Post on 26-Jan-2023
WEGE AUS DER KRISE
EINE GEGENÜBERSTELLUNG GESELLSCHAFTLICHER FINANZIERUNGSANSÄTZE
von Wolfgang Heimann
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Inhaltsverzeichnis
VORBEMERKUNG 3
EINLEITUNG 4
WO LIEGT DAS PROBLEM? 5
WOHER KOMMEN DIE STEUERN? 6 DER SCHUTZ VON STEUERN UND ABGABEN 7 DER STEUERZAHLER 9
EINE ZEITGEMÄßE STEUER 12 EIN SOZIALES STEUERSYSTEM 15 EIN GEWICHTIGER UNSOZIALER ASPEKT DER KONSUMSTEUER 16
DIE SYSTEMUMSTELLUNG 17
ZWISCHENBEMERKUNG 17
KONSEQUENZEN FÜR DIE SOZIALLEISTUNGSANSPRÜCHE 18
SCHLUSSBEMERKUNG: 24
ANHANG: 25 DER UMSATZSTEUERWIDERSPRUCH 25 DAS UMSATZSTEUERRECHT 26 KONTAKT 30
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Vorbemerkung Aufgrund der derzeitigen Problemlagen fühlte ich mich veranlasst, die folgenden Zusammenhänge für mich zu klären. Eine Abhandlung über die zahlreichen dadurch zu berührenden Fragen habe ich nicht beabsichtigt: eine solche könnte leicht den Charakter eines umfangreichen Werkes annehmen. Da eine gründliche Erörterung dieser Themen bisher nirgends unternommen wurde, hoffe ich, dass dieser Überblick eine weitere Auseinandersetzung mit den entstehenden Fragen anregt.
Ahrensburg, den 16. Januar 2014
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Einleitung Vielfältige gesellschaftliche Probleme reihen sich in den letzten Jahren wie Perlen einer Perlenkette aneinander: die Finanz-‐ und Wirtschaftskrise, die Schere zwischen Arm und Reich, die Bedrängnisse durch Armut uvm. Gleichzeitig sind mit diesen Problemen Schuldzuweisungen an verschiedene Gruppierungen unserer Gesellschaft verbunden: die Unternehmer, die „Reichen“, die Bänker, die Politiker, die Arbeitslosen, die Unflexiblen, die Faulen, .... Sie sollen die Verursacher der derzeitigen Probleme sein. Zukunftsinvestitionen unterbleiben.
Gegenwärtig kommen aus der Politik Lösungsvorschläge, die einen grundlegenden Wandel dieser negativen Dynamik nicht erkennen lassen. Es werden Maßnahmen auf den Weg gebracht, die auf Zeit spielen. Auch der demographische Wandel wird die Probleme nicht lösen können. Doch eine wirkliche Lösung ist nicht in Sicht.
Die im folgenden aufgezeigten Wege würden unsere staatliche Organisation positiv verändern. Es entstehen Rahmenbedingungen, die dem einzelnen Bürger mehr Freiräume geben und Initiativen nicht behindern. Die Erwartungen, die durch eine Umstellung zustande kommen sollen, sind folgende:
Ein großer Teil des derzeitigen Finanzierungsbedarfs für zukünftige Investitionen würde entfallen.
Die Verschuldung des Staates und der Unternehmen ginge zurück.
Jeder Bürger erhält mehr Freiräume und wird aktiver Mitgestalter
Dass solche Veränderungen alleine durch die Veränderung unseres Steuersystems eintreten können, erscheint zunächst utopisch. Wie und wodurch sollte so etwas möglich werden?
Dazu ist es notwendig die grundsätzliche Finanzierungsorganisation unserer Gesellschaft genauer anzusehen. Derzeit haben wir drei Hauptquellen:
Die Mehrwertsteuer Die Einkommensteuer Die Sozialabgaben
Die Einkommensteuer in Verbindung mit den Sozialabgaben und die Mehrwertsteuer sollen im Verlauf dieser Abhandlung einander gegenübergestellt werden. Dadurch lässt sich aufzuzeigen, wie die gegenwärtigen Einflüsse einzuschätzen sind und welche positiven Wirkungen durch eine Veränderung eintreten können.
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Wo liegt das Problem? Seit Jahren steigt die Verschuldung des Staates. Öffentlich notwendige Aufgaben können nicht mehr finanziert werden. Obwohl der Staat fast die Hälfte der Wertschöpfung über Steuern und Abgaben umverteilt, misslingt ihm die gesellschaftliche Steuerungsfunktion. Lösungsansätze der letzten 40 Jahre haben nicht gegriffen! Kann es sein, dass wir einen bisher unentdeckten Konstruktionsfehler in unserem System haben, der die derzeitigen Probleme erst hervorgebracht hat?
Meine Forschungen in den letzten Jahren haben ergeben, dass ein solcher Konstruktionsfehler tatsächlich in unserem Steuer-‐ und Abgabensystem verborgen ist. Er wurde ihm bereits 1920 unbemerkt in die Wiege gelegt. Wie gewichtig dieser Konstruktionsfehler ist, zeigen einige der durch ihn hervorgerufenen Probleme:
• Die steigende Staats und Unternehmensverschuldung. • Die Einnahmen für eine menschenwürdige Rente sind über das bestehende System
dauerhaft nicht mehr erzielbar. • Eine Energiewende ist in dem gewünschten Ausmaß und in der notwendigen
Geschwindigkeit schwer finanzierbar. • Die sich immer weiter ausbreitende finanzielle Armut.
• Immer mehr Kommunen stehen vor der Pleite
Die Behebung des angedeuteten Konstruktionsfehlers ergäbe folgende Veränderungen:
• Die Energiewende benötigt nur noch ca. die Hälfte des derzeitigen Investitionskapitals.
• Der Generationenvertrag kann wieder eingelöst werden und erhält eine neue stabile Grundlage.
• Die Staats-‐ und Unternehmensverschuldung wird reduziert. • Steuereinnahmen brechen aufgrund der globalen Steuergestaltungsmöglichkeiten
nicht mehr weg. • Kommunen können ihre Aufgaben wieder Erfüllen
Um diese Veränderung denken zu können, wird im folgenden unser Steuersystem im Überblick beschrieben.
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Woher kommen die Steuern?
Wir müssen wir uns zunächst die Frage stellen: auf welchen Wegen fließen Steuern und Abgaben an den Staat? Die hier ausgewählte Perspektive zur Beantwortung dieser Frage weicht von den üblichen Beschreibungen steuerlicher Zusammenhänge bewusst ab. Denn erst aus diesem Blickwinkel heraus wird der Konstruktionsfehler deutlich. Von den Konten der Unternehmen fließt ein großer Teil der Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen. Die Stärke der Pfeile zeigt den Umfang der geleisteten Steuer-‐ und Abgabenzahlungen.1
Bild 1
Ungewöhnlich ist an dieser Darstellung die geringe Steuerlast der Bürger, obwohl sie üblicherweise als die Steuerzahler schlechthin bezeichnet werden. Dies wird sich im weiteren Verlauf aufklären. An dieser Stelle geht es zunächst um die tatsächlichen Geldflüsse. Der überwiegende Teil der Steuern und Abgaben aus den Unternehmen ist davon abhängig, dass Mitarbeiter in den Unternehmen beschäftigt werden und die Produktion im Inland ausgeführt wird. Sobald durch Rationalisierungen und Standortverlagerungen ins Ausland Unternehmen andere Produktionsbedingungen haben, verliert sich dieser Besteuerungsgrund. Kein Unternehmen ist verpflichtet Mitarbeiter zu beschäftigen, geschweige denn, Produkte und Dienstleistungen im Inland zu erzeugen. Hier taucht die erste Lücke in unserem Steuersystem auf.
1 Die zugrunde liegenden Informationen zum Steuerumfang stammen aus den statistischen Unterlagen von Destatis
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Der Schutz von Steuern und Abgaben Das Entfallen des Besteuerungsgrundes hat in der Vergangenheit zu Steuerausfällen geführt. Anfänglich in einem so minimalen Umfang, dass geringe staatliche Kreditaufnahmen diese Ausfälle ausgleichen konnten. Aufgrund der Investition der eingesparten Gelder in andere wirtschaftliche Projekte und die Erhöhung der Einkommen, der an diesen Unternehmen beteiligten Mitarbeiter, entstanden in den 60er Jahren keine größeren Verwerfungen. Dies hatte mit der Dynamik des wirtschaftlichen Aufschwungs zu tun, der mit dem sogenannten Wirtschaftswunder in die Geschichte einging. Jeder versuchte an dieser Entwicklung teilzuhaben und sein Glück zu machen. Da es allen besser ging und die goldenen 60er Jahre keine Grenzen des Wachstums erkennen ließen, wurde diese geringe Kreditaufnahme nicht weiter hinterfragt.
Anfang der 70er Jahre änderte sich dieses Bild des ungetrübten Wachstums. Die Verschuldung des Staates stieg an. Gemessen an der heutigen Neuverschuldung waren es damals geringe Beträge. Dennoch fielen sie aus dem bisherigen Rahmen und führten zu Rücktritten von Finanzpolitikern. Die Rücktritte hatten allerdings nicht zur Folge, dass sich an der Tendenz der steigenden Verschuldung etwas änderte. Gegenmaßnahmen wurden in der Erhöhung der Steuern und der Lohnnebenkosten gesehen. Sie stiegen als sogenannte Staatsquote innerhalb weniger Jahre von 25 % auf über 40 % an. Der Markstein dieser Entwicklung waren die Ölkrise und die sich ausbreitende Arbeitslosigkeit.
Der nächste Dämpfer folgte in den Jahren nach der Wende. Anfänglich wurden die von allen geforderten Einschränkungen dem Aufbau Ost angelastet; doch die weiter steigende Verschuldung des Staates ließ sich einzig nicht mehr dadurch erklären. Steuererhöhungen können nicht mehr als Lösung vorgeschlagen werden. Dazu waren die Belastungen schon zu hoch.
Mit dem Wegfall der Mauer entwickelte sich ein uneingeschränkter globaler Markt. Gleichzeitig setzte eine rasante Ausweitung elektronischer Techniken ein (Computer, Internet). Es kommt zu einer Dynamik, die auf der einen Seite den globalen wirtschaftlichen Austausch rasant steigerte, gleichzeitig neue finanzielle und rechtliche Herausforderungen an den Staat stellte. Die Deregulierung und der Verkauf öffentlichen Eigentums schien die Lösung zu sein, der steigenden Verschuldung Einhalt zu gebieten! Gleichzeitig wurde im Verborgenen an einer Reduzierung der staatlichen Ausgaben, besonders im sozialen Bereich, gearbeitet (Hartz I-‐IV).
Heute wissen wir es besser. Sogar Ole von Beust, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Hamburg, gesteht ein, dass der Verkauf des Hamburger Tafelsilbers -‐nämlich die Elektrizitätswerke, die Krankenhäuser, generell Grund und Boden -‐ein Fehler war. Ebenso haben die Hartz Gesetze nicht zu den erhofften Zielen geführt.
Im Laufe der Zeit wurde jedoch immer deutlicher, dass den Steigerungen der Staatsschulden eine gewaltigen Erhöhung von Vermögen im privaten Bereich gegenüber steht. Diese Vermögensabflüsse finden auf ganz legalen Wegen statt, außerhalb demokratisch regulierenden Zugriffsmöglichkeiten des Staates. Hier zeigt sich die Hilflosigkeit unserer staatlichen Organisation. Die Empörung darüber, die sich beispielsweise in der Münteferingschen Heuschreckenschelte zeigte, änderte an der sich verschärfenden Verschuldungsproblematik nichts.
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Aufgrund der globalen Märkte kann diese Dynamik schwerlich eingedämmt werden. Der derzeitig eingeschlagene Weg der Gleichschaltung europäischer Regeln und der Ausweitung von Kontrollen löst nicht die Probleme. Stattdessen findet eine Hemmung gesellschaftlich notwendiger Initiativen statt. Sinnvolle Zukunftsinvestitionen unterbleiben. Die Geldflüsse verlassen die Bahnen gesellschaftlicher Handlungsspielräume. Unsere Gesellschaft scheint auszubluten.
Können wir dieser Entwicklung etwas entgegenstellen? Können wir etwas entwickeln, was ein abfließen der Gelder und somit die weiter Verschuldung verhindert? Eine Verschuldung, die sich nicht mehr nur alleine im monetären Bereich niederschlägt, sondern auch in der Unterlassung von notwendigen Zukunftsaufgaben. Können wir Organisationsformen entwickeln, die so durchlässig sind wie die Membrane einer Zelle? Eine Zellmembrane, die den wirtschaftlichen Austausch im globalen Markt möglich macht, jedoch nicht in die inneren Prozesse einer Gemeinschaft eingreift, und diese Lähmt?
Um darauf eine Antwort zu finden, wird im folgenden Bild eine gesellschaftliche Zellmembrane als „wirtschaftlicher Demokratielinie“ eingeführt. Es wird aufgezeigt, wie diese im wirtschaftlich-‐rechtlichen Bereich, in dem die Steuern angesiedelt sind, wirkt. Sie zeigt transparent die Grenze auf, aus der heraus die Steuereinnahmen nicht legal verschwinden und dem gesellschaftlichen Kreislauf entzogen werden können. Gleichzeitig kann der wirtschaftliche Austausch problemlos stattfinden.
In Bild 1 wurde aufgezeigt, aus welchem Bereich die Steuern kommen, die an den Staat fließen. Dieses Bild war noch nicht vollständig. Die von den Bürgern gezahlten Gelder machen 5%, die aus den Unternehmen 80% aus, zusammen 85%. Welche Besonderheit die fehlenden 15% aufweisen, soll Bild 2 verdeutlichen.
Bild 2
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Dieses Bild zeigt auf, dass dieser Steueranteil den wir als Mehrwertsteuer bezeichnen beim Eintritt ins Unternehmen schon im Bereich der „wirtschaftlichen Demokratielinie“ ist. Das Besondere an dieser Steuer ist, dass sie tatsächlich erst von den Kunden mit dem Kaufpreis gezahlt wird2. Sie tritt mit der Zahlung des Kaufpreises an das Unternehmen in denjenigen Rechtsbereich ein, der es dem Unternehmen unmöglich macht dieses Geld auf legalem Wege an andere auszuschütten.
Dieser Rechtsbereich wird verdeutlicht mithilfe des transparent ausgewiesenen Mehrwertsteuerbetrages auf der Rechnung. Dieser Anteil im Preis ist für die Gemeinkosten der Gesellschaft bestimmt. Er kann von keinem Unternehmen durch Rationalisierungen und Standortverlagerungen einbehalten, oder durch Lizenzgebühren3, reduziert werden. Er wird vom Unternehmen nur treuhänderisch verwaltet und an den Staat weitergeleitet. Tatsächlich kommt dieses Geld nicht AUS den Unternehmen, sondern DURCH die Unternehmen an den Staat. Das Unternehmen ist für diese Gelder nur der Treuhänder der geleisteten Steuerbeträge der Konsumenten.
Der Steuerzahler Hier muss ein gewichtiger Einwand benannt werden. Dieser Einwand hat sich seit langem in die Steuerdiskussion eingeschlichen, ohne weiter hinterfragt zu werden:
Die Umsatz-‐/Mehrwertsteuer wird als sehr problematisch angesehen. Es wird gesagt, dass sie diejenigen Menschen am stärksten belaste, die heute über ein geringes Einkommen verfügen und diejenigen bevorteilt, die ein hohes Einkommen haben.
Dieser Einwand wird uns zeigen, welche Konsequenzen sich aus den bisherigen Ausführungen ergeben. Bei genauerem Hinsehen auf die Zusammenhänge zeigt sich das die angeführten problematischen Aspekte nicht erst existieren, seit es die Umsatz-‐/Mehrwertsteuer gibt. Sie bestehen schon seit Einführung unseres Steuer-‐ und Abgabensystems. Denn: auch wenn es die Mehrwertsteuer nicht geben würde, zahlte ein Mensch mit geringem Einkommen eine hohe Steuer-‐ und Abgabenlast. Dies alleine aufgrund der in den Preisen versteckt enthaltenen Steuern und Abgaben. Problematisiert wurde dies allerdings bis heute nicht!
Diese Tatsache können wir uns verdeutlichen, indem wir uns klar machen, dass alle Ausgaben eines Unternehmens, die während der Herstellung eines Produktes entstehen auf jeden Fall vom Kunden getragen werden. In den Ausgaben sind auch alle während der Herstellung gezahlten Steuern und Abgaben enthalten. Wenn diese Ausgaben nicht durch den Verkaufspreis beglichen würden, gingen die Unternehmen pleite.
2 Mancher Leser wird an dieser Stelle mit dem Kopf schütteln, da doch bekannt ist, das schon auf jeder Stufe der Herstellung eines Produktes Umsatz-‐(Mehrwert)-‐steuerzahlungen an das Finanzamt geleistet werden nicht erst mit dem Erwerb des Produktes durch den Kunden! Diesen Widerspruch habe ich im Anhang weiter ausgeführt. 3 Welche Rolle die Lizenzgebühren bei der Verschuldung des Staates spielen wird auf diesen beiden Filmdokumentationen gezeigt: Wie die Konzerne die europäischen Kassen plündern: https://www.youtube.com/watch?v=iBY3-‐Lql1BM und Flucht in die Karibik: https://www.youtube.com/watch?v=e1TDliYbLvQ Sollten die Links nicht funktionieren, die Urls von Hand eingeben oder nach dem Titel suchen.
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Hier wird die oben zu Bild 1 nur angedeutete Frage konkreter: Wer ist der Steuerzahler? Diese Frage kann erst durch eine Erweiterung der Begriffe geklärt werden. Die geläufigen steuerrechtlichen Begriffe reichen dazu nicht aus. Es muss genauer zwischen dem Besteuerungs g r u n d, der Steuer z a h l u n g und dem Steuer t r ä g e r unterschieden werden.
Oben wurde angedeutet, dass der überwiegende Teil der Steuern und Abgaben nur durch den Besteuerungsgrund eines Arbeitsvertrages realisiert wird. Gezahlt werden Steuern und Abgaben an die öffentlichen Kassen tatsächlich von den Unternehmen. Getragen wird diese Steuerlast letztendlich von den Kunden, die den Preis für die erworbenen Produkte zahlen. Es geht gar nicht anders! Wenn dem nicht so wäre müßten die Unternehmen nach kurzer Zeit pleite gehen.
Der wichtige Hinweis zeigt uns in die Richtung, in der der angedeutete Konstruktionsfehler deutlich zu sehen ist. Dazu müssen wir uns einen modernen Herstellungsverlauf an einem einfachen Beispiel vergegenwärtigen: die Pizza Salami soll es aufzeigen.
Heute reicht ein Mausklick, um eine Pizza zu bestellen; eine halbe Stunde später klingelt es an der Tür, die fertige Pizza wird übergeben, der Kaufpreis kassiert.
Die Zubereitung der Pizza dauerte vielleicht eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten, die tatsächliche Herstellung einer Pizza Salami allerdings .........zwei Jahre ...... !
Nämlich von der Zeugung und Aufzucht der Schweine, über die Weiterverarbeitung durch den Schlachter zur Salami und deren Vertrieb bis hin zu Luigi dem Pizzabäcker, der alle anderen Zutaten für die Pizza aus anderen, unterschiedlich langen Herstellungswegen geliefert bekommt. Was hat dieses Pizzabeispiel mit unserer Problematik zu tun?
Alle Steuern und Abgaben, die in den zwei Jahren in den verschiedenen Unternehmen angefallen und von diesen an das Finanzamt gezahlt werden, müssen wie alle anderen Ausgaben auch, über Kredite vorfinanziert werden. Erst am Ende löst der Kunde alle Ausgaben mit dem Kaufpreis ab. Somit auch die vorfinanzierten Steuern und Abgaben! Hier wird nochmals deutlich: der Kunde trägt am Ende alle Ausgaben, auch die der gesamten Einkommensteuer-‐ und Abgabenlast der Mitarbeiter und die für die Kredite gezahlten Zinsen.
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In Bild 3 werden die permanente Einkommenssteuer-‐und Abgabenzahlung (rote Pfeil), der zeitliche Verlauf der Herstellungskette(U1-‐U5) und die Kreditaufnahme für diese Steuerzahlung(grüner Pfeil) gezeigt. Hier am Beispiel der Erzeugung des Mehls für den Pizzaboden. Dieser zeitliche Verlauf ist besonders zu beachten. Er macht es notwendig, dass die Unternehmen auf jeder Stufe ihren Herstellungsbereich verantworten und die entsprechenden Gelder für die Vorleistungen und die Einkommen der Mitarbeiter zur Verfügung stellen müssen. Dazu gehören auch die Ausgaben für die Steuern und Abgaben.
Bild 3
Aus diesem dargestellten Zusammenhang ergeben sich gravierende Folgen, die in unserer Gesellschaft stündlich unbemerkt ablaufen:
1. Durch Rationalisierungen in den Unternehmen und Standortverlagerungen ins Ausland entgehen den öffentlichen Kassen Steuern und Abgaben. Unternehmen, die mögliche Preisvorteile nicht in voller Höhe an die Kunden oder Mitarbeiter weitergeben, können ein leistungsloses Einkommen aufgrund der eingesparten Steuern und Abgaben für sich in Anspruch nehmen, ganz legal. Natürlich auch aufgrund der eingesparten Nettolöhne. Die Ausschüttungen der letzten Jahre an die Investoren und Aktionäre zeigen dies deutlich.
2. Eine weitere Folge ist, dass Unternehmen, die weiterhin ihren Mitarbeiterstamm und Qualitätsstandards halten wollen sowie im Inland produzieren, das Nachsehen haben. Viele Unternehmen unterliegen dadurch einem hohen Kostendruck, der zu vielen Zwängen führt: geringe Löhne, schlechte Produktqualität, Manipulationen; damit aber auch ein schlechtes Betriebsklima. Wenn diesen Zwängen nicht nachgegeben wird, kommt es am Ende zur Insolvenz. Die Unternehmen gehen Pleite!
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Eine zeitgemäße Steuer Es muss darauf hingewiesen werden, dass es nicht darum geht, den Unternehmen die Gewinnmöglichkeiten, die für Unternehmen zielführend sind, zu unterbinden. Es geht an dieser Stelle um die Frage, ob die Verstrickung von Unternehmen und Steuern in der bisherigen Weise sinnvoll ist.
Diese Verstrickung von Steuern und Abgaben ist der verborgene Konstruktionsfehler. Er ist, seit Einführung unseres bestehenden Steuer-‐ und Abgabensystems, so in diesem enthalten. Es ist der Zeitpunkt der Besteuerung, durch den der Herstellungsverlauf belastet wird. Gleichzeitig entstehen finanzielle Verzerrungen zwischen den herstellenden Unternehmen aufgrund unterschiedlicher Produktionsweisen. Was ändert sich, wenn dieser Konstruktionsfehler behoben wird? Wie kann er überhaupt behoben werden?
Im Bild 2 ist die Besonderheit der Umsatz/Mehrwertsteuer aufgezeigt worden. Diese Besonderheit kann erst seit 1968 so dargestellt werden. Mit der Umsatzsteuerreform von 1968 wurde darauf verzichtet, die Steuer schon während der Herstellung einzufordern. Die tatsächliche Steuerzahlung wurde nun an das Ende der Herstellungskette verlegt. Möglich wurde dies durch das eingeführte Instrument des sogenannten Vorsteuerabzuges4 im Rahmen der Umsatzsteuervorauszahlung.
Tatsächlich ist durch diesen Vorgang eine neue Steuerart entstanden: die Konsumsteuer. Eine Steuer, die transparent ist und real erst vom Endkunden bezahlt wird. Sie wird zwar steuerrechtlich als Umsatzsteuer dem Bereich der Verbrauchssteuern zugeordnet. Sie hat allerdings eine vollkommen andere Wirkung5.
4 Siehe Anhang Gleichzeitig taucht hier wieder der Einwand auf, der schon unter Punkt 2 auf Seite 10 benannt wurde: Mancher Leser wird an dieser Stelle mit dem Kopf schütteln, da doch bekannt ist, das schon auf jeder Stufe der Herstellung eines Produktes Umsatz-‐(Mehrwert)-‐steuerzahlungen an das Finanzamt geleistet werden nicht erst mit dem Erwerb des Produktes durch den Kunden! Zu diesem Widerspruch habe ich im Anhang weitere Ausführungen gemacht. 5 Die Verbrauchssteuern werden auch schon während der Herstellung eines Produktes fällig, wenn verbrauchssteuerrelevante Produkte verarbeitet werden z.B. der Kraftstoff für den Fuhrpark des Landwirtes. Die Konsumsteuer, heute in der Form der Mehrwertsteuer, wird tatsächlich erst fällig wenn der Konsument das Produkt erwirbt.
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Der Verlauf der neuen Steuererhebung seit 1968, durch den auf jeder Stufe stattfindenden Vorsteuerabzug, soll an dem Beispiel der Mehlherstellung für den Pizzaboden im folgenden Bild deutlich werden:
Bild 4
Aus diesem Bild soll deutlich werden, dass der Vorsteuerabzug dafür sorgt, dass die Steuer auf jeder Stufe der Herstellung an das zahlende Unternehmen vollständig rückerstattet wird. Dies soll der blaue Kringel verdeutlichen.
Die Bezeichnungen Umsatzsteuer und Mehrwertsteuer sind für diese 1968 neu entstandene Steuer irreführend. Sie suggerieren, dass schon auf dem Wege der Herstellung Steuerbeträge beim Finanzamt verbleiben und nur der Mehrwert jeweils zusätzlich besteuert wird. Es entspricht nicht den Tatsachen und ist falsch.
Ein Blick in das Umsatzsteuerrecht und auf die Technik des eingeführten Vorsteuerabzuges wird -‐bei einem sachkundigen Verständnis des Abrechnungszeitraumes-‐ diese Aussage bestätigen.6
Diese weit verbreitete Vorstellung zur Mehrwertsteuer verstellt uns die Sicht auf die positiven Auswirkungen dieser Steuer. Im Gegensatz zur Darstellung der Einkommensteuern und Abgaben in Bild 3 entfällt die Vorfinanzierung für Steuern und Abgaben während der Herstellung eines Produktes. Eine Kreditaufnahme ist somit für diesen Anteil nicht mehr notwendig. Gleichzeitig werden die verzerrenden Wirkungen aufgrund unterschiedlicher Steuerbewertungen der Produktionsweisen aufgehoben. Eine Legale Steuer-‐Vermeidung ist bei der Mehrwertsteuer nicht möglich.
6 Dies wird unten im Anhang weiter ausgeführt.
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Durch die Mehrwertsteuer ist uns ein Weg aufgezeigt, durch den der bestehende Konstruktionsfehler behoben werden kann.
Alle Steuern und Abgaben können aus dem Produktionsverlauf herausgelöst und an das Ende der Herstellungskette verschoben werden. Dadurch verschwinden alle verzerrenden Wirkungen aufgrund unseres Steuer-‐ und Abgabensystems sowie die Vorfinanzierung der Steuern und Abgaben durch Kredite und alle legalen Steuervermeidungsstrategien.
Folgendes Bild soll den Zustand nach einer vollständigen Umstellung aufzeigen. Alle Steuern wurden im Rahmen eines Zeitraums schrittweise aus dem Herstellungsverlauf herausgelöst und ans Ende gestellt. Bei Zahlung des Kaufpreises für ein Produkt sind die mit dem Kaufpreis gezahlten Steuern komplett durch den Rechtsbereich des Umsatzsteuerrechtes geschützt. Somit ist auch das bisherige legale Abfließen der Gelder nicht mehr möglich. Diese Gelder stehen für die wichtigen gemeinschaftlichen Aufgaben somit verlässlich zur Verfügung!
Bild 5 Die Membran-‐Funktion der „wirtschaftlichen Demokratielinie“ wird an dieser Stelle am Beispiel der ans Ende gestellten Steuern deutlich. Diese Membran-‐Funktion ermöglicht ein sinnvolles Zusammenwirken der inländischen und globalen Herstellungsprozesse. Gleichzeitig verzerrt sie diese Vorgänge nicht, die vollkommen selbständig, innerhalb gegebener demokratischer Rahmenbedingungen, ablaufen können. Ein finanzielles „Ausbluten“ unserer Gesellschaft wird unterbunden.
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Die Steuern sind damit geschützt und gleichzeitig aus der Ausgabenbelastung der Unternehmen herausgelöst:
Die Vorfinanzierung über Kredite für die bisher im Herstellungsverlauf enthaltenen Steuern und Abgaben entfällt komplett!
Finanzielle Mitnahmemöglichkeiten der global wirtschaftenden Unternehmen entfallen(Heuschrecken)!
Die oben angedeuteten positiven Veränderungen sind damit möglich:
Die Energiewende rückt in greifbare Nähe, da ein wesentlich geringerer Teil des derzeitigen Investitionskapitals benötigt wird.
Der Generationenvertrag erhält eine stabile Grundlage7.
Der positive Gestaltungsspielraum unserer Gesellschaft wird durch die Auflösung der Schuldenproblematik wieder möglich.
Die Rolle der Banken wird auf ihre angemessene Größe schrumpfen.
Diese Aspekte werden erst beim Durchdenken des hier vorgesellten Ansatzes klar. Andere steuerliche Aspekte, z.B. Ökosteuern, Vermögenssteuern u.a., können aus dieser Perspektive heraus neu bewertet werden.
Ein soziales Steuersystem Es ist deutlich geworden, dass die bestehenden Steuer-‐ und Abgabenzahlungen, die während der Herstellung anfallen, schon Heute alle im Kaufpreis enthalten sind. Durch das „ans Ende stellen“ der Steuern und Abgaben wird die Steuerlast der Bürger in den Preisen nicht erhöht. Sie sind schon seit langem darinnen enthalten und werden durch diese Veränderung auf dem Kassenzettel nun sichtbar.
Der oben gemachte Einwand soll an dieser Stelle noch einmal aufgegriffen werden: die unsoziale Komponente durch die in den Endpreisen -‐auch versteckt enthaltenen-‐ Steuern und Abgaben. Er führt uns zu der Frage: Wie wird unser Steuersystem sozial?
Der bestehende Steuerfreibetrag im derzeitigen Steuersystem, der für einen sozialen Ausgleich sorgen sollte und den Grundbedarf der Menschen steuerlich freistellt, entfällt mit der Umstellung unseres Steuersystems zur Konsumbesteuerung. Damit der Steuerfreibetrag in Zukunft wirksam ist, muss er so umorganisiert werden, dass an jeden Bürger ein Steuerfreibetrag direkt ausgezahlt wird. Er wandelt sich somit in eine Zuwendung an jeden Bürger und ist damit in Zukunft auch für diejenigen wirksam, die schon heute nur über ein geringes Einkommen verfügen.
7 Genaueres dazu siehe im Anhang unter: Konsequenzen für die Sozialleistungsansprüche
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Ein gewichtiger unsozialer Aspekt der Konsumsteuer Der Konsumsteuer wird darüberhinaus vorgeworfen, dass sie die Schere zwischen Arm und Reich weiter vergrößern würde, das Argument lautet: Die Menschen mit einem hohen Einkommen geben nicht ihr ganzes Geld für den Konsum aus und können es somit sparen. Ein Hintergrund dieses Argumentes besteht in den schon Heute immer weiter anhäufenden Geldvermögen und den damit verbundenen Problemlagen. Man könnte einwenden, dass dieses Geld ja von anderen ausgegeben wird, die es sich bei der Bank leihen um es auszugeben. Dadurch würden die Gelder über die Mehrwertsteuern zurückfließen. Dieses Argument erscheint mir nicht ausreichend, da es das Vermögen nicht mindert und der Schuldner das Geld bei der Kreditrückzahlung, nebst Zinsen wieder zu den Geldvermögen zurückschüttet. Daher möchte ich dieses Argument in drei Aspekte aufteilen, um aufzuzeigen welche Möglichkeiten durch die Konsumsteuer entstehen.
1. Zum einen haben die vorherigen Darstellungen gezeigt, dass die Konsumsteuer ein heute bestehendes großes Loch schließen wird. Das bedeutet, dass auf diesem Wege kein Vermögensabfluss mehr möglich ist. Ich möchte es mit einem Schiff vergleichen, das Leck geschlagen ist und dadurch zu sinken droht. Im Moment, in dem das Leck geschlossen wird, kann es nicht weiter sinken.
2. Dennoch ist das Schiff in einer Schieflage und mit Wasser gefüllt. Die Frage bleibt, wie bekommen wir das schon hineingelaufene Wasser (die ungeheuren vagabundierenden Geldvermögen), aus dem Kahn. Hier können wir mit einem erhöhten Mehrwertsteuersatz für Luxusgüter arbeiten, der beim Erwerb dieser Produkte einen Teil dieser Gelder zurückholt. Meines Erachtens wird dies allerdings nicht ausreichen. Einen wirkliche Lösung wir erst ein Schuldenschnitt bringen, der die problematischen Seiten des heute vagabundierenden Geldes beheben kann. Ein Schritt, der durch die bisher aufgezeigten Vorteile der Konsumsteuer einfacher zu gehen ist, als in der heutigen unübersichtlichen Situation, in der die Banken und Investoren eine wichtige Rolle spielen. Denn dadurch, dass der Finanzbedarf pro Investitionen geringer wird und die gesellschaftlichen Finanzmittel durch die Konsumsteuer nicht mehr legal abgezogen werden, können wir diesen Schritt leichter gehen. Die Systemrelevanz von Banken und Investoren wird sich auflösen.
3. Da dieser zweite Schritt erst in 8-‐10 Jahren möglich sein wird, muß es noch einen Ausgleich für dass in Schieflage liegende Schiff geben. Diese Schieflage möchte ich als Bild für die bestehende Armut in unserer Gesellschaft verwenden. Hier wird es nötig sein, den ausgezahlten Steuerfreibetrag so zu erweitern, dass Armut in Deutschland behoben werden kann. Auch hier schafft uns die Konsumsteuer Möglichkeiten, die das derzeitige System nicht zulässt.
Damit habe ich hoffentlich aufgezeigt, welche Möglichkeiten erst durch die Konsumsteuer eröffnet werden, um auch dieser Problematik begegnen zu können. Ein demokratisch legitimiertes, zeitgemäßes Gestaltungselement ist damit aufgezeigt. Gesellschaften, die in dieser Weise ihr Steuersystem verändern, geben dem gesellschaftlichen Wandel Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Politische Entscheidungen können damit ganz neue Wege gehen. Mit der Konsumsteuer und dem ausgezahlten Steuerfreibetrag sind Instrumente gegeben, die uns den Weg aus der Krise ebnen können.
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Die Systemumstellung Eine gesamte Systemumstellung wird meines Erachtens einen Zeitraum von 15 Jahre benötigen. Eine Perspektive, die bei den anstehenden Aufgaben und den damit einhergehenden Veränderungsprozessen nicht zu lang erscheint. Eine mit diesen Instrumenten mögliche Umstellung unseres Systems kann schrittweise und einfach erfolgen. Auf diese Weise sind bei einer Umstellung Lernprozesse möglich; niemand wird überfordert. Korrekturen bei dem jeweils nächsten Umstellungsschritt können berücksichtigt werden. Mit dem ersten Schritt einer Umstellung könnte die bestehende Armut sofort problemlos behoben werden.
Das besondere an dieser Umstellung ist, dass wir sie National beginnen können. Wir müssen nicht auf andere Mitstreiter warten. Natürlich können wir in Europa Gespräche dazu führen. Die Vermutung ist groß, dass viele Länder an dem Konzept ebenfalls Interesse finden, zumal die Mehrwertsteuer in Europa schon etabliert ist.
Gleichzeitig müßen auch die Fragen der kriminellen Steuerhinterziehung beantwortet werden. Die Konsumsteuer bietet auch dazu ein großes Potential, dieser Hinterziehung Einhalt zu gebieten. Ich möchte die derzeitig genutzten Möglichkeiten der kriminellen Mehrwertsteuerhinterziehung nicht im einzelnen aufführen, sie sind mir größtenteils bekannt. Es soll hier nur der Hinweis stehen, dass ein großes Schlupfloch allein durch das Misstrauen der Länder untereinander erst entstanden ist. Meines Erachtens führt hier wiederum die Konsumsteuer zu mehr Vertrauen, wodurch diese Lücke schnell geschlossen werden kann. Und noch ganz wesentlich: durch den Wegfall des ganzen Bürokratieaufwandes für unser bestehendes Steuer-‐ und Abgabensystem werden viele Kapazitäten frei. Diese können wir nutzen, um Lösungswege zum Schutz zu entwickeln und umzusetzen.
Zwischenbemerkung Eine freiheitliche Weltgesellschaft mit einem globalen wirtschaftlichen Austausch braucht Rahmenbedingungen, die sich nicht an nationalen Gegebenheiten festklammern müssen. Mit den Ausführungen ist deutlich gemacht, dass wir mit dem Instrument der Konsumsteuer ein Element haben, das diesen freien Austausch möglich macht, ohne sich gegenseitig (andere Staaten) mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüchen zu behindern. Kontrollierende Übergriffe in andere Länder sind aufgrund fiskalischer Schieflagen nicht mehr notwendig.
Somit verwandelt sich die mit der Finanzierungsfrage unserer Gesellschaft derzeit einhergehende Lähmung in eine Kraft, welche die Konsumsteuer als positive Organisationsform von Gesellschaften versteht. Diese Kraft ermöglicht es, Krusten zu beseitigen und mit einem sicheren und freien Blick auf den Horizont einer Zukunft zu schauen, die wir wollen.
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben somit in demokratischer Hand. Die finanziellen Mittel der Gemeinschaft können in den jeweiligen Bereichen auf ihre Art wirken.
Der Bar ausgezahlte Steuerfreibetrag ist die grundlegende soziale Komponente für alle Bürger.
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Der Steueranteil für die öffentliche Hand ist das Einkommen derjenigen, die die öffentlichen Aufgaben verwalten und derjenigen, die aufgrund festgelegter Vorgaben einen Anteil bekommen.
Die Gelder, die im wirtschaftlichen Bereich verbleiben, dienen der Organisation dieses Bereiches und schaffen die Grundlage der Preisbildung, zu dem die Konsumsteuer für die Ermittlung des Endpreises hinzugerechnet wird, die Preisverhältnisse aber nicht verzerrt.
Konsequenzen für die Sozialleistungsansprüche Durch das Herauslösen aller Steuern und Sozialabgaben aus dem Herstellungsverlauf entfallen auch alle Steuer-‐ und Abgabenzahlungen, die bisher an den einzelnen Mitarbeiter gebunden waren. Was geschieht dabei mit den bisher an diese Zahlungen gebundenen sozialen Ansprüchen wie Rente, Arbeitslosengeld etc.? Welche Auswirkungen die vorgeschlagene Veränderung auf diesen Zusammenhang hat, soll im Weiteren deutlich werden. Dazu werden zunächst die derzeitigen Steuern und Abgaben im Einkommen eines lohnabhängigen Mitarbeiters aufgezeigt. Auf der Gehaltsabrechnung finden sich folgende Angaben:
Bruttoeinkommen 2100 € Solidaritätszuschlag 13,03€ Kirchensteuer 18,95€ Lohnsteuer 236,91€
Summe Steuern: -‐268,89€ Rentenversicherung 198,45€ Arbeitslosenversicherung 31,50 Krankenversicherung 172,20€ Pflegeversicherung 26,78€
Summe Sozialabgaben: -‐427,83€
Nettoeinkommen: 1402,18 €
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Im Bild sieht es folgendermaßen aus:
Bild 6 Unsichtbar für den Mitarbeiter bleiben weitere Anteile, die ebenfalls den Mitarbeitern zugeordnet werden, aber oft nicht auf der Abrechnung erscheinen. Es ist der sogenannte Arbeitgeberanteil (AG) zur Sozialversicherung und die verschiedenen Umlagebeträge.
Kostenart Beitrag AG Beitrag AN Rentenversicherung 9,45% 9,45% Gesetzliche Krankenversicherung 7.3% 8,2% Arbeitslosenversicherung 1,5 1,5 Pflegeversicherung 1,025 1,025 Gesetzliche Unfallversicherung 1,6% -‐-‐-‐ Umlage 1 KV abhängig -‐-‐-‐ Umlage 2 KV abhängig -‐-‐-‐ Umlage 3 0,15% -‐-‐-‐
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Das Gesamteinkommen sieht damit folgendermaßen aus:
Bild 7
Dieses Bild zeigt die verschiedenen Anteile im Einkommen und deren Beträge auf.
Das Besondere an unserem Sozialsystem ist, dass das Bruttoeinkommen als Berechnungsgrundlage für die vom Einkommen abhängigen Einzahlungen und Bezüge verwendet wird. Ich möchte dieses Bruttoeinkommen daher Anspruchseinkommen nennen.
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Nach einer Umstellung unseres Steuersystems in der Form, dass Steuern und Abgaben an das Ende der Herstellungskette verlegt werden, fallen diese damit aus dem Unternehmenszusammenhang heraus und werden tatsächlich erst vom Endkunden gezahlt. Das Einkommen sieht auf der Abrechnung nach einer Umstellung folgendermaßen aus:
Bild 8
Das Bruttoeinkommen, das Gesamteinkommen und das Nettoeinkommen werden identisch. An dieser Stelle soll für das Nettoeinkommen im Folgenden die Bezeichnung Erwerbseinkommen gewählt werden.
Wird der Mitarbeiter durch die Herauslösung der Steuern und Abgaben dadurch weniger Geld in der Tasche haben? Nein! Denn das verfügbare Erwerbseinkommen (bisheriges Nettoeinkommen) bleibt aufgrund der Umstellung gleich.
Was ändert sich nun tatsächlich durch den Wegfall der Steuern und Abgaben aus dem Einkommenszusammenhang?
Nur das Anspruchseinkommen (bisheriges Bruttoeinkommen) ist verschwunden, besser gesagt: die Berechnungsgrundlage für:
die zukünftigen Ansprüche des Arbeitslosengeldes, der Rentenhöhe, der Krankenversicherung und Pflegeversicherung
die formelle, an den Mitarbeiter gebundene Zahllast der Unternehmen für Steuern und Abgaben
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Der Sinn der Herauslösung der Steuern und Abgaben soll eine Entlastung des wirtschaftlichen Bereichs von unnötigen, zur falschen Zeit erhobenen finanziellen Belastungen sein. Der Anspruch an Arbeitslosengeld, Rente, Krankenversicherung und Pflegeversicherung soll durch eine formale Umstellung nicht abgeschafft werden. Welcher Schritt ist nun nötig, um dies zu gewährleisten? Die bisherige Berechnungsgrundlage für die Anspruchseinkommen war der Betrag des Bruttoeinkommens.
Bild 9
Die Berechnungsgrundlage für das Anspruchseinkommen wird nun auf die Höhe des verfügbaren Einkommens (Nettoeinkommen) verlegt. Heißt dies, da es sich um das bisherige Nettoeinkommen handelt, dass die bisherigen Ansprüche ebenfalls geringer werden? Nein, denn die Steuer-‐ und Abgabenbeträge kommen auch nach einer Umstellung in unveränderter Höhe in die öffentlichen Kassen. Der Vorschlag der Veränderung hin zur Konsumsteuer besagt ja, dass die Steuern und Abgaben nur ans Ende der Herstellung verlegt werden. Damit stehen sie weiterhin für die gleichen Aufgaben und Ansprüche zur Verfügung.
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Anpassung der Berechnungsfaktoren Das einzige was zu tun ist: die Berechnungsfaktoren für die bestehenden Ansprüche müssen der veränderten Höhe des Anspruchseinkommens angepasst werden. Wie das aussehen kann, soll folgendes Beispiel anhand der Berechnung des heutigen Arbeitslosengeldes verdeutlichen8.
Ein Anspruchsberechtigter(Lohnsteuerklasse 1) mit dem bisherigen Bruttoeinkommen von 2100€ hat derzeit einen Anspruch auf Arbeitslosengeld in folgender Höhe:
Die Berechnungsgrundlage (Bruttoeinkommen) Berechnungsfaktor F Leistungseinkommen
2100€ Mal F= 0,66077 1402,18€
Auf der Grundlage dieses Leistungseinkommens wird in einem zweiten Schritt der Leistungssatz berechnet:
Die Berechnungsgrundlage (Leistungseinkommen) Berechnungsfaktor F Leistungssatz
1402,18€ Mal 60% 841€
Dieser Leistungssatz des Arbeitsamtes von 841€ wird derzeit pro Monat als Anspruch bei einem vorher erhaltenen Bruttoeinkommen von 2100€ ausgezahlt.
Es zeigt sich, dass das Leistungseinkommen, das vom Arbeitsamt zugrunde gelegt wird schon heute dem Nettoeinkommen entspricht. Somit müsste der Faktor, wenn das bisherige Nettoeinkommen als Berechnungsgrundlage genommen wird, auf 1 gesetzt werden. Der zweite Schritt bleibt wie oben.
Die Berechnungsgrundlage (Verändertes Bruttoeinkommen)
Berechnungsfaktor F Leistungseinkommen
1402,18€ Mal F= 1 1402,18€
Das klingt zunächst etwas theoretisch, da dieser Schritt im Grunde entfallen könnte, da sowohl die Berechnungsgrundlage als auch das vom Arbeitsamt zugrunde liegende Leistungseinkommen identisch sind. Dieser Faktor wird aber eine Rolle bei der Umstellung des Systems spielen, da es sich nur schrittweise verändern wird, bis der Faktor 1 erreicht ist. Für alle anderen Ansprüche, die an das Anspruchseinkommen gebunden sind, muss formal das Gleiche geschehen.
Die Pflegeversicherungs-‐ und Krankenversicherungsbeiträge könnten aus den weiterhin bestehenden Steuereinnahmen an jeden Bürger direkt ausgezahlt werden. Damit kann er es an die Kasse seiner Wahl weiterleiten (Pflichtversicherung)
Es zeigt sich durch diese Ausführungen, dass eine Umstellung formal für die Sozialversicherungsansprüche gar kein Problem darstellt.
8 Die Zahlen sind einem konkreten Arbeitslosengeldbescheid entnommen
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Schlussbemerkung: Oben haben wir zwischen dem Besteuerungs g r u n d, der Steuer z a h l u n g und dem Steuer t r ä g e r unterschieden.
Es wurde angedeutet, dass der überwiegende Teil der Einkommensteuern und Sozialabgaben nur durch den Besteuerungsgrund eines Arbeitsvertrages realisiert wird. Gezahlt werden Steuern und Abgaben an die öffentlichen Kassen tatsächlich von den Unternehmen. Getragen wird diese Steuerlast letztendlich von den Kunden, die den Preis für die erworbenen Produkte zahlen.
Wie ändert sich dieses Verhältnis nun durch die Konsumbesteuerung? Der Besteuerungsgrund ist nun das durch den Endkunden erworbene Produkt. Gezahlt und Getragen wird diese Steuer erst vom Kunden, um vom Unternehmen treuhänderisch weitergeleitet zu werden. Das alleine diese Änderung so viel bewirken kann und wird bleibt meine Hoffnung.
Ich hoffe damit einen Hilfreichen Beitrag zur Verfügung zu stellen, der einer Verwirklichung einer am Menschen orientierten Gesellschaft dient.
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Anhang:
Der Umsatzsteuerwiderspruch Hinweis: wir haben in unserem Sprachgebrauch verschiedene Benennungen für dieselbe Steuerart: Mehrwertsteuer, Konsumsteuer, Umsatzsteuer und Vorsteuer. Alle meinen dasselbe, steuerrechtlich werden sie allerdings bestimmten Zusammenhängen zugeordnet, die jedoch für unsere Betrachtungen belanglos sind.
In der Öffentlichkeit herrscht die Vorstellung, mit der Mehrwertsteuer würde in unserer heutigen arbeitsteiligen Herstellung von dem jeweiligen Unternehmen, das eine bestimmte Wertschöpfung an einem Produkt geleistet hat, auf jeder Stufe der Herstellung dieser geleistete Mehrwert versteuert.
Dies bestätigen viele Autoren, die über die Umsatzsteuer schreiben. Sie entwickeln aufgrund ihres Verständnisses Texte und Tabellen, in denen sie die in der Gesellschaft verbreitete Vorstellung bestärken. Auch wird bei ihnen wird der Eindruck vermittelt, dass auf jeder Herstellungsstufe eines Produktes schon steuerliche Teilbeträge ans Finanzamt gezahlt werden. Es heißt: der in dem jeweiligen Unternehmen entstandene Mehrwert wird damit versteuert. Demzufolge müssten für das jeweilige Produkt schon Umsatzsteuerbeträge beim Finanzamt verbleiben. Siehe dazu stellvertretend den Wikipedia Artikel zur Umsatzsteuer. Abschnitt: Wesen der Umsatzsteuer.
http://de.wikipedia.org/wiki/Umsatzsteuer
Aus meinem persönlichen Umgang als Unternehmer mit dieser Steuer weiß ich, dass während der Herstellung eines Produktes dieses gerade nicht mit der Mehrwertsteuer belastet wird.
Wie läuft die Umsatzsteuer Erhebung tatsächlich ab?
Einem Unternehmen, das ein Produkt für die Weiterverarbeitung erwirbt, wird die Umsatzsteuer dafür zeitnah vollständig vom Finanzamt erstattet.
Da dies auf jeder Stufe einer Herstellungskette für ein Produktes geschieht, entfällt während des gesamten Herstellungsverlaufes die Umsatzsteuerbelastung. Das einzelne Produkt bleibt durch diese Rückerstattung bis zum Erwerb durch den Endkunden tatsächlich umsatzsteuerfrei. Erst die vom Endkunden entrichtete Steuer verbleibt beim Finanzamt. (Bild 4). Besonders Deutlich wird diese Tatsache bei Investitionen.
Wodurch kommt das Missverständnis zustande?
Der Irrtum ist darin zu finden, dass der Herstellungszeitraum eines Produktes, der auch schon mal länger als einen Monat oder ein viertel Jahr dauern kann, bei den jeweiligen Autoren auf Zeitpunkte reduziert wird. Das hat zur Folge:
Die Auswirkung des in der arbeitsteiligen Herstellung angewendeten Umsatzsteuer Verrechnungsverfahrens, dem sog. Vorsteuerabzug, bleibt unerkannt! Das Verständnis dieses Vorganges ist erst möglich, wenn der Übergang eines Produktes von einem Unternehmen zum nächsten mit berücksichtigt wird! Dies soll im Folgenden deutlich werden.
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Was geschieht in diesem Übergang?
Das verkaufende Unternehmen übergibt dem Käufer das Produkt. Der Käufer zahlt dem Unternehmen den Nettopreis, zuzüglich der Umsatzsteuer. Das verkaufende Unternehmen überweist den erhaltenen Umsatzsteuerbetrag zusammen mit den Umsatzsteuerbeträgen anderer Produkte, die es im selben Zeitraum veräußert hat, an das Finanzamt.
Ist der Käufer ein Unternehmen, das dieses Produkt zur Weiterverarbeitung erworben hat, wird es den gezahlten Umsatzsteuerbetrag zeitnah vom Finanzamt zurückfordern. Diese Rückforderung des gezahlten Umsatzsteuerbetrages ist nicht davon abhängig, ob das Produkt schon weiter verarbeitet oder weiter verkauft wurde, sondern davon, ob der Käufer ein Unternehmen ist, das dieses Produkt für die weitere Produktion benötigt, z.B. ein Sägewerk. Es erwirbt eine Lieferung Holz, um dieses aufzusägen und längere Zeit trocknen zu lassen, bevor es weiterverkauft wird.
In der Praxis findet dieser Ausgleich über das sogenannte Vorsteuerabzugsverfahren statt, bei dem eingenommene mit den ausgegebenen Umsatzsteuerbeträgen eines Zeitraumes (nicht eines einzelnen Produktes) verrechnet werden. Im Bild 4 ist dies durch den blauen Kringel angedeutet. Der Saldo wird an das Finanzamt gezahlt oder von diesem erstattet. Dadurch bleibt das Produkt während der Herstellung vollkommen umsatz-‐ bzw. mehrwertsteuerfrei. Die rechtlichen Grundlagen werden im folgenden Abschnitt aufgezeigt.
Das Umsatzsteuerrecht Die Grundlage für diesen Vorgang ist der im Umsatzsteuergesetz seit 1968 geregelte Vorsteuerabzug.
In § 15 Absatz 1 des Umsatzsteuergesetzes findet sich folgender Satz, durch den deutlich wird, dass die Erstattung bzw. Verrechnung der gezahlten Umsatzsteuerbeträge nichts mit dem Produktionsfortschritt eines Produktes zu tun hat:
„Soweit der gesondert ausgewiesene Steuerbetrag auf eine Zahlung vor Ausführung dieser Umsätze entfällt, ist er bereits abziehbar, wenn die Rechnung vorliegt und die Zahlung geleistet worden ist.“
Sobald ein Unternehmen also eine Rechnung für ein Produkt erhalten und diese bezahlt hat, kann es die geleistete Umsatzsteuer zurückverlangen. Unabhängig von Ort und Zustand des Produktes!
Im Folgenden sind die wesentlichen Aspekt des Umsatzsteuergesetzes von 1980 zusammengestellt und -‐wo es mir nötig erschien-‐ kommentiert. Alle anderen Textstellen für Differenzierungen, Ausführungsbestimmungen und Sonstiges habe ich weggelassen. Die Anmerkungen sind jeweils fett-‐ kursiv daruntergesetzt.
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Auszüge aus dem Umsatzsteuergesetz:
Die komplette Version ist zu finden unter:
http://www.gesetze-‐im-‐internet.de/ustg_1980/
§ 1 Abs. 1 Steuerbare Umsätze
(1) Der Umsatzsteuer unterliegen die folgenden Umsätze:
1. die Lieferungen und sonstigen Leistungen, die ein Unternehmer im Inland gegen Entgelt im Rahmen seines Unternehmens ausführt......
§ 10 Bemessungsgrundlage für Lieferungen, sonstige Leistungen und innergemeinschaftliche Erwerbe
(1) Der Umsatz wird bei Lieferungen und sonstigen Leistungen (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1) und bei dem innergemeinschaftlichen Erwerb (§ 1 Abs. 1 Nr. 5) nach dem Entgelt bemessen. Entgelt ist alles, was der Leistungsempfänger aufwendet, um die Leistung zu erhalten, jedoch abzüglich der Umsatzsteuer.
Grobe Übersetzung: Entgelt = Nettopreis des Produktes
§ 13 Entstehung der Steuer
(1) Die Steuer entsteht
1. für Lieferungen und sonstige Leistungen
a) bei der Berechnung der Steuer nach vereinbarten Entgelten (§ 16 Abs. 1 Satz 1) mit Ablauf des Voranmeldungszeitraums, in dem die Leistungen ausgeführt worden sind. Das gilt auch für Teilleistungen.
Vereinbarte Entgelte bedeutet: sobald die Rechnung gestellt ist. Ab diesem Moment beginnt die Steuerschuld.
Der Voranmeldungszeitraum ist monatlich oder vierteljährlich.
Das Voranmeldeformular muss am 10. des auf den Voranmeldungszeitraum anschließenden Folgemonat abgegeben und gezahlt werden. Es kann eine Fristverlängerung beantragt werden. Damit verschiebt sich der Abgabe-‐ und Zahltermin für den Anmeldezeitraum um einen Monat.
§ 15 Vorsteuerabzug
http://www.gesetze-‐im-‐internet.de/ustg_1980/__15.html
(1) Der Unternehmer kann die folgenden Vorsteuerbeträge abziehen:
1. die gesetzlich geschuldete Steuer für Lieferungen und sonstige Leistungen, die von einem anderen Unternehmer für sein Unternehmen ausgeführt worden sind. Die Ausübung des Vorsteuerabzugs setzt voraus, dass der Unternehmer eine nach den §§ 14, 14a ausgestellte Rechnung besitzt. Soweit der gesondert ausgewiesene Steuerbetrag auf eine Zahlung vor Ausführung dieser Umsätze entfällt, ist er bereits abziehbar, wenn die Rechnung vorliegt und die Zahlung geleistet worden ist;
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Dies macht deutlich: entscheidend ist die Tatsache der Rechnungsstellung für die Geltendmachung des Vorsteuerabzuges und nicht die des Produktionsfortschritt des erworbenen Produktes. Damit wird erreicht, dass die Steuerbelastung der UST während der gesamten Herstellungskette auf Null bleibt.
§ 16 Steuerberechnung, Besteuerungszeitraum und Einzelbesteuerung
(1) Die Steuer ist, soweit nicht § 20 gilt, nach vereinbarten Entgelten zu berechnen. Besteuerungszeitraum ist das Kalenderjahr. Bei der Berechnung der Steuer ist von der Summe der Umsätze nach § 1 Abs. 1 Nr. 1 und 5 auszugehen, soweit für sie die Steuer in dem Besteuerungszeitraum entstanden und die Steuerschuldnerschaft gegeben ist. Der Steuer sind die nach § 6a Abs. 4 Satz 2, nach § 14c sowie nach § 17 Abs. 1 Satz 6 geschuldeten Steuerbeträge hinzuzurechnen.
(2) Von der nach Absatz 1 berechneten Steuer sind die in den Besteuerungszeitraum fallenden, nach § 15 abziehbaren Vorsteuerbeträge abzusetzen. § 15a ist zu berücksichtigen.
Dieser Jahreszeitraum wird durch die sog. Umsatzsteuervorauszahlung in kleinere Einheiten (Monat, Quartal) aufgeteilt. Die in dieser Zeit geleisteten Zahlungen werden Vorauszahlungen genannt. Diese Vorauszahlungen beziehen sich auf schon eingenommene Umsatzsteuerbeträge, oder in Kürze im Unternehmen zu erwartende Zahlungseingänge. Auf dem Vorsteueranmeldeformular auf Seite 29 ist dieser Zeitraum am Anfang des Formulars zu finden. Es sind die Zeilen 13 01-‐13 44.
§ 18 Besteuerungsverfahren
(1) Der Unternehmer hat bis zum 10. Tag nach Ablauf jedes Voranmeldungszeitraums eine Voranmeldung
nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung nach Maßgabe der Steuerdatenübermittlungsverordnung zu übermitteln, in der er die Steuer für den Voranmeldungszeitraum (Vorauszahlung)selbst zu berechnen hat.
(2) Voranmeldungszeitraum ist das Kalendervierteljahr.
Beträgt die Steuer für das vorangegangene Kalenderjahr mehr als 7 500 Euro, ist der Kalendermonat Voranmeldungszeitraum.
Beträgt die Steuer für das vorangegangene Kalenderjahr nicht mehr als 1 000 Euro, kann das Finanzamt den Unternehmer von der Verpflichtung zur Abgabe der Voranmeldungen und Entrichtung der Vorauszahlungen befreien.
Die Befreiung zur Vorauszahlung bedeute, dass erst im Folgejahr die Umsatzsteuer abzurechnen und zu überweisen ist. Dies führt grundsätzlich zu einem Liquiditätsgewinn in dem Unternehmen.
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§ 20 Berechnung der Steuer nach vereinnahmten Entgelten
Das Finanzamt kann auf Antrag gestatten, dass ein Unternehmer,
1. dessen Gesamtumsatz (§ 19 Abs. 3) im vorangegangenen Kalenderjahr nicht mehr als 500 000 Euro betragen hat, oder
2. der von der Verpflichtung, Bücher zu führen und auf Grund jährlicher Bestandsaufnahmen regelmäßig Abschlüsse zu machen, nach § 148 der Abgabenordnung befreit ist, oder
3. soweit er Umsätze aus einer Tätigkeit als Angehöriger eines freien Berufs im Sinne des § 18 Abs. 1 Nr. 1 des Einkommensteuergesetzes ausführt, die Steuer nicht nach den vereinbarten Entgelten (§ 16 Abs. 1 Satz 1), sondern nach den vereinnahmten Entgelten berechnet.
Dies hat den Vorteil, dass immer erst der vom Kunden tatsächlich gezahlte Umsatzteuer-‐Betrag überwiesen werden muss.
Kontakt Wolfgang Heimann
Wheimann@gmx.net
017648572515
Über den Autoren:
Durch meine langjährige Tätigkeit in einem kleinen selbständig geführten Unternehmen (seit 1984) habe ich einen umfangreichen Einblick in die Wirkungen unseres Steuer-‐ und Abgabensystems im unternehmerischen Zusammenhang erhalten. Die für unser Unternehmen mit diesem System verbundenen Entscheidungen haben den Blick für Abläufe unserer steuerlichen Organisation geschärft. Es bedurfte allerdings noch eines längeren Zeitraumes und eines Artikels in der Zeitschrift „Brand eins“ im Jahre 2005, um mir die sich daraus ergebenden Konsequenzen schlagartig bewusst zu machen. In der Folgezeit ging ich mit diesem Bewusstsein forschend den Sachzusammenhängen nach, um die verdeckten Zusammenhänge ans Licht zu bringen. Dies erfolgte in vielen persönlichen Gesprächen und der Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.