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Friedrich Münzer Kleine Schriften

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Friedrich MünzerKleine Schriften

geb. 22. April 1868 in Oppelnverst. 20. Oktober 1942 in Theresienstadt

Friedrich Münzer

Kleine SchriftenHerausgegeben von Matthias Haake und Ann-Cathrin Harders

Mit einer Einführung vonKarl-Joachim Hölkeskamp

Franz Steiner Verlag

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© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012

Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz

Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier.

Printed in Germany.

ISBN 978-3-515-10127-1

XIII

FrIEDrICH MÜNZEr – wErK UND wIrKUNG*

Karl-Joachim Hölkeskamp

Es ist nicht gerade einfach, das umfangreiche oeuvre des Münsteraner Althistori-kers Friedrich Münzer1 und seine wirkung umfassend und angemessen zu würdi-gen – und zwar gerade an diesem ort und in diesem Zusammenhang, nämlich als eine Einleitung zu den Kleinen Schriften Münzers. Denn eine solche würdigung – und erst recht eine differenzierte, modernen wissenschafts- und disziplingeschicht-lichen Ansprüchen genügende Bewertung und Einordnung des gesamten oeuv-res2, die hier allerdings allenfalls ansatzweise geleistet werden kann – muß vor allem einer ganzen Serie von Paradoxien von durchaus unterschiedlicher Art und auf recht verschiedenen Ebenen rechnung tragen.

I

Zunächst ist festzuhalten: Die hier vorgelegten kleinen Schriften bieten interessante Einblicke in Münzers Verständnis einer strengen philologischen Methode als entsa-gungsvoller Dienerin einer historischen Quellenkritik, die wiederum (nicht nur) für ihn die selbstverständliche, nicht weiter zu reflektierende Grundlage jeder Arbeit in und an der Geschichte des klassischen Altertums bildete: Um diese Methode und ihre sorgfältige empirische Anwendung geht es nicht nur in seinen Überlegungen „zur Beurteilung antiker Geschichtsschreibung“ und zu den Vorstellungen von Ge-schichte und Geschichtsschreibung in der späten republik3, sondern auch und ge-

* Für Kritik und Korrekturen habe ich Ann-Cathrin Harders, Matthias Haake, Michael Kleu, Gunnar Seelentag und wie immer Elke Stein-Hölkeskamp zu danken.

1 Die Biographie Münzers, die Stationen seiner akademischen Karriere von Berlin über Basel und Königsberg nach Münster und vor allem sein tragisches Schicksal unter dem NS-regime sind von Kneppe/wiesehöfer 1983 (so weit wie seinerzeit wohl möglich) vorbildlich aufgear-beitet worden (vgl. dazu etwa Millar 1986 und ausführlich Badian 1989, mit wichtigen Hinwei-sen zu einzelnen Defiziten und weiteren Perspektiven). Darauf beruht auch der Überblick von th. ridley 1999.

Vgl. zur Entwicklung des Faches unter dem regime, der ‚Säuberung‘ und zur Berufungspolitik nach wie vor Losemann 1977, Kapitel I und II (S. 39 zu Münzer), sowie Christ 1982, 164–195 zu den „opfern des Nationalsozialismus“ (164f. zu Münzer), 195–210 zu „NS-Ideologie und römischer Geschichte“ und 210–260 zu einzelnen „Schulen“ bzw. prominenten Fachvertretern der Zeit (vgl. dazu etwa die rezensionen von Glen Bowersock, in: H&T 23, 1984, 370–378, wilfried Nippel, in: HZ 242, 1986, 382–385, und reinhold Bichler, in: AAHG 40, 1987, 79–85).

2 Millar 1986, 359, hat bereits „a serious re-evalution of Münzer’s classic work“ angemahnt.3 Münzer 1927 bzw. ders. 1905 und 1914.

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rade in den speziellen Studien zu den ‚Annalisten‘ Calpurnius Piso und Valerius Antias4 und zu späteren ‚Historikern‘ wie Velleius Paterculus und vor allem taci-tus.5 Um die genaue philologisch-historische Analyse vielfältiger und -schichtiger Überlieferungsbestände geht es auch in den substantiellen Arbeiten zu so unter-schiedlichen themen wie Mythen und Gestalten der römischen Frühzeit einerseits und nicht zuletzt zum älteren Plinius, seinen historischen Quellen und sonstigen Vorlagen im weitesten Sinne andererseits – gerade diese Studien beeindrucken bis heute durch eine spezifische Kombination von erschöpfender Erfassung und Durch-dringung der Zeugnisse und vorsichtig-abgewogener Deutung.6 Aber diese ver-streut publizierten Arbeiten – selbst wenn sie etwa in der einschlägigen neueren Forschung zu Geschichte, Geschichtsschreibung und ‚Memorialkultur‘ der römi-schen republik gelegentlich noch zitiert werden7 – spielen als solche für die wir-kungsgeschichte und damit für den herausragenden wissenschaftsgeschichtlichen rang des Münzerschen oeuvre nur eine indirekte, ja nachgeordnete rolle.

II

Der besondere rang Münzers beruht darauf, daß er bis heute unstrittig als einer der bedeutendsten Kenner der römisch-republikanischen Prosopographie zu gelten hat. Diesen legendären ruf haben ihm zunächst die (wahrscheinlich mehr als) 5000 Artikel in der Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft aus seiner Feder eingebracht – ein zuverlässiges und vor allem vollständiges Verzeichnis liegt bis heute nicht vor.8 Diese minutiös dokumentierten Artikel bieten die relevanten

4 Münzer 1896 bzw. ders. 1897 und 1899a.5 Münzer 1907 bzw. ders. 1899b, 1900, 1903 und 1913.6 Münzer 1897, sowie die ergänzenden Studien Münzer 1895 und 1907a. Vgl. dazu allgemein

Gelzer (1953) 1964, 345f.7 Vgl. etwa Forsythe 1994; Beck/walter 2004, 14, vgl. z. B. 168 Anm. 5; walter 2004, 450, vgl.

z. B. 369 Anm. 42 und 43.8 Die von Hans-Joachim Drexhage zusammengestellte Liste der „Beiträge für die rE“ (Kneppe/

wiesehöfer 1983, 169–259), die – übrigens völlig zu recht, da in diesen Artikeln ja Münzers „crowning glory as a scholar“ (Badian 1989, 603) und „lasting and unchallenged achievement“ besteht (Hölkeskamp 2001, 105) – fast ein Drittel des Bandes ausmacht, ist nach Badian, ebenda, leider „defective“: Danach fehlen darin mehr als 70 Nummern, darunter die nicht sig-nierten, aber sicher aus Münzers Feder stammenden Artikel zu 13 Papirii Masones und Mugil-lani (in Bd. 18, 2, 2, 1949, 1062–1071), sowie 10 Servilii (in Bd. 2A, 2, 1923, 1802–1809, vgl. die ergänzende Korrektur Sp. 2564); außerdem hätten jene Artikel von Münzers Nachfolger als Bearbeiter der republikanischen Prosopographie, Hans-Georg Gundel, vollständig aufgeführt werden müssen, in denen letzterer Münzers (Vor-)Arbeiten ausdrücklich und korrekt dokumen-tiert hat (vgl. immerhin Drexhage bei Kneppe/wiesehöfer 1983, 236f.; 257 – zu den Beiträgen in RE 23, 2, 1959, 1895ff. und 1897ff. bzw. 9A, 1, 1961, 877ff.).

Der Verdacht, daß die unter den Namen von Hans Volkmann und Franz Miltner erschienenen Artikel zu den Popillii (Bd. 22, 1, 1953, 50–65, mit Stemma 55f.) respektive den Porcii (Bd. 22, 1, 1953, 102–211, mit Stemma 103f.) ebenfalls auf Münzers Vorarbeiten beruhten und daß diese tatsache von diesen wegen ihrer NS-Vergangenheit zumindest kompromittierten (und im Fall Miltners sogar ziemlich belasteten) Herren bewußt und gezielt unterdrückt worden sei (Badian 1993, 203f. mit Anm. 1), läßt sich heute nicht (mehr) vollständig erhärten. Vgl. zur

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Daten und Belege zu (fast) allen Familien der republikanischen Eliten von den Cae-cilii bis zu den Valerii (und darüber hinaus), zu ihren namentlich bekannten (männ-lichen und weiblichen) Angehörigen und, nicht zu vergessen, zu deren genealogi-scher Verortung in zahlreichen geradezu liebevoll entworfenen, wenn auch gele-gentlich etwas spekulativen, ja kühn kombinierenden Stemmata der großen gen-tes.9 Die Serie dieser Artikel begann im Jahre 1897 zu erscheinen, also vier Jahre nachdem der erst 25-jährige Münzer während seiner „unvergeßlich schönen römi-schen Lehr- und wanderzeiten“ im Herbst des Jahres 1893 von Georg wissowa als Mitherausgeber der Realencyclopädie eingeladen worden war, „vom Buchstaben C an die Prosopographie der römischen republik zu übernehmen“, wie Münzer selbst10 in seiner typischen nüchternen und zurückhaltenden Art diesen gewaltigen, zunächst vermutlich gar nicht zu überschauenden Auftrag genannt hat. Es kann ei-gentlich nur Münzers Dissertation De gente Valeria11 gewesen sein, die wissowa zu dieser (auf den ersten Blick keineswegs selbstverständlichen) wahl veranlaßt haben dürfte.12 Denn vor allem der „Index Valeriorum“ im fünften Kapitel (34–54), in dem Daten und Belege zu allen namentlich bekannten Valerii (Poplicolae et Potiti, Flacci, Laevini, Faltones, Maximi et Messallae) erfaßt und eingeordnet werden, kann geradezu als eine Art paradigmatische Matrix verstanden werden – in diesem Kernstück von Münzers ‚Erstling‘ werden nämlich erstmals die wesentlichen Prin-zipien und regeln der systematischen organisation prosopographischer Daten all-gemein erkennbar und sogleich auch empirisch angewandt.

Daher verwundert es auch nicht, daß schon die ersten, 1897 erschienenen RE-Beiträge aus Münzers werkstatt – die über 60 Einträge zu den Caecilii, darunter knapp 40 zu den berühmten Metelli, einschließlich des frühesten Beispiels der er-wähnten Stemmata13 – ganz und gar ausgereift wirken: Sie belegen durch ihre An-lage, die systematische (Ein-)ordnung und abwägende Beurteilung aller einschlä-gigen Zeugnisse jene geradezu zeitlose Qualität, die für Münzers ‚RE-Stil‘ charak-teristisch werden sollte. In den folgenden Jahrzehnten widmete er einen erheblichen teil seiner Arbeitszeit und -kraft dem erwähnten Auftrag – auch noch unter den zunehmend schwierigen, ihn belastenden Bedingungen durch die Diskriminierun-

Biographie Volkmanns und zur Prominenz Miltners im NS-regime etwa Heinz Bellen, Hans Volkmann †, in: Gnomon 48, 1976: 426–431, hier 428f. bzw. Losemann 1977, 101f.; 133ff. u. ö.; Christ 1982, 207; 209f.

9 Badian 1989, 603, vermißt in Drexhages o. erwähnter Liste zu recht eine Zusammenstellung der nach Dutzenden zählenden Stemmata republikanischer ‚Adelsfamilien‘ aus der werkstatt Münzers – s. nur als Beispiele diejenigen der (patrizischen) Claudii: 3, 2, 1899, 2665f.; Corne-lii (Lentuli bzw. Scipiones): 4, 1, 1900, 1359f. bzw. 1429f.; Domitii (Ahenobarbi): 5, 1, 1903, 1315f.; Fulvii: 7, 1, 1910, 231f.; Licinii (Crassi): 13, 1, 1926, 247f.; Marcii: 14, 2, 1930, 1539f. S. das „Stemma gentis Valeriae“ im Anhang von Münzer 1891 (nach S. 72), das bereits auf die später typische Art angelegt war. Auch in Münzer 1920 finden sich nicht weniger als 28 Stem-mata (s. die Liste bei Münzer 1999, ix). S. dazu kritisch wikander 1979, 2ff.

10 Münzer 1920, IX. Vgl. Kneppe/wiesehöfer 1983, 9.11 Münzer 1891, zustimmend zitiert etwa noch von wiseman 1998, 77f.; 89.12 Vgl. Gelzer (1953) 1964, 345; Kneppe/wiesehöfer 1983, 260. Es ist bedauerlich, daß die Dis-

sertation nicht in den vorliegenden Band aufgenommen werden konnte.13 Bd. 3, 1, 1897, 1174; 1188f.; 1198f.; 1200; 1202–1230; 1234–1236; Stemma 1229f.

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gen und Demütigungen bis hin zum Publikationsverbot im Jahre 1938. Immerhin setzten sich wenigstens Herausgeber und Verleger der RE darüber hinweg – etwa 170 Beiträge Münzers erschienen auch weiter unter seinem Namen, auch noch in den letzten vor 1945 erschienenen Bänden.14 Darüber hinaus erschienen hunderte von Artikeln überhaupt erst in den Jahrzehnten nach dem Zweiten weltkrieg – der letzte im Jahre 1967, ein Vierteljahrhundert nach Münzers tod in dem zynisch so-genannten ‚Prominentenquartier‘ des KZ theresienstadt.15

Diese Artikel bilden nach wie vor eine reiche ressource für jede Beschäftigung mit der Geschichte der republik – und nicht nur weil sie die wichtigsten Material-grundlagen für viele bis heute fundamentale Arbeitsinstrumente durchaus unter-schiedlicher Art darstellen: Dazu zählen etwa robert Broughtons Handbuch Magis-trates of the Roman Republic und sein Katalog unterlegener Kandidaten bei den wahlen zur Magistratur16, Giovanni Niccolinis immer noch nicht ersetzte Fasti dei tribuni della plebe17 ebenso wie Graham Sumners Prosopographie der prominenten redner in Ciceros Brutus18 und auch noch die von Jörg rüpke initiierten und 2005 vorgelegten Fasti sacerdotum.19 Auch die Kataloge der nachgewiesenen bzw. zu erschließenden Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb des Senatsadels20 müssen sich natürlich direkt oder zumindest indirekt und zumindest für die republikanische Epoche auf Münzers Artikel beziehen. wiederum werden übrigens Münzers wei-tere Arbeiten, die methodisch wie inhaltlich in engem Zusammenhang mit seinen Hauptwerken stehen, gelegentlich wenigstens noch en passant erwähnt.21 Denn hier

14 Bd. 18, 1, 1942, 539; 672ff. u. ö.; 18, 2, 1942, 1856ff. u. ö.; 20, 1, 1941, 191; 990ff.; 7 A 1, 1939, 766ff. u. ö.; 800ff. u. ö.; vgl. die Listen von Drexhage bei Kneppe/wiesehöfer 1983, 226ff.; 232; 253f.. S. dazu Gelzer (1953) 1964, 348; Kneppe/wiesehöfer 1983, 111ff.; 123; 269; th. ridley 1999, xlvi ff.

15 In den RE-Bänden 20, 2, 1950; 21, 1, 151; 21, 2, 1952; 22, 1, 1953; 23, 1, 1957; 23, 2, 1959; 7A, 2, 1948; 8A, 1, 1955; 8A, 2, 1958; 9A, 1, 1961; 9A, 2, 1967: vgl. die Listen von Drexhage bei Kneppe/wiesehöfer 1983, 232ff.; 254ff.

16 Broughton 1951 und 1952, explizit etwa Broughton 1951, vii und xii. Auch die „Additions and Corrections“ (Broughton 1986, 1–225) folgen dem „Index of Careers“ (Broughton 1952, 524–636), „where both the names of the gentes and the numbering of individuals within them are based on the system established in Pauly-wissowa“ (Broughton 1986, v); Katalog der wahlver-lierer: Broughton 1991 (mit den Ergänzungen von Konrad 1996). Vgl. dazu ridley 1996, der allerdings nur eine Serie von etwa 50 konkreten Fälle auflistet, in denen Broughton (1951 und 1952) den „interesting prosopographical insights by Münzer“ nicht gefolgt sei – es geht etwa um die Identifizierung bzw. Identität einzelner (vor allem homonymer) Personen, die nicht bezeugte, von Münzer nur erschlossene oder vermutete Zuschreibung von Ämtern bzw. Mit-gliedschaften in Priestercollegien und (damit) die rekonstruktion vollständiger individueller Karrieren. Selbst damit wird (auch indirekt) die Allgegenwart der Münzerschen Artikel in Broughtons werk bestätigt.

17 Niccolini 1934.18 Sumner 1973 (bes. der „Prosopographical Commentary“, der auch zahlreiche Stemmata bedeu-

tender Familien nach oder zumindest in der Art von Münzer enthält: 28–50).19 S. vor allem rüpke 2005, 1, 15f. und die „Jahreslisten“ 53–142, sowie rüpke/Glock 2005, 2

(Biographien der namentlich bekannten „Mitglieder der Priesterschaften“).20 Zmeskal 2009, 1 und 2; vgl. auch Harders 2008.21 S. nur die Literaturverzeichnisse bei Broughton 1952, 516f.; rüpke 2005, 3, 1687 und Harders

2008, 330.

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ging es ihm immer wieder um „die Fasten der römischen republik“, die für Münzer ja „die „lauterste und beste Quelle für die Geschichte der regierenden Klassen“ waren, und zwar nicht allein und nicht einmal in erster Linie um „die lückenlose Liste der eponymen Magistrate“, sondern um „andere Verzeichnisse ähnlicher Art, leider nur unvollständig erhalten“, nämlich „solche von Priestern“, aber auch sol-che „der außerordentlichen Magistrate, der Mitglieder von Senatskommissionen und sonstigen Behörden“22 – in diese Gruppe gehören etwa die kleineren Arbeiten zu Auguren, Consulartribunen und Censoren23, zu Überlieferungsproblemen der Fasten und zur Identifizierung bzw. zu Biographien und Karrieren einzelner Perso-nen24, sowie auch diejenigen zu Inschriften mit prosopographisch interessanten Da-ten.25

Aber es sind eben doch zuallererst Münzers Beiträge zur Realencyclopädie, die gewissermaßen zu eigenem recht für systematische Analysen ganz verschiedener Art, Methode und Zielsetzung ein wichtiger, immer wieder ‚angezapfter‘ Vorrat an Daten und Deutungen zu Personen, ihren Karrieren und Funktionen sind und blei-ben: Das gilt selbstverständlich zunächst für die umfassenden Analysen ganzer Schichten wie des Patriziats, der ritter und natürlich des senatorischen ‚Adels‘ generell und der Nobilität im besonderen26 ebenso wie für die Studien zu spezifi-schen Gruppen wie den homines novi27 und die (vereinzelten) neueren Arbeiten zu einzelnen gentes bzw. Familien der republikanischen classe dirigeante.28 Auf ganz andere weise wertvoll ist diese ressource aber auch für jene älteren wie jüngeren Arbeiten zu den verschiedenen Institutionen der republikanischen politischen ord-nung, die der Natur der Sache nach wesentlich auf der prosopographischen Er-schließung ihrer jeweiligen Inhaber und der personellen Zusammensetzung von Kollegien und anderen Gremien beruhen – viele der Untersuchungen einzelner Ma-gistraturen29 und konkreter Funktionen (etwa der subalternen offiziersränge, der

22 Münzer 1920, 2 und 3.23 Münzer 1917 bzw. 1906 und ders. 1922, von M. selbst in diesem Zusammenhang erwähnt

(1925, 397 = S. 123).24 Münzer 1896a, 1909, 1916, 1920a, 1931a, 1932 und 1936.25 Münzer 1899, 1935 und 1939.26 ranouil 1975 (zum Patriziat, mit prosopographischen Indices 201–254); Nicolet 1974, I–II (zu

den equites, vor allem Band II zur Prosopographie); s. zur Nobilität neben Gelzer (1912) 1962 (s. dazu unten, S. XXIVf.) vor allem Afzelius 1938 und 1945, Brunt 1982; Hopkins/Burton 1983, sowie zu den besonders hervorgehobenen „principes der republikanischen Zeit“ wickert 1954, 2014ff., und dazu insgesamt Hölkeskamp (1987) 2011, mit weiteren Nachweisen; Beck 2005.

27 S. Brunt 1982; vgl. auch wiseman 1971; Dondin-Payre 1981 (bes. die Listen, 54–79). In die-sem Zusammenhang sei auch die Prosopographie der Adressaten bzw. der commendati der Empfehlungsbriefe Ciceros erwähnt: Deniaux 1993, 387–437 bzw. 439–570.

28 Dondin-Payre 1993 (Acilii Glabriones); Hofmann-Löbl 1996 (Calpurnii); hier ist auch Peter wisemans wichtige Studie zu den „Legends of the Patrician Claudii“ zu nennen: wiseman 1979, 57–139. Vgl. bereits Van ooteghem 1961 (Marcii) und 1967 (Caecilii Metelli).

29 Vgl. etwa zum Consulartribunat etc.: Pinsent 1975; Bunse 1998; zur Censur: Suolahti 1963 (bes. die Listen I–IV, 687–745); zum Volkstribunat: Niccolini 1932; zur Praetur: Brennan 2000 (s. hier bes. die Appendices: „table of Commands …“, 679–722, und die „Fasti Praetorii“, 723–763, sowie die überwiegend prosopographischen „Additional Notes“, 640–677).

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außerordentlichen Imperien und der Gesandtschaften, der Interregna und Dictaturen)30, der verschiedenen Priesterkollegien31 und nicht zuletzt des Senats32 enthalten ja auch entsprechende konsolidierte bzw. kommentierte Listen. Und das Gleiche gilt schließlich sogar für die methodisch ganz verschieden angelegten Un-tersuchungen zu so unterschiedlichen Gegenständen wie den Prodigien einerseits33 und den politischen Prozessen in der mittleren und späten republik andererseits34, zu den „popular leaders“ der turbulenten 60er und 50er Jahre35 und schließlich zu den Senatoren und ihrer ‚Parteinahme‘ im Bürgerkrieg.36 Auch in diesem Zusam-menhang muß heute erst wieder an Münzers eigene und eigenständige Beiträge ausdrücklich erinnert werden – namentlich etwa an die Studie zur „todesstrafe po-litischer Verbrecher“ und die letzte noch in einer deutschen Fachzeitschrift erschie-nene Arbeit zu den Vestalinnen, die treffend als „Kabinettstück der von ihm ge-pflegten Forschung“ charakterisiert worden ist.37

Aber auch und gerade die modernen, sozial- und kulturgeschichtlich inspirier-ten Versuche, den Charakter des sogenannten Senatsadels und seiner Kern- und Spitzengruppe, der Nobilität, die Strukturen der reproduktion und des ‚self-fashio-ning‘ dieser besonderen ‚meritokratischen‘ classe dirigeante und (dabei und damit) die eigentümliche soziopolitische Verfaßtheit der republik genauer zu bestim-men38, beruhen vielfach auf prosopographisch-statistisch angelegten, methodisch reflektierten und möglichst sorgfältig kontrollierten Analysen. Sie zielen zugleich auf die rekonstruktion von individuellen Karrieren und allgemeinen Karrieremus-tern, um die ihnen zugrundeliegenden Praktiken und regelmäßigkeiten, regeln und Konventionen sowie deren Entstehungsbedingungen, Dynamiken und wirkun-gen zu erhellen39 – und diese Ansätze und ihre Methoden wären ohne das von Mün-

30 S. zu Militärtribunen, duumviri navales, Präfecten: Suolahti 1955 (mit den Listen 304–408); zu den außerordentlichen Imperien: Jashemski 1950; Kloft 1977 und 1978; zu den Gesandten: Schleussner 1978 (bes. der prosopographische Anhang, 216–240); zu den Interregna: Jahn 1970 (auch zu den wahldictaturen).

31 Szemler 1972 (bes. Kapitel II–IV); ders. 1978 (bes. die Listen, 367–396); ders. 1986, bes. 2326ff.; rüpke 2005, 3.

32 Bonnefond-Coudry 1989 (s. bes. die prosopographischen Analysen der „intervenants“ in Se-natssitzungen: 595–605; 620–644); ryan 1998 (s. bes. 357–375), sowie bereits wiseman 1971 (bes. die „List of Senators“, 209–283) und Shatzman 1975 (bes. die „economic prosopography of roman senators“ und die diesbezüglichen tabellen, 237–439 bzw. 440–472)

33 Engels 2007 (bes. 283–723).34 Brecht 1938 (bes. die Anhänge 266–303); Alexander 1990; David 1992 (bes. die „Notices pro-

sopographiques“, 665–902).35 Vanderbroeck 1987 (bes. die prosopographischen Appendices, 198–217).36 Bruhns 1978 (bes. die prosopographisch-statistischen Untersuchungen, 31–63).37 Münzer 1912 bzw. 1937; Zitat: Gelzer (1953) 1964, 347.38 Vgl. dazu den souveränen Überblick von Jehne 2006, hier bes. 4ff. S. außerdem Hölkeskamp

2001, 102ff.; ders. 2004 = 2010 (aktualisiert und erheblich erweitert, und dazu noch Hölkes-kamp 2011); ders. 2006; ders., (1987) 2011, IX–XXXIII, mit Überblicken zur neueren For-schung und Diskussion von theorien, Modellen und Methoden. S. dazu auch die einschlägigen Beiträge in rosenstein/Morstein-Marx (Ed.) 2006, ferner Beck 2005, 9ff. und passim; Farney 2007 (zur Bedeutung der „ethnic identity“).

39 Vgl. etwa Develin 1979 und 1985 (und dazu die rezensionen von r. rilinger, in: Gnomon 54, 1982, 137–141 bzw. K.-J. Hölkeskamp, in: Gymnasium 95, 1988, 78–79), weiterführend etwa

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zer in seinen RE-Artikeln bereitgestellte Material, das einerseits vollständig und zuverlässig aufgearbeitet ist und andererseits immer neu und anders ausgewertet und ‚gelesen‘ werden kann, eigentlich gar nicht denkbar.40

III

Andererseits resultiert die wirkungsmacht des oeuvres – vor allem der mittel- und langfristige, direkte und insbesondere indirekte Einfluß des Münzerschen werkes auf die Forschung zur römischen republik im 20. Jahrhundert, zu ihrer politischen Klasse im besonderen und zum Charakter der Politik im allgemeinen – aus der re-zeption seines im Jahre 1920 erschienenen Buches Römische Adelsparteien und Adelsfamilien41 und vor allem die darin entwickelten und konsequent angewandten Methoden der rekonstruktion der permanent miteinander rivalisierenden ‚Adels-parteien‘. Diese Zusammenschlüsse der großen patrizischen gentes und führender plebeischer Familien, deren konkrete Zusammensetzung sich zwar wandeln mochte, blieben nach Münzer in ihrem Kern aber vielfach über mehrere Generationen stabil respektive erneuerten sich immer wieder, auch nach längeren Unterbrechungen. Die Erlangung und Bewahrung der „Macht“ durch die Bekleidung der höchsten Ämter – und mutatis mutandis die Ausschließung gegnerischer ‚Parteien‘ von der obermagistratur, dem „regierungscollegium“ der Consuln und damit von der „Herrschaft im Staate“ – stellten dabei zugleich und ausschließlich Antrieb, Zweck und Ziel dieser Zusammenschlüsse dar. ‚Politik‘ bestand für Münzer daher zualler-erst in der Erhaltung und Erneuerung bestehender Bündnisse und der Anknüpfung

rilinger 1978 (zu Mustern der Iteration des Consulats im 4. und 3. Jh.); Badian 1990, 373 und passim (zu den Consuln und ihrem jeweiligen Status 179–49 v. Chr.); Hölkeskamp (1987) 2011, bes. Kapitel III und IV (zur Entwicklung von regeln der rekrutierung von Imperiums-trägern von der Mitte des 4. bis zum frühen 3. Jh.), und vor allem Beck 2005 (mit nochmals verfeinerten Methoden zur weiteren Entwicklung im 3. und frühen 2. Jh.), sowie neuerdings Lundgreen 2011 (zu Normen, regeln und regelkonflikten) und die einschlägigen Beiträge in Blösel/Hölkeskamp (Hg.) 2011, jeweils mit der älteren Literatur. S. außerdem David 1992 (zum Gerichtspatronat); Itgenshorst 2005 (zu triumphen, triumphatoren etc., mit Indices und Stemmata, 227–274, Katalog auf CD-rom), dazu auch Bastien 2007 (ebenfalls mit Katalogen prosopographischer Daten, etwa 368f. und 403–415).

40 wenigstens gelegentlich wird darauf auch heute noch hingewiesen – s. z. B. wiseman 1971, vii; Sumner 1973, 28; Nicolet 1974, I, 149; II, XVI; Hopkins/Burton 1983, 46 mit Anm. 21; Smith 2006, 338f.; Farney 2007, 36, und generell Barnes 2007, 83f.; Morstein-Marx 2009, 105; Eck 2010, 150f.

Vgl. zu den Methoden, Möglichkeiten und Grenzen moderner prosopographischer Forschung grundlegend etwa Nicolet 1970; Stone 1971; Carney 1973; Magdalino 2003, 42ff.; Eck 2003 und 2010; Barnes 2007 und vor allem jetzt Morstein-Marx 2009, 105ff. S. allgemein außerdem die übrigen einschlägigen Beiträge in Eck (Hg.) 2003; Cameron (Ed.) 2003 und Keats-rohan (Ed.) 2007; Hölkeskamp 2010, 9 mit weiteren Nachweisen.

41 Die englische Übersetzung (Münzer 1999) enthält einen Essay zu „major themes“ und einzel-nen „solutions to puzzles“, zu den „primary sources“, zu Münzers rezeption der neueren For-schung und zu seinem „modus operandi“ (ridley 1999). Die folgenden Ausführungen beruhen auf Hölkeskamp (1987) 2011, 44ff.; ders. (1993) 2004a, 14ff.; ders. 2001, 92ff.; ders. 2004, 14f. = 2010, 5ff.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XX

neuer Beziehungen zwischen prominenten Einzelpersönlichkeiten, ihren Familien und deren ‚Parteien‘ – politische Gegensätze manifestierten sich dementsprechend vor allem in den wechselvollen Kämpfen der ‚Parteien‘ um die erwähnten instituti-onellen Positionen der „Herrschaft im Staate“. Sachliche Gegenstände – selbst sol-che von grundsätzlicher Art wie die „Erhaltung oder Veränderung des Bestehen-den“, ganze „Programme“ und „weltanschauungen“ oder auch unterschiedliche „Ansichten über auswärtige Angelegenheiten“ – spielten dabei keine entscheidende rolle, sondern trugen gewissermaßen erst sekundär zum Profil einer ‚Partei‘ bei.42 Als eigentliche Entstehungsgründe, entscheidende Faktoren und Garanten der „Ge-meinsamkeit der Anschauungen und Interessen“ und der Kontinuität des Zusam-menhalts der ‚Parteien‘ galten Münzer vielmehr einerseits die verwandtschaftli-chen Beziehungen zwischen den Angehörigen einer Familie, die „Gemeinsamkeit des Blutes und der Herkunft“, und andererseits jene Verbindungen zwischen ver-schiedenen gentes, die etwa durch dynastische Heiraten und Adoptionen nicht nur befestigt, sondern oft erst begründet wurden.43

Dem entsprachen Münzers methodische Prämissen: Diese ‚Adelsparteien‘, ihre konkrete Zusammensetzung und das Auf und Ab im Kampf um die „Macht“ mani-festierten sich für Münzer unmittelbar in den Fasten des Consulats, in denen sich bestimmte „Namen gleichsam anziehen“ und andere „sich abstoßen“ – das gleich-zeitige, wiederholte und/oder alternierende Vorkommen bestimmter Kombinatio-nen von Namen und Gentilicia in den jeweiligen Consulcollegien mehrerer Jahre oder gar einer reihe von aufeinanderfolgenden Jahren ließe also direkt auf politi-sche Freundschaften schließen. Hier verrieten sich die eigentlich verborgenen Kon-stellationen der ‚Parteien‘ – in deren Beziehungen und Verbindungen, gegenseiti-gen Verpflichtungen und Machinationen sah Münzer die wahren, durch den „Adel“ aber geradezu bewußt und sorgsam verschleierten arcana imperii, wie er sie in ab-sichtsvoller Anspielung auf tacitus nannte.44 Konsequenterweise wird dann das erneute Auftauchen ähnlicher Namenskombinationen in Consulaten, Censuren, Dictaturen nach Jahrzehnten oder gar Generationen zum Hauptindiz für eine lang-fristige Kontinuität der ‚Parteien‘.45

Dabei scheint bereits ein weiteres Paradox auf: Das Buch wurde von Anfang an hoch gelobt – nicht nur in den (relativ wenigen) rezensionen. Es galt als „grundle-gendes werk“ und „reife Frucht jahrzehntelanger Studien auf dem Gebiete der rö-mischen Familiengeschichte“: Damit habe der Verfasser „ein werk geschaffen, mit dem sich künftig jeder, welcher der Geschichte der römischen republik näher tre-ten will, aufs gründlichste wird beschäftigen müssen“.46 Aber es wurde wohl wenig gelesen und kaum als eine Art ‚Gesamtkunstwerk‘ wahrgenommen; denn diese

42 Münzer 1920, 1ff.; 15; 17; 21; 53; 59f.; 158ff.; 411; 418 u. ö., auch zum folgenden.43 Münzer 1920, 1ff.; 61; 103f.; 270ff.; 328ff.; 416; 420; 425ff. u. ö.; vgl. auch ders. 1920a, 439;

1931a, 336ff.44 Münzer 1920, 133 (zu tac. ann. 2, 36, 1, vgl. 59, 3); 317; 427.45 Münzer 1920, 2ff.; 15; 23; 24; 34; 133; 136; 154; 158ff.; 375; 411f.; 420 und passim.46 Zitate: Gelzer (1920a) 1962, 196f. und 1921b, 14. Vgl. Hohl 1920; Gelzer (1921a) 1962, 189

und passim, sowie etwa de Sanctis (1937) 1972, 526: „È libro ricco di osservazioni utili e di materiali messi per la prima volta in valore.“

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXI

„vielverschlungenen Untersuchungen“ seien nicht gerade „leicht und glatt zu le-sen“ – ja, das Buch galt als „schlechthin ungenießbar“.47 Es wurde allerdings viel zitiert, oft offensichtlich als eine Art ‚Steinbruch‘ für einzelne Konstellationen und Kombinationen48, gelegentlich auch für deutlich weitergehende rekonstruktionen und Spekulationen benutzt und (gerade) dadurch, direkt und mindestens genauso oft indirekt, immens einflußreich – schon deswegen war es tatsächlich eines der wichtigsten Bücher über die classe dirigeante der römische republik und damit über Charakter und Struktur von ‚Politik‘ in der libera res publica generell.49

In der anglophonen Altertumswissenschaft wurde das Buch zwar zunächst nicht recht wahrgenommen – zumindest sind mir keine zeitnahen rezensionen be-kannt.50 Aber dann wurden Münzers Adelsparteien und vor allem die darin entfal-tete prosopographische Methode zur Aufdeckung der Struktur und konkreten Zu-sammensetzung dieser Gruppen durch ronald Syme und seine berühmte Roman Revolution gewissermaßen nobilitiert – und (auch dadurch) gerade in England und Amerika nun besonders einflußreich. Syme fühlte sich nicht nur „dem herausragen-den und wegweisenden Beispiel Münzers“ verpflichtet, sondern wollte auch dessen „Auffassung vom wesen der römischen Politik“ folgen51, die er mit der ihm selbst eigenen aristokratischen Selbstsicherheit herrisch und apodiktisch auf einen ebenso einfachen wie allgemeinen Nenner mit geradezu universalhistorischem Anspruch brachte: „was auch immer die Form und die Bezeichnung einer regierung sein mag, Monarchie, republik oder Demokratie, zu allen Zeiten lauert eine oligarchie hinter der Fassade“. Daher ist auch die römische Geschichte, „die republikanische wie die der Kaiserzeit,“ nie etwas anderes als „die Geschichte einer herrschenden Klasse“, einer „aristocracy unique in duration and predominance“ – die unteren Schichten hatten nicht nur „keine Stimme in der regierung“, sondern nicht einmal einen „Platz in der Geschichte“. Allein und ausschließlich die „regierende oligar-chie“ und ihre „Zusammensetzung“ sind denn auch notwendig „das beherrschende thema der politischen Geschichte“ – und zwar „ganz gleich wie der Name oder die theorie der Verfassung lauten“; denn diese war ohnehin nichts als „eine Kulisse und ein trugbild“, hinter der ganz „andere Kräfte“ standen: Im Gegensatz zu „den Phrasen und der Fassade der verfassungsmäßigen regierung“ war die oligarchie nämlich „keine bloße Fiktion der politischen theorie, kein durchsichtiger Betrug“,

47 Zitate: Gelzer 1921b, 16 bzw. Hohl 1920, 1094; Heuss (1956) 1995, 1559. De Sanctis nannte das Buch „importante per ben conoscere la nobilitas romana, sebbene assai faticoso a leggere“: (1923) 1969, 473 Anm. 2.

48 S. dazu unten S.XXVIIff. Auch Broughton 1951 und 1952 folgt nicht nur dem erwähnten ‚RE-System‘, sondern bezieht sich auch immer wieder auf Münzer 1920 (vgl. allgemein und gewis-sermaßen programmatisch Broughton 1951, viii, x und xii). S. dazu auch ridley 1996, 45ff.

49 ridley nennt Münzer 1920 – ausgerechnet in seinem Artikel über Gelzers Nobilität als ‚tur-ning-point‘ – „the most important book ever written on roman politics“ (1986, 475), in diesem Sinne auch Balsdon 1965, 578. Vgl. allgemein zum langfristigen Einfluß des Buches etwa Evans 2004, 507f.; Barnes 2007, 83ff.

50 Vgl. auch ridley 1986, 497 Anm. 75.51 Syme 1939, viii = 2003, 4f.; vgl. Syme (1988) 1991, 330f. S. zu Syme und seinem oeuvre ge-

nerell Alföldy 1993; Galsterer 1990, 3ff. und passim; wiseman 1998, 135ff.; Dahlheim 2003; walter 2003; Morstein-Marx 2009, 105f.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXII

sondern „etwas reales und Greifbares“ – eine „Ansammlung von Individuen“, de-ren „Form“ und „Charakter“ bei genauerem Hinsehen „feste und handgreifliche Umrisse“ gewinnen. Konkret hieß das nach Syme, daß immer nur „ungefähr zwan-zig oder dreißig Männer, die etwa zwölf herrschenden Familien entstammten, ein Monopol auf Amt und Macht in ihren Händen“ hielten. Zwar stiegen einzelne Fa-milien auf, und andere versanken in Bedeutungslosigkeit, aber es „änderte sich nur wenig an der Art und weise dynastischer Politik“. Natürlich wurde ‚Politik‘ dieser Art daher auch „nicht von Parteien und Programmen im modernen und parlamenta-rischen Sinne geprägt und beeinflußt, nicht durch die scheinbare opposition zwi-schen Senat und Volk, optimates und populares, nobiles und novi homines, sondern durch den Kampf um Macht, reichtum und ruhm“ – und diesen „Kampf fochten die nobiles unter sich selbst aus, einzeln oder in Gruppen, offen während der wah-len und in den Gerichtshöfen oder versteckt durch Intrigen“. In diesem ewigen Kampf führten sie drei „waffen“, nämlich „Familie, Geld und die politische Allianz (amicitia oder factio, wie man sie abwechselnd nannte)“, die nicht zuletzt durch „dynastische Heiraten“ begründet, gesichert oder erneuert wurden – und indem Syme diese „waffen“ als arcana imperii der „regierenden oligarchie“ bezeichnet, die sich der Ent- und Aufdeckung letztlich nicht entziehen könnten52, kommt er genau an diesem zentralen Punkt seiner großen ‚Meistererzählung‘ (in jeder Bedeu-tung des Begriffs) wieder explizit auf Münzers klassische Formulierung und den ambitionierten Anspruch der prosopographischen Forschung Münzerscher obser-vanz zurück: Den souveränen, in sich geschlossenen und (im Gegensatz zu Mün-zers trockenem Stil) auch literarisch brillanten Entwurf der römischen Geschichte im ‚langen‘ 1. Jahrhundert v. Chr. kann man durchaus als „genre painting of the historical picture by a composite of individual portraits“ charakterisieren – und darin eine grundlegende Gemeinsamkeit von Syme und Münzer sehen.53

Das gilt auch für Symes ebenso berühmten und einflußreichen Schüler Ernst Badian, der gelegentlich einen Artikel Fr. Muenzeri manibus widmete: Für ihn wa-ren es Matthias Gelzer und Münzer (in dieser reihenfolge), die den gesamten Zu-gang zur Geschichte der mittleren und späten republik nachgerade „revolutioniert“ hätten.54 Münzer und seine Adelsparteien einerseits, Gelzer und sein epochema-

52 Zitate: Syme 1939, 7; 476 bzw. vii; 15; 18; 11 = 2003, 13f.; 502 bzw. 3; 22; 25f.; 18f.; ders. 1986, v; 13 u. ö. und ders. (1986) 1991. Vgl. zum Begriff des ‚Dynast(isch)en‘ bei Syme walter 2003, 740f.

53 Zitat: Michael Ginsburg, rezension Syme 1939, in: AHR 46, 1940–41: 106–108, hier 107. Vgl. zu Münzers Einfluß auf Syme etwa Alföldy 1983, 10; 18f.; Dahlheim 2003, 716ff.

Übrigens ist Symes großes Alterswerk über die Aristokratie im frühen Prinzipat, so Syme selbst (1986, v), „a sequence of studies (arranged not without care for coherence)“ und jedenfalls alles andere als „a historical narrative that is chronologically coherent and intelligible“ (wiseman 1998, 136, vgl. 151 und passim) – im Gegensatz zur Römischen Revolution ist es damit dann wiederum Münzers Adelsparteien auffallend ähnlich.

54 Badian 1958, vii; ders. (1957) 1964, 34; vgl. ders. 1962, 197f.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

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chendes werk über die Nobilität der späten republik55 andererseits wurden über-haupt regelmäßig in einem Atemzug genannt.56

Syme und Badian waren nämlich keineswegs die einzigen Vertreter dieses ‚Gelzer-/Münzer-Modells‘ und der ihm zugrundeliegenden Methode: wiederum gerade in der einschlägigen englischen und amerikanischen Forschung zu Politik und Gesellschaft der mittleren und späten republik sind Modell wie Methode bis in die jüngste Zeit immens einflußreich geblieben.57 Darauf beruhen viele umfassend angelegte Entwürfe der politischen Szenerien am Ausgang der Ständekampfe in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts58, im rom des zweiten Punischen Krieges und der folgenden Jahrzehnte bis zur Epoche der Gracchen (und darüber hinaus) – Ent-würfe, die übrigens keineswegs deckungsgleich ausfallen: Darauf wird noch zu-rückzukommen sein.

was die allgemeinen rahmenbedingungen seit den Gracchen und in der späten republik betrifft, wird dann zwar konzediert (wenn auch gelegentlich geradezu widerwillig), daß durch die nun aufscheinenden politischen, sozialen und ökonomi-schen Konfliktfelder vom Problem der Landverteilung und Veteranenversorgung über die rolle der ritter und der großen Generäle bis zur Italiker-Frage vieles an-ders, komplexer und vielschichtiger geworden sei59 – und dennoch: von Lily ross taylors einflußreichem Panorama der „party politics“ im Zeitalter Caesars60 bis zu Erich Gruens fundamentalen Analysen zu Politik, politischen Prozessen und Prota-gonisten in der „letzten Generation“ der republik61 ging es letztlich dann doch wieder vor allem um das eine, nämlich um die „alten Spielchen“ aristokratischer Politik, die „politischen Machenschaften“, „geheimen Manöver“ und „subtilen Ma-nipulationen“ der hinter den Kulissen die Fäden ziehenden „senatorischen Faktio-nen“ im ständigen Kampf um Amt, Macht und Einfluß mit den erwähnten, nun

55 Gelzer (1912) 1962, sowie dazu ergänzend ders. (1915) 1962; (1920b) 1962; (1921a) 1962; s. auch die Neuausgabe von (1912) 1962 und (1915) 1962, mit einem Vorwort und Ergänzungen von Jürgen von Ungern-Sternberg, Stuttgart 1983, sowie die engl. Übersetzung von (1912) 1962: The Roman Nobility, translated with an introduction by robin Seager, oxford 1969. Grundlegend zum Verständnis von Gelzers werk, seiner Bedeutung and langfristiger wirkung bleiben die Beiträge in Bleicken/Meier/Strasburger 1977; vgl. auch Balsdon 1965; Nicolet 1970, 1214ff. Die Einschätzung von wiseman (2002) 2009, 28ff., ist ebenso kritisch wie abwe-gig.

56 So noch Syme (1988) 1991, 330f. mit Anm. 7. S. außerdem etwa Hampl 1953, 90; Badian 1962, 197f.; Balsdon 1965, 578; Astin 1967, 80 mit Anm. 1; ders. 1968, 5ff.; Gruen 1968, 1f. mit Anm. 2; Nicolet 1970, 1214; Broughton 1972, 252f.; Starr 1987, 41; Briscoe 1992, 71f. und noch wiseman (2002) 2009, 29: „joint founders of the modern view“.

57 Vgl. etwa Sherwin-white 1956, 1; Broughton 1972, 252ff. und passim; Alföldy 1983, 24ff.; Astin 1989, 169f.; Briscoe 1992, 71ff. und passim.

58 Phillips 1972. Vgl. dazu Hölkeskamp (1987) 2011, 46ff. mit weiteren Nachweisen.59 Syme (1988) 1991, 330; Briscoe 1974, 134f. Vgl. auch Badian 1962, 203ff. und passim;

Broughton 1972, 258ff., sowie Gruen (1974) 1995, xii; 48; ders. 1968, 4: „the forceful expres-sion of economic grievances, a growing cleavage among classes, the enhanced power of busi-ness elements, non-senatorial leaders, non-roman Italians, and the disruptive chaos of civil and foreign wars all served to alter the structure of roman politics.“

60 taylor 1949, 7ff.; 23; 33ff. u. ö., akzeptiert noch von Deniaux 1993, 9.61 Gruen 1968 und (1974) 1995.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXIV

sattsam bekannten ‚waffen‘, nämlich „intermarriage, adoptions, amicitiae, and competition for clientelae“.62

IV

Die rede von einem ‚Gelzer-/Münzer-Modell‘ verweist zumindest indirekt auf eine weitere Variante der erwähnten Paradoxien, die in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf – und zwar weil diese Variante ihrerseits bereits erkennen läßt, daß diese verbreitete rede und das Konzept nicht unproblematisch sind und in der Folge noch eigens thematisiert werden müssen: Münzers Einfluß auf den jünge-ren Gelzer ist bezeichnenderweise bis heute ziemlich umstritten. Einerseits soll Münzer, der von 1902 bis 1912 in Basel lehrte, wo Gelzer im Jahre 1905 sein Stu-dium aufnahm und natürlich auch bei Münzer hörte, „die Grundlagen für eine fach-wissenschaftliche Erudition des jungen Studenten gelegt und auch bereits nachhal-tig auf die Ausbildung des später für Gelzer so charakteristischen Interessengebie-tes gewirkt“ haben, ja, von Münzer sei die „wichtigste einzelne Anregung“ zu die-ser orientierung ausgegangen.63 Hinzu kommt, daß Münzer Gelzer wohl schon bald nach dessen Promotion (bei Ulrich wilcken in Leipzig im Jahre 1909, zu ei-nem ganz anderen thema) die Übernahme einiger größerer prosopographischer RE-Artikel, beginnend mit M. Iunius Brutus, angeboten hat – womöglich bestand darin ein (weiterer) wichtiger Anstoß zu Gelzers Beschäftigung mit der späten re-publik.64 Schließlich ist Münzer auch der in Gelzers Nobilität am häufigsten zitierte moderne Autor – das ist nun allerdings nicht überraschend; denn bis 1912 lagen immerhin schon die RE-Bände bis H vor, und Münzers bis dahin erschienene Arti-kel waren natürlich eine wichtige Materialbasis für Gelzers Analyse.65

Andererseits habe Münzer den jungen Gelzer – zumindest nach dessen eigener, allerdings sehr viel späteren Erinnerung – zunächst „nicht sonderlich beeindruckt“; allenfalls könne er in einem eher allgemeinen Sinne „das Interesse an der spätre-publikanischen Geschichte und hier speziell an dem Studium der oberschicht zum ersten Mal geweckt“ haben.66 Das ist nur auf den ersten Blick überraschend: Mün-zer habe zwar im Laufe seiner Arbeit an den prosopographischen RE-Artikeln sein Forschungsinteresse auf alle führenden Familien gerichtet, so daß sich daraus zu-mindest „latent die Möglichkeiten einer sozialgeschichtlichen Betrachtungsweise der römisch-republikanischen Aristokratie“ ergeben konnten – allerdings hätten Münzers Arbeiten „ihre lexikalische Herkunft niemals abstreifen können“ und ver-

62 taylor 1949, 7; Gruen 1968, 1; 3; 279 und passim; ders. (1974) 1995, 47f. und 505 (Zitate). Vgl. auch toynbee 1965, 330ff.; 341ff.; Gruen 1968, 279ff. u. ö.; ders. (1974) 1995, 3; 47ff.; 81 u. ö.

63 Zitate: Bleicken (1975) 1998, 1050; vgl. ders. (1977) 1998, 1074; ridley 1986, 496: „Despite unanimity among his students and his own reticence, the most important single stimulus to his study of the roman republic was Friedrich Münzer, his teacher at Basel…“, vgl. 475ff.

64 So jedenfalls Simon 1988, 233 und bereits Strasburger 1977, 58; Meier 1977, 33.65 ridley 1986, 477; 496; Simon 1988, 233.66 Zitate: Bleicken (1977) 1998, 1069f.; 1078, vgl. Strasburger 1975, 818, und dens. 1977, 85,

sowie 58 und 75f. zu Gelzers privaten ‚Memorabilien‘.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXV

rieten durchweg seine „etwas trockene antiquarische Gelehrsamkeit“. tatsachlich führe auch eine noch so umfassend und anspruchsvoll angelegte rekonstruktion der verwandtschaftlichen und (daher) politischen Beziehungen zwischen großen Ge-stalten und ihren gentes in den Adelsparteien ja gar nicht wirklich über das Aufwei-sen von Verbindungen zwischen einzelnen, in den Artikeln jeweils naturgemäß in-dividuell behandelten Personen hinaus. Selbst wenn also der „Forschungsgegen-stand, die römische oberschicht“ der gleiche sei; selbst wenn sich schon daraus „faktisch die inhaltliche Nähe der Forschungen“ der beiden Gelehrten ergäbe; und selbst wenn schließlich „manche der späteren Arbeiten Gelzers, die stärker biogra-phisch orientiert sind, … den Forschungen Münzers auch sehr viel näher“ stehen als das „Frühwerk“ – es führt kaum „ein unmittelbarer weg von Münzer zu dem Autor der ‚Nobilität der römischen republik‘“. Denn der „Denkansatz“ ist hier völlig an-ders, ja entgegengesetzt, weil Gelzer eben „nicht von der Einzelperson“ ausging, sondern „ein rundes Bild von der römischen oberschicht als eines sozialen Phäno-mens“ entwarf und damit recht eigentlich, wenn auch avant la lettre, auf „eine struk-turalistische Analyse der römischen oligarchie“ als ‚Statusgruppe‘ abzielte.67

Diese feinen Unterschiede wurden allerdings weder von Münzer und Gelzer selbst, noch von ihren Adepten und Epigonen erkannt, geschweige denn in ihrer tragweite begriffen: regelmäßig wurden ‚Adelsparteien‘ des ersteren auch als ‚Faktionen‘ bezeichnet und zugleich kurzerhand mit jenen rivalisierenden Cliquen gleichgesetzt, die letzterer als „Koterien“ bezeichnet hatte – und Gelzer selbst hatte ja dieser simplen Gleichsetzung Vorschub geleistet: In der Nobilität maß er nicht nur jenem „dauernden Zusammenschluß“ der jeweils besonders einflußreichen no-biles, ihrer Verwandten, Freunde und Anhängerschaften, „den die römer factio nennen“, grundsätzlich eine „viel größere wichtigkeit“ zu als den nur „zeitweiligen Verbindungen“ etwa zwischen Kandidaten im Vorfeld von wahlen. Darüber hinaus stellte er ebenso allgemein fest, daß diese „Faktionen“ bereits als „politische Mächte“ erkennbar werden, „sobald eine zuverlässige Überlieferung Einblick in die Einzelheiten der Vergangenheit gestattet“ – und das heißt, seit Ap. Claudius Caecus, der Censor von 312 und „erste römische Staatsmann, von dessen Politik wir etwas wissen“, sich anschickte, „durch seine Clientelen sich Italiens zu be-mächtigen“. Seitdem hätten diese „Faktionen“ oder „Koterien“ immer und regel-mäßig einen großen „Anteil“ an „allen politischen Kämpfen“ gehabt. Grundsätzlich waren für Gelzer also die „Faktionenkämpfe“ an der wende vom 3. zum 2. Jahrhun-dert, etwa zwischen den Scipionen und ihrem „Kreis“ einerseits und einer „catoni-schen Faktion“ andererseits, und das „treiben der Koterien“ in der ausgehenden republik strukturell von gleicher Art – und selbst die „gracchische Bewegung, die gewiß nicht bloß in persönlichen Motiven ihren Ursprung hat, enthält doch der faktiösen Elemente genug“.68 Danach ist kaum überraschend, daß Münzer in den Adelsparteien zumindest gelegentlich Gelzers Nobilität zitiert hat, und zwar (fast) immer zustimmend.69

67 Zitate: Bleicken (1977) 1998, 1070 und 1078; Alföldy 1983, 14.68 Gelzer (1912) 1962, 122; 123f.; 125; 127; 130 und 132 (Zitate), vgl. 121ff. passim und 134f.69 S. etwa Münzer 1920, 91; 192; 223, sowie etwas kritisch 181. Vgl. ridley 1986, 477f.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXVI

V

Allerdings war Gelzer dann auch einer der ersten, die an Münzers rekonstruktio-nen und der dabei angewandten Methode Kritik übten – schon früh, zunächst vor-sichtig und indirekt: In einer seiner rezensionen der Adelsparteien erinnerte er da-ran, daß „wir mangels historiographischer und gleichzeitiger Überlieferung durch Kombinieren nicht erschließen könnten, wie die Consuln von 59 C. Julius und M. Calpurnius, die schon in Aedilität und Praetur Kollegen waren, zueinander, und wie sie wiederum zu ihrem Nachfolger L. Calpurnius von 58 standen“ – bekanntlich waren die Consuln des ‚langen Jahres‘ 59 nicht nur herzlich, sondern später auch tödlich verfeindet.70 Erst Jahrzehnte später und in anderem Zusammenhang übte Gelzer grundsätzlichere Kritik an dem ‚Münzer-Paradigma‘ – darauf wird noch zurückzukommen sein. Hier ist zunächst einmal ausdrücklich festzuhalten, daß schon Münzer selbst gelegentlich darauf hingewiesen hatte, daß „wir nirgends sonst in so ferner Vergangenheit in so günstiger Lage“ seien wie in bezug auf die Jahr-zehnte um die Mitte des 1. Jahrhunderts, „um innerhalb kürzester Fristen die Schwankungen des politischen Lebens, den wechsel der öffentlichen Meinung, die inneren Umstellungen und äußeren Umgruppierungen der Parteien und Personen, kurz den ununterbrochenen Fluß geschichtlichen Geschehens zu verfolgen“.71 Und schon in den letzten Kapiteln der Adelsparteien, die von der „wiederholten Erneu-erung alter Familienbündnisse“ im späten 2. Jahrhundert zu den „Parteibildungen“, zum „Niedergang“ und zu den „letzten Kämpfen“ des „alten Adels“ führten, hatte er Konstellationen der Familien und Faktionen entworfen, die allmählich immer komplexer, prekärer und irgendwie uneindeutiger zu werden scheinen und schließ-lich in der Fülle prosopographischer Details zu Genealogien, Heirats- und anderen Verbindungen kaum noch zu erkennen sind – mit Ausnahme der Gruppe um den jüngeren Cato.72 Mehr noch: interessanterweise hat Münzer in seinen RE-Artikeln ganz anders als in seinen Adelsparteien (jedenfalls meistens und trotz gelegentli-cher Verweise auf das Buch) vermieden, über die rekonstruktion der Verwandt-schaftsverhältnisse der jeweils behandelten Person hinaus allzu weitergehende Spe-kulationen über eine etwaige Zugehörigkeit zu der einen oder anderen ‚Partei‘ an-zustellen – vielleicht war er sich bewußt, daß Konstruktionen dieser Art dort, wo es um die Dokumentation gesicherter (oder wenigstens gesichert scheinender) Daten und Fakten ging, eigentlich nicht hingehörten.

Überhaupt mangelte es nicht an deutlichen warnungen vor den „offensichtli-chen Gefahren“ und „Unzulänglichkeiten“ der nun allgemein mit Münzers Namen verbundenen Methode, vor einer „übergroßen Zuversicht“ seiner „übereifrigen An-hänger“, gepaart mit mangelnder Vorsicht und unzureichender Absicherung bei ih-rer Anwendung, und vor „Schematismus und anderen Übertreibungen“ durch die

70 Gelzer (1920a) 1962, 198. Dieses Beispiel wird seitdem von den Kritikern der ‚Faktionenthe-orie‘ ebenso immer wieder zitiert (z. B. Brunt 1988, 456; Galsterer 1990, 11) wie von den moderaten ‚Modernisierern‘ der theorie und Methode (z. B. Broughton 1972, 254f.).

71 Münzer 1931, 34; vgl. Strasburger 1939, 779f.72 Münzer 1920, 225ff.; 283ff.; 328ff. = 1999, 205ff.; 259ff.; 301ff. Vgl. noch Gruen (1974) 1995,

50ff.; 57, der diese Gruppe „formidable and cohesive“ nennt.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXVII

ausschließliche Fixierung auf „Familien und Faktionen“, „persönliche Verbindun-gen und Verpflichtungen“ – so auch der erwähnte Ernst Badian und sein Lehrer Syme, die es allerdings vermieden, hier roß und reiter zu nennen.73

Man darf vermuten, daß sich diese Kritik vor allem gegen die bereits erwähnten kühnen Konstruktionen verzweigter und zumindest im Kern langlebiger Gruppie-rungen richtete, die sich um große patrizische gentes wie die Fabii, Claudii, Aemilii und Cornelii und ihre seit dem späten 4. und 3. Jahrhundert oft nicht minder bedeu-tenden plebeischen Partner gebildet hätten – so seien die Fabii mit den Atilii, Ma-milii und otacilii verbunden gewesen, die Aemilii mit den Livii und Pomponii, und die Claudii mit den Sempronii und dann mit den Fulvii, die dann in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts selbst zum Kern einer Gruppe wurden, die einige Jahre die „Vorherrschaft“ ausüben konnte.

Diese Konstellationen sollen – was dem Charakter dieser ‚Adelsparteien‘, die ja auf Familienverbindungen wie Verwandtschaft und Verschwägerung, ‚Freund-schaften‘ und Verpflichtungen aller Art beruht hätten, eigentlich hätte fremd sein müssen – auch und zugleich für allgemeine innen- und vor allem außenpolitische richtungen gestanden haben: Noch jüngst ist ein (wenn auch modifiziertes und modernisiertes) Faktionenmodell mit der gelegentlichen Annahme von unterschied-lichen orientierungen der Gruppen in Grundfragen der Außenpolitik und Strategie verbunden worden.74

Bereits Münzer selbst hatte dem Vorschub geleistet, als er etwa im 4. Jahrhun-dert die „patrizische reaktion“ gegen die „gemäßigten Kräfte“ der „Mittelpartei“ um die Aemilii und eine plebeische „demokratische Partei“ gewissermaßen in Stel-lung brachte und die letztere dann – wenn auch in anderer Gestalt unter gewandel-ten Bedingungen – gelegentlich sogar als „kräftige demokratische Bewegung“ bzw. „Strömung“ wieder einführte.75 In typischer Vereinfachung und Schematisierung bezeichnet etwa werner Schur nur wenige Jahre nach Erscheinen der Adelsparteien die „schroff patrizische Koterie der Fabier“ etwa auch als „traditionspartei“ re-spektive als „konservative Partei“, der die erwähnte „Mittelpartei“ der Aemilii und Cornelii Scipiones und vor allem die „claudische“ oder „claudisch-fulvische Par-tei“ als „reformpartei“ gegenübergestanden hätten – und zu dieser „Faktion“, die ursprünglich von dem großen Censor Ap. Claudius Caecus angeführt worden sei, hätten von Anfang an die Sempronii gehört, die „der claudischen Beziehung“ auch in den folgenden Generationen „treu geblieben“ seien, eben „bis auf die letzten Gracchen hinab“.76 Und Lily ross taylor ging gelegentlich so weit, zumindest „von Zeit zu Zeit“, aber immer wieder ähnliche, sich um prominente ‚optimatische‘

73 Zitate: Badian (1957) 1964, 34 und ders. 1972, 674 Anm. 16, bzw. Syme (1988) 1991, 329f. und ders. (1986) 1991, 338. Vgl. etwa auch Hampl 1953, 90; 97 (zu Scullard); toynbee 1965, 326ff.; Gruen 1968, 25 u. ö.

74 Briscoe 1964; 1968, 150; ders. 1972; ders., 1974; ders., 1982, 1078ff.; ders., 1992. Vgl. bereits Scullard 1930, 34ff. und dagegen bereits Gelzer (1931) 1963, 37f.

75 Münzer 1920, 21ff.; vgl. 8ff.; 26; 31; 95; 182; 220; 360 (und 49 Anm. 1 zu Caesar). S. dazu die Kritik Gelzers: (1920a) 1962, 198f.; ders., rezension Friedrich Münzer, Die Entstehung des römischen Prinzipats (1927), in: Gnomon 4, 1928, 284–286, hier 285.

76 Schur 1924, 460; 463; 465; 466f.; 471f. (Zitate); ders. 1927, 11ff.; 106ff. Für de Sanctis habe Schur den Münzerschen Ansatz geradezu ad absurdum geführt: (1936) 1972, 512. Vgl. auch

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXVIII

und ‚populare‘ Figuren gruppierende, wenn auch relativ lose organisierte „factions of the extreme right and left“ am werk zu sehen.77

Auf ganz ähnliche weise hat dann Howard Scullard in einem längere Zeit recht einflußreichen und vielzitierten Buch über die (innen-)politische Szene der repu-blik im 3. und 2. Jahrhundert ein tableau großer, vielfältig vernetzter Gruppierun-gen entfaltet – auch er konstruierte etwa eine ‚konservative‘ Fabische, eine ‚mitt-lere‘ (Claudisch-)Fulvische und eine ‚liberale‘ (Aemilisch-)Scipionische Gruppe, und stellte ihre wechselnden Koalitionen und Konstellationen und das Auf und Ab ihrer „Vorherrschaft“ gewissermaßen in der Art von Parallelogrammen dar: Die einzelnen Kapitel und ihre Überschriften kreisen geradezu programmatisch um „domination“ bzw. „predominance“, „decline“ und „recovery“ der einen oder ande-ren großen Gruppierung, und nur gelegentlich diagnostiziert Scullard eine „balance of policy and groups“.78 Die „Scipionische“ respektive „Aemilisch-Scipionische Gruppe“ soll gar mehrfach die politische Szene beherrscht haben – zu Beginn und gegen Ende des zweiten Punischen Krieges und dann wieder ab 196. Und die er-wähnte Verbindung zwischen Claudii und Sempronii hätte sogar die sich ständig wiederholende Abfolge von „predominance“, „decline“ und „recovery“ der sich dabei wieder formierenden, sich neu bildenden oder auch sich kombinierenden Konstellationen der alten gentes und ihrer Partner bis in die Jahre vor und um 133 überdauert.79

Schließlich teilte auch Donald Earl nicht nur allgemein und gewissermaßen programmatisch ronald Symes (und Münzers) erwähnte Grundvorstellung vom „wesen“ der römisch-republikanischen Politik. Gleich zu Beginn seines Buches über tiberius Gracchus (1963) verkündete er ganz im Stil des Altmeisters Syme: „From democracy to monarchy, real power commonly lies with an oligarchy“.80 Für Earl bestand wiederum die nun schon sattsam bekannte factio, die hinter tibe-rius Gracchus gestanden habe, nicht nur aus Claudii Pulchri, Sempronii Gracchi und Mucii Scaevolae unter der Führung des princeps senatus Ap. Claudius Pulcher, der ja auch der Schwiegervater des tribunen war, sondern sie hatte auch Beziehun-gen zu den Fulvii, Calpurnii Pisones und (vielleicht) den Manlii. Diese formidable Gruppierung – „traditional, powerful and instructive“ – galt Earl als „political group of the classic roman type which had managed roman politics as far back as we can go: a factio with the bonds of amicitia strengthened by those of marriage and with its roots going far back into roman history“, nämlich bis in das (frühe) 3.

bereits die Kritik von Joseph Vogt, rezension Schur 1927, in: Gnomon 4, 1928, 287–289, hier 289; Haywood 1933, 45ff.; Patterson 1942, 319; 340 und passim.

77 taylor 1942, 3f. und passim.78 Scullard (1951) 1973, 31ff.; 39ff.; 56ff.; 75ff.; 89ff.; 110ff.; 128ff.; 177ff.; 190ff. etc. 79 Scullard (1951) 1973. (Die ausführliche, aber eigentümlich defensive Antwort auf rezensionen

und Kritik an Scullards Faktionenkonstrukt im Vorwort zur Neuauflage [xvii–xxxiii] beruht z. tl. auf Scullard 1955). S. auch dens. (1951) 1980, 333ff. mit Anm. 14 (S. 519f.); dens. (1959) 1976, 6f. mit Anm. 5 (S. 382); 26 mit Anm. 8 (S. 388) und dens. 1970, 164ff. mit Anm. 126ff. (S. 277ff.); 181 u. ö. Vgl. auch Briscoe 1964, 73ff.; ders. 1968, 150 u. ö.; ders., 1982, 1078ff.; 1108; Astin 1967, 342f.; Gruen 1968, 23f. mit Anm. 35.

80 Earl 1963, 7.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXIX

Jahrhundert.81 Auch im frühen 2. Jahrhundert hätten die Claudii einerseits und die Cornelii Scipiones andererseits – jeweils „with their friends, allies and supporters“ – die Politik dominiert, und zwar „always as opponents“.82 Die (anscheinend tradi-tionelle) Gegnerschaft zwischen dieser „Scipionic factio“ und der „Claudischen Faktion“, die also auch den politischen Hintergrund des Kampfes um die gracchi-schen reformen gebildet haben soll, wird dann nach der Mitte des 2. Jahrhunderts von einer neuen, wachsenden und mächtigen „Koalition“ überlagert, die sich vor allem um das führende „dynastische Haus der plebeischen nobilitas“, die Caecilii Metelli, gebildet und die faktiöse Szenerie der folgenden Jahrzehnte bis in die nach-sullanische Zeit bestimmt haben soll. obwohl gerade in diesem Fall die Zusam-mensetzung der ‚Faktion‘, die Zugehörigkeiten, Freund- und Feindschaften der prominenten Akteure der Zeit ganz unterschiedlich, ja oft direkt widersprüchlich (re)konstruiert wurden, galten diese „Claudio-Metellan factio“ und ihre angebli-chen Machenschaften noch lange als bester Beleg für die grundsätzliche richtigkeit des Bildes vom treiben der Faktionen – auch noch, als das hergebrachte Modell und die Methode bereits längst in Frage gestellt worden waren.83

VI

Die widersprüchlichen konkreten resultate, die sich aus der konsequenten Anwen-dung der Münzerschen Strategien der rekonstruktion auf ein und dieselbe perso-nelle und politische Konstellation ergeben konnten, waren ein wesentlicher Grund, warum man schon früh und regelmäßig vor einer allzu schematischen und geradezu mechanischen Anwendung der Münzerschen Methoden (oder was man dafür hielt) warnte.84 Daher begannen die bekennenden Protagonisten dieses Modells der römi-

81 Earl 1963, 14 bzw. 12 (Zitate), vgl. 7ff.; 72 u. ö.82 Earl 1963, 73, und ders. 1960, akzeptiert etwa von Gruen 1968, 23ff.; 53 mit Anm. 41; 279. S.

auch Astin 1967, 93f., anders 96, wo er sich gegen „the simple notion of two coherent factions“ ausspricht; Badian 1972, 687 mit Anm. 51; 689. Vgl. dagegen die Kritik von Brunt 1965a, welche die widersprüchlichkeit der Zuweisungen einzelner Personen aufdeckt.

83 Syme 1986, 15 (Zitat); ders. 1939, 20ff. = 2003, 27ff.; ders. (1988) 1991, 329; Badian 1962, 222f.; Gruen 1965, 329ff.; ders. 1968, 194 Anm. 28; 285 u. ö.; ders. 1971. Vgl. auch taylor 1942, 12f.; Badian 1958, 212; 224; 231; 283f.; Astin 1967, 85f.; 312ff.; twyman 1972, 853ff., vgl. 832f.; 862ff.; 873f. (akzeptiert von Dondin-Payre 1981, 36 Anm. 56, zumindest bezüglich „l’intégration“ von homines novi „dans les coteries politiques“); Briscoe 1974, 127f.; 134; Gruen (1974) 1995, 58f.; 133; Marshall 1976, 9ff.; ward 1977, 9ff.; 14ff.; 20ff. u. ö. und zu den widersprüchen bereits wiseman 1970, 212f.; Brunt 1988, 445f.

84 Astin 1968, 7ff.; ders. 1989, 170ff.; Gruen 1968, 1ff.; Broughton 1972, 253ff. und passim. Vgl. bereits Shackleton Bailey 1960, 266f. und passim, und dazu und zum folgenden Hölkeskamp (1987) 2011, 54ff. Vgl. Cassola 1962, 13ff. u. ö. Cassolas eigene rekonstruktion der „gruppi dominanti“ und der „gruppi minori“ in der politischen Klasse, die zwar ein „Machtmonopol“ besessen hätte, rechnet dennoch nicht nur mit unterschiedlichen politisch-strategischen orien-tierungen, sondern auch mit einer gewissen Bedeutung der Interessen anderer Gruppen des populus Romanus, etwa der „contadini“ und „piccoli agricoltori“, der „commercianti“ und „pubblicani“ mitsamt ihrer Clientelen (1962, 12f.; 25ff.; 89ff.; 405ff. und passim) – vgl. dazu etwa Briscoe 1963.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXX

schen Politik, das dem zugrundeliegende Konzept der ‚Partei‘, ‚Faktion‘ respektive ‚Koterie‘ gegen konkrete Kritik an Konzepten und grundsätzliche Infragestellung zu verteidigen – zum teil durchaus in vorauseilender Vorwegnahme denkbarer Ein-wände. Ausgerechnet Scullard warnte davor, solche „Gruppen“ als „self-conscious corporate personalities“ mit einem gewissermaßen autonomen Grad an Zusammen-halt und interner Kohäsion zu begreifen, geschweige denn als „moderne politische Parteien“ mit einer spezifischen organisation, einem detaillierten Programm oder „ticket“.85 Immer wieder wurden – gelegentlich geradezu gebetsmühlenartig – Vo-latilität und Fluidität der Gruppierungen hervorgehoben, die grundsätzlich nicht als „rigid“, „clearly defined monolithic parties“ begriffen werden dürften und immer „fuzzy around their edges“ gewesen seien.86 Man betonte die Komplexität, die Dy-namik und den permanenten wandel der Konstellationen, etwa durch Überschnei-dungen und/oder Annäherungen zwischen Gruppierungen87, deren rasch wech-selnde Zusammensetzung und gelegentlich auch die konkurrierenden Loyalitäten und Verpflichtungen einzelner Familien bzw. ihrer mehr oder weniger prominenten Mitglieder im Getriebe der Faktionen88 – zuweilen auch nur, um ihren ‚Abfall‘ von einer Gruppe und ihren oft abrupten ‚wechsel‘ zu einer anderen ‚Partei‘ zu erklären und so das Grundmuster des Faktionsmodells zu bestätigen. Daraus ergab sich die Konsequenz, daß man auch die (womöglich generationenübergreifende) Langle-bigkeit bestimmter Konstellationen von Familien und ganzen Faktionen hier und da zumindest relativieren mußte.

Immer wieder wurde wiederum geradezu programmatisch verkündet, daß ein-zelne Kriterien – vor allem Kollegialität und unmittelbare Nachfolge im Amt oder auch das wiederholte Auftauchen ähnlicher Konstellationen von Namen in den Fas-ten nach längerer Zeit – jeweils allein und für sich noch nicht als hinreichend für die Zugehörigkeit bestimmter Familien bzw. Individuen zu der einen oder anderen Fak-tion genommen werden dürften.89 Auch die Zugehörigkeit zu einer (womöglich weit verzweigten) gens, die Schur – hier wiederum Münzers Konzept noch einmal zuspitzend – noch als „straff organisierte(s) und einheitlich geleitete(s) Adelshaus“ begreifen wollte, dessen „oberhaupt“ eine geradezu „monarchische Stellung“ inne-gehabt habe, und zwar auch „innerhalb des zur Partei erweiterten Geschlechtsverbandes“90, sollte später dann nicht mehr unbedingt allein und gera-dezu automatisch auch die Zuordnung aller Gentilen zu einer familienübergreifen-den Gruppierung begründen können. Überhaupt wollte man eine regelmäßige, durch Verwandtschaft, ‚dynastische‘ Heiraten und Verschwägerung abgesicherte

85 Zitate: Scullard 1955, 19 = ders. (1951) 1973, xx; 1 u. ö.; taylor 1942, 3f. und dies. 1949, 6; 13 u. ö.; Gruen 1968, 1; Syme (1988) 1991, 327f. Vgl. auch Sherwin-white 1956, 1; Broughton 1972, 253. Vgl. zur Geschichte des Parteienbegriffs in der Forschung Strasburger 1939, 775ff.

86 Briscoe 1964, 77; Astin 1967, 95 bzw. Gruen 1968, 279 (Zitate) und bereits Scullard (1951) 1973, xix; Gruen (1974) 1995, xii; 49; Briscoe 1989, 67f.

87 Astin 1967, 80; Briscoe 1982, 1121 und passim.88 Astin 1967, 80; ders. 1968, 7f.; ders. 1978, 69 und ders. 1989, 171.89 S. z. B. Gruen 1968, 5; Badian 1972, 674 Anm. 16; Briscoe 1992, 82. Vgl. auch Patterson 1942,

319.90 Zitate: Schur 1927, 10 und 11.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXXI

„politische Solidarität“ ganzer gentes untereinander und miteinander nicht mehr einfach voraussetzen.91

Daher bemühte man sich bei der Konstruktion von Zugehörigkeiten und Konst-ellationen um die Kombination mehrerer Kriterien – etwa wiederholte Kollegialität bzw. Aufeinanderfolge der gleichen Personen und/oder von Angehörigen der glei-chen gentes, vor allem im Consulat.92 Aber auch das blieb nicht unumstritten: So sei nicht einmal die Kollegialität etwa zweier Claudii und zweier Sempronii im Consulat im 3. und frühen 2. Jahrhundert als sicheres Indiz für ein stabiles, genera-tionenübergreifendes Nahverhältnis zu nehmen.93 Gelegentlich wurde sogar die Annahme eines regelmäßig entscheidenden Einflusses des wahlleitenden Consuls auf den konkreten Ausgang der wahl bezweifelt94 – zunächst allerdings ohne daß man schon erkannt hätte, daß damit eine fundamentale Voraussetzung der rekon-struktion der ‚Parteien‘ und ihrer „Vorherrschaft“ über mehrere Jahre und damit letztlich die Validität des Faktionsmodells überhaupt in Frage gestellt wurde.

trotz solcher warnungen wurden vor allem Münzers rekonstruktion der ‚Par-teienkonstellationen im 4. und 3. Jahrhundert95 und etwa auch Scullards tableau der politischen Szenerie der folgenden Jahrzehnte96 in ganz unterschiedlichen Kontexten einfach und offenbar ungeprüft übernommen – zumindest akzeptierte man diese teilrekonstruktion oder jenes Versatzstück, um es dann in ein eigenes Bild der politischen Landschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt einzubringen.97 Immer wieder stellte sich dabei heraus, daß die erwähnten Kautelen in der prakti-schen Anwendung des Münzerschen ‚Schemas‘ und der (über)eifrigen Suche nach „faktiösen“ Konstellationen, geheimen Koalitionen und mächtigen Koterien dann kaum noch eine rolle spielten – selbst der vorsichtige und umsichtige Ernst Badian konnte gelegentlich der Versuchung nicht widerstehen, eine auch noch besonders langlebige Verbindung (im konkreten Fall zwischen Aurelii Cottae, Caecilii Metelli und Servilii Caepiones) auf Kollegialität respektive unmittelbare Nachfolge von Mitgliedern dieser Familien in den Consulaten der Jahre ab 252, dann von 144 bis 140 und schließlich im Jahre 119 zurückzuführen und mit weiteren kühnen Kombi-nationen über die wende zum ersten Jahrhundert hinaus zu verlängern.98

91 S. etwa Gruen 1965, 322 mit Anm. 6; Phillips 1972, 337; Briscoe 1982, 1078; 1121; ders. 1992, 82 und bereits Cassola 1962, 20ff.

92 S. etwa Badian (1957) 1964, 36; Phillips 1972, 337; Briscoe 1963, 322; ders. 1989, 68 und noch ders. 1992, 82.

93 So Briscoe 1968, 156 gegen Earl 1963, 9f.94 Gruen 1968, 5f. (gegen taylor 1966, 104f.); Phillips 1972, 337. Vgl. bereits Haywood 1933,

45f.; Patterson 1942, 319 und vor allem Cassola 1962, 13ff. Die Position von Lippold (1963ff.) ist ambivalent; vgl. Meier 1966 und ebenso toynbee 1965, 328f.

95 S. z. B. Suolahti 1963, 188ff.; 205; 259ff.; toynbee 1965, 321ff.; 345ff.; Jahn 1970, 65ff.; 74; Ferenczy 1976, 48ff.; 124ff.

96 S. z. B. Suolahti 1963, 312; 314f.; 318f.; 331, 405 u. ö. Auch Astin akzeptierte zumindest zu-nächst viele Konstruktionen (1956, 162f. mit Anm. 3 [163]; 164; 173f.). Vgl. auch noch Syme (1986) 1991, 338 mit Anm. 1.

97 So etwa Haywood 1933, 45ff. und noch, wenn auch schon vorsichtiger, Astin 1967, 93ff.; 342f.98 Badian (1957) 1964, 36ff. – Auf dieses interessante Beispiel hat ausgerechnet Briscoe hinge-

wiesen (1992, 72 Anm. 16), der selbst gelegentlich sehr lange Kontinuitätslinien gezogen hat,

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXXII

Vor allem dienten die erwähnten warnungen dazu, die Anwendbarkeit der Me-thode zumindest grundsätzlich zu legitimieren – und damit die zugrundeliegende Vorstellung von der regelmäßigen ‚Betriebsamkeit‘ der miteinander rivalisierenden Faktionen und letztlich also die Grundannahme ihrer Existenz zu immunisieren. Sogar die immer wieder festzustellende Möglichkeit, mit den gleichen Methoden einzelne (gerade prominente) Persönlichkeiten, Familien oder ganze gentes auf die eine oder eben auch auf eine ganz andere weise in einem gegebenen Parallelo-gramm von rivalisierenden Gruppierungen zu verorten, hat nicht unmittelbar zu der Einsicht geführt, daß sich hier womöglich ein grundsätzliches Problem manifes-tiere. Es blieb (zunächst) bei einer Art defensiver Modernisierung des Faktionen-modells in verschiedenen Varianten, die durchweg in mehr oder weniger konse-quenten Flexibilisierungen der jeweiligen raster und Konstellationen der (re)kon-struierten Gruppen bestanden – besonders in bezug auf die späte republik führte das zu einer weitgehenden Aufgabe eindeutiger und klar strukturierter tableaus zugunsten verschiedener Spielarten eines bunten Kaleidoskops rasch wechselnder, konkurrierender und/oder sich (partiell) überschneidender, insgesamt mithin ephe-merer und diffuser Klein- und Kleinstgruppen. Geradezu klassisch zu nennen ist Scullards entwaffnende Feststellung, daß die erwähnten warnungen, widersprü-che, Vorbehalte und Einschränkungen letztlich durchweg darauf hinausliefen, die Existenz dieser „unofficial coteries“ eben nicht zu bezweifeln, sondern schlicht als „unavoidable fact“, also als eine Art anthropologische Konstante republikanischer Politik anzuerkennen und die zentrale Bedeutung von Freundschaften und Allian-zen, persönlichen rivalitäten, „family“, „factional“ oder „party politics“ für die Art und die besondere Lebendigkeit der „politischen Szene“ (nicht nur) des späten 3. und des 2. Jahrhunderts sogar zu betonen.99

VII

Schon früh gab es darüber hinaus auch durchaus gewichtige Stimmen, die zunächst allgemein grundsätzliche Zweifel an Modell und Methode anmeldeten: So kriti-sierte bereits Gaetano de Sanctis die Vorstellung, daß die Politik des Senats bzw. der Nobilität geradezu rückstandslos durch Allianzen der großen Familien gelenkt wurde bzw. werden konnte, und Sherwin-white nannte dieses Modell der Politik steril und „statisch“.100 Vor allem Arnaldo Momigliano meldete schon früh prinzi-pielle Vorbehalte gegen Symes prosopographische Methode in Roman Revolution an, indem er deren implizite, a priori als gegeben vorausgesetzte Annahmen in

etwa einer Gruppe von Familien „a continuous tradition of opposition to the Scipios, and unity among themselves for more than half a century“ unterstellte (1972, 37 mit Anm. 1).

99 Scullard (1951) 1973, 6 (replik auf de Sanctis [1937] 1972, 526); vgl. xx; 5 u. ö. Vgl. bereits Haywood 1933, 45 und wohl auch Gruen (1974) 1995, 49; 61; 505.

100 De Sanctis (1936) 1972, 512 zu „la tendenza a ricostruire la politica del senato e della nobilitas romana sulla base delle relazioni tra le grande famiglie. Queste relazioni sono studiate accura-tamente ed esagerate quanto ai loro effetti politici nel libro, del resto fondamentale, di F. Mün-zer, …“: ders. (1937) 1972, 526; Sherwin-white 1956, 1. S. auch bereits Haywood 1933, 45ff.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXXIII

Frage stellte: „If the tacit assumption of much prosopographical research is that people are moved by personal or family ambition, the assumption is not merely one-sided; it substitutes generic trends for concrete situations“ – ein höflich formu-liertes, aber eindeutiges Verdikt, das Hugh Last noch zuspitzte: Die Prosopographie dieser Art, „though a useful Hilfswissenschaft, is no substitute for history itself“. Später äußerte wiederum Momigliano sich sarkastisch über „the present ridiculous adoration of so-called prosopography (which, as we all know, claims to have irre-futably established the previously unknown phenomenon of family ties)“.101

In seiner Kritik an Scullard formulierte schließlich auch Gelzer explizit grund-sätzliche Zweifel auch an Münzer und seiner Methode, indem er nicht nur das „Ver-fahren, von Nachfolge im Consulat Gruppenzugehörigkeit aus den Fasten abzule-sen“, im Einzelfall in Frage stellte, und er beließ es auch nicht mehr nur bei der Mahnung im Anschluß an de Sanctis, daß man es mit Gruppen zu tun habe, „die sich ständig bildeten und auflösten, nur um in verschiedenen Formen wieder zu erscheinen“ und daß man sich also „die Beziehungen der Senatoren und die Zusam-menschlüsse zu wahlzwecken und anderen politischen Aktionen, kurz gesagt, die factiones, zwangloser und beweglicher vorzustellen“ habe, „als daß sie auf so simple Formeln gebracht werden könnten. Darüber hinaus bezeichnete er es nun sogar als „Fehler“, die solcherart konstruierten Gruppierungen „als konstituierende Faktoren der römischen Politik“ zu behandeln.102 Damit ging Gelzer nun über die gewissermaßen immanente Kritik an konkreten Konstruktionen einzelner ‚Par-teien‘, an exzessiven Vereinfachungen und Schematisierungen à la Schur und an mangelnder Umsicht bei der Anwendung des methodischen Inventars der Prosopo-graphie Münzerscher observanz hinaus.

Gelzer fragte sich nun auch, ob die Münzerschen arcana imperii, „in die kein Unberufener einen Einblick erhalten“ sollte, wirklich der Aufmerksamkeit der se-natorischen ‚Historiker‘ und derjenigen, „die zum mindesten das politische Leben ihrer eigenen Zeit kannten“, hätten entgehen können.103 Daraus ergaben sich dann weiterreichende Zweifel an der Angemessenheit der Begriffe selbst respektive ihrer trennschärfe und tragfähigkeit als deskriptiven bzw. analytischen Kategorien – so zeigte sich schon bald, daß die quellensprachliche Verwendung des Begriffs factio kaum zur Bezeichnung konkurrierender ‚Koterien‘ diente und daher eher gegen als für eine Inanspruchnahme der Zeugnisse im Sinne der modernen Vorstellung vom ‚Faktionengetriebe‘ spricht.104 Ähnliches gilt für den Begriff amicitia, der in den spätrepublikanischen Quellen sehr viel mehr (und Anderes) bezeichnete105 als jene spezifische Art von politischen ‚Freundschaften‘, deren Netzwerke neben (und in

101 Zitate: Momigliano (1940) 1960, 411, Last 1950, 361, bzw. Momigliano (1954) 1966, 103.102 Zitate: Gelzer (1950) 1962, 203; 207, vgl. 204ff. und passim, unter Anspielung auf de Sanctis

(1937) 1972, 526, (203); vgl. dazu Meier 1977, 43ff. In ihrer Kritik an Scullards tableau for-mulierten dann auch Henderson 1952, Strasburger 1955 und vor allem Heuss (1956) 1995, 1559f. und passim, ähnlich prinzipielle Vorbehalte; s. zuletzt zusammenfassend Brunt 1988, 444ff.; 454f.

103 Gelzer (1950) 1962, 207 (zu Münzer 1920, 133).104 Seager 1972, 53; 58 und passim. Vgl. bereits Henderson 1952, 115; wiseman 1970, 212f., und

vor allem Brunt 1988, 443ff.105 Brunt 1965 und 1988, 351ff., akzeptiert auch von Astin 1989, 170.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

XXXIV

Kombination mit) den Nahverhältnissen in Gestalt von Verwandtschaft und Ver-schwägerung durch Heiraten die ‚Faktionen‘ recht eigentlich konstituiert und per-petuiert haben sollten.

Dann ging man auch an die systematische Dekonstruktion der (wenigstens zum teil) impliziten Voraussetzungen des Münzerschen Modells – das Spektrum der in Frage gestellten bzw. nun detailliert und systematisch widerlegten Annahmen reichte von der wichtigen Prämisse, daß der wahlleitende Magistrat grundsätzlich und regelmäßig „die wahlen weitgehend nach seinem willen lenken“ und damit die ‚Macht‘ seiner Familie und seiner ‚Faktion‘ perpetuieren konnte106, über die ‚fakti-onstheoretische‘ Lesung ‚dynastischer‘ Heiraten bis zum Münzerschen Konzept der gens, das nirgends im Zusammenhang entfaltet worden war und das daher erst jüngst noch kritisch geprüft wurde.107

Schließlich kam es zu einer generellen, radikalen Problematisierung der zuvor a priori angenommenen regelmäßigen „Verparteilichung“ der gesamten „Politik“ in der Gestalt bestimmter, immer gleich strukturierter „gegenstandsunabhängiger“ Gruppierungen108, wie etwa Erich Gruen diese Gruppierungen, ihren Charakter und das Grundmuster der zwischen ihnen ausgetragenen „factional politics“ apodik-tisch definiert hatte: „the divisions lay not in matters of policy, principle, or philo-sophy“. Das heißt, daß sachliche Agenden, konkrete politische Gegenstände und Gegensätze nicht konstitutiv für die Formierung der ‚Faktionen‘ gewesen seien, sondern diese prinzipiell, regelmäßig und in allen Epochen der republik nach dem nun sattsam bekannten statischen Grundmuster ablief: „groups formed about ener-getic individuals or pedigreed families, expanded through cooperation with amici and clientes“109 – und das heißt wiederum, daß diese führenden Figuren und ihre Familien(gruppen) sich notwendig und regelmäßig in den gleichen Frontstellungen wiedergefunden hätten.

Dagegen wurde nun die programmatische Forderung erhoben110, die Art und den Charakter der Gruppierungen eben nicht mehr geradezu axiomatisch als gege-ben anzunehmen, sondern ihrerseits selbst zum zentralen Gegenstand einer syste-

106 Meier 1966, 129 (Zitat) und passim; rilinger 1976, 1ff.; 170ff. und passim; Brunt 1988, 454ff.; Hölkeskamp (1987) 2011, 57f., und neuerdings auch Lundgreen 2011, 104ff.

107 Münzer beließ es bei einem pauschalen Hinweis auf „dieselben Sitten und Bräuche, regeln und Gewohnheiten, Normen und Hausordnungen“, die „für das gesamte Familien- und Erbrecht, mochte es sich um bewegliches und unbewegliches Eigentum handeln oder um Eigennamen oder um überkommene Ansprüche auf weltliche und geistliche Ehrenämter“ (1920, 416f. = 1999, 352). Vgl. dazu ausführlich Brunt 1988, 449ff.; 453ff. u. ö. und zuletzt Smith 2006, 111f.; 338f. und passim.

108 Meier 1976, 39ff.; ders. (1966) 1980, XXXIIff.; 163ff.; 182ff. u. ö.; ders. 1984, 56ff. und pas-sim. S. dazu Hölkeskamp [1987] 2011, 14ff., ders. 2004, 31ff.; 37ff.; 45ff.; und zuletzt ders., 2010, 24; 39ff.; 51ff., auch zum folgenden. Die Charakterisierungen der Ansätze Gelzers und Münzers und vor allem die Kritik an Meier von twyman (1972, 829ff.) gehen nicht auf die problematischen theoretischen und methodischen Prämissen der Faktionentheorie ein und grei-fen daher zu kurz.

109 Gruen 1968, 279.110 Übrigens hatte schon Last (1950, 361) ebenfalls programmatisch betont, daß es schlicht nicht

genug sei, die Nahverhältnisse in Form von amicitiae und/oder „by birth, marriage or adop-tion“ als ausreichende Indizien und zugleich als primäre Entstehungsgründe von „political col-

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matischen Analyse zu machen. Dazu bedürfe es einer grundsätzlich ansetzenden „Parteiungstheorie“, welche die Strukturen der Gruppierungsbildung, die institutio-nellen, gesellschaftlichen, kulturellen und mentalen Voraussetzungen und Bedin-gungen ihrer Formierung, die Dauerhaftigkeit der Gruppen und ihren möglichen wandel über die Zeit thematisieren müsse. Erst damit könne etwa auch die Mög-lichkeit in den Blick kommen, daß in ein und derselben Gesellschaft und/oder Epo-che situationsbedingt Gruppierungen ganz unterschiedlicher Art, Kohärenz, Stabi-lität und Dauerhaftigkeit entstehen – und daraus ergeben sich zugleich weitere grundsätzliche Fragen, etwa nach spezifischen Spielräumen, Grenzen und Gegen-ständen politischer willensbildung in (vormodernen, republikanisch verfaßten) Ge-meinwesen. Konkret habe eine theorie mit diesem Erkenntnisinteresse drei zen-trale Faktorenkomplexe und ihre spezifischen Interdependenzen zu thematisieren. Zunächst ist die Frage nach der jeweiligen „Konstellation der Entscheidungszen-tren“ zu stellen, also den Institutionen als „orten der Entscheidung“ und den re-geln ihrer Interaktion, etwa in Gestalt der Verfahren der Vorbereitung, Inkraftset-zung und Implementierung politischer Entscheidungen. Im konkreten Fall stellte sich da schnell heraus, daß Münzers Annahme, daß die Inhaber des Consulats als „regierungscollegium“ die „Macht“ und „Herrschaft im Staate“ ausgeübt hätten, höchst problematisch ist111 – wiederum war es übrigens schon Gelzer gewesen, der en passant an dieser Säule der Faktionentheorie gerüttelt hatte, als er feststellte, daß „die Erlangung des Consulats“ eben „noch lange nicht politische Leitung des Staa-tes“ bedeutet habe, und der im gleichen Zusammenhang auch darauf hinwies, daß die „Autoritätsverhältnisse im Senat“ eben keineswegs regelmäßig und unmittelbar vom konkreten „Ausfall der wahlen“ berührt wurden.112 Mittlerweile hat sich längst die Einsicht durchgesetzt, daß die Consuln zwar weitreichende formale Kompetenzen als Imperiumsträger im Krieg wie in der ‚zivilen‘ Politik, im Verhält-nis zu Senat, Volksversammlungen und Bürgerschaft hatten, aber deswegen doch nicht als ‚regierung‘ begriffen werden dürfen – vielmehr war es der Senat, der nach theodor Mommsens treffender Charakterisierung über eine „ebenso eminente und effective wie unbestimmte und formell unfundirte Machtstellung“ verfügte, daher das eigentliche „zentrale Führungs- und regierungsorgan“ darstellte und allem An-schein nach schon früh „die ausschlaggebende rolle in der Lenkung und Formung“ der libera res publica gewonnen hatte.113 Als Institution zu eigenem recht und mit eigenem Gewicht spielte der Senat – wie übrigens auch die Volksversammlungen als solche – bei Münzer (und bei den ihm folgenden Vertretern des klassischen Faktionenmodells) überhaupt keine rolle, ja angesichts der Fokussierung des Mo-

laboration“ vorauszusetzen – dazu bedürfe es vielmehr sachlicher Gründe bzw. Anlässe in Ge-stalt von „political reason“, „common interests“ und „common policy“.

111 Münzer 1920, 1ff.; 411 und passim. Vgl. dazu Hölkeskamp (1987) 2011, 44ff. mit weiteren Nachweisen; grundlegend zur ‚Parteiungstheorie‘ zuerst Meier 1976, 39ff.; ders. (1966) 1980, XXXIIff., und ders. 1984.

112 Gelzer (1931) 1963, 37. Vgl. dann auch Astin 1968, 10f.; 13ff.; ders. 1989, 163ff.113 Zitate: theodor Mommsen, Römisches Staatsrecht Bd. III 2, Leipzig 1988, 1033; Meier (1966)

1980, 50 bzw. 48, s. auch 188 und passim (Index s. v. Senatsregime, 329f.). Vgl. dazu außerdem Hölkeskamp (1987) 2011, 184ff.; 247f. u. ö.; ders. 2004, 34ff. = 2010, 26ff.; ders. 2005, 125ff. und passim, jeweils mit weiteren Nachweisen.

Friedrich Münzer – werk und wirkung

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dells auf informelle, im Hintergrund und im Verborgenen agierende ‚Koterien‘ konnte er gar nicht in das Zentrum des Interesses kommen.

Damit ist bereits der zweite Faktorenkomplex berührt, die Frage nach der je-weils kulturspezifischen allgemeinen und/oder situationsabhängig konkreten „La-gerung der Macht“. Dabei geht es nicht nur um die Frage nach dem Zugang zu den erwähnten orten der Entscheidung, nach den regeln, Chancen und Beschränkun-gen, durch die Individuen und Gruppen diesen Zugang erhalten, gewinnen oder verlieren, und es geht auch nicht nur um die allgemeine Verfügbarkeit und Mobili-sierbarkeit sozialer, ökonomischer und/oder politischer Macht durch solche Grup-pen – diese beiden Fragen müssen zwar zum Gegenstand eigener Analysen gemacht werden. Darüber hinaus muß man aber immer auch fragen, was ‚Macht‘ in der be-treffenden Gesellschaft überhaupt war und wie sie wirken bzw. wirksam werden konnte – das ist schließlich eine wesentliche Voraussetzung, um etwa die Konstitu-ierung und Konsolidierung, Abschließung und Öffnung von Eliten wie des senato-rischen Adels und der Nobilität und damit Kontinuität und wandel ihrer Identität als träger dieser ‚Macht‘ in den Blick nehmen zu können.

Der dritte Fragenkomplex dieser theorie zielt auf die Inhalte der Politik, also jene konkreten Anliegen, Probleme und sonstigen Agenden, die an den erwähnten orten der Entscheidung und unter den Bedingungen der jeweiligen Lagerung der Macht zum Gegenstand von Anträgen und Abstimmungen, also politischen Ent-scheidungshandelns und gelegentlich auch von offenen Kontroversen werden konnten – und das heißt allgemein: die unter diesen Bedingungen überhaupt „poli-tisierbar“ waren. Damit stellt sich immer zugleich die Frage nach dem Grad der Grundsätzlichkeit solcher Gegenstände – ob also die gesamte politische ordnung zur Disposition steht, ob nur einzelne Aspekte dieser ordnung, etwa Institutionen und Verfahren, regeln und Normen strittig sind oder ob es sich um „Alltägliches“, divergierende Interessen einzelner mehr oder weniger prominenter Figuren oder Gruppen, administrative Probleme irgendwo im Imperium oder Ähnliches handelt. Daraus wiederum ergibt sich ein Spektrum miteinander vernetzter grundsätzlicher Fragen – nach den Grenzen der Politisierbarkeit von Strukturen und Konflikten; nach den Kapazitäten des Systems zur Einhegung und Bewältigung solcher Kon-flikte durch politisches Entscheidungshandeln und damit nach seiner strukturellen Fähigkeit zur Selbstthematisierung und reform, und schließlich nach Kontinuität oder wandel, Erweiterung, Verengung oder Verlust dieser Kapazitäten und Fähig-keiten. In bezug auf die (späte) römische republik und ihre politischen Kultur (in) der Krise sind es diese Fragen, deren Beantwortung die moderne Forschung noch immer beschäftigt und weiter beschäftigen wird.114

114 Vgl. dazu Hölkeskamp 2009, mit Nachweisen, sowie die übrigen einschlägigen Beiträge in Hölkeskamp u. a. (Hg.) 2009.

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In den 1980er Jahren konnte Chester Starr schließlich feststellen, daß „the popula-rity of chasing down who was whose uncle may at last be waning“, und ein Jahr-zehnt später erklärte Allen ward (der sich dabei selbstkritisch und -ironisch als „one of those who sometimes too zealously tracked down uncles – and aunts and cousins, too!“ – bekannte) dann endgültig, daß es nun allgemeiner Konsens sei, daß es nie Allianzen aristokratischer Familien und ihrer Clientelen in Gestalt von ‚Faktionen‘ gegeben habe, die auf solchen Beziehungen beruht hätten und die über Generatio-nen oder auch nur wenige Jahrzehnte stabil gewesen wären.115 Aber selbst wenn diese Urteile sogar in ihrer sarkastisch-polemischen Zuspitzung zutreffen sollten – Münzer hatte einen sehr langen Schatten geworfen. Denn es war nicht zuletzt noch das schrittweise Überwinden und schließliche ‚Überholen‘ der Münzerschen Sicht auf die welt des republikanischen ‚Adels‘, das nicht nur die erwähnten Fragen nach den institutionellen orten der politischen willensbildung und nach der Lagerung der Macht, nach der Politisierbarkeit und dem Grad der Grundsätzlichkeit der Kon-flikte und Kontroversen provoziert hatte.

Darüber hinaus wurde gerade dadurch zumindest indirekt auch die moderne Debatte über die ‚politische Kultur‘ der römischen republik wesentlich inspiriert – und zwar wiederum paradoxerweise die verschiedenen, zum teil durchaus gegen-sätzlichen Positionen, die in dieser Debatte vertreten wurden und werden, gleicher-maßen: Das gilt für Fergus Millar, seine radikale Kritik an der (vermeintlichen) ‚orthodoxie‘ und sein Verständnis der libera res publica als (eine Art von) ‚Demo-kratie‘ einerseits116 und die Vertreter einer gewissermaßen modernisierten ‚oligar-chischen‘ Interpretation der republikanischen soziopolitischen ordnung anderer-seits. Auch sie sehen zwar darin nach wie vor eine Grundstruktur allgegenwärtiger steiler Hierarchien, haben aber die hergebrachte Vorstellung eines nur innerhalb der Elite stattfindenden sterilen Nullsummenspiels um die ‚Macht‘ längst überwunden, indem sie den Blick auch und vor allem auf die komplexe Interdependenz der ver-schiedenen ‚symbolisch-expressiven‘ und ‚technisch-zweckrationalen‘ Formen, Medien und Ebenen von Kommunikation und Interaktion zwischen politischer Klasse und breiten Schichten richten.117

Zusammenfassend – und das ist nun keineswegs übertrieben zugespitzt – könnte man als letzte Paradoxie formulieren: Münzers opus magnum von 1920 war zugleich eines der am wenigsten gelesenen und am häufigsten zitierten Bücher über

115 Zitate: Starr 1987, 41 bzw. ward 1997, 66f. (der sich damit offensichtlich auf ward 1977 be-zieht).

116 Zwar hält Millar (1998, 7ff.) die traditionelle Faktionsthese für erledigt und richtet seine Kritik auf Gelzers Betonung der Bedeutung von clientelae (er zitiert Gelzer [1912] 1962, 134f.), meint aber doch: „we remain strangely far from having evolved any adequate alternative mo-dels for the nature of political groupings within the Senate“ (1998, 7). Das stimmt zwar nicht ganz (s. oben), deutet aber immerhin noch einmal an, wie lang der Schatten der traditionellen Faktionsthese (und damit Münzers) war und ist.

117 Jehne 2006, 6ff.; 12ff. und passim; cf. North 1990 und (1990) 2004; Hölkeskamp 2006, 2009, 7ff; ders. 2010 und 2011, jeweils mit weiteren Nachweisen; Morstein-Marx 2009, 107ff. und passim. Eine andere Sicht findet sich bei wiseman (2002) 2009.

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das antike rom im 20. Jahrhundert, und sein Modell der römisch-republikanischen Politik und seine Methode gehörten zu den am intensivsten diskutierten und am gründlichsten widerlegten modernen Deutungsangeboten in der (Alten) Geschichte. Aber womöglich gerade deswegen gilt auch für Friedrich Münzer, „that now unfa-shionable historian“, und sein werk, seine „Größe“ und seine „Grenzen“, was man bezüglich Matthias Gelzer so formuliert hat: „Man wird immer wieder auf ihn zu-rückkommen und von ihm ausgehen.“118

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118 Zitate: wiseman 1998, 78 bzw. Meier 1977, 56. Es ist allerdings eher eine amüsante Sottise, wenn Münzer wegen seiner Ausführungen zu den Frauen der „Fürstenhäuser“ und ihrer rolle in der „dynastischen Politik“ (1920, 105ff.; 270ff.; 348ff. = 1999, 100ff.; 248ff.; 320ff.) auch gleich zu einem „pioneer of gender studies“ gemacht wird (so anscheinend ohne Ironie Evans 2004, 508) – Ähnliches müßte dann übrigens auch für den ‚Münzerianer‘ Syme und seine Ausführungen zum „type of the political adventuress“ vom Schlage einer Servilia gelten, „die vom verzehrenden Ehrgeiz der patrizischen Servilii besessen war und ohne Erbarmen danach trachtete, für ihr Haus die alte Macht wiederzugewinnen“ (Syme 1986, 25ff. bzw. ders. 1939, 23f. = 2003, 31).

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