Toraja Gedichte von Husni Djamaluddin
Transcript of Toraja Gedichte von Husni Djamaluddin
Introductory Note:
I prepared this translation at the request of the late Husni Djamaluddin in the mid 1990s. Husni’s intention had been, I understood, to have this and others published in Makasar. I was happy to oblige, not least because one of my first ever journeys away from Jakarta in 1974 had taken me to Tator. I presented Husni Djamaluddin with my translation in its present form in 1996, and this was the last I heard of it. Sadly Husni Djamluddin passed away in 2004.
The Frankfurt Book Fair 2015 hosts Indonesia as this year’s Guest of Honour, which, I believe, is a good moment to remember Husni Djamaluddin and all he stood for, and for these German translations to reach out to a wider readership.
Zur Einführung:
Ich übersetzte diese Sammlung in der Mitte der neunziger Jahre auf Wunsch von Husni Djamaluddin. Husni beabsichtigte, wie er mir sagte, diese und andere Übersetzungen in Makasar zu veröffentlichen. Ich sagte gerne zu, nicht zuletzt, weil mich eine meiner ersten Reisen aus Jakarta 1974 nach Tator geführt hatte. Ich überreichte Husni Djamaluddin meine Übersetzung in der vorliegenden Form im Jahr 1996. Das war das Letzte was ich davon hörte. Leider verstarb Husni Djamaluddin im Jahr 2004.
Die Frankfurter Buchmesse 2015 hat Indonesien zum Ehrengast ernannt, und ich glaube dies ist der rechte Augenblick, Husni Djamaluddin’s und seiner Anliegen zu gedenken und diese deutschsprachige Übersetzung einem weiteren Leserkreis näherzubringen.
Ulrich Kratz Kingston 7/10/2015
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Husni Djamaluddin
Toraja
Gedichte 1979
ins Deutsche übersetzt und eingeleitet von
E. Ulrich Kratz
1996
EUK Husni Djamaluddin - Toraja
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Einleitung
Jeder, der auch nur kurz die Gelegenheit hat, das Torajaland — tana
Toraja zu besuchen kann nicht verfehlen, die Geschlossenheit des
Lebens der Toraja und die Stärke ihrer Kultur wahrzunehmen und von
ihr beeindruckt zu sein. Die enge Verbindung zwischen dem täglichen
Leben der Toraja als Bauern und Viehhalter und ihrer natürlichen
Umwelt zeigt sich deutlich in der Rolle die der üppig gedeihende
Bambus beim Bau der traditionellen Holzhäuser spielt, zeigt sich an
den Büffelhörnern die an dem besonderen Pfahl (tulak somba)
angebracht sind der den Giebel des traditionellen (Adat) Hauses
stützt, und zeigt sich an den Motiven der Schnitzereien wie dem des
Hahns, die die Wände des Hauses schmücken. Der Bezug zu der sie
umgebenden natürlichen Welt kommt ebenfalls in den Mythen der
Toraja zum Ausdruck und in den Vorstellungen die trotz der
Gegenwart von Christentum und Islam das Bestattungsritual und die
geistige Beziehung der Toraja zu ihren Vorfahren weiter bestimmen.
Es ist diese in sich ruhende Welt, die der Dichter Husni Djamaluddin
in der vorliegenden Sammlung einzufangen und mit Anteilnahme zu
beschreiben sucht. Husni, ein Mitbegründer des Kulturrats von Ujung
Pandang (Dewan Kesenian Makasar) und der Verfasser mehrerer
Gedichtsammlungen ist selbst kein Toraja sondern kam 1934 bei ihren
südlichen Nachbarn, den Mandar, zur Welt. Die von Husni
geschaffenen Gedichte umreißen den gesamten Kosmos der Toraja
auf einfühlsame Art ohne ihn zu verherrlichen oder als Panoptikum
darzustellen.
In Ich heiße Toraja beschreibt Husni die enge Beziehungun zwischen
den unveränderbaren Gebräuchen Toraja und der sie umgebenden
Natur und Schöpfung, dem Himmel, der Erde, den Pflanzen und
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Tieren, die zusammen die Identität der Toraja und unser Bild von
ihnen bestimmen. Lakipadada, der sprichwörtliche Toraja, ist in dem
gleichnamigen Gedicht dargestellt als der Gründer und Vater vieler
Reiche von Süd Sulawesi, bei den Mandar, den Buginesen und den
Makassaren von Gowa. In Wie beschwöre ich dich, Toraja werden die
gesamte Natur und Kultur der Toraja wie in einem Zauberspruch
heraufberufen.
Die offenen Höhlen von Londa zwischen Makale und Rantepao wie
auch die hoch in den Fels gehauenen und weit über tana Toraja
verbreiteten Grabkammern dienen als letzter Ruheort der
Verstorbenen und als Mittelpunkt des Bestattungkults. Die spirituelle
Bedeutung der Höhlen und Grabkammern und die besondere Natur
des Bestattungsrituals der Toraja in seiner Verschiedenheit in der
sorgfältigen Behandlung des Leichnams über Jahre bis zur rituellen
Bestattung und der Verwarlosung der Gebeine danach kommen in den
beiden Gedichten Die Stille der Höhlen von Londa und Warum ist das
so, Toraja besonders zum Ausdruck.
Tomarung der Urvater der Toraja, der sich in all dem manifestiert was
die Toraja, ihr Leben und ihre Kultur charakterisiert, ist noch immer
gegenwärtig auch wenn er selbst wieder zu seinem Ursprung
zurückgekehrt ist. Die Mythe vom Ursprung Tomarungs aus einem
sich spaltenden Bambusrohr und aus dem Schaum auf dem Fluß
teilen sich die Toraja mit anderen Volksgruppen des Archipels wie
zum Beispiel den Malaiien.
Büffel sind ohne Zweifel der wertvollste Besitz eines Toraja Bauern
und keiner ist wertvoller als ein gefleckter Büffel. Das Toraja
Totenritual verlangt nicht nur die Büffelwettkämpfe sondern auch das
Opfer beider Tiere, da der Sieger den Verlierer in die andere Welt
begleiten soll. In Husni’s Gedicht spielen die Büffel ihren Teil in der
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Fortsetzung dieser Tradition und halten ihre Nacken freiwillig zum
Opfer hin. Husni beschreibt nicht nur das Ritual der Schlachtung
sondern er nutzt dieses Gedicht wie auch die übrigen Beschreibungen
um tiefer in das Wesen der Torajakultur einzudringen in der
bestimmte Tiere wie der Büffel und das Schwein eine integrale Rolle
spielen. Auf fröhliche Art malt er die unübersehbare Gegenwart von
Schweinen im Leben der Toraja aber nicht ohne dahin
zurückzukehren, daß sie ein nicht wegzudenkender Teil der
Torajatradition sind. Die Ahnen und ihr Gedenken spielen letztendlich
auch eine Rolle in dem “orgiastischen” Gedicht über die See
wogender Palmen deren Bedeutung als Quelle des Palmwein (tuak)
unüberschätzbart ist.
In Was ist Tana Toraja geht der Dichter weiter und reflektiert wie die
Toraja sich in der Gegenwart orientieren und fragt sich dann, wie sie
es in Zukunft tuen werden. Diese Frage nach der Zukunft der Toraja
und ihrer Kultur stellt er mit einer Wortspielerei auch im letzten
Gedicht. Toraja ist eben nicht nur die Einheit von Natur und
traditioneller Kultur, es sind nicht nur die rituellen Verpflichtungen
die aus der Tradition geboren sind, es sind auch die Moschee und die
Kirche, es sind das Motorrad von Honda und der Pritschenwagen von
Toyota, es sind die Touristen, es sind nicht nur die Bauern sondern
auch die Universitätsstudenten. Im Torajaflüstern flüstert ihm aber
eine Stimme zu, daß die Seele des Torajalandes noch immer und auch
weiterhin in der Stille dort lebt wo die Brücke zu den Ahnen allen
offen ist, nämlich in der letzten Ruhestätte der Verstorbenen.
In einer Übersetzung lassen sich leider nur selten die Feinheiten und
Besonderheiten der Sprache des, in unserem Falle indonesischen,
Originals wiedergeben. Dennoch ist es angebracht zumindest kurz
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etwas auch über die sprachliche Form der Originalgedichte zu sagen.
Wie sich schon beim Blättern mit dem bloßen Auge erkennen läßt,
benutzt der Dichter keinen besonderen Reim und abgesehen von
stilistischen Elementen von denen die indonesische Dichtung lebt, wie
Alliteration, Assonanz und Konsonanz, sind Wiederholung und
Paralellismus die herausdragenden sprachliche Merkmale dieser
Gedichte. Dafür gibt es zwei miteinander verknüpfte Gründe. Zum
einen sind diese Gedichte wie die auch vieler anderer Dichter für den
mündlichen Vortrag konzipiert zu dessen rhethorischen Elementen
die soeben aufgeführten Charakteristika gehören. Rezitation und
Deklamation von Gedichten sind eine in Indonesien beliebte Kunst. So
wurden auch diese Gedichte erstmals von Husni Djamaluddin selbst
bei einer Veranstaltung des Dewan Kesenian Makasar am 8. April
1979 der Öffentlichkeit vorgetragen. Zum andern sind die oben
beschriebenen Merkmale, Wiederholung und Paralellismus,
Alliteration, Assonanz und Konsonanz auch die Merkmal einer der
ursprünglichsten Formen indonesischer Dichtung, der mantra, die in
Zaubersprüchen und magischen Beschwörungsformeln ihren
Ausdruck findet. Was lag für Husni näher als die Seele und das
ursrpüngliche Wesen der Toraja im Anklang an die traditionelle
mantra heraufzubeschwören? Dennoch, die Gedichte in Husni’s Toraja
Sammlung sind neu, und ihr Ausdruck ist kontemporär. Seine
Gedichte entstanden zu einer Zeit in der viele indonesische Dichter
sich bewußt und intensiv auf die Suche nach der Tradition, nach ihren
eigenen indonesichen Wurzeln - sprachlich und inhaltlich - begeben
hatten. Husni Djamaluddin die gehört zu den wenigen Dichtern, die
Erfolg in ihrer Suche hatten: ohne je zu werten, hinterfragt er mit
Sympathie und Anteilnahme das gesamte Wesen einer der Kulturen
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Indonesiens, erfaßt es sprachlich und gibt ihm einen angemessenen
dichterischen Ausdruck.
E. Ulrich Kratz
SOAS, London 1996
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Ich heiße Toraja
In meinen Adern strömt der Sa’dangmeine Rippen sind die Hörner des gefleckten Büffelsmein Atem ist der Wind der Berge der sanfte Hauch im Grasder Himmel ist mein Vater die Erde meine Mutterich heiße Toraja
mein Same wächst im Gestein wächst in der Erdemein Same ist der Reis in der Lichtung ist der Reis im bewässerten
Feldmein Same ragt hoch in den Bergen ist breitet sich aus im Talmein Same sind die Kaffeebäume sind die harzigen Büsche sind die
Nadelwälderich heiße Toraja
mein Same verbrennt nicht im Feuer ertrinkt nicht im Wassermein Same bleibt unversehrt vom Dolch zerfetzt nicht unter der Lanzemein Same fällt nicht unter dem Schwert undurchdrungen von Pfeilenmein Same der Himmel sein Großvater die Erde seine Großmutterich heiße Toraja
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Lakipadada
Lakipadada der Mann vom Land der Toraja kam nach Gowa ergoß sich im Land der Bugis verteilte sich im Land
der Mandar
Lakipadada der Mann vom Land der Toraja sein Same wuchs aus dem Land aus seinem Samen wuchsen die
Herrscher
in Bone ruht Lakipadadain Makale gedenke ich seiner
Lakipadada LakipadadaLand der Toraja Land Lakipadadas
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Wie beschwöre ich dich: Toraja
wie begibt man sich zur Stromesquelle mit einem Boot voll guter Taten
wie kehrt man zum Ursprung zurück mit einer Statue zum Abschied wie kehrt man zur Schöpfung zurück mit einem Grab am Klippenhangwie beschwöre ich dich mit wochenlangen Feiernwie vergelte ich Deine Güte mit tausend Schweinen mit hundert
Büffelnmit einem Fluß voll Palmwein mit einem Wald voll Bambus
wie lasse ich Dich gehen mit einem Tal voller Wunden mit einem Berg voller Schmerzmit einem Meer von Trauer mit einem Himmel von Ehrerbietungfür die Verwandtendie zuvoraufgebrochen sind
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Die Stille der Höhlen von Londa
die Stille der Höhlen von Londa die Stille der Höhlen der Vorfahren der Toraja
die Stille der Höhlen von Londa die Stille der Ur-Torajadie Stille der Höhlen von Londa die Stille die nicht tönt den tauben
Ohrendie Stille der Höhlen von Londa die Stille die nicht klingt den
steinernen Herzen
die Stille der Höhlen von Londa die Stille der ruhenden Schöpfungdie Stille der Höhlen von Londa die Stille der ruhenden Torajadie Stille der Höhlen von Londa die Rückkehr der Vorfahren in die
Schöpfungdie Stille der Höhlen von Londa die Ruhe der Gebeine im Schoß der
Schöpfung
die Stille der Höhlen von Londa die Stille die tönt den hörenden Ohren
die Stille der Höhlen von Londa die Stille die klingt den suchenden Herzen
die Stille der Höhlen von Londa die bittere Stille die verzauberte Stilledie Stille der Höhlen von Londa die Stille die ich einst sein werde
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warum ist das so Toraja
warum der noch frische Leichnam warum die zerbrochenen Körperwarum bleibt der Kopf nur Schädelknochen warum bleibt die Brust
nur Rippenwarum Gebeine im Sarg warum wird der Sarg beschnitztwarum hier verstreut warum dort aufgestapeltwarum in Höhlen warum in der Steilwand der Kreideklippewarum aufeinander warum übereinander warum die unten offen für
jedermannwarum die oben nur für den Tau die Vögel die Wolken den Mond und
die Sonne
warum Büffel warum Schweine warum Palmwein warum Feste wo doch Trauer herrscht
warum ist das so Toraja warum weiß niemand warum fragt niemand warum vergißt man wo dies doch Toraja ist
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Als Tomanurung zum Himmel zurückkehrte
der vom Himmel herabkommt der aufrecht auf der Bergkuppe stehtder aus dem gespaltenen Bambus geboren ist der Gegenwärtige aus
dem Schaum des Flussesder stromabwärts fließt der seinen Ursprung stromaufwärts in Sa’dan
hatder das Saatkorn ist auf der Lichtung der der Sämling ist im Reisfeld
der die Garbe ist im Reisspeicherder Palmwein im Bambusrohr das Schwein auf dem Rostder zum Wettkampf eingesetzte Büffel - der Verlierer getötet der
Sieger ans Schwert gebrachtder dessen Söhne feiern dessen Verwandte kommen dessen Tote zur
Schau gestellt werdendessen Totensang klagt dessen Leiche im langen Trauerzug
herumgetragen wird im uralten TrauerzugTrauer der FamilieTrauer der Torajader vom Himmel herabgekommen ist ist zum Himmel zurückgekehrtder aufrecht auf der Bergkuppe gestanden hat ist in den Talgrund
gefallender aus dem Bambus geboren ist ist aus den Bambushainen
entschwundender gegenwärtig war im Schaum des Flusses ist bereits stromabwärts
zur Meeresmündunges bleibt das Saatkorn in der Lichtung der Sämling im Reisfeld die
Garbe im Speicheres bleibt der Palmwein im Bambusrohr es bleiben die gerösteten
Schweine es bleiben die Wettkampfbüffeles bleiben die Gäste zum Fest es bleibt die Familie in Bestürzunges bleibt die Klage des Totensangs es bleibt die Leiche auf der Bahre
es bleibt der Trauerzuges bleibt die Familientrauer es bleibt die Toraja Trauer es bleibt die
innere Traueres bleibt die Einsamkeit der Höhle es bleiben die Gebeine im Grabes bleibt die grübelnde Schnitzfigur es bleibt die Statue zum
Abschied
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Büffel in Toraja
Ein schwarzer Büffel schreitet langsam am Rande der Straße von Makale nach Sillahan
ein gefleckter Büffel wird über den Fluß von Makale nach Pangli geführt
wohin die Büffel gehen wie kann ich fragen wie kann ich es wissenes könnte durchaus geschehenirgendwann in irgendeinem Dorf zu irgendeinem Festdaß die beiden sich begegnen verlegen beide und dann zum Kampf
gegeneinander aufgestellt werden wer immer der Sieger greift den an der um den Sieg gebracht wirdder dessen Stirn aus Eisen dessen Schultern aus Ebenholz dessen
Schenkel aus Stahlder der am längsten aushält der der am wildesten angreiftder der die Hörner zeigt der der den Nacken zeigt der der die
Oberhand behältund der der verliert wird unter der Hand des Schlächters fallenund der der gewinnt ist zufrieden der der gewinnt darf Atem holenfür ein paar Augenblicke vor dem Augenblick des Falls unter dem
Schwert des Schlächtersundeiner nach dem anderndie Büffelhalten ihre Nacken hin dem Toraja
nimm mein trauernder Toraja mein feiernder Torajanimm meine Seelenimm meinen ganzen Körpernimm mich nimm von mir allestrinke mein Blut häute mich für mein Feischkoche mein Fett trenne mein Gedärm heraus schneide meinen
Schwanz abzerhacke meine Knochen mit dem Haumesser spalte meinen Schädel
mit der Axt zerschneide mein Herz mit dem Messermeine Leber mit dem Messerchen befestige meine Hörner am tulak
somba Pfostenan der Wand des Adathauses
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am geheiligten Platzam Ehrenplatzes könnte seines könnte seindaß die beiden sich nie begegneten die beiden nicht verlegen sein
müssen die beiden sich nie begegnen werdendaß der Schwarze nach Bamba Puang gehen wird um dort zu lebenund daß der Gefleckte auf dem Weg nach Ulu Sa’dang ist
es könnte sein
es könnte sein
daß sie nicht dorthin gehen nicht in die Richtung die ich vermutewie soll ich wissen wie soll ich fragen wie soll ich prüfen
was ich weiß was ich frage was ich fühlein diesem Augenblick warum bin ich so ergriffen beim Anblick der Büffelder Schwarze schreitet langsam am Rande der Straße von Makale
nach Sillahan der Gefleckte wird über den Fluß von Makale nach Pangli geführt
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Schweine in Toraja
Schweine am Weg Schweine im Dorf Schweine in den BergenSchweine in den Pflanzungen Schweine im Wald Schweine auf den
FeldrainenSchweine in den Ställen Schweine in den FeldernSchweine unter dem Arm Schweine auf Tragen Schweine an Stangen
Schweine verkauftauf dem Markt am Markttag am Rande des Marktesaußerhalb des Marktes dort wo kein Markt ist
schwarze Schweine weiße Schweine Watzen SäueFerkel junge Schweine alte Schweine Mutterschweine VaterschweineSchweine morgens Schweine mittags Schweine in der Dämmerung
Schweine nachts Schweine im Morgengrauendieses Schwein jenes Schwein eigenes Schwein Gastschwein geteiltes
SchweinSchweinegoulasch Schweinespießchen Spanschwein Garschwein
Röstschwein Dörrschwein
welches Schwein wessen Schwein welches Fest TorajafestTrauerfeier Schweinefeier warum ist kein Fest vollkommenwenn es kein Schwein gibt wenn kein Schwein teil hatwenn kein Schwein gebraten wird wenn kein Schwein gereicht wirdwarum das Schwein weil das Schwein Teil istdes uralten Kodexder Torajafeiern
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Was ist Tana Toraja
was ist Tana Toraja es ist die Sehnsucht in der Brustwas ist die Höhle von Londa es ist die Seele die zum Gespräch einlädtwas gibt es im Kampung es gibt Speicher in denen die Reisgarben
sich häufenwas gibt es in den Bergen was gibt es in den Schluchtenwas gibt es in den Ställen was gibt es in den Feldernwas gibt es in den Reisfeldern was gibt es in den Tälern was gibt es
auf dem Bergwas gibt es im Wald was gibt es im Busch was gibt es in den
Pflanzungenwas gibt es in den Bäumen was gibt es in den Ästen was gibt es in den
Zweigen was gibt es in den Blätternwas gibt es in den Flüssen was gibt es in den Schluchten was gibt es
auf der Erde was gibt es im Himmel was sind die Wolken was ist der Wind was ist der Regen was ist der
Tauwas sind die Toraja was ist das Adat was ist Verwandschaft da ist die
Leidenschaft zum Reimenwas ist das Toraja Haus es ist der Bambus es sind die Büffelhörnerwas ist Form was ist Horn was ist Palmfaser was ist Bambuswas ist Holz was ist Schnitzen was ist Farbewas ist Symbol was ist Hahn was ist Schöpfungwas ist das was ist so was ist Tiefewas ist so tief trächtig mit Bedeutung
was ist Tana Toraja es ist die Großmutter die sich auf den Weg machen wird
was sind Geschwister es sind ein paar Kinder es sind ein paar Enkeles sind ein paar Familien es sind ein paar Schweine es sind ein paar
Gäste es sind ein paar Büffelgibt es eine Großmutter gibt es eine Aufbruch gibt es Trauer gibt es
Zeremoniengibt es Zeremonien gibt es Sitten natürlich uralt natürlich FeiernTrauerfeiern der Toraja
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was ist Tana Toraja es ist Todolok der Betel kaut es sind Gräber in Höhlen
was ist Tana Toraja es ist ein Mädchen in Perlen es ist der Bauer der den Himmel als Kopfbedeckung hat
was ist Tana Toraja es ist die Moschee mitten in der Stadt es ist die Kirche auf dem Hügel
was ist Tana Toraja was ist Honda was ist Toyota was ist das Kommen der Touristen
was ist Tana Toraja was ist es was der morgige Tag sein wirdwas ist Tana Toraja woher kommst du wohin willst duwas ist Tana Toraja bist du noch Torajawas ist Tana Toraja fragst du noch
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Torajaflüstern
Toraja im alten Grab Toraja in der HöhleToraja in der Höhle von Londa mit der Seele frage ichzwischen Reihen von Schädeln Knochen RippenSärgen und Höhlenklamm
Jahrhunderte ziehen eilig vorbeiJahre gehen von dannen der Morgentau wird von der Sonne an sich
gerissenMonde kehren heim der Mond fliegt über den HimmelWochen vergehen das Schiff lichtet den Ankerdas Schiff segelt in die Weite
und heute:ich hier bin Augenzeuge
die Stunde die schweigtdie Minute die stichtder Augenblick der im Herzen schlägt
die Schädel die Knochen die Kisten das Flüsterndie Höhle die Seele mir ist als ob ich das Flüstern hörewelches Flüstern das alte Flüstern TorajaflüsternFlüstern aus der Stille Flüstern des stillen Toraja
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Ein See in Toraja
hier ist Toraja hier ist kein Seehier ist Toraja hier wachsen Palmenwachsen in der Pflanzungwachsen im Waldwachsen am Straßenrand
hier werden tausende von Palmen eins zum Seezum See den die Geographie nicht kennt zum See der dich in die
Poetik drängtwelcher See dieser Seee ein Seeklar sein Wasser süß am Anfangwird Palmwein bitter im Geschmacktrunken am Ende
tausende von Bambusröhrengefüllt mit Wasser aus jenem Seetausende von Toraja an den Garständenauf dem Markt in den Feldern auf den Dämmen in den Feldhüttenin den Häusern bei den Trauerfeierntrinken Pamweinvon der Bambuslippetausende von Torajaversenken die Trauerin jenem See
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