Das EAVG 2012 in Theorie & Praxis und die Nachhaltigkeits-Zertifizierung von Immobilien

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Eidesstattliche Erklärung 

Ich erkläre an Eides statt, dass  ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig und ohne 

fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt 

bzw.  die wörtlich  oder  sinngemäß  entnommenen  Stellen  als  solche  kenntlich  gemacht 

habe. Die vorliegende Masterarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument 

identisch. 

Linz, im April 2014          Unterschrift: 

 

    3 

 

Inhaltsverzeichnis

A.  Einleitung ....................................................................................................................................... 5 

1.  Die Ratio des Instruments der ‚Gebäudezertifizierung‘ ............................................................ 6 

2.  Vermarktungsvorteile im Markt, Publizität in den Medien, Wettbewerb ................................ 8 

B.  Rechtlicher Teil: Europarecht und nationales Recht ..................................................................... 9 

1.  Europarecht ............................................................................................................................... 9 

a)  Primärrecht ................................................................................................................................ 9 

b)  Sekundärrecht ......................................................................................................................... 11 

2.  Nationales Recht in Österreich ................................................................................................ 18 

3.  Oö. Landesrecht ....................................................................................................................... 20 

4.  Richtlinien und technische Normen ohne eigenen gesetzlichen Status ................................. 22 

5. Der ‚New Approach‘  in der Technik: Gesetze und Normen .................................................... 24 

C.  Das Energieausweisvorlagegesetz ‐ EAVG 2012 .......................................................................... 32 

1.  Der Energieausweis in Österreich – Geschichte, Entwicklung & Tendenzen .......................... 32 

2. Allgemeines zum Gesetzestext ................................................................................................. 36 

3.  Inhalt des Gesetzestextes ........................................................................................................ 39 

4. Zivilrechtliche Aspekte der Verpflichtung zur Energieausweisvorlage .................................... 43 

D. Fazit und Kritik ............................................................................................................................. 45 

1.  Die rechtliche Einbettung von Energieausweis und Gebäudezertifizierung ........................... 47 

2.   Untersuchung der Umsetzung des EAVG 2012 in Medien & Inseraten ................................. 48 

3. Der Energieausweis als Vorstufe zum ‚Gebäudetypenschein‘ ................................................. 49 

E. Anhang: Vorstellung des ‚DGNB Gebäudezertifizierungssystems‘ ............................................... 51 

1.  Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden nach dem DGNB System ...................................... 51 

a)   Das junge Gebiet der Gebäudezertifikate .............................................................................. 51 

b)  Systemvergleiche, im deutschsprachigen Raum und international ........................................ 53 

c)  Ablauf des Audits, des Zertifizierungsprozesses und der Konformitätsprüfung ..................... 56 

d)  Detaillierte Gebäudedokumentationen und Nutzerhandbücher ........................................... 58 

 

    4 

 

e)  Wunsch des Marktes, einen ‚Typenschein‘ für Gebäude zu entwickeln ................................. 58 

2.  Internationalisierungsbestrebungen in der Gebäudezertifizierung ............................................ 58 

a)  International anwendbares Kernsystem + nationale Applikationen ....................................... 58 

b)  Nutzung von Synergien durch Kooperationen, Arbeitsgruppen, Experten ............................ 59 

c)  Outsourcing standardisierter Prozesse .................................................................................... 59 

F  Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................................................... 60 

Literatur‐ und Abbildungsverzeichnis, Glossar: ................................................................................ 61 

Ausgewählte Gesetzestexte und Referenzdokumente: ................................................................... 65 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

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Unter dieser kurzsichtigen Wachstumsmanie hat nicht nur die langfristige Gesamtqualität 

des  Gebäudebestandes  stark  gelitten,  sondern  es  sinkt  auch  die  Nutzbarkeit  dieser 

Immobilien rapide mit deren zunehmendem  Alter.  Viele dieser Bauwerke müssen derzeit 

aufwändig renoviert und adaptiert werden, oft bleibt vom ursprünglichen Gebäude nicht 

viel mehr  über  als  das  statisch  tragende  Skelett,  sofern  es  nicht  vernünftiger  ist,  ein 

solches Bauwerk ‚rückzubauen‘ (abzureißen). 

So hat sich in den letzten Jahren eine neue, die Nachhaltigkeit propagierende Strömung in 

der  Immobilienwirtschaft etabliert, die den Fokus verstärkt auf die Nutzungsphase  legt, 

da hier viel größere Effekte in Bezug auf Kosten erzielt werden können als dies durch die 

bislang praktizierte alleinige Betrachtung der Baukosten möglich wäre.  

Man  hat  langsam  verstanden,  dass  ein  Gebäude  die  höchsten  Kosten  in  der 

Nutzungsphase erzeugt, und dass eine qualitativ höherwertige Bauausführung und eine 

bedachtere Planung schon vom ersten Tag des Gebäudebetriebs an Unmengen an Heiz‐, 

Kühl‐ und Beleuchtungsenergie und somit Kosten einsparen können. Optimiert man nun 

auch  noch  die  eingesetzten Materialien  und  nimmt  auf  soziofunktionale  Aspekte  der 

Nutzerbedürfnisse  Bedacht,  so  erhält man  ein  hochgradig  nachhaltiges  Gebäude,  das 

auch  nach  vielen  Jahren wertstabil  ist  und  sich  jederzeit ohne  große Abschläge weiter 

vermieten  oder  verkaufen  lässt. Denn Nachhaltigkeit  ist  längst  nicht mehr  nur  auf  die 

ökologische Komponente zu beschränken! 

 

1.DieRatiodesInstrumentsder‚Gebäudezertifizierung‘

Dem einleitend beschriebenen Trend folgend, dass es sowohl für die Erbauer als auch für 

die  Benutzer  eines  Gebäudes  große  Vorteile  bringt, wenn man  bei  der  Planung  eines 

Gebäudes  die  Planung  der  Nutzungsphase  miteinbezieht,  haben  sich  verschiedene 

Ansätze  und  Strategien  herausgebildet,  wie  solche  baulichen  Qualitäten  objektiv  und 

   

 

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Kauf‐  und  In‐Bestand‐Gabe‐Anzeigen  einen Hinweis  auf  den  ‚Heizwärmebedarf‘  (HWB) 

und  den  Gesamtenergieeffizienz‐Faktor  (fGEE)  der  Immobilie  zu  enthalten  haben2,  und 

dass  jedem  Kauf‐  oder  In‐Bestand‐Gabe‐Vertrag  auch  ein  aktueller  Energieausweis  der 

betreffenden  Immobilie  beizulegen  ist.3  Wird  dem  Käufer  oder  Bestandnehmer  vor 

Abgabe  seiner  Vertragserklärung  ein  Energieausweis  vorgelegt,  so  gilt  die  darin 

angegebene Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes  als bedungene Eigenschaft  im  Sinne 

des § 922 Abs. 1 ABGB.4  

 

2.VermarktungsvorteileimMarkt,PublizitätindenMedien,Wettbewerb

Diese Transparenzstrategie im Immobilienmarkt macht es einerseits für die Konsumenten 

einfacher, sich  in einer bislang sehr undurchschaubaren Masse an schwer zu belegbaren 

Informationen über die Kosten im Betrieb einer Immobilie einen Überblick zu verschaffen, 

und andererseits gibt es auf Seiten der Betreiber dadurch einen großen Anreiz, allfällige 

Investitionen  in die Erneuerung der Haustechnik und  in die thermische Gebäudehülle zu 

tätigen.  Schließlich  stehen  nun  die  Betreiber  von  vor  allem  Büro‐  und 

Verwaltungsimmobilien  in  einem  immer  stärker  werdenden  Konkurrenzkampf 

zueinander. Die so genannte Immobilienblase und die aktuelle Leerstandsdebatte feuern 

diesen Wettbewerb noch zusätzlich an.  

Ein weiterer Vorteil für die Gesellschaft im Ganzen ist, dass das Thema der Nachhaltigkeit 

nun  auch beim Wohnen  angekommen  ist, und  sich  viele Menschen darüber Gedanken 

machen, wie  sie  ressourcenschonender  und  dadurch  auch  besser  leben  können. Was 

noch  vor  einigen  Jahren wie  ein Wiederspruch  geklungen  hätte, wird  nun  durch  diese 

Mentalitätsänderung  plötzlich  Realität  (Schlagworte  und  Tendenzen wie:  ‚Small  Living‘, 

Reduktion des  ‚Carbon  Footprints‘,  ‚Genussregion‘,  ‚fahr nicht  fort – kauf  im Ort‘, usw. 

belegen dieses allmähliche kollektive Umdenken).  

                                                            2 § 3 EAVG 2012. 3 § 4 Abs 1 EAVG 2012. 4 § 6 EAVG 2012. 

 

    9 

 

Alle  diese  Faktoren  bewirken  in  einem  langsamen  aber  stetigen  Prozess,  dass  die 

Transparenz,  die  Objektivität  und  die  Vergleichbarkeit  im  Immobilienmarkt  langfristig 

gesteigert werden, und so die Gesamtqualität zum Vorteil aller Beteiligten kontinuierlich 

gesteigert wird. In erster Linie profitiert aber natürlich der Konsument bzw. Nutzer einer 

Immobilie, da diesen weit mehr als die Baukosten die  tatsächlichen Kosten  im Betrieb, 

also die Nutzungskosten interessieren. Die dazu relevanten Daten konnte er bislang nicht 

oder nur sehr selten beim Verkäufer oder In‐Bestand‐Geber einfordern, denn meist hatte 

dieser selbst keine aussagekräftigen Aufzeichnungen dazu angefertigt. 

 

B. Rechtlicher Teil: Europarecht und nationales Recht

1.Europarecht

Das  Europarecht  ist  das  in  den  Mitgliedstaaten  der  Europäischen  Union  anerkannte 

überstaatliche  Recht  und  wird  seit  dem  Inkrafttreten  des  Vertrages  von  Lissabon  als 

Unionsrecht  bezeichnet.  Es  zeichnet  sich  durch  eine  teilweise  unmittelbare 

Anwendbarkeit in den Mitgliedstaaten ohne nationalen Umsetzungsakt und den Vorrang 

des  Unionsrechts  vor  dem  mitgliedstaatlichen  Recht  aus  (‚supranationale 

Rechtsordnung‘).  

a)Primärrecht

Das Primärrecht besteht aus den zwischen den Mitgliedstaaten geschlossenen Verträgen 

und bildet die zentrale Rechtsquelle des Europarechts im engeren Sinne. Die wichtigsten 

dieser Verträge sind der Vertrag über die Europäische Union (EU‐Vertrag) und der Vertrag 

über  die  Arbeitsweise  der  Europäischen  Union  (AEU‐Vertrag).  Eine  eigenständige  EU‐

Umweltpolitik hat  sich aber erst  relativ  spät entwickelt, eigentlich erst mit der  ‚Pariser 

Gipfelkonferenz‘ 1972, wo die damaligen Staats‐ und Regierungschefs eine Erklärung zur 

Umwelt‐ und Verbraucherschutzpolitik verabschiedet haben.5  Infolgedessen wurde dann 

das  sogenannte  Umweltaktionsprogramm  (UAP)  verabschiedet,  welches  Leitlinien  zur 

gemeinschaftlichen  Umweltpolitik  festschrieb.  Primärrechtlichen  Rang  erhielt  die 

                                                            5 Knill, Entwicklungen innerhalb der EU, in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 287. 

 

    10 

 

Umweltpolitik mit dem  Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte  im  Jahr 1987, 

wo  sie  als  offizielles  Handlungsfeld  im  EWG‐Vertrag  verankert  wurde.  Die  folgenden 

Verträge stärkten die Kompetenzen der EU in diesem Politfeld stetig.6 

Nachhaltigkeitsaspekte im Primärrecht: 

Im Vertrag der Arbeitsweise der Europäischen Union  (AEUV)7  ist etwa  in den Art 191 

‚Umweltschutz‘  und  Art  194  ‚Energieeffizienz‘  ein  grundsätzliches  Bekenntnis  der 

Europäischen Gemeinschaft zu einem nachhaltigeren, vor allem wirtschaftlichen, Agieren 

erkennbar.  So  legt  etwa  Art  191  Abs  1  AEUV  (‚Umwelt‘)  folgende  grundsätzlichen 

Umweltschutzziele für alle Mitgliedstaaten fest:  

• Erhaltung und Schutz der Umwelt sowie Verbesserung ihrer Qualität 

• Schutz der menschlichen Gesundheit 

• Umsichtige und rationelle Verwendung der natürlichen Ressourcen 

• Förderung von Maßnahmen auf internationaler Ebene zur Bewältigung regionaler 

und  globaler  Umweltprobleme  und  insbesondere  zur  Bekämpfung  des 

Klimawandels.  

Oben genannter Art 194 Abs 1  lit. c) AEUV  (‚Energie‘) besagt weiter, basierend auf der 

Verwirklichung und dem Funktionieren des europäischen Binnenmarktes, dass einige der 

Ziele zur Erhaltung und Verbesserung der Umwelt  in der Förderung der Energieeffizienz 

sowie  von  Energieeinsparungen  und  der  Entwicklung  neuer  und  erneuerbarer 

Energiequellen  liegen. Diese Intentionen und Gedanken finden sich dann auch  in der für 

den Gebäudesektor  so wichtigen  und  im  nächsten  Kapitel  beschriebenen  sogenannten 

‚Gebäuderichtlinie 2010/31‘ wieder. 

 

                                                            6 http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltpolitik_der_Europ%C3%A4ischen_Union, 4. März 2014. 7 Konsolidierte Fassung des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), AB1 Nr. C 115 vom 9. Mai 2008. 

 

    11 

 

b)Sekundärrecht

Das Sekundärrecht ist, wie der Name schon vermuten lässt, vom Primärrecht abgeleitetes 

Recht und besteht aus von den Organen der Europäischen Union (oder der Europäischen 

Atomgemeinschaft)  erlassenen  Rechtsakten.  Ein  wichtiger  Grundsatz  lautet,  dass 

Sekundärrecht  bei  sonstiger  eventueller  Nichtigkeit  niemals  gegen  das  Primärrecht 

verstoßen darf. Die hier gemeinten Rechtsakte des Sekundärrechts sind laut Art 288 AEUV 

die Verordnung, die Richtlinie, Beschlüsse und Empfehlungen bzw. Stellungnahmen. 

Dem  Primärrecht  (siehe  etwa  die  Art  191  und  194  AEUV)  entsprechend  finden  sich 

weitere  Bekenntnisse  zu mehr  Nachhaltigkeit  in  allen  Bereichen  des  (wirtschaftlichen) 

Handelns  in  der  Europäischen  Union,  und  zwar  unter  anderem  in  den    folgenden 

sekundärrechtlichen Richtlinien und ‚Roadmaps‘ (in chronologischer Reihung): 

RL  93/76/EWG  (‚SAVE‘  –  Richtlinie)8:  Richtlinie  zur  Begrenzung  der 

Kohlendioxidemissionen  durch  effizientere  Energienutzung‘:  „Die  Richtlinie  zielt  darauf 

ab, die Qualität der Umwelt zu bewahren und eine umsichtige und rationelle Verwendung 

der  natürlichen  Ressourcen  zu  gewährleisten  […]  Zur  Begrenzung  der 

Kohlendioxidemissionen und zur Förderung einer rationellen Energieverwendung ist eine 

gemeinsame Anstrengung aller Mitgliedstaaten erforderlich […] Ein Energieausweis trägt 

durch eine objektive  Information über die energiebezogenen Merkmale der Gebäude zu 

einer  besseren  Transparenz  des  Immobilienmarktes  bei  und  fördert  Investitionen  in 

Energiesparmaßnahmen.“ 

RL  2002/91/EG  (Gebäude‐Richtlinie  2002/91)9:  Erstmalige  verpflichtende 

Implementierung von Energiezertifikaten in Verkaufs‐ und Vermietungsprozessen. Ziel der 

RL ist die Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden unter Berücksichtigung 

der  klimatischen  und  lokalen  Bedingungen  als  Beitrag  zur  Erfüllung  der  Kyoto‐

Reduktionsverpflichtung10.  Der  Gebäudesektor  wir  nämlich  als  der  größte 

                                                            8 Richtlinie 93/76/EWG des Rates  vom 13.  September 1993  zur Begrenzung der Kohlendioxidemissionen durch eine effizientere Energienutzung (SAVE), Abl. Nr. L 237 vom 22. September 1993. 9  Richtlinie  2002/91/EG  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  16. Dezember  2002  über  die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Abl. Nr. L1 vom 4. Januar 2003. 10 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 11. 

 

    12 

 

Energieverbraucher  und  Verursacher  von  CO2‐Emissionen  in  der  Gemeinschaft 

angesehen,  Schätzungen  gehen  von  einem  Anteil  von  rund  40%  aus,  der  auf Heizung, 

Beleuchtung,  Kühlung  und  fließendes  Warmwasser  fällt.  Das  Energieeinsparpotential 

dieses Sektors wird auf bis zu 11% geschätzt11. Mit der Feststellung und Offenlegung der 

energetischen  Eigenschaften  von Gebäuden wird  auf marktwirtschaftliche  Instrumente 

des Umweltrechts gebaut: Potentielle Käufer und Bestandnehmer würden Gebäude mit 

guten energetischen Eigenschaften jenen mit schlechten vorziehen.12  

RL  2006/32/EG  (Endenergieeffizienz‐Richtlinie)13:  Ziel  der  RL  war  die  Steigerung  der 

Endenergieeffizienz und die Entwicklung des Marktes für Energiedienstleistungen  in den 

Mitgliedstaaten. Die RL gibt den Energieeinsparwert von 9% bis zum Jahr 2012 vor, und es 

werden die in Anhang III die von den Mitgliedstaaten am Gebäudesektor zu ergreifenden 

(optionalen)  Maßnahmen  genannt.  Darunter  sind  etwa  Energieeffizienzmaßnahmen 

hinsichtlich  Heizung,  Kühlung,  Isolierung  und  Belüftung  sowie  auch  der  Einsatz 

erneuerbarer  Energien  in  Haushalten.  Die  RL  verlangt  ferner,  dass  wirksame, 

hocheffiziente Energieauditprogramme, mit denen  mögliche Energieeffizienzmaßnahmen 

ermittelt werden sollen,  für alle Endverbraucher zur Verfügung stehen  (Art 12 Abs 1 RL 

2006/32).14  

Fahrplan  für  erneuerbare  Energien  (Renewable  Energy  Road Map),  200715:  Der  Titel 

dieser Mitteilung durch die Kommission an den Rat und das europäische Parlament lautet  

‚Erneuerbare Energien im 21. Jahrhundert: Größere Nachhaltigkeit in der Zukunft‘. Dieses 

Dokument enthält eine  langfristige Vision  für erneuerbare Energiequellen  in der EU, es 

enthält  die  Formulierung  der  so  genannten  20/20/20‐Ziele  (siehe  weiter  unten)  und 

versucht Wege  aufzuzeigen, wie  erneuerbare  Energiequellen  fester  Bestandteil    in  der 

Energiepolitik und  in die Märkte  integriert werden  können. Außerdem  ist es ein  klares 

                                                            11 KOM 2008 (780) endg. 12 Popp, wobl 2007, 2. 13  Richtlinie  2006/32/EG  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  5.  April  2006  über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen und zur Aufhebung der Richtlinie 93/76/EWG des Rates, AB1 Nr. L 114 vom 27. April 2006. 14 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 8. 15 KOM(2006) 848 endgültig, Brüssel, den 10.1.2007. 

 

    13 

 

Bekenntnis zur Bekämpfung der größten Verursacher klimaschädlicher Substanzen und zu 

einer stärker dezentral organisierten Struktur der Energiebereitstellung.  

RL 2009/28/EG (Erneuerbare Energien-Richtlinie)16: ‚Richtlinie  zur  Förderung  der 

Nutzung  von Energie aus erneuerbaren Quellen und  zur Änderung und anschließenden 

Aufhebung  der  RL  2001/77/EG  und  2003/30/EG‘.  Der  Art  1  ‐  Gegenstand  und 

Anwendungsbereich  ‐ weist  schon  auf  die  zentrale  Intention  dieser  Richtlinie  hin: Mit 

dieser  Richtlinie  wird  ein  gemeinsamer  Rahmen  für  die  Förderung  von  Energie  aus 

erneuerbaren Quellen vorgeschrieben. In ihr werden verbindliche nationale Ziele für den 

Gesamtanteil von Energie aus erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch und 

für  den  Anteil  von  Energie  aus  erneuerbaren  Quellen  im  Verkehrssektor  festgelegt. 

Gleichzeitig  werden  Regeln  für  statistische  Transfers  zwischen  Mitgliedstaaten, 

gemeinsame  Projekte  zwischen  Mitgliedstaaten  und  mit  Drittländern, 

Herkunftsnachweise,  administrative  Verfahren,  Informationen  und  Ausbildung  und 

Zugang  zum  Elektrizitätsnetz  für  Energie  aus  erneuerbaren Quellen  aufgestellt.  Ferner 

werden Kriterien für die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen und flüssigen Biobrennstoffen 

vorgeschrieben. 

RL 2009/125/EG (‚Ökodesign‐Richtlinie‘)17: Diese EU‐Richtlinie bezieht sich ‚nur‘ in Bezug 

auf die  in Gebäuden verbaute Haustechnik  (‚energieverbrauchsrelevante Produkte‘) auf 

den Bausektor, in Anbetracht der Tatsache, dass der technische Aufwand im Bereich der 

TGA  (Technische Gebäudeausstattung) aber  immer größer wird,  soll  sie hier auch nicht 

unerwähnt bleiben. Sie dient der Harmonisierung der Binnenmarkt‐Vorschriften. 

Art  1  Abs  1  dieser  Richtlinie  besagt:  Diese  Richtlinie  schafft  einen  Rahmen  für  die 

Festlegung gemeinschaftlicher Ökodesign‐Anforderungen für energieverbrauchsrelevante 

Produkte  mit  dem  Ziel,  den  freien  Verkehr  solcher  Produkte  im  Binnenmarkt  zu 

gewährleisten. Abs 2 besagt: Diese Richtlinie sieht die Festlegung von Anforderungen vor, 

                                                            16 Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der Nutzung  von  Energie  aus  erneuerbaren Quellen  und  zur  Änderung  und  anschließenden  Aufhebung  der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG, AB1 Nr. L 140 vom 5. Juni 2009. 17 RICHTLINIE 2009/125/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 21. Oktober 2009 zur Schaffung  eines  Rahmens  für  die  Festlegung  von  Anforderungen  an  die  umweltgerechte  Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte.

 

    14 

 

die  die  von  den  Durchführungsmaßnahmen  erfassten  energieverbrauchsrelevanten 

Produkte erfüllen müssen, damit sie in Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen 

werden dürfen. Sie trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei, indem sie die Energieeffizienz 

und das Umweltschutzniveau erhöht und  zugleich die Sicherheit der Energieversorgung 

verbessert. 

RL  2010/31/EU  (Gebäude‐Richtlinie  2010/31)18:  ‚Richtlinie  über  die 

Gesamtenergieeffzienz von Gebäuden‘. Inkrafttreten der Richtlinie mit 8. 7. 2010. „Gem. 

Art 28 Gebäude‐RL 2010/31 haben die Mitgliedstaaten ab dem  Inkrafttreten zwei  Jahre 

Zeit,  die Vorschriften,  die  notwendig  sind,  um  den Art  2  bis  18,  20  und  27  sowie  den 

Anhang I und II nachzukommen, zu erlassen und zu veröffentlichen (Frist also: 9. 7. 2012). 

Eine  Anwendung  der  Vorschriften  hat  zweieinhalb  Jahre  nach  Inkrafttreten  der  RL  zu 

erfolgen (bei den Art 2, 3, 9, 11‐13, 17, 18, 20 und 27) – somit bis 9. 1. 2013. Art 4 bis 8 

und  Art  14  bis  16  sind  spätestens  ab  9.  7.  2013  anzuwenden.19  Diese  neue 

Gebäuderichtlinie  enthält  einige  neue  Regelungen  und  Verschärfungen  gegenüber  der 

vorherigen Richtlinie aus dem Jahr 2002.20 Bis Ende 2020 haben die Mitgliedstaaten dafür 

zu sorgen, dass alle neuen Gebäude ‚Niedrigstenergiehäuser‘21 sind.22 Diese Vorschriften 

sollen  aber  von  Behörden  und  anderen  öffentlichen  Einrichtungen  aus  Gründen  der 

Vorbildwirkung schon 2 Jahre vorher, also bis 1.1.2019 umgesetzt werden. Außerdem hat 

die Gesetzgebung der Mitgliedstaaten die Möglichkeit,  stärkere Maßnahmen  als  in der 

Richtlinie gefordert  zu ergreifen oder beizubehalten  (Art 1 Abs 3 Gebäude‐RL 2010/31,  

dies ist die so genannte ‚opting‐up‘ Klausel). 

Energieeffizienzplan  201123,  vom  8.  3.  2011:  ‚Mitteilung  der  Kommission  an  das 

Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts‐ und Sozialausschuss und 

                                                            18  Richtlinie  2010/31/EU  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  19.  Mai  2010  über  die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010. 19 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 17. 20 Marzi, Das Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012, wobl 2012, 182. 21 Ein Niedrigstenergiegebäude ist ein Gebäude, das eine sehr hohe Gesamtenergieeffizienz aufweist. Der sehr geringe Energiebedarf sollte zu einem wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Energiequellen, einschließlich solcher, die am Standort oder in der Nähe erzeugt wird, gedeckt werden (Definition aus: Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 17). 22 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 17. 23 KOM (2011) 109 endgültig. 

 

    15 

 

den Ausschuss der Regionen‘. Die zentralen Forderungen werden gleich am Anfang dieses 

Dokuments erhoben: Energieeffizienz  ist ein  zentrales Element der EU‐Strategie Europa 

2020  für  intelligentes, nachhaltiges und  integratives Wachstum und des Übergangs  zur 

einer  ressourceneffizienten Wirtschaft.  Energieeffizienz  ist  eine  der  kosteneffektivsten 

Möglichkeiten, die Energieversorgungssicherheit  zu  verbessern und die Emissionen  von 

Treibhausgasen  und  anderen  Schadstoffen  zu  senken.  In  vielerlei  Hinsicht  kann  

Energieeffizienz  als  Europas  größte  Energieressource betrachtet werden. Daher hat die 

Union sich für 2020 das Ziel gesetzt, 20 % ihres Primärenergieverbrauchs gegenüber den 

Prognosen einzusparen, und daher wurde dieses Ziel  in der Mitteilung der Kommission 

„Energie 2020“ als ein wichtiger Schritt zur Erreichung unserer langfristigen Energie‐ und 

Klimaschutzziele herausgestellt.  

Auch  der  Energieeffizienzplan  sieht  das  größte  Energieeinsparpotenzial  im 

Gebäudesektor: Schwerpunkt des Plans sind  Instrumente, die die Sanierung öffentlicher 

und  privater Gebäude  in Gang  setzen  und  die  Energieeffizienz  der  darin  verwendeten 

Komponenten  und  Geräte  verbessern  sollen.  Im  Plan  wird  die  Vorbildfunktion  des 

öffentlichen  Sektors  herausgestellt,  da  vorgeschlagen  wird,  die  Sanierung  öffentlicher 

Gebäude  durch  ein  verbindliches  Ziel  zu  beschleunigen  und  für  öffentliche  Ausgaben 

Energieeffizienzkriterien  einzuführen.  Ferner  ist  vorgesehen,  dass 

Versorgungsunternehmen  dazu  verpflichtet werden,  ihren  Kunden  eine  Senkung  ihres 

Energieverbrauchs zu ermöglichen. 

 

RL  2012/27/EU  (Energieeffizienz‐Richtlinie)24:  Diese  Richtlinie  des  EP  und  des  Rates 

ändert die RL 2009/125/EG und die RL 2010/30/EU, hebt die RL 2004/8/EG und die RL 

2006/32/EG auf. Sie dient dem Erreichen der Ziele im Rahmen der Strategie Europa 2020 

(wie  im  nächsten  Absatz  näher  beschrieben).25  Eine  der wesentlichsten  Vorgaben  der 

Richtlinie  ist  es,  die  MS  zu  einer  erhöhten  Investitionstätigkeit  in  der  Sanierung  des 

Gebäudebestandes  zu  bewegen  und  eine  diesbezügliche  Strategie  vorzulegen.  Den 

                                                            24  Richtlinie  2012/27/EU  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  25.  Oktober  2012  zur Energieeffizienz,  zur  Änderung  der  Richtlinien  2009/125/EG  und  2012/30/EU  und  zur  Aufhebung  der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG, AB1 Nr. L 315 vom 14. November 2012. 25 Madner/Hartlieb, RL 2012/27/EU des EP und des Rates zur Energieeffizienz, RdU 2013, 29. 

 

    16 

 

öffentlichen  Gebäuden  soll  dabei  ein  Vorbildcharakter  zukommen,  daher  ist  die 

öffentliche  Hand  verpflichtet,  ab  1.  1.  2014  jährlich  3  %  des  öffentlichen 

Gebäudebestandes  nach  diesen  Anforderungen  zu  sanieren.  Zusätzlich  sollen 

verschiedene  Anreizsysteme  zur  Sanierung  des  privaten Gebäudebestandes  geschaffen 

werden. Diese Richtlinie ist bis zum 5. 6. 2014 umzusetzen, die Richtlinie selbst tritt am 4. 

12. 2014 in Kraft.26 

Viele der eben  genannten Dokumente  sind  Teil des  an die Mitgliedstaaten  gerichteten 

Richtlinien‐Bündels, das  in einem ‚Burden Sharing Process‘ (Lastenaufteilung) die groben 

Ziele als  sogenannte  ‚20‐20‐20‐Targets‘  seit 2008  festlegt. Diese besagen, dass bis  zum 

Jahr 2020  folgende Ziele europaweit erreicht werden sollen, andernfalls können Strafen 

festgelegt werden: 

• 20% weniger Emissionen als Beitrag zur globalen Erwärmung ausgestoßen werden sollen (auf einer Basis des Jahres 2005) 

• 20% Anteil an erneuerbaren Energieträgern an der Gesamtheit der eingesetzten  Energieträger 

• 20% mehr Energieeffizienz.27 

Zudem  wurde  das  Emissionshandelssystem  auf  weitere  Sektoren  ausgedehnt  und  die 

ehemals unentgeltliche Ausgabe dieser Zertifikate in ein Auktionssystem umgewandelt. 

 

Die  rechtlichen Grundlagen  für die  richtige, objektive und vergleichbare Darstellung der 

allgemeinen Gebäudeeigenschaften  sowie  die Möglichkeit,  solche Daten  bei  Kauf  oder 

Miete eines Objekts  auch einzufordern,  sind nun durch die  EU‐Gebäuderichtlinie  2010 

(RL 2010/31/EU)28 und das Energieausweisvorlagegesetz (EAVG 2012) endlich verschärft  

worden.  Zuvor  hat  eine  diesbezügliche  Regelung  zwar  bestanden,  wurde  aber  weder 

umgesetzt  noch  ihre  Nichteinhaltung  geahndet.  Die  OIB  Richtlinien  legen  die 

anzuwendenden  bauphysikalischen Messmethoden  sowie  den Umfang  und  die Art  der 

                                                            26 Madner/Hartlieb, RdU 2013, 29. 27 Madner/Hartlieb, ebd. 28 Gebäude ‐ Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010. 

 

    17 

 

Darstellung  der  Ergebnisse  fest.  Der  Versuch,  hier  eine  Art.  15a  B‐VG  Vereinbarung 

zwischen Bund und  Ländern  zu  realisieren,  ist nur  knapp  gescheitert. Da  aber nun  alle 

Bundesländer die OIB Richtlinien uneingeschränkt anwenden, wird oft von einer de‐facto‐

Implementierung gesprochen. 

„Die  Richtlinie  2010/31/EU  über  die  Gesamtenergieeffizienz  von  Gebäuden  (kurz: 

Gebäuderichtlinie 2010), die die Gebäuderichtlinie 2002/91/EG ersetzt, ist bis 9. Juli 2012 

in nationales Recht umzusetzen. Die Richtlinie  sieht  für die Anwendung der nationalen 

Vorschriften spätestens den 9. Jänner 2013 vor. 

Einige der wichtigsten Neuerungen in der schon weiter oben eingehender beschriebenen 

EU Gebäuderichtlinie 2010/31/EU betreffen vor allem den Energieausweis (Art 11 bis 13) 

und die Aushangspflicht (Art 13). Konkret sind es die folgenden Änderungen: 

Art 9 Abs 1: Die Mitgliedsstaaten gewährleisten, dass a. bis 31. Dezember 2010 alle neuen 

Gebäude  Niedrigenergiegebäude  sind  und  b.  nach  dem  31.  Dezember  2018  neue 

Gebäude, die  von Behörden als Eigentümer genutzt werden,  ‚Niedrigstenergiegebäude‘ 

sind. 

Art 11 Abs  7: Neuerdings  können bei  Einfamilienhäusern energietechnische Werte  von  

ähnlichen Gebäuden übernommen werden.  

Art  12,  Abs  1  lit  b:  Die  Grenze  für  öffentliche  Gebäude,  ab  der  ein  Energieausweis 

auszustellen und aufzuhängen  ist, wird von 1000 m² auf 500 m² herabgesetzt. Ab 9. Juli 

2015 wird dieser Schwellenwert von 500 m² auf 250 m² herabgesetzt.  

Art  12  Abs  4:  Die Mitgliedsstaaten  verlangen,  dass  bei  Verkauf  oder  Vermietung  von 

Gebäuden  oder  Gebäudeteilen,  für  die  ein  Ausweis  über  die  Gesamtenergieeffizienz 

vorliegt,  in den Verkaufs‐ oder Vermietungsanzeigen  in den  kommerziellen Medien die 

Indikatoren der Gesamtenergieeffizienz des Ausweises genannt werden. 

Art  13 Abs  1: Die Mitgliedsstaaten  ergreifen Maßnahmen  um  sicherzustellen,  dass  bei 

Gebäuden für die ein Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz ausgestellt worden ist und 

in denen mehr als 500 m² von Behörden genutzt und in denen starker Publikumsverkehr 

herrscht, der Ausweis für die Öffentlichkeit gut sichtbar angebracht wird. 

 

    18 

 

Durch  die  neue  Gebäuderichtlinie  sollen  die  bestehenden  Mechanismen  zur 

Verbesserung  der  Gesamtenergieeffizienz  von  Gebäuden  erweitert  und  die 

Energieabhängigkeit  der  Europäischen  Union  reduziert  werden.  Ziel  der  neuen 

Gebäuderichtlinie  ist auch, durch effizientere Regeln noch stärkere  Impulse zur Senkung 

des Energieverbrauchs im Gebäudesektor und zum verstärkten Einsatz von erneuerbarer 

Energie zu setzen.29 

Art  18:  Neu  gegenüber  der  RL  2002/91  ist  auch  die  Einführung  eines  unabhängigen 

Kontrollsystems.  Die  Mitgliedstaaten  sollen  sicherstellen,  dass  die  ausgestellten 

Energieausweise auch auf  ihre Richtigkeit hin kontrolliert werden. Diese Maßnahme soll 

die  Qualität  des  Energieausweises  langfristig  verbessern  und  das  Vertrauen  der 

Bevölkerung in ihn stärken.  

2.NationalesRechtinÖsterreich

Einerseits  normiert  der  Bundesgesetzgeber  seit  1.  Dezember  2012  mit  dem 

Energieausweis‐Vorlagegesetz 2012 (EAVG 2012) die Verpflichtung, bei Verkauf oder In‐

Bestand‐Gabe  von  Immobilien  einen  gültigen  Energieausweis  vorzulegen  (mehr  dazu 

weiter  unten),  andererseits  setzen  die  Bundesländer  mit  dem  jeweiligen  Baurecht 

(Bauordnung  (BauO),  Bautechnikgesetz  (BauTG),  Bautechnikverordnung  (BauTV)  die 

konkreten  rechtlichen  Rahmenbedingungen  des  Bauens.  Technische Normen  (ÖNORM, 

EN,  ISO)  und  die  OIB  Richtlinien  bilden  im  Sinne  des  ‚New  Approach‘‐Gedankens  die 

konkrete  Umsetzung  des  Bauens.  Auf  diese  Dokumente  wird  daher  auch  in  den 

rechtlichen  Texten  regelmäßig  verwiesen,  um  dem  sogenannten  ‚Stand  der  Technik‘ 

gerecht zu werden. 

Andererseits  ist am 22. 11. 2011 das Klimaschutzgesetz des Bundes30 (Bundesgesetz zur 

Einhaltung  von  Höchstmengen  von  Treibhausgasemissionen  und  zur  Erarbeitung  von 

wirksamen Maßnahmen zum Klimaschutz – KSG) kundgemacht worden.31 Die Reduktion 

                                                            29 weblink: Umsetzung der GebRL [...], 12. Mai 2013. 30 BGBl. Nr. 106/2011. 31 Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012, 28. 

 

    19 

 

von Treibhausemissionen wird als völkerrechtliche und unionsrechtliche Verpflichtung32 

normiert  und  zwischen  den  Gebietskörperschaften  sektoral  aufgeteilt.33  Dieses  Gesetz 

schafft  auch  einen  ‚Nationales  Klimaschutzkomitee‘  und  einen  ‚Nationalen 

Klimaschutzbeirat‘.  Insbesondere  sollen  folgende  Maßnahmeoptionen  berücksichtigt 

werden:  Steigerung  der  Energieeffizienz,  Steigerung  des  Anteils  erneuerbarer 

Energieträger  am  Endenergieverbrauch,  Steigerung  der  Gesamtenergieeffizienz  im 

Gebäudebereich,  Einbeziehung  des  Klimaschutzes  in  die  Raumplanung, 

Mobilitätsmanagement,  Abfallvermeidung,  Schutz  und  Erweiterung  natürlicher 

Kohlenstoffsenken sowie ökonomische Anreize zum Klimaschutz.34 

Ein Verweis auf das EAVG 2012 findet sich auch  im Mietrechtsgesetz MRG, und zwar  in 

§20 Z 2 lit f) MRG, wo in Bezug auf die Hauptmietzinsabrechnung auf die Ausweisung der 

Beträge  zur  Erstellung  eines  Energieausweises  als  Ausgabe  hingewiesen wird. Werden 

diese  (‚angemessenen‘!)  Kosten  verrechnet,  muss  jedem  Hauptmieter  auf  Verlangen 

Einsicht  in  diesen    Energieausweis  für  das Gesamtgebäude  gewährt werden,  oder  ihm 

gegen Ersatz der Kopierkosten eine Ablichtung desselben zur Verfügung gestellt werden. 

Auch  das  Wohnungseigentumsgesetz  2002  (WEG  2002)  weist  eine  ganz  ähnliche 

Regelung im § 20 Z 3a WEG auf: Soweit nichts anderes vereinbart und beschlossen wird, 

hat der Verwalter dafür  zu  sorgen, dass ein höchstens  zehn  Jahre alter Energieausweis 

nach  §  2  Z  3  EAVG  für  das  gesamte  Gebäude  vorhanden  ist,  und  jedem 

Wohnungseigentümer auf Verlangen und gegen Ersatz der Kopierkosten eine Ablichtung 

desselben zur Verfügung zu stellen. Diese Erhebung der Einholung eines Energieausweises  

zur Verwalterpflicht ist auch das Kernstück der Änderungen im WEG35. 

Ähnliches regelt auch der § 14d Z 1a WGG des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes. 

Zusammenfassend  kann  also  gesagt  werden,  dass  im  MRG  und  im  WGG  eine 

Überwälzung der Kosten des Energieausweises auf die Mieter und Nutzungsberechtigten 

                                                            32 § 3 Abs 1 KSG, BGBl. Nr. 106/2011. 33 Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012, 28. 34 § 3 Abs 2 KSG, BGBl. Nr. 106/2011. 35 Prader, Wohnrechtsnovelle 2009 – Ein erster Überblick, RdW 2009/283, 324. 

 

    20 

 

nicht in Betracht kommt36. Im Wohnungseigentum war die Situation bis zum Inkrafttreten 

des  EAVG  2012  ungleich  komplizierter:  Ob  und  unter  welchen  Voraussetzungen  ein 

Energieausweis  von  der  Eigentümergemeinschaft  zu  besorgen war  oder  es  umgekehrt 

dem  einzelnen  veräußernden  oder  vermietenden  Wohnungseigentümer  überlassen 

bleiben sollte, sich um einen derartigen Energieausweis zu kümmern.37 

3.Oö.Landesrecht

Der Bezug dieser Arbeit auf die Rechtslage in Oberösterreich resultiert aus der Tatsache, 

dass  der  Autor  seinen  Arbeits‐  und  Lebensmittelpunkt  in  Linz  hat.  Es mag  in  anderen 

Bundesländern zum Teil abweichende Regelungen  in einzelnen Bereichen geben, darauf 

soll aber hier nicht näher eingegangen werden. 

Wichtige gesetzliche Grundlagen für das Bauen in Oberösterreich bilden nun, mit all ihren 

Novellen,  die  Oö.  Bauordnung38,  das  Oö.  Bautechnikgesetz39  und  die  Oö. 

Bautechnikverordnung40, welche  im  Folgenden  kurz  in Bezug  auf  ihre Relevanz bei der 

Energieausweiserstellung betrachtet werden sollen: 

Das OÖ Bautechnikgesetz 201341 erfährt  im  Juli 2013 eine größere Novelle und wird  in 

einigen wesentlichen Punkten verändert und erweitert: 

• Schaffung  der  rechtlichen  Rahmenbedingungen  für  die  Umsetzung  der  OIB‐

Richtlinien zur Harmonisierung der bautechnischen Vorschriften,42 

• Umsetzung  der  baurechtlich  relevanten  Bestimmungen  der  neu  gefassten  so 

genannten EU‐Gebäuderichtlinie, 

• Verpflichtende  Wärmedämmmaßnahmen  bei  bestehenden  Gebäuden  unter 

bestimmten Fällen, 

• usw. 

                                                            36 Kothbauer, Energieausweis – viel Lärm um nichts?, immolex 2008, 352. 37 Kothbauer, ebd. 38 LGBl 2008/36 39 LGBl 2008/34 40 LGBl 2008/110 41 Oö. Bautechnikgesetz – Oö. BauTG, Landesgesetz vom 5. Mai 1994 über die Planung und Ausführung von Gebäuden und sonstigen baulichen Anlagen, StF: LGBl. Nr. 67/1994 . 42 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 198. 

 

    21 

 

Der 7. Abschnitt des neuen OÖ BauTG 2013 beschäftigt  sich mit der Energieeinsparung 

und dem Wärmeschutz, genauer behandelt der § 36 BauTG den ‚Energieausweis‘: „Beim 

Neu‐  Zu‐  oder  Umbau  sowie  bei  einer  größeren  Renovierung  eines  Gebäudes  ist  von 

qualifizierten  und  befugten  Personen  ein  Energieausweis  zu  erstellen“  und  „Der 

Energieausweis gilt zehn Jahre ab dem Datum der Ausstellung“.  

Der § 39a Oö.BauTG 2013 normiert die ‚Nachträgliche Wärmedämmung‘ und besagt: „Bei 

baubewilligungspflichtigen  Baumaßnahmen  oder  einer  anzeigepflichtigen  größeren 

Renovierung  müssen  die  obersten  zugänglichen  Decken  von  beheizten  Räumen  des 

gesamten Gebäudes oder die unmittelbar darüber  liegenden Dächer gedämmt werden“, 

und  die  Ausnahmen:  „für  Wohngebäude  mit  nicht  mehr  als  zwei  Wohnungen,  für 

Baumaßnahmen  für  die  kein  Energieausweis  erforderlich  ist,    oder  falls  die  für  die 

nachträgliche  Wärmedämmung  erforderlichen  Anwendungen  durch  die  eintretenden 

Einsparungen  nicht  innerhalb  angemessener  Frist  (laut OÖLR  sind  das  10  bis  20  Jahre) 

erwirtschaftet werden können“.  

Die OÖ Bautechnikverordnung43 (OÖ BauTV) regelt schließlich im § 3a Z 1 bis 4, wer dazu 

berechtigt  ist,  einen  Energieausweis  auszustellen,  und  zwar  ist  das  der  folgende 

Personen‐ und Institutionenkreis: 

• Nach  den  für  die  Berufsausübung  maßgeblichen  Vorschriften  dazu  befugten 

Personen, darunter  jedenfalls Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker einschlägiger 

Befugnis  sowie  Technische Büros –  Ingenieurbüros einschlägiger  Fachrichtungen 

und  Gewerbetreibende  im  Rahmen  ihrer  Gewerbeberechtigung  zur  Planung, 

Errichtung oder Änderung  von baulichen Anlagen oder  von Heizungsanlagen,  zu 

verstehen, 

• akkreditierte Prüf‐ und Überwachungsstellen im Rahmen ihrer Befugnisse, 

• Fachdienststellen der Gebietskörperschaften, 

• der Oö. Energiesparverband. 

                                                            43 Oö. Bautechnikverordnung – Oö. BauTV, Verordnung der Oö. Landesregierung vom 28. November 1994, LGBl. Nr. 106/1994. 

 

    22 

 

 

4.RichtlinienundtechnischeNormenohneeigenengesetzlichenStatus

Obwohl die im Bauwesen sehr bedeutenden OIB‐Richtlinien und Ö‐Normen keine Gesetze 

sind, werden sie doch  in mancher Hinsicht wie solche behandelt. Dies resultiert aus der 

Tatsache, dass sich einige Bundes‐ und Landesgesetze auf eben diese Dokumente stützen, 

um rechtliche Vorgaben und bauliche Sachverhalte zu detaillieren und die relativ trägen 

Prozesse  des  Gesetzgebungsverfahrens  durch  stetig  zu  aktualisierende  Normen  und 

Richtlinien zu kompensieren. Durch einen solcherart erfolgten landesgesetzlichen Verweis 

erlangen  diese  Normen  dann  Verbindlichkeit.  So  entstehen  von  einigermaßen 

unabhängigen  Instituten  und    Normungsgremien  Schriftstücke  zu  allen  erdenklichen 

Belangen der technischen Bereiche, wozu hier nur einige wenige, für das Bauen relevante 

Beispiele gegeben werden: 

  

OIB‐Richtlinien: 

Das  Österreichische  Institut  für  Bautechnik  (OIB)  ist  eine  Koordinierungsplattform  der 

österreichischen  Bundesländer  auf  dem  Gebiet  des  Bauwesens,  insbesondere  im 

Zusammenhang  mit  der  Umsetzung  der  Bauproduktenrichtlinie  (siehe  auch  OIB 

Homepage: http://www.oib.or.at). 

Eine  wichtige  Aufgabe  des  OIB  ist  die  Mitwirkung  an  der  Harmonisierung  der 

Bauvorschriften  in Österreich. Die Notwendigkeit hierfür ergibt sich einerseits durch den 

europäischen  Harmonisierungsprozess,  andererseits  aber  auch  durch 

innerösterreichische Erfordernisse. Derzeit werden Vorschläge zur Vereinheitlichung der 

Verwendungsbestimmungen  von  Bauprodukten  (Einbauzeichen)  und  für  einen 

einheitlichen  Energieausweis  für  Gebäude  erarbeitet.44  Insgesamt  wurden  zu  6 

Themengebieten OIB‐Richtlinien herausgebracht: 

• OIB RL 1: ‚Mechanische Festigkeit und Standsicherheit‘ 

                                                            44 http://www.oib.or.at/oesterreic.htm, 12. Mai 2013. 

 

    23 

 

• OIB RL 2: ‚Brandschutz‘ 

• OIB RL 2.1: ‚Brandschutz bei Betriebsbauten‘ 

• OIB RL 2.2: ‚Brandschutz bei Garagen‘ 

• OIB RL 3: ‚Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz‘ 

• OIB RL 4: ‚Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit‘ 

• OIB RL 5: ‚Schallschutz‘ 

• OIB RL 6: ‚Energieeinsparung und Wärmeschutz‘ 

• sowie zur OIB RL 6: ‚Leitfaden Energieeinsparung und Wärmeschutz‘. 

Für die Gebäudezertifizierung spielt vor allem die OIB Richtlinie 645 eine wichtige Rolle, 

da  sie  die  Art  und  Weise,  wie  in  Energieausweisen  die  energetischen  und 

wärmeschutztechnischen  Gebäudeeigenschaften  dargestellt  und  berechnet  werden 

müssen,  definieren.  Diese  Werte  fließen  direkt  in  die  ökologischen  Kriterien 

(Primärenergieverbrauch  erneuerbar,  nicht  erneuerbar  und  das  Verhältnis  beider 

zueinander), sowie  in die Lebenszykluskosten  (LCC)  in Form von Energiekosten während 

der Bau‐ und später während  der gesamten Nutzungsphase ein.  

Diese  OIB‐Richtlinie  bildet  die  Grundlage  für  die  Novellierungen  der  bautechnischen 

Vorschriften der Länder, die in den meisten Bundesländern schon in Vorbereitung sind, in 

Oberösterreich  ist  die Umsetzung  und  das  Inkrafttreten  der OIB‐Richtlinien  in  der OÖ 

Bautechnikverordnung LGBL. 110/2008 erfolgt.46 

 

Ö‐NORMen: 

Die Ö‐NORMEN werden als der so genannte ‚Stand der Technik‘ angesehen und finden in 

vielen  Bereichen  des  Bauwesens  Eingang.  Die  Gesetzgebung  in  Europa,  so  auch  in 

Österreich  geht  immer  mehr  dazu  über,  Rahmengesetze  zu  schaffen,  die  mehr  oder 

weniger  grob  die  betreffende Materie  regeln  und  gleichzeitig  aber  auf  die wesentlich 

                                                            45  OIB  Richtlinie  6  ‚Energieeinsparung  und  Wärmeschutz‘  (2011)  des  Österreichischen  Instituts  für Bautechnik (OIB). 46 Hüttler, Was bedeuten die Kennwerte im neuen Energieausweis?, immolex, 202. 

 

    24 

 

detaillierteren technischen Normen  in der jeweils gültigen Fassung verweisen, um die zu 

regelnde  Materie  im  Detail  zu  behandeln.  Diese  Bestrebungen  bezeichnet  man  im 

Allgemeinen als den ‚New Approach‘.  

Es gibt zu so gut wie jedem Bereich des Bauens eine entsprechende Norm, die technische 

Details  regelt,  für  den  Energieausweis  sind  aber  vor  allem  die  folgenden  relevant: Die 

ÖNORM  5055:2011  titelt  ‚Gesamtenergieeffizienz  von  Gebäuden,  Begleitende 

Dokumente  zum  Energieausweis’  und  regelt  Details  der  Energieausweiserstellung,  die 

ÖNORM  5056:2007  ‚Gesamtenergieeffizienz  von  Gebäuden.  Heiztechnik‐Energiebedarf‘ 

beschäftigt sich mit der konkreten Berechnung der einzelnen Kennwerte für die einzelnen 

haustechnischen Komponenten. 

 

5.Der‚NewApproach‘inderTechnik:GesetzeundNormen

Unter  Normung  versteht  man  die  Vereinheitlichung  von  technischen  Prozessen  und 

Begriffen  für  Industrie  und  Gesellschaft.  Der  Gesetzgeber  formuliert  in  seinen 

Regelwerken  rechtliche  Anforderungen  in  der  Regel  als  sog.  "Generalklauseln"  und 

"unbestimmte Begriffe" wie z. B. "Stand der Technik", "anerkannte Regeln der Technik", 

"schädliche  Umwelteinwirkungen",  "Zumutbarkeit"  etc.  Die  Konkretisierung  der 

rechtlichen  Anforderungen  erfolgt  Zum  Teil  in  Normen,  die  auf  freiwilliger  Basis  im 

Konsens  der  beteiligten  interessierten  Kreise  (Industrie,  Behörden,  Umweltverbände, 

Gewerkschaften und Wissenschaft) erarbeitet werden.  

Technische  Regeln  und  Normen  privater  Verbände  haben  von  Natur  aus  keine 

Rechtsverbindlichkeit  (wie  weiter  oben,  unter  Punkt  4  beschrieben).  Eine  rechtliche 

Verbindlichkeit kann den Normen aber durch den Gesetzgeber verliehen werden: 

• Entweder  nehmen  Gesetze,  Verordnungen  oder  Verwaltungsvorschriften  auf 

bestimmte, mit ihrem Ausgabedatum zitierte Normen Bezug oder 

• es wird  zur  Konkretisierung  ‐  z.  B.  des  "Standes  der  Technik"  ‐  auf  bestimmte 

Normen  in  ihrer  jeweils gültigen Fassung verwiesen  (sog. gleitende Verweisung). 

 

    25 

 

Dann  besteht  die Vermutung,  dass  eine  normgerechte Maßnahme  oder Anlage 

dem  "Stand der Technik" oder den  "allgemein anerkannten Regeln der Technik" 

entspricht.“ (weblink: ‚Normung allgemein‘, Nachhaltiges Bauen) 

 

Europäische Normung: 

Ziel  der  europäischen  Normungsarbeit  ist  es,  ein  einheitliches  Normenwerk  für  den 

Europäischen Binnenmarkt  zu  schaffen. Diese Aufgabe erfüllt das  Europäische Komitee 

für Normung (CEN, Comité Européen de Normalisation). Die Übertragung auf CEN basiert 

auf  der  Entschließung  des  Rates  vom  7. Mai  1985  über  eine  neue  Konzeption  (New 

Approach)  auf  dem  Gebiet  der  technischen  Harmonisierung  und  Standards  (Neue 

Konzeption). 

Wünscht  die  Europäische  Kommission  die  Konkretisierung  einer  allgemeinen 

Rechtsvorschrift  (z.  B.  Innenraumluftqualität),  kann  sie  CEN  einen  Normungsauftrag 

(Mandat)  erteilen.  Die  erarbeiteten  Normen  bezeichnet  man  als  harmonisierte 

Europäischen Normen  (EN). Sie müssen von den CEN‐Mitgliedern als nationale Normen 

übernommen werden.  

Die  Konformität  eines  Produktes  mit  den  harmonisierten  europäischen  Normen  wird 

durch die so genannte CE‐Kennzeichnung belegt.   

Die direkte Beteiligung bzw.  Interessenvertretung spezifischer  interessierter Kreise  ‐ z.B. 

Umweltverbände ‐  ist bei der europäischen Normung  in den Ausschüssen nicht möglich. 

Dort  sind  ausschließlich nationale Normungsinstitutionen  vertreten. Die Vertretung der 

Umweltinteressen muss also auf nationaler Ebene  stattfinden und  in den europäischen 

Gremien gespiegelt werden.47  

                                                            47 http://www.nachhaltigesbauen.de/normung‐zur‐nachhaltigkeit‐im‐bauwesen/normung‐allgemein/cen.html, 24. Juni 2013. 

 

    26 

 

Von besonderer Bedeutung in Bezug auf die Nachhaltigkeitszertifizierung von Immobilien 

sind  die  europäischen  Normen  TC59  ’Building  Construction‘,  SC14  ‚Design  Life  of 

Buildings‘  sowie  SC17  ‚Sustainability  in  Building  Construction‘  und  die  Norm  TC  350 

‚Sustainability in Construction Works‘. 

Exemplarisch  für  diese  neue Generation  harmonisierter  europäischer Normen  hier  die 

Kernaussage  der  ISO  15392:2008  Sustainability  in  Building  Construction  ‐  General 

principles:  Sustainable  development  of  buildings  ...  „brings  about  the  required 

performance  and  functionality  with  minimum  adverse  environmental  impact,  while 

encouraging  improvements  in  economic,  social  (and  cultural)  aspects  at  local,  regional 

and global levels“.  

 

Nationale Regelungen und Zertifizierung: 

Wie auch in der Gesetzgebung zunehmend davon abgegangen wird, jedes einzelne Thema 

in einem eigenen Gesetz detailliert zu regeln,  ist man auch  in der Zertifizierung zum Teil 

davon  abgekommen,  riesige  Konvolute  zu  schaffen,  die  alles  zu  definieren  versuchen. 

Solche Systeme verlieren in einer Zeit, in der sich in der Wirtschaft und Technik vieles sehr 

schnell  verändert  und  häufige  Innovationen  den  ‚Motor  am  Laufen  halten‘  innerhalb 

kurzer Zeit ihre Aktualität und somit ihre Akzeptanz am Markt.  

Der  Gesetzgeber  ist  als  Reaktion  auf  diese  Tatsache  zum  Teil  dazu  übergegangen, 

Rahmengesetze zu schaffen, die nur die Begriffe definieren,   grundlegende Dinge regeln 

und Verfahrensgrundsätze  festlegen. Die  Einzelheiten werden  in Dokumenten  geregelt, 

auf  die  in  diesen  ‚abgespeckten‘  Gesetzen  referenziert  wird.  Dies  sind  zum  Beispiel 

technische  Normen,  Verordnungen  und  Richtlinien.  So  verhindert  man,  dass  sich  die 

Regierung  immer  wieder  in  langwierigen  Prozessen  mit  den  gleichen  Themen 

geschäftigen muss, und außerdem  ist auch die Akquise der externen Beraterleistung  für 

die   gesetzgebenden Organe bei weitem weniger aufwendig, da die  fachlich  relevanten 

Themen extern bearbeitet werden.  

 

    27 

 

In  den  gängigen  Zertifizierungssystemen  geht  man  ähnlich  vor,  um  deren  Aktualität 

soweit als möglich gewähren zu können. Außerdem fehlt es auch hier  in den operativen 

Geschäftsstellen an den Experten  für die  jeweiligen Fachdisziplinen. Es wird daher nicht 

nur  in  den  Dokumenten  der  Zertifizierung  an  vielen  Stellen  auf  die  relevanten 

Gesetzestexte  in  der  aktuell  gültigen  Fassung  verwiesen,  sondern  auch  auf  diverse 

technische  Normen  und  Richtlinien.  Von  besonderer  Bedeutung  sind  in  diesem 

Zusammenhang  natürlich  die  weiter  oben  erwähnten  OIB  Richtlinien,  die  inzwischen 

einen de‐facto‐harmonisierten Leitfaden für das Bauen in Österreich darstellen. In vielen 

Gesetzestexten  wird  daher  auch  auf  diese  verwiesen,  auch  wenn  deren 

Umsetzungsvereinbarung nicht von allen Bundesländern ratifiziert wurde.  

Das Gebäudezertifizierungssystem  ‚DGNB‘  zum  Beispiel  führt  einige  sogenannte  ‚K.O.‘‐

Kriterien an, die sich allesamt auf OIB Richtlinien, Gesetzestexte oder Normen beziehen. 

Wenn  eines  dieser    Kriterien  nicht  erfüllt,  ist  eine  Zertifizierung  von  vornherein 

ausgeschlossen. Diese Kriterien sind:  

• Brandschutz 

• Barrierefreiheit 

• Innenraumhygiene. 

Der Brandschutz wird unter anderem in der OIB Richtlinie 2 ‐bzw. genauer in 2.1, 2.2 und 

2.3‐ geregelt, die Barrierefreiheit  in der ÖNORM 1600 und die  Innenraumhygiene  in der 

OIB Richtlinie 3 geregelt, auf die in den relevanten Gesetzestexten verwiesen wird.  

 

Umweltdeklarationen für Bauprodukte: 

Seit einigen Jahren gibt es in verschiedenen europäischen Ländern (CH, D, DK, F, I, N, NL, 

S, UK) sogenannte Umweltdeklarationen für Bauprodukte (EPDs – ‚Environmental Product 

Declarations‘).  Es  werden  in  diesen  Dokumenten  unterschiedliche  Indikatoren 

ausgewiesen, die für die Ökobilanzierung von Bedeutung sind, wie beispielsweise:  

• Der Beitrag zum Treibhauseffekt  

 

    28 

 

• Beitrag zur Ressourcennutzung  

• Versauerung 

• Überdüngung 

• Smogbildung 

und ‐ wenn nötig und relevant ‐ können diese auch folgende Angaben beinhalten: 

• Flächennutzung  

• jeweils spezifischen toxischen Wirkungen auf Menschen und Ökosysteme  

• besonders umweltschonende Produktentwicklungen 

• Hinweise auf Nutzungsregeln, usw. 

Um Handelsbarrieren abzubauen, sollen die verschiedenen europäischen Programme und 

Verfahren vereinheitlicht oder zumindest harmonisiert werden. Dazu wurde die ISO Norm 

zur EPD von Bauprodukten 21930 im ISO/TC59/SC17 „Nachhaltiges Bauen“ erarbeitet.48 

Diesen  europäischen  Harmonisierungsbestrebungen  kommt  auch  die  Aufnahme  der 

neuen Basisanforderung Nr. 7, ‚Nachhaltige Nutzung Natürlicher Ressourcen‘  in die neue 

Bauproduktenverordnung  zugute.  Die  EPDs  (–  ‚Environmental  Product  Declarations‘) 

können nicht nur  für die eben erwähnte Basisanforderung Nr. 7,  sondern  auch  für die 

Basisanforderung Nr. 3, ‚Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz‘, herangezogen werden.  

 

Umweltkennzeichnung: 

Die  eben  beschriebene  Umweltkennzeichnung  durch  EPDs  wird  als  eine 

Umweltdeklaration  des  Typs  III  bezeichnet,  und  hebt  sich  qualitativ  von  den 

Umweltdeklarationen des Typ  I und Typ  II hervor. Folgend nun eine kurze Beschreibung 

dieser 3 Typen der Umweltdeklaration: 

                                                            48 http://www.nachhaltigesbauen.de/normung‐zur‐nachhaltigkeit‐im‐bauwesen/umweltproduktdeklaration.html, 24. Juni 2013. 

 

    29 

 

Umweltkennzeichnung Typ I: Diese Kennzeichnung besteht aus einem Zeichen oder Logo, 

mit  dem  Produkte  mit  besonders  guter  Umweltleistung  ausgezeichnet  werden.  Ein 

bekanntes Beispiel ist der Blaue Engel. 

Hinter  dem  Logo  stehen  bestimmte,  vereinbarte  Anforderungen  an  das  Produkt.  Sie 

werden so gewählt und später nachjustiert, dass  immer nur ein bestimmter Prozentsatz 

des Produktangebots auf dem Markt dieses Logo erhalten kann. Diese Zeichen, die eine 

einfache,  auf  den  Punkt  gebrachte  Botschaft  vermitteln,  richten  sich  an  den 

Endverbraucher.  

Die Anforderungen stellen charakteristische Grenzwerte oder qualitative Anforderungen 

dar,  deren  Einhaltung  die  Produkte  deutlich  umweltfreundlicher  machen  als  solche 

Produkte, die die Grenzwerte und Anforderungen nicht erfüllen. Diese Hürden müssen so 

hoch sein, dass nur die besten Produkte es schaffen: So gewinnt das Zeichen an Wert. Die 

Anforderungen werden meist im Rahmen von Forschungsprojekten unter Beteiligung der 

interessierten  Kreise  verabschiedet.  Zu  diesen  Kreisen  gehören  neben  den  Herstellern 

auch Fachleute aus der Branche, Verbraucherorganisationen, Umweltverbände, Behörden 

und Gewerkschaften. Im Beispiel Blauer Engel ist das die "Jury Umweltzeichen".  

Die  Anforderungen  können  immer  nur  für  eine  Kategorie  von  Produkten  festgelegt 

werden, die dieselbe Funktion erfüllen. Das können z. B. verschiedene Kühlschränke sein, 

verschiedene  Papiersorten,  verschiedene  Autoreifen,  wenn  man  sich  auf  eine 

gemeinsame Funktion einigen kann. Die Einteilung der Produktkategorien ist nicht immer 

einfach: Innovative Produkte passen oft in keine Kategorie. Die Auswahl der Produkte, für 

die  Anforderungen  entwickelt  werden,  richtet  sich  u.  a.  nach  dem  ökologischen 

Verbesserungspotenzial  für die ausgewählte Funktion. Die Hersteller von Fahrrädern als 

Produktgruppe  würden  z.  B.  keinen  blauen  Engel  beantragen  können,  wohl  aber 

Motorräder.  Produkte wie Arzneimittel  und  Lebensmittel,  bei  denen  die  Funktionalität 

keine Kompromisse erlaubt, können nicht an dem System teilnehmen. 

Die  Überprüfung  der  gefragten  Produkteigenschaften  geschieht  durch  geeignete 

Messungen. Die Prüfzeugnisse werden von unabhängigen Dritten bestätigt. Beim blauen 

 

    30 

 

Engel  wird  die  Prüfung  durch  das  staatlich  akkreditierte  RAL  (Deutsches  Institut  für 

Gütesicherung)  abgenommen.  Das  komplexe  Verfahren  führt  zu  einer  gewissen 

Schwerfälligkeit  des  Kennzeichnungssystems.  Es  ist  aber  auch  Basis  seiner  hohen 

Glaubwürdigkeit  beim  Endverbraucher.  (weblink:  Umweltdeklaration,  Nachhaltiges 

Bauen) 

Umweltkennzeichnung  Typ  II:  Das  Typ‐II‐Umweltkennzeichen  kann  für  jede  Art  der 

Deklaration  von Umwelteigenschaften  eines  Produktes  eingesetzt werden,  sofern  eine 

Reihe von Einschränkungen berücksichtigt werden, die  in  ISO 14021  ‐ Umweltbezogene 

Anbietererklärungen  (Umweltkennzeichnung  Typ  II)  formuliert  sind.  Diese 

Einschränkungen  gelten  außerdem  in  jedem  der  drei  Kennzeichnungs‐  oder 

Deklarationstypen  für  Aussagen  zur  Umweltleistung  eines  Produktes.  Sie  dienen  einer 

fairen und glaubwürdigen Informationsvermittlung.  

Darüber  hinaus  gibt  es  keine  speziellen  Anforderungen  an  Inhalte  oder 

Überprüfungsverfahren  für  Typ‐II‐Deklarationen.  Der  Hersteller  veröffentlicht  die 

Aussagen  selbst  oder  im  Rahmen  eines  Programms.  Er  ist  selbst  für  seine  Aussagen 

verantwortlich und kann  sie, muss aber nicht,  zur Unterstreichung der Glaubwürdigkeit 

unabhängig  überprüfen  lassen.  Ein  bekanntes  Beispiel  sind  die  Deklarationen  für 

Elektronik IT‐ Eco Declarations.  

Umweltkennzeichnung Typ  III:  In dieser Umweltdeklaration wird eine systematische und 

umfassende  Beschreibung  der  Umweltleistung  des  Produktes  oder  der  Dienstleistung 

ohne Wertung direkt  veröffentlicht. Der Nutzer dieser  Information muss  seine eigenen 

Maßstäbe zur Bewertung der deklarierten Sachverhalte wie CO2‐Bilanz, Abfallträchtigkeit, 

Energie‐  oder  Ressourceneinsatz  anwenden. Diese  umfängliche Deklaration  eignet  sich 

zur  detaillierten  Information  von  Geschäftspartnern.  Sie  richtet  sich  zum  Beispiel  an 

Einkäufer, Beschaffer, Produktmanager und Produktentwickler.  Sie  kann das Marketing 

und die Kommunikation mit Investoren und anderen Anspruchsgruppen unterstützen. 

 

    31 

 

Vorreiter  ist  der  Bausektor mit  einigen Deklarationsprogrammen  in  Europa  und  Asien. 

Ausführliche  Beispiele  finden  sich  in  der  Datenbank  des  branchenübergreifenden 

schwedischen Deklarationsprogramms EPD. 

Die  systematische  Beschreibung  der  Umweltleistung  baut  auf  der  international 

anerkannten wissenschaftlichen Methode  zur  Untersuchung  der  Umweltleistung  eines 

Produktes auf, der Ökobilanz nach ISO 14040 (Umweltmanagement: Ökobilanz, Prinzipien 

und  allgemeine  Anforderungen).  Alle  Stoffströme,  die  mit  einem  Produkt  von  der 

Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung verknüpft sind, werden systematisch erfasst. Die 

Umweltauswirkungen  dieser  Stoffströme  werden  nach  international  anerkannten  und 

öffentlich zugänglichen Konventionen kategorisiert und charakterisiert. Das Ergebnis sind 

Kennzahlen,  die  für Umweltauswirkungen, wie  z. B.  Treibhauseffekt, Versauerung oder 

Überdüngung,  direkt  deklariert  werden  können.  Zusätzlich  zu  den  Kennzahlen  der 

Ökobilanz werden  auch  Indikatoren  von  Sachverhalten  deklariert,  die  in  der Ökobilanz 

bisher  nicht  erfasst werden  können, wie  z.  B.  die  potenzielle  Innenraumluftbelastung 

durch  ein Bauprodukt oder  Landverbrauch bei der Herstellung  einer  kWh  Strom durch 

Wasserkraft.  

Das typische Typ‐III‐Deklarationsprogramm  ist privat organisiert, der ‚Treiber‘  ist hier die 

Industrie  selbst.  Die  Hauptnutzer  sind  ihrerseits  Industrieakteure  entlang  der 

Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Vorausgesetzt, die 

Regeln sind  transparent, kann der Nutzer die Relevanz der  Indikatoren und die Qualität 

der Daten selbst einschätzen. Eine Überprüfung durch unabhängige Dritte ist deshalb für 

diese Deklaration lediglich für die Regelsetzung bei der Beschreibung des Produktsystems 

als  "Product  Category  Rules"  (Regeln  der  Datenrecherche  für  die  Ökobilanz  und  die 

zusätzlich  zu deklarierenden  Sachverhalte)  vorgesehen. Die Deklaration  selbst wird nur 

noch auf Plausibilität durch unabhängige Verifizierungs‐Beauftragte geprüft. 

Eine  der  Hauptforderungen  an  das  Deklarationssystem  ist  Flexibilität  und  eine  rasche 

Einstellung auf den  schnell wechselnden Markt der Produktinnovationen bei maßvollen 

Kosten. Die Bürokratie des Deklarationssystems  ist gering, da nur die Beschreibung des 

 

    32 

 

Produktsystems  einer  Produktkategorie  von  unabhängigen  Dritten  überprüft  werden 

muss und danach jede mit diesen Regeln erstellte Ökobilanz und Deklaration nur noch auf 

Einhaltung  der  Regeln  und  Plausibilität  der  Daten  verifiziert  werden  muss.  (weblink: 

Umweltdeklaration, Nachhaltiges Bauen) 

 

C. Das Energieausweisvorlagegesetz - EAVG 201249

Den  Energieausweis  gibt  es  eigentlich  auch  in  Österreich  schon  seit  längerer  Zeit, 

allerdings  ist er erst  in  jüngerer Zeit  ins Bewusstsein auch  jener Menschen gelangt, die 

nicht mit Bauphysik oder  Immobilienwirtschaft befasst sind. Seit dem 1.Dezember 2012 

gilt nämlich das neue Energieausweisvorlagegesetz EAVG 2012, das unter anderem das 

Ziel hat, den Energieausweis auf mehreren Arten in seiner Bedeutung zu stärken und ihn  

zu einem umweltpolitischen Instrument der Marktlenkung und der Entscheidungsfindung 

auf dem Immobilienmarkt zu machen.  

1.DerEnergieausweisinÖsterreich–Geschichte,Entwicklung&Tendenzen

Der  Energieausweis  wurde  erstmals  in  der  Fassung  1999  im  heute  üblichen  Layout 

ausgestellt, bei dem sich auf der ersten Seite die allseits bekannte Effizienzskala befindet, 

und  auf  der  zweiten  Seite  die  technisch  weit  aussagekräftigere  Tabelle  mit  den 

Energiekennzahlen. Damals, im Jahre 1999, schrieb der ‚OIB Leitfaden für die Berechnung 

von  Energiekennzahlen‘  die  Angabe  von  mittlerem  U‐Wert,  dem  volumenbezogenen 

Transmissions‐Leitwert, dem LEK‐Wert und dem Heizwärmebedarf vor.  

Fassung  2007:  Bedingt  durch  die  Gebäuderichtlinie  2002/91/EG  (EPBD:2002)  und  den 

Harmonisierungsprozess  wurde  die  erste  Fassung  der  OIB‐Richtlinie  6:2007  mit  dem 

nächsten  Energieausweis  erarbeitet.  Der  Harmonisierungsprozess  mit  dem  Ziel 

harmonisierter  bautechnischer  Vorschriften  in Österreich  auf  Basis  einer  Vereinbarung 

gemäß Art. 15a B‐VG konnte bis dato nicht erreicht werden.50 Es wird aber bereits von 

                                                            49 Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012 ‐  EAVG 201,BGBl I 2012/27. 50 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, Bauphysik, Erweiterung 1: Energieeinsparung und Wärmeschutz, Energieausweis – Gesamtenergieeffizienz, (2012) 138. 

 

    33 

 

einer  ‚de‐facto‐Harmonisierung‘  gesprochen,  da  nach  Verabschiedung  der  oben 

angeführten Richtlinien diese bereits  in den Ländern umgesetzt werden. Dies entspricht 

einer tatsächlichen Harmonisierung ohne vertragliche Absicherung51, was  im praktischen 

Ergebnis der Regelung durch einen Staatsvertrag gleichkommt.  Jeder Energieausweis  ist 

von qualifizierten und befugten Personen auszustellen und besteht grundsätzlich aus: 

• Seite 1: Effizienzskala 

• Seite 2: detaillierte Ergebnisdaten 

• Anhang nach den Vorgaben der Regeln der Technik.52 

Das  Layout  der  neuesten  Fassung  des  Energieausweises,  Fassung  2011,  zeigt  in  der 

Effizienzskala  der  ersten  Seite  nicht  mehr  nur  den  Heizwärmeenergiebedarf  ‚HWB‘, 

sondern  neuerdings  auch  zusätzlich  den  Primärenergiebedarf  ‚PEB‘,  die  gesamten  dem 

Energiebedarf  zurechenbaren    Kohlendioxid‐Emissionen  ‚CO2‘  und  den 

Gesamtenergieeffizienz‐Faktor  ‚fGEE‘.  Des Weiteren  werden  dem  Energieausweis  eine 

‚Empfehlung  von  Maßnahmen  für  bestehende  Gebäude‘  beigefügt.  Diese  enthält 

gegebenenfalls Ratschläge und Empfehlungen zu folgenden Maßnahmen: 

• Verbesserung der Qualität der Gebäudehülle, 

• Verbesserung der Qualität der haustechnischen Anlagen, 

• verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger, 

• Verbesserung organisatorischer Maßnahmen,  

• Reduktion der CO2‐Emissionen. 

Zu den gängigen Maßnahmen  in Bezug auf die Bewertung der thermischen Qualität der 

Gebäudehülle  zählen:  Dämmung  der  obersten  Geschoßdecke  bzw.  Dachfläche, 

Anbringung  einer  außen  liegenden  Wärmedämmung,  Fenstertausch,  Dämmen  der 

Kellerdecke,  usw.  und  in  Bezug  auf  die  haustechnischen  Anlagen:  Dämmung  der 

Verteilleitungen,  Einbau  einer  Regelung,  Einbau  von  Thermostatventilen,  Einbau  eines 

Pufferspeichers,  Einbau  von  leistungsoptimierten  und  gesteuerten  Heizungspumpen, 

                                                            51 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, ebd. 52 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, (2012) 138. 

 

    34 

 

Einregulierung/hydraulischer  Abgleich,  Erneuerung  des Wärmeerzeugers,  Einbau  einer 

Solaranlage, usw.53   

Der neue Energieausweis, Fassung 2011, besteht somit aus: 

• Einer ersten Seite mit einer Effizienzskala, 

• einer zweiten Seite mit detaillierten Ergebnisdaten, 

• Empfehlung  von  Maßnahmen  ausgenommen  bei  Neubau‐,  deren 

Implementierung  den  Endenergiebedarf  des  Gebäudes  reduziert  und  technisch 

und wirtschaftlich zweckmäßig ist,  

• einem Anhang, der den Vorgaben der Regeln der Technik entsprechen muss. 

Um  im  Label  des  Energieausweises  künftig  auch  die  Gesamtenergieeffizienz  eines 

Gebäudes ausweisen zu können, war im Zuge der Überarbeitung der OIB‐Richtlinie 6 auch 

eine  Erweiterung  des  Labels  auf  der  ersten  Seite  des  Energieausweises  erforderlich.54 

Nunmehr werden im Label vier Indikatoren (siehe Abbildung 3) ausgewiesen: 

• Heizwärmebedarf (HWB) 

• Faktor der Gesamtenergieeffizienz (fGEE) 

• Primärenergiebedarf (PEB) 

• CO2‐Emissionen 

Die  im  vorliegenden  Energieausweis  genannten Werte  gelten  nunmehr  als  bedungene 

Eigenschaften  iSd  §  922  Abs  1  ABGB.55  Unrichtige  Energiekennzahlen  können  daher 

jedenfalls Gewährleistungsrechtsfolgen eines Verkäufers oder Vermieters auslösen, eine 

gewisse Bandbreite wird dem Ausweisersteller  aber  zugestanden. Ergänzend dazu wird 

eine  unmittelbare  schadenersatzrechtliche  Haftung  des  Ausweiserstellers  direkt  dem 

Käufer  oder  Bestandnehmer  gegenüber  normiert,  nicht  nur  im  Verhältnis  zum 

Auftraggeber des Ausweises (§ 6 EAVG 2012).56 

                                                            53 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, (2012) 140. 54 Hüttler, Was bedeuten die Kennwerte im neuen Energieausweis?, immolex 2012, 202. 55 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 201. 56 Holzapfel, ebd. 

   

 

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    36 

 

Zum  einen  beziehen  sich  die  angeführten  Werte  auf  ein  fiktives  Gebäude  mit  den 

gegebenen  Eigenschaften  in  einem  festgelegten  Referenzklima,  wobei  der  äußerst 

maßgebliche  Faktor  des  Nutzerverhaltens  am  Endenergiebedarf  natürlich  keine 

Berücksichtigung  finden  kann.  Es wird hierbei    also  ein  eher optimistisches, bzw.  stark 

geschöntes Szenario dargestellt.  

Zum  anderen  wird  der  HWB  als  relativ  unzulänglich  angesehen,  die 

Gesamtenergieeffizienz darzustellen.  Trotzdem  ist  er neben dem  fGEE der  einzige Wert, 

der laut EAVG 2012 in Druckwerken und elektronischen Medien dargestellt werden muss 

(siehe  §  3  EAVG  2012).  Außerdem  gibt  es  über  die  neuerdings  in  der  Fassung  2011 

ausgewiesenen  Faktoren  ‚PEB‘  und  ‚CO2‘  beständig  Diskussionen  in  Bezug  auf  die 

betreffenden  und  in  der  OIB  RL  6  angegebenen  Konversionsfaktoren59.  Manche 

betrachten  diese  Konversationsfaktoren  zudem  grundsätzlich  als  dynamische  Größen, 

was  bei  der  Erstellung  eines  Energieausweises  zu  unterschiedlichen  Zeitpunkten  zu 

unterschiedlichen Ergebnissen  führen würde. Und zu guter Letzt wird von den Experten 

der  Branche  eine  gewisse  methodische  Unsicherheit  durch  das  Hinzufügen  der  fGEE 

bemängelt.60  

 

2.AllgemeineszumGesetzestext

Für neu erstellte Energieausweise gelten ab  Inkrafttreten des EAVG 2012 nur mehr die 

Vorgaben der Gebäude‐RL 2010/31 (Art 3 iVm Anh 1 Gebäude‐RL 2010/31) und damit die 

OIB‐RL 6 aus 201161. Befinden sich  in einem Gebäude mehrere Nutzungen, wie dies vor 

allem  in den größeren Städten sehr verbreitet  ist (zum Beispiel halb‐öffentliche Nutzung 

der ebenerdigen Flächen und Wohnnutzung der oberen Geschoße), so muss für jeden der 

unterschiedlichen Bereiche ein eigener Energieausweis erstellt werden. Daher können für 

ein  Gebäude  auch mehrere  Energieausweise  vorliegen,  von  denen  gegebenenfalls  bei 

                                                            59 OIB RL 6 (2011) 6. 60 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, Bauphysik, Erweiterung 1: Energieeinsparung und Wärmeschutz, Energieausweis – Gesamtenergieeffizienz, springer (2012) 140. 61 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 47. 

 

    37 

 

ganzheitlicher  Betrachtung,  wie  der  später  beschriebenen  Gebäudezertifizierung, 

flächengewichtet ein Mittelwert der Ergebnisse errechnet werden muss.  

Weiter  ist  festzuhalten,  dass  das  EAVG  2012  die  Bestimmungen  des  WEG  [...] 

unangetastet  ließ62:  Die  Verwalterpflicht  zur  Beschaffung  eines  gebäudebezogenen 

Energieausweises  wird  ebenso  unverändert  bleiben  wie  die  Möglichkeit  deren 

Abbedingung  durch  Vereinbarung  oder  Beschluss.63  Außerdem  behalten  ‚alte‘ 

Energieausweise,  sofern  sie  im  Einklang  mit  der  EU‐Gebäuderichtlinie  2003  erstellt 

wurden,  auch  nach  Inkrafttreten  des  EAVG  2012  ihre  Gültigkeit  für  die  Dauer  von  10 

Jahren ab Erstellung.64 

Mit dem Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012 werden nun die  zivilrechtlichen Teile der 

Richtlinie  (Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden  (kurz: 

Gebäuderichtlinie  2010,  s.o.),  Anmerkung)  umgesetzt  und  das  derzeit  geltende 

Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz  aus  dem  Jahr  2006  aufgehoben.  In  Erweiterung 

gegenüber der bisherigen Rechtslage sind bereits in Verkaufs‐ oder Vermietungsinseraten 

Informationen  über  den  Energiebedarf  des  Gebäudes  oder  des  Nutzungsobjekts  zu 

erteilen; Ausnahmen von der Pflicht zur Vorlage und Aushändigung des Energieausweises 

für bestimmte Gebäudekategorien sollen bundesweit einheitlich geregelt werden.65 Dies 

gilt umso mehr  in  jenen Gebäuden, die bislang durch eine allfällige –  landesgesetzliche 

Ausnahmebestimmung  (‚Denkmalschutz‘,  ‚Schutzzone‘  etc.)  vom  EAVG  ausgenommen 

waren  [...].66 Weiters werden  die Rechtsfolgen  der Ausweisvorlage  und  der Verletzung 

von  Vorlage‐  und  Aushändigungspflicht  klarer  normiert  und 

Verwaltungsstrafbestimmungen vorgesehen.67  

                                                            62 Kothbauer, EAVG 2012: Was tun im Wohnungseigentum?, immolex 2012, 224. 63 Vgl. § 20 Abs 3 a iVm § 28 Abs 1 Z 10 WEG (in der Praxis handelt es sich hier aber regelmäßig um einen Beschluss, und nicht um eine Vereinbarung). 64 Hüttler, immolex 2012, 202. 65  http://www.justiz.gv.at/internet/html/default/2c94848533c59e280133d0e21107010d.de.html,  12.  Mai 201. 66 Kothbauer, EAVG 2012: Was tun im Wohnungseigentum?, immolex 2012, 224. 67  http://www.justiz.gv.at/internet/html/default/2c94848533c59e280133d0e21107010d.de.html,  12.  Mai 201. 

 

    38 

 

Ein  Energieausweis muss  laut  EAVG  2012  verpflichtend  vorgelegt werden  bei  Verkauf, 

Vermietung, Verpachtung  (In‐Bestand‐Gabe) eines Gebäudes und darf nicht älter als 10 

Jahre  sein.  Das  Baurecht  normiert,  wie  weiter  oben  angeführt,  zusätzlich  eine 

Vorlagepflicht bei Neu‐, Zu‐ und Umbau oder größeren Renovierung eines Gebäudes. Für 

Nicht‐Wohngebäude  mit  mehr  als  500  m²  und  starkem  Publikumsverkehr  ist  man 

außerdem  zum  Aushang  an  einer  gut  sichtbaren  Stelle  im  Bereich  des  Haupteingangs 

verpflichtet.  

Beim Neubau und einer  größeren Renovierung  von Gebäuden muss  vor Baubeginn die 

technische,  ökologische  und  wirtschaftliche  Realisierbarkeit  des  Einsatzes  von 

hocheffizienten  alternativen  Systemen,  sofern  verfügbar,  in  Betracht  gezogen, 

berücksichtigt und dokumentiert werden (siehe Art 6 Abs 1 der RL 2010/31). 

Beim Neubau und einer größeren Renovierung von Gebäuden mit einer konditionierten 

Netto‐Grundfläche  von  mehr  als  1000  m²  müssen  hocheffiziente  alternative  Systeme 

eingesetzt werden,  sofern diese  verfügbar und  technisch, ökologisch und wirtschaftlich 

realisierbar  sind.  Erforderlichenfalls  ist  der  Behörde  die  fehlende  Verfügbarkeit  oder 

fehlende  technische,  ökologische  oder wirtschaftliche  Realisierbarkeit  durch  geeignete 

Unterlagen nachzuweisen68.  

Allgemein kann gesagt werden, dass durch die Ausweisvorlage mittel‐ bis  langfristig ein 

Bewusstsein  für  die  großen  Unterschiede  in  der  energietechnischen  Qualität  von 

Gebäuden und daraus resultierend für die Bedeutung dieser energietechnischen Qualität 

für die Höhe der von  ihnen zu tragenden Energiekosten vermittelt werden sollte.69 Was 

sich nun schon eingebürgert hat, sind die Angaben über den Kraftstoffnormverbrauch im 

Fahrzeugsektor, und eine ähnliche Strategie wurde mit dem Energieausweis verfolgt. Er 

sollte  ein  maßgeblicher  Faktor  für  die  Ankauf‐  oder  Anmietungsentscheidung  der 

                                                            68 §6 Abs 2 Z 4 des Entwurfs betreffend die Verordnung der Oö. Landesregierung, mit der  Durchführungsvorschriften zum Oö. Bautechnikgesetz 2012 sowie betreffend den Bauplan erlassen werden (Oö. Bautechnikverordnung 2012 – Oö. BauTV 2012), Stand 15.12.2012. 69 Stabentheiner, Das Energieausweisvorlage‐Gesetz 2012, Neue Regeln für den Energieausweis, RdW 2012, 127. 

 

    39 

 

Nachfrager werden70.  Es  sollten  dadurch  vielfach  erprobte Marktmechanismen  genutzt 

werden, die den Akteuren  am  Immobilienmarkt Anreize  geben, die energietechnischen 

Qualitäten ihrer Gebäude zu verbessern, um dann diese neuen qualitativen Merkmale zur 

marketingtechnischen  Verwertung  zu  bringen.  Somit  wird  ein  energietechnisch 

hervorstechendes Gebäude gegenüber einem schlechteren Gebäude am selben Standort 

immer Wettbewerbsvorteile aufweisen. Und somit seinen Anteil zu den Bestrebungen der 

Europäischen  Union  und  der  österreichischen  Bundesregierung  zur  Reduktion  der 

klimaschädlichen Tendenzen in der Wirtschaft beitragen.  

 

3.InhaltdesGesetzestextes

§ 1 EAVG 2012 enthält eine Präambel,  in der der Inhalt des Gesetzes umrissen wird und 

steckt  zusammen mit  den  in  §  2  EAVG  2012  enthaltenen  Begriffsbestimmungen  und 

Definitionen  auch gleich den Anwendungsbereich des Gesetzes ab. 

Der § 3 EAVG 2012 regelt die Anzeigepflicht  in Druckwerken und elektronischen Medien 

und besagt, dass bei Angeboten von Gebäuden und Nutzungsobjekten in solchen Medien 

der  Heizwärmebedarf  (HWB)  und  der  Gesamtenergieeffizienz‐Faktor  (fGEE)  anzugeben 

ist. Diese Pflicht gilt  sowohl  für den Verkäufer oder Bestandgeber als auch  für den von 

diesem beauftragten Immobilienmakler.  

§ 4 EAVG 2012 schließlich regelt die eigentliche Vorlage‐ und Aushängungspflicht. Der § 4 

Abs. 1 EAVG 2012 besagt: Beim Verkauf eines Gebäudes hat der Verkäufer dem Käufer, 

bei  der  In‐Bestand‐Gabe  eines  Gebäudes  der  Bestandgeber  dem  Bestandnehmer 

rechtzeitig vor Abgabe der Vertragserklärung des Käufers oder Bestandnehmers einen zu 

diesem Zeitpunkt höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen und ihm diesen 

oder  eine  vollständige  Kopie  desselben  binnen  14  Tagen  nach  Vertragsabschluss 

auszuhändigen.  Geschieht  dies  nicht,  kann  der  Käufer  oder  Bestandnehmer  nach 

erfolgloser  Aufforderung,  den  Ausweis  zu  übergeben  (eine  angemessene  Frist  ist  aber 

einzugestehen),  die  Übergabe  eines  gültigen  und  vollständigen  Energieausweises 

                                                            70 Stabentheiner, ebd. 

 

    40 

 

gerichtlich geltend machen.71 Oder aber selbst einen solchen Ausweis einholen und die 

dafür aufgewendeten Kosten vom Verkäufer oder Bestandgeber ersetzt verlangen. Dieser 

Kostenersatz ist aber mit den angemessenen Kosten limitiert.72 

Weiters bestimmt  §  4 Abs.  2  EAVG  2012  folgendes: Wird  ein Nutzungsobjekt  verkauft 

oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung des 

Abs.  1  durch  Vorlage  und  Aushändigung  eines  Ausweises  entweder  über  die 

Gesamtenergieeffizienz  dieses  Nutzungsobjekts  oder  über  die  Gesamtenergieeffizienz 

eines  vergleichbaren  Nutzungsobjekts  im  selben  Gebäude  oder  über  die 

Gesamtenergieeffizienz des gesamten Gebäudes erfüllen.  

§ 4 Abs. 3 EAVG 2012 normiert zudem: Wird ein Einfamilienhaus verkauft oder in Bestand 

gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch 

Vorlage  und Aushändigung  eines Ausweises  entweder  über  die Gesamtenergieeffizienz 

dieses Hauses oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Gebäudes von 

ähnlicher Gattung, Größe und Energieeffizienz erfüllen. Eine derartige Verwendung eines 

für ein vergleichbares Gebäude erstellten Energieausweises setzt allerdings voraus, dass 

der  Ausweisersteller  die  Ähnlichkeit  der  Gebäude  hinsichtlich  ihrer  Gattung,  Größe, 

Energieeffizienz, Lage und ihres Standortklimas bestätigt. 

Ein  Energieausweis  wird  für  praktisch  alle  Gebäude‐Typen  benötigt,  also  für 

Wohngebäude  und  Nicht‐Wohngebäude  (öffentliche  Gebäude,  gewerbliche  Gebäude, 

Industriebauten, etc.). Es  gibt nur wenige Ausnahmen, die  in § 5 Z 1 bis 7 EAVG 2012 

aufgeführt sind:  

1. Gebäude, die nur frostfrei gehalten werden, 

2. im  Verkaufsfall  Gebäude,  die  aufgrund  ihres  schlechten  Erhaltungszustands 

objektiv abbruchreif sind, sofern in einer allfälligen Anzeige nach § 3 das Gebäude 

als abbruchreif bezeichnet und im Kaufvertrag davon ausgegangen wird, dass der 

Käufer  das  Gebäude  binnen  dreier  Jahre  nach  Vertragsabschluss  abbrechen 

werde,                                                              71 Marzi, immolex 2012, 206. 72 Marzi, ebd. 

 

    41 

 

3. Gebäude,  die  ausschließlich  für  Gottesdienste  und  sonstige  religiöse  Zwecke 

genutzt werden,  

4. provisorisch genutzte Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von höchstens 

zwei Jahren, 

5. Industrieanlagen, Werkstätten  und  landwirtschaftliche  Nutzgebäude,  bei  denen 

jeweils der überwiegende Anteil der für die Konditionierung des Innenraumklimas 

erforderliche Energie durch die  im Gebäude entstehende Abwärme aufgebracht 

wird, 

6. Wohngebäude,  die  nach  ihrer  Art  nur  für  die  Benutzung  während  eines 

begrenzten Zeitraums  je Kalenderjahr bestimmt sind und deren voraussichtlicher 

Energiebedarf  wegen  dieser  eingeschränkten  Nutzungszeit  unter  einem  Viertel 

des Energiebedarfs bei ganzjähriger Benützung liegt, und  

7. Frei  stehende  Gebäude  mit  einer  Gesamtnutzfläche  von  weniger  als  50 

Quadratmetern. 

Die  Rechtsfolgen  der  Ausweisvorlage  regelt  schließlich    der  §  6  EAVG  2012,  und  zwar 

handelt  es  sich  dabei  um  gewährleistungsrechtliche  und  schadenersatzrechtliche 

Ansprüche.  Aus  der  inhaltlichen  Unrichtigkeit  des  Energieausweises  sind  nach 

allgemeinem  Vertragsrecht  auch  weitere  Ansprüche  denkbar.73  In  dieser  Neuerung 

besteht  auch  ein  großer  Vorteil  im  Vergleich  zum  EAVG74  (Jahrgang  2006),  wo  die 

Nichtregelung der Rechtsfolgen der Nichtvorlage zu Unklarheiten und Effizienzproblemen 

geführt hat.  

Gewährleistungsansprüche entstehen nun durch den § 6 EAVG 2012, erster Satz: „Wird 

dem  Käufer  oder  Bestandnehmer  vor  Abgabe  seiner  Vertragserklärung  ein 

Energieausweis  vorgelegt,  so  gelten  die  darin  angegebenen  Energiekennzahlen  für  das 

Gebäude  unter Berücksichtigung  der  bei  ihrer  Ermittlung unvermeidlichen Bandbreiten 

                                                            73 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex 2012, 206. 74  137.  Bundesgesetz  über  die  Pflicht  zur  Vorlage  eines  Energieausweises  beim  Verkauf  und  bei  der  In‐Bestand‐Gabe  von  Gebäuden  und  Nutzungsobjekten:  Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz  ‐  EAVG,  BGBl. 137/2006. 

 

    42 

 

als  bedungene  Eigenschaften  im  Sinne  des  §  922  Abs.  1  ABGB.“75  Die  im  vorgelegten 

Energieausweis  enthaltenen  Energiekennzahlen  gelten  nun  also  als  bedungene 

Eigenschaft iSd § 922 Abs 1 ABGB, allfällige Ansprüche – welche Rechtsbehelfe in welcher 

Reihenfolge  innerhalb welcher  Fristen  der  Käufer  oder  Bestandgeber  ergreifen  kann  – 

nach  den  §§  922  ff  und  §  1096  ABGB.76  Allerdings  dürfen  sich  die  Ergebnisse  der 

Energieausweisberechnungen  eben  in  gewissen  Bandbreiten  bewegen,  weil  als 

Eingangsparameter Standardannahmen getroffen werden (müssen). So können ermittelte 

Kennzahlen  von  den  real  vorherrschenden  Gegebenheiten  erheblich  abweichen,  ohne 

dabei zwangsläufig  falsch zu sein und ohne gewährleistungsrechtliche Ansprüche davon 

ableiten zu können.  Innerhalb einer gewissen Bandbreite  ist der Energiekennwert daher 

als technisch ‚richtig‘ anzusehen und der energietechnische Zustand eines Gebäudes nicht 

mangelhaft.77  Diese  Abweichung  kann  aber  nicht  numerisch  oder  relativ  angegeben 

werden,  sondern  muss  im  Zweifelsfall  durch  ein  Gutachten  eines  unabhängiges 

Sachverständigen beurteilt werden. Zudem  ist der Energieausweis kein Garant  für einen 

bestimmten  Energieverbrauch,  da  dieser  in  sehr  hohem  Maße  vom  jeweiligen 

Nutzerverhalten,  von  den  äußeren Witterungsverhältnissen  und  von  anderen,  nicht  im 

Einflussbereich  des  Verkäufers  oder  In‐Bestandgebers  liegenden  Faktoren,  bestimmt 

wird.  

Schadensersatzansprüche werden in § 6 zweiter Satz EAVG 2012 festgelegt. Für Schäden, 

die dem Vorlageberechtigten durch den unrichtigen Energieausweis entstehen, haftet der 

Ausweisersteller  nun  unmittelbar.  Dies  ist  ungewöhnlich,  da  der  Ersteller  eigentlich 

seinem Vertragspartner aufgrund  zum Beispiel eines Werkvertrages nach § 1299 ABGB 

haftet, nicht aber einem Dritten, in diesem Falle des Vorlageberechtigten. Das Besondere 

an § 6 EAVG 2012 ist, dass eine Haftung des Ausweiserstellers gegenüber einem Dritten, 

also unabhängig von einer vertraglichen Beziehung, normiert wird.78  

                                                            75 § 6 EAVG 2012. 76 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex, 206. 77 Marzi, ebd. 78 Marzi, ebd. 

 

    43 

 

Schließlich  wäre  auch  noch  eine  Erfüllungsgehilfenhaftung  des  Ausweiserstellers 

gegenüber dem Verkäufer oder Bestandgeber nach § 1313 a ABGB denkbar, die ihrerseits 

wieder  schadensersatzrechtliche  Forderungen  des  Ausweiserstellers  an  seinen 

Vertragspartner nach sich ziehen könnte.  

§ 8 EAVG 2012 normiert, dass all  jene Vereinbarungen, welche die Rechtsfolge nach § 6 

EAVG 2012 einschränken oder ausschließen wollen, unwirksam sind. Es können aber die 

[...]  gewährleistungsrechtliche  Konsequenzen  außerhalb  des  Anwendungsbereichs  des 

Konsumentenschutzgesetzes  innerhalb  der  Grenzen  des  §  879  Abs  1  und  3  ABGB 

vertraglich abgeschwächt oder abbedungen werden.79 

In § 9 Abs. 1 EAVG 2012 werden auch Strafbestimmungen festgelegt. Wer nämlich die in 

§  3  EAVG  2012  festgelegte  Anzeigepflicht  in Druckwerken  und  elektronischen Medien  

missachtet, begeht  eine Verwaltungsübertretung, die mit einer Geldstrafe bis  zu  1.450 

Euro  bedroht  ist.  Ein  Immobilienmakler  ist  aber  insofern  entschuldigt,  als  er  den 

Auftraggeber  über  die  Informationspflicht  in  Kenntnis  gesetzt  hat  und  dieser  der 

Aufforderung,  einen  gültigen  Energieausweis  vorzulegen,  nicht  nachgekommen  ist. 

Derselbe Strafrahmen ist auch bei einem Verstoß gegen die in § 4 EAVG 2012 bestimmte 

Vorlage‐ und Aushändigungspflicht normiert. 

Das Energieausweisvorlagegesetz  ist mit 1. Dezember 2012  in Kraft  getreten  (vgl. § 10 

Abs. 1 EAVG 2012) und mit diesem Bundesgesetz wird die Richtlinie 2010/31/EU über die 

Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden80 umgesetzt (vgl. § 12 EAVG 2012). 

 

4.ZivilrechtlicheAspektederVerpflichtungzurEnergieausweisvorlage

Zunächst  ist  einmal  festzuhalten,  dass  der  Energieausweis  bei  Immobiliengeschäften 

Vertragsinhalt  wird  und  die  in  ihm  ausgewiesenen  Energiekennzahlen  zwingend 

bedungene Eigenschaften des § 922 ABGB darstellen. Dies wird von den §§ 6 & 8 EAVG 

                                                            79 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex 2012, 206. 80  Richtlinie  2010/31/EU  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  19.  Mai  2010  über  die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010. 

 

    44 

 

2012 so festgelegt und erhöht die Wirksamkeit der durch die RL 2010/31 und das EAVG 

2012 angestrebten positiven Wirkungen auf die Umwelt und die Lenkung der Wirtschaft 

ungemein.  Dass  die  Rechtslage  nach  dem  EAVG  2006  dies  keineswegs  immer 

gewährleistete,  wird  in  ‚Wagner/Klausbruckner,  Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz‘  sehr 

ausführlich  und  eingehend  dargestellt.  Allerdings  wurde  schon  im  Ministerialentwurf 

200581 festgeschrieben, dass bei Nichtvorlage eines Energieausweises eine dem Alter und 

Zustand  des Gebäudes  entsprechend  guter Wert  des Heizwärmebedarfs HWB  und  der 

Gesamtenergieeffizienz fGEEf als vereinbart gelten soll. 

Drei grundsätzliche (Vertrags‐)Verhältnisse in Bezug auf die Erstellung und Übergabe des 

Energieausweises für ein bestimmtes Objekt sind naheliegend:  

1) Der Werkvertag  zwischen  Verkäufer  oder  Bestandgeber  und  dem  Ersteller  des 

Energieausweises. 

2) Der  Kauf‐  bzw. Mietvertag  zwischen  Verkäufer  oder  Bestandgeber  und  Käufer 

oder  Bestandnehmer  unter  der  Berücksichtigung  der  Tatsache,  ob  ein 

Energieausweis vorgelegt wurde, oder eben nicht.  

3) Die haftungsrechtliche Verbindung  zwischen Erwerber oder Bestandnehmer und 

dem Ersteller des betreffenden Energieausweises, welche sich dann ergibt, wenn 

dieser Energieausweis als fehlerhaft erkannt wird.  

Allerdings  ist eine Abweichung des tatsächlichen Energiebedarfs vom  im Energieausweis 

ausgewiesenen  Energiebedarf  meist  nicht  auf  einen  fehlerhaften  Energieausweis 

zurückzuführen,  sondern bescheinigt eindrucksvoll die  große Wirkung des  individuellen 

Nutzerverhaltens  (meist  wirkt  sich  dieses  zu  dessen  Ungunsten  aus)82.  Fehlerhafte 

Handhabung  der  technischen  Gebäudeausstattung,  zu  hohe  Raumtemperaturen  oder 

exzessives manuelles  Lüften,  usw.  können  zu  immensen  Abweichungen  des  jeweiligen 

tatsächlichen Heizwärmebedarfs führen.  

                                                            81 Vgl ErläutME 306/ME 22. GP, zu § 6. 82 Vgl Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 71; Popp, wobl 2007, 2 (8); Altenburger/Gruber, Energieausweis – ein Überblick, Zak 2009, 83 (84). 

 

    45 

 

In Anlehnung an die Gebäude‐RL 2002/ 91 hatte der Energieausweis nach der gängigen 

Auffassung noch eher informativen Charakter, was aber nicht heißt, dass der Käufer oder 

Bestandnehmer nicht auf die darin enthaltenen Werte vertrauen kann. Maßgeblich sind 

hier die  jeweiligen nationalen Regelungen, auch des Vertragsrechts.  In der Gebäude‐RL 

2010/31 ist diese Formulierung, dass der Energieausweis nur der Information diene, nicht 

mehr  enthalten,  allerdings  enthält  sich  die  RL  jeglicher  Aussage  über  die  vertragliche 

Verbindlichkeit  dessen  und  verweist  auch  hier  auf  nationale  Rechtsvorschriften  (siehe 

auch § 11 Abs 7 EAVG 2012). Auch der Ministerialentwurf 200583 sah schon vor, dass die 

Angaben im Energieausweis als bedungene Eigenschaften iSd § 922 Abs 1 ABGB (§ 6 Abs 1 

EAVG  2012)  anzusehen  sind. Womit  dem  Energieausweis  nun  jene  Bedeutung  zu  Teil 

wurde, die er heute im Immobilienmarkt hat.  

   

D. Fazit und Kritik

Der Energieausweis kann zwar als ein erster Schritt  in einen nachhaltigeren Umgang mit 

unserer Umwelt und mit den natürlichen Ressourcen gesehen werden, allerdings  ist die 

Schraube,  an  der  hier  gedreht wird  nur  ein winziger  Teil  in  einem  riesigen Gefüge.  So 

betrachtet  der  Energieausweis  nur  die  theoretischen  Verbräuche  eines  Gebäudes  bei 

gegebenen  Umweltfaktoren  und  bekannten  Eingangsparameter  der  haustechnischen 

Anlagen. Der eigentliche Energiebedarf eines Gebäudes weicht allerdings meist aufgrund 

von nutzerseitigem Fehlverhalten in der Handhabung technischer Anlagen und fehlendem 

technischen  und  physikalischem  Verständnis  meist  weit  von  dem  im  Energieausweis 

ausgewiesenen theoretischen Verbrauch ab. 

Außerdem wird  der  gesamte  Bereich  der  grauen  Energie  für  gewöhnlich  negiert.  Der 

enorme  Energieaufwand  zur  Herstellung  des  Gebäudes,  dem  Transport  von 

Baumaterialien  und  der Abbau  von Rohstoffen werden meist  ausgeklammert,  all  diese 

Faktoren  sind  aber  ihrem  Zielprodukt  Gebäude  direkt  zurechenbar.  Auch  der  enorme 

Aufwand, den der Abbruch bzw. Rückbau eines Gebäudes verursacht, wird derzeit noch 

                                                            83 Vgl ErläutME 306/ME 22. GP. 

 

    46 

 

vernachlässigt.  Nur  die  thermische  Verwertung  von  unbehandelten  Holzwerkstoffen 

könnte  hier  positiv  in  die  Energiebilanz  eingehen.  Eine mögliche Herangehensweise  an 

eine  ganzheitliche  Sichtweise,  die  all  diese  Aspekte  berücksichtigt,  ist  die  so  genannte 

Ökobilanz  (LCA,  oder  ‚Life  Cycle  Assesment‘).  Hierbei  werden  alle  Input‐  und 

Outputfaktoren einbezogen und  in einer Bilanz ausgewiesen, welche die Gesamtheit der 

schädlichen Umwelteinflüsse eines solchen Prozessbündels darstellt. 

Ein  weiteres  Manko  des  Energieausweises  ist,  dass  er  im  Gegensatz  zu  den 

Gebäudezertifizierungen nur den Faktor Energie betrachtet. Er  trifft keine Aussage über 

die  Kosten  im  Betrieb  des  Gebäudes,  die  Nutzerfreundlichkeit,  Barrierefreiheit, 

Baumängel und potentielle Bauschäden, Verwertbarkeit und Vermietungsgradpotenzial, 

beleuchtungs‐  und  schalltechnische  Qualitäten,  usw.  Daher  gewinnt  die 

Gebäudezertifizierung, obwohl erst Ende 2009  in Österreich eingeführt,  immer mehr an 

Bedeutung bei der Vermarktung von  Immobilien.  Im Anhang wird das DGNB System, als 

das im deutschsprachigen Raum meist verbreitete, vorgestellt und beschrieben. 

Insgesamt  kann  auch  die  Tatsache  kritisiert  werden,  auf  die  Energieeinsparungs‐  und 

Energieeffizienzbestrebungen  mit  dem  Einpacken  des  Gebäudebestands  mit  EPS 

(handelsübliches  Styropor)  und  XPS  (extrudiertes  Polystyrol)  zu  reagieren.  Ob  die 

Probleme, die bei der Entsorgung dieser Materialien in rund 20 Jahren entstehen werden 

die  Einsparung  an  Energie  in  eben  diesen  20  Jahren  aufwiegt,  kann mit  gutem  Recht 

bezweifelt  werden.  Nach  der  anfänglichen,  von  der  Dämmindustrie  ausgehenden  

Euphorie formiert sich nun langsam aber bestimmt eine Widerstandsbewegung gegen das 

unhinterfragte und staatlich geförderte Einpacken von Gebäuden mit ‚Sondermüll‘. Einen 

polemischen,  aber  sehr  aufschlußreichen  Artikel  dazu  liefern  Peter  Richter  und  Niklas 

Maas in der Frankfurter Allgemeinen unter dem Titel ‚Die Burka fürs Haus‘84. 

 

                                                            84 Richter/Maak, Die Burka  fürs Haus.Wohnen, Dämmen, Lügen: Am deutschen Dämmstoffwesen soll das Weltklima genesen. Was der neue Fassadenstreit über unser Land verrät und warum Wollwärmeschutz das Gegenteil  von  Fortschritt  ist  Frankfurter  Allgemeine/Feuilleton,  16.11.2012 (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/waermedaemmung‐die‐burka‐fuers‐haus‐11071251.html?printPagedArticle=true, 30.01.2014, 9:47 Uhr). 

 

    47 

 

1.DierechtlicheEinbettungvonEnergieausweisundGebäudezertifizierung

Da der Energieausweis, bzw. seine wesentlichen Kennzahlen, in der Vermarktung und der 

Bewerbung  von  Immobilien  verwendet  werden,  entstehen  schon  allein  daraus 

Gewährleistungsansprüche durch den Käufer, Mieter oder Nutzer eines solchen Objekts. 

Diese Kennzahlen werden Vertragsinhalt und erlangen dadurch  zivilrechtliche Relevanz, 

welche im § 922 Abs 1 ABGB normiert wird, und zwar wie folgt: „Wer einem anderen eine 

Sache gegen Entgelt überlässt, leistet Gewähr, dass sie dem Vertrag entspricht. Er haftet 

also  dafür,  dass  die  Sache  die  bedungenen  oder  gewöhnlich  vorausgesetzten 

Eigenschaften  hat,  dass  sie  seiner  Beschreibung,  einer  Probe  oder  einem  Muster 

entspricht  und  dass  sie  der  Natur  des  Geschäftes  oder  der  getroffenen  Verabredung 

gemäß verwendet werden kann.“ 

Auf  in  der  Werbung  und  in  Inseraten  gemachte  Aussagen  und  deren  Eigenschaft, 

automatisch Vertragsinhalt zu werden, bezieht sich der § 922 Abs 2 ABGB: „Ob die Sache 

dem Vertrag entspricht,  ist auch danach zu beurteilen, was der Übernehmer auf Grund 

der über  sie gemachten öffentlichen Äußerungen des Übergebers oder des Herstellers, 

vor allem in der Werbung und in den der Sache beigefügten Angaben, erwarten kann; das 

gilt  auch  für  öffentliche  Äußerungen  einer  Person,  die  die  Sache  in  den  Europäischen 

Wirtschaftsraum eingeführt hat oder die sich durch die Anbringung  ihres Namens,  ihrer 

Marke oder eines anderen Kennzeichens an der Sache als Hersteller bezeichnet. Solche 

öffentlichen Äußerungen binden den Übergeber  jedoch nicht, wenn er sie weder kannte 

noch kennen konnte, wenn sie beim Abschluss des Vertrags berichtigt waren oder wenn 

sie den Vertragsabschluss nicht beeinflusst haben konnten.“ 

Falsche Angaben werden also zu Fällen der Gewährleistung nach § 923 ABGB, das nicht 

angeben von bekannten Kennzahlen  zu einer Verwaltungsübertretung nach §§ 3  iVm 9 

EAVG 2012.  

Inwieweit  die  Gebäudezertifizierung  eine  rechtliche  Relevanz  hat,  ist  von  den  jeweils 

geschlossenen Verträgen der unterschiedlichen Geschäftspartner abhängig. Zivilrechtlich, 

vor allem in Bezug auf die Gewährleistung, ist aber auch hier eine Falschangabe in Medien 

oder  anderer Werbung  in  Betracht  zu  ziehen,  wenn  nämlich  eine  Zertifizierung  trotz 

anders  lautender  Angaben  nicht  oder  in  einer  anderen  Qualitätsstufe  vorliegt.  Das 

 

    48 

 

nationale Recht sollte nicht betroffen sein, da Gebäude, die grundlegende baurechtliche 

Bestimmungen  nicht  erfüllen,  von  vornherein  von  der  Zertifizierung  nach  dem  DGNB 

System (siehe Anhang) ausgeschlossen werden. 

 

2.UntersuchungderUmsetzungdesEAVG2012inMedien&Inseraten

Immer häufiger sieht man in letzter Zeit in Zeitungen und Aushängen der Maklerbüros die 

Angaben des HWB und des  fGEE bei der Bewerbung von  Immobilienobjekten angeführt. 

Dies  liegt  in  den  Bestimmungen  der  neuen  Gebäuderichtlinie  2010  und  dem  neuen 

Energieausweisvorlagegesetz  2012  begründet:  Art  12  Abs  4  der  Gebäude‐RL  2010/31 

verlangt  bei  Vermietung  oder  Verkauf  eines  Gebäudes  oder  Gebäudeteils  die  Angabe 

eines Indikators der Gesamtenergieeffizienz85, der auch im Energieausweis anzugeben ist, 

wenn  in  kommerziellen  Medien  Verkaufs‐  oder  Vermietungsanzeigen  geschaltet 

werden.86 Gleiches wird auch im § 3 EAVG 2012 normiert, und bezieht sich gleichermaßen 

auch auf Veröffentlichungen in elektronischen Medien.  

Auch Immobilienmakler werden durch den § 3 EAVG 2012  in die Pflicht genommen, und 

eine  Zuwiderhandlung  wird  durch  den  §  9  EAVG  2012  mit  einer  Verwaltungsstrafe 

bedroht.  Allerdings:  Der  Verstoß  eines  Immobilienmaklers  gegen  §  3  ist  entschuldigt, 

wenn  er  seinen  Auftraggeber  über  die  Informationspflicht  nach  dieser  Bestimmung 

aufgeklärt  und  ihn  zur  Bekanntgabe  der  beiden Werte  beziehungsweise  zur  Einholung 

eines  Energieausweises  aufgefordert  hat,  der Auftraggeber  dieser Aufforderung  jedoch 

nicht nachgekommen ist. 

 

Inserate in Tageszeitungen und Annoncen der Immobilienmakler 

Durch  die  regelmäßige  Beobachtung  der  Immobilienteile  der  drei  großen,  täglich 

erscheinenden österreichischen Printmedien  (der Standard, die Presse, Kronen Zeitung) 

über  etwa  ein  Jahr  hinweg  kann  zum  heutigen  Tag  gesagt  werden,  dass  die  in  der 

                                                            85 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 198. 86 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 47. 

 

    49 

 

Gebäude‐RL  2010/31  und  im  EAVG  2012  geforderten  Angaben  zum  energetischen 

Verhalten  von  Gebäuden  schon  fast  ausnahmslos  in  den  Inseraten  und  Annoncen  für  

Gebäude und Wohnungen, für den Kauf sowie auch für die Miete, angeführt werden. Dies 

war  am  Anfang  des  Jahres  2013  noch  keineswegs  selbstverständlich.  Angaben  zum 

Heizwärmebedarf (HWB) oder zur Gesamtenergieeffizienz (fGEE) waren zu der Zeit noch 

eher  die  Ausnahme,  und  oft  fand  man  den  Zusatz  ‚Ein  gültiger  Energieausweis  wird 

konkretem  Interesse  nachgereicht‘  oder  ähnliche  Formulierungen,  um  dieser  seit  1. 

Dezember  2012  geltenden  Verpflichtung  noch  nicht  sofort  nachkommen  zu  müssen. 

Inzwischen scheint aber diese Übergangsphase vorbei zu sein und der Energieausweis hat 

sich  auf  breiter  Basis  als  Verkaufs‐,  Vermietungs‐  und  allgemeiner  gesagt  als 

Dokumentationsbestandteil  von Gebäuden  durchgesetzt. Nicht  selten wird  auch  schon 

dezidiert mit einem niedrigen Heizwärmebedarf geworben, was genau den  Intentionen 

der  Gebäuderichtlinie  2010/31  und  dem  EAVG  2012  entspricht,  die  mit  der 

Energieausweisvorlagepflicht und der entsprechenden Publikation der enthaltenen Werte 

eine  wirtschaftliche  Lenkung  in  Richtung  von mehr  Ressourcenschonung  und  höherer 

Energieeffizienz zu forcieren trachten. 

 

3.DerEnergieausweisalsVorstufezum‚Gebäudetypenschein‘

So wie der Energieausweis durch seine marktsteuernde Funktion einen positiven Anreiz 

dafür  bieten  soll,  nachhaltigere  und  energiesparendere  Gebäude  zu  bauen 

beziehungsweise  Gebäude,  die  nicht  mehr  den  energetischen  und  ökologischen 

Anforderungen  unserer  Zeit  genügen,  entsprechend  zu  sanieren,  soll  auch  das 

Immobilienzertifikat  in  näherer  Zukunft  eine  ähnliche,  wenn  auch  wesentlich  tiefer 

gehende  Funktion  der  Transparentmachung  versteckter  Gebäudequalitäten  oder  eben 

bestehender  Baumängel  übernehmen.  Das  im  Anhang  näher  beschriebene  DGNB 

Zertifikat  ist das System, das sich  im deutschsprachigen Raum durchgesetzt hat. Es zielt 

nicht nur auf ökologische Kriterien ab, sondern bezieht erstmals auch die wirtschaftlichen 

Komponenten der Nachhaltigkeit mit ein. Daher wird es auch bei Systemvergleichen oft 

als ein System der ‚2. Generation‘ bezeichnet. Die wirtschaftlichen Kriterien sind deshalb 

 

    50 

 

von großer Bedeutung, da sich der zeitweise oder dauerhafte Leerstand schwer nutzbarer 

oder nicht  in befriedigendem Ausmaß adaptierbaren Gebäuden  in den Ballungsräumen 

zunehmend  als  ein  Problem  der  effizienten  Ressourcennutzung  angesehen  wird. 

Schließlich  stellt  der  Bau  eines  Gebäudes  einen  sehr  hohen  Aufwand  an  Energie  und 

Materialien  dar,  und  somit  ist  jeder  gebauter,  aber  nicht  genutzter  Raum  (oder  gar 

Gebäude)  eine  Verschwendung  von  eben  Energie  und  Material  und  steht  dem 

Effizienzgedanken  der  Nachhaltigkeitsbewegung  gegenüber.  Es  geht  nämlich  bei  der 

Planung  im  Sinne  der  Nachhaltigkeit  auch  um  das  optimale  Nutzen  vorhandener 

Ressourcen,  und  nicht  nur  um  die  vorbeugende  Einsparung  von  noch  nicht 

bereitgestellter Ressourcen.  

Um  also  vorhandene  Ressourcen  optimal  nutzen  zu  können  und  unnötige  Kapazitäten 

einzusparen  ist es enorm wichtig, den Bestand von (in diesem Fall) Immobilien genau zu 

kennen,  und  seine  inneren Qualitäten  transparent  darzustellen.  Für  einen  potenziellen 

Käufer oder Nutzer eines Gebäudes  ist es von sehr großem  Interesse, wie hoch z.B. die 

Energie‐,  Instandhaltungs‐  und Wartungskosten,  bzw.  die  Betriebskosten  sind, wie  die 

Haustechnik  aufgebaut  ist  und  wie  sie  zu  bedienen  ist,  welche  Firmen  bei  der 

Bauausführung beteiligt waren und wo man  im Falle eines Bauschadens  fachmännische 

Hilfe  anfordern  kann, usw. Außerdem weist das  Immobilienzertifikat dem Käufer  eines 

Gebäudes alle notwendigen Informationen nach, die er braucht, um ein Bauwerk an seine 

eigenen  Bedürfnisse  anzupassen  (im  Zertifikat  nennt  sich  das  dann 

Drittverwendungsfähigkeit, Adaptivität und Umnutzbarkeit). Auch interessant kann es für 

diesen Personenkreis sein, wie unzugängliche Bereiche wie Wand‐ und Deckenaufbauten, 

Schächte  der  Haustechnik  und  Elektroinstallation  und  Hohlraum‐  bzw.  Doppelböden 

beschaffen  und  aufgebaut  sind,  vor  allem  in  Bezug  auf  zukünftige  Umbauten, 

Reparaturen,  Erweiterungen  und  schlussendlich  für  den  Fall  es  Abtragens  eines 

Gebäudes.  Eine der der  am wenigsten beachtete und  am  schlechtesten  vorhersehbare  

Komponente  am  Immobiliensektor  ist  nämlich  die  finanzielle  und  bautechnische 

Herausforderung, die zukünftige Veränderungen an der Bausubstanz darstellen können.  

 

    51 

 

Der Ruf  nach  einer  transparenten Darstellung  auf  dem  Immobiliensektor wird  aus  den 

beschriebenen  Gründen  also  immer  lauter,  und  eine  gesetzliche  Einbettung  einzelner 

Themen  der  Gebäudezertifizierung  auf  lange  Sicht  immer  wahrscheinlicher.  Eine 

Verpflichtung  wie  beim  Energieausweis,  neue  und  zu  sanierende  Gebäude  einer 

Zertifizierung  zu  unterwerfen, wird  aber  in  absehbarer  Zeit  nicht  realistisch  umsetzbar 

sein. Dies würde wohl auch am Widerstand privater Bauherren aufgrund der noch relativ 

hohen Kosten des Zertifizierungsprozesses scheitern.  

 

E. Anhang: Vorstellung des ‚DGNB Gebäudezertifizierungssystems‘

1.NachhaltigkeitsbewertungvonGebäudennachdemDGNBSystem

a)DasjungeGebietderGebäudezertifikateSeit  2007  wird  das  derzeit  im  deutschsprachigen  Raum  vorherrschende  System  der  DGNB  (Deutsche Gesellschaft nachhaltiges Bauen) in Deutschland angewendet und im Bausektor propagiert. Seit Ende 2009 befindet  sich  dieses  (auf  die  österreichischen  gesetzlichen,  wie  auch  spezifischen  bautechnischen Verhältnisse adaptierte) System durch den Kooperationspartner ÖGNI auch auf dem österreichischen Markt und erlangt hier seitdem eine immer größere Verbreitung und Bedeutung. 

Die  verschiedenen  angebotenen  Nutzungsprofile  (NBV  –  Neubau  Büro‐  und  Verwaltung,  NBI  –  Neubau Bildungsbauten,  NIN  –  Neubau  Industriegebäude,  NHO  –  Neubau  Hotelbauten,  NWO  –  Neubau Wohngebäude, NHA – Neubau Handel und Gewerbe, BBV – Bestand Büro und Verwaltung, NSQ – Neubau Stadtquartiere, usw.) werden  zuerst  in einer  so genannten Pilotphase am betreffenden  Immobilienmarkt getestet und  durch ausgebildete Auditoren angewendet. Wurden dann einige (für gewöhnlich drei bis fünf) Projekte  eines  bestimmten  (Pilotphase‐)  Nutzungsprofils  erfolgreich  durch  die  Konformitätsprüfung gebracht, werden die Benchmarks nachjustiert und die Marktphase eingeleitet. Dies bedeutet meist auch eine  Verschärfung  der  Qualitätsanforderungen  und  soll  Anreize  bieten,  noch  während  der  einfacheren Pilotphase  Projekte  einzureichen.  Außerdem  generiert  diese  Strategie  auf  schnellem  Wege  erste Benchmarks, um das Konformitätssystem nachjustieren und aktuell halten zu können. 

Jedes dieser Nutzungsprofile besteht nun aus rund 50 Kriterien, die zu 6 Hauptgruppen zusammengefasst sind (eine Kriterien‐bzw. Steckbriefliste findet sich in der DGNB Systembroschüre 201387):  

• Ökologische Qualität (LCA – Ökobilanz) • Ökonomische Qualität (LCC – Lebenszykluskosten) • Soziokulturelle und funktionale Qualität • Technische Qualität • Prozessqualität • Standortqualität (wird gesondert bewertet, fließt nicht in die Gesamtbewertung ein) 

                                                            87 http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.ogni.at%2Fde%2Fview%2Ffiles%2Fdownload%2FforceDownload%2F%3Ftool%3D12%26feld%3Ddownload%26sprach_connect%3D1097&ei=tpWPUcejE4TAswa_l4CgDA&usg=AFQjCNEQ‐Eb8SRy0raN7agWCkDk4WaUDvA&sig2=HspomWO‐pVO‐ROlTQ3ieQw&bvm=bv.46340616,d.Yms, 12. Mai 2013. 

   

 

 

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52 

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c)AblaufdesAudits,desZertifizierungsprozessesundderKonformitätsprüfungNicht  so wie bei den Gebäudezertifikaten TQB und klima:aktiv, die eine Selbstdeklaration der Bauherren darstellen, ist das DGNB System bzw. sein Zertifizierungsablauf aufgebaut. Bei diesem System kommuniziert die  Geschäftsstelle,  in  Österreich  die  ÖGNI,  ausschließlich mit  dem  Auditor,  der  vom  Bauherrn  für  die Erstellung  der  Gebäudedokumentation  beauftragt  wird.  Zwischen  Auditor  und  Bauherr  besteht  ein privatrechtlicher Vertrag, der auch das bedeutende Thema des Leistungsumfangs der Auditorenleistungen behandelt.  

Die  Auditoren  werden  von  der  Geschäftsstelle  der  ÖGNI  ausgebildet  und  in  Kursen  und  regelmäßigen Aufbaulehrgängen  für etwaige Änderungen und neue Systemvarianten unterrichtet. Diese Auditoren sind auf  der  Website  der  ÖGNI  gelistet  und  gegebenenfalls  werden  regional  agierende  Auditoren  an interessierte Bauherrn genannt.  

Der  Auditor/die  Auditorin  erstellt  sodann  baubegleitend  eine  umfassende  Gebäudedokumentation  und leitet  die  erforderlichen  bauphysikalischen Messungen  in  die Wege.  Je  früher  im  Bauprozess  sich  der Auditor dem Planungsteam anschließt, desto höher  ist  für gewöhnlich die Akzeptanz durch die restlichen Baubeteiligten  und  Gewerke  und  desto  einfacher  ist  es  auch  für  den  Auditor,  notwendige  Nachweise, Dokumente und andere Unterlagen von den jeweiligen Verantwortlichen zu erhalten und in eine rationelle, systemkonforme  Ordnung  zu  bringen.  Die  Einhaltung  eines  strikten  Ordnungssystems  bei  der Dokumentation  ist  absolut  notwendig,  um  eine  rasche  und  reibungslose  Konformitätsprüfung  durch  die Geschäftsstelle der ÖGNI möglich zu machen.  

Ist der Auditor soweit fertig mit der Gebäudedokumentation und hat die relevanten Nachweise gesammelt, reicht  er  das  bereits  angemeldete  Projekt  zur  Konformitätsprüfung  bei  der Geschäftsstelle  ein. Noch  ist dieses in digitaler und in ausgedruckter Form per Post oder per Bote zu schicken, derzeit wird aber gerade an einer Umstellung auf eine rein digitale Einreichung der Unterlagen gearbeitet, um Papier und Kosten zu sparen. Bei der neuen Art, Dokumentationen einzureichen wird es sich um einen Server handeln, auf den man  mittels  einer  Eingabemaske  die  relevanten  Nachweise  einfach  hochlädt.  Das  Verschicken  von physischen Dokumenten oder Datenträgern wird somit in Kürze obsolet.  

Nach  Einlangen  der  Gebäudedokumentation  wird  eine  Konformitätsprüfung  einberaumt,  an  der  sich mindestens 2 Prüfer (‚4‐Augen‐Prinzip‘) mit  je einem eingereichten Projekt beschäftigen. Oft werden aber bei  spezifischen Fragestellungen auch noch Experten der  jeweiligen Fachgebiete hinzugezogen, vor allem wenn die Sachlage nicht ganz klar ist.  

Nach  erfolgter  Konformitätsprüfung  wird  dem  Auditor  das  Ergebnis  der  Prüfung  mitgeteilt  und gegebenenfalls erforderliche nachzureichende Unterlagen, Dokumente und Nachweise  von  ihm  verlangt. Sind  diese  erbracht,  kommt  es  zur  2.  Prüfung  und  bei  Bestätigung  der  Konformität  zur  Erteilung  des Zertifikats in Gold, Silber oder Bronze.  

   

 

Abbildunng 14: Der Weeg zum Zertifiikat, ÖGNI Sys

 

stembroschüre

 

57 

e 2013 

 

    58 

 

 

d)DetaillierteGebäudedokumentationenundNutzerhandbücherWas der Energieausweis  in einem beschränkten Ausmaß macht, nämlich  in Bezug auf die Energie, deren Verbrauch    beziehungsweise  effiziente Umwandlung, macht  die Gebäudezertifizierung  in  Bezug  auf  das Gesamtgebäude  inklusive  der  Außenanlagen.  Nämlich  die  detaillierte  Berechnung  und  Erfassung  aller relevanten  Parameter  und  physikalischen  Eigenschaften,  die  für  einen  nachhaltigen,  effizienten  und ressourcenschonenden Gebäudebetrieb wichtig sind. Es scheint sich nun nach  langer Überzeugungsarbeit die Tatsache  in den Köpfen der Immobilienbetreiber zu verbreiten, dass die Nutzungsphase bei Gebäuden die weitaus höheren Kosten verursacht, als es Planung, Zertifizierung und Errichtung gemeinsam tun.  

Eine  positive  Begleiterscheinung  der  Gebäudezertifizierung  ist  also  nicht  nur,  dass  sich  alle  beteiligten Planer schon während der Vorentwurfsphase Gedanken über Aspekte der  Nachhaltigkeit machen müssen, so etwa über eine effiziente und sparsame Haustechnik, Nutzung alternativer Energieträger, Dichtheit und Dämmfähigkeit der Gebäudehülle, Kompaktheit des Baukörpers, und so weiter, sondern auch dass im Laufe er  Entwicklung  eines  solchen  Projekts  eine  detaillierte  und  sehr  umfangreiche  Dokumentation  der verbauten Produkte und der ablaufenden Prozesse entsteht.  

Am Ende erhält der Nutzer des Gebäudes ein Nutzerhandbuch, das auf eine breite Gebäudedokumentation gestützt  ist  und  es  ihm  ermöglicht,  nicht  nur  die Haustechnik  korrekt  und  effizient  einzustellen  und  zu bedienen, sondern auf  jede Art von Unregelmäßigkeiten  im Gebäudebetrieb  in geeigneter Art und Weise reagieren zu können. Die Festlegung des Umgangs mit Fehlern im System ist schließlich eine der wichtigsten Dinge, um einen reibungslosen Betrieb dauerhaft aufrecht zu erhalten und hohe Kosten durch  technische Störungen, welcher Art auch immer, zu vermeiden. 

 

e)WunschdesMarktes,einen‚Typenschein‘fürGebäudezuentwickelnSchon  seit  langer Zeit gibt es den Wunsch des  Immobilienmarktes, eine Art Typenschein  für Gebäude  zu entwickeln, wie das aus der Autoindustrie bekannt  ist. Dieser  soll Transparenz  schaffen  in Bezug auf die physikalischen,  energetischen,  ökologischen  und  ökonomischen  Eigenschaften  von  Gebäuden.  Der Energieverbrauch  innerhalb  eines bestimmten Nutzungsprofils und die Betriebskosten  in Bezug  auf  eine bestimmte Belegungsdichte von zum Beispiel Büroflächen soll schon vor einer Kauf‐ oder Mietentscheidung abschätzbar  sein, um nicht die  sprichwörtliche  ‚Katze  im  Sack‘  zu  kaufen. Und  schließlich wünschen  sich nicht  nur  die  ‚Player  des  Marktes‘  eine  transparente  Ausweisung  von  Mindeststandards  in  den gebäudetechnischen Eigenschaften, sondern  in den  Jahren nach der Wirtschaftskrise verlangen nun auch zunehmend  die  diese  Projekte  finanzierenden  Banken  vor  einer  solchen  Investition  von  ihren  Kunden entsprechende Sicherheiten, bevor sie Kredite vergeben.  

 

2. Internationalisierungsbestrebungen in der Gebäudezertifizierung

a)InternationalanwendbaresKernsystem+nationaleApplikationenDie  in  Punkt  7  ‚New  Approach‘  dargestellten  Tendenzen  der  Verschlankung  und  rationelleren Anwendung von Gesetzestexten und Zertifizierungssystemen ist sozusagen der Status quo, aber es wird schon an einer weiteren Optimierung des Systems gearbeitet, die ab Ende des Jahres 2013 schrittweise umgesetzt  werden  soll.  Es  handelt  sich  hier  einerseits  um  die  schon  laufende  Erarbeitung  eines sogenannten  ‚Kernsystems‘,  das  eigentlich  nur  das  Skelett  eines  Zertifizierungssystems  darstellt,  und dann  je  nach  Anwendungsbereich  mit  den  relevanten  Applikationen  gefüttert  werden  kann.  Wird nämlich etwa ein Bürogebäude  zertifiziert  sind die grundsätzlichen Anforderungen und  Zielsetzungen sicher sehr ähnlich, aber die Benchmarks und die Methoden der Berechnungen können sich schon sehr stark voneinander unterscheiden. Auch die gesetzlichen Anforderungen und die  jeweiligen  relevanten technischen  Normen  können  stark  variieren,  wodurch  ein  flexibles  System  auf  jeden  Fall  sinnvoll erscheint.  

 

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Ein weiterer Schritt wird es dann  sein, dieses neuerdings  sehr  schlanke Kernsystem von allen nationalen Eigenheiten  zu  bereinigen,  also  zum  Beispiel  österreichische  oder  deutsche  Gesetze  aus  dem Zertifizierungssystem  zu  entfernen,  und  auch  diese  nationalen  Spezifika  als  Applikationen  für  das Kernsystem  auszubilden.  Damit  wäre  der  zukünftig  angestrebten  Internationalisierung  und  damit  der Harmonisierung der Gebäudezertifizierung der Weg geebnet. Eine Neuimplementierung in einem Land, das bislang  nicht  oder  nicht  nach  diesem  System  seine  Immobilien  zertifiziert, wäre  dann  relativ  rasch  und unkompliziert  machbar.  Es  bedarf  allerdings  zuvor  einer  sehr  detaillierten  Marktrecherche,  um  die relevanten  Benchmarks  zu  definieren  und  einzuregulieren,  um  sich  nicht  dem  Kritikpunkt  der Ungleichbehandlung der Zertifikatswerber auszusetzen. Absolute Objektivität muss daher auch hierbei die oberste Prämisse bleiben. Dass dies eine äußerst herausfordernde Aufgabe für die Immobilienexperten des jeweiligen Landes darstellt, soll hier auch noch erwähnt werden, da trotz fortschreitender Globalisierung die für  die  Bauwirtschaft  relevanten  Märkte  doch  recht  lokal  agieren  (niemand  würde  Fertigbeton  aus Zementwerken beziehen, die weiter als 50 Kilometer entfernt sind, selbst wenn der Einkaufspreis noch so niedrig wäre,  und  ähnlich  verhält  es  sich mit  Bauholz,  das  einen  Aktionsradius  von wenigen  hunderten Kilometern nur im Luxussegment überschreitet).  

 

b)NutzungvonSynergiendurchKooperationen,Arbeitsgruppen,ExpertenDa  das  Thema  der  Immobilienzertifizierung  und  der  Optimierung  des  Gebäudebetriebs  auch  in  der Wissenschaft auf großes  Interesse  stößt, gibt es viele Kooperationen mit den Technischen Universitäten, den  bautechnischen  Instituten  und  den  bauphysikalisch  forschenden  Anstalten.  Das  ehrenamtliche Engagement von Seiten der Forschung  ist hier enorm,  zum Teil natürlich wohl auch nicht nur aus  reiner Uneigennützigkeit, sondern sicher auch deshalb, weil  in einer solchen Zertifizierungsstelle alle  relevanten praktischen  Gebäudedaten  im  Neubausektor  zusammenlaufen.  Für  jedweder  Untersuchung  der verschiedenen Bereiche des Bausektors ist diese Datenbasis von unschätzbarem Wert.  

So gibt es in regelmäßigen Abständen Arbeitsgruppen und Expertensitzungen, um das Konformitätssystem aktuell zu halten, die Benchmarks anzupassen oder neue Entwicklungen am Bausektor in geeigneter Weise berücksichtigen  zu  können.  Dabei muss  aber mit  Bedacht  vorgegangen  werden,  da  jede  Änderung  im System  auf  ihre  Auswirkungen  auf  die  Vergleichbarkeit  unter  den  zertifizierten  Gebäuden  untersucht werden muss. Die Aktualisierungsintervalle sollten daher nicht kürzer als 3 Jahre sein, und es  ist bei  jeder Gebäudebewertung  die  Angabe  des  Zertifizierungsjahres  von  großer  Bedeutung,  da  ansonsten  von unterschiedlichen  Datengrundlagen  ausgegangen  werden  würde.  Die  Objektivität  und  Vergleichbarkeit wäre in diesem Fall nicht gewährleistet.   

 

c)OutsourcingstandardisierterProzesseWie  auch  in  den  meisten  anderen  Bereichen  des  globalen  Wirtschaftens  wird  auch  in  der Gebäudezertifizierung zunehmend versucht, einzelne ehemals  interne Prozesse auszulagern, soweit diese standardisiert ablaufen, exakt beschrieben sind und auch extern ohne tieferes Fachwissen ablaufen können. So kann etwa die Vorprüfung der eingereichten Unterlagen, vor allem was die Vollständigkeit betrifft, von weniger  hoch  qualifizierten,  eventuell  externen,  Abteilungen  übernommen  werden.  Auch  die  gesamte Konformitätsprüfung  kann  ausgelagert  werden,  und  dies  wird  versuchsweise  auch  gemacht.  Allerdings müssen  die  Prozesse  sehr  genau  beschrieben  sein,  der  Ablauf  standardisiert  und  die  Outputs  objektiv vergleichbar  sein. Hier  ist  sehr viel Vorarbeit nötig, und ob  sich dieser Aufwand  lohnt, wird  sich erst bei langfristiger Beobachtung zeigen.  

Ein wichtiger Punkt allerdings, der gegen ein völliges auslagern dieser Prozesse spricht, ist der Datenschutz. Schließlich  ist  man  seinen  Kunden  die  vertrauliche  Behandlung  der  eingereichten Gebäudedokumentationen schuldig, und diese detaillierten Informationen können in den falschen Händen schon auch Schaden anrichten. Daher muss wohl zu allererst eine Datenschutzstrategie entwickelt werden, die das Außer‐Haus‐Geben von vertraulichen Daten regelt. Eine Anonymisierung der Daten ist nämlich auf 

 

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einem  kleinen Markt  wie  dem  österreichischen  eher  nicht  zielführend,  da  die  Insider  des  heimischen Marktes die einzelnen Projekte schon alleine an deren Energiekennzahlen unterscheiden können.  

 

F Zusammenfassung der Ergebnisse

Insgesamt kann gesagt werden, dass dem Wunsch des Marktes nach mehr Transparenz 

von Seiten der Europäischen Union  insofern entgegen gekommen wird, als dass  immer 

detailliertere Angeben zu den Eigenschaften von gehandelten Objekten, und dazu zählen 

auch Gebäude,  in den Richtlinien des Europäischen Rates und der Kommission gefordert 

werden.  Dazu  kommt  das  allgemeine  Bekenntnis  zum  energieeffizienten  und 

nachhaltigen Wirtschaften auf dem Gebiet der Europäischen Union und darüber hinaus. 

Um  die  unterschiedlichen  Qualitäten  von  nachhaltigen,  also  (unter  anderem) 

energieeffizienten  Gebäuden  darstellbar,  das  heißt  messbar  zu  machen,  wurden  nun 

diverse Maßnahmen getroffen, die es auch dem Konsumenten erleichtert, eine Kauf‐ oder 

Mietentscheidung  treffen zu können. Denn viele Eigenschaften von  Immobilienobjekten 

liegen  für das ungeschulte Auge weitgehend  im Dunklen verborgen, und aus schlechten 

baulichen Qualitäten  resultierende Schäden werden meist erst nach einigen  Jahren des 

Betriebs sichtbar und sind dann zu diesem späten Zeitpunkt nicht mehr, oder nur unter 

hohem  Aufwand  und  enormen  Kosten  zu  beheben.  Um  diesen  Unsicherheiten 

entgegenzuwirken,  hat  sich  ein  breiter  Konsens  gebildet,  dass  es  für  alle  Akteure  des 

Marktes nur  von Vorteil  sein  kann, die Objekteigenschaften möglichst  transparent und 

untereinander  vergleichbar  zu  machen.  Dadurch  entsteht  bei  den  Verkäufern  und 

Vermietern  die  Möglichkeit  einer  Anpreisung  und  Vermarktung  ihrer  qualitativ 

hochwertigen  Produkte  und  der  Abhebung  von  der  Konkurrenz  und  bei  den 

Konsumenten, also Käufern, Mietern und Nutzern entsteht ein Gefühl der Sicherheit  in 

Bezug auf die bedungenen Eigenschaften eines Vertragsobjekts. Zudem kann aus dieser 

neu entstandenen Rechtssicherheit nun ein Schadensersatzanspruch abgeleitet werden, 

wenn  etwa  ein  Gebäude  nicht  die  im  Energieausweis  oder  Gebäudetypenschein 

ausgewiesenen Eigenschaften aufweist.  

 

 

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Literatur- und Abbildungsverzeichnis, Glossar:

 

Literatur: 

Drexler/El khouli, Nachhaltige Wohnkonzepte.Entwurfsmethoden und Prozesse, Edition DETAIL, Kessler Druck + Medien, Bobingen, München (2012). 

Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012. 

Hüttler, Was bedeuten die Kennwerte im neuen Energieausweis?, immolex 2012. 

Kemmann, Nachhaltigkeitszertifizierung in Österreich.Ein Vergleich der Systeme klima:aktiv – TQB – DGNB – BREEAM ‐ LEED, KSingeneure Wien 2013. 

Knill, Entwicklungen innerhalb der EU, in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 287. 

Kothbauer, EAVG 2012: Was tun im Wohnungseigentum?, immolex 2012. 

Kothbauer, Energieausweis – viel Lärm um nichts?, immolex 2008. 

Lenz/Schreiber/Stark, Nachhaltige Gebäudetechnik.Grundlagen Systeme Konzepte, Edition Detail Green Books, Institut für internationale Architektur‐Dokumentation GmbH & Co. KG, München (2010. 

Madner/Hartlieb, RL 2012/27/EU des EP und des Rates zur Energieeffizienz, RdU 2013 

Marzi, Das Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012, wobl 2012, 182. 

Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex 2012. 

Mösle, Entwicklung einer Methode zur Internationalisierung eines ganzheitlichen Zertifizierungssystems zum nachhaltigen Bauen für Bürogebäude, in: Forschungsergebnisse aus der Bauphysik, Band 3 (Hrsg.: Klaus Sedlbauer, Gerd Hauser), Frauenhofer Verlag (2010). 

Neubauer, Es lebe das Zertifikat!, in :Immobilien für die Ewigkeit.Nachhaltigkeitskonzepte quergedacht, Immobilien Magazin, Nummer 06/2013, Mediaprint, Wien (2013). 

Oberhuber/Bodner/Zanon, Energie Perspektiven Tirol, Ausgabe 01/2008, Energie Tirol (Verein), Innsbruck (2008). 

ÖGNI (Hrsg.), „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe unter ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘). 

 

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Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, Bauphysik.Erweiterung 1: Energieeinsparung und Wärmeschutz.Energieausweis – Gesamtenergieeffizienz, Band 1/1, 2. erweiterte Auflage, Springer Verlag, Wien (2012). 

Popp, Das Energieausweis‐ Vorlage‐Gesetz, Die Umsetzung der zivilrechtlichen teile der Gebäuderichtlinie, wobl 2007, 2. 

Prader, Wohnrechtsnovelle 2009 – Ein erster Überblick, RdW 2009/283. 

Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012. 

Stabentheiner, Das Energieausweisvorlage‐Gesetz 2012, Neue Regeln für den Energieausweis, RdW 2012. 

Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz.Rechte und Pflichten bei Kauf und Miete, Schriftenreihe Recht und Umwelt (RdU), Band 38, Manzsche Verlags‐ und Universitätsbuchhandlung, Wien 2013. 

 

Abbildungsverzeichnis: 

Abbildung 1: ‚The world´s proven oil reserves‘: http://static.guim.co.uk/sys‐images/Guardian/Pix/pictures/2009/11/13/1258119068631/Peak‐oil‐predictions‐grap‐001.jpg, 18. Mai 2013 

Abbildung 2: ‘Möglichkeit der Korrektur von Planungsfehlern‘: ÖGNI: „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe oben ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘), 12. Mai 2013 

Abbildung 3: ‚Energieausweis, Fassung 2011‘: http://www.ovi.at/de/verband/Recht/Energieausweis/Energieausweis2012.php, 12. Juni 2013 

Abbildung 4 : Kriteriengruppen in Blumendarstellung, 

http://www.jung.de/1453/impulse/architekten/dgnb/, 24. Juni 2013 

Abbildung 5 : Bewertungsgrafik DGNB System, http://www.dgnb‐

system.de/de/system/gold‐silber‐bronze/, 24. Juni 2013 

Abbildung:  ‚Die 6 Hauptkriteriengruppen des DGNB Systems‘: ÖGNI: „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe oben ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘), 12. Mai 2013 

 

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Abbildung 6:  ‚Die 3 Arten eines Gebäudezertifikates‘: http://www.dgnb‐system.de/de/system/gold‐silber‐bronze/, 24. Juni 2013 

Abbildung 7: Bewertungsgrafik im DGNB System 

Abbildung 8: LEED/U.S. Green Building Council, http://www.usgbc.org/leed 

Abbildung 9:BREEAM, http://www.breeam.org/ 

Abbildung 10: ÖGNI, www.ogni.at 

Abbildung 11: WGBC, http://www.worldgbc.org/ 

Abbildung 12: DGNB, www.dgnb.de 

Abbildung 13: Kriteriengewichtung der Systeme breeam, LEED und DGNB, aus: Kemmann,  Nachhaltigkeitszertifizierung in Österreich.Ein Vergleich der Systeme klima:aktiv – TQB – DGNB – BREEAM ‐ LEED, KSingeneure Wien 2013 

Abbildung 14 : Der Weg zum Zertifikat, ‚ÖGNI Systembroschüre‘, Linz 2013 (http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.ogni.at%2Fde%2Fview%2Ffiles%2Fdownload%2FforceDownload%2F%3Ftool%3D12%26feld%3Ddownload%26sprach_connect%3D1097&ei=tpWPUcejE4TAswa_l4CgDA&usg=AFQjCNEQ‐Eb8SRy0raN7agWCkDk4WaUDvA&sig2=HspomWO‐pVO‐ROlTQ3ieQw&bvm=bv.46340616,d.Yms, 12. Mai 2013 

 

Glossar: 

HWB:  Der Heizwärmebedarf (HWB) beschreibt jene Wärmemenge, welche den Räumen rechnerisch zur Beheizung zugeführt werden muss. Der spezifische HWB wird einerseits standortunabhängig auf Basis eines angenommenen österreichischen Durchschnittsklimas (Referenzklimas) berechnet, als auch unter Berücksichtigung des Klimas am Standort des Gebäudes ermittelt.  HWB*: Der Grenzwert des Heizwärmebedarfs (HWB*) ist jener Wert des HWB, der erfüllt werden muss. Die Grenzwerte müssen bei allen Neubauten sowie bei umfassenden Sanierungen 

 

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mit einer Nettogrundfläche von über 1.000 m² eingehalten werden. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008)  WWWB:  Der Warmwasserwärmebedarf (WWWB) ist als flächenbezogener Defaultwert festgelegt. Er entspricht ca. einem Liter Wasser je Quadratmeter Brutto‐Grundfläche, welcher um ca. 30 °C (also beispielsweise von 8 °C auf 38 °C) erwärmt wird.  HTEB: Mit dem Heiztechnikenergiebedarf (HTEB) werden die Energieverluste berücksichtigt, die bei der Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Abgabe für die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser auftreten. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008)  HEB:  Beim Heizenergiebedarf werden zusätzlich zum Nutzenergiebedarf die Verluste der Haustechnik im Gebäude berücksichtigt. Dazu zählen beispielsweise die Verluste des Heizkessels, der Energiebedarf von Umwälzpumpen etc.  HEB*: Der Grenzwert des Heizenergiebedarfs (HEB*) ist jener Wert des HWB, erfüllt werden muss. Die Grenzwerte müssen bei allen Neubauten sowie bei umfassenden Sanierungen mit einer Nettogrundfläche von über 1.000 m² eingehalten werden. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008)  HHSB:  Der Haushaltsstrombedarf (HHSB) ist als flächenbezogener Defaultwert festgelegt. Er entspricht ca. dem durchschnittlichen flächenbezogenen Stromverbrauch in einem durchschnittlichen österreichischen Haushalt.  EEB:  Beim Endenergiebedarf (EEB) wird zusätzlich zum Heizenergiebedarf der Haushaltsstrombedarf berücksichtigt. Der Endenergiebedarf entspricht jener Energiemenge, die eingekauft werden muss.  PEB:  Der Primärenergiebedarf (PEB) schließt die gesamte Energie für den Bedarf im Gebäude einschließlich aller Vorketten mit ein. Dieser weist einen erneuerbaren und einen nicht 

 

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erneuerbaren Anteil auf. Der Ermittlungszeitraum für die Konversionsfaktoren ist 2004–2008.  CO2:  Gesamte dem Endenergiebedarf zuzurechnenden Kohlendioxidemissionen, einschließlich jener für Transport und Erzeugung sowie aller Verluste. Zu deren Berechnung wurden übliche Allokationsregeln unterstellt.  fGEE:  Der Gesamtenergieeffizienz‐Faktor (fGEE) ist der Quotient aus dem Endenergiebedarf und einem Referenz‐Endenergiebedarf (Anforderung 2007).   

 

Ausgewählte Gesetzestexte und Referenzdokumente:

• Vollständiger Gesetzestext des Energieausweisvorlagegesetzes EAVG 2012 • Vereinbarung gemäß Art. 15a. B‐VG zwischen dem Bund und den Ländern über 

Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen 

• DGNB Steckbriefliste der NBV 2012 (Neubau Büro und Verwaltung, Version 2012) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH Jahrgang 2012 Ausgegeben am 20. April 2012 Teil I 27. Bundesgesetz: Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 – EAVG 2012 (NR: GP XXIV RV 1650 AB 1701 S. 150. BR: AB 8711 S. 807.) [CELEX-Nr.: 32010L0031] 27. Bundesgesetz über die Pflicht zur Vorlage eines Energieausweises beim Verkauf und bei der In-Bestand-Gabe von Gebäuden und Nutzungsobjekten (Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 – EAVG 2012) Der Nationalrat hat beschlossen: Inhalt § 1. Dieses Bundesgesetz regelt die Pflicht des Verkäufers oder Bestandgebers, beim Verkauf oder bei der In-Bestand-Gabe eines Gebäudes oder Nutzungsobjekts dem Käufer oder Bestandnehmer einen Energieausweis vorzulegen und auszuhändigen, sowie die Pflicht zur Angabe bestimmter Indikatoren über die energietechnische Qualität des Gebäudes oder Nutzungsobjekts in Anzeigen zur Vorbereitung solcher Rechtsgeschäfte. Begriffsbestimmungen § 2. In diesem Bundesgesetz bezeichnet der Ausdruck 1. „Gebäude“ eine Konstruktion mit Dach und Wänden, deren Innenraumklima unter Einsatz von Energie konditioniert wird, und zwar sowohl das Gebäude als Ganzes als auch solche Gebäudeteile, die als eigene Nutzungsobjekte ausgestaltet sind, 2. „Nutzungsobjekt“ eine Wohnung, Geschäftsräumlichkeit oder sonstige selbständige Räumlichkeit, 3. „Energieausweis“ oder „Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz“ den jeweils anwendbaren, der Umsetzung der Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 153 vom 18. Juni 2010, S. 13, dienenden bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften entsprechenden Ausweis, der die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes angibt, 4. „Verkauf“ auch einen Vertrag über den entgeltlichen Erwerb des Eigentums an einem zu errichtenden oder durchgreifend zu erneuernden Gebäude, 5. „In-Bestand-Gabe“ auch einen Vertrag über den Erwerb eines Bestandrechts an einem zu errichtenden oder durchgreifend zu erneuernden Gebäude. Anzeigen in Druckwerken und elektronischen Medien § 3. Wird ein Gebäude oder ein Nutzungsobjekt in einem Druckwerk oder einem elektronischen Medium zum Kauf oder zur In-Bestand-Nahme angeboten, so sind in der Anzeige der Heizwärmebedarf und der Gesamtenergieeffizienz-Faktor des Gebäudes oder des Nutzungsobjekts anzugeben. Diese Pflicht gilt sowohl für den Verkäufer oder Bestandgeber als auch für den von diesem beauftragten Immobilienmakler. Vorlage- und Aushändigungspflicht § 4. (1) Beim Verkauf eines Gebäudes hat der Verkäufer dem Käufer, bei der In-Bestand-Gabe eines Gebäudes der Bestandgeber dem Bestandnehmer rechtzeitig vor Abgabe der Vertragserklärung des Käufers oder Bestandnehmers einen zu diesem Zeitpunkt höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen und ihm diesen oder eine vollständige Kopie desselben binnen 14 Tagen nach Vertragsabschluss auszuhändigen. (2) Wird nur ein Nutzungsobjekt verkauft oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder BGBl. I - Ausgegeben am 20. April 2012 - Nr. 27 2 von 3 www.ris.bka.gv.at

 

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über die Gesamtenergieeffizienz dieses Nutzungsobjekts oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Nutzungsobjekts im selben Gebäude oder über die Gesamtenergieeffizienz des gesamten Gebäudes erfüllen. (3) Wird ein Einfamilienhaus verkauft oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder über die Gesamtenergieeffizienz dieses Hauses oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Gebäudes von ähnlicher Gestaltung, Größe und Energieeffizienz erfüllen. Eine derartige Verwendung eines für ein vergleichbares Gebäude erstellten Energieausweises setzt allerdings voraus, dass der Ausweisersteller die Ähnlichkeit der Gebäude hinsichtlich ihrer Gestaltung, Größe, Energieeffizienz, Lage und ihres Standortklimas bestätigt. Ausnahmen § 5. Von der Informationspflicht nach § 3 sowie der Vorlage- und Aushändigungspflicht sind folgende Gebäudekategorien ausgenommen: 1. Gebäude, die nur frostfrei gehalten werden, 2. im Verkaufsfall Gebäude, die auf Grund ihres schlechten Erhaltungszustands objektiv abbruchreif sind, sofern in einer allfälligen Anzeige nach § 3 das Gebäude als abbruchreif bezeichnet und im Kaufvertrag davon ausgegangen wird, dass der Käufer das Gebäude binnen dreier Jahre nach Vertragsabschluss abbrechen werde, 3. Gebäude, die ausschließlich für Gottesdienste und sonstige religiöse Zwecke genutzt werden, 4. provisorisch errichtete Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von höchstens zwei Jahren, 5. Industrieanlagen, Werkstätten und landwirtschaftliche Nutzgebäude, bei denen jeweils der überwiegende Anteil der für die Konditionierung des Innenraumklimas erforderlichen Energie durch die im Gebäude entstehende Abwärme aufgebracht wird, 6. Wohngebäude, die nach ihrer Art nur für die Benützung während eines begrenzten Zeitraums je Kalenderjahr bestimmt sind und deren voraussichtlicher Energiebedarf wegen dieser eingeschränkten Nutzungszeit unter einem Viertel des Energiebedarfs bei ganzjähriger Benützung liegt, und 7. frei stehende Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von weniger als 50 Quadratmetern. Rechtsfolge der Ausweisvorlage § 6. Wird dem Käufer oder Bestandnehmer vor Abgabe seiner Vertragserklärung ein Energieausweis vorgelegt, so gelten die darin angegebenen Energiekennzahlen für das Gebäude unter Berücksichtigung der bei ihrer Ermittlung unvermeidlichen Bandbreiten als bedungene Eigenschaft im Sinn des § 922 Abs. 1 ABGB. Unbeschadet gewährleistungsrechtlicher Ansprüche aus dem Kauf- oder Bestandvertrag haftet der Ausweisersteller dem Käufer oder Bestandnehmer unmittelbar für die Richtigkeit des Energieausweises. Rechtsfolge unterlassener Vorlage oder Aushändigung § 7. (1) Wird dem Käufer oder Bestandnehmer entgegen § 4 nicht bis spätestens zur Abgabe seiner Vertragserklärung ein Energieausweis vorgelegt, so gilt zumindest eine dem Alter und der Art des Gebäudes entsprechende Gesamtenergieeffizienz als vereinbart. (2) Wird dem Käufer oder Bestandnehmer entgegen § 4 nach Vertragsabschluss trotz Aufforderung kein Energieausweis ausgehändigt, so kann er entweder sein Recht auf Ausweisaushändigung gerichtlich geltend machen oder selbst einen Energieausweis einholen und die ihm daraus entstandenen angemessenen Kosten binnen dreier Jahre nach Vertragsabschluss vom Verkäufer oder Bestandgeber ersetzt begehren. Abweichende Vereinbarungen § 8. Vereinbarungen, die die Vorlage- und Aushändigungspflicht nach § 4, die Rechtsfolge der Ausweisvorlage nach § 6, die Rechtsfolge unterlassener Vorlage nach § 7 Abs. 1 einschließlich des sich daraus ergebenden Gewährleistungsanspruchs oder die Rechtsfolge unterlassener Aushändigung nach § 7 Abs. 2 ausschließen oder einschränken, sind unwirksam. Strafbestimmungen § 9. (1) Ein Verkäufer, Bestandgeber oder Immobilienmakler, der es entgegen § 3 unterlässt, in der Verkaufs- oder In-Bestand-Gabe-Anzeige den Heizwärmebedarf und den Gesamtenergieeffizienz-Faktor des Gebäudes oder des Nutzungsobjekts anzugeben, begeht, sofern die Tat nicht den Tatbestand einer gerichtlich strafbaren Handlung erfüllt oder nach anderen Verwaltungsstrafbestimmungen mit strengerer Strafe bedroht ist, eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 1 450 Euro zu BGBl. I - Ausgegeben am 20. April 2012 - Nr. 27 3 von 3 www.ris.bka.gv.at

 

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bestrafen. Der Verstoß eines Immobilienmaklers gegen § 3 ist entschuldigt, wenn er seinen Auftraggeber über die Informationspflicht nach dieser Bestimmung aufgeklärt und ihn zur Bekanntgabe der beiden Werte beziehungsweise zur Einholung eines Energieausweises aufgefordert hat, der Auftraggeber dieser Aufforderung jedoch nicht nachgekommen ist. (2) Ein Verkäufer oder Bestandgeber, der es entgegen § 4 unterlässt, 1. dem Käufer oder Bestandnehmer rechtzeitig einen höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen oder 2. dem Käufer oder Bestandnehmer nach Vertragsabschluss einen Energieausweis oder eine vollständige Kopie desselben auszuhändigen, begeht, sofern die Tat nicht den Tatbestand einer gerichtlich strafbaren Handlung erfüllt oder nach anderen Verwaltungsstrafbestimmungen mit strengerer Strafe bedroht ist, eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 1 450 Euro zu bestrafen. Inkrafttreten; Übergangsbestimmungen; Verweisungen § 10. (1) Dieses Bundesgesetz tritt mit 1. Dezember 2012 in Kraft. Es ist auf Verkaufs- und In-Bestand-Gabe-Anzeigen, die ab diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden, und auf Kauf- oder Bestandverträge, die ab diesem Zeitpunkt geschlossen werden, anzuwenden. (2) Das Energieausweis-Vorlage-Gesetz, BGBl. I Nr. 137/2006, tritt mit Ablauf des 30. November 2012 außer Kraft. Es ist aber weiterhin auf Kauf- oder Bestandverträge anzuwenden, die vor dem 1. Dezember 2012 geschlossen wurden. Energieausweise, die im Einklang mit der Richtlinie 2002/91/EG über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 1 vom 4. Jänner 2003, S. 65, erstellt wurden, behalten für eine Dauer von zehn Jahren ab ihrer Erstellung ihre Gültigkeit auch für die nach dem Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 zu erfüllenden Pflichten. (3) Beabsichtigt der Verkäufer oder Bestandgeber, seine Pflicht nach § 4 mit einem höchstens zehn Jahre alten und im Einklang mit der Richtlinie 2002/91/EG über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 1 vom 4. Jänner 2003, S. 65, erstellten Energieausweis zu erfüllen, so reicht die Angabe des Heizwärmebedarfs in der Anzeige gemäß § 3 aus. (4) Soweit in anderen Bundesgesetzen auf Bestimmungen des Energieausweis-Vorlage-Gesetzes, BGBl. I Nr. 137/2006, verwiesen wird, erhalten die Verweisungen ihren Inhalt aus den entsprechenden Bestimmungen dieses Bundesgesetzes. Vollziehung § 11. Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes ist hinsichtlich der Informationspflicht von Immobilienmaklern nach § 3 der Bundesminister für Wirtschaft, Jugend und Familie und im Übrigen die Bundesministerin für Justiz betraut. Umsetzungshinweis § 12. Mit diesem Bundesgesetz wird die Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 153 vom 18. Juni 2010, S. 13, umgesetzt. Fischer Faymann

 

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Vorschrift Vereinbarung gemäß Art. 15a. B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen Vereinbarung gemäß Art. 15a. B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen StF.: BGBl. II Nr. 251/2009 Der Bund, vertreten durch den Bundesminister fur Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, und die Lander Burgenland, Karnten, Niederosterreich, Oberosterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien, jeweils vertreten durch die Frau oder den Herrn Landeshauptmann, - im Folgenden Vertragsparteien genannt - sind in Erwagung nachstehender Grunde Bund und Lander haben sich 2002 auf eine gemeinsame „Strategie Osterreichs zur Erreichung des Kyoto -Ziels“ (Klimastrategie 2008/2012) geeinigt. Diese wurde am 18. Juni 2002 durch den Ministerrat und am 16. Oktober 2002 durch die Landeshauptleutekonferenz angenommen. ■ Als eine der wesentlichen Umsetzungsmasnahmen im Sektor Raumwarme wurde eine Vereinbarung gemas Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Landern uber gemeinsame Qualitatsstandards fur die Wohnbauforderung mit dem Zweck der Reduktion von Treibhausgasemissionen geschlossen, welche am 22. Janner 2006 in Kraft getreten ist (BGBl. II Nr. 19/2006). ■ Die Anpassung der Klimastrategie wurde seitens des Bundes am 21. Marz 2007 durch Beschluss des Ministerrates angenommen. Darin sind weiter fuhrende Masnahmen zur Erreichung des Kyoto-Ziels, insbesondere auch im Bereich der Emissionen aus Raumwarme, enthalten. ■ Im Rahmen der Verhandlungen fur den Finanzausgleich fur die Periode 2008 bis 2013 wurde zwischen Bund und Landern vereinbart, dass die Vereinbarung BGBl. II Nr. 19/2006 weiterentwickelt werden soll, wobei diesbezugliche Verhandlungen bis Mitte 2008 abzuschliesen sind und ein Inkrafttreten mit Anfang 2009 anzustreben ist. ■ Die Lander und der Bund verstandigen sich daher auf weiterfuhrende gemeinsame Qualitatsstandards fur die Forderung der Errichtung und Sanierung von Gebauden zum Zweck der Verringerung von Treibhausgasemissionen aus dem Bereich der Raumwarme, die uber die Mindeststandards hinausgehen, welche in der Vereinbarung BGBl. II Nr. 19/2006, festgelegt wurden. Zur Unterstutzung der Masnahmensetzungen wird die bisherige Vereinbarung um Vorgaben fur die Weiterentwicklung der bautechnischen Standards, fur den Einsatz erneuerbarer Energien, um unterstutzende und begleitende Masnahmen des Bundes sowie um energietechnische Vorgaben fur von Bund und Landern offentlich genutzte Gebaude erganzt. ■ In diesem Zusammenhang wird auch ein Beitrag zur Umsetzung masgeblicher energie- und umweltpolitischer Vorhaben des Regierungsprogramms der Bundesregierung fur die XXIII. Gesetzgebungsperiode (2007 bis 2010) des Nationalrats geleistet, insbesondere hinsichtlich der Durchsetzung des Passivhausstandards in der Wohnbauforderung, der Steigerung der Sanierungsraten im Wohnbau, der Umstellung von 400 000 Haushalten auf erneuerbare Energietrager sowie des Ausbaus des Okostroms. ■ Im Sinne der europaischen Vorgaben und der daraus resultierenden Ziele fur die Mitgliedstaaten in Bezug auf Klimaschutz und Nutzung erneuerbarer Energietrager bis 2020 wird als mittel- bis langerfristiges Ziel eine moglichst weitgehende Zuruckdrangung der Nutzung fossiler Brennstoffe fur Heizung und Warmwasser in Gebauden angestrebt, was entsprechend attraktive Anreizsetzungen sowie bau- und energietechnische Vorgaben erfordert. ■ Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Schaffung von Anreizen und Masnahmen auf dem Gebiet der Endenergieeffizienz. Der Raumwarmesektor ist dabei ein wesentlicher Bereich mit hohem Energieeffizienzpotential. Eine verbesserte Endenergieeffizienz wird nicht nur helfen die Abhangigkeit von Energieimporten zu verringern, sondern tragt auch zur Senkung des Primarenergieeinsatzes, zur Verringerung des Ausstoses von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen bei. Diese Zielsetzung liegt auch der Richtlinie 2006/32/EG uber Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen, ABl. Nr. L 114 vom 27.04.2006 S. 4 sowie der in Umsetzung dieser Richtlinie ausgearbeiteten Vereinbarung zwischen Bund und Landern gemas Art. 15a B-VG uber Endenergieeffizienz zugrunde, zu deren Bestimmungen die vorgesehenen Masnahmen komplementar sind. Die gleiche Zielsetzung liegt auch der Richtlinie 2002/91/EG uber die Gesamtenergieeffizienz von Gebauden, ABl. Nr. L 1 vom 04.01.2003 S. 65, zugrunde, die die Lander umzusetzen bestrebt sind. ■ Die Vertragsparteien betonen, dass weitere Masnahmensetzungen im Sinne der Klimastrategie in den jeweiligen Zustandigkeitsbereichen der Gebietskorperschaften notwendig sind, um das Kyoto-Ziel Osterreichs zu erreichen. Dies erfolgt auf Seiten des Bundes durch die Bereitstellung finanzieller Mittel im Wege des Finanzausgleichs und des Budgets. Im Zusammenhang mit dem Beschluss der Klimastrategie -Anpassung 2007 stellt die Bundesregierung zusatzliche Mittel fur den Klimaschutz bereit, insbesondere ■ durch Schaffung des Klima- und Energiefonds mit einer Dotierung von 500 Millionen Euro uber den Zeitraum von 2007 bis 2010, durch einen entsprechenden Zusagerahmen fur die Umweltforderung im Inland sowie das JI/CDM-Programm mit einem Ankaufsbudget von bis zu 531 Millionen Euro fur den Zeitraum 2003 bis 2012. Daruber hinaus erfolgt eine Zweckbindung der Mehreinnahmen aus der Mineralolsteueranhebung 2007 fur Klimaschutzmasnahmen des Bundes, der Lander und der Gemeinden

 

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entsprechend der diesbezuglichen politischen Vereinbarung vom 5. Juli 2007. Neben den sozialen Aufgaben der Wohnbauforderung ist die Umsetzung von Umweltmasnahmen, insbesondere die Fokussierung auf Klimaschutz im Neubau und der Sanierung, eine wesentliche Aufgabe. Um dieser Aufgabe kunftig in verstarktem Ausmas im Sinne dieser Vereinbarung gerecht werden zu konnen, ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die Vertragsparteien adaquate Mittel fur Zwecke der Wohnbauforderung sicherstellen, wobei der Sanierung eine besondere Bedeutung zukommt. ■ Im Rahmen dieser Vereinbarung wird auch Rucksicht auf die Bereiche der Luftreinhaltung genommen, die von Masnahmen zur Reduktion des Ausstoses von Treibhausgasen beeinflusst werden. ■ - ubereingekommen, gemas Art. 15a B-VG die nachstehende Vereinbarung zu schliesen: 1. Abschnitt Allgemeine Bestimmungen Artikel 1 Ziele der Vereinbarung (1) Ziel dieser Vereinbarung ist die Begunstigung von Masnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Bereich von Wohn- und Nichtwohngebauden. Die Vertragsparteien schaffen daher u.a. Forderungsmodelle fur Wohngebaude, welche Anreizsysteme zum Zweck der Verbesserung des Warmeschutzes sowie des Einsatzes okologisch vertraglicher Baumaterialien und kohlendioxidemissionsarmer oder -freier Haustechnikanlagen umfassen. Zunehmend ambitionierte Anforderungen der Forderungsbestimmungen sind durch stufenweise Nachbesserungen der energiebezogenen Standards in den einschlagigen landesrechtlichen Vorschriften sowie durch unterstutzende Masnahmen des Bundes zu begleiten. Die Vertragsparteien sollen zudem eine Vorbildwirkung im Sinne einer moglichst energieeffizienten Bewirtschaftung der durch sie genutzten Gebaude, einschlieslich der weitgehenden Nutzung erneuerbarer Energietrager, ausuben. (2) Um eine wesentliche Reduktion der Treibhausgasemissionen aus dem Gebaudesektor zu erreichen, verfolgen die Vertragsparteien das Ziel, unter Berucksichtigung des jeweils aktuellen Wohnraumbedarfs den Anteil der Wohnhaussanierung an der gesamten Wohnbauforderung nachweislich und substanziell anzuheben und insbesondere attraktive Forderungsbedingungen fur thermisch-energetische Verbesserungen zu schaffen. Dabei soll die Wohnbauforderung im Zusammenspiel mit unterstutzenden Masnahmen des Bundes im Sinne der Klimastrategie einen deutlichen Beitrag zur Erhohung der Sanierungsrate leisten, insbesondere durch substanzielle Anhebung der finanziellen Mittel fur Zwecke der umfassenden Sanierung. Es wird in diesem Zusammenhang angestrebt, bis 2020 den Anteil der derzeit noch unsanierten oder nur teilsanierten Wohngebaude am Wohngebaudebestand der Errichtungsperiode 1945 bis 1980 masgeblich zu senken. Artikel 2 Begriffsbestimmungen Im Sinne dieser Vereinbarung bezeichnet der Begriff: „Wohnbauforderung“ jede Art der direkten und indirekten Forderung der Errichtung oder Sanierung von Wohngebauden einschlieslich der dabei relevanten energetischen und sonstigen okologischen Masnahmen, unabhangig von der im konkreten Fall zustandigen Forderstelle. Unberuhrt von dieser Vereinbarung bleiben Forderungen, die auf subjektive Merkmale des Forderungswerbers abstellen (zB Wohnbeihilfen, Eigenmittelersatzdarlehen in Abhangigkeit vom Einkommen), sofern diese aus sozialpolitischen Erwagungen unabhangig von oder in Erganzung zu objektbezogenen Forderungen gewahrt werden, sowie Forderungen fur Sanierungen zum Zweck der allgemeinen Verbesserung von Wohn- und Gebaudestandards, die keinen unmittelbaren Einfluss auf den Energieverbrauch des Gebaudes haben, einschlieslich Masnahmen auserhalb von Gebauden, die einer allgemeinen Qualitatsverbesserung des Wohnumfeldes dienen. 1. „Heizwarmebedarf“ (HWB) denjenigen Wert, der sich bei Anwendung der Berechnungsmethode gemas Richtlinie 6 des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) bei einer Heizgradtagzahl von 3 400 Kd/a (Referenzklima) ergibt. 2.„Offentliche Gebaude“ solche Gebaude, die zum uberwiegenden Teil von den Vertragsparteien genutzt werden. 3.„Umfassende energetische Sanierung“ zeitlich zusammenhangende Renovierungsarbeiten an der Gebaudehulle und/oder den haustechnischen Anlagen eines Gebaudes, soweit zumindest drei der folgenden Teile der Gebaudehulle und haustechnischen Gewerke gemeinsam erneuert oder zum uberwiegenden Teil in Stand gesetzt werden: Fensterflachen, Dach oder oberste Geschosdecke, Fassadenflache, Kellerdecke, energetisch relevantes Haustechniksystem. 4.„Deltaforderung“ die Forderung von Masnahmen, die auf die Verringerung des Heizwarmebedarfs um einen bestimmten Wert abzielen. 5.„Innovative klimarelevante Systeme“ folgende Heizungs- und Warmwasserbereitungssysteme6. : Systeme auf Basis erneuerbarer Energien unter Berucksichtigung moglichst hoher Effizienzstandards; Heizungssysteme auf Basis emissionsarmer, biogener Brennstoffe sind nach Moglichkeit mit thermischen Solaranlagen zu kombinieren. a. elektrisch betriebene Heizungswarmepumpensysteme mit einer Jahresarbeitszahl von zumindest 4, wobei nach Moglichkeit eine Kombination mit Solaranlagen zu erfolgen hat. b. Fernwarme aus hocheffizienten Kraft-Warme-Koppelungs-Anlagen im Sinne der Richtlinie 2004/8/EG uber die Forderung einer am Nutzwarmebedarf orientierten Kraft-Warme-Kopplung im Energiebinnenmarkt, ABl. Nr. L 52 vom 21.02.2004 S. 50, und sonstige Abwarme, die andernfalls ungenutzt bleibt. c.

 

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Fernwarme mit einem Anteil erneuerbarer Energie d. von zumindest 80 %. Erdgas-Brennwert-Anlagen in Kombination mit thermischen Solaranlagen, soweit keine Fernwarmeanschlussmoglichkeit gegeben ist oder aus Grunden der Luftreinhaltung oder aufgrund mangelnder Zulieferungs- oder Lagerungsmoglichkeiten der Einsatz biogener Brennstoffe nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Der Anteil der solaren Ertrage soll dabei optimiert werden. Sollte lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar sein, so kann von dieser Kombination Abstand genommen werden. e. Andere Technologien und Energieversorgungssysteme, soweit diese im Vergleich zu den in lit. b bzw. e angefuhrten Systemen zu geringeren Treibhausgasemissionen fuhren. f. „Passivhaus“ ein Gebaude mit einer Energiekennzahl von bis zu 10 kWh/(m2.a) nach Berechnungsmethode des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) bzw. bis zu 15 kWh/(m2.a) nach Berechnung gemas Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP). Es kann alternativ auch die Begriffbestimmung einer einschlagigen ONORM herangezogen werden. 7. 2. Abschnitt Maßnahmen im Bereich der Wohnbauförderungen der Länder Artikel 3 Mindestanforderungen für Zwecke der Förderung im Wohnungsneubau (1) Fur die Neuerrichtung von Wohngebauden werden von den Landern Mindestanforderungen fur Warmeschutzstandards gemas unten stehender Tabelle als Voraussetzung fur die Gewahrung einer Forderung festgelegt, wobei in Bezug auf das Oberflachen-Volumsverhaltnis (A/V-Verhaltnis) zwischen den Werten linear zu interpolieren ist: HWBBGF in kWh/(m2.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 65 35 ab 1.1.2010 45 25 ab 1.1.2012 36 20 Bei Gebauden mit einem A/V-Verhaltnis von 0,8 oder daruber konnen die Lander ab dem Jahr 2012 Regelungen erlassen, im Falle einer teilsolaren Raumheizung mit mindestens 15 % solarem Deckungsanteil dies beim zulassigen Heizwarmebedarf mit bis zu 10 % des Anforderungswertes zu berucksichtigen. (2) Die Mindestanforderungen an den Heizwarmebedarf im Wohnungsneubau sollen mittelfristig um Kennzahlen im Bereich Primarenergiebedarf sowie Kohlendioxidemissionen erweitert werden. Die Vertragsparteien werden hierzu gemeinsame Vorarbeiten leisten und bis Ende 2010 Ergebnisse vorlegen. (3) Hinsichtlich der erstmaligen Errichtung von Heizungs- und Warmwasserbereitstellungssystemen im Zuge des Wohnungsneubaus stellt der Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 eine Forderungsvoraussetzung dar. Die Forderanreize sollen dabei so gestaltet werden, dass der Anteil erneuerbarer Energien optimiert wird. (4) Die Lander konnen fur den Einsatz von Heizungssystemen auf Basis von Ol-Brennwerttechnik befristete Ausnahmeregelungen vorsehen, soweit im Einzelfall verpflichtend eine Kombination mit thermischen Solaranlagen vorgesehen wird und die betreffenden Gebaude die ab 2012 gemas Abs. 1 geltenden Warmeschutzstandards nicht uberschreiten. Auf die Kombination mit thermischen Solaranlagen kann verzichtet werden, wenn lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Die Ausnahmeregelungen sind allen anderen Vertragsparteien mitzuteilen. (5) Fur Warmepumpensysteme kann in begrundeten Ausnahmefallen eine Mindest-Jahresarbeitszahl zwischen 3 und 4 festgelegt werden. Artikel 4 Förderungsanreize für zusätzliche Maßnahmen beim Wohnungsneubau (1) Unbeschadet der Mindestanforderungen nach Art. 3 werden, auch unter Berucksichtigung der Erfordernisse des Immissionsschutzes, weitere besondere Anreize insbesondere fur folgende energetische und okologische Masnahmen im Wohnungsneubau geschaffen werden: 1. Erreichen niedrigerer Energiekennzahlen als in den Mindestanforderungen nach Art. 3, Errichtung von Passivhausern; als Zielwert in der Wohnbauforderung fur 2015 wird von den Bundeslandern der Passivhausstandard angestrebt, 2.Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6, die ausschlieslich erneuerbare Energietrager nutzen (insbesondere durch Kombination biogener Brennstoffe mit Solaranlagen), sowie der Einsatz von Warmeruckgewinnungssystemen, 3. 4. Einsatz okologisch besonders vorteilhafter Baustoffe, 5. Einsatz von Niedertemperaturheizungssystemen. (2) Bestehende Standards fur Niedrigenergie-, Niedrigstenergie- und Passivhauser - wie zB erfolgreiche regionale Standards oder die klima:aktiv Hausstandards - werden von den Vertragsparteien gemeinsam weiterentwickelt. Im Rahmen spezifischer Forderungsmodelle werden diese innovativen Standards entsprechend ausgewiesen. (3) Auf verkehrs- und flachenverbrauchsminimierende Bebauung im Sinne einer Minimierung des motorisierten Individualverkehrs ist unter Berucksichtigung ubergeordneter raumordnungspolitischer Zielsetzungen Bedacht zu nehmen. Artikel 5 Förderung von Wohnhaussanierungen (1) Die Lander setzen zur Erreichung der Ziele gemas Art. 1 Abs. 2 verstarkte Anreize fur Sanierungen.

 

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(2) Zum Zweck bestmoglicher Sanierungen werden von den Landern Forderungsmodelle mit Anreizsystemen fur folgende Masnahmen geschaffen: Unterschreiten der Mindestanforderungen fur den maximalen Heizwarmebedarf (HWBBGF) nach Art. 6 Abs. 2 nach Sanierung. Die Forderstufen konnten sich dabei an den Anforderungen fur den Neubau nach Art. 3 Abs. 1 gemas dieser Vereinbarung bzw. am Passivhausstandard orientieren, 1.zusatzliche Masnahmen im Bereich der energetisch relevanten Haustechnik (Heizungs-, Warmwasserund Luftungsanlagen), wobei besondere Anreize fur den Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 zu setzen sind, und 2.Einsatz okologisch besonders vorteilhafter 3. Baustoffe. (3) Investitionskosten fur Kuhlanlagen, die nicht ausschlieslich mit erneuerbarer Energie oder mit Fernkalte aus Abwarme betrieben werden, werden aus der Bemessungsgrundlage der Wohnbauforderung ausgenommen. (4) Die Bewertungsmodelle nach Art. 10 sind so zu gestalten, dass sie im Vergleich zu Forderungen fur Einzelbauteilsanierungen genugend Anreize fur umfassende Sanierungen im Sinne von Art. 6 bieten. (5) Zur Steigerung der Sanierungsraten werden in Erganzung zu den Forderprogrammen begleitende Impuls- und Beratungsprogramme im Sanierungsbereich gestartet bzw. intensiviert. Es soll dabei auch auf die Erfahrungen aus erfolgreichen regionalen Initiativen oder den klima:aktiv Gebaudeprogrammen zuruckgegriffen werden. Es sind entsprechende Kooperationen unter Einbindung regionaler Akteure anzustreben. Artikel 6 Mindestanforderungen für die Förderung umfassender energetischer Wohnhaussanierungen (1) Fur die umfassende energetische Sanierung (Art. 2 Abs. 1 Z 4) von Wohnhausern werden besondere Forderanreize vorgesehen. (2) Fur die umfassende energetische Sanierung von Gebauden werden Mindestanforderungen fur Warmeschutzstandards gemas unten stehender Tabelle als Voraussetzung fur die Gewahrung einer Forderung festgelegt, wobei in Bezug auf das Oberflachen-Volumsverhaltnis (A/V-Verhaltnis) zwischen den Werten linear zu interpolieren ist: HWBBGF in kWh/(m2.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 80 43 ab 1.1.2010 75 35 (3) Erganzend zu den Vorgaben in Abs. 2 konnen Forderungsanreize vorgesehen werden, die auf eine moglichst hohe Heizwarmebedarfsreduktion gegenuber dem Ausgangswert vor Sanierung abzielen („Deltaforderung“). (4) Werden im Rahmen umfassender energetischer Sanierungen die Zielwerte des Abs. 2 nicht realisiert, konnen die Lander ebenso die Moglichkeit der „Deltaforderung“ vorsehen, um moglichst weitgehende Sanierungen zu erreichen. Dabei muss jedoch der Ausgangs-HWB ab dem Jahr 2009 um mindestens 25 %, ab dem Jahr 2010 um mindestens 30 % verbessert werden. (5) Fur historische oder denkmalgeschutzte Gebaude konnen Ausnahmen vorgesehen werden. Artikel 7 Förderung von Einzelbauteilsanierungen im Wohnbau (1) Fur die Forderung von Einzelbauteilsanierungen oder -erneuerungen an der thermischen Gebaudehulle werden folgende energetische Mindeststandards festgelegt. U-Wert-Vorgaben fur Forderung der Sanierung einzelner Bauteile ab 1.1.2009 Fenster bei Tausch des ganzen Elements (Rahmen und Glas) 1,35 W/(m2K) Fensterglas (bei Tausch nur des Glases) 1,10 W/( m2K) Ausenwand 0,25 W/( m2K) Oberste Geschossdecke, Dach 0,20 W/( m2K) Kellerdecke, Fusboden gegen Erdreich 0,35 W/( m2K) (2) Es sollen Forderanreize fur Bauteile vorgesehen werden, die die Werte in Abs. 1 unterschreiten. (3) Fur historische oder denkmalgeschutzte Gebaude konnen Ausnahmen vorgesehen werden. Artikel 8 Förderung der Sanierung von Heizungsanlagen in Wohngebäuden (1) Forderungen, welche auf den Austausch von Warmebereitstellungssystemen oder die Sanierung von Heizungsanlagen, einschlieslich der Einbindung in ein Fernwarmesystem, abzielen, werden auf innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 eingeschrankt und nach Moglichkeit mit Masnahmen zur Reduktion des Heizwarmebedarfs im Sinne der Art. 6 und 7 abgestimmt. (2) Fur elektrisch betriebene Warmepumpen kann in begrundeten Ausnahmefallen eine Mindest- Jahresarbeitszahl zwischen 3 und 4 festgelegt werden. (3) Abweichend vom Grundsatz des Abs. 1 konnen unter folgenden Voraussetzungen Forderungen fur den Austausch alter Heizungsanlagen oder Kessel auf Basis flussiger fossiler Brennstoffe gegen Ol- Brennwertsysteme gewahrt werden, wobei diese Voraussetzungen auch fur die Forderung von Erdgas- Brennwertkesseln in Kombination mit thermischen Solaranlagen gemas Art. 2 Abs. 1 Z 6 lit. e gelten: Es erfolgt eine Kombination mit thermischen Solaranlagen, wobei die Einbindung in das Raumheizungssystem anzustreben ist. Hierbei werden die Forderanreize so gestaltet, dass der Anteil an erneuerbarer Energie optimiert wird, 1.die Forderanreize fur den Kesseltausch werden in Abhangigkeit von der Einhaltung der HWB- Werte des Art. 6 Abs 2 differenziert gestaltet. Fur Gebaude, die noch nicht thermisch saniert wurden, ist ein Energieausweis mit entsprechenden Ratschlagen und Empfehlungen vorzulegen, 2.es bestehen keine Moglichkeiten fur einen Anschluss an ein Fernwarmenetz und aus Grunden der

 

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Luftreinhaltung oder aufgrund mangelnder Zulieferungs- und/oder Lagerungsmoglichkeiten ist der Einsatz biogener Brennstoffe nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar. 3.Die Erfullung der genannten Fordervoraussetzungen ist vom Forderwerber nachzuweisen. Auf die Erfullung der Voraussetzung gemas Z 1 kann verzichtet werden, wenn lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Artikel 9 Vermeidung klimaschädigender Gase im Wohnbau (1) Die Gewahrung von Wohnbauforderungsmitteln nach den Art. 3 bis 7 setzt voraus, dass ausschlieslich Baumaterialien verwendet werden, welche im Verlauf des Lebenszyklus keine klimaschadigenden halogenierten Gase in die Atmosphare freisetzen. (2) Zur Vermeidung von klimaschadigenden halogenierten Gasen in mit den Gebauden in Verbindung stehenden Anlagen sollen entsprechende Anreize gesetzt werden. Artikel 10 Bewertungsmodell Die in den Art. 3 bis 9 angefuhrten und allenfalls weitere qualitative und quantitative Merkmale sind in ein quantifizierendes, objektiv nachvollziehbares Bewertungsmodell zu ubertragen (zB Punkte- oder Stufenmodelle). Der Forderungswerber ist (insbesondere durch Beratungsgesprache) von den Landern oder durch von diesen beauftragte, produktunabhangige Organisationen uber Funktionsweise, Forderungsvoraussetzungen und konkrete Auswirkungen des jeweiligen Forderungsmodells zu informieren, insbesondere uber Anreizmechanismen in Bezug auf energetische und okologische Masnahmen. 3. Abschnitt Zusätzliche Maßnahmen außerhalb der Wohnbauförderungen der Länder Artikel 11 Bau- und energietechnische Vorschriften (1) Zur Unterstutzung der Ziele dieser Vereinbarung stellen die Bundeslander die Umsetzung der Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Warmeschutz“ des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) im Rahmen der jeweiligen einschlagigen landesrechtlichen Vorschriften sicher. (2) Begleitende Masnahmen werden gegen den stark steigenden Energiebedarf von Nichtwohngebauden gesetzt. (3) Entsprechend dem im OIB-Prozess vereinbarten Zeitplan werden ab 2010 Verhandlungen zwischen den Landern uber die weitere Anpassung der energietechnischen Anforderungen an Gebaude aufgenommen und anschliesend rechtlich umgesetzt (5-Jahresrhythmus). Dabei werden die folgenden Ziele in besonderer Weise berucksichtigt: hinsichtlich des hochstzulassigen Heizwarmebedarfs soll der Abstand zwischen den Anforderungen im geforderten Wohnbau und jener der OIB Richtlinie 6 in Relation gehalten werden; 1.Festlegung von Regelungen fur Gebaude mit einer gesamten Nutzflache von weniger als 1 000 m2 in Bezug auf Mindestanforderungen an den Heizwarmebedarf in Zusammenhang mit umfassenden Sanierungen; 2.verpflichtende Prufung des Einsatzes erneuerbarer Energietrager fur Zwecke der Warme-, Kuhlungsund Elektrizitatsversorgung; sowie 3.weitere Beschrankungen in Bezug auf die Errichtung von Klimaanlagen, wobei ein moglichst hoher Anteil erneuerbarer Energietrager angestrebt wird. 4. Artikel 12 Mindestanforderungen für den Neubau öffentlicher Gebäude der Vertragsparteien (1) Bei der Errichtung offentlicher Gebaude sind folgende Energiekennzahlen zur Anwendung zu bringen: HWB* in kWh/(m3.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 ab 1.1.2010 15 8 ab 1.1.2012 12 7 Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf den Zeitpunkt der Einreichung zur baurechtlichen Genehmigung. (2) Unbeschadet davon ist im Fall der Errichtung offentlicher Gebaude der maximal zulassige auseninduzierte Kuhlbedarf KB*V,NWG,max von 1,0 kWh/(m3.a) gemas OIB-Richtlinie 6 einzuhalten. (3) Fur Heizung und Warmwasserbereitstellung sind innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 vorzusehen. (4) Es werden von den Vertragsparteien Regelungen fur eine Optimierung des Nutzerverhaltens bezuglich Energieeinsparungen getroffen. Artikel 13 Mindestanforderungen für die Sanierung öffentlicher Gebäude der Vertragsparteien (1) Die Vertragsparteien verfolgen das Ziel, im Bereich der offentlichen Gebaude umfassende Sanierungen umzusetzen. Dabei werden folgende Energiekennzahlen zur Anwendung gebracht: HWB* in kWh/(m3.a) A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 27 14 ab 1.1.2010 25 12 Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf den Zeitpunkt der Einreichung zur baurechtlichen Genehmigung. (2) Sind umfassende Sanierungen im Sinne des Abs. 1 nicht durchfuhrbar, werden moglichst weitgehende und qualitativ hochwertige Sanierungsmasnahmen umgesetzt. Dabei sind im Regelfall folgende Bauteilanforderungen einzuhalten:

 

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U-Wert-Vorgaben bei Sanierung einzelner Bauteile ab 1.1.2009 Fenster bei Tausch des ganzen Elements (Rahmen und Glas) 1,35 W/(m2K) Fensterglas (bei Tausch nur des Glases) 1,10 W/( m2K) Ausenwand 0,25 W/( m2K) Oberste Geschossdecke, Dach 0,20 W/( m2K) Kellerdecke, Fusboden gegen Erdreich 0,35 W/( m2K) (3) Im Regelfall wird beim Austausch von Warmebereitstellungssystemen oder der Sanierung von Heizungsanlagen, einschlieslich der Einbindung in ein Fernwarmesystem, auf innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 umgestellt. Diese Umstellungen sind mit Maßnahmen zur Reduktion des Heizwärmebedarfs im Sinne dieses Artikels abzustimmen. Sollte das Gebäude nach der Sanierung mit fossilen Energieträgern versorgt werden, so ist nach Möglichkeit eine Kombination mit erneuerbaren Energieträgern vorzusehen, wobei der Anteil der Erneuerbaren optimiert wird. (4) Im Fall der umfassenden Sanierung öffentlicher Gebäude ist der maximal zulässige außeninduzierte Kühlbedarf KB*V,NWGsan,max von 2,0 kWh/(m3.a) gemäß OIB-Richtlinie 6 einzuhalten. (5) Für historische oder denkmalgeschützte Gebäude können Ausnahmen vorgesehen werden. (6) Die Contractingaktivitäten bei Bundesgebäuden sind weiter auszubauen, insbesondere um ausreichende wirtschaftliche Anreize zur Umsetzung umfassender Sanierungen zu geben. Dazu sind bei Investitionen Amortisationszeiten von bis zu 15 Jahren zu Grunde zu legen. (7) Es werden von den Vertragsparteien Regelungen bzw. Richtlinien für eine Optimierung des Nutzerverhaltens bezüglich Energieeinsparungen getroffen. Artikel 14 Gemeinden Die Länder werden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf die Gemeinden einwirken, dass bei Errichtung oder Sanierung von Nicht-Wohngebäuden die Bestimmungen der Art. 12 und 13 sinngemäß angewandt werden. Artikel 15 Förderinstrumente und Begleitmaßnahmen des Bundes im Gebäudebereich (1) Durch Förderinstrumente des Bundes erfolgt ein gezielter Mitteleinsatz im Bereich der Nicht- Wohngebäude. Der Bund gestaltet die Förderinstrumente für den Neubau und die Sanierung von Nicht- Wohngebäuden entsprechend den Vorgaben dieser Vereinbarung. (2) Hierbei werden Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz von Gebäuden und der Nutzung erneuerbarer Energien im Gebäudebereich, insbesondere durch Förderung von Vorzeigebeispielen besonders energieeffizienter Sanierungen einschließlich deren Dokumentation, gesetzt. (3) Der Bund verfolgt das Ziel, Maßnahmen zur Weiterentwicklung der wohnrechtlichen Rahmenbedingungen zur Steigerung der thermischen Sanierungsrate und für die Nutzung erneuerbarer Energie zur Deckung des Wärme- und Elektrizitätsbedarfs von Gebäuden vorzuschlagen. (4) In die Lehrpläne für einschlägige berufsbildende höhere Schulen werden ehest möglich Unterrichtsinhalte betreffend energieeffizientes Bauen aufgenommen bzw. ausgeweitet. Eine Aufnahme dieser Themen in die Studienpläne einschlägiger Universitäten wird angestrebt. Die berufsbegleitende Ausbildung der relevanten Professionisten ist fortzuführen bzw. zu verstärken. 4. Abschnitt Berichtslegung und Schlussbestimmungen Artikel 16 Berichtslegung (1) Die Vertragsparteien teilen einander spätestens ein Jahr nach Inkrafttreten dieser Vereinbarung sowie in weiterer Folge entsprechend den Anpassungen die Maßnahmen mit, welche im Sinne dieser Vereinbarung getroffen wurden. (2) Die Wirkungen der Maßnahmen im Bereich der Gebäude werden bis 31. Mai eines jeden Jahres für das jeweils vorangegangene Jahr - erstmals am 31. Mai 2010 für das Jahr 2009 - von den Vertragsparteien evaluiert und in Berichten veröffentlicht. Für den Bereich der öffentlichen Gebäude im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 3 werden diese Daten jeweils für das vorvorangegangene Jahr vorgelegt, erstmals am 31. Mai 2011 für das Berichtsjahr 2009. In den Berichten ist insbesondere darzulegen, in welchem Ausmaß sich der durchschnittliche Heizwärmebedarf sowie die davon abgeleiteten Treibhausgas-Emissionen im geförderten Neubau gegenüber einem Referenzszenario verringert haben; 1.in welcher Form dem Ziel des Art. 1 Abs. 2 entsprochen wird, insbesondere durch Darstellung diesbezüglicher finanzieller Kennzahlen, wobei eine Vergleichbarkeit der im jeweiligen Berichtsjahr zugesagten Förderungen für Wohnungsneubau und Wohnhaussanierung sichergestellt wird; 2.in welchem Ausmaß durch die Sanierungsförderung der Heizwärmebedarf sowie die davon abgeleiteten Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebestand verringert werden konnten; 3.die Aufteilung der geförderten Heizsysteme im Neubau und der Sanierung und die hierdurch realisierten Treibhausgasemissionsreduktionen; 4.in welchem Maß Heizwärmebedarf und Treibhausgasemissionen bei öffentlichen Gebäuden der Vertragsparteien gegenüber einem Referenzszenario verringert werden konnten (Neubau und Sanierung); 5.welche sonstigen Maßnahmen im Sinne des 9. Erwägungsgrundes der Präambel und des Art. 15 gesetzt wurden. 6.(3) Eine Standardisierung der Berichtsanforderungen einschließlich der Festlegung von Referenzwerten erfolgt im Wege des als Bund-Länder-Koordinationsgremium eingerichteten „Kyoto-Forums“, wobei das Ziel in einer zusammengefassten, verständlichen und überschaubaren Fassung mit gut vergleichbaren Ergebnissen liegt.

 

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(4) Die Berichte bilden die Grundlage für künftige Adaptierungen dieser Vereinbarung unter Berücksichtigung des Stands der Technik und anderer Anforderungen, etwa im Zusammenhang mit der Umsetzung oder Anpassung der Richtlinie 2002/91/EG. Artikel 17 Inkrafttreten und Geltungsdauer (1) Diese Vereinbarung tritt am 30. Tag nach Ablauf des Tages in Kraft, an dem die nach den Landesverfassungen erforderlichen Voraussetzungen für das Inkrafttreten erfüllt sind und beim Bundeskanzleramt die Mitteilungen der Länder darüber vorliegen sowie 1.die nach der Bundesverfassung erforderlichen Voraussetzungen für das Inkrafttreten 2. erfüllt sind. (2) Die Gültigkeit dieser Vereinbarung endet mit Ablauf des im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Vereinbarung geltenden Finanzausgleichsgesetzes. (3) Diese Vereinbarung kann von jeder Vertragspartei zum 31. Dezember eines jeden Jahres unter Einhaltung einer sechsmonatigen Kündigungsfrist mittels eingeschriebenen Briefes gekündigt werden. (4) Am Tag des Inkrafttretens dieser Vereinbarung tritt die Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung von Wohngebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen, BGBl. II Nr. 19/2006, außer Kraft. Artikel 18 Durchführung Die zur Durchführung dieser Vereinbarung notwendigen Vorschriften sind, sofern sie nicht ohnehin bereits in Geltung stehen oder es in der Vereinbarung nicht anders festgelegt wurde, längstens binnen sechs Monaten nach Inkrafttreten dieser Vereinbarung zu erlassen. Artikel 19 Mitteilungen Mit Ausnahme der Berichte nach Art. 16 sind alle die Vereinbarung betreffenden Erklärungen an das Bundeskanzleramt zu richten, das seinerseits die übrigen Vertragsparteien hievon unverzüglich in Kenntnis zu setzen hat. Artikel 20 Urkunden Diese Vereinbarung wird in einer Urschrift ausgefertigt. Die Urschrift wird beim Bundeskanzleramt hinterlegt. Dieses hat allen Vertragsparteien beglaubigte Abschriften der Vereinbarung zu übermitteln. Die Vereinbarung tritt gemäß ihrem Artikel 17 am 13. August 2009 in Kraft.

 

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