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Don Fernando in den Niederlanden. Die Jugendjahre eines spanischen Prinzen*
Raymond Pagel
Einleitung
Der habsburgische Prinz und spatere Kaiser, der ab 1521 die habsburgischen Erblande regieren sollte, war bei seiner Ankunft von einem Hof nach burgundischem Modell umgeben, in dem niederlandische Adelige und Diener die wichtigsten Positionen bekleideten. Diese offensichtliche burgundisch-niederlandische Dominanz ist erstaunlich. Ferdinand war namlich erst drei Jahre zuvor in den Niederlanden angekommen, nachdem er seit seiner Geburt am 10. Marz 1503 die ersten fi.infzehnJahre seines Lebens in Spanien verbracht hatte.
Es sind vor allem diese spanischen Jahre Ferdinands, die in der Forschung Beachtung gefunden haben und nicht der dreijahrige Aufenthalt in den Niederlanden. Noch 1993 hob Christiane Thomas hervor: ,Was Ferdinand betrifft, so wird von der Forschung immer noch dem fast dreijahrigen Aufenthalt in den Niederlanden zu wenig Beachtung geschenkt und demgegeni.iber zu sehr die spanische Friihzeit hervorgekehrt".l Es gibt Stellungnahmen, die diese Behauptung untermauern. NicoLis Castrillo-Benito widmete in seiner Studie iiber den Hof Ferdinands circa 17 Seiten der spanischen Zeit Ferdinands, wahrend er die niederlandischen Jahre nur auf einer Blattseite bearbeitete.2 Auf diese Art und Weise bleibt die angenommene Burgundisierung des Hofes Ferdinands selbstverstandlich ein Mysterium. Auch in den letzten Jahren wurde in der Forschung den spanischen Jahren die meiste Aufmerksamkeit gewidmet, vor allem Friedrich Edelmayer hat durch seine Aufsatze diese Richtung untersti.itzt.3
'' Ich danke Christine Telscher fiir die Ubersetzung des niederlandischen Textes. 1 Christiane THOMAS, Von Burgund zu Habsburg. Personalpolitische und administrative
Verflechtungen in den Herrschaftskomplexen des Hauses Osterreich. In: Elisabeth Springer und Leopold Kammerhofer (Hg.), Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung fur die Geschichte Osterreichs und Europas. Wien, Miinchen 1993 (Wiener Beitrage zur Geschichte der Neuzeit 20), 5.35-48, 5.37.
2 Nicolas CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel im fiirstlichen Hofstaat Ferdinands von Osterreich 1503-1564. In: Josef Engel (Hg.), Mittel und Wege friiher Verfassungspolitik. Stuttgart 1979 (Spatmittelalter und Friihe Neuzeit. Tiibinger Beitrage zur Geschichtsforschung 9), 5.406-455. Genauso wenig Beachtung findet die niederlandische Periode in den Werken: Franz B. von BUCHOLTZ, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten. 9 Bde. Wien 1831-1838 (Nachdruck Graz 1968); Wilhelm BAUER, Die Anfange Ferdinands I. Wien, Leipzig 1907; Karl Friedrich RUDOLF, De Ia corte itinerante a !a corte estable. Fernando I. In: Jose Martinez Millan (Hg.), Carlos V y !a quiebra del humanismo politico en Europa (1530-1558). 2.Bd. Madrid 2001, 5.107-132, 5.114 und 117.
3 Friedrich EDELMAYER, Viele usurpierte Throne? Sukzessionsfrageim Hause Osterreich (1500-1531). In: Alfred Kohler, Barbara Haider, Christine Ottner (Hgg.) unter Mitarbeit
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50 Don Fernando in den Niederlanden. Die Jugendjahre eines spanischen Prinz en
burgundischen Hofkultur, vermischt mit dem Hinweis der Bevorzugung spanischer Produkte.
Es gibt noch einen wichtigen Hinweis in den Rechnungen, die diese Haltung in Bezug auf Ferdinand untermauern. In diesem Fall geht es urn einen Goldschmied a us Briissel. Im 0 ktober 1519 hatte er fur 20 Pfund zwei groBe Siegel mit dem Wappen Ferdinands angefertigt, sie waren bestimmt fur die ,provisions et autres depeches" die im Namen Ferdinands ausgestellt werden sollten. In den Rechnungen wird vermerkt, daB die Siegel an Antoine de Lalaing ausgehandigt werden muBten, der sie in Verwahrung nehmen sollte. Die Siegel Ferdinands wurden also in die Hande des Zweiten Kammerherrns von Karl V. gegeben und nicht jemandem, der dem Hofe Ferdinands angehorte. Karl ubergab sie also nicht Vertrauenspersonen am Hofe Ferdinands an, obschon er solche selbst dort plaziert hatte. AuBerdem zeigt es, daB Ferdinand wahrscheinlich vorher keine eigenen Siegel gehabt hat.62
5. Heirat und Erbe
Ferdinand ist somit wahrend seiner niederlandischen Jahre zum groBten Teil von der internationalen Politik ferngehalten worden und dazu gehorte faktisch auch seine eigene Zukunft. Es geht hierbei vor allem urn zwei Dinge: die geplante Hochzeit des Prinzen und die Aufteilung des Erbes zwischen ihm und seinem Bruder Karl. Beide Elemente waren miteinander verbunden, da sein adliger Status auch seine Position auf dem Heiratsmarkt bestimmte. So bildete die Tatsache, daB Karl das habsburgerische Erbe lange ungeteilt lieB, eine Hurde fur eine Heirat. Es soll am habsburgischen Hof sogar Personen gegeben haben, die aus diesem Grunde danach strebten, daB der junge Prinz unverheiratet blieb.63 Es war ein Schachspiel von Versprechungen und Erwartungen, in dem Ferdinand die Rolle eines einfachen Bauern zugewiesen wurde.
Schon vor seiner Ankunft in den Niederlanden war Ferdinand faktisch Anna von Ungarn versprochen. Der Ursprung dieser Verbindung liegt in einer Vereinbarung aus dem Jahre 1515 zwischen dem ungarischen Konig Wladislaw II. und Kaiser Maximilian, der seine beiden Enkel als mogliche Kandidaten zur Verfugung stellte. VerhaltnismaBig schnell schien deutlich zu werden, daB Ferdinand der Gluckliche sein sollte, wobei ihm der Titel des neapolitanischen Konigs verliehen werden sollte, urn den notigen Rang zu erlangen, der es ihm ermoglichte, eine Konigstochter zu heiraten. Aber 1518 warder neapolitanische Titel fur Ferdinand kaum noch zu erlangen, obwohl er das Recht auf die Einkunfte von 50.000 Dukaten aus Neapel nicht verlor, da es sein Erbe von Ferdinand von Aragon war. Somit kames erst 1520 zu einer Ubereinkunft zwischen den Habsburgern und den Jagiellonen. Ferdinand sollte nun die Herrschaft
62 Lille, Archives du Nord, Chambre des comptes, B. 2286, f. 325r. 63 Gustav TURBA, Kritische Beitrage zu den Anfangen Ferdinands I. In: Zeitschrift fur die
;-;,tr>rrr>irhi,rhr>n Gvmn~sien 59 (1908), 5.193-221, 5.193-194.
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iiber die Osterreichischen Erblande ubernehmen. Die Ungarn muBten sich also mit einem Brautigam ohne Konigstitel zufrieden geben. Die Heirat fand in Mai 1521 in Linz statt.
Aber zwischen 1515 und August 1520 war selbst diese Heirat nicht selbstverstandlich gewesen. So war Ferdinand bei den Verhandlungen zu einer Ehe zwischen Karl und Luise von Frankreich fiir den Fall, daB Karl sterben sollte, als Ersatzkandidat gesehen worden. 1518 hatte der franzosische Konig, eine Ehe zwischen Ferdinand und einer portugiesischen Prinzessin zu vermitteln versucht. AuBerdem erschienen ein Jahr spater noch ein anderer Heiratskandidat fur Anna von Ungarn. So wollte der Herzog von Sachsen Anna fiir seinen Neffen gewinnen, wahrend Konig Sigisinund von Polen eine Verbindung zwischen Karl und Anna zu arrangieren versuchte. An die Heiratsvermittlung kniipfte er die Hoffnung, daB Ferdinand dann frei ware, seine Tochter zu ehelichen, so daB auch die Erbfolge in Neapel geklart worden ware. 1520 versuchten die Ungarn selber noch einmal ihre Prinzessin an Karl zu binden, wahrend Ferdinand als moglicher Ehemann von Rene de France gehandelt wurde, wiederum urn eine geschickte Losung fiir Neapel zu finden.64
Die V erteilung des Erbes zwischen den heiden Briidern nahm schlieBlich in den Teilungsvertragen von 1521 und 1522 Gestalt an. Den ersten Teilungsvertrag unterschrieb Ferdinand am 23. April 1521 in Worms. Ferdinand bekam Ober- und Niederosterreich, die Steiermark, Karnten und Krain. Karl behielt zu diesem Zeitpunkt noch das an Bodenschatzen reiche Tirol und die dalmatinischen Gebiete fur sich. lm zweiten Teilungsvertrag wurden Ferdinand die ganzen Osterreichischen Erblande iibereignet. Die Verteilung des Erbes nahm Karl aber erst in Angriff, nachdem er sich die Thronfolge im Reich gesichert hatte.6s Es bleibt unklar, ob Karl diesen Schritt unternommen hat, urn die habsburgischen Chancen zu verbessern, oder urn die Moglichkeiten Ferdinands zu minimalisieren.
Ferdinand wurde namlich in dieser Zeit als moglicher Kandidat fur die Nachfolge seines GroBvaters Maximilian gehandelt. Es gab Stimmen im Reich fur die Wahl Ferdinands, von dem erwartet wurde, daB er im Land selbst residieren wiirde, im Gegensatz zu Karl. Selbst Maximilian hatte schon daran gedacht. Als Margarete von Osterreich diese Moglichkeit in einem Brief an Karl zur Sprache brachte, war dessen Antwort sehr scharf; fiir ihn gab es diese Losung nicht. Margarete aber verteidigte diese Moglichkeit, indem sie darauf hinwies, daB es notwendig ware, daB ein Habsburger im Reich anwesend sei, urn
64 Zur Frage der Ehevermittlung fiir Ferdinand siehe unter anderem: Paula SUTTER FICHTNER, Ferdinand I of Austria: The politics of dynasticism in the age of the Reformation. New York 1982, 5.13-20; KLUCKHOHN, Deutsche Reichtagsakten (wie Anm. 20), 5.31, 446-449, 716-719; Adolf WREDE (Hg.), Deutsche Reichtagsakten unter Carl V. Gotha 1896 (Deutsche Reichstagsakten, Jiingere Reihe 2), 5.113; BAUER, Anfange (wie Anm. 2), 5.90, 113; TURBA, Kritische Beitrage (wie Anm. 63), 5.194; BREWER, Letters (wie Anm. 43). Bd. III-I, 5.551; JohnS. BREWER (Hg.) Letters and papers, foreign and domestic, of the reign of Henry VIII. Landen 1864. Bd. II-II, 5.4178.
65 BAUER, Anfange (wie Anm. 2), 5.108.
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S+G: Briissel Aufenthalt in Briissel S+G: Tervuren Aufenthalt in Tervuren S+G: Groenendaal D: Halle; S+G: Edingen (Gast des Herrn von Ravenstein) Aufenthalt in Edingen (Gast von Ravenstein) S+G: Halle S+G: Briissel Aufenthalt in Briissel S+G: Mecheln Aufenthalt in M echeln S+G: Tervuren Aufenthalt in Tervuren D+S+G: Mecheln Aufenthalt in M echeln S+G: T ervuren Aufenthalt in Tervuren S+G: Groenendaal Aufenthalt in Groenendaal S+G: Mecheln Aufenthalt in Mecheln
Aufenthalt in Mecheln D+S+G: Tervuren Aufenthalt in Tervuren S+G: Mecheln Aufenthalt in Mecheln S+G: Antwerpen Aufenthalt in Antwerpen S+G: Mecheln Aufenthalt in Mecheln D+S+G: Hoogstraten Aufenthalt in H oogstraten D: Viersel; S+G: Mecheln Aufenthalt in Mecheln D+S+G: Groenendaal Aufenthalt in Groenendaal S+G: Mecheln Aufenthalt in Mecheln S+G: Briissel Aufenthalt in Briissel S+G: Aalst
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18.7. 19.7. 20.7. 21.7. 22.7. 24.7. 25.7. 30.7. 31.7. 6.8. 7.8. 8.8. 9.8. 10.8. 19.8.
Raymond Fagel
S+G: Gent Aufenthalt in Gent (26.4. D: im Griinen) D: te velde; S+G: Ter Looveren79 [La Lovre] D: Ertvelde; S+G: Gent Aufenthalt in Gent (8.5. D: im Griinen) D: Ertvelde; S+G: Ter Looveren D: Kaprijke; S+G: Ter Looveren S+G: Gent Aufenthalt in Gent S+G: Ter Looveren Aufenthalt in Ter Looveren (5.6. als Gast von Karl V.) D+S: Ter Looveren; G: Gent (Gast von Karl V.) Aufenthalt in Gent G: Aalst S: Dilbeek; G: Briissel Aufenthalt in Briissel D: Halle; S+G: Groenendaal Aufenthalt in Groenendaal S+G: Briissel Aufenthalt in Briissel D+S+G: Groenendaal Aufenthalt in Groenendaal D+S+G: Tervuren S+G: Briissel
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Aufenthalt in Briissel (11.7.: Ferdinand organisiert zu Ehren der Hofdamen ein Essen im Griinen; 17.7.: Jagd in der Nahe von Sept Fontaines) S+G: Dendermonde S+G: Gent S+G: Lotenhulle D+S+G: Wijnendale (Gast von Karl V.) Aufenthalt in Wijnendale (Gast von Karl V.) D: Maldeghem; S; Male; G: Briigge Aufenthalt in .Brugge D: Ursel; S+G: Gent Aufenthalt in Gent D: Ertvelde; S+G: Boudeloo Aufenthalt in Boudeloo D+S+G: Dendermonde S+G: Briissel Aufenthalt in Briissel (16.8.: D: Halle und S: Sept Fontaines) S+G: Heverlee80 [Heevre] (Gast von Karl V.)
79 ,La Lovre'- wie es in den Rechnungen bezeichnet wird-, ist anhand der Lage zwischen Ertvelde und Kaprijke zu lokalisieren als Ter Looveren, das in der Nahe von Assenede liegt. Aus diesem Grund werden weitere Eintrage auch an dieser Stelle lokalisiert, obwohl es sich auch urn andere Orte in der Nahe von Gent handeln ki:innte. Es ki:innten unter Umstanden auch Irritationen auftreten mit der Burg De Loo in der Nahe von Lochristi.
so ,Hevre' ki:innte unter Umstanden auch ein Hinweis auf das SchloB Hever in der Nahe von Mecheln sein.
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