Karl Kratochwill - Marina Kaltenegger: Schloss Schönbrunn, Untersuchung der Vergoldungen in den...
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Schloss Schönbrunn
CHINESISCHE KABINETTE
Untersuchung der Vergoldungen
von
Maria und Karl Kratochwill, Vergoldungen
Dr. Marina Kaltenegger, Recherche und Dokumentation
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 2
Titelbild: Ansicht des Rundkabinetts von Franz Heinrich um 1855-60.
Abb. aus: Eva B. Ottillinger, Lieselotte Hanzl, Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des
Wiener Hofes im 19. Jahrhundert und die Wiener Kunstgewerbereform (Museen des
Mobiliendepots 3), Wien Köln Weimar 1997, Farbtafel XXX, 59.
Copyright für Text und Fotos (wenn nicht anders bezeichnet):
Maria Kratochwill Vergoldungen, Restaurierungen
Adamsgasse 5
1030 Wien
Tel: +43 1 718 88 20
Fax: +43 1 718 81 20
Mobil: 0664 420 78 01
e-mail: [email protected]
Dr. Marina Kaltenegger Bauforschung, Dokumentation
Müllnergasse 9-11/7
1090 Wien
Tel: +43 1 310 99 60
Mobil: 0664 500 07 89
Wien, Januar 2014
3 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
INHALTSVERZEICHNIS
1 VORBEMERKUNG ............................................................................................................. 4
2 BESTANDSAUFNAHME ................................................................................................... 4
2.1 ALLGEMEINE ZUSTANDSBESCHREIBUNG ............................................................................ 6 2.2 OVALKABINETT ..................................................................................................................... 8 2.2.1 GESIMSE, KAPITELLE UND PROFILE ..................................................................................... 9 2.2.2 DEKOR DER WANDACHSEN ................................................................................................ 13 2.2.2.1 Konsolen ............................................................................................................................. 22 2.2.3 SPIEGELRAHMEN ................................................................................................................. 27 2.2.4 FENSTER UND TÜREN ......................................................................................................... 29 2.2.4.1 Fenster 1.90 und Balkontüre 1.91 .................................................................................. 29 2.2.4.2 Türen ................................................................................................................................... 33 2.3 RUNDKABINETT ................................................................................................................... 35 2.3.1 GESIMSE, KAPITELLE UND PROFILE ................................................................................... 36 2.3.2 DEKOR DER WANDACHSEN ................................................................................................ 38 2.3.2.1 Konsolen ............................................................................................................................. 43 2.3.3 SPIEGELRAHMEN ................................................................................................................. 45 2.3.4 FENSTER UND TÜREN ......................................................................................................... 47 2.3.4.1 Fenster 2.91 und Balkontüre 2.90 .................................................................................. 47 2.3.4.2 Türen ................................................................................................................................... 51
3 ANMERKUNGEN ZUR BAU- UND RESTAURIER-GESCHICHTE ......................... 57
3.1 ERNEUERUNG DER FENSTER 1872 .................................................................................... 57 3.2 UMFASSENDE RESTAURIERUNG 1900 .............................................................................. 57 3.3 INTERVENTION 1927 ........................................................................................................... 60 3.4 KRIEGSSCHÄDENBESEITIGUNG 1948 ................................................................................ 60 3.5 RESTAURIERUNG 1961/62 ................................................................................................. 61
4 ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................................... 63
5 GEDANKEN ZU DEN MAßNAHMEN ........................................................................... 65
6 VERWENDETE LITERATUR UND QUELLEN ............................................................ 67
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 4
1 Vorbemerkung
Auf Einladung der Schloß Schönbrunn Kultur und Betriebsges.m.b.H erfolgte am 8. März
2013 eine Besichtigung der beiden Chinesischen Kabinette zur Festlegung der
Untersuchungskriterien für eine Bestandsaufnahme des Zustands der vergoldeten
Innenausstattung als Ausgangsbasis für die Erstellung eines Kostenvoranschlags.
Die Untersuchungen vor Ort begannen am 17. Juli im Ovalkabinett und wurden Ende August
im Rundkabinett abgeschlossen.
2 Bestandsaufnahme
In Gesprächen mit der Auftraggeber-Vertretung und Arch. G. Töpfer wurden die
Untersuchungskriterien für die Bestandsaufnahme festgelegt.
Dementsprechend wurden bei der Untersuchung vor Ort die zu kartierenden Schadens- und
Zustandsbilder in Schwarz-Weiß-Ausdrucke der Fotogrammetrischen Aufnahme der Fa.
Linsinger eingetragen. Kartiert wurden folgende Zustände:
Formfehlstellen
Formergänzungen unpassend
Grundlockerungen
Vergoldungsfehlstellen
Überarbeitungen in Polimenttechnik
Überarbeitungen in Öltechnik
Bronzierungen
Farbausbesserungen
Risse mit Vergoldungsausbrüchen
Diese Zustände wurden anschließend nach dem festgelegten Farbcode in die Achsen der
fotogrammetrischen Aufnahme in Fotoshop eingetragen.
Bei den Formfehlstellen wurden Ausmaß und Form möglichst detailgenau nach
Vergleichsstücken in ROT dargestellt. Auf der fotogrammetrischen Aufnahme fehlende, aber
vorhandene Teile (vorwiegend von im Depot verwahrten Konsolen), wurden lediglich farbig
umrandet und mit „vorh.“ (=vorhanden) gekennzeichnet.
Unter dem Passus: Formergänzungen (teils) unpassend sind ältere Ergänzungen in ROSA
dokumentiert, die in Material, Form oder Ausarbeitung vom Bestand abweichen. Eine
5 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Veränderung oder das Ersetzen einzelner, sehr unpassender Formergänzungen wäre zu
diskutieren.
Bei den Grundlockerungen ist zu berücksichtigen, dass nicht das gesamte Ausmaß der
Schäden durch bloßen Augenschein erkennbar ist. Die Kartierung (in GELB) konnte daher
nicht so exakt erfolgen wie bei Form- oder Vergoldungsfehlstellen.
Als Vergoldungsfehlstellen (GRÜN) gekennzeichnet sind auf Grundierung oder Holz
abgenutzte oder beschädigte Vergoldungsbereiche. Gealterte, polimentsichtige Partien wurden
im Normalfall nicht als Fehlstellen kartiert.
Die kartierten Überarbeitungen in Polimenttechnik (HELLBLAU) umfassen erkennbare
Ausbesserungen, keine durchgehenden Neuvergoldungen bzw. Überarbeitungen, wie sie vor
allem bei den Profilen erfolgt sind.
Überarbeitungen in Öltechnik (VIOLETT) kommen als Ausbesserungen nur sehr vereinzelt
vor, im Rundkabinett allerdings als großflächige Übervergoldung im oberen Wandbereich.
Bronzierungen (BLAU) und Farbausbesserungen (ORANGE) gibt es nur sehr wenige.
Risse mit Vergoldungsausbrüchen (TÜRKIS) sind vor allem an den Zusammenstößen der
durch Viertelrundstäbe begrenzten Wandfelder mit den kapitellbekrönten Rücklagen, beim
Ansatz des Lambrisprofiles und den Fensterumrahmungen zu beobachten.
Zusätzlich sind während der Untersuchung vor Ort Detailphotos von Zuständen und
Schadensbildern zur Veranschaulichung angefertigt worden, die im vorliegenden Bericht
eingefügt wurden.1 Häufig ist einer Übersicht links das entsprechende Detail rechts
danebengestellt, fallweise mit Hinweispfeilen zur besseren Orientierung. Über den
Nummerierungscode der Achsen und Lacktafeln sind die Fotodetails auch auf den Plänen
leicht auffindbar.
Im zuerst untersuchten Ovalkabinett finden sich die ausführlichen allgemeinen
Beschreibungen, im Rundkabinett sind vor allem Unterschiede und Abweichungen mit der
entsprechenden Fotodokumentation ausgeführt.
1 Die im Zuge der Untersuchung angefertigten Originalfotos sind nach Achsen geordnet auf dem beigelegten
Datenträger mit der zugehörigen Fotoliste gespeichert.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 6
2.1 Allgemeine Zustandsbeschreibung
Die Vergoldungen in den beiden Kabinetten sind in Polimenttechnik glanz-matt ausgeführt.
Die Vergoldung der Gesimseprofile ist stärker abgenutzt, die Überlappungen der Goldblätter
und die breiten Übervergoldungen im Bereich ausgebesserter Risse sind deutlich sichtbar. Im
Gegensatz dazu sind die senkrechten Profile in besserem Zustand, offensichtlich handelt es
sich um eine komplette Erneuerung. An einigen stark abgenutzten oder mechanisch
beschädigten Bereichen sind zumindest zwei Vergoldungsschichten sichtbar.
Die Profile des Übergangs zum Lambris sind ebenfalls neu vergoldet, der Zustand ist mit
Ausnahme der Fensternischen gut, dort ist die Vergoldung stark beschädigt. Im Ovalkabinett
sind starke Lockerungen und Abblätterungen zu beobachten, im Rundkabinett Schäden durch
Feuchtigkeitseinwirkung (aufgelöster Grund).
Die gleichfalls erneuerte Vergoldung der Sockelprofile ist in gutem Zustand, allerdings mit
Bodenwachs überzogen.
An den Türen und den türnahen Wandbereichen sind durch den Besucherverkehr die größten
Beschädigungen entstanden. Festzustellen ist eine große Zahl von Formfehlstellen, die
Vergoldungen sind bis auf Poliment und Kreidegrund, an einigen Stellen bis auf das Holz
abgenutzt.
Es konnten mehrere Restaurierungsphasen anhand der angewandten Techniken unterschieden
werden, die den bekannten Zeithorizonten derzeit allerdings nicht klar zuordenbar sind.
Formergänzungen sind teilweise in Holz geschnitzt, teilweise in einer Holzkittmasse
ausgeführt worden. Holzkitt wurde auch zum Ausgleich des Übergangs zwischen
Schnitzergänzung und Originalbestand verwendet. Kleinere Formfehlstellen sind mit
Kreidegrund ergänzt worden. In manchen Fällen ist keine Formergänzung erfolgt, die
Bruchstellen wurden lediglich übergrundiert und vergoldet oder auch nur vergoldet. Im
oberen Wandbereich, vor allem in den Zwickeln der Fenster, sind einige Formergänzungen,
sowohl in Holz, als auch in Holzkittmasse, unvergoldet belassen worden.
Eine Phase der Vergoldungsergänzung ist charakterisiert durch großzügige Übergrundierung
der Fehlstellen und Formergänzungen vorwiegend ohne genauere Ausarbeitung. Die
7 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Oberflächen sind nicht geglättet, es erfolgte keine Angleichung an den Bestand der
Umgebung, Reparierungen wurden nur angedeutet oder gar nicht ausgeführt.
Weiters ist in den Vertiefungen rotes Poliment sichtbar, das ebenfalls großzügig über die
grundierten Fehlstellen hinaus aufgetragen wurde. Die Ursache dieses Erscheinungsbildes ist
ungenügende Haftung in den Tiefen, entweder wurde zu schwach vorgeleimt oder ein zu
starker Leimüberzug auf die Mattvergoldung aufgetragen, der zur Ablösung des Goldes
geführt hat.
Zustand und Schäden (Auswahl):
Viele Formfehlstellen an der Ornamentik, speziell an den Konsolen, den Türen und
türnahen Bereichen.
Gebrochene und teils mehrfach verleimte Schnitzwerke (vor allem bei den mit dem
Rahmen verbundenen Konsolen).
Ältere (unpassende) Ergänzungen der Form und Vergoldung in unterschiedlicher Qualität
und Ausführung, teilweise nur in reduzierter oder vereinfachter Form, teilweise mit nicht
zugehörigen Dekorteilen.
Unvergoldete Formergänzungen in Holz und Masse.
Bruch- und Fehlstellen direkt übervergoldet oder übergrundiert und vergoldet.
Lockerungen und Abblätterungen der Vergoldung.
Beschädigung der Vergoldung durch Feuchtigkeit, vor allem im Bereich der Fenster
An den Türen und in türnahen Bereichen ist die Vergoldung teilweise bis auf die
Grundierung oder das Holz abgerieben.
Im Rundkabinett sind die oberen Wandbereiche großflächig in Öltechnik überarbeitet
worden.
Ausbesserungen in Öltechnik, Bronzierungen und Farbretuschen.
An den Zusammenstößen von Wandfeld und Rücklagen ist durch den Holzschwund ein
unterschiedlich breiter Spalt mit einem unschönen Zickzack-Rissbild entstanden.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 8
2.2 Ovalkabinett
Abb. 1: Ovalkabinett, Spiegelachse 1.10 zwischen den Fenstern vor Untersuchungsbeginn
9 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.2.1 Gesimse, Kapitelle und Profile
Das Gesimse ist wie die übrige Ausstattung aus Holz gefertigt. Verleimungen der
Versatzfugen sind aufgegangen, es entstanden Risse, die immer wieder verschlossen und
ausgebessert wurden, und sich immer wieder neu öffneten.
Zustand:
Der obere breite Rundstab ist in Polimenttechnik glänzend vergoldet. Risse wurden bei
früheren Restaurierungen ausgebessert und sind wieder aufgegangen. Die Risse sind zuletzt
breit überschossen worden mit bis zu zwei Goldblättern nebeneinander (Abb. 3), teilweise
sind Kratzspuren vom Polieren sichtbar (Abb. 5). Es gibt einige Lockerungen und
Abblätterungen der Grundierung (Abb. 2).
Abb. 2: Gesimse über Fenster 1.90, Goldabblät-
terungen und -fehlstellen bei Riss
Abb. 3: Gesimse, konstruktiver Riss mit breiter
Übervergoldung des obersten Profils
Abb. 4: Gesimse über Kapitell Achse 1.5/ 1.6,
durchgewachsene Schraube
Abb. 5: Gesimse, breite Übervergoldung im Bereich
des Risses mit Kratzspuren der Polierung
Am Ornamentband und dem unteren schmalen Rundstab sind nur kleinere Fehlstellen zu
beobachten. Über dem Fenster 1.91 konnte der Zusammenstoß der Profile erkannt werden,
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 10
beim Zierprofil musste zwischen den Halbkugeln ein Blattelement eingefügt werden (Abb. 6
und Abb. 7)
Abb. 6: Gesimse über Fenster 1.91. Zusammenstoß
des Zierprofils
Abb. 7: Detail des Zusammenstoßes
Die Vergoldung der Kapitelle zwischen den Wandfeldern ist in relativ gutem Zustand.
Bei Achse 10 zwischen den beiden Fenstern sind die Rücklagen aus Platzgründen schmäler
ausgeführt worden, darum mussten die Kapitelle zur Einpassung seitlich beschnitten werden
(Abb. 9). In einem Fall wurde die Formfehlstelle einer Volute in Polimenttechnik
übervergoldet (Abb. 29).
Abb. 8: Kapitell Achse 1.9/1.91, an den Profilen am
Zusammenstoß von Wandfeld und Rücklage die charakteristische Rissbildung
Abb. 9: Kapitell Achse 1.91/1.10, abgeschnittener
Volutenteil zur Anpassung an die schmälere Rücklage
11 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Die Begrenzung der Wandfelder wird seitlich durch Viertelrundstäbe gebildet, die zu dem
vertieften schmalen Feld überleiten, das durch die Kapitelle bekrönt wird. Hier ist durch den
Holzschwund ein unterschiedlich breiter Spalt mit einem unschönen Zickzack-Rissbild aus
Gold und weißer Fassung entstanden (Abb. 10 - Abb. 12).
Die Profile innerhalb der Rücklage sind fast immer in gutem Zustand. Grundsätzlich ist bei
den Profilen die Vergoldung erneuert worden.
Abb. 10: Lisene 1.5/1.6,
konstruktiver Riss
Abb. 11: Achse 1.6
Abb. 12: Achse 1.10, 3791
Konstruktive Risse, teilweise mit Vergoldungsausbrüchen befinden sich auch oberhalb der
Lambrisprofile (Abb. 13).
Abb. 13: 1.90, Leiste über Lambris, abgenützte
Vergoldung und Ausbrüche
Abb. 14: 1.90, Sockelleiste, zwei Schichten
Vergoldung sichtbar
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 12
Die breiten Profile der Fensternischenumrahmungen, die konstruktiv zur Wandfläche
gehören, weisen beim Zusammenstoß mit der Fensterleibung ebenfalls das charakteristische
Rissbild mit Lockerungen und Vergoldungsausbrüchen auf.
Abb. 15: Nischenumrahmung von 1.91, charakteristisches Rissbild
An einigen Stellen konnten zwei Vergoldungsschichten an den Profilen festgestellt werden,
einerseits bei der Profilleiste über dem Kamin in Achse 1.5, wo an einer Eckbeschädigung die
untere Vergoldungsschicht auf dunkelrotem Poliment sichtbar ist (Abb. 13 und Abb. 14).
Abb. 16: Achse 1.5, Profilleiste über Kamin, zwei
Vergoldungsschichten
Abb. 17: Detail, untere Vergoldungsschicht auf
dunkelrotem Poliment
Weiters konnten beim unteren Bodenprofil bzw. Sockelprofil in der Fensternische 1.90 zwei
Vergoldungsschichten beobachtet werden (Abb. 14).
Die Vergoldung der Sockelprofile ist durchgehend mit (Boden)Wachs überzogen.
13 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.2.2 Dekor der Wandachsen
In den seitlichen Zwickeln der beiden Fensterachsen sind eine Reihe von Formfehlstellen
zwar in Holz oder Holzkittmasse ergänzt, aber nicht vergoldet worden (Abb. 18 - Abb. 27 und
Abb. 51 und Abb. 52).
Abb. 18: Fenster 1.90, linker Zwickel, Ergänzung
Abb. 19: Detail, Holzergänzung unvergoldet
Abb. 20: Fensterachse 1.91, rechter Zwickel, zwei
Formfehlstellen (Pfeile), abgeschieferte Vergoldung durch Feuchtigkeitseinwirkung
Abb. 21: Detail, oben links Schnitzwerk der Volute
fehlend, rechts Blattwerk
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 14
Abb. 22: Rechter Zwickel von Fenster 1.91, Rose mit
Formfehlstelle (blauer Pfeil) und Ergänzungen in Holzkitt, unvergoldet (orange Pfeile)
Abb. 23: Detail der unvergoldeten Holzkitt-
Ergänzungen und der Formfehlstelle an der linken Rosenblüte
Abb. 24: Fenster 1.91, rechter Zwickel, Formfehlstelle
(blauer Pfeil) und Ergänzung in Holz und Holzkitt (orange)
Abb. 25: Detail, unvergoldete Ergänzung mit Farbe
angekleckst
Abb. 26: Fenster 1.91, rechter Zwickel, Holzschnitz-
ergänzung unvergoldet, abgeschieferte Vergoldung
Abb. 27: Holzkittergänzung einer Rose, Fehlstelle
15 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Formfehlstellen entstanden häufig durch Ablösung von aufgeleimten Ornamentteilen des
Schnitzwerks. In manchen Fällen ist die Fläche unergänzt übervergoldet worden (Abb. 29).
Abb. 28: Achse 1.4, Rahmen Feld 1.4.23,
Formfehlstelle einer Volute
Abb. 29: Lisenenkapitell Achse 1.91 / 1.1, Voluten -
Formfehlstelle in Polimenttechnik übervergoldet
Die Blattwerkgirlanden sind unter den obersten Lacktafelrahmen mit Nägeln befestigt. Bruch-
und Fehlstellen sind häufig, die Einzelteile sind oftmals eher willkürlich zusammengefügt
bzw. ergänzt.
Abb. 30: Achse 1.6, Beispiel einer weitgehend kompletten Girlande
Abb. 31: Achse 1.4, Girlande mit Holzkittergänzung
Abb. 32: Detail Holzkittergänzung, unvergoldet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 16
Formfehlstellen sind nicht immer dem Original entsprechend ergänzt und ausgearbeitet
worden. Die Formen sind teilweise nur verkürzt oder vereinfacht ergänzt worden, in manchen
Fällen wurden lediglich die Bruchstellen übergrundiert und vergoldet oder auch nur vergoldet
(Abb. 33).
Auffällig an ergänzten Elementen ist häufig eine großzügige Übergrundierung zumeist ohne
genauere Ausarbeitung. Die Oberflächen sind oft nicht geglättet, es erfolgte keine
Angleichung an den Bestand und das Umgebungsniveau, Reparierungen wurden nur
angedeutet oder gar nicht ausgeführt (Abb. 35 bis Abb. 46).
In einigen Fällen wurden Ergänzungen mit Holzkitt ausgeführt, der auch zum
Zusammenfügen von gebrochenen Teilen verwendet wurde. Diese Anpassungen wurden
teilweise in Öltechnik übergoldet (Abb. 47).
Abb. 33: Achse 1.8, rechts über der Türe,
übervergoldete Fehlstelle einer Volute
Abb. 34: Achse 2.11 zum Vergleich
Abb. 35: Achse 6, OF, Volute links oben, Ergänzung
Abb. 36: Achse 6., OF, Volute rechts oben, Original
17 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 37: Achse 1.7, Mittelfeld, rechts Ergänzung der fehlenden Volute in stark vereinfachter Form. Am
Mittelornament übergrundierte Masseergänzung einer Bruch- und Fehlstelle (Pfeil, vgl. Abb. 38)
Abb. 38: Zum Vergleich mit Abb. 37 die komplette Form des Mittelornaments in Achse 2.3. Die Volute rechts
eine Ergänzung ohne Detailausarbeitung der Reparierung
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 18
Abb. 39: Achse 1.8, Supraporte links unten,
Ergänzung des Volutenkopfs ohne Detailausarbeitung (Reparierung) vergoldet
Abb. 40: Achse 1.8, Gegenseite mit dem Volutenkopf
in originaler Ausarbeitung
Abb. 41: Achse 1.8, Supraporte, rechtes Palmblatt
nicht graviert, Spitze ergänzt
Abb. 42: Gegenseite, Palmblatt in originaler
Ausführung, rechts Vergoldungsfehlstelle (Pfeil)
Abb. 43: Achse 1.6, oberes Feld, nicht ausgearbeitete
Übergrundierung
Abb. 44: Achse 1.1, Mittelfeld oben links, an den
Volutenköpfen nicht ausgearbeitete Übergrundierung
19 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 45: Achse 1.9 bei Konsole 14, rechte Blattvolute
vereinfachte Ergänzung ohne Reparierung
Abb. 46: Ansatz der Blattvoluten-Ergänzung markiert
Abb. 47: Achse 5, Holzergänzung mit Holzkitt ange-
passt und ohne Ausarbeitung in Öltechnik vergoldet
Abb. 48: Detail der in Öltechnik vergoldeten Holzkitt-
Anpassung
Abb. 49: Achse 1.6, MF, Formfehlstelle
Abb. 50: Detail Verleimung mit vorquellendem Leim
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 20
Im Lambrisbereich sind einige Holzergänzungen und Holzkittergänzungen unvergoldet
belassen worden (Abb. 51 und Abb. 52). Einige Vergoldungsfehlstellen, besonders im
Lambrisbereich, sind mit Ockerfarbe überstrichen worden (Abb. 54).
Abb. 51: Achse 1.5, Lambrisfeld, Holzergänzungen,
mit Holzkitt angefügt, unvergoldet belassen
Abb. 52: Detail der oberen Holzergänzung
Abb. 53: Achse 1.3, Lambrisfeld
Abb. 54: Achse 1.3, Lambrisfeld, Farbretuschen
Zum Ergänzen von Formfehlstellen wurden auch vorhandene Ornamentteile aus dem Fundus
verwendet, die mehr oder weniger passend erschienen. In einem Fall war dies offensichtlich
auch ein Bruchstück mit der für das Millionenzimmer charakteristischen Punzierung (Abb.
56).
Seit der letzten Restaurierung sind bereits wieder viele Formfehlstellen festzustellen, vor
allem im unteren Wandbereich.
21 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 55: Achse 1.1, MF, unterer Abschluss von
Konsole 1.1.07, offensichtlich mit Bruchstücken aus dem Fundus zusammengesetzt
Abb. 56: Detailansicht, das Zwischenglied ist mit den
Punzierungen versehen, die für den Schnitzdekor des Millionenzimmers typisch sind
Abb. 57: Achse 1.3, MF (1.3.22) Mittelkartusche
unterer Rahmenteil, zwei Formfehlstellen
Abb. 58: Gegenstück Achse 1.4, MF (1.4.22) zum
Vergleich
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 22
2.2.2.1 Konsolen
Die Konsolen für die Aufstellung der Porzellane sind entweder direkt mit dem Rahmen
verbunden (alle Mittelkonsolen und ein Teil der seitlichen Konsolen des Mittelfeldes) oder
einzeln neben den Rahmen befestigt (vgl. dazu die Aufnahmen im Rundkabinett Abb. 133
und Abb. 134).
Bei den rahmenfesten Konsolen sind häufig Bruchstellen an den Verbindungen zum Rahmen
festzustellen. Die Bruchstellen sind teilweise bereits mehrfach verleimt und die Vergoldungen
ausgebessert, sowohl in Original- als auch in Öltechnik und von unterschiedlichster Qualität.
Bei den Konsolen vor allem des unteren Wandbereiches gibt es viele Formfehlstellen
vorwiegend der Blattspitzen (Abb. 59 und Abb. 60). Der Randbereich der Standflächen ist
oftmals ausgebessert worden, sowohl in Öltechnik als auch mit Bronzierungen. In einem Fall
wurden sowohl Randbereich als auch Standfläche mit Masse ergänzt und in Öltechnik
vergoldet (Abb. 61). Im Nahbereich der Türen ist die Vergoldung der Konsolen der unteren
Wandfelder stark abgerieben (Abb. 68).
Bei der Demontage der zuletzt auf einen Eisenstab gesteckten und zusätzlich mit einer
Klebemasse fixierten Porzellane sind teilweise die Standflächen und Randbereiche beschädigt
worden (Abb. 63), in einigen Fällen sind aufgeleimte Schnitzornamente mit dem Porzellan
abgenommen und deponiert worden (Abb. 65 und Abb. 66)
Einige der demontierbaren Konsolen sind beschnitten und die Schnittstellen in Original-
technik übervergoldet worden. Der Grund für diese Maßnahmen ist nicht nachvollziehbar und
könnte ein Hinweis für einen Standortwechsel der Konsolen oder eine andere Art der
Anbringung sein (vgl. etwa Konsole 1.6.10, Abb. 67).
Bei den beiden oberen Konsolen des Mittelfeldes von Achse 1.10 ist der Schnitzdekor im
unteren Bereich horizontal und vertikal stark verkürzt und die Schnittstellen übervergoldet
worden (Abb. 72 bis Abb. 70). Möglicherweise waren sie für eine frühere Anbringung zu
breit und lang. Auch die Höhe der auf den Konsolen angebrachten Porzellanobjekte – deren
Aufstellung immer wieder verändert worden ist – kann damit in Verbindung stehen.
23 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 59: Konsole 1.3.1, Formfehlstellen (blaue Pfeile),
falsch zugeordnetes Bruchstück (orange)
Abb. 60: Konsole 1.3.2, Formfehlstellen
Abb. 61: 1.7, untere Konsole rechts, Masseergänzung
der Standfläche, in Öltechnik übervergoldet
Abb. 62: 1.1, linke untere Konsole, am oberen Rand
Ölvergoldung. Verbindung zum Rahmen gebrochen und ocker retuschiert
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 24
Abb. 63: 1.9, Mittelfeld Konsole rechts, Standfläche
bei Demontage der Porzellane beschädigt
Abb. 64: Konsole 1.9.01 Fehlstelle und Abnutzung
Abb. 65: Achse 1.4, MF,1. Konsole 1.4.13 von oben
rechts
Abb. 66: Bei Demontage der Porzellane abgelöster
Schnitzteil (Foto: B. Müllauer)
25 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 67: Konsole 1.6.10, seitlich beschnitten und
übervergoldet (Pfeile)
Abb. 68: Konsole 1.7.02 am unteren Wandfeld mit
starken Abnützungsspuren durch die Nähe zur Türöffnung Achse 1.8 in das Speisezimmer
Abb. 69: Achse 1.10, Konsole 8 links oben,
Schnitzdekor beschnitten (verkürzt), Schnittstellen vergoldet
Abb. 70: Achse 1.10, Konsole 9 rechts oben,
Schnitzdekor beschnitten (verkürzt), Schnittstellen vergoldet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 26
Abb. 71: Achse 1.10, Mittelfeld oben, die beiden seitlichen Konsolen stark beschnitten (Foto: Linsinger)
Abb. 72: Achse 1.5 Mittelfeld oben, Vergleich mit unbeschnittenen Konsolen (Foto: Linsinger)
27 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.2.3 Spiegelrahmen
In den Achsen 1.5 und 1.10 ist über Kamin bzw. Konsoltisch jeweils ein Spiegel angebracht.
Bei dem Spiegel in Achse 1.5 ist die untere Rahmenhälfte fast vollständig in Polimenttechnik
überarbeitet. Offensichtlich wurde die stark abgenutzte Ornamentik vollflächig mit rotem
Poliment überarbeitet und vergoldet. In den Tiefen ist das rote Poliment sichtbar.
Zusätzlich sind einige Blatt-, Blüten und Volutenspitzen im unteren Rahmenbereich zur
Spiegelseite hin nur in Kreidegrundierung ausgeführt und unvergoldet belassen worden.
Der Spiegel in Achse 1.10 ist weniger beansprucht, da er etwas abseits des Besucherstromes
und durch den Konsoltisch geschützt war.
Abb. 73: Spiegelrahmen Achse 1.5 unterer Rahmenteil, unvergoldete Ergänzungen mit Kreidegrundierung
Abb. 74: 1.5, unvergoldete Ergänzungen
Abb. 75: 1.5, Seitenteil, Ergänzungen unvergoldet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 28
Abb. 76: Spiegel Achse 10, vereinfachte, vergröberte
Ergänzung des Profilausläufers; Fehlstelle (Pfeil)
Abb. 77: Spiegel Achse 5, Originalbestand, rechts
unvergoldete Kreidegrundergänzung
Abb. 78: 1.5, Abgenutzte Vergoldung und unvergoldete Grundierungsergänzung
29 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.2.4 Fenster und Türen
2.2.4.1 Fenster 1.90 und Balkontüre 1.91
In der Bogenleibung der Fenster- und Türnischen ist der wandfeste Dekor von den Rahmen
der Lacktafeln zu unterscheiden. Die demontierbaren seitlichen Profilleisten und der obere
Schnitzwerkteil sind gänzlich in Polimenttechnik glanz-matt vergoldet (vgl. Abb. 80). Bei den
Profilen des wandfesten Dekors sind die inneren Kanten zur Wandfläche hin weiß gefasst.
Abb. 79: Fenster 1.90, rechte Seite der Bogenleibung
mit Lacktafel 1.90.27, großteils wandfester Dekor, starke Rissbildung
Abb. 80: Fenster 1.91, linke Seite der Bogenleibung
mit Tafel 1.91.22, farbig markiert die demontierbaren Teile: seitliche Leisten (orange), Schnitzdekor (grün)
In den Bogenwölbungen der Fenster haben sich starke Risse gebildet, teilweise mit Versatz,
die Ornamentik wurde dabei mitbeschädigt (Abb. 81 bis Abb. 84). Die Ausbesserungen der
Vergoldungs- und Grundfehlstellen sind zuletzt in Polimenttechnik überschossen, aber meist
nicht durch Polieren oder Überzug ausgefertigt worden (Abb. 82 und Abb. 84).
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 30
Bei der letzten Erneuerung der Farbfassung ist auf die Vergoldung wenig Bedacht genommen
worden, sie wurde nicht nur in den Randbereichen teils großzügig übermalt oder durch
abrinnende oder tropfende Farbe bekleckst (Abb. 83 bis Abb. 88).
Abb. 81: Fenster 1.90, Bogenleibung Mittelteil, unter-
grundbedingte Risse, teilüberstrichene Vergoldung
Abb. 82: Detail, beschädigte Vergoldung, im
Rissbereich übervergoldet, nicht ausgearbeitet
Abb. 83: 1.90, Leibungsbogen, überarbeitete und
stellenweise mit Farbe übermalte Vergoldung
Abb. 84: 1.91, Leibungsbogen Mitte, ausgebesserte
und wiedergeöffnete Risse, mit Farbe angepatzte Vergoldung
Abb. 85: 1.90, Leibungsbogen, Neuvergoldung nicht
ausgearbeitet (unpoliert)
Abb. 86: Mehrfache Ausbesserungen im Bereich der
Rissbildungen
31 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 87: Fenster 1.90, linke Bogenleibung, stark
abgenutzte Vergoldung. Pfeil für Detail rechts
Abb. 88: Detail, Grundfehlstelle am Holz
übervergoldet. Vergoldung mit Farbe bekleckst.
Abb. 89: Rechter Leibungsbogen 1.91.27, abgenutzte
Vergoldung, Übervergoldungen über dickem Grundauftrag (Pfeil)
Abb. 90: Fenster 1.90, rechter Leibungsbogen, dick
übergrundierte Blütenblätter, mit neuen Vergoldungsausbrüchen
Abb. 91: Rechter Leibungsbogen (1.91.27),
Retuschen mit Ockerfarbe
Abb. 92: Rechtes Leibungsfeld (1.91.26),
Vergoldungsausbrüche und Risse
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 32
Abb. 93: 1.91, Fehlstelle am Rahmen in linker
Bogenleibung
Abb. 94: Gegenstück in rechter Bogenleibung zum
Vergleich
Bei Fenster 1.91 ist der Schnitzdekor des linken Leibungsfeldes rechts beschnitten worden, da
hier die Fensterleibung durch die Anpassung an das Raumoval besonders schmal ausgefallen
ist und durch die Einpassung der Lacktafel keine weitere Verschiebung möglich war (Abb. 95
und Abb. 96). Die Lacktafel reicht rechts bis zur äußerem Umrahmung, der eigentliche
Rahmen liegt dort auf der Lacktafel auf.
Abb. 95: 1.91, Linkes Leibungsfeld, oberer
Rahmenteil, rechts beschnittener Schnitzdekor
Abb. 96: 1.91, Linkes Leibungsfeld Rahmen unten,
rechts seitlich beschnittener Schnitzdekor
Die Vergoldung in den Fenstern ist vermutlich durch die klimatischen Bedingungen stärker
beschädigt. Es sind Ausbesserungen in Polimenttechnik vorgenommen worden, deren
Grundierung recht oberflächlich geglättet worden ist. Die Fehlstellen wurden vergoldet, aber
nicht weiter ausgeführt (nicht poliert, die matten Partien nicht überzogen).
Die äußeren Rahmen der Leibungs- und Lambrisfelder von Fenster und Balkontüre sind (wie
die Profilstäbe) in einer Restaurierphase komplett in Polimenttechnik übervergoldet worden,
seither sind wieder Ausbesserungen erfolgt.
33 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.2.4.2 Türen
Durch die Tür in Achse 1.2 erfolgt heute der Zugang in das Ovalkabinett. In geöffnetem
Zustand ist der raumseitige Dekor der Türflügel verdeckt, die Vergoldungen sind daher in
vergleichsweise gutem Zustand (Abb. 98). Bei der Tür in Achse 1.8, die in das Speisezimmer
führt, öffnen sich die Türflügel in den Korridor zwischen den Räumen. Die Vergoldungen
waren somit ungeschützt dem früheren Besucherstrom ausgesetzt und sind entsprechend stark
abgenutzt und beschädigt (Abb. 97, Abb. 99 und Abb. 100).
Die Profile des Türrahmens und auch die Ornamentik und Konsolen der unteren Wandfelder
in den benachbarten Achsen 7 und 9 sind sehr stark abgerieben (Abb. 61 und Abb. 62).
Abb. 97: Achse 1.8, linker Türflügel, stark abgenutzte
Vergoldung und Formfehlstellen (Pfeile)
Abb. 98: Achse 1.2, rechter Türflügel zum Vergleich
Abb. 99: 1.8, rechter Türflügel, Formfehlstellen
unpassend und verkleinert ergänzt
Abb. 100: 1.8, linker Türflügel, abgenutzte Vergoldung
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 34
Abb. 101: Linker Türflügel, unteres Feld linke Ecke
(1.2.20) mit Formfehlstelle
Abb. 102: Rechte Ecke des gleichen Feldes zum
Vergleich
Abb. 103: Achse 1.2, Fehlstellengrundierung, nicht ausgearbeitet und übervergoldet (zwischen den Pfeilen die
großzügig aufgetragene Grundierung besonders gut sichtbar, aber auch in anderen Bereichen)
35 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.3 Rundkabinett
Abb. 104: Rundkabinett, Wandachsen 2 und 3 zwischen Fenster 2.90 und Tür Achse 4
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 36
2.3.1 Gesimse, Kapitelle und Profile
Der Zustand entspricht im Allgemeinen dem im Ovalkabinett beschriebenen (Kap. 2.2.1).
Unterschiedlich dazu ist die Überarbeitung in Öltechnik bei einem Teil der Ornamente unter
den Kapitellen (Abb. 110).
Abb. 105: Gesimse über Achse 2.10, Riss mit starkem Versatz und Vergoldungsausbrüche
Abb. 106: Kapitell Achse 2.11 / 2.12, Formfehlstelle
der aufgeleimten Volute
Abb. 107: Detail Fehlstelle und Rissbild
37 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 108: Kapitell Achse 2.2/2.3, an den Profilen am
Zusammenstoß von Wandfeld und Rücklage die charakteristische Rissbildung
Abb. 109: Im Rissbereich sind teilweise zwei
Vergoldungsschichten sichtbar
Abb. 110: Ornament unter Kapitell 2.10/2.11, linke
Seite formergänzt, gänzlich in Öltechnik übervergoldet
Abb. 111: Ornament unter Kapitell 1.10/1.92,
polimentvergoldet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 38
2.3.2 Dekor der Wandachsen
Im Unterschied zum Ovalkabinett sind im Rundkabinett die Vergoldungen der Ornamentik im
Großteil der oberen zwei Drittel der Wandausstattung – also bei den oberen und mittleren
Rahmenfelder und den Supraporten – in Öltechnik überarbeitet worden, wobei Profile und
einige Teile der Ornamentik in Polimenttechnik belassen wurden.
An einigen kleinen Freilegungsproben konnten unterschiedliche Zustände der
darunterliegenden Polimentvergoldung belegt werden. Abb. 113 zeigt eine gut erhaltene
Glanzvergoldung, Abb. 114 eine stark abgenutzte Polimentvergoldung, Abb. 115 zeigt die
Freilegungsprobe an einer in Öltechnik vergoldeten Formergänzung.
Abb. 112: Achse 2, MF, unterer Rahmenbereich,
Überarbeitungen in Öltechnik
Abb. 113: Freigelegte Polimentvergoldung unter der
Übervergoldung in Öltechnik
Abb. 114: 2.3, Mittelfeld unten, freigelegt abgenutzte
Polimentvergoldung unter der Ölvergoldung (Detail von Abb. 119)
Abb. 115: 2.3, Mittelfeld unten, Freilegungsprobe an
einer Schnitzergänzung, keine darunterliegende Polimentvergoldung
In manchen Bereichen ist durch die Trockenschrumpfung des zu dick aufgetragenen
Anlegemittels (Mixtion) eine Art „Craquelierung“ entstanden (Abb. 116 bis Abb. 118).
39 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 116: Zwickel Fenster 2.91, linke Seite,
Glanzpartien in abgenutzter Polimentvergoldung, Mattdekor in Öltechnik überarbeitet
Abb. 117: Detail: abgenutzte Polimentvergoldung am
Mittelstab, Ölvergoldung des Dekors craqueliert durch Trockenschrumpfung des Anlegemittels
Abb. 118: Linker Zwickel über Fenster 2.90, durch Trockenschwund des Anlegemittels verursachte
Craquelierung
Abb. 119: Achse 2.3, MF, unterer Rahmen, teilweise in Öltechnik überarbeitet. Formfehlstellen (blaue Pfeile),
zur Verstärkung des Rahmens und der Ornamentik wurde eine Holzfaserplatte aufgeleimt (orange Pfeil)
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 40
Abb. 120: Achse 2.3, OF (2.3.24). Formfehlstelle
(blauer Pfeil) und Hinweis auf Detail rechts (grün)
Abb. 121: Detail, an der Vergoldungsfehlstelle ist eine
zweite, untere Vergoldungsschicht sichtbar
Abb. 122: 2.10.21, links unten Ergänzung mit
Bronzierung
Abb. 123: 2.10.21, rechts unten Fehlstelle, Volute
stark abgerieben (Türnähe)
Abb. 124: Achse 2.10, oberes Feld, Girlandenteile mit zu großen
Abständen befestigt. Vergoldung und Wandfläche mit herabgetropfter Grundierung (vermutlich bei Arbeiten am Gesimse) bekleckst.
Abb. 125: Detail der herabgetropften
Grundierung
41 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 126: Achse 2.12, rechte Girlande, die beiden
oberen Blätter in Originaltechnik, das untere in Öltechnik überarbeitet
Abb. 127: Achse 2.12, linke Girlande, unpassend
zusammengesetzt und in Öltechnik überarbeitet
Im unteren Wandbereich ist bei der glanzdominierten Vergoldung in den Vertiefungen
teilweise rotes Poliment sichtbar (Abb. 128). Die Ursache dieses Erscheinungsbildes ist
ungenügende Haftung in den Tiefen, entweder wurde zu schwach vorgeleimt oder ein zu
starker Leimüberzug auf die Mattvergoldung aufgetragen, der zur Ablösung des Goldes
geführt hat.
Abb. 128: Achse 2.2, unteres Feld, glanzdominierte Vergoldung mit rotem Poliment in den Tiefen
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 42
Abb. 129: 2.12, Lambrisfehld, Formfehlstellen
Abb. 130: 2.3, Lambrisfeld, Formfehlstelle des
aufgeleimten Ornaments
Abb. 131: Konsole 2.12.14, Formfehlstellen des gebrochenen Rahmens grob mit Masse ergänzt und ohne
weitere Ausarbeitung vergoldet
Abb. 132: Konsole 2.12.14, Detail des masseergänzten Bereichs
43 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.3.2.1 Konsolen
Die mittleren Wandfelder sind mit je fünf seitlichen und einer bekrönenden Konsole
ausgestattet. Nur jeweils zwei der seitlichen Konsolen sind als Einzelteile extra montiert, alle
anderen sind direkt mit dem Rahmen verbunden. Diese Verbindungen zwischen Rahmen und
den weit auskragenden und schweren Konsolen, die zumeist an zwei Stellen erfolgten, sind
naturgemäß extreme Schwachstellen und vor allem bei Demontage der Rahmen stark
bruchgefährdet. Zu beobachten sind Bruchstellen mit teilweise mehrfachen Verleimungen und
Ausbesserungen unterschiedlichster Qualität.
Abb. 133: Achse 2.12, Mittelfeld
Abb. 134: Achse 2.10, MF, Rahmen und Lacktafel
abgenommen, die Extra-Konsolen belassen
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 44
Abb. 135: Konsole 2.2.12 mit beschnittenem
Randbereich
Abb. 136: 2.2.12, Konsole mit beschnittenem Randbereich und
Resten der Klebemasse zur Befestigung des Porzellans
Abb. 137: Konsole 2.10.08, rechts mit Knochenleim
verleimte Bruchstellen, links hervorquellender Weißleim (blauer Pfeil)
Abb. 138: Konsole 2.10.09, typische doppelte
Bruchstelle…
Abb. 139: Achse 2.10, UF 2.10.21
Abb. 140: 2.10.21, Fehlstellen, besonders viele auf
rechter Konsole (Nähe Türe Achse 11)
45 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.3.3 Spiegelrahmen
Im Rundkabinett befinden sich drei Spiegelrahmen in den Achsen 2.1, 2.6 und 2.9.
Die Spiegelrahmen sind wie die oberen zwei Drittel der Wandausstattung des Rundkabinetts
(mittlere und obere Rahmenfelder und Supraporten) großflächig in Öltechnik überarbeitet,
Profile und einige Teile der Ornamentik sind in Polimenttechnik belassen worden.
Abb. 141: Achse 2.9, Spiegel rechts oben
Abb. 142: Detail: Ergänzung mit nicht zugehörigen,
nachbearbeiteten Schnitzteilen, Form mit Holzkitt angepasst, nicht vergoldet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 46
Abb. 143: Spiegel Achse 2.9
Abb. 144: 2.9, Angeleimte Ergänzung mit einer nicht
zugehörigen Blattspitze
Abb. 145: 2.9, Durch den Kaminaufsatz beschnittene
Vergoldung
47 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.3.4 Fenster und Türen
2.3.4.1 Fenster 2.91 und Balkontüre 2.90
Während der Erscheinungsbild der Wandausstattung eher als „glanzdominiert“ zu bezeichnen
ist – das heißt dass bei der Ornamentik in den Bereichen der Mattvergoldung die Höhen
poliert worden sind – ist an den Fenstern beim wandfesten Schnitzdekor und an dem
dazwischenliegenden Spiegel teilweise ein älterer Zustand erhalten geblieben, bei dem die
Oberkanten der Mattpartien nicht aufpoliert worden sind.
Bei den demontierbaren Rahmen sind hingegen große Teile in Öltechnik überarbeitet worden,
wobei Glanzpartien in Polimenttechnik belassen wurden. An der rechten Bogenleibung der
Balkontüre konnte am Rahmen um Lacktafel 2.90.30 an den seitlichen, in Öltechnik
überarbeiteten Leisten nachträglich verkittete Schraubenlöcher beobachtet werden, die in
Polimenttechnik vergoldet worden sind (Abb. 149).
Abb. 146: 2.90, linke Leibung, linkes Bogenfeld, (2.90.25), Vergoldungslockerungen, Farbe
Abb. 147: 2.90, linke Balkontürleibung, rechtes
Wandfeld
Abb. 148: Detail ergänzte Rose, übergrundiert und
nicht ausgearbeitet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 48
Abb. 149: 2.90 Balkontüre, rechte Bogenleibung, Rahmen um Lacktafel
2.90.30, bei den seitliche Leisten Mattvergoldung in Öltechnik überarbeitet, nachträglich Schraubenlöcher verkittet und in Polimenttechnik vergoldet
Abb. 150: Detail
Der Zustand der Vergoldungen in den Bogenleibungen entspricht in Bezug auf Rissbildung
und nicht ausgearbeiteten Vergoldungsergänzungen dem bereits im Ovalkabinett
beschriebenen (Abb. 151 bis Abb. 154).
Bei den Leibungen und im Lambrisbereich Risse, Überarbeitungen und Fehlstellen.
Abb. 151: Ablösung der Ornamentik von Grundfläche,
Risse und übermalte Vergoldung
Abb. 152: Detail, links mit Poliment zugerichtete
Grundergänzung, nicht vergoldet
49 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 153: Übermalung und Rinnspuren auf der
Vergoldung
Abb. 154: Übermalung und Rinnspuren auf der
Vergoldung
Abb. 155: 2.90, rechte Balkontüre, Lambrisfeld
Abb. 156: 2.90, rechtes Lambrisfeld, linke obere Ecke,
Vergoldungsfehlstellen und Risse
Im Lambrisbereich von Fenster und Balkontüre ist die Vergoldung durch Feuchtigkeit
beschädigt (Abb. 157 und Abb. 158).
Abb. 157: Fenster 2.90, linkes Lambrisfeld
Abb. 158: Detail, durch Feuchtigkeit aufgelöster Grund
Im unteren Wandbereich gibt es etliche Ausbesserungen mit nicht ausgearbeiteter
Grundierung, bei denen das Poliment großzügig über die Fehlstelle hinaus aufgetragen
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 50
worden ist. Diese Bereiche blieben teilweise entweder unvergoldet oder das Gold hat sich
infolge ungenügender Haftung abgelöst (Abb. 161 bis Abb. 163, Freilegungsprobe)
Abb. 159: 2.90, linke Leibung, übergrundierte
Vergoldung
Abb. 160: Detail der übergrundierten Volute
Abb. 161: 2.90, linke Leibung, linkes Feld, links unten, Vergoldungsergänzung mit großzügiger Über-
Polimentierung
Abb. 162: Freilegungsprobe der unteren Vergoldung
Abb. 163: Freigelegte Vergoldung
51 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
2.3.4.2 Türen
Die Türen des Rundkabinetts in den Achsen 2.4 und 2.11 öffnen sich jeweils nach außen hin,
wodurch die Türflügel in geöffnetem Zustand mit der sensiblen Dekorseite nach außen
innerhalb der Türleibung stehen. Durch den seinerzeitigen Besucherverkehr bis in die Mitte
der 1990er Jahre sind die Vergoldungen stark abgenutzt worden und es sind gehäuft
Formfehlstellen zu beobachten.
Abb. 164: Tür in Achse 2.11 in die Kleine Galerie
Abb. 165: Tür in Achse 2.4
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 52
Abb. 166: Achse 2.11, rechter Türflügel, Lambrisfeld,
beschädigte Vergoldung
Abb. 167: Detail des Lambrisfeldes, abgeblätterte
Grundierung (Pfeil), beschädigte Vergoldung
Bemerkenswert ist außerdem, dass die Scharnierseiten der Türflügel in geschlossenem
Zustand so weit einrasten, dass der Schnitzdekor im Mittelteil der großen Tafelrahmen ein
Hindernis darstellte und entsprechend entfernt wurde. Ob dies von Anbeginn so war, oder die
Türen umgebaut worden sind, kann nicht beurteilt werden.
Abb. 168: 2.11, linker Türflügel in geschlossenem
Zustand, Mittelornament
Abb. 169: 2.11, linker Türflügel geöffnet, Mittel-
ornament zum Stock hin beschnitten, damit Tür zu schließen ist
An den Türflügeln ist die Vergoldung grundsätzlich stark abgenutzt, in den unteren
„griffnahen“ Bereichen am vorkragenden Schnitzwerk teilweise bis auf letzte
Grundierungsreste. Am inneren (demontierbare) Tafelrahmen sind am oberen Schnitzwerkteil
und an der oberen Hälfte der seitlichen Leisten keine Abreibungen zu bemerken (Abb. 170),
der untere Teil zeigt in etwas geringerem Ausmaß die üblichen Abreibungen und Fehlstellen
wie bei den äußeren, türblattfesten Dekorteilen der Türflügel (Abb. 171).
53 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 170: Tür Achse 2.11, linker Türflügel oben, die äußere Umrahmung stärker abgenutzt
Abb. 171: Im unteren Bereich ist auch der Tafelrahmen abgenutzt, einige Fehlstellen sichtbar
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 54
Abb. 172: Achse 2.4, rechter Türflügel, stark abgenutzte Vergoldung
Abb. 173: Achse 2.4, linker Türflügel, stark abgenutzte Vergoldung, Formfehlstellen und Ergänzung in Holzkitt
55 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
An den oberen Türrahmenprofilen ist teilweise noch eine ältere Vergoldung erhalten (Abb.
174, oberstes Profil), diese Vergoldung ist in den seitlichen Rahmenprofilen besonders im
unteren Bereich mehrfach überarbeitet. An einer Schadstelle des Türrahmens in Achse 2.4
sind mehrere Vergoldungsschichten zu beobachten (Abb. 177).
Abb. 174: Achse 2.11, Türrahmen, das oberste Profil bis auf Poliment und Grund durchgerieben, die beiden
unteren auf altem (craquelierten) Grund übervergoldet
Abb. 175: Achse 2.11, Türrahmen Profile Sturzbereich, Craquelet
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 56
Abb. 176: Tür Achse 2.4, rechter unterer Türflügel und
Rahmen, Abnutzung teilweise bis auf das Holz
Abb. 177: Tür Achse 2.4, Rahmenprofil, an einer
Schadstelle mehrere Vergoldungsschichten sichtbar
Die wandfesten Felder über den Türflügeln weisen im Rundkabinett als zusätzliches
Dekorelement noch Rosen- und Blattdekor auf (Abb. 178 und Abb. 179), der bei den Tafeln
im Ovalkabinett fehlt oder nie vorhanden war.
Abb. 178: Tür Achse 2.11, oberes Türfeld links,
Fehlstelle Rose
Abb. 179: Tür Achse 2.11, oberes Türfeld rechts,
Fehlstelle Blattwerk
57 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
3 Anmerkungen zur Bau- und Restaurier-geschichte
Die beiden Kabinette, die am Grundriss des Schönbrunn II-Projektes Fischer von Erlachs
beidseitig der Kleinen Galerie als Wendeltreppen eingezeichnet waren, wurden unter Maria
Theresia als Gesellschaftsräume benutzt. Das zuerst geschaffene westseitige Rundkabinett
besaß nach einem ersten Umbau 1743 einen vom Erdgeschoss zu bedienenden Speiseaufzug
für die sogenannte Table de Conspiration, der bis etwa 1753 existierte.
1755/60 wurden beide Kabinette mit kostbaren asiatischen Gegenständen neu ausgestattet, die
Boiserien wurden vom Hoftischler André Wachtelbrenner ausgeführt.2
3.1 Erneuerung der Fenster 1872
Für das Jahr 1872 ist die Erneuerung der Fenster belegt. Raschauer vermutet, dass wie auch in
anderen Räumlichkeiten damals erste Restaurierungsmaßnahmen erfolgten. Diese können
nicht allzu umfassend gewesen sein und beschränkten sich möglicherweise nur auf den
Nahbereich der Fenster, da die Schlosshauptmannschaft 1873 einen Kostenvorschlag für die
Restaurierung der Kabinette vorlegte, der offensichtlich nicht genehmigt wurde, und für 1875
eine Ablehnung vorliegt.3 Handwerkersignaturen dieser Zeit, wie in anderen Räumen (Vieux-
laque-Zimmer, Millionenzimmer) im Rahmen der Restaurierung aufgefunden, konnten
bislang nicht festgestellt werden.
3.2 Umfassende Restaurierung 1900
Erst für das Jahr 1900 ist eine umfassende Restaurierung der Chinesischen Kabinette durch
die Fa. Sandor Jaray belegt.4 Aus der Rechnung vom 6. Juni 1900 geht hervor, dass in den
beiden Kabinetten die Schnitzereien von den Wänden abmontiert und neu Glanz-Matt
vergoldet wurden, die Boiserien nach der Aufstellung in Post. A behandelt worden sind.
Dafür wurden für das Rundkabinett (No 30) 5870 Kronen (siehe Abb. 180), für das
Ovalkabinett (No 28) 4790 Kronen in Rechnung gestellt.
2 Iby / Wohlfart, Bd. 3, 48f.
3 Raschauer, S. 298 f.
4 Rechnung vom 6. Juni 1900 über geleistete Arbeiten in den chinesischen Kabinetten und weiteren Schloß-
Räumlichkeiten nach einem Protokoll vom 12. Juni 1899. HHStA, Akten der Schlosshauptmannschaft
Schönbrunn, Beilage zu Zl. 1108/1900
Herzlichen Dank an Dr. Richard Miklin, der die Rechnung ausgehoben und uns zugänglich gemacht hat.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 58
Abb. 180: Textdetail aus der Jaray-Rechnung vom 6. Juni 1900, Seite 3
Im Folgenden die Transkription der auf den ersten beiden Seiten der Rechnung angegebenen
allgemeinen Beschreibung der durchgeführten Arbeiten:
Rechnung über geleistete Arbeiten und Restaurierungen im k.u.k. Lustschloss Schönbrunn
Lt. Accord-Protocoll vom 12. Juni 1899 Nr. 5747
Post a) Die Wände, Lamberien, Fensterverkleidungen, Fenster, Thüren und Boiserien, die
alte Farbe vollständig restaurieren, die fehlende Bildhauerarbeit ergänzen, die Mauer und
Holzflächen mit Leinwand cachieren, mit Kitt überziehen und mit Elfenbein in Öl streichen,
lackieren und matt schleifen.
Die Zieraten, Profile an den Wänden, Thüren, Spaletten, Fenstern, Gesimsen und Plafonds
u.a. auf Brantwein Glanz und matt, mit echtem Gold vollständig restaurieren oder im Falle
auch ganz neu zu vergolden. Plafond, Sprünge ausbessern und dieselben Tönen, Öfen
restaurieren und neu vergolden Das Vergolden der jeweiligen in den Zimmern sich befindlichen Rahmen. Post b) Die vergoldeten Möbel bis auf’s Holz abscheeren, die Tischler- und Bildhauer-
arbeiten restaurieren, streichen, lackieren und schleifen und recht glanz und matt vergolden.
Die Tapezierung abstemmen, das Material ergänzen, neu polstern und überziehen, ohne
Stoffbeigabe.
Auf Fotographien der Konsolen-Rückseiten von Restaurator Stefan Kainz konnten die
Signaturen von zwei Mitarbeitern dieser Restaurieretappe aufgefunden werden.
59 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
Abb. 181: Konsole 2.8.03, I. Kappler, 17.V. 1900 (Foto: St. Kainz)
Zur Restaurierung des Jahres 1900 konnte an der Rückseite einer Rahmenkonsole 2.8.03 die
Signatur eines I. Kappler mit Datierung 17.V. 1900 (Abb. 181) und auf Konsole 2.11.03 mit
Datierung 15.V. 1900 aufgefunden werden.
Auf mehreren Mittelkonsolen des unteren Wandfeldes (2.1.03, 2.7.03, 2.9.03) scheint die
Signatur eines Lutz auf, der vermutlich identisch ist mit jenem Lutz aus dem Rokokozimmer
der Albertina, der sich dort mit der Datierung 1896 verewigt hatte5 (Abb. 183). Auf Konsole
2.11.02 findet sich die ausführlichere Inschrift Lutz Vergolder, renoviert im Jahr 1900,
wodurch nun auch seine Profession gesichert ist.
Abb. 182: Konsole 2.7.03, Aufschrift: Lutz
(Foto: St. Kainz)
Abb. 183: Albertina, Rokokozimmer, Aufschrift Lutz
1896
5 Karl Kratochwill, Die Vergoldungen in den habsburgischen Prunkräumen der Albertina, Bericht 2004, S. 54.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 60
3.3 Intervention 1927
An der Rückseite einiger Konsolen des Rundkabinetts (2.5.01, 2.7.01, 2.10.01, 2.10.02,
2.12.01) konnte eine mit Bleistift geschriebene Datierung JUNI 1927 ohne Namensnennung
aufgefunden werden. Möglicherweise sind hier Ausbesserungsarbeiten im unteren
Wandbereich erfolgt, da diese Inschriften nur an den unteren Wandfeldern vorkommen.
Abb. 184: Konsole 2.5.01 (Foto: St. Kainz)
Abb. 185: Konsole 2.5.01, Detail (Foto: St. Kainz)
Abb. 186: Konsole 2.7.01 (Foto: St. Kainz)
Abb. 187: Konsole 2.10.02 (Foto: St. Kainz)
3.4 Kriegsschädenbeseitigung 1948
Von Restaurierungsarbeiten im Jahr 1948 wurde uns von Herr Heinrich Heher berichtet, der
damals als Geselle im Tischlereibetrieb der Fa. Tenzer beschäftigt war.6 Dabei ging es vor
allem um die Beseitigung der Kriegsbeschädigungen, wohl durch den Bombentreffer in der
Großen Galerie. Damals sollen auch etliche Konsolen nachgeschnitzt worden sein.
Handwerkersignaturen aus dieser Zeit konnten bislang nicht festgestellt werden.
6 Gespräch mit Herrn Heinrich Heher am 20.11.2013 über seine Mitarbeit bei der Wiederaufstellung des
Millionenzimmers, in dessen Verlauf er auch über die gleichzeitigen Arbeiten in einigen anderen Räumen des
Schlosses, darunter die Chinesischen Kabinette, berichtete.
61 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
3.5 Restaurierung 1961/62
Die Restaurierung des Ovalkabinetts erfolgte durch die Fa. Hoffinger, im Rundkabinett war
die Fa. Michl tätig.7 Wolfgang Hoffinger erzählte bei einem Besuchstermin vor Ort über die
damalige Restaurierung, an der er als Geselle im Betrieb seines Vaters teilgenommen hatte.
Die Vorgabe bestand darin, dass „alles wieder glänzen soll“, daher wurden vor allem im
unteren Wandbereich die Vergoldungen erneuert.
An einigen der Konsolen und hinter mehreren Lacktafeln des unteren Wandbereichs haben
sich Signaturen der an der Restaurierung beteiligten Handwerker erhalten.
An der Holzwand hinter den Lacktafeln 1.1.21, 1.3.21 und 1.4.21 sind von Wolfgang
Hoffinger bemerkenswerte Lackmalereien hinterlassen worden. Die Darstellung hinter 1.1.21
(Abb. 188) ist direkt inspiriert von Bildmotiv und Ornamentik der Lacktafeln, hinter 1.4.21
findet sich ein Portrait von Undine Kroupa (Abb. 189), hinter 1.3.21 (Abb. 190) ist in einer
der zahlreichen Katzenfiguren eine Firmeninschrift „versteckt“ (Abb. 191):
VERGOLDER / Fa. W. / HOFF= / INGER / SEIT 1874 / ERVIN / OSVALD REIF /
UNDINE KROUPA / IM JAHRE 1962 / VERGOLDER / IN WIEN / WOLFGANG /
HOFINGER / JUNIOR.
Abb. 188: Holzwand hinter Lacktafel 1.1.21 mit
Lackmalerei von Wolfgang Hoffinger jun., signiert und datiert 1962 im obersten Bildbereich, hier durch Beschattung kaum sichtbar (Foto: St. Kainz)
Abb. 189: Holzwand hinter Lacktafel 1.4.21 mit
Portrait von Undine Kroupa von W. Hoffinger jun. (Foto: St. Kainz)
7 Freundliche Mitteilung von Herrn Wolfgang Hoffinger.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 62
Abb. 190: Holzwand hinter Lacktafel 1.3.21 mit
Malereien von W. Hoffinger jun. (Foto: St. Kainz)
Abb. 191: Detail von Abb. 190 mit Arbeits-Signaturen
der Fa. Hoffinger (Foto: St. Kainz)
Abb. 192: Konsole 1.3.15, Peter Hafran(?) 2.II.1962
Abb. 193: Konsole 1.4.11, RÖSCH 2.II.1962
63 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
4 Zusammenfassung
Die Vergoldungen in den beiden Kabinetten sind in Polimenttechnik glanz-matt ausgeführt.
Die Schnitzwerke sind technisch und künstlerisch hochwertig, die Reparierungen (Zurichtung
der Grundierung für die Vergoldung) gleichmäßig und formschön.
In beiden Kabinetten ist eine durchgehende Vergoldungsphase, die man als „glanzdominiert“
charakterisieren könnte, vorherrschend und bestimmt den heutigen allgemeinen Eindruck. Bei
der „glanzdominierten“ Polimentvergoldung sind die erhabenen Oberflächenbereiche der
Schnitzwerke größtenteils poliert, nur die Rillen und konkaven Partien sind matt belassen.
Ob bzw. wieviel noch von der Originalvergoldung sichtbar vorhanden ist, kann nicht mit
Sicherheit beurteilt werden. Allerdings sind etwa in den Fensternischen und den Spiegeln
dazwischen Partien feststellbar, bei denen die Oberkanten der Mattpartien nicht aufpoliert
worden sind. Dieses Erscheinungsbild entspricht eher dem ausstattungszeitlichen Charakter,
bei dem die Glanzvergoldung mit Ausnahme der Profile und Stege eher sparsam angewendet
worden ist und der ornamentale Dekor großteils matt ausgeführt war.
In den oberen wandfesten Bereichen der Fensterleibungen sind noch Reste einer älteren
Vergoldung erhalten geblieben. An wenigen Profilen konnte eine Blattgröße von 52 mm
festgestellt werden, während ansonsten die Blattgröße von 65 cm dominiert, die in Wien seit
Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Standardmaß geworden ist.
Bei den Restaurierungen war es bis in die späten 1970er Jahre üblich, die Vergoldungen zu
erneuern bzw. großzügig zu überarbeiten, um den ursprünglichen Glanz der Entstehungszeit
wiederherzustellen und eine möglichst langfristige Haltbarkeit zu garantieren. Die Idee einer
Konservierung der originalen Oberflächen hat sich seither erst langsam durchgesetzt.
Während mehrerer Restaurierungsphasen (Jaray um 1900 / nach dem 2. Weltkrieg / 1962)
sind große Teile der Vergoldungen erneuert bzw. überarbeitet worden.
Dabei sind beschädigte Vergoldungen immer wieder großzügig übergrundiert und neu
vergoldet worden, insbesondere an den Profilen und im Bereich der Durchgänge, wo durch
den Besucherverkehr besonders starke Abnutzungen erfolgten.
Das heutige Erscheinungsbild ist großteils durch diese Restaurierungen bestimmt. In der
letzten großen Restaurierphase 1962 sind vorwiegend die unteren Wandbereiche
(Lambriszone und untere Wandfelder, Türen und Profile) in Polimenttechnik neu vergoldet
worden. Seither sind wohl nur mehr kleinflächige Ausbesserungen vorgenommen worden.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 64
Im Rundkabinett ist eine Überarbeitungsphase in Öltechnik festgestellt worden, die
vorwiegend die obere Wandzone (ohne Türen) betrifft. Die Glanzpartien wurden in
Polimenttechnik belassen bzw. neu vergoldet, Mattpartien und auch Teile der
glanzvergoldeten Ornamentik wohl je nach Schadensausmaß in Öltechnik überarbeitet.
In beiden Kabinetten sind immer wieder Ausbesserungen (Ergänzungen von Fehlbestand der
Ornamentik und der Vergoldung) vorgenommen worden. Die Formergänzungen sind
teilweise nur in reduzierter Form ausgeführt und nicht immer entsprechend ausgearbeitet
worden, in manchen Fällen wurden lediglich die Bruchstellen übergrundiert und vergoldet
oder auch nur vergoldet.
Die Ergänzungen sind entweder in Holz geschnitzt oder aus Kittmasse hergestellt, im obersten
Wandbereich sind einige dieser Ergänzungen nicht vergoldet worden. An einem Spiegel im
Ovalkabinett sind Grundierungen ausgeführt, die ebenfalls nicht vergoldet worden sind.
Seit der letzten großen Restaurierphase 1961/62 sind an der vergoldeten Raumausstattung
eine Vielzahl unterschiedlicher Beschädigungen und Abnützungen entstanden.
Durch den Besucherverkehr, der noch bis in die Mitte der 1990er Jahre durch die Kabinette
führte, sind die Vergoldungen vor allem im Nahbereich der Türen und an den Türflügeln stark
abgenutzt worden und viele abgebrochene Dekorteile fehlen speziell im unteren Wandbereich.
65 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
5 Gedanken zu den Maßnahmen
Bei einer Restaurierung der Chinesischen Kabinette sollte grundsätzlich der auf uns
gekommene Zustand mit seinen Höhen und Tiefen respektiert werden, soweit die
Anforderungen an Material und Form sowie die Qualität der Ausführung gegeben sind.
Die wesentlichen Schritte für die Konservierung und Restaurierung des Bestandes:
1. Reinigung und Sicherung (Festigung von Lockerungen, Verleimung von
Gebrochenem)
2. Ergänzung der Formfehlstellen nach entsprechenden Vorbildern : Festzulegen wäre:
das Ausmaß
das Material
3. Ergänzung der Vergoldungsfehlstellen und Formergänzungen in Originaltechnik
(Polimentvergoldung glanz-matt)
Im Folgenden sollen einige Überlegungen zum Umgang mit einzelnen Zuständen zur
Diskussion gestellt werden, die zur Festlegung der Restaurierungsmaßnahmen wichtig
erscheinen.
Zur flächigen Ölvergoldung:
Die großflächigen Ölvergoldungen im oberen Wandbereich des Rundkabinetts integrieren
sich in das Gesamtbild und sind nur aus nächster Nähe für das geübte Auge zu erkennen.
Eine Abnahme wäre möglich, stellt aber einen schwer kalkulierbaren Risikofaktor dar, da das
Ausmaß der Beschädigung der darunterliegenden Polimentvergoldung nicht abzuschätzen ist.
Die Ölvergoldung ist nach jahrzehntelanger Aushärtung stabil, die darunterliegende
Polimentvergoldung könnte auch zu einem späteren Zeitpunkt freigelegt werden
(Verbesserung der Freilegungstechnik, Änderung des Zeitgeistes…). Zu bedenken ist dabei
nur, dass Mixtion und Schellack immer weiter aushärten und eine Ablösung damit
schwieriger wird.
Ausbesserungen in Öltechnik und Bronzierungen sollten grundsätzlich abgenommen werden.
Untersuchung der Vergoldungen in den Chinesischen Kabinetten Schönbrunn 66
Zu den Formergänzungen:
Vorschlag: Formergänzungen in Schnitztechnik ausführen, dem Bestand entsprechend
ausarbeiten und in Polimenttechnik vergolden.
Kleinere Ergänzungen und Risse mit Araldit-Zweikomponentenmasse ausführen.
Zum Umgang mit unpassenden Formergänzungen:
„Unpassend“ ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche Zustände bei den Ergänzungen:
- Vereinfachung der Formen bei qualitätvoller Vergoldung
- Reduzierung der Formen, verkürzte Ausführung
- Masseergänzungen in Bruchbereichen ohne Ausarbeitung
- Bruch- und Fehlstellen wo nur durch Grundierungsauftrag ausgebessert wurde und
ohne Ausarbeitung vergoldet
- Falsch zusammengesetzte Bruchstücke bzw. Verwendung nicht zugehöriger
Dekorteile
Hier wäre festzulegen, in welchen Fällen die Ergänzungen belassen oder ausgetauscht werden
sollen.
Zum Umgang mit unvergoldeten Holz- und Masseergänzungen:
Bei entsprechender Form Herstellung einer Polimentvergoldung, ansonsten durch
Schnitzergänzung ersetzen.
Zu den Rissen mit Vergoldungsausbrüchen:
Am Übergang zwischen Wandfeldern und dazwischenliegenden kapitellbekrönten Rücklagen
ist durch den Holzschwund ein unterschiedlich breiter Spalt mit einem unschönen Zickzack-
Rissbild aus Gold und weißer Fassung entstanden.
Vorschlag:
Es wäre zu überlegen, den Spalt zwischen den Täfelungsteilen nicht zu verschließen, sondern
eine offene Fuge zu belassen.
67 Karl Kratochwill, Marina Kaltenegger:
6 Verwendete Literatur und Quellen
Josef Glaser, Schönbrunner Chronik. Versuch einer bau- und wohngeschichtlichen
Dokumentation über 4 Jahrhunderte 1569-1983. 3. Auflage, Wien 1983
Elfriede Iby / Michael Wohlfart: Schloß ‚Schönbrunn – Lernbehelf für Guides, Bd. 3: Die
kaiserlichen Räume der Nobeletage, April 2012.
Eva B. Ottillinger, Lieselotte Hanzl, Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des Wiener Hofes
im 19. Jahrhundert und die Wiener Kunstgewerbereform (Museen des Mobiliendepots 3),
Wien Köln Weimar 1997
Oskar Raschauer, Geschichte der Innenausstattung des Schloßes Schönbrunn, Phil. Diss.
Wien 1926