Herxheim bei Landau – Bandkeramik außerhalb der Grubenanlage
Skelettale und dentale Effekte bei Klasse III Therapie mit Kopf ...
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Diplomarbeit
Skelettale und dentale Effekte bei Klasse III
Therapie mit Kopf-Kinn-Kappe und Delaire-Maske
eingereicht von
Michaela Stampfl
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der dentalen Heilkunde
(Dr. med. dent.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Klinischen Abteilung für Kieferorthopädie der Universitätsklink
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
unter der Anleitung von
Betreuerin Sen.Scientist Priv.Doz. Dr.med.univ. Brigitte Wendl
Zweitbetreuer : Dr. Heinz Winsauer
Graz, 14.07.2014
i
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet
habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen
als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am 14.07.2014 Michaela Stampfl
ii
Jeder trägt in sich das Urbild der Schönheit,
dessen Abbild er in der großen Welt sucht.
Blaise Pascal (1623-1662), französischer
Religionsphilosoph und Naturwissenschaftler
iii
Vorwort
Autorenerklärung
Genderklausel: Die weibliche Form ist in dieser Diplomarbeit der männlichen Form
gleichgestellt. Sofern keine geschlechtsspezifischen Unterschiede explizit erwähnt
werden, gelten die Resultate sowohl für Frauen als auch für Männer.
iv
Danksagungen
Allen voran möchte ich Frau PD Dr. Brigitte Wendl danken für die unermüdliche
Unterstützung und Betreuung bei der Verfassung dieser Arbeit.
Ohne sie wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.
Weiters möchte ich mich bei Frau Dipl. Ing. Irene Mischak bedanken für die
professionelle Ausarbeitung der Daten und Erstellung der Statistik. Danke für die
technische Hilfe und die freundschaftliche Zusammenarbeit.
Ein großes Dankeschön auch an Herrn Doz. Dr. Byloff für die Bereitstellung des
Studienmaterials.
Der größte Dank gebührt meinen lieben Eltern, die mich in jeder Situation tatkräftig
unterstützen und die mich immer wieder motivieren, anspornen und begeistern.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei meinen Freunden und meinem
großen Bruder, die mir oft moralischen Beistand leisteten und mich durch diese
unvergessliche Studienzeit begleitet haben.
Von ganzem Herzen Danke!
v
Zusammenfassung
Einleitung: Die Therapie der Progenie stellt auch heutzutage immer noch eine
Herausforderung dar und Langzeiterfolge sind aufgrund der hohen Rezidivneigung
oft schwer voraussagbar. Die therapeutisch erzielten Erfolge im frühen Kindesalter
werden im Zuge des pubertären Wachstumsschubes häufig vermindert und in
manchen Fällen ist trotz jahrelanger Therapie ein kieferchirurgischer Eingriff
notwendig.
Ziel: Aus diesem Grund war es unser Ziel, die skelettalen und dentalen Parameter
der Kopf-Kinn-Kappe und Delaire-Maske detailliert zu untersuchen und zu
überprüfen, welches Gerät zu welchem Zeitpunkt stabilere Erfolge
beziehungsweise Langzeiterfolge aufweist.
Material und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden 60
Patienten untersucht, 10 Frauen und 50 Männer mit einer therapeutisch
abgeschlossenen Klasse III Malokklusion. Es handelt sich um ein
Patientenkollektiv, das in 3 Zeitabschnitten beurteilt wurde (Ausganssituation mit
6-9 Jahren, nach Therapie und Langzeiterfolg beim ausgewachsenen Patienten
nach ca. 14 bis 19 Jahren).
Verwendet wurden Fernröntgenbilder (21 cephalometrische Parameter), Modelle,
Orthopantomogramme (zur Beurteilung des Condylus) und Fotos.
Statistik: Die Auswertung der Daten erfolgte mittels deskriptiver Datenanalyse.
Die statistische Auswertung wurde mittels des SPPS Programmes durchgeführt.
Das Signifikanzniveau wurde mit p< 0,05 festgelegt. Um die Entwicklung der 21
untersuchten Parameter übersichtlicher zu gestalten, erfolgte auch eine
graphische Darstellung mittels Verlaufsdiagrammen. Zum Vergleich der
Mittelwerte wurde der T-Test für verbundene Stichproben gerechnet. Der
statistische Vergleich der Gruppen untereinander erfolgte anhand der
einfaktoriellen Varianzanalyse.
vi
Ergebnis: Ein Vergleich der Behandlungsgruppen untereinander ergab, dass es
je nach Behandlungsgerät bestimmte Parameter gibt, die sich signifikant
verändern. Dies sind bei der Delaire-Maske von T1 nach T2: SNA-Winkel,
Interbasiswinkel, Maxillomandibular Differenz, Abstand der Oberlippe zur Esthetic
line, von T2 nach T3: NL-NSL und von T1 nach T3: SNB-Winkel, ANB-Winkel,
Wits-Wert, Maxillomandibular Differenz und effektive Länge der Maxilla.
Parameter, die sich bei Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe wesentlich
verändern sind von T1 nach T2: Gonion-Winkel, Summen-Winkel, von T2 nach
T3: SNB-Winkel, effektive Länge der Mandibula, effektive Länge der Maxilla,
Corpuslänge und von T1 nach T3: Gonion-Winkel, Summen-Winkel, effektive
Länge der Mandibula, Corpuslänge.
Das Ergebnis von T2 nach T3 verdeutlicht, dass das typische Klasse III
Wachstumsmuster nach Therapie häufig wieder auftritt. So kam es zu einer
Zunahme des SNB-Winkels, der Condylion-Gnathion Länge sowie der Gonion-
Menton Strecke bei Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe als auch mit der Delaire-
Maske.
Die Einteilung nach Progenieform ergab bei keinem Parameter einen signifikanten
Unterschied.
Konklusion: Sowohl die Delaire-Maske als auch die Kopf-Kinn-Kappe sind
effektive Geräte zur Behandlung der Klasse III. Je nach Progenieform und
Wachstumsmuster sollte die Auswahl des Gerätes erfolgen. Bei mandibulärer
Prognathie sollten engmaschige Kontrollen während des pubertären
Wachstumsschubes erfolgen. Die Misserfolge sind in erster Linie auf zu starkes
Unterkiefer Wachstum zurückzuführen.
vii
Abstract
Introduction: The therapy of prognathism is nowadays still a challenge and long-
term success is often difficult to predict due to the high incidence of recurrence.
The achieved success in early childhood is often affected by pubertal growth spurt
and in some cases surgical intervention is necessary despite years of therapy.
Objective: For this reason the aim was to examine the skeletal and dental effects
of chin cap and facemask therapy in detail and to compare their success at the
end of therapy and in long term.
Material and methods: This retrospective analysis consists of 60 patients, 10
women and 50 men who had finished class III treatment. These patients have
been evaluated at 3 periods (T1: starting situation with 6-9 years, T2: after
therapy, T3: in long-term period about 14 to 19 years later in the adult patients).
Remote X-ray images (21 cephalometric parameters), models,
orthopantomographs (for assessing the condyl) and photos were used.
Statistics: The statistical analysis was carried out using descriptive data analysis
by means of the SPPS program. The level of significance was set at p<005.
Graphic illustrations through history charts were made to show the development of
the 21 examined parameters. For comparison of averages the T-test for related
samples was calculated. The statistical comparison of the groups was carried out
based on the one factor analysis.
Result: The comparison between the treated groups showed significant changes
of certain parameters, depending on the kind of treatment appliance. Related on
facemask therapy these parameters were from T1 to T2: SNA angle, inter base
angle, maxillomandibular difference, distance of the upper lip to the esthetic line,
from T2 to T3: NL-NSL and from T1 to T3: SNB angle, ANB angle, value of wits,
maxillomandibular difference and effective length of the maxilla.
When treated with chin cap the significant parameter changes were from T1 to T2:
gonion angle, sum angle value, from T2 to T3: SNB angle, effective length of the
mandible, effective length of the maxilla, mandibular corpus length and from T1 to
viii
T3: gonion angle, sum angle value, effective length of the mandible, mandibular
corpus length.
The statistic investigation from T2 to T3 showed that the typical class III growth
pattern often recurs after therapy. This outcome is attested by the increase of the
SNB angle as well as the condylion-gnathion length and the gonion-menton
length when treated with chin cap and facemask.
The classification of type of prognathism did not show significant change of any
parameter.
Conclusion: Both delaire mask and chin cap are effective devices for the
treatment of class III. The kind of device should be selected by the form of
prognathism and growth pattern. In case of mandibular prognathism, tight controls
should be made, especially during pubertal growth spurt. The failures are mainly
due to strong mandibular growth.
ix
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen.................................................................................................................. iv
Zusammenfassung ........................................................................................................... iv
Abstract ........................................................................................................................... vii
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. ix
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... xi
Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ xiii
1 Einleitung ....................................................................................................................... 1
1.1 Die Angle-Klassifikation ..................................................................................... 1
1.2 Der progene Formenkreis .................................................................................. 3
1.2.1 Die echte Progenie ........................................................................................ 3
1.2.2 Die Pseudoprogenie ...................................................................................... 5
1.2.3 Progener Zwangsbiss .................................................................................... 6
1.2.4 Umgekehrter Schneidezahnüberbiss ............................................................. 7
1.3 Prävalenz Klasse III ........................................................................................... 8
1.4 Therapie ............................................................................................................ 9
1.4.1 Kopf-Kinn-Kappe ..........................................................................................11
1.4.2 Delaire-Maske ..............................................................................................13
2 Material und Methoden ............................................................................................15
2.1 Patientengut .....................................................................................................15
2.2 Patientenerhebung ...........................................................................................15
2.3 Fernröntgen ......................................................................................................16
2.4 Fernröntgenseitenbildanalyse ...........................................................................16
2.4.1 Bezugspunkte skelettal .................................................................................17
2.4.2 Dentale Bezugspunkte ..................................................................................19
2.4.3 Weichteilbezugspunkte .................................................................................20
2.4.4 Verwendete Parameter .................................................................................21
2.5 Modelvermessung ............................................................................................42
2.6 Panoramaröntgen .............................................................................................42
3 Ergebnisse ...............................................................................................................43
4 Diskussion................................................................................................................80
5 Conclusio .................................................................................................................84
6 Literaturverzeichnis ..................................................................................................85
x
Glossar und Abkürzungen
DM Delaire-Maske
Diff Differenz
Erf Erfolg
IKP Maximale Interkuspidation
KKK Kopf-Kinn-Kappe
MW Mittelwert
N Newton
OcP Okklusionsebene (vPOcP-hPOcP)
OK Oberkiefer
RKP Retrudierte Kontaktposition
RME Rapid maxillary expansion (Gaumennahtsprengung)
SD Standardabweichung
SZ Schneidezähne
UK Unterkiefer
Vord Vordere
xi
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Angle Klasse I (http://www.geemboomba.com/home/classifications/
angle-s-classification/angles-class-i) ......................................................... 1
Abb. 2: Angle Klasse II (http://www.geemboomba.com/home/classifications/
angle-s-classification/angles-class-ii) ......................................................... 2
Abb. 3: Angle Klasse III (http://www.geemboomba.com/home/classifications/
angle-s-classification/angles-class-iii) ........................................................ 2
Abb. 4: Funktionsregler Typ III nach Fränkel (Sander 2011) .................................. 9
Abb. 5: Dentale und kephalometrische Befunde der Klasse III-Malokklusion
(Wichelhaus 2012) .................................................................................... 10
Abb. 6: Erstmalige Abbildung einer aus Leder gefertigten Kopf-Kinn-Kappe ....... 11
Abb. 7: Kopf-Kinn-Kappe Frontalansicht (Harzer 2011) ....................................... 12
Abb. 8: Kopf-Kinn-Kappe Seitenansicht (Harzer 2011) ........................................ 12
Abb. 9: Gesichtsmaske nach Delaire und Verdon (Wichelhaus 2012) ................. 13
Abb. 10: Skelettale Bezugspunkte der Fernröntgenseitenanalyse (Nötzel und
Schultz 2009) ......................................................................................... 18
Abb. 11: Dentale Bezugspunkte der Fernröntgenseitenanalyse (Nötzel und
Schultz 2009) ......................................................................................... 19
Abb. 12: Wesentliche Bezugspunkte der Weichteilanalyse im Röntgenbild
(Nötzel, Schultz und Hartung 2007) ....................................................... 20
Abb. 13: SNA-Winkel ............................................................................................ 21
Abb. 14: SNB-Winkel ............................................................................................ 22
Abb. 15: ANB-Winkel ............................................................................................ 23
Abb. 16: Ar-Go-Me (Gonion-) Winkel ................................................................... 24
Abb. 17: NsBa-Winkel (Nötzel und Schultz 2009) ................................................ 25
Abb. 18: ML zu NSL ............................................................................................. 26
Abb. 19: NL zu NSL .............................................................................................. 27
Abb. 20: Interbasiswinkel ..................................................................................... 28
Abb. 21: Winkelsumme ........................................................................................ 29
Abb. 22: Wits-Wert ............................................................................................... 30
Abb. 23: Verhältnis der Gesichtshöhen HGV/VGV ............................................... 31
Abb. 24: Effektive Länge der Maxilla, effektive Länge der Mandibula und
Maxillomandibulardifferenz (Nötzel und Schultz 2009) .......................... 32
Abb. 25: Ramus-Höhe .......................................................................................... 33
xii
Abb. 26: Corpus-Länge ........................................................................................ 34
Abb. 27: Oberkieferlänge ..................................................................................... 35
Abb. 28: Inklinationswinkel der Schneidezähne im OK zu vord. Schädelbasis..... 36
Abb. 29: Inklinationswinkel der Schneidezähne im UK zur Mandibularebene ...... 37
Abb. 30: Overbite ................................................................................................. 38
Abb. 31: Overjet ................................................................................................... 39
Abb. 32: Abstand Unterlippe zur Esthetic line ...................................................... 40
Abb. 33: Abstand Oberlippe zur Esthetic line ....................................................... 41
Abb. 34: Durchschnittsalter der Behandlungsgruppen bei T1, T2, T3 .................. 44
Abb. 35: Verlaufsdiagramm SNA-Winkel .............................................................. 48
Abb. 36: Verlaufsdiagramm SNB-Winkel .............................................................. 49
Abb. 37: Verlaufsdiagramm ANB-Winkel .............................................................. 50
Abb. 38: Verlaufsdiagramm Ar-Go-Me-Winkel ..................................................... 51
Abb. 39: Verlaufsdiagramm NsBa-Winkel ............................................................ 52
Abb. 40: Verlaufsdiagramm ML-NSL-Winkel ........................................................ 53
Abb. 41: Verlaufsdiagramm NL-NSL-Winkel ........................................................ 54
Abb. 42: Verlaufsdiagramm ML-NL-Winkel .......................................................... 55
Abb. 43: Verlaufsdiagramm Summen-Winkel ....................................................... 56
Abb. 44: Verlaufsdiagramm Wits-Wert ................................................................. 57
Abb. 45: Verlaufsdiagramm Gesichtshöhenverhältnis .......................................... 58
Abb. 46: Verlaufsdiagramm Condylion-A ............................................................. 59
Abb. 47: Verlaufsdiagramm Condylion-Gn ........................................................... 60
Abb. 48: Verlaufsdiagramm Maxillomandibuläre Differenz ................................... 61
Abb. 49: Verlaufsdiagramm Ramus-Höhe ............................................................ 62
Abb. 50: Verlaufsdiagramm Corpus-Länge .......................................................... 63
Abb. 51: Verlaufsdiagramm Oberkieferlänge ....................................................... 64
Abb. 52: Verlaufsdiagramm Inklination der oberen SZ zur vord. Schädelbasis ... 65
Abb. 53: Verlaufsdiagramm Inklination der unteren SZ zur Mandibularebene ... 66
Abb. 54: Verlaufsdiagramm Overbite ................................................................... 67
Abb. 55: Verlaufsdiagramm Overjet ..................................................................... 68
Abb. 56: Verlaufsdiagramm Abstand der Oberlippe zur Esthetic line ................... 69
Abb. 57: Verlaufsdiagramm Abstand der Unterlippe zur Esthetic line .................. 70
xiii
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Darstellung der Mittelwerte des SNA Winkels nach Alter .................... 21
Tabelle 2: Darstellung der Mittelwerte des SNB Winkels nach Alter .................... 22
Tabelle 3: Darstellung der Mittelwerte des ANB Winkels nach Alter .................... 23
Tabelle 4: Darstellung der Mittelwerte des Gonion-Winkels nach Alter ................ 24
Tabelle 5: Darstellung klinischer Richtwert des NsBa-Winkels............................. 25
Tabelle 6: Darstellung der Mittelwerte des Winkels Mandibularebene zur vord.
Schädelbasis nach Alter ...................................................................... 26
Tabelle 7: Darstellung der Mittelwerte des Winkels Maxillarebene zur vord.
Schädelbasis nach Alter ...................................................................... 27
Tabelle 8: Darstellung der Mittelwerte des Interbasiswinkels nach Alter .............. 28
Tabelle 9: Darstellung der Mittelwerte der Winkelsumme nach Alter ................... 29
Tabelle 10: Einteilung der dentalen Klasse in Abhängigkeit vom WITS
(Analyseverfahren nach Jacobsen) ................................................... 30
Tabelle 11: Darstellung der Mittelwerte der Verhältnisse der Gesichtshöhen
nach Alter .......................................................................................... 31
Tabelle 12: Darstellung der Mittelwerte der Ramus-Höhe nach Alter ................... 33
Tabelle 13: Darstellung der Mittelwerte der Corpus-Länge nach Alter ................. 34
Tabelle 14: Darstellung der Mittelwerte der OK-Länge nach Alter ........................ 35
Tabelle 15: Darstellung der Mittelwerte des Inklinationswinkels der OK
Schneidezähne nach Alter ................................................................ 36
Tabelle 16: Darstellung der Mittelwerte des Inklinationswinkels der UK
Schneidezähne nach Alter ................................................................ 37
Tabelle 17: Darstellung der Mittelwerte des Overbites nach Alter ........................ 38
Tabelle 18: Darstellung der Mittelwerte des Overjets nach Alter .......................... 39
Tabelle 19: Darstellung der Mittelwerte des Abstandes der UL zur Esthetic line
nach Alter .......................................................................................... 40
Tabelle 20: Darstellung der Mittelwerte des Abstandes der OL zur Esthetic line
nach Alter .......................................................................................... 41
Tabelle 21: Minimum, Maximum, Mittelwert und SD der Delaire-Maske .............. 45
Tabelle 22: Minimum, Maximum, Mittelwert und SD der Kopf-Kinn-Kappe-
Erfolgsgruppe .................................................................................... 46
Tabelle 23: Minimum, Maximum, Mittelwert und SD der Kopf-Kinn-Kappe-
Misserfolgsgruppe ............................................................................. 47
xiv
Tabelle 24: Signifikanzwerte zwischen den Zeitpunkten T1 und T2 bzw.
T1 und T3 .......................................................................................... 71
Tabelle 25: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz
von T1 zu T2 als Vergleichswert ....................................................... 72
Tabelle 26: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz
von T1 zu T3 als Vergleichswert ....................................................... 73
Tabelle 27: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz
von T2 zu T3 als Vergleichswert ....................................................... 73
Tabelle 28: Deskriptive Statistik erfolgreich (MW= Mittelwert, SD=
Standardabweichung) ....................................................................... 77
Tabelle 29: Deskriptive Statistik nicht erfolgreich (MW= Mittelwert, SD=
Standardabweichung ......................................................................... 78
1
1 Einleitung
1.1 Die Angle-Klassifikation
In der Kieferorthopädie gibt es in Bezug auf Malokklusionen Abweichungen in der
sagittalen, vertikalen und transversalen Ebene.
Die in der Literatur dafür verwendeten Bezeichnungen sind sehr unterschiedlich
und nicht einheitlich.
Eine der international bekanntesten Klassifikationen ist die Einteilung nach Angle.
Es handelt sich dabei um eine auf morphologischen Kriterien basierende
Einteilung, wobei die Stellung der ersten oberen Molaren („key of occlusion“) und
ihre Beziehung zu ihren Antagonisten beschrieben wird.
Grundlage der Angle-Klassifikation ist somit die Bisslage, erkennbar an der
Okklusion der Seitenzähne (Nötzel and Schultz 2009).
Angle Klasse I
(Neutralokklusion)
Bei lateraler Ansicht projiziert
sich der mesiobukkale Höcker
des oberen ersten Molaren in die
Fossa des unteren ersten
Molaren.
Der palatinale Höcker des
oberen ersten Molaren liegt dann
genau in der zentralen Fossa
des unteren ersten Molaren
(Droschl 1990).
Abb. 1: Angle Klasse I
2
Angle Klasse II
(Distalokklusion)
Der untere erste Molar ist im
Bezug auf den oberen ersten
Molar weiter nach distal
verschoben.
Angle Klasse III
(Mesialokklusion)
Der untere erste Molar ist im
Bezug auf den oberen ersten
Molar zu weit nach mesial
verschoben.
Abb. 2: Angle Klasse II
Abb. 3: Angle Klasse III
3
Das Problem bei der Angle Klassifikation ist jedoch, dass nicht alle
Fehlverzahnungen, beispielsweise diejenigen in der Transversalen, erfasst
werden.
Daher wird meist zuerst die sagittale Kieferrelation (Angle-Klassifikation) genannt,
dann die vertikale und im Anschluss die transversale Dimension sowie zum
Schluss der Gesichtstyp (Sander, Ehrenfeld, and Schwenzer 2011).
1.2 Der progene Formenkreis
Der progene Formenkreis beinhaltet die Gesamtheit aller Dysgnathieformen mit
dem Leitsymptom der progenen Verzahnung bzw. des Kreuzbisses/ umgekehrter
Schneidezahnüberbiss im Schneidezahnbereich.
Zum progenen Formenkreis gehören nach Bimler vier Formen:
Die echte Progenie
Die Pseudoprogenie
Der progene Zwangsbiss
Der umgekehrte Schneidezahnüberbiss
Auch Hauser und Lieb unterscheiden diagnostisch diese vier Formen, wobei den
Autoren zufolge eine gegenseitige exakte Abgrenzung nicht immer möglich ist.
1.2.1 Die echte Progenie
Der Begriff „Progenie“ bedeutet übersetzt lediglich „vorstehendes Kinn“, weshalb
die Bezeichnung „Klasse III Anomalie“ häufiger verwendet wird. Man unterscheidet
zwischen einer dentoalveolären und/ oder einer skelettalen Klasse III.
Die echte Progenie beruht auf einem erblich bedingten exzessiven Wachstum des
Unterkiefers. Der Oberkiefer ist normal entwickelt, kann aber auch
wachstumsbedingt dysgnath sein mit progredientem Verlauf.
4
Typische Befundmerkmale
Mesialokklusion
Vergrößerter SNB-Winkel
Negativer ANB-Winkel und WITS-Wert
Protrudierte obere Inzisivi
Retrudierte untere Inzisivi
Häufig vertikales Wachstum (Vergrößerter Gonion-Winkel, vergrößerte
vordere Gesichtshöhe)
Prominentes Kinn
Zurückgefallenes Mittelgesicht (konkaves Profil)
Meist Kreuzbiss im Seitenzahnbereich
Lückige Zahnkeimlage in der Panoramaröntgenschichtaufnahme
Eine früh- beziehungsweise rechtzeitige Befunderhebung, das heißt schon im
Milchgebiss ist ausschlaggebend, um die Manifestation der genetischen Anlage zu
verhindern.
Ein früher Therapieansatz bei einer echten Progenie beinhaltet die Erkennung der
Behandlungsgrenzen im Rahmen der anatomischen Gegebenheiten und dient der
Vermeidung der progredienten Entwicklung. Bei Therapieresistenz sollte die
Behandlung jedoch beendet und nach Wachstumsabschluss kombiniert
kieferorthopädisch-kieferchirurgisch behandelt werden (Kahl-Nieke 2010).
Problematik der Progenie
Abgesehen von den kieferorthopädisch- orthodontischen Schwierigkeiten ergeben
sich Probleme in funktioneller und ästhetischer Hinsicht.
Die Zungenposition ist meist kaudal und hypoton, wodurch meist eine funktionelle
Behandlung durch den Logopäden erforderlich ist. Mandibuläre
Zwangsbissführung nach mesial und lateral können zu entsprechenden
Kiefergelenksproblemen führen (Wichelhaus 2012).
5
Ätiologie der Progenie
Bei der echten Progenie steht die Vererbung im Vordergrund. In vielen Studien
wird eine multifaktoriell polygene Ätiologie angenommen (Mossey 1999, Litton et
al. 1970, Schulze and Wiese 1965). In Ausnahmefällen kann jedoch auch ein
monogener Erbgang vorliegen, wobei differentialdiagnostisch das Anomaliebild bei
den betroffenen Familienmitgliedern sehr ähnlich ist (Harzer 2011). Bekanntes
Beispiel hierfür ist die Progenie der Habsburger, wo ein autosomal-dominanter
Erbgang anzunehmen ist (Strohmayer 1937).
1.2.2 Die Pseudoprogenie
Bei der Pseudoprogenie, häufig auch als unechte Progenie bezeichnet, liegt ein
Wachstumsmangel des Oberkiefers vor. Der Unterkiefer ist in diesem Rahmen
primär normal entwickelt.
Typische Befundmerkmale
Verkleinerung SNA-Winkel, SNB Wert ist normal
Verkleinerung ANB-Winkel
Häufig Kreuzbisssituation
Umgekehrte sagittale Stufe
Mandibuläre Mittellinienabweichung
Ätiologie der Pseudoprogenie
Die Pseudoprogenie kann genuin oder erworben sein.
Zu den erblich bedingten Ursachen zählen die multiple Aplasie von Zahnkeimen
im Oberkiefer und diverse Syndrome (Morbus Apert, Dysostosis cleidocranialis,
Achondrodysplasie und Trisomie 21), die eine sagittale und transversale
Unterentwicklung des Oberkiefers bewirken.
Die erworbene Pseudoprogenie kann durch fehlenden oder reduzierten
Wachstumsreiz auf den Oberkiefer, aber auch durch aktive Hemmung des
sagittalen und transversalen Oberkieferwachstums bedingt sein. Massiver
vorzeitiger Milchzahnverlust kann beispielsweise ein Wachstumsdefizit im
betroffenen Alveolarfortsatz bewirken.
Traumatische Verformung des Oberkiefers und postoperative Narbenzüge bei
Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Verbrennungen im
6
Gesichtsbereich bewirken eine Wachstumshemmung (Harzer 2011, Kahl-Nieke
2010, Droschl).
1.2.3 Progener Zwangsbiss
Der progene Zwangsbiss ist der Ausdruck okklusaler Interferenzen, die zu einer
Abweichung des Unterkiefers in eine sagittale Vorschubstellung und häufig auch
zu einer lateralen Abweichung führen (Kahl-Nieke 2010).
In Ruheschwebelage stehen die Frontzähne im Kopfbiss aufeinander und erst in
der Schlussphase der Schließbewegung wird der Unterkiefer durch Vorkontakte
nach anterior in eine progene Verzahnung „zwangsgeführt“ (Knak 2004).
Typische Befundmerkmale
Frontaler Kreuzbiss
Negative sagittale Stufe
Deviation des Unterkiefers bzw. Bissluxation von RKP in IKP
Schlifffacetten an zwangsbissführenden Zähnen
Lockerung der überbelasteten Zähne (Schopf 2008)
Ätiologie progener Zwangsbiss
Der progene Zwangsbiss kann bedingt sein durch fehlende Schneidezahnführung
während des Zahnwechsels, persistierende oder mangelhaft abradierte
Milchzähne oder durch Schonhaltung nach Frontzahntrauma.
Aufgrund der alveolären Zahnstellungsfehler und der temporär auftretenden,
irregulären Führungsflächen kommt es zur Bissluxation und progenen
Zwangsbissführung mit frontalem Kreuzbiss.
Problematik des progenen Zwangsbisses
Wenn der progene Zwangsbiss über längere Zeit bestehen bleibt, können eine
Wachstumshemmung des Oberkiefers und ungehemmte Entwicklung des
Unterkiefers resultieren. Die frühzeitige Therapie besteht in einer Beseitigung der
Zwangsbisssituation und in der Einstellung einer korrekten sagittalen und
transversalen Okklusionsbeziehung.
7
1.2.4 Umgekehrter Schneidezahnüberbiss
Der umgekehrte Schneidezahnüberbiss (progene Verzahnung, frontaler
Kreuzbiss) beinhaltet eine isolierte Abweichung der Schneidezähne bei
Neutralokklusion im Seitenzahnbereich ohne sagittale und transversale
Diskrepanz beider Kiefer (Kahl-Nieke 2010).
Typische Befundmerkmale
Verkehrter Schneidezahnüberbiss
Negative sagittale Stufe
Labialkippung der oberen Inzisivi
Lingualkippung der unteren Inzisivi
Neutrale Bisslage
Ätiologie umgekehrter Schneidezahnüberbiss
Der frontale Kreuzbiss wird verursacht durch Einzelzahnabweichungen, zum
Beispiel Palatinalkippungen der oberen Schneidezahnkronen. Es können
Einzelzähne oder Zahngruppen betroffen sein, die die weitere Entwicklung des
orofazialen Systems negativ beeinflussen.
Problematik des umgekehrten Schneidezahnüberbisses
Durch die palatinalwärts positionierten Oberkieferinzisivi wird das
Oberkieferwachstum im Alveolarfortsatzbereich gehemmt sowie das
Unterkieferwachstum „freigegeben“, sodass es in weiterer Folge zur skelettalen
Manifestation kommen kann. Aufgrund der Überbelastung von
Unterkieferfrontzähnen besteht die Gefahr von Rezessionen (Heidemann 2013).
Die therapeutische Aufgabe ist primär die Überstellung der Front in einen
regelrechten Überbiss.
8
1.3 Prävalenz Klasse III
Trotz zahlreicher Studien ist es schwierig, eine Aussage über die Prävalenz der
Klasse III Malokklusion zu machen, denn sie variiert zwischen verschiedenen
geographischen Zonen.
Die Prävalenz der Progenie wird in der Literatur mit 0,8 bis 13 % der Bevölkerung
angegeben (Lew et al. 1993, Endo 1971, Susami et al. 1971, Ingervall et al. 1978,
Droschl 2000, Kelly u. Harvey 1977).
Die Klasse III-Häufigkeit variiert in Abhängigkeit von rassischer Zugehörigkeit und
Kontinent (Wichelhaus 2012).
Allgemein bekannt ist eine höhere Prävalenz der Klasse III Malokklusion in Asien
(Endo) gegenüber der weißen Bevölkerung (Emrich, Hill). Die Prävalenz in der
weißen Bevölkerung liegt in etwa bei 5 %, während hingegen bei 48 % des
japanischen Patientengutes eine Klasse III Malokklusion festgestellt werden kann
(Mills 1966, Massler and Frankel 1951, Thilander and Myrberg 1973, Jacobson et
al. 1974, Ishii et al. 1987, Takada, Petdachai, and Sakuda 1993).
Die Gesamtheit an Dysgnathien in Europa wird auf etwa 10 % der Bevölkerung
geschätzt, wobei in Südeuropa erfahrungsgemäß häufiger Angle-Klasse-III-
Anomalien, in Nordeuropa häufiger Angle-Klasse-II-Anomalien anzutreffen sind
(Sander, Ehrenfeld, and Schwenzer 2011).
In der Grazer Bevölkerung, die für Mitteleuropa als repräsentativ angenommen
werden kann, beträgt die Prävalenz der Prognie 1,8% (Droschl 1984).
9
1.4 Therapie
Die Behandlung der Angle-Klasse III sollte bereits im Milchgebiss, im Alter von 5
bis 6 Jahren begonnen werden. In diesem frühen Alter ist eine orthopädische
Korrektur einer skelettalen Klasse III möglich. Eine dentale Klasse III Korrektur
kann auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Aufgrund der vorliegenden
Zwangsbisssituation sind jedoch häufig ungünstige skelettale
Anpassungsvorgänge und parodontale Probleme zu beobachten, weshalb auch
hier eine frühe Korrektur zu empfehlen ist (Wichelhaus 2012).
Die dentale Klasse III-
Malokklusion kann mit
herausnehmbaren
Apparaturen (schiefe Ebene,
Protrusionselemente OK,
Gegenkieferbügel) oder
funktionskieferorthopädischen
Geräten (Funktionsregler Typ
III, Umkehrbionator)
durchgeführt werden (Bock,
Bock, and Bock 2011).
Die Therapie einer skelettalen Klasse III-Malokklusion hängt wesentlich vom
Ausprägungsgrad der Anomalie und der hereditären Komponente ab.
Bei schwachem genetisch-skelettalen Erbmuster hat eine rein kieferorthopädische
Behandlung eine gute Prognose, während bei starkem hereditären Potenzial oft
nur Kompensationsbehandlungen in Kombination mit orthognather Chirurgie nach
Abschluss des Hauptwachstums durchgeführt werden können (Wichelhaus 2012).
Wie in Tabelle 1 zu entnehmen, sind verschiedene dentale und kephalometrische
Parameter hilfreich für die Früherkennung der Klasse III Malokklusion.
Abb. 4: Funktionsregler Typ III nach Fränkel (Sander 2011)
10
Abb. 5: Dentale und kephalometrische Befunde der Klasse III-Malokklusion (Wichelhaus 2012)
Bei Vorliegen einer skelettalen Ursache ist die Behandlung erheblich aufwendiger
und nimmt längere Zeit in Anspruch. Im Vordergrund steht dabei die
Entwicklungshemmung des Oberkiefers aufzuheben und das übermäßige
Wachstum des Unterkiefers zu bremsen.
Neben den funktionskieferorthopädischen Geräten ist es möglich, extraorale
Kräfte (Delaire-Maske, Kopf-Kinn-Kappe) anzuwenden (Bock, Bock, and Bock
2011).
Das Ziel einer jeden kieferorthopädischen Behandlung bei Anomalien des
progenen Formenkreises (vor allem bei der echten Progenie und bei der
Pseudoprogenie) ist primär die orthopädische Beeinflussung der Lagebeziehung
zwischen Ober – und Unterkiefer zur Vermeidung einer späteren kombiniert
kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Behandlung (Kahl-Nieke 2010).
11
1.4.1 Kopf-Kinn-Kappe
Die erstmalige Abbildung einer aus Leder gefertigten Kopf-Kinn-Kappe stammt
aus dem Jahre 1846, aus dem Buch „The natural history and diseases of the
human teeth “ (Fox 1846).
Zum damaligen Zeitpunkt diente sie dazu den zu Kieferluxationen neigenden
Patienten ein komplikationsloses Zahnziehen zu ermöglichen.
Die Erstbeschreibung der Kopf-Kinn-Kappe als extraorales Behandlungsmittel
zieht sich bei verschiedenen Autoren später durch das gesamte 19. Jahrhundert.
Die Kopf-Kinn-Kappe ist ein extraorales Behandlungsgerät und dient der
Wachstumshemmung des Unterkiefers bei Vorliegen einer mandibulären
Prognathie (echte Progenie).
Sie besteht aus Gurtzügen, die den Schädel umfassen, einer Kinnkappe aus
Acrylat und Gummibändern, welche schräg nach vorn zur Kinnschale ziehen.
Aufgrund der unterschiedlichen Kinnmorphologie und zur Vermeidung von
Druckstellen, besteht die Möglichkeit einer individuellen Anfertigung der
Kinnkappe (Harzer 2011).
Abb. 6: Erstmalige Abbildung einer aus Leder gefertigten Kopf-Kinn-Kappe
12
Bei einer skelettalen Kraft von 5 bis 10 N und einer Tragedauer von 14 Stunden
wird das Unterkieferwachstum in sagittaler als auch in vertikaler Richtung
gebremst. Durch die Zugkraft der Kopf-Kinn-Kappe wird die Mitoseaktivität der
Prächondroblastenzone im Kiefergelenk beeinflusst und die Richtung des
Knochenwachstums korrigiert (Wilhelm-Nold and Droschl 1990).
Die Effizienz dieses Gerätes ist besonders wegen der Gefahr der Schädigung der
Kondylen nicht unumstritten (Kahl-Nieke 2010).
Abb. 7: Kopf-Kinn-Kappe Frontalansicht (Harzer 2011)
Abb. 8: Kopf-Kinn-Kappe Seitenansicht (Harzer 2011)
13
1.4.2 Delaire-Maske
Die Gesichtsmaske nach Delaire wird zur Wachstumsstimulation des Oberkiefers
eingesetzt. Indikationen sind in diesem Rahmen die Frühbehandlung der
skelettalen Klasse III-Anomalie mit maxillärem Wachstumsdefizit, Lippen-Kiefer-
Gaumenspalten und Mesialisation der OK-Seitenzahnsegmente im permanenten
Gebiss und bei abgeschlossenem Wachstum sowie bei Nichtanlagen oder
reduzierter Zahnzahl im Oberkiefer.
Der größte Behandlungserfolg wird bei einem Behandlungsbeginn schon im
frühen Wechselgebiss erzielt, da hier eine überwiegend skelettale Wirkung erzielt
werden kann.
Bis zum achten Lebensjahr sind die größten skelettalen Effekte aufgrund der
natürlichen Translationsrichtung des nasomaxillären Komplexes zu erwarten
(Delaire 1997, Jäger et al. 2001).
Je älter der Patient wird, desto mehr dentoalveolär ist die Wirkung mit der Delaire-
Maske (Knak 2004).
Abb. 9: Gesichtsmaske nach Delaire und Verdon (Wichelhaus 2012)
Die Gesichtsmaske besteht aus einer Kinnschale und einer Stirnmaske, die durch
einen vertikalen Steg miteinander verbunden werden. Auf Mundhöhe befindet sich
ein kurzer Querbügel, an dem die elastischen Gummizüge eingehängt werden.
Im Oberkiefer wird zu diesem Zweck eine Oberkieferplatte, GNE-Apparatur,
Quadhelix oder eine Multibracketapparatur verankert. Die Gummizüge können an
den ersten Molaren eingehängt werden zur Beeinflussung des gesamten
Alveolarfortsatzes oder nur an den Eckzähnen zur Anteriorbewegung des
Frontzahnsegments. Neben der sagittalen Kraftkomponente können die
14
Gummizüge eine vertikale Kraft erzeugen, wodurch sich der Overbite vergrößert
(Wichelhaus 2012).
Die orthopädische Kraft sollte je nach Alter, Dentitionsstand und der Größe zu
bewegender Zahnbogensegmente zwischen 3N und 10N liegen (Harzer 2011).
Die Delaire-Maske wird 1-2 Stunden vor dem Schlafen und in der Nacht über
einen Zeitraum von einem Jahr getragen, um die skelettalen Effekte zu erzielen.
Die Effizienz der Apparatur auf den Oberkiefer kann durch die zusätzliche
Anwendung der GNE verstärkt werden (da Silva Filho et al. 1998).
Nach Jäger et al. können folgende skelettale und dentale Effekte erzielt werden:
- Zunahme des SNA-Winkels
- Abnahme des SNB-Winkels
- Vergrößerung des ANB-Winkel
- Oberkiefer rotiert nach anterior
- Unterkiefer rotiert nach posterior
- Oberkieferinzisivi werden protrudiert
- Unterkieferinzisivi werden retrudiert
15
2 Material und Methoden
2.1 Patientengut
Es wurden retrospektive Daten von insgesamt 56 Patienten (10 weiblich, 46
männlich) zu drei definierten Zeitabschnitten (T1: Ausgangssituation mit 5 bis 9
Jahren, T2: nach Therapie und T3: Langzeitnachkontrolle) ausgewertet.
2.2 Patientenerhebung
Die Patienten wurden aus dem archivierten Patientenkollektiv der klinischen
Abteilung für Kieferorthopädie an der Universitätsklinik für Zahn- Mund- und
Kieferheilkunde des Landeskrankenhauses Graz digital gefiltert und zum Teil auch
von einer externen Datenbank zur Verfügung gestellt.
Jeder Patient wurde anhand folgender Kriterien selektiert:
1. Prätherapeutisch diagnostiziertes Klasse III Syndrom
2. Es mussten die Fernröntgenbilder bei Ausgangssituation (T1), nach
Therapie (T2) und bei Abschluss (T3, bis zu 10 Jahre nach Therapie)
vorhanden sein.
3. Patienten mit Lippen-Kiefer- und Gaumenspalten und anderen Syndromen
wurden von der Untersuchung ausgeschlossen.
Das ausgewählte Patientengut wurde anschließend anhand folgender
Gruppierungen ausgewertet:
- Therapie mit Kopf-Kinn-Kappe oder Therapie mit Delaire-Maske
beziehungsweise Facemask
- Erfolgreich oder nicht erfolgreich therapiert
- Progenieform: Maxilläre Retrognathie, mandibuläre Prognathie oder
Kombination dieser beiden Progenieformen
Die Tragedauer der Kopf-Kinn-Kappe erfolgte 24 Stunden am Tag mit einer
durchschnittlichen Kraftanwendung von ca. 600 g.
16
Die Therapie mit der Delaire-Maske erfolgte in Kombination mit einer Oberkiefer-
Dehnplatte (Expansionsapparatur von den Eckzähnen bis einschließlich erste
Molaren). Die Tragedauer betrug 24 Stunden bei einer Kraftanwendung von ca.
300 g. Die Gummizüge wurden in einem Winkel von 30 Grad von den Eckzähnen
schräg nach unten eingehängt.
Die Vermessungen der Fernröntgen wurden sowohl im Therapieverlauf (T1 bis T2,
T1 bis T3 und T2 bis T3) als auch innerhalb der Gruppen (Kopf-Kinn-Kappe
erfolgreich, Kopf-Kinn-Kappe nicht erfolgreich, Delaire-Maske erfolgreich)
miteinander verglichen.
Aufgrund mangelnden Studienmaterials konnte bei Behandlung mit der Delaire-
Maske keine Gruppe ohne Erfolg ausgewertet werden.
Es erfolgte weiters eine Einteilung nach Progenieform (Maxilläre Retrognathie,
mandibuläre Prognathie und Kombination dieser beiden Formen), die innerhalb
der erfolgreichen und nicht erfolgreichen Gruppe miteinander verglichen wurden.
2.3 Fernröntgen
Aus der Patientenkartei wurden jeweils drei Fernröntgen entnommen
(Ausganssituation mit 5 bis 9 Jahren, nach Therapie und Langzeitkontrolle).
Die Durchzeichnung erfolgte manuell, da auch das zur Verfügung stehende
Röntgenmaterial in analoger Form vorlag. Die Fernröntgen wurden auf einem
Lichtkasten von zwei Untersuchern unabhängig voneinander durchgezeichnet.
Verwendet wurden Durchzeichenfolien (cephalometric tracing papers),
Minenbleistift, Geodreieck und Truebite Schablone (Tracing Template).
2.4 Fernröntgenseitenbildanalyse
Die Analyse der Fernröntgenbilder erfolgte nach dem Prinzip von Björk, Jarabak,
Jacobsen und McNamara.
Die Fernröntgenanalyse umfasste insgesamt 23 Parameter, davon 4 dentale, 17
skelettale und 2 Weichteilparameter.
Für die Vermessung, Untersuchung und Konstruktion dieser Parameter wurden
folgende Bezugspunkte verwendet:
17
2.4.1 Bezugspunkte skelettal
S Sella
Mitte Der Fossa hypophysialis
N Nasion
Der anteriorste Punkt der Sutura nasofrontalis in der Mediansagittalebene,
bei offener V-Form der Sutur posteriorster Punkt
Spa Spina nasalis anterior
Der anteriorste Punkt der knöchernen Spina nasalis in der
Mediansagittalebene
A A-Punkt
Der posteriorste Punkt der anterioren Kontur des
Oberkieferalveolarfortsatzes in der Mediansagittalebene
Spp Spina nasalis posterior
Konstruierter röntgenologischer Punkt am Schnittpunkt der Verlängerung
der vorderen Wand der Fossa pterygopalatina und dem Nasenboden
B B-Punkt
Der posteriorste Punkt der anterioren Kontur des
Unterkieferalveoalarfortsatzes in der Mediansagittalebene
Pog Pogonion
Der anteriorste Punkt des knöchernen Kinns in der Mediansagittalebene
Gn Gnathion
Der anteriorste und inferiorste Punkt des knöchernen Kinns in der
Mediansagittalebene
Me Menton
Kaudalster Konturpunkt der Symphyse
18
Ar Articulare
Konstruierter Schnittpunkt des Unterrandes der hinteren Schädelbasis mit
der dorsalen Kontur des Collum mandibulae
Go Gonion
Konstruierter Punkt, Tangentenschnittpunkt der hinteren Ramuslinie mit der
Linie der Mandibularebene
Ba Basion
Posteriorster und kaudalster Punkt des Clivus in der Mediansagittalebene
Cond Condylion
Superiorster Punkt des Condylus mandibulae
Abb. 10: Skelettale Bezugspunkte der Fernröntgenseitenanalyse (Nötzel und Schultz 2009)
19
2.4.2 Dentale Bezugspunkte
Is Incision superius
Spitze der inzisalen Kante des am weitesten labial stehenden mittleren
Schneidezahnes im Oberkiefer
Ii Incision inferius
Spitze der inzisalen Kante des am weitesten labial stehenden mittleren
Schneidezahnes im Unterkiefer
Isa Incision superius apicale
Wurzelspitze des am weitesten labial stehenden mittleren oberen
Schneidezahnes
Iia Incision inferius apicale
Wurzelspitze des am weitesten labial stehenden mittleren unteren
Schneidezahnes
Isa
Iia
Ii
Is
Ocp
Abb. 10 Abb. 11: Dentale Bezugspunkte der Fernröntgenseitenanalyse (Nötzel und Schultz 2009)
20
2.4.3 Weichteilbezugspunkte
pn Pronasale
Prominentester bzw. vorderster Punkt der Nasenspitze
Pog Weichteilpogonion
Der am weitesten ventral gelegene Punkt des Weichteilkinns
UL Upper lip
Vorderster Punkt der Oberlippe
LL Lower lip
Vorderster Punkt der Unterlippe
pn
UL
LL
Pog
Abb. 12: Wesentliche Bezugspunkte der Weichteilanalyse im Röntgenbild (Nötzel, Schultz und Hartung 2007)
21
2.4.4 Verwendete Parameter
Übersicht über die verwendeten Parameter mit Angabe der Norm- Mittelwerte und
Standardabweichungen der Klasse I nach Angle aus dem Buch von Prof. Helmut
Droschl. Des weiteren wurden Normwerte aus dem Buch
„Fernröntgenseitenbildanalyse“ von Nötzel (Wits-Wert, Cond-A, Pog-A)
entnommen.
1. SNA-Winkel
Maßeinheit: Grad
Tabelle 1: Darstellung der Mittelwerte des SNA Winkels nach Alter
Abb. 13: SNA-Winkel
22
2. SNB-Winkel
Maßeinheit: Grad
Abb. 14: SNB-Winkel
Tabelle 2: Darstellung der Mittelwerte des SNB Winkels nach Alter
23
3. ANB- Winkel
Maßeinheit: Grad
Abb. 15: ANB-Winkel
Tabelle 3: Darstellung der Mittelwerte des ANB Winkels nach Alter
24
4. Ar-Go-Me-Winkel
Maßeinheit: Grad
Abb. 16: Ar-Go-Me (Gonion-) Winkel
Tabelle 4: Darstellung der Mittelwerte des Gonion-Winkels nach Alter
25
5. NsBa
Maßeinheit: Grad
Abb. 17: NsBa-Winkel (Nötzel und Schultz 2009)
Tabelle 5: Darstellung klinischer Richtwert des NsBa-Winkels
26
6. Winkel der Mandibularebene zur vorderen Schädelbasis (ML: NSL)
Maßeinheit: Grad
Abb. 18: ML zu NSL
Tabelle 6: Darstellung der Mittelwerte des Winkels Mandibularebene zur vord. Schädelbasis nach Alter
27
7. Winkel der Maxillarebene zur vorderen Schädelbasis
Maßeinheit: Grad
Abb. 19: NL zu NSL
Tabelle 7: Darstellung der Mittelwerte des Winkels Maxillarebene zur vord. Schädelbasis nach Alter
28
8. Interbasiswinkel
Maßeinheit: Grad
Abb. 20: Interbasiswinkel
Tabelle 8: Darstellung der Mittelwerte des Interbasiswinkels nach Alter
29
9. Die Winkelsumme
Abb. 21: Winkelsumme
Maßeinheit: Grad
Tabelle 9: Darstellung der Mittelwerte der Winkelsumme nach Alter
30
10. Wits
Abb. 22: Wits-Wert
Die Wits-Analyse wurde dazu entwickelt, die Kieferrelation zu beschreiben. Sie
basiert auf einer Projektion des A- und B- Punktes auf die Okklusionsebene, wobei
der lineare Abstand der Punkte auf die Okklusionsebene gemessen wird.
Die Festlegung der Okklusionseben richtete sich nach der maximalen
Interkuspidation der Molaren (Nötzel and Schultz 2009).
Dentale Klasse Klinischer Normwert
Klasse I - männlich -1 bis 2 mm
Klasse I - weiblich 0 bis 2 mm
Klasse II >2 mm
Klasse III <-1 mm
Tabelle 10: Einteilung der dentalen Klasse in Abhängigkeit vom WITS (Analyseverfahren nach Jacobsen)
31
11. Verhältnis der Gesichtshöhen HGV/VGV
Abb. 23: Verhältnis der Gesichtshöhen HGV/VGV
Maßeinheit: Prozent
Tabelle 11: Darstellung der Mittelwerte der Verhältnisse der Gesichtshöhen nach Alter
32
12. Effektive Länge der Maxilla (Cond-A)
13. Effektive Länge der Mandibula (Cond- Gn)
14. MM Differenz
Abb. 24: Effektive Länge der Maxilla, effektive Länge der Mandibula und Maxillomandibulardifferenz (Nötzel und Schultz 2009)
33
15. Ramus-Höhe (Ar-Go)
Abb. 25: Ramus-Höhe
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 12: Darstellung der Mittelwerte der Ramus-Höhe nach Alter
34
16. Corpus-Länge (Go-Me)
Abb. 26: Corpus-Länge
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 13: Darstellung der Mittelwerte der Corpus-Länge nach Alter
35
17. Oberkieferlänge (Spa-Spp)
Abb. 27: Oberkieferlänge
Maßeinheit: Millimeter (SD= Standardabweichung)
Tabelle 14: Darstellung der Mittelwerte der OK-Länge nach Alter
36
DENTALE WERTE
1. Inklinationswinkel der Schneidezähne im Oberkiefer
Abb. 28: Inklinationswinkel der Schneidezähne im OK zu vord. Schädelbasis
Maßeinheit: Grad
Tabelle 15: Darstellung der Mittelwerte des Inklinationswinkels der OK Schneidezähne nach Alter
37
2. Inklinationswinkel der Schneidezähne im Unterkiefer
Abb. 29: Inklinationswinkel der Schneidezähne im UK zur Mandibularebene
Maßeinheit: Grad
Tabelle 16: Darstellung der Mittelwerte des Inklinationswinkels der UK Schneidezähne nach Alter
38
3. Overbite
Abb. 30: Overbite
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 17: Darstellung der Mittelwerte des Overbites nach Alter
39
4. Overjet
Abb. 31: Overjet
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 18: Darstellung der Mittelwerte des Overjets nach Alter
40
5. UL-EL
Abb. 32: Abstand Unterlippe zur Esthetic line
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 19: Darstellung der Mittelwerte des Abstandes der UL zur Esthetic line nach Alter
41
6. OL-EL
Abb. 33: Abstand Oberlippe zur Esthetic line
Maßeinheit: Millimeter
Tabelle 20: Darstellung der Mittelwerte des Abstandes der OL zur Esthetic line nach Alter
42
2.5 Modellvermessung
Die Modellvermessung erfolgte mit einer Standard Schiebelehre.
Vermessen wurden Overbite und Overjet. Eventuell vorhandene Kreuzbisse
wurden nach Behandlungsende registriert und der Gruppe nicht erfolgreich
beziehungsweise „sagittal erfolgreich“ zugeteilt.
2.6 Panoramaröntgen
In der Literatur wird die Anwendung der Kopf-Kinn-Kappe aufgrund möglicher
Schädigung der Kondylen stark kritisiert. Daher erfolgte eine Beurteilung der
Kondylen bei Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe anhand der Panoramaröntgen
zu den entsprechenden Zeitpunkten (T1,T2, T3), jeweils von 2 unabhängigen
Untersuchern.
Dabei wurde vor allem auf Zeichen einer kondylären Resorption, Deformation und
Degeneration oder anderen kondylären Veränderungen geachtet.
43
3 Ergebnisse
In erster Linie wurden eine deskriptive Statistik und graphische Darstellung aller
Messwerte erstellt.
Aufgrund der Datenerhebung wurde das Patientengut in 3 Gruppen eingeteilt:
- Erfolgreiche Behandlung mit Delaire-Maske
- Erfolgreiche Behandlung mit Kopf-Kinn-Kappe (KKK)
- Nicht erfolgreiche Behandlung mit Kopf-Kinn-Kappe (KKK)
Als „erfolgreich“ gelten Fälle, die sowohl sagittal (das heißt eine sagittale Stufe von
2 mm), vertikal (das heißt einen Overbite von mindestens 2 mm) und transversal
(das heißt nach Behandlungsende beziehungsweise im Langzeitverlauf keinen
Kreuzbiss) überstellt wurden.
Delaire-Maske (erfolgreich)
23 Patienten
15 männlich 8 weiblich
Kopf-Kinn-Kappe (Erfolgreich)
18 Patienten
16 männlich 2 weiblich
Kopf-Kinn-Kappe (Nicht erfolgreich)
11 Patienten
11 männlich 0 weiblich
44
Abb. 34: Durchschnittsalter der Behandlungsgruppen bei T1, T2, T3
Vor Therapie waren die Patienten zwischen sieben und neun, nach Therapie
ungefähr zehn und in der Nachbehandlungsphase zwischen 14 und 19 Jahre alt.
Auswertung A
Die erste Auswertung zeigt die Veränderung der Winkel über die Zeit pro Gerät.
Es wurde für jeden einzelnen Parameter ein Verlaufsdiagramm erstellt, das sich
aus den Mittelwerten zu den angegebenen Zeitpunkten (Ausgangssituation,
Behandlungsende und Langzeitkontrolle) ergibt.
Beschrieben wurden vor allem die Parameter bei den beiden erfolgreichen
Gruppen.
Die nicht erfolgreiche Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe ist vor allem als
Kontrollgruppe relevant.
Es folgt eine Übersicht der deskriptiven Statistik aller Messwerte, unterteilt in die 3
Behandlungsgruppen Delaire-Maske, Kopf-Kinn-Kappe Erfolg und Kopf-Kinn-
Kappe kein Erfolg und unterteilt nach Beurteilungszeitpunkt T1
(Ausgangssituation), T2 (Behandlungsende) und T3 (Langzeitkontrolle).
8,8
6,9 7,1
9,9 9,6 9,6
13,6
16,2
18,9
Delaire KKK Erfolg KKK keine Erfolg
Durchschnittsalter pro Zeitpunkt
T1 T2 T3 T1 T2 T3 T1 T2 T3
45
Delaire Minimum Maximum Mittelwert Stabw. SNA T1 68 84 79,1 4,1 SNA T2 68 88 80,5 4,3
SNA T3 70 86 79,6 4,0
SNB T1 72 85 78,7 3,8 SNB T2 69,5 84,5 78,0 3,9
SNB T3 71,5 86,0 79,0 3,6
ANB T1 -5 7 0,4 3,4 ANB T2 -4,5 8,5 2,1 2,7
ANB T3 -2,5 5,0 0,8 2,2
Ar-Go-Me T1 115 139 130,5 6,1 Ar-Go-Me T2 116 137 129,8 5,4
Ar-Go-Me T3 111 136 129,2 6,0
NSBa T1 120 135 128,1 4,7 NSBa T2 118 144 127,6 6,2
NSBa T3 119 144 128,4 6,6
ML-NSL T1 26 48 37,3 5,7 ML-NSL T2 23 48 38,6 5,9
ML-NSL T3 23 45 36,7 5,4
NL-NSL T1 3 16 8,6 3,2 NL-NSL T2 -2 21 7,4 5,0
NL-NSL T3 -1 21 9,1 4,6
ML-NL T1 17 38 28,9 6,4 ML-NL T2 17 72 33,1 10,7
ML-NL T3 14 72 29,8 11,3
Summe T1 387 405 397,0 5,5 Summe T2 383 408 398,4 6,0
Summe T3 388 406 396,7 4,8
Wits T1 -11 0 -5,4 2,9 Wits T2 -6 1 -2,2 2,0
Wits T3 -9 1 -2,6 2,2
HGH/VGH T1 54 70 61,8 4,9 HGH/VGH T2 52,0 72,0 60,9 4,8
HGH/VGH T3 55 71 62,8 4,2
Condylion-A T1 74 93 81,7 4,6 Condylion-A T2 75 98 85,0 5,4
Condylion-A T3 79 101 89,4 5,8
Condylion-Gn T1 93 127 111,2 6,7 Condylion-Gn T2 95 133 114,4 7,6
Condylion-Gn T3 103 147 126,0 11,6
MM Differenz T1 18 37 29,6 4,7 MM Differenz T2 20 38 29,5 4,9
MM Differenz T3 22 51 36,8 7,3
Ar-Go T1 36 50 41,8 3,8 Ar-Go T2 34 50 42,6 4,1
Ar-Go T3 37 60 50,2 5,8
Go-Me T1 36,5 78,0 67,6 8,3 Go-Me T2 62 84 70,8 5,4
Go-Me T3 64 91 77,2 8,1
Spp-Spa T1 45 60 51,8 3,6 Spp-Spa T2 44 56 52,2 2,7
Spp-Spa T3 48 88 56,7 8,4
OK 1er/SN T1 74 114 100,8 9,0 OK 1er/SN T2 91 122 104,4 7,1
OK 1er/SN T3 97 115 106,5 5,0
UK 1er/ML T1 72 101 83,8 7,0 UK 1er/ML T2 71 99 83,7 6,4
UK 1er/ML T3 69 97 85,7 5,9
OL-EL T1 -10 0 -4,5 2,6 OL-EL T2 -11 1 -2,9 3,0
OL-EL T3 -14 0 -5,4 3,4
UL-EL T1 -9 2 -1,7 2,6 UL-EL T2 -9 3 -1,1 3,0
UL-EL T3 -13 3 -2,7 3,5
Tabelle 21: Minimum, Maximum Mittelwert und SD der Delaire-Maske
46
KKK Erfolg Minimum Maximum Mittelwert Stabw. SNA T1 73 83 78,2 3,0 SNA T2 73 83 78,0 3,0
SNA T3 74 89 79,6 4,6
SNB T1 74 83 78,3 2,6 SNB T2 73,0 82,0 77,6 2,7
SNB T3 76,0 88,0 80,1 4,0
ANB T1 -3 3 -0,1 1,6 ANB T2 -3,0 3,0 0,4 1,8
ANB T3 -6,0 2,0 -0,3 2,1
Ar-Go-Me T1 119 137 129,4 5,0 Ar-Go-Me T2 114 137 125,3 5,8
Ar-Go-Me T3 105 129 121,1 7,3
NSBa T1 116 140 127,3 7,1 NSBa T2 114 139 127,1 6,8
NSBa T3 116 141 126,7 6,7
ML-NSL T1 26 40 33,8 4,1 ML-NSL T2 23 41 33,7 5,1
ML-NSL T3 18 40 30,7 6,5
NL-NSL T1 0 16 7,5 3,5 NL-NSL T2 3 13 8,1 2,8
NL-NSL T3 -7 16 7,3 4,7
ML-NL T1 13 32 26,9 5,0 ML-NL T2 17 33 25,6 4,9
ML-NL T3 12 33 23,5 5,9
Summe T1 384 401 394,1 4,5 Summe T2 382 399 392,7 5,3
Summe T3 377 400 389,4 7,0
Wits T1 -8 0 -3,9 2,2 Wits T2 -6 2 -1,9 2,3
Wits T3 -8 1 -2,5 2,5
HGH/VGH T1 52 69 62,6 4,4 HGH/VGH T2 56,0 73,0 63,6 4,9
HGH/VGH T3 57 78 67,4 5,8
Condylion-A T1 70 90 77,4 5,2 Condylion-A T2 70 96 80,7 5,9
Condylion-A T3 80 100 89,8 5,9
Condylion-Gn T1 92 122 102,9 7,2
Condylion-Gn T2 95 126 107,2 9,1
Condylion-Gn T3 112 144 125,6 9,7
MM Differenz T1 16 32 25,5 4,4 MM Differenz T2 15 36 26,5 5,6
MM Differenz T3 28 48 35,7 6,1
Ar-Go T1 31 53 38,8 5,6 Ar-Go T2 32 55 40,5 5,9
Ar-Go T3 33 63 50,2 7,6
Go-Me T1 52,0 72,0 63,4 6,0 Go-Me T2 57 83 67,8 6,0
Go-Me T3 66 89 79,1 6,7
Spp-Spa T1 43 57 49,0 3,6 Spp-Spa T2 48 64 52,1 3,9
Spp-Spa T3 48 62 55,5 4,5
OK 1er/SN T1 82 133 99,8 10,4 OK 1er/SN T2 84 126 102,5 9,2
OK 1er/SN T3 98 122 109,9 6,6
UK 1er/ML T1 71 96 85,1 6,9 UK 1er/ML T2 73 99 86,5 6,9
UK 1er/ML T3 82 101 90,1 5,3
OL-EL T1 -8 0 -3,6 2,4 OL-EL T2 -10 4 -3,8 3,1
OL-EL T3 -12 1 -6,2 3,4
UL-EL T1 -5 4 -1,1 2,8 UL-EL T2 -8 3 -1,8 2,9
UL-EL T3 -9 1 -3,6 2,8
Tabelle 22: Minimum, Maximum, Mittelwert und SD der Kopf-Kinn-Kappe- Erfolgsgruppe
47
KKK kein Erfolg Minimum Maximum Mittelwert Stabw. SNA T1 72 85 78,2 4,1 SNA T2 72 83 78,9 3,7
SNA T3 71 95 80,5 6,3
SNB T1 75 89 79,5 4,5 SNB T2 76,0 85,0 78,9 3,7
SNB T3 77,0 97,0 83,2 5,6
ANB T1 -7 3 -1,3 3,3 ANB T2 -5,0 5,0 0,0 3,5
ANB T3 -7,0 2,0 -2,7 2,9
Ar-Go-Me T1 128 139 131,5 3,1 Ar-Go-Me T2 125 140 130,3 4,5
Ar-Go-Me T3 117 138 127,9 6,6
NSBa T1 116 135 126,5 5,6 NSBa T2 115 135 126,6 6,2
NSBa T3 119 135 125,5 5,6
ML-NSL T1 27 45 34,6 4,7 ML-NSL T2 28 41 33,9 4,2
ML-NSL T3 22 40 30,1 6,1
NL-NSL T1 1 13 8,5 3,5 NL-NSL T2 0 15 7,5 4,2
NL-NSL T3 -1 11 6,3 3,8
ML-NL T1 18 35 26,5 5,3 ML-NL T2 19 35 26,5 4,9
ML-NL T3 18 35 24,0 5,9
Summe T1 388 404 394,9 4,9 Summe T2 386 400 393,5 4,7
Summe T3 381 399 389,8 5,9
Wits T1 -9 1 -3,5 3,3 Wits T2 -7 4 -1,9 3,3
Wits T3 -9 -1 -4,6 2,2
HGH/VGH T1 50 69 62,0 4,8 HGH/VGH T2 57,0 69,0 63,4 3,6
HGH/VGH T3 56 77 67,3 5,4
Condylion-A T1 69 87 77,7 6,5 Condylion-A T2 73 92 80,9 6,2
Condylion-A T3 70 97 86,8 7,5
Condylion-Gn T1 91 115 103,7 9,0 Condylion-Gn T2 96 136 110,0 11,9
Condylion-Gn T3 107 144 124,1 10,6
SMM Differenz
T1
17 35 26,0 5,7 MM Differenz T2 17 43 29,0 8,0
MM Differenz T3 30 47 37,7 5,2
Ar-Go T1 33 43 38,5 2,9 Ar-Go T2 32 52 40,9 4,9
Ar-Go T3 41 61 51,7 6,6
Go-Me T1 51,0 77,0 63,6 8,5 Go-Me T2 57 81 67,4 8,2
Go-Me T3 62 89 75,3 8,5
Spp-Spa T1 42 54 49,6 3,5 Spp-Spa T2 48 57 51,2 3,0
Spp-Spa T3 48 61 54,3 3,5
OK 1er/SN T1 80 113 100,6 9,9 OK 1er/SN T2 85 121 107,0 10,4
OK 1er/SN T3 92 124 111,4 9,3
UK 1er/ML T1 72 99 85,5 8,8 UK 1er/ML T2 67 100 82,3 10,4
UK 1er/ML T3 67 113 89,4 13,9
OL-EL T1 -11 0 -5,2 4,4 OL-EL T2 -9 1 -4,6 3,2
OL-EL T3 -14 -2 -7,9 3,4
UL-EL T1 -6 4 -0,8 3,4 UL-EL T2 -5 4 -1,4 2,6
UL-EL T3 -7 3 -2,1 3,4
Tabelle 23: Minimum, Maximum, Mittelwert und SD der Kopf-Kinn-Kappe Misserfolgsgruppe
48
1. SNA-Winkel
Der SNA- Winkel verändert sich am stärksten bei der Delaire-Maske zwischen T1
und T2 (um 1,4 Grad). Der Langzeitwert ist bei der Delaire-Maske und der Kopf-
Kinn-Kappe identisch (79,6) und nähert sich damit dem Idealwert von 80 Grad.
Abb. 35: Verlaufsdiagramm SNA-Winkel
49
2. SNB-Winkel
Der SNB-Winkel verändert sich bei beiden Geräten von T1 nach T2
gleichermaßen (sinkt um 0,7 Grad), ist jedoch im Langzeitverlauf bei der Delaire-
Maske stabiler, das heißt bei der Kopf-Kinn-Kappe steigt der Wert um 2,5 Grad
während er bei der Delaire-Maske nur um 1 Grad zunimmt.
Die Werte bei der nicht erfolgreichen Gruppe weichen im Langzeitverlauf stark
vom Idealwert ab.
Abb. 36: Verlaufsdiagramm SNB-Winkel
50
3. ANB- Winkel
Der ANB- Winkel verändert sich am stärksten bei der Delaire-Maske zwischen T1
und T2 (steigt um 1,7 Grad), während bei der Kopf- Kinn- Kappe nur ein
geringgradiger Anstieg zu vermerken ist (steigt um 0,5 Grad). Im Langzeitverlauf
erscheinen die Werte der Kopf-Kinn-Kappe stabiler (Kopf-Kinn-Kappe sinkt um 0,7
Grad, Delaire-Maske sinkt um 1,3 Grad), allerdings liegen die Werte bei der
Delaire-Maske näher am Idealwert von 2 Grad (Delaire-Maske 0,8 Grad und Kopf-
Kinn-Kappe -0,3 Grad).
Die nicht erfolgreiche Gruppe zeigt stark negative Werte (Kopf-Kinn-Kappe kein
Erfolg -2,7 Grad).
Abb. 37: Verlaufsdiagramm ANB-Winkel
51
4. Ar-Go-Me-Winkel
Der Ar-Go-Me-Winkel zeigt eine sehr starke Veränderung bei der Kopf-Kinn-
Kappe und sinkt insgesamt von T1 nach T3 um über 8 Grad (4,1 Grad von T1
nach T2 und 4,2 Grad von T2 nach T3).
Der Winkel zeigt bei der Delaire-Maske insgesamt nur eine geringe Veränderung
von 1,3 Grad (von T1 nach T2 Abnahme um 0,7 Grad und von T2 nach T3
Abnahme um 0,6 Grad).
Abb. 38: Verlaufsdiagramm Ar-Go-Me-Winkel
52
5. NsBa- Winkel
Die Entwicklung des NsBa-Winkels zeigt eine gegenläufige Tendenz: er sinkt von
T1 nach T2 bei der Delaire-Maske um 0,5 Grad, bei der Kopf-Kinn-Kappe um 0,2
Grad und steigt von T2 nach T3 bei der Delaire-Maske anschließend um 0,8 Grad,
während er bei der Kopf-Kinn-Kappe weiterhin sinkt (um nochmals 0,4 Grad).
Insgesamt kann man bei allen drei Gruppen sagen, dass der Langzeitwert nur
geringfügig vom Ausgangswert abweicht, wobei er bei der Delaire-Maske als
einziges zunimmt (um insgesamt 0,3 Grad) und bei der Kopf-Kinn-Kappe – sowohl
erfolgreich als auch nicht erfolgreich- abnimmt (um 0,6 Grad bei der erfolgreichen,
um 1 Grad bei der nicht erfolgreichen Gruppe).
Abb. 39: Verlaufsdiagramm NsBa-Winkel
53
6. ML-NSL
Die Mandibularebeneninklination ist bei allen 3 Gruppen anfangs vergrößert.
Die meiste Veränderung zeigt die Kopfkinnkappe, die von T1 nach T3 insgesamt
eine Verkleinerung des Winkels um 3,1 Grad (0,1 Grad von T1 nach T2 und 3
Grad von T2 nach T3) zeigt.
Der Winkel steigt bei der Delaire-Maske von T1 nach T2 um 1,3 Grad und nimmt
dann von T2 nach T3 wieder um 1,9 Grad ab und zeigt insgesamt eine Abnahme
von 0,6 Grad.
Bei der nicht erfolgreichen Gruppe sinkt der Winkel ebenfalls um insgesamt 4,5
Grad. Der Langzeitwert weicht allerdings stärker vom Idealwert ab als bei der
erfolgreichen Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe.
Abb. 40: Verlaufsdiagramm ML-NSL-Winkel
54
7. NL-NSL
Der NL-NSL Winkel zeigt wiederum gegenläufiges Verhalten: Sie nimmt bei der
Delaire-Maske von T1 nach T2 um 1,2 Grad ab und von T2 nach T3 um 1,7 Grad
zu. Bei der Kopf-Kinn-Kappe nimmt der Winkel von T1 nach T2 um 0,6 Grad zu
und von T2 nach T3 wieder 0,8 Grad ab.
Insgesamt ergibt sich daraus bei beiden Geräten im Langzeitverlauf eine minimale
Veränderung im Vergleich zum Ausgangswert, wobei der Winkel bei der Delaire-
Maske um 0,5 Grad steigt und bei der Kopf-Kinn-Kappe um 0,2 Grad sinkt.
Abb. 41: Verlaufsdiagramm NL-NSL-Winkel
55
8. ML-NL
Der Interbasiswinkel ist anfangs bei allen Gruppen vergrößert.
Bei der Deaire-Maske steigt der Winkel von T1 nach T2 noch weiter an (um 4,2
Grad) und sinkt nach T3 um 3,3 Grad.
Bei der Kopf-Kinn-Kappe hingegen sinkt der Winkel von T1 nach T2 um 1,3 Grad
und nach T3 um weitere 2,1 Grad.
Die Langzeitwerte sind bei der Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe den
Idealwerten näher, allerdings zeigt auch die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe
dieselben Ergebnisse.
Abb. 42: Verlaufsdiagramm ML-NL-Winkel
56
9. Summen- Winkel
Der Summenwinkel verändert sich am stärksten bei der Kopf-Kinn-Kappe, wobei
der Wert stetig absinkt (um 2,2 Grad von T1 nach T2 und um 3,3 Grad von T2
nach T3). Der Langzeitwert weicht 6,6 Grad vom Idealwert ab.
Die Delaire-Gruppe hingegen zeigt zuerst einen Anstieg um 1,4 Grad von T1 nach
T2 und dann wiederrum einen Abfall von 1,7 Grad. Der Langzeitwert weicht
allerdings nur 0,7 Grad vom Idealwert ab.
Abb. 43: Verlaufsdiagramm Summen-Winkel
57
10. Wits-Wert
Der Wits-Wert liegt typischerweise für die Klasse III bei allen 3 Gruppen im
negativen Bereich.
Bei der Delaire-Maske zeigt sich ein Anstieg von 3,2 mm von T1 nach T2 und ein
geringes Absinken im Langzeitverlauf nach T3 (0,4 mm).
Bei der Kopf-Kinn-Kappe liegt ein Anstieg von 2 mm von T1 nach T2 vor, nach T3
sinkt der Wert um 0,6 mm.
Abb. 44: Verlaufsdiagramm Wits-Wert
58
11. Gesichtshöhenverhältnis
Das Gesichtshöhenverhältnis nimmt in erster Linie bei beiden
Behandlungsgeräten ab (um 0,9 Prozent bei der Delaire-Maske und um 1 Prozent
bei der Kopf-Kinn-Kappe) und steigt dann in Richtung T3 wieder an (um 1,9
Prozent bei der Delaire-Maske und um 3,8 Prozent bei der Kopf-Kinn-Kappe).
Abb. 45: Verlaufsdiagramm Gesichtshöhenverhältnis
59
12. Effektive Länge der Maxilla
Die effektive Länge der Maxilla nimmt über den gesamten Therapieverlauf bei
beiden Behandlungsgeräten stark zu und erreicht bei Langzeitkontrolle Idealwerte.
Die Kopf-Kinn-Kappe bewirkt insgesamt einen Anstieg von 12,4 mm (von T1 nach
T2 3,3 mm und von T2 nach T3 9,1mm).
Die Delaire-Maske weißt einen etwas geringeren Anstieg von insgesamt 7,7 mm
auf (von T1 nach T2 3,3 mm und von T2 nach T3 4,4 mm).
Die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe zeigt im Langzeitverlauf Werte, die vom
Idealwert stärker abweichen.
Abb. 46: Verlaufsdiagramm Condylion-A
60
13. Effektive Länge der Mandibula
Die Delaire-Behandlungsgruppe zeigt die geringste Zunahme (3,2 mm von T1
nach T2, 11,6 mm von T2 nach T3).
Die erfolgreiche Kopf-Kinn-Kappe-Behandlungsgruppe zeigt eine geringere
Zunahme von T1 nach T2 (4,3 mm) als die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe
(6,3 mm) und von T2 nach T3 eine größere Zunahme (Kopf-Kinn-Kappe Erfolg -
Zunahme um 18,4mm, Kopf-Kinn-Kappe kein Erfolg - Zunahme um 20,4 mm).
Die Langzeitwerte unterscheiden sich zwischen den beiden erfolgreichen
Behandlungsgruppen nur um 0,4mm.
Abb. 47: Verlaufsdiagramm Condylion-Gn
61
14. Maxillomandibuläre Differenz
Die Maxillomandibular Differenz ist bei allen drei Behandlungsgruppen vergrößert.
Die Delaire-Maske bewirkt eine minimale kurzfristige Abnahme um 0,1 mm von T1
nach T2, beziehungsweise hält den Ausgangswert stabil. Von T2 nach T3 zeigt
sich eine Zunahme von 7,3 mm.
Die Kopf-Kinn-Kappe zeigt eine geringe Zunahme von 1 mm von T1 nach T2 und
eine Zunahme von 9,2 mm von T2 nach T3.
Insgesamt ergibt sich für die Kopf-Kinn-Kappe mehr Zunahme (10,2 mm) als für
die Delaire-Maske (7,2 mm).
Abb. 48: Verlaufsdiagramm Maxillomandibuläre Differenz
62
15. Ramus-Höhe
Die Ramus-Höhe nimmt bei der Delaire-Maske von T1 nach T2 um 0,8 mm zu und
im Langzeitverlauf um nochmals 7,6 mm.
Die Kopf-Kinn-Kappe zeigt eine Zunahme von 1,7 mm von T1 nach T2 und eine
Zunahme von 9,7 mm nach T3.
Abb. 49: Verlaufsdiagramm Ramus-Höhe
63
16. Corpus-Länge
Die stärkste Zunahme bezüglich der Corpus-Länge zeigt sich bei der Kopf-Kinn-
Kappe-Therapie (insgesamt 15,7 mm). Der Endwert weicht dementsprechend fast
5 mm vom Idealwert ab.
Die Delaire-Maske hat eine Zunahme von insgesamt 9,6 mm und die nicht
erfolgreiche Behandlungsgruppe von 11,7 mm.
Abb. 50: Verlaufsdiagramm Corpus-Länge
64
17. Oberkieferlänge
Die Oberkieferlänge nimmt bei allen drei Behandlungsgruppen um den nahezu
gleichen Betrag zu (5 mm Delaire-Maske, 5,5 mm Kopf-Kinn-Kappe Erfolg, 4,7
mm Kopf-Kinn-Kappe kein Erfolg).
Von T1 nach T2 zeigt sich allerdings eine stärkere Zunahme bei der Kopf-Kinn-
Kappe (2,1 mm) als bei der Delaire-Maske (0,4 mm).
Abb. 51: Verlaufsdiagramm Oberkieferlänge
65
18. Inklination der oberen SZ zur vorderen Schädelbasis
Die obere Schneidezahninklination spricht bei beiden Geräten auf die Therapie an
und zeigt bei T2 Idealwerte. Die stabilsten Langzeitwerte zeigt die Delaire-Maske,
die von T2 nach T3 nur noch um 2,1 Grad steigt.
Die Werte bei der Kopf-Kinn-Kappe steigen von T2 nach T3 um 7,4 Grad an und
dementsprechend weicht auch der Langzeitwert vom Idealwert ab.
Bei der nicht erfolgreichen Behandlungsgruppe haben wir insgesamt eine
Zunahme von 10,8 Grad und die Langzeitwerte weichen 8,4 Grad vom Idealwert
ab.
Abb. 52: Verlaufsdiagramm Inklination der oberen SZ zur vord. Schädelbasis
66
19. Inklination der unteren SZ zur Mandibularebene
Die Inklination der unteren Schneidezähne verändert sich am stärksten bei der
Kopf-Kinn-Kappe (von T1 nach T2 um 1,4 Grad und von T2 nach T3 um 3,6
Grad). Auch der Langzeitwert entspricht mit 90,1 Grad fast exakt dem Idealwert.
Bei der Delaire-Behandlungsgruppe sinkt der Wert kurzfristig von T1 nach T2 um
0,1 Grad und nimmt dann von T2 nach T3 wieder um 2 Grad zu. Der Langzeitwert
mit 85,7 Grad weicht allerdings 4, 3 Grad vom Idealwert ab.
Abb. 53: Verlaufsdiagramm Inklination der unteren SZ zur Mandibularebene
67
20. Overbite (KKK)
Der vertikale Überbiss ist vor Therapie beinahe Null beziehungsweise negativ und
zeigt bei der Kopf-Kinn-Kappe sehr gute Ergebnisse bezüglich des Verlaufs. Von
T1 nach T2 wird der Wert stark positiv (Zunahme um 1,58 mm) und nimmt auch in
der Nachkontrollzeit weiter zu (um 0,14 mm), wodurch der Idealwert von 2 mm
erreicht wird.
Die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe erzielt ebenfalls anfangs eine starke
Zunahme (um 1,53 mm), fällt dann von T2 nach T3 allerdings wieder stark ab (um
0,58 mm), sodass der Überbiss gegen Null geht.
Abb. 54: Verlaufsdiagramm Overbite
68
21. Overjet (KKK)
Der Overjet zeigt eine starke Veränderung bei Behandlung mit der Kopf-Kinn-
Kappe. Von T1 nach T2 findet eine Zunahme um 2 mm, und von T2 nach T3 ein
geringer Abfall von 0,13 mm statt.
Die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe spricht von T1 auf T2 auch sehr gut auf
die Therapie an, danach kommt es allerdings zu einer starken Abnahme (um 1,89
mm von T2 nach T3).
Abb. 55: Verlaufsdiagramm Overjet
69
22. Abstand der Oberlippe zur Esthetic line
Insgesamt verbesserte sich die Lage der Oberlippe von T1 nach T2 bei
Behandlung mit der Delaire-Maske (Zunahme um 1,6 mm) aber trotzdem konnte
kein ästhetisch ideales Ergebnis erreicht werden (von T2 nach T3 Abnahme um
2,5 mm).
Bei der Kopf-Kinn-Kappe wird der Abstand der Oberlippe zur Esthetic line zuerst
um 0,2 mm (von T1 nach T2) und dann nochmals um 2,4 mm größer (von T2 nach
T3). Insgesamt liegt die Oberlippe am Ende -6,2 mm hinter der Esthetic line.
Die nicht erfolgreiche Behandlungsgruppe hat mit -7,9 mm Abstand zur Esthetic
line das unästhetischste Ergebnis.
Abb. 56: Verlaufsdiagramm Abstand der Oberlippe zur Esthetic line
70
23. Abstand der Unterlippe zur Esthetic line
Die Unterlippe entfernt sich bei der Kopf-Kinn-Kappe im Laufe der Behandlung
immer weiter von der Esthetic line (0,7 mm von T1 nach T2 und 1,8 mm von T2
nach T3).
Als Endresultat kommt die Unterlippe bei der Kopf-Kinn-Kappe -3,6 mm hinter der
Esthetic line zu liegen.
Bei der Delaire-Maske nähert sich die Unterlippe der Esthetic line um 0,6 mm von
T1 nach T2 und entfernt sich wiederrum um 1,6 mm von T2 nach T3.
Insgesamt kommt die Unterlippe bei der Delaire-Maske im Langzeitverlauf -2,7
mm hinter der Esthetic line zu liegen.
Bei der nicht erfolgreichen Behandlungsgruppe kommt die Unterlippe bei T3
-2,1 mm hinter der Esthetic line zu liegen und hat damit in Bezug auf die
Unterlippe das ästhetischste Ergebnis.
Abb. 57: Verlaufsdiagramm Abstand der Unterlippe zur Esthetic line
71
Auswertung B
In folgender Tabelle sind die Signifikanzwerte p zwischen den Zeitpunkten T1 und
T2 beziehungsweise T1 und T3 angeführt.
Ist das p kleiner als 0,05, so spricht man von einem signifikanten Unterschied
(signifikante Unterschiede sind rot markiert).
Gerechnet wurde der T-Test für verbundene Stichproben. Wie sich die Werte
genau entwickeln, kann man den vorigen Tabellen entnehmen.
Tabelle 24: Signifikanzwerte zwischen den Zeitpunkten T1 und T2 bzw. T1 und T3
Es folgt der statistische Vergleich der Behandlungsgruppen untereinander, wobei
der Unterschied von T1 nach T2 als Vergleichswert genommen wurde.
Zum Vergleich wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit den drei Gruppen
(Delaire, Kopf-Kinn-Kappe Erfolg und Kopf-Kinn-Kappe kein Erfolg)
T1 – T2 T1 – T3
Delaire KKK Erfolg KKK kein
Erfolg Delaire KKK Erfolg
KKK kein
Erfolg
SNA 0,002 0,577 0,257 0,107 0,090 0,130
SNB 0,087 0,236 0,487 0,402 0,037 0,014
ANB 0,005 0,275 0,199 0,193 0,331 0,148
Ar-Go-Me 0,204 0,000 0,152 0,113 0,000 0,086
NSBa 0,489 0,773 0,890 0,936 0,213 0,380
ML-NSL 0,042 0,877 0,472 0,352 0,030 0,018
NL-NSL 0,024 0,324 0,302 0,393 0,780 0,160
ML-NL 0,060 0,044 1,000 0,709 0,016 0,215
Summe 0,023 0,142 0,224 0,350 0,006 0,014
Wits 0,000 0,005 0,161 0,001 0,064 0,302
HGH/VGH 0,098 0,215 0,374 0,328 0,004 0,039
Cond-A 0,001 0,002 0,003 0,001 0,001 0,001
Cond-Gn 0,001 0,001 0,009 0,001 0,001 0,001
MM Diff 0,768 0,113 0,054 0,001 0,001 0,001
Ar-Go 0,109 0,074 0,029 0,001 0,001 0,001
Go-Me 0,027 0,001 0,002 0,001 0,001 0,001
Spp-Spa 0,422 0,002 0,248 0,010 0,001 0,005
OK 1er/SN 0,076 0,137 0,027 0,002 0,001 0,003
UK 1er/ML 0,947 0,303 0,291 0,097 0,003 0,193
OL-EL 0,001 0,799 0,518 0,190 0,001 0,060
UL-EL 0,197 0,285 0,441 0,160 0,001 0,190
72
herangezogen. Aufgelistet sind nur jene Parameter, die sich innerhalb der Gruppe
unterschiedlich entwickeln. Diese Entwicklung ist in der rechten Spalte genauer
beschrieben.
Signifikanz
p Differenz T1 zu T2
Del. Erf. KKK Erf. KKK k
Erf.
SNA 0,025 Delaire steigt an, KKK Erfolg sinkt ab +1,43 -0,25 +0,73
Ar-Go-Me 0,007 Delaire sinkt weniger stark ab wie KKK Erfolg -0,74 -4,10 -1,27
ML-NL 0,035 Delaire steigt an, KKK Erfolg sinkt ab +4,22 -1,30 +0,00
Summe 0,017 Delaire steigt an, KKK Erfolg sinkt ab +1,43 -1,35 -1,45
MM Diff 0,025 Delaire sinkt ab, KKK kein Erfolg steigt stark an -0,15 +1,00 +3,00
OL-EL 0,046 Delaire steigt an, KKK Erfolg sinkt ab +1,63 -0,15 +0,55
Tabelle 25: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz von T1 zu T2 als Vergleichswert
Grün gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich dem Normwert nähern.
Rot gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich vom Normwert entfernen.
Tabelle 27 zeigt den statistischen Vergleich der Gruppen untereinander, wobei der
Unterschied von T1 nach T3 als Vergleichswert genommen wurde.
Zum Vergleich wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit den drei Gruppen
(Delaire, Kopf-Kinn-Kappe Erfolg und Kopf-Kinn-Kappe kein Erfolg)
herangezogen.
Aufgelistet sind nur jene Parameter, die sich innerhalb der Gruppe unterschiedlich
entwickeln. Diese Entwicklung ist in der rechten Spalte genauer beschrieben.
73
Signifikanz
p Differenz T1 zu T3
Del. Erf. KKK Erf. KKK k.
Erf.
SNB 0,026 geringerer Anstieg bei Delaire als bei
KKK kein Erfolg
+0,4 +2,0 +3,7
ANB 0,045 Anstieg bei Delaire und Absinken bei
KKK kein Erfolg
+0,7 -0,4 -1,5
Ar-Go-Me 0,002 geringeres Absinken bei Delaire als bei
KKK Erfolg
-1,4 -8,3 -3,6
Summe 0,015 geringeres Absinken bei Delaire als bei
KKK Erfolg und KKK kein Erfolg
-0,5 -4,8 -5,1
Wits 0,006 Anstieg bei Delaire und Absinken bei
KKK kein Erfolg
+2,9 +1,3 -1,2
Cond-A 0,023 geringerer Anstieg bei Delaire als bei
KKK Erfolg
+8,3 +12,5 +9,1
Cond-Gn 0,012 geringerer Anstieg bei Delaire als bei
KKK Erfolg
+15,2 +22,8 +8,6
MM
Differenz 0,017
geringerer Anstieg bei Delaire als bei
KKK kein Erfolg
+6,9 +10,3 +11,7
Go-Me 0,035 geringerer Anstieg bei Delaire als bei
KKK Erfolg
+10,2 +15,9 +11,6
Tabelle 26: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz von T1 zu T3 als Vergleichswert
Grün gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich dem Normwert nähern.
Rot gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich vom Normwert entfernen.
Tabelle 28 zeigt den statistischen Vergleich der Gruppen untereinander, wobei der
Unterschied von T2 nach T3 als Vergleichswert genommen wurde.
Zum Vergleich wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit den drei Gruppen
(Delaire, Kopf-Kinn-Kappe Erfolg und Kopf-Kinn-Kappe kein Erfolg)
herangezogen.
Aufgelistet sind nur jene Parameter, die sich innerhalb der Gruppe unterschiedlich
entwickeln. Diese Entwicklung ist in der rechten Spalte genauer beschrieben.
74
Parameter Signifikanz
p
Differenz T2 zu T3
Del. Erf. KKK
Erf.
KKK k.
E.
SNB 0,026 KKK keine Erfolg steigt stärker an als Delaire +1,31 +2,74 +4,27
NL-NSL 0,045 Delaire steigt an, KKK keine Erfolg sinkt ab +1,86 -0,53 -1,27
Cond-A 0,032 KKK Erfolg steigt stärker an als Delaire +4,90 +9,11 +5,91
Cond-Gn 0,052 KKK Erfolg steigt stärker an als Delaire +11,95 +18,74 +14,09
Go-Me 0,048 KKK Erfolg steigt stärker an als Delaire +6,62 +11,47 +7,91
Tabelle 27: Statistischer Vergleich der Gruppen untereinander mit Differenz von T2 zu T3 als Vergleichswert
Grün gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich dem Normwert nähern.
Rot gekennzeichnet, sind jene Entwicklungen, die sich vom Normwert entfernen.
Auswertung B zeigt, dass es zu signifikanten dentalen und skelettalen
Veränderungen innerhalb der verschiedenen Behandlungsgruppen kommt. Auch
die Weichteilparameter verändern sich stark.
In der Nachbehandlungszeit wurden mehrere, zum Teil auch negative skelettale
Veränderungen festgestellt. Diese sind auf das skelettale Klasse III
Wachstumssmuster zurückzuführen.
Zusammenfassend kann folgendes festgestellt werden:
- der SNA-Winkel beziehungsweise der A-Punkt verändert sich am stärksten
bei Behandlung mit der Delaire-Maske von T1 nach T2 (Zunahme um 1,4
Grad).
- der SNB-Winkel verändert sich bei beiden Geräten gleichermaßen, die
Kopf-Kinn-Kappe zeigt in der Nachbehandlungszeit allerdings stärkere
Zunahme.
- Der ANB-Winkel verändert sich sehr stark bei Behandlung mit der Delaire-
Maske von T1 nach T2. Im weiteren Wachstum verschlechtert sich die
Lagebeziehung der beiden Kiefer zueinander.
- Der Gonion-Winkel verkleinert sich während der Behandlung mit der Kopf-
Kinn-Kappe (4,1 Grad) und zeigt auch insgesamt eine starke Abnahme bis
Wachstumsende (4,2 Grad).
- Der Interbasiswinkel zeigt die signifikanteste Veränderung bei Behandlung
mit der Kopf-Kinn-Kappe von T1 nach T2 und wirkt damit der vertikalen
75
Wachstumstendenz entgegen. Die Delaire-Maske zeigt sogar einen Anstieg
um 4,22 Grad.
- Der Summenwinkel wird bei der Kopf-Kinn-Kappe von T1 nach T2 kleiner
(aufgrund der extremen Verkleinerung des Gonion-Winkels) und nimmt bei
der Delaire-Maske zu. In der Nachbehandlungsphase wird die Summe bei
beiden Geräten kleiner, bei der Kopf-Kinn-Kappe beinahe um das Doppelte
im Vergleich zur Delaire-Maske.
- Der Wits-Wert nimmt von T1 nach T2 bei Behandlung mit der Delaire-
Maske zu (3,2 mm) und zeigt eine annähernd neutrale Kieferrelation nach
der ersten Behandlungsphase. Einen etwas geringeren Erfolg zeigt die
Kopf-Kinn-Kappe (Zunahme von T1 nach T2 um 2 mm). Aber auch bei der
Kopf-Kinn-Kappe-Therapie bleibt das Ergebnis in der
Nachbehandlungsphase stabil.
- Die effektive Länge der Maxilla zeigt von T1 nach T2 gleiche Zunahme
bei beiden Geräten (3,3 mm) und eine Zunahme bei Behandlung mit der
Kopf-Kinn-Kappe in der Nachbehandlungsphase um 9,1 mm und bei der
Delaire-Maske um 4,4 mm.
- Die effektive Länge der Mandibula nimmt von T1 nach T3 bei der Delaire-
Maske insgesamt weniger zu als bei der Kopf-Kinn-Kappe.
- Die maxillomandibuläre Differenz wird ausschließlich bei Behandlung mit
der Delaire-Maske stabil gehalten beziehungsweise es erfolgt keine
Zunahme von T1 nach T2. Von T1 nach T3 ergibt sich bei der Kopf-Kinn-
Kappe-Therapie eine größere Zunahme der MM Differenz um 3 mm im
Vergleich zur Delaire-Maske.
- Von T1 nach T3 zeigt die Corpus-Länge der Mandibula geringere
Zunahme bei Behandlung mit der Delaire-Maske, bei der Kopf-Kinn-Kappe
gab es eine größere Längenzunahme.
- Der Abstand der Oberlippe zur Esthetic line wird bei Behandlung mit der
Delaire-Maske von T1 nach T2 um 1,6 mm geringer.
76
Auswertung C
In der zweiten Untersuchung wurde das Patientengut nach Progenieform und der
Einteilung erfolgreich/ nicht erfolgreich beurteilt:
ERFOLGREICH (transversal+sagittal):
-Maxilläre Retrognathie (n = 14)
-Mandibuläre Prognathie (n = 13)
-Kombination (n = 14)
NICHT ERFOLGREICH:
-Maxilläre Retrognathie (n = 3)
-Mandibuläre Prognathie (n = 4)
-Kombination (n = 4)
Verglichen wird die Differenz T1 – T2
Es wurden nur die Gruppen zur Statistik herangezogen, die mindestens drei Fälle
hatten.
Zum Vergleich wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit den Untergruppen
(Erfolgreich/ Nicht erfolgreich) herangezogen.
77
Erfolgreich (trans. und
sag.)
Maxilläre Retrognathie
Erfolgreich (trans. und sag.)
Mandibuläre Prognathie
Erfolgreich (trans. und sag.)
Kombination
MW SD MW SD MW SD
SNA 0,14 2,12 0,96 2,58 1,04 1,71
SNB -1,14 2,26 -0,04 2,66 -0,64 1,39
ANB 1,29 2,32 0,31 2,84 1,68 1,87
Ar-Go-Me -2,25 4,94 -2,81 4,00 -2,29 2,85
NSBa -0,50 2,27 -0,62 3,46 -0,36 4,16
ML-NSL 1,21 3,53 -0,08 2,88 0,68 2,19
NL-NSL -0,71 2,49 -0,58 3,48 -0,11 2,25
ML-NL 4,93 13,05 0,19 3,49 0,39 3,31
Summe 0,86 3,67 -0,65 3,64 0,04 3,13
Wits 2,61 2,45 2,00 3,70 3,57 2,35
HGH/VGH -1,11 3,27 0,85 3,05 0,64 2,65
Condylion-A 2,21 2,37 4,27 4,47 3,57 3,03
Condylion-Gn 2,61 2,96 4,92 5,01 4,25 3,13
MM Differenz 0,11 2,51 0,65 3,36 0,68 2,07
Ar-Go 0,11 3,57 1,73 3,37 2,00 2,03
Go-Me 5,29 7,92 3,88 4,71 2,71 2,81
Spp-Spa 1,00 3,39 2,04 4,13 2,39 3,13
OK 1er/SN 3,68 10,63 6,42 8,07 -0,75 5,06
UK 1er/ML 1,21 4,36 1,65 5,32 -0,07 5,63
OL-EL 0,79 3,19 0,81 2,34 0,86 1,46
UL-EL 0,21 3,12 -0,19 1,82 0,07 2,46
Tabelle 28: Deskriptive Statistik erfolgreich (MW= Mittelwert, SD= Standardabweichung)
Gruppenvergleich erfolgreich (Transversal und sagittal):
Es konnte bei keinem Parameter ein signifikanter Unterschied zwischen den drei
Untergruppen festgestellt werden. Ursache könnte die geringe Fallzahl sein.
78
nicht erfolgreich
Maxilläre Retrognathie
nicht erfolgreich
Mandibuläre Prognathie
nicht erfolgreich
Kombination
MW SD MW SD MW SD
SNA 1,67 2,52 0,25 1,50 0,50 2,38
SNB 0,33 0,58 -0,25 4,11 -1,50 1,29
ANB 1,33 3,06 0,50 3,70 2,00 3,16
Ar-Go-Me 0,33 2,08 -3,75 2,06 0,00 2,16
NSBa -1,67 2,52 0,50 1,73 1,00 1,83
ML-NSL -3,00 2,65 -0,50 4,20 0,75 2,06
NL-NSL -2,67 4,51 -1,00 2,16 0,50 1,29
ML-NL -0,33 2,08 -0,50 3,42 0,75 2,06
Summe -3,33 3,06 -2,50 4,73 1,00 2,16
Wits 1,67 3,21 0,00 3,37 3,00 3,74
HGH/VGH 0,67 1,53 -0,25 4,19 3,50 7,05
Condylion-A 3,33 4,73 3,25 2,87 3,00 1,41
Condylion-Gn 6,33 6,51 8,25 9,54 4,25 2,87
MM Differenz 3,00 4,58 4,75 6,29 1,25 2,75
Ar-Go 1,33 0,58 3,50 4,80 2,25 2,87
Go-Me 2,67 3,21 4,75 2,99 3,50 3,00
Spp-Spa 2,00 5,29 1,50 2,38 1,25 5,80
OK 1er/SN 7,33 7,77 7,75 2,63 4,25 12,82
UK 1er/ML -0,67 4,04 2,75 10,72 -11,00 6,16
OL-EL 0,33 2,52 -1,25 2,22 2,50 2,38
UL-EL -1,33 2,08 -2,00 1,15 1,50 1,91
Tabelle 29: Deskriptive Statistik nicht erfolgreich (MW= Mittelwert, SD= Standardabweichung
Gruppenvergleich nicht erfolgreich
Es konnte bei keinem Parameter ein signifikanter Unterschied zwischen den drei
Untergruppen festgestellt werden. Ursache könnte die geringe Fallzahl sein.
79
Auswertung D
Visuelle Betrachtung der Panoramaröntgen:
Zusätzlich wurden bei der Kopf-Kinn-Kappe -Behandlungsgruppe die
Panoramaröntgen zu den entsprechenden Zeitpunkten (T1, T2, T3) von zwei
unabhängigen Untersuchern mitbeurteilt.
Es zeigte sich bei insgesamt vier Patienten eine Veränderung der Kondylenkontur.
Bei einem Patient war ein abgeflachtes Kiefergelenksköpfchen zu erkennen, dies
war aber bereits vor Therapie vorhanden und zeigte während der Therapie keine
Verschlechterung. Bei einem weiteren Patienten zeigte sich ein sehr spitzer und
hoher Proccessus condylaris, der wahrscheinlich genetisch bedingt ist. Ein
anderer Patient hatte an der Hinterseite des Kondylus eine suspekte Formation
des dorsalen Randes und ein weiterer eine suspekte Abflachung am rechten
Kondylus.
Eine klinische Symptomatik war bei keinem der Patienten vorhanden.
80
4 Diskussion
Die Therapie der Klasse III Malokklusion bei Kindern und Jugendlichen ist eine der
größten und schwierigsten Herausforderungen der Kieferorthopädie. Auch nach
erfolgreicher Behandlung ist ein stabiler Langzeiterfolg im Zuge des pubertären
Wachstumsschubes ungewiss.
Wichtig für den Therapieerfolg ist ein möglichst früher Beginn der Behandlung.
Zu den am häufigsten angewandten Geräten zählen dabei die Kopf-Kinn-Kappe
(Sakamoto et al. 1984, Sugawara et al. 1990, Graber 1977, Sugawara and Mitani
1997), der Funktionsregler Typ III nach Fränkel (R Fränkel 1970, Rolf Fränkel and
Fränkel 1989, Loh and Kerr 1985) und die Gesichtsmaske (Delaire 1971, Petit
1983, Baik 1995, Macdonald, Kapust, and Turley 1999).
Es wurden zahlreichen Studien durchgeführt, die gezeigt haben, dass ein
Therapiebeginn im Milchzahn- oder frühen Wechselgebiss bessere Ergebnisse
hinsichtlich des Therapieerfolges bringt (Baccetti et al. 1998, Baccetti, Franchi,
and McNamara 2000, Sakamoto 1981). Baik konnte in seiner Studie keinen
signifikanten Unterschied bei Klasse III Therapie mit Facemask und RME in drei
altersverschiedenen Gruppen erkennen (1.Gruppe: 10 Jahre, 2.Gruppe 10 bis 12
Jahre, 3. Gruppe älter als 12). Allerdings fehlte in dieser Studie die unbehandelte
Kontrollgruppe zum Vergleich. In einer weiteren Untersuchung, die dasselbe
Behandlungsprotokoll verwendete, waren die Effekte in der jüngeren
Behandlungsgruppe (4 bis 7 und 7 bis 10 Jahre) erfolgreicher im Vergleich zur
älteren Therapiegruppe (10 bis 14 Jahre) (Kapust, Sinclair, and Turley 1998).
Ebenso ist bekannt, dass das Wachstumsmuster des Klasse III Syndroms nach
aktiver Therapiephase oft wieder eintritt.
Es sind einige Studien vorhanden, die keine oder eine nur geringe Effizienz der
Klasse III Geräte vorweisen können.
Shanker et al. beispielsweise berichteten von keinem signifikanten Unterschied
bezüglich der Lageveränderung des A-Punktes bei Therapie einer Klasse III
Malokklusion mit Facemask und Expansionsgerät bei chinesischen Kindern
verglichen mit einer unbehandelten Kontrollgruppe (Shanker et al. 1996).
Ngan et al. untersuchten die Veränderungen von Maxilla und Mandibula bei
Korrektur der Klasse III Malokklusion mit Facemask und einem Expansionsgerät in
81
einer chinesischen Bevölkerungsgruppe und kamen zum Ergebnis, dass sich nur
die Position der Maxilla leicht veränderte (nach vorne und unten), während die
Mandibula keinen signifikanten Unterschied bezüglich sagittaler oder vertikaler
Positionsänderung zeigte (Ngan et al. 1997).
Mitani und Fukazawa untersuchten 1986 die Wirkung der Kopf-Kinn-Kappe an
einer Gruppe von 26 japanischen Mädchen und stellten fest, dass eine
vollständige Hemmung des Unterkieferwachstums schwer zu erreichen ist und die
Reaktion auf die Kopf-Kinn-Kappe individuell variiert. Unabhängig von der
Zeitdauer der täglichen Krafteinwirkung und der Alterskategorie fand eine
Zunahme der Unterkieferlänge statt (Mitani and Fukazawa 1986).
Die Ergebnisse von Mitani und Fukazawa stimmen auch mit den Ergebnissen
unserer Studie überein. Sowohl in der ersten Therapiephase von T1 nach T2, als
auch in der Nachbehandlungsphase zeigt sich eine Zunahme der Corpus-Länge,
die höchstwahrscheinlich durch das ausgeprägte Wachstum der mandibulären
Prognathie bedingt ist. Daraus resultiert hauptsächlich auch die Zunahme der
Maxillomandibular-Differenz bei Therapie mit der Kopf-Kinn-Kappe.
Bestätigt wird dieser Effekt auch in der Studie von Sugawara et al., die sich 1990
mit der Langzeitwirkung der Kopf-Kinn-Kappe in drei verschiedenen Altersstufen
auseinandersetzten. Die Untersuchung bei 63 japanischen Mädchen mit
skelettaler Klasse III ergab keinen signifikanten Unterschied des skelettalen Profils
am Ende der Behandlung. Zwar verbesserte sich das Profil in der Anfangsphase
der Behandlung, allerdings blieben diese Veränderungen häufig nicht erhalten. Für
Patienten mit einer skelettalen Klasse III und zusätzlichem sagittalem Defizit im
Oberkiefer ist die alleinige Therapie mit der Kopf-Kinn-Kappe nicht zu empfehlen
(Sugawara et al. 1990).
Eine Verbesserung der skelettalen Klasse III ist durch die Kombination von
Protraktion mit Kinnkappe möglich. Zu diesem Ergebnis kamen Yoshida et al., die
1999 die kombinierte Anwendung von Protraktion und Kinnkappe bei 28
japanischen Mädchen untersuchten. Während der Behandlung nahm der SNA-
Wert signifikant um 2,6 Grad zu, der Oberkiefer bewegte sich nach vorne und
rotierte gegen den Uhrzeigersinn, der SNB – Winkel nahm um 1,31 Grad ab und
der Unterkiefer rotierte im Uhrzeigersinn und blieb im Wachstum zurück. Nach der
82
Beobachtungszeit kam es in 35 Prozent der Fälle zu einem Rezidiv, wobei der
Unterkiefer seine verbesserte Position beibehielt, allerdings exzessives Wachstum
zeigte (Yoshida et al. 1999).
Deutlichen Therapieerfolg mit der Kopf-Kinn-Kappe konnte Wendell et al. mit
seiner Studie 1985 nachweisen. Er untersuchte 10 Kinder mittleren Alters (ca 8,1
Jahre alt), die durchschnittlich 3,1 Jahre lang behandelt wurden und verglich die
Ergebnisse mit Klasse I-Kindern und unbehandelten Klasse III-Kindern nach der
Behandlung sowie 6,2 Jahre später. Insgesamt konnte er 60-68 % weniger
Zuwachsrate erkennen im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollgruppen.
Zusätzlich zeigte der Unterkiefer weniger Abwärtsbewegung und das skelettale
Profil verbesserte sich (Wendell, Nanda, and Nakamura 1985).
Auch unsere Studie zeigt insgesamt eine geringere Abwärtsbewegung des
Unterkiefers bei Therapie mit der Kopf-Kinn-Kappe, das heißt wir konnten eine
Verkleinerung des Gonion (und damit auch des Summen)-Winkels erkennen.
Zusätzlich verkleinerte sich der Interbasiswinkel, was wiederrum auf eine
Hemmung des vertikalen Wachstums hindeutet. Die Zunahme der Corpuslänge,
beziehungsweise der effektiven Länge der Mandibula und die Zunahme der
maxillomandibulären Differenz könnte in unserer Studie auf starkes Restwachstum
bei mandibulärer Prognathie zurückzuführen sein. Auch die Zunahme des SNB-
Winkels in der Nachbehandlungsphase ließe sich dadurch erklären.
Die Studie von Ucücü et al. zeigt starke Ähnlichkeit mit unseren Untersuchungen.
Retrospektiv wurden die Therapieeffekte der Kopf-Kinn-Kappe und Delaire-Maske
mit herausnehmbarer Plattenapparatur verglichen. Untersucht wurden Patienten
mit skelettaler Klasse III Malokklusion und Kombination einer unterentwickelten
Maxilla und prominenter Mandibula.
Von den insgesamt 24 Patienten waren zwölf Kopf-Kinn-Kappe Patienten mit
einem Durchschnittsalter von 11,03 Jahren und zwölf Delaire-Maske Patienten mit
einem Durchschnittsalter von 10,72 Jahren.
In beiden Gruppen konnte eine Verbesserung des ANB-Winkels, des
Seitenzahnverhältnisses und des Overjets festgestellt werden.
83
Die sagittale Lage der Maxilla und die Bisslage verbesserten sich signifikant
stärker in der Gruppe mit Protraktion. Der Nasolabialwinkel nahm in der Kopf-
Kinn-Kappe Behandlungsgruppe signifikant ab (Üçücü et al. 2000).
Eine deutliche Verbesserung des ANB-Winkels zeigte sich auch in unserer Studie:
wie in der Studie von Ücücü et al. ergab sich dieser Effekt in der Delaire-
Behandlungsgruppe durch Verbesserung des SNA-Winkels. Bei der Kopf-Kinn-
Kappe-Behandlungsgruppe zeigt sich eine leichte Verbesserung des SNB-
Winkels, wodurch der ANB-Winkel annähernd stabil gehalten wird.
Die Ergebnisse der Delaire-Behandlungsgruppe stimmen auch mit unseren
überein bezüglich Zunahme der effektiven Länge der Maxilla (Cond-A),
Verbesserung des Wits-Wertes und Sicherung der Maxillomandibulären Differenz
(die Studie von Ücücü et al. zeigt sogar eine Abnahme der Maxillomandibulären
Differenz).
Auch die Kopf-Kinn-Kappe-Behandlungsgruppe zeigt eine Zunahme bezüglich der
effektiven Länge der Maxilla in beiden Studien.
Ücüc et al konnte weiters einen signifikanten Unterschied bei den
Fernröntgenwerten bezogen auf Unterkieferschneidezähne und Nasolabialwinkel
zwischen den beiden Gruppen feststellen.
In unserer Studie verbesserte sich die Lage der Oberlippe zur Esthetic line bei
Behandlung mit der Delaire-Maske, aber es konnte dennoch kein ästhetisch
ideales Ergebnis erreicht werden.
84
5 Conclusio
1. Der SNA-Winkel beziehungsweise der A-Punkt verändert sich am stärksten bei
Behandlung mit der Delaire-Maske. Bei der Langzeitkontrolle liegt dieser Wert
ähnlich der Kopf-Kinn-Kappen-Gruppe.
2. Der ANB-Winkel verbessert sich in der Therapiephase bei Behandlung mit der
Delaire-Maske. Im weiteren Wachstum verschlechtert sich dann die
Lagebeziehung der beiden Kiefer zueinander.
3. Der Gonion-Winkel verkleinert sich während der Behandlung mit der Kopf-Kinn-
Kappe und zeigt auch insgesamt eine starke Abnahme bis Wachstumsende
4. Der Interbasiswinkel zeigt die signifikanteste Veränderung bei Behandlung mit
der Kopf-Kinn-Kappe und wirkt damit der vertikalen Wachstumstendenz entgegen.
5. Der Summenwinkel wird bei der Kopf-Kinn-Kappe kleiner und nimmt bei der
Delaire-Maske zu. In der Nachbehandlungsphase wird die Summe bei beiden
Geräten kleiner, bei der Kopf-Kinn-Kappe beinahe um den zweifachen Wert im
Vergleich zur Delaire-Maske.
6. Der Wits-Wert verbessert sich bei Behandlung mit der Delaire-Maske und zeigt
annähernd neutrale Kieferrelation nach der ersten Behandlungsphase. Einen
etwas geringeren Erfolg zeigt die Kopf-Kinn-Kappe.
7. Die effektive Länge der Maxilla zeigt zunächst gleiche Zunahme bei beiden
Geräten. Bei Behandlung mit der Kopf-Kinn-Kappe zeigt sich in der
Nachbehandlungsphase eine weitere Steigerung (um den fast zweifachen Wert)
im Vergleich zur Delaire-Maske.
8. Die Maxillomandibuläre Differenz wird ausschließlich bei Behandlung mit der
Delaire-Maske stabil gehalten beziehungsweise es erfolgt keine Zunahme. In der
Nachbehandlungsphase zeigt die Kopf-Kinn-Kappe größere Zunahme der MM
Differenz im Vergleich zur Delaire-Maske.
9. Insgesamt verbessert sich die Lage der Oberlippe zur Esthetic line bei
Behandlung mit der Delaire-Maske, aber dennoch kann kein ästhetisch ideales
Ergebnis erreicht werden.
10. In der Nachbehandlungsphase kommt es zu einer signifikanten Zunahme des
SNB-Winkels und der Condylion-Gnathion Distanz bei beiden Gruppen (bei der
KKK- stärker als bei der DM-Gruppe). Auch die Gonion-Menton Strecke steigt bei
der Kopf-Kinn-Kappen-Gruppe stärker als bei der Delaire-Maske.
85
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