»Und siehe, es war sehr gut .. und siehe, die Erde war verdorben« (Gen 1,31; 6,12). Der...

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[ahrbuch Iur Biblische Theologie (JBTh) Herausgegeben von Martin Ebner, Irmtraud Fischer, [org Frey, Ottmar Fuchs, Berndt Hamm, Bernd Janowski, Ralf Koerrenz, Gabrielle Oberhansli- Widmer , Dorothea Sattler, Konrad Schmid, Samuel Vollenweider, Michael Welker, Rudolf Weth und Michael Wolter Band 26 (2011) Das Bose Sonderdruck 2012 N eukirchener Theologie

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[ahrbuch Iur Biblische Theologie (JBTh)

Herausgegeben von Martin Ebner, Irmtraud Fischer, [org Frey, Ottmar Fuchs, Berndt Hamm, Bernd Janowski, Ralf Koerrenz, Gabrielle Oberhansli-Widmer, Dorothea Sattler, Konrad Schmid, Samuel Vollenweider, Michael Welker, Rudolf Weth und Michael Wolter

Band 26 (2011) Das Bose Sonderdruck

2012

N eukirchener Theologie

Inhalt

[org Fr ey / Gabrielle Ob erhiinsli- Widme r, Der Diskur s urn .das Bose> und der Beitrag biblisch-th eologis cher Pers -pektiven . Zur Einf uh rurig in die Thematik VII

I Al t e s Testament und Friihjudentum 1

A ndreas Schiele, »Und siehe, es war seh r gut lind siehe , die Erde war verdor be n « (Gen 1,31; 6,1 2). Der ur ge-sch ich tl iche Diskurs ub er das Bose 3

A ndreas Wa gner, Das Bose irn GefLige prophetischer An-th ropal ogie und Theolog ie 29

A lexan dra Grund, »W er sreht m ir bei wider die rer ?« (Ps 94, 16) . Zur Bewaltigurig des Bosen Psalrnen

Ubera -in den

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Veronik a Bachm ann, Wenn Eng el gegen Go t r Ireveln -und Men schen mit t un . Das Vv achterbu ch (l Hen 1- 36) als Iruhhellenisrische r Diskussion sbeitra g z urn »Bosen « 85

I I Neue s Te stament 11 5

Christian St recker, Die W irk lichkeit der Darnonen. Bose Geister im Alter turn und in den Exorzismen [esu .... .. .. .. 11 7

Christfri ed Bortrich, Die Rarsel der Ju dasgest alt 151

Sa muel Vollenw eider, Luziter - Herrl ichk eit und Sturz des Licht en gels. Eine Gegeng eschicht e zu Demur u nd Erho -hu ng von Jesus Ch rist us 203

[utta Leonhardt-B alz er, Bilde r des Bosen in den joh an -neischen Schriften und ihr Orr in del' joh an neischen Ce -mein de 22 7

Andreas Schule

»Und siehe, es war sehr gut ... und siehe, die Erde war verdorben « (Gen 1,31; 6,12)

Der urgesch ichtliche Diskurs uber das Bose

1. Hin hihrung

In seiner klassischen Behandlung der The odizeefrage enrwickelr Gottfried Wilhelm Leibniz die Theorie, wonach die Welt, in der wir leben, die »beste aller moglichen Welten « ist. Interessant ist dabei zunachst die Rede von »rnc glichen Welten .« Damit meint Leibniz, dass die wirkliche Welt die Realisierung einer besrimm-ten Moglichkeit darstellt, zu der es Alternativen ga b. Hierbei handelt es nicht um ein evolutionsth eoretisches Argument. Die Annahme ist nicht, dass sich die vorfindliche Welt, zurnindesr theoretisch, auch harte and ers entwickeln konrien . Leibniz ver-steht mogliche Welten als alternative Weltenrwurfe, die dern Schopfer vor Augen standen, bevor er etwas WirkJiches erschufl . Unter dem Einfluss der mech anistischen Kosmologien seiner Zeit? vertritt Leibniz die Meinung, dass es eine Reihe unterschiedlicher »Bau plane « der Welt gab , unter denen Gott schlielslich einen auswahlre . Die Unterschiede dieser moglichen Welten liegen we-niger in ihrer mater iellen Form bzw. ih rem »Desig n « . sondern in ihrer moralischen Architektur. Nach Leibniz entschied sich Gott fur die Welt, in der sich das grof5tmogliche Gluck fur die gr of5t-moghche Anzahl an Menschen einsrellr-'. Das Argument gewinnt an Klarheit, wenn man es mit den Alternativen vcrgleicht: Gott harte auch eine Welt erschaffen konrien. in der maxim ales Gluck fur einige wenige mcglich gewesen ware oder in der umgekehrt allen Menschen ein wie auch immer geringes MalS an Gluck zuteil geworden ware. Gott entschied sich also nicht da fur, entweder nur die Qualitat des Clucks oder die Quan ritat der Empfangen-den zu optimieren, sondern diejenige Welt zu schaffen, in der sich das grofitm ogliche Maf5 von beidem einstellt. Nicht moglich da-gegen war eine Welt maxim aien Glucks fur aIle. Dies begrun det

1 Leibriiz , Theodicee, § 41f. 2 Leibn iz, M onad ol og ie, § 64: »5 0 is r jede r o rganische Kor per eines Lebewe- se ns ein Art von gorrli ch er Maschine ode r natu rl ichem Auromaten, der a ile kunsrlichen Automaren unendlich iibe r t r ilf t. « 3 Leibn iz, Th eodicee, § 120.124.241 ; ders., Mon ad ologie, § 58 .

4 A ndreas Schu l»

Leibni z wied er urn mechani st isch mit der Un vo llko mmenh ei t dcr Einze lelemente, aus denen die Welt zu sam me ngehigt wurde' . Als Schoplung is t die Welt in ihre n Einze lkomponente n und fo lgJich in ihr em Ensem ble nicht in der W eise voll kornmen wie der Sch op-fer selbsr. und in dieser Differenz sieh t Lei bniz de n Gru nd da fur, dass das Gluck in der Welt beg renz t ist und dass es Leid un d Ubc] gib t. Aber tr otz dieses Defi zi ts ist die WeIr, in der wi r leben. mo -ralisch geo rdnet un d als solche sta bil un d bestand ig . Der Nach-we is der moralischen Fundam ente, die der bes tcn aller moglichen Welten zugrunde liegen , bildet das Herzsruck der Leibn izschen Th eodizeelehre".

Fraglos war Leibn iz selb st der Me inung , sein e Ar gu mentat ion sei stri nge n t philoso phisch, insofern er sie aus den Iuhren den wis-senschaftl ichen Welt beschreibungen seiner Zei t - wie Keplers As-tronorni e. Newton s M echanik un d Spi nozas Pan theismus - abl ei-tet e. Mit e twas Absta nd kann man allerdings er kennen, dass die Th eorie der best en aller mo glichen W elten ail e Cha rakteris tika ei-nes - modernen - Myth os trag r. My then haben beka nntlich einen atiologisch-weishei tlichen Kern . Sic woll en zeigen, war urn die Welt so ist , wie sie ist , und welch e Konseq uenze n sich da raus fLir menschliches Hand eln ergeben '' . Der My thos verm ittelt rheoret i-sches Wissen als leben spra kt ische Erke nn tnis . Die Welt hat Sinn un d O rdnung, was allerdin gs nicht auch bede ure t, dass das Wohl jedes Einze lnen Zie l und Zweck dieser O rdnun g ist. Wei terh in ha-ben My th en in der Regel nicht- oder sogar an ti-esc hatologischen Charak ter. Der Rekurs auf die my thische Vorvergange nhei t hat ja de n Sinn , O rien tierun g Iu r das »[e tz t « Zll gebe n, nicht aber eine Erwartun g au f die en dzeitli che Au flosun g oder Verwan dlun g der Welt zu wec ken. Leib niz argu me ntiert sehr klar , dass die bes te a l-ler rnogl ichen Welten auch du rch keine zu ku n ft ige Welt u berbo ren werden karin - ebe n weil keine gescha ffene Welt so voll kom men sein kann wie ihr Schopfer. Leibniz' Me tap hysi k erweist sich darin als au fklare rischer Mythos. dass die Wel t im Rekurs auf die Ab-sichte n, das Dcn ken un d HandeJn einer einz igen, ra tio nal vorge-hen den Got t hei t erk larr wi rd.

Die iitio logische Funktion des My thos richter sich dabei vo r al-lem auf die Erfah rung vo n Ver ganglichkeit und Leid. Gewiss nicht zufii llig en twirft Leib niz die Voll gest alt seiner Th eo rie un ter der

4 Leibni: Theodicee, § 20.2 7-31; de rs., M on adoJ ogi e, § 4 2. 5 Leib niz , Theod icee , § 21 -29. 6 Daz u A. LaCoc'1 ue, T he T r ial o f In n ocen ce. Adam, Eve, a nd th e Yahwi sr, Eu- gene 20 0 6, 42 f und T. M el linger, T he Eden Na r rati ve . A Literary an d Rclig io - hi storical Stu dy of Genes is 2- 3, Win ona Lake 200 7, 58-60 .

»U nd sie he, es war seh r gut .. . und sieh e, die Erde war uer dorb en» 5

Oberschrift der »T hec d izee « . Letztlich erweist sich die lebe nspra k-tische Plausibilitat j e de r Welrerklarung daran, wie sie mit dem Pha-nomen des Obels umgeht. Wie erwahnt ist fur Leibniz die Un-vollkomm enheit der Welt der Schl ussel zum Theodizeeproblem . Auf diese Weise kommt er zu der Auffassung, dass Leid und Ube] notwendigerweise existieren, gleichwohl aber in die mo ralische Strukr ur der Wel t eingeordnet und insofern begrenzt sind . Kon-sequenterweise vermeidet Leibniz den Begriff des »Bosen «, ver-mutlich, weil dieser die Ex istenz einer Gott entgegengesetzten Macht suggerieren konnre.

Leibniz' Gedanke verschiedener rrioglicher Welten, die dem Demiurgen in vorgeschichtlicher Zeit vor Augen standen und aus denen er die bestrriogli che auswahlte, ist im Vergleich mit der My-thologie M escp ot amiens und in deren Einflusskreis der bibl ischen Urgesch ichte in mehrerer H insicht aufschlussreich. Die Vorst el-lung rriogli cher Welten vermittelt die Einsicht , dass wir zw ar n icht in der optimalen Welt leben, wohl aber in einer, die angesichts der Alternativeri die relativ beste und verlasslichste ist, auch wenn individuelle Leiderfahrung dies nicht immer bestarigen mag .

Eine sachanaloge Einsicht vermitteln auch die My then des al-ten Vorderen Orients. A uch hier findet man den Gedanken »m c g liche r Welten « . Freil ich geht es hier n icht urn Weltkon-strukte, die der Schopfer gleichsam am Reil5brett entwirft u nd abwagt . Die Vorstellung, dass es zur exist ierenden Welt Alterna-tiven gab, wird vielmehr auf narrativern Weg gewonnen, und in diesem Zusammenhang spi elt vor allem die Flutmythologie eine wichtige Rolle. Die Sintflut, im wor tli chsten Sinne eine Wasser-scheide, hat heuristische Funktion . Sie erlaubt es, zwei un ter-schiedliche Welten und Weltordnungen miteinander zu verglei-chen . Durch diese mythische Transformation wird d ie Leserschaft in die Lage versetzt, ih re eigene (d ie nachsintflutliche) Welt im Kontrast zu ihrer Vor garigerin wahrzunehmen und in dieser Per-spektive zu bewerten . Warum harte die vergangene Welt keinen Bestand/, und was gibt Grund zur Annahme, dass es der jetzigen besser ergehen wird? Was ist anders geworden - die Schopfurigs-ordnung insges am t, die moralische Dispos ition der Menschen oder die Hal tung Gottes zum Geschaffenen? Bezeichnet der Uber-gang von der vor- zur na chsintflutl ichen Welt aufs Ganze ges e-hen einen Gewinn oder aber Verlust an Vielfalt und lntensirat des

7 Dazu H. Blum enberg, Arbeit am Mythos, Mii nchen 519 90, 22 : »N ich t in de n Ur spriin ge n se ine r Inhalte, nicht im Einzu g sgebiet se ine r Sto ffe und Geschi ch-ten, li egt di e Cesch ichrsma cht igk eit des M ytho s be g ru nd er. sondern darin, daf er se in em Verfahren, se ine r .Fo rm- nach etwas and ere s n iclit rnehr ist .«

6 Alldren s Scuii!«

ges cha ffenen Lebens ? Ging also eine bessere Welt ve rlo ren? O de r aber kam die Menschh eit nach der Flut in einer zwar irnm er noc h nicht ide alen, a ber e ben doch rela riv besseren W elt an?

2 . Der Flutm yth os und die Frage nach dem Bosen

S rellr man die Frage nac h er kenn tnisleiteride n Unt erschieden zwi-schen vor- und nachsinr llurlicher Zeit fu r die meso potamischen Epen , dann Fa llr im Un tersch ied zur bi blischen Urgesch ich te au t das s die Han dlun g so gut wie nich r durch me nschli ches Tun und Verhalten voran getri eben wi rd. Der Beschl uss der Corte r. die Menschen zun achst mit Plagen und Hun ger snot Zll dezimieren, dann abe r mit einer Sin t ilut ga nzlich zu vern ich ren. wird nicht da mi t bcgrundet, was Menschen tu n, sondern was sie sind: eine schn ell reproduzie rende S pezies, de re n Ausbreitung ein Sror lak-to r im Ruh ebedi.i rfn is der Co rter ist8 Die Menschheit sollte den Cot tern die Last allrag licher Ar beir abn ehm en und dabei offenbar so unsichrb ar (un d unh orbar) wie m oglicb sein". Nachdem dieser Plan nichr zur Zufriedenh eit insbesonder e des hochsten Gottes En]iI au fgeh r. besch lie15 t er, das Experim en t Menschhei t zu been-den. Damit be t on t der Flurrn yrh os zweierl ei: zum einen, dass die Geschicke der Mens chen von Bedingun gen ab ha nge n, die weir uber deren eige ne n Einfl ussbereich hin ausgehen , und zum ande-ren, dass diese Bedin gun ge n nich r in ersrer Lini e darauf einge-stellt sind, menschliches Wohl ergehen und Gluck zu be fordern Man kann das Verhalren der Corter vor der Flu t leich t als egoi -stisch und mafSl os bezeich nen. und das ist in gewisser Weise auch der Fall. Allerd ings lieg t die tiefere Einsichr des Flu tm yth os darin, dass die Krirer ien von Sinn un d Wert des Lebens nicht an menschlichen Mafs sraben gemessen werden . Die Menschen sind der Wel t, die die C orter fur ih re eige nen Bedii rlni sse und mit ih-ren eigenen Mitteln erschufen, ein-, aber nicht vorgeordne t. Die best e aller moglichen Welt en isr in dieser Perspekti ve eben die , die den Co t tern das angeneh ms t mogl iche Leben verscha lf r.

Gleichwohl macht die N otwendi gk eit eirier Flur auch das Defi-zit die ses Welt entwurfs deurli ch . Die Co tter wollen eine nichr nur

8 Vgl. S.M. lvuiul, Das Gilgames ch -Epos, Miinchen "2 008 , ] 84f. Maul weis r dar auf hin, dass die Begriindun g Iur den Vern ichrungsbes chluss nu r im Atram -chas is -, nicht abel' im Gilgam eschep os gcgeben wird . Lerzrercs hat dafu r keine eigcne thematische Verwendung. Aller dings geh t Mau l davu n aus, dass diese Bcgriindung (die Vermehrung und das Larmon del' Menschen) bei Gilgamesch du rchau s mirgc dach r is t 9 Ar rarn chas is 1,189-260.

" li nd sieh e, es war seh r gut . . . lind siche, die Erde wa r uerdo rb en« 7

relativ gu re, son dern eb en optimale Welt, in der ihre Bedii rfn isse ohne jede Korn pr orn isse und Einschrankun gen erhi llt werden. Wi e das Atramchasisepos darlegt, ist die Erschaffung der Menschheit als Geschl echt von Diensrboten nicht der erst e Versuch in diese Richtun g. Zu vor war ein nieder es Cotrergeschl echr fur diese Au f-ga be vorgesehen, das dann allerd in gs geg en die Ho chgot ter reve l-tierte. Man kann sagen, dass es in der vorsintflutlichen Welt noch keine ve rlasslichen O rdnungen des Zusammenlebens der Corter untereinander wie auch zwischen Corre rn und Menschen gibt. Es ist eine Welt kollidi ere nder lnr ere ssen , die en ts pre cherid in Mani-pulation und eben radikalen MaiSnahmen wie der Sintflut kulrni -nierr. Gerade die Cotre rwelr selbst ist Ort vo n Konflikt , Intri ge un d sag ar Mord . So wird der Co rr W e-ila geschlach te t, um des-sen Kerper als Baumaterial fur den Lullu-Menschen zu nu tzen (1 , 223-226). Auch der Aufstand der Igigu -C orrer geg en Enlil sowie der Konflikt zwischen Enlil und Enkidu werden als auiSers t aggres-siv geschild er t . In sofern fall t der Vern ich tun gs besch luss gegen die Men schh eit im Blick auf die Rad ikalir ar der MaiSn ahm e zwar irn-mer noch au f, passt aber durchaus ins Gesamtbild einer Welt, in der es uber Eigeninteressen und deren Durchsetzung (mit drastischen Mitteln ) hinaus no ch keine moralische Ordnun g gibt.

Mit der Sin tflu t vollzieht sich dann aber ein Sinneswandel der C o t ter . Das Gilg am eschepos beronr, dass die Corter selbst vorn Ausmaf der Vern ichtung ub er rascht und betroffen sind und in den Himmel Ilieh en . Es sind vor allem die Muttergotth eiten, die in den Vord er grund tret en und den Un tergan g der Menschen be-trauern und bereuen . Vor allem die Cortin Belet -I1i erscheint in dieser Rolle :

Laut schrei t die C orti n au f, ei ne r Kreilsenden g leich, in Klagegesch rei verfiel Beler-ili, d ie (sons r doch so) schon an S t im me: »Wah rl ich, jen e r [u ra n fang liche) Tag ist desh alb wi eder zu Lehm ge wo rde n, wei l ich in del' C otte rversarn rnlu ng Bases sprach l Wie konnte ich nu l' in del' Ga t-terversammlung Bas es sprechen u nd , urn mei ne Mensch en auszu ro t-ten , Kri eg erklaren ? Denn ich bi n es doch, d ie (sie) ge bar! Mein e eigen en Men sch en sind 's doch! Wie Fisch e im Schwarm hill en sie [jetzt] das Mee r !«10 .

Ganz an alo g dazu st eht die Rede der Mami /Belet-I1 i bei Arr am-chas is:

Wi e konnre ich in del' Ve rsamrnlun g de l' Corter mit ihnen (n u r) Zer sro-rung befehlen ...

10 Gilgarnesch Tafel Xl,1l 7-124 (Ube rsetzung : Mau l, Gilgarnesch, 144).

8 And reas Schii !«

W egen mei nes eigenen Urreils und (nun) Z li meinem e igenen Sch aden ha rt e ich auf ihre Beschwerde. Meine Nachkornmen, von mi l' abge-sch n itten, si nd wie d ie Fliegen geworden. Und ich bin geworden wie je-mand. der im Klagehau s woh nt , rne ine Klage ist versrummt !'.

Hi er bei Iallt das moralische Urt eil auf, das die Gotrinnen ange-sichr s der Flut fallen . Dies ist inne rhalb beider Epcn das erst e Mal, dass die Handlungen v on Got tern (oder Menschen ) an einern m o-raJischen und nicht nur prakt ischen Mali st ab gem essen werden. Dabei wird das AusmaLS der Verh erung kriri siert : Die Radikalver-nichtung der Mensch heit steht in kein em Verha lrn is zur »Ruhe-storurig«. die die Men schen den Cottern verursachen. Wichtiger noch ist , dass nunmehr das Menschen geschlecht gegenu ber den Got rern aufg ewertet wird . Wie die Muttergotth eiten bet onen sind die Menschen Ce schopfe der Corter und zum iridest zurn Teil mit deren Eigenschaft en aus gestattet. Die Schlachtung des Gottes W e- ila ha rte ge rade den Sinn , Menschen eine Lebe nssubstanz zu ge be n. die sic uber den St atu s einer beweglichen Lehmfigur hi-nausheben wurde. Das bringt die Men schen zwar nicht au f Au-gerihohe mit den Co t rern. gJeichwohl besteht doch so erwas wie ein e »Ar rverwand rscha lt « , ein Abstarnmungsverhalrn is. das di e Muttergottheiten nu n an er ke n ne nl - . Den Cot tern wird an gesichts der Vernichtung bewusst. das s sie mit den Menschen nicht nur Ar-beit ssklaven erschufen, sondern Wes en, die zu einern gewissen Gr ad wie sie seJbst sind. Von hier aus karin man gewi sse Par allelen zu Texten de r bibli schen Ur geschicht e benennen , die in ve rschie-den er Akzentuierung das Th em a der C orr ahnlichkeit oder -eben-biJdJichkeit behande ln . Nach der Einfuhrung dieses Themas in Gen 1,2 6-28 betrifft dies vor allem die marer ielle Erschaffun g wie auch di e Belebung des Menschen durch Gottes eigenen Lebensatem (Gen 2J ). Auch das Gebot in Gen 9,4- 6, wonach menschliches Blur urn kein en Preis vergosse n werden dart wah ren d das Toren von Tie -ren zurn inde sr zurn Nah rungserwe rb fr eigegeben ist. wir d mit der »C ot tebenbildlichkeit « (oder, in diesem Fall viell eichr besser : Gott-ahnlichkeir ) des Menschen begrurider .

11 At ra rn ch a s i s I lJ / 3 , 36-4 6 T e xr e d i rTafel (eige ne Uberserzun g nach der ion von W.G. Lam bert / A.R. Millard , Atra-has i s. The Babyl on ian Sto ry of the Flo od, Oxf ord 196 9, 95). 12 Lambert /Millard, Arra-has is. 22f heben hervor. dass si ch di e Anthropo-log ie des Atramc hasise pos von anderen babylonischen Schopfungsrexren cha-rakteri stisch un rerschei der. insofe rn ZUI" Ersch affung des Menschen aus Lehm die Einhauch ung des Lebensgeistes durch die Cotter selbs r h inzu tr i t r. Auf dicsc Weise wir d di e Ahnlichkei t vo n Menschen und Co rrern eige ns beront . was lit erar isch die KJage der Murrergort in sowie des Weisheitsgott es Ea uber das Menschengesch lech t vorberei rer.

" Li nd siehe, es wa r seh r Slit ' " lind siehe, die Erde wa r ucrdor hen« 9

Die Anerkennung des Men schengeschlechts als legit imem Be-standteil der kosmischen Ordnung ist eine der Neuerungen . die in den mes opotamischen Texten die nach- von der vorsintflutlichen Welt unterscheidet. Damit einher geht Freilich auch eine ganz praktische Erwagung seitens der Co t rer : Das Menschengeschlecht ist ja nach wie vor fur die Vers orgung der Cotter zusrandi g. die wahrend der Flur fast verhungern und sich »wie Fliegen « um das erste Opfer vers ammeln, das ihnen angeb oten wird . Freili ch bleibt es dabei, dass die Menschen im Gegensa tz zu den Cot tern eine sich bestaridi g fort pfIanzende Spezies sind . Das hat zur Folge , dass menschliches Leben nicht imm er nur beginnen kann, so ndern auch enden mus s, Die verschieden en Art en und Weisen, in denen dies geschieht - Krankheir, Seu chen und Naturkat astrophen U - ,

werden in dieser Perspektive als norwendige Obel verstanden , die allerd ings im Gesamtbild Teil einer stabilen, von den C or tern ge-wollten und beschutzren Welt ordnung sind!".

Wie bereits erwahn r dient mythische Weirberrachrung dem Zwe ck, ind iv idu ell erfah rene s Leid in einen C esa m tzusa m rnen -hang einzu ordnen Wi e trostlich dies im Einzelfall ist, mag dahin-gestellt sein. Dur ch die Kontrast ier un g der nach- an der vorsint-fIutli chen Welt besagt der Myrhos allerdings, dass die vorfindli-che Welt im Vergleich zu ihrer Vorgan geri n die bessere ist - eben weil sie eine Ordnun g hat , die menschlicher- wie g ortlicherseit s verbindlich ist und ins ofern Ma15nahm en wie Radikal vernichtun g ausschlielst. Weiterhin gehort es zur Botschaft der mesopo t ami-schen Mythen , dass erfahrenes Leid. ger ade dann , wenn es sinnl os und ubermaiii g erscheinr, trotz allem nichr die Folge baser Ab-sichte n oder eines bos en Pr inz ips ist . H ier beruhrt sich del' »alte « Myth os Mesop ot amiens mit dem modernen Myth os a la Leibniz. insofern beide be ronen, dass es »das Bose « als wie auch imm er vorzu stellende Macht innerha lb der kosm ischen O rdnu ng nicht gibr. Es gibt Leid und Ubel. deren Existenz im Interesse des WohI s des »grofien Ca nzen « notwendi g ist.

Die Orient ierung am gr oisen Ganzen ist ein Genr emer kmaI des Myth os. Auf diese Wei se wird der Leserschaft errn oglich t und na-

13 Maul, Cilgam esch, 14 7-148, 14 Dabei Iallt auf, dass sich unr er den nu nrnehr er laubten Mitteln der Dezimierung so lche Iinde n. die einem Tun-Ergehen -Zusammenhang un rerl ie- gen, abel' auch andere, die den Einzelnen als blindes Schic ksal tr elfen . So so il nach Gilgamesc h XI,18S - I 87 nur demjenige n Schuld angelasrer wer den . der selbs t eine Sunde begirig. Auf der ander en Seit e (XI,188 -I9S) soll en wild e Tier e. Hun gersnot und Seuchen die Menschhe it " klein halten« (Ma ul, Gilga- mesch. 14 1)), Es gil t also das Prin z.ip, dass auch dem Unschuldigen Ubles wide r- fahrt.

10 And rea» Sciiu!»

hegelegt , ihre begrenzte und am jewe iligc n Eigenwoh l und Ei-ge nin teresse orie nrierre Leben sperspektive zu uberschreiren . Die weisheitli che Lekri on , die der Myth os lehrt, besteht en tsprechend dari n. dass es cine mora lische Weltordnun g gibr, die sich aller-din gs nicht am MafSstab des W ohlergehens des Einzelnen or ien-tier r. Der Myth os enrwiri t ein e er fahrungsgesa rrig re Imagin ation, die der Leserschaft als Me dium -> dien r, iiber den Sinn und Zweck menschlichen Leben s nachzudenken ,

3. Der biblische Flutmythos

Wend en wir uns nun der alt tes tamen tl ichen Urgeschichre zu. so kann man auch diese gro b in zwei Te ile glicde rn, narn lich als Be-schrei bung del' Welt VOl' un d nach der Flut. Entsp rechend stellt sich auch bier die Frage, worin sich diese beiden Welt en un ter-schei den und welcher Erk enntni sgewinn sich aus deren Vergl cich ergib r. Es ist der Erwa h n u rig wert, dass diese hermen eutische He-rangeh ensweise keineswegs neu isr. dass sie allerdings in Kon kur-renz zu ein er Interpretat ion sreh t. die die Urgeschichte in erste r Lin ie als line are Erzahlung wahrnimmt. Scho plung, Fall, Flu t und schliefS lich die Verb reitun g der Menscheit uber die Erde sin d in dieser Perspekt ive Einzele piso de n eine r sich sukzessi ve enrlalten-den Cesamterzahlun g. Die Korn positi on von Gen 1-11 lau lt dann nicht auf den Ver gleich von vo r- und nachsintflutli cher Welt hi-nau s, sondern auf den Kontrast zwischen del' guten Schopiung am Anfang und der Pervert ierung dies er Welt du rch menschliche Su nde. Del' Hauptvertreter diese l' Inter pret ati onslini e isr nach wie vor Gerhard vo n Rad, del' vo m »lawinenarrigen Anw achsen « der Su nde nach der Schop lung spricht-" . Rolf Ren dto rff mo difizier re diesen Ansarz, inso fern er die Wende zu ern eutem Segen nicht ers t mit Gen 12, sondern bereits mit der Zusage des Best andes der Welt in Gen 8,20 - 22 begi nnen lassr. Ren dt or ff geh t davon aus, dass diese lusage die Fluche von Gen 3 au fhe bt. Gegen diese Interpretatio n der Urgeschichte im AIIgem einen un d de l' Flute r-zahlung im Beson deren irn Sinne eines heilsgeschichtl ichen Dra-mas wur den zahl reiche Argum ente ange luh rt l/ . Von Rads Modell ersche in t dari n problernatisch, dass die beinahe Tot alverni chtun g

15 Zum hier verwe rideten Begriff des Medium s s /\I. Luhmann, Die Gese ll - scha fr der Cescllschafr 1, Frankfurt a.M, 1997, 190-202 . 16 G, v. 1< 17 .1, Das er sre Buch Mose, Genesis (ATD 2- 4), 11Gbttingen 198 7, 86. 17 Z ur Disku ssion s. /\I,e. Baul71 s a rt, Die Umkehr des Schopfergorres. Zu Komp osition und reJigi onsgesch ich tli chem Hintergund von Cen 5- 9 (l-185 22), Fre iburg u.a. 19 99, 15J f.

"Ulld siehe, es war sehr gut .. . u nd siehe, die Erde war uer dorben« '] ']

der Welt als Reakt ion Go t tes au f die »Cewalr allen Fleisch es« bzw . die »Bosha ft igkei t des menschlichen Herzens« kaum weni-ge r dramatisch ist als die Zerstreuung der Menschen ub er die Erd-Wiehe in Gen 11, 1-9. Die Th ese des klim aktischen Anschwel lens des Bosen zwi schen Gen 3 und 11 geh t insofern am Textbe fund vorbei. Aber au ch die Vorverle gung der heilsgeschichtlichen Wen-de im Sin ne von Rend torff los r dieses Problem nicht , weil - wie O dil Hann es Steck gezeig t hat 18 - die Realitar der Fluche weder in der Urg eschichte no ch danach aufgeh oben wird. Eine prirn ar narrariv -lineare Int erpreta tion der Urgeschichte bleibt de ren t ie fe-rem Sinn e also aul5erl ich. Dieser erschliel5t sich dagegen , wenn man von der Flurerzah lung als Achse der Urgeschi chre sow ohl zuruck wie auch vorwarr s liest-" .

Der eige ns randige lirerari sche wie th eolo gische Charakter der Fluterzahlung erweist sich au ch darin, dass deren lit er arische und theologische Bearbeitun g wei ta us exrensiver war als die anderer Texte de r Urgeschichte. Wahrend die Komposit ion von Gen 1-11 ansons ren weirh in du rch die Nebenein anderstellung von Erzah-lungen unterschi edlicher Art und literarische r Herkunft gek enn-zeichn et ist, finder man innerhalb der Flurerzahlung ubereinander-liegen de Schichten, die darau f hinweisen , dass dieser Teil der Urge-

18 a .H. Steck , Genesis 12,1- 3 und die Urgeschi cht e des [ahwisten, in: H.W. Wol ff (Hg.). Problerne biblischer Th eolog ie FS G. von Rad, Neu kirchen-V luyn 19 71, 525-553. 19 Die Frage nach den Abgre nw nge n der Urgesch ichre wird nach wie vo r kon trovers disku t ier t . Ne ben der traditionellen Auffassu ng, wonach die Urge-schichre mi t Gen 11 endet, steht die Sich t, dass die Flurerzahl ung Hohepun kr und Absch luss der Urgeschichte ist, wobei Gen 10 und 11 spater e Verbi n-du ngs- bzw. Uber leirun gsst ucke sind (vg!. u.a. Baumga rt, Umkehr. 9-3 7; [.C. Gertz, Tor a und Vc rdere Pro pheren, in: ders.. (Hg.), Grundinforma tion Alres Testament, Corriri gen 200 6, 187-30 2, 258; S. Dean M cBn'de, Divine Protocol : Gen 1:1- 2:3 as Prologu e to the Pentateu ch, in: W.P. Brown / S.D. McBride (Hg.). God w ho Crea tes. Essays in Honor of W. Sibley Towne r, Gra nd Rapid s 2000; 3- 22 ). Die Schwieri gkeit besreht vor allem darin, dass man dann Gen 11,1-9 von Cen 2-3 abt rermen bzw. als spateren Zusatz vers tehe n muss, was ange-sich ts der engen rnot i vischen und lite ra r ischen Paral lelen beider Te xte nicht ohne weiter es ein leuchret (dazu K. Schmid, Lireraru rge scb icht e des Alten Tes -tament s. Eine Einfuhrung, Darmst adt 200 8, 155) . Auch sreh r und Fal lr diese ku rzere Version der Urgeschich te mit der Annahme, dass deren durch laufende r Crundrexr alter is t als die Pr iesre rschri fr und von dieser dan n erweirernd au f-geriommen wurde . Wahrend diese Annahrne zum Urgesrein der Urkundenh ypo-the se sei t Wellh ausen gehorr. wird in der neu eren For schun g die These disku t iert, dass das Verhal tnis umgeke hr t war und die P-Version von Cen 1- 11 sukzessive urn die nicht- priesrer sch riftl ichen Antei le erweiten wur de (zu r Fors chun gsge schi chte vgl. A. Schule, Der Prolog der Hebraischcn Bibel, Der lirc rar- und theol ogiegesch ichtliche Diskurs der Urge schichte It;cnesis 1- 111 [AThANT 86], Zurich 2006, 11 - 40).

12 An drea s Schii]«

schichte Cegenstand kontinu ierli cher intelle kt uell er Arbeit war-". Dies betrifft nun insbesonder e die Frage nach dem Bosen in del' Welt.

1m Unterschied zu den meso poramischen Epen hat die Welt in der Darstellun g der Urgeschichte von Anfan g an eine besr andige and konfliktfreie Ordnung . Der Schop furi gsberi chr von Cen 1,1 -2,3 beschreibr das souverane und planvol!e Schopfer handeln eines einzigen Cortes. Anders als in Mesopotamien wird die Erschaf-fung der Welt sogleich mit einern W ertmteil versehen und als »gu t« bzw. irn Cesamtensemble sogar als »sehr gut « bezei chn et. Dieses Werturteil isr in mehrerer Hinsicht enigma t isch. So stellr sich die Frage, was genau mit diesem Urteil geme in t ist . Zielt es auf die handwcrkliche Qualirar des Ceschaffenen ab? Isr es als o de r pruferide Blick des Werkm eist er s, der del' Arbeit seiner Hande das Cutesie gel verleihr ? Diese Sichrweise passt vor a llem zu den Passag en des Scho pfungsber ichrs. die die Erscha ffun g des Kosm os ta tsachli ch als handwerkliche Arbeit darstellen und weniger als »W orrgeschehen e-" . Od er a ber geh t die Bezeichnung als gut noch erwas welter und richter sich nicht nur auf die »Macharr « der Ce-schopfe, sonde rn auf ihr Wesen? »C u t « bezeichnete dann au ch die Art und Weise, in der die Ce schopfe auf den ihnen geg ebenen Auftra g antworten , fru chtbar zu sein und den Berei ch der Welt zu full en, der ihn en als Lebensraum zugeteilt ist . Liest man den Schopfun gsber.cht in diese r Perspektive, srellr s ich freilich urnso dringlicher die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass das »Pro-jekt Schopfun g « scheite rt e bzw . eines Neubeg inns nach der Flur bedurfte. Man muss sich deutlich machen. dass nach Cen 1,1 - 2,3 die gescha ffene Welt eb en nicht nur die besr e aller 111 0glichen Wel-ten ist. Irn Unterschied zu Leibniz' m odernem Myth os wie au ch zu den My th en der alr en Welt ist die Ursache fur die Unv oll kom-menheit der Welt nicht ber eirs in der Kosm ogoni e verankert. Die bibli sche Schbpfung ge h t nicht au s Kamp f, Konflikt und Drama hervor und sie ist auch nicht das Ergebnis eines kalkulierend pla-

20 Die Interp retati on von Umfang und Datierung dieser Schich ten sowie de-ren Zu sam men hang mit andere n Teilen der Urgcsch ich re isr Ireil ich 1llllStritten . An ne uer en Arbeiten is t vo r allem ZlI ve rwei scn auf B,Jl/lllS<l rt, Umkeh r, 381 -41 8; E. Bosshart -Ne iiust il, Vor uris die Sint flu r. Sru dicn L:U Tex t, Korirex ten und Rezep rion der Flurerzah lun g Genes is 6- 9 (BWANT 165), Stuttga rt 2005; Schiile, Prolog, 24 7- 25 7 21 Zur Unre rschei dun g von Wort- und Tar ber ichr ist nach wie vor ltV.H. Sch m id t, Die Sch opf ungsgesc hicht e de r Pr ies rerschr ifr. Ncuk ir chen-Vlu yn 1 964, 73-15Y aulsch luss reich. Eine ve rle inert e Diffcrenzie rung gottli chen Schaf fens aus sta rker relig ionsgeschich tlic he r Pers pekrive haben O. Keel I S. Sch I'o rr, Schopfung. Bibl is che Th eologi en irn Kon text alt or ien tali sche r Religi .. an en, Go ttinge n /F r ib ou rg 2001, 100-13 5 vo rge lcg r.

»Und siehe, es wa r seh r gut . . . und si ehe, die Erde war uerdo rben « 13

nenden Cones, der au s unv ollkommenen Einzelteilen das Best-m ogli che macht. Laut Cen 1,1-2,3 sch afft Cott die Welt genau so wie er sie will - ohne Zwang und ohne Ein sch ranku ng-".

Vor diesem Hintergrund wird die Fluterzah lung nun in der Tat zum Sc h lusselrex r fur die Frage, warum es innerhalb der sehr gu-ten Sch op fun g Obel un d Lei d gibt 23 . Angesichts der kom plexen Oberlieferungsgeschichte von Cen 6- 9 verwun dert es Freil ich nicht , da ss es hi erau f ni cht nur eine, son de rn meh rere A n two rten gi b r. Wen den wir uns zu nac hs t der Sch ich t in Cen 6-9 z u, die a llgemei-ner M ei nung nach die Fortsetzung des Scho pfun gsberich ts in Cen 1,1 - 2,3 bil der . Technischer ges ag t be find en wir un s hier inner-halb der prieste rsch rif tli chen Obe rl ief e ru ng (P) de r Urgesch ich te .

3.1 Di e Cewaltveranla gun g der Ceschople

In der fur si e charak eris tisch direk ten W eise biet er die Pr iester-schrif t ei ne ku rze und pra gn anre Begrun dun g dafur, warum die Sch opfu rig nach nur kurzer Zeit (C e n 5 zahlt zehn C ene ra t ionen zwisch en Scho pfuri g und Flut) am Ende ist. Nach der Ersch affun g der W elt s ieh r Co tt diese nun wiederum an und ko nsratie rt , dass sie sich mit C ewal t »e rfu llt « hat (Ce n 6, 11 ). Di e Di kt ion ist si -cherl ich bewusst an die von Cen 1 ange leh n t, wo das Verb KS1) im Zusam menhan g des Scho pfu ngsau ftrags zu r Mehrun g und Besie -delun g der Erd e verwendet wird . W as sich ausge b re ite t hat, ist alle rdings nichr das von Con gew oll te und ges eg ne te Leb en , son -dern »C ewa lr« . Der Begriff O1)n Iallt hier ei nigerma lSe n un vermit-telt und hat, wi e fur die Pri esrerschri l t ubli ch , nur wenig na rr ativen Kont ex r . Um so meh r fallt au f, dass di e Cewalt nich t au f m en schli-ches Handeln begrenzt ist , so n de rn a lles »Fle isch «, die Tier- wie di e Mensch enwelt , um fasst. Zu m gleich en se mantischen Feld ge hort das Verb nnil! »z ers roren, Scha den zu fu gen « (6,12), das in teres-sa n te rweise so wo h l das gescho pl liche Handeln bezeichnet , das zur

22 Dies hat zulerzr M.S . Sm ith, The Prie stl y Vis ion of Gene sis 1, Minneapoli s 20 10, 60 f e rneu r bet ont . 23 Zu bedaue rn ist inne rhalb der gegenwar rigen For schung zu r Urgeschi cht e die Tendenz, den priester schr iftl ichen Schbpfungsbericht losgelos t von an de-ren P-Texre n innerha lb von Gen 1-11 zu interprer ieren . Smith , Pr iestly Visio n, 64 konstariert : »Genesis 1 does no t deny evil (certai nly not in any explicit way), but it sim ply igno res it and inst ead eleva tes a visi on of go od, perhaps in res ponse to Israel's exp erience of traum a and evil during the sixth cen tu ry BeE .« Dies kann man allerdings nur unrer Ausblendung von Cen 6,9-12 so sa-gen Fur P isr die Welt, in der »wi r « leben, eben nichr einfa ch die von Gen 1, so ndern die im Lich t von Cewalraus breirurig und Flut re s t au rier te und mi t neuen O rdnu ngssystemen ve rseh ene We lt nach Gen 9,1- 17. Das ha t u.a. Bau m -g a r t, Umkehr, 252-260 zu Recht hervorgehoben.

14 An drcas Schiiie

Sint llur Iuhrt, wie auch das zer storerisch e Hand eln Cottes in Ce-stal t der Sintflut. Handlung und Foige wer den au f die se Weise als einander entsprechend dar gestellr-". Wa s aber isr mit Cewalt und Zersr orung genauer gemeint ? Die Einbeziehun g der T ierwelr wei st darauf hin, dass wir un s hier nicht auf der Eben e ethi scher Reflexion bewegen, die das Wis sen urn Cut und Bose im Sinne von Cen 3 voraussetzt. Cleichwohl ist mit Cewalt offen bar mehr gemeint als nur ein Rohzustand, den man aus heutiger Sichr vielleicht einem primitive n Fruhsradium der Evolution zuschreiben wurde Der Be-griff richter sich nicht nur au f instinktives, son dern au ch auf plan-volles, absi chtliches Handeln . So ist in Ex 23,1 und Dtn 19,1 6 vom

ill »Falschzeuge« die Rede . Cemeint ist also jemand, der be-wusst die Unwahrheit sagt , urn einem anderen Schad en zuzufli gen. Irn Konrexr der Weish eitsliteratur kann con ent sprechend auch die Bedeutun g von »Frevel« ann ehmen und parallel ZLI Begriffen wie Unr echt (lltL1i ) und Sunde stehen (vgl. Prov 8,36; 10,6.11 )25. Die Ces chopfe der vorsintflutlichen Welt haben demnach die Ten-denz. ein ander willentlich zu verni chren , was im direkten Cegen-sa tz zum Prinzip der friedlichen Koexistenz srehr , nach dern Cott die W elt lau t Cen 1 or dn ere .

Wie sich die Priesterschrift die vorsint flutl iche Welt genau er vorstellt . lassr sich au fgrund fehlender narrative r Illustration schwer sagen. Auch schweigt die PriesterschriEt darub er . woher ei-gentlich die Cewalr kam. die sich offenbar rasch uber die Welt aus-brei tete. Cleichwohl ist es wiederum der Schop fungsber ichr. der den relev anten Ve rste hensh inter grund bietet. Laur Cen 1,1-3 ist die vor geschopfliche Welt kein eswegs »Ieer « oder nicht-exisrenr, sonde rn ga nz im Cegenteil ein turbulenter Orr . Hier herrschr das spr ichwo r rliche Tohuwabohu . dem keinerlei lebensfr eundliche oder lebensforderliche Energie innewohnt. Die Flurwasser und das Ur-dunkel des Anfangs sind vielrriehr Elernente. die zu ersr zurlickge-drangt und dann besrandi g uberwachr werden rnu ssen. urn die Sch opfun g nicht zu gefahrden . Irn Blick auf die Flurwasser schafft C ott das Firmament, das die Funktion eines Schildes hat. Zur Ba-ndigung des Chaosdunkels scha fft er die Lichrkor per Sonne und Mond, deren Funktion darin besrehr, Tag und Nacht zu »regie-ren « (Ce n 1,16 ). Wenn man in dieser Formulierung nicht nur ei-nen poetischen Cestus en rdecken wil126 , wird dara n die bleibende

24 Schiile, Prolog, 263. 25 Diese moralisch-intent ion nle Deutung von Gewalt Iuhrr meine Oberlegun - gen in Schiile, Prol og. 309 welt er. 26 Die alte re Fors chung sah irn »Herrschen . dcr Cesti rne ein Rudiment der Myrh olog!e des Cott erkam pfes. das fiir die Schopfungs theologre von P a ller- din gs keine Bedeutung rn eh r spie lt (vgL den Ober bJick bei C. J!Vc,leTlil l1ilil , Ce-

" Und sieh e, es wa r sehr gut . .. lind siehe, die Eid e war uerdor ben - 15

Gefi:ih rdung der Schopfung durch die Chaos eleme nte des An fan gs deutlich. In diesem Kontext lasst sich nun auch die Rede von Ge-walt verst ehen, die der pr iesterschriftliche Text als Grund hir die Sintflut an fuhrr . Irn Unterschied zum Dunkel und zu den Flu r-wassern st ellt Gewalt nichr ein e Bedrohung der Wel t von aulien, sondern von innen dar. Gewa lt ist demnach etwas, das »allern Fleisch- in nicht naher bezeichneter Weise inn ewohnr . Aus heuti-ger Sicht wur de man dies viell eicht als geneti sche Disposition be-zeichnen, fu r die das Einzelwesen zwar nichr veran rworrlich isr, die aber gle ichwohl sein Handeln mafS geblich bestimmt. Daruber hin aus hat die Gewaltte nde nz aller Ceschopfe de r pri este rsch rift-lichen Welts icht zufol ge ag gressiv-expans iven Charakter. Gewalt breitet sich au s und fU llt die Welt, sodass diese im Ergebni s voll-stan dig verdorben ist. Hi erbei ist es wiederum die Entsprechung von »verdo rben sein « als Weltbesch reibung und »verde rben « als gb t tl iche Inter venti on , die die Schluss folge rung nah eJegt , dass die Flut eine Welt ausloscht . die sich im Grunde ber eit s selbst an ihr Ende gebracht hat 27 . Gottes sehr gu te Schbp fun g erwe ist sich im Ruckbli ck als fra gil und an fallig fur die destru ktiven Krafre . die bereits existierten, bevor Gott die Welt sch uE.

Wend en wir uns vor diesern Hint ergrund der Frage nach dem Bosen zu, kann man zweierlei festhalten :

1. Gewalt wird zwar an keiner Stelle im Sinne ein er bosen Intell igen z perscn ifiz iert , gleichwo hl handelt es sich dab ei um ei-ne Kra ft oder Macht, die sich offenbar unbegrenzt und un gehin -dert ausbreitet. Gerade diese Suggestion eirier autonomen Dy na -mik lasst die Beschreibun g von Gewa lt als etwas Bose rn sinnvoll ersche inen, wennglei ch die Priesrerschrifr einen en tsprechende n Begri ff (wie lJi ) korn plernentar zu »gu t ( irn Rahmen der Urg e-schichte nicht ve rwendet .

2. Die Rede vo n Chaoselemente n, die der gescha ffene n Welt als Bedrohun g ge genubersrehen, bas iert auf ein em duali sier end en Wel tb ild . Fur die Pries tersch rilt ist die Schopfun g nicht die rela tiv beste We lt , wie man dies in ver schieden en Variati on en sow ohl in den My then der Antike als auch der Moderne findet. Als Ergebnis des souveranen Schop ferharideln s Gottes ist die Welt , wie sie ist, ohne Makel und ohne vors tellbare Alt ern ative. Die Erfahrun g von Leid und Ubel wird entsprechend nicht au f die Unvollkommen -

nesis 1-3 [BK I/1J , Neukirchen- Vluy n 182f). Dabe i handelt es sich abe r eher um eine Plausibil isi erun g als um eine texrge rech re Interpreta tion. Gerade die Ta rsache. dass »He r rschafr« ein Leitmotiv von Gen 1 is r, das wie Fruc ht- barkeit. Mehrun g un d das Hillen der Erde zu den Schop lung sauhragen gehor t, deutet auf plan volle theolog isc he Kompos n ion hin. 27 Schule, Pro log, 263.

16 Andrea s Schiile

heit der Welt zuruckge luhrr (Leibniz) und auch nicht als Resultat vor geschichtlicher Cor rerkampfe und -k on flikt e angeseh en, wie man dies in Mesop otami en und Ugarit fin der. Der sehr guten Scho piun g s tehen vielmehr un geschaffen e Machte gegenuber . die eine bleibende Bedrohun g darstellen. Ent spr echend gibr es lur die Priesr erschrifr keine »no rwendigen Ubel «. die Bestandteil der kos-mischen Ordnung sind . Leiderfahrung geht vielmehr auf die Ge-genwart und Wirksamke it solcher Machr e zuruck, die Gott dern priest erschriftli chen Text nach zwa r im Zaum halren, abe r nicht ein fur aile Mal aus der Welt schaffen kann 28 .

Die Beobach tun g dieses kosmologischen Duali smus wurde immer wieder als Anhaltsp unkt zoroastr ischen Einflusses auf die Priesterschrift gewertet . Innerhal b der j i.in geren Disku ssion hat diese These, zu Recht, an Bedeutung veriore n, insofern Einver-nehmen daruber besteh t, dass die relevan ten Qu ellen auf persi-scher Seit e erst au s erheblich spaterer Zei t s tarn me ri-" , Gleichwoh l blei bt die Beo bachru ng, dass die priesterschri ftl iche Gegen i.iber-stellun g der sehr guten Scho pfung und der ungeschaffenen Cha-osmachte ihre nachste Parallele nicht in den My then der Anri ke. sondern in der dualistischen Kosmologie des Zoroastrismus hat . 1m Blick auf ihren zeirgen ossischen Kontexr s teht die priest er-schriftliche In te rpretati on des Bosen in der Welt jedenfalls auf-fallend isoliert da .

Was aber ist nun nach der Flut anders ? Inwiefern unterscheidet sich die »neue« von der »alten « Welt gerade im Hinbli ck au f die Frage nach dem Bosen ? Die erni.ichternde An rwor r ist, dass es keinerlei Korrektur an der Schopfung selbst gibr. Es bleibr bei der Realitat von Gewalt, die allem Fleisch inha ren t ist. Allerdings er-lassr Gott nun Regelun gen, die speziell au f dieses Gewaltpotenti al zielen . Zum ein en Gott einen unilateralen Bund , der der Welt eine konditionslose Bestandsgarantie gewahrr (Ge n 9,9-17). Damit erlegt sich Gem eine Selbsrb eschrankung im Blick auf die Mittel au f, mit den en er auf die Verdorb enheit reagie rt . Wie

28 T. Kr ii s er, Slindenfall? Uber legurigen zur th eol ogi schen Bedeutun g de r Paradi esgcsch ich re, in: ders., Das menschl iche He rz LI nd die Wei sun g Gottes. Srudien zu r a lt tes tamentlic hen Anth rop ol og ie un d Erh ik (ATh ANT 96), Zii rich 2009, 37 weist auf die karcgo r isc he Unt er sch eidung h in. die di e Pr iesrers ch ri lt va llz ieht, indem s ie die »seh r g u te « Welt alle in Gorr zusch re ibr. die Men schen und T iere »verdo r bcn « haben. Kruge r norier t, dass sich in Cc n 2- 3 ein e sol -che klar e Un terscheidung gerade n ich r Iin de r, sondern h ie r .·g btt liches un d rnen schl ich es Handeln so eng ineinaridc r vers ch rankr (s in d), das s es schwer -faIlr. d ie Verantwa rt ung lu r die gesc hi lderren Entwi cklungen eind eur ig Go rr ode r den Menschen zuz usch re ib en « (ebd. , 37). 29 Vgl. }. Blel/k insopp, C rea tion, Un- Cr eat ion , Re-Crar ion . A Discu rsive Comment ary on Genesis 1-11, Lond on / New York 2011, 2-1f.

»Uud siehc. rs war schr Xlii ... lind sichc, dip Erdc wa r uetd orben» 1 7

in den mesopo tam ischen Par all elen scheide t Cl obalvern ichtung als eines dies el' Mit tel aus. And er er seits eta bliert Cott nach del' Flut eine Ordnungsform, die es zuvor noch nicht gab, namlich das sanktio nierbare Ce bot (Ce n 9,4-6) . Zu de n Schopf un gsau it ragen an die Lcbewesen , sich zu mehren und ihre jewe ilige n Ha bita re auszu hi llen. tr eren nun Bestimmungen daruber, was sie nicht tun so llen - na mlic h Blu t ver gieGen , es sei den n zu rn Nahrun gser -werb . Bek anntl ich sind im Bild des Scho pfungs benchrs aIle Lebe-wesen dazu best imrnr. vegetarisch zu leben (Cen 1,30). Nach del' r-l ut anderr C orr dies und er laubr nun ein kon trolliert es MaG an Cewalraus ubung . Dam it wird - ana log zu den anderen Chaose le-menten : Dunkel und Flurwasser - nun auch fur die Ce walt ein Mechan isrnus gesc ha ffen, del' der en zerstorerische Au sbrei tun g eindarnmr. Neuzeirli ch ges proche n wird au f diese Weise die Nah -rungskette als Teil del' Scho pfungsordnung e ta hliert, von del' als mogl iches O pfer allein del' Mensc h als Eben bild Co rtes ausge-nom men ist.

Die erzahlerische Darstellu ng de l' Unterschiede zwischen vor-u nd nachs intflu tliche r Welt hat nun ein e ganze Reihe th eolog i-scher Implikati onen . Wenn gleich dies selren er wogen wird . kann man die pric st erschr ifrliche Urge schichte als Atiolo gie von Bund un d Ceb ot und in diesem Sinn e als A tiologie von Torn versteh en. Hier wird kosm ologisch begrun der . warum es nicht au sreicht , wenn die Welt ein fach ihr en »narurlichen« Cang ge hr. warum es vie l-mehr Forrnen von Ordnung bedarf, fu r der en Bestand C ot t selbs t ein tri t t . Auf diese Weise werd en die Cese rzes rex te del' Sina io f-fenba run g h ermeneut isch vo rb ereiter-". Von del' pri esrerschrift li-chen Ur geschi chte he r besteht del' Sinn von Cebot dar in. die Welt VOl' den Kralten zu bewahren , die sie gege n die Scho plung sa b-sichren Cortes ins Verderben Iuhren . Auf diese We ise wird auch de u tl ich, dass die na chsintfl utli che Weltordnun g gegenube r de l' Schop fung a m An fang Ausdruck del' nicht er fullren Erwa rt ung Co rtes isr . Fur die Priesrerschrift sin d die Lebensgeb ot e von Ce n 9,4- 6 ja kein For tschritr, sondern im Cegente il dazu gedacht , et-was zu bewahren , das durch die Cewa lrber eir schaft del' Cescho pfe in Cefah r ge rie t. Ce rade dam it del' anfari gliche Schoptun gsauf-t rag und Segen zur Entf altun g kornrn en kann , beda rf es des Ce-bats und del' Interventi on Co n es als Cese tzgc ber. In gewisse r Weise kehr r sich die Perspekr ive gegeni.iber den mesop otamischen Flu tmy the n damit urn. Dort vollzi eht sich mit del' Wend e zur nachsint flutli chen Wel t zugleich del' Ober gan g vo n Kon llikr und Wil lkLi r zu verbiridlicher Ordnung. Die Priesterschrift beg innt da -

30 Sch iile, Pro log, 315.

18 And reas Schu!e

gegen mit del' Darstellung von Ordnun g, die sich dann allerdings als gefahrdet und anfallig fur den Einfluss schopfurigswidriger und in so fe rn baser Kralte erweisr. Schlielilich ist festzuh alten, dass die nachsintflutlichen Ordnun gen der Priesterschrift nicht au f die Oberwindung des Bosen angele gt sind, sondern auf de ssen Be-grenzung. Die weisheitliche Erkenntnis der priesterschriftlichen Flurerzahlung liegt darin, dass es auch in der Welt, die unre r dem Vorzeichen gort lichen Segens, gorr lichen Bundes und gottl ichen Gebots srehr. zu Obel und Leid kommt . Diese Ubel sind allerdin gs nichr metaphysisch kalkuliert wie bei Leibniz. sondern unvermeid-bar, insofern sie in del' Persistenz des Bosen als widergortlicher Macht ihre Ursache haben.

3 .2 Das menschliche Herz und seine Plane

Die Frage nach dem Defekt der vorsintflutlichen Welt ist eines de r Therrien , das innerhalb del' biblischen Flurerzahlung in mehr al s einer Textschicht behandelt wird. Fur unsere Belange kann da-hingestellt bleiben, ob da s nicht-priesterschriftliche Material in Gen 6-9 einmal zu ein er eigensrandigen Quelle gehorre. eine durch-laufende Erganzungsschicht bildet oder aber midraschartige Fort-schreibungen an Einzelpunkren de r Erzahlung darstellt. Konsens besteht jedenfalls darin, dass die Rede von den bosen Gedanken und Planen des m enschlichen Herzens eine von der Pr iesterschriEt unterschiedliche Begrun dung fur die Sintflut bierer . Nicht »alles Fleisch «, sondern speziell das menschliche Herz ist hier Gegen-stand des Nachdenkens iiber das Bose (lli ). Die Priesrerschrift selbst verwendet den Terminus lli »sch lech r. bose « weder in Er-zahl- noch Cesetzestexten. Insofern is t dessen Verwendung in Gen 6,5 und 8,21 als kom plernentarer, wenn nicht sogar diametra-ler Gegensatz zur Rede vom »Cuten « zu versrehen. die den pr iesterschriftlichen Schoplungs berich t lei tm oti visch du rchzieh t. Nach Gen 6,5 und 8,21 gibt es etwas, das nichr »gu t« , sondern »sch lech t « oder »bose« ist - eben die , wortlich ubersetzr, »Ge b il de der Planungen seines (des Menschen ) Herzens .«

Dabei kann man fragen, ob lli hier »schlechr « im Sinne eines qualitativen Mangels meint od er aber »bose « als moralische Ka-tegorie . Ist das menschliche »Dich t en und Trachten « (Luther) also defekt oder abel' absichtlich bose ?31 In die sem Zusammenhan g

31 Wenn glei ch dies h ier n ich t eigens beha ndelt werd en karin, berr iffr diese Frage au ch das Verhalrn is der nicht-priesters chriftli chen Passagen de r Flut ge-schic ht e zur Edene rzahlun g von Gen 2-3. Wenn Ce n 6,5 und 8,2 1 die Edene r-zahlu ng vo raussetzen. dann ruckt die Rede vom »bose n He rzen « in einen the-

>lUnd siehc, fS war sfhr S ill ... 11l1d <ieh «. die Erdc war oerd o rbcn « 19

wurde verschiederitlich darauf hingewiesen. dass in 6/5 und 8/21 nicht das menschliche Herz selbst als schlecht oder bose betrachtet wird. sondern die Gedanken/ die daraus hervorge hen-V. Ist die Vorstellung also die/ dass der Mensch das Cute. das er tun will, nicht tun karin 7 Nun ist innerhalb der von Hans Walter Wolff beschriebenen »srereornetrischen « Anthropologie des Al ten Te-staments das Herz das rationale Zentrum des Menschen-" Als sol-ches ist es wesentlich mit Bewusstsein, Intenti onalitat un d iiber-legtem Handeln assoziier t. Insofern ist es wenIg sinnvoil, zwischen dern Herzen un d dessen »Gedankengebilden« zu unterscheiden. Das Herz ist die kor perliche Manifestation des Den kens. Wenn al-so von den bosen Gedanken des Herzens die Rede ist, dann ist dies gleichbedeutend mit der Aussage. dass das menschliche Herz selbst bose ist. Auf diese Weise lokalisiert die nicht-priesterschrift-liche Flurerzahlung das Bose also an eirier ganz best irnmten Stelle der Schop lung. Wahren d die Priesterschrift das Bose I die Gewalt als eine Macht versteht, die zunehmen d den Raum der Schopfurig »{ullt «. isr die Vorstellung in den nicht-priesterschriftlichen Pas-sagen die/ dass das Bose im menschlichen Herzer: seinen Ursprung hat und sich von hier aus ausbreiter Damit wird. zurnindesr im-plizit, die Bewertung der Schopfurig von Gen 1 als gut und sogar sehr gut relativiert, zurnal das Bose nun mit etwas assoziiert wir d. das Gatt selbst geschaffen hat3-i .

Die Vorstellung vorn bosen Herzen tall t irn Konrexr an derer Oberlieferungen des Alren Testaments als durchaus radikal auf. So finder man zwar auch bei Ezechiel die Uberzeugurig. dass das

mat is chen Zusammenhang mit der Er kenn rn is von Gut und Bose (Gen 2,':J.17). Allerdings is t da s Ve r halr n i s der nicht-priesterschriftlichen Texte der Urge-schichte zueinan de r umsr rirrcncr denn Je. Mit aller Vo r s ich r karin man sagen, dass die Zuschreibung dieser Tcxte zu einer durchlaufenden Schicht (sei diese alter oric r jLinger als die Pr ies re rschrif t] zunehmerid in Zweifel gezo gc n wird. 32 F. Criisel11al111, Autonomie und Sunde. Genesis 4,7 und di e »jahwis rische «

Urgesch ichre, in: ders., Kanon und Soz ia lges ch ich re. Be itrage ZUIll Alten Test a -ment, Gi.itersloh 200 \, 53f. 33 l-f w. Wolff, A nth r o p o log ie des Alren Testaments, Murichen i 199 0, 25-48; vgl. dazu die W eiterflihrung dieses Ansatzes bci B. [a notosk], Konll ikrgc spra-che mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, Ncuk i r cheri-Vluvn 12009,166-170. 34 Di e T cn denz zu r Relativierung von »Spi tzenau ssage n « in P kann man auch an anderen Stellen der nicht-priesterschriftlichen Flurer zah lurig beobachten. So ist N oah, anders als in P, nicht der vol l kommene. in jeder Hinsicht u nrade- l ige Mensch, sondern derjen ige. der Cnade (In) in den Augen JHWHs findet. Das lass r den Gedanken zu. da ss N oah, wi e T. Kr u gcr treffend formuliert, nicht abs o lur. sondern ehe r »r el at iu >gerechter<<< war al s der Rest der Menschheit (T. Krii ger, Das menschliche Herz und die Weisung C o rtes. in: ders., Das rnensch- liche Herz,107-136, 10':J).

20 And reas Schii/e

H erz eine »Schwachs relle « da rsrellt , die lur das gesrorre Verhalt-nis zwischen C ot t un d seinern Yolk vera n twor tl ich ist . Dies fuh rt Ezech iel zu der Yo rsre llung , dass C otr das sreine rne Men sch enhe rz schl ieklich durch ei n Ileisch ern es Herz er setzen wird (Ez 11 , 19; 36,26)35. Alle rdings ge h t Ezechiel an kein er S te lle so weir zu sa-ge n, dass das srei nern e Herz ein im Si nne von Cen 6,5 und 8,21 boses Herz ist . W eire rh in Iallt auf, dass die bosen Menschen her-zen ei ne Real irat au ch der nachsinr flutlichen Welt bleiben. Der N eub eg in n nach der Flu r br in g r ana log zu rn priesrerschri ftlichen Te xt ke inerlei Veran deru ng der Schbpfu ng mit s ich . De r einzige Unrerschied bestehr darin, dass Cot t an gesichr s der bleiben den Real ira t der bos en Herzen dar auf verz ichtet. die We lt n och ei n-mal in ei ner Flur zu ersa ulen . Dies wa re allei n e ine frei lich recht bes cheidene Pointe von Cen 6,5- 8 und 8,20-22, es sei denn, auc h diese Texte z ie lren au f die er sten Ce bot e ab , di e Co t t in 9,4- 6 zurn Sch u tz des Leb en s er lassr . Yo n den n ichr -pr iesrerschriftli ch en T ex te n her gelesen dienen diese C e bo r dann spez iell der Eirida m -mun g des Sch ad ens, den die bosen H erzen verursachen - also ge-ra de auch dern Scha de n, den sich Men schen gege nsei rig un d wil-lentl ich zufugen An ders gesag r muss der Mensch vor sich sel bs r in Schurz gen om men we rden.

Es lohnt sic h an dieser S tell e, da rauf hinzu we ise n, dass sich in-nerh alb de r Urgesch ich re in ihrer End gesralr zwei ex tre me an-rhropol ogische Aussa gen ane in ander reiben: Die Men schen wer-den auf der ei ne n Seit e a ls Eben bild Cor res bez eichne r, au f der an deren wi rd v on ihnen a be r auch gesag r, dass ih r »Dich ten und Trachren « einern bos en Herzen en rs pr ingt. Die M ensch en sin d zur Herrsch aft u ber die Erde best irnrnt, gleichzei rig geh r vo n ihnen a be r auch d ie Cefa hr aus, di e die W elt in den Untergan g s turz r. So ge w inn r m an den Eiridruck. dass es ge rade die se sich para do-xierenden Sich rweisen sin d, die das N achdenken ub er den M en-sche n inne rha lb der Urgeschi chr e wesen tl ich vora n trei be n . Es si nd nicht isol iert e Einzelaussagen , die das M ensc he n bil d der Urg e-sch ich te charakrerisie ren , sondern der Diskurs, der sich zwischen den ve rsch iedenen Tex rsch ich ten en rfal ret.

3.3 Das Bose in der Flurerzahlung - ein Faz it

Eine der zent ral en Einsichren, die di e Flur erzahlung insgesamr ih-ren Lese rI nnen verrn itr elt, is t die , da ss die vorfi ndli ch e W eIr h in -

35 Zu r Thernarik des Herzens bei Ezechie l in sgesamt siehe neuerd ing F. Sed /-meier, T ransForma tionen. Zur Anthropolog ie Ezech iel s, in: A. Wa gner (Hg .), Anth ropologi sche Aufbruche. Altt est arnentli che und int erd isz i plinare Zu gange zur h is to r ische n Anthropo logie (FRLANT 232 ), C6 tt ingen 2009 , 203-233 .

" lI lid sieiic, r s wa r seh r gut ". lind siehe, die Erde war vc rdarbcn«

ter dern zuruckbleibt. was sie harte sein sollen. Irn Unterschied zu Leibn iz ist die Welt nichr die best e aller moghchen . sondern cin e, die ihr e Bestimmu ng nicht realisiert hat. Die Konsequenz daraus ist nicht , dass Gott die Welt an ihren def ekten Stellen repari err oder gar von Grund auf neu schafft. Allerdin gs et a blierr Gott neu e Formen von Ordnun g - Bund un d Geb ot - , die den Bestand der Welt gewah rlcist en sollen-". Ent sprechend richtet sich die Er-wartun g der Urgeschicht e nicht darau l. dass das Bose in der Welt iiberw unden wird. Die Frage ist viel rnehr. wie man in einer Welt leben karin, in der das Bose bleibe nd gege nwar tig und wirk sam ist . Anders gesagt hat die Urgeschich te ein weis hei tliches, weni ger aber eschato logisches Interesse . Allerdings ha t Jon Levenso n die Th ese vertreren, dass die priest erschriftliche Urgeschichte zurnin -dest eine irriplizire Eschatol ogie enr halt:

»The Cod to whom this theology bears witness is not the one who con-tinually acts in history, but one whose acts are clustered either in the primordial past or in the eschatological futur e, or both, that is, the Cod who will reactivate his mighty deeds and close the horr ific parenthesis that is ordinary history.«17

Tarsac hlich Iallt au f, dass die Priesterschrifr nach Gen 1-11 die Menschheit in die geschichtliche Weir enrlass t, in der das Bose weiterh in am Werk ist, was Go tt offen bar to Ieriert . 1nsof ern dran gt sich sich die Frage au f, wann Co tr schliel5J ich tun wird, was jeder von einem wahrha ft allm acht igen Gott erwar rer. namli ch das Bose ein fur aJle Mal aus der Weir zu schaffen. Ge rade an die-ser Erwartung ge mess en Iallt auf, dass die Pr iest erschrifr diese Frage an keiner Stelle ex pliz ir au fwirft oder sie eine r An rwor t zu-fi..ih rt. Eine der pries rerschrifrlichen Kosm ologi e korrespondieren-de Eschat ologie, wie sie Leven son skizz ier r, find er sich dagegen in den proph etischen Tr aditi onen. Hierbei ist insb esond ere an das Je-sajabuch zu denk en, das eine gan ze Reih e inh altli cher und sprach-licher Parall elen zur Schopfun gsgeschi chte der Priest erschri ft au f-weist. An dieser Stelle kann nur surn ma risch auf die » Vision vom Tierf rieden « (Ies 11,1- 9; 65, 25) hinge wiesen werde n. die die Ver-wandlung der Scho pfung in den fried vollen Zu srand imagini err . in dem sie nach Gen 1 har te sein solJen. Weiterhin nimm r die je-sajanische Vorsrellung vorn neu en Himm el und de r neuen Erdc. die Gatt »scha ifen « wird schopfungsrheol cgis ches Vokabu-

36 Dazu auch BlellkiJlsojljl , Crea tion, 145-154. 37 I.D. L ev el1so l1, Crea tion and the Persis tence of Evi l: T he Jewis h Drama of Divine O m nipotence, Pr inceron 1994, 50 .

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22 Andreas Schiile

lar auf und verknup lr dies mit der Ube rw iridung von Leid un d Not (65,17- 25). In der sog. »kleinen Jesajaap ok alyp se« fin det sich analog die Erw artu ng, dass Go t t schlielslich den Tod als letz-ten Feind »verschlingen« (ll";)) und aile T rane n abwis chen wird (Jes 25,8, korrespondi erend mi t 65,19) . Die van Levenson sk iz-zierre scho pfurigs rheolog ische Eschatologie-f ist damit weni ger ein Cha rakter isti kum der Pr iesterschr ifr selbs r. so n dern erg ibt sich dann, wenn man kanonhermen eut isch die Verkla mmerung vo n Urgeschichte und prophet ischer Eschatologie wah rnimm t. Fur sich ge no mmen sie hr die Pri esrerschrifr im Bosen e twas Ungeschaffe-nes und insofe rn Une rklar bares - et was, das so chaot isch un d be-dro hlich ist wie die Chaoselernen re von Ge n 1,2 und das es ent-sp rechend zu barid igen gilt.

Wie angedeu tet, beruh t diese Sichr des Bosen auf einer duali-sieren den W eltauffassung, was aus heutiger Sicht zur kritischen Auseinander setzun g mit der Th eologie der priesterschriftlichen Urgeschichte einladt . Die Myth oJ agi e des Chaoskampfes, deren Fingerabdruck man in der Urgeschicht e finder. sieht Gatt zwar als Bezwinger ode r Baridi ger lebensfeindlicher Machre. nicht aber als Souveran uber aile W irk lichkeit .

Die nichr-priest erschri ftliche Flur ub erli eferung setzt demge-genuber einen andere n Akze nr, indem sie das Bose gleichsam vo n aulsen nach innen verl agert . Das Bose ist keine obskure Macht, sondern wird mit et was Geschaffe nem - eben dem me nschlichen Herzen - assoziiert : Gatt selbsr raurnr diesen Ma kel ein, in dem er bereur . das M enschengeschlecht gesc haffe n zu ha ben. Auch hier wird die Vorst ellung ei ner unvollk ommen en W elt nicht in Rich-tun g ein er Escha to log ie der Vollendun g weit er ged acht. Die Bos-haftigkeit des Menschenherzens ist kein vo ru berge hender Makel. so ndern wird als bleib ende Realirar berracht er . Ande rs dagegen wiederu m die Prophet ie, die ge wisser rnalsen dort ansetzr, wo die Urgeschicht e aufhorr. So wird im Ezechielbuch in Aussicht ge-srellr. dass Gott das steine rne Herz Israels schlieJ5 lich gegen ein fJeischern es aus ta uschen wir d-'? - also genau geg en das Herz, das Israel im Grunde von Anfang an harte h a ben sollen :

38 Vgl. Levensons pragnanre Fonnulierung dieser Eschato logie: "The over- whelming tendency of biblical wr iters as they con fr on t undes erved evil is not to explai n it away but to call upon God to bla st it away « (Levenson, Creation, XVII). 39 Zur Them atik des »rieuen Herzen s« vgl. T. Kriige r, Das »Herz« in der alttestamentlichen Anth ropol ogie, in: Wa gn er, Anth rop ol ogische Aufbruche. 115-118 und im Blick auf die weis heitliche Kritik sowohl an den urgeschicht- lichen wie den pr op hetischen Aussgen tiber das mensch lic he Herz A. Schiile, Evil from the Hear t. Qoh elerhs Negat ive Anthropology and its Cano nica l

" Und sieh«, r s wnr sch r 8 11 1 . . . II lid siehl', die Lrdo W (Jr uc rdo rben «

Und ich werde ihnen ein anderes Herz geben und ein en neuen Geist in ih re Mitre!" geben . Ich werd e entfernen das Herz au s Stein aus i h rem Fleisch und werde in sie geben ein Herz au s Fleisch."! (Ez 11,19 )

Fur beid e Textschichten, die priesterschriftliche und die nicht-pri esterschriftliche, erweisen sich damit die proph etisch en Tradi-tio nen als eschatologische Verlangerung. Damit isr keine Aussage iiber das chronologische Verh alt nis diesel' Text gernachr. Wichti-gel' scheint mil', dass sich die Frage nach del' Obe rwindung des Bosen im vol len Sinne erst auf del' Eberic des Kanons srellen und - wie auch immer abschlielS end - beantwort en lassr Es bedarf da-zu eben beider Kom pon enten . del' Kosmologie und Schopfurigs-the ologi e del' urgeschichtlichen Texte sowie del' proph etischen Es-chat ologie .

4. Die Sunde an del' Turschwelle (Gen 4,7 )

Aus del' Perspekrive del' chri stlichen Rezepti on ist del' locus classi-Cl./s del' Lehre vom Bosen Freilich nicht die Flurerzahluri g, sondern del' Griff zur verb oten en Fruchr vom Baurn del' Erkc nntni s in Gen 3. Diesel' »Sundenfall « ist del' Au sgsn gspunkt allen Obels in del' Welt, weil sich del' Men sch von Gatt und seinem Gebot abwen-det . Hi er fallr cine Grundentscheidung, die die Men schheit blei -bend von Gatt entfremdet. Ungehorsam gegen Gatt ist die Kar-din alsi.inde, die dem Bosen Tiir und Tor offnet.

Wie viele prim al' do grnatisch morivierre lnr erpret ation en bi-blischer Texre hebr su ch die Erbsundenlehre besr irnrnte Seiten des Texres hervor und drarigr andere eher in den Hintergrun d. Del' vernachlassigr e Aspekt ist in diesem Fall del' Gewinn del' Er-kenntni s von Gut und Bose.

Fur die Erbsundenlehre spielt es keine konstitutive Rolle, was del' Mensch mit diesel' Erkenntni s gewinnt oder a bel' verlierr. Zu-gespitzt formuliert hatre die Fruchr su ch ein »Placebo « sein kon-

Context, in: A. BerlejllllS / P. v {] n Heeke, Th e Langu age of Qoheler in its Con- text . FS A. Schoo rs. Leuven u.a. 2007 , 157-176. 40 Tcxr kr i n sche Emendat ion geg enLiber TM " in eu re Mitre«. 41 Hier fiillt die wiederh olr e Vcr wend uru; von »Fleisch « au f. Auf die se Wei se wird betorir, dass das ste inerrie Herz gewissermafien ein Fremdk br per war. Zu- mind esr erwagcnswer r isr weit er h in, ob di e Wortwiederh olllng auf die Ver wen- dun g von »Fleisch « in Gen 6,12f abz. ielr. In dicsem Fal l srun dc das neu e He rz tat s.ich lich auch fLir ci ne Verw andluri g bzw. Ne uscha ffung »allen Fleisches «. das in de r Urg eschich te unr er dern Vo rz eiclien vo n Cewalr urid Verd orbenhe i r er sche in t.

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24 Andreas Sch u]«

nen, eben weil das entscheidende Datum das Essen der Frucht ein Akt des Ungehorsams ist42

Exegetisch gesehen spielt die Erkerintnis von Gut und Bose dagegen eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie der Entschluss des Menschen, Cortes Gebot zu uber treten. Einzig hier in der Ur-geschichte begegnen die beiden Begriffe »gut« und J)1 »b ose « nebeneinander, die ansonsten in unterschiedliche Erzahlzusarn-merihange eingebettet sind. Auch die Zusammenfassung beider Begriffe unter der Kategorie der Erkenntnis verschiebr den Ak-zent gegenuber der PriesterschriEt und der nichr-priesrerschriftli-chen Fluterzahlurig. Interessanterweise ist es dort (allein) Gott, der diese Erkenntnis hat. Er beur teilt die Welt am Anfang als gut und das menschliche Herz als schlecht. Davon, dass auch Men-schen in dieser Weise unterscheiden konrien. ist jedenfalls nicht die Rede. Vielmehr scheint es, als wurden die wie auch alle anderen Lebewesen gewissermalSen das auslebe n. was sie von Natur aus sind - Wesen aus Fleisch, die der Macht der Gewalt ausgesetzt sind bzw. die aus dem Antrieb ihres (bosen) Herzens handeln. Ob und zu welchem Grad der Mensch sich der Existenz des Bosen in seiner Welt bewusst ist. wird nicht eigens thernati-siert un d 5 piel t offen bar keine en tscheidende Rolle.

Dies ist in Gen 2-4 allerdings anders. Hier wird der Mensch nichr als determiniertes Wesen betrachtet, sondern als eines, das sein Denken und Handeln moralisch beurteilen kann. Der Mensch weilS, was Gut und Bose ist, und darin gleicht er nun tatsachlich Gott selbst (Gen 3,22)43. Allerdings garantiert diese Erkenntnis offen bar nicht. dass der Mensch die Tendenz hat, das Gute zu su-chen und das Bose zu meiden. Vielmehr bleibt auch der erkennt-nisfahige Mensch Einflussen unterworfen, die ihn trotz und gegen besseres Wissen zum Tun des Bosen veranlassenv'. Eindrucklich wird diese Divergenz in der Kain und Abel-Erzahlurig zum Ge-genstand. Narurlich weif Kain, dass er seines Bruders Hiiter sein 5011, anstatr ihn zu ermorden. Das zeigt sich daran, dass er wie schon seine Eltern in Gen 3,11-13 den Fragen Gottes ausweicht

42 Cru selJ1ann, Autonomie und Sunde, 51 halt dazu treffend fest: »Die in Gen 3,22 festgestellte menschliche Autonomie isr zwar Fo lge der Uber rreturig eines giittlichen Gebotes ". Aber sie selbst ist hir ihn (den Menschen) keine Sunde, son der n Grundgegebenheit des Menschsein s m it all ih rer Ambi valenz. « 43 Vgl. ebd, 51. 44 Vgl. dazu im Ri.ickgriff auf die von Crusemann eingefuhrre Begrifflich- keit von »Auron om ie« und »Ambi valenz « H. Stne ckerm ann, Ambivalenzen. Er- miiglichte und ve rwir kl ichre Schiipfung in Genesis 2f, in: A Graupl1er / H. De/kurt / AB Ernst (Hg.), Verbindungslinien. FS W.H. Schmidt, Neukirchen- Vluyn 2000, 363-376.

»Und siehc, rs uiar sehr 1,111 . . . und siehc, dic Erdc WCl r ucrdo rhen « 25

und von seiner Tat ablenkt. Es besteht kein Zweifel dar an , was Gut und Bose ist . Einen ethischen Relativismus gibr es nicht , und dennoch wird Kain zum Marder . Wie also kommt es, dass der um das Bose wissende Mensch das Bose rrotz besseren Wissens tu t? Diese Frage und ihre Beanrworren laufen auf die ku rze Got-tesr ede in Gen 4, 6-7 hinaus .

Unci Cart spraeh zu Kain : Warum zu rn s t du unci warum fallt dein Ce-sichr? Wenn du Cutes hervorbr ingsr, b ist du erhoben(en Haupresjt'' : wenn aber n icht, dann [auert die Sunde an de r Tur. und n aeh dir steh t ihr Verla ngen . Du abe r sollst ub er s ie herrschen.

EinigermafS en unverrn it telt tritt Gott hier glei chsam als Psycho-loge auf, der Kain iiber dessen em otionale Situation au fklart. Ce-Iuhle wie Eiiers ucht , Zorn und Enr tauschung mach en den Men-schen demnach an fallig hir die Schliche der Sunde. Auffallend wird hier das Gegensatzpaar gu t/ bose varii er t . Dem Cuten, das der Mensch hervorbringen sol], steh r nun die personifizi erte Ce-st air der Sunde gege nuber . Auf diese Weise wird beiden Gr oJ5en eine jeweils eigene Dynamik zugeschriebcn . Wahrerid das Gute nur dann geschieht, wenn es der Mensch t u t bzw . »he rvorbri ri g t « . hat die Sunde ihre eig ene, au roriorne Wirksamkeit. Teil dieser Ge-dankenlini e ist , dass das Tun des Guten gleichsarn einen Schutz-schild bild cr. der die Sunde auf Disranz halt.

Eigenturnlich. wie diese Auffassung von Gut und Bose zunachsr erscheincn mag , erweist sie sich bei genauerem Hinsehen als ge-dankl iche WeiterfUhrung der priesterschrifrJichen Schopfurigs-und Flutgeschichte. Wi e Gen 1,16.26 betont, bed arf der Bestand der von Gott geschaffenen Welt bestimrnrer Formen von Herr-schaft . Dieser Gedanke wiederholt sich unrer Aufn ahme des Be-griffs '?tlJl:1 (vg1. Gen 1,16) in Gen 4,7 . Hi er wird der Mensch nichr allgern ein mit der Herrschaft ii be r die Erde beauftragt, sondern spezi ell mit der H errschaft uber die Sund e. Die numinose, mit den Chaoselementen des Anfangs assoziierte Gewalt der Pri esterschrilr nimmt damit die Gestalt de r Sunde an , deren Verlangen sich auf den Menschen richter. Irn Unr er schied zur nichr-priesterschriftli-chen Flurgeschichre wird der Mensch damit zwar als »Einlassror«, nicht ab er als Ursa che des Bosen ges eh en . Nach Gen 4,7 5011 und kann de r Mensch Cutes hervorbringen, was in spannungsv ollem Kontrasr zu den bosen Gedankengebilden des menschlichen Her-zens in Gen 6,5 und 8,21 srehr.

45 Wortli ch »Erh eben « oder »Erheburig« .

26 Andreas Schiil e

Fragt man fur Gen 2-4 nun a na log z ur priesterschriftlich en Ur-geschich te und der nichr-p r iesrersch rifrlichen Fluterzahlurig n ach kanon ischen Fluchtlinien , da n n fuh rt d iese weniger auf di e S pur prophetischer Eschatol og ie, so n dern au f d ie weisheitlicher In st ruk-tion. Gerade weil dem M enschen zu gemutet un d zugetraut wird, das Bose zu beh errschen, rich ter sic h die H offnun g zwische n de n Zeil en von Gen 2- 4 n icht a u f die eridgu ltige Eliminier u ng des Bosen durch ein fin al es Eingrei fe n Go ttes wie es Lev en son fur die P riest erschrift beschreibt. N ori g ist v ie lme h r die Erk enntn is des Bosen und ih re r »Sch liche« u n d d ie Fah ig ke it de s M en sch en, dem Bosen ge g enu be r gu t zu han del n . Ge nau di es ist di e Quintessenz der G ottesrede an Kai n in Gen 4,6f. Go t t in der Roll e des Ph iloso-ph en wie Psycholo gen erklar t Kai n, was das Bose isr, w ie es ag iert und wie der Mensch darauf reagi eren solI. Starker an die Eigen-begr iffli chk eit des Alten T estam ents angele hn t, ist Gott hier der Weisheitslehrer und Kain der Schu ler, der alle rdin gs die »Le kti on -n icht umse tze n kann. Wahreri d Gen 3 berich te r, wie die Mensch en - gew iss au f zwei fel ha ft em W eg - W eish eit erla ng e n, erklarr Ge n 4,6f, wozu sie diese in ihrem Leben au15er hal b des Gottes garten s br a uch en . So erweis t sich de r Myrhos der Ede rie rzahlungen in Gen 2-4 a ls A tio logi e der Weishe it un d be rei te t da mi t den W eis-he irsr exten de s Alten T estam ents den Bo de rr'".

5 . A bsch luss

Wi r hatten die Ausfiihrun gen zur V ors t ell un g des Bosen mi t einer Betrach tu n g von Leibniz' Th eodizeel eh re begonnen, deren P ointe da r in bes t eh t, dass es »das Bose « n icht g ib t - jedenfalls nicht, w enn man daru nte r im weitest en Sinne ei ne au ron orne Macht od er ein

46 Auf die weisheitliche Ticf endirn ensi on de r Edene rzah lun g ist in juri gere r Zei t vers rar k r h in gewiese n word en , vgJ. u .a. J.e. Grrtz, Beobachtungen zurn li-te ra r is chen C harak ter und zorn ge is tes ges ch ich tl i ch en art der nic h rp r ie s re r -sch r i ftl ichen Si n rflur e rzabl un g, in : M. Beck / U. Schorn (Hg.), Au f dem Weg zur Endgesta lt vo n Ge nesi s bis II Regum. rs H .-C. Schm itt (BZA W 370), Ber -lin / New York 2006, 56f; LaCocqu e, T r ial of Innocence, 40-45; Mellin ge r, Ede n Narrati ve , 129f; K. Schmid, D ie Unteilba rkeit der Weisheit. O berlegungen zu r sogenannten Parad iese rz ah lu n g Gen 2f u nd ihre r the ologischen T endenz, in: ZA W 114 (200 2), 21- 3 9; eher ve reinzelt Finder sich di e M einu ng, dass d ie Ederierza h lun g eine Wa rn u ng vor der W eish eit arti ku lie r r, insofern d iese m it dem Un gehorsam gegen G ott es Geb o t einhe rgeht (E. 0110, Die Pa radiese rz ah -lu n g Ge ne sis 2-3. Eine n ach pr iesr e r liche Leh re rzah lun g in ih rem re ligions -hist orischen Konrexr, in : A.A. Diesel u.a. (Hg.), »Jedes Ding hat sein e Zei t ... « , Stud ien zu r israe li tischen und orien talis chen W eisheit. rs D. Mi ch el (BZA W 241 ), Berlin / N ew Yo r k 1996, 1 67-1 92.

»Uud siehe, es w<!r ,;ch r gut . uud sich», ,lit' Erd« wn r uerd orb on: 27

selbsrwirksarnes Prinzip versteh t. Wa hrend die unmirrelba re Er-fahrung von Ubel und Leid zu der Annahme des Bosen Iuhren konnre, luhrt eine rationale Betrachrung del' Welt zu einer ande-ren Schlussfolgerung. Negative Erfahrung ist die Foig e del' un -verrn eidbaren Unvollkommenheit der Welt, die gemessen an al-len Alterriat iven gleichwohJ die beste aller moglichen Welt en isr. Die biblische Urgeschichte in allen ihren unterschiedlichen lit era ri-schen Schichten und the ologischen Pragungen st ehr im Kontrast zu diesel' Sichr . Wie Lcibniz' moderner Mythos will auch die Ur-geschichte sagen, dass ein Cott allein die Welt erschuf. Del' Ce-danke, dass der Schop ler gott dabei mit den Limitierungen des Ma-terials kalkulicrerid die rela tiv best e der rnoglichen Welten schul, ist der Urgeschichte allerdings fremd . Die Bewertung der Schopfung als uneirigcschrankr »sehr gut « in Cen 1,31 bild et den machr vol-len Auftaktakkord, del' den Ton der Urgeschichte in all en ihr en Teilen besrirnrnt. Im Cegensatz dazu ist das Bose eine fremde Macht, der en Wirksamkeit den Absichr en und dem Hand eln Cot-tes entgegensteht.

Cleichwohl sind die Mcinungen daruber , wie das Bnse inner-halb der Welt geg enwarr ig isr, in den Tex rschichrcn von Cen 1-11 durchaus verschieden . Das Bose als pram or dial e Chaosmacht. als personi lizi err e Cestalr , die dem Menschen au liauert . oder aber als manifestierr im menschlichen Herzen sind myrhische Svrnbolisie-rungen , mit den en sich unterschiedliche Vorst ellungen daruber verbinden, warum die vorfiridliche Weir hinter dem zuruckbl eibr. was sic harte sein sollen . Eine umfa ssende Synth ese dieser Vor-srellungen wird nichr geborcn , und insofern kann man auch nichr von einer »Lehre« vorn Bosen inn erhalb der Urg eschichre reden . Auf der Ebene des Endtextes dierien die literarischen Sro He. die hier ve rarbeiret wur den. als Medium, anh and dess en verschiedene Zugange zur Thematik des Bosen durchgesp ielr werden . Das The-ma wird enrfaltet und in allen sem en m oglichen Varian ten be-tr achr er. ohn e dass dabei der Anspruch abschliefse nder Klaruri g cr-hob en wird . Wie hier nur anged eutct werden konnre, verweisen die urgeschichtl ichen Texre dabei ub er sich hinaus au l andere ka-nonische Uberlieferungen . narnlich Propheti e und Wei sheit . In diesen Verweisungen kommt starker als in den mythischen Tex-ten sclbs r die Frage auf, was Menschen angesichrs der persistenren Realitar des Bosen run solien und worauf sie hoffen durfen . Inso-fern beg innt in Propheti c und Weish eit , mit Hans Blum enberg gesprochen, die »Arbeit am Mythos .«-!7

47 Man karin mit Blum enber g Iragcn, inwi elern s ich der Mythos im Lau] sei-ner Bcarbeitun g rran s to rm ie rcnd au llosr (Arbeit am Myrh os. 679-689 ). Ist al so

28 Andreas Schu le

Ab stract The qu estion of why the created world is less than perfect permeates th e mythic reflection of the Primeval H istory (Ge nes is 1-11). In some texts , es-pecially of the 50-called priestly tr an smission, the defect is located wirh i n th e very nature of all living things th at show a tendency towards vio le n ce. Ther e is no explanation given why the wo rld that God call s )·very goo d« does not bring forth the order ed, peacefu l, and pr osperou s Ii fe that the crea-tor had in tended. The texts highlight th e gap between th e world th at is and th e world that is s u pposed to be. As th e pr iestl y text s emphasizes, it is God 's cove na n t and God 's law that stabil ize th e world in its precarious state. T he non-priestl y tradition, especia lly in th e flood narrati ve, views the co r-ruptness o f the human he art as th e prima ry or even sole source o f evi l in the wo rld; and here, too , it is the prom ise of Go d 's uncondit io nal p ro tect io n rath er th an the prospect of th e fundamental change in the human co ndi t io n th at keeps the world in balan ce. It is wo rth noting th at th e Primeval Hi story, in none of its textu al layers, develops an eschatological vi sion of a fully restored creation but see ks to provide a rational for how to live, as some modern philosophers call it, in the best of all possible world s.

Andreas Sch u!e, geb . 1969, Dr. rheol., Dr. phil. , ist Professor fu r alttesta-mentliche Exegese und Th eologie an de l' Un iv ersitat Leipzig und Ext ra-ordinary Professor of Biblical S t udies an del' Un ive rsitat Stellenbosch.

die prophetisehe und weish eitliehe Anrworr auf den urg csch ichrlichen Mythos zugleieh dessen Erledigun g? Blumenberg hat das vie! posru lier te Ende des My-rhos bzw. dessen Aufhebun g in den Logos bekann t lieh seIbst als Myth os ent-larvt. Aueh im Fall des Alien Test aments is t die Progression von Gen 1 zu les 65 f nieht im Sinne von Erledigung zu vers rehen . Wie Gerhard von Rad darge-legt hat , versetzt das Alte Testament seine Leserscha ft gerade zwis chen die Sehb pfung am Anfang un d den neuen Himmel und die neu e Erde und lassr die Frage naeh dem Ende de l' a lren Welt damit in letz ter Kon sequenz offen. Das Bose beha lr sei ne Real irar und ver schwinder nich r unt er dem Vorz eiehen seine r Oberwindung (zu von Rads Dialekt ik von Erinner ung und Erwarru ng s. A. Schii le, Deutung, Reflexion, Oberl iefe rung. Eine Erin ne rung an Gerh ard von Rads Versrandni s alttestam entl icher Th eologie. in: M. Oem ing / K. Sch mid / A. Schiile (Hg.), Theologie in Isr ael un d in den Naeh barkulturen (ATM 9), Muns-ter 200 4, 7- 15).

III Jiidische und christliche Wirkungsgeschichte 257

Gabrielle Oberhiinsli-Widm er, Levi ath an und Beh em oth . Archaische Chao srnachte als judische Bilder des Bosen.. . 25 9

Volker Leppin, »Der alr bose Fcin d«. Der Teu fel in Marrin Luth ers Lebe n und Denken 291

IV Systema tische Theologie 323

Helmut Hopin g, Die Realirar des Bosen und die Frage nach C or t 32 5

Doroth ea Sntt ler, Per Du mi t dem Teufel? Forrnen der Komm unikat io n mit dem Bos en im Exorzismu s 345

V Praktische Theologie / Religionspadagogik 369

Friedrich Schwei tze r, Brauchen Kinder einen bose n ode r ei-nen lieben Go tt ? Pladoyer fur eine differenz iert ere De-ban e 371

VI Ku l tur und Literatur 385

Michael Leicht, Del' ireie und del' verdeckt e Blick. Das Ge-sich t des »Bosen« in politi scher Pro paganda

Johan nes Anderegg, »Den Bosen sind sie los t ual itar von Goeth es Mephisto

Register

Bibcl stell en (Auswahl)

Namen und Sachen (Aus wa hl)

JBTh 1 (19 86) - 27 (20 12 )

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