
resultierenden globalen Kommunikationsmöglichkeiten in Echtzeit, haben sich für
Verschwörungstheorien in den letzten Jahren massiv gesteigerte Verbreitungswege
entwickelt. Durch das Internet kommt es schon sehr kurze Zeit nach einem Ereignis zu
einer weltweiten Verbreitung verschwörungstheoretischer Deutungen, wie
beispielsweise die Verschwörungstheorien um die Terroranschläge des 11.
Septembers 2001 beweisen.18
„Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“19 (Theodor W. Adorno –
Minima Moralia)
Betrachtet man die Themen von Verschwörungstheorien, so fällt auf, dass diese sehr
häufig an die dominanten Ressentiments innerhalb einer Gesellschaft anknüpfen.
Opfer von Verschwörungstheorien sind im historischen Verlauf daher in der Regel
gesellschaftliche Randgruppen, die so zu Sündenböcken für Krisen werden. Es ist
deshalb nicht verwunderlich, dass über die Epochen hinweg häufig Juden im Zentrum
von Verschwörungstheorien standen.20 Die dominantesten antisemitischen Bilder, auf
welche in Verschwörungstheorien zurückgegriffen wird, sind die Stereotype des
„jüdischen Wucherers“ (und in moderner Form das des „Banken-“ oder „Börsenjuden“),
sowie die Vorstellung einer „jüdischen Weltverschwörung“.21 Vor allem seit der
Banken- und Finanzkrise des Jahres 2008 kann ein Anstieg von
Verschwörungstheorien beobachtet werden, die auf das Stereotyp vom „Banken-“ oder
„Börsenjuden“ zurückgreifen und dies bisweilen mit einer Vorstellung von einer
18 Vgl. König, René (2014): S. 204 f. Die Terroranschläge des 11. Septembers fanden sogar zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Kommunikation durch das Internet noch lange nicht so stark ausgeprägt war, wie sie dies durch die Entstehung der Sozialen Netzwerke einige Jahre später werden sollte. Das Phänomen, dass verschwörungstheoretische Deutungen kurz nach einem Ereignis im Internet massenhaft Verbreitung finden, lässt sich aber auch an anderen, weniger bekannten Verschwörungstheorien ablesen, wie beispielsweise die Verschwörungstheorien um die Abstürze der Malaysia Airlines Flüge MH370 und MH17 beweisen (Detaillierte Informationen zu diesen Verschwörungstheorien enthält das Kapitel 4.2.1.3.2). 19 Adorno, Theodor W. (2001): S. 200. 20 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 11. Juden waren praktisch in allen Epochen Opfer von Verschwörungstheorien. Über den zeitlichen Verlauf wurde ihnen etwa die Schuld an der europäischen Pestepidemie (ab 1347), an politischen Revolutionen wie etwa der Französischen Revolution (ab 1789) oder an Banken- oder Wirtschaftskrisen, wie etwa der amerikanischen Bankenkrise des Jahres 1907, zugeschrieben. 21 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 20 ff.
5
„jüdischen Weltverschwörung“ verbinden.22 Die beherrschenden
verschwörungstheoretischen Deutungen der letzten Jahre enthalten daher oftmals die
Vorstellung, dass Vertreter internationaler Banken das Weltgeschehen im Verborgenen
leiten. Ein besonders starker Einfluss wird in diesem Zusammenhang bei den Banken
der amerikanischen Wall Street gesehen. Die Vorstellung, dass die wahre Macht auf
das internationale Geschehen bei den Banken und nicht bei den staatlichen Vertretern
läge, ist auch für die Aktivisten der Friedensbewegung 2014 zentral. Schon zu Beginn
gehörte die amerikanische Notenbank, die Federal Reserve Bank, zu den zentralen
Feindbildern der neuen Protestbewegung.23 Die Federal Reserve Bank wird von vielen
Aktivisten der Friedensbewegung 2014 als Verursacherin der zentralen Krisen und
Kriege des letzten Jahrhunderts, betrachtet.24
Das zentrale Anliegen der vorliegenden Magisterarbeit ist es daher, am Beispiel der
neuen Protestbewegung der Mahnwachen für den Frieden das aktuelle
verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld25 zum Thema „Einfluss der Federal
Reserve Bank auf das Weltgeschehen“, im Rahmen einer Diskursanalyse zu
analysieren. Die Magisterarbeit bedient sich zu diesem Zweck der Methodik der
Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger.26 Die Kritische Diskuranalyse hat sich
in der Vergangenheit als sehr geeignet erwiesen, um antisemitische und auch
verschwörungstheoretische Sprachmuster in aktuellen Debatten nachzuweisen, wie
etwa die Studien Siegfried und Margarete Jägers zur Nahost-Berichterstattung der
deutschen Printmedien zur Zeit der Zweiten Intifada (2004)27 oder die Monographie
Tobias Jaeckers zu den Verschwörungstheorien des 11. Septembers 2001 (2005)28
beweisen.
Innerhalb der vorliegenden Magisterarbeit werden insgesamt drei Diskursanalysen zum
Themenkomplex der Federal Reserve Bank durchgeführt. Die erste Diskursanalyse
beschäftigt sich mit dem verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zur Entstehung
der Federal Reserve Bank (Kapitel 4.2.1. und Kapitel 4.2.2). Eine zweite
Diskursanalyse widmet sich der Frage nach dem Einfluss der Federal Reserve Bank
auf das Weltgeschehen (Kapitel 4.2.3 und Kapitel 4.2.4). Innerhalb der dritten
22 Vgl. Borgstede, Michael (2008): o. S.; vgl. Frey, Eric (2012): o. S. 23 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 24 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. 25 Erläuterungen zu den zentralen Begriffen der Kritischen Diskursanalyse enthält das Kapitel 4.1. 26 Vgl. Jäger, Siegfried (1993). 27 Vgl. Jäger, Siegfried und Margarete Jäger (2004): S. 147 ff. 28 Vgl. Jaecker, Tobias (2005).
6
Diskursanalyse werden die gängigen verschwörungstheoretischen Deutungen zu den
Hintermännern der Federal Reserve Bank analysiert (Kapitel 4.2.5 und Kapitel 4.2.6).
Innerhalb der Diskursanalysen stehen drei Fragen im Fokus:
1.: Welche antisemitischen Stereotype lassen sich in den Diskursen zur Federal
Reserve Bank innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014
identifizieren? Es wird davon ausgegangen, dass die verschwörungstheoretischen
Deutungen zu diesem Themenkomplex nicht „neu“ sind, sondern auf kulturell tief
verankerte antisemitische Stereotype zurückgreifen, welche an die Lebensumstände
der heutigen Zeit angepasst werden.
2.: Welche Funktion erfüllen die Verschwörungstheorien für die Menschen, die an sie
glauben? Es soll in diesem Zusammenhang der Frage nachgegangen werden,
inwiefern die Verschwörungstheorien zum Themenkomplex Federal Reserve Bank eine
Strategie zur Bewältigung von Ängsten angesichts einer als zügellos
wahrgenommenen modernen Welt darstellen. Ferner wird argumentiert werden, dass
die Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank für die Diskursteilnehmer eine
Strategie darstellen, die historische Schuld Deutschlands an den Verbrechen des
Nationalsozialismus zu verarbeiten.
3.: Im Sinne des Theorems von der Kommunikationslatenz des
Nachkriegsantisemitismus nach Werner Bergmann und Rainer Erb (1986)29, wird
innerhalb der Diskursanalysen untersucht werden, inwieweit die
Verschwörungstheorien zum Themenkomplex der amerikanischen Notenbank, Federal
Reserve Bank, eine Möglichkeit der Umwegekommunikation antisemitischer
Einstellungen darstellen.
Die Magisterarbeit ist folgendermaßen aufgebaut:
In einem ersten Teil der Arbeit wird die Friedensbewegung 2014 als neue
Protestbewegung innerhalb der Sozialen Bewegungen der Bundesrepublik
eingeordnet. Dabei wird im ersten Schritt zu diesem Zweck ein Überblick über die
Friedensbewegung 2014 von ihrer Entstehung im Frühjahr 2014 bis zum Winter
2014/2015 gegeben (Kapitel 2.1). Ferner beinhaltet dieser erste Teil der Arbeit eine
Darstellung der Mobilisierungs- und Kommunikationswege der neuen Protestbewegung
über die Sozialen Netzwerke des Internets (Kapitel 2.2), die Struktur ihrer Treffen
29 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986).
7
(Kapitel 2.3) und ihre Schwerpunktthemen (Kapitel 2.4). Darüber hinaus nähert sich der
erste Teil der Magisterarbeit dem zentralen Kritikpunkt der Offenheit für rechtsextreme
Einflüsse, dem die junge Protestbewegung in der öffentlichen Wahrnehmung
ausgesetzt war. Um der Frage nachzugehen, ob es sich bei der Friedensbewegung
2014 tatsächlich um eine neurechte Bewegung handelt, wird diese innerhalb des Links-
Rechts-Spektrum der Bundesrepublik eingeordnet (Kapitel 2.5). In einem weiteren
Schritt wird gezeigt werden, dass es sich bei der Friedensbewegung 2014 um kein
völlig neues Protestphänomen handelt und die Bewegung vielmehr in der Kontinuität
eines anderen Protestphänomens der letzten Jahre steht, der Occupy-Bewegung der
Jahre 2011 und 2012 (Kapitel 2.6). In einem letzten Schritt wird ein Ausblick auf die
Zukunft der Friedensbewegung 2014, geliefert (Kapitel 2.7). Diese relativ detaillierte
Verortung der Friedensbewegung 2014 im Spektrum der Sozialen Bewegungen der
Bundesrepublik ist vor allem deshalb erforderlich, weil es, bedingt durch die relativ
kurze Zeit des Bestehens der neuen Protestbewegung, derzeit noch keine detaillierte
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Friedensbewegung 2014 und ihren
Mahnwachen für den Frieden gibt.30
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den theoretischen Vorbemerkungen, welche für
die späteren Diskursanalysen relevant sind (Kapitel 3). In diesem Zusammenhang wird
ein Definitionsversuch von Verschwörungstheorien und deren Funktionen als
„Bewältigungsstrategie“31 für Probleme und Krisen und als Möglichkeit zur „kognitiven
Dissonanzreduktion“32 vorgenommen. Außerdem werden die zentralen
Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Informationszeitalter erläutert
(Kapitel 3.1). Innerhalb von Exkursen werden die verschiedenen Ausprägungen des
Antisemitismus, Moderner Antisemitismus, Sekundärer Antisemitismus, Antizionismus
und der Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Antiamerikanismus, erläutert,
um diese in den späteren Diskursanalysen identifizieren zu können (Kapitel 3.2).
Der dritte Teil der Arbeit widmet sich den Diskursanalysen zum Themenkomplex der
Federal Reserve Bank. In einem ersten Schritt wird in diesem Kapitel die Methode der 30 Eine gewisse Ausnahme stellt die Studie „Occupy Frieden“ des Zentrums Technik und Gesellschaft an der Technischen Universität Berlin dar, welches Ende Mai 2014 eine quantitative Befragung der Teilnehmer der Berliner „Mahnwache für den Frieden“ vorgenommen hat. Die Studie liefert wertvolle Informationen über die demographische Struktur der Teilnehmer und deren Einstellungen. Durch die Kürze der Studie bietet diese allerdings keine detaillierte Einsicht in die oben skizzierten Fragen. Die vorliegende Magisterarbeit stellt einen Versuch dar diese Lücken zu schließen (vgl. Daphi, Priska et al. (2014)). 31 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201. 32 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207.
8
Kritischen Diskursanalyse vorgestellt und die für die Diskuranalysen ausgewählten
Quellen vorgestellt (Kapitel 4.1). Der zweite Teil des Kapitels enthält die oben
beschriebenen Diskursanalysen (Kapitel 4.2).
In einem Fazit werden die zentralen Ergebnisse der Magisterarbeit dargelegt und ein
Ausblick auf eine mögliche weiterführende Forschung zum Komplex antisemitischer
und antiamerikanischer Verschwörungstheorien geliefert (Kapitel 5.).
2. Die Mahnwachen für den Frieden als Soziale Bewegung
2.1 Anfänge einer „Bewegung“?
Im folgenden Kapitel soll ein zeitlicher Überblick über die Entwicklung der
Friedensbewegung 2014 von ihrer Entstehung im März 2014 bis zum Winter
2014/2015 gegeben werden.
Die erste „Mahnwachen für den Frieden“ fand am Montag, den 17. März 2014 vor dem
Brandenburger Tor in Berlin statt. Teilgenommen haben an dieser ersten Mahnwache
in etwa hundert Menschen, die per Facebook oder durch ihren Freundeskreis von der
Veranstaltung erfuhren.33 Der Aufruf der Friedensmahnwache, die aufgrund des im
Frühjahr 2014 eskalierenden militärischen Konfliktes in der Ukraine abgehalten wurde,
lautete: „Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen Widerstand. Für Frieden in Europa
und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal Reserve
Bank! Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche Presse! Demokratie jetzt!“.34 Auffällig ist,
dass bereits in diesem absoluten Anfangsstadium der neuen Protestbewegung die
amerikanische Notenbank „Federal Reserve Bank“ (FED) als Verursacherin der Krise
in der Ukraine identifiziert wurde, welche nach Auffassung des Organisators und
Anmelders der ersten Mahnwache, Lars Mährholz, hinter allen kriegerischen Konflikten
des 20. und 21. Jahrhunderts steht, wie dieser kurz darauf in einem Interview mit der
„Voice of Russia“ betonte.35 Lars Mährholz, der von Beruf Fallschirmsprungtrainer ist
und nach eigener Aussage vor der Friedensbewegung 2014 nicht politisch aktiv war, ist
33 Vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 34 Vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. Auch wenn die „Mahnwachen für den Frieden“ in den unterschiedlichen teilnehmenden Städten dezentral von einem Organisationsteam veranstaltet werden, wurde dieser ursprüngliche Aufruf von den meisten Mahnwachen beibehalten. 35 Vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3 f.
9
bis heute Organisator der Berliner Mahnwache und tritt nach außen als Gesicht der
Friedensbewegung 2014 auf.36
In den folgenden Wochen gründeten sich in zahlreichen größeren deutschen Städten
wie beispielsweise in Frankfurt am Main, Köln, München, Leipzig, oder Hamburg
Mahnwachen für den Frieden und die Friedensbewegung 2014 gewann schnell an
Größe.37 Bekannt und beworben wurden die Mahnwachen vor allem in den Sozialen
Netzwerken, allen voran bei Facebook.38 Zu ihrem anfänglichen Bekanntwerden im
Internet trugen maßgeblich zwei Internetquellen bei. Zum einen die Facebookseite
„Anonymous.Kollektiv“, die mit über 650.000 Abonnenten39 zu einer der größten
deutschsprachigen Facebookseiten überhaupt gehört und von Anfang an zur
Teilnahme an den Mahnwachen aufrief.40 Zum anderen warb das Nachrichtenportal
„KenFM“, das von dem Journalisten und ehemaligen Moderator des RBB, Ken Jebsen,
federführend betrieben wird, schon früh für eine Teilnahme an den Mahnwachen für
den Frieden und trug mit Nachrichtenbeiträgen und Interviews zur Steigerung der
Bekanntheit der Bewegung um Lars Mährholz bei. Der Journalist Ken Jebsen selbst
hat sich schon Ende März der Friedensbewegung 2014 angeschlossen und ist seitdem
regelmäßiger Redner auf der Berliner Mahnwachen für den Frieden und tritt als
prominenter Gast in regelmäßigen Abständen auch auf Mahnwachen in anderen
Städten auf.41
Einem breiteren Publikum außerhalb der verschwörungstheoretischen Szene der
Sozialen Netzwerke wurde die Friedensbewegung 2014 durch ein Interview mit der
36 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3. 37 Vgl. Alruna, Alrun (2014): o. S. 38 Vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S. 39 Stand Februar 2015. 40 Vgl. Anonymous.Kollektiv (o. J.): o. S.; Vgl. Friedensdemo-Watch (2014): o. S.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S. Die Facebookseite Anonymous.Kollektiv war ursprünglich der Facebookauftritt der deutschsprachigen Abteilung des Hackerkollektivs „Anonymous“, das vor allem durch Protestaktionen gegen Überwachung und Zensur und die Unterstützung für WikiLeaks bekannt wurde. Mittlerweile wurde öffentlich, dass der jetzige Administrator der Seite, Mario Rönsch, ein Mitglied des Organisationsteams der Erfurter „Mahnwache für den Frieden“, allen ursprünglichen, in Verbindung zu „Anonymous“ stehenden Betreibern der Seite, die Administratorenrechte entzog und die Facebookseite heute hauptsächlich zur Verbreitung von antiamerikanischen und antisemitischen Verschwörungstheorien und Karikaturen, aber auch zur Werbung für die Alternative für Deutschland (AfD) nutzt. Das Hackerkollektiv „Anonymous“ distanzierte sich unterdessen auch von der Facebookseite Anonymous.Kollektiv und betonte, dass die Seite in keinerlei Zusammenhang mit der Hackergruppe stände und diese die auf der Facebookseite verbreiteten Inhalte auch nicht teile. 41 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Jebsen, Ken (2014b): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11; vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.
10
Publizistin Jutta Ditfurth in der Sendung „Kulturzeit“ bei 3Sat vom 16. April 2014
bekannt. Ditfurth berichtete dort von ihrem öffentlichen Facebookpost von Ende März
2014, in dem sie schrieb, dass sie allen Personen die Facebookfreundschaft kündigen
werde, die dort Werbung für die Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen
machten. Dies führte dann zu einem sog. „Shitstorm“ von Seiten der Befürworter der
Mahnwachen für den Frieden auf dem Facebookprofil von Jutta Ditfurth und einer
großen Debatte über die neue Protestbewegung unter linken Aktivisten in den Sozialen
Medien.42 In dem Interview bei 3Sat wurde durch Ditfurth auch erstmals der Vorwurf an
die Mahnwachen geäußert eine neurechte Bewegung zu sein, die sich nur
vordergründig Themen des traditionell linken Spektrums widme. Der Vorwurf der
neurechten Bewegung wurde von Ditfurth vor allem mit dem Hinweis auf die starke
Akzeptanz antisemitischer Standpunkte innerhalb der Bewegung und deren
Leitpersonen begründet.43 Die Frage nach dem Vorhandensein rechter Einstellungen
und Strukturen innerhalb der neuen Bewegung bestimmte von da an die
Medienberichterstattung über die Mahnwachen für den Frieden und die
Charakterisierung als neurechte Bewegung wurde nach dem Interview Ditfurths bei
3Sat in vielen Medienberichten über die neuen Mahnwachen reproduziert.44
Jutta Ditfurth bezeichnete in dem Interview ferner den Publizisten Jürgen Elsässer,
ebenfalls ein regelmäßiger Redner der Berliner Mahnwache, als „glühenden
Antisemiten“45, worauf dieser im Mai 2014 eine Verleumdungsklage gegen Ditfurth vor
dem Landgericht München anstrengte und dort zunächst auch eine einstweilige
Verfügung gegen Ditfurth erzielen konnte. Kurz darauf wurde von Jutta Ditfurth
allerdings Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingereicht, der das Gericht
auch stattgab. Einen Prozess vor dem Landgericht München im Dezember 2014 verlor
Jutta Ditfurth in erster Instanz, es ist ihr seitdem untersagt Jürgen Elsässer öffentlich
als einen „glühenden Antisemiten“ zu bezeichnen, bei Zuwiderhandlung drohen ihr eine
Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro oder ersatzweise 6 Monate Ordnungshaft. Ditfurth
kündigte an gegen das Urteil des Landgerichts München in Berufung gehen zu wollen.
Der Rechtsstreit zwischen Elsässer und Ditfurth dauert derzeit noch an.46
42 Vgl. Facebookprofil von Jutta Ditfurth (o. J.): o. S. 43 Vgl. o. V. (2014d): o. S. 44 Vgl. Peter, Erik und Julia Neumann (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 45 o. V. (2014d): o. S. 46 Vgl. Niewendick, Martin (2014b): o. S.; vgl. o. V. (2014g): o. S.; vgl. Ditfurth, Jutta (2014): o. S. Stand Februar 2015.
11
Kurz vor Ostern 2014 kam es auf den Internetauftritten vieler Tageszeitungen und
Nachrichtenportale in den Sozialen Netzwerken zu einem Shitstorm durch Unterstützer
der Friedensbewegung 2014. Die Facebookseite Anonymous.Kollektiv hatte am 15.
April 2014 zu einem „digitalen Guerilla-Krieg“ auf den Internetrauftritten deutscher
Medien aufgerufen.47 Zahlreiche Unterstützer der Mahnwachen für den Frieden folgten
dem Aufruf zum Shitstorm und überfluteten die Facebookseiten von Spiegel Online,
Zeit Online, ARD, ZDF und vielen weiteren mit Kommentaren und konnte diese
dadurch sogar zwischenzeitlich lahmlegen.48 Die Anhänger der Friedensbewegung
2014 benutzten für ihren Shitstorm auf den Facebookseiten der deutschen Medien den
tausendfach kopierten Textbaustein „Wacht auf und fangt an, für das deutsche Volk
einzustehen und es vor Manipulation zu schützen! Warum berichtet ihr nicht über die
Montagsdemonstrationen?“49 Die Unterstützer der Mahnwachen warfen den deutschen
Medien vor im Ukraine-Konflikt vorsätzlich die Unwahrheit zu berichten und außerdem
bewusst nicht über die Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen zu berichten,
um so Menschen von der Teilnahme an den Mahnwachen abzuhalten, da diese sonst
für die Mächtigen im Land zu gefährlich werden könnten. Anders als von Medien
berichtet, handele es sich nach Einschätzung vieler Aktivisten bei den Mahnwachen
keineswegs um kleinere Versammlungen mit wenigen dutzend Teilnehmern, sondern
um eine regelrechte Massenbewegung mit tausenden Teilnehmern in ganz
Deutschland.50
Ihren vorläufigen Höhepunkt in Bezug auf ihre Teilnehmerzahlen erreichten die
Mahnwachen für den Frieden am Ostermontag, den 21. April 2014. An der Mahnwache
am Ostermontag in Berlin nahmen etwa 1.500 Personen teil, in Frankfurt waren es
beispielsweise etwa 300 Personen, die dem Facebookaufruf zur Teilnahme an der
Mahnwache folgten.51 Diese Höchstzahl an Teilnehmern konnten die Mahnwachen für
den Frieden bis jetzt nicht wieder erreichen, auch wenn ihr potentieller
Unterstützerkreis in den Sozialen Netzwerken um ein Vielfaches höher zu sein scheint,
wie der oben beschriebene Shitstorm auf den Facebookseiten deutscher Medien kurz
vor Ostern anschaulich beschreibt.52
47 Vgl. o. V. (2014e): o. S. 48 Vgl. Stöcker, Christian (2014): o. S. ; vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S. ; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S. 49 Kopietz, Andreas (2014): o. S. 50 Vgl. volksbetrugpunktnet (2014): o. S. ,ab Minute 01:05. 51 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S. 52 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.
12
Für die etablierten linken Parteien und Organisationen in Deutschland ergab sich
indessen die Problematik, wie man auf die junge Protestbewegung reagieren sollte und
wie mit ihr umzugehen sei. Sollte man mit linken Kräften vor Ort auf den Mahnwachen
das Gespräch suchen oder sich von der neuen Protestbewegung insgesamt
distanzieren? Einen prominenten Fürsprecher erhielt die Berliner Mahnwache mit dem
niedersächsischen Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Diether Dehm, der
als Redner auf der Berliner Mahnwachen am Pfingstmontag, den 09. Juni 2014 auftrat
um aus der „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ von Berthold Brecht
vorzulesen. Dehm hatte sich zuvor am 19. Mai 2014 zusammen mit einer Gruppe
weiterer Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke, wie beispielsweise Wolfgang
Gehrcke und Andrej Hunko, in zwei Aufrufen „Gegen die Dämonisierung der
Montagsmahnwachen“53 und „Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den
Montagsmahnwachen“54 ausgesprochen. Eine Parteinahme für die Friedensbewegung
2014 war innerhalb der Partei Die Linke allerdings kein Konsens und Dehm setzte sich
mit seiner Rede auf der Berliner Mahnwache am 09. Juni 2014 über einen Beschluss
des Parteivorstandes der Linkspartei vom 25. Mai 2014 hinweg, welcher sich aufgrund
von […] Aktivitäten von Rechtspopulisten, Nationalisten, Verschwörungstheoretikern
und Antisemiten […] von den „Montagsmahnwachen“ oder „Montagsdemonstrationen“
[…].“55 der Friedensbewegung 2014 distanziert hatte.56 Auch die Jugendorganisation
der Partei Die Linke „Linksjugend Solid“, die globalisierungskritische Organisation
Attac, die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), die etablierte
Friedensbewegung, der Liedermacher Konstantin Wecker, welcher häufig auf den
Kundgebungen der etablierten Friedensbewegung auftritt, sowie der Koordinationskreis
der bundesweiten Montagsdemonstrationen distanzierten sich im Frühsommer aus den
gleichen inhaltlichen Gründen von der Friedensbewegung 2014 und ihren
Mahnwachen, während viele andere Parteien und Organisationen, wie beispielsweise
die SPD, Bündnis 90/Die Grünen oder die deutschen Gewerkschaften sich bisher noch
nicht öffentlich mit der neuen Protestbewegung auseinander setzten.57
53 Dehm, Diether und Wolfgang Gerhcke (2014): o. S. 54 Hunko, Andrej (2014): o. S. 55 Parteivorstand Die Linke (2014): o. S. 56 Vgl. Maier, Anja (2014): o. S.; vgl. Peter, Erik (2014): o. S. 57 Vgl. linksjugend [solid] (2014): o. S.; vgl. BAK Shalom (2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 4; vgl. Facebookprofil von Konstantin Wecker (o. J.): o. S.; vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.
13
Mit Pedram Shahyar, einem früheren Mitglied des Koordinationskreises von Attac
Deutschland, der heute Lehrbeauftragter an der FU Berlin ist, schloss sich im
Frühsommer 2014 ein weiterer bekannter Unterstützer aus dem
globalisierungskritischen Spektrum mit Kontakten in die etablierte Friedensbewegung
der Bewegung der Mahnwachen an. Shahyar nimmt seitdem als Redner an der
Berliner Mahnwachen für den Frieden teil und besucht auch Mahnwachen in anderen
Städten um dort als prominenter Gastredner aufzutreten.58 Shahyar, der außerdem
regelmäßig für die von Jakob Augstein herausgegebene linksliberale Wochenzeitung
„der Freitag“, schreibt, sieht in der Entstehung der Friedensbewegung 2014 und ihren
Mahnwachen vor allem einen „Ausdruck der Krise der etablierten formalen
Demokratie“59. Anders als viele andere Linke spricht sich Shahyar für eine Kooperation
mit der Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen aus, denen er ein „klares
friedenspolitisches Profil“60 attestiert. Die Kooperation der etablierten Linken mit der
neuen Protestbewegung sei vor allem deshalb so wichtig, damit die deutsche Linke
den Zugang zu einem politischen Milieu wiederfände das klar linke Positionen teile,
welches aber aktuell von politischer Repräsentation nahezu ausgeschlossen sei.61
Im Sommer 2014 begann sich ferner auch eine gewisse Professionalisierung der
Mahnwachen für den Frieden abzuzeichnen. Auch wenn die Mahnwachen in den
einzelnen teilnehmenden Städten autonom von einem lokalen Organisationsteam
geplant und veranstaltet werden, gibt es eine zunehmende überregionale Vernetzung
innerhalb der Bewegung. Anfang Juni 2014 trafen sich ca. 250 Aktive der
Friedensbewegung 2014 in Senftenberg in Brandenburg. Ähnliche
Koordinierungstreffen sollen in der Zukunft nun regelmäßig stattfinden. Auch rücken
viele Mahnwachen für den Frieden von ihrem ursprünglichen Veranstaltungskonzept,
dem „Open Mic“ oder „Offenem Mikrofon“, zunehmend ab. Oftmals ist eine vorherige
Anmeldung notwendig, um auf einer Mahnwache sprechen zu können und häufig
widmen sich die Mahnwachen nun auch einem wöchentlich neu eingegrenzten Thema,
um den Veranstaltungen eine stärkere inhaltliche Struktur zu verleihen.62
Um auf die rückläufigen Teilnehmerzahlen zu reagieren und der Bewegung einen
neuen Aufwind zu verleihen, fand am 19. Juli 2014, einem Samstag, auf dem
58 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 59 Shahyar, Pedram (2014b): o. S. 60 Reeh, Martin (2014): o. S, 61 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 62 Vgl. Gast, Gunnar (2014c): o. S., ab Minute 04:36; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S.
14
Potsdamer Platz in Berlin eine bundesweite Mahnwache statt, die für 8.000 Teilnehmer
angemeldet war. Laut Angaben der Berliner Polizei nahmen allerdings nur knapp 2.000
Personen an der Mahnwache teil.63 Zum jetzigen Zeitpunkt existieren zwar in sehr
vielen großen und mittelgroßen Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Mahnwachen für den Frieden, denen es aber derzeit nicht zu gelingen scheint
außerhalb ihrer Kernanhängerschaft Menschen für die Teilnahme an den Mahnwachen
zu mobilisieren. In Mainz nehmen seit dem Sommer 2014 noch etwa 20 bis 30
Personen an den wöchentlichen Mahnwachen teil, in größeren Städten wie Frankfurt
sind es ca. 80 bis 100 Personen. Auf der Berliner Mahnwache treffen sich gegenwärtig
auch nur noch knapp 100 Menschen zu den wöchentlichen Mahnwachen. Grund
hierfür ist neben der inhaltlichen Beliebigkeit der Mahnwachen und der fehlenden
Organisationsstruktur möglicherweise, dass seit dem Sommer 2014 der Konflikt in der
Ukraine, der das Kernthema der Friedensbewegung 2014 darstellt, von der erneuten
Eskalation des Nahostkonflikts im Juli/August 2014 in der öffentlichen Wahrnehmung
und Berichterstattung überlagert wurde, aber auch durch Großereignisse wie
beispielsweise die Fußballweltmeisterschaft der Herren, die im Juni/Juli 2014 stattfand.
Im Winter 2014/2015 könnte ferner das kalte Wetter zu einer nachlassenden
Teilnehmerzahl an den bundesweiten Mahnwachen beigetragen haben.
Im Spätsommer und Herbst 2014 erhielten die Mahnwachen für den Frieden eine
erneut leicht erhöhte mediale Aufmerksamkeit, als der bekannte Sänger Xavier Naidoo
am 15. August 2014 auf der Mannheimer Mahnwache als Redner und Musiker
auftrat.64 Am 03. Oktober 2014 nahm Naidoo an einer von der Friedensbewegung
2014 mitorganisierten Demonstration anlässlich des Tages der Deutschen Einheit in
Berlin teil und sprach anschließend als Redner bei der Abschlusskundgebung vor dem
Kanzleramt. Naidoo trug bei seinem Auftritt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Freiheit für
Deutschland“ und widmete sich in seiner Rede unter anderem seinen Zweifeln an der
offiziellen Darstellung der Terroranschläge des 11. September 2001, weiterhin sprach
er sich für das Ende einer amerikanischen Besatzung innerhalb der Bundesrepublik
aus.65 Die Annäherung Naidoos an die Mahnwachen für den Frieden und die
Reichsbürgerwegung, die einen großen Teil der Teilnehmer der Demonstration und der
Redner auf der Kundgebung am 03 Oktober 2014 stellte, brachte Naidoo viel
63 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S. 64 Vgl. Diez, Georg (2014): o. S. 65 Vgl. Schmitt, K. (2014): o. S., ab Minute: 03:38.
15
öffentliche Kritik ein.66 Die Teilnahme Naidoos an den Veranstaltungen der
Friedensbewegung 2014 verwundert allerdings nur auf den ersten Blick. Xavier Naidoo
outete sich bereits im Dezember 2011 in einem Interview im ARD Frühstücksfernsehen
als Anhänger der auch auf den Mahnwachen für den Frieden sehr populären
Verschwörungstheorie der Reichsbürger, nach der die Bundesrepublik Deutschland
noch heute kein souveräner Staat sei und in Wirklichkeit gar nicht existiere, und nach
der das deutsche Staatsgebiet noch immer von den alliierten Siegermächten besetzt
werde. Sichtbar sei dies an der Tatsache, dass es keinen Friedensvertrag zwischen
Deutschland und den Alliierten gäbe. Vielmehr bestände das Deutsche Reich in den
Grenzen von 1937 noch heute fort.67
Zuletzt rief die Friedensbewegung 2014 zusammen mit Vertretern anderer
Organisationen des linken politischen Spektrums, wie beispielsweise dem
globalisierungskritischen Bündnis Attac, der „Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft“ (GEW), der Partei Die Linke und Vertretern der etablierten deutschen
Friedensbewegung im Winter 2014/2015 den „Friedenswinter“ aus. Mit einer Reihe
großangelegter Demonstrationen wollten die Organisatoren gegen befürchtete
witterungsbedingte schwindende Teilnehmerzahlen der Mahnwachen für den Frieden
vorgehen und dem Thema „Frieden mit Russland“ eine gesteigerte Aufmerksamkeit
verschaffen.68 Die Demonstration am 13. Dezember 2014 vor dem Schloss Bellevue in
Berlin richtete sich gegen die Politik des „Kriegstreibers“ Joachim Gauck und den
Umgang der westlichen Staaten mit Russland in der Ukraine-Krise. Es beteiligten sich
ca. 2.000 Menschen an der Demonstration. Unterzeichner des gemeinsamen Aufrufs
waren aus den Reihen der Friedensbewegung 2014 etwa Ken Jebsen, Lars Mährholz
und Pedram Shahyar. Aus dem Umfeld der etablierten Friedensbewegung
unterzeichneten die Liedermacher Konstantin Wecker und Reinhard May69 und Reiner
Braun, Jens Peter Steffen und Lucas Wirl für die „Kooperation für den Frieden“70 den
66 Vgl. Borcholte, Andreas (2014): o. S.; vgl. Weissbarth, Fabian (2014): o. S. 67 Vgl. TheProvinzreflexion (2011): o. S., ab Minute: 00:32; vgl. Sieber, Roland (2012): o. S.; vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S. 68 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S. 69 Die Unterzeichnung des Aufrufs durch Konstantin Wecker erstaunt insofern, da sich Wecker im April 2014 von der „Friedensbewegung 2014“ distanziert und sich auf seinem Facebook-Profil gegen eine Zusammenarbeit der etablierten deutschen Friedensbewegung mit den neuen „Mahnwachen für den Frieden“ ausgesprochen hatte (vgl. Facebookprofil von Konstantin Wecker (o. J.): o. S.). 70 Auch der Kooperationsrat der „Kooperation für den Frieden“, ein Zusammenschluss von Organisationen aus dem Umfeld der etablierten Friedensbewegung, hatte sich in einem Statement im Juni 2014 von den „Mahnwachen für den Frieden“ distanziert (vgl. Kooperation für den Frieden (2014): o. S.).
16
Aufruf. Aus den Reihen der Partei Die Linke waren unter anderem die Mitglieder des
Bundestages Sahra Wagenknecht, Dieter Dehm und Andrej Hunko71 Unterzeichner.
Weitere prominente Unterzeichner waren Mike Nagler für den Koordinationskreis von
Attac Deutschland und der Vorsitzende der Naturfreunde, Michael Müller, sowie die
Publizistin Evelyn Hecht-Galinski und der ehemaligen Bundestagsabgeordnete der
Partei Die Linke, Norman Paech.72 Im Winter 2014/2015 kam es also zu einer
Annäherung zwischen der Friedensbewegung 2014 und Vertretern der traditionellen
deutschen Friedensbewegung, sowie etablierten linken Organisationen und
Bündnissen, was für eine zunehmende Professionalisierung der neuen
Protestbewegung und eine mögliche deutlichere Hinwendung zur etablierten
deutschen Linken in der Zukunft spricht. Innerhalb der traditionellen deutschen
Friedensbewegung hat seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes keine nennenswerte
inhaltliche und strukturelle Erneuerung stattgefunden und die Friedensbewegung 2014
hat mit ihrem neuartigen Veranstaltungsstil und ihrer Maxime, sich für alle politischen
Strömungen offen zu zeigen dem Friedensthema neuen Zulauf von Menschen
beschert, die vielfach vorher noch nicht politisch aktiv waren, was der etablierten
Friedenbewegung im Rahmen der Ukraine-Krise hingegen bisher nicht gelungen ist.73
Es bleibt nun abzuwarten wie sich die Friedensbewegung 2014 im Jahr 2015
weiterentwickeln wird. Unklar ist, welches politische Profil sich bei den Mahnwachen für
den Frieden in Zukunft schwerpunktmäßig herausbilden wird. Wird die neue
Protestbewegung auch in Zukunft ein Raum für neurechte, esoterische
Verschwörungstheoretiker bleiben oder wird sie sich inhaltlich stärker an die etablierte
Friedensbewegung annähern und möglicherweise sogar in deren Strukturen
aufgehen? Oder ist mit der Friedensbewegung 2014 vielmehr eine völlig neue Form
der Protestbewegung entstanden, die sich nicht ohne Weiteres in die bekannten
Muster politischer Bewegungen in der Bundesrepublik einordnen lässt? Außerdem
bleibt abzuwarten, ob es der neuen Bewegung noch einmal gelingen wird eine große
Anzahl an Teilnehmern zu den Mahnwachen zu mobilisieren, ihr potentieller
Unterstützerkreis in den Sozialen Netzwerken ist nach wie vor groß.74
71 Das Verhältnis der Partei Die Linke zu der Friedensbewegung 2014 bleibt weiterhin umstritten und ist von fortlaufenden Distanzierungen und Solidarisierungen mit der Friedensbewegung 2014 und ihren Mahnwachen durch verschiedene führende Politiker der Linken gekennzeichnet (vgl. Beutin, Lorenz Gösta et al. (2014); vgl. Parteivorstand die Linke (2014): o. S.; vgl. Meisner, Matthias (2014b): o. S.). 72 Vgl. o. V. (2014a): o. S.; vgl. Otto, Ferdinand (2014): o. S.; Meisner, Matthias (2014a): o. S. 73 Vgl. Beitzer, Hannah (2014): o. S. 74 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.
17
2.2 Die Mahnwachen für den Frieden als „Bewegung“ der Sozialen Netzwerke
Für die erste Mahnwache am 17. März 2014 in Berlin hatte der Organisator Lars
Mährholz über das Soziale Netzwerk Facebook mobilisiert, rund hundert Menschen
folgten Mitte März der digitalen Veranstaltungseinladung und kamen zu der
Mahnwache am Brandenburger Tor.75 Seitdem hat sich in Bezug auf die Wahl des
Mediums zur Bewerbung der Mahnwachen für den Frieden im Wesentlichen nichts
geändert, die Mobilisierung für die neue Protestbewegung erfolgt nach wie vor fast
ausschließlich über die Sozialen Medien, wie beispielsweise über eigens für die
Mahnwachen gegründete Facebookgruppen, Facebookseiten oder
Facebookveranstaltungen, aber auch über Informationen, die im Kurznachrichtendienst
Twitter geteilt werden oder Aufrufe und Mobilisierungsvideos bei YouTube. Derzeit gibt
es bei Facebook eine zentrale öffentliche Gruppe, die mit dem Titel „Aufruf zum
friedlichen Widerstand! Für Frieden! In Europa! Auf der Welt!“ den leicht
abgewandelten Aufruf zur ersten Mahnwache am 17. März 2014 im Namen trägt und
die aktuell knapp 22.000 Mitglieder zählt. Die Gruppe dient hauptsächlich der
Vernetzung der lokalen Mahnwachen untereinander und informiert Interessenten
darüber, in welchen Städten Mahnwachen für den Frieden stattfinden. Außerdem wird
die Gruppe von den Mitgliedern zum Informationsaustausch rund um die
Themenschwerpunkte der Friedensbewegung 2014, wie beispielsweise dem Ukraine-
Konflikt, genutzt, aber auch andere tagesaktuelle Themen, wie die erneute Eskalation
im Nahostkonflikt im Juli und August 2015, werden diskutiert.76 Zusätzlich zu dieser
großen überregionalen Gruppe gibt es bei Facebook auch noch eine offizielle Seite der
Friedensbewegung 2014 mit dem Titel „Mahnwachen in Deutschland“, die auf mehr als
23.000 Abonennten kommt.77 Außerdem existieren zahlreiche regionale öffentliche und
geschlossene Facebookgruppen, Facebookveranstaltungen und Facebookseiten. Im
Rhein-Main-Gebiet tauschen sich beispielsweise knapp 2.000 Facebooknutzer in der
Gruppe „Friedlicher Widerstand in Frankfurt! Jeden Montag!“ zur Frankfurter
Mahnwache aus, die Mainzer Gruppe „Mahnwache Mainz – Offener gemeinsamer
Dialog für den Frieden“ hat aktuell 250 Mitglieder.78
75 Vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.; Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 76 Vgl. Zentrale Facebookgruppe der "Friedensbewegung 2014" (o. J.): o. S. Stand Februar 2015. 77 Vgl. Zentrale Facebookseite "Mahnwachen in Deutschland"( o. J.): o. S. Stand Februar 2015. 78 Vgl. Facebookgruppe der Mahnwache Mainz (o. J.): o. S.; vgl. Facebookgruppe der Mahnwache Frankfurt am Main. (o. J.): o. S.
18
Die genannten Informationsplattformen und ihre Nutzerzahlen vermitteln einen
Eindruck davon, wie stark die neue Protestbewegung und ihre Anhänger in den
Sozialen Medien verankert und vernetzt sind und wie viele Menschen so kontinuierlich
über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen informiert werden. Dadurch,
dass es so viele unterschiedliche Gruppen, Seiten und Veranstaltungen gibt, die weder
eine einheitliche Bezeichnung haben, noch zentral verwaltet werden oder deren
Zielsetzung auf den ersten Blick klar erkennbar wäre, ist es für Nutzer, die nicht Teil
der Subkultur der Friedensbewegung 2014 in den Sozialen Medien sind, relativ
schwer, Informationen über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen für den
Frieden zu erhalten. Für Menschen, die keine Sozialen Medien oder das Internet
nutzen, ist dies nahezu unmöglich. Zusätzlich zu der Bewerbung im Netz werden in
manchen Städten Flyer und Plakate für die Mahnwachen verteilt. Da die neue
Protestbewegung aber über keine zentralen Mittel verfügt, in keinem engeren Kontakt
zu den politischen Parteien oder Verbänden steht und keine öffentliche finanzielle
Förderung erhält, ist Werbung für die Mahnwachen im öffentlichen Raum kaum
wahrzunehmen. Der starke Fokus auf die Mobilisierung in den Sozialen Netzwerken
wird deshalb auch am sozio-demographischen Profil der Teilnehmer der Mahnwachen
sichtbar. Wie eine Befragung von Teilnehmern der Berliner Mahnwache im Mai 2014
durch die Technische Universität Berlin ergeben hat, sind die Teilnehmer im Vergleich
zu den Teilnehmern anderer Proteste noch recht jung und in der Regel männlich,
womit sie genau in das Profil von Nutzern neuer Sozialer Medien passen.79 „Bei den
Montagsmahnwachen drängen [...] diejenigen auf die Straße, die im Internet
angesprochen wurden und bis dato auch vorrangig dort aktiv waren.“80
Zweitwichtigster Faktor in der Bewerbung der Mahnwachen ist nach der Werbung in
den Sozialen Netzwerken der Kontakt im persönlichen Bekannten- und
Freundeskreis.81 Hinzu kommen als drittwichtigster Faktor in der Mobilisierung die
„nicht-kommerzielle Medien“, zu denen beispielsweise das Nachrichtenportal „KenFM“
um Ken Jebsen, das europaskeptische Nachrichtenportal „Deutsche Wirtschafts
Stand Februar 2015. 79 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 ff. Die größte Gruppe der Teilnehmer ist mit einem Anteil von 50 % zwischen 25 und 39 Jahre alt (In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil der 25-39-Jährigen nur 19%.), nur 3% der Befragten waren älter als 64 (Anteil an der Gesamtbevölkerung: 20%). 70% der Befragten waren männlich. Insgesamt geben 80% der Befragten an, dass die Sozialen Medien (Facebook, Twitter, Youtube) für sie als Mittel der Information über die „Mahnwachem für den Frieden“ von größerer Bedeutung waren. 80 Daphi, Priska et al. (2014): S. 13. 81 Vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 f.
19
Nachrichten“, das Nachrichtenporal „Cashkurs“ um den Frankfurter Börsenmakler und
Unterstützer der Alternative für Deutschland (AfD) Dirk Müller, aber auch der Kopp-
Verlag, über den Bücher mit esoterischem und verschwörungstheoretischen Inhalt
verbreitet werden, zählen.82 Die kommerziellen und öffentlich-rechtlichen
Massenmedien spielen in der Bewerbung der Mahnwachen hingegen so gut wie keine
Rolle, wodurch sich die Friedensbewegung 2014 auch maßgeblich von anderen
Protestphänomenen der letzte Jahre, wie beispielsweise den Protesten gegen das
Bahnprojekt Stuttgart 21, unterscheidet. Da die deutschen Massenmedien anders als
bei anderen Protestbewegungen fast ausschließlich negativ über die
Friedensbewegung 2014 berichteten und keine Teilnahme an den Protesten
nahelegten, kann es durch die Berichterstattung bestenfalls nur zu einer Mobilisierung
ex negativo gekommen sein. Auch Parteien, Gewerkschaften und andere politische
Organisationen und Verbände spielen keine Rolle in der Mobilisierung für die
Mahnwachen, da sie nicht zur Teilnahme an den Mahnwachen aufriefen und sich
häufig sogar von ihnen distanzierten.83
2.3 Die Mahnwachen für den Frieden als Diskursgemeinschaft
Neben ihrem Hauptthema Frieden befassen sich die wöchentlichen Kundgebungen der
Mahnwachen aber auch mit einer Vielzahl anderer Themen unterschiedlichster
Bereiche, wie etwa einer Kritik an der privatrechtlichen und der öffentlich-rechtlichen
Medienberichterstattung, oder einer Kritik am gegenwärtigen Finanzsystem. Hinzu
kommen Themen aus den Bereichen Umwelt- und Tierschutz, wie etwa
Ressourcenschonung und vegetarische und vegane Ernährung, aber auch Themen
aus dem Bereich der Esoterik und der Verschwörungstheorien.84 In den nachfolgenden
Unterkapiteln des Kapitels 2.4 sollen die Themenschwerpunkte und die damit
verbundenen Ziele der Friedensbewegung 2014, welche auf den wöchentlichen
Mahnwachen diskutiert werden, näher betrachtet werden. Hierbei soll speziell auf die
antiamerikanischen wie antisemitischen Denkmuster eingegangen werden, die dort
häufig in Form von Verschwörungstheorien zur Sprache kommen.
82 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S.; vgl. Cashkurs (o. J.): o. S.; vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11. 83 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 ff. 84 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15.
20
Hierfür ist es zunächst notwendig, den typischen Ablauf einer Mahnwache
darzustellen. Die Teilnehmer der wöchentlichen Mahnwachen stellen eine
Diskursgemeinschaft dar und ihre Treffen, die Mahnwachen, liefern somit den
diskursiven Raum für die Mitglieder der Diskursgemeinschaft, in welchem die Themen,
Ziele und ideologischen Positionen der Friedensbewegung 2014 entstehen. Die
Diskursgemeinschaft der Mahnwachen beeinflusst, welche Meinungen und Positionen
sich innerhalb der Friedensbewegung 2014 durchsetzen und von den
Diskursteilnehmern als verbindlich anerkannt werden.85
Zur Vorbereitung auf die Magisterarbeit hat die Autorin im April, Mai und Juni 2014 an
sieben Montagen Mahnwachen in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz als
teilnehmende Beobachterin besucht. Auf Grundlage der dort gewonnen Einblicke soll
nun der typische Ablauf einer Mahnwachen für den Frieden beschrieben werden,
welche den primären Diskursraum für die Diskursgemeinschaft der Teilnehmer der
Friedensbewegung 2014 bildet.86
Vorab muss festgehalten werden, dass der Diskurs innerhalb der Friedensbewegung
2014 zwar schwerpunktmäßig auf den wöchentlichen Mahnwachen stattfindet, aber
dies auch nicht ausschließlich. Zusätzlich zum persönlichen Austausch vernetzen sich
die Aktivisten der neuen Friedensbewegung über das Internet, vor allem in den
85 Vgl. Jäger, Siegfried (2010): S. 40. Im Folgenden wird die Definition einer Diskursgemeinschaft von Siegfried Jäger verwendet. Jäger definiert in seinem „Lexikon Kritische Diskursanalyse“ eine Diskursgemeinschaft folgendermaßen: „Diskursgemeinschaft bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Menschen, die in der Anerkennung und Befolgung relativ homogener Aussagensysteme (Doktrinen, Ideologien, Diskurspositionen, Wahrheiten) übereinstimmt. Innerhalb dieser Diskursgemeinschaft werden über Sprache und Verhalten bestimmte Codes der Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit tradiert, deren wiederholte Ablehnung in der Regel zum Ausschluss führt. Die Subjekte müssen sich also den in den Diskursgemeinschaften vorherrschenden Diskurspositionen unterwerfen, können diese jedoch gleichzeitig auch in gewisser Weise mitbestimmen oder in Frage stellen. Es ist möglich gleichzeitig mehreren Diskursgemeinschaften, z. B. einem Sportverein, einer Religionsgemeinschaft, einer Partei usw., anzugehören, die sich teilweise gegenseitig durchdringen und überlappen. Gesellschaften und Kulturen bestehen folglich aus sehr vielen heterogenen Diskursgemeinschaften. (…)“. 86 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014j): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014i): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014h): o. S; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014g): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014d): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014m): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014b); vgl. Hammel, Laura-Luise (2014a): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014f): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014l): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014z): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014x): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014aa): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014v): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014s): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014r): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014q): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014t): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014w): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014o): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014n): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014e): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014e): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014y): o. S.
21
Kanälen der Bewegung in den Sozialen Netzwerken. Der Diskurs innerhalb der neuen
Protestbewegung wird zusätzlich von einigen Medien mitbestimmt, die innerhalb der
Friedensbewegung 2014 als glaubhaft gelten und in den Augen der Aktivisten einen
informativen Gegenpol zu den als unobjektiv und ferngesteuert wahrgenommenen
Massenmedien bieten. Besonders hervorzuheben sind hierbei das Online-
Nachrichtenportal „KenFM“ um den ehemaligen Radiomoderator des RBB und
Mahnwachenredner Ken Jebsen87, das „Compact – Magazin für Souveränität“ das von
dem Publizist Jürgen Elsässer herausgegeben wird, der ebenfalls häufig als Redner
auf den Mahnwachen zu finden ist88, das Online-Nachrichtenportal „Deutsche
Wirtschaftsnachrichten“89, der russische Nachrichtensender „Russia Today“, der seit
November 2014 mit einem deutschsprachigen Angebot im Internet vertreten ist90,
sowie die Publikationen des Kopp-Verlages91. Wie die Interviews mit Teilnehmern der
Mahnwachen und auch die Videomitschnitte der einzelnen Mahnwachen selbst gezeigt
haben, werden diese Informationsportale und Publikationen innerhalb der
Friedensbewegung 2014 breit rezipiert und besitzen deshalb einen starken Einfluss auf
den Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014.92
Typischerweise finden die Mahnwachen für den Frieden wöchentlich an einem
Montagabend93 auf einem belebten Platz in der Innenstadt, beispielsweise auf dem
Bahnhofsvorplatz, in der Fußgängerzone oder einem belebten innerstädtischen Park
statt und dauern üblicherweise zwischen zwei und drei Stunden.94
Die Mahnwachen werden von einem lokalen Organisationsteam angemeldet und
durchgeführt. Interessierte können sich dem Team anschließen, eine Abstimmung über
87 Vgl. KenFM (o. J.): o. S. 88 Vgl. Compact Magazin für Souveränität (o. J.): o. S. 89 Vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S. 90 Vgl. Russia Today (o. J.): o. S. 91 Vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S. 92 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014l): o. S. ab Minute 00:00; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 00:00; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 01:22. 93 Die Mainzer Mahnwache beginnt jeweils um 18.00Uhr, die Mahnwache in Frankfurt am Main beginnt erst um 19.00Uhr, da sich um 18.00Uhr am gleichen Ort bereits die Mahnwache gegen Hartz IV trifft. Die Mahnwachen enden typischerweise gegen 20.00Uhr bzw. 21.00Uhr, wobei viele Teilnehmer nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch bleiben, um sich in Kleingruppen auszutauschen und kennenzulernen. 94 Die Frankfurter Mahnwache trifft sich beispielsweise auf der Einkaufsstraße Zeil auf Höhe der S-Bahn-Station Hauptwache, die Wiesbadener Mahnwache fand auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes in Wiesbaden statt. Die Mahnwache in Mainz findet wöchentlich an einem wechselnden Ort statt, beispielsweise auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Marktplatz, dem Theaterplatz oder auf dem Rasenstück vor der Christuskirche.
22
die Mitglieder im Organisationsteam findet in der Regel nicht statt. Das
Organisationsteam trifft sich meist einmal pro Woche zur Vorbereitung der nächsten
Mahnwache und noch einmal direkt vor Beginn der Mahnwache zum Aufbau und zu
einer letzten Absprache. Auf den wöchentlichen Vorbereitungstreffen werden
Schwerpunktthemen für die nächste Mahnwache beschlossen und Redebeiträge und
Vortragsthemen auf die Mitglieder des Organisationsteams verteilt. Außerdem wird
festgelegt, welches Mitglied des Organisationsteams in der kommenden Woche für die
Anmeldung der Mahnwache verantwortlich ist und während der Mahnwache als
Kontaktperson für die weiteren Teilnehmer, Ordnungsamt und Polizei fungiert. Weitere
Mitglieder des Organisationsteams übernehmen während der Veranstaltung die
Moderation.
Zu Beginn einer Mahnwache werden zunächst vorbereitete Redebeiträge aus den
Reihen des Organisationsteams vorgetragen, die sich häufig um ein wöchentliches
Schwerpunktthema drehen.95 Zwischen den Redebeiträgen gibt es auf allen
Mahnwachen Raum für musikalische Darbietungen von Seiten der Teilnehmer.96
Mittlerweile existiert sogar eine Reihe von Künstlern, die innerhalb der
Friedensbewegung 2014 einen starken Bekanntheitsgrad genießen und häufig von
Mahnwache zu Mahnwache touren. Die Lieder dieser Künstler spiegeln in ihrem Inhalt
üblicherweise die innerhalb der Friedensbewegung 2014 vorherrschenden Ansichten
zum Krieg in der Ukraine, der Medienberichterstattung, dem Finanzsystem, aber auch
populäre Verschwörungstheorien, beispielsweise zum 11. September, wider.97
95 Die wöchentlichen Schwerpunkte können den unterschiedlichsten Themenbereichen entstammen, in Mainz und Frankfurt waren dies unter anderem philosophische Grundfragen, wie beispielsweise „Was ist Frieden?“ „Was bedeutet Glück?“, oder eine Kritik an der Medienberichterstattung am Beispiel unterschiedlicher Kriege und bewaffneter Konflikte der letzten Jahrzehnte wie etwa dem Irak-Krieg, dem Konflikt in der Ostukraine, oder dem Nahostkonflikt. Häufig werden in diesem Zusammenhang starke Zweifel an der Richtigkeit der Medienberichterstattung geäußert und auf mögliche Verschwörungen als Hintergrundmotive der Konflikte und Kriege verwiesen. Andere Themen entstammen dem Bereich der persönlichen Lebensführung und befassen sich mit Umwelt- und Tierschutz, Ressourcenschonung, oder vegetarischer und veganer Ernährung (vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14 ff.). 96 Vgl. Kensche, Christine (2014): o. S. 97 Vgl. Photon (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.; vgl. Facebookprofil von Kilez More (o. J.): o. S.; vgl. Facebookprofil von C-Rebell-um (o. J.): o. S.; Facebookprofil von Morgaine (o. J.): o. S.; Die Bandbreite (2007): o. S. Der Berliner Rapper „Photon“ hat mit seinem Lied „Frieden in allen Nationen“ eine „Hymne“ für die „Friedensbewegung 2014“ geschrieben und tritt regelmäßig auf der Berliner Mahnwache auf. Zwei weitere Musiker der „Friedensbewegung 2014“ sind der Rapper „Kilez More“ aus Wien, der seinen Musikstil selbst als „Truthrap“ bezeichnet und die Sängerin „Morgaine“. Auch sie treten häufig auf der Berliner Mahnwache auf, reisen aber auch zu Mahnwachen in anderen größeren Städten, um dort Interesse für die Mahnwachen zu wecken und die Teilnehmerzahlen zu erhöhen. Die Mainzer
23
Den zeitlich umfangreichsten Teil einer Mahnwachen für den Frieden nimmt indessen
das „Open Mic“ oder „Offene Mikrofon“ ein, bei dem Teilnehmer spontan über ein
selbstgewähltes Thema sprechen können. Häufig werden in diesem Programmteil
auch Gedichte oder selbstgeschriebene Geschichten vorgetragen. Die Themen, die
beim „Open Mic“ zur Sprache kommen, haben nicht selten einen esoterischen oder
verschwörungstheoretischen Bezug. Von Zweifeln an der offiziellen Darstellung der
Terroranschläge des 11. September oder des Todes von Michael Jackson, von
Berichten über die geheimen Machenschaften der Familie Rothschild, vom
persönlichem Kontakt zu Außerirdischen vom Stern Aldebaran, von der
Parawissenschaft der Freien Energie oder von der gezielten Vergiftung aller Menschen
durch Chemtrails kann praktisch alles angesprochen werden.98 Diese Bereitschaft
großen und kleinen Themen aller Art Raum zu geben, hat der Friedensbewegung 2014
auch den Ruf eingebracht, ein „Jahrmarkt des Bizarren“99 zu sein. Die Mahnwachen für
den Frieden werden von ihren Teilnehmern „[…] als Ort und Medium der Aufklärung
[…] über sonst im Verborgenen bleibende Dinge.“100 begriffen. Aufzuklären, alternative
Informationen zur Verfügung zu stellen, und die Bevölkerung so sprichwörtlich zum
„Aufwachen“ zu bewegen ist eine maßgebliche Motivation für das Engagement vieler
Aktiver innerhalb der Friedensbewegung 2014 und auf deren Mahnwachen.101
Zum Zwecke der Aufklärung werden außerdem alle Mahnwachen komplett gefilmt und
dann anschließend auf der Videoplattform YouTube zur Verfügung gestellt. Dieses
Vorgehen unterstreicht noch einmal die starke Affinität der Bewegung zur Nutzung
neuer Sozialer Medien und dass die Friedensbewegung 2014 zusätzlich zu den Treffen
stark den Diskurs über Soziale Netzwerke sucht. Das Filmen von Demonstrationen ist
innerhalb traditioneller linker Bewegungen normalerweise absolut unüblich, da hier
häufig starker Wert auf die Wahrung der Privatsphäre der Teilnehmer gelegt wird.
Mahnwache wird maßgeblich von dem Rapper „C-Rebell-um“ mitorganisiert. Gelegentlich tritt auch die Duisburger Band „Die Bandbreite“ auf Mahnwachen auf, welche die bekannteste Band der deutschsprachigen verschwörungstheoretischen Szene darstellt. Die Band hat mit ihrem Lied „Selbst Gemacht“ bereits 2007 einen Song herausgebracht, in dem sie in Frage stellt, dass die Terroranschläge des 11. September von islamistischen Terroristen begangen wurden und in welchem sie antiamerikanische Verschwörungstheorien transportiert. 98 Vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11; vgl. Kopietz 2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10. 99 Ullrich, Peter (2014): S. 11. 100 Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. 101 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Speit, Andreas (2014): o. S.
24
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Friedensbewegung 2014 ist die Teilnahme
von Protestbeobachtern aus dem linken Spektrum an den Mahnwachen für den
Frieden. In den meisten Städten in denen es Mahnwachen für den Frieden gibt, finden
sich zu den Treffen auch immer Protestbeobachter aus dem linken antifaschistischen
und antideutschen Spektrum ein, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die rechten,
nationalistischen, antisemitischen und antiamerikanischen Positionen der
Friedensbewegung 2014 zu dokumentieren und öffentlich zu machen.102
2.4 Immer wieder montags: Die Themen der Mahnwachen für den Frieden
2.4.1 Der Ukraine-Konflikt
Anlass für die Anmeldung der ersten Mahnwachen für den Frieden im März 2014 war
die Eskalation des bewaffneten Konflikts im Osten der Ukraine, der zu diesem
Zeitpunkt mit der Forderung der ostukrainischen Separatisten nach einem Referendum
über die Unabhängigkeit der ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk eine
hohe Aufmerksamkeit in den internationalen Medien genoss.103 Der Ukraine-Konflikt
und das damit verbundene Ziel der Friedensbewegung 2014, einer Verhinderung einer
kriegerischen Eskalation, die sich innerhalb Europas ausbreiten könnte und so
möglicherweise in einem 3. Weltkrieg münden könnte, stellt zum Zeitpunkt des
Verfassens der Arbeit den Hauptfokus der Friedensbewegung 2014 dar, auch wenn
auf den Mahnwachen viele andere Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen zur
Sprache kommen und die Bewegung daher nicht als eine reine Friedensbewegung
verstanden werden kann.104
Die vorherrschende Meinung innerhalb der Friedensbewegung 2014 zum Konflikt in
der Ukraine kann folgendermaßen umrissen werden: Die USA und mit ihr verbündete
westliche Staaten innerhalb der NATO und der Europäischen Union hätten die Proteste
in der Ukraine im Herbst und Winter 2013/2014 absichtlich angefacht, um
kapitalistische Ziele in der Ukraine verfolgen zu können. Westliche Medien im
Allgemeinen und im Speziellen die deutschen kommerziellen und öffentlich-rechtlichen
Medien berichteten im Auftrag einer Weltelite bewusst nicht über die wahren
Hintergründe innerhalb des Ukraine-Konflikts, um weiterhin eine Manipulation des
102 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 7. 103 Vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3. 104 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.
25
dortigen Geschehens durch die USA und ihre Verbündeten ermöglichen zu können.
Hinter den kriegerischen Absichten des Westens unter Führung der USA ständen
wiederum die Interessen der amerikanische Zentralbank „Federal Reserve Bank“
(FED). Die amerikanische Regierung sei in der Vergangenheit immer wieder
gezwungen gewesen deren Absichten kriegerisch durchzusetzen. In dieser Weltsicht
wird der Konflikt in der Ukraine auf einen Kampf zwischen dem Westen und Russlands
reduziert, der durch eine im Verborgenen agierenden Weltverschwörung unter der
Führung der amerikanischen Ostküste herbeigeführt wurde.105
Die hier skizzierte Sicht auf den Konflikt und die Absichten der beteiligten Akteure in
der Ukraine scheint ein Grundkonsens innerhalb der Friedensbewegung 2014 zu sein,
wie die Umfrage der Technischen Universität Berlin unter Teilnehmern der Berliner
Mahnwachen für den Frieden vom Mai 2014 anschaulich unterstreicht. Die Teilnehmer
der Umfrage wurden gefragt, welche Akteure ihrer Ansicht nach den größten Einfluss
auf das Geschehen in der Ukraine ausüben und ob ihr Einflussnehmen gerechtfertigt
sei. Auffallend ist, dass das Handeln der USA und anderer westlicher Akteure wie etwa
der Europäischen Union, der NATO, oder der FED von den Befragten als nahezu
komplett ungerechtfertigt angesehen wird, während dem Handeln Russlands eine
starke Rechtfertigung zugesprochen wird.106
Woher kommt diese nahezu uniforme Solidarisierung der Anhänger der
Friedensbewegung 2014 mit dem Handeln Russlands im Ukraine-Konflikt? Einerseits
speist sich ihre Sorge um den Frieden aus einer tatsächlichen Bedrohungssituation, die
eine verstärkte Eskalation des Konflikts für Europa darstellt. Andererseits hat die Kritik
der Bewegung an dem Umgang mit der Krise in der Ostukraine in der deutschen
Öffentlichkeit und den privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Massenmedien einen
Bezug zu realen Missständen, was die anfängliche Berichterstattung und die
Äußerungen deutscher Spitzenpolitiker betrifft. Zu Beginn besonders häufige einseitige
Schuldzuweisungen an Russland von Seiten deutscher Spitzenpolitiker und der
deutschen Massenmedien stellen einen realen Bezugspunkt für die Kritik der
105 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014a): o. S.; vgl. Speit, Andreas (2014): o. S.; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014c): o. S. 106 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 16 f. Den stärksten Einfluss innerhalb des Ukraine-Konflikts sehen die Befragten bei den USA (96%), der NATO (94%), der EU (85%), bei Russland (71%) und der FED (62%). Das Handels Russlands im Konflikt wird zu 66% als gerechtfertigt angesehen, während das Handeln der USA, der FED und der NATO als nahezu komplett ungerechtfertigt angesehen wird (USA: Handeln ist zu 100% ungerechtfertigt, FED: 98%, NATO: 95%).
26
Friedensbewegung 2014 an dem Umgang mit dem Ukraine-Konflikt innerhalb der
deutschen Öffentlichkeit dar.107 So hatte beispielsweise Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble Ende März 2014 in einem Gespräch mit Berliner Schülern in seiner
Beurteilung der Annexion der Krim durch Russland einen Hitler-Vergleich bemüht: „Das
kennen wir alles aus der Geschichte. Mit solchen Methoden hat schon Hitler das
Sudentenland übernommen – und vieles mehr.“108.
Neben dieser streckenweise berechtigten Kritik an dem Umgang mit der Ukraine-Krise
in der deutschen Öffentlichkeit, genießt aber auch der russische Präsident Vladimir
Putin ein hohes Ansehen in der neuen Protestbewegung und wird als eine
ausgesprochen positiv besetzte Identifikationsfigur betrachtet.109 Putin gilt innerhalb
der Bewegung der Mahnwachen als souveräne politische Führungsperson, die sich
gegenüber dem Westen unter Führung der USA zur Wehr setzen kann. In der
Friedensbewegung 2014 ist in der Glorifizierung Russlands und der Person Putins
häufig der Wunsch nach einem ebenso starken, eigenständigen und von
amerikanischem Einfluss unabhängigen Deutschland zu erkennen, dem das russische
Vorbild entgegengesetzt wird. Dieses Verlangen nach starken, bisweilen autoritären
Führungspersönlichkeiten innerhalb der Friedensbewegung 2014 speist sich nach den
Erkenntnissen der Umfrage der Technischen Universität Berlin aus einer
Unzufriedenheit mit der politischen Realität in Deutschland, wie sie von vielen Aktiven
innerhalb der Friedensbewegung 2014 empfunden wird.110 Die Glorifizierung der
russischen Position und der Person Putins erfolgt also nicht zuletzt aus einem der
Bewegung der Mahnwachen innewohnenden Antiamerikanismus und dem Wunsch
nach einer stärkeren nationalen Souveränität Deutschlands heraus.111
2.4.2 Die Medien
Ein häufig wiederkehrendes Thema auf den Mahnwachen für den Frieden ist eine Kritik
an der Berichterstattung der deutschen kommerziellen und öffentlich-rechtlichen
Massenmedien. Die vorherrschende Sicht innerhalb der Friedensbewegung 2014 auf
die Berichterstattung etablierter westlicher Massenmedien ist eng mit der Sicht auf den
Konflikt in der Ukraine verknüpft, die generelle Kritik der Mahnwachen an den Medien 107 Vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 108 Zit n. Luther, Carsten (2014): o. S. 109 Vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S. 110 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 20. 111 Vgl. BAK Shalom (2014): o. S.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12.
27
nimmt ihren Ursprung daher häufig in einer Kritik der Medienberichterstattung zum
Konflikt in der Ostukraine.112
Im aktuellen Ukraine-Konflikt wird den etablierten Medien von Seiten der Anhänger der
Mahnwachen für den Frieden vorgeworfen, sie würden im Auftrag einer Weltelite
absichtlich die wahren Hintergründe und Zwischenfälle des Konflikts verschleiern, um
es dem Westen unter Führung der USA zu ermöglichen in das Geschehen in der
Ukraine einzugreifen, um so ungehindert kapitalistische Eigeninteressen zuungunsten
Russlands durchzusetzen. Zu diesem Zweck betreibe die deutsche Presse eine
regelrechte „Kriegshetze“ gegen Russland, indem die Schuld an der Krise in der
Ukraine einseitig Russland zugeschrieben und über die ukrainische, zum Westen hin
orientierte Seite ausschließlich positiv berichtet würde, indem etwa die faschistischen
Tendenzen der Swoboda-Partei in der Berichterstattung unterschlagen würden.113
Aber auch in Bezug auf die Berichterstattung der Medien über die Friedensbewegung
2014 und ihre Mahnwachen wird den etablierten deutschen Massenmedien eine
gezielte Manipulation vorgeworfen. Die Anhänger der neuen Protestbewegung erheben
den Vorwurf an die deutschen Medien, diese berichteten bewusst nicht oder falls doch
nur negativ über die wahre Größe oder Zielsetzung der Friedensbewegung 2014, um
diese so gezielt zu diffamieren. Dies geschehe beispielsweise indem die Bewegung
lächerlich gemacht oder der Vorwurf erhoben würde, sie sei neurechts oder habe
antisemitische Tendenzen. Exemplarisch für diese Wahrnehmung kann der Leserbrief
eines Sympathisanten der Friedensbewegung 2014 in der Koblenzer Rhein-Zeitung
vom 13. Oktober 2014 angeführt werden, in dem es heißt: „Was ich ebenfalls gut
fände, wäre, wenn Sie und mit Ihnen die fast komplette Medienlandschaft in unserem
Land einmal damit begännen, über die seit Monaten in bereits mehr als 140 Städten in
unserem Land, Tendenz steigend, stattfindenden „Montagsmahnwachen für den
Frieden“ in angemessener Form zu berichten. […] Wenn darüber mal etwas zu lesen
war, dann wurde allenfalls in abfälliger Art und Weise darüber berichtet, indem man
über die Teilnehmer als nicht ernst zu nehmende Traumtänzer herzog oder sie ins
politische Abseits stellte, um sie mundtot zu machen. […]“114. Mit der mutwilligen
Diffamierungskampagne der Medien werde die Absicht verfolgt die Bewegung zu
spalten und so unschädlich zu machen, damit diese nicht zu einer Massenbewegung
112 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S. 113 Vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 4; S. 24. 114 Kaiser, Karl-Eugen (2014): o. S.
28
anwachsen und sich so in Zukunft zu keiner Bedrohung für die Mächtigen in Politik und
Wirtschaft entwickeln könne.115 Zu der Wahrnehmung der Anhänger der Mahnwachen,
es gäbe eine gezielte Kampagne der deutschen Medien gegen die Friedensbewegung
2014, haben nicht zuletzt die Videobeiträge der Nachrichtensendung „Spiegel TV“ oder
der Satiresendungen „heute-show“ des ZDF oder „Extra 3“ des NDR vom Mai 2014
beigetragen. Vor allem die Beiträge der beiden bekannten Fernsehsendungen „Spiegel
TV“ und „heute-show“ haben durch ihre Popularität einen großen Anteil daran gehabt,
dass die neue Protestbewegung einem breiteren Publikum bekannt wurde.116 Die
Anhänger der Friedensbewegung 2014 setzen sich indessen wie bereits beschrieben
mit „Shitstorms“ auf den Internetauftritten etablierter Medien gegen die vermeintlichen
Rufmordkampagnen der Massenmedien zur Wehr.117 Andernorts werden aber auch
auf den Mahnwachen selbst und in den Kanälen der lokalen Mahnwachen in den
Sozialen Netzwerken die Namen von und gegebenenfalls Informationen zu
Journalisten genannt, die kritisch über die Mahnwachen berichtet haben.118
Vielerorts findet sich auf den Mahnwachen aber auch unabhängig von der Bewertung
der Medienberichterstattung über den Ukraine-Konflikt oder die Friedensbewegung
2014 ein genereller Glaube an eine „Medienverschwörung“, die sich in einer
Vorstellung von einer tendenziösen, gesteuerten Medienberichterstattung äußert, die
das Ziel habe, die Zivilbevölkerung über das eigentliche Weltgeschehen und die
115 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11; vgl. o. V. (2014e): o. S. 116 Vgl. Spiegel TV (2014): o.S.; vgl. Rorschach (2014): o. S.; vgl. Amershi, Julian (2014): o. S. Die beiden Beiträge gehen in ihrer Berichterstattung vor allem auf die kuriosen Strömungen innerhalb der Friedensbewegung 2014 ein, wie zum Beispiel die Reichsbürgerbewegung, den Anhängern der Parawissenschaft der Freien Energie oder Menschen, die auf den Mahnwachen verkünden, sie ständen in Kontakt mit den Bewohnern des Sterns Aldebaran. 117 Vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; Stöcker, Christian (2014): o. S. 118 Vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.; vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. DieWeltveresserer (2014e): o. S., ab Minute 05:36; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Twitteraccount Hanning Voigts (o. J.): o. S (Tweets vom 01.09.2014). So hatte der Mainzer Blogger Jan Zombik im Vorfeld der ersten Mainzer Mahnwache am 19. Mai 2014 einen kritischen Artikel über die „Friedensbewegung 2014“ auf dem Blog „zwischenze.it“ veröffentlicht, eine andere Autorin des Blogs verfasste indessen einen kritischen Bericht über die erste Mahnwache in Mainz. Als Zombik an der darauffolgenden zweiten Mahnwache wieder als Beobachter anwesend war, wurde er von der Moderatorin der Mahnwache fälschlicherweise für den Autor des kritischen Berichtes über die erste Mainzer Mahnwache gehalten und ans Mikrofon gebeten, er „solle vor kommen und zu seinem Bericht stehen“. Ähnlich erging es Hanning Voigts, einem Journalisten der Frankfurter Rundschau (FR), der in der Vergangenheit kritisch über die „Friedensbewegung 2014“ in Frankfurt berichtet hatte, als er am 01. September 2014 die Frankfurter Mahnwache besuchte, auf der Ken Jebsen als prominenter Gastredner auftrat. Auch er wurde bei seinem Besuch auf der Mahnwache von Teilen des Orgateams erkannt und gedrängt auf die Bühne zu kommen und die eigene kritische Berichterstattung zu erklären, auch sein Name und Arbeitgeber wurden in diesem Zusammenhang genannt. Voigts verließ daraufhin die Mahnwache.
29
Absichten der Mächtigen im Unklaren zu lassen.119 Die Kritik und Ablehnung der sog.
„Mainstreammedien“ oder „Lügenpresse“, wie der etablierte Journalismus auf den
Mahnwachen für den Frieden genannt wird, geht sogar so weit, dass auf den
Mahnwachen zu einem generellen Boykott aller konventionellen Medien und vor allem
des Fernsehens aufgerufen wird.120 Ein zentrales Bestreben der Bewegung der
Mahnwachen ist es daher auch, alternative Informationen zu tagesaktuellen Themen
zur Verfügung zu stellen, entweder direkt durch Redebeiträge auf den wöchentlichen
Mahnwachen oder durch das Posten von Links zu Artikeln und Videos in ihren Kanälen
in den Sozialen Netzwerken. Ziel ist es, die restliche Bevölkerung durch alternative
Informationen über die Manipulation der Massenmedien und das wahre
Weltgeschehen aufzuklären und so sprichwörtlich zum „Aufwachen“ zu bewegen.121
Auf den Mahnwachen wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder die
Forderung nach einer echten Presse- und Meinungsfreiheit artikuliert, die es in der
Bundesrepublik nach Ansicht der Teilnehmer der Mahnwachen aktuell nicht gibt.122
Im Bereich der alternativen und unabhängigen Medien gibt es unzählige
Nachrichtenportale, Blogs und YouTube-Kanäle, auf die auf den Mahnwachen immer
wieder als seriöse und unabhängige Informationsquelle verwiesen wird. Sie reichen
von dem Portal „KenFM“ um Ken Jebsen, dem Compact-Magazin von Jürgen
Elsässer, der Website „Wissensmanufaktur“ um Andreas Popp über die
europaskeptische Nachrichtenwebsite „Deutsche Wirtschafts Nachrichten“ bis zu
esoterischen Plattformen wie beispielsweise dem Internetauftritt des Kopp-Verlages
oder der verschwörungstheoretischen Website „Klagemauer TV“ um den Schweizer
Laienpredigers Ivo Sassek oder zu offen antisemitischen Blogs wie beispielsweise „Der
Honigmann sagt…“.123 Gemein haben alle diese Informationsportale, dass sie in ihrer
Darstellung mit den innerhalb der Friedensbewegung 2014 vorherrschenden Ansichten
119 Vgl. Speit, Andreas (2014): o. S. 120 Vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 121 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Jakob, Christian (2014): o. S. 122 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. Die Forderung nach Pressefreiheit wird bereits im ursprünglichen Aufruf zur ersten Mahnwache im März aufgegriffen: Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen Widerstand. Für Frieden in Europa und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal Reserve Bank!Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche Presse! Demokratie jetzt! Immer Montags! Immer 18Uhr! Hamburg! (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.). 123 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Compact Magazin für Souveränität (o. J.): o.S.; vgl. Wissensmanufaktur o. J.b): o. S.; vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S.; Kopp-Verlag (o. J.): o. S.; vgl. Klagemauer.TV (o. J.): o. S.; Der Honigmann sagt… (o. J.): o. S.
30
und vor allem Feindbildern, beispielsweise zum Konflikt in der Ukraine, zum Nahost-
Konflikt, zum 11. September, zum Finanzsystem oder zur „New World Order“ (NWO)
übereinstimmen und zu deren Verbreitung maßgeblich beitragen.
Innerhalb der Bewegung der Mahnwachen wird praktisch nur das Internet als seriöses,
tagesaktuelles Informationsmedium anerkannt, da aus Sicht der Anhänger der
Friedensbewegung 2014 nur im Internet eine wirkliche Presse- und Meinungsfreiheit
herrscht, da hier jeder publizieren kann.124 Die verschwörungstheoretische Szene
kommuniziert fast ausschließlich über das Internet in Diskussionsforen, Blogs,
YouTube-Kanälen oder in Sozialen Netzwerken und hat mit der Friedensbewegung
2014 nun erstmals den Weg auf die Straße gefunden.125 Den auf diesen
Kommunikationsplattformen verbreiteten Informationen werden innerhalb der
Friedensbewegung 2014 eine hohes Maß an Authentizität und ein hoher
Wahrheitsgehalt zugesprochen.
2.4.3 Kapitalismuskritik
Ein weiteres Kernthema innerhalb der Friedensbewegung 2014 ist eine Kritik am
gegenwärtigen Finanzsystem, an dem vor allem die Zulässigkeit des Zinsnehmens
durch Banken und das sog. „Schuldgeldsystem“, nämlich Geld ohne einen materialen
Eigenwert, kritisiert wird.126
Die Bewegung der Mahnwachen für den Frieden orientiert sich in ihrer Kritik am
kontemporären Finanzsystem maßgeblich an der Theorie von der „Danistakratie“ von
Andreas Popp, dem zufolge im gegenwärtigen Finanzsystem eine „Herrschaft des
Wuchers“ obwalte und in der „das verzinste Geldsystem […] der Motor der
Umverteilung von Fleißig nach Reich.“127 sei. Popp ist als Wissenschaftler am
unabhängigen Forschungsinstitut „Wissensmanufaktur – Institut für
Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik“ tätig und überdies auch Mitglied in der
124 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S. 125 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S. Vor allem Videos werden zur Verbreitung verschwörungstheoretischer Inhalte genutzt. Meistens handelt es sich dabei um Videos, die von den Anhängern selbst und mit geringem technischem Aufwand produziert werden und in welchen eine elektronische Stimme die Inhalte vorliest. Ein typisches Beispiel eines Videos dieser Machart ist das Video „Anonymous – Nachricht an die deutsche Bevölkerung“, auf welches in der späteren Diskursanalyse zurückgegriffen wird (vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 00:00). 126 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. 127 Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 2.
31
wissenschaftlichen Leitung der „Wissensmanufaktur“.128 Andreas Popp tritt selbst
häufig als prominenter Redner auf den bundesweiten Mahnwachen für den Frieden
auf, um hier mit seinem „Plan B. Revolution des Systems für eine tatsächliche
Neuordnung“ seinen Weg aus dem bestehenden „Schuldgeldsystem“ vorzustellen.129
Die von Popp verfasste Schrift „Plan B“ fordert im Kern eine Abschaffung von Zinsen
und ist inhaltlich stark an den Theorien Silvio Gesells und Gottfried Feders
angelehnt.130 Vor allem auf die Thesen des im Nationalsozialismus besonders
geschätzten antisemitischen Ökonom Feder, der die Idee von der Trennung des
deutschen „schaffenden Industriekapitals“ vom jüdischen „raffenden Finanzkapital“ mit
seiner Schrift „Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes“
maßgeblich prägte, bezieht sich Popp in seiner Schrift positiv.131
Die zentralen Forderungen der Friedensbewegung 2014 im Bereich der Finanzpolitik
beschränken sich in Anlehnung an die von Popp weiterentwickelten und an aktuelle
Gegebenheiten angepassten ökonomischen Theorien Feders und Gesells daher auch
hauptsächlich auf die Forderung nach einer Abschaffung von Zinsen, einer
Vergemeinschaftung des Geldsystems und einer Einführung eines bedingungslosen
Grundeinkommens.132 Auch wenn die Friedensbewegung 2014 mit den Forderungen
nach einer Vergemeinschaftung des Geldsystems oder nach einem bedingungslosen
Grundeinkommen Zielsetzungen aufgreift, die häufig von linken Bewegungen erhoben
werden, übt sie mit der strukturell antisemitischen Unterscheidung in „gutes“ Industrie-
und „schlechtes“ Finanzkapital jedoch keine globale, klassisch-marxistische linke
Kapitalismuskritik und stellt so auch in diesem Themenfeld erneut ihre Offenheit für
antisemitische Welterklärungsmuster unter Beweis.133 Die positive Bezugnahme Popps
auf die Theorien des Antisemiten Gottfried Feder, die für die nationalsozialistische
Position zum Finanzsystem vor der nationalsozialistischen Machtergreifung besonders
prägend waren, wird innerhalb der Friedensbewegung 2014 ferner nicht als
problematisch angesehen. Mit der vorgenommenen Unterscheidung in Finanzkapital
128 Wissensmanufaktur (o. J.a): o. S.; vgl. Boehringer, Simone (2010): o. S. Laut seines auf der Website der „Wissensmanufaktur“ veröffentlichten Lebenslaufes ist Popp ferner verantwortlich für die „Popp GmbH“ und außerdem Vorstandsvorsitzender der „Popp AG“. Beide Unternehmen handeln mit Gold und anderen Edelmetallen als Investitionsmodell. 129 Vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011). 130 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014a): o. S.; vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 9; S. 17. 131 Vgl. Feder, Gottfried (1919); vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 17. 132 Vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014a): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S. 133 Vgl. Schmidinger, Thomas (2004): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15.
32
und Produktivkapital begibt sich die Bewegung in die die Nähe von
Argumentationsmustern, die den klassischen Ressentiments des modernen
Antisemitismus, wie beispielsweise dem Vorurteil von den „Bankjuden“, die sich
angeblich seit jeher durch Geldhandel und das Nehmen von Zinsen bereichern, von
ihrer Struktur her ähneln, in denen Juden allerdings nicht offen als Schuldige benannt
werden.134
Neben der zentralen Beschäftigung mit den Zinsen des gegenwärtigen Finanzsystems
wird aber auch dieses Thema wie die bereits behandelten Themenschwerpunkte
„Frieden“ und „Medien“ innerhalb der Bewegung der Mahnwachen in einem
Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine gesehen, was auch bereits im
ursprünglichen Aufruf zur ersten Mahnwache im März 2014 deutlich wird, in dem sich
die Bewegung „[…] Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal
Reserve Bank! […]“135 ausspricht.136 Von den Protagonisten der Mahnwachen für den
Frieden wird der amerikanischen Notenbank, der Federal Reserve Bank (FED),
unterstellt, diese würde zum Zweck der Stabilisierung des US-Dollars und teilweise
über den Einfluss und die Absichten der US-Regierung hinaus Kriege forcieren, wie
dies aktuell am Beispiel der Ukraine zu sehen sei.137 Die Federal Reserve Bank wird in
diesem Kontext als eine der Hauptakteurinnen im Ukraine-Konflikt identifiziert und sei
aufgrund ihrer kriegstreiberischen Aktivitäten das größte Hindernis für den Frieden in
der Ukraine, dem sich die Bewegung verschrieben hat.138
2.4.4 (Post)Demokratie:
Als viertes Schwerpunktthema der „Friedensbewegung“ kann neben den Themen
„Frieden“, „Medien“ und „Geldsystem“ das Thema „Demokratie“ identifiziert werden.
Die Friedensbewegung 2014 zeichnet sich bei ihrem vierten Schwerpunktthema vor
allem durch eine ambivalente Haltung zur Idee der Demokratie auf der einen Seite (als
134 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 ff. Die späteren Diskursanalysen (Kapitel 4.2) befassen sich eingehend mit dieser Thematik. 135 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 136 Auch die „Hymne“ der „Mahnwachen für den Frieden“, der Rap Song „Frieden in allen Nationen“ des Berliner Rappers Photon, hat dieselbe Verschwörungstheorie als Thema, der zufolge die Federal Reserve Bank durch den Federal Reserve Act 1913 die Macht zur Kontrolle der weltweiten Politik, Wirtschaft und Presse erhielt, und diese seitdem unbeachtet von der weltweiten Öffentlichkeit aus dem Verbogenen steuere (vgl. Photon (2014): o. S.). 137 Vgl. Elsässer, Jürgen (2014b): o. S. 138 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.
33
Staatsform in Abgrenzung zu anderen möglichen Staatsverfassungen), und deren
wichtigsten Akteuren und Institutionen auf der anderen Seite, aus. Einerseits herrscht
auf den Mahnwachen für den Frieden insgesamt gesehen eine hohe Wertschätzung für
das Ideal der Demokratie und die Partizipation ihrer Bürger, häufig werden auf den
wöchentlichen Treffen Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung oder dem verstärkten
Einsatz direktdemokratischer Elemente zur Entscheidungsfindung artikuliert.
Andererseits herrscht innerhalb der Bewegung eine starke Unzufriedenheit mit dem
derzeitigen Zustand der repräsentativen Demokratie westlicher Prägung und damit
verbunden mit den politischen Institutionen innerhalb der Bundesrepublik, aber auch
der Europäischen Union. Den politischen Vertretern in den Regierungen und den
Parteien wird von Seiten der Anhänger der Friedensbewegung 2014 ein sehr hohes
Maß an Misstrauen entgegen gebracht.139
Die Befragung von Wissenschaftlern der TU Berlin auf einer Berliner Mahnwache im
Mai 2014 hat ergeben, dass zwar die Idee der Demokratie einerseits bei fast allen
Befragten eine hohe bis sehr hohe Wertschätzung (sehr dafür: 60,8%, ziemlich dafür:
30,9%, gesamt 91,7%) genießt, dass aber auf der anderen Seite den etablierten
gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Institutionen und Akteuren, wie
beispielsweise den Banken, den Großkonzernen, der Bundesregierung, den Parteien,
der Europäischen Union oder den Medien sehr wenig bis fast kein Vertrauen entgegen
gebracht wird, womit sich die Anhänger der Friedensbewegung 2014 mit diesen hohen
Misstrauenswerten massiv von der restlichen Bevölkerung unterscheiden. Etwas
besser schneiden Gerichte und Polizei ab, denen immerhin ein gewisses Maß an
Vertrauen entgegen gebracht wird. Wirklich hohes Vertrauen genießen ausschließlich
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Bürgerinitiativen.140 Bei den Mahnwachen
für den Frieden „[…] versammeln sich […] von der etablierten Politik Frustrierte, die oft
einen großen medialen Verschwörungszusammenhang als Ursache für diverse
139 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 140 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 23 f. Die Befunden im Detail: Banken (kein Vertrauen: 88,9%, wenig Vertrauen: 11,0%, gesamt: 99,9%) Großkonzerne (kein Vertrauen: 87,5%, wenig Vertrauen: 12,4%, gesamt: 99,9%), Bundesregierung (kein Vertrauen: 71,0%, wenig Vertrauen: 28,5%, gesamt: 99,5%), EU (kein Vertrauen: 68,0%, wenig Vertrauen: 30,0%, gesamt: 98,0%), Parteien (kein Vertrauen: 60,0%, wenig Vertrauen: 39,0%, gesamt: 99,0%), Fernsehen (kein Vertrauen: 64,0%, wenig Vertrauen: 35,8%, gesamt: 99,8%) Zeitungen (kein Vertrauen: 49,0%, wenig Vertrauen: 30,0%, gesamt: 97,0%), Gerichte (kein Vertrauen: 18,0%, wenig Vertrauen: 46,0%, gesamt: 64,0%), Polizei (kein Vertrauen: 9,5%, wenig Vertrauen: 47,5 gesamt: 57,0%), NGOs/Bis (kein Vertrauen: 1,4%, wenig Vertrauen: 20,6%, gesamt: 22,0%).
34
Miseren ausmachen.“141 Die Unzufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie stellt
nach Daphi et al. folglich auch den entscheidenden Faktor in der Mobilisierung der
Teilnehmer zu den Mahnwachen für den Frieden dar.142
Die politikwissenschaftliche Debatte um die Zukunft und die mögliche Krise der
Demokratie westlicher Prägung wird in den letzten Jahrzehnten maßgeblich vom
Konzept der „Postdemokratie“ mitbestimmt, dass sich mit dem sinkenden Interesse der
Bürger liberaler Demokratien an den politischen Institutionen und Akteuren, dem damit
verbundenen Legitimitätsverlust dieser Institutionen und Akteure und dem steigenden
Einfluss von Eliten und Interessengruppen, befasst.143 Der britische
Politikwissenschaftler und Soziologe, Colin Crouch, hat sich diesem Krisenzustand
westlicher etablierter Demokratien, den er als „Postdemokratie“ beschreibt,
folgendermaßen genähert: Die Demokratie befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt zwar
auf einem globalen Höhepunkt, da aktuell mehr Staaten formal demokratischen
Kriterien genügen denn je. Die etablierten westlichen Demokratien befinden sich aber
gleichzeitig in einer Krise, da hier ein kontinuierliches sinkendes Interesse an der
Demokratie und ihren Institutionen festzustellen ist, was sich in einem Rückgang der
Partizipation der Bürger an den demokratischen Willensbildungsprozessen und einem
Legitimitätsverlust der politischen Vertreter, äußert.144 Dadurch, dass in der
Postdemokratie „[…] zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden, […], Wahlkämpfe
(aber) […] zu einem reinen Spektakel verkommen, […] bei denen die Mehrheit der
Bürger eine passive, schweigende, ja sogar apathische Rolle spielt, (während) im
Schatten dieser politischen Inszenierung die reale Politik hinter verschlossenen Türen
gemacht (wird)“145, entsteht nach Crouch ein Zustand, indem die Demokratie fast
ausschließlich von privilegierten Eliten und Lobbyisten der Wirtschaft kontrolliert wird
und der Einfluss der bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten stetig
abnimmt. Dies geht nach Crouch wiederum mit einem Rückgang des Interesses an der
Demokratie einher und bringe eine gesteigerte Politikverdrossenheit dieser sozialen
Gruppen mit sich.146 Zur Partizipation in der Postdemokratie führt Crouch weiter aus,
dass Nichtregierungsorganisationen und soziale Bewegungen zwar zahlenmäßig
141 Zombik, Jan (2014): o. S. 142 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28. 143 Vgl. Öztürk, Asiye (2011): o. S. 144 Vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 f.; vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 13; vgl. Nolte, Paul (2011): S. 6 145 Crouch, Colin (2008): S. 10 146 Vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 ff.; vgl. Mouffe, Chantal (2011): S. 3; vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 13; vgl. Böhnke, Petra (2011): S. 19 f.
35
zunehmen und an Bedeutung gewinnen, dass viele dieser neuen Organisationen sich
aber gegen politisches Engagement im eigentlichen Sinn wenden.147
In der Tradition dieses neuen Typs sozialer Bewegungen nach Crouch kann auch die
Friedensbewegung 2014 gesehen werden, deren wöchentliche Treffen im Kern ein
„Aufbegehren gegen die erlebte Entleerung der Demokratie“148 darstellen, deren
Protest aber in der Regel diffus und unpolitisch bleibt.149 Der Attac-Aktivist, Pedram
Shahyar, der sich der Bewegung der Mahnwachen angeschlossen hat, sieht im
Auftreten der Mahnwachen einen „Ausdruck der Krise der etablierten
parlamentarischen Demokratie“150 und in den Aktivisten der neuen Protestbewegung
vor allem Menschen, die einem gesellschaftlichen Spektrum angehören, das von der
politischen Repräsentation völlig losgelöst ist und sich daher gegen die etablierte
politische Kultur in der Bundesrepublik wendet. Shahyar hat es sich deshalb zur
Aufgabe gemacht diese Menschen wieder in das politische Geschehen einzubinden.151
Das hohe Maß an Unzufriedenheit unter den Anhängern der Mahnwachen gegenüber
den politischen Institutionen und Vertretern ist insofern ungewöhnlich, da diese
aufgrund ihres sozio-demographischen Profils eigentlich nicht den unterprivilegierten
und bildungsfernen Schichten angehören, die in der Theorie der Postdemokratie von
Crouch als besonders anfällig für Politikverdrossenheit identifiziert werden, sich selbst
aber als von der politischen Partizipation weitestgehend ausgeschlossen
wahrnehmen.152
Aus dieser Enttäuschung über den Zustand der Demokratie, die vor allem aus der
meist diffus bleibenden Wahrnehmung herrührt, nicht in politische Prozesse
eingebunden zu sein und nicht gefragt zu werden und die sich außerdem auch darin
äußert, dass die Anhänger der Friedensbewegung 2014 ihren eigenen Einfluss auf die
politischen Willensbildungsprozesse als sehr gering bis nicht vorhanden einschätzen,
147 Vgl. Crouch,Colin (2008): S. 24 f. 148 Daphi, Priska et al. (2014): S. 28. 149 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28; vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S. 150 Vgl. Shahyar, Pedram (2014b): o. S. 151 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 152 Vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 15; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 f.; Statistisches Bundesamt (2012): o. S. Laut der Befragung der TU Berlin sind die durchschnittlichen Teilnehmer der Mahnwachen in der Regel männlich (70%), relativ jung (50% sind zwischen 25 und 39 Jahren alt) und damit auch jünger als die Teilnehmer anderer Protestbewegungen der letzten Jahre und 1/3 der Teilnehmer haben einen Hochschulabschluss (Gesamtbevölkerung: 13%). Interessant wäre ein Vergleich des durchschnittlichen Einkommens der Anhänger der „Friedensbewegung 2014“ zur Gesamtbevölkerung, Daten zum Einkommen der Befragten wurden in der Umfrage der TU Berlin allerdings leider nicht erhoben.
36
hat sich innerhalb der Bewegung der Mahnwachen zunehmend die Einstellung
durchgesetzt, dass es sich bei der repräsentativen Demokratie möglicherweise nicht
um die am besten geeignete Staatsform handele, um die Interessen des Volkes
optimal zu vertreten.153 Eine Rede des ehemaligen Moderators und heutigen
Betreibers des Nachrichtenportals KenFM, Ken Jebsen, auf der Berliner Mahnwachen
für den Frieden vom Mai 2014 zum Zustand der Demokratie kann für diese
Wahrnehmung als symptomatisch gelten: „[…] Das denkt man, dass Demokratie alle
Probleme lösen kann, es gibt auch andere Möglichkeiten, und da orientiere ich mich
auch an der Natur: Stellt euch mal vor, Zugvögel würden die Reise nach Afrika
demokratisch organisieren, die kämen nur bis Sylt! (Gelächter) Die kämen nur bis Sylt!
Und dann wär's vorbei und dann würd' sie der Winter auf Sylt einholen, ja? Die Vögel
fliegen nach Afrika ohne lang rumzudiskutieren und sie fliegen auch wieder zurück, und
sie halten sich an ein Gesetz, an ein natürliches Gesetz, das heißt auch das ist
möglich. Und ich erkenne, dass Zugvögel recht friedlich leben seit vielen tausend
Jahren; ohne Demokratie. Ja wie machen denn die Vögel das, wie finden sie den Ort
eigentlich ohne Google Earth? Die Natur ist schlau genug, orientier' dich doch mal an
der Natur und versuche nicht die Natur zu verbessern! (Beifall) […]“154.
Die gesellschaftliche und parlamentarische Debatte wird in der Bewegung der
Mahnwachen als unnötiger Ballast auf dem Weg zur gerechten Entscheidungsfindung
zum Wohle aller wahrgenommen. Dem demokratischen Prinzip wird etwas natürliches,
organisches entgegen gesetzt, was mitunter besser dazu geeignet sei den
gemeinsamen Willen nach Frieden und Gerechtigkeit zu artikulieren, der aus Sicht der
Friedensbewegung 2014 zwar eigentlich allen Menschen innewohnt, aber durch den
Einfluss der Institutionen der modernen Gesellschaft auf das Leben der Individuen, wie
etwa dem Staatssystem der repräsentativen liberalen Demokratie oder dem
kapitalistischen Wirtschaftssystem, in vielen Menschen unterdrückt werde.155
Auffallend ist, dass die Bewegung auch zum Thema Demokratie und der Verbesserung
der demokratischen Partizipation keine klaren Positionen oder Ziele formuliert. Es
scheint vor allem wichtig zu sein, dass man gemeinsam auf die Straße geht, der
Umbruch in eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft werde sich schon ergeben,
153 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 25. In der Umfrage der TU Berlin unter den Teilnehmern der Berliner Mahnwache geben 76,8% der Befragten an, dass sie glauben keinen (39,9%), oder nur geringen (36,9%) Einfluss auf das Tun der Regierung zu haben. 154 Jebsen, Ken (2014a): o. S., ab Minute 15:20. 155 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014a): o. S.
37
wenn sich möglichst viele Menschen der Bewegung angeschlossen haben.156 Die
Position der Friedensbewegung 2014 ist besonders in diesem Themenbereich von
einem antimodernen Pessimismus gekennzeichnet, der sich in einer massiven
Ablehnung und Skepsis gegenüber den demokratischen Institutionen äußert. An dieser
Stelle offenbart sich die Gefahr für den Bestand der etablierten Demokratien, die Colin
Crouch in seiner These von der „Postdemokratie“ durch die zunehmende politische
Entfremdung der sozialen Gruppen, die den Zugang zur politischen Partizipation
verloren haben, prognostiziert.157
2.5 Politische Verortung der Mahnwachen im Links-Rechts-Spektrum
Obwohl sich die Friedensbewegung 2014 mit ihren Kernthemen „Frieden“, „Medien“,
„Geldsystem“ und „Demokratie“ auf den ersten Blick gut in das Bild sozialer
Bewegungen aus dem linken politischen Spektrum einzufügen scheint, war die
öffentliche Debatte über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen von
Beginn an von der Frage geprägt, ob es sich bei der neu entstandenen
Protestbewegung um eine „neurechte“ Bewegung handele.158 Der Vorwurf eine
neurechte Bewegung zu sein und der Verweis auf die Akzeptanz antisemitischer und
antiamerikanischer Standpunkte innerhalb der Friedensbewegung 2014 wurde
erstmals einen Monat nach dem Stattfinden der ersten Mahnwache für den Frieden
von der Soziologin und Publizistin Jutta Ditfurth in einem Interview in der Sendung
Kulturzeit (3Sat) vom 16. April 2014 an die neue Protestbewegung erhoben159 und
anschließend in vielen Medienberichten über die Mahnwachen reproduziert.160
Der Terminus „Neue Rechte“ wird in der medialen Öffentlichkeit häufig als
Bezeichnung für alle politischen Parteien und Organisationen verwendet, die sich im
bundesdeutschen Parteienspektrum am rechten Rand des Parteiensystems, also
rechts der CDU/CSU, ansiedeln. Hinsichtlich der programmatischen und ideologischen
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Parteien und Gruppierungen, die zur Neuen
Rechten gezählt werden, liegt allerdings keine einheitliche Begriffsbestimmung vor,
156 Vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S.; vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S. 157 Vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 ff. 158 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 159 Vgl. o. V. (2014d): o. S. 160 Vgl. Peter, Erik und Julia Neumann (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.
38
was die Verwendung des Begriffs problematisch macht. Unter den Begriff der Neuen
Rechten werden bisweilen alle Parteien und Gruppierungen rechts von CDU/CSU
subsumiert, die in Bezug auf ihre Programmatik beispielsweise von Parteien mit
demokratischen (national)konservativen, (national)liberalen oder (wirtschafts)liberalen
Positionen bis hin zu antidemokratischen Gruppierungen, die die demokratische
Ordnung als Ganzes ablehnen, reichen können.161 Darüber, ob es ideologische
Merkmale gibt, die die Zugehörigkeit einer politischen Bewegung zur Familie der
neurechten Gruppierungen belegen würden, wie dies etwa häufig in Definitionen des
Begriffs „Rechtsextremismus“ vorgenommen wird, geben die gängigen Definitionen
des Begriffs „neurechts“ in der Regel keine Auskunft. Erschwert wird die Verwendung
des Begriffs „Neue Rechte“ außerdem dadurch, dass dieser sich durch seine
begriffliche Unschärfe nicht eindeutig von Begriffen wie „Rechtsextremismus“ oder
„Rechtspopulismus“ abgrenzen lässt und je nach Autor mitunter synonym mit diesen
verwendet wird.162 Die Charakterisierung der Friedensbewegung 2014 als neurechte
Bewegung ist also schon aufgrund der begrifflichen Unschärfe des Begriffs „neurechts“
in ihrer Aussagekraft stark eingeschränkt.
Das Konzept der „neuen (radikalen) Rechten“, wie es etwa von dem
Politikwissenschaftler Michael Minkenberg formuliert wurde und das zur Beschreibung
des Phänomens der neurechten Bewegung am geeignetsten erscheint, sieht die
Gemeinsamkeit der Parteien und politischen Gruppierungen, die unter dem Begriff der
Neuen Rechten subsumiert werden, vor allem in ihrem erstmaligen europaweiten
Auftreten Anfang der Achtzigerjahre als Antwort auf gesamteuropäische
Herausforderungen wie etwa sozialer Wandel, Wertewandel, technische
Modernisierung, geringes Wirtschaftswachstum, Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftliche
und politische Globalisierung verbunden mit einem Bedeutungsverlust des
Nationalstaates oder den Herausforderungen durch neue Migrationsbewegungen nach
Europa. Die europaweite Konjunktur neurechter Parteien und Gruppierungen wird als
eine neue Entwicklungsphase innerhalb des europäischen Rechtsextremismus
verstanden. Minkenbergs Definition der „neuen (radikalen) Rechten“ kann sowohl auf
Parteien des demokratischen Konservatismus, die die demokratische politische
161 Vgl. Stöss, Richard (2013): S. 564 f. 162 Vgl. Pfahl-Traughber, Armin (2009): o. S.; vgl. Aftenberger, Ines (2007): S. 37 f.
39
Ordnung befürworten, als auch auf Parteien des antidemokratischen
Rechtsextremismus angewendet werden.163
Es lassen sich im Allgemeinen drei Gründe identifizieren, die ausschlaggebend dafür
waren, dass die Friedensbewegung 2014 in der öffentlichen Wahrnehmung als
„neurechts“ eingestuft wurde:
1. Ablehnung der Kategorien „rechts“ und „links“ zur politischen (Selbst-
)Einordnung: Die Einstufung der neuen Protestbewegung als neurechte
Bewegung war in erster Linie durch die Position eines Großteils ihrer Anhänger
bedingt, die die Kategorien rechts und links zum Zweck der politischen (Selbst-
)Einordnung ablehnen, da diese „politisch überholt“ seien. In der Umfrage der
TU Berlin wollten sich 39% der Befragten selbst nicht auf der Links-Rechts-
Skala einordnen, 66,6% der Befragten stimmten der Aussage „Die Einteilung in
„links“ und „rechts“ in der Politik ist überholt“ zum Teil oder ganz zu.164 Dass die
Kategorien rechts und links überholt seien, ist ein häufiges Thema auf den
bundesweiten Mahnwachen und wird von vielen Rednern immer wieder
bekräftigt, es ist daher nicht überraschend, dass viele der Befragten dieser
Aussage zustimmten.165 In vielen Fällen scheint diese Einstellung der
Wahrnehmung zu entstammen, dass die politischen Kategorien rechts und links
zu einer unnötigen und vermeidbaren Spaltung innerhalb der Bevölkerung
führen würden. Häufig wird außerdem unterstellt, dass der Rückgriff auf
politische Ideologien von mächtigen Kräften aktiv dazu benutzt würde, die
Bevölkerung zu entzweien und so ein Auflehnen der Menschen zu
verhindern.166 Daphi et al. interpretieren die Ablehnung der Kategorien rechts
und links innerhalb großer Teile der Anhängerschaft der Mahnwachen als „[…]
einen starken antipolitischen Wunsch nach einer Gesellschaft ohne
Widersprüche und Konflikte […]“167.
2. Die Parteien NPD und AfD riefen zur Teilnahme an den Mahnwachen für den
Frieden auf: Sowohl die rechtsextreme NPD, als auch die rechtspopulistische
AfD riefen zur Teilnahme an den Mahnwachen der Friedensbewegung 2014
auf, zudem nahmen mit Sebastian Schmidtke, Sigrid Schüssler und Karl Richter
163 Vgl. Minkenberg, Michael (1998); vgl. Stöss, Richard (2013): S. 567 f. 164 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18. 165 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014b): o. S. 166 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11. 167 Daphi, Priska et al. (2014): S.19.
40
führende Vertreter der NPD und NPD-naher Organisationen mehrmals an den
Mahnwachen in Berlin, Frankfurt am Main und München teil.168 Für Beobachter
war vor allem überraschend, dass sich die neue Protestbewegung nicht etwa
von den Aufrufen von Seiten der NPD oder AfD distanzierte, sondern
stattdessen betonte, mit allen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen
in einen Dialog über Frieden treten zu wollen und hier auch bei Mitgliedern der
Parteien AfD oder NPD keine Ausnahme zu machen.169 Von vielen
Befürwortern der Mahnwachen wird der Hinweis auf Neonazis und
Rechtspopulisten innerhalb der eigenen Anhängerschaft häufig als
Diffamierungskampagne und Versuch der Spaltung durch die Medien und
Kritiker des traditionellen linken Spektrums aufgefasst.170
3. Der Wunsch nach einer „Querfront“: Der prominente Protagonist der
Friedensbewegung 2014, der Publizist und Herausgeber des „Compact-
Magazin“, Jürgen Elsässer, betreibt bewusst eine sog. „Querfrontstrategie“, bei
der versucht wird eine Zusammenarbeit linker und rechter politischer Kräfte zu
bestimmten Themen anzustreben.171 Elsässer, Publizist und vormals Autor für
Zeitschriften des linken politischen Spektrums wie etwa „konkret“, „der Freitag“,
„Jungle World“ oder „Junge Welt“, gründete 2010 sein Magazin „Compact –
Magazin für Souveränität“ mit dem expliziten Ziel, ein Debattenmedium für linke
sowie rechte politische Kräfte zu schaffen.172 Die Mahnwachen für den Frieden
sind in ihrer Sache selbst ein solches Querfrontprojekt, da hier durch die
Verneinung der Einordnung in eine politische Richtung versucht wird,
traditionell linke friedensbewegte Strömungen, aber auch rechtsextreme,
rechtspopulistische und rechtsesoterisch-verschwörungstheoretische
Strömungen in einer neuartigen Protestbewegung zu vereinen.173
168 Vgl. Bubgegenextremerechte (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Johanson, Ole (2014): o. S.; vgl. Friedensdemo-Watch o. J.): o. S. 169 Vgl. Wittich, Elke (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S. 170 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 22. 171 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S. 172 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; Langer, Anette (2013): o. S. 2013 initiierte Elsässer außerdem die „Compact-Konferenz für die Zukunft der Familie“, auf der unter anderem der SPD-Politiker Thilo Sarrazin und die Autorinnen des russischen Gesetzes „gegen Homo-Propaganda“ Jelena Misulina und Olga Batalina, auftraten. Die Konferenz wurde in der deutschen medialen Öffentlichkeit vor allem unter dem Hintergrund der Homosexuellenfeindlichkeit und Russlandaffinität des Initiators Elsässers, diskutiert. 173 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11.
41
Der Vorwurf an die Friedensbewegung 2014, eine neurechte Bewegung zu sein, wurde
in der medialen Debatte in der Regel mit dem Vorwurf der Offenheit der Bewegung für
Antisemitismus und auch Antiamerikanismus, verknüpft. Begründet wurde dieser
Vorwurf häufig mit dem Hinweis auf die herausragenden Rollen Ken Jebsens und
Jürgen Elsässers innerhalb der neuen Protestbewegung, die in der Vergangenheit
beide massiv durch antisemitische Äußerungen in Erscheinung getreten waren.174
Während Ken Jebsen innerhalb der Bewegung der Mahnwachen weiterhin ein hohes
Ansehen genießt, haben sich führende Vertreter des linken Flügels der
Friedensbewegung 2014 um den Attac-Aktivisten Pedram Shahyar von Jürgen
Elsässer und dessen Querfrontbestrebungen und rassistischen Positionen
distanziert.175 Seit Juli 2014 existiert in Berlin zusätzlich zu der ursprünglichen
Mahnwache am Brandenburger Tor eine Mahnwache am Alexanderplatz, auf der sich
der rechte Flügel der Friedensbewegung 2014 trifft und auf der Elsässer in
regelmäßigen Abständen als Redner auftritt.176
Die Befragung der TU Berlin unter den Teilnehmern der Berliner Mahnwache im Mai
2014 hat sich intensiv mit der Frage befasst, ob es sich bei der Friedensbewegung
2014 um eine neurechte Bewegung handelt und hat zu diesem Zweck untersucht, ob
die Anhänger der neuen Protestbewegung rechte und rechtsextreme Einstellungen
besitzen, was die medial häufig geäußerte These von der neurechten Bewegung
stützen würde. Den Befragten wurden Items zur Messung der verschiedenen
Dimensionen des Rechtsextremismus (Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, 174 Vgl. Afanasjew, Nik und Joachim Huber (2012): o. S.; vgl. Drögemüller, Dennis (2011): o. S. So verlor der Radiomoderator Ken Jebsen Ende 2011 seine Anstellung beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aufgrund von wiederholten antisemitischen und antizionistischen Äußerungen, die er in seiner Funktion als Moderator seiner Sendung „KenFM“ getätigt hatte. Jebsen äußerte in seiner Sendung beispielsweise häufiger Zweifel an der „offiziellen Darstellung“ der Terroranschläge des 11. September 2001 und leistete mit seinen Beiträgen antisemitischen und antiamerikanischen Verschwörungstheorien Vorschub. Zum endgültigen Bruch mit dem RBB kam es Ende 2011, nachdem der Publizist Henryk M. Broder auf seinem Blog „Die Achse des Guten“ eine E-Mail Jebsens an einen RBB-Zuhörer veröffentlicht hatte, in welcher Jebsen von einer „Holocaust-PR“ spricht und seinen Glauben an eine jüdische Weltverschwörung zum Ausdruck bringt (vgl. Broder, Henryk M. (2011): o. S.). Vgl. Schnell, Lisa (2014): o. S. So bezeichnete Jutta Ditfurth Jürgen Elsässer in ihrem Interview in der Sendung „Kulturzeit“ (3Sat) als einen „glühenden Antisemiten“, wogegen dieser gerichtlich vorging (vgl. o. V. 2014d): o. S. (ab Minute 03:03)). Auf den Mahnwachen selbst äußerte sich Elsässer antisemitisch, indem er etwa die Existenz einer „jüdischen Finanzoligarchie“ unterstellte, die die weltweiten Finanzmärkte in verschwörerischer Absicht zu ihrem eigenen Vorteil lenke (vgl. Alruna, Alrun (2014): o. S. ,ab Minute 03:59). Elsässer steht außerdem wegen seines Treffens mit dem ehemaligen iranischen Präsidenten und Holocaustleugner Mahmoud Ahmadinedschad im Jahr 2012 stark in der Kritik. 175 Vgl. Shahyar, Pedram (2014a): o. S. ; vgl. Jamal, Julius (2014): o. S.; vgl. Elsässer, Jürgen (2014a): o. S. 176 Vgl. Nym, Arno (2014): o. S.
42
Chauvinismus, Antisemitismus, NS-Verharmlosung) vorgelegt. Die Befragung ergab,
dass nur 2 von 306 Befragten ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild besaßen, die
Zustimmung zu einzelnen Dimensionen des Rechtsextremismus fiel indessen deutlich
höher aus. Die rechtsextremen Aussagen wurden von den Befragten mehrheitlich
abgelehnt, womit sich diese sogar zum Teil deutlich unter dem bundesdeutschen
Durchschnitt befanden, wie ein Vergleich mit den Leipziger „Mitte-Studien“ zeigt. Eine
Ausnahme bildet die Zustimmung zur rechtsautoritären Diktatur. Der Aussage „Ein
Führer, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert“ wurde von einer
relativ großen Zahl der Befragten (35%) überwiegend oder ganz zugestimmt während
nur 9,3% der Gesamtbevölkerung dieser Aussage teilweise oder ganz zustimmen.177
Die Befragung der TU Berlin zum Komplex der rechtsextremen Einstellungen der
Teilnehmer der Mahnwachen für den Frieden kommt zu dem Ergebnis, dass die
überwiegende Anzahl der Teilnehmer kein geschlossenes rechtsextremes Weltbild
besitzt, aber einzelnen Dimensionen der rechtsextremen Einstellung, wie
beispielsweise einer Befürwortung der autoritären Diktatur, überproportional häufig
zustimmt. Besonders alarmierend erscheinen in diesem Zusammenhang die hohen
Zustimmungswerte für die rechtsautoritäre Diktatur, die auch an der starken
Begeisterung vieler Anhänger der Friedensbewegung 2014 für charismatische
Führungspersonen wie den russischen Präsidenten Vladimir Putin, aber auch den
Radiomoderator Ken Jebsen deutlich wird. (Allerdings liegt zu diesem Fragenkomplex
der Umfrage der TU Berlin nur eine sehr geringe Fallzahl an verwertbaren Antworten
vor, was die Aussagekraft der Umfrage in diesem Punkt stark vermindert.)
Abschließend kann konstatiert werden, dass der Vorwurf an die Friedensbewegung
2014 im Kern eine neurechte Bewegung zu sein, nur zum Teil aufrechterhalten werden
kann. Was die politischen Einstellungen der Anhänger der Bewegung betrifft, haben
nur wenige ein rechtsextremes Weltbild, die meisten Teilnehmer der Mahnwachen sind 177 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18 ff.; vgl. Decker, Oliver et al. (2014): S. 32 ff. Die restlichen Ergebnisse im Vergleich: „Diktatur unter Umständen bessere Staatsform“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,3%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (6,7%). „Endlich wieder Mut zu Nationalgefühl: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,4%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (29,9%). Zustimmung „Deutsche Interessen härter gegenüber dem Ausland durchsetzen.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (5,9%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (21,4%). „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,1%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (11,7%). „Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (8,9%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (10,3%). „Die Verbrechen des NS sind in der Geschichtsschreibung übertrieben worden.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (3,2%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (7%). „Der NS hatte auch gute Seiten.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (5%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (9,2%).
43
klar links orientiert und verwehren sich gegenüber der Fremdzuschreibung als
neurechte Bewegung, wie sie von Kritikern zuweilen vorgenommen wird. Auch das
Ideal der Demokratie als bestmögliche Staatsform genießt innerhalb der Bewegung ein
hohes Ansehen. Andererseits existiert innerhalb der neuen Protestbewegungen
Querfrontbestrebungen über politische Grenzen hinweg, sowie der starke antipolitische
Wunsch, die politischen Kategorien rechts und links zum Wohle einer organischen
(Volks-)gemeinschaft ohne innere Widersprüche zu überwinden. Alarmierend
erscheinen auch die hohen Zustimmungswerte der Befragten zur rechtsautoritären
Diktatur und die Offenheit der Bewegung für antisemitische und antiamerikanische
Positionen.178 Mit den auf den Mahnwachen vertretenen Positionen liefert die
Bewegung starke Anknüpfungspunkte für rechtspopulistische und rechtsextreme
Parteien und Gruppierungen und verpasst es zudem, sich von einer positiven
Bezugnahme dieser Gruppierungen auf die Friedensbewegung 2014 zu distanzieren.
Im Sinne der Definition einer Bewegung der „neuen (radikalen) Rechten“, wie sie
Michael Minkenberg vorgenommen hat, kann die Friedensbewegung 2014 aber auch
als eine Bewegung gesehen werden, die sich als Antwort auf gesellschaftliche
Umbrüche formiert hat, welche beispielsweise durch eine zunehmende wirtschaftliche
und politische Globalisierung, eine technische Modernisierung und einen Wertewandel
zustande kommen und seit den Achtzigerjahren eine Herausforderung für die
westlichen Demokratien und Industriestaaten darstellen. Getreu dieser Definition einer
Bewegung der „neuen (radikalen) Rechten“ versucht auch die Friedensbewegung 2014
- im Sinne der konservativen Idee - im Niedergang befindliche „Ideale“, wie eine
Volksgemeinschaft oder einen starken Nationalstaat, zu „konservieren“.
2.6 Die Mahnwachen für den Frieden und Occupy
Die Mahnwachen für den Frieden entstanden im März 2014 als Reaktion auf die
Eskalation des militärischen Konflikts in der Ostukraine und haben sich in den
darauffolgenden Wochen zu einer bundesweiten neuen Protestbewegung formiert, mit
vielen regionalen Ablegern in den deutschen Großstädten, vielen mittelgroßen Städten
und einigen Teilnehmerstädten in Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Die
Entstehung einer für den deutschsprachigen Bereich nahezu flächendeckenden neuen
Protestbewegung geschah für die meisten Beobachter überraschend und unerwartet.
178 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 22 f.
44
Allerdings ist diese abrupte Formation einer neuen Protestbewegung kein absolutes
Novum, in den 2000er Jahren entstanden in der Bundesrepublik in relativ kurzer Zeit
tatsächlich eine Vielzahl neuer Protestbewegungen und neuer Protesttypen, die von
den „Wutbürgerprotesten“ gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ oder gegen Fluglärm,
bis hin zu der kapitalismus- und globalisierungskritischen Occupy-Bewegung,
reichen.179 Vor allem zwischen Occupy und der Friedensbewegung 2014 existiert eine
Reihe von Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Themen, Ziele, Organisationsstruktur
und dem demographischen Profil ihrer Teilnehmer. Diese inhaltlichen wie strukturellen
Gemeinsamkeiten sollen im folgenden Kapitel näher beleuchtet werden.
Die Occupy-Bewegung entstand im Herbst 2011 als vornehmlich kapitalismuskritische
Reaktion auf die globale Banken- und Finanzkrise. Im September 2011 besetzte eine
Gruppe von Aktivisten unter dem Motto „Occupy Wall Street“ den Zuccoti-Park in
Manhattan, was den Beginn der neuen Protestbewegung markierte.180 Ihre
Inspirationsquellen in Bezug auf Themen und Aktionsformen fand Occupy in der
globalisierungskritischen Bewegung der Jahrtausendwende181, aber auch in den
Demokratisierungsbewegungen der arabischen Welt des Jahres 2011, dem „Arab
Spring“.182 Der Leitspruch der neuen Protestbewegung aus den USA lautete „Wir sind
die 99%!“. Occupy verstand sich als symbolischer Interessensvertreter eines Großteils
der Weltbevölkerung, der 99%, die als zunehmend ausgeschlossen von sowohl
politischer Einflussnahme, als auch von finanziellem Vermögen, wahrgenommen
wurden. Im Sinne der Theorie von der Postdemokratie nach Colin Crouch ging auch
die Occupy-Bewegung davon aus, dass die demokratischen Willensbildungsprozesse
zunehmend von wirtschaftlichen Eliten dominiert werden und der politische Einfluss der
restlichen Bevölkerung stetig abnimmt.183 Die größte Macht zur Einflussnahme sah die
neue Protestbewegung bei Großkonzernen und Banken, deren Vertreter sich zu den
179 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3. 180 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 23; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 181 Vgl. Hartleb (2012): S. 20 ff. Die globalisierungskritische Bewegung formierte sich erstmals im Jahr 1999 mit den Protesten gegen das Treffen der World Trade Organization in Seattle. Besondere Kennzeichen dieser neuen Protestbewegung sind ihre globale Protestebene und die medienwirksamen und regelmäßigen Proteste anlässlich von globalen Wirtschaftsforen oder Gipfeltreffen, wie beispielsweise die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm im Jahr 2007. Wichtigste Dachorganisation der globalisierungskritischen Bewegung in Deutschland ist das Netzwerk Attac. 182 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 12. Der Aufruf zur Besetzung des Zuccoti-Parks welcher bei Twitter verbreitet wurde nahm direkten Bezug zur Besetzung des Kairoer Tahrir-Platzes im Zuge des Arabischen Frühlings zu Beginn des Jahres 2011. 183 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22.
45
zentralen Feindbildern der Bewegung entwickelten.184 Die Occupy-Bewegung hatte es
sich daher zum Ziel gesetzt das demokratische Gemeinwesen und die Teilhabe am
finanziellen Wohlstand (symbolisch) zurück zu erobern.185 Zum zentralen
Erkennungsmerkmal der neuen Bewegung wurde die Guy-Fawkes-Maske, die zuvor
bereits von dem Hackerkollektiv Anonymous verwendet wurde, welches sich mit der
Occupy-Bewegung solidarisierte und welches auch in den Sozialen Netzwerken zu
einer Teilnahme an Occupy aufrief.186
Von den USA breitete sich die Occupy-Bewegung in kurzer Zeit in zahlreichen Ländern
der westlichen Welt aus, auch in Deutschland existierten unter dem Motto „Occupy
Germany“ in vielen Großstädten Occupy-Protestcamps, von denen sich das letzte im
November 2012 in Hamburg auflöste. Weltweit gab es in ca. 1.000 Städten Occupy-
Camps, wobei die meisten Protestcamps im Ursprungsland der Bewegung, den USA,
bereits im November und Dezember 2011 geräumt wurden. In Deutschland nahmen
ca. 40.000 Menschen am Occupy-Aktionstag am 15. Oktober 2011 in Frankfurt am
Main teil, Frankfurt war außerdem die Stadt mit dem größten Occupy-Camp in
Deutschland. Aber auch in Deutschland flachten die anfangs sehr hohen
Teilnehmerzahlen im Winter 2012 stark ab und die noch existierenden Protestcamps
wurden mit ein paar Dutzend Aktivisten weitergeführt, bis sie sich schließlich 2012
nach und nach auflösten. Im Mai 2012 und 2013 wurden die Occupy-Proteste in
Frankfurt unter dem Motto „Blockupy“ in leicht abgewandelter Form im Rahmen von
Aktionstagen fortgeführt.187
Nach einer kurzen Zeitspanne von nur etwa einem Jahr war die neu entstandene
Protestbewegung, trotz ihrer anfänglich sehr hohen Teilnehmerzahlen und der starken
Aufmerksamkeit, die sie weltweit genoss, wieder zum Erliegen gekommen. Neuartig an
der Occupy-Bewegung waren vor allem ihr starkes, globales Anwachsen in relativ
kurzer Zeit, die Okkupation öffentlicher Plätze im Rahmen der Protestcamps, der hohe
Anteil an Aktivisten, die vor der Occupy-Bewegung noch nicht politisch aktiv waren, die
fast ausschließliche Vernetzung der Aktivisten über neue soziale Medien des Internets
und das weitgehende Fehlen konkreter politischer Zielsetzungen oder Forderungen
und Organisationsstrukturen. Mit Occupy war ein neuer Protesttyp entstanden, dessen
184 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 49. 185 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 186 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 7 f.; S. 25; vgl. Heine, Matthias (2011): o. S. 187 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 24 f.; S. 35.
46
zentrale Merkmale in vielerlei Hinsicht ihre Fortführung in der Friedensbewegung 2014
finden:188
1. Rasches Anwachsen beider Protestbewegungen in kurzer Zeit: Wie auch
Occupy wuchs die Friedensbewegung 2014 in kurzer Zeit zu einer an vielen
Orten ansässigen Bewegung an, auch wenn es sich bei der Friedensbewegung
2014 um keine globale Protestbewegung handelt, da sich diese bisher nur auf
den deutschsprachigen europäischen Bereich beschränkt. Auch die
Teilnehmerzahlen der Mahnwachen sind deutlich geringer als die der Occupy-
oder Blockupy-Aktionstage der Jahre 2011 bis 2013.189
2. Zentrale Rolle der Sozialen Medien in der Mobilisierung: Bei beiden
Bewegungen fand die Bewerbung der Demonstrationen oder der Mahnwachen
fast ausschließlich über die sozialen Netzwerke statt, entweder über das
Verbreiten von Aufrufen in Facebookgruppen oder auf Facebookseiten, über
Blogartikel, über Aufrufe im Kurznachrichtendienst Twitter oder durch
Mobilisierungsvideos, die auf der Videoplattform YouTube bereitgestellt
wurden. Mit dem Internet als bevorzugtes Medium zur Mobilisierung
unterscheiden sich die beiden neuen Protestbewegungen stark von anderen
sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik, wie beispielsweise den
Wutbürgerprotesten, der traditionellen Friedensbewegung oder der
Umweltbewegung. Durch die Wahl des Mediums Internet sind beide
Bewegungen stärker überregional, und im Falle von Occupy international,
vernetzt als andere Protestbewegungen der letzten Jahre.190
3. Gemeinsamkeiten in den Protestformen: Gemeinsam ist beiden
Protestbewegung außerdem, dass sie ihren Protest bewusst durch die
Okkupation des öffentlichen Raums regelmäßig und über einen längeren
Zeitraum hinweg in die Öffentlichkeit trugen, bei Occupy über dauerhafte
188 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f. 189 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S.; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 35. Verglichen mit der Occupy-Bewegung in Deutschland gibt es deutlich mehr regionale Gruppen, die in ihren jeweiligen Heimatstädten wöchentliche „Mahnwachen für den Frieden“ organisieren. Die Teilnehmerzahlen rangieren hier allerdings von einigen hundert Menschen in den Großstädten wie beispielsweise Berlin oder Frankfurt am Main bis zu Teilnehmerzahlen des mittleren zweistelligen Bereichs in mittelgroßen Städten wie beispielsweise Mainz. An den zentralen Occupy- und Blockupy-Aktionstagen der Jahre 2011 und 2012 in Frankfurt am Main nahmen ca. 40.000 bzw. 20.000 Menschen teil, während an den größten Mahnwachen in Berlin, wie beispielsweise am Ostermontag, am 19. Juli oder am 3. Oktober 2014 nur ca. 2.000 Menschen teilnahmen. 190 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 f.; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 2; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 10 f.
47
Protestcamps und bei der Friedensbewegung 2014 durch die wöchentlichen
Mahnwachen, die an belebten Plätzen in den Innenstädten stattfinden.191 Aber
auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 haben sich in einigen Großstädten
im Sommer 2014 Camps gegründet, wie beispielsweise in Frankfurt am Main
oder in Köln.192
4. Demographisches Profil der Teilnehmer: Auch in Bezug auf das
demographische Profil ihrer Teilnehmer existieren starke Gemeinsamkeiten
zwischen Occupy und der Friedensbewegung 2014. Wie die Befragung von
Wissenschaftlern der TU Berlin unter Teilnehmern der Mahnwachen und die
Befragung von Wissenschaftlern der Universität Trier unter Teilnehmern von
Occupy Germany ergaben, sind die typischen Teilnehmer beider Bewegungen
männlich, jung, gut ausgebildet und waren häufig vorher politisch noch nicht
aktiv. In beiden Bewegungen finden sich im Gegensatz zu anderen sozialen
Bewegungen sehr wenige Menschen, die sich in Parteien engagieren. In Bezug
auf das Bildungsniveau ähneln die Teilnehmer von Occupy Germany und der
Friedensbewegung 2014 dem allgemeinen Teilnehmerprofil von sozialen
Bewegungen in der Bundesrepublik, beide Teilnehmergruppen sind allerdings
deutlich jünger als die Teilnehmer anderer Protestbewegungen der letzten
Jahre, wie beispielsweise die Teilnehmer der Wutbürgerproteste. Auch der
hohe Anteil männlicher Teilnehmer an beiden neuen Protestbewegungen findet
sich so nicht in anderen sozialen Bewegungen der letzten Jahre.193
5. Ablehnung des Rechts-Links-Schemas: Eine weitere Gemeinsamkeit der
beiden Protestbewegungen ist die Ablehnung des Rechts-Links-Schemas durch
einen Großteil ihrer Teilnehmer. Innerhalb der Gruppe der Occupy-Teilnehmer
191 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 12; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 23. 192 Vgl. Friedenswerkstatt Frankfurt am Main (o. J.): o. S.; vgl. Friedenswerkstatt Köln (o. J.): o. S. 193 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3 ff.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 ff. Die Ergebnisse beider Studien zur Demographie der Teilnehmer von Occupy und der „Friedensbewegung 2014“ im Detail: Die Umfrage von Brinkmann et al. aus dem Jahr 2012 unter den Teilnehmern von Occupy Germany kam zu dem Ergebnis, dass sich an den Occupy-Protesten überproportional viele junge Menschen beteiligen, die außerdem gut ausgebildet sind, sich allerdings oftmals in prekären Arbeitsverhältnissen befinden. Ein großer Teil der Teilnehmer ist männlich (65,8%, Gesamtbevölkerung: 49,1%), jung (52% der Teilnehmer sind unter 35) und besitzt einen höheren Bildungsabschluss (71,4% der Teilnehmer besitzen die Fachhochschulreife oder Abitur, Gesamtbevölkerung: 27,06%). Das demographische Profil der Teilnehmer der „Friedensbewegung 2014“ ist dem von Occupy sehr ähnlich, wie die Studie von Daphi et al. anschaulich beweist. Die Teilnehmer der „Friedensbewegung 2014“ sind wie die Teilnehmer von Occupy Germany zu einem großen Teil männlich (70%), deutlich jünger als die Teilnehmer anderer Proteste und die Gesamtbevölkerung (63% der Teilnehmer sind unter 39) und besitzen ebenfalls einen höheren Bildungsabschluss (62% besitzen die Fachhochschulreife oder Abitur, 1/3 der Befragten hat außerdem einen Hochschulabschluss).
48
erachten 44,4% der Befragten eine politische Einordnung auf dem Rechts-
Links-Schema als nicht sinnvoll. Bei der Befragung von Teilnehmern der
Mahnwachen für den Frieden wollen sich 39% selbst nicht auf der Rechts-
Links-Skala einordnen. Brinkmann et al. sehen in der Ablehnung der politischen
Kategorien rechts und links durch die Teilnehmer von Occupy Germany ein
typisches Kennzeichen politischer Bewegungen der Postdemokratie, welche
Politik häufig als post-politisch, technokratisch im Sinne eines Sachzwangs und
jenseits politischer Grenzen betrachten. Daphi et al. merken an, dass der
Wunsch vieler Befragter nach der Überwindung der politischen Grenzen auch
einem Wunsch nach einer geeinten Gesellschaft ohne ideologische
Widersprüche entspringen kann.194
6. Mangel an konkreten politischen Forderungen und Organisationsstrukturen: Bei
beiden Protestbewegungen lässt sich ein Mangel sowohl an konkreten
politischen Forderungen und Zielsetzungen, als auch an
Organisationsstrukturen feststellen. „Occupy Wall Street“ formulierte lediglich
zwei abstrakte Ziele, nämlich die Aufklärung über das 1%, also über die Macht
wirtschaftlicher und politischer Eliten, als auch das Ideal eines „anderen
Finanzsystems“, das in direktem Gegensatz zur jetzigen wirtschaftlichen
Ordnung steht, welches aber nicht näher spezifiziert wurde. „Occupy London“
hingegen veröffentlichte einen aus neun Punkten bestehenden
Forderungskatalog, der abstrakte Forderungen zu einer Umgestaltung des
gegenwärtigen Finanzsystems beinhaltete und welcher im Rahmen einer
Vollversammlung erarbeitet wurde. Im Gegensatz zu „Occupy Wall Street“ und
„Occupy London“ veröffentlichte „Occupy Germany“ einen Forderungskatalog
mit vier zentralen und etwas konkreteren Forderungen, die sich mit der
Sparpolitik der Europäischen Union und den finanziellen Hilfen für Banken
befassten.195 Auch die Friedensbewegung 2014 formuliert bisher keine
konkreten Zielsetzungen, was mit der Bewegung eigentlich erreicht werden soll.
Auch hier bleiben Forderungen und Ziele in der Regel sehr allgemein. Häufig ist
auf den Mahnwachen von den Zielen „Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit“ die
Rede, die aber nicht weiter konkretisiert werden. Zentrales Ziel der
Mahnwachen scheint vor allem die Aufklärung der Bevölkerung über das
tatsächliche, durch Eliten in Politik, Medien und Wirtschaft verschleierte,
194 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 19 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18 f. 195 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 28 ff.
49
Weltgeschehen zu sein.196 Dieser Mangel an konkreten Zielen und
Forderungen wird in beiden Bewegungen durch die Abwesenheit fester
Organisationsstrukturen begünstigt. Occupy Germany basierte auf einem
basisdemokratischen Organisationsprinzip, was die Entscheidungsfindung stark
erschwerte, da inhaltliche Positionen nur unter enormem zeitlichem Aufwand im
Konsensprinzip innerhalb des Camp-Plenums gefunden werden konnten.
Repräsentative demokratische Elemente wurden abgelehnt, um eine
Elitenbildung innerhalb der Bewegung zu vermeiden.197 Die Friedensbewegung
2014 stellt in Bezug auf den Mangel an Organisationsstrukturen noch eine
Steigerung dar, da hier überhaupt kein einheitlicher Mechanismus zur
Entscheidungsfindung besteht. Jede örtliche Mahnwache wird von einem
Orgateam organisiert und angemeldet, dessen Mitglieder allerdings nicht
gewählt werden. Auch darüber, welche Themen auf den Mahnwachen
besprochen werden, existiert für die übrigen Teilnehmer keine demokratische
Kontrolle.
7. Gemeinsame Feindbilder: Beide Bewegungen verstehen sich als
Interessenvertreter eines überwiegenden Großteils der (Welt-)Bevölkerung, die
die Occupy-Bewegung als die „99%“ benannt hatte. Gemeinsam sind Occupy
und der Friedensbewegung folglich auch die gesellschaftlichen Kräfte, die sie
als Verursacher weltweiter Übel wie etwa Armut, sozialer Ungerechtigkeit oder
Kriegen identifizieren. Banken und Großkonzerne stellen die zentralen
Feindbilder beider Bewegungen dar, sie werden als die Verursacher weltweiter
Krisen wie der Finanzkrise 2008 oder von Kriegen wie dem Konflikt in der
Ukraine ausgemacht.198 Der Rückgriff auf zentrale, gemeinsame Feindbilder
trägt innerhalb von sozialen Bewegungen außerdem zu einem stärkeren
Zusammenhalt bei, was vor allem in der eher heterogenen Friedensbewegung
2014 zu beobachten ist.199
8. Sowohl Occupy, als auch die Friedensbewegung 2014 sind Antworten auf die
Tendenzen der Postdemokratie: Entscheidendste Gemeinsamkeit der beiden
Protestbewegungen ist, dass sie beide auf ihre Art versuchen gegen die
Tendenzen der Postdemokratie im politischen System der Bundesrepublik, wie
beispielsweise mangelnde politische Partizipation oder Machtasymmetrie, 196 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14 f. 197 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 27; Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26 ff. 198 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 49. 199 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.
50
anzukämpfen. Als Verursacher dieser negativen Tendenzen identifizieren beide
Protestbewegungen den steigenden Einfluss wirtschaftlicher Eliten auf die
Politikgestaltung, wie beispielsweise den Einfluss der Finanzwirtschaft. Sowohl
die Anhänger von Occupy Germany, als auch die der Friedensbewegung 2014
besitzen eine hohe Wertschätzung für das demokratische Ideal, sind allerdings
stark unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik,
haben das Vertrauen in die politischen Repräsentanten verloren und besitzen
das Gefühl, über keine demokratischen Einflussmöglichkeiten zu verfügen.200
Allerdings existieren auch einige Unterschiede zwischen den beiden
Protestbewegungen:
1. Wahrnehmung der Protestbewegung in den Medien: Im Gegensatz zur
Friedensbewegung 2014 genoss Occupy in großen Teilen der Bevölkerung
Sympathien und auch die Medienberichterstattung über Occupy in der
internationalen, wie auch der deutschen Presse war überwiegend wohlwollend
und positiv, außerdem herrschte generell ein großes mediales Interesse an der
neuen Protestbewegung.201 Im Gegensatz dazu finden sich über die
Friedensbewegung 2014 so gut wie keine positiven Berichte in den deutschen
Medien.202
2. Unterstützung der Bewegungen durch Parteien und andere politische
Organisationen: Ein weiterer zentraler Unterschied zwischen den beiden
Protestbewegungen ist die Unterstützung, die die jeweilige Bewegung durch
Verbände oder Parteien erfuhr. Während Occupy Germany von einem breiten
Bündnis unterstützt wurde, das von Attac, über Anonymous bis zum Deutschen
Gewerkschaftsbund (DGB) oder der Partei „Die Linke“ reichte, distanzierten
200 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S 22 f. ; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 23; S. 28. Die Ergebnisse beider Studien zum Verhältnis der Anhänger von Occupy Germany und der „Friedensbewegung 2014“ zur Demokratie im Detail: Die Umfrage von Brinkmann et al. unter Anhängern von Occupy Germany kam zu dem Ergebnis, dass sich 95,9% der Befragten „sehr“, oder „eher“ mit demokratischen Werten identifizieren, aber nur 12,8 % „sehr“ oder „eher“ mit dem derzeitigen Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik zufrieden sind. Des Weiteren stimmen 89,1% der Befragten „sehr“ oder „eher“ der Aussage zu „Man verliert allmählich jedes Vertrauen in die Politik.“ Die Befragung von Daphi et al. unter Teilnehmern der „Mahnwachen für den Frieden“ kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. 91,7% der Befragten sprechen sich „sehr“ oder „ziemlich“ für die Demokratie als beste Staatsform aus, aber nur 6,1% der Teilnehmer sind „eher“ oder „voll und ganz“ der Ansicht die Demokratie in der Bundesrepublik funktioniere gut. Des Weiteren sind 76,8% der Befragten „eher“ oder „voll und ganz“ der Ansicht, sie hätten keinen Einfluss auf das Handeln der Regierung. 201 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 26. 202 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11.
51
sich die selben Organisationen und Verbände aufgrund von
Querfrontbestrebungen und der Tendenz zu verschwörungstheoretischen
Argumentationen von der Friedensbewegung 2014.203
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es sich bei der Friedensbewegung 2014
und den von ihr veranstalteten Mahnwachen für den Frieden um kein völlig neues
Protestphänomen handelt. Die Friedensbewegung 2014 stellt in Bezug auf die von ihr
behandelten Schwerpunktthemen, ihre Organisationsstruktur, ihren
Mobilisierungswegen über die Sozialen Netzwerke des Internets und der von
praktizierten Form des Protests (Okkupation des öffentlichen Raums) eine
Fortführung der Occupy-Bewegung der Jahre 2011/2012 dar, welche wiederum ihre
Inspirationsquellen in der globalisierungskritischen Bewegung und dem Arabischen
Frühling hat.204 Die Ergebnisse der Umfragen von Brinkmann et al. und Daphi et al.
unter Teilnehmern von Occupy Germany und der Friedensbewegung 2014 legen nahe,
dass beide Bewegungen Menschen des gleichen demographischen Spektrums
ansprechen.205 Bei Occupy und der Friedensbewegung 2014 engagieren sich junge,
gut ausgebildete Menschen, die häufig mit ihrem Engagement in den beiden
Protestbewegungen erstmals politisch aktiv wurden und die von dem Zustand der
Demokratie in der Bundesrepublik enttäuscht sind, das Vertrauen in die politischen
Repräsentanten verloren haben und das Gefühl besitzen, über keinen Einfluss auf den
politischen Entscheidungsprozess zu verfügen und daher versuchen, gegen die erlebte
politische Entleerung der Postdemokratie anzukämpfen.206
Für eine weiterführende Beschäftigung mit den Gemeinsamkeiten zwischen den
Aktivisten der Friedensbewegung 2014 und den Teilnehern der Occupy-Proteste wäre
es ferner interessant, neben den strukturellen Gemeinsamkeiten der beiden
Protestbewegungen auch zu untersuchen, ob es persönliche Überschneidungen
zwischen den beiden Protestbewegungen gibt. Dieser Aspekt ist bisher auf wenige
Angaben zu diesem Punkt in der Studie der TU Berlin weitgehend unbehandelt
geblieben.
203 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 30 f.; vgl. Parteivorstand die Linke (2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Kooperation für den Frieden (2014): o. S. 204 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f.; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 205 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 12 f. 206 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12.
52
2.7 Die Zukunft der Mahnwachen für den Frieden
Die viel beachtete Occupy-Bewegung der Jahre 2011 und 2012 gilt heute gemeinhin
als gescheitert. Zum Niedergang der jungen Protestbewegung führten in erster Linie
innere Umstände, wie beispielsweise die starke Innenwendung der Occupy-Bewegung,
die mit einer rückgängigen Mobilisierung außerhalb der Kernanhängerschaft von
Occupy einherging, sowie den durch das Prinzip der Basisdemokratie und dem
generellen Verzicht auf repräsentative demokratische Elemente stark verkomplizierten
Mechanismen zur Entscheidungsfindung, die häufig in politischen Blockadesituationen
mündeten.207 Dadurch, dass sich die junge Occupy-Bewegung in einer generellen
Opposition zum politischen und wirtschaftlichen System befand und nicht daran
glaubte durch Veränderungen innerhalb der bestehenden demokratischen und
wirtschaftlichen Ordnung merkliche Verbesserungen erzielen zu können, blieben die
Ziele und Forderungen der neuen Protestbewegung vage, unkonkret und letztendlich
nicht realisierbar.208 Wie im vorangegangenen Kapitel ausgeführt wurde, stellen die
Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen in Hinblick auf ihre Themen, Ziele,
Organisationsstruktur und dem demographischen Profil ihrer Teilnehmer in vielerlei
Hinsicht eine Kontinuität zu den Occupy-Protesten der Jahre 2011 und 2012 dar.209
Zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung bereits innerhalb der Friedensbewegung 2014
ab oder handelt es sich hierbei um eine im Entstehen begriffene, neue politische Kraft
innerhalb der Bundesrepublik?
Vieles spricht dafür, dass die Friedensbewegung 2014 mit der Zeit mit den gleichen
strukturellen Schwierigkeiten konfrontiert sein wird, wie es Occupy einige Monate nach
ihrer Entstehung war. Auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 existieren nur vage
Vorstellungen in Bezug auf politische Ziele und Forderungen, ähnlich wie Occupy hat
die junge Protestbewegung keine Organisationsstruktur, die ein effizientes politisches
Handeln ermöglichen würde. Durch Strukturlosigkeit und innere Widersprüche könnte
die Friedensbewegung 2014 für Teile ihrer Anhängerschaft auf Dauer an Attraktivität
verlieren.210 Es ist außerdem denkbar, dass die starke Heterogenität ihrer Anhänger
ein Fortbestehen der Protestbewegung auf lange Sicht bedeutend erschweren wird.211
Eine ernstzunehmende, neue politische Kraft ist mit der Friedensbewegung 2014 auch
207 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26. 208 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 2; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 27. 209 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f. 210 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; S. 29. 211 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S.; vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.
53
allein deshalb nicht entstanden, da die Bewegung durch ihre Gegnerschaft zur
gegenwärtigen demokratischen Ordnung, die sich beispielsweise darin äußert, dass
die Ausübungen des aktiven Wahlrechts innerhalb der Anhängerschaft der
Protestbewegung in weiten Teilen abgelehnt wird, voraussichtlich auch in Zukunft nicht
an den demokratischen Prozessen innerhalb der Bundesrepublik partizipieren wird und
somit (außerhalb der eigenen Utopie eines friedlichen „Systemumsturzes“) keine
Aussicht auf die Verwirklichung der Ziele Protestbewegung, besteht.212 Bereits jetzt ist
durch die Abschottung der Anhänger der Mahnwachen und der Verwehrung gegenüber
Kritik von außen eine starke Innenwendung der noch jungen Protestbewegung
erkennbar.213
Sollte es der Friedensbewegung 2014 nicht gelingen sich dauerhaft als zahlenmäßig
große und einflussreiche soziale Bewegung innerhalb der politischen Landschaft der
Bundesrepublik zu etablieren, was zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich erscheint, ist
es trotz allem gut möglich, dass die Mahnwachen für den Frieden zumindest mit einem
kleinen Kreis an Aktiven noch in den kommenden Jahren fortbestehen werden, wie
dies beispielsweise an den bundesweiten „Mahnwachen gegen Hartz IV“, den
„Mahnwachen gegen Fluglärm“ im Rhein-Main-Gebiet oder den Gegnern des
Bahnprojektes „Stuttgart 21“ zu beobachten ist, die sich auch einige Jahre nachdem
die Hauptaufmerksamkeit für ihre Bewegung abgeklungen ist, nach wie vor
wöchentlich mit einem kleinen Kreis an Teilnehmern zum öffentlichen Protest treffen.214
Weiterhin erscheint es denkbar, dass es in den kommenden Jahren immer wieder zu
einer Entstehung neuer Protestbewegungen ähnlich der Friedensbewegung 2014
kommen wird, die sich mit ihrem Protest gegen die erlebte politische Entleerung der
Demokratie wenden.215 Die Anhänger der Occupy-Bewegung der Jahre 2011 und
2012, aber auch die Piraten-Partei, die ihre Hochphase in den Jahren 2009 bis 2012
erlebte, sind wie die Friedensbewegung 2014 Protestphänomene, die gegen die
postdemokratischen Tendenzen innerhalb des politischen Systems der Bundesrepublik
aufbegehren, da deren Anhänger sich wie die Aktivisten der Friedensbewegung 2014
212 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 19. 213 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 24. 214 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Buchmeier, Frank (2014): o. S. 215 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28.
54
nicht innerhalb der bestehenden politischen Ordnung repräsentiert sehen und deshalb
nach neuen politischen Ausdrucksformen suchen.216
Die neueste Bewegung dieser postdemokratischen Tendenz sind die „Patriotischen
Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida), die im Winter 2014
wöchentliche Montagsdemonstrationen in Dresden abhielten und hier im Januar 2015
bis zu 20.000 Demonstranten mobilisieren konnten.217 Es muss an dieser Stelle betont
werden, dass die Pegida-Demonstrationen in Bezug auf ihre Themen (Verschärfung
des deutschen Asylrechts und Kampf gegen „Islamisierung“) in keiner inhaltlichen
Nähe zur Friedensbewegung 2014 stehen. Gemeinsamkeiten bestehen aber zwischen
beiden Bewegungen insofern, dass deren Teilnehmer sich im politischen System der
Bundesrepublik nicht vertreten sehen und auch in dem großem Misstrauen beider
Bewegungen gegenüber den etablierten Medien. Außerdem herrscht sowohl bei
Pegida, als auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 eine starke Sympathie für den
russischen Präsidenten Vladimir Putin, die mit starken antiamerikanischen
Ressentiments gepaart ist. Nicht zuletzt wählen beide Bewegungen den Montag als
Veranstaltungstag und versuchen überdies mit ihrem Veranstaltungskonzept der
„Montagsdemonstration“ bzw. „Montagsmahnwache“ eine Kontinuität zur Friedlichen
Revolution der DDR und deren Montagsdemonstrationen herzustellen.218
Zuletzt ist im Winter 2014/2015 mit der Ausfrufung des „Friedenswinters“ eine gewisse
Verstätigung der Friedensbewegung 2014 festzustellen. Teile der traditionellen
Friedensbewegung der Bundesrepublik, wie beispielsweise die „Kooperation für den
Frieden“, aber auch andere Soziale Bewegungen des linken politischen Spektrums,
wie beispielsweise das globalisierungskritische Bündnis Attac, Vertreter der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) oder auch Vertreter der Partei Die
Linke haben die die Mahnwachen für den Frieden nun anerkannt und gehen
zunehmend Kooperationen mit der jungen Protestbewegung ein.219
216 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 12, S. 28; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 217 Vgl. o. V. (2015): o. S. 218 Vgl. Kämper, Vera (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014b): o. S. 219 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S.
55
3. Theoretische Grundlagen
3.1 Verschwörungstheorien
Der Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014 und deren wöchentlichen
Mahnwachen für den Frieden ist vielfach von verschwörungstheoretischen Deutungen
bestimmt, die häufig antisemitische und antiamerikanische Zuschreibungen enthalten.
Um drei dieser verschwörungstheoretischen Diskurse in Kapitel 4.2 einer
Diskursanalyse unterziehen zu können, müssen vorab einige theoretische
Voranmerkungen getätigt werden. An erster Stelle muss der Begriff der
Verschwörungstheorie einem Definitionsversuch unterzogen werden und es soll
dargelegt werden, welche sozialpsychologischen Funktionen Verschwörungstheorien
erfüllen. An zweiter Stelle soll erörtert werden, wie die Verbreitung von
Verschwörungstheorien im Informationszeitalter stattfindet. Hier wird ein besonderer
Schwerpunkt auf die Verbreitung über das Internet und speziell über die Sozialen
Netzwerke gelegt, da diese Kommunikationswege für die internetaffine Bewegung der
Mahnwachen für den Frieden von besonderer Bedeutung sind.
3.1.1 Verschwörungstheorie: Herausforderungen einer Begriffsbestimmung
Nachweislich existieren Verschwörungstheorien schon seit langer Zeit und sind so zu
einem stetigen Begleiter der europäischen Kultur geworden. Bereits im Hochmittelalter
waren Verschwörungstheorien – vorwiegend christlicher Prägung - weit verbreitet.
Darin verschwor sich beispielsweise der Teufel mit den Juden oder den Hexen.220 Mit
dem Übergang in die Epoche der Frühmoderne werden die typischen
Verschwörerstereotype des Mittelalters von anderen Gruppen abgelöst, wie
beispielsweise den Freimaurern und später den Sozialisten oder Zionisten.221 Manche
Autoren sprechen aufgrund dieser Kontinuität von Verschwörungstheorien innerhalb
der Geschichte von einer „anthropologischen Konstante“ der Verschwörungstheorien.
Diese würden einem fundamentalen menschlichen Bedürfnis nach Weltorientierung
220 Vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 11 ff.; S. 20 ff.; S. 33. ff. 221 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 195 f. Anders als Hexen, Ketzer oder der Teufel werden Juden auch nach dem Ende des Mittelalters in vielen Verschwörungstheorien als Verschwörer identifiziert. An den Verschwörungstheorien der Frühmoderne ist exemplarisch der sich in dieser Zeit vollziehende Übergang vom christlichen Antijudaismus zum modernen Antisemitismus gut zu erkennen, wenn Juden nun nicht mehr allein als religiöse Gruppe wahrgenommen werden und die religiöse Gruppe der Juden von der politischen Gruppe der Zionisten als Feindbild abgelöst wird (vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201).
56
entsprechen und seien deshalb zu jeder Epoche in allen Kulturkreisen der Welt zu
finden.222
Umso erstaunlicher erscheint daher der Umstand, dass lange Zeit keine
wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Verschwörungstheorie
erfolgte. Erst ab der Mitte der Neunzigerjahre begannen erstmals Wissenschaftler aus
der Psychologie und etwas später aus den Sozial- und Geisteswissenschaften sich
dem Thema wissenschaftlich zu nähern.223 Die maßgeblichen Gründe für die
Nichtbeschäftigung mit dem Thema der Verschwörungstheorie waren, dass viele
Wissenschaftler fürchteten, die Unseriosität des Forschungsgegenstandes könnte in
der wissenschaftlichen Rezeption auf die eigenen Forschungsergebnisse abfärben.
Außerdem erschien es schwierig einen analytischen Zugang zu einem Thema zu
finden, dessen Inhalte diffus und häufig widersprüchlich sind.224
Aber um was genau handelt es sich nun bei dem Phänomen, das gemeinhin als
Verschwörungstheorie bezeichnet wird? Streng genommen ist bereits die Bezeichnung
„Verschwörungstheorie“ irreführend, da es sich bei Verschwörungstheorien nicht um
„Theorien“ im eigentliche Sinne handelt, da diese nicht falsifizierbar sind und im
Gegensatz zu wissenschaftlichen Theorien eher einer Weltanschauung gleichkommen,
die stets für sich in Anspruch nimmt die absolute Wahrheit widerzugeben. Treffender
wäre daher die Bezeichnung „Verschwörungsideologie“ oder auch die des
„Verschwörungsmythos“.225
Die wissenschaftliche wie innergesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem
Phänomen der Verschwörungstheorie ist davon geprägt, dass Verschwörungstheorien
in der allgemeinen Wahrnehmung als „illegitimes Wissen“ wahrgenommen werden und
ihnen eine „Trias der Mangelhaftigkeit“, bestehend aus den Attributen Unwahrheit,
Krankhaftigkeit und Gefährlichkeit anhaftet. Über Verschwörungstheorien wird
gemeinhin angenommen, dass diese immer auf unwahren, unbewiesenen oder
erfundenen Behauptungen oder Vermutungen beruhen. Weiterhin wird davon
222 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 37. 223 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 9. 224 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 12 f. 225 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 14 f.; vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Waibl-Stockner, Jasmin (2009): S. 18. Auch wenn die Termini „Verschwörungsideologie“ oder „Verschwörungsmythos“ für treffender erachtet werden als der Begriff der „Verschwörungstheorie“, wird in der vorliegenden Magisterarbeit trotz allem die Bezeichnung „Verschwörungstheorie“ verwendet, da dieser Terminus sich allgemein durchgesetzt hat.
57
ausgegangen, dass der Glaube an eine Verschwörungstheorie Rückschlüsse auf einen
krankhaften Geisteszustand der betreffenden Person zuließe. Zuletzt werden
Verschwörungstheorien als gefährlich wahrgenommen, da diese eine Grundlage für
gefährliche politische Ideologien bieten können. Es handelt sich also schon allein bei
dem Begriff der „Verschwörungstheorie“ um keine reine Analysekategorie, sondern um
einen stigmatisierenden und delegitimierenden Ausdruck.226
Andreas Anton et al. haben darauf hingewiesen, dass die Versuche der älteren
Forschung, eine Definition für das Phänomen der Verschwörungstheorie zu finden,
stark von dieser „Trias der Mangelhaftigkeit“ beeinflusst sind und sich folglich in ihren
Definitionen zumeist auf die negativen Auswirkungen von Verschwörungstheorien
konzentrieren, was einen wertfreien Blick auf den Forschungsgegenstand erschwert
oder sogar verhindert.227 So definiert beispielsweise Daniel Pipes
Verschwörungstheorien als eine „real nicht existente, aus Angst befürchtete
Verschwörung“228, die „einen Menschen zunehmend für sich einnehmen (können), bis
sie schließlich zu einer Weltanschauung werden“229. Diesen Zustand bezeichnet Pipes
als „Verschwörungsdenken“, „Paranoia-Haltung“ oder „Mentalität der heimlichen
Hand“230. Dieter Groh sieht in Verschwörungstheorien „teleologische
Weltdeutungsmuster“231, mit deren Hilfe erklärt werden kann, „warum guten Menschen
Schlechtes widerfährt“.232
In Abgrenzung zu den Definitionsversuchen der älteren Forschung schlagen Anton et
al. eine konstruktivistisch-wissenssoziologische Definition für Verschwörungstheorien
vor, mit der eine Konzentration auf die negativen Auswirkungen von
Verschwörungstheorien innerhalb der Definition und der späteren wissenschaftlichen
Beschäftigung vermieden werden kann. Nach Anton et al. stellen
„Verschwörungstheorien […] eine spezielle Formkategorie sozialen Wissens dar, in
deren Zentrum Erklärungs- oder Deutungsmodelle stehen, welche aktuelle oder
historische Ereignisse, kollektive Erfahrungen oder die Entwicklung einer Gesellschaft
insgesamt als Folge einer Verschwörung interpretieren. Als gesellschaftlich
konstruierte Wissensbestände, welche sich über Prozesse der Externalisierung,
226 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 10 ff. 227 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11. 228 Pipes, Daniel (1998): S. 45. 229 Pipes, Daniel (1998): S. 46. 230 Pipes, Daniel (1998): S. 46. 231 Groh, Dieter (2001): S. 188. 232 Vgl. Groh, Dieter (1987): S. 3 ff.; vgl. Groh, Dieter (2001): S. 188 ff.
58
Objektivierung und Internalisierung konstituieren, erfüllen Verschwörungstheorien die
Funktion, menschliches Erleben und Handeln mit Sinn zu versehen.“233 Bei einer
Verschwörungstheorie handelt es sich nach Anton et al. um eine „kulturell heterodoxe
Wirklichkeitsbeschreibung“ eines bestimmten Sachverhaltes, welche in einem
Widerspruch zur gesellschaftlich anerkannten Wirklichkeitsbeschreibung („orthodoxe
Wirklichkeitsbeschreibung“) innerhalb einer Gesellschaft zu diesem Sachverhalt
steht.234
Warum glauben nun also viele Menschen an Verschwörungstheorien und welche
sozialpsychologischen Funktionen erfüllen sie? Auch wenn die ältere Forschung die
Funktion von Verschwörungstheorien zumeist auch im Hinblick auf die oben genannten
negativen Aspekte der Verschwörungstheorien definiert, enthalten sie doch zahlreiche
zentrale Befunde zu deren Funktionen. Verschwörungstheorien erfüllen zum einen die
Funktion einer „kognitiven Dissonanzreduktion“, mit Hilfe derer die Komplexität eines
Sachverhaltes, beispielsweise einer persönlich erfahrenen oder auch
gesellschaftlichen Krise, drastisch reduziert werden kann, um diesen so besser zu
verstehen.235 Sie knüpfen hierbei an die innerhalb einer Gesellschaft oder sozialen
Gruppe vorherrschenden Stimmungen oder Ressentiments an.236
Verschwörungstheorien erfüllen außerdem die Funktion einer „Bewältigungsstrategie“
oder „Kontingenzbewältigung“, damit Menschen zufällige, schicksalhafte Ereignisse
verarbeiten können, indem sie eine Antwort darauf finden, warum diese stattgefunden
haben und wer sie verursacht hat. Beispiele hierfür sind etwa die europäische
Pestepidemie ab 1347, für deren Ausbruch die Juden verantwortlich gemacht wurden,
oder verschiedene Wirtschaftskrisen der Moderne, für die in
verschwörungstheoretischen Deutungen in der Regel eine jüdisch-amerikanische
Finanzelite als Verursacher identifiziert wird.237 Indem in Verschwörungstheorien
bestimmte gesellschaftliche Randgruppen als Gruppe der Verschwörer ausgemacht
werden, erfüllen diese Gruppen auch eine wichtige gesellschaftliche
„Sündenbockfunktion“. Durch die Abgrenzung zur Fremdgruppe der „Verschwörer“ wird
so der Zusammenhalt der eigenen Wir-Gruppe der Mehrheitsgesellschaft neu
gestärkt.238 Die Identifikation von Verursachern für Krisensituationen entlastet zudem
233 Anton, Andreas et al. (2014): S. 15. 234 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 13; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 114 f. 235 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207. 236 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 27. 237 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 238 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 11.
59
vom Gefühl der eigenen Ohnmacht angesichts zufälliger, schicksalhafter Ereignisse.239
Nach Michael Schetsche ist gerade mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts eine
Zunahme im Glauben an Verschwörungstheorien festzustellen, da sich Menschen in
einer politisch, gesellschaftlich, ökonomisch und technisch immer komplexer
werdenden Welt nach Erklärungsmustern für die in ihrer Wahrnehmung immer
unübersichtlicher werdende Wirkungsgefüge, sehnen.240
3.1.2 Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Zeitalter von Social Media
Die Verbreitung einer Verschwörungstheorie und ihre Wirkungsweise innerhalb eines
gesellschaftlichen Raumes wird durch die jeweiligen Informations- und
Kommunikationsmöglichkeiten einer Gesellschaft in einer bestimmten Epoche und
geographischen Region bestimmt. Trotz allem existierten bereits vor dem Zeitalter der
Massenkommunikation eine Reihe von Verschwörungstheorien, die nicht nur lokal
Verbreitung fanden, sondern in den unterschiedlichsten Regionen und Gesellschaften
bekannt waren und dort auch heute noch wirken, wie etwa am Beispiel der „Protokolle
der Weisen von Zion“ deutlich wird.241
Durch das Aufkommen neuer Technologien, wie zum Beispiel billigen
Rundfunksendern für den Eigengebrauch oder Kopiergeräten und der massenhaften
Verbreitung dieser Technologien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eröffneten
sich auch für das Genre der Verschwörungstheorie neue und schnellere
Verbreitungsmöglichkeiten.242 Insbesondere ist es heute das Internet, welches das
zentrale Transportmittel für Verschwörungstheorien überhaupt darstellt. Daniel Pipes
hat sich bereits in seinem 1998 erschienen Werk „Verschwörung“ in einem eigenen
Kapitel der Verbreitung von Verschwörungstheorien durch das Internet gewidmet, zu
einem Zeitpunkt, als sich die Internetnutzung privater User noch in einem
Anfangsstadium befand und die globalen Kommunikationsmöglichkeiten des Web 2.0
und seiner Sozialen Netzwerke, das einige Jahre später entstehen sollte, noch kaum
vorstellbar erschienen. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren Verschwörungstheorien im
239 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 44. 240 Vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 116. 241 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 28; vgl. Groh, Dieter (2001): S. 188. Detaillierte Informationen zu dem Fortleben der „Protokolle der Weisen von Zion“ in den zeitgenössischen Verschwörungstheorien enthält die dritte Diskursanalyse (Kapitel 4.2.5 und Kapitel 4.2.6). 242 Vgl. Pipes, Daniel (1998): S. 307.
60
Internet auffallend präsent und wurden dort über private Websites oder in Chatrooms
und Newsgroups verbreitet und diskutiert.243
Generell bietet das Internet neue und schnelle Verbreitungswege für jegliche Art von
Wissen, so auch für Verschwörungstheorien. Das Internet stellt die ideale Plattform für
die Verbreitung von marginalisiertem Wissen und heterodoxen
Wirklichkeitsbeschreibungen, wie es etwa Verschwörungstheorien sind, dar, da jeder
Internetnutzer selbst publizieren kann und keine Ordnungsinstanzen existieren, die die
Verbreitung heterodoxer Wirklichkeitsbeschreibungen unterbinden würden.244
Verschwörungstheorien kommt im Internet speziell zugute, dass deren Rolle als
marginalisiertes und heterodoxes Wissen für andere Nutzer oft nicht auf den ersten
Blick erkennbar ist. Heterodoxe Wirklichkeitsbeschreibungen können unter Umständen
im Internet genauso viel Aufmerksamkeit erlangen wie orthodoxes Wissen, was über
die traditionellen Kommunikationsorgane, wie beispielsweise Tageszeitungen oder
Fernsehen und Rundfunk nicht möglich wäre, da diese Kommunikationsorgane
heterodoxen Deutungen nicht dieses Maß an Aufmerksamkeit bieten würden.245
Zudem findet die Kommunikation über das Internet global und in Echtzeit statt, so dass
es in sehr kurzer Zeit zu einer flächendeckenden Verbreitung von populären
Verschwörungstheorien kommen kann, wie dies beispielsweise an den
Verschwörungstheorien sichtbar wird, die sich um die Terroranschläge des 11.
September 2001 ranken. Bereits zwei Tage nach den Anschlägen waren
Verschwörungstheorien im Internet zu finden, die den offiziellen Hergang der
Ereignisse und die Täterschaft der Flugzeugentführer anzweifelten und nahegelegten,
die Gebäude seien stattdessen gezielt gesprengt worden.246 Das Internet bietet aber
nicht nur bessere Verbreitungswege für Verschwörungstheorien als die klassischen
Medien, sondern begünstigt auch deren Entstehung. Dies liegt daran, dass im Internet
die Grenzen zwischen „Produzenten“ und „Rezipienten“ aufgehoben sind: Jeder
Internetnutzer hat die Möglichkeit, seiner persönlichen Deutung eines Geschehens im
Internet Ausdruck zu verleihen.247
Mit dem Aufkommen des Web 2.0 und der Sozialen Netzwerke ab dem Jahr 2004
eröffneten sich noch einmal gesteigerte Publikationsmöglichkeiten für jegliche Form
243 Vgl. Pipes, Daniel (1998): S. 307 ff. 244 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 18; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 117. 245 Vgl. König, René (2014): S. 205. 246 Vgl. König, René (2014): S. 204. 247 Vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 117.
61
von Wissen. Von nun an waren durch den vermehrten Einsatz standardisierter
Plattformen keine besonderen Computerkenntnisse mehr nötig, um selbst Inhalte
einzustellen, die Partizipationsmöglichkeiten im Internet hatten sich noch einmal stark
vereinfacht. Anhänger von Verschwörungstheorien können sich über Soziale
Netzwerke wie beispielsweise Facebook global mit Gleichgesinnten vernetzen und sich
so sehr leicht zu ihren Ansichten austauschen.248 Aber auch die Selbstwahrnehmung
von Anhängern von Verschwörungstheorien erfährt durch die globale Vernetzung mit
Gleichgesinnten eine Veränderung. Dadurch, dass die „Verschwörungstheoretiker“ des
Web 2.0 immer im globalen Kontakt mit anderen Anhängern von
Verschwörungstheorien stehen, empfinden sich diese nur noch „[…] selten als
randständiger Sonderling und öfter als Teil einer gut vernetzten sozialen
Graswurzelbewegung mit revolutionärem Potenzial […]“249. Durch die Vernetzung über
die Sozialen Medien des Internets kann ferner auch die Stigmatisierung, welche die
Anhänger von Verschwörungstheorien möglicherweise in ihrem privaten Umfeld
erfahren, verarbeitet werden.250
Abschließend kann festgehalten werden, dass Verschwörungstheorien zwar stark vom
Aufkommen des Internets und speziell des Web 2.0 profitieren, da sich ihre
Verbreitung durch die neue Technologie massiv vereinfacht hat. Die Offenheit des
Internets kann sich mitunter aber auch gegen Verschwörungstheorien wenden, da es
auch für deren Gegner durch vereinfachte Publikationsmöglichkeiten leichter geworden
ist, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen und über Verschwörungstheorien
aufzuklären.251
3.2 Exkurse: Varianten des Antisemitismus
Der Begriff des Antisemitismus wird heute verwendet „als Oberbegriff für alle Formen
von Feindschaft gegen Juden […]“252, stellt der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz
zu Beginn seiner Monographie „Was ist Antisemitismus?“ fest.253 Konträr zu dieser
allgemeinen Verwendung des Antisemitismusbegriffs existieren aber viele Unterformen
des Antisemitismus, die sich in Bezug auf ihren Fokus (religiös, rassistisch,
248 Vgl. König, René (2014): S. 207 f. 249 König, René (2014): S. 208. 250 Vgl. König, René (2014): S. 207 f. 251 Vgl. König, René (2014): S. 216. 252 Benz, Wolfgang (2004): S. 8. 253 Vgl. Benz, Wolfgang (2004).
62
antizionistisch), in Bezug auf ihre historische Entwicklung und in Bezug auf die ihnen
immanenten Stereotype über Juden teilweise unterscheiden, widersprechen und
ergänzen.
In den folgenden Exkursen soll daher auf die Ideologien der verschiedenen
Unterkategorien der Feindschaft gegen Juden eingegangen werden, damit diese
spezifischen Spielarten des Antisemitismus („(Moderner) Antisemitismus“ (Kapitel
3.2.1), „Sekundärer Antisemitismus“ (Kapitel 3.2.2) und „Antizionismus“ (Kapitel 3.2.3))
in den späteren Diskursanalysen (Kapitel 4.2) identifiziert werden können. In einem
weiteren Exkurs (Kapitel 3.2.4) soll der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei
dem Phänomen des Antiamerikanismus, das neben dem Antisemitismus in den
verschwörungstheoretischen Diskursen der Friedensbewegung 2014 ebenfalls häufig
zu finden ist, um eine weitere Spielart des Antisemitismus handelt.
3.2.1 (Moderner) Antisemitismus
Der Begriff des „Modernen Antisemitismus“ bezeichnet die vornehmlich rassistisch und
sozial motivierte Feindschaft gegenüber Juden, die innerhalb des Bürgertums des
Deutschen Kaiserreiches im 19. Jahrhundert ihren Aufstieg erlebte und im Kern eine
bürgerliche Gegenbewegung zu den als bedrohlich empfundenen Entwicklungen der
Moderne, darstellt.254
Der Begriff „moderner Antisemitismus“ wird vor allem verwendet um den religiös
motivierten christlichen Antijudaismus des Mittelalters und der Neuzeit gegenüber dem
stärker rassistisch motivierten Antisemitismus der bürgerlich-kapitalistischen
Gesellschaft des Industriezeitalters abzugrenzen.255 Allerdings kann keine klare
historische Zäsur zwischen den beiden Phänomenen christlicher Antijudaismus und
moderner Antisemitismus festgestellt werden, die Übergänge vom Antijudaismus zum
Antisemitismus sind in Bezug auf die ihnen immanenten Stereotype und Vorurteile zum
Teil fließend. So haben bestimmte judenfeindliche Stereotype und Bilder, wie 254 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 22. 255 Vgl. Kampling, Rainer (2011): S. 10. Beim christlichen Antijudaismus handelt es sich um die religiös begründete Judenfeindschaft von Seiten von Christen, die vornehmlich der religiösen Abgrenzung von der Jüdischen „Mutterreligion“, aus der das Christentum entstanden ist, diente. Tatsächlich liegen die Wurzeln des Antisemitismus aber noch etwas weiter zurück und können bereits für das Zeitalter der Antike nachgewiesen werden. So enthält beispielsweise das Buch Esther des Alten Testaments, dessen Entstehung auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, detaillierte Schilderungen judenfeindlicher Pogrome zu dieser Zeit im antiken Israel (vgl. Blum, Matthias (2011): S. 6).
63
beispielsweise die des „jüdischen Wucherers“, welches sich in moderner Zeit in dem
Bild vom „internationalen Finanzjudentum“ finden lässt, oder die Ritualmordlegende,
die in heutiger Zeit in abgewandelter Form am häufigsten in dem Ausspruch
„Kindermörder Israel“ im Zusammenhang mit dem Israelisch-Palästinensischen Konflikt
auftritt, ihre Wurzeln im christlichen Antijudaismus.256 Der moderne Antisemitismus
greift auf diese Stereotype zurück und passt sie an die Lebensumstände der modernen
Zeit an. Der christliche Antijudaismus stellt somit „Elemente für eine Ideologie bereit,
die im modernen Antisemitismus übernommen werden konnten.“257 Der Zusatz
„modern“ im Begriff des „Modernen Antisemitismus“ verdeutlicht an dieser Stelle also
vor allem, dass es sich bei dieser Ausprägung des Antisemitismus um ein qualitativ
neues Phänomen des Zeitalters der Moderne handelt, wie dieses in Abgrenzung zur
religiös motivierten Judenfeindschaft des christlichen Antijudaismus im Kaiserreich des
19. Jahrhunderts entsteht.258
Begriffsgeschichtlich ist der Ausdruck Antisemitismus vergleichsweise jung, er wird in
einer politisch motivierten antisemitischen Hetzschrift des deutschen Journalisten
Wilhelm Marr (*1819 † 1904) aus dem Jahr 1879 entscheidend geprägt, auch wenn der
Begriff wohl bereits in den beiden Jahrzehnten zuvor vereinzelt Verwendung fand.259
Vom Deutschen aus hält der Begriff in den anschließenden Jahren schnell Einzug in
viele andere Sprachen. Als wissenschaftliche Analysekategorie wird er vor allem ab
1945, nach dem nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden,
verwendet.260
Shulamit Volkov hat in ihrem Aufsatz „Antisemitismus als kultureller Code“261 auf die
Bedeutung des modernen Antisemitismus als umfassende Weltanschauung der
Bürgerlichen Gesellschaft des Wilhelminismus hingewiesen. Volkov beschreibt den
Antisemitismus als einen „kulturellen Code“, der die Zugehörigkeit zum kulturellen
Lager der Modernitätsfeinde kenntlich macht. Nach Volkov stehen sich im Kaiserreich
zwei feindliche Lager entgegen: ein modernitätsfeindliches, das die Gleichstellung der
Juden rückgängig machen will und ein liberales, welches die volle Integration der
Juden in die Gesellschaft befürwortet. In Abgrenzung zum Begriff der Weltanschauung
256 Vgl. Bergmann, Werner (2008): S. 12; vgl. Heil, Johannes (2008): S. 23; vgl. Escher, Clemens (2011): S. 349; vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 335 f. 257 Kampling, Rainer (2011): S. 13. 258 Vgl. Wyrwa, Ulrich (2011): S. 209 f. 259 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 16. 260 Vgl. Wyrwa, Ulrich (2011): S. 210. 261 Volkov, Shulamit (2000).
64
begreift Volkov den Antisemitismus als eine Kultur, die das gesamte Fühlen und
Denken der Antisemiten bestimmt. Nach Volkov ist der moderne Antisemitismus ferner
eine Gegenbewegung zu den Prinzipien der modernen Gesellschaft, in welchem Juden
zum Symbol für alle als bedrohlich und negativ wahrgenommenen Entwicklungen der
modernen Welt werden.262 Mit der Lebenswirklichkeit von Juden innerhalb des
wilhelminischen Kaiserreichs hat der neu entstandene Antisemitismus daher nur sehr
wenig bis gar nichts zu tun, er ist vielmehr ein Mittel, ein „kultureller Code“, mit Hilfe
dessen alle negativen und beunruhigenden Neuerungen der modernen Gesellschaft
durch „die Juden“ erklärt werden konnten. Moderner Kapitalismus, Demokratie,
Populärkultur – mit allen diesen Entwicklungen der Moderne wurden Juden in
Verbindung gebracht und als Verursacher derselben identifiziert, die
gruppenspezifischen Merkmale der Juden der Emanzipationszeit schienen diese
Vorurteile scheinbar zu belegen.263 „‘Das internationale Judentum‘ wird […] als das
wahrgenommen, was hinter dem ‚Asphaltdschungel‘ der wuchernden Metropolen,
hinter der ‚vulgären, materialistischen, modernen Kultur‘ und, generell hinter allen
Kräften, die zum Niedergang althergebrachter sozialer Zusammenhänge, Werte und
Institutionen führen, steht.“264
Zuletzt muss noch auf die besondere Bedeutung des modernen Antisemitismus als
Reaktion auf die jüdische Emanzipation und Assimilation in der Zeit der deutschen
Nationalstaatsbewegung hingewiesen werden. Den Juden wurde vorgeworfen, im
Geheimen einen „Staat im Staate“ gründen zu wollen. Sie wurden beschuldigt, sich
vom Rest der Gesellschaft innerhalb eines Staates kulturell, religiös und rechtlich 262 Vgl. Volkov, Shulamit (2000): S. 23 ff. ; vgl. Salzborn , Samuel (2010a): S. 148. 263 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 23 ff.; vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 f. Kapitalismus: Historisch bedingt waren viele Juden zur Entstehungszeit des modernen Antisemitismus im Banken- und Geldgeschäft tätig, innerhalb der Bürgerlichen Gesellschaft herrschte daher eine starke Vorstellung vom „kapitalistischen Geist“ des Judentums, hinter dem Kapitalismus wurde eine internationale jüdische Finanzelite vermutet. Juden wurden so zu Symbolfiguren der Institutionen des modernen Kapitalismus wie beispielsweise der Börse oder Banken. Der antisemitische Charakter der Identifikation von Juden und Kapitalismus wird noch einmal besonders deutlich in der Unterscheidung vom schaffenden (deutschen) und raffenden (jüdischen) Kapital, ein semantisches Bild in welchem Juden zu schmarotzenden Nutznießern an der Produktivkraft der deutschen Arbeiter werden. Demokratie: Im Bereich der Politik diente häufig das antisemitische Bild von den Juden, die hinter den Kulissen der modernen Demokratie ständen als Erklärung für schwer verständliche und zum Teil widersprüchliche Entscheidungen staatlicher Akteure. Auch hinter den politischen Revolutionen der Moderne, wie beispielsweise der Französischen Revolution, wurden Juden als Drahtzieher vermutet, die diese Revolutionen anzetteln würden, um den nationalen Zusammenhalt in einem Staat zu schwächen. Kultur: Auch im Bereich der Kultur gab es die Vorstellung von einer „jüdischen Zersetzung“ der Hochkultur, Juden galten als Verursacher einer minderwertigen Massenkultur. Auch eine zunehmende Sexualisierung innerhalb der Kultur wurde den Juden angelastet. 264 Postone, Moishe (1988): S. 245.
65
abzusondern und sie besäßen überdies keine Loyalität zu dem Staat, in dem sie
lebten.265 Innerhalb des entstehenden deutschen Nationalismus wurden Juden so zum
direkten Gegensatz zur deutschen Nation, sie galten als kosmopolitisch, wurzellos,
zersetzend und egoistisch, ganz und gar fremd und durch und durch gegensätzlich zu
allen Nationen der Welt.266
3.2.2 Sekundärer Antisemitismus
Als „Sekundären Antisemitismus“ bezeichnet man eine ideologische Weiterentwicklung
der Judenfeindschaft, welche eine Reaktion auf die Verfolgung und Vernichtung der
europäischen Juden durch den Nationalsozialismus darstellt.267 Es handelt sich bei
dem Phänomen des sekundären Antisemitismus also nicht um einen Antisemitismus
„trotz“, sondern „gerade wegen“ Ausschwitz.268 Geprägt wurde der Begriff des
„Sekundären Antisemitismus“ 1960 von Peter Schönbach, einem Wissenschaftler im
Umfeld der „Frankfurter Schule“ und Mitarbeiter Theodor W. Adornos.269 Pointiert
kommt das besondere Moment des sekundären Antisemitismus in dem Ausspruch zur
Geltung, der allgemein dem israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex zugeschrieben wird:
„Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“270 Theodor W. Adorno
hat in seinem Gruppenexperiment bereits in den Fünfzigerjahren empirisch
nachweisen können, dass Juden nach 1945 in der Wahrnehmung vieler Deutscher
durch ihre bloße Existenz die Erinnerung an den Holocaust wachhalten und so zu
„Störenfrieden der Erinnerung“ werden, indem sie eine positive Identifikation mit der
deutschen Nation nachhaltig verhindern.271 Der sekundäre Antisemitismus hat somit
eine besondere Bedeutung und eigene Qualität für Deutschland und auch Österreich
265 Vgl. Bergmann, Werner (2011b): S. 308. 266 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 26 f. Besonders deutlich wird diese Wahrnehmung der Juden als „Antination“ in dem Zitat des deutschen Philosophen Johann Gottlieb Fichte (*1762 † 1814) aus dem Jahr 1793, auf welches sich spätere Antisemiten immer wieder bezogen: „Fast durch alle Länder Europas verbreitet sich ein mächtiger, feindselig gesinnter Staat, der mit allen übrigen im beständigen Kriege steht, und der in manchen fürchterlich schwer auf die Bürger drückt; es ist das Judenthum. Ich glaube nicht, und ich hoffe es in der Folge darzuthun, daß dasselbe dadurch, daß es einen abgesonderten und so fest verketteten Staat bildet, sondern dadurch, daß dieser Staat auf dem Haß des ganzen menschlichen Geschlechts aufgebaut ist, so fürchterlich werde.“ (vgl. Fichte, Johann Gottlieb (1793): o. S.). 267 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 31. 268 Vgl. Broder, Henryk M. (1988): S. 11. 269 Vgl. Heni, Clemens (2008): S. 132. 270 Zit. nach Heni, Clemens (2008): S. 132. 271 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300; vgl. Adorno, Theodor W. (2003): S. 143 ff.; vgl. Adorno, Theodor W. (1980): S. 105 ff.
66
und stellt eine besondere Form der Schuld- und Erinnerungsabwehr der
nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden dar.272 Schuld- und
Erinnerungsabwehr sind somit auch die entscheidenden Motive für Antisemitismus in
Deutschland und Österreich nach 1945.273
Innerhalb der Ideologie des Sekundären Antisemitismus existieren bestimmte
argumentative Muster, mit welchen der Sprecher die Ziele Erinnerungsabwehr und
Schuldabwehr zu erreichen versucht274:
1. Leugnung oder Relativierung des Holocausts: Unter diesem Aspekt versteht
man den Versuch der (pseudo-)wissenschaftlichen revisionistischen
Geschichtsverfälschung, durch welchen die anerkannte Geschichtsschreibung
des Nationalsozialismus in Frage gestellt werden soll, um beispielsweise den
nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden zu leugnen
bzw. dessen Opferzahlen zu minimieren. Die Holocaustrelativierung oder
Leugnung enthält insofern eine antisemitische Argumentationsstruktur, da
versucht wird, Juden eine Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen
zu geben, es kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Häufig wird zusätzlich auch
argumentiert, der Holocaust sei von den Juden selbst erfunden worden um
daraus im Nachhinein finanzielle Vorteile ziehen zu können.275 Häufig ist die
Relativierung oder Leugnung des Holocaust auch mit einer Verweigerung der
Verantwortung gegenüber den nationalsozialistischen Verbrechen
verbunden.276
2. Aufrechnung: Eine Aufrechnung der nationalsozialistischen Verbrechen wird
beispielsweise dadurch erreicht, dass auch in diesem argumentativen Muster
den Juden eine Mitschuld an ihrer Verfolgung zuteilwird. Häufig wird etwa auf
Verbrechen an Deutschen durch die alliierten Siegermächte verwiesen und
diese gegen die nationalsozialistischen Verbrechen aufgerechnet, was
beispielsweise in dem Bild vom „Dresdner Bombenholocaust“ zum Ausdruck
kommt. Aufrechnungsstrategien finden sich ferner häufig im Antizionismus nach
1945, wenn die Politik des Staates Israel gegenüber den Palästinensern mit
den nationalsozialistischen Verbrechen an den europäischen Juden verglichen
272 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 25. 273 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300. 274 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301. 275 Vgl. Mentel, Christian (2011a): S. 125; vgl. Mentel, Christian (2011b): S. 290. 276 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301.
67
oder gleichgesetzt wird.277 Timo Stein weist in diesem Zusammenhang darauf
hin, „[…] welch hohen Mobilisierungseffekt der Nahost-Konflikts auf latent
antisemitische Vorurteilsmuster hat.“278.
3. Forderung nach einem Schlussstrich: Die Forderung nach des Ziehens eines
Schlussstriches unter die deutsche Vergangenheit und dem damit verbundenen
Wunsch nach einem Ende des Gedenkens an die deutschen Verbrechen ist ein
weiterer zentraler Aspekt der Erinnerungsabwehr als eines der Kernmotive des
sekundären Antisemitismus.279 Schlussstrichforderungen sind indessen weit
verbreitet. Den Aussagen „Ich bin es leid, immer wieder von den deutschen
Verbrechen an den Juden zu hören“ bzw. „Wir sollten uns lieber gegenwärtigen
Problemen widmen als Ereignissen, die mehr als 60 Jahre vergangen sind“
stimmten in einer Erhebung der Universität Leipzig aus dem Jahr 2012 zum
Zustand rechtsextremer Einstellungen innerhalb der Bundesrepublik 37,7%
„überwiegend“ bis „voll und ganz“ bzw. 62% „überwiegend“ bis „voll und ganz“
zu.280
4. Moralische Diskreditierung von Opferansprüchen: Auch durch eine moralische
Diskreditierung der Opfer der Verbrechen des Nationalsozialismus wird
versucht die Schuld der Deutschen zu minimieren. So wird beispielsweise auch
in diesem Aspekt argumentiert, die Juden trügen eine Mitschuld an ihrer
Verfolgung oder zögen finanzielle Vorteile aus der Vergangenheit.281 Den
Aussagen „Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihrer Verfolgung mitschuldig“
und „Die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust für ihren eigenen
Vorteil aus“ stimmten in der Studie der Universität Leipzig zwar weniger
Menschen zu als den oben genannten Items zur Messung der
Zustimmungswerte zur Schussstrichforderung, aber immerhin noch 14,4%
„überwiegend“ bis „voll und ganz“ bzw. 31,9% „überwiegend“ bis „voll und ganz“
zu.282
Wie Werner Bergmann und Rainer Erb in ihrer Studie zur Kommunkationslatenz des
Antisemitismus anschaulich beweisen, sind antisemitische Einstellungen innerhalb der
277 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301; vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff.; vgl. Stein, Timo (2011): S. 26 f. 278 Stein, Timo (2011): S. 27. 279 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301. 280 Vgl. Decker, Oliver et al. (2013): S. 78. 281 Vgl. Bergmann, Werner (2011a). S. 301. 282 Vgl. Decker, Oliver et al. (2013): S. 78.
68
Bundesrepublik und Österreich nach 1945 nicht verschwunden, sondern lediglich mit
einem Kommunkationstabu belegt und werden daher nicht offen, sondern über
Umwege und Andeutungen kommuniziert. Der Sekundäre Antisemitismus stellt in
diesem Zusammenhang eine Möglichkeit zur Umwegekommunikation antisemitischer
Einstellungen dar. Antisemitische Vorurteile äußern sich dabei vor allem verdeckt und
in Anspielungen, wie beispielsweise in den Floskeln über die Macht „der Rothschilds“,
oder „der Ostküste“, die bei den Zuhörern aber sofort verstanden werden und die vom
Sprecher intendierten antisemitischen Bilder hervorrufen.283 Tobias Jaecker weist in
diesem Zusammenhang auf den wichtigen Aspekt hin, dass der Antisemitismus
innerhalb der Bundesrepublik nach 1945 nicht mehr abhängig ist von der tatsächlichen
Anwesenheit von Juden, es genügt das Gerücht über die Juden.284
Von Bedeutung für den Zustand des Nachkriegsantisemitismus ist außerdem, dass
aufgrund des „staatlich festgeschriebenen und in öffentlichen Debatten durchgesetzten
Anti-Antisemitismus“285 in der Bundesrepublik und in Österreich Antisemitismus nach
1945 nur noch im Privaten geäußert wird. Es kommt zu einer massiven Diskrepanz
zwischen öffentlicher Meinung und antisemitischen Vorurteilen, die nicht verschwunden
sind, sondern in der Sphäre des Privaten fortleben und dort kommuniziert werden.
Viele Menschen mit (latent) antisemitischen Einstellungen erkennen diese daher
folglich auch nicht als solche und distanzieren sich nicht selten vehement davon
antisemitische Einstellungen zu besitzen.286 Bernd Marin konnte bereits 1974 in einer
österreichischen Studie nachweisen, dass der Antisemitismus in der Nachkriegszeit
trotz seiner gesellschaftlichen Ächtung und Versuchen der Aufarbeitung nicht etwa
verschwunden ist, sondern „sich nach der Shoa ein neuartiger, gleichsam verbotener,
verschämter, sich selbst verleugnender ‚Antisemitismus ohne Antisemiten‘ entwickelt
hat. Ein Massenvorurteil ohne Legitimation und öffentliche Träger, durch kulturelle
Verfestigung in das kollektive Unbewußte und den Untergang der Privatheit
abgesunken, doch weiterhin ein eminent politisches – und politisch und medial
ausgebeutetes – Potential.“287
283 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 31 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff. 284 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 33. 285 Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 219. 286 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 32. 287 Marin, Bernd (2000): S. 11.
69
3.2.3 Antizionismus
Auch wenn es sich bei Antisemitismus und Antizionismus historisch bedingt um
unterschiedliche Phänomene handelt und letzterer nicht zwangsläufig antisemitisch
konnotiert sein muss, hat der Antizionismus den Sekundären Antizionismus als
dominante Ausprägung des Antisemitismus innerhalb der Bundesrepublik in der
Gegenwart teilweise abgelöst, es kann gegenwärtig eine starke Korrelation zwischen
antizionistischen und sekundär antisemitischen Einstellungen festgestellt werden.288
Ursprünglich handelte es sich beim Antizionismus um einen rein innerjüdischen
Kontext. Vor dem nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden gab
es eine nicht unbedeutende Anzahl jüdischer Europäer die sich gegen die Gründung
eines jüdischen Staates aussprachen und stattdessen eine Assimilation und Integration
in ihre europäischen Heimatländer bevorzugten. Auch existierte eine marxistisch
geprägte Strömung des Antizionismus, die im Zionismus eine reaktionäre Antwort auf
den aufkeimenden deutschen Nationalismus sah.289 Viele orthodoxe Juden wendeten
sich außerdem gegen die zionistische Idee, da für sie die Gründung eines jüdischen
Staates einen Bruch mit der Thora darstellte, da nur Gott die Juden aus der Diaspora
erlösen könne.290 Innerjüdische antizionistische Positionen sind in der heutigen Zeit
zwar bedeutungslos geworden, aber immernoch deutlich wahrnehmbar, wie
beispielsweise die wiederholten antizionistischen Äußerungen Judith Butlers
beweisen.291 Aber auch lange vor 1933 bzw. 1948 existierte bereits ein antisemitisch
geprägter Antizionismus. Antisemitische und völkische Autoren sprachen schon um die
Jahrhundertwende davon, dass Juden nicht in der Lage seien einen eigenen Staat zu
gründen, da sie von ihrer Natur aus unproduktiv seien. Der bekannteste Text eines
frühen antisemitisch geprägten Antizionismus ist die Schrift „Der staatsfeindliche
Zionismus“ von Alfred Rosenberg (*1893 † 1946) (1922).292
Der Antizionismus unterteilt sich neben dem jüdischen Antizionismus in weitere
Unterkategorien, wie beispielsweise in einen stalinistischen und poststalinistischen
Antizionismus oder einen islamischen Antizionismus.293 Im Folgenden soll allerdings
der Schwerpunkt auf den Antizionismus innerhalb der Bundesrepublik der letzten
288 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 35. 289 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 28. 290 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 21 f. 291 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 22.; vgl. Butler, Judith (2013). 292 Vgl. Rosenberg, Alfred (1922). 293 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 21 ff.
70
Jahrzehnte gelegt werden, da nur die bundesdeutsche Ausprägung des Antizionismus
eine Relevanz für die spätere Diskursanalyse besitzt.
Innerhalb der deutschen Nachkriegszeit war der Antizionismus primär in der DDR
bedeutend und nahm in der Bundesrepublik vor allem nach 1967, nach dem
Sechstagekrieg, zu. An erster Stelle geschah dies innerhalb der deutschen Linken.
Man sah im israelischen Staat den Brückenkopf des US-Imperialismus, der die
Palästinenser in kolonialistischer Manier unterdrückte. Israel wurde in der Vorstellung
vieler Linker zum Sinnbild der negativen Entwicklung der westlichen kapitalistischen
Staaten und die Palästinenser zu den schutzlosen Opfern imperialistischen
Expansionsstrebens.294 Andrei S. Markovits weist zu diesem Aspekt auf die Parallelen
zwischen Antizionismus und Antiamerikanismus hin. Indem Israel als besondere
Ausprägung eines von den USA angeführten Imperialismus begriffen wird, wird Israel
zusammen mit den USA zu einem Sinnbild für die als negativ empfundenen
Ausprägungen moderner kapitalistischer Staaten westlicher Prägung.295
Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die oben beschriebene
Form der Kritik an der israelischen Politik im Nahostkonflikt nicht per se antisemitisch
ist, sie ist aber anfällig für antisemitische Argumentationen.296 Ist diese Form des
Antizionismus antisemitisch konnotiert, wird sie häufig mithilfe von NS-Vergleichen
kommuniziert. Die israelische Politik gegenüber den Palästinensern wird dann mit den
nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden verglichen oder gleichgesetzt. Es
kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr, Israelis werden zu den „neuen Nazis“, während
Palästinenser zu den „neuen Juden“ werden.
An dieser Stelle zeigt sich, dass auch der gegenwärtige deutsche Antizionismus, wie
auch der Sekundäre Antisemitismus früherer Jahrzehnte, im Sinne des Theorems von
der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb ein Vehikel zur Kommunikation
von ansonsten tabuisierten antisemitischen Äußerungen darstellt. Wie Tobias Jaecker
anmerkt, ist diese spezielle Form der Schuldabwehr innerhalb der Mitte der deutschen
Gesellschaft stark verankert. Das religiöse Motiv des christlichen Antijudaismus und
294 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S: 35 f. 295 Vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff. 296 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 30; vgl. Mor, Ilan (2007): S. 6 ff. Israelkritik ist beispielsweise dann als antisemitisch zu erkennen, wenn sie den „3-D-Test“ für Antisemitismus nach Nathan Scharansky nicht besteht. Israelkritik wird nach Scharansky dann antisemitisch, wenn sie 1. Israel dämonisiert, 2. doppelte Standards in Bezug auf Israel anwendet und 3. Israel delegitimiert, also Israel das Existenzrecht abspricht.
71
das rassistische Motiv des modernen Antisemitismus sind in den vergangenen
Jahrzehnten immer mehr von einem vermeintlich politisch legitimen Motiv der
Israelkritik abgelöst worden.297 Dass es sich bei dieser Variante der Kommunikation
von antisemitischen Ressentiments über den Umweg der vermeintlich legitimen
Israelkritik, wie diese beispielsweise bezugnehmend auf die israelische Politik im
Nahostkonflikt häufig geäußert wird, in Wahrheit um eine Möglichkeit der
Umwegekommunikation für ansonsten tabuisierte antisemitische Einstellungen handelt,
zeigt die Studie von Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz, „Die Sprache der
Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ (2013). Schwarz-Friesel und Reinharz haben
Einsendungen an den Zentralrat der Juden in Deutschland mit Blick auf die Artikulation
antisemitischer Einstellungen untersucht und konnten hierbei unter anderem darlegen,
dass Juden in Deutschland als Kollektiv für die israelische Politik in Haftung
genommen werden.298
3.2.4 Zum Zusammenhang von Antisemitismus und Antiamerikanismus
Historisch betrachtet existierte der „Antiamerikanismus“, also die Feindschaft zu den
Vereinigten Staaten von Amerika und deren Gesellschaft, zu deren sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Institutionen, sowie zu deren Traditionen, Werten und
Kultur299 bereits vor der eigentlichen Gründung der USA im Jahr 1787 und begleitete
als Reaktion von Europäern auf diesen „Außenposten europäischer Zivilisation“300 der
sich „bewusst von seinen (europäischen) Wurzeln entfernt hatte“301 die gesamte
297 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 36 f.; vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff. 298 Vgl. Schwarz-Friesel, Monika und Jehuda Reinharz (2013): S. 7 ff. Zuletzt wurde dieser Umstand sichtbar an der erneuten militärischen Eskalation des Gaza-Krieges im Sommer 2014. Juden in Deutschland und anderen europäischen Staaten werden als Kollektiv verantwortlich gemacht für die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, auf Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz kommt es zu antisemitisch motivierten Übergriffen gegenüber Personen jüdischen Glaubens und Rufen wie etwa „Hamas, Hamas - Juden ins Gas!“ (vgl. Laurin, Stefan (2014): o. S.). 299 Folgende Definition des amerikanischen Politikwissenschaftlers Paul Hollander erscheint besonders geeignet um das Phänomen des Antiamerikanismus zu umschreiben: „Anti-Americanism is a predisposition to hostility toward the United States and American society, a relentless critical impulse toward American social, economic, and political institutions, traditions, and values; it entails and aversion to American culture in particular and its influence abroad, often also contempt for the American national character (or what is presumed to be such a character) and dislike of American people, manners, behavior, dress, and so on; rejection of American foreign policy and a form of belief in the malignity of American influence and presence anywhere in the world.” (Zit. nach Markovits, Andrei S. (2005): S. 325.). 300 Markovits, Andrei S. (2005): S. 323. 301 Markovits, Andrei S. (2005): S. 323.
72
Geschichte der Vereinigten Staaten. Das antiamerikanische Ressentiment behält bis
heute innerhalb zahlreicher europäischer Staaten seine Wirkmächtigkeit.302 Viele
empirische Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Feindschaft zu den
USA seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und nach dem Irakkrieg des
Jahres 2003 noch einmal verstärkt hat und sich nun seit dem ersten Jahrzehnt des 21.
Jahrhunderts global auf einem Höhepunkt befindet.303
Bereits während des Zeitalters der klassischen Moderne fand die Konstruktion
nationaler Identitäten in den europäischen Staaten immer auch in Abgrenzung zu den
Vereinigten Staaten von Amerika statt, die bereits zu diesem Zeitpunkt zum „Symbol
für eine moderne Zukunft“304 geworden waren. Daher beherrschten bereits in der Zeit
der europäischen Romantik die „Topoi von Amerika als reiner Erwerbsgesellschaft, als
Nation ohne Geschichte […], die daher ‚wurzellos‘ sei und in der eine ‚Tyrannei der
Masse‘ herrsche“305 den Diskurs über Amerika unter europäischen Intellektuellen, wie
beispielsweise Heinrich Heine.306 „Europäische Identitäten und Redeweisen über die
moderne Gesellschaft entstanden in einem Prozess der transatlantischen Abgrenzung,
und es waren europäische Intellektuelle und Bürger, die die Konstruktion dieser
Selbstbilder vorantrieben.“307 Spätestens seit dem Eintritt der USA in den 1. und 2.
Weltkrieg 1917 bzw. 1943 auf europäischem Boden, sind die Vereinigten Staaten als
militärische, politische, aber auch kulturelle Macht tatsächlich in Europa präsent.308
Antiamerikanismus findet sich innerhalb Europas im 20. und 21. Jahrhundert sowohl in
der politischen Rechten, als auch in der Linken und richtet sich jeweils gegen
unterschiedlichste Entwicklungen der modernen Gesellschaft, die ihren Ursprung
scheinbar in den Vereinigten Staaten zu haben scheinen. So kritisiert der rechte
Antiamerikanismus vornehmlich die amerikanische Massenkultur, eine vermeintliche
gesellschaftliche Nivellierung, die liberale Demokratie amerikanischer Prägung oder
302 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 ff. Auch wenn es sich bei dem Antiamerikanismus in heutiger Zeit um ein in vielen Kulturkreisen weit verbreitetes Ressentiment handelt, dass seine Erklärungskraft aus unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen bezieht, soll im Folgenden allein der Antiamerikanismus (west-)europäischer, und speziell deutscher Prägung berücksichtigt werden, da nur diese Ausprägung des Antiamerikanismus für die spätere Diskursanalyse relevant ist. 303 Vgl. Keohane, Robert O. und Peter J. Katzenstein (2007): S. 4 ff.; vgl. Chiozza, Giacamo (2009): S. 3; vgl. Diner, Dan (2003): S. 163 ff. 304 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 12. 305 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 11; Diner, Dan (2003): S. 42 ff. 306 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 f. 307 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 12. 308 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 ff.; vgl. Diner, Dan (2003): S. 38.
73
eine Vermischung der Ethnien in den USA, während sich der linke Antiamerikanismus
gegen die Ungleichheit im Kapitalismus, einen ausufernden US-Imperialismus,
Ressourcenverschwendung oder Globalisierung richtet.309 Dem antiamerikanischen
Ressentiment geht es also weniger um tatsächliche Entwicklungen innerhalb der USA,
Amerika ist vielmehr zu einer Projektionsfläche für die Schwierigkeiten von
Modernisierungsprozessen und Umbrüchen innerhalb der europäischen Staaten
geworden.310 Jan C. Behrends et al. haben in diesem Zusammenhang darauf
hingewiesen, dass es in den Amerikadiskursen Europas kaum um tatsächliche durch
Amerika verursachte Entwicklungen ging, sondern dass Amerika innerhalb Europas vor
allem als Projektionsfläche diente, um Umbrüche oder Fehlentwicklungen auf eine
äußere Macht zurückführen zu können und so erklärbar zu machen.311
An dieser Stelle zeigt sich die deutliche Parallele zwischen dem antisemitischen und
dem antiamerikanischen Ressentiment.312 Beide Feindschaften richten sich gegen
Gruppen, die mit der Moderne identifiziert werden und für deren negative
Entwicklungen verantwortlich gemacht werden und denen unterstellt wird, sie würden
versuchen die Herrschaft über die Welt zu erlangen oder diese im Verborgenen
womöglich bereits besitzen. Mit den Fokussen „Moderne“ und „Weltherrschaft“ werden
allein diese beiden Gruppen in Verbindung gebracht, womit sich Antiamerikanismus
und Antisemitismus noch einmal grundlegend von anderen Feindschaften, wie
beispielsweise Rassismus, Homophobie oder Misogynie, unterscheiden.313 Es muss
allerdings betont werden, dass es sich bei dem Phänomen des Antiamerikanismus
nicht direkt um eine Unterkategorie des Antisemitismus handelt und es auch
Unterschiede zwischen beiden Ressentiments gibt. So verwenden Antiamerikanismus
und Antisemitismus zum Teil sehr unterschiedliche und gegensätzliche Stereotype,
was im Bild der „intellektuellen Juden“ und der „kulturlosen und einfältigen Amerikaner“
besonders deutlich wird. Auch bezieht sich der Antiamerikanismus zumindest teilweise
auf eine reale Ideologie, wenn der amerikanische Kapitalismus oder Individualismus
kritisiert wird, eine „jüdische Ideologie“ existiert hingegen allein in der antisemitischen
309 Vgl. Jarusch, Konrad (2005): S. 37 ff.; vgl. Diner, Dan (2003): S. 24 f. Rechter Antiamerikanismus ist im 20. und 21. Jahrhundert von Anti-Modernismus, Anti-Egalitarismus, Antisemitismus und Anti-Demokratismus geprägt, während linker Antiamerikanismus sich hingegen gegen den Kapitalismus, Imperialismus, Materialismus vermeintlich amerikanischer Prägung oder eine von den USA angeführte Globalisierung richtet. 310 Vgl. Jarusch, Konrad (2005): S. 48. 311 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 17. 312 Vgl. Diner, Dan (2003): S. 34. 313 Vgl. Beyer, Heiko (2014): S. 111.
74
Phantasie.314 Zuletzt hat sich der Antiamerikanismus historisch nicht wie der
Antisemitismus entfaltet, es kam nie zu einer systematischen antiamerikanisch
motivierten Verfolgung amerikanischer Menschen.315
Aufgrund der offenkundigen Parallelen zwischen den Phänomenen Antisemitismus und
Antiamerikanismus in Bezug auf die Struktur beider Ressentiments und deren
psychische Funktion, soll im Folgenden die These vertreten werden, dass sich der
Antiamerikanismus, wie auch der Sekundäre Antisemitismus und der Antizionismus im
Sinne des Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb unter
bestimmten Umständen zur Umwegekommunikation für Antisemitismus eignet, wie in
der anschließenden Diskursanalyse im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden zu
sehen sein wird.316
4. Diskursanalysen
4.1 Methode: Die Kritische Diskursanalyse
In den vorangegangenen Kapiteln konnte gezeigt werden, dass
Verschwörungstheorien im Allgemeinen und Verschwörungstheorien mit
antisemitischen und antiamerikanischen Inhalten im Speziellen Mittel zur
Strukturierung einer als bedrohlich erscheinenden Welt darstellen.
Verschwörungstheorien sind Werkzeuge zur „kognitiven Dissonanzreduktion“, mithilfe
derer komplexe Sachverhalte greifbar gemacht werden können, als auch Mittel zur
„Kontingenzbewältigung“ durch welche Menschen schicksalhafte Ereignisse besser
verarbeiten können, indem sie eine Antwort darauf erhalten, warum diese
stattgefunden haben und wer sie verursacht hat.317 Verschwörungstheorien knüpfen an
der materiell erfahrbaren Wirklichkeit an, beispielsweise an die Terroranschlägen des
11. September 2001 oder an die Finanz- und Bankenkrise des Jahres 2008, und
314 Vgl. Illing, Frank (2003): S. 100 ff. 315 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 38. 316 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 215 ff. Was die Strukturgleichheit der beiden Ressentiments betrifft, sind hierbei hervorzuheben: 1. Das Prinzip der Personifizierung: „Amerika“ und „Juden“ sind beide Chiffren für eine als negativ wahrgenommene Moderne. 2. Manichäismus: Juden und Amerika verkörpern Kraft und Ort des „Bösen“. 3. Konstruktion identitärer Kollektive: Beide Gruppen dienen als Fremdgruppe, in Abgrenzung zu welcher die nationale Eigengruppe konstruiert und aufgewertet wird. 317 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207.
75
stellen einen speziellen Deutungsversuch dieser Ereignisse dar, welcher in einem
Widerspruch zur gesellschaftlich anerkannten Wirklichkeitsbeschreibung desselben
Sachverhaltes steht.318 In der wissenschaftlichen Beschäftigung mit
Verschwörungstheorien ist es daher weniger von Interesse, die Inhalte einer
Verschwörungstheorie widerlegen zu wollen. Bedeutungsvoller ist hingegen eine
Analyse der spezifischen Muster, Stereotype und Bilder, die durch eine
Verschwörungstheorie vermittelt werden. Besonders antisemitische Inhalte in
Verschwörungstheorien sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, da sich
Antisemitismus häufig in Andeutungen, Chiffren oder kulturellen Codes äußert.319
Eine geeignete Methode zur Analyse von antisemitischen Inhalten in
Verschwörungstheorien stellt die Kritische Diskursanalyse dar, die von dem Duisburger
Sprachwissenschaftler Siegfried Jäger in den Achtziger und Neunziger Jahren im
Anschluss an die Diskurstheorie Michel Foucaults entwickelt wurde.320 Mithilfe der
Kritischen Diskursanalyse nach Jäger ist es möglich, antisemitische
Argumentationsmuster und Bilder in Verschwörungstheorien nachzuweisen und die
antisemitisch motivierten Mechanismen, wie beispielsweise Versuche der
Schuldabwehr durch Täter-Opfer-Umkehr, Geschichtsrevisionismus oder die
Umwegekommunikation antisemitischer Inhalte über den Antiamerikanismus oder den
Antizionismus, sichtbar zu machen.321 Die Methode der Kritischen Diskursanalyse
ermöglicht es, Rückschlüsse auf das antisemitische Sagbarkeitsfeld innerhalb einer
Gesellschaft oder einer gesellschaftlichen Gruppe zu einer bestimmten Zeit zu
ziehen.322
4.1.1 Methodische Vorbemerkungen
„(Eine) Diskursanalyse erfasst das jeweils Sagbare in seiner qualitativen Bandbreite
und in seinen Häufungen bzw. allen Aussagen, die in einer bestimmten Gesellschaft zu
318 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 13; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 114 f. 319 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 58. 320 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 81. 321 Tobias Jaecker hat sich in seiner 2005 erschienen Monographie „Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September“ der Methode der Kritischen Diskursanalyse bedient und antisemitische Verschwörungstheorien aus den Themenbereichen 11. September, Nahost-Konflikt und Irak-Krieg analysiert. Die Methode der Kritischen Diskursanalyse hat sich hierbei als besonders geeignet erwiesen antisemitische Inhalte innerhalb der Verschwörungstheorien zu den oben genannten Themenkomplexen sichtbar zu machen (vgl. Jaecker, Tobias (2005)). 322 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 83 f.
76
einer bestimmten Zeit geäußert werden (können), aber auch die Strategien, mit denen
das Feld des Sagbaren ausgeweitet oder auch eingegrenzt wird, etwa
Verleugnungsstrategien, Relativierungsstrategien, Enttabuisierungsstrategien etc.“323
„Diskurs“ nach Jäger bezeichnet also das jeweils Sagbare innerhalb einer bestimmten
gesellschaftlichen Gruppe zu einem bestimmten Thema. Beispiele für Diskurse
könnten das Thema „Umweltschutz“, das Thema „Asylbewerber“ oder das Thema
„Nahost-Konflikt“ sein. Alle Teilnehmer des Diskurses, also alle Autoren oder Redner
beziehen sich auf das vorher Geschriebene oder Gesagte und beziehen dies in ihren
Diskursbeitrag mit ein.324 Sie befinden sich demnach in „[…] ständigen diskursiven
Auseinandersetzungen. Sie deuten die Wirklichkeit unter Zuhilfenahme von Wörtern,
Begriffen, oder Texten im Diskurs […]“.325 In Bezug auf die Struktur eines Diskurses
unterscheidet die Kritische Diskursanalyse zwischen „Spezialdiskursen“ der
Wissenschaften und „Interdiskursen“, womit alle nichtwissenschaftlichen Diskurse
gemeint sind, also beispielsweise Diskurse innerhalb der Medien oder Alltagsdiskurse.
Ein Text, Textteil oder eine Rede zu einem bestimmten Thema wie etwa dem „Nahost-
Konflikt“ stellt in der Terminologie der Kritischen Diskursanalyse ein „Diskursfragment“
dar. Eine gewisse Menge solcher Diskursfragmente zu einem bestimmten Thema
fügen sich zu einem „Diskursstrang“ zusammen. Ein Diskurs wird schließlich auf
verschiedenen „Diskursebenen“ geführt: Das Thema „Nahost-Konflikt“ wird
beispielsweise auf den Diskursebenen Politik, Medien, Alltag oder Wissenschaft
behandelt.326
In der Analyse von Diskursen geht die Kritische Diskursanalyse folgendermaßen vor:
1. In einem ersten Schritt wird die Makrostruktur eines Diskursfragmentes
analysiert. Dieser Analyseschritt beinhaltet die Gliederung des Textes, die
Bestimmung der Textsorte oder auch die Anfertigung einer Inhaltsangabe. Auch
das Layout des Textes und etwaig verwendete Grafiken und Bilder werden in
diesem ersten Schritt in die Analyse miteinbezogen.
2. In einem zweiten Schritt wird der sprachlich-diskursive Kontext eines
Diskursfragmentes untersucht. Dieser Schritt kann etwa die Frage danach
beinhalten, in welchem Medienorgan das Diskursfragment veröffentlicht wurde
323 Jäger, Sigfried (2001): S. 83 f. 324 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 59. 325 Jaecker, Tobias (2005): S. 59. 326 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 181 ff.; vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 96 ff.
77
oder ob das Diskursfragment an einer prominenten Stelle innerhalb der Zeitung
oder des Onlinenachrichtendienstes steht. Auch wird in diesem Schritt
untersucht auf welche Quellen sich der Autor in seinem Text bezieht.
3. Ein dritter Analyseschritt befasst sich mit dem nichtsprachlichen Kontext des
Diskursfragmentes. Dieser Analyseschritt befasst sich mit dem Autor des
Diskursfragmentes. Gefragt wird nach seiner politischen Positionierung zum
betreffenden Diskursthema und nach den Organen, in denen er
schwerpunktmäßig publiziert.
4. Erst nachdem diese drei Analyseschritte abgeschlossen sind beschäftigt sich
die Kritische Diskursanalyse im vierten Schritt in der Mikro-Analyse mit der
eigentlichen Aussage des zu untersuchenden Diskursfragmentes. Die Mikro-
Analyse untersucht das Diskursfragment vor allem hinsichtlich der
Argumentationsstrategie des Textes oder der Rede (mögliche Relativierungen,
Verleugnungen, unzulässige Verallgemeinerungen) und auf eventuell
verwendete Kollektivsymbole (kulturelle Stereotype). Außerdem wird ergründet,
welche Redensarten, Sprichwörter oder Metaphern im Text oder der Rede
benutzt werden und ob und in welchem Maße der Autor oder der Sprecher
Vorwissen von seinen Lesern oder Zuhörern zum Thema des Diskurses
voraussetzt. Ferner können die vom Autor oder Sprecher verwendeten
Substantive, Verben und Adjektive auf die Wertungen und Implikationen
untersucht werden, die diese möglicherweise enthalten. Zuletzt wird analysiert,
ob der Autor oder Redner seine Leser oder Zuhörer direkt anspricht bzw. ob er
Aussagen darüber trifft, wen er mit seinem Text oder seine Rede anzusprechen
versucht und ob der Text oder die Rede sprachliche Besonderheiten
(Hervorhebungen, häufige Ausrufezeichen usw.) enthält.
5. In einem letzten Analyseschritt findet eine systematische, aufbereitete
Darstellung des Diskursfragmentes statt. Zentral sind hierbei Angaben zu den
Motiven des Textes oder der Rede in Verbindung zu der politischen Position
des Autors bzw. Sprechers, die Analyse der im Diskursfragment auftretenden
sprachlichen und propagandistischen Mittel, Angaben zu der vom Autor oder
Redner angesprochene Zielgruppe sowie die Frage nach der Absicht des
Diskursfragmentes in Bezug auf den Gesamtdiskurs.327
327 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 188 ff.; vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 102 ff.
78
Auf diese Weise werden alle relevanten Diskursfragmente analysiert, bis man zu einer
vollständigen Erfassung des gesamten Diskursstranges eines bestimmten Themas
gelangt. Es werden also exemplarisch die für die Diskursanalyse relevanten
Diskursfragmente eines bestimmten Diskursstranges in die Analyse miteinbezogen,
wobei diese in Bezug auf die Art der Quelle variieren können. Es kann sich also
beispielsweise um Zeitungs- oder Blogartikel, Reden, Interviews oder (Sach-)Bücher
zu einem Thema handeln, die alle auf eine bestimmte Diskursebene, beispielsweise
den Alltagsdiskurs in der Gesamtgesellschaft oder auch in einer eingegrenzten
sozialen Gruppe, einwirken.328 Auf die Frage, wie man sich sicher sein kann, dass man
den Gesamtdiskurs zu einem Thema vollständig erfasst hat, kommt Siegfried Jäger zu
dem Ergebnis, „[…] daß die Quantität der Fälle dabei erstaunlich gering ist. Bereits
nach relativ wenigen Beispielen stellt sich heraus, daß keine neuen Phänomene mehr
auftauchen, mit anderen Worten: Daß die Analysen sehr schnell zu „vervollständigen“
sind.“329 Dies ist deshalb relativ schnell der Fall, da es der Kritischen Diskursanalyse
als qualitativer Analysemethode im Gegensatz zu quantitativ arbeitenden Verfahren
nicht um die Erfassung aller (möglicherweise gleichen) Fälle eines Diskursstranges
geht, sondern um die Erfassung der jeweiligen Sagbarkeitsfelder.330 Nach Jäger ist die
„[…] Vollständigkeit der Analyse dann erreicht, wenn die Analyse keine inhaltlich und
formal neuen Erkenntnisse zu Tage fördert.“331
In der vorliegenden Magisterarbeit werden die hier umrissenen Analyseschritte
folgendermaßen durchgeführt:
Der erste Analyseschritt zur Makrostruktur eines Diskursfragmentes beinhaltet
praktisch die „Vorarbeit“ mit den jeweiligen Diskursfragmenten in Vorbereitung auf die
späteren Diskursanalysen zu den drei untersuchten Diskurssträngen „Die Entstehung
der Federal Reserve Bank“, „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ und „Die
Hintermänner“ und ist daher nicht Teil der drei schriftlich ausgearbeiteten
Diskursanalysen des Kapitels 4.2.1 „Das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld
des Diskurses“. Der zweite und dritte Schritt der Analyse zum sprachlich-diskursiven
Kontext eines Diskursfragmentes und zu dessen nichtsprachlichem Kontext wird
innerhalb der vorliegenden Magisterarbeit im Kapitel 4.1.2 „Die Quellen und ihre
Auswertung“ behandelt. In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Organe, in
328 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 202 ff. 329 Jäger, Siegfried (1993): S. 208. 330 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 101 f. 331 Jäger, Siegfried (2001): S. 101.
79
denen die untersuchten Diskursfragmente erschienen sind, in Bezug auf ihre
Positionierung zum betreffenden Diskursthema eingeordnet und auch die Frage nach
der Verbindung des Autors des jeweiligen Diskursfragmentes zur Diskursgemeinschaft
der Friedensbewegung 2014 erörtert. Detaillierte Informationen zu den Urhebern der
einzelnen Diskursfragmente, ihren Intentionen und den Kontexten, in denen die
Diskursfragmente veröffentlicht wurden, finden sich ferner in Kapitel 2 der
Magisterarbeit, in welchem ein Überblick über die Themen und die
Kommunikationswege der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 gegeben
wird. Der vierte und fünfte Schritt der Analyse, in dem die Mikrostruktur der
untersuchten Diskursfragmente analysiert wird und diese anschließend systematisch
aufbereitet werden, stellt die eigentlichen, schriftlich ausgearbeiteten Diskursanalysen
dar und findet sich daher in Kapitel 4.2.1 „Das verschwörungstheoretische
Sagbarkeitsfeld des Diskurses“.
4.1.2 Die Quellen und ihre Auswertung
Die folgenden Diskursanalysen, die nach der oben vorgestellten Methode der
Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger durchgeführt werden, werden sich mit
dem Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ innerhalb der Friedensbewegung 2014
befassen. Die Beschäftigung mit der amerikanischen Zentralbank, der Federal
Reserve, und ihrem Einfluss auf das Weltgeschehen, stellt ein zentrales Thema auf der
Diskursebene der Friedensbewegung 2014 dar332, weshalb dieses für die
Diskursanalysen ausgewählt wurde.333 Die Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014, also die Aktivisten der wöchentlichen Mahnwachen für den
Frieden und ihre Anhänger in den Sozialen Netzwerken, befassen sich mit den
unterschiedlichsten Themenfeldern aus den Bereichen der Kapitalismuskritik, der
Friedenspolitik, des Umwelt- und Tierschutzes oder der Esoterik. Da es unmöglich ist,
alle zentralen Diskursstränge der Friedensbewegung 2014 im Rahmen einer
332 Die zentrale Stellung, die das Thema „Federal Reserve“ innerhalb der neuen Protestbewegung einnimmt, wird allein schon an dem Aufruftext zur ersten Mahnwache am 17.03.2014 in Berlin deutlich, in welchem sich die Organisatoren „gegen die Todespolitik der Federal Reserve Bank“ aussprechen (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.). 333 Für eine weitere diskursanalytische Beschäftigung mit der Diskursgemeinschaft der „Friedensbewegung 2014“ wäre eine Auseinandersetzung mit den weiteren zentralen Diskurssträngen innerhalb der neuen Protestbewegung wünschenswert. Thematisch würden sich hierbei besonders die Diskursstränge „Besatzung der Bundesrepublik/Ist die Bundesrepublik ein souveräner Staat?“ und das Thema „Steuerung der Presse“ anbieten.
80
Magisterarbeit diskursanalytisch zu untersuchen, wurde in der vorliegenden Arbeit der
Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ herausgegriffen, da dieser innerhalb der neuen
Protestbewegung auch in quantitativer Hinsicht eine besonders zentrale Stellung
einnimmt.334 Ferner handelt es sich bei dem Thema „Federal Reserve Bank“ um einen
Diskursstrang, der mehr als andere Diskursstränge verschwörungstheoretische Inhalte
mit antisemitischen und antiamerikanischen Zuschreibungen enthält.335 Am Beispiel
dieses Themas lässt sich also exemplarisch besonders deutlich das antisemitische und
verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld innerhalb der Friedensbewegung 2014
umreißen und darstellen, welche antisemitischen Kollektivsymbole und antisemitisch
konnotierten Metaphern oder Sprichwörter in diesem Sagbarkeitsfeld wirken.
Außerdem kann präzise herausgearbeitet werden, welchen Strategien zur
Relativierung, Verallgemeinerung oder Leugnung sich der Autor oder Sprecher
bedient, um den Diskurs in seinem Sinne zu beeinflussen. Ferner lässt sich
analysieren, inwiefern das Theorem von der Kommunikationslatenz des
Antisemitismus nach Bergmann und Erb innerhalb der Friedensbewegung 2014
Gültigkeit besitzt und wie sich der Antisemitismus hier möglicherweise über Umwege
äußert.336
Um den Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ auf der Diskursebene
Friedensbewegung 2014 nachzeichnen zu können, wurden unterschiedlichste Text-,
Video- und Audioquellen ausgewählt, die alle auf den Diskurs innerhalb der neuen
Protestbewegung einwirken. An erster Stelle sind hier die Interviews mit Aktivisten der
Mahnwachen für den Frieden in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz zu nennen.
Die Autorin hat im April, Mai und Juni 2014 an insgesamt sieben Montagen
Mahnwachen in den drei Städten als teilnehmende Beobachterin besucht und
anschließend fünf Leitfadeninterviews (Frankfurt am Main: 1, Wiesbaden: 1, Mainz: 3)
mit Organisatoren und Teilnehmern der Mahnwachen geführt. Zusätzlich zu den
Interviews werden Videomitschnitte von Reden zum Thema „Federal Reserve Bank“
von Aktivisten auf den Mahnwachen in den oben genannten Städten mit in die Analyse
aufgenommen.337
334 Vgl. Daphi, Priska et l. (2014): S. 15. Beispiel für eine Rede zum Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ auf der 2. Frankfurter „Mahnwache für den Frieden“ am 14.04.2014: vgl. Gast, Gunnar (2014a): o. S., ab Minute 06:48. 335 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 336 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 337 Die „Friedensbewegung 2014“ ist stark auf Transparenz und eine möglichst große Reichweite ihrer wöchentlichen Veranstaltungen bedacht, weshalb alle regionalen Organisationsteams komplette
81
Einen besonderen Einfluss auf den Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014 hat
das Online-Nachrichtenportal KenFM um den Mahnwachenredner Ken Jebsen. Auf
KenFM veröffentlicht Jebsen Reportagen („KenFM über“, KenFM am Set“, „KenFM
zeigt“) und Interviews („KenFM im Gespräch“) zu Themen mit großem Bezug zu den
Kernthemen der Friedensbewegung 2014 und so auch zum Thema „Federal Reserve
Bank“. Aus diesem Grund wurden auch zwei Videoreportagen von KenFM in die
Analyse mit einbezogen. Bei der für die Diskursanalyse ausgewählten Reportagen
handelt es sich um die Sendung „KenFM über: Schein-Demokratie“ vom 31. März
2014338 und die Sendung „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer
Günter Grass)“ vom 05. April 2012.339 KenFM stellt ferner eines der wichtigsten Organe
zur Mobilisierung für die Mahnwachen für den Frieden dar und berichtet außerdem
häufig über die neue Protestbewegung.340
Im Bereich der Sozialen Netzwerke wurden die Mahnwachen für den Frieden über die
Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv bekannt gemacht. Ihr Betreiber Mario Rönsch
steht in engem Kontakt mit den Aktivsten der Friedensbewegung 2014 und tritt auch
gelegentlich selbst als Redner auf der Berliner Mahnwache am Potsdamer Platz und
auf der Mahnwache in seiner Heimatstadt Erfurt auf.341 Die Seite, die mit über 650.000
Abonnenten342 eine der größten deutschsprachigen Facebookseiten überhaupt ist und
auch unter den Teilnehmern der Mahnwachen viele Anhänger hat, postet mehrmals
täglich Nachrichten rund um die Kernthemen der Friedensbewegung 2014, so auch
zum Diskursstrang „Federal Reserve Bank“.343 Aus diesem Grund stellt
Anonymous.Kollektiv eine entscheidende Größe auf der Diskursebene der
Friedensbewegung 2014 dar und wurde in die Diskursanalyse mit aufgenommen.
Videomitschnitte der wöchentlichen Mahnwachen anschließend auf der Videoplattform YouTube zur Verfügung stellen. 338 Vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S. 339 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S. Das Video „Ken über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass) wurde im Winter 2014 von der offiziellen Homepage von KenFM und dem YouTube-Kanal von KenFM entfernt. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle auf eine Kopie des Videos in einem anderen YouTube-Kanal verwiesen. 340 Vgl. Niewendick, Matin (2014a): S. 11. Detaillierte Informationen zu Ken Jebsen und KenFm befinden sich im Kapitel 2.5. 341 Vgl. Generalfeldmarschal Kortzfleisch (2014): o. S. Detaillierte Informationen zur Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv und dem Betreiber Mario Rönsch befinden sich in Kapitel 2.1. 342 Stand Februar 2015. 343 Vgl. Anonymous.Kollektiv (o. J.): o. S.
82
Der Kopp-Verlag, ein Sachbuchverlag aus Rottenburg am Neckar, der auf die
Verlegung esoterischer, pseudowissenschaftlicher und verschwörungstheoretischer
Literatur spezialisiert ist, 60 Mitarbeiter beschäftigt und bis zu 15.000
Büchersendungen täglich verschickt, ist aktuell das wichtigste Medium für
Publikationen zu den Themen eines „aktuellen Gegenzeitgeistes“344 im
deutschsprachigen Raum und damit ein weiterer entscheidender Faktor im Diskurs um
die Federal Reserve Bank auf der Diskursebene der Friedensbewegung 2014.345 Die
im Kopp-Verlag publizierten oder über ihn vertriebenen Bücher genießen ein hohes
Ansehen innerhalb der Friedensbewegung 2014 und werden auf den Mahnwachen
häufig als Literaturempfehlung genannt.346 Für die vorliegende Diskursanalyse wurden
die im Kopp-Verlag erschienenen Bücher „Federal Reserve Bank: 100 Jahre Lügen“
von Michael Grandt (2014)347, „Die Kreatur von Jekyll Island“ von G. Edward Griffin
(2006)348, sowie die nicht im Kopp-Verlag erschienenen, aber über den Onlineshop des
Verlages vertriebenen Bücher „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ von
Tilman Knechtel (2012)349, „Was sie nicht wissen sollen!“ von Michael Morris (2011)350,
sowie „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen“ von Heiko Schrang (2012)351
ausgewertet. Heiko Schrang hat außerdem eine direkte Verbindung zu den Aktivisten
der Friedensbewegung 2014, da er selbst häufig als prominenter Redner bei den
bundesweiten Mahnwachen für den Frieden auftritt.352
Abschließend wird in der Diskursanalyse auf eine Filmquelle zurückgegriffen. Es
handelt sich hierbei um den amerikanischen Dokumentarfilm „Zeitgeist: The Movie“ von
Peter Joseph aus dem Jahr 2007. „Zeitgeist: The Movie“ handelt von dem „Jesus-
Mythos“, den Terroranschlägen des 11. September, der „Neuen Weltordnung“ und der
„Federal Reserve Bank“.353 Der Film erfreut sich großer Beliebtheit im Netz und gilt
auch für andere postdemokratische politische Bewegungen, wie beispielsweise
344 Vgl. Kaiser, Stefan (2014): o. S. 345 Vgl. Kaiser, Stefan (2014): o. S.; vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S. 346 Vgl. DieWeltveresserer (2014f): o. S., ab Minute: 28:23; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 00:00; vgl. DieWeltveresserer (2014j): o. S., ab Minute 07:24. 347 Vgl. Grandt, Michael (2014). 348 Vgl. Griffin, G. Edward (2006). 349 Vgl. Knechtel, Tilman (2012). 350 Vgl. Morris, Michael (2011). 351 Vgl. Schrang, Heiko (2012). 352 Beispiele für Reden Heiko Schrangs auf den „Mahnwachen für den Frieden“: vgl. Schrang, Heiko (2014b): o. S.; vgl. Schrang, Heiko (2014a): o. S. 353 Vgl. Joseph, Peter (2007).
83
Occupy, als Inspirationsquelle.354 Da der Film die Kerngedanken zum Diskursstrang
„Federal Reserve Bank“ innerhalb der Friedensbewegung 2014 wiedergibt, wurde auch
er in die Diskursanalyse aufgenommen.
4.2 Diskursanalysen im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden: Die Federal
Reserve Bank
Der Begriff „Federal Reserve Bank“ und mit ihm das Akronym „FED“ werden landläufig
als Bezeichnung für die US-amerikanische Notenbank benutzt. Streng genommen
handelt es sich bei der Federal Reserve Bank nicht um eine einzelne Bank, sondern
um ein aus zwölf regionalen Federal Reserve Banken und einer Reihe kleinerer
Mitgliedsbanken bestehendes Zentralbankensystem, das „Federal Reserve
System“.355
Um die Federal Reserve Bank ranken sich seit ihrer Einrichtung im Jahr 1913 eine
Vielzahl von Verschwörungstheorien, die sich etwa mit ihrer Gründungsgeschichte,
ihrem Einfluss auf die Weltpolitik allgemein und speziell auf die großen Kriege des 20.
und 21. Jahrhunderts, befassen, oder auch damit, welche Personen bei der Federal
Reserve Bank möglicherweise „die Fäden im Hintergrund ziehen“. Diese
Verschwörungstheorien verbreiten sich durch unterschiedlichste Medien, wie etwa
durch (pseudo-)wissenschaftliche Bücher, Blogs, Diskussionsforen und Soziale
Netzwerke im Internet. Sie finden aber auch in „seriösen“ Medien ihre Verbreitung, wie
beispielsweise in Tageszeitungen oder Dokumentationen.356
Drei dieser Verschwörungstheorien werden im Folgenden auf Basis der vorgestellten
Quellen einer näheren Analyse unterzogen. Es handelt sich hierbei um die folgenden
Diskurse: 1. „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“, 2. „Der Einfluss der Federal
Reserve Bank“, 3. „Die Hintermänner“. In einem ersten Schritt wird in jeder der drei
Diskursanalysen das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld des Diskurses
anhand der vorgestellten Quellen umrissen. In einem zweiten Schritt werden die im
354 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 29. 355 Vgl. o. V. (o. J.): o. S. 356 Beispiele für vermeintlich seriöse Medien, welche Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank transportieren, sind der Dokumentarfilm „Zeitgeist: The Movie“ des amerikanischen Dokumentarfilmers Peter Joseph aus dem Jahr 2007 oder der am 17.07.2014 auf dem Onlineportal des Nachrichtenmagazin Focus anonym erschienene Artikel „Das Geld-Kartell. Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert.“ (vgl. Joseph, Peter (2007): o. S.; vgl. o. V. (2014f): o. S.).
84
Diskurs enthaltenen antisemitischen und antiamerikanischen Zuschreibungen
aufgezeigt und einer Analyse unterzogen.
4.2.1 Diskursanalyse I: Die Entstehung der Federal Reserve Bank
4.2.1.1 Das Treffen auf Jekyll Island (1910)
Besonders viele Texte, Internetbeiträge, Redebeiträge auf den Mahnwachen für den
Frieden und Sequenzen in den von der Autorin geführten Interviews befassen sich mit
dem „Gründungsmythos“ der Federal Reserve Bank.
Die „Geburt“ der Idee einer amerikanischen Zentralbank wird in der Regel wie folgt
beschrieben:357 In einer Novembernacht des Jahres 1910, einer „frostigen
Vollmondnacht“358, in welcher „bittere Kälte“359 geherrscht haben soll, und „die ersten
Schneeflocken des Jahres im Schein der Straßenlaternen tanzten“360, soll es vom
Bahnhof von New Jersey aus zu einer geheimen Reise der Gründungsväter des
Federal Reserve Acts nach Jekyll Island, einer kleinen Insel vor der Küste des
amerikanischen Bundesstaates Georgia, gekommen sein.361 Die Teilnehmer sollen mit
dem letzten nach Süden fahrenden Zug an diesem Abend gefahren sein. An den Zug
soll der Privatwaggon des damaligen Senators von Rhode Island, Nelson Aldrich,
angebracht worden sein, in welchem die Reisegesellschaft unbeobachtet von der
Öffentlichkeit habe reisen können.362 Während der restliche Teil des Zuges „nach
heutigem Standard trist und freudlos“363 gewirkt habe, war der private Waggon des
Senators hingegen von „glänzend schwarze(r) Farbe, […] welche deutlich hervortrat
durch die polierten Handläufe aus Messing, die Griffe, Rahmen und
Filigranarbeiten“364. Im Inneren sei der Waggon mit Mahagonipaneelen, samtenen
357 Die Beschreibung der Reise nach Jekyll Island ist weitestgehend der Darstellung des amerikanischen Autors G. Edward Griffin in seinem Buch „The Creature from Jekyll Island“ entlehnt, welches in deutscher Übersetzung 2006 im Kopp-Verlag erschien (vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 ff.). Die Autoren der anderen Werke beziehen sich in ihrer Darstellung der Ereignisse maßgeblich auf die Darstellung Griffins und paraphrasieren diese weitestgehend (vgl. Morris, Michael (2011): S. 175; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 50 ff.; vgl. Grandt, Michael (2014): S. 9 f.). 358 Grandt, Michael (2014): S. 9. 359 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 360 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 361 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10. 362 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 f. 363 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 364 Griffin, G. Edward (2006): S. 18.
85
Vorhängen, Plüschsesseln und einer gut bestückten Bar mit teuren Zigarren
ausgestattet gewesen.365
Allein diese plastische und bildhafte Beschreibung der bitterkalten Abfahrtsnacht und
des Kontrastes zwischen dem für die Öffentlichkeit bestimmten Teil des Zuges und
dem von den Teilnehmern des Jekyll Island-Treffens genutzten Privatwaggon macht
für den Leser sofort deutlich, um welche Art von Geheimtreffen es sich bei der Reise
zur Gründung der Federal Reserve Bank gehandelt haben muss. Bei den Reisenden
muss es sich um eine für die damalige Zeit nahezu unfassbar reiche Gruppe von
Männern gehandelt haben, die so stark darauf bedacht war ihre gemeinsame Reise vor
der Öffentlichkeit absolut geheim zu halten, dass sie sogar die Unannehmlichkeit einer
nächtlichen Reise in einer zusätzlich noch äußerst kalten Winternacht in Kauf nahm.
Aber die Texte werden hinsichtlich des Aspekts der Geheimhaltung noch deutlicher:
Die Teilnehmer des Treffens auf Jekyll Island sollen vorab darum gebeten worden sein,
alleine und so unauffällig wie möglich zum Bahnhof von New Jersey zu kommen und
ihre Identität so gut wie möglich zu verbergen, indem sie sich gegenseitig während der
gesamten Reise nur mit Vornamen anredeten.366 Offiziell soll es sich bei der Reise um
einen Ausflug zur Entenjagd gehandelt haben.367 Der Text impliziert: Hier wird von
einer Gruppe der reichsten Männer der Welt eine geheime Reise unternommen, mit
dem erklärten Ziel einen Plan zu ersinnen, mit unlauteren Mitteln auf Kosten der
Allgemeinbevölkerung noch mehr Reichtum anzuhäufen.
Bei den Teilnehmern des Geheimtreffens soll es sich laut der gängigen Darstellung des
Ereignisses um eine „Clique Privatbankiers“368 gehandelt haben, „sieben Männer […],
die ein geschätztes Viertel des Reichtums der gesamten Welt ihr eigen nannten“369.
Konkret werden als Teilnehmer des Treffens neben dem Senator Nelson Aldrich
Abraham Piatt Andrew, der Ministerialdirektor des US-Schatzamtes, Henry P.
Davidson, ein Teilhaber der Bank J. P. Morgan, Charles D. Norton, der Präsident der
zu J. P. Morgan gehörenden First National Bank von New York, Benjamin Strong,
Vorstand in der J. P. Morgan Trust Company, Paul M. Warburg, Partner der Bank
365 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 f. 366 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10; vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 19; S. 24. 367 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 24. 368 Grandt, Michael (2014): S. 8. 369 Griffin, G. Edward (2006): S. 20.
86
Kuehn, Loeb & Company, sowie Frank A. Vanderlip, Präsident der National City Bank
of New York, genannt.370
Michael Grandt folgert aus diesen Ausführungen, dass auf dem Jekyll Island-Treffen
des Jahres 1910 von den anwesenden Bankern ein Plan gemacht wurde um „ein
Finanzkartell zum Schutz seiner Mitglieder vor Wettbewerb zu gründen“371, welches „in
Wirklichkeit nur den privaten Interessen der versammelten Wall-Street-Größen
diente“372. Auch wenn keiner der genannten Herren den Namen Rothschild trug oder in
einem direkten Verwandtschaftsverhältnis zur Familie Rothschild stand, kommt Tilman
Knechtel in seinem Buch „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ zu dem
Schluss, es könne sich bei den Teilnehmern des Treffens nur um „Rothschild-
Agenten“373 gehandelt haben.
4.2.1.2 Die Einrichtung des Federal Reserve Systems (1913)
Der Film „Zeitgeist: The Movie“ des amerikanischen Dokumentarfilmers Peter Joseph
aus dem Jahr 2007, der auch die Bankenpanik des Jahres 1907 in den Komplott zur
Gründung der Federal Reserve Bank miteinbezieht, beschreibt die Entwicklung
zwischen dem Treffen auf Jekyll Island im Jahr 1910 bis zur Verabschiedung des
Federal Reserve Acts im Jahr 1913 folgendermaßen: Die Gründungsväter der Federal
Reserve Bank wussten, dass die amerikanische Regierung und die Bevölkerung der
Idee der Gründung einer neuen Zentralbank sehr skeptisch gegenüberstanden, hatte
es doch bereits in der Vergangenheit verschiedene Versuche gegeben, ein
Zentralbankensystem nach europäischem Vorbild in den Vereinigten Staaten zu
etablieren. Sie waren also auf ein Ereignis angewiesen, welches die öffentliche
Meinung in diesem Punkt ins Gegenteil verkehren würde. Folgt man der Darstellung
der Ereignisse im Film „Zeitgeist: The Movie“, nutzte J. P. Morgan aus diesem Grund
seinen weitreichenden Einfluss und verbreitete im Jahr 1907 das Gerücht, viele New
Yorker Banken ständen kurz vor der Insolvenz, woraufhin eine Massenhysterie
ausbrach und viele Bürger ihre Einlagen aus den Banken abzogen und es tatsächlich
370 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10. 371 Grandt, Michael (2014): S. 10. 372 Grandt, Michael (2014): S. 10. 373 Knechtel, Tilman (2012): S. 50.
87
zu massenhaften Insolvenzen kleinerer New Yorker Banken im Zuge der Bankenpanik
von 1907 kam.374
Die Bankergrößen der Wall Street sollen also bereits 1907 ihren Plan, eine neue
Zentralbank für die Vereinigten Staaten zu schaffen, in Bewegung gesetzt haben. Der
Film suggeriert, die Banker hätten zur Erreichung ihres Zieles bewusst den aus einer
künstlich verursachten Bankenpanik resultierenden, finanziellen Bankrott vieler
Menschen in Kauf genommen. Senator Nelson Aldrich, einer der Teilnehmer des
späteren Treffens auf Jekyll Island im Jahr 1910, soll dann auch im Anschluss an die
Ereignisse des Jahres 1907 mit der Leitung einer Untersuchung des Kongresses zur
Bankenpanik beauftragt worden sein, die zu dem Ergebnis kam, es müsse eine
Zentralbank im amerikanischen Finanzwesen eingeführt werden, damit es nie wieder
zu einer Bankenpanik wie der des Jahres 1907 kommen könne.375
Grandt erläutert in diesem Zusammenhang weiter: Um den Plan für ein amerikanisches
Zentralbankensystem, wie er 1910 auf Jekyll Island gefasst wurde, Wirklichkeit werden
zu lassen, war die „Bankiersclique“376 nicht nur auf die Zustimmung des
amerikanischen Kongresses und des Senates zu diesem „heiklen Gesetz“377
angewiesen. Auch der US-Präsident musste den Gesetzesentwurf unterschreiben. Der
damalige Präsident, William Howard Taft, soll die Einrichtung einer Zentralbank
abgelehnt haben. Durch eine „geniale Idee“378 verhinderten die Banker die Widerwahl
Tafts und sicherten sich mit Woodrow Wilson einen Präsidenten, der ihren
Gesetzentwurf unterschreiben würde.379 Der Entwurf des Federal Reserve Acts wurde
schlussendlich zum Ende des Jahres 1913 vor den Kongress gebracht. Die
Abstimmung soll drei Tage vor Heiligabend „in einer Nacht- und Nebelaktion“380 in den
Kongress und anschließend in den Senat eingebracht worden sein, als „Die meisten
Senatoren und Kongressmitglieder […] zu diesem Zeitpunkt schon in den
Weihnachtsferien (waren).“381
374 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01. 375 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01. 376 Grandt, Michael (2014): S. 11. 377 Grandt, Michael (2014): S. 11. 378 Grandt, Michael (2014): S. 11. 379 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11. 380 Knechtel, Tilman (2012): S. 52; vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:28. 381 Knechtel, Tilman (2012): S. 52.
88
In fast allen Diskursfragmenten, in denen es um die Entstehung des Federal Reserve
Systems geht, wird dieser Punkt besonders hervorgehoben.382 So äußert sich
beispielsweise auch die Person aus Interview 5 auf die Frage, ob die deutsche Politik
von Interessen außerhalb Deutschlands beeinflusst sei, folgendermaßen: „Es ist schon
sehr spannend, wie dieses Gesetz zustande gekommen ist. Das ist nämlich an einem
23. Dezember, als die meisten Kongressabgeordneten schon zuhause saßen und
Weihnachtsgans gegessen haben, haben die das Ding noch durch den Kongress
gepeitscht und haben das mit knapper Mehrheit gewonnen. Und damit hat eigentlich
Amerika seine Währung in private Hände gegeben, in private Banken.“383 Ken Jebsen
konstatiert in seinem Video „KenFM über: Schein-Demokratie“ zur
Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank abschließend: „Die Gründung der
FED war unter vielen anderen Papieren, die es auch abzusegnen galt, versteckt und
wurde rasch durchgewunken.“384 Um die Täuschung der Kongress- und
Senatsmitglieder durch die Banker zu unterstreichen, fügt Michael Grandt in diesem
Zusammenhang noch hinzu, dass „Der Antrag […] außerdem bewusst so umständlich
formuliert (war), dass nur wenige dessen Inhalt wirklich verstanden.“385
Die hier umrissene, gängige verschwörungstheoretische Sichtweise auf die
Entstehungsgeschichte des Federal Reserve Systems suggeriert: Die Gründung der
amerikanischen Zentralbank war von langer Hand von einer kleinen, verschworenen
Clique von Privatbankiers geplant worden, zwischen denen zwar „beträchtliches
Misstrauen herrschte“386, deren gemeinsames Ziel es aber war, sich gegen Konkurrenz
abzuschirmen387 und „ein FEDes Geschäft“388 zu machen, da es „bisher in den USA
verboten (war), ungedecktes Papiergeld in Umlauf zu bringen“389, „Geld für Darlehen
praktisch aus dem Nichts heraus zu drucken und gegen Zinsen an die Regierungen zu
verleihen, sowie die nationale Geldmenge zu kontrollieren“390. Laut dieser Darstellung
ließen die Banker nichts unversucht, um ihr gemeinsames Ziel erreichen zu können.
Selbst vor dem Verursachen einer landesweiten Bankenpanik, in der viele Menschen
ihre gesamten Ersparnisse verloren, oder einer gezielten Einflussnahme auf die
382 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11; vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S.; ab Minute 11:30. 383 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 04:01. 384 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:37. 385 Grandt, Michael (2014): S. 11. 386 Griffin, G. Edward (2006): S. 28. 387 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 28. 388 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:52. 389 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:44. 390 Grandt, Michael (2014): S. 8.
89
Präsidentschaftswahl des Jahres 1913, in denen sie einen eigenen Kandidaten
aufstellten, um die Wiederwahl William Howard Tafts zu verhindern, schreckten sie
nicht zurück.391 Zuletzt ließen sie die Abstimmung über den Federal Reserve Act so
durch die Parlamente schleusen, dass den Abgeordneten nicht klar war, über welch
wichtiges und folgenreiches Gesetz sie eigentlich abstimmten.
In dem Video „KenFM über: Schein-Demokratie“ ergänzt der Mahnwachenredner Ken
Jebsen in Bezug auf die Entstehung der Federal Reserve Bank abschließend: „Die
Gegner der FED, Banker wie Benjamin Guggenheim, Isidor Strauss und John Jacob
Astor kamen leider alle um, sie sanken mit der Titanic. J. P. Morgan, der ebenfalls eine
Passage auf dem Luxusliner gebucht hatte, sagte kurzfristig ab.“392 So erscheint
plötzlich sogar der Untergang der Titanic im Jahr 1912 als ein Ereignis, das von den
Wall-Street-Bankern auf dem Weg zur Federal Reserve Bank verursacht worden sein
könnte. Falls zu diesem Zeitpunkt noch ein Diskursteilnehmer der Meinung gewesen
sein sollte, die Gründung der Federal Reserve Bank sowie ihr Einfluss auf die
Weltpolitik sei „mit rechten Dingen zugegangen“ und die im Diskurs beschriebenen
Hinweise auf eine Verschwörung der Federal Reserve Banker seien doch eher
Produkte des Zufalls, schlussfolgert Ken Jebsen in seinem Video abschließend: „Diese
Art der Finanzarchitektur wird zusammenfallen wie das WTC 7. Ob die BBC dann auch
wieder zwanzig Minuten vor dem eigentlichen Zusammenbruch von diesem Crash als
Stattgefunden berichten wird?“393 Der Vergleich mit der beliebtesten und
weitverbreitetsten Verschwörungstheorie der letzten Jahrzehnte dient in diesem
Zusammenhang als verschwörungstheoretisches Gütesiegel und soll die letzten
Zweifel an der Federal Reserve-Verschwörung zerstreuen.
391 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01; vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11. 392 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:55. 393 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 14:10. Eine bekannte Verschwörungstheorie zu den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 befasst sich mit der Berichterstattung des britischen Fernsehsenders BBC zum Einsturz des Gebäudes 7 des Word Trade Centers. Die Verschwörungstheorie besagt, die BBC hätte bereits 23 Minuten vor dem eigentlichen Einsturz des Gebäudes davon berichtet, dass dieses eingestürzt sei. Zudem seien die Videobänder der BBC-Sendung kurze Zeit später verschwunden. Diese angebliche Panne beim BBC wird von Verschwörungstheoretikern häufig als Indiz dafür gewertet, dass es sich bei den Terroranschlägen des 11. September um eine False Flag-Operation gehandelt habe (vgl. Löhe, Fabian (2007): o. S.).
90
4.2.2 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus
Inwiefern enthalten die gängigen Darstellungen der Reise zur Gründung der Federal
Reserve Bank nach Jekyll Island des Jahres 1910 und die Darstellung der Ereignisse
von der Bankenpanik 1907 bis zu der Abstimmung über den Federal Reserve Act im
Jahr 1913 verschwörungstheoretische Diskursmerkmale sowie antisemitische und
antiamerikanische Zuschreibungen?
Die Gründungsväter der Federal Reserve Bank werden in der Darstellung an keiner
Stelle direkt als Juden identifiziert. Jedoch findet ein struktureller Rückgriff auf
verschiedene, kulturell verankerte, antisemitische Stereotype statt, die eine
entsprechende Assoziation nahe legen. Knechtel spricht in seiner Darstellung der
Familie Rothschild, hinter der er die wahren Drahtzieher und Nutznießer hinter der
Gründung der amerikanischen Notenbank FED vermutet, davon, dass die Familie
„immer noch einer diskriminierten Randgruppe angehört“394. Ein rhetorischer Griff, den
er an anderer Stelle auflöst: In einem Interview zu seinem 2014 erschienen Buch „Die
Rockefellers – ein amerikanischer Albtraum“ argumentiert Knechtel, der häufig an ihn
herangetragene Vorwurf, er würde mit seinen Büchern antisemitische
Verschwörungstheorien verbreiten, sei schon allein deshalb haltlos, da er das „jüdisch
sein“ seiner Forschungsobjekte in seinen Büchern nie erwähne.395 Über die von ihm
gemachten Andeutungen stellt er jedoch die Verbindung zu den intendierten
antisemitischen Stereotypen her, ohne das Wort „Juden“ direkt erwähnen zu müssen.
Andere Quellen, die auf den Diskurs zur Federal Reserve Bank innerhalb der
Friedensbewegung 2014 einwirken, wie beispielsweise die Facebookseite
Anonymous.Kollektiv 396, zeichnen in ihren Diskursfragmenten zum Thema Federal
Reserve Bank auch ein Bild, das stark antisemitische Klischees bedient. So
veröffentlichte der Betreiber der Facebookseite im März 2014 unter dem Titel
„Anonymous – Nachricht an die deutsche Bevölkerung“ ein knapp zehnminütiges Video
auf der Plattform YouTube, in dem unter anderem die Forderung nach einer
394 Knechtel, Tilman (2012): S. 28. 395 Vgl. o. V. (2014c): o. S. 396 An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass es sich bei Anonymous.Kollektiv nur vermeintlich um den deutschsprachigen Ableger des internationalen Hackerkollektivs „Anonymous“ handelt. Eigentlich stammt die Seite aus dem Umfeld der Reichsbürgerbewegung und der „Friedensbewegung 2014“ und wird von dem Erfurter Mario Rönsch, der selbst auch gelegentlich als Redner auf den bundesweiten „Mahnwachen für den Frieden“ auftritt, betrieben (vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.).
91
Abschaffung der Federal Reserve Bank artikuliert wird.397 Zum Thema „Federal
Reserve Bank“ werden in diesem Video zwei Standbilder eingeblendet: zum einen ein
Bild von drei Federal Reserve-Bankern mit glühenden roten Augen, die diabolisch
lachend und Zigarre rauchend vor einer Gelddruckmaschine sitzen. Bei der Person
links im Bild scheint es sich um David Rockefeller zu handeln, die Zeichnung der
Person rechts vorne ist an Jacob Rothschild angelehnt. Im Hintergrund ist das Eccles
Building, der Hauptsitz der Federal Reserve in Washington D. C., auf dem eine
amerikanische Flagge und eine Jolly Roger-Flagge („Piratenflagge“ mit Totenschädel
und gekreuzten Knochen) angebracht ist, sowie noch weiter im Hintergrund ein riesiger
Dollarschein zu sehen (Abb. 1). Die zweite in diesem Video benutze Abbildung der
Federal Reserve Bank folgt einem ähnlichen Muster: Hier ist wieder das Eccles
Building zu sehen, diesmal in Form einer Spinne, die im Zentrum ihres Netzes sitzt und
die Weltkugel mit grüner Spinnenseide eingesponnen hat. Hintergrund der Abbildung
ist auch diesmal eine riesige Dollarnote (Abb.2).398
Die beiden Standbilder aus dem YouTube-Video „Anonymous - Nachrichten an die
deutsche Bevölkerung" zeigen exemplarisch die Intention des Urhebers dieses
Diskursfragmentes, bei den anderen Diskursteilnehmern eine Assoziation zu
einschlägigen antisemitischen Stereotypen, wie beispielswiese dem der "jüdischen
Gier", dem des „Banken-" oder „Börsenjuden" oder dem des „Wucher-" oder
„Schacherjuden", hervorzurufen, ohne diese Begrifflichkeiten tatsächlich verbal
bemühen zu müssen. Der Urheber des Videos setzt darauf, dass diese Stereotype in
Bezug auf die Federal Reserve Bank und ihre Protagonisten durch die Wahl der
Standbilder zu diesem Themenkomplex innerhalb des Videos vom Zuschauer
assoziiert werden.
Sowohl das Stereotyp des „jüdischen Wucherers“, als auch das des „Banken-“ oder
„Börsenjuden“ hat eine lange kulturelle Tradition im deutschsprachigen Raum.399 Bei
der Figur des „Wucherjuden“ handelt es sich um ein antisemitisches Stereotyp, das
ursprünglich dem Repertoire des christlichen Antijudaismus entstammt und welches
397 Die Forderung nach einer Abschaffung der Federal Reserve Bank wird am Ende des Videos im Rahmen eines „Forderungskataloges“ zu unterschiedlichsten Themen artikuliert. Neben einem Ende der Federal Reserve werden beispielsweise ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, „Biolebensmittel für alle“ oder „ein Ende der EU-Diktatur“ gefordert. Konkret heißt es im Video zur Federal Reserve: „Wir fordern eine Ende des Zinsgeldsystems welches die gesamte Menschheit versklavt.“ (vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute: 07:03). 398 Vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 02:50 und ab Minute 07:04 . 399 Vgl. Lange, Matthew (2011): S .40 ff.; vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348 f.
92
kulturell über die Jahrhunderte hinweg mit Figuren wie der des Judas Ischariot des
Neuen Testaments, Shakespeares Shylock oder auch der Familie Rothschild verknüpft
ist.400 Aufgrund des kirchlichen Zinsverbotes für Christen und vor allem wegen des
Ausschlusses von Juden aus den Zünften und dem während des Mittelalters und der
Frühen Neuzeit vielerorts herrschenden Verbot des Landbesitzes, waren Juden seit
dem europäischen Mittelalter ökonomisch auf den Geldverleih angewiesen und
spezialisiert. Das Bild des „Wucherjuden“ stieg, vor allem seitdem der Finanz- und
Kreditmarkt im Zeitalter der Frühen Neuzeit zu einem zentralen
Wertschöpfungsbereich des modernen Wirtschaftswesens geworden war, zu einem
Hauptthema antisemitischer Ressentiments auf.401 Auch das Bild des „Banken-“ oder
„Börsenjuden“ hat eine lange kulturelle Tradition und stellt gewissermaßen eine
Adaption des Bildes des „jüdischen Wucherers“ an das global vernetzte Finanzsystem
des modernen Kapitalismus dar.
Bemerkenswert ist außerdem, dass im Bild des „Börsen“- oder „Bankenjuden“ und im
Bild des „jüdischen Wucherers“ nur eine Kritik an einer bestimmten Ausprägung des
Kapitalismus zutage tritt: Es wird nicht die kapitalistische Wertschöpfung an sich
kritisiert, die beispielsweise auch durch die Ausbeutung der Arbeitskraft Anderer
erreicht wird, sondern nur eine Wertschöpfung, die vermeintlich aus dem Nichts durch
das Nehmen von Zinsen geschieht. In letzter Konsequenz kommt es hier zu einer
Unterscheidung zwischen einem „schaffenden industriell-agrarischen“ und einem
„raffenden jüdischen“ Kapitalismus, wie diese in der Terminologie des
Nationalsozialismus häufig zu finden ist.402 Innerhalb der antisemitischen
Gedankenwelt wird die Wertschöpfung durch die Verleihung von Geld gegen Zinsen
als etwas spezifisch Jüdisches angesehen und als eine moralisch besonders
verwerfliche Tätigkeit betrachtet, da scheinbar nur in dieser Form des kapitalistischen
Wirtschaftens ein Gewinn aus dem „Elend anderer“403 erzielt wird.404 Sollten an dieser
Stelle noch einige Diskursteilnehmer Zweifel an dem Ausmaß des menschlichen
Leides haben, dass durch Bankengeschäfte verursacht wird, schreibt Knechtel in „Die
Rothschilds“: „Der menschliche Geist kann schwer erfassen, dass das Ausmaß des
400 Vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348. 401 Vgl. Escher, Clemens (2011): S: 348; vgl. Kreutzmüller, Christoph (2011): S: 346; vgl. Lange, Matthew (2011): S. 41. 402 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 86 f. 403 Escher, Clemens (2011): S. 349. 404 Vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348 f.
93
Leides, das Banken verursachen, das eines einzigen Massenmörders millionenfach
übertrifft.“405
Dass innerhalb der untersuchten Diskursfragmente zur Entstehung der Federal
Reserve Bank auf das Bild der „jüdischen Gier“ und das des „jüdischen Wucherers“
oder das des „jüdischen Bankers“ zurück gegriffen wird, der aus dem Elend anderer
fette Gewinne erzielt, zeigt sich vor allem daran, dass in den Texten immer wieder
darauf verwiesen wird, dass die vermeintlichen Gründer und Profiteure der Federal
Reserve Bank diese nur zu dem Zweck gegründet hätten, um „aus dem Gebrauch des
Geldes anderer Leute den größtmöglichen Profit zu erzielen“406, obwohl sie bereits „ein
geschätztes Viertel des Reichtums der gesamten Welt ihr eigen nannten“407. Der
häufige Hinweis der untersuchten Diskursfragmente darauf, dass die Gründer der
Federal Reserve Bank dies im Auftrag der Rothschilds oder auch der Familie
Rockefeller taten, verstärkt die Assoziation.408 Nach Ernst Piper gilt die Familie
Rothschild in heutiger Zeit als Inbegriff eines jüdischen Finanzwesens und eines
„raffenden Kapitals“ schlechthin.409 Nach Juliane Wetzel erfüllt die Erwähnung des
Namens „Rothschild“ außerdem im deutschsprachigen Raum heute vor allem die
Funktion, eine vermeintliche Allmacht eines „Weltjudentums“ über das weltweite
Finanzwesen zu konstruieren.410 Vieles deutet darauf hin, dass die Nennung des
Namens „Rockefeller“ die gleiche Symbolik erfüllt, auch wenn der Name „Rothschild“
für den deutschsprachigen Raum eine stärkere Wirkungskraft als antisemitisches Bild
besitzt.
Ferner hat das in Abb. 2 verwendete Symbol der Spinne eine lange kulturelle Tradition
als antisemitisch konnotierte Ungeziefer-Metapher. Besonders häufig waren in der Zeit
des Nationalsozialismus antisemitische Karikaturen mit einer Ungeziefersymbolik
versehen.411 Der Göttinger Soziologe Samuel Salzborn bemerkt auf die Frage, ob
beispielsweise eine kapitalismuskritische Heuschreckensymbolik, ähnlich der
Spinnensymbolik im vorliegenden Beispiel (Abb. 2), auch frei von einem
antisemitischen Bedeutungshintergrund sein könnte: „Als kollektive Symbolisierung ist
405 Knechtel, Tilman (2012): S. 34. 406 Grandt, Michael (2014): S. 13. 407 Griffin, G. Edward (2006): S. 20. 408 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 51; vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 19; vgl. Morris, Michael (2011): S. 208; vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 13. 409 Vgl. Piper, Ernst (1999): S. 128. 410 Vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336. 411 Vgl. Salzborn, Samuel (2010b): o. S.
94
die historische Dimension dabei von der strukturellen nicht zu trennen. Dass Juden als
Ungeziefer dargestellt und als solches phantasiert werden, entbehrt rational zwar jeder
Grundlage, da die Zuschreibungen aber historisch, insbesondere in der NS-Agitation,
so dominant geworden sind, inkorporiert jede politische Metapher, die mit dem
Ungeziefer-Vergleich arbeitet, auch objektiv ihre antisemitische Geschichte.“412
Auffallend ist außerdem, dass beide Standbilder in der Farbe Grün gehalten sind. Grün
gilt gemeinhin als Farbe des Neides und der Gier, womit durch die Farbwahl noch
einmal mehr die Gier der Federal Reserve Banker unterstrichen werden soll.
Die letzte dominante antisemitische Zuschreibung des Diskursstranges „Entstehung
der Federal Reserve Bank“ ist die der „jüdischen Weltverschwörung“, die mit den
Bildern von der „jüdischen Macht“ und dem des „jüdischen Intellekts“ einhergeht. In
allen untersuchten Diskursfragmenten fällt auf, dass den Gründern der Federal
Reserve Bank eine fast übermenschliche Macht zugeschrieben wird. Von der
künstlichen Verursachung einer Bankenpanik (1907), über die erfolgreiche
Manipulation der US-Präsidentenwahl (1913), bis hin zum Untergang der Titanic (1912)
– eine Gruppe von nur sieben Männern soll mächtig und klug genug gewesen sein, alle
diese Ereignisse von langer Hand auf ihrem Weg zur Schaffung der amerikanischen
Zentralbank nicht nur zu planen, sondern auch allesamt erfolgreich durchzuführen,
ohne dass die Öffentlichkeit hiervon Notiz genommen hätte. Gab es doch kritische
Stimmen oder Mahner, so waren die Gründungsväter der Federal Reserve Bank immer
auch mächtig genug, diese öffentlich zu diskreditieren und ihnen die Glaubwürdigkeit
zu nehmen oder sie aus dem Weg zu räumen, wie mit dem Hinweis aus dem KenFM-
Video, die „Gegner der FED […] kamen leider alle um, sie sanken mit der Titanic“413,
angedeutet wird. So schreibt beispielsweise Michael Morris in seinem Buch „Was Sie
nicht wissen sollen!“ (2011) in seiner Darstellung zur Geschichte der Familie Rothschild
als Zwischenfazit: Durch die Gründung der Federal Reserve Bank hätten die
Rothschilds „[…] ihr unvorstellbares Vermögen und ihre kaum fassbare Macht noch
weiter ausgebaut“414. Die Nennung des Namens Rothschild deutet auch hier wieder auf
die Vorstellung von einer vermeintlichen jüdischen Allmacht hin.415 In Bezug auf die
Bankenpanik von 1907, die den Gründern der Federal Reserve zugeschrieben wird,
kann grundsätzlich angemerkt werden, dass Juden gemeinhin seit dem Beginn der
412 Salzborn, Samuel (2010b): o. S. 413 Jebsen 2014c): o. S., ab Minute 11:55. 414 Morris, Michael (2011): S. 181. 415 Vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336.
95
Moderne als Verursacher von Börsen- und Bankenkrisen vermutet wurden, da sie
Vorteile aus den wirtschaftlichen Umwälzungen und dem Leid der Allgemeinheit zögen.
Juden stellten auch hier einen willkommenen Sündenbock zur Erklärung
gesellschaftlicher Krisen und Umbrüche dar.416
Abschließend muss festgehalten werden, dass nicht nur die typischen
Diskursfragmente, wie die im Kopp-Verlag erschienen oder über den Verlag
vertriebenen Sachbücher, das Video von Anonymous.Kollektiv oder die Interviews mit
Teilnehmern der Mahnwachen, verschwörungstheoretische Deutungsmuster mit
teilweise antisemitischen und antiamerikanischen Konnotationen enthalten. In der
Rubrik „Börse“ des Onlineportals der Zeitschrift Focus erschien am 17. Juli 2014 mit
dem Artikel „Das Geld-Kartell. Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert“ eine
Darstellung der Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank, die der oben
ausgeführten Darstellung des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zum
Diskursstrang „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“ in den wesentlichen
Merkmalen gleicht. Der Artikel des Focus zeigt anschaulich, wie
Verschwörungstheorien rund um die Federal Reserve Bank so auch außerhalb der
verschwörungstheoretischen Subkultur des Internets oder der von Protestbewegungen
wie der Friedensbewegung 2014 ihre Verbreitung finden417.
Die Diskursanalyse zum Diskursstrang „Entstehung der Federal Reserve Bank“ kommt
zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Diskursfragmente alle mehr oder weniger
deutliche antisemitische Zuschreibungen enthalten, welche aber nie direkt
„ausgesprochen“, sondern über Chiffren, kulturelle Codes und Andeutungen
transportiert werden. (Beispiel: „Rothschild-Agenten“ als Hinweis auf ein jüdisch
kontrolliertes Finanzwesen.) Die dominantesten antisemitischen Stereotype, auf die in
der Beschreibung der Entstehungsgeschichte des Federal Reserve Systems
zurückgegriffen wird, sind die des „Wucher-“ oder Schacherjuden“, das des „Banken-“
oder „Börsenjuden“, sowie das Bild der „jüdischen Gier“. Alle diese Bilder haben ihre
Wurzeln im Vorurteilsrepertoire des christlichen Antijudaismus und dem des modernen
Antisemitismus418, wobei das Bild des „Banken-“ oder „Börsenjuden“ eine
Weiterentwicklungen des Bildes des „Wucher-“ oder „Schacherjuden“ an moderne
Lebensumstände darstellt. Ein weiteres, den Diskurs um die Entstehung der Federal
416 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 41 f. 417 Vgl. o. V. (2014f): o. S. 418 Detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Ausprägungen des antisemitischen Ressentiments finden sich in Kap. 3.2.
96
Reserve Bank bestimmendes Stereotyp ist das der „Jüdischen Weltverschwörung“,
welches mit den Bildern des „jüdischen Intellekts“ und dem der „jüdischen Macht“
einhergeht. Auch diese Bilder sind nicht „neu“, sondern haben eine lange kulturelle
Tradition als antisemitisches Vorurteil. Beispielsweise lässt sich das Bild der
„Jüdischen Weltverschwörung bereits in dem antisemitischen Pamphlet der „Protokolle
der Weisen von Zion“, einem angeblichen Geheimdokument, das den gemeinsamen
Plan der Juden und der Freimaurer zur Erlangung der Weltherrschaft enthalten soll,
finden.419
Sekundärer Antisemitismus und mit ihm Schuld- und
Erinnerungsabwehrmechanismen, sowie die Umwegekommunikation antisemitischer
Ressentiments über Antizionismus oder Antiamerikanismus, spielen für den
verschwörungstheoretischen Diskurs um die Entstehung der Federal Reserve Bank
keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies unterscheidet den Diskurs um die
Entstehung der Federal Reserve Bank auch von den beiden Diskursen um den
„Einfluss der Federal Reserve Bank“ und „Die Hintermänner“, wie im Folgenden zu
sehen sein wird.
4.2.3 Diskursanalyse II: Der Einfluss der Federal Reserve Bank
4.2.3.1 Erster und Zweiter Weltkrieg
Der Diskurs um den Einfluss der Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen nimmt
innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 eine zentrale Stellung
ein. Immer wieder wird auf den Mahnwachen selbst oder auch in Schriftstücken der
neuen Protestbewegung eine Auflösung der Federal Reserve Bank gefordert, um
deren Einflussnahme auf das Weltgeschehen zu beenden. Die Frage nach der Macht
der Federal Reserve Bank war für die neue Protestbewegung von Beginn an ein
zentrales Thema und stellt sogar einen der Hauptgründe dar, aus welchem der Initiator 419 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S: 130. Die „Protokolle“ wurden erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts im zaristischen Russland verbreitet und fanden von dort aus schnell Eingang in die Ideologie des Nationalsozialismus. Während der NS-Diktatur war die Vorstellung einer drohenden Gefahr einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ ein zentraler Hintergrund für die Vernichtungspolitik gegenüber den europäischen Juden. Die „Protokolle der Weisen von Zion“ stellen bis heute den berühmtesten Text zu einer „jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ dar. Auch wenn ihre literarische Entstehungsgeschichte heute wissenschaftlich aufgeklärt und die „Protokolle“ schon lange als Falsifikat enttarnt wurden, werden sie von Anhängern von Verschwörungstheorien immer noch als Schlüsseldokument zur „Jüdischen Weltverschwörung“ angesehen. Aktuell genießen die „Protokolle“ eine besondere Popularität im arabischen Raum.
97
der Friedensbewegung 2014, Lars Mährholz, die neue Protestbewegung im Frühjahr
2014 ins Leben rief. So heißt es beispielsweise in dem Aufruf zur ersten Mahnwache
am 17. März 2014 in einem Forderungskatalog der jungen Protestbewegung neben
allgemein gehaltenen Forderungen nach Frieden, Pressefreiheit und Demokratie, die
Bewegung stände „Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal
Reserve Bank!“420 In einem Interview mit dem russischen Fernsehsender „Russia
Today“ am Rande der Berliner Mahnwache am 07. April 2014 äußerte sich Initiator
Lars Mährholz in Bezug auf die Frage nach einer aus dem Konflikt in der Ukraine
resultierenden Kriegsgefahr für Europa folgendermaßen: „Die Krise in der Ukraine ist
zum Beispiel momentan eine brandgefährliche Situation. Aber man muss halt auch
zurückgehen, man muss halt die Geschichte zurückgehen und man muss sehen,
woran liegt das alles, woran liegen alle Kriege in der Geschichte in den letzten hundert
Jahren. Und was ist die Ursache von allem. Und wenn man das halt alles ein bisschen
auseinander klabüsert (sic!) und guckt genau hin, dann erkennt man im Endeffekt,
dass die Federal Reserve, die amerikanische Notenbank; das ist eine Privatbank, das
die seit über hundert Jahren die Fäden auf diesem Planeten zieht. Die amerikanische
Regierung, die hat schon lange nix mehr zu sagen."421
Der Diskursstrang „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ innerhalb der
Friedensbewegung 2014 lässt sich anhand der ausgewählten Diskursfragmente
folgendermaßen nachzeichnen:
Der Film „Zeitgeist: The Movie“, der sich besonders ausführlich der Frage nach der
Einflussnahme der Federal Reserve Bank auf die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts
widmet, beantwortet die Frage danach, warum die Federal Reserve Bank ein Motiv
haben sollte in das Weltgeschehen einzugreifen und sogar Kriege zu verursachen,
folgendermaßen: „It is important to understand that one of the most lucrative things that
can happen for the bankers is war. For it forces the country to borrow even more
money at interest. Not to mention the profits generated through the financing of military
productions.”422 Ken Jebsen ergänzt in dem Video „KenFM über: Scheindemokratie“:
„Die FED ist so staatlich, wie die Mafia gemeinnützig ist. Beide Organisationen stehen
über dem Gesetz, nur dass die FED sich nicht mit Bandenkriegen zufrieden gibt. Die
FED finanziert internationale Konflikte, Weltkriege. Im Anschluss kann sich jeder über
420 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 421 Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28. 422 Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:30:54.
98
Umwege bei der FED einen Kredit holen, um das Zerstörte wieder aufzubauen.“423 Im
Sinne dieser Logik liegt das Stattfinden von Kriegen in regelmäßigen Abständen also
im ureigenen Interesse der Federal Reserve Bank, da diese an der Finanzierung eines
Krieges und dem anschließenden Wiederaufbau der zerstörten Regionen verdient.
Innerhalb der untersuchten Diskursfragmente wird in Einklang mit den oben
exemplarisch aufgeführten Zitaten immer wieder darauf verwiesen, die Federal
Reserve Bank hätte den Ausbruch der großen Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts
zum Zwecke ihrer Gewinnmaximierung selbst verursacht. Als besonders prägnante
Beispiele werden in der Regel der Erste und der Zweite Weltkrieg sowie der
Vietnamkrieg und der Irakkrieg genannt. Die Federal Reserve Bank und ihre
Verbündeten in Politik und Militär hätten in allen diesen Kriegen für den Kriegseintritt
der USA gesorgt, in dem sie jeweils ein Ereignis verursacht hätten, welches die
öffentliche Meinung innerhalb der Vereinigten Staaten, deren Bevölkerung bis dahin in
allen Fällen mehrheitlich gegen einen Kriegseintritt der USA gewesen sein soll, ins
Gegenteil verkehrte. Beispielsweise wären die Bombardierung der RMS Lusitania
durch deutsche U-Boote (1915), der Angriff auf Pearl Harbor durch Japan (1941)424,
der Tonkin-Zwischenfall (1964), sowie die Terroranschläge des 11. Septembers (2001)
von den Hintermännern der Federal Reserve Bank und ihren Verbündeten in der Politik
inszeniert worden, um einen amerikanischen Kriegseintritt in den Ersten und Zweiten
Weltkrieg, den Vietnamkrieg und den Irakkrieg zu rechtfertigen.425
Besonders die Frage nach einer Einflussnahme der Federal Reserve Banker im
Deutschland der Zwischenkriegszeit und während der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt
im Fokus der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 und soll daher hier
etwas genauer behandelt werden. Die gängige Darstellung dieses Sachverhaltes lautet
wie folgt: Nach Ende des Ersten Weltkriegs sei Deutschland nicht dazu in der Lage
gewesen die von den alliierten Siegermächten geforderten Reparationszahlungen zu
leisten. Zu diesem Zeitpunkt hätten amerikanische Banken erstmals in hohem Maß
Kredite an Deutschland vergeben, damit dieses die Reparationsforderungen weiter
bedienen konnte. Mit dem Dawes- und dem Young-Plan habe die USA in den
423 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 12:36. 424 Vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 23:30. Auch innerhalb des Diskurses auf der Mainzer „Mahnwache für den Frieden“ wurden die Verschwörungstheorien von den Angriffen auf die RMS Lusitania und Pearl Harbor als Initialzündungen für ein Eingreifen der Vereinigten Staaten in den beiden Weltkriegen bei einer Rede am Offenen Mikrofon auf der 22. Mahnwache am 13.10.2014 behandelt. 425 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:32:00.
99
zwanziger Jahren versucht, einen wirtschaftlichen Aufschwung im Europa der
Zwischenkriegszeit herbeizuführen und auch den amerikanischen Kapitalmarkt für
Deutschland wieder geöffnet.426 Auf dieser Grundlage sei von den „Wall Street
Banken“427 massiv in die deutsche Industrie investiert worden. Exemplarisch wird an
dieser Stelle immer wieder auf die Geschichte der IG Farben, als eines der wichtigsten
Rüstungsunternehmen in der Zeit der beiden Weltkriege, verwiesen. Diese sei von den
„Wall-Street-Bankern“ aufgebaut worden. Max Warburg, dessen Bruder Paul M.
Warburg am Jekyll-Island Treffen des Jahres 1910 teilgenommen hatte, war Mitglied
des Aufsichtsrates der IG Farben und außerdem angeblich „die einzige deutsche
Person im Vorstand der IG Farben, die nach dem Krieg nicht als Kriegsverbrecher
angeklagt wurde“428, wie Tilman Knechtel in diesem Zusammenhang bemerkt.
Rockefeller Standard Oil, ein der Familie Rockefeller gehörendes Unternehmen, soll
zudem erst durch seine Lieferung von Rohpetroleum an die IG Farben dafür gesorgt
haben, dass Deutschland überhaupt einen Krieg beginnen konnte.429 Die Rockefeller-
Group habe außerdem seit den 1920iger Jahren die Aktienmehrheit an den IG Farben
besessen. Ein Redner der 27. Mainzer Mahnwache am 17. November 2014 summiert
in seiner Rede zur Macht der Federal Reserve Bank abschließend: Die IG Farben habe
„[…] die NSDAP finanziert, die NSDAP hat den Hitler groß gemacht und Deutschland
in diese Katastrophe geführt.“430 Knechtel führt dann im weiteren Verlauf seines
Kapitels „Die Rothschilds bauen die Nazis auf“ weitere Beispiele für eine Beteiligung
der Wall-Street-Banken, welche bereits an der Gründung der Federal Reserve Bank
beteiligt waren, an den bedeutendsten deutschen Konzernen am Vorabend des
Zweiten Weltkrieges auf.431
Zur Frage, ob die „Wall-Street-Banker“ einen Einfluss auf den Aufstieg des
Nationalsozialismus gehabt haben, kommen Tilman Knechtel und sinngemäß auch der
Redner der 27. Mainzer Mahnwache am Ende ihrer Ausführungen übereinkommend zu
dem Schluss: Die IG Farben wurde „[…] schon damals aus Amerika finanziert. Kann
man also sagen der deutsche Kriegsapparat wurde aus Übersee damals schon
426 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 138 ff. 427 Knechtel, Tilman (2012): S 140. 428 Knechtel, Tilman (2012): S. 140. 429 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 140; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 28:52 (Ein Redner der Mainzer Mahnwache berichtet über die Lieferung von Rohöl durch Rockefeller Standard Oil an die IG Farben.). 430 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 24:19. 431 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S: 140 ff.
100
finanziert.“432 und ein zweiter Redner der Mahnwache ergänzt: „[…] wer quasi Hitler
damals finanzierte, und es waren wie gesagt zum Großteil amerikanische Wall-Street-
Banker, die die Nazis und Nazi-Wahlkämpfe damals schon finanziert hatten.“433 Bei
Knechtel heißt es: „Hitler bekam […] – lange vor seiner Machtergreifung von den
Rothschild-Agenten innerhalb weniger Jahre 32 Mio. Dollar […] zugeschossen. […] Die
Wallstreet-Banker (muss man) als die mit weitem Abstand größte Kraft hinter dem
Aufstieg eines Adolf Hitlers sehen […].“434
Für die Mainzer Mahnwachen für den Frieden stellt die Frage nach dem Einfluss der
Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen gewissermaßen ein Schwerpunktthema
dar. Die Aktivisten befassten sich an mehreren Montagen mit dieser Thematik. So
konstatierte ein Redner der 22. Mainzer Mahnwachen für den Frieden vom 13. Oktober
2014 in einer Rede am Offenen Mikrofon zum Einfluss der Federal Reserve Bank
abschließend: „Es zieht sich bitte von vorne bis hinten ein roter Faden durch und
immer wieder kommt man zum Geld hin und muss sich wirklich mal fragen, wer
profitiert davon. Und es ist leider immer wieder das Monopol der FED und einzelnen,
ja, ein paar wenigen, oder vielen Privatbanken, ich weiß net, wie sollte man’s
ausdrücken. Es hat sich bis heute nichts verändert.“435 Auch auf der 27. Mainzer
Mahnwachen für den Frieden am 17. November 2014 war der Einfluss der Federal
Reserve Bank auf den Zweiten Weltkrieg erneut Thema einer Rede am Offenen
Mikrofon. Auf die Frage danach, worum es dem Redner mit seiner Beschäftigung mit
dem Einfluss der Federal Reserve Bank auf die deutsche Wirtschaft am Vorabend des
2. Weltkrieges ginge, äußerte dieser sich folgendermaßen: „Das ist ganz schön krass,
da spricht niemand drüber. Es geht jetzt nicht drum irgendjemand von einer Schuld rein
zu waschen, aber es geht uns drum mal den Dreck ein bisschen gleichmäßiger zu
verteilen und mal laut zu sagen, wer denn da dahinter stand!“436
4.2.3.2 Ukraine-Konflikt
Wie in Kapitel 2.3.1 in Bezug auf die Themen der Friedensbewegung 2014 dargelegt
wurde, stellt die Beschäftigung mit dem aktuell andauernden kriegerischen Konflikt in
der Ukraine eines der zentralen Themen der neuen Protestbewegung dar. Viele 432 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 25:32. 433 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 26:10. 434 Knechtel, Tilman (2012): S: 146. 435 DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 29:19. 436 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 26:28.
101
Redebeiträge auf den Mahnwachen für den Frieden widmen sich dieser Thematik und
reichen von einer Warnung vor einer aus diesem Konflikt möglicherweise
resultierenden Kriegsgefahr für Europa, einem Wunsch nach Annäherung zwischen
dem Westen und Russland, Sympathiebekundungen für den russischen Präsidenten
Vladimir Putin, bis hin zu einer Frage nach dem Einfluss der Federal Reserve Bank in
diesem Konflikt.437
In Bezug auf eine mögliche Einflussnahme der Federal Reserve Bank wird von vielen
Diskursteilnehmern die Ansicht vertreten, dass es sich bei dem aktuellen Konflikt in der
Ukraine auch um einen Konflikt handelt, der von den Bankern der Federal Reserve
Bank und ihren Verbündeten in der Politik bewusst zur Eskalation getrieben werde. Ziel
se ein gesamteuropäischer Krieg, der in einen „3. Weltkrieg“438 münde439. So äußerte
sich beispielsweise ein Redner der 24. Mainzer Mahnwachen für den Frieden am 27.
Oktober 2014 zur Lage in der Ukraine und einer möglichen Einflussnahme der Federal
Reserve Bank in diesem Konflikt folgendermaßen: „Wer George Soros kennt, den US-
Multimilliardär, ich weiß net, er hat’s in irgend ‘ner US-amerikanischen Zeitschrift die
letzten paar Tage veröffentlicht, er will jetzt endlich mal, dass in der Ukraine was voran
geht, nach dem er da Millionen, oder waren es Milliarden, US-Dollar reingesteckt hat.
Er will auf keinen Fall Frieden, weil er und seine Aktionäre, er ist ja Wall-Street-Banker,
dann viel zu viele Verluste machen. Ja, also das sagt auch schon mal, denk ich,
alles.“440
Vor allem an der offiziellen Darstellung der Eskalation der Proteste auf dem Kiewer
Maidan im Februar 2014 und dem Abschuss des Fluges MH17 über der Ostukraine im
Juli 2014 werden massive Zweifel innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 gehegt. Beide Ereignisse sind ein häufiges Thema auf den
Mahnwachen für den Frieden und auch innerhalb der Kanäle der neuen
Protestbewegung in den Sozialen Netzwerken, wie beispielsweise auf der
437 Vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 438 Ein Sprecher der 4. Frankfurter Mahnwache am 28.04.2014 äußerte sich zu der drohenden Gefahr eines 3. Weltkrieges folgendermaßen: „Es geht wirklich darum, ‘ne bunte breite, breite Masse zu erreichen und die Menschen wieder zu mobilisieren auf die Straße zu gehen, weil die Entwicklung in der Ukraine mit jedem Tag krasser auf einen wirklich großen Konflikt hinweisen, der uns alle betreffen könnte. (…) Die Alternative wäre halt vielleicht ein großer neuer dritter Weltkrieg (…).” (vgl. Jentsch, Julia (2014): o. S., ab Minute 18:08). 439 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 17. 440 DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 20:08.
102
Facebookseite Anonymous.Kollektiv.441 So heißt es in einem Posting eben dieser Seite
zu den Schüssen auf dem Maidan in Kiew, bei denen zwischen dem 18. und dem 20.
Februar 2014 77 Protestierende der ukrainischen Oppositionsbewegung durch
ukrainische Soldaten getötet wurden, dass „[…] die "offizielle" und durch westliche
Medien verbreitete Version nicht stimmen kann […]“442. Die Scharfschützen, die die
Protestierenden der Opposition auf dem Maidan erschossen haben, seien von der „[…]
damaligen Opposition, demnach Mitglieder der heutigen Regierung, die durch EU und
USA gestützt wird“443 angeheuert worden. Folgt man dieser Deutung, so seien die
Schüsse auf die eigenen Anhänger von der pro-westlichen Opposition gezielt
verursacht worden, um einen Machtwechsel in der Ukraine voranzubringen und ein
militärisches Eingreifen westlicher Staaten in den Konflikt vorzubereiten. Als Beweis
dafür, dass es sich bei den Schüssen auf die Opposition um eine „False-Flag-
Operation444“ im Auftrag der USA gehandelt habe, führt ein Redner der 2. Frankfurter
Mahnwache am 14. April 2014 als Beweis an: „Die Demokratisierung der Ukraine hat
die USA fünf Milliarden Euro gekostet […]. Die haben da drüben bis heute das noch
nicht geklärt, wer dieser Todesschütze ist. Da gibt’s eine Monitor-Sendung445, da sind
die rüber gefahren in die Ukraine, und da filmen die die dabei, wie die die Patronen
aufheben, Tage danach. […] Diese Verarsche, dass können die doch mit uns nicht
machen, Freunde!“446.
Auch an der offiziellen Darstellung des Absturzes des Passagierfluges MH17 der
Malaysia Airlines von Amsterdam nach Kuala Lumpur am 17. Juli 2014 über der
Ostukraine, der gemeinhin auf einen Abschuss durch prorussische Separatisten
zurückgeführt wird, werden massive Zweifel innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 gehegt. So wurde der Flugzeugabsturz auch mehrmals auf
der Mainzer Mahnwachen für den Frieden behandelt, so zum Beispiel als
Schwerpunktthema der 11. Mahnwache am 28. Juli 2014, in welchem sich mehrere
441 Vgl. Anonymous.Kollektiv (2014c): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014a): o. S. 442 Anonymous.Kollektiv (2014c): o. S. 443 Anonymous.Kollektiv (2014b): o. S. 444 Eine „False-Flag Operation“ oder auch „Operation unter falscher Flagge“ bezeichnet eine geheimdienstliche militärische Operation, die zur Verschleierung der wahren Absichten einer Konfliktpartei durchgeführt wird. 445 Gemeint ist die Sendung „Monitor“ Nr. 660 der ARD vom 10.04.2014 mit dem Titel „Todesschüsse in Kiew: Wer ist für das Blutbad vom Maidan verantwortlich“ (vgl. Stuchlik, Stephan et al. (2014): o. S.). 446 Gast, Gunnar (2014b): o. S., ab Minute 14:20.
103
Redner diesem Thema mit eigenen Redebeiträgen widmeten.447 Innerhalb der
Diskursgemeinschaft der Mainzer Mahnwache herrschte Einigkeit darüber, dass es
sich bei dem Flugzeugabsturz nicht um einen Abschuss durch prorussische
Separatisten handelte, sondern, „[…] dass Russland Garnichts damit zu tun hat,
sondern die Schuldigen viel eher doch wohl in der Ukraine zu suchen sind […]“448.
Anonymous.Kollektiv veröffentlichte zur Unterstützung dieser Theorie zahlreiche Artikel
zu ballistischen Untersuchungen der Wrackteile, die beweisen sollen, dass das
Flugzeug von einem ukrainischen Kampfjet von der Luft aus abgeschossen wurde und
nicht von den Separatisten am Boden.449 Sollte diese Theorie nicht stimmen und
sollten doch prorussische Separatisten für den Absturz verantwortlich sein, wurde auf
der Mainzer Mahnwache am 28. Juli 2014 als weitere Theorie angeführt, dass das
Flugzeug im Gegensatz zu anderen Passagierflügen der gleichen Route mit Absicht
über das Gebiet der Ostukraine geleitet worden sei, um einen Abschuss durch die
prorussischen Separatisten zu provozieren.450 Auf der Homepage des Kopp-Verlages
lassen sich ebenfalls mehrere Artikel finden, die verschwörungstheoretische
Deutungen zum Absturz des Fluges MH17 enthalten.451 Bereits drei Tage nach Absturz
des Flugzeuges veröffentlichte der Kopp-Verlag einen Artikel welcher nahelegt, der
Absturz hätte nie wirklich stattgefunden und die am Absturzort gefunden menschlichen
Körperteile seien alte Leichenteile gewesen, die dort zusammen mit Wrackteilen
drapiert worden waren, um es wie einen Absturz aussehen zu lassen.452 Als Beweis
dient der Kommentar eines „prorussischen Rebellenführers“, der zu Protokoll gab „Er
habe von Leuten am Absturzort gehört, dass ‚eine erhebliche Zahl der Leichen nicht
frisch waren‘ […]. ‚Demnach hätten ihm Leute von der Absturzstelle erzählt, dass viele
der Passagiere von Flug MH17 bereits tot waren, bevor die Maschine abhob‘.“453 Eine
andere auf der Homepage des Kopp-Verlages veröffentlichte Theorie besagt sogar,
dass es sich bei der abgestürzten Maschine nicht um den Flug MH17 handele, sondern
um den Flug MH370, ein weiterer Malaysia-Airlines-Flug, der am 08. März 2014 auf
dem Weg von Kuala Lumpur nach Beijing über dem Indischen Ozean vom Radar
447 Vgl. DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 19:00 ; vgl. DieWeltveresserer (2014d): o. S., ab Minute 00:00. 448 DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 23:33. 449 Vgl. Anonymous.Kollektiv (2014d): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014f): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014e): o. S. 450 Vgl. DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 24:56. 451 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S.; vgl. Wisnewski, Gerhard (2014b): o. S.; vgl. Wisnewski, Gerhard (2014c): o.S. 452 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S. 453 Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S.
104
verschwand. Entgegen der offiziellen Darstellung der Ereignisse sei Flug MH370 nicht
über dem Meer abgestürzt, sondern kurz nach dem Start auf einer amerikanischen
Militärbasis unbeschadet gelandet. Einige Monate später habe man dann das offiziell
verschollene Flugzeug als unbemannte Drohne über dem Gebiet der Ostukraine
abstürzen lassen, um es wie einen Abschuss durch prorussische Separatisten
aussehen zu lassen.454
Das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 zum Konflikt in der Ukraine stützt sich also im Wesentlichen
auf Ereignisse wie beispielsweise die Schüsse auf dem Kiewer Maidan im Februar
2014 und den Absturz des Fluges MH17 im Juli 2014 über der Ostukraine, die als
False-Flag-Operationen gedeutet werden, welche in Wirklichkeit von den USA
zusammen mit ihren westlichen Verbündeten verursacht wurden, um einen Krieg
gegen Russland rechtfertigen zu können. Ein Redner der Mainzer Mahnwache vom 28.
Juli 2014 liefert auch eine Antwort darauf, warum den westlichen Staaten an einem
Krieg mit Russland gelegen sein könnte: „ Das große Problem, dass die westliche Welt
mit Putin hat ist nicht, dass er irgendwie ein Aggressor ist, sondern das größte Problem
das die Welt momentan mit Putin hat ist […] diese Alternative zur Weltbank mit den
BRIC-Staaten. Das ist das was die versuchen zu verhindern. Amerika steht wirklich
kurz vor dem Absturz, da ist eigentlich auch nichts mehr zu retten. Sollte es Putin oder
den Russen mit China, mit Südafrika, mit Brasilien und den anderen Ländern
zusammen gelingen eine funktionierende und brauchbare Alternative zur Weltbank
aufzubauen, können die Amerikaner ihren Laden zumachen. […] Das zu verhindern,
dafür sind die Amerikaner bereit über Leichen zu gehen. […]“455
4.2.4 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Sekundärer Antisemitismus und
Antiamerikanismus
Die Analyse des ersten Diskursstranges „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“
hat darlegen können, dass dieses Thema innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 stark von verschwörungstheoretischen Deutungen bestimmt
wird, die wiederum häufig auf antisemitische Stereotype, wie das des „jüdischen
Schacherers“ oder „jüdischen Wucherers“, das des „Banken“- oder „Börsenjuden“,
454 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014c): o. S. 455 DieWeltveresserer (2014d): o. S., ab Minute 00:24.
105
sowie auf die Bilder der „jüdischen Gier“, des „jüdischen Intellekts“ und der „jüdischen
Weltverschwörung“ zurück greifen. Diese antisemitischen Zuschreibungen entstammen
dem Stereotypenbestand des christlichen Antijudaismus und des modernen
Antisemitismus und sind kulturell stark verankert. Die Verschwörungstheorien zu
diesem Diskursstrang bauen zum Teil auf sehr alten antisemitischen
Verschwörungstheorien auf, wie beispielsweise auf den „Protokollen der Weisen von
Zion“, durch welche zu Anfang des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal die Idee einer
jüdischen Weltverschwörung einem breiten Publikum bekannt wurde.456
Aber wie verhält es sich mit dem zweiten Diskursstrang „Der Einfluss der Federal
Reserve Bank“? Auch dieser Diskursstrang enthält eine Vielzahl
verschwörungstheoretischer Deutungen mit antisemitischen und in diesem Fall auch
antiamerikanischen Zuschreibungen, die bei diesem Thema aber mehrheitlich dem
Repertoire des Sekundären Antisemitismus und des Antiamerikanismus entstammen.
Auch kann in diesem Punkt eine Umwegekommunikation des Antisemitismus im Sinne
des Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb457 über den
Antiamerikanismus und den Sekundären Antisemitismus festgestellt werden:
Schon in dem Aufruf zur ersten Mahnwachen für den Frieden am 17. März 2014 heißt
es, die Bewegung stände „Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der
Federal Reserve Bank!“458. Der Initiator der Friedensbewegung 2014 identifiziert in
einem seiner ersten Interviews im April 2014 die Federal Reserve Bank als
verantwortlich für „[…] alle Kriege in der Geschichte in den letzten hundert Jahren
[…]“.459 Bereits in diesem Anfangsstadium der jungen Protestbewegung tritt das
entscheidende Motiv für deren Beschäftigung mit der Federal Reserve Bank zutage: Es
scheint vielen Aktivisten der Mahnwachen für den Frieden um eine Neubewertung der
Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und eine Aufklärung über den ihrer Ansicht
nach „wahren“ Geschichtsverlauf zu gehen. Wäre die Federal Reserve Bank, welche
aus Sicht der Diskursteilnehmer von einer im Verborgenen agierenden (jüdisch-
)amerikanischen Finanzelite kontrolliert wird, tatsächlich verantwortlich für „alle Kriege
in der Geschichte der letzten hundert Jahre“, welchen die Hintermänner der Federal
Reserve Bank aus der Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014
durch gezielte False-Flag-Operationen erst zum Ausbruch verhalfen, so würde dies
456 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S. 130. 457 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986). 458 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 459 Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28.
106
auch eine Entlastung der Deutschen von der Schuld am Ausbruch des 1. und 2.
Weltkrieges bedeuten.460
Aber nicht nur die Frage nach der Kriegsschuld am Ersten und Zweiten Weltkrieg
müsste nach dieser Lesart der historischen Ereignisse neu und zugunsten der
Deutschen bewertet werden, sondern auch die Frage danach, wer die Schuld an der
Ermordung der europäischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus trägt.
Wie in der Analyse der Quellen detailliert dargelegt wurde, beinhaltet das
verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 die Ansicht, ohne die finanziellen Kredite durch
amerikanische Banken (die von den Diskursteilnehmern immer wieder mit
Aufzählungen von Protagonisten in Verbindung gebracht werden, die größtenteils
jüdisch sind) an die Nationalsozialisten und das Engagement dieser Banken in den
bedeutendsten deutschen Konzernen dieser Zeit, wäre es im Deutschland der
dreißiger Jahre nie zu einem derartigen Aufstieg des Nationalsozialismus gekommen.
Das nationalsozialistische Deutschland hätte darüber hinaus nicht über die
entscheidenden Mittel verfügt einen Krieg zu beginnen, da ihm ohne Rockefeller
Standard Oil Rohpetroleum zur Herstellung von Benzin für die Panzer gefehlt hätte.461
In Bezug auf die Herstellung des Giftgases Zyklon B, welches von einer Tochterfirma
der IG Farben in deren Auftrag hergestellt wurde und das von den Nationalsozialisten
zum Mord an Millionen Menschen in den Konzentrationslagern eingesetzt wurde,
ergänzt Tilman Knechtel sogar noch, dass „Die Direktoren der IG Farben […] ein
detailliertes Wissen (gehabt hätten), was mit dem Gas gemacht wurde, genauso wie
das Direktorium der amerikanischen IG Farben, besetzt mit Wallstreetbankern.“462
Folgt man dieser Logik, so bedeutet dies im Umkehrschluss auch, dass die Banker der
Wall Street nicht nur eine (Mit-)Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der
Vernichtung der europäischen Juden tragen, sondern dass es auch in ihrer Macht
gestanden hätte, den Kriegsausbruch und die industrielle Vernichtung von
Menschenleben in den Konzentrationslagern zu verhindern, sofern sie dies denn
gewollt hätten.
460 Hierzu beispielsweise die Mainzer „Mahnwachen für den Frieden“, auf denen das Thema „Einfluss der Federal Reserve Bank“ als wöchentliches Schwerpunktthema behandelt wurde und der Film „Zeitgeist: The Movie“ von Peter Joseph: vgl. DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 23:46; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 23:30; vgl. Joseph, Peter (2007):o. S., ab Minute: 1:30:54. 461 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 140 f.; vgl. Hammel 2014a): o. S., ab Minute 01:19. 462 Knechtel, Tilman (2012): S. 141.
107
Die Motive der Schuld- und Erinnerungsabwehr, die hinter dieser speziellen Lesart der
Geschichte des Nationalsozialismus stehen, bilden die entscheidende Grundlage für
das Phänomen des Sekundären Antisemitismus, welcher im Deutschland der
Nachkriegszeit als Antisemitismus „wegen Ausschwitz“ entstanden ist und in heutiger
Zeit die dominanteste Variante des Antisemitismus in Deutschland darstellt.463 So
benennt beispielsweise der oben zitierte Redner der 27. Mainzer Mahnwachen für den
Frieden am 17. November 2014 das Motiv der Schuldabwehr nahezu direkt, wenn er
davon spricht, worum es der Friedensbewegung 2014 aus seiner Sicht bei der
Beschäftigung mit dem Einfluss der Federal Reserve Bank im Zweiten Weltkrieg
eigentlich gehe: „Es geht jetzt nicht drum irgendjemand von einer Schuld rein zu
waschen, aber es geht uns drum mal den Dreck ein bisschen gleichmäßiger zu
verteilen und mal laut zu sagen, wer denn da dahinter stand!“464
Wie in dem Exkurs zum Sekundären Antisemitismus in Kapitel 3.2.2 gezeigt werden
konnte, bedient sich der Sekundäre Antisemitismus bestimmter Argumentationsmuster
und Mechanismen mit deren Hilfe er die Ziele Schuldabwehr und Erinnerungsabwehr
zu erreichen versucht. Besonders prägnant sind in diesem Zusammenhang die
Leugnung oder Relativierung des Holocausts, eine Umkehr der Täter und Opfer,
Aufrechnungsstrategien in Bezug auf die deutschen Verbrechen während der Zeit des
Nationalsozialismus, die Forderung nach einem Schlussstrich unter die deutsche
Geschichte der NS-Zeit und die moralische Diskreditierung von Opferansprüchen.465
Vor allem die Täter-Opfer-Umkehr und die Relativierung und Aufrechnung der
deutschen Schuld am Kriegsausbruch und an der Vernichtung der europäischen Juden
lassen sich als Mechanismen des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeldes zum
Diskurs um den Einfluss der Federal Reserve Bank eindeutig nachweisen. Eine
Umkehr der Täter und Opfer in Bezug auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und
der nationalsozialistischen Verbrechen sowie die damit verbundene Relativierung der
Schuld der deutschen Täter lässt sich innerhalb des Sagbarkeitsfeld der
Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 primär dann feststellen, wenn die
Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und an der nationalsozialistischen
Vernichtung in den Konzentrationslagern nicht bei den Deutschen und ihren
Verbündeten gesehen wird, sondern bei den Bankern der amerikanischen Notenbank, 463 Vgl. Broder, Henryk M. (1988): S. 11; vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300. Detailliert befasst sich das Kapitel 3.2.2 mit dem Phänomen des Sekundären Antisemitismus. 464 DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 26:28. 465 Vgl. Mentel, Christian (2011a): S. 125; vgl. Mentel, Christian (2011b): S. 290; vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301; vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff.; vgl. Stein, Timo (2011): S. 26 f.
108
der Federal Reserve Bank. Durch die Andeutungen in den untersuchten Quellen auf
die Religionszugehörigkeit der Banker und den wiederholenden Hinweis darauf, die
Entscheidungsträger der Federal Reserve Bank würden im Auftrag der Rothschilds
handeln, wird den anderen Teilnehmern des Diskurses suggeriert, bei den Tätern
würde es sich um Juden handeln.466 Die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus
werden in dieser Sichtweise zu Tätern gemacht, die die Verbrechen durch ihre
Bankenpolitik entweder bewusst gefördert (Ausbruch des Krieges) oder nicht
verhindert haben, obwohl es in ihrer Macht gestanden hätte (nationalsozialistische
Vernichtungspolitik). Im Umkehrschluss werden die deutschen Täter zu Opfern eines
Komplotts, der von den Bankern der amerikanischen Notenbank im Sinne ihrer
Finanzpolitik eingefädelt wurde, wodurch die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg
und den Verbrechen des Nationalsozialismus in einem vermeintlich anderen Licht
erscheint und relativiert wird.467
Die Forderung nach einem Schlussstrich, die innerhalb Deutschlands im Jahr 2015 von
58% der Bevölkerung geteilt wird, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung jüngst
belegte468, gehören anders als die Mechanismen der Täter-Opfer Umkehr,
Relativierungsstrategien und geschichtsrevisionistische Mechanismen nicht zum
gängigen Sagbarkeitsfeld der Friedensbewegung 2014. Die wöchentlichen
Mahnwachen für den Frieden setzen sich häufig mit der Vergangenheit des
Nationalsozialismus auseinander, allerdings geht es ihnen hierbei um eine
Neubewertung der deutschen Geschichte mit dem Ziel der Minderung der deutschen
Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus. Der Mord an den europäischen
Juden und vieler anderer Menschen während der NS-Zeit wird innerhalb der
Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 nicht per se geleugnet, er wird aber
anderen Tätern zugeschrieben, nämlich einem „(jüdisch dominierten) amerikanischen
Finanzwesen“. Der Mechanismus der Diskreditierung von Opferansprüchen lässt sich
wie eine generelle Holocaustleugnung nicht in dem Diskursstrang „Der Einfluss der
466 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 28. Nach Juliane Wetzel gilt die Nennung des Namens „Rothschild“ als Hinweis auf ein jüdisch dominiertes Finanzwesen schlechthin (vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336). 467 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 148, S. 165 ff.; vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:30:54. Häufig wird in den untersuchten Quellen auch in den Raum geworfen, dass die „Jüdischen Täter“ die Verbrechen des Nationalsozialismus auch deshalb nicht verhindert und sogar bewusst ihre Glaubensbrüder geopfert hätten, da die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten ihnen als Vorwand zur Gründung des Staates Israel gedient hätte. Mit diesem Aspekt befasst sich die dritte Diskursanalyse zum Diskursstrang „Die Hintermänner“. 468 Vgl. Bertelsmann Stiftung (2015): o. S.
109
Federal Reserve Bank“ finden. Er bildet aber einen der wichtigsten Mechanismen des
Sekundären Antisemitismus im dritten untersuchten Diskurs „Die Hintermänner“.
Was das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld des Ukraine-Konflikts innerhalb
der Friedensbewegung 2014 betrifft, so werden bestimmte Ereignisse in diesem
Konflikt, wie beispielsweise die Schüsse auf dem Kiewer Maidan im Februar 2014 und
der Absturz des Passagierfluges MH17 im Juli 2014 von den Diskursteilnehmern
mehrheitlich als False-Flag-Operationen interpretiert, die von den USA und ihren
Verbündeten in der Ukraine veranlasst wurden, um einen Krieg gegen Russland
rechtfertigen zu können. Aus Sicht der Diskursteilnehmer habe die amerikanische
Notenbank ein gesteigertes Interesse an einem Krieg der westlichen Staaten mit
Russland, da sie zum aktuellen Zeitpunkt dringend einen Krieg benötige, um den US-
Dollar als Währung zu stabilisieren und ihr Finanzsystem weiter aufrecht zu erhalten.469
Die Schuld am Ukraine-Konflikt wird infolgedessen allein bei den westlichen Staaten
unter der Führung der USA gesehen, für die Position Russlands herrscht sehr viel
Verständnis innerhalb der Friedensbewegung 2014.470 Die Diskursteilnehmer sehen
die oben genannten Ereignisse in der Kontinuität anderer vermeintlicher False-Flag-
Operationen, wie etwa des Angriffs auf die RMS Lusitania (1915), des Überfalls auf
Pearl Harbor (1941), des Tonkin-Zwischenfalls (1964) und der Terroranschläge des 11.
September (2001), die aus Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014
von den Bankern der Wall Street und ihren Verbündeten in der amerikanischen Politik
verursacht wurden, um die Ausbrüche des 1. und des 2. Weltkrieges, des
Vietnamkrieges und des Irakkrieges zu befördern.471 Aus diesem Grund herrscht
innerhalb der Friedensbewegung 2014 auch eine große Sorge um einen „3. Weltkrieg“,
der möglicherweise aus dem Ukraine-Konflikt erwachsen könnte.472
Rainer Bergmann und Werner Erb haben in ihrer 1986 erschienenen Studie zur
Kommunikationslatenz des Antisemitismus eindrucksvoll bewiesen, dass
antisemitische Einstellungen in der Nachkriegszeit im Privaten überdauern, aber in der
Regel nicht öffentlich geäußert werden, da offen antisemitische Äußerungen in
Deutschland nach 1945 einem Kommunikationstabu unterliegen. Antisemitische
Einstellungen, die nach Bergmann und Erb „bewusstseinslatent“ sind, sind also
keinesfalls verschwunden, sondern überdauern im Bewusstsein vieler Menschen und
469 Vgl. DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 22:08. 470 Vgl. DieWeltveresserer (2014c). o. S., ab Minute 20:20. 471 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:32:00. 472 Vgl. Jentsch, Julia (2014): o. S., ab Minute 18:08.
110
drängen daher auf Kommunikation. Zur Kommunikation bieten sich praktisch zwei
Möglichkeiten, zum einen die Kommunikation in Konsensgruppen, wie etwa
rechtsextreme Vereinigungen, zum anderen die Kommunikation über Umwege, wie
beispielsweise über den Antizionismus oder den Sekundären Antisemitismus, da diese
Einstellungen im Gegensatz zum Modernen Antisemitismus keinem bzw. einem
geringeren Kommunikationstabu unterliegen.473
Diese Form der Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen und Vorurteile
kann auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 festgestellt werden. Offene
antisemitische Äußerungen finden sich in der Regel nicht auf den Mahnwachen für den
Frieden. Die Bewegung distanziert sich außerdem häufig auf ihren Mahnwachen vom
Antisemitismus und so tun dies auch die Aktivisten, die von der Autorin interviewt
wurden.474 In den Interviews wurde allen Interviewpartnern die Frage gestellt, ob der
Vorwurf des Antisemitismus, der in der öffentlichen Wahrnehmung häufig gegenüber
der Friedensbewegung 2014 und einigen prominenten Rednern der Mahnwachen
erhoben wurde, gerechtfertigt sei, was von allen Interviewten verneint wurde. Die
Interviewpartner vermuteten hinter dem Vorwurf vielmehr eine Methode, um die Kritik
der neuen Protestbewegung am amerikanischen Finanzsystem zu diskreditieren.475 Es
muss davon ausgegangen werden, dass die antisemitischen Stereotype, die sich aber
eindeutig in dem Diskurs um die Federal Reserve Bank und deren Einfluss auf das
Weltgeschehen innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014
nachweisen lassen, wie die Diskursanalyse des verschwörungstheoretischen
Sagbarkeitsfeldes zu dieser Thematik offen gelegt hat, von vielen Diskursteilnehmern
offensichtlich selbst nicht als solche erkannt werden. Die Aktivisten der
Friedensbewegung 2014 sehen in den von ihnen getätigten Aussagen zur Federal
Reserve Bank und deren Protagonisten keine Verbindung zu antisemitischen
Einstellungen und Stereotypen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass
Stereotypen wie das des „gierigen Bankers“ oder die Chiffre von der Familie
Rothschild, die angeblich das weltweite Finanzsystem kontrolliert, so stark im
gesamtgesellschaftlichen Sagbarkeitsfeld verankert ist, dass ein Rückgriff auf diese
473 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff.; vgl. Beyer, Heiko und Ivar Krumpal (2010): S. 685. 474 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014v): o. S., ab Minute 00:29; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S., ab Minute 01:21; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S., ab Minute 07:44; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 24:07. 475 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S., ab Minute 01:21; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014i): o. S., ab Minute 00:50; vgl. DieWeltveresserer (2015): o. S., ab Minute 19:50
111
Muster nicht hinterfragt oder problematisiert wird. Es liegt nahe, dass die Teilnehmer
der Mahnwachen unter Antisemitismus zu einem überwiegenden Teil nur den
Vernichtungsantisemitismus des Nationalsozialismus verstehen und nicht erkennen,
dass ein Rückgriff auf antisemitisch konnotierte Stereotype wie das des „Banken-“ oder
„Börsenjuden“, oder eine Dämonisierung Israels im Nahost-Konflikt476 auch eine Form
des Antisemitismus ist.
Aber nicht nur der Sekundäre Antisemitismus oder auch der Antizionismus kann als
Mittel der Umwegekommunikation des Antisemitismus dienen. Auch der
Antiamerikanismus wird unter bestimmten Umständen in Verbindung mit anderen
Ressentiments zur Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen genutzt, wie
die empirische Studie von Heiko Beyer und Ulf Liebe (2010) und auch Dan Diners
Ausführungen zum Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Antiamerikanismus
(2003) gezeigt haben.477 Antiamerikanismus dient wie der Antisemitismus als
Erklärungsmodell für Negativentwicklungen der Moderne. Amerika wird in diesem
Zusammenhang zu einem Ort der Projektion für die identifizierten Missstände und
Fehlentwicklungen.478 Die Art und Weise, wie aus Sicht der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 die zentralen Fehlentwicklungen der Moderne, wie etwa die
beiden Weltkriege und die industrielle Massenvernichtung von Menschenleben im
Nationalsozialismus, ihren Ausgangspunkt in den Vereinigten Staaten und einem
amerikanisch geprägten Finanzsystem zu nehmen scheint, zeigt deutlich, dass
Amerika innerhalb der Friedensbewegung 2014 genau eine solche Projektionsfläche
für vermeintliche Fehlentwicklungen der Moderne darstellt. Stereotype wie das des
„Bankenjuden“ werden in abgewandelter Form auf die Banker des amerikanischen
Bankenzentrums, der Wall Street, projiziert, wenn an dieser Stelle in den untersuchten
Diskursfragmenten immer wieder eine angebliche Kontrolle des amerikanischen
Finanzwesens durch vermeintlich einflussreiche jüdische Familien, wie beispielsweise
Rothschild oder Rockefeller, angedeutet wird.
476 Die erneute Eskalation des Nahost-Konfliktes im Sommer 2014 stellte in dieser Zeit ein weiteres Schwerpunktthema der „Mahnwachen für den Frieden“ dar. Im Diskurs um diese Thematik lässt sich vielfach eine Umwegekommunikation des Antisemitismus über den Antizionismus oder über die „Israelkritik“ erkennen, wie dies von den Rednern der Mahnwachen benannt wurde. Beispiele für Reden auf den Mahnwachen, auf denen eine Umwegekommunikation über den Antizionismus festgestellt werden kann: vgl. DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 13:00; vgl. DieWeltveresserer (2014l): o. S., ab Minute 00:38; vgl. DieWeltveresserer (2014b): o. S., ab Minute 05:20. 477 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010); vgl. Diner, Dan (2003). 478 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 219 f.
112
4.2.5 Diskursanalyse III: Die Hintermänner
Als letzte Diskursanalyse zum Thema „Federal Reserve Bank“ wurde eine Analyse des
Diskursstranges der sich mit den „Hintermännern“ der Federal Reserve Bank befasst,
durchgeführt. Diese Analyse beleuchtet das verschwörungstheoretische
Sagbarkeitsfeld innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 zu der
Frage, welcher Personenkreis bei der amerikanischen Notenbank „die Fäden im
Hintergrund“ zieht und welche Absichten aus Sicht der Diskursteilnehmer damit
möglicherweise verfolgt werden.
Die Sachbuchautoren aus dem Umfeld des Kopp-Verlages widmen sich am
intensivsten der Frage, wer die „Hintermänner“ der Federal Reserve Bank sind und
welche Ziele diese mit ihrer Finanzpolitik in der Vergangenheit verfolgt haben und
heute verfolgen, weshalb deren Sicht auf die Thematik hier kurz exemplarisch
umrissen werden soll.479 In Bezug auf die Frage aus welchem Personenkreis die
„Hintermänner“ der Federal Reserve Bank und des internationalen Finanzwesens
genau bestehen, setzen die einzelnen Autoren allerdings zum Teil unterschiedliche
Schwerpunkte. So reicht der Personenkreis der „Hintermänner“, wie sie vom Autor
auch selbst bezeichnet werden, bei Michael Morris beispielsweise von der
Geheimgesellschaft der Illuminati, über die Studentenverbindung Skull and Bones der
Yale University, den Think Tank Club of Rome, den Teilnehmern der Bilderberger-
Konferenz480 bis hin zu den Mitgliedern der Familie Rockefeller und Rothschild.481
Nach Tilman Knechtel handelt es sich bei den „Hintermännern“ hingegen um den
„Geheimorden der Illuminaten“482, der nach Ansicht Knechtels von der Familie
479 Es muss darauf hingewiesen werden, dass innerhalb der Gruppe der untersuchten Sachbuchautoren nur Tilman Knechtel, Michael Morris und Heiko Schrang in ihren Büchern Vermutungen darüber anstellen, wer hinter der Federal Reserve Bank steht. Die Bücher von G. Edward Griffin und Michael Grandt befassen sich zwar auch mit den Diskursen um die Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank und deren Einfluss auf die Weltpolitik, diese beiden Autoren liefern in ihren Büchern allerdings keine detaillierten Angaben dazu, wen sie als Hintermänner vermuten. 480 Vor allem die Bilderberg-Konferenz, eine jährlich stattfindende, informelle internationale Konferenz mit Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Militär ist eine beliebte Zielscheibe für Verschwörungstheorien der letzten Jahre. Auf eine detaillierte Diskursanalyse zum Diskursstrang „Macht der Bilderberger“ musste in der vorliegenden Magisterarbeit aus Platzgründen verzichtet werden. Es kann aber angemerkt werden, dass die Zuschreibungen zu den „Bilderbergern“, den Teilnehmern der Bilderberg-Konferenz, innerhalb der untersuchten Diskursfragmente sehr denen zu den Gründern der Federal Reserve Bank ähneln. Auch die „Bilderberger“ werden gemeinhin als Macht hinter der „Neuen Weltordnung“ betrachtet (vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 02:04, (Person 4 aus den von der Autorin geführten Interviews äußert sich hier in einem längeren Gespräch zur Macht der Bilderberger.). 481 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 152 ff. 482 Knechtel, Tilman (2012): S. 28.
113
Rothschild Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet wurde und von diesen bis heute
dominiert wird.483 Die Illuminaten unter Führung der Rothschilds dominieren nach
Knechtel daher auch alle anderen Organisationen, die Knechtel mit zu den
„Hintermännern“ zählt, wie beispielsweise die Bilderberger, das Komitee der 300 oder
den Rat der 13, beides angebliche geheime Organisationsstrukturen des Illuminati-
Orden.484 Heiko Schrang, Autor des Buches „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider
kennen“ (2012) benennt als „Hintermänner“ einen Personenkreis bestehend aus
Illuminaten, Bilderbergern, den Bankern der City of London und dem Council on
Foreign Relations, einem amerikanischen, auf Themen der internationalen Politik
spezialisierten Think Tank.485
Knechtel untermauert diese Sichtweise auf die Familie Rothschild als vermeintliche
Anführer einer freimaurerisch-jüdischen Verschwörung unter anderem auch durch die
Gestaltung des Covers seines Buches „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die
Welt“ (Abb. 3). Auf dem Einband des Buches ist eine Person in einem schwarzen
Umhang abgebildet, Gesicht und Körper werden von dem Gewand vollkommen
verdeckt. Es ist lediglich das freiherrliche Wappen der Familie Rothschild zu erkennen,
welches die abgebildete Person als Kette um den Hals trägt. Die Hände der Person
halten einen Dolch, der senkrecht auf eine Weltkugel gerichtet ist. Die Hände sind
überdies mit Blut bedeckt. Das von Knechtel gewählte Buchcover macht noch einmal
exemplarisch die Intention des Urhebers deutlich, bei den anderen Diskursteilnehmern
eine Assoziation zu einschlägigen antisemitischen Stereotypen und Bildern
hervorzurufen. Knechtel greift hierbei auf die antisemitische Vorstellung von der
„jüdischen Weltverschwörung“ zurück und hofft diese Assoziation bei seinen Lesern
durch die Wahl des Bildes auslösen zu können.
In den vorangegangen zwei Diskursanalysen wurde dargelegt, dass die „Hintermänner
der Federal Reserve Bank“ aus Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung
2014 die amerikanische Notenbank vor hundert Jahren mit dem Ziel gründeten, über
die Finanzierung von Kriegen eine weltweite Kontrolle über das Finanzwesen und
damit auch über die politischen Entscheidungen der Regierungen der einzelnen
Staaten zu gewinnen, indem diese systematisch von der finanziellen Unterstützung
durch die amerikanische Notenbank abhängig gemacht wurden. Viele der untersuchten
483 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 28 f. 484 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 7. 485 Vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 125 ff.
114
Diskursfragmente weisen darüber hinaus darauf hin, die Gründung der Federal
Reserve Bank hätte nicht allein der Profitgier der beteiligten Banker gedient, sondern
wäre vielmehr als ein Schritt auf dem Weg zu einer „Neuen Weltordnung“ (NWO) zu
verstehen, an welcher die Gründer der Federal Reserve Bank und andere, wie
beispielsweise die „Bilderberger“, auch heute noch arbeiteten.486
Heiko Schrang, welcher auch zum Kreis der prominenten Redner der bundesweiten
Mahnwachen für den Frieden gehört487, äußert sich in seinem Buch folgendermaßen
zur „Neuen Weltordnung“: „In den letzten Jahren wurde immer wieder die „Neue
Weltordnung“ durch die Erfüllungsgehilfen der Hochfinanz proklamiert. Angestrebt wird
eine Welt unter globaler Führung, die vollständige Kontrolle über Menschen, Geld,
Energie, Land- und Wasserwirtschaft, mit anderen Worten, die vollständige
Versklavung und Unterdrückung. Die Taktik zur Errichtung dieses Ziels ist: Rufe Krisen
hervor, wie z.B. Eurokrise, Kriege im Irak und in Libyen etc., die immer nach
demselben Muster ablaufen. Nach dem bewusst inszenierten Chaos wird dann ein
Ausweg angeboten […]. Mit anderen Worten, Brandstifter und Feuerwehrmann sind
ein- und dieselbe Person.“488 Schrang liefert seinen Lesern im Anschluss an die oben
zitierten Ausführungen auch sogleich Anhaltspunkte, wen er als Drahtzieher und
Nutznießer dieser „Neuen Weltordnung“ vermutet: „Der Teilnehmer der Bilderberger-
Konferenz, David Rockefeller, ließ sich bereits 1994 vor dem Wirtschafts-Ausschuss
der Vereinten Nationen (UN Business Council) wie folgt vernehmen: „Wir stehen am
Beginn eines weltweiten Umbruchs. Alles, was wir brauchen, ist eine richtig große
Krise und die Nationen werden die neue Weltordnung akzeptieren.“489 Die Verbindung
zwischen der „Neuen Weltordnung“, den Bilderbergern und den Rockefellers stellt
allerdings nicht nur Schrang her, sie findet sich beispielsweise auch in dem Interview
mit Person 4, in welchem David Rockefeller als der „Vorsitzende der Bilderberger“
bezeichnet wird.490 Tilman Knechtel, der weitestgehend die Einschätzung Schrangs zur
„Neuen Weltordnung“ teilt, schreibt, die Rothschilds verfolgten das Ziel, „[…] die Welt
durch das Mittel des Chaos, der Verwirrung und der Unterwanderung zu
486 Vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 136 ff. 487 Beispiele für Reden Heiko Schrangs auf den „Mahnwachen für den Frieden“: vgl. Schrang 2014b): o. S.; vgl. Schrang, Heiko (2014a): o. S. 488 Schrang, Heiko (2012): S. 147 489 Schrang, Heiko (2012): S. 147. Als „Beweis“ für dieses Zitat David Rockefellers verweist Schrang auf einen Artikel des Schweizer Nachrichtenblogs politeonline.ch, der dem völkischen verschwörungstheoretischen Milieu angehört. 490 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 02:04.
115
versklaven.“491 Bis „Die endlosen Konflikte und Streitigkeiten […] dazu führen, dass die
Menschen eine Weltregierung fordern.“492 Im Schlusswort seines Buches „Die
Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ heißt es zu dieser Thematik weiter: Wie
ich dieses Buch schreibe, wird Deutschland vor unseren Augen abgeschafft. […]
Europa soll so schnell wie möglich in einen diktatorischen Einheitsstaat […]
umgewandelt werden, um letzten Endes in eine allmächtige Weltregierung unter
Führung der Banker eingefügt zu werden.“493
Ziel dieser „Neuen Weltordnung“ sei die vollkommene Kontrolle der gesamten
Menschheit durch eine kleine Machtelite. Erreicht werden soll diese Kontrolle zum
Beispiel dadurch, dass jedem Menschen ein RFID-Chip unter die Haut implantiert
werde, oder auch mittels Wettermanipulation durch sog. „HAARP-Anlagen“, durch die
sich das Wetter kontrollieren ließe bis hin zur Schaffung von Naturkatastrophen wie
etwa Erdbeben oder Überschwemmungen, die von der Machtelite der „Neuen
Weltordnung“ zur Bevölkerungsreduktion eingesetzt würden.494 Häufig werden in
diesem Zusammenhang auch sog. „Chemtrails“ genannt. Der Glaube an Chemtrails
enthält die Vorstellung, dass den Kondensstreifen von Flugzeugen giftige Chemikalien
beigemischt worden sind. Auch dies solle der Bevölkerungsreduktion dienen, indem die
Bevölkerung systematisch durch giftige Chemtrails in der Atmosphäre vergiftet
werde.495 Die 25. Mainzer Mahnwachen für den Frieden vom 03. November 2014
widmete sich in einem Schwerpunkt der Gefahr durch RFID-Chips.496 Geplant sei die
Einführung der RFID-Chips beim Menschen innerhalb der nächsten zwei Jahre, so die
Einschätzung eines Redners.497 Dieser erwähnte in diesem Zusammenhang ferner:
„Es gibt natürlich auch noch jemanden der daran verdient, das ist ein gewisser Herr
Rothschild, dem gehört nämlich das Patent auf diesen Chip.“498
Als Machtzentren der „Neuen Weltordnung“ werden häufig die Vereinigten Staaten und
Israel vermutet. So schreibt beispielsweise Tilman Knechtel im Kapitel „NaZionismus“ 491 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 492 Knechtel, Tilman (2012): S. 31. 493 Knechtel, Tilman (2012): S: 252. 494 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 223 ff.; S. 253 ff. 495 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 256 ff. 496 Vgl. DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 08:45. 497 Vgl. DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 09: 50. 498 DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 11: 15. Der Redner erwähnt in diesem Zusammenhang außerdem noch die weit verbreitete Verschwörungstheorie, die restlichen vier Patentinhaber seien bei dem Absturz des Fluges MH370 von Kuala Lumpur nach Beijing im März 2014 umgekommen und das Patent sei nun im alleinigen Besitz der Rothschilds.
116
als Fazit: „Antisemitismus und Zionismus wurden demnach schon in
Geheimgesellschaften des 19. Jahrhunderts vorbereitet, die den Rothschilds
nahestanden. Sie […] waren Erfüllungsgehilfen für die Gründung des Staates Israel
und der nächste Schritt zu einer Weltregierung in Form der UNO.“499 und Michael
Morris ergänzt in seinem Buch „Was Sie nicht wissen sollen!“ zum Motiv der
Rothschilds die Gründung eines jüdischen Staates zu forcieren, dass diese zwar seit
„Mitte des 19. Jahrhunderts […] bereits als die reichste Familie der Welt (galten), aber
sie wollten sich nicht damit begnügen, nur reich und mächtig zu sein. Sie wollten mehr.
Sie wollten ihr eigenes Land. Und sie sollten es bekommen: Israel.“500
Das Video „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“, das
von Ken Jebsen im April 2012 als Beitrag in der Debatte um das umstrittene und
größtenteils als antisemitisch kritisierte Grass-Gedicht „Was gesagt werden muss“
veröffentlicht wurde, befasst sich detailliert mit der Idee einer „Neuen Weltordnung“,
deren Zentrum und wichtigste Protagonisten Jebsen in einer Machtachse zwischen
den Vereinigten Staaten und Israel vermutet. Jebsen widmet sich in seinem Video
einer angeblichen jüdisch-amerikanischen Finanzelite, deren Ziel es in der
Vergangenheit und auch heute noch sei, mit dem jüdischen Staat Israel einen Platz für
ihr „auserwähltes Volk“ zu schaffen und dabei eine Vernichtungspolitik gegenüber den
Palästinensern zu betreiben.501 Im Verlauf des Videos entwirft Jebsen ein Bild von den
angeblichen „Verkündern einer neuen Weltordnung […] allen voran radikalen Zionisten,
mit US-Pass, deren Hobby Israel ist und deren Lieblingssport im Schlachten von
Arabern besteht.“502, welche etwa die führenden Massenmedien kontrollierten503 oder
„den Holocaust missbrauch(en), um Geld für zionistische Ziele zu sammeln“.504
4.2.6 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus, Sekundärer
Antisemitismus und Antizionismus
Während die Analyse zum ersten Diskursstrang „Entstehung der Federal Reserve
Bank“ gezeigt hat, dass das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld dieses
Diskurses vor allem antisemitische Zuschreibungen enthält, die dem Repertoire des
499 Knechtel, Tilman (2012): S. 137. 500 Morris, Michael (2011). S. 180. 501 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 16:52. 502 Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 09:15. 503 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 12:15. 504 Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 17:10.
117
christlichen Antijudaismus und des modernen Antisemitismus entstammen, so hat die
Analyse des zweiten Diskursstranges „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ vor
allem verschwörungstheoretische Zuschreibungen des Sekundären Antisemitismus
und des Antiamerikanismus offen gelegt. Zusätzlich zu antisemitischen Bildern des
Stereotypbestands des modernen Antisemitismus und des Sekundären
Antisemitismus, die sich bereits in den beiden vorangegangenen Diskursanalysen
nachweisen lassen, sind im verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld des dritten
untersuchten Diskursstranges „Die Hintermänner“ auch antisemitische Zuschreibungen
enthalten, die ihre Wirkmächtigkeit aus dem Stereotypenbestand des Antizionismus
beziehen.
Innerhalb der untersuchten Diskursfragmente zum Diskursstrang „Die Hintermänner“
fällt auf, dass ein großer Teil der Diskursteilnehmer eine Unterscheidung in „Juden“
und „Zionisten“ vornimmt. So äußerte sich beispielsweise Person 2 im Interview auf
einen Einwurf der Interviewerin, dass der bekannte Mahnwachenredner Ken Jebsen in
seinen Reden häufig darauf hinweise, das amerikanische Finanzsystem sei von
Menschen mit „jüdischen Roots“ beeinflusst, dass dies nicht stimme und sich Jebsen
nicht gegen Juden wende, sondern gegen „Zionisten“.505 Jebsen selbst unterscheidet
in seinem Video „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“
generell zwischen „radikalen Zionisten“, denen er beispielsweise die Kontrolle der
amerikanischen Regierung, des internationalen Finanzwesens und der Massenmedien
unterstellt. Zionismus ist für Jebsen „[…] in seiner ganzen Radikalität zu Ende gedacht,
ziemlich identisch mit der Rassenideologie der Nationalsozialisten.“506 Juden hingegen
sind bei Jebsen die Opfer des Holocaust, für deren Schicksal sich die „amerikanischen
Zionisten“ zur Zeit des Nationalsozialismus nicht interessierten.507 Tilman Knechtel
nimmt die gleiche Unterscheidung in „jüdische Opfer“ und „zionistische Täter“ vor,
wenn er schreibt, „Hitler erfüllte für die Rothschilds weitaus mehr Ziele, als er sich wohl
vorstellen konnte. Dazu gehörte die Gründung des Staates Israel in der Folge des
Holocausts […]“508, welcher zusammen mit dem „[…] dadurch inflationär benutzte(n)
Wort „Antisemitismus“ […] als Rechtfertigung für die radikalen Maßnahmen der
Zionisten benutzt (wurde) […]“509. An anderer Stelle schreibt er, „[…] dass sich die ADL
um die in KZs ermordeten Juden einen Dreck schert und allein die Agenda der 505 Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S., ab Minute 00:23. 506 Jebsen, Ken (2012): o. S., an Minute 27:31. 507 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 36:53. 508 Knechtel, Tilman (2012): S. 148. 509 Knechtel, Tilman (2012): S. 148.
118
Rothschilds verteidigt.“510 Sowohl Jebsen als auch Knechtel nehmen eine
Gleichsetzung zwischen „Zionisten“ und „Nationalsozialisten“ vor.511
Diese spezifische Form des Antizionismus, wie sie etwa von Tilman Knechtel oder Ken
Jebsen in den untersuchten Diskursfragmenten gepflegt wird, ist ein typischer
Bestandteil einer ideologischen Variante des Antizionismus, die gemeinhin als
„rechtsradikaler Antizionismus“ bezeichnet wird. Typisch für diese Variante des
Antizionismus ist der Rückgriff auf Verschwörungstheorien, die Vorstellung von einer
Steuerung der amerikanischen Politik und Wirtschaft durch Zionisten und der Vorwurf,
die Zionisten würden den Holocaust für ihren eigenen Vorteil instrumentalisieren. Diese
Anschauung reicht mitunter bis hin zu der Vorstellung Zionisten trügen die eigentliche
Schuld am Mord an den europäischen Juden zur Zeit des Nationalsozialismus.512
Der Rückgriff auf antizionistische Argumentationsmuster bietet im Diskurs um die
„Hintermänner“ eine weitere Möglichkeit zur Kommunikation antisemitischer
Einstellungen über den „Umweg“ des Antizionismus und der Israelkritik im Sinne des
Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb.513 Die
Umwegekommunikation des Antisemitismus über den Stereotypbestand des
Sekundären Antisemitismus konnte bereits in der vorangegangen Diskursanalyse zum
„Einfluss der Federal Reserve Bank“ nachgewiesen werden und äußerte sich in diesem
Diskurs vor allem in der Verschwörungstheorie, die den Bankern der Federal Reserve
Bank eine Mitwisserschaft und indirekte Mittäterschaft am Ausbruch des 2. Weltkriegs
und an der Vernichtung der europäischen Juden gab. Der Diskurs um die
„Hintermänner“ beinhaltet an zentraler Stelle die Verschwörungstheorie, die
„Hintermänner“ der amerikanischen Notenbank, die von den Diskursteilnehmern
mehrheitlich als „amerikanische Zionisten“ identifiziert werden, würden eine
Instrumentalisierung des Holocausts betreiben und verhielten sich heute gegenüber
der palästinensischen Bevölkerung wie die Nationalsozialisten gegenüber den Juden
oder gar noch schlimmer.514 Ein Vergleich der israelischen Politik im Nahostkonflikt mit
den Verbrechen des Nationalsozialismus stellt nach Peter Widmann vielmals ein 510 Knechtel, Tilman (2012): S. 145 (Fußnote). Gemeint ist die amerikanische „Anti-Defamation League“. 511 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 27:31; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 132. 512 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 22. 513 Vgl. Widmann, Peter (2008): A. 140 f. 514 Jebsen, Ken (2012): o S., ab Minute 55:07. Zitat Ken Jebsen: „Das grausame Schicksal der Überlebenden der europäischen Juden hat die eigenen Nachfahren stumpf gemacht gegenüber dem Leid anderen Menschen. Ihr Grausamkeitslevel verläuft auf einer vom Holocaust gefrästen Vernichtungskurve.“
119
Zeichen dafür dar, dass eine vermeintliche „Kritik“ an Israel in Wahrheit antisemitisch
motiviert ist. Speziell im Antizionismus findet sich oftmals eine Täter-Opfer-Umkehr,
wenn wie beispielsweise von Ken Jebsen im Video „KenFM über: Zionistischer
Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“ artikuliert wird, die Nachkommen der Opfer
von damals seien die Täter von heute.515 Antizionistische Argumentationsmuster unter
dem Deckmantel der Israelkritik stehen daher in engem Zusammenhang mit der
Schuld- und Erinnerungsabwehr des Sekundären Antisemitismus, wobei die
Übergänge zwischen diesen beiden Ausprägungen des Antisemitismus - Sekundärer
Antisemitismus und Antizionismus – zum Teil fließend sind, wie sich auch am
verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zum Diskurs um „die Hintermänner“
ablesen lässt. Ferner wird die Äußerung von „Israelkritik“ von den Diskursteilnehmern
in der Regel als Tabubruch inszeniert. So stellte beispielsweise ein Redner der 29.
Mainzer Mahnwache vom 01. Dezember 2014 in seinem Redebeitrag am Offenen
Mikrofon die rhetorische Frage, warum er in Deutschland nicht kritisieren dürfe, dass
Palästinenser in Israel als Menschen zweiter Klasse behandelt würden, „ohne direkt
die Antisemitismuskeule übergezogen zu bekommen“.516
Neben dem Stereotypbestand des Antizionismus findet sich im Diskurs um „die
Hintermänner“ vor allem die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung, die
allerdings an die Lebensumstände der Gegenwart angepasst wurde und in den
untersuchten Diskursfragmenten auch nicht als solche bezeichnet wird, sondern als
„Neue Weltordnung“. Die Vorstellung von der „Neuen Weltordnung“, wie sie etwa von
Heiko Schrang beschrieben wird, stellt gewissermaßen eine Adaption der Idee der
„Jüdischen Weltverschwörung“ an die aktuelle Zeit dar, da sie Ereignisse der letzten
Jahrzehnte, wie beispielweise die Terroranschläge des 11. September 2001, den Irak-
Krieg des Jahres 2003 oder auch die Bankenkrise des Jahres 2008, sowie
Organisationen und Personengruppen wie etwa die Teilnehmer der Bilderberg-
Konferenz oder den Think Tank Council on Foreign Relations in die Theorie mit
aufnimmt.
„Die Protokolle der Weisen von Zion“517 sind das berühmteste
verschwörungstheoretische „Dokument“, welches vor der Gefahr einer drohenden
515 Vgl. Widmann, Peter (2008): S. 155. 516 DieWeltveresserer (2014l): o. S., ab Minute 16:29. 517 Weitere Informationen zur der Verschwörungstheorie der „Jüdischen Weltverschwörung“ in Zusammenhang mit den „Protokollen der Weisen von Zion enthält die Diskussion der Ergebnisse der ersten Diskursanalyse (Kap. 4.2.1.2).
120
„jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ warnt.518 Inhaltlich behandeln die
Protokolle in insgesamt 24 Abschnitten die fiktive Zusammenkunft einer jüdisch-
freimaurerischen Geheimorganisation, den „Weisen von Zion“. In den Protokollen wird
in einem ersten Teil ausführlich der angebliche Plan der jüdisch-freimaurerischen
Verschwörer zur Erlangung der Weltherrschaft beschrieben, der zweite Teil des
Pamphlets beinhaltet eine Beschreibung einer negativen Herrschaftsutopie, die folgen
soll, sobald die Verschwörer ihre Ziele erreicht hätten.519 Die Grundzüge der negativen
Utopie der „jüdischen Weltherrschaft“, die innerhalb der Protokollen in den fiktiven
Berichten zu den 24 Sitzungen der „Weisen von Zion“ entworfen wird, enthalten
deutliche Parallelen zur negativen Utopie der „Neuen Weltordnung“, wie sie etwa von
Heiko Schrang oder Tilman Knechtel geschildert wird. Schon in den Protokollen finden
sich etwa die Vorstellungen von einem totalitären Staat, der von den Juden regiert wird
und in dem alle Nicht-Juden dauerhaft unterworfen und versklavt werden sollen.520 Im
Kern enthalten „Die Protokolle der Weisen von Zion“ neben der Beschreibung der
angeblichen Absicht des Judentums die Weltherrschaft durch eine Verschwörung an
sich zu reißen aber vor allem eine Kritik am politischen Liberalismus des 19.
Jahrhunderts und den gesellschaftlichen Modernisierungen dieser Zeit.521 Heiko
Schrang und Tilman Knechtel entwerfen in ihrer Schilderung der „Neuen Weltordnung“
eine Kritik an der politischen Ordnung der liberalen Demokratie, der zunehmenden
supranationalen Vernetzung von Staaten und den Neuerungen des Informations- und
Globalisierungszeitalters, die der Kritik der Protokolle am aufkommenden politischen
Liberalismus und den gesellschaftlichen Umwälzungen des Industriezeitalters, stark
ähnelt. Die Grundthematiken „Der Protokolle der Weisen von Zion“ sind in den
Schilderungen zur „Neuen Weltordnung“ quasi modernisiert und an die politischen und
gesellschaftlichen Umstände der heutigen Zeit angepasst worden. Obwohl die Echtheit
der „Protokolle der Weisen von Zion“ geheimhin als widerlegt gilt, handelt es sich
ferner nach Tilman Knechtel bei den „Protokollen“ entgegen der allgemeinen Annahme
nicht um ein Falsifikat und eine antisemitische Hetzschrift.522 Für Knechtel sind die
518 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S. 130; Hagemeister, Michael (2001): S. 89 f. 519 Vgl. Sammons, Jeffrey L. (1998): S.29 ff. ; vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 69 f. 520 Vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 70 f. 521 Vgl. Sammons, Jeffrey L. (1998): S. 7. 522 Vgl. Waibl-Stockner, Jasmin (2009): S. 72 ff. Der genaue Verfasser der „Protokolle der Weisen von Zion“ konnte bis heute nicht eindeutig bestimmt werden. Folgt man aber der literaturwissenschaftlichen Forschung zur Entstehung der „Protokolle der Weisen von Zion“ und deren literarischen Vorlagen, so konnte nachgewiesen werden, dass der Autor
121
Protokolle vielmehr auch heute noch ein Beweis für eine bevorstehende „Neue
Weltordnung“. Knechtel zufolge hätten „die Rothschilds“523 „die Protokolle“ von ihren
„zionistischen Agenten“524 1903 in Russland verteilen lassen, „um eine Welle des
Antisemitismus in Gang zu setzen […]“525. Die Protokolle beinhalteten nach Knechtel
„[…] den höchst anspruchsvollen Plan der Rothschilds, die Welt durch das Mittel des
Chaos, der Verwirrung und der Unterwanderung zu versklaven. […] Absichtlich
verursachte Krisen sollten […] letztlich dazu führen, dass die Menschen eine
Weltregierung fordern […]“526.
Abschließend hat die Diskursanalyse zum Diskursstrang „Die Hintermänner“ ergeben,
dass innerhalb des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeldes zum Thema „Neue
Weltordnung“ in der Regel ein Rückgriff auf ein manichäisches Weltbild, welches die
Vorstellung von einem endzeitlichen Kampf des Guten gegen das Böse beinhaltet,
stattfindet. Die Diskursfragmente, die sich mit der Gefahr einer „Neuen Weltordnung“
befassen, entwerfen immer auch ein Bild einer positiven Utopie, die erreicht werden
wird, wenn es zu der friedlichen Revolution der Menschen gegen die Mächtigen in
Politik, Wirtschaft und Medien, kommen wird. So entwirft beispielsweise der Film
„Zeitgeist: The Movie“ zum Ende ein Bild von den paradiesischen Zuständen, die nach
dieser friedlichen Revolution kommen sollen. Der Film endet mit der Einstellung einer
Weltkugel, die sich aus ihren Ketten sprengt. 527 Dieter Groh weist hinsichtlich dieses
Aspektes darauf hin, dass die Reduktion auf manichäische Weltbilder ein zentrales
Merkmal von Verschwörungstheorien ist, welches es erlaubt die Verursacher
vermeintlicher Fehlentwicklungen und Gefahren klar zu benennen und in Abgrenzung
zu diesen einen „richtigen Weg“ zu identifizieren.528
seine Darstellung einer jüdisch-freimaurerischen Verschwörung zum einen dem Roman „Biarritz“ von Hermann Goedsche (*1815 † 1878) entlehnte. 1868 veröffentliche Goedsche den Roman „Biarritz“ unter dem Pseudonym „John Redcliffe“. Zum anderen stütze sich der Autor der Protokolle auf den Text „Gespräch in der Hölle“ von Maurice Joly (*1829 † 1878), welcher 1864 veröffentlicht wurde. 523 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 524 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 525 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 526 Knechtel, Tilman (2012): S. 30 f. 527 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:52:00. 528 Vgl. Groh, Dieter (2001a): S. 190.
122
5. Fazit Zu Beginn der Magisterarbeit wurden drei Fragen aufgeworfen (Kapitel 1), zu deren
Beantwortung die Diskursanalysen zum verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld
um die Federal Reserve Bank innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 durchgeführt wurden.
Zum ersten wurde die These aufgestellt, dass sich in einer Analyse einer
gegenwärtigen, antisemitisch geprägten Verschwörungstheorie keine vollkommen
neuen antisemitischen Stereotype finden lassen, sondern dass vielmehr auf alte,
kulturell tradierte Stereotype zurückgegriffen wird, die durch kleinere Veränderungen
an die gegenwärtigen Lebensumstände „angepasst“ werden und dadurch modern
„wirken“. Zu diesem Zweck wurde das Thema „Federal Reserve Bank“ ausgewählt, da
gerade Verschwörungstheorien zur Macht von Banken in den letzten Jahren, bedingt
durch die weltweite Banken- und Finanzkrise des Jahres 2008, eine stark erhöhte
Aufmerksamkeit zuteilwurde und solche Verschwörungstheorien, anders als etwa die
antisemitisch geprägten Verschwörungstheorien des 11. Septembers 2001, bisher
noch nicht systematisch diskursanalytisch untersucht wurden.529 Die Diskursanalysen
konnten nachweisen, dass innerhalb der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve
Bank zwei antisemitische Bilder maßgeblich Verwendung fanden. Es handelt sich
hierbei zum einen um das Bild des „geldgierigen Juden“, des „jüdischen Wucherers“,
welches die Kultur des christlichen Abendlandes prägt wie kein anderes.530 Innerhalb
der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank findet das Stereotyp des
„jüdischen Wucherers“ in seiner modernisierten Form, des „Banken-“ oder
„Börsenjuden“, Verwendung.531 Das zweite antisemitische Bild ist zum anderen die
Vorstellung von einer „jüdischen Weltverschwörung“, die sich als dominante
antisemitische Zuschreibung innerhalb der Diskursanalysen nachweisen lässt. Auch
dieses Bild tritt in einer modernisierten Variante auf, in Form der „Neuen
Weltordnung“.532
Zum zweiten wurde die These aufgestellt, dass die Verschwörungstheorien zur Federal
Reserve Bank ein Mittel darstellen um Ängste, beispielsweise in Bezug auf
529 Vgl. Frey, Eric (2012): o. S.; vgl. Borgstede, Michael (2008): o. S.; Jaecker, Tobias (2005). 530 Escher, Clemens (2011): S. 348. 531 Zum Bild des „Wucherjuden“ und seiner modernen Form des „Banken-“ oder „Börsenjuden“: Kapitel 3.2, Kapitel 4.2.2, Kapitel 4.2.4. 532 Zum Bild der „jüdischen Weltverschwörung“ und seiner modernen Form der „Neuen Weltordnung“: Kapitel 4.2.2, Kapitel 4.2.4, Kapitel 4.2.5, Kapitel 4.2.6.
123
Wirtschaftskrisen oder Bedrohungen durch Kriege, zu verarbeiten. Die Banken- und
Finanzkrise des Jahres 2008 hat bei vielen Menschen starke Zukunftsängste
verursacht. Indem Verschwörungstheorien Antworten auf gesellschaftliche Krisen
geben und die Schuldigen benennen, die für ein Übel verantwortlich sind, machen sie
komplexe Zusammenhänge scheinbar leichter verständlich.533 Diese Funktion von
Verschwörungstheorien als „Bewältigungsstrategie“534 kann innerhalb der
Friedensbewegung 2014 vor allem in Bezug auf die Bedrohung einer europaweiten
Kriegsgefahr durch den gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine festgestellt werden, für
den die Diskursteilnehmer mehrheitlich die amerikanischen Notenbank, Federal
Reserve, als Verursacherin identifizieren.535 Ferner erfüllt der Diskurs um den Einfluss
der Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen für viele Diskursteilnehmer eine
weitere, zentrale Funktion. Indem die Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkriegs und
dem Mord an den europäischen Juden mithilfe der Verschwörungstheorien zur Federal
Reserve Bank umgedeutet wird, kommt es innerhalb der Diskursgemeinschaft der
Friedensbewegung 2014 zu einer entscheidenden Entlastung der Deutschen an dieser
historischen Schuld.536
Zum dritten dienten die Diskursanalysen der Überprüfung der Frage, ob im Sinne des
Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb (1986)537 die
Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank eine Möglichkeit zur
Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen darstellen. Auch diese These
konnte durch die Diskursanalysen bestätigt werden.538 Entscheidend erscheint hierbei
der Umstand, dass sich der Antisemitismus innerhalb der verschwörungstheoretischen
Diskurse nicht offen äußert, sondern über Chiffren oder kulturelle Codes angedeutet
wird.539 Das eingangs angeführte Zitat: „Der Antisemitismus ist das Gerücht über die
533 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201 ff. Zur Funktion von Verschwörungstheorien: Kapitel 3.1.1. 534 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201. 535 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. Zum Zusammenhang zwischen dem Ukraine-Konflikt und der Federal Reserve Bank: Kapitel 4.2.3.2, Kapitel 4.2.4. 536 Zur geschichtsrevisionistischen Dimension der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank: Kapitel 4.2.4. 537 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986). 538 Zur Umwegekommunikation des Antisemitismus durch die untersuchten Verschwörungstheorien: Kapitel 4.2.3, Kapitel 4.2.4, Kapitel 4.2.6. 539 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 58.
124
Juden“540 von Theodor W. Adorno aus dem Jahr 1951, hat auch heute nichts von
seiner Aktualität verloren. Der gegenwärtige Antisemitismus in der Bundesrepublik
scheint nicht auf die tatsächliche Anwesenheit von Juden angewiesen zu sein, es
genügt das Gerücht über deren Macht. Es muss allerdings erwähnt werden, dass
vielen Diskursteilnehmern, besonders sind hier die Redner der Mahnwachen und die
Interviewpartner zu nennen, der Rückgriff auf antisemitische Stereotype selbst nicht
bewusst zu sein scheint. Vor allem das Bild des „gierigen Bankers“ scheint
gesellschaftlich so stark verwurzelt zu sein, dass ein Rückgriff auf dieses für viele
Diskursteilnehmer weder problematisch erscheint, noch dessen antisemitische Wurzeln
erkannt werden würden.541
Ziel der Diskursanalysen war es, das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld zu
einem eingrenzten Diskurs - im Falle der vorliegenden Magisterarbeit war dies das
Thema „Federal Reserve Bank“ - offen zu legen und die zugrunde liegenden
antisemitischen Stereotype aufzuzeigen, sowie die rhetorischen Mittel, mit welchen
diese Eingang in den Diskurs fanden. Im Rahmen einer Magisterarbeit ist es kaum
möglich, das gesamtgesellschaftliche Sagbarkeitsfeld zu einem bestimmten Thema
diskursanalytisch zu untersuchen. Aus diesem Grund wurde sich auf die
Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 beschränkt. Die
Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank sind aber nicht nur innerhalb der
Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 verankert, sondern wirken weit über
diese hinaus. Vor allem die Sachbücher des Kopp-Verlages, die Videos von KenFM
oder der Film „Zeitgeist: The Movie“ besitzen eine Wirkungskraft weit in die
Gesellschaft hinein.542
Es stellt sich die Frage, welche Relevanz der Glaube an die Verschwörungstheorien
zur Federal Reserve Bank besitzt. Es kann angenommen werden, dass ein Glaube an
Verschwörungstheorien vielfach „harmlos“ ist, indem diese etwa Menschen das Gefühl
geben komplexe Sachverhalte, wie beispielsweise das globalisierte Finanzsystem,
besser verstehen zu können und so zur Minimierung von Zukunftsängste beitragen.
Auch sollte nicht vergessen werden, dass Verschwörungstheorien immer auch einen
Unterhaltungsaspekt beinhalten, der in der Regel unterschätzt wird.543 Jedoch
540 Adorno, Theodor W. (2001): S. 201. 541 Zum unterschwelligen Antisemitismus der Diskursteilnehmer: Kapitel 4.2.4. 542 Detaillierte Informationen zu den in den Diskursanalysen verwendeten Quellen enthält das Kapitel 4.1.2. 543 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 18 f.
125
offenbart der Glaube an eine „Weltverschwörung“ auch eine gefährliche Komponente.
So diente die „Warnung“ vor einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ wie
keine andere Verschwörungstheorie der Vorbereitung und Rechtfertigung des
nationalsozialistischen Mordes an den europäischen Juden.544 Gerade dann, wenn in
verschwörungstheoretischen Diskursen die „Vernichtung“ der im Verborgenen
waltenden Eliten als notwendige Prämisse für eine „friedliche Revolution“ angeführt
wird, wie dies etwa in der Vorstellung von der „Neuen Weltordnung“ der Fall ist,
offenbaren Verschwörungstheorien die ihnen innenwohnende Gefährlichkeit.545
Sowohl zeitgenössische Verschwörungstheorien, als auch die Arbeit zu aktuellen
Protestphänomenen bieten vielfache Anknüpfungspunkte für eine weiterführende
politikwissenschaftliche Forschung. Der Diskurs um die Federal Reserve Bank ist nicht
die einzige verschwörungstheoretische Thematik, die im Zentrum der
Friedensbewegung 2014 steht. Auch die Vorstellung von einer gesteuerten Presse, der
„Lügenpresse“, oder die Verschwörungstheorie von der „BRD GmbH“, nach der die
Bundesrepublik kein souveräner Staat sei und in Wahrheit von den Amerikanern
gesteuert werde, bieten viele Möglichkeiten für weiterführende diskursanalytische
Untersuchungen. Auch sind diese Verschwörungstheorien nicht nur auf die
Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 beschränkt, sondern finden sich
etwa auch bei den Anhängern von Pegida, oder im Umfeld völkischer Esoteriker.
Ferner wäre es lohnenswert zu untersuchen, ob und wie stark diese
verschwörungstheoretischen Deutungen in die Gesamtgesellschaft hineinwirken.
544 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 19. 545 Zum Diskurs um die Neue Weltordnung: Kapitel 4.2.5, Kapitel 4.2.6.
126
6. Anhang
6.1 Bilderverzeichnis
Abb. 1: Abbildung der Federal Reserve Bank und ihrer Banker aus dem Video „Anonymous –
Nachricht an die deutsche Bevölkerung.
(vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 02:50)
127
Abb. 2: Abbildung der Federal Reserve Bank als Spinne aus dem Video „Anonymous –
Nachricht an die deutsche Bevölkerung
(vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 07:04)
128
Abb. 3: Buchcover „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ von Tilman Knechtel
(2012)
(vgl. Knechtel, Tilman (2012))
129
6.2 Leitfadeninterviews mit den Teilnehmern der Mahnwachen für den Frieden
6.2.1 Fragenkatalog
„Wie bist du auf die „Mahnwachen für den Frieden” aufmerksam geworden?”
„Was hat dich bewegt bei der Friedensbewegung 2014 mit zu machen?"
„Einige der wichtigsten Kritikpunkte der Friedensbewegung 2014 sind die falsche
Medienberichterstattung zum Ukraine-Konflikt, die von außen beeinflusste Politik in
Deutschland und die Kriegshetze gegen Russland - Wie stehst du dazu?"
„Warst du vor der Friedensbewegung auch schon auf anderen Demos?"
„Siehst du die deutsche Politik von Interessen außerhalb Deutschlands beeinflusst?"
„Auf den Montagsdemos wird oft gesagt, dass es Einfluss durch bestimmte Akteure
gibt. Diese werden von unterschiedlichen Rednern unterschiedlich benannt. Zum
Beispiel werden die EU, die NATO, die USA, der Zionismus und Israel, die Federal
Reserve Bank oder bestimmte Banken genannt. Wie siehst du das und wo würdest du
eventuell sagen: Das ist Quatsch?"
“Die Friedensbewegung 2014 formuliert das Ziel eines breiten Bündnisses. Viele
Redner sprechen davon, die Kategorien 'rechts' und 'links' zu überwinden. Andererseits
gibt es aber auch Kritik, wenn z.B. NPD-Mitglieder kommen. Wie stehst du dazu?"
„Findest du man sollte vom Demo-Recht Gebrauch machen und solche Personen
nichts ans Mikro lassen oder gar von der Demo ausschließen?"
„Eine der wichtigen Personen in der Friedensbewegung 2014 ist Ken Jebsen. Er sieht
das Geldsystem stark von Personen mit jüdischen Wurzeln beeinflusst. Diese
Aussagen waren zuletzt sehr umstritten und seine Kritiker werfen ihm antisemitische
Töne vor. Wie stehst du dazu?“
„Was müsste passieren, damit du für dich sagen könntest: Die Friedensbewegung
2014 war erfolgreich. Was müsste sich ändern?"
„Wie sieht die ideale Medienlandschaft, das bessere Geldsystem, die bessere
politische Struktur aus?“
130
Demographie: Alter, Beruf, höchster Bildungsabschluss erfragen.
6.2.2 Interview 1
Person 1: Männlich, 20 Jahre, Musiker, Mitglied im Organisationsteam der Mahnwache
Frankfurt.
Interviewerin: “Okay. Wie bist du den auf die Mahnwachen für den Frieden
aufmerksam geworden?“
Person 1: Aufmerksam geworden bin ich ursprünglich über Facebook, über 'nen Aufruf
von Berlin dann und ich hatte dann den Organisator aus Berlin angerufen und hatte
gefragt wie man sowas denn in Frankfurt machen könnte, weil ich selbst überhaupt
keine Ahnung hatte von Demonstrationen organisieren und ja, der hat mir dann
bisschen so erzählt was man da machen muss und das lief dann alles erstmal über
das Internet und dann telefonisch, ja.“
Interviewerin: „Ah okay, also du hast praktisch bei Facebook den Aufruf gesehen und
kanntest du den Organisator auch oder hast du den einfach…“
Person 1: „Ne, ich hab den einfach angeschrieben und dann hat er gesagt ha hier hast
du meine Nummer und ruf mich einfach mal an.“
Interviewerin: „Was hat dich denn dazu bewegt bei der Friedensbewegung 2014
mitzumachen, so generell?
Person 1: „In erster Linie die Ukraine jetzt, also der Konflikt in der Ukraine, nicht nur
sag ich mal im Sinne von pro-russisch oder pro-amerikanisch, sondern einfach im
Sinne von Frieden und ich möchte halt vor allem ein Zeichen setzen, dass wir als
Deutsche keinen Krieg mit Russland wollen und sowieso keinen Krieg wollen und ja,
ganz außerhalb mal von irgendwelchen Berechtigungen oder von irgendwelchen
wirtschaftlichen Interessen, das es in erster Linie darum geht, dass wir keinen Krieg
wollen.“
Interviewerin: „Hast du dich denn früher schon einmal politisch engagiert oder bist du
auf Demos gegangen?“
Person 1: „Auf Demos gegangen bin ich überhaupt garnicht, und, das war auch,
deswegen war’s umso mehr nochmal ein Schritt überhaupt in die Richtung zu gehen.
131
Ansonsten politisch engagiert hab ich nur Petitionen unterschrieben und bei sowas
mitgemacht und eben was Tierschutz angeht und so. Bei mir selbst halt Ernährung,
was Konsum angeht, also ich hol öfter mal mein Wasser von der Quelle und so
Sachen.
Interviewerin: „Also was würdest du sagen sind da jetzt so deine anderen Themen die
dir noch politisch wichtig sind jetzt außer praktisch dem Friedensthema?“
Person 1: „Tierschutz. Tierschutz und Menschenrechte.
Interviewerin: „Genau. Also was mir so aufgefallen ist als ich so bisschen recherchiert
hab über die Friedensbewegung 2014, also so würde ich die jetzt mal nennen, oder
wie nennt ihr euch vielleicht selbst?“
Person 1: „Ja, das passt auch, unsere Gruppe heißt „Friedlicher Aktivismus in
Frankfurt“.
Interviewerin: „Ah okay. Aber jede Gruppe benennt sich praktisch selbst, also in der
Stadt?“
Person 1: „Ja, das ist schon unabhängig voneinander, es ist zwar 'ne
Graswurzelbewegung, da es aber überall inzwischen ja international ist und es ist
schon alles unabhängig voneinander, also wir stehen auch nicht jetzt immer noch in
Kontakt zu Berlin oder sowas, also es hängt nicht alles zusammen sondern es ist halt
deutschlandweit überall Friedensmahnwachen und aber nicht irgendwie von einem der
das überblickt und sagt, darüber macht ihr die Themen.“
(…)
6.2.3 Interview 2
Person 2: Männlich, 23 Jahre, Abiturient, der bald das Studium beginnt, Teilnehmer der
Mahnwache Wiesbaden.
Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam
geworden?“
Person 2: „Also eines vorweg für alle Zuhörer: meine Stimme hört sich im echten
Leben nicht so an. Das muss schonmal gesagt werden. Ähm, wie ich auf die
Mahnwachen aufmerksam geworden bin. Ja, ganz klassisch durch Ken Jebsen, glaub
132
ich. Nichtmal, oder KenFM besser mal gesagt, ja. Also ich konsumiere den
Radiomacher aus Berlin schon seit zweieinhalb, drei Jahren bestimmt, bin
dementsprechend auch naja teilweise pessimistisch in meiner Grundhaltung gewesen
in den letzten Jahren. Naja, und so 'ne, so 'ne Aktion wie die Mahnwachen zu starten,
speziell weil ich ähnliche, fast schon gleiche Empfindungen hatte zum Presse-Output
sag ich jetzt mal, der jetzt speziell nochmal bei der Ukraine oder bei dem ganzen
Säbelrasseln mehr als deutlich wurde, hab ich auch dieses „Jetzt reicht’s wirklich. Also
jetzt wird’s nicht nur offensichtlich, sondern jetzt wird’s auch frech, so ne“ und der Lars
Mährholz, der argumentiert ja auch so, dass er sagt, ja, jetzt ist es wirklich so 'ne
Grenze überschritten worden. Und allein jetzt nur rein von der Empfindung her hab ich
das damals auch so gesehen. Und ich hab mich dann auch relativ schnell schlau
gemacht und eigentlich wohne ich ja sogar in Berlin, das ist sogar sehr sehr lustig, nur
zur Zeit halt eben wieder nicht, also ich hab‘ mein Zimmer… Also das ist auch egal, ist
privat. Genau, also ich wohn‘ auch noch in Berlin und so, aber ich geh‘ da nicht auf die
Montagsdemos, ich bin wieder in meiner Heimat momentan zu finden und da ist halt
Frankfurt am nächsten, beziehungsweise Wiesbaden. Und in Frankfurt war ich jetzt
auch nur einmal, das war dann irgendwie nach der, wie nennt man das denn, Hart IV-
Demo, die ist nämlich am selben Tag, nur bisschen früher. Und dann hab ich mir
gedacht es müsste ja eigentlich sogar sowas wie Koblenz, Wiesbaden, Mainz, das sind
ja, sag‘ ich mal die Käffer die ein bisschen größer sind, da müsste es ja auch mal bald
sowas geben, und ja, das gab’s dann hier auch. Hier, ich weiß jetzt gar nicht genau wie
der Initiator heißt obwohl ich schon mit ihm gesprochen habe. Ja, aber ist halt noch
alles ziemlich überschaubar und nicht so groß wie jetzt, was weiß ich, Frankfurt oder
auch, oder Berlin zum Beispiel. Ich weiß aber allerdings auch überhaupt nicht, wie groß
oder wie klein das in den anderen zwanzig bis fünfzig oder bis vierzig anderen Städten
die angesprochen wurden mittlerweile ist. Ja, wie gesagt, dieser Impuls wurde
gegeben durch sozusagen die Ukraine und passenderweise, das fand ich ja, das fand
ich ja, das war für mich so ein kleiner insgeheimer Hurraschrei, dass der Herr Mährholz
nicht nur relativ schnell für meine, für mein Verständnis schnell auf die Federal
Reserve zu sprechen kam, beziehungsweise generell auf das verzinste Geldsystem,
was privatisiert ist. Was mir unheimlich, und wenn ich das daheim erzählt hab‘, „Ja, du
bist doch hier, du steigerst dich da in was rein und so.“ „Nein! Das sehen doch auch
andere Leute so.“ und es sind auch so in den Gesprächen die ich so geführt hab‘ ja
wirklich extrem viele und das hat mir wirklich, ja ich halte das wirklich für ein, für ein, für
ein, fundamentale Fehlausrichtung des Systems, beziehungsweise letzten Endes ist es
133
ja sogar das Grundfundament des Systems und vielleicht ist ja genau diese
Fehllenkung gewollt von gewissen Wenigen.“
(…)
6.2.4 Interview 3
Person 3: Männlich, 18 Jahre, Auszubildender im Einzelhandel, Mitglied im
Organisationsteam der Mahnwache Mainz.
Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam
geworden?“
Person 3: „Du, das ist durch eine mittlerweile sehr gute Freundin von mir ist das
gekommen, durch die M., die da auch mitmacht, hast du ja schon gesehen (…)546. Und
wir haben uns im Alnatura kennen gelernt, das ging um irgendeine Studie und wir
wurden Freunde und wir haben uns, wir sind dann zu Versammlungen gegangen,
politische; als es um die Shoppingmall ging, haben da ein paar Dinge gesagt, wie’s da
eigentlich mit aussieht und ob das nützlich wäre. Und Frieden ist einfach einer der
wichtigsten Punkte dazu, es wird immer um Wirtschaft geredet, es wird immer davon
geredet die Stadt attraktiver zu machen. Dies, dies, das hier und das. Immer hier und
hier. Aber man muss sich klar machen, finde ich, dass wenn wir uns mal von diesem
Begriff, wir sind hier Menschen die auf der Erde wohnen, sondern wir sind alle
Erdlinge. Das heißt ein Hund ist ein Erdling, ‘ne Katze ist ein Erdling, das bedeutet
jeder hat das gleiche Recht hier auf den Frieden. Auch wenn die Leute, was weiß ich,
zum Beispiel in der Türkei, als es da mal diesen Aufstand gab, und wenn es auch
irgendwo anders Krieg gibt. Weißt du, es sollte eine Pflicht werden für alle, es ist nicht
nur ein Recht auf Frieden sondern eine Pflicht sich für den Frieden einzusetzen,
meiner Meinung nach. Und durch diese Einstellung, die ich so getragen hab‘, hab‘ ich
dadurch auch andere Leute kennen gelernt und so ist das so entstanden. Der O. hat
das angemeldet, ein paar von uns wollten das auch grad machen und dann haben wir
uns vor zwei Wochen so das erste Mal getroffen und fanden uns auch alle super
sympathisch und damit ist das so ins Rollen gekommen.“
546 Person 3 beschreibt an dieser Stelle das äußere Erscheinungsbild der Person, durch die er zur „Friedensbewegung 2014“ gekommen ist. Aus Gründen der Anonymität ist dieser Teil in der Transkription ausgespart.
134
Interviewerin: „Okay schön. Also du bist praktisch, damit ich das richtig verstehe, also
über den persönlichen Kontakt mit M. auf die Mahnwachenbewegung aufmerksam
geworden.“
Person 3 : „Ja, also die Mahnwachen waren mir schon bekannt so begrifflich, aber ich
hatte, oder auch mit Demos, die ich öfters mal so mitbekommen hab‘, manche hab‘ ich
mir mal angeschaut, um mal zu sehen, was für Leute sind da eigentlich, haben die gute
Punkte oder wie vertreten die das. Und ich hab bei vielen einfach so gemerkt, so wird
das nichts, und das kannst du vielen leider nicht freundlich sagen. Wenn auch egal auf
einer Demo dann auf einmal Mütter ihre Kinder so zur Seite nehmen, das ist ein
Zeichen von Angst und wenn’s da für den Frieden geht oder um irgendwelche Punkte,
dann müssen die Leute offen dafür sein und das bedeutet auch das die Leute es so
angenehm wie möglich gestalten, und das haben wir halt einfach nicht gesehen, wir
wollten dieses menschliche, dass wir alle, wir sind Eins, so diesen Gedanken halt
tragen. Das es halt dieser offene Dialog für den Frieden ist und den, der hat mir
gefehlt, es war immer eine Gruppe von Einzelnen die mit sich geredet hat, aber es war
nie das Publikum an sich das auch außen rumstand und das wollen wir versuchen in
der Zukunft auch noch besser einzubeziehen. Wir leben ja von denen.
Interviewerin: „Was hat dich denn dazu bewegt bei der Friedensbewegung 2014
mitzumachen? Gab’s da konkrete Punkte?“
Person 3: „Also vorneweg, ich hab‘ nie ‘nen Krieg miterlebt und auch in meiner Familie
gab es nie irgendetwas in der Art, aber auch zu vorhin, es ist meiner Meinung nach die
Pflicht auch für den Frieden zu sorgen, weil es Dinge gibt, wo uns wieder bewusst
werden muss, dass auch wir als Bürger, das wir eine Meinung haben und sie auch zu
Recht äußern dürfen und die Masse, die Bürger an sich bei vielen Entscheidungen
mitentscheiden sollten in der Zukunft. Das Problem ist bei vielen Dingen, wenn nicht
darüber geredet wird, wird es immer ein Problem bleiben. Sobald Dinge bewusst
gemacht werden, fängt der Denkprozess an. Sobald du irgendwo Leid gesehen hast
zum ersten Mal, wenn du mit was konfrontiert worden bist, sei es zum Beispiel Dritte-
Welt-Länder oder wie’s da abgeht, du hast immer was davon gehört und vielleicht hast
du deine erste Doku dann mal geschaut, eine gute zum Beispiel, dann denkst du „Ey
krass Mann, so geht das da ab!“ und dann gibt’s halt manche Menschen, die sind dann
drin und wollen da was tun, weil sie es einfach nicht für sich vereinbaren können, dass
da solche Dinge gerade abgehen und es gibt dann Leute die noch nicht da sind.“
135
(…)
6.2.5 Interview 4
Person 4: Männlich, 26 Jahre, Studierender, Mitglied im Organisationsteam der
Mahnwache Mainz.
Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam
geworden?“
Person 4: „Aufmerksam geworden bin ich… Na okay, da muss ich weiter ausholen
eigentlich: Also ich beschäftige mich schon länger mit Politik allgemein, und ich höre
auch schon seit längerer Zeit Ken Jebsen, genauso verfolge ich Jürgen Elsässer
eigentlich sehr aufmerksam, und ich hab‘ 'nen sehr guten Freund, der macht Musik in
Wien547, und der ist eigentlich da auch sehr engagiert, und durch den bin ich auf die
Mahnwachen allgemein aufmerksam geworden und speziell hier in Mainz war das
dann so, dass der O., der kennt auch meinen Kollegen aus Wien, und der hat ihn
angerufen und gemeint er will das hier in Mainz starten, und dann hat er gemeint „Hey,
einer meiner Freunde wohnt hier, ruf‘ den mal an“ und dann haben wir uns connected
und so hat das hier in Mainz angefangen. Aber da ich eh politisch sehr interessiert bin
und auch auf Demos regelmäßig gehe, beobachte ich die Szene eigentlich ganz gut,
würde ich so sagen. Also ich bin jetzt nicht, ja ich kenn‘ mich jetzt nicht perfekt aus,
aber ich achte schon darauf wenn irgendwas stattfindet dass ich da irgendwie
Bescheid weiß.“
Interviewerin: „Seit wann kennst du denn Ken Jebsen oder auch KenFM und so? Seit
wann hörst du das?“
Person 4: „Also ich würd‘ sagen bestimmt seit zwei Jahren jetzt ungefähr. Ich hab den
durch Zufall entdeckt muss ich dazu sagen, ich hab auf YouTube einfach rumgeklickt
und dann hab‘ ich den irgendwann gefunden und hab‘ mir ein paar Sachen von ihm
angehört und fand das eigentlich sehr gut was er gesagt hat. Ich fand das war einer
der Wenigen, wo ich das Gefühl hab‘ der die Verbindungen, so die Connection von den
ganzen Problemen die wir haben erkannt hat, und die auch, ja, richtig zueinander
führt. Also ja, was wir auch gerade die Politik mit der Wirtschaft, wie die ineinander
verstrickt sind, genauso die Medien mit der Politik und mit der Wirtschaft, was es da für
547 Gemeint ist der Mahnwachenrapper Kilez More aus Wien.
136
Verbindungen gibt. Da könnt man, ja, mit den Bilderbergern zum Beispiel anfangen, mit
der Bilderberg-Konferenz, ich weiß nicht ob dir die was sagt?“
Interviewerin: „Ja, ein bisschen. Vielleicht kannst du’s kurz erklären?“
Person 4: „Bilderberg-Konferenz ist eine Konferenz die gibt’s seit sechzig Jahren, die
haben sich nach dem 2. Weltkrieg gegründet, die treffen sich einmal im Jahr, immer
unterschiedlich. Das sind hundert bis hundertfünfzig der einflussreichsten Menschen
dieser Welt.“
Interviewerin: „Wer ist da so Mitglied? Also wenn kann man sich da so drunter
vorstellen?“
Person 4: „David Rockefeller zum Beispiel. Das ist der Vorsitzende, hat das
mitgegründet, ist schon von Anfang an dabei. Aber das sind Leute aus den Medien,
aus der Politik, aus’m Finanzzentrum, aber auch aus der Monarchie, also Prinz
Bernhard von den Niederlanden hat das mitgegründet. Und das was mich dann
interessiert hat, oder was ich interessant fand‘ war, das man über die eigentlich
Garnichts kennt und Garnichts weiß, also dass die Medien die komplett stillschweigen.
Also der Chef der Zeit, genauso von der Bild-Zeitung, wie heißt er, Springer. Springer
war auch jahrelang immer dabei, aber die haben einfach ausgemacht „Okay, wir
berichten darüber nicht, und dann findet das auch nicht statt.“ Und das halte ich für
sehr gefährlich wenn sich so viele mächtige Menschen treffen und das einfach
totgeschwiegen wird.“
(…)
6.2.6 Interview 5
Person 4: Männlich, 45 Jahre, Grafiker und Filmemacher, Mitglied im
Organisationsteam der Mahnwache Mainz.
Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam
geworden?“
Person 5: „Eigentlich im Grunde genommen so wie sehr viele Leute, nämlich über
Juttas Hasstirade bei Kulturzeit.548 Ja, da ich, weißt du, ich arbeitete ja bei 3Sat und bin
548 Gemeint ist das Interview mit Jutta Ditfurth mit dem Titel „Neurechte Montagsdemos“ in der Sendung Kulturzeit (3Sat) vom 16.04.2014 (vgl. o. V. 2014d: o. S.).
137
großer Kulturzeit-Fan, ich mag diese Sendung sehr gerne, ja, und war natürlich wie vor
den Kopf gestoßen, das war wirklich, war schlimm.“
Interviewerin: „Und vorher hattest du noch von keiner Mahnwache gehört?“
Person 5: „Hatte ich davon noch nichts gehört, nein wusste ich nicht, dass das
unterwegs ist. Ich bin kein, ich bin viel im Internet unterwegs, ja, Fernsehen hast du ja
eh nichts mitgekriegt davon, ja. Es musste irgendwo so ein Punkt kommen, ja, so
könnte es natürlich gut sein dass Jutta der ganzen Sache einen Bärendienst erwiesen
hat und vielleicht genau das Gegenteil von dem erreicht hat was sie eigentlich wollte.
Aber sie hat natürlich etwas ganz furchtbares getan, denn sie hat uns da wirklich ein
Ding auf’s Auge gedrückt wo wir immer noch drum kämpfen diesen Makel wieder
loszuwerden, den wir eigentlich gar nicht haben. Es ist eigentlich total albern sich
dagegen zu verteidigen, weil’s eigentlich vollkommener Quatsch ist und vollkommener
Schrott ist. Sie sprach ja drei Leute ganz persönlich an, sie sprach Ken Jebsen an, sie
sprach Jürgen Elsässer an und sie sprach Lars Mährholz an. Jürgen Elsässer und Ken
Jebsen kannte ich, schon vorher, schon relativ lange aus’m Internet und wusste auch
wofür sie stehen, nur Lars Mährholz sagte mir Garnichts. Und dann bin ich dann halt
an dem selben Tag, also ich hab‘, das hab‘ ich vorher noch nie gemacht, ich hab sofort
auf der Facebookseite von Kulturzeit, das ist eigentlich nicht mein Ding, gehör‘ nicht zu
den Leserbriefschreibern, weißte die morgens schon um Sechs aufrecht im Bett sitzen
und Leserbriefe schreiben. Bäh! Also das ist gar nicht mein Ding, ja. Aber da war ich so
entsetzt, dass ich sofort auf der Facebookseite draufgeschrieben hab‘ „Hier Leute, das
ist ja wohl unglaublich was die Jutta hier gerade für 'nen Schwurbel abgelassen hat, ja.
Das kann ja wohl nicht Wahrstein, ja.“ Und dann hab‘ ich halt im Internet abends dann
gesucht, also bis spät am Abend dann noch gesucht, hab‘ ich gesagt guck‘ ich mal was
ich über Lars Mährholz finde, stieß ich dann auf die Mahnwache in Berlin. Erstmal mit
der Veranstaltung selbst, und da war von Lars Mährholz nicht so wahnsinnig viel zu
erfahren und so wahnsinnig viel zu sehen, und dann hab‘ ich einfach weitergeguckt
und hab‘ dann ein Interview gefunden mit so 'nem Internetradio, mit Lars Mährholz und
Andreas Popp, den ich auch kenne und den ich auch sehr schätze. Und… also ich
kenn den nicht persönlich, aber ich weiß über ihn Bescheid, ja. Hab mir sehr, sehr viele
Sachen von ihm angehört und halte den Mann für sehr kompetent und für auch vom
Kopf her, und vom Herzen her vor allen Dingen auch ein Mensch der richtig tickt.
Absolut. Das versuche ich ja gerade den Jungs von der Zwischenzeit beizubiegen, weil
die, weißte die diskutieren mit mir dadrüber ohne sich jemals wirklich was von ihm
138
angeguckt zu haben und das ist natürlich absoluter Quatsch, ja. Ich mein‘ ich les‘ mir
ihre Sachen ja auch durch und schau‘ mir ihre Links an, ja, wenn sie was posten und
machen, ja, und sag‘ dann auch was dazu. Aber es einfach abzutun, ja, es ist einfach
nicht die Sache.549 Aber wie gesagt, in dem Interview war halt Lars Mährholz mit dabei
und er, das Interview ging zwei Stunden, also da war auch wirklich was zu erfahren
und ich hab‘ dann relativ schnell gemerkt das ist ein ganz einfacher Kerl, ja, der
politisch eigentlich relativ inaktiviert war, die ganze Zeit, ja, der das einfach nur so aus
dem Bauch heraus dann einfach gesagt hat „Ich mach das jetzt.“, so wie wir das
eigentlich auch gesagt haben. Und… und ich fand das sehr sympathisch und sehr nett.
Er hat uns natürlich 'nen Bärendienst erwiesen, insofern, weil er diese Scheiße mit der
FED da reingebracht hat.550 Wobei man dazu ganz klar sagen muss, natürlich ist die
FED ein Problem, ja. Aber dazu muss man das sehr differenziert sehen, ja, weil die
FED ist ja im Grunde genommen ein Gesetz, das ist ja nicht mal wirklich 'ne Bank, ja.
Die FED ist der sogenannte Federal Reserve Act, das ist ein Gesetz das vereinbart
wurde 1913, wenn mich nicht alles täuscht. Es ist schon sehr spannend wie dieses
Gesetz zustande gekommen ist, das ist nämlich an einem 23. Dezember, als die
meisten Kongressabgeordneten schon zuhause saßen und Weihnachtsganz gegessen
haben, ja, haben die das Ding noch durch den Kongress gepeitscht, ja, und haben das
mit knapper Mehrheit gewonnen. Und damit hat eigentlich Amerika seine Währung in
private Hände gegeben ,ja, in private Banken.“
(…)
549 Die Zwischenzeit, ein Mainzer Onlinemagazin, berichtete wiederholt kritisch über die Mainzer „Mahnwache für den Frieden“, was innerhalb des Organisationsteams der Mahnwache sehr negativ aufgenommen wurde (vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. Borchert, Christiane (2014b): o. S.; vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.). 550 Gemeint ist das Interview von Lars Mährholz mit dem russischen Fernsehsender Russia Today am Rande der Berliner Mahnwache im April 2014, in dem er sagte die amerikanische Notenbank Federal Reserve sei für alle Kriege der letzten hundert Jahre verantwortlich (vgl. Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28).
139
7. Literaturverzeichnis Anonymous.Kollektiv (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv?fref=ts, zuletzt geprüft am 06.01.2015.
Cashkurs (o. J.). Online verfügbar unter http://www.cashkurs.com/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Compact Magazin für Souveränität (o. J.). Online verfügbar unter https://www.compact-online.de/,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Der Honigmann sagt… Der etwas andere weblog… (o. J.). Online verfügbar unter
http://derhonigmannsagt.wordpress.com/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.). Online verfügbar unter http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Facebookgruppe der Mahnwache Frankfurt am Main. Friedlicher Widerstand in Frankfurt! Jeden
Montag! (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/groups/frankfurt.will.frieden/?fref=ts, zuletzt geprüft am 03.02.2015.
Facebookgruppe der Mahnwache Mainz. Mahnwache Mainz - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden (o. J.). Online verfügbar unter https://www.facebook.com/groups/293582440802083/, zuletzt
geprüft am 03.02.2015.
Facebookprofil von C-Rebell-um (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/crebellum?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Facebookprofil von Jutta Ditfurth (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/jutta.ditfurth.5?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Facebookprofil von Kilez More (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/KilezMore?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Facebookprofil von Konstantin Wecker (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/pages/Konstantin-Wecker/111564412194266, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Facebookprofil von Morgaine (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/morgaineofficial?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Friedensdemo-Watch (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/friedensdemowatch/photos/a.644425858945007.1073741828.6444160222
79324/648317571889169/?type=1, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
140
Friedenswerkstatt Frankfurt am Main (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/peaceffm?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Friedenswerkstatt Köln (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/FriedenswerkstattKoeln?fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
KenFM (o. J.). Online verfügbar unter http://kenfm.de/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Klagemauer.TV (o. J.). Online verfügbar unter http://www.kla.tv/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Kopp-Verlag (o. J.). Online verfügbar unter http://info.kopp-verlag.de/index.html, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Russia Today (o. J.). Online verfügbar unter http://www.rtdeutsch.com/, zuletzt geprüft am 04.01.2015.
Twitteraccount Hanning Voigts (o. J.). Online verfügbar unter https://twitter.com/hanvoi, zuletzt geprüft
am 09.02.2015.
Wissensmanufaktur. Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik. Lebenslauf Andreas Popp
(o. J.a). Online verfügbar unter http://www.wissensmanufaktur.net/andreas-popp, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Wissensmanufaktur. Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik (o. J.b). Online verfügbar
unter http://www.wissensmanufaktur.net/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Zentrale Facebookgruppe der "Friedensbewegung 2014". Aufruf zum friedlichen Widerstand! Für
Frieden! In Europa! (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/groups/1472453616316568/?ref=ts&fref=ts, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Zentrale Facebookseite "Mahnwachen in Deutschland" (o. J.). Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/montagsmahnwache, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Montagsdemo Hamburg. Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen Widerstand. (2014). Online
verfügbar unter
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/files/2014/04/1977267_567236566717981_136613637_n.jpg,
zuletzt geprüft am 21.01.2015.
Adorno, Theodor W. (1980): Kritik. Kleine schriften zur Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Adorno, Theodor W. (2001): Minima moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Frankfurt am
Main: Suhrkamp.
Adorno, Theodor W. (2003): Soziologische Schriften II.1. In: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften,
Bd. 9. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
141
Afanasjew, Nik und Joachim Huber (2012): Ex-RBB-Moderator Jebsen. "Israel will die Endlösung für
Palästina". In: Der Tagesspiegel, 07.04.2012. Online verfügbar unter
http://www.tagesspiegel.de/medien/ex-rbb-moderator-jebsen-israel-will-endloesung-fuer-
palaestina/6485636.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Aftenberger, Ines (2007): Die neue Rechte und der Neorassismus. Graz: Grazer Univ.-Verl. [u.a.].
Alruna, Alrun (2014): Montags-Friedensdemonstrationen Deutschlandweit - das sind wir, Meinungen
und Wünsche. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=Yrx_mBRDKLs, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
Amershi, Julian (2014): Caro Korneli auf der Montagsdemo. Unter Mitarbeit von Caro Korneli. NDR,
08.05.2014. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=1RNqDWAF4i8, zuletzt geprüft
am 04.02.2015.
Amjahid, Mohamed, Sabine Beikler, Jörn Hasselmann und Steffen Stadthaus (2014): Friedensbewegung
mit Brauntönen. In: Der Tagesspiegel, 21.04.2014. Online verfügbar unter
http://www.tagesspiegel.de/berlin/neue-montagsdemos-friedensbewegung-mit-
brauntoenen/9786662.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014a): Abschuss von MH17: Geheimabkommen enthüllt! Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv/posts/764695676910228:0, zuletzt geprüft am
26.01.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014b): Maidan: Unbequeme Wahrheit / Inconvenient truth. Online verfügbar
unter https://www.facebook.com/video.php?v=667732886606508, zuletzt geprüft am 26.01.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014c): Maidan-Scharfschützen nicht das Werk von gestürzten Premierminister
Janukowitsch. Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv/posts/685415304838266:0, zuletzt geprüft am
26.01.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014d): MH17: Ballistischer Vergleich bringt Klarheit - Medien schweigen! Online
verfügbar unter https://www.facebook.com/video.php?v=811105882269207, zuletzt geprüft am
27.01.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014e): Niederlande: „MH17 durch “hochenergetische Objekte” getroffen!“.
Online verfügbar unter https://www.facebook.com/video.php?v=767535323292930, zuletzt geprüft am
27.01.2015.
Anonymous.Kollektiv (2014f): OSZE-Mitarbeiter, Oberst & Berufspilot: „BUK ausgeschlossen!“. Online
verfügbar unter https://www.facebook.com/video.php?v=753086368071159, zuletzt geprüft am
27.01.2015.
142
Anton, Andreas, Michael Schetsche und Michael K. Walter (2014): Einleitung: Wirklichkeitskonstruktion
zwischen Orthodoxie und Heterodoxie - zur Wissenssoziologie von Verschwörungstheorien. In: Anton,
Andreas, Michael Schetsche und Michael K. Walter (Hg.): Konspiration. Soziologie des
Verschwörungsdenkens. Wiesbaden: Imprint: Springer VS, S. 9–25.
BAK Shalom (2014): Für Frieden - Für Deutschland, 16.06.2014. Online verfügbar unter http://bak-
shalom.de/index.php/2014/06/16/fur-frieden-%E2%80%93-fur-deutschland/, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Behrends, Jan C., Áprád von Klimó und Patrice G. Poutrus (2005): Antiamerikanismus und die
europäische Moderne. Zur Einleitung. In: Jan C. Behrends (Hg.): Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert.
Studien zu Ost- und Westeuropa. Bonn: Dietz, S. 10–33.
Beitzer, Hannah (2014): Aufruf zum "Friedenswinter". Hauptsache gegen die Nato. In: Süddeutsche
Zeitung, 03.12.2014. Online verfügbar unter http://www.sueddeutsche.de/politik/aufruf-zum-
friedenswinter-hauptsache-gegen-die-nato-1.2246474, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Benz, Wolfgang (2004): Was ist Antisemitismus? München: Beck.
Benz, Wolfgang (2008): Die Protokolle der Weisen von Zion. Zur neuen Attraktivität der alten
Verschwörungstheorie. In: Wolfgang Benz (Hg.): Der Hass gegen die Juden. Dimensionen und Formen
des Antisemitismus. Berlin: Metropol, S. 49–66.
Bergmann, Werner (2008): Antisemitismus. Erscheinungen und Motive der Judenfeindschaft. In:
Wolfgang Benz (Hg.): Der Hass gegen die Juden. Dimensionen und Formen des Antisemitismus. Berlin:
Metropol, S. 9–22.
Bergmann, Werner (2011a): Sekundärer Antisemitismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des
Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien.
Berlin: De Gruyter, S. 300–302.
Bergmann, Werner (2011b): Staat im Staate. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 307–309.
Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): Kommunikationslatenz, Moral und öffentliche Meinung.
Theoretische Überlegungen zum Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland. In: KZfSS 38, S.
223–246.
Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2015): Studie. Deutsche blicken skeptisch auf Israel. Online verfügbar unter
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/januar/deutsche-blicken-
skeptisch-auf-israel/, zuletzt geprüft am 28.01.2015.
143
Beutin, Lorenz Gösta, Alexander Jahns und Steffen Juhran (2014): Dossier. Montagsdemonstrationen/ -
Mahnwachen, "Neue Friedensbewegung". Hg. v. Die Linke. Online verfügbar unter http://www.lorenz-
goesta-beutin.de/politisches/antifaschismus/dossier-montagsdemos/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Beyer, Heiko (2014): Soziologie des Antiamerikanismus. Zur Theorie und Wirkmächtigkeit spätmodernen
Unbehagens. Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 2013. Frankfurt am Main: Campus.
Beyer, Heiko und Ivar Krumpal (2010): "Aber es gibt keinen Antisemitismus mehr": Eine experimentelle
Studie zur Kommunikationslatenz antisemitischer Einstellungen. In: KZfSS (62), S. 681–705.
Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): Antiamerikanismus und Antisemitismus: Zum Verhältnis zweier
Ressentiments. In: Zeitschrift für Soziologie 39 (2), S. 215–232. Online verfügbar unter http://www.zfs-
online.org/index.php/zfs/article/viewFile/3037/2571, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Blum, Benjamin (2014): Friedensbewegung 2014 - Identitätskontroverse. In: Ben schreibt. Frei denken.
Frei schreiben. Frei leben., 23.04.2014. Online verfügbar unter
http://benschreibt.wordpress.com/2014/04/23/friedensbewegung-2014-identitatskontroverse/, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
Blum, Matthias (2011): Altes Testament. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 6–8.
Boehringer, Simone (2010): Fort Knox für jedermann. In: Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010. Online
verfügbar unter http://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-edle-geschaefte-fort-knox-fuer-jedermann-
1.278839, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Böhnke, Petra (2011): Ungleiche Verteilung politischer Partizipation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte
(APuZ) (1-2), S. 18–25. Online verfügbar unter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33561/postdemokratie, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Borchert, Christiane (2014a): Die neue deutsche Friedenswelle. In: Zwischenzeit, 20.05.2014. Online
verfügbar unter https://www.zwischenze.it/die-neue-deutsche-friedenswelle/, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Borchert, Christiane (2014b): Friede, Freude, Montagsdemo?, 03.06.2014. Online verfügbar unter
https://www.zwischenze.it/friede-freude-montagsdemo/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Borcholte, Andreas (2014): Kritik an Xavier Naidoo: "Als Vorbild nicht mehr akzeptabel". In: Spiegel
Online, 10.10.2014. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/xavier-naidoo-
mannheimer-lokalpolitiker-gehen-auf-distanz-a-996394.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
144
Borgstede, Michael (2008): Antisemiten erklären Finanzkrise mit Verschwörung. In: Die Welt,
14.10.2008. Online verfügbar unter http://www.welt.de/wirtschaft/article2573476/Antisemiten-
erklaeren-Finanzkrise-mit-Verschwoerung.html, zuletzt geprüft am 07.02.2015.
Brinkmann, Ulrich, Oliver Nachtwey und Fabienne Décieux (2013): Wer sind die 99%? Eine empirische
Untersuchung der Occupy-Proteste. Hg. v. Jupp Legrand. Otto Brenner Stiftung. Frankfurt am Main.
Online verfügbar unter https://www.otto-brenner-
shop.de/uploads/tx_mplightshop/Arbeitspapier_06_Occupy_01.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Broder, Henryk M. (1988): Der ewige Antisemit. Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls.
Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl.
Broder, Henryk M. (2011): 'ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat'. In: Die Achse des Guten,
06.11.2011. Online verfügbar unter
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ich_weis_wer_den_holocaust_als_pr_erfund
en_hat/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Bubgegenextremerechte (2014): Offene Werbung auf Nazi-Seiten für Montagsdemo! Online verfügbar
unter http://bubgegenextremerechte.blogsport.de/2014/05/01/offene-werbung-auf-nazi-seiten-fuer-
montagsdemo/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Buchmeier, Frank (2014): Wir sind noch immer da! In: Stuttgarter Zeitung, 11.11.2014. Online verfügbar
unter http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.die-gegner-von-stuttgart-21-wir-sind-noch-immer-
da.98bdfdf0-fef4-476b-aa6d-cd62f9375b28.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Butler, Judith (2013): Am Scheideweg. Judentum und die Kritik am Zionismus. Frankfurt am Main:
Campus.
Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): Raum und Zeit, Mensch und Methode: Überlegungen zum
Phänomen der Verschwörungstheorie. In: Ute Caumanns (Hg.): Verschwörungstheorien.
Anthropologische Konstanten - historische Varianten. Osnabrück: fibre, S. 197–210.
Chiozza, Giacomo (2009): Anti-Americanism and the American World Order. Baltimore, Md: Johns
Hopkins Univ. Press.
Christoph, Stephan (2014): Störungsmelder. Verschwörungstheorien und Antisemitismus im Namen des
Friedens. In: Zeit Online, 19.08.2014. Online verfügbar unter
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/08/19/verschwoerungstheorien-und-antisemitismus-im-
namen-des-friedens_16882, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Crouch, Colin (2008): Postdemokratie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Daphi, Priska, Dieter Rucht, Wolfgang Stuppert, Simon Teune und Peter Ullrich (2014): Occupy Frieden.
Eine Befragung von Teilnehmer/innen der "Montagsmahnwachen für den Frieden". Hg. v. Zentrum
145
Technik und Gesellschaft, Technische Universität Berlin. Bereich Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte.
Berlin. Online verfügbar unter https://protestinstitut.files.wordpress.com/2014/06/occupy-
frieden_befragung-montagsmahnwachen_protestinstitut-eu1.pdf, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Decker, Oliver, Johannes Kiess und Elmar Brähler (2013): Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme
Einstellungen in Deutschland 2012. Bonn: Dietz. Online verfügbar unter http://www.fes-gegen-
rechtsextremismus.de/pdf_12/mitte-im-umbruch_www.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Decker, Oliver, Johannes Kiess und Elmar Brähler (2014): Die stabilisierte Mitte. Rechtsextreme
Einstellung in Deutschland 2014. Online verfügbar unter http://www.uni-
leipzig.de/~kredo/Mitte_Leipzig_Internet.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Dehm, Diether und Wolfgang Gerhcke (2014): Gegen die Dämonisierung der Montagsmahnwachen,
19.05.2014. Online verfügbar unter http://www.diether-dehm.de/index.php/positionen/885-mowa,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Die Bandbreite (2007): Selbst gemacht. Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?v=fJXfEbwYsp0, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
DieWeltveresserer (2014a): 1. Mahnwache Mainz 19.5.2014 - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 1. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=2afvsP7lnjo, zuletzt geprüft
am 04.02.2015.
DieWeltveresserer (2014b): 10.Mahnwache Mainz 21.7.2014 - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 3. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=jAyw_bkvg40, zuletzt
geprüft am 04.02.2015.
DieWeltveresserer (2014c): 11.Mahnwache Mainz 28.7.2014 - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 2. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=Oa18toAeYSY, zuletzt
geprüft am 27.01.2015.
DieWeltveresserer (2014d): 11.Mahnwache Mainz 28.7.2014 - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 3. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=ffDUwgwyBEA, zuletzt
geprüft am 27.01.2015.
DieWeltveresserer (2014e): 2. Mahnwache Mainz 26.5.2014 - Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 3. Online verfügbar unter http://www.youtube.com/watch?v=qhcwModsQ8Y, zuletzt
geprüft am 04.02.2015.
DieWeltveresserer (2014f): 22.Mahnwache Mainz 13.10.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 2. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=ixISzuqJQMo, zuletzt geprüft
am 23.01.2015.
146
DieWeltveresserer (2014g): 22.Mahnwache Mainz 13.10.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 3. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=e0pTS2BdHPU, zuletzt
geprüft am 23.01.2015.
DieWeltveresserer (2014h): 24.Mahnwache Mainz 27.10.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 1. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=EOOcRtNDCo4, zuletzt
geprüft am 26.01.2015.
DieWeltveresserer (2014i): 25.Mahnwache Mainz 3.11.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 4. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=wFOiABwPLk4, zuletzt
geprüft am 01.02.2015.
DieWeltveresserer (2014j): 26.Mahnwache Mainz 10.11.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 4. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=b__vRlculqw, zuletzt geprüft
am 25.01.2015.
DieWeltveresserer (2014k): 27.Mahnwache Mainz 17.11.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 2. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=JhZP65avafs, zuletzt geprüft
am 28.01.2015.
DieWeltveresserer (2014l): 29.Mahnwache Mainz 1.12.2014 Offener gemeinsamer Dialog für den
Frieden Teil 4. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=ZfNoktg2IOs, zuletzt geprüft
am 29.01.2015.
DieWeltveresserer (2015): 34. Mainzer Mahnwache 19-01-2015 (1/4). Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?x-yt-cl=85027636&x-yt-ts=1422503916&v=NfhNqYqHPvc#t=148,
zuletzt geprüft am 29.01.2015.
Diez, Georg (2014): S.P.O.N. - Der Kritiker: Vom Popstar zum Populisten. In: Ruhrbarone, 22.08.2014.
Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/xavier-naidoo-auf-montagsdemos-
ueber-deutschland-und-paedophile-a-987539.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Diner, Dan (2003): Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments. München: Propyläen
Verl.
Ditfurth, Jutta (2014): Erklärung zum Prozess Elsässer gegen Ditfurth. Online verfügbar unter
http://www.hagalil.com/archiv/2014/12/11/ditfurth-4/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Drögemüller, Dennis (2011): Antisemitismusvorwurf gegen Moderator. Kein Ken auf FM. In: taz,
07.11.2011. Online verfügbar unter http://www.taz.de/Antisemitismus-Vorwurf-gegen-
Moderator/!81408/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
147
Ehrich, Issio (2014): Die große Friedensdemo floppt. Wer bin ich - und wenn ja, wie viele? In: N-TV,
20.07.2014. Online verfügbar unter http://www.n-tv.de/politik/Wer-bin-ich-und-wenn-ja-wie-viele-
article13243441.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Elsässer, Jürgen (2014a): Montagsdemo: Linker Redner verlangt Redeverbot für Elsässer. In: Elsässers
Blog, 03.05.2014. Online verfügbar unter
http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/05/03/montagsdemo-linker-redner-verlangt-redeverbot-
fur-elsasser/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Elsässer, Jürgen (2014b): Die Antisemiten sitzen in der FED, nicht unter den Kritikern der FED. In:
Elsässers Blog, 01.06.2014. Online verfügbar unter
http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/06/01/die-antisemiten-sitzen-in-der-fed-nicht-unter-den-
kritikern-der-fed/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Escher, Clemens (2011): Wucherjude. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 348–349.
Feder, Gottfried (1919): Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes. Diessen vor
München: Jos. C. Huber. Online verfügbar unter
http://www.gnosticliberationfront.com/Feder_Gottfried__Das_Manifest_zur_Brechung_der_Zinsknecht
schaft_des_Geldes_1919_62_S.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Fichte, Johann Gottlieb (1793): Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische
Revolution. Online verfügbar unter
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Beitrag+zur+Berichtigung+der+Urtheile+
des+Publicums+%C3%BCber+die+franz%C3%B6sische+Revolution, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Frey, Eric (2012): Die Goldman-Sachs-Verschwörung. In: Der Standard.at, 08.11.2012. Online verfügbar
unter http://derstandard.at/1350260696937/Die-Goldman-Sachs-Verschwoerung, zuletzt geprüft am
07.02.2015.
Friedensdemo-Watch (2014): Querfront-Wahnmache am Ostermontag in Berlin, 19.04.2014. Online
verfügbar unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/111195, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Gast, Gunnar (2014a): 14.04.2014 - 2. Frankfurter Mahnwache für den Frieden - Eröffnungswort. Online
verfügbar unter http://www.youtube.com/watch?v=3eb0KNN1pUA, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Gast, Gunnar (2014b): 14.04.2014, 2. Frankfurter Mahnwache für den Frieden, Redebeitrag von Olav
Müller. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=-nNvFn64sM8, zuletzt geprüft am
26.01.2015.
148
Gast, Gunnar (2014c): Montagsmahnwache und Internet…nicht ganz das selbe. Online verfügbar unter
http://www.youtube.com/watch?v=i5z5WTv6Mik, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Generalfeldmarschal Kortzfleisch (2014): Mario Rönsch über seine Aktivitäten bei der Berliner
Montagsmahnwache. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=LiewBIvNOaw,
zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Gensing, Patrick (2014): Formation einer Bewegung: Vom Netz auf die Straße, 22.04.2014. Online
verfügbar unter http://www.publikative.org/2014/04/22/formation-einer-bewegung-vom-netz-auf-die-
strasse/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Geyer, Steven (2014a): Worum es bei den Montagsdemos wirklich geht. In: Berliner Zeitung, 06.05.2014.
Online verfügbar unter http://www.berliner-zeitung.de/politik/montagsdemos-in-berlin-worum-es-bei-
den-montagsdemos-wirklich-geht,10808018,27047650.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Geyer, Steven (2014b): Geeint in der Wut auf Staat und Medien. Populistische Bewegungen: Pegida,
Hogesa, Montagsmahnwachen. In: Mitteldeutsche Zeitung, 10.12.2014. Online verfügbar unter
http://www.mz-web.de/politik/populistische-bewegungen--pegida---hogesa--montagsmahnwachen-
geeint-in-der-wut-auf-staat-und-medien,20642162,29292274.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Grandt, Michael (2014): Federal Reserve: 100 Jahre Lügen ; wie die US-Notenbank die Welt beherrscht.
Rottenburg: Kopp.
Griffin, G. Edward (2006): Die Kreatur von Jekyll Island. Die US-Notenbank Federal Reserve ; das
schrecklichste Ungeheuer, das die internationale Hochfinanz je schuf. Rottenburg: Kopp.
Groh, Dieter (1987): The Temptation of Conspiracy Theory, or: Why do Bad Things Happen to Good
People? Part I: Preliminary Draft of a Theory of Conspiracy Theories. In: Carl F. Graumann und Serge
Moscovici (Hg.): Changing Conceptions of Conspiracy. New York, NY: Springer, S. 1–14.
Groh, Dieter (2001a): Verschwörungstheorien revisited. In: Ute Caumanns (Hg.):
Verschwörungstheorien. Anthropologische Konstanten - historische Varianten. Osnabrück: fibre, S. 187–
196.
Groh, Ruth (2001b): Verschwörungstheorien und Weltdeutungsmuster. Eine anthropologische
Perspektive. In: Ute Caumanns (Hg.): Verschwörungstheorien. Anthropologische Konstanten -
historische Varianten. Osnabrück: fibre, S. 37–45.
Hagemeister, Michael (2001): Der Mythos der "Protokolle der Weisen von Zion". In: Ute Caumanns
(Hg.): Verschwörungstheorien. Anthropologische Konstanten - historische Varianten. Osnabrück: fibre,
S. 89–101.
Hammel, Laura-Luise (2014a): Friedensbewegung 2014. Teil 5. Interview mit Person 4. Mainz.
149
Hammel, Laura-Luise (2014b): Friedensbewegung 2014. Teil 2. Interview mit Person 5. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014c): Friedensbewegung 2014. Teil 3. Interview mit Person 4. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014d): Friedensbewegung 2014. Teil 3. Interview mit Person 3. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014e): Friedensbewegung 2014. Teil 5. Interview mit Person 3. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014f): Friedensbewegung 2014. Teil 2. Interview mit Person 4. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014g): Friedensbewegung 2014. Teil 5. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014h): Friedensbewegung 2014. Teil 1. Interview mit Person 4. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014i): Friedensbewegung 2014. Teil 6. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014j): Friedensbewegung 2014. Teil 4. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014k): Friedensbewegung 2014. Teil 1. Interview mit Person 5. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014l): Friedensbewegung 2014. Teil 1. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014m): Friedensbewegung 2014. Teil 2. Interview mit Person 3. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014n): Friedensbewegung 2014. Teil 3. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014o): Friedensbewegung 2014. Teil 3. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014p): Friedensbewegung 2014. Teil 4. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014q): Friedensbewegung 2014. Teil 6. Interview mit Person 3. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014r): Friedensbewegung 2014. Teil 6. Interview mit Person 4. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014s): Friedensbewegung 2014. Teil 1. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014t): Friedensbewegung 2014. Teil 5. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014u): Friedensbewegung 2014. Teil 4. Interview mit Person 3. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014v): Friedensbewegung 2014. Teil 4. Interview mit Person 4. Mainz.
Hammel, Laura-Luise (2014w): Friedensbewegung 2014. Teil 6. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014x): Friedensbewegung 2014. Teil 2. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
150
Hammel, Laura-Luise (2014y): Friedensbewegung 2014. Teil 2. Interview mit Person 2. Wiesbaden.
Hammel, Laura-Luise (2014z): Friedensbewegung 2014. Teil 7. Interview mit Person 1. Frankfurt am
Main.
Hammel, Laura-Luise (2014aa): Friedensbewegung 2014. Teil 1. Interview mit Person 3. Mainz.
Hartleb, Florian (2012): Die Occupy-Bewegung. Globalisierungskritik in neuer Maskerade. Hg. v. Konrad
Adenauer Stiftung. Berlin. Online verfügbar unter http://www.kas.de/wf/doc/kas_32747-544-1-
30.pdf?131106165551, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Heil, Johannes (2008): Religion und Judenfeindschaft. Historische und gegenwärtige Aspekte. In:
Wolfgang Benz (Hg.): Der Hass gegen die Juden. Dimensionen und Formen des Antisemitismus. Berlin:
Metropol, S. 23–47.
Heine, Matthias (2011): Warum Demonstranten eine Offiziersmaske tragen. In: Die Welt, 23.06.2011.
Online verfügbar unter http://www.welt.de/kultur/article13446188/Warum-Demonstranten-eine-
Offiziersmaske-tragen.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Heni, Clemens (2008): Sekundärer Antisemitismus. Ein kaum erforschter Teil des Post-Holocaust-
Antisemitismus. In: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums 47 (187), S. 132–142. Online
verfügbar unter http://www.tribuene-verlag.de/TRI_Heni.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Hunko, Andrej (2014): Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den Montagsmahnwachen,
19.05.2014. Online verfügbar unter http://diefreiheitsliebe.de/bewegungen-2/fuer-eine-solidarische-
auseinandersetzung-mit-den-montagsmahnwachen, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Illing, Frank (2003): Paranoia, Projektion, Personifizierung. Zu einigen vorschnellen Gleichsetzungen von
europäischem Antisemitismus und Antiamerikanismus. In: Michael Hahn (Hg.): Nichts gegen Amerika.
Linker Antiamerikanismus und seine lange Geschichte. Hamburg: Konkret-Literatur-Verl, S. 95–110.
Jacobsen, Lena (2014): Das man sie bis nach Moskau hört. In: Zeit Online, 13.12.2014. Online verfügbar
unter http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-12/friedenswinter-protest-krieg-ukraine-russland,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jaecker, Tobias (2005): Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11.September. Neue Varianten
eines alten Deutungsmusters. Münster: LIT Verl.
Jaecker, Tobias (2014): Hauptsache gegen Amerika. In: Jungle World, 22.05.2014 (21). Online verfügbar
unter http://jungle-world.com/artikel/2014/21/49894.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jäger, Siegfried (1993): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. Duisburg: DISS.
151
Jäger, Siegfried (2001): Diskurs und Wissen. Theoretische und methodische Aspekte einer Kritischen
Diskurs- und Dispositivanalyse. In: Reiner Keller (Hg.): Handbuch sozialwissenschaftliche Diskursanalyse.
Wiesbaden: VS, S. 81–112.
Jäger, Siegfried (Hg.) (2010): Lexikon kritische Diskursanalyse. Eine Werkzeugkiste. Unter Mitarbeit von
Jens Zimmermann. Münster: Unrast-Verl (26).
Jäger, Siegfried und Margarete Jäger (2004): Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in
deutschen Printmedien. In: Siegfried Jäger und Franz Januschek (Hg.): Gefühlte Geschichte und Kämpfe
um Identität. Münster: Unrast-Verl, S. 147–168.
Jakob, Christian (2014): Kommentar Montagsdemos. Wahn ist Programm. In: taz, 23.06.2014. Online
verfügbar unter http://www.taz.de/%21140905/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jamal, Julius (2014): Wir müssen drum kämpfen, dass Rassisten in der Friedensbewegung keine Bühne
bekommen – Im Gespräch mit Pedram Shahyar. In: Die Freiheitsliebe, 01.05.2014. Online verfügbar
unter http://diefreiheitsliebe.de/politik/pedramshahyar/#more-26300, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jarusch, Konrad H. (2005): Missverständnis Amerika: Antiamerikanismus als Projektion. In: Jan C.
Behrends (Hg.): Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert. Studien zu Ost- und Westeuropa. Bonn: Dietz, S.
34–49.
Jaworski, Rudolf (2001): Verschwörungstheorien aus psychologischer und aus historischer Sicht. In: Ute
Caumanns (Hg.): Verschwörungstheorien. Anthropologische Konstanten - historische Varianten.
Osnabrück: fibre, S. 11–30.
Jebsen, Ken (2012): KenFM über: Zionistischer Rassismus. Jüngstes Opfer Günter Grass. Online verfügbar
unter https://www.youtube.com/watch?v=FpCS6KwZ63E, zuletzt geprüft am 01.02.2015.
Jebsen, Ken (2014a): KenFM am Set: 7. Mahnwache für den Frieden - Ken Jebsen am Brandenbruger Tor.
Online verfügbar unter http://www.youtube.com/watch?v=aJFgipWDXR8, zuletzt geprüft am
04.02.2015.
Jebsen, Ken (2014b): KenFM am Set: Platz des 18. März, Berlin. Online verfügbar unter
http://www.youtube.com/watch?v=zr1t3oo6TcE, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jebsen, Ken (2014c): KenFM über: Schein-Demokratie. KenFM, 31.03.2014. Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?v=KjaxVlHOhTU, zuletzt geprüft am 19.01.2015.
Jentsch, Julia (2014): Vor Ort bei der 4. Montagsmahnwache in Frankfurt am 28.4.2014. Online
verfügbar unter http://www.cashkurs.com/kategorie/cashkurs-tv/beitrag/vor-ort-bei-der-4-
montagsmahnwache-in-frankfurt-am-2842014/, zuletzt geprüft am 26.01.2015.
152
Johanson, Ole (2014): Friedensbewegung 2014 in München: Liebe, auch für Nazis. Online verfügbar
unter https://www.youtube.com/watch?v=H0rY9TN7hYQ, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Jörke, Dirk (2011): Bürgerbeteiligung in der Postdemokratie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) (1-
2), S. 13–18. Online verfügbar unter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33561/postdemokratie, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Joseph, Peter (2007): Zeitgeist: The Movie. USA, 116 Minuten.
Kaess, Christiane (2014): Die "Neue Rechte". "Keine organisierte neue Kraft". Deutschlandfunk,
24.04.2014. Online verfügbar unter http://www.deutschlandfunk.de/die-neue-rechte-keine-
organisierte-neue-kraft.694.de.html?dram:article_id=283523, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Kahane, Anetta (2014): Kolumne zur Querfront-Bewegung. Die Montagsdemo-Spinner nicht
unterschätzen. In: Berliner Zeitung, 27.04.2014. Online verfügbar unter http://mobil.berliner-
zeitung.de/meinung/kolumne-zur-querfront-bewegung-die-montagsdemo-spinner-nicht-
unterschaetzen,23785368,26962970.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Kaiser, Karl-Eugen (2014a): Montagsmahnwachen für den Frieden ernst nehmen. Leserbrief. In: Rhein-
Zeitung, 13.10.2014. Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/MahnwacheMainz/photos/pb.796984623646105.-
2207520000.1413897862./867351169942783/?type=1&theater, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Kaiser, Stefan (2014b): Verschwörungstheorien: Das Geschäft mit der Angst. In: Spiegel Online,
15.04.2014. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/verschwoerungstheorien-der-
kopp-verlag-macht-geschaefte-mit-der-angst-a-967704.html, zuletzt geprüft am 06.01.2014.
Kämper, Vera (2014): Protest-Demonstrationen: "Das ist ein politisches Pulverfass". In: Spiegel Online,
10.12.2014. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-wer-bei-den-
aufmaerschen-mitmacht-und-wer-profitiert-a-1007470.html, zuletzt geprüft am 09.02.2014.
Kampling, Rainer (2011): Antijudaismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 10–13.
Kensche, Christine (2014): Frieden und so - Was die neuen Montagsdemonstranten wollen. In: Berliner
Morgenpost, 12.05.2014. Online verfügbar unter http://www.morgenpost.de/berlin-
aktuell/article127895626/Frieden-und-so-Was-die-neuen-Montagsdemonstranten-wollen.html, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
Keohane, Robert O. und Peter J. Katzenstein (2007): Introduction: The politics of Anti-Americanism. In:
Peter J. Katzenstein (Hg.): Anti-Americanisms in world politics. Ithaca u.a: Cornell Univ. Press.
153
Keßler, Mario (2011): Antizionismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 21–24.
Kestenus, Wolfgang (2014): Anonymous - Nachricht an die deutsche Bevölkerung. Online verfügbar
unter https://www.youtube.com/watch?v=Hpk7W2yjRMU, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Kleinschmidt, Rudolf (2014a): #Attac warnt vor rechten #Montagsdemonstrationen - Neurechte
Bewegung orientiert sich an NSDAP-Forderungen, 19.04.2014. Online verfügbar unter
http://dokmz.wordpress.com/2014/04/19/attac-warnt-vor-rechten-montagsdemonstrationen-
neurechte-bewegung-orientiert-sich-an-nsdap-forderungen/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Kleinschmidt, Rudolf (2014b): Montagsdemos - brauner Sumpf vereint?, 21.04.2014. Online verfügbar
unter http://dokmz.wordpress.com/2014/04/21/montagsdemos-brauner-sumpf-vereint/, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
Kleinschmidt, Rudolf (2014c): Elsässer, Jebsen und die Montagsdemos: Warum die neue
"Friedensbewegung" so gefährlich ist, 23.04.2014. Online verfügbar unter
http://dokmz.wordpress.com/2014/04/23/elsasser-jebsen-und-die-montagsdemos-warum-die-neue-
friedensbewegung-so-gefahrlich-ist/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Knechtel, Tilman (2012): Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt. Birstein-Lichenroth: Fischer.
König, René (2014): "Google WTC-7" - Zur ambivalenten Position von marginalisiertem Wissen im
Internet. In: Anton, Andreas, Michael Schetsche und Michael K. Walter (Hg.): Konspiration. Soziologie
des Verschwörungsdenkens. Wiesbaden: Imprint: Springer VS, S. 203–219.
Kooperation für den Frieden (24.06.2014): Statement Kooperationsrat. Online verfügbar unter
http://www.koop-
frieden.de/fileadmin/Pressemitteilungen/KoopRat_zu_Montagsmahnwachen__24.06.14_.pdf, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
Kopietz, Andreas (2014): Montagsdemos. Völkische Friedensbewegung. In: Berliner Zeitung, 16.04.2014.
Online verfügbar unter http://www.berliner-zeitung.de/politik/montagsdemos-voelkische-
friedensbewegung,10808018,26872180.html, zuletzt geprüft am 15.01.2015.
Kreutzmüller, Christoph (2011): Wirtschaftsantisemitismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des
Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien.
Berlin: De Gruyter, S. 346–348.
Lange, Matthew (2011): Bankjuden. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 40–42.
154
Langer, Anette (2013): "Compact"-Konferenz: Krude Thesen bei Homophoben-Veranstaltung. In: Spiegel
Online, 23.11.2013. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/compact-
veranstaltung-krude-thesen-der-homosexuellenhasser-a-935310.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Laurin, Stefan (2014): Linke und Rechtsextreme protestieren gegen Israel. In: Die Welt, 14.07.2014.
Online verfügbar unter http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article130133483/Linke-und-
Rechtsextreme-protestieren-gegen-Israel.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Leber, Sebastian (2014): Streit um neue Montagsdemos. Friedensaktivisten oder
Verschwörungstheoretiker. In: Der Tagesspiegel, 17.04.2014. Online verfügbar unter
http://www.tagesspiegel.de/medien/streit-um-neue-montagsdemos-friedensaktivisten-oder-
verschwoerungstheoretiker/9778562.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
linksjugend [solid] (2014): Frieden fordern und Kapitalismus kritisieren - ohne Verschwörungstheorien
und Aluhüte. Online verfügbar unter http://www.linksjugend-solid.de/2014/05/28/frieden-fordern-und-
kapitalismus-kritisieren-ohne-verschwoerungstheorien-und-aluhuete/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Löhe, Fabian (2007): 11. September. Verschwörungsgerücht um BBC-Bericht. In: Focus Online,
02.03.2007. Online verfügbar unter http://www.focus.de/panorama/welt/11-
september_aid_125644.html, zuletzt geprüft am 06.02.2015.
Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): Spontan für Frieden. Keine Fahnen. Keine Chemtrails. Mit strikten
Regeln wollen die Demonstranten weg von ihrem Image als Spinner und Rechte. In: taz, 23.06.2014.
Online verfügbar unter http://www.taz.de/!140939/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Luther, Carsten (2014): Diesmal hilft die Hitler-Keule. In: Zeit Online, 31.03.2014. Online verfügbar unter
http://www.zeit.de/politik/2014-03/hitler-putin-schaeuble, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Maier, Anja (2014): Streit bei der Linkspartei. Herr Dehm schreibt ein Gedicht. In: taz, 17.06.2014. Online
verfügbar unter http://www.taz.de/Streit-bei-der-Linkspartei/!140516/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Marin, Bernd (2000): "Antisemitismus ohne Antisemiten". Autoritäre Vorurteile und Feindbilder.
Unveränd. Neuaufl. früher Analysen 1974 - 1979 und Umfragen 1946 - 1991. Frankfurt/Main: Campus-
Verl.
Markovits, Andrei S. (2005): Allzeit präsent, doch immer verleugnet. Überlegungen zum europäischen
Amerikanismus und Antisemitismus. In: Jan C. Behrends (Hg.): Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert.
Studien zu Ost- und Westeuropa. Bonn: Dietz, S. 320–349.
Meisner, Matthias (2014a): Die Linke im "Friedenswinter". In: Der Tagesspiegel, 14.12.2014. Online
verfügbar unter http://www.tagesspiegel.de/berlin/krach-nach-demo-mit-verschwoerungstheoretikern-
die-linke-im-friedenswinter/11118654.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
155
Meisner, Matthias (2014b): Linksfraktion geht auf Distanz zum "Friedenswinter". In: Der Tagesspiegel,
17.12.2014. Online verfügbar unter http://www.tagesspiegel.de/politik/nach-demo-am-samstag-in-
berlin-linksfraktion-geht-auf-distanz-zum-friedenswinter/11129008.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Mentel, Christian (2011a): Holocaustleugnung. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 125–127.
Mentel, Christian (2011b): Revisionismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 290–292.
Minkenberg, Michael (1998): Die neue radikale Rechte im Vergleich. USA, Frankreich, Deutschland.
Opladen: Westdt. Verl.
Mor, Ilan (2007): Die Grenze zwischen Antisemitismus und Anti-Israelismus ist fließend. In: Land
Brandenburg. Ministerium des Inneren (Hg.): Antisemitismus. Gleichklang zwischen den Extremen.
Verfassungsschutz Brandenburg, S. 5–10.
Morris, Michael (2011): Was Sie nicht wissen sollen! Einigen wenigen Familien gehört die gesamte
westliche Welt - und nun wollen sie den Rest! Fichtenau: Amadeus-Verl.
Mouffe, Chantal (2011): "Postdemokratie" und die zunehmende Entpolitisierung. In: Aus Politik und
Zeitgeschichte (APuZ) (1-2), S. 3–5. Online verfügbar unter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33561/postdemokratie, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Niewendick, Martin (2014a): Unter Aluhüten. In: Jungle World, 08.05.2014 (19), S. 10–11.
Niewendick, Martin (2014b): Ditfurth vs. Elsässer: Nun geht's vor Gericht. In: Ruhrbarone, 22.05.2014.
Online verfügbar unter http://www.ruhrbarone.de/ditfurth-vs-elsaesser-nun-gehts-vor-gericht/79500,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Nolte, Paul (2011): Von der repräsentativen zur multiplen Demokratie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte
(APuZ) (1-2), S. 5–12. Online verfügbar unter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33561/postdemokratie, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Nym, Arno (2014): Ab 7. Juli – ALTERNATIVE MONTAGSMAHNWACHE. ENDLICH MONTAG jetzt auch auf
dem Alexanderplatz! Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/groups/1472453616316568/permalink/1525089907719605/, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
o. V. (o. J.): About the Fed. Online verfügbar unter
http://www.federalreserve.gov/aboutthefed/default.htm, zuletzt geprüft am 13.01.2015.
156
o. V. (2014a): Demonstration 13.12.2014 in Berlin zum Amt des Bundespräsidenten Schloss Bellevue.
Verantwortung für unser Land heißt: Nein zu Krieg und Konfrontation. Unsere Verantwortung heißt: Ja
zu Frieden, Abrüstung, ziviler Konfliktlösung und humanitärer Hilfe. Online verfügbar unter
http://friedenswinter.de/demos-13-12/berlin/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
o. V. (2014b): Mahnwachen & Montagsdemos Termine + Österreich & Schweiz. Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/events/652763618105279, zuletzt geprüft am 03.02.2015.
o. V. (2014c): Muslim-Markt interviewt Tilman Knechtel - Autor des Buches "Die Rockefellers - Ein
amerikanischer Albtraum". Online verfügbar unter http://www.muslim-
markt.de/interview/2014/knechtel.htm, zuletzt geprüft am 15.01.2014.
o. V. (2014d): Die neurechten Montagsdemos. Gespräch mit Jutta Ditfurth. (Kulturzeit). 3sat,
16.04.2014. Online verfügbar unter http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=43135, zuletzt
geprüft am 09.02.2015.
o. V. (2014e): Von Anonymous' "Guerilla-Krieg" bis Passwort-Porno. wochenschau vom 17. April. Radio
Bremen. ARD, 17.04.2014. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=iBOH1CdwgF4,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
o. V. (2014f): Das Geld-Kartell. Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert. In: Focus Online,
17.07.2014. Online verfügbar unter http://www.focus.de/finanzen/boerse/das-kartell-verschwoerung-
oder-hirngespinst-wie-die-us-notenbank-die-weltfinanz-manipuliert_id_3995856.html, zuletzt geprüft
am 14.01.2015.
o. V. (2014g): Ditfurth darf Elsässer nicht Antisemit nennen. In: Die Welt, 10.12.2014. Online verfügbar
unter http://www.welt.de/regionales/bayern/article135220818/Ditfurth-darf-Elsaesser-nicht-Antisemit-
nennen.html, zuletzt geprüft am 09.02.2014.
o. V. (2015): Anti-Islam-Bewegung Pegida. Forscher zweifeln an Teilnehmerzahlen der Demos. In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2015. Online verfügbar unter
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/forscher-bezweifeln-teilnehmerzahlen-der-pegida-demos-
13378876.html, zuletzt geprüft am 05.02.2015.
Otto, Ferdinand (2014): "Friedenswinter"-Demos: Protestbündnis ruft zum Marsch gegen Gauck auf. In:
Spiegel Online, 11.12.2014. Online verfügbar unter
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedenswinter-demo-buendnis-protestiert-gegen-joachim-
gauck-a-1007685.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Öztürk, Asiye (2011): Editorial. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) (1-2). Online verfügbar unter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33561/postdemokratie, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
157
Parteivorstand die Linke (25.05.2014): Für Frieden und Deeskalation in der Ukraine. Online verfügbar
unter http://www.die-linke.de/partei/organe/parteivorstand/parteivorstand-2014-
2016/beschluesse/fuer-frieden-und-deeskalation-in-der-ukraine/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Peter, Erik (2014): Linke streiten über Montagsdemos. Der Querfront einen Schritt näher. In: taz,
20.05.2014. Online verfügbar unter http://www.taz.de/Linke-streitet-ueber-Montagsdemos/!138834/,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Peter, Erik und Julia Neumann (2014): Neurechte "Friedensbewegung". Im Kampf gegen die Medien-
Mafia. In: taz, 16.04.2014. Online verfügbar unter http://www.taz.de/Neurechte-
Friedensbewegung/!136944/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Pfahl-Traughber, Armin (2009): Die "Neue Rechte" in Frankreich und Deutschland. Zur Entwicklung einer
rechtsextremen Intellektuellenszene. Online verfügbar unter
http://web.archive.org/web/20091211072619/http://www.polwiss.fu-
berlin.de/fsi/bernie/rrtraughber.htm, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Photon (2014): Friede in allen Nationen. Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?v=jxB5X6NGjcY, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Piper, Ernst (1999): Achtes Bild: "Die jüdische Weltverschwörung". In: Julius H. Schoeps (Hg.): Bilder der
Judenfeindschaft. Antisemitismus - Vorurteile und Mythen. Augsburg: Bechtermünz, S. 127–135.
Pipes, Daniel (1998): Verschwörung. Faszination und Macht des Geheimen. München: Gerling-Akad.-
Verl.
Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): Plan B. Revolution des Systems für eine tatsächliche
Neuordnung. Wissensmanufaktur. Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik. Online
verfügbar unter http://www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/plan-b.pdf, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Postone, Moishe (1988): Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch. In: Dan
Diner und Seyla Benhabib (Hg.): Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz. Orig.-Ausg. Frankfurt am
Main: Fischer-Taschenbuch-Verl ([Fischer-Taschenbücher], 4398), S. 242–254.
Radiovoice Berlin (2014): Interview Lars Mährholz. Online verfügbar unter
http://www.youtube.com/watch?v=v-9_ntPQ_5U, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Rathje, Jan (2014): "Wir sind wieder da". Die "Reichsbürger": Überzeugungen, Gefahren und
Handlungsstrategien. Hg. v. Amadeu Antonio Stiftung. Berlin. Online verfügbar unter
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/wir-sind-wieder-da-die-gefaehrlichen-
reichsbuerger/, zuletzt geprüft am 07.02.2015.
158
Reeh, Martin (2014): Ex-Attac-Activist über Montagsdemos. "Warum sollte ich pfeiffen?". In: taz,
05.05.2014. Online verfügbar unter http://www.taz.de/!137863/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Rorschach (2014): Die heute-show über die Montasdemos der "Friedensbewegung 2014". ZDF,
02.05.2014. Online verfügbar unter http://www.youtube.com/watch?v=xI996280x_g, zuletzt geprüft am
04.02.2015.
Rosenberg, Alfred (1922): Der staatsfeindliche Zionismus auf Grund jüdischer Quellen erläutert.
Hamburg: Deutschvölkische Verlagsanstalt.
Salzborn, Samuel (2010a): Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne. Sozialwissenschaftliche
Theorien im Vergleich. Zugl.: Gießen, Univ., Habil.-Schr., 2008 u.d.T.: Zur politischen Theorie des
Antisemitismus. Frankfurt am Main: Campus.
Salzborn, Samuel (2010b): Ungeziefer muss vernichtet werden. In: Jungle World, 11.02.2010. Online
verfügbar unter http://jungle-world.com/artikel/2010/06/40320.html, zuletzt geprüft am 15.01.2014.
Sammons, Jeffrey L. (Hg.) (1998): Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen
Antisemitismus - eine Fälschung ; Text und Kommentar. Göttingen: Wallstein.
Schetsche, Michael (2005): Die ergoogelte Wirklichkeit. Verschwörungstheorien und das Internet. In: Kai
Lehmann (Hg.): Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens. Bielefeld: transcript-Verl, S.
113–120.
Schmidinger, Thomas (2004): Struktureller Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik. In: AstA der
Geschwister-Scholl-Universität München (Hg.): Spiel ohne Grenzen. Zu- und Gegenstand der
Antiglobalisierungsbewegung. 1. Aufl. Berlin: Verbrecher-Verl. Online verfügbar unter
http://homepage.univie.ac.at/thomas.schmidinger/php/texte/antisemitismus_struktureller_antisemitis
mus.pdf, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Schmitt, K. (2014): Xavier Naidoo bei Reichsbürgern und antisemitischen Montagsmahnwachlern
(3.10.2014). Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?v=LPwvHcHdVHw&feature=youtu.be, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Schnell, Lisa (2014): Exlinker gegen Altlinke vor Gericht. Schrille Trennung. In: taz, 09.10.2014. Online
verfügbar unter http://www.taz.de/Exlinker-gegen-Altlinke-vor-Gericht/!147329/, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Schrang, Heiko (2012): Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen. Erkennen - erwachen - verändern.
Mühlenbecker Land: Macht-Steuert-Wissen-Verl.
Schrang, Heiko (2014a): Heiko Schrang auf der Mahnwache am 3. Oktober 2014 in Berlin. Online
verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=g1Me37TWQHI, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
159
Schrang, Heiko (2014b): Heiko Schrang, deutschlandweite Mahnwache Berlin 19.07.2014. Online
verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=miMUg8t-59E, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Schwarz-Friesel, Monika und Jehuda Reinharz (2013): Die Sprache der Judenfeindschaft im 21.
Jahrhundert. Berlin: De Gruyter.
Shahyar, Pedram (2014a): BREAKING NEWS: Offener Brief an die Mahnwache Erfurt: FÜR EINEN
HUMANISTISCHEN GRUNDKONSENS! Online verfügbar unter
https://www.facebook.com/pedram.shahyar/posts/10203029098061185, zuletzt geprüft am
09.02.2015.
Shahyar, Pedram (2014b): Der Diskurs der Mahnwachen für den Frieden. In: der Freitag, 13.07.2014.
Online verfügbar unter https://www.freitag.de/autoren/pedram/der-diskurs-der-mahnwachen-fuer-
den-frieden, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Sieber, Roland (2012): Naidoo als Soundtrack der “Reichsbewegung”?, 26.04.2012. Online verfügbar
unter http://www.publikative.org/2012/04/26/xavier-naidoo-als-soundtrack-der-reichsbewegung/,
zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Sieber, Roland (2014a): Störungsmelder. Reichsbürger, Neonazis, und Antisemiten - Querfront kapert
Friedensdemonstrationen. In: Zeit Online, 16.04.2014. Online verfügbar unter
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/04/16/reichsbuerger-neonazis-und-antisemiten-querfront-
kapert-friedensdemonstrationen_15687, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Sieber, Roland (2014b): Störungsmelder. Von der Verschwörungsideologie zur politischen Bewegung. In:
Zeit Online, 24.04.2014. Online verfügbar unter
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/04/24/von_der_verschwoerungsideologie_zur_politischen_b
ewegung_15730, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Speit, Andreas (2014): Demonstrieren für den Frieden. Verschwörung am Montag. In: taz, 11.05.2014.
Online verfügbar unter http://www.taz.de/!138285/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Spiegel TV (2014): Verschwörungstheoretiker: Montagsdemos in Berlin, 18.05.2014. Online verfügbar
unter http://www.youtube.com/watch?v=q8tRWQANjhs, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Statistisches Bundesamt (2012): Bildungsstand. Online verfügbar unter
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Bildungsstand/Ta
bellen/Bildungsabschluss.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Stein, Timo (2011): Zwischen Antisemitismus und Israelkritik. Antizionismus in der deutschen Linken.
Wiesbaden: VS.
160
Stöcker, Christian (2014): Facebook-Spam: Russland-Freunde aus der rechten Ecke. In: Spiegel Online,
16.04.2014. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/facebook-spam-bei-
deutschen-medien-unter-namen-anonymous-a-964869.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Stöss, Richard (2013): Der rechte Rand des Parteiensystems. In: Oskar Niedermayer (Hg.): Handbuch
Parteienforschung. Wiesbaden: Imprint: Springer VS, S. 563–618. Online verfügbar unter
http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-531-18932-1, zuletzt geprüft am 04.11.2014.
Stuchlik, Stephan, Olga Sviridenko und Philipp Jahn (2014): Todesschüsse in Kiew: Wer ist für das
Blutbad vom Maidan verantwortlich (Monitor, 660). ARD, 10.04.2014. Online verfügbar unter
http://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/maidan118.html, zuletzt geprüft am 26.01.2015.
TheProvinzreflexion (2011): Xavier Naidoo - Deutschland ist besetzt. ARD, 04.12.2011. Online verfügbar
unter https://www.youtube.com/watch?v=SUzMWVP-K2s, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Thurm, Frida (2014): Die ganz eigene Welt der Montagsdemonstranten. In: Zeit Online, 22.04.2014.
Online verfügbar unter http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-04/montagsdemo-mahnwache-frieden-
berlin, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Ullrich, Peter (2014): Links, rechts oder einfach nur bekloppt? Die neuen Montagsdemos fordern die
Friedensbewegung, die Linke und unser Verständnis politischer Konflikte heraus. In: analyse & kritik 44
(594), S. 11–12.
Voigts, Hanning (2014): Friedensfreunde und Ressentiments. In: Frankfurter Rundschau, 04.05.2014.
Online verfügbar unter http://www.fr-online.de/meinung/montagsdemos-friedensfreunde-und-
ressentiments,1472602,27021542.html, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Volkov, Shulamit (2000): Antisemitismus als kultureller Code. Zehn Essays. München: Beck.
volksbetrugpunktnet (2014): Dirk Müller: Medien verschweigen Montagsdemos ! Online verfügbar unter
https://www.youtube.com/watch?v=GiCnOqq-xhM, zuletzt geprüft am 04.02.2015.
Waibl-Stockner, Jasmin (2009): "Die Juden sind unser Unglück". Antisemitische Verschwörungstheorien
und ihre Verankerung in Politik und Gesellschaft. Zugl.: Innsbruck, Univ., Diss., 2007. Wien: Lit.
Weissbarth, Fabian (2014): Xavier Naidoo beim Aufmarsch der Reichsbürger. In: Zeit Online, 04.10.2014.
Online verfügbar unter http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/10/04/xavier-naidoo-beim-
aufmarsch-der-reichsbuerger_17100, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Wellbrock, Joerg (2014): Montags-Demos 2014: Für krude Verschwörungstheoretiker oder echte
Durchblicker?, 09.04.2014. Online verfügbar unter http://ubeudgen.wordpress.com/2014/04/10/artikel-
im-spiegelfechter-geloscht-montags-demos-2014-fur-krude-verschworungstheoretiker-oder-echte-
durchblicker/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
161
Wetzel, Juliane (2011): Verschwörungstheorien. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin: De
Gruyter, S. 334–337.
Widmann, Peter (2008): Israelkritik und Antisemitismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Der Hass gegen die
Juden. Dimensionen und Formen des Antisemitismus. Berlin: Metropol, S. 137–158.
Wippermann, Wolfgang (2007): Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute.
Berlin: be.bra-Verl.
Wisnewski, Gerhard (2014a): Absturz: Alte Leichen an Bord von MH 17? Kopp-Verlag. Online verfügbar
unter http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/gerhard-wisnewski/absturz-alte-leichen-
an-bord-von-mh-17-.html, zuletzt geprüft am 27.01.2015.
Wisnewski, Gerhard (2014b): MH 17: Neue Beweise für alte Leichen. Kopp-Verlag. Online verfügbar
unter http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/gerhard-wisnewski/mh-17-neue-
beweise-fuer-alte-leichen.html, zuletzt geprüft am 27.01.2015.
Wisnewski, Gerhard (2014c): Neue Hinweise: Stürzte in der Ukraine tatsächlich nicht MH 17, sondern
MH 370 ab? Kopp-Verlag. Online verfügbar unter http://info.kopp-
verlag.de/hintergruende/europa/gerhard-wisnewski/neue-hinweise-stuerzte-in-der-ukraine-
tatsaechlich-mh-37-ab-.html, zuletzt geprüft am 27.01.2015.
Wittich, Elke (2014): Für Frieden, gegen Rothschilds. In Deutschland formiert sich eine rechte
Protestbewegung. In: Jüdische Allgemeine, 24.04.2014. Online verfügbar unter http://www.juedische-
allgemeine.de/article/view/id/18960, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
Wyrwa, Ulrich (2011): Moderner Antisemitismus. In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des
Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3. Begriffe, Theorien, Ideologien.
Berlin: De Gruyter, S. 209–214.
Zombik, Jan (2014): Mahnwache und Wahnmache. In: Zwischenzeit, 18.05.2014. Online verfügbar unter
https://www.zwischenze.it/mahnwache-und-wahnmache/, zuletzt geprüft am 09.02.2015.
162
8. Eidesstattliche Erklärung
(gemäß § 15 (5) Ordnung für die Magisterprüfung der Fachbereiche 02, 05, 07, 09, 10
vom 11. Oktober 1999, in der jeweils gültigen Fassung)
Hiermit bestätige ich, Laura-Luise Hammel, dass ich die Magisterhausarbeit
selbstständig, ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen als die angegebenen
Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach
anderen Werken entnommen wurden, sind unter Angabe der Quellen der Entlehnung
kenntlich gemacht. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht oder in gleicher oder anderer
Form irgendeiner Stelle als Prüfungsleistung vorgelegt worden.
Mainz, den 10.02.2015
______________________________________________
Unterschrift