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1/2012 Film und Medien NRW > NRW@Berlinale 2012 > 70. Geburtstag Heinrich Breloer > Lit.Cologne > Made in NRW > Michael Caine in Köln

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1/2012

Film undMedienNRW

> NRW@Berlinale 2012> 70. Geburtstag Heinrich Breloer> Lit.Cologne> Made in NRW> Michael Caine in Köln

Oscar-Nominierung für „Pina“

And the Oscar goes to ... Das Daumendrücken geht weiter: Wim Wenders‘3D-Tanzfilm „Pina“, der von der Film- und Medien-stiftung NRW gefördert und nahezu komplett inNRW realisiert wurde, hat es unter die letztenFünf geschafft und ist damit offiziell für den Os-car in der Kategorie Bester Dokumentarfilm no-miniert. Ihre begehrten Auszeichnungen vergibtdie Academy of Motion Picture Arts and Sciencesam 26. Februar.

Dann ist die Entscheidung längst gefallen, ob derFilm auch einen der englischen Bafta-Awards ge-winnt. Die werden bereits am 12. Februar in Lon-don verliehen, und auch dort ist „Pina“ nominiert.Bis dahin begeistern die mitreißenden Bilder vonPina Bauschs Tanztheater weiterhin das amerika-nische Publikum. Ende Januar war „Pina“ in denUSA auf über 10 Leinwänden zu sehen und spiel-te dabei in den ersten Wochen 782.00 Dollar ein.

Foto: Neue Road Movies /Donata Wenders

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 3

NRW@Berlinale 2012

Alle NRW-Filme und NRW-Events auf der Berlinale und ein Interview mit Hans-Christian Schmid über seinen Wettbewerbsfilm „Was bleibt“ > 4

Heinrich Breloer

Der Spurensucher > 11Interview Heinrich Breloer

Der große Doku-Dramatiker > 12Oliver Baumgarten über die Filme Heinrich Breloers

Herzlichen Glückwunsch > 12von Verena Kulenkampff, Fernsehdirektorin WDR

Gehobene Kellerschätze > 13Interview Peter Paul Kubitz von der Deutschen Kinemathek

Zwei Freunde. Ein Gedanke > 14Von Horst Königstein

Meldungen

Branche, Festivals, Kinos, Preise > 16

Impressum > 18

Spiele für unterwegs > 20Firmenporträt: Nurogames

„Erlebniskino gibt’s nicht auf dem Laptop“ > 22Kinokongress und Kinoprogrammpreis NRW

Auf dem Sprung > 24Die Seite für den Filmnachwuchs inklusive Interviews mit Simone Stewens und Joachim Ortmanns

Lit.Cologne

Die Vorleser > 26Die Highlights der Lit.Cologne

Eine Frage des Respekts > 27Drehbuchautoren als Schriftsteller

Langsam, aber gewaltig? > 28eBooks auf dem deutschen Buchmarkt

Keine Angst vor Schwarzleserei > 28Raubkopien bei digitalen Büchern

Vom Groschenroman zur Webnovela > 29Firmenporträt: Bastei Lübbe

MEDIA: Serien für Europa > 30

Made in NRW > 31

Michael Caine in Köln > 32Am Set von „Mr. Morgan’s Last Love“

NRW liegt im ersten Stock > 33Interview Georg Maas zu „Zwei Leben“ mit Liv Ullmann

Drehberichte > 34

Im Kino > 35

Inhalt

Mehr NRW geht nicht!

„Was für ein Jahr!“ Das war der meistgehörte Jahreswechsel-Seufzer in der Film-und Medienstiftung NRW. Ein Seufzer, in dem die Anstrengung der zurückliegen-den zwölf Monate zum Ausdruck kam, aber nicht weniger auch die Zufriedenheitmit dem, was geleistet wurde: Neue Aufgaben, neue Arbeitsfelder, neuer Auftritt,neue Events. Eine Jahresbilanz, die sich sehen lassen kann. Und 2012 wird es im selben Tempo weiter gehen.

Eine große Freude gleich zu Beginn des Jahres: „Pina“ ist für den Oscar nominiert,und das bedeutet Daumen drücken für Wim Wenders, der seine bildgewaltigeWürdigung des Tanztheaters von Pina Bausch nahezu komplett in NRW realisierthat. Die Entscheidung, ob „Pina“ in L.A. geehrt wird, fällt am Sonntag, 26. Februar.

Zuvor geht es aber erst einmal zur Berlinale. Deutschlands wichtigstes Filmfestival,internationaler Branchentreffpunkt und größtes Publikumsfest zugleich. Die Film-stiftung ist selbstverständlich vor Ort. NRW@Berlinale bildet den ersten Schwer-punkt des vorliegenden Magazins: 21 NRW-Filme erhielten eine Einladung in dieoffiziellen Reihen der Filmfestspiele. Die Highlights aus NRW-Sicht sind ganz sicherHans-Christian Schmids „Was bleibt“, der im Wettbewerb antritt, und „Das bessereLeben“ von Malgoska Szumowska mit Juliette Binoche, eine internationale Kopro-duktion, die das Panorama eröffnen wird. Beide in NRW gefördert und gedreht.Und natürlich kann man sich wieder auf junges Kino aus NRW freuen, zum Bei-spiel fünf Nachwuchsfilme, die in der Perspektive Deutsches Kino zu sehen sind.Hinzu kommen der berührende Kurzfilm „Say Goodbye to the Story“ von ChristophSchlingensief, der bei der Archivierung des Nachlasses entdeckt wurde und UlrikeSchamonis „Abschied von den Fröschen“. Aber NRW ist in Berlin nicht nur mitFilmen und Festen präsent. Beim European Film Market der Berlinale laden wir am13. Februar ins Spiegelzelt neben dem Gropiusbau zur Diskussion zum Thema„Crossmedia Distribution“, das uns auch beim Internationalen Filmkongress imSommer beschäftigen wird.

Ein Highlight zum Abschluss der Berlinale ist der Geburtstag von Film- und Fernseh -regisseur Heinrich Breloer. Geboren in Gelsenkirchen, aufgewachsen in Reckling-hausen und der Grimme-Stadt Marl, heute in Köln wohnend. Er war es, der gemein-sam mit Horst Königstein das Genre des Doku-Dramas entwickelt und stilbildendeFernsehereignisse wie „Das Todesspiel“ oder „Die Manns“ geschaffen hat. Am 17. Februar wird Heinrich Breloer70 Jahre alt. Aus diesem Anlass haben sich die Deut-sche Kinemathek, die Film- und Medienstiftung NRW und der WDR zusammengetan, um seinen umfassenden Vorlass als Online-Archiv zugänglich zu machen. DerStartschuss fällt am 17. Februar. Das Magazin würdigt den Filmemacher mit seinemzweiten Schwerpunkt.

Während in Berlin der Film gefeiert wird, freut sich NRW schon auf ein nächsteskulturelles Großereignis: Die Lit.Cologne, Deutschlands größtes Lesefestival, mit172 Veranstaltungen, eröffnet übrigens von der Verleihung des Deutschen Hör-buchpreises, bringt die Buchbranche, die Vorleser und die Literaturfans inzwischenschon zum 14. Mal in Köln zusammen. Das nehmen wir zum Anlass, die Beziehungzwischen Film- und Büchermachern weiter zu vertiefen: Mit dem 2011 eingeführtenBranchentreff „Literatur trifft Film“ und einem weiteren Schwerpunkt des Heftes.

Drei Schwerpunkte und jede Menge Meldungen zum Film- und Mediengeschehen– das ist das aktuelle Magazin „Film und Medien NRW“.

Viel Spaß beim Lesen, eine erfolgreiche Berlinale mit vielen guten Filmen und inspi-rierenden Begegnungen, ganz tolle Tage für die Karnevalisten unter Ihnen, undnicht vergessen: Daumen drücken für „Pina“!

Ihre Petra MüllerGeschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW

Wettbewerb

„Was bleibt“ Regisseur Hans-Christian Schmid ist ein alter Bekannter im Wett-bewerb der Berlinale. Mit seinem neuen, von der Film- und Me-dienstiftung NRW geförderten Film „Was bleibt“ ist er bereits zumvierten Mal in der wichtigsten Sektion des Festivals vertreten. LarsEidinger, Corinna Harfouch, Ernst Stötzner, Sebastian Zimmler undPicco von Groote spielen die Hauptrollen in dem Familiendrama,das Schmid nach einem Drehbuch von Bernd Lange nahezu kom-plett in einer Villa in der Nähe von Recklinghausen gedreht hat.„Was bleibt“ ist eine Produktion der 23/5-Filmproduktion in Ko-produktion mit SWR, Arte und WDR, die vom Kölner Pandora Film-verleih in die deutschen Kinos gebracht wird.

Sie sind nach „Lichter“, „Requiem“ und „Sturm“ zum viertenMal im Wettbewerb der Berlinale. Ist das für Sie überhauptnoch etwas Besonderes?Ja, natürlich. Beim ersten Mal ist es vielleicht noch etwas aufregen-der, aber für mich hat jeder Film seine Eigenheiten, und die Aben-de, an denen sie ihre Premiere hatten, waren immer etwas Beson-deres. Weil es ein Termin ist, auf den sich alles fokussiert. Der Filmkommt schlagartig an die Öffentlichkeit. Das ist sehr spannend.

Wie ist es für Sie, sich der internationalen Konkurrenz zu stel-len?Der Wettbewerbsgedanke spielt für mich nicht so eine Rolle. Andem Abend, an dem der Film zu sehen ist, blende ich das aus. Dadenke ich nur an den Film, an dem wir zwei Jahre gearbeitet ha-ben, und an die Rezeption durch das Publikum. Natürlich hat mandie Hoffnung, auch was zu gewinnen, schließlich ist es ja ein Wett-bewerb. Aber die Teilnahme zählt in diesem Fall mehr.

Sie haben fast komplett in NRW gedreht. Wie waren die Pro-duktionsbedingungen für den Dreh in der Nähe von Reckling-hausen?Sie waren für uns günstig. Wir hatten Glück, weil wir in Hertenein Haus gefunden hatten, das leer stand und ziemlich genau un-

seren Vorstellungen für das Hauptmotiv entsprach: viel Glas undeine direkte Verbindung von Innen und Außen. Die Naturmotivefanden wir dort auch: ein großes Waldgebiet und einen See. Daswar ideal.

Welche Bedingungen musste das Haus erfüllen?Wir haben ein Haus gesucht, das architektonisch dem Drehbuchentgegenkommt. Die Räume sollten optische Verbindungsachsenhaben, so dass Gänge und Kamerafahrten vom Wohnzimmer insEsszimmer und auf die Terrasse möglich waren. Das Haus im Stilder klassischen Moderne, in dem wir gedreht haben, hatte genauso eine Aufteilung, zudem konnten wir eine Wand entfernen. Esgibt eine große Garage mit zwei Toren, eins öffnet nach vorne,zur Straße, eins nach hinten zum Garten. Man kann da durch ge-hen und kommt so unbemerkt über eine seitliche Terrasse insHaus. Diese Besonderheit hat sogar noch zu Änderungen am Buchgeführt. Denn für eine Figur im Film ist es eine wichtige Voraus-setzung, dass sie Zeuge eines Gesprächs wird, das in der Küchestattfindet.

Wofür steht die Provinz in dem Familiendrama?Provinz steht für das Westdeutschland der 70er und 80er Jahre,wobei der Film in der Gegenwart spielt. Die Hauptfigur Marko, einMittdreißiger, der in Berlin lebt, fährt an einem Wochenende zuseinen Eltern. Es sollte klar werden, dass die Eltern, ein Verlegerund seine Frau, zu den Menschen gehören, die in der Bonner Re-publik zu Wohlstand gekommen sind.

Was hat Sie an der Familiengeschichte besonders gereizt?Das Drehbuch ist die dritte Zusammenarbeit mit Bernd Lange. Wirwollten nach „Sturm“, ein Stoff, für den wir sehr viel recherchie-ren mussten, eine Geschichte schreiben, die mehr mit uns zu tunhat. So sind wir auf die Hauptfigur Marko gekommen, jemand, derwie wir und viele, die wir kennen, in Berlin lebt, weit weg von zuHause. Da gehen die Lebensentwürfe auseinander. An diesenHeimfahrwochenenden läuft es häufig so: Entweder, man belässtes bei Oberflächlichkeiten, dann geht meistens alles gut, oder manspricht über die Dinge, die einen bewegen und beschäftigen, unddann ist die Gefahr groß, dass es zu Konflikten kommt. Das warder Ansatz.

Also ein bewusster Kontrast zu der politischen Ge-schichte, die Sie in „Sturm“ erzählen?Mir kommt das vor wie ein Gegenentwurf zu „Sturm“.In „Was bleibt“ stehen die Personen im Vordergrund,nicht so sehr die Handlung. Wir wollten den Figurenmehr Zeit widmen und nicht mit dem Problem konfron-tiert sein, dass, wie in „Sturm“, ein großer Teil der Er-zählung dafür verwendet werden muss, bestimmte Me-chanismen und Zusammenhänge zu erklären.

Die Schauspieler sind alles prominente Theater-schauspieler. Warum?Ich arbeite sehr gerne mit Theaterschauspielern, weiles ihnen um das gemeinsame Entwickeln von Figurengeht, was sie auch vom Theater her gewohnt sind. Siekennen es, in die Figuren einzutauchen. Im schnellenFernsehgeschäft ist das oft gar nicht möglich.

NRW@Berlinale

21 Filme aus NRW laufen auf der diesjährigen Berlinale. Das Magazin stellt sie vor und informiert Sie über alle NRW-relevanten Events der 62. Berliner Filmfestspiele.

Regisseur Hans-Christian Schmid (l.) bei der Arbeit mit seinen Schauspielern Lars Eidinger (r.)und Egon Merten, Foto: Gerald von Foris,23/5 Filmproduktion

Was bleibt von Hans-Christian Schmid

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 5

Panorama

„Das bessere Leben“Mit ihrem Film „Das bessere Leben“ eröffnet die polnische Regis-seurin Malgoszka Szumowska die Berlinale-Reihe Panorama Spe-cial. Juliette Binoche spielt darin eine erfolgreiche Journalistin, diezu einem pikanten Thema recherchiert: Studentinnen, die sich ihrStudium durch Prostitution finanzieren. Die Regisseurin, die in ih-rem Film wie auch schon in „Leben in mir“ den Geschlechterrollennachspürt, setzte ihre von der Film- und Medienstiftung NRW ge-förderte Produktion u.a. auch in Köln und Düsseldorf in Szene. Pro-duziert wurde „Das bessere Leben“, in dem auch Joanna Kulig undAnaïs Demoustier zu sehen sind, von der Kölner Produzentin Bet-tina Brokemper (Zentropa International), der französischen Slot Ma-chine, der polnischen Zentropa Int. und dem ZDF. Der Zorro Film-verleih wird die Koproduktion am 29. März in den deutschen Ki-nos starten.

„Death for Sale“ Produzentin Bettina Brokemper ist in Berlin nicht nur mit „Das bes-sere Leben“ vertreten, sondern hat mit ihrer Firma Heimatfilm auch„Death for Sale“ koproduziert. Regisseur und Schauspieler FaouziBensaidi, mit dem Brokemper schon „WWW – What a WonderfulWorld“ realisiert hat, stellt auf der Berlinale einen Film über dreiFreunde vor, die in einer marokkanischen Stadt von kleinen Dieb-stählen leben.

„Detlef“In der Reihe Panorama Dokumente feiert „Detlef“ von Stefan West-erwelle und Jan Rothstein Weltpremiere. In ihrem geförderten Do-kumentarfilm mit dem Untertitel „60 Jahre schwul“ liefern sie einPorträt des Bielefelder Schwulenaktivisten und ehemaligen Besitzerseiner Bioladen-Kette Detlef Stoffel und lassen darin u.a. Gustav-Pe-ter Wöhler, Lilo Wanders und Corny Littmann zu Wort kommen. Re-gisseur Stefan Westerwelle ist Absolvent der KHM und gewann fürseinen Kurzfilm „Solange du hier bist“ zahlreiche Preise.

Death for Sale von Faouzi Bensaidi

Detlef von Stefan Westerwelle und Jan Rothstein

Das bessere Leben von Malgoska Szumowska

Perspektive Deutsches Kino

Von „Tage in derStadt“ bis „Rodicas“

Inhaltliche und stilistische Trends beim deut-schen Filmnachwuchs aufzuzeigen, das ist dasZiel der Berlinale-Sektion Perspektive DeutschesKino. Fünf der diesjährigen Entdeckungen stam-men aus NRW. In seinem 25-minütigen Kurzfilm „Tage in derStadt“ erzählt Janis Mazuch die Geschichte ei-ner Frau, die nach 13 Jahren aus dem Gefäng-nis entlassen wird und nach ihrem Platz in derGesellschaft sucht. Der Film entstand mit derUnterstützung der Film- und MedienstiftungNRW als Kölner Zusammenarbeit der Kunsthoch-schule für Medien und der blowball film.„Rodicas“ ist der Titel des geförderten Kurzfilmsvon Alice Gruia, den die Schauspielerin und Re-gisseurin selbst produziert hat. In 53 Minutenstellt sie darin ihre Großmutter und deren be-ste Freundin vor. Beide leben in Australien, ha-ben jüdisch-rumänische Wurzeln und denselben,Titel gebenden Vornamen: Rodica.Mit ihrem Film „Ararat“ liefern Regisseur EnginKundag und Editor Jonas Thoma ihre gemeinsa-me Abschlussarbeit an der ifs – internationalefilmschule köln ab. Gedreht wurde der 27-minü-tige Kurzfilm über verlorene Identität, zweiteChancen und die menschliche Zerstörungswutan acht Drehtagen an der Grenze zu Armenienim Heimatort der Eltern des Regisseurs.„Die Vermissten“ ist der Titel des Langfilmdebütsvon Regisseur und Autor Jan Speckenbach. In sei-nem Film erzählt er von einem Kernkraftingeni-

eur, dessen 16-jährige Tochter eines Tages spur-los verschwindet. Als er sich auf die Suche macht,stellt er fest, dass sie nicht die einzige ist, die ver-misst wird. André Hennicke spielt die Hauptrol-le in dem Drama, das die Berliner Junifilm mitZDF – Das kleine Fernsehspiel 2010 im Umlandvon Berlin, in NRW und Niedersachsen gedrehthat.In dem Dokumentarfilm „Sterben nicht vorge-sehen“ berichtet Matthias Stoll vom Tod seinesVaters. Als der starb, war der Regisseur auf ei-nem anderen Kontinent. „Was bleibt? Ein paarErinnerungen und das Gefühl, dass uns beide et-was verbunden hat“, so Stoll, der mit dem 25-minütigen Kurzfilm sein Studium an der KHM ab-schloss.

Interview mit Janis Mazuch, der in der Reihe Per-spektive seinen Film „Tage in der Stadt“ vorstellt.

Worum geht es in Ihrem Film?Die Grundidee war, von einer Figur zu erzählen,die in eine Gesellschaft kommt, in der sie sichfremd fühlt. Durch ihre Augen guckt man auf die-se Gesellschaft. Nina kommt aus dem Gefäng-nis und muss sich erst einmal zurecht finden ineiner Welt, die sie lange nicht gesehen hat. Wirbegleiten sie dabei.

Wie kamen Sie auf das Thema Gefängnis?Dass jemand aus dem Gefängnis entlassen wird,ist im Film ja eine relativ klassische Konstruktion.Als ich anfing zu recherchieren, bin ich durch ei-nen Mitarbeiter der JVA auf die Problematik vonFrauen im Gefängnis gestoßen, die oft eine an-dere ist als bei Männern. Frauen, die längere Haft-strafen hatten, sind häufig Opfer massiver Gewaltgewesen, bevor sie selbst zu Tätern wurden.

0Was bedeutet es Ihnen, dass der Film auf derBerlinale gezeigt wird?Dass er seine Premiere auf so einem wichtigenFestival erlebt, ist toll. Ich bin sehr gespannt aufdie Reaktionen. Und für mich ist das auch einegute Gelegenheit, die Berlinale zu erleben. Ichwar noch nie da.

Worauf freuen Sie sich am meisten?Mit den Freunden, die daran mitgearbeitet ha-ben, die Premiere zu feiern. Ich arbeite jetztschon seit zwei, drei Filmen mit einem Team vonLeuten, die ich sehr gerne mag. Das ist schön,

dass da jetzt etwas zurückkommt für die ganze Arbeit, diein so einem Projekt steckt.

Was erhoffen Sie sich vonder Berlinale?Ich erhoffe mir natürlich, dassder Film eine Aufmerksamkeitbekommt und man dadurchvielleicht die Möglichkeit hätte,

weitere Projekte zu machen. Viel weiter habeich darüber noch nicht nachgedacht. Das kamalles sehr überraschend.

Haben Sie schon ein neues Projekt?Ich schreibe mit Julia Keller, die den Film produ-ziert hat, an einem neuen Drehbuch. Da geht esum einen Mann, der erkennen muss, dass seinVerhältnis zur Arbeit nicht gerade das gesündes-te ist und der versucht, sich davon frei zu ma-chen, was nicht einfach ist heutzutage. Außer-dem arbeite ich auch als Kameramann.

NRW@Berlinale

Janis Mazuch, Foto: privat

Sterben nicht vorgesehen von Matthias Stoll

Tage in der Stadt von Janis Mazuch

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 7

Forum des Internationalen Films

„Revision“Mit „Tag der Spatzen“ war Philip Scheffner be-reits 2010 im Forum der Berlinale zu Gast. ZweiJahre später kehrt er mit seinem neuen, in NRWgeförderten Film „Revision“ zurück. In der Ko-produktion der Kölner Blinker Film mit pong –Kröger & Scheffner, Worklights Media undZDF/Arte rekonstruiert der Berliner Dokumen-tarfilmer, Video- und Soundkünstler den Todzweier Roma, die 1992 in Mecklenburg-Vorpom-mern von drei Jägern – zwei aus dem Westen,einer aus dem Osten Deutschlands – erschos-sen wurden. Der Film wird zur Revision des Fal-les, bei der der Regisseur mit zunehmend be-klemmender Dichte ein Netz aus Landschaft undErinnerung, Zeugenaussagen, Akten und Ermitt-lungen webt. Den Verleih übernimmt die KölnerReal Fiction.

Die Vermissten von Jan Speckenbach Rodicas von Alice Gruia

Ararat von Engin Kundag

Revision von Philip Scheffner

Film- und Medienstiftung NRW

Präsent in BerlinDie Film- und Medienstiftung NRW ist 2012nicht nur mit geförderten Filmen auf der Berli-nale präsent, sondern auch mit ihren Beratungs-und Förderangeboten. Während des EuropeanFilm Markets (EFM) im Gropius Bau finden Siedie Mitarbeiter der Düsseldorfer Filmförderungam Stand von Focus Germany, dem Zusammen-schluss der deutschen Filmförderer.Focus Germany ist während des Festivals unterder Nummer 030/767646-419 zu erreichen.

Berlinale Sondervorführung

„Abschied von den Fröschen“Anlässlich des 50. Jahrestages des Oberhause-ner Manifests zeigt die Berlinale in einer Sonder-vorführung Ulrike Schamonis „Abschied von denFröschen“. Ihr Dokumentarfilm über ihren Va-ter Ulrich Schamoni, einem der wichtigsten Ver-treter des Jungen Deutschen Films, basiert zugroßen Teilen auf 170 Stunden Mini DV-Mate-rial, das Ulrich Schamoni hinterlassen hat. In sei-nen Filmtagebüchern dokumentierte der an Leu-kämie erkrankte Filmemacher sein Leben bis kurzvor seinem Tod im März 1998. Ergänzt um Aus-schnitte aus seinem Werk und biografische Do-kumente bewahrt die Fotografin und Regisseu-rin mit Editorin Grete Jentzen das Vermächtnisdes Filmemachers, der 1965 mit seinem Debüt„Es“ fünf Bundesfilmpreise gewann. „Abschiedvon den Fröschen“ entstand mit Unterstützungder Film- und Medienstiftung NRW als Koproduk-tion von Ziegler Film und Bären Film Berlin.

NRW@Berlinale

Talent Campus und Co-Production Market

NRW-NachwuchsDer Talent Campus (11.-16.02) der Berlinalefeiert 2012 zehnjähriges Jubiläum. Zu den Ge-burtstagsgästen gehören als Referenten u.a.Schauspielerin Juliette Binoche, die auf der Ber-linale ihren in NRW gedrehten Film „Das besse-re Leben“ vorstellt, der Regisseur Gaston Kabo-ré, Kameramann Ed Lachman, die chinesischeDrehbuchautorin Yan Geling und die dreifach os-carprämierte Kostümdesignerin Sandy Powell.Für den Talent Campus wurden aus 4.382 Be-werbungen 350 Talente aus 99 Ländern ausge-wählt, darunter auch KHM-Absolvent Simon Pae-tau und Produzent Maximilian Leo von der Köl-ner Augenschein Filmproduktion, die gemeinammit Andreas Brauer (Hupe Film) auf Vorschlagder Film- und Medienstifung NRW bereits An-fang Februar den CineMart in Rotterdam be-suchten.

Neben seiner Teilnahme am Talent Campus hatMaximilian Leo in der Hauptstadt ein weiteres„Eisen im Feuer“. Auf dem Berlinale Co-Produc-tion Market wird er York-Fabian Raabes gleich-namiges Flüchtlingsdrama über zwei afrikani-sche Jungen, die auf einem alten Computer dasWeihnachtsvideo einer deutschen Familie fin-den, 450 potenziellen Investoren vorstellen. „Ei-sen im Feuer“ ist eines von elf Newcomer-Pro-jekten, die im Rahmen des Talent Project Mar-kets vorgestellt werden. Neu auf dem Markt, dervom 9. bis 17. Februar im Berliner Abgeordne-tenhaus stattfindet, ist die Kooperation mit derOnline-Plattform Festival Scope, die es interes-sierten Partnern erlaubt, sich zur VorbereitungFilme der ausgewählten Regisseure online an-zusehen. > www.efm-berlinale.de> www.berlinale-talentcampus.de

Berlinale Shorts

„Say goodbye tothe Story“Posthume Ehre für Christoph Schlingensief: ImWettbewerb der Kurzfilmsektion der Berlinaleläuft „Say goodbye to the Story (ATT 1/11)“. Dar-in lässt Schlingensief, der 2010 viel zu früh ver-starb, eine Szene in einer Dusche bis zur Erschöp-fung wiederholen. „Wir haben 180 Stunden ge-filmt, darunter auch kurze, aufflammende Mo-mente der Glückseligkeit, in denen alles passte“,so Schlingensief in einem Interview. Der 23-mi-nütige von der Film- und Medienstiftung NRWgeförderte Kurzfilm, der noch selbst von Schlin-gensief geschnitten wurde, ist eines von vielenFragmenten des Filmprojekts „The African TwinTowers“. Gefunden wurde das Filmexperiment,in dem Katharina Schlothauer, Stefan Kolosko,Robert Stadlober, Irm Hermann und Björn Thorsspielen, beim Archivieren von SchlingensiefsNachlass.

Abschied von den Fröschen von Ulrike Schamoni

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 9

Charlotte Rampling – The Look von Angelina Maccarone

Film- und Medienstiftung

Neue WebsiteZur Berlinale läutet die Film- und MedienstiftungNRW eine neue digitale Ära ein: Dann geht dieumfassend überarbeitete Website des größtenLänderförderers online. Unter der gewohntenAdresse www.filmstiftung.de präsentiert sichdie Film- und Medienstiftung als integriertes För-derhaus, als Expertin für Stand ort mar ke ting,kurzum: als der zentrale Ansprechpartner fürMedien in NRW. Das Portal richtet sich an alle,die sich für das Medienland NRW interessieren,besonders natürlich an Film- und Fernsehschaf-fende und Content-Produzenten aus Bereichenwie Games, Mobile und Web. Die Struktur derSeite ist klar und sachlich, gestaltet im Stil desneuen Logos und Corporate Designs. Sie soll sodem erweiterten Kreis der Zielgruppen eine op-timale Orientierung ermöglichen.> www.filmstiftung.de

Lola@Berlinale In der Reihe Lola@Berlinale präsentieren die Ber-liner Filmfestspiele internationalen BesuchernFilme, die sich in der Vorauswahl für den Deut-schen Filmpreis befinden. Darunter auch die inNRW geförderten Produktionen „Charlotte Ram-

pling – The Look“ von Angelina Maccarone ,„Gerhard Richter Painting“ von Corinna Belz, „Ho-tel Lux“ von Leander Haußmann, „Klitschko“ vonSebastian Dehnhardt, „Tom Sawyer“ von Hermi-ne Huntgeburth, „Unter dir die Stadt“ von Chris-toph Hochhäusler und „Raising Resistance“ vonBettina Borgfeld und David Bernet.

Einen Tag vor dem Start der Berlinale findet am8. Februar in der Landesvertretung NRW das er-ste Medienforum.Berlin statt, das von der LfMund dem NRW-Ministerium für Medien veran-staltet wird. Das Forum will u.a. am Beispiel Est-lands über das Thema „Open Data, Open Go-vernment – Neue Regeln, neue (Medien-)Poli-tik“ diskutieren. Estland ist ein Beispiel für einedigitale Mediendemokratie. Schon seit 2005kann dort bei Wahlen auch über das Internet ab-gestimmt werden. Im September folgte Estlandin New York der Einladung zur Gründung der

Open Government Partnership, an derDeutschland nicht teilnahm. Als Gäste des Fo-rums werden Liia Hänni (Ministerin a.D., Pro-grammdirektorin des Bereichs E-Demokratie /E-Partizipation der e-Governance Academy, Est-land), Tim Kelsey (Berater der Britischen Regie-rung für Transparenz und Open Data, London),Geraldine de Bastion (Digitale Gesellschaft, Ber-lin) sowie Dr. Jürgen Brautmeier (Direktor LfMNRW) und Marc Jan Eumann (NRW Medien-Staatssekretär) erwartet.> www.medienforum.nrw.de/berlin

Erstes Medienforum.Berlin

Open Data, Open Government

Auf der Berlinale

MEDIA Mit diversen Programmpunkten ist MEDIA auchin diesem Jahr wieder auf der Berlinale vertreten:Am 13. Februar findet traditionell der MEDIA In-fotag im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz statt.Hier gibt es die Gelegenheit, sich über das Pro-gramm „Kreatives Europa“ und den geplantenGarantiefonds ab 2014 zu informieren. Auch dieVorstellung neuer Trainingsprogramme und ak-tuelle der Förderbereich Distribution stehen aufdem Programm. (Anmeldung Infotag: info @me-diadesk.de). Mit einem eigenen Informations-stand steht das deutsche MEDIA Team vom 9. bis16. Februar auf dem European Film Market beimMEDIA-Umbrella für den Beratungsservice zurVerfügung und ist telefonisch unter 030 -767 646erreichbar. Gemeinsam mit den Kollegen ausBrüssel und aus Europa stehen sie für den Bera-tungsservice zur Verfügung. Bei dem Koproduk-tionstreffen „Share your Slate“, das von den Deskund Antennen Deutschland organisiert wird, tref-fen sich sich 32 Produzenten aus 20 europäischenLändern, darunter die Firma Tradewind aus Köln.> www.mediadesk.de

Berlinale Special

„Don 2“Wenn der indische Superstar Shah Rukh Khanseinen neuen Film „Don 2 – The King is back“ inder Reihe Berlinale Special vorstellt, herrscht amroten Teppich Ausnahmezustand. SRK, wie ihnseine Fans nennen, spielt in dem bombastischenSequel wieder den skrupellosen Mafiaboss Don,der es diesmal auf den europäischen Markt ab-gesehen hat. Als deutscher Gegenspieler undKommissar ist Florian Lukas in dem deutsch-in-dischen Action-Spektakel zu sehen. Noch wäh-rend der Berlinale bringt der Kölner Rapid EyeMovies „Don 2“ am 16. Februar mit Unterstüt-zung der Film- und Medienstiftung NRW in diedeutschen Kinos. Für ihre Arbeit bei „Don 2“ erhielten die KölnerStunt-Experten von Action Concept bei den Film-fare Awards, der wichtigsten Auszeichnung fürBollywood-Filme, Ende Januar in Mumbai denPreis in der Kategorie Best Action.

Gerhard Richter Painting von Corinna Belz

Unter dir die Stadt von Christoph Hochhäusler

Don 2 – Das Spiel geht weiter von Farhan Akhtar

NRW@Berlinale

Shooting Star

Anna Maria MüheSchauspielerin Anna Maria Mühe ist einer derzehn Shooting Stars, die die European Film Pro-motion während der Berlinale vorstellt. Unterdem Label „Europe’s Best Young Actors“ beglei-ten sie Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich,Island, Irland, Italien, Polen, Rumänien, Schwe-den, der Schweiz und Großbritannien. Ausge-wählt wurde Mühe dank ihrer Schauspielerleis-tung in „Novemberkind“, „Die Unsichtbare“ und„Große Mädchen weinen nicht“. Die Jury beein-druckte vor allem Mühes Variationsbreite unddie Komplexität ihres Spiels vor der Kamera. Diezehn Shooting Stars, die auch auf dem NRW-Emp-fang des Landes NRW und der Film- und Medien-stiftung NRW zu Gast sind, knüpfen während desFestivals Kontakte zu europäischen Produzentenund sollen dann in Zukunft auch in ausländischenProduktionen vor der Kamera stehen. > www.shooting-stars.eu

Books at BerlinaleBei der Veranstaltung „Books at Berlinale“ stelltder Co-Production Market des Festivals am 14.Februar zwölf druckfrische Romane mit „heraus-ragendem Verfilmungspotenzial“ vor. Ausge-wählt wurden die Bücher aus 81 Stoffen, die ausder ganzen Welt eingereicht wurden. Unter denvorgestellten Büchern ist auch das neue Werkeines Kölner Autors: Dennis Eick präsentiert inBerlin sein Buch „Der Pott des Grauens“, das imJanuar bei Rowohlt erschien und in dem vierFantasy-Figuren wegen schlechten Benehmensund mangelnder magischer Fähigkeiten ins Ruhr-gebiet strafversetzt werden.

Kinofest Lünen

Von der Lippe andie SpreeTraditionell präsentiert das Kinofest Lünen wäh-rend der Berlinale seine Siegerfilme und wirbtso für das sympathische Festival im Westfäli-schen. Am 13. Februar zeigen Festivalleiter Mi-ke Wiedemann und sein Team im Kino in denHackeschen Höfen als Vorfilme ihren neuen Trai-ler sowie „Shopping Tour“ von Vera Zimmer-mann und Alexander Meier, die damit 2011 inLünen den Kurzfilmwettbewerb „Erste Hilfe“ ge-wannen. Danach ist der aktuelle Gewinner derLüdia zu sehen: „Berg Fidel“ von Hella Wenders.In ihrem Dokumentarfilm erzählt die Regisseu-rin von der gleichnamigen Grundschule, in der„normale“, lernschwache und behinderte Schü-ler gemeinsam lernen.> www.kinofest-luenen.de

Sonderreihe „Happy Birthday, Studio Babelsberg“

„Der Vorleser“Anlässlich des 100. Geburtstags des Filmstudioszeigen die Internationalen Filmfestspiele Berlinin der Sonderreihe „Happy Birthday, Studio Ba-belsberg“ zehn Filme – jeweils aus einem Stu-dio-Jahrzehnt. Stephen Daldrys in der Reihe ge-zeigter Film „Der Vorleser“ – eine Koproduktionder Kölner Central Scope NRW in Kooperationmit der Bonner Senfkorn Film, Neunte Babels-berg Film sowie Mirage und The Weinstein Com-pany – entstand nicht nur in Babelsberg, son-dern auch in den Kölner MMC-Studios mit Hil-fe der NRW-Förderung. Für ihre Rolle in der Ver-filmung des Roman-Bestsellers von BernhardSchlink erhielt Kate Winslet 2009 den Oscar alsBeste Darstellerin.

Gemeinschaftserfolg aus Köln und Babelsberg: KateWinslet und David Kross in „Der Vorleser“, Foto: Senator

Anna Maria Mühe, Foto: Stefan Klüter

Empfang der Filmhochschulen

Herzens -angelegenheit!Zum 5. Mal laden die Deutschen Filmhochschu-len während der Berlinale zu ihrem Empfang,der 2012 unter dem Motto „5 Jahre Herzensan-gelegenheit!“ steht. Am 14. Februar präsentie-ren die Studenten der beteiligten Filmschulen,darunter auch die Kölner KHM und ifs, in derLandesvertretung NRW neue Filme und pitchenIdeen für zukünftige Projekte. Insgesamt wer-den 63 Projekte aus den Bereichen Dokumen-tarfilm, Spielfilm und Serie vorgestellt. „UnserZiel ist es, dem Filmnachwuchs eine Plattformfür neue Projekte und den Austausch mit dernationalen Filmbranche zu bieten“, erklärt GritFischer, die als Initiatorin des Empfangs erneutdie Leitung übernommen hat. Premiere feiertin diesem Jahr die Verleihung eines Förderprei-ses für die beste Projektidee. Über den Siegerentscheidet eine Jury, der Schauspielerin Han-nah Herzsprung und Produzent Thomas Wöb-ke angehören. Die Schirmherrschaft haben Re-gisseur Dennis Gansel und die Berliner Produ-zentin Ceylan Yildirim übernommen.> http://verbund-filmstudenten.de

„Distribution in a crossmedia world“ ist Titel ei-ner Diskussionsrunde, zu dem der European FilmMarket der Berlinale gemeinsam mit der Filmund Medienstiftung NRW und „Blickpunkt:Film“am 13. Februar um 16.30 Uhr im Gropius Mir-ror neben dem Gropiusbau einlädt. Peter Aalbeck Jensen von Zentropa („Melancho-lia“), Christoph Poropatits von google/youtubesowie der Medienanwalt Dr. Christoph Wagnersprechen mit anderen Experten über neue Per-spektiven für Bewegtbild und Content in der di-gitalen Landschaft. Fernseher und Kino haben ihre Monopolstellungals Anbieter von Filminhalten längst verloren. Anihre Seite sind Webplattformen getreten, die Fil-me für PC, iPad, Smartphone und für Internet

TV anbieten. Die neuen, crossmedialen Distribu-tionswege haben längst begonnen, den Marktfür Filme grundlegend zu verändern und bietenfür Verleiher, Contentanbieter und Nutzer so-wohl Chancen als auch Risiken. Fragestellungender einstündigen Diskussion sind u.a.: WelcheKonsequenzen haben neue digitale Plattformenfür den Vertrieb von TV und Kinofilmen in Hin-blick auf Rechtelage, Verwertungskette, Marke-ting? Und wie wollen die Plattformen ihre Kun-den erreichen?Das Thema wird die Film und MedienstiftungNRW auch auf ihrem Internationalen Filmkon-gress vertiefen, den sie im Rahmen des Medien-forum.NRW (18.-20.06.) in Köln veranstaltet.> www.filmstiftung.de

Film- und Medienstiftung NRW

Berlin spricht über CrossmediaDistribution

Heinrich Breloer im Gespräch mit Wolfgang Hippe

Herr Breloer, arbeiten Sie wie ein Detektiv?Ja, wenn ich versuche, zu verstehen, wie sich das Leben in Lite-ratur übersetzt. Ich gehe in Archive, ich mache mir Notizen,ich laufe die Lebenswege nach, versuche Menschen zu befra-gen. Mich hat schon immer fasziniert, wie in „Citizen Kane“das Lebensbild von Kane rekonstruiert wird. Am Ende bleibtimmer noch ein Rätsel. Ich will letztlich meine Mitmenschenverstehen, um mich selbst besser zu verstehen. Das ist ganzanders als in Dokumentarfilmen. In wenigen Minuten werdenda Behauptungen auf einen Bildteppich gelegt, die man vomBild her kaum kontrollieren kann.

Wie wichtig ist die Technik des Befragens?Außerordentlich wichtig. Ich habe von Anfang an nicht ge-mocht, wenn im Fernsehen die Menschen regelrecht verhörtwurden: „Geben Sie schon zu: Sie waren bei den Nazis!“ Dasist eine Form des Journalismus, die mag es ja auch geben …

Beim Verhör lösen sich manchmal der gute und der böse Po-lizist ab. Vielleicht sind Sie der gute Polizist?In einer solchen Kombination wäre ich vielleicht „der Gute“gewesen. Schon aus Prinzip möchte ich niemand in eine sol-che Verhörsituation bringen. Ich möchte meine Mitmenschenund die Zeit verstehen und gehe da ganz naiv vor: Ich versteh’es nicht, jetzt will ich es wirklich wissen.

Es gibt einen Satz von Goethe: „Man sieht nur, wenn manmehr weiß als man sieht“.Wenn Sie Geschichte nicht kennen, können Sie nicht die Ver-läufe, Muster und Strömungen der Geschichte erkennen, diein der Gegenwart wieder maskiert auftreten. Aber es geht nichtnur um Wissen, sondern auch um Fühlen. Bei einem Gesprächfühle ich mit, was in meinem Gesprächspartner vorgeht.Manchmal ahne ich, was er gerade für sich erlebt, und frageihn dann direkt danach. Oder ich frage mich: Was kann ichihm noch zumuten? Beispiel Speer. Ich weiß, was Speer an die-sem Tag dann und dann gemacht hat. Aber was weiß die Toch-ter oder der Sohn davon? In diesem Fall war es eine gemein-same Reise in das Leben ihres Vaters. Ich komme ja nicht miteinem Zettel und zehn Fragen dazu, ich habe Material dabei,Dokumente, Tonbänder, Fotos, manchmal auch Filme. Ich willdie Begegnung mit dem Vater wirklich vor der Kamera in die-sem Raum entstehen lassen und sie dann befragen. Für diesen

Film war die Methode tagelange Encounter, das sind nichtnur Hausbesuche für zwei Stunden gewesen. Dabei habe ichauch mal gefragt: Wollen wir noch durch eine Tür gehen?Soll ich Ihnen noch eine Akte zeigen? Können Sie das noch?

Sie haben Albert Speer interviewt und sind ihm damals „vollauf den Leim gegangen“, wie Sie es formuliert haben.Ich bin ihm auf den Leim gegangen. Er hat mich in eine war-me Wolke von Sympathie gehüllt. Wir wollten damals eineSerie über Tagebücher machen, und er sagte, er habe ja auchwelche geschrieben. Seine Beteiligung wäre ein Knüller gewe-sen. Er sprach ganz vertraulich zu mir: Wissen Sie, in derVeröffentlichung habe ich nur Teile frei gegeben. Ihnen zeigedann alles. Im Rückblick verstehe ich, wie er Joachim Fest dazugebracht hat, seine Lügen zu verbreiten. Fest ist ein großerAutor und Erzähler, aber er ist nicht konsequent in die Archivegegangen, um Speers Darstellung zu kontrollieren. Als mirdas klar wurde, war ich doch etwas erschrocken.

Nicht nur Fest wollte an den „Gentleman-Nazi“ glauben. Wo-her diese Gutgläubigkeit?Fests Hitler-Biografie, ein Bestseller, und Speers sogenannte„Spandauer Tagebücher“ und „Erinnerungen“ passten in diedamalige Zeit. Wenn sogar Speer als Freund von Hitler nichtsvom Holocaust gewusst hat, wie sollen wir als kleine Leutedavon erfahren haben. Das waren geniale Entschuldigungs-bücher für diese Generation. Sie waren in der Adenauerrepu-blik nicht gezwungen, sich mit den Verbrechen auseinander-zusetzen. Alle Energie wurde direkt in den Wiederaufbau ge-lenkt. Nichts hat mich so sehr beschäftigt wie die Frage, wiees in der Kulturnation Deutschland zu diesem Kulturbruchdurch den Nationalsozialismus kommen konnte. Alle meineFilme handeln davon, dabei ging es mir immer um Tiefenboh-rungen. Denken Sie an die Barschel-Affäre. Von Hamburg ausschien uns der damals zunächst nur ein durchgedrehter Mini-sterpräsident zu sein. Als wir dann vor Ort recherchierten, sa-hen wir die Gegenwart der Vergangenheit: Das Personal unddas Denken der Nazis hatten hier auf eine eigentümlicheWeise überlebt. Barschel war auch ein Opfer dieses Milieus.

Mit „Wehner“ haben Sie sich den dunklen Seiten des Kom-munismus genähert und damit auch die Geschichte der DDRgespiegelt.Der Wehner ist die andere Seite, der Kommunist, der im Ho-tel Lux nicht nur der Verführte war, sondern wie viele der

führenden Kommunisten dort, auch Täter. Und Opfer zugleich.Er hat Leute ans Messer geliefert, wohl wissend, dass sie vonder Geheimpolizei ermordet werden. Das musste er verschwei-gen, und er hatte auch gute Gründe dafür: seinen Glaubenan diese Utopie, den Gehorsam gegenüber der Partei, das Gro-ße, dem man sich unterordnen musste. In der DDR durfte jaüber die Millionen Tote, für die Stalin verantwortlich war,nur geflüstert werden. Auch hier galt das Beschweigen. In derBundesrepublik konnten wir nach und nach diese Fragen of-fen diskutieren.

Wie wichtig sind für Ihre Arbeit das Team und die Zu-sammenarbeit mit dem Team?Ich habe versucht, wann immer möglich mit dem gleichenTeam zu arbeiten. Über die Jahre sind diese Fachleute meineFreunde geworden. Gernot Roll, der Kameramann, BarbaraBaum – Kostüme, Götz Weidner, der Bühnenarchitekt. Dasgilt auch für Schauspieler wie Sebastian Koch oder SusanneSchäfer und viele andere. Als wir die „Buddenbrooks“ vorbe-reitet haben, hat sich Lübeck schon bei der ersten Besichti-gung mit Roll und Weidner vor meinen Augen in eine Stadtdes 19. Jahrhunderts verwandelt. Ich weiß dann, das könnenwir so machen. Über allem steht natürlich die jahrzehntelan-ge Zusammenarbeit und Freundschaft mit Horst Königstein.Er lebt zwar in Hamburg und ich in Köln. Aber übers Tele-fon und den Computer sitzen wir doch an einem gemeinsa-men Schreibtisch, und das nicht enden wollende Gesprächgeht immer weiter.

Horst Königstein ist Spezialist für Pop, Sie sind Spezialist fürThomas Mann. Wie geht das zusammen?Ich habe ihn über seine Serie „Sympathy for the Devil“, eineSozialgeschichte der Blues- und Rockmusik, kennengelerntund bin dann mit ihm durch die ganze damalige Rock- undPop-Szene in Hamburg gezogen. Wir haben den jungen hun-grigen Udo Lindenberg im Onkel Pö getroffen, und ich wardann dabei, wenn Horst mit ihm Platten in einem alten Kinoan der Reeperbahn produzierte. Nachts natürlich. Literaturund Pop – das passte, was uns angeht, ganz gut zusammen.Zum Beispiel in unserer Leidenschaft fürs Kino. Wir sind zu-sammen nach London gefahren. Dort haben wir unsere Vor-bilder wie Lindsay Anderson bei seinen Vorstellungen im RoyalCourt besucht. Oder Terence Fisher, den Regisseur der wun-derbaren Dracula-Filme. Terence Fisher erzählte, dass er eigent-lich Schaufensterdekorateur war. Er wollte, dass die Menschenvor seinem Schaufenster stehen bleiben und dekorierte esentsprechend. Bei seinen Filmen folgte er dem Prinzip „JedeEinstellung ein Schaufenster“, das war wunderbar. Beim

„Beil von Wandsbek“ hat Horst dann versucht, etwas von die-ser Bilderwelt in den Horror des Dritten Reichs zu übertra-gen. Dieser Horror in Schwarzweiß ging mit meiner Recher-che (in Farbe) nach diesen vergessenen Morden ganz gut zu-sammen.

Haben Sie Pläne für neue Filme?Alle Themen in meinem Leben bewegen sich in einem Ge-flecht von gleichen und ähnlichen Leitmotiven. Ich habemich schon immer für Thomas Mann und die Familie Manninteressiert und schon früh einen Film über Bert Brecht ge-macht. Es war ein Dokumentarfilm über Brechts erste großeLiebe in Augsburg. Paula B. hat es mir 1977 noch vor derKamera erzählt. Seit einem Jahr habe ich mich wieder auf ei-ne Forschungsreise zu Brecht aufgemacht. Ich mache ein Do-ku-Drama über Brechts frühe Jahre und auch über seinenKampf in der DDR um sein Theater und um eine andereForm des Sozialismus. Brecht hat durchgehalten, warum undwie und unter welchen Umständen, das versuche ich geradeaus den Akten, die ja jetzt freigegeben sind, heraus zu finden.Die Recherche wird gleich mit gedreht. Aus dieser ersten An-näherung entwickle ich dann die Spielszenen: Bildung undUnterhaltung.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 11

Das Geburtstagskind Breloer in dem TV-Porträt: „Gedanken auf glitzernden Flügeln. Der Filmemacher Heinrich Breloer.“, Foto: WDR/Arte/DOKfilm

Heinrich BreloerAm 17. Februar, also genau während der Berlinale, feiert Heinrich Breloer seinen 70. Geburtstag. Im Magazin würdigen wirden Kölner Regisseur, der mit Unterstützung der Film- und Medienstiftung NRW Filme wie „Die Buddenbrooks“, „Die Manns –Ein Jahrhundertroman“, „Speer und er“ und „Todesspiel“ realisiert hat.

In welchem Medium auch immer: Dokumentaristen pflegenseit jeher eine Profession an der Nahtstelle zwischen Fiktion undWirklichkeit. Beim Nacherzählen von Geschichte gelangt jederChronist zwangsläufig an Bereiche, die er mit Vermutungen fül-len muss, an Punkte, an denen die Interpretation beginnt under damit die Schwelle zur Fabel zu überschreiten droht. In denBildungsformaten der ersten Jahrzehnte deutschen Fernsehschaf-fens wurde das zuweilen notwendige Übertreten dieser Schwel-le stillschweigend in Kauf genommen, aber grundsätzlich dochals ungehörig gegeißelt. Erst zwei junge Journalisten haben die-sen belegschwachen Moment der historischen Erzählarbeit Mit-te der 1970er Jahre offensiv zu einer Stärke verkehrt: Sie verknüpf-ten Bilddokumente mit inszeniertem Material und machten da-durch aus dem interpretatorischen Bereich der Historie eine Tu-gend, auf der ein bis heute extrem erfolgreiches Subgenre fußt. Heinrich Breloer und Horst Königstein selbst sprachen dabeizunächst von einer „offenen Form“, die jene strikte Trennlinieder Formate durchbrach und durch ihre Offenheit des Gestal-terischen, also durch eine klare inszenatorische Transparenz inder Komposition Faktisches und Fiktionales offen legt. Und ob-wohl zuweilen das Gegenteil empfunden wurde, haben die bei-den Dokumentaristen genau deshalb in der Kollision des soverschiedenen Materials die erwähnte Nahtstelle zwischen Fik-tion und Wirklichkeit als gewissenhafte Journalisten auch nieüberschritten: weil die fiktive Ausgestaltung als solche immererkennbar war.Heute heißt eine solche erzählerische Form längst „Doku-Dra-ma“, und zu den bis heute bekanntesten zählt „Das Beil vonWandsbek“ aus dem Jahre 1981. Der Film ist ein Glanzstückdieses Subgenres, das Breloer und Königstein in Koregie geschaf-fen haben. Heinrich Breloer, geborener Gelsenkirchener undseit Jahren überzeugter Südstadt-Kölner, hat Germanistik undPhilosophie studiert und nach seiner literatur- und theaterwis-senschaftlichen Dissertation zunächst als Film- und Fernsehkri-tiker gearbeitet. Mit Horst Königstein trifft er 1976 einen kongeni-alen Partner. Gemeinsam realisieren sie mit der Inge-Meysel-Dokumentation „Mein Leben war auch kein Spaß“ ihren erstenFilm und beginnen anschließend, ihre „offene Form“ zu kreieren

und sie – mal gemeinsam, mal jeder für sich – bis zu „Speerund er“ 2005 weiter zu entwickeln.„Das Beil von Wandsbek“ beschreibt auf diesem Weg einen Hö-hepunkt, weil hier das verschränkende Spiel mit Fiktion und Fak-ten zu erster Meisterschaft gerät. Der Film adaptiert ArnoldZweigs auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman durchden Versuch, dem Geschehenen im Erdachten nachzuspüren –im Film repräsentiert durch schwarzweißes (Spielszenen) undfarbiges Material (Dokumentaraufnahmen).Heinrich Breloers thematischer Schwerpunkt liegt vorrangig inStoffen der jüngeren Zeitgeschichte, die er unter großer Beach-tung in seinen Filmen und Mehrteilern wie „Kollege Otto“ oder„Wehner – Die unerzählte Geschichte“ umsetzt. Der 1997 ent-standene Zweiteiler „Todesspiel“ über den Deutschen Herbst1977 zählt zu Breloers vielleicht konsequentesten Arbeiten, dieaufgrund ihrer Pointierung und Verdichtung für Aufsehen ge-sorgt hat. „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ schließlich –hier wieder gemeinsam mit Horst Königstein – hat vier Jahrespäter den geprägten Erzählstil auch international auf höchsterEbene geadelt: Neben zahlreichen Ehrungen erhielt der auf-wändige Mehrteiler 2002 den internationalen Emmy-Award.Am 17. Februar 2012 wird Regisseur und Autor Heinrich Bre-loer 70 Jahre alt. Er gehört fraglos zu den wichtigsten gestalten-den Persönlichkeiten der jüngeren Fernsehgeschichte und darfsich zurecht als Geburtshelfer des heute so immens erfolgrei-chen Doku-Dramas und damit verbunden auch der blühendenReenactment-Kultur bezeichnen. Er hat fünf Grimme-Preise,mehrere Deutsche und Bayerische Fernsehpreise sowie zahlloseweitere Ehrungen für seine Verdienste um die bildende Unterhal-tung bekommen. Seine vielleicht schönste Auszeichnung aberhat sich Heinrich Breloer selbst bereiten können: Mit „Budden-brooks“ hat er das Dokumentarische 2008 komplett hinter sichlassen können und einen ungemein aufwändigen und opulentenKinofilm geschaffen, der von über 1,2 Millionen Besuchern be-geistert aufgenommen wurde. Vom reinen Dokumentarfilm 1976stufenweise zur puren Kinofiktion 2008 – eine faszinierendeReise durch die filmischen Möglichkeiten, von unserer Welt zuerzählen. Wir sind gespannt, wohin sie weiter führen wird.

Heinrich Breloer

Verena Kulenkampff, WDR-Fernsehdirektorin

Lieber Heinrich Breloer anlässlich Ihres 70. Geburtstags gratuliere ichIhnen zu Ihrer künstlerischen Lebensleistung,die in den meisterhaften Produktionen wie

„Todesspiel“, „Die Manns – ein Jahrhundertro-man“, „Speer und er“ und „Buddenbrooks“ –ein Publikumserfolg auch im Kino - kumulier-te. Sie haben die Zuschauer auf eine neue undnur Ihnen eigene Art an Zeitgeschichte heran-geführt. Denn mit Ihren Doku-Dramen habenSie ein Format entwickelt, das, weil es Maßstäbegesetzt hat, sich äußerst erfolgreich in der Fern-sehlandschaft etabliert hat. Damit haben Sieauch zum Renommee des WDR und derARD beigetragen. Es handelt sich dabei umFernsehereignisse, die bei den Zuschauern nochlange nachwirken. Es ist Ihr Verdienst, dassIhr reiches und bedeutendes Schaffen vielfachpreisgekrönt wurde – national wie internatio-nal. In Ihren Produktionen nehmen Sie sichbrisanter politischer und zeitgeschichtlicherThemen an und agieren dabei als Multitalent.Sie führen nicht nur Regie, Sie verfassen auchdie Drehbücher, sind Produzent und Mitwir-kender. Ihrer stetigen Neugier und Ihrem For-scherdrang, einem unglaublichen Gedächtnis,das Ihnen von allen Seiten bescheinigt wirdund einer fast seismografischen Voraussichthaben wir es zu verdanken, dass sie Themenfinden und damit setzen, lange bevor das allge-meine Interesse an ihnen erwacht ist. Nicht zuvergessen Ihr großes Einfühlungsvermögen,ohne das sich die Protagonisten und Interview-partner in Ihren Filmen nicht geöffnet hätten.Eine Königsdisziplin, die Sie perfekt beherr-schen. Das System Breloer funktioniert also mitsehr viel Leidenschaft, mit enormer Willens-kraft und mit einem großen persönlichenInteresse am Sujet. Vielleicht verraten Sie unseines Tages das Geheimnis Ihres Erfolges. Bises soweit ist, freue ich mich auf die weitere Zu-sammenarbeit mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen alles Gute zu Ihrem großenTag und hoffe, Sie nehmen sich ab und an trotz-dem Zeit auf „Ihrer Insel“ Mallorca auszuspan-nen. Auf Ihre Art. Denn ein Büro mit Strand-zugang gibt es ja dort schon für Sie, wie manlesen konnte.

1,2 Millionen Kinobesucher sahen Breloers „Buddenbrooks“ von 2008. Foto: Bavaria Pictures / Stefan Falke

Heinrich Breloer: eine Würdigung

Der große Doku-DramatikerVON OLIVER BAUMGARTEN

Was macht die Bedeutung des Vorlasses von Heinrich Bre-loer aus?Seine Filme sind wie ein Gang durch die wirklich großen po-litischen und kulturellen Themen der Geschichte der Deut-

schen im 20. Jahrhundert. Im Grunde müs-sten sich die unterschiedlichsten Disziplinen –Historiker, Kommunikations- und Medien-wissenschaftler, Germanisten, Politologen undnatürlich auch Film- und Fernsehwissenschaft-ler – auf ihn und seine „offene Form“ gerade-zu stürzen. Zugleich steht sein Œuvre querund für einen Epochenbruch in der Pro-grammgeschichte des deutschen Fernsehens.Was und wer folgt ihm auf seinem Gebiet,

ich spreche jetzt mal nur vom Fernsehen, nach?

Was genau wird online abrufbar sein?Vorerst, kuratiert von meiner Kollegin Franziska Latell, ist esein Ausschnitt von circa 1.000 digitalisierten und kommen-tierten Objekten und Dokumenten: Auszüge aus Drehbü-chern, Werk- und Szenefotografien, Korrespondenzen, Dreh-und Produktionspläne, erstmals eine vollständige Filmografie,zum Teil von Heinrich Breloer selbst kommentiert, Inter-views, Filmausschnitte und der Wehner-Film „Hotel Lux“.

Wie lange wird das Einpflegen des Vorlasses dauern?Das wird dauern, aus mindestens drei Gründen: Erstens müs-sen die 130 Kisten und Kartons, aus denen der Vorlass besteht,konservatorisch untersucht und die, zum Beispiel mit Schim-mel befallenen Materialien, entsprechend behandelt werden.Zum Zweiten sind die Unterlagen in Heinrich Breloers Pro-duktionsarchiv mitunter politisch und rechtlich so brisant,dass wir sehr, sehr sorgfältig und nur in enger Abstimmung

130 Kisten, die im Keller von Heinrich Breloer in der Kölner Südstadt lagerten, umfasst der Vorlass des Regisseurs und Autors, den die Deutsche

Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar sukzessive online stellen wird. Die Aufbereitung des

umfangreichen Materials wird unterstützt von WDR, ZDF und der Film- und Medienstiftung NRW. Für „Das Magazin“ befragten wir Peter Paul

Kubitz, Programmdirektor Fernsehen bei der Kinemathek, über das einzigartige Angebot.

mit dem Autor und Regisseur bei ihrer Veröffentlichung vor-gehen können. Drittens ist das natürlich auch eine Kostenfra-ge. Die Film- und Medienstiftung NRW hat uns hier auf eineganz wunderbare Weise finanziell unter die Arme gegriffen,ohne sie gäbe es diese Online-Präsentation des Vorlassesnicht. Und natürlich auch nicht ohne die Zusammenarbeitmit dem WDR, dem ZDF, dem NDR und dem Filmprodu-zenten Gerhard Schmidt – und natürlich allen Rechteinha-bern, die uns für diese Präsentation und unser Geburtstags-geschenk an Heinrich Breloer großzügig unterstützt haben.

Ist das Material für jeden Interessierten einsehbar?Ja, sofern die Nutzerinnen und Nutzer über einen internetfä-higen Browser verfügen. Wir haben darauf geachtet, dassdas System auf allen – auch mobilen Endgeräten (iPad, iPho-ne, Android usw.) – funktioniert.

Haben Sie eine Empfehlung, was man sich aus dem reichenMaterial auf jeden Fall ansehen sollte?Franziska Latell, die Kuratorin dieses Web-Auftritts des Mu-

seums für Film und Fernsehen, schwärmt wie ich auch zumBeispiel für die Auszüge aus einem Collagenbuch zu „Das Beilvon Wandsbek“, ein Geschenk von Horst Königstein, denFreund Breloers und Mitstreiter beim Entwickeln des so ge-nannten Doku-Dramas. Darin sind Storyboard-Zeichnungenund handschriftlich kommentierte Polaroidfotos. Und dann gibtes online auch noch ein Wiedersehen mit dem Wehner-Film

„Hotel Lux“.

Gibt es weitere Online-Pläne der Deutschen Kinemathek?Dieser Web-Auftritt ist ja ein ganz neues Format, mit dem wirkünftig unser Publikum, Zuschauer wie Wissenschaftler undForscher gleichermaßen, erreichen wollen. Dieses nun erar-beitete Format im Internet soll zugleich der Auftakt sein,über die Programme und Produktionsgeschichten weitererdeutscher Film- und Fernsehgrößen mit dem medienbewus-sten und medienkompetenten Publikum ins Gespräch zukommen, wie und mit welchen Mitteln wir im 20. Jahrhun-dert unsere Geschichten und unsere Geschichte geschriebenhaben – und wie wir es im 21. Jahrhundert tun wollen.

Peter Paul Kubitz, Foto:Deutsche Kinemathek

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 13

Frühe Vorbereitugen für das Doku-Drama „Speer und er“: Heinrich Breloer (l.) und Albert Speer 1980. Foto: WDR/NDR/Menzel

breloer.deutsche-kinemathek.de

GehobeneKellerschätze

Ein seltsamer Vorgang, lieber Heinrich. Im sparsamen Lichtder Nach-Karriere versammeln sich Förderer und einstmalsVerhinderer, Rechthaber und immer noch Fragende: „HerrBreloer... Herr Königstein...wie haben Sie das gemacht?“Wir haben es tatsächlich gemacht: den Menschen und ihrenGeschichten zugehört – unabhängig vom gesellschaftlichenStatus oder gar von Legenden und Fantasmen (die wir ernstnahmen wie jede Selbstäußerung).Dank gebührt den wenigen Kollegen im NDR und WDR,die Wege und Irrwege unserer fragenden und offenen Filmge-bäude mit erschlossen haben. Ihr rückhaltloses Vertrauen ineine fragile Spielsituation wurde gestützt von den Buchstabender Rundfunkgesetze, allen voran die – man glaubt es kaum– Zusammenführung von Bildung und Unterhaltung. DieserWeg wurde das Ziel – und vielleicht einer der Hauptgründefür die wachsende Aufmerksamkeit, die unsere Arbeiten fan-den. Es war vorhersehbar, dass inmitten eines unüberschauba-ren Programmstroms der ständige Verweis auf Respekt, Inte-grität und Liebe (zum Medium) nicht nur als Stigma der Pro-grammarbeit erscheinen würde, sondern auch zum lebendi-gen Antrieb in die Vorstellungswelten zwischen den Mannsund Hitlers Speer, zwischen Pop und Treuhand, Brecht und To-desspiel. Wir haben und hatten die „aktivsten“ Zuschauer, diesich mit uns in ein andauerndes „Gespräch“ begeben haben.

Geburt eines Genres

Natürlich freut es uns, dass unsere beständigen Kämpfe umden Status und die experimentelle Offenheit beim so genann-ten Doku-Dramatischen zu einem „Genre“ geführt haben, dassich allerdings jeglicher Stereotypie und Vorhersagbarkeitentzieht. Die Ereignisse und Protagonisten definieren die Ge-stalt der Filme jedes Mal aufs Neue – schnell kann man sehen,ob es sich um Fake-Dokumente oder das Original, das Fund-stück, das Ungesehene handelt, dessen Vorlage und Durch-dringung (die großen Qualitäten von Heinrich Breloer) im-mens viel Arbeitszeit kostet. Jede Ramschlösung – so z.B. dieErfindung mangelhafter Experten, die – nur, weil sie ein Büch-lein geschrieben haben – gern über historische Tatbeständeplaudern, oft dekoriert mit einem „Chor“ von „Zeitzeugen“,die hitparadenmäßig sortiert werden – bringt die echten Er-zählexperimente in Misskredit.An diesem neuralgischen Punkt möchte ich plastisch und di-rekt aus unserer Arbeit berichten. Die technischen Vorausset-zungen haben sich grundsätzlich verändert – und das zum Bes-seren. Nur ein paar Stichworte dazu: Jeder kann ein Dokumen-tarist sein; die Allgegenwart von hochempfindlichen Kame-ras; alles lässt sich speichern; die Schnelligkeit im Schnitt etc. Was sich nicht verändert hat, ist die Notwendigkeit einer ge-danklich klaren Themenwahl und einer ausgreifenden Re-cherche. Man befrage Redakteure und Lebenspartner vonDokudramatikern, wie manisch die Arbeitsverläufe sein kön-nen; eine Ruh’ gibt’s kaum. Mit voranschreitendem Alterstellt sich gerade bei den großen Themen die Frage nach derZeit, die einem bleibt. Die ultimativen Stücke über die EU-Krise oder die Innenansicht einer (schlechten) Bank, „dieKanzlerin und ihr Präsident“ oder „Generation Merkel“ –diese Filme sind alle noch nicht gemacht; soviel ist klar, wennes sie geben soll, werden sie viel Lebenszeit verschlingen.2012: Man muss sich entscheiden. Man muss mit Haltungdas Alltäglichste zum Sprechen bringen.

Zeitmaschine 1976Unser Dokumentarfilm „Auch ein Bericht aus Bonn“ bohrtesich beispielsweise in die Nähe jener Journalisten, die eine ArtDeutungshoheit erstritten hatten: Was Politik zu sein hat, wirdim filmischen Umkreisen von Männern wie Friedrich Nowott-ny und Ernst-Dieter Lueg aufgeschlossen. Unsere Medien-kritik wächst hier aus der Genauigkeit der Beobachtung; wirwollen quasi detektivisch, mit wachem Auge, verschattetes odergar verbotenes Terrain aufhellen. Wir haben viel gelernt (Ge-duld, kleine Teams, Drehen ohne zusätzliches Licht – heuteselbstverständlich und technisch möglich bis hin zur Beobach-tungskamera an der Wand; der Respekt vor der Intimität istkeine Selbstverständlichkeit mehr) und uns dabei gleichzeitigabgegrenzt – beispielsweise vom Purismus eines großartigenDokumentarfilmers wie Klaus Wildenhahn.Das Doku-Drama war in seinem aufklärerischen Anspruch

Produkt eines besonderen historischen Abschnitts: eine Her-vorbringung der späten 60er und 70er Jahre, als sich „dasFernsehen“ und damit konnte damals nur das öffentlich-rechtliche gemeint sein, konsolidiert hatte und zu einem mas-senattraktiven Ganztagsmedium wurde. Das Doku-Dramawar und ist ein Zwischenprodukt und Bastard, der nicht nuraus lauter Gutheit ins Programm rückte, sondern mühevollgegen eine etablierte Vätergeneration des Fernseherzählensdurchgesetzt werden musste. Unsere Sendeform war spieleri-scher und „oberflächlicher“ als das realistische „Botschafts“-Fernsehen; es war aber auch ernsthafter und politisch wider-spruchsvoller als jener „sozialdemokratische (Serien-)Rea-lismus“, der in den 70er Jahren, unfreiwillig, den Grundstockzu den Soap-Operas und Telenovelas legte. „Unsere“ Formspielte buchstäblich die Wirklichkeitserfindungen gegenein-ander aus – immer hochindividuell und mit Autoren-Hand-schrift.Wir haben in diesen ersten Filmen, dokumentarisch und tei-linszeniert, und vor allem dann 1981 im „Beil von Wandsbek“an Fernsehtraditionen angeknüpft und sie gleichzeitig gegenden Strich gebürstet. Wir waren Verwurster und ehrgeizigeGeschichtenstürmer. Wir haben an Selbstverständliches er-innert: dass, bevor es die mobilen 16-mm-Kameras gab, Do-kumentarfilme selbstverständlich inszeniert waren; dass auchder Gestus der „living camera“ dem Drama, und sei es nurdem kleinen Drama, im Alltag hinterherjagte (heutzutage an-gekommen bei RTL und klugerweise betitelt „Mitten im Le-ben“); dass die Frage nach der „puren“ Form obsolet war an-gesichts der tatsächlichen Nutzung des Mediums seitens derZuschauer. Menschen nutzen beim „Zu-Sehen“ alles; der Tagist lang; die Genres wüten durch- und gegeneinander; jederZuschauer schaltet sich im Kopf sein eigenes „Fern-Sehen“mit neu entstehenden Filmen. Schon „damals“.

Es geht doch

Das „Beil von Wandsbek“ wurde tatsächlich die erste geplan-te Arbeit, in der Breloers detektivischer Recherchegestus(„Wir gehen mit einem Roman durch die Stadt und entzif-

Heinrich Breloer

Die Arbeiten von Horst Königstein und Heinrich Breloer sind kaum zu trennen. Für das Magazin

erinnert sich Königstein an die langjährige Zusammenarbeit der beiden Filmemacher, vor allem an

das „Beil von Wandsbek“.

Für Heinrich Breloer zum 70. Geburtstag

Zwei Freunde.Ein Gedanke

fern Orte und Personen ...“) und Königsteins Kinolust undseine schwarz-weiße Sicht eines Exilromans über Hamburgprogrammatisch miteinander verknüpft wurden. Das „Beilvon Wandsbek“ entwickelte sich zum Mäander aus Materia-lien, wurde ein Labyrinth aus Fakt, Legenden und histori-schen Einschätzungen. Knapper Kommentar einiger Fernseh-chefs: „So etwas geht nicht.“ Es ging.All diese konzeptionellen Arbeiten hat Heinrich Breloer be-gleitet. Die Freiheit in der Themenwahl, die Genauigkeit imHinschauen, die Kraft in der Alltäglichkeit, die Sorgfalt imUmgang mit Menschen und Sprache, das Vertrauen in denErfindungsreichtum des Lebendigen, die Inszenierung derInterviews als Kammerspiele, einschließlich Requisiten fürdie manchmal geradezu magischen Vergegenwärtigungen:Das ist, gemessen am Heute, eine zentrale Mitgift aus den 3.Programmen des Norddeutschen und Westdeutschen Rund-funks – alimentiert von den Gebühren der Zuschauer und ei-ner weit reichenden Sendertreue verpflichtet. Fernsehen alsBewahrungs- und Erinnerungsmaschine Hamburg war mein Terrain. Ein interessantes Viertel (Eims-büttel) wurde buchstäblich aufgeschlossen. Ähnlich wie inder modernen Satellitenstadt Mümmelmannsberg haben wiruns monatelang in einer Passage der Jahrhundertwende inder Nähe vom Pferdemarkt niedergelassen. „Oral History“,besser gesagt: „History of Entertainment“. So entfaltete sicheine nie abgefragte Hamburger Geschichte, und parallel dazuorganisierten wir über Zeitungs- und Fernsehaufrufe Ama-teurfilmer, die dem NDR und seinen Partnern Michael Ku-ball und Alfred Behrens vertrauensvoll ihre privaten Streifenüberließen. So entstand ein Jahrhundertwerk im Spiegel destagebuchartigen Amateurfilms, durchaus flankierend er-weitert und fortgesetzt mit Heinrich Breloers bezwingenderSerie „Mein Tagebuch“ und die seit 1990 jährlich vorgestell-ten „Videotagebücher“.Die Lektüre von Brechts adoleszenten Tagebuchnotizen führ-te Heinrich Breloer zu den Ursprüngen der LiebesgeschichteBi und Bidi – und zu einer letzten großen Forschungsreise insLeben von Berthold Brecht.

Der Altonaer Blutsonntag Hamburg-Eimsbüttel 1978. Wohnviertel der Jahrhundert-wende. Wenn man durch die Hinterhäuser und die Adolph-Passage ging, winkte der KFZ-Mechaniker aus der Tür sei-ner kleinen Klitsche. Die alten Bewohner, die sich eine Bankgezimmert hatten, lauerten und tratschten – und sie bedach-ten jeden Passanten mit Kommentaren. Am Ende dieser Passage sah man eine eigenartige Ruine,die wie ein Zirkus wirkte, wohl auch von 1905 bis 1939Oper und Theater war und nach einem Teilbombardementim 2.Weltkrieg Werkstatt und Hotel für Gastarbeiter undVertreter wurde. Jetzt ist nur noch ein bisschen Leben in denMauerresten: ein Musikclub im ehemaligen Foyer. Schiller-Oper hieß das Gebäude, und wie selbstverständlich legtedieser 90-minütige Interviewfilm neue Spuren aus, ohne dieweitere Geschichtensammlungen nicht denkbar wären. Um das Gebäude der Schiller-Oper herum tobte im Juli1932 der so genannte „Altonaer Blutsonntag“, der Kommu-nisten und SA-Leute in tödlichen Gefechten sah. Zwei jungeKommunisten wurden zum Tode verurteilt. Kaum verhülltspielt dieses Ereignis (als „Reeperbahnprozess“) eine zentra-le Rolle in Arnold Zweigs Exil-Roman „Das Beil vonWandsbek“ – eine Faust-Verführung und grandiose Ge-schichte über einen Schlachter, der auf die Nazis setzt, undden erkrankten Scharfrichter vertritt. Er köpft die jungenKommunisten mit dem Beil und wird ob seiner Blutschulddes Lebens nicht mehr froh. Der Roman entstand aus einerRecherche unter exilierten Hamburger Juden und wurde1981 von Heinrich Breloer und mir nacherzählt – in einerArt paralleler Montage, die den Realitätsgehalt des Romansdokumentarisch nachprüft und Teile des Romans als Hor-rorfilm aus Deutschland (siehe Terence Fisher und LindsayAnderson) in Schwarzweiß inszeniert. Am Ende erhängtsich die Schlachtersfrau, und ihr Mann versenkt sie in demBauschacht für eine geplante monumentale Elbbrücke –schon damals eine Verbindung zu Albert Speer.

Von Eimsbüttel zu den Manns

Eine alte Dame hatte in den Weihnachtsmärchen der Schil-ler-Oper Zwerge und Elfen gegeben. 1923 wirkte sie alsschwindsüchtiges Mädchen in Gustaf Gründgens Urauffüh-rung von Klaus Manns Theatererstling „Anja und Esther“mit. Diese Spur führte uns – neben der Diskussion des Me-phisto-Stoffs – zu einem eilig hingeworfenen, dafür aber umso authentischeren kleinen schmutzigen Roman von KlausMann „Treffpunkt im Unendlichen“ – geschrieben wie un-ter Fieber im Sommer des Jahres 1932. Heinrich Breloers

„Die Lebensreise des Klaus Mann“ drängte sich förmlich auf– eine Sammlung von Erinnerungen „in letzter Minute“,weil viele Freunde noch lebten und sehr darauf zu wartenschienen, Zeugnis über den schwulen unglücklichen Sohnvon Thomas Mann abzulegen. Dokumentation und Fiktionwaren miteinander im Wettbewerb.Das Material von der Drehreise zu Stätten und Freundenvon Klaus Mann waren oft letzte mögliche Aufzeichnungen.Sie waren von unschätzbarem Wert für die Konstruktiondes Dreiteilers „Die Manns – ein Jahrhundertroman“ 2001.Es folgte „Buddenbrooks“ als übergeordnetes Ziel: HeinrichBreloer und ich wollten die Geschichte vom Aufstieg undFall einer Lübecker Familie für die Gegenwart erzählen undbewahren.

Umgestaltung und Veränderung

Es erübrigt sich, die weitere „Umgestaltung der Medien-landschaft“ zu beschreiben. Breloers und meine Arbeiten,gemeinsam und/oder getrennt, sind frühe und kontinuierli-che Reaktionen auf diese Umgestaltungen und Veränderung,und unsere Filme sind nur eine Spielart unter vielen Mög-lichkeiten, mit dem Doku-Drama umzugehen. Wir habenimmer formal/inhaltliche Antworten gesucht, die den Zu-schauer ans Medium fesseln, ohne ihn dabei zynischem Kal-kül preiszugeben. Schließlich ist ein Recherchenstück ohneMitgestaltung des Zuschauers nicht denkbar. Er muss wach,beteiligt und distanziert bleiben. So lebendig wir uns denZuschauer vorstellten, so lebendig und veränderungsfähigsollten unsere Beiträge zum Genre sein, denn die Anpas-sungsfähigkeit der Doku-Dramen ist die vorzüglichste Ei-genschaft dieses „Genres“. Es reagiert nicht nur auf die Zeit-läufte, sondern auch immer auf den Zustand des Mediumsselbst.Was bleibt? Zwei „unwürdige Greise“, von Udo Lindenberg,dem alten Freund und Mittäter, auf Königsteins NDR-Verren-tungs-Party kurzerhand eingestuft: „Der Greis ist heiß ...“.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 15

Horst Königstein (l.) und Heinrich Breloer mit Elisabeth Mann Borgese, der Haupterzählerin in der Trilogie „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“. Foto: WDR/Bavaria

Heinrich BreloerSeine Filme (Auswahl)2007/2008Buddenbrooks 2004/2005Speer und er2001Die Manns – ein Jahrhundertroman 1996/1997Das Todesspiel 1994Einmal Macht und zurück1994Meine Bildergeschichte 1993Wehner. Die unerzählte Ge-schichte1991Kollege Otto 1989Die Staatskanzlei 1987Eine geschlossene Gesellschaft1986Das verlorene Gesicht – eine Reise mit Erich Kästner1986Die Geschichte des Dritten Fernsehprogramms1985Größenwahn. Revue der ersten und letzten Tage1984Kampfname: Willy Brandt1983Treffpunkt im Unendlichen. Die Lebensreise des Klaus Mann1981/1982Das Beil von Wandsbek1980Mein Tagebuch – zehnteiliger Dokumentarfilm1978Bi und Bidi in Augsburg. Erinne-rungen an den jungen Brecht 1976Mein Leben war auch kein Spaß1974/75Auch ein Bericht aus Bonn

Werkfotografie aus dem Produk-tionsarchiv von Heinrich Breloer.Dieses Bild entstand währendder Dreharbeiten zu „Wehner –Die unerzählte Geschichte“ (Teil2: Hotel Lux) mit Ulrich Tukur(links) und Breloer an der Kame-ra. Foto: Michael Kloft

Film- und Medienstiftung NRW

Till Hardy – derMann fürs DigitaleSeit November betreut Till Hardy bei der Film-und Medienstiftung NRW den Bereich DigitaleInhalte. Damit ist er auch Ansprechpartner fürdas neue Pilotförderprogramm für innovativeaudiovisuelle Formate, das im November die er-

sten 14 Förderungen bekanntgab (siehe Seite 17).Hardy wechselte von Hamburgin den Düsseldorfer Medienha-fen. An der Elbe war der gebür-tige Düsseldorfer seit 2006 beider Hamburger Filmförde-rung zuständig für Digitale Me-dien und von 2009 bis 2011auch Projektleiter für das EU-Netzwerkprojekt First Motion

zur Entwicklung von Transmedia-Projekten imOstseeraum. Der studierte Kulturwissenschaftler (Schwer-punkt Medien/Film) und Diplom-Kaufmann(Schwerpunkt Marketing/Medien) produziertebereits als Student eigene Kurzfilme und expe-rimentierte mit medialen Formen.> www.filmstiftung.de

16 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012

Senator Köln

Sonja Ewers im TeamSeit Ende 2011 verstärkt Produzentin SonjaEwers das Team der Senator Film Köln GmbH.Gemeinsam mit Ulf Israel wird sie für Senatorin der Domstadt Filme für den deutschen undinternationalen Kinomarkt produzieren. Aktuellist im Büro in der Maastrichter Straße u.a. eineAdaption des Romans „Der Koch“ von Bestsel-lerautor Martin Suter in Entwicklung, die in NRWgedreht werden soll.Neben ihrer Tätigkeit bei Senator wird Ewersauch in Zukunft für ihre eigene Firma GringoFilms als Geschäftsführerin und Produzentin ar-beiten. Den bisher größten Erfolg hatte sie mitder Produktion „Lebanon“, für die Regisseur Sa-muel Maoz einen Goldenen Löwen gewann.Derzeit startet Gringo Films die Postproduktionder deutsch-israelischen Koproduktion „Bethle-hem“, die gerade in Israel abgedreht wurde.> www.senator.de> www.gringo-films.com

vr3 aus Düsseldorf

Virtuelle WeltenDie Düsseldorfer vr3 virtual productions hat für den Toggo-CleverClub, dasSuper-RTL-Lernportal für Kinder, im eigenen Studio eine Relaunch-Kampag-ne produziert. Besonders das virtuelle Kindernachrichtenstudio hebt sichvon konventionellen Studio-Dekorationen ab. Gegründet wurde vr3 von Jochen Schreiber, Rainer Maguhn und Dirk Kon-opatzki. Sie sind die einzigen privaten Betreiber eines virtuellen Studios inNordrhein-Westfalen und beschreiben sich als Full-Service-Anbieter für vir-tuelle Produktionen: Kernstücke ihres Unternehmens sind die Echtzeit-Stu-diosysteme vector und vectorLE. Zu den bekanntesten Kunden zählen die ProSiebenSat.1 Gruppe und derMDR, die mit Hilfe der Düsseldorfer ihre virtuellen Nachrichtenstudios be-treiben. „Das neue, speziell für kleine und mittlere Produktionen entwickel-te vectorLE-System erfreut sich aufgrund des optimalen Preis/Leistungs-verhältnisses großer Beliebtheit“, so Jochen Schreiber. Im hauseigenen Stu-dio werden überwiegend Moderationen, Zuspieler sowie On-Air-Promo-tion für Sender gedreht. Große und mittelständische Unternehmen pro-duzieren wiederkehrende Formate, Image-, Produkt- und Internetfilme. „Wir sind zunehmend auch Ansprechpartner für Echtzeit-Grafik und Real-time basiertes Video-Processing“, erklärt das Gründer-Trio, „etwa wennAutohersteller eine 3D-Realtime-Studie zu virtuellen Testfahrten anfordern,Medienunternehmen eine Applikation zur Korrektur zweier Kamerabilderfür stereoskopische 3D-Aufzeichnungen benötigen oder ein Serienprodu-zent virtuelle Hintergründe möglichst effektiv einsetzen möchte“.> www.vr3.de

50 Jahre Oberhausener Manifest

Opas Kino ist tot! Welches Kino wollen die Enkel?Schicken Sie uns Ihre Punkte für ein neuesManifest ([email protected]).

Am 28. Februar wird das Oberhausener Manifest 50 Jahre alt. Die Kurzfilmtage haben dazu unter www.oberhausener-manifest.com zahlreiche Materialien, Dokumente und bewegte Bilder bereit gestellt.

15 Jahre Rapid Eye Movies

Dem Herzen gefolgt

1996 gründeten Antoinette Köster, Sigrid Lim-precht (vor einigen Jahren ausgestiegen) und Ste-phan Holl den Filmverleih Rapid Eye Movies. Siebegannen mit asiatischen Filmen und erzieltenab 2004 mit Bollywood-Filmen große Erfolge. Imletzten Jahr trat Rapid Eye Movies mit dem Pink-Musical „Underwater Love“ erstmals als Produk-tionsfirma auf. Zum 15. Geburtstag sprach Chris-tian Meyer mit Stephan Holl über die Pflicht zuEntdeckungen.

Gab es bei der Gründung von Rapid Eye Mo-vies eine Erfolgsstrategie oder haben Sieganz naiv als Fans des asiatischen Kinos an-gefangen?Der Impuls war, das Kino, das wir lieben, konti-nuierlich und dauerhaft einem hiesigen Publi-kum näher zu bringen. Zuvor hatten wir schonErfahrungen mit dem Wanderfestival „HongKong in Action“ gemacht. Dadurch gab es eineAhnung davon, wie Filmverleih funktioniert. Oh-ne die frühe Unterstützung der FilmstiftungNRW und eine enge Zusammenarbeit mit Sen-dern wie Arte oder dem WDR wären wir abergar nicht in der Lage gewesen, uns so weit zu er-proben und Entdeckungen zu machen. Wir ha-ben ja viele frühe Filme von heute namhaftenRegisseuren herausgebracht, die aber zu der Zeitnoch niemand kannte – sei es Takeshi Kitano,Kim Ki-duk oder Park Chan-wook.

Im Jahr 2004 haben Sie mit „SometimesHappy, Sometimes Sad“ in Deutschland ei-nen Bollywood-Boom losgetreten.Wir fühlen uns für Entdeckungen zuständig, daerlebt man dann auch die größten Überraschun-gen. Mit Bollywood ist es uns gelungen, eine Brü-cke zur heute immer noch größten Filmindustrieder Welt zu schlagen. Das hatte hier bis dato nie-mand ernst genommen. Es hört sich jetzt viel-

leicht kitschig an, aber als wir „Sometimes Hap-py, Sometimes Sad“ gesehen haben, sind wirganz und gar unserem Herzen gefolgt. Es gabauch Diskussionen, ob das zu uns passt. Aberweil es zu dem Zeitpunkt wirklich etwas Neueswar, das man hier so noch nicht gesehen hatte,

stand das in keinem Wider-spruch. Der Film hat ganz starkgeprägt, was man heute hierzu-lande unter Bollywood-Kinoversteht. Jetzt wollen wir esnoch mal richtig wissen und be-reiten mit „Don – The King IsBack“ mit Shah Rukh Khan denfür uns bislang größten Kino-start mit 30 bis 40 Kopien vor.

Und Sie werden damit auf der diesjährigenBerlinale wohl für den größten Rummel aufdem Roten Teppich verantwortlich sein ...Shah Rukh Khan wird bei der Premiere auf derBerlinale wie gewohnt einen ungeheuren Me-dienrummel auslösen. Diese Aufmerksamkeitkönnen wir dieses Mal bestmöglich ausnutzen,weil der Film nur Tage später im Kino startet.

Was bedeuten die gegenwärtigen Umbrü-che wie Digitalisierung und 3D für einenkleineren Verleih wie Rapid Eye Movies?„Don“ vereint das alles. Konvertiert in 3 D,kommt der Film mit 35mm- und digitalen Film-kopien ins Kino. Ich bin zwar Traditionalist undfinde es lästig, sich mit den Formaten herumzu-schlagen. Unterm Strich sehe ich aber auch, dass

es von den Kosten her auch uns Verleihern hilft.

Zwischen dem Bollywood-Blockbuster „Don“und der letztjährigen Low-Budget-Produk-tion „Underwater Love“ tut sich eine großeSpannbreite auf. Ja, das fühlt sich manchmal sehr schizophren an,und man denkt: Wie geht das denn nun alles zu-sammen? Das ist es aber, was uns hier seit Jah-ren immer wieder antreibt. Hinter einer solchenVielfalt steht immer das Kriterium: Es muss unsgefallen. Wir rechnen natürlich und prüfen, obes eine Machbarkeit gibt, sind aber auch immerwieder bereit, Risiken einzugehen.

Mit dem Low-Budget-Projekt „UnderwaterLove“ sind Sie im letzten Jahr auch in dieFilmproduktion eingestiegen. Warum?Der Film war unser erster Gehversuch und dasgleich mit renommierten Leuten wie Christop-her Doyle. Das markiert auf jeden Fall noch maleine wichtige Veränderung bei uns. Wir werdenin diesem Jahr eine eigene Produktionsfirmagründen, und 2012 wird es mindestens zwei Ko-produktionen geben. Das ist ein Schritt, der sichfolgerichtig aus unseren Kontakten aus der lang-jährigen Arbeit mit international renommiertenFilmemachern ergibt. Und es ist auch wirtschaft-lich für uns von Bedeutung, weil wir damit imGrunde die gesamte Verwertungskette im Hau-se verwalten und Werte schaffen, die dann auchbei uns bleiben.> www.rapideyemovies.de

Till Hardy, Foto: Film- undMedienstiftungNRW

Stephan Holl

Trends der Fernsehunterhaltung

Der Große Show-Gipfel... ist der quotenstarke Titel eines Seminars, das Brainpool TV und HMRInternational GmbH am 30. März im „tv total“-Studio in Köln-Mülheimanbieten. Der Große Showgipfel 2012 soll einen umfassenden Überblicküber internationaler Erfolgsshows geben und zeigen, welche Programm-innovationen derzeit den Markt durchdringen. Nationale und interna-tionale Programmexperten und Vordenker der Branche skizzieren dieTrends und Tendenzen der Show-Unterhaltung und geben dabei einenTag lang Impulse für ihre Kollegen.> http://hmr-international.de

Das Team von Rapid Eye Movieshat Grund zum Feiern. Fotos: Rapid Eye Movies

Meldungen

Die Kölner Produzentinnen Sonja Ewers (l.) und Benjamina Mirnik gewannen 2009 in Venedig einenGoldenen Löwen für „Lebanon“. Seit kurzem verstärkt Ewers das Team der Senator Film Köln.Foto: Kurt Krieger/Film- und Medienstiftung NRW

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 17

Transatlantische Kooperation

Gradient EffectsVor einigen Jahren zogen Thomas Tannenbergerund Olcun Tan nach Amerika, um dort ihr Glückzu machen. In L.A. gründeten sie das VFX StudioGradient Effects, das auf unkonventionelleWeise Kreativität und technisch-modernstesKnow-how anbot und u.a. bei Spielfilmprojektenwie „Harry Potter“, „Lara Croft“, „2012“ oder„The Box“ mitwirkte. Noch in Europa hatte Tan-nenberger als VFX Producer und Supervisor anTom Tykwers „Lola rennt“ und Roman Polanskis„Der Pianist“ mitgewirkt. Jetzt sind Michael Brink und Jörg Brümmer (bei-de vormals pictorion das werk) bei dem Labelals Gesellschafter eingestiegen und haben esnach Deutschland geholt. Die Gradient Effects& Animation GmbH & Co. KG residiert in Düssel-dorf und bietet in Zusammenarbeit mit dem US-

Team die Erstellung von VFX- und CG-Animatio-nen für den Spielfilm-, Corporate- und Werbe-filmmarkt an. Mit „Arbitrage“ (Regie: NicholasJarecki) mit Richard Gere ist das erste Projekt be-reits abgewickelt. Der Film wird das diesjährigeSundance Filmfestival eröffnen. Mit „Man withthe Iron Fist“ mit Russell Crowe ist ein weitererTitel noch bis März in Arbeit. Zu der Umsetzung

von visuellen Ideen im Spiel- und Werbefilmbe-reich gehöre nicht nur die kreative Bearbeitungdes filmischen Materials, sondern auch die Ent-wicklung neuer spezifischer Software speziell fürden VFX-Bereich, sagt Brink und freut sich übereine eben abgeschlossene hauseigene Erfin-dung: „Mit der Entwicklung des Oktokoptersstellen wir die erste hier entwickelte Innovationvor.“ Das Fluggerät transportiert eine RED-EpicKamera und kann indoor wie outdoor verwen-det werden. Kameramann und Pilot kontrollie-ren und steuern das System, das Videobild wirddirekt auf den Bildschirm des Regisseurs über-tragen. Brink: „Die Bewältigung solcher komple-xen Aufgaben reizen uns.“Mit im Team ist zudem Rolf Mütze, vormals auchbei pictorion das werk, der in den letzten zehnJahren an Filmen wie „König der Diebe“, „TheChildren of Huang Shi“ und zuletzt an David Cro-nenbergs „Eine dunkle Begierde“ mitwirkte.> www.gradientfx.de

Medienforum.NRW

Save the dateDas 24. Medienforum.NRW findet vom 18. bis20. Juni im Staatenhaus der koelnmesse statt.Im Rahmen des Forums veranstaltet die Film-und Medienstiftung NRW auch in diesem Jahrwieder ihren Internationalen Filmkongress. Das Motto der diesjährigen Ausgabe des Me-dienforum.NRW lautet „Schöne neue Medien-welt: vernetzt, offen, mobil.“ Mit den Gästenund Referenten soll drei Tage lang über die Ver-netzung verschiedenster digitaler Medien, diemobile Mediennutzung und Datenschutz disku-tiert werden. Open Government und Open Da-ta stehen ebenfalls in Köln auf der Agenda, sindaber auch Thema des ersten Medienforum.Ber-lin, zu dem die Forumsveranstalter am 8. Febru-ar in die NRW-Landesvertretung in der Haupt-stadt einladen. Das Medienforum.NRW ist eine Veranstaltungder LfM, gefördert mit Mitteln des Landes undder Stadt Köln. Verantwortlich für Konzeptionund Durchführung ist die LfM Nova GmbH.> www.medienforum.nrw.de

GPS – German Production Service

Full-Service-AngebotAusländischen Filmproduzenten, die in Deutsch-land ihre Projekte realisieren wollen, bietet MarcGrewe mit seiner neuen Firma GPS ein Full Ser-vice Angebot. Seine Firma mit Sitz im Ruhrge-biet hilft bei der Suche nach geeigneten Loca-tions, der richtigen Crew und passender Tech-nik sowohl für Kinofilme, als auch für TV-Produk-tionen oder Werbeclips, die in Deutschland oderÖsterreich realisiert werden sollen. Dabei koope-riert GPS nur mit Firmen, die bereits an interna-tionalen Produktionen beteiligt waren. „Wir wol-len internatonale Filme in Deutschland weiter-hin ermöglichen“, so Grewe, der langjährige Er-fahrung als Herstellungsleiter auch bei Interna-tionale Produktionen besitzt. Gemeinsam mitAndy Grosch, dem GPS-Repräsentanten in Ber-lin, will Grewe die Berlinale als Plattform nutzen,um seine Firma bekannt zu machen und Kontak-te mit ausländischen Produzenten zu knüpfen.Mit Yoram Barzilai hat GPS einen weiteren Re-präsentanten in Los Angeles. > http://german-production-service.com

CinePostproduction

Verstärkung in KölnDie CinePostproduction Geyer Köln baut ihreDienstleistungen in der digitalen Postproduktionsowie ihre On-Set-Services aus und verstärkt ihrProjektbetreuerteam. Kristina Söll steht denKunden dabei als Postproduction Supervisor inder technischen Beratung und Projektbegleitung

zur Seite. Die Diplom-Photoin-genieurin verfügt über Erfah-rungen im Bereich digitale Ci-nematographie. Sie verantwor-tete unter anderem als SalesManager den Vertrieb der Ka-meraobjektive bei Fujinon Eu-rope. Beim niederländischenUnternehmen Globell, das aufSoftware in den Bereichen Fo-

to, Grafik & Video, Tools & Utilities spezialisiertist, übernahm sie als Produktmanagerin Marke-ting und Vertrieb der Security- und Kompres-sionssoftware. Mit der wachsenden Zahl an di-gital gedrehten Produktionen verstärkt die Ci-nePostproduction Geyer Köln ihren On-Set-Ser-vice und stellt die Negativentwicklung am Stand-ort Köln ein. Eigene DITs und Coloristen betreu-en das Produktionsteam. Für mobiles Gradingund Sichtung der digitalen Muster setzt dasUnternehmen auf On-Set Dailies von colorfrontund die Eigenentwicklung Copra App für das iPad. > www.cinepostproduction.de

NFP MARKETING UND DISTRIBUTION PRÄSENTIERT EINE PRODUKTION DER LITTLE SHARK ENTERTAINMENT UND TERZ FILMPRODUKTION IN KOPRODUKTION MIT DOR FILM HUGOFILM WDR ARD DEGETO ARTE ORF (FILM/FERNSEH-ABKOMMEN) SRF/SRG SSRMIT SENTA BERGER HEINO FERCH JULIA KOSCHITZ STEFAN KURT THORSTEN MERTEN AXEL RANISCH GABRIELA MARIA SCHMEIDE JUSTUS VON DOHNÁNYI UND ALS GAST MATTHIAS BRANDT CASTING SABINE SCHWEDHELM KOSTÜMBILD ALEXANDRA TRUMMER MASKENBILD MICHAELA OPPL SZENENBILD ANDREA KESSLER MUSIK ANNETTE FOCKS SCHNITT ANDREA MERTENS KAMERA RAINER KLAUSMANN HERSTELLUNGSLEITUNG STEFAAN SCHIEDER PRODUKTIONSLEITUNG SEBASTIAN FRÖHLICH REDAKTION BARBARA BUHL JÖRN KLAMROTH ANDREAS SCHREITMÜLLER HEINRICH MIS LILIAN RAEBER

KOPRODUZENTEN DANNY KRAUSZ ISABELLE WELTER CHRISTOF NERACHER PRODUZENTEN TOM SPIESS SOWIE CHRISTOPH FRIEDEL SÖNKE WORTMANN CLAUDIA STEFFEN DREHBUCH & REGIE ISABEL KLEEFELD NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON DANIEL KEHLMANN ERSCHIENEN IM ROWOHLT VERLAGGEFÖRDERT DURCH

(„DIE VERMESSUNG DER WELT“)

NACH DEM NEUEN BESTSELLER VON

SENTA BERGER

HEINO FERCH

JULIA KOSCHITZ

STEFAN KURT

AXEL RANISCH

GABRIELA MARIA SCHMEIDE

JUSTUS VON DOHNÁNYI MATTHIAS BRANDT UND THORSTEN MERTEN

AB 22. MÄRZ IM KINO

WWW.RUHM-DERFILM.DE

A N Z E I G E

Kristina SöllFoto: CinePost-production

Michael Brink, Rolf Mütze und Jörg Brümmer (v.l.) vonGradient Effects in Düsseldorf, Foto: Gradient Effects

20 Jahre Cinedom

Feiern undkooperierenAm 21. Dezember 2011 feierte der Cinedom imKölner Mediapark sein 20-jähriges Bestehen undließ sein Publikum mit einer „Best of“-Reihe zuSonderpreisen teilhaben. 1991 wurde der Cine-dom als einer der ersten Multiplexe in Deutsch-land nach einem Konzept von Bernd Eichingererrichtet. Als fünftgrößtes Kino in Deutschlandverfügt das Haus heute über 3.748 Plätze in 14Sälen, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt voll-ständig digitalisiert wurden. Im Kinojahr 2011 ver-zeichnete der Cinedom 1,49 Millionen Besucher. Im Januar gab das Unternehmen bekannt, einePartnerschaft mit der CinemaxX AG geschlossenzu haben, die ab März 2012 vorsieht, einige Kern-aufgaben des Kinobetriebes an sie abzutreten.Unter anderem sieht die Kooperation vor, dieBereiche Filmeinkauf und Disposition sowie dieOffscreen-Vermarktung der Cinedom-Werbeflä-chen in die Verantwortung der CinemaxX AG zu

legen. Zudem lassen sich die Kölner künftig beider Weiterentwicklung der Concession-Gastro-nomien von der erfolgreichen Kinokette bera-ten, die so erstmals Eintritt in den Kölner Kino-markt findet. > www.cinedom.de

Cinedom in Köln: 3.748 Plätze in 14 Sälen,Foto: Cinedom

Meldungen

Hanns-Peter Hüster

Glückwunsch zum 50. JubiläumDeutschen Filmfans fällt beim Jahr 1962 sofortder 28. Februar ein. An diesem Tag begann mitder Verkündung des Oberhausener Manifestseine neue Ära des deutschen Kinofilms. Film-freunde aus dem nahen Essen könnten auch den19. Januar des Jahres erinnern. An diesem Tagstartete vor 50 Jahren Hanns-Peter Hüster mitden Frillendorfer Lichtspielen sein erstes richti-ges Kino. Sein erster Film dort war ein Holly-wood-Musical ganz im Stil von „Opas Kino“.Doch Hüsters Liebe hing sowieso eng mit Hol-lywood zusammen: Ein Idol seiner Kindheit warSabu. Der indisch-amerikanische Kinderstar hat-te mit seinen Filmen „Der Dieb von Bagdad“ und„Das Dschungelbuch“ Hüsters Liebe zur Lein-wand nachhaltig geweckt. Sein Weg als Kinoma-cher führte freilich weit über die kalifornischeFilmmetropole hinaus. 1966 initiierte er mit Ci-nema 66 in einem Jugendzentrum der Stadt Es-sen das erste Kommunale Kino der Republik.Fünf Jahre später eröffnete er mit der GalerieCinema eines der ersten Programmkinos – einJahr vor der Gründung der AG Kino. Ein paar Jah-re später wurde Marianne Menze eine seinerMitarbeiterinnen. 1980 wurde das 1955 eröff-nete Eulenspiegel Filmtheater übernommen, re-noviert, technisch aufgerüstet und als Pro-grammkino etabliert. 1991 kam das Filmstudiohinzu, das – 1924 eröffnet – als ältestes Kino des

Ruhrgebietes gilt. 1995 folgte das 1958 eröffne-te Astra Theater. Im gleichen Jahr wurde im be-nachbarten Mühlheim das Rio eröffnet. Damitwar die Riege der Essener Filmkunsttheater ersteinmal komplett. Noch ein Höhepunkt sollte fol-gen: 1998 wurde die Lichtburg mit dem größtenKinosaal Deutschlands (1250 Plätze) übernom-men und bis 2003 aufwendig restauriert. Im gro-ßen Haus gibt es mittlerweile auch einen kleinenKinosaal, der nach Sabu benannt ist. Kinoge-schichte und Kinokultur fließen so ineinander,Hanns-Peter Hüster steht seit fünfzig Jahren fürein außergewöhnliches, besonderes Pro-gramm „Kino“. Alles Gute für die nächsten fünf-zig Jahre.> www.essener-filmkunsttheater.de

Herausgeberin: Tanja Güß

Chefredakteur: Rüdiger Bertram

CvD: Stefanie Hadding

Redaktion: Oliver Baumgarten, KatharinaBlum, Wolfgang Hippe,Marion Meyer, ChristianSeebaum

Autoren dieser Ausga-be: Uwe Mies, Michael Dlugosch, Günter Jekubzik, Heike Meyer-Döring und Nicola Nolting (MEDIA), Wilfried Urbe, ChristianMeyer

Redaktionsassistenz: Lena Kraan

Gestaltung/Layout: alfred friese + inrhein

Anzeigenbetreuung: Lena Kraan,Tel. (0211) 9305040

Anzeigenschluss für dienächste Ausgabe:10. April 2012

Film und Medien NRW –Das Magazin ist kosten-los und kann bei derFilm- und MedienstiftungNRW wahl weise alsPrint-oder als PDF-Ver -sion abon niert wer den.

Titel: „Was bleibt“, Foto:Gerald von Foris, 23/5Filmproduktion GmbH

Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie perMail informiert.Die Berücksichtigung von Terminen richtet sichnach dem Erscheinen des Magazins im Internet. Das kann leider dazu füh-ren, dass Termine bereitsüberholt sind, wenn die Druckausgabe des Maga-zins ausgeliefert wird,bietet aber die größt -mögliche Aktualität fürdie Down load-Nutzer.

Wir bitten dafür um Verständnis.

Danke an alle Produzen-ten, Sender & Verleiherfür ihre Unterstützungund die Bilder zu ihrenFilmen.

Film- und MedienstiftungNRW GmbH

Tel.: (0211) 930500Fax: (0211) 9305085

Kaistraße 1440221 Düsseldorfmagazin@film stif tung.de

Impressum

Hanns-Peter Hüster: ein halbes Jahrhundert für das Kino, Foto: Lichtburg

IFFF Internationales Frauenfilmfestival

Mit Blick aufNordafrikaDie Einreichfristen sind abgelaufen, und die Aus-wahl für das Programm des Internationalen Frau-enfilmfestivals 2012 läuft auf vollen Touren.Vom 17. bis zum 22. April wird das im jährlichenWechsel in Dortmund und Köln stattfindendeFestival 2012 in der Domstadt residieren. Als er-ste wichtige Neuerung hattedas Team um FestivalleiterinSilke J. Räbiger bereits verkün-det, dass der mit 5.000 Euro do-tierte Nationale Nachwuchs-preis für Bildgestalterinnen be-ginnend mit diesem Jahr fort-an biennal während der KölnerAusgabe vergeben wird – wo-mit nicht zuletzt auch der Ver-lagerung der NRW-Kameraaus-bildungsstätten von Dort-mund zur Kunsthochschule fürMedien und zur ifs in KölnRechnung getragen wird. Dertraditionell zum Kölner Stand-ort gehörige Länderfokus wirdsich in diesem Jahr auf das fil-mische Schaffen von Regisseu-rinnen aus den Regionen Nord-afrikas und des Nahen Ostensrichten.

Erstmals wird im April zudem eine Auswahl desFestivalprogramms auch im Dortmunder U –Zentrum für Kunst und Kreativität zu sehen sein.Der Verein Kino im U, in dem das IFFF Dort-mund|Köln mitwirkt, hat seit Mitte Januar denSpielbetrieb aufgenommen und zeigt seither einvielseitiges Programm aus dem Arthouse- undFilmkunstbereich – u.a. war es im Januar auchSpielort der Schulkinowochen NRW.> www.frauenfilmfestival.eu

Studie von Creative.NRW

Polyvalenz derBrancheZum zweiten Mal hat Creative.NRW, eine Initi-ative der NRW-Landesregierung, im Land ansäs-sige Kreative nach ihrer Sicht auf Nordrhein-Westfalen befragt. Nach deren Meinung ist dasLand ein „vielseitiger, durchaus attraktiver Stand-ort für die Kreativbranche“ mit Potenzial. Des-sen Ausschöpfung setzt allerdings „mehr undbessere Unterstützung durch die Politik und ei-ne stärkere Vernetzung“ voraus, denn es gibt ei-ne Reihe kleinerer Mängel. So sehen drei Viertel der Befragten ihr politi-sches Umfeld eher kritisch und fühlen sich durchdie Politik nicht hinreichend unterstützt. Geschol-ten werden auch die eigenen Kunden, die „denideellen Wert einer kreativen Leistung nichtwahrnehmen“. Daneben wird das Fehlen einer

angemessenen Lobbyarbeit für Kreative beklagt:Gut 60 Prozent der Befragten sind der Auffas-sung, dass eine „gute Lobbyarbeit“ fehlt. Nur fol-gerichtig ist eine Mehrheit unzufrieden mit denFinanzierungs- und Fördermöglichkeiten.Ihre momentane Auftragslage beurteilen die Kre-ativen unterschiedlich, was aus Sicht von Crea-tive.NRW angesichts der „Polyvalenz der Krea-tivbranche“ kein Wunder ist. Zugleich hebt dieAgentur das „besonders hohe Wachstumspoten-zial“ des Kunstmarktes und des Buchverlagswe-sens hervor. Von den rund 203.000 Beschäftig-ten und Selbstständigen der Kreativbranche füll-ten nach Auskunft von Creative.NRW 117 Userden Fragebogen via Internet vollständig aus. AusSicht der Agentur liegt damit immerhin ein hilf-reiches, wenn auch „nicht repräsentatives Stim-mungsbild“ vor: „Positives wie negatives Feed-back ist gleichermaßen wichtig.“ Creative.NRWist Teil der Initiative EXCELLENZ NRW und ver-steht sich als Lobby der Kreativbranche.> www.creative.nrw.de

Hanns-Peter Hüster und Marianne Menze 2012 in der Lichtburg, Foto: Frank Vinken

Einstimmung auf das IFFF: Das Frauenfilmfestival präsentiertam 12. April Maren Kroymann mit ihrem Programm „In my Sixties“ in Köln, Foto: Milena Schlösser

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 19

Preise für geförderte Filme

München, Dubaiund MinskBei der Verleihung der Bayerischen Filmpreiseging der Produzentenpreis an Günter Rohrbach,Corinna Eich und Jan S. Kaiser für Leander Hauß-manns „Hotel Lux“, der mit Unterstützung derFilm- und Medienstiftung NRW entstand. Eben-falls in NRW gefördert und in München geehrt:Jella Haase als beste Darstellerin und Kamera-mann Hannes Hubach für ihre Leistungen in Zis-ka Riemanns „Lollipop Monster“. Den Ehren-preis erhielt 2012 der gebürtige DüsseldorferWim Wenders, der die Auszeichnung für sein Le-benswerk erhielt.Trotz oder gerade wegen des Clash of Civilisa-tions – ein Weihnachtsmann in den Emiraten –gewann Oliver Dieckmanns Bestsellerverfilmung„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ imDezember auf dem 8. Dubai International Film-festival den Publikumspreis und setzte sich da-bei gegen 150 andere Filme durch.In Minsk überzeugte Chris Kraus mit seinem Film„Poll“ nicht nur das Publikum, sondern auch dieJury. Auf dem 18. Internationalen FilmfestivalListapad gewann die Kinoproduktion den Publi-kumspreis „Listapad Bronze Audience Award“,den Preis der Stadt Minsk für den „Besten Film“sowie den Preis des Hauptsponsors Belaruska-li ebenfalls für den „Besten Film“.

Gelungene Premiere in der Landeshauptstadt:Im Dezember wurde der Deutsche Entwickler-preis erstmals im Düsseldorfer Kesselhaus ver-liehen. Vor der Veranstaltung hatte die Film- undMedienstiftung NRW Gäste aus Games, Film undMedien zu einem Get-Together eingeladen. ImAnschluss folgten mehr als 500 Gäste der Preis-verleihung, die von NRW-Medienstaatssekretär

Marc Jan Eumann und Petra Müller, Geschäfts-führerin Film- und Medienstiftung NRW, eröff-net wurde und bei der die Frankfurter Firma Cry-tek mit „Crysis 2“ (Bestes Spiel/5 Preise) und Da-edalic Entertainment mit „Harveys Neue Augen“(Bestes Jugendspiel/4 Preise) die meisten Aus-zeichnungen abräumten.> www.deutscher-entwicklerpreis.de

Deutscher Entwicklerpreis in Düsseldorf

Deutsche Games-Branche zu Gast in NRW

Grimme Online Award

Jetzt auch für AppsNoch bis zum 15. März sind Einreichungen für denGrimme Online Award möglich. Erstmals könnenneben preiswürdigen Internetangeboten auchApps vorgeschlagen werden, die den Kriterien undKategorien des Preises entsprechen. Darüber hinaus sollen im neuen Wettbewerbauch publizistische Einzelleistungen im Netz stär-kere Beachtung finden. Die Neuerungen, so derDirektor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann,nähmen Entwicklungen der Online-Welt auf.Verliehen werden die Preise am 20. Juni im Rah-men des Medienforum.NRW. Derweil stehen

die Nominierten für den Grimme-Fernsehpreisbereits fest. Unter den 66 Nominierungen sindmit „Salami Aleikum“, „In den besten Jahren“,„Holding Still“ und „Auf der Suche nach PeterHartz“ auch vier Produktionen, die mit Unterstüt-zung der Film- und Medienstiftung NRW entstan-den. Nordrhein-Westfalen macht seinem Namen alsTV-Standort Nr. 1 alle Ehre und ist u.a. mit„Stromberg“, „Pastewka“ „Danny Lowinski“,„Die Bülent Ceylan Show“ und dem „Aufsehenerregenden Opening Act und der Gesamtpräsen-tation“ des European Song Contests 2001 in Düs-seldorf dabei. Die Verleihung findet am 23. Märzin Marl statt.> www.grimme-institut.de

Wettbewerb MobilStreifen

Handy-PowerEin Handy ist längst mehr als nur ein Telefon.Den Beweis dafür erbringt MobilStreifen, derHandyfilm-Wettbewerb NRW der Filmothek derJugend NRW e.V.. Die Wettbewerbsfilme 2011boten mehr als nur Einblicke in den Alltag unddie Lebenswelt von Jugendlichen. Als Jury fungierte diesmal die Spinxx-Redaktion,eine Gruppe junger Medienkritiker aus Gelsen-kirchen, die unter der Leitung von Denise Kleinihr Urteil traf.

Platz 1 und 2 des landesweiten Wettbewerbs be-legte der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12 desGymnasiums Laurentianum in Warendorf mit ih-ren Titeln „Perlenangeln“ und „Dönermann“.Auf Platz 3 landete das Goethe Gymnasium Ib-benbüren mit „Was das Internet weiß“. Der Filmentstand während des Medienkompetenztagesder Schule. Der Sonderpreis der Jury ging an „Kurznachrich-ten“, ein Projekt im Wuppertaler Jugendzen-trum Ronsdorf. Insgesamt stritten 38 kreative„MobilStreifen“ in dem Wettbewerb. Alle einge-reichten Filme stehen auf der Internetseitewww.MobilStreifen.de zum Download bereit.

Preis für Action Game, Grafik, Soundtrack, Konsolenspiel und Bestes Deutsches Spiel: Crysis 2

Christina Bentlage (Film- und Medienstiftung NRW) und Ulf Israel (Senator Film Köln)

Beste Simulation: Landwirtschaftssimulator

Thorsten Unger (Zone2Media) und Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow (Universität Paderborn)

Stefan Klein (hamburg@work) und Till Hardy (Film- und Medienstiftung)

2. Platz Nachwuchs: Neodrome

1. Platz Nachwuchs: Tiny & Big Grandpas Leftovers

Veranstalter und Förderer: Stephan Reichart (Aruba Events), Petra Müller, Bürgermeisterin Gudrun Hock, Marc Jan Eumann

Erste Fördernehmer: Bolle Bollmann, Petra Müller (Geschäftsführerin Film- undMedienstiftung NRW), Giudo Doublet, Daniel Schwarz und Stefan Zingel (v.l.)

Bestes Adventure, Art Design, Story und Jugendspiel: Harveys Neue Augen

Bester Publisher: Travian Games

3. Platz Nachwuchs: G.E.A.R.Fotos: C. Andrae/C. Klask/Deutscher Entwicklerpreis

Beirat zur Förderung Innovativer Audiovisueller Medieninhalte der Film- und Medienstiftung: Friederike Behrends (WDR Mediagroup), Gundolf S. Freyermuth und Odile Limpach (Blue Byte)

Bayerischer Filmpreis für „Hotel Lux“, Foto: Bavaria Pictures

Arbeitsmarktkonferenz

Gefordert: Code of PractiseNoch herrscht im Medienland NRW kein Fach-kräftemangel, doch die Ausbildungsquote derKreativwirtschaft im Lande liegt mit 4,4 % deut-lich unter dem Bundesdurchschnitt (6,0 %). Undwährend die Kölner Wirtschaft es insgesamt auf5,1 % schafft, bleiben Kölns Kreativbetriebe hierbei gerade mal 3,8 % hängen. So die Zahlen vonRoswitha Stock, der Vorsitzenden der Geschäfts-führung der Agentur für Arbeit Köln, die sie aufder 5. Arbeitsmarktkonferenz der Kölner Agen-tur aim – Ausbildung in Medienberufen vorstell-te. Mit dieser aktuellen Bestandsaufnahme ver-band die Konferenz die Frage, welche Mittel er-griffen werden müssen, um die Entwicklung desArbeitsmarktes für Kultur-und Medienschaffen-de bis hin zum Jahr 2025 positiver zu gestalten.Marc Jan Eumann, NRW-Medien-Staatssekretäretwa kündigte die Einrichtung einer neuen In-formationsplattform für Auszubildende und Stu-dierende an (www.Karriere-nrw.de). Verändernmüssen sich allerdings auch die Arbeitsbedin-gungen der Medienmacher. Die Kritik an der jet-zigen Lage von Freien und Verbänden war fastgleichlautend. Einigkeit bestand darin, dass drin-gend ein Code of Practice (and Fairness) einge-führt werden müsse. Der film & fernsehproduz-entenverband nrw e.v. habe hierzu bereits ei-nen Arbeitskreis eingerichtet, so der Kölner Pro-duzent Gerhard Schmidt und vermerkte, dasserst aim darüber informiert habe, dass es ein sol-ches Regelwerk zwischen BBC und den dortigenProduzenten schon seit längerem vorliege. Aufein Ärgernis wurde in diesem Zusammenhangbesonders hingewiesen: Bei Filmproduktionenfür die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutsch-land können Praktikanten und Auszubildendenicht abgerechnet werden. Der Code of Practise der BBC findet sich unterhttp://www.bbc.co.uk/commissioning/tv/how-we-work/business-requirements/code-of-practice.shtml> www.aim-mia.de

Meldungen

Deutscher Kamerapreis

Kooperation mitKISDNoch bis zum 29. Februar läuft die Einreichfristfür den Deutschen Kamerapreis, der 2012 be-reits zum 22. Mal vergeben wird. In den sechsKategorien Kinospielfilm, Fernsehfilm/Doku-Dra-ma, Fernsehserie, Kurzfilm, Bericht/Reportageund Dokumentarfilm/Dokumentation könnensich Kameraleute und Editoren mit ihren Arbei-ten 2011 bewerben. Die Verleihung, bei derauch zwei Förderpreise in Höhe von jeweils5.000 Euro an Nachwuchstalente vergeben wer-den können, erfolgt im Juni im Rahmen des Me-dienforum.NRW.Für das Plakat des Wettbewerbs startete derVerein Deutscher Kamerapreis, dem u.a. auchdie Stadt Köln und die Film- und MedienstiftungNRW angehören, erstmalig eine Kooperationmit der KISD (Köln International School of De-sign / Fachhochschule Köln). Aus den 22 kreativen Entwürfen der Studentenwurde das Plakatmotiv von Julia Popova ausge-wählt, das nun für den Kamerapreis werben soll.Im Magazin zeigen wir noch zwei weitere Pla-katentwürfe, die aus diesem bemerkenswertenJoint Venture aus Design und Film unter der Lei-tung von Prof. Iris Utikal, Dipl. Des. Christina Mo-ritz und Prof. Michael Gais am Standort hervor-gegangen ist.> www.kamerapreis.de

Filmbüro NW

Alter Vorstand Im Januar hat die Mitgliederversammlung desFilmbüros Nordrhein-Westfalen den Vorstandum Vorsitzenden Stephan Brüggenthies imAmt bestätigt. Neu im Vorstand des Filmbüros,das derzeit erstmals mehr als 200 Mitgliederzählt, ist Melanie Andernach (Made in Germa-ny Film). Auf der Versammlung wurde auch beschlossen,dass das Filmbüro sich in Kooperation mit an-deren Kulturverbänden stärker in der Urheber-rechtsdebatte engagieren wird.Eine Masterar-beit der Fachhochschule Osnabrück hat derweildie kontinuierliche Qualität der Kulturellen Film-förderung in NRW auch nach der Zusammenfüh-rung mit der Filmstiftung bestätigt. „Die von unsbenannten, wechselnden Fachgremien sind ei-ne wichtige Ursache hierfür“, so Brüggenthies.> www.filmbuero-nw.de

Games sind mittlerweile fester Bestandteildes Alltags, und das nicht nur bei jüngerenMenschen. Doch die Spielgewohnheiten derGenerationen unterscheiden sich. „JüngereUser spielen länger, ältere haben meistensnicht so viel Zeit und verkürzen die Spielzeit,indem sie bestimmte virtuelle Güter kaufenund dadurch schneller vorankommen. Dasist überhaupt die grundlegende Mechanikbei Gamern von Online- und mobilen Spie-len – entweder sie investieren mehr Zeit odersie investieren mehr Geld während sie spie-len“, so die Erfahrungen der Nurogames-Geschäftsführer Holger Sprengel und JensPiesk.

Mobile Games

Nurogames mit Hauptsitz in Köln und zweiNiederlassungen in Berlin und Barcelonakonzentriert sich besonders auf das SegmentMobile Games. „Wir entwickeln hauptsäch-lich Spiele für Android-Geräte und iPhones,die weltweit vermarktet werden“, sagt Piesk.Zurzeit ist die 20-köpfige Mannschaft unteranderem damit beschäftigt, eine Art Vermitt-lungssoftware (Middleware) zu erschaffen,mit der Plätze in Städten und Objekte anStandpunkten in den Städten erkannt undmittels einer Handykamera in Spiele mitein-bezogen werden können. „Mit Hilfe diesertechnischen Grundlage wird es möglich, bei-spielsweise eine Skulptur in der Kölner

A N Z E I G E

Siegerplakat von Yulia Popova, Entwürfe von Vildan Emuce und Jessica Wen/Yin Chau, Foto: KISD

Gerd Ruge-Stipendium

Jetzt bewerbenBis zum 5. April läuft die Frist für die Gerd Ru-ge-Stipendien, mit denen die Film- und Medien-stiftung NRW in diesem Jahr bereits zum elftenMal junge Dokumentarfilmer fördert. Das Sti-pendium, das nach dem Journalisten und Jury-Vorsitzenden Gerd Ruge benannt wurde, ist mitinsgesamt 100.000 Euro dotiert und soll den Fil-memachern ermöglichen, innerhalb von 18 Mo-naten aus ihrer Idee einen hochwertigen Doku-mentarfilm zu entwickeln. Notwendig für die Be-werbung sind ein Treatment, eine Kalkulation,eine Vita, eine Filmografie sowie ein Beratungs-gespräch mit Susanna Felgener, die bei der Film-und Medienstiftung NRW Ansprechpartnerin fürdas Stipendium ist. Der Antrag kann erstmalsauch digital eingereicht werden. Verliehen wer-den die Stipendien am 23. August.> www.filmstiftung.de

Papierloses Antragsverfahren

Filmstiftung goesdigitalSukzessive stellt die Film- und MedienstiftungNRW auf ein papierloses Antragsverfahren um.Zusätzlich zu den digitalen Anträgen an [email protected] müssen in der Pilotphaseallerdings auch weiterhin Antrag und Anlagenin der gewünschten Anzahl fristgerecht per Posteingereicht werden. Alle Infos zum Procedere sindauf der Website im Download-Bereich zu finden.Für das Pilotförderprogramm „Innovative Audio-visuelle Inhalte“ und das Gerd Ruge Stipendiumsind die digitalen Anträge bereits verfügbar. AbFebruar folgen dann die digitalen Förderanträgeauch für alle weiteren Förderarten.> www.filmstiftung.de

film & fernseh produzentenverband nrw

Neuer VorstandDer film & fernseh produzentenverband nrwe.v., der seit 20 Jahren die Interessen unabhän-giger NRW-Produktionsfirmen vertritt, hat En-de Januar seinen neuen Vorstand gewählt. NeueVorstandsmitglieder sind Bettina Brokemper(Heimatfilm), Gerhard Schmidt (Eyeworks Ge-mini Film) und Herbert Schwering (Coin Film).Martin Borowski (Sony Pictures) wurde im Amtbestätigt.> www.film-nrw.de

Innovative Inhalte

Innenstadt, die im Rahmen eines Games zu suchen ist, überein Smartphone zu erkennen“, erklärt Sprengel.

Schnell expandieren

Als die Kölner 2006 starteten, standen noch Games für Nin-tendo DS und die Wii im Vordergrund. Mit dem Siegeszugvon iPhone und Android-Geräten erhielt das Thema MobileGames, mit dem sich die beiden Geschäftsführer schon langebeschäftigen, eine ganz neue Dynamik. Einnahmen erzieltNurogames durch Werbung, kostenpflichtige Apps oder Spiele,

die umsonst herunter geladen werden können, deren zusätzli-che Features aber von den Nutzern bezahlt werden müssen.

„Wir werden unser Geschäft ausbauen, denn auch der Marktwächst durch die steigende Verbreitung der entsprechendenEndgeräte mit zweistelligen Wachstumsraten monatlich“,kündigt Sprengel an, und prophezeit, Nurogames werde imSegment der Location Based Augmented Reality (bei der einrealer Gegenstand an einem realen Ort, der beispielsweisedurch ein iPhone abgebildet wird, in der Abbildung virtuellergänzt wird) führend sein: „Mit Unterstützung von Investo-

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 21

Topspiel „Tiny Bee“ von den Kölner Experten für Mobile Games, Fotos: Nurogames

Im Dezember vergab die Film- und Medienstiftung NRW erstmals ihre Förderungen für innovative

audiovisuelle Inhalte. Eine der 14 Förderungen ging an den Kölner Spieleentwickler Nurogames.

Das Firmenporträt ist der Auftakt einer Reihe im Magazin, in der wir regelmäßig geförderte

innovative Unternehmen aus NRW vorstellen.

Innovative Unternehmen in NRW: Nurogames

Spiele für unterwegsVON WILFRIED URBE

ren werden wir jetzt schnell weiter expandieren.“ DieGeschäftsmodelle dabei sind vielfältig. Für die Andro-id-Geräte stehen zurzeit über 500 unabhängige Platt-formen zur Verfügung, ferner mehr als 200 Plattformen,die von Mobilfunknetzanbietern betrieben werden.

Weltweit 1,4 Millionen Downloads

Die Dynamik des Marktes wird von Piesk mit Zahlenuntermauert: „Der Jahresumsatz mit Mobile Gamesliegt zurzeit bei etwa sieben Milliarden Dollar. Mit ei-

nem Wachstum von 20 Prozent pro Jahr.Im Moment werden 5,2 Milliarden Mo-biltelefone rund um den Globus genutzt,darunter 450 Millionen Android Devi-ces. Diese Zahl wird bis zum Jahr 2015auf 1,7 bis zwei Milliarden anwachsen.Dadurch werden dann ganz automa-tisch neue Zielgruppen erschlossen.“Mit Spielen und Applikationen wie „TinyBee“, „Talking Santa“, „Bibi Blocksberg– das große Hexenrennen“ oder „Dasmagische Labyrinth“ haben die Kölnerbislang weltweit 1,4 Millionen Downlo-ads erzielt. Das Unternehmen ist soebenim Browsergames-Forum als bestesStartup ausgezeichnet worden. „TinyBee“ ist von der Telekom als Topspiel

bewertet worden. Und Auszeichnungen gab es auchschon für die Nintendo-Kinderspiele.

Starker Nachwuchs aus Köln

Mit dem Standort Köln sind die beiden Geschäftsfüh-rer zufrieden, „weil hier Universitäten und Forschungs-einrichtungen existieren, von denen gut ausgebildeteAbsolventen kommen, die wir gut einsetzen können. Eswäre schön, wenn wir mit Hilfe von wissenschaftlichenInstitutionen noch mehr Inkubationszentren entwickelnkönnten, aus denen heraus gute Ideen realisiert wer-den“. Für das geplante Spiel „Spooky Town“ jedenfalls,in dem auch Augmented Reality Features verwendetwerden sollen, haben die Kölner soeben von der Film-und Medienstiftung eine Förderung von 30.000 Euroerhalten: Die Spieler schlüpfen dabei in die Rolle vonGeisterjägern, die mit Hilfe ihrer Geräte die „Spookies“an verschiedenen Orten sichten und einfangen können.> www.nurogames.com

Jens Piesk

Holger Sprengel

Pi lot för der pro gramm

14 innovative Projekte Im Dezember ver gab die Film- und Me dien stif tung NRWerstmals För de run gen für in no va ti ve audio vi su el le In hal te.Das Pi lot för der pro gramm „Di gi ta le In hal te“ ist auf drei Jah-re an ge legt und mit ins ge samt 1,5 Millionen Euro aus Lan -des mit teln aus ge stat tet. Den Fach bei rat bilden Frie de ri keBeh rends (WDR me dia group di gi tal), Odile Lim pach (Ubi-soft) und Prof. Dr. Gun dolf S. Frey er muth (ifs und Co lo gneGame Lab) als Vor sitzender.

Die Pro jek te: „Ad ven tures with David and Red“, Ent wick ler: Pup pe tEm pi re „Con ser ve the Sound“, Ent wick ler: Chun+Derksen„Die fünf te Jah res zeit“, Ent wick ler: Ala dag Benz Vier boom „Don ner berg“, Ent wick ler: Cat nip Games„Dun ge ons and He ro es“, Ent wick ler: No va core Stu di os„Feen flat schen!“, Ent wick ler: ru ehl-game con sult„Krea tiv Ko chen“, Ent wick ler: Ro ckA Byte„Pla net-E.“, Ent wick ler: Takomat„Spooky Town“, Ent wick ler: Nu ro ga mes„Sub jet“, Ent wick ler: Kon zept zwei„The Day it Rained Fo re ver“, Ent wick ler: Ge samt kunst werkEn ter tain ment„The Ques ti on mark Pro ject“, Ent wick ler: Big Ball ou„Vor fahrt für Schlau“, Ent wick ler: Day wal ker Stu di os„Wer ist Tho mas Mül ler“, Ent wick ler: au gen schein

Der nächste Einreichtermin für die Förderung innovativer audiovisueller Inhalte ist der 22. Februar. Die Anträge kön-nen auch digital eingereicht werden.> www.filmstiftung.de

Seit 1991 vergibt die Film- und Medienstiftung NRW ihre Kinoprogrammpreise an

engagierte Kinomacher: 2011 waren es 384.000 Euro für 50 Kinos aus NRW. Die

festliche Gala am 16. November, auf der Dieter Kosslick den Strate-Preis erhielt,

wurde erstmals von dem NRW Kinokongress eingeleitet. Vom Mittag bis in den

frühen Abend diskutierten rund 120 Kinomacher über „das Kino von morgen“.

NRW Kinokongress: „Das Kino von morgen“

„Erlebniskino gibt’s nicht auf dem Laptop“VON CHRISTIAN MEYER

Die drei Panels des auf Anhieb gut besuchten Kon-gresses widmeten sich den Programminhalten, demPublikum und speziellen Kinokonzepten. „Waskommt nach der Digitalisierung?“, lautete dannauch die Frage der ersten Diskussionsrunde mitWolf Siegert, Geschäftsführer der Iris Media undChristoph Ott, Head of Campaign von NFP Marke-ting & Distribution. Siegert, Experte für digitaleMehrwert-Strategien, hält die Digitalisierung für ei-nen epochalen Paradigmenwechsel. Erschwerendkomme hinzu, dass die Autorität des Kinos alsSchnittstellenfunktion vorbei sei. „Wir waren früherGatekeeper, jetzt sind Smartphones und jeder ande-re Screen“ in dieser Funktion. Daher sei es nun dieAufgabe, eine neue Bestimmung eines alten Pro-dukts zu finden, so Siegert. Dass diese Aufgabe nurbedingt in einer alternativen Nutzung des Kinosaalsliegen könne, darin waren sich die Anwesenden –auf dem Podium wie im Auditorium – einig. Im klei-nen Kino mit nur einem Saal sei die alternative Nut-zung wegen des Drucks der Verleiher sowiesoschwer, während man „in größeren Kinos einzelneSäle für alternativen Content herausnehmen könne“,so Ott. Aber auch dort schränke sie das Filmpro-gramm ein. Zudem, merkte er kritisch gegenüber ei-ner nicht-filmischen Nutzung an, könne selbst ein3D-Stream eines Konzertes nicht das Live-Erlebnisim Konzertsaal ersetzen. In der Publikumsrundekonterte Marianne Menze, unter anderem Betreibe-rin der Essener Lichtburg, Wolf Siegerts Warnungvor dem Autoritätsverlust des Kinos, mit ihrem Sta-tement: Das Erlebnis Kino gäbe es nicht auf demLaptop. Genau darauf, Laptops und Smartphones, richtetesich der Blick im zweiten Teil des Kinokongresses,der einem PR-Workshop für Kinomacher glich.„Marketing ist alles“, lautete dann auch eine präg-nante Formel eines Marketingexperten. Man riet zuVerbraucheranalyse und crossmedialem Marketing.Die angeführten Beispiele ließen den Graben zwi-schen PR-Profis und Kinomachern aber zunehmendgrößer werden. Mit den Automarken der Kinobesu-cher als Analyse-Kriterium und Online-Kampagnenzu „Transformers 3“ und „Paranormal Activity 3“für Smartphones konnten sich die Arthaus-Betreiberkaum identifizieren. Und den Vorwurf, sie würdenihr Publikum nicht kennen, wies man ebenfallsbarsch von sich. Auch Petra Müller, Geschäftsführe-rin Film- und Medienstiftung NRW, empfand dieseRunde im Nachhinein als unglücklich: „Angesichtseines Publikums von Spezialisten kamen die Vorträ-ge dann doch zu unbedarft daher und vermutlichohne tiefere Kenntnis der Materie oder des Diskus-sionsstandes in der Kinoszene. Da war man im Pu-blikum zum Teil schon wesentlich weiter.“ Im dritten Teil des Kinokongresses war man wiederunter seinesgleichen: Drei erfolgreiche Kinomacher

stellten ihre speziellen Erfolgskonzepte vor. Hans-Jo-achim Flebbe, Gründer und ehemaliger Geschäfts-führer von Cinemaxx und inzwischen Geschäftsfüh-rer der Astor Film Lounge Gruppe, präsentierte seinKonzept des Luxuskinos, mit dem er die Zuschauerüber Fünfzig zurückgewinnen will. Denn die „größ-ten Probleme haben in der Zukunft die Multiplexe,weil es anspruchsvoller wird, die Jungen ins Kino zulocken“, so Flebbe. Mit seinem luxuriösen Angebot,so hofft er, könne er hingegen die von den Multiple-xen verprellten älteren Kinogänger wiedergewinnen.Gerade bereitet er die Eröffnung der dritten Astor-Lounge im Frühling in Köln vor. Auch Jürgen Hill-mer schätzt das Publikum jenseits der 40 als „treuund kaufkräftig“. Mit seinem Lichtwerk Filmtheaterin Bielefeld hat er eigenen Angaben zufolge nichtnur „Publikum für das Kino zurück gewonnen“,sondern auch „neues Publikum generiert“. MatthiasElwardt, Geschäftsführer des Abaton in Hamburg,wies im Zusammenhang mit der immer wieder geäu-ßerten Sorge vor der Überalterung des Publikumsauf die Notwendigkeit der Nachwuchsförderung hin.Der Wegfall von Schülern in Nachmittagsvorstellun-gen durch den Ganztagsunterricht sei da ein großesProblem. Er rät Kinobetreibern, möglichst viele An-gebote zu machen, so zum Beispiel Vormittagsvor-stellungen für Schulen oder OmU-Versionen für einjüngeres Publikum. Immerhin sei das Kino nach wievor der „preiswerteste Ort, wo man gemeinsam Kul-tur erleben kann“, und auch eine Schwellenangstwie beispielsweise beim Museum, Theater oder derOper gebe es beim Kino nicht. Allerdings – auch dawaren sich die meisten der Anwesenden einig – gäbees in Bezug auf Arthausfilme für junge Kinogängerauch eine Krise im Produktionsbereich. „Wenn dieFilme jung bleiben, bleiben auch wir jung“, stimmteMatthias Elwardt zu. Es müsse „gute Filme für alleAltersstufen“ geben. Nach dem Auftakt der Veranstaltung im Novembersoll der NRW Kinokongress in diesem Jahr wieder-holt werden. „Nach meinem Eindruck war das Ge-samtpaket Kinokongress, Kinoprogammpreis undHerbert-Strate-Preis sehr gelungen“, so das Resümeevon Petra Müller. „Austausch und Gespräch sindgut in Gang gekommen und haben nicht zuletztauch zur guten Laune bei der nachfolgenden Preis-verleihung beigetragen. Wir sind also sehr zufriedenmit dem Kinotag.“ Ein paar Kritikpunkte bleiben je-doch. So habe man sich gefragt, „ob die Unterschei-dung von Podium und Publikum für diese Diskus-sion überhaupt sinnvoll war“, so Müller. „Hier wäreeine andere Form, die alle miteinander ins Gesprächbringt, möglicherweise spannender und zielführen-der gewesen.“ So möchte man bei einer Fortsetzungdes Kinokongresses 2012 „einen Roundtable anbie-ten und die Themenstruktur gemeinsam mit Verlei-hern und Kinobetreibern entwickeln“.

Die Referenten des ersten Kinokongresses

Strate-Preisträger Dieter Kosslick mit Petra Müller

Landtagsvizepräsident Oliver Keymis, Bürgermeisterin Angela Spizig, Filmstiftungs-Aufsichtsratsvorsitzende Frauke Gerlach und Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann (v.l.)

Team „Pommes Essen“: Tina von Traben, Thekla Carola Wied, Luise Risch und Produzentin Dagmar Niehage zeigten erste Szenen.

Alle Preisträger auf der Bühne des Gloria

Detmolder Kinobetreiber Volker Pannenbecker (Mitte) mit den prominenten Gratulanten Richy Müller (l.) und Benjamin Sadler

Was kommt nach der Digitalisierung? Spannende Diskussionen beim Kinokongress

Regisseur Sönke Wortmann übergab die Spitzenprämie an Marianne Menze vom Essener Filmkunsttheater, rechts: Petra Müller, Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW

2. Ehrung: große Freude über die Prämien der Film- und Medienstiftung NRW

Christina Bentlage, Leiterin Förderung, mit Claudia Overath (rmc medien + kreativ consult)

Gruschenka Stevens („Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“) freute sich mit Dieter Hertel vom Rex in Bonn.

Meldungen

Rückschau: Kinoprogrammpreis

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 23

Apollo, AachenProgrammprämie: 5.000,—Capitol, AachenProgrammprämie: 3.000,—Kino, Bad DriburgProgrammprämie: 4.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 3.000,—Filmpalast, Bad MeinbergProgrammprämie: 3.000,—Kamera, BielefeldProgrammprämie: 7.000,—Lichtwerk, BielefeldProgrammprämie: 10.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 3.000,—Casablanca, BochumProgrammprämie: 5.000,—Endstation, BochumProgrammprämie: 12.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 5.000,—Metropolis, BochumProgrammprämie: 5.000,—Kino in der Brotfabrik, BonnProgrammprämie: 10.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 5.000,—Neue Filmbühne, BonnProgrammprämie: 7.000,—Rex, BonnProgrammprämie: 9.000,—ZOOM, BrühlProgrammprämie: 10.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 4.000,—Filmwelt, DetmoldProgrammprämie: 2.000,—Camera, DortmundProgrammprämie: 9.000,—Schauburg, DortmundProgrammprämie: 3.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—SweetSixteen, DortmundProgrammprämie: 3.000,—Atelier, DüsseldorfProgrammprämie: 8.000,—Bambi, DüsseldorfProgrammprämie: 8.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Cinema, DüsseldorfProgrammprämie: 6.000,—Metropol, DüsseldorfProgrammprämie: 10.000,—Souterrain, DüsseldorfProgrammprämie: 6.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Astra & Luna, EssenProgrammprämie: 10.000,—Eulenspiegel, EssenProgrammprämie: 5.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 5.000,—Filmstudio Glückauf, EssenProgrammprämie: 8.000,—Galerie Cinema, EssenProgrammprämie: 8.000,—Schauburg, GelsenkirchenProgrammprämie: 6.000,—Filmriss, GevelsbergProgrammprämie: 2.000,—Bambi & Löwenherz, GüterslohProgrammprämie: 7.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Babylon, HagenProgrammprämie: 3.000,—Kur-Theater, HennefProgrammprämie: 4.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,— Onikon, HerdeckeProgrammprämie: 2.000,—

Viktoria, HilchenbachProgrammprämie: 6.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Berli, HürthProgrammprämie: 2.000,—Kino im Kulturbahnhof, JülichProgrammprämie: 2.000,—Capitol, KerpenProgrammprämie: 4.000,—Cinenova, KölnProgrammprämie: 6.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Filmpalette, KölnProgrammprämie: 11.000,—Metropolis, KölnProgrammprämie: 3.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 6.000,—Odeon, KölnProgrammprämie: 13.000,—OFF Broadway, KölnProgrammprämie: 11.000,—Theater am Weißhaus, KölnProgrammprämie: 8.000,—Hansa Kino, LemgoProgrammprämie: 2.000,—Scala Cinema, LeverkusenProgrammprämie: 2.000,—Weltspiegel, MettmannProgrammprämie: 3.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 4.000,—Rio, MülheimProgrammprämie: 5.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Cinema & Kurbelkiste, MünsterProgrammprämie: 10.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 3.000,—Schloßtheater, MünsterProgrammprämie: 8.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 3.000,—Hitch, NeussProgrammprämie: 5.000,—Kino im Walzenlager, Oberhau-senProgrammprämie: 2.000,—Lichtburg, OberhausenKinder- und Jugendprogramm-prämie: 4.000,—Filmzentrum Oelde, OeldeKinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Programmprämie: 2.000,—Cineplex, PaderbornProgrammprämie: 2.000,—Kino 1+2, RatingenProgrammprämie: 3.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 4.000,—Schlachthof Kino, SoestProgrammprämie: 2.000,—Zentral-Theater, SpengeProgrammprämie: 3.000,—Drehwerk 17|19, WachtbergProgrammprämie: 3.000,—Cineplex, WarburgProgrammprämie: 2.000,—Kinder- und Jugendprogramm-prämie: 2.000,—Filmtheater, WinterbergProgrammprämie: 2.000,—Lichtblick Cinema, WuppertalProgrammprämie: 7.000,—Talflimmern, WuppertalProgrammprämie: 2.000,—Filmforum, DuisburgSonderpreis ohne Geldprämie

Kinoprogrammpreise 2011

Alle Kinos, alle Prämien

Scheck is back: Für „Pina“ zahlte Christoph Ott (NFP)die Verleihförderung an die Filmstiftung NRW zurück.

Moderator Ingo Schmoll mit den Stars Thek la Ca ro la Wied und Frederick Lau (r.)

Diese Kinobetreiber bekamen Spitzenprämien von bis zu 17.000 Euro.

Elyas M’Barek (l.) übergab die Ehrung (Prämie bis 10.000 Euro) an Christian Groteheide,Bambi und Löwenherz in Gütersloh

Gruppenfoto der dritten Ehrung: Ausgezeichnete Kinobetreiber mit Prämien bis zu 10.000 Euro

Gruppenfoto 1. Ehrung: Freude über Prämien bis zu 3.000 Euro

Martin Roelly vom Odeon Köln mit seinem Paten Richy Müller

Der Kölner Produzent Tom Spieß (r.) berichtete von derProduktion „Ruhm“ mit Julia Koschitz und Stefan Kurt.

Kalle Somnitz im Gesprächmit Britta Lengowski

Schauspieler Elyas M’Barek mit KinoProgrammPreis-Organisatorin Katharina Blum

Dieter Kosslick mit Gabriele Rosslenbroich und Margarete Papenhoff (r.) aus Mettmann

Hielt die Laudatio aufDieter Kosslick: Tho masNe ge le, HDF Kino

Die Paten Gruschenka Stevens und Alexander Scheer ehrten die NRW-Kinobetreiber. Fo

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Vor zehn Jahren sind Sie aus München nach NRW gekom-men – wie haben Sie den Standort damals wahrgenom-men?Ich habe den Standort damals als kraftvoll wahrgenom-men. Was hier für den Nachwuchs gemacht wurde, warmir hingegen nur rudimentär klar, da gab es nicht allzuviel, das über die Landesgrenzen hinaus flächendeckendbekannt war.

Die ifs hat sich seitdem enorm entwickelt – entspricht dasIhren Zielvorgaben von damals?Das hatte ich mir damals durchaus so vorgestellt. MeineArt zu arbeiten war immer, mir klare Ziele zu setzen, umsie dann mit Energie und Verve zu verfolgen und vor al-lem auch mein Team dafür zu motivieren. Ich glaube, dasses diese Ziele gegeben hat, ist ein ganz wesentlicher Motorfür unseren Erfolg gewesen. Ehrlich gesagt hatte ich dieMasterstufe allerdings schon ein bisschen eher erreichenwollen. Dass wir hier auch postgradual akademisch ausbil-den dürfen, brauchte in der Umsetzung länger als gedacht.

Die internationale Vernetzung der Schule ist – namensge-recht – sehr umfangreich…Die Internationalität war eine große Herausforderung. Ge-rade bezüglich der internationalen Hochschulkooperatio-

nen mussten wir wirklich von Null anfan-gen, weil sich eine neue Institution ja über-haupt erst einmal bekannt machen muss.Eine Zusammenarbeit wie mit der SamSpiegel Film & Television School in Jerusa-lem und der Andrzej Wajda MasterSchool of Film Directing in Warschaubeim Projekt „A Triangle Dialogue“ imJahr 2008 hingegen hat sich durch die Ver-mittlung der Film- und Medienstiftung

NRW ergeben. Damals haben wir das Projekt nur mit ei-niger Not im Studienbetrieb verankern können. Nach wei-teren internationalen Projekten wie der Summer Schoolmit der UCLA in Los Angeles und im letzten Jahr mit Al-banien haben wir uns nun vorgenommen, die internatio-nalen Kooperationen ganz regulär in das fünfte Semesterzu integrieren.

Wie werden Sie das umsetzen?Das wird ab Herbst geschehen. Wir haben den Studieren-den eine ganze Reihe von Partnerschulen angeboten, fürdie sie sich individuell entscheiden können, und zwar Insti-tutionen in Kirgistan, Iran, Südkorea, Palästina, Haiti undShanghai. Das Angebot ist deswegen so vielfältig, weil wirdie Erfahrung gemacht haben, dass eine Anzahl von etwa15 Studierenden für eine einzelne Schule wie etwa in Alba-nien zu umfangreich ist. Wir haben uns entschieden, denStudierenden die Wahl zu lassen, weil man sich innerlichmit einer Kultur und Gesellschaft auch verbinden könnenund wollen muss, wenn man als Filmemacher in einem an-

deren Land arbeiten möchte. Und das ist nicht so einfach,die interkulturellen Differenzen sind mitunter nicht ohne.

Die Einbindung digitaler Techniken und Medien war derifs von Beginn an ein wichtiges Anliegen. Wird das weiterausgebaut?Ja und zwar im Masterbereich. Wir arbeiten an einem Ma-sterkonzept „Transdisziplinäres Storytelling“. Und bei diesemKonzept gehen wir weiter als uns nur auf klassische non-li-neare Medien wie Mobile oder Games zu konzentrieren, diewir ja durch eigene Programme und Kooperationen bereitsintegriert haben. Vielmehr soll sich dieser Master im post-gradualen Bereich damit beschäftigen, dass der Einsatz vonBewegtbild und der spezifischen Bewegtbild-Dramaturgienoch in ganz anderen Kontexten denkbar wäre, im Designetwa, in der Architektur, der Wissenschaft, der Didaktik.Wir erleben ja, dass in unserer Gesellschaft immer mehrüber Bewegtbild-Kommunikation funktioniert. Dieser An-satz würde den engeren Medienbegriff gewissermaßen spren-gen. Aber die ifs zeichnet auch aus, dass wir versuchen,mit der Dynamik der Digitalisierung nicht nur Schritt zuhalten, sondern auch ein Stück weit antizipierend zu denkenund zu definieren versuchen, wie denn die mediale Zu-kunft aussieht, in die wir unsere Studierenden entlassen.

Wie umfangreich sind die weiteren Ausbaupläne?Na ja, ich würde es ein moderates Wachstum nennen – mehrkönnen wir uns ja auch gar nicht mehr erlauben. Wir sto-ßen räumlich und finanziell an unsere Grenzen. Unsere gan-zen schönen Masterpläne sind nur realisierbar, wenn esuns gelingt, Mittel von zusätzlichen Gebern zu akquirie-ren. Wir sind in den letzten Jahren wirklich gut behandeltworden vom Land NRW und von unseren Gesellschaf-tern der Film- und Medienstiftung NRW und dem ZDF.Gerade das Land hat uns in den vergangenen Jahren im-mer wieder geholfen, wenn wir aufgrund unserer techno-logischen Umstellung in Richtung Digitalisierung Mittelbrauchten, so dass wir hier ein State-of-the-Art-Technike-quipment bieten können – gerade auch den Studierendendes im Herbst startenden neuen Studiengangs zur digita-len Bildgestaltung, „Digital Film Arts“.

Wenn Sie sich zum Dienstjubiläum etwas zur Verbesse-rung der Situation medialer Ausbildung in NRW wünschendürften, was wäre das?Etwas gänzlich Immaterielles. Ich wünschte mir manch-mal mehr Stolz und Selbstbewusstsein für das MedienlandNordrhein-Westfalen und seine Akteure. Es fällt mir immerwieder auf, dass es einen Unterschied gibt zwischen derArt, wie sich die Bayern oder die Akteure aus Berlin-Bran-denburg präsentieren, und jener aus Nordrhein-Westfalen.Dabei kann man doch wirklich stolz sein auf das, was es hiergibt – mag das ein oder andere auch ausbaufähig sein. Ichwürde das manchmal gerne deutlicher sehen und hörenund glaube, davon hätten alle etwas.

Im Januar feierte Simone Stewens, Geschäftsführerin ifs internationale filmschule köln, ihr

zehnjähriges Dienstjubiläum. Drei Bachelor-Studiengänge, einen Master-Studiengang für

Postgraduierte, zehn Weiterbildungsprogramme und viele andere engagierte Initiativen haben

die ifs in dieser Dekade zu einer der bedeutendsten Filmschulen in Deutschland gemacht. Dass

dies noch längst nicht alles war, erzählt Simone Stewens im Interview mit Oliver Baumgarten.

Interview Simone Stewens

Mehr Stolz undSelbstbewusstsein zeigen

Simone Stewens, Foto: ifs

ifs – internationale filmschule köln

Begegnungen,Infoabende und WorkshopsDie ifs – internationale filmschule köln bietetvom 11. bis 19. März den Schauspiel-Workshop„Acht Tage – Ein Versuch für das Kino“ mit Re-gisseur Hans Steinbichler an. Mit maximal zehnSchauspielern will Steinbichler in acht Tagen dasExperiment wagen, einen Film zu drehen – oh-ne Drehbuch. „Die Teilnehmer an diesem Expe-riment sollten bereit sein, sich als Persönlichkei-ten aufeinander und auf die Situation einzulas-sen“, heißt es in der Ankündigung. Am 13. Märzfindet dazu im Filmforum NRW eine „ifs-Begeg-nung Film“ mit einem Screening von „Die zwei-te Frau“ in Anwesenheit von Steinbichler statt.Anmeldungen für den Workshop sind bis zum24. Februar möglich. Für den neuen Studiengang Digital Film Arts(Schwerpunkte: Editing Bild & Ton und VisualArts) veranstaltet die ifs am 23. Februar einenInfoabend. Die Bewerbungsphase läuft noch biszum 30. April. Am 14. März folgt eine Infover-anstaltung für den Studiengang Film und am 16.März für den Studiengang Kamera, jeweils um17 Uhr in der ifs. Alle drei Studiengänge startenzum Wintersemester 2012/13. Ein Workshopfür Kostümbildschaffende am 25. und 26. Febru-ar beschäftigt sich mit dem Thema „Patina fürKostüm“. Es geht um dauerhaftes Altern vonKostümen. Unter Anleitung von Kostümbildne-rin Constanze Schuster werden Techniken zurHerstellung einer haltbaren Patina vermittelt. Vom 3. bis 6. März leitet der renommierte Edi-tor Kawe Vakil einen weiteren Workshop zumThema „Avid-Effekte“. Dabei stehen Animatio-nen, Tracking, Farbkorrektur und Titelbearbei-tung, die Möglichkeiten von 3D-Effekten sowiedie Arbeitsweisen mit Keyframes und Key-Effek-ten im Vordergrund. Der Work shop richtet sichan Editoren und Schnittassistenten, die Grund-kenntnisse allgemeiner „Avid-Effekte Parame-ter“ besitzen. Anmeldeschluss: 15. Februar. Und auch Studenten der ifs sind auf der Walz:Beim Festival Max-Ophüls-Preis feierte der Ab-schlussfilm „Na Sdorowje Babuschka!“ von Vik-toria Gurtovaj seine Premiere. > www.filmschule.de

ifs-Abschlussfilm „Na Sdorowje Babuschka!“ von Viktoria Gurtovaj, Foto: Kai Schulz

Meldungen

NRW-Nachwuchs

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 25

KHM

Studenten auf Tourund neue ProfsDie Studenten der Kunsthochschule für MedienKöln sind Anfang des Jahres mit ihren Filmen aufder Walz. Gleich zwei Produktionen schafftenes in den Wettbewerb des Kurzfilm-FestivalsInternational du Court Métrage in Clermont-Fer-rand (27.01.-04.02.): „Ausreichend“ von IsabelPrahl und „Armadingen“ von Philipp Käßbohrer,Jakob Beurle und Matthias Schulz. In Clermont-Ferrand außerdem zu sehen ist: „Paulina“ vonLynn Kossler. „Ausreichend“ lief auch beim Inter-nationalen Filmfestival in Rotterdam (25.01.-05.02.), zu dem ebenso „Zima“, der Abschluss-film von Katarina Stankovic, und der Kurzfilm„Mila Caos“ von Simon Paetau eine Einladungerhielten.Beim Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken(16.-23.01) feierte der Abschlussfilm „Brüder“von Türker Süer seine Uraufführung . Im Kinder-und Jugendfilmprogramm zeigte das Festivalden KHM-Abschlussfilm von Sarah Winkenstet-te „Gekidnapped“. Zwei weitere KHM-Absolven-tinnen stellten ihre Debütfilme im Dokumentar-filmwettbewerb vor: Celia Rothmund mit „Gras-mücke und Pitbulls“ und Mareike Wegener mit„Mark Lombardi – Kunst und Konspiration“. ImProgramm spectrum präsentierte das Festivalebenfalls als Uraufführung den Debütfilm desKHM-Absolventen Ulf Behrens „Klappe Cow-boy!“, den er zusammen mit Timo Jacobs rea-lisierte.Zum Wintersemester 2011/2012 wurden sechsneue Professoren an die KHM berufen – allesprofilierte Künstler und Filmschaffende. Im Be-reich Film: Sophie Maintigneux, internationaltätige, renommierte Kamerafrau, Markus Busch,Autor vielfach ausgezeichneter deutscher Kino-und Fernsehfilme, sowie Katrin Laur, estländi-sche Autorin und Regisseurin. Sophie Maintig-neux lehrt seit Dezember Kamera für Spiel- undDokumentarfilm. Katrin Laur und Markus Buschlehren als Drittelprofessoren Drehbuch und Dra-maturgie an der KHM. Außerdem sind Phil Col-lins (Videokunst), Beate Gütschow (Fotografie)und Johannes Wohnseifer (Malerei/Skulptur)seit dem Wintersemester als Professoren an derKunsthochschule für Medien tätig. > www.khm.de

FH Dortmund

Neu zum Winter:Film & Sound Zum Wintersemester 2012/13 startet im Fach-bereich Design der FH Dortmund ein neuer Ba-chelor-Studiengang Film&Sound. Aktuell befin-det sich die FH Dortmund dazu im Akkreditie-rungsverfahren. Ziel dieses Studiengangs ist es,Studierende in sieben Semestern grundlegendauszubilden. In den zwei Studienschwerpunk-ten Film und Sound-Design sollen fiktionale, do-kumentarische, aber auch experimentelle Film-projekte und Werbefilme sowie audiovisuelleFormen für szenografische Konzepte erarbeitetwerden. Der Studienschwerpunkt Sound-Designbeinhaltet die komplette Ausbildung zum Film-Sound-Designer/Tongestalter Film. Mit führen-den Filmtonstudios für Geräuschsynchron undFilmmischung in Köln, Düsseldorf und Dortmundsoll es eine Zusammenarbeit geben. Ab Winter-semester 2012/13 ist auch ein Master-Studien-gang Film geplant, der Filmstudierenden in Zu-sammenarbeit mit dem Institut für Bewegtbildim Dortmunder U in drei Semestern die Mög-lichkeit zu einem Masterabschluss bietet. Bewer-bungen für das kommende Wintersemestersind noch bis zum 1. März möglich.> www.fh-dortmund.de

BerlinaleIn der Reihe Perspektive Deutsches Kinopräsentieren drei NRW-Filmstudenten ihreFilme: Janis Muzach (KHM), Engin Kundag(ifs), und Matthias Stoll (KHM). Mehr dazuauf Seite 4.

Joachim Ortmanns, Geschäftsführer des AV-Gründerzentrums NRW

Fortwährende Vernetzung

Seit Mitte November 2011 führt Joachim Ortmanns die Geschäfte des AV-Gründerzen-trums NRW. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte gemeinsam mit einer Jury dieAuswahl des neuen Stipendiatenjahrgangs (siehe Kasten). Welche Pläne er mit dem Grün-derzentrum hegt, erzählt er im Interview mit Oliver Baumgarten.

Schon als Produzent für Lichtblick Film haben Sie viel mit jungen Kreativen gearbeitet.Was macht die Arbeit mit dem Nachwuchs so interessant?In meiner Arbeit als Produzent finde ich an Nachwuchsprojekten besonders reizvoll, dasses sich oft um sehr persönliche Stoffe handelt, Stoffe, die sich ernsthaft mit Wirklichkeit

und eigenen Erfahrungen auseinandersetzen. Das Persönliche ist für michdabei von besonderer Bedeutung, sei es als Autorenfilm oder als eineRegiearbeit, die sich einen „fremden“ Stoff wirklich zu Eigen macht.

Seit Anfang der 1990er, als sie in der NRW-Branche Fuß zu fassen be-gannen, hat sich das Filmland verändert. Erstaunt Sie diese Entwik-klung manchmal selbst?Klar, da ist viel passiert. Es gelang damals in NRW nur einer Handvollvon Leuten, sich wirklich durchzusetzen. Ich hatte z.B. die Gelegenheit,an dem europäischen Fortbildungsseminar EAVE teilzunehmen, dasmir ganz wesentlich auf meinem Weg zum Produzenten geholfen hat.

Solche Möglichkeiten waren rar gesät. Als Produzent musste man daher bald feststel-len, dass die Breite an hiesigen Autoren und Regisseuren fehlte bzw. kaum nachwuchs.Als dann die Kunsthochschule für Medien ihre ersten Absolventen entlassen hat undspäter dann die pragmatischer ausgerichtete ifs dazu kam, entstanden die beiden Säulen,die heute enorm wichtig sind für die Entwicklung des Medienlandes. Durch diese Ausbil-dungsinstitutionen hat sich die Lage sehr zum Positiven verändert, was im Übrigenvon der Branche ja auch ausdrücklich gewünscht war und in hohem Maße goutiert wird.

Eine gewichtige Rolle spielt dabei auch das AV-Gründerzentrum – welche Richtungwird es unter Ihrer Leitung nehmen?Das Schöne ist, dass ich auf dem aufbauen kann, was hier bereits existiert, und das isteine ganze Menge. Erst einmal gilt es, diese Basis vernünftig fortzuführen, aber natür-lich auch weiterzuentwickeln und auszudifferenzieren. Wir wollen die Bandbreite nochmehr als zuvor auf Neue Medien ausdehnen, von Software-Entwicklungen über Gamesbis hin zu Web-TV – ein Vorhaben, das sich bereits im neuen Jahrgang bestens wider-spiegelt. Spannend wird dabei – über die grundlegende Förderung und Beratung derjungen Unternehmer hinaus – die Verknüpfung von Synergien untereinander. Daraufweisen wir immer wieder ausdrücklich hin, und dies hat bei unserer ersten Veranstal-tung bereits deutlich sichtbar begonnen. Mein Ziel ist es in den nächsten Jahren außer-dem, das Gründerzentrum noch stärker mit der Branche zu vernetzen, viele Branchen-kontakte mit den Stipendiaten zu organisieren und erfahrene Branchenmitglieder zufinden, die Stipendiaten begleiten und betreuen. Dafür möchte ich Situationen schaffen, indenen es möglich ist, dass es zu ehrlichen und authentischen Begegnungen kommt.Denn nur diese sind für junge Medienunternehmer wirklich fruchtbar.

Gibt es Pläne, ehemalige Stipendiaten an das Gründerzentrum zu binden?Geplant ist, die Alumni stärker einzubeziehen. Ein geplantes Mentorenprogramm kann da-mit auf zwei Beine gestellt werden: zum einen auf Etablierte, die junge Talente kennenlernen und diese begleiten, und zum anderen auf Alumni, die so in diese Art von Ver-netzung und damit der zusätzlichen Chance auf Existenzsicherung gelangen. Wir wol-len die frischen Erfahrungen der Alumni nut-zen und planen quasi im Gegenzug, sie mit ei-ner „Wild Card“ auszustatten, damit sie auchweiterhin die Möglichkeit haben, ausgewählteVeranstaltungen des Gründerzentrums zu be-suchen. Es würde damit stärker als bisher einOrt fortwährender Vernetzung.

Ihre Produzententätigkeit bei Lichtblick Filmwerden Sie aber trotz der Vorhaben nichtkomplett einstellen?Der Vertrag mit dem Gründerzentrum siehtdies vor – nicht zuletzt, um den Kontakt zurPraxis nicht zu verlieren. So werde ich fürLichtblick Film in Köln und Lichtblick Media,die wir vor einigen Jahren in Berlin und Kölngegründet haben, weiterhin als Produzent tä-tig sein. Im April drehen wir beispielsweise inNRW „Headhunter“ mit Ulrich Tukur in derHauptrolle, inszeniert von Bastian Günther,dessen Debütfilm „Autopiloten“ wir auchschon produziert haben. Ich habe mir überdie Jahre selbstverständlich mein eigenes Netz-werk aufgebaut, mit dem ich nun als Nicht-Vollzeit-Produzent hervorragend agieren kann.Die Produzentenflagge werde ich also nichteinrollen, sie wird künftig lediglich ein wenigkleiner ausfallen.

Joachim Ortmanns, Foto: BerndSpauke

KHM-Kurzspielfilm „Armadingen“, Foto: KHM

AV-Gründerzentrum

Die neuenStipendiatenbtf GmbH i.G. (Philipp Käßbohrer, Matthias Schulz)Doberenz & Enders (Patrick Doberenz,Philipp Enders)Game Design Volker Stuckmann (Volker Stuckmann)gartenzwerg.tv (Brid Daum, Marc Daum,Marika Liebsch, Yves Schurzmann)IDT- Intelligent Database Tools (Jan Hanten, Andre Zimmermann)LUMATIK Ricke & Ricke GbR (Axel Ricke,Henning Ricke)Mosquito (Elina Kewitz)redPlant GmbH i.G. (Annika Möser, Martin Panknin, Thomas Reufer)Schuld & Driehorst (Frédéric Schuld, Fabian Driehorst)Studio DREI (Jie Lu)Wertarbeit Medienmanufaktur (VivianVrancken)ZUENDEL Film UG (Anna Zündel)nnb., Firma in Gründung (Florian Ludwig,Stefan Weinberg, Andreas Bresser)144film ( Alexandra Plumpe )

Lit.CologneVom 14. bis 24. März findet in Köln die Lit.Cologne statt. Das Magazin nimmt Deutschlands größtes Lese-Event zum Anlass, einencrossmedialen Blick auf die Buchbranche in NRW zu werfen und Lust zu machen auf spannende Lesungen in der Domstadt.

Für 2012 hat die Lit.Cologne einen Rekordim Visier. Am 20. März soll in der KölnerLanxess Arena die größte Thriller-Lesung inDeutschland mit über 6.000 Gästen stattfin-den. Moderator Frank Schätzing lädt nebenden Autoren Sebastian Fitzek, Volker Klüp-fel und Michael Kobr auch die Fernsehkom-missare Claudia Michelsen (Wiesbaden)und Matthias Brandt (München) zum „lite-rarischen Gemetzel“. Bei der Spurensiche-rung ebenfalls dabei: 62 Musiker des WDR-Rundfunkorchesters.

Mega-Events und kleine RäumeWer kleinere Räume liebt, kommt ebenfallsauf seine Kosten. Stefan Barmann, Gerd Kö-ster und Javier Márquez Sánchez widmensich am 19. März dem einzigen Film, den derTeufel persönlich Anfang der 1920er Jahrein Hollywood gedreht hat und der lange als

verschollen galt. Tess Gerritsen schaut eben-so vorbei wie Jeffery Deaver und Val McDer-mid. Mit Verbrechen in der wirklichen Weltbeschäftigt sich seit langem Roberto Saviano.Seit Erscheinen seines Bestsellers „Gomor-rha“ lebt er im Untergrund. In seinem neu-en Buch „Der Kampf geht weiter“ widmeter sich u.a. den engen Beziehungen zwischender Lega Nord und der kalabresischenNdrangheta, die auch für Morde hierzulan-de verantwortlich zeichnet. „Um nicht Op-fer der Umstände zu werden, muss man sieerzählen, wie sie sind“, sagt er. Ein Satz, denStéphane Hessel sofort unterschreiben wür-de. Der inzwischen 94-jährige Widerstands-kämpfer hat mit seinem knappen Pamphlet„Empört Euch!“ für Aufsehen und Auflagegesorgt. Manfred Flügge, Autor und Wegge-fährte Hessels, zeichnet zusammen mit ihmHessels Leben nach.

Kino trifft BuchDen gesellschaftlichen Umständen in denbesseren Kreisen hat sich Helmut Dietl schonvor einem Vierteljahrhundert gewidmet.Jetzt kommt mit „Zettl“ die lang erwarteteFortsetzung von „Kir Royal“ in die Kinos.Dietl wird zusammen mit seinem KoautorenBenjamin von Stuckrad-Barre über das„Universum der Berliner Medienrepublik“und ihrem Bestreben berichten, für den Filmjede Art von „Plot“ zu vermeiden. Moderie-ren wird Katrin Bauerfeind (die auch im Filmauftritt). Wenn es um Glamour mit Inhaltgeht, ist die Konkurrenz freilich groß. Erwar-tet wird auch Harry Belafonte, der seine Auto-biografie „My Song“ vorstellt. Immerhin warder Sänger und politische Aktivist schon inder Schauspielklasse zusammen mit MarlonBrando, Walter Matthau oder Tony Curtis.

Lagerfeld, Eugenides und TramströmerMithalten könnte da vielleicht Karl Lager-feld. Eben hat der Modeschöpfer in der FAZseine Missbilligung der Eskapaden des ak-tuellen Bundespräsidenten per Zeichnungpublik gemacht. Er bezeichnet sich selbst als„Papierfresser“ und besitzt Bibliotheken miteinem Bestand von über 300.000 Werken,

darunter eine der größten privaten Wörter-buch-Sammlungen, sowie einen Verlag undBuchhandlungen in Paris und New York. El-ke Heidenreich wird mit ihm nicht nur überBücher sprechen müssen. Die Lesungen vonJeffrey Eugenides, Booker-Preisträger JulianBarnes und Nobelpreisträger Tomas Tramströ-mer sind weitere Highlights der Lit.Cologne.

Großes Vertrauen zur Marke Lit.CologneNatürlich gibt es daneben auch wieder „Lite-ratur für Kinder“, die Gala zur Verleihungdes Deutschen Hörbuchpreises 2012, denWDR 5 Literaturmarathon, ein Literatur-schiff auf dem Rhein und einen Überra-schungsabend. Lit.Cologne-Chef Rainer Os-nowski: „Die Lit.Cologne 2012 bildet nichtnur die interessantesten Neuerscheinungendes Frühjahr ab, sondern mischt sich in soviele aktuelle und zukunftsweisende Debat-ten ein wie noch nie zuvor. Mich freut zu-dem sehr, dass die Lit.Cologne auch mit inDeutschland noch völlig unbekannte Auto-rinnen und Autoren zahlreiche Menschenanzieht. Da hat sich ein großes Vertrauens-verhältnis zur Marke Lit.Cologne entwic-kelt.“> www.litcologne.de

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 27

Ein Hauptgrund für den Wechsel von der Film- in die Ver-lagsbranche lautet: Bei einem Roman kann man sich freierentfalten, ohne auf Vorgaben und Produktionsbudgets zu ach-ten. „Ich kann die irrsten Sachen aufschreiben, ohne darübernachdenken zu müssen, ob sie Geld kosten“, sagt etwa AutorDavid Safier in einem Interview. Er hat mit Drehbüchern fürTV-Serien („Berlin, Berlin“) angefangen und schrieb dann Best-seller wie „Mieses Karma“ und „Jesus liebt mich“, der, wiede-rum verfilmt, dieses Jahr in die Kinos kommt. Ein weiterer Vorteil des Romanschreibens ist für StephanBrüggenthies: „Da kommt kein eitler Regisseur dazwischenoder ein unverzichtbarer Schauspieler.“ Schließlich ist das Buchfür den Verlag das Endprodukt. Beim Film ist das Buch einAnfang, aus dem sich erst das Produkt entwickelt. Der Köl-ner Brüggenthies führt Regie und schrieb mehrere Folgen der„Tatort“-Reihe, bevor 2009 sein erster Roman „Der geheim-nislose Junge“ im Eichborn Verlag erschien. 2011 folgte „Dietote Schwester“. Er habe seinen ersten Roman geschrieben,weil er wusste, „dass man aus diesem Stoff keinen Film ma-chen kann“. Außerdem habe man bei einem Roman die Mög-lichkeit, viel tiefer in Figuren und Plot hineinzugehen.

Tiefen ausloten

„Man kann das Innenleben der Protagonisten mit allen Hö-hen und Tiefen ausloten“, erklärt auch Bernd Lichtenberg.„Ich kann ihren Gedanken folgen, kann ihren Ängsten, Hoff-nungen, Sehnsüchten, sogar ihrem Atem durch die Sprachesehr nahe kommen“, sagt der Drehbuchautor, der für seineVorlage von „Good Bye, Lenin!“ 2002 den Deutschen Dreh-buchpreis erhielt. 2005 erschien ein Kurzgeschichtenband von

Sie fangen als Drehbuchautoren an und entwickeln sich zu Romanschreibern: Immer wieder entdecken Filmautoren die lange Form des Romans für

sich. Marion Meyer hat nachgefragt, wo die Gründe dafür liegen.

Drehbuchautoren als Schriftsteller

Eine Frage des Respektsihm, 2010 sein erster Roman „Kolonie der Nomaden“ im Ro-wohlt Verlag. Die Sprache beim Drehbuch sei weniger wichtig:„Sie soll knapp, präzise und schnörkellos sein.“ Beim Romandagegen könne Lichtenberg mit Sprache rhythmisch musika-lisch arbeiten. „Wenn man es übertragen wollte: Man kannso dem Erzählten den Rhythmus geben, den es beim Film imSchnitt bekommt.“

Auf einer Stufe mit dem Produktionsfahrer

„Für mich ist nicht die Länge entscheidend. Es ist eher wiebei einem Musiker. Das Drehbuch ist ein Bandprojekt. Es er-öffnet andere Möglichkeiten, verlangt aber auch mehr Kom-promisse. Der Roman ist im Vergleich dazu wie ein Soloal-bum“, erklärt Stefan Keller. Der gebürtige Aachener schriebfürs Fernsehen und gab Drehbuchseminare, bevor im Som-mer 2010 sein Krimi-Debüt „Kölner Kreuzigung“ im Gmei-ner Verlag herauskam. 2011 folgte „Totenkarneval“. Wie erfolgreich man in beiden Disziplinen sein kann, bewei-sen Ralf Husmann und Tommy Jaud, zwei prominente Dreh-buchautoren, die mittlerweile mit Romanen Erfolge haben.Husmann schrieb für die „Harald-Schmidt-Show“ und „An-ke“ sowie für die Serien „Dr. Psycho“ und „Stromberg“, wo-für er einen Grimme- und einen Deutschen Fernsehpreis er-hielt. Den Unterschied zwischen Drehbuchautoren und Ro-manciers beschreibt Husmann so: „Drehbuchschreiber sindgewohnt, sich von Ideen zu trennen, Passagen wegzuwerfenund insgesamt pragmatisch zu denken, auch in Bezug auf De-adlines, Promo und sonstige Begleitumstände...“. Er schätzt dieArbeit mit Verlagen, denn sie sei viel unkomplizierter. „DieFilm- und Fernsehbranche ist deutlich schwerfälliger, büro-

kratischer, eitler und intriganter als das Verlagswesen“, er-klärt Husmann, dessen Romane „Nicht mein Tag“ und „Vor-sicht vor Leuten“ im Scherz Verlag erschienen sind. Für denVerlag ist der Autor die wichtigste Person. Husmann: „BeiFilm und Fernsehen ist der Autor in der Regel auf einer Stufemit dem Produktionsfahrer oder der Garderobenhilfe.“

Verlage profitieren

Diese Einschätzung dürfte Volker Jarck freuen, denn er ist Lek-toriatsleiter bei den S. Fischer Verlagen und zuständig für RalfHusmann und Tommy Jaud. Er schätzt vor allem die hand-werkliche Präzision und die auf den Punkt gebrachten Dialo-ge in den Romanen der Drehbuchautoren: „Die Dialoge sindauthentisch und dem Leben abgelauscht. Die Sprache charakte-risiert die Figuren und ihre Eigenschaften.“ Außerdem sei ih-re Ausdrucksweise sehr bildhaft: Der Lektor hat den Eindruck,da entstünden im Kopf des Autors oft schon die entsprechen-den Szenen. Jarck mag die praktische Zusammenarbeit mit den Filmschaf-fenden: „Sie gehen sehr professionell mit konstruktiver Kritikund mit Korrekturen um. Ich erlebe die Zusammenarbeit mitden Drehbuchautoren als sehr unkompliziert und uneitel.“ DenDrehbuchautoren wiederum gefällt es, einen direkten Drahtzu den Verlagen zu haben und die dortige klare Zuständigkeiteines Lektors. Stephan Brüggenthies hat erlebt, dass man „beiVerlagen Künstler ist und mit großem Respekt behandeltwird“. Bei Fernsehproduktionen sei man als Autor viel aus-tauschbarer. Letztlich seien die Unterschiede der beiden Bran-chen jedoch marginal, findet Brüggenthies: „Es kommt im-mer auf konkrete Menschen an.“

„Jesus loves me“: Autor David Safier hat mit Drehbüchern fürs TV angefangen und schrieb dann Romane. Die Verfilmung seines Bestsellers „Jesus liebt mich“ kommt dieses Jahr ins Kino. Foto: Ufa Cinema

Lit.Cologne

Sehnsüchtig geht der Blick zum Horizont, wo die eindrucks-vollen Zahlen verkaufter E-Book-Reader auftauchen. So sol-len seit dem vergangenen Weihnachtsfest bereits 18 Prozentaller Amerikaner einen solchen Reader besitzen, davor wa-ren es lediglich zehn Prozent. Auch in Deutschland folgtenauf die Feiertage Rekordzahlen bei den E-Book-Downloads.Jedoch klingen bei E-Book-Verkäufen die prozentualen Stei-gerungen stets gewaltig. Bertelsmann vermeldete 2011 eineVerdreifachung der E-Book-Verkäufe. Der Geschäftsführerdes Börsenvereins des deutschen Buchhandels, AlexanderSkipis, erwartet für 2012 erneut eine Verdoppelung bis Ver-dreifachung bei den Umsätzen mit digitalen Büchern. ImJahr 2011 betrug der Anteil der E-Books am rund 9,8 Milliar-den Euro starken deutschen Buchmarkt jedoch gerade ein-mal ein bis zwei Prozent. Das ist noch keine Welle, sondernverursacht bestenfalls ein leichtes Schaukeln.

Fachbücher als Vorreiter

Seit Mitte der 2000er Jahre gibt es handliche Lesegeräte fürdigitale Texte, die so weit entwickelt waren, dass sie den Na-men E-Book verdienten. Den wirklichen Startschuss für dasPost-Papier-Zeitalter gab Ende 2007 Amazon mit der Einfüh-rung des Kindle, der – mittlerweile in der vierten Generation– den von immer neuen Konkurrenzprodukten belebten Reader-Markt dominiert. Nach der Studie eines amerikanischenMarkt forschungsinstituts sind im Jahr 2010 weltweit 12,8 Millio-nen E-Book-Reader verkauft worden, fast jedes zweite Gerätwar ein Kindle. Seitdem Amazon Ende 2011 begonnen hat,Verkaufszahlen für seine Reader zu vermelden, ist von mehrals einer Million verkaufter Geräte pro Woche die Rede. Dennoch wird der Abschied vom gedruckten Buch zwar im-mer wieder in Aussicht gestellt – nicht zuletzt natürlich vonden Reader-Anbietern, die ihre Geräte an den Leser bringenwollen – wirklich erkennbar ist er aber noch nicht. Jedenfallsnicht in Deutschland. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsge-sellschaft PricewaterhouseCoopers sieht zwar auch hierzulan-de eine Steigerung des E-Book-Marktanteils bei Romanen undErzählungen auf immerhin sieben Prozent – aber erst bis zumJahr 2016. In den USA hingegen ist schon 2011 fast ein Vier-tel des Buchumsatzes in digitaler Form erzielt worden. Fach-bücher, bei denen das elektronische Durchsuchen des Textesnach bestimmten Stichwörtern eine große Bedeutung hat, lie-gen traditionell vorne. So vermeldete derBerliner WissenschaftsverlagDuncker & Humblot soeben,dass er im Jahr 2011 bereits zehnProzent seines Buchumsatzes mitE-Books erzielt habe, mehr alsdas Zwölffache des Vorjahreser-gebnisses.

Kaum Preisvorteile bei E-Books

Dass der E-Book-Markt sich aus-gerechnet im „Land der Dichterund Denker“ stockend entwickelt,liegt weniger an einer besonde-ren deutschen Papierverbunden-heit oder der Unverzichtbarkeitder Bücherwand für die Woh-nungseinrichtung bestimmterGesellschaftsschichten. Auchschleppt niemand lieber kilo-weise Druckerzeugnisse mit in

Die Buchverlage haben sich in Stellung gebracht wie Surfer, die mit ihren Brettern in Sichtweite

des Strands in der Brandung paddeln. Sie warten darauf, dass die große Welle endlich anrollt, die

E-Book-Welle. Doch sie kommt (noch) nicht.

E-Books in Deutschland

Langsam, aber gewaltig?VON CHRISTIAN SEEBAUM

Buchverlage setzen sich gegen Raubkopiererzur Wehr

Keine Angst vorSchwarzleserei VON UWE MIES

Gelegenheit schafft Diebe, und die Welt der digitalenDatenträger und ihre Verbreitung im Internet hat sichseit Beginn des Milleniums als die beste aller Gele-genheiten für Diebstahl etabliert. Seit geistiges Eigen-tum in binäre Daten umgerechnet wird, ist die Ver-breitung desselbigen nur mehr Sache eines Knopfs-drucks am Computer. Nach Musik- und Filmbranchesind es nun die Buchverlage, die sich der Herausfor-derung zu stellen haben, ihre digitalen Verkaufsarti-kel vor Vervielfältigung und illegalem Up- und Downlo-ad zu schützen. Zwar erscheint der noch junge E-Book-Markt ein willkommenes Opfer für kriminelle Akti-vitäten – aber ist der neue Vertriebsweg mit Drucker-zeugnissen auf digitalem Träger wirklich die Einbahn-straße, die geradewegs zu Raubkopien und Millionen-verlusten führt?

Zwei Drittel aller E-Books illegal

Immerhin schätzt Alexander Skipis, Hauptgeschäfts-führer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels,dass rund zwei Drittel aller E-Books illegal erworbenwerden.Die Möglichkeiten der Gegenwehr erscheinen aber nurauf den ersten Blick gering. Als am 21. Januar FBI-Poli-zisten die Internetplattform Megaupload still legten,wurde allein durch diese Aktion Millionen von illegalenDownloads die Grundlage entzogen. Es war der bis-lang größte und erfolgreichste Schlag gegen Raubkopie-rer im Internet und die praktische Umsetzung dessen,was hierzulande Kulturstaatsminister Bernd Neumannim Dezember als „Providerhaftung“ angemerkt hatte.Dabei soll mit hohen Geldstrafen gegen die vorgegan-gen werden, die dem Urheberrecht zuwider handeln.

Möglichkeiten der Gegenwehr

Neben der Staatsanwaltschaft gibt es aber auch ande-re Möglichkeiten der Gegenwehr, etwa die, in privat-wirtschaftlichem Rahmen über Ländergrenzen hin-weg zu agieren. Jan Weitendorf, Geschäftsführer derVerlagsgruppe Oetinger Media GmbH, die auf demKinderbuchmarkt erfolgreich ist, hat sich der Dienstedes amerikanischen Unternehmens Attributor versi-chert, das im Stile einer international operierendenEingreiftruppe nicht autorisierte Inhalte aufspürt undlöscht. Vedat Demirdöven, Projektleiter im Bereich E-Book bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, setzt bei derKonzeption seiner Produkte auf das Digital Rights Ma-nagement (DRM), ein Lizensierungsschlüssel in Formvon Ziffern- und Buchstabenkombinationen, mit demder Kunde sein E-Book überhaupt erst öffnen kann.Noch strengere DRM-Varianten erlauben nur die ein-malige Nutzung; sollte doch ein zweiter Computeroder ein anderes Lesegerät ins Spiel kommen, wäre derZugang zum Produkt gesperrt oder die Nutzung durchStörfilter wie etwa ein digitales Wasserzeichen, dassich über das Bild legt, empfindlich beeinträchtigt.Letztlich liegt es am Kundenverhalten selbst, ob E-Books als Kaufware Akzeptanz finden. Wer nur amgedruckten Text in PDF-Formatierung Interesse hat,wird den durch die bundesweite Preisbindung be-dingten hohen Einzelpreis nicht immer nachvollzie-hen wollen. Einerseits. Andererseits bezahlt er denKaufpreis – ob als gedrucktes Buch oder Datei – nichtfür Papier oder Megabytes, sondern für die Inhalte,die in beiden Medien identisch sind. Aber wie schonCDs, DVDs und Blu-Rays können auch E-Booksdurch Applikationen und Software multimedial auf-gerüstet und entsprechend multimedial ausgestattetwerden. Dann steht die Software im Vordergrundund nicht mehr der reine Inhalt. Die Preisbindunggilt dann nicht mehr, der Kaufpreis kann nach untenkorrigiert und das Produkt damit auch weniger zah-lungsbereiter Kundschaft schmackhaft werden.

den Urlaub statt weniger hundert Gramm Technik. Bedeut-samer könnten ökonomische Faktoren sein: So nennen dieVerlage gerne die Buchpreisbindung als Argument, warumdas digitale Buch kaum günstiger als das gedruckte angebo-ten wird. Bei Hardcover gegenüber Taschenbuch sind Preis-unterschiede jedoch kein Problem. Aber: Während auf Bü-cher nur der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Pro-zent erhoben wird, gilt für E-Books – die seltsamerweise alsDienstleitung eingestuft werden – der volle Satz von 19 Pro-zent. Ähnlich ist die Lage in anderen europäischen Ländernwie Italien und Spanien, in Großbritannien stehen sogar 20Prozent für E-Books einer völligen Steuerbefreiung für ge-druckte Bücher gegenüber.

Wachsendes Angebot

Das Angebot auch an deutschsprachigen E-Books wächst stän-dig, obwohl das Raubkopie-Problem nach wie vor ungelöstim Raum steht und nach neueren Schätzungen bis zu zwei Drit-tel aller E-Book-Downloads illegal sind. Die VerlagsgruppeRandom House (u.a. C. Bertelsmann Verlag, Goldmann, Hey-ne, Luchterhand, Manesse, Siedler) bietet mittlerweile rundein Viertel ihrer 20.000 Titel als E-Book an. Matthias Aiche-le, zuständig für die Unternehmensentwicklung bei RandomHouse, erläutert: „Die E-Book-Bestseller sind durchaus mitdem lieferbaren Print-Programm vergleichbar. Zu den aktuel-len Top-Titeln gehören z.B. die Biographie von Steve Jobs so-wie Bücher von Charlotte Link oder Walter Moers.“ Für 2012ist Aichele optimistisch und rechnet auch mit neuen Forma-ten über „klassische E-Books“ hinaus, etwa multimedial /inter-aktiv angereicherte E-Books oder Apps. „Das Printgeschäftwird aber auch weiterhin im Vordergrund stehen.“ Dafür istder Umsatz mit E-Books auch noch viel zu gering. Noch scheint völlig offen, ob die große E-Book-Welle, wennsie eines Tages kommt, auch kommerziell Wogen schlagenwird. Oder vielleicht eher den etwas angestaubten Leihbüche-reien zu neuen Höhenflügen verhilft. Bereits 300 Bibliothe-ken in Deutschland verleihen E-Books als Download, der sichnach der Leihfrist automatisch wieder löscht, Verzugsgebüh-ren ausgeschlossen. Und nicht ganz unrealistisch erscheint –auch angesichts der Erfahrungen der Musikindustrie mit derDigitalisierung – das neue Geschäftsmodell des Verlags Rog-ner & Bernard: Da gibt es ab sofort bei jedem erworbenenHardcover die E-Book-Version ohne Aufpreis dazu.

E-Book-Darling Kindle: mehr als eine Million verkaufte Geräte pro Woche,Foto: Amazon

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 29

Expansion im Kinder- und JugendbuchmarktLängst hat der Bastei Lübbe Verlag seinGroschenroman-Sortiment durch Sachbücherund Belletristik erweitert. Mit Autoren wieKen Follett, Dan Brown und Rebecca Gabléist er besonders im Genre der Historienbü-cher stark aufgestellt. 2009 stieg Bastei Lübbedurch den Ankauf des Baumhaus-Verlagesdann auch in den Kinder- und Jugendbuch-markt ein. So sicherte sich der Verlag auch dieRechte an den erfolgreichen Comic-Roma-

2010 zog der größte Belletristik-Verlag inNRW nach fast 60 Jahren von Bergisch-Glad-bach nach Köln-Mülheim. Der Verleger Ste-fan Lübbe fand dort im ehemaligen Carls-werk den richtigen Ort für seine Expansions-pläne, denn er suchte ein attraktiveres undvor allem kreativeres Umfeld für seinen BasteiLübbe Verlag. Dazu gehörte für ihn auch derAustausch mit anderen Medienkollegen, wo-von es in Mülheim reichlich gibt: Unter an-derem sitzen die Firmen von Harald Schmidt,Stefan Raab und Elisabeth Murdoch in der

Nachbarschaft. Und auch Bastei Lübbe-Ge-schäftsführer Thomas Schierack ist sicher,dass Mülheim sich in den nächsten Jahrenweiter zu einem bedeutenden Medienstan-dort entwickelt.

Jerry Cotton, Sylvia und der Bergdoktor

Der Erfolg des Bastei Lübbe Verlages beruh-te von Anfang an auf dem Prinzip „Fortset-zung folgt“. Die Verlagsgeschichte beginnt imKöln der Nachkriegszeit. Gustav Lübbe wardamals Journalist, arbeitete als Feuilletonre-dakteur beim „Neuen Tagesblatt“ in Osnab-rück. Er und seine Frau Ursula hatten ihregesamten Ersparnisse von 500 Mark in denkleinen Bastei-Verlag von Ilse Tormin in Kölngesteckt, dem 1953 die Pleite drohte. Lübbeging das Wagnis ein und kaufte den Betrieb,

mit dem er dann unter dem Namen Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe Groschenromaneverlegte. Mit Westernheften, John Sinclair-Folgen, Silvia-Liebesromanen, Schmonzet-ten von Hedwig Courths-Mahler, den Arz-tromanen Dr. Stefan Frank, dem Bergdoktorund anderen Serien erreichen die Bastei-Ro-manhefte mittlerweile eine Gesamtauflagevon zwei Milliarden Exemplaren.Begonnen hat dieser Erfolg 1954 mit JerryCotton. Er wurde zum Synonym für span-nende Unterhaltung in Serie. Innerhalb von

50 Jahren wurde Jerry Cotton weltweit mehrals 850 Millionen Mal verkauft. Der FBI-Agent fuhr einen roten Jaguar E-Type. Undgenau so ein Wagen, Jahrgang 1972, steht inder Eingangshalle des Bastei Lübbe-Verlags-hauses. Autonarr Stefan Lübbe hat ihn vomSet der RatPack-Filmproduktion weggekauft.2010 erschien deren aufwändige Neuverfil-mung mit Christian Tramitz als Jerry Cottonund Christian Ulmen als dessen PartnerDecker.

Das Jahrhundert begann für den Bastei Lübbe Verlag turbulent: Erbschaftsstreit, drohende

Insolvenz und Stellenabbau. Seit Ende 2006 ist Stefan Lübbe alleiniger Gesellschafter und der

Verlag wieder auf Erfolgskurs.

Verlagsporträt Bastei Lübbe

Vom Groschenroman zur WebnovelaVON TATJANA KIMMEL

Auch als Hörbuch ein Bestseller:der Roman „Illuminati“

Neuer Verlagsstandort Köln-Mülheim, Fotos: Bastei Lübbe

Thomas Schierack Stefan Lübbe

nen „Gregs Tagebuch“. 2010 folgte der Kaufdes Boje-Verlages, der Kinderbuch-Autorenwie James Krüss und Charlotte Link unterVertrag hat.

Webnovels und multimediale Konzepte

Im neuen Verlagshaus gründete Lübbe 2010mit Bastei Entertainment auch eine neue Ab-teilung, die das E-Publishing und die crossme-diale Verwertung voranbringen soll. BasteiLübbe nimmt für sich in Anspruch, das Kon-zept der Webnovel erfunden zu haben. 2011startete mit „Apocalypsis“ ein dreizehnteili-ger Serienroman, der speziell und exklusiv fürdigitale Endgeräte entwickelt wurde. In An-lehnung an TV-Serienformate erscheint „Apo-calypsis“ wöchentlich und ist auch in eng-lischer Fassung abrufbar. Die zweite Staffeldes Thrillers startet im Frühjahr 2012. Gleich-zeitig kündigte Bastei Lübbe als erster deut-scher Verlag ein gesamtes digitales Jahrespro-gramm an. In der Reihe „Digital First“ er-scheinen Erstveröffentlichungen in digitalerForm, also als App, E-Book, Audio-Downlo-ad oder Read-&-Listen-Version. Die moder-nen Serienromane sind von Anfang multi-medial konzipiert und sollen vor allem jun-ge Leser ansprechen.

Hörbuch-Bestseller

Schon seit vielen Jahren sucht der Verlag neueVermarktungsmodelle jenseits der Buchhül-len. So erscheinen unter dem Label LübbeAudio seit 1996 erfolgreiche Titel als Hör-buch oder Hörspiel. Im verlagseigenen Ton-studio geben namhafte Schauspieler wie IrisBerben und Klaus Maria Brandauer sowiedie Synchronsprecher von Al Pacino oderGeorg Clooney den Büchern ihre Stimme.Inzwischen sind über 600 Titel erschienen,darunter Hörbuch-Bestseller, wie „Illumina-ti“ von Dan Brown oder „Die Säulen derErde“ von Ken Follett.

Der neueste Coup: Eichborn

Im Dezember 2011 erwarb Bastei Lübbe denFrankfurter Eichborn-Verlag, dem die Insol-venz drohte. Geschäftsführer Thomas Schie-rack ist sicher, dass die Verlage gut zusam -men passen: „Beide sind nicht konzernge-bunden, und beide sind wir darauf aus, un-sere Leser gut zu unterhalten.“ Das frecheImage habe die Chance, bei Bastei Lübbeneu zu erblühen. Um den lukrativen Non-Book-Bereich auszubauen, kaufte Lübbe2011 die Bochumer Firma Räder, die Ge-schenkartikel, Glückwunschkarten und De-korationsartikeln herstellt. Hardcover, Paperback, Taschenbuch, Heft -romane, Film, Hörbuch, E-Books, Apps, digi-tale Serien, Geschenkartikel – das Medien-haus Bastei Lübbe mit seinen mittlerweile265 Mitarbeitern nutzt am Standort die Rei-he der Verwertungsmöglichkeiten voll aus.2010/11 bescherte ihm das einen Umsatzvon 75 Millionen Euro.

Die Buchbranche in NRW: Highlights

580 Buchverlage mit 4,3 Milliarden Euro Umsatz

Deutscher Markführer Hardcover/Belletristik in Köln: Bastei Lübbe

Weitere bedeutende NRW-Buchverlage: Kiepenheuer & Witsch, Emons, DuMont, Taschen, Coppenrath, Peter Hammer

Über 1000 Buchhandlungen

Über 350 Bibliotheken

Deutschlands drittgrößte Buchhandlungskette inAachen: Mayersche Buchhandlung

Lit.Cologne mit 85.000 Besuchern

Die Entstehung hochkarätiger europäischer Serien zu för-dern, ist das Ziel des „European TV Drama Series Lab“, dasmit MEDIA-Unterstützung erstmalig vom Erich Pommer In-stitut und von der britischen Beratungsfirma MediaXchangefür erfahrene Drehbuchautoren, Produzenten und Programm-verantwortliche von TV-Sendern in Berlin angeboten wird.Das zweiteilige Programm widmet sich im Wesentlichen denmodernen Verfahren der Stoffentwicklung und Produktionvon TV-Serien sowie der Frage, wie man erfolgreiche Serienam Laufen hält. Auch die Entwicklung von crossmedialemContent ist ein wichtiger Bestandteil des Programms. Hoch-karätige Experten aus den USA und Europa vermitteln ihrexklusives Know-How in Vorträgen und Diskussionen. ImRahmen von „Think Tanks“ diskutieren anschließend dieTeilnehmer darüber, wie dieses Wissen auf die europäischeBranche übertragen werden kann.Das erste Seminar (24.-29.04.) befasst sich vornehmlich mitrechtlichen, finanziellen und strukturellen Aspekten erfolgrei-cher Serienproduktionen sowie aktuellen Trends im Storytel-ling und Crossmedia-Bereich. Das zweite Seminar (09.-15.06.)widmet sich dem amerikanischen Kreativkonzept des Wri-ter‘s Room. In den ersten zwei Tagen vermitteln US-Serien-spezialisten Einblicke in die Synergieeffekte des kooperativenArbeitens an Drehbüchern und Formaten. Die praktische Um-setzung dieser Form kreativen Arbeitens erfolgt in anschlie-ßender Gruppenarbeit. Für die MEDIA-Seite des Magazinshaben wir Nadja Radojevic vom Erich Pommer Institut zudem neuen Programm befragt.

Welche Ziele verfolgt das neue TV Lab?„European TV Drama Series Lab“ ist eine Weiterbildung undein Think Tank für die europäische TV-Branche. Ziel ist es,die Erfolgsfaktoren international erfolgreicher Serien zu iden-tifizieren und die Rahmenbedingungen für das Entstehen hoch-wertiger europäischer Serien zu diskutieren. Desweiteren ver-

suchen wir, neue Horizonte zu eröffnen, in-dem wir z.B. die in den USA üblichen Struk-turen vorstellen – wie etwa die Position desShowrunners als kreativen Kopf einer TV-Se-rie und das kooperative Arbeitskonzept desWriter’s Room. Gleichzeitig möchten wir auchreflektieren, in welcher Form solche Arbeits-methoden in Europa sinnvoll implementiertwerden können. Das Programm liefert alsonicht nur aktuelles Wissen von internationalen

Branchenexperten, sondern bietet den Teilnehmern einenprofessionellen Rahmen, um konkrete Lösungsansätze fürdie vielfältigen Herausforderungen der Branche zu entwik-keln.

Für welche Zielgruppe ist diese Weiterbildung interessant?Das Lab richtet sich an erfahrene TV-Branchen-Professio-nals in Europa – und zwar sowohl an Autoren, als auch anProduzenten und Sendervertreter. Uns ist es wichtig, diesedrei Hauptakteure in einem Programm gemeinsam anzuspre-chen, da nur im Zusammenspiel aller Parteien eine zielgerich-tete Weiterentwicklung dieses Bereichs möglich ist. Um den-noch auf die unterschiedlichen Interessen gezielt eingehen zukönnen, finden einige Seminareinheiten in Gruppen statt.Sendervertreter und Produzenten widmen sich zum Beispieldem Thema „Management of Creative Teams“ während dieAutoren und die Creative Producer die kooperative Arbeits-weise eines Writer‘s Room simulieren.

Welche Vorkenntnisse sollten die Teilnehmer haben? Die Teilnehmer sollten bereits auf eine mehrjährige Erfah-rung im Serienbereich zurückblicken, d.h. Produzenten soll-ten beispielsweise mindestens eine Serie produziert haben.Ein Bewerbungs- bzw. Auswahlverfahren soll die Qualitätdes Teilnehmerfeldes sicherstellen.

Wer sind die Experten?Mit Hilfe unseres britischen Kooperationspartners MediaX-change haben wir für dieses Programm einen hochkarätigenReferentenpool gewinnen können – darunter die führendenKöpfe bekannter Erfolgsserien wie „Desperate Housewives“,„Dexter“, „Mad Men“, „Heroes“ und „Boston Legal“. Die fi-nale Expertenriege können wir erst in den nächsten Wochenbekannt geben. Neben den US-Serienspezialisten kommennatürlich auch europäische Experten zu Wort. Die Verhand-lungen laufen noch, und wir werden bald weitere Namenveröffentlichen können.

European TV Drama Series Lab

Serien für Europa

Was sind die Unterschiede zwischen US-Serien undden europäischen Formaten?Der entscheidende Unterschied ist, dass US-Serienscheinbar mühelos ein europäisches Publikum errei-chen, während es wenige in Europa produzierte Se-rien gibt, die auch jenseits ihrer nationalen Grenzenerfolgreich sind. Wobei es hier natürlich auch Aus-nahmen gibt, wie z.B. der anhaltende Erfolg skandi-navischer Krimiserien beweist. Und genau das istdas Thema: Was können wir von international erfol-greichen Serien – egal, ob aus den USA oder Europa– lernen? Wie können wir die Zusammenarbeitinnerhalb Europas stärken, um hochwertige, interna-tional konkurrenzfähige Serien zu kreieren, ohne je-doch den viel zitierten „Euro-Pudding“ zu produzie-ren? Unser Programm möchte den Teilnehmern denDiskussionsrahmen und das Rüstzeug bieten, um dieZukunft der europäischen TV-Serienproduktion er-folgreich zu gestalten.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei derHerstellung hochwertiger europäischer TV-Serien? In erster Linie geht es darum, die kreativen KräfteEuropas zu bündeln, um international konkurrenzfä-hig zu sein und der internationalen Dominanz derUS-Serien etwas entgegensetzen zu können. Eine ver-

stärkte europäische Kooperation wird unabdingbarsein, da nur so die notwendigen Budgets zusammen-kommen, um hochwertige Serien produzieren zukönnen. Je größer und komplexer die Produktionenwerden, desto wichtiger wird die Position des Sho-wrunners, der die Entwicklung und Umsetzung einesStoffes federführend betreut und die kontinuierlicheQualität sicherstellt. Hierfür scheint in Europa qualifi-ziertes Personal zu fehlen: für das europäische Groß-projekt „Borgia“ wurde beispielsweise der Amerika-ner Tom Fontana engagiert. Erfahrene europäischeShowrunner sind hingegen rar. Perspektivisch müssenin Europa Aus- und Weiterbildungen entwickelt wer-den, die das nötige Wissen vermitteln, bzw. bestehen-des Know-how durch Spezialwissen ergänzen. DasProgramm „European TV Drama Series Lab“ sollein erster Schritt in diese Richtung sein.

Die Kosten für das Lab betragen 4.500 Euro (ein-schließlich Unterkunft und Verpflegung). Bewerberwerden gebeten, eine Voranmeldung bis zum 5. März2012 per Mail an Nadja Radojevic, Leiterin Internatio-nale Weiterbildung beim Erich Pommer Institut ([email protected], Tel.: 0331-721 2885), zusenden. Anmeldeschluss ist der 12. März 2012. > www.tv-lab.eu.

30 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012

MEDIA

Für das europäische Großprojekt „Borgia“ wurde ein Amerikaner als Showrunner engagiert. Noch fehlt in Europa qualifiziertes Personal.Foto: Anouchka de Williencourt

Nadja RadojevicFoto: privat

Made in NRW

Macho ManFür die Verfilmung des Buchs „Macho Man“ vonGrimme-Preisträger Moritz Netenjakob konnteProduzent Marc Conrad den Oscar-PreisträgerJochen Alexander Freydank als Regisseur gewin-nen. Die Kinokomödie erzählt die Geschichtevon Daniel Hagenberger, der gemäß den Idea-len seiner Eltern aus der 68er Generation drei-ßig Jahre lang unbehelligt als Weichei gelebt hat.Dann verliebt er sich in eine Türkin und steht voreinem Problem: Wie überlebt ein Frauenverste-her in einer Welt voller Machos?Friedrich Mücke wird als Hagenberger vor derKamera stehen, an seiner Seite finden sich Pe-gah Ferydoni, Tom Beck, Hilmi Sözer, MehmetKurtulus, Renan Demirkan, Edgar Selge, GittaSchweighöfer, Samuel Finzi, Charly Hübner undFarih Yardim. Für das Casting ist Emrah Ertemverantwortlich. Die Dreharbeiten finden vonApril bis Juni 2012 in Antalya und Köln statt. Pro-duziert wird „Macho Man“ von Marc Conrad(ConradFilm) und Klaus Dohle (Erfttalfilm). > ConradFilm, Tel. (0221) 2824420,

[email protected]

HeadhunterNachdem im Oktober vergangenen Jahres inHouston in Texas die ersten Aufnahmen zu „He-adhunter“ unter der Regie von Bastian Günthermit Ulrich Tukur in der Hauptrolle stattfanden,wird der Dreh im April 2012 in Deutschland(überwiegend NRW) fortgesetzt. Tukur spieltnach einem Drehbuch des Regisseurs einen He-adhunter in der Wirtschaftswelt, dessen Lebenvon seiner Alkoholabhängigkeit geprägt ist.Durch die Sucht isoliert er sich immer mehr vonseiner Umwelt. Martin Heisler und Joachim Ort-manns produzieren das Kinodrama für LichtblickMedia Berlin/Köln in Zusammenarbeit mit SWRund HR (Redaktion: Stefanie Groß, Jörg Him-stedt). Michael Kotschi ist Kameramann. Farb-film bringt „Headhunter“ ins Kino.> Lichtblick Film- & Fernsehproduktion,

Tel. (0221) 9257520; [email protected]

Aktuelle MEDIA-EinreichtermineEntwicklungsförderung (Einzelprojekte und Paketförderung) & Interaktive Projekte13. April 2012 Finanzierungsförderung i2i – Audiovisual6. Juni 2012TV-Ausstrahlung11. Juni 2012Selektive Verleihförderung30. März 201229. Juni 2012Festivalförderung30. April 2012 für Festivals die zwischendem 1. November 2012 unddem 30. April 2013 stattfinden.Promotion / Marktzugang01. Juni 2012 für in 2013 geplante Projekte(z.B. Datenbanken) und Veranstaltungen (z.B. Koproduktionsmärkte) die zwischendem 1. Januar 2013 und dem 31. Mai 2013beginnen.

Arts Home is my KasselDie Regisseurin Katrin Heinz wird von Mai bisOktober 2012 für die Gebrüder Beetz Filmpro-duktion Köln (Produzent: Christian Beetz) denKinodokumentarfilm „Arts Home is my Kassel“drehen. Nach dem Buch von Katrin und Susan-ne Heinz geht es in ihrem Erstling um einen Kul-turclash erster Klasse bei der documenta 13: Diemoderne und internationale Kunstszene trifft2012 wieder auf die Einwohner der deutschenProvinzstadt Kassel. Augenzwinkernd und char-mant werden die temporäre Koexistenz und dieKonflikte zwischen Kunst und Provinz dokumen-tiert. Renommierte Künstler und Kuratoren brin-gen die Innenansicht des Megaevents näher,während die Kasseler zumeist eine ganz ande-re Sicht auf die Dinge haben. > gebrueder beetz filmproduktion,

Tel. (0221) 4544620; [email protected]

Der neue Programmvorschlagder Europäischen Kommission

„KreativesEuropa“Am 23. November 2011 präsentierte dieEuropäische Kommission den Vorschlagfür das neue Kultur- und Medienförder-programm „Kreatives Europa“. Unter die-sem Schirm werden die bisherigen Pro-gramme MEDIA und MEDIA Mundus, dasKulturprogramm (aktuell Kultur 2007) so-wie ein neues Finanzierungsinstrument,das der Kultur- und Kreativbranche denZugang zu neuen Finanzierungsmöglich-keiten eröffnen soll, zusammengefasst. „Kreatives Europa“ soll von 2014 bis 2020laufen und ist mit einem Etat von 1,8 Milli-arden Euro ausgestattet. Für MEDIA (ein-schließlich MEDIA Mundus) sollen ab2014 rund 900 Millionen Euro zur Verfü-gung stehen. Zum Vergleich: Für den Zei-traum 2007-2014 beträgt der MEDIA-Etat755 Millionen Euro. MEDIA Mundus istmit weiteren 15 Millionen Euro ausgestat-tet. Auf den Kulturbereich sollen fast 500Millionen Euro entfallen. Mit einem Ga -rantiefonds, der vom Europäischen Invest-mentfonds (EIF) verwaltet werden könn-te, sollen für den Kreativsektor 210 Milli-onen Euro zur Besicherung von Bankdar-lehen bereitgestellt werden. Weitere 60Millionen Euro sollen in die Förderung kul-turpolitischer Maßnahmen fließen.In den kommenden Monaten werden dasEuropäische Parlament und der Minister-rat der EU über den Programmvorschlag„Kreatives Europa“ inhaltlich und in Hin-blick auf die finanzielle Ausstattung ver-handeln. Beim Europäischen Filmpreis rietdaher Aviva Silver, Leiterin des MEDIA-Pro-gramms, der Branche, sich bei den poli-tisch Verantwortlichen ihrer Länder sowiebei ihren Abgeordneten im EuropäischenParlament für das Programm einzusetzen.Beim MEDIA-Informationstag auf der Ber-linale am 13.2. im Ritz Carlton Hotel sol-len weitere Einzelheiten zum zukünftigenMEDIA-Programm präsentiert und derZeitplan für die Entscheidungsfindung vonMinisterrat und Parlament vorgestelltwerden.> http://ec.europa.eu/culture

Cloud AtlasNach drei Monaten simultaner Produktion mitzwei Filmteams an mehreren europäischenStandorten, u.a. mit Halle Berry am Düsseldor-fer Dreischeibenhaus, endeten am 22. Dezem-ber die Dreharbeiten zu „Cloud Atlas“. Andy undLana Wachowski sowie Tom Tykwer führten ge-meinsam Regie. Zum Ensemble gehören TomHanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Wea-ving, Jim Sturgess, Ben Whishaw, Keith Davidund David Gyasi. In weiteren Rollen sind HughGrant und Susan Sarandon zu sehen. „Cloud At-las“ ist eine epische Erzählung, in der die Hand-lungen der Protagonisten in Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft eng miteinander ver-flochten sind. Grant Hill (Anarchos Production)und Stefan Arndt (X Filme) produzieren den Film.X Filme koproduziert in Deutschland mitARD/Degeto (Redaktion: Bettina Reitz und Hans-Wolfgang Jurgan) und A Company (Alexandervan Dülmen). Der Film kommt im X Verleih in diedeutschen Kinos.> X Filme Creative Pool,

Tel. (030) 23083311; [email protected]

DieVampirschwesternBis zum 21. November liefen in Nordrhein-West-falen und Bayern die Dreharbeiten von „DieVampirschwestern“. Der Film basiert auf dengleichnamigen Kinderbuch-Bestsellern von Fran-ziska Gehm: Für die 12-jährigen Halbvampir-schwestern Silvania und Dakaria ändert sich al-les, nachdem sie mit ihren Eltern aus Transsilva-nien in eine Kleinstadt nach Deutschland gezo-gen sind. Hier müssen sich die Zwillingsmädchenan die Gegebenheiten des Menschenalltags an-passen und ihre Vampirseite verheimlichen.Die „freundliche Vampirfamilie in Ihrer Nachbar-schaft“ wird gespielt von den Nachwuchstalen-ten Marta Martin und Laura Roge als Vampir-schwestern Tepes sowie von Christiane Paul undStipe Erceg in der Rolle ihrer Eltern. Michael Kess-

ler ist als Vampirjäger Dirk van Kombast zu se-hen und Richy Müller als Ali Bin Schick. Regieführt der Kölner Wolfgang Groos nach einemDrehbuch von Ursula Gruber. Die Produktion derClaussen+Wöbke+Putz Filmproduktion (Produ-zenten: Uli Putz, Jakob Claussen) in Koproduk-tion mit der Deutschen Columbia Pictures Film-produktion hat ihren Kinostart im Herbst 2012.> Claussen+Woebke+Putz Filmproduktion,

Tel. (089) 2311010; [email protected]

Laura Roge, Marta Martin und Richy Müller in„Die Vampirschwestern“, Foto: Tom Trambow

VerschwundenIm Herbst 2012 will Andreas Struck an 30 Dreh-tagen unter anderem im Rheinland und bei Sieg-burg sein Kinodrama „Verschwunden“ für JostHering Filme (Produzent: Jost Hering) realisie-ren. Das Drehbuch von Hannes Klug und ihmselbst erzählt von einem Vater, der ohne Vor-ankündigung verschwindet und zwei Söhne zu-rücklässt. Den trotzigen Josh (24) und den eigen-brötlerischen Sten (10). Monate vergehen –aber der Vater kehrt zurück, und Stück für Stückbricht die familiäre Vergangenheit auf. Als Ka-meramann ist bereits Andreas Doub verpflich-tet.> Jost Hering Filme, Tel. (02736) 291239;

[email protected]

Oben ist es stillNach „Brownian Movement“ verfilmt NanoukLeopold im März und April, erneut in Zu-sammenarbeit mit Coin Film, den in mehr als 20Sprachen übersetzten Roman „Boven is het stil“(„Oben ist es still“) des Niederländers GerbrandBakker. Die deutsch-niederländische Koproduk-tion von Coin Film, Isabella Films und Circe Filmswird neben den Aufnahmen unter anderem inZeeland im März auch acht Drehtage in NRW ha-ben. Nanouk Leopold hat den Roman selbst adap-tiert, der von dem 40-jährigen Bauernsohn Hel-mer erzählt, der eines Tages seinen bettlägerigenVater nach oben in die Dachkammer verlegt.> Coin Film, Tel. (0221) 322053;

[email protected]

Die „Cloud Atlas“-Filmemacher am Set zum Ende derDreharbeiten. Hinten: Executive Producer Uwe Schott,Buchautor David Mitchell, Executive Producer Philip Lee.Vorne: die Regisseure/Drehbuchautoren Tom Tykwer,Lana Wachowski, Andy Wachowski, Foto: Jay Maid-ment/Cloud Atlas Production

Ein Videothekar zeigt auf eine schwach bestückteRegal-Reihe und erklärt: „Das sind die Filme,in denen Michael Caine NICHT mitspielt.“Dieses in der Branche kursierende Bonmot be-schreibt liebevoll-ironisch den immer noch un-gebrochenen Schaffensdrang des mittlerweile88-jährigen Mimen, der seit Mitte der 50er Jah-re in über 150 Kinofilmen mitgewirkt und ge-nauso viele TV-Auftritte absolviert hat. Nunsteht er in Köln das erste Mal für einen deut-schen Film vor der Kamera: Sandra Nettelbek-ks „Mr. Morgan‘s Last Love“.

Überzeugendes Skript, starkes Ensemble

Was ihn bewogen hat, die Rolle eines lebens-müden, amerikanischen Witwers, der in Parisdurch die Freundschaft mit einer jungen Tanz-lehrerin neuen Lebensmut schöpft, anzunehmen,wollen wir wissen. „Wenn ich ein Rolle anneh-me, dann wegen des Geldes oder weil mir dasDrehbuch gefällt“, antwortet er mit einem spitz-bübischen Lächeln. „Aber Spaß beiseite, diesmalhat mich Sandras Bearbeitung von FrancoiseDorners Roman ‚Die letzte Liebe des MonsieurArmand“‘ überzeugt. Bei Immobilien sagt manimmer, das Wichtigste ist die Lage, die Lage, dieLage. Bei Filmen ist das Entscheidende dasSkript, das Skript, das Skript. Und dieses Skriptkonnte ich einfach nicht ablehnen. Ob der Filmnun gut wird oder schlecht – noch nie zuvor warich so ungeduldig, das Ergebnis zu sehen. Außer-dem haben wir sehr viel Spaß am Set, weil San-dra ein wunderbares Ensemble zusammengestellthat.“ Dabei nimmt der zweifache Oscar-Gewin-ner („Hannah und ihre Schwestern“, „GottesWerk und Teufels Beitrag“) seine beiden Partne-rinnen väterlich-zärtlich in die Arme. Die Franzö-sin Clémence Poésy (u.a. „Brügge sehen undsterben“) spielt seine Pariser Zufallsbekannt-schaft, der amerikanische „The X-Files“-Star Gilli-an Anderson seine Tochter, die sich von ihremVater entfremdet hat. Auch die beiden weiblichenStars drehen das erste Mal in Deutschland.

Pariser Stadtwohnung in Hürth

In Halle 3 der Hürther MMC-Studios vor denToren Kölns steht die Pariser Wohnung vonMatthew Morgan, inklusive Wohnzimmer,Schlafzimmer, Küche, Badezimmer und Trep-penhaus mit Fahrstuhl. Dort spielt sich ein Groß-teil der dialogreichen Handlung ab. Alle Starsdes Films sind zum Drehen vor Ort – wenngleichauch mitunter nur für ein kurzes Intermezzo, wieGillian Anderson, die hier nur für einen Dreh-tag eingeflogen wird. Kisten voller Bücher mus-ste die Requisite ankarren, um die Atmosphäre ei-ner bourgeoisen Pariser Stadtwohnung zu treffen.Und die Bibliothek besteht die Nagelprobe, egalwelches Buch man genauer betrachtet, es ist ei-ne französische, bzw. englische Ausgabe. Nur ausdem Fenster darf man nicht blicken, denn dasieht man nicht den Eiffelturm, sondern denGreen-Screen. Heute steht eine Szene auf demDrehplan, in der Caine auf einer Bahre aus der

Wohnung getragen und ins Krankenhaus trans-portiert wird. „Dafür habe ich die ganze Nachtgeübt“, scherzt der zweifache Oscar-Preisträger.Am darauf folgenden Tag wird eine kurze Land-straßen-Szene in der Umgebung realisiert.

Großes Lob von Caine für Nettelbeck

Weitere Aufnahmen des 38-Tage-Drehs entstan-den in Paris, der Bretagne und in Brüssel, weilman in Belgien mit Scope Pictures einen Kopro-duktionspartner fand. Auch mehrere deutscheFilmförderungs-Anstalten, darunter die Film- undMedienstiftung NRW sowie Bavaria Pictures,Kaminski.Stiehm.Film und die Senator FilmProduktion sind an dem in Zusammenarbeit mitElzevir Films (Frankreich) und Sidney KimmelEntertainment (USA) realisierten Projekt betei-ligt.„Mr. Morgan‘s Last Love“ ist nach dem Kinder-film „Sergeant Pepper“ und dem Depressions-Drama „Helen“ die dritte internationale Pro-duktion der durch die Kochkomödie „Bella Mar-tha“ bekannt gewordenen Regisseurin. Und fürMichael Caine ist es nach Nora Ephrons „Ver-liebt in eine Hexe“ überhaupt erst das zweite Mal,dass er mit einer Regisseurin zusammenarbei-tet. Sieht er, der bei vielen großen Regisseurenvor der Kamera stand, Unterschiede zwischeneinem „weiblichen“ und „männlichen“ Inszenie-rungsstil? Die Antwort ist ein großes Lob fürSandra Nettelbeck: „Ich habe zwei Filme mitmeinem Lieblingsregisseur John Huston gedreht– das hier ist mein dritter Film mit ihm. Sie hatein genauso talentiertes Händchen für die rich-tige Besetzung der Rollen wie er.“

Dombesichtigung und Weihnachtseinkauf

Hinter den Kulissen wartet derweil Caines gro-ße Liebe auf ihn: Shakira Baksh (64), mit derer seit 1973 verheiratet ist. Während ihr Mannvor der Kamera steht, erkundet das ehemaligeModel die Stadt. „Ich war im Dom und habeWeihnachtsgeschenke für unsere drei Enkelkin-der gefunden.“ Die Enkel sind es auch, die SirMichael Caine jung halten: „Ich bin Opa ge-worden, als ich 75 war. Seitdem singe ich Mik-key-Mouse-Lieder und schieße auf dem iPadauf Hühner. Ich fühle mich wie 38, zumindestso lange ich nicht in den Spiegel gucke. Wissensie, das Gute am Alt werden ist, dass man vielweiß. Das Schlechte ist, dass man viel vergisst.“

Made in NRW

Michael Caine und Clémence Poésy in „Mr. Morgan‘s Last Love“, Foto: Bavaria Pictures/Nicolas Schul

Am Set in NRW: Regisseurin Sandra Nettelbeck, Haupt darsteller Michael Caine und Petra Müller, Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW,Foto: Bavaria Pictures / Nicolas Schul

Im Dezember war Michael Caine zu Gast in den Kölner MMC-Studios, um

dort mit Regisseurin Sandra Nettelbeck „Mr. Morgan‘s Last Love“ zu

drehen. Rolf-Rüdiger Hamacher schaute dem Weltstar bei der Arbeit zu.

Am Set von „Mr. Morgan’s Last Love“

Michael Caine in Köln

Set-Besuch

Mit Liv Ullmann, Juliane Köhler und Ken Du-ken in den Hauptrollen drehte die AachenerZinnober Film (Produzent: Dieter Zeppenfeld)unter der Regie von Georg Maas im Dezemberund Januar in Norwegen, Köln und Bonn so-wie in der Nähe von Windeck und in Hamburgden Spielfilm „Zwei Leben“. Das Drehbuch (Ge-org Maas, Christoph Tölle, Stale Stein Berg) ba-siert auf dem noch unveröffentlichten Roman„Eiszeiten“ von Hannelore Hippe. Es ist die Ge-schichte einer ehemaligen DDR-Spionin, welchedie Liebe ihres Lebens, ihre Familie und ihr gan-zes Dasein in Norwegen auf einer gefälschtenIdentität aufgebaut hat. Koproduzenten vonDieter Zeppenfeld sind Axel Helgeland aus Oslo(Helgeland Film) und Rudi Teichmann aus Ber-lin (B&T Film). Günter H. Jekubzik sprach mitdem Regisseur und Autor Georg Maas überdie Zusammenarbeit mit Liv Ullmann.

Wo wurde der Film gedreht?Wir haben lange Zeit gebraucht, um in Norwe -gen das richtige Haus zu finden, denn ein Dritteldes Films spielt in dem Haus. Wir haben jetzt ei-ne ganz tolle Location in einer wilden Gegend beiBergen, direkt am Wasser in einem riesengroßennorwegischen Holzhaus. Das größte Problemwar, dass wir ein Haus, das innen dazu passte, inNordrhein-Westfalen finden mussten. Wir habeneines gefunden, dass tatsächlich ein norwegischesHaus war. Es wurde zu einer Weltausstellung inChicago aufgebaut, kam dann nach Ungarn unddann in die Nähe von Waldbrühl, das war wieein Sechser im Lotto. Jetzt haben wir das Haus„durchgeschnitten“, drehen das Erdgeschoss inNorwegen und den ersten Stock in NRW.

Wie dreht man so „getrennt“? Da rennt dochbestimmt mal jemand von unten nach oben?Ich hab versucht, das Drehbuch so umzuschrei-ben, dass das möglichst selten passiert. Es renntschon mal jemand nach oben, aber Szenen, dieabwechselnd unten und oben gespielt hätten, ha-ben wir so geändert, dass es jetzt entweder obenoder unten ist. Es gibt aber beispielsweise einesehr emotionale Szene im ersten Stock. Den An-schluss, wie er dann runter kommt, haben wirvorher in Norwegen gedreht, das machte dieganze Sache schwieriger.

Wie ist der Umgang mit Liv Ullmann, dem gro-ßen Star einiger Ingmar Bergman-Filme, überdie Sie ja noch eine Dokumentation drehen?

Ich hab sie als ganz unprätentiös kennengelernt.Liv Ullmann ist zwar mit Abstand die bekann-teste Schauspielerin, aber auch ein Mitglied desEnsembles. So wie ich mit ihr spreche, das unter-scheidet sich nicht davon, wie ich mit den ande-ren rede. Ich hab einmal mit ihr telefoniert wegeneines Satzes des Vaters, den man ihr nachträg-lich gegeben hatte. Und sie meinte, „das ist dochQuatsch, ich kann das doch nicht sagen, dermuss das sagen“.

Haben Sie das Buch für Liv Ullmann umge-schrieben?Als wir sie ganz früh in der Stoffentwicklungangesprochen haben, war ihre Rolle noch älterund kränklich. Deshalb hat sie zuerst abgesagt.Wir haben dann den Film früher angesiedeltund die Rolle geändert und sie dabei jünger ge-macht. Aber jetzt, als der Film endlich realisiertwerden konnte, haben wir noch mal drüber ge-redet und sie meinte lachend: Georg, jetzt binich ja doch so alt, wie es damals im Buch stand.

Was macht das Buch so besonders?Die Story an sich, die unheimlich spannend istund immer neue Wendungen nimmt, bei denenman gar nicht weiß, worauf das eigentlich hinaus-läuft. Man merkt direkt am Anfang, dass die Ge-schichte ein Geheimnis hat und versucht heraus-zufinden, was da los ist, aber man muss den gan-zen Film zu Ende gucken, um es wirklich zu ver-stehen. Die Vielschichtigkeit der Charaktere unddie Komplexität dieser Geschichte faszinierenmich seit vielen Jahren. Die Hauptfiguren in die-sem Film sind schuldig und unschuldig zugleich.Sie sind Täter und Opfer, und sie sind nicht ausfreiem Willen in diesem Dilemma. Sie leben undsuchen ihr Glück in ihrer Gegenwart, aber siekönnen den Schatten ihrer Vergangenheit nichtentfliehen. Das ist das Drama ihres Daseins.

Da gibt es ja Parallelen zum Thema Identität imIhrem letzten Spielfilm „Neufundland“.Beim Schreiben ging es immer mehr um dieFrage, was Identität ist: Was ist Wahrheit, wasLüge, wer sind wir? Was weiß ich von dem an-deren? Die Familie hat ein anderes Bild von derHauptfigur Katrine, als wie sie wirklich ist. DasLeben ist auf einer Lüge aufgebaut. Aber zählttrotzdem, was sie gelebt haben? Das sind allge-meine Themen, die uns alle betreffen.> Zinnober Film, Tel (0241) 970180;

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 33

Liv Ullman, Ken Duken und Juliane Köhler (v.l.) in „Zwei Leben“, Foto: 2012 LINE MØLLERHAUG

Interview mit Georg Maas, Regisseur von „Zwei Leben“

NRW liegt imersten Stock

Tour du FasoAbgeschlossen sind die Dreharbeiten zur Kino-dokumentation „Tour du Faso“ der Kölner Au-genschein Filmproduktion in Zusammenarbeitmit Koproduzent La Huit Production (Produzen-ten: Jonas Katzenstein, Maximilian Leo). Regis-seur und Autor Wilm Huygen erzählt die Ge-schichte von drei Außenseitern bei der Tour duFaso, dem größten Radrennen Afrikas querdurch die sandige Wüste. Inmitten des Wider-spruchs zwischen europäischem Perfektio-

nismus und afrikanischer Realität kämpfen deut-sche Amateurabenteurer, französische Ex-Pro-fis und afrikanische Lokalmatadoren leiden-schaftlich um die Verwirklichung ihrer Träume.Der Film legt den Fokus dabei aber nicht auf dieSieger – vielmehr stehen Erfahrung und Erlebenim Mittelpunkt. Dabei wurde nicht nur BurkinaFaso sondern auch die Vorbereitung eines deut-schen Teams im Bergischen Land aufgenommen.> augenschein Filmproduktion,

Tel. (0221) 16950500;[email protected]

A N Z E I G E

ScherbenparkAm 15. Dezember endeten die Dreharbeiten für„Scherbenpark“, den neuen Film der Regisseu-rin Bettina Blümner und Nachfolger ihres Kino-debüts „Prinzessinnenbad“. Eyeworks Film Ge-mini (Produzenten: Sabine de Mardt, Iris Wol-finger) verfilmte das Romandebüt von AlinaBronsky, das von Drehbuchautorin KatharinaKress adaptiert wurde. „Scherbenpark“ erzähltvon einer jungen Frau, die sich von ihrem Hassauf alle Erwachsenen befreit und lernt, zwischeneigenem Anspruch und Aufbegehren den rich-tigen Weg zu finden. In der Hauptrolle setzt Bet-tina Blümner auf die Newcomerin Jasna FritziBauer. An ihrer Seite spielen Ulrich Noethen, Val-dimir Burlakov , Max Hegewald und Maria Dra-gus. Die Produktion entsteht in Zusammenarbeitmit dem SWR (Redaktion: Stefanie Groß). Ge-dreht wurde in Stuttgart und Köln. Neue Visio-nen bringt „Scherbenpark“ in die Kinos.> Eyeworks Film Gemini,

Tel. (0221) 9347080;[email protected]

Auslandseinsatz„Auslandseinsatz“, der erste deutsche Fernseh-film, der den Krieg und die Mission der Bundes-wehr in Afghanistan zum Thema hat, wurde biszum 16. November in Marokko und Köln ge-dreht. Regie beim WDR-Fernsehfilm führt TillEndemann, das Drehbuch schrieb – unter Mit-arbeit von Nikola Bock – Grimme-PreisträgerHolger Karsten Schmidt. Als Feldwebel DanielGerber steht Max Riemelt vor der Kamera, sei-nen Freund Ronnie Klein spielt Hanno Koffler.„Auslandseinsatz“ ist eine Koproduktion desWestdeutschen Rundfunks mit ARD Degeto undRelevant Film. Produzentin ist Heike Wiehle-Timm, ausführende Produzentin Nikola Bock.Die Redaktion haben Götz Bolten (WDR) undBettina Reitz (Degeto). Der voraussichtliche Sen-determin liegt in 2012 im Ersten.> Relevant Film, Tel. (040) 4132710;

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RushIm April finden die in Deutschland geplantenDreharbeiten zu dem Formel-1 Film „Rush“ statt.Der Oscar prämierte Regisseur Ron Howard in-szeniert nach einem Drehbuch von Peter Mor-gan zusammen mit dem Kameramann Antho-ny Dod Mantle das legendäre Duell der Formel-1 Piloten Niki Lauda und James Hunt. Hauptdar-steller sind Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Ale-xandra Maria Lara und Olivia Wilde. „Rush“ ent-steht in Zusammenarbeit von Cross Creek Pic-tures, Imagine Entertainment, Revolution Films,Working Title Films sowie den deutschen Kopro-duzenten Egoli Tossell Film und action image.Den Kinoverleih in Deutschland übernimmt Uni-versum / RTL, den Weltvertrieb Exclusive.> action image, Tel. (02233) 508361;

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Jahr des DrachenNoch bis Anfang März inszeniert Torsten C. Fi-scher in Köln, Bonn und Vietnam das Psychodra-ma „Jahr des Drachen“ mit Klaus J. Behrendt inder Hauptrolle nach einem Drehbuch von Karl-Heinz Käfer. Behrendt spielt den 49-jährigenEhemann und Vater Thomas Eichner, der sichbei einem geschäftlichen Aufenthalt in Saigonin die Prostituierte Huong (Nina Liu) verliebt. Aufder einen Seite stehen die schwer erkrankte Ehe-frau (Karoline Eichhorn) und die problematischeBeziehung zu seinem Sohn (Florian Bartholo-mäi); auf der anderen Seite die romantische Lie-be zu einer Frau aus ärmsten Verhältnissen. Inweiteren Rollen sind Long Dang Ngoc, Jeanet-te Hain und Uwe Bohm zu sehen. „Jahr des Dra-chen“ ist eine Koproduktion der Colonia Mediamit dem Westdeutschen Rundfunk und der ARDDegeto. Produzentin ist Sonja Goslicki. Die red-aktionelle Verantwortung liegt bei Götz Schme-des und Anke Krause (WDR). VoraussichtlicherSendetermin: Herbst 2012 im Ersten.> Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;

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Tatort DortmundAb März dreht der Westdeutsche Rundfunk ei-nen „Tatort“, in dem das Revier um Dortmunddie Kulisse stellen wird. Als Darsteller stehen bis-lang Jörg Hartmann, Anna Schudt und Aylin Te-zel fest, ein Team, das bei den Fällen genau hin-schaut, und auch nicht die Augen verschließt,wenn es um die tatsächlichen Probleme einerStadt im Umbruch geht oder um menschlicheAbgründe. Der „Tatort“ aus Dortmund wird vonder Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)produziert. Die Redaktion für den WDR hatFrank Tönsmann.> Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;

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„Auslandseinsatz“: Omar El Saeidi, Max Riemelt, Hen-riette Müller und Hanno Koffler (v.l.), Foto: Relevant Film

Das neue „Tatort“-Ermittlerteam aus Dortmund: Jörg Hartmann (Foto: WDR/NDR/Jeanne Degraa), Anna Schudt (Foto: WDR/Renate Neder) und Aylin Tezel(Foto: WDR/action press/Dominique Ecken)

Frisch gepresstNach sieben Wochen Drehzeit fiel am 18. De-zember 2011 die letzte Klappe zu Christine Hart-manns Romantic Comedy „Frisch Gepresst“. Ge-dreht wurde unter anderem in den Kölner MMCStudios. Nach dem Bestseller von Susanne Fröh-lich ist der Kinofilm ein Porträt der Thirty-Some-things von heute mit Diana Amft in der Haupt-rolle als kinderlose Single-Frau. In weiteren Rol-len spielen Sunnyi Melles, Alexander Beyer, TomWlaschiha, Jule Ronstedt und Sylvester Groth.„Frisch gepresst“ ist eine Produktion von Zieg-ler Film mit dem neu gegründeten Label Zieg-ler Cinema und wird von Regina Ziegler undYoko Higuchi-Zitzmann in Koproduktion mit Bue-na Vista International Production realisiert. DasDrehbuch stammt von Dirk Ahner und TommyKrappweiss. An der Kamera steht Alexander Fi-scherkoesen. Walt Disney Studios Motion Pic-tures Germany bringt Frisch gepresst am 6. Sep-tember 2012 in die deutschen Kinos.> Ziegler Film, Tel. (030) 3209050;

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Made in NRW

Radrennen „Tour du Faso“: begehrter Podestplatz, Foto: Augenschein

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 35

Im Kino

Tage, die bleibenKinostart: 26. Januar Verleih: alpha medienkontor

Am frühen Abend ist scheinbar noch alles in Ord-nung. Eine festliche Veranstaltung in Münster:Andrea Dewenter (Lena Stolze) erhält für ihrenersten Roman eine Auszeichnung. Es wird ihr ein-ziges Buch bleiben, denn später am Abend istsie tot, verunglückt bei einem Autounfall. Ehe-mann und Kinder bleiben ratlos zurück; eine Fa-milie, die schon lange nicht mehr funktioniert,was sich niemand eingestehen wollte und wasnun klar zutage tritt: Andreas Mann Christian(Götz Schubert) geht fremd, Sohn Lars (Max Rie-melt) versucht sich in Berlin wenig erfolgreichals Schauspieler, Tochter Elaine (Mathilde Bund-schuh) pubertiert und hält Distanz zu den ande-ren Familienmitgliedern. Den drei Hinterbliebe-nen fällt es in den Tagen bis zur Beerdigungschwer, alle nötigen Formalitäten zu erledigenund gleichzeitig den Verlust der Ehefrau undMutter zu bewältigen.

Die 1978 in Münster geborene Pia Strietmannverfilmte mit „Tage, die bleiben“ ihr eigenesDrehbuch. Es ist Strietmanns erster Langfilm. Alsihr eigener Vater überraschend starb, entdeck-te die Regisseurin, dass die Zeit zwischen Todes-fall und Beerdigung absurde Züge trägt, über dieman im Nachhinein nicht gerne redet. Eine An-leitung für diese Lebensphase wolle Pia Striet-mann mit ihrem Film aber nicht liefern, stattdes-sen „aber einen Zugang zu dem schwierigen The-ma schaffen, der dem Zuschauer seine eigenenFragen und seine individuellen Antworten dar-auf ermöglicht“.Gedreht in Münster und Umgebung war „Tage,die bleiben“ bereits auf zahlreichen Filmfestivalszu sehen, u.a. 2011 beim Wettbewerb des Film-festivals Max Ophüls Preis, wo der Film eine lo-bende Erwähnung der Jury erhielt.

Deutschland 2011Regie & Drehbuch: Pia Strietmann; Darsteller: Götz Schu-bert, Max Riemelt, Mathilde Bundschuh, Lena Stolze,Tessa Mittelstaedt, Lucie Hollmann, Michael Kranz, An-dreas Schmidt; Produktion: Toccata Film in Koproduk-tion mit WDR, BR und Esperanto Entertainmentwww.tagediebleiben.de

Sommer auf dem LandKinostart: 16. Februar Verleih: farbfilm

Bogdan (Zbigniew Zamachowski), ein erfolgrei-cher Konzertpianist, zieht sich nach dem Tod sei-ner Frau ins Privatleben zurück. Die Trauer umdie geliebte Person hat ihm den Lebensmut ge-nommen. Auf dem Bauernhof seiner Mutterüberlässt er sich zunächst dem Alkohol, um zuvergessen. Doch eines Tages entdeckt er die mu-sikalische Begabung einer Milchkuh! Der polnische Originaltitel „Swieta krowa“ heißtwörtlich übersetzt „heilige Kuh“. Die Titelheldin,die übrigens aus Nordrhein-Westfalen stammt,wird für Bogdan zur Retterin in der Not, denndas Tier weckt ihn aus seiner Apathie und sorgt

in seinem Leben für allerlei Turbulenzen. Regis-seur Radek Wegrzyn, der mit „Sommer auf demLand“ sein Spielfilm-Debüt vorstellt, und seineKo-Autoren Roberto Gagnor und Cezary Iber prä-sentieren einen ungewöhnlichen Film über Frust-bewältigung und den Umgang mit dem Verlusteines nahestehenden Menschen. Trotz des ern-sten Themas wagten es die Autoren, den Filmals Tragikomödie zu gestalten, „weil Lachen undWeinen hier so eng beieinander liegen“, erklärtWegrzyn. „Aber darin liegt auch die emotiona-le Kraft, die diese Geschichte entfalten konnte.“

Originaltitel: Swieta krowa / Father, Son & Holy CowDeutschland / Polen / Finnland 2011Regie: Radek Wegrzyn; Drehbuch: Roberto Gagnor, Ce-zary Iber, Radek Wegrzyn; Darsteller: Zbigniew Zama-chowski, Agata Buzek, Antoni Pawlicki, Lucyna Malec,Elzbieta Karkoszka, Andrzej Mastalerz, Wiktor Zborows-ki; Produktion: Black Forest Films, Café Production, De-tailfilm Gasmia & Kammwww.sommeraufdemland.de

John Irving und wieer die Welt siehtKinostart: 1. März Verleih: W-Film

Er zählt Charles Dickens und Günter Grass zu sei-nen literarischen Vorbildern, dabei hat der Ame-rikaner John Irving mit einer Auflage von weitüber zehn Millionen Exemplaren weltweit längstselbst den Status eines Schriftstellers von Welt-rang erklommen. Romane wie „Gottes Werk undTeufels Beitrag“, „Garp und wie er die Welt sah“,„Hotel New Hampshire“ oder „Witwe für ein Jahr“erlebten auch als Filme großen Erfolg. Nun ist derAutor sein eigener Protagonist in einer intimen,aber ihn nie bedrängenden Dokumentation. Das

Filmteam begleitet Irving auf Lesereise durch Eu-ropa im Herbst 2010, besucht ihn zu Hause amSchreibtisch, im Fitnessraum und in der Küche.Überraschend ist dabei einmal mehr der gewand-te Umgang mit der Kamera, der fast allen ame-rikanischen Künstlern in die Wiege gelegt scheint.Irving gibt sich charmant, eloquent und informa-tiv und schafft es dabei immer auch, den Zuschau-er als genehmen Komplizen seiner Ausführungeneinzubeziehen. Der filmische Streifzug durch Le-ben und Wirken eines intellektuellen Weltbürgersmit Wohnsitz in Vermont ist auf sympathischeWeise unterhaltsam, lehrreich und anregend.Eben total Irving und wie er die Welt sieht.

Deutschland 2012Regie: Andrè Schäfer; Drehbuch: Hartmut Kasper, Claudia E. Kraszkiewicz; Produktion: Florianfilm GmbHwww.irving.wfilm.de

RuhmKinostart: 22. MärzVerleih: NFP (Vertrieb: Warner Bros.)

Ruhm ist ein relatives Glücksgefühl. Der Schau-spielstar Ralf Tanner nutzt die Chance für eineRückkehr in die Anonymität, als er eines Tagesnicht mehr angerufen wird. Auch Elektroingeni-eur Ebling vollzieht einen Identitätssprung, alser auf seinem neuen Handy Anrufe erhält, dieeinem anderen gelten; er beantwortet die An-rufe und eröffnet sich damit eine zweite Existenz.Starautor Richter unternimmt in Begleitung sei-ner Freundin Elisabeth eine Lesereise durch Süd-amerika, aber weiß er auch, dass Elisabeth nichtsmehr fürchtet, als in einer der Erzählungen auf-zutauchen? Genau davon allerdings träumt Blog-ger Mollwitz; er würde zu gern in Richters Ge-schichten stattfinden und die Romanfigur Lisakennen lernen. Krimiautorin Rubinstein ist auchunterwegs, allerdings im ehemaligen Ostblock.Ihr Mann vergnügt sich zu Hause mit seiner Ge-liebten, bis ihn der Anruf erreicht, dass seineFrau im Zuge ihrer Reise verschwunden ist.Schließlich ist da noch Rosalie, die ihrer unheil-bar tödlichen Krankheit wegen in der Schweizeinen Sterbehilfeverein aufsucht und erkennt,

dass sie doch noch sehr am Leben hängt. Unterhaltung und psychologischer Tiefgang fin-den in dieser Literaturadaption kongenial Balan-ce. Daniel Kehlmanns episodisch strukturierterErfolgsroman lieferte die Vorlage für den erstenKinofilm von Regisseurin Isabel Kleefeld („ArniesWelt“). Sechs Schicksalswege hat sie dafür in ei-nen tragikomischen Reigen gebunden, derSchicksalhaftigkeit und Zufall, Wechsel und Auf-lösung von Identitäten in einem faszinierendenSpiel um die Sehnsucht nach einem anderen Le-ben aufeinander treffen lässt. Finesse und Facet-tenreichtum des Drehbuchs dokumentieren sichauch in der Besetzung der tragenden Rollen, indenen sich durchweg hochkarätige Schauspiel-prominenz findet. Auch formal wurde beträcht-licher Aufwand betrieben: Die Dreharbeiten führ-ten von Köln über Zürich, das Hinterland derUkraine und die Krim bis nach Cancun in Mexi-ko und Buenos Aires.

Deutschland 2012Regie & Drehbuch: Isabel Kleefeld; Mitwirkende: SentaBerger, Heino Ferch, Julia Koschitz, Stefan Kurt, ThorstenMerten, Axel Ranisch, Gabriela Maria Schmeide, Justusvon Dohnányi, Matthias Brandt; Produktion: Little SharkEntertainment in Koproduktion mit Terz Filmproduktion,Dor Film Produktionsgesellschaft und Hugofilm Produc-tions unter Senderbeteiligung von WDR, Arte, ORF undSRF sowie Degetowww.ruhm-derfilm.de

Das bessere LebenKinostart: 29. März Verleih: Zorro Film

Anne (Juliette Binoche), eine Reporterin des Ma-gazins Elle, recherchiert eine Story über jungeFranzösinnen, die sich ihr Studium auf unakade-mische Weise finanzieren: Sie betätigen sich alsEscortservice-Damen, Callgirls und Prostituier-te. Sie führen ein Leben zwischen bezahltem Sex,Gewalt und Kriminalität auf der einen und derUniversität, dem nüchternen Alltag auf der an-deren Seite. Die Journalistin Anne blickt in eineebenso faszinierende wie abstoßende Welt, dieschließlich auch sie selbst als liebende Mutterund Ehefrau verändert. Die polnische Regisseurin Malgoska Szumows-ka, die bereits mit „Leben in mir“ und „33 Sze-nen aus dem Leben“ von der Film- und Medien-stiftung NRW geförderte Filme drehte, sagt, inihrem Heimatland hätten schon viele junge Frau-en absichtlich mit ihren Vermietern geschlafen,

um an eine günstige Wohnung zu kommen odersie zu behalten. Genauso gibt es Studentinnen,die sich für Sex bezahlen lassen. Szumowskas Ko-Autorin Tine Byrckel ergänzt, dass es sich um einsoziales Phänomen handle, das man differen-ziert, nicht einseitig betrachten sollte: „Ist Pro-stitution ultimatives Freiheitsrecht einer Frau,wenn sie Besitz über ihren Körper ergreift, inklu-sive des Rechts, ihn zu verkaufen? Oder ist sienicht tolerierbar? Wir wollten die Frage ohne Ur-teil stellen, was das Kino besser als jedes ande-re Medium ermöglicht.“„Das bessere Leben“ wurde in Paris und Köln ge-dreht und wird auf der Berlinale 2012 die Rei-he Panorama Special eröffnen.

Originaltitel: Elles Frankreich / Polen / Deutschland 2011Regie: Malgoska Szumowska; Drehbuch: Tine Byrckel,Malgoska Szumowska; Darsteller: Juliette Binoche, AnaïsDemoustier, Joanna Kulig, Louis-Do de Lecquesaing, Kry-styna Janda; Produktion: Slot Machine in Koproduktionmit Zentropa International Polen, Zentropa InternationalKöln, Canal + Polen, ZDF, Shot - Szumowski, LiberatorProductionswww.zorrofilm.de

Sommer auf dem Land Kinostart: 16. Februar

John Irving und wie er die Welt sieht Kinostart: 1. März

Im Kino

Tage, die bleiben Kinostart: 26. Januar

Das bessere Leben Kinostart: 29. März

Ruhm Kinostart: 22. März