Renaissance am Rhein? Überlegungen zur rheinischen Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert

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Universitäts- und Landesbibliothek Bonn Rheinische Vierteljahrsblätter Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / Abteilung für Rheinische Landesgeschichte Bonn, 1.1931 - 12.1942; 13.1948 - Kleine Beiträge urn:nbn:de:hbz:5:1-158976

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Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

Rheinische Vierteljahrsblätter

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / Abteilung fürRheinische Landesgeschichte

Bonn, 1.1931 - 12.1942; 13.1948 -

Kleine Beiträge

urn:nbn:de:hbz:5:1-158976

RENAISSANCE AM RHEIN ?Überlegungen zur rheinischen Geschichte

im 15 . und 16 . Jahrhundert *

VonAndreas Rutz

Die jüngere kulturgeschichtliche Forschung insbesondere des angelsächsischen Sprach¬raums hat den Terminus , Renaissance ' als geschichtswissenschaftlichen Epochenbegriffwiederbelebt 1. Entsprechend der kunsthistorischen Diskussion der letzten Jahrzehntewerden damit nicht mehr nur Entwicklungen in Italien als dem Mutterland der Renais¬sance charakterisiert , sondern die Kunst - und Kulturgeschichte Europas und nicht zuletztdie des Nordens im 15 . und 16 . Jahrhundert insgesamt 2. In ähnlicher Weise taucht ingeschichtswissenschaftlichen Zusammenhängen seit einigen Jahren auch der Begriff,Barock ' für das 17 . und frühe 18 . Jahrhundert auf 3. Es scheint , als ob der bis vor einigenJahrzehnten noch unbekannte , dann aber zum weithin akzeptierten Epochenbegriff avan¬cierte Terminus ,Frühe Neuzeit ' einer weiteren Differenzierung weicht . Dass dabei aufkunst - bzw . geistesgeschichtliche Termini zurückgegriffen wird , ist nicht unproblema¬tisch . Denn diese rufen unweigerlich eine Fülle von Assoziationen hervor , die für einkulturgeschichtliches Panorama im engeren Sinne , das heißt für kunst - , ideen - undmediengeschichtliche Zusammenhänge zwar durchaus passend sind 4. Mit dieser Begriff-

* Zugleich Besprechung von : Renaissance am Rhein . Ausstellungskatalog , hrsg . v. LVR -Landes -Museum Bonn , Ostfildern 2010 ; Städte , Höfe und Kulturtransfer. Studien zur Renaissance am Rhein ,hrsg . v. Stephan Hoppe , Alexander Markschies und Norbert Nußbaum (3 . Sigurd Greven -Kolloquium zur Renaissanceforschung ), Stuttgart 2010 ; Orte der Renaissance im Rheinland , hrsg . v.Guido von Büren , Stephan Hoppe und Georg M ö 1i c h (Rheinische Kunststätten 525 ), Köln 2010 .

1 Vgl . das Standardwerk von Peter Burke , Die europäische Renaissance . Zentren und Periphe¬rien (Europa bauen ), München 1998 . Eine konzise Zusammenfassung des Forschungsstands findetsich bei Gerrit Wa 11 h e r u .a ., Art . Renaissance , in : Enzyklopädie der Neuzeit , hrsg . v. Friedrich J a e -ger , Bd . 11 , Stuttgart 2010 , Sp . 1- 55 ; vgl . außerdem Albert Schirrmeister , Renaissance - Huma¬nismus . Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des 16 . Jahrhunderts , in : Zeitschrift für HistorischeForschung 36 (2009 ), S . 259- 298 .

2 Vgl . den Überblick von Jeffrey Chipps Smith , The Northern Renaissance , London / New York2004 ; außerdem speziell für unseren Raum : Wege zur Renaissance . Beobachtungen zu den Anfängenneuzeitlicher Kunstauffassung im Rheinland und in den Nachbargebietenum 1500 , hrsg . v. NorbertNußbaum , Claudia Euskirchen und Stephan Hoppe (1 . Sigurd Greven -Kolloquium zur Re¬naissanceforschung ), Köln 2003 .

3 Vgl . etwa Peter Herrsche , Muße und Verschwendung . Europäische Gesellschaft und Kulturim Barockzeitalter , 2 Bde ., Freiburg / Basel / Wien 2006 , zum Epochenbegriff S . 924- 952 ; hierzu diekritische Würdigung von Wolfgang Reinhard , Barockkatholizismus statt Konfessionalisierung , in :Historische Zeitschrift 291 (2010 ), S . 419 ^ 129 . Die Neuauflage des Klassikers „ Das Zeitalter des Abso¬lutismus " von Heinz Duchhardt , Barock und Aufklärung (Oldenbourg Grundriss der Geschichte11 ), München 42007 , hat den Barockbegriff in den Titel aufgenommen , auch wenn in der Durchfüh¬rung hierunter lediglich kulturgeschichtliche Aspekte im engeren Sinne subsumiert werden , vgl .ebd ., S . 82 - 92 : „ Die barocke Welt " .

4 Vgl . etwa die mustergültige , im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg realisierte Syn¬these : Renaissance - Barock - Aufklärung . Kunst und Kultur vom 16 . bis zum 18 . Jahrhundert , hrsg .

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lichkeit die Geschichte in ihrer Gesamtheit , also auch Felder wie Politik , Gesellschaft oderWirtschaft zu fassen , erweist sich jedoch als ungleich schwerer .

Die große Bonner Ausstellung „ Renaissance am Rhein " , die vom 16 . September 2010bis zum 6 . Februar 2011 im LVR - LandesMuseum gezeigt wurde , sowie die zugehörigenPublikationen wagen genau dies : Präsentiert und diskutiert wird nicht allein die Kunstder Renaissance im Rheinland . Vielmehr unternimmt das Projekt den Versuch , dasZeitalter als solches in einem integrativen kulturgeschichtlichen Zugriff anschaulich zumachen 5. Die Ausstellungsobjekte sind im zweiten Teil des hervorragend ausgestattetenKatalogs greifbar und vermitteln einen sehr guten Eindruck von der Breite des verfolgtenAnsatzes . Organisiert sind die Katalogeinträge in fünf , an die Struktur der Ausstellungangelehnte Sektionen , die jeweils aus mehreren , von knappen Einführungstexten beglei¬teten Objektgruppen bestehen . Das Inhaltsverzeichnis gibt diese Struktur leider nicht sehrkonsequent wieder .

Die einführende Sektion („ Der Raum und die Menschen " , S . 138 - 163 ) illustriert miteiner Auswahl zeitgenössischer Karten , dass das ,Rheinland ' oder die , Rheinlande ' vonden Zeitgenossen nicht als distinkte Region wahrgenommen wurden . Kartographisch ab¬gebildet und benannt wurden vielmehr der Flusslauf als solcher und die einzelnen Terri¬torien , Herrschaften und Städte am Rhein 6. Sodann werden elf Persönlichkeitenvorgestellt , die in einer sehr gelungenen Mischung die unterschiedlichen Gesellschafts¬schichten , aber auch die wesentlichen zeitgenössischen Handlungsfelder repräsentieren .Die zweite Sektion („ Die Länder am Rhein im europäischen Kontext " , S . 164- 221 ) entfaltetein großes Panorama rheinischer Geschichte von der Mitte des 15 . bis in das frühe 17 . Jahr¬hundert . In diese Zeit fällt der Ausbau herrschaftlicher Machträume zu frühneuzeitlichenTerritorien ebenso wie die zunehmend stärker werdende Europäisierung territorialerKonflikte , die gerade auch in der rheinischen Geschichte immer wieder greifbar wird . AlsBeispiele zu nennen wären die Kölner Stiftsfehde mit dem Eingreifen Karls des Kühnen1474 / 75 , der 1543 von Karl V. militärisch entschiedene Erbfolgestreit um Geldern , derKaiser und Reich auf den Plan rufende Kölner Krieg 1583 - 1590 , wie überhaupt das kom¬plexe Verhältnis von Kaiser, Reich und Territorien nach dem Wormser Reichstag 1495 .

v. Daniel Hess und Dagmar Hirschfelder (Die Schausammlungendes Germanischen National¬museums 3 ), Nürnberg 2010 .

5 Mit einem ähnlichen Ansatz wurde 2009 / 10 in einer Berliner Ausstellung die brandenburgischeLandesgeschichte dieser Zeit behandelt , vgl . Cranach und die Kunst der Renaissance unter denHohenzollern . Kirche , Hof und Stadtkultur, hrsg . v. der Stiftung Preußische Schlösser und GärtenBerlin -Brandenburg , Berlin 2009 .

6 Eine systematische Bestandsaufnahmeder rheinischen Kartographie fehlt , einen entsprechen¬den Beitrag für die Zeit bis 1600 bereitet der Verfasser für das „Corpus deutscher Landkarten " vor.Vgl . vorerst : Geschichte in Karten . Historische Ansichten aus den Rheinlanden und Westfalen , hrsg .v. Hans -Joachim Behr und Franz -Josef Heyen (Veröffentlichungen der staatlichen Archive desLandes Nordrhein -Westfalen C / 21 ), Düsseldorf 1985 ; Fritz Hell wig , Mittelrhein und Moselland imBild alter Karten , Koblenz 1985 ; Peter H . Meurer , Atlantes Colonienses . Die Kölner Schule derAtlaskartographie 1570 - 1610 (Fundamenta cartographica historica 1), Bad Neustadt a . d . Saale 1988 ;außerdem den Überblick von Dems . , Cartography in the German Lands 1450 - 1650 , in : The Historyof Cartography, Bd . 3 / 2 , hrsg . v. David Wood ward , Chicago / London 2007 , S . 1172- 1245 .

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Spätestens seit dieser Zeit ist Landesgeschichte kaum mehr regional begrenzt zu denken 7.Vollends offenkundig wird dies um 1600 , als auswärtige Fürsten die niederrheinischenTerritorien dauerhaft in Besitz nahmen - zunächst 1583 die Wittelsbacher das Kölner Erz -stift und dann 1609 / 14 Brandenburg und Pfalz - Neuburg Jülich - Berg und Kleve -Mark(„ Das Rheinland um 1600 - Neue Herren , neue Grenzen " , S . 488-493 ) 8. In diesen Zusam¬menhang gehören auch Reformation und Konfessionalisierung , die weder eine allein rhei¬nische noch ausschließlich deutsche Geschichte haben , sondern eine gesamteuropäische ,ja globale 9. Im Rheinland lässt sich eine sehr breit gefächerte Reaktion auf die lutherischeHerausforderung feststellen , die von der harschen Ablehnung und Bemühungen um einekatholische Reform über die Suche nach Alternativen jenseits der konfessionellen Graben¬kämpfe bis hin zu den unterschiedlichen Spielarten des neuen Glaubens reichte - mitjeweils anderen theologischen , aber auch politischen Bezugspunkten 10. Dies alles unterden Begriff , Renaissance ' zu subsumieren , ist meines Erachtens äußerst fragwürdig , ver¬liert er damit doch jeglichen heuristischen Sinn .

Unstrittig ist dagegen die folgende Sektion („ Die Renaissance als Innovationsprozess " ,S . 222 - 279 ) . Die Epochenwende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit wird gängiger¬weise am fundamentalen Wandel des Weltbilds der damaligen Menschen festgemacht .Zurückzuführen ist dieser auf die Entdeckung der neuen Welt sowie auf wissenschaftlicheund technische Innovationen , wie die Erfindung des Buchdrucks und der perspektivi¬schen Malerei , Erkenntnisse in Anatomie , Geometrie und Astronomie . Zu nennen sinddarüber hinaus aber auch Veränderungen im Bereich des Kriegswesens (Söldner , Feuer¬waffen , Festungsbau ) oder der Wirtschaft (Globalisierung ) . Ausstellung und Katalog bün -

7 Vgl . zuletzt : Die Rheinlande und das Reich , hrsg . v. Manfred Groten (Publikationen derGesellschaft für Rheinische Geschichtskunde . Vorträge 34 ), Düsseldorf 2007 .

8 Vgl . jetzt : Der Jülich - Klevische Erbstreit 1609 . Seine Voraussetzungen und Folgen , hrsg . v. Man¬fred Groten , Clemens von Looz - Corswarem und Wilfried Reininghaus (Publikationen derGesellschaft für Rheinische Geschichtskunde . Vorträge 38 ; Veröffentlichungender Historischen Kom¬mission für Westfalen . N .F. 1), Düsseldorf 2011 .

9 Vgl . den jüngsten , wenngleich nicht unproblematischen Versuch einer Gesamtgeschichte vonDiarmaid MacCulloch , Die Reformation 1490 - 1700 , München 2008 ; hierzu Thomas Kaufmann ,„ History is good at confounding and confessing labelers " - „ Die Geschichte versteht es meisterlich ,Schlagwortexperten zu irritieren und zu verwirren " . Zu Diarmaid MacCullochs „ Reformation " , in :Archiv für Reformationsgeschichte 101 (2010 ), S . 305- 320 .

10 Vgl . ausführlich Hansgeorg Molitor , Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe .1515- 1688 (Geschichte des Erzbistums Köln 3 ), Köln 2008 ; Bernhard Schneider (Hrsg .), Kirchen¬reform und Konfessionsstaat 1500- 1801 (Geschichte des Bistums Trier 3 ; Veröffentlichungendes Bis¬tumsarchivs Trier 37 ), Trier 2010 . Der entsprechende Band des Handbuchs Evangelische Kirchen¬geschichte im Rheinland , hrsg . v. der Evangelischen Kirche im Rheinland , 5 Bde . [geplant ], Bonn2008ff ., ist noch nicht erschienen . Vgl . bis dahin : Evangelisch am Rhein . Werden und Wesen einerLandeskirche , hrsg . v. Joachim Conrad u .a . (Schriften des Archivs der Evangelischen Kirche imRheinland 35 ), Düsseldorf 2007 . Zum Verhältnis von Rheinland und Reich in der Reformation vgl .Friedhelm Jü rgensmeier , Der Augsburger Religionsfrieden 1555 und die geistlichen Kurfürsten¬tümer Mainz , Köln und Trier, in : Der Augsburger Religionsfrieden 1555 , hrsg . v. Heinz Schillingund Heribert Smolinsky (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 206 ), Gütersloh 2007 ,S . 179 - 191 ; Stefan Ehrenpreis , Die Vereinigten Herzogtümer Jülich -Kleve -Berg und der Augsbur¬ger Religionsfrieden , in : ebd ., S . 239 - 267 .

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dein das Wissen um diese Innovationen und zeigen ihre Rezeption resp . Entstehung undWeiterentwicklung im Rheinland auf .

Nach der umfassenden Verortung des Rheinlands zunächst im politischen Kontext unddann im geistigen Gefüge der Zeit stellt die vierte Sektion mit dem Titel „ Welt im Auf¬bruch : Renaissance am Rhein " (S . 280- 487 ) den eigentlichen Kern der Ausstellung dar .Aufgegriffen wird die Idee der ersten Sektion , den Übergangsprozess vom Spätmittelalterzur Frühen Neuzeit anhand der Menschen zu verdeutlichen . In den Blick genommenwerden Fürsten , Adlige , Geistliche , Stadtbürger und Bauern , also die aus dem Mittelalterüberkommenen Stände , die bei allen Differenzierungsprozessen auch in der Frühen Neu¬zeit noch von grundsätzlicher Bedeutung waren . Die Behandlung ständischer Gruppenlokalisiert zugleich die Renaissancekultur an spezifischen Orten . Fürstenhof , Adelssitz ,Kloster , Stadt und ländlicher Raum werden mit ihrem jeweiligen Beitrag zur Renaissanceam Rhein vorgestellt : Eine herausragende Rolle spielten die Fürstenhöfe , welche dieInnovationen der Zeit aufgriffen , als Auftraggeber für Architekten und Künstler auftratenund damit als regionale bzw . lokale Vorbilder für eine Renaissancekultur des niederenAdels fungierten " . Hervorzuheben sind hier vor allem die Vereinigten Herzogtümer , dienicht nur ihre Residenz - und Festungsstädte dem neuen Stil der Zeit entsprechend um¬bauten . Vielmehr machte sich hier das neue , humanistische Denken auch in besondererWeise politisch bemerkbar 12. Das Resultat war eine zwischen den Konfessionen vermit¬telnde ,via media ' . Sie bescherte dem niederrheinischen Territorienkomplex seine kon¬fessionelle Vielfalt 13, erregte aber bald das Missfallen des Kaisers , der die Herzöge 1543 imVertrag von Venlo zur Wahrung der Katholizität verpflichtete . Die Höfe der geistlichenFürsten können nicht in gleicher Weise als „ Motor der Erneuerung " (S . 285 ) bezeichnetwerden . Gleichwohl lassen sich vielfältige Beispiele von Renaissancekunst und - architek -tur auch hier finden . Bischofssitz und Kathedralstadt wirkten damit in ähnlicher Weise alskulturelle Vermittler wie die fürstlichen Residenzen in weltlichen Territorien .

11 Vgl . jetzt : Adlige Lebenswelten im Rheinland . Kommentierte Quellen der Frühen Neuzeit ,hrsg . v. Gudrun Gersmann und Hans -Werner Langbrandtner (Vereinigte Adelsarchive imRheinland e .V. Schriften 3 ), Köln / Weimar / Wien 2009 ; Adel verbindet - Adel verbindt . Elitenbildungund Standeskultur in Nordwestdeutschland und den Niederlanden vom 15 . bis 20 . Jahrhundert ,hrsg . v. Maarten van Driel , Meinhard Pohl und Bernd Walter (Forschungen zur Regional¬geschichte 64 ), Paderborn u .a . 2010 .

12 Vgl . hierzu ausführlich Elisabeth M . Kloosterhuis , Erasmusjünger als politische Reformer.Humanismus am Niederrhein im 16 . Jahrhundert (Rheinisches Archiv 148 ), Köln / Weimar / Wien2006 ; sowie jüngst Martin Szameitat , Konrad Heresbach . Ein niederrheinischer Humanist zwi¬schen Politik und Gelehrsamkeit (Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 177 ),Bonn 2010 .

13 Vgl . Drei Konfessionen in einer Region . Beiträge zur Geschichte der Konfessionalisierung imHerzogtum Berg vom 16 . bis zum 18 . Jahrhundert , hrsg . v. Burkhard D i e t z und Stefan Ehrenpreis(Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 136 ), Köln 1999 ; Antje Fl ü cht er , DerZölibat zwischen Devianz und Norm . Kirchenpolitik und Gemeindealltag in den HerzogtümernJülich und Berg im 16 . und 17 . Jahrhundert (Norm und Struktur 25 ), Köln / Weimar / Wien 2006 ;Dies ., „ Ich bin gut bergs catholisch , aber nicht wie die kölnische " . Auswirkungen der Konfessiona¬lisierung auf die Gemeinden in Jülich -Berg (und Kleve -Mark ), in : Der Jülich -Klevische Erbstreit (wieAnm . 8 ), S . 305- 335 .

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Neben den Fürstenhöfen und Adelssitzen wird auch die reiche rheinische Kloster¬landschaft an verschiedenen Beispielen thematisiert . Im Mittelpunkt stehen die Heraus¬forderungen , die Reformation und katholische Reform für Klöster und Stifte bedeutetenund die sich deutlich sichtbar in den erneuerten Ausstattungsprogrammen der Kirchenniederschlugen 14. Am Rande werden auch humanistische Bestrebungen einzelner Möncheund Kleriker erwähnt , eine Auseinandersetzung mit dem Problem des rheinischen Klos¬terhumanismus ' findet aber nicht statt ' 5. Eindeutiger als Orte der Renaissance behandeltder Katalog die rheinischen Städte , insbesondere die Reichsstadt Köln in ihrer Funktionals Handels - und Kommunikationszentrum 16. Protagonisten der neuen Bewegung warenzahlreiche Bürger , die als Stifter auftraten oder - wie Hermann Weinsberg - die Renais¬sancekultur auch in das eigene Haus holten , indem sie entsprechende Kunstwerke in Auf¬trag gaben 17. Aber auch die Stadt selbst inszenierte sich mittels neuer Formen , wie die Rat¬hauslaube 18 und der Mercatorplan 19 beispielhaft zeigen . Zu erwähnen ist schließlich dieUniversität - nicht nur als Hort der ,Dunkelmänner ' , sondern auch als Wirkstätte huma¬nistischer Gelehrter 20. Schwierig stellt sich demgegenüber der Konnex zur Renaissance imHinblick auf den ländlichen Raum dar , in dem immerhin der Großteil der damaligen

Vgl . für Köln das umfassende Inventar : Kölner Kirchen und ihre Ausstattung in Renaissanceund Barock , 3 Bde . (Colonia Romanica . Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln 16- 20 ),Köln 2001 - 2005 .

15 Vgl . ausführlich Harald Müller , Habit und Habitus . Mönche und Humanisten im Dialog(Spätmittelalter und Reformation . Neue Reihe 32 ), Tübingen 2006 ; zu verweisen ist außerdem aufden grundlegenden , wenngleich vielfach überholten Beitrag von Justus Hashagen , Hauptrichtun¬gen des rheinischen Humanismus , in : Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 106(1922 ), S . 1- 56 .

16 Vgl . hierzu bereits : Coellen eyn Croyn . Renaissance und Barock in Köln , hrsg . v. WernerSchäfke (Der Riss im Himmel . Clemens August und seine Epoche 1), Köln 1999 ; Köln als Kom¬munikationszentrum. Studien zur frühneuzeitlichen Stadtgeschichte , hrsg . v. Georg Mölich undGerd Schwerhoff (Der Riss im Himmel . Clemens August und seine Epoche 4 ), Köln 2000 .

17 Vgl . hierzu im AusstellungskatalogWolfgang Schmid , Bürgerliche Lebenswelt und Renais¬sance -Kultur am Rhein im Spiegel der Aufzeichnungendes Hermann Weinsberg aus Köln , in : Renais¬sance am Rhein (wie Anm . *), S . 120- 129 ; zuvor bereits D e r s . , Kölner Renaissancekulturim Spiegelder Aufzeichnungendes Hermann Weinsberg (1518 - 1597 ) (Veröffentlichungen des Kölnischen Stadt¬museums 8 ), Köln 1991 ; vgl . allg . auch : Hermann Weinsberg (1518 - 1597 ) - Kölner Bürger und Rats¬herr. Studien zu Leben und Werk , hrsg . v. Manfred Groten (Geschichte in Köln . Beihefte 1), Köln2005 .

18 Isabelle Kirgus , Die Rathauslaube in Köln (1569 - 1573 ). Architektur und Antikerezeption(Sigurd Greven -Studien 4 ), Bonn 2003 . Vgl . außerdem Dies . , Renaissance in Köln . Architektur undAusstattung 1520- 1620 (Sigurd Greven -Studien 3 ), Bonn 2000 .

19 Vgl . hierzu im Sammelband zur Ausstellung Peter Noelke , Die Anfänge der Kölner Alter¬tumssammlungen und -Studien im Humanismus , in : Städte , Höfe und Kulturtransfer (wie Anm . *),S . 30- 65 .

20 Erich M e u t h e n , Die alte Universität (Kölner Universitätsgeschichte1), Köln 1988 ; Humanis¬mus in Köln / Humanism in Cologne , hrsg . v. James V. Mehl (Studien zur Geschichte der Universi¬tät zu Köln 10 ), Köln / Weimar / Wien 1991 ; Götz -Rüdiger Tewes , Die Bursen der Kölner Artisten -Fakultät bis zur Mitte des 16 . Jahrhunderts (Studien zur Geschichte der Universität zu Köln 13 ), Köln1993 .

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Bevölkerung lebte . Auch wenn die Kunst der Zeit gelegentlich den einfachen Bauerndarstellte , ist er wohl kaum als Renaissancemensch einzuordnen . Diese Katalogsektion istdementsprechend eher knapp gehalten und befasst sich lediglich mit dem HumanistenKonrad Heresbach etwas genauer , der sich als Gutsbesitzer versuchte und hierüber publi¬zierte .

Der Ansatz , die Renaissance zu ,verorten ' , das heißt ihre Epoche machende Bedeutungnicht nur an verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen aufzuzeigen , die als Rezipientenund gegebenenfalls Produzenten der neuen Ideen fungierten , sondern die Orte diesesKulturtransfers zu thematisieren , ist sicher nicht zuletzt vor dem Hintergrund des ,spatialturn ' in den Kulturwissenschaften zu verstehen 21. Allerdings werden die Orte im Katalogweitgehend getrennt voneinander betrachtet und methodisch nicht zu einer Landschaftzusammengeführt 22. Transferprozesse zwischen Residenzen , Adelshäusern , Stadt undLand geraten so nur am Rande in den Blick . Auch das begleitend zur Ausstellung erschie¬nene Heft der Rheinischen Kunststätten „ Orte der Renaissance im Rheinland " folgt die¬sem Prinzip , indem es einzelne Punkte beschreibt , aber keine Route vorgibt , die dem Leserbzw . Touristen Zusammenhänge erschließen könnte . Zusammengehalten werden dieAusflugsziele von den Grenzen der ehemaligen preußischen Rheinprovinz - von wasauch sonst , könnte man angesichts der stagnierenden Diskussion über die geographischeReichweite bzw . den ,Ort ' der rheinischen Landesgeschichte sagen 23. Ob die punktuellenNachweise von Renaissancephänomenen in der Summe einen regionalen Zusammen¬hang ergeben oder ob es sich um isolierte Beispiele in einer ansonsten von anderen domi¬nanten Strukturen bestimmten Region handelt , wäre noch genauer zu diskutieren gewe¬sen .

Vgl . nur die jüngeren Sammelbände : Machträume der frühneuzeitlichen Stadt , hrsg . v.Christian Hochmuth und Susanne Rau (Konflikte und Kultur . Historische Perspektiven 13 ),Konstanz 2006 ; Topographien des Sakralen . Religion und Raumordnung in der Vormoderne , hrsg . v.Susanne Rau und Gerd Schwerhoff , München / Hamburg 2008 ; Stadtgestalt und Öffentlichkeit .Die Entstehung politischer Räume in der Stadt der Vormodeme , hrsg . v. Stephan Albrecht (Ver¬öffentlichungendes Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 24 ), Köln / Weimar / Wien 2010 .

22 Vgl . zu diesem Ansatz in jüngerer Zeit : Historische Landschaft - Kunstlandschaft ? Der Ober¬rhein im späten Mittelalter, hrsg . v. Peter K u r m a n n und Thomas Z o t z (Vorträge und Forschungen68 ), Ostfildern 2008 ; Das Rheinland als Schul - und Bildungslandschaft(1250 - 1750 ), hrsg . v. AndreasRutz (Beiträge zur historischen Bildungsforschung39 ), Köln / Weimar / Wien 2010 ; Wirtschaftsland¬schaften in Bayern . Studien zur Entstehung und Entwicklung ökonomischer Raumstrukturen vomMittelalter bis ins 19 . Jahrhundert , hrsg . v. Helmut Flachenecker und Rolf Kießling (Zeitschriftfür bayerische Landesgeschichte . Beihefte 39 ), München 2010 ; Der Begriff der Landschaft in derlandeshistorischen Forschung , hrsg . v. Franz J . Feiten , Harald Müller und Heidrun Ochs(Geschichtliche Landeskunde ) [in Vorb .].

23 Eine gute Gelegenheit für eine solche Diskussion wäre die Festveranstaltungzum Abschlussdes Geschichtlichen Atlas der Rheinlande im Jahre 2008 gewesen , vgl . Der Geschichtliche Atlas derRheinlande . Vorträge gehalten auf der Veranstaltung zum Abschluss des Atlasprojektes der Gesell¬schaft für Rheinische Geschichte , hrsg . v. Manfred G r o t e n (Publikationender Gesellschaft für Rhei¬nische Geschichtskunde . Vorträge 35 ), Düsseldorf 2011 . Einen möglichen Neuansatz , der Verflechtun¬gen und Vernetzungen historischer Phänomene in einer Region als Ausgangspunkt zur Definitionvon Landschaften nimmt , habe ich kürzlich mit Blick auf Schule und Bildung skizziert , vgl . AndreasRutz , Bildung und Region . Schul - und Bildungslandschaftenals Forschungsaufgabe , in : Das Rhein¬land als Schul - und Bildungslandschaft(wie Anm . 22 ), S . 9- 30 .

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Bei aller Fragmentierung , die ein Katalog notwendigerweise mit sich bringt , vermitteltdie Objektschau zur Renaissance am Rhein einen facettenreichen Überblick über dierheinische Geschichte im 15 . und 16 . Jahrhundert . In den begleitenden Aufsätzen und imSammelband scheint das Gesamtkonzept dagegen teilweise aus dem Blick geraten zusein . Beginnen wir mit den Beiträgen im ersten Teil des Ausstellungskatalogs : Die Be¬griffsbestimmung von Georg Mo lieh ( „ »Renaissance am Rhein ' als regionaler Epochen¬begriff - eine Skizze " , S . 15- 17 ) ist für ein Projekt dieser Größenordnung , nämlich dieNeubestimmung einer Epoche der rheinischen Landesgeschichte , recht knapp . Abge¬sehen von der groben zeitlichen Bestimmung ( ca . 1450 - 1600 ) und dem Hinweis auf die„ Synthesefähigkeit " des Begriffs Renaissance , „ die es erlaubt , ganz unterschiedliche kul¬turelle , soziale und politische Zusammenhänge am Rhein als Manifestationen einer neuenMentalität und Denkart zu deuten " (S . 16 ), bleibt der Autor Charakterisierung und Ab¬grenzung der neuen Epoche schuldig . Inhaltlich gefüllt wird der Begriff ansatzweisedurch die Beiträge von Heinz Finger („ Das Rheinland in der Renaissance - ein histori¬scher Überblick 1450 bis 1600 " , S . 18 - 39 ) , Harald Müller („ Von Italien an den Rhein . DerHumanismus verändert die Bildungslandschaft " , S . 40 - 55 ), Johannes Arndt ( „ Inno¬vationskulturen : das Rheinland als Kommunikationsraum und - Zentrum " , S . 56- 67 ) undStephan Hoppe ( „ Vom Artillerierondell zum Fachwerkhaus . Architektur der Renais¬sance am Rhein " , S . 68- 85 ) . Geboten werden solide handbuchartige Überblicksdarstel¬lungen , die mit Polihk , Bildung / Wissenschaft , Kommunikation / Medien und Architekturfür die Epoche zentrale Themen ansprechen . Entsprechende Beiträge wären auch zu denBereichen Gesellschaft , Wirtschaft , Kirche / Frömmigkeit , Kunst und Literatur denkbargewesen - Themen , die zwar hier und da aufscheinen , aber durchaus eine eigenständigeBehandlung verdient hätten . Bezeichnenderweise geht Finger auf die von Mölichbeschworenen Manifestationen einer neuen Mentalität und Denkart ' nicht ein , sondernkonstatiert , dass „ die Renaissance im rheinischen Raum vergleichsweise weniger Lebens¬bereiche erfasste als in den meisten italienischen Regionen ." (S . 19 ) Auch wenn hier einenoch explizitere Diskussion der Epochenfrage wünschenswert gewesen wäre , benenntFinger die entscheidenden strukturellen Umbrüche im Rheinland um 1450 und um 1600in Politik und Kirche sowie ansatzweise in der Wirtschaft . Hierzu gehören auch die vonArndt genauer erörterten Erfindungen des Buchdrucks und der periodischen Presse , dienicht nur im Rheinland eine mediengeschichtliche Epoche begründeten , in der Druck -und Nachrichtenmetropole Köln aber ein Zentrum von europäischem Rang hatten . Zeit¬lich nur bedingt mit dieser Periodisierung in Einklang zu bringen ist der von Müller be¬handelte Humanismus . Die berühmte Rede Johannes Tinctoris ' an der Kölner Universitätim Jahre 1446 , „ die einen der frühesten Akzente nördlich der Alpen gesetzt hatte , be¬gründete noch keine nachhaltige Aktivität in den ,studia humanitatis ' ." (S . 48 ) Humanis¬tische Aktivitäten verdichteten sich im Rheinland erst um 1520 . Als Abschluss und zu¬gleich wichtigstes Erbe des Humanismus im Rheinland kann der konfessionalisierteSchulhumanismus der um 1600 gegründeten Jesuitengymnasien gelten . Warum ausge¬rechnet Müller das Problem des rheinischen Klosterhumanismus ' nur en passant erwähntund nicht ausführlicher aus seinen eigenen Studien zum Thema berichtet , ist nicht ein¬sichtig 24.

Die drei übrigen Beiträge zum Katalog befassen sich mit (kunstgeschichtlichen ) Einzel¬aspekten : Nicole Riegel diskutiert das Mäzenatentum der rheinischen Erzbischöfe ,

Müller , Habit und Habitus (wie Anm . 15 ).

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wobei sie sich auf Architektur und Bauskulptur beschränkt ( „ Fragmente kirchenfürst¬lichen Mäzenatentums . Die rheinischen Erzbischöfe der Renaissance " , S . 86 - 103 ) . StephanG ro h e behandelt die beiden wichtigsten Kölner Künstler des 16 . Jahrhunderts , den älte¬ren und den jüngeren Bartholomäus Bruyn , welche die lokale Malerei geradezu monopo¬lisierten („ Bruyn . Maler für Köln " , S . 104- 119 ) . Wolfgang Schmid schließlich zeichnet„ Bürgerliche Lebenswelt und Renaissance - Kultur am Rhein im Spiegel der Aufzeichnun¬gen des Hermann Weinsberg aus Köln " nach (S . 120 - 129 ) , wobei er insbesondere auf dieBemerkungen des Kölner Ratsherrn zu Kunst und Künstlern eingeht . Stärker noch als inden Überblicksbeiträgen , die aufgrund ihrer breiten Themenstellungen gezwungen sind ,zumindest ansatzweise zu den Charakteristika und den Grenzen der Epoche Stellung zunehmen , wird hier auf übergreifende Reflexionen zur ,Renaissance am Rhein ' verzichtet .Findet das Mäzenatentum , die Kunst , der städtische Alltag im Rheinland der Renaissancein einem spezifischen , eine Epoche konstituierenden Rahmen statt ? Gibt es also eineRenaissance am Rhein , die mehr ist als das gelegentliche Auftreten von humanistischerBildung und Renaissancekunst ? Solche Fragen werden nicht diskutiert .

Die Reflexion übergreifender Zusammenhänge wäre von einem Sammelband zuerwarten , der aus einer die Ausstellung vorbereitenden Tagung entstanden ist . Das Grosder Beiträge nimmt sich der Epochenfrage allerdings nicht an : Kunsthistorische Detek¬tivarbeit hinsichtlich Zuschreibung , Stifter und Provenienz betreibt Roland K r i s c h e 1 zueiner ,Anbetung der Könige ' ( „ Ein Kölner Gemälde für Thomas Morus ? " , S . 90 - 113 ) ,sekundiert von der Restauratorin Rose Miller ( „ A technical look at the Nostell Priory,Adoration of the Magi ' " , S . 114- 134 ) . Der Englandbezug der Kölner Tafel erweist sichdabei als Verfälschung des 19 . Jahrhunderts . Tatsächliche Beispiele für die Verbreitungvon Renaissancekunst in Nordwesteuropa bringt der recht pointillistische Beitrag vonBarbara Welzel („ Die Kisten der Kaufleute . Einige Überlegungen zum Kulturtransferim Hanseraum " , S . 136 - 151 ) . Methodisch fundiert untersucht dagegen Stefan Heinz dieGrabskulptur in den rheinischen Kathedralstädten hinsichtlich ihrer sozio - politischenEntstehungskontexte vor Ort , den wechselseitigen Beeinflussungen zwischen den religiö¬sen Zentren sowie überregionalen Verflechtungen („ Konkurrenz in Kathedralen und dieRenaissance am Rhein . Grabdenkmäler des Klerus in Trier, Köln und Mainz " , S . 152 - 175 ) .Transferbeziehungen spielen auch in dem insgesamt eher deskriptiven Beitrag von JeffreyChipps Smith zur Neuausstattung des Münsteraner Doms nach dem Täuferreich einegewisse Rolle ( „ Münster ' s belated Renaissance . Iconoclasm as Catalyst " , S . 208- 230 ) . ZumRheinland finden sich gleichwohl keine Bezüge . Einen Brückenschlag zwischen Kunst¬geschichte und Humanismusforschung unternimmt Andreas Gormanns mit seinerdetaillierten ikonographischen und ikonologischen Analyse des berühmten Klever Hand¬tuchhalters . Dabei kommt er zu dem Schluss , dass „ von einem Humanismusgefälle rhein -abwärts [ . . .] nicht die Rede sein könne " ( „ Der Handtuchhalter des Amt von Tricht imMuseum Kurhaus zu Kleve . Ein humanistisches ,Reinheitsgebot ' der besonderen Art " ,S . 66- 89 , das Zitat S . 81 ) . Harald Müllers Überblick über den Humanismus im Rhein¬land basiert auf seinem bereits erwähnten Beitrag im Ausstellungskatalog und fasst nocheinmal pointiert die Probleme einer Erforschung und Abgrenzung eines rheinischenHumanismus zusammen („ Humanismus im Rheinland . Bemerkungen zu Zentren , Netz¬werken und prägenden Inhalten am Übergang zur Neuzeit " , S . 15- 28 ) . Umgekehrt verhältes sich bei dem Beitrag von Peter Noelke , der im Ausstellungskatalog den KölnerMercator -Plan nur kurz vorstellt (S . 250- 253 ), dieses wichtige Zeugnis des Humanismusin der Reichsstadt im Sammelband aber detailliert analysiert und eine grundlegende Ein -

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Ordnung in den Kontext der frühen Kölner Antikenbegeisterung vornimmt („ Die Anfängeder Kölner Altertumssammlungen und - Studien im Humanismus " , S . 30- 65 ) . Wichtig isthier vor allem die über die bisherige Forschung hinausgehende Identifizierung der aufdem Plan gezeigten antiken Denkmäler in Kölner Besitz 25.

Die übrigen historischen Beiträge behandeln verschiedene Aspekte der rheinischenGeschichte des 16 . Jahrhunderts und erörtern dabei auch mehr oder weniger explizit dieFrage nach Epochengrenzen . Wolfgang Schmid greift die seit Bob Scribners bahn¬brechendem Aufsatz von 1976 diskutierte Frage , warum es in Köln keine Reformationgab , auf und versucht eine mentalitätsgeschichtliche Antwort („ Die Reformation , dieRenaissance und die Heiligen Städte im Rheinland " , S . 176- 206 )26. Aufgrund der Analysevon Kunstwerken , die Kölner Bürger , Kleriker und Akademiker kauften und stifteten ,und der Bücher , die sie lasen , sowie schließlich der Selbst - und FremdwahrnehmungKölns als ,civitas sancta ' postuliert er eine katholische Tradition der Stadt bzw . ihrerBewohner , die schon vor der Reformation den „ Kölner ,Sonderweg " ' (S . 193 ) vorgezeich¬net habe 27. Auf diese Tradition sei dann in Zeiten von Krise und Niedergang im 16 . undzunehmend im 17 . und 18 . Jahrhundert zum Zwecke der Identitätsstiftung zurückgegrif¬fen worden . Dass die Kölner , invention of tradition ' eine Form der Krisenbewältigunggewesen sei , ist ein interessanter Gedanke , bleibt aber bloße Spekulation . Es fragt sich vorallem , wer auf diese Idee gekommen sein und sie in der Stadt implementiert haben soll .Der Rat zumindest verhielt sich in Konfessionalisierungsfragen bis in das letzte Drittel desJahrhunderts eher passiv 28. Die These freilich , dass Köln aufgrund einer überbordendenspätmittelalterlichen Frömmigkeit für das Festhalten am alten Glauben besonders prä¬disponiert gewesen sei , birgt die Gefahr eines Rückfalls in vorscribnersche Zeiten , als derbloße Verweis auf das , hillige ' Köln als Erklärung für die stramme Katholizität der Stadt

Vgl . zum Thema insg . bereits Kirgus , Rathauslaube (wie Anm . 18 ), S . 25-62 („ Kölner Anti¬kensammler im 16 . Jahrhundert " ) .

26 Robert W . Scribner , Warum gab es in Köln keine Reformation ? (1976 ), in : Köln als Kommuni¬kationszentrum (wie Anm . 16 ), S . 88- 109 ; vgl . hierzu Manfred Groten , Die nächste Generation .Scribners Thesen aus heutiger Sicht , in : ebd ., S . 110- 115 .

27 Der Begriff .Sonderweg ' wird bei Gerald C h a i x , Die schwierige Schule der Sitten . ChristlicheGemeinden , bürgerliche Obrigkeit und Sozialdisziplinierungim frühneuzeitlichen Köln , etwa 1450-1600 , in : Kirchenzucht und Sozialdisziplinierungim frühneuzeitlichen Europa , hrsg . v. Heinz Schil¬ling (Zeitschrift für Historische Forschung . Beiheft 16 ), Berlin 1994 , S . 199 -217, hier S . 206 , noch miteinem Fragezeichen versehen , da der Autor bei aller konfessionellen Differenz strukturelle Gemein¬samkeiten in der Entwicklung der Reichsstädte betont ; affirmativ dagegen Joachim Deeters , Das16 . Jahrhundert in Köln . Ein Sonderweg der deutschen Stadtgeschichte , in : Rheinische Glasmalerei .Meisterwerke der Renaissance , hrsg . v. Dagmar Täube (Sigurd Greven -Studien 7 ), 2 Bde ., Regens¬burg 2007 , hier Bd . 1, S . 44- 50 . Ich halte den Begriff für problematisch , da er einerseits ex negativoeine Kausalbeziehung von (Reichs - )Stadt und Reformation suggeriert und andererseits das katho¬lische Köln unter den Reichsstädten nicht völlig allein stand , vgl . Wilfried Enderle , Die katho¬lischen Reichsstädte im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung , in : Zeitschrift derSavigny -Stiftung für Rechtsgeschichte . Kanonistische Abteilung 75 (1989 ), S . 228- 269 ; Der s ., Konfes¬sionsbildung und Ratsregiment in der katholischen Reichsstadt Überlingen (1500- 1618 ) im Kontextder Reformationsgeschichte oberschwäbischerReichsstädte , Stuttgart 1990 .

28 Vgl . am Beispiel des Schulwesens Andreas Rutz , Schulpolitik in der Konfessionalisierung .Aachen , Köln und Nürnberg im Vergleich , in : Zeitschrift für Historische Forschung 33 (2006 ), S . 359 -385 , hier S . 375- 383 .

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ausreichte 29. Wie der Autor an verschiedenen Stellen einräumt , gab es um 1500 eben auchin vielen anderen Städten fromme Menschen (S . 190 , 192f .) . Und selbst in Köln wurde im16 . Jahrhundert nicht mehr so eifrig gestiftet wie im späten Mittelalter 30. Nichtsdestotrotzliefert der Beitrag mit der Betonung der längerfristigen Altgläubigkeit Kölns einen wert¬vollen Hinweis auf eine Kontinuität über die spätmittelalterlich -frühneuzeitliche Epo¬chengrenze hinweg .

Auf eine völlig anders geartete Tradition , die Spätmittelalter und 16 . Jahrhundert inKöln zu einer Einheit zusammenbindet , verweist Andre K r i s c h e r , der sich einmal mehrmit den politischen Ritualen in der Stadt befasst ( „ Politische Rituale im Köln der Renais¬sance . Reichsstädtische oder höfische Traditionen ? " , S . 259 - 283 )31. Er kommt dabei zudem wichtigen , wenn auch hinsichtlich regionaler Spezifika relativierenden Befund , dassmit Blick auf die politische Funktion von Ritualen die Renaissance durchaus eine gewisseEigenständigkeit besessen habe . Nicht nur Köln , sondern die Reichsstädte insgesamtdemonstrierten in dieser Zeit ihren Anspruch auf Parität mit dem hohen Adel in densymbolischen Formen des Rituals . Auch wenn sich daraus zwischen Städten und Fürstenkeine Kommunikation unter Gleichen ergab , „ kam es in dieser Epoche noch nicht zujenem sichtbaren Ungleich Verhältnis wie im Zeitalter des Barock . [ . . . ] Aus diesem Grundbedeutete die Renaissance für die Reichsstadt allerdings nicht den Anbeginn einer neuenZeit , sondern vielmehr das Ende einer Tradition : Zu Ende ging ein Zeitalter , in dem nochnicht dichotomisch zwischen Adel und reichsstädtischem Bürgertum unterschiedenwurde ." (S . 279 )

Das späte 16 . Jahrhundert behandeln schließlich zwei mediengeschichtliche Beiträge .Guido von Büren analysiert die mediale Vermarktung der Feierlichkeiten zur Hochzeitvon Johann Wilhelm I . von Jülich - Kleve - Berg und Jakobe von Baden im Jahre 1585 anhandder gedruckten Festbeschreibung Dietrich Graminäus ' und der Kupfertafeln von FranzHogenberg („ , . . . wie sich bei sulchem mechtigen fursten wol gezimt ' . Die ,FürstlichJülichsche etc . Hochzeit ' von 1585 und die Festkultur der Renaissance " , S . 284- 320 ) . Eva -Maria Schnurr fasst die Ergebnisse ihrer jüngst erschienenen Dissertation zur Publizis¬tik im Kölner Krieg prägnant zusammen ( „ Druckmedien im Kölner Krieg 1582 - 1590 . VierThesen zur publizistischen Öffentlichkeit am Ende des 16 . Jahrhunderts " , S . 231 - 257 ) 32.Auch in mediengeschichtlicher Hinsicht zeigt sich um 1600 ein Umbruch . Zwar stellte diepublizistische Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt noch kein permanentes Kommunika¬tionssystem dar , sondern entwickelte sich situativ bei bestimmten Ereignissen und Kon¬flikten . „ Dennoch bildeten sich gegen Ende des 16 . Jahrhunderts Strukturen von Medienund Öffentlichkeit heraus , auf die in der folgenden Zeit aufgebaut werden konnte ."

Vgl . die Kritik an der älteren Forschung bei Scribner , Warum gab es in Köln keine Refor¬mation ? (wie Anm . 26 ), S . 90 .

30 Yuki Ikari , Wallfahrtswesen in Köln vom Spätmittelalter bis zur Aufklärung (Veröffent¬lichungen des Kölnischen Geschichtsvereins46 ), Köln 2009 , S . 97- 100 ; vgl . auch im Ausstellungs¬katalog Schmid , Bürgerliche Lebenswelt (wie Anm . 17 ), S . 124 ; Stefan Grohe , Bruyn . Maler fürKöln , in : Renaissance am Rhein (wie Anm . *), S . 104- 119 , hier S . 105f ., 119 .

31 Vgl . insb . Andre Krischer , Reichsstädte in der Fürstengesellschaft . Politischer Zeichen¬gebrauch in der Frühen Neuzeit (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne ), Darmstadt 2006 .

32 Eva -Maria Schnurr , Religionskonflikt und Öffentlichkeit . Eine Mediengeschichte des KölnerKriegs (1582 bis 1590 ) (Rheinisches Archiv 154 ), Köln / Weimar / Wien 2009 .

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(S . 245 ) Entscheidend war in diesem Zusammenhang die Entstehung der periodischenPresse , die wegen des Erfinders der Messrelationen , Michael von Eitzing , eng mit Kölnverknüpft ist , aber nicht als rheinisches Spezifikum deklariert werden kann 33.

Insgesamt hinterlässt der Sammelband einen ambivalenten Eindruck . Die Beiträgebehandeln teilweise sehr spezielle Themen , die nur lose durch das Schlagwort der,Renaissance am Rhein ' zusammengehalten werden , ohne dass sich hieraus ein Gesamt¬bild der Epoche ergäbe , geschweige denn dass eine intensivere Diskussion des Epochen¬problems geführt würde . Zu letzterem liefern lediglich die Beiträge von Schmid , Krischerund Schnurr einige weiterführende Anregungen . Inhaltlich Neues bieten vor allem dieBeiträge von Krischel , Gormanns und Noelke , aber auch die prägnante Zusammenfas¬sung jüngerer Forschungserträge bei Heinz , Krischer und Schnurr sowie die Skizzierungoffener Forschungsfragen bei Müller haben ihre Berechtigung .

Was bleibt nun von der , Renaissance am Rhein ' ? Ausstellungen brauchen griffige Titel ,die Bonner Schau bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme 34. Die zur Ausstellungerschienenen Publikationen suggerieren allerdings in ihren Vorworten und einzelnenBeiträgen , dass hinter dem Slogan mehr steckt als nur eine Werbestrategie , nämlich dasses im Rheinland eine Renaissance als distinkte Epoche gab , die gegen das Vorher undNachher abzugrenzen sich heuristisch lohnt . So schreiben Guido von Büren , StephanHoppe und Georg Mölich in der Einführung zum Kunststättenheft („ Orte der Renaissanceim Rheinland . Einführung " , S . 3- 8 ) : „ Gerade für die Rheinlande , in denen das 16 . Jahr¬hundert aufgrund besonderer Rahmenbedingungen eben nicht zusammenfällt mit dem,Zeitalter der Reformation ' (Leopold von Ranke ) , bietet es sich an , den Terminus Renais¬sance ' jenseits von kunsthistorischen Stildifferenzierungen als historischen Epochen¬begriff für den Zeitraum von etwa der Mitte des 15 . Jahrhunderts bis um 1600 zu verwen¬den . Der Vorteil liegt in der enormen Synthesefähigkeit des Begriffes , die es erlaubt , ganzunterschiedliche kulturelle , soziale und politische Zusammenhänge am Rhein als Mani¬festationen einer neuen Mentalität und Denkart zu deuten [ . . .] . Das Zeitalter der Renais¬sance am Rhein war eine eigenständige , bis heute zu wenig wahrgenommene Übergangs¬epoche vom Mittelalter zur Neuzeit mit einer spezifischen heterogenen regionalenPrägung ." (S . 3f .) Letzteres würde ich unterstreichen und festhalten wollen , die Bezeich¬nung ,Renaissance ' für diese Epoche aber ablehnen . Denn wenn der Begriff unterschieds¬los alles in dieser Zeit ,Neue ' umfasst , verliert er sein Profil - Reformation und Konfessio -nalisierung gehören dann ebenso zur Renaissance wie der Humanismus und die Be¬geisterung für die Antike . Wenn aber die Manifestationen einer neuen Mentalität undDenkart ' auf die ursprüngliche Bedeutung von Renaissance als einer auf der humanis¬tischen Antikerezeption beruhenden Kultur verweisen , hat es zumindest aus der Sicht derGeschichtswissenschaft im Rheinland keine solche Epoche gegeben . Denn Antikenbegeis -

Vgl . Ulrich Rosseaux , Die Entstehung der Messrelationen . Zur Entwicklung eines frühneu¬zeitlichen Nachrichtenmediums aus der Zeitgeschichtsschreibungdes 16 . Jahrhunderts , in : Histo¬risches Jahrbuch 124 (2004 ), S . 97- 123 .

34 Vgl . etwa den plakativen , aber inhaltlich kaum tragfähigen Titel der Ausstellung „ Riss imHimmel . Clemens August und seine Epoche " in Brühl u .a . im Jahr 2000 ; hierzu Michael Kaiser ,Marcus Leif eld und Andreas Rutz , Ein Kurfürst macht noch keine Epoche . Eine Standortbestim¬mung der Frühneuzeitforschung im Rheinland anlässlich eines Ausstellungsprojekts . Mit Beiträgenvon Andrea Bartsch , Stephan Laux und Jürgen Lotterer , in : Geschichte in Köln 50 (2003 ),S . 55- 87 .

Renaissance am Rhein ? 291

terung und Humanismus lassen sich zwar durchaus nachweisen , prägten aber die regio¬nale und lokale Politik , Gesellschaft , Wirtschaft usw . nicht so umfassend und nachhaltig ,dass sie epochal wirken konnten . Für die Kunstgeschichte muss der Befund dagegenanders lauten , denn die Zeugnisse im Bereich von Architektur , Städtebau , Skulptur , Male¬rei und Kunsthandwerk lassen sich sehr wohl in den größeren Zusammenhang dernördlichen Renaissance einordnen . Auch ist die Regionalisierung des kunsthistorischenBefundes durchaus sinnvoll , um Zentren und Peripherien zu identifizieren sowie trans¬nationale resp . transregionale Verflechtungs - und Transferprozesse herauszuarbeiten .Entsprechend seiner geographischen Lage und seiner wirtschaftlichen Bedeutungerscheint das Rheinland in dieser Perspektive als Region , in der sich italienische undniederländische Einflüsse in vielfältiger Weise bemerkbar machten - durch Import vonKunst und Einwanderung von Künstlern , durch Rezeption von Stil und Formen sowiegelegentlich durch deren Weiterentwicklung und eigenständige Innovationen .

Unabhängig davon , ob der Begriff der Renaissance für das Rheinland nun sinnvoll istoder nicht , bleibt es das Verdienst der hier besprochenen Publikationen , für unsere Regiondie Frage nach dem Epochencharakter der Zeit von der Mitte des 15 . bis in das frühe17 . Jahrhundert aufgeworfen zu haben . Die rheinische Geschichte würde damit erheblichvon der herkömmlichen Periodisierung der allgemeinen und vieler anderer Landes¬geschichten abweichen 35. Sympathisch ist diese Überlegung schon allein aus wissen¬schaftspolitischen Gründen , betont sie doch die Eigenständigkeit der rheinischen Landes¬geschichte . Zugleich fordert sie auf einer methodischen Ebene zum landesgeschichtlichenVergleich und zur Konfrontation der regionalen Befunde mit der allgemeinen Geschichteheraus - Aufgaben , die für das Selbstverständnis des Faches zentral sind 36. Es gibt aberauch inhaltliche Gründe , die eine solche Periodisierung rechtfertigen 37. Mit Blick auf diepolitische Geschichte wäre zunächst auf die Verschiebung der Machtverhältnisse zuverweisen . Diese ergab sich aus dem endgültigen Ende der hegemonialen Stellung Kur¬kölns am Niederrhein und in Westfalen nach der Soester Fehde 1444 - 1450 , dem ÜbergangBurgunds an das Haus Habsburg nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 sowie schließlichdem Zusammenschluss der weltlichen Territorien am Niederrhein , der sich schon seit den

Eine differenzierte Zusammenfassungder Epochendiskussionfindet sich bei Erich M e u t h e n ,Das 15 . Jahrhundert (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 9 ), München 42006 , S . 113- 120 ; vgl . nebender dort genannten Literatur auch Walter Demel , „ Fließende Epochengrenzen " . Ein Plädoyer füreine neue Periodisierungsweisehistorischer Zeiträume , in : Geschichte in Wissenschaft und Unter¬richt 48 (1997 ), S . 590 - 598 ; und insb . Ulrich M u h 1a c k , Mittelalter und Humanismus . Eine Epochen¬grenze , in : Geschichtsbilderim George -Kreis . Wege zur Wissenschaft , hrsg . v. Barbara Schlieben ,Olaf Schneider und Kerstin Schulmeyer , Göttingen 2004 , S . 51 - 74 . Relativiert wird dieEpochengrenze um 1500 von der katholischen Kirchengeschichte , vgl . jüngst Andreas Holzem ,Katholische Konfessionalisierung - ein Epochenphänomender Frühneuzeit zwischen Spätmittelalterund Aufklärung , in : Die Frühe Neuzeit als Epoche , hrsg . v. Helmut Neuhaus (Historische Zeit¬schrift . Beihefte 49 ), München 2009 , S . 251 - 289 , hier S . 251 - 258 .

36 Vgl . Manfred G r o t e n , Perspektiven der mediävistischen Landesgeschichtsforschung , in : Lan¬desgeschichte an der Universität Bonn . Traditionen - Entwicklungen - Perspektiven , hrsg . v. ManfredGroten und Andreas Rutz , Göttingen 2007 , S . 181 - 195 , hierS . 185f .

37 So schon Wilhelm Janssen , Kleve-Mark -Jülich -Berg -Ravensberg 1400- 1600 , in : Land im Mit¬telpunkt der Mächte . Die Herzogtümer Jülich -Kleve -Berg , Kleve 1984 , S . 17 - 40 , hier S . 17 ; ausführ¬licher Ders . , Kleine Rheinische Geschichte , Düsseldorf 1997 , S . 111 - 117 .

292 Andreas Rutz

1470er Jahren abzeichnete und 1496 bzw . 1521 vollzogen wurde . Unübersehbar ist in derzweiten Hälfte des 15 . Jahrhunderts zudem die Territorialisierung , das heißt die Ent¬stehung von Landesherrschaften , wie sie sich im Ausbau der Verwaltung , der Zunahmeterritorialer Gesetzgebung und der Durchsetzung des landesherrlichen Kirchenregimentszeigt . Dies gilt für den Niederrhein ebenso wie für das Kurfürstentum Trier , wenngleichdas südliche Rheinland ansonsten hinsichtlich der Territorialentwicklung eher als rück¬ständig einzustufen ist . Zur inneren Konsolidierung der Territorien gehören schließlichdie ständischen Einungen in Kurtrier ( 1456 ) , Kurköln ( 1463 ) und Jülich - Kleve -Berg ( 1496 ) .Auch veränderte sich die äußere Gestalt der Territorien bis auf geringfügige Anpassungenseit dem 15 . Jahrhundert nicht mehr 38. Einen neuerlichen Einschnitt bildet dann der Herr¬schaftsantritt auswärtiger Fürsten in den niederrheinischen Territorien um 1600 ( Kurköln1583 , Jülich - Berg und Kleve - Mark 1609 / 14 ) . Wilhelm Janssen hat in diesem Zusammen¬hang vom Ende der rheinischen Geschichte gesprochen , da die rheinischen Territoriennun mit Ausnahme Triers „ dynastische Nebenlande ohne politisches Eigengewicht " ge¬worden seien 39.

Auch die Politik - und Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Köln lässt sich in dengenannten zeitlichen Rahmen einspannen : In der zweiten Hälfte des 15 . Jahrhundertsveränderte sich zwar nicht das seit 1396 bestehende System der Ratsverfassung . Gleich¬wohl lässt sich nach einer längeren Phase der Offenheit und Partizipation breiterer Teileder Bürgerschaft in dieser Zeit wiederum die Etablierung einiger weniger Familien in denFührungspositionen der Stadt feststellen . Die Revolten von 1481 / 82 und 1512 / 13 warennicht zuletzt gegen dieses System gerichtet , konnten es aber jeweils nur kurzfristig aus¬setzen 40. Außenpolitisch sind der Neusser Krieg und das der Stadt in diesem Zusammen¬hang 1475 verliehene Reichsstadtprivileg als Zäsur zu nennen . Das Ende der Epoche mar¬kieren die Jahrzehnte um 1600 , in denen sich einerseits ein zunehmend obrigkeitliches

38 Vgl . GeschichtlicherAtlas der Rheinlande , hrsg . v. Franz Irsigler (Publikationen der Gesell¬schaft für Rheinische Geschichtskunde 12 / 1 N .F.), V / 9- 10 : Peter Schiffer , Die Entwicklung desTerritoriums Geldern , Bonn 2006 ; V / ll - 12 : Wilhelm Janssen , Die Entwicklung des TerritoriumsKleve , Bonn 2007 ; V / 14- 15 : Ders . , Die Entwicklung des Territoriums Kurköln , Rheinisches Erzstift ,Bonn 2008 ; V / 16 : Ulrike Holdt , Die Entwicklung des Territoriums Berg , Bonn 2008 .

39 Janssen , Kleine Rheinische Geschichte (wie Anm . 37 ), S . 193 ; das Bonmot vom Ende derrheinischen Geschichte am 25 . März 1609 wohl nur mündlich , vgl . Johannes Kisten ich , Simon VI .zur Lippe und der jülich -klevische Regimentsstreit , in : RhVjbll 72 (2008 ), S . 92- 112 , hier S . 92 .

40 Für die Bürgermeister wurde diese ,Clanbildung ' detailliert von Wolfgang Herborn untersucht ,vgl . u .a . Wolfgang Herborn , Kölner Verfassungswirklichkeitim Ancien Regime (1396 - 1795 / 96 ), in :Verwaltung und Politik in Städten Mitteleuropas . Beiträge zu Verfassungsnorm und Verfassungs¬wirklichkeit in altständischer Zeit , hrsg . v. Wilfried Ehbrecht (Städteforschung A / 34 ), Köln / Wei¬mar / Wien 1994 , S . 85- 113 . Entsprechendes lässt sich auch für andere Gruppen feststellen , vgl . dem¬nächst Tobias Wulf , Die Kölner Kirchspiele im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit . KommunaleStruktur und parochiale Verwaltung bis zum Ende des 16 . Jahrhunderts (Studien zur Kölner Kirchen¬geschichte ) [in Vorb .] . Ich danke dem Autor herzlich für konstruktive Hinweise und Diskussionen .Zum Verhältnis von Ratsobrigkeit und Bürgern vgl . zuletzt Gerd Schwerhoff , Wahlen in der vor¬modernen Stadt zwischen symbolischer Partizipation und Entscheidungsmacht . Das Beispiel desKölner Ratsherrn Hermann von Weinsberg ( 1518- 1597 ) , in : Technik und Symbolik vormodernerWahlverfahren , hrsg . v. Christoph Dartmann , Günther Wassilowsky und Thomas Weller(Historische Zeitschrift . Beiheft 52 ), München 2010 , S . 95 - 116 .

Renaissance am Rhein ? 293

Gebaren des Rates 41, andererseits aber eine deutliche Konfessionalisierung der städti¬schen Politik bemerkbar macht . Letztere kulminierte in der 1617 erlassenen Qualifika¬tionsordnung , die den Nachweis des katholischen Glaubens zur Voraussetzung des Bür¬gerrechts machte 42. Diese Maßnahme lässt sich in die insgesamt im nördlichen Rheinlandvergleichsweise spät einsetzende Konfessionalisierung einordnen : Die via - media - Politikder jülich -bergischen Herzöge , die Reformationsversuche Hermann von Wieds und Geb¬hard Truchsess ' von Waldburg sowie die , untridentinische ' Reform des Kölner Bistums ,die tolerante Haltung Aachens gegenüber den Protestanten und die konfessionspolitischePassivität des Kölner Rates verhinderten hier im 16 . Jahrhundert zunächst die Durchset¬zung des Tridentinums . Aber auch die Reformation wurde weder in den geistlichen nochin den weltlichen Territorien und Reichsstädten (dauerhaft ) eingeführt . Stattdessen bliebes während des 16 . Jahrhunderts bei den überkommenen kirchlichen Strukturen und nichtzuletzt bei einer ausgeprägten spätmittelalterlichen Frömmigkeit , wie sie sich insbeson¬dere in der Bewegung der Devotio moderna , den zahlreichen Laienbruderschaften , Wall¬fahrten und wohltätigen Stiftungen zeigt 43. Im südlichen Rheinland hatte die Reformationhingegen in einer Reihe von Zwergterritorien ebenso frühzeitig Erfolg wie die TriererKurfürsten von Anfang an konsequent eine katholische Reform - und Konfessionalisie -rungspolitik betrieben . Die Reformation bildet hier dementsprechend einen deutlicherenepochalen Einschnitt als im Norden . Dort änderte sich die Situation erst um 1600 als derjülich - klevische Erbfolgestreit mächtige protestantische Kräfte an den Rhein brachte , mitFerdinand von Bayern ein eifriger Katholik den Kölner Erzstuhl einnahm , Aachen in dasVisier der kaiserlichen Politik geriet und Köln offensiv seine Katholizität behauptete .

Vgl . in jüngerer Zeit nur Hideyuki Takatsu , Die Neuorganisation des Militärwesens in derStadt Köln 1583 . Überlegungen zum Einfluss auf das politische Verhältnis von Rat und Gemeinde , in :Jahrbuch des Kölnischen GeschiehtsVereins76 (2005 ), S . 27 ^ 19 ; Manfred Groten , Vom Recht derBürger zum Sorgerecht des Rates . Zur Veränderung der Sprache des innerstädtischen Diskurses inKöln im späten 16 . Jahrhundert , in : Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 78 (2007 ), S . 71 - 88 ;Hideyuki Takatsu , Die Kölner Syndici in der zweiten Hälfte des 16 . Jahrhunderts . Zur Professio -nalisierung obrigkeitlicher Herrschaftspraktiken am Beginn der Frühen Neuzeit , in : O felix Agrip -pina nobilis Romanorum Colonia . Neue Studien zur Kölner Geschichte - Festschrift für ManfredGroten zum 60 . Geburtstag , hrsg . v. Andreas Rutz und Tobias Wulf (Veröffentlichungendes Köl¬nischen Geschichtsvereins48 ) , Köln 2009 , S . 113- 125 .

42 Joachim Dee ters , Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln seit 1396 , in : Zeitschrift der Savigny -Stiftung für Rechtsgeschichte . Germanistische Abteilung 104 (1987 ), S . 1- 83 , hier S . 37 - 62 ; vgl . auchHans -Wolfgang Bergerhausen , Köln in einem eisernen Zeitalter 1610- 1686 (Geschichte der StadtKöln 6 ), Köln 2010 , S . 55-61 .

43 Vgl . u .a . Manfred Groten , Die Devotio moderna in Köln und am Niederrhein . Kirchen¬geschichtliche Aspekte der Zentralortfunktion Kölns im Spätmittelalter, in : Köln und die Nieder¬rheinlande in ihren historischen Raumbeziehungen (15 .- 20 . Jahrhundert ), hrsg . v. Dieter Geuenich(Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein 17 ), Pulheim 2000 , S . 29 —40 ; D e r s .,Bürgermeister und arme Töchter in Köln 1455- 1670 . Die Stiftung des Kölner Bürgers Heinrich Haichvon 1452 , in : RhVjbll 73 (2009 ), S . 31 - 78 ; 74 (2010 ), S . 79 - 126 ; 75 (2011 ), S . 134- 170 ; Quellen zurGeschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12 . Jahrhundert bis 1562 / 63 , bearb . v. KlausMilitzer (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 71 ), 4 Bde ., Düsseldorf1997- 2000 ; Ikari , Wallfahrtswesen (wie Anm . 30 ); vgl . auch die Vorträge der 58 . Arbeitstagung desInstituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande „ Die Zeit der Reformen . Das Rheinland amÜbergang vom Mittelalter zur Neuzeit 1450- 1550 " , in : RhVjbll 65 (2001 ) und 66 (2002 ) .

294 Andreas Rutz

Nicht verwunderlich ist vor diesem Hintergrund auch die Blüte der rheinischen Kloster¬landschaft seit dem ersten Viertel des 17 . Jahrhunderts 44. Eng hiermit verbunden warenEntwicklung und Ausbreitung des katholischen Ordensschulwesens , welches das spät¬mittelalterliche Bildungssystem aus Elementarschulen , Pfarrschulen und Gymnasienüberformte und konfessionalisierte 45.

Es gibt also eine Reihe von Gründen , das 15 . und 16 . Jahrhundert als zusammen¬hängende Epoche der rheinischen Geschichte aufzufassen . Sichtbar werden dadurchregionale Umbrüche und Kontinuitäten , die mit dem Epochenraster der allgemeinenGeschichte nicht zu fassen sind . Anstatt diese Epoche allerdings aus den verstreutenBelegen von Renaissance und Humanismus und damit gleichsam vom Rande her zukonstruieren , scheint es sinnvoller , die dominanten Strukturen der Zeit , nämlich Terri¬torialentwicklung und Kirchenorganisation , für die Periodisierung zu nutzen . Die Zeitvom 15 . bis in das frühe 17 . Jahrhundert im Rheinland erscheint in dieser Perspektive alsEpoche der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen , eine Ambivalenz , die sich aus derfrühzeitig ausgeprägten vormodernen Territorialstaatlichkeit auf der einen und derlängerfristig überdauernden mittelalterlichen bzw . vorkonfessionellen Kirchenstrukturauf der anderen Seite ergibt . Diese Situation unterscheidet insbesondere das nördlicheRheinland deutlich von anderen Regionen des Reiches , in denen mit Reformation undKonfessionalisierung bereits im Laufe des 16 . Jahrhundert ein neuer Schub der Ver¬staatlichung einsetzte .

Die bisherige Forschung hat diese Zusammenhänge durchaus gesehen , hieraus aberkeine weiterreichenden Konsequenzen gezogen . Denn trotz der regelmäßigen Selbstver -gewisserung der Landesgeschichte , sie sei in besonderem Maße geeignet , epochenüber¬greifend zu arbeiten , orientiert sich auch diese Disziplin allzu häufig an den tradi¬tionellen , von der allgemeinen Geschichtswissenschaft etablierten Epochengrenzen .Dementsprechend ist der Feststellung der Herausgeber des Sammelbands durchauszuzustimmen , dass sie mit ihrer Publikation „ keine Summe einer langen Forschungs¬tradition " vorlegen können (S . 13 ) . Wenn selbst die einschlägigen Handbücher zur rheini¬schen Geschichte die Epochengrenze zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit ganz kon¬ventionell um 1500 ziehen 46, ist es nicht verwunderlich , dass auch sonst epochenüber -

Vgl . hierzu die ersten Ergebnisse des Klosterbuch -Projekts bei Wolfgang Rosen , Das Projekt„ Nordrheinisches Klosterbuch " , in : Klosterforschung . Befunde , Projekte , Perspektiven , hrsg . v. JensSchneider (Mittelalterstudien 10 ), München 2006 , S . 109 - 118 ; außerdem NordrheinischesKloster¬buch . Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815 , hrsg . v. Manfred Groten u .a . (Studien zur KölnerKirchengeschichte 37 ), bislang 2 Bde ., Siegburg 2009 / 11 .

45 Johannes Kisten ich , Bettelmönche im öffentlichen Schulwesen . Ein Handbuch für die Erz¬diözese Köln 1600 bis 1850 (Stadt und Gesellschaft . Studien zum Rheinischen Städteatlas 1), 2 Bde .,Köln / Weimar / Wien 2001 ; Andreas Rutz , Bildung - Konfession - Geschlecht . Religiöse Frauenge¬meinschaftenund die katholische Mädchenbildung im Rheinland (16 .- 18 . Jahrhundert ) (Veröffent¬lichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 210 ), Mainz 2006 ; Frank Pohle , Glaubeund Beredsamkeit . Katholisches Schultheater in Jülich -Berg , Ravenstein und Aachen (1601 - 1817 )(Symbolische Kommunikationund gesellschaftliche Wertesysteme 29 ), Münster 2010 ; vgl . insg . auch :Das Rheinland als Schul - und Bildungslandschaft(wie Anm . 22 ).

46 Vgl . für die rheinische Geschichte insg . Franz Petri , Im Zeitalter der Glaubenskämpfe (1500-1648 ), in : Rheinische Geschichte , hrsg . v. Franz Petri und Georg Droege , Düsseldorf 31980 , Bd . 2,S . 1- 217 ; der Band zum Spätmittelalter ist nicht erschienen , vgl . aber Wilhelm Janssen , Die nieder -

Renaissance am Rhein ? 295

greifende Studien eher eine Ausnahme darstellen 47. Die neuen , hier vorgestellten Publi¬kationen fordern diese Sichtweise zu Recht heraus und werden damit hoffentlich diekünftige Forschung anregen .

rheinischen Territorien im Spätmittelalter. Politische Geschichte und Verfassungsentwicklung1300-1500 , in : RhVjbll 64 (2000 ), S . 64- 167 ; Ders . , Kleine Rheinische Geschichte (wie Anm . 37 ), S . 103-159 („ Spätmittelalter 1300- 1500 " ), 160- 211 („ Die frühe Neuzeit 1500- 1648 " ); Klaus Müller , Rhei¬nische Geschichte 1521 - 1609 , in : Portal Rheinische Geschichte , hrsg . v. Landschaftsverband Rhein¬land [30 .09 .20101 ; der Beitrag zum Spätmittelalter (1288- 1521 ) ist noch nicht erschienen ; für dasErzbistum Köln Wilhelm Janssen , Das Bistum Köln im späten Mittelalter 1191 - 1515 (Geschichtedes Erzbistums Köln 2), 2 Bde ., Köln 1995 / 2003 ; Molitor , Erzbistum Köln (wie Anm . 10 ); für dasErzbistum Trier Schneider , Kirchenreform (wie Anm . 10 ); der Band zum Spätmittelalter ist nochnicht erschienen .

47 Vgl . etwa die große Studie von Wulf , Kirchspiele (wie Anm . 40 ). Zur Notwendigkeitepochen¬übergreifender Forschungen vgl . knapp Groten , Perspektiven (wie Anm . 36 ), S . 184 ; StephanLaux , Rheinische Frühneuzeitforschung . Traditionen - Stand - Perspektiven , in : Groten / Rutz ,Rheinische Landesgeschichte (wie Anm . 36 ), S . 197- 231 , hier S . 206 .