Materialien für einen Dialektatlas von Nordost-Marokko, I,1
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estudios de dialectología norteafricana y andalusí 9 (2005), pp. 7-72 MATERIALIEN FÜR EINEN DIALEKTATLAS VON NORDOST-MAROKKO I: TIERNAMEN, TEIL 1: EINLEITUNG, TRANSKRIPTION, ORTSNAMENVERZEICHNIS, KARTEN PETER BEHNSTEDT Mein Projekt eines marokkanischen Dialektatlasses, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von 1999 bis 2001 gefördert wurde, musste leider frühzeitig abgebrochen werden, da die Gutachter der DFG der Meinung waren, meine Methodik sei nicht innovativ genug. Honi soit qui mal y pense! Die innerhalb des Projektrahmens und danach im ganzen Land gesammelten Materialien sind bislang nur unzulänglich aufgearbeitet. U.a. in Hinblick auf den Wortatlas der arabischen Dialekte (WAD) erschien es mir nun angebracht, zunächst einmal die lexikalischen Formen aus Nordostmarokko aus eigenen Erhebungen zu sichten. Nachdem jedoch auch Materialien aus dem Nordwesten, zumeist aus anderen Quellen, vorliegen, hielt ich es für sinnvoll, diese zum Vergleich miteinzubeziehen. Ich habe mir nun allerdings fürs erste nicht die Mühe gemacht, jede einzelne Quelle, die zum Norden vorliegt. etwa ältere oder auch unpublizierte Arbeiten zu suchen und mitzuberücksichtigen. Im Titel heisst es “Materialien” und primär han- delt es sich dabei um von mir gesammelte neuere Materialien, die hier vorgestellt werden sollen. Sie sind das Material für einen arabischen Regionalatlas des Nordostens, sie mögen als Ausgangspunkt für einen noch zu erstellenden Gesamtatlas des Nordens oder auch ganz Marokkos dienen, aber auch als Vorarbeit für den WAD. Es versteht sich von selbst, dass nicht für jeden eingetragenen Punkt immer die Daten vorliegen. Dies hängt einmal damit zusammen, dass in neueren Quellen etwa zu Chefchaouen, Anjra oder in der Arbeit von Heath viele der von mir erhobenen Formen nicht vorliegen, aber auch damit dass Befragungen mangels Forschungsgenehmigung abgebrochen werden mussten, dass manchmal nur ganz wesentliche Punkte aus Zeitmangel (seitens der Informanten) erfasst werden konnten, bisweilen mit Bauern auch nur landwirtschaftlicher Wortschatz usw. usf. Auch berberische Materialien, die gesammelt wurden, werden mitberücksichtigt. Die Grenze zwischen nordost-marokkanischen Dialekten hilalischen Typs und prähilalischen (Jbala-Dialekte, Stadtdialekte) sowie hilalischen Dialekten des Nord- westens liegt in ungefähr zwischen den Punkten 108 und 109. Die hilalischen Dia- lekte des Nordostens sind von hilalischen des Nordwestens verschieden, nicht zuletzt, weil einige der Stämme des Nordostens aus Algerien stammen. Zur Transkription: Zum Problem von “Langvokalen”, “Vollvokalen” und “Kurz- vokalen” im marokkanischen Arabisch habe ich mich schon mehrmals geäussert.
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estudios de dialectologíanorteafricana y andalusí9 (2005), pp. 7-72
MATERIALIEN FÜR EINEN DIALEKTATLAS VON NORDOST-MAROKKOI: TIERNAMEN, TEIL 1: EINLEITUNG, TRANSKRIPTION,
ORTSNAMENVERZEICHNIS, KARTEN
PETER BEHNSTEDT
Mein Projekt eines marokkanischen Dialektatlasses, das von der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) von 1999 bis 2001 gefördert wurde, musste leiderfrühzeitig abgebrochen werden, da die Gutachter der DFG der Meinung waren,meine Methodik sei nicht innovativ genug. Honi soit qui mal y pense! Dieinnerhalb des Projektrahmens und danach im ganzen Land gesammeltenMaterialien sind bislang nur unzulänglich aufgearbeitet. U.a. in Hinblick auf denWortatlas der arabischen Dialekte (WAD) erschien es mir nun angebracht,zunächst einmal die lexikalischen Formen aus Nordostmarokko aus eigenenErhebungen zu sichten. Nachdem jedoch auch Materialien aus dem Nordwesten,zumeist aus anderen Quellen, vorliegen, hielt ich es für sinnvoll, diese zumVergleich miteinzubeziehen.
Ich habe mir nun allerdings fürs erste nicht die Mühe gemacht, jede einzelneQuelle, die zum Norden vorliegt. etwa ältere oder auch unpublizierte Arbeiten zusuchen und mitzuberücksichtigen. Im Titel heisst es “Materialien” und primär han-delt es sich dabei um von mir gesammelte neuere Materialien, die hier vorgestelltwerden sollen. Sie sind das Material für einen arabischen Regionalatlas desNordostens, sie mögen als Ausgangspunkt für einen noch zu erstellendenGesamtatlas des Nordens oder auch ganz Marokkos dienen, aber auch als Vorarbeitfür den WAD. Es versteht sich von selbst, dass nicht für jeden eingetragenen Punktimmer die Daten vorliegen. Dies hängt einmal damit zusammen, dass in neuerenQuellen etwa zu Chefchaouen, Anjra oder in der Arbeit von Heath viele der vonmir erhobenen Formen nicht vorliegen, aber auch damit dass Befragungen mangelsForschungsgenehmigung abgebrochen werden mussten, dass manchmal nur ganzwesentliche Punkte aus Zeitmangel (seitens der Informanten) erfasst werdenkonnten, bisweilen mit Bauern auch nur landwirtschaftlicher Wortschatz usw. usf.
Auch berberische Materialien, die gesammelt wurden, werden mitberücksichtigt.
Die Grenze zwischen nordost-marokkanischen Dialekten hilalischen Typs undprähilalischen (Jbala-Dialekte, Stadtdialekte) sowie hilalischen Dialekten des Nord-westens liegt in ungefähr zwischen den Punkten 108 und 109. Die hilalischen Dia-lekte des Nordostens sind von hilalischen des Nordwestens verschieden, nichtzuletzt, weil einige der Stämme des Nordostens aus Algerien stammen.
Zur Transkription: Zum Problem von “Langvokalen”, “Vollvokalen” und “Kurz-vokalen” im marokkanischen Arabisch habe ich mich schon mehrmals geäussert.
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Ich bleibe bei Längen und Kürzen. Wahrscheinlich werden sich aber die Berbero-logen wegen meiner Transkriptionen die Haare raufen.
Das Problem, das sich mir gestellt hat, ist einerseits der Minimalismusberberologischer Transkriptionen mit nur drei “Vollvokalen” /a/, /i/, /u/ und einemKurzvokal, dem Schwa, das von den einen geschrieben wird, von anderen nicht,etwa nicht in lm∂®st “Schule”, bdd “stehen”, qqn “schliessen”. Die Phonetik fälltdabei unter den Tisch. Je nach Schule wird “das Marokkanisch-Arabische”genauso hyperphonologisch transkribiert, etwa von Heath. Hält man sich an dieseSchule, dann ergeben sich keine Probleme für die jeweiligen Transkriptionen. EineForm [m‚!da:mt ‚l Óe:†a:n] “Gecko”, die in arabischen und berberischen Dialektenvorkommt und gleich lautet, wird dann als mÛdamt l-˙i†an geschrieben. Ob eineForm wie “Affe” in einem beliebigen arabisch-marokkanischen Dialekt [q"rd],[q°rd], [qerd], [qe:rd] oder [q‚rd] lautet, ist dann gleichgültig, es wird nur /qrd/geschrieben und ein Unterschied zum berberischen /lqrd/ besteht dann nur darin,dass das Berberische die Form mit dem arabischen Artikel übernommen hat.
Der Reichtum des Kurzvokalismus in den Jbala-Dialekten und die Tatsache, dassin Nordost-Marokko Dialekte mit einem dreistufigen System der Kurzvokalevorliegen und einem System von fünf Langvokalen, würden damit vor lauterSystematisierung untergehen. Gewiss könnte man die Längen manchermarokkanisch-arabischer Dialekte [a:], [e:], [i:], [o:], [u:] als Vollvokale /a/, /i/, /u/schreiben, wobei stillschweigend vorausgesetzt würde, dass bei hinteren Konso-nanten für /i/ und /u/ die Allophone [e:] und [o:] stehen und man könnte derphonetischen Genauigkeit halber auch Kurzvokale schreiben und diese mit einemKringel
^ versehen, doch würde man so im Verhältnis zu anderen arabischen Dia-lekten mit den Schreibungen /å/ - /a/, // - /i/, /Â/ - /u/ etc. eine Unterscheidungeinführen, die garnicht existiert. “Alt” und “er war” würde man folglich als /qdim/,/kan/ schreiben und diese stünden anderen maghrebinischen oder ostarabischen/qdm/, /kån/ gegenüber, wobei die Formen gleich lauten. Das wäre arabis-tischerseits inkonsequent. Die Einführung von Kürzen mit Kringel wäre überdieszu kompliziert. Meine Zeichensätze, die ich im Graphikprogramm verwende, ent-halten keine Zeichen mit Kringel, sie müssten also jedes Mal manuell eingefügtwerden. Das ist viel zu zeitraubend.
Prinzipiell schreibe ich arabische Formen allophonisch. Wenn ein Schwa ge-schrieben wird, so steht es immer für den phonetischen Wert [‚], wobei ich darun-ter bisweilen Lautungen wie die eines kurzen offenen deutschen [°] subsumierthabe, etwa bei [!°r˘] “Welpe”, jedoch nie [a] oder [u].
Das Problem, das sich nun aber andererseits stellt, ist, dass, was im Arabischennun mit /å/ geschrieben wird, im Berberischen gemeinhin mit /a/ notiert wird,obwohl auch hier wiederum gleiche Lautungen vorliegen. Sind die berberischenFormen grundsätzlich von arabischen Formen verschieden, so habe ich mich an diegängigen Transkriptionen des Berberischen gehalten, schreibe aber das Schwa. Isteinmal eine Form für das Arabische eingeführt, so wird dasselbe Symbol auch fürdas Berberische benutzt, wenn eine phonetisch identische Form vorliegt. DieBerberologen mögen sich einfach die Längungsstriche und die Schwas wegdenken!
Bisweilen erschien es mir angebracht, berberische Formen mehr allophonisch zuschreiben, also, wenn etwa phonetisch ein [e:] oder [o:] zu hören war, die nicht
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automatisch anhand von Umgebungsregeln erklärt werden können. Auch bedingt/r/ in gewissen berberischen Dialekten eine Längung des folgenden Vokals, meisteines [a], und ist vielfach dann auch geschwunden, etwa in lqard “Affe” [lqa:rd]oder rqa¤ [rqa:¤]. Um diesen “Vollvokal” /a/ von der phonetischen Realisierungeines Schwas als kurzes [a] zu unterscheiden, wurde letzteres mit einem Kür-zungskringel versehen. Ähnliches gilt auch für Schreibungen mit /u/ als Vollvokalund [u] mit Kringel als Realisierung eines Schwas in labialer Umgebung. Wie je-der Kompromiss ist die von mir gewählte Lösung der Transkriptionen unbe-friedigend.
Untersuchungspunkte: Untersuchungspunkte aus der Literatur sind mit **gekennzeichnet, mit * wenn sie auch von mir erfasst wurden. BerberischesSprachgebiet ist mit einer gestrichelten Linie gekennzeichnet. Bei Punkt Nr. 42handelt es sich um eine arabische Sprachinsel. In Punkt 81 wird sowohl Berberischals auch Arabisch gesprochen. Die arabischen Formen stehen unter der Ziffer, dieberberischen darüber. In Punkt 120 ist das Berberische rückläufig, es wurden dortvor allem arabische Formen erfasst. Die arabische Form steht oberhalb, dieberberisch unterhalb von 120.
NNNNoooorrrrddddmmmmaaaarrrrooookkkkkkkkoooo UUUUnnnntttteeeerrrrssssuuuucccchhhhuuuunnnnggggssssppppuuuunnnnkkkktttteeee
Nr. Name Nr. Name
1 Tanger** 65 Slås**2 Anjra** 66 ∏®åga**3 Bni ©ArÂs** 67 Taounate**4 Bni Áassån** 68 Am†∆år5 Tetouan* 69 Kåf El-Ôår**6 Am†iqan/Ghomara* 70 Bni Fråsen7 Larache* 71 l-GÂzåt8 Chefchaouen** 72 Båb MrÂÛ**9 Bni Zd 73 ©Ayn Tlå⁄a10 Duwwå® Aznåd 74 Sidi Belqasem11 Êallamzåla/Mtwa** 75 Wlad Áannaw12 Í‚n˙åÛa du Srair** 76 Wlåd Slmån13 Ouriaghel** 77 Frma Dubois14 Iboqqoyen** 78 Tåwrrt15 Touzine** 79 L‚-g†„†‚r16 Duwwar Ifassiyen 80 Mla∆laz17 Bni Êiyyeb 81 La©yÂn
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18 Duwwar Ayt Rahhu 82 π-∏råy‚©19 Bni Sider** 83 M‚stigmar20 Nador** 84 Sdi MÂsa21 Bu ©†iya 85 Bu Rdm22 Sidi Brahim 86 N©„ma23 Duwwar l-Qßiba 87 Bni MmÂn24 SÂq l-arb©a 88 M‚stf‚rki25 MaßmÂda 89 Sdi MÂsa26 Wazzån 90 Tlåta w Tlåtn27 Duwwår Aznad 91 Twst28 Bni A˙mad 92 Bu Bk‚r29 Rhåwa** 93 Wåd Ámer30 Bni Zeroual** 94 Rabat31 Bni Ouriaghel** 95 Zaër**32 Ghafsay** 96 Sdi Qås‚m*33 Êåh‚r SÂq 97 Meknes34 Wad Muπw‚n 98 l-Mhåya**35 Bni ©Ammart** 99 Fes*36 AÛdir 100 Wlåd ‚l-ÁaÛÛ**37 Tizi Ouzli 101 Áadd Zbåy‚r38 Aknoul 102 Bni L‚nt39 Zriga 103 Wåd Amll40 ©Ayn Zu®a 104 Sdi M˙amm‚d41 Tastfaπt 105 Båb BÂdr42 Íabra/Settout 106 Smi©a43 Áasi B‚rkan 107 Tåza44 Aklim 108 Zråhna45 Massin 109 Duwwår l-‚˙måziÊ∆za46 A©bid 111 Ôaffla47 A˙fr 112 Zbår48 z-Zåwya 113 ©Ayn Fr„†„sa49 Tafu∆alt 114 Debdou50 Wlåd ‚l-Gådi 115 Bni KÂlål51 Í‚fru 116 Wlåd MÂsa
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52 Bni Musi 117 Tånzart53 Sidi Bu Hriya 118 Sidi Sma©in54 l-‚Bßåra 119 l-A©tåmna55 Bni Drår 120 Gåfayt56 B ∏††å† 120a La©winat57 Oujda 121 Duwwår il-Ma©åbda58 Beduinen/Oujda 122 Bni Bu Ma†har59 Kenitra 123 Bni Riyyes60 ©Ayn Dfåli 124 l-Gå©da61 ¯urf l-M‚l˙ 125 MrÛa62 ©Åm‚r 126 Tån‚xluft63 Qßar Fiπtåla**64 Jåya**
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In this article and following ones I want to present research materials on mainlyArabic and some Berber dialects from north-eastern Morocco which could be thebasis for a regional dialect atlas of this area. For comparison I have added somematerials from the north-west of the country. In this first article on the designationsof animals 58 maps will be presented as well as a short introduction and remarkson my transcriptions, which are allophonic. In a second part the bibliography andcommentaries will be given.
With respect to the project of the WAD (Wortatlas der arabischen Dialekte) thelegends are already written in five languages.
(Ende von I, Teil 1)
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