Zur Polyfunktionalität des Elements \"durch\" in der deutschen Gegenwartssprache

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Helwan Universität Philosophische Fakultät Deutsche Abteilung Zur Polyfunktionalität des Elements "durch" in der deutschen Gegenwartssprache Wissenschaftliche Arbeit zur erlangung des akademischen Grades "M.A" Eingereicht an der Deutschen Abteilung der Philosophischen Fakultät Helwan-Universität Vorgelegt von Amany Shimy Mahmoud Mohamed Unter Betreuung von Ass. Prof. Dr. Salah El-Akshar Prof. Dr. Mohamed Mansour Deutsche Abteilung Deutsche Abteilung Philosophische Fakultät Sprachen-und Übersetzungsfakultät Helwan-Universität Al Azhar-Universität Kairo 2006

Transcript of Zur Polyfunktionalität des Elements \"durch\" in der deutschen Gegenwartssprache

Helwan Universität

Philosophische Fakultät

Deutsche Abteilung

Zur Polyfunktionalität des Elements "durch" in der

deutschen Gegenwartssprache

Wissenschaftliche Arbeit

zur erlangung des akademischen Grades

"M.A"

Eingereicht an der Deutschen Abteilung

der Philosophischen Fakultät

Helwan-Universität

Vorgelegt von

Amany Shimy Mahmoud Mohamed

Unter Betreuung von

Ass. Prof. Dr. Salah El-Akshar Prof. Dr. Mohamed Mansour

Deutsche Abteilung Deutsche Abteilung

Philosophische Fakultät Sprachen-und Übersetzungsfakultät

Helwan-Universität Al Azhar-Universität

Kairo 2006

2

3

0. Einleitung

0.1 Gegenstand und Ziel der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die verschiedenen

semantischen und syntaktischen Funktionen des Sprachelementes durch

in der deutschen Gegenwartssprache. Behandelt werden dabei zwei

Erscheinungsformen, nämlich die Präpositionalgefüge und

Präfixbildungen mit durch.1 Es wird vor allem versucht, diese beiden

Aspekte in ihrer wechselseitigen Beziehung zu erforschen.

Die Arbeit geht davon aus, dass die Herausbildung abtrennbarer

Verbpräfixe häufig auf präpositionale Vorbilder züruckführbar ist, so bei

den Präfixen ab, an-, auf-, aus- u.a.2 Das ist auch der Fall bei den Präfixen

durch-, um-, über-, unter-, hinter- und wider-, die sowohl trennbar betont

als auch untrennbar unbetont vorkommen können. Laurtis Saltveit

charakterisiert die zwischen diesen “Präpositionen und Präfixen”

bestehende Verwandschaft wie folgt:

“Eine funktionelle Verwandtschaft zwischen diesen Kategorien war insofern

immer naheliegend, als sie zum Teil etymologisch eng verbunden sind. In

1 Die Terminologie unterscheidet sich bei den einzelnen Grammatikern. So bezeichnet

Wolfgang Fleischer (1969: 294f.) die Vorsilben sowohl der festen als auch der unfesten

Bildungen als Präfixe, weil er eine Unterscheidung nicht für möglich hält. Das entspricht im

gewissen Maß der Auffassung Erbens. Im Gegensatz dazu betrachtet Motch nur die festen

Bildungen als Präfixe. Die unfesten nennt er Partikeln. Hennig Brinkmann (1962: 229) spricht

bei unfesten Zusammensetzungen aber von “Richtungsadverbien”. Um Missverständnisse

terminologischer Art auszuschließen, benutzen wir in Anlehnung an Fleischer und Erben die

Begriffe trennbare bzw. untrennbare Präfixe. 2 Vgl. dazu Motsch, Wolfgang (1999): Deutsche Wortbildung in Grundzügen. Berlin, New

York: de Gruyter. S.45. Vgl. auch: Ziffonun, Gisela/ Hoffmann, Ludger/ Strecker, Bruno

(1997): Grammatik der deutschen Sprache. Eroms, Hans-Werner/ Stickel, Gerhard/ Ziffonun,

Gisela u.a.(Hg.): In Schriften des Instituts für deutsche Sprache. Bd. 3. Walter de Gruyter.

Berlin. NewYork. S. 2087.

3 Saltveit, Laurits (1973): Präposition, Präfix und Partikel als funktionell verwandte Größen im

deutschen Satz. In: Linguistische Studien 4. Düsseldorf: Schwann. (Sprache der Gegenwart 24),

S. 173.

4 Ebd. S. 174.

4

einigen Fällen stehen sich die Kategorien so nahe, dass bei der Unterscheidung

die Akzentverhältnisse zu Hilfe genommen werden müssen […].”3

Laut Saltveit stellen diese Kategorien einen Zustand dar, “den man in

diachronischer Sicht mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit als den

ursprünglichen angesehen hat, indem man sich in der Sprache Elemente

vorgestellt hat, die eine ausgedehnte Stellungsfreiheit aufweisen und sich

bald einem Substantiv, bald einem Verb anschließen, bald vorne, bald

hinten angehängt werden konnten.”4 Hier weist Saltveit auch auf Fälle

hin, wo eine klare Unterscheidung zwischen trennbaren Präfixen und

nachgestellten Präpositionen (Postpositionen) nicht immer möglich ist,

z.B.:

(1) Er arbeitet die ganze Nacht durch.

(2) Er ist durch den Wald durch gelaufen.

Eine klare Einordnung des unterstrichenen durch bereitet den

Grammatikern bisher noch Schwierigkeiten. Die Meinungen dazu gehen

meist auseinander, so dass eine Präzisierung notwendig ist. Darauf wird

aber später eingegangen.

In der Arbeit stellt sich erst die Frage, ob eine völlige semantische

Übereinstimmung der Elemente “Präposition” und “Präfix” bestehen

könnte. Genauer gesagt: In welchem Zusammenhang bezieht sich das

Präfix auf die Präposition? In welcher Richtung verändert (modifiziert)

das Präfix die Basisverben (Bv.)? Damit hängt auch die Frage zusammen,

ob die Valenzunterschiede abweichende semantische Beziehungen

erfordern müssen. Das wird gleich kurz an folgenden Beispielen erörtert:

(3) Der Zug fährt durch den Bahnhof.

(3a) Der Zug durchfährt den Bahnhof .

(3b) Der Zug fährt durch.

In den Beispielsätzen (3) und (3a) ist immer ein Akkusativ vorhanden; in

(3) ist aber der Kasus von der Präposition durch abhängig, in (3a)

besteht eine unmittelbare Abhängigkeit zwischen der Akkusativgröße

und dem Verb. Grammatisch ist fahren intranstiv, durchfahren transitiv,

4

5

mit anderen Worten hat durch hier transivierend gewirkt. Das Verbum

durchfahren in (3b) ist dagegen intransitiv geblieben.5

Von der Semantik her besteht zwischen der Präpositionalfügung und den

Präfixbildungen eine funktionale Abstufung. So stellt das erste Beispiel

eine Ortsangabe dar, die Präfixbildungen zeigen aber einen

unterschiedlichen Grad der Perfektivierung. Im Gegensatz zu (3a), das

den Blick auf das Ergebnis der Handlung sowie des Vorgangs wirft,

bezeichnet (3b) bestenfalls die Phase der Vollendung, ist aber nicht

resultativ, sondern konklusiv.

Anders verhält es sich bei transitiven Basisverben, z.B.:

(5) Er bohrte den Nagel durch die Wand.

(5a) Er durchbohrte die Wand.

(5b) Er bohrte den Nagel durch.

In (5) hat das Grundverb bereits ein Akkusativobjekt und kann eigentlich

nicht transitiviert werden. Es erhält aber in (5a) durch das Präfix als

Ergänzungen Größen, die beim einfachen Verb nicht möglich sind. So

geht das Direktivkomplement (durch die Wand), das seiner semantischen

Rolle nach lokativ ist, in ein obligatorisches Akkusativkomplement des

Präfixverbs über. In (5b) steht durch in einem deutlichen prädikativen

Verhältnis zur Akkusativgröße. Dieses Prädikat ist semantisch als

resultativ zu verstehen. “Das Ergebnis des Vorgangs kann lauten: Er ist

durch” (Saltveit1973:177).6 Die beschriebenen Erscheinungen sind nicht

immer auf alle Fälle anwendbar. Verben wie lesen, schneiden, die keine

Bewegung, sondern Tätigkeit bezeichnen, erfahren keine Veränderung

5 In vielen Untersuchungen zur Verbgrammatik wird hier “Inkorporierung” durch

Ellipse als mögliches Verfahren zur Gewinnung der trennbaren Präfixbildung aus

dem Präpositionalgefüge angenommen. Saltveit weist ferner darauf hin, dass durch hier

gleichbedeutend ist mit der entsprechenden Präposition plus substantivischem Element,

das, soweit es sinnvoll ist, ergänzt werden kann, also: Präfix = Präposition + x.

Er fügte hinzu (1973:176): “Der Sachverhalt darf nicht so gedeutet werden, als fehlte

im Satz mit Partikel auf der Ausdrucksseite nur eine regierte Größe. Besonders die

prosodischen Verhältnisse zeigen, dass wir es mit zwei grundverschiedenen Fügungen

zu tun haben.” 6 Für solche Sätze gibt es in der Grammatik zahlreiche Interpretationen. Die oben

erwähnte Interpretation ist nur eine von vielen anderen, die meist auseinander gehen.

Darauf wollen wir bei der Behandlung der Bedeutungsgruppen des Präfixes durch-

näher eingehen.

6

ihrer Akkusativgrößen. So behält das Komplexverb durchlesen dieselbe

Akkusativgröße wie lesen.

Wie aus den analysierten Beispielen hervorgeht, verhält sich das

trennbare Präfix syntaktisch grundsätzlich anders als das untrennbare.

Beide können den Wortinhalt der Basisverben beeinflussen.

Man bemüht sich dabei, gewisse Rahmen für die Präfixverben mit durch

zu gewinnen und ihr Verhältnis zu der Präposition zu verdeutlichen.

Dies gilt – meiner Meinung nach – als eine Grundlage zum sprachlichen

Auseinandersetzen mit der Problematik des Trennbarkeits- bzw.

Untrennbarkeitsstatus des Präfixes, für die wir bei den Grammatikern

meist unterschiedliche Auslegungen antreffen. Brinkmann postuliert z.B.

die Vermutung: “Wo feste und unfeste Verbindungen nebeneinander

stehen, hält die unfeste Verbindung mit dem Ton auf dem

Bezeichnungswort, die räumliche Vorstellung fest.“7

Diese Tendenz kann man aber nicht einhalten, vgl. die obigen

Beispielsätze. Andere Ansätze greifen auf die präpositionale Herkunft

des Präfixes zurück, um das Phänomen zu erklären. Die Frage danach,

ob das Präfix die semantischen Merkmale der Präposition aufweist oder

sich erheblich von ihnen entfernt, fasst dieses sprachliche Konzept

zusammen (Semantische Merkmale). Dieses lässt El Akshar deutlich

zum Tragen kommen, indem er sagt: “Das wichtigste Merkmal, nach

dem die Verben in trennbare und untrennbare eingeteilt werden, ist das

der Bedeutung der jeweiligen Präfixe.”8 Ferner verweist er aber zu Recht

darauf, dass es bei der Frage der Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit

sowohl morphologische als auch syntaktische und semantische Kriterien

eine wesentliche Rolle spielen.9

Es wird in der vorliegenden Arbeit der Versuch unternommen, dieses

komplexe Phänomen zu erörtern und dafür eine plausibel begründete

Erklärungsmöglichkeit zu finden.

7 Brinkmann, zitiert nach: Kühnhold, Ingeburg/Wellmann, Hans (1973): Deutsche

Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. Erster Teil: das Verb,

Padagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf, S. 251. 8 Vgl. El Akshar, Salah: Lokalität und Deutschunterricht. Kairo 1995/1996. S. 27.

9 Vgl. ebd.

7

0.2 Zum Forschungsstand der Arbeit

In seinen vielen relevanten Artikeln über die deutschen

Präpositionen richtet Jochen Schröder stets das Augenmerk auf die

Notwendigkeit solcher Erforschungen. Bei ihm heißt es z.B.:

“Es ist wohl so, dass man den Geltungsbereich einer Präposition allmählich in

Erfahrung bringt, und zwar in fortwährender geheimer Abgrenzung gegen

andere Präpositionen – ein Vorgang, der einem selbst selten bewusst wird […].

Diese Möglichkeit, den Gebrauch einer Präposition im Zuge der Anwendung

allmählich in Erfahrung zu bringen, hat der Deutsch als Fremdsprache Lernende

nicht in dem Maße.”10

Diese tiefgreifende Relevanz der Präpositionen lässt sich besonders

durch die Tatsache nachweisen, dass die 100 häufigsten deutschen

Präpositionen – darunter natürlich durch – 60% jedes beliebigen Textes

ausmachen. Das ist auch der Fall bei den Präfixen. Sie haben für den

Fremdsprachenunterricht demnach einen großen Wert, besonders weil sie

eine für das Deutsche typische Spracherscheinung darstellen, deren

annähernde Entsprechung häufig in den anderen Sprachen – auch im

Arabischen - schwer zu finden ist. Das komplizierte, differenzierte

System der Präfixe lässt daher meist eine Fehlleistung bei der

Anwendung auftreten. Zugriff auf ihre Herkunft – hier ist die

präpositionale Herkunft gemeint – kann sie aber verständlich machen.

Solchen Untersuchungen, die sich mit diesem Ansatzpunkt beschäftigen,

wird leider verhältnismäßig wenig Platz eingeräumt.

Das ist bei dem Element durch bemerkbar, das besonders während der

70er und der 90er Jahre im Mittelpunkt der linguistischen

Auseinandersetzung steht. Es wurden viele Abhandlungen zu seinen

verschiedenen Aspekten angestellt. In dieser Arbeit wird aber der

10

Schröder, Jochen (1973): Wege zur Untersuchung von Interferenzerscheinungen

zwischen polnischen und deutschen Präpositionen und einige Ergebnisse. In: Deutsch

als Fremdsprache 6. S. 349.

8

Zusammenhang zwischen den Sprachmitteln Präposition und Präfix

akzentuiert. Dieser ist bisher nicht genügend konzeptualisiert, ungeachtet

des kleinen Beitrags “Laufen + ... durch oder durchlaufen?”, in dem

Andresen und Bahr auf Fälle hinweisen, wo klare Grenzen zwischen den

Präpositionalgefügen mit durch und den entsprechenden Präfixbildungen

fehlen. In diesem Artikel haben Andresen und Bahr zwar keine Lösung

zur Abrenzung solcher Fälle gefunden, haben aber viele Fragen

aufgeworfen, die die Diskussion um dieses Problem entfachen. Versuche

der Grammatiker, eine Deutung zu finden, fallen meist – wie wir später

erklären – unterschiedlich aus. Dies kann man näher erkennen, wenn man

Engelens Beitrag “Zum Status des Elements 'durch' in Sätzen wie 'er ist

durch den Wald durchgelaufen” mit den Arbeiten von Olsen und

Šimečkova vergleicht.11

In Kaufmanns Abhandlung “Semantische und konzeptuelle Aspekte der

Weg-Präposition durch” zum Beispiel findet die Semantik der

Präposition und Präpositionalphrase mit durch verstärkt Interesse, wobei

allerdings meist ihre lokale Verwendung analysiert wird.12

Im ähnlichen

Rahmen befasst sich Susuan Olsen mit dem lokalen Gebrauch dieser

Präposition und vergleicht zwischen Direktivkonstruktionen wie “durch

den Park durch” und “zum Bahnhof hin”. Den nicht-räumlichen

Funktionen der Präposition durch räumt man auch einen großen Platz bei

der Behandlung ein. Otto Behagel vergleicht zum einen zwischen durch

und infolge und beschäftigt sich grundsätzlich mit den Divergenzen der

kausalen Verwendung. In ihrer Arbeit “Die Funktion der

Präpositionalphrasen mit durch im Rahmen der kausativen Struktur”

geht Ingemar Presson auf die Rolle von durch in den Kausalsätzen im

Einzelnen ein. Zum anderen interessieren Brow die semantischen

Merkmale von durch, mit und von in den Passivsätzen.

Parallel dazu werden auch die Präfixbildungen mit durch- intensiv

bearbeitet. An erster Stelle sei die Lundner Dissertation “Die Verbal-

zusammensetzungen mit durch“ zu erwähnen, in der Kjellmann als erster

11 Vgl. Olsen, Susan (1999): Durch den Park durch, zum Bahnhof hin. Komplexe

Präpositionalphrasen mit einfachem direktionalem Kopf. In: Wegener, Heide (Hg.):

Deutsch kontrastiv. Typologisch vergleichende Untersuchungen zur deutschen

Grammatik. Tübingen: Stauffenburg. (Studien zur deutschen Grammatik 59), S. 111-

134. 12

Vgl. Kaufmann, I (1990): Semantische und konzeptuelle Aspekte der Weg-

Präposition durch. In: Kognitionswissenschaft 1, S. 15-26.

9

eine ausführliche Darstellung für Funktionen des Präfixes durch- liefert.

Im letzten Teil des Bandes “Deutsche Wortbildungstypen und Tendenzen

in der Gegenwartssprache“ verschafft Kühnhold eine Übersicht über die

verschiedenen Funktionen des Präfixes durch-. Sie versucht, anhand von

Statistiken aufzuzeigen, wie produktiv es bei gewissen

Bedeutungsvarianten ist. Zur Illustration der einzelnen Gruppen führt

Kühnhold Beispiele an, ohne theoretische Erklärungen dafür zu geben.

Man findet neben diesen umfassenden Arbeiten auch diejenigen, die sich

auf bestimmte funktionelle Perspektiven des Präfixes durch- beziehen.

Dazu gehören z.B. die Ansätze Benwares “Stress on particle verbs with

durch in Modern German” und Horlitz “Valenz und Bedeutung bei den

mit durch verbundenen Verben“ . In seiner Abhandlung “Trennbarkeit

und Nichttrennbarkeit bei den deutschen Partikelverben mit durch und

um” rückt Eroms nur die umstrittene Problematik der

Trennbarkeit/Untrennbarkeit in den Vordergrund.

Die Arbeit bedient sich außerdem einer Reihe von Untersuchungen, bei

denen Abgrenzung der Präposition von den Präfixen zum Tragen kommt.

Darauf zielt John Ole Askedal mit seiner Abhandlung “Postposition,

Präpositionalverb oder Präfix? Zum Status der sog. 'trennbaren

Verbpräfixe“ (1985) ab. Diesen Titel trägt auch die Arbeit Werner

Abrahams, die fünf Jahre später veröffentlicht wurde. Im Gegensatz dazu

setzt Laurits Saltveit voraus, dass die Größen Präposition, Präfix und

Partikel funktionell verwandt sind. Für ihn beschränkt sich diese enge

Beziehung nicht nur auf die trennbaren oder die sowohl trennbar als auch

untrennbar vorkommenden Präfixe, sondern bezieht auch feste Präfixe

ein, z.B.: vor (dem Haus) - vor(stehen) - ver(stehen); in (der Stadt) –

empfangen - ein(gehen); bei (der Tür) - be(stehen) - bei(stehen). Durch

Lautvorgänge verschiedener Art wird jedoch die etymologische

Verwandschaft solcher Fälle verschleiert.

Besondere Relevanz für eine derartige Forschungsthematik gewinnen

auch die Beiträge Abusamras. Sie behandelt eine Reihe von Präfixen, die

für die Gegenwartssprache wichtig sind. Davon nennen wir die

Untersuchungen: “Verben mit ein-“ (1987), “Verben mit um-, herum und

umher“ und ihre Dissertation „Funktionen der Elemente ober und über-,

nieder- und unter- in der Wortbildung der deutschen

Gegenwartssprache” (1971). In erster Linie berücksichtigt Abusamra die

sowohl trennbar als auch untrennbar vorkommenden Präfixe. Ein

Versuch zur Abgrenzung der in diesen Arbeiten behandelten Präfixe von

10

den meist mit ihnen verwechselten Wortbildungselementen, die als freie

Morpheme auftreten können, ist hier auch spürbar. Neben der

Wortbedeutung und der semantischen Distribution berücksichtigt

Abusamra die morphologischen und syntaktischen Merkmale der Präfixe.

Sie ist der Meinung, dass man eine Sememanalyse für die Bildungen mit

dem zu untersuchenden Wortbildungselement vornehmen müsse, um die

feinen Unterschiede zwischen den Bedeutungsgruppen - besonders den

nebeneinander stehenden - hervorheben zu können, was zur exakten

Sememgliederung polysemer Einheiten führt .13

0.3 Methode der Arbeit

Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Die Einleitung

- nullnumeriert - gibt einen kurzen Überblick über das Ziel, den

Forschungsstand und den Aufbau der Untersuchung.

Im ersten Kapitel werden theoretische Voraussetzungen zu dem

Zusammenhang zwischen Präpositionen und Präfixen angeführt.

Anschließend wird versucht, einen semantischen und syntaktischen

Klassifizierungsansatz für den Begriff Präposition im Deutschen

herauszubilden. Dabei werden lokale, temporale und kausale

Präpositionen mehr in Betracht gezogen als die anderen

Präpositionstypen. Termini wie Topologie, Direktionalität und

Wegstreckenordnungen erweisen sich in diesem Zusammenhang als

notwendig.

Kapitel 2 und 3 bilden den Hauptteil der Arbeit. Im zweiten Kapitel

werden Funktionen der Präposition durch detailliert behandelt. Die

Analyse wird dabei auf einer morpologischen, syntaktischen und einer

semantischen Ebene vorgenommen. Der Präposition selbst sind drei

Bedeutungsgruppen zuzuweisen, nämlich die lokale, temporale und

kausale Bedeutung. Ihre Rolle in den Passivsätzen wird zusätzlich

besprochen.

11 Vgl. Abusamra, Farida Muhammed.: Verben mit ein-. Kairo 1982. S. 22.

11

Im dritten Kapitel werden Funktionen des Präfixes selbst und dessen

Bedeutungsgruppen im Einzelnen behandelt. Die Präfixverben werden in

lokale, temporale und aktionale Hauptgruppen klassifiziert, die nach den

Kategorien „trennbar“ und „untrennbar“ eingeteilt werden können. Es

werden dabei Beziehungen des Präfixes zu der Präposition besprochen.

Die Valenzänderung, die entsprechend der semantischen Modifizierung

häufig in Erscheinung tritt, wird durch Beispielsätze

erörtert, die Fachlexika, verschiedenen literarischen Texten und der

Presse entnommen wurden. Am Schluss des Kapitels wird eine

tabellarische Übersicht über die Bildungen mit dem Präfix beigefügt.

Damit wird der Versuch unternommen, den Bestand der Präfigierungen

mit durch- als Ganzes darzubieten.

Im vierten Kapitel werden Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst. Das

letzte Kapitel bildet das Literaturverzeichnis.

12

1. Allgemeines

1.1 Theoretische Voraussetzungen

In diesem Kapitel werden die theoretischen Standpunkte

angesprochen, die zur Beleuchtung der Ausgangssfragen dieser Arbeit

beitragen, nämlich:

1) Wann kann ein Präfix eine Präpositionalphrase ersetzen?

2) Ist das semantisch oder syntaktisch bestimmbar?

3) Welchen Einfluss hat das auf die Argumentstruktur des Ausgangs-

satzes?

Für viele Grammatiker stellt die historische Dimension einen wichtigen

Ausgangspunkt zur Rechtfertigung der Alternationsbeziehung zwischen

den Präfixverbkonstruktionen und den Präpositionalphrasen dar.14

Ihr

Augenmerk gilt Pauls (1920) und Henzens (1965) Aussagen, die dem

Präfix und der Präposition einen gleichen Ursprung nachweisen und sie

auf frühere Ortsadverbien zurückführen. Diese hatten erst im Satz

völlige Stellungsfreiheit, und ihr semantischer Inhalt bezog sich auf den

ganzen Satz. Später neigten diese Adverbien dazu, ihre Unabhängigkeit

aufzugeben und wurden entweder der Nominalgruppe als Präpositionen

oder dem Verb als Präfixe zugeordnet. Bei Paul heißt es z.B.:

14

Siehe hierzu: Lüdling, Anke (2001): On particle verbs and similar constructions in

German. Stanford: CSLI Publications, S. 117f. Siehe außerdem: Olsen, Susan (1996):

Partikelverben im deutsch – englischen Vergleich. In: Lang, E./ Ziffonun, G. (Hrsg.):

Deutsch-Typologisch. Berlin/ New York. De Gruyter Verl. S. 262. Außerdem:

Bouillon, Henri (1984): Zur deutschen Präposition “auf“. Gunter Narr Verl. Tübingen. S. 7f. und Ziffonun/Hoffmann/Strecker (1997: 2087).

13

"Die älteste Schicht der Präpositionen geht zurück auf Ortsadverbia. Diese

traten ursprünglich nur zu Verben. Stand noch ein Kasus daneben, so war

dieser eigentlich vom Verb abhängig, das Adverb diente nur zu genauerer

Bestimmung des im Allgemeinen schon durch den Kasus bezeichneten

Raumverhältnisses. Von hier aus war eine doppelte Entwicklung möglich.

Entweder schloß sich das Adv. näher an das Verbum an und so entstanden die

festen und unfesten Verbalzuss., oder das Adv. ging eine engere Verbingung

mit einem Kasus ein und wurde so zu Präposition. […] weiter sind zu dem

älteren Bestand im Ahd. noch hinzugekommen hinter, gegen, nach sowie auf

und aus, die im Got. nur als Adverbia gebraucht werden."15

Dies trifft vor allem auf 1) ab, an, auf, aus, bei, ein, nach, vor, zu und

2) durch, über, um, unter, wider zu.16

In den letzten drei Jahrzenten herrscht außerdem - was besonders in der

Nachfolge der Rezeption von Bakers (1988) Inkorporationstheorie

bemerkbar wird - ein "Syntaktisierungstrend" in der Wortbildung, der

zumindest bei einer nicht geringen Anzahl von Forschern die

Syntaxtheorie zu der fast alleinigen theoretischen Richtung innerhalb der

Wortbildung gemacht hat. So wurde und wird noch festgestellt, dass

Präfixverbkonstruktionen am ökonomischsten als das Ergebnis von auf

"Präpositional-und Verbköpfen" wirkenden syntaktischen Prozessen zu

erklären sind. Wunderlich beschreibt die Wortbildungserscheinungen

einfach so:

" (1) A local verb (position or movement verb) can take a local prefix.

This lexical rule parallels the syntax rule (2):

(2) A local verb can take a local prepositionalphrase.

Is there any systematic relationship between these Processes?

A movement verb such as intransitive gehen or transitive ziehen has, in

addition to its local meaning several idiomatic readings. One might now

presume that prefixing with a local preposition or adverb preserves the local

15 Paul (1920), zitiert nach: Lindquist, Christer (1994): Zur Entstehung von

Präpositionen im Deutschen und Schwedischen. Tübingen, S. 45f. 16 Vgl. Zeller, Jochen (1997): Particle Verbs and local domains. John Benjamins

publishing company. Amesterdam/Philadalphia. S. 5, Lüdling (200: 10).

14

meaning, i.e. prevents idiomatization. But this is obviously not the case. A

prefix verb such as intransitive eingehen, ausgehen, untergehen or transitive

aufziehen, abziehen, umziehen may be just as polysemous as the simplexverb;

however, in many cases it has only a non-local idiomatic meaning."17

Wunderlich bestätigt also den Zusammenhang zwischen dem Präfix und

der Präposition, gesteht ein, dass die letztere eine Grundlage für die

Präfixverbbildungen - besonders für die trennbaren produktiv, wie er an

einer anderen Stelle erwähnt18

- sein kann, fügt aber hinzu, dass sich

daneben auch viele idiomatische Bildungen befinden, so dass das

Verhältnis im Einzelnen nicht immer leicht durchschaubar ist. Diese

unvermeidliche Idiomatisierung ist aber durch einen weiteren Prozess

aufhebbar, nämlich die zusätzliche Präfigierung mit her- und hin-, die

eine transparente lokale Bedeutung ergibt.19

Diesem Punkt wollen wir

nicht weiter nachgehen, sondern uns den wesentlichen Prozessen

zuwenden, die die Alternation bewirken. Als Beispiele mögen uns die

folgenden Sätze dienen:

(1a) Er fährt durch den Park.

(1b) Er durchfährt den Park.

(1c) Er fährt durch.

(2a) Sie zieht ein Laken über das Bett.

(2b) Sie überzieht das Bett (mit einem Laken).

(2c) Sie zieht ein Laken über.

(1a) und (2a) enthalten ein intransitives bzw. transitives Bewegungsverb

mit einer lokalen Präpositionalphrase, (1b) und (2b) umfassen ein

untrennbares, (c) hingegen ein trennbares Präfixverb. Die

Präpositionalphrase bezeichnet eine zweistellige Relation und verfügt

daher über zwei Argumente, ein externes und ein internes Argument.

Auf unsere Beispielsätze angewandt gilt er in (1a) bzw. Laken in (2a) als

das externe Argument, Park bzw. Bett als das interne Argument der

17 Wunderlich, Dieter (1983): On the compositionality of german prefixverbs. In:

Meaning use and interpretation of language. Walter de Gruyter. Berlin/New york, S.

452. 18 Vgl. auch dazu Olsen, Susan (1995a): Über Präfix- und Partikelverbsysteme. In:

FAS Papers in Linguistics 3, S. 122. 19 Wunderlich, D. (1985): Raum, Zeit und das Lexikon. in: Schweizer, Harro (Hg.),

Sprache und Raum. Stuttgart, S. 81f.

15

Präposition durch bzw. über. Bei der Bildung der untrennbaren

Präfixverben kommt es vor allem zu einer systematischen

Argumentrestrukturierung. Das interne Argument der Präpositional-

relation wird in das Simplexverb integriert. Konsequenz dieser

Kombinationsart liegt darin, dass die Präpositionalphrase mit durch und

über zum direkten Objekt des Präfixverbs wird. Das ursprünglich direkte

Objekt (Bett) – selbstverständlich im Falle der transitiven

Simplexverben - verliert dabei seinen Status als direktes Objekt und

wird verdrängt. Es kann durch die Präposition mit angeschlossen

werden. Man spricht in diesem Fall von Argumentvererbung, d.h das

interne Argument der Relation wird auf das neue Verb vererbt.20

Der

ganze Prozess lässt sich mittels funktionaler Komposition

(= Inkorporierung einer zweistelligen Präpositionalrelation in die

Verbbedeutung) erklären.21

Semantisch gesehen verbindet sich mit diesem Prozess eine holistische

Interpretation, d.h. das lokale Objekt wird als Ganzes von der Handlung

betroffen. Das ist erkennbar an den Beispielsätzen (1a) und (1b), die aus

Wunderlich stammen und die er wie folgt interpretiert:

In (1a) " it may be any section of a path", in (1b) dagegen " it must be a

maximal path, i.e., a path that intersects a relevant part of the park", "

the way the person traces is included in the set of paths which lie fully

inside the park."22

Diese Auffassung teilt Olsen mit Wunderlich. Sie zeigt, dass die

Bewegungsverben mit Präpositionalphrase eine neutrale Gewichtung im

Verhältnis des modalen und vitalen Aspektes aufweisen. Das Verb selbst

denotiert den Bewegungsmodus (fahr / zieh), während seine direktionale

Ausrichtung durch die Präpositionalphrase ergänzt wird. So denotiert die

direktionale Präposition in (2a) z.B. eine Relation, die darin besteht, dass

das externe Argument innerhalb der über-Region des internen

Arguments lokalisiert wird. Aus der Inkorporierung der lokalen

Präposition in das Bewegungsverb resultiert eine "Fokussierung" des

20 Vgl. Olsen, Susan (1996a): Pleonastische Direktionale. In: Harras, Gisela/ Bierwisch,

Manfred (Hgg.): Wenn die Semantik arbeitet: Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag.

Tübingen: Niemeyer, S. 309; Wunderlich, D. (1984): Zur Syntax der

Präpositionalphrasen im Deutschen. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 3, S. 95,

Wunderlich (1983: 83). 21 Vgl. Olsen (1996: 266).

22 Wunderlich (1983: 459).

16

vitalen und eine entsprechende Abschwächung des modalen Aspektes.23

Bei den trennbaren Präfixverben geht es aber – laut Olsen – umgekehrt,

d.h. der modale Aspekt übertrifft den vitalen. Das ist auf eine andere

Integrationsart der Präpositionalrelation in die Verbbedeutung

zurückzuführen. Hier geht es nicht um Argumentvererbung, sondern um

Argumentsättigung: Das Präfix ersetzt eine ganze Präpositionalphrase

und reduziert somit die Argumentstruktur des Verbs um eine Stelle. Aus

zweistelligem fahren wird einstelliges durchfahren, aus dreistelligem

ziehen wird zweistelliges überziehen. Das externe Argument der

Präposition bleibt erhalten, das interne aber implizit. Dieser Prozess lässt

sich mit Hilfe der funktionalen Applikation (= Inkorporierung einer

einstelligen Präpositionalrelation in die Verbbedeutung) illustrieren.24

Semantisch ist das implizite Argument stereotypisch, aus dem Kontext

erschließbar, und das gilt als Voraussetzung für Substituierung der

Präpositionalphrase durch das trennbare Präfixverb.25

Dieses ist daher

nur dann ein gültiger Ersatz, wenn es in einem eindeutigen Kontext

völlständige Information bietet. Ist das nicht der Fall, so muss eine mit

der Präfixbedeutung kongruente, vollständige Präpositionalphrase

eingeführt werden, die das bei der Präfigierung implizit gelassene

Argument "explizit-syntaktisch" zum Ausdruck bringt26

, vgl. z.B.:

(3) Sie band sich eine Schürze um. (um ihre Taille)

(4) Der Schuster legt ihm neue Sohlen ein. (in die Schuhe)

23 Vgl. Olsen (1996a: 314).

24 Vgl. Olsen, Susan (1997): Zum Status der Kategorie Verbpartikel. In: Beiträge zur

Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 119, S. 10, Olsen (1995a: 129),

Wunderlich (1984: 95), Zeller (1997: 154), Lüdling (2001: 29). 25 Olsen weist in diesem Zusammenhang auf Wunderlichs wichtige Beobachtung hin,

die kurz besagt, dass die Form des Verbs von der Stereotypizität des präpositionalen

Komplementes abhängt. Von Präpositionen mit stereotypischen Komplementen werden

trennbare Präfixverben gebildet. Bei nichtstereotypischen Präpositionalkomplementen

ist dagegen die Bildung der untrennbaren Präfixverben möglich. Vgl.:

1) Der Rhein flutet über seine Ufer. 2) Der Rhein flutet über die Felder/die Straßen.

3) Der Rhein flutet über.

4) Der Rhein überflutet die Felder/ die Straßen.

5) * Der Rhein überflutet seine Ufer.

Die Präposition über in (1) enthält ein stereotypisches Komplement. Pragmatisch

gesehen ist dieses aber in (2) weniger erwartbar. Aus (1) ergibt sich daher das trennbare

Präfixverb in (3), aus (2) das untrennbare in (4). Das untrenbare Präfixverb in (5) ist

aber unakzeptabel.

26 Vgl. Olsen (1996: 268).

17

(5) Sie legt das Blatt (auf den Kopierer) auf .27

(6) Sie leimte die abgebrochenen Figuren wieder (in die Vase) ein.

Andererseits kann das implizite Argument der Präposition als

Dativobjekt des Verbs auftauchen, vgl.:

(7) Sie wickelte eine breite Schärpe um die Puppe.

(7a) Sie wickelte der Puppe eine breite Schärpe um.

Diese Explizierungsmöglichkeit kommt aber nicht häufig vor. Sie

unterliegt starken Beschränkungen, die ganz offensichtlich mit

Restriktionen des Gebrauchs vom Dativ als Kasus zusammenhängen28

,

vgl.:

(8) Sie legen Blumen um das Grab.

(8a) *Sie legen dem Grab Blumen um.

Zusammenfassend erklärt Olsen den Unterschied zwischen den

untrennbaren und trennbaren Verben einfach mit den Worten:

"Wird in einer bestimmten Situation eine präpositionale Relation gewählt, die

als internes Argument ein semantisch nicht prädiktables Denotat hat, so wird

diese Relation in ihrer vollständigen Ausführung mittels funktionaler

Komposition in die Verbbedeutung integriert. Funktionale Komposition

bewirkt, dass das interne Argument der Relation auf das neue Verb vererbt

[…]. Auf diese Weise entsteht ein Präfixverb. Deckt sich andererseits der

Inhalt der internen Stelle der präpositionalen Relation mit einer Informtion, die

entweder der verbalen Bedeutung oder aber der pragmatischen Situation

entnommen werden kann, so wird diese Stelle ihrer Redundanz wegen im

27 Wie in der Einleitung geklärt wurde, handelt es sich in diesen Beispielsätzen um

semantisch ambige Sätze. Das zweite Vorkommen von durch ist von den Grammatikern

unterschiedlich interpretiert. Es könnte entweder ein trennbares Präfix sein oder eine

Präposition, die innerhalb einer komplexen Präpositionalphrase in einer adverbiellen

Funktion erscheint, vgl. Olsen, Susan (1998): Verbpartikel oder Adverb? In: Rehbein,

Joachim Redder, Angelika (Hgg.): Mentale Prozesse und Grammatik. Tübingen:

Niemeyer, S. 224, Andresen, Henriette/Bahr, Joachim (1977): Laufen + ... durch oder

durchlaufen? In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 5, S. 218f., Olsen (1997:1f.).

Im dritten Kapitel wird diese Problematik detailliert erörtert.

28 Vgl. Olsen (1996: 272).

18

Lexikon existentiell geschlossen mit der Folge, dass sie nicht vererbt wird. In

diesem Fall wird ein Partikelverb abgeleitet."29

Mit den beiden Prozessen versuchen die Grammatiker eine produktive

Regularität für die komplexen Verbbildungen zu skizzieren. Es muss

aber betont werden, dass sie nicht auf alle Fälle im Deutschen

zutreffen.30

Sie finden - wie später bei detailierter Behandlung des

Präfixes durch- geklärt wird - beschränkte Verwendung. Vgl.:

(9) Sie setzten einen Marmorblock unter die Büste.

(9a) * Sie untersetzten die Büste mit einem Marmorblock.

(9b) Der Wald ist mit Sträuchern untersetzt. (idiomatisch)

(10) Die Äpfel sind vom Baum gefallen.

(10a) Die Äpfel sind abgefallen.

(11) Die Puppe ist vom Schrank gefallen.

(11a) * Die Puppe ist abgefallen.

Man bemerkt, dass diese Prozesse die Fälle nicht berücksichtigen, in

denen sich die trennbaren und untrennbaren Verben syntaktisch nicht

unterscheiden lassen, vgl.:

(12) Er bohrt die Wand durch.

(12a) Er durchbohrt die Wand.

29 Olsen (1996: 273f.).

30 Vgl. oben S.12f.

19

1.2 Klassifizierung der Präpositionen im Deutschen

1.2.1 Kurzer Überblick

Historisch geht der Terminus “Präpositon” auf das lateinische

Wort “prae-positio” zu lat. “prae-ponere” zurück.31

Dieses bedeutet

soviel wie “voranstellen, voransetzen”. Es nimmt also Bezug auf die

Position der Präposition, bietet jedoch keine genauen Angaben in

diesem Zusammenhang, denn die Präpositionen können nicht nur vor,

sondern auch hinter ihren Bezugswörtern oder wie eine Klammer um

sie herum stehen.

Die Präpositionen verfügen über zahlreiche morphologische,

syntaktische und semantische Eigenschaften, die dieser Wortart gewisse

Charakteristika verleihen. Präpositionen wie z.B. aus, durch, nach,

aufgrund, betreffs, dank, ungeachtet stellen nicht flektierende und nicht

satzgliedfähige Ausdrücke dar, die – auch entsprechend ihrer Funktion

als Wortart innerhalb der Fügewörter – Gegenstände oder Sachverhalte

in eine spezifische inhaltliche Beziehung zueinander setzen, z.B. eine

räumliche (die Blumenbank vor dem Fenster), kausale (zitternd vor

Angst), zeitliche (vor einigen Jahren gestorben sein) u.a.32

Im

Unterschied zu anderen Varianten der Fügewörter (Konjunktionen)

stellen die Präpositionen hingegen Kasusforderungen an ihre

Bezugswörter (Ausnahme: Präpositionen ohne Kasus) .33

31

Vgl. Duden-Herkunftswörterbuch (2001) Bd. 7, S. 626. 32

Es herrscht jedoch noch Unklarheit über die Fälle mit Präpositionalobjekten. Das

Verhältnis, das die Präposition bei solchen Objekten bezeichnet, bleibt undeterminiert.

Viele Grammatiker sprechen der Präposition in diesem Fall den semantischen Wert

völlig ab. Ihrer Auffassung gemäß sei die Präposition nicht mehr als lexikalische

Einheit mit eigener Bedeutung, sondern nur als “Präpositionalkasus” wahrzunehmen

(vgl. hierzu Duden-Grammatik (1998:383), Eisenberg (1999:190ff.), Engelen (1975:95),

Schröder (1986:18ff). Bouillon (1984:91) ging aber von der Annahme aus, dass die

Okkurenz der Präposition nach den sie fixierten Elementen (Verb, Substantiv, Adjektiv)

nicht willkürlich ist. “Die Präposition wiederholt oder spezifiziert in diesem Fall eine

Bedeutung, die schon im Verb, Adjektiv oder Substantiv vorhanden ist.” Faisa Abd Er

Rahman (1986:18) vertritt einen ähnlichen Standpunkt, gibt aber manchen

Präpositionalobjekten einen Adverbialcharakter. 33

Näheres zu Unterschieden zwischen Präpositionen und Konjunktionen, siehe: Di

Meola, Claudio (2000): Die Grammatikalisierung deutscher Präpositionen. Stauffenburg

Verl. Tübingen, S. 36f und 52ff, Helbig/Buscha (200: 351), Bouillon (1984: 5f.).

20

Aufgrund dieser Kriterien werden im Folgenden die verschiedenen

syntaktischen und semantischen Funktionen der Präpositionen

detailliert besprochen. Da Entstehung und Entwicklung dieser

Wortklasse meist syntaktisch und semantisch wirken34

, wird erst auf

Wortstruktur der Präpositionen hingewiesen.

1.2.2 Morpho- syntaktischer Aspekt

1.2.2.1 Bestand der Präpositionen

Die Präpositionen bilden keine homogene, völlig

abgeschlossene Klasse. Es wird jedoch gewöhnlich zwischen zwei

Gruppen unterschieden:

1) den älteren Präpositionen, die den Kernbestand der Klasse bilden.

Dazu gehören ab, an, auf, aus, bei, bis, durch, für, gegen, hinter, in,

mit, nach, neben, ohne, seit, um, unter, von, vor, zu und zwischen.

Historisch gehen diese Präpositionen auf Adverbien, meist auf lokale

Adverbien zurück. So haben das Adverb vorn und die Präposition vor

gemeinsam die Adverbialwurzel forna des Ahd. Aus den alten

Adverbien entwickelt sich meistens - wie bereits gesagt - auch eine

gleichlautende Verbpartikel35

, so haben wir z.B. Sie legt Futter vor das

Tier neben Sie legt dem Tier Futter vor; Er schlägt ihm die Zähne aus

dem Mund neben Er schlägt ihm die Zähne aus usw. Dadurch trägt die

Austauschbarkeit der Simplex- und Präfixverben größtenteils zur

Erweiterung des deutschen Sprachgebrauchs bei. Unter 1.1 wurde dies

ausführlicher besprochen.36

2) den jüngeren Präpositionen, die den festen Bestand der älteren

Präpositionen erweitern durch bestimmte Grammatikalisierungs- und

Wortbildungsverfahren. Dabei handelt es sich um:

34

Mansour, Mohammed Ahmed (1982): Zu semantischen und syntaktischen Problemen

der Präpositionen im Deutschunterricht für Araber. Unter besonderer Berücksichtigung

der lokalen Präpositionen (Unveröffentlichte Magisterarbeit). Kairo, S. 13. 35

Vgl. Duden-Grammatik (1998: 375), Eisenberg (1999: 190), Mansour (1982:14ff.). 36

Vgl. auch unten S. 44ff.

21

a) Klassenübertritte, d.h. Übergang anderer Wortarten (Substantive,

Verben) in die Klasse der Präpositionen, z.B. Päpositionen aus Nomina

(dank, kraft, laut), aus Adjektiven (gleich, unweit) und aus Partizipien

(ausgenommen, ungeachtet, entsprechend, während);

b) Ableitungen von Wörtern anderer Wortarten (vor allem mit Suffix –s

oder –lich), z.B. mittels, namens, zwecks, abzüglich, anlässlich,

hinsichtlich;

c) Zusammensetzungen aus Präposition + Substantiv, z.B. anstelle,

aufgrund, infolge, mithilfe, zufolge. Einige Zusammensetzungen kommen

jedoch auch als Wortgruppen vor: an Stelle, auf Grund, mit Hilfe;

d) Präpositionalphrasen, z.B. in der Nähe, in Bezug auf, im Gegensatz

zu, zum Zwecke.37

Dabei unterscheidet man solche Präpositionalphrasen,

die aus Präposition + Nominalphrase + Präposition, z.B. im Gegensatz

zu, mit Rüchsicht auf, und die aus Präposition + Nominalphrase wie zum

Zwecke, in Form (von) bestehen. Wie an dem letztgenannten Beispiel zu

sehen ist, kann die zweite Gruppe in Kombination mit von +

Nominalphrase als Genitivsatz erscheint.

Angesichts der Unterschiedlichkeit in der Wortstruktur verhalten sich die

Präpositionen der älteren und jüngeren Schicht syntaktisch auch

unterschiedlich:

a) Präpositionen der älteren Schicht regieren gewöhnlich den Akkusativ

oder den Dativ bzw. die beiden Kasus, Genitivrektion ist hingegen

typisch für die jüngeren Präpositionen.

b) Die älteren Präpositionen kommen in Präpositionalphrasen (PP) als

Adverbial, Objekt und Attribut, die jüngeren nur in Adverbialen und

Attributen vor.38

Bei Funktionsverbgefügen treten fast nur die älteren

Präpositionen auf, vor allem in und zu, in ganz wenigen Fällen auch an,

auf, unter und außerdem.39

Ähnliches gilt auch für das Prädikativum, bei

37 Hier wäre zu beachten, dass sich die Präpositionsartigen Präpositionalphrasen von

den freien syntaktischen Kombinationen erheblich unterscheiden. Bei ihnen fehlt in der

Regel die Möglichkeit der Variation eines Gliedes (im /*beim Lauf vs. im / beim

Langstreckenlauf) und die Möglichkeit der attributiven Erweiterung (*im Späten Lauf

vs. im späten Langstreckenlauf). Näheres dazu siehe Di Meola (2000: 28: 103f.). 38

Vgl. Eisenberg (1999: 189f.), Schröder (1986: 19), Helbig/ Buscha (2001: 354f.). 39

Vgl. Eisenberg (1999: 197).

22

dem sich die Präpositionen zu, in, und für durchsetzen. Von den jüngeren

Präpositionen tritt fast nur als auf.

c) Unterschiedlich verhalten sich auch die beiden Gruppen beim Bilden

der Verschmelzungen. Im Gegensatz zu den jüngeren Präpositionen

können manche Präpositionen der älteren Schicht so gut mit den

bestimmten Artikelformen dem, der, den, das zu einer Einheit

verschmelzen, z.B. am, vom, zur, hintern, übern, ans, durchs, ums.40

Das gilt also nur bei den beiden Kasus Akkusativ und Dativ Singular,

niemals bei dem Genitiv41

, z.B.:

(1) Sie sitzt im tiefroten Samtsessel ihrer Presseagentur.

(2) Die Falter fliegen ums Licht.

Diese Verschmelzungsformen lassen sich vielmehr durch “in dem” und

“um das” ersetzen. Es ergibt sich daraus häufig eine inhaltliche Nuance,

denn die analytische Form “hat dann stark demonstrative Kraft und weist

auf etwas ganz Bestimmtes hin, das durch einen Gliedsatz näher erläutert

wird und somit identifiziert ist”42

, z.B.:

(3) Und so muss es auch im Dorf gewesen sein

40 Man sollte aber zugeben, dass es noch in den deutschen Grammatiken Uneinigkeit

darüber gibt, ob sich die Präposition nur mit dem bestimmten Artikel verschmelzt.

Eisenberg z.B. lässt neben dem bestimmten Artikel auch den unbestimmten zu. Er führt

aus (1999): "Man solle also die Verschmelzung nicht auf den bestimmten Artikel allein,

sondern auch auf den unbestimmten Artikel beziehen. Beide Artikel unterscheiden sich

im Dat[iv] und Akk[usativ] des Sg hinsichtlich des Austauschs nicht. Am kann daher

ebensogut aus an dem wie aus einem entstanden gedacht werden […]. Dies könnte sehr

wohl der Grund dafür sein, dass der semantische Unterschied zwischen bestimmtem und

unbestimmtem Artikel bei den Verschmelzungen teilweise neutralisiert ist."

Eine ähnliche Position nimmt auch die Duden-Grammatik ein. Zwar lässt sie

durchgängig nur den bestimmten Artikel als Bestandteil von Verschmelzungen zu. An

einer Stelle wird jedoch erklärt, dass unter Umständen auch der unbestimmte Artikel an

der Verschmelzung teilhat. So heißt es (1998:): "In der Verschmelzung kann der

bestimmte Artikel dem unbestimmten Artikel inhaltlich nahe stehen oder Allgemeines

ausdrücken: jemanden zum Künstler ( = zu einem Künstler) ausbilden; jemanden zum

Mannschaftskapitän bestimmten; im Krieg ( = in einem Krieg) […]." 41

Vgl. Eisenberg (1999: 197ff.). 42

Mansour, Mohammed A (1988): Kontrastive Analyse der lokalen und temporalen

Präpositionen im Deutschen und Arabischen. Diss., S. 16.

23

(4) Und so muss es auch gewesen sein, in dem Dorf nahe

Bremen, in dem die Riemann aufgewachsen ist.

In vielen Fällen - vor allem bei dem Superlativ und den Verlaufsformen

des Verbs - ist die Verschmelzung nicht mehr auflösbar 43

, z.B.:

(5) Es wäre am besten, wenn er gleich käme.

(6) Das Essen ist am Kochen.

(7) Man muss im Übrigen kein Prophet sein, um

vorherzusagen, dass…

Wie von vielen Grammatikern festgestellt ist, geht es in solchen Fällen

allgemein um ”die Formen, die aus syntaktisch und phonetisch

ursprünglich selbständigen Einheiten – Präpositionen einerseits, Formen

des bestimmten Artikels andererseits – infolge unmittelbarer

Nachbarschaft im Satzzusammenhang entstanden sind und aufgrund ihrer

lautlichen Realisierung als einheitliche neue Formen betrachtet werden

können.”44

1.2.2.2. Stellung der Präpositionen

Wie oben bereits ausgeführt, trifft die ursprüngliche

Bezeichnung “Voranstellung” nur bedingt zu, denn nach der Position der

Präpositionen kann man folgende vier Stellungstypen unterscheiden:

1) Präposition: Dabei steht die Präposition nur vor dem Bezugswort, das

ein Substantiv, Pronomen, Adjektiv oder Adverb – manchmal auch eine

Präpositionalphrase - sein kann, z.B.:

(8) Die bittere Erfahrung so vieler bewaffneter Konflikte auf

diesem Kontinent prägte unsere kollektive Erinnerung.

(9) ...hinter ihr ein strahlender Münchner

Frühlingstag.

43

Näheres dazu, siehe Duden-Grammatik (1998: 324f.), Eisenberg (1999: 197ff.). 44

Schaub (1979: 63), zitiert nach: Mansour (1988:16).

24

(10) Geh bitte nach ganz vorne!

(11) Die Wohnung ist jetzt bis auf die Küche vorgerichtet.

2) Postposition: Die Präposition wird obligatorisch nachgestellt. Dies

gilt für halber, lang, zuliebe und zuwider, z.B.:

(12) Des schlechten Wetters halber muss die Vorstellung ausfallen.

(13) Er betrat dem Verbot zuwider die Baustelle.

Postpositionen fordern notwendigerweise das Vorhandensein eines

substantivischen Gliedes.

3) Ambiposition, d.h. die Präposition kann prä- oder postponiert (voran-

oder nachgestellt) werden. Hier trifft es auch auf wenige Präpositionen zu

wie entlang, entsprechend, gemäß, gegenüber, nach, über, wegen und

zufolge45

:

(14) Letzten Meldungen zufolge ist er verunglückt.

(15) Zufolge letzter Meldungen ist er verunglückt.

(16) Nach den wilden Jahren des ungezügelten Turbo-Kapitalismus

ist die Zeit reif für Neu-Orientierung.

(17) Seinem Wesen nach ist er eher ruhig als lebhaft.

Betrachtet man jedes Beispielpaar näher, so stellt man fest, dass mit dem

Stellungswechsel die Rektion oder die Bedeutung der Präposition

variieren kann.46

In (14) wird zufolge mit Dativ nachgestellt und in (15)

mit Genitiv vorangestellt. In (16) kommt nach in Voranstellung mit

temporaler Bedeutung vor, in (17) wird es hingegen nachgestellt und im

Sinne von “entsprechend, gemäß” gebraucht .

45 Zu ausfühlicher Darstellung der Ambipositionen, siehe: Di Meola (2000: 136ff.).

46 Vgl. Ziffonun/Hoffmann/ Strecker (1997: 2084), Di Meola (2000: 153).

25

4) Zirkumposition, bei der zwei Präpositionen das Bezugswort

umschließen. Hierher gehören an…statt, um…willen, von… an (bzw.

von…ab/ aus/ auf/ wegen)47

, zu…Gunsten48

, z.B.:

(18) Um des lieben Friedens willen paktierte er mit

diesem Unternehmen.

(19) Von Anfang an hatte Caroline Link nie Angst

vor solchen Szenen.

1.2.2.3. Kasusrektion der Präpositionen

Syntaktisch gesehen haben die Präpositionen keine

Satzgliedfunktion. Sie treten in Verbindung mit einem Substantiv oder

Pronomen auf und bilden mit ihm zusammen eine Präpositionalphrase

(PP), in der die Präposition als “syntaktischer Kopf” das Nomen

hinsichtlich Kasus regiert.49

Die Mehrzahl der Präpositionen regiert

genau einen Kasus, der entweder Akkusativ, Dativ oder Genitiv sein

kann. Andere regieren zwei oder - selten - drei Kasus. Bei wenigen

Präpositionen ist die Rektion nicht mehr erkennbar. Betrachten wir die

folgenden Beispiele:

1) Präpositionen mit Akkusativ: bis , durch, für, gegen, je, ohne, per,

pro, um, via, wider, z.B.:

(20) Deswegen ist sie nun eine Symbolfigur für die

deutsche Filmszene.

47

Hier müsste man die zweiteilige präpositionale Form stark abgrenzen gegenüber den

Fällen, wo nach Substantiven mit Präposition Adverbien aus her- / hin- + Präposition

stehen. Diese Adverbien treten nur fakultativ auf und bilden keine semantische Einheit

mit der Präposition vor dem Sunstantiv, sondern intensivieren oder spezifizieren nur

deren Bedeutung. Sie können auch als trennbare erste Teile des Verbs angesehen

werden. Vgl. Helbig/Buscha (2001: 310ff.: 357). 48 Bei manchen Bildungen wie z.B. an …statt und von ...wegen alternieren Zirkum- und

Prästellung (an …statt/ anstatt; von…wegen/ von wegen), vgl. dazu Di Meola

(2000: 114f.). 49

Vgl. Eisenberg (1999: 188).

26

2) Präpositionen mit Dativ: aus, bei, binnen, dank50

, entgegen,

gegenüber, gemäß, mit, mitsamt, nach, seit, von, zu, zuliebe:

(21) Auch “Pünktchen und Anton”, der aus ihrer Liebe

zu Kinderfilmen entstand, wurde sehr erfolgreich.

3) Präpositionen mit Genitiv: abseits, abzüglich, anfangs, angesichts,

anhand, anlässlich, anstatt, anstelle, außerhalb, betreffs, bezüglich,

einschließlich, hinsichtlich, infolge, inclusive, inmitten, innerhalb, kraft,

laut, mangels, mittels, namens, oberhalb, seitlich, statt, trotz,

um….willen, ungeachtet, unterhalb, vorbehaltlich, während, wegen,

zugunsten, zuzüglich, zwecks u.a. z.B.:

(22) Ungeachtet wiederholter Mahnungen hat er

nichts unternommen.

Der Genitiv als regierter Kasus kann in bestimmten Fällen ersetzt werden

durch eine Präpositionalgruppe mit von (außerhalb von Berlin; westlich

vom Rhein) oder durch den Dativ besonders dort, wo die Genitivform

nicht ausreichend markiert ist. Dies gilt beispielsweise, wenn das regierte

Nomen im Plural ohne Artikel oder Adjektiv auftritt: *trotz Einwände

(richtig: trotz Einwänden), oder wenn zwei Nomen im Genitiv Singular

nebeneinander stehen: *während meines Freundes Hierseins; statt Peters

neuen Wagens (richtig: während meines Freundes Hiersein; statt Peters

neuem Wagen). Der Kasuswechsel ist somit morphologisch-strukturell

bedingt. Bei laut, während und wegen handelt es sich dagegen um

stilistische Variation .51

4) Präpositionen mit Dativ oder Akkusativ: an, auf, hinter, in, neben,

über, unter, vor, zwischen:

(23) Das Auto stand vor dem Haus.

(23a) Er stellte das Auto vor das Haus.

50

Binnen kann daneben mit dem Genitiv gebraucht werden. Das ist aber selten und

stilistisch als gehoben angesehen. Im Singular kann dank auch den Genitiv

heranziehen, z.B. Dank des Computers läuft alles hier bestens. Im Plural steht fast nur

der Genitiv: Dank detaillierter Zeugenaussagen wurde er gefasst. Vgl. Duden-

Stilwörterbuch (1988: 187). 51

Näheres dazu, siehe Duden- Grammatik (1998: 387f.), Ziffonun (1997: 2087),

Mansour (1988: 17).

27

(24) Der Topf stand auf dem Herd.

(24a) Sie stellte den Topf auf den Herd.

In diesen Fällen handelt es sich hauptsächlich um semantisch bedingten

Wechsel.52

Je nach Kasusunterschied können diese Präpositionen

statische und dynamische Verhältnisse im lokalen Bereich stark

ausdrücken. Nach Duden heißt es allgemein: “Der Dativ wird gebraucht,

wenn das Verbleiben in einem Raum, das Beharren an einem Ort oder

allgemein die Lage gekennzeichnet wird. Der Akkusativ wird gebraucht,

wenn ein Raum oder eine Ortsveränderung, eine Bewegung, Erstreckung

oder Richtung gekennzeichnet wird.”53

Hier sehen wir schon, dass das

Verb den Fall steuert, mit dem die Präposition jeweils verbunden wird.

Verben wie stehen, sitzen, liegen z.B. verlangen den Dativ

(Frage: Wo?), mit Verben wie stellen, setzen, legen, bringen ist dagegen

der Akkusativ (Frage: wohin?) benötigt.

So einfach ist das aber nicht immer. Verben, die eine Bewegung

ausdrücken, lassen jedoch auch den Dativ zu. Man nimmt hierbei an,

dass die direktionale Verwendung als das Anstreben oder

Zustandekommen eines statischen Zustandes beschrieben werden kann.

Dieser Zustand liegt auf dem Weg eines sich bewegenden Gegenstandes.

Der semantische Unterschied zwischen der statischen und der

direktionalen Verwendung besteht also darin, dass im ersten Fall die

Lokalisierung für alle Phasen eines Geschehens gilt, während eine

Lokalisierung im zweiten Fall die Abschlussphase eines Geschehens

bildet:

(25) Er läuft auf dem Sportplatz.

(25a) Er läuft auf den Sportplatz.

(26) Das Flugzeug flog über der Stadt.

(26a) Das Flugzeug flog über die Stadt.

Um die Sache klarer zu machen, analysieren wir das erste Beispielpaar.

In (25) wird ausgedrückt, dass ein durch laufen bezeichnetes Geschehen

auf einem Sportplatz stattfindet. Die Person, von der die Rede ist,

befindet sich während des gesamten Verlaufs des Geschehens an dem

angegebenen Ort. In (25a) ändert sich aber der Ort der Person im Verlauf

52 Vgl. Di Meola (2000: 155).

53 Duden Grammatik (1998: 394).

28

des Geschehens, sie befindet sich zu Beginn des Geschehens noch nicht

auf dem Sportplatz.54

Das zweite Beispielpaar können wir

folgendermaßen darstellen55

( Abb.1):

Diese Analyse beruht in erster Linie auf Herwegs Überlegungen. Er führt

aus: "Fasst man den Weg, den ein Objekt in einer Fortbewegung zurücklegt, als

zeitlich geordnete Folge von Regionen auf, in denen das Objekt zu den

unterschiedlichen Zeiten des Fortbewegungsereignisses lokalisiert werden kann,

so unterscheidet sich die direktionale Variante einer Präposition von ihrer

lokalen nur in bezug auf die Zeit, für die das Objekt in der Region lokalisiert

wird, die die Präpositionalphrase spezifiziert. Während in lokalen

Konstruktionen LO für die gesamte betrachtete Zeit in der betreffenden Region

lokalisiert wird, machen direktionale Konstruktionen nur eine Aussage über die

Raumpositionen, die das sich bewegende bzw. bewegte Objekt zu bestimmten

Zeitabschnitten des Ereignisses, also zu Beginn (mittels der

Ursprüngspräpositionen aus, von), im Verlauf (mittels Pfadpräpostionen wie

durch, um, entlang) oder, wie im Fall der Zielpräpositionen, zum Abschluss der

Fortbewegung erreichen."56

Das stimmt in gewissem Maß mit Leys Auffassung überein, die davon

ausgeht, dass im Falle eines bestehenden Verhältnisses die

Wechselpräposition mit dem Dativ konstruiert wird, im Falle eines

entstehenden Verhältnisses mit dem Akkusativ.57

Claudia Di Meola führt

aber eine neue Betrachtungsweise ein und behauptet, "dass der Unterschied

54

Vgl. Motch (1999: 79), Ziffonun (1997: 2105), Eisenberg (1999: 191), Wunderlich

(1985: 77ff.), Schröder (1978: 11). 55 Siehe dazu: Serra-Borneto, Carlo: Two-ways prepositions in German: Image and

constraints. In: Verspoor, Marjolijin/ Dong Lee, Kee (1997): Lexical and syntactical

construction of meaning. John Benjamins publishing company. Amesterdam, S. 190. 56 Herweg, Michael (1988): Zur Semantik einiger lokaler Präpositionen des Deutschen.

Überlegungen zur Theorie der lexikalischen Semantik am Beispiel von "in", "an", "bei"

und "auf". LILOG-Report 21. Stuttgart, S. 9. 57 Vgl. Di Meola (2000: 156).

Das Flugzeug flog über der Stadt.

Das Flugzeug flog über die Stadt.

29

bei der Kasusverwendung in der Hervorhebung jeweils bestimmter Aspekte der

räumlichen Konfiguration besteht: In den Akkusativ-Konstruktionen ist die

Bewegung des lokalisierten Objektes im Vordergrund, in den Dativ-

Konstruktionen die Position des lokalisierten Objektes am Ende der

Bewegung."58

5) Präpositionen mit Akkusativ, Dativ oder Genitiv: entlang, außer, z.B.:

(27) Den Fluss entlang standen viele Bäume.

(28) Entlang dem Weg / des Weges läuft ein Zaun.

(29) Man hörte nichts außer dem Ticken der Uhr.

(30) Er stellte es außer jeden Zweifel.

(31) Er behauptet, dass er außer Landes gegangen sei.

Wie aus den Beispielen hervorgeht, verändert sich die Rektion von

entlang je nach der Stellung. Bei Prästellung regiert es den Dativ, bei

Poststellung wird hingegen der Akkusativ vorgezogen (vgl. oben

Ambiposition); der Genitiv in Prästellung ist selten gebräuchlich und fast

nur auf das österreichische bzw. süddeutsche Sprachgebiet beschränkt.59

Außer wird typischerweise als dativregierende Präposition verwendet.

Bei manchen Bewegungsverben taucht der Akkusativ auf, in festen

Verbindungen (außer Landes) der Genitiv. Nach Duden-Stilwörterbuch

ist letzter Fall stilistisch veraltet.60

6) Präpositionen ohne Kasus: Hier unterscheiden Helbig/Buscha

(2001:387f.) zwischen den folgenden Fällen:

a) die Präposition fordert keinen bestimmten Kasus. Das ist z.B. der Fall

mit als und wie:

58 Di Meola (2000: 157).

59 Vgl. Duden-Grammatik (1998: 388), Mansour (1988: 18).

60 Näheres dazu, siehe auch Di Meola (2000: 47f.).

30

(32) Er wird als fähiger Mitarbeiter geschätzt.

(33) Sie trugen ihn als Verletzten vom Sportplatz.

(34) Er liebte sie wie ein Sohn.

(35) Sie liebt ihn wie einen Sohn.

Die mit der P verbundenen Wörter decken sich hier syntaktisch mit ihren

Bezugswörtern.61

Kasuszuweisung über das Subjekt liegt vor in (32) und

(34); in (33) und (35) richtet sich aber der Kasus der PP nach dem

akkusativischen Komplement. Es handelt sich hier nicht um einen festen

Nominativ oder Akkusativ, sondern um eine Art Kongruenz. Nach vielen

Grammatikern entziehen sich sowohl als als auch wie einer klaren

Einordnung in die Klasse der Präpositionen62

;

b) Kasusregierende Präpositionen, die ihren Kasus nicht festhalten

können, und zwar:

- wenn die Präpositionen sich mit Adjektiven, Adverbien oder

Eigennamen verbinden:

(36) Sie hatte es nicht für ratsam gehalten.

(37) Das Zimmer ist seit gestern reserviert.

(38) Diese Maschine fliegt nach New York.

- wenn zwei Präpositionen nebeneinander stehen (vgl. oben

Präpositionen mit Genitiv):

(39) Ich begleite dich bis ans Ende der Welt.

(40) Seit nach dem Krieg sind die diplomatischen

Beziehungen zu diesem Staat abgebrochen.

61 Vgl. Heringer, Hans Jürgen (1996): Deutsche Syntax dependentiell. Stauffenurg

Verl. Tübungen, S.138f. 62 Heringer versucht auch, Elemente wie als, wie, pro, per von den Präpositionen stark

abzugrenzen. Sie werden einer neuen Kategorie zugeordnet, die er selbst Äquationen

genannt hat und die – seiner Auffassung nach – in ihrer Grundfunktion erst einmal der

Präposition-Regel sehr ähnlich scheint, doch im Gegensatz zu Präpositionen keine

Kasus regieren, der Terminus "Äquation" soll übrigens auf die syntaktische

Kasuskongruenz mit dem Bezugswort hinweisen.

31

In den beiden Beispielsätzen geht die Rektion aus von der zweiten

Präposition, nämlich an bzw. nach Die Präpositionen bis und seit werden

in ihrer gewöhnlichen Bedeutung eingesetzt. Von der Semantik her geht

es anders mit über und unter:

(41) Die deutsche Volkswirtschaft hat seit über fünf Jahren

ihre Stellung auf dem Weltmarkt deutlich ausbauen

können.

Im Unterschied zu dem vorigen Beispiel ist die Dativrektion von der

ersten Präposition abhängig. Bei über handelt es sich nicht um eine

Präposition, sondern um einen Modifikator, eine Gradpartikel für die

innere Präposition.63

Über kann in diesem Fall wegfallen oder durch

“etwa”, “zirka” substituiert werden.64

1.2.2.4 Syntaktische Funktionen der Präpositional-

phrasen

Im Deutschen kommen Präpositionalphrasen (PP) in dreierlei

syntaktischer Funktion vor, nämlich als Adverbial, als Objekt und als

Attribut:

(42) Das Bild hängt an der Wand. (Adverbial)

(43) Hugo malt an der Wand. (Adverbial)

(44) Er glaubt an die Ehrlichkeit der Menschen. (Objekt)

(45) Das Bild an der Wand stellt den Prinzen Eugen dar. (Attribut)

(46) Sie starb im festen Glauben an ihren Erlöser. (Attribut)

Als Attribut bezieht sich die PP entweder auf ein Adverbial (45) oder

auf ein Objekt (46). Als Adverbial wiederum ist die PP entweder ein

obligatorisches Satzglied (42) wie das Präpositionalobjekt (44) oder

eine freie Angabe (43). Die Präposition beim Objekt kann jedoch nicht

63

Vgl. Heringer (1996: 133), Schröder (1986: 11f.). 64

Weiteres hierzu, siehe Schröder (1986:11f.), Helbig /Buscha (2001: 422f.), Ziffonun

(1997: 2080).

32

substituiert werden, sie ist vom Verb regiert.65

Präposition der

Adverbialergänzung wird zwar nicht vom Verb festgelegt, ist aber nicht

frei kommutierbar, weil sie von der “Semstruktur” der Substantive und

damit von Referenzbeziehungen zur außersprachlichen Wirklichkeit

abhängig steht.66

Das können wir – im Anschluss an Schröder – schematisch

folgendermaßen darstellen:

Valenzbedingte PP Rektion der P durch

das Verb

Objekt + +

Adverbial + -

Adverbial - -

Eine Abgrenzung der Präpositionalobjekte von den

Adverbialbestimmungen scheint also noch problematisch besonders

dort, wo die Adverbialbestimmung als valenznotwendiges Adverbial

fungiert.67

Auf der Suche nach einer Möglichkeit zur Grenzziehung

sehen es einige Grammatiker angebracht, die valenzbedingte

Adverbialvariante zu den Präpositionalobjekten zu rechnen, eventuell

als Untergruppe von diesen. Mit Engelen teilt Faisa Abd Er-Rahman

diesen Standpunkt:

“Stellt sich aufgrund einer präzisen semantischen Analyse der betreffenden

verbalen VT heraus, dass die präpositionale Konstruktion tatsächlich eine

konstitutive LS repräsentiert, so sollte die definitivere Entscheidung getroffen

werden, diese sog. valenznotwendigen Adverbiale […] zu den

Präpositionalobjekten zu rechnen, wobei eingestandermassen der Präpostion

65

Es gibt zwar einige wenige Verben mit zwei möglichen Präpositionen. Doch sieht es

hier ganz anders als bei den Adverbialbestimmungen aus. Kommutierbarkeit der

Präposition im Präpositionalobjekt wird prinzipiell von einer mehr oder weniger großen

semantischen Änderung des Verbs begleitet, was zwei bzw. mehrere Verbbedeutungen

ergibt (vgl. bestehen aus / auf / in). Dies ist bei den Adverbialergänzungen nicht

möglich: liegen an und liegen neben unterscheiden sich in ihrer Bedeutung nicht

wesentlich. Vgl. hierzu: Latour, Bernd (1985): Verbvalenz. Eine Einführung in die

dependentielle Satzanalyse des Deutschen. 1.Aufl., Max Hueber Verl. München, S. 59. 66

Vgl. Schröder (1986: 18), Engelen (1975: 161f.). 67

Vgl. Engelen (1975:90), Bouillon (1984:22), Schröder (1986:13), Mansour (1988:5).

33

eine echte Funktion und eine rekonstuierbare Eigenbedeutung zuzusprechen

und von ihrer – zumeist beschränkten – Substituierbarkeit abzusehen ist.”68

Hier verweist Abd Er-Rahman auf einen weiteren wichtigen

Unterschied zwischen den Präpositionalobjekten und

Adverbialergänzungen. Dieser betrifft die Semantik der Präpositionen

in den beiden Phrasen. Unter Punkt 1.2.3 wird er ausführlicher

behandelt. Andere Unterschiede können wir folgendermaßen

zusammenfassen:

a) Präpositionalobjekte werden in der Regel entweder durch Präposition

+ Pronomen oder durch Pronominaladverbien (da(r)- + P) substituiert.69

Bei Adverbialbestimmungen bieten sich dagegen reine Adverbien wie

dort, da, solange u.a. als Realisierungsalternative:

(47) Er glaubt an die Ehrlichkeit der Menschen - Er glaubt daran.

(47a) Das Bild hängt an der Wand - Es hängt da/dort.

b) Das Präpositionalobjekt lässt sich in einen Gliedsatz

(Pronominaladverb als fakultatives Korrelat + dass oder ob-Nebensatz

bzw. Infinitivsatz) transformieren, z.B.:

(48) Er glaubt an die Ehrlichkeit der Menschen –

Er glaubt daran, dass die Menschen ehrlich sind.

Diese Möglichkeit ist jedoch bei den Adverbialbestimmungen

ausgeschlossen. Allein ein generalisierender Nebensatz ist hier zulässig:

(49) Fritz wohnt, wo sich die Füchse gute Nacht sagen.

c) In präpositionalen Objekten werden nur Präpositionen der alten

Schicht genutzt. Adverialbestimmungen können dagegen sowohl ältere

als auch jüngere Präpositionen aufnehmen.

68

Abd Er-Rahman, Faisa (1986): Valenztheoretisch–syntaktische Kriterien für die

Abgrenzung von Präpositionalobjekt und adverbial gebrauchten Präpositionalgruppe in

der gegenwärtigen deutschen Grammatikliteratur. In: Kairoer germanistische Studien.

Bd. I, S. 23. 69

Es gilt zu bemerken, dass die beiden Substituierungsmöglichkeiten unterschiedliche

Funktionen erfüllen und in der Regel nicht ausgetauscht werden dürfen.

Pronominaladverbien beziehen sich auf Sachverhalte, Abstrakta oder Sachen (Inge hat

einen neuen Freund, worüber sich die ganze Familie freut, d.h. über die Tatsache, dass

sie einen neuen Freund hat), die Wortgruppe aus Präposition + Pronomen aber bezieht

sich auf Personen oder Sachen (Inge hat einen neuen Freund, über den sich die ganze

Familie freut). Vgl. Helbig/Buscha (2001: 237ff.).

34

d) Präpositionalobjekte lassen sich leicht identifizieren, wenn sie den

Wechsel vom freien Kasus zum Präpositionalkasus zulassen. Diese

alternative Realisierungsmöglichkeit dient erst der Ablösung des veralteten

Genitivs – wie auch des Dativ- und Akkusativobjekts – durch die

geläufigere präpositionale Form, z.B.:

sich erinnern der Kindheit - sich an die Kindheit erinnern

lauschen dem Gesang - auf den Gesang lauschen.

1.2.3 Semantische Funktionen der Präpostionalphrasen

Vor dem Hintergrund der syntaktischen Analyse der PP könnten

deren semantische Funktionen besser funktional beschrieben werden. Eine

eigene Semantik haben die Präpositionen im Wesentlichen nur, wenn sie

adverbiale Verhältnisse ausdrücken. Sie dienen dabei hauptsächlich –

entsprechend ihrer diachron älteren Funktion als Relationswörter – dazu,

die Gegenstände oder Sachverhalte in semantische spezifizierte

Beziehungen zu anderen Gegenständen oder Sachverhalten zu setzen. Die

Präposition wirkt also relational. Im Beispiel “Joseph schiebt den Schrank

an die Wand” bezeichnet an eine räumliche Relation zwischen dem

Schrank und der Wand:

(50) Joseph schiebt den Schrank an die Wand.

Anderes ist es mit den präpositionalen Objeken. Die Präposition wird vom

Verb regiert und verliert durch diese Fixierung an das Verb ihren

eigenständigen relationalen Charakter. “Sie ist nicht mehr Träger der

übergeordneten Relation im Satz, sondern sie bezeichnet zusammen mit

dem Verb eine komplexe Relation zwischen den Nominalen im Subjekt

und im Objekt. Semantisch liegt diesselbe Struktur vor wie in Sätzen mit

Subjekt und nominalem Objekt, nur wird die Relation zwischen Subjekt

und Objekt von einem komplexen Prädikat bezeichnet.”70

70

Eisenberg (1999: 190).

35

(51) Wir verweisen auf die einschlägigen Regelungen.

Diesen funktionalen Unterschied fasst Engelen zusammen mit den Worten:

“Bei den adverbialen Satzgliedern ist Präposition immer spatial bzw. relationell

und immer inhaltlich definierbar, beim Präpositionalobjekt hingegen hat sie

nichts Spatiales oder Relationelles […] und in den meisten Fällen keinen präzis

angebbaren Inhalt.”71

Mit "spatial" meint er räumlich.72

In der traditionellen Grammatik werden den Präpositionen des ersten Typs

allgemein vier semantische Hauptfunktionen zugewiesen, nämlich lokale,

temporale, modale und kausale:

(52) Die Lampe hängt über dem Tisch. (lokal)

(53) Das Heizöl reicht über den Winter. (temporal)

(54) Er bekam die Anschrift über einen Freund. (modal)

(55) Über dem Streit ging ihre Freundschaft in die Brüche. (kausal)

Es lassen sich noch außerdem weitere Bedeutungsgruppen hervorheben

wie konditionale, konzessive, konsekutive und finale Varianten73

:

(56) Sie fuhren trotz dichten Nebels/dichtem Nebel. (konzessiv)

(57) Das Eiweiß wird anschließend zu Schaum geschlagen. (konsekutiv)

Wobei zu bemerken ist, dass die meisten Präpositionen im Deutschen

mehrdeutig sind, d.h. dass sie mehrere Verhältnisse signalisieren können.

In diesem Fall lässt sich die Relation nur kontextuell identifizieren.

Eigenschaften des Bezugswortes sind dabei für die

Bedeutungsbeschreibung vonnöten.74

Andere Präpositionen – vor allem

jüngere – bezeichnen nur eine einzige semantische Beziehung wie z.B.

hinter, jenseits, oberhalb, unterhalb (nur lokal), seit, während

71

Engelen (1975: 95). 72

Ausgenommen von dieser Regel sind die Verben, die die Präposition für und das

antonymische gegen haben. Bei den Präpositionalobjekten bewahren beide

Präpositionen ihre ursprüngliche Bedeutung. Sie lassen sich mit zugunsten von bzw.

zuungunsten von paraphrasieren. Vgl. Latour (1985: 60), Engelen (1986: 112),

Abd Er-Rahman (1986: 18). 73

Näheres dazu, siehe Helbig/ Buscha (2001: 360f.). 74

Vgl. Mansour (1988: 25).

36

(nur temporal), wegen (nur kausal), ohne (nur modal), trotz (nur

konzessiv).

Innnerhalb der vier geläufigeren semantischen Klassen gibt es zahlreiche

Untergruppen. So unterscheidet man im lokalen Bereich die statischen -

auch typologisch genannt - und direktionalen Präpositionen, letztere

werden wiederum aufgeteilt in75

:

- Ziel der Bewegung (lokal dir)

- Ausgangspunkt der Bewegung (lokal exog)

- Passagebereich der Bewegung (lokal pass)

- Umgangener Bereich der Bewegung, z.B.:

(58) Er fliegt morgen nach Koblenz.

(59) Der Zug kommt aus Bonn.

(60) Das Auto fährt durch die Stadt.

(61) Der Wagen dreht sich um seine Achse.

75

Vgl. Latour (1985: 77f.).

37

1.3 Die Präfixe im Deutschen

1. 3.1 Kurzer Überblick

Von Anfang an ist darauf zu verweisen, dass die

Definition des Begriffs “Präfix” (zu lat. Praefixum “das vorn

Angehaftete”) als wortbildendes Element76

in der linguistischen

Literatur uneinheitlich dargestellt ist. Nach Erben, Fleischer und

Lewandowski77

verstehen wir allerdings unter “Präfix” ein

gebundenes Morphem78

, das vor ein Grundmorphem oder eine

Morphemkonstruktion tritt, um ein Wort zu bilden. Bei allen

Präfixarten (den trennbaren, den untrennbaren und den

gleichermaßen sowohl trennbar als auch untrennbar gebrauchten)

ist gemeinsam charakteristisch, dass sie gruppen- oder

reihenbildend wirken, d.h. dass sie mehreren Wortstämmen die

gleiche Bedeutung verleihen und semantische Gruppen bilden

(z.B. anfahren - anlaufen - anziehen; bekränzen - bekrönen -

bewaffnen).

76

Der Begriff “Wortbildung” benennt diejenigen Arten “der Kombination vorhandener

Wörter oder Stämme miteinander oder mit besonderen – frei beweglich im Satz nicht

vorkommenden – Bildungselemente” (vgl. Fleischer, Wolfgang (1983): Wortbildung

der dt. Gegenwartssprache. Leipzig. S. 14). Wortbildung ist also möglich als

“Zusammensetzung” , “Derivation” (Suffixbildung) und “Präfigierung”, z.B. Bahnhof

aus Bahn und Hof; automatisieren aus Automat; ankleben aus kleben. Einige Linguisten

(vgl. Erben) ordnen die Präfigierung der Einfachheit halber der Derivation zu. 77

Vgl. Lewandowski, Theoder (1994): Linguistisches Wörterbuch. 2. Aufl. 6. Quelle &

Meyer Verl. Heidelberg/Wiesbaden, S. 826f, Erben (2000: 26f.), Fleischer (1983: 76). 78

Die Morpheme werden im Deutschen als die kleinsten bedeutungstragenden

Einheiten der Wortstruktur, als die Bauelemente des Wortes definiert. Nach ihrer

Bedeutung und dem Grad ihrer Selbständigkeit sind freie und gebundene Morpheme zu

unterscheiden. Das entspricht im Wesentlichen der Einteilung in Grundmorpheme

(Basis-, Kernmorpheme) einerseits sowie Wortbildungsmorpheme (Affixe) und

Flexionsmorpheme andererseits. Die ersten sind Träger der lexikalisch-begrifflichen

Bedeutung (Schule, neu, oft….), wortfähig, d.h. sie kommen selbstständig als Wort vor.

Wortbildungsmorpheme treten hingegen nur in Verbindung mit Grundmorphemen auf,

denen sie neue Inhaltsmerkmale hinzufügen und deren syntaktische Eigenschaften

verändern. Nach ihrer Position in Bezug auf die Basis werden Präfixe (vor der Basis)

und Suffixe (nach der Basis) unterschieden. Flexionsmorpheme vertreten grammatische

Kategorien wie z.B. Tempus, Modus, Genus des Verbs und Kasus, Person, Numerus des

Substantivs, so zeigen er- die Pluralform und –n den Dativkasus in der

Substantivgruppe den Kindern.

38

Die generelle Funktion von Präfixen liegt freilich in der

“Mitwirkung bei der Verbalisierung von Nomina”79

und in der

Modifizierung von Basisverben hinsichtlich ihrer syntaktischen

und semantischen Merkmale.80

Ihre eigentliche “Domäne”81

ist

also die Wortbildung des Verbs, beim Substantiv und Adjektiv

(z.B. Unrecht, Übermensch; unklug, überschlau) tritt die

Präfigierung hinter Zusammensetzung (Komposition) und

Ableitung zurück. Dies bekräftigt Erben, indem er sagt:

“Im ganzen aber dienen Präfixe dazu, die Wortklasse Verb

deutlich von den übrigen Wortklassen abzuheben. Wo Präfixe,

besonders die schwachtonigen, fest mit ihrer Basis verbunden

wie er- und be- bei anderen Wortklassen auftauchen, sind sie ein

deutliches Anzeichen einer deverbativen Ableitung.”82

Wichtig ist nun der umstrittenen Frage der Zugehörigkeit von

den wortbildenden Morphemen ab-, an-, auf-, aus-, durch-, ein-,

um-, über- u.a. zu den Präfixen nachzugehen. Nach vielen

Forschungen entziehen sich diese Morpheme einer klaren

Einordnung in das Präfixsystem, weil sie daneben noch als freie

Morpheme auftreten, nämlich als Präpositionen und Adverbien.83

Anders als die Präfixe können sie als prädikative Elemente

fungieren (vgl. Der Antrag ist durch – Das Licht ist an / aus). In

finiter Verwendung erscheinen die meisten vom Verb getrennt

( z.B. jmdn. anlachen – Er lacht sie an).

79

Gyung - Uk Kim (1983): Valenz und Wortbildung. Dargestellt am Beispiel der

verbalen Präfixbildungen mit be-, ent-, er-, miß-, ver-, zer-. Dr. Königshausen + Dr.

Neumann Verl. Würzburg, S. 3. 80

Vgl. dazu Fleischer/Barz (1992: 289), Kühnhold/Wellmann (1973: 142), Motch (1999: 40ff.), Erben (2000: 77f.).

81 Fleischer (1983: 76).

82 Erben (1983: 121).

83 Die Unsicherheit bei der Bestimmung des Morphemstatus dieser Elemente zeigt sich

deutlich an der Vielzahl der für sie gebrauchten Termini. Motsch (1999) und Mungan

(1986) nennen sie Partikeln, Duden-Grammatik Halbpräfixe, Engel bezeichnet sie als

Verbzusätze. In manchen linguistischen Untersuchungen werden sie häufig nicht

deutlich genau von Kompositionsgliedern getrennt. So spricht Šimesšková bei durch-,

über-, um-, unter-, die sowohl trennbar als auch untrennbar auftreten können, von

unfesten und festen Verbzusammensetzungen. Das stimmt im großen Maß mit der

Auffassung Henzens überein (vgl. Abusamra 1982). Wunderlich (1987) bezeichnet die

trennbaren wie z.B. übergießen als Präpositionalverben, bei denen sich die Präposition

von dem Stamm trennt, untrennbare Varianten wie übergießen nennt er hingegen

Partikelverben.

39

Auf der anderen Seite haben diese Morpheme jedoch viele

Eigenschaften mit Präfixen gemeinsam:

1) Sie kommen in Verbindung mit verschiedenen Basen

reihenbildend in Bedeutungsvarianten vor. So weisen sie das

wichtigste Präfixmerkmal, nämlich Reihenbildung auf .84

2) Einige der besprochenen Morpheme sind fest mit

Stammmorphemen verbunden, d.h. sie sind untrennbar (z.B. In

der Hauptstadt Skopie übergibt die Nato die Verantwortung […]

an die Europäische Staatengemeinschaft)

3) In vielen Fällen besteht keine direkte lexikalische

Verwandtschaft mit den homonymen freien Morphomen (vgl.

anbraten, anzahlen = teilweise braten, zahlen / anfahren

= losfahren, starten, nämlich den Beginn signalisierend. An die

See fahren signalisiert aber die Stelle eines Kontakts bzw. das

Ziel). Man kann verallgemeinernd sagen, dass die Bedeutung der

umstrittenen Morpheme “hat sich gegenüber derjenigen des frei

gebrauchten Morphems gewöhnlich in Richtung auf eine

zunehmende Verallgemeinerung und Entkonkretisierung bei der

Modifizierung des durch die Basis ausgedrückten Inhalts

entwickelt.”85

Aus diesen Gründen finden es viele Forscher angebracht, ab-,

an-, auf-, aus-, durch-, über-, um-, unter-, wi(e)der- den

Präfixen zuzuordnen “als Untergruppe mit homonymem freiem

Morphem, von dem sich die Präfigierung nicht mehr voll

erklären lässt.“86

84

Vgl. Abusamra (1982: 14). 85

Fleischer (1983: 77). 86

Erben in dem Vorwort zu Kühnhold/Wellmann (1973: 13).

40

1.3.2. Morpho-syntaktischer Aspekt

Nach dem Trennbarkeits-/ Untrennbarkeitskriterium

werden im Deutschen drei Gruppen von Verbpräfixen

unterschieden: untrennare (unbetonte), trennbare (betonte)

Präfixe sowie die gleichermaßen untrennbar und trennbar

gebrauchten Präfixe:

1) Die untrennbaren (festen, unbetonten) Präfixe

Hierzu gehören be-, ent-, er-, ge-, miss-, ver-, zer-, die nicht

getrennt vom Verbstamm stehen. So wird beim Infinitiv mit zu

das Präfix dem zu nachgestellt. Das Partizip II wird immer ohne

das unbetonte partizipiale ge- gebildet. Der Hauptakzent liegt

hier auf dem Verbstamm, z.B.:

(61) Vier mal verweigerte sie ihm das Visum für die Einreise.

(62) Ich habe mich zu entschuldigen.

(63) Die Entscheidung dürfte nicht verschoben werden.

2) Die trennbaren (unfesten, betonten) Präfixe

Zu dieser Präfixgruppe gehören ab-, an-, auf-, aus-, ein-, nach-,

nieder-, vor-, zu-, zurück- und zusammen. Sie werden vom

Basisverb nur dann getrennt, wenn das Verb in finiter Form

vorliegt und in Erst- oder Zweitstellung (Stirn-/ Kernstellung)

steht, d.h. wenn es das Prädikat eines Hauptsatzes bildet. Steht

das Verb in Endstellung (Spannstellung), so tritt das Präfix nicht

getrennt auf, z.B.:

(64) Mach den Mund bitte weit auf!

(65) Im Gespräch nimmt sie oft einen fragenden Ausdruck an.

(66) 55 Jahre nach Erhard ist von der Dynamik, die die deutsche

Wirtschaft lange Zeit auszeichnete, nur wenig zu spüren.

41

Bei infiniten Verbformen wird das Präfix ebenfalls nicht getrennt:

(67) Als Konzession an Madrid könne Premier Silvio Berlusconi

anbieten, die Reform statt 2009 erst im Jahre 2014 in

Kraft treten zu lassen.

Beim Infinitiv mit zu und beim Partizip II steht zu bzw. ge-

zwischen beiden Teilen des trennbaren Verbs. Dieses ge- fällt

aber aus, wenn der Verbstamm mit einem unbetonten Präfix

anfängt oder auf -ieren endet 87

, z.B.:

(68) Für die Abnutzung der Maschinen hat er viel Geld

abzuschreiben.

(69) Die Rede wurde übel aufgenommen.

(70) Sein Fleiß hat ihm viel Anerkennung eingetragen.

(71) Man hat den Botschafter abberufen.

(72) Hast du das Rezept schon ausprobiert?

3) Die sowohl trennbar als auch untrennbar

vorkommenden Präfixe

Das sind durch-, hinter-, über-, um-, unter-, und wi(e)der-. Die

Problematik dieser Präfixgruppe besteht hauptsächlich darin,

dass sie sich die Merkmale der beiden oben dargestellten

Präfixgruppen aneignet. Sie treten einmal vom Verbstamm

abgetrennt, andersmal mit ihm verbunden auf. Das hat folglich

Auswirkungen auf die Bildung des Infinitivs und des Partizip

Perfekt:

(73) Sie hat den Text aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt.

(73a) Der Kapitän hat das Schiff übergesetzt.

Es handelt sich hier um zwei verschiedene Varianten eines

Verbs, die eine untrennbar, die andere trennbar. Bei der

untrennbaren trägt der Verbstamm den Wortakzent, bei der

87

Vgl. Motch (1999: 46), Helbig/Buscha (2001: 200f.), Fleischer/Barz (1992: 294).

42

trennbaren Form ist das Präfix selbst betont. Dies wird auch von

semantischen Abweichungen begleitet.

Im ersten Beispielsatz wird das Präfixverb abstrakt in der

Bedeutung “übertragen” verwendet, während es im zweiten Satz

über eine konkrete Bedeutung im Sinne von “hinüberfahren”

verfügt.

1.3.3 Syntaktische Funktionen der Präfixe

Wie bereits geklärt, können die Präfixe Änderungen in der

syntaktischen Valenz des Basisverbs (Simplex) bewirken. Es

gibt zwar Präfixverben, die grammatisch im selben Kontext

vollkommen austauschbar mit dem Simplex sind.88

Das sind aber

nur Einzelfälle und reflektieren allerdings nicht die eigentlichen

Funktionen der Präfixe 89

, z.B.:

(74) Der Tischler kürzt das Brett.

(74a) Der Tischler verkürzt das Brett.

(75) Er will nicht gestehen, dass er Unrecht hat.

(75a) Er will nicht eingestehen, dass er Unrecht hat.

In der Regel ist zwischen quantitativer und qualitativer

Valenzänderung zu differenzieren:

I) Quantitative Änderung, wobei der syntaktische ‘Stellenplan’ des

Verbs durch die Präfigierung reduziert oder erhöht wird. Man

88

Vgl. Schröder, Jochen (1992): Lexikon deutscher Präfixverben. 1. Aufl.

Langenscheidt Verl. S. 12, Kühnhold/Wellmann (1973: 142), Erben (1983: 72f.),

Motsch (1999: 40). 89

Hier wirkt das Präfix nur intensivierend aus. Es fügt dem Simplex kein neues

Inhaltsmerkmal hinzu, deshalb kann es ohne semantischen oder syntaktischen

Unterschied weggelassen werden. Wichtig festzustellen ist, “dass unter den

untersuchten Partikeln die intensivierende Funktion am meisten bei der Partikel ab-

ausgeprägt ist. Dann folgen die Partikeln an-, aus-, und ein-. Bei den Präfixen ist eine

prozentual mit ab- fast vergleichbare ausgeprägte Intensivierungsfunktion nur beim

Präfix er- zu beobachten. Dann folgen ver- und ent-.” Vgl. Mungan (1986: 206).

43

spricht von einer Valenzreduktion vor allem dort, wo die Präfigierung

dazu beiträgt, eine ‘umständlichere Präpositionalfügung’ einzusparen.90

Hierbei “stellt die Präfigierung gegenüber der präpositionalen Fügung

eine sparformhafte Verdichtung der Aussage dar”91

(vgl. oben 1.1),

z.B.:

(76) Die Milch fließt über den Rand des Topfs.

(76a) Die Milch fließt über.

(77) Ich streife das Kleid über mich.

(77a) Ich streife das Kleid über.

In wenigen Fällen lässt sich auch das Akkusativobjekt der

Basisverben reduzieren:

(78) Das Kind trinkt Milch.

(78a) Bei dem Schiffsuntergang sind zehn Matrosen

ertrunken.

(79) Die Schülerin hat ihre Koffer gepackt.

(79a) Alle packen zu, und schnell war die Arbeit gemacht.

Eine Valenzerweiterung erfahren vor allem einwertige, selten

zweiwertige Simplizia (vgl. unten Transitivierung):

(80) Du lügst.

(80a) Du belügst mich.

(81) Er hat zu früh gejubelt.

(81a) Er hat sein Geld in Bars verjubelt.

2) Qualitative Änderungen:

Durch die Präfigierung ändert sich oft nicht die Anzahl, sondern

nur die Art, d.h. die grammatische Form der Verbergänzungen.

Besonders wichtig sind folgende Änderungen:

90

Vgl. Erben (1983: 75). 91

Ebd. S. 73.

44

1) die Akkusativierung, wobei ein intransitives Basisverb ohne

Ergänzung (a) oder ein Basisverb mit präpositionaler (b) bzw.

dativischer Bestimmung transitiviert wird:

a) (82) Die Sonne strahlt vom Himmel.

(82a) Man bestrahlt den schmerzenden Arm.

(83) Der Sportler lief wie ein geölter Blitz.

(83a) Der Sportler lief seine Schuhe durch.

b) (84) Man lacht über die Späße des Clowns.

(84a) Man belacht die Späße des Clowns.

(85) Ich blättere im Buch.

(85a) Ich blättere das Buch um.

c) (86) Aufgebrachte Fußballfans drohen dem Schiedsrichter.

(86a) Aufgebrachte Fußballfans bedrohen den Schiedsrichter.

(87) Die Polizei folgt dem Täter.

(87a) Die Polizei befolgt den Täter.

Wie aus den Beispielen schon hervorgeht, hat das Präfix be- den

größten Anteil an dem Transitivierungsprozess.92

Semantisch

liegt jedoch ein minimaler Einfluss auf das Simplex vor. Be-

wird als ein semantisch einseitiges Präfix betrachtet.93

2) die Reflexivierung, wobei ein transitives Basisverb oder ein

intransitives Basisverb ohne Ergänzung oder mit präpositionaler

bzw. dativischer Fügung nur reflexiv gebraucht wird:

(88) Ich esse gern Käse.

(88a) Ich habe mich übergegessen

(89) Er spricht.

(89a) Er verspricht sich.

(90) Sie träumt von ihm.

(90a) Sie erträumt sich ihn.

92

Vgl. Kühnhold/Wellmann (1973: 359), Eroms (1982: 33), Ickler (1993: 168). 93

Vgl. Mungan (1986: 44: 48).

45

3) die Präpositionalisierung, wo ein Dativ- oder Akkusativobjekt des

Basisverbs zu einem Präpositionalobjekt des Präfixverbs wird:

(91) Die Nachbarn verprügelten den Einbrecher.

(91a) Die Nachbarn prügelten auf den Einbrecher ein.

(92) Der Student bittet den Professor um Rat.

(92a) Der Student erbittet von dem Professor einen Rat.

Durch diesen Wechsel wird das Akkusativobjekt erheblich degradiert.

Es erscheint nicht mehr von der Handlung betroffen, sondern kann

weggelassen werden.94

4) die Dativierung, wobei die Präpositionalfügung beim Basisverb zum

Dativobjekt des Präfixverbs wird:

(93) Das Küken schlüpft aus dem Ei.

(93a) Das Küken entschlüpft dem Ei.

(94) Der Linguist forscht nach dem Ursprung des Wortes.

(94a) Der Linguist forscht dem Ursprung des Wortes nach.

Schließlich sei zu bemerken, dass die Präfigierung weiterhin Einfluss

auf die Wahl der Hilfsverben haben bzw. sein beim Bilden des Perfekts

ausübt, z.B.:

(95) Die Blume hat geblüht.

(95a) Die Blume ist verblüht.

Man trifft oft die Entscheidung auf Grund semantisch begründeter

Regeln.95

Das deutet klar auf die Tatsache hin, dass kein Präfix allein

auf eine rein grammatische Funktion festgelegt ist. Normalerweise

resultieren Veränderungen des syntaktischen Verhaltens aus der durch

die Präfigierung stattfindenden semantischen Modifikation.96

94

Vgl. Ickler (1993:167). 95

Vgl. Eisenberg (1999: 108ff.), Motch (1999: 40ff.), Ziffonun (1997: 1872ff.),

Lewandowski (1994:37), Helbig/Buscha (2001: 65f.). 96

Vgl. Erben (1983: 75).

46

Als wichtig erweist sich auch Eroms Beobachtung, bei der er feststellt,

dass die erste Gruppe der Verbpräfixe, nämlich untrennbare Verbpräfixe “ in viel höherem Grad in syntaktische Funktionskategorien integriert sind als

die Partikelverben […]. Zumindest weisen sie eine oder mehrere dominante

syntaktische Funktionen auf […]. Die Partikelverben der Klasse II sind im

ganzen semantisch viel reicher distribuiert als die der Klasse I […]. Das

gleiche trifft nun aber auch auf die Klasse III, die Partikelverben, deren

Partikel teils trennbar, teils fest sind, zu. Hier sind darüber hinaus zusätzliche

Schwierigkeiten zu erwarten, wenn die Dichotomie Trennbarkeit –

Nichttrennbarkeit eine Funktion hat. Andererseits ist zu vermuten, daß

Nichttrennbarkeit nicht nur in Klasse I, sondern auch in Klasse III zu ‘höherer

Grammatikalisierung’ in dem Sinne führt, daß sich regelhafte einheitliche

Funktionen aufzeigen lassen.”97

1.3.4 Semantische Funktionen der Präfixe

Von semantischer Ansicht her sind die Präfixe relevant bei der

Differenzierung der verbalen Ausdrucksmöglichkeiten. Sie fügen meist

Inhaltsmerkmale hinzu, die von den Basisverben nicht ausgedrückt

werden. In der Regel kann die Präfigierung zur lokalen, temporalen und

aktionalen Modifizierung der BV beitragen.

Lokale und temporale Modifizierung bewirken vor allem die aus

Präpositionen hervorgegangenen Präfixe. Erben betrachtet es als “eine

gewisse Aufgabenverteilung zwischen den so eingesetzten Präfixen und

den lokalen und temporalen Präpositionen”. An anderer Stelle führt er

weiter: “Wo Präfixe und Präpositionen in Form und Inhalt nahezu

gleich sind, stellt die Präfigierung gegenüber der präpositionalen

Fügung eine sparformhafte Verdichtung der Aussage dar “98

, z.B.:

(96) Ich klebe einen Zettel an die wand.

(96a) Ich klebe einen Zettel an.

(97) Es regent durch das Dach.

97

Eroms (1982: 33f.). 98

Ebd. S. 73.

47

(97a) Es regent durch.

(98) Er keimte den Samen vor (= vor dem eigentlichen

Keimprozess keimen)

(99) Sie bestellte Kognak nach. (= nach dem eigentlichen

Bestellen bestellen)

Reihenhaft tragen Präfixe besonders mehr zur Abstufung und

Differenzierung der Aktionsart von Verben bei, die Verlaufsweise des

vom Verb bezeichneten Geschehens näher charakterisiert, und zwar in

Bezug auf den zeitlichen Ablauf (Anfang, Übergang, Vollendung) und

den inhaltlichen Ablauf (Veranlassen, Wiederholung, Intensität).99

Durch Präfigierung kann hervorgehoben werden:

1) der Beginn eines Geschehens (inchoativ/ingressiv), der – statt einer

Fügung mit los oder anfangen zu BV – durch die Präfixe an-, auf-, ein-,

er-, ent- ausgedrückt wird:

(100) Ich drehe das Radio an.

(101) Die Knospe ist aufgeblüht.

(102) Er schlief erst spät ein.

(103) Das Feuer entflammt.

2) das Ende eines Geschehens (egressiv), das – statt einer Fügung wie

vollständig, endgültig, restlos zu BV – erst durch ab-, auf-, aus-, durch-,

er-, ver- und zer- signalisiert wird:

(104) Die Schuhsohlen sind abgelaufen.

(105) Er hat alles selbst aufgegessen.

(106) Die Kirchweihe wird ausgeläutet.

(107) Herabfallende Dachziegel erschlugen einen Passanten.

(108) Die Insassen des Wagens sind in Flammen verbrannt.

99

Näheres zu den Aktionsarten im Deutschen, siehe Helbig/Buscha (2001: 65ff.),

Duden-Grammatik (1998: 90ff.).

48

Den erfolgreichen Abschluss einer Handlung, d.h. das Erreichen eines

Ziels bzw. Erwerben eines Besitzes (resultativ), können nur die Präfixe

er- und ver- signalisieren:

(109) Er erwirtschftete sich ein Vermögen.

(110) Sie verdient ihren Unterhalt durch Übersetzen.

3) der Übergang von einem Zustand in einen anderen (mutativ,

transformativ):

(111) Der Kranke magert bis auf die Knochen ab.

(112) Sie errötete tief bis in die Haarwurzeln.

(113) Der Klatsch ist endlich verstummt.

4) das Veranlassen, Versetzen in einen neuen Zustand (kausativ,

faktitiv):

(114) Die Regierung schwächte die Äußerung des Botschafters

ab.

(115) Diese Medizin beruhigt die Nerven.

(116) Der Schüler wurde von der Schule entfernt.

(117) Seine Späße erheitern das Publikum.

5) die Entfernung oder Beseitigung einer Sache (privativ), vor allem

durch ab-, aus-, ent-, er- und ver- signalisiert:

(118) Die Passagiere dürfen sich jetzt abschnallen.

(119) Er hat den Stall ausgemistet.

(120) Zu eisenhaltiges Wasser muss enteisent werden.

Im Zusammenhang damit steht die Bedeutungsgruppe “aufhebender

Gegensatz”:

(121) Der Botschafter wurde aus Moskau abberufen.

(122) Der Versuch ist missglückt.

(123) Wir verachten den Verräter.

49

6) mit einer Sache Versehen (ornativ), erst durch aus-, be-, über-, um-

sowie ver- ausgedrückt:

(124) Die soeben eingegangene Ware ist noch nicht ausgepreist.

(125) Die Arbeiter beschötterten die Straße.

(126) Der Fahrradlenker ist vernickelt.

7) Wiederholung eines Geschehens (iterativ), die eingeschränkt durch

die Präfixe – bei den Suffixen dagegen trägt (e)l(n) häufig dazu bei, vgl.

husten und hüsteln – ausgedrückt wird. Nur das erneute Tun, die

einmalige Wiederholung können auf-, nach-, wieder- betonen:

(127) Die Läufer wärmten sich vor Start auf.

(128) So eine Gelegenheit kommt nicht wieder.

8) der teilweise Vollzug des Geschehens:

(129) Sie kocht Suppenfleisch an. (= ein wenig kochen)

9) übermäßiger Vollzug des Geschehens:

(130) Pass auf, dass du dich nicht überarbeitest!

10) Verstärkung des Geschehens (intensiv):

(131) Um die Lieferung der Maschinen haben sich mehrere

Firmen beworben.

Am Rande stehen folgende semantische Funktionen:

1) Kennzeichnung des Öffnens, z.B.:

(132) Die Mutter knöpft den Mantel auf.

(133) Er erbrach das Siegel.

2) Kennzeichnung des Schließens,z.B.:

(134) Ich knöpfte mir das Kleid zu.

(135) Er verriegelt das Fenster.

50

3) Kennzeichnung der Handlung als falsch:

(136) Er hat ihr Vertrauen missbraucht.

(137) Sie muss sich beim Datum verschrieben haben.

Wie aus den Beispielen hervorgeht, können die Präfixe jedoch

unterschiedliche Aktionsarten ausdrücken, so auf- in aufblühen den

Beginn, in aufessen das Ende des Geschehens, in aufwärmen das

erneute Tun. Verschiedene Präfixe können sich außerdem zum Teil in

ihren Bedeutungskomponenten decken. Auf diese Weise entstehen

bedeutungsgleiche (synonyme) oder bedeutungsähnliche

Präfixbildungen, z.B. ent- und aus- in der privativen Bedeutung (jmdn.

entkleiden/auskleiden); auf- und er- zur kennzeichnung des Öffnens

(etw. aufbeißen/erbeißen), wobei zu beachten ist, dass die betonten

unfesten Präfixe funktional den unbetonten festen Präfixen teilweise

naheliegen, während die semantische Annäherung zwischen den

unfesten Präfixen oder zwischen den festen Präfixen häufig weniger

besteht.100

Zwischen den Präfixbildungen entsteht manchmal auch

Gegensatzrelation (Antonymie), z.B. zwischen auf- und zu- in

aufknöpfen - zuknöpfen; auf- und ver- in aufblühen – verblühen.101

100

Vgl. Erben (1983: 72), Fleischer/Barz (1992: 318f.). 101

Näheres zur Antonymie und Polysemie der Präfixbildungen, siehe Fleischer/ Barz

(1992: 347f.), Kühnhold/Wellmann (1973: 156ff.).

51

2. Einteilung des Elements durch nach semantischen

Kriterien

2.1 Einteilung der Funktionen der Präposition durch

In diesem Kapitel befassen wir uns mit der Präposition durch und

ihren verschiedenen Bedeutungsvarianten im Einzelnen. Wie es im

ersten Kapitel feststeht, gehört durch zu den Präpositionen alter Schicht,

deren morphologische, syntaktische und semantische Merkmale sich fast

völlig von denen der jüngeren Präpositionen unterscheiden. Als alte

Präposition regiert durch immer den Akkusativ, kommt in

Präpositionalphrasen als Adverbial, das eine Ergänzung oder eine freie

Angabe sein kann, als Objekt und Attribut, nicht aber als Prädikativum

vor, vgl. z.B.:

(1) Man hatte keine Ahnung wieso, nirgends ein Licht, nur dank eines

fernen Gewitters erkannte man, dass es durch Dschungel geht.

(2) Ich beobachte sie durchs Glas der Veranda, wie sie bestellte, wie

sie wartete, wie sie rauchte und einmal auf die Uhr blickte.

(3) Die beiden Bilder unterscheiden sich nur durch Einzelheiten.

(4) Ich zeigte dem Herrn den Weg durch den Park in die Kapelle.

(5) * Er ist durch den Wald.

Die Präpositionalphrasen mit durch können also fast alle syntaktischen

Funktionen übernehmen, die für die alten Präpositionen charakteristisch

sind. Es soll aber betont werden, dass durch in Präpositionalobjekten nur

wenig – im Vergleich zu den anderen alten Präpositionen wie auf, um

und über – auftritt. Es handelt sich hier um ein paar Verben: dividieren,

ersetzen, teilen, sich unterscheiden und belasten.102

Diese Verwendung

sowie ihre Verwendung als Attribut bleiben in dieser Arbeit außer

Betracht. Uns interessieren dabei nur die Präpositionalphrasen mit durch

in adverbialer Funktion103

, die auf der semantischen Ebene über eine

102 Vgl. Grabarek, Hanna Biadun (1996): Deutsche Präpositionen und präpositionsartige

Präpositionalphrasen in Adverbien. Bydgoszcz, S. 127f. 103

Dem syntaktischen Status der Präpositionalphrasen mit durch wollen wir hier nicht

so großen Platz einräumen. Unser Ziel in diesem Kapitel ist vielmehr, die Bedeutungen

von durch als Präposition ausführlich darzustellen, um sie später - im folgenden Kapitel

52

Anzahl von Bedeutungen verfügen, nämlich lokale, temporale,

modale/mediale und kausale Bedeutung. In Passivsätzen spielt durch

auch eine Rolle, vgl.:

(6) Unser Zug fuhr damals durch einen langen, dunklen Tunnel. (Lokal)

(7) 40 Jahre (hin)durch tat er seine Pflicht. (Temporal)

(8) Durch Zufall habe ich erfahren, dass er dich morgen besucht.

(Modal/medial)

(9) Die Fabrik wurde durch einen Brand vernichtet. (Passiv)

(10) Durch angestrengte Arbeit ist er krank geworden. (Kausal)

Die Präposition durch ist also mehrdeutig, d.h. sie signalisiert – wie die

anderen alten Präpositionen – mehrere Verhältnisse. Ihre lokale

Bedeutung gilt dabei als die Grundbedeutung, auf die die anderen

Verhältnisse zurückzuführen sind. Ich vertrete hier also die lokalistische

Position, die die Verwendungsweisen der Präpositionen von ihrer

lokalen Bedeutung abhängig macht, und gehe davon aus, dass die lokale

Bedeutung von durch der Auslegung und Interpretation ihrer anderen

Verwendungen, besonders der kausalen und temporalen, zugrunde liegt.

Ich beginne daher mit der lokalen Verwendung von durch, gehe aber

zuvor auf die lokalen Präpositionen im Deutschen, die wir im ersten

Kapitel nur sehr kurz besprochen haben, etwas ausführlicher ein, um die

Stelle der Präposition durch im lokalen System zu markieren und sie

gegen die anderen lokalen Präpositionen abzugrenzen.

2.2 Das System der lokalen Präpositionen im Deutschen

Im Deutschen lassen sich die lokalen Präpositionen – wie schon

im ersten Kapitel angesprochen – grundsätzlich in zwei Gruppen

aufteilen: in statische und dynamische (= nicht-statische) Präpositionen.

Laut Maienborn referieren statische Präpositionen auf Orte.104

Sie

bezeichnen ein Lokationsverhältnis zwischen ihrem externen und

internen Argument, d.h. zwischen dem zu lokalisierenden Objekt (LO)

- mit denen der durch-Präfixverben zu vergleichen und den Zusammenhang zwischen

ihnen herauszustellen.

104 Maienborn, Claudia (1990): Position und Bewegung: Zur Semantik lokaler Verben.

IWBS Report 138, S. 29.

53

und dem Referenzobjekt (RO). Dieses Lokationsverhältnis besteht darin,

dass ihr externes Argument in einer durch die jeweilige Präposition

spezifizierten Nachbarschaftsregion ihres internen Arguments lokalisiert

ist.105

So denotiert die statische Präposition über in dem Beispiel:

(11) Die Lampe hängt über dem Schreibtisch.

eine Relation, die darin besteht, dass das externe Argument (Lampe)

innerhalb der über-Region des internen Arguments (Schreibtisch)

lokalisiert ist. Zu den statischen Präpositionen gehören vor allem an, auf,

bei, entlang, gegen, gegenüber, hinter, in, neben, über, um, unter, vor,

zwischen, die auch dynamisch verwendet werden können. Graphisch

kann man sie wie folgt darstellen106

(Abb.2):

(c) über

neben hinter

an auf

(a) vor

(b) neben

unter

Statische Präpositionen lassen sich in Bezug auf die Relation, die sie

ausdrücken, in zwei Klassen unterteilen. Die erste Klasse umfasst die

Präpositionen, die eine Relation bezüglich einer Achse herstellen. Dazu

gehören vor, hinter, neben, die Lokalisierung auf der horizontalen Achse

(a) und (b) herstellen, wobei neben auf der Lateralachse zu der vor-

hinter-Achse lokalisiert wird, und auf, über, unter, die auf der vertikalen

Achse (c) hergestellt werden. Die zweite Klasse bilden die Präpositionen,

die eine lokale Relation ohne eine der möglichen Achsen mitzubenennen

105 Vgl. auch Kaufmann, I (1990): Semantische und konzeptuelle Aspekte der Weg-

Präposition durch. In: Kognitionswissenschaft 1, S. 15. 106 Vgl. Marq, Philippe (19988): Spatiale und temporale Präpositionen im heutigen

Deutsch und Französisch. Hans-Dieter Heinz, Akademischer Verl. Stuttgart, S. 29.

54

bezeichnen. Das gilt vor allem auf an, bei, in, innerhalb, außerhalb

u.a.107

Dynamische Präpositionen referieren aber nicht auf Orte, sondern auf

Wege. Lokalisierung findet hier im Verhältnis zu einem Weg statt. Es

wird nicht wie bei den statischen Präpositionen eine Beziehung zwischen

dem Lokalisierungsobjekt (LO) und einer Nachbarschaftsregion des

Referenzobjekts (RO) hergestellt, sondern die unterschiedlichen Teile

eines vom LO zurückgelegten Weges werden relativ zu dieser

Nachbarschaftsregion lokalisiert. Das setzt voraus, dass das LO im

Verhältnis zum RO eine bestimme Bewegung ausführt. Es genügt nicht,

wenn sich das LO innerhalb der Region des RO befindet. Es muss

stattdessen eine in Bezug auf Richtung und Dauer nicht beliebige

Bewegung vollführen:

(12) Er geht in den Wald

(13) Er geht aus dem Haus.

(14) Er fährt durch den Tunnel.

In (12) ist das LO (Er) vor der Bewegung außerhalb, und nach der

Bewegung innerhalb des Waldes (Ziel), während es sich in (13) zu

Beginn seines Weges im Hause (Ursprung) befindet. In (14) aber führt

ein Teilstück des von ihm zurückgelegten Weges durch den Tunnel

(Path).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Voraussetzung für Erscheinen

der dynamischen Präpositionen seien:

I. ein sich bewegendes Objekt (Person bzw. Gegenstand),

II. eine Bewegung bzw. Richtung,

III. ein Weg, den das sich bewegende Objekt durchläuft und der aus drei

Stationen besteht, nämlich:

- dem Zielort (= Endzustand des sich bewegenden Objektes), der

durch an, auf, gegen, hinter, in, neben, über, unter, vor,

zwischen + [Akku.], nach und zu + [Dat.], hier P[Dir] genannt,

zum Ausdruck kommt;

- dem Ursprungsort (= Ausgangszustand des sich bewegenden

Objektes), der erst durch aus und von, hier P [Exog] genannt,

zum Ausdruck kommt;

107 Vgl. Mansour (1988: 26).

55

- einem oder mehreren Durchgangsorten (= Zwischenzustand des

sich bewegenden Objektes), der bzw. die von durch, entlang,

längs, über und um, also P [Pass]108

, bezeichnet wird bzw.

werden.

Aber was bedeutet eigentlich Weg? Und welche Eigenschaften weist der

Weg auf ?

Einen Weg definiert Wunderlich als "eine lineare geordnete (dichte)

Menge von Raumpunkten […]. Ein sich bewegendes Objekt beginnt die

Bewegung zu einer Zeit Tο am Ort Lο und endet zu einer Zeit T1 am Ort

L1. Die Erstreckung des Weges ist projizierbar auf die zurückgelegte

Zeit.”109

Mit diesem Wegkonzept setzt Wunderlich drei

Wegeigenschaften an, nämlich Linearität, Gerichtetheit und

Kontinuität.110

Die Positionen, die das sich bewegende Objekt nach und

nach zum Referenzobjekt einnimmt, werden "summiert", so dass

allmählich ein linearer Weg entsteht. Wege besitzen auch eine Richtung,

indem sie kontinuierlich (= unterbrochen) von einem Ort zum anderen

führen. Wie es viele Grammatiker feststellen, müssen nicht immer alle

Wegeigenschaften bei jeder dynamischen Präposition vorliegen.

Meistens wird – wie es sich später bei detaillierter Behandlung der

lokalen Präposition durch herausstellt – eine Wegeigenschaft

hervorgehoben, während die anderen außer Betracht bleiben. Bei

108

Es sei hier darauf hinzuweisen, dass sich die Bezeichnungen der einzelnen Klassen

der lokalen Präpositionen erheblich in der Grammatikliteratur unterscheiden. So wird

DIREKTIONAL [Dir], das wir hier – in Anlehnung an Schröder – zur Bezeichnung der

zum Ausdruck des Zieles einer Bewegung dienenden Präpositionen benutzen, soweit in

anderen Arbeiten unterschiedlich aufgefasst. In vielen Arbeiten steht DIREKTIONAL

als Bezeichnung für alle dynamischen Präpositionen (vgl. Maienborn und Bierwisch).

Kaufmann versteht aber unter DIREKTIONAL nur die Wechsel-Präpositionen, die

sowohl statisch als auch dynamisch verwendet werden, also an, auf, hinter, in, neben,

über, unter, vor, zwischen. Statt [Exog] werden auch [from]oder [ablativ] verwendet.

Um diesem Termini-Choas zu entgehen, stütze ich mich auf Schröders Termini, die in

einer Reihe Arbeiten zur Präpositionssemantik erscheinen. 109 Wunderlich, D. (1985a): Raumkonzepte. Zur Semantik der lokalen Präpositionen. In:

Ballmer, Thomas T./ Posner, Roland (Hgg.): Nach-Chomskysche Linguistik. Berlin, S.

349. 110 Vgl. auch dazu Kaufmann, Ingrid (1995): Konzeptuelle Grundlagen semantischer

Dekompositionsstrukturen. Die Kombinatorik lokaler Verben und prädikativer

Komplemente. Niemeyer, Tübingen (Linguistische Arbeiten 335), S. 50ff.

56

Zielpräpositionen z.B. ist die Gerichtetheit am wichtigsten. Sie

bezeichnen eine zeitlich begrenzte Situation, bei der der Übergang in die

Zielregion im Vordergrund steht. Der Weg, der zu der Zielregion führt,

soll nicht kontinuierlich sein. Es reicht, wenn der Weg über zwei

geordnete Lokalisierungspunkte rekonstruiert werden kann.111

Bei den

Präpositionen, die einen Path bezeichnen, also Pn [Pass], verhält es sich

ganz anders. Bei entlang, längs spielt die Richtung keine Rolle, während

die Präpositionen durch und über neutral in Bezug auf dieses Merkmal

sind.112

Bei den Path-Präpositionen liegt das Schwergewicht auf

Kontinuität des Weges, d.h. ein kontinuierlicher, ausgedehnter Weg ist

hier vorausgesetzt. Dies wird unten bei der Präposition durch deutlicher

erfassbar.

Wichtig ist hier noch auf Kombinationsmöglichkeiten der lokalen

Präpositionen mit den lokalen Verben hinzuweisen. Wir stützen uns

dabei auf Wunderlichs Bemerkung, die kurz besagt:

“Positionsverben haben als Argument […] eine Ortsangabe, Bewegungsverben

eine Angabe über Ziel, Wegteil oder Ursprung der Bewegung. Entsprechend

sind Positionsverben hinsichtlich statischer lokaler Adverbiale, und

Bewegungsverben hinsichtlich Richtungs-, Ursprungs- oder

Durchgangsadverbiale (allgemein: nicht-statischer lokaler Adverbiale)

subkategorisiert.”113

Statische Präpositionen kommen also mit Positionsverben vor,

dynamische aber mit Bewegungsverben. Man kann aber auch

hinzufügen, dass die statischen Präpositionen auch in Verbindung mit

den Bewegungsverben auftreten können. Sie geben dabei nicht das Ziel,

sondern nur den Ort der Handlung an114

(siehe dazu das erste Kapitel, S.

25f.), vgl.:

(15) Der Schrank steht an der Wand.

(16) * Der Schrank steht an die Wand.

111 Vgl. Kaufmann, Ingrid (1991): Semantik der wegbezogenen Präpositionen des

Deutschen. In: Düsseldorf: Seminar für Allgemeine Sprachwiss. (Arbeiten des

Sonderforschungsbereich 282 8) Nr. 8, S. 25. 112 Vgl. Maienborn (1990: 91).

113 Wunderlich, D. (1985): Raum, Zeit und das Lexikon, in: Schweizer, Harro (Hg.),

Sprache und Raum, Stuttgart , S. 77. 114 Vgl. Kaufmann (1995: 37f.), El Akshar (1996: 34).

57

(17) * Der Schrank steht von der Wand.

(18) * Der Schrank steht durch die Wand.

(19) Er läuft auf dem Sportplatz.

(20) Er läuft auf den Sportplatz.

(21) Er läuft vom Sportplatz.

(22) Er läuft durch den Sportplatz.

Man kann auch Wunderlichs Bemerkung hinzufügen, dass Verben wie

stellen, legen, stecken einen Sonderfall darstellen. Sie lassen sich nicht

mit allen dynamischen Präpositionen kombinieren. Sie kommen nur in

Verbindung mit den Zielpräpositionen – außer zu und nach - vor, niemals

mit den P [pass], was klar zeigt, dass es auch innerhalb der Klasse der

dynamischen Präpositionen noch auch Unterschiede hinsichlich ihrer

Kombination mit den lokalen Verben gibt. Das ist darauf

zurückzuführen, dass die Pn [Pass] andere Wegeigenschaften

hervorheben als die Pn [Dir] (vgl. oben). Verben wie stellen, legen,

hängen "beinhalten den Übergang in einen Lokalisierungszustand aus

einem nicht spezifizierten Vorzustand, sie beinhalten keine Information

über eine kontinuierliche Bewegung des lokalisierten Objekts. Damit

stellen sie auch keinen kontinuierlichen Weg zur Verfügung", was

genau zu den Zielpräpositionen passt und im Widerspruch zu den Pn

[Pass] steht, vgl.:

(23) Sie legt das Buch auf den Tisch.

(24) * Sie legt das Buch vom Tisch.

(25) * Sie legt das Buch durch den Tisch.

2.3 Die Charakteristika des durch-Weges

Wie oben schon erwähnt, gehört durch zur Gruppe der

Wegpräpositionen, die eine Passagerelation ausdrücken und die auch

über, um, entlang umfassen. Im Unterschied zu über und um, die

daneben auch als statische Präpositionen oder Zielpräpositionen

gebraucht werden können, beschränkt sich die Präposition durch auf die

58

Verwendung als Wegpräposition.115

Als solche beschreibt durch eine

spezifische Wegrelation. Sie bezeichnet eine Bewegung in Bezug auf den

inneren Bereich des Referenzobjekts, also auf einen Raum, während die

Präposition über, die in ihrer Verwendung als Wegpräposition der

Präposition durch am nächsten steht – weil bei den beiden Präpositionen

der Weg eine bestimmte Region schneiden muss - sich aber auf die

Oberfläche des Referenzobjekts bezieht, um auf eine kreisförmige

Bewegung in Bezug auf die Peripherie des RO hindeutet und entlang

eine Bewegung parallel zu dem RO:

(26) Er fährt um den Park.

(27) Er fährt durch den Park.

(28) Er fährt den Park entlang.

Durch weist aber nicht immer eine semantische Eindeutigkeit auf. So

kann durch im Beispiel (27) auf zweierlei Art und Weise interpretiert

werden, wobei sich der Sinn aus dem Kontext ergibt. Es kann sich

entweder um Durchqueren des Parks oder um einen längeren

ungerichteten Aufenthalt, ein Umhergehen im Park handeln. In der ersten

Interpretation bewegt sich (er) durch den Park hinweg, der als

Referenzobjekt begrenzt konzeptualisierbar ist. Der Park ist als

Zwischenstation auf dem Weg zum Zielort zu betrachten. In der zweiten

Interpretation bewegt sich (er) im Park, ohne ihn zu verlassen. Die

Bewegung ist zeitlich unvollendet, unbegrenzt. Ausgangs- und Endpunkt

der Bewegung sind häufig nicht spezifiziert. Dies entspricht genau

Kaufmanns und Maienborns Unterscheidung zwischen Path und Route.

Path umfasst einen abgeschlossenen Weg, der einen Ausgangs-, einen

Pfad- und einen Endpunkt hat, während Route sich hingegen auf eine

indefinite Grenze bezieht. “Eine Bewegung entlang eines durch Route

charakterisierten Weges erstreckt sich gleichförmig und wird nicht durch

ein inhärentes Ziel begrenzt.”116

Im ersten Fall wird von telischen

Situationen, also Ereignissen, im zweiten Fall aber von atelischen

Situationen, einem Zustand gesprochen. Darauf wird gleich unten näher

eingegangen.

115 Vgl. Wunderlich, D. (1993): On German um: Semantic and Conceptual Aspects.

Linguistics 31, S. 118f.

116 Vgl. Maienborn (1990: 90).

59

2.4 Die räumlich begrenzte Lesart von durch:

Telische Bewegung

Diese Lesart ist prototypisch für durch und daher wird sie zuerst

vorgestellt.117

Durch hat dabei die Bedeutung von Durchqueren. Dies

kommt zustande durch eine Bewegung, die auf der einen Seite in etwas

hinein- und auf der anderen Seite wieder herausführt 118

, z.B.:

(29) Peter fährt durch den Tunnel.

(30) Der Fluss fließt durch einen See.

(31) Hans guckt durch das Schlüsselloch.

(31) Durch das offene Fenster erblickte man wieder die alte Dame.

(33) Ich weiß nicht, wie wir mit unserem Landrover durch den Fluss

kamen

(34) Dann stieg ich selber schnell herunter und ging durch den stillen

Garten auf meine Wohnung zu.

Voraussetzung für Erscheinen der Präposition durch ist also vor allem,

dass sie sich auf einen Raum bezieht, in dem die Bewegung stattfindet,

und das gilt nicht nur auf diese begrenzte Lesart, sondern auch auf die

unbegrenzte. Chrakteristisch für diese Verwendung ist aber, und das

macht den Hauptunterschied zwischen den beiden Lesarten aus, dass die

Bewegung im Raum zielgerichtet verläuft, was genau bedeutet, dass mit

der Bewegung ein bestimmtes Ziel verfolgt wird. Es geht also um einen

Raum, den man auf der einen Seite betritt und auf der anderen Seite

wieder verlässt, um einen Zielort zu erreichen. Wie es Schröder

ausdrücklich betont, liegen der Zielort sowie auch der Ausgangsort

außerhalb des Raumes.119

So besagt das erste Beispiel, dass Peter

zunächst nicht im Tunnel (das Referenzobjekt), dann im Tunnel und

117 Vgl. Smith, Michael B. (1987): The Semantics of Dative and Accusative in German:

An investigation in Cognitive Grammar. PH. D. Diss. University of California. San

Diego, S. 204. Vgl. auch Benware, Wilbur (1992): Stress on particle verbs with durch in

Modern German. In: Journal of Germanic linguistics 4/2, S. 157f. 118

Duden -Universalwörterbuch (2003: 405). 119 Vgl. auch dazu Smith (1987: 207).

60

danach wieder nicht im Tunnel ist. Er hält sich nicht lange im Tunnel

auf, sondern bewegt sich schnell in die Richtung dessen Ausgangs, um

ihn zu verlassen. Der Tunnel selbst ist nicht das Ziel der Bewegung,

sondern führt nur als Weg zu dem Ziel, vgl. Abbildung 3:

Im zweiten Beispiel ist der Fluss das Lokalisierungsobjekt. Er hat einen

Ursprung, die Quelle, und ein Ziel, das Meer, und die beiden liegen

außerhalb des Passagebereichs, also des Sees. Durch gibt hier an, dass

der Fluss sein Ziel noch nicht erreicht hat. Er muss seinen Weg

fortsetzen. Der See ist nur eine Zwischenstation. Ähnliches verhält es

sich mit dem dritten Beispielsatz. Hier beobachtet Hans jemanden

heimlich, der sich offensichtlich hinter einer Tür befindet. Er wirft daher

den Blick durch das Schlüsselloch. Er bzw. sein Blick hat ein Ziel.

Wichtig an diesem Beispiel ist noch der Hinweis auf die

Kombinationsmöglichkeit mit den Wahrnehmungsverben. In diesem

Beispiel sowie im Beispiel (32) verbindet sich durch nicht mit

Bewegungsverben wie fahren, fließen, kommen und zugehen in (29),

(30), (33) und (34), sondern mit Wahrnehmungsverben. Gucken und

erblicken zeigen in diesem Zusammenhang den Weg zum Erreichen

eines Ziels an und sollen wie die Bewegungsverben interpretiert

werden.120

Sie sind so zu verstehen, "dass beim Empfinden irgendeine

Pseudomaterie vom Objekt zum Sinnorgan transportiert wird. Beim

Sehen sind dies zum Beispiel Lichtstrahlen oder Photonen und beim

Hören Schallwellen."121

Durch bestimmt nicht nur die Verben, die im Satz auftreten, sondern

stellt auch Anforderungen an das Referenzobjekt. Dieses muss so

beschaffen sein, dass es für das Lokalisierungsobjekt durchquerbar ist.

Es muss immer die Möglichkeit des Eintretens und Verlassens geben.

Relevant hierfür sind laut Kaufmann Material- und Gestalteigenschften

des Referenzobjekts, die Kaufmann anhand der folgenden Beispiele

erläutert:

(35) * Der Apfel fällt durch die Glasschüssel.

120 Vgl. Kaufmann (1990: 22f.).

121 Soll, Maria (1992): Ein Regelsystem zur Semantik der lokalen Präpositionen

"durch" und "über". Diplomarbeit im Studiengang Informatik. Hamburg, S. 15.

61

(36) Das Licht fällt durch die Glasschüssel.

(37) * Er fällt durch den Brunnen.

Der Akzeptabilitätsunterschied zwischen (35) und (36) ergibt sich daraus,

dass feste Körper (Apfel) andere feste Körper (Glasschüssel) nur unter

Kraftaufwand, d.h. unter Zerstörung des Körpers, durchqueren können.

Die Verwendung von durch ist auch im Beispiel (37) nicht kompatibel.

(er) tritt hier durch eine Öffnung in einen Hohlraum ein, kann diesen aber

nicht wieder verlassen.122

Wichtig sind ebenso die Anforderungen, die durch an die

Dimensionalität des Objektes stellt.123

Es muss meistens

mehrdimensional sein, d.h. es muss sich nicht nur in die Horizontale,

sondern auch in die Vertikale ausstrecken, muss also raumhaft

erscheinen. Vom eindimensionalen Objekt ist nicht mehr die Rede. Das

erklärt den engen Zusammenhang zwischen der Wegpräpopsition durch

und der statischen Präposition in näher. Den beiden Präpositionen ist die

Inklusion, d.h. Eingeschlossensein des Lokalisierungsobjekts im Inneren

des Referenzobjekts, gemeinsam und gilt als ihre wichtige

Bedeutungskomponente. Für die beiden Präpositionen ist daher die

Mehrdimensionalität unentbehrlich, da diese die Inklusion gewährleistet,

vgl.:

(38) Er steht in der Wiese / * im Rasen.

(38a) Er geht durch die Wiese / *den Rasen.

(39) Er steht im Kreis / * im Platz.

(39a) Er geht durch den Kreis / * den Platz.

Die Präposition durch stimmt aber nicht mit in in dieser Hinsicht völlig

überein, weil die Inklusion bei durch nur eine kurze Zeit dauert, und

zwar nur bei der Durchquerung des Rerenzobjektes.124

Nur in der Zeit, in

der das Lokalisierungsobjekt vom Eingangspunkt bis zum

Ausgangspunkt des Referenzobjektes hingeht, ist es ein Teil des

Referenzobjektes. Laut Soll sieht es so aus:

"Der Beobachter sieht, wie das Subjekt in das Objekt hineingeht. Von dem

Moment des Betretens bis zum Austreten aus dem Objekt ist das Subjekt für

den Beobachter nicht zu sehen, also ist das Subjekt ein Ein mit dem Objekt, es

122 Vgl. Kaufmann (1990: 15f.).

123 Vgl. Kaufmann (1990: 16), Soll (1992: 24).

124 Vgl. Kaufmann (1990: 16f.).

62

ist im Objekt enthalten. Das Enthaltensein dauert eine gewisse Zeit, und zwar

die Zeit der Durchquerung. Anschließend verlässt das Subjekt das Objekt und

der Vorgang der Durchquerung ist für den Beobachter abgeschlossen."125

Einen Satz wie:

(29) Peter fährt durch den Tunnel.

kann man demgemäß wie folgt umschreiben:

(29a) Peter betritt den Tunnel.

(29b) Peter ist im Tunnel.

(29c) Peter verlässt den Tunnel.

Die Inklusion sieht bei durch auch ein bisschen anders aus, weil das

Lokalisierungsobjekt die beiden Seiten des Referenzobjekts erreichen

muss. Es muss immer in Beziehung zu den Grenzen des Referenzobjekts

gesetzt werden, um den Raum völlig durchqueren zu können. Dies gilt

neben Inklusion als wichtige Bedingung für durch. Bei in fehlt jedoch

der Bezug auf die Objektgrenzen.126

Diese Inklusion, die - wie gesagt - als Hauptbedingung für Erscheinen

der Präposition durch gilt und sie mit der Präposition in verbindet,

unterscheidet zugleich sie von der mit ihr konkurrierenden Präposition

über.127

Der Weg, den durch und über bezeichnen, muss einen

bestimmten Bereich schneiden. In vielen Fällen können sie ausgetauscht

werden. Das ist der Fall im Beispiel (33). So kann es heißen:

(33) Ich weiß nicht, wie wir mit unserem Landrover durch

den Fluss kamen.

oder: (33a) Ich weiß nicht, wie wir mit unserem Landrover über

den Fluss kamen.

Beide Sätze können zwar als synonym betrachtet werden. Es gibt jedoch

einen Unterschied in der Perspektive und Vorstellung: Bei über herrscht

die Vorstellung vor, dass man über eine Fläche hinweg geht, bei durch ist

der Bereich zugleich in seiner Tiefe vorgestellt, und der Blick bleibt bei

125 Soll (1992: 41).

126 Vgl. Kaufmann (1990: 21), Kaufmann (1995: 75ff.).

127 Vgl. Kaufmann (1995: 75f.), Grabarek (1996: 124), Soll (1992: 23), Mansour

(1988: 126f.: 199).

63

dem Bereich, den man durchqueren muss.128

Grob gesagt ist die

Vorstellung bei durch raumhaft, bei über dagegen flächenhaft. Bei

Objekten wie See, Fluss, Feld sind über und durch zulässig, weil sie

sowohl flächenhaft als auch raumhaft konzeptualisierbar sein können.

Trägt das Referenzobjekt nur Flächenmerkmale, so wird durch

ausgeschlossen. Das ist der Fall in den Beispielen (11) und (13), weil

Platz und Rasen nicht als Räume betrachtet werden können. Man sagt

nur:

(38b) Er geht über den Rasen.

(39b) Er geht über den Platz.

Durch kann aber noch verwendet werden, wenn das eine Objekt

Flächen-, das andere Raumbezug hat. Man spricht dabei von

Sonderformen, z.B.: durch Feld und Wald, durch Gebirge und Steppe,

durch Hain und Flur.129

2.5 Die räumlich unbegrenzte Lesart von durch:

Atelische Bewegung

In dieser Verwendung hat durch die Bedeutung von

"Umhergehen". Hier wird auch - wie oben schon erwähnt - ein Raum

wiedergegeben, was genau bedeutet, dass die Referenzobjekte Mehrdimensionalität aufweisen, die Bewegung jedoch nicht gerichtet ist.

Sie wiederholt sich meist in diesem Raum und gilt zeitlich als nicht

abgeschlossen, unvollendet, vgl. z.B:

(40) Ruhelos ging er durch das Klassenzimmer.

(41) Peter läuft durch den Park.

(42) Sie waten durch das Wasser.

128 Vgl. Brinkmann (1962: 178), Mansour (1988: 127).

129 Vgl. Schröder (1986: 101), Mansour (1988: 199).

64

(43) Er bummelt durch die Straße.

(44) Seit dem Morgengrauen bin ich durch eure Gassen

geschlendert.

(45) Eines Tages, früh um vier, werden sie kommen mit

tausend schwarzen Panzern, die kreuz und quer durch

unsere Äcker rollen.

In den Beispielen geht es nicht darum, den Raum schnell zu durchqueren,

um zu einem Zielort zu gelangen, der außerhalb dieses Raumes liegt,

sondern vielmehr um einen längeren Aufenthalt in dem betrofffenen

Raum, der nicht verlassen wird. Die Bewegung darin wird nicht durch

ein inhärentes Ziel begrenzt, vgl. Abb. 4:

Diese räumliche Verwendung von durch entspricht in gewissem Maß

der von statischen Präpositionen.130

Von diesen unterscheidet sich die

Präposition durch nur durch den Bezug auf Bewegung. Ansonsten

unterscheidet sie sich jedoch nicht von den statischen Präpositionen,

d.h. sie ist auch nicht telisch und verändert nicht die zeitliche Struktur

des Sachverhalts (vgl. oben).

Schröder weist dabei mit Recht darauf hin, dass durch hier durch in .....

herum, in ....auf und ab, in .…hin und her ersetzt werden kann, was noch

als Hervorhebung der Inklusionskomponente, d.h. Eingeschlossensein in

dem Raum, bei dieser Verwendung von durch gilt.131

So kann man das

erste Beispiel folgendermaßen wiedergeben:

(40) Ruhelos ging er durch das Klassenzimmer.

(40a) Ruhelos ging er im Klassenzimmer herum.

(40b) Ruhelos ging er im Klassenzimmer auf und ab.

(40c) Ruhelos ging er im Klassenzimmer hin und her.

130 Vgl. Heintzeler, Mirjam (1992): Raumausdrücke im Konzeptlexikon: die Darstellung

der Komposition lokaler Verben und Präpositionen in einem konzeptuellen Lexikon.

Konstanz: Hartung-Gorre (Zugl. Diss. Univ. Konstanz), S. 103. 131 Vgl. auch dazu Soll (1992: 42).

65

Das nächste Beispiel zeigt, dass durch manchmal beide Lesarten erlaubt.

Man spricht dabei von Mehrdeutigkeit. Im Fall des Beispielsatzes:

(41) Peter läuft durch den Park.

kann es sich sowohl um Durchqueren des Parks als auch um Umhergehen

im Park handeln. Ob Peter den Park zielstrebig durchquert und ihn

wieder verlässt, ob er sich dort schon lange ungerichtet bewegt, lässt sich

nicht durch das Verb entscheiden. Bei dem Bewegungsverb laufen steht

es ganz offen im Gegensatz zu den Bewegungsverben waten, bummeln,

schleudern und rollen, die eine ungerichtete Bewegung charakterisieren.

Diese Verben sind zeitlich unbegrenzt und kommen daher mit durch nur

in der zweiten Verwendung vor.132

Die genaue Bedeutung im Falle des

Verbs laufen ist oft dem Kontext zu entnehmen. Die Mehrdeutigkeit kann

aber ausgeschlossen werden durch zusätzliche Richtungsadverbien wie

hindurch, das als Verstärkung für durch fungiert und die Bedeutung von

durch auf die erste begrenzte festlegt133

:

(41a) Peter läuft durch den Park hindurch.

Zeitadverbien können auch eine entscheidende Rolle bei der Analyse der

Sätze mit durch spielen, vgl.:

(41b) Peter läuft innerhalb von zehn Minuten durch den Park.

(41c) Peter läuft stundenlang durch den Park.

Man kann hier leicht erkennen, um welche Bedeutung es eigentlich geht.

In (41b) erscheint das Adverb innerhalb von zehn Minuten. Es ist ein

Zeitrahmenadverb und setzt immer eine begrenzte Verwendung voraus;

in (41c) liegt hingegen das Zeitdaueradverb stundenlang vor, das zur

Festlegung der unbegrenzten Verwendung von durch herangezogen wird.

Eigenschaften des Referenzobjekts sind hier auch relevant und können

über die Bedeutung entscheiden. Bei begrenzten Objekten wie Tunnel,

Tor, Fenster, Tür ergibt sich die Bedeutung von Durchqueren. Bei

Objekten wie Wüste, Luft, Matsch u.a., die keine festen Grenzen haben,

liegt die Bedeutung von Umhergehen nahe, vgl.:

132 Näheres zu den Bewegungsverben im Deutschen, siehe: Gerling, M./Orthen, N.

(1979): Deutsche Zustands- und Bewegungsverben. Gunter Narr Verl. Tübingen. 133 Vgl. Maienborn (1990: 91f.), Kaufmann (1995: 45), Benware (1992: 158f.).

66

(46) Peter läuft durch den Tunnel.

(47) Peter läuft durch die Wüste.

Betrachtet man das letzte Beispiel näher, stellt man fest, dass Inklusion

und völlige Durchquerung, die beiden Bedingungen, die für durch in der

begrenzten Verwendung relevant sind, auch in der zweiten unbegrenzten

Verwendung eine Rolle spielen. Die Inklusion muss ja immer als

Bestandteil von durch da sein. Sie ist hier sogar deutlicher als in der

ersten Verwendung, da ein längerer Aufenthalt in dem betroffenen

Objekt im Vordergrund steht. Die zweite Bedingung, also Erreichen der

Randpunkte des Referenzobjekts, oder wie es Smith nennt

"completeness", bleibt aber offen134

, und das hängt in erster Linie von

den Eigenschaften des Referenzobjekts ab. Bei Wüste im letzten Beispiel

muss nicht immer eine Beziehung zu deren Randpunkten hergestellt

werden. Bei Objekten wie Park, Gasse, Stadt kann man jedoch die

Randpunkte erreichen. Ich stimme deswegen nicht völlig der von Smith

und Benware vorgenommenen Interpretation zu. Smith stellt der

begrenzten Verwendung von durch zwei Bedingungen, nämlich

"completeness" und "directional", während in der unbegrenzten

Verwendung nur "completeness" dominiert. Completeness weist in der

begrenzten Verwendung auf "movement by the TR <LO> all the way

through the LM <RO> from one side to the other."135

In der

unbegrenzten Verwendung ist mit completeness "the sense that the

internal area of the LM is completely covered or sufffused […] by the

path followed by the TR"136

gemeint. Smith nimmt an, dass das

Lokalisierungsobjekt obligatorisch in den beiden Verwendungen von

durch in Beziehung zu den Grenzen des Referenzobjekts steht. Diese

Ansicht teilt mit ihm Benware, der das Referenzobjekt durch das Symbol

I und dessen Seiten durch Iq und Ir kennzeichnet. Laut ihm muss das

Lokalisierungsobjekt immer in Relation zu den beiden Iq und Ir stehen.

Das gilt für die beiden Lesarten.137

134 Vgl. Wunderlich (1993: 117), Kaufmann (1990: 25), Kaufmann (1995: 78f.).

135 Smith (1987: 205).

136 Ebd. S. 207f.

137 Näheres dazu siehe Benware (1992: 159f.).

67

Das gilt – meiner Meinung nach – als Verallgemeinerung, besonders weil

Smith und Benware keine Rücksicht auf Eigenschaften des

Referenzobjekts nehmen. Benware hat aber völlig Recht, wenn er betont,

dass die Beziehung des Lokalisierungsobjekts zu dem Referenzobjekt

und seinen beiden Seiten in der ersten Verwendung "sequential", also

phasenhaft ist. Das Lokalisierungsobjekt befindet sich am Anfang

außerhalb des Raumes, betritt ihn für kurze Zeit und verlässt ihn am

Ende. In der zweiten unbegrenzten Verwendung befindet sich das

Lokalisierungsobjekt die ganze Zeit in dem Raum. Die Verwendung ist

daher nicht “sequential".

2. 6 Durch zum Ausdruck der Durativität

Wie alle anderen alten Präpositionen kann durch auch temporal

verwendet werden. Es tritt dabei entweder voran- oder nachgestellt auf.

Die Stellung vom temporalen durch ist vor allem regional bestimmbar.

So wird es im österreichischen Deutsch vorangestellt, sonst wird durch,

üblicher aber hindurch, nachgestellt138

, z.B.:

(48) Ihre Freundschaft hielt durch das ganze Leben.

(49) 40 Jahre (hin)durch tat er seine Pflicht.

(50) Die ganze Zeit (hin)durch war er gesund, aber

jetzt kränkelt er wieder.

(51) Den Sommer (hin)durch arbeitete er auf dem Lande.

(52) Es ist schon 3 Uhr durch.

(53) Es ist Mitternacht durch.

138 Vgl. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Bd. 2. Ruth Klappenbach /

Wolfgang Steinitz Akademie Verl. Berlin 1981, S. 874, Duden-Universalwörterbuch

(2003: 406).

68

Im temporalen Bereich entscheidet auch die Bedeutung über die Position

von durch. Dient es zum Ausdruck der Durativität, so kann es voran-

oder nachstehen wie in den Beispielen (48), (49), (50) und (51). Durch

bezeichnet hier Kontinuität des Geschehens über einen gewissen

begrenzten Zeitraum hin.139

Die Handlung verläuft kontinuierlich (= in

einem Zeitraum von Anfang bis zum Ende). Das nachgestellte durch

steht meist fakultativ. Es kann ohne Bedeutungsverlust, wie Schröder und

Fries feststellen, vor allem dort weggelassen werden, wo dem von durch

regierten Nomen ein Attribut wie ganz, lang oder ein Numeral hinzutritt,

was die Zeitausdehnung gewährleistet, vgl.:

(49) 40 Jahre (hin)durch tat er seine Pflicht.

(49a) 40 Jahre tat er seine Pflicht.

(50) Die ganze Zeit (hin)durch war er gesund, aber jetzt

kränkelt er wieder.

(50a) Die ganze Zeit war er gesund, aber jetzt kränkelt er wieder.

Ein Beispielsatz wie:

(51a) Den Sommer arbeitete er auf dem Lande.

sagt aber nichts über die zeitliche Ausdehnung der Arbeit aus. Er sagt nur

aus, dass die Arbeit auf dem Lande im Sommer erfolgte. Fries und

Schröders Feststellung in Bezug auf das vorangestellte Attribut stimmt

man zu. In Frage steht jedoch Schröders Feststellung, dass das von durch

regierte Nomen einen bestimmten Artikel erfordert. Das widerspricht

genau dem von ihm in diesem Zusammenhang angeführten Beispiel:

(54) Es ging ihr lange Zeit (hindurch) nicht gut. (Schröder 1986:105),

wo es kein Artikel vor dem Nomen steht. Das nachgestellte durch kann

außerdem mit lang oder über ausgetauscht werden, vgl.:

(50) Die ganze Zeit (hin)durch war er gesund, aber jetzt kränkelt

er wieder.

(50b) Die ganze Zeit lang war er gesund, aber jetzt kränkelt er wieder.

(50c) Die ganze Zeit über war er gesund, aber jetzt kränkelt er wieder.

139 Vgl. Schröder (1986: 104), Grabarek (1996: 127), Schmitz (1984: 7), Smith

(1987: 208), Mansour (1988: 300).

69

Im temporalen Bereich beschränkt sich durch nicht nur auf die durative

Verwendung. Es kann auch Überschreiten eines Zeitpunktes ausdrücken

und hat dabei die Bedeutung von "vorbei, kurz danach". So wäre das

Beispiel:

(52) Es ist schon 3 Uhr durch.

Umzuschreiben als: (52a) Es ist kurz nach 3.

In dieser temporalen Verwendung wird durch nur nachgestellt. Es kommt

auch nur mit dem Verb sein vor. Dies sind als wichtige Voraussetzungen

zu betrachten.140

2.7 Durch zum Ausdruck der Modalität

2.7.1 Durch mit medialer Bedeutung

Mit durch kann man weiter einen Vermittler oder ein

Realisierungsmittel bezeichnen. In dieser Funktion konkurriert es im Grunde

mit dem instrumentalen mit. Eine Grenze zwischen den beiden versucht

Forstreuter aber zu ziehen, indem sie drei Gruppen von Mitteln und

Gegenständen unterscheidet141

:

a) Mittel als reine Instrumente, die unter Kontrolle der Menschen stehen und

diesen bei einer bestimmten Tätigkeit dienen, z.B. Waffen und Werkzeuge

(Pistole, Messer, Hammer, Schraubenzieher u.a.). Forstreuter nennt diese

Gruppe passive Mittel und stellt fest, dass sie nur die Präposition mit zulässt.

So muss es immer heißen:

(55) Schreiben Sie bitte mit Bleistift, nicht mit Tinte!

(56) Sie hat ihn mit einer Pistole erschossen.

140 Vgl. Schröder (1986: 104), Mansour (1988: 301).

141 Vgl. Forstreuter, Elke (1976): Bedeutung und Anwendung einiger wichtiger

Präpositionen unserer Gegenwartssprache. In: Sprachpflege 25, S. 118.

70

b) aktive Mittel, die selbstständig, automatisch arbeiten und damit den

Menschen in bestimmten Bereichen ersetzen können, z.B. Maschinen,

elektrische Geräte u.a. In dieser Gruppe sind sowohl mit als auch durch

zulässig, z.B.:

(57) Mit einem Flugzeug konnte die Armee die Schiffbrüchige retten.

(57a) Durch ein Flugzeug konnte die Armee die Schiffbrüchige retten.

c) natürliche und synthetische Mittel, die die Menschen zu ihrem

Gunsten wirken lassen könen, z.B. Wasser, Säure, Sprengstoffe. Auch

in dieser Gruppe sind die beiden Präpositionen möglich:

(58) Er dachte daran, den Felsen mit Dynamit zu sprengen.

(58a) Er dachte daran, den Felsen durch Dynamit zu sprengen.

In solchen Sätzen sind mit und durch jedoch nicht deckungsgleich. Bei

mit ist bloß an das Mittel , an das Werkzeug gedacht, das bei einer

bestimmten Tätigkeit eingesetzt wird, abgesehen davon, ob es die

Tätigkeit erfolgreich zu Ende führt.142

Bei durch handelt es sich

dagegen – seiner lokalen Bedeutung gemäß – um ein Intermedium und

die mit seiner Hilfe geschehende Vermittlung, die meist zur Vollendung

der Tätigkeit führt. Bei durch ist also erst an das Ergebnis, an das

Resultat gedacht. Diese Resultativität unterscheidet das mediale durch

von dem mit ihm konkurrierenden mit. Dies gilt auch auf Fälle, wo mit

und durch nicht wie oben auf Konkreta, sondern auf Abstrakta wie

Leichtsinn, Betrug, Beharrlichkeit, Schaden und Faulheit hinweisen:

(59) Er hat den Betrieb mit seinem Leichtsinn ruiniert.

(59a) Er hat den Betrieb durch seinen Leichtsinn ruiniert.

(60) Sein Vermögen hat er durch Betrug erworben.

Das letzte Beispiel wäre so zu verstehen: Hans hatte am Anfang (at time

t1) kein Vermögen; am Ende (at time t2) hat er viel Vermögen erworben.

Das kam aber zustande durch Betrug, den Hans in der Zeit zwischen t1

und t2 begang. Der Betrug stand hinter der Änderung in der finanziellen

Lage des Agens (Hans).

142 Vgl. Brinkmann (1962: 178f.).

71

Handelt es sich um Personen, so muss nur durch gebraucht werden:

(61) Hans hat Peter durch meinen Freund kennengelernt.

(62) Er lässt sie durch mich grüßen.

Hier ist die Vermittlung gemeint, die durch Personen zustande kommt.

Mit ist in solchen Sätzen daher unzulässig. Durch ist dabei auch

resultativ interpretierbar. Man kann dementsprechend Beispiel (61) so

verstehen: Hans kannte am Anfang (at time t1) Peter nicht; am Ende (at

time t2) hat er ihn kennen gelernt. Der Satz bezeichnet also den

Übergang vom Nicht-Kennen zum Kennen des Patiens.

Freundschaftschließen mit Peter war durch einen Freund möglich, etwas

präziser, dadurch, dass er Peter Hans vorstellte. Diese Vorstellung fand

in der Zeit zwischen t1 und t2 statt. Auf die Resultativität bei durch wird

gleich unten näher eingegangen.

2.7.2. Die Rolle von durch in Passivsätzen

Im Passiv kann das Subjekt des Aktivsatzes in eine

Präpositionalphrase übergeführt werden, die meist von den

Präpositionen von, durch oder mit eingeleitet werden. Andere

Präpositionen wie von seiten/seitens143

, mittels und vermittels

finden hier auch Verwendung, sind aber meist formell und

deshalb selten gebraucht.144

Als Faustregel für den Gebrauch der drei Präpositionen in

Passivsätzen gilt, dass die Präposition von den eigentlichen

Täter, den Urheber des Geschehens nennt und durch die

Ursachen (Abstrakta/Sachen), während mit das Instrument, das

Mittel ausdrückt, z.B.:

143 Die Präposition seitens bzw. von seiten tritt nur mit bestimmten Verben auf, die

dadurch charakterisiert sind, dass das Akkusativobjekt mit ihnen eine feste Verbindung

bildet, z.B. Anforderung stellen, Vorschläge machen, Vorbereitung treffen usw. 144

Vgl. Brown, T.G (1969): Semantic judgments of von, mit und durch in German. In:

Papers in Linguistics 1, S. 599, Forstreuter (1976: 81).

72

(63) Die Versicherungsbeiträge werden je zur Hälfte von den

Arbeitnehmern und den Arbeitgebern aufgebracht.

(64) Sie redete von Mythen, wie unsereiner vom Wärmesatz,

nämlich wie von einem physikalischen Gesetz, das

durch jede Erfahrung nur bestätigt wird, daher in

einem geradezu gleichgültigen Ton.

(65) Die Stadt wurde durch eine Lavine zerstört.

(66) Der Draht wird mit einer Flachzange abgekniffen.

Vergleicht man diese Beispiele mit den folgenden, so stellt man

fest, dass sich die oben genannte Regel – besonders in Bezug auf

die Präposition durch, die uns hier interessiert – nur

eingeschränkt anwenden lässt:

(67) Die Dokumente wurden durch den Sekretär zerstört.

(68) Die Demonstation wurde durch die Polizei aufgelöst.

(69) Er wurde durch den Strang hingerichtet.

(70) Wie heute feststeht, ist der Tod unserer Tochter

nicht durch Schlangengift verursacht gewesen.

Durch tritt einmal an die Stelle der Präposition von wie am

Beispiel (67) und (68), andersmal an die Stelle von mit, was der

Regel ihre Gültigkeit entzieht und deutlich darauf hinweist, dass

es semantische Beziehungen zwischen von und durch auf der

einen, zwischen durch und mit auf der anderen Seite bestehen.

Durch nimmt eine Zwischenstellung ein und ist meist homonym,

mehrdeutig.145

Versuchen wir die Beziehung zwischen von und durch näher zu

betrachten146

, so stoßen wir auf eine Menge verschiedener

145 Vgl. Brinkmann, Klaus (1971): Das Passiv im heutigen Deutsch. Form und Funktion.

In: Heutiges Deutsch 112. Max Hueber Verl. Schwann, S. 42, King, Thomas (1988):

Spatial metaphor in german causative constructions. In: Brygida Rudzka – Ostya

(Hrsg.): Topics in cognitive linguistics. John Benjamins publishing company.

Amesterdam / Philadelphia, S 562, Forstreuter (1976: 81). 146 Es soll hier auch auf die besondere Verwendung von durch und von im

präpositionalen Attribut hingewiesen werden. Die Hauptregel besagt, dass von und

durch auf grammatische Subjekte bezogen sind: durch auf das grammatische Subjekt

73

Meinungen der Grammatiker. Manche gehen davon aus, dass die

beiden Präpositionen ohne Bedeutungsunterschied austauschbar

sind.147

Das steht sicherlich im Widerspruch zu der Meinung

von vielen Grammatikern, darunter auch Hartung. Ihrer

Meinung nach erscheint von, wenn das Subjekt des zugrunde

liegenden Aktivsatzes unmittelbar Ausgangspunkt (Initiator) des

Verbalinhalts ist. Durch ist nur zulässig, wenn das Subjekt des

zugrunde liegenden Aktivsatzes nicht unmittelbar

Ausgangspunkt, d.h. nicht Initiator, wohl aber Realisator des

Verbalinhalts ist.148

So wäre die Verwendung von durch am

Beispiel (67) im Vergleich zu der Verwendung der Präposition

von folgendermaßen zu interpretieren:

(67) Die Dokumente wurden durch den Sekretär zerstört.

(67a) Die Dokumente wurden von dem Sekretär zerstört.

In (67a) ist der Sekretär als Initiator anzusehen, der direkt hinter

Zerstörung der Dokumente steht und die vollkommene

Verantwortung dafür trägt; in (67) ist er hingegen nur

ausführender Vermittler, wie ein Mittel in der Hand des

eigentlichen Täters, der nicht genannt, wohl aber gedacht und

aus dem Kontext erkennbar sein kann, z.B.:

(67b) Die Dokumente wurden (von dem bestechlichen

Minister) durch den Sekretär zerstört.

Forstreuter geht einen Schritt weiter, wenn sie betont, "dass die

Verwendung von ‘durch’ in starkem Maße von Bedeutungselementen

bestimmt wird, die auf ein Geschehen hindeuten, das mit einem

von transitiven Verben im Aktivsatz, von auf alle anderen Subjekte, z.B.: Die

Vergiftung des Präsidenten durch seinen Gegner; die Hilfe von Helmut. Im ersten

Beispiel ist das Substantiv (Vergiftung) von einem transitiven Verb abgeleitet. Das

Subjekt erscheint daher als durch-Phrase. Weil es sich im zweiten Beispiel um ein aus

einem intransitiven Verb abgeleitetes Substantiv (Hilfe) handelt, wird das Subjekt mit

von angeschlossen. Das direkte Objekt selbst steht im Genitiv – wie im ersten Beispiel –

oder erscheint als von-Phrase, z.B. Veränderung des Gehirns durch Radioaktivität;

Identifizierung von den Flutopfern in Südasien. Vgl. dazu Eisenberg (1999:259);

Grabarek (1996: 162). 147 Vgl. Schleier, E. H. Ingeborg (1975): Das Funktionssystem der

Präpositionalkonstruktion in der deutschen Gegenwartssprache. Hamburger phonetische

Beiträge. Bd. 14. Helmut Buske verl. Hamburg, S. 163ff. 148 Hartung, zitiert nach: Schleier (1975: 164).

74

Ergebnis verläuft (sog. prozessual resultative Bedeutungselemente)."149

Nach dieser Auffasssung soll der Urheber in Sätzen mit von-Phrasen

akzentuiert werden. Er steht im Mittelpunkt. In Sätzen mit durch-Phrase

legt man aber das Augenmerk nicht auf den Urheber, sondern auf das

Ergebnis seines Handelns. Angewandt auf Beispiel (67) und (68) wäre

durch die Verwendung der durch-Phrase auszudrücken, dass hier wichtig

ist, was auf Tat der Sekretärin bzw. Eingreifen der Polizei folgte,

nämlich dass die Dokumente zerstört wurden bzw. dass die

Demonstation aufgelöst wurde und zu Ende ging. Die beiden Sätze

erhalten somit eine resultative Bedeutung.

Das stimmt in gewissem Maße mit Pauls Auffassung überein. Bei ihm

heißt es: "In gewissen Fällen bedingt die Anwendung von durch oder von

eine Bedeutungsnuance: ‘Er ist von mir zu Grunde gerichtet’ kann man

umschreiben durch ‘ich habe es dazu gebracht, ihn zu Grunde zurichten’, ‚Er

ist durch mich zu Grunde gerichtet’ durch ‚dass er zu Grunde gerichtet ist, ist

meine Schuld’."150

Als Stütze für diese Analyse gilt, dass die durch-Phrasen fast nur

verwendet werden bei den kausativen Handlungsverben, d.h. Verben,

die auf Erreichung eines Ergebnisses hinweisen, z.B. erschlagen,

erschießen, erwürgen usw. So wäre das Verb schlagen, das Gewalt des

Agens gegen das Patiens bezeichnet, ohne dabei auf Änderung des

Patiens-Zustandes zu referieren, nicht kompatibel mit durch- Phrasen.

Man kann nicht sagen:

(71) * Er wurde durch seinen Vater geschlagen.

Richtig ist aber: (71a) Er wurde von seinem Vater geschlagen.

Oder: (71b) Er wurde durch seinen Vater erschlagen.

Das letzte Beispiel macht klar, dass das Patiens infolge der Gewalt und

Agressivität des Vaters starb.151

Diese Verwendung der durch-Phrasen

mit Kausativa führt King auf ihre Bedeutung im lokalen Bereich zurück.

Er sagt: "This correlation also has an explanation in terms of cognitive-spatial

metaphor. […]. Notice that in the case of a change of state the patient moves

149 Forstreuter (1976: 82).

150 Paul, zitiert nach: Schleier (1975: 163).

151 Vgl. King (1988: 573ff.).

75

from an initial state location, enters the event space of the location, traverses

it, and exits it in oder to reach the final state location."152

King bemerkt einen engen Zusammenhang mit der lokalen Bedeutung

von durch. Das bedeutet, wie das lokale durch, das eine Bewegung

durch einen Raum oder Körper von einem Ende bis zum anderen

bezeichnet, weist durch im Passiv auf Änderung in dem Zustand, eine

Umwandlung von einem Vorzustand zum Endzustand hin.

Laut King ist diese Anayse auch auf durch-Phrasen anwendbar, die das

Instrument, das Mittel markieren. Dies wollen wir klar machen mit

Hilfe eines Beispiels, das King gegeben hat:

(73) Cäsar wurde durch einen Dolch getötet.

Ein Vergleich der durch-Phrase in diesem Satz mit der mit-Phrase

ergibt, dass die letzte den Dolch als ein reines Instrument bezeichnet,

das unter Kontrolle eines (gedachten) Täters stehen soll, und damit die

Modalität im Satz hervorhebt, während die durch-Phrase auf das

traurige Ende referiert. Sie bezeichnet eine Situation, in der Cäsar zum

Unglück auf seinen Dolch fiel und von ihm getötet wurde.

Zur Auslegung der durch-Phrasen bei Gegenständen besteht Forstreuter

auch auf ihrer Grundkonzeption und weist ihnen immer wieder ein

prozessual-resultatives Bedeutungselement zu.153

Sie geht dabei von

Pauls Bemerkung aus: "damit durch angewendet werden kann, muss aber in

dem Verb die Erreichung eines Ergebnisses liegen, während mit stehen muß,

wo es sich um eine Bemühung handelt, die noch zu keinem Ergebnis geführt

hat. Man wird z.B. nur sagen: er will uns damit anlocken; dagegen kann man

sagen: er hat uns dadurch verlockt."154

Schließlich sei hinzuweisen auf die Rolle der durch-Phrasen in Sätzen

mit passivischer Bedeutung oder wie Schleier es nennt, im

lexikalisierten Passiv, d.h. dem Passiv, das mit lexikalischen statt

grammatischen Mitteln ausgedrückt wird. Es werden dabei

152 King (1988: 584).

153 Vgl. auch dazu Brinkmann (1962: 178f.).

154 Paul, zitiert nach: Forstreuter (1976: 118).

76

hauptsächlich zwei Formen vom lexikalisierten Passiv unterschieden:

intransitive und transitive Form. Bei der ersten wird das

Akkusativobjekt des Aktivsatzes – wie bei dem formalen Passiv - zum

Subjekt des Passivsatzes. Das ursprüngliche Subjekt ist hier meist durch

eine durch-Phrase angeschlossen. Auftritt der Präpositionen von oder

mit ist selten155

, z.B.:

(74) Unzählige Seevögel kamen durch die Ölpest um.

(75) Sie haben sich durch die amtliche Untersuchung als

unwahr erwiesen.

(76) Sein Traum geht durch sie in Erfüllung.

(77) Die gewaltigen Schäden entstanden durch den Sturm.

(78) Die Entwicklung eines mikroskopischen Bildes wurde nur

durch die Reinigung der von einer Stelle ausgehenden

Strahlen möglich.

Wie aus den Beispielen hervorgeht, handelt es sich um

Vorgangsverben, die einen Übergang bezeichnen, vor allem um die

reflexiven Verben (75), Funktionsverbgefüge (76), Verben des

Erscheinens und Entstehens (77) und (78). Die Durch-Phrasen können

dabei einfach in das Subjekt des entsprechenden formalen Passivsatzes

umgewandelt werden, vgl.:

(74a) Unzählige Seevögel wurden durch die Ölpest umgebracht.

(78a) Ein mikroskopisches Bild wurde durch die Reinigung der

von einer Stelle ausgehenden Strahlen entwickelt.

Bei der transitiven Form des lexikalisierten Passivs wird das

Dativobjekt der Person - so heißt es bei Schleier - zum Subjekt des

Passivsatzes:

(79) Mein Vater hat es mir gesagt.

(79a) Ich habe es durch meinen Vater erfahren.

Diese Form wird - laut Schleier – häufig mit dem Verb bekommen

gebildet:

(80) Mein Vater schenkt mir eine CD.

(80a) Ich bekomme durch meinen Vater eine CD geschenkt.

155 Vgl. Schleier (1975: 172).

77

Schleier bestätigt aber, dass durch in dieser Form des lexikalisierten

Passivs aber durch die Präposition von ersetzt werden kann156

, vgl:

(80b) Ich bekomme von meinem Vater eine CD geschenkt.

2.8 Durch zum Ausdruck der Kausalität

Auch im kausalen Verwendungsbereich findet das räumliche

Konzept seinen Niederschlag. Der mit durch markierte Grund kann – im

Gegensatz zu den rein kausalen Präpositionen infolge, wegen und

aufgrund – meist betrachtet werden als eine Realisierungsmethode, als

Mittel, das einen Weg zum gewünschten Ziel eröffnet. Immer wieder

treffen die prozessual-resultativen Bedeutungskomponenten, von denen

Forstreuter gesprochen hat.157

Bei durch berühren sich Grund und

Mittel so eng, dass man von einem kausal-medialen Zusammenhang

spricht. In dem von Schröder (1984: 81) angeführten Beispiel:

(81) Eine Rocksängerin wurde im Fernsehen gefragt:

"Waren Ihnen diese Erfolge aufgrund des Förderungsvertrages

möglich?" - " Nicht deswegen, aber eventuell dadurch."

und auf die Frage nach der Voraussetzung ihrer Erfolge bestätigte die

Rocksängerin, dass der Förderungsvertrag nicht die Ursache ihres

Erfolges (wegen), sondern nur ein Mittel, ein Weg zum Erfolg (durch)

war.

Diese mediale Bedeutung, die dem kausalen durch hinzutritt, erweitert

dabei die Paraphrasierungsmöglichkeiten. Die Phrase mit durch kann

hier nicht nur in einen weil-/ da-Satz oder aufgrund dessen…, dass

transformiert werden, sondern auch in einen indem-Satz. Ein Satz wie

(82) Durch seinen Mut verhinderte er einen größeren Schaden.

156 Vgl. ebd. S. 174.

157 Vgl. Schröder, J. ( 1983): Präpositionen in Kausaladverbialien. In : Daf 20, S. 81,

Forstreuter (1976: 184), Brinkmann (1962: 178), Schröder (1986: 102ff.).

78

wäre folgendermassen zu paraphrasieren:

(82a) Weil er mutig handelte, verhinderte er einen größeren Schaden.

(82b) Aufgrund dessen, dass er mutig handelte, verhinderte er einen

größeren Schaden.

(82c) Indem er mutig handelte, verhinderte er einen größeren Schaden.

(82d) Dadurch, dass er mutig handelte, verhinderte er einen

größeren Schaden.

wobei zu bemerken sei, dass auch die Konjunktion dadurch…, dass

semantisch – aufgrund der ihr zugrundeliegenden Präposition durch -

zwischen weil und indem steht. Sie zählt teils zu den kausalen, teils zu

den modalen Konjunktionen.158

Durch kann aber, wenn auch in wenigen Fällen, rein kausal benutzt

werden, vgl.:

(83) Uns ist etwas durch Natur und Geschichte gemeinsam.

Eine Paraphrasierungsmöglichkeit wäre nur:

(83a) Uns ist etwas aufgrund dessen gemeinsam, dass wir die gleiche

Natur und Geschichte haben.

Solche Fälle, die die mediale Interpretation nicht zulassen,

berechtfertigen Einbeziehung der durch-Phrasen in die Kausalanalyse.

Es gibt außerdem einen weiteren Unterschied zwischen dem kausal

verwendeten durch und den primär kausalen Präpositionen infolge und

wegen fest.159

Dieser Unterschied besteht darin, dass bei durch "eine

158 Vgl. Schröder (1983: 82).

159 Schwer zu trennen ist die Anwendung der eng verwendeten Präpositionen wegen und

infolge, vgl. Forstreuter. Die beiden drücken den sachlichen Grund aus. Ein einziger

Unterschied - so heißt es in der traditionellen Grammatik - liegt darin, dass infolge bei

Geschehen - niemals bei Personen oder Sachen - steht und dabei die Zeitfolge betont.

Man könnte aber außerdem Kadens Regel zur Hilfe nehmen, die er so formuliert:

"Während wegen zu einer Ursache gehört, deren Wirkung gewollt eintritt oder gewußt

herbeigeführt wird, weist infolge auf eine ungewollte, zwangsläufige Wirkung hin"

(Kaden, E. F. (1969): Mittel oder Ursache. In: Sprachpflege 18, S. 118). So muss es

richtig lauten: Infolge eines Sturzes büßte die Fahrerin ihre Chancen ein.

79

unmittelbare, ursächliche Verknüpfung", bei infolge und wegen nur eine

mittelbare vorliegt160

, vgl.:

(84) Durch den Tod meines Vetters habe ich einen großen

Verlust erlitten.

(84a) Infolge des Todes meines Vetters habe ich einen großen

Verlust erlitten.

(85) Wegen eines für den Fall des Rückzugs gegebenen Befehls

ist die Brücke durch die angestrengten Bemühungen der

Pioniere eingestürzt.

Der Satz mit durch (84) bedeutet: der Tod meines Vetters hat mich sehr

nahe betroffen; der Satz mit infolge (84a) besagt etwa: der Tod meines

Vetters hat mir dessen Geschäftserfahrung, dessen Kapital entzogen, die

Folge war, dass mir eine Unternehmung Missglück ist, und so habe ich

einen großen Verlust erlitten. Am Beispiel (85) kann man den

Unterschied zwischen den genannten Präpositionen besser erfassen. Hier

wird gesagt, dass das, was hinter dem Einsturz der Brücke steht, nicht

der Befehl, sondern der Einsatz der Pioniere ist. In solchen Fällen sehen

Behagel und Persson eine gute Begründung dafür, warum durch

meistens bei Handlungen und Vorgängen, weit seltener bei Zuständen

steht.

Wegen eines Sturzes gab sie das Rennen auf. – In Südasien wurden viele Menschen

infolge der Flut arbeitslos. Wegen ist im letzten Beispiel nicht möglich. 160 Vgl. Perssson (1994: 334), Forstreuter (1976: 184).

80

3. Einteilung der Funktionen der durch-Verben

Wir haben uns im vorigen Kapitel mit den verschiedenen

semantischen Funktionen der Präposition durch eingehend beschäftigt.

Neben der grundlegenden räumlichen Bedeutung hat durch auch andere

sekundäre Bedeutungen wie die kausale und mediale, die – wie oben

festgestellt wurde – auf die räumliche Bedeutung zurückgeführt werden

können. Nun wenden wir uns in diesem Kapitel den Funktionen des

Präfixes selbst zu und befassen uns mit dessen Bedeutungsgruppen im

Einzelnen. Es werden dabei Beziehungen des Präfixes zu der Präposition

besprochen, wobei wir die am Anfang, in der Einleitung gestellten

Fragen vor Augen halten, nämlich:

In wie weit stimmt das Präfix durch- in semantischer Hinsicht

mit der Präposition überein?

In welcher Richtung verändert (modifiziert) das Präfix die

Simplizia?

In wie weit erfordern die Valenzunterschiede bei den präfigierten

Verben abweichende semantische Beziehungen?

Zu diesem Zweck gehen wir erst von der Feststellung der Grammatiker

aus, dass die räumliche Bedeutung der Präposition durch keine geringere

Wirkung auf die semantischen Merkmale des gleichlautenden Präfixes

hat, d.h. dass die räumliche Bedeutung161

– in anderen Fällen auch die

temporale Bedeutung, die als Wiedergabe der räumlichen auf zeitlicher

Achse zu betrachten ist162

– in den Präfixverben mit durch-

wiederzufinden ist. Da sekundäre Bedeutungen der Präposition, also

161 Vgl. Kjellmann, N. (1945): Die Verbalzusammensetzungen mit durch. Lund, S. 20f;

Eroms, Hans-Werner (1982): Trennbarkeit und Nichttrennbarkeit bei den deutschen

Partikelverben mit durch und um. In: Eichinger, Ludwig M. (Hg.): Tendenzen verbaler

Wortbildung in der deutschen Gegenwartssprache. Hamburg: Buske, S. 39. Vgl. auch

Rich, Georg A. (2003): Partikelverben in der deutschen Gegenwartssprache mit durch-,

über-, um-, unter-, ab-, an-. Peter Lang Verl. Frankfurt am Main, S. 6ff. und

Mungan, Güler (1986): Die semantische Interaktion zwischen dem präfigierenden

Verbzusatz und dem Simplex bei deutschen Partikel- und Präfixverben. Frankfurt am

Main usw. Lang. (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1. 886) S. 117,

Wunderlich (1983: 459ff.), Benware (1992: 150). 162

Vgl. Eichinger, Ludwig M. (1989): Raum und Zeit im Verbwortschatz des

Deutschen. Eine valenzgrammatische Studie. Max Niemeyer Verl. Tübingen, S. 385f.

81

kausale und mediale keine Beziehungen zu den Bedeutungen der durch-

Verben aufweisen, bleiben sie in der Diskussion außer Betracht.163

Darauf hat auch Kjellmann seine Untersuchung aufgebaut, der als

einziger die Präfixverben mit durch bisher ausführlich abgehandelt hat.

In seiner Lunder Dissertation stützt er sich bei der Einteilung dieser

Verben auf die räumliche Bedeutung des Präfixes und ordnet somit die

‘Verbalzusammensetzungen’ in drei Schichten ein164

:

I. Die ‘Zusammensetzungen’ enthalten die unveränderte räumliche

Bedeutung der Partikel.

II. Die ‘Zusammensetzungen’ enthalten außer der ganzen räumlichen

(zeitlichen) Bedeutung der Partikel noch ein weiteres

Bedeutungsmoment.

III. Die ‘Zusammensetzungen’ enthalten nur einen Teil der räumlichen

(zeitlichen) Bedeutung der Partikel und daneben ein stärker

hervortretendes weiteres Bedeutungsmoment.

In der ersten Schicht werden 4 Gruppen aufgeführt:

1. das Subjekt bewegt sich durch irgendetwas hindurch:

durchbrausen, durchkriechen,

2. das Objekt wird durch etwas hindurchbewegt:

durchblasen, durchbringen,

3. das Objekt wird durchbohrt oder durchlöchert:

durchbeißen, durchlöchern,

4. die freie Bewegung des Subjekts durch das Objekt:

durchfließen, durchkriechen,

Zur Schicht II gehören folgende 9 Bedeutungsgruppen:

163

Vgl. Šimečkova, Alena (2002): Untersuchungen zum trennbaren Verb im Deutschen

II. Funktionalisierung von Trennbarkeit und Untrennbarkeit beim komplexen Verb.

Praha, S. 62, Kjellmann (1945: 29). 164

Vgl. Kjellmann (1945: 22).

82

5. das Subjekt bewegt sich durch einen Ort hindurch, ohne sich dort

aufzuhalten: durchfahren, durchkommen,

6. das Subjekt bewegt sich durch etwas (z.B. eine Sperre, eine Kontrolle)

hindurch, ohne dort aufgehalten oder bemerkt zu werden:

durchschleichen, durchschlüpfen,

7. die Verbalhandlung gelangt zu einem Ziel oder Ende, meistens nach

Überwindung eines Hindernisses oder einer Schwierigkeit:

durchhalten, durchstehen,

8. ein Gedanke, ein Gefühl usw. geht durch das Objekt (eine Person, ein

Organ) durch: durchbeben, durchsausen,

9. das Subjekt pflanzt sich im Objekt fort und erfüllt dieses ganz:

durchheulen, durchziehen,

10. das Objekt ist als Ergebnis der Verbalhandlung von etwas

durchzogen: durchadern, durchwachsen,

11. das Subjekt – räumlich oder auf das geistige Gebiet übertragen –

durchzieht das Objekt, und zwar mit der Absicht etwas zu finden:

durchkramen, durchsuchen,

12. die Verbalhandlung spielt sich von Anfang bis Ende ab:

durchdenken, durchfragen,

13. eine Betätigung, mit der die als Objekt stehende Zeitperiode

verbracht wird: durcharbeiten.

Die übrigen 9 Bedeutungsgruppen bilden die dritte Schicht:

14. die Verbalhandlung verläuft ohne Unterbrechung bis zum Schluss:

durcharbeiten, durchlaufen,

15. das Subjekt entflieht: durchbrechen, durchbrennen,

16. das Subjekt besteht eine Prüfung nicht, wird bei einer Wahl nicht

gewählt: durchfallen,

17. das Subjekt wird verschwendet: durchbringen, durchjagen,

83

18. das Objekt wird in zwei Teile geteilt: durchbeißen, durchsägen,

19. das Objekt bekommt Löcher, Risse: durchlaufen, durchtanzen,

20. das Objekt wird mit etwas durcheinandergebracht: durchmischen,

durchrühren,

21. das Subjekt durchdringt das Objekt in geistiger Hinsicht:

durchblicken, durchschauen,

22. die Verbalhandlung wird gründlich, vollständig aufgeführt:

durchbraten, durchwürzen.

Bei näherer Betrachtung der von Kjellmann vorgenommenen Einteilung

kommt Folgendes heraus:

a) Aus der Einteilung ist deutlich, dass Kjellmann die

Betonungsverhältnisse des Präfixes durch- nicht berücksichtigt. Ob

dieses trennbar oder untrennbar auftritt, spielt bei ihm keine große

Rolle. Er unterscheidet innerhalb jeder der drei Schichten zwischen

‘adverbialen‘ und ‘präpositionalen Zusammensetzungen’. Mit

‘adverbialen Zusammensetzungen’ meint er solche

‘Zusammmensetzungen’, deren ‘Partikel’, also durch-, ähnlich wie ein

Adverb auftritt. Hierher gehören intransitive Verben und teilweise auch

transitive Verben. Zu ‘präpositionalen Zusammensetzungen’ gehören

hingegen nur transitive Verben, deren ‘Partikel’ mit dem

Akkusativobjekt präpositionale Beziehungen eingeht, wobei unter der

präpositionalen Beziehung der ‘Partikel’ die durch sie realisierbare

Handlungsrichtung auf das entsprechende Akkusativobjekt verstanden

wird. Bei den ‘adverbialen Zusammensetzungen’ ist durch- trennbar

und bei den ‘präpositionalen’ untrennbar. Die Methode, die von

Kjellmann bei der Einteilung der durch-Verben angewandt wird, führt –

wie es Eroms bemerkt – zum Verdecken der Funktion der Trennbarkeit

bzw. Untrennbarkeit bei dem Präfix durch-.165

Kjellmann versucht

ebenfalls nicht, Trennbarkeits- bzw. Untrennbarkeitskriterien des

Präfixes durch- von den semantischen Merkmalen der präfigierten

Verben abzuleiten.

165

Vgl. Eroms (1982: 36).

84

b) Bei näherer Betrachtung der Einteilung erkennt man auch, dass sich

manche Bedeutungsgruppen mehrmals wiederholen, so dass sich die

Anzahl der Bedeutungsgruppen bis auf 22 erhöht. Die Bedeutung

“durch etwas hindurch” z.B. steht in mehreren Gruppen, nämlich den

Gruppen 1, 2, 5 und 6, jedoch mit winzigen Nuancen. Auch die

Gruppen 12 und 22, die Kjellmann getrennt abgehandelt hat, gehören

semantisch zusammen. Bei den beiden kommt Vollständigkeit der

Verbhandlung zum Ausdruck. Auch die Bedeutung in Gruppe 1 und 2

ist gleich. Der einzige Unterschied zwischen den beiden liegt in der

Intransitivität bzw. Transitivität des durch-Verbs.

c) Es gelingt Kjellmann auch nicht, die Bedeutungsgruppen, die im

Grunde eine räumliche Bedeutung haben, richtig abzugrenzen, genauer

gesagt, den Unterschied zwischen solchen Gruppen hervorzuheben.

Seiner Meinung nach gibt es zwischen den Bedeutungsgruppen 1, 2 und

4 keinen anderen Unterschied außer dem syntaktischen

Zusammenhang. Er sagt: “Die obengenannten Verben sich durchbetteln, -

wandern und sehr viele andere, die unten die Bedeutungsgruppe 4 bilden,

enthalten die Bedeutung durch etwas hindurch. Dieselbe Bedeutung finden wir

auch in den Verben der Gruppen 1, z.B. “er ist unter der Brücke

durchgekrochen, und der Gruppe 2, z.B. der Dieb zwängt seinen Kopf durch

die Öffnung (durch)”. Was diese drei Gruppen voneinander unterscheidet, ist

der syntaktische Zusammenhang, in den das Verb gestellt wird. […] , in der

Gruppe 1 bewegt sich das Subjekt durch etwas hindurch, was entweder durch

ein Adverbial oder gar nicht sprachlich ausgedrückt ist.”166

d) Kjellmann gibt an einer anderen Stelle außerdem an167

, dass die

räumliche Bedeutung des Präfixes durch- gegenüber der Präposition in

manchen Fällen unverändert vorliegt und dass kein neues

Bedeutungsmoment hinzutritt, was in gewissem Maß stimmt. Das sind

die Fälle, die - wie Erben es ausgedrückt hat - sprachökonomisch

wirken. Man soll nebenbei darauf hinweisen, dass untrennbare durch-

Verben mit lokaler Bedeutung in anderen Fällen den Simplexen mit

Präpositionalfügung nicht völlig gleichgestellt werden können, denn das

Präfix erhält dabei zusätzliche Seme und bezeichnet im Grunde

holistische Bedeutung, die durch die Präposition durch oft nicht

166

Kjellmann (1945: 19f.). 167

Ebd. S. 20.

85

ausgedrückt wird.168

Dasgleiche gilt auch für das trennbare Präfixverb,

das lokale Bedeutung hat. Es weist auch andere Bedeutungskomponente

auf wie z.B. “ohne Unterbrechung”, vgl.:

(1) Der Zug fährt durch den Bahnhof.

(2) Der Zug fährt durch.

Trotzdem ist nicht zu behaupten, dass die in dieser Arbeit durchgeführte

Klassifizierung der Präfixverben mit durch- von Kjellmanns

Klassifizierung ganz abweicht. Wir gehen bei der Einteilung solcher

Verben auch von der räumlichen Bedeutung des Präfixes aus, lassen

aber im Gegensatz zu Kjellmann die Trennbarkeits- bzw.

Untrennbarkeitsfrage nicht aus dem Spiel und versuchen diese auf

semantischer Grundlage zu beleuchten, d.h. die semantischen

Eigenschaften der präfigierten Verben leisten hier einen großen Beitrag

zur Lösung der Problematik der Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit bei

dem Präfix durch-.169

Präzise Differenzierung der zwei räumlichen Lesarten der Präposition

durch, also die begrenzte und die unbegrenzte Lesart (siehe oben S. 57-

65), ist dabei als grundlegend zu betrachten, wobei trennbare Verben

auf die erste räumliche Lesart, untrennbare hingegen auf die zweite

168

Vgl. Rich (2003: 19f.), Wunderlich (1983: 459). 169

Viele Grammatiker, darunter auch Kühnhold, Eroms und Šimečkova (2002:51f.),

gehen im Gegensatz dazu von der Annahme aus, dass sich die Problematik der

Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit auf syntaktischer Grundlage am deutlichsten erklären

lässt. Ihrer Meinung nach kann die syntaktische Struktur entscheiden, ob es sich um ein

trennbares oder untrennbares Verb handelt. Sie stützen sich auf den vorher im ersten

Kapitel (siehe S. 10-16) besprochenen Regularitäten, die als typisch für die die

Präfigierung häufig begleitenden syntaktischen Veränderungen betrachtet werden

können, nämlich Argumentvererbung (d.h. Integrierung des internen Arguments der

Präpositionalphrase in das Simplexverb und Verdrängen des ursprünglichen direkten

Objektes) und Argumentsättigung (Substituierung einer ganzen Präpositionalphrase

durch ein Präfix). Wie aber bereits oben festgestellt wurde (siehe S. 16), haben diese

Prozesse keine Allgemeingültigkeit. Es gibt noch Fälle, wo sich die trennbaren und

untrennbaren durch-Verben syntaktisch nicht unterscheiden lassen, vgl.:

Er bohrt das Brett durch – er durchbohrt das Brett

Der Arzt sägt den Hals der Ampulle durch – Der Arzt durchsägt den Hals der Ampulle.

Damit ist nicht gesagt, dass die Syntax überhaupt bei der Erörterung dieser Problematik

keine Rolle spielt. aber wie aus den beiden Beispielsätzen (vgl. auch dazu die Beispiele

auf S.16) hervorgeht, gibt es häufig Ausnahmen, durch die es nicht mehr möglich wird,

die Syntax in den Vordergrund zu stellen. Das Schwergewicht liegt daher mehr auf der

Semantik.

86

Lesart zurückgeführt werden können. Das Richtungsmerkmal, ob der

Raum in direkter Richtung oder nicht zielgerichtet in allen Richtungen

durchdrungen ist, entscheidet über den morphologischen Zustand der

Verben mit durch-. Wir stützen uns hierbei im Grunde auf

Šimečkovas wichtige Bemerkungen:

“Wenn im DURCH-Verb eine Bewegung in direkter Richtung durch

den Raum (Gegenstand) ausgedrückt wird (nach Kjellmann 1945: das

Subjekt oder Objekt bewegt sich ”ohne aufzuhalten” oder “ohne

aufgehalten zu werden”), wenn also der Kontakt des vom Geschehen

betroffenen Objektes mit dem Raum (Gegenstand) nur kurz andauert,

vorübergehend ist, so werden unfeste Formen gebildet. Dabei ist nicht

wichtig, ob das Verb im herkömmlichen Sinn transitiv oder intransitiv

ist (er ist nur durchgefahren, er hat die Ware glücklich durchgebracht).

Wenn aber das Geschehen in verschiedenen Richtungen, kreuz und

quer, oder in ganzer Ausdehnung im betroffenen Bereich abläuft, ihn

völlig ausfüllt, stark affiziert, so werden eindeutig feste Formen

vorgezogen (er durchfuhr das ganze Land, der Hass durchdringt

ihn).”170

Bei der Einteilung der Präfixverben mit durch- geht es also nicht

darum, ob die Bedeutung des Präfixverbs konkret oder abstrakt,

übertragen ist171

, sondern darum, welche der beiden lokalen Lesarten

der Präposition durch in der Bedeutung des Präfixes enthalten ist.

Die gleiche Ansicht vertritt auch Benware. Nachdem er die zwei

räumlichen Verwendungen von der Präposition durch und ihre

Gebrauchsbedingungen zusammengefasst hat, stellt er fest, dass “the two possibilities lie behind the behaviour of all the particle verbs

with durch-. In sum, one can say this: the stressed particle verbs all

have the first interpretation, the unstressed particle verbs the

second.”172

170

Šimečkova (2002: 66). 171

Wie in der Einleitung und auch unten noch ausführlich geklärt wurde bzw. wird,

schwächt sich der Geltungsbereich der in den Grammatikbüchern häufig angeführten

Semantikregel ab, die besagt, dass bei den Präfixen durch-, über-, unter- und um- die

Verben mit trennbarem erstem Teil konkrete Bedeutung, die mit untrennbarem erstem

Teil abstrakte, übertragene Bedeutung haben (vgl. unten). 172

Benware (1992: 161).

87

Das bedeutet eigentlich, dass die begrenzte Lesart von der Präposition

durch, die - wie bereits oben im zweiten Kapitel festgestellt wurde -

Ereignisse, telische Situationen bezeichnet, den trennbaren durch-

Verben, und die unbegrenzte, atelische Lesart, die einen Zustand

hervorhebt, den untrennbaren durch-Verben zugrundeliegt.

Veränderung oder Verharren an dem ursprünglichen Ort bzw. der

ursprünglichen Lage spiegelt sich offenbar im sprachlichen Ausdruck

wieder. Im ersten Fall hält man sich nicht im Raum auf, sondern begibt

sich einem anderen Ort, so löst sich das Präfix von dem Simplex. Im

zweiten Fall wird der Raum nicht verlassen, man verharrt drin, und das

führt zum Verharren des Präfixes in seiner Stellung mit dem Simplex.173

Das ist die theoretische Basis, auf der Klassifizierung der Präfixverben

mit durch- in dieser Arbeit aufgebaut ist. Sie stützt sich in erster Linie

auf semantisch-morphologischen Eigenschaften des Präfixverbs selbst.

Syntaktische Merkmale werden nebenbei berücksichtigt. Systematisch

gehen wir erst auf die Bedeutungsgruppen der Präfixverben ein, die mit

dem trennbaren Gebrauch des Präfixes durch- verbunden sind. Darauf

folgen die Bedeutungsgruppen der untrennbaren Präfixverben und

schließlich die der Präfixverben, bei denen der trennbare bzw.

untrennbare Gebrauch des Präfixes schwankt. Es geht also um drei

Gruppen von durch-Verben:

I. Trennbare Präfixverben mit durch-,

II. Untrennbare Präfixverben mit durch-,

III. Sowohl trennbar als auch untrennbar vorkommende durch-Verben.

Und nun wenden wir uns der ersten Schicht zu.

173

Vgl. Itälä, Marja – Leena (1987): Zum satzinternen syntaktisch – semantischen

Status von ‘Durch’, ‘Um’, ‘Über’, ‘Unter’ als erster Konstituente transitiver

Partikelverben. Leena Kahlas – Tarkka (Hrsg.). Neophilolgica Fennica xlv. Helsinki, S.

129, Bornschier, Marion (1971): Die Verbalpräfixe im Französischen und Deutschen.

Ein Vergleich der Systeme. Diss. Zürich Uni, S. 39ff., Šimečkova (2002: 49f.),

Rich (2003: 4).

88

3.1 Bedeutungsgruppen der trennbaren durch-Verben:

(durch-)1

Es handelt sich hier um durch-Verben, die in ihrer Bedeutung auf

die begrenzte räumliche Lesart der Präposition durch zurückgeführt

werden können. Sie enthalten in sich also die Bedeutung “durch etwas

hinein und wieder hinaus”, was eine Erklärung für ihre Trennbarkeit

liefert. Die ganze Schicht umfasst acht Gruppen, die wie folgt

dargestellt werden können:

3.1.1 Bewegung durch einen Raum (einen Ort, ein Gebiet)

hindurch: (durch-)1,1

Es geht hier um durch-Verben, bei denen das Subjekt oder das Objekt

sich zielgerichtet durch einen Raum hindurch bewegt (siehe Abb. 1 auf

Seite 43). Hierher gehören :

intransitive Präfixverben: durchbrausen, -eilen, -fahren,

-fliegen, -gehen, -hüpfen, -huschen, -kommen, -marschieren,

-rasen, -reisen, -reiten, -segeln u.a;

transitive Präfixverben: durchbewegen, -bringen, -führen,

-geleiten, -hetzen, -jagen, -lassen, -leiten, -lotsen, -manövieren,

-schaffen, -schmuggeln, -schleusen, -steuern, -treiben, -ziehen u.a.,

z.B.:

(3) Er ist (durch die Bahnhofshalle) durchgeeilt.

(4) Wir fuhren zwölf Stunden lang durch.

(5) Sie hat sich an diesem Ort nicht aufgehalten und ist nur

durchgewandert.

(6) Die Gesellschaft hat den elektrischen Strom (durch dieses

Gebiet) durchzuleiten.

(7) Notfalls müssen wir den Verletzten (durch den Bach)

durchtragen.

89

Aus diesen Beispielsätzen ist ersichtlich, dass die Präfixverben mit

ihren Simplizia austauschbar sind. Man kann auch sagen:

(3a) Er ist durch die Bahnhofshalle geeilt.

(5a) Sie ist durch diesen Ort gewandert.

(6a) Die Gesellschaft hat den elektrischen Strom durch

dieses Gebiet zu leiten.

(7a) Notfalls müssen wir den Verletzten durch den Bach tragen.

Syntaktisch gesehen ersetzt das Präfix durch- eine beim Simplex

stehende Präpositionalphrase und reduziert somit die Valenz der

Simplexverben um eine Stelle. Aus dem zweistelligen eilen, fahren,

wandern wird einstelliges durcheilen, durchfahren, durchwandern. Aus

dreistelligem leiten, tragen wird zweistelliges durchleiten, durchtragen.

Das ursprüngliche Akkusativobjekt bleibt dabei erhalten.

Vollständigkeit der Sätze wird durch diese Valenzverringerung nicht

beeinträchtigt, weil man meist leicht aus dem Kontext oder der

Situation schließen kann, um welchen Ort es sich eigentlich handelt. In

manchen Fällen tritt der Ort (Raum) in Form einer

Präpositionalphrase174

auf wie z.B. in (3), (6) und (7).175

Man kann

174

Vgl. Benware (1992: 166), vgl auch oben S. 14f. 175

Solche Sätze, in denen der Raum durch eine Präpositionalphrase expliziert wird,

ziehen uns in die unendliche Diskussion um den Status, den Wortcharakter des

postponierten durch, die von den Göttinger Lexikografen Henriette Andresen und

Joachim Bahr in der Zeitschrift für germanistische Linguistik 1977 entfacht wurde. Die

beiden wollten dabei vor allem eine Deutung auf ihre Frage, ob es in solchen Sätzen um

ein präfigiertes Verb oder um ein Simplexverb mit einer direktiven Ergänzung geht.

Diese Frage wurde bzw. wird noch nicht einheitlich, eindeutig beantwortet. Polenz,

Šimečkova und Olsen gestehen ein, dass es hier Ambiguität vorliegt, die sogar

unauflösbar ist (vgl. Olsen (1996: 320), Olsen (1997: 21f.), Olsen (1998: 224),

Šimečkova (2002: 42f.), Polenz (1977: 220f.). Nach Polenz ist das zweite durch

entweder ein Kompositionsglied des Verbs oder als Teil einer Präpostposition zu

betrachten, die als Direktivergänzung fungiert und durch das postponierte (hin)durch

verstärkt wird, was Trost (1979: 209) völlig ablehnt. Er meint, “das postponierte

Element ist zwar weglassbar, doch eben nicht nur verstärkend: durch x /hin/ durch steht

vielmehr im Gegensatz zu durch x umher.” Er erwähnt dabei die zwei Lesarten von

durch, die erste begrenzte wird durch (hin)durch, die zweite, unbegrenzte durch umher

präzisiert. Das Postponierte durch ist somit nach Trost als Direktionaladverb zu

betrachten. Bei Olsen geht es in gewissem Maß ähnlich. Ihr zufolge kann das zweite

durch in solchen Sätzen einerseits als Verbpräfix erscheinen, dessen implizites Relatum

durch die vorangestellte Präpositionalphrase, die Olsen “Pleonastische Direktionale”

90

sagen, dass es hier zwischen den Präfixverben mit durch- und den

Simplexverben mit der Präpositionalphrase (fast) keinen semantischen

Unterschied gibt. Die Präfixverben wirken nur sprachökonomisch.176

Das trifft aber nicht völlig auf Beispiele (4) und (5) zu. Neben der

lokalen Bedeutung kommt den Präfixverben durchfahren,

durchwandern eine andere Bedeutung hinzu, nämlich “ohne

Aufenthalt”. Kontinuität des Weges gehört zwar zu den semantischen

Hauptmerkmalen der Präposition durch177

, wird aber erst von dem

Präfix hervorgehoben. Das Interesse richtet sich bei diesen Präfixverben

nicht mehr auf den Ort, den man durchquert, um sein Ziel zu erreichen,

sondern darauf, dass die Bewegung darin ohne Aufenthalt verläuft. Das

ist besonders bei den Verben durchfahren, -fliegen, -gehen, -jagen,

-kommen, -laufen, -reiten, -rollen, -sausen, schwimmen, -wandern

bemerkbar.178

3.1.2 durch eine Öffnung, einen Durchgang hindurch:

(durch-)1,2

Der Bereich, in dem hier die Bewegung stattfindet, verengt sich.

Es geht um einen Durchgang oder eine Öffnung, vgl. Abb. 5:

nennt, zur Explizierung kommt. Andererseits kann es als postponierter Kopf eine

adverbielle Funktion innerhalb einer komplexen Präpositionalphrase ausüben. Die

vorangestellte Präpositionalphrase dient dabei auch dazu, die implizit gelassene

Lokalisierungs-Region des adverbiellen durch explizit zu machen. Sie soll – in

Übereinstimmung mit den Präpositionalphrasen, die in Verbindung mit hin auftreten - in

kongruenter Beziehung zu dem postponierten durch stehen, wird daher nur von unter,

zwischen und durch eingeleitet (näheres dazu siehe Olsen (1999: 128f.). Engelen

(1978: 182f.) ist der einzige, der dem postponierten durch nur eine Funktion zuweist.

Nach ihm ist es stets als ein Direktionaldverb zu betrachten, das syntaktisch die

Richtungsforderung des Bewegungsverbs erfüllt. Die Bestimmung des Elemtes durch

als Präfix oder Postposition schließt er bei der Analyse ganz aus. 176

Vgl. Erben (1983: 73). 177

Siehe dazu oben S. 53ff. 178

Vgl. Kjellmann (1945: 71).

91

Hierher gehören folgende Präfixverben:

intransitive Präfixverben: durchblasen, -blicken, -dampfen,

-dünsten, -fallen, -fließen, -fluten, -gucken, -kriechen,

-tropfen, -wachsen, -wehen;

transitive Präfixverben: durchblasen, -drücken, -fädeln,

-flössen, -füllen, -gießen, -greifen, -langen, -pressen,

-reichen, -seihen, -sieben, -schieben, -schlagen,

-schmeißen, -stecken, -stopfen, z.B.:

(8) Das Wasser ist (durch den Riss im Deich) durchgeflutet.

(9) Das Band wird (durch eine Öffnung) durchgestreift.

(10) Sie fädelte den Zwirn durch.

(11) Sie fand ein Loch in der Wand und stopfte ihre

Kleider durch.

(12) Sie hat den Fruchtbrei (durch ein Sieb) durchgedrückt.

Auch hier ersetzt das Präfix durch- eine ganze Päpositionalphrase ohne

Bedeutungsunterschied. Die Sätze kann man einfach so sagen:

(8a) Das Wasser ist durch den Riss im Deich geflutet.

(9a) Das Band wird durch eine Öffnung gestreift.

(10a) Sie fädelte den Zwirn durch das Nadelöhr.

(11a) Sie stopfte ihre Kleider durch ein Loch in der Wand.

3.1.3 durch eine Trennwand, eine Decke, eine Hülle

hindurch: (durch-)1,3

Es geht hier um etwas Flaches wie z.B. eine Wand, eine Decke,

die durchdrungen wird, vgl. Abb. 6:

92

Die Präfixverben, die zu dieser Bedeutungsgruppe gehören, bezeichnen

in der Regel Verbreitung von Schall, Licht, Nässe, sowie die

Wahrnehmung der Sinnesorgane. z.B.:

intransitive Präfixverben: a) durchblinken, -blitzen, -flimmern

-funkeln, -glänzen, -klingen,

-leuchten,-schallen, -schimmern,

-strahlen, -tönen;

b) durchbluten, -fetten, -feuchten,

-lecken, -sickern;

transitive Präfixverben: a) durchfühlen, -hören, -spüren;

b) durchdrucken, -färben, -pausen,

-schreiben, -zeichnen:

(13) Sie trug einen Schleier, aber die Edelsteine in den

Haaren funkelten durch.

(14) Der Lärm schallt (durch die Wand) durch.

(15) Die eingewickelten Heringe nässten durch.

(16) Durch die dünnen Schuhsohlen fühle ich jeden Stein durch.

(17) Im Nebenzimmer wurde so laut gesprochen, dass man

alles durchhören konnte.

(18) Er pauste die Zeichnung durch.

In diesen Beispielen konkurrieren auch die Präfixverben mit den

Simplexverben, vgl.:

(13a) Die Edelsteine in den Haaren funkelten durch den Schleier.

(14a) Der Lärm schallt durch die Wand.

(16a) Durch die dünnen Schuhsohlen fühle ich jeden Stein.

(18a) Er pauste die Zeichnung durch ein durchsichtiges Papier.

In semantischer Hinsicht unterscheiden sich die Präfixverben mit

durch- kaum von den Simplexverben. Syntaktisch handelt es sich um

Valenzverringerung, wobei sich die Valenz um eine Stelle reduziert.

93

3.1.4. Bewegung durch etwas hindurch mit Überwindung

eines Hindernisses, eines Widerstandes: (durch-)1,4

Hier wird allgemein ausgedrückt, dass die Verbalhandlung nach

Überwindung eines Hindernisses zu einem Ziel oder Ende gelangt. Nicht

selten ist darin die Erreichung eines besseren Zustandes enthalten. Man

unterscheidet folgende Untergruppen, die bezeichnen:

3.1.4.1. dass jemand sich gewaltsam bzw. mit Mühe durch etwas

einen Weg bahnt (durch-)1.4.1, z.B.:

reflexive Präfixverben: sich durcharbeiten, -beißen, -boxen, -

drängen, -fechten, -fressen, -hauen, -kämpfen, -scharren, -

schlagen, -streiten, -wagen, -würgen, - zwängen:

(19) Es gelang ihm, sich (durch die Menge) bis zum

Ausgang durchzuarbeiten.

(20) Viele haben sich rücksichtslos zum Schalter durchgeboxt.

(21) Der Brand frisst sich durch das ganze Haus durch.

(22) Wir hieben uns (durch das Dickicht) durch.

(23) Das Kind hat seinen Kopf (durch das Gitter) durchgezwängt.

Für diese Präfixverben gibt es meist parallele Konstruktionen mit einer

Präpositionalphrase, vgl.:

(19a) Es gelang ihm, sich durch die Menge/ das Gedränge bis

zum Ausgang zu arbeiten.

(20a) Viele haben sich rücksichtslos durch die Menge/

das Gedränge zum Schalter geboxt.

(21a) Der Brand frisst sich durch das ganze Haus.

(23a) Das Kind hat den Kopf durch das Gitter gezwängt.

Viele der Präfixverben dieser Untergruppe erhalten ihre reflexive Form

erst in der Präfigierung. Das gilt vor allem für die Verben sich

durchbeißen, sich durchfechten, sich durchscharren, sich durchwürgen.

Von der Semantik her stimmen die Präfixverben - im Gegensatz zu den

Verben der oben genannten Gruppen - mit den Simplexverben nicht

völlig überein. Bei den Präfixverben ist der Blick erst nicht auf das, was

94

als Hindernis auf dem Weg zum Ziel steht, sondern auf das Ende der

Verbalhandlung, auf Überwindung des Hindernisses gerichtet.

3.1.4.2. sich auf bestimmte Weise durchhelfen, mit einer von einer

Norm abweichenden häufig negativen Verhaltensweise

durchkommen: (durch-)1.4.2

Man stellt sich hier auch eine schwierige Zeit, Situation als ein

Hindernis vor, das man mit der durch das Basisverb (z.B. heucheln,

lügen, hungern, mogeln u.a.) ausgedrückten Handlung zu überwinden

versucht, z.B.:

reflexive Präfixverben: sich durchhelfen, sich durchheucheln,

sich durchlügen, sich durchmogeln, sich durchschummeln, sich

durchhungern, sich durchwurschteln/-wursteln, sich

durchschwätzen:

(24) Geh hin, versuche nun dein Glück! Und hast du dich

recht durchgeheuchelt, so komme matt und lahm zurück.

(25) Da ich aber seit genauer Zeit nichts mehr eingenommen

habe, so habe ich mich unterwegs mit der Violine

durchgeschlagen.

(26) Mit Chorsingen fristete ich mich durch.

(27) Ich habe mich mit meiner Familie durch die schlechten

Zeiten durchgehungert.

Die Präfixverben sind reflexiert, können meist nicht durch einfache

Verben mit Präpositionalphrasen ersetzt werden.

3.1.4.3. jemand zu einem guten Ende kommt, gebracht wird:

(durch-)1.4.3

Die hierher gehörenden Verben können zwar semantisch der

gerade oben besprochenen Untergruppe zugeordnet werden, werden aber

isoliert behandelt, weil ihre Syntax anders aussieht. Hier geht es nicht um

95

Reflexivierung, sondern um Valenzreduzierung um eine Stelle, wie es für

die Bedeutungsgruppen der trennbaren Präfixverben mit durch- üblich ist.

Von der Semantik her spricht man nicht von dem Versuch, ein Hindernis

zu überwinden, das auf dem Weg zum Ziel steht. Dieses Hindernis ist für

jemanden schon vorbei mithilfe seiner Bemühung oder der Bemühung

eines anderen, der ihn zu einem guten Ende, zum Ziel führt. Das

semantische Schwergewicht liegt also auf dem Ergebnis der Handlung.

Zu dieser Untergruppe gehören folgende Verben:

intransitive Präfixverben: durchkommen;

transitive Präfixverben: durchbringen, -füttern, -kriegen,

-schleppen

(28) Er hatte eine schwere Lungenentzündung, ist aber

durchgekommen.

(29) Ich trat in eine Schokoladenfabrik ein, um meine

Familie durchzubringen.

(30) Sie hatte ihn in schwerer Zeit mit durchgefüttert.

(31) Die Klasse hat den Schüler bis zum Abschluss

durchgeschleppt.

Zu dieser Untergruppe gehören auch semantisch die Verben, die

ausdrücken, dass jemand eine Prüfung besteht. Wenn man z.B. sagt, er ist

in dem Examen durchgekommen, weist dies auf die Vorstellung hin, dass

das Examen (dem Studenten) wie ein großes Hindernis ist, das

überwunden werden musste, um den Erfolg zu erreichen.

3.1.4.4 etwas (ein Gesetz, Plan, Meinung) trotz Widerstand zur

Geltung kommt, gebracht wird: (durch-)1.4.4

Es handelt sich bei dieser Untergruppe um abstrakte Variante der

Untergruppe 1.4.1. Die Verben, die hierher gehören, drücken aus, dass

man etwas wie z.B. einem Gesetz einen Weg durch das Parlament bahnt

und es somit trotz Widerstand zur Geltung bringt. Es wird dabei das gute

Ende, das Resultat der Handlung, hervorgehoben:

96

intransitive Präfixverben: durchdringen, -gehen, -kommen,

transitive Präfixverben: durchbekommen, -boxen, bringen,

drücken, -fechten, -führen, -kämpfen, -peitschen, -setzen:

(32) Die Regierung hat die Gesetzesvorlage im Parlament

durchgebracht.

(33) Er ist mit seiner Ansicht durchgedrungen.

(34) Der Antrag ist im Parlament durchgegangen.

(35) Sie hat durchgedrückt, dass sie Urlaub bekommt

(36) Sie konnte ihren Willen gegen ihren Mann durchsetzen.

Die Präfixverben in diesen Beispielen können zwar nicht durch die

Simplexverben mit Präpositionalphrase ersetzt werden. Die Bedeutung

der Präposition durch ist aber im Präfix noch erkennbar. Was die Syntax

anbetrifft, liegt bei diesen Verben eine Valenzreduzierung um eine Stelle

vor, abgesehen vom Präfixverb durchfechten, das erst in der Präfigierung

transitiviert wird und somit von den anderen Präfixverben dieser

Untergruppe syntaktisch abweicht. Transitive Präfixverben nehmen zu

sich aber Akkusativobjekte, die semantisch mit denen des Simplexverbs

nicht übereinstimmen.

3.1.4.5. etwas Schweres, Mühsames auf die Dauer aushalten:

(durch-)1.4.5

Auch bei den Verben dieser Untergruppe herrscht abstrakte

Bedeutung. Es geht im Grunde um eine schwierige Situation, die man zu

überwinden, durchzustehen versucht. Der Blick richtet sich hier zwar

auf das resultative Moment der Handlung. Es kommt aber auch eine

durative Bedeutung hinzu. So besagen die Verben – und dies kann man

als die wesentliche Bedeutung solcher Verben betrachten - , dass man die

schwierige Situation auf die Dauer und ohne Unterbrechung aushält, z.B.:

intransitive Präfixverben: durchhalten, -kommen;

transitive Präfixverben: durchhalten, -kosten, -machen,

-stehen:

97

(37) Es gab eine Zeit, da war ihm viel aufgeladen, aber er

hat durchgehalten.

(38) Die Belastung halte ich gesundheitlich nicht mehr durch.

(39) Er hat eine schwere Krankheit durchgemacht.

(40) Otto hat die schwierige Situation gut durchgestanden.

Verwendung eines Simplexverbs mit einer Präpositionalphrase ist zwar

nicht möglich, der Einfluss der Präposition auf das Präfix ist hier auch

noch erkennbar, wobei die schwierige Situation als ein Hindernis

angenommen wird179

, vgl. Abb. 7 :

Die Bedeutung ist von verschiedenen syntaktischen Änderungen

begleitet. So liegt z.B. bei durchkommen, -halten eine Valenzreduzierung

um eine Stelle, bei durchstehen aber Transitivierung vor.

3.1.5 sich lösen, sich einer Kontrolle entziehen: (durch-) 1.5

Zu dieser Gruppe gehören ein paar Verben, bei denen die

räumliche Bedeutung zurückzieht, wenn darauf noch für Erklärung des

morphologischen Zustandes der Verben nicht verzichtet werden kann. Sie

bedeuten vor allem, dass sich jemand, etwas einer Kontrolle entzieht,

z.B.:

intransitive Präfixverben: durchbrennen, -brechen; -fliehen, -

flüchten, -gehen, kommen, -laufen, -wischen:

(41) Seine Frau ist ihm durchgegangen.

(42) Die Pferde gehen durch.

179

Eichinger (1989: 393).

Schwierige

Situation

98

Einige Verben der Gruppe z.B. durchgehen können daneben abstrakt

verwendet werden, indem sie ausdrücken, dass jemand die

Selbstkontrolle, die Nerven verliert, z.B.:

(43) Die Nerven gingen ihm durch.

3.1.6. Bewegung durch etwas hindurch von oben nach unten:

(durch-)1.6

Hierher gehören die intransitiven Präfixverben durchbiegen,

-brechen, -federn, -filzen, hängen, -fallen, -sacken, -sinken, z.B.:

(44) Das Bücherbrett biegte sich unter der großen Belastung durch.

(45) Das Brett brach durch, als er sich darauf setzte.

(46) In den Wolken sackte das Flugzeug durch.

Die durch diese Präfixverben ausgedrückte Bewegung könnte man sich

so vorstellen180

(Abb.8):

Diese Präfixverben können zwar nicht durch Simplexverben mit

Präpositionalphrase ersetzt werden. Die lokale Bedeutung der Präposition

durch - gemeint ist natürlich nur die begrenzte Lesart von durch - ist aber

an dem Präfix noch erkennbar. Einige der zu dieser Gruppe gehörenden

Verben können außerdem abstrakt verwendet werden, indem sie auf

Ermüdung hindeuten, die unter kö ِ rperlichem seelischem Druck

entsteht, z.B:.

(47) Nach seinem Auftritt hängt er immer total durch.

180

Vgl. Rich (2003: 7).

99

3.1.7. Misserfolg haben: (durch-)1.7

Hier wird vor allem ausgedrückt, dass jemand – im Gegensatz zur

Untergruppe 1.4.3 - eine Prüfung nicht besteht, eine Wahl verliert. Die

Verben, die hierher gehören, sind alle intransitiv, z.B.:

durchfallen, -fliegen, -plumpsen, -rasseln, -rauschen,

-sausen:

(48) Er ist bei der Fahrprüfung durchgefallen.

(49) Er ist im Abitur durchgeflogen/durchgeplumst/durchgerasselt.

(50) Sie ist im Staatsexamen durchgesaust.

Hier können die Simplexverben mit Präpositionalphrasen anstelle der

Präfixverben treten, vgl.:

(48a) Er ist durch die Fahrprüfung gefallen.

(49a) Er ist durchs Abitur geflogen / gerasselt.

(50a) Sie ist durch das Staatsexamen gesaust.

Dass aber das Präfix durch- in dieser Verwendung auf die Präposition

zurückführbar ist, lässt sich hier auch feststellen. In Anlehnung an

Kjellmann werden hier zwei Erklärungen dafür angeführt. Die erste ist

die von Paul, der meint, dass das Subjekt durchfällt ‘wie das

Unbrauchbare beim Sieben’. Kjellmann scheint aber von der zweiten

Erklärung, die Kluge in seinem Herkunftswörterbuch erwähnt hat, mehr

überzeugt zu sein.181

Nach ihm gehen Präfixverben wie durchfallen,

durchfliegen, die den Misserfolg zum Ausdruck bringen, auf die

Verbindung ‘durch den Korb fallen’ zurück, die beim Werben um die

Liebe eines Mädchens üblich war. Dieser Ausdruck steht im

Zusammenhang mit der mittelalterlichen Sitte, dass das junge Mädchen

den Bewerbern einen Korb gibt, der bei dem unbeliebten Bewerber einen

so schwachen Boden hat, dass alles, was im Korb liegt, durchfällt. Das

Missglücken in der Liebe wurde später auf das Misslingen im Examen

übertragen. Richs Erklärung für diese Bedeutungsgruppe sieht nicht

völlig abweichend aus. Laut Rich lässt sich aber diese Gruppe mit

abstrakter Bedeutung auf die konkrete Bedeutung “Bewegung durch

etwas von oben nach unten” zurückführen, die gerade oben besprochen

181

Vgl. Kjellmann (1945: 113).

100

wurde.182

Die drei Erklärungen für die Präfixverben dieser Gruppe sind

scheinbar nicht einheitlich, doch haben sie etwas Gemeinsames, das auch

bei den Verben anderer Sprachen, die Misserfolg ausdrücken,

wiederzufinden ist und dieses ermöglicht uns, diese Verben besser

auszulegen. Bei Verben wie im Arabischen ,échouer im [rasaba] رسب

Französichen, venire a mancare im Italienischen steht im Vordergrund,

dass jemand - von der konkreten Bedeutung auf die abstrakte übertragen

- wie etwas, das sich auf dem Grund eines Behälters absetzt, sein gutes

Niveau nicht halten kann und daher den anderen unterliegt.

3.1.8 eine Mitteilung über eine Distanz übertragen

Es gehören zu dieser Bedeutungsgruppe ein paar Verben, die mit

der Mediensprache zu tun haben. Sie drücken vor allem aus, dass eine

Mitteilung über eine Distanz weiter bis zum Ziel übertragen wird, z.B.:

durchfaxen, -rufen, -sagen, -senden, -stellen, -telefonieren,

-wählen:

(51) Faxen Sie uns bitte die genauen Daten durch!

(52) Der österreichische Rundfunk gab einen Marktbericht

für Tirol durch.

(53) Bitte das Gespräch in die Wohnung des Chefs durchstellen.

3.2 Bedeutungsgruppen der untrennbaren Präfixverben

mit durch-

Zu dieser Schicht gehören vier Gruppen, die wie folgt dargestellt werden

können:

3.2.1 Bewegung durch einen Raum (einen Ort oder ein

Gebiet) in seiner ganzen räumlichen Ausdehnung:

(durch-)2.1

182

Rich (2003: 25).

101

Hier geht es – in Übereinstimmung mit der zweiten lokalen Lesart

der Präposition durch - um eine Bewegung, die in einem Raum ziellos

stattfindet. Dieser wird betreten auf der einen Seite, wobei ein

Wiederhinausgehen auf der anderen Seite nicht erfolgt bzw. nicht

relevant ist. Relevant aber ist ein längerer Aufenthalt. Der Raum wird

nicht in direkter Richtung, sondern in allen Richtungen, in ganzer

Ausdehnung durchdrungen und von der Bewegung ganz ausgefüllt. Dies

macht einen Unterschied zwischen der Präposition durch und dem

gleichlautenden Präfix, der darin besteht, dass bei Präfixverben mit

durch- der ganze Raum von der Verbhandlung betroffen sein soll, was

den Präfixverben in diesem Fall - im Gegensatz zu den Konstruktionen

mit der Präposition durch in der zweiten unbegrenzten Lesart und über

ihre Bedeutung hinausgehend183

- eine holistische Bedeutung verleiht.184

Nach Kjellmann deuten diese Präfixverben nebenbei auf das Ende der

Verbhandlung mehr als auf die anderen Momente der Handlung.185

So

kann der Beispielsatz Er durchläuft das Feld bedeuten, dass (er) durch

das ganze Feld bis an dessen anderes Ende läuft. Darin erblickt man eine

holistische Bedeutung, die resultativ aufzufassen ist.

Zu dieser Gruppe gehören z.B. folgende Verben:

durchbetteln, -eilen, -fahren, -fliegen, -fluten, -gehen, -gleiten,

-hüpfen, -irren, -jagen, klettern, -keuzen, -kriechen, -laufen,

-pilgern, -rasen, -reisen, -rennen, -sausen, -wandern:

(51) Er hat das ganze Land durchbettelt.

(52) Die Kinder durchhüpfen oft den Garten.

(53) Er raste mit dem Auto das Land.

(54) Er durchrannte das ganze Haus.

(55) Mit einem erbärmlichen Segler durchkreuzte er die Pazifik..

Vergleicht man diese Beispielsätze der Präfixverben mit denen der

einfachen Verben:

(51a) Er hat durch das ganze Land gebettelt.

183

Siehe dazu oben S. 61ff. 184

Vgl. Eroms (1982: 39), Kjellmann (1945: 137f.), Wunderlich (1983: 459). 185

Vgl. Kjellmann (1945: 142).

102

(53a) Er raste mit dem Auto durch das Land.

(54a) Er rannte durch das ganze Haus.

so stellt man Folgendes fest: In Bezug auf die Syntax tritt durch die

Präfigierung des Simplexes eine Transitivierung ein, d.h. aus einem

intrasitiven Simplexverb (betteln, jagen, rasen, rennen) mit einer

Präpositionalphrase (durch das Land, die Stadt, das Haus usw.) wird ein

transitives Präfixverb, indem die Präpositionalphrase in ein

Akkusativobjekt des Präfixverbs umgewandelt wird. Was die Semantik

anbetrifft, kann man sagen, dass Simplexverben mit der Präposition

durch auch holistisch aufgefasst werden könnten, häufig nur wenn das

Wort ganz hinzugefügt wird. Fällt ganz dabei aus, kann das Simplex mit

Präposition auch noch auf der Grundlage der lokalen begrenzten Lesart

interpretiert werden. So kann Beispiel (53a) bedeuten, dass (er) mit dem

Auto durch das Land schnell fährt und dieses wieder verlässt, um ein

bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Präfixverben drücken somit die

Erfüllung des Raumes eindeutiger aus, wobei bei der Verbindung eines

Simplexes mit der Präposition durch das Wort ganz als vorausgesetzt gilt.

3.2.2. Etwas erfüllt einen Raum mit Licht, Schall, Geruch

usw.: (durch-)2.2

Hier steht auch im Vordergrund, dass ein Raum mit etwas ganz

erfüllt wird, das ein Licht, Schall, Geruch, eine Flüssigkeit und ähnliches

sein kann. Die hierher gehörenden Präfixverben, deren Basen einen

optischen, akustischen Vorgang bezeichnen oder einen Vorgang,

wodurch Verbreitung eines Geruchs oder einer Flüssigkeit zum Ausdruck

kommt, heben aber im Gegensatz zu diesen Basisverben die holistische

Bedeutung hervor, z.B.:

durchdämmern, -flimmern, -funkeln, -glänzen, -hellen, -leuchten,

-scheinen, -schimmern, -strahlen, -zucken;

durchdonnern, -dröhnen, -hallen, -heulen, -klingen, -krächzen,

-lärmen, -pfeifen, -raschen, -schallen, -summen, -tönen;

103

durchdampfen, -duften, -dünsten, -qualmen, -rauchen,

-stinken:

(56) Ein Blitz durchhellte die Dunkelheit der Nacht.

(57) Die Sonne durchschien das Zimmer.

(58) In der Nacht durchheult ein Hund den Hof.

(59) Seine laute Stimme durchtönte den Saal.

(60) Der schönste Weihrauch soll mein heiteres Zimmer

durchdampfen.

(61) Die Nelken durchdufteten den Garten.

(62) Der Steinkohlendampf durchstinkt die Luft.

Vergleicht man diese Beispielsätze mit denen, wo einfache Verben in

Verbindung mit der Präposition durch auftreten:

(57a) Die Sonne schien durch das Zimmer.

(58a ) In der Nacht heult ein Hund durch den Hof.

(59a) Seine laute Stimme tönte durch den Saal.

So lässt sich sagen, dass im Gegensatz zu den letzten, also den

einfachen Verben mit der Präposition durch, die allgemein die Richtung

betonen, liegt das semantische Schwergewicht der Verben mit dem

Präfix durch- auf Erfüllung des Raumes. Durch die Präfigierung tritt

auch hier Transitivierung ein.

3.2.3. Etwas (ein Gedanke, Gefühl usw.) erfüllt,

durchdringt jmdn.: (durch-)2.3

Bei den Präfixverben dieser Gruppe handelt es sich um

übertragene, abstrakte Verwendung der gerade oben besprochenen

Bedeutungsgruppe (2.2). Sie stimmen semantisch mit den Verben dieser

Gruppe überein, werden aber abstrakt verwendet, was uns veranlasst,

sie einer selbstständigen Gruppe zuzuordnen. Hier bewegt ein Gefühl

oder ein Gedanke jemanden innerlich und erfasst ihn völlig, was die

untrennbare Verwendung der Verben berechtigt:

104

durchbeben, -blitzen, dringen, -fahren, -fluten, -geistigen,

-jagen, -laufen, -lodern, -regen, -rieseln, schießen, -toben,

-wallen, -wogen, -ziehen:

(63) Ein Kälteschauer durchbebten sie.

(64) Diese Idee hat ihn völlig durchdrungen.

(65) Ihn durchflammte die Begierde nach Ruhm.

(66) Ein wonniges Gefühl durchglühte seine ganze Existenz.

(67) Plö ِ tzlich durchschießt ein Gedanke ihren Kopf .

Ersetzung dieser Präfixverben durch einfache Verben mit der

Präposition durch findet zwar selten statt, ist aber nicht ausgeschlossen,

was genau zeigt, dass die abstrakte Bedeutung nicht auf Präfixverben

beschränkt ist, vgl.:

(67a) Plö ِ tzlich schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf .

Die meisten Simplexverben sind intransitiv. Die aus ihnen abgeleiteten

Präfixverben sind transitiv. Es liegt also häufig wie bei den beiden

gerade oben genannten Gruppen Transitivierung vor. In semantischer

Hinsicht drücken die Präfixverben Erfüllung des Inneren einer Person

eindeutiger aus.

Diese Bedeutung befindet sich auch bei den Präfixverben, die Kjellmann

in seiner Klassifizierung unter Bedeutungsgruppe 21 anführt, wo vor

allem Durchdringen eines Objektes in geistiger Hinsicht betont wird. Bei

Verben wie z.B. durchblicken, durchschauen könnte man sich

vorstellen, es gäbe jemanden, der mit seinem geistigen Auge das Innere

eines anderen durchdrungen und diesen intuitiv völlig erfasst hätte in

dem Versuch, das im Inneren Verborgene wahrzunehmen, und den

wahren Kern dieser Person zu erkennen, z.B.:

(68) Es war leicht die Bosheit, den Betrug zu durchblicken.

(69) Du bist durchschaut = deine Absichten sind erkannt

105

3.2.4. Etwas durch etwas durchweben als Zierde: (durch-)2.4

Es wird hier etwas durch das Objekt gezogen, das in seiner

ganzen Ausdehnung davon betroffen wird. Dasjenige, das das Objekt

durchzieht, bleibt auch darin. Der Blick richtet sich auf das Ergebnis der

Verbhandlung. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Verben, die mit

Nähen und Verzieren zu tun haben, z.B.:

durchnähen, flechten, -knüpfen, -legen, -setzen, -steppen,

-sticken, -striemen, -weben, -wirken:

(70) Der Stoff ist mit Silberfäden durchwirkt / durchwebt.

(71) Der Kranz ist mit Blumen durchflochten.

(72) Das Samtkleid ist ganz durchstickt.

Diese Präfixverben können zwar durch einfache Verben mit der

Präposition durch ersetzt werden, vgl.:

(71a) Die Blumen sind durch den Kranz geflochten.

Im Gegensatz zu den einfachen Verben ist aber das Ergebnis der

Handlung von den Präfixverben stärker hervorgehoben. Was die Syntax

anbetrifft, sind die einfachen Verben und Präfixverben transitiv. Es geht

hier nicht um Transitivierung, sondern um Objektumsprung. Das

ursprünglich direkte Objekt des einfachen Verbs flechten z.B. (Blumen)

verliert seinen Status als direktes Objekt und wird durch die Präposition

mit angeschlossen, indem es beim Präfixverb adverbial verwendet wird.

Das Präpositionalobjekt des Satzes wird zum direkten Objekt. Beim

Präfixverb wird das Partizip Perfekt viel häufiger benutzt als andere

Formen, was den Verben eine resultative Bedeutung gibt.

106

3.3 Bedeutungsgruppen der sowohl trennbar als auch

untrennbar vorkommenden durch-Verben:

Nun befassen wir uns mit den Bedeutungsgruppen einer Reihe

von durch-Verben, die sich morphologisch und syntaktisch anders als

die oben behandelten Präfixverben verhalten. Ihre Semantik sieht auch

anders aus, weil die Verben hier zum Ausdruck entweder einer

resultativen oder einer durativen Aktionsart dienen. Die lokale

Bedeutung tritt wahrscheinlich zurück, ist aber – wie wir gleich unten

erklären – als Grundlage zur Interpretation der aktionalen Bedeutung zu

betrachten. Morphologisch gesehen treten die Präfixverben bei der

gleichen Bedeutung trennbar oder untrennbar auf. In vielen Fällen gibt

es zum selben Verb zwei Formen, die eine trennbar und die andere

untrennbar, die häufig ohne syntaktische und semantische

Differenzierung gebraucht werden können, z.B.:

(73) Der Polizist suchte das Haus durch.

(73a) Der Polizist durchsuchte das Haus.

(74) Er sägte das Brett durch.

(74a) Er durchsägte das Brett.

In diesen Beispielsätzen ist das Simplexverb (suchen, sägen) transitiv;

die trennbare und untrennbare Variante des Präfixverbs sind auch

transitiv und haben das gleiche Akkusativobjekt des Simplexes. Bei den

Präfixverben treten also keine syntaktischen Änderungen ein. Die

Bedeutung der beiden Varianten ist fast gleich, wobei das Präfix durch- in den Beispielen auf vollständige Durchführung der durch das

Simplexverb ausgedrückte Handlung hinweist, so besagen die Verben

durchsuchen, durchsägen, dass das Haus vom Polizisten gründlich, bis

in den letzten Winkel abgesucht wurde, dass das Brett gründlich gesägt

wurde, so dass es entzwei ging. Resultativität der Handlung tritt bei den

beiden Varianten in den Vordergrund. Einige Grammatiker sind aber der

Überzeugung, dass zwischen den beiden Varianten solcher Verben doch

noch semantische Unterschiede festzustellen wären186

, die meist auch

aktionaler Art sind. Das wird gleich unten näher ausgeführt. Zu dieser

Schicht gehören folgende drei Gruppen:

186

Vgl. Rich (2003: 21ff.), Itälä (1987: 135ff.).

107

3.3.1 Eine Tätigkeit vollständig durchführen

(resultativ / perfektiv): (durch-)3.1

Bei den Präfixverben dieser Gruppe kommt vor allem

vollständige bzw. gründliche Durchführung der durch das Simplexverb

ausgedrückten Handlung zum Ausdruck. Der Blick richtet sich auf die

Endphase der Handlung. Der Gebrauch der Verben schwankt hier stark.

Einige Verben werden nur trennbar gebraucht, andere nur untrennbar.

Eine Reihe von Verben wird fast ohne Bedeutungsunterschied sowohl

trennbar als auch untrennbar gebraucht, z.B:

trennbare Präfixverben: durchbacken, -beraten, -bilden,

-bürsten, -checken, -formen, gestalten, -kauen, -kochen,

-numerieren, -proben, -probieren, -prüfen, -studieren,

-trocknen;

untrennbare Präfixverben: durchpfählen, -säen, -säuern;

sowohl trennbar als auch untrennbar gebrauchte Präfixverben:

durcharbeiten, -atmen, -blättern, -denken, -forschen,

-gliedern, -kämmen, -kosten, -kramen, -mengen, -mischen,

-schwitzen, -wühlen:

(75) Die Pizza muss einen erhöhten Rand haben, sie muss

durchgebacken sein, ohne krustig zu werden.

(76) Ich muss mal wieder zum Arzt gehen und mich

durchchecken lassen.

(77) Die Kinder waren vom Regen ganz durchnässt.

(78) Der Bäcker lässt den Teig durchsäuern und aufgehen.

(79) Er blätterte das Buch durch / durchblätterte das Buch.

(80) Er schwitzte den Kragen durch / durchschwitzte den Kragen.

Die Präfixverben dieser Gruppe drücken zwar verschiedene Tätigkeiten

aus, können jedoch in einige Untergruppen eingeteilt werden:

108

3.3.1.1. Zu der ersten Untergruppe gehören die Verben, die ausdrücken,

dass jemand fürchterlich, kräftig verprügelt wird. Sie sind meist trennbar,

z.B.:

durchhauen, -hecheln, -klopfen, -peitschen, -pritschen, -

prügeln, -wamsen:

(81) Der Vater haute den Jungen tüchtig durch.

(82) Der Häftling wurde im KZ durchgepeitscht.

3.3.1.2. Die zweite Untergruppe bilden einige Präfixverben mit zwei

Formen, d.h. sie treten sowohl trennbar als auch untrennbar auf. Sie

bedeuten, dass etwas oder ein Ort genau, gründlich durchsucht wird, z.B.:

durchkämmen, -kramen, -schnüffeln, -spüren, -stöbern,

-stochern, -suchen, -wühlen:

(83) Der Sumpf wird von Suchtrupps durchgekämmt /

durchkämmt.

(84) Sie haben auf der Suche nach dem Beweisstück alles vom

Keller bis zum Dach durchgewühlt / durchwühlt.

(85) Sie schnüffelten die Wohnung durch / durchschnüffelten

die Wohnung.

Hier bewegt sich jemand in einem Raum, Ort herum, was die untrennbare

Verwendung des Präfixverbs begünstigt, doch ist seine Bewegung nicht

ziellos. Es wird etwas Bestimmtes gesucht.

3.3.1.3. Die dritte Untergruppe bilden Präfixverben mit der Bedeutung,

dass etwas mit etwas vermischt wird. Die hierher gehörenden Verben

haben meist zwei Formen, z.B.:

durchkneten, -mengen, -mischen, -rühren, -ziehen:

(86) Eidotter, Zucker, Mandeln, Gewürze und Zitronensaft

werden eine halbe Stunde stark gerührt, dann wird der

steife Eiweißschaum durchgemischt.

(86a) Der Magen ist eine Art Vorratsbehälter, der den Nahrungsbrei

weiter durchmischt und in seine Einzelbestandteile zerlegt.

109

Dennoch ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass die komplette

Verdauung im Magen stattfindet. Hier wird die Nahrung im

Wesentlichen nur durchmischt und auf die endgültige

Verdauung vorbereitet, die schließlich im Dünndarm erfolgt.

(86b) Erst im Herbst, wenn der Wasserkö ِ rper durch den Wind stark

durchmischt wird, kommen wieder neue Nährstoffe an die

Wasseroberfläche und andere Algen können die Blaualgen

auskonkurrieren. Im Winter wird der Wasserkö ِ rper viel und

stark durchmischt und die Tageslängen verkürzen sich: Licht

wird zum stark limitierenden Faktor für das Phytoplankton und

es wird im Wachstum gehemmt.

(87) Wenn der Teig reif ist, wird er noch einmal durchgemengt und

in die gut eingefetten Formen gefüllt und an der Oberfläche je

nach Vorliebe mit dem nassen Messer eingeritzt.

(87a) Diese Säfte haben bei empfindlichen Verdauungsorganen einen

Vorzug vor der Rohkost, die öfter die Verdauungsorgane

belastet, aber man muss die Säfte langsam schluckweise

nehmen und sozusagen gut kauen, damit sie mit Speichel

durchmengt werden.

(87b) Das klassische Szenario des Einsatzes von Biotechnologie für

den Umweltschutz findet sich in Kläranlagen, wo

Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen in so genannten

Belebtschlammbecken Abwässer zu Trinkwasser umwandeln.

Diese Becken gleichen einem Fermenter, denn sie werden

permanent durchmengt, mit Sauerstoff und Nährstoffen

versorgt und kontrolliert.

Wie aus den Beispielen hervorgeht, kommen die beiden Verben

durchmischen und durchmengen häufig trennbar vor bei Kochrezepten

wie in (86) und (87); in der wissenschaftlichen Sprache werden sie

untrennbar verwendet. Beispiele (86a) und (86b) entstammen einem

Artikel im Breich der Medizin und Biologie, Beispiele (87a) und (87b)

entstammen aber einem Artikel im Bereich der Naturheilkunde und

Biotechnologie. Was die Beziehung zwischen dem Präfix und der

Präposition durch angeht, so kann man sagen, dass Ersetzung der

Präfixverben der ersten Untergruppe, die das kräftige Verprügeln

bezeichnen, durch ein Simplexverb mit der Präposition durch kaum

110

vorstellbar ist. Das ist auch der Fall bei den meisten Präfixverben der

Gruppe 3.1, die sich nicht weiter unterklassifizieren lassen wie

z.B. durchblättern, -checken, -gliedern, -kochen u.a. Bei einigen Verben

der zweiten und dritten Untergruppe gibt es die Möglichkeit zur

Verbindung des Simplexverbs mit der Präposition durch, vgl.:

(85a) Sie schnüffelten durch die Wohnung.

(86c) Eidotter, Zucker, Mandeln, Gewürze und Zitronensaft

werden eine halbe Stunde stark gerührt, dann wird der

steife Eiweißschaum dadurch gemischt.

Diese Simplexverben können aber semantisch nicht mit den aus ihnen

abgeleiteten Präfixverben übereinstimmen, weil die letzten nur Wert auf

die Endphase, auf das Resultat der Handlung legen, während bei den

Simplexverben erst der Ort bzw. das Objekt, in dem geschnüffelt bzw.

darunter etwas gemischt wird, von Bedeutung ist. Die lokale Bedeutung

tritt zwar zurück bei den Präfixverben. Wichtig ist hier aber zu bemerken,

dass die resultative Bedeutung, die das Präfix durch- hier bezeichnet, aus

den Merkmalen der lokalen Präposition durch in ihren zwei begrenzten

und unbegrenzten Lesarten erfassbar sei. In den beiden Lesarten ist das

Resultat der Handlung mitbeinhaltet.187

Präfixverben mit durch-, die ihre

Bedeutung von den lokalen Lesarten der Präposition durch erhalten, sind

demzufolge resultativ. So Šimečkova: “In beiden Fällen kann die Endphase

des Geschehens die Oberhand gewinnen. Es kann hervorgehoben werden, dass

der kurze Kontakt schon aufgehört hat und der betroffene Bereich wieder frei

ist, dass das Duchdringende auf der anderen Seite wieder hinausgetreten ist, es

kann aber auch hervorgehoben werden, dass der Gegenstand (Raum usw.) unter

dauerndem Einfluss des Geschehens steht.”188

3.3.1. Etwas trennen, beschädigen als Folge eines

Durchdringens: (durch-)3.2

In Bezug auf ihre Semantik stimmen die Präfixverben dieser

Gruppe mit denen der vorangehenden Gruppe überein, die Resultativität

der Handlung hervorhebt. Sie werden aber einer selbständigen Gruppe

187

Vgl. Itälä (1987: 135). 188

Šimečkova (2002: 66).

111

zugeordnet, weil ihre Zahl ein bisschen groß ist, so dass sie noch weiter

unterklassifiziert werden können. Ihre Simplexverben drücken vor

allem aus, dass etwas, das als Objekt fungiert, getrennt oder beschädigt

wird infolge der verletzenden Einwirkung des Durchdringens des

Subjektes. Die Präfixverben betonen im Gegensatz zu den Simplexen das

Resultat, Ergebnis der Handlung. Die Syntax sieht hier auch ein bisschen

anders aus, weil es neben den Präfixverben, die in der trennbaren oder

untrennbaren Form dasselbe Objekt haben, noch andere gibt, die

transitiviert oder reflexiviert werden können. Außerdem haben fast die

Hälfte der Verben dieser Gruppe zwei Formen und bereiten den

Grammatikern - wie oben gesagt - viele Schwierigkeiten. Trotz der vielen

Versuche um Interpretation und semantische Differenzierung der beiden

Varianten solcher Verben kommen sie noch nicht auf eine gemeinsame

Erklärung für diese Frage. Ihre Ansichten gehen erheblich auseinander.

Das wird gleich ausgeführt, aber vorher werden die einzelnen

Untergruppen wie folgt dargestellt:

3.3.2.1. Präfixverben der ersten Untergruppe drücken aus, dass die im

Simplexverb ausgedrückte Handlung bzw. der Vorgang vollständig,

gründlich ausgeführt wird bzw. abläuft, so dass etwas, das Objekt oder

Subjekt sein kann, auseinander-, entzweigeht. Die Verben sind intransitiv

oder transitiv:

intransitive Präfixverben: durchbrechen, -brennen, -glühen,

-rosten, -schmelzen;

transitive Präfixverben: durchbeißen, -brechen, -brennen, -feilen,

-hacken, -hauen, -nagen, -reißen, -säbeln, -sägen, -schlagen,

-schmelzen, -schneiden, -schweißen, -spalten, -teilen, trennen:

(88) Der Faden der Glühlampe ist durchgebrannt.

(89) Das Rohr ist durchgerostet.

(90) Er sägte das Brett durch / durchsägte das Brett.

(91) Er riss ein Blatt Papier durch / durchriss ein Blatt Papier.

(92) Der Fleischer hat den Knochen durchgehauen / durchhauen.

Bei den transitiven Präfixverben werden sowohl die trennbare als auch

die untrennbare Variante von dem gleichen Akkusativobjekt begleitet,

wie es für die Verben der dritten Schicht üblich ist. Die lokale Bedeutung

112

der Präposition durch, obwohl sie bei den meisten Verben dieser Gruppe

verdunkelt ist, ist hier trotzdem bemerkbar. Im Beispiel (90) kann man

sagen, das eine Säge durch das Brett geführt wurde, dass es durch diese

gewaltsame Einwirkung mitten hindurch in zwei Teile zerlegt wurde.189

Auch im ersten Beispiel steht die Hitze, Strombelastung hinter der

Zerstörung des Fadens der Glühlampe. Die Hitze zieht durch den ganzen

Faden, dass dieser am Ende schmilzt und entzweigeht. Aber bei den

Präfixverben liegt das Gewicht nicht auf dieser Bedeutung, also die

Bewegung hindurch von einer Seite zur anderen bezeichnet, sondern auf

der daraus resultierenden Zerteilung. Einige dieser Verben können

abstrakt verwendet werden. Sie treten dabei meist untrennbar auf, z.B.:

(93) Er hat alle Regeln des Anstandes durchbrochen.

3.3.2.2. Etwas ungültig machen

Zu dieser Gruppe gehören ein paar Präfixverben mit durch- wie

z.B. durckreuzen, -streichen, -tun, die auch meist zwei Varianten haben:

(94) Er strich die falsche Zahl durch / durchstrich die falsche Zahl.

(95) Der Lehrer hat ihm die Lösung der Aufgabe

durchgekreuzt /durchkreuzt.

(96) Das schlechte Wetter hat seine Urlaubspläne durchkreuzt.

Auch hier ist die lokale Bedeutung der Präposition durch erkennbar. Es

wird ein Kreuz, ein Strich durch ein geschriebenes, gedrucktes Wort

gezogen, dass dieses nicht mehr gültig, leserlich wird. Wie aus dem

Beispiel (96) hervorgeht, kann diese Bedeutung auf abstrakte Momente

übertragen werden. Dabei wird das Verb meist untrennbar verwendet.

189

Vgl. Itälä (1987: 135).

113

3.3.2.3 Etwas (Schuh, Matratze, Kleidung usw.) abnutzen,

verschleißen

Die Präfixverben werden hier nur trennbar verwendet. Sie

bedeuten, dass etwas (das Objekt) durch die im Simplexverb

ausgedrückte Handlung abgenutzt wird, die sich mehrmals wiederholt

und intensiv vorgeht. Es entstehen häufig dabei viele Wunden:

durchgehen, -laufen, -liegen, -reiten, -scheuern, -sitzen, -tanzen,

-treten, wetzen:

(97) Er hat seine Hosen an den Knien durchgescheuert.

(98) Der Ärmel ist am Ellbogen durchgewetzt.

(99) Er hat seine Schuhe durchgelaufen.

(100) Der Patient hat sich durchgelegen.

Die Präfixverben sind hier meist aus intransitiven Verben abgeleitet und

erfahren einige syntaktische Änderungen. Aus den intransitiven werden

entweder transitive oder reflexive Präfixverben. Semantisch gesehen

könnte man im Beispiel (97) sagen, dass die Knie sich beim Knien

allmählich durch die Hosen gescheuert hätte. Ähnliches könnte auch für

Beispiel (98) gelten. Jemand könnte den Ärmel viel hin und her an etwas

(Schulbank usw.) reibend bewegen, dass der Ärmel am Ende am

Ellbogen vollständig gewetzt wird. Das Ergebnis steht im Vordergrund.

3.3.2.4 Mit etwas (einem spitzen Gegenstand: Bohrer, Spieß,

Schnabel usw.) eine Öffnung durch etwas herstellen,

etwas durchlöchern

Zu dieser Untergruppe gehört eine Anzahl von Verben, die von

transitiven Simplexen abgeleitet sind. Diese weisen auf ein Instrument

hin, das durch etwas (das Objekt) bohrend dringt, dass dieses ein oder

mehrere Löcher bekommt. Die Präfixverben, die das gleiche Objekt zu

sich nehmen, wirken resultativ, indem sie auf das Ergebnis dieser Art

vom Durchdringen hindeuten. Sie haben meist zwei Formen:

114

durchbohren, -klopfen, -kratzen, -lochen, -nageln, -picken,

-pfeilen, -raspeln, -schaben, -schießen, -schleifen, -spießen,

-stechen, -stemmen u.a.

(101) Er hat das Brett durchgebohrt / durchbohrt.

(102) Er hat das Papier an zwei Stellen durchgelocht / durchlocht.

(103) Er hat das Leder durchgestochen / durchstochen.

Besonders bei den Verben dieser Gruppe ist Beziehung des Präfixes zu

der Präposition durch ganz klar. Man kann sagen:

(103a) Er hat durch das Leder gestochen.

Bisher ist noch unklar geblieben, warum zwei Varianten bei diesen

Präfixverben nebeneinander stehen. Bei näherer Betrachtung dieser

Verben kann man erkennen, dass das Präfix durch- in dieser Verwendung

erst in Beziehung zu der begrenzten lokalen Lesart der Präposition durch

gesetzt werden sollte. In Anlehnung an diese Lesart könnte man die

Bedeutung der Verben durchbohren, so verstehen: ein Bohrer würde

durch etwas hindurch, das ein Brett sein könnte, von einer Seite zur

anderen gewaltsam geführt, dass ein Loch, Löcher entsteht bzw.

entstehen. Nach dieser Auffassung sollten diese Verben trennbar

auftreten. Hier ist aber auch eine untrennbare Verwendung zugelassen.

Gibt es Unterschiede zwischen den beiden Formen? Trotz der vielen

Versuche wird diese Frage, wie oben schon erwähnt, widersprüchlich

beantwortet. Ansichten der Grammatiker gehen meist erheblich

auseinander. Man kann jedoch drei Auffasungen unterscheiden:

1) Nur wenige Grammatiker gehen davon aus, dass beide Varianten ohne

semantischen Unterschied gebraucht werden, dass es sich also nur um

Schwankungen der Formenbildung handelt.

2) Andere sprechen vom “mediolektalen” Unterschied und meinen damit,

dass trennbare Varianten als typisch für die gesprochene Sprache,

untrennbare Varianten hingegen als typisch für die geschriebene Sprache

zu betrachten sind. Es wird hier außerdem stilistische Färbung ins

Blickfeld gerückt. Dabei schwankt das Vorkommen der trennbaren und

untrennbaren Varianten der durch- Verben in Abhängigkeit von der

Textart (vgl. Oben Untergruppe 3.1.3). In seiner Untersuchung der

durch-Verben stellt Eroms bei den untrennbaren Varianten

115

funktionalstilistische Markierung fest. Nur bei ganz wenigen Verben sind

diese neutral, d.h. in neutraler Verwendungsweise nicht mehr produktiv.

Dafür zeugen seiner Meinung nach die partizipialen Formen, die als

Adjektive gebraucht werden, besonders im fachsprachlichen Bereich.

Demgegenüber hält er die trennbaren Varianten für aktuell, produktiv

“ohne schichtenspezifische Markierung.”190

Sie sind normalsprachlich.

Benware teilt mit ihm diese Meinung. Als Beispiel führt er das Verb

durchhauen an, dessen untrennbare Variante wie z.ß. in Sie durchhieben

den Wald als ein rein technischer Terminus in der Sprache der

Forstwirtschaft zu verwenden ist191 (vgl. die trennbare Verwendung

dieses Verbs oben auf S. 107; 111).

3) Die meisten Grammatiker versuchen eine Deutung mit Hilfe der

Aktionsart. Sie können sich aber noch nicht in dieser Hinsicht einigen.

Man kann jedoch folgende drei Ansichten unterscheiden:

a) Die erste Ansicht vertreten vor allem Erben, Kühnhold, Schmidt,

Benware und Šimečkova. Nach ihnen sind beide Varianten - wie wir

oben schon erwähnten - perfektiv, aber sie unterscheiden sich im

Charakter der Perfektivität. Untrennbare Varianten wie z.B. im Satz

Er durchbohrt das Brett richten den Blick auf das Ergebnis, den Punkt

der Bewältigung des Objektes (Brett), während trennbare Varianten wie

in Er bohrt das Brett durch mehr Wert auf Ablauf und Vollendung der

Handlung legen. Die ersten sind demgemäß als punktuell, resultativ, die

zweiten aber als phasenhaft, konklusiv aufzufassen.

Šimečkova geht in diesem Zusammenhang einen Schritt weiter,

indem sie bei den Verben mit zwei Formen einen

unterschiedlichen Grad der Affiziertheit des Objektes feststellt.192

Sie führt aus: ”Während wir bei trennbaren Varianten neben affizierten

Objekten konkreter Art (Er hat das Brett durchgebohrt) auch effizierte

Objekte (Er hat ein Loch durchgebohrt) finden, werden die

untrennbaren viel seltener von effizierten Objekten begleitet (* Er hat

ein Loch durchbohrt). Objekte mit starkem Affiziertheitsgrad treten nur

bei den untrennbaren der biparadigmatischen T/U-Verben auf. Die

meisten produktiven Untergruppen der untrennbaren Verben lassen

sich auf den gemeinsamen Nenner der starken Objektaffiziertheit

190

Vgl. Eroms (1982: 42). 191

Vgl. Benware (1992: 172f.) 192

Vgl. auch dazu Ziffonun (1997: 2089).

116

bringen. Der erreichte Zustand ist wichtiger als der Geschehensverlauf.

Die Affiziertheit der akkusativischen Ergänzung als Objekt durch das

Verbalgeschehen stellt das für die interne Funktionalisierung des

Unterschieds zwischen festen und unfesten Bildungen entscheidendste

Merkmal dar.”193

b) Bei der Analyse der durch-Verben mit zwei Formen geht Hock anders

vor. So sieht er in den untrennbaren Varianten wie z.B. in Er

durchblättert das Buch den Ausdruck der “Idee der Dauer“, in den

trennbaren Varianten wie in Er blättert das Buch durch den Ausdruck

der “Idee der Vollendung”. Es geht bei Hock also um die Opposition

durativ : perfektiv.194

Hock steht aber nicht allein mit dieser Auffassung.

Fleischer/Barz schreiben auch den untrennbaren Verben durative

Merkmale zu, gehen aber im Gegensatz zu Hock und in

Übereinstimmung mit Erben, Kühnhold und Benware (siehe oben) davon

aus, dass bei diesen Verben der Abschluss der Handlung stärker als bei

den trennbaren Verben ins Blickfeld gerückt wird.195

c) Die dritte Ansicht vertritt vor allem Grimm. Nach ihm stellen

trennbare Varianten das Resultat, den Erfolg der Handlung,

untrennbare Varianten hingegen die Art der Handlung, d.h. die

Merkmale des Grundverbs in den Vordergrund. So akzentuiert

das untrennbare Verb in dem Satz Er hat das Brett durchbohrt,

dass das Brett hier durchbohrt, und nicht z.B. durchstochen oder

durchschlagen worden ist. Der Satz Er hat das Brett

durchgebohrt bedeutet aber nach Grimms Auffasssung, dass das

Loch schon fertig gebohrt ist. Eroms spricht auch davon, dass das

terminativ-resultative Merkmal besonders bei den trennbaren

Verben zu finden ist: “Aus der Bedeutung der Präposition durch wird

eine Merkmalkombination abgerufen, die wesentliche Bestandteile

dieser als Primärmerkmale anzusehenden Komponenten bewahrt, vor

allem das Merkmal [sakante]. Doch ist daraus noch auch sonst in der

Partikelkomposition begegnenden Gesetzlichkeiten ein aktionsartlich zu

193

Šimečkova (2002: 49). 194

Vgl. Hock, Gerhard (1961): Einige Erläuterungen zu den Vorsilben, die sowohl

trennbar als auch untrennbar sein können (durch-, über-, um-, unter-, voll-, wider-,

wieder-). In: Zeitschrift für Unterrichtsmethodik und Sprachwissenschaft 112/1961, S.

25f. 195

Vgl. Fleischer/Barz (1992: 344f.).

117

verstehendes ‘Sekundärmerkmal’ entstanden, das als terminativ-

resultativ zu fassen ist. Die Besonderheit der Partikelverben mit durch-

ist darin zu erblicken, dass dieses terminative Sekundärmerkmal in dem

aktuellen und produktiven Bildemuster des Typs d` v (d.h. in dem

trennbaren Muster) dominiert.”196

Diese verschiedenen Überlegungen zur Differenzierung der sowohl

trennbar als auch untrennbar vorkommenden durch-Verben können wie

folgt zusammengefasst werden:

trennbare Variante untrennbare Variante

Eroms terminativ-resultativ/normalsprachlich fachsprachlich

Erben konklusiv terminativ-resultativ

Kühnhold konklusiv terminativ-resultativ

Benware konklusiv terminativ-resultativ / fachsprachlich

Hock terminativ-resultativ durativ

Grimm terminativ-resultativ Art der Handlung

Bei Kjellmann fällt aber auf, dass die Unterscheidung zwischen den

trennbaren und untrennbaren Varianten der durch-Verben verschwommen

aussieht. Kjellmann spricht z.B. davon, dass in Sätzen wie Er durchbohrt

seinen Gegner / Das scharfe Messer hat die Schädeldecke durchbohrt das

Hauptgewicht nicht selten von der Verbalhandlung selbst auf deren

Ergebnis, die von dem Vorgang verursachte Veränderung am Objekt

verschoben wird. Der Zustand des Objektes tritt demgemäß in den

Vordergrund, führt einen gewissen Rüchgang in der Verwendung der

aktiven Formen mit sich.197

Mit dieser Auffasung schließt er sich also der

Ansicht von Erben, Kühnhold an. An einer anderen Stelle hat er aber

erwähnt, dass der Vorgang bei den untrennbaren Varianten im

Vordergrund steht. Es wird in dem oben angeführten Beispielsatz betont,

dass das Objekt durchbohrt, und nicht

196

Eroms (1982: 42). 197

Vgl. Kjellmann (1945: 115f.).

118

z.B. durchlöchert oder durchfressen, was genau bedeutet, dass Kjellmann

auch die Ansicht von Grimm annimmt.

3.3.2. Eine Tätigkeit ohne Halt, ohne Unterbrechung

durchführen (duratives durch)3.3

Einige der hierhergehörenden Verben werden trennbar verwendet.

Das ist häufig der Fall bei den Bewegungsverben durchfahren, -fliegen,

-gehen, -jagen, -wandern (siehe oben S. 86). Andere werden untrennbar

verwendet. Die meisten Verben haben aber zwei Formen, treten also

sowohl trennbar als auch untrennbar auf, z.B.:

trennbare Präfixverben: durcharbeiten, - beraten, -besprechen,

-drucken, fahren, fechten, -fliegen, -gehen, -laufen, -kommen,

-marschieren, -rollen, -schwimmen, -wandern;

untrennbare Präfixverben: durchdauern, -jammern, -nachten;

sowohl trennbar als auch untrennnbar vorkommende

Präfixverben: durchbummeln, -feiern, -grübeln, -harren, -

kämpfen, -plaudern, -saufen, -schlafen, -schlummern, -

schwärmen, -tanzen, -wachen, -zechen:

(105) Am Mittag machen wir keine Pause, wir arbeiten durch.

(106) Vielleicht war der Flughafen von Tampico zu klein für unsere

Superconstellation, oder sie hatten Weisung bekommen, trotz

der Motorpanne nach Mexico-City durchzufliegen.

(107) Die Feigenbäume haben im Freien den Winter nicht durchdauert.

(108) Die lustigen Burschen durchjauchzten die Nacht.

(109) Die ganze Nacht habe ich mit ihm in recht verschiedenartiger

Gesellschaft durchgebummelt / durchbummelt.

(110) Er hat die ganze Nacht durchgefeiert / durchfeiert.

119

Vergleicht man diese Beispielsätze mit den konkurrierenden

Konstruktionen, bei denen sich Simplexverben mit der Präposition durch

oder mit nachgestelltem Adverb durch bzw. hindurch verbinden

(siehe oben S. 65f.):

(105a) Wir arbeiten den Mittag ( hindurch).

(108a) Die lustigen Burschen jauchzten die Nacht ( hindurch).

(110a) Er hat die ganze Nacht (hindurch) gefeiert.

so kann man feststellen, dass hier der temporale Gebrauch der durch-

Verben auf die temporale Verwendung der Präposition durch leicht

zurückführbar ist, die sich – wie oben schon erwähnt – auf der

Grundlage der lokalen Bedeutung dieser Präposition interpretieren lässt.

Die Zeit einer Tätigkeit ist als eine zusammenhängende Folge von

Zeitpunkten, folglich als Zeitraum vorstellbar, der wie bei einem

konkreten Raum entweder einmalig in direkter Richtung (trennbare

Verbform) oder im ganzen Ausmaß bis zur völligen Ausfüllung mit der

Tätigkeit (untrennbare Verbform) durchschritten wird.198

So kann man

das letzte Beispiel wie folgt interpretieren:

Bei der trennbaren Verbform wird das ununterbrochene Feiern über eine

abgegrenzte Zeitstrecke betont. Der Zeitraum (die ganze Nacht) steht

dabei fakultativ. Er kann weggelassen werden. In der untrennnbaren

Verbform wird dagegen der Zeitraum, in dem die Handlung

ununterbrochen abläuft, besonders hervorgehoben, wird daher in diesem

Fall obligatorisch erwähnt. Viele intransitive Simplexverben werden

dadurch transitiviert. Der Zeitraum muss von der Handlung ganz

ausgefüllt werden. Wichtig zu bemerken ist, dass beim attributiven

Gebrauch die Partizipien nur von untrennbaren Verbformen gebildet

werden (vgl. eine durcharbeitete, durchbummelte, durchfeierte,

durchjauchzte Nacht).

198

Vgl. Šimečkova (2002: 48), Kühnhold (1973: 261ff.), Eichinger (1989: 385ff.),

Kjellmann (1945: 144), Wunderlich (1983: 461), Rich (2003: 21).

120

Gesamtverzeichnis der durch-Verben, eingeordnet nach

den Bedeutungsgruppen des Präfixes

(durch-)1.1: Bewegung durch einen Raum (einen Ort, ein Gebiet)

hindurch

(durch-)1.1 (durch-)1.1

durchbewegen

durchbrausen

durchbrechen

durchbringen

durchbrummen

durchdampfen

durchdürfen

durcheilen

durchfahren

durchflanieren

durchflattern

durchfliegen

durchfliehen

durchflitschen

durchflitzen

durchflüchten

durchfluten

durchflutschen

durchführen

durchgaloppieren

durchgehen

durchgeleiten

durchhasten

durchhetzen

durchhopsen

durchhumpeln

durchhüpfen

durchhuschen

durchjagen

durchklettern

durchkommen

durchkönnen

durchrücken

durchrudern

durchsausen

durchschaffen

durchschaufeln

durchschiffen schgmuggeln

durchschleichen

durchschleifen

durchschlendern

durchschleusen

durchschliefen

durchschlittern schleusen

durchschlüpfen

durchschlurfen

durchschmuggeln

durchschreiten

durchschwemmen

durchschwimmen

durchschwingen

durchsegeln

durchspazieren

durchspringen

durchsprinten

durchspurten

durchstarten

durchsteigen

durchsteuern

durchstolpern

durchstolzieren

durchstoßen

durchstreifen

durchstürmen

121

durchkrabbeln

durchkrachen

durchlassen

durchlatschen

durchlaufen

durchleiten

durchlotsen

durchmanövieren

durchmarschieren

durchmüssen

durchpaddeln

durchpilgern

durchplätschern

durchpurzeln

durchradeln

durchrasen

durchrauschen

durchreisen

durchreiten

durchrennen

durchrinnen

durchrieseln

durchrollen

durchsummen

durchtänzeln

durchtappen

durchtasten

durchtauchen

durchtaumeln

durchtorkeln

durchtraben

durchtragen

durchtreiben

durchwackeln

durchwandern

durchwanken

durchwaten

durchwatscheln

durchwedeln

durchwehen

durchwieseln

durchwinken

durchwollen

durchziehen

durchzischen

durchzotteln

durchzuckeln

122

(durch-)1..2 : durch eine Öffnung, einen Durchgang hindurch

(durch-)1.2 (durch-)1.2

durchblasen

durchblicken

durchdampfen

durchdrücken

durchdünsten

durchfädeln

durchfallen

durchfiltern

durchflechten

durchfliegen

durchfließen

durchfluten

durchfüllen

durchgießen

durchgleiten

durchgraben

durchgreifen

durchgucken

durchhaben

durchkriechen

durchlangen

durchlaufen

durchlegen

durchpassieren

durchpfeilen

durchpressen

durchpurzeln

durchpusten

durchqualmen

durchquellen

durchquetschen

durchrauchen

durchreichen

durchriechen

durchrieseln

durchrutschen

durchschauen

durchschieben

durchschießen

durchschlagen

durchschlingen

durchschmeißen

durchschütten

durchschwingen

durchsehen

durchseihen

durchsieben

durchstauben

durchstäuben

durchstecken

durchsteppen

durchsticken

durchstopfen

durchstrecken

durchstreichen

durchstreifen

durchströmen

durchstürzen

durchtropfen

durchwachsen

durchwälzen

durchweben

durchwerfen

durchwirken

durchwurzeln

123

(durch-)1.3 : durch eine Trennwand, eine Decke, eine Hülle hindurch

(durch-)1.3 (durch-)1.3

durchblinken

durchblitzen

durchbluten

durchdringen

durchdrucken

durchfärben

durchfetten

durchflimmern

durchfühlen

durchfunkeln

durchglänzen

durchglitzern

durchhageln

durchhören

durchklingen

durchkommen

durchlaufen

durchlecken

durchleuchten

durchpausen

durchregnen

durchschallen

durchscheinen

durchschimmern

durchschlagen

durchschneien

durchschreiben

durchschreien

durchsickern

durchspritzen

durchstrahlen

durchtauen

durchtönen

durchtreten

durchzeichnen

124

(durch-)1.4: Bewegung durch etwas hindurch mit Überwindung eines

Hindernisses, eines Widerstandes:

(durch-)1.4.1: sich gewaltsam bzw. mit Mühe durch etwas einen Weg

bahnen

(durch-)1.4.1 (durch-) 1.4.1

sich durcharbeiten

sich durchbohren

sich durchbeißen

sich durchboxen

sich durchdrängeln/

drängen

sich durchfechten

sich durchfinden

sich durchfragen

sich durchfressen

sich durchgraben

sich durchhauen

sich durchkämpfen

sich durchklemmen

sich durchkratzen

sich durchquetschen

sich durchscharren

sich durchschlagen

sich durchspielen

sich durchstreiten

sich durchtanken

sich durchtasten

sich durchwagen

sich durchwinden

sich durchwühlen

sich durchwürgen

sich durchzwängen

sich durchzwingen

(durch-) 1.4.2: sich auf bestimmte Weise durchhelfen, mit einer von einer

Norm abweichenden häufig negativen Verhaltensweise

durchkommen

(durch-) 1.4.2

(durch-) 1.4.2

sich durchbeißen

sich durchbetteln

sich durchessen

sich durchfressen

sich durchfuttern

sich durchhelfen

sich durchringen

sich durchsaufen

sich durchschlängeln

sich durchschlauchen

sich durchschleppen sich durchschmarotzen

125

sich durchheucheln

sich durchhungern

sich durchlügen

sich durchmogeln

sich durchquälen

sich durchraten

sich durchschmeißen

sich durchschummeln

sich durchschwätzen

sich durchschwindeln

sich durchwurschteln/-

wursteln

(durch-)1.4.4: etwas (ein Gesetz, Plan, Meinung) trotz Widerstandes

zur Geltung kommt, gebracht wird

(durch-)1.4.4

(durch-)1.4.4

durchbekommen

durchboxen

durchbrechen

durchbringen

durchdringen

durchdrücken

durchfechten

durchführen

durchgehen

durchkämpfen

durchkommen

durchkriegen

durchpauken

durchpeitschen

durchrutschen

durchsetzen

126

(durch-) 2.1: Bewegung durch einen Raum (einen Ort oder ein Gebiet) in

seiner ganzen räumlichen Ausdehnung:

(durch-) 2.1

(durch-) 2.1

durchbetteln

durchbewegen

durchblasen

durchblicken

durchbrausen

durchbrechen

durchdampfen

durchdringen

durcheilen

durchfahren

durchfallen

durchfegen

durchflattern

durchfliegen

durchfließen

durchflitzen

durchfluten

durchfurchen

durchgehen

durchgleiten

durchgraben

durchhasten

durchhauen

durchherrschen

durchhetzen

durchhopsen

durchhumpeln

durchhüpfen

durchirren

durchjagen

durchkeuchen

durchklettern

durchkreuzen

durchkriechen

durchlatschen

durchrudern

durchrutschen

durchsäuseln

durchsausen

durchschauen

durchschiffen

durchschleichen

durchschlendern

durchschlingen

durchschlittern

durchschlurfen

durchschneiden

durchschreiten

durchschweben

durchschweifen

durchschwimmen

durchschwirren

durchsegeln

durchsehen

durchspringen

durchsprinten

durchspurten

durchsteigen

durchstolpern

durchstoßen

durchstreichen

durchstreifen

durchschreiten

durchsteuern

durchströmen

durchstürmen

durchstürzen

durchtänzeln

durchtappen

durchtasten

127

durchlaufen

durchmessen

durchörtern

durchpaddeln

durchpflügen

durchpilgern

durchplätschern

durchpulsen

durchquellen

durchqueren

durchradeln

durchranken

durchrasen

durchrauschen

durchreisen

durchreiten

durchrennen

durchrieseln

durchrinnen

durchrollen

durchtauchen

durchtaumeln

durchtoben

durchtorkeln

durchtraben

durchwallen

durchwälzen

durchwandeln

durchwandern

durchwanken

durchwaten

durchwatscheln

durchwedeln

durchwehen

durchwimmeln

durchwirbeln

durchziehen

durchzischen

durchzotteln

durchzuckeln

(durch-)2.2: etwas erfüllt einen Raum mit Licht, Schall, Geruch usw.

(durch-)2.2

mit Licht erfüllen

(durch-)2.2

mit Schall erfüllen

durchblitzen

durchblinken

durchdämmern

durchflimmern

durchfunkeln

durchglänzen

durchglitzern

durchhellen

durchleuchten

durchlichten

durchlodern

durchbrüllen

durchdonnern

durchdröhnen

durchflöten

durchgellen

durchhallen

durchhauchen

durchheulen

durchkläffen

durchklingen

durchlachen

128

durchscheinen

durchschimmern

durchstrahlen

durchzucken

durchlärmen

durchpfeifen

durchrauschen

durchschallen

durchschwirren

durchsummen

durchtönen

durchwehen

durchzischen

(durch-)2.2

mit Geruch erfüllen

(durch-)2.2

mit Flüssigkeit

durchdampfen

durchduften

durchdünsten

durchlüften

durchqualmen

durchrauchen

durchräuchern

durchstinken

durchstäuben

durchbluten

durchgiften

durchnetzen

durchsickern

durchspritzen

durchtriefen

(durch-)2.3: etwas (ein Gedanke, Gefühl usw.) erfüllt, durchdringt

jmdn.

(durch-)2.3 (durch-)2.3

129

durchbeben

durchblitzen

durchbrausen

durchdringen

durchfahren

durchfiebern

durchflammen

durchfluten

durchfrösteln

durchgehen

durchgeistigen

durchglühen

durchjagen

durchkriechen

durchlaufen

durchlodern

durchpulsen

durchregen

durchrieseln

durchsausen

durchschaudern

durchschauen

durchschauern

durchschießen

durchschüttern

durchtoben

durchtosen

durchwallen

durchwalten

durchwehen

durchwogen

durchwurzeln

durchwüten

durchziehen

durchzittern

durchzucken

(durch-)3.1: eine Tätigkeit vollständig durchführen (resultativ /

perfektiv):

Verb durch 3.1 (trennbar) durch 3.1 (untrennbar)

durchackern & &

durchanalysieren &

durcharbeiten & &

durchartikulieren &

durchatmen & &

durchbacken &

durchberaten &

durchbesprechen &

durchbeten &

durchbeuteln &

durchbiegen &

durchbilden &

130

durchblasen &

durchblättern & &

durchbläuen &

durchbraten &

durchbrennen & &

durchbuchstabieren &

durchbumsen &

durchbürsten &

durchchecken &

durchdeklinieren &

durchdenken & &

durchdiskutieren &

durchdrehen &

durchdudeln &

durchempfinden &

durchessen &

durchexerzieren &

durchfärben &

durchfaulen &

durchfegen &

durchfeuchten & &

durchfeuern & &

durchficken &

durchflicken &

durchflöhen & &

durchformen & &

durchformulieren &

durchforschen & &

durchforsten & &

durchfrieren & &

durchfrosten & &

durchfrösteln &

durchfühlen &

durchgaren &

durchgären &

durchgebrauchen &

durchgehen &

durchgeigen &

durchgerben &

durchgestalten &

131

durchglätten &

durchglauben &

durchgliedern & &

durchglimmen & &

durchglühen &

durchgrasen & &

durchgrübeln & &

durchgrünen & &

durchhärten & &

durchhauen &

durchhecheln &

durchheilen &

durchheizen &

durchhitzen & &

durchhöhlen &

durchholen &

durchhören &

durchimpfen &

durchjäten &

durchkälten &

durchkämmen & &

durchkauen &

durchkitzeln &

durchklären & &

durchklauben & &

durchklopfen &

durchknallen &

durchkneten &

durchknöpfen &

durchkochen &

durchkomponieren &

durchkonstruieren &

durchkontrollieren &

durchkoppeln &

durchkorrigien &

durchkosten & &

durchkrachen &

durchkramen & &

durchkühlen & &

durchladen &

132

durchlängen &

durchlaufen &

durchläutern &

durchlernen & &

durchlesen & &

durchloben &

durchlüften & &

durchmachen &

durchmahlen &

durchmalen &

durchmengen & &

durchmessen &

durchmischen & &

durchmustern & &

durchnähen & &

durchnässen & &

durchnehmen &

durchnumerieren &

durchölen & &

durchorganisieren &

durchparieren &

durchpauken &

durchpeitschen &

durchperlen & &

durchpfählen &

durchpfeffern & &

durchpflügen & &

durchplanen & &

durchproben &

durchprobieren &

durchprüfen &

durchprügeln &

durchpudern & &

durchputzen &

durchrationalisieren &

durchräuchern & &

durchrechnen &

durchreifen &

durchreihen & &

durchrösten &

133

durchrühren &

durchrütteln &

durchsäen &

durchsaften &

durchsalzen & &

durchsäuern &

durchschalten &

durchschaukeln &

durchschecken &

durchschleimen &

durchschmecken &

durchschmelzen & &

durchschmieren &

durchschmökern & &

durchschnaufen &

durchschnüffeln & &

durchschütteln &

durchschwätzen &

durchschwellen &

durchschwitzen & &

durchseuchen &

durchsichten & &

durchsingen &

durchsonnen &

durchspähen &

durchspicken & &

durchsprechen &

durchsprengen & &

durchspülen &

durchspüren & &

durchstarren & &

durchsteppen & &

durchsticken & &

durchstimmen &

durchstöbern & &

durchstriegeln &

durchstrukturieren &

durchstudieren &

durchstylen &

durchsuchen & &

134

durchsüßen &

durchtesten &

durchtexten &

durchtrainieren &

durchtränken & &

durchtrocknen &

durchturnen &

durchüben &

durchversuchen &

durchwalken &

durchwamsen &

durchwärmen & &

durchwaschen &

durchwässern & &

durchwechseln &

durchweichen & &

durchwichsen &

durchwiegen &

durchwirken &

durchwischen &

durchwölben &

durchwühlen & &

durchwürzen & &

durchzählen &

durchzüchten &

durchzuckern & &

(durch-)3.2: etwas trennen, beschädigen als Folge eines Durchdringen

Verb durch 3.2 (trennbar) durch 3.2 (untrennbar)

durchbeißen & &

durchbekommen &

durchbohren & &

135

durchbrechen & &

durchbrennen & &

durchfeilen & &

durchfressen & &

durchglühen &

durchhaben &

durchhacken & &

durchhämmern & &

durchhauen & &

durchhocken &

durchhöhlen &

durchixen &

durchklopfen &

durchknabbern &

durchkratzen & &

durchkreuzen & &

durchkriegen &

durchlaufen &

durchliegen &

durchlochen &

durchlöchern &

durchmeißeln & &

durchnageln & &

durchnagen & &

durchpfeilen & &

durchpicken &

durchraspeln &

durchraufen &

durchreiben &

durchreißen &

durchreiten &

durchritzen & &

durchrosten &

durchsäbeln &

durchsägen & &

durchschaben &

durchscheuern &

durchschießen & &

durchschlagen & &

durchschleifen &

136

durchschlitzen & &

durchschmeißen &

durchschmettern &

durchschmoren &

durchschneiden & &

durchschroten &

durchschweißen &

durchsengen & &

durchsieben &

durchsitzen &

durchspalten & &

durchspießen & &

durchstampfen & &

durchstechen & &

durchstemmen &

durchstochern & &

durchstreichen & &

durchtanzen &

durchteilen & &

durchtrennen & &

durchtreten &

durchtun &

durchwetzen &

(durch-)3.3: eine Tätigkeit ohne Halt, ohne Unterbrechung durchführen

Verb durch 3.3 (trennbar) durch 3.3 (untrennbar)

durcharbeiten &

durchberaten &

durchbesprechen &

durchbeten & &

durchblasen &

durchblühen & &

durchbrummen & &

durchbummeln & &

durchdauern &

durchdenken & &

durchdrucken &

137

durchdudeln &

durcheilen &

durchfahren &

durchfasten &

durchfeiern & &

durchfiebern & &

durchfliegen &

durchflüstern &

durchgähnen & &

durchgehen &

durchgrübeln & &

durchhalten &

durchharren & &

durchheizen &

durchjammern &

durchjagen &

durchjubeln & &

durchkämpfen & &

durchkläffen &

durchkommen &

durchküssen & &

durchlachen & &

durchlärmen &

durchlaufen &

durchleben & &

durchleiden & &

durchlieben & &

durchmachen &

durchmarschieren &

durchnachten &

durchpennen &

durchplaudern & &

durchquälen & &

durchrollen &

durchruhen &

durchsaufen & &

durchschlafen & &

durchschlemmen & &

durchschlummern & &

durchschwärmen & &

138

durchseufzen &

durchsingen &

durchspielen &

durchsterben & &

durchstreiten & &

durchsumpfen &

durchtändeln &

durchtanzen & &

durchtrauern &

durchträumen &

durchtrinken & &

durchschwätzen &

durchwachen & &

durchwandern &

durchweinen & &

durchwinken &

durchwintern &

durchzechen & &

durchziehen &

139

4.1 Zusammenfassung und Ergebnisse der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit wurde Polyfunktionalität des

Elementes durch in der deutschen Gegenwartssprache behandelt.

Von den unterschiedlichen Erscheinungsformen dieses Sprachelementes

haben wir uns mit zwei Formen beschäftigt, nämlich

Präpositionalfügungen und Präfixbildungen mit durch. Ziel der

Untersuchung war dabei, die zwischen diesen Formen bestehenden

Verhältnisse herauszustellen. Wann kann die eine Form die andere

ablösen? In wie weit sind die beiden Formen in semantischer Hinsicht

gleich? In welcher Richtung modifiziert das Präfix die Simplizia?

Was bestimmt Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit des Präfixes?

Das waren die wichtigsten Fragen, die wir zu beantworten versuchten.

Zuerst wurden Funktionen der Präposition durch behandelt und dadurch

konnte Folgendes festgestellt werden:

1) Die Präposition durch gehört zu den Präpositionen alter Schicht,

deren morphologische, syntaktische und semantische Merkmale sich fast

völlig von denen der jüngeren Präpositionen unterscheiden. Als alte

Präposition regiert durch immer den Akkusativ, kommt in

Präpositionalphrasen als Adverbial, das eine Ergänzung oder eine freie

Angabe sein kann, als Objekt und Attribut, nicht aber als Prädikativum

vor.

2) Auf semantischer Ebene erweist sich durch als mehrdeutig. Es verfügt

über eine Anzahl von Bedeutungen, von denen die lokale primär ist. Ihre

modale/mediale, kausale sowie auch ihre Bedeutung in Passivsätzen sind

als sekundär zu betrachten. Diese Bedeutungen entfalten sich bloß in

Präpositionalphrasen mit adverbieller Funktion.

3) Als lokale Präposition ist durch den Wegpräpositionen zuzuordnen,

die eine Passagerelation ausdrücken und mehr Gewicht auf Kontinuität

des Weges legen. Im Unterschied zu den Path-Präpositionen um, über,

die daneben auch als statische Präpositionen oder Zielpräpositionen

gebraucht werden können, beschränkt sich die Präposition durch auf die

Verwendung als Wegpräposition, was Präpositionalphrasen mit durch

nur in Verbindung mit den Bewegungsverben, niemals mit den

Positionsverben auftreten lässt. Durch beschreibt allgemein eine

Bewegung in Bezug auf den inneren Bereich des Referenzobjekts, also

auf einen Raum. Die Bewegung vollzieht sich in einem Raum und führt

140

auf der einen Seite in den Raum hinein und auf der anderen Seite wieder

aus ihm heraus. Inklusion und völlige Durchquerung des

Referenzobjektes (d.h. das Lokalisierungsobjekt soll in Beziehung zu

den beiden Grenzen des Referenzobjektes gesetzt werden) erweisen sich

als voraugesetzt für den Gebrauch von durch. Es herrscht hier aber nicht

immer eine semantische Eindeutigkeit. Durch kann einer anderen

räumlichen Interpretation unterzogen werden, die sich deutlich von der

typischen Interpretation in vieler Hinsicht unterscheidet – wie wir im

Folgenden kurz zeigen:

Die räumliche Haupt-

interpretation

Die andere räumliche

Interpretation

Es geht um Durchqueren.

Die Bewegung führt auf der

einen Seite in einen Raum

hinein und auf der anderen

Seite aus ihm heraus. Sie ist

zielgerichtet.

Es geht um Umhergehen. Die

Bewegung wiederholt sich in

einem Raum in verschiedener

Richtung. Sie ist nicht

zielgerichtet.

Die Bewegung beginnt und

endet außerhalb des Raumes.

Sie ist zeitlich begrenzt,

vollendet. Ein Ereignis wird

dadurch betont.

Die Bewegung beginnt im

Raum. Sie ist zeitlich

unbegrenzt, unvollendet. Ein

Zustand wird dadurch betont.

4) Merkmale der lokalen Bedeutung finden ihren Niederschlag in den

sekundären Bedeutungen von durch. Im temporalen Gebrauch z.B. kann

durch entweder auf Kontinuität des Geschehens in einem Zeitraum von

Anfang bis zum Ende hindeuten oder auf Überschreiten eines

Zeitpunktes.

5) Im medialen Gebrauch deutet durch auf ein Intermedium und eine mit

seiner Hilfe geschehende Vermittlung hin, die meist zur Vollendung der

Handlung führt. Durch hebt dabei das Ergebnis der Handlung hervor.

6) Auch in Passivsätzen weist man häufig der Präposition durch eine

resultative Bedeutung zu. Durch bezeichnet dabei Ursachen. Es kann

aber an Stelle von der Präposition mit oder von treten. Dabei wird nicht

das reine Instrument oder der eigentliche Täter akzentuiert, sondern das

Ergebnis der Handlung.

141

7) Resultativität tritt auch in den Fällen mit kausaler Bedeutung ein.

Durch bezeichnet dabei ein Realisierungsmittel, das einen Weg zum

gewünschten Ziel eröffnet.

Zur Deutung der sekundären Verwendungen der Präposition durch ist

also ihre lokale Bedeutung benötigt. Die resultative Bedeutung, die den

meisten dieser sekundären Verwendungen zugewiesen sind, ergibt sich

– wie Eroms feststellt (1982: 35) – aus den Merkmalen des lokalen

durch, nämlich [+ Dauer] und [+ Inklusion]. Bei den Präfixverben wird

diese resultative Bedeutung hervorgehoben. Sie spielt die Oberhand und

übertrifft andere Bedeutungen des Präfixes.

Auch die Präfixverben mit durch- beziehen sich semantisch auf die

lokale Bedeutung der Präposition. Der verwirrende, morphologische

Gebrauch der durch-Verben, den Hock (1961: 26) als “absolut uferlos”

bezeichnet, kann außerdem in vielen Fällen anhand der lokalen

Bedeutung geklärt werden. Durch detaillierte Behandlung der

verschiedenen Bedeutungsgruppen sind wir zu folgendem Schluss

gekommen: Bei den trennbaren Verben sind besonders Merkmale der

räumlich begrenzten Lesart der Präposition spürbar. Sie bezeichnen eine

Tätigkeit oder einen Vorgang. Die untrennbaren Präfixverben seien

hingegen auf die räumlich unbegrenzte Lesart zurückführbar. Bei ihnen

ist der erreichte Zustand wichtiger als der Handlungsablauf. Trennbare

durch-Verben wurden in acht Bedeutungsgruppen eingeteilt:

- Bewegung durch einen Raum hindurch: (durch-)1.1

- Bewegung durch eine Öffnung, einen Durchgang hindurch: (durch-)1.2

- Bewegung durch eine Trennwand, eine Decke, eine Hülle hindurch:

(durch-)1.3

- Bewegung durch etwas hindurch mit Überwindung eines

Hindernisses: (durch-)1.4

- sich einer Kontrolle entziehen: (durch-)1.5

- Bewegung durch etwas hindurch von oben nach unten: (durch-)1.6

- Misserfolg haben: (durch-)1.7

- eine Mitteilung über eine Distanz übertragen

Zu den untrennbaren Verben gehörten vier Bedeutungsgruppen:

- Bewegung durch einen Raum in seiner ganzen räumlichen

Ausdehnung: (durch-)2.1

142

- etwas erfüllt einen Raum mit Licht, Schall, Geruch und ähnlichem:

(durch-)2.2

- etwas (ein Gedanke, Gefühl) durchdringt jmdn.: (durch-)2.3

- etwas durch etwas durchweben als Zierde: (durch-)2.4

Diese semantische Einteilung für durch-Verben hat die Einteilung

verdrängt, bei der den trennbaren Verben häufig eine konkrete

Bedeutung und den untrennbaren eine abstrakte Bedeutung

zugeschrieben wird. Trennbare durch-Verben können auch abstrakt

verwendet werden, wie es der Fall bei den Verben ist, die Misserfolg

(1.7) oder Überwindung eines Hindernisses im abstrakten Sinne

(1.4.2, 1.4.3, 1.4.4, 1.4.5) bezeichnen:

Er ist bei der Fahrprüfung durchgefallen.

Er hat sich überall durchgebettelt.

Untrennbare Verben beschränken sich nicht nur auf abstrakte

Verwendung. Sie weisen auch kontrete Bedeutung auf wie in den

Bedeutungsgruppen (2.1) und (2.4).

Das morphologische Verhalten der Verben mit durch-, die sowohl

trennbar als auch untrennbar vorkommen, ist aber – im Gegensatz zu

oben genannten Verben - verwirrend. Diese Zwischenfälle sind - nach

Hocks Bezeichnung, die hier richtig zutreffend erscheint - “uferlos”.

Das Präfix verliert die lokale Bedeutung und dient zum Ausdruck der

Art und Weise (Aktionsart) der verbalen Handlung. Es drückt entweder

Resultativität oder Durativität der Handlung aus, also die beiden

Bedeutungen, die ursprünglich aus den Merkmalen der lokalen

Präposition resultieren, was genau bedeutet, dass das Verhältnis dieser

Präfixverben zu der lokalen Bedeutung hier nicht mehr so verdunkelt

erscheint, wie bisher angenommen. Die Problematik der durch-Verben

mit Doppelformen liegt nur in ihrem morphologischen Gebrauch. Die

Frage, ob zwischen den beiden Formen ein Unterschied besteht, wird

von den Linguisten widersprüchlich beantwortet. Einerseits wird

behauptet, dass beide Formen ohne semantischen Unterschied

gebraucht werden, dass es sich nur um Schwankungen der

Formenbildung handelt. Andererseits wird mit einem Unterschied

stilistischer und aktionsartlicher Art gerechnet. Die Untersuchung hat

gezeigt, dass all diese Auffassungen z.T. zutreffend sind. Bei Verben

wie durchmischen, -mengen, -wühlen, -suchen u.a. wurde ein

stilistischer Unterschied festgestellt; bei durchsägen, durchbohren

wurde hingegen ein aktionsartlicher Unterschied festgestellt.

143

Es lohnt sich, die Morpholgie dieser Verben in einzelnen

wissenschaflichen Arbeiten weiter zu untersuchen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Bei den Präfixverben gehen die die

lokale Präposition durch bestimmenden Merkmale in die

Gesamtbedeutung ein. In vielen Bedeutungsgruppen kommt es daher

meistens zur Ersetzung der Präfixverben durch Simplexverben mit

Präpositionalphrasen. Diese Konkurrenzformen lassen sich deutlich bei

Präfixverben in den Bedeutungsgruppen, 1.1, 1.2, 1.3, 1.4.1, 1.7, 2.1,

2.2, 2.4, 3.3 verfolgen:

Er ist (durch die Bahnhofshalle) durchgeeilt.

Er ist durch die Bahnhofshalle geeilt.

Sie fädelte den Zwirn durch.

Sie fädelte den Zwirn durch das Nadelöhr.

Sie trug einen Schleier, aber die Edelsteine in den Haaren

funkelten durch.

Die Edelsteine in den Haaren funkelten durch den Schleier.

Er ist im Abitur durchgeflogen, durchgerasselt.

Er ist durchs Abitur geflogen, gerasselt.

Er hat das ganze Land durchbettelt.

Er hat sich durch das ganze Land gebettelt.

In der Nacht durchheulte ein Hund den Hof.

In der Nacht heulte ein Hund durch den Hof.

Der Kranz ist mit Blumen durchflochten.

Die Blumen sind durch den Kranz geflochten.

Er hat die ganze Nacht durchgefeiert / durchfeiert.

Er hat die ganze Nacht (hin)durch gefeiert.

Bei den anderen Bedeutungsgruppen ist der Übergang zu einer

Konkurrenzform zwar selten, aber nicht völlig ausgeschlossen:

Plötzlich durchschoss ein Gedanke ihren Kopf. (2.3)

144

Plötzlich schoss ein Gedanke durch ihren Kopf.

Sie schnüffelten die Wohnung durch / durchschnüffelten

die Wohnung. (3.1)

Sie schnüffelten durch die Wohnung.

Er hat das Leder durchgestochen / durchstochen. (3.2)

Er hat durch das Leder gestochen.

Es ist selten, dass diese konkurrierenden Fälle die gleiche Semantik

aufweisen. Das trifft nur auf wenige Fälle zu, in denen das Präfix

sprachökonomisch wirkt wie z.B. in (1.1, 1.2, 1.3). Den meisten

Präfixen kommt aber noch eine weitere Bedeutungskomponente hinzu,

die von dem einfachen Verb nicht ausgedrückt wird. So erhalten die

Präfixverben in (1.1) eine zusätzliche durative Bedeutung. Bei den

meisten überwiegt aber eine holistische bzw. resultative Bedeutung

(1.4.1, 1.7, 2.1, 2.2, 2.3, 2.4, 3.1, 3.2). Die Entscheidung, welches, das

Präfixverb oder das einfache Verb mit Präposition, gewählt wird, hängt

von der Perspektive ab, unter dem die verbale Handlung betrachtet wird.

Will man allgemein den Ort der Handlung und die Richtung

hervorheben, so wird die Präposition gewählt. Will man das durative

oder resultative Moment betonen, so wird das Präfix gewählt.

In der Untersuchung haben wir auch die Syntax berücksicktigt und sind

zu dieser syntaktischen Darstellung der durch-Verben gekommen:

(Bedeutungsgruppe) (Beispielverben) (Simplexverben) (Valenzänderung gegenüber Simplexverben)

Klasse1

1.1 durchlaufen, -leiten intransitiv/transitiv Valenzreduzierung

1.2 durchfallen, -fädeln intr. / tr. Valenzreduzierung

1.3 durchquellen, -hören intr. / tr . Valezreduzierung

1.4.1 sich durchdrängen, -finden intr./ tr. Reflexivierung

1.4.2 sich durchlügen, -essen intr./ tr. Reflexivierung

1.4.3 durchkommen, -bringen intr./ tr. Valenzreduzierung

1.4.4 durchboxen, -setzen intr. / tr. Valenzreduzierung/Transitivierung

1.4.5 durchstehen, -halten intr. /tr. Valenzreduzierung/ Transitivierung

145

1.5 durchlaufen, fliehen intr. Valenzreduzierung

1.6 durchsinken, -biegen intr./tr.

1.7 durchfallen, -plumpsen intr. Valenzreduzierung

1.8 durchfaxen, -rufen tr. Valenzreduzierung

Klasse II

2.1 durcheilen, -fallen intr. Transitivierung

2.2 durchheulen, -stinken intr. Transitivierung

2.3 durchbeben, -wogen intr. Transitivierung

2.4 durchnähen, weben tr. Objektumsprung

Klassse III

3.1 durchatmen, -backen intr./ tr. Keine Valenzänderung

3.2 durchliegen, -trennen intr./tr. Keine Valenzänderung/

Reflexivierung/Transitivierung

3.3 durcharbeiten, -trinken intr./tr. Keine Valenzänderung/

Transitivierung

Das syntaktische Verhalten der untrennbaren Präfixverben in der zweiten

Klasse sieht einheitlicher aus als das der trennbaren oder der sowohl trennbar

als auch untrennbar vorkommenden Präfixverben. Generell liegt bei den

untrennbaren Verben Transitivierung vor. Die Valenz der trennbaren Verben

wird dagegen häufig um eine Stelle reduziert. Es kann aber auch

Transitivierung oder Reflexivierung vorliegen. Das widerspricht der These,

die das Verhältnis der Präfixbildungen zu den entsprechenden

Präpositionalphrasen syntaktisiert - d.h. Präfixbildungen lassen sich als das

Ergebnis von auf Präpositional- und Verbköpfen wirkenden syntaktischen

Prozessen erklären - und Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit des Präfixes auf

zwei wesentliche syntaktische Änderungen zurückführt:

Valenzverringerung bei den trennbaren Verben und Transitivierung bei den

untrennbaren. Fälle, in denen keine Valenzänderung eintritt (Er bohrt die

Wand durch / Er durchbohrt die Wand), bleiben dabei außer Betracht. Die

These beschränkt das Verhältnis der Präfixverben zu den Simplexverben mit

Präpositionalphrasen auf Fälle, in denen sie ausgetauscht werden. Es gibt

jedoch andere Fälle, wo das Präfixverb nicht zu einem einfachen Verb

übergehen kann, aber trotzdem ist noch deutlich erkennbar, dass das Präfix

Bezug auf die entsprechende Präposition nimmt, z.B.:

Ich habe mich mit meiner Familie durch die schlechten Zeiten

durchgehungert.

Die Klasse hat den Schüler bis zum Abschluss durchgeschleppt.

146

Um Bedeutungen der Präfixe deutlich zu erfassen, ist es

empfehlenswert, aus dem semantischen Verhältnis des Präfixes und der

ihm zugrundeliegenden Präposition auszugehen. Dieses kann - wenn es

auch Ausnahmen wie bei den durch-Verben der dritten Klasse gibt -

über den morphologischen Zustand der Präfixverben entscheiden. Diese

Methode scheint für didaktische Zwecke geeignet zu sein. Sie kann eine

befriedigende Begründung dafür geben, warum sich ein Präfix mit dieser

oder jener Bedeutung verbinden lässt. Der Deutschlernende, der meist

auf Schwierigkeiten der deutschen Präfixe stößt und darauf angewiesen

ist, die zahlreichen aufgeführten Bedeutungsgruppen auswendig zu

lernen, kann nun die Präfixverben durch den Zugriff auf den

Hintergrund ihrer Bedeutungen besser verstehen, einwandfrei

verwenden und somit eine der Lernschwierigkeiten im Deutschen

überwinden. Der Ertrag dieser Studie kommt auch dem

Deutschlehrenden zugute, indem sie zur Erleichterung der Vermittlung

von Präfixverben im Allgemeinen beiträgt.

147

4.2 Literaturverzeichnis

4.2.1 Wissenschaftliche Schriften und Wörterbücher

Abd Er-Rahman, Faisa (1984): Zur Unterscheidung von

Präpositionalobjekt und adverbialer Präpositionalgruppe aus der Sicht

einer semantisch fundierten Valenz-Theorie. In: Wissenschaftliche

Zeitschrift der Humboldt-Universität. Gesellschaftswiss. Reihe 33, S.

537-540.

Abd Er-Rahman, Faisa (1986): Valenztheoretisch – syntaktische

Kriterien für die Abgrenzung von Präpositionalobjekt und adverbial

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Abusamra, Farida Muhammad (1982): Die Verben mit ein. Kairo.

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Nr. 3, Januar 2005

Nr. 7, Februar 2005

158

Verzeichnis der Präfixverben mit durch-

Im Folgenden werden die Präfixverben mit durch- nach ihrer

Vorkommenshäufigkeit aufgelistet. Berücksichtigt werden nur die

Verben, die mehr Verwendung finden. Vollständigkeit ist nicht erstrebt.

159

ackern 3.1

analysieren 3.1

arbeiten 1.4.1; 3.1; 3.3

artikulieren 3.1

atmen 3.1

backen 3.1

beben 2.3

beißen 1.4.1; 3.2

bekommen 1.4.4; 3.2

beraten 3.1; 3.3

besprechen 3.1; 3.3

beten 3.1; 3.3

betteln 1.4.2; 2.1

beuteln 3.1

bewegen 1.1; 2.1

biegen 3.1

bilden 3.1

blasen 1..2; 2.1; 3.1

blättern 3.1

bläuen 3.1

blicken 1..2; 2.1

blinken 1.3; 2.2

blitzen 1.3; 2.2; 2.3

blühen 3.3

bluten 1.3; 2.2

bohren 1.4.1; 3.2

boxen 1.4.1; 1.4.4

braten 3.1

brausen 1.1; 2.1; 2.3

brechen 1.1; 1.4.4; 1.5; 2.1;

3.2

brennen 1.5; 3.1; 3.2

bringen 1.1; 1.4.3; 1.4.4;

brüllen 2.2

brummen 1.1; 3.3

buchstabieren 3.1

bummeln 3.3

bumsen 3.1

bürsten 3.1

checken 3.1

dämmern 2.2

dampfen 1.1; 1..2; 2.1;

dauern 3.3

deklinieren 3.1

denken 3.1; 3.3

diskutieren 3.1

donnern 2.2

drängeln 1.4.1

drehen 3.1

dringen 1.3; 1.4.4; 2.3;

dröhnen 2.2

drücken 1..2; 1.4.4;

drucken 1.3; 3.3

dudeln 3.1; 3.3

duften 2.2

dünsten 1..2; 2.2

dürfen 1.1

eilen 1.1; 2.1;

eitern 1.3

empfinden 3.1

essen 1.4.2; 3.1

exerzieren 3.1

fädeln 1..2

fahren 1.1; 2.1; 2.3; 3.3

fallen 1..2; 1.7; 2.1;

färben 1.3; 3.1

fasten 3.3

faulen 3.1

faxen 1.8

fechten 1.4.1; 1.4.4

federn 1.6

fegen 2.1; 3.1

feiern 3.3

feilen 3.2

fenstern 3.1

fetten 1.3

feuchten 3.1

feuern 3.1

ficken 3.1

fiebern 2.3; 3.3

filtern 1..2

filzen 1.6

finden 1.4.1;

flammen 2.3;

flanieren 1.1;

flattern 1.1; 2.1

flechten 1..2; 2.4;

flicken 3.1

fliegen 1.1; 1.7; 1..2 3.3

fliehen 1.5; 3.3

fließen 1..2; 2.1 flimmern 1.3; 2.2

flitschen 1.1

flitzen 1.1; 2.1

flöhen 3.1

flöten 2.2

flüchten 1.5

flüstern 3.3

fluten 1.1; 1..2; 2.1; 2.3

flutschen 1.1

formen 3.1

formulieren 3.1

forschen 3.1

forsten 3.1

fragen 1.4.1

fressen 1.4.1; 1.4.2; 3.2

frieren 3.1

frösteln 2.3; 3.1

frosten 3.1

fühlen 1.3; 3.1

führen 1.1; 1.4.4;

füllen 1..2

funkeln 1.3; 2.2

furchen 2.1

futtern 1.4.2

füttern 1.4.3

gähnen 3.3

galoppieren 1.1

garen 3.1

gären 3.1

gebrauchen 3.1

gehen 1.1; 1.4.4; 1.5; 2.1;

2.3; 3.1; 3.3

geigen 3.1

geistigen 2.3

geleiten 1.1

gellen 2.2

gerben 3.1

gestalten 3.1

gießen 1..2

giften 2.2

glänzen 1.3; 2.2

glätten 3.1

glauben 3.1

gleiten 1..2; 2.1

gliedern 3.1

glimmen 3.1

glitzern 1.3; 2.2

glühen 2.3; 3.1; 3.2

graben 1..2; 1.4.1; 2.1

grasen 3.1

greifen 1..2

grübeln 3.1; 3.3

grünen 3.1

gucken 1..2

haben 1..2; 3.2

hacken 3.2

hageln 1.3

hallen 2.2

halten 1.4.5; 3.3

160

hämmern 3.2

hängen 1.6;

harren 3.3

härten 3.1

hasten 1.1; 2.1

hauchen 2.2

hauen 1.4.1; 2.1; 3.1; 3.2

hecheln 3.1

heilen 3.1

heizen 3.1; 3.3

helfen 1.4.2

hellen 2.2

herrschen 2.1

hetzen 1.1; 2.1

heucheln 1.4.2

heulen 2.2

hitzen 3.1

hocken 3.2

höhlen 3.1; 3.2

holen 3.1

hopsen 1.1; 2.1

hören 1.3; 3.1

humpeln 1.1; 2.1

hungern 1.4.2

hüpfen 1.1; 2.1

huschen 1.1

impfen 3.1

irren 2.1

ixen 3.2

jagen 1.1; 2.1; 3.3

jammern 3.3

jäten 3.1

jubeln 3.3

kälten 3.1

kämmen 3.1

kämpfen 1.4.1; 1.4.4; 3.3

kauen 3.1

keuchen 2.1

kitzeln 3.1

kläffen 2.2; 3.3

klären 3.1

klauben 3.1

klemmen 1.4.1

klettern 1.1; 2.1

klingen 1.3; 2.2

klopfen3.1;3.2

knabbern 3.2

knallen 3.1

kneten 3.1

knöpfen 3.1

knüpfen 2.4

kochen 3.1

kommen 1.1; 1.3; 1.4.3; 1.4.4;

1.5; 3.3 komponieren 3.1

können 1.1

konstruieren 3.1

kontrollieren 3.1

koppeln 3.1

korrigien 3.1

kosten 1.4.5; 3.1;

krabbeln 1.1

krachen 1.1; 3.1

kramen 3.1

kratzen 1.4.1; 3.2

kreuzen 2.1; 3.2

kriechen 1.2; 2.1; 2.3

kriegen 1.4.3; 1.4.4; 3.2

kühlen 3.1

küssen 3.3

lachen 2.2; 3.3

laden 3.1

langen 1..2 längen 3.1

lärmen 2.2; 3.3

lassen 1.1

latschen 1.1; 2.1

laufen 1.1; 1..2; 1.3; 1.5; 2.1;

2.3; 3.1; 3.2; 3.3 läutern 3.1

leben 3.3

lecken 1.3;

legen 1..2; 2.4

leiden 3.3

leiten 1.1;

lernen 3.1

lesen 3.1

leuchten 1.3; 2.2

lichten 2.2

lieben 3.3

liegen 3.2

loben 3.1

lochen 3.2

löchern 3.2

lodern 2.2; 2.3

lotsen 1.1

lüften 2.2; 3.1

lügen 1.4.2

machen 1.4.5; 3.1; 3.3

mahlen 3.1

malen 3.1

manövieren 1.1

marschieren 1.1; 3.3

meißeln 3.2

mengen 3.1

messen 2.1; 3.1

mischen 3.1

mogeln 1.4.2

müssen 1.1

mustern 3.1

nachten 3.3

nageln 3.2

nagen 3.2

nähen 2.4; 3.1

nässen 3.1

nehmen 3.1

netzen 2.2

numerieren 3.1

ölen 3.1

organisieren 3.1

örtern 2.1

paddeln 1.1; 2.1

parieren 3.1

passieren 1..2;

pauken 1.4.4; 3.1

pausen 1.3

peitschen 1.4.4; 3.1

pennen 3.3

perlen 3.1

pfählen 3.1

pfeffern 3.1

pfeifen 2.2

pfeilen 1.2; 3.2

pflügen 2.1; 3.1

picken 3.2

pilgern 1.1; 2.1

planen 3.1

plätschern 1.1; 2.1

plaudern 3.3

plumpsen 1.7;

pressen 1.2

proben 3.1

probieren 3.1

prüfen 3.1

prügeln 3.1

pudern 3.1

pulsen 2.1; 2.3

purzeln 1.1; 1.2

pusten 1.2

putzen 3.1

161

quälen 1.4.2; 3.3

qualmen 1.2; 2.2

quellen 1.2; 2.1

queren 2.1

quetschen 1.2; 1.4.1

radeln 1.1; 2.1

ranken 2.1

rasen 1.1; 2.1

raspeln 3.2

rasseln 1.7

raten 1.4.2

rationalisieren 3.1

rauchen 1.2; 2.2

räuchern 2.2; 3.1

raufen 3.2

rauschen 1.1; 1.7; 2.1; 2.2

rechnen 3.1

regen 2.3

regnen 1.3

reiben 3.2

reichen 1.2

reifen 3.1

reihen 3.1

reisen 1.1; 2.1

reißen 3.2

reiten 1.1; 2.1; 3.2

rennen 1.1; 2.1;

riechen 1.2

rieseln 1.1; 1.2 ; 2.1; 2.3

ringen 1.4.2

rinnen 1.1; 2.1

ritzen 3.2

rollen 1.1; 2.1; 3.3

rösten 3.1

rosten 3.2

rücken 1.1

rudern 1.1; 2.1

rufen

ruhen 3.3;

rühren 3.1

rutschen 1.2; 1.4.4; 2.1

rütteln 3.1

säbeln 3.2

sacken 1.6

säen 3.1

saften 3.1

sagen

sägen 3.2

salzen 3.1

säuern 3.1

saufen 1.4.2; 3.3

säuseln 2.1

sausen 1.1; 2.1; 2.3

schaben 3.2

schaffen 1.1

schallen 1.3; 2.2

schalten 3.1

scharren 1.4.1

schaudern 2.3

schauen 1.2; 2.1; 2.3

schauern 2.3

schaufeln1.1

schaukeln 3.1

schecken 3.1

scheinen 1.3; 2.2;

scheuern 3.2

schieben 1.1

schießen 1.2 ; 2.3; 3.2

schiffen 1.1; 2.1

schimmern 1.3; 2.2

schlafen 3.3

schlagen 1.2; 1.3; 1.4.1; 3.2

schlängeln 1.4.2

schlauchen 1.4.2

schleichen 1.1; 2.1;

schleifen 1.1; 3.2

schleimen 3.1

schlemmen 3.3

schlendern 1.1; 2.1 schleppen 1.4.2; 1.4.3 schleusen 1.1

schliefen 1.1;

schlingen 1.2; 2.1

schlittern 1.1; 2.1

schlitzen 3.2

schlummern 3.3

schlüpfen 1.1

schlurfen 1.1; 2.1

schmarotzen 1.4.2

schmecken 3.1

schmeißen 1.2; 1.4.2; 3.2

schmelzen 3.1

schmettern 3.2

schmieren 3.1

schmökern 3.1

schmoren 3.2

schmuggeln 1.1

schnaufen 3.1

schneiden 2.1; 3.2

schneien 1.3

schnüffeln 3.1

schreiben 1.3

schreien 1.3;

schreiten 1.1; 2.1

schroten 3.2

schummeln 1.4.2

schütteln 3.1

schütten 1.2

schüttern 2.3

schwärmen 3.3

schwätzen 1.4.2; 3.1; 3.3

schweben 2.1

schweifen 2.1;

schweißen 3.2

schwellen 3.1

schwemmen 1.1

schwimmen 1.1; 2.1

schwindeln 1.4.2

schwingen 1.1; 1.2

schwirren 2.1; 2.2

schwitzen 3.1

segeln 1.1; 2.1

sehen 1.2; 2.1

seihen 1.2

senden 1.8

sengen 3.2

setzen 1.4.4; 2.4

seuchen 3.1

seufzen 3.3

sichten 3.1

sickern 1.3; 2.2

sieben 1.2; 3.2

singen 3.1; 3.3

sinken 1.6

sitzen 3.2

sonnen 3.1

spähen 3.1

spalten 3.2

spazieren 1.1

spicken 3.1

spielen 1.4.1; 3.3

spießen 3.2

sprechen 1.8

sprengen 3.1

springen 1.1; 2.1

sprinten 1.1; 2.1

spritzen 1.3; 2.2

spülen 3.1

spurten 1.1; 2.1

stampfen 3.2

starren 3.1

starten 1.1

162

stauben 1.2

stäuben 1.2; 2.2

stechen 3.2

stecken 1.2

stehen 1.4.5

steigen 1.1; 2.1

stellen 1.8

stemmen 3.2

steppen 1.2; 2.4; 3.1

sterben 3.3

steuern 1.1; 2.1

sticken 1.2; 2.4; 3.1

stimmen 3.1

stinken 2.2

stöbern 3.1

stochern 3.2

stolpern 1.1; 2.1

stolzieren 1.1

stopfen 1.2

stoßen 1.1; 2.1

strahlen 1.3; 2.2

strecken 1.2

streichen 1.2; 2.1; 3.2

streifen 1.1; 2.1

streiten 1.4.1; 3.3

striegeln 3.1

strömen 1.2; 2.1

strukturieren 3.1

studieren 3.1

stürmen 1.1; 2.1

stürzen 1.2; 2.1

stylen 3.1

suchen 3.1

summen 1.1; 2.2

sumpfen 3.3

süßen 3.1

tändeln 3.3

tanken 1.4.1

tänzeln 1.1; 2.1

tanzen 3.2; 3.3

tappen 1.1; 2.1

tasten 1.1; 1.4.1; 2.1

tauchen 1.1; 2.1

tauen 1.3

taumeln 1.1; 2.1

teilen 3.2

telefonieren 1.8

testen 3.1

texten 3.1

toben 2.1; 2.3

tönen 1.3; 2.2

torkeln 1.1; 2.1

tosen 2.3

traben 1.1; 2.1

tragen 1.1

trainieren 3.1

tränken 3.3

trauern 3.3

träumen 3.3

treiben 1.1 trennen 3.2

treten 1.3; 3.2

triefen 2.2

trinken 3.3

trocknen 3.1

tropfen 1.2

tun 3.2

turnen 3.1

üben 3.1

versuchen 3.1

wachen 3.3

wackeln 1.1

wagen 1.4.1

wählen

wallen 2.3

walten 2.3

wälzen 1.2; 2.1

wamsen 3.1

wandeln 2.1

wandern 1.1; 2.1

wanken 1.1; 2.1

wärmen 3.1

waschen 3.1

wässern 3.1

waten 1.1; 2.1

watscheln 1.1; 2.1

weben 1.2; 2.4

wechseln 3.1

wedeln 1.1; 2.1

wehen 1.1; 2.1; 2.2; 2.3

weichen 3.1

weinen 3.3

werfen 1.2

wetzen 3.2

wichsen 3.1

wiegen 3.1

wieseln 1.1

wimmeln 2.1

winden 1.4.1;

winken 1.1; 3.3

wintern 3.3

wirbeln 2.1

wirken 1.1; 2.4; 3.1

wischen1.5;3.1

wogen 2.3

wölben 3.1

wollen 1.1

wühlen 1.4.1; 3.1

würgen 1.4.1;

wurschteln/-wursteln 1.4.2

wurzeln 1.2; 2.3

würzen 3.1

wüten 2.3

zählen 3.1

zechen 3.3

zeichnen 1.3;

ziehen 1.1; 2.1; 2.3; 3.3

zischen 1.1; 2.1; 2.2

zittern 2.3

zotteln 1.1; 2.1

züchten 3.1

zuckeln 1.1; 2.1

zucken 2.2; 2.3

zuckern 3.1

zwängen 1.4.1

zwingen 1.4.1

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Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Bd. 2. Ruth Klappenbach / Wolfgang Steinitz Akademie Verl. Berlin

1981, S. 874.

---, 1996. Verbbewegung: Eine systematische Einführung unter Berücksichtigung

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Schröder, Jochen (1993): Lexikon deutscher Verben der Fortbewegung. Leipzig: Langenscheidt,

/ Enzyklopädie

277 verb ( 159 trennbar) + (119 sowohl trennbar als auch untrennbar)

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