Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien. Eine Diskursanalyse im Umfeld der...

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Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien Eine Diskursanalyse im Umfeld der Mahnwachen für den Friedenim Frühjahr 2014 Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium (M.A.) Vorgelegt dem Fachbereich Sozialwissenschaften, Medien und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Von Laura-Luise Hammel aus Worms 2015

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Antisemitische und antiamerikanische Verschwörungstheorien

Eine Diskursanalyse im Umfeld der „Mahnwachen für den Frieden“ im Frühjahr 2014

Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium (M.A.)

Vorgelegt dem Fachbereich Sozialwissenschaften, Medien und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Von Laura-Luise Hammel

aus Worms

2015

Erstgutachter: Univ.-Prof. Dr. Arne Niemann

Zweitgutachter: Hon.-Prof. Dr. Gerd Mielke

1. Einleitung .................................................................................................................................. 1

2. Die Mahnwachen für den Frieden als Soziale Bewegung ........................................................ 8

2.1 Anfänge einer „Bewegung“? ............................................................................................... 8

2.2 Die Mahnwachen für den Frieden als „Bewegung“ der Sozialen Netzwerke ................... 17

2.3 Die Mahnwachen für den Frieden als Diskursgemeinschaft ............................................. 19

2.4 Immer wieder montags: Die Themen der Mahnwachen für den Frieden ......................... 24

2.4.1 Der Ukraine-Konflikt ................................................................................................... 24

2.4.2 Die Medien ................................................................................................................. 26

2.4.3 Kapitalismuskritik ....................................................................................................... 30

2.4.4 (Post)Demokratie: ...................................................................................................... 32

2.5 Politische Verortung der Mahnwachen im Links-Rechts-Spektrum .................................. 37

2.6 Die Mahnwachen für den Frieden und Occupy ................................................................. 43

2.7 Die Zukunft der Mahnwachen für den Frieden ................................................................. 52

3. Theoretische Grundlagen ....................................................................................................... 55

3.1 Verschwörungstheorien .................................................................................................... 55

3.1.1 Verschwörungstheorie: Herausforderungen einer Begriffsbestimmung ................... 55

3.1.2 Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Zeitalter von Social Media ........ 59

3.2 Exkurse: Varianten des Antisemitismus ............................................................................ 61

3.2.1 (Moderner) Antisemitismus ....................................................................................... 62

3.2.2 Sekundärer Antisemitismus ........................................................................................ 65

3.2.3 Antizionismus ............................................................................................................. 69

3.2.4 Zum Zusammenhang von Antisemitismus und Antiamerikanismus .......................... 71

4. Diskursanalysen ...................................................................................................................... 74

4.1 Methode: Die Kritische Diskursanalyse ............................................................................. 74

4.1.1 Methodische Vorbemerkungen .................................................................................. 75

4.1.2 Die Quellen und ihre Auswertung .............................................................................. 79

4.2 Diskursanalysen im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden: Die Federal Reserve Bank

................................................................................................................................................. 83

4.2.1 Diskursanalyse I: Die Entstehung der Federal Reserve Bank ...................................... 84

4.2.1.1 Das Treffen auf Jekyll Island (1910) ..................................................................... 84

4.2.1.2 Die Einrichtung des Federal Reserve Systems (1913) ......................................... 86

4.2.2 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus .......................... 90

4.2.3 Diskursanalyse II: Der Einfluss der Federal Reserve Bank .......................................... 96

4.2.3.1 Erster und Zweiter Weltkrieg .............................................................................. 96

4.2.3.2 Ukraine-Konflikt ................................................................................................. 100

4.2.4 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Sekundärer Antisemitismus und

Antiamerikanismus ............................................................................................................ 104

4.2.5 Diskursanalyse III: Die Hintermänner ....................................................................... 112

4.2.6 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus, Sekundärer

Antisemitismus und Antizionismus ................................................................................... 116

5. Fazit ....................................................................................................................................... 122

6. Anhang ................................................................................................................................... 126

6.1 Bilderverzeichnis .............................................................................................................. 126

6.2 Leitfadeninterviews mit den Teilnehmern der Mahnwachen für den Frieden ............... 129

6.2.1 Fragenkatalog ........................................................................................................... 129

6.2.2 Interview 1 ................................................................................................................ 130

6.2.3 Interview 2 ................................................................................................................ 131

6.2.4 Interview 3 ................................................................................................................ 133

6.2.5 Interview 4 ................................................................................................................ 135

6.2.6 Interview 5 ................................................................................................................ 136

7. Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 139

8. Eidesstattliche Erklärung ....................................................................................................... 162

1

1. Einleitung Im Frühjahr des letzten Jahres ist mit der Friedensbewegung 2014 eine neue

Protestbewegung entstanden. In zahlreichen Städten in Deutschland, Österreich und

den deutschsprachigen Bereichen der Schweiz treffen sich nun wöchentlich Menschen

auf Montagsmahnwachen um für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu

demonstrieren.1

Die erste Mahnwache fand am Montag, den 17. März 2014 vor dem Brandenburger

Tor in Berlin statt. Ihr Motto lautete: „Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen

Widerstand. Für Frieden in Europa und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen

die Todespolitik der Federal Reserve Bank! Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche

Presse! Demokratie jetzt!“2. Die neu entstandene Bewegung der Montagsmahnwachen

für den Frieden wuchs in den kommenden Wochen rasant an und zählt nach Aussagen

der Organisatoren aktuell 136 Mahnwachen in Deutschland, Österreich und der den

deutschsprachigen Bereichen der Schweiz.3 Auch im Rhein-Main-Gebiet finden

seitdem Mahnwachen in Frankfurt und Mainz statt. Letztere bilden den

Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Magisterarbeit.4

Den direkten Entstehungskontext der Friedensbewegung 2014 bildete die Eskalation

des bewaffneten Konflikts in der Ukraine im Frühjahr 2014. Der Anmelder der ersten

Mahnwachen für den Frieden am 17. März 2014 vor dem Brandenburger Tor in Berlin,

Lars Mährholz, nahm dies zum Anlass eine Friedenskundgebung anzumelden, die er

nach eigener Aussage nun „so lange durchziehen (will), bis sich etwas verändert

hat“5.6 Seit dem 17. März 2014 ist nun also in vielen großen und mittelgroßen Städten

1 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. 2 Vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. Die Orthographie wurde hier wie in allen folgenden wörtlichen Zitaten aus dem Original übernommen. 3 Vgl. o. V. (2014b): o. S. Stand Februar 2015. 4 Vgl. Gast, Gunnar (2014a): o. S.; vgl. DieWeltveresserer (2014a): o. S. In Frankfurt gibt es die „Mahnwachen für den Frieden“ seit dem 07. April 2014, in Mainz fand die erste Mahnwache vergleichsweise spät am 19. Mai 2014 statt. In Wiesbaden fanden nur kurzzeitig im Mai 2014 an zwei darauffolgenden Montagen „Mahnwachen für den Frieden“ statt, der Anmelder der Wiesbadener Mahnwache distanzierte sich kurz darauf aber von der neuen Bewegung. Der verbliebene Teil der Teilnehmer der Wiesbadener Mahnwache nimmt nun an der Mainzer oder der Frankfurter Mahnwache teil. „DieWeltveresserer“ ist der Name des YouTube-Kanales der Mainzer Mahnwache für den Frieden, auf welchem die Videomittschnitte der wöchentlichen Mahnwachen veröffentlicht werden. 5 Jebsen, Ken (2014b): o. S., ab Minute 00:50. 6 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3.

2

im deutschen Sprachraum eine neue Protestbewegung entstanden, die sich

wöchentlich an belebten Plätzen trifft, um schwerpunktmäßig für Frieden zu

demonstrieren, auf denen aber auch unterschiedlichste Themen aus dem Bereich der

Kapitalismuskritik, des Umwelt- und Tierschutzes, der Esoterik und nicht zuletzt der

populären Verschwörungstheorien der letzten Jahrzehnte angesprochen und diskutiert

werden.7

Eine einheitliche Bezeichnung für die neue Bewegung hat sich zum jetzigen Zeitpunkt

noch nicht durchgesetzt, sie wird häufig als „Friedensbewegung 2014“ oder

„Friedensbewegung 2.0“ bezeichnet und ihre wöchentlichen Treffen heißen in der

Regel „Mahnwachen für den Frieden“ oder schlicht „Mahnwache“, oder oftmals auch

„Montagsdemos“ bzw. „Montagsdemonstrationen“, „Montagsdemonstrationen 2014“

oder „Montagsmahnwachen“. Zuletzt wurde im Winter 2014/2015 versucht die

Bezeichnung „Friedenswinter“ zu etablieren.8 Mit der Wahl des Montags als

Veranstaltungstag und vor allem mit der häufig vorgenommenen Bezeichnung der

wöchentlichen Treffen als „Montagsmahnwachen“, wird von den Organisatoren der

Mahnwachen für den Frieden nicht nur eine Assoziation zu den seit einigen Jahren in

vielen Städten innerhalb der Bundesrepublik regelmäßig stattfindenden

Montagsmahnwachen zu unterschiedlichsten aktuellen Themen aus den Bereichen der

Sozial- und Umweltpolitik hergestellt, sondern auch zu den Montagsdemonstrationen in

der DDR im Jahr 1989.9 Die Protagonisten der neuen Protestbewegung sehen in ihren

Mahnwachen eine im Entstehen begriffene Massenbewegung, mit deren Hilfe sie eine

friedliche Revolution und vollkommene Überwindung der bestehenden politischen und

sozialen Verhältnisse zu erreichen erhoffen, was nicht zuletzt in deren Benennung als

„Montagsmahnwachen“ zum Ausdruck kommen soll.10

Anders als viele weitere Protestphänomene und Soziale Bewegungen des letzten

Jahrzehntes, wie beispielsweise die Proteste der Anti-Überwachungsbewegung (seit 7 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 8 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S. In der vorliegenden Magisterarbeit werden von der Autorin aus Gründen der Übersichtlichkeit die Bezeichnung „Friedensbewegung 2014“ für die neue entstandene Protestbewegung und die Bezeichnung „Mahnwachen für den Frieden“ für deren Treffen verwendet. 9 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S. 10 Vgl. Jebsen, Ken (2014a): o. S., ab Minute 00:32. Die Sicht der Organisatoren und Teilnehmer auf die Mahnwachen als eine im Entstehen begriffene Massenbewegung mit revolutionärem Potential, die in der Tradition der Montagsdemonstrationen der Friedlichen Revolution der DDR steht, wird unter anderem deutlich an der häufigen Verwendung des Ausspruchs „Wir sind das Volk!“ durch Aktivisten der Friedensbewegung 2014, der den Montagsdemonstrationen der DDR entlehnt ist (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.).

3

2006), die Proteste gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ (2009/2010) oder die

Occupy-Proteste (2011/2012), wurde die Friedensbewegung 2014 in der öffentlichen

Berichterstattung und auch innerhalb der politischen Landschaft der Bundesrepublik

mehrheitlich negativ wahrgenommen.11 Die Kritik, die an der Friedensbewegung 2014

geübt wurde, bezog sich einerseits auf die Personen Ken Jebsen und Jürgen Elsässer,

die zu den bekanntesten Rednern der Mahnwachen zählen.12 Andererseits wurde der

Friedensbewegung 2014 vorgeworfen, sie sei offen für rechtsextreme Gruppierungen,

wie beispielsweise die sog. „Reichsbürgerbewegung“13 und greife in ihrer Deutung des

Weltgeschehens auf Verschwörungstheorien mit antisemitischen und

antiamerikanischen Inhalten zurück. Die Frage nach dem Vorhandensein rechter und

speziell antisemitischer Tendenzen in der neuen Protestbewegung, sowie ihr Hang zu

Verschwörungstheorien, bestimmte maßgeblich die öffentliche Debatte über die

Friedensbewegung 2014.14

Verschwörungstheorien treten in jeder Gesellschaft und zu jeder Epoche auf und sind

so zu einem stetigen Begleiter menschlicher Kultur geworden. Manche Autoren

sprechen aufgrund dieser verschwörungstheoretischen Kontinuität sogar von einer

„anthropologischen Konstante“ der Verschwörungstheorien. Diese würden einem

fundamentalen menschlichen Bedürfnis nach Weltorientierung entsprechen und seien

deshalb zu jedem Zeitalter in allen Kulturkreisen der Welt zu finden.15

Sozialpsychologisch betrachtet erfüllen Verschwörungstheorien die Funktion,

Sachverhalte wie etwa gesellschaftliche Krisen oder Kriege, in ihrer Komplexität

drastisch zu reduzieren und so leichter verständlich zu machen.16 Dadurch, dass

innerhalb von Verschwörungstheorien immer auch klar benannt wird, welche

Personengruppen für ein Übel verantwortlich sind, erfüllen sie die Funktion einer

„Bewältigungsstrategie“, durch welche schicksalhafte Ereignisse und gesellschaftliche

Krisen psychisch leichter verarbeitet werden können.17 Durch das Aufkommen des

Internets und speziell durch die Entstehung der Sozialen Netzwerke und den daraus

11 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11; vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 12 Detaillierte Informationen zu den Personen Ken Jebsen und Jürgen Elsässer finden sich im Kapitel 2.5. 13 Bei der “Reichsbürgerbewegung“ handelt es sich um eine rechtsextreme Gruppierung, die die Ansicht vertritt, die Bundesrepublik Deutschland existiere nicht und das Deutsche Reich bestände immer noch fort (vgl. Rathje, Jan (2014): S. 6 f.). 14 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18. 15 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 37. 16 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207. 17 Vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201 f.

4

resultierenden globalen Kommunikationsmöglichkeiten in Echtzeit, haben sich für

Verschwörungstheorien in den letzten Jahren massiv gesteigerte Verbreitungswege

entwickelt. Durch das Internet kommt es schon sehr kurze Zeit nach einem Ereignis zu

einer weltweiten Verbreitung verschwörungstheoretischer Deutungen, wie

beispielsweise die Verschwörungstheorien um die Terroranschläge des 11.

Septembers 2001 beweisen.18

„Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“19 (Theodor W. Adorno –

Minima Moralia)

Betrachtet man die Themen von Verschwörungstheorien, so fällt auf, dass diese sehr

häufig an die dominanten Ressentiments innerhalb einer Gesellschaft anknüpfen.

Opfer von Verschwörungstheorien sind im historischen Verlauf daher in der Regel

gesellschaftliche Randgruppen, die so zu Sündenböcken für Krisen werden. Es ist

deshalb nicht verwunderlich, dass über die Epochen hinweg häufig Juden im Zentrum

von Verschwörungstheorien standen.20 Die dominantesten antisemitischen Bilder, auf

welche in Verschwörungstheorien zurückgegriffen wird, sind die Stereotype des

„jüdischen Wucherers“ (und in moderner Form das des „Banken-“ oder „Börsenjuden“),

sowie die Vorstellung einer „jüdischen Weltverschwörung“.21 Vor allem seit der

Banken- und Finanzkrise des Jahres 2008 kann ein Anstieg von

Verschwörungstheorien beobachtet werden, die auf das Stereotyp vom „Banken-“ oder

„Börsenjuden“ zurückgreifen und dies bisweilen mit einer Vorstellung von einer

18 Vgl. König, René (2014): S. 204 f. Die Terroranschläge des 11. Septembers fanden sogar zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Kommunikation durch das Internet noch lange nicht so stark ausgeprägt war, wie sie dies durch die Entstehung der Sozialen Netzwerke einige Jahre später werden sollte. Das Phänomen, dass verschwörungstheoretische Deutungen kurz nach einem Ereignis im Internet massenhaft Verbreitung finden, lässt sich aber auch an anderen, weniger bekannten Verschwörungstheorien ablesen, wie beispielsweise die Verschwörungstheorien um die Abstürze der Malaysia Airlines Flüge MH370 und MH17 beweisen (Detaillierte Informationen zu diesen Verschwörungstheorien enthält das Kapitel 4.2.1.3.2). 19 Adorno, Theodor W. (2001): S. 200. 20 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 11. Juden waren praktisch in allen Epochen Opfer von Verschwörungstheorien. Über den zeitlichen Verlauf wurde ihnen etwa die Schuld an der europäischen Pestepidemie (ab 1347), an politischen Revolutionen wie etwa der Französischen Revolution (ab 1789) oder an Banken- oder Wirtschaftskrisen, wie etwa der amerikanischen Bankenkrise des Jahres 1907, zugeschrieben. 21 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 20 ff.

5

„jüdischen Weltverschwörung“ verbinden.22 Die beherrschenden

verschwörungstheoretischen Deutungen der letzten Jahre enthalten daher oftmals die

Vorstellung, dass Vertreter internationaler Banken das Weltgeschehen im Verborgenen

leiten. Ein besonders starker Einfluss wird in diesem Zusammenhang bei den Banken

der amerikanischen Wall Street gesehen. Die Vorstellung, dass die wahre Macht auf

das internationale Geschehen bei den Banken und nicht bei den staatlichen Vertretern

läge, ist auch für die Aktivisten der Friedensbewegung 2014 zentral. Schon zu Beginn

gehörte die amerikanische Notenbank, die Federal Reserve Bank, zu den zentralen

Feindbildern der neuen Protestbewegung.23 Die Federal Reserve Bank wird von vielen

Aktivisten der Friedensbewegung 2014 als Verursacherin der zentralen Krisen und

Kriege des letzten Jahrhunderts, betrachtet.24

Das zentrale Anliegen der vorliegenden Magisterarbeit ist es daher, am Beispiel der

neuen Protestbewegung der Mahnwachen für den Frieden das aktuelle

verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld25 zum Thema „Einfluss der Federal

Reserve Bank auf das Weltgeschehen“, im Rahmen einer Diskursanalyse zu

analysieren. Die Magisterarbeit bedient sich zu diesem Zweck der Methodik der

Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger.26 Die Kritische Diskuranalyse hat sich

in der Vergangenheit als sehr geeignet erwiesen, um antisemitische und auch

verschwörungstheoretische Sprachmuster in aktuellen Debatten nachzuweisen, wie

etwa die Studien Siegfried und Margarete Jägers zur Nahost-Berichterstattung der

deutschen Printmedien zur Zeit der Zweiten Intifada (2004)27 oder die Monographie

Tobias Jaeckers zu den Verschwörungstheorien des 11. Septembers 2001 (2005)28

beweisen.

Innerhalb der vorliegenden Magisterarbeit werden insgesamt drei Diskursanalysen zum

Themenkomplex der Federal Reserve Bank durchgeführt. Die erste Diskursanalyse

beschäftigt sich mit dem verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zur Entstehung

der Federal Reserve Bank (Kapitel 4.2.1. und Kapitel 4.2.2). Eine zweite

Diskursanalyse widmet sich der Frage nach dem Einfluss der Federal Reserve Bank

auf das Weltgeschehen (Kapitel 4.2.3 und Kapitel 4.2.4). Innerhalb der dritten

22 Vgl. Borgstede, Michael (2008): o. S.; vgl. Frey, Eric (2012): o. S. 23 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 24 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. 25 Erläuterungen zu den zentralen Begriffen der Kritischen Diskursanalyse enthält das Kapitel 4.1. 26 Vgl. Jäger, Siegfried (1993). 27 Vgl. Jäger, Siegfried und Margarete Jäger (2004): S. 147 ff. 28 Vgl. Jaecker, Tobias (2005).

6

Diskursanalyse werden die gängigen verschwörungstheoretischen Deutungen zu den

Hintermännern der Federal Reserve Bank analysiert (Kapitel 4.2.5 und Kapitel 4.2.6).

Innerhalb der Diskursanalysen stehen drei Fragen im Fokus:

1.: Welche antisemitischen Stereotype lassen sich in den Diskursen zur Federal

Reserve Bank innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014

identifizieren? Es wird davon ausgegangen, dass die verschwörungstheoretischen

Deutungen zu diesem Themenkomplex nicht „neu“ sind, sondern auf kulturell tief

verankerte antisemitische Stereotype zurückgreifen, welche an die Lebensumstände

der heutigen Zeit angepasst werden.

2.: Welche Funktion erfüllen die Verschwörungstheorien für die Menschen, die an sie

glauben? Es soll in diesem Zusammenhang der Frage nachgegangen werden,

inwiefern die Verschwörungstheorien zum Themenkomplex Federal Reserve Bank eine

Strategie zur Bewältigung von Ängsten angesichts einer als zügellos

wahrgenommenen modernen Welt darstellen. Ferner wird argumentiert werden, dass

die Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank für die Diskursteilnehmer eine

Strategie darstellen, die historische Schuld Deutschlands an den Verbrechen des

Nationalsozialismus zu verarbeiten.

3.: Im Sinne des Theorems von der Kommunikationslatenz des

Nachkriegsantisemitismus nach Werner Bergmann und Rainer Erb (1986)29, wird

innerhalb der Diskursanalysen untersucht werden, inwieweit die

Verschwörungstheorien zum Themenkomplex der amerikanischen Notenbank, Federal

Reserve Bank, eine Möglichkeit der Umwegekommunikation antisemitischer

Einstellungen darstellen.

Die Magisterarbeit ist folgendermaßen aufgebaut:

In einem ersten Teil der Arbeit wird die Friedensbewegung 2014 als neue

Protestbewegung innerhalb der Sozialen Bewegungen der Bundesrepublik

eingeordnet. Dabei wird im ersten Schritt zu diesem Zweck ein Überblick über die

Friedensbewegung 2014 von ihrer Entstehung im Frühjahr 2014 bis zum Winter

2014/2015 gegeben (Kapitel 2.1). Ferner beinhaltet dieser erste Teil der Arbeit eine

Darstellung der Mobilisierungs- und Kommunikationswege der neuen Protestbewegung

über die Sozialen Netzwerke des Internets (Kapitel 2.2), die Struktur ihrer Treffen

29 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986).

7

(Kapitel 2.3) und ihre Schwerpunktthemen (Kapitel 2.4). Darüber hinaus nähert sich der

erste Teil der Magisterarbeit dem zentralen Kritikpunkt der Offenheit für rechtsextreme

Einflüsse, dem die junge Protestbewegung in der öffentlichen Wahrnehmung

ausgesetzt war. Um der Frage nachzugehen, ob es sich bei der Friedensbewegung

2014 tatsächlich um eine neurechte Bewegung handelt, wird diese innerhalb des Links-

Rechts-Spektrum der Bundesrepublik eingeordnet (Kapitel 2.5). In einem weiteren

Schritt wird gezeigt werden, dass es sich bei der Friedensbewegung 2014 um kein

völlig neues Protestphänomen handelt und die Bewegung vielmehr in der Kontinuität

eines anderen Protestphänomens der letzten Jahre steht, der Occupy-Bewegung der

Jahre 2011 und 2012 (Kapitel 2.6). In einem letzten Schritt wird ein Ausblick auf die

Zukunft der Friedensbewegung 2014, geliefert (Kapitel 2.7). Diese relativ detaillierte

Verortung der Friedensbewegung 2014 im Spektrum der Sozialen Bewegungen der

Bundesrepublik ist vor allem deshalb erforderlich, weil es, bedingt durch die relativ

kurze Zeit des Bestehens der neuen Protestbewegung, derzeit noch keine detaillierte

wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Friedensbewegung 2014 und ihren

Mahnwachen für den Frieden gibt.30

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den theoretischen Vorbemerkungen, welche für

die späteren Diskursanalysen relevant sind (Kapitel 3). In diesem Zusammenhang wird

ein Definitionsversuch von Verschwörungstheorien und deren Funktionen als

„Bewältigungsstrategie“31 für Probleme und Krisen und als Möglichkeit zur „kognitiven

Dissonanzreduktion“32 vorgenommen. Außerdem werden die zentralen

Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Informationszeitalter erläutert

(Kapitel 3.1). Innerhalb von Exkursen werden die verschiedenen Ausprägungen des

Antisemitismus, Moderner Antisemitismus, Sekundärer Antisemitismus, Antizionismus

und der Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Antiamerikanismus, erläutert,

um diese in den späteren Diskursanalysen identifizieren zu können (Kapitel 3.2).

Der dritte Teil der Arbeit widmet sich den Diskursanalysen zum Themenkomplex der

Federal Reserve Bank. In einem ersten Schritt wird in diesem Kapitel die Methode der 30 Eine gewisse Ausnahme stellt die Studie „Occupy Frieden“ des Zentrums Technik und Gesellschaft an der Technischen Universität Berlin dar, welches Ende Mai 2014 eine quantitative Befragung der Teilnehmer der Berliner „Mahnwache für den Frieden“ vorgenommen hat. Die Studie liefert wertvolle Informationen über die demographische Struktur der Teilnehmer und deren Einstellungen. Durch die Kürze der Studie bietet diese allerdings keine detaillierte Einsicht in die oben skizzierten Fragen. Die vorliegende Magisterarbeit stellt einen Versuch dar diese Lücken zu schließen (vgl. Daphi, Priska et al. (2014)). 31 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201. 32 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207.

8

Kritischen Diskursanalyse vorgestellt und die für die Diskuranalysen ausgewählten

Quellen vorgestellt (Kapitel 4.1). Der zweite Teil des Kapitels enthält die oben

beschriebenen Diskursanalysen (Kapitel 4.2).

In einem Fazit werden die zentralen Ergebnisse der Magisterarbeit dargelegt und ein

Ausblick auf eine mögliche weiterführende Forschung zum Komplex antisemitischer

und antiamerikanischer Verschwörungstheorien geliefert (Kapitel 5.).

2. Die Mahnwachen für den Frieden als Soziale Bewegung

2.1 Anfänge einer „Bewegung“?

Im folgenden Kapitel soll ein zeitlicher Überblick über die Entwicklung der

Friedensbewegung 2014 von ihrer Entstehung im März 2014 bis zum Winter

2014/2015 gegeben werden.

Die erste „Mahnwachen für den Frieden“ fand am Montag, den 17. März 2014 vor dem

Brandenburger Tor in Berlin statt. Teilgenommen haben an dieser ersten Mahnwache

in etwa hundert Menschen, die per Facebook oder durch ihren Freundeskreis von der

Veranstaltung erfuhren.33 Der Aufruf der Friedensmahnwache, die aufgrund des im

Frühjahr 2014 eskalierenden militärischen Konfliktes in der Ukraine abgehalten wurde,

lautete: „Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen Widerstand. Für Frieden in Europa

und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal Reserve

Bank! Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche Presse! Demokratie jetzt!“.34 Auffällig ist,

dass bereits in diesem absoluten Anfangsstadium der neuen Protestbewegung die

amerikanische Notenbank „Federal Reserve Bank“ (FED) als Verursacherin der Krise

in der Ukraine identifiziert wurde, welche nach Auffassung des Organisators und

Anmelders der ersten Mahnwache, Lars Mährholz, hinter allen kriegerischen Konflikten

des 20. und 21. Jahrhunderts steht, wie dieser kurz darauf in einem Interview mit der

„Voice of Russia“ betonte.35 Lars Mährholz, der von Beruf Fallschirmsprungtrainer ist

und nach eigener Aussage vor der Friedensbewegung 2014 nicht politisch aktiv war, ist

33 Vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 34 Vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. Auch wenn die „Mahnwachen für den Frieden“ in den unterschiedlichen teilnehmenden Städten dezentral von einem Organisationsteam veranstaltet werden, wurde dieser ursprüngliche Aufruf von den meisten Mahnwachen beibehalten. 35 Vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3 f.

9

bis heute Organisator der Berliner Mahnwache und tritt nach außen als Gesicht der

Friedensbewegung 2014 auf.36

In den folgenden Wochen gründeten sich in zahlreichen größeren deutschen Städten

wie beispielsweise in Frankfurt am Main, Köln, München, Leipzig, oder Hamburg

Mahnwachen für den Frieden und die Friedensbewegung 2014 gewann schnell an

Größe.37 Bekannt und beworben wurden die Mahnwachen vor allem in den Sozialen

Netzwerken, allen voran bei Facebook.38 Zu ihrem anfänglichen Bekanntwerden im

Internet trugen maßgeblich zwei Internetquellen bei. Zum einen die Facebookseite

„Anonymous.Kollektiv“, die mit über 650.000 Abonnenten39 zu einer der größten

deutschsprachigen Facebookseiten überhaupt gehört und von Anfang an zur

Teilnahme an den Mahnwachen aufrief.40 Zum anderen warb das Nachrichtenportal

„KenFM“, das von dem Journalisten und ehemaligen Moderator des RBB, Ken Jebsen,

federführend betrieben wird, schon früh für eine Teilnahme an den Mahnwachen für

den Frieden und trug mit Nachrichtenbeiträgen und Interviews zur Steigerung der

Bekanntheit der Bewegung um Lars Mährholz bei. Der Journalist Ken Jebsen selbst

hat sich schon Ende März der Friedensbewegung 2014 angeschlossen und ist seitdem

regelmäßiger Redner auf der Berliner Mahnwachen für den Frieden und tritt als

prominenter Gast in regelmäßigen Abständen auch auf Mahnwachen in anderen

Städten auf.41

Einem breiteren Publikum außerhalb der verschwörungstheoretischen Szene der

Sozialen Netzwerke wurde die Friedensbewegung 2014 durch ein Interview mit der

36 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3. 37 Vgl. Alruna, Alrun (2014): o. S. 38 Vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S. 39 Stand Februar 2015. 40 Vgl. Anonymous.Kollektiv (o. J.): o. S.; Vgl. Friedensdemo-Watch (2014): o. S.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S. Die Facebookseite Anonymous.Kollektiv war ursprünglich der Facebookauftritt der deutschsprachigen Abteilung des Hackerkollektivs „Anonymous“, das vor allem durch Protestaktionen gegen Überwachung und Zensur und die Unterstützung für WikiLeaks bekannt wurde. Mittlerweile wurde öffentlich, dass der jetzige Administrator der Seite, Mario Rönsch, ein Mitglied des Organisationsteams der Erfurter „Mahnwache für den Frieden“, allen ursprünglichen, in Verbindung zu „Anonymous“ stehenden Betreibern der Seite, die Administratorenrechte entzog und die Facebookseite heute hauptsächlich zur Verbreitung von antiamerikanischen und antisemitischen Verschwörungstheorien und Karikaturen, aber auch zur Werbung für die Alternative für Deutschland (AfD) nutzt. Das Hackerkollektiv „Anonymous“ distanzierte sich unterdessen auch von der Facebookseite Anonymous.Kollektiv und betonte, dass die Seite in keinerlei Zusammenhang mit der Hackergruppe stände und diese die auf der Facebookseite verbreiteten Inhalte auch nicht teile. 41 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Jebsen, Ken (2014b): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11; vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.

10

Publizistin Jutta Ditfurth in der Sendung „Kulturzeit“ bei 3Sat vom 16. April 2014

bekannt. Ditfurth berichtete dort von ihrem öffentlichen Facebookpost von Ende März

2014, in dem sie schrieb, dass sie allen Personen die Facebookfreundschaft kündigen

werde, die dort Werbung für die Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen

machten. Dies führte dann zu einem sog. „Shitstorm“ von Seiten der Befürworter der

Mahnwachen für den Frieden auf dem Facebookprofil von Jutta Ditfurth und einer

großen Debatte über die neue Protestbewegung unter linken Aktivisten in den Sozialen

Medien.42 In dem Interview bei 3Sat wurde durch Ditfurth auch erstmals der Vorwurf an

die Mahnwachen geäußert eine neurechte Bewegung zu sein, die sich nur

vordergründig Themen des traditionell linken Spektrums widme. Der Vorwurf der

neurechten Bewegung wurde von Ditfurth vor allem mit dem Hinweis auf die starke

Akzeptanz antisemitischer Standpunkte innerhalb der Bewegung und deren

Leitpersonen begründet.43 Die Frage nach dem Vorhandensein rechter Einstellungen

und Strukturen innerhalb der neuen Bewegung bestimmte von da an die

Medienberichterstattung über die Mahnwachen für den Frieden und die

Charakterisierung als neurechte Bewegung wurde nach dem Interview Ditfurths bei

3Sat in vielen Medienberichten über die neuen Mahnwachen reproduziert.44

Jutta Ditfurth bezeichnete in dem Interview ferner den Publizisten Jürgen Elsässer,

ebenfalls ein regelmäßiger Redner der Berliner Mahnwache, als „glühenden

Antisemiten“45, worauf dieser im Mai 2014 eine Verleumdungsklage gegen Ditfurth vor

dem Landgericht München anstrengte und dort zunächst auch eine einstweilige

Verfügung gegen Ditfurth erzielen konnte. Kurz darauf wurde von Jutta Ditfurth

allerdings Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingereicht, der das Gericht

auch stattgab. Einen Prozess vor dem Landgericht München im Dezember 2014 verlor

Jutta Ditfurth in erster Instanz, es ist ihr seitdem untersagt Jürgen Elsässer öffentlich

als einen „glühenden Antisemiten“ zu bezeichnen, bei Zuwiderhandlung drohen ihr eine

Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro oder ersatzweise 6 Monate Ordnungshaft. Ditfurth

kündigte an gegen das Urteil des Landgerichts München in Berufung gehen zu wollen.

Der Rechtsstreit zwischen Elsässer und Ditfurth dauert derzeit noch an.46

42 Vgl. Facebookprofil von Jutta Ditfurth (o. J.): o. S. 43 Vgl. o. V. (2014d): o. S. 44 Vgl. Peter, Erik und Julia Neumann (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 45 o. V. (2014d): o. S. 46 Vgl. Niewendick, Martin (2014b): o. S.; vgl. o. V. (2014g): o. S.; vgl. Ditfurth, Jutta (2014): o. S. Stand Februar 2015.

11

Kurz vor Ostern 2014 kam es auf den Internetauftritten vieler Tageszeitungen und

Nachrichtenportale in den Sozialen Netzwerken zu einem Shitstorm durch Unterstützer

der Friedensbewegung 2014. Die Facebookseite Anonymous.Kollektiv hatte am 15.

April 2014 zu einem „digitalen Guerilla-Krieg“ auf den Internetrauftritten deutscher

Medien aufgerufen.47 Zahlreiche Unterstützer der Mahnwachen für den Frieden folgten

dem Aufruf zum Shitstorm und überfluteten die Facebookseiten von Spiegel Online,

Zeit Online, ARD, ZDF und vielen weiteren mit Kommentaren und konnte diese

dadurch sogar zwischenzeitlich lahmlegen.48 Die Anhänger der Friedensbewegung

2014 benutzten für ihren Shitstorm auf den Facebookseiten der deutschen Medien den

tausendfach kopierten Textbaustein „Wacht auf und fangt an, für das deutsche Volk

einzustehen und es vor Manipulation zu schützen! Warum berichtet ihr nicht über die

Montagsdemonstrationen?“49 Die Unterstützer der Mahnwachen warfen den deutschen

Medien vor im Ukraine-Konflikt vorsätzlich die Unwahrheit zu berichten und außerdem

bewusst nicht über die Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen zu berichten,

um so Menschen von der Teilnahme an den Mahnwachen abzuhalten, da diese sonst

für die Mächtigen im Land zu gefährlich werden könnten. Anders als von Medien

berichtet, handele es sich nach Einschätzung vieler Aktivisten bei den Mahnwachen

keineswegs um kleinere Versammlungen mit wenigen dutzend Teilnehmern, sondern

um eine regelrechte Massenbewegung mit tausenden Teilnehmern in ganz

Deutschland.50

Ihren vorläufigen Höhepunkt in Bezug auf ihre Teilnehmerzahlen erreichten die

Mahnwachen für den Frieden am Ostermontag, den 21. April 2014. An der Mahnwache

am Ostermontag in Berlin nahmen etwa 1.500 Personen teil, in Frankfurt waren es

beispielsweise etwa 300 Personen, die dem Facebookaufruf zur Teilnahme an der

Mahnwache folgten.51 Diese Höchstzahl an Teilnehmern konnten die Mahnwachen für

den Frieden bis jetzt nicht wieder erreichen, auch wenn ihr potentieller

Unterstützerkreis in den Sozialen Netzwerken um ein Vielfaches höher zu sein scheint,

wie der oben beschriebene Shitstorm auf den Facebookseiten deutscher Medien kurz

vor Ostern anschaulich beschreibt.52

47 Vgl. o. V. (2014e): o. S. 48 Vgl. Stöcker, Christian (2014): o. S. ; vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S. ; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S. 49 Kopietz, Andreas (2014): o. S. 50 Vgl. volksbetrugpunktnet (2014): o. S. ,ab Minute 01:05. 51 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S. 52 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.

12

Für die etablierten linken Parteien und Organisationen in Deutschland ergab sich

indessen die Problematik, wie man auf die junge Protestbewegung reagieren sollte und

wie mit ihr umzugehen sei. Sollte man mit linken Kräften vor Ort auf den Mahnwachen

das Gespräch suchen oder sich von der neuen Protestbewegung insgesamt

distanzieren? Einen prominenten Fürsprecher erhielt die Berliner Mahnwache mit dem

niedersächsischen Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Diether Dehm, der

als Redner auf der Berliner Mahnwachen am Pfingstmontag, den 09. Juni 2014 auftrat

um aus der „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ von Berthold Brecht

vorzulesen. Dehm hatte sich zuvor am 19. Mai 2014 zusammen mit einer Gruppe

weiterer Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke, wie beispielsweise Wolfgang

Gehrcke und Andrej Hunko, in zwei Aufrufen „Gegen die Dämonisierung der

Montagsmahnwachen“53 und „Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den

Montagsmahnwachen“54 ausgesprochen. Eine Parteinahme für die Friedensbewegung

2014 war innerhalb der Partei Die Linke allerdings kein Konsens und Dehm setzte sich

mit seiner Rede auf der Berliner Mahnwache am 09. Juni 2014 über einen Beschluss

des Parteivorstandes der Linkspartei vom 25. Mai 2014 hinweg, welcher sich aufgrund

von […] Aktivitäten von Rechtspopulisten, Nationalisten, Verschwörungstheoretikern

und Antisemiten […] von den „Montagsmahnwachen“ oder „Montagsdemonstrationen“

[…].“55 der Friedensbewegung 2014 distanziert hatte.56 Auch die Jugendorganisation

der Partei Die Linke „Linksjugend Solid“, die globalisierungskritische Organisation

Attac, die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), die etablierte

Friedensbewegung, der Liedermacher Konstantin Wecker, welcher häufig auf den

Kundgebungen der etablierten Friedensbewegung auftritt, sowie der Koordinationskreis

der bundesweiten Montagsdemonstrationen distanzierten sich im Frühsommer aus den

gleichen inhaltlichen Gründen von der Friedensbewegung 2014 und ihren

Mahnwachen, während viele andere Parteien und Organisationen, wie beispielsweise

die SPD, Bündnis 90/Die Grünen oder die deutschen Gewerkschaften sich bisher noch

nicht öffentlich mit der neuen Protestbewegung auseinander setzten.57

53 Dehm, Diether und Wolfgang Gerhcke (2014): o. S. 54 Hunko, Andrej (2014): o. S. 55 Parteivorstand Die Linke (2014): o. S. 56 Vgl. Maier, Anja (2014): o. S.; vgl. Peter, Erik (2014): o. S. 57 Vgl. linksjugend [solid] (2014): o. S.; vgl. BAK Shalom (2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 4; vgl. Facebookprofil von Konstantin Wecker (o. J.): o. S.; vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.

13

Mit Pedram Shahyar, einem früheren Mitglied des Koordinationskreises von Attac

Deutschland, der heute Lehrbeauftragter an der FU Berlin ist, schloss sich im

Frühsommer 2014 ein weiterer bekannter Unterstützer aus dem

globalisierungskritischen Spektrum mit Kontakten in die etablierte Friedensbewegung

der Bewegung der Mahnwachen an. Shahyar nimmt seitdem als Redner an der

Berliner Mahnwachen für den Frieden teil und besucht auch Mahnwachen in anderen

Städten um dort als prominenter Gastredner aufzutreten.58 Shahyar, der außerdem

regelmäßig für die von Jakob Augstein herausgegebene linksliberale Wochenzeitung

„der Freitag“, schreibt, sieht in der Entstehung der Friedensbewegung 2014 und ihren

Mahnwachen vor allem einen „Ausdruck der Krise der etablierten formalen

Demokratie“59. Anders als viele andere Linke spricht sich Shahyar für eine Kooperation

mit der Friedensbewegung 2014 und deren Mahnwachen aus, denen er ein „klares

friedenspolitisches Profil“60 attestiert. Die Kooperation der etablierten Linken mit der

neuen Protestbewegung sei vor allem deshalb so wichtig, damit die deutsche Linke

den Zugang zu einem politischen Milieu wiederfände das klar linke Positionen teile,

welches aber aktuell von politischer Repräsentation nahezu ausgeschlossen sei.61

Im Sommer 2014 begann sich ferner auch eine gewisse Professionalisierung der

Mahnwachen für den Frieden abzuzeichnen. Auch wenn die Mahnwachen in den

einzelnen teilnehmenden Städten autonom von einem lokalen Organisationsteam

geplant und veranstaltet werden, gibt es eine zunehmende überregionale Vernetzung

innerhalb der Bewegung. Anfang Juni 2014 trafen sich ca. 250 Aktive der

Friedensbewegung 2014 in Senftenberg in Brandenburg. Ähnliche

Koordinierungstreffen sollen in der Zukunft nun regelmäßig stattfinden. Auch rücken

viele Mahnwachen für den Frieden von ihrem ursprünglichen Veranstaltungskonzept,

dem „Open Mic“ oder „Offenem Mikrofon“, zunehmend ab. Oftmals ist eine vorherige

Anmeldung notwendig, um auf einer Mahnwache sprechen zu können und häufig

widmen sich die Mahnwachen nun auch einem wöchentlich neu eingegrenzten Thema,

um den Veranstaltungen eine stärkere inhaltliche Struktur zu verleihen.62

Um auf die rückläufigen Teilnehmerzahlen zu reagieren und der Bewegung einen

neuen Aufwind zu verleihen, fand am 19. Juli 2014, einem Samstag, auf dem

58 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 59 Shahyar, Pedram (2014b): o. S. 60 Reeh, Martin (2014): o. S, 61 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 62 Vgl. Gast, Gunnar (2014c): o. S., ab Minute 04:36; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S.

14

Potsdamer Platz in Berlin eine bundesweite Mahnwache statt, die für 8.000 Teilnehmer

angemeldet war. Laut Angaben der Berliner Polizei nahmen allerdings nur knapp 2.000

Personen an der Mahnwache teil.63 Zum jetzigen Zeitpunkt existieren zwar in sehr

vielen großen und mittelgroßen Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Mahnwachen für den Frieden, denen es aber derzeit nicht zu gelingen scheint

außerhalb ihrer Kernanhängerschaft Menschen für die Teilnahme an den Mahnwachen

zu mobilisieren. In Mainz nehmen seit dem Sommer 2014 noch etwa 20 bis 30

Personen an den wöchentlichen Mahnwachen teil, in größeren Städten wie Frankfurt

sind es ca. 80 bis 100 Personen. Auf der Berliner Mahnwache treffen sich gegenwärtig

auch nur noch knapp 100 Menschen zu den wöchentlichen Mahnwachen. Grund

hierfür ist neben der inhaltlichen Beliebigkeit der Mahnwachen und der fehlenden

Organisationsstruktur möglicherweise, dass seit dem Sommer 2014 der Konflikt in der

Ukraine, der das Kernthema der Friedensbewegung 2014 darstellt, von der erneuten

Eskalation des Nahostkonflikts im Juli/August 2014 in der öffentlichen Wahrnehmung

und Berichterstattung überlagert wurde, aber auch durch Großereignisse wie

beispielsweise die Fußballweltmeisterschaft der Herren, die im Juni/Juli 2014 stattfand.

Im Winter 2014/2015 könnte ferner das kalte Wetter zu einer nachlassenden

Teilnehmerzahl an den bundesweiten Mahnwachen beigetragen haben.

Im Spätsommer und Herbst 2014 erhielten die Mahnwachen für den Frieden eine

erneut leicht erhöhte mediale Aufmerksamkeit, als der bekannte Sänger Xavier Naidoo

am 15. August 2014 auf der Mannheimer Mahnwache als Redner und Musiker

auftrat.64 Am 03. Oktober 2014 nahm Naidoo an einer von der Friedensbewegung

2014 mitorganisierten Demonstration anlässlich des Tages der Deutschen Einheit in

Berlin teil und sprach anschließend als Redner bei der Abschlusskundgebung vor dem

Kanzleramt. Naidoo trug bei seinem Auftritt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Freiheit für

Deutschland“ und widmete sich in seiner Rede unter anderem seinen Zweifeln an der

offiziellen Darstellung der Terroranschläge des 11. September 2001, weiterhin sprach

er sich für das Ende einer amerikanischen Besatzung innerhalb der Bundesrepublik

aus.65 Die Annäherung Naidoos an die Mahnwachen für den Frieden und die

Reichsbürgerwegung, die einen großen Teil der Teilnehmer der Demonstration und der

Redner auf der Kundgebung am 03 Oktober 2014 stellte, brachte Naidoo viel

63 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S. 64 Vgl. Diez, Georg (2014): o. S. 65 Vgl. Schmitt, K. (2014): o. S., ab Minute: 03:38.

15

öffentliche Kritik ein.66 Die Teilnahme Naidoos an den Veranstaltungen der

Friedensbewegung 2014 verwundert allerdings nur auf den ersten Blick. Xavier Naidoo

outete sich bereits im Dezember 2011 in einem Interview im ARD Frühstücksfernsehen

als Anhänger der auch auf den Mahnwachen für den Frieden sehr populären

Verschwörungstheorie der Reichsbürger, nach der die Bundesrepublik Deutschland

noch heute kein souveräner Staat sei und in Wirklichkeit gar nicht existiere, und nach

der das deutsche Staatsgebiet noch immer von den alliierten Siegermächten besetzt

werde. Sichtbar sei dies an der Tatsache, dass es keinen Friedensvertrag zwischen

Deutschland und den Alliierten gäbe. Vielmehr bestände das Deutsche Reich in den

Grenzen von 1937 noch heute fort.67

Zuletzt rief die Friedensbewegung 2014 zusammen mit Vertretern anderer

Organisationen des linken politischen Spektrums, wie beispielsweise dem

globalisierungskritischen Bündnis Attac, der „Gewerkschaft Erziehung und

Wissenschaft“ (GEW), der Partei Die Linke und Vertretern der etablierten deutschen

Friedensbewegung im Winter 2014/2015 den „Friedenswinter“ aus. Mit einer Reihe

großangelegter Demonstrationen wollten die Organisatoren gegen befürchtete

witterungsbedingte schwindende Teilnehmerzahlen der Mahnwachen für den Frieden

vorgehen und dem Thema „Frieden mit Russland“ eine gesteigerte Aufmerksamkeit

verschaffen.68 Die Demonstration am 13. Dezember 2014 vor dem Schloss Bellevue in

Berlin richtete sich gegen die Politik des „Kriegstreibers“ Joachim Gauck und den

Umgang der westlichen Staaten mit Russland in der Ukraine-Krise. Es beteiligten sich

ca. 2.000 Menschen an der Demonstration. Unterzeichner des gemeinsamen Aufrufs

waren aus den Reihen der Friedensbewegung 2014 etwa Ken Jebsen, Lars Mährholz

und Pedram Shahyar. Aus dem Umfeld der etablierten Friedensbewegung

unterzeichneten die Liedermacher Konstantin Wecker und Reinhard May69 und Reiner

Braun, Jens Peter Steffen und Lucas Wirl für die „Kooperation für den Frieden“70 den

66 Vgl. Borcholte, Andreas (2014): o. S.; vgl. Weissbarth, Fabian (2014): o. S. 67 Vgl. TheProvinzreflexion (2011): o. S., ab Minute: 00:32; vgl. Sieber, Roland (2012): o. S.; vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S. 68 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S. 69 Die Unterzeichnung des Aufrufs durch Konstantin Wecker erstaunt insofern, da sich Wecker im April 2014 von der „Friedensbewegung 2014“ distanziert und sich auf seinem Facebook-Profil gegen eine Zusammenarbeit der etablierten deutschen Friedensbewegung mit den neuen „Mahnwachen für den Frieden“ ausgesprochen hatte (vgl. Facebookprofil von Konstantin Wecker (o. J.): o. S.). 70 Auch der Kooperationsrat der „Kooperation für den Frieden“, ein Zusammenschluss von Organisationen aus dem Umfeld der etablierten Friedensbewegung, hatte sich in einem Statement im Juni 2014 von den „Mahnwachen für den Frieden“ distanziert (vgl. Kooperation für den Frieden (2014): o. S.).

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Aufruf. Aus den Reihen der Partei Die Linke waren unter anderem die Mitglieder des

Bundestages Sahra Wagenknecht, Dieter Dehm und Andrej Hunko71 Unterzeichner.

Weitere prominente Unterzeichner waren Mike Nagler für den Koordinationskreis von

Attac Deutschland und der Vorsitzende der Naturfreunde, Michael Müller, sowie die

Publizistin Evelyn Hecht-Galinski und der ehemaligen Bundestagsabgeordnete der

Partei Die Linke, Norman Paech.72 Im Winter 2014/2015 kam es also zu einer

Annäherung zwischen der Friedensbewegung 2014 und Vertretern der traditionellen

deutschen Friedensbewegung, sowie etablierten linken Organisationen und

Bündnissen, was für eine zunehmende Professionalisierung der neuen

Protestbewegung und eine mögliche deutlichere Hinwendung zur etablierten

deutschen Linken in der Zukunft spricht. Innerhalb der traditionellen deutschen

Friedensbewegung hat seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes keine nennenswerte

inhaltliche und strukturelle Erneuerung stattgefunden und die Friedensbewegung 2014

hat mit ihrem neuartigen Veranstaltungsstil und ihrer Maxime, sich für alle politischen

Strömungen offen zu zeigen dem Friedensthema neuen Zulauf von Menschen

beschert, die vielfach vorher noch nicht politisch aktiv waren, was der etablierten

Friedenbewegung im Rahmen der Ukraine-Krise hingegen bisher nicht gelungen ist.73

Es bleibt nun abzuwarten wie sich die Friedensbewegung 2014 im Jahr 2015

weiterentwickeln wird. Unklar ist, welches politische Profil sich bei den Mahnwachen für

den Frieden in Zukunft schwerpunktmäßig herausbilden wird. Wird die neue

Protestbewegung auch in Zukunft ein Raum für neurechte, esoterische

Verschwörungstheoretiker bleiben oder wird sie sich inhaltlich stärker an die etablierte

Friedensbewegung annähern und möglicherweise sogar in deren Strukturen

aufgehen? Oder ist mit der Friedensbewegung 2014 vielmehr eine völlig neue Form

der Protestbewegung entstanden, die sich nicht ohne Weiteres in die bekannten

Muster politischer Bewegungen in der Bundesrepublik einordnen lässt? Außerdem

bleibt abzuwarten, ob es der neuen Bewegung noch einmal gelingen wird eine große

Anzahl an Teilnehmern zu den Mahnwachen zu mobilisieren, ihr potentieller

Unterstützerkreis in den Sozialen Netzwerken ist nach wie vor groß.74

71 Das Verhältnis der Partei Die Linke zu der Friedensbewegung 2014 bleibt weiterhin umstritten und ist von fortlaufenden Distanzierungen und Solidarisierungen mit der Friedensbewegung 2014 und ihren Mahnwachen durch verschiedene führende Politiker der Linken gekennzeichnet (vgl. Beutin, Lorenz Gösta et al. (2014); vgl. Parteivorstand die Linke (2014): o. S.; vgl. Meisner, Matthias (2014b): o. S.). 72 Vgl. o. V. (2014a): o. S.; vgl. Otto, Ferdinand (2014): o. S.; Meisner, Matthias (2014a): o. S. 73 Vgl. Beitzer, Hannah (2014): o. S. 74 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.

17

2.2 Die Mahnwachen für den Frieden als „Bewegung“ der Sozialen Netzwerke

Für die erste Mahnwache am 17. März 2014 in Berlin hatte der Organisator Lars

Mährholz über das Soziale Netzwerk Facebook mobilisiert, rund hundert Menschen

folgten Mitte März der digitalen Veranstaltungseinladung und kamen zu der

Mahnwache am Brandenburger Tor.75 Seitdem hat sich in Bezug auf die Wahl des

Mediums zur Bewerbung der Mahnwachen für den Frieden im Wesentlichen nichts

geändert, die Mobilisierung für die neue Protestbewegung erfolgt nach wie vor fast

ausschließlich über die Sozialen Medien, wie beispielsweise über eigens für die

Mahnwachen gegründete Facebookgruppen, Facebookseiten oder

Facebookveranstaltungen, aber auch über Informationen, die im Kurznachrichtendienst

Twitter geteilt werden oder Aufrufe und Mobilisierungsvideos bei YouTube. Derzeit gibt

es bei Facebook eine zentrale öffentliche Gruppe, die mit dem Titel „Aufruf zum

friedlichen Widerstand! Für Frieden! In Europa! Auf der Welt!“ den leicht

abgewandelten Aufruf zur ersten Mahnwache am 17. März 2014 im Namen trägt und

die aktuell knapp 22.000 Mitglieder zählt. Die Gruppe dient hauptsächlich der

Vernetzung der lokalen Mahnwachen untereinander und informiert Interessenten

darüber, in welchen Städten Mahnwachen für den Frieden stattfinden. Außerdem wird

die Gruppe von den Mitgliedern zum Informationsaustausch rund um die

Themenschwerpunkte der Friedensbewegung 2014, wie beispielsweise dem Ukraine-

Konflikt, genutzt, aber auch andere tagesaktuelle Themen, wie die erneute Eskalation

im Nahostkonflikt im Juli und August 2015, werden diskutiert.76 Zusätzlich zu dieser

großen überregionalen Gruppe gibt es bei Facebook auch noch eine offizielle Seite der

Friedensbewegung 2014 mit dem Titel „Mahnwachen in Deutschland“, die auf mehr als

23.000 Abonennten kommt.77 Außerdem existieren zahlreiche regionale öffentliche und

geschlossene Facebookgruppen, Facebookveranstaltungen und Facebookseiten. Im

Rhein-Main-Gebiet tauschen sich beispielsweise knapp 2.000 Facebooknutzer in der

Gruppe „Friedlicher Widerstand in Frankfurt! Jeden Montag!“ zur Frankfurter

Mahnwache aus, die Mainzer Gruppe „Mahnwache Mainz – Offener gemeinsamer

Dialog für den Frieden“ hat aktuell 250 Mitglieder.78

75 Vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S.; Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 76 Vgl. Zentrale Facebookgruppe der "Friedensbewegung 2014" (o. J.): o. S. Stand Februar 2015. 77 Vgl. Zentrale Facebookseite "Mahnwachen in Deutschland"( o. J.): o. S. Stand Februar 2015. 78 Vgl. Facebookgruppe der Mahnwache Mainz (o. J.): o. S.; vgl. Facebookgruppe der Mahnwache Frankfurt am Main. (o. J.): o. S.

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Die genannten Informationsplattformen und ihre Nutzerzahlen vermitteln einen

Eindruck davon, wie stark die neue Protestbewegung und ihre Anhänger in den

Sozialen Medien verankert und vernetzt sind und wie viele Menschen so kontinuierlich

über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen informiert werden. Dadurch,

dass es so viele unterschiedliche Gruppen, Seiten und Veranstaltungen gibt, die weder

eine einheitliche Bezeichnung haben, noch zentral verwaltet werden oder deren

Zielsetzung auf den ersten Blick klar erkennbar wäre, ist es für Nutzer, die nicht Teil

der Subkultur der Friedensbewegung 2014 in den Sozialen Medien sind, relativ

schwer, Informationen über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen für den

Frieden zu erhalten. Für Menschen, die keine Sozialen Medien oder das Internet

nutzen, ist dies nahezu unmöglich. Zusätzlich zu der Bewerbung im Netz werden in

manchen Städten Flyer und Plakate für die Mahnwachen verteilt. Da die neue

Protestbewegung aber über keine zentralen Mittel verfügt, in keinem engeren Kontakt

zu den politischen Parteien oder Verbänden steht und keine öffentliche finanzielle

Förderung erhält, ist Werbung für die Mahnwachen im öffentlichen Raum kaum

wahrzunehmen. Der starke Fokus auf die Mobilisierung in den Sozialen Netzwerken

wird deshalb auch am sozio-demographischen Profil der Teilnehmer der Mahnwachen

sichtbar. Wie eine Befragung von Teilnehmern der Berliner Mahnwache im Mai 2014

durch die Technische Universität Berlin ergeben hat, sind die Teilnehmer im Vergleich

zu den Teilnehmern anderer Proteste noch recht jung und in der Regel männlich,

womit sie genau in das Profil von Nutzern neuer Sozialer Medien passen.79 „Bei den

Montagsmahnwachen drängen [...] diejenigen auf die Straße, die im Internet

angesprochen wurden und bis dato auch vorrangig dort aktiv waren.“80

Zweitwichtigster Faktor in der Bewerbung der Mahnwachen ist nach der Werbung in

den Sozialen Netzwerken der Kontakt im persönlichen Bekannten- und

Freundeskreis.81 Hinzu kommen als drittwichtigster Faktor in der Mobilisierung die

„nicht-kommerzielle Medien“, zu denen beispielsweise das Nachrichtenportal „KenFM“

um Ken Jebsen, das europaskeptische Nachrichtenportal „Deutsche Wirtschafts

Stand Februar 2015. 79 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 ff. Die größte Gruppe der Teilnehmer ist mit einem Anteil von 50 % zwischen 25 und 39 Jahre alt (In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil der 25-39-Jährigen nur 19%.), nur 3% der Befragten waren älter als 64 (Anteil an der Gesamtbevölkerung: 20%). 70% der Befragten waren männlich. Insgesamt geben 80% der Befragten an, dass die Sozialen Medien (Facebook, Twitter, Youtube) für sie als Mittel der Information über die „Mahnwachem für den Frieden“ von größerer Bedeutung waren. 80 Daphi, Priska et al. (2014): S. 13. 81 Vgl. Sieber, Roland (2014a): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 f.

19

Nachrichten“, das Nachrichtenporal „Cashkurs“ um den Frankfurter Börsenmakler und

Unterstützer der Alternative für Deutschland (AfD) Dirk Müller, aber auch der Kopp-

Verlag, über den Bücher mit esoterischem und verschwörungstheoretischen Inhalt

verbreitet werden, zählen.82 Die kommerziellen und öffentlich-rechtlichen

Massenmedien spielen in der Bewerbung der Mahnwachen hingegen so gut wie keine

Rolle, wodurch sich die Friedensbewegung 2014 auch maßgeblich von anderen

Protestphänomenen der letzte Jahre, wie beispielsweise den Protesten gegen das

Bahnprojekt Stuttgart 21, unterscheidet. Da die deutschen Massenmedien anders als

bei anderen Protestbewegungen fast ausschließlich negativ über die

Friedensbewegung 2014 berichteten und keine Teilnahme an den Protesten

nahelegten, kann es durch die Berichterstattung bestenfalls nur zu einer Mobilisierung

ex negativo gekommen sein. Auch Parteien, Gewerkschaften und andere politische

Organisationen und Verbände spielen keine Rolle in der Mobilisierung für die

Mahnwachen, da sie nicht zur Teilnahme an den Mahnwachen aufriefen und sich

häufig sogar von ihnen distanzierten.83

2.3 Die Mahnwachen für den Frieden als Diskursgemeinschaft

Neben ihrem Hauptthema Frieden befassen sich die wöchentlichen Kundgebungen der

Mahnwachen aber auch mit einer Vielzahl anderer Themen unterschiedlichster

Bereiche, wie etwa einer Kritik an der privatrechtlichen und der öffentlich-rechtlichen

Medienberichterstattung, oder einer Kritik am gegenwärtigen Finanzsystem. Hinzu

kommen Themen aus den Bereichen Umwelt- und Tierschutz, wie etwa

Ressourcenschonung und vegetarische und vegane Ernährung, aber auch Themen

aus dem Bereich der Esoterik und der Verschwörungstheorien.84 In den nachfolgenden

Unterkapiteln des Kapitels 2.4 sollen die Themenschwerpunkte und die damit

verbundenen Ziele der Friedensbewegung 2014, welche auf den wöchentlichen

Mahnwachen diskutiert werden, näher betrachtet werden. Hierbei soll speziell auf die

antiamerikanischen wie antisemitischen Denkmuster eingegangen werden, die dort

häufig in Form von Verschwörungstheorien zur Sprache kommen.

82 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S.; vgl. Cashkurs (o. J.): o. S.; vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11. 83 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 ff. 84 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15.

20

Hierfür ist es zunächst notwendig, den typischen Ablauf einer Mahnwache

darzustellen. Die Teilnehmer der wöchentlichen Mahnwachen stellen eine

Diskursgemeinschaft dar und ihre Treffen, die Mahnwachen, liefern somit den

diskursiven Raum für die Mitglieder der Diskursgemeinschaft, in welchem die Themen,

Ziele und ideologischen Positionen der Friedensbewegung 2014 entstehen. Die

Diskursgemeinschaft der Mahnwachen beeinflusst, welche Meinungen und Positionen

sich innerhalb der Friedensbewegung 2014 durchsetzen und von den

Diskursteilnehmern als verbindlich anerkannt werden.85

Zur Vorbereitung auf die Magisterarbeit hat die Autorin im April, Mai und Juni 2014 an

sieben Montagen Mahnwachen in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz als

teilnehmende Beobachterin besucht. Auf Grundlage der dort gewonnen Einblicke soll

nun der typische Ablauf einer Mahnwachen für den Frieden beschrieben werden,

welche den primären Diskursraum für die Diskursgemeinschaft der Teilnehmer der

Friedensbewegung 2014 bildet.86

Vorab muss festgehalten werden, dass der Diskurs innerhalb der Friedensbewegung

2014 zwar schwerpunktmäßig auf den wöchentlichen Mahnwachen stattfindet, aber

dies auch nicht ausschließlich. Zusätzlich zum persönlichen Austausch vernetzen sich

die Aktivisten der neuen Friedensbewegung über das Internet, vor allem in den

85 Vgl. Jäger, Siegfried (2010): S. 40. Im Folgenden wird die Definition einer Diskursgemeinschaft von Siegfried Jäger verwendet. Jäger definiert in seinem „Lexikon Kritische Diskursanalyse“ eine Diskursgemeinschaft folgendermaßen: „Diskursgemeinschaft bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Menschen, die in der Anerkennung und Befolgung relativ homogener Aussagensysteme (Doktrinen, Ideologien, Diskurspositionen, Wahrheiten) übereinstimmt. Innerhalb dieser Diskursgemeinschaft werden über Sprache und Verhalten bestimmte Codes der Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit tradiert, deren wiederholte Ablehnung in der Regel zum Ausschluss führt. Die Subjekte müssen sich also den in den Diskursgemeinschaften vorherrschenden Diskurspositionen unterwerfen, können diese jedoch gleichzeitig auch in gewisser Weise mitbestimmen oder in Frage stellen. Es ist möglich gleichzeitig mehreren Diskursgemeinschaften, z. B. einem Sportverein, einer Religionsgemeinschaft, einer Partei usw., anzugehören, die sich teilweise gegenseitig durchdringen und überlappen. Gesellschaften und Kulturen bestehen folglich aus sehr vielen heterogenen Diskursgemeinschaften. (…)“. 86 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014j): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014i): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014h): o. S; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014g): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014d): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014m): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014b); vgl. Hammel, Laura-Luise (2014a): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014f): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014l): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014z): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014x): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014aa): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014v): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014s): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014r): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014q): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014t): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014w): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014o): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014n): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014e): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014e): o. S.; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014y): o. S.

21

Kanälen der Bewegung in den Sozialen Netzwerken. Der Diskurs innerhalb der neuen

Protestbewegung wird zusätzlich von einigen Medien mitbestimmt, die innerhalb der

Friedensbewegung 2014 als glaubhaft gelten und in den Augen der Aktivisten einen

informativen Gegenpol zu den als unobjektiv und ferngesteuert wahrgenommenen

Massenmedien bieten. Besonders hervorzuheben sind hierbei das Online-

Nachrichtenportal „KenFM“ um den ehemaligen Radiomoderator des RBB und

Mahnwachenredner Ken Jebsen87, das „Compact – Magazin für Souveränität“ das von

dem Publizist Jürgen Elsässer herausgegeben wird, der ebenfalls häufig als Redner

auf den Mahnwachen zu finden ist88, das Online-Nachrichtenportal „Deutsche

Wirtschaftsnachrichten“89, der russische Nachrichtensender „Russia Today“, der seit

November 2014 mit einem deutschsprachigen Angebot im Internet vertreten ist90,

sowie die Publikationen des Kopp-Verlages91. Wie die Interviews mit Teilnehmern der

Mahnwachen und auch die Videomitschnitte der einzelnen Mahnwachen selbst gezeigt

haben, werden diese Informationsportale und Publikationen innerhalb der

Friedensbewegung 2014 breit rezipiert und besitzen deshalb einen starken Einfluss auf

den Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014.92

Typischerweise finden die Mahnwachen für den Frieden wöchentlich an einem

Montagabend93 auf einem belebten Platz in der Innenstadt, beispielsweise auf dem

Bahnhofsvorplatz, in der Fußgängerzone oder einem belebten innerstädtischen Park

statt und dauern üblicherweise zwischen zwei und drei Stunden.94

Die Mahnwachen werden von einem lokalen Organisationsteam angemeldet und

durchgeführt. Interessierte können sich dem Team anschließen, eine Abstimmung über

87 Vgl. KenFM (o. J.): o. S. 88 Vgl. Compact Magazin für Souveränität (o. J.): o. S. 89 Vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S. 90 Vgl. Russia Today (o. J.): o. S. 91 Vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S. 92 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014l): o. S. ab Minute 00:00; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 00:00; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 01:22. 93 Die Mainzer Mahnwache beginnt jeweils um 18.00Uhr, die Mahnwache in Frankfurt am Main beginnt erst um 19.00Uhr, da sich um 18.00Uhr am gleichen Ort bereits die Mahnwache gegen Hartz IV trifft. Die Mahnwachen enden typischerweise gegen 20.00Uhr bzw. 21.00Uhr, wobei viele Teilnehmer nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch bleiben, um sich in Kleingruppen auszutauschen und kennenzulernen. 94 Die Frankfurter Mahnwache trifft sich beispielsweise auf der Einkaufsstraße Zeil auf Höhe der S-Bahn-Station Hauptwache, die Wiesbadener Mahnwache fand auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes in Wiesbaden statt. Die Mahnwache in Mainz findet wöchentlich an einem wechselnden Ort statt, beispielsweise auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Marktplatz, dem Theaterplatz oder auf dem Rasenstück vor der Christuskirche.

22

die Mitglieder im Organisationsteam findet in der Regel nicht statt. Das

Organisationsteam trifft sich meist einmal pro Woche zur Vorbereitung der nächsten

Mahnwache und noch einmal direkt vor Beginn der Mahnwache zum Aufbau und zu

einer letzten Absprache. Auf den wöchentlichen Vorbereitungstreffen werden

Schwerpunktthemen für die nächste Mahnwache beschlossen und Redebeiträge und

Vortragsthemen auf die Mitglieder des Organisationsteams verteilt. Außerdem wird

festgelegt, welches Mitglied des Organisationsteams in der kommenden Woche für die

Anmeldung der Mahnwache verantwortlich ist und während der Mahnwache als

Kontaktperson für die weiteren Teilnehmer, Ordnungsamt und Polizei fungiert. Weitere

Mitglieder des Organisationsteams übernehmen während der Veranstaltung die

Moderation.

Zu Beginn einer Mahnwache werden zunächst vorbereitete Redebeiträge aus den

Reihen des Organisationsteams vorgetragen, die sich häufig um ein wöchentliches

Schwerpunktthema drehen.95 Zwischen den Redebeiträgen gibt es auf allen

Mahnwachen Raum für musikalische Darbietungen von Seiten der Teilnehmer.96

Mittlerweile existiert sogar eine Reihe von Künstlern, die innerhalb der

Friedensbewegung 2014 einen starken Bekanntheitsgrad genießen und häufig von

Mahnwache zu Mahnwache touren. Die Lieder dieser Künstler spiegeln in ihrem Inhalt

üblicherweise die innerhalb der Friedensbewegung 2014 vorherrschenden Ansichten

zum Krieg in der Ukraine, der Medienberichterstattung, dem Finanzsystem, aber auch

populäre Verschwörungstheorien, beispielsweise zum 11. September, wider.97

95 Die wöchentlichen Schwerpunkte können den unterschiedlichsten Themenbereichen entstammen, in Mainz und Frankfurt waren dies unter anderem philosophische Grundfragen, wie beispielsweise „Was ist Frieden?“ „Was bedeutet Glück?“, oder eine Kritik an der Medienberichterstattung am Beispiel unterschiedlicher Kriege und bewaffneter Konflikte der letzten Jahrzehnte wie etwa dem Irak-Krieg, dem Konflikt in der Ostukraine, oder dem Nahostkonflikt. Häufig werden in diesem Zusammenhang starke Zweifel an der Richtigkeit der Medienberichterstattung geäußert und auf mögliche Verschwörungen als Hintergrundmotive der Konflikte und Kriege verwiesen. Andere Themen entstammen dem Bereich der persönlichen Lebensführung und befassen sich mit Umwelt- und Tierschutz, Ressourcenschonung, oder vegetarischer und veganer Ernährung (vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14 ff.). 96 Vgl. Kensche, Christine (2014): o. S. 97 Vgl. Photon (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.; vgl. Facebookprofil von Kilez More (o. J.): o. S.; vgl. Facebookprofil von C-Rebell-um (o. J.): o. S.; Facebookprofil von Morgaine (o. J.): o. S.; Die Bandbreite (2007): o. S. Der Berliner Rapper „Photon“ hat mit seinem Lied „Frieden in allen Nationen“ eine „Hymne“ für die „Friedensbewegung 2014“ geschrieben und tritt regelmäßig auf der Berliner Mahnwache auf. Zwei weitere Musiker der „Friedensbewegung 2014“ sind der Rapper „Kilez More“ aus Wien, der seinen Musikstil selbst als „Truthrap“ bezeichnet und die Sängerin „Morgaine“. Auch sie treten häufig auf der Berliner Mahnwache auf, reisen aber auch zu Mahnwachen in anderen größeren Städten, um dort Interesse für die Mahnwachen zu wecken und die Teilnehmerzahlen zu erhöhen. Die Mainzer

23

Den zeitlich umfangreichsten Teil einer Mahnwachen für den Frieden nimmt indessen

das „Open Mic“ oder „Offene Mikrofon“ ein, bei dem Teilnehmer spontan über ein

selbstgewähltes Thema sprechen können. Häufig werden in diesem Programmteil

auch Gedichte oder selbstgeschriebene Geschichten vorgetragen. Die Themen, die

beim „Open Mic“ zur Sprache kommen, haben nicht selten einen esoterischen oder

verschwörungstheoretischen Bezug. Von Zweifeln an der offiziellen Darstellung der

Terroranschläge des 11. September oder des Todes von Michael Jackson, von

Berichten über die geheimen Machenschaften der Familie Rothschild, vom

persönlichem Kontakt zu Außerirdischen vom Stern Aldebaran, von der

Parawissenschaft der Freien Energie oder von der gezielten Vergiftung aller Menschen

durch Chemtrails kann praktisch alles angesprochen werden.98 Diese Bereitschaft

großen und kleinen Themen aller Art Raum zu geben, hat der Friedensbewegung 2014

auch den Ruf eingebracht, ein „Jahrmarkt des Bizarren“99 zu sein. Die Mahnwachen für

den Frieden werden von ihren Teilnehmern „[…] als Ort und Medium der Aufklärung

[…] über sonst im Verborgenen bleibende Dinge.“100 begriffen. Aufzuklären, alternative

Informationen zur Verfügung zu stellen, und die Bevölkerung so sprichwörtlich zum

„Aufwachen“ zu bewegen ist eine maßgebliche Motivation für das Engagement vieler

Aktiver innerhalb der Friedensbewegung 2014 und auf deren Mahnwachen.101

Zum Zwecke der Aufklärung werden außerdem alle Mahnwachen komplett gefilmt und

dann anschließend auf der Videoplattform YouTube zur Verfügung gestellt. Dieses

Vorgehen unterstreicht noch einmal die starke Affinität der Bewegung zur Nutzung

neuer Sozialer Medien und dass die Friedensbewegung 2014 zusätzlich zu den Treffen

stark den Diskurs über Soziale Netzwerke sucht. Das Filmen von Demonstrationen ist

innerhalb traditioneller linker Bewegungen normalerweise absolut unüblich, da hier

häufig starker Wert auf die Wahrung der Privatsphäre der Teilnehmer gelegt wird.

Mahnwache wird maßgeblich von dem Rapper „C-Rebell-um“ mitorganisiert. Gelegentlich tritt auch die Duisburger Band „Die Bandbreite“ auf Mahnwachen auf, welche die bekannteste Band der deutschsprachigen verschwörungstheoretischen Szene darstellt. Die Band hat mit ihrem Lied „Selbst Gemacht“ bereits 2007 einen Song herausgebracht, in dem sie in Frage stellt, dass die Terroranschläge des 11. September von islamistischen Terroristen begangen wurden und in welchem sie antiamerikanische Verschwörungstheorien transportiert. 98 Vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11; vgl. Kopietz 2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10. 99 Ullrich, Peter (2014): S. 11. 100 Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. 101 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Speit, Andreas (2014): o. S.

24

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Friedensbewegung 2014 ist die Teilnahme

von Protestbeobachtern aus dem linken Spektrum an den Mahnwachen für den

Frieden. In den meisten Städten in denen es Mahnwachen für den Frieden gibt, finden

sich zu den Treffen auch immer Protestbeobachter aus dem linken antifaschistischen

und antideutschen Spektrum ein, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die rechten,

nationalistischen, antisemitischen und antiamerikanischen Positionen der

Friedensbewegung 2014 zu dokumentieren und öffentlich zu machen.102

2.4 Immer wieder montags: Die Themen der Mahnwachen für den Frieden

2.4.1 Der Ukraine-Konflikt

Anlass für die Anmeldung der ersten Mahnwachen für den Frieden im März 2014 war

die Eskalation des bewaffneten Konflikts im Osten der Ukraine, der zu diesem

Zeitpunkt mit der Forderung der ostukrainischen Separatisten nach einem Referendum

über die Unabhängigkeit der ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk eine

hohe Aufmerksamkeit in den internationalen Medien genoss.103 Der Ukraine-Konflikt

und das damit verbundene Ziel der Friedensbewegung 2014, einer Verhinderung einer

kriegerischen Eskalation, die sich innerhalb Europas ausbreiten könnte und so

möglicherweise in einem 3. Weltkrieg münden könnte, stellt zum Zeitpunkt des

Verfassens der Arbeit den Hauptfokus der Friedensbewegung 2014 dar, auch wenn

auf den Mahnwachen viele andere Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen zur

Sprache kommen und die Bewegung daher nicht als eine reine Friedensbewegung

verstanden werden kann.104

Die vorherrschende Meinung innerhalb der Friedensbewegung 2014 zum Konflikt in

der Ukraine kann folgendermaßen umrissen werden: Die USA und mit ihr verbündete

westliche Staaten innerhalb der NATO und der Europäischen Union hätten die Proteste

in der Ukraine im Herbst und Winter 2013/2014 absichtlich angefacht, um

kapitalistische Ziele in der Ukraine verfolgen zu können. Westliche Medien im

Allgemeinen und im Speziellen die deutschen kommerziellen und öffentlich-rechtlichen

Medien berichteten im Auftrag einer Weltelite bewusst nicht über die wahren

Hintergründe innerhalb des Ukraine-Konflikts, um weiterhin eine Manipulation des

102 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 7. 103 Vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3. 104 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.

25

dortigen Geschehens durch die USA und ihre Verbündeten ermöglichen zu können.

Hinter den kriegerischen Absichten des Westens unter Führung der USA ständen

wiederum die Interessen der amerikanische Zentralbank „Federal Reserve Bank“

(FED). Die amerikanische Regierung sei in der Vergangenheit immer wieder

gezwungen gewesen deren Absichten kriegerisch durchzusetzen. In dieser Weltsicht

wird der Konflikt in der Ukraine auf einen Kampf zwischen dem Westen und Russlands

reduziert, der durch eine im Verborgenen agierenden Weltverschwörung unter der

Führung der amerikanischen Ostküste herbeigeführt wurde.105

Die hier skizzierte Sicht auf den Konflikt und die Absichten der beteiligten Akteure in

der Ukraine scheint ein Grundkonsens innerhalb der Friedensbewegung 2014 zu sein,

wie die Umfrage der Technischen Universität Berlin unter Teilnehmern der Berliner

Mahnwachen für den Frieden vom Mai 2014 anschaulich unterstreicht. Die Teilnehmer

der Umfrage wurden gefragt, welche Akteure ihrer Ansicht nach den größten Einfluss

auf das Geschehen in der Ukraine ausüben und ob ihr Einflussnehmen gerechtfertigt

sei. Auffallend ist, dass das Handeln der USA und anderer westlicher Akteure wie etwa

der Europäischen Union, der NATO, oder der FED von den Befragten als nahezu

komplett ungerechtfertigt angesehen wird, während dem Handeln Russlands eine

starke Rechtfertigung zugesprochen wird.106

Woher kommt diese nahezu uniforme Solidarisierung der Anhänger der

Friedensbewegung 2014 mit dem Handeln Russlands im Ukraine-Konflikt? Einerseits

speist sich ihre Sorge um den Frieden aus einer tatsächlichen Bedrohungssituation, die

eine verstärkte Eskalation des Konflikts für Europa darstellt. Andererseits hat die Kritik

der Bewegung an dem Umgang mit der Krise in der Ostukraine in der deutschen

Öffentlichkeit und den privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Massenmedien einen

Bezug zu realen Missständen, was die anfängliche Berichterstattung und die

Äußerungen deutscher Spitzenpolitiker betrifft. Zu Beginn besonders häufige einseitige

Schuldzuweisungen an Russland von Seiten deutscher Spitzenpolitiker und der

deutschen Massenmedien stellen einen realen Bezugspunkt für die Kritik der

105 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014a): o. S.; vgl. Speit, Andreas (2014): o. S.; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014c): o. S. 106 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 16 f. Den stärksten Einfluss innerhalb des Ukraine-Konflikts sehen die Befragten bei den USA (96%), der NATO (94%), der EU (85%), bei Russland (71%) und der FED (62%). Das Handels Russlands im Konflikt wird zu 66% als gerechtfertigt angesehen, während das Handeln der USA, der FED und der NATO als nahezu komplett ungerechtfertigt angesehen wird (USA: Handeln ist zu 100% ungerechtfertigt, FED: 98%, NATO: 95%).

26

Friedensbewegung 2014 an dem Umgang mit dem Ukraine-Konflikt innerhalb der

deutschen Öffentlichkeit dar.107 So hatte beispielsweise Bundesfinanzminister

Wolfgang Schäuble Ende März 2014 in einem Gespräch mit Berliner Schülern in seiner

Beurteilung der Annexion der Krim durch Russland einen Hitler-Vergleich bemüht: „Das

kennen wir alles aus der Geschichte. Mit solchen Methoden hat schon Hitler das

Sudentenland übernommen – und vieles mehr.“108.

Neben dieser streckenweise berechtigten Kritik an dem Umgang mit der Ukraine-Krise

in der deutschen Öffentlichkeit, genießt aber auch der russische Präsident Vladimir

Putin ein hohes Ansehen in der neuen Protestbewegung und wird als eine

ausgesprochen positiv besetzte Identifikationsfigur betrachtet.109 Putin gilt innerhalb

der Bewegung der Mahnwachen als souveräne politische Führungsperson, die sich

gegenüber dem Westen unter Führung der USA zur Wehr setzen kann. In der

Friedensbewegung 2014 ist in der Glorifizierung Russlands und der Person Putins

häufig der Wunsch nach einem ebenso starken, eigenständigen und von

amerikanischem Einfluss unabhängigen Deutschland zu erkennen, dem das russische

Vorbild entgegengesetzt wird. Dieses Verlangen nach starken, bisweilen autoritären

Führungspersönlichkeiten innerhalb der Friedensbewegung 2014 speist sich nach den

Erkenntnissen der Umfrage der Technischen Universität Berlin aus einer

Unzufriedenheit mit der politischen Realität in Deutschland, wie sie von vielen Aktiven

innerhalb der Friedensbewegung 2014 empfunden wird.110 Die Glorifizierung der

russischen Position und der Person Putins erfolgt also nicht zuletzt aus einem der

Bewegung der Mahnwachen innewohnenden Antiamerikanismus und dem Wunsch

nach einer stärkeren nationalen Souveränität Deutschlands heraus.111

2.4.2 Die Medien

Ein häufig wiederkehrendes Thema auf den Mahnwachen für den Frieden ist eine Kritik

an der Berichterstattung der deutschen kommerziellen und öffentlich-rechtlichen

Massenmedien. Die vorherrschende Sicht innerhalb der Friedensbewegung 2014 auf

die Berichterstattung etablierter westlicher Massenmedien ist eng mit der Sicht auf den

Konflikt in der Ukraine verknüpft, die generelle Kritik der Mahnwachen an den Medien 107 Vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 108 Zit n. Luther, Carsten (2014): o. S. 109 Vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S. 110 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 20. 111 Vgl. BAK Shalom (2014): o. S.; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12.

27

nimmt ihren Ursprung daher häufig in einer Kritik der Medienberichterstattung zum

Konflikt in der Ostukraine.112

Im aktuellen Ukraine-Konflikt wird den etablierten Medien von Seiten der Anhänger der

Mahnwachen für den Frieden vorgeworfen, sie würden im Auftrag einer Weltelite

absichtlich die wahren Hintergründe und Zwischenfälle des Konflikts verschleiern, um

es dem Westen unter Führung der USA zu ermöglichen in das Geschehen in der

Ukraine einzugreifen, um so ungehindert kapitalistische Eigeninteressen zuungunsten

Russlands durchzusetzen. Zu diesem Zweck betreibe die deutsche Presse eine

regelrechte „Kriegshetze“ gegen Russland, indem die Schuld an der Krise in der

Ukraine einseitig Russland zugeschrieben und über die ukrainische, zum Westen hin

orientierte Seite ausschließlich positiv berichtet würde, indem etwa die faschistischen

Tendenzen der Swoboda-Partei in der Berichterstattung unterschlagen würden.113

Aber auch in Bezug auf die Berichterstattung der Medien über die Friedensbewegung

2014 und ihre Mahnwachen wird den etablierten deutschen Massenmedien eine

gezielte Manipulation vorgeworfen. Die Anhänger der neuen Protestbewegung erheben

den Vorwurf an die deutschen Medien, diese berichteten bewusst nicht oder falls doch

nur negativ über die wahre Größe oder Zielsetzung der Friedensbewegung 2014, um

diese so gezielt zu diffamieren. Dies geschehe beispielsweise indem die Bewegung

lächerlich gemacht oder der Vorwurf erhoben würde, sie sei neurechts oder habe

antisemitische Tendenzen. Exemplarisch für diese Wahrnehmung kann der Leserbrief

eines Sympathisanten der Friedensbewegung 2014 in der Koblenzer Rhein-Zeitung

vom 13. Oktober 2014 angeführt werden, in dem es heißt: „Was ich ebenfalls gut

fände, wäre, wenn Sie und mit Ihnen die fast komplette Medienlandschaft in unserem

Land einmal damit begännen, über die seit Monaten in bereits mehr als 140 Städten in

unserem Land, Tendenz steigend, stattfindenden „Montagsmahnwachen für den

Frieden“ in angemessener Form zu berichten. […] Wenn darüber mal etwas zu lesen

war, dann wurde allenfalls in abfälliger Art und Weise darüber berichtet, indem man

über die Teilnehmer als nicht ernst zu nehmende Traumtänzer herzog oder sie ins

politische Abseits stellte, um sie mundtot zu machen. […]“114. Mit der mutwilligen

Diffamierungskampagne der Medien werde die Absicht verfolgt die Bewegung zu

spalten und so unschädlich zu machen, damit diese nicht zu einer Massenbewegung

112 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S. 113 Vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 4; S. 24. 114 Kaiser, Karl-Eugen (2014): o. S.

28

anwachsen und sich so in Zukunft zu keiner Bedrohung für die Mächtigen in Politik und

Wirtschaft entwickeln könne.115 Zu der Wahrnehmung der Anhänger der Mahnwachen,

es gäbe eine gezielte Kampagne der deutschen Medien gegen die Friedensbewegung

2014, haben nicht zuletzt die Videobeiträge der Nachrichtensendung „Spiegel TV“ oder

der Satiresendungen „heute-show“ des ZDF oder „Extra 3“ des NDR vom Mai 2014

beigetragen. Vor allem die Beiträge der beiden bekannten Fernsehsendungen „Spiegel

TV“ und „heute-show“ haben durch ihre Popularität einen großen Anteil daran gehabt,

dass die neue Protestbewegung einem breiteren Publikum bekannt wurde.116 Die

Anhänger der Friedensbewegung 2014 setzen sich indessen wie bereits beschrieben

mit „Shitstorms“ auf den Internetauftritten etablierter Medien gegen die vermeintlichen

Rufmordkampagnen der Massenmedien zur Wehr.117 Andernorts werden aber auch

auf den Mahnwachen selbst und in den Kanälen der lokalen Mahnwachen in den

Sozialen Netzwerken die Namen von und gegebenenfalls Informationen zu

Journalisten genannt, die kritisch über die Mahnwachen berichtet haben.118

Vielerorts findet sich auf den Mahnwachen aber auch unabhängig von der Bewertung

der Medienberichterstattung über den Ukraine-Konflikt oder die Friedensbewegung

2014 ein genereller Glaube an eine „Medienverschwörung“, die sich in einer

Vorstellung von einer tendenziösen, gesteuerten Medienberichterstattung äußert, die

das Ziel habe, die Zivilbevölkerung über das eigentliche Weltgeschehen und die

115 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11; vgl. o. V. (2014e): o. S. 116 Vgl. Spiegel TV (2014): o.S.; vgl. Rorschach (2014): o. S.; vgl. Amershi, Julian (2014): o. S. Die beiden Beiträge gehen in ihrer Berichterstattung vor allem auf die kuriosen Strömungen innerhalb der Friedensbewegung 2014 ein, wie zum Beispiel die Reichsbürgerbewegung, den Anhängern der Parawissenschaft der Freien Energie oder Menschen, die auf den Mahnwachen verkünden, sie ständen in Kontakt mit den Bewohnern des Sterns Aldebaran. 117 Vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; Stöcker, Christian (2014): o. S. 118 Vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.; vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. DieWeltveresserer (2014e): o. S., ab Minute 05:36; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.; vgl. Twitteraccount Hanning Voigts (o. J.): o. S (Tweets vom 01.09.2014). So hatte der Mainzer Blogger Jan Zombik im Vorfeld der ersten Mainzer Mahnwache am 19. Mai 2014 einen kritischen Artikel über die „Friedensbewegung 2014“ auf dem Blog „zwischenze.it“ veröffentlicht, eine andere Autorin des Blogs verfasste indessen einen kritischen Bericht über die erste Mahnwache in Mainz. Als Zombik an der darauffolgenden zweiten Mahnwache wieder als Beobachter anwesend war, wurde er von der Moderatorin der Mahnwache fälschlicherweise für den Autor des kritischen Berichtes über die erste Mainzer Mahnwache gehalten und ans Mikrofon gebeten, er „solle vor kommen und zu seinem Bericht stehen“. Ähnlich erging es Hanning Voigts, einem Journalisten der Frankfurter Rundschau (FR), der in der Vergangenheit kritisch über die „Friedensbewegung 2014“ in Frankfurt berichtet hatte, als er am 01. September 2014 die Frankfurter Mahnwache besuchte, auf der Ken Jebsen als prominenter Gastredner auftrat. Auch er wurde bei seinem Besuch auf der Mahnwache von Teilen des Orgateams erkannt und gedrängt auf die Bühne zu kommen und die eigene kritische Berichterstattung zu erklären, auch sein Name und Arbeitgeber wurden in diesem Zusammenhang genannt. Voigts verließ daraufhin die Mahnwache.

29

Absichten der Mächtigen im Unklaren zu lassen.119 Die Kritik und Ablehnung der sog.

„Mainstreammedien“ oder „Lügenpresse“, wie der etablierte Journalismus auf den

Mahnwachen für den Frieden genannt wird, geht sogar so weit, dass auf den

Mahnwachen zu einem generellen Boykott aller konventionellen Medien und vor allem

des Fernsehens aufgerufen wird.120 Ein zentrales Bestreben der Bewegung der

Mahnwachen ist es daher auch, alternative Informationen zu tagesaktuellen Themen

zur Verfügung zu stellen, entweder direkt durch Redebeiträge auf den wöchentlichen

Mahnwachen oder durch das Posten von Links zu Artikeln und Videos in ihren Kanälen

in den Sozialen Netzwerken. Ziel ist es, die restliche Bevölkerung durch alternative

Informationen über die Manipulation der Massenmedien und das wahre

Weltgeschehen aufzuklären und so sprichwörtlich zum „Aufwachen“ zu bewegen.121

Auf den Mahnwachen wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder die

Forderung nach einer echten Presse- und Meinungsfreiheit artikuliert, die es in der

Bundesrepublik nach Ansicht der Teilnehmer der Mahnwachen aktuell nicht gibt.122

Im Bereich der alternativen und unabhängigen Medien gibt es unzählige

Nachrichtenportale, Blogs und YouTube-Kanäle, auf die auf den Mahnwachen immer

wieder als seriöse und unabhängige Informationsquelle verwiesen wird. Sie reichen

von dem Portal „KenFM“ um Ken Jebsen, dem Compact-Magazin von Jürgen

Elsässer, der Website „Wissensmanufaktur“ um Andreas Popp über die

europaskeptische Nachrichtenwebsite „Deutsche Wirtschafts Nachrichten“ bis zu

esoterischen Plattformen wie beispielsweise dem Internetauftritt des Kopp-Verlages

oder der verschwörungstheoretischen Website „Klagemauer TV“ um den Schweizer

Laienpredigers Ivo Sassek oder zu offen antisemitischen Blogs wie beispielsweise „Der

Honigmann sagt…“.123 Gemein haben alle diese Informationsportale, dass sie in ihrer

Darstellung mit den innerhalb der Friedensbewegung 2014 vorherrschenden Ansichten

119 Vgl. Speit, Andreas (2014): o. S. 120 Vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 121 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; vgl. Jakob, Christian (2014): o. S. 122 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14. Die Forderung nach Pressefreiheit wird bereits im ursprünglichen Aufruf zur ersten Mahnwache im März aufgegriffen: Wir! sind das Volk. Aufruf zum friedlichen Widerstand. Für Frieden in Europa und der Welt! Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal Reserve Bank!Schluss mit Lügen! Für eine ehrliche Presse! Demokratie jetzt! Immer Montags! Immer 18Uhr! Hamburg! (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.). 123 Vgl. KenFM (o. J.): o. S.; vgl. Compact Magazin für Souveränität (o. J.): o.S.; vgl. Wissensmanufaktur o. J.b): o. S.; vgl. Deutsche Wirtschafts Nachrichten (o. J.): o. S.; Kopp-Verlag (o. J.): o. S.; vgl. Klagemauer.TV (o. J.): o. S.; Der Honigmann sagt… (o. J.): o. S.

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und vor allem Feindbildern, beispielsweise zum Konflikt in der Ukraine, zum Nahost-

Konflikt, zum 11. September, zum Finanzsystem oder zur „New World Order“ (NWO)

übereinstimmen und zu deren Verbreitung maßgeblich beitragen.

Innerhalb der Bewegung der Mahnwachen wird praktisch nur das Internet als seriöses,

tagesaktuelles Informationsmedium anerkannt, da aus Sicht der Anhänger der

Friedensbewegung 2014 nur im Internet eine wirkliche Presse- und Meinungsfreiheit

herrscht, da hier jeder publizieren kann.124 Die verschwörungstheoretische Szene

kommuniziert fast ausschließlich über das Internet in Diskussionsforen, Blogs,

YouTube-Kanälen oder in Sozialen Netzwerken und hat mit der Friedensbewegung

2014 nun erstmals den Weg auf die Straße gefunden.125 Den auf diesen

Kommunikationsplattformen verbreiteten Informationen werden innerhalb der

Friedensbewegung 2014 eine hohes Maß an Authentizität und ein hoher

Wahrheitsgehalt zugesprochen.

2.4.3 Kapitalismuskritik

Ein weiteres Kernthema innerhalb der Friedensbewegung 2014 ist eine Kritik am

gegenwärtigen Finanzsystem, an dem vor allem die Zulässigkeit des Zinsnehmens

durch Banken und das sog. „Schuldgeldsystem“, nämlich Geld ohne einen materialen

Eigenwert, kritisiert wird.126

Die Bewegung der Mahnwachen für den Frieden orientiert sich in ihrer Kritik am

kontemporären Finanzsystem maßgeblich an der Theorie von der „Danistakratie“ von

Andreas Popp, dem zufolge im gegenwärtigen Finanzsystem eine „Herrschaft des

Wuchers“ obwalte und in der „das verzinste Geldsystem […] der Motor der

Umverteilung von Fleißig nach Reich.“127 sei. Popp ist als Wissenschaftler am

unabhängigen Forschungsinstitut „Wissensmanufaktur – Institut für

Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik“ tätig und überdies auch Mitglied in der

124 Vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S. 125 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S. Vor allem Videos werden zur Verbreitung verschwörungstheoretischer Inhalte genutzt. Meistens handelt es sich dabei um Videos, die von den Anhängern selbst und mit geringem technischem Aufwand produziert werden und in welchen eine elektronische Stimme die Inhalte vorliest. Ein typisches Beispiel eines Videos dieser Machart ist das Video „Anonymous – Nachricht an die deutsche Bevölkerung“, auf welches in der späteren Diskursanalyse zurückgegriffen wird (vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 00:00). 126 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. 127 Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 2.

31

wissenschaftlichen Leitung der „Wissensmanufaktur“.128 Andreas Popp tritt selbst

häufig als prominenter Redner auf den bundesweiten Mahnwachen für den Frieden

auf, um hier mit seinem „Plan B. Revolution des Systems für eine tatsächliche

Neuordnung“ seinen Weg aus dem bestehenden „Schuldgeldsystem“ vorzustellen.129

Die von Popp verfasste Schrift „Plan B“ fordert im Kern eine Abschaffung von Zinsen

und ist inhaltlich stark an den Theorien Silvio Gesells und Gottfried Feders

angelehnt.130 Vor allem auf die Thesen des im Nationalsozialismus besonders

geschätzten antisemitischen Ökonom Feder, der die Idee von der Trennung des

deutschen „schaffenden Industriekapitals“ vom jüdischen „raffenden Finanzkapital“ mit

seiner Schrift „Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes“

maßgeblich prägte, bezieht sich Popp in seiner Schrift positiv.131

Die zentralen Forderungen der Friedensbewegung 2014 im Bereich der Finanzpolitik

beschränken sich in Anlehnung an die von Popp weiterentwickelten und an aktuelle

Gegebenheiten angepassten ökonomischen Theorien Feders und Gesells daher auch

hauptsächlich auf die Forderung nach einer Abschaffung von Zinsen, einer

Vergemeinschaftung des Geldsystems und einer Einführung eines bedingungslosen

Grundeinkommens.132 Auch wenn die Friedensbewegung 2014 mit den Forderungen

nach einer Vergemeinschaftung des Geldsystems oder nach einem bedingungslosen

Grundeinkommen Zielsetzungen aufgreift, die häufig von linken Bewegungen erhoben

werden, übt sie mit der strukturell antisemitischen Unterscheidung in „gutes“ Industrie-

und „schlechtes“ Finanzkapital jedoch keine globale, klassisch-marxistische linke

Kapitalismuskritik und stellt so auch in diesem Themenfeld erneut ihre Offenheit für

antisemitische Welterklärungsmuster unter Beweis.133 Die positive Bezugnahme Popps

auf die Theorien des Antisemiten Gottfried Feder, die für die nationalsozialistische

Position zum Finanzsystem vor der nationalsozialistischen Machtergreifung besonders

prägend waren, wird innerhalb der Friedensbewegung 2014 ferner nicht als

problematisch angesehen. Mit der vorgenommenen Unterscheidung in Finanzkapital

128 Wissensmanufaktur (o. J.a): o. S.; vgl. Boehringer, Simone (2010): o. S. Laut seines auf der Website der „Wissensmanufaktur“ veröffentlichten Lebenslaufes ist Popp ferner verantwortlich für die „Popp GmbH“ und außerdem Vorstandsvorsitzender der „Popp AG“. Beide Unternehmen handeln mit Gold und anderen Edelmetallen als Investitionsmodell. 129 Vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011). 130 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Thurm, Frida (2014): o. S.; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014a): o. S.; vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 9; S. 17. 131 Vgl. Feder, Gottfried (1919); vgl. Popp, Andreas und Rico Albrecht (2011): S. 17. 132 Vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014a): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S. 133 Vgl. Schmidinger, Thomas (2004): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15.

32

und Produktivkapital begibt sich die Bewegung in die die Nähe von

Argumentationsmustern, die den klassischen Ressentiments des modernen

Antisemitismus, wie beispielsweise dem Vorurteil von den „Bankjuden“, die sich

angeblich seit jeher durch Geldhandel und das Nehmen von Zinsen bereichern, von

ihrer Struktur her ähneln, in denen Juden allerdings nicht offen als Schuldige benannt

werden.134

Neben der zentralen Beschäftigung mit den Zinsen des gegenwärtigen Finanzsystems

wird aber auch dieses Thema wie die bereits behandelten Themenschwerpunkte

„Frieden“ und „Medien“ innerhalb der Bewegung der Mahnwachen in einem

Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine gesehen, was auch bereits im

ursprünglichen Aufruf zur ersten Mahnwache im März 2014 deutlich wird, in dem sich

die Bewegung „[…] Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal

Reserve Bank! […]“135 ausspricht.136 Von den Protagonisten der Mahnwachen für den

Frieden wird der amerikanischen Notenbank, der Federal Reserve Bank (FED),

unterstellt, diese würde zum Zweck der Stabilisierung des US-Dollars und teilweise

über den Einfluss und die Absichten der US-Regierung hinaus Kriege forcieren, wie

dies aktuell am Beispiel der Ukraine zu sehen sei.137 Die Federal Reserve Bank wird in

diesem Kontext als eine der Hauptakteurinnen im Ukraine-Konflikt identifiziert und sei

aufgrund ihrer kriegstreiberischen Aktivitäten das größte Hindernis für den Frieden in

der Ukraine, dem sich die Bewegung verschrieben hat.138

2.4.4 (Post)Demokratie:

Als viertes Schwerpunktthema der „Friedensbewegung“ kann neben den Themen

„Frieden“, „Medien“ und „Geldsystem“ das Thema „Demokratie“ identifiziert werden.

Die Friedensbewegung 2014 zeichnet sich bei ihrem vierten Schwerpunktthema vor

allem durch eine ambivalente Haltung zur Idee der Demokratie auf der einen Seite (als

134 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 ff. Die späteren Diskursanalysen (Kapitel 4.2) befassen sich eingehend mit dieser Thematik. 135 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 136 Auch die „Hymne“ der „Mahnwachen für den Frieden“, der Rap Song „Frieden in allen Nationen“ des Berliner Rappers Photon, hat dieselbe Verschwörungstheorie als Thema, der zufolge die Federal Reserve Bank durch den Federal Reserve Act 1913 die Macht zur Kontrolle der weltweiten Politik, Wirtschaft und Presse erhielt, und diese seitdem unbeachtet von der weltweiten Öffentlichkeit aus dem Verbogenen steuere (vgl. Photon (2014): o. S.). 137 Vgl. Elsässer, Jürgen (2014b): o. S. 138 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.

33

Staatsform in Abgrenzung zu anderen möglichen Staatsverfassungen), und deren

wichtigsten Akteuren und Institutionen auf der anderen Seite, aus. Einerseits herrscht

auf den Mahnwachen für den Frieden insgesamt gesehen eine hohe Wertschätzung für

das Ideal der Demokratie und die Partizipation ihrer Bürger, häufig werden auf den

wöchentlichen Treffen Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung oder dem verstärkten

Einsatz direktdemokratischer Elemente zur Entscheidungsfindung artikuliert.

Andererseits herrscht innerhalb der Bewegung eine starke Unzufriedenheit mit dem

derzeitigen Zustand der repräsentativen Demokratie westlicher Prägung und damit

verbunden mit den politischen Institutionen innerhalb der Bundesrepublik, aber auch

der Europäischen Union. Den politischen Vertretern in den Regierungen und den

Parteien wird von Seiten der Anhänger der Friedensbewegung 2014 ein sehr hohes

Maß an Misstrauen entgegen gebracht.139

Die Befragung von Wissenschaftlern der TU Berlin auf einer Berliner Mahnwache im

Mai 2014 hat ergeben, dass zwar die Idee der Demokratie einerseits bei fast allen

Befragten eine hohe bis sehr hohe Wertschätzung (sehr dafür: 60,8%, ziemlich dafür:

30,9%, gesamt 91,7%) genießt, dass aber auf der anderen Seite den etablierten

gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Institutionen und Akteuren, wie

beispielsweise den Banken, den Großkonzernen, der Bundesregierung, den Parteien,

der Europäischen Union oder den Medien sehr wenig bis fast kein Vertrauen entgegen

gebracht wird, womit sich die Anhänger der Friedensbewegung 2014 mit diesen hohen

Misstrauenswerten massiv von der restlichen Bevölkerung unterscheiden. Etwas

besser schneiden Gerichte und Polizei ab, denen immerhin ein gewisses Maß an

Vertrauen entgegen gebracht wird. Wirklich hohes Vertrauen genießen ausschließlich

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Bürgerinitiativen.140 Bei den Mahnwachen

für den Frieden „[…] versammeln sich […] von der etablierten Politik Frustrierte, die oft

einen großen medialen Verschwörungszusammenhang als Ursache für diverse

139 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15; vgl. Ludwig, Kristina und Erik Peter (2014): o. S. 140 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 23 f. Die Befunden im Detail: Banken (kein Vertrauen: 88,9%, wenig Vertrauen: 11,0%, gesamt: 99,9%) Großkonzerne (kein Vertrauen: 87,5%, wenig Vertrauen: 12,4%, gesamt: 99,9%), Bundesregierung (kein Vertrauen: 71,0%, wenig Vertrauen: 28,5%, gesamt: 99,5%), EU (kein Vertrauen: 68,0%, wenig Vertrauen: 30,0%, gesamt: 98,0%), Parteien (kein Vertrauen: 60,0%, wenig Vertrauen: 39,0%, gesamt: 99,0%), Fernsehen (kein Vertrauen: 64,0%, wenig Vertrauen: 35,8%, gesamt: 99,8%) Zeitungen (kein Vertrauen: 49,0%, wenig Vertrauen: 30,0%, gesamt: 97,0%), Gerichte (kein Vertrauen: 18,0%, wenig Vertrauen: 46,0%, gesamt: 64,0%), Polizei (kein Vertrauen: 9,5%, wenig Vertrauen: 47,5 gesamt: 57,0%), NGOs/Bis (kein Vertrauen: 1,4%, wenig Vertrauen: 20,6%, gesamt: 22,0%).

34

Miseren ausmachen.“141 Die Unzufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie stellt

nach Daphi et al. folglich auch den entscheidenden Faktor in der Mobilisierung der

Teilnehmer zu den Mahnwachen für den Frieden dar.142

Die politikwissenschaftliche Debatte um die Zukunft und die mögliche Krise der

Demokratie westlicher Prägung wird in den letzten Jahrzehnten maßgeblich vom

Konzept der „Postdemokratie“ mitbestimmt, dass sich mit dem sinkenden Interesse der

Bürger liberaler Demokratien an den politischen Institutionen und Akteuren, dem damit

verbundenen Legitimitätsverlust dieser Institutionen und Akteure und dem steigenden

Einfluss von Eliten und Interessengruppen, befasst.143 Der britische

Politikwissenschaftler und Soziologe, Colin Crouch, hat sich diesem Krisenzustand

westlicher etablierter Demokratien, den er als „Postdemokratie“ beschreibt,

folgendermaßen genähert: Die Demokratie befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt zwar

auf einem globalen Höhepunkt, da aktuell mehr Staaten formal demokratischen

Kriterien genügen denn je. Die etablierten westlichen Demokratien befinden sich aber

gleichzeitig in einer Krise, da hier ein kontinuierliches sinkendes Interesse an der

Demokratie und ihren Institutionen festzustellen ist, was sich in einem Rückgang der

Partizipation der Bürger an den demokratischen Willensbildungsprozessen und einem

Legitimitätsverlust der politischen Vertreter, äußert.144 Dadurch, dass in der

Postdemokratie „[…] zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden, […], Wahlkämpfe

(aber) […] zu einem reinen Spektakel verkommen, […] bei denen die Mehrheit der

Bürger eine passive, schweigende, ja sogar apathische Rolle spielt, (während) im

Schatten dieser politischen Inszenierung die reale Politik hinter verschlossenen Türen

gemacht (wird)“145, entsteht nach Crouch ein Zustand, indem die Demokratie fast

ausschließlich von privilegierten Eliten und Lobbyisten der Wirtschaft kontrolliert wird

und der Einfluss der bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten stetig

abnimmt. Dies geht nach Crouch wiederum mit einem Rückgang des Interesses an der

Demokratie einher und bringe eine gesteigerte Politikverdrossenheit dieser sozialen

Gruppen mit sich.146 Zur Partizipation in der Postdemokratie führt Crouch weiter aus,

dass Nichtregierungsorganisationen und soziale Bewegungen zwar zahlenmäßig

141 Zombik, Jan (2014): o. S. 142 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28. 143 Vgl. Öztürk, Asiye (2011): o. S. 144 Vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 f.; vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 13; vgl. Nolte, Paul (2011): S. 6 145 Crouch, Colin (2008): S. 10 146 Vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 ff.; vgl. Mouffe, Chantal (2011): S. 3; vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 13; vgl. Böhnke, Petra (2011): S. 19 f.

35

zunehmen und an Bedeutung gewinnen, dass viele dieser neuen Organisationen sich

aber gegen politisches Engagement im eigentlichen Sinn wenden.147

In der Tradition dieses neuen Typs sozialer Bewegungen nach Crouch kann auch die

Friedensbewegung 2014 gesehen werden, deren wöchentliche Treffen im Kern ein

„Aufbegehren gegen die erlebte Entleerung der Demokratie“148 darstellen, deren

Protest aber in der Regel diffus und unpolitisch bleibt.149 Der Attac-Aktivist, Pedram

Shahyar, der sich der Bewegung der Mahnwachen angeschlossen hat, sieht im

Auftreten der Mahnwachen einen „Ausdruck der Krise der etablierten

parlamentarischen Demokratie“150 und in den Aktivisten der neuen Protestbewegung

vor allem Menschen, die einem gesellschaftlichen Spektrum angehören, das von der

politischen Repräsentation völlig losgelöst ist und sich daher gegen die etablierte

politische Kultur in der Bundesrepublik wendet. Shahyar hat es sich deshalb zur

Aufgabe gemacht diese Menschen wieder in das politische Geschehen einzubinden.151

Das hohe Maß an Unzufriedenheit unter den Anhängern der Mahnwachen gegenüber

den politischen Institutionen und Vertretern ist insofern ungewöhnlich, da diese

aufgrund ihres sozio-demographischen Profils eigentlich nicht den unterprivilegierten

und bildungsfernen Schichten angehören, die in der Theorie der Postdemokratie von

Crouch als besonders anfällig für Politikverdrossenheit identifiziert werden, sich selbst

aber als von der politischen Partizipation weitestgehend ausgeschlossen

wahrnehmen.152

Aus dieser Enttäuschung über den Zustand der Demokratie, die vor allem aus der

meist diffus bleibenden Wahrnehmung herrührt, nicht in politische Prozesse

eingebunden zu sein und nicht gefragt zu werden und die sich außerdem auch darin

äußert, dass die Anhänger der Friedensbewegung 2014 ihren eigenen Einfluss auf die

politischen Willensbildungsprozesse als sehr gering bis nicht vorhanden einschätzen,

147 Vgl. Crouch,Colin (2008): S. 24 f. 148 Daphi, Priska et al. (2014): S. 28. 149 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28; vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S. 150 Vgl. Shahyar, Pedram (2014b): o. S. 151 Vgl. Reeh, Martin (2014): o. S. 152 Vgl. Jörke, Dirk (2011): S. 15; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 f.; Statistisches Bundesamt (2012): o. S. Laut der Befragung der TU Berlin sind die durchschnittlichen Teilnehmer der Mahnwachen in der Regel männlich (70%), relativ jung (50% sind zwischen 25 und 39 Jahren alt) und damit auch jünger als die Teilnehmer anderer Protestbewegungen der letzten Jahre und 1/3 der Teilnehmer haben einen Hochschulabschluss (Gesamtbevölkerung: 13%). Interessant wäre ein Vergleich des durchschnittlichen Einkommens der Anhänger der „Friedensbewegung 2014“ zur Gesamtbevölkerung, Daten zum Einkommen der Befragten wurden in der Umfrage der TU Berlin allerdings leider nicht erhoben.

36

hat sich innerhalb der Bewegung der Mahnwachen zunehmend die Einstellung

durchgesetzt, dass es sich bei der repräsentativen Demokratie möglicherweise nicht

um die am besten geeignete Staatsform handele, um die Interessen des Volkes

optimal zu vertreten.153 Eine Rede des ehemaligen Moderators und heutigen

Betreibers des Nachrichtenportals KenFM, Ken Jebsen, auf der Berliner Mahnwachen

für den Frieden vom Mai 2014 zum Zustand der Demokratie kann für diese

Wahrnehmung als symptomatisch gelten: „[…] Das denkt man, dass Demokratie alle

Probleme lösen kann, es gibt auch andere Möglichkeiten, und da orientiere ich mich

auch an der Natur: Stellt euch mal vor, Zugvögel würden die Reise nach Afrika

demokratisch organisieren, die kämen nur bis Sylt! (Gelächter) Die kämen nur bis Sylt!

Und dann wär's vorbei und dann würd' sie der Winter auf Sylt einholen, ja? Die Vögel

fliegen nach Afrika ohne lang rumzudiskutieren und sie fliegen auch wieder zurück, und

sie halten sich an ein Gesetz, an ein natürliches Gesetz, das heißt auch das ist

möglich. Und ich erkenne, dass Zugvögel recht friedlich leben seit vielen tausend

Jahren; ohne Demokratie. Ja wie machen denn die Vögel das, wie finden sie den Ort

eigentlich ohne Google Earth? Die Natur ist schlau genug, orientier' dich doch mal an

der Natur und versuche nicht die Natur zu verbessern! (Beifall) […]“154.

Die gesellschaftliche und parlamentarische Debatte wird in der Bewegung der

Mahnwachen als unnötiger Ballast auf dem Weg zur gerechten Entscheidungsfindung

zum Wohle aller wahrgenommen. Dem demokratischen Prinzip wird etwas natürliches,

organisches entgegen gesetzt, was mitunter besser dazu geeignet sei den

gemeinsamen Willen nach Frieden und Gerechtigkeit zu artikulieren, der aus Sicht der

Friedensbewegung 2014 zwar eigentlich allen Menschen innewohnt, aber durch den

Einfluss der Institutionen der modernen Gesellschaft auf das Leben der Individuen, wie

etwa dem Staatssystem der repräsentativen liberalen Demokratie oder dem

kapitalistischen Wirtschaftssystem, in vielen Menschen unterdrückt werde.155

Auffallend ist, dass die Bewegung auch zum Thema Demokratie und der Verbesserung

der demokratischen Partizipation keine klaren Positionen oder Ziele formuliert. Es

scheint vor allem wichtig zu sein, dass man gemeinsam auf die Straße geht, der

Umbruch in eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft werde sich schon ergeben,

153 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 25. In der Umfrage der TU Berlin unter den Teilnehmern der Berliner Mahnwache geben 76,8% der Befragten an, dass sie glauben keinen (39,9%), oder nur geringen (36,9%) Einfluss auf das Tun der Regierung zu haben. 154 Jebsen, Ken (2014a): o. S., ab Minute 15:20. 155 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014a): o. S.

37

wenn sich möglichst viele Menschen der Bewegung angeschlossen haben.156 Die

Position der Friedensbewegung 2014 ist besonders in diesem Themenbereich von

einem antimodernen Pessimismus gekennzeichnet, der sich in einer massiven

Ablehnung und Skepsis gegenüber den demokratischen Institutionen äußert. An dieser

Stelle offenbart sich die Gefahr für den Bestand der etablierten Demokratien, die Colin

Crouch in seiner These von der „Postdemokratie“ durch die zunehmende politische

Entfremdung der sozialen Gruppen, die den Zugang zur politischen Partizipation

verloren haben, prognostiziert.157

2.5 Politische Verortung der Mahnwachen im Links-Rechts-Spektrum

Obwohl sich die Friedensbewegung 2014 mit ihren Kernthemen „Frieden“, „Medien“,

„Geldsystem“ und „Demokratie“ auf den ersten Blick gut in das Bild sozialer

Bewegungen aus dem linken politischen Spektrum einzufügen scheint, war die

öffentliche Debatte über die Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen von

Beginn an von der Frage geprägt, ob es sich bei der neu entstandenen

Protestbewegung um eine „neurechte“ Bewegung handele.158 Der Vorwurf eine

neurechte Bewegung zu sein und der Verweis auf die Akzeptanz antisemitischer und

antiamerikanischer Standpunkte innerhalb der Friedensbewegung 2014 wurde

erstmals einen Monat nach dem Stattfinden der ersten Mahnwache für den Frieden

von der Soziologin und Publizistin Jutta Ditfurth in einem Interview in der Sendung

Kulturzeit (3Sat) vom 16. April 2014 an die neue Protestbewegung erhoben159 und

anschließend in vielen Medienberichten über die Mahnwachen reproduziert.160

Der Terminus „Neue Rechte“ wird in der medialen Öffentlichkeit häufig als

Bezeichnung für alle politischen Parteien und Organisationen verwendet, die sich im

bundesdeutschen Parteienspektrum am rechten Rand des Parteiensystems, also

rechts der CDU/CSU, ansiedeln. Hinsichtlich der programmatischen und ideologischen

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Parteien und Gruppierungen, die zur Neuen

Rechten gezählt werden, liegt allerdings keine einheitliche Begriffsbestimmung vor,

156 Vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S.; vgl. Wellbrock, Joerg (2014): o. S. 157 Vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Crouch, Colin (2008): S. 7 ff. 158 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 3; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 159 Vgl. o. V. (2014d): o. S. 160 Vgl. Peter, Erik und Julia Neumann (2014): o. S.; vgl. Leber, Sebastian (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S.

38

was die Verwendung des Begriffs problematisch macht. Unter den Begriff der Neuen

Rechten werden bisweilen alle Parteien und Gruppierungen rechts von CDU/CSU

subsumiert, die in Bezug auf ihre Programmatik beispielsweise von Parteien mit

demokratischen (national)konservativen, (national)liberalen oder (wirtschafts)liberalen

Positionen bis hin zu antidemokratischen Gruppierungen, die die demokratische

Ordnung als Ganzes ablehnen, reichen können.161 Darüber, ob es ideologische

Merkmale gibt, die die Zugehörigkeit einer politischen Bewegung zur Familie der

neurechten Gruppierungen belegen würden, wie dies etwa häufig in Definitionen des

Begriffs „Rechtsextremismus“ vorgenommen wird, geben die gängigen Definitionen

des Begriffs „neurechts“ in der Regel keine Auskunft. Erschwert wird die Verwendung

des Begriffs „Neue Rechte“ außerdem dadurch, dass dieser sich durch seine

begriffliche Unschärfe nicht eindeutig von Begriffen wie „Rechtsextremismus“ oder

„Rechtspopulismus“ abgrenzen lässt und je nach Autor mitunter synonym mit diesen

verwendet wird.162 Die Charakterisierung der Friedensbewegung 2014 als neurechte

Bewegung ist also schon aufgrund der begrifflichen Unschärfe des Begriffs „neurechts“

in ihrer Aussagekraft stark eingeschränkt.

Das Konzept der „neuen (radikalen) Rechten“, wie es etwa von dem

Politikwissenschaftler Michael Minkenberg formuliert wurde und das zur Beschreibung

des Phänomens der neurechten Bewegung am geeignetsten erscheint, sieht die

Gemeinsamkeit der Parteien und politischen Gruppierungen, die unter dem Begriff der

Neuen Rechten subsumiert werden, vor allem in ihrem erstmaligen europaweiten

Auftreten Anfang der Achtzigerjahre als Antwort auf gesamteuropäische

Herausforderungen wie etwa sozialer Wandel, Wertewandel, technische

Modernisierung, geringes Wirtschaftswachstum, Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftliche

und politische Globalisierung verbunden mit einem Bedeutungsverlust des

Nationalstaates oder den Herausforderungen durch neue Migrationsbewegungen nach

Europa. Die europaweite Konjunktur neurechter Parteien und Gruppierungen wird als

eine neue Entwicklungsphase innerhalb des europäischen Rechtsextremismus

verstanden. Minkenbergs Definition der „neuen (radikalen) Rechten“ kann sowohl auf

Parteien des demokratischen Konservatismus, die die demokratische politische

161 Vgl. Stöss, Richard (2013): S. 564 f. 162 Vgl. Pfahl-Traughber, Armin (2009): o. S.; vgl. Aftenberger, Ines (2007): S. 37 f.

39

Ordnung befürworten, als auch auf Parteien des antidemokratischen

Rechtsextremismus angewendet werden.163

Es lassen sich im Allgemeinen drei Gründe identifizieren, die ausschlaggebend dafür

waren, dass die Friedensbewegung 2014 in der öffentlichen Wahrnehmung als

„neurechts“ eingestuft wurde:

1. Ablehnung der Kategorien „rechts“ und „links“ zur politischen (Selbst-

)Einordnung: Die Einstufung der neuen Protestbewegung als neurechte

Bewegung war in erster Linie durch die Position eines Großteils ihrer Anhänger

bedingt, die die Kategorien rechts und links zum Zweck der politischen (Selbst-

)Einordnung ablehnen, da diese „politisch überholt“ seien. In der Umfrage der

TU Berlin wollten sich 39% der Befragten selbst nicht auf der Links-Rechts-

Skala einordnen, 66,6% der Befragten stimmten der Aussage „Die Einteilung in

„links“ und „rechts“ in der Politik ist überholt“ zum Teil oder ganz zu.164 Dass die

Kategorien rechts und links überholt seien, ist ein häufiges Thema auf den

bundesweiten Mahnwachen und wird von vielen Rednern immer wieder

bekräftigt, es ist daher nicht überraschend, dass viele der Befragten dieser

Aussage zustimmten.165 In vielen Fällen scheint diese Einstellung der

Wahrnehmung zu entstammen, dass die politischen Kategorien rechts und links

zu einer unnötigen und vermeidbaren Spaltung innerhalb der Bevölkerung

führen würden. Häufig wird außerdem unterstellt, dass der Rückgriff auf

politische Ideologien von mächtigen Kräften aktiv dazu benutzt würde, die

Bevölkerung zu entzweien und so ein Auflehnen der Menschen zu

verhindern.166 Daphi et al. interpretieren die Ablehnung der Kategorien rechts

und links innerhalb großer Teile der Anhängerschaft der Mahnwachen als „[…]

einen starken antipolitischen Wunsch nach einer Gesellschaft ohne

Widersprüche und Konflikte […]“167.

2. Die Parteien NPD und AfD riefen zur Teilnahme an den Mahnwachen für den

Frieden auf: Sowohl die rechtsextreme NPD, als auch die rechtspopulistische

AfD riefen zur Teilnahme an den Mahnwachen der Friedensbewegung 2014

auf, zudem nahmen mit Sebastian Schmidtke, Sigrid Schüssler und Karl Richter

163 Vgl. Minkenberg, Michael (1998); vgl. Stöss, Richard (2013): S. 567 f. 164 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18. 165 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18; vgl. Kleinschmidt, Rudolf (2014b): o. S. 166 Vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 11. 167 Daphi, Priska et al. (2014): S.19.

40

führende Vertreter der NPD und NPD-naher Organisationen mehrmals an den

Mahnwachen in Berlin, Frankfurt am Main und München teil.168 Für Beobachter

war vor allem überraschend, dass sich die neue Protestbewegung nicht etwa

von den Aufrufen von Seiten der NPD oder AfD distanzierte, sondern

stattdessen betonte, mit allen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen

in einen Dialog über Frieden treten zu wollen und hier auch bei Mitgliedern der

Parteien AfD oder NPD keine Ausnahme zu machen.169 Von vielen

Befürwortern der Mahnwachen wird der Hinweis auf Neonazis und

Rechtspopulisten innerhalb der eigenen Anhängerschaft häufig als

Diffamierungskampagne und Versuch der Spaltung durch die Medien und

Kritiker des traditionellen linken Spektrums aufgefasst.170

3. Der Wunsch nach einer „Querfront“: Der prominente Protagonist der

Friedensbewegung 2014, der Publizist und Herausgeber des „Compact-

Magazin“, Jürgen Elsässer, betreibt bewusst eine sog. „Querfrontstrategie“, bei

der versucht wird eine Zusammenarbeit linker und rechter politischer Kräfte zu

bestimmten Themen anzustreben.171 Elsässer, Publizist und vormals Autor für

Zeitschriften des linken politischen Spektrums wie etwa „konkret“, „der Freitag“,

„Jungle World“ oder „Junge Welt“, gründete 2010 sein Magazin „Compact –

Magazin für Souveränität“ mit dem expliziten Ziel, ein Debattenmedium für linke

sowie rechte politische Kräfte zu schaffen.172 Die Mahnwachen für den Frieden

sind in ihrer Sache selbst ein solches Querfrontprojekt, da hier durch die

Verneinung der Einordnung in eine politische Richtung versucht wird,

traditionell linke friedensbewegte Strömungen, aber auch rechtsextreme,

rechtspopulistische und rechtsesoterisch-verschwörungstheoretische

Strömungen in einer neuartigen Protestbewegung zu vereinen.173

168 Vgl. Bubgegenextremerechte (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Johanson, Ole (2014): o. S.; vgl. Friedensdemo-Watch o. J.): o. S. 169 Vgl. Wittich, Elke (2014): o. S.; vgl. Kahane, Anetta (2014): o. S.; vgl. Blum, Benjamin (2014): o. S. 170 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 22. 171 Vgl. Thurm, Frida (2014): o. S. 172 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; Langer, Anette (2013): o. S. 2013 initiierte Elsässer außerdem die „Compact-Konferenz für die Zukunft der Familie“, auf der unter anderem der SPD-Politiker Thilo Sarrazin und die Autorinnen des russischen Gesetzes „gegen Homo-Propaganda“ Jelena Misulina und Olga Batalina, auftraten. Die Konferenz wurde in der deutschen medialen Öffentlichkeit vor allem unter dem Hintergrund der Homosexuellenfeindlichkeit und Russlandaffinität des Initiators Elsässers, diskutiert. 173 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11.

41

Der Vorwurf an die Friedensbewegung 2014, eine neurechte Bewegung zu sein, wurde

in der medialen Debatte in der Regel mit dem Vorwurf der Offenheit der Bewegung für

Antisemitismus und auch Antiamerikanismus, verknüpft. Begründet wurde dieser

Vorwurf häufig mit dem Hinweis auf die herausragenden Rollen Ken Jebsens und

Jürgen Elsässers innerhalb der neuen Protestbewegung, die in der Vergangenheit

beide massiv durch antisemitische Äußerungen in Erscheinung getreten waren.174

Während Ken Jebsen innerhalb der Bewegung der Mahnwachen weiterhin ein hohes

Ansehen genießt, haben sich führende Vertreter des linken Flügels der

Friedensbewegung 2014 um den Attac-Aktivisten Pedram Shahyar von Jürgen

Elsässer und dessen Querfrontbestrebungen und rassistischen Positionen

distanziert.175 Seit Juli 2014 existiert in Berlin zusätzlich zu der ursprünglichen

Mahnwache am Brandenburger Tor eine Mahnwache am Alexanderplatz, auf der sich

der rechte Flügel der Friedensbewegung 2014 trifft und auf der Elsässer in

regelmäßigen Abständen als Redner auftritt.176

Die Befragung der TU Berlin unter den Teilnehmern der Berliner Mahnwache im Mai

2014 hat sich intensiv mit der Frage befasst, ob es sich bei der Friedensbewegung

2014 um eine neurechte Bewegung handelt und hat zu diesem Zweck untersucht, ob

die Anhänger der neuen Protestbewegung rechte und rechtsextreme Einstellungen

besitzen, was die medial häufig geäußerte These von der neurechten Bewegung

stützen würde. Den Befragten wurden Items zur Messung der verschiedenen

Dimensionen des Rechtsextremismus (Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, 174 Vgl. Afanasjew, Nik und Joachim Huber (2012): o. S.; vgl. Drögemüller, Dennis (2011): o. S. So verlor der Radiomoderator Ken Jebsen Ende 2011 seine Anstellung beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aufgrund von wiederholten antisemitischen und antizionistischen Äußerungen, die er in seiner Funktion als Moderator seiner Sendung „KenFM“ getätigt hatte. Jebsen äußerte in seiner Sendung beispielsweise häufiger Zweifel an der „offiziellen Darstellung“ der Terroranschläge des 11. September 2001 und leistete mit seinen Beiträgen antisemitischen und antiamerikanischen Verschwörungstheorien Vorschub. Zum endgültigen Bruch mit dem RBB kam es Ende 2011, nachdem der Publizist Henryk M. Broder auf seinem Blog „Die Achse des Guten“ eine E-Mail Jebsens an einen RBB-Zuhörer veröffentlicht hatte, in welcher Jebsen von einer „Holocaust-PR“ spricht und seinen Glauben an eine jüdische Weltverschwörung zum Ausdruck bringt (vgl. Broder, Henryk M. (2011): o. S.). Vgl. Schnell, Lisa (2014): o. S. So bezeichnete Jutta Ditfurth Jürgen Elsässer in ihrem Interview in der Sendung „Kulturzeit“ (3Sat) als einen „glühenden Antisemiten“, wogegen dieser gerichtlich vorging (vgl. o. V. 2014d): o. S. (ab Minute 03:03)). Auf den Mahnwachen selbst äußerte sich Elsässer antisemitisch, indem er etwa die Existenz einer „jüdischen Finanzoligarchie“ unterstellte, die die weltweiten Finanzmärkte in verschwörerischer Absicht zu ihrem eigenen Vorteil lenke (vgl. Alruna, Alrun (2014): o. S. ,ab Minute 03:59). Elsässer steht außerdem wegen seines Treffens mit dem ehemaligen iranischen Präsidenten und Holocaustleugner Mahmoud Ahmadinedschad im Jahr 2012 stark in der Kritik. 175 Vgl. Shahyar, Pedram (2014a): o. S. ; vgl. Jamal, Julius (2014): o. S.; vgl. Elsässer, Jürgen (2014a): o. S. 176 Vgl. Nym, Arno (2014): o. S.

42

Chauvinismus, Antisemitismus, NS-Verharmlosung) vorgelegt. Die Befragung ergab,

dass nur 2 von 306 Befragten ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild besaßen, die

Zustimmung zu einzelnen Dimensionen des Rechtsextremismus fiel indessen deutlich

höher aus. Die rechtsextremen Aussagen wurden von den Befragten mehrheitlich

abgelehnt, womit sich diese sogar zum Teil deutlich unter dem bundesdeutschen

Durchschnitt befanden, wie ein Vergleich mit den Leipziger „Mitte-Studien“ zeigt. Eine

Ausnahme bildet die Zustimmung zur rechtsautoritären Diktatur. Der Aussage „Ein

Führer, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert“ wurde von einer

relativ großen Zahl der Befragten (35%) überwiegend oder ganz zugestimmt während

nur 9,3% der Gesamtbevölkerung dieser Aussage teilweise oder ganz zustimmen.177

Die Befragung der TU Berlin zum Komplex der rechtsextremen Einstellungen der

Teilnehmer der Mahnwachen für den Frieden kommt zu dem Ergebnis, dass die

überwiegende Anzahl der Teilnehmer kein geschlossenes rechtsextremes Weltbild

besitzt, aber einzelnen Dimensionen der rechtsextremen Einstellung, wie

beispielsweise einer Befürwortung der autoritären Diktatur, überproportional häufig

zustimmt. Besonders alarmierend erscheinen in diesem Zusammenhang die hohen

Zustimmungswerte für die rechtsautoritäre Diktatur, die auch an der starken

Begeisterung vieler Anhänger der Friedensbewegung 2014 für charismatische

Führungspersonen wie den russischen Präsidenten Vladimir Putin, aber auch den

Radiomoderator Ken Jebsen deutlich wird. (Allerdings liegt zu diesem Fragenkomplex

der Umfrage der TU Berlin nur eine sehr geringe Fallzahl an verwertbaren Antworten

vor, was die Aussagekraft der Umfrage in diesem Punkt stark vermindert.)

Abschließend kann konstatiert werden, dass der Vorwurf an die Friedensbewegung

2014 im Kern eine neurechte Bewegung zu sein, nur zum Teil aufrechterhalten werden

kann. Was die politischen Einstellungen der Anhänger der Bewegung betrifft, haben

nur wenige ein rechtsextremes Weltbild, die meisten Teilnehmer der Mahnwachen sind 177 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18 ff.; vgl. Decker, Oliver et al. (2014): S. 32 ff. Die restlichen Ergebnisse im Vergleich: „Diktatur unter Umständen bessere Staatsform“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,3%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (6,7%). „Endlich wieder Mut zu Nationalgefühl: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,4%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (29,9%). Zustimmung „Deutsche Interessen härter gegenüber dem Ausland durchsetzen.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (5,9%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (21,4%). „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (2,1%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (11,7%). „Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (8,9%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (10,3%). „Die Verbrechen des NS sind in der Geschichtsschreibung übertrieben worden.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (3,2%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (7%). „Der NS hatte auch gute Seiten.“: Zustimmung „Friedensbewegung 2014“ (5%), Zustimmung Gesamtbevölkerung (9,2%).

43

klar links orientiert und verwehren sich gegenüber der Fremdzuschreibung als

neurechte Bewegung, wie sie von Kritikern zuweilen vorgenommen wird. Auch das

Ideal der Demokratie als bestmögliche Staatsform genießt innerhalb der Bewegung ein

hohes Ansehen. Andererseits existiert innerhalb der neuen Protestbewegungen

Querfrontbestrebungen über politische Grenzen hinweg, sowie der starke antipolitische

Wunsch, die politischen Kategorien rechts und links zum Wohle einer organischen

(Volks-)gemeinschaft ohne innere Widersprüche zu überwinden. Alarmierend

erscheinen auch die hohen Zustimmungswerte der Befragten zur rechtsautoritären

Diktatur und die Offenheit der Bewegung für antisemitische und antiamerikanische

Positionen.178 Mit den auf den Mahnwachen vertretenen Positionen liefert die

Bewegung starke Anknüpfungspunkte für rechtspopulistische und rechtsextreme

Parteien und Gruppierungen und verpasst es zudem, sich von einer positiven

Bezugnahme dieser Gruppierungen auf die Friedensbewegung 2014 zu distanzieren.

Im Sinne der Definition einer Bewegung der „neuen (radikalen) Rechten“, wie sie

Michael Minkenberg vorgenommen hat, kann die Friedensbewegung 2014 aber auch

als eine Bewegung gesehen werden, die sich als Antwort auf gesellschaftliche

Umbrüche formiert hat, welche beispielsweise durch eine zunehmende wirtschaftliche

und politische Globalisierung, eine technische Modernisierung und einen Wertewandel

zustande kommen und seit den Achtzigerjahren eine Herausforderung für die

westlichen Demokratien und Industriestaaten darstellen. Getreu dieser Definition einer

Bewegung der „neuen (radikalen) Rechten“ versucht auch die Friedensbewegung 2014

- im Sinne der konservativen Idee - im Niedergang befindliche „Ideale“, wie eine

Volksgemeinschaft oder einen starken Nationalstaat, zu „konservieren“.

2.6 Die Mahnwachen für den Frieden und Occupy

Die Mahnwachen für den Frieden entstanden im März 2014 als Reaktion auf die

Eskalation des militärischen Konflikts in der Ostukraine und haben sich in den

darauffolgenden Wochen zu einer bundesweiten neuen Protestbewegung formiert, mit

vielen regionalen Ablegern in den deutschen Großstädten, vielen mittelgroßen Städten

und einigen Teilnehmerstädten in Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Die

Entstehung einer für den deutschsprachigen Bereich nahezu flächendeckenden neuen

Protestbewegung geschah für die meisten Beobachter überraschend und unerwartet.

178 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 22 f.

44

Allerdings ist diese abrupte Formation einer neuen Protestbewegung kein absolutes

Novum, in den 2000er Jahren entstanden in der Bundesrepublik in relativ kurzer Zeit

tatsächlich eine Vielzahl neuer Protestbewegungen und neuer Protesttypen, die von

den „Wutbürgerprotesten“ gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ oder gegen Fluglärm,

bis hin zu der kapitalismus- und globalisierungskritischen Occupy-Bewegung,

reichen.179 Vor allem zwischen Occupy und der Friedensbewegung 2014 existiert eine

Reihe von Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Themen, Ziele, Organisationsstruktur

und dem demographischen Profil ihrer Teilnehmer. Diese inhaltlichen wie strukturellen

Gemeinsamkeiten sollen im folgenden Kapitel näher beleuchtet werden.

Die Occupy-Bewegung entstand im Herbst 2011 als vornehmlich kapitalismuskritische

Reaktion auf die globale Banken- und Finanzkrise. Im September 2011 besetzte eine

Gruppe von Aktivisten unter dem Motto „Occupy Wall Street“ den Zuccoti-Park in

Manhattan, was den Beginn der neuen Protestbewegung markierte.180 Ihre

Inspirationsquellen in Bezug auf Themen und Aktionsformen fand Occupy in der

globalisierungskritischen Bewegung der Jahrtausendwende181, aber auch in den

Demokratisierungsbewegungen der arabischen Welt des Jahres 2011, dem „Arab

Spring“.182 Der Leitspruch der neuen Protestbewegung aus den USA lautete „Wir sind

die 99%!“. Occupy verstand sich als symbolischer Interessensvertreter eines Großteils

der Weltbevölkerung, der 99%, die als zunehmend ausgeschlossen von sowohl

politischer Einflussnahme, als auch von finanziellem Vermögen, wahrgenommen

wurden. Im Sinne der Theorie von der Postdemokratie nach Colin Crouch ging auch

die Occupy-Bewegung davon aus, dass die demokratischen Willensbildungsprozesse

zunehmend von wirtschaftlichen Eliten dominiert werden und der politische Einfluss der

restlichen Bevölkerung stetig abnimmt.183 Die größte Macht zur Einflussnahme sah die

neue Protestbewegung bei Großkonzernen und Banken, deren Vertreter sich zu den

179 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3. 180 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 23; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 181 Vgl. Hartleb (2012): S. 20 ff. Die globalisierungskritische Bewegung formierte sich erstmals im Jahr 1999 mit den Protesten gegen das Treffen der World Trade Organization in Seattle. Besondere Kennzeichen dieser neuen Protestbewegung sind ihre globale Protestebene und die medienwirksamen und regelmäßigen Proteste anlässlich von globalen Wirtschaftsforen oder Gipfeltreffen, wie beispielsweise die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm im Jahr 2007. Wichtigste Dachorganisation der globalisierungskritischen Bewegung in Deutschland ist das Netzwerk Attac. 182 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 12. Der Aufruf zur Besetzung des Zuccoti-Parks welcher bei Twitter verbreitet wurde nahm direkten Bezug zur Besetzung des Kairoer Tahrir-Platzes im Zuge des Arabischen Frühlings zu Beginn des Jahres 2011. 183 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22.

45

zentralen Feindbildern der Bewegung entwickelten.184 Die Occupy-Bewegung hatte es

sich daher zum Ziel gesetzt das demokratische Gemeinwesen und die Teilhabe am

finanziellen Wohlstand (symbolisch) zurück zu erobern.185 Zum zentralen

Erkennungsmerkmal der neuen Bewegung wurde die Guy-Fawkes-Maske, die zuvor

bereits von dem Hackerkollektiv Anonymous verwendet wurde, welches sich mit der

Occupy-Bewegung solidarisierte und welches auch in den Sozialen Netzwerken zu

einer Teilnahme an Occupy aufrief.186

Von den USA breitete sich die Occupy-Bewegung in kurzer Zeit in zahlreichen Ländern

der westlichen Welt aus, auch in Deutschland existierten unter dem Motto „Occupy

Germany“ in vielen Großstädten Occupy-Protestcamps, von denen sich das letzte im

November 2012 in Hamburg auflöste. Weltweit gab es in ca. 1.000 Städten Occupy-

Camps, wobei die meisten Protestcamps im Ursprungsland der Bewegung, den USA,

bereits im November und Dezember 2011 geräumt wurden. In Deutschland nahmen

ca. 40.000 Menschen am Occupy-Aktionstag am 15. Oktober 2011 in Frankfurt am

Main teil, Frankfurt war außerdem die Stadt mit dem größten Occupy-Camp in

Deutschland. Aber auch in Deutschland flachten die anfangs sehr hohen

Teilnehmerzahlen im Winter 2012 stark ab und die noch existierenden Protestcamps

wurden mit ein paar Dutzend Aktivisten weitergeführt, bis sie sich schließlich 2012

nach und nach auflösten. Im Mai 2012 und 2013 wurden die Occupy-Proteste in

Frankfurt unter dem Motto „Blockupy“ in leicht abgewandelter Form im Rahmen von

Aktionstagen fortgeführt.187

Nach einer kurzen Zeitspanne von nur etwa einem Jahr war die neu entstandene

Protestbewegung, trotz ihrer anfänglich sehr hohen Teilnehmerzahlen und der starken

Aufmerksamkeit, die sie weltweit genoss, wieder zum Erliegen gekommen. Neuartig an

der Occupy-Bewegung waren vor allem ihr starkes, globales Anwachsen in relativ

kurzer Zeit, die Okkupation öffentlicher Plätze im Rahmen der Protestcamps, der hohe

Anteil an Aktivisten, die vor der Occupy-Bewegung noch nicht politisch aktiv waren, die

fast ausschließliche Vernetzung der Aktivisten über neue soziale Medien des Internets

und das weitgehende Fehlen konkreter politischer Zielsetzungen oder Forderungen

und Organisationsstrukturen. Mit Occupy war ein neuer Protesttyp entstanden, dessen

184 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 49. 185 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 186 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 7 f.; S. 25; vgl. Heine, Matthias (2011): o. S. 187 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 24 f.; S. 35.

46

zentrale Merkmale in vielerlei Hinsicht ihre Fortführung in der Friedensbewegung 2014

finden:188

1. Rasches Anwachsen beider Protestbewegungen in kurzer Zeit: Wie auch

Occupy wuchs die Friedensbewegung 2014 in kurzer Zeit zu einer an vielen

Orten ansässigen Bewegung an, auch wenn es sich bei der Friedensbewegung

2014 um keine globale Protestbewegung handelt, da sich diese bisher nur auf

den deutschsprachigen europäischen Bereich beschränkt. Auch die

Teilnehmerzahlen der Mahnwachen sind deutlich geringer als die der Occupy-

oder Blockupy-Aktionstage der Jahre 2011 bis 2013.189

2. Zentrale Rolle der Sozialen Medien in der Mobilisierung: Bei beiden

Bewegungen fand die Bewerbung der Demonstrationen oder der Mahnwachen

fast ausschließlich über die sozialen Netzwerke statt, entweder über das

Verbreiten von Aufrufen in Facebookgruppen oder auf Facebookseiten, über

Blogartikel, über Aufrufe im Kurznachrichtendienst Twitter oder durch

Mobilisierungsvideos, die auf der Videoplattform YouTube bereitgestellt

wurden. Mit dem Internet als bevorzugtes Medium zur Mobilisierung

unterscheiden sich die beiden neuen Protestbewegungen stark von anderen

sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik, wie beispielsweise den

Wutbürgerprotesten, der traditionellen Friedensbewegung oder der

Umweltbewegung. Durch die Wahl des Mediums Internet sind beide

Bewegungen stärker überregional, und im Falle von Occupy international,

vernetzt als andere Protestbewegungen der letzten Jahre.190

3. Gemeinsamkeiten in den Protestformen: Gemeinsam ist beiden

Protestbewegung außerdem, dass sie ihren Protest bewusst durch die

Okkupation des öffentlichen Raums regelmäßig und über einen längeren

Zeitraum hinweg in die Öffentlichkeit trugen, bei Occupy über dauerhafte

188 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f. 189 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S.; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 35. Verglichen mit der Occupy-Bewegung in Deutschland gibt es deutlich mehr regionale Gruppen, die in ihren jeweiligen Heimatstädten wöchentliche „Mahnwachen für den Frieden“ organisieren. Die Teilnehmerzahlen rangieren hier allerdings von einigen hundert Menschen in den Großstädten wie beispielsweise Berlin oder Frankfurt am Main bis zu Teilnehmerzahlen des mittleren zweistelligen Bereichs in mittelgroßen Städten wie beispielsweise Mainz. An den zentralen Occupy- und Blockupy-Aktionstagen der Jahre 2011 und 2012 in Frankfurt am Main nahmen ca. 40.000 bzw. 20.000 Menschen teil, während an den größten Mahnwachen in Berlin, wie beispielsweise am Ostermontag, am 19. Juli oder am 3. Oktober 2014 nur ca. 2.000 Menschen teilnahmen. 190 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11 f.; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 2; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 10 f.

47

Protestcamps und bei der Friedensbewegung 2014 durch die wöchentlichen

Mahnwachen, die an belebten Plätzen in den Innenstädten stattfinden.191 Aber

auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 haben sich in einigen Großstädten

im Sommer 2014 Camps gegründet, wie beispielsweise in Frankfurt am Main

oder in Köln.192

4. Demographisches Profil der Teilnehmer: Auch in Bezug auf das

demographische Profil ihrer Teilnehmer existieren starke Gemeinsamkeiten

zwischen Occupy und der Friedensbewegung 2014. Wie die Befragung von

Wissenschaftlern der TU Berlin unter Teilnehmern der Mahnwachen und die

Befragung von Wissenschaftlern der Universität Trier unter Teilnehmern von

Occupy Germany ergaben, sind die typischen Teilnehmer beider Bewegungen

männlich, jung, gut ausgebildet und waren häufig vorher politisch noch nicht

aktiv. In beiden Bewegungen finden sich im Gegensatz zu anderen sozialen

Bewegungen sehr wenige Menschen, die sich in Parteien engagieren. In Bezug

auf das Bildungsniveau ähneln die Teilnehmer von Occupy Germany und der

Friedensbewegung 2014 dem allgemeinen Teilnehmerprofil von sozialen

Bewegungen in der Bundesrepublik, beide Teilnehmergruppen sind allerdings

deutlich jünger als die Teilnehmer anderer Protestbewegungen der letzten

Jahre, wie beispielsweise die Teilnehmer der Wutbürgerproteste. Auch der

hohe Anteil männlicher Teilnehmer an beiden neuen Protestbewegungen findet

sich so nicht in anderen sozialen Bewegungen der letzten Jahre.193

5. Ablehnung des Rechts-Links-Schemas: Eine weitere Gemeinsamkeit der

beiden Protestbewegungen ist die Ablehnung des Rechts-Links-Schemas durch

einen Großteil ihrer Teilnehmer. Innerhalb der Gruppe der Occupy-Teilnehmer

191 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 12; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 23. 192 Vgl. Friedenswerkstatt Frankfurt am Main (o. J.): o. S.; vgl. Friedenswerkstatt Köln (o. J.): o. S. 193 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3 ff.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 8 ff. Die Ergebnisse beider Studien zur Demographie der Teilnehmer von Occupy und der „Friedensbewegung 2014“ im Detail: Die Umfrage von Brinkmann et al. aus dem Jahr 2012 unter den Teilnehmern von Occupy Germany kam zu dem Ergebnis, dass sich an den Occupy-Protesten überproportional viele junge Menschen beteiligen, die außerdem gut ausgebildet sind, sich allerdings oftmals in prekären Arbeitsverhältnissen befinden. Ein großer Teil der Teilnehmer ist männlich (65,8%, Gesamtbevölkerung: 49,1%), jung (52% der Teilnehmer sind unter 35) und besitzt einen höheren Bildungsabschluss (71,4% der Teilnehmer besitzen die Fachhochschulreife oder Abitur, Gesamtbevölkerung: 27,06%). Das demographische Profil der Teilnehmer der „Friedensbewegung 2014“ ist dem von Occupy sehr ähnlich, wie die Studie von Daphi et al. anschaulich beweist. Die Teilnehmer der „Friedensbewegung 2014“ sind wie die Teilnehmer von Occupy Germany zu einem großen Teil männlich (70%), deutlich jünger als die Teilnehmer anderer Proteste und die Gesamtbevölkerung (63% der Teilnehmer sind unter 39) und besitzen ebenfalls einen höheren Bildungsabschluss (62% besitzen die Fachhochschulreife oder Abitur, 1/3 der Befragten hat außerdem einen Hochschulabschluss).

48

erachten 44,4% der Befragten eine politische Einordnung auf dem Rechts-

Links-Schema als nicht sinnvoll. Bei der Befragung von Teilnehmern der

Mahnwachen für den Frieden wollen sich 39% selbst nicht auf der Rechts-

Links-Skala einordnen. Brinkmann et al. sehen in der Ablehnung der politischen

Kategorien rechts und links durch die Teilnehmer von Occupy Germany ein

typisches Kennzeichen politischer Bewegungen der Postdemokratie, welche

Politik häufig als post-politisch, technokratisch im Sinne eines Sachzwangs und

jenseits politischer Grenzen betrachten. Daphi et al. merken an, dass der

Wunsch vieler Befragter nach der Überwindung der politischen Grenzen auch

einem Wunsch nach einer geeinten Gesellschaft ohne ideologische

Widersprüche entspringen kann.194

6. Mangel an konkreten politischen Forderungen und Organisationsstrukturen: Bei

beiden Protestbewegungen lässt sich ein Mangel sowohl an konkreten

politischen Forderungen und Zielsetzungen, als auch an

Organisationsstrukturen feststellen. „Occupy Wall Street“ formulierte lediglich

zwei abstrakte Ziele, nämlich die Aufklärung über das 1%, also über die Macht

wirtschaftlicher und politischer Eliten, als auch das Ideal eines „anderen

Finanzsystems“, das in direktem Gegensatz zur jetzigen wirtschaftlichen

Ordnung steht, welches aber nicht näher spezifiziert wurde. „Occupy London“

hingegen veröffentlichte einen aus neun Punkten bestehenden

Forderungskatalog, der abstrakte Forderungen zu einer Umgestaltung des

gegenwärtigen Finanzsystems beinhaltete und welcher im Rahmen einer

Vollversammlung erarbeitet wurde. Im Gegensatz zu „Occupy Wall Street“ und

„Occupy London“ veröffentlichte „Occupy Germany“ einen Forderungskatalog

mit vier zentralen und etwas konkreteren Forderungen, die sich mit der

Sparpolitik der Europäischen Union und den finanziellen Hilfen für Banken

befassten.195 Auch die Friedensbewegung 2014 formuliert bisher keine

konkreten Zielsetzungen, was mit der Bewegung eigentlich erreicht werden soll.

Auch hier bleiben Forderungen und Ziele in der Regel sehr allgemein. Häufig ist

auf den Mahnwachen von den Zielen „Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit“ die

Rede, die aber nicht weiter konkretisiert werden. Zentrales Ziel der

Mahnwachen scheint vor allem die Aufklärung der Bevölkerung über das

tatsächliche, durch Eliten in Politik, Medien und Wirtschaft verschleierte,

194 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 19 f.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 18 f. 195 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 28 ff.

49

Weltgeschehen zu sein.196 Dieser Mangel an konkreten Zielen und

Forderungen wird in beiden Bewegungen durch die Abwesenheit fester

Organisationsstrukturen begünstigt. Occupy Germany basierte auf einem

basisdemokratischen Organisationsprinzip, was die Entscheidungsfindung stark

erschwerte, da inhaltliche Positionen nur unter enormem zeitlichem Aufwand im

Konsensprinzip innerhalb des Camp-Plenums gefunden werden konnten.

Repräsentative demokratische Elemente wurden abgelehnt, um eine

Elitenbildung innerhalb der Bewegung zu vermeiden.197 Die Friedensbewegung

2014 stellt in Bezug auf den Mangel an Organisationsstrukturen noch eine

Steigerung dar, da hier überhaupt kein einheitlicher Mechanismus zur

Entscheidungsfindung besteht. Jede örtliche Mahnwache wird von einem

Orgateam organisiert und angemeldet, dessen Mitglieder allerdings nicht

gewählt werden. Auch darüber, welche Themen auf den Mahnwachen

besprochen werden, existiert für die übrigen Teilnehmer keine demokratische

Kontrolle.

7. Gemeinsame Feindbilder: Beide Bewegungen verstehen sich als

Interessenvertreter eines überwiegenden Großteils der (Welt-)Bevölkerung, die

die Occupy-Bewegung als die „99%“ benannt hatte. Gemeinsam sind Occupy

und der Friedensbewegung folglich auch die gesellschaftlichen Kräfte, die sie

als Verursacher weltweiter Übel wie etwa Armut, sozialer Ungerechtigkeit oder

Kriegen identifizieren. Banken und Großkonzerne stellen die zentralen

Feindbilder beider Bewegungen dar, sie werden als die Verursacher weltweiter

Krisen wie der Finanzkrise 2008 oder von Kriegen wie dem Konflikt in der

Ukraine ausgemacht.198 Der Rückgriff auf zentrale, gemeinsame Feindbilder

trägt innerhalb von sozialen Bewegungen außerdem zu einem stärkeren

Zusammenhalt bei, was vor allem in der eher heterogenen Friedensbewegung

2014 zu beobachten ist.199

8. Sowohl Occupy, als auch die Friedensbewegung 2014 sind Antworten auf die

Tendenzen der Postdemokratie: Entscheidendste Gemeinsamkeit der beiden

Protestbewegungen ist, dass sie beide auf ihre Art versuchen gegen die

Tendenzen der Postdemokratie im politischen System der Bundesrepublik, wie

beispielsweise mangelnde politische Partizipation oder Machtasymmetrie, 196 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14 f. 197 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 27; Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26 ff. 198 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 49. 199 Vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.

50

anzukämpfen. Als Verursacher dieser negativen Tendenzen identifizieren beide

Protestbewegungen den steigenden Einfluss wirtschaftlicher Eliten auf die

Politikgestaltung, wie beispielsweise den Einfluss der Finanzwirtschaft. Sowohl

die Anhänger von Occupy Germany, als auch die der Friedensbewegung 2014

besitzen eine hohe Wertschätzung für das demokratische Ideal, sind allerdings

stark unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik,

haben das Vertrauen in die politischen Repräsentanten verloren und besitzen

das Gefühl, über keine demokratischen Einflussmöglichkeiten zu verfügen.200

Allerdings existieren auch einige Unterschiede zwischen den beiden

Protestbewegungen:

1. Wahrnehmung der Protestbewegung in den Medien: Im Gegensatz zur

Friedensbewegung 2014 genoss Occupy in großen Teilen der Bevölkerung

Sympathien und auch die Medienberichterstattung über Occupy in der

internationalen, wie auch der deutschen Presse war überwiegend wohlwollend

und positiv, außerdem herrschte generell ein großes mediales Interesse an der

neuen Protestbewegung.201 Im Gegensatz dazu finden sich über die

Friedensbewegung 2014 so gut wie keine positiven Berichte in den deutschen

Medien.202

2. Unterstützung der Bewegungen durch Parteien und andere politische

Organisationen: Ein weiterer zentraler Unterschied zwischen den beiden

Protestbewegungen ist die Unterstützung, die die jeweilige Bewegung durch

Verbände oder Parteien erfuhr. Während Occupy Germany von einem breiten

Bündnis unterstützt wurde, das von Attac, über Anonymous bis zum Deutschen

Gewerkschaftsbund (DGB) oder der Partei „Die Linke“ reichte, distanzierten

200 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S 22 f. ; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 23; S. 28. Die Ergebnisse beider Studien zum Verhältnis der Anhänger von Occupy Germany und der „Friedensbewegung 2014“ zur Demokratie im Detail: Die Umfrage von Brinkmann et al. unter Anhängern von Occupy Germany kam zu dem Ergebnis, dass sich 95,9% der Befragten „sehr“, oder „eher“ mit demokratischen Werten identifizieren, aber nur 12,8 % „sehr“ oder „eher“ mit dem derzeitigen Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik zufrieden sind. Des Weiteren stimmen 89,1% der Befragten „sehr“ oder „eher“ der Aussage zu „Man verliert allmählich jedes Vertrauen in die Politik.“ Die Befragung von Daphi et al. unter Teilnehmern der „Mahnwachen für den Frieden“ kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. 91,7% der Befragten sprechen sich „sehr“ oder „ziemlich“ für die Demokratie als beste Staatsform aus, aber nur 6,1% der Teilnehmer sind „eher“ oder „voll und ganz“ der Ansicht die Demokratie in der Bundesrepublik funktioniere gut. Des Weiteren sind 76,8% der Befragten „eher“ oder „voll und ganz“ der Ansicht, sie hätten keinen Einfluss auf das Handeln der Regierung. 201 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 26. 202 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 11.

51

sich die selben Organisationen und Verbände aufgrund von

Querfrontbestrebungen und der Tendenz zu verschwörungstheoretischen

Argumentationen von der Friedensbewegung 2014.203

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es sich bei der Friedensbewegung 2014

und den von ihr veranstalteten Mahnwachen für den Frieden um kein völlig neues

Protestphänomen handelt. Die Friedensbewegung 2014 stellt in Bezug auf die von ihr

behandelten Schwerpunktthemen, ihre Organisationsstruktur, ihren

Mobilisierungswegen über die Sozialen Netzwerke des Internets und der von

praktizierten Form des Protests (Okkupation des öffentlichen Raums) eine

Fortführung der Occupy-Bewegung der Jahre 2011/2012 dar, welche wiederum ihre

Inspirationsquellen in der globalisierungskritischen Bewegung und dem Arabischen

Frühling hat.204 Die Ergebnisse der Umfragen von Brinkmann et al. und Daphi et al.

unter Teilnehmern von Occupy Germany und der Friedensbewegung 2014 legen nahe,

dass beide Bewegungen Menschen des gleichen demographischen Spektrums

ansprechen.205 Bei Occupy und der Friedensbewegung 2014 engagieren sich junge,

gut ausgebildete Menschen, die häufig mit ihrem Engagement in den beiden

Protestbewegungen erstmals politisch aktiv wurden und die von dem Zustand der

Demokratie in der Bundesrepublik enttäuscht sind, das Vertrauen in die politischen

Repräsentanten verloren haben und das Gefühl besitzen, über keinen Einfluss auf den

politischen Entscheidungsprozess zu verfügen und daher versuchen, gegen die erlebte

politische Entleerung der Postdemokratie anzukämpfen.206

Für eine weiterführende Beschäftigung mit den Gemeinsamkeiten zwischen den

Aktivisten der Friedensbewegung 2014 und den Teilnehern der Occupy-Proteste wäre

es ferner interessant, neben den strukturellen Gemeinsamkeiten der beiden

Protestbewegungen auch zu untersuchen, ob es persönliche Überschneidungen

zwischen den beiden Protestbewegungen gibt. Dieser Aspekt ist bisher auf wenige

Angaben zu diesem Punkt in der Studie der TU Berlin weitgehend unbehandelt

geblieben.

203 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 30 f.; vgl. Parteivorstand die Linke (2014): o. S.; vgl. Niewendick, Martin (2014a): S. 10 f.; vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.; vgl. Kooperation für den Frieden (2014): o. S. 204 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f.; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 1. 205 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 3; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 12 f. 206 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22; vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 12.

52

2.7 Die Zukunft der Mahnwachen für den Frieden

Die viel beachtete Occupy-Bewegung der Jahre 2011 und 2012 gilt heute gemeinhin

als gescheitert. Zum Niedergang der jungen Protestbewegung führten in erster Linie

innere Umstände, wie beispielsweise die starke Innenwendung der Occupy-Bewegung,

die mit einer rückgängigen Mobilisierung außerhalb der Kernanhängerschaft von

Occupy einherging, sowie den durch das Prinzip der Basisdemokratie und dem

generellen Verzicht auf repräsentative demokratische Elemente stark verkomplizierten

Mechanismen zur Entscheidungsfindung, die häufig in politischen Blockadesituationen

mündeten.207 Dadurch, dass sich die junge Occupy-Bewegung in einer generellen

Opposition zum politischen und wirtschaftlichen System befand und nicht daran

glaubte durch Veränderungen innerhalb der bestehenden demokratischen und

wirtschaftlichen Ordnung merkliche Verbesserungen erzielen zu können, blieben die

Ziele und Forderungen der neuen Protestbewegung vage, unkonkret und letztendlich

nicht realisierbar.208 Wie im vorangegangenen Kapitel ausgeführt wurde, stellen die

Friedensbewegung 2014 und ihre Mahnwachen in Hinblick auf ihre Themen, Ziele,

Organisationsstruktur und dem demographischen Profil ihrer Teilnehmer in vielerlei

Hinsicht eine Kontinuität zu den Occupy-Protesten der Jahre 2011 und 2012 dar.209

Zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung bereits innerhalb der Friedensbewegung 2014

ab oder handelt es sich hierbei um eine im Entstehen begriffene, neue politische Kraft

innerhalb der Bundesrepublik?

Vieles spricht dafür, dass die Friedensbewegung 2014 mit der Zeit mit den gleichen

strukturellen Schwierigkeiten konfrontiert sein wird, wie es Occupy einige Monate nach

ihrer Entstehung war. Auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 existieren nur vage

Vorstellungen in Bezug auf politische Ziele und Forderungen, ähnlich wie Occupy hat

die junge Protestbewegung keine Organisationsstruktur, die ein effizientes politisches

Handeln ermöglichen würde. Durch Strukturlosigkeit und innere Widersprüche könnte

die Friedensbewegung 2014 für Teile ihrer Anhängerschaft auf Dauer an Attraktivität

verlieren.210 Es ist außerdem denkbar, dass die starke Heterogenität ihrer Anhänger

ein Fortbestehen der Protestbewegung auf lange Sicht bedeutend erschweren wird.211

Eine ernstzunehmende, neue politische Kraft ist mit der Friedensbewegung 2014 auch

207 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 26. 208 Vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 2; vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 27. 209 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28 f. 210 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 14; S. 29. 211 Vgl. Ehrich, Issio (2014): o. S.; vgl. Gensing, Patrick (2014): o. S.

53

allein deshalb nicht entstanden, da die Bewegung durch ihre Gegnerschaft zur

gegenwärtigen demokratischen Ordnung, die sich beispielsweise darin äußert, dass

die Ausübungen des aktiven Wahlrechts innerhalb der Anhängerschaft der

Protestbewegung in weiten Teilen abgelehnt wird, voraussichtlich auch in Zukunft nicht

an den demokratischen Prozessen innerhalb der Bundesrepublik partizipieren wird und

somit (außerhalb der eigenen Utopie eines friedlichen „Systemumsturzes“) keine

Aussicht auf die Verwirklichung der Ziele Protestbewegung, besteht.212 Bereits jetzt ist

durch die Abschottung der Anhänger der Mahnwachen und der Verwehrung gegenüber

Kritik von außen eine starke Innenwendung der noch jungen Protestbewegung

erkennbar.213

Sollte es der Friedensbewegung 2014 nicht gelingen sich dauerhaft als zahlenmäßig

große und einflussreiche soziale Bewegung innerhalb der politischen Landschaft der

Bundesrepublik zu etablieren, was zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich erscheint, ist

es trotz allem gut möglich, dass die Mahnwachen für den Frieden zumindest mit einem

kleinen Kreis an Aktiven noch in den kommenden Jahren fortbestehen werden, wie

dies beispielsweise an den bundesweiten „Mahnwachen gegen Hartz IV“, den

„Mahnwachen gegen Fluglärm“ im Rhein-Main-Gebiet oder den Gegnern des

Bahnprojektes „Stuttgart 21“ zu beobachten ist, die sich auch einige Jahre nachdem

die Hauptaufmerksamkeit für ihre Bewegung abgeklungen ist, nach wie vor

wöchentlich mit einem kleinen Kreis an Teilnehmern zum öffentlichen Protest treffen.214

Weiterhin erscheint es denkbar, dass es in den kommenden Jahren immer wieder zu

einer Entstehung neuer Protestbewegungen ähnlich der Friedensbewegung 2014

kommen wird, die sich mit ihrem Protest gegen die erlebte politische Entleerung der

Demokratie wenden.215 Die Anhänger der Occupy-Bewegung der Jahre 2011 und

2012, aber auch die Piraten-Partei, die ihre Hochphase in den Jahren 2009 bis 2012

erlebte, sind wie die Friedensbewegung 2014 Protestphänomene, die gegen die

postdemokratischen Tendenzen innerhalb des politischen Systems der Bundesrepublik

aufbegehren, da deren Anhänger sich wie die Aktivisten der Friedensbewegung 2014

212 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 19. 213 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 24. 214 Vgl. Amjahid, Mohamed et al. (2014): o. S.; vgl. Buchmeier, Frank (2014): o. S. 215 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 28.

54

nicht innerhalb der bestehenden politischen Ordnung repräsentiert sehen und deshalb

nach neuen politischen Ausdrucksformen suchen.216

Die neueste Bewegung dieser postdemokratischen Tendenz sind die „Patriotischen

Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida), die im Winter 2014

wöchentliche Montagsdemonstrationen in Dresden abhielten und hier im Januar 2015

bis zu 20.000 Demonstranten mobilisieren konnten.217 Es muss an dieser Stelle betont

werden, dass die Pegida-Demonstrationen in Bezug auf ihre Themen (Verschärfung

des deutschen Asylrechts und Kampf gegen „Islamisierung“) in keiner inhaltlichen

Nähe zur Friedensbewegung 2014 stehen. Gemeinsamkeiten bestehen aber zwischen

beiden Bewegungen insofern, dass deren Teilnehmer sich im politischen System der

Bundesrepublik nicht vertreten sehen und auch in dem großem Misstrauen beider

Bewegungen gegenüber den etablierten Medien. Außerdem herrscht sowohl bei

Pegida, als auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 eine starke Sympathie für den

russischen Präsidenten Vladimir Putin, die mit starken antiamerikanischen

Ressentiments gepaart ist. Nicht zuletzt wählen beide Bewegungen den Montag als

Veranstaltungstag und versuchen überdies mit ihrem Veranstaltungskonzept der

„Montagsdemonstration“ bzw. „Montagsmahnwache“ eine Kontinuität zur Friedlichen

Revolution der DDR und deren Montagsdemonstrationen herzustellen.218

Zuletzt ist im Winter 2014/2015 mit der Ausfrufung des „Friedenswinters“ eine gewisse

Verstätigung der Friedensbewegung 2014 festzustellen. Teile der traditionellen

Friedensbewegung der Bundesrepublik, wie beispielsweise die „Kooperation für den

Frieden“, aber auch andere Soziale Bewegungen des linken politischen Spektrums,

wie beispielsweise das globalisierungskritische Bündnis Attac, Vertreter der

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) oder auch Vertreter der Partei Die

Linke haben die die Mahnwachen für den Frieden nun anerkannt und gehen

zunehmend Kooperationen mit der jungen Protestbewegung ein.219

216 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 12, S. 28; vgl. Brinkmann, Ulrich et al. (2013): S. 22; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 217 Vgl. o. V. (2015): o. S. 218 Vgl. Kämper, Vera (2014): o. S.; vgl. Geyer, Steven (2014b): o. S. 219 Vgl. Jacobsen, Lena (2014): o. S.

55

3. Theoretische Grundlagen

3.1 Verschwörungstheorien

Der Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014 und deren wöchentlichen

Mahnwachen für den Frieden ist vielfach von verschwörungstheoretischen Deutungen

bestimmt, die häufig antisemitische und antiamerikanische Zuschreibungen enthalten.

Um drei dieser verschwörungstheoretischen Diskurse in Kapitel 4.2 einer

Diskursanalyse unterziehen zu können, müssen vorab einige theoretische

Voranmerkungen getätigt werden. An erster Stelle muss der Begriff der

Verschwörungstheorie einem Definitionsversuch unterzogen werden und es soll

dargelegt werden, welche sozialpsychologischen Funktionen Verschwörungstheorien

erfüllen. An zweiter Stelle soll erörtert werden, wie die Verbreitung von

Verschwörungstheorien im Informationszeitalter stattfindet. Hier wird ein besonderer

Schwerpunkt auf die Verbreitung über das Internet und speziell über die Sozialen

Netzwerke gelegt, da diese Kommunikationswege für die internetaffine Bewegung der

Mahnwachen für den Frieden von besonderer Bedeutung sind.

3.1.1 Verschwörungstheorie: Herausforderungen einer Begriffsbestimmung

Nachweislich existieren Verschwörungstheorien schon seit langer Zeit und sind so zu

einem stetigen Begleiter der europäischen Kultur geworden. Bereits im Hochmittelalter

waren Verschwörungstheorien – vorwiegend christlicher Prägung - weit verbreitet.

Darin verschwor sich beispielsweise der Teufel mit den Juden oder den Hexen.220 Mit

dem Übergang in die Epoche der Frühmoderne werden die typischen

Verschwörerstereotype des Mittelalters von anderen Gruppen abgelöst, wie

beispielsweise den Freimaurern und später den Sozialisten oder Zionisten.221 Manche

Autoren sprechen aufgrund dieser Kontinuität von Verschwörungstheorien innerhalb

der Geschichte von einer „anthropologischen Konstante“ der Verschwörungstheorien.

Diese würden einem fundamentalen menschlichen Bedürfnis nach Weltorientierung

220 Vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 11 ff.; S. 20 ff.; S. 33. ff. 221 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 195 f. Anders als Hexen, Ketzer oder der Teufel werden Juden auch nach dem Ende des Mittelalters in vielen Verschwörungstheorien als Verschwörer identifiziert. An den Verschwörungstheorien der Frühmoderne ist exemplarisch der sich in dieser Zeit vollziehende Übergang vom christlichen Antijudaismus zum modernen Antisemitismus gut zu erkennen, wenn Juden nun nicht mehr allein als religiöse Gruppe wahrgenommen werden und die religiöse Gruppe der Juden von der politischen Gruppe der Zionisten als Feindbild abgelöst wird (vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201).

56

entsprechen und seien deshalb zu jeder Epoche in allen Kulturkreisen der Welt zu

finden.222

Umso erstaunlicher erscheint daher der Umstand, dass lange Zeit keine

wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Verschwörungstheorie

erfolgte. Erst ab der Mitte der Neunzigerjahre begannen erstmals Wissenschaftler aus

der Psychologie und etwas später aus den Sozial- und Geisteswissenschaften sich

dem Thema wissenschaftlich zu nähern.223 Die maßgeblichen Gründe für die

Nichtbeschäftigung mit dem Thema der Verschwörungstheorie waren, dass viele

Wissenschaftler fürchteten, die Unseriosität des Forschungsgegenstandes könnte in

der wissenschaftlichen Rezeption auf die eigenen Forschungsergebnisse abfärben.

Außerdem erschien es schwierig einen analytischen Zugang zu einem Thema zu

finden, dessen Inhalte diffus und häufig widersprüchlich sind.224

Aber um was genau handelt es sich nun bei dem Phänomen, das gemeinhin als

Verschwörungstheorie bezeichnet wird? Streng genommen ist bereits die Bezeichnung

„Verschwörungstheorie“ irreführend, da es sich bei Verschwörungstheorien nicht um

„Theorien“ im eigentliche Sinne handelt, da diese nicht falsifizierbar sind und im

Gegensatz zu wissenschaftlichen Theorien eher einer Weltanschauung gleichkommen,

die stets für sich in Anspruch nimmt die absolute Wahrheit widerzugeben. Treffender

wäre daher die Bezeichnung „Verschwörungsideologie“ oder auch die des

„Verschwörungsmythos“.225

Die wissenschaftliche wie innergesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem

Phänomen der Verschwörungstheorie ist davon geprägt, dass Verschwörungstheorien

in der allgemeinen Wahrnehmung als „illegitimes Wissen“ wahrgenommen werden und

ihnen eine „Trias der Mangelhaftigkeit“, bestehend aus den Attributen Unwahrheit,

Krankhaftigkeit und Gefährlichkeit anhaftet. Über Verschwörungstheorien wird

gemeinhin angenommen, dass diese immer auf unwahren, unbewiesenen oder

erfundenen Behauptungen oder Vermutungen beruhen. Weiterhin wird davon

222 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 37. 223 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 9. 224 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 12 f. 225 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 14 f.; vgl. Sieber, Roland (2014b): o. S.; vgl. Waibl-Stockner, Jasmin (2009): S. 18. Auch wenn die Termini „Verschwörungsideologie“ oder „Verschwörungsmythos“ für treffender erachtet werden als der Begriff der „Verschwörungstheorie“, wird in der vorliegenden Magisterarbeit trotz allem die Bezeichnung „Verschwörungstheorie“ verwendet, da dieser Terminus sich allgemein durchgesetzt hat.

57

ausgegangen, dass der Glaube an eine Verschwörungstheorie Rückschlüsse auf einen

krankhaften Geisteszustand der betreffenden Person zuließe. Zuletzt werden

Verschwörungstheorien als gefährlich wahrgenommen, da diese eine Grundlage für

gefährliche politische Ideologien bieten können. Es handelt sich also schon allein bei

dem Begriff der „Verschwörungstheorie“ um keine reine Analysekategorie, sondern um

einen stigmatisierenden und delegitimierenden Ausdruck.226

Andreas Anton et al. haben darauf hingewiesen, dass die Versuche der älteren

Forschung, eine Definition für das Phänomen der Verschwörungstheorie zu finden,

stark von dieser „Trias der Mangelhaftigkeit“ beeinflusst sind und sich folglich in ihren

Definitionen zumeist auf die negativen Auswirkungen von Verschwörungstheorien

konzentrieren, was einen wertfreien Blick auf den Forschungsgegenstand erschwert

oder sogar verhindert.227 So definiert beispielsweise Daniel Pipes

Verschwörungstheorien als eine „real nicht existente, aus Angst befürchtete

Verschwörung“228, die „einen Menschen zunehmend für sich einnehmen (können), bis

sie schließlich zu einer Weltanschauung werden“229. Diesen Zustand bezeichnet Pipes

als „Verschwörungsdenken“, „Paranoia-Haltung“ oder „Mentalität der heimlichen

Hand“230. Dieter Groh sieht in Verschwörungstheorien „teleologische

Weltdeutungsmuster“231, mit deren Hilfe erklärt werden kann, „warum guten Menschen

Schlechtes widerfährt“.232

In Abgrenzung zu den Definitionsversuchen der älteren Forschung schlagen Anton et

al. eine konstruktivistisch-wissenssoziologische Definition für Verschwörungstheorien

vor, mit der eine Konzentration auf die negativen Auswirkungen von

Verschwörungstheorien innerhalb der Definition und der späteren wissenschaftlichen

Beschäftigung vermieden werden kann. Nach Anton et al. stellen

„Verschwörungstheorien […] eine spezielle Formkategorie sozialen Wissens dar, in

deren Zentrum Erklärungs- oder Deutungsmodelle stehen, welche aktuelle oder

historische Ereignisse, kollektive Erfahrungen oder die Entwicklung einer Gesellschaft

insgesamt als Folge einer Verschwörung interpretieren. Als gesellschaftlich

konstruierte Wissensbestände, welche sich über Prozesse der Externalisierung,

226 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 10 ff. 227 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11. 228 Pipes, Daniel (1998): S. 45. 229 Pipes, Daniel (1998): S. 46. 230 Pipes, Daniel (1998): S. 46. 231 Groh, Dieter (2001): S. 188. 232 Vgl. Groh, Dieter (1987): S. 3 ff.; vgl. Groh, Dieter (2001): S. 188 ff.

58

Objektivierung und Internalisierung konstituieren, erfüllen Verschwörungstheorien die

Funktion, menschliches Erleben und Handeln mit Sinn zu versehen.“233 Bei einer

Verschwörungstheorie handelt es sich nach Anton et al. um eine „kulturell heterodoxe

Wirklichkeitsbeschreibung“ eines bestimmten Sachverhaltes, welche in einem

Widerspruch zur gesellschaftlich anerkannten Wirklichkeitsbeschreibung („orthodoxe

Wirklichkeitsbeschreibung“) innerhalb einer Gesellschaft zu diesem Sachverhalt

steht.234

Warum glauben nun also viele Menschen an Verschwörungstheorien und welche

sozialpsychologischen Funktionen erfüllen sie? Auch wenn die ältere Forschung die

Funktion von Verschwörungstheorien zumeist auch im Hinblick auf die oben genannten

negativen Aspekte der Verschwörungstheorien definiert, enthalten sie doch zahlreiche

zentrale Befunde zu deren Funktionen. Verschwörungstheorien erfüllen zum einen die

Funktion einer „kognitiven Dissonanzreduktion“, mit Hilfe derer die Komplexität eines

Sachverhaltes, beispielsweise einer persönlich erfahrenen oder auch

gesellschaftlichen Krise, drastisch reduziert werden kann, um diesen so besser zu

verstehen.235 Sie knüpfen hierbei an die innerhalb einer Gesellschaft oder sozialen

Gruppe vorherrschenden Stimmungen oder Ressentiments an.236

Verschwörungstheorien erfüllen außerdem die Funktion einer „Bewältigungsstrategie“

oder „Kontingenzbewältigung“, damit Menschen zufällige, schicksalhafte Ereignisse

verarbeiten können, indem sie eine Antwort darauf finden, warum diese stattgefunden

haben und wer sie verursacht hat. Beispiele hierfür sind etwa die europäische

Pestepidemie ab 1347, für deren Ausbruch die Juden verantwortlich gemacht wurden,

oder verschiedene Wirtschaftskrisen der Moderne, für die in

verschwörungstheoretischen Deutungen in der Regel eine jüdisch-amerikanische

Finanzelite als Verursacher identifiziert wird.237 Indem in Verschwörungstheorien

bestimmte gesellschaftliche Randgruppen als Gruppe der Verschwörer ausgemacht

werden, erfüllen diese Gruppen auch eine wichtige gesellschaftliche

„Sündenbockfunktion“. Durch die Abgrenzung zur Fremdgruppe der „Verschwörer“ wird

so der Zusammenhalt der eigenen Wir-Gruppe der Mehrheitsgesellschaft neu

gestärkt.238 Die Identifikation von Verursachern für Krisensituationen entlastet zudem

233 Anton, Andreas et al. (2014): S. 15. 234 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 13; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 114 f. 235 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207. 236 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 27. 237 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 238 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 11.

59

vom Gefühl der eigenen Ohnmacht angesichts zufälliger, schicksalhafter Ereignisse.239

Nach Michael Schetsche ist gerade mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts eine

Zunahme im Glauben an Verschwörungstheorien festzustellen, da sich Menschen in

einer politisch, gesellschaftlich, ökonomisch und technisch immer komplexer

werdenden Welt nach Erklärungsmustern für die in ihrer Wahrnehmung immer

unübersichtlicher werdende Wirkungsgefüge, sehnen.240

3.1.2 Verbreitungswege von Verschwörungstheorien im Zeitalter von Social Media

Die Verbreitung einer Verschwörungstheorie und ihre Wirkungsweise innerhalb eines

gesellschaftlichen Raumes wird durch die jeweiligen Informations- und

Kommunikationsmöglichkeiten einer Gesellschaft in einer bestimmten Epoche und

geographischen Region bestimmt. Trotz allem existierten bereits vor dem Zeitalter der

Massenkommunikation eine Reihe von Verschwörungstheorien, die nicht nur lokal

Verbreitung fanden, sondern in den unterschiedlichsten Regionen und Gesellschaften

bekannt waren und dort auch heute noch wirken, wie etwa am Beispiel der „Protokolle

der Weisen von Zion“ deutlich wird.241

Durch das Aufkommen neuer Technologien, wie zum Beispiel billigen

Rundfunksendern für den Eigengebrauch oder Kopiergeräten und der massenhaften

Verbreitung dieser Technologien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eröffneten

sich auch für das Genre der Verschwörungstheorie neue und schnellere

Verbreitungsmöglichkeiten.242 Insbesondere ist es heute das Internet, welches das

zentrale Transportmittel für Verschwörungstheorien überhaupt darstellt. Daniel Pipes

hat sich bereits in seinem 1998 erschienen Werk „Verschwörung“ in einem eigenen

Kapitel der Verbreitung von Verschwörungstheorien durch das Internet gewidmet, zu

einem Zeitpunkt, als sich die Internetnutzung privater User noch in einem

Anfangsstadium befand und die globalen Kommunikationsmöglichkeiten des Web 2.0

und seiner Sozialen Netzwerke, das einige Jahre später entstehen sollte, noch kaum

vorstellbar erschienen. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren Verschwörungstheorien im

239 Vgl. Groh, Ruth (2001): S. 44. 240 Vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 116. 241 Vgl. Jaworski, Rudolf (2001): S. 28; vgl. Groh, Dieter (2001): S. 188. Detaillierte Informationen zu dem Fortleben der „Protokolle der Weisen von Zion“ in den zeitgenössischen Verschwörungstheorien enthält die dritte Diskursanalyse (Kapitel 4.2.5 und Kapitel 4.2.6). 242 Vgl. Pipes, Daniel (1998): S. 307.

60

Internet auffallend präsent und wurden dort über private Websites oder in Chatrooms

und Newsgroups verbreitet und diskutiert.243

Generell bietet das Internet neue und schnelle Verbreitungswege für jegliche Art von

Wissen, so auch für Verschwörungstheorien. Das Internet stellt die ideale Plattform für

die Verbreitung von marginalisiertem Wissen und heterodoxen

Wirklichkeitsbeschreibungen, wie es etwa Verschwörungstheorien sind, dar, da jeder

Internetnutzer selbst publizieren kann und keine Ordnungsinstanzen existieren, die die

Verbreitung heterodoxer Wirklichkeitsbeschreibungen unterbinden würden.244

Verschwörungstheorien kommt im Internet speziell zugute, dass deren Rolle als

marginalisiertes und heterodoxes Wissen für andere Nutzer oft nicht auf den ersten

Blick erkennbar ist. Heterodoxe Wirklichkeitsbeschreibungen können unter Umständen

im Internet genauso viel Aufmerksamkeit erlangen wie orthodoxes Wissen, was über

die traditionellen Kommunikationsorgane, wie beispielsweise Tageszeitungen oder

Fernsehen und Rundfunk nicht möglich wäre, da diese Kommunikationsorgane

heterodoxen Deutungen nicht dieses Maß an Aufmerksamkeit bieten würden.245

Zudem findet die Kommunikation über das Internet global und in Echtzeit statt, so dass

es in sehr kurzer Zeit zu einer flächendeckenden Verbreitung von populären

Verschwörungstheorien kommen kann, wie dies beispielsweise an den

Verschwörungstheorien sichtbar wird, die sich um die Terroranschläge des 11.

September 2001 ranken. Bereits zwei Tage nach den Anschlägen waren

Verschwörungstheorien im Internet zu finden, die den offiziellen Hergang der

Ereignisse und die Täterschaft der Flugzeugentführer anzweifelten und nahegelegten,

die Gebäude seien stattdessen gezielt gesprengt worden.246 Das Internet bietet aber

nicht nur bessere Verbreitungswege für Verschwörungstheorien als die klassischen

Medien, sondern begünstigt auch deren Entstehung. Dies liegt daran, dass im Internet

die Grenzen zwischen „Produzenten“ und „Rezipienten“ aufgehoben sind: Jeder

Internetnutzer hat die Möglichkeit, seiner persönlichen Deutung eines Geschehens im

Internet Ausdruck zu verleihen.247

Mit dem Aufkommen des Web 2.0 und der Sozialen Netzwerke ab dem Jahr 2004

eröffneten sich noch einmal gesteigerte Publikationsmöglichkeiten für jegliche Form

243 Vgl. Pipes, Daniel (1998): S. 307 ff. 244 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 18; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 117. 245 Vgl. König, René (2014): S. 205. 246 Vgl. König, René (2014): S. 204. 247 Vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 117.

61

von Wissen. Von nun an waren durch den vermehrten Einsatz standardisierter

Plattformen keine besonderen Computerkenntnisse mehr nötig, um selbst Inhalte

einzustellen, die Partizipationsmöglichkeiten im Internet hatten sich noch einmal stark

vereinfacht. Anhänger von Verschwörungstheorien können sich über Soziale

Netzwerke wie beispielsweise Facebook global mit Gleichgesinnten vernetzen und sich

so sehr leicht zu ihren Ansichten austauschen.248 Aber auch die Selbstwahrnehmung

von Anhängern von Verschwörungstheorien erfährt durch die globale Vernetzung mit

Gleichgesinnten eine Veränderung. Dadurch, dass die „Verschwörungstheoretiker“ des

Web 2.0 immer im globalen Kontakt mit anderen Anhängern von

Verschwörungstheorien stehen, empfinden sich diese nur noch „[…] selten als

randständiger Sonderling und öfter als Teil einer gut vernetzten sozialen

Graswurzelbewegung mit revolutionärem Potenzial […]“249. Durch die Vernetzung über

die Sozialen Medien des Internets kann ferner auch die Stigmatisierung, welche die

Anhänger von Verschwörungstheorien möglicherweise in ihrem privaten Umfeld

erfahren, verarbeitet werden.250

Abschließend kann festgehalten werden, dass Verschwörungstheorien zwar stark vom

Aufkommen des Internets und speziell des Web 2.0 profitieren, da sich ihre

Verbreitung durch die neue Technologie massiv vereinfacht hat. Die Offenheit des

Internets kann sich mitunter aber auch gegen Verschwörungstheorien wenden, da es

auch für deren Gegner durch vereinfachte Publikationsmöglichkeiten leichter geworden

ist, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen und über Verschwörungstheorien

aufzuklären.251

3.2 Exkurse: Varianten des Antisemitismus

Der Begriff des Antisemitismus wird heute verwendet „als Oberbegriff für alle Formen

von Feindschaft gegen Juden […]“252, stellt der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz

zu Beginn seiner Monographie „Was ist Antisemitismus?“ fest.253 Konträr zu dieser

allgemeinen Verwendung des Antisemitismusbegriffs existieren aber viele Unterformen

des Antisemitismus, die sich in Bezug auf ihren Fokus (religiös, rassistisch,

248 Vgl. König, René (2014): S. 207 f. 249 König, René (2014): S. 208. 250 Vgl. König, René (2014): S. 207 f. 251 Vgl. König, René (2014): S. 216. 252 Benz, Wolfgang (2004): S. 8. 253 Vgl. Benz, Wolfgang (2004).

62

antizionistisch), in Bezug auf ihre historische Entwicklung und in Bezug auf die ihnen

immanenten Stereotype über Juden teilweise unterscheiden, widersprechen und

ergänzen.

In den folgenden Exkursen soll daher auf die Ideologien der verschiedenen

Unterkategorien der Feindschaft gegen Juden eingegangen werden, damit diese

spezifischen Spielarten des Antisemitismus („(Moderner) Antisemitismus“ (Kapitel

3.2.1), „Sekundärer Antisemitismus“ (Kapitel 3.2.2) und „Antizionismus“ (Kapitel 3.2.3))

in den späteren Diskursanalysen (Kapitel 4.2) identifiziert werden können. In einem

weiteren Exkurs (Kapitel 3.2.4) soll der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei

dem Phänomen des Antiamerikanismus, das neben dem Antisemitismus in den

verschwörungstheoretischen Diskursen der Friedensbewegung 2014 ebenfalls häufig

zu finden ist, um eine weitere Spielart des Antisemitismus handelt.

3.2.1 (Moderner) Antisemitismus

Der Begriff des „Modernen Antisemitismus“ bezeichnet die vornehmlich rassistisch und

sozial motivierte Feindschaft gegenüber Juden, die innerhalb des Bürgertums des

Deutschen Kaiserreiches im 19. Jahrhundert ihren Aufstieg erlebte und im Kern eine

bürgerliche Gegenbewegung zu den als bedrohlich empfundenen Entwicklungen der

Moderne, darstellt.254

Der Begriff „moderner Antisemitismus“ wird vor allem verwendet um den religiös

motivierten christlichen Antijudaismus des Mittelalters und der Neuzeit gegenüber dem

stärker rassistisch motivierten Antisemitismus der bürgerlich-kapitalistischen

Gesellschaft des Industriezeitalters abzugrenzen.255 Allerdings kann keine klare

historische Zäsur zwischen den beiden Phänomenen christlicher Antijudaismus und

moderner Antisemitismus festgestellt werden, die Übergänge vom Antijudaismus zum

Antisemitismus sind in Bezug auf die ihnen immanenten Stereotype und Vorurteile zum

Teil fließend. So haben bestimmte judenfeindliche Stereotype und Bilder, wie 254 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 22. 255 Vgl. Kampling, Rainer (2011): S. 10. Beim christlichen Antijudaismus handelt es sich um die religiös begründete Judenfeindschaft von Seiten von Christen, die vornehmlich der religiösen Abgrenzung von der Jüdischen „Mutterreligion“, aus der das Christentum entstanden ist, diente. Tatsächlich liegen die Wurzeln des Antisemitismus aber noch etwas weiter zurück und können bereits für das Zeitalter der Antike nachgewiesen werden. So enthält beispielsweise das Buch Esther des Alten Testaments, dessen Entstehung auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, detaillierte Schilderungen judenfeindlicher Pogrome zu dieser Zeit im antiken Israel (vgl. Blum, Matthias (2011): S. 6).

63

beispielsweise die des „jüdischen Wucherers“, welches sich in moderner Zeit in dem

Bild vom „internationalen Finanzjudentum“ finden lässt, oder die Ritualmordlegende,

die in heutiger Zeit in abgewandelter Form am häufigsten in dem Ausspruch

„Kindermörder Israel“ im Zusammenhang mit dem Israelisch-Palästinensischen Konflikt

auftritt, ihre Wurzeln im christlichen Antijudaismus.256 Der moderne Antisemitismus

greift auf diese Stereotype zurück und passt sie an die Lebensumstände der modernen

Zeit an. Der christliche Antijudaismus stellt somit „Elemente für eine Ideologie bereit,

die im modernen Antisemitismus übernommen werden konnten.“257 Der Zusatz

„modern“ im Begriff des „Modernen Antisemitismus“ verdeutlicht an dieser Stelle also

vor allem, dass es sich bei dieser Ausprägung des Antisemitismus um ein qualitativ

neues Phänomen des Zeitalters der Moderne handelt, wie dieses in Abgrenzung zur

religiös motivierten Judenfeindschaft des christlichen Antijudaismus im Kaiserreich des

19. Jahrhunderts entsteht.258

Begriffsgeschichtlich ist der Ausdruck Antisemitismus vergleichsweise jung, er wird in

einer politisch motivierten antisemitischen Hetzschrift des deutschen Journalisten

Wilhelm Marr (*1819 † 1904) aus dem Jahr 1879 entscheidend geprägt, auch wenn der

Begriff wohl bereits in den beiden Jahrzehnten zuvor vereinzelt Verwendung fand.259

Vom Deutschen aus hält der Begriff in den anschließenden Jahren schnell Einzug in

viele andere Sprachen. Als wissenschaftliche Analysekategorie wird er vor allem ab

1945, nach dem nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden,

verwendet.260

Shulamit Volkov hat in ihrem Aufsatz „Antisemitismus als kultureller Code“261 auf die

Bedeutung des modernen Antisemitismus als umfassende Weltanschauung der

Bürgerlichen Gesellschaft des Wilhelminismus hingewiesen. Volkov beschreibt den

Antisemitismus als einen „kulturellen Code“, der die Zugehörigkeit zum kulturellen

Lager der Modernitätsfeinde kenntlich macht. Nach Volkov stehen sich im Kaiserreich

zwei feindliche Lager entgegen: ein modernitätsfeindliches, das die Gleichstellung der

Juden rückgängig machen will und ein liberales, welches die volle Integration der

Juden in die Gesellschaft befürwortet. In Abgrenzung zum Begriff der Weltanschauung

256 Vgl. Bergmann, Werner (2008): S. 12; vgl. Heil, Johannes (2008): S. 23; vgl. Escher, Clemens (2011): S. 349; vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 335 f. 257 Kampling, Rainer (2011): S. 13. 258 Vgl. Wyrwa, Ulrich (2011): S. 209 f. 259 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 16. 260 Vgl. Wyrwa, Ulrich (2011): S. 210. 261 Volkov, Shulamit (2000).

64

begreift Volkov den Antisemitismus als eine Kultur, die das gesamte Fühlen und

Denken der Antisemiten bestimmt. Nach Volkov ist der moderne Antisemitismus ferner

eine Gegenbewegung zu den Prinzipien der modernen Gesellschaft, in welchem Juden

zum Symbol für alle als bedrohlich und negativ wahrgenommenen Entwicklungen der

modernen Welt werden.262 Mit der Lebenswirklichkeit von Juden innerhalb des

wilhelminischen Kaiserreichs hat der neu entstandene Antisemitismus daher nur sehr

wenig bis gar nichts zu tun, er ist vielmehr ein Mittel, ein „kultureller Code“, mit Hilfe

dessen alle negativen und beunruhigenden Neuerungen der modernen Gesellschaft

durch „die Juden“ erklärt werden konnten. Moderner Kapitalismus, Demokratie,

Populärkultur – mit allen diesen Entwicklungen der Moderne wurden Juden in

Verbindung gebracht und als Verursacher derselben identifiziert, die

gruppenspezifischen Merkmale der Juden der Emanzipationszeit schienen diese

Vorurteile scheinbar zu belegen.263 „‘Das internationale Judentum‘ wird […] als das

wahrgenommen, was hinter dem ‚Asphaltdschungel‘ der wuchernden Metropolen,

hinter der ‚vulgären, materialistischen, modernen Kultur‘ und, generell hinter allen

Kräften, die zum Niedergang althergebrachter sozialer Zusammenhänge, Werte und

Institutionen führen, steht.“264

Zuletzt muss noch auf die besondere Bedeutung des modernen Antisemitismus als

Reaktion auf die jüdische Emanzipation und Assimilation in der Zeit der deutschen

Nationalstaatsbewegung hingewiesen werden. Den Juden wurde vorgeworfen, im

Geheimen einen „Staat im Staate“ gründen zu wollen. Sie wurden beschuldigt, sich

vom Rest der Gesellschaft innerhalb eines Staates kulturell, religiös und rechtlich 262 Vgl. Volkov, Shulamit (2000): S. 23 ff. ; vgl. Salzborn , Samuel (2010a): S. 148. 263 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 23 ff.; vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 f. Kapitalismus: Historisch bedingt waren viele Juden zur Entstehungszeit des modernen Antisemitismus im Banken- und Geldgeschäft tätig, innerhalb der Bürgerlichen Gesellschaft herrschte daher eine starke Vorstellung vom „kapitalistischen Geist“ des Judentums, hinter dem Kapitalismus wurde eine internationale jüdische Finanzelite vermutet. Juden wurden so zu Symbolfiguren der Institutionen des modernen Kapitalismus wie beispielsweise der Börse oder Banken. Der antisemitische Charakter der Identifikation von Juden und Kapitalismus wird noch einmal besonders deutlich in der Unterscheidung vom schaffenden (deutschen) und raffenden (jüdischen) Kapital, ein semantisches Bild in welchem Juden zu schmarotzenden Nutznießern an der Produktivkraft der deutschen Arbeiter werden. Demokratie: Im Bereich der Politik diente häufig das antisemitische Bild von den Juden, die hinter den Kulissen der modernen Demokratie ständen als Erklärung für schwer verständliche und zum Teil widersprüchliche Entscheidungen staatlicher Akteure. Auch hinter den politischen Revolutionen der Moderne, wie beispielsweise der Französischen Revolution, wurden Juden als Drahtzieher vermutet, die diese Revolutionen anzetteln würden, um den nationalen Zusammenhalt in einem Staat zu schwächen. Kultur: Auch im Bereich der Kultur gab es die Vorstellung von einer „jüdischen Zersetzung“ der Hochkultur, Juden galten als Verursacher einer minderwertigen Massenkultur. Auch eine zunehmende Sexualisierung innerhalb der Kultur wurde den Juden angelastet. 264 Postone, Moishe (1988): S. 245.

65

abzusondern und sie besäßen überdies keine Loyalität zu dem Staat, in dem sie

lebten.265 Innerhalb des entstehenden deutschen Nationalismus wurden Juden so zum

direkten Gegensatz zur deutschen Nation, sie galten als kosmopolitisch, wurzellos,

zersetzend und egoistisch, ganz und gar fremd und durch und durch gegensätzlich zu

allen Nationen der Welt.266

3.2.2 Sekundärer Antisemitismus

Als „Sekundären Antisemitismus“ bezeichnet man eine ideologische Weiterentwicklung

der Judenfeindschaft, welche eine Reaktion auf die Verfolgung und Vernichtung der

europäischen Juden durch den Nationalsozialismus darstellt.267 Es handelt sich bei

dem Phänomen des sekundären Antisemitismus also nicht um einen Antisemitismus

„trotz“, sondern „gerade wegen“ Ausschwitz.268 Geprägt wurde der Begriff des

„Sekundären Antisemitismus“ 1960 von Peter Schönbach, einem Wissenschaftler im

Umfeld der „Frankfurter Schule“ und Mitarbeiter Theodor W. Adornos.269 Pointiert

kommt das besondere Moment des sekundären Antisemitismus in dem Ausspruch zur

Geltung, der allgemein dem israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex zugeschrieben wird:

„Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“270 Theodor W. Adorno

hat in seinem Gruppenexperiment bereits in den Fünfzigerjahren empirisch

nachweisen können, dass Juden nach 1945 in der Wahrnehmung vieler Deutscher

durch ihre bloße Existenz die Erinnerung an den Holocaust wachhalten und so zu

„Störenfrieden der Erinnerung“ werden, indem sie eine positive Identifikation mit der

deutschen Nation nachhaltig verhindern.271 Der sekundäre Antisemitismus hat somit

eine besondere Bedeutung und eigene Qualität für Deutschland und auch Österreich

265 Vgl. Bergmann, Werner (2011b): S. 308. 266 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 26 f. Besonders deutlich wird diese Wahrnehmung der Juden als „Antination“ in dem Zitat des deutschen Philosophen Johann Gottlieb Fichte (*1762 † 1814) aus dem Jahr 1793, auf welches sich spätere Antisemiten immer wieder bezogen: „Fast durch alle Länder Europas verbreitet sich ein mächtiger, feindselig gesinnter Staat, der mit allen übrigen im beständigen Kriege steht, und der in manchen fürchterlich schwer auf die Bürger drückt; es ist das Judenthum. Ich glaube nicht, und ich hoffe es in der Folge darzuthun, daß dasselbe dadurch, daß es einen abgesonderten und so fest verketteten Staat bildet, sondern dadurch, daß dieser Staat auf dem Haß des ganzen menschlichen Geschlechts aufgebaut ist, so fürchterlich werde.“ (vgl. Fichte, Johann Gottlieb (1793): o. S.). 267 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 31. 268 Vgl. Broder, Henryk M. (1988): S. 11. 269 Vgl. Heni, Clemens (2008): S. 132. 270 Zit. nach Heni, Clemens (2008): S. 132. 271 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300; vgl. Adorno, Theodor W. (2003): S. 143 ff.; vgl. Adorno, Theodor W. (1980): S. 105 ff.

66

und stellt eine besondere Form der Schuld- und Erinnerungsabwehr der

nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden dar.272 Schuld- und

Erinnerungsabwehr sind somit auch die entscheidenden Motive für Antisemitismus in

Deutschland und Österreich nach 1945.273

Innerhalb der Ideologie des Sekundären Antisemitismus existieren bestimmte

argumentative Muster, mit welchen der Sprecher die Ziele Erinnerungsabwehr und

Schuldabwehr zu erreichen versucht274:

1. Leugnung oder Relativierung des Holocausts: Unter diesem Aspekt versteht

man den Versuch der (pseudo-)wissenschaftlichen revisionistischen

Geschichtsverfälschung, durch welchen die anerkannte Geschichtsschreibung

des Nationalsozialismus in Frage gestellt werden soll, um beispielsweise den

nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden zu leugnen

bzw. dessen Opferzahlen zu minimieren. Die Holocaustrelativierung oder

Leugnung enthält insofern eine antisemitische Argumentationsstruktur, da

versucht wird, Juden eine Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen

zu geben, es kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Häufig wird zusätzlich auch

argumentiert, der Holocaust sei von den Juden selbst erfunden worden um

daraus im Nachhinein finanzielle Vorteile ziehen zu können.275 Häufig ist die

Relativierung oder Leugnung des Holocaust auch mit einer Verweigerung der

Verantwortung gegenüber den nationalsozialistischen Verbrechen

verbunden.276

2. Aufrechnung: Eine Aufrechnung der nationalsozialistischen Verbrechen wird

beispielsweise dadurch erreicht, dass auch in diesem argumentativen Muster

den Juden eine Mitschuld an ihrer Verfolgung zuteilwird. Häufig wird etwa auf

Verbrechen an Deutschen durch die alliierten Siegermächte verwiesen und

diese gegen die nationalsozialistischen Verbrechen aufgerechnet, was

beispielsweise in dem Bild vom „Dresdner Bombenholocaust“ zum Ausdruck

kommt. Aufrechnungsstrategien finden sich ferner häufig im Antizionismus nach

1945, wenn die Politik des Staates Israel gegenüber den Palästinensern mit

den nationalsozialistischen Verbrechen an den europäischen Juden verglichen

272 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 25. 273 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300. 274 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301. 275 Vgl. Mentel, Christian (2011a): S. 125; vgl. Mentel, Christian (2011b): S. 290. 276 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301.

67

oder gleichgesetzt wird.277 Timo Stein weist in diesem Zusammenhang darauf

hin, „[…] welch hohen Mobilisierungseffekt der Nahost-Konflikts auf latent

antisemitische Vorurteilsmuster hat.“278.

3. Forderung nach einem Schlussstrich: Die Forderung nach des Ziehens eines

Schlussstriches unter die deutsche Vergangenheit und dem damit verbundenen

Wunsch nach einem Ende des Gedenkens an die deutschen Verbrechen ist ein

weiterer zentraler Aspekt der Erinnerungsabwehr als eines der Kernmotive des

sekundären Antisemitismus.279 Schlussstrichforderungen sind indessen weit

verbreitet. Den Aussagen „Ich bin es leid, immer wieder von den deutschen

Verbrechen an den Juden zu hören“ bzw. „Wir sollten uns lieber gegenwärtigen

Problemen widmen als Ereignissen, die mehr als 60 Jahre vergangen sind“

stimmten in einer Erhebung der Universität Leipzig aus dem Jahr 2012 zum

Zustand rechtsextremer Einstellungen innerhalb der Bundesrepublik 37,7%

„überwiegend“ bis „voll und ganz“ bzw. 62% „überwiegend“ bis „voll und ganz“

zu.280

4. Moralische Diskreditierung von Opferansprüchen: Auch durch eine moralische

Diskreditierung der Opfer der Verbrechen des Nationalsozialismus wird

versucht die Schuld der Deutschen zu minimieren. So wird beispielsweise auch

in diesem Aspekt argumentiert, die Juden trügen eine Mitschuld an ihrer

Verfolgung oder zögen finanzielle Vorteile aus der Vergangenheit.281 Den

Aussagen „Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihrer Verfolgung mitschuldig“

und „Die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust für ihren eigenen

Vorteil aus“ stimmten in der Studie der Universität Leipzig zwar weniger

Menschen zu als den oben genannten Items zur Messung der

Zustimmungswerte zur Schussstrichforderung, aber immerhin noch 14,4%

„überwiegend“ bis „voll und ganz“ bzw. 31,9% „überwiegend“ bis „voll und ganz“

zu.282

Wie Werner Bergmann und Rainer Erb in ihrer Studie zur Kommunkationslatenz des

Antisemitismus anschaulich beweisen, sind antisemitische Einstellungen innerhalb der

277 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301; vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff.; vgl. Stein, Timo (2011): S. 26 f. 278 Stein, Timo (2011): S. 27. 279 Vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301. 280 Vgl. Decker, Oliver et al. (2013): S. 78. 281 Vgl. Bergmann, Werner (2011a). S. 301. 282 Vgl. Decker, Oliver et al. (2013): S. 78.

68

Bundesrepublik und Österreich nach 1945 nicht verschwunden, sondern lediglich mit

einem Kommunkationstabu belegt und werden daher nicht offen, sondern über

Umwege und Andeutungen kommuniziert. Der Sekundäre Antisemitismus stellt in

diesem Zusammenhang eine Möglichkeit zur Umwegekommunikation antisemitischer

Einstellungen dar. Antisemitische Vorurteile äußern sich dabei vor allem verdeckt und

in Anspielungen, wie beispielsweise in den Floskeln über die Macht „der Rothschilds“,

oder „der Ostküste“, die bei den Zuhörern aber sofort verstanden werden und die vom

Sprecher intendierten antisemitischen Bilder hervorrufen.283 Tobias Jaecker weist in

diesem Zusammenhang auf den wichtigen Aspekt hin, dass der Antisemitismus

innerhalb der Bundesrepublik nach 1945 nicht mehr abhängig ist von der tatsächlichen

Anwesenheit von Juden, es genügt das Gerücht über die Juden.284

Von Bedeutung für den Zustand des Nachkriegsantisemitismus ist außerdem, dass

aufgrund des „staatlich festgeschriebenen und in öffentlichen Debatten durchgesetzten

Anti-Antisemitismus“285 in der Bundesrepublik und in Österreich Antisemitismus nach

1945 nur noch im Privaten geäußert wird. Es kommt zu einer massiven Diskrepanz

zwischen öffentlicher Meinung und antisemitischen Vorurteilen, die nicht verschwunden

sind, sondern in der Sphäre des Privaten fortleben und dort kommuniziert werden.

Viele Menschen mit (latent) antisemitischen Einstellungen erkennen diese daher

folglich auch nicht als solche und distanzieren sich nicht selten vehement davon

antisemitische Einstellungen zu besitzen.286 Bernd Marin konnte bereits 1974 in einer

österreichischen Studie nachweisen, dass der Antisemitismus in der Nachkriegszeit

trotz seiner gesellschaftlichen Ächtung und Versuchen der Aufarbeitung nicht etwa

verschwunden ist, sondern „sich nach der Shoa ein neuartiger, gleichsam verbotener,

verschämter, sich selbst verleugnender ‚Antisemitismus ohne Antisemiten‘ entwickelt

hat. Ein Massenvorurteil ohne Legitimation und öffentliche Träger, durch kulturelle

Verfestigung in das kollektive Unbewußte und den Untergang der Privatheit

abgesunken, doch weiterhin ein eminent politisches – und politisch und medial

ausgebeutetes – Potential.“287

283 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 31 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S.; vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff. 284 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 33. 285 Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 219. 286 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 32. 287 Marin, Bernd (2000): S. 11.

69

3.2.3 Antizionismus

Auch wenn es sich bei Antisemitismus und Antizionismus historisch bedingt um

unterschiedliche Phänomene handelt und letzterer nicht zwangsläufig antisemitisch

konnotiert sein muss, hat der Antizionismus den Sekundären Antizionismus als

dominante Ausprägung des Antisemitismus innerhalb der Bundesrepublik in der

Gegenwart teilweise abgelöst, es kann gegenwärtig eine starke Korrelation zwischen

antizionistischen und sekundär antisemitischen Einstellungen festgestellt werden.288

Ursprünglich handelte es sich beim Antizionismus um einen rein innerjüdischen

Kontext. Vor dem nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden gab

es eine nicht unbedeutende Anzahl jüdischer Europäer die sich gegen die Gründung

eines jüdischen Staates aussprachen und stattdessen eine Assimilation und Integration

in ihre europäischen Heimatländer bevorzugten. Auch existierte eine marxistisch

geprägte Strömung des Antizionismus, die im Zionismus eine reaktionäre Antwort auf

den aufkeimenden deutschen Nationalismus sah.289 Viele orthodoxe Juden wendeten

sich außerdem gegen die zionistische Idee, da für sie die Gründung eines jüdischen

Staates einen Bruch mit der Thora darstellte, da nur Gott die Juden aus der Diaspora

erlösen könne.290 Innerjüdische antizionistische Positionen sind in der heutigen Zeit

zwar bedeutungslos geworden, aber immernoch deutlich wahrnehmbar, wie

beispielsweise die wiederholten antizionistischen Äußerungen Judith Butlers

beweisen.291 Aber auch lange vor 1933 bzw. 1948 existierte bereits ein antisemitisch

geprägter Antizionismus. Antisemitische und völkische Autoren sprachen schon um die

Jahrhundertwende davon, dass Juden nicht in der Lage seien einen eigenen Staat zu

gründen, da sie von ihrer Natur aus unproduktiv seien. Der bekannteste Text eines

frühen antisemitisch geprägten Antizionismus ist die Schrift „Der staatsfeindliche

Zionismus“ von Alfred Rosenberg (*1893 † 1946) (1922).292

Der Antizionismus unterteilt sich neben dem jüdischen Antizionismus in weitere

Unterkategorien, wie beispielsweise in einen stalinistischen und poststalinistischen

Antizionismus oder einen islamischen Antizionismus.293 Im Folgenden soll allerdings

der Schwerpunkt auf den Antizionismus innerhalb der Bundesrepublik der letzten

288 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 35. 289 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 28. 290 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 21 f. 291 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 22.; vgl. Butler, Judith (2013). 292 Vgl. Rosenberg, Alfred (1922). 293 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 21 ff.

70

Jahrzehnte gelegt werden, da nur die bundesdeutsche Ausprägung des Antizionismus

eine Relevanz für die spätere Diskursanalyse besitzt.

Innerhalb der deutschen Nachkriegszeit war der Antizionismus primär in der DDR

bedeutend und nahm in der Bundesrepublik vor allem nach 1967, nach dem

Sechstagekrieg, zu. An erster Stelle geschah dies innerhalb der deutschen Linken.

Man sah im israelischen Staat den Brückenkopf des US-Imperialismus, der die

Palästinenser in kolonialistischer Manier unterdrückte. Israel wurde in der Vorstellung

vieler Linker zum Sinnbild der negativen Entwicklung der westlichen kapitalistischen

Staaten und die Palästinenser zu den schutzlosen Opfern imperialistischen

Expansionsstrebens.294 Andrei S. Markovits weist zu diesem Aspekt auf die Parallelen

zwischen Antizionismus und Antiamerikanismus hin. Indem Israel als besondere

Ausprägung eines von den USA angeführten Imperialismus begriffen wird, wird Israel

zusammen mit den USA zu einem Sinnbild für die als negativ empfundenen

Ausprägungen moderner kapitalistischer Staaten westlicher Prägung.295

Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die oben beschriebene

Form der Kritik an der israelischen Politik im Nahostkonflikt nicht per se antisemitisch

ist, sie ist aber anfällig für antisemitische Argumentationen.296 Ist diese Form des

Antizionismus antisemitisch konnotiert, wird sie häufig mithilfe von NS-Vergleichen

kommuniziert. Die israelische Politik gegenüber den Palästinensern wird dann mit den

nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden verglichen oder gleichgesetzt. Es

kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr, Israelis werden zu den „neuen Nazis“, während

Palästinenser zu den „neuen Juden“ werden.

An dieser Stelle zeigt sich, dass auch der gegenwärtige deutsche Antizionismus, wie

auch der Sekundäre Antisemitismus früherer Jahrzehnte, im Sinne des Theorems von

der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb ein Vehikel zur Kommunikation

von ansonsten tabuisierten antisemitischen Äußerungen darstellt. Wie Tobias Jaecker

anmerkt, ist diese spezielle Form der Schuldabwehr innerhalb der Mitte der deutschen

Gesellschaft stark verankert. Das religiöse Motiv des christlichen Antijudaismus und

294 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S: 35 f. 295 Vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff. 296 Vgl. Stein, Timo (2011): S. 30; vgl. Mor, Ilan (2007): S. 6 ff. Israelkritik ist beispielsweise dann als antisemitisch zu erkennen, wenn sie den „3-D-Test“ für Antisemitismus nach Nathan Scharansky nicht besteht. Israelkritik wird nach Scharansky dann antisemitisch, wenn sie 1. Israel dämonisiert, 2. doppelte Standards in Bezug auf Israel anwendet und 3. Israel delegitimiert, also Israel das Existenzrecht abspricht.

71

das rassistische Motiv des modernen Antisemitismus sind in den vergangenen

Jahrzehnten immer mehr von einem vermeintlich politisch legitimen Motiv der

Israelkritik abgelöst worden.297 Dass es sich bei dieser Variante der Kommunikation

von antisemitischen Ressentiments über den Umweg der vermeintlich legitimen

Israelkritik, wie diese beispielsweise bezugnehmend auf die israelische Politik im

Nahostkonflikt häufig geäußert wird, in Wahrheit um eine Möglichkeit der

Umwegekommunikation für ansonsten tabuisierte antisemitische Einstellungen handelt,

zeigt die Studie von Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz, „Die Sprache der

Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ (2013). Schwarz-Friesel und Reinharz haben

Einsendungen an den Zentralrat der Juden in Deutschland mit Blick auf die Artikulation

antisemitischer Einstellungen untersucht und konnten hierbei unter anderem darlegen,

dass Juden in Deutschland als Kollektiv für die israelische Politik in Haftung

genommen werden.298

3.2.4 Zum Zusammenhang von Antisemitismus und Antiamerikanismus

Historisch betrachtet existierte der „Antiamerikanismus“, also die Feindschaft zu den

Vereinigten Staaten von Amerika und deren Gesellschaft, zu deren sozialen,

politischen und wirtschaftlichen Institutionen, sowie zu deren Traditionen, Werten und

Kultur299 bereits vor der eigentlichen Gründung der USA im Jahr 1787 und begleitete

als Reaktion von Europäern auf diesen „Außenposten europäischer Zivilisation“300 der

sich „bewusst von seinen (europäischen) Wurzeln entfernt hatte“301 die gesamte

297 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 36 f.; vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff. 298 Vgl. Schwarz-Friesel, Monika und Jehuda Reinharz (2013): S. 7 ff. Zuletzt wurde dieser Umstand sichtbar an der erneuten militärischen Eskalation des Gaza-Krieges im Sommer 2014. Juden in Deutschland und anderen europäischen Staaten werden als Kollektiv verantwortlich gemacht für die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, auf Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz kommt es zu antisemitisch motivierten Übergriffen gegenüber Personen jüdischen Glaubens und Rufen wie etwa „Hamas, Hamas - Juden ins Gas!“ (vgl. Laurin, Stefan (2014): o. S.). 299 Folgende Definition des amerikanischen Politikwissenschaftlers Paul Hollander erscheint besonders geeignet um das Phänomen des Antiamerikanismus zu umschreiben: „Anti-Americanism is a predisposition to hostility toward the United States and American society, a relentless critical impulse toward American social, economic, and political institutions, traditions, and values; it entails and aversion to American culture in particular and its influence abroad, often also contempt for the American national character (or what is presumed to be such a character) and dislike of American people, manners, behavior, dress, and so on; rejection of American foreign policy and a form of belief in the malignity of American influence and presence anywhere in the world.” (Zit. nach Markovits, Andrei S. (2005): S. 325.). 300 Markovits, Andrei S. (2005): S. 323. 301 Markovits, Andrei S. (2005): S. 323.

72

Geschichte der Vereinigten Staaten. Das antiamerikanische Ressentiment behält bis

heute innerhalb zahlreicher europäischer Staaten seine Wirkmächtigkeit.302 Viele

empirische Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Feindschaft zu den

USA seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und nach dem Irakkrieg des

Jahres 2003 noch einmal verstärkt hat und sich nun seit dem ersten Jahrzehnt des 21.

Jahrhunderts global auf einem Höhepunkt befindet.303

Bereits während des Zeitalters der klassischen Moderne fand die Konstruktion

nationaler Identitäten in den europäischen Staaten immer auch in Abgrenzung zu den

Vereinigten Staaten von Amerika statt, die bereits zu diesem Zeitpunkt zum „Symbol

für eine moderne Zukunft“304 geworden waren. Daher beherrschten bereits in der Zeit

der europäischen Romantik die „Topoi von Amerika als reiner Erwerbsgesellschaft, als

Nation ohne Geschichte […], die daher ‚wurzellos‘ sei und in der eine ‚Tyrannei der

Masse‘ herrsche“305 den Diskurs über Amerika unter europäischen Intellektuellen, wie

beispielsweise Heinrich Heine.306 „Europäische Identitäten und Redeweisen über die

moderne Gesellschaft entstanden in einem Prozess der transatlantischen Abgrenzung,

und es waren europäische Intellektuelle und Bürger, die die Konstruktion dieser

Selbstbilder vorantrieben.“307 Spätestens seit dem Eintritt der USA in den 1. und 2.

Weltkrieg 1917 bzw. 1943 auf europäischem Boden, sind die Vereinigten Staaten als

militärische, politische, aber auch kulturelle Macht tatsächlich in Europa präsent.308

Antiamerikanismus findet sich innerhalb Europas im 20. und 21. Jahrhundert sowohl in

der politischen Rechten, als auch in der Linken und richtet sich jeweils gegen

unterschiedlichste Entwicklungen der modernen Gesellschaft, die ihren Ursprung

scheinbar in den Vereinigten Staaten zu haben scheinen. So kritisiert der rechte

Antiamerikanismus vornehmlich die amerikanische Massenkultur, eine vermeintliche

gesellschaftliche Nivellierung, die liberale Demokratie amerikanischer Prägung oder

302 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 ff. Auch wenn es sich bei dem Antiamerikanismus in heutiger Zeit um ein in vielen Kulturkreisen weit verbreitetes Ressentiment handelt, dass seine Erklärungskraft aus unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen bezieht, soll im Folgenden allein der Antiamerikanismus (west-)europäischer, und speziell deutscher Prägung berücksichtigt werden, da nur diese Ausprägung des Antiamerikanismus für die spätere Diskursanalyse relevant ist. 303 Vgl. Keohane, Robert O. und Peter J. Katzenstein (2007): S. 4 ff.; vgl. Chiozza, Giacamo (2009): S. 3; vgl. Diner, Dan (2003): S. 163 ff. 304 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 12. 305 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 11; Diner, Dan (2003): S. 42 ff. 306 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 f. 307 Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 12. 308 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 10 ff.; vgl. Diner, Dan (2003): S. 38.

73

eine Vermischung der Ethnien in den USA, während sich der linke Antiamerikanismus

gegen die Ungleichheit im Kapitalismus, einen ausufernden US-Imperialismus,

Ressourcenverschwendung oder Globalisierung richtet.309 Dem antiamerikanischen

Ressentiment geht es also weniger um tatsächliche Entwicklungen innerhalb der USA,

Amerika ist vielmehr zu einer Projektionsfläche für die Schwierigkeiten von

Modernisierungsprozessen und Umbrüchen innerhalb der europäischen Staaten

geworden.310 Jan C. Behrends et al. haben in diesem Zusammenhang darauf

hingewiesen, dass es in den Amerikadiskursen Europas kaum um tatsächliche durch

Amerika verursachte Entwicklungen ging, sondern dass Amerika innerhalb Europas vor

allem als Projektionsfläche diente, um Umbrüche oder Fehlentwicklungen auf eine

äußere Macht zurückführen zu können und so erklärbar zu machen.311

An dieser Stelle zeigt sich die deutliche Parallele zwischen dem antisemitischen und

dem antiamerikanischen Ressentiment.312 Beide Feindschaften richten sich gegen

Gruppen, die mit der Moderne identifiziert werden und für deren negative

Entwicklungen verantwortlich gemacht werden und denen unterstellt wird, sie würden

versuchen die Herrschaft über die Welt zu erlangen oder diese im Verborgenen

womöglich bereits besitzen. Mit den Fokussen „Moderne“ und „Weltherrschaft“ werden

allein diese beiden Gruppen in Verbindung gebracht, womit sich Antiamerikanismus

und Antisemitismus noch einmal grundlegend von anderen Feindschaften, wie

beispielsweise Rassismus, Homophobie oder Misogynie, unterscheiden.313 Es muss

allerdings betont werden, dass es sich bei dem Phänomen des Antiamerikanismus

nicht direkt um eine Unterkategorie des Antisemitismus handelt und es auch

Unterschiede zwischen beiden Ressentiments gibt. So verwenden Antiamerikanismus

und Antisemitismus zum Teil sehr unterschiedliche und gegensätzliche Stereotype,

was im Bild der „intellektuellen Juden“ und der „kulturlosen und einfältigen Amerikaner“

besonders deutlich wird. Auch bezieht sich der Antiamerikanismus zumindest teilweise

auf eine reale Ideologie, wenn der amerikanische Kapitalismus oder Individualismus

kritisiert wird, eine „jüdische Ideologie“ existiert hingegen allein in der antisemitischen

309 Vgl. Jarusch, Konrad (2005): S. 37 ff.; vgl. Diner, Dan (2003): S. 24 f. Rechter Antiamerikanismus ist im 20. und 21. Jahrhundert von Anti-Modernismus, Anti-Egalitarismus, Antisemitismus und Anti-Demokratismus geprägt, während linker Antiamerikanismus sich hingegen gegen den Kapitalismus, Imperialismus, Materialismus vermeintlich amerikanischer Prägung oder eine von den USA angeführte Globalisierung richtet. 310 Vgl. Jarusch, Konrad (2005): S. 48. 311 Vgl. Behrends, Jan C. et al. (2005): S. 17. 312 Vgl. Diner, Dan (2003): S. 34. 313 Vgl. Beyer, Heiko (2014): S. 111.

74

Phantasie.314 Zuletzt hat sich der Antiamerikanismus historisch nicht wie der

Antisemitismus entfaltet, es kam nie zu einer systematischen antiamerikanisch

motivierten Verfolgung amerikanischer Menschen.315

Aufgrund der offenkundigen Parallelen zwischen den Phänomenen Antisemitismus und

Antiamerikanismus in Bezug auf die Struktur beider Ressentiments und deren

psychische Funktion, soll im Folgenden die These vertreten werden, dass sich der

Antiamerikanismus, wie auch der Sekundäre Antisemitismus und der Antizionismus im

Sinne des Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb unter

bestimmten Umständen zur Umwegekommunikation für Antisemitismus eignet, wie in

der anschließenden Diskursanalyse im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden zu

sehen sein wird.316

4. Diskursanalysen

4.1 Methode: Die Kritische Diskursanalyse

In den vorangegangenen Kapiteln konnte gezeigt werden, dass

Verschwörungstheorien im Allgemeinen und Verschwörungstheorien mit

antisemitischen und antiamerikanischen Inhalten im Speziellen Mittel zur

Strukturierung einer als bedrohlich erscheinenden Welt darstellen.

Verschwörungstheorien sind Werkzeuge zur „kognitiven Dissonanzreduktion“, mithilfe

derer komplexe Sachverhalte greifbar gemacht werden können, als auch Mittel zur

„Kontingenzbewältigung“ durch welche Menschen schicksalhafte Ereignisse besser

verarbeiten können, indem sie eine Antwort darauf erhalten, warum diese

stattgefunden haben und wer sie verursacht hat.317 Verschwörungstheorien knüpfen an

der materiell erfahrbaren Wirklichkeit an, beispielsweise an die Terroranschlägen des

11. September 2001 oder an die Finanz- und Bankenkrise des Jahres 2008, und

314 Vgl. Illing, Frank (2003): S. 100 ff. 315 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 38. 316 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 215 ff. Was die Strukturgleichheit der beiden Ressentiments betrifft, sind hierbei hervorzuheben: 1. Das Prinzip der Personifizierung: „Amerika“ und „Juden“ sind beide Chiffren für eine als negativ wahrgenommene Moderne. 2. Manichäismus: Juden und Amerika verkörpern Kraft und Ort des „Bösen“. 3. Konstruktion identitärer Kollektive: Beide Gruppen dienen als Fremdgruppe, in Abgrenzung zu welcher die nationale Eigengruppe konstruiert und aufgewertet wird. 317 Vgl. Groh, Dieter (2001): S. 190 f.; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 207.

75

stellen einen speziellen Deutungsversuch dieser Ereignisse dar, welcher in einem

Widerspruch zur gesellschaftlich anerkannten Wirklichkeitsbeschreibung desselben

Sachverhaltes steht.318 In der wissenschaftlichen Beschäftigung mit

Verschwörungstheorien ist es daher weniger von Interesse, die Inhalte einer

Verschwörungstheorie widerlegen zu wollen. Bedeutungsvoller ist hingegen eine

Analyse der spezifischen Muster, Stereotype und Bilder, die durch eine

Verschwörungstheorie vermittelt werden. Besonders antisemitische Inhalte in

Verschwörungstheorien sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, da sich

Antisemitismus häufig in Andeutungen, Chiffren oder kulturellen Codes äußert.319

Eine geeignete Methode zur Analyse von antisemitischen Inhalten in

Verschwörungstheorien stellt die Kritische Diskursanalyse dar, die von dem Duisburger

Sprachwissenschaftler Siegfried Jäger in den Achtziger und Neunziger Jahren im

Anschluss an die Diskurstheorie Michel Foucaults entwickelt wurde.320 Mithilfe der

Kritischen Diskursanalyse nach Jäger ist es möglich, antisemitische

Argumentationsmuster und Bilder in Verschwörungstheorien nachzuweisen und die

antisemitisch motivierten Mechanismen, wie beispielsweise Versuche der

Schuldabwehr durch Täter-Opfer-Umkehr, Geschichtsrevisionismus oder die

Umwegekommunikation antisemitischer Inhalte über den Antiamerikanismus oder den

Antizionismus, sichtbar zu machen.321 Die Methode der Kritischen Diskursanalyse

ermöglicht es, Rückschlüsse auf das antisemitische Sagbarkeitsfeld innerhalb einer

Gesellschaft oder einer gesellschaftlichen Gruppe zu einer bestimmten Zeit zu

ziehen.322

4.1.1 Methodische Vorbemerkungen

„(Eine) Diskursanalyse erfasst das jeweils Sagbare in seiner qualitativen Bandbreite

und in seinen Häufungen bzw. allen Aussagen, die in einer bestimmten Gesellschaft zu

318 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 13; vgl. Schetsche, Michael (2005): S. 114 f. 319 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 58. 320 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 81. 321 Tobias Jaecker hat sich in seiner 2005 erschienen Monographie „Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September“ der Methode der Kritischen Diskursanalyse bedient und antisemitische Verschwörungstheorien aus den Themenbereichen 11. September, Nahost-Konflikt und Irak-Krieg analysiert. Die Methode der Kritischen Diskursanalyse hat sich hierbei als besonders geeignet erwiesen antisemitische Inhalte innerhalb der Verschwörungstheorien zu den oben genannten Themenkomplexen sichtbar zu machen (vgl. Jaecker, Tobias (2005)). 322 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 83 f.

76

einer bestimmten Zeit geäußert werden (können), aber auch die Strategien, mit denen

das Feld des Sagbaren ausgeweitet oder auch eingegrenzt wird, etwa

Verleugnungsstrategien, Relativierungsstrategien, Enttabuisierungsstrategien etc.“323

„Diskurs“ nach Jäger bezeichnet also das jeweils Sagbare innerhalb einer bestimmten

gesellschaftlichen Gruppe zu einem bestimmten Thema. Beispiele für Diskurse

könnten das Thema „Umweltschutz“, das Thema „Asylbewerber“ oder das Thema

„Nahost-Konflikt“ sein. Alle Teilnehmer des Diskurses, also alle Autoren oder Redner

beziehen sich auf das vorher Geschriebene oder Gesagte und beziehen dies in ihren

Diskursbeitrag mit ein.324 Sie befinden sich demnach in „[…] ständigen diskursiven

Auseinandersetzungen. Sie deuten die Wirklichkeit unter Zuhilfenahme von Wörtern,

Begriffen, oder Texten im Diskurs […]“.325 In Bezug auf die Struktur eines Diskurses

unterscheidet die Kritische Diskursanalyse zwischen „Spezialdiskursen“ der

Wissenschaften und „Interdiskursen“, womit alle nichtwissenschaftlichen Diskurse

gemeint sind, also beispielsweise Diskurse innerhalb der Medien oder Alltagsdiskurse.

Ein Text, Textteil oder eine Rede zu einem bestimmten Thema wie etwa dem „Nahost-

Konflikt“ stellt in der Terminologie der Kritischen Diskursanalyse ein „Diskursfragment“

dar. Eine gewisse Menge solcher Diskursfragmente zu einem bestimmten Thema

fügen sich zu einem „Diskursstrang“ zusammen. Ein Diskurs wird schließlich auf

verschiedenen „Diskursebenen“ geführt: Das Thema „Nahost-Konflikt“ wird

beispielsweise auf den Diskursebenen Politik, Medien, Alltag oder Wissenschaft

behandelt.326

In der Analyse von Diskursen geht die Kritische Diskursanalyse folgendermaßen vor:

1. In einem ersten Schritt wird die Makrostruktur eines Diskursfragmentes

analysiert. Dieser Analyseschritt beinhaltet die Gliederung des Textes, die

Bestimmung der Textsorte oder auch die Anfertigung einer Inhaltsangabe. Auch

das Layout des Textes und etwaig verwendete Grafiken und Bilder werden in

diesem ersten Schritt in die Analyse miteinbezogen.

2. In einem zweiten Schritt wird der sprachlich-diskursive Kontext eines

Diskursfragmentes untersucht. Dieser Schritt kann etwa die Frage danach

beinhalten, in welchem Medienorgan das Diskursfragment veröffentlicht wurde

323 Jäger, Sigfried (2001): S. 83 f. 324 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 59. 325 Jaecker, Tobias (2005): S. 59. 326 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 181 ff.; vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 96 ff.

77

oder ob das Diskursfragment an einer prominenten Stelle innerhalb der Zeitung

oder des Onlinenachrichtendienstes steht. Auch wird in diesem Schritt

untersucht auf welche Quellen sich der Autor in seinem Text bezieht.

3. Ein dritter Analyseschritt befasst sich mit dem nichtsprachlichen Kontext des

Diskursfragmentes. Dieser Analyseschritt befasst sich mit dem Autor des

Diskursfragmentes. Gefragt wird nach seiner politischen Positionierung zum

betreffenden Diskursthema und nach den Organen, in denen er

schwerpunktmäßig publiziert.

4. Erst nachdem diese drei Analyseschritte abgeschlossen sind beschäftigt sich

die Kritische Diskursanalyse im vierten Schritt in der Mikro-Analyse mit der

eigentlichen Aussage des zu untersuchenden Diskursfragmentes. Die Mikro-

Analyse untersucht das Diskursfragment vor allem hinsichtlich der

Argumentationsstrategie des Textes oder der Rede (mögliche Relativierungen,

Verleugnungen, unzulässige Verallgemeinerungen) und auf eventuell

verwendete Kollektivsymbole (kulturelle Stereotype). Außerdem wird ergründet,

welche Redensarten, Sprichwörter oder Metaphern im Text oder der Rede

benutzt werden und ob und in welchem Maße der Autor oder der Sprecher

Vorwissen von seinen Lesern oder Zuhörern zum Thema des Diskurses

voraussetzt. Ferner können die vom Autor oder Sprecher verwendeten

Substantive, Verben und Adjektive auf die Wertungen und Implikationen

untersucht werden, die diese möglicherweise enthalten. Zuletzt wird analysiert,

ob der Autor oder Redner seine Leser oder Zuhörer direkt anspricht bzw. ob er

Aussagen darüber trifft, wen er mit seinem Text oder seine Rede anzusprechen

versucht und ob der Text oder die Rede sprachliche Besonderheiten

(Hervorhebungen, häufige Ausrufezeichen usw.) enthält.

5. In einem letzten Analyseschritt findet eine systematische, aufbereitete

Darstellung des Diskursfragmentes statt. Zentral sind hierbei Angaben zu den

Motiven des Textes oder der Rede in Verbindung zu der politischen Position

des Autors bzw. Sprechers, die Analyse der im Diskursfragment auftretenden

sprachlichen und propagandistischen Mittel, Angaben zu der vom Autor oder

Redner angesprochene Zielgruppe sowie die Frage nach der Absicht des

Diskursfragmentes in Bezug auf den Gesamtdiskurs.327

327 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 188 ff.; vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 102 ff.

78

Auf diese Weise werden alle relevanten Diskursfragmente analysiert, bis man zu einer

vollständigen Erfassung des gesamten Diskursstranges eines bestimmten Themas

gelangt. Es werden also exemplarisch die für die Diskursanalyse relevanten

Diskursfragmente eines bestimmten Diskursstranges in die Analyse miteinbezogen,

wobei diese in Bezug auf die Art der Quelle variieren können. Es kann sich also

beispielsweise um Zeitungs- oder Blogartikel, Reden, Interviews oder (Sach-)Bücher

zu einem Thema handeln, die alle auf eine bestimmte Diskursebene, beispielsweise

den Alltagsdiskurs in der Gesamtgesellschaft oder auch in einer eingegrenzten

sozialen Gruppe, einwirken.328 Auf die Frage, wie man sich sicher sein kann, dass man

den Gesamtdiskurs zu einem Thema vollständig erfasst hat, kommt Siegfried Jäger zu

dem Ergebnis, „[…] daß die Quantität der Fälle dabei erstaunlich gering ist. Bereits

nach relativ wenigen Beispielen stellt sich heraus, daß keine neuen Phänomene mehr

auftauchen, mit anderen Worten: Daß die Analysen sehr schnell zu „vervollständigen“

sind.“329 Dies ist deshalb relativ schnell der Fall, da es der Kritischen Diskursanalyse

als qualitativer Analysemethode im Gegensatz zu quantitativ arbeitenden Verfahren

nicht um die Erfassung aller (möglicherweise gleichen) Fälle eines Diskursstranges

geht, sondern um die Erfassung der jeweiligen Sagbarkeitsfelder.330 Nach Jäger ist die

„[…] Vollständigkeit der Analyse dann erreicht, wenn die Analyse keine inhaltlich und

formal neuen Erkenntnisse zu Tage fördert.“331

In der vorliegenden Magisterarbeit werden die hier umrissenen Analyseschritte

folgendermaßen durchgeführt:

Der erste Analyseschritt zur Makrostruktur eines Diskursfragmentes beinhaltet

praktisch die „Vorarbeit“ mit den jeweiligen Diskursfragmenten in Vorbereitung auf die

späteren Diskursanalysen zu den drei untersuchten Diskurssträngen „Die Entstehung

der Federal Reserve Bank“, „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ und „Die

Hintermänner“ und ist daher nicht Teil der drei schriftlich ausgearbeiteten

Diskursanalysen des Kapitels 4.2.1 „Das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld

des Diskurses“. Der zweite und dritte Schritt der Analyse zum sprachlich-diskursiven

Kontext eines Diskursfragmentes und zu dessen nichtsprachlichem Kontext wird

innerhalb der vorliegenden Magisterarbeit im Kapitel 4.1.2 „Die Quellen und ihre

Auswertung“ behandelt. In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Organe, in

328 Vgl. Jäger, Siegfried (1993): S. 202 ff. 329 Jäger, Siegfried (1993): S. 208. 330 Vgl. Jäger, Siegfried (2001): S. 101 f. 331 Jäger, Siegfried (2001): S. 101.

79

denen die untersuchten Diskursfragmente erschienen sind, in Bezug auf ihre

Positionierung zum betreffenden Diskursthema eingeordnet und auch die Frage nach

der Verbindung des Autors des jeweiligen Diskursfragmentes zur Diskursgemeinschaft

der Friedensbewegung 2014 erörtert. Detaillierte Informationen zu den Urhebern der

einzelnen Diskursfragmente, ihren Intentionen und den Kontexten, in denen die

Diskursfragmente veröffentlicht wurden, finden sich ferner in Kapitel 2 der

Magisterarbeit, in welchem ein Überblick über die Themen und die

Kommunikationswege der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 gegeben

wird. Der vierte und fünfte Schritt der Analyse, in dem die Mikrostruktur der

untersuchten Diskursfragmente analysiert wird und diese anschließend systematisch

aufbereitet werden, stellt die eigentlichen, schriftlich ausgearbeiteten Diskursanalysen

dar und findet sich daher in Kapitel 4.2.1 „Das verschwörungstheoretische

Sagbarkeitsfeld des Diskurses“.

4.1.2 Die Quellen und ihre Auswertung

Die folgenden Diskursanalysen, die nach der oben vorgestellten Methode der

Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger durchgeführt werden, werden sich mit

dem Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ innerhalb der Friedensbewegung 2014

befassen. Die Beschäftigung mit der amerikanischen Zentralbank, der Federal

Reserve, und ihrem Einfluss auf das Weltgeschehen, stellt ein zentrales Thema auf der

Diskursebene der Friedensbewegung 2014 dar332, weshalb dieses für die

Diskursanalysen ausgewählt wurde.333 Die Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014, also die Aktivisten der wöchentlichen Mahnwachen für den

Frieden und ihre Anhänger in den Sozialen Netzwerken, befassen sich mit den

unterschiedlichsten Themenfeldern aus den Bereichen der Kapitalismuskritik, der

Friedenspolitik, des Umwelt- und Tierschutzes oder der Esoterik. Da es unmöglich ist,

alle zentralen Diskursstränge der Friedensbewegung 2014 im Rahmen einer

332 Die zentrale Stellung, die das Thema „Federal Reserve“ innerhalb der neuen Protestbewegung einnimmt, wird allein schon an dem Aufruftext zur ersten Mahnwache am 17.03.2014 in Berlin deutlich, in welchem sich die Organisatoren „gegen die Todespolitik der Federal Reserve Bank“ aussprechen (vgl. Montagsdemo Hamburg (2014): o. S.). 333 Für eine weitere diskursanalytische Beschäftigung mit der Diskursgemeinschaft der „Friedensbewegung 2014“ wäre eine Auseinandersetzung mit den weiteren zentralen Diskurssträngen innerhalb der neuen Protestbewegung wünschenswert. Thematisch würden sich hierbei besonders die Diskursstränge „Besatzung der Bundesrepublik/Ist die Bundesrepublik ein souveräner Staat?“ und das Thema „Steuerung der Presse“ anbieten.

80

Magisterarbeit diskursanalytisch zu untersuchen, wurde in der vorliegenden Arbeit der

Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ herausgegriffen, da dieser innerhalb der neuen

Protestbewegung auch in quantitativer Hinsicht eine besonders zentrale Stellung

einnimmt.334 Ferner handelt es sich bei dem Thema „Federal Reserve Bank“ um einen

Diskursstrang, der mehr als andere Diskursstränge verschwörungstheoretische Inhalte

mit antisemitischen und antiamerikanischen Zuschreibungen enthält.335 Am Beispiel

dieses Themas lässt sich also exemplarisch besonders deutlich das antisemitische und

verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld innerhalb der Friedensbewegung 2014

umreißen und darstellen, welche antisemitischen Kollektivsymbole und antisemitisch

konnotierten Metaphern oder Sprichwörter in diesem Sagbarkeitsfeld wirken.

Außerdem kann präzise herausgearbeitet werden, welchen Strategien zur

Relativierung, Verallgemeinerung oder Leugnung sich der Autor oder Sprecher

bedient, um den Diskurs in seinem Sinne zu beeinflussen. Ferner lässt sich

analysieren, inwiefern das Theorem von der Kommunikationslatenz des

Antisemitismus nach Bergmann und Erb innerhalb der Friedensbewegung 2014

Gültigkeit besitzt und wie sich der Antisemitismus hier möglicherweise über Umwege

äußert.336

Um den Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ auf der Diskursebene

Friedensbewegung 2014 nachzeichnen zu können, wurden unterschiedlichste Text-,

Video- und Audioquellen ausgewählt, die alle auf den Diskurs innerhalb der neuen

Protestbewegung einwirken. An erster Stelle sind hier die Interviews mit Aktivisten der

Mahnwachen für den Frieden in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz zu nennen.

Die Autorin hat im April, Mai und Juni 2014 an insgesamt sieben Montagen

Mahnwachen in den drei Städten als teilnehmende Beobachterin besucht und

anschließend fünf Leitfadeninterviews (Frankfurt am Main: 1, Wiesbaden: 1, Mainz: 3)

mit Organisatoren und Teilnehmern der Mahnwachen geführt. Zusätzlich zu den

Interviews werden Videomitschnitte von Reden zum Thema „Federal Reserve Bank“

von Aktivisten auf den Mahnwachen in den oben genannten Städten mit in die Analyse

aufgenommen.337

334 Vgl. Daphi, Priska et l. (2014): S. 15. Beispiel für eine Rede zum Diskursstrang „Federal Reserve Bank“ auf der 2. Frankfurter „Mahnwache für den Frieden“ am 14.04.2014: vgl. Gast, Gunnar (2014a): o. S., ab Minute 06:48. 335 Vgl. Jaecker, Tobias (2014): o. S. 336 Vgl. Ullrich, Peter (2014): S. 11. 337 Die „Friedensbewegung 2014“ ist stark auf Transparenz und eine möglichst große Reichweite ihrer wöchentlichen Veranstaltungen bedacht, weshalb alle regionalen Organisationsteams komplette

81

Einen besonderen Einfluss auf den Diskurs innerhalb der Friedensbewegung 2014 hat

das Online-Nachrichtenportal KenFM um den Mahnwachenredner Ken Jebsen. Auf

KenFM veröffentlicht Jebsen Reportagen („KenFM über“, KenFM am Set“, „KenFM

zeigt“) und Interviews („KenFM im Gespräch“) zu Themen mit großem Bezug zu den

Kernthemen der Friedensbewegung 2014 und so auch zum Thema „Federal Reserve

Bank“. Aus diesem Grund wurden auch zwei Videoreportagen von KenFM in die

Analyse mit einbezogen. Bei der für die Diskursanalyse ausgewählten Reportagen

handelt es sich um die Sendung „KenFM über: Schein-Demokratie“ vom 31. März

2014338 und die Sendung „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer

Günter Grass)“ vom 05. April 2012.339 KenFM stellt ferner eines der wichtigsten Organe

zur Mobilisierung für die Mahnwachen für den Frieden dar und berichtet außerdem

häufig über die neue Protestbewegung.340

Im Bereich der Sozialen Netzwerke wurden die Mahnwachen für den Frieden über die

Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv bekannt gemacht. Ihr Betreiber Mario Rönsch

steht in engem Kontakt mit den Aktivsten der Friedensbewegung 2014 und tritt auch

gelegentlich selbst als Redner auf der Berliner Mahnwache am Potsdamer Platz und

auf der Mahnwache in seiner Heimatstadt Erfurt auf.341 Die Seite, die mit über 650.000

Abonnenten342 eine der größten deutschsprachigen Facebookseiten überhaupt ist und

auch unter den Teilnehmern der Mahnwachen viele Anhänger hat, postet mehrmals

täglich Nachrichten rund um die Kernthemen der Friedensbewegung 2014, so auch

zum Diskursstrang „Federal Reserve Bank“.343 Aus diesem Grund stellt

Anonymous.Kollektiv eine entscheidende Größe auf der Diskursebene der

Friedensbewegung 2014 dar und wurde in die Diskursanalyse mit aufgenommen.

Videomitschnitte der wöchentlichen Mahnwachen anschließend auf der Videoplattform YouTube zur Verfügung stellen. 338 Vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S. 339 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S. Das Video „Ken über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass) wurde im Winter 2014 von der offiziellen Homepage von KenFM und dem YouTube-Kanal von KenFM entfernt. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle auf eine Kopie des Videos in einem anderen YouTube-Kanal verwiesen. 340 Vgl. Niewendick, Matin (2014a): S. 11. Detaillierte Informationen zu Ken Jebsen und KenFm befinden sich im Kapitel 2.5. 341 Vgl. Generalfeldmarschal Kortzfleisch (2014): o. S. Detaillierte Informationen zur Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv und dem Betreiber Mario Rönsch befinden sich in Kapitel 2.1. 342 Stand Februar 2015. 343 Vgl. Anonymous.Kollektiv (o. J.): o. S.

82

Der Kopp-Verlag, ein Sachbuchverlag aus Rottenburg am Neckar, der auf die

Verlegung esoterischer, pseudowissenschaftlicher und verschwörungstheoretischer

Literatur spezialisiert ist, 60 Mitarbeiter beschäftigt und bis zu 15.000

Büchersendungen täglich verschickt, ist aktuell das wichtigste Medium für

Publikationen zu den Themen eines „aktuellen Gegenzeitgeistes“344 im

deutschsprachigen Raum und damit ein weiterer entscheidender Faktor im Diskurs um

die Federal Reserve Bank auf der Diskursebene der Friedensbewegung 2014.345 Die

im Kopp-Verlag publizierten oder über ihn vertriebenen Bücher genießen ein hohes

Ansehen innerhalb der Friedensbewegung 2014 und werden auf den Mahnwachen

häufig als Literaturempfehlung genannt.346 Für die vorliegende Diskursanalyse wurden

die im Kopp-Verlag erschienenen Bücher „Federal Reserve Bank: 100 Jahre Lügen“

von Michael Grandt (2014)347, „Die Kreatur von Jekyll Island“ von G. Edward Griffin

(2006)348, sowie die nicht im Kopp-Verlag erschienenen, aber über den Onlineshop des

Verlages vertriebenen Bücher „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ von

Tilman Knechtel (2012)349, „Was sie nicht wissen sollen!“ von Michael Morris (2011)350,

sowie „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen“ von Heiko Schrang (2012)351

ausgewertet. Heiko Schrang hat außerdem eine direkte Verbindung zu den Aktivisten

der Friedensbewegung 2014, da er selbst häufig als prominenter Redner bei den

bundesweiten Mahnwachen für den Frieden auftritt.352

Abschließend wird in der Diskursanalyse auf eine Filmquelle zurückgegriffen. Es

handelt sich hierbei um den amerikanischen Dokumentarfilm „Zeitgeist: The Movie“ von

Peter Joseph aus dem Jahr 2007. „Zeitgeist: The Movie“ handelt von dem „Jesus-

Mythos“, den Terroranschlägen des 11. September, der „Neuen Weltordnung“ und der

„Federal Reserve Bank“.353 Der Film erfreut sich großer Beliebtheit im Netz und gilt

auch für andere postdemokratische politische Bewegungen, wie beispielsweise

344 Vgl. Kaiser, Stefan (2014): o. S. 345 Vgl. Kaiser, Stefan (2014): o. S.; vgl. Kopp-Verlag (o. J.): o. S. 346 Vgl. DieWeltveresserer (2014f): o. S., ab Minute: 28:23; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 00:00; vgl. DieWeltveresserer (2014j): o. S., ab Minute 07:24. 347 Vgl. Grandt, Michael (2014). 348 Vgl. Griffin, G. Edward (2006). 349 Vgl. Knechtel, Tilman (2012). 350 Vgl. Morris, Michael (2011). 351 Vgl. Schrang, Heiko (2012). 352 Beispiele für Reden Heiko Schrangs auf den „Mahnwachen für den Frieden“: vgl. Schrang, Heiko (2014b): o. S.; vgl. Schrang, Heiko (2014a): o. S. 353 Vgl. Joseph, Peter (2007).

83

Occupy, als Inspirationsquelle.354 Da der Film die Kerngedanken zum Diskursstrang

„Federal Reserve Bank“ innerhalb der Friedensbewegung 2014 wiedergibt, wurde auch

er in die Diskursanalyse aufgenommen.

4.2 Diskursanalysen im Umfeld der Mahnwachen für den Frieden: Die Federal

Reserve Bank

Der Begriff „Federal Reserve Bank“ und mit ihm das Akronym „FED“ werden landläufig

als Bezeichnung für die US-amerikanische Notenbank benutzt. Streng genommen

handelt es sich bei der Federal Reserve Bank nicht um eine einzelne Bank, sondern

um ein aus zwölf regionalen Federal Reserve Banken und einer Reihe kleinerer

Mitgliedsbanken bestehendes Zentralbankensystem, das „Federal Reserve

System“.355

Um die Federal Reserve Bank ranken sich seit ihrer Einrichtung im Jahr 1913 eine

Vielzahl von Verschwörungstheorien, die sich etwa mit ihrer Gründungsgeschichte,

ihrem Einfluss auf die Weltpolitik allgemein und speziell auf die großen Kriege des 20.

und 21. Jahrhunderts, befassen, oder auch damit, welche Personen bei der Federal

Reserve Bank möglicherweise „die Fäden im Hintergrund ziehen“. Diese

Verschwörungstheorien verbreiten sich durch unterschiedlichste Medien, wie etwa

durch (pseudo-)wissenschaftliche Bücher, Blogs, Diskussionsforen und Soziale

Netzwerke im Internet. Sie finden aber auch in „seriösen“ Medien ihre Verbreitung, wie

beispielsweise in Tageszeitungen oder Dokumentationen.356

Drei dieser Verschwörungstheorien werden im Folgenden auf Basis der vorgestellten

Quellen einer näheren Analyse unterzogen. Es handelt sich hierbei um die folgenden

Diskurse: 1. „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“, 2. „Der Einfluss der Federal

Reserve Bank“, 3. „Die Hintermänner“. In einem ersten Schritt wird in jeder der drei

Diskursanalysen das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld des Diskurses

anhand der vorgestellten Quellen umrissen. In einem zweiten Schritt werden die im

354 Vgl. Hartleb, Florian (2012): S. 29. 355 Vgl. o. V. (o. J.): o. S. 356 Beispiele für vermeintlich seriöse Medien, welche Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank transportieren, sind der Dokumentarfilm „Zeitgeist: The Movie“ des amerikanischen Dokumentarfilmers Peter Joseph aus dem Jahr 2007 oder der am 17.07.2014 auf dem Onlineportal des Nachrichtenmagazin Focus anonym erschienene Artikel „Das Geld-Kartell. Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert.“ (vgl. Joseph, Peter (2007): o. S.; vgl. o. V. (2014f): o. S.).

84

Diskurs enthaltenen antisemitischen und antiamerikanischen Zuschreibungen

aufgezeigt und einer Analyse unterzogen.

4.2.1 Diskursanalyse I: Die Entstehung der Federal Reserve Bank

4.2.1.1 Das Treffen auf Jekyll Island (1910)

Besonders viele Texte, Internetbeiträge, Redebeiträge auf den Mahnwachen für den

Frieden und Sequenzen in den von der Autorin geführten Interviews befassen sich mit

dem „Gründungsmythos“ der Federal Reserve Bank.

Die „Geburt“ der Idee einer amerikanischen Zentralbank wird in der Regel wie folgt

beschrieben:357 In einer Novembernacht des Jahres 1910, einer „frostigen

Vollmondnacht“358, in welcher „bittere Kälte“359 geherrscht haben soll, und „die ersten

Schneeflocken des Jahres im Schein der Straßenlaternen tanzten“360, soll es vom

Bahnhof von New Jersey aus zu einer geheimen Reise der Gründungsväter des

Federal Reserve Acts nach Jekyll Island, einer kleinen Insel vor der Küste des

amerikanischen Bundesstaates Georgia, gekommen sein.361 Die Teilnehmer sollen mit

dem letzten nach Süden fahrenden Zug an diesem Abend gefahren sein. An den Zug

soll der Privatwaggon des damaligen Senators von Rhode Island, Nelson Aldrich,

angebracht worden sein, in welchem die Reisegesellschaft unbeobachtet von der

Öffentlichkeit habe reisen können.362 Während der restliche Teil des Zuges „nach

heutigem Standard trist und freudlos“363 gewirkt habe, war der private Waggon des

Senators hingegen von „glänzend schwarze(r) Farbe, […] welche deutlich hervortrat

durch die polierten Handläufe aus Messing, die Griffe, Rahmen und

Filigranarbeiten“364. Im Inneren sei der Waggon mit Mahagonipaneelen, samtenen

357 Die Beschreibung der Reise nach Jekyll Island ist weitestgehend der Darstellung des amerikanischen Autors G. Edward Griffin in seinem Buch „The Creature from Jekyll Island“ entlehnt, welches in deutscher Übersetzung 2006 im Kopp-Verlag erschien (vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 ff.). Die Autoren der anderen Werke beziehen sich in ihrer Darstellung der Ereignisse maßgeblich auf die Darstellung Griffins und paraphrasieren diese weitestgehend (vgl. Morris, Michael (2011): S. 175; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 50 ff.; vgl. Grandt, Michael (2014): S. 9 f.). 358 Grandt, Michael (2014): S. 9. 359 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 360 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 361 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10. 362 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 f. 363 Griffin, G. Edward (2006): S. 18. 364 Griffin, G. Edward (2006): S. 18.

85

Vorhängen, Plüschsesseln und einer gut bestückten Bar mit teuren Zigarren

ausgestattet gewesen.365

Allein diese plastische und bildhafte Beschreibung der bitterkalten Abfahrtsnacht und

des Kontrastes zwischen dem für die Öffentlichkeit bestimmten Teil des Zuges und

dem von den Teilnehmern des Jekyll Island-Treffens genutzten Privatwaggon macht

für den Leser sofort deutlich, um welche Art von Geheimtreffen es sich bei der Reise

zur Gründung der Federal Reserve Bank gehandelt haben muss. Bei den Reisenden

muss es sich um eine für die damalige Zeit nahezu unfassbar reiche Gruppe von

Männern gehandelt haben, die so stark darauf bedacht war ihre gemeinsame Reise vor

der Öffentlichkeit absolut geheim zu halten, dass sie sogar die Unannehmlichkeit einer

nächtlichen Reise in einer zusätzlich noch äußerst kalten Winternacht in Kauf nahm.

Aber die Texte werden hinsichtlich des Aspekts der Geheimhaltung noch deutlicher:

Die Teilnehmer des Treffens auf Jekyll Island sollen vorab darum gebeten worden sein,

alleine und so unauffällig wie möglich zum Bahnhof von New Jersey zu kommen und

ihre Identität so gut wie möglich zu verbergen, indem sie sich gegenseitig während der

gesamten Reise nur mit Vornamen anredeten.366 Offiziell soll es sich bei der Reise um

einen Ausflug zur Entenjagd gehandelt haben.367 Der Text impliziert: Hier wird von

einer Gruppe der reichsten Männer der Welt eine geheime Reise unternommen, mit

dem erklärten Ziel einen Plan zu ersinnen, mit unlauteren Mitteln auf Kosten der

Allgemeinbevölkerung noch mehr Reichtum anzuhäufen.

Bei den Teilnehmern des Geheimtreffens soll es sich laut der gängigen Darstellung des

Ereignisses um eine „Clique Privatbankiers“368 gehandelt haben, „sieben Männer […],

die ein geschätztes Viertel des Reichtums der gesamten Welt ihr eigen nannten“369.

Konkret werden als Teilnehmer des Treffens neben dem Senator Nelson Aldrich

Abraham Piatt Andrew, der Ministerialdirektor des US-Schatzamtes, Henry P.

Davidson, ein Teilhaber der Bank J. P. Morgan, Charles D. Norton, der Präsident der

zu J. P. Morgan gehörenden First National Bank von New York, Benjamin Strong,

Vorstand in der J. P. Morgan Trust Company, Paul M. Warburg, Partner der Bank

365 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 18 f. 366 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10; vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 19; S. 24. 367 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 24. 368 Grandt, Michael (2014): S. 8. 369 Griffin, G. Edward (2006): S. 20.

86

Kuehn, Loeb & Company, sowie Frank A. Vanderlip, Präsident der National City Bank

of New York, genannt.370

Michael Grandt folgert aus diesen Ausführungen, dass auf dem Jekyll Island-Treffen

des Jahres 1910 von den anwesenden Bankern ein Plan gemacht wurde um „ein

Finanzkartell zum Schutz seiner Mitglieder vor Wettbewerb zu gründen“371, welches „in

Wirklichkeit nur den privaten Interessen der versammelten Wall-Street-Größen

diente“372. Auch wenn keiner der genannten Herren den Namen Rothschild trug oder in

einem direkten Verwandtschaftsverhältnis zur Familie Rothschild stand, kommt Tilman

Knechtel in seinem Buch „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ zu dem

Schluss, es könne sich bei den Teilnehmern des Treffens nur um „Rothschild-

Agenten“373 gehandelt haben.

4.2.1.2 Die Einrichtung des Federal Reserve Systems (1913)

Der Film „Zeitgeist: The Movie“ des amerikanischen Dokumentarfilmers Peter Joseph

aus dem Jahr 2007, der auch die Bankenpanik des Jahres 1907 in den Komplott zur

Gründung der Federal Reserve Bank miteinbezieht, beschreibt die Entwicklung

zwischen dem Treffen auf Jekyll Island im Jahr 1910 bis zur Verabschiedung des

Federal Reserve Acts im Jahr 1913 folgendermaßen: Die Gründungsväter der Federal

Reserve Bank wussten, dass die amerikanische Regierung und die Bevölkerung der

Idee der Gründung einer neuen Zentralbank sehr skeptisch gegenüberstanden, hatte

es doch bereits in der Vergangenheit verschiedene Versuche gegeben, ein

Zentralbankensystem nach europäischem Vorbild in den Vereinigten Staaten zu

etablieren. Sie waren also auf ein Ereignis angewiesen, welches die öffentliche

Meinung in diesem Punkt ins Gegenteil verkehren würde. Folgt man der Darstellung

der Ereignisse im Film „Zeitgeist: The Movie“, nutzte J. P. Morgan aus diesem Grund

seinen weitreichenden Einfluss und verbreitete im Jahr 1907 das Gerücht, viele New

Yorker Banken ständen kurz vor der Insolvenz, woraufhin eine Massenhysterie

ausbrach und viele Bürger ihre Einlagen aus den Banken abzogen und es tatsächlich

370 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10. 371 Grandt, Michael (2014): S. 10. 372 Grandt, Michael (2014): S. 10. 373 Knechtel, Tilman (2012): S. 50.

87

zu massenhaften Insolvenzen kleinerer New Yorker Banken im Zuge der Bankenpanik

von 1907 kam.374

Die Bankergrößen der Wall Street sollen also bereits 1907 ihren Plan, eine neue

Zentralbank für die Vereinigten Staaten zu schaffen, in Bewegung gesetzt haben. Der

Film suggeriert, die Banker hätten zur Erreichung ihres Zieles bewusst den aus einer

künstlich verursachten Bankenpanik resultierenden, finanziellen Bankrott vieler

Menschen in Kauf genommen. Senator Nelson Aldrich, einer der Teilnehmer des

späteren Treffens auf Jekyll Island im Jahr 1910, soll dann auch im Anschluss an die

Ereignisse des Jahres 1907 mit der Leitung einer Untersuchung des Kongresses zur

Bankenpanik beauftragt worden sein, die zu dem Ergebnis kam, es müsse eine

Zentralbank im amerikanischen Finanzwesen eingeführt werden, damit es nie wieder

zu einer Bankenpanik wie der des Jahres 1907 kommen könne.375

Grandt erläutert in diesem Zusammenhang weiter: Um den Plan für ein amerikanisches

Zentralbankensystem, wie er 1910 auf Jekyll Island gefasst wurde, Wirklichkeit werden

zu lassen, war die „Bankiersclique“376 nicht nur auf die Zustimmung des

amerikanischen Kongresses und des Senates zu diesem „heiklen Gesetz“377

angewiesen. Auch der US-Präsident musste den Gesetzesentwurf unterschreiben. Der

damalige Präsident, William Howard Taft, soll die Einrichtung einer Zentralbank

abgelehnt haben. Durch eine „geniale Idee“378 verhinderten die Banker die Widerwahl

Tafts und sicherten sich mit Woodrow Wilson einen Präsidenten, der ihren

Gesetzentwurf unterschreiben würde.379 Der Entwurf des Federal Reserve Acts wurde

schlussendlich zum Ende des Jahres 1913 vor den Kongress gebracht. Die

Abstimmung soll drei Tage vor Heiligabend „in einer Nacht- und Nebelaktion“380 in den

Kongress und anschließend in den Senat eingebracht worden sein, als „Die meisten

Senatoren und Kongressmitglieder […] zu diesem Zeitpunkt schon in den

Weihnachtsferien (waren).“381

374 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01. 375 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01. 376 Grandt, Michael (2014): S. 11. 377 Grandt, Michael (2014): S. 11. 378 Grandt, Michael (2014): S. 11. 379 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11. 380 Knechtel, Tilman (2012): S. 52; vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:28. 381 Knechtel, Tilman (2012): S. 52.

88

In fast allen Diskursfragmenten, in denen es um die Entstehung des Federal Reserve

Systems geht, wird dieser Punkt besonders hervorgehoben.382 So äußert sich

beispielsweise auch die Person aus Interview 5 auf die Frage, ob die deutsche Politik

von Interessen außerhalb Deutschlands beeinflusst sei, folgendermaßen: „Es ist schon

sehr spannend, wie dieses Gesetz zustande gekommen ist. Das ist nämlich an einem

23. Dezember, als die meisten Kongressabgeordneten schon zuhause saßen und

Weihnachtsgans gegessen haben, haben die das Ding noch durch den Kongress

gepeitscht und haben das mit knapper Mehrheit gewonnen. Und damit hat eigentlich

Amerika seine Währung in private Hände gegeben, in private Banken.“383 Ken Jebsen

konstatiert in seinem Video „KenFM über: Schein-Demokratie“ zur

Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank abschließend: „Die Gründung der

FED war unter vielen anderen Papieren, die es auch abzusegnen galt, versteckt und

wurde rasch durchgewunken.“384 Um die Täuschung der Kongress- und

Senatsmitglieder durch die Banker zu unterstreichen, fügt Michael Grandt in diesem

Zusammenhang noch hinzu, dass „Der Antrag […] außerdem bewusst so umständlich

formuliert (war), dass nur wenige dessen Inhalt wirklich verstanden.“385

Die hier umrissene, gängige verschwörungstheoretische Sichtweise auf die

Entstehungsgeschichte des Federal Reserve Systems suggeriert: Die Gründung der

amerikanischen Zentralbank war von langer Hand von einer kleinen, verschworenen

Clique von Privatbankiers geplant worden, zwischen denen zwar „beträchtliches

Misstrauen herrschte“386, deren gemeinsames Ziel es aber war, sich gegen Konkurrenz

abzuschirmen387 und „ein FEDes Geschäft“388 zu machen, da es „bisher in den USA

verboten (war), ungedecktes Papiergeld in Umlauf zu bringen“389, „Geld für Darlehen

praktisch aus dem Nichts heraus zu drucken und gegen Zinsen an die Regierungen zu

verleihen, sowie die nationale Geldmenge zu kontrollieren“390. Laut dieser Darstellung

ließen die Banker nichts unversucht, um ihr gemeinsames Ziel erreichen zu können.

Selbst vor dem Verursachen einer landesweiten Bankenpanik, in der viele Menschen

ihre gesamten Ersparnisse verloren, oder einer gezielten Einflussnahme auf die

382 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11; vgl. Jebsen, Ken (2014c): o. S.; ab Minute 11:30. 383 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 04:01. 384 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:37. 385 Grandt, Michael (2014): S. 11. 386 Griffin, G. Edward (2006): S. 28. 387 Vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 28. 388 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:52. 389 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:44. 390 Grandt, Michael (2014): S. 8.

89

Präsidentschaftswahl des Jahres 1913, in denen sie einen eigenen Kandidaten

aufstellten, um die Wiederwahl William Howard Tafts zu verhindern, schreckten sie

nicht zurück.391 Zuletzt ließen sie die Abstimmung über den Federal Reserve Act so

durch die Parlamente schleusen, dass den Abgeordneten nicht klar war, über welch

wichtiges und folgenreiches Gesetz sie eigentlich abstimmten.

In dem Video „KenFM über: Schein-Demokratie“ ergänzt der Mahnwachenredner Ken

Jebsen in Bezug auf die Entstehung der Federal Reserve Bank abschließend: „Die

Gegner der FED, Banker wie Benjamin Guggenheim, Isidor Strauss und John Jacob

Astor kamen leider alle um, sie sanken mit der Titanic. J. P. Morgan, der ebenfalls eine

Passage auf dem Luxusliner gebucht hatte, sagte kurzfristig ab.“392 So erscheint

plötzlich sogar der Untergang der Titanic im Jahr 1912 als ein Ereignis, das von den

Wall-Street-Bankern auf dem Weg zur Federal Reserve Bank verursacht worden sein

könnte. Falls zu diesem Zeitpunkt noch ein Diskursteilnehmer der Meinung gewesen

sein sollte, die Gründung der Federal Reserve Bank sowie ihr Einfluss auf die

Weltpolitik sei „mit rechten Dingen zugegangen“ und die im Diskurs beschriebenen

Hinweise auf eine Verschwörung der Federal Reserve Banker seien doch eher

Produkte des Zufalls, schlussfolgert Ken Jebsen in seinem Video abschließend: „Diese

Art der Finanzarchitektur wird zusammenfallen wie das WTC 7. Ob die BBC dann auch

wieder zwanzig Minuten vor dem eigentlichen Zusammenbruch von diesem Crash als

Stattgefunden berichten wird?“393 Der Vergleich mit der beliebtesten und

weitverbreitetsten Verschwörungstheorie der letzten Jahrzehnte dient in diesem

Zusammenhang als verschwörungstheoretisches Gütesiegel und soll die letzten

Zweifel an der Federal Reserve-Verschwörung zerstreuen.

391 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:16:01; vgl. Grandt, Michael (2014): S. 11. 392 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 11:55. 393 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 14:10. Eine bekannte Verschwörungstheorie zu den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 befasst sich mit der Berichterstattung des britischen Fernsehsenders BBC zum Einsturz des Gebäudes 7 des Word Trade Centers. Die Verschwörungstheorie besagt, die BBC hätte bereits 23 Minuten vor dem eigentlichen Einsturz des Gebäudes davon berichtet, dass dieses eingestürzt sei. Zudem seien die Videobänder der BBC-Sendung kurze Zeit später verschwunden. Diese angebliche Panne beim BBC wird von Verschwörungstheoretikern häufig als Indiz dafür gewertet, dass es sich bei den Terroranschlägen des 11. September um eine False Flag-Operation gehandelt habe (vgl. Löhe, Fabian (2007): o. S.).

90

4.2.2 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus

Inwiefern enthalten die gängigen Darstellungen der Reise zur Gründung der Federal

Reserve Bank nach Jekyll Island des Jahres 1910 und die Darstellung der Ereignisse

von der Bankenpanik 1907 bis zu der Abstimmung über den Federal Reserve Act im

Jahr 1913 verschwörungstheoretische Diskursmerkmale sowie antisemitische und

antiamerikanische Zuschreibungen?

Die Gründungsväter der Federal Reserve Bank werden in der Darstellung an keiner

Stelle direkt als Juden identifiziert. Jedoch findet ein struktureller Rückgriff auf

verschiedene, kulturell verankerte, antisemitische Stereotype statt, die eine

entsprechende Assoziation nahe legen. Knechtel spricht in seiner Darstellung der

Familie Rothschild, hinter der er die wahren Drahtzieher und Nutznießer hinter der

Gründung der amerikanischen Notenbank FED vermutet, davon, dass die Familie

„immer noch einer diskriminierten Randgruppe angehört“394. Ein rhetorischer Griff, den

er an anderer Stelle auflöst: In einem Interview zu seinem 2014 erschienen Buch „Die

Rockefellers – ein amerikanischer Albtraum“ argumentiert Knechtel, der häufig an ihn

herangetragene Vorwurf, er würde mit seinen Büchern antisemitische

Verschwörungstheorien verbreiten, sei schon allein deshalb haltlos, da er das „jüdisch

sein“ seiner Forschungsobjekte in seinen Büchern nie erwähne.395 Über die von ihm

gemachten Andeutungen stellt er jedoch die Verbindung zu den intendierten

antisemitischen Stereotypen her, ohne das Wort „Juden“ direkt erwähnen zu müssen.

Andere Quellen, die auf den Diskurs zur Federal Reserve Bank innerhalb der

Friedensbewegung 2014 einwirken, wie beispielsweise die Facebookseite

Anonymous.Kollektiv 396, zeichnen in ihren Diskursfragmenten zum Thema Federal

Reserve Bank auch ein Bild, das stark antisemitische Klischees bedient. So

veröffentlichte der Betreiber der Facebookseite im März 2014 unter dem Titel

„Anonymous – Nachricht an die deutsche Bevölkerung“ ein knapp zehnminütiges Video

auf der Plattform YouTube, in dem unter anderem die Forderung nach einer

394 Knechtel, Tilman (2012): S. 28. 395 Vgl. o. V. (2014c): o. S. 396 An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass es sich bei Anonymous.Kollektiv nur vermeintlich um den deutschsprachigen Ableger des internationalen Hackerkollektivs „Anonymous“ handelt. Eigentlich stammt die Seite aus dem Umfeld der Reichsbürgerbewegung und der „Friedensbewegung 2014“ und wird von dem Erfurter Mario Rönsch, der selbst auch gelegentlich als Redner auf den bundesweiten „Mahnwachen für den Frieden“ auftritt, betrieben (vgl. Kopietz, Andreas (2014): o. S.).

91

Abschaffung der Federal Reserve Bank artikuliert wird.397 Zum Thema „Federal

Reserve Bank“ werden in diesem Video zwei Standbilder eingeblendet: zum einen ein

Bild von drei Federal Reserve-Bankern mit glühenden roten Augen, die diabolisch

lachend und Zigarre rauchend vor einer Gelddruckmaschine sitzen. Bei der Person

links im Bild scheint es sich um David Rockefeller zu handeln, die Zeichnung der

Person rechts vorne ist an Jacob Rothschild angelehnt. Im Hintergrund ist das Eccles

Building, der Hauptsitz der Federal Reserve in Washington D. C., auf dem eine

amerikanische Flagge und eine Jolly Roger-Flagge („Piratenflagge“ mit Totenschädel

und gekreuzten Knochen) angebracht ist, sowie noch weiter im Hintergrund ein riesiger

Dollarschein zu sehen (Abb. 1). Die zweite in diesem Video benutze Abbildung der

Federal Reserve Bank folgt einem ähnlichen Muster: Hier ist wieder das Eccles

Building zu sehen, diesmal in Form einer Spinne, die im Zentrum ihres Netzes sitzt und

die Weltkugel mit grüner Spinnenseide eingesponnen hat. Hintergrund der Abbildung

ist auch diesmal eine riesige Dollarnote (Abb.2).398

Die beiden Standbilder aus dem YouTube-Video „Anonymous - Nachrichten an die

deutsche Bevölkerung" zeigen exemplarisch die Intention des Urhebers dieses

Diskursfragmentes, bei den anderen Diskursteilnehmern eine Assoziation zu

einschlägigen antisemitischen Stereotypen, wie beispielswiese dem der "jüdischen

Gier", dem des „Banken-" oder „Börsenjuden" oder dem des „Wucher-" oder

„Schacherjuden", hervorzurufen, ohne diese Begrifflichkeiten tatsächlich verbal

bemühen zu müssen. Der Urheber des Videos setzt darauf, dass diese Stereotype in

Bezug auf die Federal Reserve Bank und ihre Protagonisten durch die Wahl der

Standbilder zu diesem Themenkomplex innerhalb des Videos vom Zuschauer

assoziiert werden.

Sowohl das Stereotyp des „jüdischen Wucherers“, als auch das des „Banken-“ oder

„Börsenjuden“ hat eine lange kulturelle Tradition im deutschsprachigen Raum.399 Bei

der Figur des „Wucherjuden“ handelt es sich um ein antisemitisches Stereotyp, das

ursprünglich dem Repertoire des christlichen Antijudaismus entstammt und welches

397 Die Forderung nach einer Abschaffung der Federal Reserve Bank wird am Ende des Videos im Rahmen eines „Forderungskataloges“ zu unterschiedlichsten Themen artikuliert. Neben einem Ende der Federal Reserve werden beispielsweise ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, „Biolebensmittel für alle“ oder „ein Ende der EU-Diktatur“ gefordert. Konkret heißt es im Video zur Federal Reserve: „Wir fordern eine Ende des Zinsgeldsystems welches die gesamte Menschheit versklavt.“ (vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute: 07:03). 398 Vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 02:50 und ab Minute 07:04 . 399 Vgl. Lange, Matthew (2011): S .40 ff.; vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348 f.

92

kulturell über die Jahrhunderte hinweg mit Figuren wie der des Judas Ischariot des

Neuen Testaments, Shakespeares Shylock oder auch der Familie Rothschild verknüpft

ist.400 Aufgrund des kirchlichen Zinsverbotes für Christen und vor allem wegen des

Ausschlusses von Juden aus den Zünften und dem während des Mittelalters und der

Frühen Neuzeit vielerorts herrschenden Verbot des Landbesitzes, waren Juden seit

dem europäischen Mittelalter ökonomisch auf den Geldverleih angewiesen und

spezialisiert. Das Bild des „Wucherjuden“ stieg, vor allem seitdem der Finanz- und

Kreditmarkt im Zeitalter der Frühen Neuzeit zu einem zentralen

Wertschöpfungsbereich des modernen Wirtschaftswesens geworden war, zu einem

Hauptthema antisemitischer Ressentiments auf.401 Auch das Bild des „Banken-“ oder

„Börsenjuden“ hat eine lange kulturelle Tradition und stellt gewissermaßen eine

Adaption des Bildes des „jüdischen Wucherers“ an das global vernetzte Finanzsystem

des modernen Kapitalismus dar.

Bemerkenswert ist außerdem, dass im Bild des „Börsen“- oder „Bankenjuden“ und im

Bild des „jüdischen Wucherers“ nur eine Kritik an einer bestimmten Ausprägung des

Kapitalismus zutage tritt: Es wird nicht die kapitalistische Wertschöpfung an sich

kritisiert, die beispielsweise auch durch die Ausbeutung der Arbeitskraft Anderer

erreicht wird, sondern nur eine Wertschöpfung, die vermeintlich aus dem Nichts durch

das Nehmen von Zinsen geschieht. In letzter Konsequenz kommt es hier zu einer

Unterscheidung zwischen einem „schaffenden industriell-agrarischen“ und einem

„raffenden jüdischen“ Kapitalismus, wie diese in der Terminologie des

Nationalsozialismus häufig zu finden ist.402 Innerhalb der antisemitischen

Gedankenwelt wird die Wertschöpfung durch die Verleihung von Geld gegen Zinsen

als etwas spezifisch Jüdisches angesehen und als eine moralisch besonders

verwerfliche Tätigkeit betrachtet, da scheinbar nur in dieser Form des kapitalistischen

Wirtschaftens ein Gewinn aus dem „Elend anderer“403 erzielt wird.404 Sollten an dieser

Stelle noch einige Diskursteilnehmer Zweifel an dem Ausmaß des menschlichen

Leides haben, dass durch Bankengeschäfte verursacht wird, schreibt Knechtel in „Die

Rothschilds“: „Der menschliche Geist kann schwer erfassen, dass das Ausmaß des

400 Vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348. 401 Vgl. Escher, Clemens (2011): S: 348; vgl. Kreutzmüller, Christoph (2011): S: 346; vgl. Lange, Matthew (2011): S. 41. 402 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 40 ff.; vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 86 f. 403 Escher, Clemens (2011): S. 349. 404 Vgl. Escher, Clemens (2011): S. 348 f.

93

Leides, das Banken verursachen, das eines einzigen Massenmörders millionenfach

übertrifft.“405

Dass innerhalb der untersuchten Diskursfragmente zur Entstehung der Federal

Reserve Bank auf das Bild der „jüdischen Gier“ und das des „jüdischen Wucherers“

oder das des „jüdischen Bankers“ zurück gegriffen wird, der aus dem Elend anderer

fette Gewinne erzielt, zeigt sich vor allem daran, dass in den Texten immer wieder

darauf verwiesen wird, dass die vermeintlichen Gründer und Profiteure der Federal

Reserve Bank diese nur zu dem Zweck gegründet hätten, um „aus dem Gebrauch des

Geldes anderer Leute den größtmöglichen Profit zu erzielen“406, obwohl sie bereits „ein

geschätztes Viertel des Reichtums der gesamten Welt ihr eigen nannten“407. Der

häufige Hinweis der untersuchten Diskursfragmente darauf, dass die Gründer der

Federal Reserve Bank dies im Auftrag der Rothschilds oder auch der Familie

Rockefeller taten, verstärkt die Assoziation.408 Nach Ernst Piper gilt die Familie

Rothschild in heutiger Zeit als Inbegriff eines jüdischen Finanzwesens und eines

„raffenden Kapitals“ schlechthin.409 Nach Juliane Wetzel erfüllt die Erwähnung des

Namens „Rothschild“ außerdem im deutschsprachigen Raum heute vor allem die

Funktion, eine vermeintliche Allmacht eines „Weltjudentums“ über das weltweite

Finanzwesen zu konstruieren.410 Vieles deutet darauf hin, dass die Nennung des

Namens „Rockefeller“ die gleiche Symbolik erfüllt, auch wenn der Name „Rothschild“

für den deutschsprachigen Raum eine stärkere Wirkungskraft als antisemitisches Bild

besitzt.

Ferner hat das in Abb. 2 verwendete Symbol der Spinne eine lange kulturelle Tradition

als antisemitisch konnotierte Ungeziefer-Metapher. Besonders häufig waren in der Zeit

des Nationalsozialismus antisemitische Karikaturen mit einer Ungeziefersymbolik

versehen.411 Der Göttinger Soziologe Samuel Salzborn bemerkt auf die Frage, ob

beispielsweise eine kapitalismuskritische Heuschreckensymbolik, ähnlich der

Spinnensymbolik im vorliegenden Beispiel (Abb. 2), auch frei von einem

antisemitischen Bedeutungshintergrund sein könnte: „Als kollektive Symbolisierung ist

405 Knechtel, Tilman (2012): S. 34. 406 Grandt, Michael (2014): S. 13. 407 Griffin, G. Edward (2006): S. 20. 408 Vgl. Grandt, Michael (2014): S. 10; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 51; vgl. Griffin, G. Edward (2006): S. 19; vgl. Morris, Michael (2011): S. 208; vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 13. 409 Vgl. Piper, Ernst (1999): S. 128. 410 Vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336. 411 Vgl. Salzborn, Samuel (2010b): o. S.

94

die historische Dimension dabei von der strukturellen nicht zu trennen. Dass Juden als

Ungeziefer dargestellt und als solches phantasiert werden, entbehrt rational zwar jeder

Grundlage, da die Zuschreibungen aber historisch, insbesondere in der NS-Agitation,

so dominant geworden sind, inkorporiert jede politische Metapher, die mit dem

Ungeziefer-Vergleich arbeitet, auch objektiv ihre antisemitische Geschichte.“412

Auffallend ist außerdem, dass beide Standbilder in der Farbe Grün gehalten sind. Grün

gilt gemeinhin als Farbe des Neides und der Gier, womit durch die Farbwahl noch

einmal mehr die Gier der Federal Reserve Banker unterstrichen werden soll.

Die letzte dominante antisemitische Zuschreibung des Diskursstranges „Entstehung

der Federal Reserve Bank“ ist die der „jüdischen Weltverschwörung“, die mit den

Bildern von der „jüdischen Macht“ und dem des „jüdischen Intellekts“ einhergeht. In

allen untersuchten Diskursfragmenten fällt auf, dass den Gründern der Federal

Reserve Bank eine fast übermenschliche Macht zugeschrieben wird. Von der

künstlichen Verursachung einer Bankenpanik (1907), über die erfolgreiche

Manipulation der US-Präsidentenwahl (1913), bis hin zum Untergang der Titanic (1912)

– eine Gruppe von nur sieben Männern soll mächtig und klug genug gewesen sein, alle

diese Ereignisse von langer Hand auf ihrem Weg zur Schaffung der amerikanischen

Zentralbank nicht nur zu planen, sondern auch allesamt erfolgreich durchzuführen,

ohne dass die Öffentlichkeit hiervon Notiz genommen hätte. Gab es doch kritische

Stimmen oder Mahner, so waren die Gründungsväter der Federal Reserve Bank immer

auch mächtig genug, diese öffentlich zu diskreditieren und ihnen die Glaubwürdigkeit

zu nehmen oder sie aus dem Weg zu räumen, wie mit dem Hinweis aus dem KenFM-

Video, die „Gegner der FED […] kamen leider alle um, sie sanken mit der Titanic“413,

angedeutet wird. So schreibt beispielsweise Michael Morris in seinem Buch „Was Sie

nicht wissen sollen!“ (2011) in seiner Darstellung zur Geschichte der Familie Rothschild

als Zwischenfazit: Durch die Gründung der Federal Reserve Bank hätten die

Rothschilds „[…] ihr unvorstellbares Vermögen und ihre kaum fassbare Macht noch

weiter ausgebaut“414. Die Nennung des Namens Rothschild deutet auch hier wieder auf

die Vorstellung von einer vermeintlichen jüdischen Allmacht hin.415 In Bezug auf die

Bankenpanik von 1907, die den Gründern der Federal Reserve zugeschrieben wird,

kann grundsätzlich angemerkt werden, dass Juden gemeinhin seit dem Beginn der

412 Salzborn, Samuel (2010b): o. S. 413 Jebsen 2014c): o. S., ab Minute 11:55. 414 Morris, Michael (2011): S. 181. 415 Vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336.

95

Moderne als Verursacher von Börsen- und Bankenkrisen vermutet wurden, da sie

Vorteile aus den wirtschaftlichen Umwälzungen und dem Leid der Allgemeinheit zögen.

Juden stellten auch hier einen willkommenen Sündenbock zur Erklärung

gesellschaftlicher Krisen und Umbrüche dar.416

Abschließend muss festgehalten werden, dass nicht nur die typischen

Diskursfragmente, wie die im Kopp-Verlag erschienen oder über den Verlag

vertriebenen Sachbücher, das Video von Anonymous.Kollektiv oder die Interviews mit

Teilnehmern der Mahnwachen, verschwörungstheoretische Deutungsmuster mit

teilweise antisemitischen und antiamerikanischen Konnotationen enthalten. In der

Rubrik „Börse“ des Onlineportals der Zeitschrift Focus erschien am 17. Juli 2014 mit

dem Artikel „Das Geld-Kartell. Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert“ eine

Darstellung der Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank, die der oben

ausgeführten Darstellung des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zum

Diskursstrang „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“ in den wesentlichen

Merkmalen gleicht. Der Artikel des Focus zeigt anschaulich, wie

Verschwörungstheorien rund um die Federal Reserve Bank so auch außerhalb der

verschwörungstheoretischen Subkultur des Internets oder der von Protestbewegungen

wie der Friedensbewegung 2014 ihre Verbreitung finden417.

Die Diskursanalyse zum Diskursstrang „Entstehung der Federal Reserve Bank“ kommt

zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Diskursfragmente alle mehr oder weniger

deutliche antisemitische Zuschreibungen enthalten, welche aber nie direkt

„ausgesprochen“, sondern über Chiffren, kulturelle Codes und Andeutungen

transportiert werden. (Beispiel: „Rothschild-Agenten“ als Hinweis auf ein jüdisch

kontrolliertes Finanzwesen.) Die dominantesten antisemitischen Stereotype, auf die in

der Beschreibung der Entstehungsgeschichte des Federal Reserve Systems

zurückgegriffen wird, sind die des „Wucher-“ oder Schacherjuden“, das des „Banken-“

oder „Börsenjuden“, sowie das Bild der „jüdischen Gier“. Alle diese Bilder haben ihre

Wurzeln im Vorurteilsrepertoire des christlichen Antijudaismus und dem des modernen

Antisemitismus418, wobei das Bild des „Banken-“ oder „Börsenjuden“ eine

Weiterentwicklungen des Bildes des „Wucher-“ oder „Schacherjuden“ an moderne

Lebensumstände darstellt. Ein weiteres, den Diskurs um die Entstehung der Federal

416 Vgl. Lange, Matthew (2011): S. 41 f. 417 Vgl. o. V. (2014f): o. S. 418 Detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Ausprägungen des antisemitischen Ressentiments finden sich in Kap. 3.2.

96

Reserve Bank bestimmendes Stereotyp ist das der „Jüdischen Weltverschwörung“,

welches mit den Bildern des „jüdischen Intellekts“ und dem der „jüdischen Macht“

einhergeht. Auch diese Bilder sind nicht „neu“, sondern haben eine lange kulturelle

Tradition als antisemitisches Vorurteil. Beispielsweise lässt sich das Bild der

„Jüdischen Weltverschwörung bereits in dem antisemitischen Pamphlet der „Protokolle

der Weisen von Zion“, einem angeblichen Geheimdokument, das den gemeinsamen

Plan der Juden und der Freimaurer zur Erlangung der Weltherrschaft enthalten soll,

finden.419

Sekundärer Antisemitismus und mit ihm Schuld- und

Erinnerungsabwehrmechanismen, sowie die Umwegekommunikation antisemitischer

Ressentiments über Antizionismus oder Antiamerikanismus, spielen für den

verschwörungstheoretischen Diskurs um die Entstehung der Federal Reserve Bank

keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies unterscheidet den Diskurs um die

Entstehung der Federal Reserve Bank auch von den beiden Diskursen um den

„Einfluss der Federal Reserve Bank“ und „Die Hintermänner“, wie im Folgenden zu

sehen sein wird.

4.2.3 Diskursanalyse II: Der Einfluss der Federal Reserve Bank

4.2.3.1 Erster und Zweiter Weltkrieg

Der Diskurs um den Einfluss der Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen nimmt

innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 eine zentrale Stellung

ein. Immer wieder wird auf den Mahnwachen selbst oder auch in Schriftstücken der

neuen Protestbewegung eine Auflösung der Federal Reserve Bank gefordert, um

deren Einflussnahme auf das Weltgeschehen zu beenden. Die Frage nach der Macht

der Federal Reserve Bank war für die neue Protestbewegung von Beginn an ein

zentrales Thema und stellt sogar einen der Hauptgründe dar, aus welchem der Initiator 419 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S: 130. Die „Protokolle“ wurden erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts im zaristischen Russland verbreitet und fanden von dort aus schnell Eingang in die Ideologie des Nationalsozialismus. Während der NS-Diktatur war die Vorstellung einer drohenden Gefahr einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ ein zentraler Hintergrund für die Vernichtungspolitik gegenüber den europäischen Juden. Die „Protokolle der Weisen von Zion“ stellen bis heute den berühmtesten Text zu einer „jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ dar. Auch wenn ihre literarische Entstehungsgeschichte heute wissenschaftlich aufgeklärt und die „Protokolle“ schon lange als Falsifikat enttarnt wurden, werden sie von Anhängern von Verschwörungstheorien immer noch als Schlüsseldokument zur „Jüdischen Weltverschwörung“ angesehen. Aktuell genießen die „Protokolle“ eine besondere Popularität im arabischen Raum.

97

der Friedensbewegung 2014, Lars Mährholz, die neue Protestbewegung im Frühjahr

2014 ins Leben rief. So heißt es beispielsweise in dem Aufruf zur ersten Mahnwache

am 17. März 2014 in einem Forderungskatalog der jungen Protestbewegung neben

allgemein gehaltenen Forderungen nach Frieden, Pressefreiheit und Demokratie, die

Bewegung stände „Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der Federal

Reserve Bank!“420 In einem Interview mit dem russischen Fernsehsender „Russia

Today“ am Rande der Berliner Mahnwache am 07. April 2014 äußerte sich Initiator

Lars Mährholz in Bezug auf die Frage nach einer aus dem Konflikt in der Ukraine

resultierenden Kriegsgefahr für Europa folgendermaßen: „Die Krise in der Ukraine ist

zum Beispiel momentan eine brandgefährliche Situation. Aber man muss halt auch

zurückgehen, man muss halt die Geschichte zurückgehen und man muss sehen,

woran liegt das alles, woran liegen alle Kriege in der Geschichte in den letzten hundert

Jahren. Und was ist die Ursache von allem. Und wenn man das halt alles ein bisschen

auseinander klabüsert (sic!) und guckt genau hin, dann erkennt man im Endeffekt,

dass die Federal Reserve, die amerikanische Notenbank; das ist eine Privatbank, das

die seit über hundert Jahren die Fäden auf diesem Planeten zieht. Die amerikanische

Regierung, die hat schon lange nix mehr zu sagen."421

Der Diskursstrang „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ innerhalb der

Friedensbewegung 2014 lässt sich anhand der ausgewählten Diskursfragmente

folgendermaßen nachzeichnen:

Der Film „Zeitgeist: The Movie“, der sich besonders ausführlich der Frage nach der

Einflussnahme der Federal Reserve Bank auf die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts

widmet, beantwortet die Frage danach, warum die Federal Reserve Bank ein Motiv

haben sollte in das Weltgeschehen einzugreifen und sogar Kriege zu verursachen,

folgendermaßen: „It is important to understand that one of the most lucrative things that

can happen for the bankers is war. For it forces the country to borrow even more

money at interest. Not to mention the profits generated through the financing of military

productions.”422 Ken Jebsen ergänzt in dem Video „KenFM über: Scheindemokratie“:

„Die FED ist so staatlich, wie die Mafia gemeinnützig ist. Beide Organisationen stehen

über dem Gesetz, nur dass die FED sich nicht mit Bandenkriegen zufrieden gibt. Die

FED finanziert internationale Konflikte, Weltkriege. Im Anschluss kann sich jeder über

420 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 421 Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28. 422 Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:30:54.

98

Umwege bei der FED einen Kredit holen, um das Zerstörte wieder aufzubauen.“423 Im

Sinne dieser Logik liegt das Stattfinden von Kriegen in regelmäßigen Abständen also

im ureigenen Interesse der Federal Reserve Bank, da diese an der Finanzierung eines

Krieges und dem anschließenden Wiederaufbau der zerstörten Regionen verdient.

Innerhalb der untersuchten Diskursfragmente wird in Einklang mit den oben

exemplarisch aufgeführten Zitaten immer wieder darauf verwiesen, die Federal

Reserve Bank hätte den Ausbruch der großen Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts

zum Zwecke ihrer Gewinnmaximierung selbst verursacht. Als besonders prägnante

Beispiele werden in der Regel der Erste und der Zweite Weltkrieg sowie der

Vietnamkrieg und der Irakkrieg genannt. Die Federal Reserve Bank und ihre

Verbündeten in Politik und Militär hätten in allen diesen Kriegen für den Kriegseintritt

der USA gesorgt, in dem sie jeweils ein Ereignis verursacht hätten, welches die

öffentliche Meinung innerhalb der Vereinigten Staaten, deren Bevölkerung bis dahin in

allen Fällen mehrheitlich gegen einen Kriegseintritt der USA gewesen sein soll, ins

Gegenteil verkehrte. Beispielsweise wären die Bombardierung der RMS Lusitania

durch deutsche U-Boote (1915), der Angriff auf Pearl Harbor durch Japan (1941)424,

der Tonkin-Zwischenfall (1964), sowie die Terroranschläge des 11. Septembers (2001)

von den Hintermännern der Federal Reserve Bank und ihren Verbündeten in der Politik

inszeniert worden, um einen amerikanischen Kriegseintritt in den Ersten und Zweiten

Weltkrieg, den Vietnamkrieg und den Irakkrieg zu rechtfertigen.425

Besonders die Frage nach einer Einflussnahme der Federal Reserve Banker im

Deutschland der Zwischenkriegszeit und während der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt

im Fokus der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 und soll daher hier

etwas genauer behandelt werden. Die gängige Darstellung dieses Sachverhaltes lautet

wie folgt: Nach Ende des Ersten Weltkriegs sei Deutschland nicht dazu in der Lage

gewesen die von den alliierten Siegermächten geforderten Reparationszahlungen zu

leisten. Zu diesem Zeitpunkt hätten amerikanische Banken erstmals in hohem Maß

Kredite an Deutschland vergeben, damit dieses die Reparationsforderungen weiter

bedienen konnte. Mit dem Dawes- und dem Young-Plan habe die USA in den

423 Jebsen, Ken (2014c): o. S., ab Minute 12:36. 424 Vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 23:30. Auch innerhalb des Diskurses auf der Mainzer „Mahnwache für den Frieden“ wurden die Verschwörungstheorien von den Angriffen auf die RMS Lusitania und Pearl Harbor als Initialzündungen für ein Eingreifen der Vereinigten Staaten in den beiden Weltkriegen bei einer Rede am Offenen Mikrofon auf der 22. Mahnwache am 13.10.2014 behandelt. 425 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:32:00.

99

zwanziger Jahren versucht, einen wirtschaftlichen Aufschwung im Europa der

Zwischenkriegszeit herbeizuführen und auch den amerikanischen Kapitalmarkt für

Deutschland wieder geöffnet.426 Auf dieser Grundlage sei von den „Wall Street

Banken“427 massiv in die deutsche Industrie investiert worden. Exemplarisch wird an

dieser Stelle immer wieder auf die Geschichte der IG Farben, als eines der wichtigsten

Rüstungsunternehmen in der Zeit der beiden Weltkriege, verwiesen. Diese sei von den

„Wall-Street-Bankern“ aufgebaut worden. Max Warburg, dessen Bruder Paul M.

Warburg am Jekyll-Island Treffen des Jahres 1910 teilgenommen hatte, war Mitglied

des Aufsichtsrates der IG Farben und außerdem angeblich „die einzige deutsche

Person im Vorstand der IG Farben, die nach dem Krieg nicht als Kriegsverbrecher

angeklagt wurde“428, wie Tilman Knechtel in diesem Zusammenhang bemerkt.

Rockefeller Standard Oil, ein der Familie Rockefeller gehörendes Unternehmen, soll

zudem erst durch seine Lieferung von Rohpetroleum an die IG Farben dafür gesorgt

haben, dass Deutschland überhaupt einen Krieg beginnen konnte.429 Die Rockefeller-

Group habe außerdem seit den 1920iger Jahren die Aktienmehrheit an den IG Farben

besessen. Ein Redner der 27. Mainzer Mahnwache am 17. November 2014 summiert

in seiner Rede zur Macht der Federal Reserve Bank abschließend: Die IG Farben habe

„[…] die NSDAP finanziert, die NSDAP hat den Hitler groß gemacht und Deutschland

in diese Katastrophe geführt.“430 Knechtel führt dann im weiteren Verlauf seines

Kapitels „Die Rothschilds bauen die Nazis auf“ weitere Beispiele für eine Beteiligung

der Wall-Street-Banken, welche bereits an der Gründung der Federal Reserve Bank

beteiligt waren, an den bedeutendsten deutschen Konzernen am Vorabend des

Zweiten Weltkrieges auf.431

Zur Frage, ob die „Wall-Street-Banker“ einen Einfluss auf den Aufstieg des

Nationalsozialismus gehabt haben, kommen Tilman Knechtel und sinngemäß auch der

Redner der 27. Mainzer Mahnwache am Ende ihrer Ausführungen übereinkommend zu

dem Schluss: Die IG Farben wurde „[…] schon damals aus Amerika finanziert. Kann

man also sagen der deutsche Kriegsapparat wurde aus Übersee damals schon

426 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 138 ff. 427 Knechtel, Tilman (2012): S 140. 428 Knechtel, Tilman (2012): S. 140. 429 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 140; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 28:52 (Ein Redner der Mainzer Mahnwache berichtet über die Lieferung von Rohöl durch Rockefeller Standard Oil an die IG Farben.). 430 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 24:19. 431 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S: 140 ff.

100

finanziert.“432 und ein zweiter Redner der Mahnwache ergänzt: „[…] wer quasi Hitler

damals finanzierte, und es waren wie gesagt zum Großteil amerikanische Wall-Street-

Banker, die die Nazis und Nazi-Wahlkämpfe damals schon finanziert hatten.“433 Bei

Knechtel heißt es: „Hitler bekam […] – lange vor seiner Machtergreifung von den

Rothschild-Agenten innerhalb weniger Jahre 32 Mio. Dollar […] zugeschossen. […] Die

Wallstreet-Banker (muss man) als die mit weitem Abstand größte Kraft hinter dem

Aufstieg eines Adolf Hitlers sehen […].“434

Für die Mainzer Mahnwachen für den Frieden stellt die Frage nach dem Einfluss der

Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen gewissermaßen ein Schwerpunktthema

dar. Die Aktivisten befassten sich an mehreren Montagen mit dieser Thematik. So

konstatierte ein Redner der 22. Mainzer Mahnwachen für den Frieden vom 13. Oktober

2014 in einer Rede am Offenen Mikrofon zum Einfluss der Federal Reserve Bank

abschließend: „Es zieht sich bitte von vorne bis hinten ein roter Faden durch und

immer wieder kommt man zum Geld hin und muss sich wirklich mal fragen, wer

profitiert davon. Und es ist leider immer wieder das Monopol der FED und einzelnen,

ja, ein paar wenigen, oder vielen Privatbanken, ich weiß net, wie sollte man’s

ausdrücken. Es hat sich bis heute nichts verändert.“435 Auch auf der 27. Mainzer

Mahnwachen für den Frieden am 17. November 2014 war der Einfluss der Federal

Reserve Bank auf den Zweiten Weltkrieg erneut Thema einer Rede am Offenen

Mikrofon. Auf die Frage danach, worum es dem Redner mit seiner Beschäftigung mit

dem Einfluss der Federal Reserve Bank auf die deutsche Wirtschaft am Vorabend des

2. Weltkrieges ginge, äußerte dieser sich folgendermaßen: „Das ist ganz schön krass,

da spricht niemand drüber. Es geht jetzt nicht drum irgendjemand von einer Schuld rein

zu waschen, aber es geht uns drum mal den Dreck ein bisschen gleichmäßiger zu

verteilen und mal laut zu sagen, wer denn da dahinter stand!“436

4.2.3.2 Ukraine-Konflikt

Wie in Kapitel 2.3.1 in Bezug auf die Themen der Friedensbewegung 2014 dargelegt

wurde, stellt die Beschäftigung mit dem aktuell andauernden kriegerischen Konflikt in

der Ukraine eines der zentralen Themen der neuen Protestbewegung dar. Viele 432 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 25:32. 433 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 26:10. 434 Knechtel, Tilman (2012): S: 146. 435 DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 29:19. 436 DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 26:28.

101

Redebeiträge auf den Mahnwachen für den Frieden widmen sich dieser Thematik und

reichen von einer Warnung vor einer aus diesem Konflikt möglicherweise

resultierenden Kriegsgefahr für Europa, einem Wunsch nach Annäherung zwischen

dem Westen und Russland, Sympathiebekundungen für den russischen Präsidenten

Vladimir Putin, bis hin zu einer Frage nach dem Einfluss der Federal Reserve Bank in

diesem Konflikt.437

In Bezug auf eine mögliche Einflussnahme der Federal Reserve Bank wird von vielen

Diskursteilnehmern die Ansicht vertreten, dass es sich bei dem aktuellen Konflikt in der

Ukraine auch um einen Konflikt handelt, der von den Bankern der Federal Reserve

Bank und ihren Verbündeten in der Politik bewusst zur Eskalation getrieben werde. Ziel

se ein gesamteuropäischer Krieg, der in einen „3. Weltkrieg“438 münde439. So äußerte

sich beispielsweise ein Redner der 24. Mainzer Mahnwachen für den Frieden am 27.

Oktober 2014 zur Lage in der Ukraine und einer möglichen Einflussnahme der Federal

Reserve Bank in diesem Konflikt folgendermaßen: „Wer George Soros kennt, den US-

Multimilliardär, ich weiß net, er hat’s in irgend ‘ner US-amerikanischen Zeitschrift die

letzten paar Tage veröffentlicht, er will jetzt endlich mal, dass in der Ukraine was voran

geht, nach dem er da Millionen, oder waren es Milliarden, US-Dollar reingesteckt hat.

Er will auf keinen Fall Frieden, weil er und seine Aktionäre, er ist ja Wall-Street-Banker,

dann viel zu viele Verluste machen. Ja, also das sagt auch schon mal, denk ich,

alles.“440

Vor allem an der offiziellen Darstellung der Eskalation der Proteste auf dem Kiewer

Maidan im Februar 2014 und dem Abschuss des Fluges MH17 über der Ostukraine im

Juli 2014 werden massive Zweifel innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 gehegt. Beide Ereignisse sind ein häufiges Thema auf den

Mahnwachen für den Frieden und auch innerhalb der Kanäle der neuen

Protestbewegung in den Sozialen Netzwerken, wie beispielsweise auf der

437 Vgl. Kaess, Christiane (2014): o. S.; vgl. Kensche, Christine (2014): o. S.; vgl. Voigts, Hanning (2014): o. S. 438 Ein Sprecher der 4. Frankfurter Mahnwache am 28.04.2014 äußerte sich zu der drohenden Gefahr eines 3. Weltkrieges folgendermaßen: „Es geht wirklich darum, ‘ne bunte breite, breite Masse zu erreichen und die Menschen wieder zu mobilisieren auf die Straße zu gehen, weil die Entwicklung in der Ukraine mit jedem Tag krasser auf einen wirklich großen Konflikt hinweisen, der uns alle betreffen könnte. (…) Die Alternative wäre halt vielleicht ein großer neuer dritter Weltkrieg (…).” (vgl. Jentsch, Julia (2014): o. S., ab Minute 18:08). 439 Vgl. Christoph, Stephan (2014): o. S.; vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 17. 440 DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 20:08.

102

Facebookseite Anonymous.Kollektiv.441 So heißt es in einem Posting eben dieser Seite

zu den Schüssen auf dem Maidan in Kiew, bei denen zwischen dem 18. und dem 20.

Februar 2014 77 Protestierende der ukrainischen Oppositionsbewegung durch

ukrainische Soldaten getötet wurden, dass „[…] die "offizielle" und durch westliche

Medien verbreitete Version nicht stimmen kann […]“442. Die Scharfschützen, die die

Protestierenden der Opposition auf dem Maidan erschossen haben, seien von der „[…]

damaligen Opposition, demnach Mitglieder der heutigen Regierung, die durch EU und

USA gestützt wird“443 angeheuert worden. Folgt man dieser Deutung, so seien die

Schüsse auf die eigenen Anhänger von der pro-westlichen Opposition gezielt

verursacht worden, um einen Machtwechsel in der Ukraine voranzubringen und ein

militärisches Eingreifen westlicher Staaten in den Konflikt vorzubereiten. Als Beweis

dafür, dass es sich bei den Schüssen auf die Opposition um eine „False-Flag-

Operation444“ im Auftrag der USA gehandelt habe, führt ein Redner der 2. Frankfurter

Mahnwache am 14. April 2014 als Beweis an: „Die Demokratisierung der Ukraine hat

die USA fünf Milliarden Euro gekostet […]. Die haben da drüben bis heute das noch

nicht geklärt, wer dieser Todesschütze ist. Da gibt’s eine Monitor-Sendung445, da sind

die rüber gefahren in die Ukraine, und da filmen die die dabei, wie die die Patronen

aufheben, Tage danach. […] Diese Verarsche, dass können die doch mit uns nicht

machen, Freunde!“446.

Auch an der offiziellen Darstellung des Absturzes des Passagierfluges MH17 der

Malaysia Airlines von Amsterdam nach Kuala Lumpur am 17. Juli 2014 über der

Ostukraine, der gemeinhin auf einen Abschuss durch prorussische Separatisten

zurückgeführt wird, werden massive Zweifel innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 gehegt. So wurde der Flugzeugabsturz auch mehrmals auf

der Mainzer Mahnwachen für den Frieden behandelt, so zum Beispiel als

Schwerpunktthema der 11. Mahnwache am 28. Juli 2014, in welchem sich mehrere

441 Vgl. Anonymous.Kollektiv (2014c): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014a): o. S. 442 Anonymous.Kollektiv (2014c): o. S. 443 Anonymous.Kollektiv (2014b): o. S. 444 Eine „False-Flag Operation“ oder auch „Operation unter falscher Flagge“ bezeichnet eine geheimdienstliche militärische Operation, die zur Verschleierung der wahren Absichten einer Konfliktpartei durchgeführt wird. 445 Gemeint ist die Sendung „Monitor“ Nr. 660 der ARD vom 10.04.2014 mit dem Titel „Todesschüsse in Kiew: Wer ist für das Blutbad vom Maidan verantwortlich“ (vgl. Stuchlik, Stephan et al. (2014): o. S.). 446 Gast, Gunnar (2014b): o. S., ab Minute 14:20.

103

Redner diesem Thema mit eigenen Redebeiträgen widmeten.447 Innerhalb der

Diskursgemeinschaft der Mainzer Mahnwache herrschte Einigkeit darüber, dass es

sich bei dem Flugzeugabsturz nicht um einen Abschuss durch prorussische

Separatisten handelte, sondern, „[…] dass Russland Garnichts damit zu tun hat,

sondern die Schuldigen viel eher doch wohl in der Ukraine zu suchen sind […]“448.

Anonymous.Kollektiv veröffentlichte zur Unterstützung dieser Theorie zahlreiche Artikel

zu ballistischen Untersuchungen der Wrackteile, die beweisen sollen, dass das

Flugzeug von einem ukrainischen Kampfjet von der Luft aus abgeschossen wurde und

nicht von den Separatisten am Boden.449 Sollte diese Theorie nicht stimmen und

sollten doch prorussische Separatisten für den Absturz verantwortlich sein, wurde auf

der Mainzer Mahnwache am 28. Juli 2014 als weitere Theorie angeführt, dass das

Flugzeug im Gegensatz zu anderen Passagierflügen der gleichen Route mit Absicht

über das Gebiet der Ostukraine geleitet worden sei, um einen Abschuss durch die

prorussischen Separatisten zu provozieren.450 Auf der Homepage des Kopp-Verlages

lassen sich ebenfalls mehrere Artikel finden, die verschwörungstheoretische

Deutungen zum Absturz des Fluges MH17 enthalten.451 Bereits drei Tage nach Absturz

des Flugzeuges veröffentlichte der Kopp-Verlag einen Artikel welcher nahelegt, der

Absturz hätte nie wirklich stattgefunden und die am Absturzort gefunden menschlichen

Körperteile seien alte Leichenteile gewesen, die dort zusammen mit Wrackteilen

drapiert worden waren, um es wie einen Absturz aussehen zu lassen.452 Als Beweis

dient der Kommentar eines „prorussischen Rebellenführers“, der zu Protokoll gab „Er

habe von Leuten am Absturzort gehört, dass ‚eine erhebliche Zahl der Leichen nicht

frisch waren‘ […]. ‚Demnach hätten ihm Leute von der Absturzstelle erzählt, dass viele

der Passagiere von Flug MH17 bereits tot waren, bevor die Maschine abhob‘.“453 Eine

andere auf der Homepage des Kopp-Verlages veröffentlichte Theorie besagt sogar,

dass es sich bei der abgestürzten Maschine nicht um den Flug MH17 handele, sondern

um den Flug MH370, ein weiterer Malaysia-Airlines-Flug, der am 08. März 2014 auf

dem Weg von Kuala Lumpur nach Beijing über dem Indischen Ozean vom Radar

447 Vgl. DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 19:00 ; vgl. DieWeltveresserer (2014d): o. S., ab Minute 00:00. 448 DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 23:33. 449 Vgl. Anonymous.Kollektiv (2014d): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014f): o. S.; vgl. Anonymous.Kollektiv (2014e): o. S. 450 Vgl. DieWeltveresserer (2014c): o. S., ab Minute 24:56. 451 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S.; vgl. Wisnewski, Gerhard (2014b): o. S.; vgl. Wisnewski, Gerhard (2014c): o.S. 452 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S. 453 Wisnewski, Gerhard (2014a): o. S.

104

verschwand. Entgegen der offiziellen Darstellung der Ereignisse sei Flug MH370 nicht

über dem Meer abgestürzt, sondern kurz nach dem Start auf einer amerikanischen

Militärbasis unbeschadet gelandet. Einige Monate später habe man dann das offiziell

verschollene Flugzeug als unbemannte Drohne über dem Gebiet der Ostukraine

abstürzen lassen, um es wie einen Abschuss durch prorussische Separatisten

aussehen zu lassen.454

Das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 zum Konflikt in der Ukraine stützt sich also im Wesentlichen

auf Ereignisse wie beispielsweise die Schüsse auf dem Kiewer Maidan im Februar

2014 und den Absturz des Fluges MH17 im Juli 2014 über der Ostukraine, die als

False-Flag-Operationen gedeutet werden, welche in Wirklichkeit von den USA

zusammen mit ihren westlichen Verbündeten verursacht wurden, um einen Krieg

gegen Russland rechtfertigen zu können. Ein Redner der Mainzer Mahnwache vom 28.

Juli 2014 liefert auch eine Antwort darauf, warum den westlichen Staaten an einem

Krieg mit Russland gelegen sein könnte: „ Das große Problem, dass die westliche Welt

mit Putin hat ist nicht, dass er irgendwie ein Aggressor ist, sondern das größte Problem

das die Welt momentan mit Putin hat ist […] diese Alternative zur Weltbank mit den

BRIC-Staaten. Das ist das was die versuchen zu verhindern. Amerika steht wirklich

kurz vor dem Absturz, da ist eigentlich auch nichts mehr zu retten. Sollte es Putin oder

den Russen mit China, mit Südafrika, mit Brasilien und den anderen Ländern

zusammen gelingen eine funktionierende und brauchbare Alternative zur Weltbank

aufzubauen, können die Amerikaner ihren Laden zumachen. […] Das zu verhindern,

dafür sind die Amerikaner bereit über Leichen zu gehen. […]“455

4.2.4 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Sekundärer Antisemitismus und

Antiamerikanismus

Die Analyse des ersten Diskursstranges „Die Entstehung der Federal Reserve Bank“

hat darlegen können, dass dieses Thema innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 stark von verschwörungstheoretischen Deutungen bestimmt

wird, die wiederum häufig auf antisemitische Stereotype, wie das des „jüdischen

Schacherers“ oder „jüdischen Wucherers“, das des „Banken“- oder „Börsenjuden“,

454 Vgl. Wisnewski, Gerhard (2014c): o. S. 455 DieWeltveresserer (2014d): o. S., ab Minute 00:24.

105

sowie auf die Bilder der „jüdischen Gier“, des „jüdischen Intellekts“ und der „jüdischen

Weltverschwörung“ zurück greifen. Diese antisemitischen Zuschreibungen entstammen

dem Stereotypenbestand des christlichen Antijudaismus und des modernen

Antisemitismus und sind kulturell stark verankert. Die Verschwörungstheorien zu

diesem Diskursstrang bauen zum Teil auf sehr alten antisemitischen

Verschwörungstheorien auf, wie beispielsweise auf den „Protokollen der Weisen von

Zion“, durch welche zu Anfang des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal die Idee einer

jüdischen Weltverschwörung einem breiten Publikum bekannt wurde.456

Aber wie verhält es sich mit dem zweiten Diskursstrang „Der Einfluss der Federal

Reserve Bank“? Auch dieser Diskursstrang enthält eine Vielzahl

verschwörungstheoretischer Deutungen mit antisemitischen und in diesem Fall auch

antiamerikanischen Zuschreibungen, die bei diesem Thema aber mehrheitlich dem

Repertoire des Sekundären Antisemitismus und des Antiamerikanismus entstammen.

Auch kann in diesem Punkt eine Umwegekommunikation des Antisemitismus im Sinne

des Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb457 über den

Antiamerikanismus und den Sekundären Antisemitismus festgestellt werden:

Schon in dem Aufruf zur ersten Mahnwachen für den Frieden am 17. März 2014 heißt

es, die Bewegung stände „Für Frieden mit Russland & gegen die Todespolitik der

Federal Reserve Bank!“458. Der Initiator der Friedensbewegung 2014 identifiziert in

einem seiner ersten Interviews im April 2014 die Federal Reserve Bank als

verantwortlich für „[…] alle Kriege in der Geschichte in den letzten hundert Jahren

[…]“.459 Bereits in diesem Anfangsstadium der jungen Protestbewegung tritt das

entscheidende Motiv für deren Beschäftigung mit der Federal Reserve Bank zutage: Es

scheint vielen Aktivisten der Mahnwachen für den Frieden um eine Neubewertung der

Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und eine Aufklärung über den ihrer Ansicht

nach „wahren“ Geschichtsverlauf zu gehen. Wäre die Federal Reserve Bank, welche

aus Sicht der Diskursteilnehmer von einer im Verborgenen agierenden (jüdisch-

)amerikanischen Finanzelite kontrolliert wird, tatsächlich verantwortlich für „alle Kriege

in der Geschichte der letzten hundert Jahre“, welchen die Hintermänner der Federal

Reserve Bank aus der Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014

durch gezielte False-Flag-Operationen erst zum Ausbruch verhalfen, so würde dies

456 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S. 130. 457 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986). 458 Montagsdemo Hamburg (2014): o. S. 459 Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28.

106

auch eine Entlastung der Deutschen von der Schuld am Ausbruch des 1. und 2.

Weltkrieges bedeuten.460

Aber nicht nur die Frage nach der Kriegsschuld am Ersten und Zweiten Weltkrieg

müsste nach dieser Lesart der historischen Ereignisse neu und zugunsten der

Deutschen bewertet werden, sondern auch die Frage danach, wer die Schuld an der

Ermordung der europäischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus trägt.

Wie in der Analyse der Quellen detailliert dargelegt wurde, beinhaltet das

verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 die Ansicht, ohne die finanziellen Kredite durch

amerikanische Banken (die von den Diskursteilnehmern immer wieder mit

Aufzählungen von Protagonisten in Verbindung gebracht werden, die größtenteils

jüdisch sind) an die Nationalsozialisten und das Engagement dieser Banken in den

bedeutendsten deutschen Konzernen dieser Zeit, wäre es im Deutschland der

dreißiger Jahre nie zu einem derartigen Aufstieg des Nationalsozialismus gekommen.

Das nationalsozialistische Deutschland hätte darüber hinaus nicht über die

entscheidenden Mittel verfügt einen Krieg zu beginnen, da ihm ohne Rockefeller

Standard Oil Rohpetroleum zur Herstellung von Benzin für die Panzer gefehlt hätte.461

In Bezug auf die Herstellung des Giftgases Zyklon B, welches von einer Tochterfirma

der IG Farben in deren Auftrag hergestellt wurde und das von den Nationalsozialisten

zum Mord an Millionen Menschen in den Konzentrationslagern eingesetzt wurde,

ergänzt Tilman Knechtel sogar noch, dass „Die Direktoren der IG Farben […] ein

detailliertes Wissen (gehabt hätten), was mit dem Gas gemacht wurde, genauso wie

das Direktorium der amerikanischen IG Farben, besetzt mit Wallstreetbankern.“462

Folgt man dieser Logik, so bedeutet dies im Umkehrschluss auch, dass die Banker der

Wall Street nicht nur eine (Mit-)Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der

Vernichtung der europäischen Juden tragen, sondern dass es auch in ihrer Macht

gestanden hätte, den Kriegsausbruch und die industrielle Vernichtung von

Menschenleben in den Konzentrationslagern zu verhindern, sofern sie dies denn

gewollt hätten.

460 Hierzu beispielsweise die Mainzer „Mahnwachen für den Frieden“, auf denen das Thema „Einfluss der Federal Reserve Bank“ als wöchentliches Schwerpunktthema behandelt wurde und der Film „Zeitgeist: The Movie“ von Peter Joseph: vgl. DieWeltveresserer (2014k): o. S., ab Minute 23:46; vgl. DieWeltveresserer (2014g): o. S., ab Minute 23:30; vgl. Joseph, Peter (2007):o. S., ab Minute: 1:30:54. 461 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 140 f.; vgl. Hammel 2014a): o. S., ab Minute 01:19. 462 Knechtel, Tilman (2012): S. 141.

107

Die Motive der Schuld- und Erinnerungsabwehr, die hinter dieser speziellen Lesart der

Geschichte des Nationalsozialismus stehen, bilden die entscheidende Grundlage für

das Phänomen des Sekundären Antisemitismus, welcher im Deutschland der

Nachkriegszeit als Antisemitismus „wegen Ausschwitz“ entstanden ist und in heutiger

Zeit die dominanteste Variante des Antisemitismus in Deutschland darstellt.463 So

benennt beispielsweise der oben zitierte Redner der 27. Mainzer Mahnwachen für den

Frieden am 17. November 2014 das Motiv der Schuldabwehr nahezu direkt, wenn er

davon spricht, worum es der Friedensbewegung 2014 aus seiner Sicht bei der

Beschäftigung mit dem Einfluss der Federal Reserve Bank im Zweiten Weltkrieg

eigentlich gehe: „Es geht jetzt nicht drum irgendjemand von einer Schuld rein zu

waschen, aber es geht uns drum mal den Dreck ein bisschen gleichmäßiger zu

verteilen und mal laut zu sagen, wer denn da dahinter stand!“464

Wie in dem Exkurs zum Sekundären Antisemitismus in Kapitel 3.2.2 gezeigt werden

konnte, bedient sich der Sekundäre Antisemitismus bestimmter Argumentationsmuster

und Mechanismen mit deren Hilfe er die Ziele Schuldabwehr und Erinnerungsabwehr

zu erreichen versucht. Besonders prägnant sind in diesem Zusammenhang die

Leugnung oder Relativierung des Holocausts, eine Umkehr der Täter und Opfer,

Aufrechnungsstrategien in Bezug auf die deutschen Verbrechen während der Zeit des

Nationalsozialismus, die Forderung nach einem Schlussstrich unter die deutsche

Geschichte der NS-Zeit und die moralische Diskreditierung von Opferansprüchen.465

Vor allem die Täter-Opfer-Umkehr und die Relativierung und Aufrechnung der

deutschen Schuld am Kriegsausbruch und an der Vernichtung der europäischen Juden

lassen sich als Mechanismen des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeldes zum

Diskurs um den Einfluss der Federal Reserve Bank eindeutig nachweisen. Eine

Umkehr der Täter und Opfer in Bezug auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und

der nationalsozialistischen Verbrechen sowie die damit verbundene Relativierung der

Schuld der deutschen Täter lässt sich innerhalb des Sagbarkeitsfeld der

Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 primär dann feststellen, wenn die

Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und an der nationalsozialistischen

Vernichtung in den Konzentrationslagern nicht bei den Deutschen und ihren

Verbündeten gesehen wird, sondern bei den Bankern der amerikanischen Notenbank, 463 Vgl. Broder, Henryk M. (1988): S. 11; vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 300. Detailliert befasst sich das Kapitel 3.2.2 mit dem Phänomen des Sekundären Antisemitismus. 464 DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 26:28. 465 Vgl. Mentel, Christian (2011a): S. 125; vgl. Mentel, Christian (2011b): S. 290; vgl. Bergmann, Werner (2011a): S. 301; vgl. Markovits, Andrei S. (2005): S. 330 ff.; vgl. Stein, Timo (2011): S. 26 f.

108

der Federal Reserve Bank. Durch die Andeutungen in den untersuchten Quellen auf

die Religionszugehörigkeit der Banker und den wiederholenden Hinweis darauf, die

Entscheidungsträger der Federal Reserve Bank würden im Auftrag der Rothschilds

handeln, wird den anderen Teilnehmern des Diskurses suggeriert, bei den Tätern

würde es sich um Juden handeln.466 Die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus

werden in dieser Sichtweise zu Tätern gemacht, die die Verbrechen durch ihre

Bankenpolitik entweder bewusst gefördert (Ausbruch des Krieges) oder nicht

verhindert haben, obwohl es in ihrer Macht gestanden hätte (nationalsozialistische

Vernichtungspolitik). Im Umkehrschluss werden die deutschen Täter zu Opfern eines

Komplotts, der von den Bankern der amerikanischen Notenbank im Sinne ihrer

Finanzpolitik eingefädelt wurde, wodurch die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg

und den Verbrechen des Nationalsozialismus in einem vermeintlich anderen Licht

erscheint und relativiert wird.467

Die Forderung nach einem Schlussstrich, die innerhalb Deutschlands im Jahr 2015 von

58% der Bevölkerung geteilt wird, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung jüngst

belegte468, gehören anders als die Mechanismen der Täter-Opfer Umkehr,

Relativierungsstrategien und geschichtsrevisionistische Mechanismen nicht zum

gängigen Sagbarkeitsfeld der Friedensbewegung 2014. Die wöchentlichen

Mahnwachen für den Frieden setzen sich häufig mit der Vergangenheit des

Nationalsozialismus auseinander, allerdings geht es ihnen hierbei um eine

Neubewertung der deutschen Geschichte mit dem Ziel der Minderung der deutschen

Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus. Der Mord an den europäischen

Juden und vieler anderer Menschen während der NS-Zeit wird innerhalb der

Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 nicht per se geleugnet, er wird aber

anderen Tätern zugeschrieben, nämlich einem „(jüdisch dominierten) amerikanischen

Finanzwesen“. Der Mechanismus der Diskreditierung von Opferansprüchen lässt sich

wie eine generelle Holocaustleugnung nicht in dem Diskursstrang „Der Einfluss der

466 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 28. Nach Juliane Wetzel gilt die Nennung des Namens „Rothschild“ als Hinweis auf ein jüdisch dominiertes Finanzwesen schlechthin (vgl. Wetzel, Juliane (2011): S. 336). 467 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 148, S. 165 ff.; vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:30:54. Häufig wird in den untersuchten Quellen auch in den Raum geworfen, dass die „Jüdischen Täter“ die Verbrechen des Nationalsozialismus auch deshalb nicht verhindert und sogar bewusst ihre Glaubensbrüder geopfert hätten, da die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten ihnen als Vorwand zur Gründung des Staates Israel gedient hätte. Mit diesem Aspekt befasst sich die dritte Diskursanalyse zum Diskursstrang „Die Hintermänner“. 468 Vgl. Bertelsmann Stiftung (2015): o. S.

109

Federal Reserve Bank“ finden. Er bildet aber einen der wichtigsten Mechanismen des

Sekundären Antisemitismus im dritten untersuchten Diskurs „Die Hintermänner“.

Was das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld des Ukraine-Konflikts innerhalb

der Friedensbewegung 2014 betrifft, so werden bestimmte Ereignisse in diesem

Konflikt, wie beispielsweise die Schüsse auf dem Kiewer Maidan im Februar 2014 und

der Absturz des Passagierfluges MH17 im Juli 2014 von den Diskursteilnehmern

mehrheitlich als False-Flag-Operationen interpretiert, die von den USA und ihren

Verbündeten in der Ukraine veranlasst wurden, um einen Krieg gegen Russland

rechtfertigen zu können. Aus Sicht der Diskursteilnehmer habe die amerikanische

Notenbank ein gesteigertes Interesse an einem Krieg der westlichen Staaten mit

Russland, da sie zum aktuellen Zeitpunkt dringend einen Krieg benötige, um den US-

Dollar als Währung zu stabilisieren und ihr Finanzsystem weiter aufrecht zu erhalten.469

Die Schuld am Ukraine-Konflikt wird infolgedessen allein bei den westlichen Staaten

unter der Führung der USA gesehen, für die Position Russlands herrscht sehr viel

Verständnis innerhalb der Friedensbewegung 2014.470 Die Diskursteilnehmer sehen

die oben genannten Ereignisse in der Kontinuität anderer vermeintlicher False-Flag-

Operationen, wie etwa des Angriffs auf die RMS Lusitania (1915), des Überfalls auf

Pearl Harbor (1941), des Tonkin-Zwischenfalls (1964) und der Terroranschläge des 11.

September (2001), die aus Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014

von den Bankern der Wall Street und ihren Verbündeten in der amerikanischen Politik

verursacht wurden, um die Ausbrüche des 1. und des 2. Weltkrieges, des

Vietnamkrieges und des Irakkrieges zu befördern.471 Aus diesem Grund herrscht

innerhalb der Friedensbewegung 2014 auch eine große Sorge um einen „3. Weltkrieg“,

der möglicherweise aus dem Ukraine-Konflikt erwachsen könnte.472

Rainer Bergmann und Werner Erb haben in ihrer 1986 erschienenen Studie zur

Kommunikationslatenz des Antisemitismus eindrucksvoll bewiesen, dass

antisemitische Einstellungen in der Nachkriegszeit im Privaten überdauern, aber in der

Regel nicht öffentlich geäußert werden, da offen antisemitische Äußerungen in

Deutschland nach 1945 einem Kommunikationstabu unterliegen. Antisemitische

Einstellungen, die nach Bergmann und Erb „bewusstseinslatent“ sind, sind also

keinesfalls verschwunden, sondern überdauern im Bewusstsein vieler Menschen und

469 Vgl. DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 22:08. 470 Vgl. DieWeltveresserer (2014c). o. S., ab Minute 20:20. 471 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:32:00. 472 Vgl. Jentsch, Julia (2014): o. S., ab Minute 18:08.

110

drängen daher auf Kommunikation. Zur Kommunikation bieten sich praktisch zwei

Möglichkeiten, zum einen die Kommunikation in Konsensgruppen, wie etwa

rechtsextreme Vereinigungen, zum anderen die Kommunikation über Umwege, wie

beispielsweise über den Antizionismus oder den Sekundären Antisemitismus, da diese

Einstellungen im Gegensatz zum Modernen Antisemitismus keinem bzw. einem

geringeren Kommunikationstabu unterliegen.473

Diese Form der Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen und Vorurteile

kann auch innerhalb der Friedensbewegung 2014 festgestellt werden. Offene

antisemitische Äußerungen finden sich in der Regel nicht auf den Mahnwachen für den

Frieden. Die Bewegung distanziert sich außerdem häufig auf ihren Mahnwachen vom

Antisemitismus und so tun dies auch die Aktivisten, die von der Autorin interviewt

wurden.474 In den Interviews wurde allen Interviewpartnern die Frage gestellt, ob der

Vorwurf des Antisemitismus, der in der öffentlichen Wahrnehmung häufig gegenüber

der Friedensbewegung 2014 und einigen prominenten Rednern der Mahnwachen

erhoben wurde, gerechtfertigt sei, was von allen Interviewten verneint wurde. Die

Interviewpartner vermuteten hinter dem Vorwurf vielmehr eine Methode, um die Kritik

der neuen Protestbewegung am amerikanischen Finanzsystem zu diskreditieren.475 Es

muss davon ausgegangen werden, dass die antisemitischen Stereotype, die sich aber

eindeutig in dem Diskurs um die Federal Reserve Bank und deren Einfluss auf das

Weltgeschehen innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014

nachweisen lassen, wie die Diskursanalyse des verschwörungstheoretischen

Sagbarkeitsfeldes zu dieser Thematik offen gelegt hat, von vielen Diskursteilnehmern

offensichtlich selbst nicht als solche erkannt werden. Die Aktivisten der

Friedensbewegung 2014 sehen in den von ihnen getätigten Aussagen zur Federal

Reserve Bank und deren Protagonisten keine Verbindung zu antisemitischen

Einstellungen und Stereotypen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass

Stereotypen wie das des „gierigen Bankers“ oder die Chiffre von der Familie

Rothschild, die angeblich das weltweite Finanzsystem kontrolliert, so stark im

gesamtgesellschaftlichen Sagbarkeitsfeld verankert ist, dass ein Rückgriff auf diese

473 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986): S. 227 ff.; vgl. Beyer, Heiko und Ivar Krumpal (2010): S. 685. 474 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014v): o. S., ab Minute 00:29; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S., ab Minute 01:21; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S., ab Minute 07:44; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014k): o. S., ab Minute 24:07. 475 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014u): o. S., ab Minute 01:21; vgl. Hammel, Laura-Luise (2014i): o. S., ab Minute 00:50; vgl. DieWeltveresserer (2015): o. S., ab Minute 19:50

111

Muster nicht hinterfragt oder problematisiert wird. Es liegt nahe, dass die Teilnehmer

der Mahnwachen unter Antisemitismus zu einem überwiegenden Teil nur den

Vernichtungsantisemitismus des Nationalsozialismus verstehen und nicht erkennen,

dass ein Rückgriff auf antisemitisch konnotierte Stereotype wie das des „Banken-“ oder

„Börsenjuden“, oder eine Dämonisierung Israels im Nahost-Konflikt476 auch eine Form

des Antisemitismus ist.

Aber nicht nur der Sekundäre Antisemitismus oder auch der Antizionismus kann als

Mittel der Umwegekommunikation des Antisemitismus dienen. Auch der

Antiamerikanismus wird unter bestimmten Umständen in Verbindung mit anderen

Ressentiments zur Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen genutzt, wie

die empirische Studie von Heiko Beyer und Ulf Liebe (2010) und auch Dan Diners

Ausführungen zum Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Antiamerikanismus

(2003) gezeigt haben.477 Antiamerikanismus dient wie der Antisemitismus als

Erklärungsmodell für Negativentwicklungen der Moderne. Amerika wird in diesem

Zusammenhang zu einem Ort der Projektion für die identifizierten Missstände und

Fehlentwicklungen.478 Die Art und Weise, wie aus Sicht der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 die zentralen Fehlentwicklungen der Moderne, wie etwa die

beiden Weltkriege und die industrielle Massenvernichtung von Menschenleben im

Nationalsozialismus, ihren Ausgangspunkt in den Vereinigten Staaten und einem

amerikanisch geprägten Finanzsystem zu nehmen scheint, zeigt deutlich, dass

Amerika innerhalb der Friedensbewegung 2014 genau eine solche Projektionsfläche

für vermeintliche Fehlentwicklungen der Moderne darstellt. Stereotype wie das des

„Bankenjuden“ werden in abgewandelter Form auf die Banker des amerikanischen

Bankenzentrums, der Wall Street, projiziert, wenn an dieser Stelle in den untersuchten

Diskursfragmenten immer wieder eine angebliche Kontrolle des amerikanischen

Finanzwesens durch vermeintlich einflussreiche jüdische Familien, wie beispielsweise

Rothschild oder Rockefeller, angedeutet wird.

476 Die erneute Eskalation des Nahost-Konfliktes im Sommer 2014 stellte in dieser Zeit ein weiteres Schwerpunktthema der „Mahnwachen für den Frieden“ dar. Im Diskurs um diese Thematik lässt sich vielfach eine Umwegekommunikation des Antisemitismus über den Antizionismus oder über die „Israelkritik“ erkennen, wie dies von den Rednern der Mahnwachen benannt wurde. Beispiele für Reden auf den Mahnwachen, auf denen eine Umwegekommunikation über den Antizionismus festgestellt werden kann: vgl. DieWeltveresserer (2014h): o. S., ab Minute 13:00; vgl. DieWeltveresserer (2014l): o. S., ab Minute 00:38; vgl. DieWeltveresserer (2014b): o. S., ab Minute 05:20. 477 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010); vgl. Diner, Dan (2003). 478 Vgl. Beyer, Heiko und Ulf Liebe (2010): S. 219 f.

112

4.2.5 Diskursanalyse III: Die Hintermänner

Als letzte Diskursanalyse zum Thema „Federal Reserve Bank“ wurde eine Analyse des

Diskursstranges der sich mit den „Hintermännern“ der Federal Reserve Bank befasst,

durchgeführt. Diese Analyse beleuchtet das verschwörungstheoretische

Sagbarkeitsfeld innerhalb der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 zu der

Frage, welcher Personenkreis bei der amerikanischen Notenbank „die Fäden im

Hintergrund“ zieht und welche Absichten aus Sicht der Diskursteilnehmer damit

möglicherweise verfolgt werden.

Die Sachbuchautoren aus dem Umfeld des Kopp-Verlages widmen sich am

intensivsten der Frage, wer die „Hintermänner“ der Federal Reserve Bank sind und

welche Ziele diese mit ihrer Finanzpolitik in der Vergangenheit verfolgt haben und

heute verfolgen, weshalb deren Sicht auf die Thematik hier kurz exemplarisch

umrissen werden soll.479 In Bezug auf die Frage aus welchem Personenkreis die

„Hintermänner“ der Federal Reserve Bank und des internationalen Finanzwesens

genau bestehen, setzen die einzelnen Autoren allerdings zum Teil unterschiedliche

Schwerpunkte. So reicht der Personenkreis der „Hintermänner“, wie sie vom Autor

auch selbst bezeichnet werden, bei Michael Morris beispielsweise von der

Geheimgesellschaft der Illuminati, über die Studentenverbindung Skull and Bones der

Yale University, den Think Tank Club of Rome, den Teilnehmern der Bilderberger-

Konferenz480 bis hin zu den Mitgliedern der Familie Rockefeller und Rothschild.481

Nach Tilman Knechtel handelt es sich bei den „Hintermännern“ hingegen um den

„Geheimorden der Illuminaten“482, der nach Ansicht Knechtels von der Familie

479 Es muss darauf hingewiesen werden, dass innerhalb der Gruppe der untersuchten Sachbuchautoren nur Tilman Knechtel, Michael Morris und Heiko Schrang in ihren Büchern Vermutungen darüber anstellen, wer hinter der Federal Reserve Bank steht. Die Bücher von G. Edward Griffin und Michael Grandt befassen sich zwar auch mit den Diskursen um die Gründungsgeschichte der Federal Reserve Bank und deren Einfluss auf die Weltpolitik, diese beiden Autoren liefern in ihren Büchern allerdings keine detaillierten Angaben dazu, wen sie als Hintermänner vermuten. 480 Vor allem die Bilderberg-Konferenz, eine jährlich stattfindende, informelle internationale Konferenz mit Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Militär ist eine beliebte Zielscheibe für Verschwörungstheorien der letzten Jahre. Auf eine detaillierte Diskursanalyse zum Diskursstrang „Macht der Bilderberger“ musste in der vorliegenden Magisterarbeit aus Platzgründen verzichtet werden. Es kann aber angemerkt werden, dass die Zuschreibungen zu den „Bilderbergern“, den Teilnehmern der Bilderberg-Konferenz, innerhalb der untersuchten Diskursfragmente sehr denen zu den Gründern der Federal Reserve Bank ähneln. Auch die „Bilderberger“ werden gemeinhin als Macht hinter der „Neuen Weltordnung“ betrachtet (vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 02:04, (Person 4 aus den von der Autorin geführten Interviews äußert sich hier in einem längeren Gespräch zur Macht der Bilderberger.). 481 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 152 ff. 482 Knechtel, Tilman (2012): S. 28.

113

Rothschild Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet wurde und von diesen bis heute

dominiert wird.483 Die Illuminaten unter Führung der Rothschilds dominieren nach

Knechtel daher auch alle anderen Organisationen, die Knechtel mit zu den

„Hintermännern“ zählt, wie beispielsweise die Bilderberger, das Komitee der 300 oder

den Rat der 13, beides angebliche geheime Organisationsstrukturen des Illuminati-

Orden.484 Heiko Schrang, Autor des Buches „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider

kennen“ (2012) benennt als „Hintermänner“ einen Personenkreis bestehend aus

Illuminaten, Bilderbergern, den Bankern der City of London und dem Council on

Foreign Relations, einem amerikanischen, auf Themen der internationalen Politik

spezialisierten Think Tank.485

Knechtel untermauert diese Sichtweise auf die Familie Rothschild als vermeintliche

Anführer einer freimaurerisch-jüdischen Verschwörung unter anderem auch durch die

Gestaltung des Covers seines Buches „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die

Welt“ (Abb. 3). Auf dem Einband des Buches ist eine Person in einem schwarzen

Umhang abgebildet, Gesicht und Körper werden von dem Gewand vollkommen

verdeckt. Es ist lediglich das freiherrliche Wappen der Familie Rothschild zu erkennen,

welches die abgebildete Person als Kette um den Hals trägt. Die Hände der Person

halten einen Dolch, der senkrecht auf eine Weltkugel gerichtet ist. Die Hände sind

überdies mit Blut bedeckt. Das von Knechtel gewählte Buchcover macht noch einmal

exemplarisch die Intention des Urhebers deutlich, bei den anderen Diskursteilnehmern

eine Assoziation zu einschlägigen antisemitischen Stereotypen und Bildern

hervorzurufen. Knechtel greift hierbei auf die antisemitische Vorstellung von der

„jüdischen Weltverschwörung“ zurück und hofft diese Assoziation bei seinen Lesern

durch die Wahl des Bildes auslösen zu können.

In den vorangegangen zwei Diskursanalysen wurde dargelegt, dass die „Hintermänner

der Federal Reserve Bank“ aus Sicht der Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung

2014 die amerikanische Notenbank vor hundert Jahren mit dem Ziel gründeten, über

die Finanzierung von Kriegen eine weltweite Kontrolle über das Finanzwesen und

damit auch über die politischen Entscheidungen der Regierungen der einzelnen

Staaten zu gewinnen, indem diese systematisch von der finanziellen Unterstützung

durch die amerikanische Notenbank abhängig gemacht wurden. Viele der untersuchten

483 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 28 f. 484 Vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 7. 485 Vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 125 ff.

114

Diskursfragmente weisen darüber hinaus darauf hin, die Gründung der Federal

Reserve Bank hätte nicht allein der Profitgier der beteiligten Banker gedient, sondern

wäre vielmehr als ein Schritt auf dem Weg zu einer „Neuen Weltordnung“ (NWO) zu

verstehen, an welcher die Gründer der Federal Reserve Bank und andere, wie

beispielsweise die „Bilderberger“, auch heute noch arbeiteten.486

Heiko Schrang, welcher auch zum Kreis der prominenten Redner der bundesweiten

Mahnwachen für den Frieden gehört487, äußert sich in seinem Buch folgendermaßen

zur „Neuen Weltordnung“: „In den letzten Jahren wurde immer wieder die „Neue

Weltordnung“ durch die Erfüllungsgehilfen der Hochfinanz proklamiert. Angestrebt wird

eine Welt unter globaler Führung, die vollständige Kontrolle über Menschen, Geld,

Energie, Land- und Wasserwirtschaft, mit anderen Worten, die vollständige

Versklavung und Unterdrückung. Die Taktik zur Errichtung dieses Ziels ist: Rufe Krisen

hervor, wie z.B. Eurokrise, Kriege im Irak und in Libyen etc., die immer nach

demselben Muster ablaufen. Nach dem bewusst inszenierten Chaos wird dann ein

Ausweg angeboten […]. Mit anderen Worten, Brandstifter und Feuerwehrmann sind

ein- und dieselbe Person.“488 Schrang liefert seinen Lesern im Anschluss an die oben

zitierten Ausführungen auch sogleich Anhaltspunkte, wen er als Drahtzieher und

Nutznießer dieser „Neuen Weltordnung“ vermutet: „Der Teilnehmer der Bilderberger-

Konferenz, David Rockefeller, ließ sich bereits 1994 vor dem Wirtschafts-Ausschuss

der Vereinten Nationen (UN Business Council) wie folgt vernehmen: „Wir stehen am

Beginn eines weltweiten Umbruchs. Alles, was wir brauchen, ist eine richtig große

Krise und die Nationen werden die neue Weltordnung akzeptieren.“489 Die Verbindung

zwischen der „Neuen Weltordnung“, den Bilderbergern und den Rockefellers stellt

allerdings nicht nur Schrang her, sie findet sich beispielsweise auch in dem Interview

mit Person 4, in welchem David Rockefeller als der „Vorsitzende der Bilderberger“

bezeichnet wird.490 Tilman Knechtel, der weitestgehend die Einschätzung Schrangs zur

„Neuen Weltordnung“ teilt, schreibt, die Rothschilds verfolgten das Ziel, „[…] die Welt

durch das Mittel des Chaos, der Verwirrung und der Unterwanderung zu

486 Vgl. Schrang, Heiko (2012): S. 136 ff. 487 Beispiele für Reden Heiko Schrangs auf den „Mahnwachen für den Frieden“: vgl. Schrang 2014b): o. S.; vgl. Schrang, Heiko (2014a): o. S. 488 Schrang, Heiko (2012): S. 147 489 Schrang, Heiko (2012): S. 147. Als „Beweis“ für dieses Zitat David Rockefellers verweist Schrang auf einen Artikel des Schweizer Nachrichtenblogs politeonline.ch, der dem völkischen verschwörungstheoretischen Milieu angehört. 490 Vgl. Hammel, Laura-Luise (2014c): o. S., ab Minute 02:04.

115

versklaven.“491 Bis „Die endlosen Konflikte und Streitigkeiten […] dazu führen, dass die

Menschen eine Weltregierung fordern.“492 Im Schlusswort seines Buches „Die

Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ heißt es zu dieser Thematik weiter: Wie

ich dieses Buch schreibe, wird Deutschland vor unseren Augen abgeschafft. […]

Europa soll so schnell wie möglich in einen diktatorischen Einheitsstaat […]

umgewandelt werden, um letzten Endes in eine allmächtige Weltregierung unter

Führung der Banker eingefügt zu werden.“493

Ziel dieser „Neuen Weltordnung“ sei die vollkommene Kontrolle der gesamten

Menschheit durch eine kleine Machtelite. Erreicht werden soll diese Kontrolle zum

Beispiel dadurch, dass jedem Menschen ein RFID-Chip unter die Haut implantiert

werde, oder auch mittels Wettermanipulation durch sog. „HAARP-Anlagen“, durch die

sich das Wetter kontrollieren ließe bis hin zur Schaffung von Naturkatastrophen wie

etwa Erdbeben oder Überschwemmungen, die von der Machtelite der „Neuen

Weltordnung“ zur Bevölkerungsreduktion eingesetzt würden.494 Häufig werden in

diesem Zusammenhang auch sog. „Chemtrails“ genannt. Der Glaube an Chemtrails

enthält die Vorstellung, dass den Kondensstreifen von Flugzeugen giftige Chemikalien

beigemischt worden sind. Auch dies solle der Bevölkerungsreduktion dienen, indem die

Bevölkerung systematisch durch giftige Chemtrails in der Atmosphäre vergiftet

werde.495 Die 25. Mainzer Mahnwachen für den Frieden vom 03. November 2014

widmete sich in einem Schwerpunkt der Gefahr durch RFID-Chips.496 Geplant sei die

Einführung der RFID-Chips beim Menschen innerhalb der nächsten zwei Jahre, so die

Einschätzung eines Redners.497 Dieser erwähnte in diesem Zusammenhang ferner:

„Es gibt natürlich auch noch jemanden der daran verdient, das ist ein gewisser Herr

Rothschild, dem gehört nämlich das Patent auf diesen Chip.“498

Als Machtzentren der „Neuen Weltordnung“ werden häufig die Vereinigten Staaten und

Israel vermutet. So schreibt beispielsweise Tilman Knechtel im Kapitel „NaZionismus“ 491 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 492 Knechtel, Tilman (2012): S. 31. 493 Knechtel, Tilman (2012): S: 252. 494 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 223 ff.; S. 253 ff. 495 Vgl. Morris, Michael (2011): S. 256 ff. 496 Vgl. DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 08:45. 497 Vgl. DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 09: 50. 498 DieWeltveresserer (2014i): o. S., ab Minute 11: 15. Der Redner erwähnt in diesem Zusammenhang außerdem noch die weit verbreitete Verschwörungstheorie, die restlichen vier Patentinhaber seien bei dem Absturz des Fluges MH370 von Kuala Lumpur nach Beijing im März 2014 umgekommen und das Patent sei nun im alleinigen Besitz der Rothschilds.

116

als Fazit: „Antisemitismus und Zionismus wurden demnach schon in

Geheimgesellschaften des 19. Jahrhunderts vorbereitet, die den Rothschilds

nahestanden. Sie […] waren Erfüllungsgehilfen für die Gründung des Staates Israel

und der nächste Schritt zu einer Weltregierung in Form der UNO.“499 und Michael

Morris ergänzt in seinem Buch „Was Sie nicht wissen sollen!“ zum Motiv der

Rothschilds die Gründung eines jüdischen Staates zu forcieren, dass diese zwar seit

„Mitte des 19. Jahrhunderts […] bereits als die reichste Familie der Welt (galten), aber

sie wollten sich nicht damit begnügen, nur reich und mächtig zu sein. Sie wollten mehr.

Sie wollten ihr eigenes Land. Und sie sollten es bekommen: Israel.“500

Das Video „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“, das

von Ken Jebsen im April 2012 als Beitrag in der Debatte um das umstrittene und

größtenteils als antisemitisch kritisierte Grass-Gedicht „Was gesagt werden muss“

veröffentlicht wurde, befasst sich detailliert mit der Idee einer „Neuen Weltordnung“,

deren Zentrum und wichtigste Protagonisten Jebsen in einer Machtachse zwischen

den Vereinigten Staaten und Israel vermutet. Jebsen widmet sich in seinem Video

einer angeblichen jüdisch-amerikanischen Finanzelite, deren Ziel es in der

Vergangenheit und auch heute noch sei, mit dem jüdischen Staat Israel einen Platz für

ihr „auserwähltes Volk“ zu schaffen und dabei eine Vernichtungspolitik gegenüber den

Palästinensern zu betreiben.501 Im Verlauf des Videos entwirft Jebsen ein Bild von den

angeblichen „Verkündern einer neuen Weltordnung […] allen voran radikalen Zionisten,

mit US-Pass, deren Hobby Israel ist und deren Lieblingssport im Schlachten von

Arabern besteht.“502, welche etwa die führenden Massenmedien kontrollierten503 oder

„den Holocaust missbrauch(en), um Geld für zionistische Ziele zu sammeln“.504

4.2.6 Im Diskurs enthaltene Zuschreibungen: Moderner Antisemitismus, Sekundärer

Antisemitismus und Antizionismus

Während die Analyse zum ersten Diskursstrang „Entstehung der Federal Reserve

Bank“ gezeigt hat, dass das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld dieses

Diskurses vor allem antisemitische Zuschreibungen enthält, die dem Repertoire des

499 Knechtel, Tilman (2012): S. 137. 500 Morris, Michael (2011). S. 180. 501 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 16:52. 502 Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 09:15. 503 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 12:15. 504 Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 17:10.

117

christlichen Antijudaismus und des modernen Antisemitismus entstammen, so hat die

Analyse des zweiten Diskursstranges „Der Einfluss der Federal Reserve Bank“ vor

allem verschwörungstheoretische Zuschreibungen des Sekundären Antisemitismus

und des Antiamerikanismus offen gelegt. Zusätzlich zu antisemitischen Bildern des

Stereotypbestands des modernen Antisemitismus und des Sekundären

Antisemitismus, die sich bereits in den beiden vorangegangenen Diskursanalysen

nachweisen lassen, sind im verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld des dritten

untersuchten Diskursstranges „Die Hintermänner“ auch antisemitische Zuschreibungen

enthalten, die ihre Wirkmächtigkeit aus dem Stereotypenbestand des Antizionismus

beziehen.

Innerhalb der untersuchten Diskursfragmente zum Diskursstrang „Die Hintermänner“

fällt auf, dass ein großer Teil der Diskursteilnehmer eine Unterscheidung in „Juden“

und „Zionisten“ vornimmt. So äußerte sich beispielsweise Person 2 im Interview auf

einen Einwurf der Interviewerin, dass der bekannte Mahnwachenredner Ken Jebsen in

seinen Reden häufig darauf hinweise, das amerikanische Finanzsystem sei von

Menschen mit „jüdischen Roots“ beeinflusst, dass dies nicht stimme und sich Jebsen

nicht gegen Juden wende, sondern gegen „Zionisten“.505 Jebsen selbst unterscheidet

in seinem Video „KenFM über: Zionistischer Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“

generell zwischen „radikalen Zionisten“, denen er beispielsweise die Kontrolle der

amerikanischen Regierung, des internationalen Finanzwesens und der Massenmedien

unterstellt. Zionismus ist für Jebsen „[…] in seiner ganzen Radikalität zu Ende gedacht,

ziemlich identisch mit der Rassenideologie der Nationalsozialisten.“506 Juden hingegen

sind bei Jebsen die Opfer des Holocaust, für deren Schicksal sich die „amerikanischen

Zionisten“ zur Zeit des Nationalsozialismus nicht interessierten.507 Tilman Knechtel

nimmt die gleiche Unterscheidung in „jüdische Opfer“ und „zionistische Täter“ vor,

wenn er schreibt, „Hitler erfüllte für die Rothschilds weitaus mehr Ziele, als er sich wohl

vorstellen konnte. Dazu gehörte die Gründung des Staates Israel in der Folge des

Holocausts […]“508, welcher zusammen mit dem „[…] dadurch inflationär benutzte(n)

Wort „Antisemitismus“ […] als Rechtfertigung für die radikalen Maßnahmen der

Zionisten benutzt (wurde) […]“509. An anderer Stelle schreibt er, „[…] dass sich die ADL

um die in KZs ermordeten Juden einen Dreck schert und allein die Agenda der 505 Hammel, Laura-Luise (2014p): o. S., ab Minute 00:23. 506 Jebsen, Ken (2012): o. S., an Minute 27:31. 507 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 36:53. 508 Knechtel, Tilman (2012): S. 148. 509 Knechtel, Tilman (2012): S. 148.

118

Rothschilds verteidigt.“510 Sowohl Jebsen als auch Knechtel nehmen eine

Gleichsetzung zwischen „Zionisten“ und „Nationalsozialisten“ vor.511

Diese spezifische Form des Antizionismus, wie sie etwa von Tilman Knechtel oder Ken

Jebsen in den untersuchten Diskursfragmenten gepflegt wird, ist ein typischer

Bestandteil einer ideologischen Variante des Antizionismus, die gemeinhin als

„rechtsradikaler Antizionismus“ bezeichnet wird. Typisch für diese Variante des

Antizionismus ist der Rückgriff auf Verschwörungstheorien, die Vorstellung von einer

Steuerung der amerikanischen Politik und Wirtschaft durch Zionisten und der Vorwurf,

die Zionisten würden den Holocaust für ihren eigenen Vorteil instrumentalisieren. Diese

Anschauung reicht mitunter bis hin zu der Vorstellung Zionisten trügen die eigentliche

Schuld am Mord an den europäischen Juden zur Zeit des Nationalsozialismus.512

Der Rückgriff auf antizionistische Argumentationsmuster bietet im Diskurs um die

„Hintermänner“ eine weitere Möglichkeit zur Kommunikation antisemitischer

Einstellungen über den „Umweg“ des Antizionismus und der Israelkritik im Sinne des

Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb.513 Die

Umwegekommunikation des Antisemitismus über den Stereotypbestand des

Sekundären Antisemitismus konnte bereits in der vorangegangen Diskursanalyse zum

„Einfluss der Federal Reserve Bank“ nachgewiesen werden und äußerte sich in diesem

Diskurs vor allem in der Verschwörungstheorie, die den Bankern der Federal Reserve

Bank eine Mitwisserschaft und indirekte Mittäterschaft am Ausbruch des 2. Weltkriegs

und an der Vernichtung der europäischen Juden gab. Der Diskurs um die

„Hintermänner“ beinhaltet an zentraler Stelle die Verschwörungstheorie, die

„Hintermänner“ der amerikanischen Notenbank, die von den Diskursteilnehmern

mehrheitlich als „amerikanische Zionisten“ identifiziert werden, würden eine

Instrumentalisierung des Holocausts betreiben und verhielten sich heute gegenüber

der palästinensischen Bevölkerung wie die Nationalsozialisten gegenüber den Juden

oder gar noch schlimmer.514 Ein Vergleich der israelischen Politik im Nahostkonflikt mit

den Verbrechen des Nationalsozialismus stellt nach Peter Widmann vielmals ein 510 Knechtel, Tilman (2012): S. 145 (Fußnote). Gemeint ist die amerikanische „Anti-Defamation League“. 511 Vgl. Jebsen, Ken (2012): o. S., ab Minute 27:31; vgl. Knechtel, Tilman (2012): S. 132. 512 Vgl. Keßler, Mario (2011): S. 22. 513 Vgl. Widmann, Peter (2008): A. 140 f. 514 Jebsen, Ken (2012): o S., ab Minute 55:07. Zitat Ken Jebsen: „Das grausame Schicksal der Überlebenden der europäischen Juden hat die eigenen Nachfahren stumpf gemacht gegenüber dem Leid anderen Menschen. Ihr Grausamkeitslevel verläuft auf einer vom Holocaust gefrästen Vernichtungskurve.“

119

Zeichen dafür dar, dass eine vermeintliche „Kritik“ an Israel in Wahrheit antisemitisch

motiviert ist. Speziell im Antizionismus findet sich oftmals eine Täter-Opfer-Umkehr,

wenn wie beispielsweise von Ken Jebsen im Video „KenFM über: Zionistischer

Rassismus (jüngstes Opfer Günter Grass)“ artikuliert wird, die Nachkommen der Opfer

von damals seien die Täter von heute.515 Antizionistische Argumentationsmuster unter

dem Deckmantel der Israelkritik stehen daher in engem Zusammenhang mit der

Schuld- und Erinnerungsabwehr des Sekundären Antisemitismus, wobei die

Übergänge zwischen diesen beiden Ausprägungen des Antisemitismus - Sekundärer

Antisemitismus und Antizionismus – zum Teil fließend sind, wie sich auch am

verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld zum Diskurs um „die Hintermänner“

ablesen lässt. Ferner wird die Äußerung von „Israelkritik“ von den Diskursteilnehmern

in der Regel als Tabubruch inszeniert. So stellte beispielsweise ein Redner der 29.

Mainzer Mahnwache vom 01. Dezember 2014 in seinem Redebeitrag am Offenen

Mikrofon die rhetorische Frage, warum er in Deutschland nicht kritisieren dürfe, dass

Palästinenser in Israel als Menschen zweiter Klasse behandelt würden, „ohne direkt

die Antisemitismuskeule übergezogen zu bekommen“.516

Neben dem Stereotypbestand des Antizionismus findet sich im Diskurs um „die

Hintermänner“ vor allem die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung, die

allerdings an die Lebensumstände der Gegenwart angepasst wurde und in den

untersuchten Diskursfragmenten auch nicht als solche bezeichnet wird, sondern als

„Neue Weltordnung“. Die Vorstellung von der „Neuen Weltordnung“, wie sie etwa von

Heiko Schrang beschrieben wird, stellt gewissermaßen eine Adaption der Idee der

„Jüdischen Weltverschwörung“ an die aktuelle Zeit dar, da sie Ereignisse der letzten

Jahrzehnte, wie beispielweise die Terroranschläge des 11. September 2001, den Irak-

Krieg des Jahres 2003 oder auch die Bankenkrise des Jahres 2008, sowie

Organisationen und Personengruppen wie etwa die Teilnehmer der Bilderberg-

Konferenz oder den Think Tank Council on Foreign Relations in die Theorie mit

aufnimmt.

„Die Protokolle der Weisen von Zion“517 sind das berühmteste

verschwörungstheoretische „Dokument“, welches vor der Gefahr einer drohenden

515 Vgl. Widmann, Peter (2008): S. 155. 516 DieWeltveresserer (2014l): o. S., ab Minute 16:29. 517 Weitere Informationen zur der Verschwörungstheorie der „Jüdischen Weltverschwörung“ in Zusammenhang mit den „Protokollen der Weisen von Zion enthält die Diskussion der Ergebnisse der ersten Diskursanalyse (Kap. 4.2.1.2).

120

„jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ warnt.518 Inhaltlich behandeln die

Protokolle in insgesamt 24 Abschnitten die fiktive Zusammenkunft einer jüdisch-

freimaurerischen Geheimorganisation, den „Weisen von Zion“. In den Protokollen wird

in einem ersten Teil ausführlich der angebliche Plan der jüdisch-freimaurerischen

Verschwörer zur Erlangung der Weltherrschaft beschrieben, der zweite Teil des

Pamphlets beinhaltet eine Beschreibung einer negativen Herrschaftsutopie, die folgen

soll, sobald die Verschwörer ihre Ziele erreicht hätten.519 Die Grundzüge der negativen

Utopie der „jüdischen Weltherrschaft“, die innerhalb der Protokollen in den fiktiven

Berichten zu den 24 Sitzungen der „Weisen von Zion“ entworfen wird, enthalten

deutliche Parallelen zur negativen Utopie der „Neuen Weltordnung“, wie sie etwa von

Heiko Schrang oder Tilman Knechtel geschildert wird. Schon in den Protokollen finden

sich etwa die Vorstellungen von einem totalitären Staat, der von den Juden regiert wird

und in dem alle Nicht-Juden dauerhaft unterworfen und versklavt werden sollen.520 Im

Kern enthalten „Die Protokolle der Weisen von Zion“ neben der Beschreibung der

angeblichen Absicht des Judentums die Weltherrschaft durch eine Verschwörung an

sich zu reißen aber vor allem eine Kritik am politischen Liberalismus des 19.

Jahrhunderts und den gesellschaftlichen Modernisierungen dieser Zeit.521 Heiko

Schrang und Tilman Knechtel entwerfen in ihrer Schilderung der „Neuen Weltordnung“

eine Kritik an der politischen Ordnung der liberalen Demokratie, der zunehmenden

supranationalen Vernetzung von Staaten und den Neuerungen des Informations- und

Globalisierungszeitalters, die der Kritik der Protokolle am aufkommenden politischen

Liberalismus und den gesellschaftlichen Umwälzungen des Industriezeitalters, stark

ähnelt. Die Grundthematiken „Der Protokolle der Weisen von Zion“ sind in den

Schilderungen zur „Neuen Weltordnung“ quasi modernisiert und an die politischen und

gesellschaftlichen Umstände der heutigen Zeit angepasst worden. Obwohl die Echtheit

der „Protokolle der Weisen von Zion“ geheimhin als widerlegt gilt, handelt es sich

ferner nach Tilman Knechtel bei den „Protokollen“ entgegen der allgemeinen Annahme

nicht um ein Falsifikat und eine antisemitische Hetzschrift.522 Für Knechtel sind die

518 Vgl. Benz, Wolfgang (2008): S. 49 f.; vgl. Piper, Ernst (1999): S. 130; Hagemeister, Michael (2001): S. 89 f. 519 Vgl. Sammons, Jeffrey L. (1998): S.29 ff. ; vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 69 f. 520 Vgl. Wippermann, Wolfgang (2007): S. 70 f. 521 Vgl. Sammons, Jeffrey L. (1998): S. 7. 522 Vgl. Waibl-Stockner, Jasmin (2009): S. 72 ff. Der genaue Verfasser der „Protokolle der Weisen von Zion“ konnte bis heute nicht eindeutig bestimmt werden. Folgt man aber der literaturwissenschaftlichen Forschung zur Entstehung der „Protokolle der Weisen von Zion“ und deren literarischen Vorlagen, so konnte nachgewiesen werden, dass der Autor

121

Protokolle vielmehr auch heute noch ein Beweis für eine bevorstehende „Neue

Weltordnung“. Knechtel zufolge hätten „die Rothschilds“523 „die Protokolle“ von ihren

„zionistischen Agenten“524 1903 in Russland verteilen lassen, „um eine Welle des

Antisemitismus in Gang zu setzen […]“525. Die Protokolle beinhalteten nach Knechtel

„[…] den höchst anspruchsvollen Plan der Rothschilds, die Welt durch das Mittel des

Chaos, der Verwirrung und der Unterwanderung zu versklaven. […] Absichtlich

verursachte Krisen sollten […] letztlich dazu führen, dass die Menschen eine

Weltregierung fordern […]“526.

Abschließend hat die Diskursanalyse zum Diskursstrang „Die Hintermänner“ ergeben,

dass innerhalb des verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeldes zum Thema „Neue

Weltordnung“ in der Regel ein Rückgriff auf ein manichäisches Weltbild, welches die

Vorstellung von einem endzeitlichen Kampf des Guten gegen das Böse beinhaltet,

stattfindet. Die Diskursfragmente, die sich mit der Gefahr einer „Neuen Weltordnung“

befassen, entwerfen immer auch ein Bild einer positiven Utopie, die erreicht werden

wird, wenn es zu der friedlichen Revolution der Menschen gegen die Mächtigen in

Politik, Wirtschaft und Medien, kommen wird. So entwirft beispielsweise der Film

„Zeitgeist: The Movie“ zum Ende ein Bild von den paradiesischen Zuständen, die nach

dieser friedlichen Revolution kommen sollen. Der Film endet mit der Einstellung einer

Weltkugel, die sich aus ihren Ketten sprengt. 527 Dieter Groh weist hinsichtlich dieses

Aspektes darauf hin, dass die Reduktion auf manichäische Weltbilder ein zentrales

Merkmal von Verschwörungstheorien ist, welches es erlaubt die Verursacher

vermeintlicher Fehlentwicklungen und Gefahren klar zu benennen und in Abgrenzung

zu diesen einen „richtigen Weg“ zu identifizieren.528

seine Darstellung einer jüdisch-freimaurerischen Verschwörung zum einen dem Roman „Biarritz“ von Hermann Goedsche (*1815 † 1878) entlehnte. 1868 veröffentliche Goedsche den Roman „Biarritz“ unter dem Pseudonym „John Redcliffe“. Zum anderen stütze sich der Autor der Protokolle auf den Text „Gespräch in der Hölle“ von Maurice Joly (*1829 † 1878), welcher 1864 veröffentlicht wurde. 523 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 524 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 525 Knechtel, Tilman (2012): S. 30. 526 Knechtel, Tilman (2012): S. 30 f. 527 Vgl. Joseph, Peter (2007): o. S., ab Minute 1:52:00. 528 Vgl. Groh, Dieter (2001a): S. 190.

122

5. Fazit Zu Beginn der Magisterarbeit wurden drei Fragen aufgeworfen (Kapitel 1), zu deren

Beantwortung die Diskursanalysen zum verschwörungstheoretischen Sagbarkeitsfeld

um die Federal Reserve Bank innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 durchgeführt wurden.

Zum ersten wurde die These aufgestellt, dass sich in einer Analyse einer

gegenwärtigen, antisemitisch geprägten Verschwörungstheorie keine vollkommen

neuen antisemitischen Stereotype finden lassen, sondern dass vielmehr auf alte,

kulturell tradierte Stereotype zurückgegriffen wird, die durch kleinere Veränderungen

an die gegenwärtigen Lebensumstände „angepasst“ werden und dadurch modern

„wirken“. Zu diesem Zweck wurde das Thema „Federal Reserve Bank“ ausgewählt, da

gerade Verschwörungstheorien zur Macht von Banken in den letzten Jahren, bedingt

durch die weltweite Banken- und Finanzkrise des Jahres 2008, eine stark erhöhte

Aufmerksamkeit zuteilwurde und solche Verschwörungstheorien, anders als etwa die

antisemitisch geprägten Verschwörungstheorien des 11. Septembers 2001, bisher

noch nicht systematisch diskursanalytisch untersucht wurden.529 Die Diskursanalysen

konnten nachweisen, dass innerhalb der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve

Bank zwei antisemitische Bilder maßgeblich Verwendung fanden. Es handelt sich

hierbei zum einen um das Bild des „geldgierigen Juden“, des „jüdischen Wucherers“,

welches die Kultur des christlichen Abendlandes prägt wie kein anderes.530 Innerhalb

der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank findet das Stereotyp des

„jüdischen Wucherers“ in seiner modernisierten Form, des „Banken-“ oder

„Börsenjuden“, Verwendung.531 Das zweite antisemitische Bild ist zum anderen die

Vorstellung von einer „jüdischen Weltverschwörung“, die sich als dominante

antisemitische Zuschreibung innerhalb der Diskursanalysen nachweisen lässt. Auch

dieses Bild tritt in einer modernisierten Variante auf, in Form der „Neuen

Weltordnung“.532

Zum zweiten wurde die These aufgestellt, dass die Verschwörungstheorien zur Federal

Reserve Bank ein Mittel darstellen um Ängste, beispielsweise in Bezug auf

529 Vgl. Frey, Eric (2012): o. S.; vgl. Borgstede, Michael (2008): o. S.; Jaecker, Tobias (2005). 530 Escher, Clemens (2011): S. 348. 531 Zum Bild des „Wucherjuden“ und seiner modernen Form des „Banken-“ oder „Börsenjuden“: Kapitel 3.2, Kapitel 4.2.2, Kapitel 4.2.4. 532 Zum Bild der „jüdischen Weltverschwörung“ und seiner modernen Form der „Neuen Weltordnung“: Kapitel 4.2.2, Kapitel 4.2.4, Kapitel 4.2.5, Kapitel 4.2.6.

123

Wirtschaftskrisen oder Bedrohungen durch Kriege, zu verarbeiten. Die Banken- und

Finanzkrise des Jahres 2008 hat bei vielen Menschen starke Zukunftsängste

verursacht. Indem Verschwörungstheorien Antworten auf gesellschaftliche Krisen

geben und die Schuldigen benennen, die für ein Übel verantwortlich sind, machen sie

komplexe Zusammenhänge scheinbar leichter verständlich.533 Diese Funktion von

Verschwörungstheorien als „Bewältigungsstrategie“534 kann innerhalb der

Friedensbewegung 2014 vor allem in Bezug auf die Bedrohung einer europaweiten

Kriegsgefahr durch den gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine festgestellt werden, für

den die Diskursteilnehmer mehrheitlich die amerikanischen Notenbank, Federal

Reserve, als Verursacherin identifizieren.535 Ferner erfüllt der Diskurs um den Einfluss

der Federal Reserve Bank auf das Weltgeschehen für viele Diskursteilnehmer eine

weitere, zentrale Funktion. Indem die Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkriegs und

dem Mord an den europäischen Juden mithilfe der Verschwörungstheorien zur Federal

Reserve Bank umgedeutet wird, kommt es innerhalb der Diskursgemeinschaft der

Friedensbewegung 2014 zu einer entscheidenden Entlastung der Deutschen an dieser

historischen Schuld.536

Zum dritten dienten die Diskursanalysen der Überprüfung der Frage, ob im Sinne des

Theorems von der Kommunikationslatenz nach Bergmann und Erb (1986)537 die

Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank eine Möglichkeit zur

Umwegekommunikation antisemitischer Einstellungen darstellen. Auch diese These

konnte durch die Diskursanalysen bestätigt werden.538 Entscheidend erscheint hierbei

der Umstand, dass sich der Antisemitismus innerhalb der verschwörungstheoretischen

Diskurse nicht offen äußert, sondern über Chiffren oder kulturelle Codes angedeutet

wird.539 Das eingangs angeführte Zitat: „Der Antisemitismus ist das Gerücht über die

533 Vgl. Anton, Andreas et al. (2014): S. 11; vgl. Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201 ff. Zur Funktion von Verschwörungstheorien: Kapitel 3.1.1. 534 Caumanns, Ute und Mathias Niendorf (2001): S. 201. 535 Vgl. Daphi, Priska et al. (2014): S. 15. Zum Zusammenhang zwischen dem Ukraine-Konflikt und der Federal Reserve Bank: Kapitel 4.2.3.2, Kapitel 4.2.4. 536 Zur geschichtsrevisionistischen Dimension der Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank: Kapitel 4.2.4. 537 Vgl. Bergmann, Werner und Rainer Erb (1986). 538 Zur Umwegekommunikation des Antisemitismus durch die untersuchten Verschwörungstheorien: Kapitel 4.2.3, Kapitel 4.2.4, Kapitel 4.2.6. 539 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 58.

124

Juden“540 von Theodor W. Adorno aus dem Jahr 1951, hat auch heute nichts von

seiner Aktualität verloren. Der gegenwärtige Antisemitismus in der Bundesrepublik

scheint nicht auf die tatsächliche Anwesenheit von Juden angewiesen zu sein, es

genügt das Gerücht über deren Macht. Es muss allerdings erwähnt werden, dass

vielen Diskursteilnehmern, besonders sind hier die Redner der Mahnwachen und die

Interviewpartner zu nennen, der Rückgriff auf antisemitische Stereotype selbst nicht

bewusst zu sein scheint. Vor allem das Bild des „gierigen Bankers“ scheint

gesellschaftlich so stark verwurzelt zu sein, dass ein Rückgriff auf dieses für viele

Diskursteilnehmer weder problematisch erscheint, noch dessen antisemitische Wurzeln

erkannt werden würden.541

Ziel der Diskursanalysen war es, das verschwörungstheoretische Sagbarkeitsfeld zu

einem eingrenzten Diskurs - im Falle der vorliegenden Magisterarbeit war dies das

Thema „Federal Reserve Bank“ - offen zu legen und die zugrunde liegenden

antisemitischen Stereotype aufzuzeigen, sowie die rhetorischen Mittel, mit welchen

diese Eingang in den Diskurs fanden. Im Rahmen einer Magisterarbeit ist es kaum

möglich, das gesamtgesellschaftliche Sagbarkeitsfeld zu einem bestimmten Thema

diskursanalytisch zu untersuchen. Aus diesem Grund wurde sich auf die

Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 beschränkt. Die

Verschwörungstheorien zur Federal Reserve Bank sind aber nicht nur innerhalb der

Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 verankert, sondern wirken weit über

diese hinaus. Vor allem die Sachbücher des Kopp-Verlages, die Videos von KenFM

oder der Film „Zeitgeist: The Movie“ besitzen eine Wirkungskraft weit in die

Gesellschaft hinein.542

Es stellt sich die Frage, welche Relevanz der Glaube an die Verschwörungstheorien

zur Federal Reserve Bank besitzt. Es kann angenommen werden, dass ein Glaube an

Verschwörungstheorien vielfach „harmlos“ ist, indem diese etwa Menschen das Gefühl

geben komplexe Sachverhalte, wie beispielsweise das globalisierte Finanzsystem,

besser verstehen zu können und so zur Minimierung von Zukunftsängste beitragen.

Auch sollte nicht vergessen werden, dass Verschwörungstheorien immer auch einen

Unterhaltungsaspekt beinhalten, der in der Regel unterschätzt wird.543 Jedoch

540 Adorno, Theodor W. (2001): S. 201. 541 Zum unterschwelligen Antisemitismus der Diskursteilnehmer: Kapitel 4.2.4. 542 Detaillierte Informationen zu den in den Diskursanalysen verwendeten Quellen enthält das Kapitel 4.1.2. 543 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 18 f.

125

offenbart der Glaube an eine „Weltverschwörung“ auch eine gefährliche Komponente.

So diente die „Warnung“ vor einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ wie

keine andere Verschwörungstheorie der Vorbereitung und Rechtfertigung des

nationalsozialistischen Mordes an den europäischen Juden.544 Gerade dann, wenn in

verschwörungstheoretischen Diskursen die „Vernichtung“ der im Verborgenen

waltenden Eliten als notwendige Prämisse für eine „friedliche Revolution“ angeführt

wird, wie dies etwa in der Vorstellung von der „Neuen Weltordnung“ der Fall ist,

offenbaren Verschwörungstheorien die ihnen innenwohnende Gefährlichkeit.545

Sowohl zeitgenössische Verschwörungstheorien, als auch die Arbeit zu aktuellen

Protestphänomenen bieten vielfache Anknüpfungspunkte für eine weiterführende

politikwissenschaftliche Forschung. Der Diskurs um die Federal Reserve Bank ist nicht

die einzige verschwörungstheoretische Thematik, die im Zentrum der

Friedensbewegung 2014 steht. Auch die Vorstellung von einer gesteuerten Presse, der

„Lügenpresse“, oder die Verschwörungstheorie von der „BRD GmbH“, nach der die

Bundesrepublik kein souveräner Staat sei und in Wahrheit von den Amerikanern

gesteuert werde, bieten viele Möglichkeiten für weiterführende diskursanalytische

Untersuchungen. Auch sind diese Verschwörungstheorien nicht nur auf die

Diskursgemeinschaft der Friedensbewegung 2014 beschränkt, sondern finden sich

etwa auch bei den Anhängern von Pegida, oder im Umfeld völkischer Esoteriker.

Ferner wäre es lohnenswert zu untersuchen, ob und wie stark diese

verschwörungstheoretischen Deutungen in die Gesamtgesellschaft hineinwirken.

544 Vgl. Jaecker, Tobias (2005): S. 19. 545 Zum Diskurs um die Neue Weltordnung: Kapitel 4.2.5, Kapitel 4.2.6.

126

6. Anhang

6.1 Bilderverzeichnis

Abb. 1: Abbildung der Federal Reserve Bank und ihrer Banker aus dem Video „Anonymous –

Nachricht an die deutsche Bevölkerung.

(vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 02:50)

127

Abb. 2: Abbildung der Federal Reserve Bank als Spinne aus dem Video „Anonymous –

Nachricht an die deutsche Bevölkerung

(vgl. Kestenus, Wolfgang (2014): o. S., ab Minute 07:04)

128

Abb. 3: Buchcover „Die Rothschilds. Eine Familie beherrscht die Welt“ von Tilman Knechtel

(2012)

(vgl. Knechtel, Tilman (2012))

129

6.2 Leitfadeninterviews mit den Teilnehmern der Mahnwachen für den Frieden

6.2.1 Fragenkatalog

„Wie bist du auf die „Mahnwachen für den Frieden” aufmerksam geworden?”

„Was hat dich bewegt bei der Friedensbewegung 2014 mit zu machen?"

„Einige der wichtigsten Kritikpunkte der Friedensbewegung 2014 sind die falsche

Medienberichterstattung zum Ukraine-Konflikt, die von außen beeinflusste Politik in

Deutschland und die Kriegshetze gegen Russland - Wie stehst du dazu?"

„Warst du vor der Friedensbewegung auch schon auf anderen Demos?"

„Siehst du die deutsche Politik von Interessen außerhalb Deutschlands beeinflusst?"

„Auf den Montagsdemos wird oft gesagt, dass es Einfluss durch bestimmte Akteure

gibt. Diese werden von unterschiedlichen Rednern unterschiedlich benannt. Zum

Beispiel werden die EU, die NATO, die USA, der Zionismus und Israel, die Federal

Reserve Bank oder bestimmte Banken genannt. Wie siehst du das und wo würdest du

eventuell sagen: Das ist Quatsch?"

“Die Friedensbewegung 2014 formuliert das Ziel eines breiten Bündnisses. Viele

Redner sprechen davon, die Kategorien 'rechts' und 'links' zu überwinden. Andererseits

gibt es aber auch Kritik, wenn z.B. NPD-Mitglieder kommen. Wie stehst du dazu?"

„Findest du man sollte vom Demo-Recht Gebrauch machen und solche Personen

nichts ans Mikro lassen oder gar von der Demo ausschließen?"

„Eine der wichtigen Personen in der Friedensbewegung 2014 ist Ken Jebsen. Er sieht

das Geldsystem stark von Personen mit jüdischen Wurzeln beeinflusst. Diese

Aussagen waren zuletzt sehr umstritten und seine Kritiker werfen ihm antisemitische

Töne vor. Wie stehst du dazu?“

„Was müsste passieren, damit du für dich sagen könntest: Die Friedensbewegung

2014 war erfolgreich. Was müsste sich ändern?"

„Wie sieht die ideale Medienlandschaft, das bessere Geldsystem, die bessere

politische Struktur aus?“

130

Demographie: Alter, Beruf, höchster Bildungsabschluss erfragen.

6.2.2 Interview 1

Person 1: Männlich, 20 Jahre, Musiker, Mitglied im Organisationsteam der Mahnwache

Frankfurt.

Interviewerin: “Okay. Wie bist du den auf die Mahnwachen für den Frieden

aufmerksam geworden?“

Person 1: Aufmerksam geworden bin ich ursprünglich über Facebook, über 'nen Aufruf

von Berlin dann und ich hatte dann den Organisator aus Berlin angerufen und hatte

gefragt wie man sowas denn in Frankfurt machen könnte, weil ich selbst überhaupt

keine Ahnung hatte von Demonstrationen organisieren und ja, der hat mir dann

bisschen so erzählt was man da machen muss und das lief dann alles erstmal über

das Internet und dann telefonisch, ja.“

Interviewerin: „Ah okay, also du hast praktisch bei Facebook den Aufruf gesehen und

kanntest du den Organisator auch oder hast du den einfach…“

Person 1: „Ne, ich hab den einfach angeschrieben und dann hat er gesagt ha hier hast

du meine Nummer und ruf mich einfach mal an.“

Interviewerin: „Was hat dich denn dazu bewegt bei der Friedensbewegung 2014

mitzumachen, so generell?

Person 1: „In erster Linie die Ukraine jetzt, also der Konflikt in der Ukraine, nicht nur

sag ich mal im Sinne von pro-russisch oder pro-amerikanisch, sondern einfach im

Sinne von Frieden und ich möchte halt vor allem ein Zeichen setzen, dass wir als

Deutsche keinen Krieg mit Russland wollen und sowieso keinen Krieg wollen und ja,

ganz außerhalb mal von irgendwelchen Berechtigungen oder von irgendwelchen

wirtschaftlichen Interessen, das es in erster Linie darum geht, dass wir keinen Krieg

wollen.“

Interviewerin: „Hast du dich denn früher schon einmal politisch engagiert oder bist du

auf Demos gegangen?“

Person 1: „Auf Demos gegangen bin ich überhaupt garnicht, und, das war auch,

deswegen war’s umso mehr nochmal ein Schritt überhaupt in die Richtung zu gehen.

131

Ansonsten politisch engagiert hab ich nur Petitionen unterschrieben und bei sowas

mitgemacht und eben was Tierschutz angeht und so. Bei mir selbst halt Ernährung,

was Konsum angeht, also ich hol öfter mal mein Wasser von der Quelle und so

Sachen.

Interviewerin: „Also was würdest du sagen sind da jetzt so deine anderen Themen die

dir noch politisch wichtig sind jetzt außer praktisch dem Friedensthema?“

Person 1: „Tierschutz. Tierschutz und Menschenrechte.

Interviewerin: „Genau. Also was mir so aufgefallen ist als ich so bisschen recherchiert

hab über die Friedensbewegung 2014, also so würde ich die jetzt mal nennen, oder

wie nennt ihr euch vielleicht selbst?“

Person 1: „Ja, das passt auch, unsere Gruppe heißt „Friedlicher Aktivismus in

Frankfurt“.

Interviewerin: „Ah okay. Aber jede Gruppe benennt sich praktisch selbst, also in der

Stadt?“

Person 1: „Ja, das ist schon unabhängig voneinander, es ist zwar 'ne

Graswurzelbewegung, da es aber überall inzwischen ja international ist und es ist

schon alles unabhängig voneinander, also wir stehen auch nicht jetzt immer noch in

Kontakt zu Berlin oder sowas, also es hängt nicht alles zusammen sondern es ist halt

deutschlandweit überall Friedensmahnwachen und aber nicht irgendwie von einem der

das überblickt und sagt, darüber macht ihr die Themen.“

(…)

6.2.3 Interview 2

Person 2: Männlich, 23 Jahre, Abiturient, der bald das Studium beginnt, Teilnehmer der

Mahnwache Wiesbaden.

Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam

geworden?“

Person 2: „Also eines vorweg für alle Zuhörer: meine Stimme hört sich im echten

Leben nicht so an. Das muss schonmal gesagt werden. Ähm, wie ich auf die

Mahnwachen aufmerksam geworden bin. Ja, ganz klassisch durch Ken Jebsen, glaub

132

ich. Nichtmal, oder KenFM besser mal gesagt, ja. Also ich konsumiere den

Radiomacher aus Berlin schon seit zweieinhalb, drei Jahren bestimmt, bin

dementsprechend auch naja teilweise pessimistisch in meiner Grundhaltung gewesen

in den letzten Jahren. Naja, und so 'ne, so 'ne Aktion wie die Mahnwachen zu starten,

speziell weil ich ähnliche, fast schon gleiche Empfindungen hatte zum Presse-Output

sag ich jetzt mal, der jetzt speziell nochmal bei der Ukraine oder bei dem ganzen

Säbelrasseln mehr als deutlich wurde, hab ich auch dieses „Jetzt reicht’s wirklich. Also

jetzt wird’s nicht nur offensichtlich, sondern jetzt wird’s auch frech, so ne“ und der Lars

Mährholz, der argumentiert ja auch so, dass er sagt, ja, jetzt ist es wirklich so 'ne

Grenze überschritten worden. Und allein jetzt nur rein von der Empfindung her hab ich

das damals auch so gesehen. Und ich hab mich dann auch relativ schnell schlau

gemacht und eigentlich wohne ich ja sogar in Berlin, das ist sogar sehr sehr lustig, nur

zur Zeit halt eben wieder nicht, also ich hab‘ mein Zimmer… Also das ist auch egal, ist

privat. Genau, also ich wohn‘ auch noch in Berlin und so, aber ich geh‘ da nicht auf die

Montagsdemos, ich bin wieder in meiner Heimat momentan zu finden und da ist halt

Frankfurt am nächsten, beziehungsweise Wiesbaden. Und in Frankfurt war ich jetzt

auch nur einmal, das war dann irgendwie nach der, wie nennt man das denn, Hart IV-

Demo, die ist nämlich am selben Tag, nur bisschen früher. Und dann hab ich mir

gedacht es müsste ja eigentlich sogar sowas wie Koblenz, Wiesbaden, Mainz, das sind

ja, sag‘ ich mal die Käffer die ein bisschen größer sind, da müsste es ja auch mal bald

sowas geben, und ja, das gab’s dann hier auch. Hier, ich weiß jetzt gar nicht genau wie

der Initiator heißt obwohl ich schon mit ihm gesprochen habe. Ja, aber ist halt noch

alles ziemlich überschaubar und nicht so groß wie jetzt, was weiß ich, Frankfurt oder

auch, oder Berlin zum Beispiel. Ich weiß aber allerdings auch überhaupt nicht, wie groß

oder wie klein das in den anderen zwanzig bis fünfzig oder bis vierzig anderen Städten

die angesprochen wurden mittlerweile ist. Ja, wie gesagt, dieser Impuls wurde

gegeben durch sozusagen die Ukraine und passenderweise, das fand ich ja, das fand

ich ja, das war für mich so ein kleiner insgeheimer Hurraschrei, dass der Herr Mährholz

nicht nur relativ schnell für meine, für mein Verständnis schnell auf die Federal

Reserve zu sprechen kam, beziehungsweise generell auf das verzinste Geldsystem,

was privatisiert ist. Was mir unheimlich, und wenn ich das daheim erzählt hab‘, „Ja, du

bist doch hier, du steigerst dich da in was rein und so.“ „Nein! Das sehen doch auch

andere Leute so.“ und es sind auch so in den Gesprächen die ich so geführt hab‘ ja

wirklich extrem viele und das hat mir wirklich, ja ich halte das wirklich für ein, für ein, für

ein, fundamentale Fehlausrichtung des Systems, beziehungsweise letzten Endes ist es

133

ja sogar das Grundfundament des Systems und vielleicht ist ja genau diese

Fehllenkung gewollt von gewissen Wenigen.“

(…)

6.2.4 Interview 3

Person 3: Männlich, 18 Jahre, Auszubildender im Einzelhandel, Mitglied im

Organisationsteam der Mahnwache Mainz.

Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam

geworden?“

Person 3: „Du, das ist durch eine mittlerweile sehr gute Freundin von mir ist das

gekommen, durch die M., die da auch mitmacht, hast du ja schon gesehen (…)546. Und

wir haben uns im Alnatura kennen gelernt, das ging um irgendeine Studie und wir

wurden Freunde und wir haben uns, wir sind dann zu Versammlungen gegangen,

politische; als es um die Shoppingmall ging, haben da ein paar Dinge gesagt, wie’s da

eigentlich mit aussieht und ob das nützlich wäre. Und Frieden ist einfach einer der

wichtigsten Punkte dazu, es wird immer um Wirtschaft geredet, es wird immer davon

geredet die Stadt attraktiver zu machen. Dies, dies, das hier und das. Immer hier und

hier. Aber man muss sich klar machen, finde ich, dass wenn wir uns mal von diesem

Begriff, wir sind hier Menschen die auf der Erde wohnen, sondern wir sind alle

Erdlinge. Das heißt ein Hund ist ein Erdling, ‘ne Katze ist ein Erdling, das bedeutet

jeder hat das gleiche Recht hier auf den Frieden. Auch wenn die Leute, was weiß ich,

zum Beispiel in der Türkei, als es da mal diesen Aufstand gab, und wenn es auch

irgendwo anders Krieg gibt. Weißt du, es sollte eine Pflicht werden für alle, es ist nicht

nur ein Recht auf Frieden sondern eine Pflicht sich für den Frieden einzusetzen,

meiner Meinung nach. Und durch diese Einstellung, die ich so getragen hab‘, hab‘ ich

dadurch auch andere Leute kennen gelernt und so ist das so entstanden. Der O. hat

das angemeldet, ein paar von uns wollten das auch grad machen und dann haben wir

uns vor zwei Wochen so das erste Mal getroffen und fanden uns auch alle super

sympathisch und damit ist das so ins Rollen gekommen.“

546 Person 3 beschreibt an dieser Stelle das äußere Erscheinungsbild der Person, durch die er zur „Friedensbewegung 2014“ gekommen ist. Aus Gründen der Anonymität ist dieser Teil in der Transkription ausgespart.

134

Interviewerin: „Okay schön. Also du bist praktisch, damit ich das richtig verstehe, also

über den persönlichen Kontakt mit M. auf die Mahnwachenbewegung aufmerksam

geworden.“

Person 3 : „Ja, also die Mahnwachen waren mir schon bekannt so begrifflich, aber ich

hatte, oder auch mit Demos, die ich öfters mal so mitbekommen hab‘, manche hab‘ ich

mir mal angeschaut, um mal zu sehen, was für Leute sind da eigentlich, haben die gute

Punkte oder wie vertreten die das. Und ich hab bei vielen einfach so gemerkt, so wird

das nichts, und das kannst du vielen leider nicht freundlich sagen. Wenn auch egal auf

einer Demo dann auf einmal Mütter ihre Kinder so zur Seite nehmen, das ist ein

Zeichen von Angst und wenn’s da für den Frieden geht oder um irgendwelche Punkte,

dann müssen die Leute offen dafür sein und das bedeutet auch das die Leute es so

angenehm wie möglich gestalten, und das haben wir halt einfach nicht gesehen, wir

wollten dieses menschliche, dass wir alle, wir sind Eins, so diesen Gedanken halt

tragen. Das es halt dieser offene Dialog für den Frieden ist und den, der hat mir

gefehlt, es war immer eine Gruppe von Einzelnen die mit sich geredet hat, aber es war

nie das Publikum an sich das auch außen rumstand und das wollen wir versuchen in

der Zukunft auch noch besser einzubeziehen. Wir leben ja von denen.

Interviewerin: „Was hat dich denn dazu bewegt bei der Friedensbewegung 2014

mitzumachen? Gab’s da konkrete Punkte?“

Person 3: „Also vorneweg, ich hab‘ nie ‘nen Krieg miterlebt und auch in meiner Familie

gab es nie irgendetwas in der Art, aber auch zu vorhin, es ist meiner Meinung nach die

Pflicht auch für den Frieden zu sorgen, weil es Dinge gibt, wo uns wieder bewusst

werden muss, dass auch wir als Bürger, das wir eine Meinung haben und sie auch zu

Recht äußern dürfen und die Masse, die Bürger an sich bei vielen Entscheidungen

mitentscheiden sollten in der Zukunft. Das Problem ist bei vielen Dingen, wenn nicht

darüber geredet wird, wird es immer ein Problem bleiben. Sobald Dinge bewusst

gemacht werden, fängt der Denkprozess an. Sobald du irgendwo Leid gesehen hast

zum ersten Mal, wenn du mit was konfrontiert worden bist, sei es zum Beispiel Dritte-

Welt-Länder oder wie’s da abgeht, du hast immer was davon gehört und vielleicht hast

du deine erste Doku dann mal geschaut, eine gute zum Beispiel, dann denkst du „Ey

krass Mann, so geht das da ab!“ und dann gibt’s halt manche Menschen, die sind dann

drin und wollen da was tun, weil sie es einfach nicht für sich vereinbaren können, dass

da solche Dinge gerade abgehen und es gibt dann Leute die noch nicht da sind.“

135

(…)

6.2.5 Interview 4

Person 4: Männlich, 26 Jahre, Studierender, Mitglied im Organisationsteam der

Mahnwache Mainz.

Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam

geworden?“

Person 4: „Aufmerksam geworden bin ich… Na okay, da muss ich weiter ausholen

eigentlich: Also ich beschäftige mich schon länger mit Politik allgemein, und ich höre

auch schon seit längerer Zeit Ken Jebsen, genauso verfolge ich Jürgen Elsässer

eigentlich sehr aufmerksam, und ich hab‘ 'nen sehr guten Freund, der macht Musik in

Wien547, und der ist eigentlich da auch sehr engagiert, und durch den bin ich auf die

Mahnwachen allgemein aufmerksam geworden und speziell hier in Mainz war das

dann so, dass der O., der kennt auch meinen Kollegen aus Wien, und der hat ihn

angerufen und gemeint er will das hier in Mainz starten, und dann hat er gemeint „Hey,

einer meiner Freunde wohnt hier, ruf‘ den mal an“ und dann haben wir uns connected

und so hat das hier in Mainz angefangen. Aber da ich eh politisch sehr interessiert bin

und auch auf Demos regelmäßig gehe, beobachte ich die Szene eigentlich ganz gut,

würde ich so sagen. Also ich bin jetzt nicht, ja ich kenn‘ mich jetzt nicht perfekt aus,

aber ich achte schon darauf wenn irgendwas stattfindet dass ich da irgendwie

Bescheid weiß.“

Interviewerin: „Seit wann kennst du denn Ken Jebsen oder auch KenFM und so? Seit

wann hörst du das?“

Person 4: „Also ich würd‘ sagen bestimmt seit zwei Jahren jetzt ungefähr. Ich hab den

durch Zufall entdeckt muss ich dazu sagen, ich hab auf YouTube einfach rumgeklickt

und dann hab‘ ich den irgendwann gefunden und hab‘ mir ein paar Sachen von ihm

angehört und fand das eigentlich sehr gut was er gesagt hat. Ich fand das war einer

der Wenigen, wo ich das Gefühl hab‘ der die Verbindungen, so die Connection von den

ganzen Problemen die wir haben erkannt hat, und die auch, ja, richtig zueinander

führt. Also ja, was wir auch gerade die Politik mit der Wirtschaft, wie die ineinander

verstrickt sind, genauso die Medien mit der Politik und mit der Wirtschaft, was es da für

547 Gemeint ist der Mahnwachenrapper Kilez More aus Wien.

136

Verbindungen gibt. Da könnt man, ja, mit den Bilderbergern zum Beispiel anfangen, mit

der Bilderberg-Konferenz, ich weiß nicht ob dir die was sagt?“

Interviewerin: „Ja, ein bisschen. Vielleicht kannst du’s kurz erklären?“

Person 4: „Bilderberg-Konferenz ist eine Konferenz die gibt’s seit sechzig Jahren, die

haben sich nach dem 2. Weltkrieg gegründet, die treffen sich einmal im Jahr, immer

unterschiedlich. Das sind hundert bis hundertfünfzig der einflussreichsten Menschen

dieser Welt.“

Interviewerin: „Wer ist da so Mitglied? Also wenn kann man sich da so drunter

vorstellen?“

Person 4: „David Rockefeller zum Beispiel. Das ist der Vorsitzende, hat das

mitgegründet, ist schon von Anfang an dabei. Aber das sind Leute aus den Medien,

aus der Politik, aus’m Finanzzentrum, aber auch aus der Monarchie, also Prinz

Bernhard von den Niederlanden hat das mitgegründet. Und das was mich dann

interessiert hat, oder was ich interessant fand‘ war, das man über die eigentlich

Garnichts kennt und Garnichts weiß, also dass die Medien die komplett stillschweigen.

Also der Chef der Zeit, genauso von der Bild-Zeitung, wie heißt er, Springer. Springer

war auch jahrelang immer dabei, aber die haben einfach ausgemacht „Okay, wir

berichten darüber nicht, und dann findet das auch nicht statt.“ Und das halte ich für

sehr gefährlich wenn sich so viele mächtige Menschen treffen und das einfach

totgeschwiegen wird.“

(…)

6.2.6 Interview 5

Person 4: Männlich, 45 Jahre, Grafiker und Filmemacher, Mitglied im

Organisationsteam der Mahnwache Mainz.

Interviewerin: „Wie bist du denn auf die Mahnwachen für den Frieden aufmerksam

geworden?“

Person 5: „Eigentlich im Grunde genommen so wie sehr viele Leute, nämlich über

Juttas Hasstirade bei Kulturzeit.548 Ja, da ich, weißt du, ich arbeitete ja bei 3Sat und bin

548 Gemeint ist das Interview mit Jutta Ditfurth mit dem Titel „Neurechte Montagsdemos“ in der Sendung Kulturzeit (3Sat) vom 16.04.2014 (vgl. o. V. 2014d: o. S.).

137

großer Kulturzeit-Fan, ich mag diese Sendung sehr gerne, ja, und war natürlich wie vor

den Kopf gestoßen, das war wirklich, war schlimm.“

Interviewerin: „Und vorher hattest du noch von keiner Mahnwache gehört?“

Person 5: „Hatte ich davon noch nichts gehört, nein wusste ich nicht, dass das

unterwegs ist. Ich bin kein, ich bin viel im Internet unterwegs, ja, Fernsehen hast du ja

eh nichts mitgekriegt davon, ja. Es musste irgendwo so ein Punkt kommen, ja, so

könnte es natürlich gut sein dass Jutta der ganzen Sache einen Bärendienst erwiesen

hat und vielleicht genau das Gegenteil von dem erreicht hat was sie eigentlich wollte.

Aber sie hat natürlich etwas ganz furchtbares getan, denn sie hat uns da wirklich ein

Ding auf’s Auge gedrückt wo wir immer noch drum kämpfen diesen Makel wieder

loszuwerden, den wir eigentlich gar nicht haben. Es ist eigentlich total albern sich

dagegen zu verteidigen, weil’s eigentlich vollkommener Quatsch ist und vollkommener

Schrott ist. Sie sprach ja drei Leute ganz persönlich an, sie sprach Ken Jebsen an, sie

sprach Jürgen Elsässer an und sie sprach Lars Mährholz an. Jürgen Elsässer und Ken

Jebsen kannte ich, schon vorher, schon relativ lange aus’m Internet und wusste auch

wofür sie stehen, nur Lars Mährholz sagte mir Garnichts. Und dann bin ich dann halt

an dem selben Tag, also ich hab‘, das hab‘ ich vorher noch nie gemacht, ich hab sofort

auf der Facebookseite von Kulturzeit, das ist eigentlich nicht mein Ding, gehör‘ nicht zu

den Leserbriefschreibern, weißte die morgens schon um Sechs aufrecht im Bett sitzen

und Leserbriefe schreiben. Bäh! Also das ist gar nicht mein Ding, ja. Aber da war ich so

entsetzt, dass ich sofort auf der Facebookseite draufgeschrieben hab‘ „Hier Leute, das

ist ja wohl unglaublich was die Jutta hier gerade für 'nen Schwurbel abgelassen hat, ja.

Das kann ja wohl nicht Wahrstein, ja.“ Und dann hab‘ ich halt im Internet abends dann

gesucht, also bis spät am Abend dann noch gesucht, hab‘ ich gesagt guck‘ ich mal was

ich über Lars Mährholz finde, stieß ich dann auf die Mahnwache in Berlin. Erstmal mit

der Veranstaltung selbst, und da war von Lars Mährholz nicht so wahnsinnig viel zu

erfahren und so wahnsinnig viel zu sehen, und dann hab‘ ich einfach weitergeguckt

und hab‘ dann ein Interview gefunden mit so 'nem Internetradio, mit Lars Mährholz und

Andreas Popp, den ich auch kenne und den ich auch sehr schätze. Und… also ich

kenn den nicht persönlich, aber ich weiß über ihn Bescheid, ja. Hab mir sehr, sehr viele

Sachen von ihm angehört und halte den Mann für sehr kompetent und für auch vom

Kopf her, und vom Herzen her vor allen Dingen auch ein Mensch der richtig tickt.

Absolut. Das versuche ich ja gerade den Jungs von der Zwischenzeit beizubiegen, weil

die, weißte die diskutieren mit mir dadrüber ohne sich jemals wirklich was von ihm

138

angeguckt zu haben und das ist natürlich absoluter Quatsch, ja. Ich mein‘ ich les‘ mir

ihre Sachen ja auch durch und schau‘ mir ihre Links an, ja, wenn sie was posten und

machen, ja, und sag‘ dann auch was dazu. Aber es einfach abzutun, ja, es ist einfach

nicht die Sache.549 Aber wie gesagt, in dem Interview war halt Lars Mährholz mit dabei

und er, das Interview ging zwei Stunden, also da war auch wirklich was zu erfahren

und ich hab‘ dann relativ schnell gemerkt das ist ein ganz einfacher Kerl, ja, der

politisch eigentlich relativ inaktiviert war, die ganze Zeit, ja, der das einfach nur so aus

dem Bauch heraus dann einfach gesagt hat „Ich mach das jetzt.“, so wie wir das

eigentlich auch gesagt haben. Und… und ich fand das sehr sympathisch und sehr nett.

Er hat uns natürlich 'nen Bärendienst erwiesen, insofern, weil er diese Scheiße mit der

FED da reingebracht hat.550 Wobei man dazu ganz klar sagen muss, natürlich ist die

FED ein Problem, ja. Aber dazu muss man das sehr differenziert sehen, ja, weil die

FED ist ja im Grunde genommen ein Gesetz, das ist ja nicht mal wirklich 'ne Bank, ja.

Die FED ist der sogenannte Federal Reserve Act, das ist ein Gesetz das vereinbart

wurde 1913, wenn mich nicht alles täuscht. Es ist schon sehr spannend wie dieses

Gesetz zustande gekommen ist, das ist nämlich an einem 23. Dezember, als die

meisten Kongressabgeordneten schon zuhause saßen und Weihnachtsganz gegessen

haben, ja, haben die das Ding noch durch den Kongress gepeitscht, ja, und haben das

mit knapper Mehrheit gewonnen. Und damit hat eigentlich Amerika seine Währung in

private Hände gegeben ,ja, in private Banken.“

(…)

549 Die Zwischenzeit, ein Mainzer Onlinemagazin, berichtete wiederholt kritisch über die Mainzer „Mahnwache für den Frieden“, was innerhalb des Organisationsteams der Mahnwache sehr negativ aufgenommen wurde (vgl. Borchert, Christiane (2014a): o. S.; vgl. Borchert, Christiane (2014b): o. S.; vgl. Zombik, Jan (2014): o. S.). 550 Gemeint ist das Interview von Lars Mährholz mit dem russischen Fernsehsender Russia Today am Rande der Berliner Mahnwache im April 2014, in dem er sagte die amerikanische Notenbank Federal Reserve sei für alle Kriege der letzten hundert Jahre verantwortlich (vgl. Radiovoice Berlin (2014): o. S., ab Minute 00:28).

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(gemäß § 15 (5) Ordnung für die Magisterprüfung der Fachbereiche 02, 05, 07, 09, 10

vom 11. Oktober 1999, in der jeweils gültigen Fassung)

Hiermit bestätige ich, Laura-Luise Hammel, dass ich die Magisterhausarbeit

selbstständig, ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen als die angegebenen

Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach

anderen Werken entnommen wurden, sind unter Angabe der Quellen der Entlehnung

kenntlich gemacht. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht oder in gleicher oder anderer

Form irgendeiner Stelle als Prüfungsleistung vorgelegt worden.

Mainz, den 10.02.2015

______________________________________________

Unterschrift