36. LAHNSTEINER BLUESFESTIVAL

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Out of the blue - Aus heiterem Himmel MAX MUTZKE (D) HENRIK FREISCHLADER TRIO (D) MALTED MILK (F) LUCA SESTAK (D) Blues-Louis & Live Feature: KLAUS MOJO KILIAN (D) Laudatio: Giorgina Kazungu-Haß Moderation: Arnim Töpel 35. LAHNSTEINER BLUESFESTIVAL Sa. 01. Oktober 2016 · 19 Uhr · Stadthalle 36. LAHNSTEINER BLUESFESTIVAL MAX MUTZKE (D) HENRIK FREISCHLADER TRIO (D) MALTED MILK (F) LUCA SESTAK (D) Blues-Louis & Live Feature: KLAUS MOJO KILIAN (D) Laudatio: Giorgina Kazungu-Haß Moderation: Arnim Töpel

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Out of the blue -

Aus heiterem Himmel

MAX MUTZKE (D)

HENRIK FREISCHLADER TRIO (D)

MALTED MILK (F)

LUCA SESTAK (D) Blues-Louis & Live Feature:KLAUS MOJO KILIAN (D)

Laudatio: Giorgina Kazungu-Haß Moderation: Arnim Töpel

35. LAHNSTEINER BLUESFESTIVALSa. 01. Oktober 2016 · 19 Uhr · Stadthalle

36. LAHNSTEINER BLUESFESTIVAL

MAX MUTZKE (D)

HENRIK FREISCHLADER TRIO (D)

MALTED MILK (F)

LUCA SESTAK (D) Blues-Louis & Live Feature:KLAUS MOJO KILIAN (D)

Laudatio: Giorgina Kazungu-Haß Moderation: Arnim Töpel

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DankeschönWir danken unseren Sponsoren und Förderern:

Kultursommer Rheinland-Pfalz, Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Stadt Lahnstein, Rhein-Lahn-Kreis, Wirtschaftsförderung RLK, Naspa-Stiftung, SWR1 RP, SWR Fernsehen RP, Deutschlandfunk, Rhein-Zeitung, Bitburger Brauerei, Globus Lahnstein, Café Hahn, LAG Rock&Pop Rheinland-Pfalz und all denen, die uns beim 36. Lahnsteiner Bluesfestival unterstützt haben:

Lidia Antonini, Michael Dorka, Kai Engelke, Dirk Föhrs, Prof. Dr. Franz Hamburger, Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Rolf Hüffer, Peter Labonte, Angelika Lamneck, Roger Lewentz, Wolf-Dieter Matern, Christof Meueler, Prof. Dr. Erhard Meueler, Manfred Miller, Klaus Mümpfer, Ingo Nordhofen, Andreas Nusbaum, Frank Puchtler, Manfred Radermacher, Sarah Rautenberg, Werner Reinke, Axel Risch, Carla Sappok, Tim Schauen, Günter Scheding, Dr. Simone Schelberg, Siegfried Schmidt-Joos, Isolde Schroeder-Gsell, Michael Seiz, Thomas Torkler, Roland Welling, Dr. Konrad Wolf Projektgruppe des 36. Lahnsteiner Bluesfestivals:

Markus Graf, Sonja Graf, Walter Nouvortne, Christian Pfarr, Tom Schroeder, Thomas Seggel, Michael Stoll

Impressum:Konzeption-Produktion-Redaktion: Markus Graf, Christian Pfarr, Tom Schroeder, Christiane StürmerGrafische Gestaltung: Christiane StürmerFotos: Annegret Arnold, Bernward Bertram, Federico Caprilli, Jörg Lengwenings, Klaus Mümpfer, Ingo Nordhofen, Klaus WeisDruck: Flyeralarm.com

Beschallung und Licht: Frank Heisterkamp VeranstaltungstechnikMischpult: Christian KlotzVeranstalter: Lahnsteiner Musikszene e.V. Oberhecker Weg 103 56112 LahnsteinFestivalbüro: Tel. 0261 4090932 Fax 0261 4090931 [email protected] www.lahnsteiner-bluesfestival.de

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OUT

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– Kunst hat ja noch nie die Welt gerettet – aber sich selbst und etliche Seelen, wie meine. (Christof Dieckmann) Das Vergnügen wäre unvollkommen ohne jene, die darüber meckern. (Peter Sellers) Don’t try to live forever. You will not succeed. (George Bernard Shaw)

Woher genau das Motto des diesjährigen Jubiläums-Kultursommers, woher der Sommer unseres Vergnügens stammt – mer waases net.Die einen meinen, es sei angelehnt an die speziellen Buch- und Platten-empfehlungen, die die FAZ rechtzeitig zu den großen Ferien liefert, unter genau dieser Überschrift: Der Sommer unseres Vergnügens. Andere glauben, es handele sich um die Um-kehrung eines Shakespeare Zitats, bei Richard III. ist die Rede vom: „Winter unseres Missvergnügens.”Vielleicht ist es ja ganz anders, nämlich so: Richard III. hat eines schönen Som-mertags die FAZ aufgeschlagen – oder die FAZ war im vorletzten, recht milden Winter zu Besuch bei Richard III. Sicher ist: der Kultursommer 2016 dreht sich um Scherz, Satire und tiefere Bedeutung. Außerdem steht fest: wir (vom Verein Lahnsteiner Musikszene) haben in Anlehnung an das Thema des Kultursommers (unseres wichtigsten Partners) einen Festival-Titel (erstmals in Englisch und Deutsch) gefunden: OUT OF THE BLUE – AUS HEITEREM HIMMEL. (Betonung auf HEITEREM, zuletzt hat es dann ja auch in diesem Sommer noch geklappt. Humor fängt da an, wo der Spaß aufhört – sagt der weise Werner Finck.)„Ist Humor ein Grundbedürfnis?“ Das fragten im Böhmermann-Frühling die SPIEGEL-Redakteure Marc Hujer und Britta Stuff den bayerischen

Blues im Kultursommer unseres VergnügensManfred Millers Let The Good Times Roll

Tom Schroeder

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Kabarettisten Gerhard Polt. Dessen Antwort (SPIEGEL Nr. 18/2016 Seite 46ff.): „Man braucht Humor, um sich zu verteidigen… Man braucht Humor, wenn man machtlos ist. Der Tod, die CSU, der FC Bayern, das sind alles Sachen, da ist man scheinbar machtlos. Also was macht man? Man macht einen Witz. Humor ist keine Waffe. Es ist eher die Möglichkeit, sich selbst ein bisschen zu befreien.”Gerhard Polts Sätze könnten auch von einem Blues-Menschen stammen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und: „Blues, in seiner voll entfalteten Gestalt und Funktion, ist ein weltliches Ritual, das der bewussten Wahrneh-mung und psychosozialen Bewältigung erfahrener Wirklichkeit dient.“ Das schreibt Manfred Miller, Erfinder und Mitbegründer des Lahnsteiner Festivals, im Manuskript seiner jüngsten Arbeit; ein Leben lang hat er damit zu tun gehabt, in den letzten acht Jahren hat er sie zu einem mehr als 1000 Seiten (und auch sonst sehr) starken Buch zusammengefasst, Arbeitstitel: Um Blues und Groove. Aufriss einer Geschichte afro-amerikanischer Musik im 20. Jahrhundert. Band 1, Im Groben und Ganzen. (Der Band

erscheint im Heupferd Musik Ver-lag von Christian Winkelmann aus Dreieich.)Schon vor zwanzig Jahren, im Kultursommer 1996 (Thema Kultur & Medien), hat Manfred Miller zusammen mit Klaus Mojo Kilian und der Matchbox Bluesband eine Rhythm & Blues Show präsentiert: Sauer macht lustig – SWF 4 im Kultursommer 96. Im Mittel-punkt der Show standen Blues-Songs, die sich um Humor, Witz, Selbstironie, Sarkasmus und Realismus drehen, von der Zote bis zur Bahre, vom Long John bis zu den 300 Pounds of Joy. Für’s Titelblatt des 48-seitigen Programmhefts hatte Chlodwig Poth von der Neuen Frankfurter Schule (Mein progressiver Alltag,

Last Exit Sossenheim) eine Karikatur (siehe Seite 4) entworfen, knapp dreißig Songtexte wurden dort abgedruckt, übersetzt und kommentiert. Ein Viertel von ihnen, z.B. Outskirts Of Town, House Party und Let The Good Times Roll, sind mit dem Namen des Sängers, Songwriters und Saxophonisten Louis Jordan verbunden (1908 -1975). Unter dem Festivalmotto Let The Good Times Roll haben Bill Ramsey und die Gottfried Böttger Band 1998 das Werk von Louis Jordan in Lahnstein 1998 vorgestellt. AU

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Wie selbstverständlich taucht Let The Good Times Roll, neben mehr als hundert wei-teren (an-) zitierten und synchron zum Original-Rhythmus ins Deutsche übertragenen Song-Texten, auch im jüngsten Buch von Manfred Miller auf. Weil die Haltung in Good

Times (und tausenden anderen Stücken) charak-teristisch ist für Blues-Vergnügen und weil die Nummer beim diesjährigen Festival mindestens einmal gespielt wird – seien die folgenden Pas-sagen aus Manfred Millers Buch hier zitiert. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.Bei der ersten Schallplattenaufnahme des Songs sang Louis Jordan am 26.06.1946 in New York:

Nee wirklich, was für’n trauriges Lied, diese klassische Blues-Einladung, sich eine gute Zeit zu machen. Let the Good Times Roll kommt stets recht flott daher – zwischen 105 und 115 bpm, vivace in altmodischer Diktion –, so dass nur die faulsten (oder geilsten) Tänzer auf diesen Blues einen „Blues“ tanzen würden, indem sie nur jeden zweiten beat beachten.Am Text, den lyrics, ist mindestens dreierlei bemerkenswert: Die „gute Zeit“ wird nicht als individuelle, sondern als gemeinschaftliche und zudem generationsübergreifende Erfahrungsmöglichkeit bestimmt. Und die „gute Zeit“ bedeutet nicht, Realität zeitweise auszublenden – dass sie etwas kostet, bleibt ebenso bewusst wie die enge Verbindung zwischen ökonomischem und sozialem Status oder die große Wahrscheinlichkeit, dass die Kräfte von Recht und Ordnung das gemeinsame Ausleben der „guten Zeit“ nicht mit Wohlwollen betrachten werden. Schließlich: Die „gute Zeit“ als intensiv gelebtes,

„Hey everybody / Let’s have some fun / You only live but once / And when you’re dead you’re done // So let the good times roll / Let the good times roll // Don’t care if you’re young or old / Get together and let the good times roll. Don’t sit there mumblin’ / Talkin’ trash / If you wanna have a ball / You gotta go out and spend some cash // To let the good times roll…(etc.)

Hey Mr. Landlord / Lock up all the doors / If the police comes ‘round / Tell ‘em the joint is closed //So let the good times roll…(etc.) Hey y’all, tell everybody / Mr. Jordan’s in town / I got a dollar and a quarter and I’m just / Rarin’ to clown / But don’t let nobody / Play me cheap / I’ve got fifty cents more that I’m / Gonna keep // To let the good times roll…(etc.) No matter whether / It’s rainy weather / Birds of a feather / Gotta stick together // So get yourself under control / Go out and let the good times roll.”

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erfülltes Leben erwächst aus dem Begründungszusammenhang mit dem Bewusstsein von der Sterblichkeit des Menschen. Der Exeget, der sich aus alledem einen „sad song“ zusammenbastelt, dürfte den Suizid schon hinter sich haben, bevor er ernsthaft traurig würde.Selbst in einem frohgemuten Song wie Let the Good Times Roll verliert der Blues die “facts of life” nicht aus dem Blick – nicht die schikanösen bis brutalen (aber glücklicher-weise meist bestechlichen) Cops, nicht die Hauswirte, nicht die Lebensnotwendigkeiten wie Essen, Trinken, Liebe machen.“So weit Manfred Miller in seinem Werk Um Blues und Groove. Louis Jordans Song ist in-zwischen mehr als siebzig Jahre alt. Und doch nicht von gestern, im Gegenteil. Er passt sogar haargenau zum Kultursommer-Thema 2017: Epochen und Episoden.Das nächste Lahnsteiner Bluesfestival soll am 30. September 2017 stattfinden.

„He, ihr da alle / woll’n Späßgen ha’m / Du lebst nur ein Mal / und als Toter bist’de dran // Schafft Eins-A Zeit für euch / Eins-A Zeit für euch // Ob jung, ob alt ist gleich / Schafft Eins-A Zeit für euch. Wollt ihr denn dauernd / Mistquatscher sein / Wenn ihr ‘n Faß aufmachen wollt / Müßt ihr raus und auch Kies verstreu’n // Das schafft Eins-A Zeit für euch… He Herr Vermieter / verschließ jede Tür / Wenn die Bullen dann reinwoll’n / Sag ihn‘: Kein Service hier // Und schafft… He ihr / Sagt jetzt mal allen / Mister Jordan ist hier / Ich hab ’n Dollar und ’n Viertel und bin grad / Wild wie’n Stier / Dass mich nur keiner für / dumm verkauft / Ich hab 50 Cent mehr, und die heb ich auf // für eine Eins-A-Zeit…Und regnet’s Liter / Nix macht uns nieder / Gleiches Gefieder / Singt die gleichen Lieder / Also legt Euch dann mal ins Zeug / Kommt hoch & schafft ne Eins-A-Zeit für Euch.“

Das Fest in Funk und Fernsehen 2016SWR-Fernsehen 09. Oktober, 09: 45 – 11:15 Uhr, „Das Beste vom 36. Lahnsteiner Bluesfestival“ Moderation Rolf Hüffer

SWR1 – Szene: 01. November, 20:00 – 00:00 Uhr Moderation Deborah Schamuhn

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Arnim Töpel

Jedes Jahr Lahnstein

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Der Blues fragt nicht, wo du herkommst.

Der Blues fragt nicht, was du hast.

Aber eines soll dein Plan sein: jedes Jahr Lahnstein.

Der Blues fragt nicht, wie du aussiehst.

Der Blues fragt nicht, was du glaubst.

Aber eines will getan sein: jedes Jahr Lahnstein.

Denk dran, remember: Ende September!

Blau-blue ist die Luft, peppig der Teppich.

Euch erwarten heut‘ Blue Champs,

und ihr kommt von überall,

ja sogar aus Bad Ems!

Doch der Blues fragt nicht, wo du herkommst.

Der Blues fragt nicht, was du hast.

Aber eines soll dein Plan sein: jedes Jahr Lahnstein!Mit diesen Worten (aus der Reihe seiner legendären Opening-Raps) hat Arnim Töpel 2015 das 35. Lahnsteiner Bluesfestival eröffnet, auch als Hommage an Janis Joplin. Aufhänger: 45 Jahre vor unserem Festival, Ende September 1970, nahm Janis Joplin den Song Move Over für ihr Album Pearl auf. Es war eine der letzten Aufnahmen dieser großartigen und so unvergleichlichen Sängerin.

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Christian Pfarr

Trilogie von der Unzulänglichkeit der Bluesschaffenden

Ein Blues-Fan aus Bernkastel-Kues,

der pilgert nach Lahnstein zu Fuß –

um dort zu erfahren:

Dies könnt er sich sparen,

denn d a s hier wär wirklich kein Blues!

Ein Blues-Polizist aus Bad Roten-

fels wacht über Fremdanteil-Quoten.

Denn falls hier wer glaubt,

es wär alles erlaubt:

beim w a h r e n Blues ist das verboten!

Ne Blue Note aus Wetter bei Witten

sprach: „Solches muss ich mir verbitten!

Ob Funk-Jazz, ob Soul:

i c h fühl mich da wohl –

und wem’s nicht passt, der hat gelitten!“

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Blues-Louis für Klaus Kilian„Mojo heißt der Glücksbringer“ Die Geschichte beginnt in grauer Vorzeit, als die Erde noch eine Scheibe ist – also so um 1993. Da ruft Michael Stoll, bewährter Talent-Scout aus Lahnstein, Redakteur der Rhein-Zeitung, bei uns im SWF an: Es gibt hier eine junge Schülerin mit einer Wahn-sinnsstimme, Giorgina Kazungu, aus der kann einmal eine klasse Bluessängerin werden! Das unterschreiben wir sofort, als wir die 15-Jährige vor Ort gehört haben. Nur wer erzählt ihr was vom Blues – wenn nicht er: Klaus Kilian. Der Kontakt ist schnell hergestellt, bei der ersten Live-Probe singt Giorgina die verabredeten Songs, die Klaus ihr per Tonträger übermittelt hatte, schon fast perfekt. Am 29. Oktober 1994 Premiere in der Stadthalle Lahnstein, beim 14. SWF-Bluesfestival treten sie erstmals gemeinsam öffentlich auf: Kilians Matchbox Bluesband und die

1997 Manfred Radermacher

1999 Hildegard Doebner2000 Bill Ramsey2002 Inga Rumpf2003 Fritz Rau2004 Tom Schroeder2005 Joy Fleming2006 Klaus Doldinger

2007 Günther Kieser2008 Siegfried Schmidt-Joos2009 Bill Wyman2010 Toscho Todorovic2011 Thomas C. Breuer2012 Klaus Voormann2013 Chris Barber

2014 Pete York2015 Abi Wallenstein 2016 Klaus KilianBL

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16-jährige Giorgina Kazungu. Nach dem Fest feiert Michael Rieth sie in der Frankfurter Rundschau als „die Bluesentdeckung des Jahres“. Das war der Beginn einer wunderschönen Partnerschaft, für Lahnstein ebenso wie für den SWF/SWR in Mainz.Drei große Blues-Projekte hat Klaus Kilian für den Sender produziert: 1) From Roots To Rock – Die Geschichte des Blues, mitgeschnitten im Westerwald (Hachenburg) und im Hunsrück (Bell), 19952) Die Rhythm & Blues Show Sauer macht lustig – SWF4 im Kultursommer (with a lot of little help from his friend Manfred Miller), 19963) Jailhouse Rock – eine Blues-Revue zwischen Knast und Crime (Sprecher u.a. Karl-Rudolf Menke und Jacques Berndorf), 2002Die Sängerin in den drei Projekten hieß: Giorgi-na Kazungu. Heute heißt sie Giorgina Kazungu-Haß, lebt als vierfache Mutter, Lehrerin und Landtagsabgeordnete in Haßloch. Den Blues hat die Laudatorin nicht verlernt.„Kaum jemand bei uns verbindet sein Wissen und seine musikalische Praxis so schön miteinander wie Klaus Mojo Kilian aus Frankfurt“, so begründet unsere Blues-Projektgruppe im Verein Lahnsteiner Musikszene die Auszeichnung des Frankfurter Musikers und Autors Klaus Mojo Kilian: „Er kennt die gesamte Geschichte des Blues, seine Sprache, seine Poesie, seinen Witz. All das bringt Kilian als Sänger, Gitarrist und besonders als Harmonika-Meister glaubwürdig zum Ausdruck: erdig und saftig.Weil dieser traditionelle Blues-Künstler und Blues-Kenner außerdem ein sympathischer und witziger Moderator ist, werden seine Konzerte zu einem emotionalen und intellektuellen Vergnügen. Anders gesagt, mit den Worten von Manfred Miller: „Klaus Kilian ist ein Brückenbauer.“ Im Sport könnte man ihn einen Mehrkämpfer nennen. Denn der viel-seitige Musiker und Autor Klaus Mojo Kilian ist mannigfaltig aktiv: als Harmonikaspieler, Sänger, Gitarrist, Komponist, als Verfasser von Artikeln und Linernotes, Plattenrezensent, Herausgeber von CD-Sammlungen und Workshopleiter. Auch als Lektor, z.B. beim Fachmagazin bluesnews. Und als Übersetzer. Das – Übersetzer – hat er studiert, das ist sein Brot- und Butter-Job (für eine Werbeagentur überträgt er amerikanische Texte ins Deutsche). Inzwischen arbeitet er in seinem Homeoffice, in seiner Frankfurter Privat-wohnung. Wenn man ihn dort anruft und mal nicht erreicht, wird man statt mit einem AB-Spruch von seiner Mundharmonika begrüßt, die wird

1997 Manfred Radermacher

1999 Hildegard Doebner2000 Bill Ramsey2002 Inga Rumpf2003 Fritz Rau2004 Tom Schroeder2005 Joy Fleming2006 Klaus Doldinger

2007 Günther Kieser2008 Siegfried Schmidt-Joos2009 Bill Wyman2010 Toscho Todorovic2011 Thomas C. Breuer2012 Klaus Voormann2013 Chris Barber

2014 Pete York2015 Abi Wallenstein 2016 Klaus Kilian

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in Blueskreisen auch harp genannt (also Harfe) oder auch Mississippi Saxophone.Mit der Harp hat sich Klaus Mojo Kilian in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten einen Namen gemacht, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.Beim Gespräch im Mainzer SWR1-Studio sagt er: „Ich bin ‘n rischtischer Frankfurter Bub, geboren 1960, ganz normaler Schulablauf, ohne musikalisch auffällig zu werden. Mit 15 im Süd-westfunk Frank Laufenberg mit seiner Rock ‘n‘ Roll Sendung gehört, das hat mir gut gefallen. Daraufhin über Chuck Berry und Bill Haley und Elvis langsam zurück zum Blues gekommen. Dann die Sendung Bluestime von Manfred Miller gehört, ebenfalls im Südwestfunk, viel gelernt, viele Musiker akustisch kennen gelernt. Dann mit 16 Schüleraustausch in Amerika, richtig Englisch gelernt – was für meine spätere berufliche Laufbahn wie auch für meine Karriere als Sänger nicht ganz unwesentlich war.“ Aus den Staaten brachte Klaus damals fünfzig Langspielplatten mit: Canned Heat, Muddy Waters, Little Walter… Inzwischen besteht seine Bluessammlung aus rund 25.000 Tonträgern: 12.000 LPs, 11.000 CDs, 2000 Singles und 78er. Mit seinen eigenen Bands hat er bislang 10 (z.T. preisgekrönte) Alben veröffentlicht: 7 mit der 1982 gegründeten Matchbox Bluesband, 3 mit den Down Home Percolators, seiner kleineren Formation. In beiden Gruppen spielt er zusammen mit dem Gitarristen Bernd Simon aus Idar-Oberstein – das nun auch schon seit 25 Jahren.Auf Platten und Plakaten, in seinen Konzerten, Vorträgen und Artikeln heißt er schon längst nicht nur Klaus Kilian, sondern Klaus Mojo Kilian. Mojo? „Da gab’s mal die Songs Mojo Boogie von J.B. Lenoir, Mojo Hand von Lightnin‘ Hopkins und Got My Mojo Working von Muddy Waters, das wurde dann zu meinem Spitzna-men. An sich ist Mojo in Amerika einfach eine Bezeichnung für einen Glücksbringer. Mir hat der Name Glück gebracht, das kann ich sagen.“ T.S. Klaus Mojo Kilian – Vocals/Harp Bernd Simon – Vocals/Guitar Holger Schultze – Lap-Steel Guitar

Lahnstein 2015, 5 x Blues-Louis (v.l.): Abi Wallenstein (2015), Inga Rumpf (2002), Manfred Radermacher (1997), Toscho Todorovic (2010), Tom Schroeder (2004)

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„Wenn einer den Blues-Louis schon lange verdient hat, dann ist es Klaus Mojo Kilian. Aber das sage ich schon genauso lange. Glückwunsch!“(Leo Gehl, bis 2015 Redakteur beim Deutschlandfunk und Mitglied der Lahnsteiner Blues-Projektgruppe; lebt jetzt wieder in Berlin)

„Ein hoch angesehener Musiker und Kritiker. Ich finde es sehr wichtig, dass auch einmal ein Vertreter des traditionellen Blues ausgezeichnet wird.“(Toscho Todorovic, Preisträger-Kollege)

„Sein Name steht für unverkitschten Blues, er hat alles ganz genau studiert und bringt’s gut rüber. Die Zusammenarbeit mit ihm ist großartig. Dieser fröhliche lockere Typ ist ein absolut verlässlicher und beständiger Arbeiter, ganz ohne Zicken. Das schätzen auch seine Musikerkollegen an ihm.“(Elfi Schleindl, hat als Toningenieurin die Festivals über Jahrzehnte begleitet; arbeitet heute als Veranstalterin und Managerin in Sachen Jazz und Kleinkunst, gehört zum Vorstand des Jazzclub Rheingau und des Fördervereins Mainzer unterhaus.)

„Schwerlich wird sich hierzulande jemand finden, der – wie er – so intensiv mit seiner Musik und zugleich so soulful in ihr lebt…Es macht ihm Spaß, in einer Stückansage so ganz nebenbei ein paar der größeren hiesigen Blues-Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. (Blues, das seien „sad songs“, eingesperrt hinter „twelve bars“? Wattn Quatsch.)...Ein wunderbarer Musiker. Mit einem untrüglichen Gespür für die beiden (meiner Meinung nach) fundamentalen Elemente dieser „fremden“ schwarzen Musik: Groove und Blues…“(Manfred Miller,Autor, Elba/Mainz-Kastel)

„Er kennt sich vorzüglich aus in der Geschichte des Blues, er verbindet Sprachgefühl mit der Sicherheit in Orthographie und Grammatik – damit ist Klaus Kilian als Lektor und Autor so wertvoll für uns, dass man es mit Geld gar nicht bezahlen könnte. Ohne Klaus gäbe es die Zeitschrift bluesnews in ihrer jetzigen Form nicht.“(Dirk Föhrs, Herausgeber, Chefredakteur, Kaffeekocher, Putzmann des seit 1995 viermal jährlich erscheinenden Magazins bluesnews.)

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Down Home PercolatorsDie Down Home Percolators, um den designierten Blues-Preisträger Klaus „Mojo“ Kilian und Bernd Simon, bieten feinstes Fingerpicking auf der Gitarre und eine grandiose Blues-Harp. Das älteste und renommierteste Bluesmagazin der Welt, das amerikanische „Living Blues“ kommentierte seinerzeit: „Kilian spielt eine beeindruckende Bluesharp und singt um einiges besser als die meisten seiner europäischen Blueskollegen; Bernd Simons Gitarre hat einen locker rollenden Swing, der bewusst zurückhaltend unterstützt. Fans des akustischen Blues von heute wird das Songprogramm der beiden gefallen...“In Lahnstein werden sie von einem dritten Mann unterstützt, Holger Schultze, er kommt aus der Frankfurter Blues-Grass-Szene und spielt Lap-Steel Guitar (wörtlich übersetzt: „Schoß-Stahl-Gitarre”) Klaus Mojo Kilian – Vocals/Harp Bernd Simon – Vocals/Guitar Holger Schultze – Lap-Steel Guitar

Chris Kramer & Beat Box ΄n΄ BluesDas innovative Trio macht sich daran, dem altehrwürdigen Blues mächtig einzuhei-zen. Die Idee, Gitarren, Gesang und Mundharmonika mit der artfremden Beatbox zu kreuzen, funktioniert prächtig und geht als Liveact heftig zur Sache. Alle drei Musiker sind Meister ihres Fachs und bringen das Publikum mit vielschichtigen Soli auf Gitarre, Mundharmonika und der ungewöhnlichen Beatbox zum staunen und mitgrooven.Mal traditionell bluesig, mal groove-orientiert funky, mal rau, rockig und elektrisch, mal sanft, einfühlsam und akustisch – das Trio beherrscht das Handwerk perfekt.

Chris Kramer – Vocals/Harp Patrick Zimmermann – Guitar Kevin O'Neal – Beatbox

Warm up-Show, Fr. 30.9., JUKZ

Warm up-Show, Fr. 30.9., JUKZ

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O Henrik Freischlader TrioBeim Lahnsteiner Bluesfestival ist Henrik Freischlader erstmals 2007 aufgetreten, zusammen mit Kollegen aus der Starkstrom-Abteilung (Richie Arndt, Alex Conti, Gregor Hilden) hat er das Projekt Rorymania – A Tribute To Rory Gallagher vorgestellt. Damals ist er Mitte Zwanzig und schon kein Geheimtipp mehr, sondern eher ein offenes, vielversprechen-des Geheimnis (jedenfalls für die bluesnews-Leser).

Heute, ein knappes Jahrzehnt und ein Dutzend Alben später, spielt Frei-schlader als Gitarrist, Multiinstrumentalist und Sänger mit in der euro-päischen Champions League – ähnlich wie seinerzeit das sensible irische Kraftpaket Rory Gallagher (1949-1995).

Auf seinem aktuellen Tour-Plan liegt Lahnstein genau zwischen Brighton und Kopenhagen, für Oktober 2016 sind 14 Gigs geplant, für November noch eine Handvoll mehr.

Geboren 1982 in Köln, trommelt er als Vierjähriger bereits wie Oskar, es kommt seinem eigenen Wunsch und dem Lärmschutzprogramm seiner Mutter sehr entgegen, mit Vierzehn von Schlagzeug auf Gitarre umzu-steigen – als Autodidakt.

Sein großes Vorbild heißt Gary Moore. Wie bitte? – fragt die Blues-Polizei. Der listige Henrik entwaffnet sie, sagt im bluesnews-Interview mit Michael Seiz: „Ich weiß, Gary Moore wird häufig von den ‚echten‘ Bluesern nicht anerkannt oder gar verschrien, aber ihm habe ich es zu verdanken, dass ich Bluesmusiker wie B.B. King, Albert King, Albert Col-lins, Peter Green und Stevie Ray Vaughan überhaupt für mich entdecken durfte. Das waren dann meine Vorbilder, allen voran allerdings Gary Moore als Initialzündung. Es ist schon etwas dran an diesem Spruch, dass man die Vorbilder seiner Vorbilder hören sollte.“

Nach ein paar Semestern Richtung Lehramt (Englisch, Katholische Theologie) veröffentlicht Henrik Freischlader 2006 sein Debut-Album The Blues. Im Titelsong bekennt er: „I didn‘t know too much till The Lord gave the blues to me!“ (“Ich war ein ziemlich unbedarfter Junge, bis der Herr mir den Blues gab.“) In den Linernotes, auch zu seiner jüngsten CD, dankt er zuerst dem Herrn: „Again I would like to thank God für his love and humor…“ Luja, sog i! (Und sollte jemand auf die schöne Idee kommen, die beiden Blues Brothers-Filme fortzusetzen, käme Henrik bestimmt für eine tragende Rolle in Frage…)

Ein Schaffer vor dem Herrn ist er sowieso, ein Workaholic: Komponist, Songschreiber, eigenes Label (Cable Car Records in Wuppertal), multiin-strumentale One-Man-Band, Producer z.B. für die kanadische Sängerin Layla Zoe und den Sänger-Saxophonisten Tommy Schneller und und und… Auszeit 2013/2014.

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Jetzt ist Henrik Freischlader wieder da, mit einem neuen Album und ei-ner neuen Band: Carl-Michael Grabinger am Schlagzeug und Alex Grube am Bass (Hinweis für die Blues-Polizei: Alex arbeitet u.a. als Dozent in Hamburg, Mannheim, Osnabrück; begleitet hat er z.B. Unheilig, Howard Carpendale und Helene Fischer.).

Die neue CD Openness ist in diesem Sommer ausgezeichnet worden mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik, in seiner bluesnews-Kolumne feiert Thomas Ritter „zwölf Eigenkompositionen al-leroberster Qualität“. Sein Fazit: „So entspannt gab es Freischlader noch nie…Intensität, Groove, Tanzbarkeit“.

T.S. Henrik Freischlader – Guitar/Vocals Alex Grube – Bass Carl-Michael Grabinger – Drums

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Max MutzkeDer Blues traf Max Mutzke früh und heftig – und wurde so etwas wie die erste musikalische Liebe für den 1981 geborenen Jungen aus dem südbadischen Waldshut. Als der Zehnjährige Anfang der 90er Jahre sein Kinderzimmer erstmals selber streichen durfte, lief im Kassettenrekorder als Soundtrack zu den Malerarbeiten das damals schon legendäre Robert Cray-Album Strong Persuader in Endlosschleife. Und wenn er sich den Song Nothin‘ But a Woman ins Gedächtnis ruft – tja, dann: „Oh Gott, da könnte ich immer noch vor Freude einen Pinsel rausholen und anfangen, dieses Studio hier zu streichen“, erzählte er in Mainz beim Interview im SWR1-Studio.

Maximilian Nepomuk Mutzke hatte das Glück, in einem „großmusika-lischen Haushalt“ aufgewachsen zu sein, war „auf unglaublich vielen Live-Konzerten in Freiburg, Zürich und Basel – das ist alles so die Ecke, in der wir leben… Ich bin mit Miles Davis und Herbie Hancock genauso aufgewachsen wie mit Robert Cray, Ray Charles, John Lee Hooker, B.B. King, Eric Clapton, Marla Glen…“.

Wenn sich Max Mutzke heute trittsicher und virtuos zwischen Soul und Rock, Pop und Funk, R’n’B und Jazz bewegt, chanson-artige Texte mit Gospel-Emphase intoniert, als Gastsänger von Klaus Doldingers Passport Marvin Gaye covert, als Songschreiber auf die großen Gefühle setzt – das Fundament für den umtriebigen Multi-Stilisten liegt beim Blues und seinen Ablegern: „Mit Blues ist es nicht nur so, dass ich das ganz gut finde – sondern da geht mein Herz auf!“ Folgerichtig steckte ein Blues-Projekt (samt geplantem Album) schon länger in der Pipeline – und: „Die Band monoPunk aus Holland preise ich immer an als eine der besten R’n’B- und Blues-Bands, die wir in Europa haben.“

Max Mutzke sucht und findet, spielt und singt in Lahnstein den Blues – und ist somit der erste Eurovision Song Contest-Finalist, dem solches gelingt (Joy Fleming war bekanntlich Finalistin).

C.P. Max Mutzke – Vocals Danny Samar – Bass Tobias Held – Drums Maik Schott – Keyboards Justin Balk – Guitar

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Luca SestakGut, dass der Geschäftsführer unserer Bluesprojektgruppe, Markus Graf, hauptberuflich Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock & Pop ist – und somit verantwortlich für die Förderung der besten Nachwuchs-künstler im Land. Das hatte auch Folgen fürs Bluesfestival. Seit 2009, seit dem begnadeten Auftritt von Oli Brown, gehören Jungspunde um die zwanzig fest zum Programm: von z.B. Johnny Rieger, Florian Schauen, Laurence Jones über Jesper Munk 2015 hin zu Luca Sestak 2016: der Pianist, Komponist und Sänger aus Karlsruhe feierte im Januar seinen 21. Geburtstag (Anfang 2016 hat er sich für unser Festival beworben – weil er Geschmack hat!).

Manchmal klingt die Wahrheit wie ein Märchen: mit 15 Jahren das erste eigene Album, Titel Lost In Boogie; zur gleichen Zeit die erste eigene, sehr erfolgreiche Konzertreihe in einer Karlsruher Kneipe namens Schaf: Blues im Schaf. Mit 16, wir schreiben das Jahr 2011, wird er in Bremen mit dem Deutschen Boogie-Woogie-Preis ausgezeichnet, dem Pinetop.

Luca Sestak ist schon in jungen Jahren ein gefragter Mann. Ein Boogie-Woogie-Mann. Und Boogie-Woogie gilt als ein besonders heiterer Bruder des Blues. „Man muss das Leben ernst nehmen, aber bitte nicht zu ernst“, sagt Luca Sestak beim Interview im SWR1-Studio.

Luca Sestak, Sohn eines Bauingenieurs aus Prag und einer Modedesig-nerin aus Hannover, 1995 in Celle geboren, ärgert und langweilt sich so lange am heimischen Piano, bis er mit neun Jahren eine sehr gute Kla-vierlehrerin bekommt. Von ihr lernt er die Liebe zur Klassik, er bedankt sich mit Auszeichnungen bei Jugend musiziert.

Sein Lehrer in Sachen Blues und Boogie ist ein gewisser Dokter YouTube. Damit arbeitet sich der Autodidakt Stück für Stück, Video für Video zu den alten Großmeistern des Boogie-Woogie vor: Albert Ammons, Meade Lux Lewis und Pinetop Smith. Weiter geht’s mit James Booker oder heutigen Zeitgenossen wie Vince Weber und Jamie Cullum.

Mit elf stellt Luca sein erstes eigenes Video ins Netz: inzwischen hat er bei YouTube mehr als zwölf Millionen Klicks.

Er lebt jetzt in Karlsruhe, studiert in Mannheim an der Popakademie und hat in guten Monaten eine Handvoll Auftritte – meist zusammen mit dem zwei Jahre jüngeren Schlagzeuger Johannes Niklas. Er hält die Ohren steif und hält sie offen –für Blues und Boogie ebenso wie für jede bessere Art von U- und E-Musik. Der heitere Boogie-Mann Luca Sestak widerlegt den schönen alten Spruch des guten Hanns Verres: „E-Musik heißt deswegen E-Musik, weil sie eh keiner hört.“

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In den Liner Notes seiner beiden CDs kann man lesen, dass er schon ge-wisse Unterschiede sieht im Verständnis von klassischer und afroameri-kanischer Musik. Es entsteht der Eindruck, dass ihm der Spaß, und zwar sein eigener, wie auch der Spaß des Publikums, den Kick gegeben hat, in Richtung Boogie zu gehen. Also ist es das Vergnügen?

„Absolut! Genau richtig erkannt. Der Spaß war der ausschlaggebende Punkt. Bis dahin hatte ich in der Schule immer nur klassische Vorspiele gemacht, wie bei Jugend musiziert. Aber als ich diese für mich neue Musik das erste Mal auch in der Schule vorspielen durfte – ich müsste damals so 14 gewesen sein –, da war das ein Moment, wo ich gemerkt habe: die Leute können ja direkt mit der Musik mitgehen, sie können mitklatschen, die Leute können mit mir fühlen, was ich an dieser Musik so toll finde.“

T.S. Luca Sestak – Piano/Vocals Johannes Niklas – Drums

Luca Sestak, Tom Schroeder – SWR1-Studio, Mainz 2016

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MAL

TED

MIL

KMalted MilkEiner breiteren Öffentlichkeit wurde der Bluessong Malted Milk wohl erst bekannt, als ihn Eric Clapton 1992 auf sein bahnbrechendes unplugged-Album packte – und wer wollte, konnte nachlesen, dass es sich um einen Robert-Johnson-Titel handelte. Johnson hatte ihn bereits 1937 geschrieben und aufgenommen – wobei es mehr als fraglich ist, ob der angebliche Teufelsbündler mit der „gemälzten Milch“, die „seinen Blues verscheuchen“ und ihm möglichst „rasch zu Kopf steigen“ sollte, tatsächlich jene Ovomaltine-artige Pampe besang, die – im Gegensatz zu dem einen oder anderen ebenfalls malzverarbeitenden Getränk – nicht mit dem Prohibitionsgesetz kollidierte…

So oder so: die gleichnamige Band aus dem bretonischen Nantes verbin-det seit zwei Jahrzehnten tiefwurzelnden Südstaaten-Blues mit hitzigem Funk-Gebläse, beseeltem Soul-Gesang und rockigem Saitenspiel. Das renommierte Fachmagazin Soul Food Journal bescheinigt dem Septett um den Frontmann Arnaud Fradin „die prickelndste Rhythm’n’Blues-Per-formance südlich des Ärmelkanals“. Und der nicht minder renommierte Wiesbadener Kurier hat erst kürzlich bekräftigt: gerade bei Live-Auftrit-ten von Malted Milk „groovt es gewaltig. Auch wenn die Stile – Soul und Funk gibt dem schweren Blues die Klinke in die Hand – munter durcheinanderwirbeln. Großer Applaus.“ Zugabe!

C.P. Arnaud Fradin – Vocals/Guitar Igor Pichon – Bass Damien Cornélis – Piano Eric Chambouleyron – Guitar

Richard Housset – Drums Pierre-Marie Humeau – Trumpet Vincent Aubert – Trombone

Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen.Nähere Informationen unter www.lotto-rlp.de. Hotline der BZgA: 0800 1 372 700 (kostenlos und anonym).

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Christoph MeuelerBlues spielen. Blues hören und Blues kaufen ist eine Special-Interest Veranstaltung. Blues haben weniger. Die letzte Zugabe des 35. Lahnsteiner Blues Festival war ein Lied über „dein arschkaltes Gefühl“. Gesungen hat es am letzten September Wochenende der Saxophonist Thommy Schneller und zwar gegen all diejenigen, die sich darüber aufre-gen, dass Leute ins Land kommen „denen sie gerade ihr Haus weg gebombt haben“ wie er sagte…Anschließend kam China Moses, Tochter der bekannten Jazzsängerin Dee Dee Bridge-water. Moses könnte mit ihrer Stimme alle Musiker in Grund und Boden shouten. Oder den übernächsten James-Bond-Song singen. Tatsächlich servierte sie in Lahnstein ein wohl überlegtes Programm zwischen Barjazz, Gospel und Soul, das der Mainzer Päda-gogikprofessor Franz Hamburger so kommentiert: man kann nicht sagen, was aufge-setzt ist, was empfunden. Das ist große Kunst. (Junge Welt, 5. Oktober 2015)

China Moses, Bluesfestival 2015

Rückblick: 35. Lahnsteiner Bluesfestival 2015

Michael SeitzMit gerade einmal 23 Lenzen schon so eine Stimme – da kann man verstehen, dass Jesper Munk gleich mit seinem zweiten Album bei einem Major Label gelan-det ist. In Lahnstein kam dem Münchner nach Emcee Arnim Töpels wie stets be-geistert aufgenommener Einstimmung in diesem Jahr der Job des Openers zu und der Youngster präsentierte sich – bei drei Songs auch solo zur E-Gitarre– vor allem als Singer-Songwriter; passend dazu Munks Hinweis, sein Trio spiele „ja nicht so genregebunden Blues“.(Bluesnews Nr. 84, Dezember 2015)

Klaus MümpferDas Lahnsteiner Bluesfestival ist eines der ältesten und renommiertesten Festivals dieser Art in Deutschland. Zu seiner 35. Ausgabe in diesem Jahr präsentierte es mit Jesper Munk einen der jüngsten „Blue Champs“ seiner langen Geschichte an einem Abend, an dem der Bogen vom Blues über den Rhythm & Blues und Rock bis zum klassischen Jazz

so weit gespannt war wie selten zuvor und der nahezu sechs Stunden lang das Publikum in der fast ausverkauften Stadt-halle zu Begeisterungsstürmen hinriss.Gegen Mitternacht riss die Tommy Schneller Band die Zuhörer von den Stühlen. Der harte und voluminöse Bläsersatz mit Tommys Saxophon, Gary Winters´ Trompete und Dieter Kuhl-manns Posaune sowie die Orgel-Sounds von Axel Steinbiss erinnerten an die mitreißenden Klänge von „Blood, Sweat und Tears“ vor einem halben Jahrhun-dert. Musikalische wie optische Glanz-lichter setzte Gitarrist Jens Filser, der später mit dem Gitarristen und Sänger Carl Carlton bestach. Carlton bleibt eben ein begnadeter Roots-Musikant. (Bluesnews Nr. 84, Dezember 2015)

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GA!

Do. 15.09. + Fr. 16.09.

Chaos-Theater Oropax VORPREMIERE „FADEN & GESCHMACK“

Fr. 16.09. – Stadthalle Boppard –

MundstuhlSa. 17.09. – Stadthalle Boppard –

Mirja BoesSa. 17.09.

Jeffrey Lee Mills & Friends„The Beatles Jazz Show“

So. 18.09. – Frühstücksshow –

Baby Boomers(Jeffrey Lee Mills) So. 18. + Mo. 19.09.

Vince Ebert Vorpremiere: Zukunft is the Future

Mi. 21.09.

Wilfried SchmicklerDo. 22.09.

Richard Rogler „Tour 2016 - Freiheit aushalten!“

Fr. 23. + Sa. 24.09.

Völkerball

So. 25.09.

Carrington-BrownMo. 26. + Di. 27.09.

Gerd DudenhöfferMi. 28.09.

Simon & JanDo. 29.09.

Rudelsingen Fr. 30.09.

Chris Farlowe & The Norman BeakerBand Fr. 30.09. – Kuppelsaal:

Rick Kavanian „OFFROAD“

Veranstaltungsorte: schwarz: Café Hahn in Koblenz-Güls / grau: auf der Festung Ehrenbreitstein, Koblenz

ProgrammSeptember

AUSVERKAUFT

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Chris Farlowe

Anz_A5 Programm10/16.qxp_Layout 1 01.09.16 20:33 Seite 1

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P R O G R A M M

Luca SestakBlues Louis für Klaus KilianPauseHenrik Freischlader TrioMax Mutzke PauseMalted Milk

Luca

Ses

tak,

Joh

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ikla

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nks)