Kybernetische Tourismusethik

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Kybernetische Tourismusethik: Zukunftsweisendes Instrument des nachhaltigen Tourismusmanagements? Von Harald A. Friedl

In: Egger, R.; Herdin, T. (Hg.) (2007). Tourismus. Herausforderung. Zukunft. Salzburg: Lit-Verlag, S. 561-586.

Zusammenfassung: Kybernetische Ethik ist ein meta-ethisches Modell, das auf aktuellen, jedoch im ethischen Diskurs bislang wenig beachteten anthropologischen, kognitiven und epistemologischen Paradigmen beruht. Dazu rekurriert das Konzept insbesondere auf jüngere Erkenntnisse der Hirnforschung, der Kommunikations- und Organisationstheorie sowie der Systemtheorie. Das Modell versteht sich als praktisches Instrument zur Überwindung der Kluft zwischen abstrakt gehaltenen ethisch-moralischen Ansprüchen und praktischen Zwängen innerhalb einer postmodernen Gesellschaft, die durch eine schwindende gemeinsame Wertebasis gekennzeichnet ist.

Das Modell beruht auf den drei Grundprinzipien Balance, Kontext und Limits, die jedes ethische Problem im Sinne einer konkreten Handlungsentscheidung determinieren. Aufgrund dieses paradigmatischen Sprungs vom dualistisch-abstrakten Verständnis von Ethik hin zu einer prozessual-konkreten Konzeption wird dem handelnden Individuum ein hilfreiches Instrument in die Hände gelegt, das vergleichbar ist mit qualitätsorientiertem Change-Management. Wenn auch notwendigerweise kontextuell, so ist die kybernetische Ethik demnach auch universell in dem Sinne, als partizipative Interaktion als fundamentales Axiom von kontextueller Legitimation und insofern auch von nachhaltiger Entwicklung vorausgesetzt wird. Der vorgestellte Ansatz geht über das Konzept einer universellen Ethik in Gestalt kodifizierter Normensammlungen wie dem “Global Code of Tourism Ethics” der UNWTO hinaus, insofern er Individuen die Entwicklung von praktikablen Lösungen für konkrete Probleme, jedoch unter dem Aspekt der anthropozentrischen, situativen Zukunftsfähigkeit, ermöglicht.

In diesem Sinne versteht sich kybernetische Ethik als ethisches Pendant zum selbstverantwortlichen High-Level-Wellness-Konzept.

1. Einleitung.................................................................................................................................................................... 2 2. Wachsende Probleme in einer wachsenden Tourismus-Industrie............................................................................... 2 3. Moralisierung als Ausweg? ........................................................................................................................................ 4 4. Die Herausforderungen der touristischen Realität ...................................................................................................... 6 5. Die Paradigmen der klassischen Meta-Ethiken .......................................................................................................... 8

5.1. Menschen sind rationale Wesen ...................................................................................................................... 8 5.2. Menschen sind motiviert durch moralische Werte, die auch „falsch“ sein können ......................................... 9 5.3. Moralisch „gute“ Werte gründen auf dem besseren, rationalen Argument ................................................... 10 5.4. (Ethische) Experten haben bessere rationale Argumente .............................................................................. 11

6. Kybernetische Ethik als Ausweg aus der postmodernen Beliebigkeit ...................................................................... 12 6.1. Dimension der Balance: Wann etwas als “gut” wahrgenommen wird. ......................................................... 13 6.2. Dimension des Kontextes: die Definition eines „ethischen“ Problems ......................................................... 16 6.3. Dimension der Ressourcen: der aktuelle Handlungsspielraum...................................................................... 17

7. Nachhaltige Lösungen: machbar statt ideal, korrigierbar statt ewig ......................................................................... 17

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1. Einleitung

Kybernetische Ethik ist ein meta-ethisches Modell, das auf aktuellen, jedoch im ethischen Diskurs bislang wenig beachteten anthropologischen, kognitiven und epistemologischen Paradigmen aufbaut. Dazu rekurriert das Konzept insbesondere auf jüngere Erkenntnisse der Hirnforschung, der Kommunikations- und Organisationstheorie sowie der Systemtheorie. Das Modell versteht sich als praktisches Instrument zur Überwindung der Kluft zwischen abstrakt gehaltenen ethisch-moralischen Ansprüchen und praktischen Zwängen innerhalb einer postmodernen Gesellschaft, die durch eine schwindende gemeinsame Wertebasis gekennzeichnet ist. Das Modell beruht auf den drei Grundprinzipien Balance, Kontext und Ressourcen, die jedes ethische Problem im Sinne einer konkreten Handlungsentscheidung determinieren. Aufgrund dieses paradigmatischen Sprungs vom dualistisch-abstrakten Verständnis von Ethik hin zu einer prozessual-konkreten Konzeption wird dem handelnden Individuum ein hilfreiches Instrument in die Hände gelegt, das vergleichbar ist mit qualitätsorientiertem Change-Management. Wenn auch notwendigerweise kontextuell, so ist die kybernetische Ethik dennoch auch universell in dem Sinne, als partizipative Interaktion als fundamentales Axiom von kontextueller Legitimation und insofern auch von nachhaltiger Entwicklung vorausgesetzt wird. Der vorgestellte Ansatz geht dabei über das Konzept der universellen Ethik als kodifizierte Normensammlung wie dem “Global Code of Tourism Ethics” der UNWTO hinaus, als er Individuen die Entwicklung von praktikablen Lösungen für konkrete Probleme, jedoch unter dem Aspekt der anthropozentrischen, situativen Zukunftsfähigkeit ermöglicht.

2. Wachsende Probleme in einer wachsenden Tourismus-Industrie

Mit 808 Million internationalen Ankünften bei einem stetigen Wachstum von fünf Prozent vermeldete die United Nations World Tourism Organisation (vgl. UNWTO 2006) für das Jahr 2005 einen neuen Rekord. Scheinbar vermochten auch massive Erschütterungen einzelner touristischer Regionen durch Terroranschläge, SARS oder Umweltkatastrophen dem Wachstumserfolg des globalen Tourismussystems wenig anzuhaben. Insbesondere aufgrund der zunehmenden Durchdringung sämtlicher geographischen, ökonomischen und sozialen Räume durch Tourismus (vgl. Wöhler 1999; Wöhler 2005), die Wöhler kritisch als eine Form der “Kolonialisierung” (vgl. Wöhler, 1998) analysiert, wird diese Branche zumindest aus rechnerischer Sicht zur Leitwirtschaft des 21. Jahrhunderts. Allein für Deutschland wird für die nächsten zwanzig Jahre eine “Verdoppelung des Umsatzes der Branche” (Hablizel/Gladow, zit. in Oberste-Lehn 2005, 595) prognostiziert.

Dennoch ist die Freude über dieses scheinbar ewige, sogar Terror-resistente globale Wachstum getrübt. Zunehmend mehren sich die Stimmen, die auf wachsende Bedrohungspotenziale des Reiseverkehrs verweisen. Zu diesen Herausforderungen zählt aus der Sicht Opaschowskis (2002, 28) der Wandel in vier Bereichen, nämlich jener

1. der Wirtschaftsstruktur

2. der Bevölkerungsstruktur

3. des Anspruchs

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4. und des Klimas.

Ad 1) Rezession dämpft die Ausgabenfreudigkeit und somit auch das Wachstum der Einnahmen in der Freizeit- und Tourismusbranche, wie am Beispiel der einstigen Deutschen „Reiseweltmeister“ ersichtlich ist. Wachstum im Tourismus setzt somit ein gewisses Vertrauen auf soziale und wachsende Stabilität voraus.

Ad 2) Eine Bedingung für diese wirtschaftliche Stabilität ist angesichts der Überalterung und Schrumpfung der Bevölkerung eine entsprechende Kompensation durch Zuwanderung. Dieser strukturelle Bevölkerungswandel führt zwangsläufig zu einer weit reichenden Verlagerung der Nachfrage u. a. in Richtung gesundheitsfördernder Produkte (vgl. Scheftschik 2005, 515). In welchem Maße die wachsende Zahl von Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zu einem Anstieg von Konfliktpotenzialen, zu Ausschreitungen wie in den Vororten von Paris im Herbst 2005, oder zu einer Veränderung der Reise- und Urlaubskultur und damit auch zu einer Belastung der Nachfrage führen könnte, kann bislang nur erahnt werden (vgl. Pechlaner 2006).

Ad 3) Mit diesem Aspekt des sozialen Wandels verbunden ist auch die Veränderung der touristischen Ansprüche. Nach Romeiß-Stracke (2001) ist davon auszugehen, dass die Kunden immer mehr qualitativ hochwertige Leistung für immer weniger Geld erwarten, was zu einem zusätzlichen Druck auf die im Tourismus ohnedies bereits geringen Gewinnmargen führen würde.

Ad 4) Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tourismusentwicklung sind bislang in ihrer Vielschichtigkeit noch kaum absehbar (vgl. Hall/Higham 2005). Dies mag der Grund dafür sein, dass dieser Faktor bislang in Studien über langfristige Entwicklungsszenarien des Tourismus in Europa (vgl. Scenario Management International 2005) oder auch in einzelnen Ländern (vgl. Müller, 2005) keine Rolle spielt. Dem sind jedoch solche emissionsbedingte, mittlerweile sogar schon mit freiem Auge wahrnehmbare Effekte wie der Anstieg der Schneegrenze, der Rückgang der Gletscher und die signifikante Häufung von Klimaextremen entgegen zu halten (vgl. Kromp-Kolb/Formayer 2005). Derartige Veränderungen machen sich mittelfristig auch ökonomisch in Gestalt steigender Produktionskosten touristischer Angebote bemerkbar.

Ein fünfter Faktor des längerfristigen Wandels, der mit Sicherheit eine wichtige Rolle spielen wird, im tourismuswissenschaftlichen Diskurs bislang jedoch weitgehend unbeachtet geblieben ist, ist der zu erwartende Anstieg der Energiepreise aufgrund zunehmender Knappheit bei sinkenden Vorräten und wachsender Nachfrage. Die Einhebung von Kerosinaufschlägen durch Luftfahrtunternehmen ist ein erstes Signal für diese Entwicklung. Hier sind jedoch sekundäre Energiekosten wie Steuern zur Bekämpfung des Klimawandels noch gar nicht berührt. Zu einer signifikanten Verknappung der fossilen Energievorräte wird etwa die zunehmende Reiseintensität der Inder und Chinesen beitragen. So werden bis zum Jahr 2010 jährlich 110 Millionen chinesische Touristen in Europa erwartet (vgl. ORF-News 2006). Eine Grundvoraussetzung für Tourismus im Sinne räumlicher Mobilität ist jedoch Transport zu marginalen Kosten. Daher ist es verwunderlich, weshalb das Thema der steigenden Mobilitätskosten im tourismuswissenschaftlichen Diskurs bislang noch keine überragende Bedeutung hat.

Die zukünftigen Herausforderungen des Tourismus lassen sich mit der Frage zusammenfassen, wie die wahrscheinlich rasch wachsenden Kosten für Investitionen in Restrukturierung, Angebotsadaptierung, Humankapital, Energie und Umweltsanierung bestmöglich zu bewältigen sein werden. Die im herrschenden Diskurs verbreitete Antwort auf sinkende Skalenerträge infolge steigender Produktionskosten ist jene der Nachfrageintensivierung: Wie können wir noch mehr Kunden gewinnen? Diese prinzipielle Wachstumsstrategie ist zugleich auch Teil des zu bekämpfenden Problems, weil es die Ursachen dieses Problem im Sinne einer Watzlawick’schen „Patendlösung“1 (2005) sogar verstärkt. Die große Herausforderung an Tourismuswissenschaftler

1 „Patendlösung“ ist ein von Watzlawick (2005) geprägtes Wortspiel, entstanden aus der Verschmelzung von zwei Begriffen, nämlich ersten „Patentlösung“ im Sinne einer einzigartigen und unhinterfragt passenden Lösung, und zweitens „Endlösung“ im Sinne einer Strategie, die nicht auf eine langfristige Lösungs- bzw. Entwicklungsperspektive

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liegt somit darin, Modelle für Lösungsprozesse zu entwickeln, die einen Weg aus dieser Wachstumseinbahn weisen.

3. Moralisierung als Ausweg?

Die Zahl der Vorschläge für Auswege aus diesem scheinbaren Dilemma in Richtung einer ökologischeren, friedlicheren und gerechteren Welt ist längst unüberschaubar geworden. Dabei sind sich die meisten Diskursteilnehmer darin einig, dass Tourismus „nachhaltig“ zu gestalten sei (vgl. UNWTO/WTTC 1996). Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie diese „nachhaltige“ Tourismusentwicklung konkret auszusehen habe und welcher konkrete Weg letztendlich eingeschlagen werden soll, um diesen Standard zu erreichen (vgl. Parris/Kates 2003). Dies zeigt sich allein schon an den Debatten über das Kyoto-Protokoll an sich sowie über dessen mangelhafte Umsetzung durch jene zahlreichen EU-Staaten, die es ratifiziert haben.

Die UNWTO (1999) als international anerkannte Fürsprecherin für einen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus hat entsprechende Anliegen und Forderungen zum “Global Code of Tourism Ethics” zusammengefasst. Dieses Dokument umfasst eine Sammlung von neun elementaren „Spielregeln“ für praktisch alle Stakeholder innerhalb des Tourismussystems. Das anspruchsvolle Ziel dieses Kodex “is to guide tourism development and to serve as a frame of reference for the different stakeholders in the tourism sector, with the objective of minimising the negative impact of tourism on the environment and on cultural heritage while maximising the benefits of tourism in promoting sustainable development.” (UNO 2005)

Inhaltlich zielen viele der neun Artikel auf den Schutz der Reisefreiheit (Art. 2, 6/1, 7, 8). Nur einige wenige Artikel fordern den Schutz von “individual rights of the most vulnerable groups, notably children, the elderly, the handicapped, ethnic minorities and indigenous peoples” (Art. 2/2). So verurteilt etwa Art. 2/3 “the exploitation of human beings in any form, particularly sexual, especially when applied to children”.

Die Sinnhaftigkeit dieses Kodex lässt sich im Wesentlichen daran beurteilen, inwieweit das selbst gesetzte Ziel der Schadensminimierung und Nutzenmaximierung kausal zusammenhängend gefördert wird. Dazu sind folgende Fragen zu beantworten:

1. Inwieweit ist dieser Kodex inhaltlich geeignet, den Stakeholdern im Tourismus als Orientierung zu dienen? Kann er etwa zur Lösung der Frage beitragen, ob eine Reise nach Israel ethisch vertretbar sei, um nicht zum Konflikt in Palästina beizutragen?

2. Inwieweit sind Kodizes an sich geeignet, einen substanziellen Beitrag zur Lösung (tourismus-)ethischer Probleme zu liefern?

Ad 1) Die Regeln des Kodex sind derart vage gehalten, dass sie zwar theoretisch auf jede Situation anwendbar sind, ohne aber konkrete Handlungsanweisungen zu liefern. So findet sich im Kodex keine Regel, die von Touristen den Verzicht auf Reisen in Krieg führende Länder oder solche Regionen fordert, vor denen „offiziell“ gewarnt wird. Verständlich wird dies vor dem Hintergrund, dass solche Reisewarnungen weder innerhalb eines jeweils empfehlenden Außenministeriums noch innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft nach einheitlichen Kriterien vergeben werden. Vielmehr werden solche Reisewarnungen in Abhängigkeit von konkreten politischen und wirtschaftlichen Interessen verhängt. Somit ist der Kodex kein geeigneter Beitrag zur Lösung konkreter Fragestellungen.

gerichtet ist, sondern auf eine von blinder Überzeugung motivierte Durchsetzung unmittelbarer Interessen auf Kosten des gesamten Systems.

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Ad 2) Kodizes sind auch darum vage gestaltet, weil sie stets Ausdruck der Interessen jener sind, welche die Autoren des Kodex vertreten, und insofern deren minimalen Konsens. Eine gemeinsame internationale Erklärung lässt sich häufig nur erreichen, indem Formulierungen bewusst vage gehalten werden. Insofern sagt ein Kodex mehr über dessen Autoren bzw. darüber aus, was diese Autoren sich vom Adressaten an aktivem Handeln und Unterlassen wünschten, als darüber, was Stakeholder konkret „besser“ machen könnten. Leschke (2001, 126) verdeutlicht diese Problematik am Beispiel der Kodizes medienethischer Institutionen. Solche Verhaltensregeln seien durch die drei zentrale Elemente „systematische Vagheit, normative Koppelung und logische Indifferenz“ charakterisiert.

1. Durch die Vagheit werde für einen „nahezu beliebigen Entscheidungsspielraum“ (ebd.) gesorgt, wodurch die Entscheidungsverantwortung letztlich ohnedies wieder auf den Betroffenen zurückverwiesen werde.

2. Die „Verkoppelung von systematisch ungenauen Regeln mit normativen Mustern, die über ein möglichst hohes Konsenspotenzial verfügen“ (ebd.), diene der Scheinlegitimation der Kodex-Autoren, ohne damit den Preis eines Konflikts zahlen zu müssen.

3. Dies werde auch durch die „Toleranz offenkundigen Widersprüchen gegenüber“ (ebd.) erreicht. Beim Tourismus-Kodex etwa werde einerseits das individuelle Recht auf Reisefreiheit und dadurch bedingter Genuss gefordert, andererseits aber der Schutz von verletzbaren Gruppen. Wie dieser Widerspruch zwischen zwei Interessen zu lösen sei, bleibt im Kodex hingegen unbeantwortet. In dieser normativen Lücke kommt jedoch der legitimatorische Charakter von solchen Normenkatalogen deutlich zum Ausdruck.

Wären ethische Kodizes strenger und konkreter im Stile des Dekalogs formuliert, so wäre die Problematik ihrer Auslegung im Kontext einer komplexen Gesellschaft mit hoch differenzierten Verhaltensanforderungen dennoch nicht gelöst. Darüber hinaus entstünde das neue Problem der mangelnden Anerkennung eines solchen Kodex durch Mitglieder mit stark differierendem kulturellem oder politischem Hintergrund. Insofern stellt die Moralphilosophin Annemarie Piper grundsätzlich in Frage, dass ein Moralkodex als „sakrosankt“ anzuerkennen sei und darum „die bloße Bezugnahme auf eine seiner Normen fraglos ausreicht, um eine Handlung moralisch zu rechtfertigen“ (Pieper, 1985, 113).

Aus alldem würde aber folgen, dass ein solcher Kodex tendenziell nicht geeignet sei, um konkrete ethische Probleme zu lösen.

Zu diesem Schluss kommt auch das Ergebnis eines jüngst abgeschlossenen Forschungsprojekts des Innsbrucker Organisationsforschers Stephan Laske (vgl. Kornberger et al. 2007). Die Ergebnisse von Untersuchungen über die Funktionsweise von Wirtschaftsethik in Unternehmen verdeutlichten, dass die Entwicklung und Implementierung von ethischen Regeln in Gestalt von Kodizes gemeinsam mit der Einsetzung eines „Ethik-Beauftragten“ nicht nur die übliche, sondern auch die zum Scheitern verurteilte Vorgangsweise sei. Letztlich konnten die regelmäßig im Unternehmensalltag auftretenden ethischen Dilemmata mittels der Kodizes nicht gelöst werden. Die Studie empfiehlt daher einen alternativen Zugang zu Wirtschaftsethik, eben weil diese im Wesentlichen in die organisatorischen Praktiken und Routinen eingebettet sei. Das Schlüsselelement von Wirtschaftsethik beruhe auf einem pragmatischen und praktischen Ausgleich zwischen der Stellung und dem Selbstverständnis der Organisationsmitglieder, den Macht- und Wissensstrukturen und dem organisationstypischen Diskurs (vgl. Laske 2006). Ethik müsse demnach „als Praktik (begriffen) werden, die tief in organisatorische Lernprozesse eingebunden und untrennbar mit ihnen verbunden“ wie Stephan Laske (zit. in Griesser 2006, 15) betont.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Wöhler und Saretzki (2005, 336f.) in ihrer Analyse der normativen Grundlagen der Nachhaltigkeit. Demnach könne Ethik im Grunde genommen nur prozessual verstanden werden. Entgegen dieser Einsicht gelingt aber den Autoren in letzter Konsequenz nicht die Emanzipation von einer statischen Ethik-Betrachtung, schlussfolgern sie

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doch, dass „institutionelle Vorkehrungen (...) formgebundener Art (...) einen Lösungsansatz sozialer Dilemmata bilden“ (ebd., 337) könne. Als Beispiel nennen sie explizit den „Global Code of Ethics for Tourism“.

Angesichts der vorliegenden Analyse der Wirkung von Kodizes kann die abschließende Frage nach der Wirksamkeit des Tourismus-Kodex nur negativ beantwortet werden. Dies indiziert auch der Umstand, dass der Autor trotz seiner jahrelangen Praxis als Reiseleiter noch niemals Touristen angetroffen hat, die vom Tourismus-Kodex gehört haben. Gleiches gilt auch für touristische Unternehmen, mit denen der Autor zu tun hatte. Daran konnten auch umfangreiche Bemühungen zur Verbreitung des Tourismuskodex durch die UNWTO, deren Mitgliedsstaaten (vgl. UNO 2005, 7-9) sowie zahlreicher anderer internationaler und nationaler Organisationen, etwa von der österreichischen NGO „respect“ (2005), bislang nichts Signifikantes ändern.

Freilich ließe sich argumentieren, der Tourismus-Kodex müsse eben noch besser verbreitet und insbesondere in der Tourismusausbildung, etwa im Rahmen von Lehrveranstaltungen über nachhaltige Tourismusentwicklung, verankert werden. Denn darin herrscht bislang tatsächlich ein gravierender Mangel. So sucht man etwa in der aktuellen Ausgabe von Freyers Standardlehrbuch „Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie“ (2006) den Begriff „Tourismusethik“ vergeblich. Auch Ausbildungselemente zum Bereich Nachhaltigkeit und Tourismusethik finden sich bislang nur in Spezialausbildungsangeboten für nachhaltige Tourismusentwicklung oder aber als freiwilliges, unverbindliches Seminarangebot, wie Susanne Flohr (2004) für den Britischen Markt von Studienprogrammen nachweisen konnte. Auch in Österreich wurde Tourismusethik als Pflichtfach im Rahmen einer akademischen Tourismusausbildung erstmals vom FH-Diplomstudiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ angeboten (vgl. FH JOANNEUM 2001). Damit drängt sich aber der Verdacht des Widerspruchs zwischen dem Bekenntnis der UNWTO und dem World Travel and Tourism Council (1996) als Vertreter der internationalen Tourismusindustrie zu den Zielen der Nachhaltigkeit im Tourismus einerseits und der touristischen Sozialisierungspraxis andererseits auf. Es ist wohl davon auszugehen, dass diese Diskrepanz weniger Ausdruck von Ignoranz oder gar Bösartigkeit, als vielmehr von der scheinbar verbreiteten, jedoch „unbewussten“ Überzeugung sei, Ethik-Kodizes würden zur Lösung von ethischen Dilemmata im Tourismus wenig Hilfreiches beitragen.

Was kann dann eine gangbare Alternative sein, und welches Verständnis von Ethik unterstützt die Bewältigung der großen Herausforderung, zukunftsfähige Lösung für gegenwärtige Probleme zu entwickeln?

4. Die Herausforderungen der touristischen Realität

Um eine „zukunftsfähige Ethik“ entwickeln zu können, erscheint es sinnvoll, im ersten Schritt die Strukturen gegenwärtiger Probleme im Tourismus (wie des gegenwärtigen Lebens generell) zu skizzieren. Denn für die Entwicklung eines Werkzeugs bedarf es eines entsprechenden Verständnisses vom zu bearbeitenden Stoff, nämlich dem Tourismus und dem postmodernen Homo touristicus. In einem zweiten Schritt soll dann das vorherrschende meta-ethische Konzept auf seine Geltung hin untersucht werden. Dazu werden aktuelle Theorien der Hirnforschung, der Kommunikationsforschung und anderer benachbarter Wissenschaftsdisziplinen den paradigmatischen Annahmen jener Meta-Ethik gegenüber gestellt, wie sie in Ethik-Kodizes zum Ausdruck kommen.

Das Bemühen um ein adäquates Modell des „System Tourismus“, das geeignet wäre die Vielschichtigkeit dieses Phänomens hinreichend zu erfassen, scheint letztlich - angesichts eines stets beschränkten Rahmens - ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Einigkeit besteht wohl über

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das Charakteristikum der hohen Komplexität von Tourismus, was der Grund dafür sein mag, dass dieses Phänomen äußerst unterschiedlich wahrgenommen und darum notwendigerweise auch unterschiedlich verstanden wird. So ist Tourismus beschreibbar als Dienstleistungsbranche, als integrierendes bzw. vereinnahmendes Globalisierungsphänomen (vgl. Petermann 1999), als Phänomen der kollektiven „Flucht“ auf der Suche nach „Paradiesen“ (vgl. Enzensberger 1958) , als spezifische Form der Wahrnehmung (vgl. Urry 1990) und des rituellen Verhaltens (vgl. Hennig 1997) oder als Kultur der Mobilität (vgl. Hall 2005), um nur einige Aspekte zu nennen. Wenn aber keine Einhelligkeit darüber besteht, was Tourismus in seiner Gesamtheit genau sei, wie dieses System genau „funktioniert“ und vor allem wie es steuerbar sei, wie können dann Autoren eines Ethik-Kodex der Anspruch erheben, ihre vagen Regeln könnten dieses Phänomen in die „richtige“ Richtung steuern?

Über das Wesen postmoderner „Touristen“ besteht wenigstens insofern Übereinstimmung, als sich diese sehr unterschiedlich verhalten würden, nämlich in Abhängigkeit von ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund und von der jeweiligen Situation, in der sie sich befinden. Einigermaßen einig ist man sich gegenwärtig auch darüber, dass Touristen positive, bereichernde, sinnstiftende oder ganz einfach lustvolle „Erlebnisse“ suchen. Wie aber soll ein solcher Genuss orientierter Mensch durch eine moralische Norm zu einem als richtig unterstellten Verhalten überzeugt werden können? Aus Sicht der Freizeitpädagogik, die Animation zu spielerischer Auseinandersetzung mit fremden Erlebnisräumen als adäquates Mittel der Emanzipation betrachtet und dies mit Bezügen zur Hirntheorie (vgl. Theile 2005, 380-382) und Spiel- und Systemtheorie (vgl. Zacharias 2005) begründet, würde der normative Zugang der Kodex-Ethik als kontraproduktiv zurückgewiesen werden. Die Erfahrungen des Autors als Reiseleiter können dies ebenfalls bestätigen (vgl. Friedl 2002, 133-154; Friedl 2005, 404-429).

Während kritische Reflexion, Überprüfung und Weiterentwicklung der Tourismusanthropologie als notwendige Voraussetzung für Erfolg im Marketing, in der Produktentwicklung und in der Kundenbetreuung betrachtet werden, scheint den Kodex-Ethikern dieser systematische Zweifel an ihrem rationalen Menschenbild fremd zu sein. Dies sagt jedoch mehr über das Selbst- und Fremdverständnis von Kodex-Autoren als über die Funktionalität ihrer meta-ethischen Weltanschauung aus (vgl. Leschke 2001, 126).

Die Frage nach den Zusammenhängen von innerem Antrieb, Handlung und externen Zwängen erscheint insbesondere im Kontext der Tourismuswirtschaft und –politik notwendig, um sinnvolle Handlungsanweisungen erteilen zu können. Die (tourismus-)politische Forschung stellt darum die Frage, warum Politiker oder Manager diese oder jene Entscheidung innerhalb eines komplexen Systems aus formalen und informellen Zwängen treffen (Petermann 1999). Analysiert ein äußerer Beobachter die Situation von Politikern oder Managern genauer, so stellt sich im Ergebnis oft heraus, dass deren Handlungsspielräume sehr viel geringer sind als zuvor angenommen. Im Lichte des Wissens um diese Diskrepanz zwischen unterstellten und tatsächlichen Handlungsspielräumen kann eine moralisch motivierte Forderung gegenüber einem scheinbar mächtigen Verantwortungsträger nach eingehender Untersuchung als undurchführbar oder gar kontraproduktiv durchschaut werden. Nicht selten kann sich nach einer umfassenden Beleuchtung der komplexen Zusammenhänge sogar herausstellen, dass der fordernde Moralist selbst Teil des Systems ist, das er verurteilt. Auch „Attac“-Mitglieder sind als Käufer global gehandelter Produkte selbst Profiteure jener Entwicklung, die sie bekämpfen. Und wer als moralisch sensibler Konsument Rat im „Schwarzbuch der Markenfirmen“ (Werner, 2005) sucht, um möglichst „fair“ zu konsumieren, wird angesichts der weiten Verbreitung von bedenklichen Produkten bald resignieren, wie der Selbstversuch von Hickman (2006) zeigt.

Wirtschafts-, Organisations- und Managementforscher versuchen Modelle zu entwickeln, die sich als „brauchbar“ oder „passend“ in dem Sinn erweisen, als sie zumindest für einen zeitlich und räumlich begrenzten Kontext die Grundlage für hilfreiche Interventionen liefern können. Dem gegenüber vermitteln die Autoren und Fürsprecher von Ethik-Kodizes wie jenem der UNWTO

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(1999) den Eindruck, sie könnten auf derartige Erkenntnisse im Sinne einer methodischen Skepsis gegenüber Gewissheit verzichten.

5. Die Paradigmen der klassischen Meta-Ethiken

Welche meta-ethische Auffassung verbirgt sich hinter einem Ethik-Kodex? Vereinfacht ist dies die Ansicht, jedes Problem der Welt ließe sich eindeutig lösen. Dazu bedürfe es nur eines hinreichenden Expertenwissens, das in universelle Verhaltensanweisungen zu übersetzten und zu verbreiten sei, damit die Adressaten wüssten, wie sie „richtig“ zu handeln hätten. Im Falle des Widerstands eines Adressaten müsse dieser lediglich durch gute, rationale Argumente überzeugt werden.

Dieses Konzept der normativen Ethik, das etwa von Habermas (2001) vertreten wird und das auch im UNWTO-Kodex zum Ausdruck kommt, spiegelt ein für die Kultur der Aufklärung typisches Menschenbild wider. Aufschlüsseln lässt sich dieses Konzept in folgende, aufeinander aufbauende Teil-Überzeugungen:

1. Menschen sind rationale Wesen.

2. Menschliches Verhalten ist motiviert durch moralische Werte, die auch falsch sein können.

3. Ein moralischer Wert wird als “gut” anerkannt, wenn er durch das vergleichsweise bessere rationale Argument legitimiert werden kann.

4. Experten haben üblicherweise stärkere rationale Argumente.

Sind nun diese Annahmen, insbesondere im Kontext des postmodernen Tourismus, noch aufrecht zu erhalten?

5.1. Menschen sind rationale Wesen

Die Ansicht, dass der Mensch durch mehr als nur seine Vernunft angetrieben werde, ist spätestens sei Freuds Etablierung der Psychoanalyse anerkannt. Letztlich prägt aber bis heute der Rekurs auf die „Vernunft“ eines „normalen, gesunden“ Menschen den Common Sense im Alltag wie auch in der Science Community (vgl. Demeulenaere 1996; Brieskorn/Wallacher 1998; Oerter 1999; Giocoli 2003). Gefühle, so erscheint es, tragen stets den Nimbus des Kindlichen, „Verrückten“ und Abnormen in sich, weshalb man diese Rolle auch Verliebten, Betrunkenen und Touristen zugesteht. Dies mag wohl einer der Gründe dafür sein, warum sich nur wenige gerne als „Tourist“ deklarieren (Hennig 1997, 13f).

Die jüngeren, weit reichenden Ergebnisse der Hirnforschung erzwingen jedoch eine grundlegende Revision der Rolle der Gefühle. Führende Neurobiologen wie Gerhard Roth (1997; 2003a; 2003b) und Antonio Damasio (1994; 2000) konnten nachweisen, dass Gefühle im Sinne einer „konzentrierten Erfahrung“ fundamental mit jedweder Wahrnehmung verbunden seien. Emotionale Erfahrungen werden im limbischen System als elementare Bewertungsschemata für nachfolgende Wahrnehmungen abgespeichert, weshalb „vernünftiges“ Entscheiden und Handeln ohne Gefühle unmöglich sei (Roth 1997, 212). Aus Sicht der Neurobiologie wird „Vernunft“ als ein „Instrument“ betrachtet, das zwar zur Analyse von komplexen Situationen geeignet sei, nicht aber zur Vornahme von Bewertungen, denn diese Aufgabe erfüllt das limbische System.

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Menschen sind durch ihre spezifischen biologischen und sozialen Umstände determiniert. Das Hirn als kognitives Organ muss dabei als ein biologisches, „autopoietisches“2 System begriffen werden, dessen evolutionärer Prozess zum Ziel hat, das Individuum innerhalb seiner wahrgenommenen Umwelt überleben zu lassen (Roth 1987). Daraus folgt zwangsläufig, dass jegliches menschliches Verhalten „aus Sicht des Gehirns“ (vgl. Roth 2003b) einer handelnden Person eine notwendige Reaktion auf einen Reiz darstellt, dessen Bedeutung wiederum nur vom wahrnehmenden Individuum auf der Grundlage dessen bisheriger Erfahrungen „erkannt“ bzw. zugewiesen werden kann. Bewertung hängt somit ausschließlich vom limbischen System und insofern von den damit verknüpften, persönlichen emotionalen Erfahrungen ab.

5.2. Menschen sind motiviert durch moralische Werte, die auch „falsch“ sein können

Wenn jegliches Verhalten als Reaktion auf die individuell wahrgenommene bzw. empfundene Umgebung zu verstehen ist, weil Wahrnehmung selbst an frühere, emotionale Erfahrung notwendig gekoppelt ist, dann erklärt dies,

1. warum Menschen „gleiche“ Situationen völlig verschieden wahrnehmen können und

2. warum verschiedene Menschen in scheinbar gleichen Situationen unterschiedlich reagieren können.

Für Touristiker ist dieses Phänomen keineswegs neu und erklärt, warum Touristen in exotischen Ländern nicht immer „angepasst“, sondern entsprechend ihrem höchstpersönlichen, „inneren Programm“ reagieren, mag dies für äußere Beobachter auch „schamlos“ erscheinen.

Daraus folgt aber, dass jegliches „moralische Handeln“ stets als ein beobachtetes Handeln begriffen werden muss, das vom Beobachter ausschließlich auf der Basis der eigenen, höchstpersönlichen emotionalen Erfahrung rekonstruiert und bewertet werden kann. Dieses „epistemologische Gefängnis“ können wir nicht verlassen. Diese Erkenntnis zwingt aber zur Aufgabe der Ansichten, dass es erstens erkennbare, universelle Normen zur Steuerung eines „richtigen“ Verhaltens in jeder beliebigen Situation geben könne, und dass zweitens Individuen durch „falsche“ Werte angetrieben seien können. Vielmehr wird ein Verhalten immer nur von einem äußeren Beobachter entsprechend seinem persönlichen Wertehorizont als „falsch“ empfunden. In heterarchischen3, postmodernen Gesellschaften können aber Feststellungen darüber, wie ein Kontext zu definieren, wie die darin erfahrene Situation zu interpretieren und wie schließlich darauf zu reagieren sei, nur noch interpersonell von den beteiligten Personen „ausgehandelt“ werden. 2 Der Begriff „Autopoiesis“ (altgriechisch αuτός, "selbst", und ποιέiv, "schaffen") geht auf den chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana zurück. Autopoiesis beschreibt den Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems und wird als ein charakteristisches Organisationsmerkmal von Lebewesen betrachtet. Wesentlich dabei ist die rekursive Organisation von Prozessen, wonach das Produkt des funktionalen Zusammenwirkens von Systembestandteilen eben jenes System ist, welche seinerseits wieder die Bestandteile produziert (Maturana/Varela 1990). 3 Den Begriff der Heterarchie prägte der Neurophysiologe McCulloch (1945). Der Biokybernetiker stellte die damals geläufige Annahme von der hierarchischen, sequenziellen Funktionsweise des menschlichen Gehirns in Frage und postuliert stattdessen ein Verständnis vom Nervensystem als neuronales Netzwerk, das eine parallele Arbeitsweise ermöglicht. Diese Organisationsform, von McCulloch als Heterarchie bezeichnet, wurde in weiterer Folge insbesondere von der (Organisations-)Soziologie und der Betriebswirtschaftslehre aufgegriffen und weiterentwickelt. Bühl (1987, 242) definiert Heterarchien als „aus mehreren voneinander unabhängigen ‚Akteuren’, ‚Entscheidungsträgern’ oder ‚Potentialen’ zusammengesetzte Handlungs- oder Verhaltenssysteme, in denen es keine zentrale Kontrolle gibt, sondern die Führung des Systems in Konkurrenz und Konflikt, in Kooperation und Dominanz, in Sukzession und Substitution sozusagen immer wieder neu ausgehandelt wird oder von Subsystem zu Subsystem bzw. von Potential zu Potential wandert". So sind etwa postmoderne Ehen tendenziell heterarchisch organisiert.

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5.3. Moralisch „gute“ Werte gründen auf dem besseren, rationalen Argument

Transzendentalpragmatiker, die modernen „Nachfolger“ Immanuel Kants, anerkennen die Ansicht, dass Gegebenheiten und Bewertungen situativ auszuhandeln seien. Aufgrund ihres Menschenbildes vom rationalen Menschen aber behaupten sich auch, “richtig” und “falsch” könne nur das Resultat einer fairen Diskussion unter Austausch guter rationaler Argumente sein (vgl. Steinmann/Scherer 1998).

Dies ist jedoch in mehrerlei Hinsicht problematisch. Zum einen gibt es - insbesondere im interkulturellen Kontext des Dritte-Welt-Tourismus - auch solche hierarchischen Kulturen wie jene der Tuareg, bei denen die Autorität des Alters schwerer wiegt als jene des „besseren rationalen“ Arguments (vgl. Spittler 1998). Vor allem aber beruht das Prinzip des rationalen Diskurses auf einer positivistischen Vorstellung von zwischenmenschlicher Kommunikation, wonach ein gedachter Gedanke gleichsam als „Substanz“ in gesprochene Sätze einfließe, mit ihnen durch die Luft zum Ohr und schließlich ins Hirn des Zuhörers gelange. Sollte dann der Zuhörer die Botschaft missverstehen, habe er lediglich schlecht zugehört.

Dieses Sender-Empfänger-Modell ist nicht nur vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der Hirnforschung überholt, sondern widerspricht auch der allgemeinen Lebenserfahrung. Missverständnisse infolge unpassender Bedeutungszuschreibungen sind alltäglich, und kein Mensch ist in der Lage, in das „Hirn“ seines Gesprächspartners zwecks Vergewisserung darüber zu blicken, wie das Vernommene denn „wirklich“ gemeint sei. Wittgenstein (2002) verdeutlichte in seinem Spätwerk, den „Philosophischen Untersuchungen“, dass Worte lediglich Symbole seien, die ihre Bedeutung ausschließlich durch den jeweiligen Sprecher bzw. Empfänger in Abhängigkeit vom jeweiligen kulturellen Hintergrund und vom jeweils wahrgenommenen Kontext erlangen. Dieses Prinzip spiegeln auch moderne Modelle von menschlicher Kommunikation wider (vgl. Thun 2004; Watzlawick et al. 2003). Demnach ist jede Form von Bedeutungszuschreibung stets nur als ein selbst-referentieller Prozess des wahrnehmenden und kommunizierenden Individuums zu betrachten (vgl. Foerster 1999; Foerster 2002).

Verständnis im Sinne einer „funktionierenden“ Kommunikation lässt sich beschreiben als ein „gelingender“ Feedback-Prozess zwischen zwei Individuen. „Gelungen“ kann er in dem Sinn sein, als die beteiligten Personen für sich aufgrund des jeweils wahrgenommenen Feedbacks des Gegenübers den „Eindruck“ erlangen, „verstanden“ worden zu sein. Das Empfinden des eigenen Verständnisses (im Sinne eines „Aha-Erlebnisses“) kann aber nur dann auftreten, wenn diese wahrgenommenen Feedback-Signale (Worte, Gesten, Argumente, Satzfolgen etc.) einem erwarteten, weil erfahrenen Muster entsprechen. Darum kann es passieren, dass Menschen von unterschiedlicher Kultur und Sprache dennoch einander in Herzlichkeit begegnen, bloß weil ihre „Chemie stimmt“, und dass ein Reiseleiter von seinen Touristen als überheblicher Lehrmeister anstatt als schlüssig und überzeugend argumentierender Intellektueller empfunden wird.

In diesem Sinne ist sich auch der Autor der Möglichkeit bewusst, dass die hier vorgebrachte Argumentation von Leser als „absurd“ zurückgewiesen werden könnte, die sich etwa als leidenschaftliche Anhänger der humanistischen Aufklärung verstehen und somit ein Weltbild vertreten, das durch Elemente wie „Vernunft“, „Wahrheit“, „Eindeutigkeit“, „Gewissheit“ und „Erkenntnisfortschritt“ gekennzeichnet ist. Solche emotional tief verwurzelten Überzeugungen bzw. Weltanschauungen können in solchen Fällen auch durch schlüssige Hinweise auf die bescheidene Rolle „vernünftiger Argumente“ in eskalierten Konflikten (vgl. Hösl 2002) nicht erschüttert werden. Diese unter Umständen sogar fanatische Abwehrhaltung ist Ausdruck der Funktionsweise des limbischen Systems. Dessen Hauptaufgabe ist es, das Überleben des Organismus zu bewerkstelligen, indem solche Wahrnehmungen als „falsch“ bzw. „schlecht“ bewertet werden, die

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dem eigenen „Grundprogramm“, dem Selbstverständnis oder der persönlichen Weltanschauung widersprechen. Auf diese Weise kann der erkennende Organismus so lange vor Krisen durch Orientierungsverlust bewahrt werden und insofern in seiner Umwelt lebensfähig bleiben, als sich das eigene „Grundprogramm“ im Alltag überwiegend bewährt. Insofern ist das kognitiv und kommunikativ abwehrende Verhalten von Menschen, die sich in ihrem Selbstverständnis bedroht fühlen, aus hirntheoretischer Sicht völlig konsistent, wenn auch eine kommunikative Herausforderung.

Ethik im hier argumentierten Sinne wird darum als ein Instrument zur Bewertung und Integration von als „neu“ empfundenen Situationen verstanden. Als „neu“ bzw. ethisch problematisch wird etwas somit immer nur dann wahrgenommen bzw. empfunden, wenn es mit der eigenen „Selbstverständlichkeit“ in Widerspruch gerät und sich dadurch nicht in das verfügbare Weltbild integrieren lässt. Diese Erfahrung ist besonders im interkulturellen Kontext sehr häufig. Das Ziel von Ethik im dargelegten Sinn kann demnach nur sein, die innere Ordnung angesichts der wahrgenommenen Irritation zu rekonstruieren oder - in Abhängigkeit von der Intensität der wahrgenommenen Störung - gar neu zu gestalten. Dies ist etwa im Fall eines „Kulturschocks“ (vgl. Bochner et al. 2001) oder einer Lebenskrise der Fall.

Damit wird aber deutlich, dass Werte eben nicht von außen auferlegt oder vermittelt werden können, sondern

1. dass „Werte“ die tiefere „Bedeutung“ bezeichnen, welche ein Beobachter angesichts beobachteten Verhaltens empfindet und in weiterer Folge auf eben dieses Verhalten projiziert,

2. dass solche Wertempfindungen Ausdruck der durch individuelle Lebenserfahrung „erlernten“ bzw. konstruierten Verknüpfungen von „äußeren“ Gegebenheiten und „innerer“ körperlichen Befindlichkeiten und somit höchstpersönliche Konstruktionen sind; diese Verknüpfungen, sog. „somatische Marker“ (vgl. Damasio 1994), sind als komplexe Schemata im emotionalen Gedächtnis abgespeichert, dienen als Grundlage für erkennendes und wertendes Wahrnehmen und somit als Grundvoraussetzung für bedeutungsvolles Handeln;

3. dass insofern so genannte „gesellschaftliche“ Werte als begriffliche Abstraktion jener individuellen körperlichen Empfindungen zu verstehen sind, die bei der jeweiligen „Wahrnehmung“ von Situationen empfunden werden.

Daraus folgt aber, dass die Wahrnehmung von „richtig“ und „falsch“ bzw. von „gut“ und „böse“ in unmittelbarer Abhängigkeit von der eigenen, wenn auch durch emotional verknüpfte Lernprozesse differenzierbaren (vgl. Roth 2003, 478f; Theile 2005) Lebenswelt steht, und dass somit Werte wie auch „richtige Bewertungen“ nicht durch rationale Argumente vermittelbar sind.

5.4. (Ethische) Experten haben bessere rationale Argumente

Dass Experten besser Bescheid wüssten, beruht auf dem positivistischen Paradigma, dass die Welt “objektiv erkennbar” sei. Dieser Anspruch muss jedoch spätestens seit der Erbringung des neurobiologischen Nachweises, dass Kognition ein hochkomplexer konstruktivistischer Prozess sei, der nichts mit einer „Abbildung“ der „Außenwelt“ im Hirn zu tun habe (vgl. Roth 1997), als unhaltbar zurück gewissen werden. Aus Sicht des „Radikalen Konstruktivismus“ (Maturana/Varela 1990; Glasersfeld 1997; Watzlawick 2002; Foerster 2002) ist der menschliche Organismus ein zwar energetisch offenes, informationell jedoch geschlossenes System, das auf Selbstreferentialität beruht und autonom strukturdeterminiert ist. Organismus und Hirn stehen mit ihrer Umwelt zwar in

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einer energetischen Austauschbeziehung, haben aber keinen informationellen Input und Output, weshalb sie als „autopoietische“ Systeme bezeichnet werden. Das Hirn konstruiert sich Wissen bzw. Verständnisse oder Modelle von der äußeren „Realität“ gleichsam aus sich selbst im Prozess der eigenen Kognition.

Im Vordergrund dieses epistemologischen Paradigmas steht anstelle des Konzepts einer abstrakten bzw. objektiven Wahrheit jenes der „Viabilität“ (Glasersfeld 1997) von Vorstellungen über die Wirklichkeit in dem Sinn, als sie sich als „gangbar“, brauchbar bzw. funktionell zu bewähren haben, um diese „wahrgenommene“ Wirklichkeit zu bewältigen. Dies betrifft sowohl Vorstellungen von der eigenen Person, von anderen Menschen, von Gesellschaft und Kultur4, aber auch von der „Natur“ (vgl. Theobald 2003; Weichbold 1998) wie auch der menschliche Natur an sich, etwa von der Funktionsweise des Gehirns. Solche Annahmen sind demnach nicht als „wahr“ oder „falsch“, sondern allein danach zu beurteilen, inwieweit sie erfolgreich zum eigenen (Über-)Leben oder zur Lösung eines konkreten Problems beitragen können. Der Grad der Viabilität hängt dabei wesentlich von der Intensität des Rückkoppelungsprozesses zwischen dem Beobachter und seiner Umwelt ab: Bewährung im Alltag ist somit die „beste“, aber auch einzige Möglichkeit, um Vorstellungen auf ihre Viabilität hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu modifizieren.

Zur Illustration dieser Vorstellung dient das Bild eines Blinden, der einen Weg durch den Wald sucht. Aufgrund seiner Erfahrung wird er nach erfolgreicher Wald-Durchquerung nur angeben können, wo er gegen einen Baum gestoßen sei bzw. wo sein Weg unbehindert war. Was er jedoch nicht wissen kann, weil er es nicht erfahren hatte, ist die mögliche Position der übrigen Bäume. Wissen ist darum immer kontextuell, insbesondere aber selbstreferenziell: Das Weltverständnis ist nur bedeutungsvoll vor dem Hintergrund der eigenen Biographie, wie ja auch jegliches wissenschaftliche Weltbild selbst Resultat einer spezifischen Biographie bzw. eines individuellen „Weges“ durch wissenschaftliche Lektüre ist.

Daraus folgt aber erstens, dass Wissen niemals universell sein kann, sondern dass es stets erst durch konkret denkende Menschen kontextualisiert werden muss, um Bedeutung zu erlangen5, und zweitens, dass Wissen darüber, was von einem Individuum als „gut“ empfunden wird, immer nur das betreffende Individuum selbst aufgrund seiner individuellen Biographie „wissen“ bzw. erkennen und auch sinnvoll nutzen kann.

Daraus folgt abschließend, dass für ein konkretes ethisches und insofern individuelles Problem immer nur die unmittelbar betroffene Person selbst eine „sinnvolle“ Expertise erstellen kann, da auch die Wahrnehmung als „Problem“ ein höchstpersönlicher, selbst-referentieller Akt ist.6

6. Kybernetische Ethik als Ausweg aus der postmodernen Beliebigkeit

4 Die konstruktivistische Auffassung von Kultur lässt sich mit Lugers (1999, 34) Kulturkonzept als „design for living“ vergleichen, wonach Kultur als ein durch permanente Kommunikation gesteuerter Prozess und zugleich als Formenprogramm zu verstehen sei. Kulturelle Systeme seien prinzipiell offen und wandlungsfähig, wie auch Individuen als handelnde Akteure zu begreifen seien, die auf ihr gesellschaftliches Umfeld durch neue Positionierung reagieren. Insofern sei Leben generell als „Konstruktionsprozess“ zu verstehen, und Kultur als „kommunikative Thematisierung des Wirklichkeitsmodells“ einer Gesellschaft. Darüber hinaus ist jedoch festzuhalten, dass der Autor in diesem Beitrag grundsätzlich von einem systemisch-konstruktivistischen Verständnis von „Kultur“ als soziales System im Sinne Luhmanns (1984) ausgeht. 5 Welches Wissen birgt ein Buch, das in einer „ausgestorbenen“ Sprache geschrieben ist? 6 Dieses Prinzip spiegelte sich bereits im Wahlspruch des Delphischen Orakels, „Erkenne Dich selbst!“, wider: Eben weil die beste Lösung für das eigene Problem auch nur im Einklang mit sich selbst entwickelt werden könne, übermittelten die delphischen Priester den Ratsuchenden niemals „Lösungen“, sondern nur rätselhafte „sybillische Verse“, deren Sinn der Empfänger erst selbst entschlüsseln bzw. erfinden musste.

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Wenn die Grundlagen für eine ethische Entscheidung, nämlich Wahrnehmung, Interaktion, Reflexion und Entscheidung, als dynamische Prozesse begriffen werden können, dann muss ein Hilfsinstrument für konkrete ethische Entscheidungen auch selbst diesem Prozesscharakter entsprechen. Wenn außerdem praktische ethische Probleme neben ihrem dynamischen Charakter auch durch hohe Komplexität gekennzeichnet sind, so ist eine weitere notwendige Anforderung an eine praktische Ethik jene der Reduktion von Komplexität zu einer konkreten, viablen Anweisung.

Diesen Anspruch zu erfüllen beansprucht das vom Autor entwickelte Konzept der „kybernetischen Ethik“ (Friedl 2005, 47-83). Ausgehend von einer Idee des Systemtheoretikers Heinz von Foerster in seinem Buch „CybernEthics“ (1993) liefert das Konzept eine konkrete Antwort auf die Frage, wie komplexe ethische Dilemmata gelöst bzw. wie Individuen als verantwortliche, handelnde Personen (Stakeholder im Tourismus) unterstützt werden können, um wieder konstruktiv handlungsfähig zu werden. Das Konzept dient somit der Steuerung komplexer Systeme, wobei der Mensch als kognitives und interagierendes Individuum selbst als komplexes System verstanden wird. Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umwelt ist somit ein Zusammenspiel zwischen (mindestens) zwei hochkomplexen, dynamischen Systemen.

Ethik in diesem Sinn kann verstanden werden als ein Instrument zur Optimierung Feedback-basierender Koordinationsprozesse zwischen Individuen und ihrer (sozialen wie natürlichen) Umwelt mit dem Ziel der langfristigen Lebensfähigkeit.

Die drei Dimensionen der kybernetischen Ethik zur Steuerung von Interaktion im Sinne einer konkreten Entscheidungsfindung in „neuen“ Situationen sind Balance, Kontext und Ressourcen.

6.1. Dimension der Balance: Wann etwas als “gut” wahrgenommen wird.

Balance ist der Schlüsselbegriff der kybernetischen Ethik, weil dynamische Prozesse – und insofern Wahrnehmung und Interaktion – mit eindeutigen, „harten“ Kriterien nicht Ziel führend messbar sind. Würde man auf solche „harten“ Kriterien rekurrieren, so bliebe als grundlegendes Problem weiterhin die Frage nach der „richtigen“ Definition von Meta-Kriterien zur Bewertung des Gemessenen bestehen. Ob aber etwas als problematisch empfunden wird, dies ist abhängig von der Biographie eines Menschen, von seiner aktuellen Rolle im jeweiligen sozialen Umfeld, von seiner Verfassung und Stimmung, kurz: von seiner selbst wahrgenommenen Befindlichkeit im komplexen Netz seiner Beziehungen mit seiner Umwelt.

Das Ziel eines Individuums innerhalb dieses systemischen „Netzes“ ist ein „reibungslos funktionierender“ Interaktions- oder Feedback-Prozess mit der wahrgenommenen Umwelt. Die Kriterien der Schadlosigkeit freilich können wiederum nur biographisch bedingt sein. Insofern kann etwas nur als „schlecht“ gelten, was vom limbischen System des wahrnehmenden Individuums als solches signalisiert wird: eine drohende Störung des in Balance befindlichen Interaktionsprozesses mit der wahrgenommenen Umwelt.

Handeln kann somit verstanden werden als Ausdruck eines komplexen, holistischen Prozesses des „Managements“ von individuell erfahrener, „konstruierter“ Wirklichkeit bzw. Leben. Dieser selbstreferenzielle Prozess des Balancierens eigener Wirklichkeitsvorstellungen wird sowohl durch vergangene als auch gegenwärtige Interaktionsprozesse im Sinne des biographischen Selbstverständnisses und der aktuellen Wahrnehmung determiniert. Die Wahrnehmung einer Störung innerhalb dieses Prozesses ist ein „ethisches Problem“. Dies kann ein Missverständnis sein, die Behinderung der Ausführung einer gewohnten Tätigkeit, eine unmittelbare persönliche Bedrohung, eine getrübte Zukunftsperspektive, kurz: eine Irritation, die den Interaktionsprozess behindert und damit zur Neubewertung der eigenen Vorgangsweise im Kontext der wahrgenommenen Situation zwingt.

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Eine solche Lösung muss jedoch so gestaltet sein, dass es zu keiner weiteren Störung des gesamten Interaktionssystems kommt. Zur Verdeutlichung dieser Problematik kann behelfsweise zwischen fünf Systemdimensionen unterschieden werden, auf welche sich jede zu bewertende Lösung auswirkt:

1. Die handelnde Person selbst innerhalb ihrer psycho-physischen Grenzen

Die psycho-physische Balance des erkennenden und handelnden Organismus ist die Voraussetzung für jegliche angepasste Reaktions- bzw. Interaktionsfähigkeit. Grundvoraussetzung für ein dauerhaft “richtiges” Handeln ist somit die “Gesundheit” im Sinne des Salutogenese-Modells, wie es die World Health Organisation in der Ottawa Charta von 1986 (DNGK, 2006) definiert hat. Dabei wird Gesundheit als Ressource für die positive Lebensbewältigung im Sinne eines Balanceprozesses in der individuell gestaltbaren Umwelt begriffen (Holz 1996). Wesentliche Aspekte dieses umfassenden Gesundheits- oder Balanceprozesses sind u.a. emotionale, intellektuelle, spirituelle, soziale und physische Balance. Ein Mensch verhält sich in diesem Sinne ethisch “gut”, wenn er sich selbst als Person nicht schadet, indem er sich nicht unnötig in eine als “bedrohlich” empfundene Situation bringt. Das einfachste Kriterium zur Feststellung, ob jemand mit sich selbst “stimmig” handelt, ist der Blick auf das eigene Spiegelbild angesichts einer schwierigen Entscheidung. Der Körper wird unmittelbar signalisieren, ob dadurch die „Psycho-Hygiene“ gefährdet sei.

Im Tourismus stellt eine derartige Situation das Phänomen des “Kulturschocks” dar: Wird der Organismus plötzlich mit zu vielen neuen und befremdenden Reizen konfrontiert, sodass sich die vertraute Wirklichkeitsvorstellung als nicht mehr „viabel“ erweist, so muss er auf diesen Orientierungsverlust mit “Rückzug” aus dem „fremden Terrain“ reagieren. Erst im „geschützten Raum“, etwa im Hotel oder in der Reisegruppe, wird der Organismus des Reisegastes wieder zur inneren Balance zurückfinden können. Diese wieder gewonnene innere Ruhe ist die notwendige Voraussetzung, um die Orientierungskrise mittels eines aktiven Lernprozesses zu bewältigen. Dessen Resultat ist im besten Fall das modifizierte Konstrukt eines Ordnungsrahmens, welcher dem Organismus dann als Rüstzeug zur erfolgreichen Bewältigung der kulturellen Herausforderungen im fremden Reiseland dient. Vor diesem Zeitpunkt der wieder gefundenen inneren Ruhe aber wird ein Reisegast kaum in der Lage sein, sich exotischen, weil zusätzlich destabilisierenden Erfahrungen, bewusst und genießerisch zu öffnen.

2. Die handelnde Person innerhalb ihres wahrgenommenen sozialen bzw. ökonomischen Bezugssystems

Als soziales Wesen ist der Mensch abhängig von sozialem Austausch, sei es im Kontext der Familie und Freunde, der Nachbarschaft, aber auch des Landes oder gar der „global vernetzten“ Menschheit. Das soziale Umfeld ist einerseits determinierend für die soziale Prägung und insofern für die spezifische Wahrnehmung der Außenwelt. Das soziale Umfeld ist aber auch unmittelbare Lebensumwelt, deren Störungen auf das Individuum zurück wirken. Der Verlust einer Vertrauensperson oder Belastungen des Klimas innerhalb der Familie, aber auch innerhalb der Gesellschaft wie im Fall von sozialem Unfrieden, beeinträchtigen die persönliche Balance. Darum sind Maßnahmen, die nur auf das unmittelbar persönliche Wohlbefinden abzielen, ohne die soziale Balance mit einzubeziehen, als bloße Symptombehandlungen ungeeignet, das ursächliche Problem zu lösen. Lösungsstrategien hingegen, die über bloße Symptombehandlungen hinausgehen, können mittelfristig auch die eigene Balance sichern.

Dies soll am Beispiel eines Reiseunternehmers geschildert werden: Der Reiseunternehmer benötigt für die Bewältigung seine Arbeit, die von Zeit- und Konkurrenzdruck geprägt ist, und die für die Auseinandersetzung mit den Mitarbeitern, der Geschäftspartnern und den Kunden viel menschliches Feingefühl und Geduld erfordert, viel Kraft und innere Ruhe. Diese Kraft wird er dauerhaft im Kreis seiner Familie und Freunde finden können, wenn es ihm gelingt, mit diesen Menschen ein ausgewogenes Verhältnis zu pflegen. Dies verlangt freilich auch persönlichen Einsatz, Zeit und Zuwendung. Vernachlässigt er dagegen das „System Familie und Freunde“, so

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wird dies mittelfristig zu schweren Beziehungskrisen und damit zu zusätzlichen Belastungen führen.

Pflegt der Unternehmer auch gegenüber seinen Mitarbeiter ein vertrauensvolles Klima, so wird sich dies tendenziell positiver auf deren Wohlbefinden, auf deren Leistungsfähigkeit, auf deren Behandlungsweise der Kunden und damit auch auf den unternehmerischen Erfolg auswirken, als wenn er die Unternehmenskultur vernachlässigt. Fördert der Unternehmer gegenüber seinen Konkurrenten ein Klima der Fairness, so trägt er damit tendenziell zur Vermeidung eines destruktiven Verdrängungswettbewerbs bei. Damit können besser Arbeitsplätze erhalten bleiben, was längerfristig zur sozialen Stabilität der Region beiträgt.

Dabei muss diese Strategie der integrativen sozialen Balance im Kontext des Konstruktivismus verstanden werden. Es geht keinesfalls um die „Rettung der Welt an sich“, als vielmehr um ein nachhaltiges Risikomanagement der „eigenen“, wahrgenommenen sozialen Welt. Dieses Risikomanagement ist mit dem Ziel verknüpft, erstens unerwarteten Krisen möglichst vorzubeugen und zweitens für den Fall einer dennoch eintreffenden Krise in einer der sozialen Ebenen mit der Stabilität der übrigen Ebenen rechnen zu können, um dadurch die Krise besser bewältigen zu können. In diesem Sinn muss eine integrative Balance-Politik auf Familien-, Betriebs-, Regional- wie auch Globalebene als notwendiger Beitrag zum Erhalt des langfristigen sozialen Überlebens und damit des persönlichen Wohlbefindens verstanden werden. Insofern deckt sich dieses Balance-Konzept weitestgehend mit den Prinzipien des modernen Wellness-Begriffs, entwickelt vom National Wellness Institute, der die sechs Dimensionen Soziales, Beruf, Spiritualität, Physis, Intellekt und Gefühl umfasst (Hettler, zit. in Miller 2005, 98f.).

3. Die handelnde Person innerhalb ihrer wahrgenommenen materiellen Umwelt („Natur“)

Eine durch Emissionen wie Lärm, Abgase und Abwässer, aber auch durch Reduktion von Biodiversität beeinträchtigte Umwelt belastet den Organismus und kann in Abhängigkeit vom Grad der Belastung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen und damit zur Destabilisierung der Individuen sowie jener sozialen Systeme führen, denen sie angehören. Umweltschutz ist insbesondere für Tourismus, der wesentlich von der Ressource “Natur” lebt, eine mittelfristige Überlebensnotwendigkeit. Die Problematik liegt hier – wie auch in allen anderen Ebenen – bei der Wahrnehmung der Risikopotenziale. Umweltschutz wird erst dann als prioritäres Anliegen empfunden, wenn ein entsprechender Leidensdruck die übrigen Präferenzen (Wirtschaft, soziale und politische Stabilität, Prestige etc.) abwertet. Scheinbar mangelnder Einsatz für Umweltschutzbelange ist insofern weniger Ausdruck von “umweltsündigem” Verhalten oder Unwissenheit, als vielmehr des Versuchs, die als wichtiger wahrgenommene Destabilisierung anderer Teilsysteme zu verhindern.

4. Die handelnde Person innerhalb ihrer wahrgenommenen zeitlichen Dimensionen.

Wahrnehmung von Zeit ist erfahrungsgemäß von der jeweiligen Lebenssituation abhängig. Kinder haben ein anderes Gefühl für Zukunft als junge Eltern oder todkranke Menschen. Hier zeigt sich deutlich, wie der Organismus auf drohenden Mangel reagiert, nämlich mit einer Aufwertung der betroffenen Ressource Zeit. Das bewusste Haushalten mit Zeit im kurz- wie auch langfristigen Sinne ist eine notwendige Strategie zur Balancierung sämtlicher Systemdimensionen, ist aber wiederum an den Wahrnehmungshorizont des jeweiligen Individuums rückgekoppelt.

Mit zunehmend wahrgenommener Komplexität der miteinander verknüpften Dimensionen wird dieser Balance-Prozess freilich als immer schwieriger wahrgenommen, weil Zahl und Intensität der gegensätzlichen Interessen zunehmen. Um einer Blockierung der Handlungsfähigkeit infolge einer Überlastung des Organismus durch zu komplexe Sorgen zuvorzukommen, greifen automatische, aber auch notwendige Wahrnehmungsfilter wie z. B. Verdrängung. Handlungsfähigkeit erfordert somit auch einen umsichtigen, balancierten Umgang mit der Ressource Aufmerksamkeit.

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Abbildung 1: Balance-Dimensionen am Beispiel eines Tuareg-Unternehmers in der Zentralsahara (Quelle: eigene Darstellung)

6.2. Dimension des Kontextes: die Definition eines „ethischen“ Problems

Ob und wie ein Problem wahrgenommen wird, hängt von der persönlichen Wahrnehmungsfähigkeit ab. Insofern ist der zu definierende Kontext eines ethischen Problems auch direkt gekoppelt an die persönliche Empfindung von Balance bzw. davon, wie diese Balance wieder erreicht werden könnte. Dieses Problem zeigt sich, wenn im Fall des Dissenses über die “richtige” Wahrnehmung eines “Problems” die dominante Gruppierung Maßnahmen, die nur sie als “gut” betrachtet, mit Gewalt beschließt und durchsetzt. Dadurch besteht aber das Risiko, die Balance des Gesamtsystems durch die Belastung des sozialen Friedens in höherem Maße zu gefährden, als dass sie durch die gewaltsam durchgesetzte Maßnahme gefördert werden könnte.

Daraus folgt, dass auch Sichtweisen verhandelt werden müssen. Durch die Herstellung einer Vertrauensbasis kann die Aufmerksamkeit von Mitgliedern der betroffenen Bezugsgruppe verlagert und damit der als „richtig“ empfundene Kontext eines Problems in Richtung einer als „gemeinsam“ empfundenen Sichtweise umdefiniert werden. Dies bedeutet letztlich, dass die Integration der Fremdinteressen oder -wahrnehmung und insofern die Beachtung der sozialen Balance Voraussetzung für die Balancierung der übrigen Systeme, insbesondere auch der eigenen Zufriedenheit, ist.

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6.3. Dimension der Ressourcen: der aktuelle Handlungsspielraum

Jede ethische Frage sollte letztlich in die Antwort einer konkreten Handlungsanweisung münden. Diese ist aber nicht nur davon abhängig, wie ein Problem definiert wird, sondern auch davon, welche Ressourcen individuell verfügbar sind. Dazu zählen persönliche Ressourcen wie körperliche und geistige Kompetenzen, ökonomisches, soziales, kulturelles und symbolisches Kapital im Sinne Bourdieus (1982), aber auch Aufmerksamkeit und Zeit.

Das individuell verfügbare Maß an Ressourcen hängt erfahrungsgemäß wiederum von der individuellen Wahrnehmung ab. Hier zeigt sich, in welcher engen Wechselwirkung die drei Dimensionen Balance, Kontext und Ressourcen stehen. Der jeweilige körperliche Zustand beeinflusst die Wahrnehmung der Außenwelt, damit auch jene eines Problems sowie jene der verfügbaren Mittel.

Abbildung 2: Determinanten ethischer Entscheidungen (Quelle: eigene Darstellung)

7. Nachhaltige Lösungen: machbar statt ideal, korrigierbar statt ewig

Ethisch relevante Entscheidungen, ohne Berücksichtigung der drei genannten Dimensionen, können sich im besten Fall als wirkungslos, im schlechtesten Fall aber als kontraproduktiv erweisen. Denn nur Entscheidungen, die auf die Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit der jeweils betroffenen Individuen Rücksicht nehmen, können von diesen als sinnvoll wahrgenommen und nachhaltig umgesetzt werden.

Die Förderung von nachhaltiger Entwicklung setzt somit die Erfüllung folgender Punkte voraus:

1. die grundsätzliche Akzeptanz der emotionalen Determiniertheit des Menschen

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2. den Respekt vor der Person und der persönlichen Wahrnehmung der eigenen „Balance“ in Hinblick auf persönlich relevante Entscheidungen

3. die Anerkennung der grundsätzlichen Beschränktheit von individuell wahrgenommenen Handlungsspielräumen, und schließlich, als „Gegenstrategie-Prinzip“,

4. die aktive Förderung der persönlichen Balance von Individuen zur Erweiterung ihres wahrgenommenen Handlungsspielraumes.

Aktive Tourismusethik bedeutet etwa, dass Touristen zur Emanzipation animiert werden (Zacharias 2005, 401), indem ihre situativen Bedürfnisse anerkannt werden und ihre Balance durch entsprechende Maßnahmen gefördert wird, etwa in Form von konstruktiver Orientierungsvermittlung. Im Zuge der langjährigen Erfahrung des Autors als Reiseleiter hat sich klar gezeigt, dass solche animierenden Sinnstiftungs-Strategien erfolgreicher die Bereitschaft von Touristen fördern, umwelt- und sozialverträgliche Handlungsempfehlungen anzunehmen und auszuführen als die Verteilung von abstrakten Normenkatalogen oder gar die strenge Kontrolle der Beachtung solcher Vorschriften.

Die Handlungsempfehlungen, die aus einem kybernetisch-ethischen “Kalkulationsprozess” resultieren, sind freilich notwendigerweise zeitlich wie räumlich nur beschränkt gültig. Denn mit der Veränderung des wahrgenommenen Kontextes ändert sich auch die Wahrnehmung der Balance sowie der verfügbaren Ressourcen. In diesem Sinn liefert das Modell zwar Lösungen mit „Ablaufdatum“, doch diese sind konkret umsetzbar anstatt ideal, ewig und abstrakt. Doch nur konkret umsetzbare Maßnahmen erfüllen den Anspruch des „Global Codes of Tourism Ethics“, negative Auswirkungen des Tourismus zu minimieren sowie dessen positive Auswirkungen zu maximieren.

Für die Tourismusforschung bedeutet dies freilich den Auftrag, vermehrte Aufmerksamkeit auf die anthropologischen Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Empfindung und Animation einerseits sowie auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Ökologie zu richten. Hier hat die Tourismusforschung die Chance eine Pionierleistung im Bereich der transdisziplinären Lösungsentwicklung zu erbringen, um zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Tourismuswirtschaft beizutragen.

Eine fundamentale Voraussetzung dafür ist freilich auch die Anerkennung der eigenen Person als biologisches, emotionsgeleitetes System, das nach Balance strebt. Denn im Sinne des Delphischen Orakels, aber auch der modernen Management-Theorien, welche die Emotionen in das Zentrum der Überlegungen über nachhaltige Organisationsführung stellen (vgl. Lord et al. 2002; Ashkanasy et al. 2006), ist kritische Selbstreflexion und Selbstverständnis eine notwendige Voraussetzung für das empathische Verständnis jener Menschen, die es zu interessieren, zu überzeugen und zu animieren gilt. Vielleicht liegt hierin einer der Gründe für die Skepsis gegenüber einem ethischen Konzept, das auch dem Ethiker selbst den Spiegel vorhält. Doch an diesem Blick in den Spiegel – und hinter den Spiegel – führt kein Weg vorbei, um die Zukunft des Tourismus auch zukunftsfähig gestalten zu können. Das schöne daran ist aber, dass man sich letztlich besser fühlt und gesünder lebt.

MMag. Dr. Harald A. Friedl, Jurist, Philosoph und langjähriger Reiseleiter, forschte viele Jahre über Tourismusentwicklung bei den Tuareg in der Zentralsahara. Im Rahmen der dort betreuten Tourismusprojekte entstand das Konzept der kybernetischen Tourismusethik. Seit dem Jahr 2003 unterrichtet er Tourismusethik, nachhaltige Tourismusentwicklung und Ökotourismus am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg.

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