Die Gorzer Reform in Neuweiler bei Zabern an der Schwelle zum XI. Jahrhundert. Beobachtungen zu...

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1993-1994 Tome XII de la troisieme serie .Tome LI de la serie complete Organe de la Societe d'Histoire de l'Eglise d'Alsace ~ Editions de la Societe - Strasbourg i q~f sec

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1993-1994Tome XII de la troisieme serie

.Tome LI de la serie complete

Organe de la Societe d'Histoire de l'Eglise d'Alsace~ Editions de la Societe - Strasbourg i

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DIE GORZER REFORMIN NEUWEILER BEI ZABERN

AN DER SCHWELLEZUM XI. JAHRHUNDERT.

BEOBACHTUNGEN ZU EINIGEN HANDSCHRIFTENFUNDEN

"Die Paläographie ist eine mutige Disziplin. Sie ist im Streite geboren, hat in manchemKampf die Waffen zur Entscheidung geliefert, aber ihre schönsten Siege hat sie gewiß nochnicht erfochten ... Hier ist ein Tummelplatz für frische und jugendliche Kräfte."(L. TRAUBE,Vorlesungen und Abhandlungen t. I, München 1909, p. 3)

Unsere Kenntnisse zur Geschichte des Benediktinerklosters Neuweileran der Zaberner Steige (heute Neuwiller-Ies-Saverne) stehen in einemmerkwürdigen Widerspruch zur kunstgeschichtlichen, insbesondere archi-tektonischen Bedeutung seiner Abteikirche, die nicht nur im engeren regio-nalen Umfeld ihresgleichen sucht'". Die historische Überlieferung erweistsich nämlich beim genaueren Hinsehen als so unzureichend, daß wir nur sehrwenig über die Gründungsvorgänge des Klosters und seine weitere Ent-wicklung in der Karolingerzeit, so gut wie nichts von den Geschehnissenim X. Jahrhundert und bislang nur wenig aus der Zeit des XI. Jahrhundertswissen. Erst ab dem XII. Jahrhundert besitzen wir einen etwas detaillier-teren Einblick in die Klostergeschichte Neuweilers'". Selbst die rechtsorgfältig erstellte historische Skizze, die am Ende des letzten JahrhundertsD. FISCHERgab, konnte unsere Vorstellung von der Neuweiler Klosterge-schichte nur um einige wenige, dafür aber umso wichtigere Tatsachen berei-ehern?'. Schuld an diesem ganzen Malheur sind freilich die Schicksals-schläge, die die Abtei im Laufe ihrer Geschichte über sich ergehen lassenmußte und die die Chancen verringerten, aus den ohnehin schon wenigenÜberresten der Neuweiler Bibliothek bzw. des Archivs noch einige Mit-teilungen zu gewinnen. Die Aufhebung und Umwandlung des Benedikti-nerklosters in ein Kanonikerstift am 28. Dezember 1496(41, die Plünderungder älteren Abtei- und der jüngeren Stiftskirche, der Archivräume und derKanonikergebäude durch den Grafen von Hanau-Lichtenberg am 12. April1525(5), sowie neue Verwüstungen durch die Soldateska des FeldmarschallsMansfeld im März 1622 zerstörten oder zerstreuten zumindest den Groß-teil der Handschriften dieser elsässischen Abtei, so daß die Kommisare beider Säkularisation des Stiftsgutes 1791<6) wahrscheinlich so gut wie nichtsAltes mehr zum Konfiszieren vorfanden. Wir wissen immerhin so viel, daßim selben Jahr an den Hagenauer Distrikt ein Katalog der Neuweiler Stifts-bibliothek geschickt wurde, den das Departement im März 1792 auch demInnenministerium in Paris zustellte. Im Frühsommer 1794 dürfte es dannsogar zu einer Überführung von Büchern an die Nationalbibliothek desDepartement nach Straßburg gekommen sein'". Ob sich darunter auch Hand-schriften befanden, ist unklar.

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Sollte jedoch wider Erwarten das eine oder andere Manuskript in die Straß-burger Bibliothek verbracht worden sein, so bereitete ihm spätestens die Be-schießung der Stadt während des Deutsch-Französischen Krieges von1870171 den Garaus, als in der Nacht vom 24. zum 25. August 1870 der Chordes Temple-Neuf in Brand geriet und mit ihm die dort aufgestellte, wohlreichste Sammlung elsässischer Handschriften unterging: Wenn man so will,in einer einzigen Nacht eine ganze Literaturlandschaft'", Zu allem Leidwesenverbrannten damals auch die großen handschriftlichen Kataloge, die Prof.Andre Jung um die Mitte des Jahrhunderts angelegt hatte und die, wenn auchkeineswegs umfassend, die Bestände der Universitätsbibliothek, der Stadt-bibliothek und v.a. der Staatlichen Bibliothek, die zu großen Teilen aus demSäkularisationsgut der Klosterbibliotheken gebildet worden war, hättenerschließen können'",

Dieser beklagenswerten Quellensituation möchte unser Aufsatz in zwei-facher Hinsicht begegnen. In einem ersten Teil soll versucht werden, überdie bloße Darstellung der bislang bekannten Geschehnisse der NeuweilerKlostergeschichte hinaus zu gelangen. Dabei sollen nochmals alle bislangzur Verfügung stehenden relevanten Quellen herangezogen werden unddas aus ihnen Bekannte in den inzwischen besser erforschten größerenEreigniszusammenhang eingebettet werden. Die daraus entwickelten Struk-turen, die zudem um die Vergleichung mit der Geschichte Maursmünsters(heute Marmoutier), des anderen bedeutenden Benediktinerklosters an derZaberner Steige, bereichert wurden, werden dann in einem zweiten Teil dieGrundlage für einige neue Beobachtungen zur Klostergeschichte Neuwei-lers im beginnenden XI. Jahrhundert bilden'!".

Die in der Diözese Straßburg gelegene Abtei Neuweiler ist in den zwan-ziger Jahren des VIII. Jahrhunderts durch Bischof Sigisbald von Metz (716bis 742) neu gegründet'!" worden und gehörte seitdem hinsichtlich der Tem-poralien zumindest bis ins XII. Jahrhundert dem lothringischen'!" Bistuman (altes Klosterpatrozinium : St. Peter und Paul). Freilich war es derberühmte irische Klostergründer Pirmin, der 727 nach seiner Vertreibungvon der Reichenau'!" die Klöster Maursmünster, Hornbach und Murbach reor-ganisiert bzw. neu gegründet hatte, nun auch hier im Einvernehmen mit demMetzer Bischof'!" das Kloster Neuweiller in den Jahren 727/28(1S) auffestenmonastischen Boden stellte und zugleich mit seinen Klosterpflanzungen öst-lich der Vogesen, die stets eine natürliche Barriere zwischen dem späterenLothringen und Elsaß bildeten, den Vormarsch der Metzer Diözese insElsaß gewährleistete. Die neue, recht weitgespannte Tätigkeit Pirmins warkeinem Zufall entsprungen: Mit einiger Bestimmtheit dürfen wir nämlichheute davon ausgehen, daß sich Pirmins Vertreibung weder rein zufällig durchden alemannischen Herzog Theutebald ereignete, noch im Auftrage Karl Mar-tells'!" erfolgte und daß es ebensowenig dem Zufall zuzuschreiben ist, daßsein neues Betätigungsfeld ausgerechnet das Elsaß wurde?". Es mußte ja auf-fallen, daß Pirmins weitere monastische Reformtätigkeit ausschließlichauf das etichonische Elsaß gerichtet war, das noch nicht zu den ganz undgar karolingisch durchdrungenen Herrschaftsräumen zählte, und daß ande-rerseits Heddo, Pirmins Nachfolger im Inselkloster, ebenso von Herzog Theu-tebald vertrieben und in das abgelegene Uri verbannt wurde. Dort ließ ihn

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ausgerechnet der Karolinger Karl Martell beschützen und von dort späternach Straßburg bringen, wo er im selben Jahr 734, in dem seinerseits Her-zog Theutebald abdanken mußte, Bischof wurde. Hermann der Lahme magdies gewußt haben und deshalb in seiner Chronik auch die beiden TextsteIlenparallel konstruiert haben, die über Pirmins und Heddos Vertreibung von derReichenau berichten'!", So wird es unwahrscheinlich, daß Pirmin auf Drän-gen der Karolinger durch denjetzt unter Druck stehenden Alemannenherzogverjagt wurde. Vielmehr suchten die Karolinger den bequemeren Weg undengagierten sich mit Hilfe ihres Schützlings zunächst im leichter beeinfluß-baren Elsaß und übten von dort aus zunehmend Druck auf Alemannien aus,das zwar schon dem fränkischen Einfluß unterworfen war, aber noch immerzu den widerstrebenden Herrschaftsgebieten zählte. Bemerkenswert bleibt aberimmerhin die scheinbar relativ friedliche Zusammenarbeit, die das Karolin-gerhaus sowohl bei der Gründung der Reichenau als auch bei der Installie-rung der elsässischen Klöster mit demjeweils einheimischen Hochadel prak-tizierte?", obwohlja gerade in den Fällen Maursmünsters und Neuweilers nichtnur einfache Klostergründungen vorgenommen wurden, sondern zugleich die(dem Karolingerhaus eng verbundene) Metzer Diözese ins Elsaß vordrang undsomit einen wesentlichen Beitrag zur gezielten karolingischen Herrschafts-durchdringung in diesem Raum geleistet haben dürfte. Seit dieser Zeitjeden-falls setzt für die beiden elsässischen Pirminsklöster und Metzer Eigenklös-ter Neuweiler und Maursmünster eine Parallelentwicklung ein, die wir überJahrhunderte hinweg verfolgen können. Das mag auch daran gelegen haben,daß beide Klöster nur unweit voneinander entfernt im Norden und Süden derZaberner Steige die wichtige Verbindungsstraße von Metz nach Straßburg kon-trollierten und den Metzer Diözesanherren stets daran gelegen war, ihre bei-den äußersten Vorposten auf dem Vogesenkamm unter Kontrolle zu halten.

Während für das weitere VIII. Jahrhundert keine Zeugnisse zur Klo-stergeschichte greifbar sind, gewähren uns die Quellen aus der ersten Hälf-te des IX. Jahrhunderts die Möglichkeit, Konventsgröße und augenschein-liche kulturelle Bedeutung unseres Klosters besser zu beurteilen. Zwar fin-den wir Neuweiler im Gegensatz zu Maursmünster nicht im offiziellenLeistungsverzeichnis der Reichsklöster von 819(20), da es nur den Status einesbischöfliches Klosters hatte, doch werden immerhin beide Klöster in demberühmten, um 825 angelegten Reichenauer Verbrüderungsbuch?" erwähnt,das im Rahmen des in den zwanziger Jahren des IX. Jahrhunderts verstärktgeförderten Verbrüderungswesens angelegt wurde, um auch die gegensei-tigen Verbindungen der alten Pirminsklöster untereinander und zur Pir-minschen Erstgründung, also der Reichenau, aufrechtzuerhalten und zuvertiefen. Die Anlageschicht des Verbrüderungsbuches verzeichnet aufSeite 59 jedenfalls einen keineswegs kleinen Neuweiler Konvent unter derLeitung eines Abtes Ratramn, den die lokalhistorische Literatur des letz-ten Jahrhunderts sehr gerne, aber zu unrecht mit dem gleichnamigen Cor-bier Literaten identifizierte?", müssen wir doch zugeben, daß selbst nachdenjüngsten Darstellungen?" Herkunft und früher Werdegang des CorbierMönches in Dunkel gehüllt bleiben.

Ende der zwanziger und im Laufe der dreißiger Jahre gewinnen wirerneut einige Eindrücke von der rechtlichen und geistigen Lage inMaursmünster und Neuweiler. Hatte die vielleicht schon zwischen 828 und

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830 nach einem Klosterbrand erfolgte Translation von Reliquien der heili-gen Metzer Bischöfe Celestis und Auctor Maursmünster wieder stärker andie lothringische Metropole gebunden?", so sollten auch Neuweilers Bandezur westlich gelegenen Diözese intensiviert werden?", Daher erfolgte im Jahre836(26) unter (Erz)Bischof Drogo v. Metz (823 - 855) die bedeutsame regio-nale Translation von Gebeinen des Metzer Heiligen Adelphus?" aus St.Clemens/Metz, die vor dem Hintergrund des durch Kaiser Ludwig denFrommen grundsätzlich und besonders in diesem Jahr geförderten Trans-lationswesens und seiner dazugehörigen Literatur gesehen werden muß?".Die außerordentliche Förderung Neuweilers und letztendlich das Zustan-dekommen der Adelphus- Translation waren jedoch weniger das Verdienstdes Metzer Bischofs Drogo, als vielmehr das seines zu diesem Zeitpunkt nocherstaunlich selbständig handelnden Chorbischofs (coepiscopus) Lantfried'"?und sind ganz im Zeichen des tatkräftigen Chorepiskopats der Zeit zu sehen,dessen Stellung im Westfrankenreich zunehmend ins Kreuzfeuer der Kri-tik geriet und dessen episkopale Kompetenzen seit der Pariser Synode von829 stärker eingeschränkt werden sollten?", Die Heiligenübertragung nachNeuweiler war aber kein Einzelfall. Bemerkenswerterweise fanden im sel-ben Jahr zahlreiche weitere wichtige regionale und überregionale Transla-tionen statt, da vermutlich die politische Stellung Ludwigs des Frommenin diesem Ruhejahr gefestigt genug war, um eine Vielzahl von Heiligen-translationen durchzuführen?", und das Kirchenvolk seine Sakralhandlun-gen relativ ungestört vornehmen konnte:Heiliger Translationsweg Enlstehungszeit des/der

TranslationsberichtsI· notiz

HIl. Quirinus u. Romanus(32) :RomHI. Venantius: RiminiHII. Severus

- Fulda- Fulda (Hessen) 842·7/ ea. 860(33)

(Vincentia, Innocentia) : Ravenna - Mainz (später - Erfurt)nach 858(34)- MainzlSt. Alban,

Altenmünster

*HI. Liborius : Le Mans - Paderborn noch zeitgenössisch 1(35)

HI. Vitus: St.-Denis - CorveyfWeser um 842(36)(Sachsen)(37)

*HI. Castor: Karden - Koblenz (Mosel) ca. 837(38)

*[HI. Philibert : Noirmoutier - Deas (Saint-Philibert-

de-Grandlieu/Loire) 837/38(39)]

Gerade für die Regierungsjahre Ludwigs des Frommen wäre es für dieweitere Forschung von größtem Interesse, noch mehr über die Zweckset-zung des verstärkt auftretenden Phänomens der Heiligentransferierungenzu erfahren. Vielleicht müssen wir uns darauf einstellen, daß das in den zwan-ziger Jahren verstärkt auftretende Gebetsverbrüderungswesen und die Hei-ligentranslationen nur verschiedene Spielarten ein und desselben reichser-haltenden politischen Strebens waren, mit denen monastischen und laika-Ien Kreisen regional wie überregional ein kirchliches Gemeinschafts- undZusammengehörigkeitsgefühl vermittelt werden sollte, abgesehen davon,

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daß eine Translation Ursprungs- und Zielgemeinde auch kirchenrechtlichmiteinander verband?", Man kann es sich gar nicht plastisch genug vorstellen,welche Bedeutung für Kirche und Volk die Wanderschaft ihrer Heiligen durchdas krisengeschüttelte Frankenreich gehabt haben mag, deren Fürspracheman ja auch als konkretes Abwehrmittel gegen innere und äußere Feindebetrachtete.

Im Gegensat: zum wirtschaftlich leistungsfähigeren Maursmünster hatdas bescheidenere Neuweiler vielleicht schon anläßlich der erwähntenÜberführung des HI. Adelphus eine Beschreibung der Translation und Wun-dertaten des Heiligen zustande gebracht. Ihr Text ist der damals neu auf-kommenden hagiographischen Gattung der Translationsberichte zuzu-rechnen'?', Sollte sich unsere These von der karolingischen Entstehungszeittrotz jüngst erhobener Zweifel'?' bestätigen, so würde dieses hagiogra-phisehe Werk zu den ganz wenigen auf uns überkommenen Zeugnissenelsässischer Literaturproduktion der Karolingerzeit zählen. Aus den beifüg-ten Miracula des Heiligen läßt sich übrigens entnehmen, daß noch im IX.Jahrhundert der Adelphikult regionale Verbreitung gefunden hatte'?', Bisins XI. Jahrhundert hinein erfuhr er jedoch eine derartige Steigerung, daßNeuweiler zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte wurde. So war man in derersten Hälfte des XII. Jahrhunderts gezwungen, am Ort eine eigene Stifts-kirche zu errichten, um die Pilgerscharen vom beschaulichen Leben deseigentlichen Benediktinerklosters fernzuhalten.

Der HI. Adelphus erfuhr in Lothringen und Elsaß, im Oberrheingebiet und in der Schweizim X., XI. und XII. Jahrhundert eine recht ausgiebige Verehrung, die kurz in ihren wesent-lichsten Zügen geschildert werden soll. Nach M. BARTH,"Der Heilige Florentius, Bischof v.Straßburg", Archives de l'Eglise d'Alsace 20, 1952, pp. 162 zu. 331 erfolgte eine Translationvon Adelphusreliquien nach Einsiedeln im Zeitraum von 987 - 1039. Tatsächlich enthält dasaus St. Gallen stammende Evangeliar EINSIEDELN, Stiftsbibliothek, Cod. 17 (405), ... (44) Seite382sq. das älteste Reliquienverzeichnis von Einsiedeln und weist dort u.a. auch Adelphusre-liquien nach, was ausführlich O. RINGHOLZ,"Das älteste Verzeichnis der Reliquien und Altä-re in der Stiftskirche zu Einsiedeln", Anzeiger für Schweizerische Geschichte N.S. 8, 1898,p. 11 - 6 behandelt hat. Dagegen haben nach H. KELLER,Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwa-ben, Freiburg i.Br. 1964, p. 28 (cf. p. 27, n. 86) die Reliquien bereits etwas mit der HerkunftBennos und Eberhards, des ersten Einsiedler Abts (t ca. 958) zu tun, die in Straßburg Kano-niker bzw. Dompropst waren, und sind wohl schon Mitte des X. Jahrhunderts nach Einsiedelntransferiert worden(4S). Dazu würde gut die Beobachtung passen, daß 961 in einer Bischof-surkunde Udos IV. v. Straßburg auch von einem "festurn sancti Adelfi" die Rede ist, das inder Straßburger Diözese neben dem ebenso genannten Fest Johannes' d. Täufers, Weihnach-ten und Ostern eine herausragende Rolle spielte, da ja zumindest später der 29. VIII. zugleichauch das Kirchweihfest der Straßburger Bischofskirche war(46). Einen weiteren Beleg für dieallgemeine Bedeutung des HI. Adelphus in der Diözese Straßburg liefert der Schlußvers desWidmungsgedichtes, das Gerald seinem Walthariusexemplar für Bischof Erkanbald v. Straß-burg (965 - 991) beifügte. Dort wünscht er sich unter Anspielung auf den Namen des Heili-gen bei Erkanbald das Andenken eines teuren Freundes: carus adelphus (MGH Poet.lat. t. 5,p.408).

Nach CLAUSSwar Adelphus später auch Kirchenpatron in Hüttenheim (1049 erwähnte unte-re Pfarrei, Diöz. Straßburg)(47). Weiterhin befanden sich Reliquien in Burgheim bei Lahr(Kirchweihe 1035)(48)und in Gorze, als ihm dort nach einer weiteren Gebeine-Translation ausSt.Clemens/Metz 1077 ein Altar geweiht wurde(49). Die Verehrung in der Diözese Straßburgim XII. Jahrhundert veranschaulicht wohl am eindrucksvollsten der Eintrag im ältesten Kalen-dar der Straßburger Kathedrale (mit Nekrolog), das heute in Wolfenbüttel unter der SignaturMs. 84. Aug. 2° aufbewahrt wird(SO).

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Da sich der zweite Teil des Aufsatzes mit der Geschichte Kloster Neu-weilers um die Wende vom X. zum XI. Jh. beschäftigen soll, wird diese Phasezunächst übersprungen und noch kurz die Folgezeit behandelt. Vielleichtdürfen wir an dieser Stelle das Problem einer bislang wenig berücksichtigtenNekrolognotiz im sogenannten Obituarium von Saint-Mihiel anschneidenund den Versuch einer präziseren zeitlichen Einordnung wagen. DieseNotiz erwähnt zum 09. Oktober den Tod eines NOTGERVS ABBA5 (!) S.ADELPHJ<SI), der lange Zeit als ein Abt von Remiremont betrachtet wurde,bis den Bollandisten der Nachweis gelang. daß es sich nur um einen Abt Not-ger v. Neuweiler handeln konnte?". Freilich gab es keinerlei Anhaltspunk-te für eine genauere zeitliche Einordnung, auch wenn es hätte auffallen müs-sen, daß ausgerechnet ein Neuweiler Abt im Nekrolog dieses südlich vonVerdun liegenden lothringischen Klosters genannt wurde. Es wird zu fra-gen sein, zu welchem Zeitpunkt ein engeres Verhältnis zwischen Saint-Mihielund Neuweiler besonders wahrscheinlich zu machen ist. Vielleicht müssenwir damit rechnen, daß dieses erst denkbar war, als Saint-Mihiel und Neu-weiler in den Bannkreis der lothringischen Mischobservanz (vor 1027 und1029(S3» geraten waren, wozu gut die Beobachtung passen würde, daß ebenunter dem deutsch- wie französischsprachigen Abt Nanter v. Saint-Mihiel(ea, 1020 - nach 1033), der sich aus dem Kreise Richards v. Saint-Vannesseine Reformkräfte geholt hatte?", das Kloster endgültig mit seiner "franzö-sischen" Vergangenheit gebrochen und sich dem östlichen Reich zuge-wandt hatte?", Da Saint-Mihiel selbst erst wieder reformerisch erstarkenmußte, wäre frühestens in den dreißiger Jahren an die Entsendung einesMönches von Saint-Mihiel nach Neuweiler zu denken. Allerdings solltenwir diese zeitliche Einordnung nur als eine Möglichkeit betrachten.

Aus dem späteren Xl. Jahrhundert besitzen wir nur zwei bedenklichüberlieferte Mitteilungen. So wird uns im Rahmen eines Güterkaufs voneinem Abt namens Robert berichtet, der 1070 bereits im 16. Abbatiatsjahrstand. also spätestens seit 1055 die Geschicke des Klosters leitete. Aufdieses Kaufgeschäft. das in einer heute verlorenen Urkunde Heinrichs IV.bestätigt wurde?", wird nochmals in einer freilich unechten Urkunde des-selben Kaisers aus dem Jahre 1085 Bezug genommen, nach der auch dannnoch Robert in Neuweiler den Abtsstab führte?".

Mit den Geschehnissen im früheren XII. Jahrhundert geraten wir in derNeuweiler und Maursmünsterer Klostergeschichte in einen Abschnitt elsäs-sischer Kirchengeschichte, die v.a. im Falle Neuweilers durch unkritischeVerwertung vermeintlich zuverlässiger Geschichtsquellen bislang eher ver-zerrt dargestellt wurde. Die entscheidende Frage, um die es hier geht, be-steht darin, ob auch in Neuweiler und Maursmünster wie in so vielen ande-ren Klöstern die Hirsauer Reform durch Wilhelm v. Hirsau oder einen sei-ner Nachfolger eingeführt wurde oder nicht. M. BURG hatte in einem Auf-satz in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts die Behauptung aufgestellt,daß Wilhelm 1090(58)Neuweiler reformiert habe. doch hätte allein schon dasDatum aufhorchen lassen müssen, das sich ganz offensichtlich am Todes-jahr des großen Hirsauer Abtes (109 I) orientierte. Sehr wahrscheinlich istdiese Behauptung jedoch allein auf die flüchtige Kenntnisnahme vereinzelterQuellenstellen bei J. Trithemius zurückzuführen, bei denen der berühmteSponheimer Abt in seinen Hirsauer Annalen die Namen der Benedikti-

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nerklöster erwähnte, die zwar vornehmlich durch Wilhelm v. Hirsau, abereben auch durch seine Schüler nach ihm reformiert wurden?", Liest manTrithemius genauer, so muß man freilich feststellen, daß Wilhelm v. Hir-sau überhaupt nichts mit Neuweiler zu tun hatte und allenfalls sehr viel spä-ter der fünfte Hirsauer Abt namens Volmar (4. April 1120 - 28. Januar1156)(60) den Neuweiler Abt, vielleicht noch Walo?", durch Heinrich (ea,1129 ?(62» ersetzte, um das Kloster zu alter Regeltreue und wirtschaftlicherBlüte zurückzuführen:

Ad monasterium Nuvvilar. Argent. Dioecesis (quod S. Piriminius (!)Meldensis Episcopus de quo diximus, temporibus Theoderici Regis Fran-co rum, primus fundavit, quemadmodum in libro gestorum ejus clare inve-nitur scriptum, cujus Monachi nostris diebus perdita similiter praesump-tione saeculares facti ab ordine recesserunt) de Congregatione hujusMonasterii Hirsaug. Heinricus Abbas cum quibusdam Monachis destina-tus est tempore (!) Wo/mari Abbatis, vir scripturarum eruditione spectabi-lis, et morum integritate reverendus, qui locum sibi commendatum in spi-ritualibus et temporalibus plene reformavir'",

Auch könnten wir erneut den Eindruck einer parallelen Entwicklungzwischen Maursmünster und Neuweiler - die noch immer Metzer Eigenklö-ster waren?" - gewinnen, wenn wir der unmittelbar darauf folgenden Behaup-tung Trithemius' Glauben schenken wollten, derselbe Hirsauer Abt habe inseinem vierzehnten Abbatiatsjahr (1133) auch Maursmünster reformiert, alser Mönch Ruthard als neuen Abt ins Elsaß entsandte:

Ad Monasterium similiter Argentinens. Dioeces. Moresmünster nuncu-patum (quod praenominatus Praesul sanctissimus Piriminius (!) B. Mauriquondam discipulusfundavit temporibus Theoderici Regis Franeorum sic-uti in vita ejus saepius memorati Pontif. continetur) ex Hirsaugiensi mis-sus est Abbas nomine Ruthardus, vir in omni conversatione regularis dis-ciplinae optime instructus anno Domini Wolmari Abbatis 14. qui Coenobiumsibi commissum, et bene rexit, et in utroque statu ad reformation is ordinemrevocavitv",

Das steht freilich im Widerspruch zur relativ zuverlässigen Maursmün-sterer Abtsliste?", nach der Abt Adelo 11., der von 1117 bzw. 1123(67)bis 1132regierte, Abt Meinhard folgte, der bis 1145 im Amt war?", Ph.-A. GRANDI-DIERhatte diese Schwierigkeit erkannt und versuchte sich aus ihr heraus zuwinden, indem er einen zweiten Meinhard seit 1134 mit Trithemius' Ruthardgleichsetzte und von ihm Meinhard I. schied, der nur 1132 - 34 regierthaben soll>", wofür es aber keinen Grund gibt. Sicherlich handelt es sichum ein und denselben Abt Meinhard, den wir z.B. anläßlich der Kirchwei-he von Baumgarten im Elsaß durch Bischof Gebhard v. Straßburg am 14.XI. 1133 als Zeugen nachweisen können?" und der durch die Reorganisa-tion der wirtschaftlichen Grundlagen seines Klosters bekannt gewordenist. Hier sind Zweifel an einer Hirsauer Reform in Maursmünster angebracht,die schon K. STENZELund W. GOLDINGERäußerten?" und die wir sowohl hierals auch im Falle Neuweilers mit etlichen Argumenten weiter untermauernkönnen. Einerseits dürfte es um die Reformkraft Hirsaus in den dreißigerJahren ganz im Gegensatz zu Trithemius' Bild eher schlecht bestellt gewe-sen sein, wenn wir uns an Volmars Klagen über den undisziplinierten Hir-

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sauer Konvent erinnern, dem seine Mönche zum neuen Zisterzienserordenüberliefen?", Andererseits ist es merkwürdig genug, daß ausgerechnet in demberühmten hauseigenen Codex Hirsaugiensis beide Klöster nicht erwähntwerden?", obwohl dies Hirsaus Ruhm gerade im Elsaß bedeutend vergrößerthätte. Die einzige, heute greifbare Quelle für die angebliche HirsauerReform in Neuweiler und Maursmünster sind tatsächlich Trithemius'Annales Hirsaugienses, die äußerst detailreich die Leistungen der HirsauerÄbte, und damit natürlich auch des Volmar zu schildern wissen, währenddas schon früher erarbeitete Chronicon Hirsaugiense des berühmten Spon-heimer Abtes nicht nur von Volmars Aktivitäten so gut wie nichts zu berich-ten vermag, sondern darüber hinaus die Äbte Heinrich v. Neuweiler undRuthard v. Maursmünster noch gar nicht kennt'?", Ein Vergleich der uns heutezur Verfügung stehenden Listen hirsauischer Äbte in auswärtigen Klösternzeigt freilich, daß Trithemius diese zwar in weiten Teilen benutzte, aber dort,wo ihm keine Namen für weitere wichtige Klöster unterkamen, sich solcheschlicht und einfach erfand: Die Suche nach Stellen zu derartigen Reform-vorgängen in den zeitgenössischen hochmittelalterlichen, sowie in denspätmittelalterlichen und noch jüngeren Quellen, derer Trithemius sichnachweislich bediente?", erwies sich nämlich als völlig ergebnislos. Selbstdie Hirsauer Abtsliste aus dem Passionale decimum des Blaubeurer PriorsBartholomäus Kraft, die eine noch bessere Chronologie und noch genaue-re topographische Angaben als der Codex Hirsaugiensis aufweistv-', kenntkeine Hirsauer Reformäbte in Neuweiler oder Maursmünster. Doch muß esnicht verwundern, daß uns keine der zahlreichen, von Trithemius verwen-deten Quellen auf eine derartige Spur führt, wenn er auch seinen Lesern aus-drücklich versichert, er habe nur zuverlässige und v.a. quellenmäßig über-prüfbare Informationen gegeben und alles Unzuverlässige gleich gar nichterwähnt?", Dies deckt sich vielmehr mit den bisher gemachten Beobach-tungen der Forschung, die schon des öfteren seine notorische "Fäl-schungs"haltung nachweisen konnte, zu der sich in unserem Zusammenhangein weiterer kleiner Fälschungskomplex hinzugesellt. So konnte etwa K.SCHREINER zeigen, daß sich Trithemius' Geschichtskonzeption und Quel-lenverwertung ganz wesentlich von unserer modernen kritischen Quellen-behandlung unterscheidet. Es ging Trithemius gar nicht so sehr darum, einBild von Hirsau im weiteren Verlauf des XII. Jahrhunderts zu zeichnen, wiees wirklich gewesen ist. Alles Mindere, auf das er vielleicht bei seinerQuellenlektüre gestoßen war, hätte nur sein positives Gesamtbild von Hir-sau gestört und mußte fortgelassen werden, da es nicht erinnerungswürdigwar. Es mußte also auf der einen Seite das tatsächliche Bild gemindert wer-den, damit auf der anderen Seite Platz für die moralisierende Streckungvvdes geringen Materials gegeben war und somit die erbauliche Wahrheiteines auch im XII. Jahrhundert glänzenden Hirsau ans Licht treten konnte.Das war deshalb so wichti~, weil Hirsaus ursprüngliche Reformkraft, ja dieTugendhaftigkeit seiner Abte und Mönche, als Vorbild für das reform-bedürftige Benediktinerturn seiner eigenen Zeit dienen sollte. Dazu liefer-te Trithemius im Falle Neuweilers sogar selbst den Fingerzeig, als er be-klagte, mit welch verworfener Anmaßung sich die heutigen Benediktiner Neu-weilers von seinem Orden losgesagt hätten: cujus Monachi nostris diebusperdita similiter praesumptione saeculares facti ab ordine recesserunt,

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um dem einst so reformeifrigen Kloster auf diese Weise das ganze Gegen-bild vor Augen zu halten. Trithemius' Neigung, Hirsaus Bedeutung im letz-ten Viertel des XI. und zu Beginn des XII. Jahrhunderts auch auf die spä-tere Zeit zu extrapolieren, ist daher dem Wunsche entsprungen, eine Mahn-bzw. Reformschrift in historischem Gewande zu liefern und nicht ein echteshistoriographisches Werk. Wir können also nach unserem heutigen Kennt-nisstand zu den Geschichtsquellen und ihrer Zuverlässigkeit einen unmit-telbaren Einfluß Hirsaus auf Neuweiler und Maursmünster nicht nachwei-sen?". Einigermaßen gesichert dürfte für das weitere XII. Jahrhundert nebenWalo v. Neuweiler immerhin die Existenz des späteren Abtes Richwin sein,der 1115 als Propst von Maursmünster die Tochtergründung SindeIsbergveranlaßte, deren Kirche 1137 geweiht wurdev".

***Wenden wir uns nun dem zweiten Teil unseres Aufsatzes zu. In einem

paläographisch ausgerichteten Artikel?" konnte der Autor ein heute nurmehrfragmentarisch erhaltenes Sakramentar, dessen Bruchstücke über Darmstadtund Zweibrücken verteilt sind, als Werk des Schreibers Arnulfvon Neuweilernachweisen, da es eine frappierende kodikologische, paläographische undkunstgeschichtliche Ähnlichkeit mit dem ersten Teil der Wiener Hand-schrift ÖNB lat. 563 (hist. eccl. 120) zeigt, in welcher sich Arnulf in einemversifizierten Kolophon fol. 58v unter Anrufung der alten und neuen Klo-sterpatrone Neuweilers nennt:

Supp/ex, o/ector, 'valeat', tu dicito, 'scriptor',Nam hec cum scripsit, advena certe fuit.

Arnu/fus dictus, monachili veste togatus,Cui Christus vitam det pius aetheream.

C/aviger id sanctus tum doctor postu/et a/mus,Et quoque Gorgonius conferat, 0, precibus'?',

Zur besseren Orientierung geben wir hier nochmals eine Kurzbeschrei-bung der beiden Fragmentbestände in Katalogformv" :

DARMSTADT, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Frgm.Inc. VI, 128, Bd. IV (Hain-Copinger 3163; GW 4290).Sacramentarium Gregorianum (ohne gelasianische Einschübe ?), Neuwei-ler (OSB), saec. XIin. * membr. * 2 fall. * 20 Langzeilen *Maße: 27 x 39,5cm (fol. 1) und 26 x 40 cm (fol. 2) <20 x 11 cm> * Ohne moderne Foliie-rung oder Paginierung * Karolingische Minuskel des Schreibers Arnulf.Inhalt: fol. l' - 2v

: Meßanweisung im Canon missae : Si episcopus ... dicatsacerdos ce/sa voce. Per omnia saecu/a saecu/orum ... responsio. Anam-nese: ... filii tu; ... et calicem: salutis perpetue ..Supra que propitio ... imma-culatam hostiam. Supplices te rogamus ... per eundem Christum DominumNostrum ..Nobis quoque peccatoribus ... sanctis tuis. Intra. fol. 3' - 4v: For-mulare aus dem Proprium de sanctis für die Offizien zu den HII. Fabian,Sebastian, Agnes und Vincenz.

ZWEIBRÜCKEN, Bibliotheca Bipontina, Frg. Bip. 9 (aus der Inkuna-bel 24 A ; Hain-Coplnger 14508).

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Vornehmlich gelasianisches Supplement; 4 foIl. * Maße: 21,8 x 32,5 cm;27,3 x 32,5 cm ; 23,5 x 32,5 cm und 26,5 x 32,5 cm. Sonstige Angaben wieoben.Inhalt: fol. l'-6': Formulare des Proprium de sanctis und des Proprium detempore zu den Hll. Andreas, Nikolaus (Nachtrag saec. XIII), Lucia, Tho-mas, Matthias und Markus, sowie für die Feste Inventio s. crucis und vigi-lia ascension is domini und für die Hll. Primus und Felicianus, Jakobus, Bar-tholomäus, Adelphus und Lucas. 6' - 8' : Commune sanctorum : vigiliaunius apostoli, natale unius apostoli, vigilia plurimorum apostolorum,natale plurimorum apostolorum. vigilia unius martyris, natale un ius mar-tyris, vigilia plurimorum martyrum.

Als echte Gebrauchshandschrift dürfte dieses Sakramentar das Schick-sal so vieler anderer geteilt haben und vermutlich in dem Augenblick nutz-los geworden sein, als das Kloster Neuweiler aufgehoben und in ein Kano-nikerstift umgewandelt wurde?", zumal die Einbände, in denen man unse-re Makulatur fand. aus einer Straßburger Buchbinderwerkstatt stammen, diesich bislang von etwa 1476 bis 1521 nachweisen läßt?", Die Wiener Hand-schrift hingegen lag mit derselben Textabfolge wie heute bereits 1576 in derdortigen Hofbibliothek, wie sich aus dem Katalog dieses Jahres entnehmenläßt?", Ob sie mit anderen elsässischen Handschriften vielleicht von demersten Wiener Hofbibliothekar Hugo Blotius (1575 von Kaiser MaximilianII. ernannt) aus Straßburg mitgebracht wurde, bleibt ungewiß. Blotius hieltsich zwar im Wintersemester 1569170 in der elsässischen Metropole auf, woer an der Universität eine Ethik-Vorlesung hielt, doch dürfte ihm der rela-tiv kurze Aufenthalt kaum Zeit zu intensiveren Handschriftenerwerbungengelassen haben?", Eher wird man davon ausgehen dürfen, daß zahlreicheelsässische Handschriften der heutigen Wiener Nationalbibliothek bereitsvon Wolfgang Lazius auf seiner dritten Bibliotheksreise (etwa April bis Juli1551), die ihn auch ins Elsaß bis nach Straßburg führte, aufgekauft wordenwaren?",

Im vorderen Teil vereinigt WIEN, ÖNB lat. 563 mehrere hagiogra-phisehe Texte verschiedener Jahrhundertev"; .I. fol. l' - 12' : [Adalbert,] Passio S. Gorgonii [BHL 3617],

bis 981 erstellte Ausgabe'?"11. fol. 12' - 58' : Miracula S. Gorgonii [BHL 3621],

ca. 964/5 von einem Gorzer Mönch (Johannesv, Gorze ?) verfaßt'":

Ill. fol. 58' - 59' : Responsoria cum neumis, saec. XII. Iine. Resurrexi et adhuc tecum sum ... (Dominicaresurrection is)

IV. fol. 59' - 112' : Vita S. Brendani [BHL 1436]C92},Handschriftenteil aus dem XI. Jh.

V. f01.113' - 121' : Werinharius, Vita S. Adelfi [BHL 75v],Handschriftenteil aus der ersten Hälfte des XII.Jh.s.

Teil III (Responsoria cum neumis) und V (Vita S. Adelfi) sind mit Sicher-heit in Neuweiler geschrieben. Die Adelphus- Vita bildete dabei ursprüng-

DIEGORZERREFORMINNEUWEILERBEIZABERNANDERSCHWELLEZUMXI. JAHRHUNDERT

79

lich einen eigenen Heiligenlibellus und wurde mit den Resten ihres einsti-gen Pergamentkoperteinbandes später den anderen hagiographischen Tex-ten angebunden. Auf der Rückseite des stärkeren Einbandpergaments sindnoch die Majuskelbuchstaben [... ]LFVS zu lesen, Reste des einstigen Titu-lus ADELFVS. Teil IV (Vita S. Brendani) kann aus kodikologischen undpaläographischen Erwägungen nicht der Hand Arnulfs zugeschrieben wer-den. Der Schreibduktus ist insgesamt kantiger, spitzer, die Buchstaben zei-gen reihenweise Dreiecksansätze an den Oberlängen, die bei Arnulf fehlen.Der Schreiber verwendet zudem andere Abkürzungszeichen (sehr vieleüberschriebene Buchstaben), setzt bewußt auf die Zeile und bringt einanderes Interpunktionssystem zur Anwendung. Außerdem verfügt er übereine eigene Initialtechnik. Die Lagenbestimmung erweist darüber hinaus dieVita als ehemals eigenständige Handschrift. Eine Entstehung in Neuweilerist dadurch aber nicht in Abrede gestellt.

Gewißheit über die Neuweiler Herkunft und den Auftraggeber der TeileI und II liefert uns die Schreibermitteilung fol. 58'(93).So habe ArnuIf iussu... abbatis Meinardi die Passio des Gorgonius geschrieben und ihr noch dieMirakelerzählungen des gleichnamigen Heiligen beigefügt. Niemand sollees unter Androhung aller Höllenstrafen wagen, das Werk dem Kloster Neu-weiler zu entwenden: siquis ingenio fraudeve quaqua (!) subduxerit loconovivillarensi ....

Seit den Forschungen von M. PARISSEzum Gorzer Nekrolog wissen wirjedoch, daß ein Gorzer Mönch namens Mainhard neben Arminfrid, derebenso aus Gorze kam, aber noch nicht identifiziert werden konnte, alsReformabt in Neuweiler eingesetzt wurde'?" :

Pridie Kalendas. Mainhardus, istius monasterii[sc. S. Gorgonii] monachus et abbas S. Ade/phi (30. XII.)(95).

Schon die von Mainhard veranlaßte Abschrift der Gorgonius- Texte weistauf das lothringische Reformkloster Gorze. Hier war Gorgonius Hauspatronund wurden auch hagiographische Texte zu seinen Ehren verfaßt, so etwadie Miracula S. Gorgonii im Jahre 964/5. Die Passio S. Gorgonii hingegenwurde wohl schon kurz nach dem Tode ihres möglichen Autors, Erzbi-schofs Adalbert v. Magdeburg (t 981) von BischofMilo v. Minden rt 996)an Abt Immo v. Gorze (982 - ca. 1015) gesandt. Das von Milo nach Lothrin-gen geschickte Exemplar, das er als sein eigenes Werk ausgab, unterschei-det sich von der wiederum ihm zugesandten Textfassung Adalberts (BHL3616 + 3617) nurmehr durch seinen eigenen Widmungsbrief (BHL 3618)(96).Die Passio könnte demnach schon in den achtziger Jahren des X. Jahrhun-derts in Gorze vorhanden gewesen sein, wenn wir als Eckdaten etwa die Jahre982 und 996 gelten lassen wollen.

Die Abschrift der Gorgonius- Texte läßt im geschichtlichen Kontext derAbtei Neuweiler nun mehrere Schlüsse zu :

1. Abt Mainhard hatte das elsässische Kloster Neuweiler einer gründli-chen Neuordnung unterworfen und mit der Abschrift der hagiographischenLiteratur zu Gorgonius deutlich gemacht, daß in seinem Kloster eine neueReformrichtung Einzug gehalten hatte. Arnulf selbst bezeichnet sich indem Kolophon bezogen auf seine Schreiberleistung in WIEN ÖNB lat. 563,fol. 1 - 58 ausdrücklich als Neuling in Sachen Schreiben: Nam hec cum scrip-

80 MA TIHIAS M. TISCHLER

sit, advena certe fuit, was gegenüber seiner souveräneren Schreibleistungbeim Darmstadt-Zweibrückener Sakramentar nicht allein angesichts nochzahlreicher Unsicherheiten und Verschreibungen verständlich wird, sondernvielleicht sogar doppeldeutig als 'Neuling' und 'Neuankömmling' inter-pretiert werden darf, da er erst unter Mainhard nach Neuweiler gekommenwar?", Auf jeden Fall sind die Gorgonius- Texte und die beginnende Schreib-tätigkeit Arnulfs unter Mainhard der materielle Niederschlag der bislang nuraus der Gorzer Nekrolognotiz bekannten Reformbeziehung zwischen demlothringischen Mutterkloster und der elsässischen Tochter.

2. Die Gorzer Reformbemühungen Mainhards scheinen nur die erstengewesen zu sein. Denn bereits 1029 setzte mit der Zustimmung des MetzerBischofs Theoderich der berühmte Klosterreformer Pop po v. Stablo imZuge der neuen lothringischen Mischobservanz einen Abt Theoderich in Neu-weiler ein(98):in Willario praeterea Theodericum ... praefecit ... quae quidem monastici vigo-ris coenobia per Theodericum Metensium antistitem divinia sibi indulsit gratiov»,

Damit sind die zeitlichen Grenzen einer Tätigkeit Arnulfs unter demAbbatiat Mainhards etwas enger gezogen. Da die Passio S. Gorgonii wohlschon in den beiden letzten Jahrzehnten des X. Jahrhunderts in Gorze lag, kanndie Abschrift nur in dieser Zeit oder im weiteren Verlauf des beginnenden XI.Jahrhunderts genommen worden sein. Der Abbatiat Mainhards und damit derEinzug der Gorzer Reform in Neuweiler ist demnach in etwa demselben Zei-traum anzusetzen, in dem auch Maursmünster seine Reformäbte Landelochus11.(saec. Xex.)"?", Aderus (=Adelo 7, saec. XIin.) und Angelbertus (saec. XI)erhielt"?",

Diese zeitliche Ansetzung um die Jahrtausendschwelle scheint im Hinblickauf das Werk Arnulfs paläographisch vertretbar und wird zugleich gestütztvon zeitgenössischen Mitteilungen des Konstantin, der Abt im Metzer Klos-ter St. Symphorian war (1004 - 1024). Dieser beschreibt in seiner Vita desMetzer Bischofs Adalbero 11.(984 - 1005) dessen herausragende Klosterre-formpolitik in der Diözese"?", Als ein monachorum amator ferventissimus habeer während seiner gesamten Amtszeit fast 40 Äbte geweiht, darunter viele inzahlreichen Metzer Stadtklöstern, aber ebenso zwei in Neuweiler :

... sancto Adelfo duos [se, abbates promovit](IOJ).Adalbero, der selbst Mönch in Gorze gewesen war, unterhielt auch als

Bischof von Metz enge Verbindungen zu 'seinem' Reformkloster vor den Torender Stadt. Einige unter den Äbten, die er während seines Episkopats weihte,kamen natürlich aus Gorze, so daß es nicht verwunderlich wäre, wenn auchMainhard und Arminfrid zu ihnen zählen würden. Sie könnten daher mit denbeiden Neuweiler Äbten identisch sein, die bei Konstantin ohne Namenerwähnt werden. Sollte sich dies als richtig erweisen, dann müßte zumindestdie Weihe Mainhards noch vor dem Tode Bischof Adalberos, also bis 1005erfolgt sein. Infolgedessen wäre Mainhards Vaterabt der bekannte Immogewesen (Abt v. Gorze, 982 - ea. 1015(104),der gleichzeitig auch im Eifelk-loster Prüm (seit etwa 1003YI~Jund im Bodenseekloster Reichenau (1006-1008) die Fäden in Händen hielt"?", Diese Beobachtungen könnten u.a. erklä-ren, warum der Typ der federgezeichneten Initialen im Darmstadt-Zwei-brückener Sakramentar ([Abb. 1], siehe v.a. Frg. Bip. 9, fol. 5' D-Initiale zum

DIE GORZER REFORM IN NEUWEllER BEI ZABERNAN DER SCHWELLE ZUM XI. JAHRHUNDERT

81

Beginn des Formulars zum HI. Adelphus l) und in der Wiener Handschrift (fol.12' D-Initiale zum Beginn der Miracula S. Gorgonii=" [Abb. 2]) so sehr anzeitgleiche Leistungen St. Gallens und der Reichenau erinnert!'?". WennArnulf auch für die Illumination der Handschriften verantwortlich zeichnensollte, so könnte man bei ihm auf eine Ausbildung in der berühmten Reiche-nauer Werkstatt schließen.

Die besprochenen Teile der Wiener Handschrift und die Fragmente desDarmstadt-Zweibrückener Sakramentars sind die bislang einzigen und zuglei-ch ältesten Zeugnisse für eine Neuweiler Schreibtätigkeit im früheren Mit-telalter. Hinzu gesellen sich lediglich ein hochmittelalterliches Rituale ausder Mitte des XII. Jahrhunderts'v", sowie einige spätmittelalterliche Codices,die noch heute in Neuweiler und einigen anderen elsässischen Orten lie-gen"'". So bleibt für die Zukunft allein zu hoffen, daß uns Arnulfs eigenwilligeHand den Weg zu weiteren Neuweiler Handschriften weisen wird.

Matthias M. Tischler, Heidelberg.

(1) M. BARTH,Handbuch der Elsässischen Kirchen im Mittelalter, Brüssel 1980, col. 914 -922. Spezifischer: W. HOTZ,Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsaß und in Lothringen,MünchenlBerlin '1970, p. 155 - 61 und P. STINZI,Neuweiler-les-Saverne, Kunstführer,München 1968.

(2) Cf. Germania Pontificia (= GP) Ill, 3, Berlin 1935, p. 63sq. Zitiert wird im folgendennach den Abkürzungen im Lexikon des Mittelalters t. 1, München/Zürich 1980, p. XXIIIsqq.

(3) Geschichte der Abtei und Stadt Neuweiler, Zabern 1876.(4) STRASBOURG, Archives Departementales. G. 5709, cf:L. WALTER,Bulletin de la socie-

te pour la conservation des monuments historiques d'Alsace, N.S. 18, 1896 (= WALTERI), p. 271.

(5) STRASBOURG, ibid., E. 2031, cf. L. WALTER,ibid., N.S. 19, 1897 (=WALTER11), p. 365sq.(6) Das Gesetz zur Säkularisierung trat bereits am 13. Februar 1790 in Kraft.(7) J. GASS, Bulletin ecclesiastique de Strasbourg 38, 1919, p. 374 u. ibid. 39, 1920, p.

305sq. ..(8) Man sollte nicht nur an den berühmten Hortus deliciarum der Abtissin Herrad von Lands-

berg denken. Das Ausmaß derZerstörung wurde festgehalten von J. RATHGEBER,Die hand-schriftlichen Schätze der früheren Straßburger Stadtbibliothek. Ein Beitrag zur elsässi-sehen Bibliographie, Gütersloh 1876. Zur Geschichte der Bibliothek jetzt: H. DUBLED,Histoire de la Bibliotheque nationale et universitaire de Strasbourg, Publications de laSociete savante d'AIsace et des Regions de l'Est, Sero Recherehes et Documents vol. 3,Straßburg 1964.

(9) Notiz bei Ch. A. WOLF,"Aus der Geschichte der alten Strassburger Stadtbibliothek undihrer Bestände", Jahrbuch der elsass-Iothringischen wissenschaftlichen Gesellschaft zuStrassburg 7, 1934, p. 206. Catalogue general des manuscrits vol. 47, Paris 1923 und vol.50, Paris 1954 enthalten überhaupt keine Hs., die wichtig für die ältere Neuweiler Klo-stergeschichte werden könnte. Auch das Klosterarchiv besitzt keine alten Hss. (Brief vom14. Januar 1992 von M. J. d'Orleans, Strasbourg, Archives Departementales). Zu einigenspätmittelalterlichen Hss., die aus Neuweiler stammen könnten, heute aber an verschie-denen elsässischen Orten verstreut liegen, cf. unten n. 110.

(10) Berücksichtigt wurde die jüngste Literatur der laufenden Bibliographie alsacienne, darü-ber hinaus die ältere Literatur in GP Ill, 3, p. 62 und in M. BARTH,Archives de l'Eglised'Alsace 28, 1961, col. 914 - 22 (= Handbuch der Elsässischen Kirchen im Mittelalter,Brüssel1980, col. 914 - 22).

(11) Paulus Diaconus, Gesta episcoporum Mettensium ed. MGH SS. t. 2, Hannover 1829, p.267. A. LAUGEL,"Origines des abbayes de Neuwiller et de Marrnoutier", Revue d'Alsa-ce 57, 1919, pp. 25 - 36 U. 186 - 203, vermutet pp. 187 sq. U. 194, daß Neuweiler die Wie-dererrichtung einer gallo-römischen Gründung sei. Cf. auch WALTERI, p. 252sq.

(12) Als Vereinbarungsbegriff wird im folgenden 'Lothringen' für den freilich erst nachLothar 11.benannten geographischen Raum verwendet.

(13) Cf. Hermannus Contractus, Chronicon ad. a. 727 : Sanctus Pirminus ob odium Karoll aTheobaldo, Gotifridi ducis fllio, ex augia pulsus, Etonem pro se constituit abbatem, etipse Alsatiam, alia instructurus coenobia petiit ed. MGH SS. t. 5, Hannover 1844, p. 98.

82 MATIHIAS M. TISCHLER

(14) Cf. H. LÖWE,"Pirrnin, Willibrord und Bonifatius. Ihre Bedeutung für die Missionsge-schichte ihrer Zeit", La conversione al christianesimo nell'Europe dell'alto medioevo. 14

'. - 19 aprile 1966, Settimane di Studio di Centro italiano di Studi sull'Alto Medioevo vol. 14,Spoleto 1967, p. 224. . . .

(15) Nach A. ANGENENDT,Monachi Peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vor-stellungen des frühen Mittelalters, MMS vol. 6, München 1972, p. 52 mit n. 127. Cf. VitaS. Pirminii cap. 5 ed. MGH SS. t. IS, Hannover 1887, p. 26 mit J. MABILLON,AnnalesOrdinis S. Benedicti (=Annales OSB) t. 2, Paris 1704, p. 79 und A. HAUCK,KirchengeschichteDeutschlands t. I, Berlin/Leipzig '1954, p. 327, n. 1.

(16) So F. PRINZ,"Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland und die Anfänge der Reichenau .. . Entwicklungslinien und Forschungsprobleme", Mönchtum, Episkopat und Adel zur Grün-

dungszeit des Klosters Reichenau, VuF vol. 20, Sigmaringen 1974, p. 70.(17) Cf. H. BÜTTNER,Geschichte des Elsaß t. I, Sigmaringen 1991, p. 102.(18) ed. MGH SS. t. 5, Hannover 1844, p. 98.(19) So nach überzeugenden diplomatischen Studien zu den frühen urkundlichen Zeugnissen der

. Reichenau, Maursmünsters und Murbachs : I. HEIDRICH,"Die urkundliche Grundausstattungder elsässischen Klöster, St. Gallens und der Reichenau in der ersten Hälfte des 8. Jah-rhunderts", Die Gründungsurkunden der Reicheneu ed. P. CLASSEN,VuF vol. 24, Sigma-ringen 1977, p. 62. Wir besitzen zu Neuweiler leider keine gleichzeitigen urkundlichen Zeu-gnisse. .

(20) Notitia de servitio monasteriorum ed. P. BECKER,in : Corpus Consuetudinum Monastica-rum t. I, Siegburg 1963, p. 496.

(21) J. AUTENRIETH/ D. GEUENICH/ K. SCHMID(edd.), Das Verbrüderungsbuch der Abtei Rei-chenau, MGH Libri memoriales et Necrologia N.S. t. I, Hannover 1979. Maursmünster aufSeite 82. Es finden sich darin auch folgende Pirmingründungen (alphabetisch) : Gengen-bach (p. 50), Hornbach (p. 88), Murbach (p. 44sq.), Niederaltaich (p. 24sq.), Pfäfers (p. IS),

. Schwarzach (p. 51) und Schuttern (p. 49).(22) So etwa A. STRAUß,.. L' ancienne abbaye de St.-Pierre et St-Paul ä Neuviller ", Revue catho-

lique d'Alsace 4, 1862, p. 411, L.G. GLÖCKLER,Geschichte des Bistums Straßburg t. 2, Straß-burg 1880, p. 305 oder WALTERI, p. 254.

(23) Cf. z.B.I.-P. BOUHOT,Ratramne de Corbie. Histoire litteraire et controverses doctrinalesParis 1976. Es dürfte eher unwahrscheinlich sein, daß der Abt eines keineswegs unbedeu-tenden Klosters, zudem über eine ganze Generation später, nurmehr als Mönch wiederzu-finden ist. Zur literarischen Produktivität des Corbier Mönches Ratramn um die Jahr-hundertmitte und danach cf. M. MANITIUS,Geschichte der Lateinischen Literatur des Mit-telalters t. I, München 1911, p. 412sqq.

(24) Cf. Gesta episcoporum Mettensium ed. MGH SS. t. 10, Hannover 1852, p. 535, dann inter-poliert im Chronicon S. Clementis Mettense ed. MGH SS. t. 24, Hannover 1874, p. 493. Zumin-dest nach Ausweis des Chronisten von St. Clemens scheint es Anfang des XIII. Jh.s in Metzkein hagiographisches Schrifttum über Celestis gegeben zu haben. Zum historischen Hin-tergrund der Translation cf. W. GOLDINGER,ZGO 90, N.S. 51,1938, p. 27 - 31. Die Notizüber die Brandkatastrophe mitgeteilt bei Ch.-E. PERRIN,Essai sur la fortune immobilierede l'abbaye alsacienne de l1.armoutieraux x- et l!-I' sie~les, Straßburg 1935, p. 133. Ein lei-der unpräzises Datum der Ubertragung findet SIch bel A.M. BURG,Le duchi d'Alsace autemps de Sainte Odile,Woerth 1959, p. 85sq. Schon bei J.M.B. CLAUSS,Die Heiligen desElsaß, Düsseldorf 1935, p. 42 jedoch richtig: "um 828". Freilich ist die zeitliche Fixierungnur abgeleitet vom Abbatiat des Celsus (mind. seit 827 - 853), unter dem Drogo v. MetzMaursmünster von seinem Stiefbruder Kaiser Ludwig d. Fr. geschenkt bekommen habensoll. Möglicherweise aber ist das Jahr 830, in das auch die Empörung gegen Ludwig fällt,

. als zeitliche Obergrenze zu setzen. R. WILLI F.-J. HIMLY,Revue d'Alsace 93, 1954, p. 61plädieren für "vers 823", ohne aber einen Grund dafür anzugeben.

(25) Dies wird schon in der unten näher zu besprechenden karolingischen Translatio angedeu-tet, in der es ausdrüchlich heißt: ... quia locus ille bonis S. Stephani inscribitur ed. ActaSS. Aug. t. 6, Antwerpen 1743, p. 508. ,

(26) Da das Translationsdatum häufig falsch angegeben wird. sei nochmals auf das allein kor-rekte Jahr 836 hingewiesen, das Th. GOTTLOB.Der abendländische Chorepiskopat, Bonn1928, p. 61 wahrscheinlich gemacht hat. Die Argumente, die Chr. WtLSOORF,Revue d'AI-sace 119, 1993, p. 36sq. für das Datum 846 ins Feld führt, überzeugen unter Berücksichti-gung des im folgenden skizzierten Umfelds nicht. ,

(27) Die offizielle Bischofsliste verzeichnet ihn als den zehnten Bischof der Diözese (Zeitraumvon 350 - 450), cf. L. DUCHESNE,Fastes ipiscopaux de l'ancienne Gaule t. 3, Paris 1915,p.54. . .

(28) Cf. W. BERSCHIN,Biographie und Epochenstil t: 3. Stuttgart 1991. p. 329. Eine spezifischeEinführung in die Gattung der Translationsberichte gibt M. HEINZELMANN,Translations-berichte und andere Quellen des Reliquienkuttes, Typologie des Sources du Moyen Age fase,33, Turnhout 1979, hier p. 94 - 9.

(29) Was mehrmals aus der Schilderung der karolingischen Translatio des Adelphus hervorgeht.

DIE GORZER REFORM IN NEUWEILER BEI ZABERNAN DER SCHWELLE ZUM XI. JAHRHUNDERT

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(30) Vor diesem Hintergrund wäre nochmals die inhaltliche wie zeitliche Einordnung von Drogos(nicht erhaltenem) Brief an Hrabanus Maurus mit der Bitte um Stellungnahme zum Problemder Chorbischöfe, sowie von dessem Antwortbrief (= nr. 25 ed, MGH Epp. t. 5, Berlin 1898 -99, p. 431 - 9) zum Jahr 836 zu überdenken. Denn augenscheinlich tritt Drogos Unsicherheit,auch im Hinblick auf die bei der Aachener Synode zuvor beschlossenen Reformen zutage, wennandererseits einer seiner Chorbischöfe gerade 836 besondere Aktivitäten entwickelt. Ubrigenshat nicht nur Rudolfvon Fulda in seiner Vita Hrabani das Antwortschreiben als selbständigesWerk verstanden (lib rum I, cf. ed. MGH SS. t. 15, Hannover 1887, p. 340), denn auch im Ver-gleich zu Hrabans meisten anderen Briefen bietet ep. 25 eine ungewöhnlich kurze Grußformel.Das Werk ist wohl als Brieftraktat aufzufassen.

(31) Cf. H. NOBEL, Königtum und Heiligenverehrung zur Zeit der Karolinger, Diss. [masch.) Hei-delberg 1956, p. 187 - 98 (= 3.a Die Translationen des neunten Jahrhunderts unter Ludwig demFrommen). Die in der Tabelle zuletzt genannte Translation war freilich kein Politikum; sie warvielmehr der Notwendigkeit entsprungen, die wertvollen Reliquien vor den Normannen zu ret-ten.

(32) Dazu Teile von etlichen weiteren Heiligen.(33) Rudolf v. Fulda, Miraculorum sanctorum in Fuldenses ecclesias translatorum cap. 4 - 8 ed.

G. WAITZ,MGH SS. t. 15, Hannover 1887, p. 333 -6. Zu den kontroversen Datencf. WATIENBACHI LEVISONI LÖWE,Deutschlands Geschichtsquellen imMittelalterfasc. 6, Weimar 1990, p. 709.

(34) Liutolfus Presbyter, Vita et translatio S. Severi ed. L. VONHEINEMANN,MGH SS. t. 15, Han-nover 1887, p. 289 - 93.

(35) Erconrad v. Le Mans 7, Translatio S. Liborii ed. A. COHAUSZ, Erconrads Translatio S. Libo-rii, Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte vol. 6, Paderbom 1966.

(36) Translatio S. Vitimartyris ed. I. SCHMALE-Orr, Veröffentlichungen der Historischen Kommissionfür Westfalen vol. 41, Münster i.W. 1979.

(37) Zu den HII. Liborius und Vitus, cf. K. HONSElMANN, "Reliquientranslationen nach Sachsen",Das erste Jahrtausend, Textband l. I,Düsseldorf 1962, p. 173 - 7.

(38) Notiz in der Fortsetzung zu Thegan, Gesta Hludowici imperatoris (ad. a. 836 - 7) in WIEN,Österreichische Nationalbibliothek (= ÖNB) lat. 408, fol. 15" - 16" ed. G.H. PERTZ,MGH SS.I. 2, Hannover 1829, p. 603. Hierzu zuletzt E. TREMP, Studien zu den Gesta Hludowici impe-ratoris des Trierer Chorbischofs Thegan, MGH Schriften vol. 32, Hannover 1988, p. 100 - 12.

(39) Ermentarius (v. Jumieges 7), Vita et miracula in translationibus ed. O. HOLDER-EGGER,MGHSS. t. 15, Hannover 1887, p. 298 - 303 (weitere Ed. cf. BHL 6807). Hier auch ein bemerkens-wertes Zeugnis für das im Rückblick tatsächlich als Ruhejahr empfundene 836 : ed. p. 301 :Cum enim Redemptoris omnium Christi incarnation is 800 et tricesimus sextus volvereturannus, paxque Ludovico imperante aliquantula arrideret.

(40) J.L. NELSON, "The last Years of Louis the Pious", Charlemagne's Heir. New Perspectives onthe Reign of Louis the Pious (814 - 840) edd. P. GODMAN/R. COLLINS, Oxford 1990, p. 147-59 berücksichtigt dieses (kirchen)politische Phänomen nicht. Der mögliche Zusammenhangzwischen der Aachener Synode vom Anfang des Jahres 836 (cf. R. McKITTERICK, The Fran-kish Church and the CarolingianReforms, 789 - 895, London 1977, p. 15) und dem besondersausgeprägten Translationswesen in den folgenden Monaten bleibt zu untersuchen. Der kir-chenrechtliche Aspekt, daß durch eine Heiligentranslation, die oft nur eine Übertragung ein-zelner Partikel an den anderen Ort war, zwei Gemeinden miteinander verbunden wurden, mußbesonders betont werden. Auf diese Weise wurden insbesondere Gegenden erschlossen, diemit Reliquien gleichsam noch "unterversorgt" waren. Das Motiv der stärkeren Anbindung aneinen schon länger christianisierten Kemraum ist besonders deutlich bei den Translationen ..nachSachsen, aber auch im Falle Neuweilers zu beobachten. Dort wird zur Begründung der Uber-tragung u.a. gesagt: ... tum quia in regione ilia rarissima sanctorum corpora reperiebantured. Acta SS. Aug. t. 6, Antwerpen 1743, p. 509.

(41) Karolingischer Anonymus,Translatio et miracula S. Adelphi episcopi Mettensis [BHL 76] ed.Acta SS. Aug. t. 6, Antwerpen 1743, p. 508 - 12, hier mit einer apokryphen Vita herausgege-ben (Abdruck der Ausgabe von J. WIMPHELlNG,Straßburg 1506). Translatio und miracula wur-den wieder abgedruckt in MGH SS. t. IS, Hannover 1887, p. 294 - 6. Zur Genese der karolin-gischen Translationsberichte W. BERSCHIN,wie n. 28, p. 328sq. Cf. auch ibid., Anhang nr. 49.

(42) Chr. WILSDORF,wie n. 26, p. 31 - 41. Ich beabsichtige, mich an gegebener Stelle zu den Argu-menten WIlSDORFS zu äußern.

(43) Der Heilige erfreute sich zunächst einer Verehrung in mehreren Orten der Straßburger Diö-zese, cf. J.M.B. CLAUSS,wie n. 24, pp. 26 - 8 und 188sq. [Lit.). Zur Ausstrahlung seines Kultesin Lothringen, Elsaß und jenseits des Rheins im IX. Jh. cf. G. WEIll, " Le rayonnement d'unpelerinage alsacien au IX' siede. SI. Adelphe de Neuweiler ", Revue d'Alsace 96, 1957, p. 133-40.

(44) F. LANDSBERGER, Der St. Galler Folcbart-Psalter, Leipzig 1912, p. 33 datiert auf saec.X'. Eine Beschreibung der Hs. geben A. BRucKNER, Scriptoria Medii Aevi Helvetica t. 5,Genf 1943, p. 22 mit n. 36 und jüngst Chr. Eggenberger "Das Evangeliar Codex 17 derStiftsbibliothek Einsiedeln", Unsere Kunstdenkmäler 34, 1983, p. 168 - 75 [m. 7 Abb. )

84 MATIHlAS M. TISCHLER

(45) Nach]. UVY, Die Wallfahrten der Heiligen im Elsaß, Schlettstadt1926, p. 49, n. 260 ange-blich von Neuweiler aus, und nach ].M.B. CLAUSS,wie n. 24, p. 27 "um die Wende des 10.Jahrhunderts" .

(46) STRASBOURG, Archives Departementales. G 2707/3 ed. W. WIEGAND,Urkundenbuch derStadt Straßburg t. I, Straßburg 1879, nr. 41, p. 32sq. und jetzt in Chartes originales ante-rieures a 1121 conservees dans le departement du Bas-Rhin, Cahier du C.R.A.L. vol. 67,Nancy 1979, p. 45sq., hier p. 45.

(47) ].M.B. CLAUSS,wie n. 24, p. 27 und ID., Historisch- Topographisches Wörterbuch desElsaß, Zabern 1895 - 1914, pp. 504 u. 753 -7.

(48) MGH SS. t. 13, Hannover 1881, p. 46 (nach der in ST. GALLEN, Stiftsbibliothek. Cod. 1394überlieferten Bischofsurkunde Wilhelms v. Straßburg, 1035, VII 25).

(49) Die Quelle hierzu ließ sich nicht finden.(50) Der Eintrag auf fol. 7', saec. XII' zum 29. VIII. Hierzu L. PfLEGER,"Zur Geschichte des

Aldephikultes im Elsaß", Archiv für Elsässische Kirchengeschichte (= AElsKG) 2, 1927,p. 444 und Id., Revue d'Alsace 98, 1959, p. 36. Die Edition von E.F. MOOYER,Archiv deshistorischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 24, 1853/54, p. 68 - 91 berück-sichtigt nur die Nekrolog-Einträge der Straßburger Kirche. Übrigens ist als einziger Hei-liger in der Anlageschicht des Kalendars fol. 9' der HI. Gallus (richtig zum 16. Oktober) mitvergrößerter roter Majuskel ausgezeichnet!

(51) ed. Ch. AlMOND,Les necrologes de l'abbaye de Saint-Mihiel, Bar-le-Due 1923, p. 178.(52) Die Verbindung dieser Notiz mit Remiremont, wo man den HI. Abt Adelphus verehrte, war

von Dom CALMETin seiner Histoire ecclesiastique et civile de Lorraine t. I,Nancy 1728,col. 827 vorgenommen worden, aber von I, PERIER,Acta SS. Sept. t. 3, Antwerpen 1750, p.82 und Ph.-A. GRANDlDlER,Histoire de l'eglise et des eveque.princes de Strasbourg t. I,Strasbourg 1776, p. 417 zurückgewiesen worden: 1. hing Remiremont niemals von Metzab und 2. wurde dieses Kloster nicht als "Abtei des HI. Adelphus" bezeichnet.J, MABILLONrechnet in seinen Annates aSB t. 4, Paris 1707, p. 180 die beiden von Bischof Adalbero 11.v. Metz konsekrierten Äbte von St. Adelphus (cf. unten n. 103) fälschlich Remiremont zu.

(53) Cf. n. 98.(54) Cf. H. DAUPHIN,Le bienheureux Richard, abbe de Saint-Vannes de Verdun t 1046, Lou-

vain/Paris 1946, pp. 104 u. 233 (nach MGH SS. t. 4, Hannover 1841, p. 82 bzw. A. LESORT(ed.), Mettensia 6,1912, p. IS).

(55) Cf. M. PARISSE,.. Origines et developpernent de l'abbaye de Saint-Mihiel (VII' - XII'siecles) ", Annales de I 'Est, Memoire n" 48, Nancy 1974, p, 27. Als entscheidendes Datumsieht PARISSEdas Jahr 1033, als Nanter Konrad 11.auf dessen Kriegszug gegen den Grafenv. Blois empfing (..... marqua la rupture definitive avec le passe francais du monastere etson rattachement a I'Empire").

(56) Aachen, 1070, VI 23, cf. ].D. SCHÖPfLlN,Alsatia diplomatica pars I, Mannheim 1772, p.173sq., nr. 220. Neuweiler kauft die von Kaiser Heinrich III. und Agnes einst an Flo-rennes/Namur geschenkte Kirche von HochfeIden samt Zubehör um 200 Pfund Silber und5 Pfund Gold. Man vergleiche die Bemerkungen zu dieser Urkunde bei A. GAWLlK,lnter-venienten und Zeugen in den Diplomen Kaiser Heinrichs IV. (1056-1105). Der Übergangvon der Interventions- zur Zeugenformel, Münchener Historische Studien, Abt. Gesch. Hilf-swissenschaften vol. 7, Kallmünz 1970, p. 69sq.

(57) MGH D. H.IV. t 371 (unecht) Mainz, 1085, led. p. 494. Heinrich IV. schenkt Neuweilerdrei Viertel an der Kirche zu Hochfelden mit Zehnten, Hörigen (mancipia) und allemZubehör.

(58) Cf. AElsKG 12, 1937, p, 57, dann auch im Artikel "Neuweiler" im LThK t. 7, Freiburg/Br.1962, col. 928 übernommen.

(59) J. TRITHEMIUS,Annates Hirsaugienses t. I, St. Gallen 1690, p. 294: Nomina autem Monas-teriorum ordinis nostri ex Hirsaugia per ipsum B. Wilhelmum Abb. et suos discipulos posteum, vel de novo institutorum, vel ex desolatione reformatorum seriatim exprlmere decre-vimus ... Monasteria nova: ... Nüvvilen und p. 294sq. : Monosteria reformata : ... Mau-rimünster, quod Mörsmünster appellant. BURGbezieht sich sogar ausdrücklich nur auf p.276 - 8, wo von Wilhelm gar nicht die Rede ist, cf. unten n. 63.

(60) Zu den genauen Abbatiatsdaten im Codex Hirsaugiensis cf. ed. G. WAlTZ,MGH SS. t. 14,Hannover 1883, p. 259: Migravit [se. sein Vorgänger] de hoc seculo 10. kal, Aprilis ...Electus est [se. Volmarus] autem tercio die post discessum antecessoris sui. Et consecra-tur pridie Nonas April .... Prefuit annis triginta sex, exceptis acta septimanis ; quinto kal,Februar .... de hac vita migravit, Richtig unter dem 28. I. im Michelsberger Nekrolog ed.Ph. ]AFF~,Bibliotheca rerum Germanicarum t. 5, Berlin 1869, p. 567. Das Lorscher Nekro-log WÜRZBURG, UB, M.p.th.f. 132, fol. 64' verzeichnet ihn versehentlich unter dem 29.I.: ed. ].Fr. BÖHMER,Fantes rerum Germanicarum t. 3, Stuttgart 1853, p. 145.

DIE GORZER REFORM IN NEUWEILER BEI ZABERNAN DER SCHWELLE ZUM XI. JAHRHUNDERT

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(61) So der Schluß von GRANDIDIER.wie n. 62. der aber keineswegs zwingend ist. da Trithe-mius den angeblich ersetzten Neuweiler Abt nicht namentlich benennen konnte und dieletzte bekannte Erwähnung Walos in der Urkunde des Metzer Bischofs Adalbero IV.• 1111.III5 (cf. J. MABILLON.Annales OSB t. 5. Paris 1713. p. 564. der gegen die Gallia chri-stiana t. 5. Paris/Brüssell 876. col. 834 richtig 'Walo' anstelle von' Ascelin' hat. da letz-terer als Acelinus prior sancti Clementis unmittelbar nach Vallo Abbas Novillarensisgenannt wird) nicht bedeuten muß. daß er noch Abt zum Zeitpunkt der vermeintlichen Hir-sauer Reform war!

(62) So Ph.-A. GRANDIDIER.(Euvres historiques inedites t. 1. Col mar 1865. p. 169. der uns alleindieses exakte Datum überliefert. ohne hier seiner sonst geübten Gewohnheit zu folgen.die Quelle mit anzugeben. Zur Glaubwürdigkeit Grandidiers, der durch Fälschungen vonUrkunden und der sog. Annales Argentinenses breves bekannt wurde: H. BLOCH.ZGO51, N.S. 12. 1897. p. 459 - 511 und ID.•Regesten der Bischöfe von Straßburg t. I.pars 1.Innsbruck 1908. p. 1 - 47.

(63) Annales Hirsaugienses t. I.p. 276sq. Ordnungskriterium für die Erwähnung Maursmün-sters nach Neuweiler dürfte die gemeinsame Vergangenheit als Pirminskloster sein. daTrithemius nach Maursmünster noch Niederaltaich erwähnt. wohin der Hirsauer Rupertgeschickt worden sein soll. cf. K. HALLINGER.Gorze-Kluny, Studien zu den monastischenLebensformen und Gegensätzen im Hochmittelalter. Rom 1950 - 51. pp. 32 u. 628.

(64) Neuweiler und Maursmünster waren lediglich in spiritualibus zu dieser Zeit der Diöze-se Straßburg unterstellt. cf. P. WENTZCKE,ZGO 64. N.S. 25, 1910. p. 387 - 90. G. WOLf-RAM."Zur Geschichte der Einführung des Christentums und der Bildung der Archidia-konate in Lothringen". Historische Aufsätze. A10ys Schulte zum 70. Geburtstag gewid-met von Schülern und Freunden. Düsseldorf 1927, p. 29 und W. GOLDINGER,ZGO 90. N.S.51.1938. p. 31 - 44.

(65) Annates Hirsaugienses t. 1. p. 277.(66) Nach STRASBOURG. BibI. nat. et univ .• Ms. 592 (olim Als. 16). p. 95sq .• cf. E. HERR.

ZGO 60. N.S. 21. 1906. p. 527. n. 4.(67) So M. PARISSE.Le necrologe de Gorze, Nancy 1971, p. 88. wohl nach GP III.3. p. 59. nr.

I.(68) H. BÜTTNER.5MBO 53, 1953. p. 213 hat 1145 statt bisher 1146 wahrscheinlich gemacht.(69) (Euvres historiques inedites t. I.Col mar 1865. p. 103.(70) Weiheurkunde in Gallia christiana t. 5, Paris/Brüsse1 1877. chart. XIX. col. 478.(71) ZGO 78. N.S. 39.1926. p. 33 u. ZGO 90. N.S. 51,1938. p. 51sq.(72) Das läßt sich schließen aus Papst Innozenz' 11. (1130 - 43) Antwortschreiben (GP III. 3.

p. 123. Of. 11). in dem er den Zisterzienseräbten befiehlt. die aus Hirsau geflohenenMönche nicht aufzunehmen. sondern zurückzuschicken.

(73) ed. G. WAlTZ,MGH SS. t. 14. Hannover 1883. p. 263sq.(74) Chronieon Insigne Monasterii Hirsaugiensis, Ordinis S. Benedicti •..• Base11559. hier

p. 101 - 5. Dabei schreibt er p. 101 : Multi vero de monasterio nostro monachi tarn subS. patre Vvi/helmo quam sub diversis eius successoribus, diversis temporibus ad alia coe-nobia datifuerunt abbates ... Horum quidem nomina tenemus omnium, licet quorundamtempora ignoremus : propterea, ne quos in supputatione annorum contingat neglegi, sta-tuimus universalem omnium qui ad nos delati sunt catalogum in hoc loeo breviter ordi-nare. Allerdings fehlt Abt Ruthard auch in der Übersicht der Hirsauer Abtslisten, die K.SCHREINER.RhVjBII3I. 1966/67. p. 113 - 6 gegeben hat. obwohl er in Trithemius' Anna-len sowohl in der am Anfang abgedruckten Abtsliste (ohne. Paginierung) als auch p. 277erwähnt wird.

(75) Quellenaufzählung bei K. SCHREINERwie n. 74. p. 107sq. und erweitert bei K. ARNOLD,Johannes Trithemius (1462 -1516). Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistumsund Hochstifts Würzburg vol. 23. Würzburg '1991. p. 155 - 7 (nach K.E. MÜLLI'R,Quel-len, welche der Abt Trithemius im ersten Theile seiner Hirsauer Annalen benutzt hat, Leip-zig 1871).

(76) edd. P. LEHMANN/N.BüHLER,HJb 34,1913, p. 511 - 3.(77) So besitzt er am Ende der Aufzählung der reformierten Klöster (Annales Hirsaugienses t.

1, p. 280sq.) die Unverfrorenheit zu sagen: Denique sicut ex monumentis veterum inve-nimus.fuerunt et alij complures viri excellentissimi tam eruditione scripturarumi (!), quamsanctimoniae vitae spectabiles ad diversa ordinis nostri Coenobia per intervalla temporumdestinati Abbates, Priores, lnstitutores, Reformatores ex hoc praeclaro Monasterio Hir-saugienst. quorum recensere memoriam singulatim non possumus, quia nomina, simul ettempora non satis elate tenemus. Mutant enim tempora mores, nee inest cura omnibus benegesta virorum scriptis ad notitiam deduce re posteritatis ...

(78) K. SCHREINER,wie n. 74, p. 121.(79) Zurecht erwähnen daher weder B. ALBERS."Hirsau und seine Gründungen vom Jahre 1073

an". Festschrift zum eljhundertjährigen Jubiläum des deutschen Campo Santo in Rom ed.St. EHSES,Freiburg/Br. 1897, p. 115 - 29 (Hirsauer Klöster) noch H. JAKOBS.Die Hirsauer,Kölner Historische Abhandlungen vol. 4, Köln/Graz 1961 Neuweiler bzw, Maursmünster.

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(80) A Riehwino praeposito, postea Novillarensi Abbate .. .fundatus, Gründungsnotiz in der Wei-heurkunde von 1137 (ed. F. SIGRIST,L'abbaye de Marmoutiert, I, Straßburg 1899, p. 120),cf. E. HERR,Das ehemalige Frauenkloster Sindelsberg; Beiträge zur Landes- und Volkes-kunde von Elsass-Lothringen und den angrenzenden Gebieten vol. 42, Straßburg 1912, p.9. Wann er Abt geworden ist, sagt die Quelle aber nicht.

(81) M. T., "Ein Sakramentar, saec. XIin., aus Neuweiler im Elsaß", Fragmenta Darmstadien-sia, Heidelberger Handschriftenstudien des Seminars für Lateinische Philologie des Mittel-alters (Ill), Darmstadt 1994 (im Druck).

(82) Die ausgezeichnete Ausgabe (jedoch lin. 2 hec statt richtig hec) von K. STRECKER,MGHPoet. lat. t. 5, pars 2, Berlin 1939, p. 409 wurde in den Colophons de manuseriss occiden-taux des origines au XVI' siede t. I, Fribourg 1965, p. 177, n" 14311eider mit etlichen Ver-lesungen wieder abgedruckt.

(83) Zur ausführlichen Beschreibung cf. M.T., wie n. 81.(84) Cf. oben n. 4.(85) CF.auch GELDNER,Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Zä, 1968, pp. 461 u. 464.(86) Saneti Gorgonei et aliorum sanctorum passio et miracula, unQ cum Sancti Adolphi vita,

hie exciso folio in medio. Liber in 4° scriptus in membrana ed. H. MENHARDT,Das ältesteHandschriftenverzeichnis der Wiener Hofbibliothek von Hugo Blotius 1576, Österr. Akad.d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Denkschriften vol. 76, Wien 1957, p. 55 (Blotius-Signatur : N 4173).Allerdings läßt der Katalogeintrag Zweifel darüber aufkommen, ob damals schon daspalimpsestierte Nikodemus-Evangelium, fol. 122' - 168' (Bobbio, saec. V; Codices LatiniAntiquiores [= CLA) X. 1485) angebunden bzw. erkannt war.

(87) Sein Aufenthalt beschränkte sich auf die Zeit vom 16. Oktober 1569 (definitiver Beginn derVorlesungen) bis 5. März 1570 (Entlassung aus dem Lehrverhältnis), cf. G. KNoD, "HugoBlotius in seinen Beziehungen zu Strassburg", Cemralblanfür Bibliothekswesen 12, 1895,p. 266 - 75. Nichts dergleichen bei L. BRUMMEL,"Hugo Blotius in Straßburg", Buch undWelt. Festschrift für Gustav Hofmann zum 65. Geburtstag dargebracht, Wiesbaden 1965,p. 211 -7. Die ältere Literatur zu H. Blotius: ADB t. 2, Leipzig 1875, p. 727, NDB t. 2, Ber-lin 1955, p. 316sq., 0SMITAL,"Miszellen zur Geschichte der Wiener Palatina", Festschriftder Nationalbibliothek in Wien, Wien 1926, p. 771 - 94 und H. MENHARDT,"Hugo Blotius(1533 - 1608). Beiträge zu seiner Lebensgeschichte bis zur Adelsverleihung", Senfteneg-ger Monatsblattfür Genealogie und Heraldik 1,5.1953, col. 129 - 142, jetzt zusammen-gefaßt in F. UNTERKIRCHER,"Die Hofbibliothek (1368 - 1922)", Geschichte der Österrei-

. chischen Nationalbibliothek, Wien 1968, p. 81 - 127.(88) Cf. hierzu ein unveröffentlichter Aufsatz von H. MENHARDT,der neben zahlreichen ande-

ren druckfertigen Arbeiten zu W. Lazius handschriftlich in ÖNB, Cod. Seronovo 13715 enthal-ten ist und dringend veröffentlicht werden müßte. Unsere Vermutung wird auch gestützt durchdie unmittelbar danebenliegende Blotius-Signatur N 4171 (cf. oben n. 86), unter der fol-gendes verzeichnet wird: Hildulfi archiepiscopi Trevirensis vita, iuncto sermone Ambro-sii episcopi ad Susannam virginem monialem et corruptam, iunctis aliis, in 4to in membranascriptum ed. MENHARDT,wie n. 86, p. 59. Diese Handschrift ist heute WIEN, ÖNB lat. 575,die nach der Identifizierung des Wilhelm in den Widmungsversen auf dem zweiten Vor-satzblatt (ed. Cl. BARLOW,Rev Ben 49, 1937, p. 196) mit dem gleichnamigen Bischofv. Straß-burg (cf. C. ERDMANN,DA 2, 1938, p. 234sq.) heute eindeutig als Produkt des elsässischenKlosters Moyenmoutier angesehen werden darf. Vielleicht wurde sie noch vor Aufbruch desDiözesanherrn ins Heilige Land (zwischen 1040 und 1044: cf. P. WENTZCKE,Regesten derBischöfe von Straßburg t. I, Innsbruck 1908, p, 276, nr. 274 und Norbert, Vita Bennoniscap. 3 ed. MOH SS. t. 30, Leipzig 1934, p. 873) geschrieben, was die bislang nicht vers-tandene Anspielung in Zeile 9 des Widmungsgedichtes erklären könnte. Beide mit der Blo-tius-Signatur bezeichneten Handschriften standen im Buchkasten N fast unmittelbar nebe-neinander u~~ weisen damit auf ihre gemeinsame Herkunft aus der Lazius-Sammlung hin,zu der auch ONB lat. 577 gehörte, die die Blotius-Signatur N 4174 trug. Diese Hs. wurdeLazius am 28. Dezember 1554 vom. Abt des Zisterzienserklosters Filrstenfeld geschenkt.Ubrigens befand sich auch WIEN, ÖNB lat. 181 (CLA X. 1473) Anfang des 16. Jahrhun-derts im Elsaß, deren älteste Wiener Signatur aber leider unbekannt ist.

(89) Die ausführlichste Beschreibung bei H.l. HERMANN,Die deutschen romanischen Hand.schriften. Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich N.S.t. 2, Leipzig 1926, p. 15sq., nr. 10 u. p. 55. nr. 35. Cf. auch G. PHILIPPART,Anal Boll90,1972, p. 409 - 11.

(90) Sie ist im Gegensatz zu der mit dem Incipit Salvatoris omnipotentia zitierten Fassung BHL3620 nicht im Gorzer Bibliothekskatalog des XI. Jh.s zu finden, cf. A. WAGNER,"Lesmanuscrits de la Bibliotheque de Gorze", Religion et Culture autour de I'an Mille. Royau-me capetien et Lotharingie, Cahors 1990, p. 115. Die von A. WAGNERhierbei zitierte Hs.PARIS, B.N., Ms. lat. 10878 ist in den Subsidia-hagiographica-Bänden zu Paris nichtberücksichtigt.

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(91) W. WATTENBACH/R.HOLTZMANN,Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter t. I,pars 2, Tübingen '1948, p. 180. Die Original-Hs. dürfte die im Gorzer Katalog erwähntesein: ed. G. MORIN,Rev Ben 22,1905, p. 9, 176sq. Eine Hs. mit den Miracula lag im 17. Jh.in St. Arnulf/Metz, cf. M. MEURISSE,Histoire des Evesques de l'Eglise de Metz, Metz 1634,p. 164, die aber nicht die 1945 untergegangene Hs. METZ, B.m. 523, saec. XI « St.Arnulf) sein kann, die BHL 3620 und 3617sq. enthielt, während MEURISSEeindeutig auseiner Hs. mit den Miracula S. Gorgonii zitiert (hier ed. MGH SS. t. 4, Hannover 1841, p.239: Monasterium construxit in loco ... ). Da die Reimser Hs. aus St. Rerni « Gorze ?),die die Editionsgrundlage sowohl für J. MABILLON,Acta SS. OSB saee. Ill, pars 2, Paris1672, p. 206 - 17 wie für Acta SS. Sept. t. 3, Antwerpen 1750, p. 343 - 54 war, noch vonF. DOLBEAU,Anal Bell 103, 1985, p. 44 verlorengegeben wird, erhält unsere Wiener Hs.neben VERDUN, B.m. 74, saee. XII « Saint-Vannes) besonderes Gewicht für die Neue-dition der Mirakel. Die Verduner Hs. enthält vor BHL 3621 noch BHL 3617sq., cf. J. VANDERSTRAETEN,Les manuscrits hagiographiques de Charleville, Verdun et Saint-Mihiel,Subsidia hagiographica vol. 56, BrüsseI1974, p. 122. Für eine Neuausgabe der Passio wirdauch noch die Hs. PARIS, B.N., Ms. Iat. 5594, saee. XI « Saint-Benigne/Dijon) wichtigwerden, die fol. 9' - 13'BHL 3617sq. und fol.13' - 19' BHL 3620 enthält. BRÜSSEL, Biblio-theque des Bollandistes 140, die fol. 240' - 259' BHL 3617 enthält, ist eine Kopie der obenerwähnten Reimser Hs.

(92) Dieser Textzeuge zählt zu den ältesten und wichtigsten und wird bei der Erstellung der kri-tischen Edition von Bedeutung sein, cf. M. Essosrro, Romania 64, 1938, p. 337.

(93) Beschreibungund Abbildung von fol. 58'" bei F. UNTERKIRCHER,Katalog der datierten Hand-schriften in Osterreich t. I, pars 1 - 2, Wien 1969, p. 27 u. tab. 25sq.

(94) Die Gallia christiana t. 5, col. 833sq. und WALTERI, p. 293 erwähnen nur Pirmin zum Jahr727, Ratramnus zu 820, Theoderich zu 1029 und Robert zu 1054, dann v.a. Abte des XII.und der folgenden Jahrhunderte.

(95) ed. M. PARISSE,wie n.ZX 67, p. 93. K. HALLINGER,wie n. 63, kennt die Reformbeziehun-gen zwischen Gorze und Neuweiler (PARISSE,p. 14) noch nicht.

(96) Zu dieser Textgeschichte A. PONCElET,Annal Boll18, 1899, p. 5 - 21 und zuletzt F. DOl-BEAU,(ZX) 103, 1985, hier p. 42sq.

(97) Zur möglichen Reichenauer Herkunft, cf. p. 13.(98) Dies wurde weder von C. WOLFF,"Die Gorzer Reform in ihrem Verhältnis zu deutschen

Klöstern", Elsaß-Lothringisches Jahrbuch 9, 1930, p. 95 - III noch von K. HALLINGER,wie n. 63, berücksichtigt.

(99) Everhelm, Vita Popponis abbatis Stabulensis ed. MGH SS. t. 11, Hannover 1854 p. 305.Auf diese Mitteilung dürfte sich schon Chr. BROUWER,Antiquitates et Annales Trevi-renses t. I, [Köln]1626, p. 635sq. gestützt haben.

(lOO) Nach der Gallia christiana t. 5, p. 868 Landboldus.(101) Cf. M. PARISSE,wie n. 67, p. 14 - 6. Alle drei sind auch als Gorzer Mönche bezeichnet.

In diesem Zusammenhang darf auf die Mitteilung verwiesen werden, die J. WIMPHELINGin seinem Catalogus Episcoporum Argentinensium, Straßburg 1651, p. 35 aufgenommenhat. Dort berichtet er, daß Bischof Erkanbald v. Straßburg (965 - 991) das nach einemBrand wiedererrichtete Kloster neu geweiht habe. Wegen der relativeindeutigen Satz-konstruktion Wimphelings möchte ich gegen WENTZCKE,wie n. 88, p. 255, nr. 188 denKlosterbrand nicht auf Schuttern, sondern auf Maursmünster beziehen. Dies könnteauch auf eine Reform Maursmünsters Ende des X. Jh.s hinweisen, ohne daß man in derWeihetätigkeit des Straßburger Diözesanherrn gleich einen Beweis für die rechtlicheZugehörigkeit des Klosters zur elsässischen Diözese sehen muß. Zum wirtschaftlichenHintergrund cf. Ch.-Edm. PERRIN,wie n. 24.

(102) Zu Adalbero 11.:Dictionnaire de Biographie Francalse t. I, Paris 1933, col. 388 - 90 ;NDB t. I, Berlin 1953, p. 41 ; Dictionnaire d'histoire et de geographie ecclesiastique t.I, Paris 1912, col. 436sq. Eine Korrektur des herkömmlichen Bildes vom eveque obtuset dement jetzt durch R. Potz, "Adalberon II eveque de Metz 984 - 1005", Ex ipsis rerumdocument is. Festschrift für H. Zimmermann zum 65. Geburtstag, Sigmaringen 1991, p.399 - 415.

(103) Vita Adalberonis Il Mettensis episcopi auctore Constantino abbate (ea, 1015) cap. 26ed. MGH SS. t. 4, Hannover 1841, p. 668.

(104) Nach K. HALLINGER,wie n. 63, pp. 53 u. 462 muß man wahrscheinlich 1016 dem Jahr10 I5 vorziehen.

(lOS) A. HAUCK,Kirchengeschichte Deutschlands t. 3, Berlin/Leipzig, '1954, p. 458, n. 1(106) Ibid., p. 456sq. und K. BEYERLE,in: Die Kultur der Abtei Reichenau t. I, München 1925,

p. 112/25. sq.(107) Die Initiale am Anfang der Gorgonius-Passion fehlt wegen Blattverlustes.(108) Dazu H.J. HERMANN,wie n. 89, p. 16 u. fig. 9 (WIEN, ÖNB lat. 563, fol. 12')(109) Heute PARIS, B.N., Ms. lat. 9486, cf. Catalogue des manuscris en ecriture latine ... t.

3 edd. Ch. SAMARAN/R.MARICHAL,Paris 1974, p. 123 u. tab. CCXLVI.

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(110) Zwei Gradualien des XIV. Jahrhunderts in Neuweiler verzeichnet M.-Ph. SCHEURER,Sai-sons d'Alsace 33/34, 1970, p. 185 (in der Sakristei ?). Ein weiteres Graduale desselbenJahrhunderts mit dem Offizium des HI. Adelphus liegt in der Kapelle von Wittenheim,cf. L. PFLEGER,Revue d'Alsace 98, 1959, p. 136 (angeblich in Neuweiler geschrieben).Nach D. FISCHER,wie n. 3, p. 114 gab es damals auch noch Hss. in Zabern. A. STRAUB,wie n. 22, p. 412 spricht von einem Dutzend großartiger Pergament-Gradualien desXIV. Jh.s, ohne aber ihren Aufbewahrungsort zu verraten. Die sonstigen bei S. KRÄMER,Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters pars 2, Mittelalterliche Bibliothekskata-loge Deutschlands und der Schweiz, Erg.Bd. I,München 1989, p. 601 genannten Anga-ben bedürfen noch der Uberprüfung.

DIE GORZER REFORM IN NEUWEILER BEI ZABERNAN DER SCHWELLE ZUM XI. JAHRHUNDERT

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Sakramentar aus Neuweiler im Unterelsaß, saec. XIin. Beginn des Meßformulars zum Fest derHI. Agnes (21. I.). .DARMSTADT, Hess. Landes- und Hochschulbibliothek, Inc. VI, 128, Bd. IV, fol. 3' (Aussch-nitt). Karolingische Minuskel des Schreibers Arnulf. Rotkonturierte, federgezeichnete Spalt-leisteninitiale 0 mit Spangen und dichtverschlungenem, symmetrischem Flechtwerkknoten imInneren. Uberschriften des Meßformulars und der Formeln in mennigefarbener stilisierter klei-nerer Capitalis rustica. Textanfang in mennigefarben unterlegter größerer Capitalis rustica glei-chen Typs.

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Abb.2

MATIHIAS M. TISCHLER

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'f~ Inrr,Hagiographische Sammelhandschrift aus Neuweiler im Unterelsaß, um 1000. Beginn derMiracula S. Gorgonii [BHL 3621].WIEN, Österr. Nationalbibliothek, Cod. 563, fol. 12' (Ausschnitt). Schrifthierarchie als Aus-druck einer bedeutenden Skriptoriumsausbildung : Die raumgreifende SpaItleisteninitiale Dauf hellblauem Grund (Typus wie oben Abb. I) und die große Mischkapitalis mit unterlegtenhellblauen und gelben Farbflächen leiten über zu einer mennigefarbenen stilisierten kleine-ren Capitalis rustica und zur rot unterlegten Capitalis in Tintenfarbe. bevor die karolingischeMinuskel des Schreibers Arnulf als eigentliche Textschrift beginnt.