Das EAVG 2012 in Theorie & Praxis und die Nachhaltigkeits-Zertifizierung von Immobilien
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Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt
bzw. die wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe. Die vorliegende Masterarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument
identisch.
Linz, im April 2014 Unterschrift:
3
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitung ....................................................................................................................................... 5
1. Die Ratio des Instruments der ‚Gebäudezertifizierung‘ ............................................................ 6
2. Vermarktungsvorteile im Markt, Publizität in den Medien, Wettbewerb ................................ 8
B. Rechtlicher Teil: Europarecht und nationales Recht ..................................................................... 9
1. Europarecht ............................................................................................................................... 9
a) Primärrecht ................................................................................................................................ 9
b) Sekundärrecht ......................................................................................................................... 11
2. Nationales Recht in Österreich ................................................................................................ 18
3. Oö. Landesrecht ....................................................................................................................... 20
4. Richtlinien und technische Normen ohne eigenen gesetzlichen Status ................................. 22
5. Der ‚New Approach‘ in der Technik: Gesetze und Normen .................................................... 24
C. Das Energieausweisvorlagegesetz ‐ EAVG 2012 .......................................................................... 32
1. Der Energieausweis in Österreich – Geschichte, Entwicklung & Tendenzen .......................... 32
2. Allgemeines zum Gesetzestext ................................................................................................. 36
3. Inhalt des Gesetzestextes ........................................................................................................ 39
4. Zivilrechtliche Aspekte der Verpflichtung zur Energieausweisvorlage .................................... 43
D. Fazit und Kritik ............................................................................................................................. 45
1. Die rechtliche Einbettung von Energieausweis und Gebäudezertifizierung ........................... 47
2. Untersuchung der Umsetzung des EAVG 2012 in Medien & Inseraten ................................. 48
3. Der Energieausweis als Vorstufe zum ‚Gebäudetypenschein‘ ................................................. 49
E. Anhang: Vorstellung des ‚DGNB Gebäudezertifizierungssystems‘ ............................................... 51
1. Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden nach dem DGNB System ...................................... 51
a) Das junge Gebiet der Gebäudezertifikate .............................................................................. 51
b) Systemvergleiche, im deutschsprachigen Raum und international ........................................ 53
c) Ablauf des Audits, des Zertifizierungsprozesses und der Konformitätsprüfung ..................... 56
d) Detaillierte Gebäudedokumentationen und Nutzerhandbücher ........................................... 58
4
e) Wunsch des Marktes, einen ‚Typenschein‘ für Gebäude zu entwickeln ................................. 58
2. Internationalisierungsbestrebungen in der Gebäudezertifizierung ............................................ 58
a) International anwendbares Kernsystem + nationale Applikationen ....................................... 58
b) Nutzung von Synergien durch Kooperationen, Arbeitsgruppen, Experten ............................ 59
c) Outsourcing standardisierter Prozesse .................................................................................... 59
F Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................................................... 60
Literatur‐ und Abbildungsverzeichnis, Glossar: ................................................................................ 61
Ausgewählte Gesetzestexte und Referenzdokumente: ................................................................... 65
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Abbildung 1:Die Erdölreserven der Erde und zwei divergierende Perspektiven
Unter dieser kurzsichtigen Wachstumsmanie hat nicht nur die langfristige Gesamtqualität
des Gebäudebestandes stark gelitten, sondern es sinkt auch die Nutzbarkeit dieser
Immobilien rapide mit deren zunehmendem Alter. Viele dieser Bauwerke müssen derzeit
aufwändig renoviert und adaptiert werden, oft bleibt vom ursprünglichen Gebäude nicht
viel mehr über als das statisch tragende Skelett, sofern es nicht vernünftiger ist, ein
solches Bauwerk ‚rückzubauen‘ (abzureißen).
So hat sich in den letzten Jahren eine neue, die Nachhaltigkeit propagierende Strömung in
der Immobilienwirtschaft etabliert, die den Fokus verstärkt auf die Nutzungsphase legt,
da hier viel größere Effekte in Bezug auf Kosten erzielt werden können als dies durch die
bislang praktizierte alleinige Betrachtung der Baukosten möglich wäre.
Man hat langsam verstanden, dass ein Gebäude die höchsten Kosten in der
Nutzungsphase erzeugt, und dass eine qualitativ höherwertige Bauausführung und eine
bedachtere Planung schon vom ersten Tag des Gebäudebetriebs an Unmengen an Heiz‐,
Kühl‐ und Beleuchtungsenergie und somit Kosten einsparen können. Optimiert man nun
auch noch die eingesetzten Materialien und nimmt auf soziofunktionale Aspekte der
Nutzerbedürfnisse Bedacht, so erhält man ein hochgradig nachhaltiges Gebäude, das
auch nach vielen Jahren wertstabil ist und sich jederzeit ohne große Abschläge weiter
vermieten oder verkaufen lässt. Denn Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur auf die
ökologische Komponente zu beschränken!
1.DieRatiodesInstrumentsder‚Gebäudezertifizierung‘
Dem einleitend beschriebenen Trend folgend, dass es sowohl für die Erbauer als auch für
die Benutzer eines Gebäudes große Vorteile bringt, wenn man bei der Planung eines
Gebäudes die Planung der Nutzungsphase miteinbezieht, haben sich verschiedene
Ansätze und Strategien herausgebildet, wie solche baulichen Qualitäten objektiv und
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Kauf‐ und In‐Bestand‐Gabe‐Anzeigen einen Hinweis auf den ‚Heizwärmebedarf‘ (HWB)
und den Gesamtenergieeffizienz‐Faktor (fGEE) der Immobilie zu enthalten haben2, und
dass jedem Kauf‐ oder In‐Bestand‐Gabe‐Vertrag auch ein aktueller Energieausweis der
betreffenden Immobilie beizulegen ist.3 Wird dem Käufer oder Bestandnehmer vor
Abgabe seiner Vertragserklärung ein Energieausweis vorgelegt, so gilt die darin
angegebene Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes als bedungene Eigenschaft im Sinne
des § 922 Abs. 1 ABGB.4
2.VermarktungsvorteileimMarkt,PublizitätindenMedien,Wettbewerb
Diese Transparenzstrategie im Immobilienmarkt macht es einerseits für die Konsumenten
einfacher, sich in einer bislang sehr undurchschaubaren Masse an schwer zu belegbaren
Informationen über die Kosten im Betrieb einer Immobilie einen Überblick zu verschaffen,
und andererseits gibt es auf Seiten der Betreiber dadurch einen großen Anreiz, allfällige
Investitionen in die Erneuerung der Haustechnik und in die thermische Gebäudehülle zu
tätigen. Schließlich stehen nun die Betreiber von vor allem Büro‐ und
Verwaltungsimmobilien in einem immer stärker werdenden Konkurrenzkampf
zueinander. Die so genannte Immobilienblase und die aktuelle Leerstandsdebatte feuern
diesen Wettbewerb noch zusätzlich an.
Ein weiterer Vorteil für die Gesellschaft im Ganzen ist, dass das Thema der Nachhaltigkeit
nun auch beim Wohnen angekommen ist, und sich viele Menschen darüber Gedanken
machen, wie sie ressourcenschonender und dadurch auch besser leben können. Was
noch vor einigen Jahren wie ein Wiederspruch geklungen hätte, wird nun durch diese
Mentalitätsänderung plötzlich Realität (Schlagworte und Tendenzen wie: ‚Small Living‘,
Reduktion des ‚Carbon Footprints‘, ‚Genussregion‘, ‚fahr nicht fort – kauf im Ort‘, usw.
belegen dieses allmähliche kollektive Umdenken).
2 § 3 EAVG 2012. 3 § 4 Abs 1 EAVG 2012. 4 § 6 EAVG 2012.
9
Alle diese Faktoren bewirken in einem langsamen aber stetigen Prozess, dass die
Transparenz, die Objektivität und die Vergleichbarkeit im Immobilienmarkt langfristig
gesteigert werden, und so die Gesamtqualität zum Vorteil aller Beteiligten kontinuierlich
gesteigert wird. In erster Linie profitiert aber natürlich der Konsument bzw. Nutzer einer
Immobilie, da diesen weit mehr als die Baukosten die tatsächlichen Kosten im Betrieb,
also die Nutzungskosten interessieren. Die dazu relevanten Daten konnte er bislang nicht
oder nur sehr selten beim Verkäufer oder In‐Bestand‐Geber einfordern, denn meist hatte
dieser selbst keine aussagekräftigen Aufzeichnungen dazu angefertigt.
B. Rechtlicher Teil: Europarecht und nationales Recht
1.Europarecht
Das Europarecht ist das in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union anerkannte
überstaatliche Recht und wird seit dem Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon als
Unionsrecht bezeichnet. Es zeichnet sich durch eine teilweise unmittelbare
Anwendbarkeit in den Mitgliedstaaten ohne nationalen Umsetzungsakt und den Vorrang
des Unionsrechts vor dem mitgliedstaatlichen Recht aus (‚supranationale
Rechtsordnung‘).
a)Primärrecht
Das Primärrecht besteht aus den zwischen den Mitgliedstaaten geschlossenen Verträgen
und bildet die zentrale Rechtsquelle des Europarechts im engeren Sinne. Die wichtigsten
dieser Verträge sind der Vertrag über die Europäische Union (EU‐Vertrag) und der Vertrag
über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEU‐Vertrag). Eine eigenständige EU‐
Umweltpolitik hat sich aber erst relativ spät entwickelt, eigentlich erst mit der ‚Pariser
Gipfelkonferenz‘ 1972, wo die damaligen Staats‐ und Regierungschefs eine Erklärung zur
Umwelt‐ und Verbraucherschutzpolitik verabschiedet haben.5 Infolgedessen wurde dann
das sogenannte Umweltaktionsprogramm (UAP) verabschiedet, welches Leitlinien zur
gemeinschaftlichen Umweltpolitik festschrieb. Primärrechtlichen Rang erhielt die
5 Knill, Entwicklungen innerhalb der EU, in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 287.
10
Umweltpolitik mit dem Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte im Jahr 1987,
wo sie als offizielles Handlungsfeld im EWG‐Vertrag verankert wurde. Die folgenden
Verträge stärkten die Kompetenzen der EU in diesem Politfeld stetig.6
Nachhaltigkeitsaspekte im Primärrecht:
Im Vertrag der Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV)7 ist etwa in den Art 191
‚Umweltschutz‘ und Art 194 ‚Energieeffizienz‘ ein grundsätzliches Bekenntnis der
Europäischen Gemeinschaft zu einem nachhaltigeren, vor allem wirtschaftlichen, Agieren
erkennbar. So legt etwa Art 191 Abs 1 AEUV (‚Umwelt‘) folgende grundsätzlichen
Umweltschutzziele für alle Mitgliedstaaten fest:
• Erhaltung und Schutz der Umwelt sowie Verbesserung ihrer Qualität
• Schutz der menschlichen Gesundheit
• Umsichtige und rationelle Verwendung der natürlichen Ressourcen
• Förderung von Maßnahmen auf internationaler Ebene zur Bewältigung regionaler
und globaler Umweltprobleme und insbesondere zur Bekämpfung des
Klimawandels.
Oben genannter Art 194 Abs 1 lit. c) AEUV (‚Energie‘) besagt weiter, basierend auf der
Verwirklichung und dem Funktionieren des europäischen Binnenmarktes, dass einige der
Ziele zur Erhaltung und Verbesserung der Umwelt in der Förderung der Energieeffizienz
sowie von Energieeinsparungen und der Entwicklung neuer und erneuerbarer
Energiequellen liegen. Diese Intentionen und Gedanken finden sich dann auch in der für
den Gebäudesektor so wichtigen und im nächsten Kapitel beschriebenen sogenannten
‚Gebäuderichtlinie 2010/31‘ wieder.
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltpolitik_der_Europ%C3%A4ischen_Union, 4. März 2014. 7 Konsolidierte Fassung des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), AB1 Nr. C 115 vom 9. Mai 2008.
11
b)Sekundärrecht
Das Sekundärrecht ist, wie der Name schon vermuten lässt, vom Primärrecht abgeleitetes
Recht und besteht aus von den Organen der Europäischen Union (oder der Europäischen
Atomgemeinschaft) erlassenen Rechtsakten. Ein wichtiger Grundsatz lautet, dass
Sekundärrecht bei sonstiger eventueller Nichtigkeit niemals gegen das Primärrecht
verstoßen darf. Die hier gemeinten Rechtsakte des Sekundärrechts sind laut Art 288 AEUV
die Verordnung, die Richtlinie, Beschlüsse und Empfehlungen bzw. Stellungnahmen.
Dem Primärrecht (siehe etwa die Art 191 und 194 AEUV) entsprechend finden sich
weitere Bekenntnisse zu mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen des (wirtschaftlichen)
Handelns in der Europäischen Union, und zwar unter anderem in den folgenden
sekundärrechtlichen Richtlinien und ‚Roadmaps‘ (in chronologischer Reihung):
RL 93/76/EWG (‚SAVE‘ – Richtlinie)8: Richtlinie zur Begrenzung der
Kohlendioxidemissionen durch effizientere Energienutzung‘: „Die Richtlinie zielt darauf
ab, die Qualität der Umwelt zu bewahren und eine umsichtige und rationelle Verwendung
der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten […] Zur Begrenzung der
Kohlendioxidemissionen und zur Förderung einer rationellen Energieverwendung ist eine
gemeinsame Anstrengung aller Mitgliedstaaten erforderlich […] Ein Energieausweis trägt
durch eine objektive Information über die energiebezogenen Merkmale der Gebäude zu
einer besseren Transparenz des Immobilienmarktes bei und fördert Investitionen in
Energiesparmaßnahmen.“
RL 2002/91/EG (Gebäude‐Richtlinie 2002/91)9: Erstmalige verpflichtende
Implementierung von Energiezertifikaten in Verkaufs‐ und Vermietungsprozessen. Ziel der
RL ist die Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden unter Berücksichtigung
der klimatischen und lokalen Bedingungen als Beitrag zur Erfüllung der Kyoto‐
Reduktionsverpflichtung10. Der Gebäudesektor wir nämlich als der größte
8 Richtlinie 93/76/EWG des Rates vom 13. September 1993 zur Begrenzung der Kohlendioxidemissionen durch eine effizientere Energienutzung (SAVE), Abl. Nr. L 237 vom 22. September 1993. 9 Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Abl. Nr. L1 vom 4. Januar 2003. 10 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 11.
12
Energieverbraucher und Verursacher von CO2‐Emissionen in der Gemeinschaft
angesehen, Schätzungen gehen von einem Anteil von rund 40% aus, der auf Heizung,
Beleuchtung, Kühlung und fließendes Warmwasser fällt. Das Energieeinsparpotential
dieses Sektors wird auf bis zu 11% geschätzt11. Mit der Feststellung und Offenlegung der
energetischen Eigenschaften von Gebäuden wird auf marktwirtschaftliche Instrumente
des Umweltrechts gebaut: Potentielle Käufer und Bestandnehmer würden Gebäude mit
guten energetischen Eigenschaften jenen mit schlechten vorziehen.12
RL 2006/32/EG (Endenergieeffizienz‐Richtlinie)13: Ziel der RL war die Steigerung der
Endenergieeffizienz und die Entwicklung des Marktes für Energiedienstleistungen in den
Mitgliedstaaten. Die RL gibt den Energieeinsparwert von 9% bis zum Jahr 2012 vor, und es
werden die in Anhang III die von den Mitgliedstaaten am Gebäudesektor zu ergreifenden
(optionalen) Maßnahmen genannt. Darunter sind etwa Energieeffizienzmaßnahmen
hinsichtlich Heizung, Kühlung, Isolierung und Belüftung sowie auch der Einsatz
erneuerbarer Energien in Haushalten. Die RL verlangt ferner, dass wirksame,
hocheffiziente Energieauditprogramme, mit denen mögliche Energieeffizienzmaßnahmen
ermittelt werden sollen, für alle Endverbraucher zur Verfügung stehen (Art 12 Abs 1 RL
2006/32).14
Fahrplan für erneuerbare Energien (Renewable Energy Road Map), 200715: Der Titel
dieser Mitteilung durch die Kommission an den Rat und das europäische Parlament lautet
‚Erneuerbare Energien im 21. Jahrhundert: Größere Nachhaltigkeit in der Zukunft‘. Dieses
Dokument enthält eine langfristige Vision für erneuerbare Energiequellen in der EU, es
enthält die Formulierung der so genannten 20/20/20‐Ziele (siehe weiter unten) und
versucht Wege aufzuzeigen, wie erneuerbare Energiequellen fester Bestandteil in der
Energiepolitik und in die Märkte integriert werden können. Außerdem ist es ein klares
11 KOM 2008 (780) endg. 12 Popp, wobl 2007, 2. 13 Richtlinie 2006/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. April 2006 über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen und zur Aufhebung der Richtlinie 93/76/EWG des Rates, AB1 Nr. L 114 vom 27. April 2006. 14 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 8. 15 KOM(2006) 848 endgültig, Brüssel, den 10.1.2007.
13
Bekenntnis zur Bekämpfung der größten Verursacher klimaschädlicher Substanzen und zu
einer stärker dezentral organisierten Struktur der Energiebereitstellung.
RL 2009/28/EG (Erneuerbare Energien-Richtlinie)16: ‚Richtlinie zur Förderung der
Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und anschließenden
Aufhebung der RL 2001/77/EG und 2003/30/EG‘. Der Art 1 ‐ Gegenstand und
Anwendungsbereich ‐ weist schon auf die zentrale Intention dieser Richtlinie hin: Mit
dieser Richtlinie wird ein gemeinsamer Rahmen für die Förderung von Energie aus
erneuerbaren Quellen vorgeschrieben. In ihr werden verbindliche nationale Ziele für den
Gesamtanteil von Energie aus erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch und
für den Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen im Verkehrssektor festgelegt.
Gleichzeitig werden Regeln für statistische Transfers zwischen Mitgliedstaaten,
gemeinsame Projekte zwischen Mitgliedstaaten und mit Drittländern,
Herkunftsnachweise, administrative Verfahren, Informationen und Ausbildung und
Zugang zum Elektrizitätsnetz für Energie aus erneuerbaren Quellen aufgestellt. Ferner
werden Kriterien für die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen und flüssigen Biobrennstoffen
vorgeschrieben.
RL 2009/125/EG (‚Ökodesign‐Richtlinie‘)17: Diese EU‐Richtlinie bezieht sich ‚nur‘ in Bezug
auf die in Gebäuden verbaute Haustechnik (‚energieverbrauchsrelevante Produkte‘) auf
den Bausektor, in Anbetracht der Tatsache, dass der technische Aufwand im Bereich der
TGA (Technische Gebäudeausstattung) aber immer größer wird, soll sie hier auch nicht
unerwähnt bleiben. Sie dient der Harmonisierung der Binnenmarkt‐Vorschriften.
Art 1 Abs 1 dieser Richtlinie besagt: Diese Richtlinie schafft einen Rahmen für die
Festlegung gemeinschaftlicher Ökodesign‐Anforderungen für energieverbrauchsrelevante
Produkte mit dem Ziel, den freien Verkehr solcher Produkte im Binnenmarkt zu
gewährleisten. Abs 2 besagt: Diese Richtlinie sieht die Festlegung von Anforderungen vor,
16 Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG, AB1 Nr. L 140 vom 5. Juni 2009. 17 RICHTLINIE 2009/125/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 21. Oktober 2009 zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte.
14
die die von den Durchführungsmaßnahmen erfassten energieverbrauchsrelevanten
Produkte erfüllen müssen, damit sie in Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen
werden dürfen. Sie trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei, indem sie die Energieeffizienz
und das Umweltschutzniveau erhöht und zugleich die Sicherheit der Energieversorgung
verbessert.
RL 2010/31/EU (Gebäude‐Richtlinie 2010/31)18: ‚Richtlinie über die
Gesamtenergieeffzienz von Gebäuden‘. Inkrafttreten der Richtlinie mit 8. 7. 2010. „Gem.
Art 28 Gebäude‐RL 2010/31 haben die Mitgliedstaaten ab dem Inkrafttreten zwei Jahre
Zeit, die Vorschriften, die notwendig sind, um den Art 2 bis 18, 20 und 27 sowie den
Anhang I und II nachzukommen, zu erlassen und zu veröffentlichen (Frist also: 9. 7. 2012).
Eine Anwendung der Vorschriften hat zweieinhalb Jahre nach Inkrafttreten der RL zu
erfolgen (bei den Art 2, 3, 9, 11‐13, 17, 18, 20 und 27) – somit bis 9. 1. 2013. Art 4 bis 8
und Art 14 bis 16 sind spätestens ab 9. 7. 2013 anzuwenden.19 Diese neue
Gebäuderichtlinie enthält einige neue Regelungen und Verschärfungen gegenüber der
vorherigen Richtlinie aus dem Jahr 2002.20 Bis Ende 2020 haben die Mitgliedstaaten dafür
zu sorgen, dass alle neuen Gebäude ‚Niedrigstenergiehäuser‘21 sind.22 Diese Vorschriften
sollen aber von Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen aus Gründen der
Vorbildwirkung schon 2 Jahre vorher, also bis 1.1.2019 umgesetzt werden. Außerdem hat
die Gesetzgebung der Mitgliedstaaten die Möglichkeit, stärkere Maßnahmen als in der
Richtlinie gefordert zu ergreifen oder beizubehalten (Art 1 Abs 3 Gebäude‐RL 2010/31,
dies ist die so genannte ‚opting‐up‘ Klausel).
Energieeffizienzplan 201123, vom 8. 3. 2011: ‚Mitteilung der Kommission an das
Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts‐ und Sozialausschuss und
18 Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010. 19 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 17. 20 Marzi, Das Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012, wobl 2012, 182. 21 Ein Niedrigstenergiegebäude ist ein Gebäude, das eine sehr hohe Gesamtenergieeffizienz aufweist. Der sehr geringe Energiebedarf sollte zu einem wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Energiequellen, einschließlich solcher, die am Standort oder in der Nähe erzeugt wird, gedeckt werden (Definition aus: Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 17). 22 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz, 17. 23 KOM (2011) 109 endgültig.
15
den Ausschuss der Regionen‘. Die zentralen Forderungen werden gleich am Anfang dieses
Dokuments erhoben: Energieeffizienz ist ein zentrales Element der EU‐Strategie Europa
2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum und des Übergangs zur
einer ressourceneffizienten Wirtschaft. Energieeffizienz ist eine der kosteneffektivsten
Möglichkeiten, die Energieversorgungssicherheit zu verbessern und die Emissionen von
Treibhausgasen und anderen Schadstoffen zu senken. In vielerlei Hinsicht kann
Energieeffizienz als Europas größte Energieressource betrachtet werden. Daher hat die
Union sich für 2020 das Ziel gesetzt, 20 % ihres Primärenergieverbrauchs gegenüber den
Prognosen einzusparen, und daher wurde dieses Ziel in der Mitteilung der Kommission
„Energie 2020“ als ein wichtiger Schritt zur Erreichung unserer langfristigen Energie‐ und
Klimaschutzziele herausgestellt.
Auch der Energieeffizienzplan sieht das größte Energieeinsparpotenzial im
Gebäudesektor: Schwerpunkt des Plans sind Instrumente, die die Sanierung öffentlicher
und privater Gebäude in Gang setzen und die Energieeffizienz der darin verwendeten
Komponenten und Geräte verbessern sollen. Im Plan wird die Vorbildfunktion des
öffentlichen Sektors herausgestellt, da vorgeschlagen wird, die Sanierung öffentlicher
Gebäude durch ein verbindliches Ziel zu beschleunigen und für öffentliche Ausgaben
Energieeffizienzkriterien einzuführen. Ferner ist vorgesehen, dass
Versorgungsunternehmen dazu verpflichtet werden, ihren Kunden eine Senkung ihres
Energieverbrauchs zu ermöglichen.
RL 2012/27/EU (Energieeffizienz‐Richtlinie)24: Diese Richtlinie des EP und des Rates
ändert die RL 2009/125/EG und die RL 2010/30/EU, hebt die RL 2004/8/EG und die RL
2006/32/EG auf. Sie dient dem Erreichen der Ziele im Rahmen der Strategie Europa 2020
(wie im nächsten Absatz näher beschrieben).25 Eine der wesentlichsten Vorgaben der
Richtlinie ist es, die MS zu einer erhöhten Investitionstätigkeit in der Sanierung des
Gebäudebestandes zu bewegen und eine diesbezügliche Strategie vorzulegen. Den
24 Richtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz, zur Änderung der Richtlinien 2009/125/EG und 2012/30/EU und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG, AB1 Nr. L 315 vom 14. November 2012. 25 Madner/Hartlieb, RL 2012/27/EU des EP und des Rates zur Energieeffizienz, RdU 2013, 29.
16
öffentlichen Gebäuden soll dabei ein Vorbildcharakter zukommen, daher ist die
öffentliche Hand verpflichtet, ab 1. 1. 2014 jährlich 3 % des öffentlichen
Gebäudebestandes nach diesen Anforderungen zu sanieren. Zusätzlich sollen
verschiedene Anreizsysteme zur Sanierung des privaten Gebäudebestandes geschaffen
werden. Diese Richtlinie ist bis zum 5. 6. 2014 umzusetzen, die Richtlinie selbst tritt am 4.
12. 2014 in Kraft.26
Viele der eben genannten Dokumente sind Teil des an die Mitgliedstaaten gerichteten
Richtlinien‐Bündels, das in einem ‚Burden Sharing Process‘ (Lastenaufteilung) die groben
Ziele als sogenannte ‚20‐20‐20‐Targets‘ seit 2008 festlegt. Diese besagen, dass bis zum
Jahr 2020 folgende Ziele europaweit erreicht werden sollen, andernfalls können Strafen
festgelegt werden:
• 20% weniger Emissionen als Beitrag zur globalen Erwärmung ausgestoßen werden sollen (auf einer Basis des Jahres 2005)
• 20% Anteil an erneuerbaren Energieträgern an der Gesamtheit der eingesetzten Energieträger
• 20% mehr Energieeffizienz.27
Zudem wurde das Emissionshandelssystem auf weitere Sektoren ausgedehnt und die
ehemals unentgeltliche Ausgabe dieser Zertifikate in ein Auktionssystem umgewandelt.
Die rechtlichen Grundlagen für die richtige, objektive und vergleichbare Darstellung der
allgemeinen Gebäudeeigenschaften sowie die Möglichkeit, solche Daten bei Kauf oder
Miete eines Objekts auch einzufordern, sind nun durch die EU‐Gebäuderichtlinie 2010
(RL 2010/31/EU)28 und das Energieausweisvorlagegesetz (EAVG 2012) endlich verschärft
worden. Zuvor hat eine diesbezügliche Regelung zwar bestanden, wurde aber weder
umgesetzt noch ihre Nichteinhaltung geahndet. Die OIB Richtlinien legen die
anzuwendenden bauphysikalischen Messmethoden sowie den Umfang und die Art der
26 Madner/Hartlieb, RdU 2013, 29. 27 Madner/Hartlieb, ebd. 28 Gebäude ‐ Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010.
17
Darstellung der Ergebnisse fest. Der Versuch, hier eine Art. 15a B‐VG Vereinbarung
zwischen Bund und Ländern zu realisieren, ist nur knapp gescheitert. Da aber nun alle
Bundesländer die OIB Richtlinien uneingeschränkt anwenden, wird oft von einer de‐facto‐
Implementierung gesprochen.
„Die Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (kurz:
Gebäuderichtlinie 2010), die die Gebäuderichtlinie 2002/91/EG ersetzt, ist bis 9. Juli 2012
in nationales Recht umzusetzen. Die Richtlinie sieht für die Anwendung der nationalen
Vorschriften spätestens den 9. Jänner 2013 vor.
Einige der wichtigsten Neuerungen in der schon weiter oben eingehender beschriebenen
EU Gebäuderichtlinie 2010/31/EU betreffen vor allem den Energieausweis (Art 11 bis 13)
und die Aushangspflicht (Art 13). Konkret sind es die folgenden Änderungen:
Art 9 Abs 1: Die Mitgliedsstaaten gewährleisten, dass a. bis 31. Dezember 2010 alle neuen
Gebäude Niedrigenergiegebäude sind und b. nach dem 31. Dezember 2018 neue
Gebäude, die von Behörden als Eigentümer genutzt werden, ‚Niedrigstenergiegebäude‘
sind.
Art 11 Abs 7: Neuerdings können bei Einfamilienhäusern energietechnische Werte von
ähnlichen Gebäuden übernommen werden.
Art 12, Abs 1 lit b: Die Grenze für öffentliche Gebäude, ab der ein Energieausweis
auszustellen und aufzuhängen ist, wird von 1000 m² auf 500 m² herabgesetzt. Ab 9. Juli
2015 wird dieser Schwellenwert von 500 m² auf 250 m² herabgesetzt.
Art 12 Abs 4: Die Mitgliedsstaaten verlangen, dass bei Verkauf oder Vermietung von
Gebäuden oder Gebäudeteilen, für die ein Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz
vorliegt, in den Verkaufs‐ oder Vermietungsanzeigen in den kommerziellen Medien die
Indikatoren der Gesamtenergieeffizienz des Ausweises genannt werden.
Art 13 Abs 1: Die Mitgliedsstaaten ergreifen Maßnahmen um sicherzustellen, dass bei
Gebäuden für die ein Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz ausgestellt worden ist und
in denen mehr als 500 m² von Behörden genutzt und in denen starker Publikumsverkehr
herrscht, der Ausweis für die Öffentlichkeit gut sichtbar angebracht wird.
18
Durch die neue Gebäuderichtlinie sollen die bestehenden Mechanismen zur
Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden erweitert und die
Energieabhängigkeit der Europäischen Union reduziert werden. Ziel der neuen
Gebäuderichtlinie ist auch, durch effizientere Regeln noch stärkere Impulse zur Senkung
des Energieverbrauchs im Gebäudesektor und zum verstärkten Einsatz von erneuerbarer
Energie zu setzen.29
Art 18: Neu gegenüber der RL 2002/91 ist auch die Einführung eines unabhängigen
Kontrollsystems. Die Mitgliedstaaten sollen sicherstellen, dass die ausgestellten
Energieausweise auch auf ihre Richtigkeit hin kontrolliert werden. Diese Maßnahme soll
die Qualität des Energieausweises langfristig verbessern und das Vertrauen der
Bevölkerung in ihn stärken.
2.NationalesRechtinÖsterreich
Einerseits normiert der Bundesgesetzgeber seit 1. Dezember 2012 mit dem
Energieausweis‐Vorlagegesetz 2012 (EAVG 2012) die Verpflichtung, bei Verkauf oder In‐
Bestand‐Gabe von Immobilien einen gültigen Energieausweis vorzulegen (mehr dazu
weiter unten), andererseits setzen die Bundesländer mit dem jeweiligen Baurecht
(Bauordnung (BauO), Bautechnikgesetz (BauTG), Bautechnikverordnung (BauTV) die
konkreten rechtlichen Rahmenbedingungen des Bauens. Technische Normen (ÖNORM,
EN, ISO) und die OIB Richtlinien bilden im Sinne des ‚New Approach‘‐Gedankens die
konkrete Umsetzung des Bauens. Auf diese Dokumente wird daher auch in den
rechtlichen Texten regelmäßig verwiesen, um dem sogenannten ‚Stand der Technik‘
gerecht zu werden.
Andererseits ist am 22. 11. 2011 das Klimaschutzgesetz des Bundes30 (Bundesgesetz zur
Einhaltung von Höchstmengen von Treibhausgasemissionen und zur Erarbeitung von
wirksamen Maßnahmen zum Klimaschutz – KSG) kundgemacht worden.31 Die Reduktion
29 weblink: Umsetzung der GebRL [...], 12. Mai 2013. 30 BGBl. Nr. 106/2011. 31 Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012, 28.
19
von Treibhausemissionen wird als völkerrechtliche und unionsrechtliche Verpflichtung32
normiert und zwischen den Gebietskörperschaften sektoral aufgeteilt.33 Dieses Gesetz
schafft auch einen ‚Nationales Klimaschutzkomitee‘ und einen ‚Nationalen
Klimaschutzbeirat‘. Insbesondere sollen folgende Maßnahmeoptionen berücksichtigt
werden: Steigerung der Energieeffizienz, Steigerung des Anteils erneuerbarer
Energieträger am Endenergieverbrauch, Steigerung der Gesamtenergieeffizienz im
Gebäudebereich, Einbeziehung des Klimaschutzes in die Raumplanung,
Mobilitätsmanagement, Abfallvermeidung, Schutz und Erweiterung natürlicher
Kohlenstoffsenken sowie ökonomische Anreize zum Klimaschutz.34
Ein Verweis auf das EAVG 2012 findet sich auch im Mietrechtsgesetz MRG, und zwar in
§20 Z 2 lit f) MRG, wo in Bezug auf die Hauptmietzinsabrechnung auf die Ausweisung der
Beträge zur Erstellung eines Energieausweises als Ausgabe hingewiesen wird. Werden
diese (‚angemessenen‘!) Kosten verrechnet, muss jedem Hauptmieter auf Verlangen
Einsicht in diesen Energieausweis für das Gesamtgebäude gewährt werden, oder ihm
gegen Ersatz der Kopierkosten eine Ablichtung desselben zur Verfügung gestellt werden.
Auch das Wohnungseigentumsgesetz 2002 (WEG 2002) weist eine ganz ähnliche
Regelung im § 20 Z 3a WEG auf: Soweit nichts anderes vereinbart und beschlossen wird,
hat der Verwalter dafür zu sorgen, dass ein höchstens zehn Jahre alter Energieausweis
nach § 2 Z 3 EAVG für das gesamte Gebäude vorhanden ist, und jedem
Wohnungseigentümer auf Verlangen und gegen Ersatz der Kopierkosten eine Ablichtung
desselben zur Verfügung zu stellen. Diese Erhebung der Einholung eines Energieausweises
zur Verwalterpflicht ist auch das Kernstück der Änderungen im WEG35.
Ähnliches regelt auch der § 14d Z 1a WGG des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass im MRG und im WGG eine
Überwälzung der Kosten des Energieausweises auf die Mieter und Nutzungsberechtigten
32 § 3 Abs 1 KSG, BGBl. Nr. 106/2011. 33 Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012, 28. 34 § 3 Abs 2 KSG, BGBl. Nr. 106/2011. 35 Prader, Wohnrechtsnovelle 2009 – Ein erster Überblick, RdW 2009/283, 324.
20
nicht in Betracht kommt36. Im Wohnungseigentum war die Situation bis zum Inkrafttreten
des EAVG 2012 ungleich komplizierter: Ob und unter welchen Voraussetzungen ein
Energieausweis von der Eigentümergemeinschaft zu besorgen war oder es umgekehrt
dem einzelnen veräußernden oder vermietenden Wohnungseigentümer überlassen
bleiben sollte, sich um einen derartigen Energieausweis zu kümmern.37
3.Oö.Landesrecht
Der Bezug dieser Arbeit auf die Rechtslage in Oberösterreich resultiert aus der Tatsache,
dass der Autor seinen Arbeits‐ und Lebensmittelpunkt in Linz hat. Es mag in anderen
Bundesländern zum Teil abweichende Regelungen in einzelnen Bereichen geben, darauf
soll aber hier nicht näher eingegangen werden.
Wichtige gesetzliche Grundlagen für das Bauen in Oberösterreich bilden nun, mit all ihren
Novellen, die Oö. Bauordnung38, das Oö. Bautechnikgesetz39 und die Oö.
Bautechnikverordnung40, welche im Folgenden kurz in Bezug auf ihre Relevanz bei der
Energieausweiserstellung betrachtet werden sollen:
Das OÖ Bautechnikgesetz 201341 erfährt im Juli 2013 eine größere Novelle und wird in
einigen wesentlichen Punkten verändert und erweitert:
• Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung der OIB‐
Richtlinien zur Harmonisierung der bautechnischen Vorschriften,42
• Umsetzung der baurechtlich relevanten Bestimmungen der neu gefassten so
genannten EU‐Gebäuderichtlinie,
• Verpflichtende Wärmedämmmaßnahmen bei bestehenden Gebäuden unter
bestimmten Fällen,
• usw.
36 Kothbauer, Energieausweis – viel Lärm um nichts?, immolex 2008, 352. 37 Kothbauer, ebd. 38 LGBl 2008/36 39 LGBl 2008/34 40 LGBl 2008/110 41 Oö. Bautechnikgesetz – Oö. BauTG, Landesgesetz vom 5. Mai 1994 über die Planung und Ausführung von Gebäuden und sonstigen baulichen Anlagen, StF: LGBl. Nr. 67/1994 . 42 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 198.
21
Der 7. Abschnitt des neuen OÖ BauTG 2013 beschäftigt sich mit der Energieeinsparung
und dem Wärmeschutz, genauer behandelt der § 36 BauTG den ‚Energieausweis‘: „Beim
Neu‐ Zu‐ oder Umbau sowie bei einer größeren Renovierung eines Gebäudes ist von
qualifizierten und befugten Personen ein Energieausweis zu erstellen“ und „Der
Energieausweis gilt zehn Jahre ab dem Datum der Ausstellung“.
Der § 39a Oö.BauTG 2013 normiert die ‚Nachträgliche Wärmedämmung‘ und besagt: „Bei
baubewilligungspflichtigen Baumaßnahmen oder einer anzeigepflichtigen größeren
Renovierung müssen die obersten zugänglichen Decken von beheizten Räumen des
gesamten Gebäudes oder die unmittelbar darüber liegenden Dächer gedämmt werden“,
und die Ausnahmen: „für Wohngebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen, für
Baumaßnahmen für die kein Energieausweis erforderlich ist, oder falls die für die
nachträgliche Wärmedämmung erforderlichen Anwendungen durch die eintretenden
Einsparungen nicht innerhalb angemessener Frist (laut OÖLR sind das 10 bis 20 Jahre)
erwirtschaftet werden können“.
Die OÖ Bautechnikverordnung43 (OÖ BauTV) regelt schließlich im § 3a Z 1 bis 4, wer dazu
berechtigt ist, einen Energieausweis auszustellen, und zwar ist das der folgende
Personen‐ und Institutionenkreis:
• Nach den für die Berufsausübung maßgeblichen Vorschriften dazu befugten
Personen, darunter jedenfalls Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker einschlägiger
Befugnis sowie Technische Büros – Ingenieurbüros einschlägiger Fachrichtungen
und Gewerbetreibende im Rahmen ihrer Gewerbeberechtigung zur Planung,
Errichtung oder Änderung von baulichen Anlagen oder von Heizungsanlagen, zu
verstehen,
• akkreditierte Prüf‐ und Überwachungsstellen im Rahmen ihrer Befugnisse,
• Fachdienststellen der Gebietskörperschaften,
• der Oö. Energiesparverband.
43 Oö. Bautechnikverordnung – Oö. BauTV, Verordnung der Oö. Landesregierung vom 28. November 1994, LGBl. Nr. 106/1994.
22
4.RichtlinienundtechnischeNormenohneeigenengesetzlichenStatus
Obwohl die im Bauwesen sehr bedeutenden OIB‐Richtlinien und Ö‐Normen keine Gesetze
sind, werden sie doch in mancher Hinsicht wie solche behandelt. Dies resultiert aus der
Tatsache, dass sich einige Bundes‐ und Landesgesetze auf eben diese Dokumente stützen,
um rechtliche Vorgaben und bauliche Sachverhalte zu detaillieren und die relativ trägen
Prozesse des Gesetzgebungsverfahrens durch stetig zu aktualisierende Normen und
Richtlinien zu kompensieren. Durch einen solcherart erfolgten landesgesetzlichen Verweis
erlangen diese Normen dann Verbindlichkeit. So entstehen von einigermaßen
unabhängigen Instituten und Normungsgremien Schriftstücke zu allen erdenklichen
Belangen der technischen Bereiche, wozu hier nur einige wenige, für das Bauen relevante
Beispiele gegeben werden:
OIB‐Richtlinien:
Das Österreichische Institut für Bautechnik (OIB) ist eine Koordinierungsplattform der
österreichischen Bundesländer auf dem Gebiet des Bauwesens, insbesondere im
Zusammenhang mit der Umsetzung der Bauproduktenrichtlinie (siehe auch OIB
Homepage: http://www.oib.or.at).
Eine wichtige Aufgabe des OIB ist die Mitwirkung an der Harmonisierung der
Bauvorschriften in Österreich. Die Notwendigkeit hierfür ergibt sich einerseits durch den
europäischen Harmonisierungsprozess, andererseits aber auch durch
innerösterreichische Erfordernisse. Derzeit werden Vorschläge zur Vereinheitlichung der
Verwendungsbestimmungen von Bauprodukten (Einbauzeichen) und für einen
einheitlichen Energieausweis für Gebäude erarbeitet.44 Insgesamt wurden zu 6
Themengebieten OIB‐Richtlinien herausgebracht:
• OIB RL 1: ‚Mechanische Festigkeit und Standsicherheit‘
44 http://www.oib.or.at/oesterreic.htm, 12. Mai 2013.
23
• OIB RL 2: ‚Brandschutz‘
• OIB RL 2.1: ‚Brandschutz bei Betriebsbauten‘
• OIB RL 2.2: ‚Brandschutz bei Garagen‘
• OIB RL 3: ‚Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz‘
• OIB RL 4: ‚Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit‘
• OIB RL 5: ‚Schallschutz‘
• OIB RL 6: ‚Energieeinsparung und Wärmeschutz‘
• sowie zur OIB RL 6: ‚Leitfaden Energieeinsparung und Wärmeschutz‘.
Für die Gebäudezertifizierung spielt vor allem die OIB Richtlinie 645 eine wichtige Rolle,
da sie die Art und Weise, wie in Energieausweisen die energetischen und
wärmeschutztechnischen Gebäudeeigenschaften dargestellt und berechnet werden
müssen, definieren. Diese Werte fließen direkt in die ökologischen Kriterien
(Primärenergieverbrauch erneuerbar, nicht erneuerbar und das Verhältnis beider
zueinander), sowie in die Lebenszykluskosten (LCC) in Form von Energiekosten während
der Bau‐ und später während der gesamten Nutzungsphase ein.
Diese OIB‐Richtlinie bildet die Grundlage für die Novellierungen der bautechnischen
Vorschriften der Länder, die in den meisten Bundesländern schon in Vorbereitung sind, in
Oberösterreich ist die Umsetzung und das Inkrafttreten der OIB‐Richtlinien in der OÖ
Bautechnikverordnung LGBL. 110/2008 erfolgt.46
Ö‐NORMen:
Die Ö‐NORMEN werden als der so genannte ‚Stand der Technik‘ angesehen und finden in
vielen Bereichen des Bauwesens Eingang. Die Gesetzgebung in Europa, so auch in
Österreich geht immer mehr dazu über, Rahmengesetze zu schaffen, die mehr oder
weniger grob die betreffende Materie regeln und gleichzeitig aber auf die wesentlich
45 OIB Richtlinie 6 ‚Energieeinsparung und Wärmeschutz‘ (2011) des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB). 46 Hüttler, Was bedeuten die Kennwerte im neuen Energieausweis?, immolex, 202.
24
detaillierteren technischen Normen in der jeweils gültigen Fassung verweisen, um die zu
regelnde Materie im Detail zu behandeln. Diese Bestrebungen bezeichnet man im
Allgemeinen als den ‚New Approach‘.
Es gibt zu so gut wie jedem Bereich des Bauens eine entsprechende Norm, die technische
Details regelt, für den Energieausweis sind aber vor allem die folgenden relevant: Die
ÖNORM 5055:2011 titelt ‚Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Begleitende
Dokumente zum Energieausweis’ und regelt Details der Energieausweiserstellung, die
ÖNORM 5056:2007 ‚Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Heiztechnik‐Energiebedarf‘
beschäftigt sich mit der konkreten Berechnung der einzelnen Kennwerte für die einzelnen
haustechnischen Komponenten.
5.Der‚NewApproach‘inderTechnik:GesetzeundNormen
Unter Normung versteht man die Vereinheitlichung von technischen Prozessen und
Begriffen für Industrie und Gesellschaft. Der Gesetzgeber formuliert in seinen
Regelwerken rechtliche Anforderungen in der Regel als sog. "Generalklauseln" und
"unbestimmte Begriffe" wie z. B. "Stand der Technik", "anerkannte Regeln der Technik",
"schädliche Umwelteinwirkungen", "Zumutbarkeit" etc. Die Konkretisierung der
rechtlichen Anforderungen erfolgt Zum Teil in Normen, die auf freiwilliger Basis im
Konsens der beteiligten interessierten Kreise (Industrie, Behörden, Umweltverbände,
Gewerkschaften und Wissenschaft) erarbeitet werden.
Technische Regeln und Normen privater Verbände haben von Natur aus keine
Rechtsverbindlichkeit (wie weiter oben, unter Punkt 4 beschrieben). Eine rechtliche
Verbindlichkeit kann den Normen aber durch den Gesetzgeber verliehen werden:
• Entweder nehmen Gesetze, Verordnungen oder Verwaltungsvorschriften auf
bestimmte, mit ihrem Ausgabedatum zitierte Normen Bezug oder
• es wird zur Konkretisierung ‐ z. B. des "Standes der Technik" ‐ auf bestimmte
Normen in ihrer jeweils gültigen Fassung verwiesen (sog. gleitende Verweisung).
25
Dann besteht die Vermutung, dass eine normgerechte Maßnahme oder Anlage
dem "Stand der Technik" oder den "allgemein anerkannten Regeln der Technik"
entspricht.“ (weblink: ‚Normung allgemein‘, Nachhaltiges Bauen)
Europäische Normung:
Ziel der europäischen Normungsarbeit ist es, ein einheitliches Normenwerk für den
Europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Diese Aufgabe erfüllt das Europäische Komitee
für Normung (CEN, Comité Européen de Normalisation). Die Übertragung auf CEN basiert
auf der Entschließung des Rates vom 7. Mai 1985 über eine neue Konzeption (New
Approach) auf dem Gebiet der technischen Harmonisierung und Standards (Neue
Konzeption).
Wünscht die Europäische Kommission die Konkretisierung einer allgemeinen
Rechtsvorschrift (z. B. Innenraumluftqualität), kann sie CEN einen Normungsauftrag
(Mandat) erteilen. Die erarbeiteten Normen bezeichnet man als harmonisierte
Europäischen Normen (EN). Sie müssen von den CEN‐Mitgliedern als nationale Normen
übernommen werden.
Die Konformität eines Produktes mit den harmonisierten europäischen Normen wird
durch die so genannte CE‐Kennzeichnung belegt.
Die direkte Beteiligung bzw. Interessenvertretung spezifischer interessierter Kreise ‐ z.B.
Umweltverbände ‐ ist bei der europäischen Normung in den Ausschüssen nicht möglich.
Dort sind ausschließlich nationale Normungsinstitutionen vertreten. Die Vertretung der
Umweltinteressen muss also auf nationaler Ebene stattfinden und in den europäischen
Gremien gespiegelt werden.47
47 http://www.nachhaltigesbauen.de/normung‐zur‐nachhaltigkeit‐im‐bauwesen/normung‐allgemein/cen.html, 24. Juni 2013.
26
Von besonderer Bedeutung in Bezug auf die Nachhaltigkeitszertifizierung von Immobilien
sind die europäischen Normen TC59 ’Building Construction‘, SC14 ‚Design Life of
Buildings‘ sowie SC17 ‚Sustainability in Building Construction‘ und die Norm TC 350
‚Sustainability in Construction Works‘.
Exemplarisch für diese neue Generation harmonisierter europäischer Normen hier die
Kernaussage der ISO 15392:2008 Sustainability in Building Construction ‐ General
principles: Sustainable development of buildings ... „brings about the required
performance and functionality with minimum adverse environmental impact, while
encouraging improvements in economic, social (and cultural) aspects at local, regional
and global levels“.
Nationale Regelungen und Zertifizierung:
Wie auch in der Gesetzgebung zunehmend davon abgegangen wird, jedes einzelne Thema
in einem eigenen Gesetz detailliert zu regeln, ist man auch in der Zertifizierung zum Teil
davon abgekommen, riesige Konvolute zu schaffen, die alles zu definieren versuchen.
Solche Systeme verlieren in einer Zeit, in der sich in der Wirtschaft und Technik vieles sehr
schnell verändert und häufige Innovationen den ‚Motor am Laufen halten‘ innerhalb
kurzer Zeit ihre Aktualität und somit ihre Akzeptanz am Markt.
Der Gesetzgeber ist als Reaktion auf diese Tatsache zum Teil dazu übergegangen,
Rahmengesetze zu schaffen, die nur die Begriffe definieren, grundlegende Dinge regeln
und Verfahrensgrundsätze festlegen. Die Einzelheiten werden in Dokumenten geregelt,
auf die in diesen ‚abgespeckten‘ Gesetzen referenziert wird. Dies sind zum Beispiel
technische Normen, Verordnungen und Richtlinien. So verhindert man, dass sich die
Regierung immer wieder in langwierigen Prozessen mit den gleichen Themen
geschäftigen muss, und außerdem ist auch die Akquise der externen Beraterleistung für
die gesetzgebenden Organe bei weitem weniger aufwendig, da die fachlich relevanten
Themen extern bearbeitet werden.
27
In den gängigen Zertifizierungssystemen geht man ähnlich vor, um deren Aktualität
soweit als möglich gewähren zu können. Außerdem fehlt es auch hier in den operativen
Geschäftsstellen an den Experten für die jeweiligen Fachdisziplinen. Es wird daher nicht
nur in den Dokumenten der Zertifizierung an vielen Stellen auf die relevanten
Gesetzestexte in der aktuell gültigen Fassung verwiesen, sondern auch auf diverse
technische Normen und Richtlinien. Von besonderer Bedeutung sind in diesem
Zusammenhang natürlich die weiter oben erwähnten OIB Richtlinien, die inzwischen
einen de‐facto‐harmonisierten Leitfaden für das Bauen in Österreich darstellen. In vielen
Gesetzestexten wird daher auch auf diese verwiesen, auch wenn deren
Umsetzungsvereinbarung nicht von allen Bundesländern ratifiziert wurde.
Das Gebäudezertifizierungssystem ‚DGNB‘ zum Beispiel führt einige sogenannte ‚K.O.‘‐
Kriterien an, die sich allesamt auf OIB Richtlinien, Gesetzestexte oder Normen beziehen.
Wenn eines dieser Kriterien nicht erfüllt, ist eine Zertifizierung von vornherein
ausgeschlossen. Diese Kriterien sind:
• Brandschutz
• Barrierefreiheit
• Innenraumhygiene.
Der Brandschutz wird unter anderem in der OIB Richtlinie 2 ‐bzw. genauer in 2.1, 2.2 und
2.3‐ geregelt, die Barrierefreiheit in der ÖNORM 1600 und die Innenraumhygiene in der
OIB Richtlinie 3 geregelt, auf die in den relevanten Gesetzestexten verwiesen wird.
Umweltdeklarationen für Bauprodukte:
Seit einigen Jahren gibt es in verschiedenen europäischen Ländern (CH, D, DK, F, I, N, NL,
S, UK) sogenannte Umweltdeklarationen für Bauprodukte (EPDs – ‚Environmental Product
Declarations‘). Es werden in diesen Dokumenten unterschiedliche Indikatoren
ausgewiesen, die für die Ökobilanzierung von Bedeutung sind, wie beispielsweise:
• Der Beitrag zum Treibhauseffekt
28
• Beitrag zur Ressourcennutzung
• Versauerung
• Überdüngung
• Smogbildung
und ‐ wenn nötig und relevant ‐ können diese auch folgende Angaben beinhalten:
• Flächennutzung
• jeweils spezifischen toxischen Wirkungen auf Menschen und Ökosysteme
• besonders umweltschonende Produktentwicklungen
• Hinweise auf Nutzungsregeln, usw.
Um Handelsbarrieren abzubauen, sollen die verschiedenen europäischen Programme und
Verfahren vereinheitlicht oder zumindest harmonisiert werden. Dazu wurde die ISO Norm
zur EPD von Bauprodukten 21930 im ISO/TC59/SC17 „Nachhaltiges Bauen“ erarbeitet.48
Diesen europäischen Harmonisierungsbestrebungen kommt auch die Aufnahme der
neuen Basisanforderung Nr. 7, ‚Nachhaltige Nutzung Natürlicher Ressourcen‘ in die neue
Bauproduktenverordnung zugute. Die EPDs (– ‚Environmental Product Declarations‘)
können nicht nur für die eben erwähnte Basisanforderung Nr. 7, sondern auch für die
Basisanforderung Nr. 3, ‚Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz‘, herangezogen werden.
Umweltkennzeichnung:
Die eben beschriebene Umweltkennzeichnung durch EPDs wird als eine
Umweltdeklaration des Typs III bezeichnet, und hebt sich qualitativ von den
Umweltdeklarationen des Typ I und Typ II hervor. Folgend nun eine kurze Beschreibung
dieser 3 Typen der Umweltdeklaration:
48 http://www.nachhaltigesbauen.de/normung‐zur‐nachhaltigkeit‐im‐bauwesen/umweltproduktdeklaration.html, 24. Juni 2013.
29
Umweltkennzeichnung Typ I: Diese Kennzeichnung besteht aus einem Zeichen oder Logo,
mit dem Produkte mit besonders guter Umweltleistung ausgezeichnet werden. Ein
bekanntes Beispiel ist der Blaue Engel.
Hinter dem Logo stehen bestimmte, vereinbarte Anforderungen an das Produkt. Sie
werden so gewählt und später nachjustiert, dass immer nur ein bestimmter Prozentsatz
des Produktangebots auf dem Markt dieses Logo erhalten kann. Diese Zeichen, die eine
einfache, auf den Punkt gebrachte Botschaft vermitteln, richten sich an den
Endverbraucher.
Die Anforderungen stellen charakteristische Grenzwerte oder qualitative Anforderungen
dar, deren Einhaltung die Produkte deutlich umweltfreundlicher machen als solche
Produkte, die die Grenzwerte und Anforderungen nicht erfüllen. Diese Hürden müssen so
hoch sein, dass nur die besten Produkte es schaffen: So gewinnt das Zeichen an Wert. Die
Anforderungen werden meist im Rahmen von Forschungsprojekten unter Beteiligung der
interessierten Kreise verabschiedet. Zu diesen Kreisen gehören neben den Herstellern
auch Fachleute aus der Branche, Verbraucherorganisationen, Umweltverbände, Behörden
und Gewerkschaften. Im Beispiel Blauer Engel ist das die "Jury Umweltzeichen".
Die Anforderungen können immer nur für eine Kategorie von Produkten festgelegt
werden, die dieselbe Funktion erfüllen. Das können z. B. verschiedene Kühlschränke sein,
verschiedene Papiersorten, verschiedene Autoreifen, wenn man sich auf eine
gemeinsame Funktion einigen kann. Die Einteilung der Produktkategorien ist nicht immer
einfach: Innovative Produkte passen oft in keine Kategorie. Die Auswahl der Produkte, für
die Anforderungen entwickelt werden, richtet sich u. a. nach dem ökologischen
Verbesserungspotenzial für die ausgewählte Funktion. Die Hersteller von Fahrrädern als
Produktgruppe würden z. B. keinen blauen Engel beantragen können, wohl aber
Motorräder. Produkte wie Arzneimittel und Lebensmittel, bei denen die Funktionalität
keine Kompromisse erlaubt, können nicht an dem System teilnehmen.
Die Überprüfung der gefragten Produkteigenschaften geschieht durch geeignete
Messungen. Die Prüfzeugnisse werden von unabhängigen Dritten bestätigt. Beim blauen
30
Engel wird die Prüfung durch das staatlich akkreditierte RAL (Deutsches Institut für
Gütesicherung) abgenommen. Das komplexe Verfahren führt zu einer gewissen
Schwerfälligkeit des Kennzeichnungssystems. Es ist aber auch Basis seiner hohen
Glaubwürdigkeit beim Endverbraucher. (weblink: Umweltdeklaration, Nachhaltiges
Bauen)
Umweltkennzeichnung Typ II: Das Typ‐II‐Umweltkennzeichen kann für jede Art der
Deklaration von Umwelteigenschaften eines Produktes eingesetzt werden, sofern eine
Reihe von Einschränkungen berücksichtigt werden, die in ISO 14021 ‐ Umweltbezogene
Anbietererklärungen (Umweltkennzeichnung Typ II) formuliert sind. Diese
Einschränkungen gelten außerdem in jedem der drei Kennzeichnungs‐ oder
Deklarationstypen für Aussagen zur Umweltleistung eines Produktes. Sie dienen einer
fairen und glaubwürdigen Informationsvermittlung.
Darüber hinaus gibt es keine speziellen Anforderungen an Inhalte oder
Überprüfungsverfahren für Typ‐II‐Deklarationen. Der Hersteller veröffentlicht die
Aussagen selbst oder im Rahmen eines Programms. Er ist selbst für seine Aussagen
verantwortlich und kann sie, muss aber nicht, zur Unterstreichung der Glaubwürdigkeit
unabhängig überprüfen lassen. Ein bekanntes Beispiel sind die Deklarationen für
Elektronik IT‐ Eco Declarations.
Umweltkennzeichnung Typ III: In dieser Umweltdeklaration wird eine systematische und
umfassende Beschreibung der Umweltleistung des Produktes oder der Dienstleistung
ohne Wertung direkt veröffentlicht. Der Nutzer dieser Information muss seine eigenen
Maßstäbe zur Bewertung der deklarierten Sachverhalte wie CO2‐Bilanz, Abfallträchtigkeit,
Energie‐ oder Ressourceneinsatz anwenden. Diese umfängliche Deklaration eignet sich
zur detaillierten Information von Geschäftspartnern. Sie richtet sich zum Beispiel an
Einkäufer, Beschaffer, Produktmanager und Produktentwickler. Sie kann das Marketing
und die Kommunikation mit Investoren und anderen Anspruchsgruppen unterstützen.
31
Vorreiter ist der Bausektor mit einigen Deklarationsprogrammen in Europa und Asien.
Ausführliche Beispiele finden sich in der Datenbank des branchenübergreifenden
schwedischen Deklarationsprogramms EPD.
Die systematische Beschreibung der Umweltleistung baut auf der international
anerkannten wissenschaftlichen Methode zur Untersuchung der Umweltleistung eines
Produktes auf, der Ökobilanz nach ISO 14040 (Umweltmanagement: Ökobilanz, Prinzipien
und allgemeine Anforderungen). Alle Stoffströme, die mit einem Produkt von der
Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung verknüpft sind, werden systematisch erfasst. Die
Umweltauswirkungen dieser Stoffströme werden nach international anerkannten und
öffentlich zugänglichen Konventionen kategorisiert und charakterisiert. Das Ergebnis sind
Kennzahlen, die für Umweltauswirkungen, wie z. B. Treibhauseffekt, Versauerung oder
Überdüngung, direkt deklariert werden können. Zusätzlich zu den Kennzahlen der
Ökobilanz werden auch Indikatoren von Sachverhalten deklariert, die in der Ökobilanz
bisher nicht erfasst werden können, wie z. B. die potenzielle Innenraumluftbelastung
durch ein Bauprodukt oder Landverbrauch bei der Herstellung einer kWh Strom durch
Wasserkraft.
Das typische Typ‐III‐Deklarationsprogramm ist privat organisiert, der ‚Treiber‘ ist hier die
Industrie selbst. Die Hauptnutzer sind ihrerseits Industrieakteure entlang der
Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Vorausgesetzt, die
Regeln sind transparent, kann der Nutzer die Relevanz der Indikatoren und die Qualität
der Daten selbst einschätzen. Eine Überprüfung durch unabhängige Dritte ist deshalb für
diese Deklaration lediglich für die Regelsetzung bei der Beschreibung des Produktsystems
als "Product Category Rules" (Regeln der Datenrecherche für die Ökobilanz und die
zusätzlich zu deklarierenden Sachverhalte) vorgesehen. Die Deklaration selbst wird nur
noch auf Plausibilität durch unabhängige Verifizierungs‐Beauftragte geprüft.
Eine der Hauptforderungen an das Deklarationssystem ist Flexibilität und eine rasche
Einstellung auf den schnell wechselnden Markt der Produktinnovationen bei maßvollen
Kosten. Die Bürokratie des Deklarationssystems ist gering, da nur die Beschreibung des
32
Produktsystems einer Produktkategorie von unabhängigen Dritten überprüft werden
muss und danach jede mit diesen Regeln erstellte Ökobilanz und Deklaration nur noch auf
Einhaltung der Regeln und Plausibilität der Daten verifiziert werden muss. (weblink:
Umweltdeklaration, Nachhaltiges Bauen)
C. Das Energieausweisvorlagegesetz - EAVG 201249
Den Energieausweis gibt es eigentlich auch in Österreich schon seit längerer Zeit,
allerdings ist er erst in jüngerer Zeit ins Bewusstsein auch jener Menschen gelangt, die
nicht mit Bauphysik oder Immobilienwirtschaft befasst sind. Seit dem 1.Dezember 2012
gilt nämlich das neue Energieausweisvorlagegesetz EAVG 2012, das unter anderem das
Ziel hat, den Energieausweis auf mehreren Arten in seiner Bedeutung zu stärken und ihn
zu einem umweltpolitischen Instrument der Marktlenkung und der Entscheidungsfindung
auf dem Immobilienmarkt zu machen.
1.DerEnergieausweisinÖsterreich–Geschichte,Entwicklung&Tendenzen
Der Energieausweis wurde erstmals in der Fassung 1999 im heute üblichen Layout
ausgestellt, bei dem sich auf der ersten Seite die allseits bekannte Effizienzskala befindet,
und auf der zweiten Seite die technisch weit aussagekräftigere Tabelle mit den
Energiekennzahlen. Damals, im Jahre 1999, schrieb der ‚OIB Leitfaden für die Berechnung
von Energiekennzahlen‘ die Angabe von mittlerem U‐Wert, dem volumenbezogenen
Transmissions‐Leitwert, dem LEK‐Wert und dem Heizwärmebedarf vor.
Fassung 2007: Bedingt durch die Gebäuderichtlinie 2002/91/EG (EPBD:2002) und den
Harmonisierungsprozess wurde die erste Fassung der OIB‐Richtlinie 6:2007 mit dem
nächsten Energieausweis erarbeitet. Der Harmonisierungsprozess mit dem Ziel
harmonisierter bautechnischer Vorschriften in Österreich auf Basis einer Vereinbarung
gemäß Art. 15a B‐VG konnte bis dato nicht erreicht werden.50 Es wird aber bereits von
49 Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012 ‐ EAVG 201,BGBl I 2012/27. 50 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, Bauphysik, Erweiterung 1: Energieeinsparung und Wärmeschutz, Energieausweis – Gesamtenergieeffizienz, (2012) 138.
33
einer ‚de‐facto‐Harmonisierung‘ gesprochen, da nach Verabschiedung der oben
angeführten Richtlinien diese bereits in den Ländern umgesetzt werden. Dies entspricht
einer tatsächlichen Harmonisierung ohne vertragliche Absicherung51, was im praktischen
Ergebnis der Regelung durch einen Staatsvertrag gleichkommt. Jeder Energieausweis ist
von qualifizierten und befugten Personen auszustellen und besteht grundsätzlich aus:
• Seite 1: Effizienzskala
• Seite 2: detaillierte Ergebnisdaten
• Anhang nach den Vorgaben der Regeln der Technik.52
Das Layout der neuesten Fassung des Energieausweises, Fassung 2011, zeigt in der
Effizienzskala der ersten Seite nicht mehr nur den Heizwärmeenergiebedarf ‚HWB‘,
sondern neuerdings auch zusätzlich den Primärenergiebedarf ‚PEB‘, die gesamten dem
Energiebedarf zurechenbaren Kohlendioxid‐Emissionen ‚CO2‘ und den
Gesamtenergieeffizienz‐Faktor ‚fGEE‘. Des Weiteren werden dem Energieausweis eine
‚Empfehlung von Maßnahmen für bestehende Gebäude‘ beigefügt. Diese enthält
gegebenenfalls Ratschläge und Empfehlungen zu folgenden Maßnahmen:
• Verbesserung der Qualität der Gebäudehülle,
• Verbesserung der Qualität der haustechnischen Anlagen,
• verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger,
• Verbesserung organisatorischer Maßnahmen,
• Reduktion der CO2‐Emissionen.
Zu den gängigen Maßnahmen in Bezug auf die Bewertung der thermischen Qualität der
Gebäudehülle zählen: Dämmung der obersten Geschoßdecke bzw. Dachfläche,
Anbringung einer außen liegenden Wärmedämmung, Fenstertausch, Dämmen der
Kellerdecke, usw. und in Bezug auf die haustechnischen Anlagen: Dämmung der
Verteilleitungen, Einbau einer Regelung, Einbau von Thermostatventilen, Einbau eines
Pufferspeichers, Einbau von leistungsoptimierten und gesteuerten Heizungspumpen,
51 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, ebd. 52 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, (2012) 138.
34
Einregulierung/hydraulischer Abgleich, Erneuerung des Wärmeerzeugers, Einbau einer
Solaranlage, usw.53
Der neue Energieausweis, Fassung 2011, besteht somit aus:
• Einer ersten Seite mit einer Effizienzskala,
• einer zweiten Seite mit detaillierten Ergebnisdaten,
• Empfehlung von Maßnahmen ausgenommen bei Neubau‐, deren
Implementierung den Endenergiebedarf des Gebäudes reduziert und technisch
und wirtschaftlich zweckmäßig ist,
• einem Anhang, der den Vorgaben der Regeln der Technik entsprechen muss.
Um im Label des Energieausweises künftig auch die Gesamtenergieeffizienz eines
Gebäudes ausweisen zu können, war im Zuge der Überarbeitung der OIB‐Richtlinie 6 auch
eine Erweiterung des Labels auf der ersten Seite des Energieausweises erforderlich.54
Nunmehr werden im Label vier Indikatoren (siehe Abbildung 3) ausgewiesen:
• Heizwärmebedarf (HWB)
• Faktor der Gesamtenergieeffizienz (fGEE)
• Primärenergiebedarf (PEB)
• CO2‐Emissionen
Die im vorliegenden Energieausweis genannten Werte gelten nunmehr als bedungene
Eigenschaften iSd § 922 Abs 1 ABGB.55 Unrichtige Energiekennzahlen können daher
jedenfalls Gewährleistungsrechtsfolgen eines Verkäufers oder Vermieters auslösen, eine
gewisse Bandbreite wird dem Ausweisersteller aber zugestanden. Ergänzend dazu wird
eine unmittelbare schadenersatzrechtliche Haftung des Ausweiserstellers direkt dem
Käufer oder Bestandnehmer gegenüber normiert, nicht nur im Verhältnis zum
Auftraggeber des Ausweises (§ 6 EAVG 2012).56
53 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, (2012) 140. 54 Hüttler, Was bedeuten die Kennwerte im neuen Energieausweis?, immolex 2012, 202. 55 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 201. 56 Holzapfel, ebd.
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Zum einen beziehen sich die angeführten Werte auf ein fiktives Gebäude mit den
gegebenen Eigenschaften in einem festgelegten Referenzklima, wobei der äußerst
maßgebliche Faktor des Nutzerverhaltens am Endenergiebedarf natürlich keine
Berücksichtigung finden kann. Es wird hierbei also ein eher optimistisches, bzw. stark
geschöntes Szenario dargestellt.
Zum anderen wird der HWB als relativ unzulänglich angesehen, die
Gesamtenergieeffizienz darzustellen. Trotzdem ist er neben dem fGEE der einzige Wert,
der laut EAVG 2012 in Druckwerken und elektronischen Medien dargestellt werden muss
(siehe § 3 EAVG 2012). Außerdem gibt es über die neuerdings in der Fassung 2011
ausgewiesenen Faktoren ‚PEB‘ und ‚CO2‘ beständig Diskussionen in Bezug auf die
betreffenden und in der OIB RL 6 angegebenen Konversionsfaktoren59. Manche
betrachten diese Konversationsfaktoren zudem grundsätzlich als dynamische Größen,
was bei der Erstellung eines Energieausweises zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu
unterschiedlichen Ergebnissen führen würde. Und zu guter Letzt wird von den Experten
der Branche eine gewisse methodische Unsicherheit durch das Hinzufügen der fGEE
bemängelt.60
2.AllgemeineszumGesetzestext
Für neu erstellte Energieausweise gelten ab Inkrafttreten des EAVG 2012 nur mehr die
Vorgaben der Gebäude‐RL 2010/31 (Art 3 iVm Anh 1 Gebäude‐RL 2010/31) und damit die
OIB‐RL 6 aus 201161. Befinden sich in einem Gebäude mehrere Nutzungen, wie dies vor
allem in den größeren Städten sehr verbreitet ist (zum Beispiel halb‐öffentliche Nutzung
der ebenerdigen Flächen und Wohnnutzung der oberen Geschoße), so muss für jeden der
unterschiedlichen Bereiche ein eigener Energieausweis erstellt werden. Daher können für
ein Gebäude auch mehrere Energieausweise vorliegen, von denen gegebenenfalls bei
59 OIB RL 6 (2011) 6. 60 Pöhn/Pech/Bednar/Streicher, Bauphysik, Erweiterung 1: Energieeinsparung und Wärmeschutz, Energieausweis – Gesamtenergieeffizienz, springer (2012) 140. 61 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 47.
37
ganzheitlicher Betrachtung, wie der später beschriebenen Gebäudezertifizierung,
flächengewichtet ein Mittelwert der Ergebnisse errechnet werden muss.
Weiter ist festzuhalten, dass das EAVG 2012 die Bestimmungen des WEG [...]
unangetastet ließ62: Die Verwalterpflicht zur Beschaffung eines gebäudebezogenen
Energieausweises wird ebenso unverändert bleiben wie die Möglichkeit deren
Abbedingung durch Vereinbarung oder Beschluss.63 Außerdem behalten ‚alte‘
Energieausweise, sofern sie im Einklang mit der EU‐Gebäuderichtlinie 2003 erstellt
wurden, auch nach Inkrafttreten des EAVG 2012 ihre Gültigkeit für die Dauer von 10
Jahren ab Erstellung.64
Mit dem Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz 2012 werden nun die zivilrechtlichen Teile der
Richtlinie (Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (kurz:
Gebäuderichtlinie 2010, s.o.), Anmerkung) umgesetzt und das derzeit geltende
Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz aus dem Jahr 2006 aufgehoben. In Erweiterung
gegenüber der bisherigen Rechtslage sind bereits in Verkaufs‐ oder Vermietungsinseraten
Informationen über den Energiebedarf des Gebäudes oder des Nutzungsobjekts zu
erteilen; Ausnahmen von der Pflicht zur Vorlage und Aushändigung des Energieausweises
für bestimmte Gebäudekategorien sollen bundesweit einheitlich geregelt werden.65 Dies
gilt umso mehr in jenen Gebäuden, die bislang durch eine allfällige – landesgesetzliche
Ausnahmebestimmung (‚Denkmalschutz‘, ‚Schutzzone‘ etc.) vom EAVG ausgenommen
waren [...].66 Weiters werden die Rechtsfolgen der Ausweisvorlage und der Verletzung
von Vorlage‐ und Aushändigungspflicht klarer normiert und
Verwaltungsstrafbestimmungen vorgesehen.67
62 Kothbauer, EAVG 2012: Was tun im Wohnungseigentum?, immolex 2012, 224. 63 Vgl. § 20 Abs 3 a iVm § 28 Abs 1 Z 10 WEG (in der Praxis handelt es sich hier aber regelmäßig um einen Beschluss, und nicht um eine Vereinbarung). 64 Hüttler, immolex 2012, 202. 65 http://www.justiz.gv.at/internet/html/default/2c94848533c59e280133d0e21107010d.de.html, 12. Mai 201. 66 Kothbauer, EAVG 2012: Was tun im Wohnungseigentum?, immolex 2012, 224. 67 http://www.justiz.gv.at/internet/html/default/2c94848533c59e280133d0e21107010d.de.html, 12. Mai 201.
38
Ein Energieausweis muss laut EAVG 2012 verpflichtend vorgelegt werden bei Verkauf,
Vermietung, Verpachtung (In‐Bestand‐Gabe) eines Gebäudes und darf nicht älter als 10
Jahre sein. Das Baurecht normiert, wie weiter oben angeführt, zusätzlich eine
Vorlagepflicht bei Neu‐, Zu‐ und Umbau oder größeren Renovierung eines Gebäudes. Für
Nicht‐Wohngebäude mit mehr als 500 m² und starkem Publikumsverkehr ist man
außerdem zum Aushang an einer gut sichtbaren Stelle im Bereich des Haupteingangs
verpflichtet.
Beim Neubau und einer größeren Renovierung von Gebäuden muss vor Baubeginn die
technische, ökologische und wirtschaftliche Realisierbarkeit des Einsatzes von
hocheffizienten alternativen Systemen, sofern verfügbar, in Betracht gezogen,
berücksichtigt und dokumentiert werden (siehe Art 6 Abs 1 der RL 2010/31).
Beim Neubau und einer größeren Renovierung von Gebäuden mit einer konditionierten
Netto‐Grundfläche von mehr als 1000 m² müssen hocheffiziente alternative Systeme
eingesetzt werden, sofern diese verfügbar und technisch, ökologisch und wirtschaftlich
realisierbar sind. Erforderlichenfalls ist der Behörde die fehlende Verfügbarkeit oder
fehlende technische, ökologische oder wirtschaftliche Realisierbarkeit durch geeignete
Unterlagen nachzuweisen68.
Allgemein kann gesagt werden, dass durch die Ausweisvorlage mittel‐ bis langfristig ein
Bewusstsein für die großen Unterschiede in der energietechnischen Qualität von
Gebäuden und daraus resultierend für die Bedeutung dieser energietechnischen Qualität
für die Höhe der von ihnen zu tragenden Energiekosten vermittelt werden sollte.69 Was
sich nun schon eingebürgert hat, sind die Angaben über den Kraftstoffnormverbrauch im
Fahrzeugsektor, und eine ähnliche Strategie wurde mit dem Energieausweis verfolgt. Er
sollte ein maßgeblicher Faktor für die Ankauf‐ oder Anmietungsentscheidung der
68 §6 Abs 2 Z 4 des Entwurfs betreffend die Verordnung der Oö. Landesregierung, mit der Durchführungsvorschriften zum Oö. Bautechnikgesetz 2012 sowie betreffend den Bauplan erlassen werden (Oö. Bautechnikverordnung 2012 – Oö. BauTV 2012), Stand 15.12.2012. 69 Stabentheiner, Das Energieausweisvorlage‐Gesetz 2012, Neue Regeln für den Energieausweis, RdW 2012, 127.
39
Nachfrager werden70. Es sollten dadurch vielfach erprobte Marktmechanismen genutzt
werden, die den Akteuren am Immobilienmarkt Anreize geben, die energietechnischen
Qualitäten ihrer Gebäude zu verbessern, um dann diese neuen qualitativen Merkmale zur
marketingtechnischen Verwertung zu bringen. Somit wird ein energietechnisch
hervorstechendes Gebäude gegenüber einem schlechteren Gebäude am selben Standort
immer Wettbewerbsvorteile aufweisen. Und somit seinen Anteil zu den Bestrebungen der
Europäischen Union und der österreichischen Bundesregierung zur Reduktion der
klimaschädlichen Tendenzen in der Wirtschaft beitragen.
3.InhaltdesGesetzestextes
§ 1 EAVG 2012 enthält eine Präambel, in der der Inhalt des Gesetzes umrissen wird und
steckt zusammen mit den in § 2 EAVG 2012 enthaltenen Begriffsbestimmungen und
Definitionen auch gleich den Anwendungsbereich des Gesetzes ab.
Der § 3 EAVG 2012 regelt die Anzeigepflicht in Druckwerken und elektronischen Medien
und besagt, dass bei Angeboten von Gebäuden und Nutzungsobjekten in solchen Medien
der Heizwärmebedarf (HWB) und der Gesamtenergieeffizienz‐Faktor (fGEE) anzugeben
ist. Diese Pflicht gilt sowohl für den Verkäufer oder Bestandgeber als auch für den von
diesem beauftragten Immobilienmakler.
§ 4 EAVG 2012 schließlich regelt die eigentliche Vorlage‐ und Aushängungspflicht. Der § 4
Abs. 1 EAVG 2012 besagt: Beim Verkauf eines Gebäudes hat der Verkäufer dem Käufer,
bei der In‐Bestand‐Gabe eines Gebäudes der Bestandgeber dem Bestandnehmer
rechtzeitig vor Abgabe der Vertragserklärung des Käufers oder Bestandnehmers einen zu
diesem Zeitpunkt höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen und ihm diesen
oder eine vollständige Kopie desselben binnen 14 Tagen nach Vertragsabschluss
auszuhändigen. Geschieht dies nicht, kann der Käufer oder Bestandnehmer nach
erfolgloser Aufforderung, den Ausweis zu übergeben (eine angemessene Frist ist aber
einzugestehen), die Übergabe eines gültigen und vollständigen Energieausweises
70 Stabentheiner, ebd.
40
gerichtlich geltend machen.71 Oder aber selbst einen solchen Ausweis einholen und die
dafür aufgewendeten Kosten vom Verkäufer oder Bestandgeber ersetzt verlangen. Dieser
Kostenersatz ist aber mit den angemessenen Kosten limitiert.72
Weiters bestimmt § 4 Abs. 2 EAVG 2012 folgendes: Wird ein Nutzungsobjekt verkauft
oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung des
Abs. 1 durch Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder über die
Gesamtenergieeffizienz dieses Nutzungsobjekts oder über die Gesamtenergieeffizienz
eines vergleichbaren Nutzungsobjekts im selben Gebäude oder über die
Gesamtenergieeffizienz des gesamten Gebäudes erfüllen.
§ 4 Abs. 3 EAVG 2012 normiert zudem: Wird ein Einfamilienhaus verkauft oder in Bestand
gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch
Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder über die Gesamtenergieeffizienz
dieses Hauses oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Gebäudes von
ähnlicher Gattung, Größe und Energieeffizienz erfüllen. Eine derartige Verwendung eines
für ein vergleichbares Gebäude erstellten Energieausweises setzt allerdings voraus, dass
der Ausweisersteller die Ähnlichkeit der Gebäude hinsichtlich ihrer Gattung, Größe,
Energieeffizienz, Lage und ihres Standortklimas bestätigt.
Ein Energieausweis wird für praktisch alle Gebäude‐Typen benötigt, also für
Wohngebäude und Nicht‐Wohngebäude (öffentliche Gebäude, gewerbliche Gebäude,
Industriebauten, etc.). Es gibt nur wenige Ausnahmen, die in § 5 Z 1 bis 7 EAVG 2012
aufgeführt sind:
1. Gebäude, die nur frostfrei gehalten werden,
2. im Verkaufsfall Gebäude, die aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands
objektiv abbruchreif sind, sofern in einer allfälligen Anzeige nach § 3 das Gebäude
als abbruchreif bezeichnet und im Kaufvertrag davon ausgegangen wird, dass der
Käufer das Gebäude binnen dreier Jahre nach Vertragsabschluss abbrechen
werde, 71 Marzi, immolex 2012, 206. 72 Marzi, ebd.
41
3. Gebäude, die ausschließlich für Gottesdienste und sonstige religiöse Zwecke
genutzt werden,
4. provisorisch genutzte Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von höchstens
zwei Jahren,
5. Industrieanlagen, Werkstätten und landwirtschaftliche Nutzgebäude, bei denen
jeweils der überwiegende Anteil der für die Konditionierung des Innenraumklimas
erforderliche Energie durch die im Gebäude entstehende Abwärme aufgebracht
wird,
6. Wohngebäude, die nach ihrer Art nur für die Benutzung während eines
begrenzten Zeitraums je Kalenderjahr bestimmt sind und deren voraussichtlicher
Energiebedarf wegen dieser eingeschränkten Nutzungszeit unter einem Viertel
des Energiebedarfs bei ganzjähriger Benützung liegt, und
7. Frei stehende Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von weniger als 50
Quadratmetern.
Die Rechtsfolgen der Ausweisvorlage regelt schließlich der § 6 EAVG 2012, und zwar
handelt es sich dabei um gewährleistungsrechtliche und schadenersatzrechtliche
Ansprüche. Aus der inhaltlichen Unrichtigkeit des Energieausweises sind nach
allgemeinem Vertragsrecht auch weitere Ansprüche denkbar.73 In dieser Neuerung
besteht auch ein großer Vorteil im Vergleich zum EAVG74 (Jahrgang 2006), wo die
Nichtregelung der Rechtsfolgen der Nichtvorlage zu Unklarheiten und Effizienzproblemen
geführt hat.
Gewährleistungsansprüche entstehen nun durch den § 6 EAVG 2012, erster Satz: „Wird
dem Käufer oder Bestandnehmer vor Abgabe seiner Vertragserklärung ein
Energieausweis vorgelegt, so gelten die darin angegebenen Energiekennzahlen für das
Gebäude unter Berücksichtigung der bei ihrer Ermittlung unvermeidlichen Bandbreiten
73 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex 2012, 206. 74 137. Bundesgesetz über die Pflicht zur Vorlage eines Energieausweises beim Verkauf und bei der In‐Bestand‐Gabe von Gebäuden und Nutzungsobjekten: Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz ‐ EAVG, BGBl. 137/2006.
42
als bedungene Eigenschaften im Sinne des § 922 Abs. 1 ABGB.“75 Die im vorgelegten
Energieausweis enthaltenen Energiekennzahlen gelten nun also als bedungene
Eigenschaft iSd § 922 Abs 1 ABGB, allfällige Ansprüche – welche Rechtsbehelfe in welcher
Reihenfolge innerhalb welcher Fristen der Käufer oder Bestandgeber ergreifen kann –
nach den §§ 922 ff und § 1096 ABGB.76 Allerdings dürfen sich die Ergebnisse der
Energieausweisberechnungen eben in gewissen Bandbreiten bewegen, weil als
Eingangsparameter Standardannahmen getroffen werden (müssen). So können ermittelte
Kennzahlen von den real vorherrschenden Gegebenheiten erheblich abweichen, ohne
dabei zwangsläufig falsch zu sein und ohne gewährleistungsrechtliche Ansprüche davon
ableiten zu können. Innerhalb einer gewissen Bandbreite ist der Energiekennwert daher
als technisch ‚richtig‘ anzusehen und der energietechnische Zustand eines Gebäudes nicht
mangelhaft.77 Diese Abweichung kann aber nicht numerisch oder relativ angegeben
werden, sondern muss im Zweifelsfall durch ein Gutachten eines unabhängiges
Sachverständigen beurteilt werden. Zudem ist der Energieausweis kein Garant für einen
bestimmten Energieverbrauch, da dieser in sehr hohem Maße vom jeweiligen
Nutzerverhalten, von den äußeren Witterungsverhältnissen und von anderen, nicht im
Einflussbereich des Verkäufers oder In‐Bestandgebers liegenden Faktoren, bestimmt
wird.
Schadensersatzansprüche werden in § 6 zweiter Satz EAVG 2012 festgelegt. Für Schäden,
die dem Vorlageberechtigten durch den unrichtigen Energieausweis entstehen, haftet der
Ausweisersteller nun unmittelbar. Dies ist ungewöhnlich, da der Ersteller eigentlich
seinem Vertragspartner aufgrund zum Beispiel eines Werkvertrages nach § 1299 ABGB
haftet, nicht aber einem Dritten, in diesem Falle des Vorlageberechtigten. Das Besondere
an § 6 EAVG 2012 ist, dass eine Haftung des Ausweiserstellers gegenüber einem Dritten,
also unabhängig von einer vertraglichen Beziehung, normiert wird.78
75 § 6 EAVG 2012. 76 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex, 206. 77 Marzi, ebd. 78 Marzi, ebd.
43
Schließlich wäre auch noch eine Erfüllungsgehilfenhaftung des Ausweiserstellers
gegenüber dem Verkäufer oder Bestandgeber nach § 1313 a ABGB denkbar, die ihrerseits
wieder schadensersatzrechtliche Forderungen des Ausweiserstellers an seinen
Vertragspartner nach sich ziehen könnte.
§ 8 EAVG 2012 normiert, dass all jene Vereinbarungen, welche die Rechtsfolge nach § 6
EAVG 2012 einschränken oder ausschließen wollen, unwirksam sind. Es können aber die
[...] gewährleistungsrechtliche Konsequenzen außerhalb des Anwendungsbereichs des
Konsumentenschutzgesetzes innerhalb der Grenzen des § 879 Abs 1 und 3 ABGB
vertraglich abgeschwächt oder abbedungen werden.79
In § 9 Abs. 1 EAVG 2012 werden auch Strafbestimmungen festgelegt. Wer nämlich die in
§ 3 EAVG 2012 festgelegte Anzeigepflicht in Druckwerken und elektronischen Medien
missachtet, begeht eine Verwaltungsübertretung, die mit einer Geldstrafe bis zu 1.450
Euro bedroht ist. Ein Immobilienmakler ist aber insofern entschuldigt, als er den
Auftraggeber über die Informationspflicht in Kenntnis gesetzt hat und dieser der
Aufforderung, einen gültigen Energieausweis vorzulegen, nicht nachgekommen ist.
Derselbe Strafrahmen ist auch bei einem Verstoß gegen die in § 4 EAVG 2012 bestimmte
Vorlage‐ und Aushändigungspflicht normiert.
Das Energieausweisvorlagegesetz ist mit 1. Dezember 2012 in Kraft getreten (vgl. § 10
Abs. 1 EAVG 2012) und mit diesem Bundesgesetz wird die Richtlinie 2010/31/EU über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden80 umgesetzt (vgl. § 12 EAVG 2012).
4.ZivilrechtlicheAspektederVerpflichtungzurEnergieausweisvorlage
Zunächst ist einmal festzuhalten, dass der Energieausweis bei Immobiliengeschäften
Vertragsinhalt wird und die in ihm ausgewiesenen Energiekennzahlen zwingend
bedungene Eigenschaften des § 922 ABGB darstellen. Dies wird von den §§ 6 & 8 EAVG
79 Marzi, Rechtsfolgen der (Nicht‐)Vorlage und der unterlassenen Aushändigung des Energieausweises nach dem EAVG 2012, immolex 2012, 206. 80 Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung), AB1 Nr. L 153 vom 18. Juni 2010.
44
2012 so festgelegt und erhöht die Wirksamkeit der durch die RL 2010/31 und das EAVG
2012 angestrebten positiven Wirkungen auf die Umwelt und die Lenkung der Wirtschaft
ungemein. Dass die Rechtslage nach dem EAVG 2006 dies keineswegs immer
gewährleistete, wird in ‚Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz‘ sehr
ausführlich und eingehend dargestellt. Allerdings wurde schon im Ministerialentwurf
200581 festgeschrieben, dass bei Nichtvorlage eines Energieausweises eine dem Alter und
Zustand des Gebäudes entsprechend guter Wert des Heizwärmebedarfs HWB und der
Gesamtenergieeffizienz fGEEf als vereinbart gelten soll.
Drei grundsätzliche (Vertrags‐)Verhältnisse in Bezug auf die Erstellung und Übergabe des
Energieausweises für ein bestimmtes Objekt sind naheliegend:
1) Der Werkvertag zwischen Verkäufer oder Bestandgeber und dem Ersteller des
Energieausweises.
2) Der Kauf‐ bzw. Mietvertag zwischen Verkäufer oder Bestandgeber und Käufer
oder Bestandnehmer unter der Berücksichtigung der Tatsache, ob ein
Energieausweis vorgelegt wurde, oder eben nicht.
3) Die haftungsrechtliche Verbindung zwischen Erwerber oder Bestandnehmer und
dem Ersteller des betreffenden Energieausweises, welche sich dann ergibt, wenn
dieser Energieausweis als fehlerhaft erkannt wird.
Allerdings ist eine Abweichung des tatsächlichen Energiebedarfs vom im Energieausweis
ausgewiesenen Energiebedarf meist nicht auf einen fehlerhaften Energieausweis
zurückzuführen, sondern bescheinigt eindrucksvoll die große Wirkung des individuellen
Nutzerverhaltens (meist wirkt sich dieses zu dessen Ungunsten aus)82. Fehlerhafte
Handhabung der technischen Gebäudeausstattung, zu hohe Raumtemperaturen oder
exzessives manuelles Lüften, usw. können zu immensen Abweichungen des jeweiligen
tatsächlichen Heizwärmebedarfs führen.
81 Vgl ErläutME 306/ME 22. GP, zu § 6. 82 Vgl Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 71; Popp, wobl 2007, 2 (8); Altenburger/Gruber, Energieausweis – ein Überblick, Zak 2009, 83 (84).
45
In Anlehnung an die Gebäude‐RL 2002/ 91 hatte der Energieausweis nach der gängigen
Auffassung noch eher informativen Charakter, was aber nicht heißt, dass der Käufer oder
Bestandnehmer nicht auf die darin enthaltenen Werte vertrauen kann. Maßgeblich sind
hier die jeweiligen nationalen Regelungen, auch des Vertragsrechts. In der Gebäude‐RL
2010/31 ist diese Formulierung, dass der Energieausweis nur der Information diene, nicht
mehr enthalten, allerdings enthält sich die RL jeglicher Aussage über die vertragliche
Verbindlichkeit dessen und verweist auch hier auf nationale Rechtsvorschriften (siehe
auch § 11 Abs 7 EAVG 2012). Auch der Ministerialentwurf 200583 sah schon vor, dass die
Angaben im Energieausweis als bedungene Eigenschaften iSd § 922 Abs 1 ABGB (§ 6 Abs 1
EAVG 2012) anzusehen sind. Womit dem Energieausweis nun jene Bedeutung zu Teil
wurde, die er heute im Immobilienmarkt hat.
D. Fazit und Kritik
Der Energieausweis kann zwar als ein erster Schritt in einen nachhaltigeren Umgang mit
unserer Umwelt und mit den natürlichen Ressourcen gesehen werden, allerdings ist die
Schraube, an der hier gedreht wird nur ein winziger Teil in einem riesigen Gefüge. So
betrachtet der Energieausweis nur die theoretischen Verbräuche eines Gebäudes bei
gegebenen Umweltfaktoren und bekannten Eingangsparameter der haustechnischen
Anlagen. Der eigentliche Energiebedarf eines Gebäudes weicht allerdings meist aufgrund
von nutzerseitigem Fehlverhalten in der Handhabung technischer Anlagen und fehlendem
technischen und physikalischem Verständnis meist weit von dem im Energieausweis
ausgewiesenen theoretischen Verbrauch ab.
Außerdem wird der gesamte Bereich der grauen Energie für gewöhnlich negiert. Der
enorme Energieaufwand zur Herstellung des Gebäudes, dem Transport von
Baumaterialien und der Abbau von Rohstoffen werden meist ausgeklammert, all diese
Faktoren sind aber ihrem Zielprodukt Gebäude direkt zurechenbar. Auch der enorme
Aufwand, den der Abbruch bzw. Rückbau eines Gebäudes verursacht, wird derzeit noch
83 Vgl ErläutME 306/ME 22. GP.
46
vernachlässigt. Nur die thermische Verwertung von unbehandelten Holzwerkstoffen
könnte hier positiv in die Energiebilanz eingehen. Eine mögliche Herangehensweise an
eine ganzheitliche Sichtweise, die all diese Aspekte berücksichtigt, ist die so genannte
Ökobilanz (LCA, oder ‚Life Cycle Assesment‘). Hierbei werden alle Input‐ und
Outputfaktoren einbezogen und in einer Bilanz ausgewiesen, welche die Gesamtheit der
schädlichen Umwelteinflüsse eines solchen Prozessbündels darstellt.
Ein weiteres Manko des Energieausweises ist, dass er im Gegensatz zu den
Gebäudezertifizierungen nur den Faktor Energie betrachtet. Er trifft keine Aussage über
die Kosten im Betrieb des Gebäudes, die Nutzerfreundlichkeit, Barrierefreiheit,
Baumängel und potentielle Bauschäden, Verwertbarkeit und Vermietungsgradpotenzial,
beleuchtungs‐ und schalltechnische Qualitäten, usw. Daher gewinnt die
Gebäudezertifizierung, obwohl erst Ende 2009 in Österreich eingeführt, immer mehr an
Bedeutung bei der Vermarktung von Immobilien. Im Anhang wird das DGNB System, als
das im deutschsprachigen Raum meist verbreitete, vorgestellt und beschrieben.
Insgesamt kann auch die Tatsache kritisiert werden, auf die Energieeinsparungs‐ und
Energieeffizienzbestrebungen mit dem Einpacken des Gebäudebestands mit EPS
(handelsübliches Styropor) und XPS (extrudiertes Polystyrol) zu reagieren. Ob die
Probleme, die bei der Entsorgung dieser Materialien in rund 20 Jahren entstehen werden
die Einsparung an Energie in eben diesen 20 Jahren aufwiegt, kann mit gutem Recht
bezweifelt werden. Nach der anfänglichen, von der Dämmindustrie ausgehenden
Euphorie formiert sich nun langsam aber bestimmt eine Widerstandsbewegung gegen das
unhinterfragte und staatlich geförderte Einpacken von Gebäuden mit ‚Sondermüll‘. Einen
polemischen, aber sehr aufschlußreichen Artikel dazu liefern Peter Richter und Niklas
Maas in der Frankfurter Allgemeinen unter dem Titel ‚Die Burka fürs Haus‘84.
84 Richter/Maak, Die Burka fürs Haus.Wohnen, Dämmen, Lügen: Am deutschen Dämmstoffwesen soll das Weltklima genesen. Was der neue Fassadenstreit über unser Land verrät und warum Wollwärmeschutz das Gegenteil von Fortschritt ist Frankfurter Allgemeine/Feuilleton, 16.11.2012 (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/waermedaemmung‐die‐burka‐fuers‐haus‐11071251.html?printPagedArticle=true, 30.01.2014, 9:47 Uhr).
47
1.DierechtlicheEinbettungvonEnergieausweisundGebäudezertifizierung
Da der Energieausweis, bzw. seine wesentlichen Kennzahlen, in der Vermarktung und der
Bewerbung von Immobilien verwendet werden, entstehen schon allein daraus
Gewährleistungsansprüche durch den Käufer, Mieter oder Nutzer eines solchen Objekts.
Diese Kennzahlen werden Vertragsinhalt und erlangen dadurch zivilrechtliche Relevanz,
welche im § 922 Abs 1 ABGB normiert wird, und zwar wie folgt: „Wer einem anderen eine
Sache gegen Entgelt überlässt, leistet Gewähr, dass sie dem Vertrag entspricht. Er haftet
also dafür, dass die Sache die bedungenen oder gewöhnlich vorausgesetzten
Eigenschaften hat, dass sie seiner Beschreibung, einer Probe oder einem Muster
entspricht und dass sie der Natur des Geschäftes oder der getroffenen Verabredung
gemäß verwendet werden kann.“
Auf in der Werbung und in Inseraten gemachte Aussagen und deren Eigenschaft,
automatisch Vertragsinhalt zu werden, bezieht sich der § 922 Abs 2 ABGB: „Ob die Sache
dem Vertrag entspricht, ist auch danach zu beurteilen, was der Übernehmer auf Grund
der über sie gemachten öffentlichen Äußerungen des Übergebers oder des Herstellers,
vor allem in der Werbung und in den der Sache beigefügten Angaben, erwarten kann; das
gilt auch für öffentliche Äußerungen einer Person, die die Sache in den Europäischen
Wirtschaftsraum eingeführt hat oder die sich durch die Anbringung ihres Namens, ihrer
Marke oder eines anderen Kennzeichens an der Sache als Hersteller bezeichnet. Solche
öffentlichen Äußerungen binden den Übergeber jedoch nicht, wenn er sie weder kannte
noch kennen konnte, wenn sie beim Abschluss des Vertrags berichtigt waren oder wenn
sie den Vertragsabschluss nicht beeinflusst haben konnten.“
Falsche Angaben werden also zu Fällen der Gewährleistung nach § 923 ABGB, das nicht
angeben von bekannten Kennzahlen zu einer Verwaltungsübertretung nach §§ 3 iVm 9
EAVG 2012.
Inwieweit die Gebäudezertifizierung eine rechtliche Relevanz hat, ist von den jeweils
geschlossenen Verträgen der unterschiedlichen Geschäftspartner abhängig. Zivilrechtlich,
vor allem in Bezug auf die Gewährleistung, ist aber auch hier eine Falschangabe in Medien
oder anderer Werbung in Betracht zu ziehen, wenn nämlich eine Zertifizierung trotz
anders lautender Angaben nicht oder in einer anderen Qualitätsstufe vorliegt. Das
48
nationale Recht sollte nicht betroffen sein, da Gebäude, die grundlegende baurechtliche
Bestimmungen nicht erfüllen, von vornherein von der Zertifizierung nach dem DGNB
System (siehe Anhang) ausgeschlossen werden.
2.UntersuchungderUmsetzungdesEAVG2012inMedien&Inseraten
Immer häufiger sieht man in letzter Zeit in Zeitungen und Aushängen der Maklerbüros die
Angaben des HWB und des fGEE bei der Bewerbung von Immobilienobjekten angeführt.
Dies liegt in den Bestimmungen der neuen Gebäuderichtlinie 2010 und dem neuen
Energieausweisvorlagegesetz 2012 begründet: Art 12 Abs 4 der Gebäude‐RL 2010/31
verlangt bei Vermietung oder Verkauf eines Gebäudes oder Gebäudeteils die Angabe
eines Indikators der Gesamtenergieeffizienz85, der auch im Energieausweis anzugeben ist,
wenn in kommerziellen Medien Verkaufs‐ oder Vermietungsanzeigen geschaltet
werden.86 Gleiches wird auch im § 3 EAVG 2012 normiert, und bezieht sich gleichermaßen
auch auf Veröffentlichungen in elektronischen Medien.
Auch Immobilienmakler werden durch den § 3 EAVG 2012 in die Pflicht genommen, und
eine Zuwiderhandlung wird durch den § 9 EAVG 2012 mit einer Verwaltungsstrafe
bedroht. Allerdings: Der Verstoß eines Immobilienmaklers gegen § 3 ist entschuldigt,
wenn er seinen Auftraggeber über die Informationspflicht nach dieser Bestimmung
aufgeklärt und ihn zur Bekanntgabe der beiden Werte beziehungsweise zur Einholung
eines Energieausweises aufgefordert hat, der Auftraggeber dieser Aufforderung jedoch
nicht nachgekommen ist.
Inserate in Tageszeitungen und Annoncen der Immobilienmakler
Durch die regelmäßige Beobachtung der Immobilienteile der drei großen, täglich
erscheinenden österreichischen Printmedien (der Standard, die Presse, Kronen Zeitung)
über etwa ein Jahr hinweg kann zum heutigen Tag gesagt werden, dass die in der
85 Holzapfel, Energieausweisvorlagegesetz 2012, immolex 2012, 198. 86 Wagner/Klausbruckner, Energieausweis‐Vorlage‐Gesetz (2013) 47.
49
Gebäude‐RL 2010/31 und im EAVG 2012 geforderten Angaben zum energetischen
Verhalten von Gebäuden schon fast ausnahmslos in den Inseraten und Annoncen für
Gebäude und Wohnungen, für den Kauf sowie auch für die Miete, angeführt werden. Dies
war am Anfang des Jahres 2013 noch keineswegs selbstverständlich. Angaben zum
Heizwärmebedarf (HWB) oder zur Gesamtenergieeffizienz (fGEE) waren zu der Zeit noch
eher die Ausnahme, und oft fand man den Zusatz ‚Ein gültiger Energieausweis wird
konkretem Interesse nachgereicht‘ oder ähnliche Formulierungen, um dieser seit 1.
Dezember 2012 geltenden Verpflichtung noch nicht sofort nachkommen zu müssen.
Inzwischen scheint aber diese Übergangsphase vorbei zu sein und der Energieausweis hat
sich auf breiter Basis als Verkaufs‐, Vermietungs‐ und allgemeiner gesagt als
Dokumentationsbestandteil von Gebäuden durchgesetzt. Nicht selten wird auch schon
dezidiert mit einem niedrigen Heizwärmebedarf geworben, was genau den Intentionen
der Gebäuderichtlinie 2010/31 und dem EAVG 2012 entspricht, die mit der
Energieausweisvorlagepflicht und der entsprechenden Publikation der enthaltenen Werte
eine wirtschaftliche Lenkung in Richtung von mehr Ressourcenschonung und höherer
Energieeffizienz zu forcieren trachten.
3.DerEnergieausweisalsVorstufezum‚Gebäudetypenschein‘
So wie der Energieausweis durch seine marktsteuernde Funktion einen positiven Anreiz
dafür bieten soll, nachhaltigere und energiesparendere Gebäude zu bauen
beziehungsweise Gebäude, die nicht mehr den energetischen und ökologischen
Anforderungen unserer Zeit genügen, entsprechend zu sanieren, soll auch das
Immobilienzertifikat in näherer Zukunft eine ähnliche, wenn auch wesentlich tiefer
gehende Funktion der Transparentmachung versteckter Gebäudequalitäten oder eben
bestehender Baumängel übernehmen. Das im Anhang näher beschriebene DGNB
Zertifikat ist das System, das sich im deutschsprachigen Raum durchgesetzt hat. Es zielt
nicht nur auf ökologische Kriterien ab, sondern bezieht erstmals auch die wirtschaftlichen
Komponenten der Nachhaltigkeit mit ein. Daher wird es auch bei Systemvergleichen oft
als ein System der ‚2. Generation‘ bezeichnet. Die wirtschaftlichen Kriterien sind deshalb
50
von großer Bedeutung, da sich der zeitweise oder dauerhafte Leerstand schwer nutzbarer
oder nicht in befriedigendem Ausmaß adaptierbaren Gebäuden in den Ballungsräumen
zunehmend als ein Problem der effizienten Ressourcennutzung angesehen wird.
Schließlich stellt der Bau eines Gebäudes einen sehr hohen Aufwand an Energie und
Materialien dar, und somit ist jeder gebauter, aber nicht genutzter Raum (oder gar
Gebäude) eine Verschwendung von eben Energie und Material und steht dem
Effizienzgedanken der Nachhaltigkeitsbewegung gegenüber. Es geht nämlich bei der
Planung im Sinne der Nachhaltigkeit auch um das optimale Nutzen vorhandener
Ressourcen, und nicht nur um die vorbeugende Einsparung von noch nicht
bereitgestellter Ressourcen.
Um also vorhandene Ressourcen optimal nutzen zu können und unnötige Kapazitäten
einzusparen ist es enorm wichtig, den Bestand von (in diesem Fall) Immobilien genau zu
kennen, und seine inneren Qualitäten transparent darzustellen. Für einen potenziellen
Käufer oder Nutzer eines Gebäudes ist es von sehr großem Interesse, wie hoch z.B. die
Energie‐, Instandhaltungs‐ und Wartungskosten, bzw. die Betriebskosten sind, wie die
Haustechnik aufgebaut ist und wie sie zu bedienen ist, welche Firmen bei der
Bauausführung beteiligt waren und wo man im Falle eines Bauschadens fachmännische
Hilfe anfordern kann, usw. Außerdem weist das Immobilienzertifikat dem Käufer eines
Gebäudes alle notwendigen Informationen nach, die er braucht, um ein Bauwerk an seine
eigenen Bedürfnisse anzupassen (im Zertifikat nennt sich das dann
Drittverwendungsfähigkeit, Adaptivität und Umnutzbarkeit). Auch interessant kann es für
diesen Personenkreis sein, wie unzugängliche Bereiche wie Wand‐ und Deckenaufbauten,
Schächte der Haustechnik und Elektroinstallation und Hohlraum‐ bzw. Doppelböden
beschaffen und aufgebaut sind, vor allem in Bezug auf zukünftige Umbauten,
Reparaturen, Erweiterungen und schlussendlich für den Fall es Abtragens eines
Gebäudes. Eine der der am wenigsten beachtete und am schlechtesten vorhersehbare
Komponente am Immobiliensektor ist nämlich die finanzielle und bautechnische
Herausforderung, die zukünftige Veränderungen an der Bausubstanz darstellen können.
51
Der Ruf nach einer transparenten Darstellung auf dem Immobiliensektor wird aus den
beschriebenen Gründen also immer lauter, und eine gesetzliche Einbettung einzelner
Themen der Gebäudezertifizierung auf lange Sicht immer wahrscheinlicher. Eine
Verpflichtung wie beim Energieausweis, neue und zu sanierende Gebäude einer
Zertifizierung zu unterwerfen, wird aber in absehbarer Zeit nicht realistisch umsetzbar
sein. Dies würde wohl auch am Widerstand privater Bauherren aufgrund der noch relativ
hohen Kosten des Zertifizierungsprozesses scheitern.
E. Anhang: Vorstellung des ‚DGNB Gebäudezertifizierungssystems‘
1.NachhaltigkeitsbewertungvonGebäudennachdemDGNBSystem
a)DasjungeGebietderGebäudezertifikateSeit 2007 wird das derzeit im deutschsprachigen Raum vorherrschende System der DGNB (Deutsche Gesellschaft nachhaltiges Bauen) in Deutschland angewendet und im Bausektor propagiert. Seit Ende 2009 befindet sich dieses (auf die österreichischen gesetzlichen, wie auch spezifischen bautechnischen Verhältnisse adaptierte) System durch den Kooperationspartner ÖGNI auch auf dem österreichischen Markt und erlangt hier seitdem eine immer größere Verbreitung und Bedeutung.
Die verschiedenen angebotenen Nutzungsprofile (NBV – Neubau Büro‐ und Verwaltung, NBI – Neubau Bildungsbauten, NIN – Neubau Industriegebäude, NHO – Neubau Hotelbauten, NWO – Neubau Wohngebäude, NHA – Neubau Handel und Gewerbe, BBV – Bestand Büro und Verwaltung, NSQ – Neubau Stadtquartiere, usw.) werden zuerst in einer so genannten Pilotphase am betreffenden Immobilienmarkt getestet und durch ausgebildete Auditoren angewendet. Wurden dann einige (für gewöhnlich drei bis fünf) Projekte eines bestimmten (Pilotphase‐) Nutzungsprofils erfolgreich durch die Konformitätsprüfung gebracht, werden die Benchmarks nachjustiert und die Marktphase eingeleitet. Dies bedeutet meist auch eine Verschärfung der Qualitätsanforderungen und soll Anreize bieten, noch während der einfacheren Pilotphase Projekte einzureichen. Außerdem generiert diese Strategie auf schnellem Wege erste Benchmarks, um das Konformitätssystem nachjustieren und aktuell halten zu können.
Jedes dieser Nutzungsprofile besteht nun aus rund 50 Kriterien, die zu 6 Hauptgruppen zusammengefasst sind (eine Kriterien‐bzw. Steckbriefliste findet sich in der DGNB Systembroschüre 201387):
• Ökologische Qualität (LCA – Ökobilanz) • Ökonomische Qualität (LCC – Lebenszykluskosten) • Soziokulturelle und funktionale Qualität • Technische Qualität • Prozessqualität • Standortqualität (wird gesondert bewertet, fließt nicht in die Gesamtbewertung ein)
87 http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.ogni.at%2Fde%2Fview%2Ffiles%2Fdownload%2FforceDownload%2F%3Ftool%3D12%26feld%3Ddownload%26sprach_connect%3D1097&ei=tpWPUcejE4TAswa_l4CgDA&usg=AFQjCNEQ‐Eb8SRy0raN7agWCkDk4WaUDvA&sig2=HspomWO‐pVO‐ROlTQ3ieQw&bvm=bv.46340616,d.Yms, 12. Mai 2013.
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Die Auditoren werden von der Geschäftsstelle der ÖGNI ausgebildet und in Kursen und regelmäßigen Aufbaulehrgängen für etwaige Änderungen und neue Systemvarianten unterrichtet. Diese Auditoren sind auf der Website der ÖGNI gelistet und gegebenenfalls werden regional agierende Auditoren an interessierte Bauherrn genannt.
Der Auditor/die Auditorin erstellt sodann baubegleitend eine umfassende Gebäudedokumentation und leitet die erforderlichen bauphysikalischen Messungen in die Wege. Je früher im Bauprozess sich der Auditor dem Planungsteam anschließt, desto höher ist für gewöhnlich die Akzeptanz durch die restlichen Baubeteiligten und Gewerke und desto einfacher ist es auch für den Auditor, notwendige Nachweise, Dokumente und andere Unterlagen von den jeweiligen Verantwortlichen zu erhalten und in eine rationelle, systemkonforme Ordnung zu bringen. Die Einhaltung eines strikten Ordnungssystems bei der Dokumentation ist absolut notwendig, um eine rasche und reibungslose Konformitätsprüfung durch die Geschäftsstelle der ÖGNI möglich zu machen.
Ist der Auditor soweit fertig mit der Gebäudedokumentation und hat die relevanten Nachweise gesammelt, reicht er das bereits angemeldete Projekt zur Konformitätsprüfung bei der Geschäftsstelle ein. Noch ist dieses in digitaler und in ausgedruckter Form per Post oder per Bote zu schicken, derzeit wird aber gerade an einer Umstellung auf eine rein digitale Einreichung der Unterlagen gearbeitet, um Papier und Kosten zu sparen. Bei der neuen Art, Dokumentationen einzureichen wird es sich um einen Server handeln, auf den man mittels einer Eingabemaske die relevanten Nachweise einfach hochlädt. Das Verschicken von physischen Dokumenten oder Datenträgern wird somit in Kürze obsolet.
Nach Einlangen der Gebäudedokumentation wird eine Konformitätsprüfung einberaumt, an der sich mindestens 2 Prüfer (‚4‐Augen‐Prinzip‘) mit je einem eingereichten Projekt beschäftigen. Oft werden aber bei spezifischen Fragestellungen auch noch Experten der jeweiligen Fachgebiete hinzugezogen, vor allem wenn die Sachlage nicht ganz klar ist.
Nach erfolgter Konformitätsprüfung wird dem Auditor das Ergebnis der Prüfung mitgeteilt und gegebenenfalls erforderliche nachzureichende Unterlagen, Dokumente und Nachweise von ihm verlangt. Sind diese erbracht, kommt es zur 2. Prüfung und bei Bestätigung der Konformität zur Erteilung des Zertifikats in Gold, Silber oder Bronze.
58
d)DetaillierteGebäudedokumentationenundNutzerhandbücherWas der Energieausweis in einem beschränkten Ausmaß macht, nämlich in Bezug auf die Energie, deren Verbrauch beziehungsweise effiziente Umwandlung, macht die Gebäudezertifizierung in Bezug auf das Gesamtgebäude inklusive der Außenanlagen. Nämlich die detaillierte Berechnung und Erfassung aller relevanten Parameter und physikalischen Eigenschaften, die für einen nachhaltigen, effizienten und ressourcenschonenden Gebäudebetrieb wichtig sind. Es scheint sich nun nach langer Überzeugungsarbeit die Tatsache in den Köpfen der Immobilienbetreiber zu verbreiten, dass die Nutzungsphase bei Gebäuden die weitaus höheren Kosten verursacht, als es Planung, Zertifizierung und Errichtung gemeinsam tun.
Eine positive Begleiterscheinung der Gebäudezertifizierung ist also nicht nur, dass sich alle beteiligten Planer schon während der Vorentwurfsphase Gedanken über Aspekte der Nachhaltigkeit machen müssen, so etwa über eine effiziente und sparsame Haustechnik, Nutzung alternativer Energieträger, Dichtheit und Dämmfähigkeit der Gebäudehülle, Kompaktheit des Baukörpers, und so weiter, sondern auch dass im Laufe er Entwicklung eines solchen Projekts eine detaillierte und sehr umfangreiche Dokumentation der verbauten Produkte und der ablaufenden Prozesse entsteht.
Am Ende erhält der Nutzer des Gebäudes ein Nutzerhandbuch, das auf eine breite Gebäudedokumentation gestützt ist und es ihm ermöglicht, nicht nur die Haustechnik korrekt und effizient einzustellen und zu bedienen, sondern auf jede Art von Unregelmäßigkeiten im Gebäudebetrieb in geeigneter Art und Weise reagieren zu können. Die Festlegung des Umgangs mit Fehlern im System ist schließlich eine der wichtigsten Dinge, um einen reibungslosen Betrieb dauerhaft aufrecht zu erhalten und hohe Kosten durch technische Störungen, welcher Art auch immer, zu vermeiden.
e)WunschdesMarktes,einen‚Typenschein‘fürGebäudezuentwickelnSchon seit langer Zeit gibt es den Wunsch des Immobilienmarktes, eine Art Typenschein für Gebäude zu entwickeln, wie das aus der Autoindustrie bekannt ist. Dieser soll Transparenz schaffen in Bezug auf die physikalischen, energetischen, ökologischen und ökonomischen Eigenschaften von Gebäuden. Der Energieverbrauch innerhalb eines bestimmten Nutzungsprofils und die Betriebskosten in Bezug auf eine bestimmte Belegungsdichte von zum Beispiel Büroflächen soll schon vor einer Kauf‐ oder Mietentscheidung abschätzbar sein, um nicht die sprichwörtliche ‚Katze im Sack‘ zu kaufen. Und schließlich wünschen sich nicht nur die ‚Player des Marktes‘ eine transparente Ausweisung von Mindeststandards in den gebäudetechnischen Eigenschaften, sondern in den Jahren nach der Wirtschaftskrise verlangen nun auch zunehmend die diese Projekte finanzierenden Banken vor einer solchen Investition von ihren Kunden entsprechende Sicherheiten, bevor sie Kredite vergeben.
2. Internationalisierungsbestrebungen in der Gebäudezertifizierung
a)InternationalanwendbaresKernsystem+nationaleApplikationenDie in Punkt 7 ‚New Approach‘ dargestellten Tendenzen der Verschlankung und rationelleren Anwendung von Gesetzestexten und Zertifizierungssystemen ist sozusagen der Status quo, aber es wird schon an einer weiteren Optimierung des Systems gearbeitet, die ab Ende des Jahres 2013 schrittweise umgesetzt werden soll. Es handelt sich hier einerseits um die schon laufende Erarbeitung eines sogenannten ‚Kernsystems‘, das eigentlich nur das Skelett eines Zertifizierungssystems darstellt, und dann je nach Anwendungsbereich mit den relevanten Applikationen gefüttert werden kann. Wird nämlich etwa ein Bürogebäude zertifiziert sind die grundsätzlichen Anforderungen und Zielsetzungen sicher sehr ähnlich, aber die Benchmarks und die Methoden der Berechnungen können sich schon sehr stark voneinander unterscheiden. Auch die gesetzlichen Anforderungen und die jeweiligen relevanten technischen Normen können stark variieren, wodurch ein flexibles System auf jeden Fall sinnvoll erscheint.
59
Ein weiterer Schritt wird es dann sein, dieses neuerdings sehr schlanke Kernsystem von allen nationalen Eigenheiten zu bereinigen, also zum Beispiel österreichische oder deutsche Gesetze aus dem Zertifizierungssystem zu entfernen, und auch diese nationalen Spezifika als Applikationen für das Kernsystem auszubilden. Damit wäre der zukünftig angestrebten Internationalisierung und damit der Harmonisierung der Gebäudezertifizierung der Weg geebnet. Eine Neuimplementierung in einem Land, das bislang nicht oder nicht nach diesem System seine Immobilien zertifiziert, wäre dann relativ rasch und unkompliziert machbar. Es bedarf allerdings zuvor einer sehr detaillierten Marktrecherche, um die relevanten Benchmarks zu definieren und einzuregulieren, um sich nicht dem Kritikpunkt der Ungleichbehandlung der Zertifikatswerber auszusetzen. Absolute Objektivität muss daher auch hierbei die oberste Prämisse bleiben. Dass dies eine äußerst herausfordernde Aufgabe für die Immobilienexperten des jeweiligen Landes darstellt, soll hier auch noch erwähnt werden, da trotz fortschreitender Globalisierung die für die Bauwirtschaft relevanten Märkte doch recht lokal agieren (niemand würde Fertigbeton aus Zementwerken beziehen, die weiter als 50 Kilometer entfernt sind, selbst wenn der Einkaufspreis noch so niedrig wäre, und ähnlich verhält es sich mit Bauholz, das einen Aktionsradius von wenigen hunderten Kilometern nur im Luxussegment überschreitet).
b)NutzungvonSynergiendurchKooperationen,Arbeitsgruppen,ExpertenDa das Thema der Immobilienzertifizierung und der Optimierung des Gebäudebetriebs auch in der Wissenschaft auf großes Interesse stößt, gibt es viele Kooperationen mit den Technischen Universitäten, den bautechnischen Instituten und den bauphysikalisch forschenden Anstalten. Das ehrenamtliche Engagement von Seiten der Forschung ist hier enorm, zum Teil natürlich wohl auch nicht nur aus reiner Uneigennützigkeit, sondern sicher auch deshalb, weil in einer solchen Zertifizierungsstelle alle relevanten praktischen Gebäudedaten im Neubausektor zusammenlaufen. Für jedweder Untersuchung der verschiedenen Bereiche des Bausektors ist diese Datenbasis von unschätzbarem Wert.
So gibt es in regelmäßigen Abständen Arbeitsgruppen und Expertensitzungen, um das Konformitätssystem aktuell zu halten, die Benchmarks anzupassen oder neue Entwicklungen am Bausektor in geeigneter Weise berücksichtigen zu können. Dabei muss aber mit Bedacht vorgegangen werden, da jede Änderung im System auf ihre Auswirkungen auf die Vergleichbarkeit unter den zertifizierten Gebäuden untersucht werden muss. Die Aktualisierungsintervalle sollten daher nicht kürzer als 3 Jahre sein, und es ist bei jeder Gebäudebewertung die Angabe des Zertifizierungsjahres von großer Bedeutung, da ansonsten von unterschiedlichen Datengrundlagen ausgegangen werden würde. Die Objektivität und Vergleichbarkeit wäre in diesem Fall nicht gewährleistet.
c)OutsourcingstandardisierterProzesseWie auch in den meisten anderen Bereichen des globalen Wirtschaftens wird auch in der Gebäudezertifizierung zunehmend versucht, einzelne ehemals interne Prozesse auszulagern, soweit diese standardisiert ablaufen, exakt beschrieben sind und auch extern ohne tieferes Fachwissen ablaufen können. So kann etwa die Vorprüfung der eingereichten Unterlagen, vor allem was die Vollständigkeit betrifft, von weniger hoch qualifizierten, eventuell externen, Abteilungen übernommen werden. Auch die gesamte Konformitätsprüfung kann ausgelagert werden, und dies wird versuchsweise auch gemacht. Allerdings müssen die Prozesse sehr genau beschrieben sein, der Ablauf standardisiert und die Outputs objektiv vergleichbar sein. Hier ist sehr viel Vorarbeit nötig, und ob sich dieser Aufwand lohnt, wird sich erst bei langfristiger Beobachtung zeigen.
Ein wichtiger Punkt allerdings, der gegen ein völliges auslagern dieser Prozesse spricht, ist der Datenschutz. Schließlich ist man seinen Kunden die vertrauliche Behandlung der eingereichten Gebäudedokumentationen schuldig, und diese detaillierten Informationen können in den falschen Händen schon auch Schaden anrichten. Daher muss wohl zu allererst eine Datenschutzstrategie entwickelt werden, die das Außer‐Haus‐Geben von vertraulichen Daten regelt. Eine Anonymisierung der Daten ist nämlich auf
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einem kleinen Markt wie dem österreichischen eher nicht zielführend, da die Insider des heimischen Marktes die einzelnen Projekte schon alleine an deren Energiekennzahlen unterscheiden können.
F Zusammenfassung der Ergebnisse
Insgesamt kann gesagt werden, dass dem Wunsch des Marktes nach mehr Transparenz
von Seiten der Europäischen Union insofern entgegen gekommen wird, als dass immer
detailliertere Angeben zu den Eigenschaften von gehandelten Objekten, und dazu zählen
auch Gebäude, in den Richtlinien des Europäischen Rates und der Kommission gefordert
werden. Dazu kommt das allgemeine Bekenntnis zum energieeffizienten und
nachhaltigen Wirtschaften auf dem Gebiet der Europäischen Union und darüber hinaus.
Um die unterschiedlichen Qualitäten von nachhaltigen, also (unter anderem)
energieeffizienten Gebäuden darstellbar, das heißt messbar zu machen, wurden nun
diverse Maßnahmen getroffen, die es auch dem Konsumenten erleichtert, eine Kauf‐ oder
Mietentscheidung treffen zu können. Denn viele Eigenschaften von Immobilienobjekten
liegen für das ungeschulte Auge weitgehend im Dunklen verborgen, und aus schlechten
baulichen Qualitäten resultierende Schäden werden meist erst nach einigen Jahren des
Betriebs sichtbar und sind dann zu diesem späten Zeitpunkt nicht mehr, oder nur unter
hohem Aufwand und enormen Kosten zu beheben. Um diesen Unsicherheiten
entgegenzuwirken, hat sich ein breiter Konsens gebildet, dass es für alle Akteure des
Marktes nur von Vorteil sein kann, die Objekteigenschaften möglichst transparent und
untereinander vergleichbar zu machen. Dadurch entsteht bei den Verkäufern und
Vermietern die Möglichkeit einer Anpreisung und Vermarktung ihrer qualitativ
hochwertigen Produkte und der Abhebung von der Konkurrenz und bei den
Konsumenten, also Käufern, Mietern und Nutzern entsteht ein Gefühl der Sicherheit in
Bezug auf die bedungenen Eigenschaften eines Vertragsobjekts. Zudem kann aus dieser
neu entstandenen Rechtssicherheit nun ein Schadensersatzanspruch abgeleitet werden,
wenn etwa ein Gebäude nicht die im Energieausweis oder Gebäudetypenschein
ausgewiesenen Eigenschaften aufweist.
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Literatur- und Abbildungsverzeichnis, Glossar:
Literatur:
Drexler/El khouli, Nachhaltige Wohnkonzepte.Entwurfsmethoden und Prozesse, Edition DETAIL, Kessler Druck + Medien, Bobingen, München (2012).
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ÖGNI (Hrsg.), „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe unter ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘).
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Prader, Wohnrechtsnovelle 2009 – Ein erster Überblick, RdW 2009/283.
Raschauer/Granner, Bundesrecht – Klimaschutz, RdU 2012.
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Abbildungsverzeichnis:
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Abbildung 2: ‘Möglichkeit der Korrektur von Planungsfehlern‘: ÖGNI: „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe oben ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘), 12. Mai 2013
Abbildung 3: ‚Energieausweis, Fassung 2011‘: http://www.ovi.at/de/verband/Recht/Energieausweis/Energieausweis2012.php, 12. Juni 2013
Abbildung 4 : Kriteriengruppen in Blumendarstellung,
http://www.jung.de/1453/impulse/architekten/dgnb/, 24. Juni 2013
Abbildung 5 : Bewertungsgrafik DGNB System, http://www.dgnb‐
system.de/de/system/gold‐silber‐bronze/, 24. Juni 2013
Abbildung: ‚Die 6 Hauptkriteriengruppen des DGNB Systems‘: ÖGNI: „DGNB Systembroschüre“, Linz 2013 (Weblink zur online‐Version siehe oben ‚Weblinks: ÖGNI: DGNB ‐ Systembroschüre 2013‘), 12. Mai 2013
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Abbildung 6: ‚Die 3 Arten eines Gebäudezertifikates‘: http://www.dgnb‐system.de/de/system/gold‐silber‐bronze/, 24. Juni 2013
Abbildung 7: Bewertungsgrafik im DGNB System
Abbildung 8: LEED/U.S. Green Building Council, http://www.usgbc.org/leed
Abbildung 9:BREEAM, http://www.breeam.org/
Abbildung 10: ÖGNI, www.ogni.at
Abbildung 11: WGBC, http://www.worldgbc.org/
Abbildung 12: DGNB, www.dgnb.de
Abbildung 13: Kriteriengewichtung der Systeme breeam, LEED und DGNB, aus: Kemmann, Nachhaltigkeitszertifizierung in Österreich.Ein Vergleich der Systeme klima:aktiv – TQB – DGNB – BREEAM ‐ LEED, KSingeneure Wien 2013
Abbildung 14 : Der Weg zum Zertifikat, ‚ÖGNI Systembroschüre‘, Linz 2013 (http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.ogni.at%2Fde%2Fview%2Ffiles%2Fdownload%2FforceDownload%2F%3Ftool%3D12%26feld%3Ddownload%26sprach_connect%3D1097&ei=tpWPUcejE4TAswa_l4CgDA&usg=AFQjCNEQ‐Eb8SRy0raN7agWCkDk4WaUDvA&sig2=HspomWO‐pVO‐ROlTQ3ieQw&bvm=bv.46340616,d.Yms, 12. Mai 2013
Glossar:
HWB: Der Heizwärmebedarf (HWB) beschreibt jene Wärmemenge, welche den Räumen rechnerisch zur Beheizung zugeführt werden muss. Der spezifische HWB wird einerseits standortunabhängig auf Basis eines angenommenen österreichischen Durchschnittsklimas (Referenzklimas) berechnet, als auch unter Berücksichtigung des Klimas am Standort des Gebäudes ermittelt. HWB*: Der Grenzwert des Heizwärmebedarfs (HWB*) ist jener Wert des HWB, der erfüllt werden muss. Die Grenzwerte müssen bei allen Neubauten sowie bei umfassenden Sanierungen
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mit einer Nettogrundfläche von über 1.000 m² eingehalten werden. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008) WWWB: Der Warmwasserwärmebedarf (WWWB) ist als flächenbezogener Defaultwert festgelegt. Er entspricht ca. einem Liter Wasser je Quadratmeter Brutto‐Grundfläche, welcher um ca. 30 °C (also beispielsweise von 8 °C auf 38 °C) erwärmt wird. HTEB: Mit dem Heiztechnikenergiebedarf (HTEB) werden die Energieverluste berücksichtigt, die bei der Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Abgabe für die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser auftreten. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008) HEB: Beim Heizenergiebedarf werden zusätzlich zum Nutzenergiebedarf die Verluste der Haustechnik im Gebäude berücksichtigt. Dazu zählen beispielsweise die Verluste des Heizkessels, der Energiebedarf von Umwälzpumpen etc. HEB*: Der Grenzwert des Heizenergiebedarfs (HEB*) ist jener Wert des HWB, erfüllt werden muss. Die Grenzwerte müssen bei allen Neubauten sowie bei umfassenden Sanierungen mit einer Nettogrundfläche von über 1.000 m² eingehalten werden. (aus: Oberhuber, Bruno; et. al.‚ Energie Perspektiven Tirol‘, 01/2008) HHSB: Der Haushaltsstrombedarf (HHSB) ist als flächenbezogener Defaultwert festgelegt. Er entspricht ca. dem durchschnittlichen flächenbezogenen Stromverbrauch in einem durchschnittlichen österreichischen Haushalt. EEB: Beim Endenergiebedarf (EEB) wird zusätzlich zum Heizenergiebedarf der Haushaltsstrombedarf berücksichtigt. Der Endenergiebedarf entspricht jener Energiemenge, die eingekauft werden muss. PEB: Der Primärenergiebedarf (PEB) schließt die gesamte Energie für den Bedarf im Gebäude einschließlich aller Vorketten mit ein. Dieser weist einen erneuerbaren und einen nicht
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erneuerbaren Anteil auf. Der Ermittlungszeitraum für die Konversionsfaktoren ist 2004–2008. CO2: Gesamte dem Endenergiebedarf zuzurechnenden Kohlendioxidemissionen, einschließlich jener für Transport und Erzeugung sowie aller Verluste. Zu deren Berechnung wurden übliche Allokationsregeln unterstellt. fGEE: Der Gesamtenergieeffizienz‐Faktor (fGEE) ist der Quotient aus dem Endenergiebedarf und einem Referenz‐Endenergiebedarf (Anforderung 2007).
Ausgewählte Gesetzestexte und Referenzdokumente:
• Vollständiger Gesetzestext des Energieausweisvorlagegesetzes EAVG 2012 • Vereinbarung gemäß Art. 15a. B‐VG zwischen dem Bund und den Ländern über
Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen
• DGNB Steckbriefliste der NBV 2012 (Neubau Büro und Verwaltung, Version 2012)
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www.ris.bka.gv.at
BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH Jahrgang 2012 Ausgegeben am 20. April 2012 Teil I 27. Bundesgesetz: Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 – EAVG 2012 (NR: GP XXIV RV 1650 AB 1701 S. 150. BR: AB 8711 S. 807.) [CELEX-Nr.: 32010L0031] 27. Bundesgesetz über die Pflicht zur Vorlage eines Energieausweises beim Verkauf und bei der In-Bestand-Gabe von Gebäuden und Nutzungsobjekten (Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 – EAVG 2012) Der Nationalrat hat beschlossen: Inhalt § 1. Dieses Bundesgesetz regelt die Pflicht des Verkäufers oder Bestandgebers, beim Verkauf oder bei der In-Bestand-Gabe eines Gebäudes oder Nutzungsobjekts dem Käufer oder Bestandnehmer einen Energieausweis vorzulegen und auszuhändigen, sowie die Pflicht zur Angabe bestimmter Indikatoren über die energietechnische Qualität des Gebäudes oder Nutzungsobjekts in Anzeigen zur Vorbereitung solcher Rechtsgeschäfte. Begriffsbestimmungen § 2. In diesem Bundesgesetz bezeichnet der Ausdruck 1. „Gebäude“ eine Konstruktion mit Dach und Wänden, deren Innenraumklima unter Einsatz von Energie konditioniert wird, und zwar sowohl das Gebäude als Ganzes als auch solche Gebäudeteile, die als eigene Nutzungsobjekte ausgestaltet sind, 2. „Nutzungsobjekt“ eine Wohnung, Geschäftsräumlichkeit oder sonstige selbständige Räumlichkeit, 3. „Energieausweis“ oder „Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz“ den jeweils anwendbaren, der Umsetzung der Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 153 vom 18. Juni 2010, S. 13, dienenden bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften entsprechenden Ausweis, der die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes angibt, 4. „Verkauf“ auch einen Vertrag über den entgeltlichen Erwerb des Eigentums an einem zu errichtenden oder durchgreifend zu erneuernden Gebäude, 5. „In-Bestand-Gabe“ auch einen Vertrag über den Erwerb eines Bestandrechts an einem zu errichtenden oder durchgreifend zu erneuernden Gebäude. Anzeigen in Druckwerken und elektronischen Medien § 3. Wird ein Gebäude oder ein Nutzungsobjekt in einem Druckwerk oder einem elektronischen Medium zum Kauf oder zur In-Bestand-Nahme angeboten, so sind in der Anzeige der Heizwärmebedarf und der Gesamtenergieeffizienz-Faktor des Gebäudes oder des Nutzungsobjekts anzugeben. Diese Pflicht gilt sowohl für den Verkäufer oder Bestandgeber als auch für den von diesem beauftragten Immobilienmakler. Vorlage- und Aushändigungspflicht § 4. (1) Beim Verkauf eines Gebäudes hat der Verkäufer dem Käufer, bei der In-Bestand-Gabe eines Gebäudes der Bestandgeber dem Bestandnehmer rechtzeitig vor Abgabe der Vertragserklärung des Käufers oder Bestandnehmers einen zu diesem Zeitpunkt höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen und ihm diesen oder eine vollständige Kopie desselben binnen 14 Tagen nach Vertragsabschluss auszuhändigen. (2) Wird nur ein Nutzungsobjekt verkauft oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder BGBl. I - Ausgegeben am 20. April 2012 - Nr. 27 2 von 3 www.ris.bka.gv.at
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über die Gesamtenergieeffizienz dieses Nutzungsobjekts oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Nutzungsobjekts im selben Gebäude oder über die Gesamtenergieeffizienz des gesamten Gebäudes erfüllen. (3) Wird ein Einfamilienhaus verkauft oder in Bestand gegeben, so kann der Verkäufer oder Bestandgeber die Verpflichtung nach Abs. 1 durch Vorlage und Aushändigung eines Ausweises entweder über die Gesamtenergieeffizienz dieses Hauses oder über die Gesamtenergieeffizienz eines vergleichbaren Gebäudes von ähnlicher Gestaltung, Größe und Energieeffizienz erfüllen. Eine derartige Verwendung eines für ein vergleichbares Gebäude erstellten Energieausweises setzt allerdings voraus, dass der Ausweisersteller die Ähnlichkeit der Gebäude hinsichtlich ihrer Gestaltung, Größe, Energieeffizienz, Lage und ihres Standortklimas bestätigt. Ausnahmen § 5. Von der Informationspflicht nach § 3 sowie der Vorlage- und Aushändigungspflicht sind folgende Gebäudekategorien ausgenommen: 1. Gebäude, die nur frostfrei gehalten werden, 2. im Verkaufsfall Gebäude, die auf Grund ihres schlechten Erhaltungszustands objektiv abbruchreif sind, sofern in einer allfälligen Anzeige nach § 3 das Gebäude als abbruchreif bezeichnet und im Kaufvertrag davon ausgegangen wird, dass der Käufer das Gebäude binnen dreier Jahre nach Vertragsabschluss abbrechen werde, 3. Gebäude, die ausschließlich für Gottesdienste und sonstige religiöse Zwecke genutzt werden, 4. provisorisch errichtete Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von höchstens zwei Jahren, 5. Industrieanlagen, Werkstätten und landwirtschaftliche Nutzgebäude, bei denen jeweils der überwiegende Anteil der für die Konditionierung des Innenraumklimas erforderlichen Energie durch die im Gebäude entstehende Abwärme aufgebracht wird, 6. Wohngebäude, die nach ihrer Art nur für die Benützung während eines begrenzten Zeitraums je Kalenderjahr bestimmt sind und deren voraussichtlicher Energiebedarf wegen dieser eingeschränkten Nutzungszeit unter einem Viertel des Energiebedarfs bei ganzjähriger Benützung liegt, und 7. frei stehende Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von weniger als 50 Quadratmetern. Rechtsfolge der Ausweisvorlage § 6. Wird dem Käufer oder Bestandnehmer vor Abgabe seiner Vertragserklärung ein Energieausweis vorgelegt, so gelten die darin angegebenen Energiekennzahlen für das Gebäude unter Berücksichtigung der bei ihrer Ermittlung unvermeidlichen Bandbreiten als bedungene Eigenschaft im Sinn des § 922 Abs. 1 ABGB. Unbeschadet gewährleistungsrechtlicher Ansprüche aus dem Kauf- oder Bestandvertrag haftet der Ausweisersteller dem Käufer oder Bestandnehmer unmittelbar für die Richtigkeit des Energieausweises. Rechtsfolge unterlassener Vorlage oder Aushändigung § 7. (1) Wird dem Käufer oder Bestandnehmer entgegen § 4 nicht bis spätestens zur Abgabe seiner Vertragserklärung ein Energieausweis vorgelegt, so gilt zumindest eine dem Alter und der Art des Gebäudes entsprechende Gesamtenergieeffizienz als vereinbart. (2) Wird dem Käufer oder Bestandnehmer entgegen § 4 nach Vertragsabschluss trotz Aufforderung kein Energieausweis ausgehändigt, so kann er entweder sein Recht auf Ausweisaushändigung gerichtlich geltend machen oder selbst einen Energieausweis einholen und die ihm daraus entstandenen angemessenen Kosten binnen dreier Jahre nach Vertragsabschluss vom Verkäufer oder Bestandgeber ersetzt begehren. Abweichende Vereinbarungen § 8. Vereinbarungen, die die Vorlage- und Aushändigungspflicht nach § 4, die Rechtsfolge der Ausweisvorlage nach § 6, die Rechtsfolge unterlassener Vorlage nach § 7 Abs. 1 einschließlich des sich daraus ergebenden Gewährleistungsanspruchs oder die Rechtsfolge unterlassener Aushändigung nach § 7 Abs. 2 ausschließen oder einschränken, sind unwirksam. Strafbestimmungen § 9. (1) Ein Verkäufer, Bestandgeber oder Immobilienmakler, der es entgegen § 3 unterlässt, in der Verkaufs- oder In-Bestand-Gabe-Anzeige den Heizwärmebedarf und den Gesamtenergieeffizienz-Faktor des Gebäudes oder des Nutzungsobjekts anzugeben, begeht, sofern die Tat nicht den Tatbestand einer gerichtlich strafbaren Handlung erfüllt oder nach anderen Verwaltungsstrafbestimmungen mit strengerer Strafe bedroht ist, eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 1 450 Euro zu BGBl. I - Ausgegeben am 20. April 2012 - Nr. 27 3 von 3 www.ris.bka.gv.at
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bestrafen. Der Verstoß eines Immobilienmaklers gegen § 3 ist entschuldigt, wenn er seinen Auftraggeber über die Informationspflicht nach dieser Bestimmung aufgeklärt und ihn zur Bekanntgabe der beiden Werte beziehungsweise zur Einholung eines Energieausweises aufgefordert hat, der Auftraggeber dieser Aufforderung jedoch nicht nachgekommen ist. (2) Ein Verkäufer oder Bestandgeber, der es entgegen § 4 unterlässt, 1. dem Käufer oder Bestandnehmer rechtzeitig einen höchstens zehn Jahre alten Energieausweis vorzulegen oder 2. dem Käufer oder Bestandnehmer nach Vertragsabschluss einen Energieausweis oder eine vollständige Kopie desselben auszuhändigen, begeht, sofern die Tat nicht den Tatbestand einer gerichtlich strafbaren Handlung erfüllt oder nach anderen Verwaltungsstrafbestimmungen mit strengerer Strafe bedroht ist, eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 1 450 Euro zu bestrafen. Inkrafttreten; Übergangsbestimmungen; Verweisungen § 10. (1) Dieses Bundesgesetz tritt mit 1. Dezember 2012 in Kraft. Es ist auf Verkaufs- und In-Bestand-Gabe-Anzeigen, die ab diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden, und auf Kauf- oder Bestandverträge, die ab diesem Zeitpunkt geschlossen werden, anzuwenden. (2) Das Energieausweis-Vorlage-Gesetz, BGBl. I Nr. 137/2006, tritt mit Ablauf des 30. November 2012 außer Kraft. Es ist aber weiterhin auf Kauf- oder Bestandverträge anzuwenden, die vor dem 1. Dezember 2012 geschlossen wurden. Energieausweise, die im Einklang mit der Richtlinie 2002/91/EG über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 1 vom 4. Jänner 2003, S. 65, erstellt wurden, behalten für eine Dauer von zehn Jahren ab ihrer Erstellung ihre Gültigkeit auch für die nach dem Energieausweis-Vorlage-Gesetz 2012 zu erfüllenden Pflichten. (3) Beabsichtigt der Verkäufer oder Bestandgeber, seine Pflicht nach § 4 mit einem höchstens zehn Jahre alten und im Einklang mit der Richtlinie 2002/91/EG über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 1 vom 4. Jänner 2003, S. 65, erstellten Energieausweis zu erfüllen, so reicht die Angabe des Heizwärmebedarfs in der Anzeige gemäß § 3 aus. (4) Soweit in anderen Bundesgesetzen auf Bestimmungen des Energieausweis-Vorlage-Gesetzes, BGBl. I Nr. 137/2006, verwiesen wird, erhalten die Verweisungen ihren Inhalt aus den entsprechenden Bestimmungen dieses Bundesgesetzes. Vollziehung § 11. Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes ist hinsichtlich der Informationspflicht von Immobilienmaklern nach § 3 der Bundesminister für Wirtschaft, Jugend und Familie und im Übrigen die Bundesministerin für Justiz betraut. Umsetzungshinweis § 12. Mit diesem Bundesgesetz wird die Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 153 vom 18. Juni 2010, S. 13, umgesetzt. Fischer Faymann
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Vorschrift Vereinbarung gemäß Art. 15a. B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen Vereinbarung gemäß Art. 15a. B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen StF.: BGBl. II Nr. 251/2009 Der Bund, vertreten durch den Bundesminister fur Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, und die Lander Burgenland, Karnten, Niederosterreich, Oberosterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien, jeweils vertreten durch die Frau oder den Herrn Landeshauptmann, - im Folgenden Vertragsparteien genannt - sind in Erwagung nachstehender Grunde Bund und Lander haben sich 2002 auf eine gemeinsame „Strategie Osterreichs zur Erreichung des Kyoto -Ziels“ (Klimastrategie 2008/2012) geeinigt. Diese wurde am 18. Juni 2002 durch den Ministerrat und am 16. Oktober 2002 durch die Landeshauptleutekonferenz angenommen. ■ Als eine der wesentlichen Umsetzungsmasnahmen im Sektor Raumwarme wurde eine Vereinbarung gemas Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Landern uber gemeinsame Qualitatsstandards fur die Wohnbauforderung mit dem Zweck der Reduktion von Treibhausgasemissionen geschlossen, welche am 22. Janner 2006 in Kraft getreten ist (BGBl. II Nr. 19/2006). ■ Die Anpassung der Klimastrategie wurde seitens des Bundes am 21. Marz 2007 durch Beschluss des Ministerrates angenommen. Darin sind weiter fuhrende Masnahmen zur Erreichung des Kyoto-Ziels, insbesondere auch im Bereich der Emissionen aus Raumwarme, enthalten. ■ Im Rahmen der Verhandlungen fur den Finanzausgleich fur die Periode 2008 bis 2013 wurde zwischen Bund und Landern vereinbart, dass die Vereinbarung BGBl. II Nr. 19/2006 weiterentwickelt werden soll, wobei diesbezugliche Verhandlungen bis Mitte 2008 abzuschliesen sind und ein Inkrafttreten mit Anfang 2009 anzustreben ist. ■ Die Lander und der Bund verstandigen sich daher auf weiterfuhrende gemeinsame Qualitatsstandards fur die Forderung der Errichtung und Sanierung von Gebauden zum Zweck der Verringerung von Treibhausgasemissionen aus dem Bereich der Raumwarme, die uber die Mindeststandards hinausgehen, welche in der Vereinbarung BGBl. II Nr. 19/2006, festgelegt wurden. Zur Unterstutzung der Masnahmensetzungen wird die bisherige Vereinbarung um Vorgaben fur die Weiterentwicklung der bautechnischen Standards, fur den Einsatz erneuerbarer Energien, um unterstutzende und begleitende Masnahmen des Bundes sowie um energietechnische Vorgaben fur von Bund und Landern offentlich genutzte Gebaude erganzt. ■ In diesem Zusammenhang wird auch ein Beitrag zur Umsetzung masgeblicher energie- und umweltpolitischer Vorhaben des Regierungsprogramms der Bundesregierung fur die XXIII. Gesetzgebungsperiode (2007 bis 2010) des Nationalrats geleistet, insbesondere hinsichtlich der Durchsetzung des Passivhausstandards in der Wohnbauforderung, der Steigerung der Sanierungsraten im Wohnbau, der Umstellung von 400 000 Haushalten auf erneuerbare Energietrager sowie des Ausbaus des Okostroms. ■ Im Sinne der europaischen Vorgaben und der daraus resultierenden Ziele fur die Mitgliedstaaten in Bezug auf Klimaschutz und Nutzung erneuerbarer Energietrager bis 2020 wird als mittel- bis langerfristiges Ziel eine moglichst weitgehende Zuruckdrangung der Nutzung fossiler Brennstoffe fur Heizung und Warmwasser in Gebauden angestrebt, was entsprechend attraktive Anreizsetzungen sowie bau- und energietechnische Vorgaben erfordert. ■ Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Schaffung von Anreizen und Masnahmen auf dem Gebiet der Endenergieeffizienz. Der Raumwarmesektor ist dabei ein wesentlicher Bereich mit hohem Energieeffizienzpotential. Eine verbesserte Endenergieeffizienz wird nicht nur helfen die Abhangigkeit von Energieimporten zu verringern, sondern tragt auch zur Senkung des Primarenergieeinsatzes, zur Verringerung des Ausstoses von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen bei. Diese Zielsetzung liegt auch der Richtlinie 2006/32/EG uber Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen, ABl. Nr. L 114 vom 27.04.2006 S. 4 sowie der in Umsetzung dieser Richtlinie ausgearbeiteten Vereinbarung zwischen Bund und Landern gemas Art. 15a B-VG uber Endenergieeffizienz zugrunde, zu deren Bestimmungen die vorgesehenen Masnahmen komplementar sind. Die gleiche Zielsetzung liegt auch der Richtlinie 2002/91/EG uber die Gesamtenergieeffizienz von Gebauden, ABl. Nr. L 1 vom 04.01.2003 S. 65, zugrunde, die die Lander umzusetzen bestrebt sind. ■ Die Vertragsparteien betonen, dass weitere Masnahmensetzungen im Sinne der Klimastrategie in den jeweiligen Zustandigkeitsbereichen der Gebietskorperschaften notwendig sind, um das Kyoto-Ziel Osterreichs zu erreichen. Dies erfolgt auf Seiten des Bundes durch die Bereitstellung finanzieller Mittel im Wege des Finanzausgleichs und des Budgets. Im Zusammenhang mit dem Beschluss der Klimastrategie -Anpassung 2007 stellt die Bundesregierung zusatzliche Mittel fur den Klimaschutz bereit, insbesondere ■ durch Schaffung des Klima- und Energiefonds mit einer Dotierung von 500 Millionen Euro uber den Zeitraum von 2007 bis 2010, durch einen entsprechenden Zusagerahmen fur die Umweltforderung im Inland sowie das JI/CDM-Programm mit einem Ankaufsbudget von bis zu 531 Millionen Euro fur den Zeitraum 2003 bis 2012. Daruber hinaus erfolgt eine Zweckbindung der Mehreinnahmen aus der Mineralolsteueranhebung 2007 fur Klimaschutzmasnahmen des Bundes, der Lander und der Gemeinden
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entsprechend der diesbezuglichen politischen Vereinbarung vom 5. Juli 2007. Neben den sozialen Aufgaben der Wohnbauforderung ist die Umsetzung von Umweltmasnahmen, insbesondere die Fokussierung auf Klimaschutz im Neubau und der Sanierung, eine wesentliche Aufgabe. Um dieser Aufgabe kunftig in verstarktem Ausmas im Sinne dieser Vereinbarung gerecht werden zu konnen, ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die Vertragsparteien adaquate Mittel fur Zwecke der Wohnbauforderung sicherstellen, wobei der Sanierung eine besondere Bedeutung zukommt. ■ Im Rahmen dieser Vereinbarung wird auch Rucksicht auf die Bereiche der Luftreinhaltung genommen, die von Masnahmen zur Reduktion des Ausstoses von Treibhausgasen beeinflusst werden. ■ - ubereingekommen, gemas Art. 15a B-VG die nachstehende Vereinbarung zu schliesen: 1. Abschnitt Allgemeine Bestimmungen Artikel 1 Ziele der Vereinbarung (1) Ziel dieser Vereinbarung ist die Begunstigung von Masnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Bereich von Wohn- und Nichtwohngebauden. Die Vertragsparteien schaffen daher u.a. Forderungsmodelle fur Wohngebaude, welche Anreizsysteme zum Zweck der Verbesserung des Warmeschutzes sowie des Einsatzes okologisch vertraglicher Baumaterialien und kohlendioxidemissionsarmer oder -freier Haustechnikanlagen umfassen. Zunehmend ambitionierte Anforderungen der Forderungsbestimmungen sind durch stufenweise Nachbesserungen der energiebezogenen Standards in den einschlagigen landesrechtlichen Vorschriften sowie durch unterstutzende Masnahmen des Bundes zu begleiten. Die Vertragsparteien sollen zudem eine Vorbildwirkung im Sinne einer moglichst energieeffizienten Bewirtschaftung der durch sie genutzten Gebaude, einschlieslich der weitgehenden Nutzung erneuerbarer Energietrager, ausuben. (2) Um eine wesentliche Reduktion der Treibhausgasemissionen aus dem Gebaudesektor zu erreichen, verfolgen die Vertragsparteien das Ziel, unter Berucksichtigung des jeweils aktuellen Wohnraumbedarfs den Anteil der Wohnhaussanierung an der gesamten Wohnbauforderung nachweislich und substanziell anzuheben und insbesondere attraktive Forderungsbedingungen fur thermisch-energetische Verbesserungen zu schaffen. Dabei soll die Wohnbauforderung im Zusammenspiel mit unterstutzenden Masnahmen des Bundes im Sinne der Klimastrategie einen deutlichen Beitrag zur Erhohung der Sanierungsrate leisten, insbesondere durch substanzielle Anhebung der finanziellen Mittel fur Zwecke der umfassenden Sanierung. Es wird in diesem Zusammenhang angestrebt, bis 2020 den Anteil der derzeit noch unsanierten oder nur teilsanierten Wohngebaude am Wohngebaudebestand der Errichtungsperiode 1945 bis 1980 masgeblich zu senken. Artikel 2 Begriffsbestimmungen Im Sinne dieser Vereinbarung bezeichnet der Begriff: „Wohnbauforderung“ jede Art der direkten und indirekten Forderung der Errichtung oder Sanierung von Wohngebauden einschlieslich der dabei relevanten energetischen und sonstigen okologischen Masnahmen, unabhangig von der im konkreten Fall zustandigen Forderstelle. Unberuhrt von dieser Vereinbarung bleiben Forderungen, die auf subjektive Merkmale des Forderungswerbers abstellen (zB Wohnbeihilfen, Eigenmittelersatzdarlehen in Abhangigkeit vom Einkommen), sofern diese aus sozialpolitischen Erwagungen unabhangig von oder in Erganzung zu objektbezogenen Forderungen gewahrt werden, sowie Forderungen fur Sanierungen zum Zweck der allgemeinen Verbesserung von Wohn- und Gebaudestandards, die keinen unmittelbaren Einfluss auf den Energieverbrauch des Gebaudes haben, einschlieslich Masnahmen auserhalb von Gebauden, die einer allgemeinen Qualitatsverbesserung des Wohnumfeldes dienen. 1. „Heizwarmebedarf“ (HWB) denjenigen Wert, der sich bei Anwendung der Berechnungsmethode gemas Richtlinie 6 des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) bei einer Heizgradtagzahl von 3 400 Kd/a (Referenzklima) ergibt. 2.„Offentliche Gebaude“ solche Gebaude, die zum uberwiegenden Teil von den Vertragsparteien genutzt werden. 3.„Umfassende energetische Sanierung“ zeitlich zusammenhangende Renovierungsarbeiten an der Gebaudehulle und/oder den haustechnischen Anlagen eines Gebaudes, soweit zumindest drei der folgenden Teile der Gebaudehulle und haustechnischen Gewerke gemeinsam erneuert oder zum uberwiegenden Teil in Stand gesetzt werden: Fensterflachen, Dach oder oberste Geschosdecke, Fassadenflache, Kellerdecke, energetisch relevantes Haustechniksystem. 4.„Deltaforderung“ die Forderung von Masnahmen, die auf die Verringerung des Heizwarmebedarfs um einen bestimmten Wert abzielen. 5.„Innovative klimarelevante Systeme“ folgende Heizungs- und Warmwasserbereitungssysteme6. : Systeme auf Basis erneuerbarer Energien unter Berucksichtigung moglichst hoher Effizienzstandards; Heizungssysteme auf Basis emissionsarmer, biogener Brennstoffe sind nach Moglichkeit mit thermischen Solaranlagen zu kombinieren. a. elektrisch betriebene Heizungswarmepumpensysteme mit einer Jahresarbeitszahl von zumindest 4, wobei nach Moglichkeit eine Kombination mit Solaranlagen zu erfolgen hat. b. Fernwarme aus hocheffizienten Kraft-Warme-Koppelungs-Anlagen im Sinne der Richtlinie 2004/8/EG uber die Forderung einer am Nutzwarmebedarf orientierten Kraft-Warme-Kopplung im Energiebinnenmarkt, ABl. Nr. L 52 vom 21.02.2004 S. 50, und sonstige Abwarme, die andernfalls ungenutzt bleibt. c.
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Fernwarme mit einem Anteil erneuerbarer Energie d. von zumindest 80 %. Erdgas-Brennwert-Anlagen in Kombination mit thermischen Solaranlagen, soweit keine Fernwarmeanschlussmoglichkeit gegeben ist oder aus Grunden der Luftreinhaltung oder aufgrund mangelnder Zulieferungs- oder Lagerungsmoglichkeiten der Einsatz biogener Brennstoffe nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Der Anteil der solaren Ertrage soll dabei optimiert werden. Sollte lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar sein, so kann von dieser Kombination Abstand genommen werden. e. Andere Technologien und Energieversorgungssysteme, soweit diese im Vergleich zu den in lit. b bzw. e angefuhrten Systemen zu geringeren Treibhausgasemissionen fuhren. f. „Passivhaus“ ein Gebaude mit einer Energiekennzahl von bis zu 10 kWh/(m2.a) nach Berechnungsmethode des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) bzw. bis zu 15 kWh/(m2.a) nach Berechnung gemas Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP). Es kann alternativ auch die Begriffbestimmung einer einschlagigen ONORM herangezogen werden. 7. 2. Abschnitt Maßnahmen im Bereich der Wohnbauförderungen der Länder Artikel 3 Mindestanforderungen für Zwecke der Förderung im Wohnungsneubau (1) Fur die Neuerrichtung von Wohngebauden werden von den Landern Mindestanforderungen fur Warmeschutzstandards gemas unten stehender Tabelle als Voraussetzung fur die Gewahrung einer Forderung festgelegt, wobei in Bezug auf das Oberflachen-Volumsverhaltnis (A/V-Verhaltnis) zwischen den Werten linear zu interpolieren ist: HWBBGF in kWh/(m2.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 65 35 ab 1.1.2010 45 25 ab 1.1.2012 36 20 Bei Gebauden mit einem A/V-Verhaltnis von 0,8 oder daruber konnen die Lander ab dem Jahr 2012 Regelungen erlassen, im Falle einer teilsolaren Raumheizung mit mindestens 15 % solarem Deckungsanteil dies beim zulassigen Heizwarmebedarf mit bis zu 10 % des Anforderungswertes zu berucksichtigen. (2) Die Mindestanforderungen an den Heizwarmebedarf im Wohnungsneubau sollen mittelfristig um Kennzahlen im Bereich Primarenergiebedarf sowie Kohlendioxidemissionen erweitert werden. Die Vertragsparteien werden hierzu gemeinsame Vorarbeiten leisten und bis Ende 2010 Ergebnisse vorlegen. (3) Hinsichtlich der erstmaligen Errichtung von Heizungs- und Warmwasserbereitstellungssystemen im Zuge des Wohnungsneubaus stellt der Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 eine Forderungsvoraussetzung dar. Die Forderanreize sollen dabei so gestaltet werden, dass der Anteil erneuerbarer Energien optimiert wird. (4) Die Lander konnen fur den Einsatz von Heizungssystemen auf Basis von Ol-Brennwerttechnik befristete Ausnahmeregelungen vorsehen, soweit im Einzelfall verpflichtend eine Kombination mit thermischen Solaranlagen vorgesehen wird und die betreffenden Gebaude die ab 2012 gemas Abs. 1 geltenden Warmeschutzstandards nicht uberschreiten. Auf die Kombination mit thermischen Solaranlagen kann verzichtet werden, wenn lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Die Ausnahmeregelungen sind allen anderen Vertragsparteien mitzuteilen. (5) Fur Warmepumpensysteme kann in begrundeten Ausnahmefallen eine Mindest-Jahresarbeitszahl zwischen 3 und 4 festgelegt werden. Artikel 4 Förderungsanreize für zusätzliche Maßnahmen beim Wohnungsneubau (1) Unbeschadet der Mindestanforderungen nach Art. 3 werden, auch unter Berucksichtigung der Erfordernisse des Immissionsschutzes, weitere besondere Anreize insbesondere fur folgende energetische und okologische Masnahmen im Wohnungsneubau geschaffen werden: 1. Erreichen niedrigerer Energiekennzahlen als in den Mindestanforderungen nach Art. 3, Errichtung von Passivhausern; als Zielwert in der Wohnbauforderung fur 2015 wird von den Bundeslandern der Passivhausstandard angestrebt, 2.Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6, die ausschlieslich erneuerbare Energietrager nutzen (insbesondere durch Kombination biogener Brennstoffe mit Solaranlagen), sowie der Einsatz von Warmeruckgewinnungssystemen, 3. 4. Einsatz okologisch besonders vorteilhafter Baustoffe, 5. Einsatz von Niedertemperaturheizungssystemen. (2) Bestehende Standards fur Niedrigenergie-, Niedrigstenergie- und Passivhauser - wie zB erfolgreiche regionale Standards oder die klima:aktiv Hausstandards - werden von den Vertragsparteien gemeinsam weiterentwickelt. Im Rahmen spezifischer Forderungsmodelle werden diese innovativen Standards entsprechend ausgewiesen. (3) Auf verkehrs- und flachenverbrauchsminimierende Bebauung im Sinne einer Minimierung des motorisierten Individualverkehrs ist unter Berucksichtigung ubergeordneter raumordnungspolitischer Zielsetzungen Bedacht zu nehmen. Artikel 5 Förderung von Wohnhaussanierungen (1) Die Lander setzen zur Erreichung der Ziele gemas Art. 1 Abs. 2 verstarkte Anreize fur Sanierungen.
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(2) Zum Zweck bestmoglicher Sanierungen werden von den Landern Forderungsmodelle mit Anreizsystemen fur folgende Masnahmen geschaffen: Unterschreiten der Mindestanforderungen fur den maximalen Heizwarmebedarf (HWBBGF) nach Art. 6 Abs. 2 nach Sanierung. Die Forderstufen konnten sich dabei an den Anforderungen fur den Neubau nach Art. 3 Abs. 1 gemas dieser Vereinbarung bzw. am Passivhausstandard orientieren, 1.zusatzliche Masnahmen im Bereich der energetisch relevanten Haustechnik (Heizungs-, Warmwasserund Luftungsanlagen), wobei besondere Anreize fur den Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 zu setzen sind, und 2.Einsatz okologisch besonders vorteilhafter 3. Baustoffe. (3) Investitionskosten fur Kuhlanlagen, die nicht ausschlieslich mit erneuerbarer Energie oder mit Fernkalte aus Abwarme betrieben werden, werden aus der Bemessungsgrundlage der Wohnbauforderung ausgenommen. (4) Die Bewertungsmodelle nach Art. 10 sind so zu gestalten, dass sie im Vergleich zu Forderungen fur Einzelbauteilsanierungen genugend Anreize fur umfassende Sanierungen im Sinne von Art. 6 bieten. (5) Zur Steigerung der Sanierungsraten werden in Erganzung zu den Forderprogrammen begleitende Impuls- und Beratungsprogramme im Sanierungsbereich gestartet bzw. intensiviert. Es soll dabei auch auf die Erfahrungen aus erfolgreichen regionalen Initiativen oder den klima:aktiv Gebaudeprogrammen zuruckgegriffen werden. Es sind entsprechende Kooperationen unter Einbindung regionaler Akteure anzustreben. Artikel 6 Mindestanforderungen für die Förderung umfassender energetischer Wohnhaussanierungen (1) Fur die umfassende energetische Sanierung (Art. 2 Abs. 1 Z 4) von Wohnhausern werden besondere Forderanreize vorgesehen. (2) Fur die umfassende energetische Sanierung von Gebauden werden Mindestanforderungen fur Warmeschutzstandards gemas unten stehender Tabelle als Voraussetzung fur die Gewahrung einer Forderung festgelegt, wobei in Bezug auf das Oberflachen-Volumsverhaltnis (A/V-Verhaltnis) zwischen den Werten linear zu interpolieren ist: HWBBGF in kWh/(m2.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 80 43 ab 1.1.2010 75 35 (3) Erganzend zu den Vorgaben in Abs. 2 konnen Forderungsanreize vorgesehen werden, die auf eine moglichst hohe Heizwarmebedarfsreduktion gegenuber dem Ausgangswert vor Sanierung abzielen („Deltaforderung“). (4) Werden im Rahmen umfassender energetischer Sanierungen die Zielwerte des Abs. 2 nicht realisiert, konnen die Lander ebenso die Moglichkeit der „Deltaforderung“ vorsehen, um moglichst weitgehende Sanierungen zu erreichen. Dabei muss jedoch der Ausgangs-HWB ab dem Jahr 2009 um mindestens 25 %, ab dem Jahr 2010 um mindestens 30 % verbessert werden. (5) Fur historische oder denkmalgeschutzte Gebaude konnen Ausnahmen vorgesehen werden. Artikel 7 Förderung von Einzelbauteilsanierungen im Wohnbau (1) Fur die Forderung von Einzelbauteilsanierungen oder -erneuerungen an der thermischen Gebaudehulle werden folgende energetische Mindeststandards festgelegt. U-Wert-Vorgaben fur Forderung der Sanierung einzelner Bauteile ab 1.1.2009 Fenster bei Tausch des ganzen Elements (Rahmen und Glas) 1,35 W/(m2K) Fensterglas (bei Tausch nur des Glases) 1,10 W/( m2K) Ausenwand 0,25 W/( m2K) Oberste Geschossdecke, Dach 0,20 W/( m2K) Kellerdecke, Fusboden gegen Erdreich 0,35 W/( m2K) (2) Es sollen Forderanreize fur Bauteile vorgesehen werden, die die Werte in Abs. 1 unterschreiten. (3) Fur historische oder denkmalgeschutzte Gebaude konnen Ausnahmen vorgesehen werden. Artikel 8 Förderung der Sanierung von Heizungsanlagen in Wohngebäuden (1) Forderungen, welche auf den Austausch von Warmebereitstellungssystemen oder die Sanierung von Heizungsanlagen, einschlieslich der Einbindung in ein Fernwarmesystem, abzielen, werden auf innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 eingeschrankt und nach Moglichkeit mit Masnahmen zur Reduktion des Heizwarmebedarfs im Sinne der Art. 6 und 7 abgestimmt. (2) Fur elektrisch betriebene Warmepumpen kann in begrundeten Ausnahmefallen eine Mindest- Jahresarbeitszahl zwischen 3 und 4 festgelegt werden. (3) Abweichend vom Grundsatz des Abs. 1 konnen unter folgenden Voraussetzungen Forderungen fur den Austausch alter Heizungsanlagen oder Kessel auf Basis flussiger fossiler Brennstoffe gegen Ol- Brennwertsysteme gewahrt werden, wobei diese Voraussetzungen auch fur die Forderung von Erdgas- Brennwertkesseln in Kombination mit thermischen Solaranlagen gemas Art. 2 Abs. 1 Z 6 lit. e gelten: Es erfolgt eine Kombination mit thermischen Solaranlagen, wobei die Einbindung in das Raumheizungssystem anzustreben ist. Hierbei werden die Forderanreize so gestaltet, dass der Anteil an erneuerbarer Energie optimiert wird, 1.die Forderanreize fur den Kesseltausch werden in Abhangigkeit von der Einhaltung der HWB- Werte des Art. 6 Abs 2 differenziert gestaltet. Fur Gebaude, die noch nicht thermisch saniert wurden, ist ein Energieausweis mit entsprechenden Ratschlagen und Empfehlungen vorzulegen, 2.es bestehen keine Moglichkeiten fur einen Anschluss an ein Fernwarmenetz und aus Grunden der
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Luftreinhaltung oder aufgrund mangelnder Zulieferungs- und/oder Lagerungsmoglichkeiten ist der Einsatz biogener Brennstoffe nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar. 3.Die Erfullung der genannten Fordervoraussetzungen ist vom Forderwerber nachzuweisen. Auf die Erfullung der Voraussetzung gemas Z 1 kann verzichtet werden, wenn lagebedingt die Errichtung von thermischen Solaranlagen nicht moglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Artikel 9 Vermeidung klimaschädigender Gase im Wohnbau (1) Die Gewahrung von Wohnbauforderungsmitteln nach den Art. 3 bis 7 setzt voraus, dass ausschlieslich Baumaterialien verwendet werden, welche im Verlauf des Lebenszyklus keine klimaschadigenden halogenierten Gase in die Atmosphare freisetzen. (2) Zur Vermeidung von klimaschadigenden halogenierten Gasen in mit den Gebauden in Verbindung stehenden Anlagen sollen entsprechende Anreize gesetzt werden. Artikel 10 Bewertungsmodell Die in den Art. 3 bis 9 angefuhrten und allenfalls weitere qualitative und quantitative Merkmale sind in ein quantifizierendes, objektiv nachvollziehbares Bewertungsmodell zu ubertragen (zB Punkte- oder Stufenmodelle). Der Forderungswerber ist (insbesondere durch Beratungsgesprache) von den Landern oder durch von diesen beauftragte, produktunabhangige Organisationen uber Funktionsweise, Forderungsvoraussetzungen und konkrete Auswirkungen des jeweiligen Forderungsmodells zu informieren, insbesondere uber Anreizmechanismen in Bezug auf energetische und okologische Masnahmen. 3. Abschnitt Zusätzliche Maßnahmen außerhalb der Wohnbauförderungen der Länder Artikel 11 Bau- und energietechnische Vorschriften (1) Zur Unterstutzung der Ziele dieser Vereinbarung stellen die Bundeslander die Umsetzung der Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Warmeschutz“ des Osterreichischen Instituts fur Bautechnik (OIB) im Rahmen der jeweiligen einschlagigen landesrechtlichen Vorschriften sicher. (2) Begleitende Masnahmen werden gegen den stark steigenden Energiebedarf von Nichtwohngebauden gesetzt. (3) Entsprechend dem im OIB-Prozess vereinbarten Zeitplan werden ab 2010 Verhandlungen zwischen den Landern uber die weitere Anpassung der energietechnischen Anforderungen an Gebaude aufgenommen und anschliesend rechtlich umgesetzt (5-Jahresrhythmus). Dabei werden die folgenden Ziele in besonderer Weise berucksichtigt: hinsichtlich des hochstzulassigen Heizwarmebedarfs soll der Abstand zwischen den Anforderungen im geforderten Wohnbau und jener der OIB Richtlinie 6 in Relation gehalten werden; 1.Festlegung von Regelungen fur Gebaude mit einer gesamten Nutzflache von weniger als 1 000 m2 in Bezug auf Mindestanforderungen an den Heizwarmebedarf in Zusammenhang mit umfassenden Sanierungen; 2.verpflichtende Prufung des Einsatzes erneuerbarer Energietrager fur Zwecke der Warme-, Kuhlungsund Elektrizitatsversorgung; sowie 3.weitere Beschrankungen in Bezug auf die Errichtung von Klimaanlagen, wobei ein moglichst hoher Anteil erneuerbarer Energietrager angestrebt wird. 4. Artikel 12 Mindestanforderungen für den Neubau öffentlicher Gebäude der Vertragsparteien (1) Bei der Errichtung offentlicher Gebaude sind folgende Energiekennzahlen zur Anwendung zu bringen: HWB* in kWh/(m3.a) bei einem A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 bei einem A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 ab 1.1.2010 15 8 ab 1.1.2012 12 7 Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf den Zeitpunkt der Einreichung zur baurechtlichen Genehmigung. (2) Unbeschadet davon ist im Fall der Errichtung offentlicher Gebaude der maximal zulassige auseninduzierte Kuhlbedarf KB*V,NWG,max von 1,0 kWh/(m3.a) gemas OIB-Richtlinie 6 einzuhalten. (3) Fur Heizung und Warmwasserbereitstellung sind innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 vorzusehen. (4) Es werden von den Vertragsparteien Regelungen fur eine Optimierung des Nutzerverhaltens bezuglich Energieeinsparungen getroffen. Artikel 13 Mindestanforderungen für die Sanierung öffentlicher Gebäude der Vertragsparteien (1) Die Vertragsparteien verfolgen das Ziel, im Bereich der offentlichen Gebaude umfassende Sanierungen umzusetzen. Dabei werden folgende Energiekennzahlen zur Anwendung gebracht: HWB* in kWh/(m3.a) A/V-Verhaltnis ≥ 0,8 A/V-Verhaltnis ≤ 0,2 bis Ende 2009 27 14 ab 1.1.2010 25 12 Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf den Zeitpunkt der Einreichung zur baurechtlichen Genehmigung. (2) Sind umfassende Sanierungen im Sinne des Abs. 1 nicht durchfuhrbar, werden moglichst weitgehende und qualitativ hochwertige Sanierungsmasnahmen umgesetzt. Dabei sind im Regelfall folgende Bauteilanforderungen einzuhalten:
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U-Wert-Vorgaben bei Sanierung einzelner Bauteile ab 1.1.2009 Fenster bei Tausch des ganzen Elements (Rahmen und Glas) 1,35 W/(m2K) Fensterglas (bei Tausch nur des Glases) 1,10 W/( m2K) Ausenwand 0,25 W/( m2K) Oberste Geschossdecke, Dach 0,20 W/( m2K) Kellerdecke, Fusboden gegen Erdreich 0,35 W/( m2K) (3) Im Regelfall wird beim Austausch von Warmebereitstellungssystemen oder der Sanierung von Heizungsanlagen, einschlieslich der Einbindung in ein Fernwarmesystem, auf innovative klimarelevante Systeme im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 6 umgestellt. Diese Umstellungen sind mit Maßnahmen zur Reduktion des Heizwärmebedarfs im Sinne dieses Artikels abzustimmen. Sollte das Gebäude nach der Sanierung mit fossilen Energieträgern versorgt werden, so ist nach Möglichkeit eine Kombination mit erneuerbaren Energieträgern vorzusehen, wobei der Anteil der Erneuerbaren optimiert wird. (4) Im Fall der umfassenden Sanierung öffentlicher Gebäude ist der maximal zulässige außeninduzierte Kühlbedarf KB*V,NWGsan,max von 2,0 kWh/(m3.a) gemäß OIB-Richtlinie 6 einzuhalten. (5) Für historische oder denkmalgeschützte Gebäude können Ausnahmen vorgesehen werden. (6) Die Contractingaktivitäten bei Bundesgebäuden sind weiter auszubauen, insbesondere um ausreichende wirtschaftliche Anreize zur Umsetzung umfassender Sanierungen zu geben. Dazu sind bei Investitionen Amortisationszeiten von bis zu 15 Jahren zu Grunde zu legen. (7) Es werden von den Vertragsparteien Regelungen bzw. Richtlinien für eine Optimierung des Nutzerverhaltens bezüglich Energieeinsparungen getroffen. Artikel 14 Gemeinden Die Länder werden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf die Gemeinden einwirken, dass bei Errichtung oder Sanierung von Nicht-Wohngebäuden die Bestimmungen der Art. 12 und 13 sinngemäß angewandt werden. Artikel 15 Förderinstrumente und Begleitmaßnahmen des Bundes im Gebäudebereich (1) Durch Förderinstrumente des Bundes erfolgt ein gezielter Mitteleinsatz im Bereich der Nicht- Wohngebäude. Der Bund gestaltet die Förderinstrumente für den Neubau und die Sanierung von Nicht- Wohngebäuden entsprechend den Vorgaben dieser Vereinbarung. (2) Hierbei werden Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz von Gebäuden und der Nutzung erneuerbarer Energien im Gebäudebereich, insbesondere durch Förderung von Vorzeigebeispielen besonders energieeffizienter Sanierungen einschließlich deren Dokumentation, gesetzt. (3) Der Bund verfolgt das Ziel, Maßnahmen zur Weiterentwicklung der wohnrechtlichen Rahmenbedingungen zur Steigerung der thermischen Sanierungsrate und für die Nutzung erneuerbarer Energie zur Deckung des Wärme- und Elektrizitätsbedarfs von Gebäuden vorzuschlagen. (4) In die Lehrpläne für einschlägige berufsbildende höhere Schulen werden ehest möglich Unterrichtsinhalte betreffend energieeffizientes Bauen aufgenommen bzw. ausgeweitet. Eine Aufnahme dieser Themen in die Studienpläne einschlägiger Universitäten wird angestrebt. Die berufsbegleitende Ausbildung der relevanten Professionisten ist fortzuführen bzw. zu verstärken. 4. Abschnitt Berichtslegung und Schlussbestimmungen Artikel 16 Berichtslegung (1) Die Vertragsparteien teilen einander spätestens ein Jahr nach Inkrafttreten dieser Vereinbarung sowie in weiterer Folge entsprechend den Anpassungen die Maßnahmen mit, welche im Sinne dieser Vereinbarung getroffen wurden. (2) Die Wirkungen der Maßnahmen im Bereich der Gebäude werden bis 31. Mai eines jeden Jahres für das jeweils vorangegangene Jahr - erstmals am 31. Mai 2010 für das Jahr 2009 - von den Vertragsparteien evaluiert und in Berichten veröffentlicht. Für den Bereich der öffentlichen Gebäude im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Z 3 werden diese Daten jeweils für das vorvorangegangene Jahr vorgelegt, erstmals am 31. Mai 2011 für das Berichtsjahr 2009. In den Berichten ist insbesondere darzulegen, in welchem Ausmaß sich der durchschnittliche Heizwärmebedarf sowie die davon abgeleiteten Treibhausgas-Emissionen im geförderten Neubau gegenüber einem Referenzszenario verringert haben; 1.in welcher Form dem Ziel des Art. 1 Abs. 2 entsprochen wird, insbesondere durch Darstellung diesbezüglicher finanzieller Kennzahlen, wobei eine Vergleichbarkeit der im jeweiligen Berichtsjahr zugesagten Förderungen für Wohnungsneubau und Wohnhaussanierung sichergestellt wird; 2.in welchem Ausmaß durch die Sanierungsförderung der Heizwärmebedarf sowie die davon abgeleiteten Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebestand verringert werden konnten; 3.die Aufteilung der geförderten Heizsysteme im Neubau und der Sanierung und die hierdurch realisierten Treibhausgasemissionsreduktionen; 4.in welchem Maß Heizwärmebedarf und Treibhausgasemissionen bei öffentlichen Gebäuden der Vertragsparteien gegenüber einem Referenzszenario verringert werden konnten (Neubau und Sanierung); 5.welche sonstigen Maßnahmen im Sinne des 9. Erwägungsgrundes der Präambel und des Art. 15 gesetzt wurden. 6.(3) Eine Standardisierung der Berichtsanforderungen einschließlich der Festlegung von Referenzwerten erfolgt im Wege des als Bund-Länder-Koordinationsgremium eingerichteten „Kyoto-Forums“, wobei das Ziel in einer zusammengefassten, verständlichen und überschaubaren Fassung mit gut vergleichbaren Ergebnissen liegt.
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(4) Die Berichte bilden die Grundlage für künftige Adaptierungen dieser Vereinbarung unter Berücksichtigung des Stands der Technik und anderer Anforderungen, etwa im Zusammenhang mit der Umsetzung oder Anpassung der Richtlinie 2002/91/EG. Artikel 17 Inkrafttreten und Geltungsdauer (1) Diese Vereinbarung tritt am 30. Tag nach Ablauf des Tages in Kraft, an dem die nach den Landesverfassungen erforderlichen Voraussetzungen für das Inkrafttreten erfüllt sind und beim Bundeskanzleramt die Mitteilungen der Länder darüber vorliegen sowie 1.die nach der Bundesverfassung erforderlichen Voraussetzungen für das Inkrafttreten 2. erfüllt sind. (2) Die Gültigkeit dieser Vereinbarung endet mit Ablauf des im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Vereinbarung geltenden Finanzausgleichsgesetzes. (3) Diese Vereinbarung kann von jeder Vertragspartei zum 31. Dezember eines jeden Jahres unter Einhaltung einer sechsmonatigen Kündigungsfrist mittels eingeschriebenen Briefes gekündigt werden. (4) Am Tag des Inkrafttretens dieser Vereinbarung tritt die Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung von Wohngebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen, BGBl. II Nr. 19/2006, außer Kraft. Artikel 18 Durchführung Die zur Durchführung dieser Vereinbarung notwendigen Vorschriften sind, sofern sie nicht ohnehin bereits in Geltung stehen oder es in der Vereinbarung nicht anders festgelegt wurde, längstens binnen sechs Monaten nach Inkrafttreten dieser Vereinbarung zu erlassen. Artikel 19 Mitteilungen Mit Ausnahme der Berichte nach Art. 16 sind alle die Vereinbarung betreffenden Erklärungen an das Bundeskanzleramt zu richten, das seinerseits die übrigen Vertragsparteien hievon unverzüglich in Kenntnis zu setzen hat. Artikel 20 Urkunden Diese Vereinbarung wird in einer Urschrift ausgefertigt. Die Urschrift wird beim Bundeskanzleramt hinterlegt. Dieses hat allen Vertragsparteien beglaubigte Abschriften der Vereinbarung zu übermitteln. Die Vereinbarung tritt gemäß ihrem Artikel 17 am 13. August 2009 in Kraft.