"Feuer - Opfer - Schädelkult". Zur Interpretation eines ungewöhnlichen Baubefunds der...

12
271 „Feuer – Opfer – Schädelkult“ Zur Interpretation eines ungewöhnlichen Baubefunds der Heuneburg-Außensiedlung Gerd Stegmaier Zusammenfassung Siedlungsbestattungen und Skelettdeponierungen im Bereich von Behausungen sind für die ur- und frühgeschicht- liche Zeit ein durchaus gängiges Phänomen. Dennoch stellt der hier zu besprechende, späthallstattzeitliche Befund eine Besonderheit dar. Bereits im Jahr 2000 konnte innerhalb der Außensiedlung der Heuneburg bei Hundersingen (Kr. Sigmaringen) ein mehrphasiger Schwellriegelbau untersucht werden, der nachfolgend im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1171 der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse“ ausgewer- tet wurde. Das Gebäude besaß, soweit erkennbar, eine Länge von mindestens 7,6 m und war ca. 4 m breit. Den Innenraum bedeckte ein Lehmfußboden, der mit einer ebenerdigen, mehrphasigen Herdstelle ausgestattet war. Die Kalkstein- und Geröllfundamentierung der untersten Lehmplatte dieses Ofens überlagerte eine kleine Grube. Innerhalb dieser Vertiefung fanden sich die Reste einer menschlichen Schädelkalotte, die gemäß einer anthropolo- gischen Bestimmung einem 30 bis 40 Jahre alten Mann zugewiesen werden kann. Die Deponierung von Objekten oder menschlichen Überresten im Bereich von Ofenstellen ist für die Prähistorie nicht ungewöhnlich.Vor allem während der römischen Kaiserzeit kommen intentionelle Niederlegungen im Bereich des Herds nahezu regelhaft vor. Für die frühe Eisenzeit in Mitteleuropa bildet der Befund jedoch eine Beson- derheit. Daher soll erörtert werden, welche Möglichkeiten der Interpretation sich im Rahmen einer ausführlichen Befundanalyse ergeben. Unter der Einbeziehung von Schriftquellen und einem diachronen Vergleich archäologischer Befunde aus unterschiedlichen geographischen Regionen werden Deutungsversuche wie der eines „Bauopfers“ bzw. eines „Schädel- oder Ahnenkults“ kritisch betrachtet und besprochen. R. Karl, J. Leskovar [Hrsg.] (2013), Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 5. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 37, Linz, 271–282.

Transcript of "Feuer - Opfer - Schädelkult". Zur Interpretation eines ungewöhnlichen Baubefunds der...

271

„Feuer – Opfer – Schädelkult“Zur Interpretation eines ungewöhnlichen Baubefunds der Heuneburg-Außensiedlung

Gerd Stegmaier

Zusammenfassung

Siedlungsbestattungen und Skelettdeponierungen im Bereich von Behausungen sind für die ur- und frühgeschicht-liche Zeit ein durchaus gängiges Phänomen. Dennoch stellt der hier zu besprechende, späthallstattzeitliche Befund eine Besonderheit dar.

Bereits im Jahr 2000 konnte innerhalb der Außensiedlung der Heuneburg bei Hundersingen (Kr. Sigmaringen) ein mehrphasiger Schwellriegelbau untersucht werden, der nachfolgend im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1171 der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse“ ausgewer-tet wurde. Das Gebäude besaß, soweit erkennbar, eine Länge von mindestens 7,6 m und war ca. 4 m breit. Den Innenraum bedeckte ein Lehmfußboden, der mit einer ebenerdigen, mehrphasigen Herdstelle ausgestattet war. Die Kalkstein- und Geröllfundamentierung der untersten Lehmplatte dieses Ofens überlagerte eine kleine Grube. Innerhalb dieser Vertiefung fanden sich die Reste einer menschlichen Schädelkalotte, die gemäß einer anthropolo-gischen Bestimmung einem 30 bis 40 Jahre alten Mann zugewiesen werden kann.

Die Deponierung von Objekten oder menschlichen Überresten im Bereich von Ofenstellen ist für die Prähistorie nicht ungewöhnlich. Vor allem während der römischen Kaiserzeit kommen intentionelle Niederlegungen im Bereich des Herds nahezu regelhaft vor. Für die frühe Eisenzeit in Mitteleuropa bildet der Befund jedoch eine Beson-derheit. Daher soll erörtert werden, welche Möglichkeiten der Interpretation sich im Rahmen einer ausführlichen Befundanalyse ergeben. Unter der Einbeziehung von Schriftquellen und einem diachronen Vergleich archäologischer Befunde aus unterschiedlichen geographischen Regionen werden Deutungsversuche wie der eines „Bauopfers“ bzw. eines „Schädel- oder Ahnenkults“ kritisch betrachtet und besprochen.

R. Karl, J. Leskovar [Hrsg.] (2013), Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 5. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 37, Linz, 271–282.

272

„Fürstensitzes“ grundlegend verändern sollten. Die Ergebnisse dieser Grabungen, die unter der Leitung von Hartmann Reim seitens der Tübinger Denkmal-pflege durchgeführt wurden (zusammenfassend Reim 2001/02; Stegmaier 2010), flossen ab 2004 in das Schwerpunktprogramm „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse“ der Deutschen Forschungs-gemeinschaft ein und wurden dort im Rahmen des Teilprojekts „Heuneburg-Vorburg“ ausgewertet.

Grabungsbefund

Im Verlauf des Jahres 2000 konnte im Bereich des heu-tigen Parkplatzes der Heuneburg eine Fläche von rund 4000 m2 aufgedeckt und archäologisch untersucht wer-den (Abb. 1,A). Dabei kamen zahlreiche Befunde der Heuneburg-Außensiedlung zu Tage, die hier während Ha D1 bis nahe an den Fuß des eigentlichen Burg-bergs reichte. Durchschnitten bzw. überdeckt wurden die Befunde der Außensiedlung von einer mächtigen Graben-Wall-Anlage, die der chronologisch jüngeren Heuneburg-Vorburg angehört (Abb. 2).

Während der überwiegende Teil der Siedlungsres-te bereits weitgehend durch Erosion und landwirt-schaftliche Eingriffe zerstört war, zeigten sich die von der Schüttung des Vorburg-Walls überdeckten Bau-

Abstract

Settlement burials and depositions of human remains in the context of houses are a relatively common phenomenon in prehistory. Still, the late Hallstatt features discussed in this article constitute an exceptional example.

In the year 2000, a multi-phased timber framed building could be excavated in the outer settlement of the Heu-neburg bei Hundersingen (Kr. Sigmaringen), which was later analysed as part of the Schwerpunktprogramms 1171 of the Deutsche Forschungsgemeinschaft „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse“. The building of c. 7,6 by 4 m had a clay floor with a multiphase, level hearth. The chalk rubble foundation beneath the lowest clay surface of the hearth set atop a small pit, which contained the cap of a human skull of a 30 to 40 year old man.

The deposition of objects or human remains in the context of hearths is not uncommon in prehistory. Particularly during the Roman imperial period, intentional depositions in the area of the hearth almost seem to be the rule. In the early Iron Age of Central Europe, however, this feature is exceptional. This article discusses possible interpretations based on a detail feature analysis. Drawing on literary sources and a diachronic comparison of archaeological features from different geographical regions, this article critically reflects and discusses possible interpretations like ‘foundation deposit’, ‘skull cult’ or ‘ancestor worship’.

Die Heuneburg bei Hundersingen liegt ca. 60 km nördlich des Bodensees, am westlichen Ufer der Donau. Vom Plateau der Höhensiedlung aus zeigt sich die Ebene des Flusslaufs weithin einsehbar, was wohl nicht unerheblich zur Entstehung und Bedeutung des früheisenzeitlichen Zentralorts mit beigetragen hat.

Die Erforschung der Heuneburg ist eine Geschich-te mit langer Tradition. So führte Eduard Paulus (der Jüngere) bereits 1877 Untersuchungen in den Grab-hügeln der „Gießübel/Talhau“ Nekropole durch (vgl. Abb. 1,4). Erste Grabungsschnitte auf dem Burg-berg selbst wurden dann 1905 im Auftrag von Peter Goessler angelegt. Diesen frühen Unternehmungen folgten zahlreiche weitere Prospektionen und großflä-chige Grabungen, die bis zum heutigen Tag andauern und nach wie vor erstaunliche und oftmals unerwar-tete Ergebnisse hervorbringen.

So auch in den Jahren 2000 bis 2003, als diverse Baumaßnahmen für das neu entstehende Freilichtmu-seum umfangreiche Ausgrabungen im unmittelbaren Vorfeld der Heuneburg notwendig machten (vgl. Abb. 1). Vor allem die großflächigen Grabungen des Jahres 2000, die durch die Anlage des Besucherpark-platzes nordwestlich der Heuneburg bedingt wurden, lieferten zahlreiche Erkenntnisse, die das Bild der Sied-lungsverhältnisse im Vorfeld des späthallstattzeitlichen

273

befunde noch recht gut erhalten. Dementsprechend konnten, neben vereinzelten Pfostengruben, auch zu-sammenhängende Gebäudestrukturen unter dem Wall dokumentiert werden (Abb. 2,1.2).

Dabei handelt es sich unter anderem um die Reste eines mindestens 7,6 × 4 m großen Schwellriegelbaus mit Lehmfußboden (Abb. 2,1). Im Zentrum des Hauses

konnte eine ebenerdige, mehrphasige Ofenstelle mit Steinfundament nachgewiesen werden (Abb. 3). Die aus Flussgeröllen und Kalksteinen bestehende Rollie-rung des ersten Ofens überlagerte eine kleine, seichte Grube, in der das Fragment einer menschlichen Schä-delkalotte deponiert war. Da eine genaue Darstellung des gesamten Hausbefunds sowie die Auswertung der

Abb. 1: Übersichtsplan der archäologischen Denkmäler im Vorfeld der Heuneburg mit den Grabungsflächen der Jahre 2000 bis 2003 (Schnitte A–F). 1 = Umfassungsgraben; 2 = zangenför-mige Vorbefestigung; 3 = Graben und Wall der Vorburg; 4 = Nekropole „Gießübel/Talhau“; 5 = äußere Graben-Wall-Anlage; 6 = Grabhügel „Greutäcker“ (modifiziert nach Reim 2003: Abb. 31).

274

Bau- und Besiedlungsphasen unter dem Vorburgwall an anderer Stelle erfolgen wird (Stegmaier: in Vorb.), beschränken sich die Ausführungen des vorliegenden Artikels weitestgehend auf den Bereich der Ofenstelle und die damit verbundene Niederlegung des mensch-lichen Schädelfragments.

Schädel- und Skelettreste im Siedlungskontext

Ganz allgemein ist die Deponierung von Schädel- und Skelettresten innerhalb von Siedlungen während der vorrömischen Eisenzeit ein recht häufig zu beobacht-endes Phänomen. So finden sich sowohl craniale wie auch postcraniale Teile menschlicher Skelette immer

wieder im Kontext von Tor- oder Straßensituationen (van Endert 1987: 57), im Bereich von Mauern oder Palisaden (Herrmann 1973: 141) sowie in Siedlungs- bzw. Vorratsgruben (Baitinger et al. 2010: 308–309 mit weiterer Literatur; Lange 1983: 6–11). Ebenso ist auch die Niederlegung von menschlichen Knochen in Pfos-tenlöchern (Trebsche 2005: 219; 221 mit Abb. 5, 1.2) oder sonstigen Hausbereichen bekannt. Darüber hin-aus finden sich Skelettteile des Öfteren in der Verfül-lung von Gräben oder Brunnenschächten (z. B. Neth 2000: 82). Auch vom Plateau der Heuneburg selbst und der zur Donau vorgelagerten Ostterrasse sind menschliche Skelettreste bekannt (Wahl 1995; Krausse et al. 2012).

Dennoch stellt die im vorliegenden Fall zu disku-tierende Deponierung eines menschlichen Schädel-dachs unter einer Ofenstelle eine Besonderheit für die vorrömische Eisenzeit dar. Während gerade aus der nachfolgenden römischen Epoche Niederlegungen verschiedenster Art im Bereich von Herd- oder Feu-erstellen in großer Zahl belegt sind, bleiben entspre-chende Befunde während der vorrömischen Eisenzeit eher noch eine Ausnahme (vgl. dazu Beilke-Voigt 2007: 96–97; 107–111). So sind, soweit zu erken-nen, aus hallstattzeitlichen Siedlungen im west- und

Abb. 2: Heuneburg-Außensiedlung, Grabungsfläche A (Park-platz): Befunde der Außensiedlung, sowie Graben und Wall der darauf folgenden Heuneburg-Vorburg: 1 = Schwellriegelbau mit Herdstelle; 2 = Fundamentgräbchen (modifiziert nach Reim 2001/02: Abb. 8).

Abb. 3: Heuneburg-Außensiedlung, Grabungsfläche A (Park-platz): Profilaufnahme des älteren Ofens aus Gebäude 1: 1 = verziegelte Ofenplatte; 2 = Reste der Ofenwandung; 3 = Stein-fundamentierung.

275

mitteleuropäischen Raum bislang keine adäquaten Vergleiche zu dem Befund aus der Heuneburg-Au-ßensiedlung bekannt geworden.

Probleme der Begriffsdefinition

Was die Ansprache der zuvor beschriebenen Befund-situation anbelangt, so zieht Hartmann Reim, in den von ihm verfassten Vorberichten, eine eventuelle In-terpretation als „Bauopfer“ in Betracht (Reim 2000: 63; 2001/02: 21). Dass eine solche Deutung aber nicht ganz unproblematisch ist, unterstreicht eine knap-pe Zusammenschau verschiedener Aussagen und De-finitionsansätze zum Phänomen des baubezogenen Opferns.

So ist die Abgrenzung zu anderen rituellen und religiösen Handlungen oftmals schwierig. Nicht nur Hermann Hinz ist daher der Auffassung, dass sich der Übergang zwischen Bauopfern und anderen Kult-handlungen mehr oder weniger fließend vollzieht (Hinz 1976: 111). Letztere können dabei von der Ver-ehrung diverser Hausgeister bis hin zum Totenkult reichen.

In diesem Sinne betont auch Thorsten Capelle (1987: 182), dass weder die Volkskunde noch die Ur- und Frühgeschichtswissenschaft bislang eine verbind-liche Definition des Begriffs „Bauopfer“ geliefert haben. Dennoch dürfen seiner Meinung nach gerade Funde unter Herdstellen aber als solche anzusprechen sein (Capelle 1987: 182).

Dieser Interpretation hält Ines Beilke-Voigt ent-gegen, dass Niederlegungen im Herdbereich keinen unmittelbaren Bezug zur Dauerhaftigkeit und Kons-truktion eines Gebäudes haben und demzufolge nicht unter dem Begriff „Bauopfer“ geführt werden sollten (Beilke-Voigt 2007: 49). Ihre Kritik beschränkt sich dabei jedoch nicht nur auf Deponierungen im Herd- oder Feuerstellenbereich. Vielmehr spricht sie sich ganz allgemein gegen eine Verwendung des Termi-nus „Bauopfer“ aus und sucht stattdessen einen Aus-weg über Begriffe wie „Beifund“ oder ganz konkret „Pfostenbeifund“, „Herdbeifund“ usw. (Beilke-Voigt 2007: 71). Auch Peter Trebsche plädiert, im Rahmen seiner Untersuchungen zu Deponierungen in Pfos-tenlöchern, für die Aufgabe des Begriffs „Bauopfer“ zugunsten einer eher „kontextuellen Analyse der sym-

bolischen Bedeutung und der räumlichen Bezüge“ (Trebsche 2005: 225).

Quellen und Informationen zur Deutung des Befunds

Es scheint daher mehr als notwendig, die möglichen Quellen, die zu einer weitergehenden Interpretati-on des Befunds führen können, systematisch zu ana-lysieren und an entsprechender Stelle zu verknüpfen. Als Datenbasis stehen hierfür verschiedene Informa-tionsstränge zur Verfügung. Dabei handelt es sich ei-nerseits um Informationen zur Todesursache bzw. zum anthropologischen Befund, andererseits sind Be-obachtungen zum Ort der Deponierung sowie zur Art und Weise der Niederlegung des menschlichen Schädelfragments von Bedeutung. Darüber hinaus können durch die Beibringung von Analogien und Vergleichen mit Befunden anderer Zeitstellung oder geographischer Regionen weitere Informationen ge-wonnen werden. Hierzu zählen unter anderem antike und rezente Schriftquellen, die ab der römischen Zeit vermehrt auf uns kommen.

Anthropologischer BefundDie anthropologische Bestimmung des hier zu bespre-chenden Funds wurde von Joachim Wahl (Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg) durchge-führt und ergab, dass es sich um das Schädelfragment eines 30–40 jährigen (tendentiell eher älteren) Man-nes handelt. Erhalten sind das vollständige Os frontale sowie die über die Koronalnaht anhängenden Teile des linken und rechten Os parietale (Abb. 4).

Die Schädeldecke zeigt eine fleckige Schwarz-färbung, die auf eine Hitzeeinwirkung über 300° C zurückzuführen ist. Als Ursache kann hierfür die un-mittelbare Nähe zu dem darüber liegenden Ofen gel-tend gemacht werden. Dies ist auch anhand der starken Verziegelung des umliegenden Bodens und Sediments, in das das Schädelfragment eingebettet war, zu erken-nen. Da die zuvor genannten schwarzen Verfärbungen sowohl auf der Innen- als auch auf der Außenseite der Schädeldecke nachweisbar sind, dürfte die Hitzeein-wirkung erst nach der Fragmentierung des ehemals intakten Kalvariums stattgefunden haben. Eine Ver-brennung oder Versengung des Knochens vor seiner

276

Deponierung unter der Ofenrollierung ist daher eher unwahrscheinlich.

Was eine intentionelle Zurichtung des Schädel-fragments anbelangt, so zeigen sich keine eindeutigen Hinweise auf eine Gewalteinwirkung oder physische Manipulation am frischen Knochen. Auch ließen sich keine, wie auch immer gearteten Gebrauchsspuren oder Belege für eine sekundäre Verwendung beob-achten. Nicht auszuschließen ist aber, dass es sich hier um den Teil eines bereits seit längerer Zeit im Boden gelagerten Schädels handelt, der nach einer späteren Exhumierung noch einmal artifiziell überformt bzw. zerbrochen wurde.

Zur Todesursache selbst lassen sich anhand des überlieferten Schädelfragments keine weiteren Aus-sagen treffen. So kommen sowohl ein natürliches Ab-leben, ein Tod durch kriegerische Aktivität als auch eine intentionelle Tötung, z. B. im Zuge einer Opfe-rung, in Frage. Da zwischen dem Tod des Individu-ums und der Deponierung des Kalottenbruchstücks jedoch einige Zeit vergangen sein muss, ist fraglich, ob überhaupt jemals ein Zusammenhang zwischen der Todesursache und der Niederlegung der Schädel-decke bestand.

Ort der DeponierungWas den Ort der Deponierung anbelangt, so müssen im vorliegenden Fall zwei verschiedene Komponenten berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich einerseits um den Ofen bzw. Ofenbau an sich, andererseits aber auch um das Feuer, das diesem innewohnt.

Betrachtet man zunächst den Ofen auf einer ding-lichen Ebene, so kommt ihm als primärem Ort der Nahrungszubereitung und als Wärmequelle eine ent-scheidende Bedeutung zu. Er bildet das Zentrum eines jeden Hauses oder Wohngebäudes und steht bereits aus diesem Grund im Mittelpunkt des familiären und so-zialen Geschehens (vgl. dazu van den Boom 2009: 233–244).

Auf einer zweiten, transzendentalen Ebene spielen weitere Aspekte eine wichtige Rolle. So sind uns Öfen oder Herdstellen aus zahlreichen Kulturen als Sitz von Ahnengeistern, Hausgöttern und sonstigen spiritu-ellen Mächten bekannt. Sowohl die verschiedenen Altertumswissenschaften, als auch die moderne Volks-kunde liefern diesbezüglich zahlreiche Belege.

Bereits in frührömischer Zeit wurden daher am Herd die sogenannten Laren und Penaten verehrt, die als Geister für den Schutz des Hauses und der Familie, aber auch für die Ernte- und Nahrungsvorräte zustän-dig waren (lat. penus = Vorrat). In aller Regel wurde für sie eine separate Mahlzeit an den Herd gestellt oder dem Feuer übergeben (vgl. dazu Beilke-Voigt 2007: 122 mit weiterer Literatur).

Auch in moderner Zeit galt der Herd noch vieler-orts als Sitz und Heimstatt von Dämonen, Ahnen- und Hausgeistern, denen regelmäßig geopfert und mit rituellen Handlungen gehuldigt wurde. In diesem Zusammenhang ist unter anderem die Niederlegung von Tierskeletten und -knochen im Herdbereich bzw. unter Öfen mannigfach belegt (Geramb 1987).

Zweifellos darf also angenommen werden, dass

Abb. 4: Fotoaufnahmen des Schädelfragments aus der Heuneburg-Außensiedlung.

277

Deponierungen im Bereich von Herdstellen oder Öfen zu allen Zeiten eine religiös-magische Kom-ponente besaßen. Daher kann auch im vorliegenden Fall von einer Niederlegung mit kultischem Charak-ter ausgegangen werden.

Zusätzlich unterstrichen wird dies durch die spe-ziellen Eigenschaften des Feuers. Ihm kommt neben dem Aspekt des Ofens als Sitz und Wohnstätte nu-minoser Mächte wohl eine noch größere Bedeutung zu. So besitzt Feuer aufgrund seiner transformativen Eigenschaften die Fähigkeit zur Metamorphose von dinglichen Stoffen, was sich unter anderem bei der Zubereitung von Nahrung, bei der Herstellung von Keramik oder der Verarbeitung von Metall zeigt. Dar-über hinaus erstreckt sich die transformative Wirkung des Feuers aber auch auf einen immateriellen Bereich. So tritt zum Beispiel im Rahmen von Brandbestat-tungen oder Brandopfern eine spirituelle Metamor-phose hinzu.

Insgesamt betrachtet kann festgehalten werden, dass Feuer mit seiner Fähigkeit, Dinge zu erschaffen und zu zerstören in vielen Bereichen des religiösen Denkens und Handelns nahezu omnipräsent ist. Ihm kommt dabei, neben seiner Funktion als Mittler zwischen Le-ben und Tod, auch eine reinigende Rolle zu.

Eine umfassende Darstellung der spirituell-religi-ösen Eigenschaften des Feuers würde den Rahmen des vorliegenden Beitrags bei weitem übersteigen. Daher sollen die zuvor genannten Ausführungen an dieser Stelle genügen.

Art der NiederlegungBezüglich der Art und Weise der Deponierung fällt auf, dass die Schädeldecke mit ihrer konkaven Seite nach oben niedergelegt wurde. Zwar kann dies durch-aus der Morphologie der seichten Grube, in der sie ge-funden wurde, geschuldet sein, doch ist auch nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass das Schädelfragment ganz gezielt mit seiner „Öffnung“ nach oben unter der Ofenstelle plaziert wurde. Denkbar wäre daher, dass das Kalottenfragment nicht für sich allein depo-niert wurde, sondern vielmehr als Behältnis für eine wie auch immer geartete Substanz diente.

Entsprechende Schalen und Becher, die aus mensch-lichen Schädelkalotten gefertigt wurden, sind aus ver-schiedenen Schriftquellen bekannt. So berichtet

beispielsweise Herodot über die Skythen (Historien IV, 65):

„Aus den Schädeln selbst, aber nicht von allen Erschla-genen, sondern nur von den grimmigsten Feinden, machen sie Trinkschalen. Alles unterhalb der Augenbrauen wird ab-gesägt und der Schädel gereinigt. Ein Armer spannt dann außen nur Rindsleder herum und verwendet ihn so. Der Reiche aber lässt zum Rindslederüberzug das Innere des Schädels vergolden und trinkt daraus. Das tun sie sogar mit den Schädeln ihrer Angehörigen, wenn sie mit ihnen in Streit geraten sind und einer den anderen vor dem Ge-sicht des Königs besiegt hat. Wenn dann bedeutende Gast-freunde zu einem kommen, bringt er diese Schädel herbei, erzählt von dem feindseligen Verhalten der Verwandten und wie er ihrer Herr geworden ist. Das nennen sie heldenhaft und vornehm.“

Aber auch den Kelten wird die Herstellung und Benutzung von Schädelbechern nachgesagt. Dazu schreibt Livius (Röm. Geschichte 23, 11–13):

„… nachdem die Bojer den Kopf ausgenommen hatten, legten sie den Schädel nach ihrer Sitte mit Gold aus. Der Schädelbecher diente ihnen dann als heiliges Gefäß, als Op-ferschale, aus der die Priester tranken“.

Im archäologischen Befund lassen sich solche Be-cher oder Behältnisse oftmals nur schwer nachweisen. Sofern keine Verzierungen oder Applikationen ange-bracht wurden bzw. keine erkennbaren Manipulati-onen am frischen Knochen stattfanden, entziehen sie sich meist einer sicheren Ansprache und Interpretati-on. Zwar werden in der Literatur, auch für die Hall-stattzeit, immer wieder solche Gefäße genannt, doch bleibt ihre Authenzität oftmals fraglich (Härtl 2005: 80 mit weiterer Literatur).

Dennoch ist anzunehmen, dass es nicht nur in der vorrömischen Eisenzeit, sondern während fast der ge-samten Prähistorie Schädelbecher und Schädelbehält-nisse unterschiedlichster Art in durchaus beachtlicher Zahl gegeben hat (Schulz, Teegen 2004). Dies legen zahlreiche Schriftquellen und Funde aus vorherge-henden und nachfolgenden Epochen sowie aus außer-europäischen Regionen nahe (Boulestin 2012; Härtl 2005: 82–89; Wieczorek, Rosendahl 2011). So ist und war die Verwendung von Gefäßen aus menschlichen Schädelknochen in vielen Kulturkreisen und Religi-onen bis in moderne Zeit ein regelhaft zu beobach-tendes Phänomen.

278

Zum Schädelkult der vorrömischen Eisenzeit

Beim Versuch einer genaueren Analyse des Befunds aus der Heuneburg-Außensiedlung muss weiterge-hend auch die Deponierung des Kalottenfragments im Rahmen eines ausgeprägten Schädelkults der vor-römischen Eisenzeit in Betracht gezogen werden. Dieses Phänomen des Sammelns und Präsentierens menschlicher Schädel war während der jüngeren vor-römischen Eisenzeit, vom Norden der iberischen Halbinsel über Frankreich und Großbrittanien bis in das östliche Mitteleuropa weit verbreitet (vgl. dazu u. a. Härtl 2005; Roure, Pernet 2011; Rousseau 2012 mit weiterer Literatur).

In antiken Schriftquellen wird dieser Brauch der kel-tischen Stämme mehrfach bezeugt. So berichtet bei-spielweise Diodor von Sizilien (Bibliothek V, 29, 4):

„Den gefallenen Feinden schlagen sie die Köpfe ab und hängen diese ihren Pferden an den Hals. Diese Kriegsbeute

nageln sie dann an ihre Häuser, gerade so, als ob sie auf der Jagd Wild erlegt hätten. Die Köpfe der vornehmsten Krieger balsamieren sie ein und bewahren sie sorgfältig in einer Truhe auf. Wenn sie sie den Gastfreunden zeigen, brüsten sie sich, dass für diesen Kopf einem Vorfahren, ihrem Vater oder auch ihnen selbst viel Geld geboten worden sei, sie es aber nicht ge-nommen hätten. Einige von ihnen sollen sogar damit prahlen, dass sie Gold im gleichen Gewicht für den Kopf nicht ange-nommen hätten, damit beweisen sie eine barbarische Art von edler Gesinnung …“

Aber auch von anderen antiken Autoren wird der ei-senzeitliche Schädelkult sowie die damit verbundene Kopfjagd immer wieder erwähnt (Brunaux 2012). Ar-chäologisch lassen sich Trophäenschädel unter anderem anhand von Durchlochungen nachweisen, in denen zum Teil noch eiserne Nägel stecken. Letztere dienten zur Befestigung der Schädel an Häusern, Toren, Pfos-

Abb. 5: Rekonstruktionsvorschlag zur Befestigung eisenzeitlicher Schädel und Schädelteile (nach von Berg 2011: Abb. 2).

279

ten oder sonstigen baulichen Elementen (vgl. Abb. 5). Auch die von Diodor beschriebene Dekoration der Pferde mit den Köpfen gefallener Gegner spiegelt sich wohl in Form einer kleinen Reiterdarstellung aus Bronzeblech im archäologischen Material wider (Abb. 6).

Der Heuneburg am nächsten gelegen, stammen Funde von Trophäenschädeln aus dem Rhein-Mosel-Gebiet (von Berg 2004; 2006; 2011) sowie aus dem Oppidum von Manching. An letztgenanntem Fundort konnten die Reste zweier Schädel geborgen werden, die wohl im Bereich des Osttores zur Schau gestellt waren und von denen zumindest einer eine intentio-nelle Perforation aufweist (Lange 1983: 26, 59, 86; van Endert 1987: 57).

Die genannten Schädel datieren allesamt in die ent-wickelte Latènezeit und sind damit mehrere Jahr-hunderte jünger als das hier zu besprechende Stück. Sowohl von der Heuneburg selbst, als auch von ande-ren späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Fundorten gibt es jedoch kleinere, artifiziell zugerichtete Schä-delfragmente, die eine Durchbohrung oder Durch-lochung besitzen.

Sie waren, im Gegensatz zu den Trophäenschädeln der spätkeltischen Zeit, aber wohl nicht zur Präsen-tation an Gebäuden oder sonstigen architektonischen Einrichtungen gedacht, sondern wurden sehr wahr-scheinlich als Amulette am Körper getragen (vgl. dazu Wahl 1994: 133; 2007: 175).

Im Fall der beiden durchlochten Stücke vom Plateau der Heuneburg handelt es sich um zwei rechteckige bis rautenförmige Fragmente, die aus dem frischen Kno-chen des linken Scheitelbeins herausgebrochen wur-den (Abb. 7). Sie weisen eine zentrale bzw. randliche Durchbohrung auf und sind ca. 3,5 × 5 cm und 10 × 12 cm groß (Wahl 1995: 378–382 mit Abb. 6.7). Sehr gut vergleichbar sind die Funde von der Heuneburg mit verschiedenen durchlochten Schädelfragmenten der frühen Eisenzeit aus dem Hunsrück-Eifel-Gebiet (von Berg 2006; 2011). Auch Letztere wurden wohl als Anhänger oder Amulett getragen.

Diesbezüglich scheint eine Nähe zu den perforierten Schädelrondellen, wie sie bereits in der Urnenfelder-kultur auftreten (Röhrer-Ertl 1994), aber auch in der Hallstatt- und Latènezeit nachweisbar sind, durchaus erkennbar (Pauli 1975: 119 mit Anm. 122; 167). Ab

Abb. 7: Durchbohrte Schädelfragmente vom Plateau der Heuneburg (nach Wahl 2007: Abb. 4.2).

Abb. 6: Mühlheim-Kärlich, Kr. Mayen-Koblenz. Reiterdarstel-lung aus Bronzeblech mit eventuellem Trophäenschädel am Hals des Pferdes (nach Joachim 1975: Abb. 1).

280

der frühen Eisenzeit treten zu diesen kleineren Schä-delrondellen und -scheiben nun auch größere Frag-mente mit Durchlochung hinzu.

Aus chronologischer Sicht stimmt sowohl der hier zu diskutierende Befund der Heuneburg-Außen-siedlung, als auch das vermehrte Auftreten verschie-denartiger, durchlochter Kranialfragmente im Verlauf der frühen Eisenzeit gut mit dem Nachweis mensch-licher Schädelbruchstücke in Pfostenlöchern überein. So konnte Peter Trebsche im Rahmen seiner Unter-suchungen zu entsprechenden Deponierungen der Urnenfelder-, Hallstatt- und Frühlatènezeit in Bay-ern, Böhmen und Österreich zeigen, dass erstmals ab der Späthallstatt-, und vermehrt ab der Frühlatène-zeit, menschliche Schädelfragmente auch in Pfosten-gruben zu finden sind (Trebsche 2005: 221–223 mit Abb. 8).

Zusammenfassung und Interpretation

Zusammenfassend bleibt somit festzuhalten, dass die möglichen Gründe für die Niederlegung des hier zu besprechenden Schädelfragments unter einem Ofen recht breit gefächert sind. Sie reichen von einer In-terpretation als Bauopfer, über die Deponierung einer Schädeltrophäe bis hin zu Handlungen, die im Rah-men eines Ahnen- oder Totenkults gedeutet werden können.

Ebenso scheint es denkbar, dass mit der Platzierung des Skelettteils ein Entschädigungsopfer dargebracht wurde. In diesem Sinne könnte nicht nur das Schädel-fragment selbst, sondern mit ihm ein gewisser Inhalt deponiert worden sein. Der Kalottenrest hätte in die-sem Fall als Behältnis oder Schale für eine wie auch immer geartete Substanz gedient. Zu denken ist dabei an ein Libationsopfer oder Ähnliches, dessen Existenz sich heute nicht mehr nachweisen lässt. Nicht aus-zuschließen ist auch die Niederlegung des mensch-lichen Schädeldachs im Rahmen einer apotropäischen Handlung, die als Schutz oder Bann gegenüber „nega-tiven Mächten“ durchgeführt wurde.

Was die Platzwahl der Niederlegung anbelangt, so spricht vieles dafür, dass die Rolle des Ofens als archi-tektonisches Element eher zweitrangig war. Dies legen zahlreiche Vergleiche mit ähnlichen Befunden anderer Zeitstellung nahe. Dementsprechend standen bei der

Deponierung wohl in erster Linie die physischen und metaphysischen Eigenschaften des Feuers im Vorder-grund. So wurde die zentrale Herd- und Feuerstelle eines Gebäudes vielerorts bis in moderne Zeit als Sitz der Ahnen- und Hausgeister bzw. sonstiger numino-ser Mächte erachtet.

Von einer Verwendung des Begriffs „Bauopfer“, der sich stark auf die dinglichen Aspekte des Ofens oder eines sonstigen Baus bezieht, sollte daher im vor-liegenden Fall abgesehen werden. Ebenso scheinen Termini wie derjenige eines „Herdbeifunds“ nicht weiterführend zu sein.

Als Alternative könnte hier die Umschreibung „rituelle Niederlegung mit sakralem oder kultischem Charakter“ verwendet werden. Eine entsprechend „neutrale“ Formulierung würde klar die Elemente einer transzendental-religiösen Handlung betonen, ohne die eigentlichen Gründe der Motivation bereits im Vorfeld interpretatorisch einzuengen.

Möchte man dennoch eine weitergehende Interpre-tation des vorgestellten Befunds aus der Ha D1-zeit-lichen Heuneburg-Außensiedlung wagen, so scheinen unter den zuvor genannten Punkten vor allem zwei Aspekte wichtig zu sein. Zum einen deutet die Art der Deponierung des Schädelfragments (mit seiner konkaven Seite nach oben) auf die Darbringung eines Speise- oder Trankopfers an Feuer-, Herd- oder Haus-geister bzw. sonstige spirituelle Mächte hin. Anderer-seits spricht der Ort der Niederlegung, unter dem Ofen, an einem verborgenen, nicht einsehbaren Platz, sehr viel mehr für einen Bezug zum Ahnenkult als für die Deponierung einer Schädeltrophäe.

Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergeb-nissen Axel von Bergs, der die Verwendung und Prä-sentation von Schädeln bzw. Schädelteilen während der älteren Eisenzeit ebenfalls eher als Ausdruck eines Ahnenkults versteht, während sich erst in der jünge-ren vorrömischen Eisenzeit ein Wandel hin zu ech-ten Kopftrophäen, die bei Kampfhandlungen erbeutet wurden, anzudeuten scheint (von Berg 2011: 79).

Auch wenn letztendlich noch eine ganze Rei-he an Fragen offen bleibt, verwundert es dennoch wenig, dass der vorgestellte Befund, der im hier zu besprechenden Kontext bislang noch nach Verglei-chen sucht, gerade an der Heuneburg bei Hunder-singen dokumentiert werden konnte. Zweifellos darf

281

die Höhensiedlung am westlichen Ufer der Donau, während der späten Hallstattzeit, als bedeutendes Zentrum und innovativer Schmelztiegel mit weitrei-chenden Kontakten angesehen werden. Ein Ort also, an dem sich Einheimisches mit Fremdem vermischte, um auf diese Art und Weise Neues und bislang Un-bekanntes hervorzubringen.

Danksagung

Für konstruktive Hinweise, Anregungen und fachliche Informationen möchte ich mich bei Prof. Dr. Hart-mann Reim, Prof. Dr. Joachim Wahl, Dr. Martin Hees, Dr. Manuel Fernández-Götz und Gadea Cabanillas de la Torre M.A. herzlich bedanken.

Literatur

Baitinger, H., Hansen, L., Kalis, A. J., Kreuz, A., Pare, Chr. F. E., Schäfer, E., Schatz, K., Stobbe, A. (2010), Der Glauberg. Er-gebnisse der Forschungen in den Jahren 2004 bis 2009. In: Krausse, D. [Hrsg.], „Fürstensitze“ und Zentralorte der frü-hen Kelten. Abschlusskolloquium des DFG-Schwerpunktpro-gramms 1171 in Stuttgart, 12.–15. Oktober 2009. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 120. Stuttgart: Theiss: 289–318.

Beilke-Voigt, I. (2007), Das „Opfer“ im archäologischen Befund. Studien zu den sog. Bauopfern, kultischen Niederlegungen und Bestattungen in ur- und frühgeschichtlichen Siedlungen Norddeutschlands und Dänemarks. Berliner Arch. Forsch. 4. Rhaden/Westf.: Leidorf.

Berg, A. von (2004), Untersuchungen zum eisenzeitlichen Schä-delkult der Hunsrück-Eifel-Kultur an Mittelrhein und Mosel. Ungedr. Diss. Frankfurt.

— (2006), Der eisenzeitliche Schädelkult der Hunsrück-Eifel-Kultur an Mittelrhein und Mosel. In: Benecke, N. [Hrsg.], Bei-träge zur Archäozoologie und Prähistorischen Anthropologie V. Langenweißbach: Beier & Beran: 32–44.

— (2011), Der Schädelkult in der keltischen Zeit. In: Wieczorek, A., Rosendahl, W. [Hrsg.], Schädelkult. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen. Begleitband zur Sonder-ausstellung vom 2. Oktober 2011 bis 29. April 2012 in Mann-heim. Regensburg: Schnell & Steiner: 75–81.

Boom, H. van den (2009), Der Herd als Stelle des Rituals. In: Grunwald, S., Koch, J. K., Mölders, D., Sommer, U., Wolfram, S. [Hrsg.], Artefakt: Festschrift für Sabine Rieckhoff zum 65. Geburtstag. UPA 172. Bonn: Habelt: 233–244.

Boulestin, B. (2012): Quelques réflexions à propos des coupes crâniennes préhistoriques. In: Boulestin, B., Gambier, D. H. [Hrsg.], Crânes trophées, crânes d’ancêstres et autres pratiques autor de la tête: problèmes d’interpretation en archéologie. Actes de la table ronde pluridisciplinaire, musée national de Préhistoire, Les Eyzies-deTayac (Dordogne, France), 14–16 octobre 2010. BAR Int. Series 2415. Oxford: Archaeopress: 35–45.

Brunaux, J.-L. (2012), Du prix et des usages de la tête. Les don-nées historiques sur la prise du crâne en Gaule. In: Boulestin, B., Gambier, D. H. [Hrsg.], Crânes trophées, crânes d’ancêstres

et autres pratiques autor de la tête: problèmes d’interpreta-tion en archéologie. Actes de la table ronde pluridisciplinaire, musée national de Préhistoire, Les Eyzies-deTayac (Dordogne, France), 14–16 octobre 2010. BAR Int. Series 2415. Oxford: Archaeopress: 107–116.

Capelle, T. (1987), Eisenzeitliche Bauopfer. In: Frühmittelalterl. Stud. 21. Berlin: de Gruyter: 182–205.

Endert, D. van (1987), Das Osttor des Oppidums von Manching. Ausgr. Manching 10. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.

Geramb, V. (1987), Herd. In: Bächtold-Stäubli, H. [Hrsg.], Hand-wörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin & New York 1987: de Gruyter: 1758–1776.

Härtl, P. (2005), Zur besonderen Bedeutung und Behandlung des menschlichen Kopfes in der Latènekultur Mittel- und West-europas. UPA 122. Bonn: Habelt.

Herrmann, F. R. (1973), Die Grabungen am inneren Wall im Op-pidum von Kelheim im Jahre 1971. Germania 51: 133–146.

Hinz, H. (1976), Bauopfer. In: Reallex. d. germ. Altkde. 2. Berlin & New York: Walter de Gruyter: 111–112.

Joachim, H. E. (1970), Zur frühlatènezeitlichen Reiterfigur von Kärlich, Ldkr. Mayen-Koblenz. Jahrb. RGZM 17: 94–103.

Krausse, D., Fernández-Götz, M., Steffen, C., Wahl, J. (2012), Burg-berg und Ostterrasse – Die Grabungen 2012 im Bereich der Heuneburg. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2012. Stuttgart: Theiss: 127–131.

Lange, G. (1983), Die menschlichen Skelettreste aus dem Op-pidum von Manching. Die Ausgr. Manching 7. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag.

Neth, A. (2000), Zum Abschluss der Ausgrabungen in der zweiten Viereckschanze bei Nordheim, Kreis Heilbronn. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2000. Stuttgart: Theiss: 80–84.

Pauli, L. (1975), Keltischer Volksglaube. Amulette und Sonderbe-stattungen am Dürrnberg bei Hallein und im eisenzeitlichen Mitteleuropa. Münchner Beitr. Vor- und Frühgesch. 28. Mün-chen: Beck.

Reim, H. (2000), Grabungen im befestigten Vorwerk der frühkel-tischen Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen, Kreis Sigmaringen. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2000. Stutt-gart: Theiss: 63–67.

— (2001/02), Siedlungsarchäologische Forschungen im Umland

282

der frühkeltischen Heuneburg bei Hundersingen, Gemeinde Herbertingen, Kreis Sigmaringen. Jahrb. Heimat- u. Alter-tumsver. Heidenheim e.V. 9: 12–33.

Röhrer-Ertl, O. (1994), Über urnenfelderzeitliche Schädel-Rondelle aus Bayern. Versuch einer Interpretation auf inter-disziplinärem Weg. In: Kokabi, M., Wahl, J. [Hrsg.], Beiträge zur Archäozoologie und Prähistorischen Anthropologie. 8. Arbeitstreffen der Osteologen Konstanz 1993 im Anden-ken an Joachim Boessneck. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 53. Stuttgart: Theiss: 269–295.

Roure, R., Pernet, L. [Hrsg.] (2011), Des rites et des Hommes. Les pratiques symboliques des Celtes, des Ibères et des Grecs en Provence, en Languedoc et en Catalogne. Collection Arch. Montpellier Agglomération AMA 2. Paris: Edtions Errance.

Rousseau, É. (2012), Pratique des têtes coupées chez les Gaulois: les données archéologiques. In: Boulestin, B., Gambier, D. H. [Hrsg.], Crânes trophées, crânes d’ancêstres et autres pratiques autor de la tête: problèmes d’interpretation en archéologie. Actes de la table ronde pluridisciplinaire, musée national de Préhistoire, Les Eyzies-deTayac (Dordogne, France), 14–16 octobre 2010. BAR Int. Series 2415. Oxford: Archaeopress: 117–138.

Schulz, K., Teegen, W.-R. (2004), Schädelbecher In: Reallex. d. germ. Altkde. 26. Berlin & New York: Walter de Gruyter: 567–571.

Stegmaier, G. (2010), Zur Entstehung, Datierung und Besiedlung der Heuneburg-Vorburg. Ergebnisse der Grabungen 2000–2003. In: Krausse, D. [Hrsg.], „Fürstensitze“ und Zentralorte der frühen Kelten. Abschlusskolloquium des DFG-Schwer-punktprogramms 1171 in Stuttgart, 12.–15. Oktober 2009.

Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 120. Stuttgart: Theiss: 257–268.

— (in Vorb.), Untersuchungen zu früheisenzeitlichen Zentralisie-rungsprozessen am Beispiel der Heuneburg-Vorburg (Ergeb-nisse der Grabungen 2000–2003).

Trebsche, P. (2005), Deponierungen in Pfostenlöchern der Urnen-felder-, Hallstatt- und Frühlatènezeit. Ein Beitrag zur Symbo-lik des Hauses. In: Karl, R., Leskovar, J. [Hrsg.], Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 1. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäo-logie. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich 18. Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum: 215–227.

Wahl, J. (1994b), Manipulierte Menschenknochen aus Baden-Württemberg. In: Kokabi, M., Schlenker, B., Wahl, J. [Hrsg.], „Knochenarbeit“. Artefakte aus tierischen Rohstoffen im Wandel der Zeit. Arch. Inf. Baden-Württemberg 27. Stuttgart: Wais: 129–140.

— (1995), Die Menschenknochen von der Heuneburg bei Hun-dersingen, Gde. Herbertingen, Kr. Sigmaringen. In: Gersbach, E., Baubefunde der Perioden IVc-IVa der Heuneburg. Röm.-Germ. Forsch. 53 (= Heuneburgstud. IX). Mainz: von Zabern: 365–383.

— (2007), Karies, Kampf und Schädelkult. 150 Jahre anthropo-logische Forschung in Südwestdeutschland. Materialh. Arch. Baden-Württemberg 79. Stuttgart: Theiss.

Wieczorek, A., Rosendahl, W. [Hrsg.] (2011), Schädelkult. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen. Begleit-band zur Sonderausstellung vom 2. Oktober 2011 bis 29. April 2012 in Mannheim. Regensburg: Schnell & Steiner.