Dossier zum Keltendorf Mitterkirchen

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Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Vor-und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie Übung: Archäologische Freilichtmuseen und Archäologische Parks in Mitteleuropa Wintersemester 2014/15 Dozent: Wolfgang David M.A. Dossier Das Keltendorf Mitterkirchen in Oberösterreich Verfasser: Kathrina Schmidt Abgabe: 10.02.2015 E-mail: [email protected] Präsentation zur Arbeit unter www.prezi.com/7ghyrmhrsf3o/keltendorf-mitterkirchen/?utm_campaign=share&utm_medium=copy/

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Ludwig-Maximilians-Universität MünchenInstitut für Vor-und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie Übung: Archäologische Freilichtmuseen und Archäologische Parks in MitteleuropaWintersemester 2014/15Dozent: Wolfgang David M.A.

DossierDas Keltendorf Mitterkirchen in Oberösterreich

Verfasser: Kathrina Schmidt Abgabe: 10.02.2015E-mail: [email protected]äsentation zur Arbeit unter www.prezi.com/7ghyrmhrsf3o/keltendorf-mitterkirchen/?utm_campaign=share&utm_medium=copy/

Allgemein

Das Keltendorf Mitterkirchen ist die Rekonstruktion eines Keltendorfes der frühen Hallstattzeit um 700 v.Chr. Es hat seit 1991 geöffnet und besteht aus Wohn-und Wirtschaftsgebäuden, „Vortragsräumen“ und dem rekonstruierten Grabhügel. Mitterkirchen liegt im Bezirk Perg in Oberösterreich, direkt an der Donau und dem Wallsee und in direkter Nähe zu Linz. Erreichbar ist der Archäologische Park über die Autobahnen A1 (vom Westen her)/A8 (vom Osten her) und die Abfahrten St. Valentin, Oed oder Amstetten.Man kann auch die Buslinie S389 von Linz nach Mitterkirchen nehmen.

Abb.1 Keltendorf Mitterkirchen- Überblick Abb.2 Adresse und Karte

Ausgrabungsgeschichte

Bis zum Jahre 1981 und der Gräberfeldentdeckung in Mitterkirchen wurden dort noch keine urzeitlichen Siedlungen vermutet. Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Mitterkirchen-Lehen weist auf eine Besiedlung des Gebietes zur Steinzeit hin. Die Siedlung zu dem Gräberfeld wurde bisher noch nicht gefunden. Die Ausgrabungen fanden dort über 10 Jahre lang, zwischen 1981 und 1990, unter der Leitung von Manfred Pertlwieser statt. Insgesamt wurden dort 80 Gräber und über 900 Grabbeigaben ausgegraben. Unter den Funden befanden sich unter anderem reich verzierte Keramik, Schmuckgegenstände und Waffen. Neben den Gräbern wurde auch ein Grabhügel mit einem Fürstinnengrab gefunden, der von einem Ringgraben umgeben war. Die hochgestellte Frau wurde in einer 16 Quadratmeter großen Grabkammer auf einem Prunkwagen mit Bronzezierbeschlägen bestattet und ihr wurden ein Pferdegeschirr, Speise- und Trinkgefäße und ein Tafelservice beigegeben. Vor der Grabkammer wurde noch eine ovale Grube mit einer weiteren Frauenbestattung in Hockerlage gefunden, die an Armen und Beinen Fesselspuren aufwies. Bei dieser Bestattung könnte es sich um einen Fall von Totenfolge oder ein Bauopfer für den Grabhügel handeln. Der Grabhügel wurde im Keltendorf nach den Ausgrabungen rekonstruiert. Das Fundmaterial der zehn Jahre dauerenden Ausgrabungen wird im Landesmusem OÖ in Linz aufbewahrt und wissenschaftlich bearbeitet. Seit 2008 findet alle zwei Jahre im Grabhügel die Sonderausstellung „Kostbares aus Gräbern. Handel und Mobilität im hallstattzeitlichen Mitterkirchen“ statt, in der die über 2700 Jahre alten Originalfunde ausgestellt werden.

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Abb.3 Rekonstruierter Grabhügel Abb.4 Sonderausstellung im Grabhügel

Abb.5 Rekonstruiertes „Fürstinnengrab“ Entstehungsgeschichte

Nach den Ausgrabungen entstand die Idee für das Keltendorf und brachte die Aktion „Dorfentwicklung“ ins Rollen. Am 15. Dezember 1988 wurde dann vom Gemeinderat Mitterkirchen beschlossen, die Idee umzusetzen und ein Jahr später wurde der Finanzierungsplan mit den vier Abteilungen des Landes OÖ erstellt. Im März 1990 begannen die Bauarbeiten für das Dorf. Der Grabhügel mit dem Fürstinnengrab wurde hierbei zuerst rekonstruiert, danach das erste hallstattzeitliche Gehöft. Die Häuserpläne stammten von Manfred Pertlwieser, der das Konzept des Dorfes erstellte und sich dabei an hallstattzeitlichen Siedlungsfunden in Europa orientierte. Der gesamte Bau lief unter der Regie des Dorfes Mitterkirchen, d.h die Arbeitskräfte waren aus dem Dorf und über den Arbeitsmarktservice Perg angestellt. Die Hütten wurden ohne Schrauben, Nägel und technische Hilfsmittel erbaut. Das Holz stammte von alten Stadln aus der Umgebung, ist demnach heimisches Nadelholz.

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Die Möblierung der Häuser wurde nach alter Handwerkstradition (mit einfachen Werkzeugen wie Hacke und Stemmeisen) von den Donauwerkstätten Mauthausen erbaut und mit einem Öl-Farb-Gemisch oberflächenbehandelt. Die Dächer der fertiggestellten Häuser wurden mit Stroh oder Schilf abgedeckt. Im Herbst 1990 wurden die ersten beiden Häuser fertig, im Frühjahr 1991 zwei weitere. Die Eröffnung des Keltendorfes fand am 5. März 1991 statt, wobei der große Andrangdie Gemeinde motivierte, den Archäologischen Park weiter auszubauen. Somit kamen jährlich weitere Hütten dazu. Aktuell umfasst das Keltendorf Mitterkirchen ca. 21 Wohn- und Wirtschaftsgebäude nach dem hallstattzeitlichen Vorbild. Die bisher aufgebrachten Gesamtkosten für das Freilichtmuseum liegen bei 730.000 Euro, davon 51.000 Euro allein für das Grundstück. Finanziert wird das Museum von den vier Abteilungen des Landes OÖ, dem Bund, dem Arbeitsmarktservice Perg und der Marktgemeinde Mitterkirchen. Das Keltendorf wird von der Gemeinde geführt und es sind dort während der Saison sieben Damen Teilzeit (Vermittlung, Führungen, Workshops) und ein Tischler Vollzeit beschäftigt. Das Landesmuseum OÖ fungiert als Unterstützer des Archäologischen Parks wie als wissenschaftliche Betreuung und Projektleiter (s. MEDIONEMETON). In den ersten 15 Jahren des Keltendorfes Mitterkirchen konnten 350.000 Besucher gezählt werden, im ersten Septemberwochenende, als das Keltenfest veranstaltet wurde zwischen 2500 und 3000 Besucher. 2013 lassen sich 13.176 Besucher erfassen, im Vergleich dazu 2014 15.872 Besucher (+300 Besucher beim Keltenmarkt). Der Anstieg der Besucherzahlen ist durch neue Angebote zu erklären.

„Museums-Rundgang“

1) Informationshaus

2) Kassengebäude und Souvenirshop 3) Webwerkstätte 4) Töpferei 5) Grabhügel 6) Holzwerkstätte 7) Schmiede 8) Museumswerkstätte 9) Metallwerkstätte 10) Herrenhaus 11) Winterhaus 12) Getreidespeicher 13) Webhütte 14) Sommerhaus 15) Brotbackhaus 16) Keramikbrennofen 17) Bühne 18) Grillerei 19) Versammlungshaus 20) Gastronomie 21) Toilettenanlage Abb.6 Plan zum Keltendorf Mitterkirchen

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Beispiele: Wohnhäuser

SommerhausDas Haus besitzt einen überdachten Vorbau mit Grubenspeicherabdeckung und Vorratskeller. Es besteht aus zwei Räumen: Der erste hat eine Herdstelle, diente also vermutlich als Kochbereich, der zweite hat zuklappbare Schlafstellen, die tagsüber als Ablagen ge- dient haben könnten. Dieser Bereich ist also gleichzeitig der Wohn- und Schlafraum des Hauses.

Abb.7 Sommerhaus

Winterhaus Im Gegensatz zum Sommerhaus besitzt das Winterhaus einen erhöhten Fußboden (wegen Schnee und Schmelzwasser) und einen Viehauslauf auf der Rückseite mit Streuschober. Dieses Haus ist eine Kombination aus Haus und Stall und hat den Vorteil der Abwärme durch den Viehunterstand.

Abb.8 Winterhaus

HerrenhausDieses besitzt eine eigene Schlaf- und Vorratskammer und ein Holzbohlendach, im Gegensatz zu dem Sommer- und Winterhaus, die beide mit Heu und Schilf gedeckt wurden. Die Inneneinrichtung wurde nach dem Vorbild urzeitlicher Bildfriese von Bronzeeimern gestaltet.

Abb.9 Herrenhaus Das Haus besitzt Schließ- und Sperrmechanismen aus Holz und Fensteröffnungen, die mit Ästen in Felder geteilt und mit Tierhäuten bespannt sind. Die Gestaltung des Hauses und sein Mobiliar deuten auf eine gehobenere Position der Bewohner innerhalb der Gesellschaft hin.

Abb.10 Mobiliar des Herrenhauses5

Der EinbaumDieses „urtümliche Wasserfahrzeug“ wird im Museum ausgestellt und auch oft praktisch genutzt. Heinrich Luftensteiner schnitzte den Einbaum in Handarbeit (nach überlieferten Techniken) aus einem Stück Schwarzpappelstamm mit einem Stammdurchmesser von 1,80m.

Abb.11 Der Einbaum

Was die Wassertauglichkeit angeht, wurde das Boot schon im Badesee Mitterkirchen, im Mühlbach, der Donau und der Vogalonga in Venedig ausprobiert. Einbäume wurden bereits um 3000 v.Chr. im Donauraum als Boote genutzt.

Abb. 12 Der Einbaum in Venedig

Die Jausenstation Es werden kalte und warme Getränke und kleine Gerichte wie Linseneintöpfe, Wurst, Fladenbrot und Mehlspeisen aus Eigenproduktion in der Jausenstation angeboten. Das Keltendorf liegt direkt am Donauradweg und das Angebot eines kleinen Imbisses wird gerne von Radfahrern genutzt.

Öffnungszeiten

• 15.April bis 31.Oktober täglich geöffnet Abb.13 Die Jausenstation• auch an Sonn- und Feiertagen• von 9:00 bis 17:00 Uhr • Winterpause von November bis April

Preise

• Erwachsene: 6.00 Euro• Gruppe Erwachsene, ab 20 Pers. : 5.50 Euro• Familienkarte (Eltern mit Kindern bis 15Jahre): 12.00 Euro• Schüler, Studenten: 3.50 Euro• Gruppe Schüler, ab 20 Pers.: 3.00 Euro

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Kurse/Workshops "Werken wie vor 2700 Jahren"

Für die im Keltendorf angebotenen Workshops ist vorab eine Anmeldung notwendig, entweder über Telefon oder das Internet. Grundsätzlich dauern die Kurse ca. eine Stunde, bis auf besondere Workshops wie z.B. das Bogen-Bauen, das drei oder mehr Stunden dauern kann.Neben den regulären Workshops (s. Liste unten) gibt es während der Saison an bestimmten Terminen weitere Kurse, die zwischen 6 und 8 Stunden dauern und ein intensiveres Programm bieten. Diese werden im Newsletter des Keltendorfes jeden Monat angekündigt.

Beispiele für Intensivkurse sind (aus dem Jahre 2013): • Experimentalarchäologischer Workshop zum Bau von Holztruhen (10:00-18:00 Uhr, 80€ )• Eisenzeitliche Kostümteile selbst gemacht (10:00-16:00 Uhr, 80€ )• Weidenworkshop (Weidenzelte, Weidenkörbe, Weidenzäune)• Feuer machen

TöpferkurseDauer des Workshops ca. 1 Stunde

ab 14 Personen pro Personunter 14 Personen Pauschale

Abb. 14 Töpferhandwerk

Euro 3,00Euro 45,00

MetallarbeitenDauer des Workshops ca. 1 Stunde

ab 14 Personen pro Personunter 14 Personen Pauschale

Abb.15 Metallschmuck

Euro 3,00Euro 45,00

Fladenbrot-Backen

ab 14 Personen Gruppenpauschaleunter 14 Personen Gruppenpauschale

Abb.16 fertige Fladenbrote

Euro 1,70Euro 45,00

Bogen- bauen / schießenBogen-Bauen (1 Bogen mit 2 Pfeilen), Dauer ca. 3 StundenBogen-Schießen mit Leihbogen(9 Schüsse, Dauer ca. 1 Stunde)

Abb.17 Bogenschießen

Euro 29,00

Euro 3,00

SpinnenDauer des Workshops ca. 1 Stunde

Pauschale bis 14 Personenab 14 Personen pro Person

Abb.18 Spinnen

Euro 45,00Euro 3,00

BrettchenwebenDauer des Workshops ca. 1 Stunde

Pauschale unter 14 Personenab 14 Personen pro Person

Abb.19 Brettchenweben

Euro 45,00Euro 3,00

Holzblockhütten bauen1 Stunde

Pauschale bis 14 Personenab14 Personen pro Person

Abb.20 Das Bauen von Holzblockhütten

Euro 45,00Euro 3,00

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Veranstaltungen und Feste

Während der Saison veranstaltet das Keltendorf Mitterkirchen auch verschiedene Feste wie das Keltenfest Anfang September, das Maifest und das Fest der oberösterr. Freilichtmuseen. Bei diesen werden neben den normalen Workshops und Führungen auch Musikgruppen wie z.B die Irish Folk Gruppe „Toora Loora Ladies“ und Feuerakrobaten wie „Freudenfeuer“ eingeladen. Ein weiteres Highlight bilden auch die Familiennachmittage an jedem Monatende, die feste Programmpunkte (bestimmte Workshops) enthalten und auch, wenn gewünscht Kinderbetreuung bieten. Ein neues Angebot ist der „Urgeschichte & Handwerk“-Markt, der an einem Sonntag im September stattfindet. Auch für 2015 läuft jetzt die Bewerbungsphase: Es werden Handwerker aus dem In- und Ausland gesucht, die noch mit traditionellen Techniken und Materialien arbeiten. Für diejenigen, die ausgesucht werden, wird ein Stand reserviert, an dem die Handwerker ihre Kunst den Besuchern zeigen und ihre Waren anbieten können.

Abb.21 Keltenfest 2011

Abb. 22 & 23 „Freudenfeuer“ beim Keltenfest

Abb. 24 & 25 Musikalische Showeinlagen beim Keltenfest (Toora-Loora-Ladies: links)

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Abb. 26 Marktstand zu Messern und Werkzeugen

Abb.27 Ausschnitt aus dem Newsletter zum Handwerkmarkt

Abb.28 Marktstand zum Gerberei-Handwerk Abb.29 Markstand zur Wollverarbeitung10

Experiment „Prunkwagen und Hirsebrei- Ein Leben wie vor 2700 Jahren“

Seit 2011 wird jedes Jahr zum Ende der Saison hin im Keltendorf Mitterkirchen ein Experiment durchgeführt, bei dem Erwachsene und Kinder zwei Wochen „wie zur Hallstattzeit“ in dem Dorf leben. Während der zwei Wochen ernähren sich die Teilnehmer vom Jagen und Fischen und leben von ihrem handwerklichem Geschick in den nach Originalen nachgebauten Häusern des Keltendorfes. Wissenschaftlich wird dieses Experiment von Jutta Leskovar vom Landesmuseum OÖ in Linz betreut. In einem eigenen Blog erstatten die Teilnehmer alle Tage Bericht über das Experiment und ihre Erfahrungen. Dokumentiert wurde das Projekt vom ORF. 2015 soll das Experiment weitergeführt werden.

Abb. 30 Das „Prunkwagen & Hirsebrei“-Team von 2014

Öffentlichkeitsarbeit

Das Keltendorf Mitterkirchen hat einen starken Auftritt im Internet durch eine eigene Website und facebook. Die Website bietet viele Informationen zu dem Keltendorf und seinem Programm. Auf facebook werden viele aktuelle News zu dem Keltendorf gepostet und aussagekräftige Fotos lassen einen viele Einblicke in den archäologischen Park gewinnen. Außerdem ist die Website des Keltendorfes verlinkt mit anderen Websiten zu Projekt- und Veranstaltungspartnern wie Freudenfeuer, den Toora-Loora-Ladies und auch anderen Keltenmuseen wie z.B Gabreta. Das Experiment „Prunkwagen und Hirsebrei“ besitzt seine eigene Website mit dem Blogeinträgen zu den einzelnen Jahren und vielen Bildern, die das Projekt gut dokumentieren.

Abb.31 Internetauftritt

Für jeden Monat wird vom Keltendorf ein Newsletter erstellt, in dem Informationen zu anstehenden Verstanstaltungen/Festen, Workshops, neuen Anschaffungen (Bau von Häusern, Tiere) gesammelt sind. Zu jedem Saisonende gibt es auch einen Jahresrückblick. Auch auf anderen Medien wie Film/ Video werden die Hintergrundgeschichte des Keltendorfes Mitterkirchen und seine Projekte in Zusammenarbeit mit LifeTV und ORF dokumentiert. Im Downloadcenter der Website sind der Öffentlichkeit Listen zu Öffnungszeiten, Terminen, Workshops, die Speisekarte der Jausenstation und Bewerbungsbögen wie auch Broschüren zugänglich. Publikationen sind bis jetzt noch wenig vertreten - das soll sich allerdings in naher Zukunft ändern.

Abb.32 Ausschnitt aus dem Newsletter zu Sonderworkshops

Projekt „MEDIONEMETON“

Im Keltendorf Mitterkirchen ist aktuell Medionemeton, ein bisher noch virtuelles Projekt, als Erweiterung des archäologischen Parks geplant. Der Projektname ist das keltische Wort „Medionemeton“ und bedeutet „Mitterkirchen“. Es handelt sich bei der Idee um den Anbau einer Museumshalle, einem „Herrinnenhof“ und einem modernen Gastronomiegebäude mit Parkplatz, die durch das Experiment „Prunkwagen und Hirsebrei“ entstand. Der Standort der Erweiterung ist das Grundstück, das sich direkt neben dem bereits seit 20 Jahren bestehenden Keltendorfs befindet und bisher als prähistorischer Acker verwendet wurde. Das Konzept des Neubaus symbolisiert den „Gang durch die Zeit“. Der Eingang ist modern, im Mittelteil des Museumgebäudes beginnt die Zeitschleife sich zu drehen, man geht also in der Zeit „zurück“, und der Ausgang ist einem hallstattzeitlichen Haus nachempfunden.

Abb.33 Plan zu den Gebäuden der Erweiterung

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Der Eingang ist modern, im Mittelteil des Museumgebäudes beginnt die Zeitschleife sich zu drehen, man geht also in der Zeit „zurück“, und der Ausgang ist einem hallstattzeitlichen Haus nachempfunden. Die Spirale, die das auffälligste Merkmal der Museumshalle bildet, wird auch im Inneren mit Konzeptideen und Vermittlungsmedien des Projektes verbunden d.h., dass die Architektur und das hinter ihr stehende Konzept mit der musealen Darstellung verschmelzen und miteinander harmonieren sollen.Das Museumsgebäude wird nach seiner Fertigstellung Räume für Werkstätten, Büros, Seminarräume beinhalten und reichlich Fläche für die Ausstellung der Originalfunde aus Mitterkirchen-Lehen. Auch die Thematik der Rekonstruktion soll hierbei eine Rolle spielen und eine Problematik ansprechen, die zur Diskussion offen ist. Der Eingang ist modern, im Mittelteil des Museumgebäudes beginnt die Zeitschleife sich zu drehen, man geht also in der Zeit „zurück“, und der Ausgang ist einem hallstattzeitlichen Haus nachempfunden.

Abb.34 Modell der Museumshalle

Abb.35 Virtuelles Modell der Museumshalle (Innenansicht)

Wenn man die Museumshalle durch das hallstattzeitliche Haus verlässt, kommt man in einen „Herrinnenhof“, der das Bindeglied zwischen dem alten und neuen Teil des Keltendorfes bildet. Die archäologische Grundlage für den Hof bilden die „Herrenhöfe“ in Bayern, die durch ihre rechteckig bzw. quadratisch umfriedeten Siedlungsareale und ihre Wallgrabensysteme mit Toren charakteristisch sind. In Mitterkirchen soll es aber statt einem Herren- einen Herrinnenhof geben, da der Grabhügel eine „Fürstinnen-Bestattung“ beherbergt. Das Projekt wird neben Jutta Leskovar (Landesmuseum OÖ) als Projektleiterin noch von dem Archäo-Team (Raimund Karl und Klaus Löcker), dem Studio Exhibit- Team (Oliver Pfeiler und Maria - Christina Fingerle) und der Gemeinde Mitterkirchen unterstützt. Derzeit ist die Umgestaltung des Dorfes ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung von Medionemeton: die bereits bestehenden Gebäude werden zu Hofeinheiten zusammengeschlossen. Dies wird durch gezielte Bepflanzung erreicht, die als Abgrenzung fungieren soll. Weitere unbebaute Flächen sollen der Archäozoologie und Archäobotanik zur Verfügung gestellt werden. Neben der „Neugestaltung“ und Vorbereitung des Alten Dorfes auf den Neubau läuft auch eine große Suche nach Sponsoren, die das Projekt unterstützen. Die Projektkosten liegen bei 317.000 Euro.

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Bewertung und Ideen für Partnerschaften

Für die Größe der Gemeinde, der das Keltendorf angehört, ist der immsense Aufwand für die Betreibung des Archäologischen Parkes höchst erstaunlich. Die Gemeinde ist bemüht, die archäologischen Funde der Hallstattzeit möglichst praxisnah den Menschen zu vermitteln und inszeniert das Leben wie vor 2700 Jahren in einem Dorf aus rekonstruierten Wohnhütten und Wirtschaftsgebäuden. Durch die Workshops werden den Besuchern das alte Handwerk und ihre Techniken nähergebracht. Das Dorf liegt direkt an der Donau und nahe der Stadt Linz. Es hat somit gute Verkehrsanbindungen. Noch besonders hervorzuheben ist, dass das Keltendorf Mitterkirchen große Vielfalt und immer wieder „Neues“ bietet, indem es Sonderworkshops anbietet und Feste wie auch Märkte veranstaltet. Aktuell ist Mitterkirchen auch regional Thema durch das jährliche Experiment „Prunkwagen und Hirsebrei- Leben wie vor 2700 Jahren“ und auch durch das neue Projekt „MEDIONEMETON“, mit dem sie eine Erweiterung der Dorfes anstreben. Mit der geplanten Museumshalle sollen noch mehr Möglichkeiten zur Ausstellung der Grabfunde, Abhalten von Seminaren und Versammlungen (auch außermuseal), usw. realisiert werden, die bisher noch nicht möglich waren und die auch finanziell das Keltendorf in Zukunft stützen sollen. Das Experiment ist eine gute Möglichkeit, um die Hallstattzeit in die Gegenwart zu holen und um auch archäologische Praxis wie die Experimentalarchäologie in die museale Gestaltung und Rekonstruktion des Keltendorfes einzubinden, was nicht bei allen Freilichtmuseen gang und gäbe ist. Auch gerade bei „Prunkwagen und Hirsebrei“ ist wieder die Bereitschaft und Begeisterung der Gemeinde für das Experiment zu spüren und das Interesse an der Vor- und Frühgeschichte und dem mit ihr verbundenen archäologischen Ausgrabungen sehr groß. Bei dem neuen Projekt MEDIONEMETON verspricht das starke Team aus Archäologen, Gestaltern und der Gemeinde eine stabile Projektleitung und eine baldige Realisierung. Die Website zu dem Projekt ist vielversprechend, informativ und lässt wichtige Einblicke in die Ideenwelt des Projektes zu, was wichtig für zukünftige Partner und Sponsoren ist. Eine Möglichkeit um die Sponsorensuche ins Rollen zu bringen wäre https://www.startnext.com/projekt-starten.html, eine Internetseite, mit der Projekte über Crowdfunding finanziert werden. Die Gemeinde Mitterkirchen könnte mit startnext über die Grenzen Österreichs hinaus Helfer und Sponsoren finden. Da eine baldige Publikation zu den Ausgrabungen in Mitterkirchen die Fachwelt aufhören lassen wird und sich aufgrund der exzellenten Öffentlichkeitsarbeit ohnehin schon viele Laien für das Projekt begeistern, wäre ein Crowdfunding-Projekt idel. Die meisten Projekte auf startnext suchen erst noch einen gewissen „Bekanntheitsgrad“, was zeitaufwendig ist, und können dann erst Leute für das „Mitmachen“ motivieren. Bei Mitterkirchen ist dies schon längst getan, das Keltendorf genießt schon einen regionalen und überregionalen Bekanntheitsgrad, hat Verbindungen zu anderen Museen und hat vor allem das Landesmuseum OÖ als Stütze. Es sei noch erwähnt, dass die Leiter von MEDIONEMETON sehr darum bemüht sind auch weitere Meinungen und Ideen zu dem Projekt einzuholen, was für eine offene und begeisterungsfähige Organisation spricht. In Zukunft wird die Idee von der Erweiterung sicher noch weite Kreise im In- und Ausland ziehen. Abschließend lässt sich das Keltendorf Mitterkirchen als archäologischer Park werten, dessen Entstehung und Entwicklung getragen wird von der langfristigen und intensiven Unterstützung durch die Gemeinde und das Landesmuseum OÖ. Die Bemühung, Archäologie und „aktive“ museale Darstellung zu verbinden ist ein Merkmal, das sicherlich noch mehr Anerkennung in der Fachwelt verdienen kann und muss. Die Angebote sind vielfältig und geben einen guten Einblick in die Hallstattzeit. Die Motivation und Begeisterung, mit der das Keltendorf geführt wird, ist eine Inspiration für die Museumswelt. Die Zukunft lässt auch auf eine Publizierung der Hintergrundgeschichte, Ausgrabungsgeschichte des Keltendorfes und seiner Projekte hoffen. MEDIONEMETON wird als Projekt den archäologischen Park auch außerhalb Österreichs als wichtige kulturelle Stätte etablieren.

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Ideen für Partnerschaften:

• gemeinsames Projekt mit dem Landesmuseum OÖ in Linz:Organisation einer Sonderausstellung zu den „Grabschätzen“ aus Mitterkirchen→ die Idee dahinter ist, dass das Fundmaterial aus Mitterkirchen in seiner Gesamtheit gezeigt wird. Die Ausgrabungen und ihre Ergebnisse sollen in einer großen Ausstellung in Linz gezeigt werden, um auch den Besuchern die große Vielfalt der Hallstattzeit in OÖ zu verdeutlichen. Zusätzlich zu dieser Veranstaltung würde man durch den Besuch in Mitterkirchen die Theorie aus der Sonderausstellung in Linz mit in die Praxis nehmen. Während des Projektzeitraums würde man durch ein Sonderticket die Ausstellung in Linz und die Führung im Keltendorf miteinander verbinden. Solange das Projekt MEDIONEMETON noch nicht realisiert ist, wäre dies eine gute Möglichkeit die Originalfunde in einer ihnen würdigen Ausstellung der Welt zu präsentieren.

• Projekt der 16 kleineren Museen des Museumslandes Donauland Strudengau: „Woche des Museumslandes Donauland Strudengau“, in der man die Ausstellungen der einzelnen Museen in OÖ besuchen kann (gemeinsame Museumskarte)Gerade für die kleineren Museen wären gemeinsame Museumsfeste oder Kooperationen sicherlich ein Hilfe und wichtige Stütze.

• Projekt zwischen Universitäten und Museen: „Museumspädagogik goes Univers-ITY“geplant wäre eine Museumstour zwischen vier Museen in Deutschland und Österreich, die alle das Thema der „Kelten“ unterschiedlich umgesetzt haben. Die vier Museen, die sich beteiligen würden, wären: Gabreta (Keltendorf im Bayrischen Wald), Mitterkirchen, das Keltenmuseum Hallstatt und das Keltenmuseum Hallein.Die Veranstaltung wäre eine Tour (große Exkursion) entlang dieser vier Museen, bei der Studenten der Kulturwissenschaften, speziell Archäologen die einzelnen Konzepte der Museen kennenlernen und den Weg von der Ausgrabung über die Auswertung des Materials und seine Interpretation bis hin zur öffentlichen Präsentation verinnerlichen. Das Projekt würde die Zusammenarbeit zwischen Museumspädagogik und dem Studium ankurbeln und die Theorie mit der Praxis fest verankern. Im Berufsfeld des Archäologen gibt es neben der Professur an Universitäten auch die Möglichkeit der Feldforschung und der Museumsarbeit, wobei letzteres leider oft im Schatten der beiden anderen steht. Hier könnte Abhilfe geschafft werden, da die Archäologie eigentlich eine Mischung aus Lehrberuf, Forschung und musealer Darstellung bietet. Die Fachwelt vergisst hierbei häufig, dass Forschung nicht nur ein Privileg der Experten ist, sondern auch an die Öffentlichkeit treten sollte und den kulturellen Aspekt des jeweiligen Fachgebietes auch Laien zugänglich machen sollte. Der Schritt von den Forschungsergebnissen zu der fertigen Ausstellung im Museum ist ein wichtiger, der gerne übersprungen wird. Gerade hier sollte man einhaken und den Studierenden schon zu Beginn ihres Studiums die Wichtigkeit der Museumspädagogik vermitteln, damit dieser Aspekt künftig gleichberechtigt neben Forschung und Lehre steht. Kultur ist dann Kultur, wenn sie für jeden erreichbar ist.

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1 www.schatz-card.at

Abb.2 www.keltendorfmitterkirchen.at/ site/index.phpoption=com_content&view=article&id=59&Itemid=30

Abb.3 www.osterreich1.at/2008/08/31/keltendorf-mitterkirchen/

Abb.4 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.5 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=53&Itemid=67

Abb.6 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=49&Itemid=2

Abb.7 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=50&Itemid=53

Abb.8 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=51&Itemid=54

Abb.9 & 10 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=52&Itemid=66

Abb.11 www.panoramio.com/user/5907650?with_photo_id=79411758

Abb.12 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/images/newsletter/newsletter_juni2013.pdf

Abb.13 www.osterreich1.at/2008/08/31/keltendorf-mitterkirchen/

Abb.14 & 15 & 16 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.17 & 18 www.ooemuseumsverbund.at/museum/21_freilichtmuseum_keltendorf_mitterkirchen

Abb.19 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.20 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/ site/index.php?option=com_content&view=article&id=60&Itemid=37

Abb.21 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/site/images/newsletter/Newsletter_Juli.pdf

Abb.22 & 23 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.24 http://tooralooraladies.at/

Abb.25 & 26 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.27 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/site/images/newsletter/august2014.pdf

Abb.28 & 29 www.strudengau.tv/keltendorf-2/

Abb.30 http://www.prunkwagenundhirsebrei.blogspot.de/

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Abb.31 www.mitterkirchen.at

Abb.32 http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/site/images/newsletter/newsletter_juni_14.pdf

Abb.33 & 34 & 35 www.medionemeton.at

Quellenverzeichnis

• http://www.keltendorf-mitterkirchen.at/site/• https://www.facebook.com/pages/Keltendorf-Mitterkirchen/159907827384379?

sk=photos_stream • http://www.mitterkirchen.at• http://medionemeton.at/• http://www.ooegeschichte.at/epochen/urgeschichte/kostbares-aus-graebern/einleitung/• http://prunkwagenundhirsebrei.blogspot.de/• http://www.ooemuseumsverbund.at/museum/21_freilichtmuseum_keltendorf_mitterkirchen• http://keltendorf.com/hp1/Home.htm?ITServ=C30e29620X14adabf335bX6e97• http://www.keltenmuseum.at/de/• http://www.museum-hallstatt.at/• http://www.saum.at/cms-projekte-

betriebe/donauwerkstaette/donauwerkstaette.html#anfahrt_donauwerkstaette• http://www.strudengau.tv/keltendorf-2/• http://www.panoramio.com/user/5907650?with_photo_id=79411758• http://www.osterreich1.at/2008/08/31/keltendorf-mitterkirchen/• http://openarchaeology.info/venues/keltendorf-mitterkirchen-oo

Alle Quellen sind (Stand: 8.02.2015)

Ich bedanke mich recht herzlich bei folgenden drei Personen für die Informationen zum Keltendorf Mitterkirchen, die meine Arbeit erst möglich machten:

• Jutta Leskovar, Mag.a Dr Jutta Leskovar PhD, OÖ. Landesmuseum, Abt. Ur- u. Frühgeschichte, Sammlungsleitung4060 Leonding, Welser Straße 20, Tel. (+43 732) 7720-52372E-Mail: [email protected]<mailto:[email protected]>Internet: www.landesmuseum.at<http://www.landesmuseum.at/

• Günther Schatz, Amtsleiter des Marktgemeindeamtes Mitterkirchen im Machland, 4343 Mitterkirchen 50 Tel.: 07269/8255-12, Fax: 07269/8255-25 e-mail: [email protected] Homepage: www.mitterkirchen.ooe.gv.atKeltendorf Mitterkirchen - das Erlebnismuseumhttp://www.keltendorf-mitterkirchen.at

• Markus Hennerbichler,Verein Saum, Donauwerkstätten TischlerausbildungFallnerweg 3, 4222 LangensteinProjektleitung Tel: 07237 5448 18, mobil: 0699 15448180, fax: 07237 5448 15e mail: [email protected], www.saum.at/

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