Felix von Luschan und die Wiener Anthropologische Gesellschaft

PETER RUGGENDOREER ' HUBERT D. SZEMETHY (HG.)

Felix von Luschan(1854 -1924)

Leben und Wirken eines Universalgelehrten

BÖHLAU VERLAG WIEN ° KÖLN - WEIMAR

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Österreichische Akademie der Wissenschaften

Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien

Verein der »Freunde des Naturhistorischen l\/Iuseums« Wien

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ISBN 978-3-205-7814ó~2

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Umschlagabbildung :Archiv Szemethy

Umschlaggestaltung:Judith Mullan

Druck: General Nyomda Szeged, 6726 Szeged

Maria Teschler-Nicola

Felix von Luschan und die WienerAnthropologische Gesellschaft

Die anthropologische Forschung in Österreich war bis zur Gründung einer eigenenLehrkanzel für »Anthropologie und Ethnographie« an der Philosophischen Fakultät derUniversität Wien im Jahr 1 9 13, auf die Rudolf Pöch (I 870-1 92 1)1 berufen wurde, vonder Entwicklung, den Protagonisten und Forschungsinteressen der AnthropologischenGesellschaft, die als Drehscheibe fungierte, geprägt. Auch die Etablierung der erstenstaatlichen Forschungsstelle, der anthropologisch-ethnogra schen Abteilung am Natur-historischen Museum im Jahr 1876, wäre ohne das Engagement und die persönlichenInteressen einiger renommierter Gründerväter der Anthropologischen Gesellschaft wohlkaum gelungenz. Beide Organisationseinheiten waren personell verschränkt und verfolg-ten die gleichen Ziele, nämlich die physische und kulturelle Erfassung des ››Menschenaller Zeiten« und ››aller Erdteile«3. Das ambitionierte Programm der Gesellschaft war einumfassendes :

Es sollte erforscht werden, »Wie [der Mensch] war und wie er ist, wie er gelebt hat undheut lebt, wie er gesprochen, was er gedacht und was er mit seines Geistes und seinerHände Arbeit geleistet hat, [und] wie seine Umwelt jeweils beschaffen war«4 etc. - Diesentspricht einer universellen Fachauffassung, wie sie heute noch in den angelsächsischenLändern üblich ist. Diese Aufgaben sollten gemeinsam unter Anwendung einheitlicherGrundsätze und Methoden bewältigt werden. Insbesondere die physische Anthropologiekonnte u. a. auch deshalb Fuß fassen, weil sie über quantitative Verfahren, d. h. über ››Mes-sung«, Datensätze generieren und damit »objektive« Vergleiche zwischen den Menschenanstellen konnte; der »civilisierte Mensch« galt dabei als Maß aller Dinge. Schließlichsollte die Gesellschaft auch jenen unter dem Oberbegriff ››Anthropologie« rmierendenDisziplinen - physische Anthropologie, Urgeschichte und Ethnologie - den Weg zur uni-versitären Verankerung ebnens. Ein weiteres Ziel, das sich die Wiener Gesellschaft stellte,war die ››praktische« Umsetzung der Erkenntnisse, das »VerWerten« der ››rassenkundli-chen« und kulturgeschichtlichen Ergebnisse. In Österreich-Ungarn lebten Menschen ver-schiedener Ethnien neben- und miteinander; das Land verfügte damit über ein »reichesanthropologisches Material in den verschiedensprachigen Stämmen«, aber, so Rokitansky,


»die Bedeutung der Racen habe man sich wenig klar gemacht«; für ihn galt als »Tatsache,dass Österreich von der Lebendigkeit derselben überrascht Wurde«6.

Dass die bis zur Etablierung der Gesellschaft im ]ahr 1 870 vorliegenden anthropologi-schen Erkenntnisse in praxi noch keine Anwendung fanden, wurde von den Gründungsvä-tern bedauert und mit einer mangelhaften Au därung assoziiert. Eines der erklärten Zieleder Forschervereinigung war es daher, ››für die Ausbreitung anthropologischen Wissens inalle Kreise zu sorgen« und ››eine Praxis im bürgerlichen und politischen Verkehr an[zu]-regen« sowie »Anwalt gegen religiöse und philosophische, gegen politische und socialeGrillen und ihre Zumutungen [zu] sein«. Dem Fach war demnach von Anbeginn aucheine politische Rolle zugedacht7. Die wissenschaftliche Gesellschaft sah sich bei der Rea-lisierung ihrer Aufgaben als »Anwalt der Natur«. Dem Zwecke der Aufklärung sollte, ähn-lich wie in den deutschen anthropologischen Vereinigungen, die Einrichtung eines eigenenanthropologisch-urgeschichtlichen Museums und einer angeschlossenen Fachbibliothekdienen. Nachdem der erste Kustos dieses Museums, Felix Philipp Kanitz (1 829-19o4)8'bereits 1874 anlässlich einer bevorstehenden Orientreise seine Agenden zurücklegte,wurde der 1 873 der Gesellschaft beigetretene, knapp zo-jährige Medízinstudent Felix vonLuschan (1 854-1 924)9 mit dieser Funktion betraut.

Im Folgenden sollen einige Aspekte seiner Tätigkeit in der Anthropologischen Gesell-schaft sowie seine ersten wissenschaftlichen Beiträge, sämtliche im Publikationsorgan die-ser Gesellschaft zur Drucklegung gebracht, näher beleuchtet werden. Diese Chıellen ge-währen einen Blick aufdie Persönlichkeit des jungen Luschan und die Ausdiíferenzierungseiner wissenschaftlichen Neigungen im Verlaufe seiner knapp zehnjährigen Mitwirkungin der Wiener Gesellschaft. Es kann als gesichert gelten, dass dieser Verein mit seinemProgramm und dem aus Vertretern ganz unterschiedlicher Fachbereiche zusammengesetz-ten Gremium auf die fachliche Entwicklung des jungen Felix von Luschan maßgeblichenEin uss ausübte. Mit den Zuständigkeiten, die ihm übertragen wurden, und der Förderung,die er erhielt, konnte er sich profılieren und positionieren und beeinflusste später - alsLehrer der nächsten Generation -in erheblichem Maße auch die weitere Entwicklung derphysischen Anthropologie in Österreich.

ERSTE PUBLIKATIONEN

Felix von Luschan absolvierte das Akademische Gymnasium in Wien, wo auch der Geo-loge und Paläontologe Dr. Johann Nepomuk Woldšich (1 834-1906), Gründungsmitgliedund Ausschussrat der Gesellschaft, ab 1 861 als Lehrender tätig war. Möglich ist, dass Lu-schan bereits über diesen Lehrer mit den anthropologischen Fächern in Berührung kamm.

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Felix von Luschan und die Wiener Anthropologische Gesellschaft '

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Abb. 1.' Das Ehepaar Lusc/arm anlässlich seines 25-jährigen Hacbzeitijuóiläums

Unmittelbar nach seinem Abitur, 1 871, begann Luschan mit dem Studium der Medizinan der Wiener Universität, Welches er 1 8 8 mit der Promotion zum Doktor der gesam-ten Heilkunde beendete. Der Anthropologischen Gesellschaft schloss er sich bereits inseiner Ausbildungszeit an, hier fand er in Ferdinand von Hochstetter (1 829-1 884) einenmaßgeblichen Förderer“, dessen Tochter Emma er später ehelichte (Abb. 1); erste wissen-schaftliche Publikationen, eher im Stile von Fundberichten gehalten, erschienen 1 872 imzweiten Band der Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft. Vorgestellt wurdendas Ergebnis einer Ausgrabung in einer bronzezeitlichen Begräbnisstätte in Villach, die erim Sommer 1 871 selbst vorgenommen hatten, eine kleine archäologische Privatsammlungaus Mexiko” und eine Grabung in den Villacher Höhlen“. Zudem findet sich auch einein der Folge zu gröberen Meinungsverschiedenheiten Anlass gebende kurze anthropologi-sche Arbeit über die in agy Sáp (Ungarn aufgefundenen menschlichen Skelettresteß _

Felix von Luschan scheint das Potenzial des neuen ournals für die Vorlage von Funden,die er - speziell in den Anfangsjahren - zum Teil selbst geborgen und der Gesellschaft als


Geschenk überlassen hatte, sehr früh erkannt zu haben. Diese Abhandlungen zeichnenihn nicht nur als an allen Teildisziplinen der Anthropologie Interessierten aus, sonderndokumentieren in manchen Abschnitten ein gut entwickeltes Selbstbewusstsein. Die vonihm durch polemische Anmerkungen evozierten Konflikte Wurden auch in schriftlicherForm in den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft ausgetragen und betrafenprimär das strittige diluviale Alter menschlicher Skelettreste und die Neandertalerdebatte.lnvolviert in diesen Disput waren neben Luschan der Geologe Johann Woldfich, GrafGundacker von Wurmbrandló und - indirekt - auch RudolfVirchow.

Anlassfall war der bereits erwähnte, angeblich aus diluvialen Schichten geborgene Schä-delfund von Nagy Sáp, dessen morphologische Merkmale nicht in das bis dahin bekanntelangschädelige (dolichokrane) Formenspektrum des Diluviums passte” (Nagy Sáp war er-heblich breiter/runder). Luschans Sichtweise ist in Anbetracht des Desideratums an Ver-gleichsmaterial und der Fundumstände kaum nachvollziehbar: Statt die Altersbestimmungzu hinterfragen, stellte Luschan die Existenz einer langschädeligen ››Rasse<<, welche bisdahin durch die Funde aus dem Neandertal und Brüx dokumentiert zu sein schien, prin-zipiell infrage. Deren Langschädeligkeit wäre Resultat eines (vorzeitigen) Verschlusses derPfeilnaht und damit pathologisch; eine Meinung, die auch vom Wiener Anatomen undAusschussrat der Gesellschaft, Professor Carl Ritter von Langer (1 8 19-1 887)18, vertretenwurde, in dessen Auftrag Luschan die Beschreibung und Publikation des Nagy-Sáp-Fumdes vorgenommen hatte. Johann Woldfich, obwohl Geologe, kritisierte und korrigierte Lu-schans anthropologische Beurteilung: Schädelform wie Volumen sprächen eindeutig gegendiluviales Alterlg, Prognathie (Vorkiefrigkeit) läge keine vor und die Fundumstände seiennicht eindeutig genug, um eine Zuordnung zur ›LÖßzeit< zu rechtfertigen. Von LuschansBeweisführung blieb eigentlich nichts übrig. Vielleicht hätte ein anderer junger Wissen-schaftler die Kommentare eines erfahreneren Kollegen zum Anlass genommen, seine Ar-gumente zu überdenken. Luschan reagierte anders (möglicherweise, weil Woldfich auchden Fund von Brüxzo anders einordnete als Luschanzl).

lm Zuge der Bearbeitung des Kraniums eines ungarischen Soldaten, der 1 859 von CarlLanger wegen »der unglaublichen Häßlichkeit des Gesichtes zum Macerieren be-stimmt«22 worden war und der Ähnlichkeiten zum Neandertaler und Brüx-Fund aufweisensollte23, stellte Luschan Woldfichs Diagnose im Falle des Brüx-Fundes seinerseits infrage.Er bezweifelte, ››dass es Herrn Gymnasial-Professor Woldfich um eine ernste Darlegungirgend einer wissenschaftlichen Ansicht zu thun war«, denn »seinem geologischen Be-richt merkt man nur zu sehr die stille Trauer darüber an, dass die Reste des heimathli-chen Urmenschen des :böhmischen Neanderthalers< in so nüchterne Hände geriethen, dienicht einmal Humbug damit zu treiben verstanden«24. Überdies sei Woldfichs Abbildungder Schädelkalotte »zwar nicht richtig[e], dafür aber allerdings sehr orignell[e]«. Nur aus

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Felix von Luschan und die Wiener Anthropologische Gesellschaft

»Rücksicht auf die auswertigen Leser unserer ›Mitteilungen<, denen die Persönlichkeitenunbekannt sind«, sei Luschan gezwungen, den ››versteckte[n] lnvectiven« des »älterenCollegen in der Weise entgegenzutreten«25 _ Woldšichs Antwort darauf ist durchaus nach-vollziehbar. Er kritisierte die »masslose Sprache des Herrn Med. Studiosus«, die nicht sosehr seine ››Arroganz, als vielmehr die Naivität« ausdrückte, mit der sich dieser ››unange-griffen und unberechtigt in eine Polemik« eingelassen hattezó. Denn offensichtlich passtenWoldiichs Befunde nicht ››zu den phantastischen Combinationen des Herrn Luschan überdiluviale Schädel«27.

Dieser interne, aber öffentlich ausgetragene Konflikt spielte, wie oben erwähnt, in dieNeandertaler-Debatte hinein. Rudolf Virchow, dessen Leistungen aufvielen Gebieten alsunumstritten gelten müssenzg, dominierte diese Diskussionen mit seiner Fehlinterpreta-tion (der Neandertaler-Fund sei nichts anderes als ein mit Gelenkaffektionen behafteterpathologischer Fall) und behinderte über viele Jahre die Anerkennung des Neandertaler-Fundes als diluviale Menschenform. Erst als die Gleichzeitigkeit des Vorkommens vonpleistozänen Tier- und Menschenresten in einem eindeutigen, auch sedimentologisch ge-sicherten Fundverband als erwiesen galt (hierfür waren die 1 899 entdeckten Funde vonKrapina, Kroatien, maßgeblich), wurde diese Tatsache allgemein akzeptiert.

Carl Toldt (1 840-1 92o)29, Professor für Anatomie an der Wiener Universität, späterPräsident der Akademie der Wissenschaften wie der Anthropologischen Gesellschaft,sollte diese Ablehnung Virchows als »Abneigung gegen voranstürmende zeitgenössischeGelehrte«3° interpretieren und kritisierte in subtiler Weise, dass er das Gewicht phylo-genetischer Argumente wohl zu gering bewertet hatte. In Wien jedenfalls teilten einigezeitgenössische Wissenschaftler Virchows Sichtweise, überraschenderweise auch der sonsteher mit diesem Epitheton eines »voranstürmenden Gelehrten« treffend zu charak-terisierende junge stud. med. Felix von Luschan. Ob aus Überzeugung oder schlicht Op-portunismus, Luschan suchte mit einer etwas ungewöhnlichen Argumentationslinie dieAnsicht des Altmeisters der Pathologie bezüglich der Deutung des Neandertaler-Fundeszu unterbauen: Virchow habe mit unwiderstehbarer Logik bewiesen, dass dieser Mensch»in seiner Kindheit an Rachitis gelitten<<, auch sonst noch eine Reihe anderer Defekte auf-gewiesen und dennoch ein »hohes Greisenalter« erreicht hätte“. Aus dem ››Greisenalter«wiederum leitete er die Schlussfolgerung »auf eine bedeutend vorgeschrittene Cultur undeinen geordneten Familien- und Stammesverband« ab, denn nur so konnte sich ››eine soviel geprüfte Persönlichkeit« bis zum hohen Greisenalter erhalten. Nach Luschans An-sicht war damit der Beweis erbracht, dass man den Neandertaler nicht notwendigerweiseauf eine tiefe Kulturstufe stellen müsse. Der, laut Selbsteinschätzung, um Objektivität be-mühte Johann Woldfich hingegen sympathisierte mit der Deutung des Neandertalers alsVormenschenform.


Eine Diskussion dieser Art war möglich, da geologische und paläontologische Faktenfehlten. Man hatte tatsächlich keine Vorstellung über Sedimentierungsvorgänge im Löß,ja nicht einmal eine Idee darüber, wie dieser überhaupt entstanden war. Die Funde warendamit zeitlich nicht xierbar.

Viele Jahre lang beschäftigte die Frage nach der Simultanität von diluvialen Tierknochenund Artefakten die scienrgíc community; einige Wissenschaftler der Wiener Gesellschaft -dazu gehörten Felix von Luschan und der Urgeschichtler Matthäus Much32 - bezweifeltendiese Möglichkeit, andere, wie Gundacker Grafvon Wurmbrand, bezogen Gegenposition.Die Tatsache, dass Josef Szombathy als Kustos der 1876 geschaffenen anthropologisch-ethnogra schen Abteilung seine Ausgrabungen in der mährischen Höhle von Mladec indem Augenblick als abgeschlossen betrachtete, als für ihn die Frage des gleichzeitigenVorkommens von eiszeitlicher Fauna, menschlichen Relikten und Artefakten geklärt war33,untermauert den Stellenwert, welcher dieser Frage Anfang der 1 88oer-Jahre beigemessenwurde.

VERBREITUNG ANTHROPOLOGISCHER ERKENNTNISSE '

Ein Element der erfolgreichen Etablierung der neuen Disziplin in Wien war neben derZeitschrift, welche innerhalb kürzester Zeit ››zu einem achtenswerthen Werke der Publi-cistik aufwissenschaftlichem Gebiete« avancierte“, auch die im Programm festgehaltene››Verbreitung« anthropologischer Kenntnisse. Der Stellenwert dieses Zieles spiegelt sich inder ministeriellen Forderung nach diesbezüglicher jährlicher Berichtlegung” wider. Zuerreichen suchte man es mit der Scha :ung eines »Museums der anthropologischen Gesell-schaft«. Erste Objekte wurden von der geologischen Reichsanstalt und der geografischenGesellschaft doniert36. Als Kustos wurde F. Kanitz bestellt, der diese Funktion anlässlichder zweiten Jahreshauptversammlung im März 1 873 wegen seiner bevorstehenden Orient-reise zurücklegtew.

In diese Zeit fielen auch die Vorbereitungen für die erste große, öffentlichkeitswirksameAktion, die Teilnahme an der Wiener Weltausstellung des Jahres 1 87338. Dem zehnköp-figen Ausstellungskomitee gehörte auch der 187 3 in die Gesellschaft eingetretene undim gleichen Jahr mit der Funktion der Rechnungsführung betraute stud. med. Felix vonLuschan an39. Die Realisierung dieses Projekts war schwierig“, man suchte auch nochim Mai des Jahres durch Ausgrabungen die Objektbasis zu vergrößern. Die Expositionumfasste schließlich 3.ooo Gegenstände“. Luschan war mit seinen Objekten nicht nurüber den Aussteller ››Anthropo1ogische Gesellschaft«, sondern auch als Privatsammler inder österreichischen »Abteilung der Amateurs« vertreten. Aus seinem Fundus stammten

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steinzeitliche Höhlenfunde42, bronzezeitliche Urnen aus Kärnten, Funde aus Oberöster-reich sowie Bronze-Altertümer aus den Gräbern bei Villach“. Was das ›anthropologischeMaterial< betraf, war wenig zu sehen:

eine Anzahl von Schädel Österreichischer Wlkstypen, welche Prof Hyrtl exponierte, dann das Skelet-

zuenn ich recht vermute - einesjapanesen, und dasjenige, -was der Sammlung unserer Gesellschaft an-

gehört, darunter der viel umstrittene, hei seinem Erscheinen mit greßen Erwartungen hegriwte - und

jetzt mitgeheimer Schauer gemiedene Schädel soon Brax. Diese sch-wache Vertretung rein anthropologi-

scher Ohjehte darfnicht hefremden, sie sind an sich nicht haigíg, und was man auch sagen moge, wohl

ein Gegenstand tie ernster Studien, aher kein geeignetesAusstellungsohject.44

Nur ein Jahr nach der Publikation scheint der Brüx-Fund eher unter den varia auf, Lu-schan selbst lieferte dazu m. W. keine weitere Stellungnahme ab. Erst im Jahr 19o5, nach-dem die Species ››Homo primigenius« (hierunter wurden alle neandertalerähnlichen For-men subsumiert) mehr oder weniger akzeptiert war, machte Gustav Schwalbe nochmalsdiesen Fund und seine Bedeutung für die Vorgeschichte des Menschen zum 'lhema45. Eshandelte sich keineswegs, wie Luschan postulierte, um einen ››pathologischen, durch früh-zeitigen Schluß der Sagittalnaht skaphocephalen Schädel«, sondern um den eines norma-len, älteren männlichen Individuums. Die atypische Länge war postmortal durch seitlicheKompression entstanden, zwei andere Merkmale waren seiner Ansicht nach indikativ füreine Zwischenstellung zwischen H. primigenius und H. sapiens, positionierten ihn aber nä-her beim H. sapiens. Das geologische Alter wurde bereits durch Woldfich richtigerweise als

)4s››altalluvial« eingeschätzt (meso- oder neolithisches Alter ist wahrscheinlich .Obwohl die Objekte der Anthropologischen Gesellschaft bei der Weltausstellung an-

geblich kaum wahrzunehmen waren, war das Echo sehr positiv", der Wert der Samm-lungen wurde mit Fortschritts- und Verdienstmedaillen anerkannt, und der Erfolg dieserUnternehmung rechtfertigte Aufwand und De zit in den Ausgaben, zumal die Gesell-schaft ihren Zweck, »zur wissenschaftlichen Belehrung und zur Verbreitung anthropo-logischer Kenntnisse beizutragen, vollkommen erreicht«48 hatte. Felix von Luschan wurdebei der Jahreshauptversammlung des Jahres 1 874, wie erwähnt, nach dem Ausscheiden desKustos F. Kanitz zum Kustos des Museums der Gesellschaft gewählt, im gleichen Jahr ge-lang es auch, die Bibliotheks- und Museumsbestände” angemessen unterzubringenm.

Luschan strebte die Vergrößerung der Sammlungsbestände und die Optimierung ihrerZugängigkeit an. Er forcierte den Austauschverkehr von Skeletten und Gips-Abformun-gen (die er zum Teil selbst verfertigte51) mit anderen Museen und Privatsammlungen undbemühte sich um die Neuaufstellung einer 8oo ››Racen«-Schädel umfassenden KollektionAu ustin Weisbachsü, die un enutzt in einem De ot zu verkommen drohte. Hier machteg 8 P

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sich Luschans Talent als Organisator und Administrator bemerkbar, der, wie MarionMelk-Koch betonte, »klug und energisch die systematische Vermehrung der Sammlungs-bestände«53 zu betreiben vermochte. Geplant war auch die Produktion eines illustrierten,systematischen Kataloges, um die Sammlung auch jenen zu vermitteln, denen diese nichtzugängig war. Realisiert wurde schließlich eine Minimalversion in Form der ››Materialbei-träge«, detaillierte Beschreibungen einzelner ausgewählter Fundposten, die in den »Mit-teilungen der anthropologischen Gesellschaft« abgedruckt wurden.

Luschans Berichte spiegeln nicht nur sein breitgefächertes Interesse und seine Begeis-terung für die anthropologischen Fächer wider, sondern vermitteln auch einen Eindruckvom Aufwand, der mit der Akquisition eines Sammlungsgrundstockes für die neue Wis-senschaft vom Menschen gekoppelt war. Es könnten ››mühevolle Erfahrungen« solcher Artgewesen sein, welche in der Folge viele (Human-)Wissenschaftler zum Ergreifen »güns-tiger Gelegenheiten« animierten (z. B. stellte der Krieg eine solche ››Option« dar, s. dazuspäter), um ihre Sammlungen und Datensätze zu erweitern. Die ››Mitteilungen« jeden-falls boten Luschan die Option zur internationalen Pro lierung und waren ein wichtigerSchritt zur Habilitation.

Die Tätigkeit als Musealkustos verhalf dem mit einem gewissen Drang zur Selbstdar-stellung Ausgestatteten zur Akzeptanz im Gremium. 1 87 5, anlässlich der Akquisitioneiner sehr schlecht erhaltenen kraniologischen Sammlung“, brachte Luschan einige Päck-chen in die Sitzung mit, um die Unmöglichkeit der Rekonstruktion dieser Schädelreste zudemonstrieren. Er »habe diese Arbeit [aber] gleichwohl versucht« und dadurch ››eine nichtunbedeutende Anzahl von anthropologisch verwertbaren Schädeln ir unsere Sammlunggewonnen«55 .

Der Bericht dokumentiert auch sein obsessives Interesse am Ausbau der ethnogra -schen Sammlung. Die Akquisition von Ethnografika müsste integrativer Bestandteil einerGesellschaft sein, die sich eine ››anthropologische« nannte. Eine Anthropologie könnenie zu Resultaten gelangen, solange sie ››auf einem engherzigen, kunsthistorischen Stand-punkt«56 beharre. Diese Anmerkung richtete sich offensichtlich gegen die Vormachtstel-lung der Archäologen in der Anthropologischen Gesellschaft. Luschan gibt sich damit alsProponent einer Naturgeschichte des Menschen in ihrem weitesten Sinne zu erkennen, dieohne rezentes ethnografisches und vergleichend anatomisches Material »ein gordischerKnoten« bliebe, ››den die abstracte Archaeologie nie lösen, nur zerschneiden würde«57.

Er kritisierte auch die vielen uneinheitlichen Methoden der Schädelmessung, die seinerAnsicht nach ein vergleichendes Arbeiten kaum zulassen. Die ››Unzahl Maasse«, die man-che Wissenschaftler abnahmen, um »dann nicht mehr die Photographie unserer Freunde,sondern ihre mathematische Formel zur Erinnerung aufbewahren«58 zu können, hielt erfür unsinnig. Er selbst nahm Maße nach einem Schema ab, das Barnard Davis aufgestellt

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hatte und in vielen Bereichen dem später von Rudolf Martin bekannt gemachten glich.1876 stellte Luschan unter dem Titel »Mitteilungen aus dem Museum der Gesellschaft«insgesamt elf anthropologische und archäologische Einzelfunde vorsg, im nächsten Bandfehlt diese Kategorie. Luschans Pläne wurden (kurzfristig) von der Realität in Form derReorganisation der Wiener naturhistorischen Hof-Museen überrollt. Mit dem Bau einesneuen Museumsgebäudes an der Ringstraße und der Einrichtung einer anthropologisch-ethnogra schen Abteilung war eine mit kaiserlicher Munifızenz dotierte Sammlung ge-schaffen worden, neben der das mit beschränkten Mitteln ausgestattete Gesellschaftsmu-seum kaum hätte länger bestehen können. In der Jahresversammlung im Februar 1877wurde beschlossen, die anthropologisch-urgeschichtliche Sammlung und die Bibliothekder Gesellschaft an das k. k. Naturhistorische Hof-Museum abzutretenóo. Auf die Dar-stellung dieser Vorgänge soll hier verzichtet werden, sie wurden bereits im Detail von An-gelika Heinrich analysiert“.

Mit der Weltausstellung in Paris im Jahr 1878 bot sich neuerlich eine Gelegenheit,die Errungenschaften einer neuen Disziplin der Öffentlichkeit bekannt zu machen. DasMandat dafür wurde der Anthropologischen Gesellschaft übertragen. Im November 1 877wurde ein »Special-Comité« gewähltóz. Luschan war Delegierter des Komitees und sehrum das Zustandekommen und die Durchführung dieser Ausstellung bemüht. In Paris warer mit der Installation der Objekte vor Ort betraut gewesen. Das Komitee konnte 5 3 Aus-steller, öffentliche Museen und private Sammler für eine Beteiligung gewinnen (darunterdas Naturhistorische Hof-Museum, das Anatomische Institut, die Hochschule für Bo-denkultur, die statistische Centralkommission u. a.)63. Die Anthropologische Gesellschaftselbst war ausschließlich mit Bibliotheksbeständen und Schriften, das NaturhistorischeMuseum hingegen mit einer beachteten Sonderschau urgeschichtlicher Funde beteiligt,darunter zwei Skelette aus dem Gräberfeld von Hallstatt und Bro-nzeobjekte, die von Fe-lix von Luschan gesammelt worden waren. Den Berichten zufolge war Österreich nebenFrankreich offensichtlich am besten repräsentiert. In der Jahreshauptversammlung 1 879wurde der junge Luschan, der anlässlich dieser Weltausstellung auch seine Anthropologie-kenntnisse beim namhaftesten französischen Gelehrten dieser Zeit, Paul Broca64, vertiefenkonnte, in den Ausschuss der Gesellschaft gewählt (anstelle des in das Präsidium gewähl-ten von Langer). Obwohl die Übergabe des Museums an die kaiserlichen Sammlungenbereits vollzogen war, führte Luschan nun seinen Plan bezüglich der Vorlage von »Mit-theilungen« weiter; die Berichte X11-xs/11 wurden 1 87965, die letzten Berichte xv111-xxıvim Jahr 1 88 166 publiziert. Die Diskontinuität hing mit Luschans Bosnien-Einsatz undeinem längeren Auslandsaufenthalt zusammen.

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BosN1E.N, DAS ››1<RAN1oLoG1scHE ELDoRADo«67

Bei der Versammlung österreichischer Anthropologen und Urgeschichtsforscher, welcheam 28. und 29.Juli 1879 in Laibach stattfand, wurde durch den Schriftführer Dr. Dresch-mann auch ein Bericht Felix von Luschans, der an der persönlichen Teilnahme verhindertwar, zur Verlesung gebracht“. Luschan referierte hierin über Gräber, die er während seinesTruppendienstes in Bosnien dokumentierte und öffnete. Aus der Tatsache, dass er ››nichtfreiwillig und als Reisender, sondern gezwungen und als Militärarzt«69 nach Bosnien ge-kommen war, suchte er die territoriale Beschränkung auf sein kleines Untersuchungsgebietzu begründen. Der strenge Truppendienst ließ ihm außerdem nur ab und zu im Ausmaßvon einigen Wochen Gelegenheit für archäologische und ethnografısche Arbeiten im Lan-desinneren.

Hier, in der Gegend um Olova, Kíselj ak und bei Tuzla, hatte er dem Bericht zufolge zu-nächst 3o Gräber des 14.Jahrhunderts geöffnet und aus diesen neun Schädel entnommenund konserviert. Die Bedingungen waren zu ungünstig, als dass er »mehr hätte in leid-lichem Zustand nach Hause schaffen können«7°. Ob sich hierunter, worauf eine Fußnotein Luschans Bericht hindeuten könnte, tatsächlich auch die Gräber von Juden spanischenUrsprungs befanden, muss weiteren Recherchen vorbehalten bleiben“. In einem anderen,südlich von Tuzla gelegenen größeren Gräberfeld legte er 40 Gräber frei und barg eben-falls Schädel, 3o an der Zahl, die seiner Ansicht nach durch »besonders vornehme Formenausgezeichnet« waren72. Diese Schädel dürften überwiegend jenen Bestand repräsentieren,der 1 879 von der Anthropologischen Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hof-Museumsum den Preis von 150 Gulden von Luschan angekauft wurde (Inv.-Nr. 996-1 o3 2)73 . So-wohl die im Inventar vermerkte Anzahl (N = 39) sowie Datierungs- wie Herkunftsanga-ben finden eine Entsprechung in Luschans Bericht vor der Versammlung österreichischerAnthropologen. Mit Ausnahme von zwei Exemplaren, die Angehörige des Militärs (Ober-leutnant Kuck, Hauptmann Schaffer) an Luschan abgetreten hatten, handelt es sich umRelikte, die von Luschan selbst geborgen wurden.

Seiner Ansicht nach waren die Verhältnisse in Bosnien ››für kraniologische Studien«und speziell für die »Akquisition ganz alter Schädel ungemein günstig« 74. Mehr noch, ››diegeringe Dichte der Bevölkerung, die mangelhafte Bodencultur und wohl auch die Pietätder Mohammedaner für Grabstätten jeder Art machen Bosnien zu einem kraniologischenEldorado, und ich besitze schon jetzt von dort mehr Schädel aus dem vierzehnten Jahrhun-dert, als aus dieser Zeit in allen fremden Sammlungen zusammengenommen existiren«.75Luschan wurde bei seinen Arbeiten von seinem Vorgesetzten, Major von Vahlkampf, in»unvergleichlicher Weise gefördert«76. Im Prinzip ist hier etwas vorweggenommen, wasspäter dann durch die in großem Stil durchgeführten Vermessungsaktionen an Kriegsge-

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fangenen des Ersten Weltkrieges deutlich sichtbar wird, nämlich die Bedeutung des Krie-ges bzw. die Nutzung kriegsbedingter Umstände für Materialakquisitionen, sei es in Formvon Messaktionen an Lebenden oder durch Vergrößerung kraniologischer Vergleichs-sarnmlungen für eine um Etablierung und Pro lierung bemühte Wissenschaft. Luschanselbst betonte, dass er dieses Resultat ohne die Unterstützung durch die Okkupations-armee nie erreicht hätte. Er hatte aus Bosnien »reiche Schätze« zurückgebrachtw und da-rüber auch im Anschluss an die Ausschusssitzung vom 8. März 1 88 1 berichtet78. Luschankam mehrfach nach Bosnien und Dalmatien zurück. Einen längeren Aufenthalt in Ragusa(= Dubrovnik) nutzte er zum Studium mittelalterlicher Urkunden und Denkmäler, um dieGeschichte slawischer Völker besser zu verstehen. In der darüber erschienenen, eher un-bedeutenden Arbeit weicht er von seinem ureigensten Fachgebiet weit ab und rezipiert imPrinzip in Kurzform ein literaturhistorisches slawisches Standardwerk, das er mit einigenÜberlegungen zum Panslawismus, zur Nationalitätenfrage, zu Sprache und Sprachtalentabrundete, welches den talentierten Österreicher quasi schon als ››Raceneigenschaft« aus-zeichnet79.

1 88 1 unternahm Luschan eine erste Reise ins südwestliche Kleinasien und berichtete am13. August des Jahres im Rahmen der zweiten Versammlung österreichischer Anthropo-logen und Urgeschichtsforscher in Salzburg (1 2.-15. August 1 88 1) mit dem Titel »Reisein Karien und Lycien« über seine Erfahrungenso; gleichzeitig wurden seine »prachtvollenphotographischen Aufnahmen« von Lykien in einer Ausstellung prähistorischer und eth-nogra scher Gegenstände gezeigtsl.

»IM NAMEN DER EXACTEN ANATOMIE ...«82

Ein genauerer Blick auf die Versammlung in Salzburg ist noch aus einem anderen Grundangebracht. Der mährische Archäologe Carl Maška stellte einen diluvialen Skelettfundvor, den er im August 1 8 8o in der Sípkahöhle (Stramberg, Gegend von Olmütz, Mähren)83u. a. mit finanzieller Unterstützung der Prähistorischen Kommission der ÖsterreichischenAkademie der Wissenschaften geborgen hatte. Er war überzeugt davon, dass es sich um dasbisher »einzige [menschliche] Exemplar aus dem Diluvium in der Monarchie« handelte ~und im Prinzip lag er mit dieser Sichtweise richtig. Der massive Unterkiefer gehörte einemKind zu und war durch ein ungewöhnliches Merkmalsspektrum charakterisiert. Wie beimFund von La Naulette (Belgien, 1 866 entdeckt), den man mit den Neandertaler-Fossilienin Verbindung brachte, fehlte eine Kinnbildung. Maška ordnete daher den Sípka-Fundeinem pithekoiden, ››sehr niedrigen Organismus« zu84. Eine pathologische Causa schlossener und der anerkannte Anatom Hermann Schaaffhausen (1 8 1 6-1 893) dezidiert aus. Da ei-

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nige kleine Teilstücke durch Schaaffhausen rekonstruiert worden waren, evozierte Luschaneine Diskussion, indem er ››im Namen der exacten Anatomie« dagegen protestierte, »auseinem solchen Fragment, von welchem man nicht weiß, was aus ihm Kleister und Gyps,und was echt ist, so weittragende Schlüsse« zu ziehen85. Luschan, der sich gerade im Sta-dium seiner Habilitation befand, polarisierte. Schaaffhausen wies seine unerhörte Kritik,die ihm eine Fälschung unterstelltegó, zurück und wich auch in der hitzigen anschließen-den Diskussion »kein Jota« von seiner Interpretation ab. Für Virchow repräsentierte dasSípka-Fragment neuerlich einen pathologischen Fall (Hemmung der Zahnentwicklung).Auf seinen Vorschlag hin wurde noch im Rahmen dieser Tagung eine Kommission zurEntscheidungsfindung eingesetzt, deren Votum sollte verbindlich sein. Bedauerlicherweiseäußerte sich dieses Gremium, dem neben Felix von Luschan, Rudolf Virchow, JohannesRanke (1 8 3 6-1 9 1 6), Hermann Schaaffhausen, Franz von Tappeiner (1 8 1 6-1 9o2), die Ber-liner Ärzte Max Bartels, Leopold Lewin u. a. angehörten, nicht im Sinne Maškas undSchaaffhausens87, sondern schloss sich dem Abstammungskritiker Virchow an.

DER ERSTE »PHYSISCHE ETHNOGRAPH« IN w1EN

Luschan war ab 1880 Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und reichteam 24. März 1 88 1 an der Wiener Universität sein Habilitationsgesuch für physische Eth-nogra e ein88. Die Berichterstattung wurde einem Komitee übergeben, dem der AnatomCarl von Langer (1 8 19-1887; Ausschussrat der Anthropologischen Gesellschaft), derPhysiologe Ernst Wilhelm von Brücke (1 8 1 9-1 892; Mitglied der Anthropologischen Ge-sellschaft) und der Psychiater Theodor Meynert (1 8 3 3-1 892; Ausschussrat der Anthropo-logischen Gesellschaft) angehörten. Alle drei waren der Anthropologischen Gesellschaftassoziiert. Den Nachweis seiner Publikationstätigkeit erbrachte Luschan mit den bereitserwähnten, zwischen 1 872 und 1 88 1 in den Mitteilungen der Anthropologischen Gesell-schaft publizierten Beiträgensg. Obwohl die Kommission die Ansicht vertrat, dass das Fach,das sich nicht nur mit dem Menschen der Gegenwart, sondern auch seiner Vergangen-heit befasste, als gesamtes besser an der Philosophischen Fakultät angesiedelt wäre, hattesie »gegen die einfache Habilitierung an der medizinischen Fakultät nichts wesentlicheseinzuwenden«, zumal Luschan die Venia legendi nur für den Teilbereich der physischenEthnogra e anstrebte. Mit der Begründung, dass er schon als Medízinstudent anthropo-logische Untersuchungen angestellt habe und seine Publikationen auch Anerkennung inden Kreisen der Anthropologen gefunden hätten, wird er - ohne Habilitationsschrift - zu-gelassengo. Auch in der folgenden Professoren-Kurie wird mit 15 : 6 Stimmen die Weiter-führung des Verfahrens bestätigt. Im Oktober absolvierte er erfolgreich Kollegium und

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Probevorlesung, letztere mit dem Titel ››Über die physischen Merkmale der wichtigstenMenschenrassen«91, im November bestätigte ihm das Professoren-Kollegium einstimmigdie Privatdozentur für das von ihm gewählte Teilfachgebiet »Physische Ethnographie«.Luschan war damit der erste Anthropologe mit Lehrbefugnis in Wien.

In der Zeit zwischen Anfang April bis Ende September 1 882 nahm er an der großen,von Otto Benndorf (1 8 3 8-1 907), Georg Niemann und Eugen Petersengz geleiteten archäo-logischen Expedition nach Lykien und Karien teil und kehrte nach einem kurzen, achttä-gigen Aufenthalt in Europa neuerlich nach Kleinasien zurück, um weitere ethnografıscheund archäologische Studien in Lykien, Pamphylien und auf Rhodos durchzuführen93. Da erannehmen musste, durch das lange Fernbleiben seine foenia in Wien zu verlieren, ersuchteer im Februar 1883 das Wiener Professorenkollegium, ihm diese im Falle einer Nichtab-haltung nicht zu entziehen. Er wollte auf Einladung der königlich Preußischen Akademieder Wissenschaften als Arzt eine Expedition nach Kurdistan und in das obere Euphrat-Ge-biet begleiten. Beide Unternehmungen würden für das Fach einen besonderen Gewinn inAussicht stellen. So beabsichtigte er u. a. mikroskopische Präparate über die Aleppo-Beule(= Orient-Beule, Leishmaniose) anzufertigen und diese auch an sich selbst zu studieren (I).Dem Schreiben fügte er Skizzen seiner bisherigen Kleinasien-Reisen bei, auch den Vermerk,bereits mehr als 5oo fotografische Aufnahmen gemacht zu haben.

Im Januar 1 886 teilte Luschan, der ab 1 88 5 als Directorial-Assistent am Berliner Mu-seum für Völkerkunde beschäftigt war, dem Dekanat der medizinischen Fakultät in Wienschließlich mit, dass er ab 1 886 definitiv in den preußischen Staatsdienst eingetreten seiund daher die Streichung aus der Liste der Privatdozenten in Wien anstrebte94. 1 888 sollteer sich in Berlin nochmals für physische Anthropologie habilitieren. Damit verliert sichLuschans Spur in der österreichischen Szene der Anthropologie fast gänzlich, sie wird erstwieder ab 19oo konkret in der Zusammenarbeit mit einem seiner namhaftesten WienerSchüler und späteren ersten Lehrkanzelinhaber für Anthropologie und Ethnogra e, Ru-dolf Pöch, sichtbar.

RUDOLF PÖCH UND FELIX VON LUSCHAN

Rudolf Pöch (1 8 7o- 1 9 2 1) wurde im Juli 1 8 9 5 an der Universität Wien zum Doktor dergesamten Heilkunde promoviert und nahm 1896 an der II. medizinischen Klinik eine

esAspirantenstelle bei Eduard von Neusser (1852-1912) an ; Pöch selbst dürfte seinemedizinische Ausbildung bereits von Anbeginn an als ››praktische[n] Vorbereitung fürkünftige naturwissenschaftliche Forschungsreisen« gesehen habengó. Er hatte ja nicht nuram Wiener Museum Gelegenheit, sich anthropologisch-ethnogra sch fortzubilden, son-


dern vermutlich auch in Zürich, wo er im Sommer 1891 sein einziges Auslandssemesterverbrachte. In Zürich existierte ab 1889 ein Ethnografısches Museum und Otto Stoll(1 849-1 922), Mediziner, Sprachforscher und Ethnogra seit 1 894 an der PhilosophischenFakultät habilitiert, bot hier bis 1 89 1 Vorlesungen zum Thema »Anthropologie und Eth-nographie« an97. Als sich die Akademie der Wissenschaften 1 897 dazu entschloss, eineGruppe von Wiener Arzten zum Studium der Pest nach Indien zu entsenden, wo diesein für Europa beunruhigender Weise ausgebrochen war, bot sich für Rudolf Pöch die Ge-legenheit, diese Expedition als Hilfsarzt und Fotograf zu begleiten und »seinen Forscher-drang an einem freilich gefahrvollen Ziele zu betätigen«98. Sein über die Medizin hinaus-gehendes Interesse dokumentieren die vielen Aufnahmen, die Pöch in Indien ››bei jederGelegenheit« gemacht hatte99. Diese Reise brachte ihn erstmals unmittelbar mit fremdenVölkern in Berührungloo und mag auch grundlegend für seinen Entschluss gewesen sein,zusammen mit seinem Freund Richard Thurnwald im Herbst 19oo für ein Jahr nach Ber-lin zu gehen. Für Pöch stand - nach Absprache mit Felix von Luschan - die Aussicht aufeine im Auftrag des Museums für Völkerkunde zu unternehmende Ozeanienreise, fürThurnwald der Wunsch nach Fortsetzung seiner orientalischen Studien als Argument imVordergrund. Pöch ließ sich als außerordentlicher Hörer an der Universität Berlin ein-schreiben und wird noch im Herbst als Volontär am Museum für Völkerkunde angestellt.Unter der Leitung Felix von Luschans bearbeitet Pöch in der Afrikanisch-OzeanischenAbteilung die ›Ramu Sammlung<. An diesem Museum erhielt er entscheidende Impulsefür seine weitere wissenschaftliche Laufbahn, wobei, wie von Melk-Koch betont wird, fürPöch bereits im Frühjahr 1 9o1 feststand, dass »ihm eine Museumstätigkeit nicht liegt«1°1.Im gleichen Jahr legte er seine erste völkerkundliche Arbeit vorm: und bereitete sich abMai- nach Erkrankung und Kur - auf eine Expedition zum Studium der Malaria vor, dieihn an die Küste Westafrikas führen solltelos ; seine zweite große Reise (1904-1906) nachNeuguinea war retrospektiv gesehen eine ›Sammlungsreise<, welche die Grundlagen fürseine Karriere als Anthropologe bildeten” - die akquirierten menschlichen Relikte warenein wichtiger Teil der späteren Lehr- und Studiensammlung, die Bild- und Tonmateria-lien ein wesentliches Element der Vermittlung und Popularisierung anthropologisch-eth-nografischer Inhalte. Von dieser Reise sind auch neun sogenannte ››Korrespondenz-Copie-Bücher«1°5 erhalten, die kürzlich im Rahmen eines aktuellen FWF-Forschungsprojektstranskribiert wurdenloó. Sie weisen zwar den Charakter des Bruchstückhaften auf, vermit-teln uns aber dennoch, zusammen mit einigen Schriftstücken aus der Zeit zwischen 1 910und 1 92 1 , einen unmittelbaren Eindruck von der komplexen Beziehung, welche Felix vonLuschan, Rudolf Pöch und seinen engen Freund Richard Thurnwald in dieser Zeit mit-einander verband. 2

Rudolf Pöch nahm bei seiner Neuguineareise, die er, aus gutbürgerlichem Haus stam-

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mend, zunächst privat finanzierte, ähnlich wie bei seiner Westafrikareise, tropenhygieni-

sche Beobachtungen vor, exzidierte und konservierte pathologische und anatomische Prä-parate (z. B. venerische Granulome, menschliche Gehirnpräparate, Kehlkopfpräparate etc.)für den Pathologen Anton Weichselbaum (1 845-1 920), die Anatomen Emil Zuckerkandl(1 849-1 910), Carl Toldt (1 840-1 920) und andere und sammelte exzessiv auch für Institu-

tionen wie den Botanischen Garten und das Naturhistorische Museum in Wien (Säuge-tier- und Vogelbälge, Reptilien und Fische, Insekten, Schmetterlinge, Mineralien, archäo-logische Objekte, menschliche Skelettreste)1°7. Die Korrespondenz spiegelt aber nicht nurdie Sammlungsleidenschaft eines um Pro lierung Bemühten wider, sondern gibt auch denBlick frei auf politische, soziale und religiöse Sichtweisen, die sich in einem Engagementfür die Anti-Alkohol-Bewegung (zusammen mit seinen Freunden Richard Thurnwaldund Richard Fröhlichlos), einem oft radikal formulierten Bekenntnis zur Sozialdemokratie(Pöch hat sich u. a. auch die Arbeiterzeitung nach Neuguinea nachschicken lassen) undeiner massiven Aversion gegen den missionarischen Eifer der katholischen Kirche in denKolonien ausdrückt. Direkt oder indirekt werden auch Pöchs persönliche Beziehungen,innig-freundschaftliche wie kollegial-sachliche und, was Luschan betrifft, auch kompeti-tive Verhältnisse greifbar. Die Beziehung Pöch/Thurnwald ist von einer großen Offenheitgeprägt, was die nachfolgenden Zeilen, in denen über ››Schani« (Felix von Luschan) herge-zogen wird, anschaulich dokumentieren. Am 2o. Dezember 1 905 berichtet Pöch, der sichgerade in Cape Nelson aufhielt, an seinen Studien- und Sportfreund Richard Thurnwald,dass er »jetzt nach fast 2 Jahren etwas reise- und tropenmüde geworden« sei und es dasKlügste wäre,

jetzt Schluss zu machen und heimzukehren, zu den Sammlungen und Notizen, die ich gemacht hahe.

Vieles wird natiirlich anders aussehen, wenn ich mir die Dinge iiherlegt hahe. Ich erfreute mich oft an

dem Gedanken, wie ich mit dem, was mir diese Reise gehracht hat, einen »Luschan« in den Erdhoden

stamp en könnte. Z. B. »Ich hahe 80 Schadel« und 15 Skelette, 5 Kisten menschlicher Wzichteile in For-

mol, rzoo anthropologische Photographien, 72 Grammophon und28 Kinemathograph-Äigfnahmen, I4oo

Ethnologika u. s. w., u. s. w. ... ich sehe Schani versinken. Man hat ein Dutzend verschiedene Stämme,

d. i. gegen Iooo Leute zusammengetrommelt, damit ich ihre Tänze sehe und kinematographiere, ich hin

einen Monat lang im Regierungskutter die Nord-Ost-Küste entlang ge zhren, ich haheprahistorische

Ãusgrahungen gemacht« ich sehe, der Erdhoden schließt sich iiher dem versunkenen Schani.109

Pöch resümiert im Folgenden mit Sarkasmus, was er bei dieser Reise verabsäumt habe (u. a.seine sprachliche Weiterbildung und die soziologischen Aufnahmen), und um diese De-zite zu beseitigen, müsste man die Reise eigentlich nochmals machen. Aber:

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Im Änfange ware das Stump inn gewesen, und nie hätte ich das Landso kennen und verstehen gelernt,

wenn ich nicht Tage lang im Vkalde herumspaziert oder aufdem Meere herumgesegelt wäre, alles he-

urgrunzt, photographiert undgesammelt hatte. . .]11°

Der Brief überschnitt sich mit einem aus der Feder 'lhurnwalds, der ihn offensichtlichüber die wissenschaftlichen Trends in Europa informierte, auch darüber, ››dass fast dasganze Völkermuseum plötzlich herumreist«. Aufschlussreich für das Beziehungsmuster istin diesem Zusammenhang auch ein am 9. Februar 1 906 von Thursday Island abgeschicktesSchreiben an Thurnwald, in dem Pöch in der für ihn typischen, oft auch mit ins ›Wiene-rische< abgleitender Diktion ankündigte, er habe vor, »Schani den letzten Stoß zu geben«,und weiter:

Meine Mutter schickte mir eine Karte der Schani ischen (Schanii hesuchen meine Mutter immer, um zu

schnz eln, Isuppose) aus Siid-Afrika »I-lzppofrom the Zamhesi. « Ich heantworte diese Karte nun kiihl:

»Äufdem Vlége nach Meranke hekam ich Ihre Karte Hippofrom the Zamhese. Mit hestem Dank Ihr

RudohfPöch. « Darunter eine (sehr schlechte) Photographie von Eingehorenen aus Meranke.

Meranke, hollandisch Neu-Guinea, ohnmächtig sinkt Schani aufseinen Ste š. Du hast nun die Auff-

gahe, ihm kalt lächelndfolgende Giftspritze zu injizieren: ››Natiirlich, Pöch hat mir aus 'Thursday Is-

landgeschriehen. Er wurde dahin vom Gouverneur von Britisch Neu Guinea gehracht, und wurde

vom Residenten von Meranke mit Steam Yacht, Kanonenhoot, Gouverneur [empfangen],° Resident[en]

imponieren dem Schani doch mehr als Totemismus u. Zauherei u. s. w. Er wirdgleich zu erzählen an-

mgen: Ich und meine Frau sind in Said-Afrika auch mit einer Regierungs-Steam Launch iiher den

Zamhesige ıhren u. s. w. «

Ich hilde mir ein, ich kann in Meranke Vieles Wrsaumte nachholen, iiher das ich im letzten Briefe

klagte.

Griß den wackeren Le Gag herzlich. Ich ho e im Herhst 1906 Berlinfiir einige Tage zu hegliicken.

Richthofen hat michja zu einem T/ortrag mit Bildern in der geographischen Gesellschaft eingeladen.

Wenn Du glauhst, dass das Schani weh tut, kannst es ihm sagen. 111

Beiden, von Luschan wie ,Pöch, ging es um die Vergrößerung der Sammlung, von der auchdie wissenschaftliche Reputation abhing, da sie Basis des wissenschaftlichen Outputs war.Offiziell freilich war ihr Austausch von Nüchternheit und Sachlichkeit, einer kollegialenWertschätzung, aus der auch Bewunderung spricht,geprägt (Taf 1). Pöch verbrachte nachseiner Rückkehr aus Neuguinea wie immer den Sommer mit seiner Mutter in Silvaplana(Graubünden, Schweiz), von wo aus er Luschan am 6. September 1906 auch über seineweitere Publikations- und Vortragstätigkeit, die ihn im Winter auch nach Berlin führensollte, und über seine Veräußerungspläne der Neuguinea-Sammlung informierte (Abb. 2).

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hältnis zwischen den beiden Freunden, zumindest kurzfristig, nicht völlig friktionsfrei, wieein Brief Pöchs an Thurnwald vorn 1 2. August I 906 belegt:

Dufragst: ›› Unterschied zwischen welchen ziei Dingen ?« Nicht zwischen 2 Dingen, sondern 2 Perso-

nen, nämlich mir und Dir. Ich meine, ich hahejetzt durch zweijahre wiihrend dieses Herumreisens in

Neu-Guinea die lehendige Seite des Lehens durchleht, und kann wirklichjetzt so eine Idee kaum kapie-

ren, geschweige denn produzieren, wie Du sie hattest: ››dass ich Dir meine Sachen <verschweige/« Es ist

wirklich ein Segen, dass Du aus diesergelehrten Stinklu herauskommst, Du histjetzt so weit, dass Du

sogar in mir schon einen egoistischen Streher foermutest, der Dir neidischer Weise aus wissenschaftlichem

Konkurrenz-Getriehe etwas 'uorenthiiltf

Dann kommt mein Brie der Dir klar zeigt, dass nicht ein Schatten *von alledem da sein kann. Da-

raifanerkennst Du zwar meine ››gute Gesinnung«, machst Dir aber scheinhargar keine Gedanken dar-

iiherg wie Du ganz ungerechter Weise dazu kommst, sie anzuzweifeln: und ein gewisses Misstrauen, eine

Wrstimmung Deinerseits hleiht: denn wie anders kann ich wieder diesefolgende Stelle Deiner letzten

Karte foerstehen: »L (uschan) zeigte mir die heiden Briefe, die Du ihm geschriehen hast. Es stimmt alles,

ich hahe dir richtigeÄuskunft gegehen.<<

Das ist doch nur so zu fverstehen, dass ich L(uschan) geschriehen hatte, um fvon ihm zur Kontrolle

etwas iiher Deine Pläne u. s. w. zu er zhren, was fvoraussetzt, dass ich deine Bewegungen mit dem Äuge

eines Konkurrenten iiherwache. Wieder eine Idee, nur zu foerstehen aus dem Milieu des wissenschaft-

lichen Konkurrenzgetriehes heraus. flh(urnwald), wirklich, wasfälltDir denn ein .?l

Luschan schrieh mir doch: »soon Yhurwaldfs Plcinen sind Sie natiirlich genau orientiert. Ich hoffSie

gehen ihm noch mit gutem Rat zur Hand. « Daraig”musste ich ihn doch aufklären, u. ihm sagen, dass

ich fvon Deinen Plänen weiter nichts wusste, als dass Du nach Neu-Guineajahren wolltest, und dass

ich der Meinung hin, du seist schon unterwegs. Dann wiederholte ich ihm meinen Sattelherg-Rat, da

ich damals das Datum Deiner Ähreise nicht kannte, undfiirchtete mein letzter Briefan dich sei auch

schon spät, um also durch Luschan Dir diesen Rath und die Neuendettelsauer Empfehlung nachzusen-

den. . .] Ich hahe ein Bedürfnis mitDir iiher Neu-Guinea zu sprechen, hefoor Du dahin gehst. Ichp eif

jetzt aufallen wissenschcg flichen Krimskrams, den ich oder Du aus Neu-Guinea machen kann; ichpfezf

aufMessen, photo-, Phono- und kinematographieren; ich p ifaiıfanthropologische, physiologische und

psychologische Qudlung der Papuas. Ich will mit Dir ein paar Tage unter den Ärfoen ( .?) in Silfoaplana

liegen, und Dir *vom Urwald, foom Papua, 'oom Paradieszıogel erzählen, will, dass wir uns auch an

unsere gemeinsamen Rad-, Eis- und Ski-Touren erinnern u. dass daraufein gemeinsames Ne.u¬.Guinea

gesetzt wird; wenn auch nicht gleichzeitig, so doch gemeinsam, weil wir es gleich emp nden können.

Älso komm/Älter ¶h(urnwald)! Es grzylt herzlich Dein Po`ch.114

Pöch zeigt sich hier als psychologisch versiert, offen und sehr geradlinig argumentierend,und es mag wohl dieser Charakterzug mitverantwortlich dafür sein, dass die »ungewöhn-

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liche Qualirtät dieser Freundschaft« bis zu Pöchs Tod im Jahr 192 I andauertells. Anders,und zwar bereits im Vorfeld der Reise, sollte sich aufgrund des knappen Expeditions-budgets für die Neu-Guinea-Unternehmung und der (zunächst scheinbar) geringen Be-reitschaft lhurnwalds, den Sammelauftrag zu erfüllen, das Verhältnis zwischen Felix vonLuschan und Thurnwald entwickelnlló; später war auch jenes zwischen von Luschan undPöch von Dissonanzen geprägt, was vermutlich mit den Unstimmigkeiten beim Verkaufder letztlich vom Wiener Naturhistorischen Museum erworbenen ethnografıschen Neu-guinea-Sammlung, vielleicht auch mit inhaltlichen oder weltanschaulichen Entwicklun-gen zusammenhängen könnte. Pöchs Irritation geht aus dem Schreiben vom 3. Oktober1 906 hervor:

Ich hatte zum Schlusse unserer Verhandlungen nur gerne etwas eigentlich Selhstverstcindliches hetont:

namlich, dass ich vollstandigfreies Ver igungsrecht üher meine Sammlungen hehalte. Und dann kann

ich nicht verhehlen, dass ich irgendein hestimmtes Ängehot sicher von Ihnen erwartet hahe: ich musste

es wohl, nach Ihrem Briefe vom Ir. August: ››am sympathischesten würde mir eine regelrechte o ene und

loyale Versteigerung erscheinen<<.

Davon sind Siejetzt ahgekommen, und hahen sich geweigert, sich mir gegenüher üher einen even-

tuellen Änkau spreis zu äußern, weder üher die Sammlung im ganzen, noch einzelner Teile, die Sie

wünschen, noch auch üher einen Durchschnittspreispro Stück. Was ist der GrundIhres Schweigens .9 Un-

kenntn is der Sammlung oder Kürze der Zeit kann es nicht sein, denn Sie verwendeten zwei Vhrmittage

aufdie Besichtigung, und ich hahe Ihnenjede gewünschte Erklarung gegehen; außerdem hesitzen Sie

eine anerkanntgrcße Ühung im Ähschdtzen undÄnkaufen; es können also andere als rein gescht liche

Gründefür Ihr Schweigen nicht in Betracht kommen. Sie sagtenja auch schließlich noch ausdrücklich zu

mir; ››sie wollten sich nicht hinden«

Natürlich kann auch ich mich in gar keiner I/Veise gehundenfiihlen, solange kein greuhares Ängehot

vorliegt. Diese Zeilen hahen nur den Zweck, Ihnen zu zeigen, wie ich Ihr Verhalten au asse, und c çzn

zu sagen, dass ich mich vollkommenfreifühle: es hestehtja immerhin die Möglichkeit, wenn auch

nicht I/Wzhrscheinlichkeit, dass schon in nächster Zeit ein neuer Bewerherfiir meine Sammlungen er-

scheint.117

Wie sehr Luschan aber an Objekten aus Neuguinea interessiert gewesen sein muss, davonzeugt der Druck, den dieser auflhurnwald, der 1905 in Luschans Auftrag nach Ozeanienaufbrach, ausübte, damit dieser seinen Samrnelverp ichtungen nachkam. Darüber, warumLuschan die Pöch'sche Sammlung nicht erwarb, geben die vorliegenden Cluellen keinenHinweis.


EPILOG

Mit dem Blick auf die ersten Jahre seiner wissenschaftlichen Laufbahn, welche durch dieMitwirkung in der Anthropologischen Gesellschaft geprägt waren, wird Felix von Luschanals vielfältig, an allen kultur- und naturwissenschaftlichen Teilbereichen der neuen Diszi-plin interessierter, mit einem gewissen Hang zur Selbstdarstellung ausgestatteter Wissen-schaftler, Organisator und Administrator wahrnehmbar. Der entlang eines kurzen biografi-schen Abschnittes abgehandelte Beitrag veranschaulicht darüber hinaus den Einfluss derWiener Fachgesellschaft und der zeitspezi schen Interaktionen ihrer Protagonisten aufdieEtablierung des neuen Faches. Luschans ca. zehnjährige Mitwirkung in der Anthropolo-gischen Gesellschaft spiegelt spezifische Aspekte des Sammlungsausbaus und der Daten-akquisition, den damals gebräuchlichen typologischen Ansatz und die narrativen Inter-pretationsmuster der physischen Ethnogra e wider. Hier begegnete der spätere BerlinerLehrkanzelinhaber für Anthropologie und Ethnogra e einem Kollegium renommierterFachleute, das seine Neigungen unterstützte und richtungsbestimmend für seine weitereLaufbahn wurde. Letztendlich sollte Luschan, der sich noch in Wien als erster Wissen-schaftler für das Fach »physische Ethnographie« habilitierte - über den Berliner Umweg -,auch für die universitäre Verankerung des neuen Faches in Wien entscheidende Impulsesetzen und auch die weitere Entwicklung durch den regen inhaltlichen Austausch mit demersten Lehrkanzelinhaber Rudolf Pöch zumindest bis in die 1 920er-Jahre mitprägen.

.ANMERKUNGEN

1 Szilvássy - P. Spindler - H. Kritscher, Rudolf Pöch - Arzt, Anthropologe und Ethnograph, Annalen des Na-turhistorischen Museums in Wien 8 3, 1 9 80, 743 if.

2 C. Blaha -J.Jungwirth -- K. Kromer, Geschichte der Anthropologischen und der Prähistorischen Abteilung desNaturhistorischen Museums in Wien, Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 69, 1 966, 45 1 ff., H.Kritscher -J. Szilvássy - G. Hauser, Zur Geschichte der physischen Anthropologie in Osterreich, MAnthrWien125/126, 1995/96,43 ff.

3 C. von Rokitansky, Eröffnungsrede, MAnthrWien 1, 1 871, 1 ff.4 Ebenda.5 Die Urgeschichte in Form einer »Prähistorischen Archäologie« war seit dem Jahr 1 899 durch Moritz Hoernes,

dessen Dozentur zu einem außerplanmäßigen Ordinariat an der Universität Wien umgewandelt worden war,vertreten, s. dazu O. Urban, ››. .. und der deutschnationale Antisemit Dr. Matthäus Much« - der Nestor der Ur-geschichte Osterreichs P, AAustr 86, 2002, 7 ff. Die Errichtung eines Lehrstuhls für Anthropologie und Ethno-graphie wurde am 1 8. l\/lärz 1908 in einer Eingabe der Anthropologischen Gesellschaft an das Unterrichtsmi-nisterium befürwortet; vorgesehen war dafür Rudolf Pöch, der sich 1 910 für Anthropologie und Ethnographiehabilitierte. Die Gründung der Lehrkanzel erfolgte 1913 mit der Ernennung Pöchs zum außerordentlichenProfessor für Anthropologie und Ethnographie; 191 9 Ernennung zum ordentlichen Professor, s. dazu M. We-ninger, Pöch Rudolf, Anthropologe und Mediziner, ÖB L 8 (1 98 3) 1 3 8 f.

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6 Rokitansky a. O. (Anm. 3) 7.7 Viel deutlicher hat dies Wilhelm von Waldeyer anlässlich der Sitzung der Deutschen und der Wiener Anthro-

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3 Von Luschan a. O. (Anm. 22) 167.

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pologischen Gesellschaft im Jahr 1 899 zum Ausdruck gebracht, als er aufden politisch-wirtschaftlichen Nutzenim Kontext mit den Kolonialbestrebungen hinwies; s. W. von Waldeyer, Correspondenzblatt der DeutschenGesellschaft für Anthropologie 30, 1 899, 74; dazu auch H.-K. Schmutz. Die Gründung des Zürcher Lehrstuhlsfür Anthropologie, Gesnerus 40, 1 98 3, 1 67 ff.Felix Philipp Kanitz war Zeichner und Ethnograph (ohne akademische Ausbildung); seit 1 858 widmete ersich der Erforschung des Balkans. Sein Betätigungsfeld spielte in die Karthogra e, Geografie, Geschichte undEthnogra e, Kunstgeschichte und Archäologie hinein; sein umfassendes Wissen und seine Genauigkeit warenideale Voraussetzungen für die Tätigkeit als Kustos eines neu gegründeten Museums. Ernannt wurde er am13. Februar 1 870 anlässlich der konstituierenden Sitzung, s. dazu A. Heinrich, Vorn Museum der Anthropo-logischen Gesellschaft zur Prähistorischen Sammlung im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum (1870 - 1 876 -1889 - 1895),MAnthrWien 125/126, 1995/96,11 ffH. Grimm, Zeittafeln zur Personengeschichte und zur Wirksamkeit von Felix von Luschan, Abhandlungenund Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden 34, 1975, 675 ff.; Kiffner, Felix von Luschan2 3 1 ff.Woldfich wurde 1 893 als ordentlicher Professor der Geologie und Paläontologie an die Universität in Prag be-rufen.Vgl. den Beitrag von L. Knoll in diesem Band sowie Ch. Riedl-Dorn, Ferdinand von Hochstetter (1 8 29-1 884) -Dem Reich der Natur und seiner Erforschung, in: D. Angetter -J. Seidl (Hrsg.) Glücklich, wer den Grundder Dinge zu erkennen vermag. Österreichische Mediziner, Naturwissenschafter und Techniker im 19. und 20.Jahrhundert (2003) 1 1 1 ff.F. von Luschan, Eine Begräbnisstätte aus der Bronzezeit bei Villach in Kärnten, MAnthrWien 2, r 872, ıoff.Ders., Über ein altes Grab an der Mündung des Casones (Mexico), MAnthrWien 2, 1 872, 1 5 3 ff.Ders., Die Höhlen bei Villach, MAnthrWien 2, 1 872, 3 13 ffDers., Die Funde von Nagy Sap, MAnthrWien 2, 1 872, 301 ff; s. dazu auch die Notiz in MAnthrWien 1, 1 871 ,224.Ladislaus Gundacker Grafvon Wurmbrand war Gründungsmitglied der Anthropologischen Gesellschaft, k. k.Handelsminister und zwischen 1 884 und 1 893 Landeshauptmann der Steiermark.Luschan a. O. (Anm. 15).Carl Langer, Ritter von Edenberg (1 8 19-1 8 87), ab 1 8 70 Professor der Anatomie, 1 871-1 874 Dekan der medi-zinischen Fakultät und 1 875-1 876 Rektor der Universität Wien - sein Denkmal wurde 1 903 im Arkadenhofder Universität Wien enthüllt. Er war Gründungsmitglied und von 1 879 bis 1 8 87 Vizepräsident der Anthropo-logischen Gesellschaft, außerdem Referent im Ministerium für Cultus und Unterricht sowie wirkliches Mit-glied der k. k. Akademie der Wissenschaften; s. ÖB L 5 (1 99 32) 8.

19 Woldšich, Bemerkungen über den Schädel von Nagy Sap, MAnthrWien 3, 1 873, 102 f.20 Woldfich, Geologischer Bericht über den Brüxer Schädel und über weitere Funde der Briixer Gegend,

MAnthrWien 3,1873, 57ff.F. von Luschan, Die Funde von Brüx, MAnthrWien 3, 1 873, 2 5 ff; es handelte sich um eine Auftragsarbeit vonProf. Langer, welche der Vorstellung eines weiteren, durch vorzeitige pathologische Nahtverknöcherung ge-kennzeichneten (angeblich) diluvialen Fundes galt. Auch hier betont er die Ahnlichkeiten zum ››evident patho-logischen« Neandertalerskelett. Hier wie dort fanden sich eine große Länge, riesige Stirnwulste, überwiegendpathologische Verhältnisse, hier wie dort das diluviale Alter.F. von Luschan, Ein neanderthaloider Ungar-Schädel, MAnthrWien 3, 1 873, 1 6 1 ff.

Von Luschan a. O. (Anm. 22) 168.Ebenda.


26 Woldfich, Bemerkungen zu dem Aufsätze: »Ein neanderthaloider Ungar-Schädel<<, MAnthrWien 3, 1 873,247f

27 Ebenda 248.28 C. Goschler, RudolfVirchow. Mediziner - Anthropologe - Politiker (2002).29 Carl Toldt hatte sich nicht zu den Fossilien selbst, sondern zu Mechanismen der Phylogenie geäußert. Für ihn

erklärte sich die Morphologie aus der Physiologie, er leitete die Form aus der Funktion ab. Die Beziehung derStirnform zu den Brauenwülsten war seiner Ansicht nach aus dem Kaudruck begründet. Toldt könnte manquasi als Vorläufer einer Funktions- oder Evolutionsmorphologie betrachten, eines Forschungszweiges der Bio-logie, der nicht deskriptiv arbeitet, sondern die Zusammenhänge von Form und Funktion analysiert und zuerklären versucht.

30 C.T0ldt, Rudo1fVirchow, MAnthrWien 3 2, 1902, 60ff.3 1 Von Luschan a. O. (Anm. 22) 169.3 2 Otto Urban, ››. . _ und der deutschnationale Antisemit Dr. Matthäus Much« - der Nestor der Urgeschichte Oster-

reichs? Mit einem Anhang zur Urgeschichte in Wien während der NS-Zeit, 2.Teil, AAustr 86, 2002, 7 if; ders.,Much Matthäus, Neue Deutsche Biographie 17 (1 996) 249; ders., Die Anfänge der Urgeschichte in Wien, in:J. Callmer - M. Meyer - R. Struwe - C. Theune (Hrsg.), Die Anfänge der ur- und frühgeschichtlichen Archäo-logie als akademisches Fach (1 890-1930) im europäischen Vergleich (2006) 263 ff.

33 Dieser Fundkomplex umfasst auch menschliche Fossilien, welche für die Frage nach der Entstehung und Aus-breitung des Homo sapiens in Europa von zentraler Bedeutung sind; s. dazu M. Teschler-Nicola (Hrsg.), EarlyModern Humans at the Moravian Gate - 'Ihe Mladeö Caves and their Remains (2006).

34 Protocoll der am 9. Februar abgehaltenen sechsten Jahresversammlung der anthropologischen Gesellschaft inWien,MAnthrWien 5, 1875, 160ff. (Zitat auf S. 161).

3 5 Vereinsnachrichten. Protocoll der Jahresversammlung am 14. Februar 1 871, MAnthrWien 1 , 1 87 1 , 1 69 ff., bes.1 74 f

36 Ebenda 177.3 7 F. Kanitz, Das Museum der anthropologischen Gesellschaft, MAnthrWien 3, 1 873, 99 ff., bes. 1 1 7.3 8 Woldiich, Bericht über die Durchführung der »urgeschichtlichen Ausstellung« der anthropologischen Gesell-

schaft in Wien, l\/IAnthrWien 3, 1 873, 245 ff. ~3 9 Protocoll der 111.Jahreshauptversammlung der anthropologischen Gesellschaft in Wien, MAnthrWien 3, 1 873,

94 ff., bes. 9 5 ; Verzeichnis der Mitglieder der anthropologischen Gesellschaft in Wien im Jahre 1 8 73 , MAnthr-Wien 3, 1873, 256 ff; s. dazu auch Woldiich a. O. (Anm. 38) 245.

40 Woldiich a. O. (Anm. 38) 246.41 Die Gesellschaft exponierte auch die »Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft«,Woldi"ich a. O. (Anm.

38)247-42 M. Much, Über die Resultate der Welt-Ausstellung in Wien in urgeschichtlicher Beziehung, MAnthrWien 4,

I 1874, 1 ff.,bes. 17.43 Ebenda 13.44 Ebenda 25; unter den »urgeschichtlich merkwürdigen Äusstellungs-Gegenstünden«, die von Much am Ende seines

Berichtes aufgelistet wurden, finden sich weitere menschliche Relikte, wie etwa ein Schädel aus Olmütz, einSchädel aus dem Kaukasus, Schädelteile aus der Byëiskala-Höhle und ein menschlicher Schädel aus Raygernerwähnt.

45 G. Schwalbe, Über das Schädelfragment von Brüx und seine Bedeutung für die Vorgeschichte des Menschen,Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie 36, 1905, 8 5 ff.

46 Ebenda.47 S. dazu auch die Berichte zur Weltausstellung: Woldfich, Urgeschichtliche Studien in der Wiener Weltaus-

stellung 1873, MAnthrWien 4, 1874, 12 1 if; Much a. O. (Anm. 42).48 Woldiich a. O. (Anm. 3 8) 247. Auch Kaiser FranzJoseph besichtigte die Ausstellung, die Exposition der Geolo-

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gischen Reichsanstalt und der Anthropologischen Gesellschaft dürfte sein besonderes Interesse gefunden haben,s. dazu Heinrich a. O. (Anm. 8).

49 F. von Luschan, Das Museum der anthropologischen Gesellschaft, l\/lAnthrWien 5 , 1 875, 1 64 ff., bes. 1 68.50 Vgl. den Beitrag von L. Knoll in diesem Band. - Die Sammlung wurde bis aufWeiteres in der Gewehrfabrik,

einem Gebäudekomplex des 17. und 1 8.Jahrhunderts, untergebracht (heute be ndet sich an dieser Stelle dasAnatomische Institut), s. Heinrich a. O. (Anm. 8).

51 F. von Luschan, Das Museum der anthropologischen Gesellschaft (Teil des Jahresberichts), MAnthrWien 6,1 876, 8 3 ff.

52 Von Luschan a. O. (Anm. 49) 170.5 3 M. Melk-Koch, Auf der Suche nach der menschlichen Gesellschaft: Richard Ihurnwald (1 989) 25.54 Von Luschan a. O. (Anm. 51) 85.5 5 Ebenda.56 Von Luschan a. O. (Anm. 5 1) 86.57 F. von Luschan, Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. 1-III, MAnthrWien 6, 1 876, 137ff. (Zitat

S. 137).58 Von Luschan a. O. (Anm. 57) 138 f.59 Von Luschan a. O. (Anm. 57); ders., Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. Iv-V11, MAnthrWien

6, 1876, 194 ff., ders., Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. v111, MAnthrWien, 6, 1 876, 273 ff.;ders., Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. lx-xl, MAnthrWien 6, 1 876, 293 ff.

60 Protokoll der Jahresversammlung der anthropologischen Gesellschaft, MAnthrWien 7, 1 878, 42 ff.6 1 Heinrich a. O. (Anm. 8).62 S. dazu den Beitrag von L. Knoll in diesem Band.63 F. Kanitz, Bericht des anthropologisch-ethnographischen Special-Comités, MAnthrWien 9, 1 880, 86 ff.64 Ehrenmitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, Gründer der Anthropologischen Gesellschaft in

Paris, Mitbegründer der anthropologischen Schule zu Paris, Senator der französischen Republik, besondereVerdienste um die Entwicklung anthropologischer Messmethoden; s. dazu Todesnachricht, MAnthrWien 10,1881,233.

65 F. von Luschan, Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. x11-xvıi , MAnthrWien 8, 1 879, 82 ff.66 F. von Luschan, Mittheilungen aus dem Museum der Gesellschaft. xv111-xxıv, MAnthrWien 10, 1881,

298 ff.67 F. von Luschan, Über altbosnische Gräber (verlesen v. Dr. Deschmann bei der Versammlung österreichischer

Anthropologen und Urgeschichtsforscher am 28. und 29.Juli 1 879 zu Laibach), in: M. Much, Bericht über dieVersammlung österreichischer Anthropologen und Urgeschichtsforscher am 28. und 29. Juli 1 879 zu Laibach,MAnthrWien 10, 1881,1 ff.,bes. 1 13 f.

68 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 104ii`.69 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 108.70 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 1 1 2.71 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 1 10.72 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 1 13.73 Szilvassy, Die Anthropologische Abteilung. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum, Neue

Folge 16 (1 978) 28. Missverständlich ist hier die Rede von einer Schenkung Luschans an das Museum; s. dazuauch die Eintragungen im Inventarbuch der Abteilung, Bd. 1, S. 201-206.

74 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 1 13.75 Von Luschan a. O. (Anm. 67) 1 14.76 Ebenda.77 Protokoll der Jahresversammlung der Anthropologischen Gesellschaft am 8. Februar 1 88 1. Bricht des Schrift-

ihrers Much, MAnthrWien 10, 1 88 1, 3 3 6 f, bes. 3 3 7.


78 Vereinsnachrichten (Sitzung des Ausschusses am 8. März 1 8 8 1), MAnthrWien 1 1, 1 8 8 2, 5 9 ff., bes. 60.79 F. von Luschan, Über die Geschichte der slavischen Literaturen, MAnthrWien 1 1 , 1 882, 1 70 if.80 M. Much, Bericht über die II. Versammlung österreichischer Anthropologen und Urgeschichtsforscher am

1 2., 1 3. und 14.August 1 8 8 1 , MAnthrWien 1 2, 1 88 2, 1 ff., bes. 43-49; vgl. dazu auch Protokoll der Jahresver-sammlung der Anthropologischen Gesellschaft am 14. Februar 1 882, MAnthrWien 1 1, 1 882, 207 ff., bes. 207.

8 1 Much a. O. (Anm. 80) 3, - s. den Beitrag von H. D. Szemethy in diesem Band.82 Much a. O. (Anm. 80) 1-76, hier S. 38.83 C. Maška, Über den diluvialen Menschen in Stramberg, in: Much a. O. (Anm. 80) 1 ff., bes. 3 2-38.84 Much a. O. (Anm. 80) 38.85 Ebenda.86 Much a. O. (Anm. 80) 39.87 Much a. O. (Anm. 80) 65 ; M. Bartels, Protokoll der Sitzung der anatomischen Commission, MAnthrWien 1 2,

1 8 8 2, 66 ff.8 8 PA Felix von Luschan, Universitätsarchiv Med. Fak. (9 1 8).89 Lediglich die Arbeit ››Über alte Begräbnis-Stätten in Bosnien und Dalmatien« erschien 1 880 im vierten Be-

richt der prähistorischen Commission der math.-nat. Classe der kaiserlichen Akademie, Sitzungsberichte 82.90 PA Felix von Luschan, Universitätsarchiv Med. Fak., 2 8 1 , Bl. 004.91 Ebenda, Bl. 001.92 O. Benndorf- G. Niemann, Reisen im südwestlichen Kleinasien, I. Reisen in Lykien und Karien (1 884).93 S. die Beiträge von H. D. Szemethy und P. Ruggendorfer - L. Sükar-Kogler in diesem Band.94 Felix von Luschan an das Dekanat der medizinischen Fakultät Wien, 16.Januar 1886, PA Felix von Luschan,

Universitätsarchiv Med. Fak. , Bl. 0 1 9.9 5 Pöchs erste wissenschaftliche Arbeit entstand in dieser Zeit; s. dazu R. Pöch, Ein Fremdkörper in der Lunge.

Localisation mit den Röntgen'schen Strahlen,Wiener klinische Wochenschrift 46, 1 896, 1 ff.96 E. Oberhummer, RudolfPöch (gestorben am 4. März 192 1), MAnthrWien 5 1, 192 1 , 9 5 ff., bes. 96.97 H.-K. Schmutz, Die Gründung des Züricher Lehrstuhls für Anthropologie, Gesnerus 40, 1983, 167 ff.,

bes. 170.98 Oberhummer a. O. (Anm. 96). 199 Ebenda.

100 Szilvássy - Spindler - Kritscher a. O. (Anm. 1) 743 ff.; M.Teschler-Nicola, Die Pestexpedition - RudolfPöchserste Forschungsreise, MAnthrWien 1 36/ 1 3 7, 2006/2007, 7 5 ff.; die von dieser Studienreise nach Wien mitge-brachten Kulturen von Pestbazillen und die daraus resultierenden Folgen evozierten nicht nur eine ungeheureArtikelflut in der Wiener Tagespresse, sondern wurden kürzlich auch ›literarisch< verarbeitet; s. dazu B. Büch-ner, Der Pestarzt (2005).

101 Melk-Koch a. O. (Anm. 53) 25.102 R. Pöch, Geschnitzte Figuren aus Deutsch-Neu-Guinea, Globus 79/2 2, 1 901, 3 5 2 ff.103 R. Pöch, Ergebnisse einer Reise längs der Küste von Senegambien und Oberguinea, Archiv fiir Schiffs- und

Tropen-Hygiene 7, 1903, roif104 Dies gilt auch für seine dritte Forschungsreise nach Südafrika (1907-1909), welche bereits im Auftrag und mit

Unterstützung der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften unternommen wurde.105 Rudolf Pöch, Korrespondenzbücher (Durchschläge) der Neuguineareise 1904-1905 (v, vi, V11, v11I, lx, x

xl , XII und 0. Nr.), Anthropologische Abteilung NH M Wien, 0. Nr.106 „RudolfPöch: Ein Wissenschaftspionier« (FW F -Projekt von M. Teschler-Nicola - H. Wiliing).107 R. Pöch, Erster Bericht von meiner Reise nach Neu-Guinea über die Zeit vom 6.Juni 1 904 bis zum 2 5. März

1905, Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Math.-nat. Klasse 1 14, 1 905,437ff.; ders., Zweiter Bericht über meine Reise nach Neuguinea über die Zeit vom 26. März 1905 bis zum 2 1.Juni (Bismarck-Archipel, 20. März bis 1 4.Juni 1 905), Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissen-


schaften in Wien, Math.-nat. Klasse 1 14, 1905, 689 ff; ders., Dritter Bericht über meine Reise nach Neu-Gui-nea (Neu-Süd-Wales, vom 2 1 .Juni bis 6. September 1905, Britisch-Salomoninseln und Britisch-Neu-Guineabis zum 3 1 .Januar 1 906), Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Math.-nat.Klasse 1 15, 1 906, 601 ff.; ders., Vierter Bericht über meine Reise nach Neuguinea (Niederländisch-Neuguinea),über die Zeit vom 10. Februar bis zum 3 1. März 1 906, Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissen-schaften in Wien, Math.-nat. Klasse 1 15, 1906, 895 ff.

198 R. Fröhlich, Alkoholfrage und Arbeiterklasse (1 904); s. dazu Briefvon Rudolf Pöch an Richard Fröhlich, Kor-respondenz Neu Guinea V, S. 102 und 103, Anthropologische Abteilung N HM Wien.

199 Das Zitat ist in der Pöch'schen Version, d. h. mit Schreibfehler, belassen. Brief Rudolf Pöch an Richard 'Ihurn-wald vom 20. Dezember 1905 , Korrespondenzbuch Neu Guinea V11 1 , S. 1 26-1 30, Anthropologische Abtei-lung N H M Wien.

1 10 Ebenda.1 1 1 Brief Rudolf Pöch an Richard Ülıurnwald vom 9. Februar 1906, Korrespondenzbuch Neu Guinea IX, S. 108

und 1 09, Anthropologische Abteilung N H M Wien.1 1 2 Brief RudolfPöch an Felix von Luschan vom 5. August 1906, Korrespondenzbuch Neu Guinea 0. Nr., S. 10-13,

Anthropologische Abteilung N H M Wien.1 1 3 S. dazu die Aus íhrungen von Melk-Koch a. O. (Anm. 53) 5 2.1 14 Rudolf Pöch an Richard Thurnwald vom 1 2. August 1906, Korrespondenzbuch Neu Guinea 0. Nr., S. 17-20,

Anthropologische Abteilung N H M Wien.1 15 Melk-Koch a. O. (Anm. 53) 61.1 1 6 Ebenda.1 17 Rudolf Pöch an Felix von Luschan am 3. Oktober 1906, Korrespondenzbuch Neu Guinea 0. Nr., S. 1 24--126,

Anthropologische Abteilung N H M Wien.

Felix von Luschan und die Wiener Anthropologische Gesellschaft

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