Traumpaläste von Byzanz

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ll/éu'P(íprt Riuista di ricerche bizantinistiche (zoog) Roma Università degli Studi di Roma <Tor Vergata> 2009 6

Transcript of Traumpaläste von Byzanz

ll/éu'P(íprt

Riuista di ricerche bizantinistiche

(zoog)

Roma

Università degli Studi di Roma <Tor Vergata>

2009

6

TRAUMPATÄsIE voN BYZANZ

EINE UNBEACHTETE ANSICHT VON (CONSTANTINOPLE IMAGINAIR-EI¡

Von den prächtigen Bauten, welche byzantinischen Kaisern undAdelsfamilien als bevorzugte Mittel zur Inszenierung ihrer Machtfülledienten und Betrachtern von damals als Inbegrift- aristokratischen Stan-

desbewußtseins galten, sind, abgesehen vom sakralen Bereich, nur spärli-che Reste erhalten geblieben. Die Eroberung von 1453 und die darauÊ

hin einsetzende osmanische Bautätigkeit sowie die rasante Entwicklungdes modernen Istanbul haben das urbane Gesicht des mittelalterlichenKonstantinopel überdeckt und sein Herzstück, den Kaiserpalast, ver-schwinden lassen'.

IJmso wichtiger ist demnach der Beitrag der schriftlichen Quellen,welche für so manche Aspekte profanen Bauwesens, insbesondere Deko-ration und Innenausstatlung, die einzigen Zeugen sind. Paradigmatisches

Beispiel solcher Sachlage ist der heutzutage so gut wie vollständig ver-schwundene Kaiserpalast, einst ein riesiger Baukomplex, ein im wahrsten

Sinne <work in progress>, welcher vom 4. bis in das rz. Jahrhunderthinein immer verändert, ergànzr. und umgestaltet wurde. Allein die vonKaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos in Auftrag gegebene Kompila-tion über das Hofzeremoniell'vermittelt heute eine wenngleich unvoll-

' Die wenigen archäologischen Zeugnisse profaner Prunkbauten, vor allem derSpätzeit, sind gesammelt und kommentiert in M. GnüwsART, Inszenierung und Reprä-

sentation der byzantinischenArßtoþratie uom 10. bk zum tj.Jahrhundert,Ktp.4: Das ai-stoþ,ratische Haus (irn Druck).- Bereits die Einnahme der Stadt seitens der (LateineD)

im Ztge desVierten Kreuzzuges (rzo4), mit den damit zusammenhängenden Brän-den und Plünderungen, verursachte Schäden an der aristokratischen Palastkultur, dienach der Rückerobérung rzór nicht mehr behoben werden konnten. Guter Über-blick zur Thematik inV KrooNopouros, The (Jrban physiognomy of Constantinople fromthe I-atin conquest thtough the Palaiologan era,in Byzantium:faith and power (tz6t-t55).Perspectiues on Late Byzantine aú and culture, ed. S. Bnoors, New Haven, Connecticutzooó, S. 98-rr7 (mit weitefihrender Literatur).

' CoNsrANTINus PonpnvnocENITUS, De Cerimoniß aulae byzantína¿ libri duo, ed.

I.I. R¡rsx¡, I-II, Bonnae r8z9-r83o, und A. Yoct, Constantin Porphyrogénète, lt liwe

des Cérémonies, texte, I-II; commentaire I-II, Paris r935-rg4o. Allere und rezente

408 CAROLINA CUPANE

ständigeVorstellung seiner Struktur. Sogar dieses einzigartige'W'erk verrätjedoch sehr wenig über die Ausgestaltung der verschiedenen Gebäude,über die wiederum eine andere literarische Quelle berichtet, die eben-falls von KonstantinVII. in Fortsetzung Cer populären Chronik vonThe-ophanes veranlaßte Sammlung verschiedener Chroniken:. Bloß punk-tuelle Ergänzungen sind aus der selektiven'W'ahrnehmung fremder Besu-cher nt gewinnen4.

Neben dem eigentlichen Kaiserpalast beschreiben weitere nicht imunmittelbaren Flofkreis entstandene literarische Quellen andere in der(Jmgebung der Haupstadt gelegene kaiserliche Residenzen. SolcheSchilderungen sind meistens von rhetorischem Prunk überladen underlauben es kaum, eine konkrete Vorstellung der jeweiligen Objekte zugewinnen. lJnschärfe kennzeichnet erwa die Beschreibung der suburba-nen Palastanlage von Aretai mit ihrem oft-enen Jagdpark aus der Federvon Johannes Geometres (ro. Jh.) t sowie die des von einem Mauerring

Rekonstruktionsversuche basieren ausschließlich auf den darin enthalcenen Ângabenund konnten nu¡ selten archäologische Bestätigung ûnden. S. zuletztJ. Bamrrr, Øsu-alízing the Great Palace oJ Byzantine emperors at Constantinople, in Visualßierungen tonHerrschaft. Fríihffiittelalterliche Residenzen - Cestalt und Zeremoniell. Internationales Kollo-quium j./4.Juni zoo4 in Istanbul, hrsg. von F.A. BauEn, Istanbul zoo6 (Byzas, S), S. S-45 (mit ,\uflistung der einschlägigen Literatur) und J.M. F¡¡rn¡nsroNr, The GreatPalace as rejected in the De Cerimoniis,ibi¡|.,5.47-6t;vgI. auch die einschlägigen Bei-träge inr Samrnelband Palatia. Kaßerpaläste in Konstantinopel, Rauenna und Tiier,hrsg.von M. KöNlc - E. BorocN¡sr R¡ccHr Fn¡Nc¡scurNr - E. Rr¡rr¿¡n,Trier zoo3, S. 5r-9ó (rnit weitefihrender Bibliographie).

3 Das'Werk ist unter dem konventionellen'Iitel Theophanes continuatus bekannt,ed. I. Bnxx¡n, Bonnae 1838, hier S. r39-r48 (Bauten des Theophilo$ und S. 325-339@auten des Basileios L); eine neue Edition des der Regierungszeit von Basileios Lgewidmeten Buches{ der sogenannten Vita Basilii,wrrd von L Sevðenko vorberei-tet. - Nicht zu vergessen ist freilich die umfangreiche Bautätigkeit von KaiserJusti-nian, welcher Prokop von Kaisareia ein eigenes Werk (De aedifcíis, ed. J. Hnunv -G. Wrnrs, Protopii Caesariensis Operu omnia, I! Lipsiae r9ó4) widmete, das freilichluxuriösen Palastanlagen wenig Platz einräumt.

4 Eine erste Bestandaufnahme der ausländischen Berichterstattung über denKaiserpalast von Konstantinopel (mit sehr nützlicher Übersetrung der diesbezüg-lichen Textstellen) bietet P. ScHrutNEn, Zu Cast in den Kaßerpalästen Konstantinopels.Architeþ.tur und Töpographie in der Sicht fremdlandischer Betrachter, in Vßualísier;tngen uonHerrschaft cit., S. ror-r34.

J Ed. J.A. Cn¡v¡n, Anecdota graeca e codicibus manuscriptis bibliothecae regiae pari-si¿r¿s¡s, Oxford r84r (repr. Hildesheim 1967, lY, S. 276-278). Das HaupcaugenmerkdesVerfassers liegt eindeutig bei der Parkanlage, deren'W'asserreichtum, Pflanzen undWildbestand sowie Skulpturenschmuck hervorgehoben werden; zur Identifizierungs. H. M,{curRr, A description oJ the Aretaí palarc and iß garden,inJoumal oJ GardenHistory rc/4 Q99o), S. zog-zr3 (mit englischer L-Ibersetzung des diffizilen Texres);

:-W'erk verräten Gebäude,:t, die eben-rik von The-Bloß punk-emder Besu-

:re nicht imrdere in derzen. Solcheerladen undObjekte zu

Jer suburba-ls der Federr Mauerring

enen AngabenBtp.¡nr, Visu-ilisierungen uon

ationales Kollo-Byzas, 5), S. 5-,Nn, The Great;hlägigen Bei-und Tiier, hrsg.er zoo3, S. 5r-

uatus bekannt,md S. 325-339x Basileios Lnko vorberei-n Kaiser Justi-d. J. Haunv -:e, das freilich

rng über dener diesbezüg-(onstantinopek.

lisierungen uon

cae fegtae pafl-¡PtaugenmerkPflanzen unddentiûzierung'nal oJ Cardenizilen Textes);

TRÂUMP'\IÀSTE VON BYZANZ 409

umgebenen städtischen Gebäudekomplexes der Manganen. Zu diesem

gehörten laut Michael Psellos (rr.Jh.) ein Palast, das von Konstantin IX.Monomachos errichtete Kloster des Heiligen Georg mit seiner berühm-

ten Kirche, diverse von Säulenhallen gesäumte Bauten, sowie ein aus-

gedehnter Park mit Brunnen und Badehäusernó. Ebenso wenig vermag

Nikephoros Xanthopoulos in seiner Kirchengeschichte ein Bild des von

Kaiser Andronikos IL Palaiologos errichtelen Palast zu vermittelnT, von

dem er insbesondere den prunkvolle Eingansbereich (nqonÚl,crucr), die

Dachterrasse (ünar.Oqov öqo9ov), die Säulengänge (ôgó¡ror., negiôqopol,

nuvooi) 8, sowie die mit Marmorplatten ausgelegten Böden und Wände

und die Goldmosaiken der Kuppel hervorhebt.

Noch weniger wissen wir über die in literarischen Texten gemeinhin

als prachtvoll bezeichneten Paläste der byzantinischen Aristokraties. AuÊ

curRt - J. 'Worscurr-Burv¡Ht t,-W'ashington D.C' zooz.

6 Béschrieben von Mrcru¡r Psnuos, Chronogr.Yl r8ó-r87 (ed. S. hulenrrtzzEnt,

coÍun. IJ. Czuscuoro, trad. ital. S. RoNcHEv, Milano 1984, II, S' r3z-r35), zu Loka-

¡ól¿olv èorxó¡cE, nol.urel'eíg ôè pcoûeiorv åneor'xótcE oúôév)'

4ro CAROLINA CUPANE

merksamkeit widmen Schriftsteller meist nur dem sichtbaren und allge-mein zugänglichen Eingangsbereich, dessen figürlicher Schmuck, demdas eigentliche Interesse galt, häufig thematisiert wird'o. Ansonsten be-schränken sich die Autoren darauf, diverse Gebäude und/oder Tèiledavon ohne nähere Beschreibung zu nennenrr. Dies gilt sogar für dievon Theodoros Metochites nach r328 seinem eigenen, vom konstantino-politanischen Pöbel zerstörten Stadtpalast gewidmete Ekphrasis, obwohlsie gerade darauf abzielt, Glanz und'W'eitläuûgkeic der Anlage dem Leservor Augen zu führen. Diverse residenzielle Bauten, eine Kirche, einGarten mit Brunnen und Zisternen (únóyer,c to,peia úôúrtov), ein Bad, eingepflasterter Hof mit Säulenhallen sowie ausgedehrrte Feldern,'W'eingär-ten und ein Wildpark werden zwar erwähnt, ein genauer Plan der weit-läufigen Anlage ist jedoch nicht zu gewinnen, geschweige denn Einzel-heicen über die Innenausstattung'2. Erst recht gilt dies für den Gedicht-lyklus zum Palast des Theodoros Kantakuzenos, eines Onkels von KaiserManuel II. Palaiologssrr, âltS der Feder des Johannes Chortasmenos,worin bloß die Vorzüge der hohen Lage des Hauses (r9o, r7-zo: l"óqovrr,vcr ¡.1élrotov ... ôq' oõneg orirfl nõ,v, öoovneg èv xúxl,ç xo,irdrE éqdro,r,) unddie wunderschönen marmornen Säulen Erwähnung finden, welche diekuppelartige Konstruktion des Daches trugen (ry, z8-zg'. ouvOéoer, zr.ovi-

oxov ¡lxgõv, pe1íotcov ùve1óvrov ròv oíxov) '+.

'o Es handelt sich dabei in der Regel um Fresken oder Mosaiken an der Fas-sade, in clenen der Kaiser und/oder Mitglieder der Herrscherfamilie, häufig zusâm-men mit dem Hauseigentümer, abgebildet weren, was ein sehr beliebtes Thema epi-grammatischer Dichcung waq s. dazu P M,rcoarrNo - R. N¡rso¡¡, The emperor inByzantine Art oÍ the twelfth century, in Byzantinísche Fotschungen 8 (r9Sz), S. rz3-r83(= P M¡co¡rrNo, Tiadition andTiansformation in Medieual Byzantium,Aldershot r99r,Nr. vr);W HonaNlNEn, Epigrams on icons and sacred objects,The collecrion of Cod. Marc.gr. 5 once again, in La poesia tardo-antica e medieuale. Atti del I Convegno internazionale diStudi, Macerata 4/5 magio tgg\, a crtra di M. S¡rvaoor.r, Alessandria zoot (Centrointernazionale di Studi sulla poesia greca e latina in età tardo-antica e medievale.Quaderni, r), S. rr7-r24.

rr Erwâ im rr.Jh. Syrvr¡oN Nsos THeorocos, Or. r, r, 88-ro7 (ed.J. Dannou-zÈs, Syméon le Nouueau Théologien.Tiaités théologiques et éthiques, I-II, Paris 1966-1967

[Sources Chrétiennes, tzz, rz9], I, S. r7z): Mauerring, Badehâuser, Gartenanlagen,versperrbare Tore.

12 THroDoRos M¡rocnrrrs, Poem XIX 155-zz6 (ed. J.M. Fr¡rn¡nsroNn, Theo-dore Metochites's poems <Tö himseþ,Wien 2ooo [ByzanrinaVindobonensia, z3], S. rr8-rz3); s. dazu R. Guuar.ro, It palaß deThéoilore Métochite,ín Reuue des études grecques

35 $9zz), S. 8z-9j; Kr¡oNopouros, Bauten cit., S. róz-ró4.'r Ed. H. HuNcEn,Jo&annes Choúasmenos (ca. tjTo-ca. 4j6/j7). Briefe, C,edichte und

Kleine Schrften,'Wien r9ó9 (lffiener byzantinisrische Studien, 7),5. tgo-rgz; r94-rgl.14 Ztt díeser Beschreibung und der möglichen Identifizierung des Palasres mit

-_

1 und allge-rmuck, demrsonsten be-l/oder Teilergar für die(onstantrno-

asis, obwohl: dem LeserKirche, einein Bad, ein'n,'W'eingär-

rn der weit-enn Einzel-:n Gedicht-; von Kaiserortasmenos,

7-ZO: )"opov

égdror) undwelche die

rv0éoer, x,r,ovi-

n an der Fas-räufig zusam-:s Thema epi-he emperor inz), S. rz3-r83dershot r99r,of Cod. Marc.ternazionale dizoor (Centroe medievale.

l. J. Dannou-rís ry66-r967ârtenanlâgen,

r.sroNE, Túeo-a, z3], S. rr8-études grecques

, Gedichte und

92; r94-r95.; Palastes mit

TRÂUMPÂLASTE VON BYZANZ +tr

Diese vorderhand magere Ausbeute bereichern zwei Texte bzw. Text-gruppen, die in einschlägigen Studien bislang wenig Beachtung gefun-

den haben. Dies meint zum einen die inventarmäßige Bestandsaufnah-

me der als Botaneiates-Palast bekannten Anlage aus mittelbyzantinischer

Zeit,welche April rrgz von, Kaiser Isaak II.Angelos den Genuesen über-eignet wurde. Die damals ausgefertigte (Jrkunde (Br) ist nur in der latei-nischen Originalübersetzung (Authenticum) erhalten geblieben's, sowohl

im griechischen Original als auch auf Latein vorhanden ist hingegen die

Bestätigung dieser Schenkung vom Jahte nor (82) 'u. Beide Dokumenteberücksichtigen leider das architektonische Ensemble der einzelnen Bau-teile ungenügend.

Die zweite Textgruppe, welche detaillierte Beschreibungen adeliger

Palastanlagen hinsichtlich Architektur und Innenausstattung enthält, ist

die der vulgärsprachlichen Romane der frühen Palaiologenzeit, speziell

jener, deren konstantinopolitanischer lJrsprung als gesichert gilt'2. Der

der noch erhaltenen Residenz von Mermer-Kule in Konstantinopel (dazu i"f*, A.Só) s. N. Asurav, Wer erbaute Mermer-Kule?,ín Byzantion 7z (zooz),5. z7o-275.

's Edierc von F. MrxrostcH - J. Müu¡n, Acta et Diplomata graeca Medii Aeui saua

et proJana (= MM), III,Wien r8ó5, S. vt-xv und G. B¡nrororro - A. SauculNErrr,Nuoua serie di documenti sulle relazioni di Cenoua con l'imçtero bizantino, in Atti della

Società ligure di storia patria zB (1896), S. ß4-444. Eine neue, nach den Regeln derIJrkundenedition gestalCele Ausgabe findet sich in der ungedruckten Dissertationvon Ch. G,rsrctnEn, Die lateinßche <(Jbersetzungsabteilung> der byzantinßchen Kaiser-

þanzlei unter den Komnenen und den Angeloi III,.Wien zoor (: Gasrcrnrn), S. z\z-3oz(Nr. :S).Eine englische Übersetzung dieses und des nachfoÌgendenTex¡es bietet M'r\ucoro, in The Byzantine aristocracy IX to XIII centuries, ed. M. ANcoro, Oxford1984 (BAR International Series, zzr); Appendix, S. 254-265.

t6 Der griechische Tèxt des diesbezüglichen Prostagmas von Kaiser Alexios III.Angelos, ist ediert in MM III, S. 49-58, das lateinische Autenticum in Bonrorotro- S,q.Ncurts¡rr¡ Documenti cit., S. 49r-499 (ergànz: um eine neulateinische Versionseitens Sanguine¡ti selbst [S. aS3-agI]) und D. PuNcun, I Libri Iurium della Repubblica

di Cenoua, I/2, Roma r99ó fonti per la Storia deÌla Liguria, 4), S. r9z-zoo; neue

Ausgabe des griechischen und lateinischenTextes in GASTGE¡¡n, S.385-4rr (Nr.4z).lz Es sind dies die Geschichten von Libßtros und Rhodamne, Belthandros und

Chrysantza, Kallimachos und Chrysorrhoe. Díe beiden letztgenannten sind ediert undkommentierl in C. CupnNs, Romanzi cauallereschi bizantini,Torino 1995, ersler Ro-man jeweils von P.A. Acnrlros, Aql¡yqoLç AtBíoqou xaì Poòápttr1ç. KpttLxì¡ ëxôoo4 tfiç

ònoxiufiç a, A0r1vc zooó (Bulcrvtwl tcrì. Neoetrl'r¡vLxr1 Br,ptrro0{ær1, 9) fassung a) und T.

LEuoanr, AqrjyqoLç Agíoqou xcj Poðá.pvqç (Libßtros and Rodamne).The Vatican uersion,

A0rivc zooT (Bu[cvrrvî1 æcrlNeoe].],r¡vrxÌ¡ Bf],roer¡xr¡, to) (FassungV); fiir die sehr ver-stümmelte dritte Fassung E s.J. L,uulEnrV.tN DER Kor¡¡, Iz Roman de Libßtros et de

Rho d amné, Ansterdam t9 3 5. Zw Zuschreibung des Kallimachos-Romanes an Andro-nikos palaiologos, einem Neflen von Kaiser MichaelvIII. Palaiologos, s. (mitVorbe-halten) B. KNös, Qøi est I'auteur du toman de Callimaque et Chrysorrhoé,in'El)"qvLxct 17

412 CAROLINA CUPANE

narrative Schauplatz, stets ein prächtiges Gartenpalais, wird in farbenfro-hen und ausgedehnten Ekphrasen vorgestellt, was eine - wie noch zuzeigen sein wird - literarische Innovalion des rz. Jahrhunderts fortent-wickelte's.Aufgrund des generischen Statuts derTexte wurde in der For-schung die Aussagekraft solcher Beschreibungen allerdings gering einge-schätzt und sie wenig beachtet.

Nachfolgende Ausführungen wollen das Queilenmaterial zum Bota-neiates-Komplex mit den Palastbeschreibungen der spätþzantinischenRomane vergleichend in Bezug setzen, erweitert um jene des Digenes

Aþrites (rz.Jh.)'s und der im Sophrosyne-Gedicht des Theodoros Melite-niotes2o. Eine solche Zusamrnenschau von nüchterner Inventarliste undliterarischen Schöpfungen ist insofern gerechtfertigt, da LiterauÍ, trotzdes ihr angeborenen und immer schon zugestandenen Autonomierau-mes2r, niemals losgelöst vom sie umgebenden Gesellschaftssys[em agiert,sondern sich stets aus der Realität nährt und mit ihr interagiert, um sie

denn øt überhöhen und zu verformen". Es ist daher sinnvoll, rnit der

Realität des profanen Palastes zu beginnen, wozu dann ergänzend undmitunter erklärend die Architektur in der fiktionalen'W'elt der Romanehinzutritt. Textlich wird von der detaillierten Beschreibung auf Grie-chisch im Prostagma von r2or ausgegangen, da sich Lfbereinstimmun-gen, aber auch Abweichungen gegenüber Bauelementen in den literari-schen Beschreibungen ohne die Interferenz der lateinischen'W'iedergabebesser erkennen lassen.

(1962), S. 274-2g;.Allgemein zum vulgärsprachlichen Roman jener Zeir PA. AcnpI-ros, Narratiue structure in the Byzantine Wrnacular rcmances A Tëxtual and Literary studyof Kallimachos, Belthandros and Libistros, München r99r (Miscellanea Byzantina Mona-censia, 34); R. BrnroN, The Medieual Greek. romance, London 199ó2.

't InJra, S. 4zz-424.'e Ausgaben sind infra, S. 4zz, A.7o aufgelistet.20 Das sowolrl sprachlich als auch inhaltlich interessante Poem des Meliteniotes

ist leider imrner noch zu lesen in der veralteten und mangelhaften Edition von E.Mrrren, Poème allégoique de Meliténiote,Pans 1858 (Notices et extraits de le Biblio-chèque impériale et autres bibliothèques, r9lz).

2t Zurn autonomen Stacus des literarischen Diskurses innerhalb cies allgemei-nen gesellschaftlichen Systems verweise ich als Orientierungshilfe auf N. LuHvr¡N,Das Kunstwerþ und die Selbstreproduktion der Kunst, in Stil. Geschichten und Funþtioneneines þulturwßsenschaJtlichen Disþurselementes, hrsg. von (J. Gurr¡¡r¡csr - L. PEElrErn,Frankfurt/M. 1986, S. 6zo-672.

22 Ganz bewußt berücksichtigt ScHn¡rNEn, Zu Gast in den Kaiserpal¿isten cít.,5.rrz und r3r-r32 die Palastbeschreibung im altfranzösischen Poem Voyage de Charle-magne à Jérusalem et à Constantinople.

Y

in farbenfro-wie noch zulerts fortenl-e in der For-

;ering einge-

rl zum Bota-¡zantinischen, des Digenes

loros Melite-ntarliste undteratur, trotztononxerau-ystem agrert,giert, um sie

voll, mit der

¡änzend undiler Romaneg auf Grie-einstimmun-den literari-'Wiedergabe

eit P.A. Ac¡pr-I Literary studyzantina Mona-

,s Meliteniotesidicion von E.de le Biblio-

des allgemei-f N. LuHnr¡N,md Funþtionen

- L. P¡¡r¡ren,

oalästen cít.,5.uge de Chaile-

TRAUMPÂI,\STË VON BYZANZ 413

Der Palast des Botaneiates (oder des Kalamanos gemäß dem Namendes letzten Besitzers) war wahrscheinlich eine Gründung des ro. Jahr-hunderts, erbaut vielleicht von Kaiser Romanos L Lakapenos'¡. Seine

genaue Lokalisierung innerhalb der späteren genuesischen Konzession'+ist umscritten, die Schenkungsurkunden situieren ihn im Viertel taKol.úBr,a's und nennen als Abgrenzung jeweils die südliche lJmfassungs-

mauer des Klosters des Heiligen Demetrios'ó und die der Kirche des

Christos Antiphonetes zugehörige Zisterne im'W'esten'2. Bei der Kirche

'3 Dazu P. Macr¡uNo, Meilieval Constantinople. in n., Studíes on the hßtory andtopography oJ Byzantine Constantinople,Aldershot zoo7, S. r-rrr: 64 (áltere französischeFassung: Constantinople Médiévale. Etudes sur l'éuolution des structures wbaines, Paris r99ó

[Tiavaux et mémoires du Centre de recherche d'histoire et civilisation de Byzance.Collège de France. Monographies,9], S. 8a).

24 Dieses schloß im 'W'esten an das Quartier der Pisaner an, erstreckte sichgegen Osten entlang des Goldenen Flornes zwischen dem Neorion-Tor und derSerail-Spitze, ohne daß seine Lage innerhalb dieser Grenzen näher zu bestim¡nen ist,s. JaNrN, Constantinople cit., S. z5o-z5r u. Karte I, Gó; P Macoartuo, The Maritimeneighborhoods oJ Constantinople. Commercial and rcsidential functions, sixth to twelfth cen-

tury, in Dumbarton Oaks Papers 54 (zooo), S. zo9-226. Laut A. B¡nc¡n, Zur Topogra-

phíe der \Jfergegend am Coldenen Horn in der byzantinkchen Zeit, in Istanbuler Mitteilun-gen 45 þgg), S. r49-ró5: t6t-t62, stand der Palast höchscwahrscheinlich in keinemräumlichen Zusammenhang mit dem eigentlichen Konzessionsgebiet, weil die inden Quellen angegebenen Maßen zu der sich daraus ergebenden,\usdehnung nichtpassen, s. die von P Scsp.¡rNsn, (Jntersuchungen zu ilen Niederlassungen westlicher KauJ-leute im byzantinischen Reich des tt. und tz.Jahrhundert,in Byzantinische Forschungen 7(rsZs), S. 17s-rgt r8o vorgenommene Kalkulacion, die auf eine Gesamcfläche vonervva 23.ooo m' für das genuesische Quartier imJahr rzoz komrnt.

25 JANIN, Constantinople cit., S. 364-3ó5 lokalisiert die Lokalität beim alten Vi-layet-Gebäude von Istanbul, nordwestlich der Hagia Sophia, weil er ebendort denPalast vermutet, s. auch inf*,5.4r4,,\.3o.

26 G¡stc¡¡¡n Nr. 42, Z. 8z : MM III 57, 18: nqò6 peoq¡rBpíav. Es handelt sichdabei mit an Sicherheit grenzenden'Wahrscheinlichkeit um das an der Seray-Spitzegelegene Demetrios-{loster, s. MacoartNo, Medieual Constantinople cit., S. 69, A' ó9

trnd gz; vgl. JaNIN, Eglßes cit., S. 89, 9z-93 (hier aber fälschlicherweise mit demgleichnamigen Kloster rÕv flctrcrotró^¡<,:v identiûziert, welches sich nach dem Berichtdes russischen Pilgers Stephân von Novgorod [r+.Jh.] weites südwestlich in derNähe des alten Theodosios Hafens im Viertel Vlanga befand, s. G.P. Mallsra, Røs-

sian trauelers to Constantinople in the fourteenth and ffteenth centuries,Washington 1984,

S. 267-268); ausführlich (und unter Heranziehung von alten Stadtansichten) hacte

bereits K. 'WurztNcrn, Byzantinßche Baudenþmälet zu Konstantinopel. Auf der Seruis-

pitze, die Nea, das Tëkfur-Serai (Nachdruckder Ausgabe r9z5), S. z8-3o Südlich des

Klosters, am Hang der alten n Palast des

Botaneiaces A.M. ScsNtlo¡n, tantinopel, inNachrichten der Aleademie der Wissenschdten in Göttingen, phil.-hist. lí. 5 (r95o), S. ó5-ro7'. 94 mit A. 79 u. 8o und PlanV Nr. ó.

27 Dies ergibt sich aus einem im April rr92 zugunsten von Genua erlassener

II

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I

i

I

+r4 CÂROLINA CUPÄNE

handelt es sich mit Sicherheit um das bekannte, im Chalkoprateia-Vier-tel westlich der Hagia Sophia gelegene Gotteshaus'8, was wiederum eineIdentiûzierung der in der Schenkungsurkunde genannten Zisterne mitder Basilica Zisterne, dem heutigenYerebatan Saray, nahelegen würde'r.Beide Angabe sind aber kaum zu Kongruenz ntbÅngen, wenn auch dieBasilika Zisterne sehr wotrl (süd)westlich des Demetrios Klosters lag, es

sei denn, man wäre bereit, dem Areal eine gewaltige Ausdehnvng zlrztr-schreiben. Man hat daher meistens die Palastanlage beim Vilayet-Ge-bäude vermutet, das nordwestlich der Hagia Sophia auf dem zum Gol-denen Horn abfallenden Hügel lag, eine Lokalisierung, welche aller-dings die in den (Jrkunden gebotenen topographischen Angaben nichtberücksichtigt3". Die Zuweisung der unweit des Gewürzbazarc in derCemal Nadir Sokaii, ebenfalls in Hanglage aufgedeckten Gewölbesub-struktionen zur Anlage, schließlich, ist mangels eingehender archäologi-scher lJntersuchungen nicht beweisbar¡' und trägt den Aussagen derTèxte ebensowenig Rechnung.

Chrysobull von Isaak II. ,\ngelos: ðxròE roú aeqwerlioparoE toû roroúrou olixor npòç ùður¿xòv pépoç dta9ev rfiç xwoúptnç r(g r<{r Avuqovr¡rrir ôrcqeqoúoîE (ed. MM lll z5-36:

32,2.4-5; vgl. E. Dörcrn - P.'WInrH, Regesten der Kaiserurþunden des ostñmischen Rei-ches,l/z: Regesten uon 1025-1204, München 1995, Nr. róo9, S. 3o9).

'8 Zu diesem berühmten Komplex, der seinen Namen den in der Nähe unter-gebrachtenVerkauÍìtänden der Kupferschmiede verdankt, gehörten auch eine Theo-tokos Kirche und eine dem Hl.Jakobus geweihte Kapelle an, s.JaNIu, h Géognphie(...), l/ 3: Its églßu cit., S. 237-z3z tt. 253-2SS; ebenda, S. 5oó-5o7 wird jedoch eineLokalisierung der Antiphonetes-Kirche am Goldenen Horn bei der Anlegestelle vonPerama vorgeschlagen; vgl. weiters C. M¡Nco, Notes on Byzantine monumenls, inDumbarton Oaks Papers z3-24 (t97o-r97r), S. 369-375:. 37c'-372 und zuletzt T. Pap¡-MASToRAKIs, The Tomb oJ the empress Zoe, in H autoxqatoqía oe xqíoeL; To Bulavtn tovevðÉxctto auiva (toz5-to8t), ènry". B. BrysIoou, A0riva zoo3, S. 495-5rr.

,0" So P M,rcoauruo, Constantinopolitana,inAeúç. Studies in honow of C. Mango,ed. L Srvcnro - L Hurr¡n, Stuttgart-Leipzig r9g8,S. zzo-z3z: z2S-227, welcher dieFrage offen läßt.

30 JANIN, Constantinople cit., S. z5r, 326; ANcoro, The Byzantine aristocracy cit.,S.zó5; BEncEn, Ufergegend cit., S. róz äufJerst sich vorsichtigt zugunsten der Lokalisie-rungs Schneiders (wie A.. z6),rràgt aber im Plan (S. róo,Abb. z) beide Lokalisierun-gen mit Fragezeichen ein.

3' Diese in der älteren Forschung aufgestellte Hypothese wird von A. ScsN¡I-onu, Byzanz. Vorarbeiten zur Topographie und Archäologie der Stadt, Berlin r93ó (Istan-buler Forschungen, 8), S. 9r-92, wie auch von'Wi Mùrr¡n-'WI¡N¡r' Bildlexiþon zurTöpographie Istanbuls,Tübingen rg77,S.4r verworfen, so ebenfalls K. D¡,nx, Houses,

streets and shops in Byzantine Constantinoplefrom thefJth to the twelfth centures,inJour-nal of Medieual Hßtory 3o (zoo4), S. 83-ro7: gz mtt A. z7; Resumé des Forschungs-stândes ohne eindeutige Stellungnahme inJ. Banorrr, Brickstamps oJ Constantinople,l,Oxford zoo4, S. 72-74.P. Schreiner, der eine Studie zu den lateinischen Niederlas-

Y

)prateia-Vier-iederum eineZisterne mit

:gen würde'r.ann auch dielosters lag, es

:hnung zuzu-r Vilayet-Ge-:m zum Gol-welche aller-ngaben nichtbazars in cler

Gewölbesub-,r archäologi-Aussagen der

ru oixou npòç òMM III z5-36:¡strömischen Rei-

er Nähe unter-rch eine Theo-t, La Géographieird jedoch einernlegestelle von

ffionuments, \îzuletzt T. P¡p.,.-To Buláurn rou

ur of C. Mango,27, welcher die

vßtocracy cit., S.

r der Lokalisie-e Lokalisierun-

øon A. ScHN¡r-Lin 1936 (Istan-Bildlexiþon zur

. Danx, House5tentures, ín Jour-es Forschungs-)onstantinople, l,hen Niederlas-

TRÂUMPÂLASTE VON BYZANZ415

Der imposante Komplex, dessen Ausdehnung zur generellen Be-hauptung des Ioannes Zonaras (vgl. Anne. 9) paßt, bestand den Doku-menten zufolge aus mehreren Bauten, größeren und kleineren, derenVerhältnis zueinander nicht eincleutig ist, nicht zuletzt, weil die zwei umetwa zehn Jahren auseinanderliegenden Texte, wohl aufgrund des fort-schreitenden Verfalls der Anlage, unterschiedliche, nicht im¡ner deckungs-gleiche Angaben enthalten¡r.

Schon das erwähnte Chrysobull des Isaak II. Angelos von Aprilrrg233 hatte die der Anlage zugehörigen Teile kurz erwähnt: Innerhalbder lJmfassungsmauer (neqlreí1rc¡,rc,) befanden sich diverse Häuser(oiz{potcr), eine Zisterne (nr.vorégva), zwei Höfe (cûIoí)34, Kirchen(êxzln¡oíor)¡s und ein Badehaus (Iourqóv). Im gleichemJahr bietet danndie lateinisch überlieferte Übergabeurkunde (Br) eine nähere Beschrei-bung der oben aufgelisteten Teile, die im späteren Prostagma von r2or(Bz) wiederholt ist3ó. Bei der Aufnahme des Geländes beginnen beideDokumente nicht, wie man sich erwarten würde, vom Haupteingang,sondern setzen mit der Beschreibung der besser erhaltenen von den zweiKirchen an, die, wie Br spezifiziert, auf einer'Ierrasse Tagtt.3" unter-

sungen in Konstantinopel auf Basis der urkundlichen Dokumentation unter Berück-sichcigung aller historischen, topographischen und baugeschichtlichen Problemevorbereitet þ. die diesbezügliche Meldung in Istanbul Byzantine Circular ro [zoo9], S.

4o-4r) kündigt neue Argumente dafür an.32 Dementsprechend undeutlich und problematisch ist der in ANcoro, The

Byzantine aistocracy cít., S. 264 skizzierte Plan. Teilauswertung desselben Materialsunter dem Gesichtspunkt des aristokratischen'W'ohnens in der mittelbyzantinischerZeit in Gnúr.rna-nr, Inszenierung und Repräsentation cit., S. 7z-24,78-79, rot-roz, trg,rz6, rz9 (für die freundlicherweise gewährte Einsicht in das Typoskript bin ich dem,\utor zu Dank verpflichtet).

tz Supra, A. 27.34 Das semantische Feld des'W'ortes ist sehr breit, kann sowohl einen Innen-

hof als auch, metonymisch, einen Palasc bezeichnen, vgl. E. Ktl¡n-qs, .[elmó 14çpeoarcuwrjç ðqpóðouç ypapparcíaç, III, @eoocl,ovix\ 1973, s.r. Àm Ort ist wohl erstereBedeutung anzunehmen, laut der in Br in lateinischer Übe.setzung (<duae curiae>)inserierten Anordnung des Logotheten Demetrios Tornikes (GasrcEntn Nr. 35, Z.rz-r5, deren ursprünglicher griechischer'W'ortlaut im erwähnten (,\. z7) kaiserlichenChrysobull von April rrgz anklingt.

3i Die L/bergabeurkunde Br präzisiert imVorspann (Gasrcrnrn Nr.35, Z. r3),daß zwei Kirchen irn Gesamtkomplex vorhanden waren, was dann sowohl weiterhin(2. r5g-tg4: erste Kirche; Z.3oo-3o6: zweite Kirche) als auch in Bz (Gasrc¡nen Nr.42,Z. 56-64 und 78-79 = MM III 55,9-33 :u,nd 57,4-8:) bestätigt wird.

3ó G¡srcEn¡n Nr. 42, Z. 56-64: MM III 55, 9-33; englische Lfbersetzung in C.MaNco, The art of the Byzantíne empíre (jtz-t45j). Sources and documents, EnglewoodClifß, New Jeßey 1972, S. z3g-z4o; Ancorn, The Byzantine aristocraty cit., S. 254-255.

37 GAsTcEBER Nt. 3J, Z. t6o : MM III, X,Z. zz: <in solario>.

+r6

schlägt zunächst diese wichtige toPographische Angabe, etgänzt sie aber

implizit am Schluß, wo zum Eingang der Anlage gesagt wird, daß er sich

<im Fundament der Kirchenterrasse> befand¡8. Die Kirche hatte eine von

vier Säulen getragene Kuppel (rgouitortr¡, percr nlóvtov reoocrgolv) und eine

einzige Apsis (povóxo11oE). Die Sockelzonen der Apsis (putixtov), die

Front des Apsisbogens (èníÀt,lqog) und die {,Jm¡ahmung3e der die Kuppel

tragenden Tonnengewölbe (xcrp<igcrr,) waren mit' Marmorplatten (ôg0o-

¡rcrgpoqarorE) verkleidet, die westlichen Eckkompartimente (yo¡.r¡ratiopo-

ro) +o ttú, Keramikfliesen nikomedischer Manufaktur (yáotgrr vlnopr¡ôer,-

cr) 4' ausgelegt. Die Fliesen (und Marmorplatten) begrenzle oben ein

Gesims (xoo¡rriff¡g), darüber, im Kuppelraum und in den vier Gewölben,

war ûguraler Mosaikschmuck auf goldenem Hintergrund angebracht

(eixovío¡rnro ôlo ¡rouoeíou lquooú xcri ¡qorcrzoú).vier dünne Säulen trugen

,ein marmornes Ziborium (¡ragpúgr,vov xo,tanétoopa), eine Schranke

bes¡ehend aus zwei Pfeilern (ouote¡.tárr,o) und zwei Platten (otr¡ecr)

grenzte den Altarbereich vom Rest der Kirche ab. Der Boden bestand

aus grünem, inTtapezform geschnittenem Marmorstein in opus sectile

Technik (òlo rgoneliou ngcroÛvou ni'oxfrç ¡rettr ouyxoøqE) +', umgeben von

38 Gasrcns¡n Nr. 42, Z. 84. 86-87 = MM III 57, 3o-3r: npócutrov... ðn ó'.. i...ôiOugoç nóqtc ¡retà ouotr¡¡lcriou pcqpcgivou ðv tfr púoel toÙ f¡l.tcæoú r,\ç èxx\:qoLaç. ZumTerminus f¡trranóE, welcher weiterhin im Dokument mehrfach vorkommt, und seine

breires Bedeutungssprektrum s. infa,S. 4zo mir A. 59; hier dürfie damit die Terras-

sierung des abschüssigen Geländes gemeinc.sein.:s Ich folge hier dem in M¿Nco, The art of the Byzantine cit., S- 239, A'. 295,

gebotenen Interpretationsvorschlag.- ¿o Der Terminus bezeichnet zwei in rechten'Winkel (und daher in Form eines

Gamrna) aufeinandertreffende Mauer-, aber auch Straßenzüge und kommt häuûg

bei Beschreibung von Grundstücken und Grenzziehungen vo\ s. I-zxiþon der byzan-

tinischen Gräzität (ed. E. Tnlw let alifl, LYL en 7994-2007

t: ¿BGl), hier II, s.z - Nach M¡Nco, Ioc. cit.,A.. iesem Fall umdie Wandflächen auf beiden Seiten des westliche eln'

a' Korrekte Lesung yóotprc in G¡src¡s¡n Nr. 42, Z. 58 = MM III 55, r3 (mitfehlerhafter Lesung róvotqta). Das'W'ort y<iorqtov/c bezeichnet primär einenTontopf,die semantisch st wahrscheinlich im gemeinsamen

Material begrü ín Digenes Aþrites ZYll 3445 (ed' ETn¡pp, wie A. oóv ycorq[orv, <Panzer mit goldenen

Platten) (,oder goldenen Perlen>, so K-nlanrs, Ae[mó cit', s.r. Nr. z) die Rede ist. -Kachelmanufaktur ist im bitþnischen Raum belegt, zur entsprechenden Dekorationvon Gebäuden s. M. MuNo¡rr MaNco, Polychrome tiles found at Istanbul: typology, chro-

nology and function, ín A lost art redßcouered.The Architectural ceramics oJ Byzantium, ed.

S.EJ. GrnsrEr - J.A. LaurEElmuRcER, University Park, Pennsylvania zoor, S. 3-4r u.z3o (Haus des Botaneiates).

42 Zu fortdauernden Anwendung dieser bereics römischen Technik s. U.

CAROLINÀ CUPANE

Y-

inzt sie aberl, daß er sich

rtte elne vonov) und eineruarrcv), die: die Kuppellatten (óq0o-

(yo¡r¡rorio¡ra-

,lo, vr,xo¡.r,qòel-

le oben einr Gewölben,

angebrachtiulen trugenre Schranke

tten (orr¡Ocr)

,den bestandopus sectile

mgeben von

'... êv cÞ... i...xtr.Lqak4. Ztmrmt, und seineni¡ die Terras-

S. z3g,4.. 295,

in Form eineskomrnt häuûgikon der byzan-rcî t994-2oo7liesem Fall umleln.III 55, 13 (miteinen Tontopf,gemelnsamen

¡II :++s (ed. Emit goldenen

Jie Rede ist. -en Dekorationl: typology, chro-Byzantium, ed.oor, S. 3-4r u.

Iechnik s. U.

TRÂUMPIq.LASTE VON BYZANZ +r7

einer Bordüre aus dunkelrotem Marmor (neglcpégr.ov cpl"elpóvouoov). Diesüdliche Seitenkapelle (nogonrégu1ov) wies einen mit Fresken geschmück-ten Bogen auf (rgonr.xr¡ eixovroprévr¡) +t, der zu einer kleinen Apsis mitMosaikdekoration (xoy1óqr.ov òLa ¡rouoeiou) führte. Hier war der Bodenmit weißen Marmorplatten, opus sectile und Rondellen (é ncrroE òr,à

¡ragpcrgov ciongov, ouyzon{E xol ò¡rqáIov) ++ gestaltet. Die Seitenkapelle imNorden besaß ebenfalls einen bemalten Bogen, hatte aber bloß eineneinfachen weißen Marmorboden.

Mit ihrer Apsis und Zentralkuppel, den Bögen und Säulen, buntenMarmorboden, Mosaik- uird Freskenschmuck sowie der Verkleidung der

Wände präsentiert die Kirche des Botaneiatespalastes viele traditionelleArchitekturmerkmale eines Sakralbaus der mittelbyzantinischen Zeit+s.

Etliche Elemente kommen zugleich in der Profanarchitektur vor+ó. Para-

PrscHrorv, Zum byzantinischen opus sectile Boden, in Beitrlige zur Altertumskunde Klein-asiens. Festschrft K. Bittel, ed. R.M. Bonuv¡n - H. Haupru¡NN, Mainz 1983, S. 435-447; A. Gutcrr¡ Guroonarot, L'opus sectile pauimentale in area bizantina, in Atti del IColloquio dell'Associazione Italiana per lo studío e la conseruazione del mosaico, Ravenna1993, S. 6g-6Q.

+3 Zur Bedeucung und zum .A.nwendungsbereich des Terrninus r,pontxil, s. inJra,

A. 5r.+a Solche Rondelle (öpqcl.or) waren ein sehr verbreitetes Dekorationsmusler

für Bodenflächen in der Palastarchitekrur (man denke etr,va an den berühmtennoepueoiv ó¡.rqdl,rov der Chalke, des Vestibüls des Kaiserpalastes von Konstantinopel,von dem CoNsr. Ponrnvn., De cerimoniis I n, zo [Vocr] und Tnaops. CoNr.,Chron.YI 44 1429, zr] berichten), aber auch in sakralen Gebäuden (hier besonderszu erwähnen das Kacholikon des von Kaiser Johannes II. Komnenos gegründetenPantokratorklosters, beschrieben von A.H.S. M¡c¡rv, Notes on Recent Works of the

Byzantine Institute in Istanbul,in Dumbarton Oaks Papers 17 [:19631, S.333-3ó4: 333-34c.und rezent analysiert in R. Ousr¡naout, Architecturc, art and Komnenian ideology at

the Pantokrator monastery, tn Byzantine Constantinople: ffionuflents, topography and every-

day hfe, ed. N. Nscrpoðru, Leiden-Boston-Köln zoor, S. r3z-r5o). - Für weitereBelege des Tèrrninus s. auch lBG, { s.z.

ai DieViersäulen- oder Kreuzkuppelkirche, wie die des Botaneiates Pelastes einewar, ist ein ab der mjttelbyzantinischen Zeit sehr verbreiteter Typ. Zur Enwvicklungder byzantinischen Sakralarchitektur allgemein erhellend C. MaNco, ByzantinischeArchiteþtur, Stuttgart 1975 [Milano rg74],bes. S. r78-r93.

¿a Diese grundsätzliche Ahnlichkeit von profanen und sakralen Bauformendürfte die mehrmals in den Quellen erwähnte (Jmwandlung von Privathäuser inKulcgebäuden vereinfacht haben, so D.arx, -FIoøses, streets and shops cit., S. 98; zum<reusingr dlterer profanen Bauten für religiöse BedürÊrisse s. Maco¡rtwo, MedieualConstantinople cit., S. 46-53; zur grundsätzlichen Gleichheit zwischen Kirche undPalast in der frühchristlichen Architektur am Beispiel des Zentralbaus s. MaNco,Byzantinische Architektur cit., S. 89-9ó. - Auf einer syscemalischen Auswertung dere¡haltenen literarischen Kirchenbeschreibungen muß in diesem Rahmen verzichtetwerden; für eine Übersicht verweise ich auf H. HuNc¡n, Die hochsprachliche proJane

418

digmatisch sei an die mit drei Apsiden ausgestattete Halle des von Kaiser

Theophilos erbauten Trikonchos erinnert, welche ebenfalls mit vergolde-

ten Gewölben und Säulen aus verschiedenartigem Marmor dekoriert war,

samt vorgelagerter und halbkreisformiger, daher Sigma genannter Säule-

narkadeaz. Auch die zahlreichen, vom selben Kaiser errichteten Gebäude

(rqr,xlívror,) wiesen Bögen, sctrlanke Säulen (Àentonól.opor), Mosaike oder

opus sectile-Böden auf+8. Diese Elemente werden erneut - wie es in der

Folge zu sehen sein wird - in den literarischen Palästen anzutreffen sein.

Im Gegensatz zur Kirche befanden sich die übrigen Bauteile des Bot-aneiatespalastes r2or in ziemlich desolatem ZtJstaîd4e, was die schriftliche

Bestandsaufnahme widerspiegelt. Einzelne Bauelemente werden anein-

andergereiht, wobei es offen bleibt, ob sie zu einem oder mehreren Gebäu-

den gehörten. Die des öfteren mehrdeutige Fachterminologie erschwert

bis verwehrt jeden Rekonstruktionsversuch zusätzlichso. Nachfolgende

Ausführungen beabsichtigen daher nicht, eine topographische Gesamtre-

konstruktion der Anlage zu bieten - ein waghalsiges lJnterfangen, das den

Rahmen vorliegender lJntersuchung bei weitem sprengen würde -, son-

dern beschränken sich darauf, die für die gegebene Fragestellung relevan-

ten Bauteile hervorzuheben und sie nach Möglichkeit zu deuten.

Erwähnt werden ein westlich der Kirche gelegener überwölbter Bau

(rqonlxÌ¡ è¡r¡l,úoxoE ¡.tera xc¡rogdrv) und ein zweiter außerhalb bzw. von

Literatw der Byzantíner,I, München rg78 (Byzantinisches Handbuch im Rahmen des

Handbuchs der Altertumswissenschaft, 5/r), S. r8o-r83.47 TH¡ops. CoNr., (S. r4o,z-r4r,rr, vgl.JanrN, Constantínople

cit., S. rr3-rr4; R. Gulrr Crand Palais de Constantinople, It Sigma,it'Enetqqìç'Etapeíaç Bulavt (1958), S. z16-247 F to., Etudes de topopgra-

phie de Constantínople byzantine, I, Berlin r9ó9, S. 94-rr9 [Berliner ByzantinistischeArbeiten, 371).

a8 E.g. Ts¡opH. CoNr., Chron. 43 (S. r4r, r8-r9): rgonrxr¡ ðx pcqp<iqcov, rinò ðÚo

Ienroncl'<i¡.rrov xr.ovov êorr1gt1pí:vq; (bid., S. r43, zz-4): rò ëôaqoç ëpl (scil. ô Mcqlcpírr¡ErqixllvoE) èx flgor.xovvt¡oiou li0ou xci or.ryxon(E öncv xcrteotq<rrpévov.

as Die wiederholt in Bz enzuúeffenden Adjektiva oc0qóE : verfallen, òæq-

qr¡ypévoç = brüchig, èIlunrjç : defekt legen dafür Zeugnis ab.so Man denke eNva an den immer wieder vorkommenden Têrminus tqiri'lvoE,

welcher je nach Kontext enfweder Palast oder (Repräsentation$halle innerhalb eines

Palastes bedeuten kann, wie der für das LBG angelegten Datenbank, s.v. zu entneh-men ist. Hilfreich ist die Zusammenstellung von Häuser betreffenden (Jrkundenstel-

len mit Übersetzung und Kommentar in P. ScurutNnn, Das Haus in Byzanz nach den

schriftlichen Quellen, in Haus und HoJ in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Bericht ùbet zweiKolloquien der Kommission fir die Altertumsþunde Mittel- und Nordeuropas (24.-26' Maitggo und zo.-zz. Nouember tggt (= cedenþschriJtftu H.Jankuhn), hrsg. von H. B¡cr -H. Srnurn, Göttingen rgg7,S. 277-320.

CAROLINA CUPÀNE

des von Kaisermit vergolde-dekoriert war,

nannter Säule-teten GebäudeMosaike oder

'wie es in derzutreffen sein.

uteile des Bot-die schriftliche¡¡erden anein-hreren Gebäu-cgie erschwertNachfolgende:he Gesamtre-ängen, das denwürde -, son-:llung relevan-deuten.

erwölbter Bauralb bzw. von

im Rahmen des

s, Constantinople

ryle, It Sigma, intudes de topopgra-Byzantinistische

rq¡rdqorv, õ¡ò òúo;ril. é Mcqycqûtr1E

verfallen, ôæp-

minus tqínÀlvog,innerhalb eines

, s,u. z! entneh-r lJ¡kundenstel-Byzanz nach den

Bericht über zwei,pas (24.-26. Maivon H. B¡cr -

TRAUMPATÀSTE VON BYZANZ +r9

außen her (xal êréqo ë[<ooev), womit möglicherweise der aufwendig

gesraltete Haupteingang der Kirche gemeint sein könntes'. Pfeiler (ou-

ãtepot,o) waren \Mohl Teil eines Gebäudes, dem vielleicht auch der

unmittelbar danach genannte, mit schlanken Säulen und weißem Mar-

morboden samt Flechfwerkornament eusgestattete Raum (noupouxl,òv

p€ro l.€ñrolrol,c¡rrov, é rcrrog ôr.o ¡raq¡raqorv üofiQ(l)v xo.ì' øIox{g) J' angehörte'

In der unmittelbaren lJmgebung der Kirche befanden sich diverse Ge-

bäude, ein halbrunder Bau mit Holzboden (f¡¡rí1uqov, ôr.o odviò<rlv ncr-

roE)53, ein (Holz)pavillon (xaquxó[,u],ov)s+, ein ovales Gebäude (rira-

tóv) ss. Möglichenveise stand also die Kirche, anders als bei den großen

420 CAROLINA CIIPANE

zeitgenössischen Klosteranlagen, nicht frei und allseits sichtbar in derMitte eines zentrale Flofes56, was das Fehlen jeglicher Beschreibung des

Kirchenäußeren erklären mag.Es folgen in der Aufzählung diverse Räume (xoúBouxl,cr) mit mehr

oder weniger gut erhaltenen Marmorbödensz, die verschiedenen Bautenangehörten. Einer davon war ein zweistöckiges Flaus mit einem opussectile Marmorboden, der ein elegantes Muster mit einem fünffachemRondell aufwies¡8. Im letzteren könnte sich ein Gemach (roupouxl.óv)befunden haben, mit vier Säulen, Gesims und opus sectile Boden (¡reto

xlóvorv reooáçrorv, zooprirou... é nároE ôlc ¡rcgpcigtov xcrì, ouyxon{E), eineHalle mit Holzboden (tqíntrwoç ÇuÀónoroE), eine offene Terrassess mitbeschädigtem rot-weißem Kachelboden (f¡),r.cxòE ôoxenrlE nenoto¡.révog

òlà nl.oxíolv d,irr¡Olvõlv êlÀundrv xaì, aongorv ðÀlyootûrv) und ein weiteresxouBouxl,óv mit ebenfalls rot-weißem Marmorboden und ípus sectileó".

jó MANGo, Byzantinßche Architektur cit., S. rg8-zo3 lìihrt die in rnittelbyzantini-scher Zeit einsetzende Ausschmückung des Kirchenäußeren darauf zurück.

i7 G¡srcEsrn Nr. 42, Z. 69.7r.72.73 = MM III 56, rt. t6. rg.2t. 23.j8 Gastc¡spn Nr. 42, Z. 7o = MM III 56, r4-r5. òí¡crov, é n<iroE òrc xo¡l¡rcrorv

ouyr(,ondìv nci nevrcropg<il,or¡. Dieser Muster kommt sehr häuûg in sakralen ebenso wieprofanen Bauten der mittelbyzantinischer Zeit vor, newaópqcloE düfte der Termi-nus technicus dafür sein; während von den ersteren viele Beispiele erhalten sind(Nea Moni auf Chios, Pantokratorkloster, Hagia Sophia in Nikaia) sind letztere nuraus literarischen Beschreibungen bekannt, s. dazu H. Macurn¡, The Medieual floors ofthe Great Palace, in Byzantine Constantinople cit., S. r53-r74, mit Abb. 4, 6; fix weitereÀbbildungen s. OusrsnË{our, Architecture, aú and Komnenian ideology cit., Abb. z, 3, ó;Mrcaw, Noles cír., Abb. A, z; S. Evrcr, 'Iiuo mosaic pauemenß Jrom Bithynia, in Dum-barton Oaþs Papers 17 (r9ó3), S.373-384,Abb. r.t-v,2,3rr, 13.

ie In diesem Fall hat der Terminus fÀroxóE die am meisten dokumentier[eBedeutung <vorgelagerter Anbau, Balkon oderVeranda,r (¿BG, IV s.y. und Krr.ranas,Aef,uó cit., s.z); fi.ir die Typologie s. Ph. Kurur¡s, Bulawwdtv þíoç xaí ød.øøpóç lY,Arfivcr. r95r, S. 2go-293; Zeichnungen und Abbildungen solcher Anbauten in denspätþzantinischen Häusern von Mistra in ,\.K. Onr¡Noos, Ilalárn xaì otthn toõMuoqd., Arlivar 1932, S. 73-76;frir die gesetzlichen Bestimmungen, die in der füih-byzantinischen Zeit die Errichtung solcher Anbauten regelten s. C. Sauou, I¿s lois des

bâtiflenß.Voisinage et habitat wbain dans I'empíre romain. Recherches sur les rappoüs entrc ledroit et la construction priveé du siècle d'Auguste au siècle de Justinien, Beirouth 1994, bes.S. zo4-2o8, 253-z6z (wo jedoch nur Balkone in engeren Sinne behandelt werden). -Ob der doxenrjE f¡l'r.cxóç ursprünglich überdacht war, läßt sich nicht bestimrnen, derVergleich mit Br, wo mehrfach von teilweise oder gänzlich überdachtenTerrassen dieRede ist (s. e.g. MM III, XI, Z. z7 tt. z9; XIV Z.g = GtstcEs¡n Nr. 35,2. rgg. zor.283: <solaria sub laqueari>, bzw. ibid., Z. 49 = XII 3z-33 <solarium discopertum etex parte copertum))), gestâttet eine solche Vermutung. - Die hier benutzte lateini-sche Wiedergabe <solarium> kann auch metonymisch die obere Etage eines Hausesbezeichnen, wohl deswegen, weil sie auf einem terrassenähnlichen Flachdach gebautwar, s. A. Brarsr, I-exicon latinitatis medií aevi,-lwnholti 1975, s.u.

óo G¡srcEBen Nr. 42, Z.7r-72 = MM lll 56, 16-zz.

Y

1n:htbar:hreibung

derdes

TRÄUMPATASTE VON BYZ,\NZ 42r

Ob das danach erwähnte xoupouxÀóv und der Raum mit Satteldach und

sechs Säulen (ôiqgurov ¡rettr xr.óvolv ðl), das rqr.nl,r,vogrov westlich davon

und der südlich der offenen Terrasse beûndliche gewölbte Säulengang

(níoveE percr xapaqdrv) ó' ebenfalls direkt zum zweistöckigen Haus gehör-

ten oder daran anschlossen, hat offen zu bleiben. Die Anlage umfaßte

darüber hinaus eine in den Substruktionen eines großen, unbedeck-

ten rqr.rctrivlov eingebaute Ztsterneó" sowie eine zweite, verfallene Kirche

(erhalten waren von ihr noch eine Apsis mit ûgürlichem Mosaik, das

Bema, die Balustrade und verschiedene Säulen) ó3, die von einem Hof(negicrul.ov) umgeben war, in dem sich zwei ebenerdige Vorralsspeicher

(rirqeûov) und ein Brunnen (qsé"g) befandenó¿. Auch eine Badeanlage

fehlte nicht. Von dieser waren noch die gewölbten Substruktionen der

Heizanlage (xtío¡lo,tcr ú¡róooira tflç &noxouotflE), Becken für warmes und

laues 'W'asser (ðvorizr¡ toû leotoÕ xqì, toû 11,íou) und stehende Mauern

der ebenerdigen Frauenabteilung (civ<ooev roû eiE ¡.tctgcovixer.ov xatoyéou

xtío¡.r,arcr) zu sehenós. Br weiß zu berichten, daß die Badehalle ein frei-

stehendes, mit Mosaiken geschmücktes Gebäude waróó. Genannt werden

sctrließlich zwei Eingänge, die zur Anlage führten, deren erster sich auf

der Seite des Kaþia Viertel befand67, während der zweite zur öffent-

lichen Straße auf der Seite des Demetrios-Kloslers in die enlgegenge-

setzte Richtung führte 68.

[o) mit mehrJenen BautenI ernem opusn fünffachem

(xouBouxÀóv)

Boden (¡rera

ryxonilE), einelerrasse ss rnit

nenoro¡révog

eln welteresípus sectileó".

miftelbyzantini-;urück.2t. 23.

roE ôrc xo¡.1¡l<irov

rlen ebenso wieLrfte der Terrni-e erhalten sindind letztere nurMedieval Jloors of4, 6; fitr weitere:ir.,Ãbb. z, 3,6;thynia, ín Dum-

dokumenlierte¿ und Ktlan¡s,aí noLnopoç lY,nbauten in den.a xaì onhn roúlie in der fü-ih-uov,Its lois des

s rapports entre Ie

:outh 1994, bes.rdelt werden). -bestimmen, derenTerrassen die35, Z. t99. zot.discopertum etenutzte lateini-;e eines Hausesachdach gebaut

6' GASrc¡n¡R Nr. 4z 2.73-74 : MM III 56, z3-27.ó' G,qs.rc¡Bsn Nr. 42, Z. lS : MM III 5ó, 3o. Es ist nicht klar' ob es sich dabei

um eine der bereits genannten Hallen handelt (s. supra,À.58 u. óo), über deren

Größe und Zustand ìr zono. keine Angaben gibt; über in Substruktionen von

Palästen eingebaute Zisternen s. WurzINcEn, Byzantinische Baudenþmäler cit., S' 9o-rro mit zahlreichen Abbildungen.

6: G¡s-rc¡e¡n Nr. 42, Z.is-Zg = MM llI 57, 4-8, auch diese zweite Kirche war

laut Br auf einerTerrasse errichtet, öffnete sich über einAtrium und hatte ein Flü-geltor (Gasrc¡snn Nr. 35,2.3oo1o6 = MM III' XIV Z. z5-z)-

ó+ Gasrcrssn Nr. 42, Z.7g-8r = MM III 57, 8-r4.ós G,,rsrc¡n¡n Nr. 42, Z. 8t-82 : MM III r4-ró. - Hervorzuheben ist hier die

zwischen Frauen- und Männerbereich vorhandene Trennung, obwohl sich um eine

+22 CAROLINA CUPÂNE

Mit seinen beiden Kirchen, dem freistehenden Bad, den zahlreichenRepräsentationsräumen, Höfen und Terrassen und vor allem durch dieaufwendige Dekoration von Boden und Wänden rnit verschiedenfarbi-gem Mermor, Kacheln und Mosaiken sowohl im sakralen als auch welt-lichen Bereich vermittelt der Palast des Botaneiates einen gewissen Ein-druck vom hohen Niveau aristokratischer'W'ohnkultur in Byzanz außer-halb des strikt kaiserlichen Milieus. Ein ähnliches Bild bietet uns derprächtige Palast, welchen der legendäre Verteidiget der akrai, der Grenz-gebiete zum arabischen Kalifat, Basileios Digenes Akrices, am lJfer des

Euphrat für sich und seine geliebte Frau erbauen ließ. Das gleichnamige,zwischen Epos und Roman angesiedelte Geclichtóe, welches seine Hel-dentaten und seinen füihen Tod besingt, ist in zahlreichen (Jmarbeitun-gen verschiedener Epochen vom rz. bis zvm 17.Jh. überliefertz".

Die Palastbeschreibung, die in der byzantinistischen Forschung einigeAufrnerksamkeit gefunden hatT', variiert dabei sowohl im Umfang als

auch inhaltlich. Begnügt sich die sehr volkstümlich anmutendeVersion E

oixr¡pórorv r{E pov{E toû å1ûou Àr¡prltgíou... péXQr tflE nqòç r4v ôr¡póor.cv éòòv eioóôor¡. Diesonst detailsreichere Br erwähnt an der entsprechenden Stelle (GasrcEotn Nr. 35, Z.326-327 : MM III, XV Z. :'6-17) das hölzerne Flügeltor, ohne auf die öffentlicheStaße hinzuweisen.

6s Verschiedene literarische und historische Aspekte des Poems sind im Sam-melband Digenes Akrites: new approaches to Byzantine Heroic poetry, ed. R. BraroN - D.Rtcrs, Londor:' rgg3, behandelt; speziell zur Gattungsfrage E. Traw, Digenes Aþrites.Epos oder Roman?,iî Studi classici in onore di Quintino Cataudella,Il, Catania rg7z,S.6zz-6ß.

70 Die zwei álteren Fassungen aus dem rz. Jh., G und E, sind bequem zu kon-sultieren in derAusgabe von E.JrrEnrvs,DigenßAþritß.The Crottafenata and the Esco-rial uersions, Cambridge 1998 (Cambridge Medieval Classics, 7) (mir engl. Überset-zung), die Fassung Z aus dem r5.Jh. ist von E. Tnare, Digenes Akrites. Synoptßche Aus-gabe der ältesten Versionen,Wíen r97r (.'W'iener Byzantinisrische Studien, 8) ediert; dierezenteren lJmarbeitungen des r7.Jh. in Prosa und gebundener Form liegenjeweils inden alten Editionen von D. Prscn¡rs,in Actoypccpía 9 $926), S. 3o5-44o und Sp. Lav-pp,os, Collection de romans grecs en langue uulgaire et en ueß, Paris r88o, S. rrr-237 vor.

zr Der Palast von Digenes wurde zunächst untersucht von H. GnÉcornr, Drge-nís AþitasThe Byzantine Epic in History and Poetry (griech.), NewYork ry4z,Kap.xv: Tc lrio¡rcrc roù Àryevfl (S. r87-r93), welcher ihn mit der Beschreibung der vonKaiser Basileios I. errichteten und in THropn. Co¡¡r., Chron.Y,83-92 (S. 325-ng)beschriebenen Bâuten in Verbindung setzte, aber zugleich arabische Denkmdlervergleichsweise heranzog. Ausschließlichen Einluß orientalischer Palastarchitekturbehaupten hingegen St. XyNcopoulos, Tò å.vá.xtoqov roú lryevfi Axqha, in Aaoygagíatz (ry8-r943), S. S+Z-S88 und L.-4. F{vxl, Comnenian aristocratic palace decoration:descriptions and Islamic connections,in The Byzantine Arßtoøacy cit., S. r38-15ó.. r42-r45(nachgedruckt in Eal., Byzantium, Eastern Chrßtendom and Islam. Art at crossroads ofthe Medieual mediterranean, London 1998, S. zg-59 q-56).

I

n zahlreichen:m durch diechiedenfarbi-rls auch welt-;ewissen Ein-iyzanz außer-ietet uns derí, der Grenz-am lJfer des

4leichnamige,:s seine Hel-lJmarbeitun-fert zo.

chung einigeUmfang als

rde Version E

ròv eioóôou. DiesoEn Nr. 35, Z.die öf[entliche

sind im Sam-L. Be¡'roN - D.Digenes Akrites,)etania t972, S.

,quem zu kon-ta and the Esco-

engl. L.Iberset-Synoptßche Aus-, 8) ediert; dieegen jeweils inr und Sp. Lau-ttt-237 vor.úcorru, Dþe-rrk 1942, Kap.ibung der vonrz (S. 325-339)re Denkmälerrlastarchitektur, in Aaoyqcgíailace decoration:8-tS6'. t4z-t4'at crossroads of

TR,\UMPALASTE VON BYZANZ423

(rz. Jh.) mit rechc knappen Angabenr', bieten die sowohl sprachlich als

auch kompositorisch anspruchsvollere Fassung G (ebenfalls 12.Jh.)z: undmehr noch die spätere Kompilation Z GS. Jh.)z+ .in. nachvollziehbareSchilderung der Anlage. Man sollte die jeweils enthaltenen Details nichtin einen einzigen Topf werfen, wie es mitunter geschehen ist.

Die Fassung G, die das älteste architektonische Konzept wiedergibtzs,beschreibt zunächst einen blühenden Garten von viereckigem Grund-riß, der auf allen Seiten von einer aus Marmorquadern (ônò [uordrv

¡lcq¡,laqov) errichteten Mauer ausreichender Höhe (crürogxeg eiç úçoE)

abgeschirmt warzó. In der Gartenmitte stand ein dreistöckiger Bau aus

behauenen Steinen, ebenfalls von quadratischem Grundriß, in dessen

Obergeschoß sich Fenster mit Säulen abwechseltenzz. Sämtliche Deckenim Inneren waren mit Goldmosaiken ausgelegt, die Bodenflächen mrtPlatten aus Steinmosaik gepflastertzs. Der Repräsentationsbereich hatteeinen kreuzfìirmigen Grundriß (åvôqdrvcrg oro,uqoer.òeiE) tn

^it fünfl<uppli-ger lJberdachung (rewaxoúBouxl"a) 8o, der Bodenbelag bestand hier aus

Onyx-Platten, welche den Eindruck einer glänzenden Eisfläche erweck-tens'. Im Erdgeschoß rechts und links des Haupttrakts waren zwei

7' Dig. Aþr. E 163o-1632; größere Aufrnerksamkeit widmet die Fassung dernPalastgarten (E ró34-r059).

tt Dig.Afu. GVII 4z-ro5.7a Dig. Aþr. ZYIII 38o7-3934.zi Die Prioricät der Fassung G gegenüber E vertreten mit überzeugenden

Argumenten P. M¡c¡¡uNo, Digenes Akrites and Byzantine literalure: the twelfth-centurybackground to the Grottaferrata-Version, und C. G¡r¡r¡l.totou, The primacy oJ the Esco-ial Digenes Akrites: an open and shut case?, in Digenes Akrites: new approaches cit., jeweilsS. r-r4 und 38-54, dagegen S. ArExIou, Axpnma. Tò Íqóil,rtpa rlç èyxupór4taç roúxerpévou E. Xpouolóyqor¡ - Anoxatáor4ao4 yaqíov -'Eppqteurmá, Herakleion rgTg; da

die Fassung E keine Palastbeschreibung enthált, ist diese Fragejedoch für die gegen-ständliche Thematik nicht von Belang.

76 Dig.Ab. GVII rz-4r.7t Dig.Aþr.GYII 4z-45: oixov... / tetqóy<ovov ðx líOcov nenqropévt'rv, / dvoOev òè

¡lerc oe¡rvdlv xróv<¡v xcl Ouqíôov.78 Dig. Akr. G VII 4ó-5o.7s Dig.Aþ.r. GVII 5r. Solche sind in einer tlrkunde des Patmosklosters aus dem

Jahre ro73 belegt (ediert in M. Nvsr¡zopourou-P¡rEKlDou, Bulawwà iyypaqa fiçpovfiç Ilátpou, II: lrypooíav Aenoupydtv, Arlvct r98o, Nr. 5o, Z. tto: orcupotqixlrvoEð^y1óqtoE rqoutrtrorróE), dazu Sc¡rn¡INrn, Das Haus in Byzanz cit., S. z8o-z8z.WelcheGrundrisse sich dafür anbieten zeígt die Skizze auf S. z8r.

8o Dig.Aþr. G 5r; GnÉcolxr,bigenß cit., S. r88 sieht darin eine direkte Über-nahme aus Tnropn. CoNr., Chron.Y 90 (S. 33i, 9): ô xarò roòç Mcqxrcvoú neqrôqó¡.roug

pé1roro6 tqíæi,r,voç, nci, flewcxoÚBouxlov Àeyópevov; vgl. M¡¡¡co, The art oJ the Byzantinecit., S. zr5 mitA. r59.Von einem newcxoÚpooxlrovtoú óyiorL flaÚIor¡ ist die Rede inKoNsr. Ponpr¡vn., De Cerimonüs II 598, 5 (Rrrsxr).

I' Dig.Aþr. GVII 5ó-58.

424 CAROLINA CUPANE

Seitenflügel angebaut (lopotgixl"r.vor), deren Decken mit Mosaikzyklenmythologischen und biblischen Inhaltss' dekoriert waren. Dem Palast

vorgelagert war ein breiter Hof (tò neòiov rfrE oriÀ{E), in dessen Mitteeine dem HeiligenTheodoros Stratelales geweihte Kirche stand83.

Die Fassung Z betont einerseits die Abwehrfunktion der lJmmaue-rung (roÌ1oE xcr<rllugopévoE) 84 und fügt andererseits der ursprünglichenAnlage diverse Gebäude hinzu. Hinter (ëvôoOev) dem dreigeschossigen

Hauptgebäude und axial zu ihm befindet sich jetzt ein zweiter, unver-gleichlich prunkvoll oixoE, welcher im Glanz von Gold, Bronze undEdelsteinen erstrahltss. Ein hoher Turm mit rechteckiger Basis, jedoch

oktogonalem Grundriß im oberen Teil komplettiert die Anlage, welchenun - was ohne Zweifel reale Gegebenheiten der spät- und nachbyzan-

tinischen Zeit widerspiegelt - wie eine richtige Festung aussiehtsó. Im

8" Dig.Akr. GVII 59-ror. Dargestellt waren die Kämpfe von Samson gegen diePhìliste¡ David und Goliath, die Eifersucht Sauls und. der Sieg Davids ùber ihn, dieGeschichte des Moses, der Exodus der Israeliten aus Agypten, die Siege Joshuas undschließlich Episoden aus dem homerischen Sagenkreis und aus dem Alexanderro-man. Der Dichter des Digenes übernimmt das in der Hofl<unsc übliche Dekorations-programm, welches Darstellungen kaiserlicher Errungenschaften vorsah, und schil-dert die Heldentaten des Digenes typologisch durch die Figuren von David, Achjllesund Alexander dem Großen, welche in de¡ kaiserlichen Kunst jener Zeit die virtu-tes des gottgewollten Herrscher verkörperten; dazu M¡ct¡rtNo - NersoN, Emlteror

cit., S. ró3-r73; MaNco, The aú of the Byzantin¿ cit., S. zz4-zz6; vgl. H. Gr¡-Écoln-¡,Ilempereur dans l'aú byzantine, Straßburg 1936 (Nachdruck London r97r),5. y-97.

8t Dig.Akr. G ro4-ro5.8+ Dí9. Aþr. ZYlll 3782-3785.8s Dig.Afu. ZVIII 3819-383ó.86 Dig, Akr. Z VIII 3838-3919. Ein eindruckvolles Beispiel dieser gesteigerten

Sicherheitsbedür6rissen entsprechenden Bauweise ist die am Zusam¡nentreffen derSeemauer mit der Theodosianischen Landmauer Konstantinopels beûndliche Resi-denz von Mermer-Kule (dazu U. PrscHrow, Die befestígte Residenz uon Mermerþule.

Beobachtungen an einem spätbyzantinischen Bau ím Verteidigungssysteffi von Konstantinopel,inJahrbuch der östeneichischen Byzantinistik 5r fzootl, S. 385-4o3); zu erwähnen sindweiters die ähnlich strukturierten Anlagen des Blachernenpalastes und des TekfurSaray (dazu 'W Mürr¡n-WInN¡x, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls,'Iibingen 1977,jeweils S. zz3-zz4;244-247; zum letzterem vgl. KlloNoeuros, Bauten cit., S. ró7-ró9).

- F;íne ganz ähnliche Lage wies die nur teilweise erhaltene Residenz der G¡oßkom-nenen in Tiapezunt auf, welcher Kardinal Bessarion eine ob ihrer Anschaulichkeitbemerkenswerte Ekphrasis widmete (ed. Sp. Lauenos, Bqooapínvoç'Eyxdtpøv eiç.Tpa-

reÇotrvta, in Ndoç'ÛL|r¡vopvripau r3 [r9ró], S. r44-zo4: r88, r7-r9o, 3; engl. Uber-setzung in M,rNco, The art of the Byzantine cit.,S.z5z-zy); sie war unmittelbar ander westlichen Mauer der Akropolis angebaut, beanspruchte für sich mehr als dieHälfte vom gesamten Areal und war dadurch in der Lage, die Sicherheit der Bewoh-ner zu gewährleisten (2. 3o-3t: êv ôoqcleTte pulr<iwer.v oöç cìv eioo noqocno): die impo-santen Ruinen der Festung sind vorbildlich photographiert und erläutert von A.

Y

Mosaikzyklen. Dem Palast

dessen Mittestands:.

ler (Jmmaue-

rsprünglichen:igeschossigen

welter, unver-

, Bronze undBasis, jedoch

.n-lage, welcheLd nachbyzan-aussiehts6. Im

mson gegen dieds über ihn, dieege Joshuas undm Alexanderro-he Dekorations-,rsah, und schil-r David, Achilles: Zei¡ die virtu-\ErsoN, Emperor

I. H. Gúcorc,971), s. %-s7.

lser gestergertennmentrefFen derefindliche Resi-uon Mermerþule.

'n Konstantinopel,r erwähnen sindund des TekfurTibíngen t977,cit., S. ró7-ró9).

z der Großkom-Anschaulichkeit

Eyxtiprou eíç Tpa-

, 3; engl. Llber-r unmittelbar anch mehr als dieheit der Bewoh-oano): die impo-:rläutert von A.

TRÂUMPALI|.STE VON BYZ¡,NZ +25

obersten Geschoß des Turmhauses befindet sich eine kreuzkuppel-

fiirmige, von Loggien umgebene Empfangshalle (tgín),rvov otauqoerô{,

f¡l,r,crxoì. ëfor0ev rot rQttl.ivou), die über eine 'W'endeltreppe (xo1l.oer,ôt¡g

&vcrBúrqç) zu erreichen ist8z. Fünf Ellen breite Pfeiler (nlvoolnewcnr¡1er,g)

verkleidet mit silbernen Platten (nl,ívoou) stützen die mit Goldmosaik

verzierte Hallendecke, Türen und Fenster (nulõveE, Ouqíôeç) sind ver-

goldet, der Boden der Loggien ist mit kupfernen Platten belegt

(1a?',xoxeqopooúv0eroE), ein riesiger, runder Edelstein in der Mitte der

Decke erleuchtet mit seinem Glanz den Raum88' Ein raffinierter Mecha-

nismus sorgt dafür, daß frisches'Wasser bis zur obersten Etage hinaufge-

pumpt wirdss. Es ist gerade in diesem Turm (èv toútrp), daß der Redak-

tor von Z die bereits erwähnten (,\. 8z) Mosaikzyklen situiert.-W'enn nun dieses Turmhaus ein <contemporary Seljuq feature> dar-

stellen ,o¡oo, muß zunächst festgehalten werden, daß die Beschreibung,

zumindest in ihrer spractrlichen Ausgestaltung, viel dem Bericht über

den Tempelbau Salomons gemäß der Chronik des Georgios Monachos

verdankts', also primär der literarischen Tradition verpfl-ichtet ist- Diese

Feststellung paßt übrigens sehr gut zum sonstigen-W'esen und Habitus

des späteren Redaktors, eines sonst nicht bekannten Eustathios, der

danach strebte, seinem Publikum eine möglichst vollständige Geschichte

des Helden zu bieten. Aus Gründen der Symmetrie bastelte er sogar aus

Versatzstücken der ihm bekannten vulgärsprachlichen Romanliteratur

einen in der Originalfassung nicht vorhandenen Lebenslauf für die

Mutter des Helden, parallel zs derrl desVaterse' und bereicherte ebenfalls

BnYEn - D.-W'INEtrro, The Byzantine monuments and topography of the Pontos, l-Il,'W'ashington, D.C. 1985 (Dumbarcon Oaks Studies, zo), S. 186-195,Abb. rzz-r48'

8z Dig. Aþr ZYIII l84z-l8so.88 Dig. Akr Z VIII 385r-38ó4.8s Dir. AkL ZYIII 39t7-39t9.so So"HuNr, Comnenian aristocratíc palace decoratioø cit., S. r44 (S. 54 des Nach-

drucks).er Gsonc. ly'rol., Chron., r9o, r3-r9r, z (ed. C. Dn Boon - P'WInrH, I, Stutt-

gafi rg78 [r9o4]): -w'endelrreppe (xollroerôi¡E åv<ípcor,E), vergoldete Platten (nl.ívoor.

1pr-,ocì. nevrcn4letç), goldene Türen und Fenster (xctclgr-roôocE toùç nul'róvcE xcl tc

Greeþ romance cit. (r99ó), S. r97-r99.

426 CAROLTNA CUPANE

die deskriptiven Teile mit weiteren literarischen Anleihensr. Das Flick-werk verrät sich übrigens von selbst: Nachdem in V 38ó9 als Anbrin-gungsort der Mosaiken das kreuzfiirmige tiklinion im obersten Ge-schoß des Turmes bestimmt wird, schließt die Beschreibung der ZyHenmit dem aus G (VII 99) entnommenen V 39oó, welcher sie hingegenin den nur dort (G VII óo) vorhandenen Seitenflügeln (Èv roÌE ôuoitgr.xl"ívor"E) des Hauptrakts lokalisiert.

Dies schließt natürlich die Existenz von orientalischen Architektur-bezügen bei der Ausgestaltung der Palastanlage des Digenes insgesamt

gewiß nicht aus, ganz im Gegenteil: Byzantinische (Bau-)Kunst warbekanntlich von Anfang an für Strömungen verschiedenen lJrsprungsempfángliche4, demonstrierte sogar eine ausgeprägte Vorliebe für Musterund Ornamentik des Orientsrs. Die Palastbeschreibung der Fassung Zkann aber kein spezielles Zeugnis für erwaige zeitgenössische Trends des

v.Jh. ablegen, sondern, wenn überhaupt, für die antiquarischeVorliebedes an die dreihundert Jahre später wirkenden Redaktors.

Übersetzt man die märchenhafte Sprache des Heldenepos (welche nurGold, Silber und Edelsteine als Baumaterialien kennt) in die realitätsbezo-gene Diktion des lJrkundentexteseó, so sind im ursprünglichen Palast des

e3 Dazu M. JErrn-Evs, Digenis Aþritas: the use oJ later manuscripts to reconstruct theEscorial uersion,in Byzantion 6l GSSI), S. óo-ó9, s. auch infra,A.. 146.

ç¿ Rörnische, orientalische, urrd später ebenfalls westliche Einflùsse waren alle inByzanz wirksam, s. allgemein Ma.Nco, Byzantinßche architectur cit., passim; speziell zuorientalischen Modetrends in der Baukunst des tz.Jh. infra,A. tz3 u. rz4.

ss Zu diesem Fragenkomplex 4.. Gn¡¡an, I¿ succès des arts orientaux à Ia courbyzantine sous les Macéãoniens,in L'art de laf;n de I'Antiquité et du Moyen Áge,Paús19ó8, S. 265-z9o.

só Kaiserliche Gebäude, welche Macht und Herrlichkeit der jeweiligen Bauher-ren versinnbildlichten, als überhöhtes Vorbild wirkten, sparten jedoch auch realiternicht mit märchenhaftem Luxus, s. Tn¡ops. CoNr.., Chron.V 8a (S. 326, z-7) Kirchedes Heiligen Nikolaos: Goldmosaik der Innenkuppel, außenVerkleidung mit vergol-detem Metall, Kirchenwände mit bunten Marmorplatlen verkleidet, Altarraum mitGold, Silber und Edelsteinen geschmückt; ibid.,Y 87 (S. 33o, rr-r7); Nea Ekklesia:Boden gepflastert nrit silbernen Platten mi¡ Niello-lntarsien, im Alcarraum dieWände mit Gold, Perlen und Edelsteinen verziert; ibid.,Y 8g (S. :¡2, 3-335, ó); Kai-nourgion: Säulen aus grünem thessalischem Marmor und buntem Onychites miteingekerbten

.W'einreben- und Tierreliefs bzw. spiralformigen'Wellenlinien; Emp-

fangshalle mit drei Kuppeln, deren östliche mit Darscellungen des Kaisers und seinerTaten; ein weiterer überwölbter Raum, dessen Boden mit marmorner Einlegearbeitund Mosaiken mit Tierdarstellungen versehen ist, die'Wände rnit bunten Glasstein-chen ausgekleidet, in der Kuppel die Kaiserfamfie mit dazugehörenden Inschriftenauf goidenem Hintergrund. Englische Ûbersetzung der Passage in MaNco, The artof the Byzantin¿ cit., S. r94-r98.

Y

. Das Flick-als Anbrin-

bersten Ge-der ZyHen

ie hingegen(èv toîç òuol

Architektur-)s lnsgesamt

)Kunsl warr lJrsprungs: für Muster' Fassung Z: Trends des

che Vorliebe

(welche nurealitätsbezo-:n Palast des

reconstruct the

, waren alle iním; spezrdll zu124.taux à la couryen Áge, Paris

ligen Bauher-auch realiter

5, z-7) KircheLg mit vergol-\ltarraum mitNea Ekklesia:[tarraum diei-33S, ó); Kai-)nychites mirLlinien; Emp-:¡s und seinerEinlegearbeitlen Glasstein-:n Inschriftenwco, The art

TR,\UMPAIASTE VON BYZANZ 427

Digenes zahlreiche Elemente anzutreffen, die ebenso dem Sitz der Botan-

eiates-FamiÏe zu eigen waren. Beide Anlagen waren in sich geschlossene,

von Mauern geschützte Komplexe, die aus mehreren Repräsentations-

und Nutzgebäuden samt einer Kirche bestanden. Nur ein in der Realität

unverzichtbares Element fehlt bei der wahrhaftig fürstlichen'W'ohnstäc-

te des Akriten: Trotz des lagebedingt vorhandenen-W'asserreichtums muß

er in allen Versionen des Poems ohne Bad auskomrnensz. Die späteren

Romane, die jetzt zur Sprache komrnen sollen, werden das Versäumnis

worlreich wettmachen, das im Digenes ent\,vorfène Bild einer in sich

geschlossenen, der Außenwelt entrückten Wohnwelt noch verstärken.

Das xóorqov, die befestigte Anlage, ist, wie bereits eingangs erwähnt,

der neue narrative Ort im Roman des späten Byzanz. Ist die Schloß-

Ekphrase im Digenes am Ende des'Werkes, und damit am Rande der

Erzätrlung situiert, so nimmt sie nun eine in wörtlichem Sinne zentrale

Position innerhalb der Erzählstruktur ein. Das Kastron ist das Hetz det

Romanhandlung, hier beginnt und entwickelt sich die eigentliche eroti-sche æegunétera, hierher kehren die Helden nach überstandenen Prüfun-gen zurück. Über ihre narrative Funktion und allegorische Bedeutung

hinausçs, kann und darf man solche Gebilde der Phantasie ebenfalls als

Sublimierung realer Gegebenheiten verstehen. Gesehenes, Gehörtes undwohl auch Gelesenes vermischen sich darin unauflöslich, eine klare

Scheidung der jeweiJigen Anteile wird schwerlich möglich sein. Phantasie

und Wirklichkeit schließen einander jedoch nicht aus, war doch gerade

im Mittelalter die Grenze zwischen beiclen Bereichen ohnehin fließend.

Prinz Belthandros, der Held von Belthandros und Chrysantza, dringtallein in des Eros' Schloß, das Erotokastron einss. Die Anlage ist von

st ln Dig. Akr. G VIII 3r-32 wird erwähnt, das

Digenes inmilten des Gartens bauen hä zur Todesur-

sacie wurde. Ein Bad wird ebenfalls im rclog der Z-Fassung.beschrieben (I rrr-rr8).

sa-tiber die narrative Funktion der Schloß- und Garten-Ekphrasen, sowie ihreallegorische 'Wertigkeic unter Berücksichtigung ähnlicher Darscellungen in der

rorrianhaften und legorischen LiCeratur dés 'Westens s. C. Cup¡¡l¡, II motíuo del

castello nella nanatiua tirdo-bizanlina. Euoluzione di un'allegoria, in Jahrbuch der österrei-

428 CAROLINA. CUPANE

einem mächtigen, aus behauenem Sardonyx gefertigten und von Wehr-türmchen gekrönten Mauerring umgeben. Belthandros durchschreitetzunächst die weitläufige, durch einen Bach geteilte Parkanlage undkom¡nt an einen Brunnen, dann an'mehreren imposanten Gebäuden(ncrl.ótlo qopeqd) vorbei (3zo). Einer Kamera gleich gleitet das Augedaniber hinweg und bleibt schließlich an einer großen, mit Skulpturengeschmückte Empfangshalle (oder Gebäude), rgr.x),r.vóxtuo¡-r,o, haften (328-

44r). Die Dachkonstruktion, über dessen Form man nichts Nähereserfáhrt, besteht aus drei riesigen, kunsrvoll zusarnmengefügcen Edelstei-nen, der Boden ist aus purpurnen Marmorplatten gebildet (33o-33ó). DieWände sind mit Fresken'oo erotischen Inhaltes dekoriert (338-3ó5), diezum'W'esen des Hausherren, des Kaisers Eros passen und es versinnbild-lichen'o'. An das Triklinion direkc angeschloßen ist ein überkuppelterRaum, ein xouBoúxl,r,. Die Kuppelbögen sind mit einer spiralformigenBordüre eingefaßt'o' und erwecken den Eindruck, wie das Himmelge-wölbe in der Luft zu schweben (++l-+Sù'r.

Keine weitere Räumlichkeiten ziehen die äußerst selektive Aufrnerk-samkeit des Dichters auf sich. Vielmehr führt er den Leser,/Hörerzurück ins Freie, um ihm das kunstvoll ausgearbeitete 'W'asserbecken

neben einem (nicht beschriebenen) Badehaus zu zeigen, welches des-sen 'Wasserversorgung gewährleistet (+Sl-+Zz).Das Becken ist von Ka-

ryadden getragenro4, der Rand mit einem Reigen vergoldeter Vögel

roo Denkbar wären freilich auch Mosaike oder Reließ. Der verwendete Termi-nus !óôrc, Figuren, welcher späterhin im Text ebenfalls die Bedeutung <Statue,Plastikr hat, isc viel zu impräzise, um eine dieser Möglichkeiten ganz auszuschließen,s. Cup¡Np, Romanzi cit.,A. 38 u. 40, wo <Reließ> derVorzug gegeben wird.

ror Es handelt sich dabei um Darstellungen von <Sündern> wider die Liebe, diegefoltert und in den Abgrund gezogen werden, und <Seligen>, welche im Schoß desEros (wie im Schoße Abrahams) sitzen und ewige Freude genießen. Offenbar sindDarscellungen des Jüngsten Gerichtes, vermengt mit solchen von kaiserlichen Tri-umphen über Barbaren, hiefür Pace gestanden, daztr C. CwaNr, The Heavenly city.Religious and Seculu uisíons oJ the other world in Byzantine literature, in Ltte Antique andByzantine drcams and ußions (Colloquium Athens 4-24 i|l/rai zooS), ed. by Ch. ANcr-uoI (im Druck).

ro2 Derart interpretiere ich 445-446:...ci nc¡-rcipcr / ôrc xoll![ou 1úqtoOe xai, neqr,-

0gr,ynco¡lévcr".

'ot Belth. u. Chrys. 452-453i ðxqé¡,rcvto oi téoocrgerE toî1ou roú xouBouniriou, / vc efuteE

nci vc dreíxc(eE rcg oripcviouE oqcrþcE. Der Vergleich mit dem Firmament ist einTopos der Ekphraseis von Kuppeln, s. die zahlreichen Belege in K. Lrsv¡N, T|¡edome of heauen, ín ArÍ Bulletin 27 Gg4Ò, S. r-27.

'o+ Belth. u. Chrys. 462-463: Çóðrc yuqou negrooó... ra ó¡oic pera pq1cvflç èB<iorcxóto xeivr¡.

Y

rd von'W'ehr-iurchschreitetrkanlage unden Gebäudentet das Augeút Skulpturen

, haften (328-

chts Näheres

4ten Edelstei-

i33o-33ó). Die(338-3ó5), dies versinnbild-iberkuppelterpiralformigens Himmelge-

ive Auûnerk-Leser/Hörer

Wasserbecken

welches des-ist von Ka-

>ldeter Vögel

vendete Termi-:utung <Statue,

auszuschließen,n wird.r die Liebe, die: im Schoß des

. Offenbar sindaiserlichen Tri-Le Heauenly city.

-ate Antique and. by Ch. ANcr-

,úqrrr0e xci neqr,-

uxliou, / vo ei:reE

nament tst e1n

. L¡s¡¡¡N, Th¿

pr¡lcvr¡E èp<iora

TR,\UMPALASTE VON BYZ.\NZ 429

geschmückt'"s. Schließlich gelangt Belthandros zum funktionell wichtisten Bau der,\nlage, zugleich - wie das Beispiel des Botaneiates-Hauses

eindrücklich gezeigt hat - ein wesentliches Bauelement eines aristokra-tischen Palastes, einem f¡ÀrcrnóE @Z+-+8ù. Die hier angewendete deskrip-tive Technik der <Momentaufnahme> erlaubt es nicht, die architekto-nische Zusammengehörigkeit dieser Terrasse a) einem bestimmtenGebäude festzustellen, man kann daher an eine frèistehende, erhöhteEstrade, vielleicht sogar an einen Pavillon denken. Sie ist umgeben voneinem Säulengang (yúgou - ^yúgou l,apngoxcrl.c¡róotr-rl.c,, +75-476); goldene

und silberneVerzierungen in Blattmustern ranken sich um die schlanken,

marmornen Säulenschäfte (+lZ-+18).In der Mitte derTerrasse, auf einemsteinernen Podest steht der goldene Thron des Herrschers Eros, umge-

ben von der'W'affenbeute der besiegten Feinde (48o-483); hier wird der

Held vor den Liebesgott treten, seine Befehle in Empfang nehmen undsie ausführen.

Ganz andere Schwerpunkte bei seiner Beschreibung des sogenannten

Drachensctrloßes (Agaxovróxootqov) roó setzt der Autor des Romanes Køl-

límachos und Chrysorrhoe, welcher wahrscheinlich ein Mitglied des herr-schenden Kaiserhauses werroT. Innerhalb der befestigten, von goldenen

Mauern umgebenen Anlage inmitten des blühenden Gartens wird alleinauf das Badehaus fokussiert, dies aber umso detaillierter beschrieben. Es

handelt sich dabei um einen überkuppelten (rqoú).l.oE) Zenftalbau,dessen Kuppel gänzb,ch vergoldet ist. Die Verkleidung des Gewölbes ist

dabei in Form eines Baums modelliert, herabhängende Edelsteine stellen

die Früchte dar (3ró-3r8).Mit diesem künstlichen Gewächs kontrastiert

reizvoll die echte Gartenvegetation, die durch die automatisch zu öff-nenden Fenster (3oo-3o3) in den Raum hineinwirkt. Die verspiegelten

¡os Für Parallelen dazu in der Romanliteratur s. CuraNr, Romanzi cit., S. z5ó-257,A.6o. Erwähnenswert sind auch die zwei von Basileios I. im Hof der NeaEkklesia aufgestellten'W'asserbecken, deren Rände jeweils Schlangen bzw. verschie-dene wasserspeiende Tiere (Hähne und Ziegenböcke) zierten (Trmoru. CoNr.,Chron.Y 85, S. 327, 8-zz); ersteres ließ Andronikos I. Komnenos, laut Ntx¡rns Cno-Ntnrns, C/rroø. Dieg. 332, r8-zo (ed. J.-L. vaN DIETEN, Berlin 1975 [Corpus FontiumHistoriâe Byzantinae, rrlr]), in das Atrium derVierzig-Märlyrer Kirche, die er als

eigene Grabstätte besCimmt hatte, versetzen, s. dazu L. Boun¡, Dragon tepresentations

on Byzantine phialae and their conduiß,in Gesta t6 (1977), S. ó5-ó8.106 Kall. u. Chrys., t76-zo4 (Mauerring); 274-353 (Garten und Badehaus); 4oo-

437 (Speisesaal und xouBoúxh.).to7 Supra, S. 4rr, A. r7.

430 CAROLINÀ CUPANE

Innenwände verdoppeln für den Betrachter auf raffìnierte Art und'WeiseBadehaus und Garten (3rz-3r5). Ein vergoldetes Gesims (xoopïrîE) rnitFlechrwerkarbeit in'W'einrebenmuster (319-3zz), Tiren aus indischemHolz und ein mit Blumenmustern bestickter Türvorhang (Bl),ó0uqo)

(¡::-:+o) vervollständigen die Ausstattung der luxuriösen Badeanlage.

Der Dichter stellt sie als idealen Ort für erotische Begegnungen vor:nicht zufillig wird das Heldenpaar von den Freuden sexueller Liebegerade hier zum ersten Mal kosten'o8.

Die Beschreibung ist äußerst artifiziell und zweifellos literarisch ver-brämt, doch kannten sowohl die byzantinische als auch die orientalischeHofkultur auch realiter prachtvolle und raffinierte Badenanlagen. Lir,era-

risch bzw. archäologisch dokumentiert sind das von Leo VI. (88ó-9tz)

errichtete und durch ein Gedicht von Leo Choirosphaktes bekannteBadehaus'oe sowie die erhaltene, aufwendig mit Fresken geschmückte

Badeanlage von Qusayr Amrerro rnit betont erotischer'Wanddekorationund einem in der Kuppel dargestellte Planetarium"'. Ein Planetarium

'o8 Zu dieser Szene, deren erotischer Charakcerisierung und klassischen A¡r-klängen aus der epigrammatischen Dichtung P.A. Ac¡plros, The Erotic bath in the

Byzantine Vernacular romance Kallimachos and Chrysorrhoe, ín Classica et Medieualia 4r(r99o), S. 257-273; vgl. Io., Zwßchen Grauen und Wonne: Das Bad in der byzantinischenLiteratur, in Jahrbuch der österreichíschen Byzantinistik 54 Qoo4), S. 19-37: 33-37; it'lkeinem der beiden Beiträge berücksichtigt der Verfasser mögliche architektonischeund dekorative Realia der,\nJage. In einem sehr anregenden, im Druck betndlichenArtikel setzt M. A¡can, Vom Argyrokastron zw Ecclesia argenti. Uber die architeþturimi-tierende Silbercchmiedearbeit ím Tþsoro di San Marco in Venedig, in Mitteilungen zur sp¿it-

antiþen Archäologie und byzanlinischen Kunstgeschichte 6 (zoog) das im Kallimachos-Roman beschriebene Badehaus überzeugend in den Konlext baudekorativerVorlie-ben der byzantinischen Aristokratie der Komnenen- und Palaiologenzeit.

'oe Rekonstruktion des Baus und Interpretation der aufivendigen Innendekora-tion in P. M¡co¡uNo, The bath of ko the Wise, in Maistor. Classical Byzantíne and

Renaissance studies Jor R. Browning, Canberra 1984 (Byzantina Australiensia, ),5. zz5-z4o lulndto.,The Bath o;f lto theWise and the <Macedonian renaissance> reuisited: topog-

raplry, konography, ceremonial, ideology, ín Dumbarton Oaks Papers 4z (1988), S. 97-rr8.uo O. GRáBAR, Umayyad Palaces reconsidered, in Ars Oientalß z3 (1993), S. 93-

ro8; zu anderen omayadischen Palästen mit luxuriös ausgestattelen BadehäusernH.G. Fn¡Nz, Palast, Moschee und WüstenschloJS. Das Weñen der islamischen Kunst

7.-9. Jahrhundert, Gnz 1984, bes. S. ¡8-Z+.rrr Astronomische Motive sind ein sehr beliebtes Dekorationsmuster gerade für

Badehäuser. Nicht nur die Anlage von Qusayr Àmra (dazu Fr. S¡xr, The Zodíac oJ

Qusayr Amra, in K.A.C. Cn¡sw¡rl, Early Muslim architecture, I/2, Oxford 1969', S.

424-43r; der gesamte Freskenzyklus des Badehauses ist nun komplett publiziert und,wenn lückenhaft, graphisch rekonstruiert worden von C. VtsnRT Gulcs - G. BIsræu- F. Iriarrnr, Its peintures de Qusayr 'Amra. Un bain oneyyade dans Ia bâdiya jordanienne,Beyrouth zooT [Insticut français du Proche Orient. Bibliothèque archéologique et

\rt und'Weisexoo¡rrlqE) mitus indischemrg (BïIó0uqa)r Badeanlage.gnungen vor:xueller Liebe

Lterarisch ver-orientalische

Llagen. Litera-VI. (88ó-9rz):tes bekanntegeschmücktenddekorationPlanetarium

klassischen An-rotic bath in the

zl Medieualia 4tzr byzantinischen

9-37i 33-37; tnrchitektonischeck befindlichenie architeþturimi-lungen zur sptit-m Kallimachos-:orativer Vorlie-zeLl..

r Innendekora-I Byzantine andnsia, 5), S. zz5-reußited: topog-

38), S.97-rr8.(rss:), S. s:-

r Badehäusernømíschen Kunst

rster gerâde für, The Zodiac of<ford r9ó9,, S.

publiziert und,:¡ - G. BrsnEnliya jordanienne,;héologique et

TRAUMPALASTE VON BYZANZ 43r

kommt in Kallimachos ebenfàlls vor, zwar nicht im Bad, sondern im pri-vaten Gemach des Schloßbesitzers, dem nJr Gänze vergoldeten xeiliriv

(+rS-+¡8).Auch in diesem Fall handelt es sich um einen überkuppelten

Raum"', auf dessen'W'ölbung die Planeten (offenbar anthropomorph)und Konstellationen auf goldenem Grund abgebildet sind"¡. Obwohlliterarische Ekphraseis von Badehäusern sich durch die gesamte byzanti-nische Literatur von ó. bis zum I4.Jahrhundert verfolgen lassen, schöpfte

der Dichter des Kallimachos sicher nicht allein aus der literarischen Tra-

dition, sondern <übersetzte> zudem Reales in die Formensprache des

Märchenhaft-'W'underb aren.

Realitätsbezogenheit läßt sich umso mehr im Fall eines weiteren

Baues im Kallimachos-Roman feststellen, welcher ebenfalls ein für die

Handlung zenftaler Ort ist.'Wieder befrnden wir uns in einem blühenden

Park. Die von einem Nebenbuhler entfìihrte Heldin läßt sich darin vonder Dienerschaft einen qqouvtfcrtov errichten, um sich dort der lJberwa-chung durch die Eunuchen zu entziehen und heimlich ihren Kallimachos

empfangen zu können, der sie nach langer Suche gefunden hatte "¿.

Der Terminus qpouvrÇdrov / qgevtfdtov, welcher den Bau bezeichnet,

wird etymologisch auf lat. <fronda : Laub> zurückgeführ¡rr5, wâS bedeu-

tungsmäßig im Kontext gut paßt, wird doch berichtet, wie auf der Stelle

historique, r79]: Planetarium, Thf. 8z-83, rrr, 46-47). Auch die von Johannes vonGaza (6.Jh.) ausfihrlich beschriebene Kuppel eines Bades seiner Heimatscadt wiesein solches ikonographisches Programm aufi die diesbezügliche Ekphrasis ist ediertund kommentiert in P. Fnt¡orÀxonr.,Johannes uon Gaza, Paulus Silentiarius und Pro-

kop uon Caza. Kunstbeschrcibungen justinianßcher Zeit, Leipzig-Berlin rgrz (Nachdr.Hildesheim r9ó9), S. \5-224 (Text: S. r35-ró4); vgl. C. CunaNn, Il xoo¡tmòç øíva| di

Giouanni di Gaza, una proposta di icostruzione, in Jahùuch der östeneichíschen Byzanti-nistíþ zB (tSZS), S. tg5-2o9.

rr2 Dies läßt sich anhand der astronomischen Dekoration behaupten, dieBezeichnung oré1q (v. 4zo) ist allerdings allgemeiner Natur.

'13 S. dazu infra,S. 416 r¡,it Ìr. t4z u. r44.

"+ Kall. u. Chrys. t86g-28g4. Eine bildliche (Jmsetzung solcher Lustpavillonsbietet e!'wâ der berühmte Barada-Mosaikpanel in der Großen Moschee von Damas-kus, abgebildet in Cn¡swlrr, Eaþ Muslin architecture cit.,I/t,Abb. szc; vgl- A. Lrr-rLEwooD, Cañen of Byzantium,inJournal oJ garden history tz (1992), S. rz6-153: t45.

rrj So bereits Ch. ou Fp.¡sNE ou C¡NcE, Glossarium ad scriptores mediae et infmae

graecitatis, Lugduni ró88 (Nachdruck Graz r958), s.z.;vgl.'Wl Mlv;n-LÜ¡x¡, Romaní-

sches etymologisches Wörterbucft, Heidelberg rg353,353o (im Folgenden = REl44;bereits das Etymologicum Gudianum des rr. Jhs. (ed' E-Wl Srunz, Leipzig r8r8

[Nachdr. Hildestreim 1973], S. 558, 15) erklä¡te dasWort mit qqÚ1cvov, Reisig, Geäst.

Mit identischer BedeuCung ist der Terminus in der Form qqrvrÇútov bereits bei

KoNsr. Poneuvn-., De Cerimoniis (II r75, 4.7Yogt) belegt, vgl. das diesbezüglicheKommentar in der Ausgabe von Reiske (II, S. 35o).

432CAROLINÀ CUPANE

(eúOúE) eine von 'Wasser umgebene und von einem bestickten Vorhang

rundherum abgeschlossene Ruhestätte errichtet wird, die nur mit einer

Matrazze ausgestattet ist. Es ist allerdings fraglich, ob diese Erymologie

ebenfalls der Form qgey^yr,ótov gerecht w'ird, welche in ähnLichem Kon-text (Errichtung eines befesti5en Feldlagers mit Zelten und Pavillons)

in der Anfang des 15. Jh. verfaßten und e¡st ein Jahrhundert später inVenedig gedruckten vulgärsprachlichen lJbersetzung der Tëseida vonGiovanni Boccaccio anzutreffen ist"6. Die Entsprechung im italienischen

Original ist <frascati>"2, ein Terminus, der zweifellos den gleichen

Gegenstand - ein Schutzdach aus Laub, das seitlich mittels Laub, Gewe-

ben oder anderen Materialien den Eirrblick verwehrte - bezeichnet, aber

vom semantisch verwandten Substantiv <frasca,> abstammt"8, aus dem

sich das mittellateinische <frascarius / frascarium> ableitet"s.

Das Liebesnest des Kallimachos-Romans ist also ein kleiner Garten-

pavillon, ein Kiosk, welcher typologisch mit dem im Palast des Botanei-

ates mehrfach belegten nqqr.xóful"ov verwandt sein dürfte. Ursprünglich

eine Holzkonstruktion konnte es auch aus soliderem Material gefertigt

sein"o, sogar eine getäfelte Decke und marmornen Boden aufweisen und

von Säulen gestützt sein"'. Das Gebäude konnte mehr als eine Etage

aufiveisen, spricht doch das Prostagma von r2or von einem ónegÚr¡r¡l,ov

xcrquxóful.ov, welches sogar mit einer Säulenarkade ausgestattet wlr"'.Indieser architektonisch komplexen Form, die kaum mehr efvvas mit der

"6 Tëseida,l, St. q¡, ed. E. Forusnt, IITþseida neogteco. Líbro I, Roma-Atene r959

(Testi e studi bizantino-neoellenici, r), S. 35: ntipvete ¡rovèç xaì' révreE xci qpeyytóta; das

Gesamrwerk ist noch unediert (die von B. Olsen in Aussicht gestellte editio princeps

ist, miC Ausnahme von Buch 6, noch nicht erschienen: B. OrsEN, The Creeþ transla-

tion oJ Boccaæio\ Theseid book 6, in Classica et Medieualia 4r (r99o), S. 275-3or; eine

detaílier¡e ,\nalyse der editorischen und literarischen Probleme des Texles rnit AuÊlistung der einschlägigen L Aù orò

ëwunc @qoéoç xaì yó.pot Aîpú. 97),

"t Tèseida, St.gz (ed.V ni B colo'

Tëseida delle nozze di Emilia. ano o.../ che si facesser e tende e frascatir.

rr8 Lessicograûa della Crusca in rete, Scuola Normale Superiore di Pisa zoor

(II, S.5rg derAusgabevenedig rórz, das Lemma ist in den Folgeausgaben unverän-

dert), vgl. REW 936o.

'e S.J.F. Ntnnv¡v¡n - C.v¡N DE KIEFr -JWJ Buncrns, Mediae I'atinitatß I'exi-con minus, Leiden-Boston 2oo2, s.u.

"o S. dazu supra,S.4r9 mit A. 54.r2r GAStc¡¡¡R Nr. 35, Z. 2r4-2r7 = MM III, XII, Z' z4-26.r22 GASTGEBER Nr. 42, Z, ll : MM III 5ó, 35: óneqÚrpqtrov æcquxóÇuf,ov æci pépog

r{E rgonr,x(ç ¡rerc tróv<ov énró, vgl. Gasrc¡nrn N.. 35, Z' zt4-zt5 = MM lll'Xil' Z.

7-8: <parvum caricoxilum sustencatum muris et leptocalamis duobusr>.

)n Vorhangt Íllt ernerirymologiehem Kon-I Pavillons)'t später inl.þseida vonalienischenr gleichenLub, Gewe-chnet, aberl, aus dem

:iner Garten-des Botanei-Ursprünglicherial gefertigtLufweisen undls eine Etagen óneqúr¡rr¡Àov

ttet warr22. In:fwas mit der

rma-Atene rg59ai qqe^yy.<ira; das

editio princepshe Greeþ transla-S. 275-3or; eineIextes mit AuÊyapóypago otò

r47-223.øccio,ll: Filocolo.ó4): <dicendo...

re di Pisa zoorgaben unverän-

I-atinitatß kxi-

:ólr.r)tov xcì péqoE

ÁM III, ){II, Z.ù.

TRÂUMPALÀSTE VON BYZANZ 433

idyllisch-ländlichen Version des vulgärsprachlichen Romans zu tun hat,

ist der Kiosk/Pavillon archäologisch als charakteristisches Element seld-

schukischer Baukunst im späteren rz. und 13.Jh. belegt"¡. Er wurde bald

in Byzanz bekannt und lag der Muchrutas (arab. <kegelformig>) genann-

ten, von Manuel I. Komnenos zwischen t74 und t76 in unmi¡telbarer

Nähe des Chrysotriklinos erbauten Konstruktion zugrunde "4.

Schon bekannte Architekturelemente bietet der lètzte vulgärsprachli-

che Roman, der uns hier beschäftigen wird, welcher in drei verschie-

denen Fassungen die Liebesgeschichte von Líbistros und Rhodatnne eF

z:àblt'"s. Der Palast von Kaiser Erosr2ó ist im wahrsten Sinne des'W'ortes

ein Tiaumpalast, erschaut ihn doch der Titelheld in einer nächtlichen

Vision"z.Von der Anlage werden nur wenige Teile dem Leser zugänglich

gemacht, die samt und sonders aus der literarischen Tradition bekannt

sind, ein Gesamtbild gewissermaßen aus der Vogelschau fehlt' Libistros

geht durch ein bewachtes Tor und beûndet sich in einem breilen,

urnmauerten Innenhof (arlft¡), dessen Wände mit Fresken (i,oroqic roû

toilou) verziert sindr2s. Der Held geht dann durch eine tqoør,xr¡, eine

imposante, einem Torbau ähnliche Konstruktion, in der er sich bewun-

dernd einige Zeit aufhält"e. Boden und Gewölbe sind mit Mosaiken

erotischen Inhalts (Geburt des Eros, Paris Urteil) versehen'3o, die Außen-

wände zieren vier Eroten darscellende Gipsstatuen, welche in entspre-

chenden Nischen (retgoxolló¡roto: 33r) stehen. Angebracht waren die

Nischen wahrscheinlich rechts und links der zwei Stutzpfeiler auf der

tzt Dazu S. R¡oroxo, Thirteenth-century Rum-Seljuq palaces and palace imagery, inArs Orientalís 4 Gg%),5. z19-46.

r24 N. AsurAy-Errur.rnEncEn, <Muchrutas>. Der seldschuþ.ische Schaupauillon im

GroJ3en Palast uon Konstantinopel,in Byzantion 74 (zoo4), S. 313-328; zur LokalisierungP. ÑlaconuNo, Manuel Komninos and the Great Palace, in Byzanline and Modern Crceþ

Studies z (r97ó), S. ror-r14.r2j Ich srütze mich hier auf die Fassung a die aller'W'ahrscheinlichkeit nach die

älteste Form des Romans tradierC, ed. Acartros; die FassungV ist um einJahrhun-dert jünger, ed. L¡Noanl (s. jeweils bereits Anm' r7).

t26 Lib. und Rhod. a 286147.

"z 'iher die Tiaumsequenz im Libistros-koman s. P'4. Acaplros, Drcams and

Spatial aesthetics oJ Narrative-presentation in Liuistros and Rhodamne, in Dumbarton Oaks

Poprtt 53 (rSqS), S. rfi-r47; C. Cup¡NE, Axouoe ù pè êrpavr\. Sogni e ußioni nella narra-

tiia greca medieuale, in Medioeuo roflMnzo e orientale. Tëmi e motivi narratiui fta epica e

,o^lr.o. Atti del wI colloquio Internazionale (Ragusa ï-to maggio zooS) (im Druck).r28 Lib. und Rhod. o 3o71r2.'"s Lib. und Rhod. c a48: ögcrv ênoir¡oc neqlooÌ¡v va otéxo xcì' vtr pi'én<rl'

¡to Lib. und Rhod. s 317-34c.. Die Fassungv zgo1tï hat hier hingegen ein über-kuppeltes Zímrr'er (xelûv, tqoúIc).

43+ CAI\OLINÀ CUPANE

Vorder- und Rückseite des Bogens':r, vorstellbar wären aber auch vierNischen oberhalb der vier Bogenscheitel eines Tetrapylon, jenes quadra-tischen Torbaus mit je einer Öffnung auf jeder Seite, wie ihn das Stadt-bild Konstantinopels efr,va beirn sogeiìannten Anemodulion oder beimMilion aufwies':'. Durch die rgonlnrl kommt Libistros dann zu einerebenerdigen (überdachten?) Veranda (1c¡róyeroE f¡),r,cxóE), welche eine mitsclrlanken Säulen (l,enroxol,opor,) gegliederte Balustrade':: begrenzt, dievon einem Reigen von Tiere bekrönt ist, aus deren Mäulern sich frisches'Wasser in das übliche Bassin (9r,onivc) ergießt'r+. Erwähnt, aber nichtbeschrieben werden ferner der Thronsaal des Eros und der kleine Raum(xei.Lív), in dem clie Waffen des Liebesgottes auf einem Pult (dva},óyrv),

gleich Reliquien am Altar, aufbewahrt werden'3i.

Um die Mitte des 14.Jh. etwa verfaßte der Großsakellar TheodorosMeliteniotes sein Gedicht Eig rÌ¡v xorqooúvr¡v':ó. Berichtet wird dabei in

r3r So AcAPITos, Aqqyqoç Atþíoqou cit., Index, S. 495, der darüber hinaus dierqonrxr¡ mit den Kanonbögen vergleicht, welche byzantinische EvangeliarhandschriÊten schmücken: P.A. Ac¡prros, Dreams cit., S. rz7.

r3z Das Anemodulion stand bei der Kreuzung der Hauptstraße Konstantinopels,der Mese, mit der Nord-Süd-Achse der Stadt, dem von Lauben gesäumten MakrosEmbolos, das Milion von Konstantinopel, das Gegenstück zum miliarium aureumRoms, befand sich am Anfang der Mese, s. dazu A. BEncEn, Untersuchungen zu den

Patria Konstantinoupoleos, Bonn 1988 (florxiLc Bufcrvtrvú, 8), S. 3rz-316 (Anemodulion)u. z7t-276 (Milion); zum ersteren s. auch ro., Das Chalkoun Tëtrapylon und Parasta-

seis, Kapitel 57,in Byzantinische Zeitschrrlt So (tSSZ), S. 7-rz. - Zt den Triumphbö-gen und allgemein zur Repräsentationsarchitektur in der römischen Kaiserzeit s. A.SnctL, Fromfunction to ffionument. Lhban landscapes oJ Roman Palestine, Syria and Prouin-cia Aruba, Oxford 1997 (Oxbow Monograph óó), bes. S. rz9-r49.

'r¡ Der hier dafür verwendete Terminus or4Ocriov kommc in der Form orr¡OoE

ebenfalls im Prostagma F z) von rzor (GasrcrnEn Nr. 42, Z. 59.6o = MM III ii,17. zo), wo er die Platten derAltarschranken bezeichnet.

tt+ Lib. und Rhod. a 432-4Sg; das Bassin war bereits vorher als (<oôtoqroniva (mitTierstâtuen geschmückte: 3rr) flüchtig erwähnt wird. Auch im Belthandros-Roman(4óo-48o) stehenVeranda und Bassin in engem räumlichem Bezug zueinander.

tzs Lib. und Rhod. c 583. -Vom zweiten im Roman aufscheinenden Palast, demSilberschloß, wo die geliebte Prinzessin residiert, wird zwar die ungewöhnlicheDreiecksform erwähnc und die den Mauerring schmückenden allegorischen Statuenausführlich beschrieben (Lib. und Rod ct 824-837; roo3-r247), die verschiedenenTeileder Anlage werden jedoch nichc visualisiert. Man erfáhrl nur von einer Loggia(f¡tucxóç), welche um die Gemächer (xorpoúxtrr,ov) der Prinzessin läuft (r3oó-13o7).

¡:6 Die Autorschafl des Theodoros (die inscriptio im Codex unicus des Textesverrät denVornamen des Autors nicht) wurde von E Dörc¡x, Die Abfassungszeil des

Gedichtes des Meliteniotes auJ die Enthaltsamþeit,in Annuaire de l'Institut de philologie eld'hiçoire orientales z (tgl+) l= MélangesJ.Bidézl, S.3r5-33o etabliert; den Stand der

3r auch vier)nes quadra-n das Stadt-L oder beim1n zu elner:he eine mit,egrenzt, diesich frisches

, aber nichtleine Raumt (åvcrÀóylv),

r Theodorosird dabei in

,er hinaus dieiarhandschriÊ

rnstantinopels,Lmten Mâkrosrrlum aureumhungen zu den

\nemodulion)n und Parasta-r Tiiumphbö-laiserzeit s. A.ria and Prouin-

Form orr¡0oç

= MM III 55,

,rcqroxivc (mitmdros-komaninander.:n Palast, demrgewöhn-ticheschen Statuenúedenen Teileeiner Loggia13o6-4o7).:us des Textesàssungszeit des

de philologie et

len Stand der

TRAUMP,IL,\STE VON BYZANZ 435

etvva 3ooo Fünfzehnsilbern und in einem zwischen Hoch- und Vulgär-sprache angesiedehen Sprachniveau über einen Besuch des Erzählers imSchloß der Sophrosyne, der Enthaltsamkeit. Die ausführliche Beschrei-

bung der Anlage und ihrer Einzelteile sowie die allegorische Deutungaller geschilderten Räume und Kunslwerke machen das gesamte'W'erk

aus. Es ist ein riesiges, aus verschiedenartigen Materialien zusaûtrnenge-

setztes Konstrukt, in dem men Spuren vielfiltiger Lektüre entdecktlT.'Was speziell die Palast-Ekphrasis betrifft, so stand Meliteniotes in den

drei zuvor analysierten volkssprachlichen Romanen so ziemlich alles zurVefigung, was er zum Bau benötigte':8. Er bediente sich hemrnungs-los seiner Vorgánger, steuerie jedoch auch Eigenes bei. So findet man bei

ihm den bekannten, die Anlage umschließende Mauerring, hier aus durch-

sichtigem Kristall, mit einem mächtigen Tor aus Bronze und Diamant(ðôopcvruvolol,xeutov)'3e. Mit beeindruckendem Detailreichtum visuali-sierte Meliteniotes das Hauptgebäude des Palastes, welcher mit dem aus

dem Inventar des Botaneiates-Hauses bekannten'ao Terminus ùarcv /augatum bezeichnet wird'4'. Es handelt sich um einen mehrstöckigen,

Forschung resümiert S. ScnöN,tu¡n, (Jntersuchungen zum Steinkatalog des Sophrosyne-

Gedichtes des Meliteniotes mit þritßcher Edition der Verse 110Z-1247, Wiesbaden 1996(Meletemata, ó), S. 3*-zr*.

r¡z Aus der ungedruckten Dissertalion von F, Dörc¡n, QueIIen und Vorbilder zudem Cedicht des Meliteniotes Eiçrì¡vZoryqooúvqv. Mit einer Einleítung über die Person des

Dichters, München rgr9, bes. S. e8-rrr wird ersichtlich, daß derAutor so gut wie aus

dem gesamten literarischen Spektrum, vor allem aber aus dem mythographischenund chronistischem Schrifttum, aus der romanhaflen hoch- und volksprachlichenLiterâtur und natürlich aus der Heiligen Schrifc kompilierte; über mögliche westli-che Vorlagen seines wahrhaft enzyklopädischen Palastes s. CuraNr, Castello cít., S.

z5o-z6o; vgl. bereits Dörcrn, Quellen cit., S. 14-25.r38 Besonders spürbar ist dabei die Präsenz des llålsrros-Romanes, aus dem

Meliteniotes die Idee übernahm, den Mauerring mit allegorischen Statuen zu

schmücken (Lib. und Rhod. t to23-r24oi Tugenden und Monace), welche er aber

kräftig ausbaute: M¡tl.tl w. t27o-2332: zz98-233o (Tugenden); vgl. weiters die vonAcartros, Aqtiyqoç Afiíoqou cit., S. r9r-r98 aufgelisteten loci communes.

r3e MELrt. vv. 67o-684, 727-730 rt. rz36-rz39; vgl. Belth. und Chrys. vv- 245-256(Mauer aus Sardonlx, Tor aus Diamant); Kall. und Chrys. vv. r78-t87 þoldeneMauer,Tore ebenfalls aus Gold mit eingelegten Edelsteinen und Perlen).

r4o GAsTcEBER Nr.4z,2.68 : MM III 56,8-9: rbcròv... ¡reral'entoxai'ó¡,rovôÚo.

'4' Aus der erwa konfusen Beschreibung ergibt sich nichc eindeutig, daß derdamit bezeichnete Bau tatsächlich als <Rundbau> zu denken ist. Es ist zwar vonkreisfìirmigen Gemächern im Erdgeschoß die Rede (83r-832: tõv æ<ito0ev peQ(¡v...

õtaÍc., / opcrqoelò{ ròv öqogov toúrcov xctcoer-'cocE) und es feh-len auch nicht großzü-gige Räume mit acht Nischen (83ó-837: nouBoúxÀer.cr / ôxl'urøoy¡o.), man gewinntjedoch keinen Úberblick über den Gesamtplan. Am wahrscheinlichsten handelt es

ß6 CARoLINA cuPÀN.

von Loggien und Terrassen umgebenen und überkuppelten Zentraltrakt

(xouBoúx)"rov) mit saphirfarbenem, das Firmament irnitierendem Gewölbe,

in dem die Planeten und die Sterne in Goldmosaik und mit Edelsteinen

abgebildet sind'+,. Ebenfalls der literariSchen Tiadition verpflichtet sind

das mit wasserspeienden Vögeln ausgestettete Bassin und das überkup-

pelte Badehausr4s. Neu gegenüber den als Vorlage benutzten Romanen

ist daran die ausführlich beschriebene Kuppel des Zentraltraktes' Sie

besteht aus einer einzigen riesigen Perle, ist mit einem eisernen Stift an

der Ziegelkonstruktion des Daches ûxiert, dreht sich bei jedem Wind-

hauch um ihre Achse und funktioniert so als'Windmesser'44'

Auch Dígenes Aþrites war ein wichtiger Lieferant literarischen Bau-

stoffs. Der Palast der Sophrosyne entlehnte daraus zahlreiche architekto-

nische Elemente der Palastanlage, et\)va die ebenerdige Seitentrakte auf

beiden Seiten des Zentralkorpus (éxotégoOev... lapal aqòg yrlv"' &v-

ôqdrveE: 8+S-8+ó), die fìinfl<uppeligen (newatoÚBounl,a: 838) und kreuz-

kuppelformigen (åvògõv orauqoetôr¡E: 829-83o) Räumlichkeiten, Loggien

gestützt auf Konsolen in Form von Drachenköpfen im obersten Ge-

845-852).'- '+' M¡rtr. w. 976-987; vg].. Kall' und Chrys. vY. 423-435; gemeinsam ist den

beidenTexren der selteneTþrminus origcvoôpópoç: Kall. und Chtys.4zg' 44r : Mrrtr'

ziell S. Crc¡o¡, II tema arturiano del château tournant. Chaucer e Chtistine de Pßan, inStudi medieuali, ser. III z (tg6t), S. 57ó-óoo.

Y

Zentraltrekt:m Gewölbe,¡ Edelsteinenrflichtet sind

las überkup-:n Romanenaltraktes. Sie

rnen Stift an

edem Wind-

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rnden (s. dazuímonüs,in Zwi-rfslag, hrsg. vonLntinistik, 71, S.

einsam ist denr.44r = Mrur.

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TR,\UMPÀLASTE VON BYZANZ 437

schoß (9oó, 9o8: oroai. / èqr¡qeo¡révol telvlxdlE tc,lE tõv ôgaxóvtov xógorE)

und überdachte Terrassen mit Gewölben (ôçíôeç rõv f¡l"r.oxõv: 9r7), die

Kirche (hier geweiht derTrinität:27+2-2743), multiplizierte sie aber ohne

ersichtliche Planung und stattete sie mit einer Fülle märchenhaft pracht-voller Baustoffe (Gold, Silber, Saphire, Rubine, Bergkristall, Bernstein)

aus. Die Beschreibung ist in erster Linie der Fassung G des Poems ver-pflichtet, hat aber viele Details mit der Redaktion Z gemeinsarn - erwa

den mehrstöckigen Turm mic einem kreuzkuppelformrgen Raum imobersten Geschoß oder den als Beleuchtungskörper in der Decke des

¡réya xoupoúxl.er,ov angebrachten Rubin'¿s. Es wäre daher denkbar, daß

das von Meliteniotes aufgearbeitete und umgestaltete Digenes-Matetial

seinerseits, quasi als Rückwanderer, in die kompilierte Fassung Z des

Digenes-Poems Eingang fand'+6.

Mit dem Sophrosyne-Gedicht des Meliteniotes erreicht der literarische

Toþos der Palastbeschreibung seinen Gipfel, zugleich aber sein Ende. Tät-

sächlich konnte man jener bombastischen Schilderung nichts an Essentiel-

lem hinzufügen. Ist einmal der Palast ein gänzlich allegorischer Raumgeworden, ein exaktes Spiegelbild der himmlischen Stadt'¿2, hat er hier auf

Erden nichts mehr zu suchen, nicht einmal in der frktiven Wirklichkeiteiner Romanhandlung. Es ist wohl kein Zufall, claß die spätere romanhafte

Literatur das Thema aussparen und andere Kulissen bevorzugen wird'

'W'as eben die Beschreibungen von Palastanlagen betrifft, welche

einem die höûsche Romanliteratur des r2.-r4.Jh. in so lebhaften Farben

vor Augen führt und die Gegenstand vorabstehender Ausführungen

'+: J.eweils MErtr. 828-83 o, g31-g1g; vgl. Dig. Ab. ZYlil 38¡8-3848; 3859-386o'

'¿6 Ùber die Kompilacionsmethode des Eustathios s. supru,S. 425-426 mit A. 9zu.93. Dies bedeutet jedoch nicht, daß auch die älteren Fassungen des Digenes Aktites

zurückgreifen muß (S. 4t).'47 Konstantinopel, das neue Jerusalem, wird v. a. in hagiographischen Quellen,

direkt auf die himmlische Stadt, die sie auf Erde repräsentiert, bezogen (e.g' Vita

438 CAROLINA CIIPANE

waren, so stellt sich die grundsätzliche Frage, ob sie ausschließlich in der'W'elt literarischer Erûndung anzusiedeln sind, oder zumindest ceilweise

für die Visualisierung verschwundener Wirklichkeit dienen können. Hiersollte es bei aller gebotenen Vorsicht gelungen sein, eine weitgehendeKongruenz zwischen Realität - soweit rekonstruierbar und/oder doku-mentierbar - und literarischem Bild festzustellen.

Architektonisch erweist sich der mehrstöckige, kreuzkuppelüber-dachte Zentralbau mit variierender Anzahl an Apsiden und Nischen

als Standardtypus aristokradschen'W'ohnens, aber auch der kirctrlichenArchitektur. Diese Grundstruktur ist um Loggien, Terrassen, Arkaden

und Säulengänge ergänzt und in Repräsentationsräume und kleinere

Privatgemächer gegliederc. Ebenfalls eindeutig ist die Mehrgliedrigkeitder Palastanlagen, die alle ein Konglomerat verschiedener durch Höfemiteinander verbundener und durch Gärten getrennter Bauten bilden.Fixpunkte sind dabei Zisternen, Brunnen, Badehäuser, Pavillons und fall-weise sakrale Gebäude. Was die Innenarchitektur betrifft, sind'W'andver-kleidungen mit verschiedenem, farblich aufeinander abgestimmtem Mar-morsorten und/oder Mosaiken, aufwendig gestaltete Böden, Fresken-

und MosaikzyKen im Kuppelbereich und an denWänden die Regel.

Als bestimmendes Element darf ebenfalls die lJnmauerung gelten,

welche in den literarischen Beschreibungen wachsende Akzentuierungerfáhrt, den Anlagen die Aura kleiner, in sich autarker Welten verleiht.

Das sagenumwobene Bild des für die meisten unzugänglichen Kaiserpa-lastes von Konstantinopel'+8 schwebt gleichsam über solchen Beschrei-bungen, doch auch der konkrete oixoE der Botaneiates-Familie war vonseiner unmittelbaren Umgebung durch eine Mauer abgeschirmt.

Der Kaiserpalast wiederum zeichnet wohl auch für den in den

Romanpalästen herrschenden Luxus und die verschwenderische Menge

an Gold und Edelsteinen verantwortlich. Ob dabei Eigenwahrnehmungoder eher Lektüre für das konstante Bild als Mittler fungierten, läßt sich

heute, wie bereits angedeutet, nicht mehr bestimmen. Sollte Fürst Andro-nikos Palaiologos tatsächlich Verfasser des Kallimachos-Romans gewesen

sein, spräche das für die erste Auslegung.Sei es wie es sei,'W'irklichkeit und Literatur sind gewiß keine sich

gegenseitig ausschließenden Begriffe t g&nz im Gegenteil. Literarische

¡¿8 Diese Unzugänglichkeit, welche mit ein Grund für die Schemenhaftigkeitausländischer (und byzantinischer) Beschreibungen des Gesamtkomplexes gewesenist, betont zurecht ScHrurNrn, Zu Gast in den Kaßerpalàsten cit., S. roz-ro5.

TRAUMPAIASTE VON BYZÀNZ 439

eßlich in derlest teilweise:önnen. Hierweitgehende/oder doku-

Schilderungen geben vielmehr real existierenden, nunmehr' wenn über-

haupt, nur als Ruinen erhaltenen Gebäuden ihr einst prachWolle Kleid

zurück. Literatur allein, so paradox es auch klingen mag, ist imstande

<Bereiche der'Wirklichkeit anzusprechen, die keinen (oder kaum) doku-mentarischen Niederschlag gefunden (haben)>'+r.

:kuppelüber-nd Nischenkirchlichen

en, Arkadenmd kleinereLrgliedrigkeitdurch Höfeuten bilden.rns und fall-rd Wandver-rmtem Mar-:n, Fresken-lie Regel.rung gelten,:zenturerungten verleiht.:n Kaiserpa-:n Beschrei-ilie war vonrml.den in densche MengeLhrnehmungen,läßt sichrürst Andro-tns gewesen

C,mouN,q. CupRtl¡

ì keine sichLiterarische

menhaftigkeitexes gewesen-1o5.

r+s So treffend J. Burvrxr, Höjsche Kultut. Literatut und GesellschaJt im hohen

Mittelalter I, München r98ó, Kap. III: <Sachkultur und Gesellschaftsstil>, S. r37-r7r

(Zitat S. r47, in Klammern gesetzte'Wörter von mir hinzugefìigt)'