Stadtarchäologie in Chemnitz, 2014
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Die Anfänge der Stadt Chemnitz – Problemaufriss
Die Frühgeschichte der Stadt Chemnitz (Abb. 1) war im 20. Jahrhundert immer wieder Gegenstand historischer Forschungen. Aufgrund der Quellenarmut – einschließlich der urkundlichen und nichturkundlichen Quellen zum Benediktinerkloster liegen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts lediglich sieben Stücke vor1 – kommt zur Klärung der Frühgeschichte der Stadt Chemnitz der Archäologie eine besondere Rolle zu. Deswegen wird dieser Problematik in der vorliegenden Untersuchung erhöhte Aufmerksamkeit zuteil, obgleich die Archäo
logie darüber hinaus wichtige Ergebnisse vorzuweisen hat.Als Meilenstein der historischen Forschungen zur Frühgeschichte von Chemnitz ist die weit über diese Kommune hinausgreifende Monografie Walter Schlesingers über Die Anfänge der Stadt Chemnitz und anderer mitteldeutscher Städte aus dem Jahre 1952 zu bezeichnen.2 Darin wies er nach, dass es sich bei Chemnitz mitnichten um eine wettinische sondern vielmehr um eine königliche Stadtgründung handelt, die auf die im Jahre 1136 durch Kaiser Lothar III. (1125–1137) erfolgte Gründung des Benediktinerklosters Chemnitz folgte. Ein Marktprivileg König Konrad III. (1138–1152)
Abb. 1:Chemnitz, Stadtplan von 1788/89, aufgenommen und gezeichnet von Friedrich Gottlob Aster.
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Stadtarchäologie in ChemnitzChristiane Hemker, Yves Hoffmann und Stefan Krabath
1 UB Chemnitz, S. 263–270, Nr. 302–308. Als älteste »städtische« Urkunde ist eine Papsturkunde über das Patronat der Pfarrkirche aus dem Jahre 1254 erhalten geblieben (ebd., S. 1f., Nr. 1).
2 Schlesinger 1952.
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Abb. 2: Chemnitz, Eintragung der Grabungsflächen seit 1953 mit Hervorhebung wichtiger Bauwerke.
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Abb. 3:Chemnitz, Innere Kloster-straße mit Baugrubenprofil, Aufnahme 1961.
aus dem Jahre 1143 für das Kloster erlangte wegen der ungünstigen Bedingungen – so Schlesinger – keine Wirksamkeit, so dass erst um 1165 Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152–1190) die Stadt in der Talaue an der heutigen Stelle gründete.Dieser Interpretation widersprach scheinbar die archäologische Befundlage (Abb. 2), da zu nächst keine Funde aus dem 12. Jahrhundert aus dem Stadtkern bekannt waren. Heinz Joachim Vogt stellte fest, dass »für das 13. und beginnende 14. Jahrhundert« nur aus zwei Gebieten Fundmaterial vorliegt, wobei es sich bei diesen keinesfalls um Funde aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert sondern um solche aus der Zeit nach der Mitte des 13. Jahrhunderts handelt, wie der Ausgräber ausdrücklich betont und was auch aus den Fundzeichnungen hervorgeht.3 Vogt stellte dabei sogar die Frage inwieweit die »Talaue der Chemnitz überhaupt für die älteste Besiedlung in Frage kommt« und verwies bereits damals darauf, dass sich »die ursprüngliche Lage der von Schlesinger für 1165 erschlossenen Stadtgründung […] in erster Linie durch weitere archäologische Untersuchungen klären lassen (wird)«.4 Dieses Ergebnis zweifelte Johannes Leipoldt 1965 mit den Worten »Das ist wenig wahrscheinlich« an und hielt prinzipiell an der Stadtentstehungstheorie Schlesingers fest.5 Dagegen polemisierte in scharfer Form Gerhard Billig,6 der es ebenso wie Vogt an der nötigen archäologischen Quellenkritik hat mangeln lassen. Denn gegen eine solche Hypothese sprach von Anfang an, dass aus dem Stadtgebiet lediglich Fundmaterial aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vorlag, so dass man in der Konsequenz einer solchen Interpretation die Gründung der Stadt Chemnitz in der Talaue erst zu einem solch späten Zeitpunkt anzunehmen hätte. Dagegen spra
chen jedoch die baubegleitenden Untersuchungen Horst Richters in der Stadtkirche St. Jakobi, bei denen dieser 1953–1958/59 eine romanische Saalkirche mit Querwestturm, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis ergraben und zahlreiche romanische Bauplastik bergen konnte. Der steinerne Erstbau wurde auf 1165, bzw. um 1170/80 datiert,7 so dass sich hieraus eine erhebliche Diskrepanz zu der Interpretation Vogts und Billigs ergab. Selbst wenn man eine etwas spätere Errichtung der Jakobikirche zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Betracht gezogen hätte, wäre damit immer noch nicht der Anschluss an die damals ältesten Funde aus dem Stadtkern aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts möglich gewesen. Wie zu zeigen sein wird, hatte Leipoldt seine Zweifel über die angebliche Siedlungsleere des Chemnitzer Stadtgebietes in der Zeit vor der Mitte des 13. Jahrhunderts vollkommen zu Recht geäußert.Den klösterlichen Markt von 1143, dessen Bestehen Schlesinger stark in Zweifel gezogen hatte, lokalisierte Leipoldt bei der Nikolaikirche und griff damit Argumente der älteren Heimatforschung auf.8 Diese Interpretation wurde von Karlheinz Blaschke 1967 ausgebaut,9 und im Laufe der Jahre mit zunehmender Vehemenz vertreten.10 In einem die Diskussion sehr befruchtenden Aufsatz über Die Anfänge der Stadt Chemnitz versuchte im Jahre 1983 Manfred Kobuch die offenen Fragen zu lösen, wobei auch er dem Trugschluss der angeblichen Siedlungsleere des Chemnitzer Stadtgebietes in der fraglichen Zeit unterlag.11 Nach Kobuch sei die von Friedrich I. Barbarossa »nach 1170« gegründete Stadt in der Nähe der 1264 als Königskirche bezeugten, extra muros gelegenen Johanniskirche zu lokalisieren. Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts sei es zu einer Siedlungsverlegung in die Chemnitzaue gekommen und somit wäre auch der romanische Vorgängerbau von St. Jakobi erst in das beginnende 13. Jahrhundert zu datieren. Als Stadtgründer spricht er König Philipp von Schwaben (1198–1208) an. Diesem Ansatz folgte Billig 1988, wobei er neben Philipp ausdrücklich sogar auch König Friedrich II. (1212–1250) in der Zeit von dessen erstem Aufenthalt im regnum Teutonicum 1212–1220 als möglichen Stadtgründer ins Spiel brachte.12 Die kunstgeschichtliche Forschung hielt hingegen in durchaus schlüssiger Argumentation an der Unmöglichkeit einer solchen Spätdatierung der Chemnitzer Jakobikirche fest, wobei Heinrich Magirius die Überlegung anstellte, dass »die bisher vorgeschlagenen Daten zwischen 1165–1180 […] vielleicht bis gegen 1200« zu erweitern wären, »aber nicht bis 1210–1220«.13
3 Vogt 1965, S. 21 (zur Keramikdatierung S. 18); ähnlich auch Vogt 1963.
4 Vogt 1963, S. 23.5 Leipoldt 1965, S. 98 mit
Anm. 56.6 Billig 1968, S. 245–251.7 Die Untersuchungen sind
bislang nur unzureichend publiziert, waren aber den beteiligten Protagonisten immer bekannt. Siehe dazu: Krause 1963, S. 457; Dehio 1965, S. 185 (mit Grundriss); Richter 1978a; ders. 1995, S. 140f.
8 Leipoldt 1965, S. 88f.; so auch Richter 1973, S. 24; vgl. ebenso Kobuch 1983, S. 141f.
9 Blaschke 1997 [1967], S. 11.10 Blaschke/Jäschke 2013, S.
44f., 57f., 117. Vgl. kritisch Hoffmann 2014.
11 Kobuch 1983.12 Billig 1988, S. 16.13 Magirius 1989, S. 63; ähnlich
auch Magirius 1994, S. 76.
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Abb. 4 oben:Chemnitz, Grundriss des 1481 gegründeten Franziskaner- klosters und der barocken Neuen Johanniskirche.
Den entscheidenden Durchbruch erbrachten Untersuchungen zur Frühgeschichte der gleichfalls im Reichsland Pleißen gelegenen Stadt Zwickau. Diese Kommune, wie spätestens seit der eingangs genannten Untersuchung Schlesingers bekannt ist, weist große Parallelen zu Chemnitz auf. Insofern waren Zwickauer Untersuchungsergebnisse der Jahre 1990–92 auch für die Chemnitzer Frühgeschichte von Belang und sind sogleich auch für Chemnitz zum Vergleich herangezogen worden. Dies umso mehr, als sich auch der Vorgängerbau der Zwickauer Marienkirche als Saalbau mit Querwestturm, eingezogenem Chor und Apsis »in nahezu völlig übereinstimmender Grundrissdisposition« wie in Chemnitz herausgestellt hatte.14 Folgerichtig schlossen sich der Historiker Norbert Oelsner und die beiden Archäologen Wilfried Stoye und Thomas Walther zeitlich an die kunsthistorische Einordnung der Chemnitzer Jakobikirche an und präferierten erstmals auf der Tagung zu frühen Kirchen im damaligen Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden im Jahre 1992 – in Anlehnung an Ferdinand Opll – eine Stadtgründung in der Chemnitzaue zwar noch unter Friedrich I. Barbarossa, jedoch nicht um 1165 sondern erst in den 80erJahren des 12. Jahrhunderts.15 Ausführlicher auf Chemnitz ist Oelsner etwas später noch einmal eingegangen und sprach sich dafür aus, auch für Chemnitz eine Gründung in »das ausgehende 12. Jh., insbesondere die späten 1180er Jahre, nicht aber die Herrschaftszeit König Philipps zu favorisieren.«16 Angesichts der Befundlage konnten tatsächlich nur neue archäologische Untersuchungen die offenen Fragen klären, wie bereits 1963 HeinzJoachim Vogt festgestellt hatte. Das betrifft auch die Frage, ob vor der Stadtgründung ein klösterlicher Markt ab 1143, bzw. nach Blaschke eine »Kaufmannssiedlung« des frühen 12. Jahrhunderts existiert hat.
Archäologische Untersuchungen bis zum Beginn der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts
An dieser Stelle ist es an der Zeit, auf die bereits sporadisch gestreiften Ausgrabungen im Stadtgebiet von Chemnitz etwas näher einzugehen (Abb. 2). Wie HeinzJoachim Vogt 1963 betonte, werden seit 1953 »in dem fast völlig zerstörten Zentrum […] im Zuge des planmäßigen Aufbaus Stadtkernforschungen durchgeführt«.17 Aufgrund des Personalmangels mussten sich diese jedoch auf baubegleitende Untersuchungen beschränken, die zunächst weitgehend allein vom örtlichen ehrenamt
lichen Denkmalpfleger Horst Richter vorgenommen wurden.18 Etwas umfangreicher gestalteten sich die Untersuchungen in der Inneren Klosterstraße 1961 mit der baubegleitenden Untersuchung einer großen Baugrube unmittelbar nördlich der Marktkirche St. Jakobi (Abb. 3).19 Als wichtiger Einzelfund konnte damals auch ein kleines Töpfchen vorgestellt werden, das 1957/58 an der Ecke der heutigen Theaterstraße/Innere Klosterstraße geborgen wurde.20 Das Fundstück datiert in die Mitte des 12. Jahrhunderts, wurde aber als Einzelfund nicht für eine stadtgeschichtliche Interpretation in Anspruch genommen. Besonders zu erwähnen ist weiterhin die Untersuchung der kriegszerstörten Ruine des 1481 gegründeten Franziskanerklosters mit Kirche und Klausur durch Horst Richter 1954–1961. Die unmittelbar an der Stadtmauer im Norden von Chemnitz gelegene Anlage war erst 1749 im Zuge des Neubaus der sogenannten Neuen Johanniskirche abgebrochen worden (Abb. 4).21 In den 70erJahren erfolgten trotz weiterer Baumaßnahmen dann kaum noch archäologische Untersuchungen im Chemnitzer Stadtgebiet, was vor allem den oben genannten Gründen geschuldet war. Erst mit dem Beginn der Sanierung des Schlossbergmuseums – dem Standort des 1539/40 aufgelösten Benediktinerklosters – begannen dort infolge illegaler Bodeneingriffe 1981 unter Leitung von Volkmar Geupel vom vormaligen Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden systematische Ausgrabungen, bei denen es sich im strengen Sinne jedoch nicht um stadtarchäologische Untersuchungen handelt. Die Grabungsergebnisse sind neben den Ergebnissen zur Baugeschichte des Klosters (Abb. 5) deswegen von besonderer Wichtigkeit auch für die Stadt Chemnitz, weil eine datierte Keramikstratigrafie ergraben werden konnte, mit deren Hilfe andere archäologi
14 Oelsner 1998, S. S. 222 mit Anm. 37; ähnlich Oelsner/Stoye/Walther 1994, S. 155.
15 Oelsner/Stoye/Walther 1994, S. 155, 159.
16 Oelsner 1998, S. 222–224 mit Anm. 37.
17 Vogt 1963, S. 119.18 Vgl. Richter/Mechelk 1956.19 Vogt 1963; ders. 1965;
Mechelk 1963, ders. 1965.20 Vogt 1963, S. 132–134;
ders. 1965, S. 20f.21 Richter 1978b.
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Abb. 5:Chemnitz, ehemaligesBenediktinerkloster (C-01),Steinofen-Luftheizungaus der Mitte des 15. Jahr-hunderts im Vorgänger- südflügel, Aufnahme 1994.
Abb. 6:Chemnitz, GrabungAlte Post (C-04), Spalt-bohlen als Straßenunter-züge, Aufnahme 1993.
Abb. 7 unten:Chemnitz, Grabung Volks-bank (C-02), Gesamtfläche mit dem Mauerwerk des mutmaßlichen Steinturmes aus dem späten 15./frühen 16. Jahrhunderts in der Bild-mitte (zum Teil überdeckt durch die Laufbohlen am Rande des abgebautenGrabungszeltes),Aufnahme 1994.
sche Befunde und Funde im näheren und weiteren Umfeld zeitlich besser eingeordnet werden können.22
Stadtarchäologie nach 1990
Erst mit den umfangreichen Bauarbeiten nach 1990 ergaben sich erneute Möglichkeiten zur Klärung der nach wie vor offenen Fragen der städtischen Frühgeschichte. Bereits die erste baubegleitende Untersuchung im Sommer 1993 an der Langen Straße (C04) zeigte, dass die bisherigen, aus archäologischer Sicht vorgenommenen Hypothesen zur Besiedlung des Stadtkerns falsch waren: Gerade hier waren ältere Funde explizit ausgeschlossen worden23 – nun lagen aber eindeutige und zudem dendrochronologisch datierte Keramikfunde aus der Zeit um 1200 vor.24 Der in seiner Interpretation etwas strittige Befund am Rande der Straße bestand aus eingegrabenen Spaltbohlen, die zwischen 1183 und 1208 geschlagen worden waren (Abb. 6). Da immer das jüngste Holz als datierungsentscheidend angesehen werden muss, war mit dem Befund noch nicht die Stadtgründung in der Chemnitzaue im späten 12. Jahrhundert belegt, wohl aber die Hypothese einer angeblichen Siedlungsleere in diesem Stadtgebiet ebenso widerlegt, wie auch die Annahme Billigs, nach der auch Friedrich II. als Stadtgründer in Betracht kommen könnte.Auch bei einer weiteren Flächengrabung zwischen Börnichsgasse, Innerer Klosterstraße und Theaterstraße unter Leitung von Yves Hoffmann konnten 1994 neben jüngeren Befunden und Funden auch solche aus der Zeit um 1200 gefasst werden (C02). Damit kamen damals »aus archäologischer Sicht die Könige Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. und Philipp gleichermaßen als Gründer der hochmittelalterlichen Stadt in der Chemnitzaue in Betracht.«25 Als herausragender Befund sei außerdem ein steinerner Turm mit den Maßen von 11,8 x 9,6 m und einer Mauerstärke von 0,9 m (Fundament 1,1 m) erwähnt, der ausweislich der Funde in die zweite Hälfte des 15. oder in das frühe 16. Jahrhundert zu datieren ist (Abb. 7).26 Weitere und vor allem umfangreichere Einblicke erbrachte die mit rund 1,5 ha Umfang seinerzeit größte stadtarchäologische Ausgrabung Deutschlands (Abb. 8), die von August 1994 bis Oktober 1995 auf der Fläche des ehemaligen Stadthallenparkplatzes im Vorfeld der Errichtung der Gebäude der heutigen »Galerie am Roten Turm« vom Landesamt für Archäologie Sachsen unter der Leitung von Frauke Fassbinder und Lothar Herling durchgeführt wurde
22 Die Abschlusspublikation wird derzeit von Volkmar Geupel und Yves Hoffmann erarbeitet. Siehe zuletzt zusammenfassend Geupel 1990; ders. 2002, S. 111–116.
23 Vogt 1965, S. 21.24 Geupel/Hoffmann 1994a.25 Geupel/Hoffmann 1995,
S. 192.26 Geupel/Hoffmann 1995, S.
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Abb. 8:Chemnitz, Luftaufnahmedes GrabungsarealsChemnitz-Rathauspassage (C-03), Aufnahme 1994.
Abb. 9:Chemnitz, GrabungRathauspassage (C-03),Trockenlegungsmaßnahmen der sumpfigen Aue mittels Verlegung von Ruten-teppichen; um 1200, Aufnahme 1994
Abb. 10:Chemnitz, GrabungRathauspassage (C-03),Blick von Nordost aufBastion, Zwingermauer und Roter Turm, Aufnahme 1994.
(C03).27 Die Grabung erfasste drei ehemalige Stadtquartiere, die sich in Größe und in Parzellenanzahl unterschieden: 1. das Quartier zwischen Weberstraße, Am Plan, Klosterquerstraße und Theaterstraße; 2. das Quartier mit dem Roten Turm zwischen Theaterstraße, Herrenstraße, Am Plan und FriedrichAu gustStraße und 3. das Quartier zwischen Herrenstraße, Am Plan/Neumarkt und FriedrichAugustStraße. Entsprechend ihrer topografischen Lage ergaben sich damit deutlich größere Chancen archäologische Nachweise zur Datierung des Gründungsgeschehens der Stadt in der Chemnitzaue sowie zur Entwicklung von Verteidigungsanlagen und Wohnbauten zu erhalten. Die Besiedlung beginnt hier nach Fassbinder wohl um 1200.28 Für die Trockenlegung der Auenlandschaft mit sumpfigem Untergrund verwendete man Steinschüttungen, Ruten»teppiche« (Abb. 9) und Drainagegräben. Die Parzellen waren mit Haupthäusern und Nebengebäuden (Werkstätten, Ställe usw.) im Hinterhof ausgestattet. Eine bevorzugte Bauweise war der Schwellriegel/Fachwerkbau.29 Daneben gab es vereinzelt Steinhäuser, Pfosten und Blockbauten. In den hinteren Grundstücksbereichen fanden sich bis in das 14. Jahrhundert hinein flache Steinbrunnen. Dann wurden sie durch öffentliche und private Rohrleitungsnetze verdrängt. Die Rohrleitungen lagen unter Wegen und Höfen, die zunächst nur mit Lehm planiert, ab dem 14. Jahrhundert auch mit Kies oder Porphyrtuffstickungen befestigt wurden. Pflasterungen gab es erst seit dem ausgehenden Mittelalter.30 Erfreulicherweise konnten auf den Parzellen an der Theaterstraße umfangreiche Relikte der Chemnitzer Verteidigungsanlagen mit Stadtmauer, Zwingermauer nebst Bastion (Abb. 10), Stadtgraben und Stadtgrabenmauer in ihrer funktionalen Zuordnung und zeitlichen Abfolge untersucht werden.31 Das in Lehm gesetzte Stadtmauerfundament war etwa 2,0 m stark, auf einer Länge von 21,0 m erhalten und wird von den Ausgräbern noch in die 1. Hälfte bzw. in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert. Das Bauwerk bestand aus einer inneren und äußeren Bruchsteinschale aus Quarzporphyr, deren Füllung aus Porphyrtuff. Reste eines durch ein Brandereignis zerstörten Schwellriegelbaus mit erhaltenem Lehmfußboden, die von einer Überschwemmungsschicht bedeckt waren, an dieser Stelle sind stratigrafisch älter und deuten zumindest eine sporadische Besiedlung der Chemnitzaue vor Errichtung der Stadtmauer (Ersterwähnung 1264) in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts an.32 Im Abstand von 6–10 Metern wurde auch die Zwingermauer nebst einer halbrunden Bastion aus bereits kalkver
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Abb.11 rechts:Chemnitz, GrabungAm Markt 9 und 10 (C-05), Bohlenfußboden einesHauses aus der Zeit um 1200, Aufnahme 1995.
Abb. 12 links/rechts oben:Chemnitz, Grabung C-10 (Kaufhof), Entwässerungs-graben des frühen 13. Jahr-hunderts in der Kronenstraße. Er schneidet im Hintergrund eine ältere Grube aus der Zeit um 1200.a) zeigt den mit auch mit organischem Abfall verfüllten Zustand sowie Relikte eines Straße und Graben trennenden Zauns.b) Zustand nach Ausgrabung im Negativ, Aufnahme 2000
Abb. 13 rechts unten:Chemnitz, GrabungInnere Klosterstraße (C-13), Lehmentnahme- und Abfall-gruben aus der Zeit um 1220/1230, Aufnahme 2001.
mörtelten Porphyrtuffsteinen erfasst, die wohl in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Die Außenböschung des vorgelagerten bis zu 30 m breiten und mindestens 3 m tiefen Stadtgrabens sicherte ebenfalls eine Porphyrtuffmauer. Das Quartier zwischen Bretgasse, Kronengasse, Lange Straße und Markt (C05) war zwischen Dezember 1994 und August 1995 Ziel einer Ausgrabung unter Leitung von Heike Schwer
delSchmidt und Alexander Niederfeilner, die insgesamt sechs ehemalige Parzellen umfasste.33 Hier erhoffte man sich Erkenntnisse zur Siedlungsentwicklung am alten Marktplatz und nahe der romanischen Jakobikirche. Auf den Parzellen Markt 9–12 legen Relikte von Kupferverarbeitung, darunter Lehmkuppelöfen, zahlreiche Schlackebrocken sowie Gruben mit durch große Hitze verziegelten Innenwänden bereits ab der Mitte des 13. Jahrhunderts handwerkliche Produktion nahe. Wohl noch in das späte 12. Jahrhundert sind zwei im rückwärtigen Bereich von Markt 9 freigelegte Ständerbohlenbauten mit Firstständern einzuordnen (Haus 1: Grundfläche 56 qm; um 1190 [d]. Haus 2: Grundfläche mehr als 100 qm; um 1180 [d]) (Abb. 11). Die Innenräume waren teils mit Fußbodendielungen versehen, die mit Holznägeln auf in den Auelehm eingetieften Unterleghölzern befestigt waren.34 Bei Haus 1 konnten zudem Umbauten und Ausbesserungen um 1200, bei Haus 2 in den Jahren 1192 und 1208 nachgewiesen werden. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts wird diese Hausform durch Fachwerkbauten mit Schwellen auf niedrigen Fundamentmauern abgelöst. Mit Etablierung der Steingebäude bleiben die Gebäudefluchten dann bis zur Kriegszerstörung 1944/45 konstant. Auf der 1995 von Lothar Herling und Peter Hiptmair durchgeführten Grabung Rathausstraße (C06)35 konnten ebenfalls Trockenlegungshorizonte und Drainagegräben sowie im Bereich der Weberstraße Relikte eines Bohlen
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weges aus der Frühzeit der Stadtgründung erfasst werden.Die Grabungsfläche Chemnitz, Kaufhof (C10), wurde im Jahr 2000 unter Leitung von Christoph Wedekin untersucht und umfasste den Bereich der ehemaligen Zentralhaltestelle zwischen Neumarkt und Bahnhofstraße. Auf dem Areal Lange Straße 39 konnten straßenständig Relikte eines Gebäudes mit Spuren von 5 m langen Schwellbalken, vertikalen Pfosten und einem Lehmfußboden aus dem 14. Jahrhundert dokumentiert werden. Dem 13. Jahrhundert können Mauerstümpfe und eine Siedlungsgrube auf der Parzelle Lange Straße 43 zugeschrieben werden. Diese Straßen waren in der Frühzeit zunächst mit Rundhölzern und teils sekundär verwendetem Bauholz (1197[d] Lange Straße; 1189[d] Kronenstraße) mit aufliegenden Ästen, Reisigbündeln und Holzabfällen »fundamentiert«, auf denen Rollierungen unterschiedlich großer Feld und Kieselsteine aufgebracht waren. Beidseits flankierend nahmen mit Flechtwerk ausgekleidete Sickergräben das Oberflächen und Schichtwasser auf, die bereits im 13. Jahrhundert zum Zwecke der Verbreiterung der Straße unter anderem auch mit Unrat verfüllt wurden (Abb. 12 a, b). Unter dem Straßenniveau der Langen Straße weisen unter anderem zwei Gruben mit gestapelten Hölzern sowie Schichtreste auf ältere Siedlungsaktivitäten (1201 [d]). Ältester Befund unter der Kronenstraße war eine mindestens 5 m breite und 7 m lange steilwandige »Grube« mit flachem Boden, die vier Verfüllschichten auswies, von denen die vorletzte zu gleichen Teilen uneinheitlich gebrannte Irdenware, darunter ein Randfragment des 12. Jahrhunderts, sowie oxidierend gebrannte gelbe Irdenware enthielt.Die im Sommer 2001 beendete Ausgrabung zwischen ehemaliger Klosterquerstraße, Weberstraße und Neumarkt (C12) unter Leitung von Benedikt Stadler erbrachte unter anderem Relikte eines einschiffigen Holzgebäudes des 14. Jahrhunderts von etwa 7 m Breite und 9 m Länge, dessen Bauweise eine Kombination aus Pfosten und Schwellriegelbau darstellte. Zu gehörig waren ein Lehmfuß boden sowie eine in Bruchsteinen gefasste Feuerstelle. Ein 3,5 m breiter und 8 m lang erhaltener Wassergraben mit Faschinenwerk unter der späteren Klosterquerstraße gehörte zu einem linear verzweigten System von Entwässerungsgräben, die das Areal zwischen Jakobikirche und Theaterstraße durchzogen. Das Grabensystem wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert angelegt und bereits ab der Mitte des 13. Jahrhunderts (Graben Klosterquerstraße) bzw. im ausgehenden 13. Jahrhundert (Graben Neumarkt) wieder
verfüllt. Eine großen Menge von Abfall aus zeitgleichen Nutzungshorizonten, wie sie bei der Verarbeitung von Bauholz anfallen, dokumentieren indirekt den ersten »Bauboom« in Chemnitz.Ebenfalls im Jahr 2001 wurden Teile der ehemaligen Quartiere zwischen Innerer Klosterstraße und Weberstraße bzw. Klosterquerstraße und Jakobikirchplatz unter Leitung von Robin Page und Ralph Hempelmann untersucht (C13). Zu den ältesten Befunden gehören 13 erhaltene Gruben, die bei Vorgängen der Lehmentnahme entstanden oder primär als Abfallgrube angelegt wurden (Abb. 13). Die Fläche der im Umriss ovalen, rechteckigen oder polymorphen Gruben variierte von einem bis zu über zehn Quadratmetern. Drei dieser Gruben waren von der Klosterquergasse überbaut. Gemeinsam mit einer Handwerkergrube, die um 1220/1230 unter anderem mit Metallschlacken verfüllt wurde, sind sie Zeugnisse einer Vorbesiedlung des frühen 13. Jahrhunderts, die sich an dieser Stelle noch vor Herausbildung der durch die Straßen definierten Quartiere befunden hat. Zeitlich zugehörig sind auch hier wiederum lineare Entwässerungsgräben, die möglicherweise Parzellengrenzen markieren. Zwei Befundkomplexe der im Jahre 2001 durchgeführten Grabung Rosenhof 2/Markt 19 (Gaststätte »Türmer«; C14) unter Leitung von KarlHeinz Richter und Klaus Wirth heben sich aus dem in einem Streifen von 5 m Breite und 35 m Länge festgestellten Spektrum der Schichtenabfolgen des ausgehenden 12. bis 15. Jahrhunderts heraus. Über einer älteren Siedlungsgrube angelegt, fand sich die Unterfütterung für eine steinerne Straße, die aus ungespaltenen, entasteten und entrindeten Nadelholzstämmen von maximal 2,5 m Länge und 0,2 m Durchmesser bestand (einer der Stämme datiert 1192[d]).36 Sie waren direkt auf dem Auelehm und im Abstand von 0,2–0,8 m parallel zueinander verlegt (Abb. 14). Die Zwischenräume füllte man mit einer SteinLehmPackung. Die verfestigte Fahrbahn be stand aus einer Lage von Bruchsteinen. Entlang der Südflanke verlief ein Graben, in dessen Verfüllung sich unter anderem Hufeisen und Metallschlacken fanden. Während des 13. Jahrhunderts fanden weitere Fahrbahnerhöhungen statt, bis man im der Parzelle Holzmarkt 3 vorgelagerten Straßenbereich zunächst drei Lehmentnahme und/oder Abfallgruben aushub, die nach ihrer Verfüllung von einem massiven Holzgebäude überbaut wurden. Zwei parallel verlegte Schwellbalken, dachtragende Stämme, horizontale Unterzüge sowie separate Wandpfosten von rechteckigem bis quadratischem
27 Die Befunde und Funde der Grabung C03 sowie der Grabungen C02 und C05 waren Grundlage für zwei erfolgreich abgeschlossene Dissertationsprojekte (Blanc 2005; Fassbinder 2006) sowie einiger Vor und Detailberichte (u.a. Blaich/Herling 1995; Fassbinder 1997; Herling 1998).
28 Fassbinder 2006, S. 188. Die Stadtgründung in der Chemnitzaue datierte die Autorin in das 1. Jahrzehnt des 13. Jahrhundert und damit ausdrücklich nicht mehr in die Regierungszeit Friedrich I. Barbarossa (Fassbinder 2006, S. 75).
29 Fassbinder 2006, S. 85.30 Fassbinder 2006, S. 100.31 Herling 1998, S. 178–186.32 Ein Schwellriegelbau, der von
der Ausgräberin aufgrund eines Dendrodatums ohne Waldkante auf um 1130–1150 datiert wird (Fassbinder 2006, S. 19, 46, 67, 72, 77, 82, 179, 188, 217, 222) ist keineswegs für diese frühe Zeit gesichert: Es handelt sich bei der Probe um ein einzelnes Holz (letzter erhaltener Jahresring 1129) und da aus dem Befund auch keine Keramik geborgen werden konnte, muss die Datierung offen bleiben. Wirth 1998, S. 82 datiert den Befund in das 13. Jahrhundert.
33 Diese und alle folgenden Ausführungen zum Grabungsgeschehen und zu den Ergebnissen der archäologischen Untersuchungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen seit 1994 sind – wenn nicht gesondert zitiert – im Wesentlichen den beiden Aufsätzen von Klaus Wirth (Wirth 1998; ders. 2002) entnommen.
34 Vgl. auch SchwerdelSchmidt/Niederfeilner,1995a; dies. 1995b, die den Befund trotz eindeutig datierender Keramikfunde aus der Zeit um 1200 fälschlicherweise in das späte 13. Jahrhundert datierten.
35 Herling/Hiptmair/Gebhardt 1996.
36 Vgl. hierzu jüngst auch Beer 2010, S. 20.
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Abb. 14:Chemnitz, Grabung Rosenhof2/Markt 19 (C-14), Straßenunterfütterungaus Nadelholzstämmenaus der Zeit um 1192 (d), Aufnahme 2001.
Querschnitt (Bauhölzer 1279/1280[d]) bildeten die Basis für ein mindestens 6,3 m langes und 2 m breites Gebäudes. Dung/Mistlagen, große Mengen Produktionsreste und Werkzeuge des metall und holzverarbeitenden Handwerks (Säge, Nägel, Hufeisen, Schmiedeschlakken, Meißel, Spitzgeräte, Dauben, Teil eines Wagenrades) im Gebäudeinnenraum lassen ein Stallgebäude mit Wagnerei und integrierter oder nahe gelegener Schmiede vermuten. Bereits im 14. Jahrhundert wurde das Gebäude wieder zugunsten einer erneuten Straßenführung abgerissen, die sich dann bis in die Moderne kontinuierlich fortgesetzt. Vergleicht man die Niveaus der ältesten Straße des ausgehenden 12. und der des 21. Jahrhunderts, so erhöhte man in etwa 800 Jahren das Gelände um bis zu 2,16 m.Im Jahre 2006 erfolgte die Fußbodenerneuerung der Johanniskirche vor der Stadt. Die baubegleitenden Untersuchungen unter Leitung von Yves Hoffmann (C18) waren mit der Hoffnung verbunden, einige der offenen stadtgeschichtlichen Fragen zum Areal der Johanniskirche (siehe oben) klären zu können. Aufgrund der vorgegebenen nur sehr geringen Baugrubentiefe konnten jedoch keine hochmittelalterlichen Befunde erfasst werden.
Zusammenfassung
Aus archäologischer Sicht und ergänzt durch naturwissenschaftliche Datierungen lässt sich aufgrund der hier in aller Kürze vorgestellten archäologischen Untersuchungen, in denen signifikante Siedlungsbefunde aus dem späten 12. und dem 13. Jahrhundert unter anderem zum Parzellengefüge und zur Bebauung, zur
Wasserver und Entsorgung, zu Straßen und Wegetrassen und Handwerksbetrieben sowie Teilen der Stadtbefestigung festgestellt werden konnten, für die Frühzeit von Chemnitz folgendes Bild entwickeln: Als Ausgangs und Mittelpunkt der Aufsiedlung kann der Bereich um Markt und Jakobikirche angesprochen werden. An den Marktseiten lagen die längsten Parzellen und an seiner Südseite konnten die ältesten Gebäude ausgemacht werden. Hier waren überwiegend Handwerker und Kaufleute ansässig (C14, C05, C09, C10). Auf dem hoch anstehenden Gelände zwischen Markt und Holzmarkt sowie südlich davon wurde über noch früheren, jedoch schwer zu fassenden Siedlungsresten nach 1192 eine steingepflasterte Straße mit einem HolzSteinFundament gebaut (Abb. 14). Darüber wurde 1279/80 ein massives Holzgebäude errichtet, das vermutlich sowohl als Stall als auch für handwerkliche Zwecke zur Metall und Holzverarbeitung genutzt wurde. Auch die Lange Straße wird im frühen 13. Jahrhundert (um 1202 [d]) über älteren Siedlungsrelikten (Gruben, Kulturschichten, Holz in Verfüllung 1201[d]) angelegt, die dem späten 12. Jahrhundert angehören dürften. Die Fundamentierung dieser Straßen scheint demnach Abbruchhölzer noch älterer Gebäude zu enthalten, die bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts innerhalb der Chemnitzer Altstadt standen. Hingegen scheint in den Quartieren nördlich der Jakobikirche (C12, C13) die Bebauung ausweislich der archäologischen Funde zum Teil erst nach 1220/30 einzusetzen. Vor diese Zeit datieren Meliorationsmaßnahmen mittels breiter, tiefer Gräben (Abb. 12a, 12b) und/oder Grabensysteme (auf C03 wurden dafür verwendete hölzerne Rohrleitungen freigelegt), die aufgrund häufiger Überschwemmungen durch Chemnitzfluss und Gablenzbach vor der Anlage und Bebauung von Parzellen erforderlich wurden. Auf der Grabung Volksbank (C02) – ebenfalls nördlich von St. Jakob gelegen – wurden jedoch Befunde aus der Zeit um 1200 erfasst (siehe oben) – hier liegen leider keine Hölzer für dendrochronologische Untersuchungen vor. Die zur Bebauung ausgewählten Areale wurden zudem durch Auftrag von Erdreich, Kies und organischen Materialien erhöht. Kanäle, Zäune und Mäuerchen dienten als Parzellengrenzen. Man errichtete Schwellriegel, Ständerbohlen, Fachwerk, Pfosten und Blockhäuser, die nach dem Ergebnis dendrochronologischer Untersuchungen die bisher ältesten Baustrukturen in der Chemnitzaue darstellen.37 Eindeutige Be bauungsspuren aus der Zeit vor 1180 liegen bislang nicht vor. Die Bevölkerungsdichte stieg
37 Fassbinder 2006, S. 100.38 Fassbinder 2006, S. 47–4839 Fassbinder 2006, S. 178.40 Zur Entstehung 2002.41 Kobuch 2002, S. 32.42 Vgl. auch Wirth 2002, S. 88,
103, 105f.43 Wirth 2002 , S. 106.
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offenbar rasch an, denn noch im 13. Jahrhundert mussten manche Grundstücke in Nähe des Marktes geteilt werden, um mehr Wohnraum zu schaffen.38 Komplett bebaut war die ummauerte Stadt allerdings wohl erst im 14. Jahrhundert. Die im 13. Jahrhundert errichtete Stadtmauer wurde spätestens im 15. Jahrhundert um eine Zwingermauer mit Bastionen (Abb. 10), einen Stadtgraben und eine Stadtgrabenmauer verstärkt.An dieser Stelle ist eine archäologischquellenkritische Anmerkung unerlässlich: Die alleinige Berücksichtigung der verhältnismäßig seltenen frühen Dendrodaten aus dem Chemnitzer Stadtkern führt möglicherweise zu einem verzerrten Bild der Stadtgenese, da das keramische Fundmaterial nie so genau zeitlich eingeordnet werden kann und beispielsweise für die Gefäßreste aus der Zeit »um 1200« ein Zeitraum von um 1170/80 bis um 1210/20 zu veranschlagen ist. Somit ist es beim derzeitigen Kenntnisstand nicht möglich, den Siedlungsbeginn auf den Arealen ohne Holzerhaltung mit der wünschenswerten Datierungsschärfe anzugeben. Das betrifft nicht zuletzt auch große Grabungsflächen wie die »Rathauspassage« (C03), wo es entgegen der Interpretation der Ausgräberin durchaus möglich ist, dass Befunde aus der Zeit vor 1200 erfasst wurden.39 Von dieser Grabung liegen aus dem hohen Mittelalter lediglich zwei Dendrodaten von 1210 und 1222 (sowie das Holz ohne Waldkante von »nach 1129«) vor. Von der Grabung Am Markt (C05) sind es acht Dendrodaten von denen lediglich zwei vor 1200 datieren (1180 und 1192) und von der Grabung Kaufhof (C10) sind es elf hochmittelalterliche Dendrodatierungen, von denen vier in die Zeit vor 1200 gehören (1189, 1192, 1195 und 1197). Hier kommen weitere fünf Dendrodaten ohne Waldkante hinzu, von denen wiederum drei noch in das 12. Jahrhundert gehören könnten (nach 1160, nach 1190 und nach 1198). Diese Auflistung zeigt, dass die dendrochronologische Datenbasis für Chemnitz durchaus nicht so gut ist, wie man aus den zusammenfassenden Aufsätzen von Klaus Wirth herauslesen könnte. Andererseits kann die Bedeutung der dendrochronologisch untersuchten Hölzer nicht hoch genug eingeschätzt werden, ist doch mit diesen der zweifelsfreie Nachweis der Gründung der Stadt in der Chemnitzaue in die Zeit vor 1200 überhaupt erst möglich geworden. Gleichwohl sind alle bisher vorgetragenen archäologischen Hypothesen zur Siedlungsentwicklung innerhalb der Rechtsstadt von Chemnitz, an die wir uns in dem Aufsatz zum Teil angeschlossen haben, mit Vorsicht zu behandeln. Nicht nur aus diesem Grunde muss
künftig der noch ausstehenden umfassenden Aufarbeitung einiger großflächiger Grabungen in der Chemnitzer Innenstadt (insbesondere C10, C12, C13) erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Fazit: Wann und von wem wurde die Stadt Chemnitz gegründet?
Infolge der umfangreichen archäologischen Untersuchungen konnten den lange Jahre offenen Fragen der städtischen Frühgeschichte entscheidend näher gekommen werden. Den Forschungsstand zu Beginn des neuen Jahrtausends markiert ein vom Stadtarchiv Chemnitz im Jahre 2002 herausgegebener Tagungsband.40 Allerdings haben sich einige der Protagonisten bis heute nicht von dem Trugschluss der angeblichen Siedlungsleere vollständig lösen können, der ja einen wesentlichen Teil der Stadtentstehungshypothesen überhaupt erst möglich gemacht hat. So bietet insbesondere Kobuch erneut ein Modell, das als überholt gelten kann, indem er allein an Philipp als möglichem Stadtgründer festhält.41 Das Problem bei der Festlegung auf einen Stadtgründer ist vor allem der ungemein enge zeitliche Rahmen, der von den letzten Regierungsjahren Friedrichs I. Barbarossa in den 80erJahren des 12. Jahrhunderts, der Regierungszeit Kaiser Heinrichs VI. von 1190 bis 1197 sowie den ersten Regierungsjahren Philipps nach 1198 umschrieben werden kann. Wie oben dargestellt, ist es in aller Regel unmöglich, innerhalb eines solch engen Zeitraums von maximal zwei Jahrzehnten anhand der Keramik Unterschiede im archäologischen Fundmaterial sicher zu bestimmen. Hier können neben vergleichenden stadtgeschichtlichen Analysen nur dendrochronologische Datierungen von ergrabenen Bauhölzern weiterhelfen. Anhand der oben genannten dendrochronologischen Daten aus den 80er und 90erJahren des 12. Jahrhunderts,42 kann inzwischen Philipp als Stadtgründer ausgeschlossen werden. Das trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf den ab 1190 regierenden Heinrich VI. zu.Klaus Wirth hat sich vor dem Hintergrund der von Norbert Oelsner erzielten Ergebnisse (siehe oben) und anhand der archäologischen Befundlage explizit für den im Jahre 1190 gestorbenen Friedrich I. Barbarossa als »Initiator der Stadtgründung in der Chemnitzaue« ausgesprochen, wenngleich »ein solcher Akt in die Spätjahre seiner Regentschaft fällt.«43 Auch Volkmar Geupel vertritt eine solche Inter pre tation, wenngleich dessen Formulierung
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Abb. 15: Chemnitz, Innere Kloster-straße 1 (Agricolahaus), schlanker Krug aus Walden-burger Steinzeug, erhaltene Höhe 32,5 cm, 14./15. Jahr-hundert.
Abb. 16 links:Chemnitz, Benediktiner-kloster (C-01), Krug mit Rankendekor nach rheini-schem Vorbild aus Waldenburger Steinzeug, Höhe 21,8 cm, erste Hälfte 16. Jahrhundert.
Abb. 17 rechts:Chemnitz, Lohstraße/ Kirchstraße, nördlich der Kreuzung, Krug aus mal-horndekorierter Irdenware, Höhe 22,8 cm, zweite Hälfte 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts.
aufgrund der oben dargestellten noch vorhandenen Unsicherheiten zu Recht etwas zurückhaltender ausfällt.44 Die jüngste45 umfassende Darstellung der Chemnitzer Frühgeschichte geht auf Oelsner zurück, der die Anfänge beiden Schwesterstädte Zwickau und Chemnitz noch einmal umfassender untersucht hat und dabei hinsichtlich der vorstädtischen Johanniskirche als Filialkirche von St. Jakobi und der Frage einer Burg in Chemnitz unter Berücksichtigung von älteren Thesen zum Roten Turm und zum Hohen
Turm zu wichtigen neuen Erkenntnissen kam.46 Grundsätzlich sieht er seine Ergebnisse durch die Archäologie bestätigt und datiert die »Anfänge der Chemnitzer Rechtstadt […] wohl in die 1180erJahre«.47 Dieser Auffassung hat sich prinzipiell jüngst auch Matthias Untermann in einer wichtigen Untersuchung angeschlossen.48 Somit kann für die Frühgeschichte festgehalten werden, dass sich die Analyse Walter Schlesingers, nach der Friedrich I. Barbarossa unabhängig vom Benediktinerkloster die Stadt in der Chemnitzaue gegründet habe, als richtig herausgestellt hat. Dies erfolgte jedoch mit relativer Sicherheit nicht bereits um 1165 sondern erst etwa zwei Jahrzehnte später. Damit ist auch die Suche nach einer um 1170 bei der Johanniskirche gegründeten Stadt hinfällig, zumal diese These allein aufgrund mangelnder archäologischer Quellenkritik hat entstehen können. Offen bleibt hingegen die Frage nach dem Vorhandensein einer älteren klösterlichen Marktsiedlung, zumal auch systematische Suchschnitte in und bei der Nikolaikirche bislang ergebnislos geblieben sind.49
Sachkultur aus Chemnitz – ausgewählte Beispiele
Im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen im mittelalterlichen Stadtgebiet von Chemnitz wurden seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere Hunderttausend Funde geborgen. Insbesondere Haushaltskeramik aber auch die wesentlich selteneren Gläser oder Trachtbestandteile aus Metall vermitteln uns heute tiefe Einblicke in die Lebenswirklichkeit der dama
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Abb. 18: Chemnitz, Benediktiner-kloster (C-11), profilierte Schnalle aus einer Kupfer-legierung, Länge 5,6 cm, zweite Hälfte 13. Jahr-hundert.
Abb. 19:Chemnitz, Rathausstraße (C-10), Schnalle aus einer Kupferlegierung, Länge 3,0 cm, 13./14. Jahrhundert.
Abb. 20:Chemnitz, Markt 19/Rosenhof 2 (C-14), Wellrandhufeisen, Eisen, Länge 11,0 cm, 13. Jahrhundert.
ligen Stadtbewohner. Metallfunde sind insgesamt recht selten anzutreffen, da schon während des Mittelalters mit einem Rohstoffrecycling zu rechnen ist. Ausgewählte Gegenstände des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit sollen hier vorgestellt werden.Zu der qualitätvollen Keramik des späten Mittelalters gehört Steinzeug aus dem sächsischen Waldenburg, Landkreis Zwickau. Seit der Zeit um 1300 wurden dort vornehmlich Krüge und Kannen für den regionalen und überregionalen Absatz produziert. Waldenburger Gefäße erfreuten sich in einem Gebiet, das von Ungarn über Österreich und Mitteldeutschland bis nach Norddeutschland und Skandinavien reicht, großer Beliebtheit. Eine typische Form des 14. und 15. Jahrhunderts sind schlanke Krüge mit geriefter Wandung und Bauchdelle (Abb. 15). Diese Gefäße werden auch nach Jacoba von Bayern (*1401, †1436) als Jacobakannen benannt. Auf einem Schloss der Wittelsbacherin in den Niederlanden wurden im 19. Jahrhundert derartige »JacobaKannen« erstmals ausgegraben. Nicht nur die Namensgebung kommt aus dem westlicheren Europa in den mitteldeutschen Raum. Die Grundform der Gefäße wie auch verschiedene Dekore sind dem Rheinland als einem zweiten wichtigen Steinzeugproduktionsgebiet entlehnt. Ein weiterer Steinzeugkrug (Abb. 16) trägt auf der Außenseite applizierte Ranken mit gemodelten Blüten und Eicheln. Dieser Dekor kommt in annähernd identischer Ausformung auf Gefäßen der Kölner Steinzeugtöpfer aus der ersten Hälfte bis Mitte des 16. Jahrhunderts vor.50 In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird die Malhorndekoration von Keramik modern. Vornehmlichen wurden Teller und Krüge aufwendig mit Darstellungen von Hirschen, Früchten, später auch von Schriftzügen dekoriert. Ein Krug des frühen 17. Jahrhunderts (Abb. 17) wurde in der Chemnitzer Lohstraße gefunden. Das Gefäß zeigt einen singulären Dekor: dargestellt werden Krückenkreuze, Baum und Traubenmotive.51 Zu den bedeutendsten Metallfunden aus Chemnitz gehört eine Schnalle mit profiliertem Rahmen (Abb. 18) aus der Verfüllung einer Grabgrube im Chemnitzer Benediktinerkloster. Vergleichbare Exemplare wurden im Raum Berlin, Brandenburg und in Höxter (Weserbergland) gefunden. Wahrscheinlich gehörte der Trachtbestandteil zu einem Männergürtel der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zu einem wesentlich schmaleren Frauengürtel könnte eine Schnalle (Abb. 19) von der Ausgrabung in der Rathausstraße
gehören. Schnallen mit Profilierungen des Rahmens sind typische modische Erscheinung des 13. und 14. Jahrhunderts im gesamten europäischen Raum. Vergleichbare Schnallen sind in der mittelalterlichen Steinplastik zu finden. Anzuführen sind die Klugen und Törichten Jungfrauen am Paradiesportal des Magdeburger Doms aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die fast bis zum Boden reichende prunkvolle Gürtel tragen.52 Ein eisernes Hufeisen von der Großparzelle Markt 19/Rosenhof 2 zeigt einen besonders für das 13. Jahrhundert typischen gewellten Außenrand und rechteckigen Nagellöchern (Abb. 20). Der Hufbeschlag wurde offenbar samt den Nägeln verloren. Vergleichbare Stükke können in der mittelalterlichen Großplastik beobachtet werden. Beispielsweise wurde das Pferd des »Bamberger Reiters« im dortigen Dom aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit derartigen Eisen beschlagen.53
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44 Geupel 2002, S. 122.45 Hingegen übersieht Michae
la Jansen die entscheidenden Ergebnisse des Historikers Norbert Oelsner und kommt so zu einem falschen Bild sich angeblich widersprechender Interpretationen von Archäologen und Historikern hinsichtlich der Chemnitzer Frühgeschichte (Jansen 2009, S. 92–96). Vielmehr ist Chemnitz im Gegensatz zur Zielrichtung von Jansens Aufsatz ein Paradebeispiel für eine langjährige beispielhafte interdisziplinäre Forschungen und die damit mögliche gegenseitige Befruchtung der einzelnen Fachdisziplinen (wenngleich mit Kobuch der von Jansen angeführte Historiker die Ergebnisse der anderen Disziplin nicht zur Kenntnis nimmt).
46 Oelsner 2013, S. 119–130 (zur Jakobikirche S. 122f.; zur »Burg« S. 124–130).
47 Oelsner 2013, S. 123.48 Untermann 2011, S. 412–
414. – Die Interpretation des Autors, nach denen zwar um 1180 eine Stadt gegründet worden sei, diese aber erst um 1200 die Gestalt der geplanten Stadt erhielt, ist angesichts der Befundlage jedoch sehr fraglich. Auch hier scheint eher der Forschungsstand ein so nicht zutreffendes Bild zu suggerieren: Angesichts der relativen Seltenheit von dendrochronologisch datierbaren Hölzern ist eine Überlieferungslücke viel wahrscheinlicher, denn eine Überprägung älterer Strukturen und Umplanung der Stadtanlage ist in der Form wie von Untermann dargestellt nicht belegt. Dem steht auch die sekundäre Verwendung von Hölzern nicht entgegen.
49 Vgl. zuletzt zusammenfassend Geupel 2002, S. 118f.
50 Vgl. Krabath 2012, S. 266–268, 284–292, 326 f. mit älterer Literatur. Zum Fund: Geupel/Hoffmann 1994b, S. 171, Abb. 184.
51 Vgl. allgemein Stephan 1987, zum Fund Mechelk 1963, S. 165, Abb. 26.
52 Heindel 1990, S. 52, Kat.Nr. 247–252, Krabath 2001, Band 1, S. 146, Karte 30.
53 Clark 1995, S. 75–100, besonders S. 92, Abb. 75.
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WIRTH 2002: Wirth, Klaus: Die Altstadt von Chemnitz im Hochmittelalter: Darstellung der Stadtentstehung anhand archäologischer Befunde. In: Zur Entstehung 2002, S. 88–107.
Zur Entstehung 2002: Zur Entstehung und Frühgeschichte der Stadt Chemnitz. Kolloquium des Stadtarchivs Chemnitz, 24. April 2002. = Aus dem Stadtarchiv Chemnitz 6 (2002).
Abbildungs-nachweis
1 Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden;
2 nach Wirth 2002, ergänzt von Fanet Göttlich und
Yves Hoffmann, Landesamt für Archäologie Sachsen;
3, 7–14 Landesamt für Archä ologie Sachsen; 4 nach Richter
1978b; 5, 6 Yves Hoffmann, Landesamt für Archäologie
Sachsen; 15–17 Stefan Krabath, Landesamt für Archäologie
Sachsen; 18 Herbert Boswank, Landesamt für Archäologie
Sachsen; 19, 20 Ursula Wohmann, Landesamt für
Archäologie Sachsen.
Autoren
Dr. Christiane HemkerDr. Yves HoffmannDr. Stefan KrabathLandesamt für Archäologie SachsenZur Wetterwarte 701109 Dresden