Matthias Paulke / Jean-Michel Muller: Ergänzungen zu „Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des...

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4 CNRA ARCHAEOLOGIA LUXEMBURGENSIS N°2 - 2015 Éditorial ....................................................................................................................................................... 2 Foni Le Brun-Ricalens Prof. Dr. h.c. Gérard Thill - zum 90. Geburtstag ....................................................................................... 8 Matthias Paulke La plus ancienne « Luxembourgeoise » : la sépulture mésolithique .......................................................14 à incinération de Heffingen-« Loschbour » (Grand-Duché de Luxembourg) Laurent Brou, Foni Le Brun-Ricalens, Michel Toussaint, Fernand Spier Sondage archéologique à Mersch-« Haard » : contrôle de supposées structures ................................ 42 archéologiques repérées en photographie aérienne François Valotteau, Henri-Georges Naton, Robert Colbach Le fossé de partition de l’ oppidum du Titelberg : fouilles récentes ...................................................... 56 Catherine Gaeng, Jeannot Metzler, Patrice Méniel Fouille (2003-2006), restauration (2009-2012) et inauguration (2014) d’un ensemble ....................... 68 cultuel de la fin de l’âge du fer et de l’époque romaine sur le Titelberg Catherine Gaeng Le site gallo-romain de Contern-« Dëschtelratt » ....................................................................................76 Rapport préliminaire des fouilles archéologiques Franziska Dövener Sommaire © CNRA

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4CNRA ARCHAEOLOGIA LUXEMBURGENSIS N°2 - 2015

Éditorial ....................................................................................................................................................... 2Foni Le Brun-Ricalens

Prof. Dr. h.c. Gérard Thill - zum 90. Geburtstag ....................................................................................... 8Matthias Paulke

La plus ancienne « Luxembourgeoise » : la sépulture mésolithique .......................................................14à incinération de Heffingen-« Loschbour » (Grand-Duché de Luxembourg) Laurent Brou, Foni Le Brun-Ricalens, Michel Toussaint, Fernand Spier

Sondage archéologique à Mersch-« Haard » : contrôle de supposées structures ................................ 42archéologiques repérées en photographie aérienneFrançois Valotteau, Henri-Georges Naton, Robert Colbach

Le fossé de partition de l’oppidum du Titelberg : fouilles récentes ...................................................... 56Catherine Gaeng, Jeannot Metzler, Patrice Méniel

Fouille (2003-2006), restauration (2009-2012) et inauguration (2014) d’un ensemble ....................... 68cultuel de la fin de l’âge du fer et de l’époque romaine sur le TitelbergCatherine Gaeng

Le site gallo-romain de Contern-« Dëschtelratt » ....................................................................................76Rapport préliminaire des fouilles archéologiquesFranziska Dövener

Sommaire

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5ARCHAEOLOGIA LUXEMBURGENSIS

Der Vicus von Mamer-Bertrange – eine Zerstörung in Raten ............................................................... 90Erste Ergebnisse der Ausgrabungen 2009-2011 (Teil 1)Franziska Dövener

Ein römischer Steinbruch bei Hersberg (Gemeinde Bech) ....................................................................114Matthias Paulke

Ergänzungen zu „Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Großherzogtums Luxemburg“ .........124 Teil 1: BeckerichMatthias Paulke, Jean-Michel Muller

Das Fragment eines korinthischen Pilasterkapitells aus Mertert .........................................................132Gabrielle Kremer, Matthias Paulke

Archäologische Spurensuche im Depot .................................................................................................138Die Erstellung einer Datenbank der Altfunde in den Beständen des MNHA–CNRANena Sand

30 Jahre Stadtkernforschung im Lichte der jüngsten Ausgrabungen ................................................ 144im Bereich der Altstadt Luxemburgs (L)Christiane Bis-Worch

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La céramique médiévale du Xe au XVIe siècle au Luxembourg : ...........................................................162nouvelles recherches et essai de synthèseThilo Schiermeyer

Luxembourg-Ville : fouilles de la place Guillaume II. Résultats préliminaires .................................... 186documentant l’évolution entre le XIIIe et le XIXe siècle d’un ensemble ecclésiastiqueSophie Thorimbert, avec la collaboration de Clément Hervé

Qualmende Köpfe vor der belagerten Festung Luxemburg ................................................................198Die Tonpfeifenfunde aus zwei Feldlagern der Truppen Ludwigs XIVThierry Petit, Laurent Brou

Correspondance inédite entre Ernest Schneider et Marcel Baudouin, 1936/1939 .............................218Le voyage d’Ernest Schneider dans le Nord-Ouest de la France en 1939 à travers ses photographiesFrançois Valotteau

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7ARCHAEOLOGIA LUXEMBURGENSIS

Rapport d’activité 2014 .......................................................................................................................... 248

Publications 2014 des agents du CNRA ................................................................................................. 254

Communiqués de presse du Ministère de la Culture ........................................................................... 258

Recommandations aux auteurs – CNRA ................................................................................................ 264

Empfehlungen an die Autoren – CNRA ................................................................................................ 268© CNRA

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MATTHIAS PAULKE, JEAN-MICHEL MULLER

Ergänzungen zu „Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Großherzogtums Luxemburg“Teil 1: Beckerich

Eine großangelegte Bestandsaufnahme der vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle Luxem-burgs in den Jahren 1972-1976, welche durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft fi nanzi-ell gefördert und maßgeblich durch den dama-ligen Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Trier, Dr. Reinhard Schindler, vorangetrie-ben wurde, ermöglichte es alle seinerzeit be-kannten 39 Anlagen zu dokumentieren. Mit dem Erscheinen der Publikation „Vor- und früh-geschichtliche Burgwälle des Großherzogtums Luxemburg“ im Jahre 1977 legten die Autoren Reinhard Schindler und Karl-Heinz Koch ein Re-ferenzwerk vor, welches bis heute nichts an sei-ner wissenschaftlichen Bedeutung und seinem Nutzen für die Bodendenkmalpfl ege verloren hat (KOCH, SCHINDLER 1977).In den seither vergangenen 37 Jahren wurden der Bodendenkmalpfl ege des Großherzogtums jedoch mindestens sechs weitere, bisher un-bekannte Anlagen gemeldet. Das CNRA plant diese Anlagen in den kommenden Jahren zu vermessen und zu publizieren. Mit der hier erst-mals vorgestellten Anlage von Beckerich soll der

Anfang gemacht werden. Bei der Gliederung der Fundstellenbeschreibung wurde bewusst die bereits von Schindler und Koch verwendete Form zum Vorbild genommen.

Im Laufe des Frühjahrs 2011 wurde seitens der Natur- und Forstverwaltung eine Inventar-Prospektion im Forstrevier Beckerich auf einer Fläche von 800 ha durchgeführt. Am 29. März 2011 fi el bei der Begehung des Bergrückens Houbierg eine leicht ansteigende Erdanschüt-tung am Ende des Rückens auf. Auf dem Berg-sporn lag unübersehbar, an dessen äußerster Spitze, ein Graben mit anschließendem Wall. Der Abschnittsgraben ging, am süd-östlichem Ende stärker ausgeprägt, in einer sanften Kur-ve in einen heute nicht mehr genutzten Wald-weg über, der den ganzen Burgbereich einige Meter unterhalb der Plateaukante umschließt. Eine vergleichbare Situation fi ndet sich u.a. an der Bergspitze der Befestigung Kaasselbierg bei Hovelange. Auf dem Rundweg des Houbierg liegen zwei Köhlermeiler. Einzelne entwurzelte Bäume haben die Wall-Graben-Konstruktion

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beschädigt, älteres Holzrücken hat im Bereich der Zuwegung deutliche Schleifrillen hinter-lassen. Ein Ortstermin mit dem zuständigen Revierförster1 soll helfen die Anlage und deren Umfeld bei künftigen waldbaulichen Arbeiten zu schonen.

Eine unmittelbar südlich des Houbierg liegende Hügelspitze, im Bereich der Flurbezeichnung op der Waasserbaach, weist weitere Erdwerke auf. Ein eindeutiger Befestigungscharakter konnte

hier jedoch nicht festgestellt werden.Unter den Beteiligten reifte der Entschluss die Anlage von Beckerich „Houbierg“ zu vermessen und die Ergebnisse zu veröffentlichen.

Bei der Vermessung großflächiger Gelände-denkmäler kommt heute vielfach die Technik des LIDAR zum Einsatz. Das Kürzel LIDAR steht für „Light Detection and Ranging“ und wird auch als ALS (Airborne-Laser-Scan) bezeichnet. Damit ist hier die Laser-Abtastung der Erdober-

1 Unser Dank gilt dem Revierförster der Triage Beckerich Herrn Thierry Hollerich.

(Abb. 1)  Panorama-Aufnahme der Wall-Graben-Konstruktion. Rechts im Bild der Wall mit dem Wegeeinschnitt; der Verlauf des Grabens wird durch die links im Bild stehende Person markiert (Foto: M. Paulke).© C

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fläche von einem Flugzeug, einem Helikopter oder einem anderen Fluggerät aus gemeint. Ein gepulster Laserstahl wird ausgesendet und die Laufzeit von der Aussendung des Impulses bis zum Empfang des rückgestreuten Impulses ge-messen. Daraus kann die Entfernung zwischen Flugzeug und rückstreuendem Objekt berech-net werden. Gleichzeitig wird die präzise Posi-tion und Lage des Flugzeugs mittels GPS ermit-telt. Von jedem emittierten Laserimpuls kann ein Teil von der Erdoberfläche selbst, aber auch zum Beispiel von Vegetation reflektiert wer-den. Durch Auswertung des ersten und letzten reflektierten Signals (first pulse – last pulse) beziehungsweise des gesamten zeitlichen Ver-laufs des reflektierten Signals (full waveform)

kann in der Prozessierung der Daten zwischen Erdoberfläche und Vegetation unterschieden werden. Aus den so gefilterten Punktwolken-Daten können „Digitale Oberflächenmodelle“ (DOM) mit Bebauung und Vegetation sowie „Digitale Geländemodelle“ (DGM) der eigent-lichen Oberfläche erstellt werden“ (BOFINGER et al. 2011, 35). Der vermessungstechnische Auf-wand im Gelände kann somit auf ein Minimum reduziert werden. Die gewonnenen Daten sind hochpräzise und können durch eine herkömm-liche terrestrische Vermessung im Hinblick auf Punktdichte, Messgenauigkeit und Zeit nicht erreicht werden. Als nachteilig erwiesen haben sich jedoch Vegetationsmerkmale in Form eines sehr dichten und flächigen Bewuchses, bei dem

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kaum ein „last pulse“ erfolgt. Dies ist insbeson-dere bei flächigem Brombeerbewuchs und bei Nadelholzdickungen2 der Fall. Bei einer zweiten Ortsbegehung des Denkmals im Januar 2014 wurde festgestellt, dass an der Nordflanke und im Bereich des Walls sowie an dem dem Wall vorgelagerten Graben der Bewuchs in Form

von Nadelholz- und Brombeerdickungen be-sonders groß war. So entschloss man sich dazu, die Vermessung des Geländedenkmals auf her-kömmliche, terrestrische Weise durchzuführen. Im Monat Februar 2014 wurde in einer einwö-chigen Vermessungskampagne die gesamte An-lage vermessen.

2 Als Dickung wird in der Forstwirtschaft ein heranwachsender Bestand bezeichnet bei dem sich die Zweige berühren und /oder überlappen und somit ein geschlossenes Kronendach bilden.

(Abb. 2)  Der Abschnittswall von Beckerich befindet sich auf dem südöstlichen Bergsporn des Houbierges, ca. 2 Kilometer von den Ortschaften Hobscheid und Elvange entfernt (Kartengrundlage: ACT).

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Beckerich

Gem. Beckerich auf dem Hohberg / HoubiergTop. Karte 15, Redange Abschnittswallr. 62081, h. 85903 24 ar

STELLENBEZEICHNUNGHoubierg/Hohberg – (Urkataster 1827: auf dem Hohberg)

LITERATUR-/-

KARTEN UND PLÄNEVermessung Paulke (2014)

FORSCHUNGDer Abschnittswall von Beckerich hat in der Forschungsliteratur bisher keinen Niederschlag gefun-den. Der Flurname Houbierg / auf dem Hohberg lässt keine weitergehende archäologische Inter-pretation zu, da es sich nur um die Bezeichnung für einen hochgelegenen Gemarkungsteil handeln dürfte. Er umfasst nicht nur den nördlich der Flur Leerchen gelegene Bergrücken mit unserer Be-festigung, sondern auch einen zweiten, größeren Bergrücken nördlich davon, an den sich die Flur Widerställchen anschließt.

BESCHREIBUNGDer Abschnittswall liegt unweit der belgisch-luxemburgischen Grenze im südöstlichen Zipfel der Gemeinde Beckerich. Man erreicht die Anlage über den nördlichen Dorfausgang des Ortsteils von Kräizerbuch in dem man dem C.R. 106 ca. 530 m nach Norden folgt und auf einen Waldweg nach Osten abbiegt.

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Die bewaldeten Höhen dieser Gegend stellen eines der größten zusammenhängenden Wald-gebiete des Landes dar. Die isolierte Lage der Befestigung abseits von Durchgangswegen muss als ursächlich für seine späte Entdeckung angesehen werden. Die Abschnittsburg ist ein nach Nordosten abfallender, im Norden und Südosten durch Erosionsrinnen eingefasster Bergrücken. Der nach Norden und Süden be-sonders steil abfallende Bergsporn verbreitert sich nach Südwesten und wird dort durch einen Abschnittswall und vorgelagerten Graben ein-

gefasst. Die Anlage ist dadurch von dem weiter nach Südwesten höher ansteigenden Teil des langgestreckten Bergrückens abgetrennt.

Der gut erkennbare Erdwall wird in seinem süd-lichen Drittel von einem Weg durchschnitten, der durchaus als ursprüngliche Zuwegung zu deuten ist. Der Wallanschnitt zu beiden Seiten des Weges ist verschliffen. Steine eines Mauer-kerns sind nicht erkennbar. Dem 35 m langen, 1,5 m hohen und 6 m breiten Wall ist ein Graben von 2,5 m Breite und 1,1 m Tiefe vorgelagert.

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Teil des sich an den Wall anschließenden Nord-hangs waren mit Dickungen bedeckt.

Matthias PaulkeCentre National de Recherche Archéologique241, rue de LuxembourgL-8077 [email protected]

Jean-Michel MullerAdministration de la Nature et des ForêtsService des forêts81, avenue de la Gare L-9233 [email protected]

Das kleine, 60 m lange und 30 bis 45 m breite Burgplateau ist eben gestaltet und für eine Bebauung geeignet. Spuren von Steinansamm-lungen, welche auf das Vorhandensein etwai-ger Mauerzüge hindeuten sind nicht vorhan-den. Die Wurzelteller einiger umgestürzter Bäume wurden auf menschliche Hinterlassen-schaften hin untersucht – jedoch ohne Ergeb-nis. Die Fläche neigt sich leicht nach Nordwe-sten und wird heute an drei Seiten durch einen sekundären Waldweg eingefasst, der jedoch bereits seit einigen Jahren nicht mehr genutzt wird. Der Bergrücken war zum Zeitpunkt der Vermessung mit einem lichten Laubmischwald bestanden. Teile von Wall und Graben sowie ein

(Abb. 3)  Beckerich, Houbierg (Vermessung und Planerstellung M. Paulke Feb. 2014).

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LITERATUR

BOFINGER J., HESSE R. 2011. Neue Wege der archäologischen Prospektion aus der Luft. Mit Airborne-Laserscanning

Bodendenkmalen auf der Spur. Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 2011, Stuttgart, 256 S.

SCHINDLER R., KOCH K.-H. 1977. Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Großherzogtums Luxemburg. Trierer Grabungen und

Forschungen, XIII, 1, Mainz, 61 S.

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