2013 Stern Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion (Catalogue of the...

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Imperium and Officium Working Papers (IOWP) Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion Version 01 July 2013 Matthias Stern (University of Vienna, Department of Ancient History) Abstract: The present catalog collects all the papyri testifying the pagarch’s involvement in the maintenance of public security in Byzantine and Early Islamic Egypt. So far, there are 41 relevant documents providing insight into the pagarch’s rôle concerning such activities by some means or other. The texts, their respective translations as well their respective interpretations collected in this manuscript form the second main part of the paper Der Pagarch und die Organisation des öffentlichen Sicherheitswesens im spätantiken Ägypten(forthcoming). The catalog consists of carefully updated and only partially revised versions of the texts as they are to be found in the Duke Databank of Documentary Papyri (www.papyri.info ). © Matthias Stern 2013 [email protected]

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Imperium and Officium Working Papers (IOWP)

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion

Version 01

July 2013 Matthias Stern (University of Vienna, Department of Ancient History) Abstract: The present catalog collects all the papyri testifying the pagarch’s involvement in the maintenance of public security in Byzantine and Early Islamic Egypt. So far, there are 41 relevant documents providing insight into the pagarch’s rôle concerning such activities by some means or other. The texts, their respective translations as well their respective interpretations collected in this manuscript form the second main part of the paper “Der Pagarch und die Organisation des öffentlichen Sicherheitswesens im spätantiken Ägypten“ (forthcoming). The catalog consists of carefully updated and only partially revised versions of the texts as they are to be found in the Duke Databank of Documentary Papyri (www.papyri.info).

© Matthias Stern 2013 [email protected]

Matthias Stern 1

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

CPR XXII 3

Originaltitel: Lettera circolare relativa a un giro di ispezione

Datierung: 7.–8. Jh. (25. Juni–24. Juli)

Herkunft: Herakleopolites

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: tav. 3

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (Rundschreiben; amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Flavius Menas?)

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: „die Pagarchie“

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Absender; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereiches: Unklarer Bezug zu flüchtigen Personen

Text: † !"#$%&' () "'*+,(' µ-% .*/0µ 0µ 0'(' "*12 3µ402 !"050*6+0µ5,-2 &7, 859 "*12 3µ42 (:2 "'.'*6(;'2) 8#$<, =">&?#@'&8'; (>,' 6<*;'.

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 2

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (ital.)

„Ich habe meinen vorliegenden Brief an euch gesandt, da ich fortgehe, mit Gott, um zu Euch zu

kommen, um gewisse Orte in der Pagarchie zu inspizieren. Ferner, damit nicht wieder mein Auszug

aus der Stadt euch ertappe [–––] von den Steuern wie (im Hinblick auf) die vergangene Reise, als ich

wegen der Flüchtigen der Pagarchie Richtung Westen in die Dorfeinheit Isio Kato kam und ihr die

Aufsicht führtet und keine Steuern erhoben hattet außer der letzten Rate. Doch von heute an treibt ein,

wie viel auch immer von den Steuern und Abgaben bis zum 1. Mesore (vorliegt), damit erhoben wird,

wie viel in jedem Dorf täglich bis zum genannten Termin (zusammenkommt), denn außer diesem

(Schreiben) habt ihr keine andere Warnung. Im Monat Epeiph [–––]“

v

„(2. H.) [–––] an Sabinos [–––] Menas.“

Inhaltliche Paraphrase:

Ein höherer Funktionär berichtet in einem Rundschreiben von einer bevorstehenden Inspektionsreise.

In dem Zusammenhang erwähnt er seine letzte Reise in dieselbe Gegend, auf der er feststellte, dass

dort die Steuereintreibung nicht korrekt verlaufen war. Nun setzt er einen Stichtag fest, bis zu dem

alles in Ordnung zu sein hat, und droht mit Konsequenzen. Die erwähnte letzte Reise wird als „wegen

der Flüchtigen der Pagarchie“ charakterisiert und so liegt es nahe, dass es sich um eine der bekannten

Suchaktionen handelte, durch welche der Pagarch sich einen Überblick über von dort abgängige

Bewohner der Pagarchie oder dort angetroffene Auswärtige verschaffte. Freilich könnte es sich

genausogut um gezielte Zugriffe gehandelt haben. Ein Mann namens Flavius Menas, der Pagarch des

Herakleopolites war ist aus SPP VIII 1082 bekannt, wo ebenfalls die Nominativform WI,4 begegnet;

Ed. Komm. Z. 11). Dass der Pagarch oder einer seiner Beamten der Absender des Schreibens war,

geht aus dem hier primär angesprochenen Kompetenzbereich des Steuer- und Finanzwesens hervor.

Matthias Stern 3

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

CPR XXII 4

Originaltitel: Dichiarazione di garanzia al pagarco Flavius Theodorakios

Datierung: Mitte 7. Jh.

Herkunft: Herakleopolis

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: tav. 4; http://aleph.onb.ac.at/F/?func=find–

c&ccl_term=WID%3DRZ00000019&local_base=ONB08

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: Flavius Theodorakios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Theodorakios

2. Filiation: –

3. Anrede: Berühmtester (gloriosissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Herakleopolis

7. Weitere Funktionen: stratelates

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: symbolaiographos; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereiches: Verantwortung für öffentliche Gefängnisse

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 4

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– ] 0 0 0 0[ –ca.?– ] 0 0[ –ca.?– ] 0(0"0'0&060[ –ca.?– ]I0*0-%0 ([ –ca.?– ] 0 0 0[ –ca.?– ] O</,,I2 `/"(I2 %0a12 (-b µ'?0'0*0;-%0 P-$$-U8-%0 5!Qc d*'?$#-%2 "0+$05<2 6(';*5>,). e0µ 0-$0-.H0 =.f e "0*0-0.05.*'µµ#0(,-2) O</,,I2 Z0?-%&;<20 ?0'0F0 '0T080'0>0*0#0(0<020 E>) ('U(I2 µ-% (:2 =.0.0*0/Q-% !&Q'$050;0'2 =..0%04&080'0>0 "0'0*0c 30µ 0\0,0 10?0'0F0 !,'E#0605&8'> g050h0*0.0>0[-,] &(*'(>h(I, %a1, (-0b0 µ 0'0?0'0*0;0-0%0 i55;-%0 .5,-µ#,-%0 0 0[ –ca.?– ] !"1 (:2 '0T0(:2 "0+0$05(<2), !0$0$0)0 [?'F] =0"0>jI0(-0U0µ 05,-,0 '0T0(010[, =, -a]k0– 15E0S0["-(5] B0[µ#*]k0 -0a0'0&0E0I0"0-0(0-0b0,0 [V,5?5, "*-]Q0/0&050<020 (0-0b0[(-, "'*'./.<] ?'F "'*'0E0h0&0<0 [3µ\, =,] (0Y0 E0[Iµ-&;k] Q%$'?Y 60<0*F20 $+0.0-0%0 [C],0[8]' 'T(1, ?'F "'*5;$I0Q-,. 5N E0l0 µ 0A0 20(-b(- "->S&< =">060*050<0&0(0H0 ()2 !"-$-.;'2 3"l* 'T(-b "->S&0('&)8('>) "4&>, (0[-\]20 "0[*1]20 '0T0(0[1,] =0"0>0j0I0(0-0%0µ 0#0,0-0>020. ?0%0*0;0'0 B0 =0.0.0U0I0 (?'F(?)) =0"5*-((I85F2)(*) m[µ]-0$0(+.I&') (?'F) !0"0#0$0[%&'] 25(hand 2) † O</,,I2 %0a01(2) P0-0$0$0-0U080(-%) &(->6(5\) µ-> m2 "*+(?5>('>) † Pb*-2 O<[/,],-[%] C.*'@' 3"l* 'T((-b) !0.*0('µµ/(-%) [n,](0(-2) (hand 3) † E(>c) =µ-b PU*-% &%µM-$'>-.*(/Q-%) ((tachygraphic–marks )) v 30(hand 4) [=..UI .5,'µ#,I] 30"1 O[<]/0,0,0-0%0 [`/"](0-0%0 %0a0-0b0 P0-0$$-U8(-%) !0Q0c [d]*0'0?0$0#0(-%2) 0 (0[-b]

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Apparatus ^ r.24. l. ="5*<(I85F2 ^ v.30. l. =..%<µ#,-%

Matthias Stern 5

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (ital.)

„ [–––] Ioannes, Schneider, Sohn des seligen Kolluthos, aus Herakleopolis, Grüße. Ich, der

vorgenannte Ioannes, anerkenne frei und freiwillig durch diese meine schriftliche Sicherheitsurkunde,

bei Euch zu bürgen und zu haften für Georgios, stratiotes, Sohn des glückseligen Pseeios, des

gewesenen [–––] aus derselben Stadt; wenn man aber nach ihm verlangen sollte an irgendeinem Tag

oder aus irgendeinem Grund, so werde ich ihn gestellen und ihn Euch ohne Schutzbrief in das

öffentliche Gefängnis übergeben, von wo ich ihn auch empfangen habe. Wenn ich dies aber nicht tue,

so bin ich verpflichtet, die Vergütung für ihn zu leisten in Anbetracht all dessen, was man an ihn für

Forderungen erhebt. Diese Bürgschaft ist gültig (und) auf Befragen habe ich zugestimmt und (diese

Urkunde) ausgestellt. (2. H.) Ich, Ioannes, Sohn des Kolluthos, stimme zu, wie es vorliegt. Kyros,

Sohn des Ioannes, hat für ihn, der Analphabet ist, geschrieben. (3. H. ) Durch mich, Kyros,

symbolaiographos.“

v

„Bürgschaft, ausgefertigt durch Ioannes, Schneider, Sohn des Kolluthos, aus Herakleopolis, der für

Georgios bürgt, den stratiotes, Sohn des Pseeios, aus derselben Stadt, an Flavius Theodorakios, den

berühmtesten stratelates und Pagarch von Herakleopolis [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Schneider Ioannes verpflichtet sich, einen enthafteten stratiotes namens Georgios bei

Anforderung auszuliefern. Möglicherweise hatte der Pagarch selbst ein Interesse daran, Georgios eine

Bürgschaft ausstellen zu lassen, da der stratiotes ihm unterstand und er seiner Dienste bedurfte, allein

wird dies nicht deutlich, da das zugrundeliegende Delikt nicht erkennbar ist. Die Tatsache, dass eine

Privatperson die Bürgschaft auf sich nimmt, spricht in diesem Falle eher für einen privaten

Hintergrund der Enthaftung, weshalb der Text nicht im Bereich ‚Allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal‘ verortet wird.

CPR XXIV 24

Originaltitel: Gestellungsbürgschaft an den Pagarchen Flavius Strategios Paneuphemos

Datierung: 591–602 (7./8. Nov.)

Herkunft: Arsinoiton Polis

Schriftträger: Papyrus

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 6

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Abbildungen: Taf. 14; http://aleph.onb.ac.at/F/?func=find–

c&ccl_term=WID%3DRZ00000415&local_base=ONB08

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: Strategios Paneuphemos

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Strategios

2. Filiation: –

3. Anrede: Allgelobter (famosissimus); Exzellenz (excellentia)

4. Titulatur: Konsular; Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Arsinoites+Theodosiupolites

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereiches: Verantwortung für öffentliche Gefängnisse

Text: [† ], q,+µ'](0> (-[b] ?%*;-% ?0['F E5&"+(-% OI&-b r*>&(-b (-b 85-b ?'F &<(:*-2 BµH,.] [s'&>$5;'2 (]-b 5T&5M0[5&(/(-% BµH, E5&"+(-% o$('-%;-%) W'%*>?;-% t>M5*;-% (-b 'N<,;-%] [uT.-U(&(-%) C](0[-%]20 [ 0 0 v]870* >' 0 [N,E>?(;<,-2, =, w*(&>,-x(H, "+$5>).] [o$'-%;]_ ^(*'(I.;_ (9 "0'0,0[5%QSµ_ 3"/(_, "'./*6_ (:2 (5 w*&>,-x(H, ?'F p5-E-&>-%–] 5["-$>(]H0, uT*S$>-> P-U(-%2 [ 0] 0[ –ca.?– ?'F –ca.?– !"1] [6<*];0-0% o/,-% (-b u*&>,-y(-% ,-µ 0-0b0 60[';*5>,. zµ-$-.-bµ5, =D !$$I$5..UI2] [Z?]-0%&;k .,hµG ="-µ,Uµ 050[,-> 851, "',(-?*/(-*' ?'F (A, M'&>$>?A,] [&<(]I0[*];0', =..%04&8'> ?'F !,'E5[E#68'> "'*) (Y 3µ5(#*k 3"5*-6Y] [uT*I$;-%2] W0I,40, %a[1], O</,,-% "*5&MU0[(5*-, !"1 –ca.?– ?'F] 10[ –ca.?– o-]>M/µµ<,-2 !"1 (-b [ –ca.?– !$$) ?'F =">–] [jI(-%µ#,-%2 "'*]) (:2 3µ5(#*'2 3"[5*-6:2 "'*-;&-µ5, ?'F "'*'Eh&-µ5,]

Matthias Stern 7

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (dt.)

„Im Namen des Herrn und Gebieters Jesus Christus, unseres Gottes und Heilands. Im x. Jahr der

Regierung unseres gottesfürchtigsten Herrschers Flavius Mauricius Tiberius, des ewigen Augustus,

am 11. Hathyr der x. Indiktion, in Arsinoiton Polis. Flavius Strategios, dem allgelobten Konsul,

Pagarch von Arsinoiton und Theodosiupoliton (Polis) die Aurelii Kutus, Sohn des [–––] und [–––]

Sohn des [–––] aus der Dorfeinheit Phanu des Arsinoitischen Gaues, Grüße. Wir anerkennen in

gegenseitiger Haftung, aus freiem Entschluss und schwörend auf Gott, den Allmächtigen, sowie auf

das kaiserliche Heil, zu bürgen und zu haften bei Eurer Exzellenz für die Aurelii Menas, Sohn des

Ioannes, Presbyter aus [–––] und [–––] Sohn des Phoibammon, aus [–––] dass wir aber, wenn sie von

Eurer Exzellenz verlangt werden, sie gestellen und in den öffentlichen Kerker [–––] übergeben

werden, von wo wir diese auch übernommen haben. Wenn wir diese aber nicht wie vereinbart

übergeben sollten [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Kutus und N. N. bürgen für Menas und N. N., die aus dem Gefängnis übernommen werden. Das (-b

in Z. 10 heißt, dass die beiden Verbürgten aus einem Dorf und nicht aus der Stadt kamen. Es fragt

sich, was die beiden Bürgen qualifizierte bzw. was sie für ein Interesse daran hatten, die Bürgschaft zu

übernehmen; möglicherweise lag der Grund in persönlichen Verbindungen – ein amtlicher

Hintergrund ist jedenfalls nirgends erkennbar. Auch das zugrundeliegende Delikt ist im erhaltenen

Text nicht angegeben. Das Gefängnis wird als 5a*?(: bezeichnet; ein Terminus, der sehr selten

bezeugt ist (siehe Ed.). Der Pagarch begegnet als Institution, welche die Verantwortung für öffentliche

Gefängnisse trägt, möglicherweise geht es in diesem Fall um eine Strafsache.

CPR XXIV 32

Originaltitel: Gestellungsbürgschaft an den Pagarchen Flavius Theodorakios

Datierung: 4. Mai 651

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 8

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Herkunft: Arsinoiton Polis

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: Taf. 20; http://aleph.onb.ac.at/F/?func=find–

c&ccl_term=WID%3DRZ00000423&local_base=ONB08

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: Flavius Theodorakios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Theodorakios

2. Filiation: –

3. Anrede: Berühmtester (gloriosissimus)

4. Titulatur: illustrios; Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Arsinoiton Polis

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dioiketes

11. Charakter des Sicherheitsbereiches: Verantwortung für öffentliche Gefängnisse;

allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: [† ], q,+µ'(]>0 (0[-]b ?%*;-% ?'F E5&"+(0[-%] [OI&-b r*>&(]-b (-b 85-b ?'F &<(:*-020 [BµH, ?'F (]:02 E5&"-;,I2 BµH,0 [(:2] [}.;'2] 805-(+?-% ?'F "/,(<, [(H,] 5[}.;<,. ~']60f, 8 =,/(I20 N0[,E(>?(;<,-2) =, w*(&>,-x(H, "+$5>).] [o$('-%;_) p5-E<]*'?;_ (9 =,E0[-]D0[-(/(_]

Matthias Stern 9

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (dt.)

„Im Namen des Herrn und Gebieters Jesus Christus, unseres Gottes und Heilands, und unserer

Gebieterin, der heiligen Muttergottes, und aller Heiligen; am 9. Pachon der neunten Indiktion in

Arsinoiton Polis. Flavius Theodorakios, dem berühmtesten illustrios und Pagarchen dieser Arsinoiton

Polis, (vertreten) durch [–––] (seinen) lichtesten Verwalter, Aurelius [–––] ‚Schwammschädel‘, Sohn

des [–––] aus der Dorfeinheit Psineuris des Arsinoitischen Gaues, Grüße. Ich anerkenne, aus freiem

Entschluss zu bürgen und zu haften bei Eurer Berühmtheit, (vertreten) durch den genannten Verwalter,

für Aurelius Ioannes, Sohn des [–––] (derzeit) wohnhaft auf dem Gut [–––] Kleinvieh; wenn er aber

verlangt wird von Eurer Berühmtheit, werde ich ihn gestellen und übergeben in dem öffentlichen

Gefängnis dieser Stadt [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Enthaftungsbürgschaft eines Mannes mit eigenartigem Spitznamen („Schwammschädel“,

möglicherweise das Anzeichen einer Krankheit) für einen Viehzüchter oder einen Hirten. Gerichtet ist

die Botschaft an den Pagarchen Flavius Theodorakios (zu diesem CPR XXIV, S. 197–200), der sich

durch einen Verwalter vertreten lässt. Einen Hinweis auf eine amtlich motivierte Bürgschaft existiert

nicht: Weder sind irgendwelche Pflichten des Verbürgten spezifiziert noch führt der Bürge irgendeine

Amtsbezeichnung; sein Spitzname könnte immerhin andeuten, dass es sich um eine recht bekannte

Person handelte.

Die Datierung des Textes bedeutet überdies, dass Theodorakios, der in W.Chr. 8 noch

Vorbereitungen gegen die arabische Invasion getroffen hatte, von den Eroberern quasi übernommen

wurde (Ed.).

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 10

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Anmerkungen:

! Z. 11: Psineuris könnte auch ein Weiler (epoikion) gewesen sein (Ed. Komm.)

! Z. 16: Das (ergänzte!) Partizip für den derzeitigen Aufenthaltsort scheint hier die

Herkunftsangabe zu ersetzen, falls nicht vorher (Z. 15) !"+ mit der origo des Verbürgten

stand.

! Z. 17: Der Ergänzungsmöglichkeiten sind viele, aber keine eindeutigen. Aurelius Ioannes

könnte ein Schafscherer sein, was erklären würde, warum nur sein temporärer Aufenthaltsort

genannt ist, da er ständig unterwegs war. Wäre es möglich, dass er einem koinon angehörte,

welches ähnlich demjenigen aus P.Cair.Masp. I 67002 für diverse Sicherheitsaufgaben

verantwortlich war?

P.Apoll. 7

Originaltitel: Envoi d’un individu à Papas par l’émir Zubayd B. Hudayg

Datierung: 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. 1

BL–Korrekturen: VIII 10

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Erhabenster (magnificentissimus)

Matthias Stern 11

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft:

6. Amtsbereich: Apollonopolites

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux

""# Charakter des $%&'()'(%*+,()(%&'+-.Unterlassungsexekution.

Text: † =, q,+µ'(> (-b p5-b, "'*c =µ-b ^-%MI5>( !µ>*4 "*12 ~'"4, (1, "/.'*6-, w"+$$[<,-2 �,<·] E56-µ#,I (A, "'*-b&/, µ-% =">&(-$A, [[ M$ ]] B µ5.'$-"*#"5>/ &-%, M$#"50([5], ([1, !"-E>E+,('] (A, "'*-b&/, µ-% =">&(-$A, ?'F "'*'&?5%/&'(5 'T(1, !"5$85\,, ?'F $'[M+,(52 =..U'2] µA =/&I(5 'T(1, =$85\, "*12 µl "5*F (-U(-%· ?'F 5N*S,I 3µ\, !"1 ([-b p5-b †] v 5"'./*6(_) w"(+)$($<,-2) �,< † "'*) ^-%MI5>( %a(-b) r5E5j !µ>*4 Apparatus 2: BL VIII 10 – =">&(-$A, [[ ?'F ]] B µ5.'$-"*#"5>/ prev. ed.

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Im Namen Gottes, von mir, dem Emir Zubayd an Papas, den Pagarchen von Apollonopolis Ano.

Wenn deine Erhabenheit diesen meinen vorliegenden Brief empfangen hat, gebt acht, wer den Brief

übergibt; sorgt dafür, dass er verschwindet, und lasst nicht zu, dass er wegen dieser Sache zu mir

kommt, nachdem ihr die (entsprechenden?) Bürgschaften genommen habt. Und der Friede Gottes sei

mit Euch.“

v

„An den Pagarchen von Apollonopolis Ano, vom Emir Zubayd b. Hudayg.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Emir (= dux der Thebais) Zubayd schreibt an den Pagarchen Papas, dass die Person, die das

Schreiben überbringt, ohne Anhörung fortgeschickt werde, jedoch daran gehindert werden soll, wieder

mit dem Emir in Kontakt zu treten. Die Person stammt anscheinend aus Apollonopolis und hatte sich

vielleicht an Zubayd in seiner rechtsprechenden Funktion gewandt, woraufhin sie offenbar unter

Einsatz von Täuschung an den Pagarchen gesandt wird und diesem die gegen sich selbst gerichtete

Unterlassungsexekution bringt. Dem Pagarchen wird zugleich aufgetragen, eine Bürgschaft für das

entsprechende Wohlverhalten des Petenten abzunehmen. Ob von Papas jedoch noch weitere konkrete

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 12

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Vorgehensweisen erwartet wurden oder ob man sich mit dem solcherart angedrohten Personenzugriff

begnügte, lässt sich nicht entscheiden.

Die Doppeldeutigkeit der Formulierung "'*'&?5%/&'(5 'T(1, !"5$85\, ist möglicherweise

bewusst gewählt, auch wenn man sich nicht vorstellen möchte, dass Beamtenstellen mit solcher

Routine lästige Zivilisten ‚verschwinden‘ ließen. Die Ed. mutmaßt im Petenten einen überstellten

Steuer- oder Zwangsarbeitsflüchtigen, doch verwundert, dass jeder Hinweis auf eine Überstellung

fehlt. Für solche Botendienste wären aber stratiotai bzw. beredarii zu vermuten. Überdies zeigt Z. 4,

dass sich die Person freiwillig an den Emir wandte.

P.Apoll. 9 (= tlw. PSI 1266)

Originaltitel: De Helladios: le topotérète communique une circulaire de l’émir Jordanès concernant les

calfats en fuite

Datierung: 660–661 (?) / 675–676 (?)

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: Norsa, Scritture documentarie,Tav. XXIX; Pap.Flor. XII Suppl., Tav LVIII; Crisci,

Scrivere greco, Tav. LXXI; Pap.Flor. XXX, Tav. CLV; Pap.Flor. XXXI, S. 39, Tav. 9 (Z. 6 – 10,

Zeilenanfänge fehlen); S. 46, Tav. 2 (Z. 2 – 14); La forma del libro, S. 43; Cavallo, Scrittura, S. 139

[112] (Z. 6–10, Ausschnitt); Harrauer, Paläographie, Tafelband, Abb. 265;

http://www.bml.firenze.sbn.it/laformadelibro/sezioni_ing/scheda15.htm

BL–Korrekturen: III 7; IV 2; VIII 10f.; XI 7; XII 256 (zu PSI 1266)

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung) und Rundschreiben (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

Matthias Stern 13

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

1. Name: Papas / –

2. Filiation: –

3. Anrede: Erhabenster (magnificentissimus); Bruder; Gottbehüteter; Gebieter / –

4. Titulatur: Pagarch / Pagarchen

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Apollonopolites / verschiedene Pagarchien in der Thebais

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen / Dritte;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux; topoteretes; notarius; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf flüchtige Personen

Text: [† X,'] µ/8G B Bµ5(#*' µ5.'$-"*5("5&(/(I) !E5$Q+(I2 m2 68#2, Ä([>2] Å, (5(/*(I (-b "'*+,(-2

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5T?$5(5&(/(-%) !µ>*4 E>'E>?( ) 15[ –ca.?– ]

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 14

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

v (hand 1) † (9 8[5-Q%$(/?(_) µ-% E5&"+(G (?'F) !E5$Q9] ~'"Ñ (9 "'.(/*)6(_) w"+$$<(,-2) �,< †

Ö$$/E[>-2 †] Apparatus 7: l. Bµ5(#*_ BL VIII 11 ^ r.8. l. "#µ@'> ^ r.8. l. Bµ42 ^ r.9. l. Bµ\, ^ r.9. l. (1 ^ r.9. l. K&(>2 ^ r.10. l. (1 ^ r.12. l. =D'$5>"(>?) ^ r.12. l. BµH, ^ r.13. l. (1

Übersetzung: vgl. Übers. der Ed. (frz.)

„Auf dass Eure erhabenste Brüderlichkeit wisse, dass ich gestern, es war der vierte des gegenwärtigen

Monats, ein Schreiben von meinem Gebieter empfing, dem allgelobten dux, überbracht durch Sergios,

dem wegen der flüchtigen Kalfaterer gesandten stratiotes: Solltet Ihr überführt werden, dass Ihr auch

nur einen einzigen habt entweichen lassen, so zahlt Ihr 1000 Nomismata für ihn und setzt Euch Gefahr

für Euer Leben aus. Wenn aber auswärtige Kalfaterer in Eure Pagarchie eingedrungen sind, so setzt

diese fest und schickt sie in Holzfesseln. (2. H.) Kopie der amtlichen Verordnung, die mir geschickt

wurde von meinem Herrn, dem gerühmtesten Emir: Im Namen Gottes, Jordanes allen Pagarchen der

Thebais. Da die Kalfaterer, die an den Schiffen von Babylon arbeiten, sich aus dem Staub gemacht

haben, haben wir unseren topoteretes auch angewiesen, nicht auch nur einen einzigen Kalfaterer

unbehelligt zu lassen, ohne diesen zu uns zu schicken; wer aber einen Kalfaterer festhält oder

versteckt, soll 1000 Nomismata zahlen, wenn er die Möglichkeit hat; wir wiesen ihn auch an, euch die

vorliegende amtliche Verordnung zu zeigen. Daher: Wer auch immer diese (Anordnung) nicht erteilt

und uns (nicht) jeden Kalfaterer schickt, der sich in seinem Amtsbereich befindet, nachdem man ihm

diese Anordnung gezeigt und verlesen hat, wer auch nur einen einzigen unbeachtet lässt, dessen Besitz

werden wir nicht anstelle seines Lebens akzeptieren. Daher, wie gesagt, versammelt die Kalfaterer und

schickt sie zu unseren zerstörten Schiffen. Und damit ihr nicht streitet, habe ich die vorliegende

Anordnung proklamiert. Diesem meinem vorliegenden Schreiben folgend habe ich die Anordnung

angefügt, die an mich gesandt wurde durch den genannten gerühmtesten Emir [–––]“

v

„(1. H.) Meinem gottbehüteten Gebieter und Bruder Papas, dem Pagarchen von Apollonopolis Ano.

Helladios.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der dux sendet eine Verordnung über seinen topoteretes an sämtliche Pagarchen der Thebais; diese

hier speziell an Papas, wie aus dem Eingangsschreiben des topoteretes bzw. von dessen notarius

Helladios hervorgeht. Als Requisition ausgesuchte Kalfaterer aus der Thebais sind nach Babylon

entsandt worden, jedoch offenbar en masse desertiert. Alle Pagarchen der Thebais werden

aufgefordert, die entsprechenden Männer, deren Rückkehr in die Heimat wohl anzunehmen war,

Matthias Stern 15

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

auszuforschen und festzusetzen. Hierbei werden sowohl implizit flüchtige Kalfaterer aus der eigenen

Provinz als auch explizit auswärtige flüchtige Kalfaterer, die in der eigenen Pagarchie angetroffen

werden, gemeint sein. Die „Holzfessel“, stellt vemutlich eine Art Joch dar und mit den „zerstörten

Schiffen“ bezieht sich der dux auf die Arbeit in Babylon, zu welcher jene Kalfaterer eingeteilt waren.

Die Pagarchen besitzen hier direkte Zugriffsmöglichkeit auf flüchtige Zwangsarbeiter und es werden

harte Sanktionen angedroht, wobei unklar ist, inwieweit die Androhung der Todesstrafe schlicht

rhetorischer Natur ist.

P.Apoll. 13

Originaltitel: De Helladios : ordres du topotérète concernant fugitifs et étrangers

Datierung: 661/676 (17. April)

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Gebieter; Bruder

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Apollonopolites

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 16

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Erfassung von angetroffenen Flüchtigen; Erfassung

von abgängigen Flüchtigen

Text: [– ca.50 – .,]H&>, (H, Q5%.+,(<,(*) !,8*h["<,] [– ca.15 – ǵ' -Ü, (Y !,'.,h&5> (:2 "'*-U&I2 =">&(-]$:2 ('U(I, "#µ@'(5 5T8#[<2] [– ca.50 – .,H&]>, µ5() (H, $->"H, .,h&5[<,] [– ca.30 –] 5á*<. !$$) "/,(<2 à[2 ?'(']$/MG µ5 B 'T(A .,H&>2 E>) "/&I2 5[&%,(-µ;'2 e"-%E/, 5Nµ>, ?'F (A, .,H]&>, (H, D#,<, (H, n,(<, 5N2 (A, "'.'*6;', 3µH, ?'F "#µ@'(#

µ-> ['T(A, – ca.15 – !"'>(S&'(5] (-72 D#,-%2 !"1 (*5>H,(*) ,-µ>&µ/(<, Z?/&(-%, ?'F (1 (->-b(-

6*%&;[-,] ["#µ@'(# µ->(?)] ="5>EA -T? q$>.h[*<2 =.*/QI µ->] 68l2 "5*F (-U(-% "/$>,. !$$) "/,(<2 µA

!µ5$S&I(5 5N2 (-b(- [?'F (A, .,H]&>, (H, Q%.+,(<, !,8*h"[<, !"-]$U&'(5 'T(A, "*12 µ#.† o(')*(µ-b)8(>) ?M

N,E(>?(;-,-2) E † v † (9 85-Q%$(/?(_) µ(-%) E5&"+((G) (?'F) ![E5$Q9 ~'"Ñ (9 "'./*6(_) w"+$$<(,-2) �,< †

Ö$$/E>-2 †] Apparatus ^ r.1. l. Q%.+,(<, ^ r.6. l. (*>H,

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„[–––] Liste der entflohenen Personen [–––] sobald ihr den vorliegenden Brief gelesen habt, schickt

diese (Liste?) umgehend [–––] die Liste zusammen mit den restlichen Listen [–––] habe ich gefunden.

Aber die erwähnte Liste möge mich in jedem Fall unter allen Umständen sobald wie möglich

erreichen, wo immer ich gerade sein mag, und was die Liste der Auswärtigen angeht, die sich in eurer

Pagarchie aufhalten, schickt mir auch diese [–––] fordert von den Auswärtigen drei Nomismata pro

Kopf ein und schickt mir dieses Gold, denn ihr solltet nicht vergessen, dass mir gestern erneut wegen

dieser Sache geschrieben wurde. Vernachlässigt um keinen Preis diese Angelegenheit und die Liste

der entflohenen Personen und sendet diese an mich. 22. Pharmuthi der 4. Indiktion.“

v

Matthias Stern 17

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„Meinem gottbehüteten Gebieter und Bruder Papas, dem Pagarchen von Apollonopolis Ano.

Helladios.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch wird ersucht, Listen über gesuchte entflohene Personen (wohl aus dem Apollonopolites)

sowie über (im Apollonopolites angetroffene) Auswärtige an Helladios zu schicken; mit den

„restlichen Listen“ sind möglicherweise Bürgenlisten gemeint oder Helladios bezieht sich auf die von

den anderen Pagarchen zu sendenden Listen (vgl. P.Apoll. 14). Bei den Auswärtigen scheint es sich

auf den ersten Blick nicht um Flüchtige zu handeln, da anscheinend keine Aufforderung besteht, sie

zurückzuschicken. Vielleicht handelt es sich bei den drei Goldnomismata um eine Abgabe gegen die

Konzession, außerhalb der eigenen patria Aufgaben zu erledigen, doch angesichts der Formulierung

von P.Lond. IV 1384, 38–40 sind hier sicherlich ebenfalls Strafzahlungen gemeint. Dann müsste man

davon ausgehen, dass eine Überstellungsanweisung verloren gegangen ist oder wenigstens impliziert

war. Die Dringlichkeit der Angelegenheit verdeutlicht Helladios mittels eines Verweises auf ein

Schreiben, das vermutlich vom dux stammt.

Anmerkungen:

! Z. 5–6: Vom Sinn her ist eine Ergänzung à la „... ich gerade sein mag, ebenso die Liste der

Auswärtigen, die sich in Eurer Pagarchie aufhalten – und schickt mir [diese (= die

Auswärtigen) nach Antinoe (o. ä.)]“ denkbar. Zudem ist fraglich, ob in Z. 5 wirklich die Liste

zu ergänzen ist, denn die Strafzahlung und der letzte Satz des Recto legen nahe, dass

„Auswärtige“ und „Flüchtige“ hier identisch sind und also nur von einer einzigen Liste die

Rede ist.

P.Apoll. 14

Originaltitel: De Helladios : ordres du topotérète concernant les étrangers

Datierung: 660–661 / 675–676

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 18

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Papas) / –

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: – / Pagarchen

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen / Dritte;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Erfassung von auswärtigen Flüchtigen

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 2[– ca.10 –](-%. $->"1, &"-%E/[&G –ca.?– ] [– ca.10 –] 0'0>0[ –ca.?– ]*0'0,0 &>ES*-%[ –ca.?– ] [(]A, ?5Q'$';<&>, (H, n,([<, 5N2 (A, "'.'*6;', 'T(:2 –ca.?– ] 5[N]E-7 "-&/?>2 C.*'@', 'T(Y [ –ca.?– ] -a "/.'*6->. $->"1, µA [ –ca.?– ] ?'F !"'>(S&G0 'T(-72 () (*;' ,-[µ;&µ'(' –ca.?– ] ?'F µA (/D'2 X,' Eh&G E5 0[ –ca.?– ] "'*'&(Y. $->"1, -á(<2 µ[ –ca.?– ] 10.*/@',(-2 "*12 'T(S,. !$$) .)* [ –ca.?– ] ?'F µA "*-&E-?S&G K(> [ –ca.?– ] C.*'@' 'T(9 "5*F (-U(-%. $->"1, -Ü, 50,0[ –ca.?– ] ?'F !&"/j-µ'> 3µ42 [E>) (-b .*/µµ'(-2 –ca.?– ?'F E>c 3µH, (1,] ?->,1, !E5$Q1, (1, PU*>-, O</,,I, ?'F "/,('2 (-72 [$[$-%2 –ca.?– ]

Matthias Stern 19

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Übersetzung:

„[–––] Ferner bemühe sie (= Eure Durchlaucht o. ä.) sich darum [–––] (des) Eisens [–––] der

zusammenfassenden Liste der sich in ihrer Pagarchie aufhaltenden Personen [–––] achte darauf, wie

oft ihr schreiben [–––] die Pagarchen. Ferner [–––] und ziehe sie von diesen drei Goldnomismata ein

[–––] und wenn du sie nicht behördlich erfasst, so sollst du geben [–––] sie (diese?) vor Gericht führe.

Außerdem auf diese Weise [–––] nach dem Schreiben (?) an sie (= Eure Durchlaucht o. ä.). Vielmehr

nämlich [–––] und sie vertraue nicht darauf, dass [–––] ich habe ihm (= dem Emir?) diesbezüglich

geschrieben. Ferner [–––] und ich grüße Euch mit diesem Schreiben [–––] und durch Euch den

gemeinsamen Bruder, den Herrn Ioannes, und alle anderen [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Ein weiteres Schreiben von Helladios über ‚Auswärtige‘. Der Adressat ist Papas, welcher in der

dritten Person angeredet wird. Er soll eine Übersicht über die in der Pagarchie sich befindlichen

Fremden erstellen lassen und von diesen drei Goldnomismata einziehen. Dieses Gold ist wie in

P.Apoll. 13, 6 (vgl. P.Lond. IV 1384, 38–40) vermutlich eine Strafgebühr, weshalb man wohl

annehmen darf, dass die „Fremden“ in der Pagarchie flüchtig sind. Auch in diesem Schreiben könnte

eine Überstellungsanweisung gestanden haben oder impliziert sein. Papas soll überdies offenbar

Schreiben der anderen Pagarchen abwarten. Anscheinend geht es darum, die genannte Liste mit den

Flüchtigenlisten aus anderen Pagarchien abgleichen zu lassen, um die Herkunft der im

Apollonopolites erfassten Flüchtigen ausfindig zu machen. Aufgrund dieser Tatsache kann man sich

auch nur schwer vorstellen, dass Papas selbst keine Liste über abgängige Personen ausgestellt haben

soll, während mehrere andere Pagarchen ihm aber solche senden. Somit klingt auch hier eher eine

Generalmaßnahme an. Papas wird ein Strafgeld angedroht, falls er der Erfassungspflicht nicht

nachkommt. Die erwähnte „zusammenfassende Liste“ ist vermutlich aus Listen, die jeweils über die

einzelnen Dörfer vorlagen, collagiert worden. Da der Verwaltungsaufwand für eine solche

Einzelaktion enorm scheint, kann man vermuten, dass hier auf bereits vorhandene Personenregister

über die Steuerzahler zurückgegriffen wurde, wie sie etwa das Büro des Pagarchen in seiner

Fiskalfunktion ohnehin vorzuliegen hatte.

Anmerkungen:

! X,' (Z. 8) ist möglicherweise mit LSJ s. v. II 3 b zur Umschreibung einer Aufforderung zu

verstehen.

P.Apoll. 18

Originaltitel: De Helladios : ordres pour l’envoi des adversaires de Sabinos

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 20

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Datierung: 660–661(?) / 675–676(?)

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. IV

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Gebieter; Bruder; Herr

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: topoteretes; notarius; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Straftäter und -verdächtige; Zugriff zum

Zwecke der Geiselhaft; allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: † n,(<2 p5-b ?5$5U-,(-2, Pb*> ~'"42, -T EU,'('> M'$5\, Bµ42 [– ca.14 – B 85-QU$'?(-2 3µH,

!E5$Q+(I2 0 0 0 0] E>+(> C.*'@' 'T(Y "#µ@'> µ-> (-72 !,(>E;?-%2 ^'M;,-% qQ5;$-[,('2 ?'(5$85\, "*12 µl(?)] !":$85, ?'F CM'$5, 'T(-72 5N2 }$>5%(>?1, 6<*F2 @<µ;-%, ?['F –ca.?– ] ?'F CQ%.', ?'F !,:$8', ?'F -TEl K$<2 Å$8', "*12 µ#. !$$[) –ca.?– ]

Matthias Stern 21

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

5&65Ef0,(*) µA !,'µ5;,G "*12 µ;', `-"A, 5N µA M/$[G 'T(-72 (?)– ca.20 – "#µ@G] 'T(-72 "*12 µl e"-%E/, 5Nµ>, qQ5;$-,('2 ?'(5$85\, [ –ca.?– ] 'T(:2 "/*-E-,· ?'F p5-b ?5$5U-,(-2 !"/*(> [0,< µ 0',0[8/,G (?) –ca.?– ] -á(<2 C65> Bµ42, -TEl .)* K(', ?'F 85$S&G M'$5\, Bµ[42 –ca.?– ] 5T8#<2 "#µ@G µ-> E>) &(*'(>h(-% (:2 w"+$$<,-2 qQ[5;$-,(-2 (?) –ca.?– ] 10!$$) ()2 .%,'\?'2 'T(H, M/$G 5N2 Q%$'?A, [6*>2 -â E[#DI('> .*/µµ'(' "'*) (-b E5&"+(-% µ-%

(-b =,E-D-(/(-%] (-"-(I*I(-b K(> !"S$$'D', (1 "*4.µ' '3(H,· ?'F ([ –ca.?– ] 8#$5> ?'F 'T(12 =$85\,, C$8G, ="5>EA 'T(:2 =&(>, ([ –ca.?– ] !$$) () "*+&<"' "*12 (A, \äEI/ "5µQ85\[&', =">&(-$A, –ca.?– ] !$$) "/,(<2 à2 ?'('$/M<&;, µ5 e"-%E/, 5Nµ> 5> 0[– ca.26 – "5*F (:2] 15?'?:2 'T(H, n@5<2 =.*/QI µ-> "/$>, 68l2 [ –ca.?– ] X,' (-U(-%2 =D"5$$5U&G "*1 (-b 'T(1, !,5$85\, †. [ –ca.?– ] v [† (9 85-Q%$(/?(_) µ(-%) E5&"+((G) (?'F) !E5$Q9] ~'"Ñ "'./*6_ † Ö$$/E>-2 ,-((/*>-2) † (hand 2) † "5*F !,(>E;?<0,0 ^'M;,-% † Apparatus ^ r.5. l. &65E1,

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Wahrhaftig, so Gott befiehlt, dem Herrn Papas, Eure gottbehütete Brüderlichkeit kann uns nicht

Genüge tun (?) [–––] da ich ihr (= Eurer Brüderlichkeit) geschrieben habe, mir die Prozessgegner des

Sabinos zu schicken, die zu mir (den Nil) hinabkommen sollen [–––] (sc. Eure Brüderlichkeit oder:

Euer stratiotes o.ä.?) verschwand und warf sie auf ein Fischerboot ohne Nahrung und [–––] und sie

flohen und zogen flussaufwärts und auf keine Weise gelangten sie zu mir. Vielmehr [–––] sie warte

nicht auf einen Zeitpunkt, sondern werfe diese (?) [–––] schicke sie diese zu mir, wo immer ich auch

gerade sei, denn(?) sie müssen (den Nil) hinunterkommen [–––] deren (= Eurer Brüderlicheit) Weg.

Und so Gott befiehlt, soll sie nun flussaufwärts in Erfahrung bringen [–––] so verhält es sich für uns,

denn wenn sie nicht auch willens ist, uns Genüge zu tun (?) [–––] umgehend sende sie mir (diese)

mittels eines stratiotes aus Apollonopolis; man muss [–––] ihre Frauen aber werfe sie ins Gefängnis,

bis sie einen Brief von meinem Gebieter, dem berühmtesten topoteretes empfängt, dass sie ihre

Schuldsache bereinigt haben; und [–––] sie wünscht, dass er (= Sabinos oder der Emir?) auch selbst

kommt, so komme er, denn ihrer (= Eurer Brüderlichkeit) ist [–––] vielmehr (schicke sie?) die

Personen wie sie im bereits gesendeten Brief aufgeführt sind [–––] in jedem Falle mögen sie mich

erreichen, wo immer ich gerade sei [–––] über den schlimmen Anblick dieser (Personen?) wurde mir

gestern wieder geschrieben [–––] aufdass sie diese (der Pagarchie) verweise, bevor er (= ein

Abgesandter?) (den Nil) hinaufkommt [–––]“

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 22

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

v

„Meinem gottbehüteten Gebieter und Bruder Papas, dem Pagarchen. Helladios, notarius. (2. H.)

Wegen Prozessgegnern des Sabinos.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch Papas hatte über den topoteretes den Auftrag erhalten, die Prozessgegner eines gewissen

Sabinos nach Antinoupolis zu überstellen, wo ihnen offenbar vor dem Emir der Prozess gemacht

werden sollte, allerdings ermöglichte offenbar Nachlässigkeit aufseiten des Pagarchen oder seiner

Beamten den Beschuldigten die Flucht. Papas soll diese Personen nun wieder ausfindig machen und

sie zum topoteretes bringen. Außerdem soll er offenbar Erkundigungen nilaufwärts einholen. Ob

damit der vermutete Aufenthaltsort der Gesuchten, nämlich ihre Heimat im Apollonopolites oder aber

Darüberhinausgehendes gemeint ist, kann aufgrund des Textverlustes nicht geklärt werden, doch ist

wohl anzunehmen, dass hiermit die Fahndung expliziert ist. Papas soll zudem die Ehefrauen der

besagten Prozessgegner als Geiseln in Apollonopolis inhaftieren lassen. Erst ein Schreiben des

topoteretes nach Bereinigung der Angelegenheit kann diese wieder auslösen.

Der Pagarch begegnet als Befehlsempfänger des topoteretes, der wiederum dem dux

untersteht, welcher schließlich oberster Vorstand des Sicherheits- und Polizeiwesens in der Thebais

ist. Papas ist für die Verhaftung und Überführung von flüchtigen Strafverdächtigen zuständig und hat

hier ebenso Zugriff auf formal unbescholtene Privatpersonen zum Zwecke der Geiselhaft. Ihm scheint

überdies eine Art Gendarmerie zur Verfügung zu stehen (vgl. auch P.Lond., S. xxiv, Anm. 6; P.Lond.

1435, 117: &ãµµ'6-> ?'F &(*'(>H('> (-b "'.å*6-%), denn ihm wird aufgetragen, einen stratiotes zur

Begleitung mitzusenden. Die Flucht der Gesuchten ereignete sich offenbar während der Überstellung

nach Antinoupolis selbst (siehe zu solchen Umständen Krause 1996, 311); möglicherweise ist in

unserem Text eine vorhergehende Untersuchungshaft und damit eine Gefängnisaufsichtsfunktion

impliziert. Auf die Nachlässigkeit der (liturgischen) Sicherheitskräfte könnte am Ende von Z. 2 Bezug

genommen worden sein. Durch das zunehmend komplexere Gerichtswesen im Reich (auch Ägypten?)

und die Einrichtung von zentralen Gerichtsorten nach Aufgabe des Konventsystems waren

Überstellungen auch von einem Gerichtshof zum anderen häufiger; in der Regel unter militärischer

Bewachung (Krause 1996, 265f. mit Zeugnissen).

Anmerkungen:

! Vgl. zum Fall auch P.Apoll. 19

! Z. 7: Möglicherweise ist eher !"'*(; im Sinne von „ganz (in Erfahrung bringen)“ zu ergänzen.

! Die Bedeutung von M/$$5>, mit Akkusativ ist nicht ganz deutlich; möglicherweise ist die

Formel unvollständig. Am ehesten ließe sich wohl noch an LSJ s. v. A I 3 denken; mit Bezug

auf „uns“ (= die Beamtenschaft des topoteretes) dann möglicherweise als Mahnung zu

verstehen in Z. 1 („kann uns nicht Genüge tun“) sowie in Z. 8 („denn wenn sie uns nicht

Matthias Stern 23

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Genüge tun will“) o. ä. Dann wäre auch Z. 5 vielleicht (vgl. aber Z. 3 und Z. 10) in diesem

Sinne zu deuten: „sie warte nicht auf einen Zeitpunkt, ohne uns Genüge zu tun“ (dann wäre

die Ergänzung 'T(-U2 zu streichen, stattdessen Bµ/2?).

P.Apoll. 22

Originaltitel: De Théodoros : l’affaire du batelier Phêu

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: XI 7

Textgattung: Brief (amtlich; Mahnung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Angesehener (spectabilis); Ehrenwerter; Freund

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Apollonopolis Ano

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 24

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Privatbesitz; allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal

Text: † o:ç e ,'U(I2 e ?'('µ#,<, =, (Y w,(>,+-% "*-&:$85, m2 \[,8*<"-2/ (:2 "5*>M$#"(-% &-% Q>$[;'2

(A,] 'T$A, 'T(-b C$'M5,. ?'F m2 ,-µ;j< -T? éQ5>$5, (-b(- "->:&'>, "$A, =), !$[$'68Y] 'T(9 B 'T$A 'T(-b, ?'F (1 E;?'>-, Q%$'68Y 'T(9, ?'F ()2 .>(,5;'2(*) (-b -|?-% 'T(-b [EI$h&G(?)] v [† (9 "5]*>M$(#)"((_) (?'F) (>µ(:2) !D;_ Q>$((å(_) ~'"Ñ "'./*6(_) w"+$$<(,-2) �,< † p5+E<*-2 † 5(hand 2) "5*(F) ((:2) 'T$(:2) o:ç [,'U((-%)] Apparatus ^ r.3. l. .5>(,;'2 4: BL XI 7 – [† (Y "5]*>M$(#)"((_) (?'F) (>µ'D;k Q>$(;k) prev. ed.

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Der Bootsmann Phêu, ansässig in Antinoupolis, wurde vorstellig, dass ein Diener deiner angesehenen

Freundschaft seinen Hof in Beschlag genommen habe. Und wie ich meine, durfte er dies nicht tun – es

sei denn, sein Hof wäre ihm abspenstig gemacht worden und sein Recht hätte geschützt und die

Grenzen seines Anwesens hätten sichtbar gemacht werden müssen.“

v

„Dem angesehenen und ehrenwerten, besten Papas, Pagarch von Apollonopolis Ano. Theodoros. (2.

H.) Wegen des Hofes des Bootsmanns Phêu.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch Papas erhält vom notarius eine Rüge mit Rechtsbelehrung, dass der Grundbesitz des

Individuums geschützt sei, sofern nicht Sonderfälle vorliegen. Offenbar hat Papas – vielleicht für

steuerliche Haftungszwecke – in einer nicht näher genannten Form den Hof des Phêu in Beschlag

nehmen lassen. Die syntaktischen Zuordnungen sind nicht ganz klar. Am einfachsten scheint die

genannte Interpretation zu sein, welche darum vorzuziehen ist. Streng genommen könnte statt eines

„Dieners“ des Pagarchen jedoch auch ein einfacher Einwohner seiner Pagarchie gemeint sein. Ein

privater Hintergrund erscheint allerdings aufgrund der ‚Großstellung‘ des Pheu unwahrscheinlich;

zudem wäre, wie erwähnt, der übrige Text nur mit Mühe dementsprechend zuzuordnen. Die Tatsache,

dass der Name des Übeltäters nicht spezifiziert wird, muss kein Argument für einen Diener des

Pagarchen sein, da Pheu den Brief vermutlich selbst trug und den Namen hätte mitteilen können.

Interessant ist ferner, dass hier Gründe genannt werden, deretwegen die Besetzung des Hofes legitim

Matthias Stern 25

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

gewesen wäre. Der Pagarch durfte also offenbar in regulärer Form Grund und Boden besetzen, um

ordnungspolitische Maßnahmen durchzusetzen.

Anmerkungen

! Z. 2: Wohl besser !$[$-(*><8Y], wie es auch die Ed. als Möglichkeit vorschlägt, allerdings im Sinne von „abspenstig machen“ (so auch hier übersetzt).

! Z. 3: Der Akkusativ ist in jedem Fall schwierig zu erklären. Ich würde mich vorsichtig für einen Fehler entscheiden, da kein Anhaltspunkt dafür besteht, dass nach "$A, die Konstruktion gewechselt wird oder eine Unterordnung vorliegt; daher denke ich auch nicht, dass plötzlich in der Lücke ein Imperativ stand. Es ist andererseits verführerisch, hier auch eine Anweisung zu lesen, etwa: „Und wie ich meine, durfte er dies nicht tun – es sei denn, sein Hof wäre ihm abgenommen worden; verschaff ihm also sein Recht und mache die Grenzen seines Grundstückes sichtbar.“ Allein, fehlen im griechischen Text Partikel, aus welchen ein solcher Folgesinn zu erschließen wäre.

.

P.Apoll. 24 (= PSI XII 1267)

Originaltitel: De Théodoros : l’affaire du batelier Phêu

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

!

Abbildungen: PSI XII, Tav. III (vor S. 97); Norsa, Scritture documentarie, Tav. XXVIII; Bataille, Les

Papyrus, Pl. XIV; Pap.Flor. XXX, Tav. CLVI; Pap.Flor. XXXI, S. 39, Tav. 9 (Z. 1 – 6, Zeilenenden

fehlen); Cavallo, Scrittura, S. 137 [111] (Z. 1–5, Ausschnitt)

BL–Korrekturen: XI 7; XII 6 und 256 (zu PSI XII 1267)

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 26

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Angesehener (spectabilis); Ehrenwerter; Gnade; Freund

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Apollonopolites

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Exekution privater Vertragsinhalte

Text: † ?'F [$$-(5, m2 ,-µ;j<, C.*'@' (Y "5*>M$#"(_ &-% .[,]I&;k Q>$;k "5*F ([-b] "'*+,(-2

.*'µµ'(IQ+*-% ,'U(-% 6/*>, (-b 6*#-%2 'T(-b, m02 µ4$$-, -Ü, 6*5<&(5\('> !"+ (>,-2 V<2 EU- ,-µ>&µ/(<,, ?'F e 6*5<&(H,

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!"-8',+(-2. E56-µ#,I -Ü, B "5*;M$5"(+2 &-% Q>$;' (A, "'*-b&/, µ-% =">&(-$S,, (1, ?$I*-,-µS&',(' (1, !"-8',+('

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,-µ;&0µ 0('('). $->"1, µA E5I8Y [$$I2 =">&(-$:2 µ-% "5*F 'T(-b X,' 5á*G ?'F 'T(12 "$I*H&'> (1, !,E*>&µ1, 'T(-b

† µ(I,F) v870(*) [ 0 0 N,]E0[(>?(;-,-2) 8 †] v † (9 "5*>M$(#"(_) (>µ(:2) !D;_ Q[>$((å(_) ~'"Ñ "'./*6(_) w"+$$<,-2 �,< † p5+E<*-2 † (hand 2) "5*(F) ((:2) 'T$(:2) o:ç ,'U((-%) Apparatus 8: BL XI 7 – (Y "5*>M$(#)"((_) (?'F) (>µ'D;k Q>$(;k) prev. ed.

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

Matthias Stern 27

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„Und ich habe bereits, wie ich meine, deiner angesehenen und gnädigen Freundschaft geschrieben

wegen des anwesenden brieftragenden Bootsmanns, seine Schuld(en) betreffend, dass (nämlich) ihm

nun jemand den Wert von zwei Nomismata schuldet und der Schuldner verstorben ist und sein

Schwiegervater ihn beerbt hat und er nicht einsieht, die Schuld des Verstorbenen zu begleichen.

Sobald nun deine angesehene Freundschaft den vorliegenden Brief empfangen hat, fordere vom Erben

des Verstorbenen, ihm (= dem Bootsmann) seine Schulden auszuzahlen. Denn er verfügt, so sagt er,

über Zeugen, die bestätigen können, dass der Verstorbene ihm dieselben zwei Nomismata schuldet.

Weiterhin bedürfe es nicht eines weiteren Briefes von mir in dieser Sache, damit auch derselbe (= der

Bootsmann) Gelegenheit findet, seine Kopfsteuer zu begleichen. Im Monat Hathyr, am [–––], der 9.

Indiktion.“

v

„Dem angesehenen, ehrenwerten, besten Papas, Pagarch von Apollonopolis Ano. Theodoros. (2. H.)

Wegen des Hofes des Bootsmanns Phêu.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der „brieftragende Bootsmann“ Phêu, der Steuerrückstände aus seiner Heimat zu begleichen hat (vgl.

P.Apoll. 23), ist seinerseits Gläubiger über zwei Nomismata, doch deren Schuldner ist verstorben und

der Erbe verweigert die Abgeltung. Der notarius Theodoros fordert Papas auf, den Schuldner zur

Vernunft zu bringen, da dann auch Phêu seine Schulden in seiner Heimat begleichen kann.

Anscheinend hat Papas einen ersten Brief des Theodoros (nämlich P.Apoll. 23) ignoriert. Der

Betreffsvermerk auf dem Verso spricht dafür, dass P.Apoll. 22 die Vorgeschichte dieses Schreibens

bildet. Papas hatte wegen Steuerschulden den Hof des Pheu besetzen lassen, woraufhin dieser sich an

Theodoros gewandt haben wird. Dass Pheu den Brief selber trägt, verdeutlicht, wie der Behördenweg

einer Eingabe vom Eigeninteresse des Petenten am Leben erhalten wird bzw. wie die Behörden sich

auf den persönlichen Einsatz des Petenten verlassen.

Papas wird durch seine Exekutivgewalt als fähig angesehen, vertraglich vereinbarte Zahlungen

zu erzwingen. Dass die Zahlungen aber hier nicht direkt fiskalische Belange betreffen, zeigt erneut

den Graubereich zwischen privater und offizieller Sphäre, da Papas’ Einfluss hier zu einem sicherlich

nicht unwesentlichen Teil auf seiner persönlichen Autorität beruht. Diese Funktion ist verwandt mit

dem in Sänger 2005, 167 angesprochenen ‚persönlichen‘ Handlungsrahmen von Exekutivbeamten.

Andererseits verdeutlicht der Verweis auf die ausstehenden Steuerschulden des Petenten selbst, dass

die Verwaltung hier ein unmittelbares Eigeninteresse an der Rückzahlung der privaten Schulden hat.

Theodoros agiert hier für den Repräsentaten des dux, den topoteretes.

P.Apoll. 37

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 28

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Originaltitel: De Platon : affaire judiciaire et visite des Sarrasins

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. VII

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas / Platon

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Erhabenster (magnificentissimus); Gebieter; Bruder; Größter;

Freundschaft; Herr / –

4. Titulatur: Pagarch; comes / –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: – / (Latopolites)

7. Weitere Funktionen: politeuomenos / –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen / Absender; Steuer- und Finanzwesen; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: apokrisiarios

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Straftäter und -verdächtige; Verantwortung

für öffentliche Gefängnisse

Text: † () E>) (-b \5T$'M5(&(/(-%)/ E>'?+,-% .*'Q#,(' "'*) (:2 3µ5(#*'2 85-Q[%$/?(-% !E5$Q+(I(-2]

Matthias Stern 29

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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"'./*6(_) † ~$/(<, † Apparatus ^ r.3. l. µI(#*' ^ r.4. l. "*'?(#-% ^ r.7. l. µ-> ^ r.10. corr. ex I&%,56<*I&5 14: Gascou 1999, 15 – "+$(5<2) prev. ed.

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Ich habe den Brief Eurer gottbehüteten Brüderlichkeit , der geschrieben wurde durch den

gewissenhaftesten Diakon, erhalten und [–––] ihm (= dem Diakon?) den apokrisiarios [–––] dessen;

dieser verkündete ihm [–––] jemand bis zur gemeinsamen Mutter; und sieh, ich habe veranlasst, dass

die gemeinsame Mutter den Diakon sandte, und mit Gott zögere ich nicht, ihn Euch zu senden mit

(einer Darlegung dessen,) was zu tun ist. Und nachdem ich ihr (mein) Wort gegeben habe, dass ich

alles meinem Bruder, dem Herrn Papas, schreiben werde, damit Eure gottbehütete Brüderlichkeit sich

ihrer Streitigkeit mit ihrem Prozessgegner wegen der Sklaven annimmt: Wisse, dass der Page Ananias

nun zu mir kam. Wenn es Euch gut scheint, lasst sie frei, denn ich glaube nicht, dass sie etwas

schlechtes (zu tun) suchte. Er aber zeigte mir einen Brief Eurer gottbehüteten Brüderlichkeit, (der

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 30

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

besagte,) dass diese Angelegenheit dem Herrn Christophoros zukommt; und wer soll [–––] wenn nicht

Eure gottbehütete Brüderlichkeit? Nachdem ich Kontralaton verlassen hatte, empfing ich andere

Anordnungen unseres Gebieters, des allgelobten Emirs, durch vier Sarazenen des Emirs der

‚Frommen’, die den Erwerb vielerlei Dinge betrafen; und er machte in Bezug auf diese Dinge

keinerlei Zugeständnisse. Er koste vom Wasser und Satan selbst war es, der mir brachte [–––]“

v

„weil ich niemals mich ekelte noch trauerte, wenn nicht unter diesen Umständen. Bester, ich grüße

Euch, die Gottbehüteten und Erhabensten, durch diesen Brief. Meinem gottbehüteten Gebieter und

Bruder Papas, dem größten comes, politeuomenos und Pagarchen. Platon.“

Inhaltliche Paraphrase:

Platon ist Pagarch von Latopolis und schreibt auf Augenhöhe an Papas. Im ersten Teil (Z. 1–8) geht es

um einen Rechtsstreit, der beide Pagarchen betrifft. Der Ausdruck „Mutter“ ist hier wohl als Ausdruck

für eine ältere Dame zu verstehen (vgl. dt. „Mütterchen“). Sie hatte sich offenbar über einen Pagen an

Papas gewandt, der ihr antwortete, dass ein gewisser Christophoros zuständig sei (vermutlich der

topoteretes; aus anderen Stücken wissen wir, dass er anscheinend diversen Pagarchen übergeordnet

war). Daraufhin zeigte Ananias Platon den Brief. Dieser wiederum ließ die Mutter ihr Anliegen über

einen Diakon an Papas weiterleiten, wo der Diakon selbst einen Brief im Namen des Papas schrieb

(hier erkennen wir wieder die Behördenart, die Petenten selbst Sorge für ihr Anliegen tragen zu

lassen). Diesen Brief brachte der Diakon wieder zu Platon, der dann den Diakon mit einer Liste von

Dingen, die in diesem Falle zu tun seien, zu Papas zurücksandte. Offenbar handelte es sich um eine

Form von Untersuchungshaft, denn es ist noch zu keinem Prozess gekommen, aber Z. 5 verdeutlicht,

dass konkrete Vorwürfe gegen die Frau im Raume stehen und es sich nicht um eine Form von

Geiselhaft oder Schuldhaft handelt. Sie selbst scheint in Apollonopolis inhaftiert zu sein. In diesem

Zusammenhang wäre interessant zu wissen, warum sich nun Platon der Sache annimmt. Stammt die

Frau möglicherweise aus dem Latopolites und Papas hatte sich Zugriff (exterritorial?) Zugriff auf sie

verschafft, da sie einen Streit mit Angehörigen aus Papas’ Pagarchie hatte? Dass nach Papas’ Meinung

Christophoros zuständig sein soll, mag aus der pagarchieübergreifenden Situation herrühren. Später

berichtet Platon von Requisitionsanordnungen des dux, die durch Käufe innerhalb der Pagarchie

abgedeckt werden, auf die er sehr emotional reagiert. Bei solchen Käufen ‚bestellt‘ der Staat beim

Pagarchen ein bestimmtes Warenkontingent und setzt einen Preis fest, wobei es dem Pagarchen

überlassen bleibt, die Waren aufzutreiben und dabei keinen finanziellen Verlust zu erleiden. Platon

verleiht seiner Verzweiflung Ausdruck; vielleicht ist in dem „Wasser“ eine (homerische?) Anspielung

enthalten, die dem dux das Ertrinken wünscht. Papas ist hier als comes und politeuomenos

angesprochen, was in Briefen von Vorgesetzten an Papas i. d. R. vermieden wird. Laut Ed., die an die

Auflösung comes poleos dachte, ist anzunehmen, dass wir es hier mit einer munizipalen Funktions–

und nicht einer reinen Ehrenbezeichnung zu rechnen haben.

Matthias Stern 31

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Anmerkungen.

! Z. 1–2 vielleicht sinngemäß: „... und ich habe ihm den apokrisiarios beigegeben“ oder „ ...

und ich habe ihm befohlen, den apokrisiarios ...“

! Zu Frauen in römischen und byzantinischen Gefängnissen siehe KRAUSE 1996, 170–179.

P.Apoll. 39

Originaltitel: De Platon : le diagraphon d’un batelier

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas / Platon

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Größter; Herr; Gebieter; Erhabenster (magnificentissimus) / –

4. Titulatur: Pagarch; comes / –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 32

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen / Absender; Steuer- und Finanzwesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: Pagarch; topoteretes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Verantwortung für

öffentliche Gefängnisse

Text: † e !"-E;E-%2 (Y 3µ5(#*k 85-Q%$(/?(_) (?'F) µ5.'$-("*5"5&(/(G) E5&"-(5;k (A, "'*-b&/, µ-%

=">&(-$A, ì(I[&5 –ca.?– ] 3µ42 6/*>, (-b Z(';*-% 'T(-b (-b(c C[&(]>, p5-E+&>-, (-b ,'U(-%, [?]'F =[), î] E%,'(1, "'*'?'$[H]

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Derjenige, der Eurer gottbehüteten und erhabensten Herrschaft meinen vorliegenden Brief überreicht,

bat [–––] Euch wegen seines Gefährten, das ist Theodosios, der Bootsmann, und wenn es möglich ist,

bitte ich, dass mein Gebieter anordnet [–––] denn ich wollte meinem Gebieter nicht schreiben,

nachdem er kam und eine Bittschrift eingereicht hatte, dass durch einen gewissen [–––] Ihr in

Matthias Stern 33

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Latopolis seinen Bootsmann festgesetzt habt. Und mir erschien das unglaubwürdig und ich wollte

nicht geben [–––] da mein Gebieter nicht gestattet, dass irgendetwas dergleichen getan wird. Also kam

unser gemeinsamer Bruder, der Herr [–––] nach vielerlei Anstrengungen erfuhr ich den Grund und

daher wollte ich ihm nicht schreiben, (ihn) freizulassen [–––] er kam und er bat mich, meinem

Gebieter zu schreiben. Daher, wie ich bereits sagte, bitte ich, dass mein Gebieter anordnet [–––] und

wegen des diagraphon seines Angestellten, schreibt mir, was Ihr befehlt [–––] wenn nicht der Herr

Christophoros ihn registriert hat auf der Liste des diagraphon [–––] für das diagraphon von Latopolis,

wenn nicht derselbe Herr Christophoros [–––]“

v

„[–––] ihn aus dem diagraphon [–––] meines Gebieters. Ich grüße Euch Gottbehütete mit diesem

Brief. Dem Herrn Papas, dem größten comes und Pagarchen. Platon. (2. H.) Wegen des Bootsmanns

Philotheos, Sohn des Sampson.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Text berichtet über das Problem, dass Personen, die in einem anderen Steuerbezirk wohnen,

weiter in ihrer Heimatpagarchie besteuert werden. Philotheos, der offenbar aus Apollonopolis stammt,

aber in Latopolis ansässig ist, hat seine Kopfsteuer (diagraphon) in Apollonopolis nicht bezahlt und

wird daher von einer Exekutivkraft des Papas auf dem Territorium von Latopolis verhaftet.

Philotheos’ Kollege Theodosios beschwert sich schriftlich bei Platon, der die Geschichte zunächst

nicht glaubt. Der Euphemismus der Z. 4–5 ist wohl aus dem Umstand zu verstehen, dass Papas Platon

bei seiner Aktion komplett übergangen hatte und eigenständig die Verhaftung durchführen ließ, anstatt

dem Amtskollegen in dieser Sache zu schreiben. Doch Platon unternimmt selbst dann nichts, als er

sich die Umstände durch „unseren gemeinsamen Bruder“ N. N. bestätigen lässt. Schließlich kommt er

jedoch der Bitte des Theodosios nach, Papas zu kontaktieren. Es wird vermutlich darum gegangen

sein, Philotheos in die Liste von Latopolis einzutragen und aus der Liste von Apollonopolis zu

löschen. Möglicherweise war Philotheos aber auch doppelt registriert, da schlicht vergessen wurde,

ihn aus dem Register von Apollonopolis zu löschen. Christophoros ist wohl der topoteretes, dessen

Zustimmung der Vorgang bedarf. Nach dieser Deutung lesen wir von der Finanz- und

Steuerverwaltung in den Pagarchien, die aber zentral von Antinoupolis aus kontrolliert wird. Die

Formulierungen lassen nicht genau erkennen, ob der Zugriff auf Philotheos auf dem Territorium von

Latopolis in der Kompetenz des Papas zu verorten ist: Zwar möchte Platon die Geschichte nicht

glauben, andererseits lässt sich auch keine Anweisung an Papas erkennen, so etwas in Zukunft zu

unterlassen. Ferner merken wir jedoch wieder, dass der Petent selbst Briefüberbringer ist. Die

Verwaltung sieht ihren Dienst also nicht durch sich selbst definiert, sondern durch das Eigeninteresse

der BürgerInnen.

Anmerkungen:

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 34

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

! Z. 4–5 ist wohl so zu verstehen: „Ich wollte mir nicht anmaßen, Anschuldigungen gegen Euch

vorzubringen, da Ihr dergleichen üblicherweise nicht zulasst.“

! Zum Problem der Z. 2 und 14, wer von beiden (Theodosios/Philotheos) der Petent und wer der

Steuerzahler ist, ließe sich (in Abweichung von der Hypothese des Ed.) vermuten, ob nicht in

Z. 14 der Name des Philotheos erwähnt wird, weil er die Eingabe einreichte, nicht weil er der

Verursacher des Problems war. Dann wäre Theodosios der Steuersünder. In Z. 2 liegt in jedem

Fall ein Fehler vor; entweder eine Verwirrung und es ist o>$-8#-% statt p5-E+&>-, gemeint,

oder es muss heißen p5-E+&>-2 e ,'U(I2 (nämlich e !"-E>E-U2).

P.Apoll. 41

Originaltitel: De l’évêque (?) : une affaire judiciaire

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: XI 8

Textgattung: Eingabe (Bischof? an Pagarchen)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Geliebtester; Sohn; Allehrenwerter; Größter

4. Titulatur: Pagarch; comes

5. Herkunft: –

Matthias Stern 35

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: politeuomenos

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Straftäter und -verdächtige; Zugriff zum

Zwecke der Geiselhaft; allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– ]-% µ5() (-b &7, 3µ\, E5&"+(-% µ[-% (]-b PU*-% ~$/(<,-2 [– ca.10 –] [ –ca.?– ] 0 "$I*h&G (1 6*55x?1,(*) 6*#-2 (:2 "*-&?%,S&5<2 ([– ca.15 –] [ –ca.?– 3µ4]2 .5>,h&?5>,(*) El 8#$<, m2 -T µ5(*5;<2(*) ?'('?*'[(5\, – ca.10 –] [ –ca.?– ]5,-%2 !E>?><[2](*) "'*) (-b PU*-% r*>&(-Q+*<(*) ?'F (H, E>'Q+0[*<, – ca.10 –] 5[ –ca.?– ], -T µ+,(-,) (-%(->2(*) !$$) ?'F (A, =$5%8#*', 'T(-b ?'F (-b ?'µM*-b(*) 'T(-b [ –ca.?– ] "'*8#,-%2 Q8'*#,(<, "'*) ]$5%85*;-%· ?'$H2 -Ü, "->5\ B 3µ5(#*' [85-QU$'?(-]2 "-8>,+(I2(*) $'Mf, ()2 =..U'2 (-b 'T(-b PU*-% ]$5%85*-%(*) [6*> jI(S&5\<2/ [ –ca.?– ]"0*0-0 µ-> (A, 3µ#*',(*) "-8>,-(I('(*), ?'F "#µ@-, µ[->] ([1, "5*>6U](I, [=,(12 Bµ5]*H, "#,(I(*) , ?'F "#µ@-, µ->, ="F(*) µ) (1, PU*>-, =), -Ü "->I5>2(*) (-b(- 10[ –ca.?– ]5$85\, ?'F !$$5H2(*) ?'(5,5.?I(*) 'T(+,· ?'F !&"/j-µ'> 3µ42 † v (hand 2) "050*(F) o>$-(8#-%) "5*>6(U(-%) (hand 1) † (9 "-8>,-((*)(/(_) µ(-%) %a9 (?'F) () "(/,(') (>µ(:2) !D;_(*) PU*_ ~'"Ñ (9 µ5.(;&(_)

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„[–––] mit jenem, der zusammen mit Euch mein Gebieter ist, (nämlich) dem Herrn Platon [–––] möge

erweisen die gebührende Schuld der Ehrerbietung [–––] im Willen, dass Ihr erfahrt, dass nicht

maßvoll Gewalt angewandt [–––] in unrechter Weise vom Herrn Christophoros und verschiedenen [––

–] nicht nur gegen diesen, sondern auch gegen seine Frau und seinen Schwiegersohn [–––] seine

Töchter geschändet (?) von Eleutherios; Eure gottbehütete Liebenswürdigkeit tut daher gut daran, die

Bürgschaften desselben Herrn Eleutherios anzunehmen bis zur Untersuchung [–––] vor mir Eure

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 36

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

größte Liebenswürdigkeit, und sende mir den Badewärter binnen fünf Tagen und sende mir, da durch

den Herrn, wenn du dies nicht tust [–––] kommen und überbringe ihn auf andere Weise. Und ich grüße

Euch.“

v

„(2.H.) Wegen des Badewärters Philotheos. (1.H.) Meinem geliebtesten Sohn und aller Ehren werten

Herrn Papas, dem größten comes, politeuomenos und Pagarchen.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Absender dieses in sehr eigenwilligem Griechisch verfassten Dokuments war sicher jemand aus

Platons, des latopolitischen Pagarchen, Umfeld, möglicherweise ein Bischof (wie der Ed. anhand von

Z. 12 meint). Wenn das so ist (und wie P.Apoll. 46 nahelegt), dann hatte ein Bischof nach Meinung

des Ed. noch immer große Vorrechte in Bezug auf juristische Angelegenheiten in einer Pagarchie. Mir

will jedoch eher scheinen, dass der Bischof hier als Interessensvertretung der angesprochenen Familie

auftritt, die sich an ihn als Vertrauensmann gewandt haben könnte (zu kirchlichen Würdenträgern als

Fürsprecher für Benachteiligte, insbesondere Gefangene, siehe SCHMELZ 2002, 255–261; zu den

ideellen Grundlagen auch KRAUSE 1996, 316–330).

Verschiedene Personen, offenbar staatliche Exekutivkräfte, haben den Badewärter Philotheos

misshandelt. Der Verweis auf den Herrn Christophoros legt nahe, wenn dieser topoteretes war, als

Opfer dieser Gewalt einen Flüchtigen erkennen zu wollen, der über Antinoupolis wieder in die

Heimatprovinz (in diesem Fall jene des Papas) zurückgesandt worden war. Offenbar handelt es sich

um einen Einzelfall, möglicherweise einen Straftäter oder Liturgieschuldner. Entweder hatte er seine

Familie mitgenommen und diese wurde ebenfalls drangsaliert (wie die plural lautende Partizipendung

in Z. 4 nahelegt) oder die Familie wurde stellvertretend Opfer von Misshandlungen, solange

Philotheos selbst noch nicht greifbar war. Vielleicht handelt es sich also auch um einen legal sich in

einer anderen Provinz aufhaltenden Arbeiter, dem Papas in Apollonopolis Steuerschulden o. ä.

vorwarf und deshalb dessen Familie angehen ließ. Das ist aber gar nicht der eigentliche Hintergrund

des Schreibens, sondern es geht, wie gesagt, um ungerechtfertigte Gewalt von staatlicher Seite.

Besonders wird dabei auf der Täterseite ein Mann namens Eleutherios hervorgehoben, der

anscheinend Papas zugeordnet wird; hierbei könnte es sich um einen solchen Funktionär handeln, der

bei pagarchieübergreifenden Suchen nach Flüchtigen vom Pagarchen mitgesandt wurde. Der Absender

fordert Papas auf, Bürgschaften für Eleutherios abzunehmen, bis eine Untersuchung der Vorwürfe

erfolgt; dies ist ein interessanter Verweis darauf, dass offenbar die Praxis der juristisch begründeten

Gestellungsbürgschaften noch gängig war, und zeigt zugleich, dass Papas hier die Kompetenz

zugeschrieben wird, einen Straffälligen (bzw. Verdächtigen) festzunehmen. Zudem soll dem Bischof

Philotheos selbst gesandt werden, was wiederum bedeutet, dass dieser wieder nach Apollonopolis

gesandt worden war. Möglicherweise sitzt er zum Zeitpunkt des Schreibens im Gefängnis. Der

Verweis auf Christophoros heißt wohl, dass sich Papas in diesem Fall nicht, wie etwa in P.Apoll. 39,

Matthias Stern 37

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

eigenmächtig Zugriff auf Philotheos verschafft hat, sondern dieser über Männer des topoteretes an

Papas geschickt wurde. Der Ton scheint mir eher nach einem Ansuchen zu klingen. Auch der

ausführliche Berichtsteil hat eher Petitionscharakter und macht ein Ansuchen wahrscheinlicher als

eine Anweisung.

Anmerkungen:

! Zu Z. 7 (zum Terminus jó(I&>2) siehe CPR XXX, S. 258 Anm. Z. 8.

P.Apoll. 42

Originaltitel: De Pésynthios : le diagraphon des cultivateurs

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. VIII

BL–Korrekturen: XI 8

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Erhabenster (magnificentissimus); Gebieter; Größter;

Allgeehrtester

4. Titulatur: Pagarch; comes

5. Herkunft: –

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 38

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: politeuomenos

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzverwaltung;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: Pesynthios (unbekanntes Amt); apaitetes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Zugriff zum Zwecke der

Geiselhaft

Text: † [=]"5>EA B .%,A O'??[hM-% (-b .5<*.-b (-b "'*'E-8]#,(-2 µ-> =? (:2 3µ5(#*'2 \85-Q%$/?(-%/

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Matthias Stern 39

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (frz.)

„Da die Frau Jakobs, des Bauern, der mir auf Veranlassung Eurer gottbehüteten, erhabensten

Herrschaft in gegenseitigem Einvernehmen gesandt wurde, an mich herantrat, um mitzuteilen, dass sie

festgenommen worden war [–––] wegen der Kopfsteuer ihres Mannes; und da mir dieser Sachverhalt

unglaubwürdig schien, und nicht etwa [–––] dieses; denn mein Gebieter weiß, dass ich jährlich meinen

(mit mir Euch ergebenem) Diener, meinen Sohn, in Eure rühmliche Stadt sende, damit er sowohl von

den dort ansässigen Bauern der Dorfeinheiten von Tamis (die Steuer) eintreibt als auch dem apaitetes

die Kopfsteuer derjenigen, die bei mir sind, überreicht, das sind Jakob und Sansnos, denn außer diesen

habe ich niemanden bei mir. Und ich habe nach der unten angehängten Liste vier Bauern bei Euch und

daher berechne ich jährlich die Euch für die vier mir gehörenden, doch sich bei Euch befindlichen

Bauern zu zahlende Summe und bitte Euch, zu befehlen, diese (= die Frau Jakobs) in Ruhe zu lassen

bis ich meinen Sohn sende, der Euch Grüße übermittelt und (Geld) von den sich bei Euch befindlichen

Bauern der Dorfeinheiten einsammeln wie auch dem apaitetes ihre (= Jakobs und Sansnos’)

Kopfsteuern übergeben soll. Deshalb solltet Ihr Befehl geben, sodass ich Euch auch in diesem Punkt

voll zufriedenstellen kann, und gebt mir wie üblich Eure Zustimmung. Durch dieses Schreiben erbiete

ich dir vielfach Ehre und küsse die verehrten Füße Eurer gottbehüteten Herrschaft, und durch Euren

angesehenen Bruder, den angesehenen Herrn Ioannes. Ich bitte, mir umgehend zu schreiben wegen

Eurer Gesundheit in Christus, und wegen dem, was Ihr in dieser Sache befehlt: Ich bin bereit, jeden

Eurer Befehle pflichtgemäß zu erfüllen. Falls ich mich selbst (durch Euch) angenommen sehe (?), so,

mit Gott, bin ich mit großem Eifer gewillt, Euch Ehre zu erbieten. [–––]“

v

„Meinem gottbehüteten Gebieter und allgeehrtesten Herrn Papas, dem größten comes, politeuomenos

und Pagarchen. Pesynthios.“

Inhaltliche Paraphrase:

Jakob und Sansnos wurden von Papas zum Arbeiten dem Pesynthios geschickt. Jakob ist jedoch in der

Steuerliste von Apollonopolis eingetragen und aufgrund einer ausstehenden Zahlung und seiner

Abwesenheit wird seine Frau von Papas verhaftet. Sie beschwert sich bei Pesynthios darüber und

dieser präsentiert Papas die von ihm praktizierte Lösung der fiskalischen Belange solchen

Arbeiterwechsels: Einer seiner Agenten sucht Papas einmal im Jahr auf, um von den dortigen Bauern

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 40

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

von Tamis die Kopfsteuern einzutreiben, als auch die Kopfsteuern der Bauern zu bezahlen, welche

dem Pesynthios geschickt wurden. Die Verwirrung kam möglicherweise daher zustande, dass Papas

die Abrechnung in halbjährigen Raten (katabolai) forderte (siehe dazu Foss 2009, 15) und die Praxis

der jährlichen Abrechnung mit Tamis vergaß. Es ist nicht ganz klar, wer Pesynthios ist: Seine

Residenzstadt, eine polis, ist nicht genau einer Pagarchie zuzuordnen, doch dass Papas zum Mittel der

Geiselhaft griff, spricht dafür, dass diese Polis außerhalb der Pagarchie des Papas zu verorten sein

muss. Der Ton in den Briefen an Papas ist nicht der von Gleichgestellten. Papas tritt auf jeden Fall

wieder als Steuerbeamter mit Exekutivfunktion auf.

Anmerkungen:

! Zu „les unités fiscales de la pagarchie“ P.Apoll, S. 104.

! Ähnlich wie in P.Apoll. 30 verwendet Platon auch hier bestimmte euphemistische

Wendungen, so in in Z. 2: „mir schien die Sache unglaubwürdig (sc. da du in deiner

Perfektion so etwas sonst ja nicht zulässt)“ bzw. Z. 3: „du weißt doch, dass ...“ auch in

P.Apoll. 39.

! Vgl. eine alternative Interpretation bei PALME 1989, 109f.

P.Apoll. 45

Originaltitel: De Pésynthios : la détention d’Origène

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Matthias Stern 41

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Gebieter; Bruder; Gottbehüteter; Größter

4. Titulatur: Pagarch; comes

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: politeuomenos

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: Stallmeister; notarius

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal; unklarer

Bezug zum Sicherheitswesen

Text: [ –ca.?– [E5]$Q5, (-72 ?+"-%2 ?'F ()2 ?5Q'$'*.;'2 (:[2] "[+]$5<2 ('U(I2 6<*>0[– ca.20 –] [ –ca.?– ], ?'F (1, ?$'%8µ1, (H, =µM'$-µ#,<, [5]N[2] (1 ?'*/M>-, ?'F (-%([– ca.20 –] [ –ca.?– ] =D K(5 Å$85, =,('b8' \s/*<6/ e =,E-D+('(-2 ?'F e Pb*>2 O</,,I2 e ,-([/]*[>-]2 V<2 (:2

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 42

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Apparatus 16: Gascou 1999, 15 – "+[$(5<2) prev. ed.

Übersetzung:

„[–––] Bruder, die Anstrengungen und die Kopfschmerzen(?) dieser Stadt [–––] und das Weinen der

auf den kleinen Karabos Geschafften [–––] als hierher kam Baroch, der Berühmteste, und der Herr

Ioannes, der notarius, bis zur Stunde [–––] zu beten; ich hielt nämlich den Herrn Origenes hier zurück,

da ich plante, ihn zurückzusenden (Ed.) [–––] und ich erbiete Euch meine Ehre. Zuvor habe ich Euch

geschrieben und davor [–––] von uns einen Restbetrag; nur schwer fand ich ein wenig Entspannung;

nachdem ich empfangen hatte gewisse [–––] und es gebietet sich, dass ich meinen Gebietern Ehre

erbiete und mit ihnen zusammentreffe; und im gegenwärtigen [–––] bis zur Stadt und Ehre erboten zu

bekommen von der gemeinsamen Schwester und Kindern [–––] sodass mein Anliegen erfüllt wird;

vielmehr schreibt mir weiter durch einen Eurer Stallmeister, damit, so Gott will [–––] ich mich

begeben werde auf das Signal hin und Euch treffen werde. Denn durch Gott die öffentlichen“

v

„[–––] Eures in Rage geratenen Presbyters, wie Ihr schreibt. Wegen des Herrn Origenes also [–––]

gebe ich Euch mein Wort, führe ich aus, was Ihr befehlt; ich habe ihn nämlich gezwungen zu bleiben

bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich empfangen werde [–––] Denn dass er sich hier aufhält, verschafft

mir Schmerzen und keine Ruhe. Aber ja, mein Gebieter, wie viel sowohl [–––] diese kleine Ruhe, auf

welche Weise wir einander grüßen. Denn das Gleiche macht [–––] Meinem gottbehüteten Gebieter

und Bruder Papas, dem größten comes, politeuomenos und Pagarchen. Pesynthios. “

Inhaltliche Paraphrase:

An Pesynthios’ Residenzort hat sich ein Ereignis zugetragen, von dem wir nur wissen, dass in seiner

Folge mehrere Personen verhaftet und abtransportiert werden sollten. Da Baroch aufgrund seines

Rangprädikats entweder der topoteretes oder aber ein chartularius des Papas zu sein scheint, lässt sich

vermuten, dass es sich um flüchtige Personen, vermutlich Zwangsarbeiter handelt. In diese

Verhaftungen scheint zumindest Papas nicht direkt involviert zu sein. Pesynthios ersucht Papas um

Anweisungen, was mit einem zurückgestellten Gefangenen zu geschehen habe. Zudem ersucht er um

ein Treffen mit Papas. Wir wissen nicht, weshalb dieser Mann zurückgehalten wird; möglicherweise

stammt er aus dem Umfeld des Papas oder zumindest aus seiner Pagarchie. Papas erscheint hier nicht

deutlich als exekutives Organ, das auf Individuen zugreift, da besagter Origines bereits festgenommen

zu sein scheint; es könnte der Fall vorliegen, dass Pesynthios eine Auskunft verlangt, ob Origenes

vermisst wird, abgängig ist o. ä. Jedoch verfügt Pesynthios offenbar im Namen des Papas über die

Befugnis, auf Beteiligte eines Gefangenentransportes zuzugreifen und sie zurückzustellen. Einmal

mehr scheinen sich hier unklare Zuständigkeiten verschiedener Behörden zu spiegeln.

Matthias Stern 43

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

P.Apoll. 60

Originaltitel: Lettres sur divers sujets

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas(?) / unbekannt (Platon?)

2. Filiation: –

3. Anrede: – / Gottbehüteter; Bruder; Gebieter; Größter

4. Titulatur: – / Pagarch; comes

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: – / politeuomenos

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Absender (?) / Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: – / Zugriff auf Steuerschuldner

Text: † () "'*) (:2 3µH, 85-Q%$/?(-% !E5$Q[+(I(-2 .*/µµ'(' =E5D/µI,, ?'F =6/*I, µ'8f, =, 'T(-\2 (A,

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 44

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

„Ich habe das Schreiben Eurer gottbehüteten Brüderlichkeit erhalten und freue mich zu erfahren, dass

es ihr gut geht. Ich habe (auch) erfahren betreffs Chrysaphios’ [–––] da ich ein früher ausgefertigtes

rechtsgültiges Dokument habe [–––] Weise wie viel mehr zu kaufen (?); und ich glaube, dass [–––]

derer; und im Beisein vieler freier Personen [–––] die, welche bewirken wollen [–––] die

Rechtskräftigkeit meiner Urkunde und sie werden aufhören [–––] die Rechtskräftigkeit des gegenüber

Eurer gottbehüteten Brüderlichkeit abgeschlossenen [–––] ihn ganz nach Latopolis zu überstellen,

damit [–––] und er werde eingesperrt ins Gefängnis [–––] Daher bitte ich [–––] Gesamtplan des

Baumeisters (?) schreibt, sodass [–––]“

v

„Ich habe im Voraus bezahlt (für) die Schuld von [–––] ich bitte folglich, zu befehlen in Bezug auf

den [–––] und wie üblich werde ich ihr (sc. Eurer Brüderlichkeit) danken: Aber [–––] gegenseitige

brüderliche Zuneigung und wegen Gottes Liebe zu mir [–––] Eure Herrschaft und durch dieses

Schreiben erweise ich Ehre [–––] dem größten comes der Stadt und Pagarchen. Papas.“

Matthias Stern 45

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Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch Papas schreibt an einen anderen Pagarchen, der ebenfalls comes und politeuomenos ist

(die Erwähnung von Latopolis lässt an Platon denken). Es scheint sich um einen Rechtsfall zu

handeln, wobei nicht erkenntlich ist, ob die Belange des zu Inhaftierenden, des Baumeisters und der

bezahlten Schuld miteinander zusammenhängen. Die pagarchieübergreifende Kommunikation

bezüglich einzelner Individuen legt die Vermutung nahe, dass der Austausch von Arbeitskräften den

Kontext des Schreibens bildet. Papas könnte Platon eine Fachkraft, nämlich einen Baumeister namens

Chrysaphios, gesandt haben. Dann diente die im Text genannte, nicht näher spezifizierte Urkunde

vermutlich der Sicherheit des Papas, diese Arbeitskraft nach Ablauf einer Frist, der Beendigung der

Aufgabe etc. zurückzuerhalten, oder sie sicherte der Person gewisse Rechte zu. Jedenfalls ist offenbar

genau der Umstand, welcher Thema der Urkunde war, relevant geworden, sodass Papas nun auf die

Bestimmungen eben dieser Urkunde hinweist und auf ihre Einhaltung drängt. Dann könnte die

Erwähnung des Gefängnisses eine Floskel sein nach der Art: „Allein wenn er sich denn abseits dieser

vertraglich abgesicherten Dinge etwas zuschulden kommen lässt, dann würde man ihn einsperren

müssen.“ Allein letzteres scheint doch recht unwahrscheinlich.

Wahrscheinlicher und als mit den erhaltenen Textresten plausibler zu vereinbaren erscheint

mir die folgende Interpretation: Papas musste auf eine Fachkraft des Platon zurückgreifen und regelte

diese Angelegenheit mittels eines Vertrages oder einer autorisierenden Urkunde. Dann erscheint es

möglich, dass diese Fachkraft in absentiam in ihrer Heimat in einen juristischen Konflikt geriet. Z. 13

ist wohl so zu deuten, dass Papas darauf hinweist, gewisse „Notwendigkeiten“ des Chrysaphios

finanziell kompensiert zu haben. Entweder wurden Chrysaphios Steuerschulden vorgeworfen oder die

Flucht vor einer Liturgie. Platon hat sich in der Folge offenbar eigenmächtig Zugriff auf Chrysaphios

verschafft, als dieser noch bei Papas war, wie dies ähnlich in P.Apoll. 39 dokumentiert ist, oder er ließ

in Chrysaphios’ Heimat in irgendeiner Form Druck auf diesen ausüben (Geiselhaft der Familie,

Konfiskation des Besitzes; vgl. etwa P.Apoll. 42). Das könnte erklären, warum Papas hier von der

Vorausbezahlung einer Schuld spricht, denn womöglich war dieser Konflikt schon länger bekannt und

Papas hat zur Vermeidung von Komplikationen gewissermaßen die Rechnung übernommen bzw. den

Ersatz für eine Liturgie bezahlt, da er die Expertise des Chrysaphios dringend benötigte. Vielleicht

wurde dies dann aber übersehen (was der Grund für Papas wäre, dies hier nochmals zu erwähnen) und

es kam genau zu diesen Komplikationen, woraufhin Papas auf die Einhaltung der einstmals

zugrundegelegten Vertragsbestimmungen drängt und zusichert, den Baumeister vertragskonform nach

Beendigung des Vertragsverhältnisses nach Latopolis zurückzusenden (damit er dann dort für seine

Vergehen belangt werden kann?).

Es ist letztlich nicht ganz auszuschließen, dass hier ein anderer Papas an den Pagarchen Papas

schreibt, doch Z. 16 !E5$Q-&U,I, deutet darauf hin, dass hier gleichrangige Beamte miteinander

kommunizieren. Außerdem findet sich auf dem Verso nicht der übliche Betreffsvermerk, den Papas

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 46

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üblicherweise auf eingehende Post zu setzen pflegte, stattdessen aber der Absendevermerk „Papas“.

Entweder handelt es sich also um ein nicht abgesandtes Schreiben des Pagarchen Papas oder um eine

Bürokopie. Beide vorgestellten Hypothesen deuten jedenfalls daraufhin, dass mit dem erwähnten

Gefängnis ein öffentliches Gefängnis gemeint ist – entweder das von Antinoupolis oder

wahrscheinlicher das von Latopolis. Jedoch ist Papas hier nicht als für jenes Gefängnis

Verantwortlicher angesprochen, sondern als Inhaftierender.

P.Apoll. 67

Originaltitel: Lettre privée

Datierung: ca. 2. H. 7. Jh.

Herkunft: Apollonopolis Ano

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Eingabe (N. N. an Pagarchen)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Papas

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Papas

2. Filiation: –

3. Anrede: Gottbehüteter; Bruder; Erhabenster (magnificentissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

Matthias Stern 47

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8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: apaitetes (?)

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Unklarer Bezug zum Sicherheitswesen

Text: † '[ –ca.?– ]-%(-&0'0>0Q',[ –ca.?– ] [ –ca.?– ] (:2 µ'?'*;'2 [ –ca.?– ] [ –ca.?– "*]1 .)* "/,(<, eE[-]>"-*5%+µ58' [ –ca.?– ] [ –ca.?– ] ?'F (1, Q>$/,8*<"-, BµH, p51, 0[ –ca.?– ] 5?'F "->I&',([ –ca.?– ](-% µ58c BµH, ?'F =Q5$[ –ca.?– ] E5&"-(>?A, !E5$Q+(I(' =,('b8' (A, '0[ –ca.?– ] n,(<2 =, µ5./$G "5*>&(/&5> =&(F [ –ca.?– ] =? (H, "-$$H, &%.6S&5<,(*) (H, [ –ca.?– ] =, Z?/&(_ 'T(H, =">(IE;_(*) [ –ca.?– ] 1085-QU$'?(-, !E5$Q+(I[(' –ca.?– ] Bµ42 e p5\-2 w"+&(-$-2 \K(>/ qQ5;$-[µ5, –ca.?– ] "'*'$5;@I(5 ?'F ?'('$/MI(5 () "*12 'T(1[, –ca.?– ] () "'*/,< 'T(-b X,' ?'F 'T(12 [ –ca.?– ] =, "5*>&(/&5> =&(F [*(> =), ?'(['$/MI(5 (?) –ca.?– ] 15'"'>([ –ca.?– ] –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– v [ –ca.?– ~'"]Ñ (9 µ5.(')$(-"*5"5&(/(_) "['./*6_ –ca.?– ] –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– Apparatus ^ r.8. l. &%.6U&5<, ^ r.9. l. =">(IE5;_

Übersetzung:

„[–––] des seligen [–––] vor allem nämlich durchreisen wir [–––] und unseren menschenliebenden

Gott [–––] und [–––] mit uns und [–––] herrschaftliche Brüderlichkeit hier die(?) [–––] in der Tat in

größter Bedrängnis ist [–––] wegen vieler Widrigkeiten der [–––] in jedem nützlichen von ihnen [–––]

gottbehütete Brüderlichkeit [–––] uns der göttliche Apostel, da wir müssen [–––] lasst (alles?) stehen

und liegen und macht Euch auf den Weg zu ihm [–––] seine (Güter?) im Süden, damit auch er selbst

[–––] in Bedrängnis ist, jetzt, wenn Ihr Euch aufmacht [–––]“

v

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„[–––] Papas, dem erhabensten Pagarchen [–––] “

Inhaltliche Paraphrase:

Fragmentarischer Brief. Der Pagarch Papas wird gebeten, den Fall eines Mannes zu prüfen, der

irgendwie in Bedrängnis geraten ist. Z. 12–15 deuten einen sicherheitspolitischen Aspekt der

Nachricht an, weshalb ich die nicht näher begründete Einschätzung der Ed. einer „lettre privée“ nicht

zu teilen vermag. Z. 15 scheint auf Steuerforderungen oder einen bzw. mehrere apaitetai Bezug zu

nehmen, in Verbindung mit Z. 13 bezieht sich dies womöglich auf Landbesitz; möglicherweise bilden

betrügerische Steuereintreiber den Kontext dieses Schreibens oder der Notleidende ist selbst ein

Steuereintreiber und sieht sich mit existenzbedrohenden Anschuldigungen bezüglich seiner

Amtsführung konfrontiert. Möglich ist auch, dass ein Grundherr unbotmäßige Forderungen an einen

Bauern stellt. Der Absender könnte meines Erachtens ein kirchlicher Würdenträger sein – es finden

sich zahlreiche religiöse Bezüge; auch "5*>&(/&5> (Z. 14) ist religiöses Vokabular –, der als

Vertrauensperson des Verfolgten fungiert (zu kirchlichen Würdenträgern als Fürsprecher für

Benachteiligte, insbesondere Gefangene, siehe SCHMELZ 2002, 255–261; zu den ideellen Grundlagen

auch KRAUSE 1996, 316–330). Ein verwaltungsinterner Kontext erscheint mir unwahrscheinlich, da es

keinerlei Hinweise auf eine pagarchieübergreifende Angelegenheit gibt.

P.Bodl. I 53

Originaltitel: Agreement

Datierung: 16. Sept. 605

Herkunft: Arsinoiton Polis

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. 34–35

BL–Korrekturen: XI 45f.; XII 41

Textgattung: Vertrag (Verpflichtungserklärung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Matthias Stern 49

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Archiv: Strategios Paneuphemos

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Strategios

2. Filiation: –

3. Anrede: Allgelobter (famosissimus); Exzellenz

4. Titulatur: patricius; Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Arsinoites+Theodosiupolites

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: eirenarches; phylax

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: FrA † =, q,+µ'(> (:2 }.;'2 ?'F eµ--%&;-% (*>/[E-2 "'(*12 ?'F %a-b ?'F] }0.;-% ",5Uµ'(-2 ?'F (:2 E5&"-;,0I2 Bµ[H, (:2 85-(+?-% ?'F "/,(<, }.;<], M'&>$5;'2 (-b 5T&50M(5&(/(-%) BµH, E5&["+(-% o$('-%;-%) o<?4 (-b 'N<,;-% uT.-U&(-%] C(-%2 (*;(-% pf8 >8 =,å([I2 N,E(>?(õ<,-2) =, w*&>,->(H, "+$5>).] 5o$('-%;_) ^(*'(I.;_ (9 "0',5%0QSµ_ "'([*]>0[?;_, "'./*6_ (:2 (5 w*&>,->(H,] ?'F p5-E-&>-%"-$>(H, uT*S$>-0>0 [~'b$-2, –ca.?– ?'F ~55>\M, –ca.?– ] [ 0 0 0 0 0 0] 0 0, 5N0*I,[/]*0[6'>, ?'F –ca.?– ] –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– FrB, r –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 8[– ca.14 –] 0 [– ca.12 – 3"]-%*.0-[ 0]50 0[ 0 0 0] 0[ –ca.?– ] –ca.?– [– ca.10 –] 5, (Y 3µ50(0[#]*0[k 3]"050*-6Y =,#65&8'> 0 0[ –ca.?– ] 10"*-&0(;µ-% 6*%&-b $;(*'2 (*5\2, 6*(%&-b) $;((*'>) .. ?%*;' B eµ 0[-$-.;' 3"-?5>µú,<,] 'á(I 5N2 (-b(- "/,0(<, BµH, (H, 3"'*6+,(<, ?'F =0["5*(<(I8#,(52) mµ-$(-.S&'µ5,).] (hand 2) uT*(S$>->) ~'b$-2 (?'F) ~55>\M 5N*I,å*6'> (?'F) w*/,80>-2 (?'F) w,E*#'2 (?'F) o->M/µµ<,

QU$0'0?0[52 =8úµ58'] (S,E5 (A, eµ-$-.;', (?'F) &(->65\ Bµ\, "/,(' () "*-.5.*'µµ(#,') m2 "*+?(5>('>). uT*(S$>-2) ù$;'2

~'U$[-% C.*('@') 3"l* 'T(H, "'*+,(<, !.*'µµ/(<, n,(<,.] 13bvac.? † di emu Panufiu [es] [m] th –ca.?– E>c =µ-b ~',-%Q;0[-% –ca.?– ] 15 0 0 0

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 50

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FrB, v † eµ(-$-.;') .5,-µ(#,I) 3"[1 uT*I$;<, ~'U$-% (?'F) ~55>>M 5N*I,'*6H, (?'F) w*'],08;-% (?'F)

w,E*#-0[%] (?'F) o->M/µµ(<,-2) Q%$0/[?<, 5N2 o$('-U>-,) ^(*'(S.]>0-0[,] (010[,] "0'0,5UQ(Iµ-,) vac.? [ –ca.?– ] "'(0*0;?>-, †

Apparatus 4: BL XII 41 – =, w*0[(&>,->(H, "+$5>)] prev. ed. 8: BL XI 45 – -%*.0- prev. ed. 9: BL XI 46 – 3µ50(0[#]*0[k] "0'0*-6Y prev. ed. 10–11: BL XI 46 – 3"-?5>µú,<, om. prev. ed. 12: BL XI 46 – 5N*I,å*6'> om. prev. ed. 12: BL XI 46 – =8úµ58' om. prev. ed.

Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (engl.)

(FrA)

„Im Namen der heiligen und wesenseinigen Dreifaltigkeit, des Vaters und des Sohnes und des

Heiligen Geistes und unserer Gebieterin, der Muttergottes, und aller Heiligen; im dritten Jahr der

Regentschaft unseres gottesfürchtigsten Gebieters Flavius Phokas, des ewigen Augustus, am 19. Thoth

der neunten Indiktion in Arsinoiton Polis; an Flavius Strategios, dem allgelobten patricius, Pagarch

von Arsinoiton und Theodosiupoliton (Polis), die Aurelii Paulos [–––] und Peeiib [–––] und [–––]

eirenarchai, und [–––]“

(FrB, r)

„[–––] Eurer Exzellenz verpflichtet [–––] als Bußgeld drei Litrai Gold, 3 Litrai Gold. Diese

Vereinbarung ist gültig, wobei wir ihr (sc. Eurer Exzellenz) verfangen sind mit all unseren

Besitztümern, und auf Befragen haben wir zugestimmt. (2. H.) Wir, die Aurelii Paulos und Peeiib,

eirenarchai, und Aranthios und Andreas und Phoibammon, phylakes, haben diese Vereinbarung

aufgesetzt und wir stimmen all dem Vorangeführten zu, wie es dasteht. Aurelius Elias, Sohn des

Paulos, hat für sie in deren Anwesenheit geschrieben, da sie schreibunkundig sind. Durch mich,

Panufios, ausgefertigt. Durch mich, Panuphios [–––]“

(FrB, v)

„Vereinbarung, geschlossen von den Aurelii Paulos und Peeiib, eirenarchai, und Aranthios und

Andreas und Phoibammon, phylakes, mit Flavius Strategios, dem allgelobten [–––] patricius.“

Inhaltliche Paraphrase:

Vereinbarung zwischen dem Pagarchen und zwei eirenarchai sowie drei phylakes. Der genaue Inhalt

ist nicht erkennbar. Der Ed. vermutet die Dienstleistung von Sicherheitsaufgaben an den Pagarchen als

Privatperson; z. B. für die Aufsicht über ein (privates) Gefängnis des Pagarchen. Dagegen SÄNGER

2005, 195 m. Anm. 153 (es gäbe für eine solche Praxis keinerlei Zeugnisse). Dieser wendet sich gegen

die Interpretation der eirenarchai als Munizipalbeamte. Der Amtsbereich der Dorfliturgien habe

Matthias Stern 51

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vielleicht im Einflussgebiet des Pagarchen gelegen, die Eirenarchen unterständen dennoch dem

Strategios als Pagarch; der Vertrag ginge demnach an die amtliche Instanz und nicht an die

Privatperson (wie es etwa Torallas Tovar 2001, 120f. annimmt).

Meines Erachtens haben wir hier eine Verpflichtungserklärung vorliegen, wie wir sie auch in

P.Oxy. I 139 dokumentiert finden – allerdings diesmal auf der offiziellen Ebene, sodass hier keine

‚Dienstleister‘, sondern Beamte verpflichtet werden (die phylakes sind aber möglicherweise als

Hilfspersonal im Oertel’schen Sinn keine Liturgen). Die eirenarchai und phylakes erklären, dass sie

bestimmte Dinge tun bzw. unterlassen, andernfalls droht ihnen die Vertragsstrafe auferlegt zu werden.

Diese Strafsumme ist ungewöhnlich hoch; möglicherweise wurde eine wichtige Aufgabe bereits

einmal nicht oder nachlässig ausgeführt. Die hier erkennbare gemeinsame Verpflichtung von

Funktionären für Polizeiaufgaben einerseits sowie für Wachdienste andererseits lässt vermuten, dass

es sich hier um den Kontext einer Gefängnisaufsicht geht, in denen die fraglichen Funktionäre

Nachlässigkeiten gezeigt haben könnten (was aber nur eine Hypothese ist; genauso ist eine ‚reguläre’

Verpflichtung für andere Sicherheitsaufgaben denkbar); die Beamten verpflichten sich also

möglicherweise (exempli gratia) dazu, die Wache ordentlich auszuführen, keine Insassen entkommen

zu lassen etc. Auch in den übrigen ‚Verhaltensverträgen‘ sind die Vertragsbestimmungen derartiger

Natur, dass sie eigentlich in dem entsprechenden Kontext selbstverständlich sein müssten.

Nach dem Muster 1. Professionalisierte Beamte; 2. Liturgisch verpflichtete Funktionäre; 3.

Lohnarbeiter wäre es denkbar, dass sich der Pagarch der Erfüllung der Aufgaben der Dorfliturgen

vergewissern will, wobei gleichzeitig deren Untergebene, die phylakes, mit in Haftung genommen

werden, um ihnen eine gewisse ‚Motivation‘ zu verschaffen. Vgl. Sänger 2005, 164 zu den phylakes

als untergeordneten Liturgien.

P.Cair.Masp. I 67002

Originaltitel: Requête

Datierung: Mai–Juli 567

Herkunft: Antinoupolis (?)

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: pl. II–XII; Kongr. XXIV, S. 360 (Ausschnitt); Fournet, Les archives de Dioscore, S.

363f., Planches XI–XII (Ausschnitte);

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 52

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http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&vVol=1&vNum

=67002; http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_I_67002.html

BL–Korrekturen: (I 100; I 445; III 33;) VIII 70; XI 52; XII 44

Textgattung: Eingabe (Dorfbewohner an dux Thebaidos)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Menas / Serenos

2. Filiation: –

3. Anrede: Lichtester (clarissimus) / Angesehener (spectabilis); Erhabenster

(magnificentissimus)

4. Titulatur: Pagarch / comes; illustrios

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiupolis / (Thinis,Thinites?)

7. Weitere Funktionen: scriniarius / –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux; boethos; augustalis; vicarius; notarius;

referendarius; dioiketes; comes; patricius; grammateus; diakonetes; paganos?; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Verantwortung für

öffentliche Gefängnisse; Zugriff auf Privatbesitz; allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal

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Matthias Stern 53

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 54

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Matthias Stern 55

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 56

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Matthias Stern 57

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

Msup

„Flavius Triadios Marianos Michaelios Gabrielios Konstantinos Theodoros Martyrios Iulianos

Athanasios, dem berühmtesten stratelates, Konsular und übergrößten patricius des Präfekten Iustinos,

dux und augustalis der Thebais zum zweiten Mal. Bitt- und Schutzgesuch von Euren ergebensten

Dienern und unglücklichen Kleingrundbesitzern und Einwohnern der unglücklichen Aphrodites

Kome, die der kaiserlichen Hausverwaltung und Eurer übergroßen Amtsgewalt untersteht.“

I

„Gerechtigkeit und gerechtes Handeln erhellen stets alle Schritte Eurer vortrefflichen, besten,

übergroßen Amtsführung, welche wir lange erwarten, so wie die (Toten) aus dem Hades auf die

einstmalige Gegenwart Christi, des ewigen Gottes, warten. Denn nach diesem Gebieter, Gott, dem

wahrhaftigen Heiland, Retter und menschenliebenden Wohltäter, setzen wir all unsere Hoffnung auf

Errettung in Eure in allem allgelobte und gerühmte Hoheit, uns bei jeder Gelegenheit, da wir es nötig

haben, zu Hilfe zu eilen, uns einen Fluchtweg fort von den Ungerechten zu weisen und uns zu erretten

von den von oben her (uns) zufallenden unsagbaren Leiden, die keine Papyrusrolle tragen kann (und

die wir erleiden müssen) durch Menas, den lichtesten scriniarius und Pagarchen von Antaiupolis.

Untertänig erinnern wir Euer allweises, gerühmtestes und bestes Bewusstsein daran, doch erreicht es

ein solch außergewöhnliches (Ausmaß an) allumfassender Weisheit und Einsicht, dass das Wort

unzureichend ist, all das auszudrücken in Bezug auf höchstes Wissen und positiven Umschwung,

woher wir ohne Zögern kommen, uns vor den Sohlen Eurer unbefleckten Füße niederzuwerfen und

Euch zu unterrichten von den Zuständen, die uns in diesen Belangen betreffen. Wir unterrichten Eure

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 58

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allgerühmte Amtsgewalt darüber, dass er seit Beginn der gerade abgelaufenen fünfzehnten

Reichssteueransage, zu der er die Pagarchie von Antaiupolis übernahm, die (Erträge der) Felder

unseres Mitbruders und unglückseligen Dieners Eurer hochwürdigen Menschenfreundlichkeit

Dioskoros erntet, der gänzlich mittellos ist und unreife Kinder hat, welche weder ihre linke noch kaum

ihre rechte (Hand) erkennen und vieler Aufwendungen bedürftig sind für ihren Unterhalt. Und der

besagte Gnadenlose schreckte nicht davor zurück, ohne Pacht– oder Steuerzahlungen dem boethos des

Dorfes Phthla und den Hirten dieses (Dorfes) sein (= des Dioskoros) Land zuzuweisen, auf dass sie es

sich aneignen, welches sie bewirtschaften ohne Pacht– oder Steuerzahlungen, wodurch er ihm (=

Dioskoros) (dabei) die diesen (Ländereien) zugewiesene Steuerpflicht belässt zu (seinem) totalen

Ruin. Viel Zeit verwandte derselbe Dioskoros nämlich darauf, diese (Ländereien) nach dem Tod

seines Vaters selbst zu bewirtschaften und einsichtig wie vollständig jedes Jahr die (auf) diesen

(Ländereien liegenden) Steuern zu leisten. Der besagte lichteste Pagarch lässt nun jährlich abernten

zusammen mit den Hirten von Phthla und Kyros, dem boethos dieses (Dorfes), alias Kolluthos [–––]

augustalis, gleichsam vom Volk der Midianiter, das es gewohnt ist, die Ernte der Israeliten gewaltsam

an sich zu reißen. Und der Unglückliche, dem sein Recht nicht zuteil wird (wörtl. der über keinen

defensor verfügt), muss bis jetzt mit Kindern in der Fremde weilen, flehend, dass (ihm) Euer guter

Richtspruch zuteil werde, Gebieter.“

II

„Wir benötigen Eure Unterstützung in dieser Angelegenheit und bitten (Euch darum), wobei wir

unseren guten Gebieter nun unterrichten, dass unter der vergangenen Amtsausübung des berühmtesten

referendarius Kyros der erwähnte lichteste Menas dem angesehenen comes und illustrios schrieb, dem

erhabensten Serenos, dem bedachtesten scholastikos, zum Zeitpunkt, als wir auf den herkömmlichen

Viehmarkt zu Thinis gingen, denn wir sind gewohnt, jedes Jahr dort zu sein, um unseren Handel mit

Zugtieren abzuhalten für unsere Ernährung und die (unserer) Kinder. Und dort wurden wir überlistet

von den Dioiketen des berühmtesten illustrios Serenos und wurden in den dort befindlichen Kerker

geworfen. Von dort wurden wir verschleppt in das Gefängnis von Antinoupolis und in das Gefängnis

von Antaiupolis. Später wurden wir dem erwähnten Pagarchen Menas übergeben und unter

zahlreichen Misshandlungen und Folterungen setzte er uns über eine sechsmonatige Dauer hinweg

gefangen und forderte auch noch Bußgeldzahlungen in Höhe von 117 Nomismata zusätzlich zu dem,

was wir gezahlt hatten, als wir in Thinis und im Gefängnis von Antinoupolis gefoltert wurden;

währenddessen wurde unser Vieh vom erwähnten illustrios in Beschlag genommen und blieb

unernährt. Von diesen (Tieren) eignete er sich den größten, auserlesenen Teil an ohne Gegenleistung

und nur zögerlich gab er sie zurück und veräußerte uns von diesen jene Esel und Kamele, die noch

lebten, aber halbtot waren, wiederum zu einem schlechten Preis, und von ihnen behielt derselbe

illustrios Serenos fünf Esel und ein Pferd. Und Viktor, sein Vorsteher, raubte unsere Gewänder und

allen Hausrat von uns, die wir (an der Zahl) dreizehn Personen sind; und er forderte von mir, dem

unglückseligen Matais, Eurem Diener und bescheidenen Arzt, zwei Nomismata. Und einige von uns

Matthias Stern 59

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wandten sich bald an den besagten berühmtesten dux. Er befahl, dass wir straflos (aus der Haft)

entlassen werden sollten; doch wurden wir nicht entlassen, sondern, wie wir sagten, wurden wir

heimlich und gewaltsam ins Gefängnis von Antaiupolis verschleppt; und wir haben

Zahlungsanweisungen/Quittungen über die Steuer, eigenhändig geschrieben vom erwähnten

Pagarchen Menas und (ebenso) eigenhändig (geschrieben) vom vicarius der ‚skythischen’ und der

‚makedonischen’ stratiotai, und bis jetzt hat er uns von ihnen keine ausgegeben noch überhaupt

abgerechnet für die Steuer unserer Aphrodites Kome. Und nachdem wir die besagten

einhundertundsiebzehn Nomismata bezahlt hatten, sandte er (uns) für weitere vier Monate ins

Gefängnis, trotz der Tatsache, die wir dargelegt hatten, dass wir dem übergrößten patricius

unterstehen und seinem und dem kaiserlichen Haus Diener sind. All das, was uns so übel angetan

wurde vom selben Menas, weiß auch Aphus, der notarius des Likianos, unseres erhabensten comes

und Dioketen, denn er war mit uns im Gefängnis. Und Gegenstand unseres Gebetes ist nachts und

tags, Eurer wohlgefälligen Anwesenheit für würdig erachtet zu werden, damit wir in den Genuss Eurer

Rechtsprechung kommen. Und sieh, nun verwarf er wieder einmal Eure Weisungen; denn ihm, der

hinaufkommt (= dem dux), liegt nicht die grundlose Zerstörung des Dorfes unter dem Vorwand von

Steuerangelegenheiten am Herzen; und in der Tat zahlen die unglückseligen Grundbesitzer stets

einsichtsvoll und vollständig ihre Steuern jährlich und bis heute waren bereits acht Pagarchen von

Antaiupolis im Amt, ohne dass wir je mit den kaiserlichen Abgaben und der embole im Verzug

gewesen wären, und wir beeilen uns mit Mühen stets eifrig, diese zügig einzuzahlen wie auch die

diesjährige embole. Sie (= Eure Durchlaucht o. ä.) bemühe sich darum, dass sie heraufkommt und

verhindert, dass alles umgeworfen werde zur völligen wirtschaftlichen Zerrüttung des Dorfes.

Nachdem wir mit vielerlei Mühen [–––] den Erdboden der so beschaffenen vergangenen Nilschwelle,

sperrte er unsere Zuflusskanäle zum Zeitpunkt des Ansteigens des Nilwassers und der Bewässerung

ab; so brachte er es dahin, dass der Boden unbewässert blieb. Und nachdem unter dem berühmtesten

neuen referendarius derselbe Pagarch die Steuer eingetrieben hatte und zwar zu diesem Zweck 200

Nomismata, gab er uns (sein) Wort darauf, doch sogleich klügelte er das Gegenteil aus und kam

herauf mit vielen Hilfskräften, die aus Räubern, paganoi und stratiotai bestanden. Er plünderte das

Dorf, wobei mehr zerstörte als Barbaren (dies täten) und einige lichte Gutshöfe der führenden

Großgrundbesitzer des Dorfes in Brand steckte und unter der Rechtfertigung von Steuerbelangen

siebenhundert Holokottina an sich nahm, ohne (dass es) Quittungen (gegeben hätte) und ohne dass er

diese mit uns abgerechnet hätte. (Doch) nicht nur (das), vielmehr vollzog er im letzten Jahr auch einen

Viehdiebstahl an uns, der zwei Monate dauerte, ließ die Früchte dürsten, bis die Ernte ausgetrocknet

war. Und das Haus Eurer Amtsgewalt,“

III

„das man Eurer übergroßen Amtsgewalt geschenkt hatte zugunsten der kaiserlichen Hausverwaltung

zum Gebrauch durch ihren (= Eurer Amtsgewalt) damaligen Dioiketen, sodass er es innehatte; diese

Behausung brannte er nieder, doch gab sich Menas, derselbe Pagarch, mit diesen üblen Taten noch

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 60

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lange nicht zufrieden, sondern seine Gefolgsleute, die ihm zu Seite standen, schändeten auch die

Jungfrauen und verwüsteten die Klöster, brandschatzten und plünderten das ganze Dorf und seine

Umgebung ganz nach der Art von Gegenden, die von Barbaren heimgesucht werden. Und er ging uns

verzweifelte Kleingrundbesitzer gewaltsam an, sicherte den wildgewordenen und räuberischen

Schafhirten, die auf den Feldern hausten, Straflosigkeit zu und denen, die schlechten Lebenswandel

führen [–––] die üblichen Taten; bei Gott schonte er uns nicht, die wir uns stets für die unausgesetzt

fällige Zahlung der öffentlichen wie der kaiserlichen und verschiedener anderer schwer lastender

Steuern abquälten, noch erinnerte er sich überhaupt der unter unseren Vorfahren geltenden Umstände,

die damals bei Gott in größerem Wohlstand lebten und ununterbrochen einsichtsvoll wie vollständig

ihre kaiserlichen Abgaben unter der Aufsicht des munizipalen officium bezahlten aufgrund

ehrfurchtgebietender Verordnungen, welche ihnen das dikasterion ausgefertigt hatte, insbesondere da

wir aufgrund einer Sonderverfügung das Recht der Selbsterhebung von Steuern besitzen, und unter der

kaiserlichen Hausverwaltung, unter der wir stehen, wenn auch weil wir über Eure zuverlässigen

prostatai und mitfühlenden Wohltäter verfügen, welche auch früher schon unter Eurer ersten

segensreichen Amtszeit die uns elend Einsame betreffenden Angelegenheiten untersuchten,

entsprechend unserer sichtbar mittellosen Lage, in der wir mehr das Dasein kleiner Kinder führen und

keine Möglichkeit haben, uns gefahrlos mit dem Notwendigsten zu versorgen. So rufen wir Gott, den

Gebieter als Zeugen dafür an, dass wir im Winter Viehfutter und Speltweizen essen, im Sommer die

Getreideabfälle oder die Abfälle vom Kornsieben und die am Wegesrand verlorenen Körner unserer

embole von unseren Feuerstellen essen werden, da uns außer dieser (= der embole) überhaupt gar

nichts mehr übrig ist. Besonders aber (fehlen uns) die friedlichen Rechte, welche uns entrissen sind,

seit vor langer Zeit eine unsagbare Vielzahl von räuberischen Überfällen (über uns hereinbrach), die

uns nachts und tags zusetzten, die mit den auf dem Felde hausenden Hirten stattfanden [ihnen eine

Wohnung bietend???], die mit diesen unter einer Decke steckten, welche unseren mannigfachen Besitz

plünderten und verwüsteten zum Schaden der Steuerkasse und zu unserer völligen wirtschaftlichen

Zerrüttung. Mehr noch – wir wurden nämlich von diesen des Brotes beraubt und haben (nunmehr)

keinen Grund zur Freude darüber, dass wir noch leben und zur Rechenschaft gezogen werden (sollen)

für die solcherart frevelhaften Kühnheiten und (solche) Taten wie von Wölfen und Räubern, die stets

sich nach der Art reißender Bestien gebaren. Denn die solcherart Rücksichts– und Achtungslosen

vergießen Menschenblut, als wenn irgendein zutiefst Frevelhafter ohne Nutzen Wasser auf der Erde

vergösse. Und daher sieh, Gebieter, nach den so bedeutenden uns angehenden Mühseligkeiten beeilen

wir uns, durchweg gern und eifrig unsere glückverheißende embole in vollem Umfang einzuzahlen;

derselbe erwähnte Pagarch aber beeilt sich, seine Gefolgschaft zu versammeln und unser Dorf

anzugehen, das durch ihn unglückselig und menschenleer geworden ist. Denn er will es gedankenlos

bis auf den Grund ausradieren und es komplett vertilgen zum Schaden der kaiserlichen Abgaben und

zur Vernichtung unserer glückverheißenden embole. Es schrieb ihm auch der grammateus und

diakonetes deswegen, dass er nicht ohne Anlass das Dorf angehe und die embole in Unordnung bringe,

Matthias Stern 61

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die bereitgestellt und ausgezahlt wird. Er ließ aber nicht im Geringsten von seinem wahnsinnigen

Verhalten ab, zu rauben und, wie sie sagen (?), die Pagarchie umzustürzen, welche er ausplünderte,

indem er alle ihre Güter in das (Kloster) des Apa Senuthios schaffte. Deshalb bitten wir Eure

ruhmvolle Hoheit auf Knien, die wir so sicher sahen, wie wir Gott schauen werden, – wobei wir

schwören bei Eurem herausragenden Heil und dem Wohlergehen und Aufblühen Eurer glücklichsten

und gerühmtesten Kinder – wenn es euch beliebt, anzuordnen, dass der besagte Pagarch, der

löwenmutverderbliches sinnt, uns in Ruhe lässt, dass danach aber auch die frevelhaften Übeltäter –

schlimmer als Wilde – und schrankenlosen Räuberhauptmänner gründlich ausgerottet werden, sodass

wir (Gelegenheit) finden, in Frieden zu leben und seit langer Zeit für die Steuern zu sorgen und ein

Auskommen zu haben und sie in Ruhe einzuzahlen, sodass wir Eurer so beschaffenen Größe und Güte

teilhaftig werden, andauernd (und) fortwährend ein Gebet und eine Fürbitte für Eure Dauerhaftigkeit

und (Euer) Heil (zu Gott) emporsenden, ewig allberühmte [–––] stratelatai, übergrößte Konsuln,

allgelobte patricii, ausgezeichnete duces, reinste augustales, ewig Herren der Eparchie. [–––]

Inhaltliche Paraphrase:

Vermutlich eine Rohschrift, der sehr viele Korrekturen anheim gegeben wurden. Dorfbewohner

beschweren sich beim dux Thebaidos Flavius Marianos über den Pagarchen Menas und seine Männer.

In Kolumne I wird berichtet, dass Menas Land des Dioskoros besetzt (also wohl für Haftungszwecke

konfisziert) habe und es über den boethos des Dorfes Phthla ihm untertänigen Bauern und Hirten zur

Kultivierung übergeben habe. Diese würden steuerfrei wirtschaften, während Dioskoros weiterhin

besteuert würde. Dioskoros und seine Kinder verzogen daraufhin nach Antinoupolis. Betrachtet man

P.Lond. V 1677, so scheint Dioskoros hier zu übertreiben, denn offenbar war ‚nur‘ sein Besitz in

Phthla und nicht sein gesamtes Land konfisziert worden. In Kolumne II beschweren sich einige

Männer, dass sie im Dorf Thynis von Männern des Serenos, eines Großgrundbesitzers (und nach

seiner Titulatur wohl auch auch Pagarchen; zur Interpretation von Serenos als Pagarch siehe auch

Banaji 2002, 161), erst ins örtliche Dorfgefängnis (5N*?(S), dann ins Gefängnis (Q%$'?S) von Antinoe

geworfen worden seien. Schließlich seien sie ins Gefängnis von Antaiupolis, also in den

Einflussbereich des Menas gebracht worden. In Antaiupolis seien sie sechs Monate lang inhaftiert

gewesen und misshandelt worden, offenbar wegen des Vorwurfs der Steuerschuld. Für ihre

Freilassung habe man 117 Solidi erpresst und überdies seien während der Haft ihre besten Tiere

konfisziert worden; einen Teil davon behält Serenos sogar noch nach ihrer Freilassung; sie verfügten

so nur noch über kranke und abgemagerte Tiere. Ein weiterer Diener des Serenos, Viktor, raubte

angeblich den Besitz der Petenten. Der dux Athanasios habe vergeblich ihre Freilassung angeordnet,

während sie im Gefängnis in Antaiupolis saßen (die Petition springt hier chronologisch zurück),

stattdessen seien sie, wie gesagt, heimlich in ein Gefängnis (wiederum Q%$'?S) nahe Antaiupolis, also

in den Einflussbereich des Menas, gebracht worden, und zwar für weitere vier Monate als Teil der

insgesamt sechs Monate Haft. Menas verweigerte den Inhaftierten die Ausstellung der ihnen

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 62

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zustehenden Quittungen und entließ sie auch nach der Zahlung der 117 Nomismata nicht sofort aus

der Haft. Die Bittsteller rekurrieren darauf, dass sie dem dux direkt unterstünden und überdies stets

pünktlich gezahlt hätten. Auch nach der Freilassung setzte Menas dem Dorf offenbar weiter zu und

ließ etwa die Höfe vom Wasser abschneiden. Nach Zahlung der jährlichen Steuer fiel Menas angeblich

erneut über das Dorf her – mit der Unterstützung von „Räubern“, paganoi und stratiotai. Häuser seien

in Brand gesteckt und Felder ausgetrocknet worden und der Pagarch habe sich selbst bereichert mit

Gold und Vieh. Kolumne III setzt die Beschwerden fort und illustriert Brandlegungen und

Vergewaltigungen. Die Bittsteller rekurrieren erneut auf ihre Autopragie und argumentieren mit dem

Ausfall für die Staatskasse. Menas wird der Einsatz von stratiotes bei diesen Aktionen vorgeworfen.

Aber auch Beamte beteiligen sich offenbar. Zu bemerken ist ferner, dass es stellenweise danach klingt

als sei nicht der Zugriff an sich das Problem, sondern dass der Pagarch das genommene Geld nicht

abgerechnet habe.

Die Petition ist eines der berühmtesten wie schwierigsten Dokumente der Papyrologie

überhaupt. Bells Kommentar, dass „we have not Menas’s version of the story, but from all we know

(Hervorhebung von mir) of the power of the semi–feudal nobility and the ruthlessness with which they

were prepared to use it, we may feel confident that grave abuses occured“ (BELL 1944, 34), zeigt eine

gewisse Voreingenommenheit der Interpretation. Einen anderen Ansatz bietet KEENAN 2008 mit der

Beobachtung, dass eine solche Petition in ihrer Form, ihrer Topik, ihren ‚Geschichten‘ einem

mündlichen Diskurs folgen könnte, der die ‚Fakten‘ überdeckt und beeinflusst, sie geradezu zu formen

scheint. Dass Menas tatsächlich einen Steuerrückstand feststellen musste, könnte aus P.Cair.Masp. I

67060–67061 hervorgehen, falls der dortige Menas identisch ist mit unserem Pagarchen. Der Weg der

Gefangenen über Antinoupolis ist insbesondere daher bemerkenswert, da Thinis/This südlich von

Antaiupolis liegt und Antinoupolis nördlich; möglicherweise wurden die Gefangenen als flüchtige

Steuerschuldner betrachtet und daher zentral (aber offenbar ohne Wissen des dux) in Antinoupolis

verwahrt, ehe sie an ihre Heimat ausgeliefert wurden.

Anmerkungen:

! In II 21 ist möglicherweise eine Form von &"5;*< zu ergänzen.

! In III 25 gehören keine eckigen, sondern runde Klammern.

P.Cair.Masp. I 67003

Originaltitel: Requête

Datierung: ca. 567

Matthias Stern 63

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Herkunft: Antinoupolis (?)

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&v

Vol=1&vNum=67003; http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_I_67003.html

BL–Korrekturen: I 100; IX 40; XI 52

Textgattung: Eingabe (Mönche an dux Thebaidos)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: –

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiupolis

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux Thebaidos; topoteretes; verschiedene Eparchie–

Beamte

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Unterlassungsexekution

Text: † 6µ. û o$'%y(*)_ t*>'E;_ W'*>',9 W>6'I$;_ g'M*>I$;_ P<,&(',(;,_ p5-Eh*_ W'*(%*[;]_ O(*)-%$>',9 w8','&;_ (9 =,E-D-((/(_) &(*'(I$/(G !"\1/ 3(*)"/(<, ?'F

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 64

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Matthias Stern 65

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

„Flavius Triados Marianos Michaelos Grabrielos Konstantinos Theodoros Martyrios Iulianos

Athanasios, dem berühmtesten stratelates, Konsular und übergrößtem patricius des Präfekten Iustinos,

dux und augustalis der Thebais zum zweiten Mal, (vertreten) durch den erhabensten magister

Dorotheos, (Grüße). Bitt- und Schutzgesuch von den unglückseligen eremitischen Mönche vom

Wüstenkloster der „Christus bringenden Apostel“, welches „Pharaus“ genannt wird. Allzeit erhellen

Gerechtigkeit und gerechtes Handeln die Schritte Eurer berühmten Übergröße; und alle frommen

Klöster und allverehrten Gotteskapellen freuen sich über Eure heilspendende und segensreiche

Verwaltung, aufdass sie fortan von diesen vertreibt all das zu vermeidende und abzuwendende

Unrecht (derer), die es gewohnt sind, Streit zu suchen und das eigene Vermögen rücksichtslos zu

vermehren. Und deren Gebet ist auch ein Hilfsgesuch derjenigen, die ihrer Versammlung beiwohnen,

und eine Fürbitte an Euch Gerühmtesten mit Euren berühmtesten Kindern, den Herren der gesamten

Eparchie, und wird nicht ruhen, ununterbrochen zu Gott, dem Ewigen König, gesandt zu werden,

aufgrund Eures Mitleids und Eifers hinsichtlich der allzeit guten und um Gott bemühten Tat, welche

das in diesem Zusammenhang auch immer sei. Und da wir dies genau wissen, lassen wir uns fallen vor

eure gerühmten und gerechten Füße, wobei wir (Euch) darlegen, dass es mit der uns betreffenden

Angelegenheit folgende Bewandtnis hat: Wir legen nun Eurer menschenliebenden Hoheit dar, dass

wenige Aruren, (nämlich) bis zu sechs und nicht mehr, fruchtbaren Landes, die angrenzen an unsere

Landgüter und zwar (die Landgüter) des heiligen Ackers der Diakonie, uns mittels einer

Schenkungsurkunde überlassen hat eine gewisse Witwe, welche diese (Ländereien) erlangte als

Mitgift ihres Mannes, als dieser noch am Leben war. Da jener dann aber vor ihr verstorben war und

ihren Kindern zusammen mit ihr (selbst) zuvor letztwillig (das Landgut) hinterlassen hatte, später aber

auch die erwähnten Kinder nach dem Tod des Vaters gestorben waren und auf diese Weise ihrer

Mutter (die Ländereien) hinterließen, welche uns (die Ländereien) in korrekter Weise vor recht langer

Zeit schenkte, als fromme Stiftung und Zuwendung, zur Sühnung ihrer Seele und der ihrer Kinder und

auch der ihres (= der Kinder) Vaters. Dies ist die Seelenmesse in Erwartung und Hoffnung auf die

Auferstehung der Toten. Und wir wissen nicht, woher gegen uns Schritte unternahm ein gewisser

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 66

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Iezekiel, der ein Schwätzer und Verleumder und eine Plage ist und uns diese in unrechter Weise

entreißen will, wobei er keinerlei Zugehörigkeit zu den rechtmäßigen Eigentümern des Vermögens

besitzt; deshalb schwören wir bei der heiligen Dreifaltigkeit und bitten Eure Hoheit, wenn es (ihr)

beliebt, dem Pagarchen von Antaiupolis und dem topoteretes derselben (Antaiupolis) anzuordnen, ihn

(= Iezekiel) von uns fernzuhalten, o übergrößter Gebieter.“

v

„Bitt- und Schutzgesuch Eurer ergebensten Diener.“

Inhaltliche Paraphrase:

Eingabe an den dux Thebaidos Flavius Marianos vonseiten der Mönchsgemeinschaft vom

Wüstenkloster Pharaus. Die Mönche haben von einer Witwe ein Grundstück als Schenkung erhalten,

das ihnen nun offenbar ein gewisser Iezekiel streitig macht, über den wir allerdings nichts wissen –

offenbar auch der dux nicht, wie das (>2 (Z. 23) verdeutlicht. Vermutlich handelt es sich um eine

einflussreiche Person mit Großgrundbesitz. Die Mönche verweisen auf den korrekt abgelaufenen

Rechtsakt der Schenkung und legen dar, dass Iezekiel keinerlei Rechtsansprüche genieße. Sie bitten

den dux, dem Pagarchen wie auch dem topoteretes zu befehlen, dafür zu sorgen, dass Iezekiel sie nicht

mehr diesbezüglich belästigt. Ähnlich wie bei P.Apoll. 7 könnte man hier von einer Art

Unterlassungsklage sprechen (wobei es sich hier freilich nicht um einen Prozess handelt). Der Pagarch

ist hierbei Exekutivkraft, wobei die Petition selbst nicht an ihn gerichtet ist. Es bleibt noch offen, ob

dieser Instanzenweg üblich ist, oder ob der dux vielleicht aufgrund persönlicher Verbindungen von

den Mönchen direkt angeschrieben wird (scheint mir eher unwahrscheinlich). Der topoteretes ist hier

wohl der direkt ausführende Beamte des in Antinoupolis residierenden dux auf

pagarchieübergreifender Ebene innerhalb der Thebais, der dann dem Pagarch von Antaiupolis

Anweisung gegeben haben wird (sofern die Formulierung nicht etwas missverständlich besagen soll,

dass es sich bei Pagarch und topoteretes um eine Person handelt). Die Stellung des dux auch in

zivilrechtlichen Angelegenheiten ergibt sich aus der zunehmenden Kompetenzerweiterung auf Kosten

der praesides durch die Justinianischen Reformen.

Anmerkungen:

! „Schwätzer“: wörtl. „Haareschneider“

! Dorotheos ist vielleicht jener magister aus P.Lond. V 1677 (BL IX 40).

! In Z. 21 ist wohl E<*I&'µú,G zu lesen.

P.Cair.Masp. I 67005

Originaltitel: Requête

Matthias Stern 67

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Datierung: ca. 568

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: Fournet, Les archives de Dioscore, S. 362, Planche X (Ausschnitt);

http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&vVol=1&vNum

=67005; http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_I_67005.html

BL–Korrekturen: (I 100; III 33;) XI 52; XII 44

Textgattung: Eingabe (Witwe an dux Thebaidos)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Kolluthos

2. Filiation: –

3. Anrede: Gebieter; Herr; Lichtester (clarissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: cancellarius

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux; augustalis; boethos; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Verantwortung für domus-Gefängnisse; allgemeine

Aufsicht über Sicherheitspersonal

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 68

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Matthias Stern 69

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

„Flavius Triadios Marianos Michaelios Gabrielios Konstantinos Theodoros Martyrios Iulianos

Athanasios, dem berühmtesten stratelates, Konsular und übergrößtem patricius des Präfekten Iustinos,

dux und augustalis der thebaischen Eparchie zum zweiten Mal. Bitt– und Schutzgesuch von mir, der

ergebensten, verwaisten Dienerin Sophia, stammend aus Aphrodito, dem allunglückseligen Dorf des

Antaiopolitischen Gaues. Die göttliche Vorsehung und die christusliebenden Gebieter der Zepter

haben entschieden, dass Eure gerühmte Übergröße beherrscht die allunglückselige Thebais [–––] die

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 70

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

mich betreffenden Geschädigten, geringe und unglückselige, wie schutzbringend und Untaten

verabscheuend Eure die Armen liebende Übergröße sei; und da ich dasselbe genau weiß und nachdem

ich von Eurem angenehmen und allgelobten, gerecht verfahrenden Schutz erfahren habe, wende ich

mich an Euch, wobei ich mich niederwerfe vor den Grund Eurer gerechten und gerühmtesten Füße, im

Wunsche, auch selbst Eurer Gerechtigkeit teilhaftig zu werden, wie [–––] diese [–––] in dieser mich

betreffenden Sache, die folgenden Inhalt hat. Ich berichte Eurer allgeehrten Hoheit, dass ich als Waise

mein Leben verbrachte und mich der Eintracht der Ehe verheiratete mit dem Wissen meiner noch

lebenden Onkel, und ich zeugte mit meinem seligen Mann [–––] männliches Kind nach fünf Jahren(?),

doch das Leben dieses (Mannes) schwand dahin, so er lies mich zurück als Stillende [–––] von Mühe

[–––] es hat der noch lebende Vater dieses (Mannes) Geschenke gegeben anlässlich der Vermählung,

nach Gewalttätigkeiten der Steuereintreiber des Dorfes und der Brüder dieses meines gestorbenen

Mannes [–––] wies ich sie ab, nahm mein erwähntes einziges (und nunmehr) verwaistes, hilfloses

Kind mit mir. Nachher aber wurde ich deswegen schlecht behandelt [–––] ging ich (erneut) eine Ehe

ein und nachdem nur kurze Zeit vergangen war, (und ich weit) fern war) von Kindern mit ihm,

verhaftete diesen meinen Mann jemand namens Senuthes [–––] stammend aus Panopolis, für eine

Bürgschaft, die von meinem Mann abgegeben worden war gegenüber einem gewissen Hieremias,

boethos des Dorfes. Er wurde verhört [–––] und [–––] mit todbringendem Unglück überhäufend

ermordete ihn der besagte Totschläger Senuthes; zum zweiten Mal aber auf hinterlistige Weise [–––

] mich als Witwe und als Freie zugrunde zu richten und meine Standesehre zu schänden, da ich seiner

Überredung und ungezügelten Lust nicht Folge leisten wollte, warf er mich in sein Privatgefängnis,

ließ mich täglich prügeln und an den Sohlen kitzeln und in grober Weise schwebend am Haarschopf

aufhängen über fünf Monate [–––] Gefängnis. Mein Gebieter, der lichteste Herr Kolluthos,

cancellarius und Pagarch, befahl, mich freizulassen, doch wurde ich nicht freigelassen vom besagten

gottlosen Senuthes. Als aber nachher er (= Senuthes) nach Panopolis abgereist war, behielt er mich

weiter in Gewahrsam und ließ meine Äcker unbestellt, da ich keinen epimeletes zur Verfügung hatte

[–––] und an meinem [–––] vergriff er sich, übergab mich dem obengenannten, übelwollenden

Hieremias, dem boethos, der das gesamte Dorf zugrunde richtete. Und er blieb [–––] Beweisurkunde

auf Anraten jenes (Mannes) hin; und ich erbte weder von meinem ersten noch von meinem zweiten

Mann etwas noch war ich überhaupt etwas schuldig von den [–––] vollständig und auf diese Weise

übergab er mich als Witwe mit meinem Waisenkind den makedonischen stratiotai. Und als jene

erfahren hatten die [–––] dass sie mich glücklicherweise freiließen. Mein Kind aber hielt der

schlechteste Hieremias (weiterhin) in seiner Gewalt, er entriss es meiner mütterlichen Obhut, wobei er

es ganz und gar demütigte bis [–––] seine Überredungen folglich nicht [–––] daher bitte und

beschwöre ich Eure Hoheit beim ewigen Gott (und) Heiland und bei Eurem Heil und bei den

gerühmtesten Kindern [–––] wenn es (Euch) hinlänglich beliebt, anzuordnen, dass mir voll und ganz

Gerechtigkeit widerfährt und mein verwaistes Kind [–––] Gott behüte Euch eine lange Zeit, Gebieter

[–––] berühmtesten, übergrößten stratelatai, duces, augustales, patricii, Herren der Eparchie.“

Matthias Stern 71

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

v

„Flavius Marianos Michaelios Gabrielios Sergios Bakchos Narses Konon Anastasius Domninos

Theodoros Kallinikos, dem übergrößten comes der erlauchtesten domestikoi, dux und augustalis der

Thebais.“

Inhaltliche Paraphrase:

Eingabe der Witwe Sophia an den dux Thebaidos Flavius Marianos alias Athanasios. Aus der Ehe mit

ihrem ersten Mann, der verstorben war, hatte sie einen Jungen mit in ihre zweite Ehe gebracht, die

kinderlos blieb. Nachdem ihr zweiter Mann von einem gewissen Senuthes – offenbar aufgrund einer

Angelegenheit, die eine Bürgschaft betraf – verhaftet worden war, kam jener in der Folge zu Tode. Da

Senuthes der nunmehrigen Witwe Sophia nachstellte und diese nicht darauf einging, ließ er sie

einkerken. Das Gefängnis wird als Privatgefängnis bezeichnet und wäre als solches nach der

Reichsgesetzgebung verboten; es ist unklar, wie weit die Grauzone hier geht und inwieweit Sophia

möglicherweise ‚flunkert‘. Sophia gelang es, sich an den Pagarchen Kolluthos zu wenden, der eine

Freilassungsorder ausgibt, welche jedoch seltsamerweise folgenlos bleibt, daher wendet Sophia sich

schließlich an den dux.

Wer ist besagter Senuthes und warum ist der Pagarch Kolluthos ihm gegenüber offenbar

machtlos? Es erscheint zunächst interessant, dass in unserem Schreiben Kolluthos als Anwalt des

Friedens erscheint, wo doch in den Schreiben des Dioskoros es gerade der Pagarch ist, dem solche

Aktionen gut anstehen würden, wie sie hier Senuthes vollführt: Zugriff auf Privatbesitz, Zugriff auf

Steuerschuldner, Zugriff auf unbescholtene Individuen zum Zwecke der Geiselhaft. War Senuthes also

gar selbst ein Pagarch? Dazu würde immerhin auch die Heranziehung eines boethos (wenn auch

desjenigen von Aphrodito) für seine Zwecke sprechen. Diese Hypothese wäre von daher interessant,

als wir dann davon ausgehen müssten, dass Sophia sich an den Pagarchen Kolluthos wandte, obwohl

dieser mit der Angelegenheit gar nichts zu tun hatte – vielleicht aufgrund persönlicher Bindungen –

oder aber dass Senuthes (ähnlich wie dies etwa in P.Apoll. 39 dokumentiert ist) eigenmächtig auf dem

Territorium des Kolluthos agiert hatte, was die Machtlosigkeit des Kolluthos erklären würde, da

Senuthes nach dieser Hypothese gleichrangig war und Sophia sich zu dem Zeitpunkt eben

möglicherweise bereits auf Senuthes’ Territorium befand.

Allerdings spricht der übrige Text dafür, dass die Ereignisse in oder um Aphrodito stattfanden

und überdies stammt Senuthes aus Panopolis. Weiterhin spricht die Bezeichnung des Senuthes als (>2

(Z. 14) dagegen, dass dieser ein offizielles Amt ausübte – immerhin wird selbst der angeblich so

barbarisch agierende Pagarch Menas in den Schreiben des Dioskoros mit Ehrentitulatur genannt. Es

handelt sich also wohl entweder um einen einflussreichen Gläubiger oder um einen selbstständig

agierenden Sicherheitsmann, wobei Sophias Allusion an die rechtliche Grauzone der domus-

Gefängnisse für die erste Hypothese spricht. Kolluthos besitzt demnach von Amts wegen ein

Weisungsrecht über die domus-Gefängnisse seiner Pagarchie; diese werden nicht direkt von ihm

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 72

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

unterhalten, unterliegen in ihrer öffentlichen Funktion aber letztlich doch seiner Verantwortung. Dann

bleibt offen, warum eine Order des Pagarchen Kolluthos so offensichtlich ignoriert wird (wie ja auch

in P.Cair.Masp. I 67002 die Anweisung eines Vorgesetzten nicht die von den Petenten erwünschte

Wirkung zeitigt). Entweder hatte sich Senuthes eine solchermaßen einflussreiche Stellung aufgebaut,

dass Kolluthos es des Risikos nicht für wert erachtete, tatsächlich einzugreifen – oder, wofür einiges

spricht, es lag gar nicht in seinem Interesse, seine Forderung durchzusetzen. Immerhin gehörte Sophia

einer autoprakten Gemeinde an, sodass ein Ausfall ihres Mannes dem Pagarchen gar nicht zum

Nachteil gereichte. Anzeichen für den Umstand, dass die Staatsgewalt nur dann eingriff, wenn ihre

Sicherheit oder ihre Einnahmen bedroht waren, wurden in diesem Katalog bereits häufiger

besprochen. Kolluthos selbst hat offenbar in jedem Fall die Petition der Sophia bearbeitet und schreibt

entweder an einen Untergebenen oder an einen ‚semi-private’ Gefängnisse führenden

Großgrundbesitzer kraft seiner amtlichen Verantwortung über das Gefängniswesen der Pagarchie.

Anmerkungen:

! Die in Z. 6 Geschädigten sind vermutlich die in Z. 21 gemeinten '0,0[ 0 0 0 0 0 0]-(%)2, was

demnach in !0,0[8*´"]-(%)2 aufzulösen wäre.

! Z. 11: Die Lesung "5[,]('[#(]I0*-, wird ohne Alternativvorschlag ausgeschlossen (BL III 33).

P.Cair.Masp. I 67021

Originaltitel: Requête

Datierung: ca. 567

Herkunft: Antaiopolites

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_I_67021.html ;

http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&vVol=1&vNum

=67021

BL–Korrekturen: (I 103f.)

Textgattung: Eingabe (Mönche an Kirchenvertreter)

Matthias Stern 73

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Menas

2. Filiation: –

3. Anrede: Herr; Lichtester (clarissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiopolites

7. Weitere Funktionen: scriniarius

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: stratiotes; paganos?

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Zugriff auf Privatbesitz;

allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: † 6µ. ([A, !.']8A, E>/85&>, ?'F "*-';*5&>, !*>&(A0, (:2 3µ5(#*'[2] 805-Q>$-b2 }.><&U,I2 =">&(/µ5,-0[>] !?*>MH2, (A0,0 !50F0 5N2 () 5T'.#&('(' (-b p05-b K0[&>'(?)] µ[-,'&](S*>' -,<0[ 0]&0('>0 0 0[ 0 0 0]'$0[– ca.12 –] 5!.'0[8/]. E>1 [-Ü,(?) "/*'?'$]-(b)µ 050,0 0 0 0 0 0 0 0 0I0,'> 0 0 08 0[ 0 0 0]5>,0[ 0 0] 0 0(0-0 m2 µ5./$0->2 3µ\, -0% 0(<0[,] (#?,<, (-b 50 0 0 050>&0 0 0>0<, "0,50[U]µ 0'0[(]>0 ' 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ç0"050*0 ="0[F (-b e&>]<0(/(-%(*) ["['] ~'6[<µ(?)];-0% [(]-b Traces 1 line 10() ?'80c B0µ 04020, m0[2] =$55>,-(7)2 n,('2 [3]µ 0H, %a(*)-0U02 [(5] ?'F "*-0&0?0[%,]I(/20. M-%$+µ58' [.])* ?'F 6<*F2 "*0/.µ'(0[-]20 "4&', ?'[8c Z]?/&(I, !Q-*µA, =µ";"[(-(%)&',] ["*-&(?)].*/Q5>, Bµ 0[4]2, ?'F "*-&5>"5\, (A, a5*), ?'F Q;$I, p59 ?5Q'$S,, ü, "*-&?%,-bµ5, !&"'j+µ5,0-0>0 15K&-, -T?’ N(*)&6U&5> 0 0 0 ["*]-0&0.0*0/0@0[']> ?'F "'*'?'$-(b),(05020 30(*)"05>&5$85\, [(]10 ?'[8c B]µ42 "*4.µ', ?'[F] µA !0,[#6]50&080['>] (01 5T'.l2 µ-,('&(S*>-,) !E>?I8:,'> "'*)0 W0I0,4 (-b $'0µ 0"0*0-((/(-%)

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 74

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

Matthias Stern 75

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„Da wir die gute Gesinnung und den besten Vorsatz Eurer gottliebenden Heiligkeit genau kennen, die

immer in den frommsten und rechtschaffenen Klostern Gottes [–––] gute (Dinge?). Daher ersuchen

wir [–––] damit den größten Euch [–––] der Kinder des [–––] Geist [–––] was vor dem

rechtschaffensten Apa Pachomios des [–––] was uns betrifft, dass wir Eure ergebensten und

unterwürfigsten Söhne sind. Wir wollen nämlich auch ohne ein Prozessverfahren Euch die ganze

Angelegenheit der Reihe nach, wie sie uns zugefallen ist, schriftlich vortragen und das heilige und

gottgeliebte Oberhaupt (der Kirche) anrufen, welchem wir grüßend Ehre erbieten, solange nicht in

Kraft ist [–––] schriftlich darzulegen und wir bitten dich, die uns betreffende Angelegenheit in die

Hand zu nehmen und nicht zu gestatten, dass dem frommen Kloster Unrecht getan wird von Menas,

dem lichtesten scriniarius und Pagarchen von Antaiupolis. Wir besitzen nämlich [–––] Grundstücke in

Aphrodite(s Kome) [–––] den [–––] und [–––] finden wir nicht Gelegenheit, zu verzichten noch in

gleicher Weise [–––] zu zahlen(?) die schwerlastenden (Steuern?). Noch dazu“

v

„werden wir von ihm auch belastet mit einer Steuerforderung für gewisse Landgüter und auswärtige

Felder des Klosters Psinepois, von denen die [–––] Petme der Dörfer desselben Antaiopolites ernten

sie, ohne jährlich Pachtzinsen und Abgaben (zu zahlen). Wir, die wir die Mühsal tragen, bitten [–––]

(die) Pachtzinsen dieser (Landgüter), oder wenigstens von uns fernzuhalten die [–––] ungerechten [––

–] die, welche die (ungerechte) Steuerzahlung von uns verlangen; er wird nicht gewünscht [–––] und

er geht vor [–––] gegen Aphrodites Kome mithilfe von stratiotai und paganoi, wie sie berichten,

plündert dieses (Dorf) wie [–––] des besagten Verwalters, und sein Anwesen zerstört von den

Hilfskräften, die dem erwähnten Herrn Menas angehörig sind und ganz nach Art von Gegenden, die

von Barbaren heimgesucht werden, und die erste und die zweite und dritte Rate der öffentlichen

Steuern haben wir ihm übergeben [–––] zu einem Satz, der heißer war als Feuer, nahmen wir ein

Darlehen auf; und so zögerte er nicht, unseren dioiketes rechtswidrig zugrunde zu richten. Nicht allein

dies (sc. tat er?) uns [–––] und des lichten Gedenkens des Sarapammon raubte er das für den Pachtzins

gedachte Getreide unserer Ländereien, ließ auszahlen [–––] nichts von dem zu Fordernden; nicht

wahrlich aber auch gewisse vielzählige [–––] und einen großen Ofen aus gebrannten Ziegeln [–––] für

den Bau der heiligen Kirche des Apa Petronios [–––] deswegen [–––] uns zu schreiben [–––] solchem

[–––] würdig, der [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Eingabe von Mönchen durch Dioskoros an einen unbekannten geistlichen Würdenträger gegen

Unrecht durch den Pagarchen Menas. Das Muster ist gewissermaßen bekannt. Den Mönchen gehören

einerseits Landgüter um Aphrodito, andererseits Klosterbesitz außerhalb der Pagarchie. Menas habe

übermäßige Steuerforderungen gestellt und offenbar wie in P.Cair.Masp. I 67002 Landbesitz

konfisziert und neu zugeteilt (so zumindest liest sich die Behauptung, „diese“ zahlten keinen Pachtzins

und keine Abgaben). Auch gegen das Dorf selbst sei er mithilfe von stratiotai und paganoi

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 76

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vorgegangen – von Zerstörungen ist die Rede. Schließlich habe der Pagarch noch Getreide konfisziert

und offenbar nicht ‚entsprechend‘ als Leistung angerechnet. Handelt es sich bei den paganoi eine

pejorative Bezeichnung im Sinne von „Gesindel“? Oder ist eine genauere Differenzierung angedacht

im Sinne von „Nichtamtspersonen“ bzw. „nichtmilitärischen Hilfskräften“. Vom Zugriff auf Personen

ist im erhaltenen Teil nur in Bezug auf den dioiketes der Mönche die Rede, wobei nicht ganz klar

wird, ob !$0+0.0<2 (Z. 17) eine wirkliche juristische Wertung geäußert werden soll.

Anmerkungen:

! Z. 13: Man muss wohl 3µ42 lesen.

! Zum Verso, Z. 1–2 und der Bedeutung von =D<(>?+2 (+"-2 siehe BENAISSA 2007, S. 80–86.

P.Cair.Masp. I 67094

Originaltitel: Cautionnement

Datierung: 1.–25. April 552 (?) / 27.–31. März 553 (?)

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_I_67094.html;

http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&vVol=1&vNum

=67094

BL–Korrekturen: (I 107)

Textgattung: Gestellungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Iulianos

Matthias Stern 77

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

2. Filiation: –

3. Anrede: Erhabenster (magnificentissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiupolis

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: nomikos; protokometes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Straftäter; allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal

Text: † M'&>$5;'2 (-b 85>-(/(-\%/ BµH, E5&"+[(-% o$'%y-% O-%&(>,>',-b (-b 'N<,;-% uT.-U&(-%] ?'0F0 [u]T(-?*/(-*-2 C(-%2 5N?+&(-% V?0(0-0[%, µ5() (A, 3"'(5;', o$('%;-%) s'&>$5;-% (-b

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 78

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Übersetzung:

„Im sechsundzwanzigsten Jahr der Regentschaft unseres göttlichsten Gebieters Flavius Iustinianos,

des ewigen Augustus und Imperators, im zwölften Jahr nach dem Konsulat des berühmtesten Flavius

Basileios, am [–––] Pharmuthi der ersten Indiktion [–––] Flavius Iulianos, dem erhabensten Pagarchen

von Antaiupolis, (vertreten) durch Flavius Dioskoros, Sohn des Apollos, und Apollos, Sohn des

Ioannes, rühmlichste Protokometen von Aphrodites Kome im selben Antaiopolitischen Gau, die sechs

Unterzeichnenden, die das unten Angefügte bestätigen, ein jeder rechtlich gebunden an seine

eigenhändige Unterschrift, Grüße. Wir erklären bereitwillig und selbstbestimmt unter Anrufung

Gottes, des Allmächtigen, und bei der Sieghaftigkeit und dem Heil unseres helltriumphalen Gebieters

Flavius Iustinianos, des ewigen Augustus und Imperators, dass wir bürgen und haften gegenüber Eurer

Erhabenheit für das Verweilen und Erscheinen von Enoch, dem Sohn des Ioannes, dem

gewissenhaftesten anagnostes, in derselben Aphrodites Kome ohne irgendeine Missachtung oder

schlechte Tat und falls er von Euch verlangt wird und nicht gefunden werden kann, so erklären wir

uns einverstanden, die wir dies verbürgt haben, für dessen Säumigkeit an Eure Erhabenheit zu geben

und zu leisten sechs Goldnomismata, macht 6 Goldnomismata, und (weiter erklären wir,) dass er in

keiner Weise säumt, die wir gebunden sind an den göttlichen Eid und das daher drohende Risiko. Und

zu allem befragt haben wir zugestimmt. Ich, Petros, Sohn des Apollos, hypodiakonos des heiligen

Ortes des Märtyrers Apa Horuonchios, bürge für den vorgenannten Enoch mit zwei Goldnomismatia;

auch wir, die Aurelii (sc. nämlich alle folgenden) Phib, Sohn des Araus, Pelzmacher, [–––] bürge für

den vorgenannten Enoch mit zwei Goldnomismatia; auch ich, Ioannes, Sohn des Kyriakos, mit einem

Goldnomismation; auch ich, Ioannes, Sohn des Psenthaesios, mit einem Goldnomismation; zusammen

sechs Nomismatia, macht 6 Nomismatia. Und wir schwören den göttlichen Eid, wie es dasteht. Ich,

Matthias Stern 79

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Aurelius Apollos, Sohn des Isakios, für würdig befunden, habe für diese Männer geschrieben, da sie

schreibunkundig sind. Ich, Viktor, Sohn des Promauos, Presbyter, bezeuge diese Bürgschaft, die ich

von den Aufsetzenden vernommen habe. Moyses, Sohn des Phoibammon, Diakon, bezeuge diese

Bürgschaft, die ich von den Aufsetzenden vernommen habe. Geschrieben durch mich, Pilatos,

nomikos.“

Inhaltliche Paraphrase:

‚Echte‘ Gestellungsbürgschaft mit Kaisereid ohne Angabe des Gestellungszweckes. Vier Einwohner

von Aphrodito – ein Hypodiakon, ein Pelzarbeiter und zwei Männer ohne Berufsbezeichnung –

schreiben an den Pagarchen Flavius Iulianos, der auf der Dorfebene von zwei protokometai vertreten

wird, dass sie die Bürgschaft für die Gestellung eines Lektors (PALME 2003, 550) (anagnostes)

namens Enoch übernehmen. Wenn sie nicht seine Vorstelligkeit erreichen, müssen sie sechs

Nomismata zahlen. PALME (UNPUBL.) 20f. ordnet diese Bürgschaft meines Erachtens zu Recht dem

gerichtlichen Kontext zu. Die offizielle Funktion des Pagarchen wird durch seine Vertretung von zwei

protokometai angedeutet. Das Wohlverhalten des Verbürgten scheint hier einen wichtigen Bestandteil

der Bürgschaft darzustellen; dahingehend zeigt sie sich mit den Erklärungen über Wohlverhalten

verwandt (etwa P.Oxy. I 139; siehe auch oben P.Bodl. I 53).

––––––––––––––––––––

P.Cair.Masp. III 67283

Originaltitel: Rapport

Datierung: vor 10. Nov. 547

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Cair_Masp_III_67283.html;

http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub=P.Cair.Masp.&vVo3=1&vNum

=67283

BL–Korrekturen: VIII 74; XI 53; XII 47

Textgattung: Eingabe (Dorfbewohner an Kaiserin)

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 80

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Iulianos

2. Filiation: –

3. Anrede: Berühmtester (gloriosissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiopolites

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dux; protokometes; boethos; syntelestes; apodiadochos

praipositon

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Zugriff auf Privatbesitz

Text: pg1 ["('*)) (H, !"1 ?hµI2 wQ*-E;(I2 –ca.?– s;?](0-0*> E>'0?+,_0 ?['F (-]\020 8'%µ'&><(/([->2 –ca.?– ]>0_0

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Matthias Stern 81

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 82

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Matthias Stern 83

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 84

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

prev. ed. ^ pg1.8. l. 3"#$>"-, : ç"5$5>"', papyrus ^ pg1.8. 5%j<x'& papyrus ^ pg1.11. l. $'Q%*'.<.1[,] ^ pg1.12. "*-&x5,'> papyrus ^ pg1.15. ç.>-%& papyrus ^ pg1.15. ç papyrus ^ pg1.16. ç papyrus ^ pg2.2. x<',,-% papyrus ^ pg2.2. ç papyrus ^ pg2.4. l. =??$I&;'2 ^ pg2.5. @'x& papyrus ^ pg2.6. l. =??$I&;'2 ^ pg2.6. l. wQ*-E;(I2 ^ pg2.7. l. "*5&M(U(5*-2) ^ pg2.8. l. µ/*(%*-2 ^ pg2.9. l. ?'8-$>?:2 ^ pg2.11. l. =">E#E<?' ^ pg2.14. l. E>E'&?'$;<'>, ^ pg2.15. x5*Iµ>'& papyrus ^ pg2.17. x papyrus ^ pg2.19. ç"5* papyrus ^ pg2.20. l. "'*'?<'$>-b,(52 ^ pg2.21. ç"5* papyrus ^ pg2.22. x<& papyrus ^ pg2.23. l. ?(S(<* ^ pg2.23. x&'? papyrus ^ pg2.23. l. ?(S(<* ^ pg2.24. l. (5 ^ pg2.24. ç"5* papyrus ^ pg2.25. x&'? papyrus ^ pg2.25. x<',,- papyrus ^ pg3.1. l. ?(S(<* ^ pg3.2. ç"5* papyrus ^ pg3.3. l. =">E#E<?' ^ pg3.3. l. 5|EI&>, ^ pg3.3. l. E5&"-;,I2 ^ pg3.4. l. ?(S(<* ^ pg3.4. l. ="><E#E><?' ^ pg3.6. 'µ'x& papyrus ^ pg3.6. l. =">E#E<?' ^ pg3.6. l. E>E'&?'$;', ^ pg3.9. l. [!"]-0E>åE-6-2 BL XII 47 – l. [!"]-0E>'E+6-% prev. ed. ^ pg3.9. l. "*1<2> ^ pg3.19. l. <=">>E#E<?' ^ pg3.23. x<',,I& papyrus

Übersetzung:

Pg1

„Von den Bewohnern von Aphrodites Kome Viktor, dem Diakon, und den bewunderswertesten [–––]

und Viktor, unseren [–––] (Grüße). Wir unterrichten unsere frommste Gebieterin, dass der lichteste

Iulianos gegen die Norm danach trachtet, uns in die Pagarchie von Antaiupolis zu ziehen, über welche

er gebietet seit Beginn der x. Reichssteueransage, obwohl wir gerade unter der Amtgewalt des dux

stehen und kaiserliche Diener sind; und wir wissen nicht, wie wir uns ausmalen sollen, weshalb uns

der so Geartete bedrängt, unter dem Vorwand von Steuerleistungen. Denn das verständige örtliche

officium weiß, dass wir niemals mit unserer Zahlung im Verzug waren; dieser aber überfiel unsere

Güter und schreckte nicht davor zurück, diese anlässlich der Steuer(eintreibung) gründlicher

auszuplündern als die von Barbaren verheerten Gegenden. Und seine Gefolgsleute plünderten, wie

gesagt, alle Güter rings um das Dorf in bösartiger und unbeschreiblicher Weise; wahrlich sogar den

Acker dieses (Dorfes) [–––] sodass wir verzweifelten und nicht imstande waren, die Raten der

öffentlichen Abgaben zu zahlen, noch ein maßvolles Dasein mit all (unseren) Tieren und Maschinen

und Handwerksgeräten; vielmehr ließen sie uns für unsere Versorgung nichts auf dem Feld zurück und

im Dorf (hinterließen sie uns) nicht die mindesten Ausstattungen für unseren Lebensunterhalt. Gott

kennt all ihre ungesetzlichen Taten und die Morde, welche im Zuge dieser Plage geschahen, die

Wehklagen mit sich brachte und all die unsäglichen Schädigungen und Ungerechtigkeiten, die uns

ehedem umgaben und welche kein Papyrusblatt jemals fassen könnte, wenn es nicht in endloser Rede

erzählte [–––] (den) Beutemacher [–––] daher bleibt uns angesichts unserer allgemeinen völligen

Verzweiflung bezüglich unserer Rettung nur mehr eine einzige Hoffnung, Zeit zu haben für diese uns

bedrängende Angelegenheit, heranzutreten an Eure frommste Gebieterin [–––] (vertreten durch?) den

gottesfürchtigen Bischof von Antaiupolis, damit sie uns Armseligen (ihre) Fürsorge schenke und von

uns Elenden den Pagarchen fernhalte und wir (Gelegenheit) finden, friedvoll zu leben und ungestört

die dem Kaiser geschuldeten Steuern und unsere ungeheuerliche embole zu erarbeiten, sodass wir

Matthias Stern 85

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

durch einer solcherart gute Tat alsbald gesunden durch die Hand unserer frommsten Gebieterin und

(durch) Eure Gerühmtheit (= der dux), durch welche auch bestraft jene Übeltäter bestraft werden,

welche die besagten Haushalte und Liegenschaften Eurer (Land–)besitztümer durch das Auf– und

Umgraben unbrauchbar machten.“

Pg2

„Ich, Viktor, ergebener Presbyter der heiligen katholischen Kirche von Aphrodites Kome, übergebe

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Promaos, Sohn des

Ioannes, ergebener Presbyter (der Kirche) des heiligen Märtyrers Apa Promaos von Aphrodites Kome

übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Petros,

ergebener Presbyter der heiligen katholischen Kirche der Apostel von Aphrodites Kome, übergebe

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Anuphis, ergebener

Presbyter der heiligen katholischen Kirche des Apa Musaios von Aphrodites Kome, übergebe Euch als

Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Psais, ergebener Presbyter der

heiligen katholischen südlichen Kirche von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen

Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Kallinikos, ergebener Presbyter der heiligen

Kirche der Ama Maria von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Viktor, ergebener Presbyter der (Kirche) des heiligen

Märtyrers Apa Menas von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Eulogios, ergebener Presbyter (der Kirche) des heiligen

Märtyrers Apa Viktor von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Viktor, ergebener Presbyter der heiligen katholischen

neugeweihten Kirche von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Abraham, ergebener Presbyter der heiligen katholischen

Kirche des Apa Rhomanos von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Pheys, anagnostes derselben heiligen katholischen Kirche und

für würdig befunden, habe für ihn (= Abraham) geschrieben, da er schreibunkundig ist. Ich,

Kallinikos, Sohn des Viktor, Grundbesitzer in derselben Aphrodites Kome, übergebe Euch als

Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Apollos, Grundbesitzer

derselben Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer

Gebieterin. Ich, Lukan, Grundbesitzer in derselben Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller

diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Phoibammon, Grundbesitzer in derselben

Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin.

Wir, Ieremias, Sohn des Viktor, tabellion von Aphrodites Kome, und Konstantin, Sohn des Hermauos,

kephalaiotes der Kupferschmiede desselben Dorfes, und Dorantinoos, Sohn des Iosephis,

Weinverkäufer desselben Dorfes, und Iosephis, Sohn des Apollos, Walker von Aphrodites Kome

(und) kephalaiotes, und Phoibammon, Sohn des Papnuthis, kephalaiotes der Maurer von Aphrodites

Kome, und Horuonchis, Sohn des Matheios, kephalaiotes der Pelzarbeiter von Aphrodites Kome, und

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 86

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Ieremias, Sohn des Phibis, kephalaiotes der Schiffszimmermänner von Aphrodites Kome, übergeben

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich habe für diese

geschrieben, da sie schreibunkundig sind, während sie anwesend waren und mir, dem Schreibenden,

diktiert haben, und (ich habe geschrieben) für mich selbst. Ieremias, nomikos. Wir, Pilatos, tabellion

von Aphrodites Kome, Promauos, Sohn des Apollos, und Makarios, Sohn des Iosephis, kephalaiotes

der [–––] und Iosephis, Sohn des Ioannes, Grundbesitzer aus derselben Aphrodites Kome, übergeben

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich habe für sie

geschrieben, da sie schreibunkundig sind, während sie anwesend waren und mir, dem Schreibenden,

diktiert haben, und (ich habe geschrieben) für mich selbst, Pilatos, nomikos. Ich, Senuthes, Sohn des

Apollos, Protokomet, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer

Gebieterin. Ich, Georgios, Sohn des Diakons Psempnuthos und Grundbesitzer in Aphrodites Kome,

übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Wir, Isak, Sohn

des Musaios, Grundbesitzer, und Phoibammon, Sohn des Psenthaesios, Grundbesitzer, übergeben

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Triadelphos, Sohn des

Konstantinos und für würdig befunden, habe sowohl für mich selbst als auch für sie geschrieben, da

sie schreibunkundig sind. Ich, Hermauos, boethos der Steuern von Aphrodites Kome, übergebe Euch

als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Aurelius Iakob, Sohn des

Phoibammon, syntelestes, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer

Gebieterin. Ich, Isak, Sohn des Ioannes, Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht

zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin.“

Pg3

„Ich, Abraham, Sohn des Anuphis, Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Enoch, Sohn des Herakleios und für würdig befunden, habe

für ihn geschrieben, da er schreibunkundig ist. Ich, Phoibammon, Sohn des Phibios, Grundbesitzer,

übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Mathias,

Sohn des Iosephis, Grundbesitzer in Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht

zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Amais, Sohn des Abraham, Grundbesitzer in Aphrodites

Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich,

Flavius Dioskoros, Sohn des Megalos und Grundbesitzer aus Aphrodites Kome, übergebe Euch als

Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Flavius Theoteknos, Sohn des

Psais und Grundbesitzer in Aphrodites Kome, apodiadochos der praepositi, übergebe Euch als

Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Kyros, Sohn des Viktor und

Grundbesitzer aus Aphrodites (Kome) übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme

unserer Gebieterin. Ich, Abraham, Sohn des Viktor und Grundbesitzer im besagten Dorf, übergebe

Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Iezekiel, Sohn des

Viktor, kephalaiotes der Weinverkäufer von Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen

Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Enoch, Sohn des Hermauos und Grundbesitzer in

Matthias Stern 87

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Aphrodites Kome, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin.

Ich, Flavius [–––] Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme

unserer Gebieterin. Ich, Flavius Bessurus, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur

Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Chrystes, Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen

Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Kallinikos, Sohn des Hermauos und

Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin.

Ich, Palos, Presbyter und oikonomos (der Kirche) des heiligen Apa Hermauos, übergebe Euch als

Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin. Ich, Ioannes, Mönch und für würdig

befunden, habe für ihn geschrieben, da er schreibunkundig ist. Ich, Ioannes, Sohn des Kornelios und

Grundbesitzer, übergebe Euch als Bittsteller diesen Bericht zur Kenntnisnahme unserer Gebieterin.“

Inhaltliche Paraphrase:

Ein Bericht (didaskalia) an Kaiserin Theodora von den Einwohnern Aphroditos gegen angebliche

Intrigen des Pagarchen von Antaiupolis. Der Text ist wohl von Dioskoros geschrieben. Zwei Drittel

des erhaltenen Texts bestehen aus den Unterschriften der Dorfbewohner; die Unterzeichnenden sind

entweder Geistliche oder Großgrundbesitzer. Offenbar richtet also nur eine bestimmte Schicht solche

Anliegen im Namen des Dorfes an die Behörden, denn ein Notar, der nicht der Kirche angehört,

unterzeichnet nicht für sich selbst, wie es andere aber tun.

Angeblich versuchte der Pagarch Iulianos, die Autopragie des Dorfes anzufechten, offenbar

unter dem Vorwand von Steuerschulden. Von diesen Schulden wird aber nicht gesagt, dass der

Pagarch diese als ihm zustehend ansah. Vielmehr scheint es sich um eine Strafaktion zu handeln, die

der Pagarch im Namen der kaiserlichen/statthalterlichen Oberhoheit durchzuführen sich legitimiert

sah. Inwieweit mit der Darstellung von Morden und Plünderungen eventuell geordnete

Besitzkonfiskationen und Inhaftierungen rhetorisch übertrieben wurden, lässt sich nicht

nachvollziehen. Zumindest sind die Dorfbewohner überzeugt, nachweisbar nicht im Verzug gewesen

zu sein, was wiederum das sachliche Hauptargument bildet.

P.Flor. III 295

Originaltitel: Frammento di petizione

Datierung: 566–568

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 88

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Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Flor_III_295.html

BL–Korrekturen: IV 31; IX 86; X 73

Textgattung: Eingabe (demotai an magistri des dux)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Thomas

2. Filiation: –

3. Anrede: Lichtester (clarissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiupolis

7. Weitere Funktionen: topoteretes

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen?;

Sicherheitswesen?

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: numerarius; stratiotes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; allgemeine Aufsicht

Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– ]50>0 "*4.µ' ?'(/&(0'0&>, ('[ 0 0 0]Q 0>0[ 0 0 0 0 0] 0[ 0 0] 0 0 0 0[ 0 0 0] "5*5>50>0[ 0 0],-> -a (-0b "*hI, (:2

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Matthias Stern 89

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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[– ca.15 –]-020 µI 5µ[– ca.9 –]-2 (I[– ca.9 –]?'[ –ca.?– ] –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– Apparatus 2: l. !"[-](*+Q>µ-, ^ 3. çµ<, papyrus ^ 3. ç><,, papyrus ^ 3. xE*<(-& papyrus 5: l. !0&<(;', ^ 7. çµ>, papyrus ^ 9. l. ?'F =?5\,-[2] ^ 9. ç"c papyrus ^ 10–11. BL 9.86; cf. 4.31 : ?'8[– ca.10 –],(>[ –ca.?– prev. ed.

Übersetzung:

„[–––] Angelegenheit, Zustand [–––] die stratiotai der ehemals städtischen Abteilung und keine [–––]

willkürlich und rücksichtslos übernehmen sie das Recht von Barbaren, indem sie keine Lebensweise

führen, die ihnen den nötigen Lebensunterhalt einbringt [–––] Eurer Erhabenheit verhelfen wir mit

ihren Dienern (und) unseren Söhnen zu gespannter Aufmerksamkeit, bis (zu dem Zeitpunkt), an dem

wir für sie (?) (Gelegenheit) finden, von Schweiß und [–––] unserer Hände Arbeit, und nachdem wir

fast die gesamte Eparchie abgelaufen waren, bis (zu dem Zeitpunkt), an dem wir (Gelegenheit) finden,

in angemessener und bescheidener Weise zu leben; aber die [–––] gänzlich und schikanierten allzeit

alle (und) verschafften sich selbst ein komplett verschwenderisches Leben auf freche Weise und ohne

etwas zu tun und zu leisten [–––] (den) Bürgern fiel anheim ihr böses Treiben. Denn jemand hat

bereits früher mal gesagt, dass ein unverschuldet arbeitsloser Bürger der Stadt ein großes Übel (ist).

Und nachdem ohne Umschweife gesagt ist (?) [–––] keine Papyrusrolle fasst die (nur) aus Teilen

(dieser Untaten bestehenden) Aufzählung, insofern als wir Euch ein Lied singen von den Untaten jener

(Männer). Zum Ersten möge nicht eines vorgenannten [–––] im Beisein des lichtesten Apa Besatos,

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 90

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

des numerarius. Zum Zweiten drangen sie in ein gewisses Anwesen ein, das Psintse genannt wird, und

raubten es aus, insofern dem ihrer eigenen [–––] und jener [–––] bald frühmorgens machte er uns

Mitteilung, wobei er sich hilfesuchend an uns wandte, dass er von jenen herbeigerufen wurde

zusammen mit diesen, um vorzugehen gegen und in Brand zu stecken meine [–––] Anwesen des

lichtesten Herrn Eulogios [–––] prügelten sie auch seinen Türhüter zu Tode und als dies so geschehen

war, wurden sie dem Phlorentios, dem ergebensten (devotissimus) stratiotes übergeben [–––] Thomas,

den lichtesten Pagarchen und topoteretes von Antaiupolis und diese stratiotai zusammen mit seinen

Gefolgsleuten [–––] und dem(?) [–––] sportula [–––] sechs Nomismata wurden (sie) entlassen und wir

haben die Last und bitten den [–––] dass nicht [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Eine fragmentarische Eingabe. Der zugehörige P.Lond. V 1678 nennt Adressaten, die erhabensten

comes und magistri Kallinikos und [Dorotheos?], vermutlich aus dem Büro des dux, sowie Absender,

die demotai von Antaiupolis. Die Petenten beschweren sich über stratiotai der „ehemals städtischen

Abteilung“, welche nun, da sie offenbar außer Dienst stehen (wie nicht zuletzt das Euripideszitat in Z.

6 deutlich macht), sich offenbar eigenmächtig ihren ‚Sold‘ verschaffen und es aus diesen Gründen zu

Raubzügen, Personenübergriffen und Brandschatzungen auf dem Gebiet der civitas kommt. Das

beschriebene Verhalten ist aufseiten von bucellarii öfter dokumentiert (siehe HARDY 1931, 65–67),

die Attribuierung der stratiotai macht jedoch meines Erachtens deutlich, dass es sich in unserem Fall

um (ehemals?) eine reguläre Armeeeinheit handelte. Die Rolle des Pagarchen und topoteretes Thomas

wird nicht ganz deutlich. Es erscheint verführerisch, !"05$[U8]I0&', in Z. 12 (wie es im Übrigen auch

das WB s. v. tut) als „aus der Haft entlassen“ zu deuten und diesen Passus so zu verstehen, dass die

stratiotai das Instrument der Erzwingungshaft anwandten, um ihren ‚Sold‘ (sportula), nämlich sechs

Nomismata (pro Person?) zu erpressen. In diesem Fall würde die Erwähnung des Pagarchen nämlich

angesichts seiner vermuteten Verantwortung für die Gefängnisse der civitas darauf hindeuten, dass er

den stratiotai bei dieser Aktion geholfen hat; möglicherweise auch als derjenige, der für die

Eintreibung der Amtsabgabe verantwortlich war.

Anmerkungen:

! Zu Z. 11: „Pagarch UND topoteretes“ vgl. P.Cair.Masp. I 67003, 25; dort allerdings durch die

beiden Artikel deutlich als zwei verschiedene Personen erkennbar. In unserem Fall ist sowohl

die Kombination des Pagarchenamtes mit dem des topoteretes als auch die Verwendung des

Partizips für die Amtswürde des topoteretes beispiellos. Eine Begutachtung des Fotos (in

Zusammenarbeit mit Bernhard Palme, Fritz Mitthof und Alexandra Jesenko) ergab, dass sich

weder die Lesung &(*('(>h(G) noch ["'.]/*6(I,) nachvollziehen lassen bzw. dass beide sogar

höchst unwahrscheinlich zu nennen sind.

Matthias Stern 91

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

! In Z. 11 ist vor der Nennung des Pagarchen Thomas vielleicht 3"]+ statt 0 0(]-[, zu ergänzen.

Dies wäre mit größeren Konsequenzen verbunden, da es der einzige Beleg im Katalog wäre,

dass ein stratiotes einem Pagarchen unmittelbar untersteht. Jedoch bieten die Platzverhältnisse

das einzige Argument für diese Konjektur.

P.Lond. IV 1332 (dupl. P.Lond. IV 1333)

Originaltitel: –

Datierung: 25. Dez. 708

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: (VI 64;) IX 145

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Basileios)

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 92

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: symbulos; Beauftragte für die Flüchtigen; arabische

Gesandte/Sonderbeauftragte

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Beamte; Erfassung von abgängigen

Flüchtigen

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– (]:0[2] E>->?S&5h[2 &-% –ca.?– ] –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 2([-]>[-b](- m*[>]j+,(<,(*) (-72 "*-&Q5U.-,('2 !,8’*h["-%]2 'T(H, 5N2 [Z]?/[&]([I,] "'.'*’6;', "*12 ñ ?'8%"5(/D'µ#, &->(*) =, (Y "'*’-U&G =">&(-$Y "#µ"<,(*) 5N2 'T(-U2 (>,' a?',1, ?'F ">(*)&’(1, .5.*'µ’µ'(>&µ#,-, qQ5;$-,(' 5&7, 'T(-\2 &%,5%*58:,'> "*12 (-72 =">?5>µ#,-%2 (H, Q%./E<, ?'F (/D'> "'*c Z'%(-\2 (A, q,-µ'&;', ?'F "'(*-,%µ;',(*) Z?/&(-% ?'F !"1 "-;-\%/ 6<*;-\%/ ?'F =,’ "-;_ (+"_ ?'F =, "-;k "'.'*6;k "*-&#Q5%.5, (H, (5 !"-&(5$$<µ#,<,(*) 5N(*)2 () NE’><,(*) ?'F (H, "'*5-µ#,<,(*) C,8' ?'(/µ5,<,(*) ="F &%(*),(5$5;k vac.? }"$H2 5N"5\[,] 10?'('µ'85\, "4&', 5|EI&>, "'*'..#$$<, 'T(-\2 &('8:,'> =,E*',H2 5N2 (1 C*’.-, 'T(H, ?'F µA $'M5\, "'*/ (>,-2 (; "-(5 (1 &U,-$-, 3"l* &"-*(-U$-\%/. C&G .)* =">&(/µ5,-2 m2 =), ?'('.,<&8Y (>2 =? (H, "5µ"-µ#,<, "'*) &-\b/ =&6I?f2 "'*c -a(*)-%ES"-(5 !,8*h"-\%/ &"+*’(-%$-, 5N2 &l e*Ñ e ?;,E%,-2 ?'F µ#$$5>2 ((high–punctus )) &7, <(9> ?'('.>,<&?(-µ#,)_ 155N2’ (-b(- !"-$'M5\,. !$$’ µ5() &%,(-µ;'2’ (-72 (->-U(-%2 [,E*'2 !"+&(5>$-, "*12 (-72 5N*Iµ#,-%2 =">?5>µ#,-%2 (H, Q%./E<, ?'F µA 5á*< &5 K(> =,5"+E>&'2 5N2’ (-b(- É K(> 3&(#*I&52’(*) (-b µA =?"#µ@'> 5N2’ "$:*52 (-(*) !*>8µ1, ñ, .5.*'QS?'µ#, &-> ?'F ?>,E%[,]5U&G2. =.*(/QI) µ(I,12) r->[)(?) ?]8 N,E(>?(;-,-2) j 20µ(,I ) [,E(*52) 8 "*1(2) ^'$'µ' M5(,) ≥-6'µI* 5N(2) w*?(')E(;',) n,(-µ'(') . "*1(2) ¥<*' M5(,) u$-'&5$ 5N(2) pI(M'yE') n,(-µ'(') . "*1(2) uME5$$' M5(,) ^j[-]%*'5 5N(2) $;µ>((-,) q,(+µ'(') .0 Apparatus ^ 2. l. e*>j+,(<, ^ 3. &-x papyrus ^ 4. corr. ex "5µ"< ^ 4. "x& papyrus ^ 6. l. "'(*<,%µ;', ^ 8. l. !"-&(5$$-µ#,<, ^ 8. 5x& papyrus ^ 8. l. |E>' ^ 9. l. "'*5<µ#,<, ^ 9. l. ?'(#µ5,-, ^ 9. &ç,(5$5>' papyrus ^ 13. -x-%EI"-(5 papyrus ^ 17. l. 3&(#*I&'2 ^ 18. l. (1<,>

Übersetzung: vgl. unten P.Lond. IV 1333

Matthias Stern 93

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„[–––] deines Amtsbereichs [–––] solches von denen, die die in jede einzelne Pagarchie geflohenen

Personen derselben festsetzen, in Bezug darauf, was wir dir im vorliegenden Brief schriftlich

anhängen, nach ihnen (= den Flüchtigen) jemanden sendend, der kompetent wie auch

vertrauenswürdig und schreibkundig ist mit dem Auftrag, mit ihnen zu den Beauftragten für die

Flüchtigen zu gehen und in ihrer Anwesenheit aufzeichnen zu lassen Namen und Patronym jedes

Einzelnen und aus welcher Dorfeinheit (er stammt) und in welchem Bezirk und in welcher Pagarchie

er Zuflucht suchte, (und zwar sowohl) der in ihre Heimat Fortgesandten als auch der sich dort

Aufhaltenden, die gegen (Übernahme der) Steuerzahlungen dort bleiben dürfen, um es kurz zu sagen

(ist sein Auftrag), alles genau in Erfahrung zu bringen. Weise sie an, energisch bei ihrer Arbeit bleiben

und überhaupt gar nichts von jemandem als Geldzahlung zu nehmen. Du wirst nämlich erfahren:

Wenn jemand von den von dir Gesandten überführt wird, von irgendeiner Person eine Geldzahlung für

dich(?) erhalten zu haben, so sollst du um die Gefahr wissen und du wirst zusammen mit dem

Beschuldigten deswegen bestraft werden. Vielmehr überstelle die so beschriebenen Männer rasch an

die Beauftragen für die Flüchtigen und ich möchte nicht herausfinden, dass du solches verhinderst

oder darin versagst, mir die die volle Zahl zu senden, die ich dir geschrieben habe, und du dich in

Gefahr bringst. Geschrieben im Monat Choiak, den 29., der 7. Indiktion [–––] 9 Männer. An Salamah

b. Yukhamir in Arcadia 3 Personen. An Zur’ah/Shuraih(?) b. al–Wasil in der Thebais 3 Personen. An

Abdul b. Shuraih im limiton 3 Personen.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch wird vom symbulos Kurrah b. Sharik aufgefordert, Schreiber an drei arabische Beamte

abzustellen. Jeder dieser Beamten soll drei jener Männer mit sich nehmen und jeweils nach Arcadia, in

die Thebais bzw. in das limiton (ein militärischer Verwaltungsbezirk im Grenzgebiet) ziehen, um dort

nach Flüchtigen zu suchen. Der Sinn ist offenbar, Ortskundige abzustellen, die in Ägypten nach

Flüchtigen aus der eigenen Pagarchie suchen; möglicherweise erhielten die anderen Provinzen

Oberägyptens ähnliche Order. Das Parallelstück P.Lond. IV 1333 spricht seltsamerweise nur von zwei

Männern pro arabischem Beamten. Zur’ah/Shuraih ist wohl dux der Thebais. Es scheint sich um

flüchtige Steuerzahler zu handeln, die teilweise (!) bei Übernahme der Leistungen in ihrem neuen Ort

entsprechend die Möglichkeit haben, dort zu bleiben. Der Pagarch wird explizit für den Fall haftbar

gemacht, dass seine Männer Bestechungsgelder annehmen.

Anmerkungen:

! In Z. 9 kann meines Erachtens nicht nachvollzogen werden, mit der Ed. ?'(#µ5,-, zu lesen –

stattdessen ist hier das Partizip übersetzt.

! Z. 14: l. (1, ?;,E%,-,. ! Dass die Schreiber ab Z. 4 im Singular angesprochen sind, ist wohl auf den Gedanken

zurückzuführen, dass die spezifische Eignung jedes Einzelnen hier festgeschrieben wird.

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 94

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

P.Lond. IV 1333 (dupl. P.Lond. IV 1332)

Originaltitel: –

Datierung: 25. Dez. 708

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: (VI 64;) IX 145

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Basileios)

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: symbulos; Beauftragte für die Flüchtigen; arabische

Gesandte/Sonderbeauftragte

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Beamte; Erfassung von abgängigen

Flüchtigen

Matthias Stern 95

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[Q%]./E'02 vac.? E56+µ5,-2 -Ü, () "'*[+,(' .*/µµ'(' –ca.?– ] [ –ca.?– ]-020 [(,)E(*'2) ¶D =? (H, qQ5>$+[,(<, –ca.?– (->-b–] [(-] m*>j+,(<,(*) (-72 "*-&Q5U[.-,('2 !,8*h"-%2 'T(H,] [5N2] Z?/&(I, "'.'*’6;', "*12 ñ ?'8[%]"[5(/]D['µ#, &-> =, (Y "'*-U&G] 5=">&(-$Y’ "#µ"<, 5N2 'T(-U2 (>0,' a?',1, ?'F ">&(1, .5.*'µµ'(>[&]µ(#,-,) qQ5;$-,(' &7, 'T(-\2 &%,5%*58:,'> "*12 (-72 =">?5>µ#,-%2 (H, Q%./E<,’ ?'F (/D'>(*) "'*c Z'%([-]\2 (A, q,-µ'&;', ?'F ["'](0*<,%µ;', Z?/&(-\%/ ?'F !"1 "-;-\%/ 6<*;-\%/ ?'F =, "-;_ (+"_ ?0['F] "-;k "'.'*’6;(*)k "*-&#Q5%.5,’ (H, (5 !"-&(5$$-µ#,<, 105N2 () |E>' ?'F (H, "'*5-%µ#,<,(*) C,8' ?'(#µ5,-,’ ="F &%,(5$5;k [}"]$H2 5N"5\,’ ?'('µ'85\, "4&', 5|[E]I&>, "'*'..#$$<, 'T(-\2’ &('8:,'> =,E*',H2 5N2 (1 C*.-, 'T(H, ?'F µA $'M5\, "'*/ (>,-2 (; "-(5’ (1 &U,-$-,’ 3"l* &"-*(-U$-\%/. C&G .)* ’ =">&(/µ5,-2’ m2 =), ?'('.,<&8Y (>2 =? (H, "5µ"-µ#,<, 15"'*) &-\b/ =&6I?f2 "'*c -a-\%/ES"[-](5 !,8*h"-\%/ &"+*(-%$-, 5N2 &l’ e*Ñ e ?;E%,-2 ?'F µ#$$5>2 &7, (9 ?'('.>,-&?-µ#,_(*) 50[N]2 (-b(- !"-$'M5\,. !$$) µ5() &%,([-]µ;'2 (-72 (->-U(-%2 [,E*'2 !"+&(5>$-, "’*12 (-72 5N*Iµ#,-%2 =">?5>µ#,-%2 (H, Q%./E<, ?'F µA 5á*< &5’ K(> =,5"+E>&52’(*) 5N2 (-%(-\b/(-(*) É K(> 20[3&(]#*I&52’(*) (-b µA’ =?"#µ@'> 5N2 "$:*52 (1, !*>8µ1,’ ñ,’ [.]5.*'QS?'µ#, &->’ ?'F ?>,E%,5U&G2. =.*(/QI) µ(I,12) r->)(?) ?8 N(,)E(>?(;-,-2) j µ,I( ) [,E(*52) ¨ "*1(2) ^'$'µ' %a1(,) ≥-6'µI* 5N(2) w*?(')E(;',) n,(-µ'(') M "*1(2) ¥<*' M5(,) u$-'&5$ 5N(2) p0IM'yE(') q,(+µ'(') M 25"*1(2) uME5$$' M5(,) ^j-%*'5 5N(2) $;µ>((-,) q,(+µ'(') M Apparatus ^ 3. l. e*>j+,(<, ^ 7. ('D'x papyrus ^ 9. 6x' papyrus ^ 10. l. "'*5<µ#,<, ^ 16. l. ?'('.>,<&?-µ#,_ ^ 19. l. =,5"+E>&'2 ^ 19. l. (-b(- ^ 20. l. [3&(]#*I&'2

Übersetzung: vgl. BELL 1911, 269f. (engl.); vgl. auch oben P.Lond. IV 1332

„[–––] Flüchtigen. Sobald du nun den vorliegenden Brief erhalten hast [–––] sechs Männer aus denen,

die beauftragt sind [–––] solches von denen, die die in jede einzelne Pagarchie geflohenen Personen

derselben festsetzen, in Bezug darauf, was wir dir im vorliegenden Brief schriftlich anhängen, nach

ihnen (= den Flüchtigen) jemanden sendend, der kompetent wie auch vertrauenswürdig und

schreibkundig ist mit dem Auftrag, mit ihnen zu den Beauftragten für die Flüchtigen zu gehen und in

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 96

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ihrer Anwesenheit aufzeichnen zu lassen Namen und Patronym jedes Einzelnen und aus welcher

Dorfeinheit (er stammt) und in welchem Bezirk und in welcher Pagarchie er Zuflucht suchte, (und

zwar sowohl) der in ihre Heimat Fortgesandten als auch der sich dort Aufhaltenden, die gegen

(Übernahme der) Steuerzahlungen dort bleiben dürfen, um es kurz zu sagen (ist sein Auftrag), alles

genau in Erfahrung zu bringen. Weise sie an, energisch bei ihrer Arbeit bleiben und überhaupt gar

nichts von jemandem als Geldzahlung zu nehmen. Du wirst nämlich erfahren: Wenn jemand von den

von dir Gesandten überführt wird, von irgendeiner Person eine Geldzahlung für dich(?) erhalten zu

haben, so sollst du um die Gefahr wissen und du wirst zusammen mit dem Beschuldigten deswegen

bestraft werden. Vielmehr überstelle die so beschriebenen Männer rasch an die Beauftragen für die

Flüchtigen und ich möchte nicht herausfinden, dass du solches verhinderst oder darin versagst, mir die

die volle Zahl zu senden, die ich dir geschrieben habe, und du dich in Gefahr bringst. Geschrieben im

Monat Choiak, den 29., der 7. Indiktion [–––] 6 Männer. An Salamah b. Yukhamir in Arcadia 2

Personen. An Zur’ah/Shuraih? B. al–Wasil in der Thebais 2 Personen. An Abdul b. Shuraih im limiton

2 Personen.“

Inhaltliche Paraphrase:

Vgl. P.Lond. IV 1332.

Anmerkungen:

! In Z. 10 kann meines Erachtens nicht nachvollzogen werden, mit der Ed. ?'(#µ5,-, zu lesen –

stattdessen ist hier das Partizip übersetzt.

! Z. 16: l. (1, ?;,E%,-,. ! Dass die Schreiber ab Z. 5 im Singular angesprochen sind, ist wohl auf den Gedanken

zurückzuführen, dass die spezifische Eignung jedes Einzelnen hier festgeschrieben wird.

P.Lond. IV 1343

Originaltitel: –

Datierung: 30. Dez. 709

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

Matthias Stern 97

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

BL–Korrekturen: I 300

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Basileios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Basileios)

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich:

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: meizon; dioiketes; phylax

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf flüchtige Personen; Erfassung von

auswärtigen Flüchtigen; allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 15N µA Ec ò, =?"#µ@G2 "*12 Bµ42 &7, ('\2 Q'µI$;'>2 ?'F 3"-&([/&5&>,] 'T(H, "->H, ?'(/.*'Q-, q,-µ'&;'2 ?'F ["'(*<,%µ;'2] (H, &(5$$-µ#,<, "*0[-&h"<, -]\T/ µ 0A, !$$) ?'F 5N2 "-\' 6<*;' (:2 E>-[>?S(&5h2) &-%] "*-&#Q5.-,(*) ?'F (; E>'Q#*5> Z?/&(_ C, (5 3"-&(/&5> ?['F .GE;->2] 5.*/Q<, m&'U(<2 (-(*) (->(-(*) &?'*;Q_ (-72 53*>&?-µ#,[-]%2 =? (:[2] "'.'*6;'2 "->S&',('2 =? "5*>((-\b/ (-b K*-\%/ (-\b/(*) =D58#µ58' (-b(c C&([>] (1\,/ 6*+,-, ?'F (A, 3"/*D[>], Z?/&(-\%/ "*-&h"-\%/ ?'F (-%(-72(*) "'*5'[8#,(('2)] =, (Y E>->?S(&5>) &-\%/ ?[']F }"[$H2] 5N"5\, "4&', 5|EI&>, ?'F Q',#*[<&>,] !@5%EH2 ?'F !&%µ"'8H2 =[,] El (9 'T(9 ?'('.*'Q<,(*). ="50(0[*]#@['µ]5(,) 10.)* (9 !"-&(+$_ BµH, µA !"-?>,I8:,'> =? &-\b/ [6*>2 ò, =?"#µ@G2 =,(5$H2’ (A, 3&(#*', @%6A, (H, 53*>&?-µ#,<, =, (Y E>->?(S&5>) &-\[%]/ !"1 5N?-&'5(-b2 ?'F ôE5 m2 $#$5?('>, =,#.?'> E#’ ?'F (1 "*--,-µ'&8\l,/(*) ?'(/.*'Q-, "5*>#6<,(*) [m2 E5E]S$<('> (-%(*) &('$#,('2 ?'F (-72

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 98

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. BELL 1911, 274f. (engl.)

Matthias Stern 99

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„[–––] es sei denn, du sendest sie aus zu uns mit ihren Familien und ihren Besitztümern, wobei du eine

Liste anfertigst nicht nur über den Namen und Patronyme der geschickten Personen, sondern auch zu

welchen Dorfeinheiten deines Amtsbereiches sie Zuflucht nahmen und was ein jeder über Besitz und

Landgüter verfügt; ebenso zeichnest du in der derartigen Übersicht diejenigen aus der Pagarchie auf,

die überführt werden, die Regelung zu übertreten, welche wir erlassen haben. Das heißt, die Zeit und

den Vermögensbestand jeder einzelnen Person und die, welche in deinem Amtsbereich verbleiben

und, kurz gesagt, alles, was du du weißt und melden kannst, ohne Falschangaben oder Lücken, und

zwar (alles) in derselben Liste. Wir haben nämlich unseren Abgesandten angewiesen, sich nicht von

dir fortzubewegen bis du auch die allerletzte Menschenseele ausgeschickt hast von denen, die in

deinem Amtsbereich gefunden wurden und die zwanzig Jahre oder mehr (dort ansässig?) sind, wie

gesagt, aber auch (haben wir ihn angewiesen) die oben erwähnte Liste, welche, wie (hoffentlich)

deutlich gemacht wurde, von diesen Personen diejenigen beinhaltet, die (zurück) entsandt wurden,

sowie diejenigen, welche in deinem Amtsbereich verbleiben. Es sollte uns ja nicht bekannt werden,

dass du mit überhaupt irgendeinem von den Flüchtigen im Verzug bist, die dazu bestimmt waren,

fortgeschickt zu werden. Denn Gott weiß: Wenn wir nach der Rückkehr unseres Abgesandten

jemanden finden, der nicht in der von dir geschickten Liste auftaucht, so werden wir dir die

Peinigungen zuteil werden lassen, die sowohl aus schwerer Geldbuße als auch auch körperlicher

Strafe besteht, und wir werden auch die Personen der Dorfeinheit bestrafen, wo solch ein Flüchtiger

gefunden wird, (und zwar) mit einer Strafe, die sie nicht tragen können. Und wir werden sowohl den

Vorsteher arm machen als auch den Dioiketen und die Wächter dieses (Dorfes) und danach werden

wir ihnen eine körperliche Strafe zuteil werden lassen, die ihren äußersten (Ängsten) zuvorkommen

muss. Mach daher das vorliegende Schreiben allen Leuten deines Amtsbereiches bekannt und ordne

an, eine Kopie in jeder Dorfeinheit anfertigen zu lassen und (diese) zu veröffentlichen in ihren

Kirchen; so mahnst und beauftragst du sie, unsere Autorität unabänderlich zu bewahren und dir die

ihnen bekannten Flüchtigen aus dem oben erwähnten Amtsbereich des Arsinoites zu melden, sodass

wir keinen wie auch immer gearteten Anlass finden (gegen sie vorzugehen) und (dass nicht) ihr Leben

und ihr Besitz für sie ein Lösegeld sein werden. Denn mit Gottes Hilfe werden wir nicht eine einzige

Pagarchie in Ägypten übriglassen, in die wir nicht unsere treuen und zuverlässigen Diener entsenden,

die beauftragt sind, eifrig und mit aller Genauigkeit Suchen und Nachforschungen anzustellen wegen

denselben Flüchtigen, (und die) überdies (beauftragt sind) anzuordnen, dass auch denen, die Hinweise

geben auf irgendwelche sich Versteckenden von denen, die wir fortzusenden befohlen haben, (Geld)

gegeben werde als Belohnung für die Anzeige, (dessen Wert) über das hinausgeht, was du dir

vorstellen kannst. Und für jenen, der überführt wird, jemanden von diesen (Flüchtigen) bei sich zu

haben nachdem unser Abgesandter hierher zurückgekehrt ist, wird (eine solche Tat) ausreichend sein

(= wird sein Untergang sein). Denn ein solcher wird die Toten für glücklich halten dafür, dass sie nicht

diese Lasten ertragen müssen, wie ich sie ihm auferlege, weil er unserem Befehl nicht gehorchte und

sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Im Monat Tybi, den 4., der 9. Indiktion.“

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 100

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Inhaltliche Paraphrase:

Der Pagarch Basileios wird aufgefordert, die in seiner Pagarchie angetroffenen Flüchtigen zusammen

mit ihren Familien und ihrem Besitz in deren Heimatdörfer zurückzusenden und über die

ausgeforschten Personen vollständige Listen zu erstellen, die wiederum an den symbulos zu senden

sind. Kurrah b. Sharik droht dem Pagarchen und dessen Funktionären, für die der Pagarch wiederum

selbst haftbar gemacht wird, mit schweren Geld- und Körperstrafen bei Nichtbefolgen oder

Nachlässigkeit und kündigt eine ägyptenweite Suche an. Es werden Belohnungen an Privatpersonen

versprochen, falls diese sachdienliche Hinweise geben, die zur Ergreifung von Flüchtigen führen,

welche sich (bei Privatpersonen) verstecken. Auch hier offenbaren sich die weite Streuung der

Flüchtigen wie auch die Bereitschaft der örtlichen Bevölkerung, ihnen zu helfen. Der Grund der

Flucht wird nicht genannt, aber der Verweis auf den Arsinoites als Herkunft der Flüchtigen legt nahe,

dass ein spezieller Anlass den Hintergrund dieses Schreibens darstellt.

Inhaltliche Paraphrase:

– Zur Datierung vgl. RecPap 4, 1967, S. 145.

P.Lond. IV 1384

Originaltitel: –

Datierung: 708–710

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: I 301; VI 64

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung; Mahnung?)

Urkundenart: verwaltungsintern

Matthias Stern 101

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Archiv: Basileios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Basileios) und andere Pagarchen

2. Filiation: –

3. Anrede:

4. Titulatur: dioiketes (nicht als Anrede)

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen / Dritte?;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: meizon; dioiketes; phylax

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf flüchtige Personen; Erfassung von

abgängigen Flüchtigen; Erfassung von auswärtigen Flüchtigen; allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1(:2 E>->?S&5h2 &-\%/ "$:8-2 "'0*c ô, ([ –ca.?– ] I,’ ="->I&'(*) Bµ\, ?'F’ =0(+$µI&'2(*) %"0[ –ca.?– ] µ5() (A,’ .5,'µ#,I, m2 [$#$5?](0[']>0 ?0['('.*'QA,] ?'() (:2’ NE;(*)'2 @%6:2 "[ 0 0 0]*0[ 0 0]5,[ 0 0] 0[ –ca.?– ] 5!"'>(I8:,'>’ (-72 Q'>,-µ#,-%2’ C6-0,0[('2 Q%./E'2] µ5() (A, "'*’-b&',’ "'* 0[ 0] 0[ –ca.?– ] 3"l*’ Z?/&(-% !,E*’12 ,-µ;&µ[']([' E#]?' ?'[F] (0[1, Q%.+,('] ,-µ;&µ'(' "#,’(5 ?'F (-72 E>(*)->?I()2 ?['F µ5;j-,'2] ?'F QU$'?'2 (-b 6<*;-% ?0[']F0 0[ –ca.?– ,-µ;&µ'(' "#,(5 ] 10?'F (9 µI,U-,’(> µ5() (A[, ?'](0['.]*0['QA, E-8:,'>] ,-µ;&µ'(' EU- 3"l* Z?/&(-% !,E*+2. [E56+µ5,-2 -Ü,] () "'*’+,(' .*/µµ'(' &U,’'0D0[-,] (0-070[2 µ5;j-,'2] ?'F QU$'?'2’ (H, 6<*;[<,] (:2 E0>[->?S&5h2 &-%] ?'F 3"','.,<&I’(*) 'T(-\2’ () .*’/µµ['(' ?5$5U<,] 15'T(-72’ µ5('.’*/@'> (1 |&[-, Z?/&(_ 6<*;_] =Qc ∞ !,’'.’,<&8:,'>’ 'T() (-\2 (H, NE;<, 6[<*;<,] M'$+,’(52 =,’ ('\(*)2 =??$I&;'>2 'T(H, [ –ca.?– ] [!],'.>,h&?5>,’ 'T(-72 ?'F .>,0[ –ca.?– ]

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 102

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. BELL 1911, 379 (engl.)

„[–––] deines Amtsbereiches eine Anzahl von denen [–––] welche du für/gegen uns ausführtest und du

dein eigenes Leben riskiertest [–––] nachdem du die erwähnte Liste angefertigt hast [–––] diejenigen

mit einer Strafe zu belegen, welche überführt werden, Flüchtige bei sich zu haben nach der

Anwesenheit [–––] für jeden Mann zehn Nomismata und jeden Flüchtigen (mit einer Strafe zu

belegen) von fünf und die Dioiketen und die Vorsteher und die phylakes jeder Dorfeinheit und [–––]

(mit einer Strafe zu belegen von) fünf Nomismata und zwei Nomismata für jeden Mann sollen dem

gegeben werden, der sachdienliche Hinweise gegen kann, nachdem die Liste (angefertigt ist). Sobald

du daher das vorliegende Schreiben empfangen hast, versammle die Vorsteher und die phylakes der

Dorfeinheiten deines Amtsbereiches und mach ihnen das Schreiben bekannt, wobei du sie anweist, in

jeder Dorfeinheit eine Kopie anzufertigen, sodass sie (= die Kopien) verlesen werden in den jeweils

eigenen Dorfeinheiten und in ihren Kirchen ausgehängt werden [–––] ihnen zu verlesen und [–––]

weise sie an, dir die Flüchtigen auszuliefern, welche nach (der Anfertigung) der Liste in der

Dorfeinheit gefunden werden, und gib ihnen eine Frist von x Tagen [–––] damit sie dir diese ausliefern

können; und wenn sie anzeigen, jemanden von ihnen (= den Flüchtigen) bei sich zu haben, erfasse bei

dir von jedem Einzelnen den Namen und das Patronym und aus welcher Dorfeinheit er floh und

belege ihn mit einer Strafe von fünf Nomismata und geißele (ihn) mit vierzig Peitschenhieben und

überstelle ihn in ein hölzernes Joch genagelt an uns, wobei du denjenigen anweist, der mit ihm (zur

Bewachung) gesandt wird [–––] sodass er, wenn er ihn übergeben hat, von uns eine Quittung für ihn

erhält. Gleichfalls gib auch du denen eine Quittung, die dir Personen aus deinem Amtsbereich bringen,

die man in anderen Pagarchien gefunden hat – entsprechend der Vollmacht des vorliegenden

Schreibens nach Gottes Willen. Wir schicken nämlich unseren Diener in deinen Amtsbereich, damit er

mit aller Genauigkeit Untersuchungen betreffs solcher Flüchtigen anstelle und wenn er welche von

ihnen finden sollte, die sich in deinen Amtsbereich gekommen sind, nachdem das erwähnte

Memorandum angefertigt wurde, so soll er den Flüchtigen mit einer Strafe von fünf Nomismata

belegen und den, der ihm Unterschlupf gewährte, mit einer Strafe von zehn Nomismata und die

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 104

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Vorsteher und die phylakes der Dorfeinheit, in der er gefunden wurde, mit fünf Nomismata und

darüber hinaus, wie es oftmals verkündet wurde, soll er (sie) an ein hölzernes Joch nageln und uns

überstellen und dem, der sachdienliche Hinweise über die Flüchtigen geben kann, für jeden von diesen

Flüchtigen zwei Nomismata zusprechen; die solcherart (zugesprochenen) zwei (Nomismata) aber,

welche wir ihm geben, sollen von dem verlangt werden, der ihm (= dem Flüchtigen) Unterschlupf

gewährte. Daher nach aller Kraft [–––] eifrig in der Angelegenheit dieser Flüchtigen, sodass, wenn

unser Abgesandter zu dir kommt, um die so beschriebene Suchaktion durchzuführen, er nicht die

geringste Nachlässigkeit feststellt, weder in der Angelegenheit der Flüchtigen noch bezüglich des

Anfertigens einer Kopie des gegenwärtigen Schreibens für jede Dorfeinheit, sodass aus einem

amtlichen Schriftstück [–––] lernen sie die in diesem enthaltene Anordnung, damit, wenn

irgendjemand überführt wird, etwas getan zu haben [–––] er keine Gelegenheit findet, ein Wort der

Rechtfertigung vorzubringen, dass er unsere Order nicht gekannt habe. Ermahne daher die (Beamten)

der Dorfeinheiten eindringlich, niemanden von solchen Flüchtigen, der jetzt zu ihnen flieht,

freizulassen, sondern diesen [–––] bis sie diesen überstellen können [–––] haben wir dir geschrieben.

[–––] Wenn nun [–––] du gutes wünschst und dein körperliches Wohl [–––] zu kommen zum

ausführenden [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Ein längeres Schreiben vom symbulos Kurrah b. Sharik an den Pagarchen Basileios die Flüchtigen

betreffend. Zu Beginn rekurriert Kurrah offenbar auf nachlässig ausgeführte frühere Anordnungen.

Der Pagarch wird angewiesen, Listen anzufertigen. Dabei handelt es sich offenbar um zwei

verschiedene Listen: In der katagraphe, von der anfangs die Rede ist, scheint Basileios alle ihm

abgängigen Personen festhalten zu müssen, während die spätere Liste, in der Namen und Herkunft der

in seiner Pagarchie aufgeschnappten Flüchtigen erfassen soll, anscheinend hypomnema genannt wird.

Des Weiteren lauten Kurrahs Order an Basileios, dass dieser das vorliegende Schreiben an die

einzelnen Dörfer weiterleiten und deren Beamten die Auslieferung der Flüchtigen anordnen soll. Es ist

von hohen Geldstrafen für die Flüchtigen, deren Komplizen sowie die Lokalbehörden im Falle von

Nachlässigkeit die Rede; zusätzlich werden die Flüchtigen selbst körperlicher Züchtigung

unterworfen; Denunzianten wird eine Belohnung in Aussicht gestellt. Außerdem soll Basileios

denjenigen Boten Quittungen auszustellen, die ihm in anderen Pagarchien aufgeschnappte Flüchtige

aus seiner eigenen Pagarchie überstellen; auch Basileios’ Abgesandte, die Flüchtige abliefern, sollen

entsprechende Quittungen erhalten. Es existieren einige koptische Stücke, die offenbar ebensolche

Quittungen darstellen und die homologiai genannt werden.

Das Schreiben verdeutlicht ein gewisses Misstrauen gegenüber den Lokalbehörden.

Anscheinend kam es des Öfteren zu Unregelmäßigkeiten bei solchen Aktion, vermutlich mittels

Bestechungen der entsprechenden Funktionäre, wie auch der letzte Passus verdeutlich, dass die

Festgenommenen ja nicht vor der Überstellung freizulassen seien – zumal dem Pagarchen ja nur recht

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sein konnte, mehr potentielle, wenn auch inoffizielle Steuerzahler in seiner Pagarchie zu wissen.

Gerade die detaillierte Beschreibung des Instanzenweges und die Aufforderung zur Quittungsnahme –

die gewiss später das Ziel von Kontrollen werden sollten oder solche zumindest androhen –

verdeutlichen die Eindringlichkeit des Schreibens.

P.Lond. IV 1467descr.

Originaltitel: –

Datierung: 709–710

Herkunft: Aphrodites Kome

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: (VI 65)

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Basileios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Basileios)

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: –

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 106

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9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: unklarer Bezug zu flüchtigen Personen

Text: Ed. nur descr.; sonst: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 00(Y 'T(Y "'.'*6;k (-72 Q%./E'2 'T(:2 00[ –ca.?– ] ?-U*&<, (-b [ –ca.?– ] 00"5*F (H, $568#,(<, Q[%./E<, –ca.?– ] 00[ –ca.?– ] j N(,)E(>?(;-,-2) I R,S6(8I) E(>c) wM-% v&&', ("5)*(F) &>ES*-% ?5(,(I,'*;<,) E [ –ca.?– ]

Übersetzung:

„[–––] derselben Pagarchie, ihre Flüchtigen [–––] des cursus des [–––] wegen der erwähnten

Flüchtigen [–––] den 7., der 8. Indiktion vorgebracht durch Abu Hassan wegen 4 Kentenaria Eisen [––

–]“

Inhaltliche Paraphrase:

Verschiedene Fragmente eines Briefes von Kurrah b. Sharik an den Pagarchen über Flüchtige. Der

genaue Aufgabenbereich des Pagarchen in diesem Zusammenhang bleibt unklar.

P.Lond. V 1674

Originaltitel: – (DDbDP: Petition to the Dux)

Datierung: ca. 570

Herkunft: Antinoupolis

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Lond_V_1674.html

BL–Korrekturen: (I 304; II.2 84; III 98; VII 91;) IX 146; X 107; XII 108

Textgattung: Eingabe (Dorfbewohner an dux Thebaidos)

Urkundenart: offiziell

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Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Iulianos / (Menas?)

2. Anrede: –

3. Titulatur: Pagarch; eparchischen Ranges / –

4. Herkunft: –

5. Amtsbereich: –

6. Weitere Funktionen: –

7. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

8. Rolle des Pagarchen: offiziell

9. Involvierte Instanzen/Amtsträger: procurator; paganos?; stratiotes; archontes; dux

10. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Zugriff auf Privatbesitz;

allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: ctr û B 85;' "*+,->' ?'F e Q>$+60*0[>&(-2 BµH, M'&>$572] (0A, =D-6<(/(I, 3(*)µH, Q>$',8*<";', Ç(5 EH*-, (Y "'0,0(0['8$;k pIM';]<0, 6h*k =6'*;j'(-(*) 85&";&'> ?'(ID;<&5, \('U(I,/ [*65>, m2 a(*)?[',]A0, -Ü&', !,[']&(5\$'> () ">?*)0 pIM';<, !E>?Sµ'(' ?'F (-b(- µ'080+,(52 !?[*>]M0H2 "'*) "+E' (H, 5T?$5H[,] 53(*)µH, |(*)6,<, ?%$>,E-Uµ5,0[->] Ä0?'µ5, "'*-E[%*]+µ5,-> E>E/&?-,(520 (010 ?0['8c] Bµ42 =, (-U(->2 C6-,. vac.? E>E/0[&?-µ5, (]A0, C,E[-D-], 3(*)µH, Q>$'0,0[8]*<";[',] m2 !0"01 .-,#<, ?'F "*-0.+0,[<, 0 0 0 0 0 0]20 C080-2 C60[-µ5, – ca.9 –] 0,[ 0 0] "*-&( 0 05% 0 0 3(*)"c =D-0%0&0;0['],0 0[ 0 0 0 0 0 0 0]&0> 3(*)"1 ([H,] 0,I0 0<0,0 (:[2 "]+0$5<0[2] w,(';-(%) ?'F "/&I2 (0:02 ('U0(0[I2 – ca.10 –] 0<0, ?'0(0[#]&0(0I0&', 3(*)"1 (A, "-$>(>?(A,) 10[(/]D0[>, 5N2] ü, ?'F 5N&Q0#0*-0µ 0[5,] !0,5$$50>0"H2(*) [?'F 5]T0.,<µ+,<2 ?'F "$I*<(>?[H2] [()] 5T&5M: ?'8c(*) C(-2 M'&>$>?) (5$#&µ'(' "*12 (A, E0U[,']µ 0>0,0(*) (0H,0 M0'&>0$[>?(H,)] [B]µ 0\0,0 N(*)E>'j0+0,0(0<0[2 –ca.?– ] 0 0- "*-&('.µ/(<, (:2 [ –ca.?– ](0-0%0 ? 0 0%" 0[ 0 0] 0( 0[ 0] [ –ca.?– ] (/D>2 \"0$0 0 0 0/ (H, (0 0 0 0 0 15ä(-\>/ (H, E-U$<, (:2 3(*)µ5(#*('2) [Q>$',8*<";'2(?) 0 0 0 5a$]?U&8Iµ5, 5T.5,H020 ?0['F] =$5%85*>?H2 (-, M;-, ?'(['.]+0µ5,0[-, 0 0 0 0 0 0 0] (A2 "'.'*6;'2 j%.1, "'0*0[)(?)] (H, !"-Q8'$µ><&'µ#,<0, (:[2 (?) –ca.?– ] 0 0 0 0 0 0["5(?)]"0*'.µ#0,0-0%0 (05 (0H0[,] "'./*6<, (H, Bµ42 ' 0[ –ca.?– ] 0 0 0/.5>, 5N2 E-%$50;0'0,0, (1 EA ?'F "5"*/6'&>, ?'0F0 [ 0 0 0 0] 0 0 0[ 0 0 0 0 0 0] 0', Bµ42 (:2 !,'.?';'2

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 108

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 110

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Übersetzung:

„Die göttliche Vorsehung und unser christusliebender Kaiser haben Eure herausragende

Menschenfreundlichkeit, die als Geschenk der allunglückseligen Thebais willfährig ist, für würdig

erachtet, anzuordnen (= weshalb sie anordnen ließen), dass (sie) diese (= die Thebais) regiere, sodass

sie fähig ist, die furchtbaren Ungerechtigkeiten rückgängig zu machen, und da wir dies genau wissen,

kommen wir, uns vor den Füßen Eurer gerühmten Sohlen niederzuwerfen. Wir beklagen uns und

unterrichten Euch über die uns betreffenden Dinge, mit denen es folgende Bewandtnis hat: Wir

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unterrichten Eure berühmte Menschenfreundlichkeit, dass seit (der Zeit) der Vorväter [–––] haben wir

die Sitte [–––] von einer Amtsgewalt [–––] von den [–––] (von) Antaiupolis und ihrer gesamten [–––]

haben sie unter der Zivilverwaltung an diese bezahlt und wir haben ununterbrochen eingezahlt und

einsichtig wie vollständig die frommen, jährlichen kaiserlichen Abgaben nach Maßgabe der

kaiserlichen uns persönlich (betreffenden) [–––] Verordnungen der [–––] Verwaltung [–––] wahrlich

der Sklaven Eurer Menschenfreundlichkeit [–––] wurden wir gezwungen wohlgeboren und frei das

fortgeschrittene Leben (?) [–––] Joch der Pagarchie von denen, die neidvoll blicken auf [–––]

eingebrachten sowohl der Pagarchen unserer [–––] (sc. zu stürzen o. ä.) in Sklaverei, was sie in der Tat

auch bewerkstelligt haben und [–––] (dass?) wir einen Vorrat an notwendigen Lebensmitteln haben [–

––] allen [–––] seiend, in Ordnung zu bringen, da wir im Schmutz ersticken. Seitdem, Gebieter,

werden wir von diesen Leuten schlimmer zermürbt als in Gegenden, die von Barbaren heimgesucht

werden, (und zwar) waren wir jede (Stunde) das Ziel von Nachstellungen für eine Leistung für die

Kopfsteuer [–––] und Steuereinziehungen nach Gewohnheit und all dieselben Belastungen [–––]

berühmten Andenkens und [–––] den Aufschlag der glückverheißenden embole und [–––] unserer

Vorfahren [–––] Antaiupolis, welche so schlecht heraufkommend und anwesend (???) [–––] auf der [–

––] uns [–––] (der) kaiserlichen Landvermessung [–––] unseren Boden, der sandig ist und öde und

unbedingt [–––] (die) Aufwendungen gänzlich haben wir(?) geliefert den am helllichten Tage

bereitgestellten stratiotai und da wir noch schwerer belastet waren, wurden wir aufgrund der

Unfruchtbarkeit unserer minderwertigen Felder vor langer Zeit zusammen mit jedem Grundbesitzer

der allunglückseligen Antaiupolis geschätzt auf zwei Keratia allein für jede Arure saatfähigen Bodens,

für Weinland aber acht Keratia, de facto 5 2/3 Keratia [–––] auf Zureden des Christodotos, des

gewesenen procurator [–––] (des) Iulianos, (des Mannes) von eparchischem Rang und Pagarchen [–––

] zu hören [–––] (der) besagten kaiserlichern Abgaben sagte er, aufgrund der Vollzähligkeit der

Aufstellung(?) [–––] fand er Gelegenheit, (dies?) zu erfüllen und seitdem zahlen wir jährlich der

Steuerkasse vier Keratia für jede Arure saatfähigen Bodens und für jede Arure Weinland

dreiundzwanzig nach staatlichem Maß ohne die glückverheißende embole und (ohne) ihren Aufschlag

und (ohne) das naulon, aber zugleich verordnete er damals auf Beschluss der archontes per Dekret,

dass nicht erlaubt sei, dass der (jeweils) amtierende Pagarch etwas anderes, was über diese

(Steuersätze) hinausgeht, dem unglückseligen Grundbesitzer von Antaiupolis auferlege, mit dem Ziel,

dass er imstande sei, alle besagten Steuern mit den ihnen anhängigen Aufschlägen zu leisten, werden

wir zugeordnet dem allgemeinen Steuersatz von Antaiupolis desselben Gaues einschließlich (?) des

Lohns der stets abgestellten stratiotai [–––] (den,) der zusammen ist, zum vollen Betrag [–––] die Rate

der Steuern und wir werden regieren [–––] der uns zukommenden Steuern zu leisten, sagt er,

zusätzlich zu den oben erwähnten Steuern mit Aufschlägen zweieinhalb Keratia für jede Arure,

welche seit einem Jahr komplett nicht bewässert wird in unserer Ebene, sondern vom Nilwasser

unberührt bleibt, wozu wir noch den Tod (unserer) Tiere auf uns nehmen müssen und nicht den dritten

Teil unseres ganzen Landes besäen können, weil er öde ist und unbearbeitet; und für die ausreichende

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Ernährung unserer geretteten (Tiere) [–––] zu sähen, konnten wir nicht bewerkstelligen und gleichfalls

nicht [–––] und [–––] unser [–––] (des) Grundsatzes (?) und die Mädchen und die asketischen

Jungfrauen (= Nonnen?) zu schänden und unsere Tiere zu rauben und das Heu, das ??? mit Mühe zu

ihrer Versorgung (diente?) zu verbrauchen für die Tiere als Strafaktion von seiner Seite gegen uns,

(was) zum Vertrocknen des Saatguts (führte) während einer Dürre (und) zum vollständigen Untergang

sowie zum Schaden der Steuerkasse. Und in der Tat übernahm er seit dieser Zeit (?) die Pagarchie

(und) ununterbrochen haben wir ihm gutwillig und einsichtig und verständig ??? mit aller

gebührenden und [–––] wegen des [–––] mit [–––] weitere 100 gutbeständige Nomismata [–––] auf

uns genommenem unter früherem Heiligeneid (abgenommen) vom gottliebenden Vater und Leiter des

frommen Klosters des Apa Makrobios, dass er mit diesen (Nomismata), und nicht mehr, zufrieden sei,

doch schwor er uns falsch in Bezug auf die bezeichneten Steuern und in unrechter Weise ging er

gegen uns und die mit in unserem unglückseligen Dorf Wohnenden vor mittels räuberischer Überfälle

und unter der Mitwirkung vieler, die, wie gesagt, paganoi waren und sich auch auf unser Dorf stürzten

[–––] Recht von Barbaren [–––] (die) Pagarchen den Rest (oder: daher) [–––] für(?) [–––] (der)

Entdeckung, dass aus [–––] hat er ausgemessen [–––] durchweg. Wir rufen nämlich als Zeugen Gott,

den Gebieter, und Christus, den König der Könige, an, dass die Gläubiger und Kaufleute, die den

Handel mit uns abschlossen, mit den unglückseligen Grundbesitzern vertraglich vereinbart haben (als

Wert?) der Ländereien (und zwar) im Einzelnen: Getreide (oder vielmehr: Weizen?) 36 (Artaben) des

vorgenannten [–––] und Gerste 60 Artaben und Gemüse 12 Artaben und Wein 100 Angeia und zu

diesem Satz wurde die Arure belastet und für Steuern und für die Darlehen zahlt er nicht, um alle diese

so bedeutenden ??? des Gläubigers abzumessen und wir hatten abgemessen die Steuern und das

Darlehen. Denn der [–––] (die) ausgeplünderten [–––] unsere große Bedrängnis und Verzweiflung

erkannte der amtierende allgelobte patricius Athanasios, da wir im Winter Viehfutter speisen statt

essbaren Brotes und nichts uns mit unseren Kindern aus den Landgütern übrigbleibt zur Versorgung,

denn das Dorf besteht aus lauter Kleingrundbesitzern. Er bemitleidete uns und bald ordnete er an,

nichts anderes einzutreiben als die ‚trockenen’ Steuern (und) bis jetzt danken wir Gott dafür [–––]

(den) Hegenden (= Athanasios?), den unglückseligen Kleingrundbesitzern [–––] wenn es (Euch)

gefällt, zu anzuordnen auf einem Schreibtäfelchen all die uns betreffenden [–––] zur umfassenden

Verteidigung und Durchsetzung (unseres Anliegens), dass wir unbehelligt und ungestört bleiben

können auf unseren eigenen (Ländereien) und nicht gezwungen sind, umherzuirren [–––] unserer

Heimat unter [–––] und nach ihrem Ableben verwaiste [–––] sind wir geworden, sodass Ihr seht das

(junge) Alter und wir werden fortgeschleppt Eurer göttlichsten [–––] dieses Dorf [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Rohschrift einer Petition der Bewohner Aphroditos über Untaten offenbar verschiedener Pagarchen

und ihrer Funktionäre. Weiterhin scheint sich das Dorf auf seine Autopragie zu berufen, welche die

Pagarchen systematisch zu unterwandern versucht hätten, aber dies wird nicht ganz klar. Die

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Bewohner von Aphrodito erklären, dass ihr Dorf zusammen mit der übrigen Pagarchie aufgrund der

Kargheit des Bodens auf zwei Keratia pro Arure Ackerlandes und acht Keratien pro Arure Weinlandes

taxiert wurde. Später scheint vermutlich der Pagarch Iulianos (Z. 37) die Bodenschätzungen

angehoben, zugleich aber verordnet zu haben, dass keine weiteren Ansprüche an das Dorf gestellt

würden. Allerdings seien in der Folge die Raten trotz dieser Verordnung immer weiter angehoben

worden, was sich offenbar auf eine spätere Zeit bezieht (Z. 52–54). Zwar scheint der damalige

Pagarch geschworen zu haben, zu den alten Raten einzutreiben (Z. 72–75), doch als die Dorfbewohner

nicht zahlen konnten, habe ein Pagarch seine Männer ins Dorf gesandt und es kam zu Übergriffen

gegen die Bewohner, wobei stratiotai nicht erwähnt werden, aber darauf hingewiesen wird, dass es

sich um nicht amtlich autorisierte Personen (paganoi) handelte. Vielleicht ist hier der Pagarch Menas

gemeint und es werden die Vorfälle von P.Cair.Masp. 67002 thematisiert, doch ist dies nicht sicher

und der topische Charakter liegt hier auf der Hand. Anschließend (Z. 90–98) wird noch auf eine

Steuererleichterung durch den dux Athanasios hingewiesen (wohlgemerkt vor den eben genannten

Vorfällen), die durch den Pagarchen offenbar verletzt worden sei. Die Dörfer legen anscheinend in

Übereinstimmung mit dem Pagarchen die Raten fest (Z. 45 spricht von einem Beschluss von

archontes), der Pagarch ist aber de facto für diese Rate und deren Eintreibung verantwortlich – auch in

Dörfern mit Autopragie (bzw. sollten von dort keine Zahlungen kommen, war es offenbar des

Pagarchen Aufgabe, Nachforschungen anzustellen)! Der Zorn der Dorfbewohner richtet sich auch

nicht gegen die Eintreibung an sich, sondern gegen die illegale Anhebung der Raten. Am Ende der

Petition drohen sie indirekt eine Landflucht an – ein bemerkenswerter Einblick in die Umstände,

welche Menschen zur anachoresis zwangen. Man kann sich vorstellen, dass dies den Behörden als

besonderer ‚Anreiz‘ dargeboten wird, sich für die Belange der Dorfbewohner einzusetzen.

P.Lond. V 1677

Originaltitel: – (DDbDP: Petition to a magister)

Datierung: ca. 568–570

Herkunft: Antinoupolis (found: Kôm Ishgau)

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://www.misha.fr/papyrus_bipab/pages_html/P_Lond_V_1677.html

BL–Korrekturen: (IV 45;) IX 146; XII 108

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Textgattung: Eingabe (Dioskoros an magister)

Urkundenart: offiziell

Archiv: Dioskoros

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Menas)

2. Filiation: –

3. Anrede: Lichtester (clarissimus)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Antaiupolis

7. Weitere Funktionen: scriniarius

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritter; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: boethos; arabarches; magister; protokometes; paganos?

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; Zugriff auf Privatbesitz;

Zugriff zum Zwecke der Geiselhaft; allgemeine Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: [6µ.] / / û (9 !0$0[I]85>,9(*) !.'89 E5&"+(G µ-% ?'F Q>$',8*h"_(*) 5T5*.#(G $'µ"*-(/(_ ?'F "5*0[>M$]#0"0(_ µ'.;&(5*> † E#I&>2 ?'F a(*)?5&;' "'(*)) (-b =$55>,-(b) -N?#(-% 3(*)µH, 5† £[>-&]?+*-%. † 5TQIµ[5\('>] ?'F E>'M5M+I('> =, Ç"'&> "'*) "',(12 !,8*h"-\%/ B Q>$-?/.'8-\2/ 3(*)µH, [$'µ]"*) 5T5[*].5&;' !5F &"-%E/&-(%)&' "/,(' () $%&>(5$: ?'F @\%6/<Q5$: [ –ca.?– ] E>?';<, 3(*)\"l*/ "4&', !*5(A, ü, ="#65> q*#.5('> E>'(5$5\, [ –ca.?– ]µ5,I ?!.f(*) (-(b)(- &'QH2 =">&(/µ5,-2 !+?,<2 "*+&>(*)µ>(*) 10[ –ca.?– (-\2 !,5"/Q->2 3]µH, |(*)6,5&> (1 ?'(c =µl "*4.µ' E>E/&?<, =, (-(U)(->2 [C6-, WI,42 e $'(?)]µ"*+('(-2 &?*>,>/*>-2 ?'F "'./*6I2 (:2 w,(';-% m2 |(*)&(5(*) "$5-– [,5D;', (?) –ca.?– M$/(?)]M0'2 µ 0-(%) ?'F 8$;@5>2 ?'F &(5,-6<*;(*)'2 ∑(*)2 3(*)"#µ5>,'(*) =,('b8' [ –ca.?– &%],056+µ5,-02 (Y !"-*;k ?'F "5,;k "'$'>H,0 =Qc K (> e M-I812 [Pb*-2(?) (:2 ?hµI2 o8]$4 µ5() (H, ('U(I2 "->µ#,<, ?'*"-b,('> ()2 [*-(%)*/2 15[µ-%(?) =, (9 "5E;_ ~>'&5 (]:2 'T(:2 ?hµI2 [,5% =?Q-*;<, ?'F EIµ-&;<, ?'F

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Übersetzung:

„Meinem aufrichtigen, guten Gebieter und menschenfreundlichen Wohltäter, dem lichtesten und

angesehenen magister. Bitt– und Schutzgesuch von Eurem ergebenen Hausbeamten Dioskoros.

Gepriesen und berühmt in allem sei von allen Menschen Eure edelmütige, lichte Wohltätigkeit, die

stets bemüht ist, all die nützlichen und seelerquickenden [–––] (der) gerechten Dinge, die über alle

Tüchtigkeit hinausgehen, welche sie innehat, trachtet sie danach, zu vollbringen [–––] und ich, der ich

dies nur zu gut und unverdrossen weiß, bin zugehörig [–––] Euren gerechten Sohlen und vermelde die

mich betreffende Angelegenheit ??? Menas, der lichteste scriniarius und Pagarch von Antaiupolis,

dass du die Gier kennst [–––] meinen Schaden und Qualen und Mühseligkeiten, die ich auf mich

nehme hier [–––] bin ich ergriffen von Plage und Armut seit langer Zeit, insofern als der boethos

Kyros des Dorfes Phthla zusammen mit den Hirten dieses (Dorfes) bewirtschaften meine Felder in der

Ebene von Piase desselben Dorfes ohne Pachtzinsen oder Abgaben (zu zahlen) und die Steuerlast

dieser (Felder) lässt er mir zu zahlen übrig. Grundlos nämlich seit der vorangehenden Amtsperiode [––

–] des arabarches berühmten Andenkens viele Schmähreden und [–––] dieses taten sie und ihm

empfahl mich die Erhabenheit [–––] und selbst der dux befahlen bald dem besagten Mann dies [–––]

er selbst aber ist es, der sich selbst zu Unrecht aneignete die Erträge [–––] meinen Dienern jene Hirten.

Zusätzlich zu diesen unerträglichen und [–––] Missetaten nahm er meinen Sohn fest für die Steuern

anderer Leute [–––] Steuerrückstand wegen dieser Dinge. Der besagte Verführer Menas kam [–––]

Matthias Stern 117

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Æ%∏'s Apollos, den Mann meiner Schwester [–––] zum Protokometen von Aphrodites Kome zu

machen und ihn diesbezüglich zufriedenzustellen [–––] unter ihn des Dorfes Protokomet schlecht und

gewaltvoll [–––] und sein Haus wird tagsüber geplündert von Räubern und paganoi und den mit

diesen (agierenden) Hirten und allen abhängigen Bauern aus dem Dorf (= Phthla?) in dieser

(Aphrodites Kome?) [–––] (des) Ruins und nicht nur, dass er nichts Gutes tat den unreifen, elenden

und minderjährigen Söhnen, die äußerster Armut und einem Mangel an Brot anheimfielen, sondern

auch die Mörder, die [–––] seine Felder besäten (und welche) Pächter und Hirten waren nach seinem

Ruin [–––] meines Sohnes, der gar nichts mit (der Angelegenheit) des Apollos zu tun hat und [–––]

muss seinen elenden und minderjährigen Söhnen erlassen werden, insofern, als [–––]“

v

„[–––] ihren Vater und Plünderung und Verwüstung [–––] ließen sie auch Viehdiebstahl über sich

ergehen, dass du sagen würdest, mehr nach Art von Gegenden, die von Barbaren heimgesucht werden,

würden sie ausgeplündert und verwüstet, das ist das bitterste [–––] durch kaiserliche Verordnung

wurde ein Diener gefangen gefangengenommen bald behütend [–––] wird er gefangengenommen.

Doch der Hilflose und unglückselige die beiden schlechten (Dinge) [–––] deswegen bitte ich meinen

guten Gebieter flehentlich und schwörend auf das Heil des ewigen Gottes und Eurer lichtesten Kinder

[–––] und ihrer hochverehrten Mutter und Herrin und Eurer allumfassenden Amtsgewalt, wenn es in

Gottes Namen (Euch) beliebt, gerecht zu richten und dem besagten Menas zu schreiben, von meinem

Sohn abzulassen und (von) seiner Behelligung anstelle des Apollos [–––] wenn es geraten scheint,

Steuern der Aussähenden seinen Landgütern [–––] ließ der Kaiser verkünden (?) nicht gegen die

Diener für andere oder besser gesagt [–––] die Dorfeinheiten als Apollos nach einem Zeitpunkt

verlangte und voll bezahlt zu werden [–––] Ich hörte nämlich, als Apollos hierhergekommen war,

nach dem [–––] bevor er die Protokosmetie übernommen hatte, dass die Steuern [–––] persönlich

übergebe ich dem Herrn Menas und nicht dem boethos von Aphrodites Kome [–––] Aphthonios eine

blutsaugende Steuerabrechnung, die meinen Dienern [–––] deswegen bat ich den Pagarchen um einen

anderen boethos [–––] Goldsteuern. Als aber sein Anwesen verwüstet wurde, wurden die Quittungen

gestohlen [–––] Angelegenheiten kenne ich nicht, doch der Eid bei diesem wird günstigen Fortgang

bewirken [–––] dass mein unschuldiger Sohn ungerechtfertigterweise bedroht wird für auswärtige [––

–] über ihre großen, unerfahrenen, nehmenden Dinge hinaus (?) bete ich um dessen Wohl [–––] für

(Euer) Heil und Eure Dauerhaftigkeit sowie für Eure lichtesten Kinder [–––] Gebieter.“

Inhaltliche Paraphrase:

Dioskoros beschwert sich über das Verhalten des Pagarchen (vermutlich Menas, wie aus einem

Vergleich mit P.Cair.Masp. 67002 I 11–18 deutlich wird). Zunächst (Z. 11–20) geht es um aus dem

Maspero-Text Bekanntes: Menas hat Dioskoros’ Land in Phthtla an den boethos und an Hirten des

Dorfes übertragen, dennoch muss er die Steuern, die auf diese erhoben werden, zahlen. Anschließend

berichtet Dioskoros von Übergriffen des Pagarchen auf seinen Schwager Apollos, den Menas zum

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 118

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Protokometen des Dorfes einsetzen ließ, und seinen Sohn. Wegen angeblicher Zahlungsrückstände des

Dorfes ließ Menas offenbar das Haus des Apollos plündern; Apollos selbst und seine Kinder wurden

zurückgelassen und der Pagarch übergab das Land an Hirten. Unabhängig davon hat Menas

Dioskoros’ Sohn verhaften lassen, da dieser verantwortlich sei für des Onkels Schulden. Dieser Sohn

(siehe Ed. Anm. zu Z. 49) könnte der boethos von Aphrodito gewesen sein, daher wird ihm wohl die

Verantwortung für die Zahlungen angetragen, aber Dioskoros stellt klar, dass sein Sohn nichts mit den

Angelegenheiten des Apollos zu schaffen habe und er, Dioskoros, überdies seine Steuern direkt an

Menas, nicht über den boethos, geleistet habe, die Quittungen freilich bei der Plünderung des Hauses

konfisziert/gestohlen worden seien. Der magister ist offenbar ein offizieller Untergebener des dux

(vgl. P.Cair.Masp. 67003, 4, wo eine Eingabe über ihn an den dux adressiert wird). Der Ton der

Petition gegenüber dem Pagarchen zeigt, dass dieser seinen Respekt, der ihm als Amtsperson zukäme,

deutlich verspielt hat (PALME 2008, 217f.).

P.Oxy. XVI 1831

Originaltitel: Complaint of a µ5;j<,

Datierung: spätes 5. Jh.

Herkunft: Tholthis (Oxyrhynchites)

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://163.1.169.40/cgi–bin/library?a=q&r=1&hs=1&e=p–000–00–––0POxy––00–0–0–

–0prompt–10–––4––––––0–1l––1–en–50–––20–about–––00031–001–1–0utfZz–8–

00&h=ded&t=1&q=1831

BL–Korrekturen: (II.2 103)

Textgattung: Brief (amtlich; Ansuchen; Mahnung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

Matthias Stern 119

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

1. Name: –

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: Pagarch / Pagarch (Pl.)

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Dritte; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: meizon; boethos; agrophylakes

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Straftäter und -verdächtige

Text: "('*)) † µ;j-,>0(*) ?hµI2 t'?+,'. (>,l2 µ5('E5Eh?'&; µ-> e2(*) K(>"5* B(*) "->µ#,52 (:2 &:2 ?hµI2 3(*)IµH,(*) [µ]/6I, C0&6', "*12 (-72 3(*)IH,(*) ?hµI2 p+$85<2 ?'F (H, 3(*)IµH,(*) "*-M/(<, !0["-]Q#*-,(52 5N2 (A, 3µH, .:,, ?'F C"5µ@' 5N0[&]M0:,'0>0(*) (-72 =µ-72 !.*-QS$'?'2(*) ?0[']F0 E5Eh?'&> (A, =">&(SµI,. 8#$I&-, -Ü, "'*'.\$5(*) (-\2 BµH, !.*-QS$'D>,(*) ?'F (-%2(*) "->µ5,'2(*) (:2 BµH,(*) ?hµI2 =0.f µl, -T EA (H0 !I0E0;', .50,#&0805(*) "*12 3µ4020 [6'õ*]<0, =["5]>0 "042 q0Q;$>(*) -0T0 &0>'E;',(*) ?5>,:&'>(*). ?'F .)* -T? qQ;$-µ5,(*) !Q-(#*<,(*) ?>,:&'> }@50>0µ'6;'20(*), -TEl .)* C6-– µ5, "*4.µ' µ5() (:2 !E;0'020(*) (H, 3(*)µH,(*) "'0.0/*6-,(*) "*12 (<(*) 30µ 0[4]20 "0'0[*]'0.0\0$5(*) 10(-0\02 BµH, E>'Q[#*-%]&0>, !"1 µ>?*H, V<2 [µ]5./$<, "*12 (<0(*) µ 0A0 ?0>0,0:&5(*) µ 0/– 6I, "*12 Z'%(-72 0[ 0 0 0] 0 0 0I(0[ 0]'0 0[ 0 0] 0 0&0µ 0 0 0[ 0] 0 050*> 0 0 0 0 0 0 0 0[ 0 0 0 0 0] 0( 0 -TEl M-I812 BµH0,0 50µ5&0 0 0I0 I 0 0[ 0 0 0](05 e0 "0/0.0'*6-2. 850$0S0&0'0(0[5 (-õ],0%,0 (0'b(' !"-$:&'>(*) 5X,'(*) µA [&"-*-2 µ;,G(*) B (-U(-% µI6',S. v û =";0E0(-2) 0 0 0 0[ 0 0 0 0 0 0 0] 0 ~0'0"Ñ µ 0>0j0-0,0(*) ?hµI2 t'– 15?+,' "0('*)) ["' ™'?;-[%] µ>j(*) p+$8050(<2). Apparatus ^ r.2. l. µ5;j-,> ^ r.2. l. m2 ^ r.2. l. -a ^ r.3. l. 3µH, : çIµ<, papyrus ^ r.3. l. BµH, : çI<, papyrus ^ r.4. l. BµH, : çIµ<, papyrus ^ r.5. l. 5N[&]M0:,'0>0 ^ r.5. l. !.*-QU$'?'2 ^ r.6. l. "'*'..5\$'> ^ r.6. l. !.*-QU$'D>, ^ r.6. l. (-\2 ^ r.6. l. "->µ#&> ^ r.6. l. 3µH, 7: BL II.2 103 – 50.0<µ5,-% EA (< !I0E0;', .50,#&080'> "*12 Bµ4020 0 0 0 0-05 0 0>0 "042 q0Q;$> -0T0 5N'E;', prev. ed. : l. .5,ú&8'> : l. qQ>$5> : l. &>',(õ', ^ r.8. l. ?>,:&'> ^ r.8. l. qQ5;$-µ5, ^ r.8. l. !<µ>Q-(#*<, ^ r.8. l. }@>µ'6;'2 ^ r.9. l. !E5;'2 ^ r.9. l. BµH, :

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 120

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

çµ<, papyrus ^ r.9. l. "'./*6<, ^ r.9. l. (1 ^ r.9. l. "'[*]'..5\$'> ^ r.10. l. (1 ^ r.10. l. ?>,:&'> 12: BL II.2 103 – 850$0S0&0'0(0[5 0 0] ,0b0,0 prev. ed. ^ r.13. l. !"-$b&'> ^ r.13. l. X,' ^ r.13. l. µ5;,G ^ v.14. l. µ5;j-,<>> ^ v.16. l. µ5;j(-,-2)

Übersetzung:

„Von . An einen Vorsteher des Dorfes Takona. Einige Personen haben mich darüber unterrichtet, dass

eure Hirten deines Dorfes einen Streit gegen unsere (Hirten) des Dorfes Tholthis begannen, wobei sie

auch unser Kleinvieh auf Euer Land entführten; und ich habe meine agrophylakes geschickt,

hinzugehen, und sie haben mir die Kunde überbracht. Genehmige also, dass man unsere agrophylakes

und die Hirten eures Dorfes vorlädt. Ich freue mich zwar in der Tat nicht über das Entstehen dieser

Unannehmlichkeit mit euch, denn niemand darf eine Gemeinheit in Gang bringen. Auch dürfen wir

nämlich keine Streitigkeit zwischen (unseren) beiden (Dörfern) in Gang bringen und wir führen

nämlich auch keine Klage unter dem Schutz unserer Pagarchen um die Rückgabe der uns gehörenden

(Tiere) von kleinen bis zu großen, um keinen Streit zu beginnen, um unseren eigenen [–––] und nicht

unser boethos [–––] der Pagarch. Genehmige daher, dass diese zurückgegeben werden, damit das

bewässerte Feld dieses (Mannes? = des Pagarchen?) nicht unbesät bleibt.“

v

„Auszuhändigen [–––] Papas, dem Vorsteher des Dorfes Takona. Von Apa Nakios, Vorsteher von

Tholthis.“

Inhaltliche Paraphrase:

Der Dorfvorsteher von Tholthis Apa Naukios schreibt an Papas, den Vorsteher Takonas, bezüglich

eines Streits zwischen Hirten der beiden Dörfer. Die Hirten von Takona hatten offenbar eine tätliche

Auseinandersetzung mit den Hirten von Tholthis und im Verlauf eine unbestimmte Zahl von Tieren

gestohlen. Apa Naukios ließ seine agrophylakes Nachforschungen anstellen, welche den Sachverhalt

bestätigten. Nun ersucht er daher um die Rückgabe des Viehs, wobei er explizit um eine

außergerichtliche Einigung ersucht und auch darauf hinweist, eben gerade keine Klage, die in seinen

Augen berechtigt wäre, anstreben zu wollen. Die Angst vor einem amtlichen Prozess scheint also ein

nicht unwichtiges Argument darzustellen.

Die Pagarchen werden im Zusammenhang mit dem indirekt angedrohten amtlichen

Prozessverfahren erwähnt. Dabei könnte einerseits auf eine rechtsprechende oder eine

schiedsrichterliche Kompetenz hinweisen, in jedem Fall aber wird mit einer amtlichen Vollstreckung

einer Rückforderung gedroht. Die Erwähnung von zwei Pagarchen deutet eine amtliche Kooperation

an, welche die unmittelbare Exekution in den jeweiligen Amtsbereichen (die Konfiskation in Takona

bzw. die Restitution in Tholthis) aufteilt. Erstaunlich scheint für diese Zeit das Auftreten zweier

Pagarchen allemal (Z. 9; die wohl einzige andere Möglichkeit, dass (-b 3µH, "'./*6-% gemeint sei,

erscheint den Ed. eher abwegig). Z. 12–13 scheint dagegen darauf hinzuweisen, dass die Bewässerung

der Felder dem Bereich eines einzigen Pagarchen zukommt. Man muss dies wohl als Hinweis darauf

Matthias Stern 121

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

sehen, dass entweder Tholthis und Takona trotz ihrer benachbarten Lage zwei unterschiedlichen

Pagarchien angehörten oder dass hier zwei Pagarchen für eine Pagarchie agierten, aber

unterschiedliche Einflussbereiche hatten. Die ausgeprägte Institutionalisierung des Amtsbereiches des

Pagarchen ist für diese frühe Zeit beispiellos.

Anmerkungen:

! Z. 1: ! von µõj-,> war wohl abgekürzt.

! Könnte Z. 1 nicht ein amtlicher Akten(archiv)vermerk im Sinne von ‚outgoing‘ sein? Zu

dieser Sigle zuletzt CPR XXV 8, Anm. Z. 1.

! Vgl. die Interpretation von MAZZA 1995, 174, welche in Z. 9 "<#>$%&'&( liest und Z. 8–9 mit

„Infatti [...] nessuno dei due desidera accendere una contesa, poiché non siamo abituati a

contrariare il nostro pagarca...“ übersetzt.

P.Oxy. XXIV 2420

Originaltitel: Deed of Surety

Datierung: 25. Feb.–26. März 614

Herkunft: Oxyrhynchos

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://163.1.169.40/cgi–bin/library?a=q&r=1&hs=1&e=p–000–00–––0POxy––00–0–0–

–0prompt–10–––4––––––0–1l––1–en–50–––20–about–––00031–001–1–0utfZz–8–

00&h=ded&t=1&q=2420

BL–Korrekturen: VII 150; VIII 257; X 148

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Apiones

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 122

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

1. Name: Flavius Apion

2. Filiation: –

3. Anrede: Allgelobter (famosissimus); Übergrößter (excellentissimus); Berühmtester

(gloriosissimus)

4. Titulatur: Konsular; patricius; „pagarchierend“; Landbesitzer

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: oiketes; chartularius

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Verantwortung für domus-Gefängnisse; allgemeine

Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: † =, q,+µ'(> (-b ?%*;-% ?'F E5&"+(-% O(*)I&-b r*>&0[(-b (-b 85-b ?'F &<(:*-2 BµH,, M'&>$5;'2

(-b] 85>-(/(-%0 ?'F 5T0&5M(5&(/(-%) B0µH, E5&"+(-% µ 0[5.;&(-% 5T5*.#(-% o$('-%;-%) d*'?$5;-% (-b

'N<,;–] [-% 'T.-U&(-%] ?'F 'T0(0-0?*(/(-*-2) C(-%2 E o'µ5,[f8 0 ( 0) N,E(>?(;-,-2) M – ca.30 –] o0$0'0-0%;_ w";<,> (9 "0',5%QSµ_ ?'F 30["5]*0Q0%050&0(0[/(_ !"1 3"/(<, ?'F "'(*>?;_ .5-%6-b,(>] 5?0'0F0 =,0('b08' (Y $'µ"*(Ñ) πD%*%.06>(H, "+$(5>) E>) &0-b o[$('-%õ-%) –ca.?– ] !,(>.5-U6-% "'*+,(-2 WI,4 -N?#(-%0 (-b ="5*<(H,0(0-0[2 ?'F "*-&"-*;j-,(-2 (9] NE;_ E05&"+(G (9 'T(9 "',5%QSµ_0 !0,0E*F (A, [!.<.A, ?'F =,-6S,, O-b&(-2 e $'µ"*(+('(-2)] 6'*(0-%$/*>-2 (-b =,E+D(-%) 3µH,0 -0|0?0-0%0, %0a01020 (0-0b0 µ 0['?]'0*0;0-0%0 p050-Eh0*0[-% ZD:2 3"-.*/Q<,] N0E0;0k 65>*F !"1 (:2 'T(:2 "+$50<020 e0µ 0-0$0-0.0H0 Z0?-0%0&;k .,hµ 0G ?0'F 'T80'0>0*0[#(_ "*-'>*#&5>] 103"-µ,Uµ5,-2 (010,0 85\-, ?'F &050M0/0[&µ>-,] K0*0?0-, =..%4&080'0>0 ?0'0F0 !0,'E#0605&8'>0 ["'*) (Y 3µH,] =,E+D_ 3"5*-6Y0 u0T0*0I$0[;-%]20 ~0'0"0,0-0U080>0-0,0 %0a01, ~' 0,- 0>-% 050,0 0 05 0 ?'0F0 w*h80>0-0[, %a1],0 0 0[ 0 0 0] !µQ-(5*->(*) 6*%0[&-]6<->(*) e0*0µ 0<0[µ5,-]>0(*) !"1 ?0h0µI[2] ^050*0U0Q050<020 (0-b πD%*%.6;0(0-0%0 ,-0µ 0-0b0

"'.'*6-[%µ#,I2(?)](?)(*) "'*) (-b =,E+D-% 30µ 0H, [-|]?0-0[%, =]Qc ∞0(5 '0T0(-72 !E>0'0$05;0"0(0<2 "'*'µ5\,'> ?'F E>0/0.050>0,0 =, (Y 'T(Y ?hµG ?0'0F0 µ 0IE'0µ 0H020 'T(-72 !"-$5>µ"/,5&8'>(*) µS(50 µA, µ5080;0&0(0'&080'0>0 155N2 V(5*-0,0 (+"-, !0$$) ?'F =">jI0(0-0%µ(#,-%2) 'T(-72 "*12 =µl =, -ak0E0S0"-(5 B0µ 0[#]*[k -a']&0– E0I"0-(-b, V[,]50?50,0 "*-Q/0&5<020 (-U(-%2 "'*'0Q#0*0<0 ?'0F0 "0'0*0'0E0h0&0<0 [E;]60[' $]+0.0-0[%] C0,080'0 '0T0(0-72 ?'F "'*5;$IQ' =, (Y Q%$'0?Y (-0b =,E0+D0-0%0 30µ 0H, -|?0-0%0· 50[N] E0l0 µA0 (0-b(0-0 "0[-]>0S0&0<, e0µ 0-0$0-0.0H0 "'*'&65\, (Y 3µ5(#*k0 =,0E0+D0_0 30["5*-6Y 3"l* (:2 'T(H, !"-$]50;0[@5]<020 6*%&;-%0 [$];0(0*0', µ;', 5í0&('8µ(-,) j0%0.090 w$50D(',E*5;'2) ?'F0 ?>0,0E0ã0,0_0 [=µ9 ?'F (:2 =µ:2

Matthias Stern 123

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung:

„Im Namen des Herrn und Gebieters Jesus Christus, unseres Gottes und Heilands; im 4. Jahr der

Regentschaft unseres göttlichsten und gottesfürchtigsten Gebieters, des größten Wohltäters Flavius

Herakleios, des ewigen Augustus und Imperator, am x. Phamenoth der 2. Indiktion [–––] Flavius

Apion, dem allgelobten und übergrößten Konsular und patricius, ebenso Landbesitzer hier in der

berühmten Oxyrhynchopolis, (vertreten) durch dich, Flavius [–––] antigeuchos, gegenwärtig

(vertreten) durch (seinen) Diener Menas, der die Vertragsfrage stellt und für seinen Gebieter,

denselben allgelobten Mann, den Klageanspruch und die Haftung übernimmt, Iustus, der berühmteste

chartularius Eures berühmten Hauses, Sohn des seligen Theodoros, dessen eigenhändige Unterschrift

unten folgt, aus derselben Stadt. Ich erkläre aus freiem Entschluss und aus freiwilligem Vorsatz sowie

unter göttlich-kaiserlichem Eid, zu bürgen und zu haften bei Eurer Exzellenz für die Aurelii

Papnuthios, Sohn [–––] und Arothios, Sohn [–––] beide Goldschmiede, stammend aus dem Dorf

Seryphis im Oxyrhynchitischen Gau, welches pagarchiert ist von Eurem berühmten Haus, unter der

Bedinung, dass sie ununterbrochen verbleiben und ihre Tage im selben Dorf zubringen und in keiner

Weise flüchten noch an einen anderen Ort verziehen; wenn sie aber von mir verlangt werden an

irgendeinem Tag aus irgendeinem Grund, so übergebe ich diese und überbringe sie dorthin ohne

Schutzbrief und liefere sie aus in das Gefängnis Eures berühmten Hauses. Wenn ich dies nicht tue, so

erkläre ich, Eurer berühmten Exzellenz zu zahlen für ihr (= der Aurelii) Verschwinden eine Goldlitra

nach gutgewogenem alexandrinischem Maße und auf mein Risiko und unter Einsatz all meines

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 124

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Besitzes. Diese Vereinbarung ist einfach ausgefertigt gültig und auf Befragen habe ich zugestimmt. (2.

H.) Ich, Iustus, der berühmteste chartularius, habe diese Vereinbarung der Vorgenannten, Papnuthios

und Arothios, gemäß höherem Einverständnis aufgesetzt und alles Niedergeschriebene wird

anerkannt, wie es dasteht. Durch mich, Ioannes, ausgefertigt.“

v

„Bürgschaft von Iustus, dem berühmtesten chartularius [–––] Sohn des seligen Theodoros, aus

Oxyrhynchopolis, der für Papnuthios und Arothios aus dem Dorf Seryphis im Oxyrhynchitischen

Gau.“

Inhaltliche Paraphrase:

Typische Enthaftungsbürgschaft mit Kaisereid. Ein chartularius bürgt für zwei Goldschmiede, wobei

die Verbindung des Bürgen mit den Aurelii nicht aus dem Schreiben hervorgeht; ebenso wenig ist das

zugrundeliegende Delikt erkennbar. Die Strafsumme ist außerordentlich hoch und hängt vielleicht mit

dem Gewerbe der Verbürgten zusammen. Bürge und Verbürgte stammen aus unterschiedlichen

Ortschaften und der Bürge ist überdies chartularius des Pagarchen. Diese Konstellation lässt auf eine

amtlich motivierte Bürgschaft schließen, welche die Gewinnung der Arbeitskraft der Goldschmiede

zum Ziel hat (PALME 2003, 548). Der Pagarch begegnet hier als Verantwortlicher eines domus-

Gefängnisses.

P.Oxy. XLIV 3204

Originaltitel: Deed of Surety

Datierung: 2. Jan. 588

Herkunft: Oxyrhynchos

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: http://163.1.169.40/cgi–bin/library?a=q&r=1&hs=1&e=p–000–00–––0POxy––00–0–0–

–0prompt–10–––4––––––0–1l––1–en–50–––20–about–––00031–001–1–0utfZz–8–

00&h=ded&t=1&q=3204

BL–Korrekturen: VIII 267; XI 168

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Matthias Stern 125

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Flavia Anastasia

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavia Anastasia (fem.)

2. Filiation: Tochter des Menas Eudaimon

3. Anrede: Berühmtester (gloriosissimus)

4. Titulatur: „pagarchierend“; illustrios (illustria); Landbesitzerin

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: dioiketes; boethos

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Verantwortung für öffentliche Gefängnisse; allgemeine

Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: † [M'&>$5;'2 (-b 85]>0[-](0/0(-% ?'F 5T&5M5&(/(-% BµH, E5&"+(-% µ5.;&(-% 5T5*.#(-% [o$('-%;-%) W'%*>?;-% t]>M5*;-% (-b 'N<,;-% uT.-U&(-% ?'F uT(-?*/(-*-2 C(-%2 ¨ [3"'((5);'2 (-b 'T(-b 5T&5]M0(5&(å(-%) BµH, E5&["+](-% C(-%2 5 (bM>(*) ¨ N(*),E(>?(;-,-2) ¨ (C(-%2)

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Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 126

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (engl.)

„Im 6. Jahr der Regentschaft unseres göttlichsten und gottesfürchtigsten Gebieters, des größten

Wohltäters Flavius Maurikios Tiberios, des ewigen Augustus und Imperators; im 5. Jahr des Konsulats

unseres selben gottesfürchtigsten Gebieters, am 6. Tybi der 6. Indiktion; im Jahr 264 = 233. Flavia

Anastasia, der berühmtesten illustria, Tochter des Menas Eudaimon berühmten Andenkens,

Landbesitzerin in der hiesigen, berühmten Oxyrhynchopolis, vertreten durch dich, Flavius

Phoibammon, ihren lichtesten Verwalter, Apollos, boethos Eurer Berühmtheit, Sohn des seligen

Phoibammon, stammend aus derselben Oxyrhynchopolis, der unten eigenhändig unterschrieben hat,

Grüße. Ich erkläre bei aus freiem Entschluss und aus freiwilligem Vorsatz sowie unter göttlich–

kaiserlichem Eid zu bürgen und bei Eurer Berühmtheit, (vertreten) durch Ihre Repräsentanten, zu

haften für Aurelius [–––] Sohn des Ioannes und der Tabitha, stammend aus [–––] welches pagarchiert

ist von Eurer Berühmtheit, im Oxyrhynchitischen Gau, unter der Bedingung, dass er ununterbrochen

dort verbleibt und seine Tage im selben Dorf zubringt mit seinen Liebsten und seiner Gattin und

seinen Tieren und all seinem Besitz, wobei er verantwortlich ist für alles, was seine Person oder das

Matthias Stern 127

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Schicksal des epanographos (= die Pflichten seines Status) betrifft; und dass er keinesfalls verlasse

dasselbe Dorf [–––] noch an einen anderen Ort verziehe. Falls er aber verlangt wird von mir durch

Eure Übergröße, vertreten durch Ihre Repräsentanten, an irgendeinem Tag aus irgendeinem Grund, so

werde ich diesen gestellen und in das Gefängnis derselben Stadt übergeben, (und zwar) in einer

öffentlichen Behörde unter Ausschluss einer Asylstätte oder eines Schutzbriefes. Wenn ich dies aber

nicht tue, so erkläre ich, dass ich für sein Verschwinden zwei alexandrinische Goldunzen bezahle, die

in Werk und Arbeitskraft verlangt werden können; für die Sicherheit dieser Bürgschaft gelobe ich all

meine jetzigen wie zukünftigen Besitztümer, einzeln wie gesamt, als Pfand und als Hypothek. Diese

Bürgschaft ist einfach ausgefertigt gültig; und auf Befragen habe ich zugestimmt. (2. H.) Apollos,

Sohn des seligen Phoibammon [–––]“

v

„Bürgschaft des Apollos, Sohn des seligen Phoibammon aus Oxyrhynchopolis, der haftet [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Typische Enthaftungsbürgschaft für einen colonus adscripticius mit Kaisereid. Die Formulierung „in

Werk und Arbeitskraft“ zeigt, dass an eine Geldleistung gar nicht gedacht war, obwohl eine

Konventionalstrafe eindeutig festgesetzt wird (PALME 2003, 550). Ein boethos der Pagarchin

übernimmt hier die Bürgschaft, was zusammen mit der Stellung an ein öffentliches Gefängnis auf

einen amtlichen Hintergrund schließen lässt. Die Einkerkerung eines flüchtigen Bauern betraf, wie

diese Bürgschaft zeigt, durchaus öffentliches Interesse.

Anmerkungen:

! Zum Dossier der Flavia Anastasia BL X 66–67 zu P. Erl. 37 und 87 und BL X 201 zu SB VI

9561.

! Zu Z. 6 und Flavius Phoibammon vgl. P.Oxy. LXIX 4756, 7 Anm.

P.Oxy. LXX 4802

Originaltitel: Deed of Surety

Datierung: frühes 7. Jh.

Herkunft: Oxyrhynchos

Schriftträger: Papyrus

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 128

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Abbildungen: pl. XVI; http://163.1.169.40/cgi–bin/library?a=q&r=1&hs=1&e=p–000–00–––0POxy––

00–0–0––0prompt–10–––4––––––0–1l––1–en–50–––20–about–––00031–001–1–0utfZz–8–

00&h=ded&t=1&q=4802

BL–Korrekturen: –

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: Apiones

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Flavius Apion?)

2. Filiation: –

3. Anrede: Übergrößter (excellentissimus)

4. Titulatur: „pagarchierend“

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: phylax

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Verantwortung für domus-Gefängnisse; allgemeine

Aufsicht über Sicherheitspersonal

Text: –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[– ca.15 –] 0>< 0[ 0 0] – ca.12 – µI(*12 ∫&>E-2 e0*0µ 0hµ(5,->(?)) !"1 ?0hµ(I2) ]">&Sµ-% (-b πD%*%.6(;(-%) ,-µ-b "'.'*6-%µ#,I2 "'*) (:2 3(*)µH, 3(*)"5*Q(%5;'2). eµ-$-.-bµ(5,) Z?-%&;k .,hµG ?['F] 'T8'>*#(_ "*-'>*#&5> ="<µ,Uµ5,->(*) 5(1, 85\-, ?'F &5M/0[&]µ>-, K*?-, =..%4&8'0>0 ?'0F0 !,'E#65&8'> "'*) (Y 3(*)µ5(#*k 3(*)"05*Q(%5;k) uT*I$;0-%2 ~'µ-U8>-, %a(*)1, o->M/µµ<,-2 µI(*12 W0'*0;'2 !"1 ="->?(;-%) ^5?-U,E-% ?'F r5?-%$ %a(*)1, w"-$$H, µI(*[12] d0*'yE-2, !"1 (:2 'T(:2 ?hµI2 ]">&Sµ-%0, Q0[U]$'?'20, =Q’ ∞(5 'T(-72 !E>'$5;"(<\2/

Matthias Stern 129

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (engl.)

„[–––] Sohn der Isis, stammend aus dem Dorf Episemos im Oxyrhynchitischen Gau, welches

pagarchiert ist von Eurer Übergröße. Wir erklären aus freiem Entschluss und aus freiwilligem Vorsatz

sowie unter göttlichem und kaiserlichem Eid, zu bürgen und zu haften bei Eurer Übergröße für die

Aurelii Pamuthios, Sohn des Phoibammon und der Maria, aus dem Weiler Sekundos, und Chekul,

Sohn des Apollos und der Herais, aus demselben Dorf Episemos, phylakes, (dafür) dass sie

ununterbrochen dort verbleiben und ihre Tage in ihren jeweiligen Orten zubringen und in keiner

Weise flüchten noch an einen anderen Ort verziehen; wenn sie aber von uns verlangt werden, so

überbringen wir und übergeben sie ohne Schutzbrief in das Gefängnis Eures berühmten Hauses, wo

wir sie auch empfangen haben. Wenn wir dies aber nicht tun, so erklären wir, verantwortlich zu sein

für alles und zu erfüllen, was von ihnen verlangt wird. Diese einfach ausgefertigte Vereinbarung ist

gültig und auf Befragen haben wir zugestimmt. Wir, die Gemeinschaft der Vorgenannten, stimmen

dieser Bürgschaft zu, wie sie dasteht. Ich, Markos, habe für sie geschrieben, da sie schreibunkundig

sind. Durch mich [–––] ausgefertigt.“

v

„[–––] Pamuthios und Chekul, phylakes [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 130

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Enthaftungsbürgschaft unter Eid von zwei oder mehr Personen für zwei phylakes. Zwar sind hier die

Bürgen wohl Privatpersonen – zumindest haben sich keine amtlichen Titulaturen erhalten, aber die

Bürgschaft für die beiden Sicherheitsfunktionäre als Kollektiv, die überdies in getrennten Orten

anwesend zu sein haben, spricht sehr dafür, dass die amtliche Ausübung ihrer Dienstpflichten hinter

dieser Bürgschaft steht, da die Enthafteten in ihren jeweiligen Dörfern offenkundig ihren Aufgaben

nachkommen sollen. Dies ist zudem die naheliegendste Erklärung für die Verbindung der Bürgschaft

für zwei in unterschiedlichen Arealen situierte phylakes. Wir können nur spekulieren, was die Gründe

oder vielmehr die Umstände waren, unter denen die Bürgen für diese im Grunde amtlich motivierte

Garantie herangezogen wurden.

P.Ross.Georg. III 23

Originaltitel: Brief des Pagarchen Atijjas an einen Riparios

Datierung: Ende 7. Jh.

Herkunft: Arsinoites

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: VIII 290; XI 187

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Atias

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: (Flavius) Atias

2. Filiation: –

3. Anrede: mit Gott

4. Titulatur: Pagarch

Matthias Stern 131

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Absender; Steuer- und Finanzwesen;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: riparius

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf Steuerschuldner; allgemeine Aufsicht über

Sicherheitspersonal

Text: † E56+µ5,-2 (A, "'*’-b&/, µ-% =">&(-$A, ’ ?'(/$'M5 () "*’12 µl ’ =, (Y "+$5>, Q#*5 El =*6+µ5,-2 ?'F (-72 5T"+*-%2 !,8*h"-%2 ’ (-72(*) C('D' 3µ\, =, (Y .,H&5> † v,ctr † w(S5>'2 &7, 8(59) "/.'*6(-2) vac.? † ~#(*_ `>"['](*;_) [w]*0&0(>,->(H,) "+$5(<2). v,msup † (\-b/ %a\-b/ o','µ\-%/ .,>\E/(*) E WI,4 ~?-%$ .,>\E/(*) E £'µ>( ) .,>\E/(*) >8 w,'&('&;\-%/ .,>\E/(*) E 5o->M( ) .,>\E/(*) E v † "5*F q..>\<0/(*) E(-)8(#,(<,) 5N(2) µ 0%*( ) 5$-0 0 0 0 0$( ) 0 0 † † 0 0&0>2 Apparatus ^ r.2. l. -µ2 ^ v,msup.1. l. ?,;E>' ^ v,msup.2. l. ?,;E>' ^ v,msup.3. l. ?,;E>' ^ v,msup.4. l. ?,;E>' ^ v,msup.5. l. ?,;E>' ^ v.1. l. -T.?;<,

Übersetzung:

„Sobald du meinen vorliegenden Brief erhalten hast, mach dich auf den Weg zu mir in die Stadt und

wenn du ankommst, bring auch die ‚begüterten’ Leute, die ich euch in der Liste aufgeführt habe.“

v,ctr

„Atijjas, mit Gott Pagarch, an Petros, riparius von Arsinoiton Polis.“

v,msup

„Des Sohnes des Phanamos 4 Knidia. Des Menas, Sohn des Pkul, 4 Knidia. [–––] 19 Knidia. Des

Anastasios 4 Knidia. [–––] 4 Knidia.“

v

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 132

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„Wegen der Unzen, gegeben an(?) [–––]“

Inhaltliche Paraphrase:

Brief des Pagarchen Atias an einen riparius, der gewisse Leute in die Hauptstadt mitbringen soll, die

in einer Liste angeführt seien. Diese Liste ist jedoch nicht erhalten; die erhaltene Aufzählung von

Personen am Rand betrifft nachträglich erfolgte wirtschaftliche Aufzeichnungen, gefolgt von

Maßangaben. Der Ton und die prägnante Kürze des Hauptschreibens, welche viel Kontextwissen

aufseiten des Adressaten voraussetzt, zeigen, dass wir es mit dem Schreiben eines Vorgesetzten zu tun

haben: Der Pagarch agiert als Aufseher des riparius, nicht als Bittsteller der Finanzbehörde. Die

verlangten Personen werden als „begütert“ (5í"-*-2) klassifiziert; der Terminus bezeichnet in der

Formel 5í"-*-2 ?'F =">(SE5>-2 die Eignung für die Übernahme eines liturgischen Amts. Dass der

Terminus auch allein diese Bedeutung annehmen kann, scheint mir durchaus denkbar zu sein, wenn

wir davon ausgehen, dass in der arabischen Zeit die byzantinische Verwaltungssprache noch

rudimentär fortlebte. Überdies könnte die erwähnte Liste auf einen Liturgenkontext hindeuten, da

solche liturgischen Vorschlagslisten häufig bezeugt sind; nur ist der Ausdruck .,H&>2 so allgemein,

dass auf jede andere Zusammenstellung (etwa von zu inhaftierenden Personen) so bezeichnet werden

könnte. In jener Zeit war nicht mehr die civitas für die Berufung der Liturgen verantwortlich, sondern

der Pagarch, der hier vom riparius die Vorladung eben solcher potentiellen Liturgen verlangen könnte.

Die Wortwahl lässt nicht eindeutig klar werden, ob hier tatsächlich ein Zugriff gemeint ist oder ob

diese Leute einfach mit dem riparius gemeinsam kommen sollen, da sie seine zukünftigen

Untergebenen sein werden. Letzteres erscheint mir aber unwahrscheinlich, da in diesem Fall der

riparius doch nicht erst dann eine Liste jener Leute bekommen würde. Eine Alternativinterpretation,

die vielleicht die einfachere Erklärung böte, wäre die Annahme, dass es sich einfach um reiche Leute

handelt und hier irgendeine Steuerangelegenheit berührt wird. In diesem Fall kann die Vorladung

durch einen riparius nur einen Zugriff bedeuten, in diesem Fall auf Steuerschuldner.

Anmerkungen:

! Zum Atias-Archiv siehe CPR VIII, S. 191.

P.Ross.Georg. IV 1 (Z. 6–37 = tlw. P.Lond. IV 1382)

Originaltitel: Maßnahmen zur Rücksendung schollenflüchtiger Kolonen in ihre Heimatbezirke

Datierung: 2. Apr. 710

Herkunft: Aphrodites Kome

Matthias Stern 133

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Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: VI 121

Textgattung: Brief (amtlich; Anweisung)

Urkundenart: verwaltungsintern

Archiv: Basileios

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger: nur „die Pagarchie“ erwähnt

1. Name: (Basileios?) / –

2. Filiation: –

3. Anrede: –

4. Titulatur: – / Vorsteher der Pagarchie

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: –

7. Weitere Funktionen:

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen / Dritter;

Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: –

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Zugriff auf flüchtige Personen; Erfassung von

auswärtigen Flüchtigen; Erfassung von abgängigen Flüchtigen

Text: Fr1 –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– ] -T? =">&(/0µ508' (1 0[ 0 0] [ –ca.?– ] =0D0 'T(H, "*12 –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– Fr2 –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– 1[ –ca.?– ]([ 0]>0 0 0[ 0 0] 0[ 0 0 0 0 0 0]([ 0] 0[ –ca.?– ]

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 134

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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Matthias Stern 135

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Übersetzung: vgl. Übers. d. Ed. (dt.)

Fr1

„[–––] kennen wir nicht das [–––] von diesen für [–––]“

Fr2

„[–––] haben wir ihnen bekanntgegeben in denselben [–––]“

ctr

„[–––] die Pagarchie des Arsinoites. Sobald du nun das vorliegende Schriftstück empfängst, schreib

uns in aller Eile, was du bereits in den Angelegenheiten, die die Flüchtigen betreffen, wie gesagt, des

Arsinoites getan hast, ob du überhaupt welche in ihm (sc. deinem Amtsbereich) belassen hast, der du

den Auftrag hast, die in deinem Amtsbereich Zurückgebliebenen fortzusenden, bevor unser

Abgesandter, der die Nachprüfung über sie anzustellen haben wird, bei dir ankommt. Denn du sollst

wissen, dass, wenn er in ihm (sc. deinem Amtsbereich) irgendwelche Flüchtigen findet, die in ihre

heimatlichen Dorfeinheiten auszuweisen wir dir schriftlich aufgetragen haben, so haben weder du

noch die Beamten deines Amtsbereiches Nachsicht von uns zu erwarten, auch nicht ein Wort (zu

ihrer) Rechtfertigung. Und wenn welche von denjenigen Flüchtigen, welche durch die Männer, die wir

ausgesandt hatten wegen der Rücksendung eines jeden in seine Heimatgegend, aus ihm (sc. deinem

Amtsbereich) in andere Pagarchien heimgesandt waren, in deinem Amtsbereich sich niedergelassen

haben, so nimm diese fest und liefere sie unter Bewachung in ihren heimatlichen Dorfeinheiten ab:

Gib ihnen (zu diesem Zweck) aus denjenigen Dorfeinheiten, in welchen sie gefunden wurden,

Personal mit zum Zwecke ihrer Ablieferung und schreibe über sie an den (jeweiligen) Vorsteher ihrer

Pagarchie. Darauf schicke deinen Abgesandten, der den betreffenden Empfangsschein holen soll.

Wenn nun aber etliche von den aus anderen Pagarchien in deinen Amtsbereich Zurückgesandten aufs

Neue in diejenigen Orte entflohen sind, an welchen sie sich zuvor (bereits) aufgehalten hatten, so

schreib uns über sie und sende auch unverzüglich jemanden mit dem Auftrag, sie festzunehmen; denn

wir überantworten ihm diese nach Gottes Willen ganz und gar. Nimm dich besagter Angelegenheit

eifrig und mit aller Genauigkeit an, indem du uns, wie gesagt, die Anzahl der von dir fortgesandten

Flüchtigen schriftlich mitteilst und dir dabei nichts zu schulden kommen lässt. Denn falls der von uns

wegen der Rücksendung der Flüchtigen geschickte Abgesandte auch nur eine einzige Menschenseele

antrifft, deren Rücksendung an ihren Heimatort wir dir angeordnet hatten, so wirst du mit Strafe

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 136

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belegt, die dein Vermögen vertilgen wird. Hüte dich also samt den Beamten deines Amtsbereiches,

indem du sie möglichst dazu anhältst, in der Angelegenheit der vielfach erwähnten Flüchtigen sich

nicht für schuldig finden lassen zu müssen. Geschrieben im Monat Pharmuthi, den 7., der achten

Indiktion.“

Inhaltliche Paraphrase:

Die Thematik dieses Schreibens des symbulos an den Pagarchen Basileios passt zu dem, was wir aus

anderen Schreiben kennen, wiewohl es sich hier um eine Art Nachbereinigung nach der eigentlichen

Maßnahme handelt. Dem Pagarchen wird aufgetragen, dafür zu sorgen, dass Flüchtige ergriffen und

an ihre Heimatgemeinden überstellt werden, wobei namentliche Listen anzufertigen sind. Gleichzeitig

werden Strafen für den Fall angedroht, dass durch Nachlässigkeit oder aktive Hilfeleistung, auch

durch seine Beamten, Flüchtige in der Pagarchie des Basileios verbleiben. Dies zu kontrollieren, wird

ein eigener Beamter gesandt. Er soll auch für den Fall, dass Flüchtige aus seinem Bezirk, die

zurückgesandt worden waren, von Neuem entfliehen, diese melden und umgehend Beamte mit ihrer

Repatriierung beauftragen. Den Grund der Fluchtnahme kennen wird nicht. Falls Steuerlasten der

Grund der Flucht sind, wäre zu überlegen, ob die dem Pagarchen angedrohte „Strafe“ nicht in der

Übernahme der Steuerzahlungen der Flüchtigen besteht – andererseits erscheinen auch in den anderen

Schreiben eindeutig Konventionalstrafen auf. Der Inhalt des Schreibens scheint eher den Charakter

einer punktuellen Maßnahme zu tragen; möglicherweise lässt sich dieses Schreiben mit einem

Einzelereignis in Verbindung bringen. Oder aber es ist Ausdruck verstärkter Kontrollbemühungen der

arabischen Verwaltung in Bezug auf die Flüchtigenproblematik, wie sie auch in P.Lond. IV 1332/1333

zum Ausdruck kommt, die sich offenbar nicht auf die Lokalbeamten und -potentaten verlassen kann.

Die Erwähnung des Arsinoites lässt an eine Verbindung mit P.Lond. IV 1343 denken; andererseits ist

der Zusammenhang von Z. 1 fragwürdig und die Ergänzung in Z. 5 mehr als unsicher, zumal im

Folgeteil wiederum von mehreren Pagarchien die Rede ist sowie von Flüchtigen, welche in Papas’

eigene Pagarchie zurückgesandt wurden, was eine Generalmaßnahme wahrscheinlicher erscheinen

lässt.

Anmerkungen:

! Vom Sinn des Schreibens her, das offensichtlich die Repatriierung von Personen

verschiedenster Pagarchien im Sinn hatte, möchte ich die Ergänzung des Arsinoites in Z. 5

anzweifeln.

PSI I 52

Originaltitel: Malleveria

Matthias Stern 137

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Datierung: 602(?)/617(?)/647(?) (17./18. Sept.)

Herkunft: Oxyrhynchos

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: Diethart – Worp, Notarsunterschriften, Tafel 43, Oxy. 9.9.4 (Z. 38)

BL–Korrekturen: IV 87; VII 231; VIII 391; XII 248

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavius Ioannes

2. Filiation: –

3. Anrede: Großer (= Erhabenster (magnificentissimus)?)

4. Titulatur: Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Oxyrhynchopolis

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen

9. Rolle des Pagarchen: offiziell

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger: Notar

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Gestellung von Individuen

Text: =, [q],+µ'(> (-b ?%*;-% ?'F E5&"+(-% [OI&]-b r*>&(-b (-b 85-b ?'F &<(:*-2 B0[µ]H0,0 pf8 ? N,E(>?(;-,-2) ¨, o$('%;_) [O]-%$>',9 (9 µ5./$(_) "'./*6G 5('U(I2 (:2 πD(%*%.6>(H,) "+$5(<2). uT*S$>-> W 0 0 0 0 0 0 0 02 �"' ª* µI(*12

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 138

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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û d) *+, -./011u eteliothh ((tachygraphic-marks )) (*)

Apparatus ^ 13. BL 8.391 : (:<2> 3µ5(#*'<2> µ5.'$(-"*5"5;'2) prev. ed. ^ 19. BL 4.87 : =Qc Z'0%(:2 prev. ed. ^ 21. l. !"-$>µ"(/,5&)8 ^ 34. BL 7.231 : eµ-$-.-(bµ5,) ?->,(H2) prev. ed. ^ 35. BL 7.231 : 0 0 0(<,

prev. ed. ^ 38. BL 8.391 : 0 0 0 0 0 0 01), =(5$>+(I 0 0 prev. ed.

Übersetzung:

Matthias Stern 139

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

„Im Namen des Herrn und Gebieters Jesus Christus, unseres Gottes und Heilands; am 20. Thoth der 6.

Indiktion. Flavius Iulianos, dem großen Pagarchen dieser Oxyrhynchopolis. Wir, die Aurelii [–––]

Sohn des Apa Hor und der Eudoxia, und Kaiphalon, Sohn [–––] stammend aus dem Anwesen des

Leonides bei Tampeti im Oxyrhynchitischen Gau, erklären aus freiem Entschluss sowie unter göttlich-

kaiserlichem Eid, bei Eurer Erhabenheit zu bürgen und zu haften für Aurelia Theone, Tochter des

Georgios und der [–––] vom selben Anwesen, unter der Bedingung, dass sie ununterbrochen verbleibt

und ihre Tage im selben Anwesen zubringt zusammen mit ihrem Hausrat und ihren Liebsten, unter

gebührendem Verhalten und Ruhe, und in keiner Weise flüchtet noch an einen anderen Ort verzieht;

wenn sie aber von uns durch Eure Erhabenheit verlangt wird an irgendeinem Tag aus irgendeinem

Grund, so überbringen wir Euch und übergeben sie ohne Schutzbrief in das Gefängnis derselben Stadt,

wo wir sie auch empfangen haben. Wenn wir dies nicht tun, so erklären wir, für alles [verantwortlich

zu sein? s. Anm. unten] und zu erfüllen, was von ihr verlangt wird. Diese Vereinbarung ist gültig und

einfach ausgefertigt und auf Befragen haben wir zugestimmt. Wir, die Vereinigung der genannten

Personen, stimmen dieser Bürgschaft zu, wie sie vorliegt. Ich, Ioannes, habe für sie geschrieben, da sie

schreibunkundig sind. Durch mich, Ioannes, ausgefertigt.“

Inhaltliche Paraphrase:

Unter Eid geleistete Enthaftungsbürgschaft zweier Hausdiener oder Bauern vom Anwesen eines

Großgrundbesitzers – offenbar nicht eines Pagarchen – für eine Frau desselben Anwesens. Die

Gestellung betrifft ein städtisches Gefängnis und der Hintergrund könnte ein strafrechtliches

Verfahren bilden. Neben der Anwesenheits- ist auch eine Wohlverhaltensklausel zu lesen, welche

ebenfalls auf einen strafrechtlichen Hintergrund schließen lassen könnte. Möglicherweise sind die

Bürgen mit der Verbürgten verwandt und daher zu ihrer Enthaftung motiviert. Das Geschlecht der

Verbürgten ist auffällig, da nach Justinianischer Gesetzgebung Haftstrafen für Frauen in öffentlichen

Gefängnissen quasi völlig verboten waren (KRAUSE 1996, 178f.).

Anmerkungen:

! In Z. 32–33 vielleicht 30"05U080%0,0-0>0 | 50è0,0'0>0 zu lesen (vgl. P.Oxy. LXX 4802).

SB I 4659

Originaltitel: Gestellungsbürgschaft

Datierung: 653 / 668 (Mai)

Herkunft: Arsinoiton Polis

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 140

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

Schriftträger: Papyrus

Abbildungen: –

BL–Korrekturen: VIII 311

Textgattung: Enthaftungsbürgschaft

Urkundenart: offiziell

Archiv: –

Personenspezifische Daten zum betreffenden Amtsträger:

1. Name: Flavia Marus (fem.) / Menas

2. Filiation: Tochter des Menas / –

3. Anrede: Berühmtester (gloriosissimus) / Berühmtester (gloriosissimus) (+)

4. Titulatur: – / gewesener Pagarch

5. Herkunft: –

6. Amtsbereich: Arsinoiton Polis

7. Weitere Funktionen: –

8. Eigenschaft in betreffendem Schreiben: Adressat; Sicherheitswesen / Dritter; Filiation

9. Rolle des Pagarchen: offiziell / keine

10. Involvierte Instanzen/Amtsträger:

11. Charakter des Sicherheitsbereichs: Gestellung von Individuen

Text: † =, q,+µ'(> (-b ?%*[;-% ?'F E5&"+((-%) OI&-b] r*>&(-b (-b 85-b ?'F &<(:*[-2 ?'F (:2 E5&"-;,I2] BµH, (:2 }.;'2 85-(+?[-% ?'F !5>"'*8#,-% W'*;'2] ?'F "/,(<, (H, }.;<,, C(-%2 £>-[?$I((>',-b) 0 0 0 N,(E>?(;-,-2), =, w*(&>,->(H, "+$5>)]. 5o$('-%;k) W'*-bE>(*) (Y =,E-D-([/(G 0 0 0 8%.'(*F (-b (:2] =,E+D-% µ,SµI2 WI,4 .5,[-µ(#,-%) "'./*6-%(?)(*)] ('U(I2 (:2 w*&>[,->(H, "+$5<2 –ca.?– ] ~-b&>2 µ%$-?+"-2 %a12 0 0 0[ –ca.?– !"1 (:2 'T(:2 w*&>,->(H,] "+$5<2 !"1 !µQ+E-% t['µ;<, 6(';*5>,)]. 10eµ-$-.H Z?-%&;k .,hµG [=..%4&8'> –ca.?– ]

Matthias Stern 141

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

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=,E-D(-(/(I,). Apparatus ^ r.5. BL 8.311 : W%*-bE0> prev. ed. ^ r.6. BL 8.311 : –ca.?– prev. ed. ^ r.19. BL 8.311 : 0[ –ca.?– ] prev. ed. ^ r.23. l. µ'*(%*H ^ v.27. BL 8.311 : W%*-b, prev. ed.

Übersetzung:

„Im Namen des Herrn und Gebieters Jesus Christus, des Gottes und Heilands, sowie unserer

Gebieterin, der heiligen Muttergottes und ewigen Jungfrau Maria, und aller Heiligen; im x. Jahre

Diokletians der x. Indiktion; zu Arsinoiton Polis. Flavia Marus, der berühmtesten [–––] Tochter des

Menas von berühmtem Andenken, gewesener Pagarch(?) dieser Arsinoiton Polis [–––] Pusis, Müller,

Sohn des [–––] aus derselben Arsinoiton Polis, aus dem Viertel Tamion, Grüße. Ich erkläre aus freiem

Entschluss, zu haften [–––] und zu bürgen bei Eurer Berühmtheit für Aurelius Viktor [–––] aus dieser

Stadt, dass [–––] fortzugehen und auszuforschen [–––] ihn bis zum Neumond des kommenden Monats

am Ende der gegenwärtigen elften Indiktion. Wenn ich dies aber bis zu diesem Termin nicht getan

habe [–––] dass ich Euch diesen übergeben werde in das öffentliche Gefängnis, wo ich (ihn) auch

empfangen habe. Wenn ich diesen aber nicht übergebe [–––], verpflichten wir uns(?), Euch zu geben

[–––] Diese Bürgschaft ist gültig und auf Befragen habe ich zugestimmt. (2. H.) Ich, Kalos, Sohn des

Damianos, bezeuge diese Bürgschaft, wie sie vorliegt. (3. H.) Ich, Sergios, Sohn des seligen Iustos,

bezeuge diese Bürgschaft, wie sie vorliegt. (4. H.) Durch mich, Menas [–––]“

Katalog der Evidenz zum Pagarchen in öffentlicher Sicherheitsfunktion 142

Imperium & Officium: Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom

v

„Bürgschaft für Viktor, ausgestellt von Pusis, Müller, an Flavia Marus, die Berühmteste.“

Inhaltliche Paraphrase:

Enthaftungsbürgschaft eines Müllers für einen Mann, dessen Berufsbezeichnung nicht erhalten ist. Der

Inhalt der Z. 13–17 barg womöglich eine interessante Einzelfallregelung: !"5$85\, ?'F !,'jI(:&'>.ist

sonst nicht bezeugt – bedeutet diese Formel, dass der Gesuchte schon entflohen ist? Ein solcher Fall

liegt etwa im kopt. CPR II 116 = IV 110 vor, wo den Bürgen noch die Pflicht zukommt, den

Verbürgten aufzufinden (dazu PALME 2003, 537 m. Anm. 21)! Die Bürgschaft ist interessanterweise

an eine Frau gerichtet, die womöglich als Erbin des Menas nach dessen Tod die Amtsgeschäfte führte.

Die unterschiedlichen Namen der Frau zu Beginn des Schreibens und in der Adresse scheinen auf ein

Versehen zurückzuführen zu sein. Marus ist die Gattin des Pagarchen Flavius Petterios. Die

Ergänzung des öffentlichen Gefängnisses erfolgte offenbar exempli gratia..

Anmerkungen:

! In Z. 21 erscheint es durchaus denkbar, =">6*5<&(-%µ( ) in einen aus Gründen der

Formelhaftigkeit oder Unaufmerksamkeit fälschlich gebrauchten Plural aufzulösen.

! Dann in Z. 20 wohl eher 5N El µA (-b(- ["->S&< –ca.?– ] bzw. ["->S&-µ5, –ca.?– ] aufgrund

der Länge und des Plurals in der Folgezeile.