D ie finb von ber 3 anuarlalte io be
fchlagen, ba€ man bae .fi ereinbammern bee ?Dlorgenä laum
gewahr mirb . €Die @ißfiguren auf ben S cheiben färben
{i ch bläulich, unb auf bem fchmalen G ange, ber in bem
9Baggon bee .
‘
éarmonilagugeä an ben @ingelc ouvéä ent
lang lauft, hort man von 8eit au g eit ben lleinen RelInerjungen mit llirrenben Et afien auß bem Rüchenraumr vorübereilen .
?Bon ben brei 3 nfafien bee (€ouvég erfter Rlafie hatnur bie alte €Dame ihre 9)2orgentoilette ich on beenbet
unb figt, frifch gelämm t unb gebürftet, ftramm aufge
richtet ba, währenb fie mit fchlecht verhehlt em 8nterefiebaß 2Baar ihr gegenuber beoba chtet . €Der .fi err, ber
,
gleich ihr, auägeftreclt gelegen, unb, gleich ihr
,feinen
S ch lummer gefunben hat, fu cht bie S chnalIriemen ber
hervor unb ho lt auä bem 93etgnverl eine Sirücleunb einen %ellfufiiacl, wobei ihm fein fteifeß58 ein fichtlich
3u ichaffen mach t . @r iii halb gelähmt, unb fie fommen
auß bem S ilben : fo viel hat bie alte SDame am %benb
vorher ben QBorten ber $ochter entnommen, bie {ich in ber
%enfterecle wie ein Sinauel 5ufammengerollt unb in einer
fait unmoglichen 2age, worin j eber lich ben ©alä ver
renlt hätt e,augenfcheinlich vortrefflich gefchlafen hat .
SDaä intelligent e ®eficht bee %aterä, baß angenehmunb vornehm auä ber Umrahmung ergrauenben @aunt
haareß unb %arteä herauäfchaut, mirb gang Sieh e unb
@ute, ale er ic h t fanft bie S chlummernbe weclt :
@bi th ! i'Bir finh glei ch in 58üchen '”
S ie heb t ihre fchlafroten % angen vom 53uftliffen,
ftreclt fich , fröftelt, gähnt unb lacht ihn an .
.ßaft bu geruht ?”
fragt fie, unb fchält fi ch auä ber
großen get igert en 9ieifebecle, bu, bie S ach en ba,
bie vacl’ ich .
”
“Du mußt bich noch felber gurechtmachen, bemerlt
er,inbem er ihr ein 92ec effaire mit $
“
oilettenutenfilien
reich t, feg t fich aber boch hin unb läßt bie S a chen
liegen , „bie QBafcheinrichtung ift gang am @nbe bei}
© angeä.
”
S ie fchuttelt ben Rouf unb, gang fchlanl unb fchmiegfam,
bewegt fie fich gewanbt im engen €Raum unb ver
fchnurt bie gwei großen $laibbünbel.“D ort ift eb gewiß fchauerlich ; begoffen, verbraucht,
eingeräuchert, erwibert fie m it einem fragenben i'3liclauf bie frifch gebürftete €Dame .
€Diefe niclt .
S ie finb ja uberbieä fur heute balb am 8iel Shrer?Reife . 53ubecl ?
”
fragt fie ihrerfeitä .
Sch, ia . 9'
Jiein ‘.Uiann fahrt aber no ch heute nach
.
‘
ßamburg weit er, antwortet @bith .
‘Die 2lugen ber alten SDame vergroßern fi ch unnaturlich unb bleiben voll S taunen unb S chrecl an bemungleichen %]3aar haften . ift gut, baßniemanb 8eit
hat,ee gu beach ten . @he no ch @bith ihren EBintermantel
umwerfen farm,halt ber 8ug, unb braußen mirb bie
© angthur aufgeriffen .
fiihren ©ut in ber $“
ganb, nur einen blauen 8teife
fchleier uber ben furggefchorenen buulelblonben Straußlovfgelnuvft, wilI fie hinauätrfl en .
@iälalt bringt bie fcharfe neblige 9Jiorgenluft burchben (b ung herein .
b3 a vertri tt iemanb bie Et htir . (bin hochgewachfener€Uiann im %3elg, mit fchwargen 2lugen, bie von 8ufi unb2aune fpruhon,
langt mit fchnelIem @riff nach bem ©anb=
geväcl .
@erauä, meine .ßerrfchaften ! ?Buch en !”
©anä @bling ! 2330 in alIer 2133 elt lommen S ie
Sch fahre fchon feit .fi annover mit 3 huen fchonen
guten Sliorgen, Rlauä %Rönnieß, %rau @bith, machenS ie fchnell !
”
S ie alt e S ame muß fißen bleiben . S ie fahrt nach.ßamburg burch . ü ber bie fi ngen fchauen ihr aué3 bem
© efich t, alä wollten fie noch um bie ($cle fehen .
„53ieber @immel ! fib e r ihr Sl)iann ! b3 er Sirtivvel,
ben fie geleit en muß ! ilßie ift eä möglich ? SDieä Stinb,wie alt lann fi e fein ? 91 chtgehn ? 21uch ber anbre iftlängft gu alt für fie .
‘.Die brei uberfchreiten ingwifchen ben %ahnforver
unb fuchen fich 2Blaß im 8ubecler 8olalgug, wobei Si laué
von ben beiben anbern hereingeholfen mirb .
Qßen haben S ie eigentli ch in 8übecl, Sßefter ?f'
fragt
Rlauß €Rbnnieß, ber froh unb angeregt außfieht , „ i ch habenie gehört
,baßS ie hi er iemanb auffuchten .
233eu @bling wirft feinen
weichen c
{'
yilg inß fli eß unb fahrt fich mit einer nervöfen
$ewegung burch baß bichte .fgaar, in beffen 58raun fich
fchon eingelne graue gäben m ifchen ; ach fo, ia,
einen a lten %reunb, S tubienfreunb von ehemalä,Runftgenoffen . Sa, wiffen S ie, eines?» St ageß alfo
traf ich in S tut tgart in ber 92eclarftraße 8hren 38 erwalt er unb 8ntimuß, ber grobe einen langen $rief von
3 hnen gehabt hatt e . S o erfuhr ich von 8hrer ERoute.
”
‘lBie nett fiir bich, @b ith ! SDieine $rau wollte fi chgern in 8übecl eine &Racht auäruhen, ehe fie nach @aberß=
leben in ben bewegten %erwaubtenfreiß tommt . 11nfer
© evacl geh t borthin burch, wahrenb ich no ch in ©amburggu thun habe .
"
QBohin S ie nicht mit wollen ?"fagt @anß @bling
unb fic ht @bith froh an .
?IBenn fi e mitlame, fo müßten wir ber bortigen
{freunbe unb %elannten halber länger bleiben,unb wir
finb reifemiibe,” antwortet Rlauß $Rönniß für fie.
253 ie geht eä benn in S tut tgart 8hrer %"
rau fragt
@bith, unb gähnt gum leßtenmal.
.ßanß @bling gic ht b ie $Brauen gufammen .
„€Danle .
Stlauä E)ionnieß fragt nich t ; er weiß, baßber %reunb,nach einem an
c
.}rauenliebe reich en 8ugenbleben, bochnoch hereingefa llen
”ift.
QBir haben beibe S ehnfu cht nach unferm ‚8u
haufe ,lentt er ab i ch nach meiner bequemen (Ecle
am Ramin, wo ic h t ein ganger S toß neu eingelaufener
;‘
j ournale, S ilber unb 58 iicher auf unb warten muß,unb @bith wohl noch mehr nach ihrem geliebten © etier,nach ihren .fgunben unb %ferben, Rälbern unb Rühen,ben %ogeln unb auch ben s
]3f’langen. S ie ftellt ft ch auch
gerne vor, eä ginge nict ohne fie.
geht au ch nich t, verfichert .ßanä @bling, ber
f eine S ehnfu cht nach b anfe hat, „ eß ift fchlimm genug .
$Den gungen 28inter würb’er} mir fehlen, baßich nich t
täglich bie hint er ($opvingen auf 8hr © nt ch eu hinauälaufen farm. llnb ficherlich treib
’ i ch mich nur beßhalß
baß halbe 3 ahr in flßien unb Sßari9 unb $Rom unb S)Rün =
chen herum . ?IBer ift am @nbe fchulb ? $ rum lieb’
ich ben S ommer fo .
@bith fchweigt unb bliclt nué bem $enfter ; bie @ egenbliegt fla ch ba im ruhigen S chneegeft
'
o'
ber, unb ti ef im
©intergrunbe gic ht fich verfchneiter QBalb hin . fib er Bughält ein paarmal an ; auf ben 8wißhenftatiouen fteigen
larmeube S chullinber ein ; enblich werben bie fvißen
$urme von 2iibecf fichtbar.
28a«3 thun wir nun fragt Sganc3 ©bling, alä fie
gu breien auf bem %ahnfteig fichu .
Sch verfchwiube unb mach e mich nachtraglich fchon,unb S ie erwarten mi ch beibe im %ahuhofßreftaurant,
”
meint ©bith .
@räßlich ! EDiuß eä burchauä e in %ahrrhofälolal
Sn bie S tabt lann ich wohl laum , mein Bug geht
fchon halb,”bemerlt Rlauä ?Rönnieß.
.i mnä @bling gieht bie U hr.
„%alb? QBie halb ? 9tun gut, fo fchreä
lich ftimmungäloä baß auch ift, erllart er refigniert,
währenb fein © eficht ftrahlt, unb auä bem bunfeln 58 art
bie Söhne bligen .
91 l63 @b ith guru cllehrt, finbet fie beibe am gebeclten
Siaffeetifch in eifrigem (8efvräch, wobei ©anä @bling bae
Rurßbu ch ftubiert.
@igentlich ift eä toll . ?IBenn S ie nach .
‘
b amburg
wo llt en fo hatten S ie ja gleich von Suchen bahin fahrenlönnen .
So . 2lber ich wo llt e gugleich ©bith hier in einem
guten .
‘
Öotel abfegen . ® aß thun S i e nun .
”
@ewiß. llnb bonn mach en wir einen riefengroßen
Svagiergoug . llnb nachher fveifen wir im
(Eine fl)iinu te vergeht bei ftummem Roffeetrinlen .
S;anä @bling fic ht gmeclloä auf unb fegt fich wieber hin .
S ie finb nervöß geworben . 9Ran follte nich t glouben
,wie beangftigenb bie El3rofa eineä %ahnhof9lolalß auf
empfinbliche .Qünftlernerven wirf t,”bemerlt Rlouä %ltbn=
uieb ironifch .
Stein . iRur gu viel gemalt in legt et 8eit Hub
allerlei entbehrt Seh t miiffen S ie aber fort, be=
hauvtet .Qonä @bling unb fieht ftorr au f bie große runbe%ahnhofßuhr.
S ie gehen langfom auf b en 58 ohnfteig hinouä unb
fchreiten auf unb ob. 3 nbeffen finb eä noch uber gehns1)i inuten bie gur 2lbfohrt .
.‘h ergbrechenber 2lbfchieb auf gwei Et age, ironifiert
@anß @bling feinerfeitä.
Sinch ach t 9llinuten,
noch funf. Elloch immer fünf.sDi anchmal fieht bie g eit einfach ftill.
Si lauä ?Rbnnieä fieht unbehaglich unb verlegen oué.
2luch er ift faft nervöä geworben .
Sch will boch lieber einfteigen, meint er etwo9
ho ftig, fchuttelt bem %reunbe bie .ßonb unb fußt fein e
grau .
„2q Qßieberfehen in ©oberäleben ! ‘)lmufiere b ich
gut, @bith .
S ie fcheint unruhig, fie folgt ihm mit ben Qlugen,
wahrenb {b one @bling ihm hineinhilft . llnb vloßlichreißt fie bie Gouvéthur auf unb ift bei ihm .
„ .Q louß,2ieber, maß ift bir ? SDir tft wo9 !
S oll ich mitfahren
2lber Rinb, welch e Sbee ! i llir ift nich te . (Er
faßt fie am Rouf unb fliiftert ihr in » Dhr :
tft nur ein llnfinn, 9Jlauß. ällich ftörte
eo,bir vor ihm filbieu gu fogen . Sch baute bir .
Sie umhalft ihn unb fußt ihn ab,m ehrere 9Role .
Stein, nich t, nich t, @bi th !” wehrt er
ihr,
ich bitt e bich, furing hinou6 . fib er gugfönnte fi ch in $ ewegung feßen
$Daß S ignal ertont. „h our @bling hat bißlret bensJluclen gewonbt, inbem er bei fi ch beult
3 ch weiß, woß hinter meinem ?Iitiäen vorgeht . S ie
fpielen 9Ronn unb<
5rou . llnb finb boch nich t Ellionnunb %rau . (Er lonn ja nicht lebenbiger geworben fein,ale» er fchon lange vor feiner 58erheirotung war . abereben beeho lb follt
’ er fi e auch nich t tuffen .
@rft wie ber Bug bavonrollt, breht er fich um . ®bith
fi cht neben ihm .
@r fic ht ihr mit einem unentwirrbaren ® emifch von
S cherg unb @rnft in bie älugen .
€)lun finb S ie alfo mein auf vierunbgwongig S tunben.
<
5rau @bi th, angenomm en einen 2lugenblicl‚ _
i ch
war’ 3 hr Silionn fo murb’ ich feg t meinen Stopf auf bie
S ch ienen legen .
S ie fieht ihn blit5enb vor ll ebermut an .
Ellich t notig, liebfter Silianu . .
‘
bane3 @bling ift gangungefohrlich .
S ie lach en beibe.
Qllfo einen SDienftmann unb ein gute?» Sgotel ! S ie[offen mich h och für alleb forgen, liebfte %
"
rau ? Silionmirb unb nämlich unobweiolüh fur i lloun unb
C
ärou
ho lten .
”
SDae ©otel ift gang in ber SRuhe. ©in 5Dienftmann
geleitet fie. Gin .
‘
b ot el wie alle .
‘
b otelä .
©anä @bling fteigt mit bem 8immerlellner eine$revve hoch . ©r beftellt bie Simmer unb bie Sgeigung .
Sn wenigen SlRinuten ift er wieber unten, wo @bi th aufihn wart et .
SDroußen hat baß S chneegeftober oufgehort . (b in
fchwerer lichtlofer .{3 immel wolbt fich uber ber S tabtunb verfchwimm t in ber c{ferne mit ber weißen ©beneringßum .
S ie fuchou ouä ben S traßen hinauä gu gelangen aufbie höhergelegenen
,mit $äumen bevflangten QBege in ben
€Borlonlogen. SDer S chnee fingt unter ihrenc
{füßen . Rein%ogellout . iilur über bem $}elb, bob fich neben ihn enauäbreitet
, fli egen ein poor €Dohlen auf unb lro chgen .
Qi‘
>ie fie mit weit ouägefvonnten &}lugeln, fchorf ob
gegeichnet gegen bie fchwere bleigraue 8uft, langfom
bohinfchweben, wohnen fie an ein iavanifcheß$Bogelbilb,fchworg auf weiß .
.
‘
b on c3 @bling tft fchmeigfom geworben, gefeffelt vonber 53onbfchaft um ihn her
,worin bie hellen ?Birlen
ftämme mit ihren fchneebehangenen 8weigen wie mit
gartem © riffel auf ben .ßimmelähintergrunb robiert er
fcheinen . © ine Symphonie von weißen %}orh en . 11nb
boch, in ben $aumwivfeln fpielen, loum fichtbor, röt z
li ch e, grunliche, braune $
‘
c'
me fanft ineinanb er .
Sn b iefem 8ahre liegt ber S chnee fogor in S chwaben
hoch ; wir haben ihn fur bie Selber erfehnt, bie vorigee
Sahr fo gefroren haben,”
fogt ©bi th, „ ihnen thut er gar
gut . ü ber er ift noch für etwae aubree gut : für bie Rinber,baß fie mit ihren S chlittchen bie hügeligen S traßen von
S tuttgart herab rutfchen lönnen . ?!Benn ich bae fehe,m öcht ich immer f lein fein unb ein S chlittchen haben .
”
Sr lach t .
Sch glaube, bie Statur wirf t nur vhh fifch au f S ieober boch fo fiat t phy fifch, baßfie ale SBilb gurticltrittnebrigene, wae hat ber S ilben Shu en benn bieemol
gefagt ? S egen ben vorigen QBinter in ?Rom ift Sllieran
both wohl hoffentlich abgefallen ? Sch fage ,hoffentlich‘
,
weil ich in ?Rom mit babei fein burfte.
”
„Sitein, bae nicht . Sn ?Rom lam ich laum gu
alt em . Sum S eil burch S ie. Sch vergaß, baßi ch mußigging . Sn Sllieran hingegen, ba ging ich umher unb fahviele Rranf e unb hatt e allerlei © ewiffenebiffe . Sch fchämte
mich faft, fo gefunb unb ftarl gu fein .
S o gefunb unb ftorl ? Sowohl, bae muffenS ie uberhauvt manchmal fuhlen neben er hä tt e
faft gefagt : neben Si laue . 2lber er fährt fort : nebenune anbern. S ie finb gang eigentli ch gu gefunb
gu ungerfeßt nun, gu fchön unb gu lieb auch .
fchabe,”
fogt @bith, „fonft finb S ie gar nich t
Qlch, ein Romvliment fo lli ee ni ch t fein . €Dae
verftehn S ie nun wieber nich t . 5Den älienfchen, bie eine
fo fchlechte Soli e abgeben, follte man aue bem 28ege
gehn . ?IBenigftene gehört entfeßlich viel 9llut bagu, fich
fo gang gu ihnen"
gu gefellen, wie ich hä tt ihn gumSßeifviel nich t gehabt an Si laue
’S t elle
Bo n ‘ll n b r e a 8 : S o l o m é,‘.Di enfchentinber.
S ie errötet lebhaft, lachelt aber.
91 11 feiner S t elle hat ten S ie feinen gebraucht . Schhab ben 9Jlut für ihn gehabt . “D en %)Jiut unb überhauptallee @r hat mich gar nich t geheiratet : ich hab ihngeheirat et, erwibert fie in troßigem,
unb boch frohem€Con ; man fuhlt, baßfie ihn bawi t gu verteibigen wünfcht .
$Dae ift boch nur ein QBort. @e lommt auf eine
Sitein, nich t nur ein QBort . @ine wirtlich e Sho t
fach e . llnb fo naturlich .
g.ll3 ir waren ja fowiefo gnfammen,
ungertrennlich. Sllaue war immer Slllamae 8 ießlinge
bruber, unb feit er fi ch wegen feiner © efnnbheit bruntenin S chwaben anfiebelte, unb wir gu ihm gogen, wurbe
mire auch nirgenbe fo wohl wie ba . QBeber in Sinnenhagen noch in ©olftein bin ich fo gern gewefen. i’lnßer
bem verabfchen ich bae leere Seh en in ben S täbten.
llnb ale Elliama nun ftarb, faub ich, ee fo lle fo bleiben .
llnb heiratete ihn .
“D a bli eb ee fo .
”
ihm !“
Sa !”
fagt fie mit Eliachbrucl, gornig uber feine?)Jiiene ; „unb fchoner fount ee nich t fein . QBir habenimmer in allenSntereffen unb Steigungen übereingeftimmt.
@r antwortet ni ch te‚aber bie eine nnartilnlierte
S ilbe ha t ihr bie Sonne verborben . Über, fie hat fie
fich felber verborben burch allee, wae fie ba fvrach, unb
wae ihr hinterbrein mißfa llt . Über baburch, b aßfi e
überhaupt bavon fvro ch .
.
‘
b ane @bling hat bie QBahl gmifchen biefen brei912öglichleitm . ©r verfncht, @bith wieber gn befänftigen .
9lber fie bleibt gereigt . S ie verfchmäht feinen i’lrm aneiner glat t en, vereiften S telle, obwohl fie ine © leiten
Ellinßee gleich fein ?”
S ie niclt .
Eltnn gut . 2llfo auf bie b anvtvoft. Sie fteht großunb nen unb '
herrlich neben bem Sahnhoßgebäube .
“D er QBeg wirb im S efchwinbfchritt gurüclgelegt .
11nterbeffen fchiebt fich bae einförmige 58leigran bee „h im
mele ein wenig aneeinanber, unb bie S onne fommt gumerftenmal gum %orßhein. ?Rotlenchtenb, einem ungeheuren2Ulonbe gleich, fteht fi e in ber D efinnng, noh oben
'
nnb
unten in einen blenbenben S trahlenfchm if aueloufenb .
.ßane Sbling lehnt imC£
‘
elegranhenamt am Senfter
unb fi eht gn, wie Sbith, neben ihm über bae 2Bnlt ge
beugt, ein Sonnnlar vor fi ch hinlegt unb mit ihrengroßen
, gar nich t gierlichen Suchftoben fchreibt
@errn $Brofeffor‘£ heobor $Rönniee. .ßabereleben .
i’lnfnnft morgen frnh. Sbith.
"
Sr fällt ihr in bie .
‘
b anb, fo baßbie Seber in einenlangen S trich auefvrißt.
%erfchrieben. Se heißt : morgen abenb . llnb
bie Seit wiffen wir nich t . Sch will im Rurebnch nach :
fchlagen .
”
Sch reife heut na cht, fogt Sbith.
St bliclt fie fchweigm b an .
S onn, nach ein er Sßanfe
Shr Srnft ? S ie wo llen nicht übernach ten ?”
S ie fchi'
1ttelt ben stopf.. llnb warum 28. ae ift gefchehen
Ell1 chte. Sch habe b ie 8nft verloren .
”
Sbith ! . ll. nb wenn ich S ie bit t e, fehr, fehr
auch bonn nich t ? ”
S ie fchiittelt ben Ropf .
SDae ift fchlecht von Shuen . Saft fo fchlecht, ale ob
S ie mir bie Sreunößhaft gefünbigt hätten .
S ie gnclt bie Qlchfeln unb ergreift bae Sormular.
8erreißen Sie ee ! S agen S ie boch ein.
‘
b aben S ie benn bie Sprach e verloren,
S ie antwortet nich t,wenbet fi ch gum S chalter unb
„SRoch ift ee Seit . S ie reifen nich t . $ele
graphieren wir um .
Sch reife,”
fogt Sbith.
S ie verlaffen bae 2Boftgebanbe unb gehn ftabteinwarte . @ane Sbling fic ht fie von ber S eite an .
9Rnßte fie ee t elegraphieren, um ihrem neuen Snt
fchlnß treu gu bleiben, mußt e fie fich bogu binben ?Silt e ee beehalb fo fragt er fich, unb in fein en tiefen%erbrußmifcht fich helle Srenbe.
Sngwifchen ift ee braußen licht geworben . Sn wahr
haft foniglicher ©errlichleit li egt bie weiße 8anbfchoftunt er ber ftrohlcmben QBinterfonne ba, beren Slang fi ch in
jebem Sielörnchen, iebem Sdmeefeberchen wiberfviegelt .
llnb in biefem SlReer von Sich t erfchimmern am ©immelmat tblaue unb rofige Sorben unb finben auf ber golbweißen Srbe ein gartee laum wahrnehmboree Segenfviel.
$ laurofa erglangt ee vom S rnnbe ber halbgefrorenen
$rave, unb blanrofa über bem lebenleuchtenben S chnee .‚b one Sbling bleib t fic hu .
„Sft ber QBinter nun ni ch t ein Sarbenltinftln ,troh
a llem Srtihling ruft er hingeriffen, unb vor feinen Qlugen
fchweben €)Jlabonnengeficl,wter von Sottic elli unb Sngeleföofe one ber Srührenoiffanc e.
Sbith bliclt grabaue auf bae S tabtbilb, bae fich
ienfeite ber"£ rave erhebt . S ie winlligen €Dacher
unb @äufer begrengen bie S traße am Ufer, bie bonn
fchorf abbiegt ine Suure ber S tabt . U nb barüber
fchillern grunlich bie fvißen Rit chtürme‚ beren S chiefergran bae alltor gefarbt hat . QBnnberbar malerifch unb
tranmverfunlen lieg t 8übecl ba gwifchen feinen gwei
QBaffern, lang unb fchmal hingeftreclt, wie verfchneit unb
vergeffen .
U nb bort,
bort branbet bae älieer !” entfahrt
ee ihr nnwilllürlich .
Stwae S ewaltigee, mit nnwiberftehlicher Rraft SDaherbraufenbee fl eht fie in ihrer 2Bhantaf1e hingu, fic ht,wie ee von fernher biee S tüclchen Slanbfchaft unb $ob
unb QBinter umbronbet .
U nb eben bice,wae nicht ba ift, nich t fichtbar gegen
martig ift, erfcheint ihr ale bae S chönfte am S ilbe,ale bae 9totwenbigfto unb Srgreifenbfte.
S chweigenb gehn fie weit er .
Seh t wollen wir bae ,S chifferhanfit‘
fuchen, ee mußhier gang in ber Sllähe fein, fogt b one Sbling froh, unb
bie Srenbe, bie bieher nur feinen %erbrußein f lein wenigverfüßt hat, qut vlößlich in ihm über : 8übecl ift einewnnber=
,wnnberliebe S tabt unb fteclt voll von Slliärchen
unb ben allerfchonften 9Renfd;enlinbern.
”
?lBiefo
QBeil wir in ihr fungieren gehn, erwibert er
fcherghaft, „nnb weil heute a lle SDinge von ihren Se
heimniffen gn mir reben .
”
QBornm
Srogegeichen ! QBahrfcheinlich, weil bie S onne fie
ihnen entloclt ü ber im Srnft, ni ch te in ber ?!Belt
ftimmt fo gur St eube, wie bie S inge ringeum,bie ‚leb
lofou‘
,wie man fie nennt, bie Sormen unb Sarben, unb
wae weiß ich . Ellichte fpricht fo verftänblich unb thut foanfvru cl)eloe wohl. €Dae ift bie bie lennen
S ie noch nich t rech t . 28enigftene nich t fo U nb vielleich t fo llen S ie f1e au ch nich t gang leunen lernen, bennbae ft moglicherweife bei folchen Slatnren, wie S ie eine
finb, S chmergen voraue : ein S tillwerben, ein Elllubewerben
,etwae von Ellefcgnation, Suttänfchnngen in
ben lobenbigen Segiehnngen bee 8ehene .
”
S ie fchant ihm aufmerlfam ine S ef1 cht . Sr fi cht
fo gut unb ernft one in biefem 91ngenh licl.
U nb S ie ?”
Sch er nimmt ben g ut ab unb fahrt fich wiebernervöe burche .fgoar ich lenne f eine beffere Sreube.
Ql llee anbre ift gemein b a n e b e n . QBelch ein Slticlunb QBunber, baß bie 5Dinge in ihrem nnerfchövflichen
5Reich tum immer bleib en, immer neu, immer rein, immertröftenb unb erheiternb, wie fehr wir felber auch verarmen unb verberben
,wie fehr bae g eh en une auch
verarm t unb verbirbt .
Shilh erwibert ni ch te ‚ S ie füh lt etwae wie 58 e
fchamung, baß er fo vo ll ift von bem,wovon fie fo
wenig verfteht. Sr ift ein hebeutenber Sltinftler, aber
wae ift fie ? S ewöhnlich betrach t et fie ihn ale etwae,
wae gewiffermaßen ihr gngehört unb ein wenig vonihren 2annen abhängig ift . Sn biefem 9lugenh licle fühlt
fie, baßfie feine U eberlegenheit fürch tet unb lic h t .
Sm berühmten S chifferhanfe”
finh fie faft bie ein
gig en Safte . SDer grob gefchnißte unb bunt bemalte
?)Jlatrofe am Singang weift mit feiner einlabenben S e
härbe in ein en leeren $llaum ; nur in ber fernften Scle
fißen bei ein em Slafe S t og gwei Bübecler @erren, bie
mit ihren fvißen Rinnbarten unb fteifen Sefichtern felber
gefchnitgten Röpfen gleich en .
Sbith unb {gone Sbling feßen fich in bie Slahe bee
Senftere, beftellen bie Sveifen unb [offen ihre 5>8 licle burchben originellen S aal monbetu
,von heffen niebriger
5Deäe Heine S ch iffe h erabhängen . Sbith ift ftill unb in
fich verfunlen, aber wahrenb bee Sffene löfen bie be
hagliche 28ärme unb ber gute Sllheinwein ihr bie 8unge .
S ie S t immung fchlagt um . S ie fommt ine 2Blanbern
unb wirb gemüt lich .
‚b one Shling fpricht nicht viel mit, aber feine feinverftehenbe, fein nachgehenbe alrt loclt gum Srgahlen, wieber QBein
,ben er einfchenlt . U nb ihm ift ee grobe
hierum gu thnn : ift ee ihm nun hoch, ale wanberten fie
gu gweien burch bie Selber, wie fo oft bort in S chwaben
an Ionen S ommerahenben, wo Sbith bie gitternben
9l ehren burch bie Singer gleiten unb ihn fo gntronlicht eilnehmen ließ an all ihrem g ehen unb Srlehen . U nb
in ihren vlanbernben ?lßorten fieht er fo bentlich ben
gangen 5Zogeelonf bort wieber, biefen ruhigen unb ge
funben QBechfel von praltifchen unb geiftigen Sutereffen
unb bie fchöne, frifche, gleichmutige .
‘
b eiterleit, bie
von Sbithe QBefen auegeht unb a llem,a llem ben (Sha
ralter gibt .
„28iffen S ie, wae ein glüclfeligee ällenfchenloe ift,Rinb ? S oll ich ee Shuen ergählen ?
”
S ie nicl t unb nippt vom S lafe.
S o wie S ie vom Slorben lommen, vom lraftigen
Eltorben ber .
‘
ßolfteiner unb vom verfeinerten, allgn ver
feinerten Eltorben ber $Danen, unb in erfter Sugenb hineingefegt werben in ben gefegnetften Slecl bentfcher Srbe unb
bentfchen Sübene, bort flßurgel foffen, bie fi ch alle
Reime in forglofer, unvertümmerter Sntfaltung one
machfen .
S ie niclt wieber unb fogt
3Dae ift Stlane’QBerf .
_
atuf bem Staube ift nur gut
fein mit fo einem .ltlugen, St uften neben fich . S eitbem
er f ein rech ter 8anbwirt mehr fein fonn, tft er faft ein
S elehrter geworben . Dhne ihn war ich verbauert . Schhabe 91nloge bogu .
”
Stein, gum i terbonern nich t . 2lber wahr ift ee, baßS ie fich a llee S eiftige nur in eigentümlich engem 811 z
fammenhang mit bem g eben felbft gn aff1milieren vermögen . Sie lonnen ficher noch eine gelehrte Soologin unb
%otanilerin werben, wenn S ie namlich babei sltflangenunb $iere anfgic hen, ben Selbbung fontrollieren unb bae
Elltellen beauffichtigen bürfen .
S ie lacht unb mach t'
ein gnfriebenee Seficht.l er
,etwae fehlt noch, feßt er fort .
Sie blicf t überroft auf. „Sinn ? bae ware ?”
SDae weiß ich noch nich t . Sch foge mir nur : am
biee ift fchön, weil reich er gefegneter Sßoben für fchönftee?lbachetnm . 9Bae wirh er hervorbringen ? QBelche %lüten ?9toch haben S ie nich t geblüht, Sbith.
”
„Qßae für 58l1'
iten benn ?” fragt fie nnficher unb
naiv . S ie ift faft ein wenig getranlt, ohne rech t gnwiffen,ob fie bae gn fein hat .
„b one Sbling fieht fi e an unb fühlt etwae wie wirblich e €Rührung
,währenb fie fo bafißt unb barüher nach
benlt, wae er wohl meine, bae an ihrem glüclfdigen
9)tenfchenloe” noch fehlen lonne .
S ie beenben ihre Elltahlgeit‚ bae Sofvrad; erlahm t .
Sgane Shling wi ll ee fcheinen, ale ob ein 2lnflng von
S chwermut über Sbith liege. ?lber vielleicht ift ee nur
5Dtiibigleit . 5Die 9tachtreife unb ber lange S chneegangmach en fi ch geltenb . S ie hat hochrote Stangen unb
müh e a gen unb fängt an gu gahnen.
Shre großen a gen werben gang f le1n bemerlt
er lachenb 1 ch fürch te, S ie müffen fchlafn 1 .
„bich ja,” gibt fie f leinlaut gn, „wenn ich nur gleich
hier einfchlafen bürfte.
gll3 ir finb gleich fo weit, troftet er fie unb wiatteiner vornherfahrenben $Drofchle, währenb ber Stellner
Sbith ben Elltantel nmhongt. Sine nnbanbige Stuft, Sbith,fo wie fie ba ift, in bie i’lrme gn nehmen unb hineingn
tragen, faßt ihn, nur fie fo gn wiegen, in ben i’lrmeneingnwiegen, bie fie fchläft : weiter nich te‚
St figi neben ihr in ber SDrofchle, fiebenb heiß, unb
betrach te t one bem Scufter ben Sahrbomm mit ben hohenS chneehaufen gu beiben S eit en .
Sn wenigen Elltinuten finh fie ba, unb Sbith mirb
hinaufgeleitet.
Eltummer einunbgwangig ? 9tummer breiunbgwan
gig?” fragt ber St ellner unb fchließt nacheinanber gwei
€Ehüren auf, gwifchen benen fich eine britte St hür he
finbet.
Sbith bleib t in Sltummer einunbgwangig, wo f1e ihre$Reifebecle vorfinbet . S ie wirft .fi nt unb filtantel ah unb
fieht fich um . 93 ae S ett fteht, frifch gemach t, an berS eitenwanb, ber gegenüber eine Et hür nach sJtnmmer
Dh fie gefchlnmmert hat, unb wie lange, weiß fie
nich t. Shr ift, ale oh allee fich fo c hen erft gngetragenhabe
,unb fie hen S ch lummer noch fuche . ü ber fie
hort ein leifee Stlopfen on her St hnr. Sft ee wieber bae
9Jtäh chen, bae nach hem Sener fich t ? StBar fie nich t ebenerft hier ?
©alb bewußtloe fogt fie :Se ift @ane Sh ling.
Eltnn, finh S ie fert ig ? 2lnegefchlafen fragt er
unb feg t fich an bae Sußenhe her Souch ette .
Sh ith ri ch tet fich ein wenig auf.
S ie Seleuchtung bee Simmere lommt ihr veranbert
vor . Sft ee hoch fchon fo fvat ? Ober finh bie vielen
Sc ufter ringenm fo hich t gngefroren, baßfie bae St ageelich t nur gehampft hereinlo ffen ? SDae 3 immer erfcheintwie mit einer mattf®immernh en a ftallwanh umgeben,burch bie niemanh hinhnrchbliclen bonn.
?lBie im 9Jtärchenpoloft,”h enf t fie tranmenb unb
hat S ehnfucht, fo weiter gn fchlnmmern, aber nich t gang,fonhern mit offenen a gen unb h er füßen 9)tühigleit inhen Sliehern .
Sm ltamin finh h i e brennenhen ©olgfcheite gnfammen
gefnnlen, unb hie Roblen barnnter glimmen rot .S ie verfncht anfgnftehn, unb bonn ee nicht .
Sch habe wohl in hen fchneenaffen S ti efeln ge
fchlafen, in benen ich gegangen bin. Seh t brüclen fieunb thun mir weh, unb ich habe fein aubree S chuhgeugbei mir,
” murmelt fie unb legt fich wieb er gurnet.
@ane Sbling taftet vorfichtig an ihrem S tiefel unblnopft ihn auf.
S ie brau chen feine anhern S chuhe,wogu hatten
S ie benn meine @anhe, erwibert er unb gic ht ihn one .
$Der Heine warme Snßim hunleln S trumpf liegt wieerlöft in
'
feiner .fi anh . Shith macht eine fchmach wih er
ftrebenhe $ewegnng, aber er hält ihn feft, unb mit einpaar rafchen, leifen Sriffen löft er auch ben gweiten
S tiefel.
S tillhalt en, gang ftillliegen unb ftillhalten, fogter unb langt nach h em Sußfacl unb fteclt Shithe Süßehinein
, „fonft fallen hie beiben >ltögelchen one ihremwarmen Elteft.
S onic !” entgegnet f1e nnwilllnrlich, unb bonn, mitein em t iefen Qltemgng
Se riech t nach Srühling.
Sr fteht auf, lomm t gn ihr one Ropfe11he unb beugt
fich über fie. Sn feinen ©änhen hält er eine Süllevon %ltofen, Eltofen in allen Sarben unb in vollerSb lüte, lofe, nngehnnhen, auf hohen S tielen .
D wie herrlich,“
ruft fie entgüclt, „S ie müffen f1e
ine QBaffer
SDa riefelt ee auf fie nieh er,ein weich er
,foftlicher
Siegen von .
‘
bnnherten von hnftenh en Eltofenh lättern .
SDiefe müffen fterben !”
fogt b one Sbling unb
gervflnclt bie lc hien . Singelne 58lättchen fallen in ihrlurgee Selocl, auf ihr S eficht, er entfernt fie behutfam,
unb feine @anh berührt habei ihr Saar unb ihre Stangenmit einer gang gart en Bieblofnng, bie fanm fühlbar wirb,bie fich lanm von her Serührnng her nnterfcheihet.
Shith fchließt h ie 2lngen unb atmet hen feinen 5Du ft
ein, her um f1e her anffteigt . S ie fieht habei fo linh lichunb gnfriehen aue, baß{gone Sbling ein plößlichee, mäch=
tigoe Sntgüclen überlommt .
2)ltein Rinh,
mein lich ee, lic h ee
,
Stiebe, S üße .
(br fpricht ee nicht horbar one, er bewegt nur bie
8ippen unb tniet neben ihr on her @ouchet t e nic her,
ohne baßfie ee ficht .S ie bleibt regnngeloe liegen .
U nb er hliclt fie minut en lang fchweigenh an unb
„2lnch biee heißt gen ießen . Elltan muß lange lernen,
um ee gn lönnen . éllor gehn Sahren hätt ich ee nich t
geformt . ?l elter mußman bogu geworben fein : ohne biehraufloeftnrmenhe U ngefchicllichfeit unb U ngehnlh her
Sngenh . 21elter ? Über nur verhorbener, wiffenh er, funbiger, hi e Singelheiten genießenh, auftatt im S angenuntergugehn Sum Seifviel fo etwae, wie lnieen unb
räfonnieren .
“dabei wieberholt feine ©anb bie fanfte Serührnngvon vorhin
,hi e Shilh nnbefangon gnließ, unb bonn
ftr‚e_igh\t er ihr bae Saar one h er S tirn,wie man einem
Stinhe thnt .
Sh iee lennt fie : fo mach t .ltlane ee auch, benlt erunb fühlt Sngrimm , „ ich benehme mich fcheinbar gangväterlich unb v e r m a g bae f ch o n . U nb fie fühlthabei tinh lich unb v e r m a g ee n o ch . S o berühren
fich hie Sgtreme unb verführen einanher.
“
S eine ©anh gleit et liehlofenh an ihren QBangen,ihrem ©alfe hin, unb er fchiebt fie ihr unter hen Sltaclen.
28eit bavon entfernt, habnrch geweclt unb aufgeruttelt
gn werben, fcheint Shith wieber in ihren frühern ©olb
fchlnmmer gn verfinlen, woraue fie baum noch erwachtwar. S ie ruht wie traumnmfangen, unb in bae rein
lowerliche S c hagen, fo mit geloften S liehern willenloebagnliegen, mifcht fi ch mehr unb mehr ein fremhee‚ felt
famee % ohlgefühl, bae fie noch nie emvfnnhen hat,
von hem ihr aber ift, ale habe fie hanach verlangt,
fchmach , traumhaft , wie her 9tofenhnft , her fieumhüllt .
sLöhne baßSh ith ee weiß, gibt fie {b one Shlinge
23eruhrnng nach unb unbewußt, faft nnmerllich, fchm iegt
fie fi ch hinein in feine liehlofenhen .
‘
f9anhe .
St fühlt ee bentlich, unb ihn erfnllt Srenhe unb SDanfbarleit, wie wenn unvermutet iemanh ihm 58lumen in henS ch oß geworfen hat te . Sehe noch fo leife, noch fo fchwache€Regung, h ie burch ihre Sternen gittert, nimmt er wahrunb gibt ihr no ch unb geht ihr nach mit fo wnnherbar
fein er S i ch erheit, ale ob feinen empfinh lichen Rünftler
hänh en S eift unb %ewnßtfein innewohnte. U nb bei a ller
8at theit fein er Serührnng ale fähe er mitallen feinen S innen Shi t fich, ale fähe erv or feinen gefchloffenen hl laufen Umriß herbiegfamen S chultern, bie gu fchmalen ©üften, bie nochetwae sltagenhoftee haben, bie garte 9inubung her Slieher,heren Srogie er one j eher ihrer Sewegungen fo genaufennt.
28ie ein hltufiler, h er auf hen S aiten bie $I oneeiner ältelohie anhentenh et tlingen laßt
, fo wohnt eri ltnfil um fich gu hören, leife vrälnhierenh , fußunb be
fec lt, befeelt wie h ie S olhfarben, bie über hie S chnee
felber hinliefen unb ben S chnee gum Steb en erweclten.
S ein S eficht verwanhelt fich habei unb verfchönt fich
fonherbar ; ein neuer hlnehrncl liegt haranf, laufchenh,au fmerlfom,
entrüclt,
Stünftleranbmht.
Sb ic Seit rüclt vor, ee wirb huntel. 3Die 5ugefrorm en
%enfterfcheiben glängen weißlich burch hie tiefer finfenhe5Dämmerung, unh hier unh ha blißt ee in ihnen auf,ein funfelnheß 8ichtlein, wenn hie 2aternen auf h erS traße angeaünhet werben . i’l lIe ®egenftänhe im Bimmer
finh in weich e S chat ten gehüllt . $Die (Slut im Raminift erlofchen ; nur einaelne %unten foielen noch unterher i’lfche.
©anß @bling liegt am %ohen unb fußt @h ith. @r
läßt ihre @iinhe, ihre S chultern, ihr @aar, ihren 9'
Jiunh .
53ang unh innig fiißt er einmal ihren 9Jiunh, ohne baßfie fich
'
regt . @r weiß nich t, ob fie fchläft,’
ob fie wach t,ob fie träumt . ($r fühlt unter feinen ©änh en hi e ruhigen,
gleichmäßigen S ch läge- ihreä @er3enß, unb wie fanft her
9ltem ihre iugenh liehe 58ruft hebt .SDa ertont fchrill eine eleftrifche .Q lingel im Rorrihor.
@h ith fchlagt hie Qlugen auf.
S ie er5ittert an ihrem gan5en Rot h er, aber fie fagtf ein flBort . 8hre Qlugen, groß geöffnet, fchauen grahauß in baß hämmernhe 8immer, über hen 9Jiann nebenihr hinweg . 91lleß in ihr ift wie im %ann eine}t iefen S taunenß, heä @rftaunenß, womit man manchma lim c
.Lf‘
raum erwacht, in einer gang fremhen, gang unwahrfcheinlichen ?18irllichfeit. 3 n hiefe QBirf lichfeit iftni cht einmal ihre sBhantafie ihr oorauägelaufen, nochauch haben ihre 2lhnungen bamit gefoielt . % ohl hatauch fie fruher hunfel getraumt von großer 8iebe unb
von allmächtigen Sl eihenfchaften, von einem geheimniä=
rollen S turm uuh QBahnfinn , h er bie 5ur ($lftafe
erhebt uuh bie gnr %ernichtung germalm t , weil baß
gange 8eben in einem eingigen 9Jienfchen aufgeht unh
untergeht .aber hier, in hiefer neuen 28irf lichleit, gibt eß gar
f einen fo geliebten 93ienfchen, fie finhet nur fich felbft.gibt f einen S turm unb 933ahnfinn, her fie ihm ent
gegenriffe in hochfter @rregung aller Rräfte, nur eint iefe5 ülußruhen in einer gang fanften QBonne, wie tiefeß
9ltemholen, wie ftilleß St rinfen im SDurft.
8hr ift fo ernft gu 9Rut e wie no ch nie in ihr em2eben, aber ernft ohne S chwere unh voll %ertrauen . %Biel
leich t war eß auch hamalß fo, alß fie noch ein gang f leineßR inh war, haß auf fchwanfenhen %ußchen vom ?Bater gur‘.Ututter ging
,unh mit hem erftaunten, ungemeffenen @rnft
h er Rinher ihre allererften @nth eclungen in einer ?IBeltm achte
,hie noch mit fremhen, mörchenhafü n S timmen gu
ihr rehete .
.b anä @bling halt fie mit beihen 2lrmen umfaßt,fein © eficht an h em ihren .
gißer bift hu flüftert er verha lten, wovontraumft hu ? warum verfteh ich bich ni ch t ? warum fennfthu hie S ehnfucht nich t ? 3 ch habe fie nich t wach
gefüßt . S ie fchläft. Rannft hu lieben ??IBen ? ERie ? SDoch, fie wirh lommen .
@ i n e S ehnfu cht wirh uber bi ch tommen, hie reine, gewaltige, uuh ihm wirft hu gu %üßen ftürgen, her fie
werf t . t uft hu fie ni ch t ? SDie S ehnfucht
nach hem Q inhe .
”
S ie öffnet hie Rippen ein wenig, ein 28 eben lauftbu rch ihre © lieher, unb vlößlich füllen fi ch ihre Qlugenm it großen warmen $hränen .
@anß@bling ftößt einen turgen 8aut nur. (Sir trinitSio n ‘lln h r e a 8 =S a l om é, ‘!Jtcnfch entinh er . 3
h ie $hrane ,hi e an ihrer ?IBange hinabgleitet , unh
beheclt ihr © efi cht mit wilhen befinnungelofen Rüffen.
%ergeffen ift'
allee ,wae er fich vorgenommen hat
,
über hen .
‘
éaufen geworfen ift hae weife &)Jiaß unh hie
taftenh e $8orficht bee @rfahrenen, (Senußmühen ; heiß unhrücfhaltloe bricht hie 8eih enfchaft hurch, ihn felbftunh alle fein e (Sehanfen mit fich fortreißenh wie her28inh h ie S preu . (i r fieht, raft, beb t, bittet, uuh außer
fi ch hebt er fie in feinen 9lrmen empor unh hrüclt fiean fich .
(%hith hat fich in feinen 2lrmen langfam aufgericht et .
Dhne ein % ort, ohne ein 3 eichen h ee @rfchrecfene . ülber
wie ein 28lißvlößlicher ($rnüchterung geht iähee ($rwachenunh %erftehn burch ihre 9lugen .
(Sie ift faft gang hunfel, fie vermogen baum einanher
gu erlennen . llnh hoch , ebenfo fchnell, ebenfo blißartigbegreift er fie, fühlt, haß fie für ihn verloren ift,haß fie erfaltet, wach
, fremh, in einemeingigen Qlugenblicfe taufenhe von 9Jieilen weit fort vonihm ift, ale hätte fie gefagt : Qlch, bift hu ha ? Sch
glaubte mich allein . 28arum fchrecfft hu mich auf ?”
9ioch hält er fie feft, aber nur am @ewanh, unh
mit erlahmenhen .fgiinhen.
@hith ! 9Jiein Rinh ! ?]Jiein © eliebtee ! G eliebte !
iDtein allee !”
S ie ift aufgeftanhen , fohaß hi e welf en $Rofenblatter an ihr nieh ergleiten. 8angfam geht fie auf ihren
S trümpfen über hen St evvich an bae ($clfenfter unh
bleibt hort ftehn.
S ie fcht nich t, fie verlangt f ein 2ich t .
S ie ficht nur ha unh hauch t'
gerftreut auf h ie S cheibe,
(ßewiß nur beehalb f ann er f ein e S pur von @r
regung oher gorn ober %erlegenheit an ihr bemerfen,weil er ihr entfchwunh en unh nur ihr eignee @rleben ihr
groß unh fremh gegenwartig ift.
.
‘fgane @bling ift nich t imftanh e gu effen ; er fchiebt
feine 52affe gurüä, fich t auf unb geht im @intergrunhehee 8immers%, fern vom Eichtfreie h er 2ampe , aufunh ab .
(er weiß recht gut : ee ift nur h ie gefranf te @itelfeit inihm,
unh fie wirh vorübergehn, aber er farm nich t @errwerben über fich felbft, ee bewegt unh erfchüttert ihn,ee plotglich fo bentlich gu wiffen, fo mit @änhen gu greifen,wie wenig er ihr ift.
98ie bahin war ee gwar nich t anhere, aber hie lingewißheit erlaubt hen © ehanfen hae S piel mit unbe
grengten 9Roglichfeiten . llnh bei einem folchen S pi elh er © chanten genoß er ihre gutrauliche llnbefangenheit .
g eht hat er h ie (Srenge gefühlt .
8m ftillen nennt er fie unweib lich, egoiftifch, faltunb im höchften © rahe graufam,
weil fie fo in fich ver
funfen hafißt . llnh ee bereit et ihm 2Bein, nich t in fie
hineinfehen gu fönnen, nicht gu wiffen, wae in ihr vor
geht . £Diee hier erlebt fie gang allein . „h att e er fie gurEich e emporgeriffen, fo mürbe fich ihm auch ihr QBefenerfchließen. S tatt heffen ift er jeßt fogar bie an hie
© renge h ee 8utrauene gelangt .
alle ee geit ift , nach hem $ahnhof gu fahren,nimmt @bith ihre S ach en gufammen, f lingelt h em Rellner,beftellt eine ®rofchfe unh macht fich reifefertig. 11n
willfürlich blicf t fie verwunhert auf, ale auch „b aue @blingnach feinem 2Utantel greift .
QBorüber wunhern S ie fich ? haß ich noch auf herQBelt bin ? Sch ftellte mich nur in hen S chatten, aber ichwar immer ha . Sch werbe S ie hoch auf hen Sßahn=
hof begleiten hurfen .
S ie fahren h en furgen QBeg im hichten S chnee
geftöber, hae wieher begonnen hat . 9119 fie anlangen,halt her 8ug fchon ,
aber man harf noch nich t ein
fteigen .
@bith fteht am außerften ?Ranhe hee $ahnfteigeeunh fic ht gehanfenloe gu, wie h er Emafchinift am letzten93 aggon einen .
‘
éahn über hem aufhreht . 3 ifchenh
fchießt ein S trahl fiehenhen QBaffere heraue unh ergießt
fich neben hae @ eleife , wo er gu gefrieren anfängt,währenh h er eigne ®ampf ihn noch umhüllt .
® ie Elliinuten fchleichen ebenfo langfam wie am
SlJiorgen, ale fie auf hemfelben $ahnhof auf Rlaue’. 2lb
fahrt warteten .
59er %ergleich muß ihnen beiben einfallen .
@nhlich'
ift ee Sei t .@bi th fteigt in hae (€oupé, heffen $Ehur ©ane @bling
für fi e off en hält . für fpringt ihr nach unh fchlägt h ie$hür gn .
@inen Qlugenblicf ftehn fie einanher fchweigenh gegenüber, unter hem fleinen 8ich t her 3Decfenlampe.
S ie fahren alfo mit,”
fogt fie nur.
Sa . Sch muß. Sch werb e S ie nicht ftoren . Schf arm nur fo nich t von Shnen fort, @h ith.
S ie antwortet nicht, ft fich in eine Senfterecfe unh
gieht h ie Uhr . (i e finh Sunfviertelftunhen bie Stiel. SDort
muß fi e nach @ah ereleben in hen ©amburger S chnell
gug umfteigen .
‚b one @bling ftort fie wirflich nich t . (er fißt auf her
felben S eit e hee leeren @oupée in her anhern %enftereäe,unh bliät hinaue . @r habert mit fich felbft unb finhet
fich obenhrein humm unh lacherlich. Seht freilich henft
fie nich t an ihn, aber wenn ee fpater wic h er gefchieht,
fo wirh immer eine unangenehme @rinnerung hamit verfnüpft fein . SDann wirh ihr immer einfallen, haß herheutige älbenh nicht fein hurfte. llnh er hurfte ee auchnich t
,ha .©ane @bling nich t imftanhe gewefen war, ihn
hurchguführen.
) (er war aue h er gefallen uuh hatt e
(er war humm unh verlieb t g ewefen, gu verliebt . $Der unverfälfchte 93ienfch hatte
plößlich hen vorfichtigen, genießenhen %erführer in hieluch t gefchlagen.
llnh hae wirb fie nun geitlebene fur meine
‚S chlechtigfeit‘ halten
,h enft er erbitt ert , haß
ich hich gu lieb hatte,um mit Sßefonnenheit fchlecht
gu fein, @err (Sott, i ch lieb hich ia, ich lieb
h ich ia !"
@bi th thut ee leih, haß er fo ftumm haßßt . S ein e
QBorte von vorhin haben fie geruhrt. S o ernft ihr auchim @ergen ift, fo fern ift fie von j eher flliißftimmung gegenihn. ® enn hurch all ihren @rnft uuh ihre %erfunfenhei t hinhurch fühlt fie fich voll Srifche, © efunhheit uuh
innern ?lßohlfeine, ohne gu begreifen, warum . S o wieee nach tiefem S chlaf oher wahrenh einer © enefung henSternen wohl gu fein pflegt . S ie fühlt fich herglich ge
ftimmt unh hanfbar unh weiß nicht wem ,noch auch
wofur.
alle h er 8ug in Riel einfahrt, wenh et fi e b aue@bling hen Ropf gu unh fogt
Sch mußhier umfteigen unh möcht e in ein 5Damen
€Dae heißt , meine 23egleitung ift Shuen laftig.
@ab ich S ie wirf lich geftört ?”
„9iein. aber ich bitte S ie hamm .
„ilßie S ie befehlen .
”
@r langt nach ihrem (Sepacf unh ficht auf, um h ie
$hür aufguftoßen.
$Da ift fie ploßlich bei ihm,hebt beihe 91rme unh
legt fie ihm um hen .ßale.
91 hieu !” fagt fi e leife.
unh innig, ohne Qlufregung oher irgenh ein 3 eich ertweiblicher 53iehe, aber mit her offenen ©erglichfeit c ince
hanfbaren Rinhee, füßt fie ihn auf hen 93iunh .
flioch fühlt h er ueberrafchte ihre warmen frifchen53ippen auf hen feinen, ale h i e %hür fchon von hraußenaufgeriffen wirh
, fie beih e auf hem $ahnfteig ftehn, her
anhre 8ug vorfährt, h ie $Zihüren auf: unh gufchlagen, unh
fremhe fie umhrängen unh trennen .
@hith ficht fich im Goupé um . S onft ift niemanh
eingeftiegen, fie wirh allein bleiben : S ie ftrecf t hie‘
2lrme
empor unb atmet tief auf. ®ae hat ihr vorhin fehnfüchtigvorgefchwebt : eine einfame ftille Stachtfahrt, gang ftill,unh fie mit fich felbft gang allein . $Da wi ll fie ine f laretommen über allee, ja, unh mit fi ch felbft ine («Berich tgehn will fie auch .
Sie ift fo gewohnt, jeglichee fchnell unh felbftanhigangugreifen, haß fie fi ch h iefe beihen ® inge einfach vor :
nimmt,ale ießt gu erleh igenhe.
‚b aue @bling ficht noch vor hem ?IBaggon uuh
bliclt, von hen wiherftreitenhften @mpfinhungen erfüllt,
gu h em Senfter auf, hinter hem @bith ihm entfchwun
hen ift.59a laßt fie hae herunter . © rah in h em
Qlugenblicf, wo hi e S ignalpfeife ertönt . So llee %er
langen ergreift ihn, nur noch einen'
91ugenblicf lang ihr(Seficht ihn anfchauen unb grüßen gu fehen.
über fie ficht nich t heraue . fliur eine fchmale
©anh in grauem % ilhleherhanhfchuh fchiebt fich überhen unh wahre
'
nh h er 8ug h ie 23ahnhofehalle verläßt, flatt ert ein blauer ?lieifefchleier @ane @blingentgegen .
€Der 53uftgug entreißt ihn her .
‘
b anh, hi e ihn halt .
(er fliegt auf, feni t fich wieh er unb bleibt am blantenh ee @oupée hängen .
QBie ein blance % ölf chen fchwebt er hort grußenh im?IBinhe .
@ane ($bling lauft einige S chritt e nebenher, hann
fchwingt er fich mit einem S prung, h er ihm in her 8eit
feiner verwegenften $urnfünfte @bre eingetragen haben
wurhe, unh ihm hae © eniä hät t e foften fönnen, auf bae
bae er nur mit einem Sußeine S efunhe langberührt
,unh reißt hen S ch leier an fi ch .
Qluf hem Sßahnfteig haben fich hie Ehlenfchen fchonverlaufen ,
her mitfahrenh e S chaffner aber ruft ihmemport eine Slut von SDrohungen gn .
Eb en S chleier in her ©anh gufammengeballt, lenft
b ane @bling langfam feine S chritt e nach hemß ahnhofä.
gebäuhe .
QBann geht h er nachfte 3 ug nach 53ubecf ?”
fragter einen %eam ten
,hem er begegnet .
<
{fünf llhr früh,”lautet hie a twort .
Silfo in hen SBartefaal bie funf llhr früh. Sn hie
S tah t hineingehn will er nicht a llein .
Sn her Siahnhofßreftauration, in genau einer folchen,wie fi e noch heute morgen feine 11ngehulh wecfte , fißt
er gehulh ig vor einem © lafe abgeftanh enen S3ieree unh
fröftelt .
Sb i c gefranf te, argerliche S timmung ift verflogen,fein e © ehanfen hängen voll wachen
,warmen Sntereffee
an @h ith, folgen ihr auf ihrer Stachtfahrt, laufen nocheinmal, S tunhe um S tunh e, hen c„fing gurucf, h er gwifchenSltorgen unb Slbenh liegt . SBae ift an biefem Et age inher $iefe ihrer S eele gefchehen ? (er weiß ee nich t . SBae
wirh,burch h iefen eingigen St ag vielleich t, irgenhwann ein
mal noch in ihrem Seh en gefchehen ? Stüßte fie ihn, weil
fi e ihn li ebt e ? Stein . Stüßt man fo für eine 2iebfofung,h ie fait gelaffen hat ? Stein . S8ae er auch henfen mag,
wae er auch forgen, hoffen, fürchten mag, ee finh leere$Bhantafieen .
c„
“
Den S ch leier hat er nich t von ihrem SBefen
gehoben .
Slber wahrenb 58ilh auf 58ilh in feinem Runftler
fopf auffteigt , wirh er nich t mühe,mit beraufchter
‘Bhantafie h em alten,
ewigiungen Statfel nachgugehn,an bae er h ie Sahre feiner Sugenh gewanht hat, unh
h ae ihn noch einmal gefangen nimmt .
Sngwifchen liegt @h ith lang auegeftrecf t auf hem$Bolfter ihree (Soupée. Sluf her nächften S tation fteigtnoch eine S ame ein
,aber ee ftort fie nicht, unh fie merf t
ee nicht . Sl lle Storfaße, hie fie für hiefe Stach t gefaßthat te
,alle tiefen © ehanfen, hi e fie ergrünh en wollt e, finh
ihr vergangen, unb auch, haß fi e mit fich ine G erich t
gehn wollt e, hat fi e gang vergeffen.
SDen Sellfußfacf ale Riffen unt er h en $topf gefchoben,fchlaft fie füßunb feft unh träumt von einer breiten,blißenh weißen S chneefläch e, worauf ein S chlittchen mit
hell flingenhen S chellen hinabgleitet, hinab
„S ieh her, D tto, eine offigielle SDanffagung her
Skitglieher her Samilie von $rinfen : ,Sür hie allgemeine
Slnteilnahme beim $oh unh Siegrabnie unfrer unver
geßlichen S chwefter unb Stichte (Shriftinne von $rinfen,Rranfenföwefter am S t.
€Dof tor D tto © riepenferl fteht am Senfter feinee
Slrbeitegimmere unh blicft fchweigenh hinaue, wo ein
feiner falter Stovemberregen vom t winh gegen hie S cheiben getrieben wirh . Sm .fgintergrunh e, hell umftrahlt
vom S ch ein her grünen S tuhierlampe, fißt feine Srauam
°.Eifch über h ie Slbenhgeitung gebeugt .(Shriftiane wieberholt er nach einer SBeile ger
ftreut, wie erftaunt, unh feine © ehnnfen verbeffern unwillfürlüh : „©hriftel
‘D ie $Zeilnahme war auch wirtlich allgemein, bemerf t feine Srau ; „ee fterben hoch immer hie unrech ten2eute, D i t o . SDae fönnt auch ihr Slergte nich t änhern.
llnh fie war fo gefunh, S chwefter @hrifta. SJtan fah nochf ein weißee ©aar auf ihrem S cheit el. Slber vielleichtnur
,weil fie blonh war . SJteinft hu nich t auch ? Sn
mein em th aur gum Sieifpiel, ha verrät ee fi ch eher .
SDoftor © riepenferl antwortet nich t . @r hlicft nochimmer auf hae S traßenbilh h ich t unter ihm, auf hae$Zreiben h er ©auptftaht, hae SDrängen unh Sahren, unh
auf hi e Slienfchen, hie mit hoégehaltenen S ch irmen vorwärte haften.
SBie gemütlich ee hier auefehen muß: von h erS traße aue gefehen,
“henft er gufammenhangloe,
bae behaglich e 8immer im @rhgefchoß, im grünlichen8ampenfrhein. llnh er henft weit er : hatte f ein
b eim .
“
Sion fo einer Bungenentgünhung wirh ja gar manch er
fchnell fortgerafft,”erwibert er feiner Srau .
Sie legt h ie 8eitung gufammen unh faltet haruberihre b eringten vollen ©änhe.
SDerS3rehiger fagte fehr fchön : ‚Eb ae war eine S eele,hie hurfte in Sriehen h en $oh erwarten, wann er fie auchimmer abrufen moch t e, h enn ihr gangee Beben, von garter
Sugenh an, ftanh im SDienfte chriftlicher Sieh e unb S elbftaufopferung ; folgen wir ihr nach .
‘
Sa, ich verehrte fie auch fehr . Slber nachfolgen, nich t jeh erfann hoch fo leben . {für fo viele SJtenfchen, unh für h ieRranfen unb ßeihenhen, mein ich . S)tan farm hoch nich t
mehr ale feine 2Bf’licht thun . Stich t wahr
, D tto ?”
Stein, natürlich nich t, verft er etwae ungehulhig.
Sie ift eine fo tabellofe © attin unb Sltutter, fein e<
{grau,fie hat fchon ein Stecht, an hiefer S t elle ein fleinee
Rompliment gu hören . Siber ihn verhrießt ihre Slrt, er
ift nicht in her S timmung gu loben .
„Sch will h ich lieb er nich t länger ftören. €Du haftgewiß noch viel gu thun . S1torgen fällt hein Stolleg wieher
fehr früh . Sch will nun gufehen, wie ($rnft unh Sttarthamit ihren S chularbei ten fert ig werben .
”
(€r nicf t nur, ohne fi ch umguhrehm , währenh fie
hinauegeht. Slber von h er $Zihür aue fic ht fie noch ein
mal freunh lieh gurücf auf hi e ftattliche (8eftalt ihreeSJtannee mit: hem leich ten Slnfaß gur Sülle, unh auf feintlugee ‚ behäbigee (Sefi cht . Stielleüht ift er in biefem
Slugenblirf nich t bei 8aune , aber allee in allem
mach t feine äußere @rfcheinung hen @inhruc! ungerftörbarer 3 ufriehenheit.
Shm felhit fommt m it ten in feiner Sterhroffenheitmit li ebergeugung her (Sehanfe : nicht nur von hraußenmag ee hier traulich auefehen ,
ee ift in SBahrhei t voll Sriehen unh (ßlücf. @ine mufterhafte Srau,wohlgeratene Rinher, fi chere @arriere, Sl chtung unh Sin
fehen, unh ein nettee %ermogen . Sllle irhifchen (Süterhiefer S orte weiß SDoftor © riepenferl guhem fehr wohlnach ihrem SBert ga fchäßen . Stur heut e, an hem naßfalt en Stovemberabenh, friecht hie Stielancholie hureh jeheSt hürriße. G ang hinten, auf hem © runhe feiner S eele,gang tief unb humpf, ha fuhlt er auch heute noch einunangetaftetee
Sl‘3ehagen. Siber er hat f eine 53uft, ee fi cheingugeftehn, feine 2uft, gu loben, weher feine Srau noch
fein Beben .
(fir wenhet fich vom Senfter ab,geht an feinen
S chreibtifch unb framt eine SBeile harin herum . (er mußhi e Rampe gu .©ilfe nehmen, um gu finhen, wae er fucht .
@uhlich fällt ee aue einem vergilb ten Siriefumfchlag her
aue : eine f leine €Bhotographie, etwae verb laßt, ein gangjungee S
'
Jtah chen in h er Stracht h er barmhergigen S chme
fieru vom Sanft = SJtichaelehaufe. @ine weiße S chürgeüber hem flein gemufterten, eng anliegenhen 2einenfleihe,ein weißee .©äubchen auf hem hichten %lonhhaar. S3 ar
unter ein fehr liebee (Seficht , aue hem nußbraune
S chdmenaugen fecf herauefchauen . Shm fallen gleich Sierfe
ein, fobalh er hiefe
‘
Slugen wieherfieht . Stein e felbftge
hichteten freilich, benn ciDof tor Griepenferl gehörthurchaue gu hen feltenen S)tenfchen, h i e fich niemafe haben
hinreißm laffen, Sterfe gu machen . Gr hält fich für feinen
S3c harf an anerfannte SJtufter unh am liebften gleich anhie $tlaffifer, um fich er gu gehn .
Slber hiefe Sierfe, wie finh fie ihm vertraut geworhen, ale wäre er felbft ihr $Di chter, vertraut bie guh er Heinen Slbanherung, h ie er an ihnen vornehmenmußte
,hami t fie genau paßt en :
„h ab’oft einen humpfen, hüftern Sinn,
Gin gar fo fchwereä >Blut !
SBenn ich bei meiner (€hriftel bin,
Sft alleß wieh er gut.
Sch feh’
fi e h ort, ich feh'
fie hier
li nh weißnicht auf h er S8elt‚llnh wie unb wo unh wann fi e mir,SBarum fie mir gefällt.
$aä hunf le S chelmenaug’
bahrein,
Sie hunf le 58raue hrauf,S eh
’ich ein eingig Sltal hinein,
S ie S eele geht mir auf.
Sft eine, h ie fo lieben Sltunh ‚8iebrunh e Sßänglein hat ?
Si ch, unb ee iff no ch etwae runh ,
23a fic ht fein Slug’
fich fatt ! u . f. , w.
Sn h en übrigen Sterfen h ee in eine unbefannte
(Shriftiane Si. verliebten G oethe ift ein Son, her gu hem?Bilhe hee Srau leinc} von ?Brinfen nicht rech t hatte ftimmen
follen . G rahe hurch ihre vornehme Grgiehung, grahe hahurch, haß fie in allen %orgügen unb Storurteilen hee Slhelegroß geworhen war, erfchien fie ia h em Sileinbürgerfohn,
hem S tuhenten aue einfach em .ßaufe, fo überaue an
giehenh . llnh hoch hat te, wenn er rech t nachhenft, troßhem ein e frifche, faft herbe llrwüchfigfeit in ihr gelegen .
Reine Spur von G emeffenm oher G egiertem . SDie ehle
.fgaltung faß ihr ebenfo natürlich, wie her argfte S chelm,
unb aue allem blißte h ie überfpruhelnhe 8ebeneluft. 93 iefer
Ginf lang von Sorm unb Srifche, von Seinheit unh $Derbheit begauberte ihn gang. $rug er hoch felbft gwei S eelen
in feiner G ruft, von benen hi e wohlbefannte eine fich in
fi nnlicher Stebeneluft mit f lammernhen Drganen an hieGrbe hielt
, wahrenb hi e anbre großee Stergnügen an henG efilhen hoher Slhnen fanb, von benen Ghriftel abftammte,
unh überhaupt eine ftarfe Steigung gu allem befaß,wae aufwärte führt in her SBelt uuh G efellfchaft unh
hort G eltung unh Slnfehen gibt .
G leich am erften Sage, wo er Ghriftiane in ihrem „
elt erlichen @aufe fennen lernt e, erfchien fie ihm wunher
fchön . llnh wieher erinnerte fie ihn an ein G oethifcheeStilh
,obgleich her Stergleichungepunf te wirf lich nur wenige
waren : flott e im G efellfchafteanguge EBrot fchneihenh,ee fehlt e aber gang hi e ©auptfache, h er Streie f leinererG efrhwifter, fie ftanh nur ha unb beauffichtigte hae
St afelh ecfen, einen S t oß €Damaftfervietten auf hem runhen Slrm,
her aue einem feihenen Spißenarmel hervorfah.
Sn h er anh ern @anh hielt fie eine S3rotrinhe, in hie
fie felb er tapfer hineinbiß.
Unter hen G äften, hie bei ihren Gltern verfehrten,war Eb oftor G riepenferl her befcheihenften einer
,unh wie
ernft feine Slbfichten auch alebalh wurhen,einftweilen
hurfte er bae Ghriftel nur von fern unh in aller 8urücfhaltung verehren . SDae that er henn auch mit h er großten
So n ü n h r e aß= S a l om é, SJtenfd;enf inh er .
Ghrfurcht unh %efliffenheit längere Seit hinhurch . Slber
ee war gang feltfam : mochte er fi ch hem Ghriftel in nochfo ehrerbietiger unh formvoller .ßaltung nähern ,
immer fam biee gwifchen hen beihen wie eine Romohie
heraue, hie fie her anh ern wegen miteinanher aufführten .
Shm felbft flebten h ie verfchiehenen gefellfchaftlichen
Sormen, an hie er nich t lange genug gewöhnt war,
noch fo lofe an, haß er manchmal Slngft hat te, fie fönnten
fich plößlich einmal, unter her Ginwirfung irgenh einer
.fi iße, wieh er von ihm loelöfen, unb fo hielt er fie auchin hiefem Sall mit einer gewiffen übertriebenen SBürhe
fehr feft. $Doch auch burch h ie forref tefte unb gemeffenfteUnterhaltung
,hie er mit Ghriftiane von Sirinfen führte,
f langen für ihn h ie ferfften SBorte unh Slnfpielungen
hinhurch ,unh genoß er hen Steig einer gweiheutigen
S ituation .
Slber fein e gufünftige G emahlin , ale hie er fie
fi ch unauegefeßt bachte , hurfte von folchen gottlofen
Siegungen n ich te ahnen noch verftehn . SDae war ja eb en
fo eigentümlich reigvoll : fie fi ch gewiffermaßen vorw eg
gunehmen, ale bae Ghriftel feiner leichtfinnigen $räume,ale hae SJtähel
,hae er hrücf te unh füßte, unh fie
gugleich gu wiffen ale bae vornehme Sräulein vonS«h rin
fen,bae fie vor aller Sßelt unh vor ihm felber war.
U nh‚amh vor ihm fein follte ! Gr wo llt e ee gar nich t
anhere !
Gr founte noch ich t mit großer S elbftgufrieh enheitan fein G etragen in jener Seit gurücfhenfen, unh er fühltehamalßrecht wohl, wie er immer lieber im .b anfe gefehen
wurhe. Ginem anhern jungen Sltann ,her mit ihm
hort aue unh ein ging, ä ane Gbliüg, einem fehr talent
lich en Gharaf ter hatt e, wae Ghriftel wiherftanh en habenwürhe
,unh ein wenig auch, weil SDoftor G riepenferl ee
befürwortete, her hort furg vorher ale Slffiftengargt an
geftellt worben war .
SDoftor G riepenferl heb t noch einmal hie f leine verblaßte S3hotographie gegen hae Sich t h er 8ampe . Stebenhem reigenhen Stopf in her Umrahmung hee weißen @aubchene nimmt fich hie ©anh , hi e hae S3ilh fefthält, unan
genehm finnlich=ph rmp aue, hi e forgfam gepflegte @anhhee Slrgtee mit ihren etwae gu furg geratenen Singern .
Gr wirft h ie S3hotographie in hae S chreibtifchfach
guru cf unh fängt an, im 8immer auf unb ab gu gehn .
Stange,lange hat ihn hi efe alt e Grinnerung nicht heim
gefucht, her Et oh erft mußte fommen, haran gu rät
teln . Slher einen G runh fie gu fcheuen, hatt e er wahrli ch nich t . Stur an Siefferee unb Stotwenhigeree gu henfenin feinem ftrebfamen Seh en, ale an alt e Sl ieh eegefchichten .
SDae arme Ghriftel hatt e im Spital hie erfte Seit
fehr gelitten. S ie vermoch te fich nur fchwer unh lang
fam in ihre Slf®enhröhelftellung hineingugewöhnen . 8wei
gange SBochen freute fie fich immer auf ihren freien Stachmittag, hen fie bei 8ifelotte gu verbringen pflegte,alle viergehn Et age einmal. SDof tor G riepenferl war ee
fehr angenehm,haß fie auf hi efe SBeife von allem älter
f ehr,h en er nich t fannte, abgefchnitten wurbe, haßhie
S3ergnügungen unb G a lle aufhörten, bei h enen er immer
fürchten mußte, fie b lieb e irgenh einem anh ern im Slrm
hängen, unh haß ihr jeßigee hartee Seh en fie hinlanglich genugfam machte
,um einft hae Sehen an feiner
S eit e ale uppig genug gn empfinhen. Sln h en freienStachmittagen ging auch er gu £!ifelotte hinüber, h i e ihre
SBohnung nahe am<
5rauenlpc eum hat te, an hem _ fie hamale
ftuh ierte, unb bei her man häufig @ane Gbling antraf.
€Die enge SJtieteftube mit hem fchmalen Siettalfoven,
wom it fie fich b ehelfen mußte, ftattete fie fich mit Urväter @auerat fo fchön unh vornehm aue
,haß Ghriftel
wähnen fonnte, fie fei wieh er h aheim .
‘D ann fauerte
Ghriftel gnfriehen in hem alten hoch lehnigen S effel, heffen
gefchnißter Stücfen bae her Sirinfenetrug, ftrecf te hie mühen Süßchen auf hen bequemen G roßmu tterfchemel mit altmoh ifcher S3erlenfticfn ei unh nafchtevon hen vergucferten Srüchten, hie 8ifelotte immer für fiebereit hielt . Sluf S tunhen vergaß fie h ann mit ihremlei ch ten S inn gang, haß fie ha, in her SJtieteftuhe, unter<
{yremhen, fo verlaffen faßen wie auf einer fleinen Snfelim SBeltmeer. 2ifelotte vergaß ee nie
,aber gwifchen
ihren <
Samilienmöheln unh Slhnenh ilhern fchaute fie breinwie eine S chloßfrau.
Ginee Sagee,
ale h ie beihen jungen SJtanner vonhen S chweftern nach .ßaufe gingen, bemerf te b ane Gbling :
S ie finh eigentlich ein fchauherhafter äßhilifter,€Dof tor . ©ah en hic e reigenhe €Ding, h ie Ghriftel, gern,ftopfen fich voll mit .ßeirateprojef ten unb allerehrbarften
Slbfichten unh fehen habei ruhig gu, wie fie fich quält
unh abmüht,ihre Srifche, ihre SJtunterfeit verliert, ohne
haß ee S ie jammert . SBenn S ie hann enh lich fo weit
finh, haß S ie fie ale ihr regelrech t %erlobter einmal ab
gufüffen wagen,hann wirh fie langft nich t mehr hae alt e
(Shriftel mit hen lachenhen roten 8ippen fein .
”
SDavon verfichen S ie wirf lich nichte,” hatte SDoftor
G riepenferl ungehalten erwihert ; „wae ich an ihr liebe,bringt eine folche Strobegeit nicht um . Shuen freilich ift
fie nur ein huh fchee 98 ilh . SJtir mußfie fich ale mehr erweifen : ale bae weiblich e Sheal, bae jeh er von une fich foober fo bilh et, wenn er nich t fchon fo abgehruht ift wie Sie.
{baue Gbling lach t e .
„U nb harauf hilben Sie fich wohl noch etwae ein ?
U nfre eignen S chwäch en unh Sehler fpielen nicht gum
wenigften mit bei her SSilhung unfrer fogenannten Sheale,mein Si eber . Stefonhere unfrer Srauenibeale Ge wäreintereffant, h iee in Shrem fpegiellen
<
5all ein'
wenig gu
hetaillieren . U ebrigene ift ee giemlich unang enehm für
hie Sietreffenben, ‚ibealifiert gu werben‘
,wie ich fehe.
SSer bie {frauen weniger hoch tagiert, ift harmhergiger
gegen fie.
S o fprach b ane Gbling hamale in aller .ßarmlofigf ei t . Slher bie Greigniffe forgten hafür, haß hiefe Unt errehung S)of tor G riepenferl im G ehächtnie blieb . Gr
f ounte ee in h er Solge gar nicht vergeffen unh verwinben,
haß er mit folcher Sterehrung vom Ghriftel ale von feinemweibli ch en Sheal gerehet hatte .
Sturge Seit harauf traf er fi e hefonh ere haufig imRranf enhaue, benn fie war aue hem S aal her Sterwunb eten, her mechanifch verlegt en SJtänner in her S chwe
fternfprache Slbteilung für äußere SJtanner” genannt
in einen S aa l für innere Stranfheiten verfeßt worben,wo SDoftor Griepenferl ale einer her jungen @ilfeärgtebefchäftigt war . Sßie oft fanben fie fich am Säett bee
Stranfen, wie oft begegneten einanher Slugen unb ©änhe,
wie fchwer wurbe ee manchmal, b ie SJtaefe aufgubehalten,bae gemeffene SBefen beiguhehalten, hoppelt fchwer
gegenüber hem erregten,unficheren unb nervöfen EBe
nehmen, bae Ghriftel neuerbinge geigte .
U nb hann hann betam fie bie Stachtmache. 811beutlich, ahfcheulich beutlich, fteht noch hi efe S c ene vor
feinem Silicf .
Steh en hem großen S aal,wo gwangig Stett en, mei
fi ene mit Syphuefranfen befeßt, ftanhen, befanb fich , wiebei j ehem S aal
,eine fchmale Siefervefiube mit einem ein
gelnen Stett harin, in her bieweilen einer her Stranfenifoliert wurbe, wenn er burch lautee S töhnen ober fonftigeU nruhe ben S chlaf ber anheren gu fehr ftörte.
Ginee Stachte hatt e clDoftor G riepenferl bie Shür
gu h iefer Stebenftube geöffnet, um nach ihrem Snfaf'
fen,einem jungen hergleihenben Slrbeiter
,ber halb barauf
ftarb, gu fehen .
S chwefter Ghrifta war bei ihm befchaftigt.
S ie war fo befchäftigt, baß fie bae Deffnen ber
Et hür überhörte .
S ie ftanh ha,tief uber bae Seit gebeugt, mit ge
fchloffenen Slugen, mit regungeloe nieherhängenhen Slrmen
unh ließ fich hergen.
Ge war nur ein Slugenblicf . Si!eihe fuhren guru cf,ale fie hen Gintretenhen gewahrten .
Siber ohne hiefen Slugenbliä, hiefen rettenhen, Gr
fenntnie bringenhen, wäre S chwefter Ghrifta heute feine
Srau . SDae ift f eine gemütli ch e S3orftellung ! SBenn fieihm fommt, hann henft er nicht, wie vorhin
,in einer
Stegung unwillfürlirhen S)titleihe z (Shriftel hatt e fein
.
‘
b eim l”
fonhern er benit nur, nach träglich erfchrecfenb
„Sin wie wenig hing ee,unb ich hätte fie in mein b eim
aufgen ommenSlber er mag auf bae häßliche Si ilb gar nicht in
feinen G ebauten gurücf fommen . (Shriftiane von Sirinfen
ift tot unb liegt im G rabe, unb wie alle begeugen unb
behaupten : nach einem aufopferungevollen, bewunherunges
würhigen Sehen ftrenger ,entfagenher Stflichterfüllung.
SJtan muß hoch an bae G ute glauben, wae ihr in bieG rube nachgerufen wirh . Sluch er will gern haran glauben .
U nb hoch unh hoch ! SDahinter ? ©inter all
hem,wae bie SBelt mit ihren furgfichtigen Slugen fieht ?
Eginter hem gangen Slußenleben im @ofpital, in hen
ftillcm S tunhen, von henen niemanh etwae weiß ? Sft
ee h enn henfbar,baßber Slugenblicf, ben er belaufcht,
ber eingige hiefer Slrt geblieben ift ? Sft ee wahrfcheinlich
,ift ee auch nur m öglich, wenn eine folche @anblunge
weife ihrer verborgenen Statur entfprach, unb fie ihr hamale fchon nachgegeben ?
Slnhererfc ite, bie EBrinfene waren ein guter S ch lag .
Gin wie ernftee, vortrefflichee Stäbch en war Sifelotte geblieben
,im hochften G rabe achtungewert . ® arum betam
fie ja auch, nachbem fie vor einigen Sahren eine S3rivat
fchule für höhere Sochter guter Samilien” übernommen
,
ciDof tor G riepenferle eigenee Söchterchen gur Grgiehung .
Smmer wenn er Sifelotte fah, h en hunfeln, jeßt wie
weiß gepuherten Stopf mit ben 28rinfenfchen Samilien
gügen, bie in ihrer Sugenh etwae gu fcharf hervortraten,ihr nun aber vorgüglich ftehen, hann fam ee ihmimmer vor
,ale habe er j enen S)toment mit Ghriftel nur
geträumt . S o ftarf wirf t Sifelottee verfchloffene Sltürh e.
S ie ift gut emporgefommen, fie hat @altung . Shm
fcheint, fie müßten fich gegenfeitig fehr fchäßen, erunh fie. Slher er ift fich heffen nich t fich er, benn fie hat
fo etwae'
U nburchbringlichee .
SDof tor“
G riepenf erl hat feinen Spagiergang im
3 immer unterbroch en unh fich vor hem S chreibtifch nieh er
gelaffen, um fein Rollegienheft für morgen burchgufehm .
S ein fehnlicher SBunfch,'
hie eifahemifche Garriere ein
gufchlagen, ift ihm burch bae Stermögen feiner Srau er
füllt worben . SDenn ale er nun wirtli ch heiratete, fucht e
er nich t mehr im Slbel, wo ee ihm übrigene auch anweiteren Ronnegionen gebrach . S tat t ber fübbeutfchen
Slheligen wählte er eine norhbeutfche S!ürgerliche aue
reich em Staufmannehaue. U nb er wählte auegegeichnet,bie folibefte SSare. Slber eine Sternunftheirat war ee
harum hoch nich t. Sür ihn traf ee fi ch einfach immer
fo glücf lich, baßSternunft unb Steigung fi ch auf bae
fchonfte verbanhen.
S o hat ihm bie höfe Grfahrung gum S3eften ge
reich t . Gr ift eben immer h er Sltann‚ [ber ha weiß
,
wae er will,unb ee auch hefomm t. SJtit folchen Sltenfchen
ift bie Storfehung im Stunh e. SBenigftene nennt feine
Srau ee fo . Gr felbft mach t fich mit her S!orfehung unh
Slehnlichem nich te gu fchaffen . SDaher fchreiht er ee
eigenem Rönnen gn.
Siber an biefem €Bunf t feiner G ebauten angelangt,
feufgt SDoftor G riepenferl unb fchiebt feine S; efte gurücf .
Stach ber gangen langen Grinnerungepromenabe ift fein e
Saune um nich te beffer geworben, unh beinah fühlt erein leifee Siebauern unb Stermiffen, wenn er an Ghriftelhenft .
Ge gibt eben nichte Stollfommenee unter ber S onne,unh thöricht wäre ee, bae gu beanfpruchen. S einer tah el
lofen Srau fehlt eine Rleinigfeit, ober man fönnte
ee auch fo auebrücfen : S ie hefißt ein U ebermaß vonSugenbefr. SDabei finh hann ihre S inne leer onege
gangen . Shr fehlt mit einem SBort bae, wae aue GhrifteleS chelmenaugen hen S oftor G riepenferl fo verlocfenh an
geblißt hatte . S elbft ihr‘
e unbegweifelhare S ch önheit warvon einer gewiffen nervenberuhigm hen Slrt . Stie warenihm jemale Stu fe eingefallen, wenn er fie um fi ch fah.
Ge wurbe reich lich aufgewogen hurch ihre guten Gigen
fchaften. Slher ee machte, haß ihr G atte genau in h emSttaße an Sugenhhaftigfeit verlor, ale fie bavon gu vielbefaß.
Stun, bae ift fchließlich etwae, wae f ein S)tenfch weiß .
Ge geht auch f einen SJtenfchen etwae an . Stiemanh hatihm bae G eringfte vorguwerfen. Stiemanh lebt
,ber ihn
nicht ale vortrefflich en G atten, Stat er‚ Siürger unh 58 erufemenfchen anerfennm müßte . SJtan finbet ihn immer aufh em rich tigen SBeg unb auf h em sItoften, unh hanachallein hat man gu urteilen . Sh oe anhere
, ob man
gelegentlich ber fleinen S eitenfprünge, ob man gelegentlich er 2Brivaterholungen ein wenig abfeite beharf : bae iftam Gnh e hoch nur eine Semperamenßfrage. SDae ifihoch nur nebenher, fo gang nebenher, baßman ee
felbft foum bemerft,
ein gang fleinee, gang gierlichee
Seufelefchwangchen, bae auch bae tabellofefte Sehen irgenh
wo aufweift.
Sluf hem Storplaß f lingelt ee . S oftor G riepenferl
qchtet nich t barauf : er fißt jeßt unh macht Stotigen in
feinen 2Bapieren.
Dh her ©err S oftor gu fprechen ift, fragt einebefannte S timme im Sorgimmer.
Sräulein von Strinfen ! Segen S ie hoch ah ! S it t e,fommen Sie gu mir herein . SBie fchön von Shuen, gufommen !
” ruft feine Srau in einem fo rücffi chtevo ll für
S ie gi cht einen gefchloffenen unb verfi egelten ?Briefaue ihrem fchwargen Sammetbeutel®en.
„Stein, feine Sreube," entgegnet fie mit hehecf ter
S timme, „aber etwae @ohee unh Softbaree . S ch ieben
Sie Shre Slrheit ober wae S ie fonft vorhatten, gurücf,
werfen S ie fort, wae S ie befchäftigt, unh rufen S ie
gum gweitenmal nich t wenn ee an Shre Shürf lopft. Ge ift bae Stermachtnie meiner S chwefterGhriftiane an S ie.
Gr halt hen S3rief in her ©anh, in her U eberrafchungbae G eficht fo auehrucfeloe wie moglich, unh jucht nachSßorten.
S ie fteht vor ihm in ihrer tiefen Srauerf leihung,ben Stopf ein wenig gefenft, fie hlicf t ihn nicht an .
Stun haben S ie ee in .ßanben,"fagt fie faft, faft
feinbfelig, „ lieber hatt e ich ee verbrannt .Gine leich te Steigung hee Ropfee gegen ihn, unh ehe
er noch hingutreten unb bie Shür vor ihr öffnen farm ,
verläßt fie bae 8immer .
€Draußen empfangt feine Srau fie , etwae angft
lich unh bebenflich unb auch etwae Steugierhe in hen
Slugen .
Si ebee Sraulein von S3rinfen, fo rafch ? Gr ift
wohl fehr befchaftigt ?”
Sifelotte nicf t .
S ehr . SBir wo llen ihn nicht ftoren .
SDoftor G riepenferl aber fi cht neben feinem ebenverlaffenen S tuhl am S chreibtifch. S ie @änhe auf bie
Sifchplatte geftüßt, niehergebeugt uber bie lofen $Bri efblätt er, hie vor ihm liegen, lieft er, wae Ghriftiane von28rinfen vor feche Sahren für ihn auffchrieh .
S t. Sltichaelehaue .
Sch fchreihe hiefe 8eilen fur hen <
{fall, haß ich vor
Shu en fterbe. SBohl bin ich ruftig unh gefunh, unh nochlang fcheint her Sag her Slrbeit . SDoch niemanh fann
wiffen, wie rafch ee ihn ereilt . U nb hann wi ll ich gethan
haben,wae ber fterbenbe Sta hrecher thut, wenn er in legi er
S tunhe ben Striefter fommen läßt : ich will gebeichtet haben . Slher nich t hem sBriefter, fonhern hem Sltitfchulh igen.
Stein, ee ift wohl ein gu hartee SBort unb ein un
gerechtee SBort hagu. Sehenfalle aber finh S ie ber eingigeSltenfch auf Grhen, her ee erfahren foll, baßich h en Sohc ince Sltenfchen auf hem G ewiffen habe .
Sch mußweit aueholen . Slllee hängt fo eng gu
fammen . Sltanchmal fommt ee mir vor, ale ob, e i nfleinee S tücf aue ben Sllltageereigniffen herauegelöft, au chh i e ereigniefchwerften SDinge anhere gefommen wären .
SSie ich S ie tennen lernte, mit neungehn Sahren,ha war ich noch ein Stinh . G ut unh humm unb glücllichwie ein Stinh . Stie hatte ich jemanh fo rech t ernftlichlieb gehabt, außer Sifelotte, hen Gltern unb meiner G roß :
mutter, fo lange fie lebte . SDae waren gugleich lauterüberlegene SBefen unh Stefpef teperfonen fur mich . SDenn
felbft Sifelotte, ohfchon fie hoch nur brei Sahre mehr
gahlte ale ich,benahm fich gegen mich faft mehr mütter
lich ale fchwefterlich . U nb auch S ie wurben eigentlich
gleich eine Stefpef teperfon für mich . S ie mach ten einen
fo viel gefeßteren, ernfthafteren Ginbrucf ale nnfere jungenSieutenante unh Sieferenbare . SDae mürbe meine heitereG emüteart ficher nur wenig angefprochen haben ohne
Shre Siemühungen um mich . SDamit will ich nich t fagen,baßich S ie aue gefchmeichelter Gitelfeit lieh gewonnen
hatte . Sch will nur fagen, bae Grfte, bae Gntfcheihenhe,ging von Shuen aue, S ie nahmen mich
,S ie wecf ten
mich, wecften mein S elb fthewußtfein, S ie mach ten, haßich mich auegegeichnet unh erforen fühlte . U nb hann
fam noch etwae anberee hingu, bae ich nich t nennen fann .
Sch fann ee auch nich t heutlich hefchreiben. Ge lag in
Shrer Slrt m ich angublicfen unh gu berühren . Sl3 ir verfehrten ja gewiß förmli ch miteinanher förmlich er ale
mit all hiefen jungen, une gum Seil oerwanbten Sltan=
nern,mit benen Sifelotte unb ich im Glternhaufe fchergten
unb [ach ten . Slber bei f einem von ihnen allen überfammich
,wie bei Shuen, bae wunherliche G efühl, wie wenn
bie äußere Serfehreform nur fo gangOberfläche unb S chein
fei, währenh bie wirtliche S inneeart, bae wirf liche S3enehmen bavon abwich e . Sltir fchien ee immer, ohne haßich rech t begriffen hät te, warum,
ale verfehrten wir heim :
[ich unh vertraut . Gmpfinhungen, allerlei verlangenh e
Stegungen, wie ich fie nie gefannt unh bie ich nich t ver
ftanh, wach ten in mir auf. Sch verfnchte herauegufinh en,ob ee bei Sifelo tte ebenfo fei unh wae fie bavon halt e .
S ohalb ich aber ein folchee G efpräch anfing, verfi el Sifelott e barauf, mich vor Shnen gu warnen . Staturlich nahmich ihr bae nh el
,benn ich fount e ja fehen, baßalle b ei
une S ie ach teten unh man von Shu en unh Shrer Su
funft nur G utee fprach . Sch vergalt ee ihr gewöhnlichhamit
,baß ich @ane Gbling anfchm rgte, auf hen fie
große S tücfe hielt unh her h och einen entfeßlichen Sehenewanbel führen follte. Sie fagte einmal barauf : ‚Ge
gibt Sltenfchen, an h enen fieht man allee @äßliche, unh
ihr Stuf thut noch etwae hingu . Slor benen ift ee leich t,fi ch in ach t gu nehmen . SDann gibt ee anh ere, von beren
Snnerem fieht man nichte, unh ihr Stuf rebet gut . Sue
ift fehr nachahmenewert , aber nich t liebenewert . Sln
.b ane Gblinge entfehlichen Sehenewanbel hält man fichinfolge einer eingigen fich er verbürgten G efchichte : nurweil fie fich in h er G efellfchaft abfpielte.
‘
Slle h ie Gltern ftarben, war Sifelotte hie eingige,
bie bavon abriet,mich ine Sranfenhaue gu ftecfen. Sltan
horte nich t auf fie, unh bae ift ein großee U nglücf fürmich geworben . S er S cruf einer Stranfenfchwefter eignet
fi ch nach meinen Grfahrungen auf bie S auer nur für
gweierlei Sltenfchen : für folche mit auegeprägter fpegieller
Suft unb Segabung für bie Stranfeupflege hie n ich t jehermanne S ach e ifi, unh hann fur alle, hi e n genhwie S chiffbruch geli t ten haben mit ihren @offnungen unb ihrem
Seheneglücf, mit einem SBort, für hie Stefignierten, henenee wohlthut, fremhe Seihen gu linhern, um bae eigene
Seih gu vergeffen. Ge bleibt noch eine brit te Sltöglichfeit : haß bae Soe her barmhergigen S chweftern fo günftiggeftaltet, fo erleicht ert unh verheffert werbe, haß ee f einerungewöhnlich en Sarmhergigfeit beharf, um ee gu tragen,haß ee hen Sergleich auehält mit anheren bürgerlich en
Serufen, in henen wohl Slnfprüche an bie Seiftungefähigf eit unb Süchtigfeit geftellt werben, nich t aber an einerein abftrafte S elbftlofigfeit . S ann mürbe h iefer S crufaber au ch hi e üble Stornehmheit verlieren, burch hi e eree erreich t, haß unverforgte SBaifen unfcrer S tänbe ihm
ale hem ftanh eegemäßeften einfach verfallen .
Son ein em jungen, gwangigjährigen, lebeneluftigen
S ing, wie ich eine war,harf man nich t gu viel ver
langen . Sltir ftecfte bae .
‘
b erg vo ll e artung unh Gr
regung, ich hatte m ich fchon bei jeher fonftigen Shatig
feit gufammennehmen müffen, um ihr gu genugen . U nb
hagu fam noch bae heftige Sltiherftreben meiner verfeinert enG ewohnhei ten unh Sterven hingu . Sch fürchtete michfeineewege vor Slut unh Dperationen, aber ich efelte
mich namenloe vor her Serührung mit Giter unh be
fchmußtem 8eug, vor hen groben taglichen .
‘
éanhreichungen
unh S ienftleiftuugen . Sltein Störper fing an barnnter guleihen
,haß ich gu viel unh gu wih erwillig arbeit ete . S ahen
S ie bae allee nich t,unter heffen Slugen ee fich hoch gu
trug ? Shre Sefürwortung h iefer Serufewahl war einerher ftarfftm G rünhe, weewegen ich ftanhhielt . Sn meinererregten Ginbilhungefraft fuchte ich mir vorguftellen, meineSlrbeit fei mir von Shnen felbft unh gleichfam wie eineSlufgabe auferlegt worben, hi e ich heftc hen follte, um S ie
gu gewinnen . Sch wußte wohl, haß nur ftrenge Ghren
haftigfeit S ie bavon abhielt, offen um mich gu werben,
unh haß Sie ee an hemfelben Sag thun würben, wo h ieaußere Sliöglichfeit hagu vorhanh en fein mürbe . Slber
fie blieb lange aue,unb mir erging ee ni cht beffer. fl le
ich von hen Srauen unb Stinh ern weg in hi e Slbteilung fürSltanner gefchicf t wurbe, verfchlimmerte ee fich noch . @äu
figer ale fonft fah ich S ie in ungefuchter, ungewollt erStertrauliehfeit am Stranfenbett, unb ftärfer ale fonft
ging von Shuen h ie fonherbare Grregung aue, h ie ichnich t gu h euten wußte . S abei verwirrte ee mich imm erwieber feltfam,
haß ich in Shrem äußeren Senehmennach wie vor
,wie an eine glatte S)tauer‚ an h er man
hilfloe abgleitet, auf bie förmlichfte .ßaltung ftieß.
Sltan glaube nicht, haß bie unfinnige U eberbürhungmit Slrbeit
,her viel gu fchwere S ienft bei hiefen franfen
Sltännern hagegen ein ©eilmittel gewefen ware,weil er
mich aufrieb unb ermat tete ! Gr war im G egent eil herbefte Sunh eegenoffe bei hem SBerf, mich gu G runh e gurich ten ; an ihn gab ich meine Straft , meine Ueberwinhungefraft hin, unb hann ftanh ich ha in meiner
.baltlofigfeit, U eberreigung unb S chwäche.
Stielleicht befißen S ie noch bae lleine Silh, haß S ie
fich gleich nach meiner Ginf leihung von mir erbaten : ‚Um
h ee reigenben Sontraftee willen‘
, fagten S ie hen biefeeSileih gu biefem Slntliß bilh et .
‘Ge fchmeichelte mir ha
male, ich begriff noch nicht bae Sltitleih lofe u nh Salt
hergige harin, haß S ie m ich geruh e fo aueftaffiert vor
fich fehen wollten .
„Unt er meinen Sltitfchweftern gab ee gute Ramerabinnen
,aber f ein e Sreunh innen für mich . SBir Srinfene
fchließm une fchwer an unh mein füßeftee G eheimnie
hätt e ich ja hoch nich t preiegeben mögen . S o blieb Sifelotte hi e eingige Stertraute. Slber ihr felbft ging ee
fchlecht . S ie faßüber ihren S chulbüchern fafi ebenfo
ungern, wie ich am S ett m einer Stranfen. Sltanchmal
fanb ich fie tief niehergefchlagen, einmal in Shranen
Sifelotte in Shranen ! über einer alten angelfächfifchen
G rammatif . Über war ee gar nicht bie G rammatif,weewegen fie weinte ? Sch wußte ee nich t . Gin anh eree
SJtal erfchien fie mir wieher, ebenfo unmotivierterweife,wie erftrahlenh von Seh en unh G lücf . Storübergehenh
bach te ich, fie habe jemanh ihr fi erg gefchenf t, aber wer
fonnte bae fein ? .ßane Gbling founte fie nich t fo be
glüclt erfcheinen laffen, auf hen war f ein Serlaß.
Um hiefe Seit, etwa eineinhalb Sahre nach meinemGintritt in bae S t . Sltichaelehaue wurbe une bort einjunger taubftumm er Slrbeiter eingeliefert . Gr hatt e an
So n Sl n h r e aß=S a l om é,Stenfchenlinh en 5
G elenfrheumatiemue gelit ten, bei welch er G elegenheit ein
fchweree älteree ©ergleih en fonftatiert wurbe. Sltanchmallag er in einem S chwäch eanfall ha, hann wieher war er
von erregtefter Sehenhigfeit. Gr fiel auf burch feine
jugenh liche S chonheit, hurch h en Stopf vo ll weichgelocftem,
braunem ©aar, burch feine tiefblauen, merfwürbig f lar
glängenh en Singen, h ie Slugen her ©ergfranfen . U nb
er war ein Sauhftummer. Seh t, wo ich h iee fo hin :
fchreihe wie irgenh eine anh ere Shatfache, berührt ee
mich felbft wie etwae U nbegreiflichee, haß ich jahrelang
nur mit Gntfeßen unb G rauen haran habe henfen fönnen.
Slle enthalt e h iefe Saubftummheit eine gefpenftifche, übernaturliche G ewalt, ja, ale fei er ni ch t ein gewöhnlich erS terblich er gewefen, fonhern ein mehr ale menfchlicheeSBefen.
Slnfange verfchonte feine S tummhei t ihn nur inmeinen Slugen . S)tan muß wiffen, wie roh unb ernuchternh hie SBorte aue h em Sltunhe her Slrbeiter oft aufmich wirften
,um bae gu verfic hen . S iefer fprach nich t,
er riß f eine SBiße, er polt erte nicht feine U ngehulh heraue,er gefi el fich in feinem Seit nich t ale her beh iente ©err,her bie S chweftern in Sltem hält . S iefer lag ftill ha,hilflofer ale bie anheren
,nur von Seit gu Sei t mit einer
f leinen rührenh en @anhbewegung mich herbeibittenh . SSae
mich an feinen G enoffen ftörte, war äußerlich er Slrt unhmach te m ich ungerech t gegen fie ; wae mir an ihm gefiel,war auch nur Slußenfeite, machte mi ch aber geneigt, a llee
Sehlenhe hinguguh ichten . S arin räch te fi ch nnfere Gr
giehung an mir, bie auf bie außere Sorm mehr S8ertlegt, ale ihr gufomm t, unh hen S licf für bae Snnenleben trübt .
mir gum Sterberben . Sch farm ee nich t erflaren, ich fannnur fchilhern, wie ich empfanh bin ich eine .ltranfe,
bin ich eine Sierworfene gewefen ? ich weiß ee nicht .
Sch weiß nur,haß ich mir feiner Untreue gegen S ie
bewußt wurbe ja, haß eben h iefelbe leih enfchaftlicheSpannung
,hi e S i e wecften, mich i h m ,
h em fremhenSlrbeiter, gegenüber wie ohnmäch tig machte . Sch fühlt emich fchwach in h en Slrmen unb Rnieen
,wenn ich bei
i h m war,unh ich weint e im Sraum nach Sh n e n ,
wennich fchlief. SBenn man in hie näch tlich en Sräume einer
Slienfchenfeele hinabfehen fönnte, würh e man fie in ihrenSl3 ih erfprüchen unb geheimen Slengften vielleich t oftmaleverftehen . Sn meinen Sräumen vermifchten fich mir beiheG eftalten fo unentwirrbar miteinanher, haß ich nur einen
gu fehen glaubte, hen i ch lieb te, bae aber waren S ie.
S ie waren ee,h em ich feinen Sorver lieh, unh S ie flehte
ich an, mir von Shrer Siehe gn fprechen, mir G ewißheit
unh Salt gu geben fortgnwerfen, wae S ie aue äußer
lich en Stu cffi chten fo fremb unh formlich gegen michmacht e unh S ie waren ee, her nich t gu mir rehenfounte
,weil er taubftumm war .
S amale mürbe ich Sifelotte mein gangee b erg aue
gefrhüttet hab en, unb vielleich t hätt e fie mich geret tet .
Siber Sifelotte hatt e mich verlaffen. S ei t einem S)tonat
war fie in Starie, um frangöfifch fprechen gu lernen . U nb
fchon fett vielen Sltonaten weilten ihre G ehanfen nich tmehr bei mir . Sch fühlte, haß fie vor mir etwae heim «
[ich hi elt, unb bae macht e mich felbft verfchwiegen . SBir
waren gueinanher nicht mehr gang unbefangen, unb wennwir gufammenfaßen, fprachen wir manchmal vom Srühling
,her hraußen auefchlng, auftatt von une . U nb in hen
Sruhling reifte fie hinque ‚hort blüht ee fchon längft !‘
fugi e fie mit lenchtenhen Slngen unh ich blieb traurigunh allein gurücf unh ftarrte aue meinem S chweftern:
fiubchen in hen breiten S pitalhof hinab, heffen Sufchwerf
fich mit jungem G rün behecfte.
Sn her Stach t, in her S ie fo unerwartet h i e Steben
ftuhe am großen Spphnefaal betraten, hat er mich ge
hergt unh gefüßt . Stur hi efe Stüffe habe ich in meinem
gangen Sehen von einem SJtann empfangen, nur hiefe
.ßänh e hab en mich berührt unh geliebfoft unb hochwar hie SBirfnng fo groß, fo entfeßlich, wie nur S chaube,S chmach unh Safter fie nach fi ch giehen fönnen.
„Gine S efunhe lang fam ee mir wie etwae U nmoglichee
,etwae SBahnfinnigee vor, haß S ie unh er in gwei
getrennten SBefen unb G eftalten ha vor meinen Slugen
ftehen fonnten. SBae ich ohn e inneren 8wiefpalt wie eineuntrennbare
, geheimnievo lle Ginheit empfunhen, bae riß
plößlich mit gräßlicher Ginhringlichfeit in gwei Sragen,gwei U nnatnren aueeinanh er‚ hi e ich in meinem eigenen
Snnern getragen haben folli e . Sch fah allee grell, h eu tli ch
,mitleibeloe, wie ee war . Sch fah mich felb ft ale
S irne, erfannt unh gebranhmarft von hem,hen ich liebt e .
Sch glaube nicht, haß ee irgenh ein Serbrahen gibt, baeeine folche Sltinute h er @ölle unh her Gwigfeit nich t
fühnte. Sch glaube nicht, haß ee irgenh einen Sltann
gibt, her fich hineingnverfeßen vermöchte in bae, wae ineiner folchen Sltinute ein SBeib hurchleihet.
„Slber ee wäre nnßloe, ich t noch bavon gu fprechen .
Sch möchte nur hingufügen, haß meine Q ual unh S elbft
erniehrignng mich nur noch unlöelicher an S ie f et tete
S er jähe Sterluft h effen, wae meine gange Sehenehoffnung
auegemacht, erhöhte Shren SSert noch taufenhmal für
mich unh glorifigierte S ie förmlich in meinen Slugen . Se
abfcheulicher ich mir felber portam,beffo großer unh ehler
erfchien mir jeßt hie Surücfhaltung, mit her S ie mir be
gegnet, hi e S elbfibeherrfchung unh Stuhe,mit h er S ie
auf Shre Seit gewartet . Sltich hürftete jt nach ShrerStähe in anherer SBeife ale bieher, mich hürftete nach
Shnen wie nach h er G egenwart h ee Steinen unh ©ohen,heffen ich mich unwürhig gegeigt hat te.
Sltit ein er ftumpfen Sergweiflung im „b ergen, apathifch unb gerbro chen, verfah i ch in her nächften Stach tmeinen gewohnten S ienft. S er Saubftumme hatte am
Sage einen fchlimmen Slnfall gehab t, unb follte alle gwei
S tunh en eine S ofie S igitalie erhalten, um hi e gefunfene
©ergthatigfeit anguregen . Sie gu hem Slugenblicf, wo ichbei ihm eintreten mußte
,um ihm h ie Slrgnei gu reichen
,
war er aue meinen G ebauten wie hinweggelofcht gewefen.
Seht, ha mein Slicf auf hen S chlumm ernh en fiel, fliegin mir ein G efühl wilhen .ßaffee auf. U nb fo milh unbungegügelt h iee G efühl auch war, ee lag für mich etwae
©elfenh ee harin : ich hörte wenigftene für einen S)tomentauf, mich felbft gu befrhimpfen unb gu verunglimpfenich entrüftete unb empörte mich wih er ein en anh eren.
Slielleieht war bae Grfte bae S)toralifchere, aber h iee 8weitewar ficher bae Statürlichere für mich, henn im G runhe
fehlt e mir ja hoch bae rich tige Sönlbbewußtfein. Slber
in meinem b aßlag gugleich auch ein fonherbaree falteeGntfeßen : ee mußwohl h er b aßgegen hen gewefen fein,hem man rettungeloe angehört, rettungeloe, ale fei man
hem Seufel felbft verfchrieben. S enn bae ift bae G rauenvo lle unh Unbegreifliche : haß ich mich gugleich vor ihm
fürch tet e . Sch fürchtete mich vor feinem e uchen, vor
feinem S licf, vor her Stühe feiner @anh, hiefer weißen,fchmal geworbenen . Sch fürchtete mich wie jemanh, hergelähm t unh vernich tet am Soben liegt unh f eine, auchn ich t bie leifefte Sewegnng her S elbfthilfe machen fann .
Se monftröfer, j e ungeheuerlich er mir bae G efchebem vorfam
,eine hefto übermenfchlichere G ewalt mußte ja von
ihm auegegangen fein, um ee gn erflären.
Sch ftanh wie im S tarrframpf am Sett, mit an
gehaltenem Sltem unh h em eingigen bie gnr brennenhen
S ehnfucht gefteigerten S53unfch : ‚S ei n ich t ha ! S ei nich tha ! Sßach nich t auf ! Stach nich t auf !
‘
Sie Sei t verftrich langfam,ee blieb totenftill ringe
um,nur hie unh ha ein fchwerer, ftöhnenher Sltemgug
ober ein Slufhuften im großen S aale nebenan .
S)teine Singer umf lammerten bae Släfchchen mit hen
lebenftärfenh en Sropfen, bie fie falt unb ftarr wurben .
S a regte er fich .
Sch flog gufamm en, unb mit eifigem S chrecf im
@ergen, mit trocfenm Sippen unb weitgeoffneten Slugen
fah ich auf ihn hin .
„Slber er bewegt e nur,wie fuchenh, hen Slrm ein
wenig, hann fan! er wieher gurücf .
Sliein .i>erg begann in milben S ch lagen gu fchlagen,meine sBulfe flogen . 8itternh en Snßee, ale gelt e ee jeßtnur noch f leine Snftrengung, um mich aue Soh eegefahr
gu retten, fchlich ich hinaue . S ie S tunhen verrannen
,
eine nach her anheren .
D h iefe Stach t ! SBie fteht fie vor mir,in mein
G ehachtnie hineingebrannt, mit einer jeben ihrer enh
lofen S tunh en ! Sch irrte an feiner Shür vorüber, mehr
ale einmal lag meine .ßanh auf h em Shürgriff, aber ichöffnete fie nich t wieher. S onherbar unb wie in einer
geiftigen S törung wurbe ich von gwet einanher wiher
fprechenhen G ehanfen gleichmaßig entfeßt unb gepeinigt .S er eine rannte mir immerfort gu z ‚Gr ftirbt ! Gr liegt
hilfloe unb leihet. Gr ringt nach Sit em,er erfticft ! S iehft
hu nich t,wie fein e Stägel fich in bae Setttuch einfrallen ?
U nb h ie Slrgnei in h einer ©anh heheutet fein Sehen !‘
S er anbet e G ehanfe aber,bae war wie SBahnfinn, bae
war wie ein höhnifchee G eläch ter : ‚Gr fann gar nicht
fterben, nie unb nimmer fann er fterben ! .fi at er nich tG ewalt über fich unb h ich ? S8ährenh hu h ich quälft, liegter ha unh läch elt .
‘
Sch weiß nich t, welch e von hiefen beiben Sorftellungen
Slle h er Sltorgen herauffam, fanh man mich neben
feiner Shür befirrnungeloe auegeftreclt, bae Släfchchm inher .
‘
h anh .
Gr war tot .
„Sin ich gu ihm hineingegangen,habe ich ihn fterben
fehen ? .ßabe ich ihn fchon ale Seich e erblicft, ale er ftarrhalag ? S inh bae ‚ nur S ilber unb Siebergefichte, h iemich angftigten unb aufjagten, wahrenb ich in fchweremStervenfieber woch enlang gwifchen Soh unb Sehen fchwebte
‘3
Sch weiß ee nich t .
Sl le ich wieher gu f larem Sewußtfein erwachte, faß
Sifelotte an meinem S ett . Slaß unb mager fah fieaue
,ale läge auch hinter ihr Rampf unb Rranfheit, aber
ihre lieb en Slugen blicften fo verftänhnietief, mit fo vielSltitleih unh G üt e in hie meinen
,haß ich gum erften G lüäe
gefühle wieber fam ,ale ich mich an ihrem ©alfe aueweinte.
Sie war nich t nur fofort herbeigeeilt auf bie erfte
Stachricht von meiner Grfranfung, fie begleitet e mich auchauf bae fleine G ut nnferee alten Snfele, wo ich michin hen S ommermonaten erholen fo llte. G ewiß hat ihreSlrt
,mich mit ftummer Siehe gu umgeben
,bae meifte
hagu gethan, haß ich wieher gefunb wurbe . Slber meinerS ehnfucht, mich gegen fie auegufprechen, fam fie nichtentgegen . Ginmal hee Slbenhe im G arten
,ale wir gu
fammen faßen unb meine .b anh fich in hie ihre fchlich,ha umfaßte fie mich plößlich mit ihren Slrmen unb fagte
gang leife, gärtlich unb einbringlich
Ghrifta ! {galt mich nicht für fremb unh falt ! Schverfteh allee, ich weiß a llee ! Slber hu mußt fchweigen !
SSir alle müffen ee. Später wirft hu ee felbft einfehen
unh h ich freuen, baßf ein gefprochenee SBort bir auf herS eele brennt . S u hoffft Grleichterung bavon, aber ee
ift Selaftung. Suale hich nich t um vergangene G ehanf en unb .
‘
hanhlungen, gib h ir bein eigenee Stech t gua llem, wae hu gethan haben magft, aber henfe, haß auchbie SBelt nach ihren eigenen G efeßen lebt unb leben muß .
Sn nnfere tiefften $; ergen hat fie nich t hineingufehen .
U nb in Segug auf unfer tiefftee unb verborgenftee Gmpfinhen gehört auch noch her liebfte Sltenfch mit gur ‚SBelt
‘
.
Su bift hir nich t fchnlhig, her S8elt gulich e gu leben,aber £;altung bift hu hir fchulh ig. U nb wenn hu hich
quälft unb wenn fie hir fchwer fallt, fo nimm fie gum
freiwilligen S3reie für bae, wae hu hir vorwirfft.‘
S o ungefähr fprach Sifelotte Sltochte fie fich aue
meinen Sieberphantafien, moch te fie fich aue ihren eigenenSlhnungen ein en falfchen S achverhalt gufammengeftellthaben
, jehenfalle mißverftanh fie mich im b auptpunft .
Slber hennoch f lammerte ich mich an ihre SBorte wie aneine Stettungeplanfe‚ hie ein em Grtrinfenhen gugeworfenwirb . S8eniger hee t alte ihrer SBorte wegen
,ale hee
halb,weil h iefe überhaupt eine Sorfchrift, eine S8eifung,
einen Stat enthielten . Slue h er Slngft unb ganglichen Serwirrung meinee Snneren wuche bae ftarfe Siehürfnie, mirein Sterhalten vorfchreiben gu laffen . S enn gu hem ein
gigen Serhaltw ,bae i ch mir anfange gagenh felber vor
gefchrieben hatte : befennen, nich t Sifelotte im Siertrauenbefennen
, fonhern eben geruhe her ,SBelt‘
,
‘
von her fie
fprach, hagu fehlt e mir her Sltut .
„U nb fo hört e ich aue allem nur bae ein e heraue,haß ich fchmeigen hurfte, wo mir bae S prech en fo un
fäglich fchwer fi el wenn ich hafür auch fchweigenmußte ihr gegenüber
,her gu befennen mich fo inbrünftig
verlangt hatt e . Se größere S elbftüberwinhung bae G e :
heimnie gwifchen une mich foftete, hefto rich tiger, beffogerecht er fam ee mir vor
, fie gu uben . Sch griff gierigauf, wae ein er freiwilligen S ühne glei ch en fonnte.
„Sifelotte fegt e ee im ftillen burch, haß mein Snfelmir hen Storfchlag mach te, bae Stranfenhaue gang gu verlaffen unb bei ihm gu bleiben . Slle ich barauf Sifelottemitteilt e
,mein fefter Gntfchlußfei ee gerahe, mein gangee
Sehen her Rranfenpflege gu wihmen, ha meinte fie . S ie
jagt e nur traurig : ‚SBenn hu fo fuhlft, mußt hu freilich
fo hanheln, Ghrifta.
‘
Sltir graut e vor meinem eigenen Gutfchlußwie vorh em lebenhig Segrabenwerhen. S och eben beehalb meinteich , ihn auf m ich nehm en gu müffen . SSie f ounte ee
anh ere fein ? Sch vermoch te bae, wae gefchehen war, nur
mit h e n Slugen gu betrach ten unh gu beurteilen, bie une
mafchine geworben war, bie man jehen Sag nur frifchanfgngiehen braucht .
U nb jt frage ich mich, warum mir im Sinfunghiefee S chreibene bae Sßort ,Sltitfchnlhiger
‘entfchlüpfte.
Ge mußSBorte unb Gmpörungen geben, hie fich in nnfere
Sraume eingnfchleichen wiffen, ohne haß wir ihnen imSßachen ein Stecht gugeftehen. Sch nehme hiefee SBort
gurücf unb lege mein Sefenntnie ale bae her allein S chulz
bigen in Shre .
‘
hänhe, ale in bie c ince Slienfchen, her ee
offenbar beffer verftanhen hat ale ich, fi ch rein unb feft
gn erhalt en in hen SBirrniffen unb Sterfuchungen, hie une
umgeben .
Sch will ni cht rütteln an her Sterehrnng meiner
Sugenh .
S ie finh emporgeftiegen, unb i ch bin gefallen im
Sampfe hee Sc hene .
„Ge mußte wohl fo fein.
G h r i ft e l v o n S r i n f e n.
D er Sapegierer arbeitete fchon feit S tunhen im
@ochparterre hee alt en Samilienhotele . Sln hen Stoll
jaloufien h erjenigen S tuben, h ie in hen fchattigen G arten
hinauegingen, wurben Slenberungen angebrach t, ham i t fie
beffer funf tionieren möch ten hergleichen war hier giemlich oft notwenhig in biefem altmohifchen G ebäuhe. Sa
für lag ee aber auch fo behaglich, einem ruhigen G artenhaufe ähnlich er ale ein em {h o tel inmit ten Sltiinchene‚ unh
wer hier wohnte, her blieb gern unb lange,bae f onni e
man hen Simmern anfehen . Saffantengimmer warenbae nich t .
Sefonh ere h iee eine, wo jt feine Seiter am Senfterlehnte : hie Slrt fchon, wie her breit e bequeme S chreibtifch ftanh , mit ein em Sell barnnter, unb hann hiefer
glücfliche Ginfall, bae Sücherregal, wofür fich f ein rechterSBanhplaßmehr gefunhen hatte, von h er fchmalen 8wifchenwanh her beihen Senfter aue m it ten ine G emach hineinragen gu laffen bae ergab gwei Stifchen mit f ongentriertem Sich t unb war gar nich t übel : etwa für eintherrengimmer h er nächften beftellten S8ohnungeeinrichtungin fnapp bemeffenen Siänmen.
S em S chreibtifch gegenüber befanb fich am<
{yenfterein großer S effel von ftarf abgennßtem S trohgeflech t,auf hem nieheren
<lilfchchen havor lag neben hem fehr
fimpeln Stauchgeug ein e Sieitgerte. S arüber hing en, mitblanten Steißftiften befefiigt , mehrere Shotographim
fchöne jugenh liche S)täh chenföpfe.
S er Sapegierer ftieg von fein er Seit er unh fammeltebae .b anhwerfegeug gufammen, bae er auf hem Soilettentifch am Settwanhfchirm gerftreut hatte . S a war näm
lich S3laß genug hafür : nur ein eingiger Ramm, nachläffig in eine Gcfe gefchoben, beutete auf hie Sieftimmungher Soilette hin . Gin eitler S)tann fonnte ee nich t fein,her fi ch morgene vor ihr frifierte.
S chräg über hen G ang ftanh h ie Shür gum legt en
Simmer auf, wo ee noch gu arbeiten gab einem prächtigen Gcffalon. Gben erft fchien ee befehl gn werben :
noch lag eine Suchtenhanh tafche auf hem Seppich unb
nur bae Steifenec effaire war fchon herauegegogen unb aufhem Sifch geöffnet worben . S ae Slbenh licht her S onne,bae rötlich burch h ie blühenhen Raftanienwipfel hraußenhereinfiel, blißte unb flimmerte auf her filbernen Gin
faffung all her gahlreichen S ofcu, Srpftallflacone, Sürftenunh .
‘
h anh fpiegel, hie ha hurcheinanher ftanhen .
gwifchen ihnen lag ein e .
‘
h anhvoll langftengeliger,
fchwer huftenher roter Stojen .
Sn biefem Slugenblicf fam ein leich t er, fefter S chrit t
hen G ang hinab,mach te unweit her Shür ©alt, unb ein
jungee Stabch en warf einen flüch tigen Silicf auf bae S tillleben auf hem
c‚t ifch . Sa, ee war wohl ein jungee Stäbchen,
ein rech t jungee fogar, unh baßee nicht fo auefah, famwohl von her Stah fahrtracht mit hen Stumphofen her .
S ie nahm hi e lleine Sltüße vom hunfeln, furgge
fchnittenen .fi qar, gog einen S chlüffel aue her Safche unbale fie ihre Simmerthür unverfchloffen fanb, fagte fie
noch in halb fragenhem Son gum Sapegierer hinüber,hem fi e habei freunblirh gunicf te
Sei mir ift’e wohl fchon fertig
SIber her s)Rann, her gerahe fein e Seit er neu auf
ftellte, vergaß vor laut er Sterwunherung gu b ejahen ; bennhie S tube, bie fie offenbar bewohnte, bae war ja bae.fi errengimm er
”brüh en !
Sngwifihen trat in bie Gcfftube ber @auefnecht miteinem Soffer auf h er S chult er unb halb hinter ihm eingroß gewarhfener junger Sltann ein
,h er fich h en Soffer
gleich auffchnallen ließ unh fich hann über bie Slaconeauf h em Sifch hermachte . S er Sapegierer oben auf herSeiler
, heffen Slnwefenheit mit vielen Sßorten vor h emneuen Slnfömmling entfchulh igt wurbe, mußte in fichhinein lachen : er ware hoch nun wirflich hafür gewefen,haß h iefe beihen .
‘
h otelgäfte ihre S tuben unb auch ihreS ach en taufchten ! SBenn bae fo weiter ging, hann f ounteman in h iefer verfehrten SBelt halb bie SSohnuugen her
Srauengimmer wie bie her Sltanneleute einrich ten, unb
auch umgefehrt.Slue hem Sllfoven, in hen her f leine S alon über
ging, fam ein feiner, leich ter Sufi nach fehr g uter S eifeunb unaufhringlich parfümierter Grfrifchungeeffeng unb
mifchte fi ch mit hem füßen Sltem ber Stofen auf hemSifch . S er .fi err trat vom SBafchtifrh gurücf, wechfelteben Stocf unb fließ bie G laethür auf, bie von hier birettauf ein e breit e, an mehreren G emächern entlang lanfenheSeranha hinaueging.
Gin paar S teinftufen fuhrten von hier in ben G arten .
Unter hen großen Saftanienbaumen fah man hie unh haSBinh lampen erftrahlen, an einigen Sifchen hatten G afle
So n Sl n h r c a b S a l om é‚ ‘Dtcnfch cntinb cr. 6
ee fi ch fchon gum Slbenbfchmarß behaglich gemach t . Slnhere
faßen auch weiter ab auf hen gwifchen blühenhem G e
fträuch verftecf ten bequemen Stohrbänfen unb plauberten
in her lich ten Sltaihämmerung.
Sln hem her sl !eranha nächftftehenben her hellerleuchteten Sifche, an h em gwei eingelne junge Seute fpeiften,erhob fich her eine von ihnen etwae mühfelig unh fam
leich t hinf enh bie S teinftufen hinauf.S inh S ie fert ig, Slleg ? SBae faumen Sie henn,
allee wirb falt unb gefchmacf loe,”bemerfte er unb nahm
ben Steuarigefommenen unter hen Slrm . Sch glaube,
.finnt gefällt ee gang gut hier unh Shnen ?”
Sa, auch mir,
nicfte her . Ge fcheint ja auchein gangee Sahehaue mit allen moglichen fanitären Stor=
rich tungen habei gu fein, vielleicht befomm t her langeSlufenthalt hier Shnen rech t gut
, Serhinanb, fügte erhingu, währenh er ihn an h en Sifch gurücfführte.
Slch, mir ! Sch halt’e hier hoch nich t mehr lange
aue ohn e S ie beihe Sltir wär’e fchon am liebften, ichbrauch te f einen anheren Slrgt auf hem Grhenrunb ale
S ie, Sl leg.
”
S er britt e junge SJtann am S ifch hob hen fein enblonhen Ropf unb lach t e mit gutmütigem Spott .
S ch öner Slrgt bae !”
fagle er . S ie jorgen wenigftene hafür, haß einer auf hem Grhenrunb ihn haran er
innert .
S eelifch mein t’ i ch ’e
,
” murmelte <
{ferhinanb.
Slleg aber erwiherte heiter‘:Belacht ee mir nich t, bitte euch . S ae große S taate
egamen abfolviert alfo ! U nb erinnern thu’ ich mich
felber hran : wenn jemanh hermaßen feine<»Zragheit unb
„Seine Slhnung. S8ie follie bie henn hierher fommen ?
” meint e er.
G ang einfach höchft einfach : S ie ift Shnennachgereift. Sch begreife nur hiefe G eheimthuerei garnich t
,
”
fließ Rnut fichtlich erregt hervor „wir finhhoch unter une .
”
Sch weiß von f einer S8i twe, behauptet e Slleg phlegmatifch, „ee war ha freilich eine Sßitwe im Slorentiner
.fi otel, aber wiefo foll bae meine SBitwe gewefen feinS ie müffen wiffen,
”wanhte Rnut fich an Serbi
nanh, „ er faßh en gangen Sag mit her SBitwe unb h e
monftrierte ihr mit feiner verfluch ten S3hilofophie bie Stotwenbigfeit, ha ihre Ghe ihr hen G efchmacf an einer
SBieherverheiratnng genommen hatte wae er hod)grabigb egriff fid) gum minheften ein en G eliebten gu nehmen .
SBar ee nicht foS och wohl nich t gang. Slleg fah jt auch in ben
G arten hinein unb fügte hingu : Sie ift ee wirf lich .
Stielleicht irgenh ein 3 ufall. Sch fühle mi ch unfchulhighran . S enn felbft wenn S ie nich t fchauh erhaft über :
trieben, li eber Rnut, fo bewiefe bae hoch nur mein eS elbftlofigfeit, nich t wahr ?
”
Sinnt fchob ihm plößlich bie @anh hin :
„Shr Gruft ? S i t te, feien S ie hoch eine halbe S)tinute
cruft ! S ie haben f ein Sutereffe für bie fchöne SBitwe ?”
Sl leg lach te leije auf. Gr mad)te große Slugen.
Sntereffe wie S ie ee meinen : nicht bie Spur,fagte er unb fchlug ein .
linnt fah verlegen aue .
S ae ift aber hoch verrücft ! rein verrücft !” mur
melt e er, „unb ich — ia, wae faßen S ie henn bei ihr
Sl leg antwortete nicht . Gr rauch te nachhenflich vor
fi ch hin . Rnnt bearbeitete nervöe ben Rice am Sobenmit fein em S tocf . S ann ftanh er auf unb fah fich um .
U nb mit einemmal war er im ©intergrunh hee Gartenein her Stichtung feiner beharrlich en S lide verfchwunhen.
Serbinanh fragte nach einer S8eile
„SBar ee benn wirtlich nich te mit her S8itwe ?”
Sl leg fchüttelte ben Ropf.
G ar nicht mein G efchmacf . Slber fie war menfchlichn ich t unintereffanh Sltußman bei allem unb j ehem wieein Staubvogel fein ? Sin a ller G ier iff etwae .
‘
Öäßlichee .
Rnut ift harin; fo nun,ich bin nich t beffer.
”
S och. Sch glaube, S ie wären ee jehenfalle, wenn
S ie nich t geruhe Salt e wären . Sch meine, wenn ee
anefi chtevoller, erfreulicher wäre auf baltifchen<=Befißungen
für einen Stichtruffen. S o finh Sie eben gum SBanh erergeworben aber hoch wunhern Sie fchöner unh genußreicher ale wir anheren, Slleg,
”
jagte Serhinanh .
Sa, ee hat feinen Steig. Stämlid) bae S treifenvon Sehen gu Sehen allee nur ftreifen : aber, wennmöglid), nid)t gang fpurloe. S iefe SSitwe gum Seifpiel
h ie mich ale Sltann falt laßt wirb in ihren fünftigen
.fpanblungen unb G ehanfen etwae burch m ich, burch nnfere
G efpräche mitbeftimmt werben .
"
Sl leg bücfte, währenh er bae außerte, h en ftopf. Gr
hat t e eine Gcfe hee Sifchtuchee von her gangen Starmor
plat te gurücfgefö lagen unb geimhnete mit hem Safchenblei
ein gartee SJtahonnenföpfchen hin .
Serhinanh beugte fi ch vor .
„S ie SBitwe ?”
fragte er.
Slber, Slienfch ! wo haben S ie Shre Slugen ? Sae
f leine liebe Sltabel hort am Sifch rech te. S ie fißt gwifchen
gwei alten, graubärtigen ‘Sapne‚ wie eine lleine .Söolg
fchnittmahonna gwifchen gwei Sirchenheiligen.
Serhinanh fchob feinen S tuhl unauffä llig etwae gurS ei te unh fchaute aufmerffam hin .
Gin entgücfenhee fleinee‘Brofil hat fie, heftatigte
er, „wie genau S ie bae ab er getroffen haben ! U ebrigene
fteht h er füße Sltunh ein bißch en albern offen . U nb b ie
feftgeflochtenen 3 öpfdnn runh um hen Stopf geben ihrwae rührenh ‘Brim itivee . SSirflich nich t übel gwifchenhen beih en G raubärten.
Stom CSifch h er, an hem bie brei Serfonen fo ch en
ihre Slbenhmahlgeit beenheten, fchaute ein breitee‚ lautee.bamburger S eutfch . Stur bie f leine Sltahonna, bie höchftene
fechgehn Sahre göhlen moch te,blieb gang ftumm .
Slleg, her weit er gegeichnet hatt e, aber immer wiehermit fein en hunf c ln Slugen, bie auegegeichnet fein unb
fcharf gn fehen verftanhen, hinüberfah, bemerfte plößlidySch hab
’ einen Stipalen . S o unfchulh ig unb liebhumm ficht fie aue unb fofettiert hoch fchon. Slber wie !
Sch glaub’
fogar, ha ift fchon ein Ginverftänhnie .
”
S1tit wem benn ?” Serh inanh ftrengte feine furgfi chtigen Slugen an . Gr fah wohl, haß bae junge S ingeinmal wie gufällig hen .ltopf gur S eit e wanbte, unb
haß fie hann lebhaft errotete. Siber vielleich t fühlt e fie
fid) von ihnen beobach tet . Sluf h er anheren S eite, übereiner Sant? im fafi hunfeln G ebüfch, gewahrte man nureinen hellen G limmpunft, fehr f lein, wie von einer Sigarette .
S er Sellner fam heran unb begann bie Sifche ab
guraumen. Gin fühler Slbenhwinh ftrich burch bie Ra
fianienfronen unb warf S lütenfchaner nic her. Slle Serbinanh leich t fröf
'
ielte unb fich nach feinem U ebergiehaumblicfte, gog Sl leg bie U hr unh jagte
G ehen Sie lieber jt auf Shr°
8immer. SBir finhhoch nich t hergefommen, um Shre G efunhheit auf bie
Srobe gu ftellen. Storgen ift auch noch ein Sag.
”
Sch geh’ ungern
,
”erwiherte ber anhere, erhob fich
aber gleich 1ch bli ebe am liebften mit Shuen bie gangeStacht auf. Slber S ie b leiben hoch noch ? S icher ?
”
Slleg niclte.
S icher noch mehrere Sage . Sch wenigftene. Stuntvielleich t nicht bae weiß ich nich t
,
” entgegnete erunh hrücf te bie blaffe, fränflich falte ©anh, bie fich um
feine warm en, fchmalen Singer fafi llammerte, „gute
Stach t !"
SSahrenh Serhinanh fi ch langfam mit feinem etwae
hinfenhen S chrit t entfern te, fahen bie brei am anheren
Sifch nnwillfürlich hin ter ihm her. S ie beihen alten
@erren gleichgültig, her lleine Stahonnenfopf mit einerleich ten Stengier, bie Slleg plößlich abftieß.
S ennod) ftanh er auf unh wählte außerhalb hee
hellen Sid)tfreifee her SBinblampen feinen Slaß fo, haßer h en Sifch im Slnge behielt unb auch her glimmenhen
8igarette im hämmerhunfeln G ebüfd) naher fam .
G ang beutlid) fah er jeßt, wie bie Slide vom Sifcheaue immer horthin flogen . S en Dherförper beejenigen,hem fie wohl galt en
,fonnte man hinter hen Slieher
gweigen nich t erfennen, hoch eine .‘h anh ftrecf te fich ein
mal gang lang vor unh hob fid) etwae eine gang felt
fam fleine .‘h anh unb nun mad)te fie nach hem Sifehe
hin ein 8eidwn.
U nb bae Stahonnengefi®tchen fenfte fid), mit fd)amigem Slot übergoffen, aber ee lad)elte habei verlegenunb verftohlen . Slößlid) entfchlüpfte Slleg
’Sippen ein
fchmacher Sant her Serbluffnng.
S ie beiben G raubärte rüfteten fich gum Sufbruch,bae Sampenlicht fchien baburch unbehinhert über henRieeweg bie gur Sant. U nb ha erblicf te man bentlich
gwei lange Stah chenbeine in fchwargen S trümpfen vor
hem Sliehergebükh. S ae alfo war her „Siivale
”
QSroßhem behielt für Slleg
’G efühl bae
'
v'
öif rhm beobachtete S piel etwae S eltfamee, Rolettee. S ogar ic h t,wie feine lleine StahonnaBnen grüßenben Slbfchiebeblicfnach ber glimmenhen 8igaret t e warf, fah fie weiblid) be:
fangen unb habei liftig aue. Sn ihrer Serwirrung ver[or fie hen einen ihrer ©anhfdmhe, ber neben ihrem S tuhleliegen blieb .
Su gleid)er Seit en tfernten fi ch noch mehrere G afle.Gingc lne Sampen wurben verlofdfi. G ang ftill wurbe ee
im G arten . Slle bie legten Sd)ritte fich entfernt hattenunb her Rellner mit hem
'
f lappernhen G efchirr um bie
Gcfe bog,vernahm man fußunh weid) hen beginnenben
Stachtigallgefang.
Slleg rührte fich nicht. Slnch fein „Siivale bliebregungeloe auf hem Slag .
S ie ahnten einanher mehr,ale fie fich wirtlich fehen
fonnten . Slber hoch war irgenh etwae U nanegefprochenee
gwifd)en ihnen,bae fie aufeinanher begog . Slleg fam bie
Gmpfinhung, ale warte ein j eh er von ihnen auf ben
erften Slufbruch hee anheren.
Gin ftarferer S3inhftoßwehte S ufi unh Slüten aufbie G artenwege nich er. Sie Stad)tigall hörte auf gu
fd)lagen. S ie verftnmmte ebenfo ploßlich, wie fie ihr
Sodlieh begonnen hat te .
Slleg erhob fi ch unh fchritt langfam gum Sifch,neben hem her f leine ©anh fchuh am Soben lag unh aufh em bie Sampe nod) brannte .
S a,wie er fi ch eben bücfen wo llt e, um h en .Qoub
fchnh aufgnnehmm , ftanh blißfchnell‚ wie aue her Grbe
gefchoffen, jemanh neben ihm . Gin fchlanfee huntleeStäbch en im fnabenhaften ltoftüm ; ein paar wunher :
volle braune Slngen fahen ihm voll Spannung ine
G efi cht.S ie ließ ihn ben .
‘
banbfchuh ruhig aufnehmen, hannaber ftrecf te fie bie ©anb banad) aue
Sitt e, geben S ie mir hen !”
S ie ftanben einanher gegenüber unb ftarrten ficheinen Slugenblicf fchweigenh an . Sann fragte Slleg mitleid)ter Serbeugung :
S ie tennen bie S ame ?”
U ngehulh ig fchüttelte fie hen Stopf.Stein . Gben brum. Sch mo ch t e fie tennen lernen .
Gr lachelte fluch tig.
Sielleicht bin ich in h erfelben SageS ie fnitterte ihre 8igarett e gufammen unb warf fie
in weitem Sogen fort . S ann fah fie ihn forfchenh an,mit Slngen wie ein U nterfnd)ungerid)ter
SBer finh S ie hennGntfchnlbigen S ie er verbeugt e fich wieber
unb ftellte fid) vor Saron Slleganber Srefenhof..‘h ier ift ber begehrte b anhfdwh, mein gnahigee Sränlein . Sch tröfte mid) gern ham i t, haß ich mit feiner
©ilfe Shre Sefanntfchaft ma chen hurfte.
Sie griff haftig nad) hem ©anbßhuh unb gu cf te fpottenh bie Sl chfeln.
t guter G efchmad!” warf fie nur fo hin, unb
fort war fie .
Slleg faßam anheren Sage in her offenen G laethür
gur Seranha. Gr hielt ein Sud) auf h en Snieen, hochlae er nich t harin . S ein e Slide fd)weiften immer wieher
aufmerffam in ben G arten hinab, wo fein Stival” von
geftern abenh von m ehreren jungen Stabchen umgebenbafaß. Sie lleine Stahonna war übrigene nich t harunter
S ein Stival hieß @ane fo horte er ihn rufen,unb fogar im Sremh enbuch ftanh er ale „b one ©oltema
”.
U nb nun faß er alfo unh hielt förmlich .fi of oberrichtiger : er machte ihn, henn bie jungen Stäbchen be
hanhelten ihn gang ale Gourmacher.
S ae Sroblem ©ane”intereffierte Slleg lebhaft, er
war; nid)t rech t bavon übergeugt, ob wirflid) nur etwae
b armlofee hahinter ftede. Slle b ie jungen Stäbchen fich
jeßt nach hem Sluegang begleiten ließen, legte er feinSuch hin, warf und) einen S lid hinter fi ch in hen Gdfalon,wo Serh inanh auf feinem S iwan lag unh fchlief, unh
flieg hann in hen warm en hellen G arten hinunter .
Stie @ane”
gurüdfehrte, begegnete er ihr gefchidtauf ihrem SBege. Gr grüßte fehr befliffen unb wagte bie
Srage
Stnn, mein gnahigee Sranlein, hat her @anbfchuhfeine S chulbigfeit gethan
S ie erwiherte ben G ruß ,antwortete aber nur
Ge ift fo fellen, haß man junge S amen fo allein
ftehenh antrifft fühlen S ie fich nicht einfamGrnfam ? Sch habe gn thnn. U ebrigene ift bae gu
nnferer Seit auch nich t felten mehr . Slber ich habe foviel gn thun, haß fie brach ab unb fügte mit faft f inhlichem S to lg hingu : Sch bereit e m ich gum Slbilurientenegamen im b erbft vor . Sa, mein G ott, ee ift fpat
hagu,”bemerfte fie fchnell, feinen erftaunten Slid nich t
verftehenb, „ ich werbe halb einunhgwangig Sahre alt.
Slber man fommt nich t immer gleid) gu hem, wae man
erflrebt.”
SSollen S ie flubieren ? U nb wae ?”
fragt e Slleg,hem fie plößlich gang anhere vorfam ale geftern, fafi wieein Sinh .
S ie nidte.
Surieprnbeng. Um eine Shvofalur fur weiblich enSted)tefchuß gn errich t en
,
" beri ch tete fie fchnell , ohne
8ögern.
Gr verbiß ein Sachdn. Slber er antwortete nich te .
Unmöglich war fie hoch nur ein lich ee, naivee Sinh .
Stein,bae fid)er nich t ! Shut fiel ihre Semerfnng von
vorhin ein, unh nad) fnrger Saufe fragte er langfam :
Sch möch t e wohl gern wiffen, wae S ie meinten,
ale S ie vorhin behaupteten, wae junge Stähdwn brauch en,empfingen fie am heften von ihreegleichen S urf ichee nid)t wiffen ?
”
Sie hatte ihn gerahe grüßen unb ine b aue hinein
gehen wollen ; jeßt blieb fie flehen unb entgegnete un
fchlüffig unb gebehntS ae D
,bae ift ja fo wichtig unb fo feltfam
ein G eheimnie .
Gm G eheimnie
S ie fchaute ihn an, ale mefie fie in G ehanfen feineSegriffefahigfeit. Shre Sippen öffneten fid) ein wenig,wie wenn fie fprechen wo llte
,hann fchüttelte fie plößlich
hen Stopf mit einem tiefen, hnnfeln Slid.
S ae fagt man f einem Sremben . Sch fonnl’e
ohnehin nich t . S amit ging fie ine b aue .
Sl leg blieb ftehen unh fah ihr nach . S ie G elegenheit
,ihr hin unb wieber gu begegnen, fonnte er hier im
G arten leicht anffnchen, aber bae hing rein vom 3 ufallab . Gr wollte unter allen U mftanhen eine Stöglichfeit
finben, fie eingehenher gn fprechen, fie beffer, nich t unterSehenearten unb Somplimenten, fennen gu lernen . Song
fam fli eg er bie Seranba hinauf. Storgen wo llt e er ver
fuchen, ihr feinen Sefuch gu mach en .
Slle er am nächften Stachmittag ein paar S30rle auffeine Starte frißelte, um fie burch ben Simmerfellner gu
Sraulein b oltema'
hineinfrhidm gu laffen, fchaute<
{ferhinanh ihm über bie Sdmlter.
Sllfo hie Stabonna ift ee nich t mehr !“ bemerfte
er nur, „wetterwenbifch finh S ie.
Ge tft vielleicht überhaupt nichte SBeiblichee, meinteSlleg läd)elnb, „vielleich t nich te ale eine Sleußernngein e Sermulnng wae weiß id) ? Sch glaube
,haß
hiefee fehr junge Stäbdwn etwae Semerfenewertee gu
ergählm hat .”
SSae S ie nod) nid)t müßten
Slleg ftanh auf unb ftedte bie St arte ein .
Sld), Sieber,”
fagte er, „ teilen S ie nur ni ch t SunleSlllerwelßauffafiung, haß wir von hen Srauen a llee wiffen.
SSir wiffen nich te. Stan weiß von a llen ben S ingen
nur wen ig, hi e man flete nur gang perfönlich auf fich
felbft begieht unb lhnn w ir bae nicht mit ihnen ?”
Serbinanh fchwieg. .ltnut ftedte immer vo ll intereffanter SBeibergefchichten, unb bae erheit ert e ihn
,ben
Rranfen,von Srauennähe giemlich Slbgefchloffenen . Slber
bae wenige,wae Slleg überhaupt merten ließ, wog meifl
a lle Rnut=G ef®ichten auf.
Sleg hatt e gem eint, haß er in einem her unt en gelegenen a llgemeinen SSohnräume h ee b otele von b oneempfangen werben mürbe . Bu feiner Serwunh erung famee jeboch anhere . S ie arbeitet e auf ihrem 8imm er unb
ließ ihn einfach hereinbit ten .
S o gelangte er in bae b errengimmer bae ber
Sapegierer für eine fo nnpaffenhe Stäbchenftnbe hielt .
b aue faß hinter einem großen Sintenfaß unb vielenSüchern, in etwae langerem Sind ale geftern unb ineiner lofen, weich en S lufe. S ie begrüßte ihn gang fo ,wie wenn fie feineegleichen wäre
,‚ bot ihm Slaß unh
Sigarelten an,blieb aber vor hem S chreibtifch fißen .
S3ährenh h er erften gwifchen ihnen gewed)felten SSorterich tet e Slleg feinen S lid auf bie fchönen jugenh lichenStäh chenföpfe an ber Staub neben h em S trohfeffel, erbetrach t et e fie mit Sutereffe.
„Serwanbte ober Sreunhinnen von Shnen, mein
gnahigee Sraulein
S ie fchüttelte hen Stopf.
Stein . Srembe Stähd)en unh Srauen, beren Sho to
graphien ich mir ihrer S chönheit halber gn verfchaffen
gewußl habe . Stanchmal gu meiner großen Sreuhe auchihren Umgang .
Um fie vor Stannerumgang gu bewahren, nicht
wahr ?” fchergte er, bemüht, hem G efprach hen beabfichtigtenEure gu geben .
b ane fah ihn mit ihren bnnfeln Sugen gleichmutig an .
Rommen S ie wieber barauf gnrüd?”
fragte fie
etwae fpöttifch, „ee ift hoch einfach genug, follt’ ich
meinen : gwifchen jungen Stäbchen unb jungen Stännern
fpinnen fich befanntlich fafi ftete Siebeleien an . S ae führt
gu nid)te S ch önem biee allein wo llte ich geftern fagen .
„Grftene fpinnt fi ch’
e gar nicht immer an, gweitene
führt ee aber hoch manchmal gu wae S chonem,
” warfer ein ; „ober follte bie h id)terz befungene Siehe nich t gum
S chonen gehören ?”
b one läch elte fehr überlegen .
„S ie S i ch ler hefingen bae, wae fie t raumen, nichtbae, wae ift,
”bemerfte fi e, „nnb Stähdwn verlieben fich
in bae, wae fie träumen, nicht in bae, wae ift : beehalbifi
’
e nichte mit h er geruhm ten Siebeefchönheit.
Stealifiert nicht aber fo manch er Stann manchee
SBeibee Sraum unb umgefehrt ?”
Stein entgegnete fie fo laut unb beftimmt, haßihre S timme hart hinaueflang . S ann fügte fie ad)fel=
gudenh hingn
Stan brauch t gar nid)t viel Grfahrung, um bae gn
wiffen . Stan fonnle mir vorwerfen, hann müßte ich vielmehr Stänner fennen, ale id) gum Seifpiel währenhbreier Sahre bei mein en Serwanh ten in fehr regem ge=
felligen Sehen gefehen habe,
aber bae ift nich t wahr.
Sae G efüh l fagl’e einem fo unwiberleglich : S ie Stäh
chen,bie h en Stann lieben lernen
,fennen ihn gar nich t
fie geftalten ihn fich aue ein em eigenen, herrlich encSranm .
Slleg antwortet e nich t gleich . Sßenn fie fprach, fam
fie ihm fo merfwürhig reif unh finbifch gugleich vor.
Ge war eine fafi männlich logifche Sluehrudeweife beialler Staivitat hee Sh efene an ihr, bie fo wirf te.
Silfo beehalb b ehauptet en Sie bloß, haß Srauennnterc inanber fich viel beffer unb tiefer geben fönnen
,
wae fie brauch en ? Sher wie mach en fie henn bae ? Gr
gahlen fie einanher ihre Sränme ? S ae muß hoch aufbie Sänge fah fein .
”
S iefer Sorwurf reigle fie. S ie fchüttelte lebhaft h enRopf, fo haß ihr bae turge braune b aar in bie S tirn flog .
S ie ergahlen fie einanher feineewege, fonhern leben
fie für einanher. Gine Srau farm nämlich ber anheren
gerahe herfelbe ibeale b all unb Sd)nßwerben, hen fievom angeblidy üherlegenen Stann erwartet .
Slleg wurbe fehr aufmerffam,er fagle gang langfam
S ae ift mir nid)t gang bentlich. Sh er gleichviel.
Sehenfalle würh e habei bod) nur bie eine von ben beih en<
{frauen empfangen, wae fie wunfcht unh träumt,bie
anhere jeboch leer auegehen, henn ihr müßte ja laut ermännlid)e Gigenfdmften für bie anhere in fi ch entwideln
,
unb wo bliebe ba ihr eigener G lüdetranm
b aue bücf le fid) unb freugte bie Slrme um ihr Snie.
S ie lächelt e unmerflid).S ie finh gang fchlau ! meinte fie anerfennenh .
S ae will heißen : S ie halt en une im allgemeinen
für rech t begriffeftüßig„Sinn viel tft mit Shuen meiftene nich t loe. SSenn
fid)’e nid)t um gwei mal gwei gleich vier hanbeli . Sber
troßhem farm ich Shnen faum erf lären, wae S ie wiffen
wollen ee ift fchwierig.
”
Sch fann ee mir henfen. Ge finh wohl S inge,bie nur halb f lar im G efühl fchweben fo rech t eweiblid)e G efühlebinge.
„O nein !” b ane ftanh unwillfurlid) auf. Ge ift
eine gang gufammenhängenbe Sheorie, bie id) mir har :
uber gehilbel habe .
S ie lehnte fid) mit h em Studen gegen hen S chreibtifch, unh ihm ihr blaffee‚ fchmalee G efichtchen vo ll guwenhenh
, fag le fie lehrhaftSSiffen S ie, wae Si ehe ift ? Sch meine : bae Sieffte
an ihr ? Sch wi ll ee Shuen fagen : S ae ift ein G eheimnie h ee vollfommenen Stilerlehene heffen, wae im anheren
vorgeht . Stan geht wie in b vpnofe, wie mit ihm felberverlaufd)l unb verwed)felt, feinen leifeften S eelenregungennad), genießt fie, erlebt fie, in ihm . S aher nennt manSiehe fogar eine Slrt SBahnfinn ober Sefeffenheit hurd)einen anh eren . SSae folgt baraue ? Ge folgt baraue,haß a lle beih e haefelbe erleben fognfagen ibentifchwerben ober im befonberen So ll, von h em S ie fprechen :auch h iejenige Srau, bie um ber anh eren wi llen männlid)e S törte unb Süchtigfeil entwideln muß
,genießt bae
G lüd her anheren mit, bie fich ihrerfeite fanft unb weiblich anfchmiegenh fühlen barf. S ie genießt ee, ale ge
fd)ehe ee ihr felber, ale f e i fie bae felber.
S ie Slnwenhnng hiefer Sheorie fcheint mir a llerhinge eine rech t geheimnievolle, bem erf te Slleg gogernh
unb unterbrüdte h en S3nnfch nad) eingehenheren Sragen,aber S ie haben fie jehenfalle erprobt ?
”
fügte er hinguunb erhob fich gleid)falle .
b aue nidte unb fah vor fid) hin .
„Sa. Ge mad)t m id) wie ein taglicher Sinfporn guS o n t r e a ß= S a l o m é, Stenfchcnlinh c r . 7
4
a llem tüch tiger unb fraftiger, verfehle fie einfach i chmürbe ohne bae vielleidfl nicht ebenfo ftrebfam arbeiten .
Sch moch te, baßbie Srauen fehen, wieviel man fann .
”
Srbeiten S ie auch nich t gn viel ? S ie fehen eigent
lich gang fdmalwangig aue, fragte er, fid) verabfihiehenh .
S ie gab ihm frennhlich bie b anh .
Sch foll ein paar SSod)en anfe Sanb, hat h er Slrgt
gejagt . Stein Srofeffor, bei hem i ch bie meiften Sehr
ftunben habe,verreift namlid) leih er auf gwei SBochen,
”
fagle fie.
„Slber id) hoffe : heut e unb morgen nod) nich t . Schhoffe fehr, S ie nod) gn fehen, erwiherte Slleg ale er
hinaneging .
Gr glaubt e, haß Serhinanh ihn fchon erwarte,unb
ging beehalb in fein Gdgimmer gnrüd. t effen faß
Serbinanb hort am Sifch, umgeben von lofeu befchriebenen
Slältern, unh fchaute gerftreut auf, ale er fam .
Slller Stell fall’ ich in bie Strbeil
,unb nur id)
faulenge,” äußerte Sl leg unb feh le fich gu ihm . S ie
G lüdlicher, ber fich m it S ichtertalent beliebige Sh elt
fd)affen farm .
”
Serh inanh warf bie Si eber hin .
„Sa, feit S ie bei mir finh nur banf Shuen,Slleg . S a raff
’ i ch mid) elmue auf. Siel ift’e ja ohne
hin nich t . Stil her wadligen G efunhheit unb hem allen
Seinfdmben ja,wenn i ch leben fönnte
,erleben
,
wie ihr !”
S ann würben S ie fich er n ich te leiften wie wir .
S ae Sehen ift bie große Serfud)ung. Stich t nur in einemgemeinen
, gewöhnlich en S inn . S onhern man fann hranauch wirtlich ein e Unmenge geiftiger unb felbft poetifd)er
Serh inanh blingelle ihn hinter halb gefSloffenen
Sibern an . Gr bereSnele in biefem Sugm blid, baßSlegnun vermutliS noS mehrere Sage hier gu halten feinwürhe : unb er irrt e fid) niSl .
Ge folgt en fommerliS warme, fSwüle, gewitt er
gelabene Sage, unb bennoS b lieb Sleg noS. Swar warer niSt immer mit Serbinanh gufammen . Gr verließ
foforl feinen Slaß neben ihm,wenn er b one im G arten
erblidle,unh einmal rit t er fogar mit ihr aue .
Sln einem SpätnaSmitlage fahen fie b eih e bie f leine
hamburgifSe Stabonna, bie übrigene bei Sageelicht unb
im mobifSen b ut viel von ihrem Srührenaiffancm ig ver :
lor,mit a llen SeiSen h er Surcht unb h er b eimliSfeil aue
einer Saube hee G arlene fSleiSen. G leid) barauf hing fie
fid) einem her alten b erren, ber, offenbar nad) ihrq enb,
gerahe vorüberfam, harmloe plaubernb in ben Sirm .
Sleg ging auf bie Saube gu ; lefenb unb rand)enh
faßb ane harin .
SSae war h enn bae ?”
fragte er mit einer S timme,h eren unterbrüdte Grregung im Son ihn felbft wunherte,verfehrt etwa bie lleine Stahonna heimlich mit Shnen ?
”
b ane nidte.
„Sl lberne Seute !”bemerf te fie glen ultig, „weil fie
miS für eine emangipierte S tuh entin anfehen, fürSten
fie, baßid) fie heiße .
”
Sleg fam hicht auf bie Sanhenbanf gn .
Sft ee nun niSt eine Srt von Serführung, bie
S ie ba treiben ? Serführung gu b eimliSfeiten ?”
SIS ja . Serführung gu a llem G uten . SSlimm
genug,haß bie heimliS fein muß.
”
b ane atmet e liefauf unb fah ihn mit glängenhen Sugen an . SSenn
Sie mußten, wie ee h iee f leine S ing glüdlich maSt
fi e fi eht formliS gu mir auf wie gu einem Sheal.”
„U nh bae gefä llt Shnen gar gut,glaube iS
Sleg hatt e fiS gu ihr gefegt unb fah erregt unbungehnlhig aue.
b aue fSüttelte leife hen Stopf unb fenf te ihn tief.
„Sft henn bae eine {frage hee bloßenen tgegnete fie c ruft, „ee ift ja bae b öSfle unb SSönfle,wae fo ein jungee S ing überhaupt friegen fann, ee ift
bae,wae wir alle fo unmenfSlid) erfehnen ! Sae begieht
fiS ja nur gang fSeinhar auf meine Serfon fo eit elunb finbifS bin iS niSt iS aber leit e ee ab naSirgenh einer Si chtung, bie fo ein armee StenfSenbafein neubelebt, anregt, vielleiSt ihm banernb einen großeren Sln
halt gibt . Stehr vermag ein StenfS am StenfSen nid)t.”
Shre S timme f lang tief unb traurig . Sleg fSwiegbetret en . Gr hatt e bae G efüh l, haßfie in blefem Sugen=
blid weit über ihm ftanh . Sber auS, haß er fie gernin bie Slrme genomm en unb gefüßt hatte, biee fonber
bare Sinh mit h en faft priefterliSen G ehanfen .
Stach ein er Stelle fagte fie müh eStorgen reife iS.
Storgen fSon ? SSarum fo halb ?”
SS will erft hinauefahren unb gufehen, ob iS mir
eine fSöne U nterfnnft finbe . SS wi ll bae Sfarthalhinauf . Stein G epäd für ein paar S8oSen farm jahinterher fommen.
„StatürliS beglei tet S ie eine gange StabSenhorbebemerf te er ungufrieben.
Stein . SS bin hafür gu muh e unh abgefpannt.
S3arnm fragen Sie benn banaS
S3 eil iSS ie fonft b egleit en, Shnen helfen moSte
„S ie ? SIS, wogu ? SS bin fo gewöhnt,mir in
allen S ingen felbft gn helfen :”
„SielleiSt entwöhnen Sie fiS bavon auf einen ein
gigen SagStaS einer Saufe meinte fieG ut . Suf einen Sag. DhgleiS ee fonh erbar ift.
Stam m wollen S ie bae eigentli ch ?”
Slleg fSwieg.
S ann fragt e er leijeSSiffen S ie ee niSt
Saranf fam f eine Slnlwort.
StoSwar ee frnh am Sbenh, aber ba, wo her Smei
fpanner gwifchen Sreuerberg unb StoSelfee in bae fanftauffteigenbe G ebirg hineinfuhr, breit ete fiS fchon bie he
ginnenhe S ammerung aue. S er Singen fam heute gum
gweitenmal hier herauf. S ae erfte Stal, ale b ane unb
Slleg bie Sahnflrede verlaffen hatten, unb
,naS einem
guten StarfS, m it ten in h en blühenhen Srühling hinaue
fuhren, um nun wirfliS bie begehrte U nterfunft füreinige SSoSen vor Sibenh gu finben. Steg auf, Steg ah
erfSien Slleg niSle fSön genug, bie er enh liS im f leinen
G ebirgeort, hem fie fiS jt naherten, bei Sllirleleuten,bie ihn felbft vor Sahreefrifl beherbergt hat ten, einigermaßen gnfriehen geftellt wurbe.
GigenlliS blieb nun f ein G runh mehr, fiS niSt gu
trennen,wenn er noS einen Stünchener Sug gurüd er
hafchen wollt e . Sh er ha war ee ihm ale bringenh notig
leife leife Sewegung, bie fi e gegen feine S chulter
finfen ließ .
Ge gefSah faft willenloe bei belben . S ie S tunhe
war ba. Shre b änhe unb Sippen fanben fiS noSnie war eine b anh, noS nie ein Stnnh hem feinen in
fo gitternber GrfSülterung entgegengefommen .
Sileg wußte fiS gu wenig eitel, um hiefen ftammelnhen
SaufS, mit hem b ane ihm im Srm lag, gu überfSäßen.
G eftern unb bie leßten Sage noS war fie ja fo fSliSt
gutrauliS gegen ihn gewefen . S3 enn jetgl bae enge Su
fammenfein, bie Stäbe hee Stannee, hem fie vertraute,ihr S lut in SSallung gehraSt biee füh länbifch heiße
Slut hinter allen ihren StähSengrillen fo beheutete
bae noS niSt ernfle Sieh e . Siber f ounte benn niSt werh en
,wae noS niSt war ?S er SSagen hielt vor hem ab üffigen Sußpfab, ber
gum Sauerngehöft hinaufführte . Stell unb breit war nie
manh gu j eben . Sm ruhigen Sbenhrot lag ber b of mit ben
angrengenhen Stiefen ha ; man fonnte bae feine eifrige Sir
pen ber G rillen im hohen SSiefengrae h enlliS vernehmen .
S ie S?sirtin,bie vielleiSt noS einma l in ihre Selber
gegangen war, hatt e fnrforgliSeine Serge im blanfen SleSleuSler auf bae G elänher her b olgveranha gefeg t, falle ee
fpat würhe. Ueber hiefen b olgbalfon, h er h iSt am niebri
gen b ügelabhang anfftieg unb von b ane mitgemietet worhen, gelangte man in bie beihen f leinen Sauernftuhen.
S ie ftrauSelte fafi, ale Sleg fie über hen taufeuStenSafen hineingeleitete, fie fSlang ihre b anbe um feinenSlrm, an hem fie hing, ale gitterten ihre Sinic e .
Säle fie_
in her Seranha ftanh, gli t t fie"auf einen
S tuhl unb braS in Shränen aue.
Slleg fniete neben ihrem S tuhl ni c her unb wollteihr lleinee blaffee G efiSt mit Süffen behecfen
,aber fie
entgog fiS ihm rafS, trocfnete ihre Sugen unb fagte :
S teh auf ! Sn harfft niSt fnieen. Stiemale vormir . SS will h ir in allem bienen . SS lieb e hiS!
”
Gr um lang fi e innig unb fuhlte in blefem Slugenblid nur S anf unb G lüd.
SSann tft bae nur über h iS gefomm en, b ane ?“
S ae weiß iS niSt,”
verfeßte fie na iv ee fam,
wie wir im Sßagen faßen.
Sm SSagen? ! G ar niSt eher ?
”
Gher mußt ’ iS ee niSt . Siber mir fSeint jeßt, ale
oh iS immer immer auf hiS a llein gewart et halte .
U m h ir allein gu folgen, um gu hir allein aufgufeheli ?”
SIS, lieber, hummer b ane ! Serlangtefl hu bae niSt
gerahe von h en anbet en ? S ollten bie niSt gu bir auffehenS ie mußt e gwifSen ihren Shranen läSeln unb wurbe
gang ro t .
Sa, gewiß bin iS humm ! S ae war vermeffen
unh f inbifS. S ae war nur,weil iS h iS niSt hatte .
Sa mußte iS’e wenigftene an anheren fehen, wie füß
wie füßbae ift. D hu ! Su allein fannft a llee, weißtallee, wirft miS allee lehren . S o faheft hu anS aue .
Slllee an bir fah fo vollfomm en aue anbet e ale anhen gewöhnliSen StenfSen fo lieh unb fo fchön.
”
Shre Stangen brannten jeßt unb ihre Slngen glängtenwie in f tafe. Slleg hatte fiS neben fie geft unb gog
fie an fiS.
„Steint fie anS eigentliS miS mit h iefergroßen Sieh e ?” fSoßee ihm mitten in feiner GrregungburS ben .ltopf, „verweSfelt fie in ihrer U nfchulh niSt
ihre eigene momen tane Slnfwallung mit großer Siehe
unb ebenfo mein anßerliSee SSefen, bae ihr wohl gefaßt,mit meinem inneren StenfSen, ben fie gar niSt fennt ?
”
SS will hiS vielee lehren !” fagle er habei laut
unb füßte ihre falten b änh e, „all bae viele, wae gur
gehört unb wovon hu noS fo wenig weißthu hiS noch gar niSt b efaßt haft, bu ftubentifSer
Sub. Sti e ein fSoner SSmelterling follft bu mir aue
her Suppe fSlüpfen. S ein b aar laffen wir anS wieherlang wa en . StiSt wahr ? S fi ch, wie fSabe, baßbu hir
folSen Suhenfopf gemaSt haft unb iS nun niSt bamit
fpielen farm. SSarnm tragft hu ee fo furg? U nb feil wann
S ie m iegte fiS fSüStern an ihn .
SS liebe langee Sraum haar !”
geftanh fie, „aber
für miS felber ha nimmt ee fo viel Seit, ee gn
pflegen . SS riß imm er furSlerliS hran, feh en Storgenärger unb enh liS
Gnh liS riß bie G ebulh unh bae b aar mit ?”
Sa !”befannte fie unh la ch t e leije .
Slber jeßt wirft hu Seit hagu haben . U nb noS gu
vielem Sehn li ch en . Su wirft h iS pflegen unb fSön werben
für mich . StiSt wahr ? S oll iS hir fagen, wae fo
fSön an h ir ift ? S3 illfl hu ee wiffen ? Sln all h einer
fSeinharen Suhenhaftigf eit ? S aßhu von ber weihliSenSofetlerie no ch niSle weißt unb allee empfängft unb ent
falteft erft burS Sieh e .
S oS f ein e Roletterie ?”
fragt e fie erflannt unb
fah ihn an .
Stein bae ift ja nur fo ein SSort hafur furSSonheileenlfaltung. Su wirft fSon fehen ! U nb iSiS will hiS mit allem b olhen umgeben, wae iS erfinnen
fann . Steine Sran foll fiSwie eine lleine Rönigin fühlen .
”
S ie Sltirtin felbft hat te fiSmit einem G ruß unb berSlnfrage, oh noSwae fehle unb wae her Stut er gur Sta ch thaben fo lle, gurüdgegogen. b ane febte fiS an hen SifSunh
ftarrte in bie Slamme, fie bach te niSt haran, gu effen .
Slleg ging einigemale im Simmer auf unh ab, habei
fSaute er fie hoS voll Gntgüden an : fah fie niSt wie
beraufSt unb verf lart aue ? SSae aber mürbe fein, wenn
fie fiS erft naher fannten, wenn fie verheiratet waren ?Stein
,vielleiSt morgen fSon übermorgen h eim
erften wirf liSen .ltlarwerben ber Sufunft ?
b aue mürbe immer einen ihealen, unerhörten Staßftab an ihn legen, h em er enlfpreSen mußte, wenn ihrSaufch von heute abenh j e mehr werben follte ale nur ein
verfliegenher Stanfch wenn fie . ihn li eben follte. S ie
wußte genau, wae fie wollt e, unb erwartete allee von ihm .
Sn ihrer S emut lag elmue verborgen, wovor ihm graute .
Se5t hob b aue hen Stopf unb fonftatierte gerftreut
„SSir fönnen beih e nich t effen .
”
S ae brauSt bie S8irtin niSt gu wiffen, bemerf te
Slleg, trat an hen S ifS, fSenf te S ier in bie S teinfrügeunh fSnitt Srol unb Safe an .
S ann ließ er bae Steffer finfen, blidte b ane in bieSugen unb fragte ploßlich
S age mir, wae thätefl hu nun, b ane, wenn iSgar niSt h er ware, für ben bu miS ohne weiteree hältfl ?G ar f ein folSer Sluehunb von Shealitat unb Sraft unbS lrebfamfeit unb wae weiß iS noS allee würheft bu
miS hann anS liebenS ie verftanh ihn gar nicht gleich . Stie fie fo bafaß,
war fie gerahe in bie ftille innere SefSaftigung vertieft ge
wefen, allerlei geheimflen unb fSönften S ehnq tebilbern,
bie fie j e hefeffen hatt e, einen beftimm ten Stamm unb einbeftimmlee Silh untergulegm Sl leg
’
Silh unh Samen .
Slle fie feine St age aufgefaßt halte, mußte fie haherlaSeln . S ie bemerf te nur treuhergig :
Stie folltefl hu fonft wohl feinSti e ? Stun, iS fönnte ein e gang anhere Sluffaffung
vom Sehen haben unh fSließliS anS eine anhere Sluf=
faffung von ber Srau unb ihren Slnfgaben. SS f ounteeiner von ben bir ja befannten Stännern fein, bie euern
manSmal fehr anfpruSevollen unh weltfremben Sraumvom Sehen gar niSt erfüllen . S3ürheft bu hann ftattall ber großen S emut etwae StaSgiehigfeit geigen ? Stnr
h eft bu folch en Stann anS lieben
b aue fah ihn fSweigenh mit großen Sugen an .
S ann fSüttelte fie langfam hen .ltopf.
Gine Stelle war ee flill. Silex haSte bei fiS : S ie
wurbe fofort entläufSl fein beim erften Slnlaß. U nb
ale er fiS bae vorftellte, baum le feine Gitelfeit fiS hoSauf , h iefe ihre GntlänfSung wollt e er niSt erleben .
Stein,auf f einen SallS ie Stirtiu f lopfte an bie Shür unb fam gleiS
barauf herein, um abguraum cn . Slle fie fah, haß wohlf aum gegeffen worben war, entfernte fie fiS wortloe.
Slleg fagle etwae heifer :S n fiehft, iS muß gehen . Ge ift anS Seil . S ie
Sreuerberg fomme iS uoS.
U nb : wann ? ” fragt e b aue faft nur burS eine
Sippenbewegung .
SS muß guna l naS StünSen gurud. Slber hannfomme iS fSreihe iS. Sher bu fommfl . S!ir
riSten’
e fchon ein .
”
S ie fiano langfam auf, ging amc:fiifS vorbei unb
hraSte ihm felbft feinen .
‘
Öut, h er auf h em %enfterfime lag.
SDurS bie offen gebliebene 32hiir traten fie auf ben
©olahallon hinaue . b ane lehnt e fiS mit hem $Rücfen
gegen bae G elänher. Sbae SampenliSt h linlte in hellem
© treifen über bie beiben hin . 3 hr G efiSt fah ernft, ee
fah gequalt unb erftaunt aue.
U nb vlötgliS hing fie an fein em .b alfe
SSarrnn fagteft bu warum fragteft bu
bae vorhin91 leg fSwieg.
® ie fSauten einanher in bie Slugen, tief unb ehrliS, ale müßten bie 91ugen allein ihnen a llee verraten
,
fie aber allee aufllören, heffer, ale EUim enmunb vermag .
Sn ihren l gen lag Siehe. Slber nehen her Sieh enoS ein anh eree
, frembee, ein @twae,bae hange unb
5anhernb fiS felbft an fragen fSien : „Siift hu ee henn,hen iS liebe
SielleiSt gingen ein paar © elnnhen hin,ihm ie
hoS fSienen ee Elliinvten, € tunben, @migieiten .
91leg iam ee vor,
ale ob fi e 2IhfSieb voneinanh er
nahmen,ale ob leife verftohlen fiS allee wieber lüfte,
wae eben erft gelnüpft war.
(3 1: ertappte fiS auf h em halben Ql3unfS, ee moSte
fo fein .
„Seb wohl !”
fagte er gepreßt unb fehle fSnell hin
gti :S)luf Sßieberfehen .
”
.b ane fröftelte gufammen. Sangfam lieh fie ihn [oeunb blieb ftehen, blaé, ftill, wie inmit ten einer ungreifbaren Rühle
,bie fie umgah .
@ ie wollt e etwae erwibern, maSte aber ftatt heffen
(Sie lam ihm vor,
ale fahe er heute 5um erftenmal
waSen 2lugee folSe © efiStcr mit all ben © c hanlen, bie,unllar unh feltfam, fiS hinter ben weißen € tirnen bewegen moStrn . U nb er haSte fiS .Sj ane mit ten unterihnen
,er meint e au horen unh 3u verfic hen, wae fie mit
einanher naiv auverfiStliS traum ten unh erfehnten . (€ inen
gang;en garten, liebliSen 9RäbSeureigen fah er, ben inSßahrheit nie ein Slliann bue raS.
€S ann iam ber Elliann, bae wirfliSe Sehen, ber
Rampf unh bie ?liefignation .
3 a, allee bae verftanh er heute, unb allee bae hat t eer Qane heute gefSrieben . $effer verfic hen lonnte fi efein anherer
, 3 heale gab ee auf ©rhen niSt, er lieb t e
fie unh fie wurbe ee bei ihm fo gut haben wie nirgenbe .
3 n aller Elliorgeufruhe hatte er fie heute wieber fehenwollen . @r war au ch bie SBiefenhiinge hinaufgewanbert,fobalb er Seh en auf h em .fgof bemerf te. $Da . feitwärtevom ©olaballon blieb er fichen
.
‘
Öane ftanh bort,an bie .b olgwanh gelehnt, hen
Roof ti ef auf bie Sruft nieh ergefenlt, bie SIugen gefSloffenunb h ie m alen SSangen feuSt . Shre 2lrme hatt e fi e
hinter fiS mit eigentumliSer (Sebarbe lange her 28anbauegeftreclt, wie jemanh, her fSlafwanhrlnb Salt q t.
SSriter fah er niSte . SBeiter war ee auS niSte .
U nb hoS ftieg etwae in ihm auf wie © Sam,ihr
gegeniibergutreten .
llnwiherlegliS nSer fühlt e er vlößlich, baß auchuber b aue, all fein er Siehe unb %iirforge ungeaStet,@infamieit ruhen würhe lebenelang.
gemaSt burS fehen leiSten it'
ritt,ber fo fonh erbar h eut
liS wiherhallt in hiefer fafi feierliSen S ti lle .$Dann f omm t von hen oberen 6 toclwerlen eine alt
liebe QSärterin in weißer 6Silrae unb b anbe unb miternfter, hefSäftigter 9)i iene ; auS fie ftellt f eine %ragen ;auS ihr fSeint ee natürliS,
haß niemanh hier aue unh
ein gehen hann, ale wer hagu gehört, leibenh ober
hanhelnh in h iefen Si lofterfrieöen c in ce Sranlenhaufß
gehört .
8wei St repven hoS bleib t bae 912aöSen vor einerher öicf auegevolfterten ® ovvelthiiren ftehen, hinter h enenbie @in3elgimm er her jungen © elunöarargte liegen, h liclt
fiS fSeu naS allen ® eiten um,breht leife h en 6Sliiffel
im S chloß, gieht ihn wieber heraue unh öffnet behutfam .
Sm f leinen, quaöratifSen Sliaum mit hem hoSge
legenen breiten @rlerfenfter brennt eine Sampe auf h em6SreibtifS hem S ei t gegeniiber.
Stiemanh ift im 3 immer . Slber wahrenb fie ihrenöunllen © trohhut ablegt, ilopft ee von außen an bieShiir. ® ie hält erfSrocfen inne
,behalt ben b ut in h er
@anö, hält ben ältem an .
‘D a ilovft ee wieber unb
wieber, jeßt ftärler . llnö noch einmal. @ine weiblich e
6 timme,hiSt an her %hürriße, fagi fleheuh : „@err
€Doltor, iS bit t’ ® ie,um © ottee unh aller {h eili g en
willen, fommen ® ie an une ! 933 ir warten in 91 engfteuauf © ie l @err €Doltor, iS bi t t
’® ie l
”
{Dann eine €Baufe. (Sin ti efer € eufaer. Semanö
lraßt mit hem (Sriffel auf her f leinen bei her Shiir aue :
gehängten ®Siefertafel herum . @ubliS entfernen fiS bie
© Sritte h en G ang hinunter, gögernh, wiherwillig .
EliaS ein paar äliinuten fommen anbet e 6Sritte bie
$revve herauf, fie fvringen fie herauf, immerüber 5wei S tufen auf einmal. @in leifee hefonh eree
Si lovfgeiSen an ber $hür, unb fie wirb vom SDiaöSen
geöffnet .
(Ein junger 9JienfS tritt ein,ein langer, blonher
ElJienfch mit fehnigem ©ale unb noS fchmalem Siruftiaften,beibe 9lrme voll vapierumwiclelter %ierflafSen unh tleiner
Sitten . @r wirft allee von fiS,auf ben $ifS,
auf ben
alt en leöerbeaogenen 5Diwan wo ee gerahe hinfallenmag unb faßt mit beiben 9lrmen naS hem SDiäöSen,unb brucii ee feft feft an fiS.
@nöliS! enh liS!” murmelt er
,vom rafchen ®ange
noch atem loe, bu Siebftee ! mein liebfter 9JienfS bu !
SBie ein ® tiicl © liicl fteht fie ha in m einem 8immer .
.bunöert, hunberttaufenbmal haft bu mir gefehlt .@r fSaut fo frifS unb gut unb lebenefroh aue mit
feinem jungen, beinah noch bartlofen © efiSt .Slber fie fieht ihm verwirrt in bie frohen i’lugen,etwae ängftliS.
$ertholö, ee hat gef lovft. 8emanb fam naS
Sinn ? unb ? hat man hiS im 8immer gehort
,bemerft ?
”
ElliiS,nein . Slber ee war fo bringenh 58 ift bu
ihr niSt hraußen begegnet ?”
„9iein. SBem ? wer war ee ?”
@1ne %rau . 6 ie f lopfte immer wieber . @ ie fleh te,baßbu fommen möSteft ® ie fagte : um (Sottee unb
aller ©eiligen wi llen@r hat fie aue hem 2lrm gelaffen . S ein e 8uge
finh gefvannt unb peinvoll. 91lle $reuöe ift aue ihnen
gewichen . SDie ?Diarie !" murmelt er
° i ne Shiagö von
ihnen . Sn ber D uerftraße einunöawangig .
”
S ie hat etwae auf bie 6Siefertafel gefchrieben,%ertholö. SBillft hu niSt na Sauen, bam it bu weißt
,
511 wem bu follft
_8u wem ? 8a, glaubft bu benn, iS befomme hiers„]3rivatvragie ober wae ? SS, her e ben erft fertigftuöierthat
,ber eben erft vraltifS weiterlernt ? Ellein, bu . @e
tft immer h iefelbe, bie fomm t."
Slber wae ift ee benn, 58ertholö‘R iSte, wobei iS helfen hann . Eb en h eften 2lr5t
haben fie, allee . (Sie ift ihnen nur harum au thun,
einen ihnen vertrauten SDi enfSen ba zu haben,ein en
c
{yreunb, %reunöeehilfe, beim @SreclliSften . 9R‚
ichleunen fie von Rinöeebeinen an. .
‘lSir finh fogar ent :
fernt verwanöt . Slber bae ift ee niSt allein, gernhaben fie miS,
unb iS iS auS fie.
llnö bort ift jemanh fSwer irani ?”
© ehr fSwer. @r,
ber ?)Jlann . U nb wie h iefe
$}rau an ihm hängt ! 92iemanö fonnte ahnen,baß ee
fo fchnell 5u @nöe ginge, grah jeßt, heute ob ermorgen . ionnte noS SBoSen öauern . 5Drum habenwir ’e ihr auegereöet, fie hätt
’
e j a nie im Sehen aue
gehalten, woSenlang ee 311 wiffen . @at erft fiir3liS g eboren
,bae erfte Sinh .
”
@r fteht noS immer mit ten im 8immer, wahrenb er
fpriSt, ale laufSe er habei noS auf wae .
@ ie fSwiegt fiS an ihn. %ertholb ! @atteft buhann niSt lieber hingehen muffen ? E]Jiiißteft im ni ch t
jeßt gleiS(i r gieht langfam ein en 6 tuhl an h en $ifS heran .
geh hin ! $Ruh’
hatteft bu hoS f eine . llnö wenn’e wegen
mir ift, mir wär’e fo fSon li eber,im gingft.
”
©r maSt fiS fafi barfS von ber b anb frei, bie fieihm bittenö auf ben 2lrm gelegt hat . QBenn iS birhoS fage, baßiS niSt geh
’! Rannft öu
’
e etwa wollen,wenn iS bir hoS fage, baßiS niSt will ? Stein ?
Sllfo ! bae will iS mir auS auegebeten haben
@r gieht fie gu fiS auf fein linie nieher unb fahrtihr mit liebfofenben
c
{yingmn burS bae gewellt e Saar .
„2llfo fomm . Sßleib hier fißen unb reö niSt in einem
fort bavon, hab bie (8iit e. SBarum auS grab bavon ? !älioch niSte haft bu mir ergählt, fag, wie war
ee benn ? b at beine $ante gutwillig erlaubt,haß bu
r heut e bei heiner %reunbin übernarhteft ?”
S ie niclt. „Sa, bae hat fie. EDie %ant e ift gut,wirfliS lieb unb gut . Si3enn fie nur bie 2lngft niSthät te bei allem,
hefonhere, baß bie &]Ranneleute ee
niSt reSt ehrlich meinen, wieviel lieber möSt’iS
ihr hann allee ergahlen ! Slllee, gang fo wie ee ift.
9iiSt wahr ? Slber ee geht niSt, fie wiirb ee niSt gu
laffen, baßgwei fo junge StenfSen wie wir gufammenhalt en, gwei, bie beibe noS nich te finh unb niSte haben .
%ielleicht ift fie nur fo ftreng, weil fie ein alt ee
$raulein ift, meinft hu niSt ?”
@r ftiirgt ein @lae von hem laufSaumenöen 58 ierhinunter unb fSüttelt ben Ropf. S ein e $ante hat imallgemeinen gang reSt, (Silh ), gang reSt, wenn fie bich
naS .Qräften hiitet. 650 viele Saffen unb Slliüßiggänger
wie hier auf ben ® traßen herumlaufen, unb nochhagu h ifi bu niSt aue ber © egenö, h ifi niSt ftaötgewohnt,würheft hiS niSt auei ennen mit ihnen .
”
S ie laSt, wahrenb fie fiS von ihm mit faltem
%leifS unb mit Srot nittSen füttern laßt wie ein HeinerSogel. Slllir lann fo ein Saffe niSte anhaben
, fagt
fie°
iS bin hoS iSon über ein 3 ahr hier, unb auf hemtäglichen (Stang gum Rinöergarten bin iS oft genug an
gefproSen worben . Slir ha t noS f einer gefallennoS nie
,außer nur bu. Su allein .
”
@r örucft fie an fiS. U nb gu mir hatteft hu baauS gleiS bae rich tige Sertrauen, g
'
elt ? U nb auS bu
haft mir gleiS fo gut gefallen, wie im ba im Spitalbettchen lagft. (8leiS hatt’ iS h iS lieb . U nb
hann : baßwir beibe niSt von hier finh, beibe €Broving:
iinöer aue hemfelben 9left, unb auS beibe elternloe, be
fonhere bae. @in biffel Seth verbinbet auS, m einft im
nich t ?"
S ie niclt nur. @in warmer élßinö ftreiSt burS baeoffene (%rterfenfter über bie beiben hin unb weht von
3 eit gu Seit von @llh e lofem Saar eine S trähne an h ee
Siannee SSange. S ie hören auf gu rehen unb gu effen .
S ae SieblingegefpräS,über bie @ntftehung ihrer gegen
fettigen Siehe unb über heren mutmaßliS ewige S auer,erreiSt fSließliS fein natürliSee Gnhe in innigen Rüffen
unb gärtliSen SSwiiren.
S ie Suten unb 2Bapiere vor ihnen liegen geleertum ben Seller herum,
von h em fie gemeinfam gefpeift
haben ; nur einige RraSmanbeln unb SSofolaöenbonbone
finh noS übrig geblieben . (Er hat niSt vergeffen, Süßigleit en mitgubringen, henn er nafSt felbft gern . Slber
heute fehlt ihm ber S inn hafur, unb er leert © lae um
(8lae .
@inc
{falter verirrt fiS in bae 8immer unb umflattert
bie Sampe, h eren Sorgellanbehalter fSon mit wingigenSiottenleiSen hellebt ift. Sm ußen ift ee gang ftill, to ten
ftill geworben . llnö ftarfer, h eraufSenöer ale guvor ftrömt
bie Saumblute ihren Suft in bie glaSt aue.
@llt) fißt noS auf feinen Snieen. Shre b anb hat
fiS in feine Saube gefSliSen, ihr .fiopf fSwiegt fiS an
feine SSulter . b in unb wi eber flüftert er etwae, leife
wie im Sraum ,wie bae $lattern h ee %altere um
bae ruhig brennenöe SiSt, irgenh ein SBort, irgenhein leeree Sßort, ein unwillfurliSß U eberfließen von hem,
wovon in biefem Sugenhlicl ihre S eelen vo ll fino. Über
fie murmelt einen halb verftanöliSen Sant, her, nur ein
fehufüStiger S eufger, von ben heißen Sippen erfticit wirb,bie fiS m aStenö auf bie ihren preffen.
2inS ic h t noS wollen fie bie wenigen S tunh en, bie
ihnen vergönnt finh, wahrnehmen, um ernfthaft verftänöiga llee sll3 iStige ber 8ulunft gu befpreSen, aber fpäter,
nur ein wenig,ein gang Hein wenig fpater, benn
in hiefen flliinu ten fehlt ihnen bie Sraft hagu. ift
ihre erfte, gangliS fiSere, gangliS unbeörohte @infam =
fett, bie fie beraufSt . 8um erftenmal ift hie ftörenöe
SBelt um fie auegelöfSt, hinweggewifSt, gum erftenmal
finb fie a llein auf ber SBelt .
S a tlopft ee .
(i r fährt gufammen, unb hann umfaßt er fie fefter .
S en Stopf beugt er ti efer, tief hinab gu ihr, ale wo lle
er fiS bei ihr bergen .
@e f lopft wieber, ungeftumer, hringenöer. S o ru cl
fiSteloe laut f lopft ee in bie vorangegangene S t illeh inein
,baßee wie eine iorperliSe © ewalt wir ft, welehe
bie beiben aueeiuanöergerrt .
S)tit einem Stucl reißt Stertholb bie Shür auf. (€r
trit t hinaue auf ben Sorplaß. © llp hann bie halblautgeführte turge Sierhanblung braußen niSt hören .
S a tomm i er in bie S tube gurnet. SSmußhin
fagt er unb fieht verftört unb angftvoll aue, „iS mußhin
,
U nb wie fie in fein @efiSt blicft, begreift fie plogliS, baßee niSt nur bae 8ufammenfein mit ihr tft,wae ihn vom %ortgehen gurücigehalten hat . Stochetwae anberee, S tarteree, etwae
,bae fie niSt lennt .
SSweigenb fic ht fie gn, wie er in feinen SJtantel
fahrt, wie er verfSiebenee noS gu fiS fierit . (Se tft
gewiß viel beffer, baßbu gehft, bemertt fie cubliS leife,bu hätteft ee vielleiSt niSt verwunben fpäter.
”
©r hört niSt auf bae, wae fie fagi . S leib hier !”
jagt er haftig, „verriegle biS gut von innen . SltaSfeinem auf, horft bu : f einem .
”
Sier ? ! iS fo ll hier bleiben fragt fie
benfe nur,wie fpät ee werben iann,
Stein, nein,
unterbriSt er fie fSnell, „ ee bauert
gang furg, iS hab’ ihr gefagt, baßiS heute StaSt
bienft hätt e unb niSt for‚tbleiben farm. Sllfo wirb
'
e nurauf einen Sprung fein, unb nur ein paar .baufer
weit,
gelt,bu bleibft ?
“
8S weiß niSt, murmelt fie ungewiß .
Sch bi tt e biS barum ! laß m iS biS niSt en t
behren,wenn iS heimiomme ; laßmiS niSt ine leere
8immer heimfommen ! SS fönnt’
e nie verwinben, baßiS bae verloren habe, biefen Slbenb mit bir. U nb
jehi in ber ©ile, wo wir abfolut niSte verabreben tönnen,
follen wir fo aueeinanbergehen unb une lang, langniSt wieberfehen ? SSau, bae ift unmogliS! Sllfo bu
h leibft, ja ?“
U nb er ergreift ihre ©änbe unb hält fie
feft. S eine Silicfe haften mit banger 3 nnigfeit an benihren .
Sa !”
fagt fie uberwunben.
S ant bir ! U nb vergeih mir,bu Siebftee,
wae iS habe, baßiS von bir Gr fußt rafS unb
heftig ihre Saube unb ihr (Seficht. Seh t tft fie ee,bie
ben Saumenben gnr Shür brangt.
a liS ift er aue bem 3 immer . SJtan hort feinenSSritt ben (St ang hinunter . Sinn eilt er
,er lau ft
fafi .
Gllt) lehnt fiS mit bem Siucien gegen bie Shur unbhat Sufi gu weinen . S o viel S chmerg, S ehnq t
,Siehe
unb eine füße heiße Grregung brüclen ihr bie Sruft gu
fammen . SBae liegt ihr am reStgeitigen @eimgehen gur
%reunbin ! Slber hiefe loftbaren ,unwieberbringliSen
Stinuten,bie erft naS vielen b inberniffen unb miß
glücf ten Stampfen errungen worben finb, ift ee niSt
unertragliS, fie nun einfam,ohne ihn hingubringen,
ohne ihn, ber eben noS feinen Slrm um ihren Starten
fSlang, ohne ihn, ben jeber ihrer Sternen gurücl
ruft ?Gilt) ftampft leich t mit bem %ußauf unb ihr S licl
uberfliegt voll gorniger, fehnfüStiger llngebulb bae hell :
erleuStete fleine © emaS. Sluf bem SSreibtifS li egennoS bie fettbefleciten Sütenpapiere, bie SlpfelfSalen unb
SraSmanbeln herum . SRit einem S eufger beginnt fiemit hauefrauliSem 3 nftinf t bae benußte G efSirr fort
guräumen, fSüttelt bie S erviet te am S fen aue, ftellt
bie geleerten SierflafSen hinter ben S iwan . S abei betraStet fie faft ehrfurStig alle eingelnen (SebrauSegegeu
ftänbe im 3 immer, bie SüSer unb 3 nftrumente, mitbenen S ertholb arbeitet . Gr fommt ihr fo fenntniereiSunb hoSftehenb vor neben ben Sltannern ber fimplen
praftifSen Serufe, bie fie früher, ale StaSterefinb, ba
heim gefannt hat ! U nb fein Slenßeree gehort für fie
gang unmittelbar bagu , biefee fiSerliS niSt fSöne,aber gepflegt e Sleußere bee Sohnee aue gu t em ©anfe,ber fiS auch bei ber größten Stuappheit ber © elbmittelunb beim härteften Sorwarteftreben niSt vernaSläffigt .
Gllv fteigt ben Sritt gum hoSgelegenen Grterfeuftn
hinauf, fegt fiS auf bae %enfterfime unb fSaut uber
bie buntlen Saumwipfel weg in ben ©immel hinein , ber
gang fternenbefäet tft. SSrag gegenuber leuStet bie große
runbe SpitallirSenuhr gu ihr herüber gleiS einem rie
figen S)tonb . U nb ber fSweiSelnbe %rühfomm er wog tunb buftet gu ihr ine 8immer unb erfullt fie gang, bie
gum @ergeneranbe, mit ihrer jungen, jauSgenben, innigen
Siehe. SBae biefe Siehe eigentliS liebt, bae tft ihr“
felber niSt bewußt, ob fie am Sltanne liebt, wae gu t
unb rüStig tft, ober ben S)tann, ber feinere SBäfSe unb
feinere %ormen hefißt, ober ob nur bae in ihm, wae fiSin erfter, ehrliSer 8ugenbglu t verlangenb unb glutwerlenb
gum SBeibe neigt, fie liebt urteileloe unb unter :
fSeibungeloe, aber fie liebt mit ganger ©ingebung in
biefen näStliSen S tunben bee ©arrene unb S ehnene .
S ie brüclt ben Ropf gegen bae %enfterireug unb
blingelt mübe unb verträumt .SSenn man fo bem e monotonen lerfen SiaufSen ber
bluheuben Saumwipfel guhört, tönt bae wie einfSläfern
bem in SlnfpruS genommenen Sterfonal gang unauffalligentfernen . S ie felbft ift fSon einmal fo früh hier ge :
wefen, ale ihre Sante bee StaSte unerwartet franf wurbe .
StoS fteht fie erfSro cfen, fSwanfenb, überlegenb,
ale ein SSlüffel fiS von außen in ber Shur breht.S ie läuft hin, fie entriegelt bie Shur, unb mit einem
Sreubenlaut will fie ihm entgegenftürgen, ihm,ber fie
enh liS erlöft aue ber unheimliSen Ginfamfeit beeSimmere.
Slber er blicf t fie gerftreut an,wie wenn er erft
jeßt c hen, bei ihrem Slnhlicl, gewaltfam gu ihr gurnets
gefehrt ware . Slaßunb erfSopft fi cht er aue .
Sa, ee ift fpät, entfeßliS fpate StaSt ift ee
geworben, arme Gllt), niSt wahr ? Saft unmögliS,biS
noS herauegulaffen unb heimgubringen ; wenn man
biS fieht unb ber Sortier müßte une boS offuen .
”
SSare ee nur noS fpäter, viel fpäter !”
fagi fie
gebrücft, am liebften h eller Storgen . Sltan geh thier fo früh fSon aue unb ein . SS glaube, bae befte
tft noS,wenn iS bie S onne abwarte .
S ie S onne ja Gr fagi ee, ohnereSt gugehört gu haben . Gr wi ll ben S)tantel ablegen
unb hält mit ten brin inne . S ann wirft er ihn aStloe
in eine Gcfe bee alt en S iwane unb fpißt bie Sippen ,
wie jemanb, ber pfeifen will . Slber er pfeift niSt. Gr
feg t nur hagu an unb fährt fiS bann mit ber .fi anb
wieber unb wieber nervöe burS fein furggefSorenee Ropf :
haar .
Gll i) ftarrt ihn an, m it Slugen, benen man noS benunterbroSenen SSlaf anfieht . Sft er tot ?
"
frag t
fie fehen
Sa, jeßt tft er’e . a liS ift
er tot . SSließliS: wir muffen ja a lle fterben, f einerfomm t brum herum . SBae tft benn auS fSließliS babei,
”
bemerft er in leiStem,aStlofem Son. S ann plößliS:
S o ein Sßlöbfinn ! Gine folSe blöbfinnige Stranfheit !
Slobfinnig, fag’
iS bir ! U nb ein folSer SJtann im fraftigften Sllter, hatte er benn niSt ein SteSt, noS gu
leben, ja grab jeßt gu leben ? Gr hat nie vi el vom
Sehen erwartet,
nein,bae fann niemanb behaupten.
Shm ging’e auS meiftene fSlecht, oft miferahel, mußtebagu noch feine Gltern unterftüßen, fiS herum inben
müßte er, bae Sehen puffte ihn fognfagen. S a erringt er fiS biefe fleine liebe Srau, erringt fiS hiefe
f leine, befSeibene Seheneftellung, fein hißSen Gilücf,unb glucflich war er ! ! S enn nun mußte ee j a ein SSeilSen
heffer gehen . Seßthin fagte er mir noch einmal : ‚S enf
nicht,baßiS wae Sefonberee erwarte, niSte will iS,
niSte, niSt Grfolg, niSt Gi lüäegufalle, nur in Sinh’
laffen follen alle 8ufälle miS, nur abfeite miS ftehen
laffen, miS vergeffen, baßiS behalt e, wae iS hab
'
.
.fgerrgott, mir geilt’
e jeßt in bie Shren, wie er bae
fo fug ie !”
U nb wae fagte er benn bagu, baßer fo fterbenefranf
wurbe ?”
fragt fie mit befturgtem,mitleibigem (SefiSt.
S agu SBae er hagu fagte murmelt
S ertholb unb fSaut fie an unb fic ht boS taum,baßfie
ba vor ihm fic ht ; ee ift unterbrücf ter Born in feinerS timm e unb in feinen Slugen, unb fie hort, wie feine
g ähne ubereinanberfnirfSen. StiSte hat er bagu
gefagt, niSte , f ein S terbenewort hat er géfproSm .
S tumm hat er bagelegen, ftumm unb empört, jaempört
,im Snnerften aufgebraSt war er über feinen
So n ‘)l n b r eaß-S a l o m e'
, StenfSenf inber. 9
Sob . S3ut lag in feinem Slicf, manSmal ein bumpfer
Saß, wenn er feine Slergte anblicf te, auS miS, unb
quälen ließ er fiS naS allen Segeln ber Stunft, bie gumSobeefampf, bem langen, gräßliSen, ber gar niSt enbenwollte unb ihn fSließliS erbroffelte unb bamit alleeauS feinen Sorn, ben ohnmäStigen, fürSterlichen.
Gr fpriSt mit gefenf ter S timm e, gebämpft ; fie fieht,baßer bie reSte ©anb gnfammenframpft unb bie Stagelin bie innere ©anbfläSe brücf t, vielleiSt um Shränen
gn wehren . S ann geh t er langfam auf ben S iwan
gu unb fegt fiS auf bae Sußenbe, fSaut auf unb
ftrecf t ben Slrm naS ihr aue. Gr gi cht fie an fiS unb
beugt ben Stopf ; er füßt fie niSt, aber fie fühlt boS,
baßer erft jeßt wieber bei ihr ift.S chau, iS hatte Slngft, gefteht er unb laSelt
flüch tig über feine eigene Serftorung unb GrfSöpfring,gang einfaSe Slngft hingugehen, habei gu fein .
SS mußte ja ber Srau bie SBahrheit fagen, ale fie ba
in Sa rampfen lag, währenb er im Stebengimmer fo
qualvo ll verröSelte. Ge ift graufig, fo etwae . S o
hilfloe, fo elenb hilfloe ift man .
”
S ie ftreiSt ihm fanft, fSeu uber bae furggefSorene
Saar, bae fenSt von SSweißift. S eib Shr’
e niSta lle fSon ein wenig gewöhnt vom S pital her ?
” bemerit fie fSüStern.
Sam Spital ? S ae tft ja gang etwae anberee .
Steiftene ein frember StenfS, ein bloßer <
{fall, bae
mebiginifSe Sntereffe überwieg t weit, ftampft bie auffommenbe SSeiSheit gleiS ab . Stur wenn fie langerbaliegen, man fie gut tennen lernt, bann ift ee fchon
fchwerer, aber ee geht immer noS Stur wenn ’ß bonn
S a reißt er fie pioßiiS an fiS, wilb, heftig.
Gilt), hor niSt, wae iS rebe,
wae befSwere
iS StiStennßiger b iS bawit ! Siber fieh, Stinb : anb i S unb m i Sbent
’iSbabei . SSmoSt
’biSboShalt en,
biS fSüßen, war bae niSt nnfere 8ufunft, nnfer
Sraum ? unb bin boS ohnmäStig, ohnmäStigbagegen, baß ber Sob in ber S3 elt tft, ber biS hatunb miS.
Gr murmelt bae leg te nur, fie immer fefter an fiSgiehenb, unb füßt fie mit auehreSenber SeibenfSaftiiS:
f eit . S ann läßt er ebenfo jäh von ihr ab . S eine Singenwerben finfter. Ge vergeffen, ee bei einanber vergeffen,ja
,bae fann man auf Seit en unb möSte man . Siber
man f o i l bamit fert ig werben unb ee burSfämpfen unb
S t ellung bagu nehmen, man m uß! S a reißt manbann alle lehenbigen Strafte gufammen unb fluSt unb
betet, unb unb iS w e r b e niSt bamit fertig .
”
S ie fSaut ratloe gu ihm auf ; er ficht, baß fie
weint .
GrfSopft feg t er fiS nieber. Romm her fagi erin veränbertem
, freunbliSem Son, „feg biS gu mir .
SS habe bie gange vorige StaSt in ber Slbteilnng burSwaSen müffen unb hatte bie StaSt banor Sonrnaibienft
iSglaube, allee fommt von biefer rafenben Sltübigfeit .
Gr maSt ihr Slaßunb legt fiS weit hinten über,
faft auegeftrecf t, unb nimmt ihre @anb in bie feinen .
Siber gleiS barauf blicf t er niSt mehr auf fie, fonbern
gur 8immerbecfe hinauf, unb feine Singen wanbern nnftet
hin unb her,ohne einen Stuhepnnf t gu finben.
Stenn bu boS ruhen fönnteft !”
fagi fie unb blicit
mitleibig auf fein e gefpannten, nervofen 8üge nieber.
Ge maSt ihn ungebulbig, baßfie fo beharrli ch aufihn hinfieht . SBiefo : ruhen ? wae fann benn bae helfen,ich bin boS f ein Sferb !
”verft er gereigt .
S ie fSweigt verlegt . Sti e gang anbere hat fie fiSben heutigen Slbenb vorgeftellt ! Sti t wieviel S ehnq t
unb Suh ei hat fie ihn erwart et ! U nb nun wirb fie überhaupt niSt beaStet, ee ift fafi fo, ale ob fie noSa llein hier fäße . SJtit ihrem Serftanb ift fie wohl feinenerregten Slneeiuanberfeßuugen gefolgt, aber ihr (Sefühlvermag ihm niSt gang bie gu biefen nuglüefliSen StenfSen
gu folgen, niSt gang bie in bie SSanev bee Sobee
Shr G efühl iff abforbiert von S ehnfnSt unb ge
taufSter fg offnung unb gefrauf ter Siehe, unb biee («Se
fühl ift mäStiger ale ber blaffe, nnbegreifiiSe Sob, ber
ihr noS ben Stüefen gnfehrt”
,wie Sertholb fagte
Siber er hat auSbie StaSt an einem S terbelager verbraSt,währenb fie nur ba am Senfter freug gefeffen hat, hinein
gem iegt in Siütenbuft unb S3ipfelraufSen, tranmenb .
S ie Sampe auf bem SSreibtifS brennt trnb. Son
„Sei t gu Seit fniftert ihre fleine Slamme, ale ob fie näSfiene erlöfSen wollte . Son ber gegenüberiiegenben Staub
fSimmert bae m ale Sett im Gifengeftell weiß herüber .
Gine große, biete <
{sliege fSwirrt mit (Sefnrr gwifSen
SifS unb Sampe unb läßt fiS begehrliS auf ein S tüclSenvergeffener SipfelfSale nieber.
Site einfam,wie tobeinfam ift ee in beru f leinen
8immerSen ! Gilt) ftarrt auf bie nafSeube Sliege unb
f ommt fiS fo verlaffen vor, wie noS nie in ihrem gangenSeh en . G roße Shränen brangen fiS in ihre Singen unb
tropfen auf ihr Stieib nieber anbere, fSwerere Shranen
ale guvor.
Stit ten aue ben trnben (Sebanfeu merf t fie ein felt
famer Son. Sertholb ift ber Urheber biefee Soue. Gr
liegt unbequem auegeftreef t auf bem Surf en unb fSnarSt .Gr hat wirfliS bie Singen gefSloffen unb fSläft unb
fSnarSt.
Shre Shranen verfiegeu in ber Serh lüffnng. SSarum
hat er benn nun behauptet,er fei f ein Sferb ? Gr ver
fSiaft feine feelifSe GrfSöpfnng genau wie eine förperliSe Grmnbung.
S eine reSte ©anb haugt fSlaff uber ben Staub beeS iwane herab, bie linie
,bie noS Gilt)e Singer gefaßt
hält,ift fait unb feuSt . S ein («SefiSt fi eht fahl aue ;
bie S ti efel, bie über ben S iwan hinaueragen, ftarrenvon S traßenm uß. Su biefem Singenblief entbehrt er
jebee äfthetifSen Steigee, jebee perfönliSen Saubere, berihn in Gilt)e Singen von gefellfSaftliS t iefer fteheubenStännern nnterfSieb . U nb gu ber feelifSen Gntfernuug,in bie fein e fSeinhare StiStbeaStung unb Senommenheit
fie momentan von ihm gerüelt hat, gefeilt fiS j ene plößliSe förperliSe Gntfrembnng, bie ben geringfügigfteu
Slnläffen am liebften entfpringt . Sn biefem Singenblief ift
ee,ale ob Gilt) ihn gang aue ihrem ©ergen unb aue ihren
S innen verloren habe . Über fteigen nur aue feinen
vorangegangenen büftereu SBorten lauter fSwarge SSattenauf, bie allee verfinftern unb anS ihrer Siehe ben («Slangnehmen ? Sriert fie nur aue U ebermübung unb Stranfnug
unb Sangeweile ober frieSen aue allen Gäen bnuf le,
unfaßbare (Sefpenfter an fie heran unb maSen fie fSau
bern ? SBae ift ee benn auS mit aller Siehe unb Sreube,wenn fie fSon von bem leifeften ©auS aue bem SteiSe
bee Sobee verblaßt, wae tft ee mit aller Si eh e unb
gelehnt liegt er ha unh fSiaft fo feft, fo t ief, fo hin
gegeben an feine große, traumfelige Stubigleit .
Gilt) tutet bei ihm nicher,unh im nufieher auf
hammernben Storgeulieht beugt fie fiS über fein bleiSee
(SefiSt mit h en ftillen, fanft geworbenen 3 ügen unh hem
ti efen Srieh en über her S t irn,bie vorhin in nervöfer
Sein gegucf t unb fiS gefurSt hat .
Gr liegt ba wie ein SSlafenher, ober wie ein S ierbenher. Srgeuhwann einmal wirh anS er im Soh e fobaliegen, er wirh ihr entriffeu werben ober fie ihm .
U nb heiß'
quiilt wieher bie Siehe fur ihn in ihrem{b ergen auf, Sieh e ohne © reugeu, ohne Stüefhalt, ale
ware fie felbft eben erft hem Sohe entronnen,nur um
ihn gn lieben . Slber neue, ueugeworheue Sieh e, niSt
gum Siehenhen allein, fonhern gum StenfSen, hen Slot
unh Sob, hen bae nnbegreifiiSe, gewaltige Seh en felbft,mit feinem Gntftehen unh Sergehen, in ben geheimuievollfteu Siefen ihr verbanh . U nb eine neue
,neu gewor
bene S ehnq t,
nicht nur ihn gu tuffen, fonbern baeSehen mit ihm gu leben bie gur S tunhe hee Sobee.
Sie gnr S tunh e hee Sobee. SBürben bie Sufiunh hie Sa ube ihrer gartliSeu S tunhen ihnen bie bahinhurShelfen, burS allee hinhurS lebenh ig unh wirffam
bleiben bie bahin ?
Gilt) atmet tief auf, unb t iefer, mit einem Slnfiugvon SäSeln um ihre Sippen
,beugt fie fi ch über hen
SSlummernhen.
Stein, bie 8artliSfeit allein vielleiSt nicht .
SieileiSt noS oft würh e h er Sebeueernft bie Sieheetanbelei gertreten wie heute, vielleiSt noS oft würhe in
hen m ergliSen, verworrenen Sönen, bie ihm burche
©erg gehen, bae fleine Siebeelieh unbeaStet verf lingen,wie heute . Slber mit glüdliSem G efiSt will fie fortanihre Sirme aufheben gu ihm
, gum S anf hafür, haß er
fo tft, hafür, haß er fie niSt nur ftreiSelt unb henGruft bei ihr vergißt, fonhern mit h em Sehen ringt
für fiS unh fie. U nb in ihren SSoßfoll er feinen Ropflegen
,wenn er leihet . SieileiSt fteigt hann ein gärt
liSer St aum immer wieher nen h erauf, in einerStaSt wie heute, unh fpinnt heimliS, im Sunfeln,
immer wieber neue Siehe nme Seh en .
Gilt) erhebt fiS geräufSloe unb maSt fiS leife fertig,um fortgngehen. StoS einen fafi mütteriiS forgenhenSiiei wirft fie auf ihn. (Stern würhe fie ihm bie fSwerenhem utgten S tiefel attegieheu, bamit er beffer ruhenföune. Slber bavon müßte er gewiß aufwaSen. S eehalh
gic ht fie nur feinen Stautel aue ber Siwaneefe heraue
unh breit et ihn uber feine Sinic e . S ann fSieiSt fie fiSbehutfam aue hem 8immer.
Sluf hen (Stangen unh St eppen ift ee noch naStftill.
S ie (Saefiammen brennen noS wie am Slbenh vorher,
ale fei ee eben erft gewefen, haß fie hier heraufftieg.
S raußen im @of aber umfängt fie fSon bie gleiSmä ßige, farblofe Selle hee Sruhmorgene, in her bie iiSterhellten Scufter fiS gang wunherliS gefpenftifS auf hen
S teinfliefen abgeiSnen, hi e hefäet finh mit weiten, gertretenen Raftanienblüten.
Gin Slrgt, aue hem gweiten ©of hee Sranfenhaufee
fommeuh, huq uert hi e Saumanlagen. Sti e er ein e
weibliSe © eftalt auf h en @auptauegang gugehen ficht,hält er inne unh fSaut ihr aufmerffam naS.
Srgenbwo wirb eine Shür geöffnet . Smei Star
teriunen hufSen in leifem,nbrigene gang vergnügtem
(SefpräS vorüber . SinS fie wenhen bie Röpfe unb fingen .
Gilt) bemerft re niSt . Sie ficht vor her Sortierloge
im großen Shorbogen unh flingelt, bie enhliS her hiefe
Sortier in b emheärmelu, vö llig har feiner gewöhnliSenSBürhe, mit verfSlafenem (Schrumm herauefteigt unb ihr
gähnenh bae Shor auffSließt.
S ie hat gang vergeffen, baß, um fortgngehen, fiebie volle S onne abwarten wollt e unb bae offene Shor,unh bae beginneuh e Sehen in hen ©ofen . S ie henft auSjeßt niSt haran, haß fie fiS vielleiSt fompromittiert .
Sn biefem Slngenblicf finh für fie h ie StenfSen niSt
gefahrliSe S päher ober neugierige Serleumber, fonberneinfaS Srüh er unh SSweftern, fie fühlt fiS fo hergliS geeint mit ihnen
, fo weitab von allem f leinliSeu
(Setriehe, mit ihnen gemeinfam umfangen vom gleiSenSehen
,unh vom gleiSen Sobe .
S o trit t fie argloe hinaue auf bie einfam im Storgengrauen träumenh e S traße unh eilt heimwärte mit rafSen,elaftifcheu SSritteu ,
bie vom S teinhamm länge h er
fchlafenben ©änfer fafi frohliS wiherhailm . Shr ift h eilunh jung unh gefunb gu Stute, ein grunblofer Suh eierfüllt fie gang.
U nb glutrot geht hint er ihr,in hampfeuhen Sruh
nebeln,hie S onne groß unh ftill auf unh umfpinnt h i e
hineilenhe G eftalt mit feierliSem SiSt.
Se höher ging, hefto fürger
erfSien her lange Sag ber Üben am hüftern
SSwargenfee fSoben gewa Sergfegel fiS fSon vorhen S onneuhall, währenh in hen Siefthäleru altee noS in
© lang unh SiSt getauSt war . S ort unten blühten bieDbftbäume, unh her Slieher öffnet e fiS, unh aue Sühtirolwurben bie erften fleinen fäuerliSen SirfSeu bie naSS auf t SSolfgang herangebraSt . S tatt h effen fSaufelten
hier oben noS gelbe Stäßeheu in ben ©äugeweiben hintenam S eeufer, jungee Sirfenlauh buftete herbe unb würgigaue halbgefprengten Stuofpenhülfen, hie von ferne bräun=
liSen ©erbftblättern gliSen, unh an h en S erghäugen
gogen fiS bie breit immerubeu SSneefelher naS fotief t ief hinab, ale befinhe man fiS am Saube einer
Gilet erweit .
S päter pflegte o ber @oSfommer hiefen granh iofen
Gharafter ber .b oSgebirgi3 uatur gu verringern, hoS bie
uneuh liSe S t ille gerftörte auS er nich t,hi e fiS fafi er
haben harüber auehreitete. Sier fSien nur Sögeln
unh G rillen S timme gegeben gu fein ,unh nur ver
eingeit, verloren,
mifSte fiS ein leifee © lorien
lauten her paar weih euheu Silmfühe hagu, bae in hiefe
Staturihy lle fSön unb traumhaft hineinflang, ale gehöre
ee gu ihr.
Som Ufer h ee SSwargenfeee fSaute ein m aSt iger S ennbube mit verwunhert geöffnetem Stunhe hem
©errn unh ber S ame naS ,bie fiS ber S ennhütt e
näherten .
StiStige Sergfteigerwaren’e niSt 8ufailetouriften,
bie heut uaSmittag vielleiSt noS niSt wußten, ob fielieber eine Spagierfahrt in leiSter StanlefeifalefSe unter
nehmen follten ober eine improvifierte Sußtour bie haherauf wagen . S er ©err verriet ee burS feine Rieibung, von ber er hen SBettermantel ahgegogeu hat te
,
unh anS bie junge S ame im breitranh igen S trohhuttrug einen Stoef , her weber in SSnitt noS Sängeeinem ftunh enlaugeu StarfS auf Serggeröll angepaßt
fSien.
Sn her nic h t igen Sattenthür h er S enne blieb en fie
fic hu unh verhanhelten hoSbeut mit h er verwunh ertenS)taIi um ein StaStlager. Storgen um Sltittag wollten
fie weiter, über bie Stofau naS U nteraS hinunter biean ben Sitterfee unb unh, j a bae weitere founte bieStall gar niSt intereffieren.
S ie S ennin hatt e hen gangen Sag fSaffeu müffenunh war fSon im Segriff gewefen, fiS gur Stuhe gu iegen .
Dhne hefonhere Segeifterung verwiee fie haher bie<
{st emben in bie m ale Sretterfammer neben hem .fi erhraum ,
bie nur burS einen mannehoheu SerfSiag von hemfelbengetrennt war . S ort ftanh Sialie mäStige Settftelle, wo
fiS ein S trohfaef hoS auftürmte unh ein ftarf naSStäfehuftenher wo llener Soße ale Sfuhl biente .
Q uer burS bie Sammer lief ein S trief, an hemmehrere bunte SSürgen unh Stattunröcfe hingen ; in h erGcfe über einer St uhe war ein in groben Gioihperleu ge
regte fiS in ihr bie heimiiSe Seforgnie, ob bie unge
betencn © afte ihr bie geopferte Settruhe wohl mit einer
Stleiuigfeit vergüten würben ?
S a, ee moSte fSon tief in her StaSt fein,fnarrte bie Sretterthür gur SSlafftelle, unh her .f;err
taftete im Sunfeln mit vorgeftreciter ©anh herein .
Sa, oh’e h enen henn immer uoS woran fehlt ?
haSte bei fiS bie Stali unh fragte auS fogleiS laut,waran ’
e benn noS fehle ?
Stein,burSaue an niSte fehle ee
,beruhigt e ber
.@err fie, er gehe ja auS nur eben in hen ©euhohen
hinein,um noS ein wenig gu fSlafen.
S ie fetgte fiS erftaunt auf.
.8um S ch lafen ? meinte fie empfiubliS, aber fie haStehoS, ihr fSönee S ett , bae lange alleweil für gwei
?
Gr laSte leife auf. Gine junge, wohliautenhe S timm ehatt e er .
©aft’e wohl aueprohiert, geit ?
” meint e er mit gutmu tigem Spott, fagte uoS einmal gute StaSt unb ftieghann an ihr vorbei ine Sen.
Stali an twortete niSt mehr . S ie blief te vor fiShin ine Sunfel mit einem horSenhen Slntähruef im
© efiSt .
Dh fic’
e aueprohiert hatte ! Sie Settftelle befaßfie,fei t hie Gltern tot waren
,unh bae fSien ihr fchon fo
lang her gu fein, haß einem beim bloßen ©inheufen h ieS c haulen vergingen . U nb hann hatt e fie hoS auS ihrenSurfehen gehabt
,ber ihr lieb war, unh ein Sinh von
ihm SinS bae ift lang her. S er SurfS war langft
fort, irgenhwo in her Siteit, bae Sinh war ihr fleiu
geftorben .
Seht war fie felbft fSon hoS in ben S reißigen
unh hatte vor her Bett ihre Söhne verloren unb ihrbietee @aar .
Stali faßaufreSt auf h er harten Sant, ee fror fie,unb fie mußte huffen . S o ließ fiS
’e niSt fSlafen.
SBae bae aber anS fur fonh erbare Seute waren .
Sibenbe holten fi e fiS faltee SBaffer, um noS bae legtebißSeu Stürme hinauegutreiben, unh uaSte, ha gingen
fie gar voneinauher
S ie StaStluft wurbe falter, hraußen erhob fiS einSBinh . S urS bie Suf e neben h em @erh fSien bie Suftblaßgrau herein .
Ginfam unh fait waren jetgt hoS hi e StaSte alle
gei t, felbft im S ommer.
Slber immer war’e hoS niSt fo gewefen. Stein,nich t immer
U nb Sialie («Sehaufen wanberten, aufgeftort fur
einen turgen Singeublici aue ihrem Sllltagehalb laf, gleiStaumelnheu Stotteu
,weil ein fSwaSer SSimmer an
ihnen hingli t t,her fie an S onne erinnerte
Ginmal war ein Sonrift über bie S erge getommen . StiSt gar wei t von hier war
’e,ein paar S tun
ben hinter hem S chafberg, auf ihrer erften S enne . Gin
ftürmifeher ©erbftabenb, ber S eptember ging gur Steige .
S er junge StenfS hatte fiS auf h em .fi eubohen fSlafen
gelegt, aber vielleiSt her S turmwinh, her heuleub hinhurSfuhr, ober bie U nraft her geangftigten Ruhe imS tall moSteu ihn niSt ruhen laffen, henn mit t en inher StaSt hörte hie Stali ihn herunterfteigen unh im
.
‘éerhraum unten ein 8ünhholg anfireiSen.
Shre große .
‘Öolgbettftelle mit ben barau f gema lt enSa u Sl n h u a 8-S a l o m i ,
‘Dteufeheuiinb er. 10
Slumen ftanh hort in feinem SretterverfSlag. Sti e inben meiften S ennen war fie im ©iutergrunh hoS überber ©erbftatt aufgeriStet, hiSt unter hem SaS. Sie
nun Staii hinab aute unb hie 3 igarre im Sunfeln glimmen fah, gleiS einem glühenbeu Saßeuauge, bae fiSauf fie riStete, ba erhob fie fiS von ihrem S et t unbbegann fiS angnf ieihen, unh fragte ihn, ob er etwae
vermiffe.
Ge fei im ©eubobeu gar fo fait geworben, meinter
,lieber wolle er fiS hraußen ein wenig vertreten unb,
fobalh her Sltouh liSter heraue fei, fort .
S a bot fie ihm ihr Sager an .
SieileiSt verftanh er, fie überlaffe ee ihm gut ailei
nigen Serfügung, jehenfalle fSnurte er fofort wieberh ie Sern uhe ab unh ftieg, in Rniehofen unh Sobenj oppe
,wie er gerah e war, gur SJtaii hinauf, legte fiS
anfe S et t unh gog hen wollenen Soßen über fiS.
Sinn erft fam ee ihm wohl gum Sm ußtfein, haß
fie felber halb entfleihet unb etwae ratloe am Sußeuhe
h ee S ett ee ftanh, benn nun lub er fie ein, auS Slaßbarauf gu nehmen .
„Saugt’e hoS für gwei !
"
Sltit einer fo mühen unh hanfbaren S timme fon
ftatierte er bae unh mit einem gufriebenen © ähuen.
Sie ftieg gaghaft über ihn weg unb hrüef te fiS, um
ihn niSt gu ftören, eng an b ie .fi interwanh her S enne,heren Spalten mit troefenem Stone gugeftopft waren .
U nb währenh er fafi fogleiS einfSlief, feft, fo feft,ale ob fein e Sawine ihn j e mehr erweefen fönnte, lag
Staii fitii unh horSte auf bie SSinhftöße, bie am SaSrüttelt en
,unh laufSte hen tiefen, regelmäßigen Sltem =
S owie aber h ie S onne hinter h en S ee fanf, ha
feg te fie fiS auf hie ShürfSwelle unh wartete . S eut
liS mein te fie habei ihn vor fiS gu fehen, wie er in herStorgenfrühe auf ihrem Seit bagelegen, an her .fganh
einen hunfelgrünen S i egelring, unh aue h em weiSeu
feinen Sianellhemh gerahe über hem hineingeftieftenStamenegug bie etwae entblößte St uft hervorfSimmernh
, fo weiß, fo weiß, gleiS h er einee Stuaben.
Sn Soppe unh SBah enftrümpfen fSlummerte er noS, benStopf mit hem f leinen bunfeiu SSnurrbart gurücfgeworfen,t'
galme aue hem unhiSt geworbenen S trohfacf im gergauften
Saar, ein junger Sönig fSien er her Stali,in G ewäu
hern von ihreegleiSen, ein verfleiheter Rönig.
S er Slbenh verging, unh auS bie StaSt braS ein,
hoS er fam niSt. Seßt faßfie auf ihrer Settfante mi tgefalteten @änhen unb mit Singen
,bie fiat t wurben vom
regungelofen SSauen unh .fi orSeu, unh wartete,unh wartete.
Sief in her StaSt fnirfSte uber bae G ero ll hee
Sergabhange ein SSritt gum S eeufer hinab, wenig
fiene f lang ee S)taii wie ein SSritt, her naher unh
näher fam,
unh vornher ging .
Sm ftarfen Srnhnebel, her über hem SSwargenfeehraute unh hampfte, ftanhen h iSt am U ferranh bie beihen
Sremben vom Slbeuh vorher . Sroß her eben erft b eenbeten primit iven Storgentoilette fSieuen ihre Stieiher
fSon giemliS mitgenommen von her Sour mit h em im
provifierten StaStlager, unh bie beihen jungen G e
fiSter eigentliS auS. SBahrenh fie in wortfargem G e
fpräS in bae Staffer ftarrten, bae burS hen Siebel
übergug hie unh ha hervorfSimmerte wie fSwerer, grauer
Si tlae ,trugen ihre S)tienen hen henfbar troftlofeften
Sittehrucf .
Su henfft an haefelbe wie iS bemerfte naS einer
neuen Saufe her junge Sltann verlegen .
S ie nief te beheutuugevoli, fo, wie man nur nief t,wenn man bamit ein gangee SSieffal befiegelt .
Stan faun an niSte fonft henfen, naShem ein
mal her große außerfte Gnt luß gefaßt ift ,” ant
wortete fie.
Gr wanh te fiS von her geheimnievoli leuStenhen
SBafferfläSe ab, mit einem leiSten SSauher, ale ht)pno
tifiere hiefelbe ihn .
U nb hoS, wie wenig genugte, unh wir fönnteu
fo glucf liS fein ! SitSt wahr, meine liebe Sifa ?”
fagte
er fSwermutig unh fSritt neben ihr hen .fgaug gnr S ennehinauf, ein wenig lumpigee G elb ! S ae Sehen iff
hoS fSon ! U nfre Sieh e würhe ee parahiefifS maSen .
„SSerhe niSt wanfelmütig !” mahnte fie finfter
eut loffen, „wogu farm h enn bae führen ? Stillft huetwa ein Seh en wie G evatt er SSufter unh SSneiher ?
Stein,laß une groß unh une felbft treu bleiben,
wenn hu niSt, unhefSwert von niehrigfteu S orgen, ftrehenharfft, einft unfterbliSe SSerfe gu fSaffeu, unh wenn iSan heiner S eite niSt heine Stufe werben harf
S ie vo iienhete niSt. S ie ftanhen fSon nahe herS enne unh burS bie weit aufgeriffene Shiiroffnung her
felben qualmt e ein fo heißenher StauS, haß man fehleSterhinge verftnmmen mußte .
Sie .b olgbanf, worauf Stali uhernaStet hatte, war
bie gegen bie Shür hinauegerüef t worben ; ber grau
haarige .fineSt faßharanf, t ief über h en großen Sutt er
ftampfer gehüeft, unh but tert e fSweigenh unh emfig, h en
fSweren Stolben im Saf t auf unh nieher ftoßenh . S ahei
riStete fiS jehoS fein hageree, anfmerffamee G efiSt mith er fpißigen Stafe unh hen f ingen liSthraunen Singenvoll unverhohlenem Sntereffe auf bie beihen eintretenhen
Sremben . S er Q ualm vom @erh e, wo regelioe burSeinanhergeworfenee feuStee Steifig brannte
,hüllt e fie
aber fo ein,haß man taum etwae von ihnen fah.
S iSt hinter ihnen fam h er S ennhube, horit e fiS auf hen
t'
gerhranh vor bie unruhig gucfenhe Slamme, bie ihn grellvon hinten befSieu, faugte an einer turgen, mit ger :
hrüeften SSeihenh lättern geftopften Sfeife unh fSaute mitvergnügt er Serwunheruug gn, wie her @err unh h i e
S ame vor lauter Stiefen, ©uften unb St uften h en G eiftaufgeben wollten .
S3arum in aller SSelt wirh fein Staq ang an
gehraSt ?”
fragt e h er .
‘
éerr mit thranenhen Singen, „ feih
ihr henn niSt lang genug auf folSer S enne oben,baß
fiS’e lohntS)tali uicfte ; fie ftanh mitten im Staum, hen Stocf
hoSgefSürgt, bae bampfenhe Soln aff vo ll fSäumenher
SrühmilS in hen .
‘
éänhen.
SreiliS feien fie lang genug ha oben : fie felbft fSouan gehn S ommer, unh Sllohe, her RueSt, noS weitlänger
,meinte fie unh fifSte ohne weiteree mit her
.fi anh irgenh ein fleinee G etier aue h er StilS heraue, fie hen Sremben gum Storgentrunf eingugießen ;aber ein Staq ang würhe fiS ja hoS niSt lohnen,
ftarb her Sh aun unb ihn felbft hefiel ein Singenleiheu.
S eithem war er nur noch ein grober RueSt. S am i tnahm er
,refigniert vor fiS hinmurmelnh, .fi aefe unh S eil
unb maSte fiS naS hem walhigen Sihhang oberhalb herSlim auf, um .fi olg gu fällen .
SngwifSen hatt e her ®err fiS an hen Suben gewauht ; er bot ihm eine von feinen 3 igarren auftatt her
SSeibenfrautpfeife unh reh et e ihm gn, ihm heute naSmittag hen fSweren Sueffaef bie naS U nteraS abgu
nehmen .
S er Sube hrehte bie 3 igarre begehrliS gwifSen hen
Singern, aber gum Stege naS U nteraS hatt e er f eineSufi. Gr war fein Sebtag niSt über hen Umfreie her
S enne hinauegefommeu, bie auf bie SSuljahre im nahenSahau.
Sta li warf auS ein, haß er vor Sunfelwerhen gurüef
fein müffe, weil fie in h iefen Sagen ben Sauer er :
warteten .
Gr ift bie bahin langft gurüef unh ben Steg fenueiS für ihn, verfiSerte h er ©err, „ er brauSt fiS nur
auf hem ©inweg bie rot marfierten S tellen gu merfen,
bie iS ihm geigen werbe. Segi ift bie gange Sarti e fur
Sußgäuger anfe fSönfte hergeriStet, fügte er hingu unh
q te bae große tarierte Seifeplaih hervor, auf hem er
fiS mit Sifa hraußen in her hue reSeuben Storgenfounelagern wo llte .
S ie Stali fSüttelte ben Sopf unh fah h en Sort
gehenhen naS. S ie füllt e noS hen riefigeu Rupferfeffel,her über einer S tange auf hem ruhiger brennenhen Senerhing, unb von h effen nie gefSeuertem SJtetallhauS ab
unh gu her fet te Stuß in fSwargen St uften nieherblätterte,
mit frifSem SSaffer unh feg t e fiS hann befSauliS aufbie ShürfSwelle. S)tali hat t e eigentliS eine gehorigeSageearbeit vor fiS,
aber fie war weber hefonhere fleißignoS hefonhere reinliS unh fürStete niSt, haß bie Slrbeitihr fortlaufen fönnte.
.fi eute war boS beinah ein Sefttag, wenigftene einereignievolier Sag ; h er Sllohe hatt e ihr unaufhorliS feine
Sermutungen über bie beih en S tahter unb feine SoSaStung für bie S8elt, aue her fie famen
,mitgeteilt . S ie
felbft fanute hiefe Stelt faum,unh erinnerte fiS feiner
ftarfen Ginbrücfe aue gelegentliSen Siueflügen horthin
auegeuommen einer S tunhe, hi e fie vor Sahren in S aigburg in einem Staruffell verhraSt hat te . S ae war aneinem S ountagnaSmittag gewefen unh viele fleine SahenmähSen unh Slebeiteriunen hrehten fiS mit ihr barinherum
,eine von ihnen faß in riStigem S at tel gu
Sferbe, eine anbet e auf erhabenem Stöuigethron, unh fie
felber war in eine golbene G onhel eingeftiegen. Ge fam
ihr vor wie eine beinah feierliSe Singelegenheit unb burSaue niSt wie ein bloßee unterhalteuh ee Sergnugen, auSbemerfte fie beutliS, haß auS bie meiften anbet en Stäh :
Sen faft aubäStig ernfthaft hreinfSauteu, niSt fo, ale
amiifierten fie fiS habei, fonhern ale feien fie wie ver
güef t unh benommen von etwae G roßem .
U nb ee war auS etwae G roßee : h enn in unhegreifliSe Sraumwelten gli t t bie golbene G onhel mit her Stali,wennfSon fie fSeinhar immer im gleiSen Stunhgelt fißen
blieb . Sier ftieg man ein,um auf eine Siertelftunbe
allee gn befißeu, wae man erfehnt, allee gu erreiSen,wae unerreichbar bleib t, allee gu vergeffen, wae befSwert
unh hrücft. S ie Stufif fam mit ihren Slängen haher,
wie h ie gute See im StarSen, unb forherte hagu auf,fiS bae SSoufte gu wünfSeu, wae man nur auehenfeu
founte,unh bae that man henn auSmit aller Sluftrengung,
unh fühlte fiS heimliS hoS hinweggehoben unh wie allmäStig
S er Stali war ee wohl befanut,haß ein Staruffell
nur ein Staruffell tft, ein S ing aue .fi olg unb Gifeu, aue
Sarheulaef unb G olhpapier, aber irgenh ein G eheimniemußte noS habei fein, weewegen ee fiS gang ahuliSunb eigentliS noS fSoner hrin faß wie in her StirSebeim wunherthätigen Stuttergotteehilhe.
S ie S ame, h ie wohnte in einer S iahi unb hattegewiß wenig gu thun unh fuhr gewiß oft Staruffell
Som S8alhahhang her fSo ll Sieb unb Sieb, humpfvom GSo wiehergegeben . Sllohe, her hort arbeitete
, ließ
fiS ebenfalle burS hi e fremhen G äfte aue feinen Sllltages
betraStungen herauereißen . S ie waren ja feltene unhwertvolle S euh linge aue jener loef enhen Serne, in her er
gu furg geweilt hatt e, um von ihr enttanfSt gu werben,unh bie ihm fett Sahren fSon wieher traumhaft guwerben begann . Shuen bae gefagt gu haben
,wae er
heut e morgen fagte unh wae er mit inniger Sreube hen
©erru her S ame wieherholen horte, that ihm noS hinterhrein innig wohl. Ge naherte ihn ihnen, fie mußten
fühlen : obgleiS er ale grober RneSt fiS hier oben verhingen muß, gehört er gu une .
Sie er weit er hinunter naS her SiStuug fSritt, wober S eunbnbe angewiefen war
, mit S triefen auf ihn guwarten, um bae S8interlaub in Sünhei gu fammeln unh
naS hem Stuhftall gu tragen, fah Sllohe bie beihen S tah t=
leute h iSt vor fiS. S ie lagerten nebeneinanher auf h er
lange . S ie S onne fSien warm auf hen Sruhling ringeum
,gelbe SSmetterlinge gaufelten um hen Gngian, h er
blau aue hem hohen Sllmgrae vor ihnen hervorleuStete,unh über hem SSwargenfee ftanh in golbenem Storgen
liSt bae SSueegebirge.
Sie wiffen niSt, wie fSon fie ee hier habenrief Sifa eutgüeft .
Startin meinte leifer :S3ir wiffen vielleiSt auS niSt, wie gut wir ee
ha unten haben . Slloh e wurh’ee fSon fur eine hohe
Stiffi on anfehen, hort einen felbft gang uufSeinbareu
Soften auegufüllen. Si ber vielleiSt finh jeßt auS nur
unfre G efühle für allee SSöne fo überaue gefSarft
SBeil wir Si hfSieb von allem nehmen,
”
fiel fie
fSnell ein unh fani wie uiehergemäht aue ihrer auf
geriSteten @altung auf hi e Seifeheefe gurüef .
SBieher fSwiegen fie. S ie waren beihe etwae blaßvon her faft gang hurSwaSten StaSt, fie fahen, wie fi e
fo halagen, wie ein paar Stefonvaleegeuten aue.
Startin vermieh ee,Sifa in bie Singen gn fSauen ;
gu fSwer fSien ee ihm,hann noS ftolge Saffung gu be
wahren . SinS fo wußten fie voneinanher, haß fie beih e
an hen Sob haSten, an hen Sob,her ihr jungee, blühen
hee Sehen freiwillig enben follte, wie ee befSloffeu
warSon Sei t gu Seit ging geraufSloe auf feinen nacfteu
S ohlen her S ennbub an ihnen vorüber, h ie fSwere Slatt er
waffe auf hem Stüefeu, tief unter feiner Saft gebüef t,
währenh ihm her Sinub einfaltig halb offen ftanh . U nb
im frifSeu Snftgug, her vorüberftriS, wehten unb flogen
aue h em Sauhhünhel unaufhörliS braune hürre SBinter
blatt er heraue, nmflatterten ihn unh fanfen hann langfam,
einee naS hem anhern,ine G rae gn feinen
Süßen nieher. Ge fah aue,
ale fSreite h er G ruinehee Sobee felbft unter hen grunen fnofpeuhen Säumenbahin
Startin fam h iefer SergleiS, hoS ale er hem Subenin bae einfaltige G efiSt bücfte, fSente er fiS bavor, ihnauegufpreSen .
Sa fSien ee ihm ploßliS, ale ob Sifa neben ihm
heimliS mit Shränen fämpfe. S ie hielt hen Ropf etwae
gur S ei t e gefehrt, unh um ihre Stunhwinfel gucfte ee felt
fam,wie verhaltener St ampf.
Sief erfSrocfen riStete er fiS aufSlber ee war nur ein G ahnen, bae fie niSt heraue
laffen wo llt e .
G egen elf Uhr mi t tage verfammelten fiS RueSt,Stagh unb Snbe an her @erhftatt um einen irh euen
Sopf, aue hem fetthuftenher S ampf aufftieg . S ie fSwarge
Gifenpfanne, im Umfang hem ungeheuren SSafferfeffel
gleiS in her foc h en bie Stehlflöße gem algt worbenwaren
, wurbe von Stali hen beihen S tabtleuten überlaffeu,henn bie hat ten vor
, fiS einen Gierq en gu hacfen .
Ser Gi er gab ee nur wenige in Sialie Sefiß unh auSbie moSteu fSon giemliS lange gelegen haben, hoSmußte
man ee ale ein G lüef betraSteu, haß man überhaupt weiSe
vorfanh . SBährenh Sifa mit großer Slnftreugung h ie
gifSenbe Sfanne über hem Steifigfeuer balauc ierte, plünherte ihr Segleiter in Grmangelnug anhern G efSirre
hen f leinen Sellerbort in her SSlaffammer unh entnahmhemfelben gwei golhumranh ete SefimahßfSüffeln, h ie ein emit Sehüt
’h iS G ot t
” in her SJtitte,bie anbet e mit
Sehe glüef liS”
.
G ang nah vor her S ennthür, wo unter hoSgewaSfeneu ©augebirfen ein roh gegimmerter .QolgtifS in hen
S oben gerammelt war, fegt en hie beihen fiS gur Stahl
geit nic her,
mit einem betraStliSen @unger, her
in gar feinem Serhältnie gum h efSeibenen Gierq en
ftanh . S ahei fahen fie einanher beheutungevoll in h ieSingen
, ale wollt e einer h em anbet en ftumm gu ver
fichen geben : SBeißt hu wohl, wae h i efe Stahlgeit be
beutet ? S3eißt hu, haß ee unfer leßtee irh ifSee S)t it
tagemahl ift ?”
Sifa feni te ben Slicf fSwergliS laSelnh auf ihren
S eller unh, heffen SnfSrift lefenb, flüfterte fieSehüt hiS G o tt, ee wär gu fSön gewefen !
”
Startin wollt e gern G leiSee mit G leiSem erwiheru,
aber ale er unerwartet in aufhringliS grellen G olhbuSftaben, hie in her S onne formliS fSahenfroh funfelteu,lae : Sehe glücfliS!
”ba fSwieg er verhnßt ftill unh
begnügt e fiS ham it, bae fSwa gliSe SäSeln gu er=
wihern.
Son hier hraußen befeheu nahm fiS bae Suurre h erS ennhütt e wie ein fSwargee SoS aue
, unh hufter beinah, wie aue finfterer Sempelhöhlung, tonte bie me
SauifS hergeleierte G ebeteliturgie heraue, bie bae Stahlam .
‘
éerhe einguleiten hatt e . U nb naShem bae leg t e G ebetewort verfluugeu war, tauSte ein jeher her brei Slten
fSen, hie ba eng nebeneinanher auf her @olgbanf faßen,feinen 8innlöffel fo langfam unh feierliS in bie gemein
um feinen St opfen bavon gu verli eren,unh frehengte ee
fSweigenh h en beiben Sremben, bie er liebgewonnen hatt e.G ar manSer Sonrift ging hier oben vorbei ohne in Sllot)e
’
G ehanfen bie geringfte S pur gu hinterlaffeu, h enn er gingauS am alten SineSt vorbei, ohne ihm ©erg unh 3 unge
gn lofeu . S iefe beiben aber hatten in ihm ein G efühlher S agugehörigfeit gnr SBelt unten aufleben laffen,gu j ener befferen Siteit, aue her fie hierher heraufgefm men.
Gr fSaute auf fie, ale gliSen fie minheftene jenen breiGngeln, bie bei Slbraham einfehrteu, unh thateu, ale ob
fie äßen U nb ale j eher von ihnen leife einen Gulbenin feine „banb gleit en ließ
,wahrenb fie ihm gum Sib
fSieh hie .fganh fSüttelten, ha nahm er ehrfurStevoll hen
fSahhaften S trohhut vom Sopf.
Sergelt’e G ott ! Sergelt
’e G ott
SBofür er ihnen aber hanfte, bae war mehr ale G elheewert, obwohl G elheewert viel fur ihn war unh er freuhegitternh bie gweiG ulben in fein eingigeeS aeftuShineinfnotete.
SBahrenh fie langfam aufwärte gur Stofau ftiegen
unh bie fleine S ennhütte halb hinter h er SBalhung ver
fSwanh, bemerfte Sifa leife :
S3 ie fumbolifS war bae mit h em Staffer,müßte er, wie ein ft)mbolifSer Sobeetrunf .
”
Startin fagte ableufenh :
G lücfliS finh hiefe einfaSen StenfSen mit ihren
Sllunoneu . S ift hu gern bahier oben im G ebirg
wanh te er fiS fragenh an hen Suben .
Sto !”verfeßte her mürrifS. Gr war vo ll Serbruß
harüber, haß er mit mußte, unh bie Sorftellung, heute
feinen Sußweiter in bie SSeit gu felgen ale fein Sebtagvorher
,regte ihn niSt im minheften an .
„Stam m bift hu benn niSt gern hier oben?
„Sto. Sßegen hem Shiftürg’n !
”
Startin unb Sifa lachten ihn aue. Sier gab ee ja
gar feine fteileu Selewänhe gum Slbftürgen, vor henenman fiS hätte fürSten fönnen. SeräStliS fafi blicftenfie bie Sergwanh entlang : fo eine würhen fie fiS niStgrahe aneq eu, wenn fie aber fie hatten fiS ja
füre Staffer ent iehen, für eine Rahnfahrt in her S ammerung, bie feinem auffällt
S er Sube ließ fie lachen . S ein Slid ftreifte voll
fehener Steugier bie hier unh ha aufgeriSteten Strengemit Slbbilhnngen von fchauerliSen U nglüefefäilen . Sinßer
ben fl irSenbilbern waren ee faft bie eingigen, bie er
tanut e . Sllle grufeligen G efSiSten, bie er j e gehört,
fnüpften fiS an folSe büftereu G ebenfftellen .
Smmer rafSer von h en geröllbeheeften Sergwiefen
her Stofau hinab ging ee jeßt .
Son Seit gu ‚Seit maSte Startin ihn aufmerffamauf bie rotmarfierten S teine, an h enen fie vorheifamen,bamit er h en Stücfweg niSt verfehlen möSte ; hann manh
fiS her m ale Sfah fteil burS bie g‘
erf lüfteten hohen
Selewänh e ber U nteraS, gwifSen henen tief, t ief untenin fSwinbelerregenher SSluSt bae G ebirgewaffer inlautem S turg vorüberhonnerte, t ofte unb fSäumte, eineerfältenhe SrifSe emporfenbenh gu h en mühfam Stieber
fteigenhen.
Sie waren alle brei gang ftill geworben . Startinunh Sifa fSauten einanber wieber an unb hann naSoben
,bie enge Sergflamm hinauf Sa oben gu fic hen,
gang oben, unh ein S prung Shre Shantafiearbeit ete maStig, unter angenehmen S chauhern, henn
So n Sl u h r e a h 5 a l o m é, StenfSenfiuh er. 1 1
in Stirf iiSfeit ftanhen fie ja niSt mehr oben ,gang
oben
U nb fchon traten fie aue her halben Sämmeruugher Sergeuge heraue, unh plößliS, bei einer uner=
wartet fehroffen Siegung hee Stegee, erfSloßfiS ihnen
fonnenüberftrahlt unb in feligem G lange, einem G emälbeStorhitaliene gleiS, ber blaufehimmernbe Sitterfee unterh em Staifehnee feinee G ebirgefrangee .
S er S eunbub t eilt e niSt baßGntguef en ü ber hiefenSlnblief ; er ftanh in verhroffener S tumpffinnigfeit ba, biegange S eele erfüllt vom Sinnfehe, niSt mehr einen Sußvor hen anbet en fegen gu müffen, währenh bae Siem en :
geng ihm fehmerghaft in bie müh en SiSfeln hineinfSnitt .Unten am S eeufer lag ftaubig unh heiß eine f leine
Drt aft in brütenh er Stittagßfonne. S ie gingen hinab,
an ben Dbftgärten unh blütennmranften SäueSen vorüber
, unb ale bae Stirtehane am S ee fSon in S iStwar, hielt Startin ben Suben an, nahm ihm hen Stq
faef ab unh hing ihn fiS felber um .
S iefe milbe ©anh lung wäre in h er Slit t e h eeStegee gwecfmäßiger gewefen, bemerfte Sifa .
Startin fah etwae verlegen aue.
S er Sad tft vert eufelt fSwer, fenfgte er, „aberiS mag nich t an ber S eit e biefee arg bepaef teu, m al=
brüftigen f leinen Serie im Siirtehane einrüefen
Sifa lächelte, aber bieemai gar niSt verhängnievoil,unh fchob mühe ihren Siem in ben feinen .
„G ut, baßher Sllot)e niSt habei ift !”meinte fie,
„er würhe vielleiSt gu feinen erften 8weifeln an her
So llfommenheit ber StenfSen aue ber unteren Stelt gelangen !”
mal gum Suben herantri tt, farm er fiS gti feiner eigenenerfSroefenen Setrühnie gu einer neuen Slnrft niSt mehrent iießen unb befehränft fi ch traurig auf ein neuee
Rrügl Sier . U nb eine 8igarre möSte er wohl auS haben,fügt er fSnell hingu unh blicf t ftarr an bie Staub aufhie S ame mit hen weißen 3 ähnen .
Steitab von feinem SifS, neben ben Senftern, bieauf hen S ee hinauefehauen, hat ten Startin unh Sifa fiSRaffee mit einem Gognac fervieren laffen . S ie waren fehr
ftill. Sähmenb lag ihnen hi e Stühigfeit naS hiefer ungewohnten Sirt
, gwei Sage hingubringen, in hen G liehern .
Sifa verbiß ein G ähnen unb bemerf te tieffinnig :
Üben war ee romantifS. Gin folSer StaffeetifSift gar niSt romantifS.
”
Startin fah fie fragenh an . SSmein e, erlauterte
fie, „wir hätt en niSt erft wieber hinunter wir hättenoben ebenfo gut, gum Seifpiel burS einen S turg,überhaupt : bae mit hem S3affer war h ie reine fixe Sheevon une
,wogu grah e im S3affer ?
”
Start in hatte h ie gange Seit über heimliS hi e flachen,fafi fiellofen Sähne fixiert, bie am Ufer unt er ihrem
Senfter angef ettet lagen . Gineu folSen Stahn wollten fi eja gegen Sibenh löfen
Sür h iefe neue Shee ift ee nun fSon gu fpat,gab er gang matt gnrücf, jeßt gleiSwenigftene wariS niSt im ftanhe, genügenh hoch gu fteigen. Si berbeine StünfSe finh mir imm er fehr t euer . Siirmüßten ee eb en auf eine gweite Sergpartie hinaue
fSieben .
”
S ie nicf te unfiSer.
U nb nun malt en fie ee fiS bie in alle Gingelheiten
aue . S ie vergaßen gang bie Stuhigfeit habei . ShreSingen belebt en fiS, bie Stangen röteten fiS wieberStart in ftießbae Sc ufter auf.
S a fommt ein Sampfer !" rief er 1ch glaube, ee ift
einer, her une heimbringen fönnte. Slber hann gilt ’e Gile !"
Sae 8ifSen hee Sampfee unh R iirren ber gum
Srucfenfteg übergeworfenen Stetten f lang hell herein .
S ie fprangeu auf, bie Steilneriu griff nach hem G epa cf, f ein e Sihnung hatte fie gehabt, haß h ie Séerr
fSaften mit hem SSiff fort wollt en . SBne gefSah hennmit hem Suben
G efSwinh gahlen fie für ihn . Startin pragi ihmnoch ein, gleiS anfgubreSen, hamit h ie Sämmeruug ihnniSt
‚unterwege überfalle. Sn her Saft, aber auS aue
einem weiSeu, wunherliSen G lüäegefühi heraue gib t erhem Suben viel gu viel G elb . S ann fSnell fort, anfeSerbeci . G rabe fommen fie noch hin. Sili t fSriliemSon ftößt her hübfche S ampfer vom Ufer
S er Sube fSaute abweSfelnh auf hen S ampfer vorh em offenen Scufter unh auf bae G elb in feiner b anb,unh faßte fiS an hen Stopf ; ihm war etwae fSwinheiigvom U ebermaßh ee G enoffenen unh gang weinerliS vorlauter St eube . S o alfo war bie Stelt, hie man aufher S enne niSt gu fehen befam, fo waren bie StenfSenunten ! StaufS unh Suhei erfüllen ihn gang, unh nun
grahe foll er fort ! Sort von hier, wo man fiS hermaßen gütiiS thut
, unh wo bie StenfSen fo gut fi tthunb ee fo gut haben !
S ae G ehen wirb ihm faner. Gr geht fSon, ja ergeh t
,aber mit S einen
,hie in f einer Steife gu ihm ge
hören . Steiß G ott, weffen Seine er mitgenommen hat .
Grft fSlenbert er, hann fommt bae S teigen . Ge
tft nich t gn glauben, wie fteil bie Stänbe bergan finh .
U nb hinab ging ee fo fSnell, unhegreifliS fSnell
ging ee, man hatt e Stühe, feinen eigenen Süßen gu
folgen . S ie Stuiee wollten anhere ale h ie Süße . Segi
aber wo llen weher h ie Rniee noch hi e Süße.
S ie Sült e in her U nieraS umfangt ihn mit Sroft
fSauern . Sa, wo gwifSen ftruppigem G ebüfS ber fchmale
Sfab hanhähniiS fiS aufwärte minbei, fegt her Sube
fiS nieher. Son hier fieht man noS hen Sitterfee fSimmern . Seht hat er piößliS Singen hafür, ich t fieht erihn
,blau
, fo biaufSimmernh unb blenhenb, ein
eingigee 8itteru unh Siimmern von G olbiiSt, bae SSwinbei maSt, bie allee beginnt, im Sreife gu gittern unh
gu fSwaufen. U nb ba ba mi tten auf hem S ee,ein fleiner Sunit, bae tft bae S ampffSiff. S ae
fährt nun immer weiter in bie herrliSe StenfSenweithinein, vermutlich horthin, wo fie am herrliSften ift
Slue ber Sern luSt tönt ein lang lang hin
hallenher SuSger unh verfünbet,haß ein S eelenfampf
beenhet ift
Sergab geht re, nnbegreifliS fSnell geht’e berg
ab, ale trügen Siügei ben ftrauSelnhen Sußhart an ber
gähnenben Siefe vorbei, in her hie G ewäffer her UnteraS tofen U nb ber SuSger fpringt mit, von Staub guStaub
, wie wenn er mit hem Suben um hie Stet te liefe,unh verftnmmt im Soltern unh S onnern, mit hem bae
gleitenbe G eröll ine Staffer ftürgt, bie hoSauf fSäumenunh gincf feu
Se höher hinauf ee geht, hefto fürger wirb
St it t her fSweren Sern uhe übere fnirfSenbe G eröllniSt mehr hören wirb . S ennoS fic ht er noS unh iaufSt .
S oS feine G ebauten weilen fernab . S eine S eele weitet
fiS unb feiert ihre SlbenhanbaSt unt er hem fiernhefäeten
.
‘
öimmei in h er ftummen Stach t hee G ebirgee
faal, am leg ten SifSSen, bae innerhalb h er erhöhten
SenfternifSe ftanh, ließ fie fiS enh liS nieher unh be
ftellte mit leifer S timme etwae Stotwein unh ein SieifS
geriSt.
Stie jehoS bae Seftellte fam, fSien fie gar niSt
mehr haran gn henfen, haß fie hatte effen wollen . Sie
reSte .fganh ftüßte fie müh e auf ; bie linie neftelte me
SauifS am lehernen G elh täfSSen, heffen Siemen ihrüber hie S chultern gur m äStigen ©üfte nieberhing.
S enn nun hatt e ihr S lief fein 3 iel gefunhen. Unterhalb gefenften Singeulihern figierte fie einen her größern
runben SifSe unweit her geöffneten Siügelthüreu gum
erften Gßfaal, wo eine G ruppe von fünf ©erren in heit er
angeregter Unterhaltung beifammen faß. Sin ber Sirt,wie bie @erren mit einer gewiffen int imen Sefliffenheitbehient wurben, erfannte man unfSwer hie altvertrauten
S tammgäfte an feft refervierter Safel.
Ginmal fam bie blutjunge, bilhhühfSe Stit tin an
ihnen vorüber,blieb fic hu unh rehet e h en ihr gunachft
Sißenhen, einen beginnenben Siergiger mit b artlofem,
intelligentem G efiSt unh golbenem Rneifer, frangöfifSan . S ofort begann bae G efpräS fSergenher, lauter guwerben . Stan rücf te einen S tuhl heran, unh für einige
Stinuten ließ bie Stit tin fiS nieh er unh foftete von henguten Steinmarfen, hi e ihr eifrig frehengt wurben .
S a fchaute her Stann mit hem Rneifer auf h er
flavifS ftumpfen Safe auf unh bemerfte hinten am legt enSifSehen in her SenfternifSe bie S ame im bunfeln
Steifef ieih .
Sobalh er ihrer überhaupt anfiStig geworben, mnßten
ihm hiefe unauefpreSiiS herehten grauen Singen auf
fallen, bie fo menfSeum trüef t unh weitvergeffen, wie
hppnotifiert, an ihm hingen .
Gr fiorit e mitten im Stort . Gin wunherliSer Sine
hrucf von ungläubigcr Serbiüffuug flog über fein G efiSt.S eine Singen weiteten fiS, ftaunten, fragten, unh
plößliS erhob er fiS haftig.
„Gine S ame, iS glaube,eine Sefannte wieber
guerfennen, bitt e,ent ulhigen S ie miS,
”bemerf te
er mit einer ab iebnehmenhen Serbeugnng vor her jungenStit tin .
Siefe hrehte fiS, niSt hefonhere vornehm in hen
G eften, unwillfürliS auf ihrem S tuhl herum unh fah ihmnaS. Gin tiefee S tillfchweigen herfSte auf einmal anber f leinen Safel. Gin jeher folgt e mehr ober minher auffallig ber großgrwa enen, hagerenG eftalt mit h en Slicfen.
G1ne Stuffin, iS möSte wetten !” murmelt eeiner von ihnen
, „man fi eht ee am gangen ©abitue,niSt wahr ? Sier weiß, wae für alte Segiehnngen h erS aißew ha erneut . Gr fSeint hoS fo gern in D efierreiS, in Stalien gu leben ; inheffen ‚on revient tou
j o urs e tc .
S ie S ame in her SenfternifSe war hunfel errotet,ale S aißew rafSen SSrittee auf fie guiam,
mit aue
geftrecfter .fi anh unh e iner U ngegwungeuheit h er @altung,wie wenn bie umfißeuben StenfSen nur gn einer von
ihm befteiiten S eforation gehorten .
Starfa Statwejewna ! Saßee folSe 8nfaile überhaupt gibt ! wirb bie Stelt niSt fSöner bahutS? U nb
haßwir wirf une plößlich, naS fo langem,in irgenh
einem @otel gufammenfinhen muffen !” rief er ihr in ruf=
fi fSer Sprach e entgegen.
S ie legte ihre beiben Saube in bie ihr voll brangenher .©ergliehfeit hingehaltenen. S ae verwirrt e Grröten
gab ihren garten blaffen 3 ügeu, bie niSt mehr gangjugenh liS, aber von großem Siebreig waren, eine warme,mähSenhafte SSonheit.
Rein 8ufall,”unterbraS fie Saißew mit verhaltener
S timme ; „ich wußte, haß Sie hier feien, ich erfuhr ee
burS S fafonowe Sermittelung, hörte, wo S ie abfteigen,unh her Sort i er wiee miS fo ch en in ben Speifefaai,bae fei Shre f eueftunh e, fagte er.
Sienn ee alfo f ein 8ufail ift, hann baute iSShnen ! iS banf e Shuen , Starfa !
”
fiel er c ruft einunh behielt ihre Shauh einen Singenblicf in hen feinen,ehe er fiS ihr gegenüber feg t e . ©ätten S ie mir
boS vorher fchon gefchrieben ,iS hätt e S ie von h er
Sahn holen , für S ie forgen fönnen. S eit wann
finh S ie hier ?”
S eit heute morgen . SinS reife iS gleich weiter.
SS bin bei einer .itollegin unh frühern S tuhiengenoffin ab
geftiegeu, bie jeßt hier ale Siergtiu thätig tft. SSeile gurüci nach t rußianh .
Siergtiu !”wieh erholte er iangfam unh fah fie voll
Sntereffe unh Sinteilnahme an, „riStig, Siergtiu ! Seh tweiß iS
’e erft wieber : S ie finh alfo wahrhaftig Siergtiu
geworben,unb noS hagu bort in hiefen an Siergten, an
Rultur, an Romfort, ja,m ein G ot t, an allem unb
j eh em fo arm en S teppengegeubeu . Si lfo wahrhaftig,unh bae fSon jahrelang !
”
Shr gangre G efiSt leuStete auf. Sie nirli e c ruft.
„Steht ale eine Srau geht icht horthin !”bemerf te
fie leife, „wiffen S ie, grah e bie St auen . D wie reSt
hamale gewefen fein, Shr ruffifchee Sanb gu verlaffen !
Sio Shre Stort e fo günheten l unh wo S ie felbft fo vollwaren hee ihealer
'
1 G laubene an"
ein Sefferwerhen in
allen nnferen 8uftänheu. U nb wanSee tft jeßt beffer
SS mußShuen viel ergähleu , fpater. Sehtfönnteu S ie noch gang anbete helfen unh wirien unterune anbet en .
”
Saißew rücite etwae ungehnlhig auf feinem S tuhl,ale fie fiS in ihr Shema fo fehr vertieft e . Gr bemerfte
etwae haftig :
Sue Siuelanh hatt e iS ohnehin halb nberfieh eln
müffen meiner franfen SoSter wegen . Shretwegen bliebiS hamale giem liS lange in h er Sübfehweig unh Stalien.
.
‘
öörten Sie noS bavon ? S eit j ener Seit ift mir herSühen lieb geblieben . SS reife faft jährliS naSStalien .
"
Shrer SoSter geh t ee icht gut , niSt wahr ?”
fragte Starfa gerftreut.
Sa, iS hanfe Shu en . S ie ift gangliS hergeftellt,wenn auS fSwäSlieh . Sn Stom hat fie fiS verheirat et,wie S ie wohl wiffen ? Steine Srau hat hiee geruh e noSerleben hürfen . Gin paar Sahre habe iS, ehe fie,une allen fo unerwartet, ftarb, mit ihr öftere hen Stohnort weSfeln müffen ; guic hi waren wir in Siieebahen .
So wirb man gum Roemopoliten,”
fagte er ab
gebroSeu .
Gine Saufe trat ein . S aißewe Siicf , her wahrenbhee SpreSene auf Starfae fehmalem,
blaffem G efiStgeruht hatte wie eine leife Siebfofuug, glit t unwillfürliSauf ihre G eftalt ab unh umfaßte hiefelbe mit einem ein :
gigen, langen, allee eingelne in fiS aufnehmeuhen Sluehrucf .
‘)1 lé fie baß wahrnahm,
errotete fie von neuem .
€ aihew bem erf te mit einem 8iiSeln‘lBiffm € ie etwae 28unberfSöneä, Elliarfa ? © ie
fagten ba foeben, S ie feien jahrelang 91er5tin in t rufiIanb . 91un ja. ü ber wie 6 ie fo bafihen, fehen 6 ie
burSanß niSt fo (3 0115 unb gar niSt . 6SiiStern
fehen € ie aue . alle ob 6ie fiS Dort in Die (Erle ge
flüStet hatt en,wie ein fleinee} ‘
:DiäbSen, baß abfolut
niSt feine @llbogen au gebrauSen verfic ht . Sa, in,wirf liS
re niSte gogernb .
{b ier bin iS auS verfSuchtert .
‘D ieß bunte, heitere,lebhafte © ewimmel ! llnb baß gange auälänbifSe
6 tab tleben ! 211Im’
3 haftig unb nervoß. E))ian muß fiSerft gut außlennen . SS bin fo fremb . SiirSte miS,
uber bie @ trafie 5u gehen ,in ben 8äben maß an
taufen .EBei unß,
ba fürSte iS niStß! Ellie
manben unb niSte} ! SS weißDie StenfSen an nehmen,unb bie StenfSen ,
bie glauben an meine ‘.DiaSt .
Sli$ie reSt hatten 6 ie,mich horthin 5u loclen . llnb
@ ie felbft
28iffen @ ie, €)Jiarfa, laffen © ie nuß aufhreSen,
fiel er ein, „ ift e6 benn niSt unertragliS,länger fo au
fißen ? SS habe meine fefte äßinterwohnung hier im
.Qotel, baß ift mir nam liS am bequem ften, wenn iShier bin. QBir wo llen an mir hineingehen, ia ?
”
Sa, g ewiß, wenn ® ie fSon fertig gefpeift haben,ftorte iS 6 ie niSt grahe habei ?
”
fagte g.Uiarfa unb
winlte hem 3 ahllellner.
QBir waren alle iSon fertig , plauberten nurnoS © ie fehen am c
z ifS bruben fig i bereit?» nur
1 2
I I »W
noS ein legtet 9iaS3ugler ,hingegen € ie c aihew
beugte fiS iiber bie faft unberuhrten 6Suffeln ,bie
noS vor g.Diarfa herumftanben, welSe foeben begahlte,
iS glaube , © ie bürfen niSt fo allein bafigen
beim @ffen , fonft werben 6 ie immer fo m al unb
bloßbleiben .
@r nahm bem Sl ellner ben fur3en bunleln .
‘
éerbft
mantel nuß ber Sanb, ben fie beim (%intreten abgelegthatte
,unb hing ihn ihr um bie @Sultern . SDann fSritten
fie langfam bie St ifSreihe entlang gut: @ laßthiir am
2lu c3 gang. 9Jiarfa trug ben Roof niSt mehr gebuelt,
ihre Qlugen blicf ten offen unb ftrahlenb vor fiS her,
aber fie unterfSieben ebenfowm ig von ihrer Umgebungwie beim Rommen
, fie blicften in irgenb eine glucl=
liSe QBelt, bie ihr leife aufgegangen war . ®aihew ge
leitete fie im *
I repveuraum wenige ® tufen hinau f in
feine (SemaSer, bie in ber ($cfe eineé großen S’
iorribore
gang fiir fiS naS bem G raben”
5u lagen . Raum lonnte
fie begreifen ,baß biefe brei behagliSen ,
mit einem
feinen, inbivibuellen 2uguc3 eingeriSteten 9iaume einem
.Qotel angehören follten . Shr fSienen fie baßc£ rauliSfte
5u fein, wae fie ie gefehen. 920S ftanb fie mitten aufbem breiten alten verfifSen St evviS eine @eimaterinnerung ber bie iDlitte beé ilBohngimmerä einnahm
,unb fSaute fSweigenb um fiS, alä @aißew mit
feinem rafSen ,burS ben $evviS gebampften SSritt
auf fie gutrat, feinen 2lrm um ihre SSulter legt e unb
unvermittelt fragt eU ebrigene fag mir : wahrenb bu ba fiir anbre
fanatifS forgft unb biS abqualft, wer forgt fiir biS?
?Ißarum bift bu fo bleiS unb mager geworben ? ElBarum
c£ rage iS wirfliS bie € Su lb fragt e er mit ge
bampfter S timme unb blieb biSt vor ihr ftehen .
3Die ® ie läSelte ihn an . „® ie haben
baß %erbienft, baß %erbienft an allem,maß iS ie
that . SDenn iS a llein mare fpäter wohl 511 fSwaS ge
mefen, babei 5u bleiben . QBiffen © ie eß niSt ? ®amalß,
alß S ie inß 2lußlanb gingen unb eß mir fo fSwer
fo entfehliS fSwer fi el, 5urucl5ubleiben. 9lur © ie, nur
Shre U eber5eugungßlraft gab auS mir bie Rraft bagu,um unferer ®aSe wi llen.
© aihew bliclte ihr feft in bie Qlugen .
28irlliS ‚um ber ® aSe willen“
? Qluß f einem
anberen (Srunbe ?"
fragt e er .
© ie ftarrte ihn fSweigenb an .
SDa fügte er laugfam,ohne ben ?Blicl von ihr ab
5umm ben, hingu
SS wenigftenß, iS rebet e niSt 5u rein um ber
6aSe willen . SS fpraS auß fehr perfönliSen ®runben,SlJiarfa. 11m meiner Srau unb um meiner traufen $oSterwillen
,ja
,namentliS wegen biefer $oSter, bie fo
leibenb unb ma am unb eiferfiiStig neben unß hinlebte,wie eß nur folSe franfen E))i enfSen 5u ftanbe bringen .
11m biefer beiben willen burften wir niSt gufammen
bleiben . €Durfteft bu niSt mit inßälußlanb gehen .
”b aß
weißt bu fo gut wie iS.
”
g.Diarfa war erblaßt . S ie maSte eine unfSluffige,
q enbe $emegting mit ber reSten b anb unb erhob
fiS unwillfürliS . vom ® tuhl. Shr ?Blicl irrte burSbaß 8immer, ohne an irgenb etmaß ?Beftimmtem haft en
3u bleiben . Saft maSte eß ben @inbrucf,
alß ob fie
fliehen wolle .
ü ber 6aißew,ber noS biSt vor ihr ftanb, breitete
nur fSweigenb feine e me auß. U nb ohne einen 2aut
von fiS au geben, ließ fie eß gn, baß feine 2lrme fiSum fie fSloffen unb fie an feine 58ruft gogen .
@r hob ihr ®efiSt 5u fiS empor unb füßte fie aufben €Uiunb .
QBie bu gitterft !” murmelt e er weiS, unb bann
fehr leife
SS moSte biS etwaß fragen, horft bu ? S agem ir : iam ft bu ba3u her ? ia ? Ramft bu her
,um
miS bir 5u holen(%ß burSfuhr fie formliS. $eftiir3t, faft erfSroclen
fah fie 5u ihm auf.
?IBie 0 nein, großer © o tt,wie fannft bu baß
wiffen ? Sa ! iS lam bagu her . SS law nur ba
au, um biS au holen .
”
©r fSloßfie fefter an fiS.
© eelSen ! $äubSen ,mein geliebteß! 6agte
iS bir niSt, bu h ifi fein 91r5t nein,G ott bewahre
,
ein ® iSter bift bu . 60 alte 8ic he nähren unb erha lt en ! 60 fernem @liicl vertrauen ! 60 feft glaubennur 93 iSter an bie gwei, bie fSließliS boS gufammen
fommen .
”
(Slucl >3 iebe ! 8ufammenfommm wieberholteE))iarfa unb wie erwaSenb ftriS fie fiS mit ber
Sanb uber bie 6 tirn ,alß müffe fie fiS muhfam be
finnen . QBie meinft bu baß? nein,o nein
,an
fo etwaß lonnte iS ja niSt benlen. SS lam ja nur,
um biS au nuß 5u holen) baß heißt einfaS: naS5Rußlanb .
”
(i r ließ fie brußl loß.
I I
„SiaS Sliußlanb ? ! SWS? Sa, wiefo ?”
© ie faßte gaghaft naS feiner Sanb .
$Dorthin naturliS, ?Bitalii . £Bohin benn fonft ?
SS fagte bir ja fSon, feg t ihnnteft bu bort noS vieltaufenbmal mehr wirien . U nb iS iS weiß jeßt fovi el heffer %efSeib bamit
,habe manSe %orarheit ge
than, ftehe mitten brin . U nb immer that iS
’
ß im
@ ebanfen an biS. SDaran mollt’iS ia niSt
glauben : baßbu fortfahren fönnteft, biS naS mir gu
fehnen, aber : heim liS naS Sliußlanb unb beinem
28irien bort mußteft bu biS fehnen .
”
@ ie furaSüberrebenb, einbringliS. Qluf ihren 28angenerfSienen h laßrote Sleclen ber Grregung. ü ber j e länger
fie feinem auf fie geriSteten 58 licl begegnete, befto un
fiSerer°
wurbe ihr CE on, unb bei ben leg t en ?lBorten faul
ihr bie C‘5timme.
@r ftreelte bie ©anb auß unb ftriS ihr fanft uherß
Saar . E))iit einer na iStigen (8ehärbe.
®u bift ein thüriSteßRinb !”bemerfte er in b ie
QBelt, von ber bu ba rebeft, vaffe iS überhaupt niSt
mehr hinein . SS habe boS niSt biefe halb gehn
Sahre hier gefeffen unb barauf gewartet, baß bu miS
ho lft, &)Jiarfa ! SS habe fie gelebt unb m iS in ihnenauf gang anberem Behenßhoben weiter entwiclelt. SSbenle unb fühle niSt mehr wie bamalß.
“
9Rarfa ftanb fiat t unb ftill . 8angfam lüften ihre
Saube fiS von ber feinen, naS ber fie befSwhrenb ge
griffen hatten, unb glit ten an ihr nieber.
9lher bann ja bann h a b e n wir unß ja
gar niSt miebergefunben !”
fagte fie tonloß.
glBi r niSt ? w i r boS wohl fi el er rafS unb
&)Jlarfa brucite ihre .ßanbe vor bie 91ugm . 6 ie
wo llt e bie C£ hranen verbergen, aufhalten, aber ein er
fticlenber ©Sm erg quoll in ihr auf , unb fie begann gu
weinen .
€ aißew blieb einige 6 eluuben lang mit gefenltem
Rovf neben ihr ftehen . @ eine 91ugen waren leiSt gerütetunb ben 91bern an feinen ®Släfen hätte man leiSt an
fehen lonnen, baßer ftari erregt war .
@in paarmal burSfSritt er baß8immer, bann tra ter nuß breit e Senfter unb fSaute hinauß. .ßerhftliS grauruhte baß älaSmittagßliSt auf bem vornehmen S traßenh ilb braußen ; fSon begann eß leife in ber © tuh e gubämmern.
8angfam brohnenb fSlug eß vom alten € tephanß
turm fün f.
EDie hef lommeue © t ille wurbe baburS unterhroSen,
baß ber,8immerfellner bißlret poSte unb iieq an
melbete.
Elfi arfa erwaSte wie nuß einem fSweren, bruclenben$raum . Sa, eß ift gewiß am h eften, wenn iS jetgt
gehe,”baSte fie .
l er © aißew bemerf te foc h en bem auf $BefSeib
harrenben Rellner, er moge heut e feinerlei 23eq an :
nehmen . llnb bann hefte llte er ben°£ hee unb baßSiaSt
wahl fur gweis
l!erfonen um aSt Uhr, boS möchte er eß
im <ä)iebengimm er au ftragen unb erft melben, wenn ferviert fei.
ällß ber Rellner gegangen war, wanbte © aißew fiSgu SJiarfa, bie fSweigenb bafaßunb verwunbert gugehört
hatte .
Sft eß bir auS reSt fo ? moSteft bu auS niSt
lieber fruher foeifen ? ober moSteft bu ben Et hee liebervorher nehmen
S ie fSüttelte ben Roof. Gr foraS fo harmloß.
QBar b enn niStß gefSehen ? 28aren fie fiS niSt fremb
im Snnerften ? @r wiberlegte baßauS gar niSt, er fSien
eß einfaS gu ignorieren .
Sngwim trug 6aißew ein paar fSone 2ebermavpen
mit großen $hotographim herbei unb breitete fie vorihr auß.
?IBillft bu niSt etwaß von all ben (Segenben fehen,in benen iS feither war ? ?Bon all ben Siunftwerlen,b ie iS feither fah ?
”
fragte er aufmunternb . ?133 aß für
thüriSte StenfSen finb wir, baßwir ba gu bißfutieren
anfangen, währenb wir fo viel miteinanber gu t eilenhaben .
”
U nb wahrenb er bie S ilber vorfiStig in bie h efte
23eleuStung fchob unb äl)iarfa fiS gerftreut gu ihnen beugte,fügte er hingu
SS habe bir ja boS eine gange 28elt gu geigen,bie bu noS niSt iennft, alfo noS niSt riStig ahfSiißen
fannft. SDiS in eine gang neue QBelt einguführen . flßie
herrliS wirb eß fein, fie fo um biS herum aufguftellen,biß bu heimifS in ihr h ifi. €DiS von (Sim ußgu (Si enuß,von flierftanbniß gu %erftänbniß gu leit en.
baSte im ftillen :$ iß iS m iS felbft in biefem 2ugußleben veraSte !
Sn bergleiSen alfo mürbe er unthätig aufgehen .
”
Jü ber babei folgt e fie meSanifS feinen ElBorten unb
@Silberungen, fie fah bie lebhafte @nergie feiner (Sehürben babei, unb unwillfürliS umfing fie baß mit bem
Sauber ber alten Seit . SDie ® t imme foraS anbere ißorte
alß bamalß,aber fpraS fie fie niSt m it bemfelben
Rlangällß €Diarfa einen 91ugm blicl lang ihre .i3anb an eine
ber $hotogravhien hielt,um biefelbe beffer feftguhalten,
griff ®aißew naS ihrer @anb unb hetraStete biefelbe
aufmerffam .
9Rarfa q ie fie ihm gu entgiehen, ihr wurbe heiß
unb befangen .
iDaran ift niStß gu fehen !” wehrte fie ftoefenb .
sTiiStß‘
? alleß ift baran gu fehen ! alleß, maß bu m ir
nur irgenb von bir ergählen f hnnteft. 2ln biefer Sanb,bie von Sliatur fom al unb fein war, unb ber man
jt anfic ht, wie fie gelernt hat, überall mit angufaffen,leinerlei e heit gu fSeuen . SDaß war fehr tapfer vonber armen f leinen Sanb ! ü ber fie fo ll wieber m al
unb fein werben, meinft bu nich t ? € ie foll fSön werben
,niSt wahr ?
”
wo llte auffSreien : Stein ! nein,baß foll fie
niSt ! Sremb bleiben fie fiS immer unb ewig, bein e
gepflegte .ßanb unb meine grob geworbene .
2lber fie fSwieg, ihr ©erg f lopfte m erghaft geg enbie %ruft unb in ihren 2lugen h linf ten $hriinen . 28on
feiner @anb, bie fie guruclftoßen wo llte, ging ein warmer,lahmenber @ trom in ihre © lieber über
,alß wiirben fi e
gefeffelt
59a umfaßte @aitgew fie mit beiben 2lrmen unb
bruclte fie an fiS.
SS hätte ja baß felbft niSt gebaSt, iS traut emir
’ß gar niSt gu !
”murmelt e er
, „baßiS noS fo li ebenfönnte, ftolg hin iS barauf ! Q Ber von .m einen Sreunben allen mürbe eß mir wohl gutrauen ! 2llß oh gar
in benc£ afSen feineß U ebergieherß, unb fehrte langfamen
C°5Sritteß ein paarmal wieber um .
@r hatte Siarfa verfproSen, ihren $Beq heutemorgen abguwarten, anftatt fie bei ber fremben Qlergtin,bei ber fie logierte, aufguq en . 2lber elf Uhr rüclte
heran, unb ‘Diarfa war niSt erfSienen . Gine fiarle U n
ruhe trieb 6aißew früh anß bem .ßauß; er wollt e ihr
entgegengehn.
6 ie founte gang gut leibenb geworben fein . QBiber
ftanbßloß, gefSwäSt war fie ohnehin . 513flegen mußteer fie guna i .
Sa, pflegen, aufblühen laffen© ein %licl figierte ein allerliehfteß SiabSen, baß
eben quer über ben $Damm fSritt, wobei unt er bem forgfam hon ommenen ?Roelfaum ein paar gragibfelet ten fiStbar wurben . @r mußte über feine faft f inbifSeU ngebulb laSeln, E)Jlarfa mit all biefem anguthun,biß auS fie gang allerlieh ft fei, fie auß ihrer herben6Sale heraußguthun .
<ü ber €Diarfa tam niSt .
9i ein,langer wo llte er in biefer troftlofen @erbft
fuhle niSt warten . (ۧ bruclte ihn nieber,maSte ihn
vo llig nervoß.
U nb wieb er len ite er feine @Sritte bie ftille 6 inger
ftraße hinunter unb ging, ohne fiS aufguhaltm ,biß an
baß unwei t gelegene vielfth clige €]Jiietßhauß, mo fie wohnen
follie . (€ in Heiner weißer St errier lief eine @ trecle weitmit ihm,
alß q e er in ihm feinen @errn . ® ann fi ngfeiner S)iegen an nieberguriefeln .
2l‚uß bem Et horbogeu beß .ßaufeß fSoll ihm ein be
taubenber 2ärm entgegen . Sm {h o f befanb fiS eine
SSlofferwerlftatt ; lange @ifenfSienm wurben eben ab
gelaben unb ftürgten brohnenb übereinanber. S aißew
ftieg einecl
'
reppe hoS,bann faub er an ber 2Bohnungß
thur auf hlanlem SSilb ben Samen, ben er q ie
Gin ® iener offnete auf fein 2auten .
Qluf feine Srage naS €)Jiarfa erfuhr er, baß fi e
vor einer S tunbe abgereift fei . 28ohin ? ® aß wußte ber$ iener niSt. (%r vermut ete, naS 9iußlanb . S ie habeeinen ?Brief hinterlaffen, ber naS ihrer 2lbreife fofortburS ben ‘D ienftmann an ber @rle in baß @otel amS tephanßplatg getragen worben fei.
€Dort lag alfo ber %rief.
Sa, bort lag er wohl,aber S aißew hatte f eine
(Ei le, ihn gu lefeu .
2llß bie $hur fiS vor ihm gefSlo ffen hatte, ftieg er
ein paar S tufen hinunter unb blieb bonn ftehn .
Sa ,wogn ihn lefen ? Sn biefe lehten ,
wirren
‚8eilen hatte ElJlarfa wohl feine befonberß f lare @rllärung hineingebraSt . S ie war geflohen . Sb am it mußte er
genug .
Shm fSoßber © ebanle burS ben fl opf : QBie bummwie läSerliS ift im S rnnbe baß alleß! Shr $Dafein, ihr
gangeß SDafein führte fie boS nur auf meine S uggeftionhin
,weil iS eß fo wollte . ?133eil wir unßniSt angehören
fonnten . U nb nun fteht mir niStß im QBege alß meineeigne Suggeftion.
”
S aißew beugt e fiS uber bie $reppenbrüftung .
‘D er
8arm vom .ßof fSoß bumpf gellenb herauf, unb eß thatihm förmliSwohl, biefem brutalen 8arm guguhoren. S eine
Sanb ballt e fiS ihm unwillfürliS gur<
{fauft. 2llleß,maß
in ihm felbft brutale Rraft war, li tt ohnmaStig.
a bie 28rüftung gelehnt ftanb er lange unb horSte,ohne eß felbft gu wiffen, mit iBolluft auf bie harten
fSrillen ©ammerfSlagq unter benen baß (€ ifen vibriert eunb fiS bog, fiS gitternb unb glühenb gehorfam bog,
er horSte, alß rebeten bie SSläge für ihn .
@r felbft fSwieg ftill.
S ie entfaltete ihre feinen, liStgrauen Slügel unb
@igentliS hatte fie noS lieber gang weiße Slugel
gehabt, fSneeweiße, aber bie wären wieberum jebem fiSt
bar geworben, felbft wenn fie gang harmloß mit ihnen
fpagieren ging,
unb fSon beim bloßen © chanlen anbaßS taunen
,St abeln unb (Saffen ber 53cute wurben alle
ihre $ewegungen fSwer unb fSüStern, fo baß fie nur
langfam burS bie 53uft law.
5Da waren boS biefe unfSeinbareren SlügelSen viel
beffer, bie fiS ben Salten ihreß .Qleibeß wunberliS gartanm iegten . Stiemanb hat te fie noS j e an ihr bemerf t.U nb bie .ÜauptfaSe blieb ja boS,
baß fie überhaupt
fliegen f ounte .
Unter ihr G arten, immer, immer bluhenbe
© arten, weit e Srühlingßgärten, in beren €Rafen 2lnemonenunb SlieilSen q fen unb auß beren biStem gßufSwerf
blau unb weiß ber junge Slieber fSimmerte. U ngegählte
S ingvogel bauten bort ihr 9ieft unb ihrem forglofen Subelunb breiften QBefen ließ fiS leiSt entnehmen, wie felt en
jemanb fi e babei ftorte. 9llleß aber, maß ba unter ben
raufSenben, breitäftigen QBipfelu ber‘liäume blühte ober
fang, fanbte 5Duft unb Silang empor gu ihr, bie in feligem
{flug barüber fSwebte, ohne mehr gu wiffen : blühte eß,S! o u 9l n b r e aß=S a l om i , ‘Dtenfch entjnber. 1 8
buftete eß, tonte eß,leuStete eß fo beraufSenb um fi e
her, ober verfloffen Son unb 53iSt unb Sarbe niSt inein unb baßfelbe fSwingenbe SSweben, baß fiS in laut erS onne auflöfte unb fie hoher unb höher emportrug
Son bort oben fah fie auS,baß bie @ärten hie
unb ba umfriebet waren unb gefSloffene («Bit ter hatten :beßhalb wanbelten feine StenfSen barin . SDenn bie
meiften StenfSen fonnten boS nur burS ($itt er unb
$ßforten irgenbwo hineingelangen unb ahnten gar niSt,wie ein Srühling von oben außfah. S ie ergößten fiSnur fSrittweife, von SDing gu 5Ding, am © egwit er ber
f leinen %ögel, am ?IBohlgeruS ber bunten SBlumen unb
an ben S trahlen ber hellen,heißen S onne : fonft waren
fie wohl auS mitten in folSem Srühling in hilfloferi ßonne in bie liniee gefunfen, ba fie niSt fliegenfonnten .
.ßilbegarb fenlte bie Slügel unb ließ fiS laugfam,
wiberftrebenb, auf ben äßeg herab,ber voll winbver
wehten %lutenblattern lag . 2111 einem ber © artengitter
ftanb ein frember .ßerr, hielt, naSbentliS hineinfSauenb,
feinen S tori mit filbernem Rnauf nußSinn, öffnete bannunb trat ein
,inbem er fiS erwartungßvoll räufperte unb
q enb um fiS fah . Sremb war er nur nn © arten,©ilbegarb felbft lannte ihn bereitß. RürgliS erft hattebie Elliutter ihn ihr vorgeftt alß einen burSreifenben
Sreunb beßverftorbenen $Baterß unb ihr bebeutet, guvor
lommenb gegen ihn gu fein .
@r fSaute ja auS gang lieb außm it feinem blaffen ,etwaß faltigen © efiSt, fie hat te burSauß niStß gegenihn
,außer baßeß fi e langweilte, manierliSe Ronver
fatiou maSen gu müffen, anftatt gu fliegen .
‘.Daß war ein fritifSer Qlugenblicl, allein er werlte
.ßilbegarb .
S ie erwaSte noS in innerem 8aSen, ben feinen
Ropf ein wenig gegen baß Riffen gurücfgeworfen, unb
ftreclte ben 9lrm gebehnt von fiS m it träger, glüclliSer
© ebärbe.
Sb bS fSon wahrenb fie bie 2lugen auffSlug unb
über fiS bie unfSön bema lt e 3 immerbecle eineß bi lligenElJi ietßhaufeßerbliclte, anftatt ber breit leuStenben S onnenwellen, bie fie unwillfurliS erwartet hatte, erlofSen © lüclunb 53aSen in ihren 8ügen .
©aftig riStete fie fiS auf, fSuttelte ihr wirreß,
blonbeß@aar anß ber S t irn unb horSte hinauß, ob bie91iutter nebenan niSt fomme, fie gu werfen . S ie liniee
hoSgegogen, bie .ßänbe um baßRuic gefalt et faßfi e im23ett unb fror bitterliS, hilfloß, ohne fiS bagegen gu
wehren .
D ber alte ©err ! ?IBie oft fie boS von ihm traum te.
58alb fo, halb anberß. Smmer war er im SZ:raume alt,
in ?IBirf liSfeit war er eß ja gar niSt, nur ihr aS,
ihr {am er fo vor . Srgenb ein allererfter @inbruci hat tein ihren 9lugen baß 2llter auf immer an ihn geheft et .
Sm Sraume trieb fie alfo fogar noS SSerge, troßallebem . Sm ?IßaSen founte fie baß niSt mehr. ü b erim Sraum flog fi e ja auS! U nb im QBaSen, ba lroSfie am ‘lioben .
@ilbegarb riStete ihre noS fSlafmuben Qlugen miteinem 21ußbrucl von tiefer U nluft unb $Eraurigfeit geg enbaß halb offene Scufter, ob niSt von borther irgenb einfleiner 2iStftrahl fie aufmuntere .
€Draußen gab’
ß jeboSnur einen nebelgrauen, fenSten
fillargmorgeu . (Stang äiufang ?Diarg. @r fonnte fiS fiStliS noS niSt reSt ent eiben
,ob er heut e Srühling
ober QBinter martieren follte. (Einftweilen nahm er fi chwie .fi erbft auß.
fliah am einftocligen .ßaufe ftieg bie riefi g hohe,
fSwarg geteert e %ranbmauer einer riStigen 9Rietßlaferneauf unb beutete an
,baßman fiS hier in einem jener
2lußlaufer einer (Sroßftabt befinbe, wo bie winteligen
@ofe plößliS in & a e münben ,bie @interhäufer
mit allen ihren Sntimitäten um ab ließenbe, bergenbe
9iaSharwanbe gu bitt en fSeinen unb wo man ben (h inbrucl gewinnt
,alßblicle man einer S tabtbeloration von
hin ten in ihre (Souliffen .
SSmale 2inbenbäumSen liefen am .i>aufe in fSnur
geraber 2inie vorüber unb freugten fiS mit einer ebenfo
fummerliS jugenbliSen 2Illee von %irlenbäumSen, bie
ben hohen Slawen Raiferftraße führte . (5in gangeß 8ufunftßviertel war hier mitten im flaSen Selb mit großen28egweifern unb fleinen 23aumSen abgefteclt.
€Der (ßeiftliSe beß %orortß ging mit einer ftarbenalt en S ame am einftöcligen .
‘
b anfe vorbei unb gog grüßenb
feinen .ßut, alß er b ilbegarbß912utter am Elßohngimmer=
fenfter erblielte. 3Die alte Sb ame hielt fiS ihre langftielige florgnette vor unb fah hin .
c{frau Sialten hat ja ihre SoSter gu %eq ,
unb bie lehten flBoSen waren fie gufammen fort, ifteß niSt ungeheuer feltfam fragte fie. @ben erft hatt eja baß junge 91iäbSen ben reiSen %llfreb Sieugebauer,mit ben ($ütereien in S irol
,geheiratet . (3 leiS barauf
reifte bie 9)iutter ab,
aber fSon ber SoSter entgegen, S ie wiffen boS, maß l0ß ift?
"
98er © eiftliSe guelte b ie 91Sfeln.
‘ö in niSt eingeweiht . Srau 9Ralten ift niSt mein
© emeinbelinb . Ratholifin . 2lußerbem alß (Elfafferin j a
halbwegßSrangöfin . ® ieC£ oSter ift gwar naS bem ver
ftorbenen 58ater proteftantifS, aber bie Srauuug mürbe
ja niSt von mir vollgogm ,bemerfte er in einem i on,
alß wären fonft ja auS berartige S eltfamleiten niSt
paffiert .
Sb ic armfte 9Jiutter, fag’
iS! S ie plagt fiS reb
liS mit ihren frangöfifSen‘
8ehrftunben an Snftitu ten,unb nun
,aber S ie wiffen wirf liS niSt
SS glaube , niemanb weiß fo reSt, man hor tmuuleln von
äßen : SSeibung !”
fiel bie alt e Sbame haftig ein,wie wenn fie fürSte, er fönne baß intereffante QBort
noS vor ihr auf bie Sippen nehmen .
SSeibung in ben SlitterwoSen ! 2Uian fagt ja9Ran fagt, fie foll ja einfaS vor ihm bavongelaufen
S ie bampften bie S t immen unb niclten einanber
verftänbnißinnig gu. U nb nun mit einemmal fSienen
fie alle beibe gum %erwunbern gut inform iert .
.Üilbegarbß Elliutter war naS bem (bruß beß © eiftliSen rafS vom Scufter fortgetreten. (Ein feineß Si o t
ftieg in ihr fSoneßG efiSt mit ben fpreSenben, bunfeln%lugen . QBohl wußte fie niSt, maß gwei gufallig %oruber
gehenbe fiS gerabe guraunen moSten, aber baß wußte
fie : hier im %orortßverlehr, wo ftetß biefelben Scute einanber begegneten, übertraf ber lilat bie lleinfte Silein
ftabt, unb jebenfallß baß elfäffifSe 9Rittelftabtchen,in bem fie biß gu ihrer % itwenfSaft gelebt . S ie g ing
m eine S i tt e jt bei Slfreb Elleugebauer in
Sirol.
S ie legten S3orte fpraS bie Sintter, alß fuße ihr
etwaß in ber Rehle. @ß peinigte fie felber unb fie ver
ftumm te fSnell wieber .
@ilbegarb rührte langft ihre Saffe niSt mehr an .
S ie fnüpfte mit gitternben Singern an einer neben ihr
liegenben bunfeln Sebermappe‚ bie ihre ?)Rutter gu ben
Behrftunben in bie S tabt mitnahm .
D Siama !”
fagte fie leife, „bann weiß S ietriSalfo auS alleß. ($r mirb gewiß bavon fpreSen . (Er
muß wohl fogar . D Siama,warum aS,
warum haftbu mir bamalß auS noS gugerebet . Säure iS boSnie von bir fortgegangen .
”
S aß ift U nfinn, Silbe . Slle jungen ?)RabSen heiraten. Sber niSt j ebe finbet einen fo eblen, vortreffliSen Siann, ben fSon bein Suter feiner Seit niSt genugrühmen founte . S u weißt eß auS felbft. Su hingft
an ihm . S u hatteft ihn lieb . Reine SienfSenfeele lonnteahnen, baßbu im ftanbe fein wurbeft, fo ungeheuerliS,
fo pfliStvergeffen
©ilbegarb fah fie flehentliS an .
„SSilt niSt fSilt niSt hat fie gang leife maßheißtbenn lieb haben SiS hab’ iS noS taufenbmal vielmehr li eb © tmaß gang anbereßmuß eßwohl fein .
”
Sn Srau Sialtenß (SefiSt iam ein gegmungen fühler,etwaß gemeffener 8ug .
SiStß anbereß. S aß anbere ift Sünbe, .Qilbe .
SS bin vom Si lofter außverheiratet worben, lanut e beineulieben Sater faum Sber mehr ehren unb hoShaltenlann man feinen
S ie erhob fiS in leiSter ($rregung vom S tuh l, feßtevor bem S piegel
,ber gwifSen ben Senftern hing
,ihren
f leinen fSwargen Rapottehut auf unb griff naS ber 2ebermappe .
©ilbegarb folgte allen ihren Sewegungen mit einemSlicl
,ber hungrig unb burftig war naS 8artliSfeit .
(%ubiiS hielt fie eß niSt länger auß unb umhalfte bie
Siutter.
Sift bu mir bofe
Srau Sialten fSüttelte leife verneinenb ben Rovf.
S er lange Ruß, mit bem fie ihr Rinb in bie 2lrme
fSloß, fiel mefentliS inniger anß,alß man naS ihren
S$orten hätte entnehmen fönnen. S ann feu fgte fie unb
wanbte fiS fSneller, alß notwenbig war, gur Shür, um
gu verbergen, baß ihr Shränen in bie Sugen traten .
Silenn nur ber Sumult in ben S traßen niSt fo
arg in ber S tabt mare,
”bemerf te fie babei .
S amit ging fie fort, unb .
‘Öilbegarb, baß © efiSt anbie SSeibe beß einen Sorberfenfterß gebrücft, fah fie
gleiS barauf am © artengaun entlang f ommen, ftill,
gefummelt, ihren tagliSen, mühfeligen SfliSten naS
gehenb, bie 8üge wieber etwaß fühl unb gemeffen. Sberin ©ilbegarb blühte noS bie Sreube über bie von ber
Siutter felten bemiefene ‚8artliSleit, unb faft hätte fie
hell aufgefungen. S a fiel ihr ein, baßfo gar f ein ge
ringfter (ßrunb bagu fei, fiS gu freuen . SuS ber Slutter
lag eß j a gentnerfSwer au f bem „b ergen .
S raußen mehte eß heftig ; ber i’Binb gerteilte ben
Sebel,unb gegenüber fah man an langer SiafSeleine
@emben unb Seinileiber flattern . S er © arten vor bem
@auß wieß im grauen Sageßlirht feine vier ober fünf
meine Si t te icht bei Slfreb Elleugebauer in
S irol.S ie legten S30rte fpraS bie Sintter, alß faße ihr
etwaß in ber Si ehle. (€ß peinigte fie felber unb fie ver
ftumm te fSnell wieber .
©ilbegarb ruhrte langft ihre Saffe niSt mehr an .
S ie fnüpfte mit gitternben Singern an einer neben ihr
liegenben bunfeln Sebermappe, bie ihre ?)Rutter gu ben
Sehrftunben in bie S tabt mitnahm .
D Siama !”
jagt e fie leife, „bann weiß S ietriSalfo auS alleß. ($r mirb gewiß bavon fpreSen . (Er
muß wohl fogar . D Siama, warum aS,warum haft
bu mir bamalß auS noS gugerebet . Säure iS boSnie von bir fortgegangen .
”
Saß ift U nfinn, .
‘Öilbe. Slle jungen SiabSen heiraten . Sber niSt j ebe finbet einen fo eblen, vortreffliSen Siann, ben fSon bein Sater feiner Seit niSt genugrühmen fonn ie . Su weißt eß auS felbft. S u hingft
an ihm . S u hatteft ihn lieb . fl eine SienfSenfeele foun teahnen
,baßbu im ftanbe fein wurbeft, fo ungeheuerliS,
fo pfliStvergeffen
©ilbegarb fah fie flehentliS an .
„SSilt niSt fSilt niSt hat fie gang leife maßheiß tbenn lieb haben S iS hab ’ iS noS taufenbmal vi elmehr lieb ($twaß gang anbereßmuß eßwohl fein .
”
Sn Srau Sialtenß © efiSt fam ein gegwungen fühler,etwaß gemeffener 8ug .
SiStß anbereß. S aß anbere ift Sünbe, Si lbe .
SS bin vom Silofter nußverheiratet worben, fannte beineulieben Sute r faum Sber mehr ehren unb hoShalten
fann man feinen
m eine S it t e jt bei Slfreb Elleugebauer in
Sirol.
S ie leßten S30rte fpraS bie Sintter, alß faße ihr
etwaß in ber li ehle. (iß peinigt e fie felber unb fie ver
ftummte fSnell wieber .
©ilbegarb rührte langft ihre Saffe niSt mehr an .
S ie fnüpfte mit gitternben Singern an einer neben ihr
liegenben bunfeln Sebermappe, bie ihre &)Jiutter gu ben
Behrftunben in bie S tabt mitnahm .
D Siama !”
fagte fie leife, „hann weiß S ietriSa lfo auS alleß. ($r mirb gewiß bavon fpreSen. (?r
muß wohl fogar . D Siama,warum aS, warum haft
bu mir bamalß auS noS gugerebet . Säure iS boSnie von bir fortgegangen .
”
S aß ift U nfinn, .
‘b ilbe . 91 lle jungen SiabSen heiraten . Sber niSt jebe finbet einen fo eblen, vortreffliSen Siann, ben fSon bein Sater feiner Seit niSt genugrühmen fonnte. Su weißt eß auS felbft. Su hingft
an ihm . Su hatteft ihn lieb . fl eine Si enfSenfeele foun teahnen, baßbu im ftanbe fein wurbeft, fo ungeheuerliS,
fo pfliStvergeffen
Sj ilbegarb fah fie flehentliS an .
„SSilt niSt fSilt niSt hat fie gang lei fe maßheißtbenn lieb haben S iS hab’ iS naS taufenbmal vi elmehr li eb (%twaß gang anbereßmußeßwohl fein .
”
Sn Srau Sialtenß © efiSt fam ein gegwungen fühler,etwaß gemeffener 8ug .
SiStß anbereß. S aß anbet e ift Sünbe, Silbe .
SS bin vom Rlofter außverheiratet worben, fannte beineulieben Sute r laum Sber mehr ehren unb hoShalten
fann man feinen
S ie erhob fiS in leiSter @rregung vom S tuhl, fegt evor bem S piegel, ber gwifSen ben Senftern hing, ihrenf leinen fSwargen Rapottehut auf unb griff naS ber 8ebermappe .
©ilbegarb folgte allen ihren Sewegungen mit einemS licf
, ber hungrig unb burftig war naS 8artliSfeit .@ubliS hielt fie eß niSt länger auß unb umhalfte bieSiu tter.
S ift bu mir bofe
Srau Sialten fSüttelte leife verneinenb ben Ropf.
S er lange fl uß, mit bem fie ihr Si inb in bie 9lrme
fSloß, fiel mefentliS inniger auß,
alß man naS ihrenSiorten hätt e entnehmen fönnen. S ann feu fgte fie unb
wanbte fiS fSneller, alß notwenbig war, gur Shür, um
gu verbergen,baßihr Shranen in bie Sugen traten .
Sienn nur ber Sumult in ben S traßen niSt fo
arg in ber S tabt mare,
”bemerf te fie babei .
S amit ging fie fort, unb ©ilbegarb, baß (SefiSt anbie SSeibe beß einen Sorberfenfterß gebrücft, fah fie
gleiS barauf am © artengaun entlang f owmen, ftill,
gefammelt, ihren tagliSen, mühfeligen SfliSten naS
gehenb, bie 3 üge wieber etwaß fühl unb gemeffen. Sberin ©ilbegarb blühte noS bie St eube über bie von berStutter felten bemiefene 3 artliSfeit, unb faft hätte fie
hell aufgefungen. S a fi el ihr ein, baßfo gar f ein ge
ringfter (8runb bagu fei, fiS gu freuen . SuS ber Siutter
lag eß ja gentnerfSwer au f bem ©ergen .
Sraußen wehte eß heftig ; ber 28inb gerteilte benSliehel
,unb gegenüber fah man an langer SiafSeleine
Egemben unb Seinfleiber flatt ern . S er (Sarten vor bem
.bauß wieß im grauen SageßliSt feine vier ober fünf
miS alfo gu bir, ©ilbe. ©ah’biS ja gwei gange Sahre
niSt mehr gefehen.
”
Sa. S ie bücf te, auf bem Saube eineß S tuhleß
fißenb, befangen auf ihre eigenen m alen b anbe nieber ;bu warft ja viel auf Seifen ? Siio warft bu benn baßleßte Sahr ?
”
„Sn ($nglanb . SS habe mir bort a llerlei anfehenwollen, unter anberem @rgiehungßanftalten für Rnaben,von benen ein paar bort naS gang neuem S t)fiem ein
geriStet worben finb . S o halb auf bem Sanbe . SieSfel
gwifSen theoretifSer unb praf tifSer Srbeit . Sanbwirt
fSaft gmifSenburS, niSt nur baß öbe Suruen unb
Sportßtum, mit einem S.iort, etwaß SorgugliSeß.
@ß fommt jeßt barauf an, vom Rultußminifterium b ie
Siongeffion für ein en folSen Serq auf heimifSem S oben
gu erhalten .
S aß willft bu thun ©ilbegarb fah ihn lebhaftiS hatt e gar f eine Shnung bavon, baß bu
unterriSten wollteft. S ir fSien eß boS immer fo obe,
wenn Suter bavon fpraS.
Samohl, fo auf bem gewohnten ,unterthanigen
Siege, wie auS bein Sater fiS mühfelig biß an bie
Sitelprofeffur heran plagen mußte S ieß ba ware ja
etwaß gang anbereß: ein Sehen für meine innerften Ueber
geugungen . U nb baß ift baß eingige, baß lebenßwertefte
Beben, @ilbegarb, fagte er mit unwillfürliSer SSarm e.
S aß muß fSon fein ! ü ber foftet fo maß
niSt ungeheuer viel 65e
($tmaß © e freiliS wenig farm iS felbft
hineinftecfen, unb mit bem S elb gufammen meine gange
Straft . Saß U ebrige aber glaube iS mir auS fSon
f
an gut befSnittene Sierf lauen erinnerten . ©ilbegarbß
feine Singer gucf ten, fie fSaute in plößliSer 3 erftreut
hei t auf bie feinen nieber. © inge er boS fort ! SBaß
half eß, ba er gn plaubern wußte ? S iel lieber faße fiegang allein in einem f leinen bunfeln SianfeloS verftecf t .
S ietriS blieb fefnnbenlang in ber gebeugt en @altung vor ihr fichen, er wart et e niSt mehr auf eine Sntwort
, fonbern ftubierte förmliS ihr G efiSt. S eine @anbwurbe heiß um ihr m aleß (ö elenf . SS glaube
,eß
war Seit, baßiS fam,
”
fagte er.
.ßilbegarbß Sintter faßbei SietriS in ber S tube,
bie er für Sionatßfrift gang nah von ihnen gemietet hatte .
QBähreub ihr Seffe noSim 3 immer herumging unb bie legt enS aSen nuß feinem fl offer nahm, befiStigte {frau Sialteneinige Sriefe unb Sapiere, bie vor ihr auf bem SifSlagen .
S ann legte fie S latt fur Slatt wieber gurücf unbburlie ben Ropf tiefer .
Slfo ift eß erlebigt !”
fagte fie leife ; „unb baßeß
in biefer {form gefSah, über biefeß @ingehen,bu mußt felbft gugeben, eß ift ein Semeiß, wie ebelbenfenber ift, wie felten gut
S ietriS murmelte etwaß gereigt, in feinen S aSenframenb
S ie Silbe li eb gu gewinnen, ift boS am ©nbe f ein
Runftftücf . $!Beit er ift boS f eine befonbere © üte babei .
2luf bie SaSe eingehen mußte er boS fSließliS.
Sran Sialten fSüttelte ben Siopf.
„Sin anbet er mürbe fiS räSen . S ie war boS nun
einmal vor (8ot t unb StenfSen verpfliStet
S aß allein thut’
ß boS’mal niSt !
” ri ef er ubermußig lebhaft unb vergaß, weiter außgupacf en. U nb
baßbie Silbe troß all bem fonventionellen Säuft, ben
ihr ben StäbSen anergieht, fo nrwüSfig natürliS hanbeln fonnte
,v
'
ergeih, wenn’ß biS fränf t, aber m iS
freut’ß. S a ift mal b ie verfSrobene (Ergiehung gu SSan=
ben geworben.
SS habe fie fo ergogen, wie iS eß a llein verantworten fann
,
” entgegnete Srau Sialten ftill unb c ruft,wir c
5rauen leiben mehr ober weniger alle, glaube
m ir’ß. Dh eine furge 2eibenfSaft vorangeht : baß maSt
eß niSt beffer.
_
SSließliS ent eibet bie SfiiSt unb
gibt ben
S t r ! Elia ja . SS f enne biefe Snffaffung j a, be
merfte S ietriS unb unterbrücf te, maß ihm auf ber 8unge
faß. (Er baSte an @ilbegarbß Sater, ben fränfliSen,mit S orgen fiimpfenben G elehrt en, ber fiSer auS „ ebelunb gut
”
gewefen, aber biß gumCS
'
obe wahrfSeinliS niSt
geahnt hatte, wie viel Semperament unb Sugenbblut inber anmutigen Srau neben ihm verfummern mußt e, bißbie SfiiSt ihr ben Srieben gab
”
c{frau Sialten baSte vielleiSt an baßfelbe, nur auf
fehr anbere Sieife. Sn ihrem ftill geworbenen © efiSterfSien ber etwaß gemeffene, gegwungen fühle 3 ug umbie Sinnbminfel, ber @ilbe fSüStern maSte. S ie ftanb
wöbe auf unb-fagte :
Sn benfft fo frei unb rüclfiStßloß über alle S ingeber Sietii t unb S it t e . ü ber bu bift anS noS jung . Sn
meinem ä lter unb wenn baß Sehen fSon hinter einemliegt, fühlt man boSmit brennenber Unruhe, baßman bemeigenen Rinb nur eine .Qoftharfeit überli efern, vermaSen
E o n S n b r e aß= S a l om i, Sienfthenfinber . 1 4
fann : baß ift ber (%rtrag nnferer fSwerften unb perfön
liSften @rfahrungen. ü ber ben Rinbern fSeint baß bann
S trenge unb entgogene Sreiheit.”
S ietriS blieb vor ihr fic hen unb fah ihr mit feinen
fSarfen, guten Sugen aufriStig inß ($efiSt.
SS b enfe, über biefen Sa ll ftreiten wir niSt mehrlange
,antwortete er, „iS h elf
’bir ihn orbnen, unb
bann,
ja,einß müßt ’ iS bann freiliS gern : ob bu
troh biefen Sorwürfen m iS gern genug haft, unb
furg, ob bu miS für einen burS unb burS anftiinbigen
Rerl hältft, bem bu vertrauenßvoll @inflnßauf bie .ßilbe
läßt .
S ie gab ihm bie Sanb.
SiaS fi e mir wieber froh
ging hinauß.
S ie ging mit gögernben, langfamen SSritteu , Si elleiSt lag boS wirf liS an ihr bie SSulb, baßalleß fo
gefommen war. S ie hatt e eß niSt beffer gewußt .@ß fSien ihr ein fo großeß @lücf, Silbe reStgeitig
vor a llen Sugenbgefahren gu bergen, vor Sünbe unb
2eibenfSaft . Siiar benn beibeß niSt im Srnnbe ein unb
baßfelbe ? Si!enn in ihrer eigenen muftergültigen @he
einmal ihr heißeß Slnt, ihre Shantafi e ftürmifS aufbegehrten
, fo fpiegelten fie ihr allerlei geheimnißvo lle
S eligfeiten vor,hinter benen boS nur Sünbe lauerte .
S3 enn fie ihnen nun lebig hätte folgen fönnen U nb
Silbe, bie war wie fieS aß fühlt e fie, aber fie founte gn Silbe niSt bavon
reben . Sienn fie ihrem Sinb in bie Sugen fah, fountefie baßSiiort Sünbe
”
fo fSwer auf bie Sippen nehmen .
S enn in biefen Sugen lag etwaß, baß erinnerte an fo
‚l l fagte fie leife unb
ubermutigen S toß, fo baßfie hinpurgelten ; eine plößliSeU ngebulb hat te ihn ergriffen . S raußen fing eß leife gu
bömmern an : ic ht mürbe .ßilbe ihre ewige S ticferei laffenmüffen unb mit ihm wie geftern fpagieren gehen .
SSon in ber na ten Siinute befanb er fiS unter
wegß unb ftanb naS wenigen SSritten an ihrem Siohn
gimmerfenfter, bereit an bie SSeibe gu f lopfen, wie vor
ein paar Sagen .
Slber bagn fam eß niSt mehr : Silbe hatt e ihn fom '
men fehen unb beeilt e fiS,ihm, gum Slußgang fertig
angefleibet, von ber .ßaußthür her entgegengntreten . Sllß
er ihr in feiner etwaß gn friiftigen Sianier bie b anb
fSüttelte, läSelte ihr (SefiSt ihn heut e froh unb er :
wartungßvoll an .
S u hifi ja ein f leineß, gehorfameßSiabSen !
”he
merfte er, burS ihr prompteß Rommen erfreut . S i eh,baß gefaßt mir . SBirft bu mir immer fo fSön folgfam
fein, wenn iS biS brum bit t e ? “
Sa,”
fogie fie fanft, „wenn bu eß immer fo fSön
ma t wie geftern . SS mußte noS lange barnber naSbenten . Sauter neue unb intereffante S inge haft bu mir
ergählt, ober eigentliS wie bu alleß beurteilft unb
anfiehft, baß tft für miS neu unb intereffant. Saßnuß gegen baßSiäl en gu gehen, fügte fie hingu, „bort
ift bie S onne am löngften .
”
S ie Sintter ftanb am Senfter unb fah ihnen in
S innen verloren naS. Siber fie merften eßniSt . SSon
waren fie,währenb fie gwifSen ben f leinen, fahlen Slllee
bänmSen bie S traße hinnnterfSritten, fo ti ef im (Si e
fpräS, alß fSlöffe bie geftrige SaSmittagßnnterhaltunglücfenloß an bie heutige an .
SoS langer Sürre, im Siairegen, ba fommt
eß vor, baßbaß Sanb in S tunben, greifbar, fiStbar wäSft, unb an (Slang unb S aft gunimmt,äußert e S ietriS mit einem SefSüßerblicf von oben her
auf bie gierliSe G eftalt neben ihm, fo fommft bu
wir auS vor . ($in reineßSergnügen, mit ein paar er
frifchenben SSaffertropfen von bir all baßSrocfene, S taubige ahgufpülen, baß nun einmal in eurer @rgiehungfieri t . S$arnm follteft bu mit beinem empfängliSen S innbaß Sehen in feinen hunbertfältigen Segiehnngen niSt
jfo anfehen lernen, wie eß wirfliS ift ?
”
S ie blicfte banfhar unb eifrig gu ihm auf.
Sn, hilf mir bagn !”
fagte fie in f inbliSemS on, „wenn iS biS fo reben hore, bann möSte iS auSnoS etwaß reSt SüStigeß thnn unb werben . SiSt fo
vor miS hinfihen wie bißher
Siit ber ewigen S ticferei, ergangte er fpottenb .
SIS nein, bu, bie S ticferei laßiS mir niSt fSelten,bie ergählt mir auS genug S chöneß unb Sntereffanteß,aber bavon magft bu wohl niStß verfic hen alßSiann
”
.b ilbegarb blieb fichen unb fah fiS naS ber anberen
S eit e um .
SSoß ift benn fragte er ungebulbig, „gehft bu
niSt weit er ?”
Sein, eß ift nur, laß nuß ben anberen S3eg
gehen,hat fie
, „man fommt auS bort herum anßSi!älb z
Sen, unb hier werben wir auf Sefannte ftoßen.
”
S oS höSftenß auf vorübergehenbe StenfSen, maß
fSabet benn baß bemerfte er, burS ben ängftliSen
Silang ihrer S timme aufmerffam werbenb, „barf man
unß hier etwa niSt gufammen fungieren gehen fehen
S boS maß baß betrifft . Slber iS moSte
fo ungern, baßfie miS grüßen ober vielleiSt vielleiSt
gar anfpreSen .
Silbe ! bift bu etwa menfSenfSen ? ober maß ift
mit bir ? S ift bu anS fo, wenn bu a llein gehft ?”
S’l lIein ?”
Shre Sugen vergrößerten fiS unwillfür
liS,alß floße biefe Sorftellnng ihr SurSt ein, wenn
iS eß vermeiben farm , fo geh e iS a llein jt niemalß
burS bie S traße bort, in ber .fi auß an @anß lauter Sefannte ober wenigftenß lauter niSt gangSrembe wohnen .
SS geh’ immer h inten herum unb verfSwinbe im S8älb
Sen . S a fowmen fie niSt hin . U nb am liebften
am liebften geh’iS gar niSt auß ber S tube .
S ietriS fSwieg einen Sioment lang . S ann faßt eer fie mit leiStem S rucf bei ber @anb unb fagte he
ftimmt :
Romm,laß unß weitergehen . ($erabe burS bie
S traße bort . © crabe an ben Sent en ba vorüber . St aufhaft er SSen barf man niSt naSgeben. Saß mußt bugang fSnell überwinben .
”
@ilbegarb fah ihn erfSrocfen an . S ie maSte einehalbe SBenbung mit bem Rörper, wie wenn fie entfliehenwollt e, unb bann irrten ihre Sugen an ben Senftern bernäSften .fi änferfaffaben entlang , bie nur in ben wenigftenS traßen beß Sororteß fSon fo biSt aneinanbergereiht
baftauben, wie hier . Slber anftatt bavongulaufen, maß
ihr erfter Smpulß gewefen, gehorSte fie fafi meSanifSbem leifen S rucf ber .ßanb, welSe bie ihre fefthielt, ihrohne weitereß bie SiStnng gab unb fie bann erft loßließ . S ie gehorSte wiber Sßillen, weil fie fiS fSämte,eß niSt gu thun, unb alßjt eben nußbem offen ftehen
morgen mirb eß fSon beffer geh en . S enn morgen gehenwir ben Senten ebenfowenig anß bem Siege wie heut e,unb iS fSicfe biS auS allein folSe gefürSteten Sieg e,
biß bu biS vor ihnen niSt mehr fürSteft.“
Sein !”
hat fie außer fiS, nie mehr thu ’
iS’ß. S3arum haft bu, baß ift graufam von bir.
S enn bu weißt ja warum aS, bu weißt ja alleß.
”
Sa, Silbe . U nb gleiS vom erften Sugenhlicf mein er
Snfnnft hier wußte iS auS, baßeß für miS hier mehrunb S3iStigereß gu thun geben mürbe alß all baß
, maß
iS in beiner Singelegenheit mit beiner Sintter befpreSen
fo llte. SamliS all bie thöriSte SSen unb SefSämungbir anß bem @ergen weggnreben. S3ie fann man fiS nurburS bie h loben StenfSen baß Sehen verbi tt ern laffen !
S u h ifi boS niSt feige, Silbe ? S3eißt bu niSt„ maß
baßSlllerhoSfte fein farm? S en Siopf hoS tragen, wennbie Sent e m ahen .
S ie ging gang langfam am Slialbranbe hin,ben bie
S onne mit ihrer legten («Blut warm überftrahlte. ($ß
war fehr ftill um fie. Sur ein SpeSt flopfte eifrig hoSoben auf einem SiStenaft in feftem Saf t .
Sch bin niSt feige !”
fagte ©ilbegarb ftocfenb unb
fSuttelte ben Sopf, „ben Ropf hoS tragen baß fönnte
iS anS. S3 enn bie Sent e mit U nreSt m ahen . S ie
StenfSen würben miS niSt bebrücfen, wenn iS nurniSt felbft
„Rinbßfopf bu S ietriS blieb fichen unb maßfie
mit einem großen, laSelnben Slicf . „Su vernrteilfi biSfelbft, weil eß bir gnfällig fo eingerebet worben ift :bu follft baß unb baß
,nein
, Silbe, erfSrirf boS niSt
gleiS, iS rühre an niStß, folange bu felbft niSt bavon
fpriSft. Sinr fagen wollt e iS bir bei biefer G elegenheit,baßbaßjenige, wofür bu biS verurteilen gn müffen glaubft,baßfelbe ift, maß meine Sieinung über biS unb meineSlStung für biS fehr, fehr hoS gefteigert hat .
”
Silbe ftarrte ihn an . (Sir fpraS b ie lehten SBortenaSbrücf liS unb ernft. S eine Singen logen niSt . G e
logen hatte er überhaupt nie, feit fie ihn fannte.
S o wie bu urteilt aber niemanb,
”
fagte fie gag
haft, „baß fann ja anS gar niSt, nein,wirfliS nie
manb
Slwmanb Gr trat naher an fie heran unb fuhrmit gebämpfter S timme fort : SSirfliS niemanb ? SSglaube boS,
noch jemanb : bu felbft, Silbe . S u felbft
urteilteft mit beinem unmittelbaren G efühl, in einer un :
wiberlegliSen Snitiative fo, in ber ent eibenben
S tunbe beineß©anbelnß. Sl lleß anbere ift bir naSträgliS gefommen, beinem Serftanb, ber noS f ein felb
ftänbiger Serftanb ift, fonbern fiS von trabitionellem
Slimbim gängeln laßt . D, wie viel großer feib ihr Srauenim erften G efühl alß im gweiten, für euS gureStgebreSfelt en Urteil. S a bleib t ihr hinterbrein f lägliS ftecfeneurer eigenen Shat niSt gewa en ; fiehft bu, iSmußbir fogar beifpringen, bawi t bu nur wieber riStigauf bie Süße fommft ! Slber eß fSabet niStß, benn buwarft boS fühn unb herrliS, SiäbSen, burS beineSlatur unb ihre heiligen Sefehle warft bu eß
,unb hoS
über hunberten, ja hunberten anberen,bie jt an beiner
S t elle im Sc hagen unb in ber ,SfliSt‘
unb im SeiStum faßen.
©ilbegarb hatt e bie Sippen halb geoffnet. @r founte
beutliS fehen, wie alleß an ihr ihm laufSte, ftau
nenb erft, aber auS burftig, verlangenb, unb j e longerer in fie einfpraS, befto größer unb glonbiger hingenihre Slngen an ihm.
S ie Shronen an ihren SBongrn hatte bie [one Stählingßluft längft getrocfnet. SioS war fie bloß, aber
bießmal bloß vor innerer Sewegung, bie mit SurSt unb
S emütignng niStß mehr gemein hat te . Sllß S ietriS
fSwieg, atm et e fie ti ef auf. S ie fenfte ben Ropf im
fSliSten, fSwargen, hreitranbigen S trohhut unb fSien
noSgubenfen. S o ernft, fo faft feierliS ernft fah fi ebabei anß
,baßer fie niSt gu nnterbreSen wagte .
S er SpeSt auf bem SiStenoft poSte mit feinem
harten langen SSnabel emfig weiter, auß einiger Gut
fernung gab ein gweiter ihm bumpfe Slntwort. Saß
S onnenliSt tauSte im SSeiben bie Gbene um ben SSolb
herum in weiSe, golbrötliSe Söne, unb obgleiS noSfoum eine S lattfnofpe am SufSwerf fiS gaghaft offnenwollt e unb ber fonbige Soben mit SBinterlouh unb trocfeuen
SiStennabeln bebecft war, erglängte alleß in vertiefter,warmer Sorbnng wie mit einem SoSeln bem Srühlingentgegen . SaßSllooß am m olen S3 olbfoum hatte einen
förmliSen Smaragb immer, unb fanft legt e fiS berfelbe
grunliSe Siefleg über bie Sünbe ber alten Sonmftämme
u nb über baß Seifig am Siege .
.b ilbegarb fSritt langfom weiter ; fie fSaute, ohn e
gu fpreSen, weit hinauß in bie leuStenbe Sanb aft.
Slber obwoh l fie nich t gn ihm fproS, begriff S iet
riS, baßfie ihm in biefer S tunbe nah’
gefommen war,
baß fie fiS innerliS gleiSfam an ihn lehnte,
bouihat , vertrauenb . Shr G efi chtßanßbrncl war faft feligfriebvoll.
ein Sorobieß. Sa, baß war eß. Sln mein Sorabieß.
U ngefähr fo, w ie wenn biS jemanb in beiner tiefften
S eele in etwaßhineinfSauen läßt, fo baßbu nur gerabe
weißt : eß wartet auf biS. StoS ift eß niSt ba, aber
eß wartet auf biS. U nb währenb bu baß erlebft,wahrenb ber Srühling um biS bir baß fagt, fo
füß unb laut unb fehnfüStig unb felig wie noS nie,
follft bu plöhliS im felben Sugenblicf biS felbft auß
bem Sarobieß ftoßen. Semonbem folgen, ber bir’ßnehmen
will ! S er biS glauben maSen will : j eber anbere G arten
thut’ß auS! S ieh, ba pari t eß biS mit einer folS
unfinnigen Songigfeit, folSer Slngft eß gu verli eren,eß gu entweihen, alß hinge eß von bir von birallein noS oh, oh uberhaupt ein Srühling wi eb\rfehren
barf, ob überhaupt bie S onne noS S onne ift
@ilbegarbß SBorte wurben immer obgeriffener, [ei
benfSoftliSer, aber ber vibrierenbe Rlang ihrer S timmeverlieh ihnen eine eigentümliSe Serebfamfeit ; in ihrer
Grregung war fie unwillfurliS ftehen geblieben, unb bie
StaSt beffen, maß ihre S eele bewegte,bue roS für
ben Slugenblicf gang ihre fanfic 3 urücfholtung, ihre
Singen leuSteten unb h lißten im t iefen Sener unb a lleihre Sewegungen erhielten etwaß faft onboStßvoll ©in
gegebeneß, jo .fi ingeriffeneß, alß wüSfe fie
S ietriS lehnte an einem S tamm vor ihr unb hülltefie formliS ein mit feinen Stiefen, bie unverwanbt unb
entgücf t an ihr hingen . SinS feine Slugen hlißten bab eiin einem hefonberen Sener, währenb er ihr Silb in fiSaufnahm,
wie fi e fo baftonb im Slbenbrot gwifSen ben
bunf len SiSten unb ben SSleier von ben G ehrimniffmihrer Serie riß.
‘D ennoch hörte er faum,waä fie fugie, boch wie fie
eä fagte, baß £ emperament, mit bem fie e5 that,unb baß mit einem 8a11berfchlage ihre fanfte Sliäbchen
haftigfeit 511 leibenfchaftlicher unb feltfamer S ch önhei tumwanbelte, baß beraufchte ihn unb riß auch ihn hin .
„über £ ropf ! ber $ropf ! ® iefeä QBeib nich t 511 be
fi egen ! SDiefe %erwanblung ni cht 511 bewirlen !”
fuhr eß
ihm voll ©ohn unb Qlufregung burchß .fi erg, unb plößlich
fchmeichelte eß feinem S elbftgefiihl bio gnr @rgriffenheit,baß@ilbegarb fi ch von feinen QBorten unb 11nterweifungen
beeinfluffen lieh.
@twaß frohlocfte laut auf in ihm . 2q bem $nnlt,in bem er ihr eine überlegene Slliacht war, hatte er fie
fchon befiegt : fie folgte ihm . €Daß thaten bie 9Räbch en,bie er fannte, meiftenß. l er wao waren baß fiir ?]Jiabch en ! $Dieienigen feineß S tanbeä floh er er floh fo
gar bie %rauen feineß S tanbeä, weil fie ihm alß ein
3 nbegriff anfpruchßooller unb lonoentioneller 53angweiligleit erfchienen .
ü ber bu, 93 u .Ygolbe !
”bach te er tief
erregt .
©ilbegarb fchien ihn oergeffen au haben . S ie fchaute
wieber in bie 53anbfchaft hinauß, unb mit weiten, offenenQlugen, in beren weltoerlorenem ?Blicl noch bie SSeiben
fchuft ihrer % orte nachaitterte, fchien fie von irgenb etwaß
z,u traumen, maß gar feinen >Begug auf ihn unb ihrem omentane wirtlich e Umgebung hat te .
SDietrich mach t e eß ungebulbig unb unruhig . Shutlam eß vor
,als bürfe biefe märchenhaft e S tunbe hier
im 91benbrot nich t 311 @nbe gehen, ohne ihm etwas an
fchenfen.
S ein gan5eä $IBefen brangte 5u @ilbegarb hin,ungeftüm,
verlangenb .
@r fagte halblaut
SDu haft mich ver5aubert ‚ ©ilbe ; machft bu eo
wieber gut ? ”
SDa fah ©ilbegarb erwachenb, 5ur © egenwart 5ur1'
icl
fehrenb, auf unb ohne baf; fie noch auf feine QBorte rech thingehört hatte, lief uber ihr © eficht @lan5 unb 8ach elnunb wie lauter QBonne S ie errotete unb
ftreclte ihm 511gleich ihre beiben .
‘
öanbe entgegen .
2ich, bu !”
fagte fie mit einem tiefen 9ltem5uge,„wie viel © liicl unb $B3unber für mich, baßbu lamft '
81h weiß felbft nich t, waß bu mit mir gemacht haft.
%r e i haft bu mich gemacht . €Du haft etwaßS chrecllicheßvon mir abgefchiittelt, unter bem ich mich 5ufummenlrummte
,$ag für Sag. %ielleicht fomm t
’ä wieber
,
aber fo fchwer boch wohl nie . U nb wenn bonn hilfftbu mir wieber
,nich t wahr ?” fügt e fie linblich hin5u .
@r hielt ihre @änbe feft unb fuch te mit feinem %licfben ihren 5u ergrunben unb feft5uhaltm .
@orteft bu, waß ich fagte, @ilbe ?
b u w i r ?”
S ie fah ihn in ehrlich er $ewunberung an .
865 bir ? 9lch, wie follie ich baß wohl, bu
hifi fo viel f lüger, ftärler, mutiger alß ich . 8ch will birimmer folgen, wenn bu mir etwaßrätft. €Daä thut gut .€Dian ift fo gut geborgen .
”
8mmer folgen fragt e ermit verha ltenerS timme .
©ilbegarb niclte.
U nb alleß thun, waß ich fage, wae eß auch fei ?”
QBaä eä auch fei !” ri ef fie froh unb fah glücf lich
oben her llaglicheß Rinbergewimmu . S o leife eb war,
5uclte %rau S)Jialten bennoch 5ufammen. 3Die %urcht vorbem ßauterwerben beß®efchreie peinigt e fchon alle Sternenihreß müben $tovfeß.
Sch wollt e m ich nebenan gerabe ein wenig 5ur €Ruhelegen ; nachm ittagß muß ich heute ja nochmalß inß 811
ftitut 5ur S tabt, bemerf te fie betrübt .
SDietrich fchob feine $affe 5urücf unb horch t e eine 28eile .
{h abt i hr euch benn nie erfunbigt, war} mit bem
Rinbe loä ift ?“
fragt e er, „eß llingt ja f timmerlich leifeunb leibenb .
“
.
‘
öilbegarb hatte auf feine {frage ben Rovf gefchüttelt.
„
‘Die 53eute wohnen erft feit lur5em bort, entgegnetefie
, „unb follen fehr arm fein, bie %rau fic ht man
fafi nie, ber EDiann fommt erft fvat heim, nur
ein f leiner°
blaffer 58 11b fpielt manchmal hinten auf bemSanbhaufen im .b of.
”
„(Si eh boch hinauf 5u ihnen unb fi ch 5u, ob fi ch nich tetwaß than läßt ; alß .i1außgenoffin hätteft bu boch langftEliat fchaffen lönnen, fagte €Dietrich .
{frau i‘lialten erhob fich, um fich für eine S tunbe
5urücl5u5iehen.
231elleicht ware baß gut, meint e fie 5ögernb, „bio
her hielt ich eigentlich @ilbe bavon ab . SJian wirb lei ch t
5u belannt mit .Qaußgm offen. 28er fann wiffen, wie fie
finb unb wie fie fi ch betragen
5Dietrich mach te ein etwaß fpöttifcheß G efüht unb
5uclte bie 2lchfeln.
b ilbe ift boch feine $or5ellanfigur, baß fie vonjeber %erührung irgenbwo verlegt werben fönnte,
” warfer a n laß fie boch nur um ©immelß willen nich t
5imverlich werben . Sb aß8eben ift ba5n ba, um fi ch brinum5nfch auen .
.fi ilbegarb fanbte ihm einen 5uftimmenben 58licl überben $ifch 5n. 3 hr fchien ieglicheß, was er fagte, auß
einer fo llaren, gefefteten 28eltanfchanung 5n fließen,fur bie er mit feinem lräftigen 233illen eintrat unb biewirf lich vorwärtß half. U nb wenn er ihr nur überhaupterft ben äßeg m i tt en inß Beben 5eigte‚ fie ein S tücfchenweiter bracht e, bonn wollt e fie fi ch fchon voll © lauben unb%ertranen bie} borthin burchfinben, wo ihr ‘Barabieß lag.
S ie ftanb auf unb ging inß Slieben5immer, um ee
ber El)intter anf bem alten S iwan bequem 5n mach en .
$Dann lehrt e fie in bie QBohnftube 5nrücl unb blieb am<
{5en'
fter fichen .
8hr 5nftimmenber $Bliri bei 2 ifch hatte SDietrich mitgeheimer (ßenngthunng erfüllt : eine warme %reube ftiegploßlich in ihm auf. Sm Srnnbe gehörte @ilbe ia boch
fchon innerlich 5n ihm ! 9llleß anbere mürbe fich gan5 von
felbft ergeben. 11eberhanvt : fie befanb fi ch im 2llter, wobie 9Jläbchen fi ch verlieben, unb wenn eß bae eine 9Ralinißlnngen war vielleich t bloß
,wei l ber betreffenbe
Slliann in feiner @igenfchaft alß %rennb bea ?Batere fi evon vornherein bafür 5n onlelhaft anmutete ! nun um
fo ficherer gelang e% baß 5meit e‘
iUial, biefeß Slllal.
Über ee war auch fchon gelungen .
fib er gute 2 ifchwein, ben SDietrich felbft mitgebrachthatte
,unb ber buftenbe Raffee nach bem (Effen fchienen
fein e 2ebenßgeifter fo wohlich _
an5nregen, baß ihm bie
fatale (%mvfinbnng von .ßilbegarbß unbefangener 11nnahbarleit gar nich t mehr lam .
5911rch ben blauen Slianchfchleier, ber ihn umhüllt e,Bo n ‘!l n b r e aß-S a l om i , ‘
.Uienfch cnlinber . 1 5
fah er faft unverwanbt 5n ihr hinüber, bie fie fich langfam nmwanbte. EiRit bem Sliüclen gegen baß%enfter, bie
@anbe hinter fich leich t auf bae @efimß bee %enfi erß ge
ftüßt, wechfelte .
‘
öilbegarb nur ab unb 5u ein flüchtigeß
QBort mit ihm,ha lblaut
,um bie 9Rutter nicht ba
burch 5n ftoren .
8uleßt verftnmmten fie gan5. Sünr SDietrichß2lngen,immer auf benfelben 33unlt gerichtet, fvrmh en, einwenig blin5elnb, angefichtä ber blenbenben S onne, bie
ihm grell entgegenfchien, aber boch voll fchlecht ver
hehlter ©rregnng, ber man es? anmerfen lonnte, wie fieihm
,in biefem ftumm vertranm ten SBehagen ber trägen
‘.Uiittagßrnhg 23ilb auf $Hilb vor feine S eele 5anberte
U nb währenb bie 932ittagämübigt‘
eit auch ihn felberleich t lähmte
,überfchlich ihn 5ugleich baß %erlangen,
heiß,nnwiberftehlich, feine 2lrme hoch5uheben, anf5n
fpringen, unb .
‘
h ilbegarb an fich 5n 5iehen92nr
’
mal fo bie beiben ‚b anbe um ihren weißen,
5urten @alä fchließen, ab er feft feft, bie
fein ihre Sippen?lBie lang fonnte eb imm erhin noch wahrenr nach biefen S rheibungßformalitöten
%”
aft hat t e er voll llngebulb mit bem %ußanfgeftamvft .
©ilbegarb fah nich t hin . Sie bücf te, noch immermit bem €Rüclen inß%enfter gelehnt, mit frieblichem (Se
fi cht vor fich nieber . 8n % irllichleit befchäftigten fieauch bie allerfrieblichften © ebanlen ; eben lombinierte fi eeine 5arte 9inanc e von verblichenem ?Rofa mit 8ichtgrauunb fuch te nach einem tiefen ©intergrunb bafür, ohnenoch 511 wiffen, an welch e %ormen in ber Siatnr biefe‘Bhantafie für eine neue S ticferei fich heften wollte. Sb i c
D nein ! 5 %benfft bu hin ? $leibe gern fo lang
bu eben magft.
@r fuhr fich nero uber bie S tirn . fib er frennblicheSt on f lang eifig. S o etwa wie : %leibe nur, ich habebich ohnehin fchon vor bie 5Zhür gefegt .
”
Bu feiner %e
ruhignng fprach er fich felbft vor : „S ie ift nun einm al
fchen.
”ü ber leiber befaß@ilbegarb im 2Ingenblicl burch
anß nichte, maß fi ch alßS cheu beuten ließ . Sm (Segent eil
, fo rech t ficher ihrer „h altung erfchien fie ihm. 3 11
ihrem $on fo hell unb falt . ?lBie hellllingenbeß harteä® laß
,an baß man rührt .
(hin vloßlicher Born wallt e in ihm auf ; er fonnteeß gar nich t ertragen, fie langer bei biefem ® ethne mitben bloben S eibenftrahnen 5n fehen, unb noch ba5umit folchem trinmvhiernben 23ehagen, alß gehe ihr reinnict barüber .
3 a, voll %ehagen unb unfchnlbig genießenber %ranen
granfamfeit faßfie ba. SDaä wollte er nich t bnlben .
€Dietrich erhob fi ch unb fam5n©ilbegarb hin anß%}enfter .
Sie rührte fi ch nich t .
ih n faßt e er in bie 5urten, bunten S eiben hin ein,
um fie ihr unter ben @anben fort5n5iehen . SDoch fie
hielt an ihnen feft.Saßießt bieä 8eng, fogie €Dietrich unwillig, wah
renb etz ihn feltfam angenehm rei5te, 5n empfinben, wie
bie fnifternbe S eibe fi ch 5mifchen feinen unb ihren %in
gern, bie fich babei faft berührten, hin unb her verfchob .
ülber warum benn ?” fragte b ilbegarb unb wiber
ihren QBillen mußte fie über ihn läch eln .
SDietrich fah ben S ch elm um ihre 8ivven, unb er
regt fuhr e«3 ihm burch ben Rovf x
Q ache bu nich t ! .
‘
énte bich ! S ei bu gut 5u mir !’5 nich t länger : ich mache bich leiben .
”
erwiberte erich bir am liebften alleßnuß bem %enfter wer
fen moch te, woran bu b eine © ebanlen fo blinb vergeubeft.”
©ilbegarb fchüttelte ben Rovf.
„SDaßwürbeft bu wohl nich t fertig bringen, meinte
fie gelaffen, „benn babei tranmt eä fich fo fchön. U nb
baß ift nun einmal meine 8ieblingßbeféaftigung.
SDietrich li eß bie S eibe loä unb bemerfte lalt :
9lch ia. ® aß ift eine Steigung 5ur ®9fterie bei
euch %rauen .
„@ine 9ieignng 5n .b ilbegarb fah ihn verbug t an .
8u hy fterifchem älBefen. f enbar gehörft bu auchba5u . SDavon fommt all b ein $ranmgerebe unb alle bie
9lhnnngen unb @efühle, bie geben fich erft, wenn ihrin ein geregelteß unb nnßbringenbeß weiblicheß SDafein
eingeführt worben feib .
”
.Qilbegarb war 5n verblufft, um gleich 5n antworten .
ü ber ihr S ch elm war fort nuß ben 2lngen. S tannenb
unb ungläubig fchauten bie auß, unb ich t richt eten fie
fich mit vorwurfßvollem (%rnft auf $Dietrich, ber fcheinbar
gleichgültig auß bem blicfte.
S ch äme bich !” fagte fie leife, fo etwaß hatteft
bu nich t anßern bürfen, gerabe bu nich t . 5Du
bem i ch erft vor ein paar Et agen bort am flßalbranb fo
rüclhaltloß vertraut habe, bem ich anvertraut hab e© c rabe beßhalb !
” beharrte er, „bu gabft mir eine
21rt Sliecht, bir ein äßegmeifer 5u fein €Darum ift eß
an mir,bich auf %erirrnngen aufmerffam 5n mach en .
SDu fihefi ba unb vertraumft bich in nnmogliche“D inge unb verlierft barüber iebeb Qlugenmaß für bie
SDinge, wie fi e thatfachliä; finb .
”
?!Benn fie aber häßlich finb !" wollte eb .b ilbe
garb über bie Sippen, boch fi e fchwieg, unb nur in ihrenbeweglich en 3 ügen malt e fi ch Unruhe, .
‘B3 iberfvruch unb
heftige 9Ibwehr.
ü ber wenigftenb feine © leichgültigü it mehr ! bach te
$Dietrich befriebigt . Saut er 9Räbchenfchrnllen, ubrig gebliebene ! mit benen wollte er wohl fertig werben . S einen@inflnßauf .
‘
b ilbe mißbrauchen mürbe er ja nie ! $Bi elmehr 5n einer vernün ftigen glücllichen %rau wollte er fi emach en .
i bn felbft rebeft von nnferem © ang am .
*B3alb,aber weißt bu benn nich t mehr, wie bab 5nging fragt eer einbringli ch w1 e bu lnr5 5nvor auch alle möglich eS cheu, alle möglichen ergrübelten 2lengftlichleiten vor benSenten hatteft ? $Daßich bich 5wang, fie ab5nfchütteln,wollteft bu anfangb auch nich t S päter war bir’b rech t,weil eb bir bab 53 eben befchmert hatte .
gJinn meinft bu,allerhanb anbere @inbilbnngen, bie barfft bu behalten
,
weil fie bab 8eben vielleich t fchön überfärben, aberfie finb ebenfo täufchenb unb unberech tigt . ”
(Er beugte fich ein wenig am ihr hin unb bot ihrbie @anb .
U nb nun, fei gut, fchlag ein : bu folgft mir
Sn @ilbegarbb i 8angen fchoßeine heiße ERote. S ie
fchüttelte ben Roof. 5Die .banb beach tete fie nich t .“b u reichft mir nich t bie @anb ? ! 5Dein ($rnft,
@ilbe
eigeneb 53eben in fo 5arten $arben 5ufammen5nfügen, wieman wo llte .
.fi ilbegarb ging langfom in bie Siebenftnbe unb orb
nete 5erftrent bie von ber 9Rutter benußten Riffen aufbem S iwan . SDann ftreclte fie fich bort unb, wo bie
Ellintter geruht hatte. QBäre fie boch ich t bei ihr .
S ie bliclte ftarr empor 5ur 3 immerbecle . © ewaltfam
fuch te fie ihre (b ebauten anf gleichgültige 5Dinge ab5nlenlen .
€Da oben an ber SDecle war eine 2lrt von ©immelaufgemalt . %ier biclbeinige $Butten auf blauem,
wolligemSrnnbe, in jeber @cle einer, hielten 5mifchen fich ein ge
ftirnteb $Banb, unb unb einem fonberbaren %üllhorn inber mi t t e, bab leiber vom @ifenhalen für bie älmpel
burchbohrt war, fielen nach allen vier 28inbrichtnngen
phantaftifche %lnmen uber bab %anb .
SDab follte auch fo etwab m1e em ‘Barabieb barftellen
.fi ilbegarb fah eb an voll $roß unb Born unb .
‘
h ohn .
SDa fnarrte oben, gerabe barüber, eine $hür.
S chwerfallige S chritte gingen uber bie SDiele oben . S onft
fein 8örm . Rein Rinberlärm . S o feltfam ftill blieb eb
heut e bacD ann polt ert en unbeholfene lleine %nße bie Su ppe
hinunter . SDab war ber %nbe, ber im ©of 5u fpielen pflegt e .
©ilbegarb fi el ein, baßfie hatte hinaufgehm wo llen .
?18arum nich t ic ht ? % enigftenb mürbe eb fie auf anbere
(Si ebanlen bringen . U nb wenigftenb erfuhr fie, wie fichbie hanftge S törung für ihre SlJiutter befeitigen li eß .
Gntfchloffen ftanb fie auf, trat auf ben %lnr, horch tenoch einmal unb ftieg bie fchmale ©0l5treppe 5n ben
Ellianfarbenwohnungen hinauf.
Elleben bem niebrigen @ängeboben befanben fich 5mei
lleine St hürm ohne Eliamenb fchilb . .fi ilbegarb pochte anberienigen, bie über ihrem filßohn5immer lag.
@ine gleichgültige S timme rief c twab .
.fi ilbegarb öffnet e unb blieb 5ogernb auf ber S chwelle
ftehen.
SDab lahle 8immer mit ben abgefchragten QBanben
war troßber Sliorgenhelle braußen bämmerig, bie braunen
Rattunvorhange vor bem %enfter waren 5nge5ogen. 92i cht
weit von bem %enfter faßeine junge {frau mit verwirrtem
@aar, bie .9anbe über ber mageren %rnft verfchräntt .
2ln ber ©interwanb ftanb eine eiferne %ettftelle mit einem
S trohfacl barauf, unb banor bie .
‘Ißiege, ein verblichener, eleganter Rorbwagen mit 5erbroch enem 9iäber
wert,ber anbfah wie ein Qllmofen.
‘D ie %ran bewegte fich nich t unb bliclte nich t auf .
b ilbegarb lehnt e bie $$hür hint er fich 5u, ma cht eeinige S chrit te vorwartb unb fagte fehr 5aghaft
G uten EDiorgen . Sch wo llt e mich erlunbigen, wie
eb @nrem Stinbchen geht . G eftern fchrie eb fo fehr.
”
SDie junge %ran nidte.
$Dab ftimmt.'l)er Sohann fchrie fehr, beftatigte
fie phlegmatifch.
Rann man babei nich t irgenb etwab thnn ?”
Sliein. El)ian lann nichtb thnn.
”
fib er lleine 3 ohann tft wohl traut ?”
91ch mo ! Rranf ift er nich t .
@ilbegarb ftanb ratlob unb bach te nach, wab fie nochvorbringen fönnte. S o war ihrer SDiutter mit ihren
empfinblichen Rovffchmer5en ja nicht geholfen .
- „S ch laft ber ! eine ic h t bort ? SDarf ich ihn an
fehen ?”
fragte fie leife.
D ja . l er fchlafen thut er nicht, bemerfte bie
grau in einem feltfomen 22on.
thilbegorb nähert e fich bem Rorbwagen. Sb ic roten,fchon fehr fchabhoften % iegenvorhänge mit rotgelben
langen c»Zrobbeln baran waren weit 5nrüclgefchoben. üb er
neben bie ?Ißiege trat, fah bob Röpfchen beb Rinbeb aufben erften ßlicl.
@b log blau unb gebnnfen ba. über U ntertiefer fi el
fchlaff herunter, bie 2lngen, fiat t‘
oufgeriffen, fahen .
‘
b ilbe
garb in ihrer gläfernen @ lon5lofigleit faft brohenb entgegen.
Sie erfticlte mit Elliühe ben S chrei, ber ihr ent
fchlüpfen wollt e .
„D (Sott bob Rinb ber lleine 8ohonn !”rief
fie entfeßt, „fehen S ie boch, er ift tot€Die
<
{frau fchüttelte ben Ropf.Stein . Sinch im S terben
,
”
fagte fie.
.Qilbegorb blidte fie mit © rouen an . 2Diit welcher9lpothie fie bafaßunb folche QBorte vor fi ch hinfpro ch.
aber man tonn boch vielleicht helfen meinte fi e gan5außer fi ch, „man lonn ich will gleich einen am
Shm hilft fein 91r5t mehr . 2affen S ie nur . Rronl
heit ift eb ni cht .”
U ber woran, um («Siotteb willen, ftirbt er benn.
‘
öilbegorb low gan5 nahe 5ur c{grau, bie St hranen
fchoffen ihr in bie blngen . S o bitter berent e fie, n icht
früher hinaufgelommen 5u fein .
$Do fchaute bie %}ran 5um erftenmal auf. ilJiit harten,müben fllngen entgegnete fie tur5
flßoran er ftirbt ? $Doron, baßfein Eltoter f ein $rot
hat unb ich feine Sliilch.
.b ilbegorb fchwieg . @ine tiefe ?Röte ftieg ihr long
233 e11n’
b Shnen Spaß macht, m ir gilt’
b glei ch,verfeßte fie mit ihrer tief gleichgültigen S timme, unb
bonn mifchte fie ben Stleinen nochmalb über fein S tumpf:
nab chen ; geh mit ber SDame hinunter, ältnpert .
”
@ilbegarb nahm ihn an bie @anb, wahrenb er mitoffenem it nnbe intereffiert 5n ihr anffah.
Sch bant‘
e 3 hnen . @r foll’b fo gut haben, baß er
gern wieberlommt. U nb ich barf ich auch wieberfommen bat .
‘
h ilbegarb unb reich t e ber<
{frau bie .
‘
banb .
3Diefe berührte ihre @anb flüch tig unb ftanb jeßt auf.
2‘Benn S ie ’b mögen bemerfte fie noch ebenfo vermo nbert .
2lber babei arbeitet e eb in ihrem © efi cht . S ie ftarrte
no ch ber SlBiege hinüb er, bonn ging fie vor äilbegarbher unb öffnete ihr bie $hür 5ur St reppe.
Sm ültoment, wo @ilbegarb fchmeigenb hinanbging,trafen fich beiber %licle. S ie hingen einen 9lugenblicl langineinanber, unb eb war, o lb liebloften fie fchüchtern ein :
anber. ©ilbegarbb große, warme 21ugen fagten fo bereb t
Sch hab’b nich t gewußt ! $Ber5eih eb mir ! Schwerbe bich nie wieber vergeffen . ?IBeber bich n ochauch bob @lenb beb 8ebenb .
”
U nb bie gerötet en, müben, leibftumpfen a gen beranberen erwiberten mit ftillem © ruß
SDanl bir !“
(8an5langfom ging ©ilbegarb bie@olz;treppe hinunter,S tufe für S tufe, ben SBuben an ber .
‘
öanb . 9llb fie
unten im %orflnr an ihrer 2lBohnnng ftonben, fühlte fie
fein e lleine, warme .Qanb in ber ihren 5ncfen, nn
willtürlich wo llte er ben gewohnten 28eg in ben .
‘
éof
hinaub nehmen, wo ber fchöne S anbhaufen log. Sttit
einem ernfthaften 58licl vergleichenber fritifcher 9Jtnfternng
fchaute er burch bie geöffnet e QBohnnngb thür in bie fonn=
befihienene S tube herein . ü ber wie .
‘
éilbegorb einen2lngenblicf lang in ber blanfen Stüche verfchwanb unb
bonn mit einem 9täpfchen übriggeb liebener %ouillon unb
einem QBeißbrot wieberlam ,ba folgte er ihr, fo rafch er nur
f onnte,inb % ohn5immer. EDoßbob gut fchmecfm mußte
,
lonnte er bem Eltäpfchen anwerfen ; feine f leinen Sltofen
flügel blahten fich .
.Qilbegorb plauberte mit ihm, feg t e ihn an ben @ßtifch unb hatte her5licheb Qtergnügen baran, ihn 5n fütt ern . 3 hr ging eb burch ben Stopf, wie fie ihn amöfteften hier unten haben unb wie fie ber armen %ran
am eheften nähen founte .
S ie tom fich fo unermeß lich, fo nnftatthaft reich unb
glücllich gegen fie vor. U nb wie ein Stinb,bob nn=
gefähr ebenfowenig vom wirf lühen 8eben ahnte, wie berlleine 23ube ba . ?lßob @lenb hi eß, bob wußte feineSltntter. Qluch wab (Slücl hieß
,ein © lücl
vielleich t,bob .
‘
éilbegorb auch faum ahnte : felbft Bebenin bie QBelt 5n fehen .
91lb ber Stleine fi ch gefattigt hatte, fchüttelte ©ilbe
garb einen alten Stoften mit gläfernen Rnöpfen vor ihmanb . S ie 5eigte ihm
,wie man bamit $iguren legen
f onnte. ?Bon geit 5u geit lonfchte fie hinauf, ob eb ftill
b lieb
SDa tom ein S chritt . 9lber bob war unten, jemanb
offnete bie<
{flurthür.
SDietrich tom herein . Qllb fie erfchroclen auffprang,blieb er auf ber S chwelle ftehen . (br fah, wie plößlichbie $reube in ihren 2lugen erlofch, wie ihre %ewegungen
$angigleit anbbrnclten. (5ine leife S cham ftieg in ihmauf. tbilbegarb fonnte fo hinreißenb fein, wenn fie fichrüclhaltlob gehen li eß . Sh ort am % albronb hatte eb ihn
gan5 beronfcht .
S eine Stähe lahmte biefen vollen 91nffd;wnng ihrerS eele 5911 haft io gan5 neuen SBefnch bemerfte er
etwab befangen .
S ie niclte.
?Bon oben . Sch er5ahl’bir fpater.
Sch lann mir ’b beuten !” fagte er, ohne fie an5ubliclen, unb feg te fich 5um Stinbe auf ben S tuhlranb .
Sl iebft bu wie ich folche lleine StangenS ie ftanb ihm gegenüber unb antwortete nich t . (br
fchaute flüchtig auf. älBie bloßfie war ! ü ber bob gingvorüber. @r mürbe fie ia fo fehr lieben, fo fehr,wie er eb felbft nie früher für möglich gehalten hatt e .
U nb mit einer bittenben %ewegung ftreclte er ihruber ben $ifch weg feine ©anb hin .
©ilbegarb tom eb buntel in ben S inn, alb ob fie
jt gleich 5wei große, lich tgraue auffchlagen müßteunb fich mit ihnen erheben, hoch , hoch wie im
cliranm .
Silber fie fühlt e auch buntel, wie eb manchmal im
Siebertranm ift : alb ob etwab in ihr hilflob, machtlob
mit ben Slügeln fchlüge, unb man plohlich nich t mehrweiß
,ob man fliegt, ober falltSDo 5og SDietrich bob fpielenbe Stinb an fi ch . @r
fchaute auf ©ilbegarb, faft etwab fchüchtern, unb fußt e
5ugleich leife bob Rinb auf fein blonbeb Saar .
U nb @ilbegarb legt e langfom ihre .
‘
b onb in bie fein e .
U eber ein ‘Barabieb hinweg .
S ie ftanb faft anbachtig ftill angefi chtb ber hohenS erge
,bie in bob bammerbunlle © ebirgb örtchen nieber
fchauten ,unb merti e gar nich t
,wie fehr fie im bünnen
S ommernmhang fror .
Shr fleiner .
‘
éanbloffer lag noch auf bem ?Ruclfißbeb © efährteb ; einer hübfchen, runblichen Srau, bie ebeneilenbb baherlam, fegte ber Stutfcher, ohne fich vom SBocl
5u rühren,weitlanfig aub einonber
,baß man ihm gan5
allein biefen S aft verbaute, benn unten in Snnbbrucl habebie junge S ame nur gefagt : „irgenbwohin auf bie %erge !
”
unb ba habe er fie iub S tubai thal 5ur S chönebergerQßirtin birigiert.
SDie QBirtb fran nicfte ihm nur 511 unb wieb nach ber%ierftube, bonn bemachtigte fie fich beb wenigen © epöäbunb fing an
,ber
<
{sremben ihre 8immer an5upreifen .
S ie allerfchonften ftanben leer, fo tief im S eptemberlöwe faft nie mehr jemanb hier herauf, fie fo lle nur nach%elieben wählen
,unb wab bie 28etten anlangt, fo fanbe
man in ber QBelt feine befferen .
U nb wab ift bob hier ? gehort bob auch mit ba5u ?”
unterbrach bie Srembe biefen @rgußunb 5eigte mit anb
geftreätem 2lrm auf ein gan5 fleineb .
‘
éaub hin, bob gerabeba
, wo fie ftanben, abfeitb vom ©auptgebäube unb halb
5wifiheu 28oumen verfteclt, hart am 91bhang lagSo n ‘tl n b r e t a l o m é, ‘Dtenf1henlinber
QBab bob fei? 9tun , bob fei bob S alettl. c{freilichgehore eb mit ba5u unb 5ur S ommerb5eit fei eb ftetb ver=
griffen, icht fofte eb nur noch ein paar © ulben ben c‚t ag,ob fie etwa im S olettl wohnen wo lle ?
€Die junge S ame fchritt bereitb barouf 5u unb be
trachtete eb gan5 ent5u clt . Sa , gewiß wo lle fie barinwohnen ! QBie ein 5ierlicheb Spiel5eng fchaute eb mit
feiner gefchnißten fg ol5verfleibung anb einem ®efpinft vonrotem wilbem QBein hervor
, fo anheimelnb unb apart,
alb lönne eb feinerlei $e5iehung 5n einer gewöhnlich en®aftwirtfchaft haben .
© leich barouf wurbe bie 9tefi , eine gan5 jungeStellnerin in $iroler $racht , mit gefü llten QBafferlrugenunb frifcher $ettwäfche iub S o lettl entfanbt . ERefi rißbie
<
{senfterlaben auf unb begann bie beiben min5igen© emöcher wohnlich her5urichten . $Dann brachte fie ber
€Dame bob Srembenbu ch unb bat fie , an biefem erften
9lbenb noch brüben auf ber allgemeinen Elteranba bob
9tachtmahl ein5um hmen ,bib hier alleb feine rechte £)rb
nung belommen hätte .
$Die junge $Dame offnete bob Srembenbuch , trugihren ä)tamen unb ©eimatbort ein : a juta S fapogina anbS t. £Beterbburg , unb machte fich fehr fchnell unb etwabachtlob 5um Speifen fertig . Qllb fie in ihrer ?)teifetafcheno ch bem @tui für Stamm unb 28ürfte fuchte , fielen ein
paar 58ücher , 5erlefene @remplare in brofchiertm Um
fchlagen, heraub ; fie fchob fie ungebulbig beifeite .
fll%enn man nur einmal ein e 8eitlang nichtb bavon
5u horen brauchte , nichtb von 58uchern unb %eruf,”
bachte fie unb unterbrüclte einen S euf5er , währenh fie
fich mit bem Ramm burch ihr hinten gelnoteteb , natürlich
lebhaften Stinbeb unb gefiel ihr, jeboch verftanbigen founte
fie fich mit ?Refi nicht, von beren gefchwinb gefprochenem$Dialeft ihr bob meifte entging .
$Da erhob fich hinter bem Cl ifch in ber @cle ber
blonbe junge iUtann unb bot feine @tlfe an ; er riet 511einem S tiicf falten ®ambbratenb unb ftellte fi ch 9l 11jutavor alb @rwin von S tein anb © ra5.
9tefi flog bavon, um ben © ombbraten 5u holen, unb
nberließbie beiben ein5igen Spätherbftgafte ber S chone=
berger QBirtfchaft fich felbft, bie St ifch anc‚t ifch bofaßen
unb bie erften fonventiouellen Sltebenbarten miteinanber
oub taufchten . a juta mufterte @erra von S tein genauunb fanb , baß er noch fehr jung fei , fein unb fchlanf
gemachfen, mit feften S chultern, bie breiter werben wo llten,unb baß er in S tirn unb i’lugen einen überrafchenb
fchönen , freien 2lubbrucf befiße. a f feine Srage, ob fie
von Snnbbrucl herauffomme , er5ählte fie ihm , baß fie
eigentlich von bort noch tlBien habe weiterfahren follen,bie $Berge hätten fie inbeffen verlocft.
S o gefällt eb Shuen in ben %ergen ?“
fragte er
fichtlich erfreut .
„D,bie %erge !
”
fagte fie mit ihrer weichen S timme,unb bie unbeftimmte
<
{farbe ihrer Qlugeu fchien fich 5u ver
bunfeln, „bibher liebte ich bie @bene, ich fomm e anb ber
© bene . U nb fie ift auch fchön, ba, wo fie gren5enlob ift,ober boch fo aub fieht. ü ber wo E)]tenfihen fie betreten,mirb fie gleich felbft menfchlich, bient ihnen, ift nicht mehrunberührt
,unnahbar . Slltir fommt eb jeßt vor , baßbie
S erge baher fo wirfen . 9llb ob man bie Eltatur felber
fic ht , bie fich fo heraubhebt anb allem
unb barouf nieberfchant. ElBie viele f leine 9lnfieblungen
auch ba5wifchen entftehen mogen, fie behalt etwab fo Uranfänglicheb .
”
S ie brach ab unb blicfte ihn fopffchüt
telnb an . „Sch fann nur auf ruffifch genau bob fagen,wab ich meine, bob SDentfihe ift mir nur angelernt,
”be
merfte fie einfach .
(br fchaute mit einem Sntereffe auf fie, bob ihn felberwunberte. @twab Srembeb unb ?tBeiblicheb an ihr rei5te
feine S ympathie .
Sch lann fehr gut verftehen ,wab S ie meinen
,
verfeßte er, unb alb ?Refi, welche bie Speifen brachte, fichwieber entfernt hatte , fugte er hin5u : aber in Shrer2anbeb fprache möchte ich eb noch lieber hören unb ver
ftehen ,eb ift fo viel €!Jtufif barin . Sch fenne fie nicht,
boch lanute ich auf ber technifchen ©ochfchule einen S tubien
genoffen ,ber Eltuffe war unb manchmal ruffifch fprach .
U ebrigenb war bob ein feltfamer immer bereit,
U nerhörteb 5u vollbringen , 5ur ‚Seit wo anbre tanbeln,
unb immer im © rübeln uber ibeale 8iele .
“
91njuta nicfte .
“b ob machen bie 3 uftanbe anb vielen von unb . S ie
machen unb Sanatifer . S ie ältanner leben nicht
fur fich, fie leben über fich hinaub wenn fie über
haupt im ftanbe fiab, fich 5u begeiftern, fagte fie, fchwiegbonn aber unwillig ftill, inbem fie bachte : man ift bochwirtlich wie eine 2Dtafchine, bie für etwab slöeftimmteb auf:
ge5ogen wirb ! s])tuß ich icht felbft von biefen S ingenwieber 5u reben anfangen .
”
„QBie männliche El)tanner mußbob geben . U nb folche
9)tanner wie weiblich e C
{frauen müffen fie ergeben,
”
bemerfte er mit einem ?Blicf ber @hrerbietung auf fie .
9tein,wahrlich nicht!” bachte 2lnjuta bei fich, „
anb
@fftafen a llein entfteht feine 93tanulichfeit, folche filtonnerverlernen 5u hanbelu, fie erplobieren nur manchmal
,
” aber
fie entgegnete nichtb .
?lßir famen fpater aubeinanber, nahm @rwin von
S tein bob (Sefprach wieber auf 1 ch tom auf bie %au
afabemie, er ging 5ur U niverfitot über . @r war wiffen
fchaftlich ftarf veranlagt ich gar nicht . Sch habe eigentlich bob 28anfach gewählt , um boch ein wenig auf bem
%oben ber Runft mit meinem S tubium 511 bleibenwenn
’b boch fchon ein @rwerbbftubium fein fall.
”
28ab würbm Sie vor5iehen ?”
fragte fie .
Sch mürbe vor5iehen , frei vom bürgerlichen 23erufber Stunft 511 bienen ,
unb 5mar ber brotlofeften aller
$t‘
ünfte : ber Sprit,” entgegnete er mit einem 53ächeln, bob
trohbem gar nicht felbftverfpottenb , fonbern ernft unb
treuher5ig aubfiel, „unb bob nannte Shr Sanbbmann ein ereine 98eiberfache . 2lber ich fann nicht finben, baßviele
Sraum bichten fönnen ober bichten follten : fie follen vielm ehr ben El)tann 5um SDichter machen .
”
9luch 91njuta lo chelte , fie fah ihn verwunbert unb
aufmerffam an .
91lfo ba5u meinen S ie,baß bie
<
{yranen ficheignen
,warf fie hin, um ihn ungeftört betrachten 511
fönnen .
Sa, natürlich nur bie, bie Srauen geblieben finb,bemerfte er . Elticht bie fogenannten eman5ipierten
<
5rauen,S tubentinneu unb Sämpferinnen für alle möglich en Eltech te .
?Bon benen brauchen wir lieber erft gar nicht 5u reb en,
nicht wahr?”
2lch nein , um (Sotteb willen lieber nicht !” fiel fie
haftig unb mit einem faft erfchroclenen (Sefi cht ein, fo baß
(Stute 9tacht !” rief er ihr nach b1e Stiefeu finb
tauuaßunb hochhalmig ! Sch fann fehen , baßber Sau
S ie burchnäßt unb Shr ?Rocffaum auf ihm nachfchleift.
”
S ie blieb in ber S‘
>iefe ftehen unb hob ihren S aum
hoch . U nb bonn eilte fie nach ber hellblinfenben fleinen
Shüroffnung , in bie Elf efi vorforglich ein Sicht geftellthatte . Snnen im S30hnftübchen brannte eine Sampe aufbem Sifch, unb in ihrem S chein fah Snjuta bie gefchnißte
©0l5verfleibung ber Stänbe mit all ben @eweihen unb
aubgeftopften Sögeln ,bie biefelben ringbum fchmu cften .
S ob S chlafgemach baneben war nicht viel mehr alb einSlfoven . alber prachtvoll fchimmerte burch beffen ein5igeb
breiteb Sc ufter bob S chneegebirge herüber .
9lnjuta pacfte ihren fg anbfoffer anb, warf ben großtenSeil feineb t alteb in bie S chubfmher einer niebrigen
Rommobe neben ihrem S ett unb entfleibete fich . S ahei
bemerfte fie , baß ihr Stocffaum nur bebhalb auf ber
S3 iefe nachgefchleift war , weil er 5erriffen nieberhing .
811 beforgte bie alte Satafcha ,bie ehemalb alb
S.tarterin bei ihren @ltern biente, ihr bie &)tahar@ine fleine Shotogrophie beb verftorbene Srubeg
hatte fie auf bie Rommobe geftellt . Seht griff fie"
nocheinmal nach bem fchwar5en Seberrähm chen unb betrachteteeb nachbenflüh beim S ch ein ber St er5e .
Sch , wenn er noch lebte , wie viel fchoner ware eb
bonn in ber S'
äelt fur fie , bachte fie ein wenig traurig .
Son flein auf hatte ne ihn fo fehr geliebt . U nb alb fie
nach bem Sobe ber @lteru gan5 511 ihm 5og , wie gutvertrugen fie fich ba ftetb miteinanber ! Shu erfullte
bamalb fchon fo gan5 feine politif®=litterarif®é S3 ochen
fchrift unb er, er erfüllte bie lleine S chwefter. S amalb
fonnte fie ihm freilich nur in @eringfugigfeiten helfen,bei S rucfforrefturen unb Subgangen . Sber gab fie nicht
fchließlich voll Sreube unb Sereitwilligfeit ihre eigenen
Släne auf , wenbete fie fich nicht ab vom fchon be
gonnenen S tubium ber ä)taturmiffenfchaftm ,um nur für
ihn unb mit ihm 5u arbeiten ? Stit welchem @hrgei5 ließ
fie fi ch von ihm in alleb einweihen,vertiefte fie ihre
S tubien, fchrieb fie in fein S latt bie trocfenften Serichte
unb Srtifel. Sa, bob war eine fchöne Seit gewefen .
Snjuta hatte bie Shotographie wieber auf ihren Slaß
geftellt, ging 5u S ett unb löfchte ihr Sicht anb . Slber fie
founte nicht einfchlafen . S'
äenn fie boch nur einmal aufhören fonnte, mit ihren © ebanfen immer um biefe .
‘tBochen
fchrift 5u freifen . ä)tatürlich wurbe bob ic ht immer un
m öglicher, feitbem ihr Sruber tot war unb fie mit feinem
Sreunb unb © enoffen, S ergei Siäiranoff, alb Stitrebafteurin
fungierte . S eitbem hatte_bab Sournal auch mehr alb eine
weibliche Stitarbeiterin gewonnen unb ftanb in S3 echfelbe5iehung mit ben
<
{grauenbewegungen beb Sub lanbeb .
S3ährenb ihrer jeßigen Seife lernte Suinta viele
folcher c{frauen fennen ; fie hatte ihre Sereine befucht unb
Steben unter ihnen gehalten , bie meift über bob hinaub :
fchoffen, wab bie bentfche<
{fraueneman5ipation fich geftattet .
S ahei fanb fie aber, baßman gerabe ben beutfchen Srauen
am eheften jebe fleinfte ihrer @man5ipationen in ihrem
außeren @ebaren anfah . ©atte fonft wohl auch ber junge
@rwin von S tein mit folcher Sblehnung von ihnen ge
fprochen ? @r ahnte wohl gar nicht , wie außerlich erurteilte . SIber er war wohl auch einer von benen ,
bie
ba Sngft haben , baß bob S.
'
Seib von heute ihnen uber
ben St opf wachft
Son Seit 5u Seit richtete Slnjuta fich auf unb lonfchte .
Stie feltfam war eb boch hier beb 9tachtb ! Sn ber Staubtäfelung fnarrte unb hufchte eb unaufhörlich ; 5wifchen ber
©ol5wanb unb bem Stauerwerf machten Stiefel ober fl ottenhanfen . Sraußen fang ber Sf inb ein leifeb Sieb in ben
Säumen, bie SSeinranfen flüfterten m iteinanber, unb ein
fchmaler, flacher So ch, ber am fleinen b anb vorüberfloß,mifchte fein bumpfeb Sturmeln ba5u .
Stan founte fich rech t gut fürchten, hier im S unfeln
a llein 5n liegen, wenn man namlich eine von ben 5arten
Srin5effinnen war,bie .
‘
éerr von S tein vor5og , weil fie
fich beffer anbichten ließen, feßte Slnjuta in © c hanlen
hin5u unb lachte hinter ihrer S ettbecfe . Slber ihr war
bennoch nicht froh . S ie lonfchte bem S3 inbe unb ihre
müben abgearbeiteten © ebanfen fehnten ben S chlaf herbei,einen feften Stleinfinberfchlaf, unb am liebften auch einen
Sraum : bonn wollte fie träumen, wie fie beim S chreibtifchihreb Sruberb fo gern auf ber S tuhllehne gehocft unb
wie er weiter5ufchreiben vergeffen ,weil er ihr über bob
Saar ftreichelte
Slm nachften Stachmittag fam Slnjuta von einemlangen , wunbervollen Spa5iergang , alb fie , eine halbeS tunbe vor S chöneberg, bem ©errn von S t ein begegnete .
Son weitem fchon erfannte fie ihn an feiner Sracht, bie
fie fleibfam fanb : wenigftenb ftanb feiner jünglingbhaften© eftalt biefeb olivenfarbene Sobenwamb gut , bob eingleicher © ürtel über ben Senben fchlnßunb bob oben am
©alb nur einen feinen weißen $tragenftreifen bloß ließ .
Sch freue mich , baßi ch Shuen begegne , fagte er
S er junge Storm nannte ihr bie ein5elnen Drtfchaften
unb (8ebirgb5ügg bie fich vor ihr aubbreiteten, unb 5mifchmburch fing er an
,ihr von biefem Saube 5u er5ählen, bob
fie fo fchnell liebgewonnen hatte . @r fchilberte ihr bie
S chönheit ber S erge unb Shaler weit , weit ringbum,
5n Sahreb5eiten, in benen jeber Srembenverfehr fehlt unb
fie in einfamer .fgerrlichfeit baliegen . 811 folchen Seitenhatte er oft S irol unb Stärnten unb bob S al5famm ergut
burchftreift. S ie Sauernhöfe, in benen er ubernachtet, unb
bob ®ebirgb leben ihrer Sewohner fchilberte er ihr , unb
ben © lan5 ber fchweigenben Sergfeen, über bie bonn feinS ampfboot fährt , fonbern man fich mit fleinem Soot
hinüberrubern müffe, um weiter5ugehen, unb ben fonber
baren Sauber ber Sanbfchaft, wenn im erften Sruhlingbie Dbftblüte auffpringt ober fpät im Sahr bob lebteSanb fällt .
Slnjuta lonfchte, ohne ihn ein ein5igeb Stal 5u unterbrech en ; fie faub, baß er eigenartig gut 5u er5ahlen wiffe,mit einem warmen S timmenflang, ber ben S ingen leifebeifam unb ihnen mehr 5u entnehmen fchien alb nur ihre
flachen U mriffe in Storten .
Sllb er fchwieg, hob fie ben St opf unb meinte . Schweiß nicht , ob eb Shre S timme tft ober bob , wab S ie
fagen , aber ich fann mir jeßt gut vorftellen ,baß fich
Shuen bie S inge 5u © ebichten formen . U nb auch,baß
eb fehr glu cflich machen muß, 5u bichten .
Somm t Shnen bob jt erft fo vor ? Soben S ie
eb nicht immer empfunben, wenn S ie S ichtungen in fi chaufnahmen ?
”
fragte er mit ©rftaunen unb fchien einen
Sufah , ber fich ihm auf bie Sippen brangte , 5u unter
brücfen .
Sniuta fchuttelte ben Rovf.
Sch habe mich mit S ichtungen wenig abgegeben .
Sch weiß von Stunft unb S ichtung weniger, alb S ie wohl
glauben , geftanb fie mit bem<
{yreimut ber Stenfchen, bie
fich einer ftarfen ,einfeitigen S ilbung teilhaftig wiffen,
unb fagte fchnell hin5u : Slber bob tft ja gan5 unintereffant. Sieber er5ählen S ie mir noch mehr in biefer
fchonen S3 eife n och viel.
Gr ließ fich in geringer @ntfernung von ihr nieber
unb fagte halblaut, währenb er feine ftahlblauen Sugenbittenb auf fie heftete : Stie S ie eb wünfchen . Slber ichhabe bie gan5e Seit gerebet unb S ie gar nicht . S ie
haben etwab fo S tilleb an fi ch , baßman viel lieber
fchweigen möchte,um nicht einen Sant , ber von Shuen
fomm t, unverfehenb 5u verlieren . S agen S ie mir etwab ,er5ohlen S ie mir, wab eb auch fei . Cbeftern abenb fingenS ie ein wenig an .
”
8 wie fchabe, warum bringen S ie bob (Sefprach nurbarouf !
”
bemerfte fie bebauernb , „wollen S ie hier , inb iefer (üegenb, von ruffifchen Stännern unb ruffifchen 3 11
ftänbeu hören —9 Sch bin feine S eutfihe , unb eb fä lltm ir fchwer ,
mich in Shrer S prach e über abftrafte S inge
5u unterhalten . S aher fcheine ich Shuen ftill . SSeil ichnur bob @infachfte unb @ ewohnlühfte bequem er5ohlen
fönnte .
”
Shun S ie bob . Sch mochte fo gern wiffen, wab furS ie etwa bob @infachfte unb © emohnlichfte wäre meinteer lächelnb , „wab fällt Shuen gerabe jt 5nfallig ein ?
Stachen Sie eine © efchichte fur mich baraub .
”
Slnjuta blicfte in bie Sanbfchaft hinaub, bie fich unterben S trahlen ber tiefer finfenben S onne purpurn färbte
unb einen lichten Sbglan5 auf fie beibe warf. Shr warleicht unb froh 5u Stute, auch fie mußte lacheln .
Stab mir jeßt gerabe einfällt ? Stir fallt ein fonberbareb fleineb ©tittchen ein , bob ich alb Stinb bewohnte .
Stein ,S olettl‘ hier in S choneberg bringt mich barouf.
@b ftanb im (Sorten, nicht weit vom (8utbhaub meine(Stern waren Cälntbbefißer unb befaßen außer mir nochvier S ohne, von benen bie brei jüngeren langft im Snnernvon Sußlanb anfäffig finb . Slb meine Srüber großerwurben unb bob Sanb immer voll von allerlei halbwüchfigen Sungenb ftecfte , ba hatte mein Sater mir fürmeine S piele unb Sefchaftigungen bieb @uttchen 5immernlaffen . S a fah ich nun bem lauten Sreiben unfrer
Sungenb nur von ferne 5u ,unb jeßt wünfche ich oft,
ich bürfte immer allem Sreiben nur fo 5ufchauen .
S ob fleine ©aub chen lag hinter lauter hellen Sirfen
ftämmm unb war felbft gan5 weißangeftrichen, mit grobgemalten Slumen um bie Senfterpfoften aber ichverftehe Shuen bob nicht fo 5u fchilbern ,
baßeb Shu eneinen lebhaften Segriff von meinem ©äub chen unb meinemStinberglücf geben fönnte ,
”ergan5te Slnjuta unb fah ihren
Segleiter faft fchuchtern an . S ie wußte felbft nicht, wie
fie ba5u fam,bieb 511 er5ohlen .
S er S licf, ber ben ihren traf , war fo c ruft unb
ergeben, baßfie noch verwirrter wurbe unb fich erhob, um
heim5ugehen .
(Er hatte fie angefchaut, wahrea i\e fprach, unb bei
fich gebacht, biefe fleine „ iaerliche G eftalt mit bem Kopf
voll blonber Socfen gehöre ja auch gar nicht in bie lauteStelt , fonbern in ein gon5 leifeb ®lücf in ein folcheb(3 lücf
,wie er eb in feine (8ebichte 5u faffen verfnchte.
Srbeit mit erlebigte . (br fchrieb traurig , aber bob famnicht von ber Srbeit , fonbern weil er ihre ($egenwartentbehrte , bob wußte fie wohl. ($b gab feinen treuern
Sreunb alb Stiranoff, auch bob wußte fie. (€ inen Sreunb,ber fie feit Sahren liebte unb barouf wartete , baßfieihn einmal erhören follie . S ie hatten ja an ber Stochen
fchrift fchon eine gem einfam e S ach e , ein gem einfameb
Rinb : fie gehorten 5ufammen .
Stie er wohl frieren wurbe , wenn er hier bei ihr
fäße , bachte Suinta unb wicfelte fich fefter in ihr ein5igebStolltuch . Stiranoff hatte eine Sorliebe bafür , feinen
Saletot an5ubehalten, felbft im @anfe ; manchmal hatte ervielleicht feinen Socf barnnter ange5ogen er war mehralb nachläffig . Stan vergaß unb ver5ic h bob, wenn man
fein begeifterteb ehrlicheb Sb fetengeficht mit ben magerenSacfenfnochen anfah .
Shm mußte fie gleich antworten .
‘D er 5meite Sriefeilte nicht
,er war von Subin
,bem Sebafteur beb littera
rifchen , 5iem lich fummerlichen Seileb ber Stochenfchrift ;auch er befanb fich biefen ©erbft im Sub lanbe, um neueSe5iehungen an5ufnupfen, unb follte fich für biemit Suinta treffen . Slber er brannte offenbar fchon ic htbarouf, ihr münblich alleb Seuefte mit5nteilen, benn Subinfonnte nicht genug fchwahen . U ebrigenb eignete er fichgut fur feinen Seife5mecf, er war eine Srt von gefelligemSalent .
Suinta ru cfte Sintenfaß unb Sapier heran, ftanb
wieber auf unb begann im 3 immer hin unb her 511 gehen .
Slle ihre © ebanfen waren fchon wieber im gewohnten(öeleife ; Stim noffb journaliftifche Sragen unb Serichte
befchäftigten fie, bie verfchiebenen wohlbefannten (5efichter
fah fie vor fich auftauchen , bie tagbuber im großen,ftaubigen Sebaftionb faal fie umgabm unb abenbb im ba
hinter gelegenen Stohngemach fich um ihren Sheetifchbrangten. Sum erftenmal jeboch frappierte eb fie, warum
fie unter fo vielen Stannern fich niemalb fo recht inihrem weiblich en ($efchlecht gefühlt habe . ®ar mancherunter ihnen hatte ihr gefchmeichelt, anbre umworben fie,unb alle biefe hatten fie in einer guten , ernften ,
ehr
fürchtigen S3 eife geliebt , im befteu S eil ihrer felbft , inallebem,
worin fie felbft fich achten burfte . Slber bennoch
fühlte fie fich nur unter Rameraben unb hatte auch eine
@eiratbmoglichfeit ftetb nur unter biefem © efichtbpunft
erwogen .
Slöhlich hielt Suinta fitll , wie von ihren eigenenS chritten erfchrecft , mit benen fie hart auftretenb auf unb
ab lief. S ie warb fich bewußt , baßfie mit auf bem
Süäen verfchranften Srmen unb tief gerun5elter S tirnumhergegangen war, wie ein grübelnber Selbherr.
S ie ergriff bie Sampe unb trat vor ben ovalen ©ol5 /
fpiegel, ber über bem Sifch hing . Sch werbe gewiß frühalt unb run5lig werben,
”bachte fie unwillfürlieh, „folche
S erufbarbeit macht häßlich , unb bonn bob viele S ihen .
Stenn meine fleine ®eftalt nicht fchlanf bleibt , fo ift fie
hin . (f b ift ja aber ein fleineb unb befcheibeneb
Dpfer , ein bißch en Srauenfchonheit für eine große unb
gute S ache bran5ugeberi ,”bachte fie weiter unb fuhlte
eine feine fchmer5enbe Sraurigfeit.U nb bonn fegte fie ftill bie Sampe nieber unb fing
an 5u fchreiben . S och blieb fie 5erftreut , verfchrieb fi cheinigemal unb hielt enblich inne
S3 enn eb fo falt blieb , wab in aller S$elt follte fie.S o n S u h r ea b S a l omé‚ Si enfchenf lnber. 1 7
bonn morgen an5iehen ? fie hatte noch eine weiße Slanellblufe mit r uffifcher S ticferei auf ben Schfeln mit
,bie
fchön war . Slber ber G ürtel war nicht mehr fchön, fonbern
feit langerem burchgerieben . S3 eun fie etwab Seit baranwanbte
,founte fie anb einem S tücf Slanell einen neuen
G ürtel nähen .
Suinta ftanb auf unb holte ihr Sah5eng herein . S a
bei fiel ihr auch ber 5erriffene Socf fanm ein . S ollte fie nun,anftatt ihren Srief 5u fchreiben, über biefen S ingen fißeu ?
Stollte fie fich etwa 5um erftenmal in ihrem Seben mitvollem Sewnßtfein fur jemanben fchmucfen?
Sein ,bob wollte fie bawit bennoch nicht thun . Sicht
fich fchmucfeu . S ie fchaute ftarr iub Sicht unb fühlte einSrenueu in ben Sugen, wie wenn fie weinen wollten .
Sicht fich fchmücfeu . Gher etwab verbecfen etwabverhullen . U nb vielleicht am meiften gerabe bob, worauffie bibher am ftol5eften war .
U nb Suinta faßunb fror unb nahte bib t ief in bie
Sacht .
Ginige herum5iehenbe S auger unb 8itha fpieler, bie
von einem Solfb feft in Stieberb famen, rafteten am folgen
ben Stittog in S choneberg . Slb bie Sefi bob f eu iub
S olettl herüberbrachte, er5ählte fie Sßuuberbinge von ihnenunb fuchte ihre ruffifche S am e 5u bereben, fi ch bie S acheeinmal an5ufehen . Slber Slnjuta hatte feine Suft ba5u ;braußen wehte ein ftarfer Stinb unb ber ©immel ver
finfterte fich immer mehr , fie mußte ben Sifch , an ben1
fie heute gewiffenhaft Sriefe fchrieb, gan5 nahe dub Scufter
rucfen, um etwab Sageb licht 511 haben .
nach fur5er Saufe 1 ch bin vor Shrer Sufunft mehreremal hier gewefen unb habe bob fleine S olettl burchb
Scufter betrachtet unb mir vorgeftellt , wie behaglich eb
fich einrichten ließe . U nb nun war wir,alb müffe eb
gerabe fo eingerichtet fein ,nur weil S ie barin wohnen .
S ob ift bach thoricht, nicht wahr ? S a5u vergeffe ich auchnoch gan5, baßS ie faft ohne G epäcf hier ongefommeu
finb .
U nwillfürlich ließ Suinta ihrerfeitb einen S licf burchbob G emach mit ben vielen G eweihen ,
aubgeftopften Sögeln
unb S chuihereien an ber Staub gleiten, worin nichtb ihreSuwefenheit befunbete alb ber mit Sapiereu bebecfte Sifchunb ein Saar ©anbfchuhe, bie vergeffen auf einem S tuhlherumlagen . Gb gab fchon bieb ober bob in ihrem St offer,womit fie eb ein wenig wohnlich er hätte machen fönnen,
aber eb hatte fie gar nicht banach verlangt .
S1elleicht liegt eb weniger am mangelnben G epacf
alb baran,baßich fein befonbereb Salent 5um Giurichten
von Simmern habe,”
fagte fie aufrichtig .
S ob glauben S ie felbft nicht !” meinte er
,
eine Srau wohnt, ba fchmiegm unb fügen fich bie S ing enach ihrem Siefen , alb ob fie Seben erhielten ,
um bie
Stelobie ihreb Stefrub wieber5utöuen . Sch mürbe Shuenbob wohl beweifeu fönnen, gan5 ohne SSorte, burch eineneinfachen @inweib , wenn ich S ie 5u @aufe, in Shrew
©c im fehen bürfte. Sch werbe eb Shuen aber
fogar jeßt gleich an einer geringeren S ach e beweifeu .
”
Suinta hatte eine verftaubte grüngläferne Safe,mit golbenen unb roten Slumen barouf , anb ber Gcfe
ber anbern Senfterbanf hervorgeholt unb füllte fie mit
Stoffen
Sun?”
fragte fie neugierig , unb bachte bei fich miteinem brücfenben G efühl : wie gut, baßer mich nicht beimir 511 @anfe fieht !
”
(Er war bicht 511 ihr getreten unb hob ein paar berlofe burcheinauber geworfenen Sam e unb 8weige vomSifch .
S1chtb weiter !” fagte er lach c lub 1ch will nur
5ufeheu ,wie S ie bob hier aneinanberfügen unb orbueu,
unb welch e S ie heraub laffen unb wo im 3 immer S ie
fie verwenbeu . Stanch e bavon brauch en nicht notwenbig
Sfaffer . Seber aber mirb von feinem Slaß, von
Shrer .fganb berührt , auch von Shuen unb Shrew Stefen
unb Stalten etwab verraten .
”
Suinta errotete über bob gan5e G eficht . S ie hatte fichnie mit Srbnen von S lumeu abgegeben unb ben gan5eu
S trauß 5ufammengeballt iub Staffer ftecfen wollen .
Stam m legen S ie gerabe mir alle biefe @igen
fchaftm unter, bie manchen Sraum befonberb 5ufommen
mögen , oußerte fie verlegen , „S ie wiffen ja nicht
S‘
>eil S ie für mich ber Subegriff einer Srau ber(
{frau in ihrer feinften S tille unb Ginfachheit finb,” unter
brach er fie halblaut unb leibenfchaftlich .
Sie 3weige 5itterteu in Snjutab Sanb . S ie fahnur unbeutlich bie roten Serberihen 5mifchm ben grünen
Sam en glühen, ihr @er5 fchlug weh unb heftig, unb ein
fonberbareb , angftvolleb G efüh l fam über fie , alb hanble
eb fich nich t um folche geringfügige ©anbleiftung, fonbernalb fiche fie ba mit ben .©änben voll fchwerer, buftenberS ofcu unb verftehe nicht
, fie 5um Strau5e fur fich 5u
flechten .
S ie wußte nich t, wie fchon biefe fcheue Seflommenheit
fie in ben Sugen beffen erfcheinen ließ, ber neben ihr amSifche ftanb unb fie 5aghaft anblicfte. S ie wußte nich t
,
baßfie in biefem Sugeublicf fo jung unb lieb aub fah, wie
fie ja in Stirflichfeit noch war,traf; Sernfbernft unb
Sebeubarbeit ein jungeb , errotenbeb Stäbch en nebeneinem jungen Stann .
Sm 8immer wurbe eb no ch bunfler alb vorher . Gin
Säinbftoß fanfte an ben Senftern vorbei unb gleich5eitigfielen große, weiße S chneeflocfeu vor ben S ch eiben nieber
unb löfteu fi ch noch im So ll in fpruhenbe Sropfen auf.
Sam Stirtbhaub her erfcholl ber S‘tlaug ber 8ither ;balb laut
,balb leifer trug ber Säinb verlorene Söne 511
ben beiben hinüber in bob ftille G emach .
Suinta hatt e bie 8weige auf ben S ifch 5urucffallen
laffen unb bie Sugen gefchloffeu wie vor einem Sicht,in
bob fie nicht 5u fehen wagte . S ie fuhlte nur noch , wie
5mei leife Saube ihr Sntlih gan5 fanft um faßten unb
emporhoben unb bonn bonn wollte fie nichtb
mehr wiffen, nichtb mehr empfinbeu, alb nur,baßer fie
füßte baßer fie wachfußte.
S chnee unb S turm trieben ihr Stefen umb @aub chen
ben gan5eu Sbenb unb bie gan5e Sacht hinburch unb S efiwar über5eugt, baßihre ruffifche S ame fich biebmal bachba braußen allein gefürchtet hatte, benn alb fie ihr bob
5meite Srühftu cf 5utrug , ftanb bob erfte noch unberührtauf bem Sifch neben ber grünen Safe mit Serberißen
5meigen ,unb Suinta felbft war erft im Segriff anf5u
ftehen .
S ie fah bloßanb,aber bob fame nicht von S turm
Gb fiel ihr mit einem Sacheln ein,wab fie jahrelang fur
ihren fchwerften Rompf unb für eine Srt von Dpfer gehaltenhatte : baßfie bamalb ihrem felbftgewählten S tubium ber
Saturwiffenfihaften entfagte, um ihrem Sruber 5u helfen .
Gin S tubium für bob anbre weiter bach nichtb ! Stareb nicht gan5 gleichgültig , welcheb eb fchließlich wurbe ?
Stie founte fie fich nur einbilben,baß baran bob ge
ringfte lag ?
Sein,nichtb lag baran , unb nichtb anbreb wurbe
baraub,alb wieber nur Sücher, unb Süchermenfcheu unb
Sapiere unb G ebaufen über Sapiere
S ie Spannung in Suinta fteigerte fich bib 5um
S chmer5. S ie S chatten ber Säume vor bem Sanb wurben langer, bie S onne ftanb tief in einem Sub fchnitt ber
gegenüberliegeuben Serge . Stam m fam er nach immer
nicht ? Gr mußte ben ‚Bug verfäumt haben aberwarum that er bob ? Starum that er ihr bob an ?
Gb fannte auch irgenb etwab anbreb fein, Sefanntem achten ihn in Sunbbrucf 5urücfhalten ,
aber eine unvorhergefeheue Seforgnug. Sebenfallb fam er balb
wab follte ihm auch wohl 5mifchen Sunbbrucf unb Satfchbefonbereb 5uftoßen ?
Shre Unruhe war thoricht, fie rebete fie fich felberanb
,aber
“
ber inneren Unruhe vermochte fie nicht länger
5u gebieten , bie nur allerlei äußere Submege fuchte . S ichtbaßihm etwab 5uftieß, fürchtete fie im Grunbe, unb nichtbie Gntfernung von Snnbbrncf bib hierher .
Sein,nur baßfie von ihm lobgeriffen werben fannte,
auch wenn er icht gleich in bie S tube träte fie fürchtetebie uneingeftanbene Gntfernung 5mifchen ihm unb ihr
,von
ber er nichtb wußte, von ber er feine Shnung befaß.
Sießeb fich benn onbern, baßfie war , bie fie ebenwar? Gine jener Sraum ,
welch e er wieb unb welche ihnbrücften . Gr liebte fie gan5 naiv unb treuher5ig weil
fie feinen Stneifer trug unb fein fur5eb Saar, baher hatteer nicht ben geringftm Serbacht . S ie troumte icht einStorch en ja, bob war eb : ein Störchen, alb ab fie im
Sarabiefe fei , aber anb bem Sarabiefe mußte bie Grfeuutnib fie beibe rafch vertreiben .
Gine unfinnige Sngft befiel Suinta . S ie S tunben
fchlichm unb brachten ihn nicht 5urücf . S ie ftarrte in benSbeub hinaub unb eb fam ihr vor
,alb mußte fie fich auf
bie Quic e werfen unb beten . Sa ,alb müßte fie beten
wie um Sob löfung unb Grrettung von einer S chulb, umein Stunber, bob fie 5urüäfehreu ließe in bie Sage ihrerahuuugb lofen Stinbheit unb erften Stäbcheu5eit . S ie wütetemit falch en angftvollru Stünfchen an gegen ihr reineb
,
tapfereb unb tüchtigeb Seben nur weil eb fich felbftanbigunb hart aubgewachfeu hatte unb fich nicht einfügen ließin biefen blühenben G arten von Snrif unb Siebe .
S ie war am S tuhl niebergefunfen unb hatte ihrG eficht in bie Sünbe gebrücft . Seht erhob fie fich unb
erfchraf faft über fich felbft . Shr hätte nicht fchwerer unbbeflommener 5u Stute fein fouuen ,
wenn fie wirflich wieeine S chulbige vor e inem Sichter ftanbe . Sor bem erften
Stann, ben fie liebte, fchämte fie fich all beffen, wab nichtbeb Steibeb war
,beinahe ebenfo tief, wie ein Stäbchen
fich feiner verlorenen Seinheit fchäm t. S ie hatte einenStautel um fich hullen wagen, einen weißgolbeneu Stantel,ber fie gan5 bebecfte unb auf immer unfenntlich machte inihrer gan5eu Sergangenheit fi ir ben Stann ihrer Siebe
unb S ehnfucht.
Suinta fchlug ein Such um bie S chultern unb ginghinaub . S ort
,unweit ihrer Shür , fchlängelte fich ber
fchmale weiße Stiebpfab fteil nach Satfch hinunter,ben
e in heute in aller Srühe, ein S tücf von ihr begleitet,abwartb gegangen war . .
‘
b eute nacht,mit bem lebten
3 uge , mußte er ja fowmen ! Gr mürbe fie bach nicht inihrer Sngft unb Ungewißheit allein laffen .
Sie hielt eb nicht langer anb unb lief mehr
alb fie ging , ben fteileu Steg in bie Siefe. Gin paarmal ftrauchelte fie , bob Sufchmerf 5u beiben S eitenhielt fie necfenb am .ftleibe feft, unb bie S ömmerung
um fie wurbe bichter. S ann famen S tufen , unebene,in <
{helfen unb fteinige Grbe gehauene S tufen unb enb
lich fchimmerten ihr bie Sahnlichter ber S tation ent
gegen .
Grhibt unb 5itternb von ihrer reugung\fam
Snjuta unten an . S ie wollte fich in e aub e
feben ,bie am fleinen S tatioubgebaube ftanb , alb gerabe
ein Bug von Snnbbrucf her einfuhr . Sielleicht fam er aberauch gar nicht von Sunbbrncf , fie wußte eb nicht mehr,fie ftanb nur ftill unb blicfte auf bie fich rafch öffnenben
Staggonthüren .
U nb ba that ihr @er5 einen machtigen S chlag unb
fchien ftill 511 ftehen . Suf ben1 erleuchtetm Sahnbamm
erfannte fie bentlich ihre leberne Slaibtafche. Son ber
Safche irrte ihr Slicf aufwärtb unb fchon wollte fie voraub
ftür5en, ba 5ogerte ihr Sub. S er Stann, ber bie Safchetrug
,war gan5 in einen großen Stantel gehüllt , aber
wenn bob e in war, fo müßte er fich feltfam veranbert
haben .
Gb war nicht e in . S ie machte ihm einige S chritte
Stab benn er5ahlen ?”
fragte Snjnta noch leiferunb in ber bunfeln Saube fchloßfie bie Sugen unb bru cf te
fich bie Sagel in bie eigenen „wab haben S ieihm benn nur er5ählt, Subin
Sun, von unfrer Stochenfchrift unb von Stim noffunb von Shuen ja
, gan5 befonberb von Shuen , ba=
von wollte er auch naturlich bob meifte wiffen . U nb S ie
fönnen fi ch bach beufen, wie ich S ie heraubgeftrichen habe,Snjuta ! U nfre erfte unfre Sebafteurin , hab
’ ich ge
fogt unb Srtifel fchreibt fie Slber fallen mir immernoch hier fiben bleiben
,wie ? Sonnten wir jebt viel
leicht gehnS ie nicfte leife unb fchwer, wie in tiefem Sraum,
vor
f t bin .
Sebt fonnen wir gehen, wieberholte fie apathifch .
Gin fleiner ©anbfarren mit Snjutab G epacf ftanb
neben bem Sahnbamm von Satfch, unb Sefi, bie ihn inaller Srühe felbft hinuntergefahren hatte
,lub bie paar
S ach en ab unb fchüttelte ein überb anbremal Suinta
treuher5ig 5um Sbfchieb bie Sanb , ehe fie fich entfchloß,wieber nach S ch öneberg aufwartb 5u wanbern
,wo ihre
Stirtb frau fie ungebulbig erwartete . U nb wab fie nur bemruffifchen .b erru fageu falle , meinte fie mit verhaltenemSachen
,wenn ber aufwacht unb bie S ame ift über Sucht
verfchwunben , für bie er geftern abenb angereift ift
Gr fchlaft noch lang Sefi , unb bonn fommt er
fchon nach Snnbbrncf nach, entgegnete Suinta unb nicfte
ihr nochmalb 511 .
Sa, nachfommeu wurbe er freili ch gleich, voll Ser
wunberung unb neu angebohrter Sebfeligfeit aber bachwenigftenb nicht gleich babei fein . Sein ,
nur bob nicht !
Sur gleich babei fein follte er nicht !
S ie fleine S tation lag in hellftrahlenbem Storgen
fonnenfchein ba, ein paar ©ühner picften neben ber Saube
im fur5en, verfengten Safen . Suinta ging iub .
‘
baub , be
ftellte fich ein G lab Stein, um in ber Saube braußen
fiben 511 fonnen, unb febte fich bonn wartenb, mit nieber
hängenben, gefalteten b änben an ben .
‘bol5tifch hin . Shr
Sug fam noch lange nicht , fie war nur vor Subin fo
früh geflohen . U nb eb blieb fich er auch gan5 gleich, mafie war eb blieb fich alleb gleich
,bib fich in Snnbbrucf
ihr S chicf fal entfchieb .
Über war bob bach nur eine lebte Saufchung? .
‘
batteeb fich benn nicht fchon entfchieben? G eftern abenb, beiber Slafche Stein, bie beibe ba unten im ©otel 5ufommenaubgetrunfen hatten
S ie founte eb nicht ertragen, fich in Grminb Gm
pfinbungen babei hinein5ubenfen. Shr wurbe bonn, alb
riffe ihr jemanb bob Sleib vom Seibe unb ftelle fie irgenb
wo an ben Sranger Sn einen Sranger errichtet von
Sob bob war ber fchlimmfte Sranger .
U nb bonn mochte bem Suhörenben bie S cham inbie Stangen geftiegen fein S cham barnber
,baßer fich
fo büpieren ließ : hatte fie bach ftillfchweigenb feine Sn=
ficht en gutgeheißen unb vielleicht hinter feinem Sucfenüber ihn gelacht? .
‘
batte fie ihn bach fo gern von feinen
Shantafien unb Sräumen 5u fich reben laffen um viel
leicht heimlich ihre eigene U eberlegenheit ihn nicht fo fuhlen
5u laffen ?
Suinta ftöhnte leife auf bob war faft unertraglirh .
U nb eb mürbe jebt auch unertraglich fein, einanber wieber :
5ufinben Sber gab eb bach eine Srücfe, ein Ser
ftehen, ein Ginbwerben bachte fie in ein er plöblicheu ,
ftürmifchm ©offnung. St enn fie wiffen fönnte, wie jebt
feine Grnnbftimmung war ob fie 5ornig war aber
traurig .
Gin anfahrenber Bug wecfte fie für einen Sugenblicfanb ihren G ebauten . Siber eb war nicht ber ihre, fie fuhrnach ber eutgegengefebten S eite .
S o, alb fie fich wieber gegen bie Sanbwanb 5urücf
gelehnt, fah fie am fleinen Stege, ber vonSatfch aufwärtb
führte, feine fünf S chritt vor ihr, im S chatten ber Säumeeinen Stann lehnen.
Gr war wohl eben erft ongefommeu . Slber fie hattebie wunberliche Gmpfinbung, alb miiffe er fchon lange ba
fo ftehen unb am Sonme lehnen fchon lange .
S o gar feine Gile lag in feiner Spaltung, er ftanbunfchlüffig , müßig unb ftocherte mit bem S tocf imSafen .
S ob war e in.
Gr hatte ihr fein G eficht halb 5ugefehrt, bach erwartete er fie ja nicht hier 5u finben unb bob Steinlaub
ber Saube fchubte fie auch hinlänglich vor feinen Slicfen .
S chweigenb fah fie ihn an,unb ihre Sippen bewegten
fi ch leife.
Sein, 5ornig fah er nicht anb . Such traurig nicht.
Gr fah mißmutig anb .
Stißmntig wie jemanb , bem etwab Seinlicheb unb
Sßiberwärtigeb bevorftcht , etwab, wo5u er fi ch 5mingen
muß, unb ber 111111 bafteht unb 5aubert .
Sur wenige Saffagiere entftiegen ben Staggoub . Gin
Siroler Sauer mit feinem Suben,ber einen fchweren
grunen Sucf facf über ben S chultern trug,ging an ber
Saube vorbei iub S tatioubgeböube .
Snjuta werlte eb nicht . S ie hatte bob Such vom
Sacfen geriffen unb ben Stopf tief gebücft
forpern in voller Shätigfeit vor bem S chmiebefeuer bar
ftellte.
Gfther febte fich an ben Sifch 5ur Sampe unb fingan 5u nähen . Slber fchon nach wenigen Stinuten hört efie wieber auf ; eb war nichtb Sotweubigeb, wab fi e banaht e, unb fo gern hatt e fie etwab Sotwenbigeb gethan.
S ie bachte : gut war eb bach eigentlich in ben fruhereu
Seit en gewefen, wo ein .
‘
baubwefen noch einem f leinen
Stonigreich glich, bob jeglicheb noch anb fich felbft heranber5eugen unb befchaffen mußt e, unb wo bie Srau mitihren Stägben fpann unb weh t e unb mit bem G efinbe ingroß angelegter Shätigfeit alleb 511 ftanbe brach t e, wab
bob Sebeu erforbert. Slber heut5utage unb befonberb in
folcher G roßftabt ! b ier hatt e man_
auch alleb gar 5u vor
fchriftbmäßig bequem,unb an jeber S traßenecfe fannte
man haben,wab man gerabe wo llt e .
U n1villfürlich ftanb Gfther auf unb hob ihre beibenSrme tiefatmenb über fich, fo baß fie plöblich faft 5u
hoch erfchien für biefeb f leine G emach unb in ihrer fraftvollen
,müßigen thaltung voll von einer fo eblen Slaftif
ber Sinien, wie wenn fie hier einem unfichtbareu .ftüuftler
511 einer jungen Suno Stabell ftünbe.
S eitbem fie bie Swillinge nich t mehr trug unb jebt
auch faft nicht mehr fängte, fam eb ihr vor,alb ob fie
etwab Subbringenbeb thun müffe, alb ob eine lange,
föftliche Serien5eit vorüber fei, in ber fie nichtb 5u thunbrauch te, weil bob allgewaltige, bob wunbergewoltige Seben
in ihr,mit ihr that, wab ihm beliebte.
S ob feine Sächeln in ihren bunfeln Sugen vertiefte
fi ch, alb fchaute fie mit ein em Sächeln t ief in fi ch felbfthinein . [Sei ben 8wi llingen mürbe eb ja nich t b leiben !
S ie wurbe einft ihre große,lichte Stinberftube bie
allerfchonfte S tub e beb .baufeb mit lieben St inberu,
mit Suben unb Stabch en voll habenUnten floppt e bob ©oub thor bröhnenb iub S chloß,
man harte rafche, laute S chritt e bie Sreppe 5um erften
S tocfwerf hinaufgehen . Gfther ließ bie Srme finfen unb
fam ihrem Stanue in ben Slur entgegen, wo er,noch ehe
er bie Shur hinter fich 5u5og, ihr feinen vom ©erbftreifnaffen Sort auf Sanb unb Sippen brücfte.
Sn fommft gan5 5ur rech ten Seit,”bemerfte fie
,
fi ch heiter bagegen wehrenb, „ich wußte eben einen Stoment lang nich t
,wab ich mit mir felber anfangen follte.
”
Gtwab ‚ wab mir leiber foum paffieren fauu," ent
gegnete er i ch fomme von ben neuen Sauten wie ge
hebt nach ©anfe ; bin fchon froh, wenn ich m ich nichtgleich wieber 5u rühren brauch e . U ebrigenb habe ich bir
etwab mitgebrach t, wab bich außerorbentlich intereffieren
mirb,“
fügte er h in5u, in bob f leine G emach 5ur Sänge
lampe tretenb, unb 5og einen Sacfen 3 eitnngbblätter anb
feinem Socle .
Stab ifi eb fragt e fi e unb griff nach bem Sacfen.
Su weißt, tur5lich finb in Sorib in einer S eparat
aubftellung junger Staler unb Sabierer Gberhartb Se
probuftionen von Sterfen feineb Saterb unb außerbem
auch feine Sabieruug ‚Ginfame Sahrt‘anbgeftellt gewefen .
Gfther entfaltete bie Slat t er mit verwanbeltew,
ernftem,bewegtem G efi cht.
So, ich weiß ! unb hier fteht etwab barüber?"fragt e
fie haftig, aber gleich barouf legt e fie bie 8eitungen wieber
auf ben Sifch 5nrücf . Sich t jebt. Sch will eb li eber
fpäter in Suhe lefeu, fpäter, wenn w ir gegeffen
haben,bemerf te fie unb ftecf te ihre „banb unter feinen
Srm, „bu mußt ja mübe unb hungrig fein . Gb ift auch
fchon aufgetragen, fonnn nur .
”
Sch warte auch gern, wenn bir baran liegt,eb
gleich 5u lefeu, Gfther, jagt e er liebenbmürbig unb folgt eihr iub Gß5immer, eb ift in ber Shot intereffant,
unb eb fönnte Gberhart in feiner Ginfamfeit unb
Rranflichfeit ba unten an ber Siviera orbeutlich frifchen
Sebenbmut geben, meine ich .
”
S ie febte fi ch, ohne gleich 5u antworten, am Sifchihm gegenüber unb ihre Sugen gingen uber bie Speifen
hin, ab auch nichtb fehle, unb ihre ©änbe bebienten ihnin ruhiger
, freunblicher Sufmerffamfeit. Sber ihre G e
banfen weilten noch bei bem begonnenen G efprach, benn
noch ein er Saufe fagte fie
G laubft bu nicht auch, ‚
G eorg, jebt wirb er nich t
mehr fo an fi ch 5meifeln bürfeu. Gr mirb fich geftehenfönnen : ber Sater tft groß alb S ilbhauer, aber auchich fauu G roßeb leiften, fobalb i ch nur ernftlich will,
wenn au ch nur alb Sabierer.
”
„Stam m nennft bu bob : wenn auch nur alb Sa
bierer ?”
fragt e ihr Stann erftaunt. Steinft bu etwa,
bein Sflegevater fei mehr alb ber S ohn, nur weil er
Silbhauer ift ?”
Sein . Slber eb ift ihm ja bach alb bob ©öchfte . er
fchienen, 5u fönnen, wab ber Sater fannte, erwiberte
Gfther, „ er follte j a auch S ilbhauer werben unb wo llteeb . U nb wab that er benn fpater alb Sabierer ? Gr
rabierte, wab ber Sat er fchuf‚ unb half fo, beffen Subw
5u verbreiten . S ob ift auch fo natürlich . Su weißt nicht,w ie bob gewefen ift von allem Sufang an . Slb bu in
(br fußte Gfther auf bie @ tiru unb ging iub f leine?IBohngemoch hinüber. S ie erhob fich, läutet e bem 9Robch en unb folgte ihm bonn an ben €Zifch unter ber .fi iinge
lampe, auf bem noch bie 3 eitungen gerftreut lagen .
@fther entfaltete fie langfom,eine noch ber anberen .
2llb fie bie ® t elle gefunben hatte, bie fie fucht e, brüc‘
r‘
te
fie fich in bie @cfe ihreb 2ehnftuhleb, ftüßte bie S t irn inbie .fi onb unb lub .
llnb balb [ob fie nicht mehr, fonbern fchaute nurnoch, fchaute in bie enggebruclten, fur5en, fchwargen6voltenaeilen hinein wie in eine weite bämmernbe {f ern
fich t, in ber (%berhortb G eftalt wonbelte unb ihr winf te.
® chmole bunf le @ol3leiften umfchließm ein felt
fomeb ?Blatt,”
fchrieb ber ?Referent in feinem .Qunftbericht,eine fleine ?Robierung mit breitem Staub. (Song im
%orbergrnnbe ein © tücl 53onbeb, nur eben ein 6 treifen,eine fchlichte @c imat in hellem © orten . llnb an biefeb(Seftobe gefchmiegt : bob 9Reer. S eine 23 ellen haben fi ch
heran gewiegt unb im 8urüclbranben aic hen fie ein fleineb
$ahr3eug mit wie im U ebermut, unb ber äßinb, ber fee
wortb will,hilft ihnen babei ; er blüft bob © egel vo ll,
fo baß ber biochen hinanbfchießt wie auf machtvollen
%lugeln. fiber 9Ronn im iRochen hat bob blnge auch fee
wärtb gewonbt. @ ein QBille ift wie ber beb 6 tnrmebmit gonaer fl ro ft hinaub ! a f mach tvollen %lügeln.
l er feine %Rnber ruhen . 8ft nicht, wo er bob @roßeglaubt
,vielleich t nur bob ($rengenlofe? $Bielleicht ! 58 iel
leicht wirb er im nächften 9lugenblicl ben Rovf noch ber.fi eimot gurüäwenben. alber fchon liegt fie f lein unb ent
fernt ba, unb mit immer breiteren ©änben brängt ber
® turmwinb ihn w eiter : eb gibt f eine 5eirnlehr SDab
ift : @ i n f o m e<
{sa h r t . Sb ic 5Rabierung barf ergahlen,unb wab biefe ergohlt, hort fich an wie ein © chiclfol.EDob li egt in ber 6 timmung, welche burch bie raffiniert e
%einheit ber $echnil in allen 9iuoneen gur © eltnng fommt.
9Ron fich t bie G eftalt beb E)Jiouneb nur vom 5Rücfeu her,
aber welch ein Qlubbrucl in biefer ?Rücfenlinie, welchein 91bfchiebnehmeu in biefer G eftalt. EDie 28ellen unterbem Elto chen weniger bewegt alb am Ufer, unb weit erhinimmer lichter unb ftiller, unb enblich wo fi e fern fernben @immelbronb ftreifeu, finb fie gang fein mit leifer,troclener Sliabel gegeichnet . U nb bonn barüber hinaub
verfogt ber 6 ti ch el gang unb gibt ber blaffen, fchimmernben Ilnenblichfeit SRaum .
”
@fther hob ben Roof unb fah mit gerftreuten großen9lugen an ihrem ‘
.Uianne hinüber. (br faß über ein e
8eituugbfvalteSßolitif gebeugt unb ftieß, aufmerffam
lefenb, von Bett zu geit ben $Rouch anb feiner 8igorre.
Dhue eb felbft an wiffen, beobachtete fie ihn minutenlang. 6 te bemerfte, wie bie 9lfche an ber 8igorre langmürbe, ohne baßer biefe anb bem 9Jiunbe nahm
,unb
wie enblich ein fleineb groneb S’l fcheugelränfel auf feineQBefte uieberftäubte, h eren oberfter Ruopf offen ftanb .
11ub wiihreub fie bob alleb wahrnahm, fah fie boch eigent
[ich nur @berhart vor fich, fah ihn in einfamem 9iachenverfchlogen auf greuaeulofem 9Reer
, io, einfam unb
fturmverfchlageu, fich felbft aber fah fie in bequemer 8u=
fluch t unt ergebrach t unb gefchüßt .blut 9Jteer war fie mehr alb einmal mit @bert ge
wefen. SDab 8anbhoub nahe einer norbbentfchen S tabt,in bem bie Sßflegeeltern ben größten $eil beb 3 ahreb anbrach t en, lag nich t ollgu weit vom t feeftronbe. 2llfo
m it folchen @)efuhlen unb S timmungen, S ehnfuchten unb
%itterniffen moch te @berhort bamalb am Ufer geftonben
haben, bem S turm gugehört unb bem fchrillen S chrei ber
&]Jlöwen unb ben fchimmernben $Dunft ber {ferne auf fi ch
haben wirten laffen . SDoron hatte fie nie gebuch t . QBeuu
fie mit ihm am Sllleer war, bonn hatt e fie fich wiber
ftoubblob einwiegen laffen vom Et thmub ber 233 elleu, von
biefem urewigen 91nfuubnieber, bob, gleich 91 temaügeu
beb (%rbbollb felbft, bie gewaltige QBogeubruft hob unb
fenite . Sn ihrer ü3hontofie fchoufelte f ein lobgeriffenerRohn , entführte fein broufenber S turm in locfenbe
grembo, verw irrte fie f ein S chillern unb gAblenbeu werhfelnber QBellen. 2llleb fchien fi ch ouf5ulöfen in ben rh9thmifchen © efong beb unenblicheu (b angen, % iegenlieb
unb „bumne 5ugleich91 lb eb geit war, fchlafen 3u gehen, ftanb ©ftherb
9Jiann auf, gähnte nochbrücllich unb legte feine 8igorrebeifeite. @r wußte genau
,wie viel bie Uhr geigte, ohne
hin5ufehen. U nb er hatte ein guteb €Rech t barouf, frühmübe an fein, benn früh mußte er wieber heranb unb
ein jeber feiner Sage glit t rafch unb onftrm genb hin unbfounte fürb erfte auch f ein ‚8iel außer neuen 9lnftrengungenunb neu an erf limmeuben Svroffen.
Gfther war leife hinaub gegangen, um in feinem
3 immer bob {Sc ufter gu fchließen ; feitbem bie unruhigen
8willinge ba waren, fchlief fie mit ben Rinbern allein .
QBie fie nach einer ?!Beile 5urücfü hrte, nahm ihr ilJionn
fie in feine e me unb fagte lächelub
€Du bift noch immer wie ein S tücf von ihnen bortvon beineu $flegeeltern unb bem gangen .b oub,
ein lebenbigeb S tücf, bob alleb unb iebeb an feinem
m it folchen @efuhlen unb S timmungen, S ehnfuchteu unb
%itterniffen moch te ©berhart bamalb am Ufer geftonbenhaben
,bem S turm gugehört unb bem fchrillen S ch rei ber
&]Jlöwen unb ben fchimmernben $Dunft ber {ferne auf fichhaben wirfen laffen . Sh aran hatte fie nie gebacht . äßenn
fie mit ihm am Sllleer war,bonn hatt e fie fich wiber
ftonbb lob einwiegen laffen vom 9ihvthmub ber 233 ellen, von
biefem urewigen e rfunbnieber‚ bob,gleich 91 temgugen
beb (%rbbo llb felbft, bie gewaltige QBogenbruft hob unb
fenit e . Sn ihrer ü3hantafie fchaufelte f ein lobgeriffener
Rohn,entführte f ein braufenber S turm in locfenbe
Srembe, verwirrte fie fein S ch illern unb sAblenben wah
felnber ?IBellen . 2llleb fchien fich oufgulbfen in ben rh9thmifchen (8efoug beb nneublicheu ®ongeu, QBiegeulieb
unb ©umne gugleichQllb eb Sei t war, fchlafen gu gehen
, ftanb @ftherb
9Jiann auf, gähnte nachbrücllich unb legte feine 8igorrebeifeite . @r wußte genau, wie viel bie Uhr geigt e, ohne
hingufeheu. U nb er hatt e ein guteb €Rech t barouf, frühmube gu fe in, benn früh mußte er wieber heranb unb
ein jeber feiner Sage glit t rafch unb anftrengenb hin unbfounte fürb erfte auch fein 8iel außer neuen bluftreugungenunb neu gu erf limmenben Sproffen.
Gfther war leife hinaub gegangen, um in fein em
8immer bob Scufter gu fchließen ; feitbem bie unruhigen
8williuge ba waren, fchlief fie mit ben Riubern o lIein.
QBie fie nach einer 28eile gurücflehrte, nahm ihr fl)iann
fie in feine 91rme unb fagte lächelub
EDu bift noch immer wie ein S tücl von ihnen bortvon beineu ?Bflegeeltern unb bem gangen ©oub ,
ein lebenbigeb S tücf, bob alleb unb iebeb an feinem
eigenen Sleifch unbg„b lut fnhlt . 93 11 bift eine treue S eele,
Gfther. Sch glaube, eine falche lleine Subenwaife bob
wirb ein eingeborenereb Somilieumitglieb alb bie © lieber
ber Samilie felbft.”
S ie fchlang ihre 91rme um feinen .fi alb unb bruclte
ben Roof mit ben fchweren, bunflen<
{slechteu gegen feine
S chult er .
$Du haft ja nur gerauch t unb gelefen !“
fagte fie
verlegen, „bu wunfchteft wirf lich gar nich t, bich gu unterholt en .
”
Sch wuufchte bich nich t gu ftoren !” entgegnete er
mit gebämpfter S timme, unb er füßte fie.
&)Jiitten in ber Stach t wach te @fther auf. Srgenb einSraum
,auf ben fie fich gleichwohl nich t befoun, wecfte
fie burch feine %3ucht. @b war nich t gang buubel im
8immer, ber Rinber wegen brannte eine fleine verhüllt e
92achtlamve. blber ihr bleicher S ch ein fchien bob gange@ emach nur mit lauter eingelnen gefvenftifchen S chot ten
gu füllen, mit gang erftaunlich vielen S ch atten, alb habeer bie vollfommeue nur in lauter Seile geteiltwie eine fchwarge bicle 9Jlaffe.
@fther legte fich auf ben ?Rücfeu unb fchloßbiebach fannte fie nich t wieber einfchlafen . Shre © eboulou
fingen gu arbeiten an ; fie bach t e an bie %Robierung, anbie alten $flegeeltern, an bie 8iebe, bie groß unb gartlich unb forgeuvoll am erlranlteu eingigen S ohn hing .
U nb er felbft erhob fich fo bentlich vor ihren @ebonfen ;wie ein fchmaler S chatt en lüfte er fich anb ber bunflen
@cle neben ihrem 8ager [ab .
mit falch en @5efuhlen unb S timmungen, S ehnfuchteu unb
%itterniffen moch te Gberhart bamalb am Ufer geftonbenhaben
,bem S turm gugehört unb bem fchrillen S chrei ber
€)Jiöwen unb ben fchimmernben $Duuft ber<
{ferne auf fi chhaben wirten laffen . SDaran hatt e fie nie gebuch t . äßenn
fie mit ihm am Sllleer war,bonn hatte fie fich wiber
ftonbblob einwiegen laffen vom 9ihh thmub ber 28 ellen, vonbiefem urewigen 9lufunbnieber, bob
,gleich 91 temgugeu
beb (%rbbo llb felbft, bie gewaltige QBogenbruft hob unb
fenite . Sn ihrer %Bhantafie fchoufelte f ein lobgeriffener
Sohn ,entführte fein braufenber S turm in loclenbe
Srembe, verwirrte fie fein S ch illern unb SBleubeu weeh
felnber QBellen. 2llleb fchien fich aufgulbfen in ben rh9thmifchen @ efong beb unenblichen (b angen, glitiegenlieb
unb ©umne gugleich91 lb eb geit war, fchlafen gu gehen, ftanb @ftherb
&)Jiann auf, gähnte nochbrücllich unb legte feine 8igorre
beifeite. @r wußte genau, wie viel bie Uhr geigt e, ohne
hingufehen. U nb er hatte ein guteb €Rech t barouf, frühmübe gu fein, benn früh mußte er wieber heranb unb
ein j eber feiner Sage glit t rafch unb anftrengenb hin unbfounte fürb erfte auch f ein 8iel außer neuen a ftrengungenunb neu gu erf limmeuben Svroffen.
Gfther war leife hinaub gegangen, um in feinem
8immer bob Sc ufter gu fchließeu ; feitbem bie unruhigen
8willinge ba waren, fchlief fie mit ben Rinbern allein .
QBie fie nach einer 28eile gurücf lehrte, nahm ihr 912ann
fie in feine 91rme unb fagte lächelnb
$Du bift noch immer wie ein S to cf von ihnen bortvon beineu s13flegeeltern unb bem gangen .fi oub,
ein lebenbigeb S tücf, bob alleb unb iebeb an feinem
m it falchen @)efuhlen unb S timmungen, S ehnfuchteu unb
%itterniffen moch te @berhart bamalb am Ufer geftonbenhaben
,bem S turm gugehört unb bem fchrillen S chrei ber
£]Jlöwen unb ben fchimmernben $Dunft ber {ferne auf fichhaben wirfen laffen . $Doran hatte fie nie gebocht. QBenn
fie mit ihm am Sllleer war,bonn hatt e fie fich wiber
ftonbb lob einwiegen laffen vom 9ihh thmub ber 28ellen, vonbiefem urewigen 2lufunbnieber, bob
,gleich 9l temgugen
beb (%rbbollb felbft, bie gewaltige QBogenbruft hob unb
fentte. Sn ihrer €Bhantofie fchaufelte f ein lobgeriffenerRahn
,entfuhrte f ein braufenber S turm in locfenbe
{frembe, verwirrte fie fein S chi llern unb sAblenbeu w echfelnber QBellen. 91 lleb fchien fich oufgulbfen in ben rh1;thmifchen @ efong beb unenblichen (b angen, 233iegenlieb
unb ©umne gugleich9l lb eb 8eit war, fchlafen gu gehen
, ftanb @ftherb
9Jlann auf, gähnte nachbrücllich unb legte feine 8igarrebeifeite. @r wußte genau, wie viel bie Uhr geigte, ohne
hingufeheu . U nb er hatt e ein guteb SRecht barouf, frührunbe gu fein, benn früh mußte er wieber heranb unb
ein j eber feiner Sage glit t rafeh unb anftrengenb hin unbfannte fürb erfte auch f ein ‚8iel außer neuen 2lnftrengungenunb neu gu erllimmenben Suroffen.
Gfther war leife hinaub gegangen, um in feinem
3 immer bob<
{fenfter gu fchließeu ; feitbem bie unruhigen
8willinge ba waren, fchlief fie mit ben Rinbern a llein .
QBie fie noch einer QBeile gurüclfehrte, nahm ihr ilJlonn
fie in feine 91rme unb fagte lächelnb
€Du bift no ch immer wie ein S tucl von ihnen bortvon beineu ‘
ßflegeeltern unb bem gangen .öoub ,ein lebenbigeb S tücl, bob alleb unb jebeb an feinem
eigenen Sleifch unb %lut fnhlt. 93 11 bift eine treue S eele,Gfther. Sch glaube, eine falch e f leine Subenwaife bob
mirb ein eingeborenereb Samilienmitglieb alb bie © lieber
ber Samilie felbft.“
S ie fchlaug ihre e me um feinen .
‘
öalb unb bruclte
ben Slovf mit ben fchweren, bunf len {f lechten gegen feine
S chulter .
„ ibn haft ja nur gerauch t unb gelefen !”
fagte fie
verlegen, „bu wü nfchteft wirf lich gar nich t, bich gu unter
halten .
”
Sch wünfchte bich nich t gu ftoren !” entgegnete er
mit gebämpfter S timme, unb er füßte fie.
&)Jiitteu in ber Stach t wo chte @fther auf. Srgenb ein
Sraum,auf ben fie fi ch gleichwohl nich t befonu, werlte
fie burch feine 28mht . (bb war nich t gang bunfel im
3 immer, ber Rinber wegen brannte e ine lleine verhü llt e
92achtlamve. 2lber ihr bleicher S ch ein fchien bob gange© emach nur mit lau ter eingelnen gefvenftifchen S chatten
gn füllen, mit gang erftaunlich vielen S chatten, alb habeer bie vollfommene Sinfternib nur in lauter Seile geteiltwie eine fchwarge bicle Slllaffe.
@fther legte fich auf ben %Rüclen unb fchloßbie Qlugen,boch fannte fie nicht wieber einfchlafen. Shre (b ebauten
fingen gn arbeiten an ; fie bach te an bie %Robierung, anbie a lten $flegeeltern, an bie Siehe, bie groß unb gartlich unb forgenvoll am erlranlten eingigen S ohn hing .
U nb er felbft erhob fich fo bentlich vor ihren (b ebauten ;wie ein fchmaler S chatten lüfte er fich anb ber bunf len
@cle neben ihrem Sager [ab .
m it falchen ®efuhlen unb S timmungen, S ehnfuchteu unb
% itterniffen moch te @berhart bamalb am Ufer geftonbenhaben
,bem S turm gugehört unb be1n fchrillen S chrei ber
&]Jlöwen unb ben fchimmernben $Dunft ber {ferne auf fichhaben wirten laffen . $Daran hatt e fie nie gebuch t . % enn
fie mit ihm am Sllleer war,bonn hatt e fie fich wiber
ftonbblob einwiegen laffen vom 9ihuthmub ber 28ellen, vonbiefem urewigen 2lufunbnieber, bob
,gleich 91 temgügeu
beb (%rbbollb felbft, bie gewaltige QBogenbruft hob unb
fentte . Sn ihrer %3hantafie fchaufelte fein lobgeriffener
Rahn ,entfuhrte fein braufenber S turm in locfenbe
{frembe, verwirrt e fie f ein S ch illern unb sAblenben wechfelnber ?IBellen. 2llleb fchien fich aufgulöfen in ben rh9thmifchen (Befang beb unenblichen (b angen, ?IBiegenlieb
unb ©umne gugleich2llb eb Sei t war, fchlafen gu gehen, ftanb @ftherb
€)Jiann auf, gähnte no chbrücllich unb legte feine 8igorre
beifeite. (br wußte genau, wie viel bie Uhr geigt e, ohne
hingufehen. U nb er hatte ein guteb Si ech t barauf, frühmübe gu fein, benn früh mußte er wieber heranb unb
ein j eber feiner Sage glit t rafch unb anftrengenb hin unbfannte fürb erfte auch fein 8iel außer neuen bluftrengnngeuunb neu gu erf limmenben Svroffeu.
Gfther war leife hinaub gegangen, um in feinem
8immer bob {fenfter gu fchließeu ; feitbem bie unruhigen
8willinge ba waren, fchlief fie mit ben Rinbern a llein .
QBie fie nach einer ißeile gurüclfehrte, nahm ihr Slllonn
fie in feine 91rme unb fagte lächelnb
€Du bift noch immer wie ein S turt von ihnen bortvon beineu $flegeeltern unb bem gangen .öoub ,
ein lebenbigeb S tücf, bob alleb unb iebeb an feinem
@efprochen wieberholte er unb [ach te nervob .
„Sa
wahl : QBorte gemach t . @unbelt eb fich um % orte ?“
U nb vor ber alt en (8arteubanl, bie unter breiten,roftbraun gefärbten Roftouien ftanb, feßte er fi ch nieber
unb gog (äfther neben fich .
2[lleb bob war U nfinn, Gfther, alleb bob war nur
S ehnfucht . Dhnmächtige S ehnfucht, weißt bu ? 2lch, i chbin fo mübe ' Sch fauu nich t fo hinleben neben bem?Boter
,ich tauge nich t einmal bogu . Slich t einmal gum
.
‘
öoublonger . 811 nichtb !"
S ie wollte etwab erwiberu, ihn tröften, aber ba
fühlte fie feinen Roof niebergebeugt auf ihren „b alb unb
am ©alfe fühlt e fie feine Shränen . S ief erfchüttert fchwiegfie ftill. S o hatte fie @berhart nie gefehen, fa hatte er
fein Snnerfteb niemanbem gegeigt . (br meinte [outl0b ,
fein ganger Überlbrver gitterte babei, unb fie regte fi chni ch t ; eb war bob erfte 9J2o l, baß fie einen EDianu
weinen fah, unb faft erftaunte eb fie, baßeb gang ebenfo
fein follte, wie auch {frauen weinen . (bin grengenlofeb
SDiit[eib mit ihm überfam fie.
S a fußen fie lange oneinanber gefchmiegt, unb er[[ugte leife unb f1 e tröftete leife, fo gut ftc eb verftanb .
U nb eb [um ihr auch vor,alb ob er ruhiger würbe unb
fich gerne gureben li eß . Ql[b eb anfing feuch t unb fühl
gu werben, ftrich fie ihm gärtlich über bob ©aar, wie
einem großen li eben Sü nbe, unb mahnte gum 2lufbruch .
®u lannft bir fchaben, wenn bu länger bleibft,”
fagte fi e unb erhob fich von ber Soul, „unb im .b anfe
fuchen fie unb gewiß fchon .
”
©berhort fuhr fi ch mit ber b anb über bie S tirnunb fah mit feinen noch gerütden 2lugen verwunbert auf,
alb befänne er fich erft ießt wieber auf bie G egenwart .
U nb mit einemmale fah fie beutlich, wie etwab (Sereigtebin feinen
sAblicl trat, beinahe etwab Seinbfeligeb . U nb
babei figierte er fie boch, fein bluge glit t langfom überihre G eftalt unb ihr S efi cht hin, ablehnenb, [alt unb
mit fo frembem 2lubbrucl, baß@fther buniel errötet e .
?133 ob ift bir nur ?”
fragte fie beftürgt, „tft etwab
gefchehen ?"
„ (Sefchehen b Stein, wiefo entgegnet e er verlegen
unb garnig, „wiefo gefchehen ? QBei[ ich bich anblicle ?
SDu bift wunberfchön, ©fther, fur nnfere fl ünftleraugen,untabelig fchön . $Doher bliclte ich b ich an . {Darf ich
nich t ? bllfo bonn vergeih.
“b amit ließer fie ftehen unb ging iub .fi oub .
QBab hatte fie gethan ? wobnrch ihn verloren ? aber
vielleich t ihn gar nich t befeffen ? 23egreifen fannte fie
biefe QBanblung niemalb , aber eine 2lhuung ging ihr
fchon bamalb bunfel burchb .
‘
b erg, alb fie am 2lbenb beb
felbencJl ageb in bob ElBohngimm er g ehen mußte unb @ber
hart bort auf einem S chemelchen bei feiner SDiutter lauern
fah. €Die beiben fprachen gar nichtb miteinanber, bie
EUtutter war eine liebe, e infache {frau, ber wohl nur feine
früheften Slinberiohre wahrhaft ge hört hatten unb bie im
„b anfe allgu befcheiben hinter ben anberen gurücltrat. S ein
Rovf lag auf ihrem S choß unb ihre welle .
‘
Öoub auf
feinem Stopf.?IBie er (bfther fommen harte, fchnellte er empor
,
trat anb {fenfter unb rüclte feinen 2lngug gurecht. (br
war errötet .(bb entfeßte ihn alfa, fi ch hier fo von ihr finben g11
laffen . ©aßte er fie benn ?
Über haßte er vielleicht fi ch felbft, weil er f1 ch vorhin bei ihr aubgeweint hatt e, bei ihr
,ber gegenüber
er fo gern ber ftarle, fiegenbe Elliaun, ber ftarle, fiegenbe
Stünftler fein wollte, ber ©err unb ?Dieifter”?
S o oft fie fortan feinem >Blicl begegnete,war eb
immer ber gereigte aber feinbfelig ablehnenbe 58[icl, ber
fie traf, unb nie mehr famen fie fich warm unb herglichnah . (%rft alb Gberhart nach bem Süben gefchiclt wurbe,begann er in feinen Sriefen nach ber ehemaligen @fther
gu fuchen unb gu rufen, bie ihm von Hein auf (Sefpieliu
unb Sreunbin gewefen war . Stiemalb erinnerte er fiemehr an jene beiben fonberbaren Sage . blber er fchriebbach fo, wie man einem fehr teuren fillenfchen fchreibt,bem man obgeriffene EB[iitter unb ?!Borte, St agebu chnotigen,%oualeb unb
C£ iefgehenbeb wahllob burcheinauber fenbeu
fauu . S ogar (brörterungen tünftlerifch=terhuifcher %)loturfamen vor
,von benen @fther nichtb verftanb . S ie harte
mit feinem D hr biefen einfamen, fehnfüchtigen<„Eon anb
a llem heranb, antwortet e einfach unb fchm fterlich unb
betrach t ete fi ch mehr alb bie %erwalterin wie alb bie
58efißerin ber empfangenen 58lätter. E))lit ihrer %erlobungwurbe auch biefer %riefwahfel flüchtiger, bonn fchlief er ein .
Eliun hatte @bert alfa niemanben gewußt, gu bem
er noch reben fannte . @r war gang verei‘
nfam t .
U nb enblich ftarb er .
Sinn braucht e er f einen mehr .
9lber @fther fuhlte fich wie eine S chulbige an feiner%ereinfamung. 91111 nie ba gewefener © ewalt, gebieterifch brangte fi ch bie Grinnerung an @berhart ic ht,wo er tot war in ihr 2eben, in ihr geheimfteb Sebeu .
@fther erhob fi ch ; fanft nahm fie bob fleine, in ihren
unb tieffinnig nachfinut, wo fich fein .f;>err unb fein 3 ielwohl befinbeu mag
?"i’lber j e länger fie hinfah, befto
mehr wurbe ihr gu SDiute, alb ob anb hem @lenb beb
armen @uubeb etwab gu ihr auffchriee mit menfchlicher
S t imme unb (b emalt .
U nb mit unwilliürlühem (Sintfeßeu faßte fie nachbem Senftergriff, wie wenn eb bei ihr allein ftonbe, Silet z
tung gu bringen
Sngwifchen war ein grauhaariger 912o11n im €Reife
rocl unb fchwargem S ch lapphut in bob b anb getret en.
(br lautete an ber Qßohnung, ließ fich aber ©fther nich t
anmelben, fonbern ging fogleich in bob Rinbergimmer
hinein unb leife auf bie beiben QBiegen gn.
@fther hing fchon an feinem .fi alfe .
cb aßbu fommft, fltater !”
flüfterte fie unb fah ihn
mit ongftvollen, gärtlichen 2lugen an unb füßte ihn immerwieber
, „reifeft bu hin
(br niclte unb beugte fich einige Qlugenblicle uber bie
QBiege, in ber ber SBub lag, unb fchaute fchweigenb aufbob lleine vom S chlaf gerö tet e S eficht gwifchen ben blauen
%orhiiugen.
Sch reife fchon in wenigen S tunben weiter, fagte
er bonn unb richt et e feine etwab fchwere, mitt elgroße © e
fialt auf, „ich mußborthin, ihn mit mir in bie .b ei
mat nehmen, weißt bu .
Sa, ihn ber ?! lutter bringen, nich t frember (5rbe
uberloffen . Slber tonu teft bu ic ht fort von ber %)Jiutter ?
?lBie trägt fie eb ?”
(Er fuhr fi ch mi t ber Säunb über bie S tirn
E)Jiutter hat eb erwartet . €Deule nur, fie hat eb wirb
[ich erwartet . S eine 58riefe mögen io fo gelluugen haben,aber wie [ann man fo etwab heraub lefeu unb fich hinein
fügen ? Segreifft bu bob ? S iehft bu, ich glaube, fie hat
fchon getrauert unb ihn beweint, ehe er ehe er t ot war.
U nb feg t ftellt fie alle feine S ilber um fich auf unb ver
finlt gung in ihre @rinneruugen . © fther, eb ift fchrecllich,bob ougufeheu . 811 fehen, wie fie eb fchon fo vollfommenbegriffen hat, baß er baß er gar nich t mehr ift.
”
(€fther führte ihn von ben Rinberu fort in ihr [leineb% ohngemo ch, wo fie ungeftörter waren . ® ort feßte fie
fi ch gu ihm unb nahm feine .fgonb in bie ihren .
D baßbu ba bift !”
fagte f1 e wieber eb tft ein
folcher $roft, bich ba gu haben . E)Jiir ift eb ein $roft.
(bb war entfeßlich, mit ber Sliochricht fo allein gu fein .
(br fenlte ben Stopf ein wenig unb brutete vor fichhin unb fchwieg. (br unb ($fther hatten einanber fehr
geliebt unb fich immer verftonben . S ie empfouben eb
wie eine 3 uflucht, in biefer S tunbe beifammen fißen,
fchweigen gu lönnen .
@ftherb %licl hing am S eficht beb Saterb . (bb fahweniger fchmergvoll anb alb beftürgt, erftaunt . S eine2lugen, he lle, faf 1nba haff lichte unb hellbliclenbe 2lugen,fchauten unter 11 b ufthigen, graugelben %rouen miteinem fonberbaren, verwunberteu 2lubbrucl hervor . (bfther
fiel unwillfürlüh ein, wie fie einmal in ber Stach t geträumt hatte, ein ihr li eber €Dieufch fei auf fchreclliche
233eife gu @ruube gegangen, unb wie im <„t raum ihr erfteb
®efühl nur eine eingige, entfchiebeue l leugnung ber
fchrecllichen St hatfoche gewefen war. 58011 biefer gefpann ten,heftigen QBillenbonftrengung war fie vlößlich erwach t .
(bin folcher 91 11bbrucl, etwab von ber Sllbleugnung
eineb furch tbaren<I ronmeb
, ftanb im (Seficht von ($ber=
hortb 28ater gefchrieben. SDob .Qerg trumpfte fi ch ihr gu
fommen unb in ihre 2lugen traten $hronen. (Er fannte
ja,wie er auch innerlich bagegen anrong
,von biefem
Sraum nich t erwachen.
SDa hob er ben Slavf, ftreichelte ihre .
‘öanb unb
fagte unvermittelt9lich t wahr, bu haft vor gwet Sahren mit ($ber
hart viel lorrefvonbiert ? (br fchrieb nur bir fo fo
wie ihm eben gu flliute war . Sliicht wahr ?”
„So,” entgegnete ft c gogernb .
Sch weiß eb . Sch weiß, eb finb bie eingigen QBorte
($berhortb, in benen er felbft fteclt . @r war vor mir
verfchloffeu . 811 .ßoufe vielleich t auch vor bir. Sb ic (but
fernung von bir riß ihn auf. S ie that ba etwab fehrS chmerghofteb an ihm, aber fie riß ihn auf.
”
Gfther errö tete huntel. S ie antwortete nich t .
„G ib mir bie 58riefe gu lefeu, @ftha , jebt, hi er .
Sie erhob fich mit heftig tlovfenbem b ergen vomS effel.
S ob tft nich t bein @rnft, Suter ! ib n weiß t,baß
@berhort voraubfeßte, niemanb fallte biefe 58riefe ie fehen .
U nb bonn bonn war au ch manchmal ein f leiner 8wie
fvalt gwifchen eu ch, bu weißt eb, unb (Eh er
hart war manchma l erregt, wenn er fchrieb.
”
‘D er 2llte mach te eine weite, mübe .ßonbbewegung .
2lch, Rinb, wab bob anbelangt ; wab ba war, mußte
fa fein, wer will bob menfchlich rich ten ! 9lber
bob anbere, wab bu ba fogft : baßh iefe Sriefe nur fur
b ich beftimn1t waren, o,i ch weiß
,ich weiß @r
@rft no ch geraumer 8eit betrat fie bob 8immer
wieber .
fib er 2llte faßnoch immer auf feinem Sf3loß in ber<
‚f enfterecfe unb [ab in ben Sriefen, ohne ©ftherb (bintreten gu bemerfen aber g11 beach ten . %ibmeilen ließ erbob SBlo tt, in born er gerabe lub , finf en unb fchaute miteinem vifionaren %li
'
cf vor fich hin auf bie ihm gegenuberliegenbe graubraune leere 28onbflii che, alb erhebe fichhart vor feinen 2lugen etwab
, bob feine tieffte 91ufmerf :
famfeit erfarbere unb ihn in hohem G rabe reige.
S o hatte Gfther ihn ungegohlte E)Jio le im 2ltelier beiber 2lrbeit gefehen . %einahe vergaß fie bei feinem blu
blicf bie eigentlich e %eraulaffung, bie ihn in biefen Sriefenlefeu ließ . S ongwar anb feinen 8ugen bie etwab fiart e,gleich fam verwunberte illliene von vorhin gewich en . ?lber
auch f eine SZrauer lag barouf. 92ur eine fangentrierte© eiftebfvaunung.
Gfther fegte fich ftill neben ben D feu auf ben Staubeineb S tuhleb unb fah mit großen, ftauuenben 9lugen
gum 9llten hinüber . S ie fannte nich t verftehen, baß(äberhartb Sriefe nich t auberb, aufregenber unb ruhrenberauf ihn gewirft hatten . l er biefer greife Roof mit
feinem feltfam machtvo llen 2lubbrucf feffelte fie bermoßen,baßfie ihren ?Blicf nich t von ihm abgufehren vermoch t e
.
U nb wie fie 70 faßunb ihn ftumm betrach t ete, ging
wunberbarerweife auch etwab von hem E»Z’
roft, ben fieinftinftiv von feiner 2lnwefeuheit erwartet hatte, von ihmaub
, gerabe iebf‚ wo er [i ) gar nich t um fie fümmerte .
SDeun baß empfanb fie tief im b ergen : er, ber S chwerbetroffene, war auf irgenb einem QBege mit h em c
I obe
fertig geworben, er ging foeben biefeu QBeg, wahrenb
er fchwie lub unb vor fi ch hiufchaute mit feinenerhof n 2lugen . 2[uf irgenb eine am war er
ecllichen<„t raum erwacht
,in welch em er feinen
S ohn tot wiffen follte . ilßie er bob vollbrach t,wußte
@fther freilich nich t . ü ber wab fie füh lte, war,baß
Siraft unb Srieben von ihm oubgingeu unb bie geangftigte
S eele gu ihm fich flüchten founte .
8auge Sei t fußen fie fchweigenb in ber S tube .
{Dann legte ber Qllte ben leßteu Srief gu ben übrigen .
S eine 2lugeu leuch tet en voll inww biger {f reube .
Sch habe ihn nich t gefannt, wie er war ; nein, i chhabe ihn nich t gefannt !
”
fagte er, von feinem (€ inbrucf
gang benommen, in fi ch vertieft .
„D mein liebeb fl inb,
welch e S ch önhei t wohnte in feiner S eele !”
@fther ftanb unwillfurlid) auf . S o wanbte er fi ch
gu ihr unb fuhr lebhaft fort :@b ift voll von einer unenblichen S chouheit, wab
in ihm rang unb wab ihn gemartert hat, wei l eb heranbwollt e gur %lute, gu einer feltfamen, neuen Runftblüte.
üb er S ieg war ihm gewiß.
($fther fam gu ihm unb fchmiegte f ich an ihn . D
%ater !” fagte fie leife, „fönnteft bu bach ic h t gu mir
bavon fprechen ! Si önnteft bu noch hier bleiben !”
SDab %ewußtfein, bich t vor ber ?IBeiterreife gu fic hen,fchien ihm feg t erftwieberguf ommen . (br erhob fich gerftreut .
„b ier bleiben ? meinft bu ? Sllein, Stiub, bob
fauu ich nicht . Sch muß heimreifeu, weißt bu, fegt
heim fammen g11 meiner 9lrbeit . Sch fehe ihn vor mir,
ich fehe ihn lich t unb groß vor mir, nie nach fahi ch ihn fo, nie nach fah ich einen
°
S)Jtenfchen fo . Sch
fah ben Slienfchen nie fo tief in bie S eelen, aber nur
in gang einfach e S eelen . (Sir er hatte bob wohl vermach t mit feiner mitgit ternben, wunben
, fehnfüchtigenS eele . Shu wi ll ich aufrich ten wie einen S ieger ! ®a1111fommft bu, nich t wahr ? unb fiehft ihn ? (‘Er fall fi ch felbftähnlich werben, wie er eb fich felbft nie geworben .
élloll bewegt er, glühenber Sreube fprach er . (? b war
gang unmöglich, gu beuten, baßman ihn feg t an ben 8wecffeiner 9
‘ieife‚ an bie Seich e beb S ohneb erinnern fönnte.
(%fther granfie eb faft.$Bater ! er tft to t !
”
wollt e eb in ihr auffchreien .
i’lber fie blieb ftumm unb fchmiegte fich fefter an ihn .
St age,?IBochen, Ellionate gingen hin . fib er fl8inter
four früh mit S chnee unb S türmen unb ber {f raft ver
eifte bie S ch eiben . Sür @fther war eb ein unmerflicheb
QBeitergleiten beb 8ebenb ; eb fom ihr oft vor, wie wenn
fie baneben gang für fich allein noch ein anbereb Sebeu
führe, bob nichtb gu fchoffen hatte mit bem QBechfel ber
Sahrebgeitm unb ben täglich en Segiehnngen. %on (Eherhart fprach fie felt en . S enn wenn fie eb ihrem 9)ianne
gegenüber einmal that, fo empfanb fie bach, baßer babeinich t an babfelbe bach te, auch wenn er biefelben ilBorte
für feine © ebonfen benußte wie fie. Shm war @berhortfaum betonut gewefen unb in feiner am,
von ihm gu
reben,log unwillfürlich viel liebenbwürbige Sreunblich
f eit gegen ($fther ; in i b irflichfeit befchäftigte ihn jeßt
fein %erufblebeu unb ftellte erhöht eC
50rberuugen an feine
3 eit unb @ebanfenfraft . %lber fie bach te immer an (Eber
hart : fre lebt e nur noch nach rücfwärtb, immer t ieferiub %ergangene hinein ; bie @rinnerung ging wie eine
23ater,er geht herum wie in Ruechtbgeftalt.
5Du haft manchmal Sieb en im 2)Jtunbe wie bob alt e
2'
eftameut, (%fther. 2aß b ich nich t von 9)litleib bethoren .
Sch will bir eineb fagen : fegt gibt eb Sraum ,bie ihre
äl)iänner ftüßeu unb lei ten müffen, unb eb gibt 9Ranuer,
b enen bob gefa llt . S ob ift ber Selbftmorb ber Srou .
”
S ie errötete, aber gleichgeitig ging ihr etwab fühluber bie 9lerven . fllor ihrem (Seifte ftanb j ene S c ene
,
wo auf ber ?Bauf im (h arten ($berhart fich b ei ihr anb
f lagte unb aubweinte €Der 28ater fprach unbewußtanb
,wab f1 e am tiefften unfi cher machen mußte. Gb
war/alb ob auf fein bloßeb (5ehoiß(Eberhart fich gurücfverwanbelte in einen 58ruber.
Sngwifchen fprach ber & !ater in heiterfter unb auf
geraum tefter ?18eife weit er .
(br ergählte ihr bavon, wie frohli ch eb hier im .ßaufe
werben mürbe, wenn fie einmal mit fleinen ‘Bflegeenfeln
gum ?Befuch fäme. (b ung merfwürbig genau wußte er,
wab für b nfe1 er fich wünfchte, unb auch wie ihr $Bat erbefchaffen fein follte, wußte er . (br wo llte Suben haben,aber auch ein Elliäbelchen follte babei fein, unb bob follte
juft fo aubfallen wie (5fther felbft, fagte er gärtlich. 811
legt ftecf te er (€fther mit feiner lebhaften S timmung an,unb währenb fie ba gufammen im S chlafgimmer plan
berten, er in .b embbärmelu , fie noch ben S albentopf inber @anb, malten fie fich wie gwet Rinber eine gange helle,f inberfrohe 811t11uft in allem eingelnen anb unb glaubt en
felbft voll %ertrauen an ihre eigenen "Bhantaf1 egebilbe .
Gfther fühlt e fich wie ein e 23raut, wie eine {f rau unb
wie eine Slllutter, ehe noch von beb Saterb 8ippon ber
S)iame beffen fiel, ben er für f1e gewählt hatte
Staunte fie ihn nur oft fo fprechen horen, bonn
wurbe ihr leich ter umb ©erg werben, bach te @fther ic ht
oft bei fich. 2lber fie hörte nichtb von gu ©aufe. S ie
Stut ter, bie ohnehin felten unb ungewanbt fchrieb, teiltenur einmal aub führlicher etwab mi t : fie ergahlte von
(%berhartb Säfte, bie foeben fert ig geworben fei unb bie
man ihr hinaubbriuge, um fie im 8aubhaub aufguftellen .
blu bem Sbenb,wo (Efther hi efe Stunbe erhielt, fam
fie leife in bob Simmer ihreb Sianneb , ber am S chreibtifch faßunb Släne unb Serechnungen burchfah.
Sun,befuchft bu mich einmal, 8iebftc ?
”bemerfte
er freunblich, ohne fi ch ftören gu laffen .
Gfther fuiete neben ihm am Sifch hin unb lehnteihr S eficht an feinen 2lrm . S ie fagte leife
Saßmich auf ein paar Sage gu b en Gltern reifen.
Sch fehne mich borthin .
Shr Slonu legt e fofort ben S leiftift nieber unb fahfie [unge nochbenflich an .
©oft bu Sriefe ?”
fragte er .
@1nen furgen von ber Sintter. S ie tft bob S chreibennich t gewohnt, weißt bu . S o erfahre ich wenig . S er
Suter fchreibt nich t mehr . Slutter fogt, baßer Sag unb
Sucht arbeit et . S ei t er heim fehrte, arbei tet er ohne2lufhören, wie noch nie . Raum fommt er noch gu ihr
hinaub . S ie ift gang a llein(%fther fto clte. S ann aber, alb habe fi ch gegen ihren
S3 illen eine falfche E)Jtotivierung ihrer S it te in ihre Starte
hineingefchoben, fügte fie nach leifer hingu
„(br hat auch eine E)Jtarmarbüfte von Gberhart vollI l
U nb biefe Säfte mochteft bu fehenBo n S n b r ea b =S a l om é, Stenfch enf inb er .
Sa, G eorg. Sch habe alleb überlegt, auch ber
Rinber wegen alleb georbnet. blut bri tten Sag will ichwieber gurücf fein .
Gr nahm ihr G efi cht in feine ©anbe unb hob eb
empor gu fich .
S age‘ mir einb : würbeft bu auf ber Seife beftehen,wenn ich fi e unterlaffen wünfche ?
“
S ie wurbe ein wenig blaffer. ü ber ihre augenblicf ten ihn feft unb ergeben an . Shr fam f ein G ebanfebaran
, feinen Stillen gu mißachtm . S ie war bie gange
geit in inneren S orgen herumgegangen,bie nich t ihn
gum G egenftanbe hatten, aber biefer {frage gegenuber
fühlt e fie fiCh wieber gurucfverfeßt auf ben ihr guerteilten
Slaß: nie hatt e fie fo tief unb bentlich gefühlt wie inhiefer &)Jtinute, baß ber Suter fie nicht nur einem be
ftimmten Sturm gugeführt habe, fonbern i n b i e f e m
e i n e n h e m St a n n ü b e r h a u p t, bem fie bienen unb
folgen wo llen um j eben Sreib alb fein S3 eib .
S ann reife ich nicht !”
fagte fie.
Gr füßte f1e auf ben glatten, bunfeln S cheitel.
Sch baute bir, Gfther. G ewiß follft bu ru fen.
Storgen nach . Sch will hafür S orge tragen, bu Siebe.
SSob ich wiffen wollt e, war etwab anbereb,bob ich bi ch
nicht gerabeoub habe fragen mögen .
”
Sie fchloß ihre @änbe um bie feinen, bie auf ben
Sopieren ruhten .
?lBab ift eb, G eorgSch wollte wiffen, ob bu, wenn bu nun reifeft,
ob bu auch wieber gang alb biefelbe gu unb heim fehrft,von ben Gltern unb von ber Süfte.
”
S ob Slut fchoß ihr in bunf ler Stelle über Sntliß,
S ob fleine 3 immer war noch wie ehemalb , nur bievielen S ilber Gberhartb aub feinen verfchiebenen 8ebenb
j ahren hatten fanft gefehlt . Um gwet von ben Shat o
graphien hing ein welfeb Rrangchen . S ie Sufte hingegenwar nich t - gu febeo in biefem G emach, wo Gfther fie b e
ftimmt gu finben meinte .
S ieh bir bie S ilber an,Rinb
,bemerf te ihre
Sflegemutter nach bem erften S turm ber Segrüßung,
„erinnerft bu bich ihrer a ller ? S ieh, auf biefem ift ernoch gang f lein, fo flein, baßbu ihn noch nich t fannteft.Stir ift eb bob liebfte Silb . S amalb gehörte er nochfo gang mir allein . Gbert faßgern auf meinen .Qnieen
,
G efchichten burfte i ch ihm aber nich t ergähleu
Rannft bu bir bob benfen ? Gr ergählte mir welch e .
Sielleicht nicht eigentlich e G efchichten, aber bach fo a ller
banb S eltfameb , wab er fo nannte .
©1er ift alfa jebt Gberhartb 8immer für eu ch,
murmelte Gfther, unb bie {f rage nach ber Süfte wo llt e
fich ihr auf bie Sippen brangen .
fi_ ner ift Gberhartb 8immer nur für mich, unterbrach bie alte S ame fie in feltfamem St an
, „für Suterift Gberhartb 8immer woh l fein Qlte[ier.
”
S3 ie meinft bu bob, Stutter ?”
Sch meine nur, bort ift er wohl mit ihm gufammen,wenn er arbeitet . Gr bacht e ja auch nur an Gberhart,fo lange er an ber Süfte formte . U nb feitbem arbeit eter fo fort unb fort, er ift gang vertieft in neue Gutwürfe unb G ebanfen, fogt er
,unb fühlt fich wie in
feinen jungen Sagen . Sein, hier fißt Suter nich t
gern bei ben S ilbern unb Sirongchen . Such am G rabwar er nicht mehr . Gb fteht noch bob .
‘
éolgfreug, benf e
bir. U nb jebt fannte bach fchon ein Siarmorftein aufb
G rab .
Gfther füßte ihre @anbe unb fucht e fie gu beruhigen .
Gr benft an ihn auf feine befonbere S3eife, fagte fie
leife, „aber haft bu bie Süfte nich t hier bei bir ?”
Sie alte Srau mach te eine abwehrenbe©anbbewegung,fobalb Gfther ber Süfte ermahnte.
„b ier ? nein,hier ift fie nich t . Sie fteht im vor
beren 8immer, wo ich nicht hinfomme. S ie Süfte fauu
i ch nich t ertragen . Ueber ber Säfte hat er alle Srauervergeffen, wenn bu nur wüßteft, wie glücf lich er jeßt
ift. S en armen Sungeu felbft, ber ba braußen liegt,
hat er barüber gang vergeffen . Gb ift au ch gar
nicht Gberhart, hiefe Sufte, eb ift gar nicht mein armer,blaffer Sunge . Gr fall barauf noch nach h em Sobe foaub fehen, wie ber Suter ihn haben möch te
,bamit er
ihm {f reube mach t . Siir macht fie f eine Sreube,mir fauu biefer S t ein f ein Sroft fein . Sch habe ihn
geboren, i ch habe ihn verloren,mir bringt nich tb ihn
gurücl
So ch ben legt en Starten fanf fi e in ihrem S tuhlwieber gung in fi ch felbft gufammen unb fah fo gramvollunb herbe aub
,baßGfther bob .ßerg weh that . S ob
hatt e bie große einfame Srauer aub biefer fanften, immerhint er bem Suter unb feinem Stillen vollig gurücf treten
ben {frau gemach t . So, fi e war vereinfamt nach Gh er
hartb Sobe, aber nich t,weil fie ben Suter feltener um
fi ch hatte, fonbern weil fie bamit auch ihn aub bem
®ergen verloren hatte .
G eh nur unb fic h eb bir an, fagte bie alte {f rau
mübe, alb Gfther erfchüttert ftill fchwieg unb wünfchte,
fie mach t e bie Stutter mit fich nehmen form en in ihr
b eim unb gu ihren Stinbern, „geh nur unb fomm e
bonn wieber gu mir. Gb fic ht im brit ten 8immcr. Su
mußt eb auch gefehen haben, wenn Suter gum Speifen
fommt .
Gfther ging burch bie angrengenbc Gßftube, burcheine gwett e Säohnftube unb fam enblich in bob fogenannte
S taatbgimmer beb b aufeb, bob in gewöhnlichen<
{fällen
felt en jemanb betrat . Sa, bem {fenfter gegenüber, auf
fchwargem Softament ftanb Gberhartb lebenbgroße Süfte .
Gfther ftießfaft einen S chrei aub, alb fie ihrer an
fichtig wurbe. Gb war nich t mehr fehr hell im Saum,
aber feineb weiteren 2ichteb beburftc eb, um Gberhart invollem Beben vor fi ch gu fehen. Sn Gftherb St uft gogfich gitternb etwab gufammen, etwab von S chmerg unb
jubelnber {freube, alb erblicfe fie ihn wieber, einen Sat :
geglaubten, alb begegne fie ihm wieber,einem 9lufer
ftanbenen, hier in ber falt en S ti lle beb 8immerb,aber alb einem,
in bem alle irbifchen Sf lagen verftnmmt,alle gagenbe Sergweiflung ftill geworben war, einem
gum S ieg Grlöften.
S ie blieb ftehen unb atmet e faum . S iefem Gherhart bort hatte bie b anb beb Saterb fanft fein 9llltagb
gewanb von ben S chultern genommen, bob trübe, graue,in hem fie ihn immer wanbeln fahen, fie hat te ihm bo b
S eelenfc ierfleib übergeworfen, bob er fo felt en vor benSugen ber Stenfchen trug, bob er aber bennoch befaß,tief verborgen befaß in foftlichem S chrein, alb feinengeheimen Sf önigbmantel unb Surpur. Sa, bob war er,ber Gberhart j ener flüch tigen S tunbe, in ber er Gfthervon feiner herrifchen Siehe unb feiner golbenen 8ufunft
Gintreffen ber<Sobebnachricht im 3 eitungbblatt gefchilbert
faub . U nb fi e gebucht e beb wunbervollen golbenen b erhfttageb, an bem Gberhart fich einfchiffte gum Slinteraufenthalt im Süben, gu „einfamer {f ahrt
“
. S o hat t e
ft c ihn gum lebtenmal gefehen. Sum lebtenmal ftanben
fi e gufammen am Steerebftranbe, unb er blicfte gweifelnb
unb hoffenb in bie {ferne hinaub, unb fi e lonfchte bem
eintonigen i bellengemurmel, biefem Shuthmub beb urewig
gebunbenen gleichförmigen bluf unb Sieber ber Sllleereb :
wagen, ber ihr wie eine .bpmne fchien unb wie ein S3 iegenlieb gugleich .
S a gog hoch oben ein bunfel fchwanfenber S treifenüber hem Steere hin, eine lange S char von ilßanbervögeln, bie ben b erhft flohen, ber S onne entgegen. S ie
fchauten beibe auf nach ben fchwebenben fchwargen Sanf ten .
S ie verlaffen wie bu bob b eimatbnef fagte Gfthertraurig .
Gr harte nich t hin. Slaßunb ftill hob er bie b anbvor bie Sugen, fchirmte fi e vor bem blenhenben Sich t unb
fah weit weit hinaub .
G laubft bu nich t, meinte er gaghaft, „baßeb miteiner großen S ehnfucht ift, wie mit hem gug ber Sögelnach Suben ein 3 eich en, baß eb fchon irgenbwo
blüht
S er leich te 9lbm bwinb fpielte mit ihrem weich enbraunen b oar, bob fie offen trug
,unb bob unter bem
f leinen b errenftrohhut über ben Sacfen bib fnapp an bieS chulterlinie fiel, wo eb ringbherum fchlicht abgefchnittenwar
,ohne fich natürlich gu wellen aber burch Sinnftmittel
gelocf t gu fein . S ie fchon vereingelt auftauchenben 2ichterhinter ben S chaufenftern unb in ben S traßenlatern enwarfen gelbe, unruhige Seflege über ihr G eficht mit feinennoch jugm blichen 3 ügem 2ln ber weit geöffnet en Shureineb großen Sbft= unb S elifateffenlabenb, ber auch be i
reitb hell erleuch tet wurbe, b lieb fie ftehen. S ie beugte
fich uber bie gefüllten {fruchtförbe, bie gu S eit en ber
Shurpfoften aubftanben, nahm prüfenb einen S)lpfel, eine
Sfloume in bie b anb unb ein Subbru cf faft heiterer G ering »
fchäbung gucfte babei um ihren Sinub. Giner ber Sobengehilfen in weißer S chürge fam heran unb wo llte fie nachihrem Segehr fragen, aber alb ber t ah er ber b anb »
lung, ein ftarfer, behäbiger Storm ,ber an ber Sto ffe
ftanb, fie braußen bemerfte, ging er fofort auf fie gn,fchob ben bienftbefliffenen Sungeu beifeite unb begrußte
fi e mit tiefer Ghrerbietung.
Sch fürch tete fchon, baßgnabigeb {fraulein wieberabgereift wären, ohne noch einmal vorgufpreihen,
”
fagte er.
S ie rich tet e fich aub ihrer gebeugten b altung auf,erwiberte fein en G ruß mit einem Sicfen unb trat aufbie S chwelle beb Saumeb, in bem eb aufbringlich nachDbft‚ {fifchen unb G ewurgen roch .
3 eigen S ie mir bach einmal Sh r e b afelnüffe !”
oußerte fi e unb hob gugleich bie b anb mit h em h ief en
Süfchel hoch . S er 8abeninhaber griff haftig banach . Gb
war ein b afelnußbüfchel, an bem bie Süffc in ihrer
gacfigen Slattumhullung in riefiger G roße, bolbenformig,wie S eeren an ber i beintraubm fußen .
G ott, 0 G ott !”rief ber 8abeninhaher .
Sngwifchen hatt e ber Sunge ein e b anbvoll b afeluüffe aub einer gefüllt en Sonne herbeigebrach t unb bo t
fie bem {f räulein hin . S ie ließ fie burcheinauber fo lleruunb lach te vergnügt auf.
S olch e armen, fleinen S inger ! Shne jebe rech t e
Sflege oufgm achfen fagte fie in einem Son, alb fpräche
fi e von verwahrlaften Sroletarierfinbern, unb fügte hingu2llfo, b err G c felIiub , eb ift abgemacht ? Stehr alb
ben genannten 2lbfab habe ich nicht gu vergeh en . Schwar meiner Suche fich er unb habe fchon im {frühjahrbie meiften G efchafte perfef t gemacht . Sur ber über
reich lich en Grnte ift eb gu banfen, baßich auch mit Shuennach einb obfchließen fauu .
”
G ewiß, gewiß !” beeilte fich ber t ober gu er
wibern unb blicfte ben braunen imponierenben Sufchel
faft in f tafe an, mein G ot t, hatt
’teb
’b früher
gewußt ! Sch fount e ja viel mehr anbringen . ü ber
nich t wahr, außerbem fchicfen gnäbigc b {f räulein mir nochbie verfprochene 2lepfelprobe
Sie nicf te unb wanbte fich gum G ehen . Sowohl,beftatigte fie, „unb wab ich Shu en noch fagen wollt emit biefer G roße unb G üte ber b afelnuffe tft eine Seuerungverbunben, bie biefe S aifan wahrfSeinlich auch hier in
Rönigbherg burchfchlagen wirb . S iefe verach teten Siüffe,welche man bibber hochftenb Rinbern gu fnacfen gab, werben jebt Sofelabft. S ie nehmen enblich bie ihnen gebührenbe S t ellung ein . Sion ferviert fie, wie fie amS trau ch wochfen, in falch en bigarren Süfcheln. S ie fallen
fehen ,eb wirb Siabefmhe. Sn Ropenhagen ,
wo f1e
eb mir fett ben erften Srobefenbungen nachgumachenverfmhen ba ift eb bereitb fo gut wie eine Siobe
fuche
Sie lebt en Starte rich t ete fie noch von ber S traßeher gu bem fie unter vielen Sücf lingen hinaubgeleitenbenSiann . Stit einem weit helleren
,weit weniger anteillofen
G eficht ging fie bonn bie S traße hinunter, ihrem gang
nah gelegenen b otel gn. U nterwegb gog fie ihre Uhr unb
beeilte,nachbem fie einen Slicf barouf geworfen, ihren
laffigen S chri tt .9llb fie in bob b ot el eintrat, fam ber Sortier ihr
entgegen unb melbete,baßin ihrem 3 immer gwei S am en
auf fie warteten: b1e eine fchon feit geraumer Seit,
feg t e er hingu .
S er helle Subbrucf fchwanb aub ihren fi ngen, fi e
ftieg mube bie furge Sreppe hinauf unb betrat ihre S tubemit einer Sti ene fo ftarrer G leichgultigfeit, baßeb wie
ein fühler 2ufthauch von ihr auf bie beiben onwefenben
S amen aubgugehm fchien. S ennoch fprong bie ein e vonihnen
,ein hübfcheb, h lonbeb jungeb Siäbchen, lebhaft auf
unb ging mit aubgeftrecf ter b anb auf fie gn, fichtlich er
freut unb in herglichem Sone aubrufm b
„Goufine Srene ! wie froh bin ich, bich wiebergu
fehen ! Sch hätte bich bach überall gleich wieber erfannt,
trob ber ewig langen Seit . Steißt bu, ich li eßmich nicht ahweifen, weil
Srene brücfte bie ihr bargebotene b anb, uber li eßfie fchlaff gleich wieber aub ber ihren gleiten unb fi el ein :
Sch hanfe bir, Glla. Sch habe mich ein bißchenverfpo tet, bie S chulb liegt an mir . Sie S amen
gewiß an, voll 8uft unb Straft gum allerlängften Sib
put, unb entgegnete heraubforbernb
„Ster wie S ie benf t, wer wie S ie fe1neu Slaßmannlich aubfüllt unb feinen Stann ftellt, ber hat auchfchon S ehnfucht verfpürt, gleichviel, ob er eb eingeftehenmag aber nich t, a lle Sechte ber Stänner teilen gu
bürfen, um eb ihnen gleichthun gu fönnen. D, glaubenSie nur : wir fchouen auch ber uneingeftanbeneu {f rauen
fehnfucht fchorf iub b erg.
„Stirf lich fragte Srene mit ihrer matten S t immeunb in ihre großen, ruhigen 2lugen trat eine feltfameSraurigfeit, bie weit, weit vom S potten entfern t war,„ja, bob mag ja fein, bach in mir täufchen S ie fich mit
Shren b offnungen unb slluforberungen. Stich reigt nicht,wab Stänner befißen. Stannebrecht ift ja, alleb mitgu
mach en, unb ich mag nichtb mi tmachen .
Shre Gouf1ne Glla, bie wahrenb ber Unterhaltungmit hem fremben G aft von ihr mit ein em Snftrich ver:
wanbtfchaftlicherSntimität gurücfgefebt worben war, lehnteingwifchen in ihrem S effel, ohn e mitgufprechen, unb fahin S innen verloren auf Srenenb b änbe, bie fraftl0b ges
falt et in beren S ch oß r11htcnt S ie erinnerte fi ch aub
ihrer Stinbheit noch fo gut biefer wunberfeinen b änhe
Srene befaßb änbe unb Süße . wie ein Rönigb finb
aber buwalb waren fie weiß gewefen, mit feinen blauen
Seberchen, unb jebt waren fie gebräunt unb giemlich breitin all ihrer Stagerf eit, mit gwar noch ebelgeformten, aber
gang furg abgefchnittenen unb vö llig glanglofen Sogeln.
Sreneb b anb wiberfprach faft ihrem übrigen 91 eußeren,fie war gleichfam bob G efunbefte unb jebt am wenigften
2lriftofratikhe an ihrer Grfcheinung. S ie blaffen 8äge
ha tte f eine S onn e gu braunen vermacht unb bob lichtbraune
, fa fchlicht unb funftlob gurücfgefämmte .b oar ließe in e felten fchöne, aber marmorbleiche S tirn frei . S iefeb
.b aar ftörte burch feine etwab°
fahle, wie verblich ene {f arb eein wenig ben Ginbrucf von Srenenb S ch önheit ; Glla
fchaute fi e immer wieber an unb fühlte einen formlichen
gwang, fie in ihrer Shantafie weißhaarig gu fehen, bobjunge G efi cht in fchneemeißer Umrahmung
Ster fannte wiffen, welch e alten Grinnerungen babeim itwirfen machten ; Srene hatte, alb fie beibe gang f leine
Stäbch en waren,bie mit Suppen gefpielt, manchmal wie
ein alteb Steiblein aubgefehen, wie bob altflugen St inbern öfterb erg eht . Such biefe Sraurigfeit im Slicf, wie
j ebt eben in ihrer blutwort an {f rau S oftor {fuhrberger,befaßfie buwalb fchon aber nich t momentan wie jebt,fonbern fonftant jene große
, ftille, fich felber unfaßbare Rinbertraurigfeit, bie gleich einer riefigeu, nachtbunfeln S3 onb hinter mancher f leinen Stenfchenfeele ftehtunb ihr bob ftrahlenbe Seh en verfchattet .
Glla genoß bie Sorteile eineb ungeftörten 8ufchaucrb
fo fehr unb vertiefte fi ch währenh ihrer ftummen Setrachtung1m fo gung in ihre alt e S chwärmerei für bobf leine Srm e=ältäbchen ihrer Rinbergeit, baßfie faft verbubt emporfchrecf te, alb {frau S oltar Suhrherga fich er
hab unb mit unnatiger Gnergie erf lärte, fie müffe nunenblich wieber ohrabeln, um fo mehr, ba fie überhauptnur angerubelt fei, um Srene gum 2lhfchieb noch einmal
ihre Sieh e gu geftehen, gegen bie f ein ?Iltiberftreben etwab
nütgen werbe .
Srene geleit ete höflich ihren G aft bib aub bem 3 immer auf ben b otelgang, unb Glla freute fich ingwifchen
St au ‘tl nb r e o b = S a l o m é, Stenfch enfinber . 8 1
ungebulbig auf ben %Dioment, wo fie 8rene enblich allein
fehen unb mit anberer 233arme mürbe begrufien unb ab
füffen bünnen, alb vorher im ?Beifein ber %remben . 6 ie
fah im © eift fchon, wie 3 rene nun gleich mit einem ti efen
6 eufger ber @rleichterung eintreten mußte, unb bereitb
fihelte eb unwiberftehlieh ihre 8unge, uber bie foeben
hinaubgegangene propoganbiftifehe €Dam e eine luftige ?Bewerbung 5u machen ; wie gwei fpottgierige 6 ch elwe blihtenihre fehr hübfchen blauen 21ugen 3 rene entgegen .
8rene tom herein, fah etwab erftaunt in @llab froheb ,
erregteb (Seficht unb erwiberte beren €ö li fo verftänbnib
lob unb fühl,baßeine rafche $lutwelle ($llab QBangen
purpurn übergofi .
6ie fühlt e fi ch blihfchm ll befchamt unb wie gemafiregelt baburch, bafa 8rene wohl vornehmer empfanb alb
fie unb unwillfürlieh burch biefe 5urüclhaltm be %ornehm
heit ihren (Saft, ber eben noch bei ihr gefeffen, vor einemluftigen 28i5wort fchuhte.
ü ber bob war eb nich t allein,barüber ware © lIa
wohl gleich hinweggelommen . ® och ba war bob unver
änbert Sialte in 3 rm enb Elliiene, gerabe alb fei ihr bie
ienige, bie fich nun noch im 8immer befanb, ihre 28er
wanbte unb Rinbheitbgefpielin, genau fo fremb, Iäftigunb gleichgültig wie bie anbere, bie fie faum fannte
© lla machte ein e unbeholfene %ewegung mit ben
a1rmen unb bemuhte fich, unbefangen oub5ufehen, aberirgenb etwab würgt e fie an ber ®ehle, unb ihre 21ugen
verfchleierten fich unb brannten ihr . 6 ie trat fchnellanb $enfter, alb bliclte fie hinaub .
€Da fühlte fie noch fefnnbenlanger ‘ßoufe 3 renenb
b anb an ihrem Sio clen fühle fühle C
{€inger, bie
gangen SlJionat beim Sufel © ey ern gefallen wirb . i b ir leben
fo einfam,unb bu bift ja bob 8anbleben nich t gewohnt .
”
„© crabe bebhalb freue ich mich fo barouf,”behauptet e
($lIo, bie eb fi ch gut fchmecfen ließ, „bu weißt nich t, wie
fchwer eb ift, bie S ommer in %erlin gu verfißen unb amEvc eum gu unterrich ten, befonberb , wenn man gar
f ein EZalent gum 8ehren hat, wie ich . g eh lerne gern ,
treibe vieleb,intereffiere mich für alleb
,aber lehren
® och erwachfene g.Uiabchen, f eine Rinber,” unterbrach
8rene fie, „bob finb boch mehr %ortriige alb unterrich t .Sirnber waren mir li eber, murmelt e (Ella
, „auchwenn fie mehr 2Blage worhen follten . U eberhaupt :
8anbleben unb Rinber um m ich och fie brachrafeh ab unb fügt e hingn
ü ber ergahle mir vom Snfel (Ser;ern . Sch habeihn ja auch lange ni cht gefehen . Ungefähr vor gehn Sahrenbefu chte er meine (Eltern einmal. ® chon bamalb font er
mir gang alt vor, gewiß boch uber fechgig. %llfo mußer jebt fteinalt fein
@ewißtft er alt. QBarum fragft bu bob fo verwunbert, alb ob bob ein e SlJierfwiirbigfeit fei ?
”
8a, weil,
ich fann ’
b nicht rech t begreifen,wenige 3 ahre, nachbem er bei unb war
, famft bu boch
gu ihm,unb ba warft bu boch höchftenb achtgehn, wie
ift eb benn ba moglich fi e ftocf te unb verwirrte fich .
® aß er mich buwalb heirat en wo llt e, meinft
bu ?”
ergängte 3 rene ruhig, „ja, bob finb fo Saun en,bie alt e @orren manchmal haben, wenn fie gang junge‘.Uiäbchen fehen, unb wenn biefe jungen 9)iäbchen a llein
fic hen unb wenig bemittelt finb. ü ber warum bift bu
benn barüber fo ro t unb verlegen geworben
g eh fürch tete nur, ich hatte 2lngft, weil eb mir
fo heraubgeplaßt war, geftanb (€ lla, noch immer burch
8renenb 2frt barüber im 8wä fel, ob fie nicht eine neue$aftlofigfeit begangen habe .
3 rene fchaute fi e finnenb an .
„QBie bift bu lebhaft !”
fogi e fie, nich t tabelnb, nurerftaunt, „wie fpringt bob 23lut in bir herum .
U nb w i r finb Qllterbgenoffen ‘”
QBar b ir benn bob nun nich t graßlich fragte @lla
gaghaft, aber mit unwiberftehlicher Steugier ; „eb ift boch
baraufhin gewiß fchwer, fo gufammen gu bleiben, $ag für$Zag. 8ft eb benn nich t wirflich gräßlich, baßein
fo alter 9Rann, gewiffermoßen wie ein @roßvo ter alt
® ein allter war bob eingige mir nicht © räßlirhebaran
, fiel 3 rene mit ihrer ruhigen ® timme ein, „unb
bonn blieb ich bei ihm weil eb etwab bei ihm gibt,wab ich lieb e
SDab fogie fie gogernb, erflarte eb nich t weiter unb
verfanf in G ebonfen .
($lla entfann fich beffen, wie bofe 8ungen bei (Si elegenheit biefeb monftrofen @eiratbantrageb, nach welchem
3°rene bennoch beim alten geblieben war
,von @rb
fchleicherei”
gefprochen hat ten, benn rich tig feg te ber 21lte
fie ja fchließlich gur @rh in ein,
aber wie viele unb
einanber läch erli ch wiberfprechenbe Urteile founte man
uberhaupt über Sirene hören, unb babei fonnten bie wenigften fie perfönlich naher . 5Die einen nannten fie eine in
a llen weich en Raßenfünften erfahrene erbfchleiehenbe Ro
f ette ; bie anberen ein QBeib ohne alle liebenbwürbigen
Elieige, 530cfungen unb 6 chwächen beb QBeibeb ; bie brit tenein garteb, gebrechlicheb fi n de sibele -Qßefen, nebft ihrem
\1
%ruber, einem giemlich verlebten QBeltmann, bie beiben
lebt en eineb alten @efchlechtb ; bie vierten warfen ihr rüb e9)iannweiblichfeit unb robufte ®rohheit vor ; bie fünft enenblich fafelten no ch einem furgen $Befuch auf bem @uteetwab von franfhaftefter ® entimentalität.
Rlug werben fonnte man alfo ficherlich nich t aubbem, wab anbere Beute fagten, aber in ($Ila regt e fi chein bunfleb @efühl, baßauch fie felbft nich t viel f lugerwerben unb fich vielleich t balb in ebenfolchen filBiberfprüchenergehen mürbe .
bilb 8rene immer noch fchwieg, bemerf te fie nacheiner QBeile
?Bon beinem %ruber foll ich bir eigen tlich noch G rüßebeftellen. (Er will ben fommenben % in ter in %erlin verleben, unb eb ift nicht unmöglich
,baß er bich auffucht .
”
Srene fchüttelte ben Siopf.
„5Dab thut er nicht . 8ch fiore ihn gu fehr . QBogu
auch ? 3 n bem halben Sahr, wo ich vor meiner Ueber
fiebelung gum a el noch öfterb mit ihm gufammen war,finb wir einanber vollftänbig überbrüffig geworben,
” ver
fehte 3 rene unb unterbrücf te ein (b ühnen .
„geh fann mir benfen, baßfeine loclere 8ebenbweifebir mißfällt . ü ber ihr feib boch @efchwifter unb in eurer
%amilie herrfcht von alterb her folcheb unerfchütterliche
8ufammenhalten
% ir legten finb bie (brfchütterten, bemerf te 3 renelachelnb, „übrigenb ift eb nich t nur wegen beffen, wab
bu feinen locf eren Bebenbwanbel nennft. fl lber ich hab’
mancheb gefehen. „Sum %eifpiel ein paar %älle : erverliebt fich einmal ernftlich, wenigftenb fcheint eb
ihm einmal felbft ernftlich gu fein unb fofort, mit
nun wirft bu ich on wieber rot,heut’ gum brittenma l !
QBab bift bu für ein liebeb $Ding, @lla.
”
@Ila griff unwillfürlieh nach einer feinen Slliebaillonf et te an ihrem .b alfe ; ihr war, alb faffe 8renenb {fragebiref t, wie burch © ebanfenübertragung, hinein in bo b ,woran fie foeben gebucht hatte.
3 rene fah ihre %erwirrung unb ihre ©anbbewegung .
fragte fie.
Glla ftarrte fie hilflob an .
i b ie fannft bu bob wiffen rief fie aub unb um
f lammerte ihr E))iebaillon.
93 u ,Rinb ! bu fprichft ja nich t nur mit bem
SlJiunbe,” entgegnet e 3 rene fehr fanft unb fchaute ihr
t ief in bie 2lugen tragft bu fein $ilb am @alb ?”
Glla löfte mit einer fpontanen & 3ewegung bob Si et tch en unb reichte eb mit t iefem @rnft 8rene hin . S ie
verftanb fich felbft nich t, aber bie fie eben noch abgeftoßenhatte
,öffnete mit einem eingigen S timmf lang unb ?E liel
ihr %ertrauen unb .Qerg.
(br ift 8anbwirt ? %orftmann ? © utbbefrßer ?”
fragte
8rene, noch bemüht, bob SlJiebaillon aufgumachen.
3 a ! 8anbwirt. ü ber wann habe ich benn fo etwabermahnt ?
”
fagte @lla leife, unb eb fam ihr vor,alb en t
li efen ihr einfach bie verfchiebenften é))i itteilungen unb (Si e
banfen gang ftumm , ohne ihr $Daguthun. S ch on fürcht ete fiewieber 8renenb nachfte $rage ; wab würbe fi e alleb wiffenober wiffen wollen von ihrem wortfrheuen © lücf
3 rene fah ben Slliannerfopf im 9Rebaillon lange an .
SDann lehnte fie fi ch weit in ihren S effel guruef,verfchränf te bie 2lrme über bem .ffopf unb blicf te fchwei
genb gegen bie 8immerbecfe.
S ie fragt e gar nichtb . SDurch ihre %ugen gingwieber eine große
, finnenbe $raurigfeit unb faft fah fie
in biefen zlüinuten wieber bem alt en .
‘IBeiblein aub ihrerRinbheit gleich, bob fo voll truben S taunenb war überbob 2eben .
© lla riß ber a blief von ihrem S tuhle auf, unb
ehe fi e felbft eb noch wußt e, fniete fie fchon neben 3 reneunb umfchlang fie mit ihren e men, im heißen %ebürfnib, gu beichten unb gu vertrauen .
253 ir finb noch weit vom 3 iel, er unb i ch ,
gang erbrücft von ben materiellen S orgen alle beibe,er hat auch noch f leine © efrhwifter gu unterhalten
,
”
flüfterte fi e, „unb boch o 3 rene, fo namenlob glücf lich !S o glücflich mußt auch bu werben .
”
8rene regte fi ch nich t . S ie fagte nur langfom ineinem fchleppenben $on
°
Sch glaube nich t baran baß bie 2ic he unb aub
unferer %ereingelung erlöft
Eb en gangen Elliorgm nach ihrer 91nfunft auf bem
@ute war @lla mit bem alten a el © eh ern gwifchen
ben %c lbern unb in ben S tallungen herumgeftrichen . @r
hatte babei ihren e m burch ben feinen gegogen unb ihrbie ©onneurb gang in ber £Beife gemach t, alb ob fi e fi chim S a lon befänben unb er fie in ber © efellfchaft orien =
tieren müffe. @lla bo t ihm in ihrem b ergen mancheb
ftille %orurteil ab , gang gewonnen burch feine heitere,rit terlich e 91rt mit ihr umgugehen, unb ber alt e .b err
fchien völlig entgucft über bie Qlubfirht, bieb junge, [ebhafte Slliäbchen wochenlang alb © aft im ©anfe gu haben .
S o famen fie plaubernb unb fchergenb, im beften
@invernehmen, 2irw in e m gum Slliittogbmohl, bob , fo
lange bie 3 ahrebgeit eb gnließ, in ber großen globgebecf tm
%eranba beb (8utbhaufeb eingenommen wurbo. 3 rene,bie ben gangen %ormittag unfichtbor gewefen, begrüßte
fie flüch tig unb gerftreut ; fie weilt e offenbar mit ihren
G ebonfen burchaub nich t bei ihnen, unb @llo verftanb eb
in biefem blugenblicf gar nich t, wobnrch fie ihr am geftrigen
blbenb fo innig nah gefommen war. $Dab ©otelgimmer
mit feinem 8ampenlicht bilbete jebenfallb einen wohlthuen
beren ?Rahmen um bob fonberbarc
{frembe, 3 folierte ihreb
28efenb , alb bie offene 2anbfchaft mit ihrer hellen, golbhellen S eptemberfonne, bie breit über ben herbftlirhen
%irfenwipfeln flimmerte, fo baß eb aubfah, wie wenn
fich bie grunen $irfenblotter beeilt hätten, ihr guliebeauch golbgelb gu werben, bawit alleb ftrahlenb ihren
© long allein verfünbe.
.fgaft bu bie Slliilchfuh brüben horcn, 3 rene ?”
fragt eber alt e a el unb fchob feinen S tuhl gurecht, bib bie
volle S onne ihm warm in ben ?Rüclen fchien ; „ich wi ll
bir nur fagen : fie hat bob Rälbchen gu lange genahrt,wie ich eb von vornherein behauptet, fechb iBorhen ift
eben gu lange . SDob lleine Sier weigert fich ben brit t en
Sag, anbere Eliahrung gu nehmen . 28enn bu boch ein
mal auf mich horen wollteft.
@b mirb Siahrung nehmen !“ entgegnete 8rene t ief
ernft, alb hanble eb fich um bob gefährbete Beben eineb
teuren Slllenfchen, „wenn bu bob boch enblich einmal meineS orge fein laffen wollteft !
"
$Der 91 lte wanbte fich mit einem Sion unterbrucf ter
@rbitterung an Glla
um fiehft bu eb nich t von biefer S eit e an ? SDu wachftSpefulationen, vielleich t fehr geiftreiche, aber boch wohl
fchließlich © elbfpefulationen bamit,nich t wahr ? Sch
aber fümmere mich nich t um bob S elb, fonbern um bob
© ebeihen ber $Dinge felbft. U nb barum
„Siun, barum fragt e er wilb .
93 arum fließt bob (8e mir aub ihnen willig unb
reichlich in bie .Qänbe. ift ihnen nich t erpreßt, fon :
bern ihr €Danf an mich,
ergängte fie gelaffen.
Glla fragte fich im ftillen, ob biefe beiben wohl j ebenSlJiittag fo erquicfliche © efprache miteinanber führten ?
S ie vermoch te natürlich nichtb f lar gu beurteilen, bochwar ihr .
‘
b erg auf beb Qllten S eite. S ie bewunberte fein
faft jugenblicheb Sntereffe an allem, feine 8ebenbigfü t,benn wab fi ch in ihm gegen Srenenb Rälte ‚
aufbäumte,war eben 8eben ; biefe erfchien ihr greifer unb temperamentlofer alb ber reich lich S iebgigjährige.
9iach bem bliittagbmahl nötigt e er @lla, bie S ch aleSfaffee bei ihm gu nehmen .
Sllieine eigentlich en (8emacher haft bu noch gar nich t
gefehen,”
fagte er unb fuhrte fie in ein paar altmobifchunb anheimelnb eingerich te te ©m engimmer, bie von fein em$abaf gang eingeräuchert waren unb wenn bu mir etwabbefonberb 2iebeb thun willft, bonn fommft bu auf ein
S tünbchen hierher, fei eb nach Sifch ober in ber S chummer
ftunbe. 53i eber © ott, wie entbehre ich bob ; fein 2Dienfchenf inb fommt mehr her gu mir .
@lla wollte ihm bie SBfeife reichen, bie fchon bereit
ftanb ,unb ihm feinen langen © roßvaterftuhl gurecht
rücfen, boch wie er bob bemerfte, lach te er mit feinem
bartlofen, faltigen Elliunb, ber noch fein eigeneb wohler
halteneb (ßebißbefaß, unb ehe fie fich’b o et foh, brücf te
er fie felber in bie St iefen beb © roßvaterfeffelb .
($inen S chemel fannft bu auch haben,einen ri
_ghtigen gefticf ten S ch emel aub alter Seit,
”bemerfte er
eifrig unb machte eb ihr fo behaglich, wie er fonnte.
(Sott, natürlich , i ch bin ein arg alter Sinabe, aber muß
man benn immer baran beulen ? immer unb immer nurbaran ? Sch fühle mich rüftig, bie S onne fcheint, unb
ba ift man boch voll 2ebenb freube, nich t wahr ? 9ieifen
f ann ich nich t mehr viel,
aberlwenn ich {hier jemanbenhätte, nur hin unb wieber
,ber frohe 2lugen mach t
unb mit bem man fich heiter unterhalt en fann .
”
(br ftießben ?Rauch aub feiner ‘Bfeife, forgfaltig gum<
{fenfter gewanbt, hinaub unb murmelt eü ber, weißt bu, bie Srene, bie wartet ja nur auf
m einen Sob .
”
ü ber a el !” ri ef @fla entfeßt aub , „wie fannft
bu nur ein folcheb QBort in ben El)iunb {nehm en ! SDab
ift ja auch nimmermehr bein (%rnft. S onft würbeft bu jaauch Srene nich t mit folchem %ertrauen freie {banb inallem laffen, wie bu eb mir felbft heut e morgen braußenim (Sut erf lart haft.
”
©r mach te ein f laglicheb (Sefi cht unb guelt e bie 91 chfeln .
S ie verfteht eb eben h eifer, man muß ihr eben
freie b anb laffen, fagte er unruhig, ober wab eb
nun fein mag : ihr gelingt alleb . Slliir mißlingt alleb .
iff ja wahr, ich habe früher mich nich t um 8anb
wirtfchaft gefümmert, fonbern um il!hilofophie unb fo
manch e Runft betrieben unb in ber 28elt gelebt l er
fie brach te boch auch f eine praf tifchen Renntniffe mit .
U nb nun beacht e einmal bob G efinbe : niemanb mag fie
leiben,aber nicht nur gehorchen ihr alle
, fonbern fie
haben auch feften ($auben an ihre 2lnorbnungen S ie
ift„gleichfam nicht erft burch mein $eftament %e
fißerin von allem . Db i ch auch noch fterbe, ift faft gleich
gültig, nich t wahr ? U nb boch fomm t eb mir immer vor,alb entriffe fie eb mir, S tücf für S tu cf . U nb ,
weißt bu, wenn ich jung wäre, ich meine wirf lich jung,bonn würbe ich ben Rompf mit ihr aufnehmen unb eb
ihr wieber gurücf entreißen, S tucf für S tücf, bib eb
wieber mein wäre, mein allein©r ftanb am Senfter, bie lange, hagere (Seftalt ein
wenig vorgebeugt, unb feine farblofen flugen 2lugen
fchienen etwab (bingebilbeteb gu firieren . (br fprach faft
flüfternb, ein Son von .
‘
éaßgifchte barin .
2lber a el,bu träumft !
”
fagte (€ Ilo faft lachelnb,eb ift j a alleb S tücf für S tücf bein . QBab würbe bennanberb fein, hier auf bem © ut ?
“
iBob anberb fein S eine 2lugen glangten
freubig auf, „ein froheb 8eben unb frohe (Siefelligfeitwurbe hier fein ! mit Rippen unb 2lugen wiebeine
,unb beinem flach en
,unb ber ?Ißein würbe in ben
(8läfern f lingen, unb bob Sreibhaub würbe feine éBlum enhergeben, bamit man boch fühlt, wogn man auf biefer
fchönen @rbe lebt . b orch !”
fügt e er hingu unb
legte feine fchmalen, langen, ariftofratifchen Singer anben &IRunb, „hörft bu ? Srene fpielt . 2luf bem Slügel inihrem ißohngimmn . éBift bu Srene ift
E))ieifterin auf bem Slügel. Sliogart ift ihr 2iebling .
äßeißt bu, fie ahnt gar nich t, welchen © efallen fie m irbawit erweift , baß fie faft 4aglich um biefe S tunbe
fpielt , ehe ich meinen fleinen 92ach=$ifch=S rhlummer
€lJiufif fur mich nichtb fo Sntimeb, wie bu wohl gumeinen fcheinft.
„iRicht ? Sft fie bob nich t fur j eben, ber fich ihrwirf lich hingibt ? ($ntführt fie nich t weit weit fortvon allem ? Sch benf e mir bob alb 2aie fo.
Sa, weit, aber nich t t ief : wenigftenb mi ch
führt fie nich t tief, entgegnete Srene unb fchlug einenSon an
, „für mich ift é))iufif wie ?Reminib c eng,fiehft bu wohl : nich t eigentlich perfönliche $Reminib c eng,aber boch fo, wie wenn (äroßmutter ben Rinbern (5e
fchichten ergahlt, © efchichten aub ihrem unb aub anberer
8eben, unb bie Rinber horch en, unb eb f lingt allerleiauch an ihre f leinen @rlebnifie an, aber fern, unb
baher fehr füß. S o ift eb .
”
(%Ila fegt e fi ch auf bie Ronte eineb S tuhleb neben berShur . S ie freut e fi ch barüber,Srene fo mitteilfam gu finben .
.fgaft bu nie fomponiert ?”
fragte fie vo ll Sntereffe .
9iein . Srene rungelte bie %rauen, fie begriff nich t,wie ($llo bob nich t nach biefen ?IBorten von felbft wußte .
flBenn ich fomponieren fönnte, wäre natürlich bieElllufif etwab völlig anbereb für mich, unb bonn hätteft
bu mich geftört . wären nich t © roßmutterb © efchichten,fonbern m e i n e G efchichten, bie ich f ch o f f e n würbe,
aub ber Siefe eigenen 8ebenb heranb . Sch bin ein
gang unprobuftiver Slllenfch .
”
Srene ftanb auf unb fegt e hingu
„S ib nich t fo fteinern ba, bu bift j a lebhaft, leg bir
boch f einen 3 wang an . b abe ich bich geftern fo fehen gemacht ? Über hat ber Qllte bi ch gegen mich eingenommen
bich, Srene,
” rief (blla warm, „ber alt e Snfel ift
gut ! Sch hab’ ihn li eb !”
Sch glaube, bu haft a lle lieb . .
‘
bat er b ich wirf lichm it feinen ©ofmachereien gewonnen
9 pfui, Srene, mir mach t er boch nich t ben ©of .
(br ift nur fo merfwürbig lebenb frifch fur fein bllter.
QBeil er fo vollfommen gefunb ift, innerlich unb äußerlich . SDenfe
,wie bob fur fein gangeb vergangm eb 8eben
fpricht . (bb ift fchön !”
Srene lachelte . S ie fagte no chbenf lich :
„8Eu, ftelle bir nur vor,mir fomm t bob bermaßen
unnatürlich unb ungeheuerlich vor, baß ich manchmal nur
fchwer ber %erfuchung wiberftehen fann, ihn am 2lermel
gu gupfen unb ihm iub «Dhr gu murmeln : alt er 9Rann,eb ift 8eit, gu fterben.
”
Glla ftießfaft einen S chrei aub . S ie vermoch te nichtb
gu antworten . Qllle S ympathie fur Srene war wieber bliß
gleich verflogen unb mit einemmal fam fie ihr unheim lich vor .
Um ihren S chrecf unb ihre (bntrüftung gu verbergen,erhob fie fich vom S tuhl unb ging betrachtenb unb mu
fternö burch bob helle 3 immer mit feinen alten gragiöfen23arocfmobeln, ber lichtgeblümten i banbbefleibung, an berf ein iBilb hing, unb blieb vor einem wohlgefü llt en 58ücher
geftell ftehen .
(b llab SBlicf uberflog bie fauber eingereihten QBerfeerft gerftreut, bonn mit fachverftänbigem Sntereffe.
?Bon hier werbe ich mir mancheb von bir le ihen,
wab ich beffer unb grunblicher fennen follte, bemerf te
fie, „unb biefe alten 2lubgaben von %oltaire unb 5Rouffeauunb ben anberen
<
{grangofen l U nb hier haft bu ja bie
gangen ibncr;f lopabiften .
”
93 araub haben wir, ber 2llte unb ich, in ber erften
‚Seit viel gelefeu .
sIläir haben ein en glei ch en (b efchmacfSo n 91 n b r e a b : S a l o m é‚ ‘D lenfch entinber. 22
im Bitterarifchen. @r ift j a noch von ber Stultur beb
achtgehnten Sahrhunbertb ,bie fo fchorf unb gragiöb
war,
"
fagte Srene.
U nb bern neungehnten Sahrhunbert haft bu gwifchen
hiefen %üchern gar nich t ben geringften $laßgelaffen ?”
Stein, fo gut wie nich t . Elltoberne SDinge ftoßen
mich ab,
”verfeßte Srene furg.
S o gang in 58aufch unb Eb ogen ?”
9tun ja,eben im Eßringip,
” entgegnete Srene un
gebulbig, benn eb beläftigte fie fchon gum gweitenmal,
baßfie (blla e twab erft weitläufig erflären mußte i chmeine nich t biefen ober j enen S chriftfteller, ich meinealle Runft unb 28iffenfchaft, bie, geitlich gefprochen, gangb ich t um unb herum liegt . Sch weiß wohl, baßfie ba
fein muß,
euretwegen, aber fie ift mir wiber ben(b efchmacf . üb ern 91 lten hingegen würbe fie woh l wunben,wenn er felbft aub ber h eutigen Bett ware . Sch abermußmir weit vom 8eibe halten, wab i ch genießen will .2llle ältähe macht mir U eb elfeit, unb biefe SJtißempfinbungftimm t nich t gerabe liebenbwürbig gegen $Dinge unb
enfchen.
”
(bllo fchwieg bogu .
Sft fie benn überhaupt ein El]tenfch ? bach te fi etief erftaunt.
St ene hat te fi ch nach ber $hur umgewanbt, bie ebenin ben 2lngeln fnarrte. (bin Slltabchen aub bem (butb
gefinbe, mit einem ro ten Ropftuch, bob tief über bie2lugen herüberftanb, unb einem $ünbel in ber b anb,ftanb auf ber S chwelle unb hielt fich am $hürgriff feft,in einer birt von verlegener Sliatlofigfeit. S ie wollte fich tlich ihre 2lnwefenheit irgenbwie bemerf lich machen, ohne
lih ; biefe (b ebarbe hatte etwab bermaßen %erebteb unb
%ernih tenbeb gehabt, baßfelbft ihr äßeinen ftocfte.
Sl)tühfam am näh ften S tuhl fih hoh hebenb, fuh te
fie wieber in aufrech te ©altung gu fommen, griff nachbem $ünbel
,bob neben fie hingefollert war, unb fhwonf te
aub ber S tube .
© in S chweigen entftanb. Srene, noh immer ben(bfel im (b efih t, ging an bie
C£ hur unb fh loßfie .
2bab hat fie benn verbroh en fragt e (blla enb lihhalblaut .
S ahft bu eb nih t ?
S ob ? ! ü ber, Srene, ift benn bob fo fh limm ,
baßman einem filteufh en faft einen Sußtritt gibt
Sch meine, auf bem b anbe,ba paffiert
blnf bem 8anbe, ba iff eb gang net t, wenn bieEllienfh en fih paaren
,wie bob i tieh auf bem
ergangte Srene in eifigem i on .
91h nein,bob meinte ih nih t. ü ber ih mußte
bo ch benf en, baß fie m inbeftm b eine $Diebin ober gangunmöglih e Streatur fei, nah beinem %erhalten .
”
„(bine SDiebin ift im © utbwefen fehr nnbequem . ü ber
gu vergleih en ift bob gar nih t . $Denn fh ließlih , ob ein
S tücf bem einen ober bem anberen gehört, ift mir, ab
gefehen vom bißh en %orteil, gang gleih gültig . Sh fauum ih unmöglih ernftlih erregen um ber (b efeße willenober ber E)Jtoro l ber 53eute
9tih t um bie zl)toral ? ' So, aber bonn webhalb
bonn bie gange (bntrüftung ic ht9Jtein (b ott ! blub @fel" QBab liegt baran, ob
eb taufenbmal legi timiert gefh ieht ! 21m So ll von Slltoleinefann ih einfah ben (bfel geigen, ben ih taufenbmal
hinunterwürgen muß .
sllber mit (
{frau von oberift eb genau fo efelhaft . Sh ertrag
’b nun einmal nih t,
bi eb bieb ihr S eficht vergerrte fih , „ einSDtörber
,ber ba totet
,ift mir noh lieber, alb bieb bieb
verfluh te fh mußige Reben mah enS ie brah ab
, feßte fih hin unb becf te bie .
‘
Öanbe
vor bie blugen .
Sn (blla fturmte unb garte eb . (b ine t iefe wuhlenbe(bmpörung gegen Srene wo llte glühenb in ihr auf unb
raubt e ihr bie flBorte . ?IBab in biefer gornigen Grregungin ihrem eigenften Snnerften vorging, vermoh te fie fe lbft
gar nih t gu analy fieren, aber eb war etwab,wab alle
ihre Snftinf te feinbfelig wiber Srene lehrte .
2llb biefe nah einer langen 2Baufe bie .fi anbe von
ben blugen nahm unb aufblicfte, faß(blla bloß, mit gu
fammengepreßten Rippen ba unb ftarrte vor fich hin.
Srene fam ein Rah eln .
„9tein, wab biff bu boh für ein lebhafter @afe !”
fagte fie, „wie leibenfh aftlih wirf t jeglih eb auf bih .
Sh bin fich er, bu moh teft ic ht am liebften auf mih [ob
fpringen vor 3 orn, nun, thu beineu (b efühlen f einen
3 wong an, momentan fann nih tb mir ernftlih unfpm
pathifh fein, nah nah biefem
(blla hob bie blugen mit einem 38licf, ber Srene be
t°
roffen mah te .
Sh fauu nih t !“
ftießfi e hervor fprih ic h t nih t
mit mir,
ih hab’bih fo gar nih t nein
, fo gar
nih t mehr lieb, Srene, wab foll ba 8orn, wir
fi nb gu weit voneinanb er gum Sorn .
Bu weit voneinanber,
ja,b o b unb wir wahr
lih ,beftätigte Srene langfom, „unb bob fühlft bu nun
erft unb fonnft mih nih t mehr lieb haben, unb leibeft
barnnter,bu bu Stinb
,benn lieb haben ift bir natürlih .
bllb (blla fchwieg, feh te fie nah einer ‘Banfe hingu :
„D , ihr @ efühlbmenfh lein ! wie hängt ihr vom &)Jtoment ab ! (b eftern noh überfiel bih ebenfo fh leh t motiviert bob %ertrauen gu mir
,unb bu geigteft mir bein
{b erg unb bob ?Bilb im 91tebaillon, bob bu über bem
„b ergen tragft. U nb heute bewirf t ein ebenfolh eb 9tih tb ,irgenb eine El)teinungbaußerung, irgenb ein frembeb
QBeib eine fo maßlofe St ronfung (blla fprang fo
jäh von ihrem S tuhle auf, baßfie verftummte.
So, eine maßlofe Stranfung rief (blla gang außer
fih ,unb ihre blauen Qlugen flammten unb blißten fo,
baßihre einfah e, freunblih e (brfh einung faft e twab von
unwillfürlih em £Bathob befam ; eb franf t mih , weil
ih biefem Q8eibe immer noch naher ftehe alb bir ! (bb
fränft m ih , weil bob , wab bu fo furch tbar befh impfteft,auh mein ja
,auh mein höh fter unb heiligfter Rebenb
traum ift, verftehft bu mih ? EtBeil,wer S h anbe barouf
wirft, auh S h anbe auf m ih wirft, fo wahr ich SBraut
bin, fo wahr ih einft 9)tutter gu werben hoffe . U nb
bu,bie bu beineu Suß vor unfrer %erührung gurücf =
giehft, behalte beine höfen, unmenfh lih en (b ebanfen gangftill bei bir unb tritt gur S eite, tritt gur S eit e vorunb
,benn unb gehört ber QBeg, nih t aber bir,
nein,nih t bir .
S ie brah ab, faft gitternb vor (brregung, unb lehnte
fih bih t in bie %orhänge ber © labthur, vor welh er fie
ftanb . S ie war bunfel errotet, unb in ihren 2lugen
funfelten Sb hranen .
Srene verhielt fih gang fhweigm b .
reh tigung gn, unb behergige beine‘lßorte : baßfo lh e
U nwefen, wie ih felbft, beifeite tret en fo llen . (bb
ift f leinlih unb allgu menfh lih ,etwab nih t gn loben ,
weil man eb nih t liebt .”
S ie fprah bob lebte mehr gu fih felbft alb gn (blla
unb fh ien fie gar nih t weit er gn beah ten, fonbern ihreneignen (b ebauten nah guhängen . (blla ftanb ba unb ftarrte
fie an in ben wiberftreitenbften (b efnhlen . (bb brängte
fie, Srene in bie blrm e gn nehmen unb ihr gn helfen,fie wußt e nih t, wie unb auh nih t einmal, wobei . Sie
wußte nur,baß fie ihr uüaubfpreh lih leib that .
<Jtah fnrgersltaufe bemerf te Srene in frennblih em
i on, alb entfinne fie fih eben plöblih einer ihr inter
effanten 5Zhotfah e
(brinnerft bu bih vorgeftern ber Sran SDoftor
Suhrberger ? Sh habe fie in Stönigbberg wieberholt ge
fproh en . U nb immer von neuem verfih erte fie m ih i hrer
Sompothie . Qßab ih auh that, um ihr f lar gu mah en,baßih ihre 8iele unb %eftrebnngen abfolut nih t t eile,
fühlt e fie fih boh heim lih mir nah gegogen, alb wittere
fie troh allebem : bie gehört gu unb . S iehft bu, bob
fenngeih net etwab . @b fenngeih net, baßin ber Sewegung,bie fie vertritt unb bie j a mitten inb Reben greifen unb
fih bob Reben erobern will, baßin biefer %ewegungirgenb ein f leiner Reim $obebgernh hat . Srgenb ein
91bfterben beb vollen weiblih en 9taturlebenb, ein fh laffeb
€)tah laffen ber vo llen Snftinf tfrenbigfeit ber St au
€Denn wo bie noh vo llauf ba ift, ba hat man
mih nih t fo verhängnibvoll gern . €Da hat man m ih
‚gar nih t mehr lieb‘ wie bu .
&)Jtit biefen *lBorten ftanb fie langfom auf, trat gn
ber gang %erwirrten hin unb that, wab foeben erft biefe
felbft hatte thun wo llen : fie nahm fie leij e in ihre Slrmeunb ftreih elte ihr uber bob blonbe b oar.
Seigt folltet ihr heiraten unb bob Slteft bauen,jagt e fie unvermittelt, jebt, folange fo viel S onne
fo warm anb bir heranb fh eint . Rönntet ihr’
b benn nih tmit befh eibenen 91nfprüh en ergwingen unb mit etwabRraftaufwanb
(blla fh üttelte heftig ben St opf ; ihre eignen Rebenb :
unb Riebebforgen, bie fie nie gang vergaß, brücf ten ihrbei biefer 2lenßernng fo fchmerghaft bob b erg gufammen,baßall ihr 9Jtitleib mit Srene verflog ; wie mit einem
8anberfchlag fh lih bob %ertrauen gu Srene alb gu einerratwiffenben, überleg enen 2Dtah t fih in fie ein .
ElBir arbei ten unb arbeiten alle beibe ;wir fh ränfen unb ein unb fegen alle unfre ltraft baran,enblih gang gnfammengufommen, wir mühen unb
unb mühen unb fl‘
og um Sag ab,
unb wo llen javom gangen Reben nih tb nih tb weiter
,alb nnfer
Riebebglücf . 2lber eb geh t nih t, wohl noh lange nih t
unb bie truben fleinen S orgen erfticfen alle Sreube,jagte fie unb aub ihren blugen li efen h eiße Shränen.
Srenenb 23licf haftete mit einem nnbefinierbaren
2lnbbrucf an biefen ftrömenben 3Zhranen. Sie fhwiegunb betroh tete fie mit ftannenbem Sntereffe.
9toh hraute unb bampfte ber Srnhnebel fo ftarf
uber ben C
;jfelbern, baßer a lle Umriffe verbarg, unb weit
hinten,am oftlih en QBalbeb fanm , fh offen bie erften
S trahlen ber S onne rotgelb unb fah erförmig uber ben
nebelverhangenen b origont . üben Stocf anfgefh ürgt, ging
(blla burh ben © utbporf ben S ta llungen gn, um fih vonber erften E))telfe ein © lab warmgemolfener Ruhmilh gu
holen . 9toh war eb bafnr gn geitig ; brüh en im b of orb
neten ein paar 91tägbe erft bie großen, gum $Dnrh feihen
ber Sf)tilh beftimm ten $leh gefaße auf einem Starren unb
fh ienen fih mit bem b erüberfahren noch gar nih t beeilen
gn wollen . ü ber nah bem geftrigen l eo b hatte (blla nurfurg unb unruhig gefh lafen unb vor Slltorgengrauen fihfh on hinanbgefh lih en, benn bob war einer ber lanblih en
(b enüffe, fur ben fie gern jeben langen Sh lnmmer hingab .
91116 bem Stuhftall brangen unbeftimmte Raute, einStettenf lirren unb ein verfh lofeneb @ ebrnmm ; bie niebrige$hür war bereitb aufgefh loffen worben unb ftanb halboffen, unb (blla wo llt e eben eintret en
,um ihr @lab auf
bie b olgbanf am f leinen S tollfenfter niebergnfetgen, alb
fie gn ihrer außerften %erwnnbernng anb ber Siefe beb
Sliaum eb Srenenb S timme ertönen horte.?Beim erften S h ritt in ben großen, weit en S ta ll
vermoh te fie nih tb beutlih gu unterfh eiben . Sn ber
bih ten S ammerung blinfte nur hie unb ba ein fanfteb,runbeb 5Rinberauge auf ober ber blanf gefh euerte S t einranb einer Strippe
,auf ben burh bie €Ehüroffnnng ein
wenig graue b elligfeit fi el. ® te Ruft war fhwül gum
(brfticfen hier brinnen,
unb mit bern warmen S tallbuftmifh te fih beißenb ein fh orfer fänerlih er © eruh ,
ber
von einer gelbbraunen Slüffigfeit in berCI ränfe aufftieg.
Srene bemerfte bie (bintretenbe fofort unb erhob fihhinter ber $ranfe von ben Rnieen, auf benen fie nebeneinem fleinen mageren Rälbchen gefauert hatte . Ueberihrem bunfeln ?IBollgewanb hing eine burh näßte S h ürge,
bih unb ben Q ulel, alb ihr ftunbenlang j ebe f leinfte S tellebeb (bntbhofeb unfih er mah t et .
”
SDurh bob S)lnfahren beb Starrenb mürbe (blla jeber2lntwort auf biefe liebenbwürbigen ?!Bort e uberhoben ;
Srene rief ben El)tägben einige 2lnorbnungen entgegen,unb wie ihre S timme babei froftig f lang, fo wirfte auhihr © efih t beinah bufter burh ben gänglih en €Utangel anißohlwo llm unb b eiterfeit barin . SDtit gefenf ten Qlugen,
fh eu unb linfifh befi lierten bie fräftigen Ranbmäbh en
mit ihren 23lechfannen, eine hinter ber oubero , an Srenevorbei in ben S tall
,wahrenb fie, einem bunfeln fh mah
tigen S h o tt en gleih ,in ber
C
5rühbämmerung an ber
b olgthür lehn te .
S raußen hatte ingwifh en bob €Dtorgenlih t ben b immelber gangen ?Breit e nah rofig gefärbt . ® er Eltebel fingan
, fih gn gerteilen, er manb fih in floh en S treifenuber bie S toppelfelber unb 28iefen, unb am b imme lba llte er fih leih t gn harm lofen QBölfh en, bie giemliheilig uber ber Ranbfh aft bahin fegelten, alb gelte eb gurc
‚f rühftücfb ftnnbe noh ein‚8iel gu erreih en, währenb man
unten auf ber (brbe foum etwab vom QBinbe fpuren f ounte,ber fie boh oben trieb .
Srene trat vor bie S tallthur unb warf einen prüfenben 58licf uber ben rofigen b immel.
(bb mirb wieber ein wunbervoller Sog, ber reineS ommertag, unb ih benf e, noch eine ?Reihe ahnlih er
Sage,” äußerte fie beinahe froh ; „ih freu
’mih für bob
Dbft. Eb en Dbftgarten haft bu noh gar nih t vernunftigangefehen, benn wab ber Bufel geigt Sh führebih fpäter hin ; bu mußt ja alb fünftige Ranbwirtb frau
Sntereffe bafür haben.
”
Glla nicf te unb entgegnete :
Sa gewiß, befonberb nah allem, wab ih fh on
bavon gehört habe . 28eißt bu ,nenlih hörte ih ,
wiemehrere nnferer gemeinfamen 58efonnten bie aben teuer
lih ften %ermutnngen barüber anfftellten, woburh bu gum
?Beifpiel bu a llein bie riefigeu, bnfh elformig wah
fenbeu b afelnnffe ergielft .
”
$Dnrh (butenbüuger, fogi e St ene .
$DurhGutenbnng . 93tan muß ben (bo ten ihren blu feuthalt
in ber 9lühe ber 58üfche gewahren ; gwifh en b ofelnüffenunb Guten befteht eine geheime fumpathifh e %egiehnng .
”
(b lla fing an gn lah en .
S iehft bu, bob ift eb : bob menfh lih e G eloh ter,wenn irgenb e twab eine E)tafenläuge überb %erftoubuib
geh t, fuhr Srene ohne a lle S h ärfe, nur mit einem beiihr feltenen (bifer fort, „man fangt erft jebt eben an
,
auf bic je wih tigeu unb geheimuibvollen 3 nfammenhange
in ber ?)tatnr gu ah ten ,tft bob wohl glaublih ? ! 2530
hat man bibber feine 9tafeu unb 9lngen unb Shren ge
habt ? Sh verwenbe S tunben, St age, QBoh en barauf, fo etwab gn erraten . blber ih höre gum %ei
fpiel beb Dufe Rah en noh ,alb ih ihm von ber 58 e
unhung ber b ühnerbrutanfto lt abriet . 93 ie gange b errih tnng berfelben war ein wahrer 9toufenb ! fo reh t eine
feiner Sbeen !”
2Barum benn ? warum rieteft bu ihm ab ?”
fragt e(blla lebhaft intereffiert .
QBarum ? QBeil bie f leinen Rüh lein aub ber 58rut
anftalt in ber britten G eneration ihre nutglih ften Sn
ftinfte einbüßen . S ie fennen nih t mehr bie S ignale beb
b ahnb b eimc
{futterfinbeu, fie verlieren bie bliube S ih ethei t ihreb fleinen Rebenb .
Glla fh ien etwab fagen gu wo llen, wab fie nur mi t
€D‘tühe unterbruefte. (bin paar 5Dtiuutm lang fh wiegen
beibe unb lanfh ten ftumm bern unermnblih eu Subilieren
einer Rerh e uber bern S toppelfelbe gu fett en ber S talle .
‘.Dann fuhr eb (b lla plöblih heranb
Grf lare mir nun, nein,bob ift nun wirf
[ih etwab , wab ih gar nih t begreifen fauu : bu lebft inb iefen S ingen fo mit ganger S eele, gehft gerabegu
mit b ingebnng in fie ein, unb boh'
haft bu geftern
fo fh roff behauptet, baßbu gar nih tb leiben magft, wabbir nah auf ben Reib rücf t, unb baß bu nur genießenfanuft, wo eine große Gntfernnug hergeftellt ift.
”
Srene unterbrah fie brub f :
üb er rebe t benn von G enießen ? fib er fogt birbenn
,baßbob für mih G enußgegenftänbe finb ? 233 ie
fanuft bu benn wiffen, ob nih t fur m ih eine ftarfe,fehr ftarfe S elbftentänßerung bagn gehört ? b abe ih etwaben Rörper, ober bie G ewohnheiten, ober bie Sterven fürRanbarbeit
SDab ift eb ja eben, wab ih nih t begreifen fauu,Srene, meinte Glla fh üh tern, „warum würbeft bu bihwohl bogu gwingen, unb hierbei alleb ertragen felbft
bob träh tige E))tuttertier unb bob hungrige Stälbh en, wäh=
reub währenb gum Seifpiel Slltaleine bih fo unharm
hergig faub .
”
blh , 2Dtoleiue !”wieberholte Srene mit einem ver
ah tlih eu S tirurungeln, „nun, ba ift eben bie G reuge
für m ih , ba wirb mir ber Gf c l riefeugroß. 8wifh en
%3flaugen unb $ieren fommt er noh nih t auf. Shr
m it gwei wunbervollen Ra Sranc e=5ltofen gu SZifh fam
unb (blla barum bat, fih eine inb b aar unb eine an b ieG ruft gn ftecfen, „bu branh ft bih um Srene nih t gu
forgen. S ie fpeift manh wal gar nih t, manh mal etwab
gang $ rolligeb , allein auf ihrem 3 immer, gum $eifpiel
irgenb eine G rube ober fimple Suppe, guweilen auhwieber lauter f leine SDelifateffeu . iBogu fie ftören ?
”
(br fh mnngelte gang gnfriebeu beim 2lnblicf ber
f leinen 52a fel gn gweien, unb bemühte fih , für (blla benangenehmften unb unterhaltenbften Sifh nah barn abgu
geben .58alb waren fie auh alle beibe in ber heiterfter:
Ranne . b ier füh lt e (blla fih nich t mehr unbeholfen unb
fhwer unb plump, hier fürch tete fie nih t, irgenbwo an :
guftoßen, gu verlehen ober mißgnverftehen . Sie brauh te
fih in ihrer Rebhaftigf eit unbC
5rifh e nur gn geben, wie
fie war, um mit bem alten a el vortrefflih gu harm onieren unb ihn orbentlih gu verjüngen .
2llb ne beim Sb effert anlangt en, ließ ber bllte in
feineb b ergeubC
5reube (bhompagner anb bem 28einfeller
heraufholen . üb er felten mehr beuuh te filberne Gib fubelwurbe an ben S ifch gebracht , ber $fropfen flog von berbicfhalugen Slafh e, bie altmobifh en langen fpibeu Stelch
gläfer f langen unb beb 2llten rofig gefarbte äßangen rö teten
fich tiefer, wie bei einem St iube, bob ubermütig bie S h ule
fhwängt .
9Jtit bir ift gut leben !”bemerfte er gu (blla unb
fullte ihr G lab von neuem, „ja, wenn bu mußteft, wie
bob war,alb ih mit St ene gum erftenmal (bhampagner
traut S eitbem hat er mir förmlih bit ter gefh mecft,mußt bu wiffen .
”
(blla fh wieg vorfi h tig, weil ihr jebt erft einfiel, baß
beb alten a elb G efuhle Srene gegenüber ehemalb gangbeträh tlih anbere gewefen fei en alb ich t, unb baßjebt
vielleih t noh giemlih viel von ber Eltanfüne beb 3 urücf
gewiefenen in ihm ihr QBefen treiben moh te. S ie felbft
hatte ihn gern in feiner ritterlih eu Riebenbwürbigfeit,aber fie founte fih gang gut beulen, baßvor einem Sahrgehnt biefe fih in einem gefährlih en U ebergangbftabiumbefunben haben moch te .
Sh ah ein paar ferneren G laferu von fehr faltem frau
göfifh en (bhampagner erhielt bie gunehmenbe 9tebfelig feitbeb bllten einen elegifh en a ftrih . Gr fing an
, Glla
von ber Sltotwenbigfeit gu unterhalten,nah bem 32obe
nich t begraben, fonbern in einem Strematorium verbrannt
gu werben .
„9tur nih t gnr Grbe gurücf erf larte er gang feurig,ru Sliauh unb
<
{ilarnmen aufgehen fo ll beb 9Jteufh en
b ülle ! Gine haßlih e %orftellung weniger mürbe bonnam $obe flebeu, unb barouf fommt eb an ! RBenn wirnur erft felbft ben SZiob unb in ungerftörbarer 2lnmut
benfen fonnten,würbe vielleih t bob S terben feftlih er,
faft heiterer.
“
2lJtir tft wirflih bob eine fo unangenehm wie bobanbere
, geftanb (blla trenhergig, „nnb bob b übfh efte am$obe fanbe ih noh , wenn eb
,am (bnbe eineb fh önen
unb langen Rebenb , ein Szob gu 8weien ware .5Der 2llte nicf te beifallig .
blh te nur barouf, baßman mih wirflih verbrennt,benn Srene, bie tft für ben (brbhaufeu,
”
fagte er unb
fam in feinen G ebonfen immer wieber auf Srene gurnet ;fie behauptet
, fo ein (brbhaufeu, anb bern eb grunt unb
fprießt, fei etwab Stöftlicheb . S ie benf t gleih an benR o n ‘2l n b r e a b -S a l o m é, ‘Dtenfh entinber . 23
SDung, fiehft bu, bob ift wirflih ihre Spegialitat,Gutenbung unb G roßer,
”fonftatierte er trübe .
Glla, ber beb alten a elb S timmung bebenflih gu
werben begann, ermunt erte ihn bagn, bie Sefttafel gu
gweien jebt anfguheben, um fih in feinem 3 immer einwenig oufb Dhr gu legen .
9tun gut, Riebfte, S h önfte, entgegnet e er@unb hob auffteheub fein Relh glab gegen fie, „baununb noh einmal anftoßen : auf nnfere S eelenver
wanbtfh aft, nih t wahr ? €Denn ih paffe boh wirf lihviel beffer gu bir alb St ene, tft eb nih t fo ? $Du wirftmih ihr vorgiehen, weil ih vergnügt er bin, weilwir beibe vergnügter finb
(blla nicf te, ftießmit ihm an unb trauf aub .
Sugenb ftrebt gu Sugenb !”beftätigte fie ubermütig
unb war fih giem lih im unf laren barnber,ob fie felbft
noh weit von einem (bhampagnerfchwipb fei.
9tah bem fie ben bllten forgfam in feine S tube geleit et unb eb ihm auf feinem türfifh en ® iwan mit aller
let Stiffen unb Eb ecfeu bequem gemah t hatt e, rih tete er
fih noh malb auf unb horh te nah bern Scufter hin .
„Srene fpielt nih t,” murmelte er
, „wenn fie bohfpielen wo llte, mih einlullen . $afelmufif
S h lummermufif ; ah ,ih bi tt e bih , fuh e fie auf unb
fage ihr, baßfie mir altem SDtaun ben G efa llen thun
fo ll, fügte er faft f läglih hingu, unb bie tiefe Elltübigf eit lahmte feine Sunge .
(blla ging leife hinaub . U naufgeforbert gn Srene iub
8immer fommen moh te fie nih t, fo burh fh ritt fie wie
geftern ben Dbftgarten unb faub auh wieber bie G labthür weit offen, boh war bob 3 immer heut e leer.
auf bie QBiefe gnrücf , über ber bie ?ltah mittagbfonue bre it
flimmerte unb gitterte.
Sft bob nih t eine am von %3arabieb , bob Rebeniefeb fleinen Süllenb , bob hier auf berfelben ?IBiefe ge
boren worben ift unb fie für ben großen QBeltgartenhalt ?” bemerfte fie bob eigm tlih von nih tb m iß, alb
von biefem hoh halmigen G rab unb roten Stlee unter fih ,
vom blauen S onnenhimmel voll S onne über fih unb
vom warmen,atmenben 9Jtutterförper, ber ihm 9tahruug,
3 ufluh t unb 9tah tlager ift ? Sa, fih erlih tft bob ein‘Barabieb . U nb eb ift gut, baßbob Sier nicht vernehmlth reben fauu unb unb bob s
‚Borabieb feineb Rebenb
fh ilbern, fonft wurbe unb alle bie S ehnfuh t bloßunb
fronf mah en .
?IBie bift bu heiter unb wie fiehft bu hell aub,
fagte (blla froh, „unb ih war in S orge um bih ,weil
bu nih t gu St ifh erfh ieneu bift.”
Srene fh üttelte leih t ben Stopf unb fh lug ben QBegiub b anb ein.
28enn ih froh fh eine, fo tft eb bein %erbienft,entgegnete fie, „ih will eb bir fh on erf lareu . QBollteft
bu jebt in bein 8immer gehen ? Storm ich bih vielleih t
borthin begleit en
„Sa, gewiß, wenn bu mir eine<
{ireube mah en willft.
Glla ging ben fürgeften D uerweg burh ben EBarf in ihre
S tube,bie im (brbgefh oßneb en ben allgemeinen äßohu
räumen lag. ab er a el mirb jebt wohl feit langemeingefh lummert fein unb beine $]Jtufif nih t mehr verwiffen .
"
(br wirb fih fh ou leih t genug baran gewöhnen,ober fih ein anbereb S h lummerlieb aubbenfen. 5Denn
nun fommt balb auh gang anbereb Reben inb b anb,wenn bu beineu Ranbwirt heirateft unb hierher giehft unbauh beine beiben f leinen 23rüberh en mitnimmft, für bie
bu jebt ja auh noh forgen mußt,”
fogie Srene.
Glla blieb beim Gintreten in ihr 3 immer unwi llfurlih auf ber S hwelle fichen . QBie meinft bu bob
fragt e fie verftanbnib lob .
Srene fegt e fih mit ten auf ben SDiwon, hob ben
Stopf unb fuhr ruhig fort :$Der 9llte mirb förmlih aufleben ! U nb ihr a lle
werbet im G lücf unb in 2lrbeit um ihn leben . Gr wirb
enh nomlih bie G utereieu ein fur a llemal teftamentorifhvermah en.
„Sltein G ott, rebeft bu benn irre !” rief Glla ich terfh rocfeu unb fam gu ihr
, „ ih war ja noh eben mitbein a el G eh eru gufammen . Gr weiß von nih tb .
”
Gr mirb eb morgen wiffen, verfetgte Srene, „benneb tft bob %ernüuftige unb ?)tih tige, unb ih übernehmeeb
,alleb eingurih teu . %ertraue mir barin nur gang. $Der
2llte mah t fih felbft bamit bie innigfte b ergenbfreube,unb meinem flBillen folgt er ftetb , troh allem G ebrumm,
benn er fühlt ja boh nur gu gut, wie fah lih meine
Gntfh eibungen finb, wie wenig fubjef tiv beeinflußt
Glla war vor ihr niebergefturgt unb hatte ihr G efih tin Srenenb Sh oßhineingebrücf t. S ie meinte.
Su Srenenb 3 üge trat ein 2lubbrucf von Reiben .
„Sltimm bih gufammen !”
fagte fie furg n imm eb
boh alb gegeben unb felbftverftäublih , unb benimm bihauh fo . Gb haubelt fih ja nih t um einen äßeltumftnrg.
QBie fauu man fih um fo etwab bermaßen erregen .
Sh faun’b ja noh gar nih i glauben rief
Glla glu cffelig heranb aub ihren $hronen unb blicf te aufmit naffen, ftrahlenbeu blugeu, bie wie
'
bie 2lugeu eineb
befh enf teu Stinbeb aubfahen, fih bob nur vorguftellen,baßwir jebt enblih ,
enblih ,unb fo plöblih
unb baßwir in nnferem gangen G lucf hier um bih leben
werben, o Srene, auh alle für bihbltir fh eint, bu träumft,
”
bemerf te St ene fuhl unbablehnenb, „ ih werbe ja gar nih t babei fein . Sh werb ebemnoh ft von hier fortgeheu .
”
SDu wirft Glla fh aute fie erfh rocfen
an unb griff nah ihren b anben, gerabe jebt ? ü berwohin
,warum ? D Srene, ih glaubt e ja
,bu hätteft
mih boh im G runbe lieb unb wollteft mih bebwegen
gern hier haben,
lieber,
alb mit bem alten a el
allein hanfen .
”
Srene lächelte unmerflih , ein nur ihr eigeneb Rah eln,bob nur um bie feinen €Dtunblinieu hufh tc, ohne ben23licf gu beleben .
„QBenu ber bllte nih t mit mir hier ware, gefiele
eb mir freilih noh beffer. über wenn eb fh on bie Umgebung eineb 93tm fh en fein muß
,bonn boh noh am
liebften bie beb 2llterb . b ingegeu mit enh Sungeu,fie warf einen feltfamen 23liä über Glla hin unb fugte
leifer hingu : wenn bu erft bift wie 5lltaleine
Glla fämpfte rafh bie peinlih e Gmpfinbung herunter,bie fie bei Srenenb äßorten überfi el ; bie ftarfe, warmeG anfbarfeit in ihr unb ein faft jauh genbeb G lücfbgefühl
überfluteten alleb . SDennoh fam ihr nun erft wieber
gum $m ußtfein, wie weit — wie fo unenblih weit voneinanber fie ftanben, gerabe jebt, wo fie fih burh Srenenb
b anblungbweife fo nah fh ienen.
froh ih aubfah ? U nb erf larte ih bir nih t, bu feieft
fh ulb baran ? Sltuu oliv.- $Du haft m ih auf einen G e:
banfen gebrah t, ber mih froh mah te, wie foll ihbob beinem haubbacfenen %erftanb nur erläutern ? Sn
mir wirf te bein 2Bort von geftern abenb nah , baßfolh eQBefen wie ich beifeite treten fo llten, nein, fahr ic h tnur nih t gleih auf ! 7 nuu, unb ba begriff ih irgenbwie
,baßih mih
°
vielleih t in eine beffere, reinere b armonie mit allem fegen fönnte
,wenn ih bob wirflih
einmal thäte. 5Dem G efüh l nah fauu ih nih t
mit enh verfhmelgen, ih vermag eb nih t, aber burheine folh e b anblungbweife fauu ih eb bib gu gewiffem
G rabe : ih flemm e mih nih t mehr ftöreub gwifh en eure9lnberbartigfeit, fonbern gebe ihr 9iaum, unb gewinne
fo auh ein wenig G eil baran .
”
S ie vermoh te nih t weiter gn fpreh en, weil Gllaan ihrem b alfe hing unb ihren fühlen
,blaffen 9)tunb
mit Rüffen bebecfte, aber fie wehrte fih bagegen .
Sprih nih t fo, ih fauu bih gar nih t fo
fpreh en hören,
bu haft ein beffereb b erg alb wiralle, bat (blla ftürmifh , „unb barum fauu eb auh fo
nih t bleiben ! Sltein, gewiß nih t ! €Dtag ber 2lnfang
fein, baßbu felbftlob am G lu cfe anberer bauft, bob
Gube mirb bein eigeneb G lücf fein, unb bu wirft nohleben unb lieben unb jubeln wie ih !
”
éltie wirb ein garteb QBiefenhalmh en gu einem
Srnh tbaum,antwortete Srene überlegen unb fuh te bie
91ufgeregte gu beruhigen, „ laßgut fein . 9tur auf bem
f leinften, befh eibeuften EBofteu fauu ih ben: Reben unb
feinen 8wecfen bi enen,
mitmah en fauu ih nih t .
28enn bu bih im warmen Ggoibmub beiner %erliebtheit
an beineu 2Dtann lehnft ober bob S augen beineb Rinbebalb G enuß fühlen wirft, fo ftecf t fh on felbft in allebem
ein unenblih viel größerer blufwaub von G efühl alb inm einer ‚%ergih tleiftung
‘
für enh .
”
S ie mah t e fih aub Gllab 2lrmen frei, alb ertrüge
fie nih t länger bie Riebfofungen, bie fie wiberftrebenb
gebulbet unb abfolut nih t erwibert hatte . D ann gingfie fhweigeub unb in fih gelehrt im 3 immer auf unb ab .
D ie S onne leuch tete fh on giemlih tief burh bie
großwipfeligen SBuh eu unb 23irfen beb €ßarfeb unb fullte
in fh rägeu S trahlen bob gange G emah mit einem ruhigenG olblih t, bob wie eine verf lärte b eüigfeit über jebemG egenftaub lag .
St ene moh te baburh an bie fpäte 9tah mittagb
ftunbe erinnert werben ; fie hielt in ihrem 2luf= unb bib
fh reiteu inne .Silton erwartet mih im G efinbehaub, bemerf te fie,
bi eb hier war ja auh eine ellenlange U nterrebung ! SDu,bleib hier unb fh reib ben 23rief, ber bir nun wohl
fchon auf bein b ergen brennen mirb, Srau Ranbwirtin .
U nb an Glla herontretenb unb ihr in bob rofige,leuh tenbe ältabh engefih t blicfeub, fügt e fie langfom hingu :
Sh wunfh e bir G lücf . SDu wirft allerlei G lücfempfinben eb gibt ja mehrere S orten bavon , abereineb meineb werber ihr boh nie empfiuben .
S155ennihr auh gern hier auf bem G ute lebt unb jebeb S tuälieb gewinnt
,alb Ranbwirte unb alb ältenfh en, fo
wie ih mah t ihr eb enh boh nih t gu eigen . S o gleihwertig, G rößteb wie G eringfteb, alb fei alleb einb ! unb
alb fei eb nih t etwa nur für unb Elltenfh en ba, fonbern
in eigener Sh öuheit walteub von Gwigfeit gu Gwigfeit,
unb wir felbft nur ein ein wingigeb, bavon,bob bemütig mit überfließt iub gewaltige G ange.
‘Blöblih fagte fie in veranbertm Son, mit einem
faft gequält en Son in ber S timmeQ8eißt bu, Qünftler empfiuben ben D ingen gegen
über ähnlih . 2lm eheften noh Stünftler. SDaher hab’
ihwohl in manh en 2lugenbliäen gebah t vermeffen ges
hofft ba läge 9tettung für mih . ü ber ih bin f einRünftler, bin unfruh tbar,
"fh loß fie gang leife,
wie man Sh anbe eingefteht .
S ie war bei ihren lebten QBorteu erblaßt .
Raugfam wanbte fie fih gur $hür.
Glla hat te währenb ber gangen Seit mit nieber
hängenben e men bageftanbeu unb fie großen 2lugeb an
gefh aut . Sebt fagte fie in bringenbem Slehen
Srene ! geh nih t fo fort ! S ieh, wie foll ihbir banfen
, felbft wenn ih bih umarme,tft bir
’b
unangenehm . 9tih t ein eingigeb älltal haft bu mih ge
füßt ober lieb berührt . Srene, entlafte mih laßmih bir nah fein, mih verbrenut
’b !
”
Srene hob bie b anb, feltfam, faft feierlih , wie jemanb
,ber fegnen will. 2lber bie b anb ftrecf te fih , glit t
mit geoffneten Singern von Gflab b aar auf bereu weih en9taäen, in gögernber, faft fh euer Riebfofung. U nb wieber
fühlt e Glla iubgeheim, wie an jenem erften 2lbenb beb
flitieberfehenb mit Srene, bob Suh en unb G eb en in biefentafteuben Singern, etwab wie eine S ehnfuh t obereine Srage, ober auh nur eine $ongigfeit, bie fie nih tverftanb ; unb alb nun Srene ihr G efih t in bie fühlen
b änbe nahm, um fie auf ben €Dtuub gu füffen, ba burhfh auerte eb fie unb fie fh loßunwillfürlih bie i’lugeu
Srene felbft fie verließ, empfanb fie eb gang unb fiel einlebter 38anu von ihr ab .
S ie wo llt e ihr banfen, fo gerne, fo gerne ! 9lber
fie vermoh te nih tb gu beulen, nih tb gn fühlen, alb nur
bob G lücf, unb von biefem warmen G lücf ftanb Srene
fo weit fo weit ! $Da fh ritt fie nun gwifh en ben
großen, alt en %uh enbäumen hin, gart unb fh mah tigunb ben Ropf ein wenig gebeugt, wie in loftenber, müber$raurigfeit, unb Glla gog fih ploblih bob b erg gn
fowmen unb ihr war, alb müffe fie ihr noh etwab nahrufen, laut, laut, unb alb ginge St ene langfomvon ihr
,immer ferner unb ferner von ihr
,nih t nur
mit ben paar S h ritten, bie fie that, fonbern immer
ferner ihrem G auf unb ihrem %erftehen .
Glla preßte beibe b anbe vor bie geblenbeten bingen .
Stein, bob wo llte fie Srene immer gebenfen, wab
biefe gethan, lebeub long unb bib an ben Sob . 9tur
jebt, nur im erften ?)taüfh unb Subel, ba entglit t fieihr gleih fom . QBar bob fh ou U nbanf ? Smmer wieberwurbe Srene ja boh vor ihr ftehn, wie ein $liel aub
bem Sunfel, wie eine große, traurige G ebärbe. Sltur
jebt nur jebt nih t ! Grft etwab vom i tollglücf , etwabvon ber herrlih en Sülle beb Rebenb , boh bonn, ja,bonn follte Srene eb fein, bie einen breiten ?)taum einnahm in ihr unb immer gugegen war
,aber fpater,
fpäter, ja,boh vielleih t erft viel, viel
im ä lter,
erft im ä lter,im Rob
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