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Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien:
Eine Analyse direkter Umwandlungen zum besseren Verständnis
dieser speziellen Wiederverwendung von Tempeln für Kirchen
Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Eingereicht von: Angelika Kellner
Institut: Klassische und Provinzialrömische Archäologie
Eingereicht bei: Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Gerald Grabherr
Einreichdatum: September 2012
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .............................................................................................................................. 4
2. Katalog .................................................................................................................................. 8
Agrigent (Akragas, Agrigentum) ........................................................................................ 8
Sog. Concordia-Tempel ..................................................................................................... 8
Sog. Demeter-Tempel ...................................................................................................... 12
Sog. Oratorium des Phalaris ............................................................................................. 14
Santa Maria dei Greci ....................................................................................................... 16
Albe/Massa d'Albe (Alba Fucens) ..................................................................................... 18
Ancona (Ancona) ................................................................................................................ 20
Aquino (Aquinum) ............................................................................................................. 22
Ascoli Piceno (Asculum) .................................................................................................... 23
Assisi (Asisium) ................................................................................................................... 25
Bevagna (Mevania) ............................................................................................................. 27
Borgorose ............................................................................................................................ 29
Canosa di Puglia (Canusion, Canusium) .......................................................................... 30
(Villa San Silvestro bei) Cascia ......................................................................................... 37
Cori (Cora) .......................................................................................................................... 41
Cuma (Cumae) .................................................................................................................... 43
Apolltempel ...................................................................................................................... 43
Sog. Jupitertempel ............................................................................................................ 47
Fontecchio ........................................................................................................................... 51
Isernia (Aesernia) ............................................................................................................... 52
Neapel (Neapolis) ................................................................................................................ 55
Pachino ................................................................................................................................ 60
Paestum (Poseidonia) ......................................................................................................... 61
Pozzuoli (Puteoli) ................................................................................................................ 66
Quadri (Trebula) ................................................................................................................ 68
Rieti (Reate) ........................................................................................................................ 69
Rom (Roma) ........................................................................................................................ 71
Tempel des Antoninus Pius und der Faustina .................................................................. 71
Pantheon ........................................................................................................................... 73
Tempel A in Area Sacra di Largo Argentina ................................................................... 77
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Sant`Angelo in Formis (Capua) ........................................................................................ 79
Segni (Signia) ...................................................................................................................... 82
Sora (Sora) .......................................................................................................................... 86
Spoleto (Spoletium) ............................................................................................................ 87
Sutri (Sutrium) ................................................................................................................... 89
Syrakus (Syrakusae) .......................................................................................................... 91
Athenaion ......................................................................................................................... 91
Apolltempel ...................................................................................................................... 95
Taormina (Tauromenium) ................................................................................................ 99
Tivoli (Tibur) .................................................................................................................... 101
Rundtempel der Akropolis ............................................................................................. 101
Prostylos der Akropolis .................................................................................................. 102
Vastogirardi ...................................................................................................................... 103
3. Schriftliche Quellen .......................................................................................................... 105
Der Codex Theodosianus als Quelle für den Umgang mit den Tempeln in der
Spätantike ......................................................................................................................... 105
Denkmalschützende Gesetze .......................................................................................... 108
Gesetze für Zerstörung und Wiederverwendung der Tempel ........................................ 109
Rechtliche Klärung der Zuweisung der Tempel............................................................. 110
Hagiographische Texte als Quelle für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien .. 111
4. Ergebnisse ......................................................................................................................... 116
5. Schlussbemerkung ............................................................................................................ 131
Tempel-Kirchen-Umwandlungen als Christianisierung? ............................................. 131
Tempel-Kirchen-Umwandlungen und das sich verändernde Stadtbild ab der
Spätantike ......................................................................................................................... 133
Liste der aussortierten Tempel-Kirchen-Umwandlungen aus der Dissertation Vaes’ .. 136
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 138
Primärquellen ................................................................................................................... 138
Sekundärliteratur ............................................................................................................. 139
Verzeichnis der Karten ........................................................................................................ 166
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1. Einleitung
Thema der vorliegenden Diplomarbeit sind Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien, wobei
das primäre Anliegen eine Auseinandersetzung mit dem archäologischen Befund der Tempel
beziehungsweise spätantiken und mittelalterlichen Kirchen in Form einer katalogartigen
Abhandlung darstellt. In diesem Katalog wurden nur „direkte“ Umwandlungen
miteinbezogen. Darunter werden in dieser Arbeit Baumaßnahmen verstanden, die sich auf
eine Wiedernutzung auf der annähernd gleichen Fläche des Tempels unter Miteinbeziehen,
soweit noch vorhandener, aufrecht stehender Bauelemente des klassischen Gebäudes
erstrecken. Dieser Ausdruck stellt einen Hilfsterminus dar, da streng genommen eine 1:1
Umwandlung nur beim Pantheon in Rom vorliegt. Diese Abgrenzung dient vor allem zur
Differenzierung von Spoliennutzung, die beispielsweise von Bayliss1 als indirekte
Umwandlung beschrieben wurde. So werden im Folgenden Fälle, wie beispielsweise die
Kirche S. Nicola in Carcere in Rom2 (Abbildung: Vaes 1986, Abb. 52), nicht miteinbezogen,
da die Kirche mehrere Gebäude, in diesem Fall mehrere Tempel, wieder verwendet. Auch die
Kirche S. Venanzo in Ascoli Piceno3 (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 46) erfüllt die
Kriterien nicht, da sie ein weitaus größeres Areal als der Tempel einnimmt und nur eine
seitliche Cellawand in den Dom eingebaut wurde. Einen speziellen Fall stellen die Mithräen
wie beispielsweise das Mithräum unter S. Prisca in Rom4 dar. Zwar befindet sich das
Heiligtum unter der Kirche, es fehlt aber ein Einbinden in den Kirchenbau. Ein zusätzliches
Kriterium ist die Verwendung möglichst noch aufrecht stehender Bauelemente des Tempels,
wodurch beispielsweise die heute noch stehende Kapelle Sant´Angelo in Fiamignano5
(Abbildung: Valle del Salto 2012, 13) nicht aufgenommen wird, da heute kein aufgehendes
antikes Mauerwerk oder keine Säule mehr in der Kapelle erkennbar ist. Es bestünde
theoretisch die Möglichkeit einer direkten Umwandlung, die sich heute so nicht mehr
nachvollziehen lässt, doch aufgrund der heutigen Form stellt dies keine direkte Umwandlung
dar. Der Dianatempel bei Sant´Angelo in Formis6 (Abbildung: Jacobitti 1992, Abb. 1. 5. 15.
16. 37. 40. Pensabene 1990, Abb. 104. 110. 115) wurde allerdings mit aufgenommen, da
vermutet wird, dass die Quadermauer der Cella abgetragen und für den Kirchturm verwendet
wurde. Wichtiger noch, es stammen die verwendeten Säulen möglicherweise vom Tempel,
1 Bayliss 2004, 43-46 2 Vaes 1986, Abb.52. Buchowiecki 1974, 375-396 3 Pasquinucci 1975, Abb. 46 4 Buchowiecki 1974, 629-649 5 Valle del Salto 2012, 13 6 Ferrua 1954. Jacobitti 1992
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ebenso hat sich noch der antike Fußboden erhalten. Eine große Problematik ist die lange
Nutzungsphase von Kirchen, wenn sie bis in das Mittelalter zurückreichen. Soweit es der
Forschungsstand zulässt, erfolgte hier ein Rückgriff auf ältere Kirchenformen, wenn diese den
Kriterien entsprachen. Wenn auch die moderne Kirche nicht mehr eine direkte
Wiederverwendung widerspiegelt, wurde das Fallbeispiel der älteren Kirche dennoch
berücksichtigt. Der Fokus liegt ohnehin auf den spätantiken und mittelalterlichen Kirchen, die
Tempel wiederverwendeten. Eine weitere Problematik stellt eine oft vermutete Tempel-
Umwandlung aufgrund von Namens- und angenommener Platzkontinuität dar, wie
beispielsweise die Kirche Santa Maria in Cerulis in Navelli7 oder (die heute nicht mehr
existente Kirche) Santa Maria in Campidoglio in Florenz8. Für Navelli sprechen eine
eingemauerte Inschrift9 in der Kirche und das Vorhandensein von architektonischen
Elementen, allerdings in Form von Säulentrommeln vor der Kirche, für die Präsenz eines
Tempels. Doch kann hier, zumindest nach dem publizierten Stand, nicht von einer direkten
Umwandlung gesprochen werden. Der Beiname „in Campidoglio“ mag auf die Präsenz eines
Kapitols in der Nähe der Kirche Santa Maria in Florenz hinweisen, doch fehlt für eine direkte
Einbindung des Tempels die Evidenz. Indirekt wurde hiermit bereits die Schwierigkeit
angesprochen, wenn die Kirche im Laufe der Zeit abgerissen oder zerstört wurde. Für Rieti
wurden vor dem Abriss der Kirche S. Giovanni in Statua10 (Abbildung: Massarini 1992,
Abb. 81. 83. 82. 86. 90. 92. 94. 96. 97) samt dem Tempel noch dokumentierte Grabungen
durchgeführt, wodurch dieses Beispiel somit trotzdem aufgenommen werden konnte. Zu guter
Letzt muss auch erwähnt werden, dass manche Publikationen leider trotz Fernleihe nicht
zugänglich waren, wodurch so manche Darstellung eines Umwandlungsbeispiels oder etwaige
Details ausbleiben mussten.
Die Fragestellung, die es hier zu klären gilt, betrifft die Möglichkeit, ob die Tempelform per
se ausschlaggebend für eine Wiedernutzung für eine Kirche gewesen sein könnte. Ebenso soll
untersucht werden, ob man Tempel einer bestimmten Größe bevorzugte. Weitere zu
betrachtende Eigenschaften, wie Dedikation und Orientierung, sollen auch geprüft werden. Da
auch die Ausrichtung der Kirchen berücksichtigt werden soll und diese oft mehrere Eingänge
beziehungsweise Hauptfassaden aufweisen können, wurde somit beim Kirchengebäude und
beim Tempel der Einfachheit halber immer die Himmelsrichtung, in der sich das
Presbyterium oder die Cella befindet, angegeben. Denkbar wäre auch eine Ausdehnung des
7 La Regina 1967/68, Abb. 28. 29 8 Paatz – Paatz 1952, 164-165 9 CIL I 394 10 Palmegiani 1932, 175-176
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Phänomens der Tempel-Kirchen-Umwandlungen innerhalb Italiens in bestimmten Regionen;
nach Zusammentragen der Fallbeispiele soll auch dies beantwortet werden. Erhofft wird
zudem eine mögliche zeitliche Eingrenzung dieses Phänomens. Weiters soll überprüft
werden, ob eine oft vermutete Kultkontinuität seitens der christlichen Kirche wirklich zu
erkennen ist. Dies bezieht sich vor allem auf die teils geäußerte Vermutung, dass in
bestimmen Fällen pagane Gottheiten oft mit ähnlichen christlichen Figuren substituiert
wurden.11
Den Anforderungen entsprechend wurde der Katalog aufgebaut: Nach einer Beschreibung des
Tempels sowie der Kirche, soweit es der Forschungsstand zulässt, wird jeweils eine Tabelle
angefügt: Dies soll es ermöglichen, neben den im Fließtext genannten Details diese zuvor
genannten Kriterien schnell erfassen zu können. Zusätzlich erfolgt die Angabe wichtiger
schriftlicher Quellen zu dem Tempel, sei es eine Dedikationsinschrift oder eine antike
Beschreibung des Tempels. Ziel ist es jedoch nicht, alle antiken Notizen über einen Tempel
zu erfassen, dies dient vielmehr der Ergänzung. Vorrangig wurden bei nachantiken Berichten,
die sich auf die Kirche beziehen, jene berücksichtigt, welche eine Ersterwähnung darstellen,
wodurch eine Datierungshilfe des christlichen Kultbaus erstrebt wird. Aber auch etwaige
schriftliche Quellen zum Aussehen der Kirche wurden, soweit vorhanden beziehungsweise
erfasst, angegeben. Weiters findet sich in der Spalte der Datierung der Umwandlung jeweils
der Hinweis, ob diese durch schriftliche Quellen oder durch archäologische Befunde geschah.
Eine weitere Zeile in dieser Tabelle gibt Auskunft, ob die architektonischen Eingriffe im
Tempel tatsächlich als Kirche dienten oder ob dies vielmehr vermutet wird. Im Rahmen dieser
Arbeit werden in das Tempelpodium eingetiefte Gräber als Indiz für eine Nutzung als Kirche
gewertet und derartige Fälle somit verhältnismäßig gesichert als Kirchen verstanden. Das
Anlegen von Gräbern in Stein kann nur eine bewusste Wahl darstellen, wobei man das schwer
zu bearbeitende Material in Kauf nahm. Aufgrund dessen wird das Anlegen dieser Gräber als
ein Friedhof um die Kirche verstanden.
Für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien gibt es drei grundlegende Werke, auf denen
die vorliegende Diplomarbeit aufbaut. 1939 war Deichmann12 der Erste, der sich mit diesem
Phänomen auseinandersetzte, wobei er im gesamten Mittelmeerraum 89 Beispiele ausmachte.
Für Italien konnte er sechs Fallbeispiele ausmachen, darunter der sog. Concordiatempel in
Agrigent, die spätere Peter- und Pauluskirche in Novara13, das Larenheiligtum in Rom14, das
11 Beispielsweise Vaes 1986, 328 12 Deichmann 1939 13 Aufgrund der eingangs erwähnten Kriterien für den in dieser Arbeit erstellten Katalog ist diese Kirche ungeeignet, da die Umwandlung im Grunde nur schriftlich belegt ist.
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Pantheon in Rom, den Athenatempel in Syrakus und den Jupitertempel in Cuma. 1984 folgte
die nächste Publikation zu diesem Thema von Ward-Perkins15, der für Zentralitalien neben
den bereits von Deichmann entdeckten Fällen jene in Assisi, Isernia und Rieti nannte. Der
bedeutendste, aber leider unzugängliche und unpublizierte Beitrag stammt von Vaes16, der in
seiner Dissertation die christliche Wiederverwendung antiker Gebäude in Italien von 200-
1200 untersuchte. So konnte er für Italien insgesamt 88 Wiederverwendungen von paganen
Tempeln für christliche Kirchen ausfindig machen. Manche Fallbeispiele für Italien fanden
jedoch Erwähnung in seinen späteren Publikationen.17 Neben diesen auf Italien bezogene
Studien erschienen in den letzten Jahren noch einige auf unterschiedliche Regionen bezogene
Untersuchungen. Die m. E. wichtigsten seien im Folgenden genannt: die regionale Analyse
von Griechenland durch Spieser18, von Athen durch Frantz19 sowie Peloschek20, von Kilikien
durch Bayliss21, Ägypten durch Teichner22 und Nordafrika durch Duval23. Deichmanns
Katalog stellt den bisher einzigen Versuch dar, das Phänomen der Tempel-Kirchen-
Umwandlungen in der gesamten spätantiken römischen Welt zu erfassen.24 Zwar gibt es
vereinzelt allgemeine Ansätze einer Untersuchung zu dieser Wiederverwendung, doch ist
darin nicht der Versuch einer Auflistung aller bekannten Fälle gemacht worden, sondern es
wurde vielmehr eine Auswahl einiger Fallstudien in unterschiedlichen Regionen getroffen.25
Die Katalogbeispiele in der vorliegenden Arbeit fußen somit hauptsächlich auf der
Dissertationsschrift Vaes`, da mir die Bibliothek in Leuven26 freundlicherweise das
Inhaltsverzeichnis zukommen ließ. Allerdings wurden jene Fallbeispiele, die aufgrund
genannter Kriterien nicht unter die Kategorie direkter Umwandlung fallen, weggelassen.27 Die
genannten Standardwerke für Italien unterscheiden sich in einem Punkt deutlich von dem hier
gemachten Versuch der Beleuchtung dieses Phänomens: Es wird eine eingehende
archäologische Untersuchung der Fallbeispiele angestrebt, wodurch zumindest eine kurze
Beschreibung möglicher Kontroversen zu Tempel oder Kirche möglich ist. Dies dient auch
14 Gemäß Berger dürfte es sich dabei jedoch nicht um ein Larenheiligtum, wie man früher vermutete, sondern vielmehr um einen Profanbau handeln. Berger 1995, 396 15 Ward-Perkins 1984 16 Vaes 1987 17 Vaes 1986. Vaes 1989. Vaes 1990 18 Spieser 2001 19 Frantz 1965 20 Peloschek 2006 21 Bayliss 2004 22 Teichner 1996 23 Duval 1973 24 Ein in Aussicht gestellter Beitrag einer Zusammenstellung von insgesamt 300 Tempel-Kirchen-Umwandlungen im gesamten Mittelmeerraum von Milojevic blieb leider aus. Milojevic 1997, 347 25 Gandolfo 1989. Pagoulatos 1994. Hansen 1978 26 Hier gilt mein ausdrücklicher Dank Rudi De Groot und Stefan Derouck. 27 Im Anhang erfolgt eine Auflistung jener Beispiele, die hier aussortiert werden mussten.
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dem besseren Verständnis unternommener Rekonstruktionsvorschläge zu Tempel- oder
Kirchengrundrissen. Nach dem Katalog finden die schriftlichen Quellen Berücksichtigung,
wodurch eine Ergänzung zum archäologischen Befund angestrebt wird. Allerdings wurde die
Untersuchung der schriftlichen Quellen auf einige wenige beschränkt: Für die legislative
Quellenlage fand nur der Codex Theodosianus Berücksichtigung, um die rechtliche
Ausgangslage für mögliche Tempel-Kirchen-Umwandlungen zu klären. Seitens der christlich
geprägten Quellen wurden Heiligenviten mit Beschreibungen von Tempel-Kirchen-
Umwandlungen in Italien untersucht. Ebenso fand sich eine Bemerkung von Papst Gregor I28
(590-604) über die Anleitung zu Umwandlungen, die erläutert werden soll. Weder im
archäologischen Bereich noch in den historischen Quellen wird ein Anspruch auf
Vollständigkeit einer alles umfassenden Arbeit gemacht. So sind in Italien noch nicht
ausreichend publizierte und hier nicht berücksichtigte Fallbeispiele vorhanden. Das Gleiche
trifft auch auf die Abhandlung der schriftlichen Quellen zu, die hier nur der Ergänzung dient,
da hier der Fokus eindeutig auf dem Schaffen eines archäologisch fundamentierten Katalogs
für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien gelegt wurde.
Bei einer auf Tempel-Kirchen-Umwandlung ausgerichteten Behandlung der Fallbeispiele in
Italien soll hier trotzdem eingangs erwähnt werden, dass dieser Vorgang keinesfalls der
Regelfall schlechthin war.29 Selbst wenn in einer Stadt ein Tempel in eine Kirche
umgewandelt wurde, fanden zahlreiche Tempel eine andere Nutzung oder verfielen einfach.
Für die meisten antiken Städte ist allerdings unklar, wie viele Tempel sie einst tatsächlich
besaßen. Aus der Notitia urbis Alexandrinae geht für das spätantike Alexandrien eine
Gesamtzahl von 2.478 paganen Heiligtümern hervor. Für Alexandrien sind trotz der großen
Anzahl nur drei Tempel-Kirchen-Umwandlungen bekannt.30
2. Katalog
Agrigent (Akragas, Agrigentum)
Sog. Concordia-Tempel
Der so genannte Concordia-Tempel befindet sich im Tal der Tempel von Agrigent
(Abbildung: De Waele 1971, Abb. 4), zwischen dem Hera-Tempel im Osten und dem
28 Gregor I, Reg. 11, 56 29 Emmel u. a. 2008, 7 30 Bayliss 2004, 126
9
Herkules-Tempel im Westen.31 Es handelt sich dabei um einen Peripteros von dorischer
Ordnung mit sechs mal 13 Säulen. Die Maße betragen 19,7 m in der Breite und 42,2 m in der
Länge.32 Die Cella nimmt, an der Außenseite der Anten gemessen, eine Breite von 9,47 m ein.
Die Säulen besitzen eine durchschnittliche Höhe von 6,71 m, die Ecksäulen weisen jeweils
einen um 2 cm breiteren Abakus als die restlichen Säulen auf. Weiters besitzen die Säulen der
Langseiten eine Neigung zur Tempelachse.33 Aufgrund von Formanalysen, wie beispielsweise
die Form der Säulen, die Anzahl der Kanneluren oder die Form des Echinus, wird der Tempel
in die klassische Zeit, um 440 v. Chr., datiert.34 Die Weihung des Tempels an Concordia
beziehungsweise die Bezeichnung stellt nur eine Konvention dar. Der Grund für die
Benennung war eine lateinische Inschrift, die sich auf die Einheit (concordia) der Bewohner
von Agrigent bezieht; diese Inschrift steht allerdings in keinem Kontext zum Tempel selbst.35
Aufgrund der Weihung der Kirche an Petrus und Paulus und der zwei Dämonennamen36, die
in der Passage über den Tempel in der Heiligenvita von Gregorios37, dem Bischof von
Agrigent, erwähnt werden, könnte man einen bereits in der Antike praktizierten Doppelkult
vermuten. Dies stellt allerdings nur eine Theorie dar, für die es keine Belege gibt. Insgesamt
erhielt der Tempel mehr Aufmerksamkeit in der späteren Zeit, als er in eine Kirche
umgewandelt wurde und als mit dem 18. Jahrhundert das Interesse an antiker Baukunst
erwachte.38 Der Concordia-Tempel stellt einen der besterhaltenen der Antike dar, was er
möglicherweise seinem Umbau in eine Kirche verdankt.39
596 begannen gemäß Morcelli40 unter Bischof Gregorios die Umbauarbeiten am Tempel, wie
aus der Vita hervorgeht, wurde die dem hl. Petrus und hl. Paulus gewidmete Kirche ein Jahr
31 Trizzino 1984, 5-6 32 Abweichende Maße von 39,44 mal 16,91 m bei Delle Cave – Golin 2004, 32. Maße von 39,42 mal 16,92 bei DeMiro 1989, 27. Diese minimalen Divergenzen sind wohl der Verwitterung zuzuschreiben. 33 Mertens 1984, 108-109 - Für eine detaillierte Auflistung der Maße und Proportionen siehe Mertens 1984, 108-117 34 Trizzino 1984, 15. Delle Cave – Golin 2004, 32. Griffo 1962, 80 35 „Concordia diae agrigentinorum sacrum, respublica lilibitanorum, dedicantibus. M. Atterio Candido procons: et, L. Cornelio Marcello. Q. Pr. Pr.” Trizzino 1984, 12-13 36 Die Namen Heber und Rhaps der Dämonen sind in ihrer Deutung problematisch. Berger identifizierte Heber mit dem Urenkel Noahs, der später zum Stammvater der Hebräer wurde. Die Interpretation von Rhaps stellt sich hingegen als schwieriger heraus. Möglich wäre eine Korrektur mit Αραψ, ebenso könnte Rhaps aber als Eponym der Rhapsioi zu deuten sein. Damit wären die Bewohner von Rhapta im heutigen Tansania gemeint, dieser Ort stellte für lange Zeit den südlichsten bekannten Handelsplatz an der Ostküste Afrikas dar. Inwieweit dies aber Leontios` wirkliche Intention war, ist schwierig zu bestimmen. Eben weil viele Abschriften anstatt Rhaps Αραψ schreiben. Der einen Deutungsweise nach wäre neben der Polemik gegen das Judentum auch eine gegen den Islam gegeben. Morcelli hingegen leitete die beiden vom Hebräischen ´erev (= Abend) und rav (Rabbi) ab und vermutete deshalb die Erinnerung an einen punischen Tempel von Herakles und Triptolemos. Berger 1995, 398-399. Morcelli 1865, 709-710 37 Leontios, Gregorios-Vita 100 38 Trizzino 1984, 11-12 39 Mertens 1984, 108 40 Morcelli 1865, 721-722
10
nach Baubeginn, seiner Meinung nach 597, eingeweiht. Mercurelli41, Deichmann42 und
Trizzino43 folgen diesem Datierungsvorschlag, Gandolfo44 gibt ebenso die gleiche Datierung
an. Warum es Morcelli45 aber möglich war, die relativ chronologischen Angaben in der Vita
in absolute Jahreszahlen umzuwandeln, ist m. E. unklar. Aus einer unabhängigen historischen
Quelle geht hervor, dass Bischof Gregorios nach seiner Inhaftierung in Rom zwischen 594
und 603 nach Agrigent zurückkehrte.46 Geht man nun von einer Zuweisung der
Baumaßnahmen an diesen Bischof aus, wird man erst ab 594-603 mit dem Beginn des Baus
rechnen dürfen. In der Heiligenvita47 ist über die Umwandlung zu lesen: Gregorios „vertrieb
die Dämonen, die dort waren und im Götzenbild des Heber und Rhaps hausten. Und er baute
jenen Tempel sehr schön wieder auf und verlieh ihm den Namen der heiligen Apostelfürsten
Petros und Paulos.“48 Folgende Umbauten aus dieser Phase lassen sich am Tempel
erkennen49: Am zentralen Interkolumnium der Ostseite sind Spuren einer bogenförmigen
Vertiefung zu sehen (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 7). Ähnliche Spuren, die auf
bogenförmige Konstruktionen hinweisen, sind an den Säulen des Pronaos (Abbildung:
Trizzino 1984, 8. 9), an den Mauern der Anten (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 12) und an
den Mauern der Wendeltreppen zu erkennen (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 10. 11). Die
Vertiefungen der Mauern des Pronaos (Abbildung: Trizzino 1984, 13) sind möglicherweise in
Zusammenhang mit einem hölzernen Dachboden zu sehen. Am südlichen Treppenturm wurde
ein Eingang in die Mauer eingebrochen. Die Vertiefung am vierten Treppenabsatz der
östlichen Mauer korreliert mit den Spuren an den Mauern des Pronaos, die im Zusammenhang
mit der Konstruktion des Dachbodens gesehen werden (Abbildung: Trizzino 1984, 14. 15).
An der Südseite wurde im zweiten Interkolumnium von rechts eine kleine Treppe in die
bestehende Krepis angebracht (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 19). Ebenso wurde an der
Westseite eine zentrale Zugangstreppe eingefügt (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 16). An der
Südwand der Cella ist noch ein Stück vom Originalverputz aus der Nutzungsphase des
41 Mercurelli 1948, 31 42 Deichmann 1939, 134 43 Trizzino 1984, 23 44 Gandolfo 1989, 895 45 Morcelli 721-722 46 Berger 1995, 26 47 Leontios, Gregorios Vita 100 48 Berger 1995, 333 49 Die eindeutige Identifizierung des Bauherrn mit dem Bischof Gregorios ist nicht mit Sicherheit möglich, erscheint aber wahrscheinlich. Diese Frage wurde einzig von Berger 1996, 397 angesprochen. Wenn man tatsächlich von der Weihung an Petrus und Paulus in der ersten Kirchenphase ausgeht, wurde sie zumindest in einem Dokument aus der Normannenzeit ecclesia S.Gregorii sita extra muros umbenannt. Eine Umbenennung zu Ehren Gregorios` erscheint sinnvoll, wenn er in dieser Kirche bestattet wurde. Berger hält es daher für wahrscheinlich, dass die Umbauten in eine Kirche kurz vor Gregorius` Bestattung darin vollendet wurden. Berger 1995, 397
11
Tempels zu sehen (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 17). Die Platten des Fußbodens im
nördlichen und südlichen Bereich der Opisthodom-Mauer wurden entfernt (Abbildung:
Trizzino 1984, Abb. 18). Dies könnte möglicherweise auf Zugänge hindeuten, die man vor
dem vollständigen Niederriss der Opisthodom-Mauern verwendete. Die Gräber im westlichen
Bereich des Gebäudes geben einen Anhaltspunkt für die Ausdehnung der Kirche zu dieser
Nutzungsphase (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 19), da Gräber, ausgenommen wenige
Bestattungen von religiös zentralen Figuren, kaum innerhalb der Kirche selbst angelegt
wurden, sondern vielmehr um die Kirche.50 Die zwei Gräber im Pronaos interpretierten die
Ausgräber als die Gräber der Lokalheiligen Libertinos und Peregrinos, da sie eine zentrale
Lage eindeutig innerhalb des Kirchengebäudes einnehmen. Berger51 geht hingegen davon aus,
dass der Bischof Gregorios möglicherweise in einem der beiden Gräber bestattet wurde. In
der byzantinischen Phase beschränkte sich die Nutzung des Tempels als Kirche auf den
östlichen Bereich des Tempels; genauer auf einen Raum von fünf mal fünf Interkolumnien.
Weiters wurde die Orientierung von Ost-West auf West-Ost geändert.52 Trizzino53 ist der
Meinung, dass zum Zeitpunkt des Umbaus in eine Kirche der Tempel schon lange nicht mehr
benutzt war und schreibt dem Naos zu dieser Zeit eine Funktion als Art Kirchenhof zu.
Demnach hätte der Tempel zu diesem Zeitpunkt schon sein Dach verloren. Die Heiligenvita54
spricht von Wohngelegenheiten bei der Kirche, möglich wäre eine Errichtung dieser im
Bereich der Cella des Tempels.55 Nach zirka 30 bis 50 Jahren wurde die gregorianische
Kirche wieder Umbauten unterzogen, wobei die Bögen und der Dachboden erneuert
wurden.56 In der barocken Umbauphase von 162057 wurde schließlich ein Großteil des
Tempels für die Kirche verwendet, wobei die Cellawände durchbrochen wurden, die
Opisthodommauern vollständig niedergerissen und die Interkolumnien für die Außenmauern
geschlossen wurden (Abbildung: Trizzino 1984, Abb. 27). Eine schematische
Überblicksdarstellung über die verschiedenen Nutzungsphasen des Tempels findet sich auf
der Abbildung Trizzino 1984, Abb. 58. 1748 wurde die Kirche profanisiert und die
dazugehörenden Umbauten wurden großteils wieder rückgängig gemacht, sodass der Tempel
wieder in seiner erhaltenen Form zu sehen war.58
50 Trizzino 1984, 24-26 51 Berger 1995, 397 52 Trizzino 1984, 24-26 53 Trizzino 1984, 27 54 Leontios, Gregorios Vita 100 55 Wohnräume im Tempel sind auch für die Kirche in Assisi überliefert. 56 Trizzino 1984, 31 57 Deichmann und Mercurelli schreiben diese Umbauten fälschlicherweise der Umbauphase von Gregorios zu. Deichmann 1939, 134. Mercurelli 1948, 33-36 58 Delle Cave – Golin 2004, 32
12
Tempelart Peripteros Antike Widmung Unbekannt Maße des Tempels 19,7 x 42,2 m (Stereobat) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 597?/nach 594-603 (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Petrus und Paulus (später S. Gregorios) Orientierung der Kirche O Quellen Leontios, Gregorios Vita 100
(Steininschrift ohne Bezug auf Tempel!)
Sog. Demeter-Tempel
Auf der Rupe Atenea, die das antike Stadtgebiet von Akragas im Nordosten begrenzte,
befindet sich ein Antentempel (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 20).59 Die für Akragas
ungewöhnliche Tempelform ist vermutlich auf die Lage zurückzuführen. Es musste für das
Fundament des Tempels ein Bereich des felsigen Hanges abgetragen werden, es bestand also
nur ein ziemlich eingeschränkter Platz für den Bau zur Verfügung.60 Die Länge beträgt 31,2-
31,3 m, samt Treppenflucht nimmt der Bau eine Länge von 32,65 m ein. Der Toichobat
nimmt eine Breite von 12,52 m ein.61 In Marconis62 Umzeichnung (Marconi 1926, Abb. 20)
ist ersichtlich, dass sich das im Westen aufgehende Mauerwerk nicht erhalten hat. Koldewey
– Puchstein63 stellen ebenso fest, dass das Ende der Westmauer der Cella nicht mehr exakt
erfassbar ist. Dementsprechend ist beim Plan der Kirche (beziehungsweise des Tempels) die
Westwand als spätere Hinzufügung zu erkennen (Abbildung: Koldewey – Puchstein 1899b,
Taf. 20). Die antike Zugangsstraße zum Tempelareal mündet an der Südostecke des Tempels,
was auf die topographischen Verhältnisse zurückzuführen ist. Der östliche Bereich des
Stylobats ist aus verschieden großen Steinblöcken errichtet. Vom hochgehenden Mauerwerk
ist noch jenes im Süden (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 18), im Norden (Abbildung:
Marconi 1926, Abb. 19) und im Osten (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 21) erhalten. Die
Mauer im Norden und Süden besteht aus quadratischen Blöcken. Die erste Reihe über dem
Stylobat besteht aus Blöcken mit den Maßen 1,25 x 1,25 x 0,90 m, während die oberen 1,25 x
0,55 x 0,65 messen. An der Ostseite hingegen wurde jeweils eine Reihe mit den zuvor
genannten Maßen verlegt, dann folgt eine Zwischenreihe aus Blöcken mit 0,62 x 0,55 x 0,65
m. Insgesamt ist das hochgezogene Mauerwerk in neun Reihen erhalten. Wobei sich die
59 Guzzo – De Waele 1980, 396 60 De Waele 1971, 199 61 De Waele 1980, 209-210 62 Durch Restaurierungsarbeiten konnte 1975 die Länge des Tempels festgestellt werden. Die Maße bei Marconi 1926, 119 sind demnach nicht korrekt. De Waele 1980, 209 63 Koldewey – Puchstein 1899a, 140
13
neunte Reihe hauptsächlich auf der Ostseite erhalten hat und auf der Nord- und Südseite nach
Westen hin stark abnimmt. Wie hoch der Tempel ursprünglich war, lässt sich nicht mehr
feststellen. Die maximal erhaltene Höhe beträgt 7,85 m. Es wurden keine Teile des Architravs
gefunden. Reste der Anten sind heute noch ersichtlich (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 18).
Weiters wurden keine Säulen, die aus statischen Gründen notwendig waren, gefunden.
Marconi64 geht davon aus, dass der antike Tempel höher war als die heutige Kirche San
Biagio. Südlich des Tempels wurden Reste des Gebälks gefunden, darunter Reste von Geison
(Abbildung: Marconi 1926, Abb. 24) und Sima mit löwenkopfförmigen Protomen sowie
Ziegel. Aufgrund des hügeligen Geländes findet sich vor dem Tempel keine größere ebene
Fläche mehr, was die Ansiedlung der Altäre (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 19) im
nördlichen Bereich erklärt. Der östliche von den beiden Altären besitzt einen Umfang von 7,4
m und einen Durchmesser von 2,35 m, sowie eine Höhe von 0,6 bis 0,75 m.65 Er wurde aus
sechs trapezförmigen Blöcken gefertigt, die an ein Felsstück angefügt wurden. Eine Rinne
ermöglichte das Abfließen von Wasser. Die rote Verfärbung des Gesteins deutet auf
Brandopfer hin.66 Der westliche Altar ist mit einem Umfang von 8,47 m, einem Durchmesser
von 2,7 und einer Höhe von 0,25 bis 0,35 m größer.67
Im näheren Umfeld wurden Lampen und Fragmente von Keramik gefunden, die bis ins frühe
5. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. Im gesamten Tempelareal kamen zusätzlich noch
Frauenbüsten aus Terrakotta zu Tage. Die Lampen (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 33) sind
möglicherweise in Zusammenhang mit nächtlichen Kultaktivitäten zu sehen. Wegen der
typischen Form der Dachrinne mit den Löwenköpfen und der kanonisierten dorischen
Bauform erscheint eine Datierung des Tempels in das zweite Viertel des
5. Jahrhunderts v. Chr. als sehr wahrscheinlich.68 Aufgrund der Votivbüsten und der Lampen
geht man von einem Kult der eleusinischen Gottheiten aus.69
Die Kirche San Biagio geht bis in das 12. Jahrhundert zurück70 und verwendete die noch
vorhandenen Strukturen des Tempels. Dabei wurde der Eingangsbereich des Tempels mit
einer Apsis versehen.71 Somit drehte die Kirche die Orientierung genau um und siedelte den
64 Marconi 1926, 127 65 Marconi 1926, 118-137 66 De Waele 1971, 200 67 Marconi 1926, 137 68 Marconi 1926, 138-146. De Waele 1971, 199 69 Marconi 1926, 145. Delle Cave – Golin 2004, 56. Muthmann 1975, 164 70 beziehungsweise normannische Zeit, Muthmann 1975, 164 71 Koldewey – Puchstein 1899a, 143. Marconi 1926, 122
14
Eingang an der Rückseite des Tempels an. Weiters erhielt der Kirchenbau bei seiner
Errichtung über dem Eingang noch drei Fenster.72
Tempelart Antentempel Antike Widmung Demeter/Persephone? Maße des Tempels 31,2 x 12,52 m (Podium) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 12. JH/normannische Zeit (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche San Biagio Orientierung der Kirche O Quellen -
Sog. Oratorium des Phalaris
Beim so genannten Oratorium des Phalaris (Abbildung: Wilson 1990, Taf. 4) handelt es sich
um ein kleines tempelartiges Gebäude auf einem rechteckigen Podium (Abbildung: Marconi
1926, Abb. 11a), das 12,40 mal 8,85 m misst.73 Die Cella nimmt im Innenraum eine Fläche
von 5,95 mal 5,30 m ein (Abbildung: Marconi 1926, Abb. 11b). Die Mauern im Norden und
Süden weisen eine Stärke von 0,8 m auf, während die östliche und westliche Wandung 0,64 m
breit ist. Die beiden Anten sind 1,2 m lang und enden in flach ausgeführten Pilastern. Die
attischen Basen sind zirka 0,3 m hoch und die dorischen Kapitelle in etwa 0,35 m. Der
Pronaos weist eine Tiefe von 2,4 m auf. Sowohl das Podium als auch die Cella sind in
Quadermauerwerk errichtet.74 An der Ostseite ist noch die Freitreppe sowie der Zugang zur
Cella zu erkennen. Laut Griffo75 sind an der Hauptseite, also an der Ostseite, noch Reste von
vier Säulen zu erkennen. Das Bauwerk nimmt somit eine Ausrichtung nach Westen ein.
Während von Hesberg76 darin ein Grabdenkmal einer Römerin aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.
erkennen will, ist die zweite Interpretationsvariante ein kleiner Podiumstempel.77 Allerdings
wurde die Inschrift, die auf ein Grab einer Römerin schließen ließe, nicht in situ sondern im
Schutt östlich vom besagten Gebäude gefunden.78 Weiters fehlt das Grab selbst, wodurch man
von einem Kenotaph sprechen müsste. Aufgrund der Präsenz eines als Altar angesprochenen
72 Marconi 1926, 125 73 Griffo 1962, 148 74 Marconi 1926, 108-111 75 Griffo 1962, 149 76 Von Hesberg 1992, 182 77 So Griffo 1962, 152 und Delle Cave – Golin 2004, 43. 78 Marconi 1926, 110
15
Objekts vor dem Gebäude wird man aber eher von einem kleinen Tempel ausgehen müssen.79
Marconi80 datiert das Gebäude gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr.
Im Mittelalter wurde in der Nähe des besagten Gebäudes ein Konvent und die Kirche
S. Nicola errichtet. Weiters wurde laut Griffo81 in der gleichen Zeitstufe das antike Gebäude
in ein Oratorium umgebaut.82 Die Ansprechung als Marienkapelle dürfte auf Picone83
zurückgehen.84 Folgende Eingriffe im Mauerwerk des Tempels sind noch heute zu erkennen:
So wurde die Rückwand für eine Öffnung durchbrochen (Abbildung: Koldewey – Puchstein
1899a, Abb. 161), wobei Griffo85 hier von einem neuen Eingang spricht. Allerdings sind an
der Rückwand keinerlei Spuren für eine Zugangstreppe zu erkennen, folglich ist fraglich,
inwieweit hier von einem Eingangsbereich gesprochen werden kann. Darum würde auch eine
Ansprechung als Fenster, wie von Koldewey – Puchstein86 vorgeschlagen, eher zutreffender
erscheinen. Vor dem Gebäude sollen sich jedoch noch Reste einer Apsis befinden87, davon
konnte sich jedoch keine Abbildung finden lassen. Das Vorhandensein einer Apsis vor dem
Tempel würde für eine Änderung der Orientierung um 180 Grad sprechen. Dementsprechende
festgestellte Reste einer Apsis sind aber nicht nachvollziehbar. Des Weiteren kann eine
Verbreiterung der antiken Eingangstür beobachtet werden, wie deutlich aus der Abbildung bei
Koldewey – Puchstein 1899a, Abb. 160 hervorgeht. Das Kreuzgratgewölbe im Inneren sowie
Eckpfeiler stammen ebenfalls aus dieser Nutzungsphase.88
Tempelart Prostylos Antike Widmung ? Maße des Tempels 5,95 x 5,30 m (Innenmaße der Cella) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung Mittelalter (arch.) Nutzung als Kirche vermutet Widmung der Kirche Marienkapelle? Orientierung der Kirche O (?) Quellen -
79 Universität zu Köln 2012 80 Marconi 1926, 118 81 Griffo 1962, 149 82 Warum die Umbauten eindeutig mit der Umwandlung in eine Kapelle in Verbindung gebracht werden, ist nicht zu erschließen. Koldewey – Puchstein sprechen beispielsweise von moderner Nutzung, ohne auf den Zweck näher einzugehen. Koldewey – Puchstein 1899a, 182 83 Picone 1882, 50 non vidi! Zitat bei Koldewey – Puchstein 1899a, 182! Darum ist auch die Argumentation für eine christliche Kapelle nicht bekannt. 84 Ebenso als christliche Kapelle angesprochen bei Universität zu Köln 2012. 85 Griffo 1962, 149 86 Koldewey – Puchstein 1899a, 182 87 Universität zu Köln 2012 88 Koldewey – Puchstein 1899a, 182
16
Santa Maria dei Greci
Im Nordwesten der antiken Stadt Agrigent, auf dem Hügel Girgenti, liegt unter der Kirche
S. Maria dei Greci ein dorischer Tempel.89 Abbildung Koldewey – Puchstein 1899b, Taf. 20
zeigt die noch vorhandenen Reste des Tempels im Mauerwerk der Kirche. Reste vom Tempel
wurden, soweit es der heutige Kirchenbau zulässt, freigelegt90: So sind von den Fundamenten
im Norden und Süden Spuren erhalten.91 Fraglich ist, inwieweit man mit Treppenaufgängen
in Hohlpfeilern am Cellaeingang rechnen darf. Griffo92 geht davon aus, da Treppen bei der
Mehrheit der Tempel in Agrigent vorhanden sind. De Waele schließt sich dieser Meinung an
und vermutet, dass die drei Apsiden der Kirche „wohl auf den Fundamenten der
Treppenpfeiler des antiken Tempels errichtet wurden“.93 Weiters fand man noch Fragmente
vom Geison und Gebälk. Der untere Durchmesser der Säulen entspricht mit 1,41 m exakt dem
Ausmaß der Plinthen. Der Fußboden der Kirche befindet sich 0,75 m unter dem antiken
Stylobat.94 Der Stereobat an der Nordseite besteht aus Steinblöcken mit einer Länge von 1,40-
1,41 m.95 Die östliche Ausdehnung des Tempels konnte nicht mehr festgestellt werden, da
sich östlich der Apsiden der Kirche eine moderne Straße befindet. Das Westende hingegen ist
deutlich als Einschnitt in den Felsen zu erkennen. Somit ergibt sich gemäß Griffo96 eine
rekonstruierbare Länge von 34,7 m und eine Breite von 15,10 m für den Stylobat. Seinem
Vorschlag folgend rekonstruiert Van Compernolle97 den Tempel als Peripterostempel mit
sechs mal 13 Säulen, der jeweils vor dem Pronaos und dem Opisthodom zwei Säulen in antis
aufweist.98 Abbildung De Waele 1980, Abb. 19 zeigt die schematische Rekonstruktion des
Tempels samt seinen tatsächlich vorhandenen Elementen.99 Gemäß Griffo100 konnten noch
Reste einer Plattform, die als Verbindung zwischen Cella und Pronaos diente, festgestellt
werden. Vom Cellafußboden haben sich nur Spuren des seitlichen Rostes, auf dem der
Fußboden angebracht wurde, erhalten. De Waeles101 Ansicht nach kann hingegen das Ausmaß
89 Gruben 1966, 297-298 90 Eine Untersuchung des Temenos ist aufgrund moderner Überbauung nicht möglich. De Waele 1971, 190 91 Der von Koldewey – Puchstein erstellte Plan des Tempels zeigt die Reste der Südmauer durch die Buchstaben A und B an. Koldewey – Puchstein 1899a, 142. Koldewey – Puchstein 1899b, Taf. 20 92 Griffo 1962, 176 93 De Waele 1980, 216 94 Koldewey – Puchstein 1899a, 141 95 De Waele 1980, 215 96 Griffo 1957, 119 97 Van Compernolle 1989, 57 98 Einzig Dinsmoor 1950, 109 verweist auf die Ungewissheit der Länge des Tempels und schließt sich somit nicht der allgemein angenommenen Rekonstruktion mit sechs mal 13 Säulen an. 99 Ein Plan, der nicht nur die tatsächlich existierenden Säulen des Tempels samt den übrigen erhaltenen Teilen mit einbezieht, war leider nicht auffindbar. Er würde die Überlegungen Griffos bezüglich der Rekonstruktion des Tempels nachvollziehbarer machen. 100 Griffo 1962, 175 101 De Waele 1980, 216
17
der Cella nur vermutet werden. So geht er in seiner Rekonstruktion davon aus, dass die Cella
nach klassischem Standard gebildet wurde: Somit fällt in Abbildung De Waele 1980, Abb. 19
die Cellamauer mit der Achse der zweiten und fünften Säule der Breitseite zusammen. Die
Länge liegt zwischen der zweiten und dritten Säule der Längsseite.102 Der Tempel nahm somit
eine Westausrichtung ein.
Aufgrund von Form und Verhältnis datiert Griffo103 den Bau in das zweite Viertel des
5. Jahrhunderts v. Chr. Der Tempel wird allgemein als Athenatempel angesprochen,
allerdings ist diese Zuschreibung unbewiesen.104 Fraglich ist, ob es sich hier um den von
Polybius105 erwähnten Athenatempel handelt. Auch Polyainos106 berichtet von einem
Athenatempel in Agrigent, der von Theron errichtet wurde. Neben der unbewiesenen
Zuschreibung an Theron als Bauherrn kommt noch hinzu, dass nicht geklärt ist, dass es sich
bei dem Areal des Hügels Girgenti tatsächlich um die Akropolis der Stadt handelt.107
Die Kirche S. Maria dei Greci geht bis auf die Zeit um 1200 zurück,108 doch ist ihr exaktes
Aussehen in romanischer Zeit nicht mehr rekonstruierbar.109 Koldewey – Puchstein110 gehen
von einer romanischen Hallenkirche mit drei Apsiden aus. Der Kirchenbau, zumindest in der
heutigen Form, hat die Orientierung von Westen um 180 Grad nach Osten umgedreht.111 Die
Weihung der Kirche an S. Maria dei Greci verweist noch auf den Gebrauch der Kirche der
orthodoxen Christen hin.112
Tempelart Peripteros Antike Widmung ? (Athena?) Maße des Tempels 34,7 x 15,10 m (Rekonstruktion des Stylobats) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung ? Kirche geht bis auf die Zeit um 1200 zurück (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Maria dei Greci Orientierung der Kirche O
102 Ob die vorgeschlagene Rekonstruktion tatsächlich dem Aussehen des Tempels entspricht, kann nur durch eine Untersuchung im Fußboden der Kirche geklärt werden. De Waele 1980, 216 103 Griffo 1957, 119-120 104 De Waele 1971, 190 105 Polyb. 9, 27 ,7 106 Polyain. 6, 51 107 Griffo 1962, 176. Doepner 2002, 117 FN 451. De Waele 1971, 217-222. Vonderstein 2006, 173 FN 1285 - Hingegen wird der Girgenti als Akropolis bei Dinsmoor 1950, 100 und Delle Cave – Golin 2004, 60 angesprochen. 108 Delle Cave – Golin 2004, 60 109 Kubach 1997, 84 110 Koldewey – Puchstein 1899a, 141 111 Geht man davon aus, dass sich die Größe der Kirche im Laufe der Zeit nicht mehr drastisch änderte, hätte man ein ähnliches Umwandlungsszenario wie beim Concordiatempel. Auch dort wurde zuerst nur ein Teil des Tempels für die Kirche verwendet. 112 Griffo 1962, 175
18
Quellen Polyb. 9, 27, 7? Plyain. 6, 51? Diod. 13, 90, 2?
Albe/Massa d'Albe (Alba Fucens)
Am Gipfel des Hügels S. Pietro in Albe befindet sich die Kirche S. Pietro, die
Grundstrukturen eines Tempels wiederverwendete. Die Kirche stürzte 1915 aufgrund eines
Erdbebens völlig ein und wurde folglich wieder errichtet.113 Der Tempel entspricht laut
Mertens114 dem italischen Tempeltyp mit einer geteilten Cella mit einer oder zwei Säulen
zwischen den Anten auf einem hohen Podium (Abbildung: Catalli 1992, Abb. 42. Mertens
1969, Abb. 5). Der rechteckige Grundriss besitzt eine Länge von 17,3 m und eine Breite von
14 m. Die Cella befand sich im Westen des Tempels. Die Erweiterung des Tempels zu einem
Prostylos erfolgte Catallis115 Ansicht nach möglicherweise im 2. Jahrhundert v. Chr. Zwei
dieser angefügten Säulen sind im Mauerwerk der Kirche erhalten geblieben (Abbildung:
Catalli 1992, Abb. 40). Die Plinthe besitzt einen Durchmesser von 149 cm und hat eine Höhe
von 26 cm. Die Säulen sind auf 1,45 m erhalten; aufgrund des Profils und des Säulenschafts
rekonstruiert Mertens116 eine ursprüngliche Länge von 7,48 m für diese beiden Säulen. Die
Südwand der Cella ist bis 7,1 m in der Höhe erhalten. Auf Abbildung Mertens 1969, Taf. 4a
ist ein Teil der erhaltenen Wand zu sehen; die Blöcke aus Kalkstein sind zirka 39 cm hoch.117
Catalli118 schlägt eine vorsichtige Datierung des Tempels in den Zeitraum der colonia-
Gründung119 vor, Mertens120 schlägt denselben Zeitraum vor, da die Form der erhaltenen
Säulen charakteristisch für das 3. beziehungsweise 2. Jahrhundert v. Chr. ist. Aus der
heidnischen Nutzungsphase stammen griechische Inschriften, die heute noch zu sehen sind,
sowie Graffiti von einem Löwen und einem Pferd. Neben einem poetischen Epigramm ist vor
allem folgende Inschrift (Abbildung: Catalli 1992, Abb. 41) von großem Interesse:
„Maximinio et Africano cos … [No]n lunias lacunar Apolinis reparavit Ascr[a]nus“.121 Kaiser
Maximinius Thrax, der Konsul Africanus und Ascranus reparierten die Kassettendecke des
113 Delogu 1969, 47 114 Mertens 1969, 13 115 Catalli 1992, 59 116 Mertens 1969, 16 117 Mertens 1969, 14 118 Catalli 1992, 59 119 303 v. Chr. wurde Alba Fucens als colonia gegründet. Becker 2007, 60 120 Mertens 1969, 16 121 Catalli 1992, 58
19
Tempels des Apoll.122 Somit kann die Widmung dieses Tempels an Apoll identifiziert
werden. Die Tatsache, dass die Cella des Tempels geteilt war, könnte auf einen Doppelkult
hindeuten. Allerdings gibt es für diese Vermutung keinerlei Belege.
Aufgrund von zwei kleinen Reliefs (Abbildung: Delogu 1969, Taf. 32, 47), die Kreuze
zwischen Ranken darstellen, und zwei Fragmenten eines Chrismons (Abbildung: Delogu
1969, Taf. 32, 46) und Fragmenten von plutei (Abbildung: Delogu 1969, Taf. 32, 45) im
Unterboden der Kirche datiert Delogu123 die christliche Adaption des Tempels in das
6. Jahrhundert.124 Mehrere christliche Inschriften zeugen von der christlichen
Wiederverwendung des Tempels. Eine Inschrift bezeugt den Tod eines Adelbertus Sacerdos,
der sechs Tage vor den Kalenden des Septembers, also am 27. August, verstarb. Eine weitere
Inschrift gibt Informationen über den Tod eines Benedictus, der am 13. März starb. Eine Bulle
des Papstes Pasqualis II aus dem Jahr 1115 belegt die Existenz der Kirche S. Pietro. In der
ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde aus dem Tempel eine romanische Kirche, wobei
zumindest die Außenmauern, die beiden Säulen der Fassade und das Podium des Tempels in
den neuen Kirchenbau mit eingeschlossen wurden (Abbildung: Catalli 1992, Abb. 43. 44).
Dabei wurde an der Rückwand des Tempels eine Apsis errichtet und die Kirche durch
Säulen125 in drei Schiffe eingeteilt. Somit wurde die Orientierung des Tempels für die Kirche
übernommen. Die Künstler Gualterius, Morontus und Petrus sowie der Abt Ordorosius, die
diese Umbauten vornahmen, sind auf einer Ikonostase festgehalten.126 Eine zweite Ikonostase
bezeugt die Neugestaltung der Apsis und die Errichtung eines Ambos. Catalli127 datiert diese
baulichen Veränderungen in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. In der Gotik und im
18. Jahrhundert wurde die Kirche dem sich wandelnden Geschmack angepasst, die baulichen
Veränderungen sind in Abbildung 44 und 45 zu erkennen.
Tempelart Antentempel, später zu Prostylostempel erweitert Antike Widmung Apoll Maße des Tempels 17,3 x 14 m (Stereobat) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 6. JH (arch.)
122 Kaiser Maximinius Thrax und M. Pupieno Africanus waren 236 n. Chr. Konsulen. Catalli 1992, 59 123 Delogu 1969, 24 124 Wenn diese vorgeschlagene Datierung stimmt, stellt dies eine außergewöhnlich frühe Adaption dar. Von dieser christlichen Wiederverwendung des Tempels im 6. Jahrhundert sind allerdings keinerlei architektonische Eingriffe oder Änderungen mehr erkennbar. Dennoch scheinen die Fragmente zumindest auf die Präsenz eines Kirchenbaus im 6. Jahrhundert hinzuweisen, weshalb hier trotz der mageren Beweislage eine Umwandlung im 6. Jahrhundert vermutet wird. 125 Die Säulen sind wahrscheinlich Spolien aus einem Gebäude in der nahe liegenden Stadt. Catalli 1992, 62 126 „Abas Od/ orisius / fieri fecit / Magister / Gualterius / cum Moron / to et Pet/ rus fecit / hoc opus“ Catalli 1992, 62 127 Catalli 1992, 60
20
Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Pietro Orientierung der Kirche W Quellen Ikonostasen bezeugen Baumaßnahmen für die Kirche
im 12 und im 13. JH128 Reparaturinschrift des Tempels (Abbildung: Catalli 1992, Abb. 41)
Ancona (Ancona)
Auf dem Hügel Guasco, der Akropolis der antiken Stadt, in Ancona befindet sich die
Kathedrale S. Ciriaco. Durch Grabungen in den Jahren 1932 und 1951 konnte unterhalb der
Kathedrale ein Tempel ausgemacht werden129: So konnte unterhalb der Capella della
Madonna, die sich im Nordwesten der Kathedrale befindet, eine Reihe aus Tuffsteinen
festgestellt werden (Abbildung: Moretti 1945, Abb. 4. Taf. 2b).130 Das Fundament besteht aus
drei Steinreihen. Die Länge der einzelnen Blöcke variiert von 1,5 bis 2,1 m. Die erste und
dritte Reihe weisen eine Höhe von jeweils 0,46 beziehungsweise 0,50 m auf, während die
mittlere hingegen 0,47 m hoch ist. Es ist zu erkennen, dass die gesamte Länge dieses
Mauerzugs erhalten ist, da die Ecken zu sehen sind.131 Abbildung Moretti 1945, Abb. 3 zeigt
das erhaltene Fundament im heutigen Kirchenbau. Während Moretti132 über das Aussehen des
Tempels, bis auf die erhaltene Breite von 19,15 m, nichts Genaueres sagen kann, spricht
Annibaldi133 von einem Grundriss von 19,15 mal 32,10 m. Unklar ist jedoch, aufgrund
welcher Funde oder Überlegungen das Maß der Länge zustande kam. Weiters handelt es sich
seiner Meinung nach dabei um einen Peripterostempel sine postico, was er aufgrund von
Fundamentresten feststellen konnte. Die Cella weist seinen Beobachtungen zufolge eine
Teilung durch zwei Säulenreihen auf (Abbildung:Annibaldi 1965, Abb. 19). Moretti134 hielt
die Nordwestseite für die Rückseite des Tempels, da dort keinerlei Reste für einen Zugang
oder Pronaos gefunden werden konnten. Annibaldi135, dem vermutlich die Ergebnisse der
zweiten Ausgrabung von 1951 zur Verfügung standen, hält die Nordwestseite für die
Hauptseite des Tempels.
128 Wiedergabe bei Catalli 1992, 62 129 Ermini 1983, 309. FN 15 130 Annibaldi 1965, 62 131 Moretti 1945, 60 132 Moretti 1945, 58-61 133 Annibaldi 1965, 62 134 Moretti 1945, 61 135 Annibaldi 1965, 62
21
Aufgrund von Vergleichen des aus opus quadratum errichteten Mauerwerks mit dem
Tempel C von Largo Argentina136 erscheint eine ähnliche zeitliche Einordnung in die erste
Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. als wahrscheinlich.137 Vielfach wird vermutet, dass es sich
hierbei um den Venustempel von Ancona handelt138, der auch in der antiken Literatur139
mehrfach belegt ist. Moretti140 versucht dies damit zu begründen, dass auf der Trajanssäule
der Venustempel auf der Akropolis dargestellt ist (Abbildung: Moretti 1945, Taf. 3b).
Allerdings ist eine sichere Identifikation der Weihung des Tempels auch auf der Trajanssäule
nicht gegeben, es scheint nur eine weibliche (?) Statue im Pronaos des Tempels auf.
Wann genau der Umbau des Tempels zu der Kirche S. Lorenzo erfolgte, lässt sich nicht exakt
feststellen.141 Ermini142 siedelt dies im 6. Jahrhundert143 an, da Spuren eines Mosaikfußbodens
und Kapitelle, die in der Kirche wieder verwendet wurden, ihrer Meinung nach aus dieser Zeit
stammen. Diesem früh angesetzten Datierungsvorschlag schließen sich auch Profumo144 und
Bovini145 an. Der noch nachzuweisende Eingriff in das bestehende Mauerwerk des Tempels
betrifft die Errichtung einer Apsis an der Nordwestseite.146 Fragmente von plutei aus dem
9. Jahrhundert belegen, dass es Umbauten gab.147 Abbildung Moretii 1945, Abb. 3 zeigt die
Form des christlichen Baus nach Morettis Rekonstruktion, wobei allerdings unklar ist, wie
viel davon wirklich belegt ist. Gemäß Morettis148 Ausführungen übernahm die christliche
Kirche die Orientierung des Tempels, während nach Annibaldi149 die Orientierung um 180
Grad gedreht wurde. Der Umbau der Kirche zur Kathedrale S. Ciriaco in Form eines
Kreuzbaus fällt in den Zeitraum zwischen 1051 und der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts.150
Tempelart Peripteros sine postico Antike Widmung Venus?
136 Barresi 1990, 263.265. Castagnoli 1955, 141 137 Annibaldi 1965, 62.66. Moretti 1945, 60 138 Profumo 1989, 287. Ermini 1983, 309. Moretti 1945, 58 139 Catull. 36, 11. Iuv. 4, 40 140 Moretti 1945, 58 141 Ermini spricht von spätantiken Gräbern im Areal des Tempels, was daraufhin deutet, dass das pagane Kultgebäude nicht mehr in Gebrauch war. Ermini 1983, 309 FN 15 142 Ermini 1983, 309 143 Falls diese frühe zeitliche Einordnung korrekt ist, handelt es sich um eines der frühesten Beispiele von Tempel-Kirchen-Umwandlungen. Noch früher, in das 5. Jahrhundert v. Chr., siedelt Quacquarelli die Umwandlung an; allerdings ohne auf eine Begründung der Datierung einzugehen. Quacquarelli 1962, 326 144 Profumo 1989, 287 145 Bovini 1957, 125 146 Moretti 1945, 60 147 Ermini 1983, 310 148 Moretti 1945, 61 149 Annibaldi 1965, 62 150 Ermini 1983, 310
22
Maße des Tempels 19,15 x 32,10 m (Stereobat) Orientierung NW?/SO? Zeitpunkt der Umwandlung 6. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Lorenzo (später S. Ciriaco) Orientierung der Kirche NW (betrifft ältere Kirche S. Lorenzo) Quellen Catull. 36, 11?
Iuv. 4, 40?
Aquino (Aquinum)
Beim so genannten Capitolium in Aquino handelt es sich um die Reste eines antiken Tempels
(m im Plan der Abbildung: Coarelli 1982, 112).151 Es sind nur mehr noch die Rückseite und
ein Teil der Ostseite des Tempels erhalten (Abbildung: Monti 1995, Abb. 228).152 Die
Rückwand im Norden war gemäß Coarellis153 Beobachtung ursprünglich 26 m lang und 1,1 m
stark. Aufgrund von Spuren an der Innenseite geht man davon aus, dass es sich hier um einen
Tempel mit dreigeteilter Cella handelt. Das erhaltene Mauerwerk besteht aus opus quadratum.
Erhalten haben sich ferner Reste vom dorischen Fries. Aufgrund der Form des Frieses wird
die ursprüngliche Datierung des frühen Prinzipats154 auf die republikanische Zeit korrigiert.155
Aufgrund der Dreiteilung der Cella dachte man an eine Weihung an die kapitolinische
Trias156; dagegen dürfte aber die abseits vom Forum befindliche Lage des Tempels innerhalb
der römischen Stadt sprechen. Aus Grabungen des 19. Jahrhunderts sind Votivfunde sowie
Reste von zwei weiblichen Statuenköpfen157 bekannt. Aus diesem Grund wird eine
Dedikation des Tempels an eine weibliche Gottheit, wie etwa Diana oder Ceres, vermutet.158
Sowohl Monti159 als auch Coarelli160 beschreiben eine Umwandlung des Tempels in der
Spätantike in die Kirche S. Pietro. Erhalten hat sich davon architektonisch nichts, wodurch
151 Sowohl die in der Nähe gefundenen Votive als auch die Monumentalität deuten auf eine mögliche Verwendung als Tempel hin. Allerdings wurde kein dazugehörender Altar gefunden. 152 Monti 1995, 230 153 Coarelli 1982, 214 154 Cressedi 1958, 522 155 Monti 1995, 230 156 Cressedi 1958, 522 157 Wenn auch Coarelli diese eindeutig als Kultstatuen anspricht, scheint doch die Möglichkeit einer anderwärtigen Nutzung, wie etwa als Votiv, gegeben. Einzig die riesigen Ausmaße könnten auf eine kultbezogene Nutzung hinweisen. Leider finden sich bei Coarelli keine näheren Angaben zu den Maßen. Coarelli 1982, 215 158 Coarelli 1982, 214-215 159 Monti 1995, 230 160 Coarelli 1982, 215
23
eine Überprüfung des Kirchenbaus und der zeitlichen Einordnung unmöglich ist. Einzig der
Flurname S. Pietro Vetere ist bis heute erhalten geblieben.161
Tempelart dreigeteilte Cella Antike Widmung ? Maße des Tempels ? Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche vermutet (?) Widmung der Kirche S. Pietro Orientierung der Kirche ? Quellen -
Ascoli Piceno (Asculum)
Ein Tempel korinthischer Ordnung (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 30) wurde zu einem
nicht genauer bestimmbaren Zeitpunkt zur romanischen Kirche S. Gregorio umgebaut. Der
Prostylos weist eine Nordost-Orientierung auf und steht somit parallel zu den cardines der
Stadt. Der Tempel weist eine Länge von 22,12 m und eine Breite von 11,14 m auf162, wobei
der Pronaos eine Tiefe von 7,48 m einnimmt. Die Säulen besitzen eine Höhe von 8,82 m und
20 Kanneluren. An der Rückseite des Tempels steht ein kleiner Mauerzug (Abbildung:
Pasquinucci 1975, Abb. 30. 32), der insgesamt 13,5 m lang und bis zu einer Höhe von 2,06 m
erhalten ist. Es handelt sich dabei um eine Begrenzungsmauer für den Tempel. Durch die
geringe Distanz von der Mauer zu dem Tempel wurden die Pfeiler nicht kanneliert und die
Kapitelle nicht ausgeführt, da sie nicht sichtbar waren. Vom gesamten Tempel ist nur eine
einzige Säulenbasis erhalten, welche sich in der Nordost-Ecke befand, diese ist in attischem
Stil gearbeitet. Von den vorderen Pilastern ist nur eine Hälfte erhalten, da die andere Seite des
Pronaos durch Mauerzüge geschlossen wurde (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 33). Die
hinteren Pilaster sind auf der westlichen Seite erhalten, auf der östlichen Seite sind alle
komplett restauriert. Weiters befindet sich in diesem Mauerwerk eine Tür, die mit
verschiedenstem Material geschlossen wurde (Abbildung: Pasquinucci 1975, Ab. 32). Vom
Gebälk sind nur wenige Elemente erhalten. Ein 3,45 m langes Stück vom Architrav ist noch
auf der Fassade über den beiden erhaltenen Pfeilern zu sehen (Abbildung: Pasquinucci 1975,
Abb. 40). Vom Fries hat sich nichts erhalten. Fragmente von einem Basisrelief und
161 Leider ist auch unklar, aufgrund welcher Beweislage angenommen wird, dass in der Spätantike dort eine Kirche eingebaut wurde. 162 Annibaldi hingegen gibt die leicht abweichenden Maße von 21 mal 11 m an. Annibaldi 1965, 66
24
Skulpturen, die im umliegenden Gebiet gefunden wurden, können nicht mit Sicherheit dem
Tempel zugeordnet werden. Vom Gesims sind ein Block (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb.
42) und weitere Fragmente im Hof, der die Kirche im Osten umgibt, erhalten; darunter
befindet sich ein löwenkopfförmiger Akroter (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 44). Vor
dem Eingang der Kirche wurden Reste von Marmorplatten, drapierten Statuen, Keramik und
Ziegeln gefunden. 0,58 m unter dem Niveau des Altares befindet sich der antike Boden. Die
Cellawände sind bis zum Gebälk erhalten (Abbildung: Pasquinucci 1975, 36). Die westliche
Wand der Cella ist in gutem Zustand, es wurden nur zwei Fenster eingebaut. Die östliche
Wand hingegen weist neben den beiden Fenstern auch zahlreiche Spuren von
Ausbesserungsarbeiten auf. Weiters blieben zwei Säulen des Pronaos in situ erhalten, die sich
nun im rechten Bereich der Vorderseite der Kirche befinden.163 Fraglich ist, ob man wie
Annibaldi164 von einem Prostylos mit einer doppelten Säulenreihe an der Frontseite ausgehen
soll, zumal sich von dieser zweiten Säulenreihe keine Ansätze erhalten haben.
Die Kapitellgestaltung der Säulen (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 38), darunter die
Gestaltung der Blätter, sind für den Zeitraum vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis ins
1. Jahrhundert n. Chr. typisch. Weiters spricht laut Pasquinucci165 das Fehlen von Dekor auf
dem Architrav für eine Datierung in die frühe augustäische Zeit. Annibaldi166 datiert den
Tempel in einen ähnlichen Zeitraum, wobei er ihn gegen Ende der Republik zuordnet. Die
Bezeichnung als Vesta-Tempel entbehrt jeglicher epigraphischer Evidenz und es handelt sich
demnach nur um eine Namensgebung. Die tatsächliche Dedikation des Tempels bleibt
ungeklärt.
Die Apsis an der Rückwand des Tempels, und somit der Umbau in eine Kirche, datiert in das
12. Jahrhundert. Die Kirche behielt die Orientierung bei. Bei einer aus sieben Stufen
bestehenden Treppe (Abbildung: Pasquinucci 1975, Abb. 37) handelt es sich um eine
Hinzufügung aus romanischer Zeit und sie gehört somit nicht zum antiken Tempel.167
Tempelart Prostylos Antike Widmung unbekannt Maße des Tempels 22,12 x 11,14 m Orientierung NO Zeitpunkt der Umwandlung 12. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Gregorio
163 Pasquinucci 1975, 30-38 164 Annibaldi 1965, 64 Abb. 21 165 Pasquinucci 1975, 38 166 Annibaldi 1965, 66 167 Pasquinucci 1978, 31. 33
25
Orientierung der Kirche NO Quellen -
Assisi (Asisium)
Der Minerva-Tempel beziehungsweise die Kirche Santa Maria Sopra Minerva befindet sich
an der Piazza Comune neben einem Turm aus dem 12. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um
einen Prostyltempel korinthischer Ordnung mit sechs Säulen an der Vorderseite (Abbildung:
Temperini 1985, Abb. 16). Vom Tempel sind der Pronaos und die Cella erhalten168, allerdings
in restauriertem beziehungsweise umgebautem Zustand (Abbildung: Temperini 1985,
Abb. 80).169 Die Cella maß 14,75 m in der Länge und 13,35 m in der Breite. Die Mauern
wurden mit rötlichem Kalkstein errichtet, wobei sie eine Stärke von etwa 60 cm aufwiesen.
Die Höhe vom Fußboden bis zur Celladecke betrug 11,5 m. Im Pronaos fanden sich zur
rechten Seite Spuren von einem Kapitell eines Pilasters (Abbildung: Antonelli 1828, Taf. 1
Nr. 1). Daher schlägt Antonelli170 vor, auch auf der linken Seite im Pronaos einen Pilaster zu
rekonstruieren. Laut Temperini171 ist von den hinteren Pilastern nur mehr noch jener im
Westen fragmentarisch erhalten; der östliche verschwand durch spätere Eingriffe völlig. Der
Bereich des Pronaos misst 5,35 mal 13,9 m. Die Stufen zum Tempel befinden sich zwischen
den Säulenplinthen (Abbildung: Temperini 1985, Abb. 85), diese Lösung ist vermutlich auf
das eingeschränkte Platzverhältnis zurückzuführen. Die untersten drei Stufen sind allerdings
erst 1228 im Zuge der Neugestaltung des Platzes hinzugefügt worden. Die Länge der
Interkolumnien und somit jene der Treppen beträgt jeweils 33 cm. Das Interkolumnium
zwischen Eckpilaster der Anten und der äußersten Ecksäulen betrug 2 m, dieser Raum wurde
allerdings im Mittelalter durch eine Mauer geschlossen.172 Die Front des Tempels ist in
Travertin gearbeitet, die Krepis des Tempels nimmt eine Höhe von 1,15 m ein.173 Die Säulen
haben zusammen mit ihren attischen Basen eine Höhe von 9,86 m.174
Der Minerva-Tempel wurde samt dem Forumsbereich gemäß Temperini175 28 v. Chr.
begonnen und 25 v. Chr. fertiggestellt. Von der Kultstatue ist nichts bekannt oder erhalten
168 Die Cella, wie sie heute in der Kirche sichtbar ist, ist um 5,45 m länger als sie ursprünglich war. Temperini 1985, 54 FN 3 169 Antonelli 1828, 13 170 Antonelli 1828, 15 171 Temperini 1985, 41 172 Temperini 1985, 44. 47 173 Antonelli 1828, 22 174 Temperini 1985, 49 175 Temperini 1985, 34
26
geblieben.176 Im 16. Jahrhundert wurde eine teilweise erhaltene, sitzende Statue eingegraben
hinter dem Tempel gefunden.177 Sowohl Antonelli178 als auch Temperini179 interpretieren
diese als Minerva (Abbildung: Temperini 1985, Abb. 19) und platzieren sie in einer
möglichen Rekonstruktion auf dem Giebel des Tempels (Abbildung: Temperini 1985,
Abb. 13). Die Weihung des Tempels an Minerva ist nur durch die Namenstradierung im
Kirchennamen Santa Maria Sopra Minerva gegeben.180 Inwieweit man dabei von einer
gesicherten und durchgehenden Überlieferung von der Antike bis ins 16. Jahrhundert
ausgehen kann, bleibt fraglich. Die Inschrift über dem Architrav nennt Gnaeus Titus Tiro und
Gnaeus Titus Priscus als Auftraggeber des Tempels.181
Ein Dokument vom 24. Mai 1212 belegt die Vermietung des Tempels an die Stadt durch die
Mönche vom Benediktinerorden. Daraus geht hervor, dass sich im Tempel eine kleine Kirche,
die San Donatus geweiht war, und mehrere Zimmer befanden.182 Ebenfalls aus dem
13. Jahrhundert stammt ein Fresko in der Basilica Superiore di S. Franceso, das unter anderem
den Tempel abbildet (Abbildung: Temperini 1985, Abb. 70).183 An der südlichen Cellamauer
wurde 1934 eine Tür in einiger Höhe entdeckt. Ebenso fand man Vertiefungen an den Säulen
des Pronaos. Deshalb kann man von einer Unterteilung des Tempels in zwei Etagen vor dem
24. Mai 1212 ausgehen.184 Im 13. Jahrhundert wurde der Tempel als Sitz für die Regierung
verwendet und bis ins 15. Jahrhundert erfuhr die Cella eine Nutzung als Kerker.185 Erst 1539
wurde der Tempel schließlich mit der neuen Weihung Santa Maria sopra Minerva wieder
verwendet. Die Nord-Süd-Orientierung des Tempels wurde für die Kirche beibehalten. Bei
Umbauarbeiten 1634 wurde schließlich das heute noch sichtbare Tonnengewölbe errichtet,
wobei die Cellamauern erhöht und um 5,45 m verlängert wurden. 1758 wurden noch die zwei
176 Temperini 1985, 39 177 Zu den genaueren Fundumständen kann nichts Näheres gesagt werden. 178 Antonelli 1828, 25 179 Temperini 1985, 38. 52 180 In der Kirche selbst befand sich eine Inschrift aus dem 17. Jahrhundert: „Bonum factum minervae sapientiae mendacis deae templum verae sapientiae matri“ Temperini 1975 106 181 „Cn(aeus) T(itus) Caesii Cn(aei) f(ilii) Tiro et [P]riscus IIII vir(i) qu[i]nq(uennales) sua pecun(ia) fecer(unt)“ CIL XI 5378 182 Im besagten Dokument ist der Minerva-Tempel als „…Casalinum situm in mercato…“ bezeichnet! Der Inhalt der ganzen Urkunde ist bei Temperini 1985, 99-100 abgedruckt. 183 Bruni 1959, 27 184 Antonelli geht davon aus, dass die Räume im Pronaos bei Umbauten im Jahr 1613 errichtet wurden. Antonelli 1828, 11 - Für Temperinis Vorschlag spricht folgende Formulierung aus der besagten Urkunde: „et reservamus casas et cameras que sunt infra columnas“ Temperini 1985, 100. Bruni 1959, 28 185 Temperini 1985, 97
27
Seitenaltäre und eine Sakristei an die Kirche seitlich hinzugefügt.186 Des Weiteren wurden die
Räume im oberen Stockwerk des Pronaos entfernt.
Tempelart Prostylos Antike Widmung ? (Minerva ?) Maße des Tempels 14,75 x 13,35 m (Cella) Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung vor 1212 befand sich bereits eine kleine Kirche im
unteren Bereich der Cella; ganzer Tempel erst 1539 als Kirche verwendet (schriftl.)
Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Donatus (später Santa Maria sopra Minerva) Orientierung der Kirche N Quellen CIL XI 5378
Urkunde über Vermietung des Tempels 1212187
Bevagna (Mevania)
Auf der heutigen Straße Crescimbeni befindet sich ein Tempel, somit lag er ursprünglich am
Forum sowie an der antiken Straße, die nach Perugia führte. Es handelt sich dabei um einen
Pseudoperipteros (Abbildung: Pietrangeli 1953, Abb. 3. 4). Die erhaltenen Maße des Tempels
betragen 12,25 m in der Länge und 10,77 m in der Breite. Die Mauern der Cella wurden in
opus mixtum mit rechteckigen Bausteinen aus Sandstein errichtet (Abbildung: Pietrangeli
1953, Taf. 5a) Die Ziegel sind 4 cm hoch und der Mörtel in etwa 2 cm. An der Außenwand
der Cella sind an der Rückseite vier Blendsäulen und an den Seiten jeweils drei Halbsäulen zu
erkennen. An den Ecken der Frontseite waren die Säulen jeweils zu drei Viertel hervorstehend
ausgeführt; diese sind zur Gänze erhalten. Diese Halbsäulen sind samt ihren Basen aus
Ziegeln, die Plinthen bestehen jedoch aus Kalkstein (Abbildung: Pietrangeli 1953, Taf. 5b).
Die Kalksteinverkleidung ging großteils verloren, allerdings erhielt sich ein kleiner Rest
davon in der linken hinteren Ecke des Tempels. Die Außenwände waren weiters mit Stuck
versehen, der sich an der Rückseite gut erhalten hat. Auf den Blendsäulen war der Stuck in
Form von Kanneluren angebracht. Im Inneren der Cella fand sich noch eine Basis von einer
Blendsäule. Der Pronaos und der Zugang sind nicht mehr erhalten. Pietrangeli188 nimmt für
die Front des Tempels vier Säulen an, von denen sich aber keinerlei Spuren erhalten haben.
186 Temperini 1985, 106.108 - Temperini argumentiert, dass die Räume im Pronaos erst im Zuge dieser Umbauarbeiten entfernt wurden. Allerdings stützt sich seine Argumentation nur auf die Unterkunftslage der jeweiligen Orden, die im Besitz der Kirche waren. Temperini 1985, 107-108 187 Urkunde bei Temperini 1985, 99-100 vollständig wiedergegeben. 188 Pietrangeli 1953, 71
28
Der Boden der Cella war im frühen 18. Jahrhundert noch zum Großteil erhalten und in opus
caementicium gearbeitet.189 Ein Sockel aus Travertin umgibt die erhaltene Cella und dürfte
Teil des Tempelpodiums sein. Die Bauweise in Form von opus mixtum spricht für eine
Datierung ins 2. Jahrhundert n. Chr. Die Identifikation der Weihung des Tempels ist aufgrund
des Fehlens jeglicher Indikatoren nicht möglich.190
Bei der Umwandlung in die Kirche Madonna della Neve wurde die Mauer vor der Cella
erhöht und die Orientierung wurde geändert, sodass sich der Eingang an der Rückseite des
Tempels befand. Über dem Eingang wurde zudem ein Fenster in das bestehende Mauerwerk
eingebrochen. An der Ostseite der ehemaligen Kirche grenzen Häuser an, die mindestens bis
in das 15. Jahrhundert zurückreichen. Über den Zeitpunkt der Umwandlung lässt sich nichts
Genaueres sagen; fest steht nur, dass die Mauern der Kirche vor dem angrenzenden
Gebäudekomplex im Osten errichtet wurden. Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert noch
verwendet, heute steht sie nicht mehr in Verwendung.191
Tempelart Pseudoperipteros Antike Widmung - Maße des Tempels 12,25 x 10,77 m (in der erhaltenen Form) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung vor 15.JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Madonna della Neve Orientierung der Kirche O Quellen -
189 Diese Beschreibung stammt von Boccolini. Zitat bei Pietrangeli 1953, 71 190 Pietrangeli wies zu Recht darauf hin, dass beispielsweise die Nähe des Amphitheaters kein Indiz für eine mögliche Weihung an Herakles sei. Pietrangeli 1953, 69 191 Pietrangeli 1953, 69-72
29
Borgorose
Bei Borgorose in der Ortschaft S. Erasmo, auf einem Hügel südlich von Borgorose, befindet
sich ein Tempel192 mit Podium in opus polygonale (Abbildung: Silvi – Westbrook 1997,
10).193 Das Podium nimmt eine Fläche von 15,5 mal 6 m ein. Nähere Angaben sind leider
wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht möglich. In der Nähe fand sich ein kleines
Votivdepot194, das in das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Darunter befinden sich Teile von
Tierstatuetten und Terrakottamasken, ebenso wie vier Statuettenköpfchen. Die Widmung des
Tempels ist unbekannt, Coarelli195 vermutet jedoch aufgrund der Votivfunde eine Dedikation
an eine Heilsgottheit. Silvi – Westbrook196 hingegen äußern die Vermutung auf eine mögliche
Dedikation des Tempels an Diana. Letztlich muss die Frage nach der Dedikation aber
aufgrund fehlender Evidenz unbeantwortet bleiben. Eine zeitliche Einordnung des schlecht
erhaltenen Tempels gestaltet sich als schwierig. Unklar ist auf welchen Überlegungen die
zeitliche Einordnung von Silvi – Westbrook197 in das 5. Jahrhundert v. Chr. basiert. Fraglich
ist zudem, ob die Votivfunde zu diesem Tempel als zeitlich zugehörend zu betrachten sind.
Eine Datierung dieses Tempels in das 3. Jahrhundert v. Chr. scheint doch aufgrund der eher
abgelegenen Lage etwas unwahrscheinlich. Vor allem, wenn man dies mit bekannten
Tempeln und deren urbaner Lage aus diesem Zeitraum vergleicht, so beispielsweise in
Sora198, Cascia199 und Isernia200. Das einzige erhaltene, datierbare architektonische Element
des Tempels stellen die korinthischen Kapitelle (Abbildung: Silvi – Westbrook 1997, 13), die
bei der Kirche S. Anastasia verbaut wurden, dar. Aufgrund der starken Ähnlichkeit der
Kapitellgestaltung mit den korinthischen Kapitellen vom Tempel bei der Kirche S. Gregorio
in Asculum201 wäre eine zeitliche Einordnung in den Zeitraum vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis
ins 1. Jahrhundert n. Chr. m. E. denkbar.
192 Für die Interpretation als Tempel spricht die Größe des erhaltenen Podiums, ebenso deuten die Votivfunde darauf hin. Aufgrund des Mangels an Deutungsalternativen wird man doch von einem Tempel sprechen dürfen. Dennoch ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass es sich hier um ein Gebäude mit anderwärtigem Zweck handeln könnte. Silvi – Westbrook 1997, 7-8 lassen die Frage offen, ob es sich hier tatsächlich um einen Tempel handelt oder nicht. Coarelli 1982, 30 hingegen spricht von einem Tempel. 193 Coarelli spricht von einem weiteren kleinen Tempel neben dem angesprochenen, der später in die Kirche S. Maria delle Grazie (in Corvaro) umgewandelt wurde. Coarelli 1982, 30 - Allerdings ist ungeklärt, ob es sich dabei tatsächlich um einen Tempel handelt. So spricht Alvino von den Resten einer römischen Villa. Alvino 2004 194 Leider fanden sich keine näheren Angaben zu Fundort oder Publikation des Votivdepots. 195 Coarelli 1982, 30 196 Silvi – Westbrook 1997, 7.8 197 Silvi – Westbrook 1997, 8 198 Ghetti – Pagliardi 1980. Gallina 1980 199 Coarelli 2009 200 Zullo 1996. La Regina 1968 201 Pasquinucci 1975, 38
30
1153 wird das Kloster von S. Leopardi namentlich unter den Kirchen bei Rieti erwähnt. Die
heute noch erhaltene Krypta (Abbildung: Silvi – Westbrook 1997, 11) unter der ehemaligen
Kirche S. Giovanni in Leopardo wird von Silvi – Westbrook202 im 12. Jahrhundert
angesiedelt, während sie die einschiffige Kirche selbst zu Beginn des 13. Jahrhunderts
ansetzen. Aufgrund des verfallenen Zustands sind nähere Rückschlüsse auf den
Umwandlungsprozess nicht machbar. 1651 wurde das Kloster von S. Giovanni in Leopardo
verlassen. Im 18. Jahrhundert stürzte die Kirche schließlich zusammen. Zwischen 1745 und
1747 wurden zudem zahlreiche architektonische Schmuckelemente von der Fassade von
S. Giovanni in Leopardo für den Wiederaufbau der Kirche S. Anastasia in Borgorose
verwendet.203 Die Abbildungen bei Silvi – Westbrook 1997, 13 zeigen das Rosettenfenster
sowie die Eingangstür von der besagten Kirche. 1830 wird die Kirche S. Giovanni in
Leopardo vom Architekten Vespignani gezeichnet204, allerdings enthält die Zeichnung keine
nennenswerten Erkenntnisse über den Umwandlungsprozess von Tempel zu Kirche.
Tempelart ? Antike Widmung ? Maße des Tempels 15,5 x 6 m (Podium) Orientierung ? Zeitpunkt der Umwandlung 13. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Giovanni Orientierung der Kirche ? Quellen -
Canosa di Puglia (Canusion, Canusium)
Der Tempel befindet sich auf dem Hügel S. Leucio und liegt somit südöstlich der modernen
Stadt Canosa.205 Zwei Luftaufnahmen (Abbildung: Dally 2000, Taf. 5, 1. 2) vor dem
Errichten eines Betongusses über der Anlage stellen wichtige Zeugnisse dar, da eine
ausreichende Dokumentation der erfolgten Grabungskampagnen nicht stattfand.206 Im
Folgenden seien die erhaltenen Überreste des Tempels207 beschrieben, was sich aufgrund der
202 Silvi – Westbrook 1997, 8 203 Silvi – Westbrook 1997, 13 204 Silvi – Westbrook 1997, 8 205 Pensabene 1990a, 270. Pensabene 1992, 620 - Interessanterweise liegen sowohl der Tempel als auch folglich die Kirche außerhalb der antiken beziehungsweise mittelalterlichen Stadt. Pensabene 1990a, 272 206 Dally 2000, 21-22 207 Durch Dachterrakottafunde sind zwei Bauten am selben Ort belegt, die sonst architektonisch nicht mehr fassbar sind. Die ältesten Dachterrakotten datieren in das letzte Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. und werden gemäß Dallys überzeugender Auslegung eher zu einem palatialen Bau als zu einem Gebäude rein sakraler
31
nicht dokumentierten modernen Ergänzungen als problematisch darstellt. Das Bauwerk wurde
aus Tuff errichtet. Die Blöcke des Fundaments weisen in etwa die Maße von 1,11 mal 0,56 m
auf, während jene der zweistufigen Krepis 0,55 mal 0,5 m groß sind.208 Das Podium nahm
eine Fläche von 47,25 mal 35,00 m209 ein, dessen Höhe erstreckt sich auf 2,1 m. Der Stylobat
besitzt die Maße 45,5 mal 32,96 m.210 Zur Diskussion steht, ob das Podium gleichzeitig mit
dem Tempel errichtet wurde oder nicht. Auffällig sind die unterschiedlichen Ausmaße der
Blöcke des Stylobats und des Podiums. Die Verkleidung des Podiums wurde nicht sehr stabil
angebracht. Somit erscheint eine sekundäre Anfügung von Verkleidungsplatten an das
Podium als wahrscheinlich. Die Frage nach der Zeitstellung des Podiums zum Tempel lässt
sich mit Hilfe der heutigen Forschungslage nicht endgültig klären.211
Abbildung Dally 2000, Taf. 9, 2 zeigt die größte erhaltene Treppenstufe, sie liegt innerhalb
der Apsis aus der Spätantike. Es handelt sich dabei um die unterste Stufe, sie nimmt eine
Breite von 6,5 m ein.212 Pensabene213 geht davon aus, dass man sie aufgrund der erhaltenen
Podiumshöhe mit zehn Stufen zu ergänzen hat. Im Südosten hat sich ebenso eine Treppe
erhalten (3.3 in Abbildung Dally 2000, Abb. 3 sowie Dally 2000, Taf. 10, 1. 2). Der
Unterschied zu der Treppe im Nordwesten liegt im kleineren Format der Steinblöcke. Die
ursprüngliche Breite lässt sich nicht mehr feststellen, die erhaltene Ausdehnung beträgt
1,79 m. Abbildung Dally 2000, Taf. 7, 1 zeigt die dritte erhaltene Treppe, sie befindet sich an
der östlichen Ecke (Nr. 4.2 in Abbildung Dally 2000, Abb. 3) und ist auf einer Breite von
0,85 m erhalten. Während Dally214 all diese Treppen als zum hellenistischen Bau gehörend
betrachtet, beurteilt Pensabene215 nur die an der Nordwestseite als ursprünglich hellenistisch.
Bei den anderen beiden Treppen handelt es sich seiner Ansicht nach um sekundäre
Hinzufügungen.
Funktion gehören. Fragmente von Löwenkopfantefixen sind einem Bau aus frühhellenistischer Zeit zuzuschreiben. Dally weist diesem Gebäude aufgrund des Vergleiches mit einem gleichzeitig errichteten Heiligtum in Lavello (Fresa 1992, 16-17) mit der gleichen Terrakottagattung vor dem Hintergrund des zunehmenden griechischen Einflusses eine sakrale Funktion zu. Die Votivfunde und Keramik belegen eine kultische Nutzung des Areals ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Dally 2000, 30-71. 217 208 Dally 2000, 72-73 209 Pensabene gibt für das Podium die leicht abweichenden Maße von 47,5 mal 34,5 m an. Pensabene 1990a, 273. Pensabene 1992, 622 210 Dally 2000, 73-75 - Pensabene hingegen gibt die Maße mit 45,5 mal 33 m an. Pensabene 1990a, 273. Pensabene 1992, 622 211 Dally 2000, 85-86 - Es gibt auch die Theorie, dass das Podium erst sekundär hinzugefügt wurde. Dally 2000, 85 212 Dally 2000, 75 213 Pensabene 1990a, 273 214 Dally 2000, 76 215 Pensabene 1990a, 273. Pensabene 1992, 622
32
Aus Dallys detaillierten Beobachtungen216 lässt sich aus den erhaltenen Fundamentzügen die
glaubhafte Rekonstruktion bezüglich der Fundamentbahnen, wie sie aus Abbildung Dallly
2000, Beil. 2, 1 hervorgeht, erstellen. Wenn auch die Fundamentbahn 13 nicht erhalten ist,
erscheint hier eine Rekonstruktion einer ursprünglichen Bahn als sinnvoll. Eine größere
Ausdehnung des Fundamentstreifens 11 kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Demnach kann dies analog für den nicht erhaltenen Fundamentzug 13 angenommen
werden.217 Somit erhält man eine quadratische Cellastruktur.218 Der von Pensabene219 erstellte
Grundrissplan (Abbildung: Dally 2000, Beil. 2, 2) kann folglich als widerlegt gelten, da die
Fundamente 11 und 14 nicht, wie von Pensabene220 angenommen, weiterlaufen. Weiters ist
auch sein Vorschlag, dass es sich hier um einen etrusko-italischen Tempel mit dreigeteilter
Cella mit Opisthodom handle, als hinfällig zu betrachten. Die Datierung der Treppen auf der
Südostseite erfolgt im Grunde auf der Annahme dieses Tempeltyps, eine sekundäre
Hinzufügung der Treppen bei einer symmetrischen Tempelform erscheint aber wenig
sinnvoll.221 Die kreisrunden Eintiefungen auf Fundamentstreifen 5 (Abbildung: Dally 2000,
Taf. 10, 3) können aufgrund ihrer stark abweichenden Größe und der Anordnung nicht zu
Säulen gehören. Die Präsenz von Säulen auf dem Fundament 5 ist jedoch durch eine zweite
Steinlage, die kreisrunde Aussparungen aufweist, gesichert. Die Annahme von zwölf Säulen
auf dem Stylobat 5 begründet sich auf dem einzig erhaltenen Interkolumnium mit 0,46 m.222
Da die beidseitigen Treppen einen symmetrischen Aufbau des Tempels vermuten lassen, kann
man auch von einer gleichen Säulenanordnung auf Fundamentbahn 7 ausgehen. Keine
Hinweise für Säulen beziehungsweise deren Platzierung gibt es für die Fundamentstreifen 6,
8, 9 und 10. Gleiches trifft auf die quadratische Struktur 11 bis 14 zu. Aufgrund des
schlechten Erhaltungszustandes des Tempels ist die Frage nach der Rekonstruktion des
aufgehenden Mauerwerks schwierig zu beantworten. Dally223 geht von der Möglichkeit aus,
dass auf den Fundamentzügen 6, 8, 9 und 10 Mauern standen. Der Zugang auf den Seiten 8
und 10 sei durch Öffnungen gegeben gewesen. Die breitere Ausführung des Fundaments 10
könnte sich durch die Aufstellung von zwei Atlanten auf der Haupteingangsseite erklären
lassen. Hermann224 geht hingegen von einer unüberdachten Cella aus. Letztlich können diese
216 Dally 2000, 76-79 217 Dally 2000, 81-83 218 Hermann 1966, 266 219 Pensabene 1990a, Abb.3 220 Pensabene 1990a, 274. Abb. 3. 5-11. Pensabene 1992, 622-625 221 Dally 2000, 80 222 Dally 2000, 76 223 Dally 2000, 81-87 224 Hermann 1966, 267
33
Vorschläge nur durch Entfernen des modernen Betongusses endgültig verifiziert (oder
falsifiziert) werden.
Neben den korinthischen Kopfkapitellen sind auch vier ionische Kapitelle erhalten.225
Abbildung Dally 2000, Taf. 29 ,4 zeigt den Rest von einem Telamon, es hat sich weiters ein
Block mit Lendenschurz erhalten (Abbildung: Dally 2000, Taf. 29, 3). Zu diesem oder einem
zweiten Telamon gehört weiters noch ein erhaltener Kopf (Abbildung: Dally 2000, Taf. 29,
3).226 Das Kieselmosaik gehörte vermutlich zum hellenistischen Tempel, dessen Erstreckung
lässt sich aber wegen moderner Eingriffe nicht mehr feststellen.227
Aus diesem Heiligtum stammt ein Athenakopf (Abbildung: Dally 2000, Taf. 54, 6), der von
Pensabene228 als spätklassisch eingeordnet wird und von Dally229 in das 4. Jahrhundert v. Chr.
datiert wird. Ein weiterer Marmorkopf (Abbildung: Dally 2000, Taf. 53, 1) wird von
Pensabene230 ins 3. Jahrhundert v. Chr. datiert. Dally231 hingegen weist auf eine Datierung in
die augustäische Zeit mit noch späthellenistischen Elementen hin. Von den Kapitellen der
Säulen sind vier beeindruckende korinthische Kopfkapitelle erhalten geblieben (Abbildung:
Dally 2000, Taf. 22,3. Taf. 23, 1).232 Pensabene233 datiert die Kopfkapitelle in den Zeitraum
vom späten 4. Jahrhundert bis ins frühe 3. Jahrhundert v. Chr. Dally234 hingegen schlägt
aufgrund von Vergleichen mit Köpfen von der Großplastik eine Datierung in die erste Hälfte
des 2. Jahrhunderts v. Chr. vor. Eine eher späte Datierung des Tempels wird seiner Meinung
nach weiters durch die Tatsache gestützt, dass frei stehende235 korinthische Säulen erst im
2. Jahrhundert v. Chr. für Tempel üblich werden. Die ersten korinthischen Tempel in Italien
gehören ebenso dem 2. Jahrhundert v. Chr. an.236 Die Tatsache, dass sich über dem dorischen
Fries ein ionisches Gesims befindet, macht eine Ansiedelung des Tempels in das
3. Jahrhundert v. Chr. eher unwahrscheinlich. Zusammenfassend zu den verschiedenen
225 Pensabene 1990a, 281. 300-301 226 Dally 2000, 137. Pensabene 1990a 292-293. Pensabene 1992, 643 - Bemerkenswert ist die Verwendung von Atlanten bei einem Tempel, ansonsten sind nur das Olympieion von Agrigent und der große Altar von Hieron II als Sakralbauten mit Atlanten bekannt. Dally 2000, 154 227 Dally 2000, 157 228 Pensabene 1992, 648 229 Dally 2000, 208 230 Pesnabene 1992, 648 231 Dally 2000, 210 232 Dally 2000, 88 233 Pensabene 1990a, 283-285. 299. Pensabene 1992, 627.629.630. 647 - Die einzig erhaltene Metope aufgrund des dargestellten Panzers ordnet Pensabene in das 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. ein. Pensabene 1992, 647 - Dally hingegen datiert sie aufgrund der strengen Frontalität nicht vor 200 v. Chr. Dally 2000, 132-133 234 Dally 2000, 94-101 235 Pensabenes Datierung zu Beginn des Hellenismus basiert auch auf der Annahme, dass beim Tempel korinthische Halbsäulen verwendet wurden. Pensabene 1990a, 287 - Allerdings wurden diese großteils erst sekundär für die Verwendung innerhalb der Kirche so zugeschnitten. Dally 2000, 101 236 Darunter der Tempel von Iuno Gabii und der Tempel der Magna Mater auf dem Palatin. Dally 2000, 102 Richardson 1976, 340-341. Pensabene 1985, 182-183
34
Datierungsvorschlägen lässt sich festhalten, dass Dallys237 präzise zeitliche Einordnung des
Tempels auf seiner Datierung der Kopfkapitelle in die erste Hälfte des
2. Jahrhunderts v. Chr.238 beruht. Dem steht Pensabenes239 Vorschlag einer Datierung des
Tempels in das späte 4. Jahrhundert oder das frühe 3. Jahrhundert v. Chr. gegenüber.240
Im Bereich des Tempels wurden einige Tonfrüchte gefunden, die allgemein als Hinweis für
die Verehrung einer Fruchtbarkeitsgöttin angesehen werden.241 Daneben scheint eine
Terrakottafigur (Abbildung: Dally 2000, Taf. 47, 1) einen weiteren Hinweis für eine
Fruchtbarkeitsgöttin zu liefern. Ein Marmorkopf (Abbildung: Dally 2000, Taf. 54, 6), eine
Tonplatte (Abbildung: Dally 2000, Taf. 30, 4) und eine Inschrift242 (Abbildung: Dally 2000,
Taf. 49, 5) sowie ein Terrakottakopf (Abbildung: Dally 2000, Taf. 47, 2) weisen auf einen
Athenakult hin. Zu dieser Deutung würde auch die Kriegerfigur (Abbildung: Dally 2000,
Taf. 47, 3) passen. Die in einem Depot gefundenen Miniaturgefäße würden ebenfalls wieder
auf ein Heiligtum einer Fruchtbarkeitsgöttin hinweisen.243 Es wurden auch Lanzenspitzen
gefunden, die auf eine Verehrung einer kriegerischen Gottheit schließen lassen.244 Es ist nicht
auszuschließen, dass in diesem Heiligtum mehrere Gottheiten verehrt wurden245; das zur
Verfügung stehende Material scheint jedoch auf eine Verehrung der Minerva hinzuweisen.246
Ungeklärt ist noch die Frage, wie man sich den Übergang einer möglich einheimischen Göttin
zu Minerva vorzustellen hat.247
Die Kirche verwendete das Podium des Tempels als Fundament, das aufstehende Mauerwerk
des Tempels scheint hingegen großteils abmontiert und auf die benötigte Größe zugehauen
worden zu sein (Abbildung: Dally 2000, Taf. 26, 3. Taf. 27, 2). So wurden neben den Säulen
auch die Kapitelle zugeschnitten.248 Der spätantike Kirchenbau in Form eines Tetrakonchos249
nimmt die gleiche Orientierung ein, weist allerdings eine leichte Verschiebung nach
Nordosten auf.250 Cassano251 unterscheidet zwei Hauptphasen des christlichen Baus
237 Dally 2000, 157 238 Zur Datierung des Tempels kann die aufgefundene Keramik nicht zu Rate gezogen werden, da die Grabungen ohne ausreichende Dokumentation erfolgten. Dally 2000, 71 239 Pensabene 1990a, 299. Pensabene 1992, 648 240 Eine Datierung in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. findet sich auch bei L`Arab 1991, 38. 241 Dally 2000, 174. 181 242 Die Inschrift ist noch in keiner Bearbeitung publiziert. Sie dürfte aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Dally 2000, 217 243 Dally 2000, 181-182.197-198 244 Dally 2000, 206 - Die Votivgabe von Waffen erfolgte auch bei Tempel, die einer weiblichen Gottheit geweiht waren. Dally 2000, 208 245 Dally 2000, 217 246 Pensabene 1990a, 270. Cassano 1992, 841. Castelfranchi 1985, 391 247 Dally 2000, 218-231 248 Pensabene 1990a, 271 249 Castelfranchi 1985, 387-388 250 Dally 2000, 73
35
(Abbildng: Cassano 1992, 842. 843). In der Phase Ia wurde ein quadratischer Bau mit einer
Seitenlänge von je 47 m errichtet. Auf jeder Seite in der Mitte befand sich eine herausragende
halbkreisförmige Apsis mit einem Radius von 5 m. Die Außenmauern weisen eine Stärke von
1 m auf. Innerhalb des Baus liegt wiederum ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 30 m, auch
an dessen Seiten befindet sich jeweils eine Apsis aus Säulen. Diese inneren Apsiden weisen
ebenfalls einen Radius von 5 m auf. Die Mauern der inneren quadratischen Anlage sind
1,75 m stark. Die zentrale Kuppel wurde von vier Pfeilern, die an den Ecken des inneren
Quadrats stehen, getragen.252 Laut Cassano253 sind Emporen eher zweifelhaft.254 Der Zugang
zur Kirche befindet sich an der Nordostseite innerhalb der äußeren Apsis und besteht aus
einer Treppe mit sechs Stufen.255 Die Struktur vor der Säulenapsis auf der Südwestseite wird
mit einem Bema in Verbindung gebracht. Das Mauerwerk wurde mit Tuffsteinblöcken
unterschiedlicher Größe errichtet. In einer darauffolgenden Phase, Ib, geht man von der
Errichtung von 24 Pilastern aus opus vittatum innerhalb des Chorgangs aus. Dies könnte in
Zusammenhang mit der Errichtung von Bögen oder von einem Tonnengewölbe zu sehen sein.
Die erste Phase endet mit der Zerstörung der südlichen Außenmauer sowie starken
Beschädigungen des Fundaments in der Südostecke. Die Außenmauern der restlichen Seiten
wurden weniger drastisch beschädigt. Es ist davon auszugehen, dass die inneren Apsiden samt
Dach einstürzten. Die Errichtung der vier Pilaster in der Mitte wird der Phase IIa
zugerechnet.256 Es ist zu beobachten, dass das Mauerwerk mit sehr unregelmäßig behauenen
Blöcken errichtet wurde.257 Die Mauern weisen je nach Lage innerhalb der Kirche stark
unterschiedliche Ausführungen auf, dies trifft auch auf das in dieser Zeit errichtete
Kieselmosaik zu. Dies könnte auf einen schnellen Aufbau des Gebäudes mit Hilfe des vor Ort
vorhandenen Materials hindeuten. Phase IIb ist durch das teilweise Schließen der Säulen-
Apsiden im Nordosten und Südwesten gekennzeichnet. Die Mauerzüge weisen eine Stärke
von 0,65 bis 0,80 m auf. Aufgrund der geringen Stärke ist von einer vorgesehenen
Stützfunktion eher abzusehen. Weiters wurde noch ein zweiter Zugang zur Kirche geschaffen,
der in der Apsis auf der Südostseite liegt. Der Bereich der Säulen-Apsis im Nordosten wurde
mit einem kleinen Mauerzug geschlossen. Vermutlich stammt aus dieser Phase auch die
erhaltene Form des Altars, auf einem Podium vor der inneren Apsis an der Südwestseite
251 Cassano 1992, 841 252 D´Angela 1999, 113 253 Cassano 1992, 841 254 Anders hingegen Hermann 1966, 265 FN 23. 255 Nuzzo 1999, 43 256 Cassano 1992, 842 257 Nuzzo 1999, 44
36
stehend. Ein Rekonstruktionsversuch von Cassano258 findet sich in den Abbildungen bei
Cassano 1992, 855.
Für die Einhängung dieser relativen Chronologie in absolute Jahreszahlen können keine
richtungweisenden Funde herangezogen werden, zur Bestimmung des Alters können nur die
Mosaikreste sowie der Bau selbst dienen. So datiert Cassano259 den Bau in Form eines
Tetrakonchos der ersten Phase aufgrund von Vergleichsbeispielen260 ins 5. bis 7. Jahrhundert.
S. Leorenzo in Mailand, dem Aufbau der Kirche von Canosa sehr nahe, wird beispielsweise
ins 5. Jahrhundert datiert.261 Zu Beginn des 6. Jahrhunderts wird der Bau von Peruštica
datiert, die Kirchen mit ähnlichem Grundriss in Seleukia-Pieria, Apamea, Bosra und Aleppo
werden zeitlich um 500 eingeordnet.262 Pensabene263 weist darauf hin, dass der angenommene
Bautyp mit einer zentralen Hauptkuppel sowie vier kleineren allerdings erst in
mittelbyzantinischer Zeit auftritt.264 Die zweite Phase der Kirche stellt einen griechischen
Kreuzbau dar, der mittelbyzantinisch datiert.265 Aufgrund des Grundrisses und des Mosaiks
wird die christliche Kirche im 6. Jahrhundert angesiedelt.266 Ein wichtiger Anhaltspunkt für
die Datierung der ersten Phase ist das Monogramm des Bischofs Sabino (514-566) auf
Ziegeln. Diese wurden allerdings an das bestehende Mauerwerk als Dekorelemente
angebracht.267 Castelfranchi268 geht deshalb davon aus, dass unter Bischof Sabino nur
Restaurierungsarbeiten ausgeführt wurden und der Bau noch früher einzuordnen sei.269 Jedoch
ist für eine Datierung in das 5. Jahrhundert kein archäologischer Beleg gegeben, der
beispielsweise von D´Angela270 angenommen wird. Diese zeitliche Einordnung ist jedoch
zudem, aufgrund der zuvor erfolgten Vergleiche, eher auszuschließen. Die zweite Phase wird
man wohl aufgrund der Verbreitung des Kirchentyps gegen Ende des 7. oder zu Beginn des
8. Jahrhunderts ansetzen dürfen.271 Die an die Kirche angefügte Kapelle wird, so wie einige
Gräber, ins 9. Jahrhundert datiert.272 Nuzzo273 und D´Angela274 gehen von einer
258 Cassano 1992, 855 259 Cassano 1992, 851 260 Krautheimer 1986, 205-266. Grossmann 1983, 167-173 261 Rossignani 1990, 137-138 - Manche Bestandteile der Kirche gehen aber noch bis ins 4. Jahrhundert zurück. Grossmann 1983, 169 262 Krautheimer 1986, 229 263 Pensabene 1990a, 272 FN 16 264 Mango 1976 265 Krautheimer 1986, 285-300 266 Cassano 1992, 854. Nuzzo 1999, 43 267 Pensabene 1990a, 272 268 Castelfranchi 1981, 17 269 Ebenso D´Angela 1999, 113 270 D´Angela 1992, 840 271 Cassano 1992, 854. Quacquarelli 1962, 330. Nuzzo 1999, 44 - Labellarte hingegen ordnet die zweite Phase der Kirche in das 6. Jahrhundert ein. Labellarte 1987, 155 272 Nuzzo 1999, 44
37
ursprünglichen Weihung an S. Damiano und S. Cosma aus; erst später soll die Weihung an
S. Leucio erfolgt sein. Nuzzo275 und Cassano276 hingegen äußern sich eher für eine Weihung
an S. Leucio von Beginn an.
Tempelart Symmetrisch aufgebauter Tempel mit Naiskos auf Podium? (Tempel mit dreigeteilter Cella eher unwahrscheinlich)
Antike Widmung Minerva (Inschrift aus 2. JH n. Chr., keine namentliche Dedikation aus hellenistischer Zeit erhalten)
Maße des Tempels 47,25 x 35,00 m (Podium) Orientierung Symmetrischer Aufbau; Zugang im Nordwesten und
Südosten Zeitpunkt der Umwandlung 6. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Damiano und S. Cosma?/S. Leucio? Orientierung der Kirche Tetrakonchos mit Eingang ursprünglich nur auf der
Nordostseite Quellen -
(Villa San Silvestro bei) Cascia
Die Präsenz eines antiken Tempels unter der Pfarrkirche von Villa San Silvestro in der Nähe
von Cascia ist erstmals an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entdeckt worden. Durch
mehrere Grabungskampagnen konnten zwei unterschiedliche Phasen des Tempels festgestellt
werden. Im Folgenden sei der Tempel der ersten Phase kurz beschrieben: Das Podium
(Abbildung: Diosono 2009, 60 Abb. 2. Abb. 3) aus opus quadratum besitzt die Ausmaße von
29 mal 20,72 m277. Es wurde mit Travertin, der vermutlich aus der lokalen Gegend, also dem
Valnerina-Tal, stammt, errichtet. Gemäß römischer Bautechnik ist davon auszugehen, dass
das Podium mit Verputz bekleidet war, um Marmor zu imitieren.278 Die Basis des Podiums
besteht aus vier gesetzten Steinreihen aus Blöcken unterschiedlicher Größe. Die unteren
beiden weisen jeweils eine Höhe von 0,59 m auf, wobei die unterste Reihe nicht sichtbar war
273 Nuzzo 1999, 43 Leider ohne Angabe einer entsprechenden Quelle. 274 D´Angela 1999, 112 D´Angela zitiert eine Textstelle aus einer Vita (von S. Damiano und S. Cosma?): „ [… ] eamdemque diversis columnis ac musivo decoravit.“ Das beschriebene Bauwerk wird folglich mit der Kirche auf dem Hügel S. Leucio gleichgesetzt. Fraglich ist, ob eine derartig einwandfreie Identifikation tatsächlich gegeben ist. Leider ohne Angabe der Edition der Vita. 275 Nuzzo 1999, 44 276 „Alla nuova chiesa potrebbe essere stato dato il titolo di San Leucio …“ Cassano 1992, 854 277 Bendinelli gibt für die Größe des Podiums in etwa die gleichen Maße mit 29,25 mal 20,80 an. Bendinelli 1938, 144 278 Diosono 2009, 59
38
und als Fundament fungierte. Die oberen beiden Reihen sind insgesamt 0,61 m hoch.279 Der
Zugang zum Tempel aus dieser Phase hat sich nicht erhalten. Der Tempel weist zudem eine
Nordwestausrichtung auf.280
Während das Podium sich in gutem Erhaltungszustand befindet, trifft dies auf das aufgehende
Mauerwerk nicht zu. Schuld daran dürften auch die für die Gegend relativ häufigen Erdbeben
sein. Bei Grabungen im Jahr 2006 wurde der Rest von einem Altar (Abbildung: Diosono
2009, 62 Abb. 6a. Abb. 6b) gefunden, dessen Zugehörigkeit zum Tempel durch das ähnlich
gebildete Profil gesichert ist. Ebenso konnte eine zum Tempel gehörige ionische Säulenbasis
gefunden werden, die einen Durchmesser von 0,9 m einnimmt. Eine weitere Säulenbasis aus
der ersten Phase (Abbildung: Diosono 2009, 64 Abb. 9) befindet sich heute an einer
Längsseite des Podiums. Sie befindet sich allerdings nicht in situ, somit sind keine
Rückschlüsse auf die Säulenstellung des Tempels dadurch möglich.281 Abbildung Diosono
2009, 63 Abb. 8 zeigt eine hypothetische Rekonstruktion der ersten Phase, sie beruht jedoch
im Grunde auf den Beobachtungen der zweiten Phase (mit Ausnahme des Podiums).
Um 100 v. Chr. wird ein Umbau des Tempels angenommen, wobei nur das Podium bis auf
den heute noch erkennbaren Treppenzugang unverändert blieb.282 Diese Datierung basiert auf
zwei Beobachtungen: Die Form der zwei erhaltenen korinthischen Kapitelle (Abbildung:
Coarelli 2009, 66 Abb. 12a. Abb. 12b) sind Coarellis283 Ansicht nach in den letzten
Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts v. Chr. einzuordnen. Von den Säulen haben sich ferner nur
sieben attische Basen284 mit einem Säulendurchmesser von 0,9 m erhalten285. Weiters weisen
die Dachterrakottenfunde286 auf eine Datierung in die späte Republik hin.287 Coarelli288 bringt
mit der Zerstörung des ersten Tempels eine Notiz von Iulius Obsequens289 in Verbindung, der
99 v. Chr. von einer Zerstörung eines Tempels in Norcia durch ein Erdbeben spricht. Wenn es
auch aufgrund der Entfernung des Tempels von Villa San Silvestro unwahrscheinlich
279 Bendinelli 1938, 143 280 Diosono 2009, 60 281 Diosono 2009, 62-63 282 Coarelli und Diosono gehen davon aus, dass die erste und zweite Phase des Tempels den gleichen Grundriss für Cella und Säulenstellung aufweist (Abbildung: Diosono 2009, 63 Abb. 8. Coarelli 2009, 66 Abb. 11). 283 Coarelli 2009, 65 284 Bendinellli 1938, 151 285 Coarelli 2009, 69 FN 44 286 Stopponi datiert die Dachterrakotten um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Stopponi 2009, 76 287 Coarelli 2009, 65 - Ciotti und Bendinelli ordnen die zweite Phase des Tempels in das 1. Jahrhundert n. Chr. ein. Ciotti 1959, 401. Bendinelli 1938, 157 288 Coarelli 2009, 66 289 Obseq. 46
39
erscheint290, dass Obsequens von diesem Tempel in Norcia berichtet, könnte ein Erdbeben in
diesem Zeitraum dennoch den Grund für den Bau der zweiten Phase liefern.
Bezüglich der Rekonstruktion des aufgehenden Mauerwerks des Tempels ist man auf die
einzige Untersuchung auf dem Podium von Bendinelli291 angewiesen. Bendinelli292 konnte an
der Nordwestwand der Kirche sowie an der Stirnseite der Cellamauer noch hochgehendes
Mauerwerk des Tempels mit einer Stärke von 0,75 m feststellen (Abbildung: Diosono 2009,
62 Abb. 4). Das antike Mauerwerk wurde mit Hilfe von Travertin in Form von kleineren
Quadern errichtet. Die Cella hatte demnach eine Breite von 8,2 m und eine Tiefe von 12 m,
die angenommenen seitlichen Räume haben demnach eine Breite von 3,7 m eingenommen. Er
beschreibt in der Nordecke des Podiums einen Mauerzug, den man als zu einer Außenmauer
einer Cella gehörig interpretieren könnte.293 Während Diosono294 und Coarelli295 demnach
von einem italischen Tempel mit alae (sowohl für die erste als auch zweite Phase siehe
Abbildung Diosono 2009, 63 Abb. 8 und Coarelli 2009, 66 Abb. 11) ausgehen, rekonstruiert
Barresi296 einen Peripteros sine postico, dessen Pteron in den Maueransätzen der alae endet.297
Aufgrund der Beobachtung Bendinellis298, dass dieser Mauerzug keinerlei weiterführende
Spuren hinterlassen hat, erscheint ein Peripteros als wahrscheinlicher.299 Die bereits von
Bendinelli300 vermutete doppelte Säulenstellung an der Front basiert auf der Überlegung der
Tiefe der Cellaräume und des Podiums, keine Basis wurde jedoch in situ gefunden.
Castagnoli301 bemerkte zu Recht, dass für eine Rekonstruktion der Säulenstellung keine
Beweislage existiert (Abbildung: Castagnoli 1955, Abb. 4). 2006 konnten schließlich Reste
290 Coarelli hingegen argumentiert, dass der Tempel von Villa San Silvestro durchaus zum Stadtterritorium von Norcia gehörte und sich die antike Notiz somit auf diesen Tempel beziehen könnte. Coarelli 2009, 66 291 Bendinelli 1938 292 Bendinelli 1938, 147 293 Bendinelli 1938, 148-150 - Ungünstig für die Diskussionslage ist die Tatsache, dass dieser Mauerzug leider nur durch eine Zeichnung festgehalten wurde. Unklar ist, ob hier ein Mauerabschluss erhalten ist. Die weiterführende Linie auf Abbildung 120 könnte als mögliche Weiterführung der Mauer verstanden werden. Fraglich ist aber, inwieweit dies nicht schon eine Interpretation für einen Tempel tuskischer Ordnung darstellt. 294 Diosono 2009, 63 - Die Zuweisung Diosonos an Curius Dentatus als Bauherrn für die erste Phase dieses Tempels ist eine nicht belegbare Überlegung. Die damit verbundene Konsequenz, dass somit ein Tempel mit traditioneller Ordnung wahrscheinlicher als ein Peripteros sine postico ist, stellt somit kein aussagekräftiges Argument für die Rekonstruktion des Tempels dar. Diosono 2009, 64 - Curius Dentatus gilt als führender Feldherr bei der Eroberung der Sabina 290 v. Chr. Camerieri 2009, 41 295 Coarelli 2009, 66 Abb. 11 296 Barresi 1990, 273-274. Abb. 10 297 Bereits Castagnoli führte aus, dass ein derartiger Tempelgrundriss mit Ansätzen von alae zur Kategorie Peripteros sine postico zu zählen sei und nicht zum Typus der so genannten italischen Tempel. Castagnoli 1955, 139 298 Bendinelli 1938, 147 - Bendinelli kommt aufgrund seiner Beobachtungen zum Schluss, dass es sich um einen Tempel mit dreigeteilter Cella gehandelt habe. Bendinelli 1938, 148 299 Ein bekanntes Vergleichsbeispiel für einen Peripteros sine postico in dieser Form stellt der Tempel C in Rom bei Largo Argentina dar. Castagnoli 1955, 141. Abb. 1. Barresi 1990, 263. 265. Abb. 4 300 Bendinelli 1938, 151 301 Castagnoli 1955, 141
40
einer Portikus festgestellt werden (Abbildung: Diosono 2009, 85 Abb. 5), wobei sich Spuren
der Säulenstellung nur an der Rückseite erhalten haben. Deren Errichtung wird um die Mitte
des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert.302 Aufgrund der starken Ähnlichkeit des Podiums mit den
Tempelpodien in Sora303 und Isernia304 wird die erste Phase des Tempels in das
3. Jahrhundert v. Chr. eingeordnet.305
Eine hypothetische Identifikation des Bauherrn mit Quintus Sertorius306, einem aus Nursia
stammenden Aristokraten, stellt eine Möglichkeit dar, die sich allerdings nicht überprüfen
lässt. Aufgrund der Abgeschiedenheit der Lage des Tempels ist dies die einzig bekannte
Persönlichkeit aus der Gegend, die über die entsprechenden Mittel verfügt hätte.307 Für die
Dedikation des Tempels gibt es keine Inschrift, die über die verehrte Gottheit Auskunft geben
könnte. Die vermutlich dreigeteilte Cella als Indiz für eine Weihung an die kapitolinische
Trias oder an Ceres, Liber und Libera zu sehen308, entbehrt jeglicher tatsächlicher Evidenz.
An der Rückseite des Tempels wurde 1981 ein Fragment einer kolossalen Statue gefunden309,
Coarelli310 geht von einer möglichen Darstellung von Herakles aufgrund der ausgeprägten
Muskulatur aus.
Die Pfarrkirche, die zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt im Tempel errichtet wurde, ist
San Silvestro geweiht.311 Problematisch ist die Frage, wie viel möglicherweise noch stehendes
Mauerwerk des Tempels für die Kirche mit verwendet wurde. Aufgrund der relativ hohen
Häufigkeit von Erdbeben312 und der völligen Zerstörung 1979 beziehungsweise der folgenden
kompletten Neuerrichtung313 stellt Bendinellis Untersuchung die einzige Quelle zur Klärung
302 Diosono 2009, 81-83 - Der von der Portikus umsäumte Platz maß gemäß den Ausgräbern somit in etwa 100 mal 60 m. Diosono 2009, 81 303 Der Tempel in Sora wird unmittelbar nach 303 v. Chr. angesetzt. Gallina 1980, 65 304 Der Tempel in Isernia wird unmittelbar nach 263 v. Chr. angesetzt. Diosono 2009, 60 - Gallina hingegen gibt ein Datum von 268 v. Chr. an. Gallina 1980, 65 305 Shoe 1965, 90. Ciotti 1959, 401. Castagnoli 1959-60, 166. Diosono 2009, 60. Bendinelli 1938, 157 306 Rijkhoek 1992 307 Coarelli 2009, 67 308 Benindelli 1938, 157-158 309 Es handelt sich dabei um ein Fragment vom rechten Arm einer Statue. Diosono geht davon aus, dass die Gottheit sitzend dargestellt war. Möglicherweise gehört das von Bendinelli dokumentierte Fragment einer rechten Zehe mit einer Länge von 13 cm zur selben Statue. Diosono 2009, 134. Bendinelli 1938, 157 310 Coarelli 2009, 67 311 Ciotti 1959, 401 - Es scheint, dass durch landwirtschaftliche Aktivitäten jegliche Spuren der republikanischen Zeit im Areal des Tempels verloren gegangen sind. Funde spiegeln eine Wiederbesiedelung des Bereichs von Villa San Silvestro in der Spätantike wider. Interessanterweise äußert Diosono die Vermutung, dass der in der Nähe gelegene Tempel mit doppelter Cella aufgrund zweier Gräber als Kirche fungiert haben könnte. Die Gräber datieren ins 5. bis 7. Jahrhundert n. Chr. Diosono 2009, 126 - Ansonsten waren leider keine Angaben zur Kirche San Silvestro auffindbar. 312 Iulius Obsequens berichtet in dieser Gegend beispielsweise noch von einem Erdbeben, im Jahr 76 v. Chr. in Rieti sowie in Spoleto 63 v. Chr. Obseq. 59-60 - So wird auch vermutet, dass ein Erdbeben das Ende der Nutzung des Tempelareals im 1. Jahrhundert n. Chr. ausgelöst haben könnte. Diosono 2009, 84 313 Diosono 2009, 62 - Unklar ist, ob die Kirche 1:1 wieder aufgebaut wurde oder bereits mit Veränderungen errichtet wurde.
41
dieser Fragestellung dar: Gemäß Bendinellis Plan (Abbildung: Diosono 2009, 61 Abb. 4) ist
ersichtlich, dass die Kirche im damaligen Zustand (!) die gleiche Orientierung nach
Nordwesten inne hatte und den Eingang an der Südwestseite besaß. Jedoch ist ein ehemaliger
Zugang oder Seiteneingang (?) im Plan deutlich zu erkennen. Unklar ist, wann dieser
Durchgang geschaffen wurde und ob man dadurch von einer um 180 Grad gedrehten
Orientierung der Kirche ausgehen sollte. Die Kirche verwendete die Cella wieder und besitzt
somit die gleiche Breite von 8,2 m, sie wurde nur um 2 m mit modernen Mauern verlängert.
Bendinelli314 spricht weiters noch von antikem Mauerwerk, das nach Entfernen des modernen
Verputzes an der Stirnseite der Cellamauern festgestellt werden konnte. Aus der Abbildung
bei Diosono 2009, 62 Abb. 5 geht hervor, dass der Fußboden der Kirche sich zirka 1 m über
dem antiken Cellaniveau befand.315
Tempelart Peripteros sine postico Antike Widmung ? (Herakles?) Maße des Tempels 29 x 20,72 m (Podium) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Silvestro Orientierung der Kirche NW(?) (frühere Kirche andere Orientierung?) Quellen Obseq. 46?
Cori (Cora)
Der Tempel unbekannter Widmung befand sich in der Antike in zentraler Lage, da vor ihm
zwei antike Hauptstraßen zusammenliefen (Abbildung: Fiorini – Palombi 1987, Abb. 27).316
Die Lage des Gebäudes verlangte das Errichten von Terrassen. An der westlichen Stützwand
des Kirchengebäudes sind noch auf einer Länge von 14 m die Reste der römischen
Terrassierungsmaßnahmen zu erkennen (Abbildung: Fiorini – Palombi 1987, Abb. 24). Im
nördlichen Bereich ist die römische Mauer bis 1,5 m Höhe erhalten, im südlichen hingegen
314 Bendinelli 1938, 149-150 - Nicht exakt angegeben ist jedoch, auf welcher Fläche diese Feststellung gemacht werden konnte. Er gibt für den Bereich nur die Stirnseite der Cellamauern an, möglicherweise ist der Bereich der Untersuchung im Plan von ihm mit doppelter Schraffierung wiedergegeben. Angaben über die erhaltene Höhe der Mauer fanden sich leider nicht. 315 Abbildung 122 stellt einen Querschnitt durch das Kirchengebäude dar, leider geht daraus nicht die exakte Höhe der erhaltenen antiken Mauer an der Stirnseite der Cellamauer hervor. Theoretisch bestünde die Möglichkeit, dass sich die Cellamauer nicht nur an der Stirnseite erhalten hat. Der von Bendinelli erstellte Querschnitt scheint weiters anzudeuten, dass sich die Cellarückwand gut 1 m hoch unterhalb der Kirche erhalten hat. 316 Fiorini – Palombi 1987, 106-107
42
bis 2,6 m. Unterhalb der Kapelle317 befinden sich Grabkammern, in denen ein
Stampffußboden 5 m unterhalb des Tempels festgestellt wurde. Aufgrund der geringen Höhe
der römischen Stützmauer und des Fußbodenniveaus geht man von der Errichtung einer
zweiten Terrassierung aus (Abbildung: Fiorini – Palombi 1987, Abb. 20).318 Vom Tempel
sind noch zwei Säulen in situ im Mauerwerk zwischen dem erst später hinzugefügten
westlichen Anbau erhalten geblieben (Abbildung: Fiorini – Palombi 1987, Abb. 5. Abb. 6
sowie bei Fiorini – Palombi 1987, Abb. 2 Säulen 1 und 2). Weiters ist eine dritte Säule im
östlichen Bereich der Kirche als in situ zu betrachten (Säule 6 in den Abbildungen Fiorini –
Palombi 1987, Abb. 5. Abb. 7). Die erhaltenen antiken Säulen weisen einen Durchmesser von
0,65 m sowie 24 Kanneluren auf. Fiorini – Palombi319 halten es für möglich, dass die östliche
Kirchenwand noch im Kern aus der Ostwand der ehemaligen Cella besteht. Reste vom
Podium des römischen Tempels in opus incertum und aus Tuffblöcken sind noch auf der
Ostseite zu erkennen (Abbildung: Fiorini – Palombi 1987, Abb. 9). Das Fundament ist heute
noch auf einem Abschnitt von 5,2 m zu erkennen, wobei es eine Höhe von 1,3 m einnimmt; es
ist aus großen Kalksteinblöcken gefertigt. Ebenso sind Reste vom Podium auf der westlichen
Seite des Tempels übrig geblieben, und zwar zwischen den beiden Kirchen. Somit ist die
Breite des Tempels mit 10,6 m gesichert. Aufgrund der eher geringen Breite ist eine einfache
Cella wahrscheinlicher als eine geteilte. Das erhaltene Interkolumnium von 2,5 m ließe Platz
für vier Säulen in antis, von denen aber nichts erhalten blieb. 2,5 m nach Säule 2 beginnt die
Mauer der Cella. Die Feststellung der Länge des Tempels gestaltet sich hingegen als
schwieriger. Geht man auch von einer Entsprechung mit dem Kirchengebäude in der Länge
aus, wäre eine Länge von 17 m sinnvoll, da dies mit der Mauer der Sakristei zusammenfallen
würde. 17 m würden auch exakt sechs Interkolumnien entsprechen.320 Abbildung Fiorini –
Palombi 1987, Abb. 21 zeigt die vorgeschlagene Rekonstruktion mit den tatsächlich
bekannten Resten des Tempels. Gemäß Fiorini – Palombi321 sind die Basen der Säulen für
Rom und Latium ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts und zu Beginn des
1. Jahrhunderts v. Chr. typisch.322 Folgt man weiters ihren Ausführungen, so handelt es sich
bei dem vorliegenden Tempel möglicherweise um einen Prostyltempel mit vier Säulen in
antis. Ein Rekonstruktionsversuch findet sich in Abbildung Fiorini – Palombi 1987, Abb. 20.
Der Tempel weist weiters eine Nordausrichtung auf.
317 Bei der so genannten Kapelle handelt es sich um einen rechteckigen Bau mit apsidialem Abschluss, der westlich an die Kirche im 15. oder 16. Jahrhundert angefügt wurde. Fiorini – Palombi 1987, 107 318 Fiorini – Palombi 1987, 103-104 319 Fiorini – Palombi 1987, 93 320 Fiorini – Palombi, 1987, 97-100 321 Fiorini – Palombi 1987, 101 322 Dies stellt die einzige Möglichkeit dar, den Tempel chronologisch einzuordnen.
43
Die Kirche, in der Form wie sie heute vorliegt, stellt ein komplexes Gebäude dar, wobei sich
die baulichen Veränderungen unterschiedlicher Zeitabschnitte schwer trennen lassen.323 Die
ältesten Elemente der Kirche gehen auf die Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Somit gibt es
keine Belege für die in der Lokaltradition bestehende Zurückführung der Kirche in das
3. Jahrhundert n. Chr. Ein Dokument aus dem Jahr 1299 belegt die Existenz der Kirche
S. Olivia.324 Möglicherweise handelt es sich bei der romanischen Kirche um eine einschiffige
Basilika durch Übernahme des Tempelareals mit Einbindung der noch vorhandenen
Strukturen. Somit wurde auch die Nordausrichtung des Tempels übernommen. Die Einteilung
in eine vierschiffige Kirche könnte in Zusammenhang mit der Kapelle zu sehen sein, die erst
im 15. oder 16. Jahrhundert angefügt wurde. Sie könnte als fünftes Schiff der Kirche
konzipiert worden sein. Weiters stellt sich die Frage, ob man nicht auch mit einer für die
Romanik typischen Apsis rechnen dürfte. Reste von einer Apsis fanden sich zwar nicht, was
sich aber mit den späteren Eingriffen für die Sakristei und die Kapelle erklären ließe. Die drei
zentral gelegenen Schiffe weisen heute noch das romanische Originalgewölbe in Form von
einem Kreuzgewölbe auf, während das östliche mit einem Tonnengewölbe bedeckt ist. Im
12. Jahrhundert wurde auch der Kirchturm in der Südostecke errichtet. Der Eingang bestand
aus einem Doppelbogen, der in späterer Phase wieder geschlossen wurde.325
Tempelart Prostylos mit 4 Säulen in antis (?) Antike Widmung unbekannt Maße des Tempels 10,6 x 17 (?) m Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung 12. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Olivia Orientierung der Kirche N Quellen Regestum Chartarum 1299.V.29,B326
Cuma (Cumae)
Apolltempel
Etwa auf halber Höhe der Akropolis in Cuma befindet sich der Apolltempel (Abbildung:
Maiuri 1934b, 107. Caputo 1999, Abb. 20. De Caro 2010, 108).327 Aus griechischer Zeit sind
323 Eine ausführlichere Darstellung der späteren baulichen Veränderungen innerhalb der Kirche bei Fiorini – Palombi 1987, 107-125 324 „Actum in Cora in platea ecclesie Sancte Olivie:testibus presbitero Matheo ecclesie Sante Olive …“ Caetani 1925, 165 325 Fiorini – Palombi 1987, 125-128 326 Caetani 1925, 164-165
44
noch Elemente im östlichen Bereich (Nummer 1 auf den Abbildungen Maiuri 1977 und
Maiuri 1934b, 108) sowie der Stereobat im Westen zu sehen. Funde von Dachterrakotten
weisen auf eine Datierung in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts und die erste Hälfte des
5. Jahrhunderts v. Chr. hin.328 Johannowski329 geht von einem griechischen Peripteros330 mit
einer Ausrichtung von Nordost nach Südwest aus, wobei dessen Stylobat sich auf einer Fläche
von 34,6 mal 18,3 m erstreckte.331 Der Eingang wäre demnach auf der schmalen Seite im
Nordosten anzusiedeln.332 Caputo333 datiert diesen Bau aus Tuffblöcken (Abbildung: Pagano
1992, Abb. 18) in den Zeitraum vom Ende des 6. bis zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Aus dieser Zeit stammen noch attische Basen, eine Säulentrommel und sechs ionische
Kapitelle (Abbildung: Pagano 1992, Abb. 13).334 Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde der Tempel
komplett umgebaut, wobei dessen Orientierung um 90 Grad nach Westen geändert wurde.335
Dem Tempel wurde im Osten ein Pronaos vorgelagert.336 Camodeca337 geht davon aus, dass
im südlichen Bereich ein monumentaler Eingang errichtet wurde (in etwa bei Nummer 3 auf
Abbildung Maiuri 1977). Die Travertinpflasterung um den Tempel ist allerdings im
nördlichen, nordwestlichen und südlichen Bereich noch vollständig zu erkennen. Gasparri338
wies deshalb begründet darauf hin, dass somit ein Eingangsbereich auf diesem Areal eher
unwahrscheinlich ist. Pagano339 argumentiert, dass der Eingang aus der vorigen Phase im
Nordosten weiterverwendet wurde. Dies würde bedeuten, dass der Tempel neben einem
Seiteneingang einen zweiten Eingang an der Südostseite besessen hat. Treppen des Podiums
haben sich an keiner Seite erhalten. Soweit möglich wurden die Säulen aus voriger Phase
weiterbenutzt, die restlichen Säulen bestehen im Kern aus Ziegeln (Abbildung: Pagano 1992,
Abb. 15). Die Cellamauer besteht aus opus reticolatum.340 Der römische, in ionischer
Ordnung errichtete Tempel besitzt eine Dreiteilung der Cella341 durch zwei Pilasterreihen.342
Die Ausmaße des römischen Tempels betrugen 34 mal 23 m.
327 Christern 1966/67, 231 328 Pagano 1992, 287. 288 329 Johannowski 1959, 971 330 Pagano vermutet einen Peripteros sine postico mit sechs Säulen an der Front. Pagano 1992, 294 331 Maiuri 1934b, 106 - Pagano gibt mit 30,9 mal 18,3 leicht abweichende Maße für den Stereobat an. Pagano 1992, 291 332 Pagano 1992, 293 333 Caputo 1999, 27 - Weiters geht er von einer Weihung an Hera aufgrund gefundener Votive sowie zwei gefundener Inschriften aus; leider ohne nähere Angaben. 334 Pagano 1992, 293.294 Pagano geht von einer Grundrisskontinuität von Archaik bis zum Hellenismus aus. 335 Johannowski 1959, 971 336 Maiuri 1934b, 108. Caputo 1999, 27. Pagano 1992, 295 337 Camodeca 2001, 158 338 Gasparri 2010, 37 FN 66 339 Pagano 1992, 295 340 Pagano 1992, 299 341 Maiuri 1934a, 226
45
Die allgemein anerkannte Identifikation der Weihung an Apoll erfolgte aufgrund einer
gefundenen Weihinschrift.343 Die Inschrift wurde auf einem 1,77 m hohen Steinblock344
angebracht, der Stifter Q. Tineius Rufus könnte der consul suffectus von 127 n. Chr. sein.345
Unklar ist allerdings, was gestiftet wurde.346 Während Camodeca347 darin eine Stütze für ein
Becken sehen will, erscheint dies aufgrund der Tatsache, dass der Steinblock eine Hauptseite
aufweist, als eher unwahrscheinlich. Eine Aufstellung an einer Wand erscheint aufgrund der
Ausarbeitung einer Hauptseite am wahrscheinlichsten. Der Zweck der kreisrunden Eintiefung
an der Oberseite ist ebenso unklar348, hier handelt es sich um eine nicht näher bestimmbare
sekundäre Nutzung. Fraglich ist, ob dies möglicherweise mit einer auf der Oberseite
angebrachten Inschrift in Verbindung zu sehen ist. Die Lesung dieser hinzugefügten
Buchstaben ist nicht eindeutig und vom gesamten Text hat sich nur ein Bruchteil des Namens
[p]atricius (?) erhalten.349 Im Zusammenhang mit dem bereits besprochenen Fundstück stehen
noch drei Fragmente einer Marmorplatte350, die ebenfalls als Weihung von demselben
Q. Tineius Rufus für Apoll angesehen werden.351 Neben diesen Altfunden berichtet Maiuri352
auch noch von einer bestätigenden oskischen Inschrift, die bei Grabungen 1912 gefunden
wurde. In einem nicht mehr genauer feststellbaren näheren Umfeld zum Tempel kam weiters
noch eine Statue353, die als Apoll angesprochen und in die augustäische Zeit datiert wird, zu
Tage.354
342 Pagano 1992, 300 - Diese Pilaster wurden in der Vergangenheit als Einbauten frühchristlicher Zeit interpretiert. Pagano 1992, 307 FN 88 343 Mommsen 1852, Nr. 2561 - Während Mommsen von einer Inschrift auf einer Basis spricht, beschreibt De Jorio seinen Fund als auf einem Altar beim Tempel stehend. De Jorio 1817, 116. CIL X 3683 - Der Fundort der Inschrift ist nicht ganz zweifelsfrei zu klären. Während sich Gasparri dafür ausspricht die Zugangstreppen zur Terrasse des Tempels als Fundort anzusprechen, hält Camodeca die Auffindung an der Südseite des Tempels bei heute nicht mehr vorhandenen Treppen als wahrscheinlicher. Gasparri 2010, 37 FN 66. Camodeca 2001, 158 344 Baia, Inventarnummer 000127 Gasparri 2010, 35 FN 65 345 Gasparri gibt weiters an, dass Q. Tineius Rufus das Amt legatus Hadriani im Jahr 132/3 ausübte. Gasparri 2010, 36 - CIL X 3683 identifiziert Q. Tineius Rufus mit dem gleichnamigen Konsul aus dem Jahr 182 n Chr. Camodeca schließt dies aufgrund des Schriftbildes sowie Fehlens des Rangtitels, der für die antoninische Zeit für den Senatorenrang üblich ist, aus. Camodeca 2001, 157 346 Gasparri 2010, 36 347 Camodeca 2001, 161 348 Gasparri 2010, 37 349 Bisher gab es auch Vorschläge für eine Lesung von mingius oder mincius. Wie aus der Abbildung Camodeca 2001, Abb.14 hervorgeht, haben sich die Buchstaben nur fragmentarisch erhalten. Fraglich ist, ob es zwingend ist, von einer Reparatur von der Stiftung des Q. Tineius Rufus durch Patricius/Mincius/Mingius auszugehen; unabhängig von der Diskussion um die Stiftung selbst. Aufgrund der (nicht gesicherten) Lesung des Namens Patricius datiert Camodeca die Inschrift in das 3. Jahrhundert n. Chr. Camodeca 2001, 160 350 Zwei dieser Fragmente befinden sich heute im Deposito del Belvedere in Cuma, das dritte Fragment ist im Museum in Baia. Baia, Inventarnummer 230852 Camodeca 2001, 156 FN 25. Gasparri 2010, 36 FN 64 351 „ [Apo]llini [Cumano]/ [Q. T.]ineu[s Rufus]” Camodeca 2001, 156 352 Maiuri 1934b, 104-105 353 Diese Statue befindet sich heute in Baia, Inventarnummer 231461. Gasparri 2010, 32 FN 43 354 Gasparri 2010, 32 - Die Stelle in der Aeneis über den Apolltempel von Cuma (Verg. Aen. 6, 19) wird ebenso in der Diskussion über die Weihung genannt. So beispielsweise De Caro 2002, 108 - Coelius Antipater berichtet für den Apolltempel in Cuma von einer Kultstatue aus Holz mit einer Höhe von 15 Fuß. Coel. Antip. Fr. 54
46
Hinweise für eine christliche Nutzung des Tempels finden sich in der von Maiuri355 und
De Caro356 als Basis für ein Taufbecken angesprochenen oktogonalen Struktur südwestlich
des Tempels. Kürzlich wurde diese Interpretation hingegen abgelehnt und stattdessen darin
eine Brunnenanlage gesehen.357 Trotzdem spricht man weiterhin von einer frühchristlichen
Kirche im Tempel358, da die Gräber als Indiz dafür gelten.359 Bekannt ist, dass es spätere
Strukturen im Tempel gab, die allerdings 1911 ohne Dokumentation entfernt wurden.360
Wann genau der angenommene Umbau zu einer christlichen Basilika erfolgte, lässt sich nicht
mehr feststellen. Eine Datierung ins 6. bis 7. Jahrhundert scheint sehr früh veranschlagt zu
sein361, ebenso ist unklar, auf welchen Beobachtungen diese zeitliche Einordnung beruht.362
Den einzigen Anhaltspunkt liefert eine Weihung um die Mitte des 4. Jahrhunderts, demnach
war der Tempel zu dieser Zeit noch intakt und in Verwendung.363 Aussagen über das genaue
Aussehen der Kirche sind aufgrund der fehlenden Dokumentation und des schlechten
Erhaltungszustandes schwierig: Zu hinterfragen ist weiters, inwieweit überhaupt die von
Maiuri364 rekonstruierte Ausrichtung der Kirche auf Nordost-Südwest zutrifft. Von Bedeutung
für diese Argumentation dürfte vor allem das von ihm als Taufbecken angesprochene
Fundament im Südwesten sein. Aufgrund des Mangels an erkennbaren Eingriffen in das
Mauerwerk des Tempels vermutet Pagano365, dass die Kirche die Orientierung des Tempels
mit Presbyterium im Südwesten möglicherweise einfach übernahm. Auf dem gesamten Areal
befinden sich mehr als 90 Körpergräber.366 Wenn man die Gräber als Indiz für die
Ausdehnung verwendet, fällt das Fehlen von Gräbern im südwestlichen Anbau367 sowie auf
einer rechteckigen Fläche im südöstlichen Teil des Tempels auf. Caputo368 spricht von einer
Errichtung des Eingangs der Kirche im Westen des Tempels und ein Altar sei seiner Meinung
355 Mairui 1934b, 108 356 De Caro 2002, 108 357 Pagano 1992, 308. Camodeca 2001, 161 - In der Nähe dieses achteckigen Fundaments wurden zwei Weihinschriften gefunden, die allerdings nur die Votivgeber und nicht die Gottheit nennen. CIL X 3695. CIL X 3695a 358 Gasparri 2010, 38 359 Maiuri 1977. Pagano 1992, 306 360 Pagano 1992, 307 FN 87 361 Maiuri 1934b, 108. De Caro 2002, 108 362 Die von Caputo vorgenommene zeitliche Einordnung des Umbaus in eine christliche Kirche gegen Ende des 4. Jahrhunderts beziehungsweise zu Beginn des 5. Jahrhunderts würde bedeuten, dass es sich hier um die früheste derartige Umwandlung handelt. Aufgrund fehlender Begründung für diese Datierung erscheint diese eher abwegig. Caputo 1999, 27 363 Pagano 1992, 306 364 Maiuri 1934b, 108 365 Pagano 1992, 307 366 Maiuri 1934, 226 367 Dieser rechteckige Anbau (Abbildung Maiuri 1977 im Bereich um Nummer 3) könnte möglicherweise als Adyton oder Schatzhaus des Heiligtums interpretiert werden. Pagano 1992, 291 368 Caputo 1999, 27
47
nach gegenüberliegend im Osten, wo keine Gräber errichtet wurden, aufgestellt worden.369
Des Weiteren spricht er die Kirche als dreischiffig an, die mittels Zumauern der Säulen des
Pronaos des Tempels errichtet wurde.370 Die Widmung der Kirche ist nicht bekannt.371
Tempelart Griechischer Peripteros Römischer Tempel mit dreigeteilter Cella
Antike Widmung Apoll Maße des Tempels 34,6 x 18,3 m (griechischer Tempel)
34 x 23 m (römischer Tempel) Orientierung NO-SW (griechischer Tempel)
NW (römischer Tempel) Zeitpunkt der Umwandlung ? (nach 4. JH) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche ? Orientierung der Kirche ? Quellen CIL X 3695. CIL X 3695a (Weihungen ohne Nennung
der Gottheit) CIL 3683 Fragmente einer Platte mit Weihung an Apoll372
Sog. Jupitertempel
Auf der Spitze der Akropolis von Cumae liegt der so genannte Jupitertempel (Abbildung:
Maiuri 1977. Christern 1966/67, Taf. 81, 1. Taf. 81, 2)373. Insgesamt erstreckt sich der Tempel
auf einer Länge von 39,6 m und einer Breite von 24,6 m.374 Der Tempel weist die klassische
Orientierung mit dem Eingang im Osten auf. Im Zentrum befindet sich ein durch Quermauern
dreigeteilter Abschnitt. Das doch etwas eigentümliche Erscheinungsbild des als Kerngebäude
bezeichneten Mittelteils des Tempels könnte möglicherweise mit dem Auffußen auf den
Fundamenten einer älteren Cella erklärt werden. Denn das entstehende Verhältnis Länge zu
Breite mit 1:3,6 ist häufig bei griechischen Tempeln in Italien anzutreffen.375 Maiuri376
berichtet zudem von einer Pflasterung im westlichen Bereich, die noch auf den griechischen
Tempel aus dem 5. Jahrhundert zurückgehe. Weiters spricht der Fund von postarchaischen
369 Diese Feststellung lässt sich leider nicht nachvollziehen. Im Plan von Maiuri (Abbildung: Maiuri 1977) ist kein derartiger Eingang eindeutig festzustellen. Weiters ist Caputo der Einzige, der von einem christlichen Altar spricht. Caputo 1999, 27 370 Hier gilt das Gleiche wie für die restlichen Beobachtungen, aufgrund des Fehlens geeigneten Bildmaterials lässt sich dies weder verifizieren noch falsifizieren. Bei Caputos Interpretation des Befundes ist auffallend, dass er das als Taufbecken angesprochene Fundament für die Rekonstruktion der Kirche außer Acht lässt. 371 Ermini 1989, 92 372 Camodeca 2001, 156 FN 25. Gasparri 2010, 36 FN 64 373 Für die Deutung eines Tempels sprechen die Orientierung und die Lage auf der Akropolis sowie archaische Dachterrakotten. Christern 1966/76, 235 374 Maiuri 1934a, 226 375 Beispiele hierfür: Tempel A in Akragas 1:3,5. Tempel E in Selinus 1:3,5. Christern 1966/67, 235 376 Maiuri 1934b, 109-110
48
Dachterrakotten sowie eines dorischen Kapitells im Osten für eine mögliche Kontinuität von
einem griechischen zu einem römischen Tempel.377 Maiuri378 setzt die Umbauten des
griechischen Tempels in einen römischen in die augustäische Zeit an. Die Mauern sind zum
Teil bis zu 3 m Höhe erhalten. Der Raum, der als Cella angesprochen wird, weist drei flache
Rundnischen auf. Am Ende einer Nische befindet sich jeweils eine Halbsäule. An der
gleichen Stelle wie die Halbsäulen an der Innenseite befinden sich Pilaster an der Außenseite.
Der im Westen an die Cella anschließende Raum weist die gleiche Länge auf. Der am
westlichsten gelegene Raum ist nicht mehr zur Gänze erhalten. Es ist möglich, dass er eine
abschließende Wand hatte, aber auch vorspringende Anten sind denkbar. Nördlich und
südlich des Kerngebäudes befindet sich jeweils eine Reihe von 13 quadratischen Pfeilern.
Zwei Reihen mit je fünf Pfeilern befinden sich ferner östlich der Cella. Die beiden
westlichsten Pfeiler sind in das Mauerwerk des zentralen Raums eingebunden (Abbildung:
Christern 1966/67, Taf. 84, 3), diese Pfeiler dienten zur Stütze von errichteten Arkaden.
Nördlich und südlich dieser Pfeilerreihen, im Abstand von 3 m, liegt noch eine Mauer, im
Südosten ist noch das Zusammenlaufen der südlichen Mauer mit dem Mauerzug im Osten
erhalten. Die Ostmauer weist Halbsäulen auf. Die Mauern des Kerngebäudes wurden in opus
reticulatum angefertigt, während die Ecken mit gebrannten Ziegeln und Tuff errichtet wurden.
Die Nischen im Inneren der Cella fußen auf einem Retikulatsockel. Die Pilaster bestehen aus
Tuff, während die Halbsäulen aus gebrannten Ziegeln errichtet wurden. Die Außenmauern
bestehen ebenfalls aus opus reticulatum, die Halbsäulen an der Ostmauer wurden mit Ziegeln
errichtet.379 „Bei den beiden Pfeilern, die mit den Mauern des Kerngebäudes in Verband
stehen, sind Retikulat- und Ziegelmauerwerk verzahnt.“380 (Abbildung: Christern 1966/67,
Taf. 84, 3) Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung, da dadurch die Erkenntnis
gewonnen wird, dass die Cellamauer und die Ziegelpfeiler gleichzeitig errichtet wurden. Auch
die frei stehenden Pfeiler wurden zur selben Zeit erbaut, was an Größe und Art der
verwendeten Ziegel erkannt werden kann.381 Ein Rekonstruktionsversuch von Christern382 für
den römischen Tempel findet sich in Abbildung Christern 1966/67, Abb. 2. Er sieht in dem
vorliegenden Tempel einen in einem Portikushof liegenden Pseudoperipteros, wobei er den
377 Bei Nachgrabungen 2011 konnte festgestellt werden, dass das südliche Fundament der römischen Cella einen Fußboden in opus quadratum durchschneidet. Rescigno – Sirleto 2011, 8 378 Maiuri 1977 379 Christern 1966/67, 233-234 380 Christern 1966/67, 233 381 Somit ist Maiuris Rekonstruktion von einem Umbau des Tempels in eine fünfschiffige Basilika mit Hilfe dieser Pfeiler nicht zu halten. Maiuri 1934a, 228 382 Christern 1966/67, 238
49
Apolltempel in Pompeji383 sowie den Venus-Roma-Tempel in Rom384 als analoge Beispiele
anführt.385 Rescigno und Sirleto386 hingegen halten einen völlig überdachten Tempelbereich
für wahrscheinlicher. Vaes387 Rekonstruktionsvorschlag findet sich in Abbildung Vaes 1986,
Abb. 55a. Aufgrund der Ähnlichkeit der Bauweise mit dem Apolltempel und den Thermen in
Cumae sowie dem flavischen Theater in Pozzuoli schlägt Christern388 eine Datierung der
letzen Phase des Tempels in die vorkonstantinische Kaiserzeit vor. Aufgrund der
abweichenden Elemente wird man den Tempel aber nicht zu früh ansetzen dürfen. Wie schon
angedeutet, stellt die Bezeichnung Jupitertempel nur eine Konvention dar, da es keinerlei
Spuren einer Widmung gibt.
Wann genau die Umfunktionierung des Tempels zu einer Kirche stattfand, lässt sich auf
Grundlage der bekannten Fakten nicht mehr feststellen.389 Die Nutzung als Kirche ist durch
Reste eines Altars, die sich nicht mehr erhalten haben, sowie eine unpublizierte christliche
Inschrift390 angedeutet.391 Im Raum westlich der Cella befindet sich ein Becken aus drei
konzentrischen Kreisen, um das sechs Säulen angeordnet waren (Abbildung: Christern
1966/67, Taf. 82, 1). Die Deutung als Piscina und somit die Zuordnung zur christlichen
Kirche ist insofern gesichert, da bis dato keine zum Tempel gehörenden Lustrationsbecken
bekannt sind.392 Christern393 und Vaes394 gehen von der Möglichkeit aus, dass die Kirche
möglicherweise nur die Cella wiederverwendete.395 Unklar wären aber bei dieser
Rekonstruktion folglich die Funktion der späteren angefügten Anbauten, die Abbildung Vaes
1986, Abb. 55b verdeutlicht. Durch die Darstellung der Gleichzeitigkeit der Pfeiler mit der
383 Zanker 1995, Abb. 32. 33. Taf.6. Pappalardo 2010, 126-128. Abb. 98. 99 384 Barattolo 1973, 243-269. Barattolo 1978, 397-410 385 So wird für Cuma am Forum auch ein Tempel als Portikustempel angesprochen beziehungsweise rekonstruiert. Caputo 1999, 13.16 - Caputo schließt sich ferner der Interpretation des sog. Jupitertempels als Portikustempel an. Caputo 1999, 29 386 Rescigno – Sirleto 2011, 7 387 Vaes 1986, Abb. 55a 388 Christern 1966/67, 240 389 Die Datierung Maiuris in das 5. Jahrhundert oder das frühe 6. Jahrhundert erfolgte aufgrund der Annahme, dass die Cella innerhalb der fünfschiffigen Basilika als Presbyterium fungierte. Die sich dadurch ergebende, etwas eigentümliche Form soll seiner Meinung nach typisch für die frühchristliche Zeit im östlichen römischen Reich (!) sein. Maiuri 1934a, 228 - Seiner Meinung nach muss dieser von Kleinasien beeinflusste Kirchentypus vor der Einnahme durch die Goten gebaut worden sein. Maiuri 1934b, 110 - Caputo spricht ebenfalls von einer christlichen Basilika im 5. Jahrhundert, wobei er diese Datierung ohne Begründung angibt. Caputo 1999, 29 390 Ob es sich bei dieser Inschrift um dieselbe mit der Erwähnung der Kirchenwidmung an S. Massimo handelt, war nicht zu klären. 391 Christern 1967/67, 235 392 Christern 1966/67, 238 393 Christern 1966/67, 241 394 Vaes 1990, 22 395 Dafür spricht eindeutig die Tatsache, dass die Cellamauern nicht durchbrochen wurden, wie man es beispielsweise im Concordia-Tempel aus späterer Zeit vorfindet. Dort wurde in der byzantinischen Phase auch nur ein Teil des Tempels als Kirche wiederverwendet. Als später das gesamte Tempelareal in die Kirche umgewandelt wurde, wurden schließlich die störenden Cellamauern durchbrochen. Ein Indiz für die Ausdehnung könnten die Gräber liefern, die nur einen Nord-Süd-Querschnitt im Bereich des Beckens freilassen.
50
Cellamauer erübrigt sich auch die Interpretation Maiuris396, der die Errichtung einer
fünfschiffigen Basilika vorschlug. Rescigno und Sirleto397 schlagen hingegen eine
Rekonstruktion einer dreischiffigen Basilika mit Presbyterium in der Cella vor, wobei die
beiden äußersten „Seitenschiffe“ als Korridore gedient haben könnten. Denn der Bereich
hinter der Cella war offenbar nur durch diese Korridore erreichbar. Dabei wird davon
ausgegangen, dass die beiden Durchgänge von der Cella zum westlich anschließenden Raum
erst später errichtet wurden. Allerdings gestaltet sich eine zeitliche Einordnung der Schaffung
der Durchgänge als problematisch.398 An jeder Cellawand wurden jeweils vier Fenster in das
bestehende Mauerwerk eingebrochen, was allerdings weder ein Argument für eine
dreischiffige Basilika noch für eine Kirche innerhalb der Cella darstellt.399 Die in späterer Zeit
hinzugefügten Mauerzüge, so wie ein kleines Gebäude mit apsidialem Abschluss, stehen wohl
in Zusammenhang mit dem erfolgten Kirchengebäude. Caputo400 spricht die Mauerzüge in
Verbindung mit der Errichtung von Seitenaltären an und interpretiert das kleine Gebäude als
Martyrion. Aufgrund eines Inschriftenfundes, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts datiert wird,
nimmt man eine Weihung der Kirche an S. Massimo, einen lokalen Märtyrer, an.401
Tempelart Pseudoperipteros in Portikushof (römischer Tempel) Antike Widmung ? Maße des Tempels 39,6 x 24,6 m (römischer Tempel) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Massimo? Orientierung der Kirche ? Quellen -
396 Maiuri 1934a, 228 - In einer späteren Publikation spricht Maiuri die Pfeiler als wesentlich später, als Einrichtung einer christlichen Basilika, an. Maiuri 1977 397 Rescigno – Sirleto 2011, 5 398 Das Taufbecken erscheint auf Maiuri 1934a, Abb. 3 aus der Achse des Gebäudes leicht versetzt, was für eine Errichtung des Durchgangs im Zuge der Umgestaltung zur Kirche sprechen würde. Allerdings ist in Abb. 5 des vorläufigen Grabungsberichts aus den Nachgrabungen von 2011 das Taufbecken in der Achse dargestellt, weiters scheinen statt einem Durchgang zwei Durchgänge zur Cella auf. Diese Korrektur ist bereits bei einer späteren Publikation von Maiuri zu beobachten. Maiuri 1977 399 Rescigno – Sirleto 201, 5 400 Caputo 1999, 29 401 Ermini 1989, 95 - Die unedierte Inschrift ist bei Christern 1977, 218 FN 15 wiedergegeben. Die Inschrift ist allerdings nicht vollständig erhalten. Weiters ist die Erwähnung von Massimo noch kein Beleg für die Weihung der Kirche an ihn. Caputo vermutet, dass in dieser Kirche die Reliquien der Heiligen Giuliana und Massimo verwahrt wurden, die 1207 nach Neapel überführt wurden. Caputo 1999, 29 - Dies basiert vermutlich auf der Grundlage derselben Quelle, von der Pagano spricht. Daraus soll hervorgehen, dass an der Spitze der Akropolis eine Kirche an S. Massimo und S. Giuliana geweiht war. Pagano 1992, 306-307 - Es fanden sich keine genaueren Informationen zu dieser Quelle.
51
Fontecchio
Außerhalb der Stadt Fontecchio liegt die heute nicht mehr in Verwendung stehende Kirche
S. Maria della Vittoria (Abbildung: La Regina 1967/68, Abb. 13), welche die Strukturen eines
Tempels wiederverwendete (Abbildung: La Regina 1967/68, Abb. 14. 388).402 Die noch
auszumachende Länge beträgt 15,5 m, das Podium (Abbildung: La Regina 1967/68, 391)
nimmt eine Höhe von 1,51 m ein. Der untere Bereich des Podiums sowie die
Fundamentbekrönung (Abbildung: La Regina 1967/68, Abb. 15. Abb. 16) bestehen aus
Kalkstein, während der mittlere Teil aus opus latericium (Abbildung: La Regina 1967/68,
Abb. 18) gefertigt ist.403 Der Abschluss des Podiums ist insgesamt auf einer Länge von 8,2 m
erhalten, wobei eine wieder zugemauerte Tür (Abbildung: La Regina 1967/68, 389) dieses
durchbricht. Der Tempel wurde auf einem Kalksteinfundament errichtet, das 1,35 m hoch
ist.404 Die Hauptseite des Tempels ist jene Schmalseite im Südosten, der Tempel weist somit
eine Orientierung nach Nordwesten auf. Coarelli – La Regina405 datieren den Tempel
aufgrund seiner Bauweise in das 1. Jahrhundert n. Chr. Im Inneren der Kirche befindet sich
eine Inschrift406 (La Regina 1967/68, Abb. 19), die durch ihre Lage vor einem Pilaster nur
teilweise lesbar ist.407 Sie nennt eine Erneuerung des Quirinus-Tempels, der aufgrund seines
Alters baufällig war. Darum geht man davon aus, dass dieser Tempel Quirinus geweiht war.
Coarelli – La Regina408 weisen die heute noch sichtbaren Strukturen diesem Neubau zu. Von
dem älteren Tempelbau hat sich folglich nichts erhalten.
La Regina409 vermutet, dass die Kirche die gleichen Ausmaße wie der Tempel besitzt, wenn
dies auch nicht an allen Seiten nachvollziehbar ist. Geht man tatsächlich von einer derartigen
Kontinuität aus, so erhält man für die Breite des Podiums die Maße 9,56 m. Im
17. Jahrhundert ist für diese Kirche noch eine Weihung an Petrus belegt. Die Kirche, im
heutigen erkennbaren Zustand, behielt die Orientierung des Tempels bei.410 Leider müssen in
diesem Fall weitere Details des Umwandlungsprozesses und dessen zeitliche Einordnung
unbeantwortet bleiben.
402 Letta 1992, 110 403 Coarellli – Regina 1984, 30-31 404 La Regina 1967/68, 387 405 Coarelli – La Regina 1984, 31 406 CIL 9, 3303 407 Die dritte Zeile wird folgendermaßen rekonstruiert: „[…aed]em Quirini vetu[state dilapsam …]“ La Regina 1967/68, 390 408 Coarelli – La Regina 1984, 31 409 La Regina 1967/68, 390 410 La Regina 1967/68, 387. 390
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Tempelart ? Antike Widmung Quirinus Maße des Tempels 15,5 x 9,56 (?) m (Podium) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Petrus (später S. Maria della Vittoria) Orientierung der Kirche NW Quellen -
Isernia (Aesernia)
Am Platz der heutigen Kathedrale von Isernia stand in der Antike ein Tempel (Abbildung:
Zullo 1996, 26). Von diesem sind heute noch die Podiumsreste auf der Ostseite sichtbar,
wobei die erhaltene Länge in etwa 9,6 m beträgt (Abbildung: Zullo 1996, 23).411 Das
Fundament hingegen ist noch auf einer Länge von 8,7 m südlich und 3,6 m nördlich des
erhaltenen Podiums zu erkennen (Abbildung: Zullo 1996, 22). Das Podium fußt auf einem
starken Fundament, da das Gelände ein starkes Gefälle aufweist. Aufgrund durchgeführter
Grabungen 1980 konnte ein weiterer Teil des Podiums, 7,9 m vom heutigen Eingang der
Kirche entfernt, entdeckt werden. Am Ende der Seitenschiffe und im Presbyterium, links vom
Hauptaltar, konnten ebenso Reste des Podiums festgestellt werden. Spuren der Zugangstreppe
konnten im hinteren Bereich der Kirche unterhalb des Hauptaltars ausgemacht werden. Somit
ergaben sich für die Rekonstruktion des gesamten Podiums die Maße von etwa 21,4 m mal
31,4 m. Eine Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass das Podium auf der Ostseite nicht
kontinuierlich verlief. Von der Cella kamen die Fundamente im Hauptschiff der Kirche zu
Tage: Dieses wurde aus Steinblöcken, die unregelmäßig verlegt wurden, gefertigt. Der
Abstand zwischen den Fundamenten beträgt 6,5 m. Da sich das Cellafundament sehr zentral
befindet, wird eine dreigeteilte Cella vermutet.412 Allerdings hat sich von den beiden
seitlichen Cellaräumen nichts mehr erhalten.413 Bei der Rekonstruktion des
Gesamtgrundrisses verweist Zullo414 auf die Ähnlichkeit mit dem Tempel in Pietrabbondante,
der mit 22 mal 30 m eine ähnliche Ausdehnung besitzt: So rekonstruiert sie aufgrund des
Verhältnisses von Cella zu Tempellänge in Pietrabbondante eine Länge von 11 m für die
411 La Regina hingegen gibt eine Länge von etwa 13 m für das erhaltene Podium auf der Ostseite an. La Regina 1968, 28 412 Coarelli – La Regina 1984, 185-186. Vaes 1986, Abb. 65 413 Zullo 1996, 17. 24 414 Zullo 1996, 27
53
Cellamauer in Isernia (Abbildung: Zullo 1996, 29).415 Aufgrund der ähnlichen Podiumsform
mit dem Tempel von Cascia erstellte La Regina416 eine Rekonstruktion für den Grundriss des
Tempels in Isernia als Peripteros sine postico.417 Die aktuelle Beweislage lässt m. E. keinen
eindeutigen Rückschluss auf den tatsächlichen Grundriss zu, somit muss diese Frage offen
bleiben. Innerhalb der Kirche konnte weiters noch der Fußboden des Tempels festgestellt
werden, wie in Abbildung Zullo 1996, 26 ersichtlich. Rückschlüsse, welcher Ordnung der
Tempel angehörte, sind aufgrund fehlender Funde nicht möglich. Erklärt wird das fehlende
Auffinden dieser Elemente mit Zerstörungen durch Natureinflüsse oder Kriege, worauf der
Tempel folglich eventuell als Spolienlieferant für neue Bauten verwendet worden sein
könnte.418 Von der Säulenfront vor der Cella hat sich nichts erhalten. Die ovale Basis, welche
unter dem zweiten Pilaster des linken Seitenschiffes gefunden wurde, fand verschiedene
Interpretationen: So wurde sie bereits als Säulenplinthe419 oder als Sockel einer Statue
angesprochen.420
In der Nähe des Kirchenturms wurde in das Mauerwerk ein antiker Altar mit eingemauert
(Abbildung: Zullo 1996, 32), aufgrund des gleichen Profils in Bezug zum Podium kann dieser
als zeitlich zum Tempel gehörig identifiziert werden. Der von Pasqualini421 angesprochene
Zweifel aufgrund der räumlichen Trennung durch eine Straßenachse kann mit Hilfe der
späteren Umbauten zu einer Kirche erklärt werden. Es wurde auch bereits eine Zuweisung an
einen anderen Tempel vorgeschlagen, der ebenfalls eine Umwandlung zu einer Kirche
durchging. Diese Kirche S. Paolo wurde allerdings im 18. Jahrhundert völlig abgerissen.
Fraglich ist zudem, ob es sich bei diesem Altar um jenen handelt, der bei Grabungen nach
einem Erdbeben 1805 zu Tage kam. Durch Grabungen 1987-1989 konnte ein Tempel unter
dem Palazzo Vescovile festgestellt werden, allerdings datiert dieser ins 1. Jahrhundert v. Chr.
Demnach scheint eine Zugehörigkeit des Altars zu diesem als unwahrscheinlich.422
Aufgrund der markanten Form des Podiums wird der Tempel in die Zeit zwischen 260 und
250 v. Chr. angesetzt, als Isernia eine colonia wurde.423 Die Identifikation der Weihung des
415 Zum Tempel in Pietrabbondante: La Regina 1976 416 La Regina 1968, 29 417 Problematisch ist diese auf diesem Vergleich beruhende Rekonstruktion, da der Grundriss des Tempels in Cascia nicht unumstritten ist. Für die Rekonstruktion des Tempels in Cascia als Tempel mit dreigeteilter Cella siehe Bendinelli 1938, 147-148 und Coarelli 2009, 66. Für einen Peripteros sine postico hingegen Barresi 1990, 273-274 und Castagnoli 1955, 139. 418 Zullo 1996, 28 419 Valente 1982, 247 non vidi! Buch war nicht zugänglich. Zitat bei Zullo 1996, 27 420 Zullo 1996, 27 421 Pasqualini 1966, 83 422 Zullo 1996, 31.35 423 La Regina 1968, 31 - Shoe datiert den Tempel im Vergleich zu Cascia, den sie ins 3. Jahrhundert v. Chr. einordnet, möglicherweise etwas später. Shoe 1965, 22 - Diosono hingegen datiert den Tempel unmittelbar nach 263 v. Chr. Diosono 2009, 60
54
Tempels ist aufgrund der Abwesenheit jeglicher epigraphischer Quellen nicht möglich. Ein
Manuskript beschreibt eine Inschrift, die die Weihung des Tempels an Isis zuschreibt;
gefunden wurde diese Inschrift jedoch nie.424 Weitere Manuskripte bringen Isis mit dem
paganen Tempel in Verbindung.425 Aufgrund der rekonstruierten dreigeteilten Cella dachte
man auch an eine Zuschreibung an die kapitolinische Trias.426 Somit bleibt die Frage nach der
Dedikation des Tempels offen.
Unklar ist, wann genau der Bau der Kirche begonnen wurde. Leider kann in diesem Fall die
Einrichtung einer christlichen Diözese nicht als richtunggebende Datierung verwendet
werden, da diese ebenso ungeklärt ist.427 Bei den Grabungen 1980 konnte eine Apsis am
Nordende des Tempels festgestellt werden (Abbildung: Zullo 1996, 40). Ebenso fand man
einen kleinen Mauerzug parallel zum nördlichen Podium vor, allerdings um 1,8 m versetzt
(Abbildung: Zullo 1996, 40). Unklar ist allerdings das restliche Aussehen der Kirche in dieser
Zeitstufe, da nur die Apsis und der im Norden erhaltene Mauerzug als erkennbare Eingriffe in
den Bau ersichtlich sind. Zullos428 Rekonstruktion geht davon aus, dass der Kirchenbau das
gesamte Podium samt den vorhandenen Zugangstreppen des Tempels mit verwendete
(Abbildung: Zullo 1996, 41). Vaes429 hingegen nimmt an, dass dieser Kirchenbau sich nur auf
das Areal der Cella ausdehnte und das restliche Podium unbenützt ließ (Abbildung: Vaes
1986, Abb. 65).
Im 6. Jahrhundert rechnet man mit Zerstörungen des Kirchenbaus durch die Barbareneinfälle.
Folglich wird angenommen, dass im 6. und 7. Jahrhundert der Kirchenbau verändert wurde,
der in dieser Form bis zu Beginn des 10. und 11. Jahrhunderts unverändert blieb. Allerdings
sei hier erwähnt, dass die Datierung nur auf dieser Überlegung beruht. Im linken Seitenschiff
wurde ein Baptisterium gefunden, das in diese erste christliche Phase eingereiht wird. Ein
paar Fragmente, die Dekor aufweisen, können aufgrund ihrer Formen ins 7. oder
8. Jahrhundert datiert werden. Aufgrund dessen wird hier eine Datierung der ersten Kirche im
7./8. Jahrhundert n. Chr. vermutet. Im 9. Jahrhundert sind in Isernia für den Bischofssitz
sowie das Kloster Zerstörungen durch Erdbeben und kriegerische Auseinandersetzungen
424 Pasqualini 1966, 83.84 FN 13 425 Zullo 1996, 30 426 De Avezedo 1941, 22. Valente 1982, 253 non vidi! Buch war nicht zugänglich. Zitat bei Zullo 1996, 30 427 Die Erwähnung eines Bischofs von Isernia in der Synode in Rom unter Papst Hilarius 564 ist durchaus unsicher. Da die Schreibung des Ortsnamens m. E. nicht eindeutig erscheint, wenn auch Ughelli dies so auslegt. Ughelli 1720, 368 428 Zullo 1996, 42 429 Vaes 1986, Abb. 65
55
bekannt. 881 erfolgt die erste Notiz, dass die Bischofskirche die Weihung an S. Pietro besitzt.
Aus demselben Jahr stammt eine zweite Erwähnung, die die Kirche S. Pietro nennt.430
Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt im Mittelalter wurden zwei Apsiden im
südlichen Bereich errichtet (Abbildung: Zullo 1996, 46). Während die größere von beiden
zentral unter dem Hauptaltar, also auf den Zugangstreppen des Tempels, anzusiedeln ist,
befindet sich die kleinere am Ende des linken Seitenschiffes. Interessanterweise fand sich im
rechten Seitenschiff keine abschließende Apsis. Somit erfolgte im Vergleich zum
Vorgängerbau eine Umkehrung der Orientierung der Kirche. Möglicherweise geht auf diese
Zeitstufe auch die Vergrößerung in der Länge und Breite zurück. Man geht davon aus, dass
der heutige Grundriss der Kathedrale großteils auf die Umbauten samt Vergrößerung aus
dieser Zeitstufe zurückgeht. Demnach würde es sich bei der mittelalterlichen Kirche um eine
Basilika mit drei Schiffen handeln. Im Mittelalter wurde weiters noch der Kirchenturm, der
sich zur linken Seite der Kirche befindet, erbaut. Möglicherweise wurde dieser auf einem
römischen Bogen errichtet. Das Mauerwerk weist zahlreiche Ausbesserungsstellen auf, die im
Zuge zahlreicher Beschädigungen notwendig waren.431
Tempelart Peripteros sine postico?/ italischer Tempel mit dreigeteilter Cella?
Antike Widmung ? (Kapitolinische Trias? Isis?) Maße des Tempels 21,4 x 31,4 m (Podium) Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung 7./8. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Pietro (erst ab 881 belegt!) Orientierung der Kirche N (später S) Quellen -
Neapel (Neapolis)
Der Tempel der Dioskuren befand sich am römischen Forum gelegen432, im nördlichen
Bereich der heutigen Piazza San Gaetano.433 Die Rekonstruktion der Form des Tempels
gestaltet sich insofern als problematisch, da der Tempel (beziehungsweise die Kirche) durch
einen völligen Neubau 1578 sowie durch zwei Erdbeben 1686 und 1688 schwer beschädigt
430 Zullo 1996, 42-43 431 Zullo 1996, 45. 55 432 Maiuri 1963, 333 433 Mercando 1996, 395
56
beziehungsweise völlig zerstört wurde.434 1773 erfolgte ein weiterer kompletter Neubau der
Kirche, was zur Folge hat, dass heute nur mehr zwei korinthische Säulen der Tempelstruktur
an der Kirchenfassade sichtbar sind.435 Demnach ist man bei der Rekonstruktion des Tempels
beziehungsweise der älteren Kirche auf Zeichnungen und Skizzen von Künstlern aus der Zeit
vor 1578 angewiesen.436 Bei der Diskussion um das genaue Aussehen des Tempels sind
hauptsächlich vier Zeichnungen von großer Bedeutung437: Dabei handelt es sich um jene von
Pirro Ligorio438 (1514-1583), die auf den Abbildungen Mercando 1996, Taf. 1 und Taf. 2 zu
sehen sind, sowie um die Darstellung bei Francisco de Hollanda439 (~ 1517-1585)
(Abbildung: Strandberg 1961, Abb. 1). Daneben wird noch ein Stich aus den quattro libri
dell´Architettura440 (Abbildung: Strandberg 1961, Abb. 3) sowie eine Zeichnung von Andrea
Palladio441 (1508-1580) (Abbildung: Strandberg 1961, Abb. 2) für die Debatte mit
einbezogen.442 Kompliziert wird die Sachlage der letzten beiden Darstellungen durch die
Tatsache, dass Andrea Palladio eigentlich als Urheber der beiden gilt, die Abbildungen aber
unterschiedlich sind. So geht man davon aus, dass bei der Zeichnung aus der Sammlung
Harleman Palladio nur die architektonischen Elemente anfertigte, während Falconetto für die
Skulpturen zuständig war.443 Wie aus einem Vergleich zwischen den unterschiedlichen
Zeichnungen und dem Stich hervorgeht, ergeben sich einige Divergenzen, die im Folgenden
zusammengefasst seien: Palladio zeigt die Tempelfront mit sechs Säulen mit korinthischen
Kapitellen, wobei das Fehlen der Wiedergabe der Cellamauer auf Palladios Vorliebe
freistehende Säulen zu porträtieren zurückgeführt wird.444 Im Stich hingegen findet sich eine
schematische Wiedergabe der Cellamauern mit einer Tür. Das Eingangsportal zur Cella gibt
Ligorio hingegen mit einem dreieckigen Giebel bekrönt wieder. Bei Francisco de Hollanda
findet sich nur eine seitliche Säule an jeder Seite, wobei er auch den hinteren Teil des
434 Brea 1935, 67-68 435 Dally 2003, 111 436 Zu diesem Zeitpunkt fungierte der Tempel bereits als Kirche. Die Wiedergabe des Gebäudes beschränkt sich aber stets auf die Fassade, die von der Kirche offensichtlich direkt übernommen wurde. Aus diesem Grund können diese Skizzen und Zeichnungen mit gewissem Vorbehalt auch der Rekonstruktion des Tempels dienen. 437 Für die Diskussion bezieht Brea noch die Zeichnung von Summonte (Abbildung: Brea 1935, Abb. 4) mit ein, die aus dem Buch Historia della città e del Regno di Napoli I (Napoli 1675) stammt. Ebenso zieht er eine Skizze aus der zweiten Edition der Chronaca di Parthenope von 1576 hinzu sowie ein heute nicht mehr existierendes Basisrelief in der sala dei Baroni in Castelnuovo (Abbildung: Capasson 1905, Taf. 15). Brea 1935, 62-63 438 Die Abbildung von Ligorio ist leider ohne Datum, sie stammt aus einer Sammlung, die nach 1568 datiert wird. Der Tempel könnte aber nach Vorbild einer älteren Skizze entstanden sein. Mercando 1996, 396 439 Die Zeichnung Hollandas vom Tempel wird auf das Jahr 1540 datiert. Mercando 1996, 396. Brea 1935, 62 440 A. Palladio, I quattro libri dell´Architettura (Venezia 1570) 441 Die Zeichnung von Palladio sei vorbereitend für den Stich in ‚I quattro libri dell`Architettura’ gewesen. Mercando 1996, 396 442 Mercando 1996, 396. 443 Strandberg 1961, 36-37 - Wenn diese Zuweisung richtig ist, geht daraus deutlich hervor, dass es den Künstlern in der Darstellung nicht um eine photographieähnliche realitätsnahe Darstellung ging. 444 Strandberg 1961, 34
57
Tempels nicht zeigt. Ebenso ist ein Unterschied in der Wiedergabe der Stufen zwischen
Ligorio, de Hollanda und Palladio zu bemerken. Ligorio ist der Einzige, der den eigentlichen
Hauptraum des Tempels zumindest noch andeutet, so scheint bei ihm der Cellaraum als
Rundbau auf. In Abbildung Mercando 1996, Taf. 2, dem von Ligorio wiedergegebenen
Grundriss445, ist noch ein annähernd quadratischer Raum vor der runden Cella zu erkennen.
Bei Hollandas Wiedergabe des Giebels kann man im linken Bereich neben einem Triton Gaia
mit einem Füllhorn erkennen, das Pendant dazu auf der rechten Seite stellt Okeanos, ebenfalls
neben einem Triton, dar. Rechts von Gaia folgt ein Mann, links von Okeanos eine Frau, die
von Duhn446 als Demos und Boule interpretiert werden. Rechts von der von Duhn als Demos
angesprochenen Figur ist noch Apoll mit seinem Dreifuß zu erkennen. Ligorio hingegen gibt
den Giebel mit Tritonen, zwei Flussgöttern und Jupiter, der von den beiden Dioskuren
flankiert wird, wieder.447 Aufgrund der Weihung an die Dioskuren geht man von einer
Darstellung der beiden Gottheiten in der Giebelmitte aus, die beispielsweise bei Ligorios
Zeichnung in der Mitte, Jupiter flankierend, auftreten. Die beiden bis 1972 in der Kirche
aufgestellten Torsi (Abbildung: Muscettola 1986, 206), werden als Dioskuren interpretiert.448
Aufgrund ihrer vollplastischen Ausarbeitung kann man ihre Verwendung als Giebelschmuck
ausschließen, während Muscettola449 sie als Teil der Kultgruppe interpretiert, rekonstruiert
Brea450 sie als auf den Zugangstreppen des Tempels stehend. Ebenfalls sei auf die
unterschiedliche Darstellung der auf dem Dach stehenden Figuren bei Palladios Zeichnung
und dem Stich aus „I quattro libri dell`Architettura“ hingewiesen, weiters gibt der Stich noch
Figuren beim Treppenaufgang wieder.
Der Tempel hatte gemäß Mercandos451 Schlussfolgerungen aufgrund der vorhandenen Pläne
von Ligorio die Maße 24 mal 17,4 m. Die Säulen hatten eine Höhe von 10,98 m, wobei die
Säulenbasis 0,65 m davon einnahm. Das Interkolumnium maß 1,92 m, das zentrale war
allerdings mit 2,88 m weiter. Während über den Giebel eine breite Diskussion herrscht, wird
die Frage über das Aussehen des gesamten Tempels kaum gestellt. Brea452 äußert sich dazu,
wobei er anmerkt, dass heute in der barocken Kirche im Boden Spuren einer dreigeteilten
445 Man beachte die Divergenz zwischen der im Grundriss angegebenen Säulenanzahl und jener bei der Frontansicht. Mercando führt dies auf das besondere Interesse des Malers an der Wiedergabe korinthischer Säulen zurück. Mercando 1996, 396 446 Von Duhn 1910, 12 447 Mercando 1996, 398 448 Nähere Beschreibung bei Muscettola 1985, 205-206 449 Muscettola 1985, 206 450 Brea 1935, 72 451 Mercando 1996, 397 452 Brea 1935, 63
58
Cella zu erkennen seien (Abbildung: Brea 1935, Abb. 7).453 Wenn man von Ligorios
Andeutungen für einen Rundbau sowie einem heute verschwundenen Basisrelief von
Alfonso V in Neapel (Abbildung: Capasso 1905, Taf. 15) absieht, könnte es sich um einen
Antentempel mit sechs Säulen an der Front gehandelt haben. Stranderg454 setzt den Tempel in
neronischer Zeit an, während es auch Vorschläge für die flavische Zeit gibt.455 Rega456 konnte
in der Kirche unterhalb des Tempels noch ältere Strukturen ausmachen, die aus opus
reticulatum und opus quadratum bestanden. Brea457 spricht hier von einem Tempel, wenn
auch die Ausmaße oder gar das Aussehen dieses Gebäudes nicht geklärt werden konnten. So
spricht allerdings die Lage am Forum durchaus für einen Sakralvorgängerbau.458 Wie aus der
Inschrift459 unter dem Giebel hervorgeht, war der von Tiberius Iulius Tarsus und Pelagon460
errichtete Tempel den Dioskuren geweiht. Ein Teil der Inschrift wurde als Grabstein benützt
und 1901 im Friedhof der Kartause San Martino als solche erkannt.461 Brea462 vermutet, dass
die beiden Liberti den Tempel nicht völlig neu errichteten, sondern vielmehr einen bereits
älteren wiederherstellten. Damit könnte man das Erdbeben von 63 n. Chr. in Verbindung
bringen, das auch in Neapel Schäden angerichtet hatte.
Der Tempel wurde im 8. Jahrhundert oder im frühen 9. Jahrhundert zur Kirche S. Paolo
umgebaut. Die Überlieferung gibt kein genaues Datum an, die Cronaca di Partenope463
schildert dies im Zusammenhang mit dem Sieg über die Sarazenen 788 und 789.464 Johannes
Diaconus465 hingegen nennt den Konsul Antimos466 als Bauherrn der Umwandlung.467
Fraglich ist, inwieweit sich Breas468 Vermutung über eine noch ältere Tempel-Kirchen-
Umwandlung aufgrund fehlender Bausubstanz der mittelalterlichen Kirche beweisen lässt.
Die Front und der Giebel wurden beim Umbau direkt in den Kirchenbau übernommen, was
453 Für weitere Ausführungen über den Grundriss des Tempels bei G. Rega, Le vestigia del tempio di Castore e Polluce e del teatro detto di Nerone (Napoli 1890) 7-8. Dieses Buch war mir leider nicht zugänglich. 454 Strandberg 1961, 31 455 Maiuri 1963, 333 456 G. Rega, Le vestigia del tempio di Castore e Polluce e del teatro detto di Nerone (Napoli 1890) non vidi! 457 Brea 1935, 63 458 Vom hohen Alter des Tempels berichtet auch die mittelalterliche Cronaca di Partenope: S. Paolo Maggiore sei auf dem ersten heidnischen Tempel in Neapel errichtet worden. Kelly 2011, 73 459 IG XIV 717 460 Der in der Inschrift erwähnte Pelagon wird mit dem gleichnamigen Eunuchen von Nero in Verbindung gebracht, den Tacitus erwähnt. Tac. ann. 14, 59. Brea 1935, 65 461 Dally 2003, 110. Mercando 1996, 395 462 Brea 1935, 66 463 Cronaca di Partenope 51 in: Kelly 2011, 238-239 464 Capasso 1895, 109 465 Johannes Diaconus, Chron.Episc. S. Neap. Eccl. in: Capasso 1895, 109 466 Die Amtszeit von Antimos war von 801-817. Capasso 1984, 109 - Dally hingegen gibt einen Zeitraum von 801-807 an. Dally 2003, 110 ebenso Brea 1935, 66 467 Dally 2003, 110 468 Brea 1935, 66
59
deutlich aus den zuvor besprochenen Zeichnungen hervorgeht. Dally469 geht aufgrund der
Skizze von Summonte (Abbildung: Brea 1935, Abb. 4) davon aus, dass man 1576 die
Dioskuren aus der Giebelmitte herausnahm und stattdessen Statuen der Heiligen Petrus und
Paulus platzierte. Seiner Meinung nach wurde eine Abbildung der Dioskuren auf der Mauer,
wo sie zuvor angebracht waren, angefertigt. Eine lokale Legende hingegen erklärt das Fehlen
der Dioskuren mit dem Wirken von Apostel Petrus, der auf seiner Reise nach Rom bei Neapel
vorbeikam, woraufhin die Figuren der heidnischen Götter heruntergefallen seien.470
Sowohl Dally471 als auch Brea472 sprechen zwar von einer Umwandlung des Tempels in eine
Kirche, doch bis auf die Front kann man für die Kirche für diese Zeitstufe nichts Genaueres
sagen. Muscettola473 geht davon aus, dass der Kirchenbau sich auf das gesamte ehemalige
Tempelareal erstreckte und in drei Schiffe geteilt war. Diese Beobachtung lässt sich leider
nicht nachvollziehen.474 Die Kirche wurde schließlich für einen Neubau 1578 völlig
abgerissen, wobei aber der Pronaos des Tempels immer noch intakt blieb.475 Die Tatsache,
dass man die Kirche im 16. Jahrhundert verfallen ließ, könnte möglicherweise auf
bescheidenere Ausmaße des Kirchenbaus im Vergleich zu den neu erbauten Kirchen in
Neapel hindeuten. Obwohl es dafür keinerlei erhaltene architektonische Belege gibt, könnte
man hier möglicherweise aufgrund des eher frühen Datums sowie der Erhaltung der Front des
Tempels von einer direkten Tempel-Kirchen-Umwandlung ohne gröbere Eingriffe ausgehen.
Tempelart Antentempel? Antike Widmung Dioskuren Maße des Tempels 24 x 17,4 m Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung 8./9. JH (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Paolo Orientierung der Kirche NW Quellen IG XIV 717
B. Caracciolo-Carafa, Cronaca di Partenope 51 Johannes Diaconus476
469 Dally 2003, 111 470 Brea 1935, 67 471 Dally 2003, 110-111 472 Brea 1935, 66-67 473 Muscettola 1985, 196 474 Fraglich ist, inwieweit er möglicherweise damit die von Rega beobachtete dreigeteilte Struktur im Fußboden der barocken Kirche meint. G. Rega, Le vestigia del tempio di Castore e Polluce e del teatro detto di Nerone (Napoli 1890) 7 - Dieses Buch war mir leider nicht zugänglich. 475 Brea 1935, 67 476 Johannes Diaconus, Chron.Episc. S. Neap. Eccl. In: Capasso 1895, 109 - Eine andere Edition war mir leider nicht zugänglich.
60
Pachino
19 km von Pachino entfernt (Richtung Noto) konnte Agnello477 eine Gruppe von verlassenen
Häusern antreffen, die aufgrund ihrer einfachen Bauweise und des Fehlens architektonisch
bestimmbarer Elemente schwierig zu datieren sind. Darunter befindet sich auf der Nordseite
dieser Ansiedelung ein Gebäudekomplex, den Agnello478 als Tempel479 beziehungsweise als
umgebautes byzantinisches Oratorium interpretiert. Von außen ist allerdings nichts mehr vom
byzantinischen Anbau zu erkennen, da er durch ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert
verdeckt wird. Die erhaltene Cella misst 23 m in der Länge und 10 m in der Breite. Vom
Tempel ist noch ein Teil der nördlichen sowie östlichen Cella-Wand zu sehen, die zahlreiche
moderne Ausbesserungen und Verfüllungen aufweist (Abbildung: Agnello 1948, Abb. 1
Nordwand der Cella und Agnello 1948, Abb. 6 Ostansicht der Cella). Die südliche Mauer
weist einen Verputz auf, der keinen Aufschluss über Bauphasen zulässt. Da keine Grabungen
stattgefunden haben, kann auch nichts über die Westwand gesagt werden. Auffallend ist, dass
sich kein architektonischer Schmuck erhalten hat.480 Auf Abbildung Agnello 1948, Abb. 2 ist
eine Rekonstruktion des Grundrisses des Tempels und des byzantinischen Oratoriums nach
Agnello481 zu sehen. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei diesem Tempel
ursprünglich um einen Tempel in antis oder um einen Tempel mit Pteron handelte.482 Wie aus
Abbildung Agnello 1948, Abb. 6 ersichtlich befand sich der Eingang auf der Ostseite.
Agnello483 brachte diese Kirche mit der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Notiz von
Fazello484 in Verbindung, der als einzige Quelle über diese Kirche berichtet. Als Hinweis,
dass es sich beim besagten Gebäude wirklich um die Kirche S. Lorenzo handelt, könnte
möglicherweise der Flurname S. Lorenzo dieser Gegend dienen. Die Wertschätzung des
hohen Alters des Heiligtums in Fazellos Bericht führt Agnello485 darauf zurück, dass der
Tempel als griechisch anzusprechen sei. Weiters spricht seiner Ansicht nach die saubere
477 Agnello 1948, 64 478 Agnello 1948, 64 479 Das Antreffen eines Monumentalbaus in diesem ländlichen Kontext spricht, aus Mangel an Deutungsalternativen, für die Interpretation als Tempel. Fazello berichtet im 16. Jahrhundert bei S. Lorenzo noch Reste eines verfallenen Oppidums gesehen zu haben. Fazello 1558, 1, 4 480 Agnello 1948, 65-66 481 Agnello 1948, 64 482 Agnello 1948, 65 483 Agnello 1948, 63 484 „Vicinum est fanum vetustate celeberrimum, cuius tectum dumtaxat desideratur divo Laurentio hodie consecratum …“ Fazello 1558, 1, 4 485 Agnello 1948, 65
61
Ausführung der Quaderlegung und das Fehlen von Mörtel für eine Datierung in die
griechische Epoche.486 Über die Widmung des Tempels ist nichts bekannt.
Der quadratische Anbau487 mit 6 mal 6 m wurde laut Agnello488 zwischen dem 6. und
8. Jahrhundert errichtet und besaß eine Kuppel. Dabei dürften Öffnungen in die westliche
Cella-Wand gebrochen worden sein, wobei diese allerdings in späterer Zeit geschlossen
wurden. An der Nordwand sind noch die in die bestehende Mauer eingebrochenen Arkaden
zu sehen, die später wieder geschlossen wurden (Abbildung: Agnello 1948, Abb. 5). An der
Südwand waren aufgrund späterer Eingriffe in das Mauerwerk derartige Beobachtungen nicht
möglich. Dennoch geht Agnello489 von einer christlichen Adaption des Raumes ähnlich wie
im Fall vom Dom von Syrakus oder beim Concordia-Tempel aus. Wenige Meter von dem
besagten Gebäude entfernt wurden Gräber gefunden, die für die Interpretation als Kirche
sprechen.490 Fazello491 berichtet von einem Gebäude unter der Kirche S. Lorenzo, Agnello492
interpretiert dieses als Hypogäum. Gemäß mündlichen Berichten soll sich wenige Meter von
der südlichen Cella-Wand ein Hypogäum befinden.493 Die Begebenheit eines Hypogäums
unter einer byzantinischen Kirche findet sich in Sizilien auch bei der Citadella und der kleinen
Basilika von Trigona.494
Tempelart ? Antike Widmung ? Maße des Tempels 23 x 10 m (Cella) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 6.-8. JH (arch.) Widmung der Kirche S. Lorenzo Nutzung als Kirche vermutet Orientierung der Kirche W Quellen T. Fazello, de rebus Siculis (Palermo 1558) 1, 4
Paestum (Poseidonia)
Im nördlichen Bereich innerhalb der Stadtmauern der antiken Stadt Paestum liegt der Athena-
Tempel (Abbildung: Daniele 1984, Abb. 8), somit befindet er sich am höchsten Punkt des 486 Agnello 1948, 65 487 Als Agnello das Gebäude besichtigte, fand dieser Anbau Verwendung als Stall. Agnello 1948, 66 488 Agnello 1948, 67 489 Agnello 1948, 67 490 Diese Information stammt von den dort Ansässigen; somit gibt es keine näheren Details zu diesen Bestattungen. Agnello 1948, 67 491 „Sub quo aedes latet subterranae, testitudinei operi columnis suffulta.” Fazello 1558, 1, 4 492 Agnello 1948, 67 493 Über dieses Hypogäum macht Agnello keine exakteren Angaben. Agnello 1948, 67 494 Agnello 1948, 67
62
gesamten Stadtareals (Abbildung: Johannowsky 1989, 16).495 Der Tempel weist eine
Säulenstellung von sechs mal 13 Säulen sowie eine Orientierung nach Westen auf. 496 In
einem Abstand von 29,8 m östlich vom Athenatempel liegt der dazugehörige Altar
(Abbildung: Krauss 1959a, Abb. 42), der durch einen gepflasterten Weg von der Mitte der
Tempelfront erreichbar war.497 Der Altar besitzt eine rechteckige Plattform mit den Maßen
8,09 mal 16,08 m, er selbst nimmt eine Fläche von 14,36 mal 2,97 m ein. Westlich ist dem
Altar ein Vorbau vorgelagert.498 Der Stylobat nimmt eine Fläche von 14,53 mal 32,88 m ein.
Die dorischen Säulen weisen eine Höhe von 6,12 m auf. Zudem besitzen sie eine starke
Verjüngung, der untere Durchmesser beträgt 1,25 m und der oberer 0,852 m. Die Breite des
Abakus entspricht 1,77 m.499
Vor der Cella werden acht ionische Säulen rekonstruiert. Die ionischen Säulen sind etwas
kleiner als die dorischen, im Pteron stehenden Säulen. Diese Vermischung von ionischer mit
dorischer Ordnung stellte zu dieser Zeit eine Neuheit dar.500 Die ionischen Säulen hatten 28
Kanneluren, die Dreiviertelsäulen besitzen 19 ganze und zwei angeschnittene Kanneluren.
Von den Kapitellen haben sich nur die der beiden mittleren Frontsäulen erhalten. (Abbildung:
Krauss 1959a, Abb. 27,1. Abb. 27,2) Die mittleren Frontsäulen im Pronaos vor der Cella
stellen eine reine Ergänzung dar, nur die Positionen der Anten-, Seiten- und Ecksäulen sind
gesichert. Die ionischen Kapitelle wurden jedoch nicht in situ gefunden, sondern wurden
verbaut. Die Höhe der ionischen Säulen wird mit 7,38 m ergänzt.501 Das aufgehende
Mauerwerk der Cella hat sich nicht erhalten, der Bereich ist aber aufgrund der Erhöhung um
1 m heute trotzdem noch gut erkennbar (Abbildung: Krauss 1941, Abb. 28. Abb. 31). Am
Eingang zur Cella werden weiters noch Treppenaufgänge rekonstruiert.502 An den Längsseiten
hat sich nur die untere Schicht des Architravs erhalten, während an den Schmalseiten noch
Teile des Frieses sowie Reste bis zum Geison aufrecht stehen. Auf der Hauptseite im Osten
hat sich weiters noch eine Triglype in situ mit einer Breite von 0,55 m erhalten. Oberhalb des
Frieses befand sich eine Verzierung in Form eines Eierstabes (Abbildung: Johannowsky 1989,
45). Die Sima hat an den Längsseiten eine Höhe von 0,38 m und an den Schmalseiten
0,403 m. Weiters weist sie noch eine Verzierung mit Lotusblüten und Palmetten auf.503 Die
495 Pedley 1990, 54 496 Greco 1996, 34 497 Krauss 1941, 40 498 Krauss 1959a, 1 499 Krauss 1959a, 2 500 Pedley 1990, 55 501 Krauss 1959a, 5 502 Greco 1996, 35 503 Krauss 1941, 35-39
63
Breite des Architravbalkens misst 0,997 m.504 Die Dachtraufe weist löwenkopfförmige
Akrotere auf.505 Die Metopen mit einer Breite von 0,76 m weisen keine Reliefs auf, von
etwaigen Bemalungen hat sich nichts erhalten. Das Gebälk fand seinen Abschluss in einem
Eierstabkymation mit Perlstab. Das Geison war durch das Eierstabprofil sowie durch eine
Platte mit Wellenband vom Fries getrennt.506
Pedley507 datiert den Tempel um 500 v. Chr.508, Krauss509 ordnet ihn um 510 v. Chr. ein.
Mertens510 schlägt eine ähnliche Datierung gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.511 vor. Ein
Votivdepot südlich des Tempels enthielt Terrakottafiguren, die vom späten 6.
beziehungsweise frühen 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die hellenistische Zeit eingeordnet
werden. Abbildung Pedley 1990, Abb. 32 zeigt eines von diesen Figürchen, das eindeutig als
Athena anzusprechen ist.512 Eine Kultkontinuität von Athena zu Minerva in der römische Zeit
scheint durch die Inschrift „[M]ENERV[AE]“513 auf einem Keramikfragment (Abbildung:
Torelli 1999, Abb. 38) belegt zu sein. Eine Inschrift514 mit der Widmung an Jupiter und
Minerva belegt weiters einen Minervakult in diesem Areal.
Eine Rekonstruktion der im Athenatempel angenommenen Kirche515 gestaltet sich als
problematisch, da man die spätantiken und mittelalterlichen Anbauten am Tempel ohne
Dokumentation entfernte.516 Deshalb ist die im 18. Jahrhundert gemachte Beobachtung der
zugemauerten Interkolumnien als wichtig zu betrachten.517 In der Spätantike konzentrierte
sich die Siedlung auf ein Areal um den Athenatempel.518 Die Reste dieser Ansiedlung sind
heute noch erkennbar, allerdings großteils modern erneuert beziehungsweise ergänzt.519 Die
Reste der antiken Gebäude wurden für den Bau einer Schutzmauer um die neue kleinere Stadt
wiederverwendet. Aus dieser mittelalterlichen Anlage stammen auch die ionischen Kapitelle
504 Kraus 1941, 40 505 Daniele 1984, Abb. 53 506 Krauss 1959a, 3 507 Pedley 1990, 55 508 Ebenso Daniele 1984, Abb. 42 509 Krauss 1941, 43 510 Mertens 2007, 19 511 Ebenso Torelli 1999, 46 512 Pedley 1990, 59 513 Torelli 1999, 46 514 „Iovei e [M]enervae“ Torelli 1999, 47 515 Pedley 1990, 59. Daniele 1984, Abb. 42. Krauss 1959, 33. 48. Greco 1996, 36 516 Torelli 1999, 167. Greco 1996, 36 - ebenso bereits Koldewey – Puchstein 1899a, 18 - Krauss 1959a, Abb. 35 und 36 zeigen die von ihm noch als nachantik angesprochenen Spuren im Pronaos, bevor diese dann wiederum (ohne dokumentarische Aufnahme?) beseitigt wurden. Leider sind diese Bilder für die Klärung des Aussehens der Kirche m. E. nicht wirklich aufschlussreich. 517 Koldewey – Puchstein 1899a, 18 518 Greco 1996, 36 519 Torelli 1999, 167
64
des Tempels.520 Im Zuge dieser Veränderung wurde beispielsweise auch der Altar in
nachantiker Zeit überbaut.521 Abbildung Torelli 1999, Abb. 142 zeigt den Bereich der
mittelalterlichen Siedlung in Paestum um den Athenatempel. Der Prozess der Konzentration
der Stadt um den Athenatempel hat laut Pedley522 ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. begonnen.
Torelli523 spricht weiters von schriftlichen Quellen, die von einem mittelalterlichen Dorf
zwischen dem so genannten Cerestempel und der frühchristlichen Kirche Annunziata, die
etwas östlich vom Athenatempel liegt, sprechen. Aufgrund fehlender Evidenz ist die
Erstellung eines chronologischen Verhältnisses zwischen diesen beiden Kirchen nicht
möglich. Nekropolen wurden sowohl in und um den Athenatempel als auch außerhalb der
Kirche Annunziata angelegt, deren Bestattungen laut Pedley524 vom 5. bis ins
7. Jahrhundert n. Chr. reichen. Torelli525 siedelt den Bau der Kirche Annunziata im 4.
beziehungsweise 5. Jahrhundert an. Die Existenz einer christlichen Gemeinde in Paestum ist
durch zwei folgende Erwähnungen belegt: 649 nimmt Johannes, der Bischof von Paestum, in
Rom am 1. lateranischen Konzil teil. 592 erwähnt Papst Gregor der Große einen „Felix,
episcopus de Acropoli“526, wobei davon ausgegangen wird, dass es sich hierbei um einen
Bischof von Paestum handle.
Es befinden sich sieben Gräber im Pteron des Tempels, zwei davon legte man unterhalb des
Pflasters an und verschloss diese wieder mit Platten. Diese beiden Gräber liegen bei den
Säulen Nordsäule Nummer 2, von Osten gezählt, und Ostsäule Nummer 3, von Norden
gezählt. Laut Krauss527 spricht neben der typischen Orientierung nach Osten auch die
Errichtung eines kleinen Mauerchens, das nur als Seitenwand eines Grabes zu interpretieren
sei, für eine Ansprechung dieser beiden Strukturen als Gräber. Die restlichen fünf Gräber
liegen im südlichen Teil des Pterons an die Mauer der Cella angelehnt (Abbildung: Krauss
1959b, Taf. 10). Das östlichste Grab liegt bei der Südsäule Nummer 5, von Osten gezählt. Es
wurde unter dem Fußbodenpflaster angelegt und mit einer Mörtelschicht ausgekleidet. Die
weiteren vier Gräber wurden in Form von aufgemauerten Kastengräbern errichtet. Das
östlichste Grab von diesen vier wurde dicht an die Cellamauer parallel dazugebaut.528
520 Pedley 1990, 59 521 Krauss 1959a, 9 522 Pedley 1990, 163-164 523 Torelli 1999, 167 Leider ohne nähere Angaben zu diesen Quellen. 524 Pedley 1990, 164 525 Torelli 1999, 169 526 Torelli 1999, 169 527 Krauss 1959a, 33 528 Krauss 1959a, 33
65
In späterer Zeit wurden die Interkolumnien zugemauert und die Cellawände abgerissen. Vor
allem im Pronaos sind Spuren eines Brandes zu erkennen, die Krauss529 auf den Brand eines
Holzbaus530 innerhalb des Tempels zurückführt. Danach sei der Tempel seiner Meinung nach
erst als Kirche verwendet worden, was er aufgrund der Präsenz von Gräbern als gegeben
sieht. Krauss531 geht aufgrund von starken Verwitterungsspuren im Pteron von einer Kirche
aus, die die Ringhalle nicht mehr überdeckte.532 Unklar ist, auf welcher Beobachtung
Pedleys533 Annahme einer Umkehrung der Orientierung des Tempels für die Kirche beruht.
Aufgrund der bekannten nachantiken Strukturen östlich des Tempels wäre eine Beibehaltung
der Orientierung einleuchtender. Die Datierung dieser kaum mehr fassbaren Umbauten am
Tempel gestaltet sich folglich als schwierig, da keine stichhaltigen chronologischen Daten zur
Verfügung stehen.534 Fraglich ist zudem nämlich, wie die Gräber zu datieren sind. Während
Greco535 eine Datierung in das 7. oder 8. Jahrhundert vorschlägt, spricht sich Pedley536 für
einen Zeitraum vom 6. oder 7. Jahrhundert aus. Settis537 schlägt eine Datierung in das
5. Jahrhundert vor. Als Terminus antequem für die Errichtung dient die Zerstörung der
Ortschaft 1247 durch Friedrich II.538 Eine genauere Einordnung ist m. E. nicht möglich,
zudem ist die Widmung der Kirche unbekannt.
Tempelart Peripteros Antike Widmung Athena/Minerva Maße des Tempels 14,53 mal 32,88 m (Stylobat) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung ab dem 5. JH (Beginn der Konzentration der Siedlung
um den Tempel, arch.) vor 1247 (Zerstörung der Ortschaft, schriftl.)
Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche ? Orientierung der Kirche ?
529 Krauss 1959a, 48 530 Er führt die Möglichkeit an, dass der Tempel womöglich als Stall verwendet wurde. Krauss 1959, 48 - Eine ähnliche Bemerkung findet sich bei Koldewey – Puchstein, wonach der Tempel als Stall Verwendung fand. Koldewey – Puchstein 1899a, 18. Unklar ist, ob dieser Vorschlag Bezug auf die Spätantike, das Mittelalter oder die Neuzeit nehmen sollte. Fraglich ist zudem, ob es sich bei den vermuteten Holzeinbauten im Tempel nicht möglicherweise um Wohnräume handeln könnte, da der Tempel in das räumlich begrenzte Siedlungsareal miteinbezogen wurde. 531 Krauss 1959a, 33 532 Ebenso interpretiert er den im Pteron angelegten Estrich als absichtlich nach außen hin abfälligen Boden. Dies spricht wiederum für die Möglichkeit, dass die Ringhalle unüberdacht war. Krauss 1959a, 33 533 Pedley 1990, 164 534 Wenig sinnvoll erscheint hingegen der Vorschlag Danieles, diesen Umbau in eine Kirche nach dem Mailänder Edikt 313 anzusiedeln. Daniele 1984, 18. Abb. 42 535 Greco 1996, 36 536 Pedley 1990, 59 537 Settis 1977, 100 538 Johannowsky 1989, 14
66
Quellen -
Pozzuoli (Puteoli)
Bereits Giuliano da Sangallo (~1445-1516) erkannte die zu einem Tempel gehörenden
Strukturen am Dom S. Procolo (Abbildung: Valeri 2005, Abb. 8).539 Es handelt sich dabei um
einen hexastylen Pseudoperipteros (Abbildung: Schenk 1997, Taf. 26, 3) mit einer annähernd
quadratischen Cella.540 Der Tempel weist neun Säulen an den Längsseiten auf.541 Das Podium
besitzt eine Breite von 15,5 m. Die Plinthen der Säulen nehmen eine Länge von 1,22 m ein.
Der Durchmesser der Säulen beträgt 0,90 m. Die Kapitelle der Säulen sind im korinthischen
Stil gearbeitet.542 Die noch antike Cellamauer (Abbildung: Valeri 2005, Abb. 12. Abb. 13)
wurde in opus quadratum errichtet. Das Gebälk ist großteils durch spätere Eingriffe verloren
gegangen.543 Zahlreiche Fragmente von Architekturschmuck konnten jedoch nach dem Brand
1964 und der folgenden Restaurierung festgestellt werden.544 Der Zugang zum Tempel
bestand aus seitlichen Treppen.545
Schenk546 ordnet die korinthischen Kapitelle (Abbildung: Schenk 1997, Taf. 77, 2)
mittelaugustäisch, in etwa von 15 bis 5 v. Chr., ein.547 Johannowsky548 geht hingegen
aufgrund der Kapitellgestaltung von einer spätaugustäischen Datierung aus. Eine zeitliche
Einordnung in die Zeit Augustus` wird durch eine angebrachte Inschrift549 (Abbildung: Valeri
2005, Abb. 18) auf der Rückseite des Tempels bestätigt: Der darin erwähnte Architekt L.
Cocceius Auctus war in einem Zeitraum vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis ins
1. Jahrhundert n. Chr. tätig. Sommella550 geht davon aus, dass dieser Architekt nur für den
Umbau eines älteren Tempels551 in den heute noch erkennbaren augustäischen Tempel
verantwortlich war. Hinweise für die Datierung des älteren Tempels sind möglicherweise in
den Fragmenten von figürlichem Schmuck zu sehen, die bei Grabungen gefunden wurden.
539 Sommella 1980, 47 540 Schenk 1997, 149 541 Valeri 2005, 36 542 Johannowsky 1993, 99-100 543 Valeri 2005, 36-37 544 Johannowsky 1993, 99 545 Valeri 2005, 37 546 Schenk 1997, 149 547 Ebenso Valeri 2005, 38 548 Johannowsky 1993, 100 549 CIL X 1614 550 Sommella 1980, 47 551 Reste eines älteren Tempels kamen in Form eines aus Tuff bestehenden Podiums unter dem vorliegenden korinthischen Tempel zu Tage. Sowohl De Caro als auch Sommella setzen diesen zeitlich um die colonia-Gründung 194 v. Chr. an. De Caro 2002, 58. Sommella 1980, 47
67
De Caro552 spricht diese als Giebelschmuck an und datiert sie um die Mitte des
2. Jahrhunderts v. Chr.
Der Tempel wird oft als Augustus-Tempel553 angesprochen, dies beruht auf einer nicht mehr
nachvollziehbaren Lesung einer stark verwitterten sowie verloren gegangenen Inschrift.554
Dabei handelt es sich laut Johannowsky555 allerdings um keine antike sondern vielmehr in der
Renaissance angebrachte Inschrift.556 Eine Weihung an Augustus wird man aber auch
aufgrund der Tatsache, dass der Tempel das Podium von einem Vorgängerbau aus dem
2. Jahrhundert v. Chr. wieder verwendet, ausschließen dürfen.557 Im Tempel fand man den
Torso (Abbildung: Valeri 2005, Abb. 117) einer Statue, die in der Tradition des
polykletischen Diskophoros gearbeitet ist.558 Diese Statue erfuhr eine Interpretation als
Apollo.559 Allerdings fehlen der Statue jegliche Attribute, wodurch diese Interpretation als
sehr unsicher gelten muss. Eine Zeichnung von Bartoli wird oft als Beleg für die Ansprechung
als Apolltempel verwendet, allerdings ist nicht gesichert, dass darauf überhaupt die Stadt
Pozzuoli dargestellt ist.560 De Caro561 und Hänlein-Schäfer562 vertreten die Meinung, dass der
Tempel der kapitolinischen Trias geweiht war. Die Frage nach der Dedikation muss letztlich
aber aufgrund des Fehlens stichhaltiger Beweise ungeklärt blieben.
Wann genau der Tempel als Kirche wieder verwendet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen.
1026 findet die Kirche San Procolo die erste schriftliche Erwähnung, wobei die
Bischofskirche als „intus castrum“563 bezeichnet wird. Laut Johannowsky564 und Maiuri565
handelte es sich bei der Transformation des Tempels in eine Kirche um eine annähernde 1:1
Umwandlung.566 Die Zeichnung von da Sangallo belegt zumindest für die Rückseite, dass die
552 De Caro 2002, 59 553 Beispielsweise D´Ambrosio 1973 554 Hänlein-Schäfer 1985, 279 555 Johannowsky 1993, 100 556 Die Inschrift wird im Allgemeinen folgendermaßen rekonstruiert: „L. CALPURNIUS L. FIL: TEMPLUM AUGUSTO VUM ORNAMENTIS D.S.“ Johannowsky 1993, 100. CIL X 1613 - Sommella hingegen beschreibt die Inschrift als antik und rekonstruiert demnach die Dedikation an Augustus. Sommella 1980, 47 - De Caro hingegen rekonstruiert die Inschrift in dem Sinne, dass ein Flamen Augustalis den Tempel mit seinen eigenen Mitteln errichten ließ. De Caro 2002, 58 557 Schenk 1997, 149 558 Valeri 2005, 114-122 559 Hänlein-Schäfer 1985, 280 560 Valeri 2005, 35-36 561 De Caro 2002, 58 562 Hänlein-Schäfer 1985, 280 - Eine Inschrift nennt einen gewissen L. Calpurnius Capitolinus. Hänlein-Schäfer führt den cognomen auf die Möglichkeit zurück, dass er das Kapitol erneuern habe lassen. Die Inschrift gibt aber diesen Sachverhalt nicht wieder. CIL X 1797. Hänlein-Schäfer 1985, 280 - Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Herkunft dieser Inschrift nicht bekannt ist. Valeri 2005, 40 563 Valeri 2005, 32 564 Johannowsky 1993, 99 565 Maiuri 1965, 416 566 D´Ambrosios Pläne der jeweiligen Phasen der Kathedrale basieren auf der gleichen Annahme, doch mögen seine von ihm erstellten detaillierten Pläne für die frühen Phasen der Kirche samt eingezeichneten Tempelresten
68
Strukturen des Tempels noch im 15. Jahrhundert gut sichtbar waren. Valeri567 geht von der
Möglichkeit aus, dass der Großteil des hochgehenden Mauerwerks des Tempels bis ins
14. Jahrhundert nicht verändert oder verkleidet war. Weiters geht sie von der Schließung der
Interkolumnien im Pronaos sowie der Abtragung des vorderen Bereichs der Cella und der
Seitenwände für die Zugänge der seitlichen Kapellen aus. In einem Stich von 1584
(Abbildung: Valeri 2005, Abb. 10) weist die Kathedrale die Außensäulen des Tempels auf.
Zusätzlich erhält man die Information, dass die Kathedrale einst ein Jupiter-Tempel gewesen
sei. 1631 beschloss Bischof Leòn Umbauten, die zu Lasten der Tempelstrukturen gingen. Bei
diesen Umbauten wurde die Fassade des Tempels endgültig zerstört sowie die Rückwand des
Tempels eingerissen (Abbildung: Gervasoni 1993, 16).568 Abbildung D´Ambrosio 1973,
Taf. 10 zeigt die heute erhaltenen Reste des Tempels in der modernen Kirche in Form eines
Querschnitts.
Tempelart hexastyler Pseudoperipteros Antike Widmung ? (Jupiter?, kapitolinische Trias? Augustus?) Maße des Tempels 15,5 m (Podiumsbreite) Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung vor 1026 (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Procolo Orientierung der Kirche N Quellen CIL X 1614
CIL X 1613
Quadri (Trebula)
Zirka 3 km vom Stadtzentrum von Quadri entfernt, bei der Ortschaft Madonna dello Spineto,
liegt ein samnitischer Tempel (Abbildung: Lapenna 1997, 69). Von diesem Kultbau hat sich
noch das 2 m hohe Podium sowie Reste der Cella erhalten, weiters waren noch Platten des
Fußbodens feststellbar. Der Temenos war mit einer Umfassungsmauer aus opus poligonalis
begrenzt, wobei eine Fläche von 52,25 mal 43,17 m entstand. Die Cella selbst nahm eine
Fläche von 14,1 mal 9,2 m ein, während das Podium selbst 19,7 mal 14,5 misst. Der Tempel
nimmt eine Orientierung nach Nordwesten ein. Das Material für die Errichtung des Gebäudes
doch etwas mit Vorsicht zu betrachten sein. Da unklar ist, auf welcher Beweislage derartig detaillierte Pläne für diese frühen Phasen zustande kommen konnten. D´Ambrosio 1973, Taf. 3-4 567 Valeri 2005, 32 FN 100 568 Valeri 2005, 33-35
69
wurde aus der näheren Umgebung herbeigeschafft.569 Der Tempel besaß ursprünglich Säulen
mit einem Durchmesser von 85 cm.570 Aufgrund der Wiedernutzung im Mittelalter sowie der
Platzierung des modernen Friedhofs gestaltet sich eine zeitliche Einordnung als schwierig.
Lapenna571 setzt sie aufgrund der Tempelform in das späte 3. beziehungsweise 2. Jahrhundert
v. Chr. an. Coarelli – La Regina572 verweisen auf eine Datierung in das 3. Jahrhundert v. Chr.
Aufgrund einer im 19. Jahrhundert aufgefundenen Inschrift573 wäre eine Dedikation an den
darin genannten Jupiter Trebulanus möglich. Mommsen574 hingegen verweist jedoch auf die
Möglichkeit, dass damit Kaiser Hadrian gemeint sei.
Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert n. Chr. wurde der Tempel in die dreischiffige Kirche
Madonna dello Spineto mit abschließenden Apsiden umgewandelt.575 Die Kirche maß gemäß
La Regina576 18 mal 13,7 m. Der Kirchturm befand sich auf der rechten Seite der Fassade.
Tempelart ? Antike Widmung Jupiter Trebulanus? Kaiserkult? Maße des Tempels 14,1 x 9,2 m (Cella) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung 9.-11. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Madonna dello Spineto Orientierung der Kirche NW Quellen CIL IX 2823
Rieti (Reate)
Die Kirche S. Giovanni in Statua (Abbildung: Massarini 1992 Abb. 81) befand sich in Rieti
an der Piazza Vittorio Emanuele. Die Lage entspricht dem antiken Forum: So wurde bei
Baumaßnahmen für die Piazza Vittorio Emanuele 1862-65 sowie 1909 das antike Pflaster aus
rechteckigen Pflastersteinen mit den Maßen 0,9 mal 0,7 m entdeckt. Im Mittelalter wurde
dieser Bereich platea statuae, ad statuam oder als de statuae bezeichnet, was möglicherweise
auf die vielen aufgestellten Statuen im Forumsbereich hinwies. So kamen auch im gesamten
Forumsbereich zahlreiche Statuen beziehungsweise Fragmente zu Tage.577 1925 kamen
569 Lapenna 1996, 68 570 Coarelli – La Regina 1984, 316 571 Lapenna 1996, 68 572 Coarelli – La Regina 1984, 316 573 CIL IX 2823 574 CIL IX 2823 575 Lapenna 1996, 68 576 La Regina 1976, 230 577 Massarini 1992, 179
70
Gebäude am ehemaligen Forum, gegenüber des Palazzo Comunale, zum Vorschein
(Abbildung: Massarini 1992, Abb. 97). Es handelt sich dabei um Bauwerke aus
verschiedensten Zeitstufen, die man als horrea oder tabernae anspricht. Als man die Kirche
S. Giovanni in Statua 1931 abriss, kamen Reste eines Gebäudes, welches die Kirche wieder
verwendete, in 4 m Tiefe zu Tage (Abbildung: Massarini 1992, Abb. 83).578 Es handelt sich
dabei um zwei Außenmauern sowie um Mauern innerhalb des Bauwerks.579 Das Gebäude
weist eine Orientierung nach Osten auf. Es sind allerdings nur Reste vom Podium im Norden
und Süden sowie die Fundamente der Cella erhalten. Diese Mauerreste sind unterhalb des
Hotels Quattro Stagioni sichtbar. Der westliche Podiumsteil ist noch auf einer Länge von 3,3
m und einer Höhe von 2,6 m zu sehen. Im Abstand von 2,4 m von der Nordmauer beginnt das
Fundament der Cella (Abbildung: Massarini 1992, Abb. 86. Abb. 90). Das Podium im Norden
erstreckt sich auf einer erhaltenen Länge von 15,5 m und einer Höhe von 2 bis 3,4 m
(Abbildung: Massarini 1992, Abb. 92. Abb. 94).580 Aufgrund der Podiumsform (Abbildung:
Massarini 1992, Abb. 96) kann das Gebäude in das 2. Jahrhundert beziehungsweise zu Beginn
des 1. Jahrhunderts v. Chr. eingereiht werden.581
Die Lage am Forum lässt auf eine öffentliche oder sakrale Funktion schließen, wobei die
Interpretation als Tempel vorherrscht.582 Wenn es sich nun tatsächlich um einen Tempel
handelt, so stellt sich die Frage nach der Weihung. Eine lokale Tradition schreibt dem Tempel
eine Weihung an Magna Mater zu. Bis ins 18. Jahrhundert soll eine Statue von Rhea bei der
Kirche S. Giovanni sichtbar gewesen sein, wodurch die Kirche auch den Beinamen in Statua
erhielt.583 Fraglich ist allerdings, inwieweit es sich hier tatsächlich um eine Kultstatue
handelte und ob diese überhaupt zum Tempelkomplex gehörte. Guattani584 berichtet, dass von
dieser kolossalen Kultstatue nur ein Teil erhalten ist und die Identifikation an Rhea aufgrund
der Volkstradition erfolgte. Da die Statue verschwand, gibt es keinerlei Möglichkeit einer
umfassenden Betrachtung.
Leider konnte das genaue Alter der Kirche San Giovanni in Statua nicht geklärt werden,
ebenso das exakte Verhältnis vom antiken Gebäude zu der Kirche selbst. Fest steht, dass es im
18. Jahrhundert Umbauten gab, wobei das Kirchengebäude verkleinert wurde. Dabei fanden
578 Pietrangeli 1976, 28-29 579 Palmegiani 1932, 175 580 Massarini 1992, 182 581 Shoe 1965, 143 582 Palmegiani 1932, 176. Massarini 1992, 181-182. De Avezedo 1941, 24 - Pietrangeli hingegen lässt die Frage, ob es sich hier um einen Bau sakralen Charakters oder um ein anderes öffentliches Gebäude am Forum handelt, offen. Pietrangeli 1976, 28 583 Massarini 1992, 181 584 Guattani 1828, 284
71
sich Reste einer Apsis (Abbildung: Massarini 1992, Abb. 82). Michaeli585 berichtet von einem
Dokument, das die Überführung der Reliquien des Heiligen Eleuterio in Zusammenhang mit
der Diözesengründung und der Kathedrale bringt: So soll somit den Dämonen der Rhea-
Statue Einhalt geboten worden sein.586 Dies spiegelt die lokale Sage wider, dass der Tempel
unter der Kirche Rhea oder Magna Mater geweiht war. Aufgrund fehlender Texteditionen
dieses Dokuments ist eine zeitliche Einordnung und folglich eine Beurteilung über die
Aussagekraft nicht möglich.
Tempelart ? Antike Widmung ? Maße des Tempels ? Orientierung O Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Giovanni Orientierung der Kirche ? Quellen -
Rom (Roma)
Tempel des Antoninus Pius und der Faustina
Bei dem Tempel des Antoninus und der Faustina (Abbildung: Stützer 1979, Abb. 11.
Guidobaldi 1997, 2. Köb 2000, Plan 8) handelt es sich um einen sechssäuligen Prostylos auf
einem hohen Podium. Zwei Säulen standen jeweils hinter den Ecksäulen, diese seitlichen
Säulenreihen endeten in einem Pilaster an der Cellamauer.587 Die Säulen besitzen eine Höhe
von 17 m588 und werden durch korinthische Kapitelle aus weißem Marmor bekrönt589. Die
Cellamauer wurde mit Peperinquadern errichtet und besaß ursprünglich eine
Marmorverkleidung, die wohl in späterer Zeit als Spolien entwendet wurde.590 Die Spuren im
oberen Teil der Frontsäulen wurden als Spuren von Seilen von einem versuchten Einsturz des
Tempels interpretiert.591 Die Überdachung des Pronoas sowie das Tympanon sind nicht mehr
erhalten.592 Der Fries hat sich noch an den Seiten erhalten und besteht aus Darstellungen von
585 Michaeli 1897, 55 586 „ad compescendum daemonem ex Rhea statua“ Michaeli 1897, 55 FN 1 - Leider finden sich dort keine näheren Angaben oder größere Auszüge aus dem besagten Dokument. 587 Buchowiecki 1970, 283 588 Coarelli 2000, 100 589 Buchowiecki 1970, 283 590 Coarelli 2000, 100 591 Guidobaldi 1997, 51-52 592 Köb 2000, 107
72
Greifen, Vasen und Ranken.593 Die Zugangstreppen stellen eine moderne Ergänzung dar594,
ebenso wie der vermutlich nicht mehr antike Altar595 auf halber Höhe der Treppen. Der
Tempel nimmt eine Orientierung nach Nordosten ein. Ein Sesterz des Antoninus Pius
(Abbildung: Köb 2000, Taf. 5, 2) gibt den Tempel wieder: So befinden sich auf dem Dach des
Tempels Figuren, die Köb596 als Viktorien anspricht. Giebelfiguren sind im Münzbild
angedeutet, diese sind jedoch nicht genauer identifizierbar. Das Kultbild ist in Form einer
sitzenden Statue mit Zepter dargestellt. Der Tempel scheint gemäß dem Münzbild durch eine
zaunartige Struktur eingesäumt gewesen zu sein.
Antoninus Pius ließ 141 n. Chr. diesen Tempel für seine verstorbene Frau errichten. Die große
Weihinschrift597 auf dem Architrav trägt die Widmung an Antoninus Pius` Frau Faustina.
Nach dessen Ableben wurde der Tempel zusätzlich noch dem verstorbenen Kaiser selbst
geweiht, wobei man die erste Zeile der Weihinschrift mit Widmung an Antoninus auf dem
Fries anbrachte.598 Dementsprechend wurden die Reste einer weiblichen und einer
männlichen Kolossalstatue, die sich heute im Pronaos befinden, als Darstellungen des Kaisers
Antoninus Pius und seiner Frau interpretiert.599 Problematischer ist hingegen die Ansprechung
eines Torsos einer zweiten weiblichen Statue; Köb600 vermutet hier die Darstellung einer
Viktoria, Virtus oder Dea Roma.
Die Umwandlung des Tempels in eine Kirche wird im 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr.
angenommen601, allerdings ist die Grundlage dieser zeitlichen Einordnung unklar. Die erste
schriftliche Erwähnung datiert in das Jahr 1192602, wo die Kirche mit dem bis heute
gebräuchlichen Namen S. Lorenzo in Miranda auftaucht. Der Beiname der Kirche kann
gemäß einer Interpretation auf die Bewunderung der antiken Tempelreste zurückzuführen
sein. Jedoch überwiegt die Ansicht, dass Miranda auf den Namen einer römischen Matrone
zurückgehe.603 An den unkannelierten Säulen der Portikus wurden Graffitis mit christlichen
Symbolen angebracht, so werden die Kreuze und Monogramme an die Wende vom 4. zum
5. Jahrhundert datiert.604 Da allerdings auch ältere Motive darauf zu finden sind, wie etwa ein
Gladiator oder eine Victoria, kann dies nicht als Datierung für die Kirche verwendet werden.
593 Stützer 1979, 87 594 Guidobaldi 1997, 51 595 Köb bemerkt, dass die Präsenz eines Altars wohl auf der Zugangstreppe zu vermuten ist. Köb 2000, 107 596 Köb 2000, 109 597 CIL VI 1005 598 Köb 2000, 106 599 Buchowiecki 1970, 284 600 Köb 2000, 112 601 Köb 2000, 107. Guidobaldi 1997, 51 602 So ist sie im Katalog von Cencio Camerario aufgelistet. 603 Buchowiecki 1970, 282 604 Buchowiecki 1970, 284
73
In heutiger Erhaltungsform besitzt die aus dem 17. Jahrhundert stammende barocke Kirche605
eine zweigeschossige Fassade, die im Erdgeschoss fünfteilig und im Obergeschoss dreiteilig
ausgeführt ist. Von der früheren Nutzungsphase als Kirche konnten sich keine Informationen
finden lassen. Nachdem das barocke Kirchengebäude eine Hauptfassade im Südwesten und
einen Eingangsbereich aufweist, übernahm es zumindest zu dieser Zeit die Orientierung des
Tempels nach Nordosten.606 Womöglich könnte man aufgrund von Kontinuität die gleiche
Ausrichtung für die frühere Kirche zumindest vermuten.
Tempelart Prostylos Antike Widmung Kaiser Antoninus Pius und seiner Frau Faustina Maße des Tempels -607 Orientierung NO Zeitpunkt der Umwandlung Ende 12. JH (schriftl.) Verwendung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Lorenzo in Miranda Orientierung der Kirche NO Quellen CIL VI 1005
Katalog des Cencio Camerario608
Pantheon
Zwischen 27 und 25 v. Chr. errichtete Agrippa an der Stelle des heutigen Pantheons einen
rechteckigen Tempel, der sich zirka 2,5 m unter dem heutigen Pantheon befindet.609 Heute ist
noch der dritte Bau an dieser Stelle erhalten: Die heute noch zu lesende antike Inschrift610
(Abbildung: Martini 2006, Abb. 8) auf dem Architrav nennt Agrippa (fälschlicherweise) als
Bauherrn des hadrianischen Baus (Abbildung: De Fine Licht 1968, Abb. 9).611 Das Gebäude
(Abbildung: De Fine Licht 1968, Abb. 8) stand einst erhöht auf mehreren Stufen und ihm war
ein Hof, der von einer Portikus gesäumt war, vorgelagert (Abbildung: MacDonald 1976,
Abb. 16).612 Durch moderne Überbauung hat sich diese Säulenhalle nur in Resten erhalten, sie
wird mit einer Gesamtausdehnung von 59,5 mal 119 m rekonstruiert. Westlich vom Podium
605 Lugli 1970, 84 606 Buchowieckis Beschreibung der Kirche lässt vermuten, dass sie in heutigem Zustand die Orientierung genau umdrehte. Somit befindet sich die einzige Hauptfassade an der Rückseite. Buchowiecki 1970, 285 - Aufgrund des Fehlens von Treppen zu dem ursprünglichen Eingang ist eine fehlende Nutzung evident. 607 Leider fanden sich in der zur Verfügung stehenden Literatur keine Angaben zur Größe des Tempels, ebenso fehlten den Plänen Maßstäbe. 608 Buchowiecki 1970, 282 609 Bandinelli – Torelli 1976, Nr. 124 610 CIL VI 896 611 Eine Gesamtbeurteilung des hadrianischen Baus im Sinne einer Einordnung in Hadrians Politik wird hier nicht beabsichtigt, primär geht es um eine Kurzbeschreibung des Baus. Aus diesem Grund wird diese Diskussion hier nicht berücksichtigt. 612 Coarelli 2000, 280
74
konnte an der Front ein 3,8 mal 4,8 m großes Becken festgestellt werden, demnach wird auch
ein Becken östlich vom Podium ergänzt (Abbildung: Martini 2006, Abb. 7). Etwaige
Brunnenfiguren haben sich jedoch nicht erhalten.613
Die Front des Tempels besitzt acht Säulen aus grauem Granit mit korinthischen Kapitellen
(Abbildung: De Fine Licht 1968, Abb. 41). Die Basen und Kapitelle wurden mit weißem
Marmor hergestellt. Der insgesamt aus 16 Säulen bestehende Pronaos ist durch zwei
Säulenreihen in drei Schiffe unterteilt.614 An der West- und Ostseite des Pronaos waren
jeweils drei Blendsäulen angebracht.615 Die Säulenhöhe beträgt mit Basis und Kapitell
12,36 m.616 Der Pronaos nimmt eine Fläche von 33,1 mal 15,3 m ein.617 In dem, dem Pronaos
folgenden, Ziegelbau befanden sich einst zu beiden Seiten Treppenaufgänge, es haben sich
nur die Treppen auf der linken Seite erhalten. Während Coarelli618 eher davon absieht, die
heute noch in Verwendung stehende Bronzetür als noch antik zu betrachten (Abbildung: De
Fine Licht 1968, Abb. 135)619, halten sie Vighi620 und Gruben – Gruben621 hingegen für noch
antik. Von der Giebelgestaltung hat sich heute nichts mehr erhalten, aufgrund der Spuren der
Metallklammern gibt es jedoch den Rekonstruktionsversuch in Form eines Adlers mit einer
corona civica (Abbildung: De Fine Licht 1968, Abb. 43).622 Auch ein Blitze schleudernder
Jupiter wurde bereits für die Rekonstruktion des Giebels vorgeschlagen.623 Die kleinere
Inschrift auf dem Architrav bezeugt Ausbesserungsarbeiten von Septimius Severus und
Caracalla bereits 202 n. Chr.624 Ein bis zu 6,4 m starker Mauerring, der an der Außenseite
durch Gesimse in drei Abschnitte geteilt ist, trägt die Kuppel. Die Verwendung von nach oben
hin immer leichter werdendem Material sowie eines ausgeklügelten statischen Systems
erlaubte die Errichtung dieses monumentalen Baus. Abbildung De Fine Licht 1968, Abb. 99
zeigt die Höhe der aus verschiedenen Materialien bestehenden Zonen.625 Die Kuppel in Form
einer halben Kugel wurde in einem Stück über einer Holzverschalung gegossen, ihr
613 Martini 2006, 16-17. 20 614 Coarelli 2000, 281 615 De Fine Licht 1968, Abb. 69. 91 616 Buchowiecki 1970, 666 617 Vighi 1957, 22 618 Coarelli 2000, 281 619 Ebenso De Fine Licht 1968, 128 620 Vighi 1957, 25 621 Gruben – Gruben 1997, 3-74 622 De Fine Licht 1968, 46 623 Buchowiecki 1970, 668 624 CIL VI 896 625 De Fine Licht 1968, 89
75
Durchmesser beträgt 43,3 m.626 Die Kuppel besitzt eine Dekoration aus fünf Kassettenreihen.
Die unüberdachte Öffnung der Kuppel hat einen Durchmesser von 9 m. Im Innenraum
trennen acht Pfeiler die halbrunden und rechteckigen Nischen. Vor jeder Exedra stehen zwei
korinthische Säulen. Zwischen diesen Nischen befinden sich acht Ädikulen. Die zahlreichen
Exedren und Nischen dürften ursprünglich mit Götterstatuen belegt gewesen sein. Im Laufe
der Zeit fanden zahlreiche Ausbesserungen und Ergänzungen der Wanddekoration statt, so
datiert der Wandschmuck oberhalb des Gesimses in das 18. Jahrhundert.627 Abbildung De
Fine Licht 1968, Abb. 123 zeigt eine kleine Fläche, die man wieder in ihrer antiken Form
hergestellt hat. Der Fußboden besitzt quadratische und runde Marmorplatten unterschiedlicher
Kolorierung (Abbildung: MacDonald 1976, Abb. 35).628
Fraglich ist, inwieweit eine Zuweisung des Baus an den Architekten Apollodorus von
Damaskus korrekt ist.629 Aufgrund von Ziegelstempeln kann der Bau zwischen 118 und
125 n. Chr. datiert werden.630 Der überlieferte Name Pantheon besagt eine Weihung an alle
Götter631, Coarelli632 verweist jedoch vielmehr auf die Möglichkeit hier ursprünglich einen
Tempel des Herrschers Augustus und die ihm nahe stehenden Gottheiten zu sehen. Es ist
bekannt, dass die Statue Augustus’ in der Vorhalle und nicht in der Cella aufgestellt war. Für
Hadrians Zeit berichtet Cassius Dio633, dass Kaiser Hadrian auch im Pantheon staatliche
Geschäfte ausführte. Demnach könnte man das Bauwerk auch als Anspruch Hadrians auf
Göttlichkeit verstehen634, die offizielle Weihung war aber nach wie vor an alle Götter
gerichtet.
Die Umwandlung des Tempels in eine Kirche fällt unter Papst Bonifaz IV (608-615)635,
nachdem dieser, zumindest nach Agnellus636 und dem Liber Pontificalis637, von Kaiser Phokas
626 Die Kuppel des Pantheons stellt die größte im Vergleich mit anderen historischen Bauten dar. So besitzt die Kuppel von St. Peter einen geringeren Durchmesser mit 42,52 m, ebenso wie die Hagia Sophia mit 32,7 m. Buchowiecki 1970, 667 627 Coarelli 2000, 281-284 628 Martini 2006, 31 629 Heilmeyer 1975 630 Coarelli 2000, 280 - Vighi hingegen gibt einen Zeitraum von 120 bis 125 n. Chr. für die Ziegelstempel an. Vighi 1957, 9 - Bandinelli – Torelli geben einen Zeitraum von 118-128 n. Chr. an. Bandinelli – Torelli 1976, Nr. 124 631 Cass. Dio 53, 27, 2-3 632 Coarelli 2000, 283 633 Cass. Dio 69, 7, 1 634 Martini 2006, 40 - Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, warum er sich dann nicht selbst als Bauherrn in der Bauinschrift erwähnt. 635 Für die Richtigkeit der Zuweisung der Umwandlung des Tempels an Papst Bonifaz IV könnte man die durchgehende Tradition des Liber Pontificalis in Rom ansehen. 636 Agnellus, Liber Pontficalis 107 - Diese Quelle ist aufgrund ihrer zeitlichen Distanz von zirka 200 Jahren problematisch, was sich darin widerspiegelt, dass Agnellus beispielsweise nicht zwischen Bonifaz III (606-607) und Bonifaz IV (608-615) unterscheidet. Weiters dürfte wohl der Liber Pontificalis für Rom seine Quelle für diese Information gewesen sein. Nauerth 1996a, 9. Nauerth 1996b, 406-407 637 LP 69
76
den Tempel als Geschenk erhielt.638 Der liturgische Kalender gibt für die Einweihung der
Kirche den 13. Mai an.639 Während Coarelli640 und Vighi641 die Umwandlung im Jahr 609
ansiedeln, gibt Buchowiecki642 dafür entweder das Jahr 608 oder 610 an. De Blaauw643 räumt
hingegen ein, dass das genaue Jahr in keiner Quelle dezidiert erwähnt wird. Fraglich ist, ob
die spätere Tradition der Zelebrierung der Kirchenweihe von S. Maria ad Martyres stets an
einem Sonntag, tatsächlich auch den Hinweis der tatsächlichen Kirchenweihe an einem
Sonntag gibt. Dann käme nämlich nur der 13. Mai im Jahr 613 in Frage. Eine zeitliche
Einordnung unter Papst Bonifazius IV wird aber wohl die treffendste Entscheidung sein. Der
eigentliche Kirchenname ecclesia beatae Mariae semper virginis et omnium martyrum kommt
in den Quellen zunächst nur als ad martyres vor. Nach 650 findet die Kirche meist Erwähnung
unter Sanctae Mariae ad martyres, im 12. Jahrhundert erwähnt man sie zumeist unter der
Bezeichnung Sanctae Mariae Rotundae. Bei dem vorliegenden Umwandlungsszenario eines
Tempels in eine Kirche handelt es sich um eine 1:1 Umwandlung par excellence. Es wurden
keine gröberen architektonischen Eingriffe für die Umgestaltung in eine Kirche
vorgenommen. Dies ist insofern interessant, da beispielsweise auch die Kuppelöffnung nicht
geschlossen wurde. Eine zentrale Aufstellung eines Altars war demnach wegen der Öffnung
nicht möglich. Vermutlich war der Hauptalter in der Nische gegenüber dem Eingang
aufgestellt, obwohl dies erst für das 17. Jahrhundert belegbar ist. Die anderen Nischen, in
denen zuvor Statuen standen, boten sich für Seitenaltäre an. Unklar ist, wann genau ihre
Aufstellung stattfand. Um 840644 ist bekannt, dass die Kirche bereits mehrere Altäre besaß. Im
späten 13. Jahrhundert errichtete man einen Kirchenturm auf dem Dach des Pronaos
(Abbildung: MacDonald 1976, Abb. 10), später wurden zwei Türme auf dem Dach zwischen
Pronaos und Kuppel errichtet (Abbildung: MacDonald 1976, Abb. 14). Diese wurden
allerdings 1880 wieder entfernt.645 Interessanterweise wurde der Tempel, als er bereits als
Kirche fungiert, zwei Mal Opfer von Metallraub. Constans II ließ die noch erhaltene
638 Obwohl ein Dokument von Kaiser Phokas bislang unbekannt ist, gibt dies dennoch darüber Auskunft, dass der Tempel in Rom (!) in der Selbstsicht der christlichen Kirche nicht in Besitz der römisch-katholischen Kirche war. 639 De Blaauw 1994, 13 640 Coarelli 2000, 280 641 Vighi 1957, 14 642 Buchowiecki 1970, 672 643 De Blaauw 1994, 13 644 Walahfrid Strabo, Libellus de exordiis et incrementis quarundam in observationibus ecclesiasticis rerum 478, 4: [… ] and again in Rome in the temple called the Pantheon from ancient times which was consecrated in honour of all the saints by blessed Pope Boniface with the permission of Emperor Phocas […] the altars were distributed toward the east and other directions.“ Harting-Correa 1996, 61 645 MacDonald 1976, 18
77
Bronzeverkleidung der Kuppel 655 entfernen.646 Papst Urban VIII orderte noch 1625 die
Entfernung der Decke des Pronaos an, um an die Metallklammern zu gelangen.647
Tempelart Rundbau mit rechteckigem Pronaos Antike Widmung Pantheon Maße des Tempels 33,1 x 15,3 m (Pronaos)
Innendurchmesser 43,3 m (Rundbau) Orientierung S Zeitpunkt der Umwandlung unter Papst Bonifazius IV (608-615) (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Santa Maria ad Martyres
(ecclesia beatae Mariae semper virginis et omnium martyrum, ad martyres, Sanctae Mariae Rotundae)
Orientierung der Kirche S Quellen CIL VI 896
LP 69 Agnellus, Liber Pontficalis 107 Cass. Dio 53, 27, 2.-3. 69, 7, 1 Walahfrid Strabo, Libellus de exordiis et incrementis quarundam in observationibus ecclesiasticis rerum 478, 4
Tempel A in Area Sacra di Largo Argentina
Durch Abrissarbeiten 1926 wurde der Bereich der Area Sacra di Largo Argentina entdeckt.648
In diesem Bereich befindet sich der Tempel A (Abbildung: Coarelli 2000, 273. Andreani u. a.
2005, Taf. 2a. Taf. 2b), es handelt sich in seiner erhaltenen Form um einen Peripteros mit
sechs mal neun Säulen (Abbildung: Schenk 1997, Taf. 18, 1).649 Coarelli650 setzt diesen Bau
zeitlich um Pompejus an. Allerdings wurde er mehrmals umgebaut; so ist im Unterbau noch
der Rest des älteren Vorgängerbaus zu erkennen.651 Insgesamt scheint der Tempel drei Phasen
aufzuweisen: In der ersten handelte es sich laut Coarelli652 um ein kleines Gebäude mit den
Maßen 9,5 mal 16 m auf einem 4 m hohen Podium. De Nuccio653 rekonstruiert den Tempel zu
dieser Zeit in Form eines Tetrastylos. Brandspuren legen die Vermutung nahe, dass aufgrund
dessen ein Neubau angefertigt wurde. Die Beschädigung des Altars und des Podiums könnten
somit erklärt werden. In der zweiten Phase wurde das Podium erneut mit Tuff verkleidet. Es
erscheint wahrscheinlich, dass die in der dritten Phase des Tempels noch verwendeten
646 MacDonald gibt hierfür das Jahr 663 an. MacDonald 1976, 18 647 Vighi 1957, 14 648 Coarelli 1981, 11 649 Henze 1969, 97 650 Coarelli 2000, 273 651 Henze 1969, 97 652 Coarelli 1981, 16 653 De Nuccio 2005, 111
78
Kapitelle (Abbildung: Coarelli 1981, Taf. 6, 3) eigentlich zur zweiten Phase gehören. Erst zu
einem späteren Zeitpunkt wurde der Tempel zu dem heute noch erkennbaren umgebaut. Das
neue Podium nahm eine Fläche von 15 mal 27,5 m ein, wobei die Höhe 2,25 m betrug. Die
erhaltenen Säulen sind auf eine Höhe von 6,75 m zu rekonstruieren und weisen 18
Kanneluren auf. Von Architekturschmuck haben sich nur Reste aus der dritten Phase erhalten
(Abbildung: Coarelli 1981, Taf. 6, 1. Taf. 6, 2).
Coarelli654 setzt die erste Phase des Tempels um die Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. an, die
zweite Phase in einen Zeitraum zwischen der Hälfte des 2. Jahrhunderts und der Hälfte des
1. Jahrhunderts v. Chr. Die erhaltene Bauphase ordnet er gegen Ende des
1. Jahrhunderts v. Chr. an. Korinthische Kapitelle (Abbilung: Coarelli 1981, Taf. 6, 4)
belegen zudem Ausbesserungen in der flavischen Zeit. Coarelli655 führt den letzten erfolgten
Neubau des Tempels auf einen Brand 80 n. Chr. in der Gegend des Mars-Feldes zurück. Für
die Dedikation des Tempels gab es mehrere Vorschläge, etwa an Iuno Curitis656 oder
Iuturna657. Die in der Nähe vom Tempel A gefundenen Votive658 geben keinen Hinweis auf
die Gottheit, der der Tempel geweiht war. Somit bleibt die Frage nach der Dedikation im
Grunde ungeklärt.
Zu welchem Zeitpunkt man die Kirche San Nicola ai Cesarini errichtete, lässt sich nicht mehr
exakt feststellen. Buchowiecki659 spricht sich dafür aus, dass man aufgrund der Altarform und
des Grundrisses der Krypta mit einer Errichtung vor dem 12. Jahrhundert rechnen muss.
Hierfür schlägt er eine vorsichtige Datierung ins 10. Jahrhundert vor. Matthiae660 hingegen
geht aufgrund der Reste vom Altar von einer möglichen Datierung zu Beginn des
8. Jahrhunderts aus. 1132 wird die Kirche erstmals in einer Urkunde erwähnt. Bei der
Freilegung der Zone von Largo Argentina wurde die Kirche beseitigt. Heute sind nur noch
zwei Apsiden sowie die Krypta zu erkennen. Die Kirche San Nicola ai Cesarini war nach
Westen hin ausgerichtet, übernahm folglich diese Orientierung vom Tempel. Fragmente von
Chorschranken mit romanischem Dekor aus dem 12. Jahrhundert haben sich aus dieser
Zeitstufe noch erhalten. Bei der Adaptierung des Tempels für die Kirche siedelte man den
Kirchenbau in der Cella und im Peristyl an. Die Interkolumnien der rechten Säulenreihe
wurden mit Mauern geschlossen, während die linke Cellamauer als Außenmauer diente. Die
den Bau abschließende Apsis wurde mit Ziegelmauerwerk errichtet. Die heute noch
654 Coarelli 1981, 17 655 Coarelli 1981, 18 656 De Nuccio 2005, 111 657 Coarelli 1981, 42-43 658 Andreani u. a. 2005, 111-125 659 Buchowiecki 1974, 397-398 660 Matthiae 1962, 192
79
erkennbare kleinere Apsis aus Tuff fungierte samt der übrig gebliebenen linken
Säulenstellung als Seitenkapelle. Beide Apsiden weisen gemauerte Sitzbänke auf, ebenfalls
haben sich Reste der Wandbemalung vom 12. bis ins 14. Jahrhundert erhalten. Während die
größere Apsis mit Heiligengestalten verziert wurde, weist die kleinere Apsis Bemalung in
Form von Marmorimitierung auf. Im Barock wurde die Kirche auf höherem Niveau neu
gebaut, wobei teilweise Bauelemente aus der Antike und Romanik als Spolien verwendet
wurden.661
Tempelart Peripteros Antike Widmung ? (Iuturna?, Iuno Curitis?) Maße des Tempels 15 x 27,5 m (Podium aus 3./4. Phase) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 8.?/10. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Nicola de Calca(ra)riis, S. Nicola ai Cesarini Orientierung der Kirche W Quellen 1132 urkundliche Erwähnung der Kirche662
Sant`Angelo in Formis (Capua)
Am Westhang des Monte Tifata befindet sich der Tempel der Diana Tifatina und darauf die
Kirche Sant`Angelo in Formis. 1877 wurden die Reste des Diana-Tempels wiederentdeckt
(Abbildung: Jacobitti 1992, Abb. 1).663 Das Podium des Tempels würde Platz für einen
Umgang bieten, demnach findet sich auf Abbildung Pensabene 1990, Abb. 104 auch eine
mögliche Rekonstruktion des Tempels als Peripteros sine postico mit sechs Säulen in der
Front und jeweils sechs Säulen an den Seiten.664 Hinweise für die Ordnung des Tempels
könnten die in der Kirche wiederverwendeten Kapitelle liefern, es handelt sich hierbei
ausschließlich um korinthische Kapitelle. Darunter stammen zwölf aus flavischer Zeit und
drei aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr.665 Die Abbildungen Pensaebene 1990, Abb. 110 und
Abb. 115 lassen die Vermutung zu, dass sich die Basen noch in situ befinden könnten. Der
Boden der Kirche weist ein Mosaik auf, das noch auf den Tempel zurückgeht und somit
Rückschlüsse auf den Grundriss gibt. Der Naos weist eine Breite von 5,8 m auf.666 Wie lang
die Cella genau war, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen. Aufgrund des Mosaiks
661 Buchowiecki 1974, 399-401 662 Buchowiecki 1974, 398 663 Jacobitti 1992, 10 664 Gruppo Archaeologico Napoletano 2012 665 Pensabene 1990b, 77 666 Die Breite ist an der Innenseite der Mauer gemessen.
80
lässt sich aber eine Mindestlänge von 8,06 m feststellen. Das Podium ist heute noch klar
erkennbar, es besitzt die Maße 17,4 mal 20,4 m.667 Das Mosaik in der Cella wurde aus
quadratischen Mosaiksteinchen aus weißem Kalkstein gefertigt. Außerhalb der Cella sind die
Mosaiksteinchen aus demselben Material, weisen aber eher eine rechteckige oder trapezartige
Form auf.668 Die Stärke der Wände war, wie aus dem Fehlen des Mosaiks hervorgeht,
82,5 cm. Die Cella befand sich im Osten des Tempels, somit weist der Tempel eine West-Ost
Orientierung auf.669 In Abbildung Jacobitti 1992, Abb. 37 sind noch sieben Buchstaben670 auf
dem antiken Mosaik zu erkennen, die Ferruas671 Ansicht nach mindestens bis in das
1. Jahrhundert n. Chr. zurückreichen. Diese Buchstaben mit einer Höhe von etwa 10 cm
befinden sich im Pronaos leicht nach rechts versetzt. Insgesamt bestand die Inschrift
ursprünglich aus fünf Zeilen mit einer Gesamthöhe von 65 cm, allerdings wurde sie zu einem
späteren Zeitpunkt radiert. Ferruas672 Rekonstruktion nach haben zwei magistri mit der
Inschrift festgehalten, den Tempel renoviert zu haben. Er rekonstruiert die beiden
Konsulnamen mit L. Licinius Lucullus und M. Aurelius Cotta, allerdings sind die Stellen sehr
lückenhaft und schwer zu lesen. Demnach wäre das Mosaik somit 74 v. Chr. entstanden673,
was einen möglichen Datierungshinweis für den Tempel liefert. Jacobitti674 datiert den
Tempel ebenfalls bis zur Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zurück. Die korinthischen
Kapitelle aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. könnten Zeugen für Ausbesserungsarbeiten am
Tempel sein, wenn auch eine Spolienverwendung von einem anderen Gebäude ebenso nicht
abwegig erscheint. Die Identifikation der Weihung des Tempels an Diana geht aus dem
Mosaik hervor.675
Wann genau der Umbau des Tempels in eine Kirche stattfand, lässt sich nicht mehr
feststellen. Ferrua676 datiert das Ereignis in das 6. oder 7. Jahrhundert, da seiner Meinung
nach in diesem Zeitraum die größte Anzahl derartiger christlicher Adaptierungen
stattgefunden hat. Gandolfo677 hingegen ordnet diese Umwandlung in die zweite Hälfte des
7. Jahrhunderts ein. Jacobitti678 siedelt die Kirche im späten 6. Jahrhundert an, aufgrund einer
667 D’Abbraccio 2012, 2 668 Ferrua 1954, 60-61 669 Ferrua 1954, 61 670 CIL X 3935 671 Ferrua 1954, 55 672 Ferrua 1954, 58-59 673 Ferrua 1954, 60 674 Jacobitti 1992, 26 675 „aidem reficiundam coeraverunt de stipe Dianai” Ferrua 1954, 59 676 Ferrua 1954, 62 677 Gandolfo 1989, 897 678 Jacobitti 1992, 11
81
Urkunde über Sant´Angelo in Formis von 595679. Dementsprechend schreibt er den
Langobarden diese Bautätigkeit zu. Allerdings sei hier angemerkt, dass in der Kirche selbst
nur romanische Bauelemente aus dem 11. Jahrhundert zu erkennen sind. Aus diesem Grund
spricht Settis680 von einem hypothetischen Zurückreichen der Kirche bis in das 6. Jahrhundert,
aufgrund der urkundlichen Nennung der Kirche wird hier dennoch eine Datierung in das
6. Jahrhundert angenommen.
Die Kirche nimmt den Platz des Podiums ein, es wurden nur im Osten drei Apsiden angefügt.
Somit wurde die Orientierung des Tempels für die Kirche übernommen.681 Die 14 Säulen, die
das Hauptschiff von den beiden Seitenschiffen trennen, stammen möglicherweise vom
Tempel. Die vier Säulen an der Front der Kirche (Abbildung: Jacobitti 1992, Abb. 5) waren
möglicherweise ebenso bereits Teil des Tempels, wurden aber zumindest halbiert. Die beiden
linken Säulen sind aus Marmor, während die beiden rechten aus Granit gefertigt wurden. Ein
Miniaturbild vom Regest von Sant´Angelo in Formis aus dem Jahr 1072682 (Abbildung:
Jacobitti 1992, Abb. 15) zeigt die Kirche mit einem einzigen Kirchenschiff und einer Front
mit drei Bögen. Im Fresko der Hauptapsis (Abbildung: Jacobitti 1992, Abb. 16) ist allerdings
eine Abbildung der Kirche mit dem Abt zu sehen, wobei das Gebäude drei Schiffe aufweist.
Der Kirchturm befindet sich auf diesem Fresko fälschlicherweise auf der linken anstatt auf der
rechten Seite der Kirche. Jacobitti683 geht von einer Darstellung aus, die die Veränderungen
am Kirchengebäude durch den Abt Desiderio dokumentiert. Der Kirchturm (Abbildung:
Jacobitti 1992, Abb. 40), der sich etwas rechts, getrennt von der Kirche befindet, besteht im
unteren Teil aus Spolien von einem römischen Gebäude.684 Pensabene685 spricht die Spolien
als eindeutig zum Diana-Tempel gehörig an. Demnach könnten bei der Umwandlung des
Tempels in eine Kirche die noch stehenden Cellamauern entfernt und für den Bau des
Kirchturms verwendet worden sein.
Tempelart Peripteros sine postico? Antike Widmung Diana Maße des Tempels 5,8 x 8,06 (Mindestlänge) m (Cella) Orientierung O Zeitpunkt der Umwandlung vor 595 (schriftl.)/11. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Sant`Angelo 679 Der genaue Inhalt und Kontext sind leider bei Jacobitti 1992, 11 nicht angegeben. 680 Settis 1977, 100 681 Ferrua 1954, 61 682 Dieses Dokument bezeugt die Schenkung an den Abt Desiderio. Jacobitti 1992, 17 683 Jacobitti 1992, 19 684 Jacobitti 1992, 37 685 Pensabene 1990b, 73
82
Orientierung der Kirche O Quellen CIL X 3935 (Mosaikinschrift über Renovierung des
Tempels) Urkunde über Sant´Angelo in Formis von 595686
Segni (Signia)
Im Zentrum der Akropolis von Segni befindet sich ein Tempel, der später für die Kirche
S. Pietro wiederverwendet wurde (Abbildung: Cifarelli 2003, Abb. 20. Abb. 58).687 Das
Podium des Tempels besteht aus zwei Stufen, die erste ist 1,18 m hoch, die obere ist um
1,16 m versetzt und um 1,82 m erhöht. Die Podiumsfläche auf der oberen Stufe erstreckt sich
auf 40,27 mal 23,91 m.688 Abbildung Cifarelli 2003, Abb. 36 zeigt einen Teil des erhaltenen
Fundaments des Podiums. Die Aufnahme wurde auf Straßenniveau gemacht und gibt die Süd-
West-Seite des Tempels wieder. Das Podium ist mit opus poligonalis errichtet worden.
Interessanterweise fehlt auf der Frontseite eine stufenartige Gestaltung. Das Podium hat sich
teilweise im benachbarten modernen Gebäude erhalten; die ursprüngliche Höhe wird auf
2,8 m geschätzt. Auffallend ist im Gegensatz zu den Podiumsteilen der anderen Seiten, dass
diese Seite weniger sorgfältig ausgearbeitet wurde (Abbildung: Cifarelli 2003, Abb. 38).689
Abbildung Cifarelli 2003, Abb. 31 zeigt die von Delbrück690 aufgenommenen Mauerzüge auf
dem gesamten Podium, dabei handelt es sich um Fundamente. Der nördlichste Fundamentzug
wird der Cella zuzuordnen sein, während man die restlichen Fundamente als Stützen für die
Säulen anspricht. Dementsprechend rekonstruierte Delbrück691 auch drei Säulenreihen für den
Pronaos des Tempels (Abbildung: Lake 1935, Abb. 3). Von diesen Fundamenten ist heute
noch die westlichste der beiden nach Nordwest-Südost ausgerichteten zu erkennen
(Abbildung: Cifarelli 2003, Abb. 39). Die vergleichsweise unsaubere Steinlegung verweist
auf die Tatsache, dass diese nicht sichtbar waren.692 Delbrück kennzeichnete in seinem Plan
das noch erhaltene aufgehende Mauerwerk: So sind heute noch großteils die zentrale Cella
sowie die Ansätze der beiden seitlich gelegenen zu erkennen. Wie in Abbildung Cifarelli
2003, Abb. 40 zu erkennen ist, besteht das Mauerwerk aus opus quadratum mit Blöcken von
einer Größe von 0,8 mal 0,43 mal 0,43 m. Die Cellawand weist weiters auf den Seiten und im
686 Der genaue Inhalt und Kontext sind bei Jacobitti 1992, 11 leider nicht angegeben. 687 De Rossi 1990, 219 688 Lake 1935, 110 689 Cifarelli 2003, 51. 56 690 Delbrück 1903, Taf. 1 691 Delbrück 1903, Taf. 4 692 Cifarelli 2003, 56
83
Nordwesten eine Stärke von 1,17 bis 1,18 m auf, während die frontale Wand mit 1 m etwas
schmäler ist. Die Trennwände zwischen den einzelnen Cellaräumen sind 0,87 m stark.693
Die zentrale Cella weist die Maße von 7,46 mal 17,10 m auf.694 Im Nordwesten kann man
noch den Übergang vom Podium und aufgehendem Mauerwerk betrachten (Abbildung:
Cifarelli 2003, Abb. 42). Die Mauer der zentralen Cella des Tempels hat sich bis zur neunten
Reihe erhalten. Sowohl auf der Rückseite als auch auf der Vorderseite sind die Ansätze für
die seitlich gelegenen Cellaräume zu erkennen. Abbildung Cifarelli 2003, Abb. 41 zeigt auf
der Rückseite den Ansatz der linken Cella, Abbildung Cifarelli 2003, Abb. 43 hingegen die
Spuren der linken Cella auf der Vorderseite. Innerhalb des Kirchturms hat sich ferner noch ein
weiteres Stück der frontalen Mauer der linken Cella erhalten. Der aktuelle Eingang der Kirche
fußt auf einer großen rechteckigen Steinplatte. Cifarelli695 geht davon aus, dass es sich hierbei
mit großer Wahrscheinlichkeit um die antike Schwelle handelt. Gleiches gilt für die
Steinplatte, auf der der Kirchturm fußt (Abbildung: Cifarelli 2003, Abb. 43. Abb. 45).696 Vom
Pronaos hat sich bis auf ein einziges Fragment einer Säule, das sich heute an der Südwestecke
des Tempelpodiums befindet, nichts erhalten (Abbildung: Cifarelli 2003, Abb. 46). Dieser
Rest der Säule hat samt seiner Basis eine Höhe von 1,22 m, der Durchmesser schwankt von
1,18 bis 1,106 m.697 Während die Cellaräume 19,45 m des Tempelareals in Anspruch nehmen,
besitzt der Pronaos eine Länge von 20,82 m.698
Bereits Delbrück699 schlug eine Rekonstruktion vor, die den Pronaos mit vier mal drei Säulen
füllt (Abbildung: Delbrück 1903, Taf. 4). Weiters versah er seinen Plan mit Trennwänden
innerhalb der Cella-Räume, allerdings konnten von diesen vorgeschlagenen Unterteilungen
keine Spuren festgestellt werden.700 Demnach ist davon auszugehen, dass zumindest die
zentrale Cella keine solche Unterteilung besaß. Nicht vollständig auszuschließen ist deshalb
die Möglichkeit der Existenz derartiger Einzugswände in den seitlichen Cellaräumen.701
Coarelli702, Cifarelli703 und Lake704 schließen sich diesem Vorschlag mit drei mal vier Säulen
693 Cifarelli 2003, 57-58 694 Coarelli 1982, 177 - Coarelli gibt für die beiden seitlichen Räume der Cella divergierende Maße an: So sind sie seiner Meinung nach 6 m lang, weiters spricht er sich dafür aus, sie eher als alae als Cellaräume anzusprechen. Coarelli 1982, 177 - Inwieweit hier eine derartige Unterscheidung überhaupt sinnvoll ist, erscheint fraglich. 695 Cifarelli 2003, 59 696 Ebenso Lake 1935, 110 697 Cifarelli 2003, 58-61 698 Lake 1935, 110 699 Delbrück 1903, Taf. 4 700 Cifarelli 2003, 80 701 Beispiele für derartige Tempel sind der Tempel A in Pyrgi und der Tempel B in Pietrabbondante. Colonna 1970, 23-47. Colonna 1985, 129. Melis 1985, 134-136. La Regina 1976, 223-237 702 Coarelli 1982, 177 703 Cifarelli 2003, 81
84
im Pronaos an. Brown705 weist darauf hin, dass man keinerlei Argumentationsbasis für die
Existenz oder das Nichtvorhandensein seitlicher Anten besitzt, da das Fundament auf beiden
Seiten durchgehend verläuft. Dementsprechend lässt er diese Frage im Grundriss offen
(Abbildung: Brown 1960, Abb. 80). Cifarelli706 hingegen argumentiert aufgrund des Fehlens
klarer Reste der Anten, dass ein Pronaos nur mit Säulen als wahrscheinlicher gilt. Erschwert
wird die Diskussionslage dadurch, dass die einzig zur Verfügung stehende Aufnahme der
betreffenden Befunde durch einen Plan stattfand.707 Die Höhe des Tempels wird aus dem
einzigen erhaltenen Säulenfragment mit Hilfe der von Virtruv708 gegebenen Idealverhältnisse
errechnet: So kommt man bei einem Säulendurchmesser von 1,1 m auf eine Gesamthöhe der
Säule von 7,7 m. Völlig unklar ist hingegen die Ausführung des oberen Bereichs des Tempels,
wie etwa der Giebel.709
Zur Datierung des Tempels gibt es zwei Vorschläge710, zum einen eine sehr frühe Datierung
in die spätarchaische Zeit711 oder in den Zeitraum vom 3./2. Jahrhundert v. Chr.712 Diese
Datierungsvorschläge basieren auf folgenden Beobachtungen: Delbrück713 hatte zu seiner Zeit
nur Dachterrakotten aus der spätarchaischen Zeit zur Verfügung, die im Nordosten des
Tempels gefunden wurden.714 Diese Datierung geht mit der Koloniegründung um 495 v. Chr.
einher. Die jüngere chronologische Einordnung erfolgte aufgrund der Analysen von
Ghislanzoni715 vom Jahr 1911: Seine Suchschnitte brachten ein Votivdepot, das vom Tempel
geschnitten wird, zu Tage: Er datiert das Depot in das 3. Jahrhundert v. Chr. beziehungsweise
in das frühe 2. Jahrhundert v. Chr., wodurch der Tempel erst später errichtet worden sein
kann. Seiner Meinung nach ist die Bautechnik auch dem späten 3. oder frühen
2. Jahrhundert v. Chr. zuzuordnen. Zudem machte er die Beobachtung, dass die archaischen
704 Lake 1935, 110 705 Brown 1960, 107 706 Cifarelli 2003, 81 707 Die Aussage Cifarellis, dass die heute nicht mehr existierenden Wände der seitlichen Cellaräume klare Spuren hinterlassen haben, lässt sich klar an Delbrücks Plan nachvollziehen. Fraglich erscheint aber in diesem Kontext, inwieweit man hier von bereits erfolgter Interpretation (?) ausgeht. Interessanterweise spricht Cifarelli bei Browns Rekonstruktion von zwei Anten, Brown hingegen argumentiert mit der Unlösbarkeit dieser Fragestellung. Cifarelli 2003, 81. Brown 1960, 105. 107 708 Vitr. 4, 7, 2-3 709 Cifarelli 2003, 79-82 710 Die Datierung Delbrücks in das 7. Jahrhundert v. Chr. wird man wohl auf Basis der erfolgten Beschreibung ablehnen dürfen. Delbrück 1903, 32 711 Lugli 1957, 126 712 Coarelli 1973, 337. Coarelli 1982, 177. Lake 1935, 111 713 Delbrück 1903 714 Für einen aktuellen Überblick über das gesamte gefundene Dachterrakottenmaterial in der Umgebung des Tempels siehe Cifarelli 2003, 121-183. 715 In Cifarelli 2003, 69-70 direkte Zitate, da Original von Ghislanzoni leider nicht zugänglich. E. Ghislanzoni, BA Cronaca 3, 1916, 14 non vidi!
85
Dachelemente einem Tempel kleinerer Dimension angehören müssten.716 Cifarelli717 datiert
den Tempel aufgrund der Form und Bauweise ebenso in das späte 2. Jahrhundert v. Chr.718
Eine Inschrift mit der Dedikation an Herkules719, deren Herkunft allerdings unbekannt ist,
führte zu der Überlegung, dass der Tempel Herkules geweiht war.720 Sowohl eine Basis mit
dem Namen Iunos721 als auch eine Bronzeplatte722, die ein Votiv an die Gottheit Iuno Moneta
war, dienten der Identifikation der Weihung des Tempels.723 Eine Weihung an die
kapitolinische Trias, die sich aufgrund der dreigeteilten Cella und der Inschriften-Funde an
Iuno vermuten ließe, ist aber aufgrund des Beinamens Moneta eher unwahrscheinlich.724
Im 13. Jahrhundert725 wurde in der zentralen Cella die Kirche S. Pietro errichtet, der
Kirchturm verwendete den Ansatz der linken Cella. Die Orientierung des Tempels sowie der
Eingang zur zentralen Cella wurden beibehalten.
Tempelart Italischer Tempel mit dreigeteilter Cella Antike Widmung Iuno Moneta Maße des Tempels 40,27 mal 23,91 m (Podiumsfläche) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung 13. Jahrhundert (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Pietro Orientierung der Kirche NW Quellen Bronzeplatte mit Weihung an Iuno Moneta726
Basis mit Weihung an Iuno727
716 Dieser Meinung schließt sich Cifarelli an, für eine detaillierte Ausführung und Vergleiche mit anderen Tempeln siehe Cifarelli 2003, 71-72. 717 Cifarelli 2003, 88-109 718 Lake datiert den Tempel ebenfalls in das zweite Jahrhundert v. Chr. Lake 1935, 111 - Monti geht davon aus, dass die erste Phase des Tempels (vermutlich entsprechend der Terrakottafunde) ins 5. Jahrhundert zurückgeht und die letzte (erhaltene) Phase dem 2. Jahrhundert angehört. Monti 1995, 69 - Die Vermutung, dass die Terrakotten tatsächlich zu einem Vorgängertempel an derselben Stelle gehören, liegt nahe, doch fehlen dafür letztlich zu einem Tempelbau gehörende belegbare Strukturen. 719 CIL X 5961 720 Cifarelli 2003, 12 721 „[I]uno[ni]“ Coarelli 1973, 337 722 „Iononei / Monetai / donom“ Coarelli 1973, 337 723 Coarelli 1982, 178 - Lake datiert die Inschriften-Funde allerdings in einen Zeitraum vor dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. und geht aufgrund von vermuteter Kultkontinuität davon aus, dass auch der Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Iuno Moneta geweiht war. Lake 1935, 111 - Im Gegensatz dazu datiert Coarelli die Inschrift auf der Bronzeplatte aufgrund der Buchstabenform und Schreibung in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Coarelli 1973, 337 724 Lake 1935, 111 - Unklar ist, ob die seitlichen Cellaräume überhaupt mit Kultbildern ausgestattet waren. 725 Monti 1995, 69 726 Coarelli 1973, 337 727 Coarelli 1973, 337
86
Sora (Sora)
Der zu behandelnde Tempel liegt auf einem kleinen Hügel vor dem Berg S. Casto in Sora.728
Im Zeitraum von 1975 bis 1977 fanden Nachforschungen und Grabungen am Tempel statt,
die folgende Ergebnisse zu Tage brachten: Abbildung Ghetti – Pagliardi 1980, Abb. 27, 1
zeigt das Podium des Tempels im Westen und Abbildung Ghetti – Pagliardi 1980, Abb. 27, 2
im Osten. Auch die Rückwand konnte nach Entfernen später angefügten Stucks als noch antik
identifiziert werden (Abbildung: Ghetti – Pagliardi 1980, Abb. 28, 1). Die Feststellung der
genauen Länge des Tempelbaus ist aber aufgrund der späteren Anbauten des Eingangsportals
und des Kirchturms nicht mehr möglich. Die Breite des Tempels steht mit 24 m fest, die
Länge des Tempels ist mindestens mit 37 m anzulegen. Bis auf das Kalksteinpflaster im
Inneren wurde der Tempel aus Travertinblöcken in opus quadratum errichtet. Bei einem
angelegten Schnitt neben dem Kirchturm konnte das Fundament bis in 3 m Tiefe festgestellt
werden, allerdings fanden sich beispielsweise keine Keramikreste. Der Tempel weist eine
Nord-Südorientierung auf729, wobei der Eingang im Süden lag. Die Größe des Tempels würde
für eine geteilte Cella Platz bieten, dafür gibt es aber keinerlei Spuren.730 Aufgrund der
Podiumsform geht Gallina731 davon aus, dass der Tempel zeitlich in die Gründungszeit von
der colonia Sora um 304/303 v. Chr. anzusetzen sei.732 Über die Tempelwidmung ist nichts
bekannt. Westlich der Kirche wurde ein Altar mit Widmung an Mars gefunden (Abbildung:
Ghetti – Pagliardi 1980, Abb. 28, 3). Allerdings ist der 1,06 m lange und 0,4 m hohe Altar
aufgrund der Schreibweise und Anfertigung in eine spätere Zeit als der Tempelbau zu
datieren. Inwieweit dieser Altar folglich Hinweise für die Widmung geben kann, ist fraglich,
da im Bereich westlich der Kirche weiters noch ein Votiv an Minerva sowie eine Kassette für
Münzspenden733 entdeckt wurde. Somit wird von der Ausgräberin ein sakraler Bereich
westlich des besagten Tempels angenommen.
728 Ghetti – Pagliardi 1980, 177 729 Hingegen ist bei Parrocchia Santa Maria Assunta 2012, 1 die Information einer annähernden Ost-West-Ausrichtung mit Eingang im Osten für den Tempel zu finden. 730 Anders hingegen Parrocchia Santa Maria Assunta 2012, 2: Strukturen einer dreigeteilte Cella seien deutlich zu erkennen. 731 Gallina 1980, 65 732 Gallina verweist auf die Ähnlichkeit der Podiumsform mit dem Tempel in Isernia, der 268 v. Chr. angesetzt wird, und dem Tempel in Cascia, der ins 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Gallina 1980, 65 - Diosono gibt für Isernia hingegen das Datum 263 v. Chr. an. Diosono 2009, 60 733 Die älteste Münze datiert auf 116 v. Chr., die jüngste stammt aus der Zeit Caligulas. Gallina 1980, 66 - 4 m höher als der besprochene Tempel liegt ein Mauerzug auf einem Podium, wobei es sich laut Ghetti – Pagliardi möglicherweise um einen Tempel handeln könnte, da er in dieses Kultareal hineinfällt. Ghetti – Pagliardi 1980, 177-179
87
Die Existenz einer frühchristlichen Kirche im Tempel ist m. E. durch keinerlei Belege
gegeben. So lässt sich die Vermutung, dass die frühchristliche Kirche im Groben die
Ausmaße des Tempels wiederverwendete und in drei Apsiden abschloss (Abbildung:
Parrocchia Santa Maria Assunta 2012, 2), nicht beweisen. Die Kirche geht in ihren heute noch
erkennbaren Elementen bis auf die Zeit um 1100 zurück. Um 1103 wurde die Kirche im Zuge
kriegerischer Auseinandersetzungen mit Normannen zerstört, 1155 wurde die Kirche
allerdings nach ihrer Wiedererrichtung erneut geweiht. Dabei wurde die Kirche um 8 m
verlängert. 1156 wurde die Kirche erneut zerstört und erst 1250 wieder aufgebaut.734 Am
Boden der Kirche befinden sich kreisförmige Ausbesserungen mit einem Durchmesser von
1,7 m. Gallina735 geht dabei von Säulenbasen aus, allerdings ist unklar aus welcher Zeitstufe.
Das starke Heraustreten aus der Achse macht ein Zugehören zum Tempel eher
unwahrscheinlich. Der antike Fußboden fand auch noch im Mittelalter Benützung, da die
mittelalterlichen Gräber in der Kirche wieder mit Platten verschlossen wurden (Abbildung:
Ghetti – Pagliardi 1980, Abb. 27, 3). Santa Maria Assunta erhielt erst im 18. Jahrhundert ihr
heutiges Aussehen.736
Tempelart ? Antike Widmung ? Maße des Tempels 24 x (mindestens) 37 m Orientierung N Zeitpunkt der Umwandlung um 1100 (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Santa Maria Assunta Orientierung der Kirche N Quellen -
Spoleto (Spoletium)
Unter der Kirche Sant`Ansano befindet sich ein Gebäude, das aufgrund der Lage und Form
als Tempel angesprochen wird.737 Abbildung Morigi 2003, Abb. 125 zeigt auf der Westseite
die erkennbaren Reste des Tempels, der bereits im 17. Jahrhundert als solcher erkannt wurde.
Auf dieser Seite ist auch ein Teil des aufgehenden Mauerwerks der Cella samt Podium und
Säule zu erkennen (Abbildung: Morigi 2003, Abb. 126). Das Podium nahm insgesamt eine
Höhe von 3,14 m ein und erstreckte sich auf einer Fläche von 19,85 mal 8,68 m. Die
734 Parrocchia Santa Maria Assunta 2012, 2 735 Gallina 1980, 65 736 Monti 1995, 198 737 Pietrangeli 1940. Braccili 1991
88
Südwestecke des Podiums ist heute noch sichtbar (Abbildung: Morigi 2003, Abb. 127), die
gegenüberliegende Seite weist nur mehr mittelalterliche Mauern auf. Abbildung Morigi 2003,
Abb. 129 zeigt zwei Eingänge zu Korridoren im Podium des Tempels, die sich im nördlichen
Bereich erstreckten. Morigi738 spricht diese als tabernae an. Das aufgehende Mauerwerk in
Abbildung Morigi 2003, Abb. 131 wird von Morigi739 als nicht mehr antik bezeichnet und
besteht aus kleinen Kalksteinblöcken. Im Norden haben sich noch eine Säule sowie eine
Säulenbasis in situ erhalten, wodurch man für das Interkolumnium das Maß von 2,7 m erhält.
Die ursprüngliche Säulenhöhe wird auf etwa 7 m geschätzt. In 11,65 m Höhe hat sich noch
das lesbische Kyma vom Tempel erhalten (Abbildung: Morigi 2003, Abb. 133), wodurch
auch die Gesamthöhe des Tempels in etwa abschätzbar ist. In der Krypta unterhalb der Kirche
sind weitere zum Tempel gehörende Elemente erkennbar: Die antiken Blöcke (Abbildung:
Morigi 2003, Abb. 136) weisen in etwa die Maße von 2,35 mal 3 m mal 0,96 m auf. Weiters
hat sich im Inneren der Kirche teilweise noch der antike Fußboden erhalten.740 Aufgrund der
noch erhaltenen Säule und Basis nimmt man einen tetrastylen Prostylos an, wobei zusätzlich
noch jeweils eine Säule an den Seiten stand (Abbildung: Morigi 2003, Abb. 137). Die
Ordnung wird von Pietrangeli741 als korinthisch beschrieben. Der Eingang des Tempels
befand sich im Norden, somit nimmt das Kultgebäude eine Orientierung nach Süden ein.
Pietrangeli742 datiert den Tempel in das 1. Jahrhundert n. Chr., diese zeitliche Einordnung
beruht auf der regelmäßigen Form des opus quadratum im Vergleich mit der Ara Pacis.
Allerdings gibt es auch Vorschläge einer etwas genaueren Datierung in die Zeit Tiberius.743
Die Identifizierung der Dedikation des Tempels ist aufgrund fehlender Quellen nicht
möglich.744
Schwierig gestaltet sich die zeitliche Einordnung, wann genau die Kirche mit den Resten des
Tempels errichtet wurde. So ist nicht geklärt, ob die Krypta vor dem Bau der Kirche bereits
errichtet worden war oder ob die Kirche zuerst errichtet wurde. Wenn man nun, wie
beispielsweise Braccili745, von der Nutzung der Krypta als Kirche in der früheren Phase
ausgeht, hätte der christliche Bau die Orientierung des Tempels beibehalten. Folgt man dieser
Ansicht, so wurde die Orientierung erst später um 180 Grad gedreht. So wurde erst zu einem
späteren Zeitpunkt eine Kirche errichtet und darunter die Krypta S. Isaaco. Die Krypta ist
738 Morigi 2003, 81 739 Morigi 2003, 79 740 Braccili 1991, 131 741 Pietrangeli 1940, 79 742 Pietrangeli 1940, 83 743 Morigi 2003, 75 744 Braccili 1991, 129 745 Braccili 1991, 134
89
durch Säulen in drei Schiffe unterteilt, ferner weist sie eine abschließende Apsis mit Fresken
aus dem Leben des Heiligen S. Isaaco auf. Die erste Erwähnung der Kirche fällt in das
12. Jahrhundert, wobei von einer Kirche S. Isaaco die Rede ist. Es handelt sich hierbei um ein
Dokument von Papst Urban III.746 1164 erfolgt die Nennung einer Kirche Santo Sano in
Spoleto.747 Somit war die doppelte Weihung bereits im 12. Jahrhundert gegeben, die Kirche
war Santo Sano und die Krypta Sant´ Isaaco geweiht. Aufgrund dieser schriftlichen Quellen
geht Braccili748 von einer Datierung in das Hochmittelalter für die erste Phase der Kirche aus.
Tempelart Prostylos Antike Widmung ? Maße des Tempels 19,85 x 8,68 m (Podium) Orientierung S Zeitpunkt der Umwandlung 12. JH (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Sant´ Isaaco? Orientierung der Kirche S Quellen Dokument von Papst Urban III749 (Ersterwähnung)
Inschrift, die Weihung an Santo Sano und Sant´ Isaaco belegt750
Sutri (Sutrium)
Auf der Nordostseite des Hügels Savorelli in der Nähe der Stadt Sutri befindet sich die kleine
Felskirche Madonna del Parto. Abbildung Ricci 1985, Abb. 38 zeigt den Grundriss der
Anlage: Sie nimmt eine Länge von 21 m und eine Breite von 5,5 m ein und besteht aus drei
Schiffen, das Niveau ist vom Eingang bis zum Presbyterium ansteigend. Gemäß der Bauweise
finden sich verhältnismäßig viele Stützpfeiler, zehn auf jeder Seite. Die Pilaster fußen nicht
direkt am Boden, sondern ruhen auf einer Basis oder Bank, die dem mittleren Schiff entlang
verläuft (Abbildung: Ricci 1985, Abb. 39). Die Basis der Stützpfeiler weist weiters noch eine
Stufe in Richtung Hauptschiff auf. Die Pilaster besitzen einen quadratischen Grundriss. Die
Decke wurde in Form eines Tonnengewölbes in den Fels gearbeitet. Die Seitenschiffe sind
1 m breit und weisen die gleiche stufenartige Basis für die Pfeiler auf.751
746 Ein Ausschnitt dieses Dokuments findet sich bei Braccili 1991, 135. 747 Es handelt sich dabei um eine Inschrift, die überliefert wurde. Braccili 1991, 135-136 748 Braccili 1991, 137 749 Ein Ausschnitt dieses Dokuments findet sich bei Braccili 1991, 135. 750 Braccili 1991, 135-136 751 Moreselli 1980, 42-43
90
Interpretiert wurde das in den Fels gehauene Gebäude unter anderem als ertruskisches Grab,
das später als Kirche verwendet wurde.752 Aufgrund der divergierenden Form und Gestaltung
im Vergleich zu den sich in der Nähe befindenden Gräbern erscheint dies aber eher als
abwegig.753 Fraglich ist ebenso, inwieweit man mit einer Errichtung einer Felskirche bereits
in frühchristlicher Zeit rechnen darf.754 Sestieri755 sprach sich als einer der Ersten dafür aus,
das Ganze als Mithräum anzusprechen; seinem Vorschlag folgte Cressedi756, der darin ein
Mithräum aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. sieht. Ghetti757 hingegen schließt aufgrund der Form
der Seitenschiffe, die für ein Mithräum als Liegen dienen müssten, die Existenz eines
Mithräums aus. So hätten die Seitenschiffe der Kirche nur durch Wegschlagen der erhöhten
Liegen errichtet werden können (Abbildung: Moreselli 1980, Abb. 49). Ebenso argumentiert
er mit dem für ein Mithräum ungewöhnlichen Verhältnis von Länge zu Breite sowie dem
Fehlen von Wandmalereien. Die eindeutige Zuordnung eines Kultraumes für den Mithraskult
wäre nur durch den Fund einer Darstellung einer Tauroktonie gegeben. Piazza758 beschreibt
eine flache Nische hinter dem Altar, wo heute ein Kassettenbild aus dem 14. Jahrhundert
angebracht ist. Die Maße der Nische würden seiner Meinung nach genau auf ein Tauroktonie-
Relief zutreffen, das man, 10 km von Sutri entfernt, eingemauert fand.759 Bereits Ghetti760
(Abbildung: Ghetti 1986, Abb. 15) beschrieb dieses Relief, das auf der Rückseite die
Renovierung der Bischofsresidenz 1590 festhielt. Folglich bleibt diese Zuordnung eine nicht
belegbare These, problematisch scheint doch der extrem weit entfernte Fundort zu sein. So
muss die Frage, ob es sich hier tatsächlich um ein Mithräum handeln könnte, doch offen
bleiben.
Die Kirche wird aufgrund der Form der Darstellung einer Taube mit einem Ölzweig
(Abbildung: Ghetti 1986, Abb. 12a) und eines Fisches (Abbildung. Ghetti 1986, Abb. 12b) in
das 6. Jahrhundert datiert.761 Sestieri762 hingegen verweist auf die Problematik der Einordnung
der Malereien am Eingang der Kirche, die sowohl ins 4., 5. oder 9. Jahrhundert eingeordnet
werden können. Im Gegensatz dazu datiert Kubach763 diese Felsenkirche in die romanische
752 Cressedi 1966, 573 753 Sestieri 1934, 34 754 Cressedi 1966, 573 755 Sestieri 1934 756 Cressedi 1966, 573 757 Ghetti 1986, 82.85-87 758 Piazza 2006, 64 759 Aufgrund fehlender Angabe der Maße der Nische und des Kultbildes ist die zweifelsfreie maßbezogene Zuordnung nicht überprüfbar. 760 Ghetti 1986, 101 761 Die Datierung erfolgte weiters mit Vergleichen von Felsenkirchen in Süditalien. Ricci 1985, 27 762 Sestieri 1934, 36 763 Kubach 1997, 122
91
Zeit, was durch heute großteils nicht mehr erhaltene Fresken aus dem 12. bis 14. Jahrhundert
belegt ist. Wenn es sich um eine Adaption eines Mithräums handeln sollte, so wurde das
Gebäude eins zu eins übernommen. Moreselli764 äußert die Vermutung, dass es sich bei dem
Presbyterium um eine spätere Erweiterung handeln könnte. So weisen die Pfeiler einen
eindeutig größeren Abstand auf und fußen im Gegensatz zu den restlichen direkt auf dem
Boden. Dies widerspricht allerdings der geäußerten Vermutung, dass hinter dem Altar das
Tauroktonie-Relief herausgeschlagen wurde. Im Boden des Hauptschiffs fand sich weiters ein
Körpergrab.
Tempelart Mithräum? Antike Widmung Mithras? Maße des Tempels 21 x 5,5 m ? Orientierung O Zeitpunkt der Umwandlung 4.-9. JH?/12.-14. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Maria Orientierung der Kirche O Quellen -
Syrakus (Syrakusae)
Athenaion
Auf der Ortygia, im südlichen Bereich (Abbildung: Lippolis u. a. 2007, Abb. 34, 10), befindet
sich das Athenaion, das einen Vorgängerbau aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. besitzt.765 So
konnten von diesem Vorgängerbau noch Fragmente des architektonischen Schmucks sowie
Votive festgestellt werden.766 Bei dem Nachfolgebau, der sich erhalten hat, handelt es sich um
einen Peripteros dorischer Ordnung, der mit sechs mal 14 Säulen rekonstruiert wird
(Abbildung: Coarelli – Torelli 1984, 232).767 Zur Errichtung wurde lokaler Kalkstein
verwendet. Die Cellawand fluchtet mit der Achse der Säule der Schmalseite. Für die Lösung
des Eckkonflikts erfolgte eine Kontraktion des Eckjochs sowie des nächstgelegenen.768 Somit
nimmt das Eckjoch eine Länge von 3,8 m ein, während das nächstgelegene 3,995 m
einnimmt. Im Vergleich dazu messen die restlichen Joche 4,15 bis 4,17 m.769 Die Säulen
764 Moreselli 1980, 43 765 Fiori 1971, 187. Orsi 1910. Orsi 1919 766 Orsi 1919, 370-380. 741-742 767 Longo 2004, 209 768 Gruben 1966, 264 769 Koldewey – Puchstein 1899a, 69
92
weisen 20 Kanneluren auf770 und besitzen einen Abakus mit 2,46 m Breite (Abbildung:
Mertens 1984, Taf. 43, 2)771. Im Südwesten stehen noch die zwei Säulen des Opisthodoms
(Abbildung: Mertens 1984, Taf. 43, 1).772 Insgesamt erstreckt sich der Tempel auf einer
Fläche von 22 mal 55 m773, die Cella ist 12,27 mal 9,83 m groß.774 Die Säulen besitzen eine
Höhe von 8,71 m775 und einen Durchmesser von 1,92 m776. Die von Mertens777 festgestellte
Höhe des Architravs auf der Nordseite beträgt 1,48 m, während er für die Triglyphenhöhe
1,4 m angibt (Abbildung: Mertens 1984, Taf. 41, 2). Die Breite der Triglyphe konnte mit
0,83 m festgestellt werden, die Metopen nahmen eine Breite von 1,25 m ein (Abbildung:
Mertens 1984, Taf. 42, 4). Der Tempel weist weiters am Stylobat eine Kurvatur auf, da die
Säulen alle die gleiche Höhe besitzen, wurde dies bis ins Gebälk übernommen. Gemäß
Cicero778 besaß der Athena-Tempel, der mit dem vorliegenden Tempel gleichgesetzt wird,
kunstvoll verzierte Cellatüren aus Elfenbein. Insgesamt konnten drei löwenkopfförmige
Akrotere festgestellt werden (Abbildung: Orsi 1919, Taf. 26).779 Etwaige Spuren von Säulen
in der Cella sind nicht mehr feststellbar.780 Nordöstlich des Tempels fand man eine
rechteckige Struktur, die von Orsi781 als möglicher Altar angesprochen wird (Abbildung: Orsi
1919, Abb. 261). Ebenso konnten noch Reste der Temenosumfriedung festgestellt werden.782
Man geht davon aus, dass der jüngere Bau kurz nach Beginn des 5. Jahrhundert v. Chr.,
begonnen wurde. Aufgrund der Zuschreibung als Siegestempel nach der Schlacht bei Himera
erfolgt eine Einordnung zwischen 480 und 470 v. Chr.783 Gemäß Coarelli – Torelli784 ist die
festzustellende Form der Säulen für diesen Zeitraum typisch. Koldewey – Puchstein datierten
den Tempel aufgrund seiner kanonischen Form um 440 v. Chr. Allerdings verwies Orsi785
bereits darauf, dass eine Datierung um 470 v. Chr. aufgrund der Kapitellform besser passe.786
Die Zuschreibung der Dedikation an Athene erfolgte ebenso über Ciceros787 Beschreibung,
770 Gruben 1966, 264 771 Mertens 1984, 70 772 Koldewey – Puchstein 1899a, 69 773 Coarelli – Torelli 1984, 234 - Mertens gibt genauere Maße mit 22,18 mal 55,45 m an. Mertens 1984, 77 774 Mertens 1984, 68 775 Mertens gibt die Säulenhöhe mit 8,78 m wieder. Mertens 1984, 70 776 Coarelli – Torelli 1984, 234 - Van Compernolle hingegen gibt einen Durchmesser von 1,97 m an. Van Compernolle 1989, 47 777 Mertens 1984, 73 778 Cic. Verr. 2, 4, 125 779 Orsi 1919, 724-726 780 Gruben 1966, 265 781 Orsi 1919, 433-436 782 Orsi 1919, 139-740 783 Dinsmoor 1950, 108. Fiori 1971, 188 784 Coarelli – Torelli 1984, 234 785 Orsi 1919, 750. 754 786 Shoe datiert den Tempel in denselben Zeitraum von 474 bis 460 v. Chr. Shoe 1952, 42 787 Cic. Verr. 2, 4, 120
93
der den Athena-Tempel als eines der beiden wichtigsten Kultgebäude auf der Ortygia
nennt.788
Bei der feststellbaren Adaption des Tempels in eine Kirche wurde der Säulenumgang
geschlossen und bildete folglich die Außenwand (Abbildung: Vaes 1986, Abb. 49). Ferner
wurden dabei die Cellamauern durchbrochen, wodurch ein Hauptschiff und zwei Längsschiffe
entstanden. Ebenso wurden die Mauern des Pronaos sowie des Opisthodoms abgerissen, um
mehr Platz für das Hauptschiff zu erreichen.789 Die Südwestseite des Tempels hat sich in der
noch erkennbaren Form der Kirche nicht mehr erhalten, was vermutlich auf den im Barock
erfolgten Bau einer neuen Fassade zurückzuführen ist. Weiters wurde das Niveau der Kirche
etwas tiefer als der Stylobat gelegt, wobei man den antiken Fußboden abtrug. In der
Abbildung Vaes 1986, Abb. 49 ist auf der Nordostseite eine rekonstruierte Apsis zu erkennen,
die zeitlich als frühchristlich beschrieben wird. Auch Deichmann790 spricht von einer
angenommenen Apsis, die in der erhaltenen Form der Kirche nicht mehr sichtbar ist. Unklar
ist allerdings, warum Vaes791 hier überhaupt eine Apsis rekonstruiert, zudem Deichmann792
sogar einräumt, dass von dieser nichts mehr erhalten ist. Carnabuci793 spricht zudem vom
Vorhandensein von drei abschließenden Apsiden, die entweder in der Normannenzeit errichtet
wurden oder zumindest vor dieser Zeitstufe existierten. Auch Fiori794 spricht von Apsiden, die
man durch die Neubauten nach Erdbeben in den Jahren 1542 und 1693 abriss und durch
barocke Elemente ersetzte. Allerdings ist unklar, auf welcher Grundlage diese Feststellung
zustande kam. Beim Umwandlungsprozess wurde weiters eine Umkehrung der Orientierung
um 180 Grad für die Verwendung als Kirche vorgenommen.
Carnabuci795 berichtet von einem Dokument, das die Kirche unter Bischof Zosimos im
7. Jahrhundert n. Chr. zur Kathedrale erhebt.796 Allerdings verwiesen Koldewey –
Puchstein797 noch auf eine nur teilweise angenommene Zuweisung des Umbaus an Bischof
788 Diese Zuweisung gilt seit Orsi als bewiesen. Mertens 1984, 68 FN 176 789 Es erfolgt immer der Verweis auf denselben Umwandlungsprozess des sog. Concordia-Tempels in Agrigent, jedoch konnte Trizzino ausführlich darlegen, dass die byzantinische Kirche nur einen Teil des Tempels verwendete und erst im Barock der Durchbruch der Cellamauern vorgenommen wurde. Trizzino 1984 - Aus diesem Grund ist zumindest die Frage berechtigt, inwieweit man tatsächlich diese erkennbaren Eingriffe der Umwandlung bereits dem 7. Jahrhundert n. Chr. zurechnen soll. 790 Deichmann 1939, 135 791 Vaes 1986, Abb. 49 792 Deichmann 1939, 135 793 Carnabuci 1996, 172 794 Fiori 1971, 189 795 Carnabuci 1996, 172 - Carnabuci räumt noch ein, dass das Datum der genauen Umwandlung davor sich aber nicht feststellen lasse. Carnabuci 1996, 172 796 Leider fanden sich zu diesem erwähnten Dokument keinerlei Informationen, wo man diese Quelle nachschlagen kann. Interessant wäre nämlich der Kirchenname und ob hier wirklich eine gesicherte Zuweisung mit der Kathedrale gegeben ist. 797 Koldewey – Puchstein 1899a, 68
94
Zosimos798. Hingegen postulierte Orsi799 eine Zuschreibung der Tempel-Kirchen-
Umwandlung an Bischof Zosimos im 7. Jahrhundert, allerdings ohne auf die etwaige Quelle
einzugehen. Gruben800 schreibt die Umwandlung des Tempels in eine dreischiffige Basilika
ohne erkennbare Begründung dem 7. Jahrhundert n. Chr. zu, dieser Datierung schließen sich
Coarelli – Torelli801, Mertens802 und Fiori803 an. Einzig Agnello zitiert aus der Vita des
Heiligen Zosimos804, der Bischof von Syrakus war, die betreffende Textpassage: „Dei
Genetricis templum […] omnibus ornamentis […] renovavit“805 Somit ist aber in dieser
Vita806 nur von einer Renovierung durch Zosimos die Rede, nicht aber von einer
Umwandlung des Tempels in eine Kirche. Ferner kann aufgrund möglicher
Namenskontinuität eine Identifizierung mit dem Dom von Syrakus, der Maria geweiht ist,
zumindest vermutet werden. Somit wäre gemäß Agnello807 belegt, dass bereits um 650 n. Chr.
die Umwandlung erfolgt ist. Seine Vermutung, diese Adaption bereits zur Zeit von Papst
Gregor I einzuordnen, kann weder verifiziert noch falsifiziert werden. Der Hinweis in der
Zosimos Vita, deren Entstehungszeit etwa gegen Ende des 7. Jahrhunderts n. Chr. angesetzt
wird808, liefert für eine Umwandlung nur einen Terminus ante quem. Die von Orsi809
durchgeführten Grabungen um den Tempel brachten allerdings keine Ergebnisse für eine
bessere zeitliche Eingrenzung der Umwandlung in eine Kirche. Auf Grundlage der Vita und
des guten Erhaltungszustandes sowie der Siedlungskontinuität in Syrakus mag eine Datierung
des Umwandlungsprozesses in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. nicht abwegig
erscheinen. Im Bereich nordöstlich und nordwestlich um den Dom konnten Gräber festgestellt
werden, die als byzantinisch und mittelalterlich angesprochen werden. Einzig in einem
Körpergrab konnte eine Münze von Theophilus (829-842) festgestellt werden, die jedoch
keine absolute Datierung für die Gräber liefert. Denn Münzen können eine hohe Umlaufzeit
798 Gruben verweist zwar auf das Episkopat von Zosimos im 7. Jahrhundert n. Chr., gibt aber keine Zuweisung der Umbauten an diesen Bischof an. Gruben 1966, 262 799 Orsi 1919, 364 800 Gruben 1966, 262 801 Coarelli – Torelli 1984, 233 802 Mertens 1984, 68 803 Fiori 1971, 189 804 Von dieser Vita existiert m. E. zur Zeit keine Edition beziehungsweise Übersetzung in einer lebenden Sprache. 805 Agnello 1980, 22 806 Die einzig (im Rahmen dieser Arbeit) zugängliche Wiedergabe der Vita findet sich bei Gaetani 1675, 226-231. Von dieser, ursprünglich griechisch abgefassten Vita hat sich nur eine lateinische Übersetzung unbekannten Datums erhalten. Re 2000, 29 807 Agnello 1980, 22 808 Re 2000, 30 809 Orsi 1910. Orsi 1919
95
aufweisen, wodurch die Prägungszeit in diesem Zusammenhang nur einen Terminus post
quem für das Anlegen des Grabes liefert. 810
Durch die islamische Expansion fand die Kirche gemäß Gruben811 und Coarelli – Torelli812
folglich Nutzung als Moschee, wobei diese Nutzung allerdings nicht nachvollziehbar ist, da
sie keine erkennbaren Spuren hinterließ. Ebenso werden keine schriftlichen Quellen genannt,
die auf diese Nutzung hinweisen würden. Eine ähnlich schlechte Überlieferungslage trifft auf
die angenommene Weihung der Moschee in eine Kirche im Jahr 1093 zu, als die Normannen
aus Syrakus vertrieben wurden. Im Laufe der Zeit fanden mehrere Umbauten statt, so wurden
in der Renaissance und im Barock zahlreiche dem Zeitgeschmack entsprechende Änderungen
vorgenommen. So stammt beispielsweise die Vorhalle aus dem Jahr 1693, als man die Kirche
nach einem Erdbeben wieder aufbaute. 1925 entfernte man die barocken Verkleidungen und
legte den Tempel, soweit möglich, wieder frei.813 So sind die antiken Bauelemente auch im
Kircheninneren gut erkennbar (Abbildung: Longo 2004, 208). Heute trägt die Kirche die
Weihung Santa Maria delle Colonne, doch aus der bereits zuvor angesprochenen schlechten
Quellenlage ist nicht nachvollziehbar, ob bereits die erste Kirche diese Weihung trug.
Aufgrund der bestehenden Namenstradition der Heiligenverehrung seit der Spätantike kann
doch zumindest diese Vermutung geäußert werden.
Tempelart Peripteros Antike Widmung Athena Maße des Tempels 22 x 55 m (Podium) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung vor 650 n. Chr. (schriftl.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche Maria della Colonna Orientierung der Kirche SO Quellen Cic. Verr. 2, 4, 120
Zosimos Vita814
Apolltempel
Im nördlichen Teil der Ortygia befindet sich der Apolltempel, es handelt sich dabei um einen
als Peripteros mit sechs mal 17 Säulen ergänzten Tempel mit vierstufigem Unterbau
(Abbildung: Cultrera 1951, Abb. 107).815 Zwischen 1933 und 1943 wurde der Tempel
810 Orsi 1919, 364-367 811 Gruben 1966, 262 812 Coarelli – Torelli 1984, 233 813 Gruben 1966, 262. Coarelli – Torelli 1984, 233-234 814 Gaetani 1675, 226-231 815 Longo 2004, 209
96
sichtbar gemacht, wobei man zahlreiche Anbauten entfernte.816 Abbildung Cultrera 1951,
Abb. 1 zeigt den Tempel in seinem damaligen verbauten Erscheinungsbild. Die Hauptfassade
war durch eine doppelte Säulenreihe im Osten betont, weiters weist der Tempel ein Adyton
auf, das von der Cella zugänglich war. Die Cella wurde durch zwei Säulenreihen mit je sieben
Säulen in drei Schiffe geteilt. Vom Tempel haben sich zwei ganze sowie Reste von Säulen auf
der Südseite und an der Frontseite im Osten erhalten (Abbildng: Cultrera 19951, Abb. 10).
Weiters ist heute noch ein Teil der Cellamauer im Süden zu erkennen (Abbildung: Longo
2004, 207), beim Podium im Westen handelt es sich um moderne Restaurierungen.817 Der
Tempel hat sich nämlich auf der westlichen Seite aufgrund späterer Baumaßnahmen für eine
Kaserne im 17. Jahrhundert nicht erhalten. Jedoch machte der Fund der Nordwest-Ecke eine
Aufnahme der gesamten Erstreckung möglich818: Insgesamt erstreckte sich das Kultgebäude
auf einer Fläche von 58,10 mal 24,50 m.819 Die Cella misst 11,77 mal 37,20 m.820 Die
Säulenhöhe beträgt 7,98 m und der Durchmesser der Säulen auf der Ostseite nimmt 2,02 m
ein, während der Durchmesser der Säulen auf den Längsseiten 1,85 m beträgt.821 Die Säulen
erscheinen sehr stämmig, dieser Eindruck wird durch das enge Aneinandersetzen der Säulen
noch verstärkt. Zurückgeführt wird dies auf die Problematik vom Übergang von Holz- zu
Steinsäulen.822 Die Interkolumnien variieren stark und reichen von 3,33 bis 4,15 m.823 Die
Deckplatten der Kapitelle weisen eine Breite von 2,86 m auf. Die Kanneluren fielen
verhältnismäßig flach aus und sind in ihrer Zahl nur 16 anstatt der später üblichen 20. Weiters
scheint die Anordnung der Triglyphen und Metopen in keinem direkten Bezug zu der
Säulenstellung zu stehen.824 Im Süden und Westen sind noch die Temenosmauern erkennbar,
wie in Abbildung Czktrera 1951, Abb. 15 und Abb. 16 ersichtlich.825 Reste von Triglyphen
haben sich in der in normannischer Zeit errichteten Mauer erhalten (Abbildung: Cultrera
1951, Abb. 24), es handelt sich dabei um ein 0,87 m hohes, erhaltenes und ein 0,75 m hohes,
erhaltenes Fragmentstück. Weiters hat sich noch ein Fragment des Gesimses erhalten
(Abbildung: Cultrera 1951, Abb. 26). Fragmente vom Terrakottaschmuck fanden sich vor
allem in der Nordwestecke des Tempels, darunter befinden sich die Fragmente eines
816 Coarelli – Torelli 1984, 230 817 Coarelli – Torelli 1984, 231 818 Cultrera 1951, 734 819 Coarelli – Torelli 1984, 230 820 Gruben 1966, 258 821 Coarelli – Torelli 1984, 230 822 Dinsmoor 1950, 76-77 823 Coarelli – Torelli 1984, 231 824 Gruben 1966, 260 825 Coarelli – Torelli 1984, 231
97
Gorgonenhaupts (Abbildung: Cultrera 1951, Abb. 49).826 Cultrera827 geht davon aus, dass
auch der obere Teil des Tempels aus Stein und nicht aus Holz errichtet wurde. Der Tempel
weist die klassische Orientierung nach Westen mit Eingang im Osten auf.828
Coarelli – Torelli829 und Longo830 datieren den Tempel in das erste Viertel des
6. Jahrhunderts v. Chr., Gruben831 ordnet ihn zeitlich um 570/560 v. Chr. ein.832 Cultrera833
verwies zudem auf die Möglichkeit, durch die Form der Buchstaben der Inschrift den Beginn
des Baus zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. anzusetzen. Die Identifizierung der
Dedikation des Tempels an Apoll erfolgt auf einer eingeritzten Inschrift auf der höchsten
Stufe des Gebäudes im Osten: „Kleom[en] es hat (den Tempel) dem Apollon gemacht, (der
Sohn) des Knidiedidas, und Epikles die Säulen, schöne Werke“.834 Dabei handelt es sich um
einen äußerst raren Umstand, wodurch der Architekt des Tempels bekannt ist. Dennoch wurde
auch vorgeschlagen, im vorliegenden Kultgebäude den Diana-Tempel835 oder ein
Kultgebäude für die Geschwister Diana und Apoll836 zu sehen. Cicero837 spricht nämlich vom
Diana-Tempel als einen der beiden bedeutendsten Kultgebäude der Ortygia. Gemäß Coarelli –
Torelli838 ist jedoch ein Ansprechen des Tempels als Apoll-Tempel aufgrund der gegebenen
Inschrift die wohl treffendste Zuweisung.
Die Reste einer 1,7 m breiten Tür, 2 m über dem Niveau des Tempels, sind (Abbildung:
Cultrera 1951, Abb. 13) zu erkennen. Ebenso kann man das Schließen der Interkolumnien des
Pronaos sowie eine Verlängerung der seitlichen Cellamauern feststellen.839 Diese noch
erkennbaren Eingriffe am Kultgebäude werden von Coarelli – Torelli840 als vermutlich
byzantinisch eingestuft. Fiori841 sieht darin die Adaption des Tempels für eine Kirche mit
einem doppelten Narthex. Generell stellt die Wiedernutzung des Tempels als Kirche eine
opinio comunis dar, wenn auch eingeräumt werden muss, dass die exakte Ausdehnung der
826 Cultrera 1951, 763-765. 767-786 827 Cultrera 1951, 831 828 Lippolis u. a. 2007, 839 829 Coarelli – Torelli 1984, 231 830 Longo 2004, 209 831 Gruben 1966, 257 832 Ebenfalls für eine Datierung zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. Lippolis u. a. 2007, 839 833 Cultrera 1951, 851 834 Gruben 1966, 257 835 Cultrera 1951, 702-703 836 Fiori 1971, 190 - Cultrera spricht von der Möglichkeit, dass in der Inschrift die Weihung an Artemis einfach aus Gründen der Abkürzung weggelassen worden sein könnte. Cultrera 1951, 705 837 Cic. Verr. 2, 4, 120 838 Coarelli – Torelli 1984, 229-230 839 Cultrera 1951, 713. 739 840 Coarelli – Torelli 1984, 231 841 Fiori 1971, 190
98
Kirche unbekannt ist.842 Weiters stammen laut Carnabuci843 vom Umbau in eine Kirche
Veränderungen der Stufen an der Frontseite sowie ein Einschnitt für ein Taufbecken844. So
lässt sich nicht klären, ob die Kirche im Pronaos des Tempels ein Atrium besaß und welche
Teile des Tempels wirklich Teil des Kirchengebäudes waren.845 Agnello846 vermutet, dass die
erkennbaren Eingriffe für den Umbau in eine Kirche aufgrund der bereits gegebenen
Dreiteilung der Cella relativ gering waren. Demnach würde er die Kirche nur innerhalb der
Cella ansiedeln. Die Lage der bereits erwähnten Tür lässt zumindest auf einen Eingang auf
der südlichen Seite schließen, jedoch bleibt unklar, ob dies der Haupteingang oder nur ein
Nebeneingang war. Die Dekoration des Türbogens weist normannischen Dekor auf. Für eine
Nutzung bis in die byzantinische Zeit des Tempelareals sprechen die Funde von
byzantinischen Lampen.847
Folgt man Fioris848 Ausführungen, so fand der Tempel vor der arabischen Eroberung Nutzung
als Kirche. Agnello849 datiert die Adaption des Tempels für eine Kirche in das 6. Jahrhundert,
doch nennt auch er keine datierbaren Elemente des Gebäudes.850 Eine arabische Inschrift851 in
der Cella lässt an eine Nutzung als Moschee denken. Laut Fiori852 wurde das Gebäude
folglich unter den Normannen wieder als Kirche genützt, allerdings auf einem höheren
Niveau; davon zeugt noch die bereits erwähnt spitzbogige Tür. 1562 wurde der Tempel beim
Bau einer Kaserne wiederentdeckt853, wodurch man von einer erfolgten Auflassung der
Kirche ausgehen muss. Die umrissartige Darstellung der nachantiken Nutzungsgeschichte des
Tempels deutet auf die Problematik der Undatierbarkeit der erfolgten Um- und Anbauten am
heidnischen Kultgebäude hin. Ein byzantinisches Kapitell sowie ein Kragstein stammen aus
früheren Grabungen um den Apolltempel, allerdings ist ihre Zugehörigkeit zur vermuteten
Kirche umstritten. Ebenso unklar ist die zeitliche Einordnung der Wohnhäuser südlich des
Tempels. Die Errichtung einer zweiten Kirche zu normannischer Zeit erschwert das
842 Die Gründe für die Annahme einer Existenz einer Kirche sind nicht unbedingt eindeutig feststellbar, so fehlen m. E. eindeutig auf eine christliche Kultausübung zurückzuführende Befunde, wie beispielsweise Gräber. 843 Carnabuci 1996, 177 844 Dies ist insofern nicht nachvollziehbar, da sich keine Abbildung mit diesem Einschnitt finden ließ, weiters ist auch die eindeutige Zuweisung für ein Taufbecken folglich nicht überprüfbar. 845 Cultrera 1951, 713-714 846 Agnello 1980, 23 847 Cultrera 1951, 805-806 848 Fiori 1971, 190 849 Agnello 1980, 23 850Agnellos Datierung der Umwandlung des Apoll-Tempels in eine Kirche erfolgt im Grunde auf seiner Meinung, dass dieses Phänomen in diesen Zeitraum datiere. Agnello 1980, 22-23 851 Es wurde auf eine Wiedergabe des Fotos in Cultrera 1951, Abb. 3 verzichtet, da die Inschrift nur sehr schwer erkennbar ist. Die erschwerte Lesbarkeit der Inschrift ist auf die hohe Porosität des Kalksteins zurückzuführen. Da der Inhalt und die Lesung großteils unklar sind, war auch keine Umschrift aufzufinden. 852 Fiori 1971, 190 853 Cultrera 1951, 706-707
99
Nachweisen der ersten christlichen Kirche, zumal eine klare Trennung zwischen den erfolgten
und erkennbaren Umbauten nicht möglich ist. Die Dedikation der Kirche bleibt ebenso
ungeklärt, Vaes854 schlägt eine mögliche Weihung an S. Paolo vor. Carnabuci855 hingegen
schlägt eine Dedikation der normannischen Basilika mit S. Salvatore vor, allerdings ist die
Grundlage dieser Annahme nicht nachvollziehbar.
Tempelart Peripteros Antike Widmung Apoll Maße des Tempels 58,10 x 24,50 m (Podium) Orientierung W Zeitpunkt der Umwandlung 6. JH??/byzantinisch/normannisch (arch.) Nutzung als Kirche vermutet Widmung der Kirche S. Paolo?/S. Salvatore? Orientierung der Kirche ? Quellen Cic. Verr. 2, 4, 120
Taormina (Tauromenium)
Bei der Porta Messina liegt ein in antis rekonstruierter Tempel (Abbildung: Wilson 1990,
Abb. 95, 1), der sich auf der Südwestseite deutlich von den Mauern der Kirche S. Pancrazio
abhebt.856 In den Abbildungen Koldewey – Puchstein 1899a, Abb. 165 und Santangelo 1955,
Abb. 52 ist das antike Quadermauerwerk deutlich neben den modernen Anbauten auf der
linken Seite der Kirche zu erkennen. Coarelli – Torelli857 sprechen weiters von einem
erhaltenen Mauerzug der zweiten Seitenmauer, was wohl in Abbildung Santangelo 1955,
Abb. 53 zu sehen ist. Der Tempel nimmt eine Orientierung nach Nordwesten ein. Die
Cellamauer nimmt samt Antenvorsprung eine Länge von etwa 14 m und eine Breite von 10 m
ein858. Ob der Tempel ein Adyton aufwies oder wie die Gestaltung der Rückwand im Detail
aussah, ist auf Basis der bekannten Fakten nicht zu bestimmen. So muss auch der Vorschlag
von Koldewey – Puchstein859 mit Halbsäulen an der Rückseite offen bleiben (Abbildung:
Koldewey – Puchstein 1899a, Abb. 165).
854 Vaes 1987 - Doch aufgrund der Nicht-Zugänglichkeit seiner Dissertation ist unklar, auf welchen Überlegungen diese Vermutung erfolgte. Möglicherweise ist die südlich vom Tempel gelegene Kirche S. Paolo dafür ausschlaggebend, deren Ursprünge bis in die frühchristliche Zeit zurückreichen sollen. 855 Carnabuci 1996, 177 856 Santangelo 1955, 59 857 Coarelli – Torelli 1984, 364 858 Diese Maße sind der Skizze von Wilson 1990, Abb. 95,1 entnommen. Interessanterweise gibt die Skizze die Breite als nicht belegt wieder, was im Widerspruch zu der offensichtlich erhaltenen zweiten Seitenmauer des Tempels steht. 859 Koldewey – Puchstein 1899a, 186
100
Die Datierung des Tempels gestaltet sich als schwierig; so wird er von Santangelo860 als
griechisch und von Koldewey – Puchstein861, Coarelli – Torelli862 und Bacci863 als
hellenistisch angesprochen. Die Dedikation an Serapis ist durch eine nördlich der Kirche
aufgefundene griechische Inschrift864 belegt, eine scheinbare Doppelweihung an Serapis und
Isis gibt eine lateinische Inschrift865 wieder.866 Ungeklärt ist die Frage, ob überhaupt eine
tatsächliche Doppelweihung bestand. So spricht Gentili 867 beispielsweise nur von einer
Dedikation an Serapis. Weiters ist unklar, ob eine Weihung an Serapis und Isis bereits zu
griechischer Zeit bestand oder erst in römischer Zeit nachtragend umgeweiht wurde.
Santangelo868 spricht sich für eine Aufnahme des Isiskultes im Serapistempel in späterer Zeit
aus. Der Tempel wird jedoch großteils als Serapis- und Isistempel angesprochen.869 Zusätzlich
fand man noch eine Statue (Abbildung: Santangelo 1955, Abb. 54), die als Isis-Priesterin
angesprochen wird.870
Bei der Umwandlung des Tempels in die Kirche wurde die Orientierung übernommen, der
Eingang zum Gebäude lag somit im Südosten. Koldewey – Puchstein871 gingen davon aus,
dass bei der Adaption des Tempels für eine Kirche die exakte Breite übernommen wurde.
Wenngleich sie einräumten, die Nordwestwand nur unter modernem Stuck zu vermuten.
Diese Vermutung scheint sich, wie aus Abbildung Santangelo 1955, Abb. 53 ersichtlich,
bewahrheitet zu haben. Wann genau diese Adaption stattfand, lässt sich nicht beantworten.
Tempelart Antentempel Antike Widmung Serapis und Isis Maße des Tempels 14 x 10 m (Cella) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung ? Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Pankrazio Orientierung der Kirche NW Quellen CIL X 6986
IG XIV 433 860 Santangelo 1955, 59 861 Koldewey – Puchstein 1899a, 186 862 Coarelli – Torelli 1984, 364 863 Bacci 1997, 527 864 IG XIV 433 865 CIL X 6986 866 Hier sei nur auf die Möglichkeit verwiesen, dass durchaus auch Weihungen an eine Gottheit in einem Tempel, der nicht dieser Gottheit gewidmet war, denkbar sind. 867 Gentili 1966, 598 868 Santangelo 1955, 59 869 Coarelli – Torelli 1984, 364. Koldewey – Puchstein 1899a, 185-186 870 Santangelo 1955, 59 871 Koldewey – Puchstein 1899a, 185
101
Tivoli (Tibur)
Rundtempel der Akropolis
Auf der Akropolis von Tivoli befindet sich eine Tholos, die sich auf einem 2,39 m hohen
Podium mit Travertinverkleidung erhebt (Abbildung: Coarelli 1982, 90. 91. Schenk 1997,
Taf. 14, 2. Taf. 44, 1). Der Durchmesser des Tempels beträgt 14,25 m. Ursprünglich besaß der
Tempel 18 Säulen mit korinthischen Kapitellen (Abbildung: Schenk 1997, Taf. 44, 2), von
diesen haben sich zehn erhalten. Die Basen sind attisch, weiters weisen die Säulen jeweils 18
Kanneluren auf. Insgesamt erreichen die Säulen samt Basis und Kapitell eine Höhe von 7,1 m.
Die Mauern bestehen aus opus incertum und aus Tuff. Das 5,01 m hohe Eingangsportal zum
Tempel befindet sich im Südwesten, somit weist er eine Orientierung nach Nordosten auf. Die
Türschwelle des antiken Tempels befindet sich noch in situ. Zu beiden Seiten der Tür waren
zwei Fenster angebracht, wobei sich nur das rechte erhalten hat. Im Inneren befindet sich eine
Nische mit den Maßen von 0,48 mal 0,26 mal 0,48 m gegenüber der Tür, die Coarelli872 als
zum Tempel und nicht zur mittelalterlichen Kirche gehörend anspricht. Die antiken
Zugangstreppen sind verlorengegangen, sind aber mit Sicherheit vor dem Eingang im
Südwesten anzusiedeln. Das genaue Aussehen der Überdachung der Cella lässt sich nicht
mehr exakt nachvollziehen.873
Coarelli874 ordnet den Tempel in die letzten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts v. Chr. ein875,
wobei er dies mit Vergleichen mit Gebäuden in der restlichen Stadt begründet. Zu dieser
zeitlichen Einordnung passt seiner Meinung nach die Verwendung von opus incertum sowie
die Form der korinthischen Kapitelle. Conticello876 hingegen ordnet ihn um die Mitte des
1. Jahrhunderts v. Chr. ein, von Hesberg877 datiert ihn in die sullanische Zeit. Die Inschrift878,
die sich auf dem Architrav erhalten hat, nennt einen Lucius Gellius. Coarelli879 setzt diesen
gleich mit L. Gellius Poplicola, einem Prätor aus dem Jahr 94 v. Chr. Die Errichtung einer
Inschrift könnte auf eine Ausübung eines lokalen Amts zurückzuführen sein, was noch in das
2. Jahrhundert v. Chr. gefallen wäre. Lauter-Bufe880 hingegen weist darauf hin, dass eine
Gleichsetzung des in der Inschrift genannten mit dem bekannten Amtsträger nicht zwingend
anzunehmen sei. Der Tempel wird oft als Vesta-Tempel bezeichnet, jedoch gestaltet sich die
872 Coarelli 1982, 93 873 Delbrück 1912, 21 874 Coarelli 1982, 92 875 Ebenso Schenk 1997, 54 876 Conticello 1966, 890 877 Von Hesberg 1981, 204 878 CIL XIV 3573 879 Coarelli 1982, 93 880 Lauter-Bufe 1987, 54
102
Identifikation der Weihung als schwierig. Das Kultgebäude wird mit den antiken Nachrichten
für einen Sybillenkult in Tivoli881 in Verbindung gebracht, doch ist m. E. eine eindeutige
Identifizierung dieses Tempels als Sybillentempel nicht gegeben.
Der Umbau im Mittelalter zur Kirche S. Maria Rotonda scheint durch die Errichtung einer
kleinen Apsis, leicht versetzt gegenüber der Eingangstür, angedeutet zu sein. Somit scheint
der Eindruck gegeben, dass die Kirche die Orientierung des Tempels übernahm. Wann genau
der Umbau einzuordnen ist, konnte leider nicht festgestellt werden.882 Durch eine
Photographie um 1858 ist erkenntlich, dass die Kirche zu dieser Zeit bereits entfernt wurde.
Darum sind auch Aussagen zum genauen Aussehen nicht mehr möglich.
Tempelart Tholos Antike Widmung ? (Vesta? Sybille?) Maße des Tempels 14,25 m (Durchmesser) Orientierung NO Zeitpunkt der Umwandlung ? (MA) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Maria Rotonda Orientierung der Kirche NO Quellen Hor. carm. 1, 7, 12?
Lact. inst. 1, 6, 12? CIL XIV 3573
Prostylos der Akropolis
Der zweite Tempel der Akropolis in Tivoli, ein tetrastyler Pseudoperipteros883, besitzt ein
Podium aus opus quadratum, das mit Travertin errichtet wurde und eine Höhe von 1,76 m
aufweist (Coarelli 1982, 90. 91. Delbrück 1912, Abb. 15. Abb 16). Von den Frontsäulen
haben sich nur mehr noch die beiden seitlichsten mit attischen Basen erhalten, wobei die
Kapitelle ebenso nicht mehr erhalten sind. Der Tempel weist weiters noch jeweils vier
Blendsäulen an den Längsseiten und vier an der Rückseite auf. Von diesen Säulen hat sich ein
Kapitell erhalten und zwar jenes zweitnördlichste der Rückseite. Dabei handelt es sich um ein
ionisches Kapitell, dementsprechend kann die Ordnung als ionisch identifiziert werden. Die
Wände der Cella bestehen aus opus quadratus. Insgesamt erstreckt sich der Tempel auf einer
Fläche von 15,9 mal 9,15 m.884 Vom Gebälk hat sich nichts erhalten. Nordwestlich war dem
Tempel eine Zugangstreppe vorgelagert, somit nahm er eine Orientierung nach Südosten
881 Hor. carm. 1, 7, 12. Lact. inst. 1, 6, 12 882 Leider war das Standardwerk F. Giuliani , Tibur I, Forma Italiae 1, 7 (Rom 1970) nicht zugänglich, wodurch nicht mehr Information zu der mittelalterlichen Kirche möglich sind. 883 Delbrück 1912, 14 884 Coarelli 1981, 91-92
103
ein.885 Für eine Identifikation der Widmung fehlen jegliche Indizien. Aufgrund des Fehlens
von opus cementitium sowie der Form des Kapitells datiert Coarelli886 den Bau um die Hälfte
des 2. Jahrhunderts v. Chr. Conticello887 hingegen nimmt eine zeitliche Einordnung des
Tempels um die Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. vor.
Im Mittelalter erfuhr der Tempel eine Nutzung als Kirche S. Giorgio888, wobei der gute
Erhaltungszustand auf eine möglichst direkte Übernahme der Tempelstrukturen in die Kirche
schließen lässt. Leider konnten keine näheren Angaben zu dieser mittelalterlichen Kirche
gefunden werden.
Tempelart Pseudoperipteros Antike Widmung ? Maße des Tempels 15,9 x 9,15 m (Podium) Orientierung SO Zeitpunkt der Umwandlung ? (MA) Nutzung als Kirche nicht nachvollziehbar Widmung der Kirche S. Giorgio Orientierung der Kirche SO?? Quellen -
Vastogirardi
Bei der Gegend S. Angelo in Vastogirardi befindet sich ein Tempel, der als tetrastyler
Prostylos mit Anten rekonstruiert wird (Abbildung: Pagano u. a. 2005, 505). Dessen Podium
misst 17,92 mal 10,81 m und weist eine Podiumshöhe von 1,83 m auf. Vom aufgehenden
Mauerwerk hat sich nichts mehr erhalten, es sind allerdings noch die ursprünglich zu den
Mauern gehörenden Steinblöcke am Boden verstreut zu sehen (Abbildung: Pagano u. a. 2005,
Abb. 1). Die Zugangstreppen waren zentral im Podium an der Hauptseite im Südwesten
angebracht, somit weist der Tempel eine Orientierung nach Nordwesten auf.889 Vom
aufgehenden Architekturschmuck hat sich nur ein Fragment einer Leiste erhalten (Abbildung:
Morel 1976, Abb. 3).890 Das aufgehende Mauerwerk war gemäß Capini891 in opus incertum
angelegt. In einem Abstand von etwa 40 m befindet sich nordöstlich vom Tempel ein
Mauerzug, der eine Nord-Süd-Orientierung aufweist, dabei handelt es sich wahrscheinlich um
885 Delbrück 1912, 14 886 Coarelli 1982, 92 887 Conticello 1966, 890 888 Coarelli 1982, 91 - Leider ist unklar, aufgrund welcher Beweislage eine Umwandlung angenommen wird; allerdings spricht zumindest der gute Erhaltungszustand für eine Nutzung im Mittelalter. 889 Coarelli – La Regina 1984, 257-258 890 Morel 1976, 259 891 Capini 1997, 956
104
die Temenos-Mauer.892 Weiters befindet sich östlich und nördlich vom Tempel ein
Umgang.893 55,77 m südlich von diesem Tempel liegt ein weiteres Gebäude ungeklärter
Funktion, das einen rechteckigen Grundriss von 17 mal 9 m aufweist.894
Abbildung Morel 1976, Abb. 1 und Abb. 2 zeigen das Profil vom Podium, das aufgrund der
Form gemäß Coarelli – La Regina895 im 2. Jahrhundert v. Chr. anzusiedeln ist. Weiters ordnen
sie die genaue Errichtungszeit in den Zeitraum zwischen 130 und 120 v. Chr. ein, während
Morel896 auf einen Zeitraum von 125 bis 100 v. Chr. verweist. Eine Benützung des paganen
Heiligtums in der Kaiserzeit ist durch bestätigende Münzfunde gesichert.897 Die
Identifizierung der Dedikation des Tempels gestaltet sich als schwierig. Aufgrund
aufgefundener Bronzestatuetten898 (Abbildung: Morel 1976, Abb. 8) gibt es die Vermutung
einer Zuschreibung an Herkules899. Jedoch wurden diese weit entfernt vom Tempel gefunden
und sind wohl als nicht zu diesem Tempel gehörend zu betrachten. Der Beiname der Kirche,
Indiano, ließ auch an einen Dianakult denken. Pagano900 äußert jedoch die Idee, dass der
Tempel möglicherweise ein Kultbau der Mephitis war. Letztlich muss diese Frage wegen
mangelnder Quellenlage ungeklärt bleiben.
Die Kirche S. Angelo Indiano wurde im Mittelalter mit den vorhandenen Resten des Tempels
errichtet (Abbildung: Vaes 1986, Abb. 66. Capini 1997, Abb. 1219); um sie wurden im
Westen und Südwesten zahlreiche Gräber angelegt.901 Morel902 geht von zwei Bauphasen der
Kirche aus: Wie aus Abbildung Pagano u. a. 2005, Abb. 18 ersichtlich wurde dabei die
Orientierung des Tempels beibehalten und der Abschluss wurde durch eine annähernd von
Ost nach West verlaufende Mauer gebildet. Erst in einer zweiten Phase wurde seiner Meinung
nach die darüber zu erkennende Apsis erbaut. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde
zudem seitlich zur Kirche ein Ossarium errichtet. Nähere Aussagen zum Aussehen der Kirche
sind leider nicht möglich. Durch Suchschnitte konnten mittelalterliche Befunde festgestellt
werden, die auf eine Errichtung einer Siedlung in der näheren Umgebung hindeuten. Die zur
linken Seite des Tempels angelegten Gräber werden aufgrund von Münzfunden in das 13. bis
15. Jahrhundert datiert. Es wird eine Errichtung der ersten Phase der Kirche S. Angelo bereits
892 Pagano u. a. 2005, 451 893 Capini 1997, 955 894 Morel 1976, 255-256 895 Coarelli – La Regina 1984, 258 896 Morel 1984 897 Pagano u. a. 2005, 453 898 Pagano u. a. 2005, 453-354 899 Coarelli – La Regina 1984, 259 900 Pagano u. a. 2005, 454 901 Pagano u. a. 2005, 451 902 Morel 1984
105
im Frühmittelalter vermutet, wenngleich es dafür keine datierbaren Befunde gibt.903 So spricht
Capini904 beispielsweise erst von einer Wiederbesiedelung des Areals von Vastogirardi im 13.
bis 15. Jahrhundert, aufgrund dessen wird hier eine Datierung der mittelalterlichen Kirche in
einem Zeitraum vom 13. bis 15. Jahrhundert angenommen.905
Tempelart Prostylos Antike Widmung Herkules? Diana? Mephitis? Maße des Tempels 17,92 x 10,81 m (Podium) Orientierung NW Zeitpunkt der Umwandlung 13.-15. JH (arch.) Nutzung als Kirche gesichert Widmung der Kirche S. Angelo Indiano Orientierung der Kirche NW Quellen -
3. Schriftliche Quellen
Der Codex Theodosianus als Quelle für den Umgang mit den Tempeln in der Spätantike
In diesem Abschnitt erfolgt eine kurze Auseinandersetzung mit wichtigen ausgewählten
Gesetzestexten aus dem Codex Theodosianus und der Gesetzessammlung selbst906, wodurch
eine Ergänzung zu dem archäologischen Befund der Tempel-Kirchen-Umwandlungen in
Italien angestrebt wird. Vor allem das 16. Buch, Kapitel 10, de paganis, sacrificiis et templis,
ist für die Thematik von Belang.907 Gesetzestexte mögen aufgrund ihrer Beschaffenheit im
Gegensatz zu hagiographischen Quellen unproblematischer erscheinen, doch ist auch ihre
Aussagekraft zu überprüfen: Am 15. Februar 438 wurde der Codex Theodosianus von
Theodosios II für die östliche Reichshälfte offiziell präsentiert, dem römischen Senat wurde
das erarbeitete Gesetzeswerk hingegen am 25. Dezember 438908 vorgelegt. Bayliss909 geht
davon aus, dass die enthaltenen Gesetzesnovellen somit erst ab 438 für das gesamte Reich
gültig waren. Daher empfiehlt er die im Kodex angegebenen Daten nur mit Vorsicht zu
berücksichtigen. Somit waren die gesamten enthaltenen leges generales theoretisch sowohl in 903 Pagano u. a. 2005, 453. 484 904 Capini 1997, 957 905 Eine Datierung der ersten Phase der Kirche vor diesem Zeitraum wird nicht ausgeschlossen, jedoch fehlen zur Zeit dafür noch datierbare Befunde. 906 Es wird hier keine detaillierte Diskussion und ausführliche Darlegung des Codex Theodosianus angestrebt, vielmehr steht eine Beleuchtung der für Tempel-Kirchen-Umwandlungen wichtigen Gesetze vor dem Hintergrund der gegebenen Problematiken im Vordergrund. 907 Bayliss 2004, 116 908 Sirks gibt hingegen den 25. Mai 438 als Datum an. Sirks 2007, V 909 Bayliss 2004, 118
106
der östlichen als auch westlichen Hälfte des Römischen Reiches gültig.910 Trotzdem räumt
Harris911 ein, dass es dennoch spezifische Texte mit juristischer Gültigkeit beispielsweise nur
in Rom und Konstantinopel im Kodex gibt. Sirks912 Darlegung nach ist ebenso mit vielen
Fällen zu rechnen, die regional unterschiedlich gehandhabt wurden. Auch die zeitweisen
Teilungen des Reiches bis zur endgültigen Trennung zwischen Ost und West hatten doch ihre
Auswirkung auf die Gültigkeit von Edikten.913 Die Weiterverwendung nach dieser
einschneidenden Veränderung wird allgemein angenommen, wenn auch ein bestätigendes
Dokument fehlt.914
Ward-Perkins915 bemerkte zu Recht, dass uns aus archäologischer Sicht die Grundlage für die
Überprüfung der Edikte bezüglich Tempelschließungen916 oder Tempelzerstörungen917 fehlt
und uns keinerlei Mittel zur Verfügung stehen, um eine reichsweite korrekte Ausführung der
Edikte zu überprüfen. Somit ist die Kontrolle der Anwendung eines theoretisch reichsweit
konzipierten Gesetzes bezüglich Tempel im Grunde in keiner Weise gegeben. So räumt auch
Noethlichs918 ein, dass nicht zwangsläufig alle Gesetze im Römischen Reich Anwendung
fanden. Unglücklicherweise wurden die meisten Tempel919 früh entdeckt, als das Interesse nur
am klassischen Tempel bestand. Somit wurden etwaige Spuren, die über das Ende der
Nutzung Aufschluss geben hätten können, dauerhaft zerstört. Allerdings muss auch
eingeräumt werden, dass eine stichhaltige absolute Chronologie zur Schließung eines Tempels
im Befund extrem schwer auszumachen ist. Selbst perfekt ausgegrabene Tempel bergen oft
keine Hinweise auf ihre letzte Nutzungsphase, zumal sie oft als Steinbruch dienten. Ebenso
muss eingeräumt werden, dass eine derart präzise zeitliche Einordnung für das Ende der
Tempel wohl nur in den seltensten Fällen überhaupt möglich wäre. Nur datierbare Ereignisse,
wie etwa der Einsturz des Daches, Anhäufung von Erde im Tempelinneren oder ein
architektonisch nachweisbarer Umbau für eine andere Nutzung, können diesbezüglich
chronologische Hinweise geben.920 Dieser Einwand bezüglich der Unüberprüfbarkeit der
Ausübung der Tempel betreffenden Gesetze mag zunächst nichtig erscheinen, wenn man von
dem Codex Theodosianus als allgemein tatsächlich verwendetes richtunggebendes Handbuch
910 Harris 1993, 1-15 911 Harris 1993, 5-6 912 Sirks 2007 913 Sirks 2007, 16 914 Sirks 2007, 214 915 Ward-Perkins 2011 916 Cod. Theod. 16 10, 4 917 Cod. Theod. 16, 10, 25. 16, 10, 16 918 Noethlichs 2003, 192 919 Beispiele hierfür sind der Concordia-Tempel in Agrigent, der Athena-Tempel in Paestum oder der Apolltempel in Cuma. 920 Ward-Perkins 2011, 187-193
107
ausgeht. Bayliss921 äußert jedoch die Vermutung im Codex Theodosianus möglicherweise
eher eine Sammlung von Gesetzen zu sehen als eine wirkliche Richtlinie für praktische
Rechtsausübung im gesamten Reich. Wenn auch ein Vergleich mit dem Kodex Hammurapis
aufgrund zeitlicher Distanz und des anderen Umfelds der altorientalischen Codices
Schwächen aufweist, soll er hier trotzdem zur Verdeutlichung des Sachverhaltes dienen: So
geben akkadische Gerichtsurkunden eine andere Rechtspraxis wieder, als man durch den
Inhalt des Kodex Hammurapis eigentlich erwarten würde. So nehmen die Urkunden nie
ausdrücklich Bezug zu diesem Kodex, teilweise finden sich sogar widersprüchliche
Rechtssprechungen. Daraus lässt sich schließen, dass es keinen Beleg für eine aktive
Verwendung dieser Gesetzessammlung gibt.922 Hiermit soll keineswegs der Versuch gemacht
werden, den Codex Theodosianus als rein literarisches Konstrukt abzustempeln. Vielmehr soll
verdeutlich werden, dass die Möglichkeit besteht, dass in der Theorie Gesetze bestehen, die so
nie Anwendung fanden. Ein bestätigender Eindruck entsteht durch die fehlende
Berücksichtigung der Gesetze in der zeitgenössischen Hagiographie. Gemäß Hahn923 liegt
somit die Vermutung nahe, dass bei manchen Kirchenhistorikern von der Unbekanntheit der
Gesetze gegen die heidnische Religion und deren Kultgebäude im Kodex auszugehen ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Kodex eine Auflistung der Gesetze von 313924 bis
438 n. Chr. darstellt.925 Somit stellt er eine Sammlung aus späterer Zeit dar. Es ist dabei nicht
abwegig von teilweise erfolgten Redaktionen, Auslassungen und möglicherweise
Umänderungen auszugehen. Dies mag möglicherweise gerade für jene Gesetze zutreffen, die
durch die unterschiedliche rechtliche Lage des Christen- und Heidentums direkt oder indirekt
betroffen sind. So ist bekannt, dass die Editoren des Kodex eine Reihe von Gesetzen
wegließen.926 So findet sich mit Ausnahme des Verbotes des Unterrichts klassischer Texte
durch christliche Lehrer927 kein weiterer Erlass von Kaiser Julian.928 Hahn929 betont weiters
die Problematik der Erstellung des Kodex um 420 n. Chr., als die Christianisierung im
römischen Reich großteils bereits abgeschlossen war. Demnach stellen die Gesetze des
16. Buchs des Codex Theodosianus seiner Meinung nach kein getreues Abbild der
Tempelgesetzgebung dar. Problematisch ist auch der Umgang mit teilweise sich
921 Bayliss 2004, 117 922 Jursa 2008, 67. Renger 1994, 31 923 Hahn 2011, 206 924 Sirks hingegen nennt einen Zeitraum von 311 bis 438 n. Chr. als zeitlichen Rahmen der Gesetze. Sirks 2007, 1 925 Williams 1952, XVII 926 Bayliss 2004, 116 927 Cod. Theod. 13, 3, 5 928 Hahn 2011, 204 FN 7 929 Hahn 2011, 203
108
widersprechenden oder wiederholenden Gesetzesnovellen im Kodex. Während Harris930 eine
bestätigende Funktion einräumt, verweist Bayliss931 auf eine mögliche zu häufig erfolgte
Verwendung von Lücken im Gesetz. Zusammenfassend kann der Codex Theodosianus am
ehesten als Indikator der unterschiedlichen Stellungnahmen seitens der staatlichen
Verwaltung verstanden werden. Trotz dieser erfolgten Einwände beziehungsweise Darlegung
der Problematik dient der Inhalt des Codex Theodosianus dennoch zu einem Überblick über
die rechtliche Lage der Tempel, welche die Ausgangsbasis für eine mögliche Tempel-
Umwandlung darstellt. Aus diesem Grund erfolgt im Folgenden eine kurze Erläuterung der
wichtigsten gesetzlichen Maßnahmen.
Denkmalschützende Gesetze
Saradi-Mendelovici932 betont, dass seitens der Legislative der Wert der Tempel als
Kunstobjekte geschätzt und sie dementsprechend unter Schutz gestellt wurden. Das Unter-
Schutz-Stellen öffentlicher Gebäude aufgrund ästhetischer Argumente stellt einen Topos in
der Spätantike dar. Der Codex Theodosianus stellt erstmalig öffentliche Gebäude, darunter
Tempel, aus ästhetischen Gründen unter Schutz.933 So ist ein Gesetz aus dem Jahr 382934
erhalten, worin explizit ein Tempel in Osrhoene in Mesopotamien genannt wird, der für die
Zuschaustellung von Kunst öffentlich zugänglich bleiben sollte: „ […] images […] must be
measured by the value of their art rather than by their divinity.“935 Dieses Zeugnis seitens
offizieller staatlicher Seite würde zu der Vermutung passen, dass beispielsweise das Pantheon
in Rom möglicherweise zur Erhaltung in eine Kirche umgewandelt wurde. Interessant ist dies
insofern, da eine wertschätzende Haltung gegenüber antiken Monumenten somit neben
christlichen Autoren936 auch seitens der christlichen Kirche vermutet werden kann.
346937 erfolgt die explizite Nennung für den Schutz der Tempel, so werden darin die Tempel
außerhalb der Stadt geschützt und das Niederreißen verboten. Als interessant anmutende
Begründung erfolgt hier der Verweis auf den Ursprung der Spiele in manchen derartigen
Heiligtümern. 399938 wurden öffentliche Gebäude, darunter auch Tempel, erstmalig generell
gesetzlich unter Schutz gestellt. Darin wird explizit die Zerstörung untersagt, ein weiteres 930 Harris 1993, 15 931 Bayliss 2004, 118 932 Saradi-Mendelovici 1990, 51 933 Dally 2003, 99-100 - Es gibt jedoch bereits im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Gesetze, die die Nutzung von architektonischem Schmuck älterer Gebäude für Neubauten verbietet. Meier 1996, 365 934 Cod. Theod. 16, 10, 8 am 30.11.382 935 Pharr 1952, 473 936 So äußern sich beispielsweise Theodoret und Sozomenos positiv über den Serapis Tempel in Alexandrien aufgrund seiner Schönheit. Theod. hist. eccl. 5, 22. Soz. 7, 15 937 Cod. Theod. 16, 10, 3 938 Cod. Theod. 16, 10, 15
109
Gesetz aus dem Jahr 399939 stellt Tempel nochmals unter Schutz, wenn sie keine Kultbilder
aufwiesen. Bonamente940 sieht darin den Versuch, zunehmende Plünderungen oder
Aneignungen der Tempel zu unterbinden. Trotz dieser Gesetzesnovellen kommt Dally941 mit
den Fallstudien in Selge, Sagalassos, Pergamon und Neapel zum Schluss, dass der durch die
Texte erweckte Eindruck einer systematischen Denkmalpflege sich durch den
archäologischen Befund nicht decken lässt. Noethlichs942 stellt zudem fest, dass die Gesetze
des Kodex für die Nutzungsänderung sowie Weiterverwendung der Tempel bis hin zur
Verwendung als Steinbruch keinen gradlinig verlaufenden Prozess darstellen. Meier943 bringt
eine aufschlussreiche Gegenüberstellung vom Schutz der Tempel mit dem der Kunstwerke
nach der Französischen Revolution. Nach zahlreichen Zerstörungen, die vor allem nach dem
Fluchtversuch des Königs erfolgten, wurde 1792/93 dennoch ein Denkmalschutz für alte
Gebäude erlassen. Interessant dabei ist, die Parallelen zur Antike zu beobachten: So waren nur
jene Gebäude von dieser Maßnahme betroffen, die auch von etwaigen Symbolen der
Monarchie gesäubert waren. Folglich standen jene Gebäude der öffentlichen Nutzung zur
Verfügung. Ähnliches scheint auch der Codex Theodosianus für die Tempel auszusagen: Der
Denkmalschutz kam nur dann rechtlich zustande, wenn diese frei von heidnisch konnotierten
Gegenständen waren.
Gesetze für Zerstörung und Wiederverwendung der Tempel
395944 wurde ein Gesetz erlassen, welches das Baumaterial zerstörter Tempel für die
Wiederherstellung der Anlagen der Infrastruktur, wie Brücken oder Straßen, vorsah. 399
erfolgt schließlich das Gesetz, wonach Tempel auf dem Land zu zerstören seien: „Si qua in
agris templa sunt, sine turba ac tumultu diruantur. His enim deiectis atque sublatis omnis
superstitioni materia consumetur“945 Hahn946 nimmt nur dann eine Anordnung einer
Zerstörung an, falls dies ohne Gefährdung der öffentlichen Ordnung vonstatten gehen könne.
Bonamente947 hingegen legt das Gesetz so aus, dass man Unruhen vermeiden solle. Je nach
Interpretation könne man folglich nur dann von einer Auflassung eines ländlichen Heiligtums
ausgehen, wenn das Gebäude nicht mehr in Benutzung stand und schon verfallen war. Aber
auch ein unbemerktes Verschwindenlassen dieser Tempel wäre demnach denkbar. Eine
939 Cod. Theod. 16, 10, 18 940 Bonamente 2011, 79 941 Dally 2003, 111-112 942 Noethlichs 2003, 191 943 Meier 1996, 371 944 Cod. Theod. 15, 1, 36 945 Cod. Theod. 16, 10, 16 946 Hahn 2011, 207 947 Bonamente 2011, 80
110
Gesetzesnovelle, die die Tempel für geeignete anderwärtige öffentliche Nutzungen zur
Verfügung stellte, erschien 408948. 435949 wurde schließlich das viel zitierte Gesetz erlassen,
das die Zerstörung aller noch stehenden Tempel sowie die Entsühnung durch die Errichtung
eines Kreuzes anordnete. Allerdings räumt Meier950 ein, dass dem Magistrat dennoch ein
kleiner Handlungsrahmen übrig blieb. So konnte möglicherweise in manchen Fällen der
Schutz des Stadtbildes den Tempel vor der Zerstörung bewahren. Der archäologische Befund
zeigt das Überleben von bedeutenden Tempeln951, wodurch sich wieder die Frage nach einer
tatsächlichen Durchführung dieses Edikts stellt. Hahn952 sieht in diesem erlassenen Gesetz
primär die Funktion der Desakralisierung, wodurch man dieses Gesetz somit theoretisch
reichsweit befolgt haben könnte, was bei einem primär auf die Zerstörung der Tempel
ausgelegten Gesetz offensichtlich nicht der Fall war. Weiters sieht er den Codex
Theodosianus dahingehend nicht als eine vom Kaiser gesteuerte rechtlich gestützte
Tempelzerstörung im gesamten Reich, vielmehr führt er diese auf „bewusst betriebene
Eskalation der örtlichen Situation“953 seitens der lokalen Bischöfe zurück. Der These über die
aktive Rolle der christlichen Gruppen an vielen Tempelzerstörungen schließt sich auch
Bonamente954 an. Weiters schätzt er die Rolle der Behörden beim Großteil der Demolierungen
der Tempel als stillschweigend duldend ein, trotzdem gab es auch vom Kaiser gesandte
Sonderbeamte für diese Aufgabe.955 Wenn auch die schriftlichen Quellen eine große
Beteiligung christlicher Gruppen an diesen Zerstörungen vermuten lassen, ist dies im
archäologischen Befund kaum nachzuweisen.
Rechtliche Klärung der Zuweisung der Tempel
364956 wurde ein Gesetz herausgegeben, das den Landbesitz von Heiligtümern der
kaiserlichen Kasse zukommen lässt. Der Inhalt eines Gesetzes von 407/8957 besagt zudem,
dass nur die Gebäude, also die Wohnhäuser, von Heiden der Kirche zu übertragen seien.
Gemäß dem Codex Theodosianus kam 415 ein Gesetz958 heraus, das belegt, dass mit
kaiserlicher Erlaubnis unter anderem auch Tempel der Kirche übertragen werden konnten.
Somit war es also möglich, dass Tempel in den Besitz der Kirche kamen. Allerdings ist der 948 Cod. Theod. 16, 10, 19 949 Cod. Theod. 16, 10, 25 950 Meier 1996, 368 951 Meier 1996, 370 952 Hahn 2011, 209 953 Hahn 2011, 212 954 Bonamente 2011, 68 955 Hahn 2011, 213-214 956 Cod. Theod. 10, 1, 8 957 Cod. Theod. 16, 5, 43 958 Cod. Theod. 16, 10, 20
111
Kaiser derjenige, dem diese Gebäude samt deren Gütern zufallen. So musste gemäß dem
Liber Pontificalis959 Papst Bonifazius Kaiser Phokas erst um Erlaubnis bitten, das Pantheon in
eine Kirche umzuwandeln. Jedoch ist mit dem Zusammenbruch der staatlichen Verwaltung
und dem zunehmenden Einfluss der Kirche und der Bischöfe in Italien im
6. Jahrhundert n. Chr. vermehrt damit zu rechnen, dass in späterer Zeit diese automatisch in
Besitz der Tempel kamen.960
Hagiographische Texte als Quelle für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien
Die Problematik der hagiographischen Texte bezüglich ihrer Aussagekraft für den Umgang
mit Tempeln soll hier am Beispiel vom Baal-Tempel in Heliopolis verdeutlicht werden.961
Folgt man Johannes Malalas962 und dem Chronicon Paschale963, zerstörte Theodosios I den
Tempelbau und machte daraus eine christliche Kirche. Die Chronik von Pseudo-Dionysios
von Tel Mahre964 berichtet hingegen von paganen Kultausübungen im Tempel zur Zeit von
Justinian, bis schließlich ein Feuer aus dem Himmel dem ein Ende setzte. Dennoch weisen
Emmel u. a.965 darauf hin, dass man den christlichen Quellen nicht zwangsläufig einen sehr
eingeschränkten Wert zuschreiben sollte. Dem ist insofern zuzustimmen, wenn man derartige
Texte nicht primär zur Rekonstruktion historischer Ereignisse, sondern vielmehr für ein
Verständnis für den Umgang mit Gebäuden mit paganer Konnotation seitens christlicher
Perspektive heranzieht. Saradi966 verweist auf die Intention der meisten hagiographischen
Texte, die für die christliche Gemeinde verfasst wurden. Dementsprechend stand die
Vermittlung religiöser Inhalte im Vordergrund und nicht eine möglichst realitätsnahe
Heiligenvita. In christlich geprägten Texten erscheint der Topos des teils verfallenen Tempels
als Wohnort von Dämonen967, die schließlich von einem Heiligen vertrieben werden.968 Auf
Italien bezogen findet man dieses Motiv bei der Umwandlung des sog. Concordia-Tempels in
959 LP 64 960 Bayliss 2004, 26 961 Emmel u. a. 2008, 1 962 Joh. Mal. Chron. 13, 37 963 Chron. Pasch. anno 379 964 Ps.-Dion. Chron. III anno 554/5 965 Emmel u. a. 2008, 2 966 Saradi 2008, 113-114 967 Interessant ist die Anwendung des gleichen Topos in den Erzählungen über die Umwandlung von Kirchen in Moscheen im Zuge der islamischen Expansion! Bayliss 2004, 59-60 968 Symeon Metaphrastes, Vita. S. Matronae Pergensis 19-20. Athan. Vit. Anton. 9
112
Agrigent durch den Bischof Gregorios969 und bei der Umwandlung des Apoll-Tempels durch
den Bischof in Fundi970.
Im Folgenden soll ein kurzer Abriss über hagiographische Quellen erfolgen, die einem
besseren Verständnis des Phänomens der Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien, aus
Perspektive der christlichen Kirche, dienen.971 Im Gegensatz zu anderen Provinzen des
Römischen Reiches findet man bei den Heiligenviten von Italien nicht die Beschreibung von
mutwilligen Zerstörungen von Heiligtümern oder heidnisch konnotierten Statuen.972 Dies mag
laut Ward-Perkins973 aber auch daran liegen, dass für Italien keinerlei Viten erhalten sind, die
in die frühe Zeit der konfliktreichen Auseinandersetzungen datieren. Allerdings deutet auch
der archäologische Befund in Italien auf einen anderen Umgang hin als beispielsweise in der
östlichen Hälfte des Römischen Reichs974; so ist für Italien, außerhalb Roms975, nur ein Fall
bekannt, der auf mutwillige Zerstörung zurückzuführen sein könnte. Es handelt sich dabei um
ein ländliches Heiligtum der Göttin Minerva im Tal Val Camonica, wobei der Tempel mit
einer Schicht aus Asche bedeckt war. Darin fanden die Ausgräber eine Statue, deren Kopf und
Arme abgeschlagen waren.976 In der Praxis ist es jedoch schwierig im archäologischen Befund
eindeutig eine christlich motivierte Zerstörung nachzuweisen.977 Der obig genannte Fall
würde auch andere Interpretationen zulassen, doch scheint m. E. das Abschlagen des Kopfes
und der Arme der Statue als mögliches Indiz. Andererseits sind dies genau jene Teile einer
Statue, die etwa bei einem Umfallen als Erstes abbrechen würden.
Die erste schriftliche Erwähnung einer Tempel-Kirchen-Umwandlung in Italien wird gegen
500 n. Chr. datiert.978 So beschreibt Ennodius979 einen Tempel in Novara, der vom Bischof
969 Leontios, Gregorios Vita 100 970 Gregor I, dialogi 3, 7 971 Es wird hier keinesfalls eine vollständige Darlegung der zahlreichen christlichen Texte über den Umgang mit Tempeln im gesamten Römischen Reich angestrebt, es geht vielmehr darum die wenigen bekannten schriftlichen Quellen für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien kurz vorzustellen. 972 Beispielsweise in Gallien der Heilige Martin. Sulp. Sev. 12-15 973 Ward-Perkins 1984, 85 974 So wird der archäologische Befund des Leto-Tempels in Xanthos sowie des Zeus-Tempels in Cyrene dahingehend interpretiert, dass diese systematisch niedergerissen wurden. Eine entsprechende Beschreibung für eine systematische Tempel-Zerstörung liefert Theodoret. Bayliss 2004, 22-25. Theod. hist. eccl. 6, 21 975 Für Rom ist die Zerstörung von einem Mithräum 376/7 durch einen Brief belegt, weiters sind noch in Ostia zwei Mithräen zu nennen, die vermutlich einer mutwilligen Zerstörung zum Opfer fielen. Ward-Perkins 1984, 85 – Vermutlich ist jedoch der schlechte Erhaltungszustand der Fresken des Mithräums unter Santa Prisca in Rom eher auf Verfall des empfindlichen Stucks zurückzuführen. Eine mutwillige Zerstörung hätte wahrscheinlich den Kopf des Mithras nicht ganz gelassen, sondern vielmehr zerstört, so ist er uns zwar nicht in situ aber dennoch relativ gut erhalten geblieben. Ward-Perkins 2011, 194 976 Ward-Perkins 2011, 193 977 Bayliss 2004, 23-25 978 Ward-Perkins 2003, 287 979 Ennod. Dictio missa honorato episcopo novariensi in dedicatione basilicae apostolorum ubi templum fuit idolorum
113
Honoratus in eine Kirche umgewandelt wurde.980 Allerdings ist diese Umwandlung nur
schriftlich belegt und archäologisch nicht fassbar. Weiters stehen bei der Beschreibung die
religiösen Motive im Vordergrund, wodurch keine Informationen für den Umbau selbst
vermittelt werden. Die zeitlich nächste schriftliche Erwähnung einer Umwandlung in Italien
wird gegen Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr. angesetzt.981 Es handelt sich dabei um eine
Schrift von Papst Gregor I982, worin er über das Leben des Bischofs von Fundi schreibt. So
soll Bischof Andreas einen Apolltempel in eine Kirche umgewandelt haben. Wieder bleiben
allerdings Details über bautechnische Maßnahmen aus, im Fokus der Erzählung steht der Sieg
der christlichen Religion über die beschriebenen Dämonen. So ist über die Umwandlung nur
Folgendes zu lesen: „Den Apolltempel […] verwandelte er in eine Kirche zum heiligen
Andreas […]“983
Im Folgenden erfolgt eine Beschreibung der Gregorios Vita, die sich noch am detailreichsten
über die Tempel-Umwandlung äußert. Aufgrund dessen wird dieser Text nun kurz
beschrieben: Die Gregorios Vita wurde von einem Mönch namens Leontios
niedergeschrieben. Der Text erwähnt die konstantinische Schenkung, eine gefälschte Urkunde
aus dem 8. Jahrhundert, in der Konstantin der Große dem Papst Silvester die Westhälfte des
Reiches zur Verwaltung gibt. Aber auch der byzantinische Bilderstreit spielt insoweit herein,
als dass sich Leontios auffallend mittig zwischen den beiden Positionen äußert. Berger führt
dies allerdings weniger auf den Konflikt zurück als auf die Tatsache, dass Leontios generell
sowohl in politischen als auch religiösen Angelegenheiten „eine vermittelnde Position
einzunehmen versuchte“984. Die Vita dürfte ebenfalls noch vor der Eroberung Agrigents durch
die Araber 828 niedergeschrieben worden sein. Somit bleibt ein zeitlicher Rahmen von 750
bis 828 für die Entstehung der Lebensgeschichte von Gregorios.985 Bei der Vita handelt es
sich um einen hagiographischen Roman, der gemäß dem Genre aus literarischen Motiven
besteht, aber dennoch vereinzelt historische Fakten überliefert. Die Geschichte des Bischofs
spielt in byzantinischer Zeit, wodurch der Text als historisch glaubhafter als vergleichbare
Viten eingestuft wurde. Allerdings findet man einige Textstellen mit Widersprüchen, die sich
in die Gesamterzählung nur mit Ungereimtheiten einreihen lassen. Aufgrund dessen liegt die
Vermutung nahe, dass die Vita keine abschließende Redaktion erfuhr und diese Fehler schon
980 Kennell 2000, 101 981 Ward-Perkins 1984, 91 982 Gregor I, dialogi 3, 7 983 Funk 1933, 118 984 Berger 1995, 45 985 Berger 1995, 47-48
114
auf den Text von Leontios selbst zurückgehen.986 Der Prozess gegen den Bischof Gregorios
von Agrigent in Rom unter Papst Gregor I (590-604) stellt eine historische Begebenheit dar,
die von der Sammlung von Briefen des Papstes bekannt ist. Dem Verfasser Leontios ebenso
wie seinen nachfolgenden Bearbeitern und Abschreibern war diese Quelle allerdings nicht
bekannt. Der Grund könnte in der Tatsache liegen, dass diese Sammlung nie in das
Griechische übersetzt wurde. Das Registrum stellt eine Sammlung von Briefen des Papstes
Gregor I dar und wurde in der karolingischen Zeit erstellt. Daraus ist bekannt, dass Papst
Gregor I im August 591 die Bischöfe Gregorios von Agrigent, Leon von Catania und Viktor
von Palermo vor Gericht in Sizilien beorderte.987 Die Tatsache, dass der Gerichtsprozess
später nach Rom verlagert wurde, deutet auf ernsthafte Vorwürfe hin. Über den Inhalt des
Verfahrens ist nichts bekannt, fest steht nur, dass Gregorios von Mitgliedern der eigenen
Diözese angeklagt wurde.988 Leon von Catania wurde im Juli 592 und Viktor von Palermo im
April 593 freigesprochen.989 Wann genau Gregorios ebenfalls freigesprochen wurde, geht aus
dem Registrum nicht hervor. Man hat nur Anhaltspunkte, um einen zeitlichen Rahmen
festzulegen: Im November 594 verwaltete der Bischof von Triokala Agrigent.990 598 ist in
einem Brief des Papstes die Rede von einem Bischof von Agrigent991 und 603 wird Gregorios
von Agrigent schließlich in einem Brief namentlich erwähnt.992
Zur Tempel-Kirchen-Umwandlung äußert sich die Gregorios Vita folgendermaßen993: „…[er]
ging fort und schlug sein Zelt auf außerhalb des Götzentempels, der bei der Mauer nach
Süden liegt. Und dort wachte er ohne Unterlaß zusammen mit dem Volk, stellte dort einen
vorläufigen Altar auf und errichtete dort das ehrwürdige und lebensspendende Kreuz. Danach
aber betete er zu Gott und vertrieb die Dämonen, die dort waren und im Götzenbild des Heber
und Rhaps hausten. Und er baute jenen Tempel sehr schön wieder auf und verlieh ihm den
Namen der heiligen Apostelfürsten Petros und Paulos. […] Danach, nach einem Jahr,
vollendete er die Kirche, weihte sie ein, beging dort das heilige Abendmahl und errichtete bei
ihr geeignete Zellen, wo er und seine Begleiter meditierend lebten.“994 Die Beschreibung der
Errichtung der Kirche fokussiert sich gemäß der Intention der Quelle auf den religiösen
Aspekt und lässt etwaige interessante Details über bautechnische Maßnahmen aus. Nicht zu
unterschätzen ist die zeitliche Distanz zum beschriebenen Ereignis von mindestens
986 Berger 1995, 23-26 987 Gregor I, Reg. 1, 70 988 Gregor I, Reg. 3, 12 989 Gregor I, Reg. 2, 30. 3, 27 990 Gregor I, Reg. 5, 12 991 Gregor I, Reg. 8, 24-25 992 Gregor I, Reg. 13, 22 993 Leontios, Gregorios Vita 100 994 Berger 1995, 333
115
150 Jahren, wodurch aufgrund der schlechten Quellenlage wohl Details zum Bauvorhaben
ausbleiben mussten. Demnach steht im Zentrum der Beschreibung der Tempel-Kirchen-
Umwandlung die Dämonenaustreibung: Die Namen Heber und Rhaps der Dämonen sind in
ihrer Deutung schwierig. Berger995 identifizierte Heber mit dem Urenkel Noahs, der später
zum Stammvater der Hebräer wurde. Die Interpretation von Rhaps gestaltet sich hingegen
problematischer. Möglich wäre eine Korrektur mit Αραψ, ebenso könnte Rhaps aber als
Eponym der Rhapsioi zu deuten sein. Damit wären die Bewohner von Rhapta im heutigen
Tansania gemeint, dieser Ort stellte für lange Zeit den südlichsten bekannten Handelsplatz an
der Ostküste Afrikas dar. Inwieweit dies aber Leontios` wirkliche Intention war, ist schwierig
zu bestimmen. Eben weil viele Abschriften anstatt Rhaps Αραψ schreiben. Der einen
Deutungsweise nach wäre somit neben der Polemik gegen das Judentum auch eine gegen den
Islam gegeben. Morcelli996 hingegen leitete die beiden Namen vom Hebräischen ´erev
(Abend) und rav (Rabbi) ab und vermutete in der Namensbedeutung den Verweis an einen
punischen Tempel von Herakles und Triptolemos. Eine Ableitung der Dämonennamen aus
dem Griechischen erscheint aber aufgrund des Niederschreibens der Vita in Griechisch, der
Muttersprache von Leontios, als wahrscheinlicher.
Die nächste zu betrachtende schriftliche Quelle bezieht sich auf die Verwendung des
Pantheons zu Rom als Kirche. Standen bei der Gregorios Vita primär die religiösen Motive im
Fokus, geht es im Liber Pontificalis997 eigentlich um die rechtliche Lage des Gebäudes: So
musste Papst Bonifaz IV (608-615) gemäß dieses Textes den Kaiser Phokas erst um Erlaubnis
für die Wiederverwendung des Tempels fragen. Dies ist insofern von Bedeutung, da dies
selbst für Rom darlegt, dass nach Auffassung der Kirche der Papst nicht in Besitz der Tempel
war. Der Liber Pontificalis gibt über die Beweggründe des Papstes leider keine Auskunft;
vermutlich weil die Quellenlage eher dürftig war. Dennoch wird man wohl wegen der stark
propagandistisch genützten Papst-Viten und vor allem der kontinuierlichen Listenführung auf
eine ursprünglich zeitgenössische Quelle schließen dürfen.998 Es wäre hier sogar denkbar,
dass diesem Vorhaben keine religiösen Motive unterliegen, sondern vielleicht vielmehr die
Erhaltung des Bauwerks im Vordergrund stand. Dieser Eindruck mag darin Bestätigung
finden, dass beispielsweise auch christliche Autoren den künstlerischen Wert eines Tempels
995 Berger 1995, 398-399 996Morcelli 1865, 709-710 997 LP 69 998 Nauerth 1996a, 10
116
durchaus schätzen. So betonen beispielsweise Theodoret999 und Sozomenos1000 die Schönheit
des Serapis-Tempels in Alexandrien.
Das Erstellen von Richtlinien seitens offizieller Seite durch Papst Gregor I zeigt das Bedürfnis
nach Vorschriften seitens des Klerus, wie man solche Umweihungen vorzunehmen hatte. So
hat sich ein Brief vom 18. Juli 601 an den Abt Mellitus in Großbritannien1001 erhalten. Trotz
der spezifizierten Adressierung wird man dennoch gewisse allgemein (für Italien) gültige
Regeln für die Umwandlung ableiten können: So war es verpflichtend, die Kultstatuen aus
dem Tempel zu entfernen und folglich auch die Räumlichkeiten mit Weihwasser zu reinigen.
Weiters sollten Altäre errichtet werden und für die Heiligenverehrung Reliquien in der Kirche
untergebracht werden. Zusammenfassend lässt sich nun feststellen, dass die hier
besprochenen Quellen auf die Präsenz von Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien ab
500 n. Chr. hinweisen.
4. Ergebnisse
Mit Hilfe des Katalogs konnte die teilweise vertretene Meinung, die für den Westen des
Römischen Reichs ein nur seltenes Auftreten von Tempel-Kirchen-Umwandlungen besagt1002,
widerlegt werden. Im Folgenden sei der Versuch gemacht, die zu Beginn formulierten
Fragestellungen in Bezug auf die 38 erfassten Tempel-Kirchen-Umwandlungen zu
beantworten. Als Erstes soll untersucht werden, ob der Tempel in seiner Form
ausschlaggebend für eine Umwandlung in eine Kirche gewesen sein könnte. Im Diagramm 1
ist ein Überblick über die Tempeltypen dargestellt. Da bei manchen Tempeln eine dreigeteilte
Cella festgestellt werden konnte, allerdings die Säulenstellung nicht eindeutig geklärt ist,
findet sich hier eine eigene Rubrik „dreigeteilte Cella“. Unter die Kategorie „Rest“ fallen das
Pantheon in Rom, die Tholos in Tivoli sowie der vermutlich symmetrische Tempel in Canosa
di Puglia, der nicht einwandfrei einer Tempelkategorie zugeordnet werden konnte.
Zahlenmäßig herausragend sind die ungeklärten Tempelgrundrisse, da in den meisten Fällen
die Säulenstellung nicht mehr rekonstruiert werden konnte. Peripteros und Prostylos sind die
am häufigsten verwendeten Tempelformen bei einer Umwandlung, mit jeweils acht Fällen.
999 Theod. hist. eccl. 5, 22 1000 Soz. 7, 15 1001 Gregor I, Reg. 11, 56 1002 z.B. Ward-Perkins 2003, 286
117
2 3
8 8
4 3
10
0
5
10
15
Anten
dreig
et. C
ella
Peript
eros
Prosty
los
Pseud
oper
iptero
s Rest
ungek
lärt
Tempeltyp
Diagramm 1
Allerdings fanden auch Antentempel und Pseudoperipteroi Verwendung für Kirchen, wenn
auch mit zwei beziehungsweise vier Umwandlungen deutlich seltener. Auch Rundbautempel,
so wie das Pantheon in Rom und die Tholos in Tivoli, fanden als Kirchen Verwendung.
Überraschend ist dies insofern, da die runde Gebäudeform per se für die Zwecke einer Kirche
mit einer Ausrichtung zum Altar hin ungünstig scheint. Die somit festgestellte Verwendung
jeglicher Tempelformen für eine Umwandlung schließt aus, dass der Tempeltyp allein das
ausschlaggebende Kriterium für eine Nutzung als Kirche darstellt.
So ist auch zu diskutieren, inwieweit die Orientierung der Tempel ein Auswahlkriterium
darstellen könnte. Das Diagramm 2 zeigt die Orientierung der Tempel, soweit sie feststellbar
war. Bei drei Fällen musste diese Frage allerdings unbeantwortet bleiben. Erkennbar ist eine
6
3 3
12
119
3
0
5
10
N NO O SO S W NW ?
Orientierung der Tempel
Diagramm 2
deutliche Mehrheit an Fällen mit einer Orientierung der Tempel nach Westen, mit insgesamt
elf Gebäuden. Diese Anzahl mag aber auch mit der klassischen Bauweise der Kultgebäude
mit Orientierung nach Westen erklärbar sein. Nach Nordwesten sind neun Tempel und nach
Norden sechs Tempel ausgerichtet. Würde man eine vermehrte Verwendung von Tempeln mit
Ausrichtung nach Osten aufgrund der optimalen Ausrichtung für eine Kirche erwarten, so
118
22
95
1 1
0
5
10
15
20
25
w ie Tempel unbekannt Änderung auf O Änderung auf NW Ä nderung auf SO
Orientierung der Kirchen
Diagramm 3 Ort Maß Fläche Agrigent, sog. Oratorium des Phalaris
5,95 x 5,30 m (Innenmaße der Cella)
31,54 m2(Cella)
Sant´Angelo in Formis 5,8 x 8,06 (Mindestlänge) m (Cella)
46,75 m2 (Mindestfläche der Cella)
Borgorose 15,5 x 6 m (Podium) 93 m2 (Podium) Sutri 21 x 5,5 m 115,5 m2 Quadri 14,1 x 9,2 m (Cella) 129,72 m2 (Cella)
Bevagna 12,25 x 10,77 m (in erhaltener Form)
131,93 m2 (in erhaltener Form)
Taormina 14 x 10 m (Cella) 140 m2 (Cella) Tivoli, Prostylos 15,9 x 9,15 m (Podium) 145,49 m2 (Podium)
Fontecchio 15,5 x 9,56 (?) m (rekonstruiertes Podium)
148,18 m2 (rekonstruiertes Podium)
Tivoli, Tholos 14,25 m (Durchmesser) 159,48 m2 Spoleto 19,85 x 8,68 m (Podium) 172,3 m2 (Podium)
Cori 10,6 x 17 (?) m (rekonstruierte Maße)
180,2 m2 (rekonstruierte Maße)
Vastogirardi 17,92 x 10,81 m (Podium) 193,72 m2 (Podium) Assisi 14,75 x 13,35 m (Cella) 196,91 m2 (Cella) Pachino 23 x 10 m (Cella) 230 m2 (Cella) Albe 17,3 x 14 m (Stereobat) 242,2 m2 (Stereobat) Ascoli Piceno 22,12 x 11,14 m 246,42 m2 Agrigent, sog. Demeter-Tempel 31,2 x 12,52 m (Podium) 390,62 m2 (Podium) Rom, San Nicola ai Cesarini 15 x 27,5 m (Podium) 412,5 m2 (Podium) Neapel 24 x 17,4 m 417,6 m2 Paestum 14,53 mal 32,88 m (Stylobat) 477,75 m2 (Stylobat)
Agrigent, Santa Maria dei Greci 34,7 x 15,10 m (Rekonstruktion des Stylobats)
523,97 m2 (Rekonstruktion des Stylobats)
Cascia 29 x 20,72 m (Podium) 600,88 m2 (Podium) Ancona 19,15 x 32,10 m (Stereobat) 614,72 m2 (Stereobat) Isernia 21,4 x 31,4 m (Podium) 671,94 m2 (Podium) Cuma, Apolltempel 34 x 23 m 782 m2 Agrigent, sog. Concordia-Tempel 19,7 x 42,2 m (Stereobat) 831,34 m2 (Stereobat)
Sora 24 x (mindestens) 37 m (Podium) 888 m2 (Mindestfläche des Podiums)
Segni 40,27 mal 23,91 m (Podium) 962,86 m2 (Podium) Cuma, Jupitertempel 39,6 x 24,6 m 974,16 m2 Syrakus, Athena-Tempel 22 x 55 m (Podium) 1210 m2 (Podium) Syrakus, Apoll-Tempel 58,10 x 24,50 m (Podium) 1423,45 m2 (Podium) Canosa di Puglia 47,25 x 35,00 m (Podium) 1653,75 m2 (Podium)
Rom, Pantheon 33,1 x 15,3 m (Pronaos) Innendurchmesser 43,3 m (Rundbau)
506,43 m2 + (zirka) 1472,492 m2= 1978,92 m2
Tabelle 1
119
trifft dies mit nur drei Tempeln nicht zu. Nach Südosten ist nur ein paganes Kultgebäude und
nach Süden sind nur zwei ausgerichtet. Bis auf eine Orientierung nach Südwesten sind somit
alle Himmelsrichtungen vertreten, wobei diese Lücke möglicherweise eher zufällig
entstanden sein mag. Es entsteht ein ähnlicher Eindruck wie bei der Betrachtung der
Tempelformen zuvor: Es kann von keiner ausschließlichen Verwendung von Tempeln einer
bestimmten Ausrichtung gesprochen werden. Ein Blick auf die Orientierung der Kirchen
zeigt (Diagramm 3), dass diese in den meisten Fällen die Ausrichtung des Tempels
übernahmen, was aufgrund der gestellten Kriterien einer direkten Umwandlung zu erwarten
war. Nur fünf Kirchen änderten die Orientierung nach Osten, eine auf Nordwesten und eine
auf Südosten. Auch hier bleibt eine ausschließlich nach Osten ausgerichtete Veränderung aus,
wenngleich die Umbauten mit Ausrichtung nach Nordwesten und Südosten jeweils singulär
sind. Zahlenmäßig hoch vertreten sind jene Kirchen, deren Ausrichtung nicht zweifelsfrei zu
klären war.
Die eingangs gestellte Frage, ob möglicherweise nur Tempel einer bestimmten
Größenordnung verwendet wurden, lässt sich ebenfalls verneinen: Die kleinste Fläche stellt
die Cella des sog. Oratoriums des Phalaris mit 31,54 m2 dar, der flächenmäßig größte Tempel
ist das Pantheon mit einer Grundrissfläche von etwa 1.979 m2. Die Tabelle 1 stellt einen
Überblick über das Ausmaß der Flächen der Tempel1003 dar. Es lässt sich auch hier kein
bevorzugter Rahmen einer bestimmten Größenordnung feststellen, da die Streuung zu groß
ist.
Die nächste zu untersuchende Kategorie betrifft die Dedikation der Tempel, wobei hier
eingeräumt werden muss, dass diese bei 65,8% der Fälle nicht zu identifizieren ist. Somit mag
die Aussagekraft der festgestellten Widmungen stark beeinträchtigt sein, dient aber
nichtsdestotrotz einer wichtigen Beobachtung: Hier wurde ebenfalls keine ausschließliche
Wahl einer bestimmten Gottheit getroffen, Kirchen verwendeten Tempel mit einer Weihung
an Serapis und Isis, Quirinus, Iuno, Diana, alle Gottheiten (Pantheon) und den Dioskuren
jeweils einmal wieder. Die etwas häufigere Wiedernutzung von drei Apoll- und drei Minerva-
Tempeln mag eher auf den Fundzufall zurückzuführen sein. Auch Kaiserkulttempel wurden
nicht bevorzugt als Kirchen genutzt, so errichtete man nur auf dem Kaiser Antoninus Pius
gewidmeten Tempel eine Kirche. Wie zu erwarten wurden Mithräen nicht für direkte Tempel-
Kirchen-Umwandlungen verwendet, da sie aufgrund ihrer Form nicht für Kirchen geeignet
sind. So steht für Italien nur die Kirche Madonna del Parto in Sutri als mögliches Mithräum
zur Diskussion, eine endgültige Ansprechung als Kultstätte des Mithras ist zur Zeit allerdings 1003 Mit Ausnahme der Tempel in Aquino, Rieti und Puteoli sowie des Antoninus Pius-Tempels in Rom, da deren Maße nicht eruierbar waren.
120
nicht möglich. Interessant wäre die tatsächliche Dedikation der insgesamt 25 Tempel, die
unklar bleiben muss. Doch entsteht hier keinesfalls der Eindruck einer spezifischen Wahl
bestimmter Gottheiten, auch wenn der Großteil der Widmungen ungeklärt ist. Die damit
verknüpfte Frage, ob eine Tendenz der christlichen Substitution paganer Gottheiten
feststellbar ist, lässt sich folgendermaßen beantworten: In Albe könnte man mit einer
christlichen Uminterpretation des Apoll in Petrus argumentieren, ebenso wie beim Ersatz des
Ort Widmung der Kirche Bevagna Madonna della Neve Quadri Madonna dello Spineto Syrakus, Athena-Tempel Maria della Colonna Albe Petrus Aquino Petrus Fontecchio Petrus Isernia Petrus Segni Petrus Agrigent, sog. Concordia-Tempel Petrus und Paulus Vastogirardi S. Angelo Indiano Agrigent, sog. Demeter-Tempel S. Biagio Assisi S. Donatus Tivoli, Prostylos S. Giorgio Borgorose S. Giovanni Rieti S. Giovanni Ascoli Piceno S. Gregorio Ancona S. Lorenzo Pachino S. Lorenzo Rom, Antoninus Pius-Tempel S. Lorenzo Sutri S. Maria Rom, Pantheon S. Maria ad martyres Tivoli, Tholos S. Maria Rotonda Rom, Tempel A bei Largo Argentina S. Nicola ai Cesarini Cori S. Olivia Taormina S. Pankrazio Neapel S. Paolo Pozzuoli S. Procolo Cascia S. Silvestro Sant´Angelo in Formis Sant´Angelo Sora Santa Maria Assunta Agrigent, „Athena”-Tempel Santa Maria dei Greci
Tabelle 2
Quirinus-Tempels in Fontecchio durch eine Petrus-Kirche. Auch in Syrakus wurde der an
Maria geweihte Dom mit dem Athena-Tempel errichtet und das Pantheon erhielt die Weihung
S. Maria ad martyres. Des Weiteren erhielt die Kirche im Antoninus Pius-Tempel den Namen
S. Lorenzo, wodurch der Kaiserkult demnach mit einer Dedikation an den Heiligen Lorenzo
ersetzt worden sein könnte. Andererseits wurde der Iuno-Tempel in Segni als Petrus-Kirche
wiederverwendet, was gegen eine systematische Substituierung spricht, die aufgrund des
geringen Bekanntheitsgrades der Tempeldedikationen von Vornherein nicht nachvollziehbar
121
wäre. Hinzu kommt noch die Problematik, ob die Weihung eines Tempels bei der
Umwandlung, beispielsweise beim Iuno-Tempel in Segni in die Petrus-Kirche im
13. Jahrhundert, überhaupt noch bekannt war. Anders könnte die Lage für den Apoll-Tempel
in Albe, den Athena-Tempel in Syrakus, das Pantheon in Rom sowie den Antoninus Pius-
Tempel in Rom aussehen. Bis auf den Kaiserkulttempel, der erst im 12. Jahrhundert Nutzung
als Kirche fand, datieren diese Umwandlungen in das 6. beziehungsweise 7. Jahrhundert. Vor
allem beim Pantheon, bei dem sich die Weihinschrift erhalten hat, war die Weihung immer
bekannt. Inwieweit hier aber dennoch von einer bewussten christlichen Substitution
gesprochen werden kann, erscheint fraglich. Zumal Petrus und Maria christliche Figuren sind,
denen man viele Kirchen weihte. Insgesamt taucht die Weihung an Petrus bei insgesamt fünf
umgewandelten Tempeln auf, an Maria, das Parthenon mitgezählt, insgesamt bei acht und an
Lorenzo bei drei Kirchen. Tabelle 2 zeigt einen Überblick über die bekannten Widmungen der
Kirchen bei Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien. Wenn auch somit fünf annehmbare
christliche Übernahmen der paganen Weihung der Tempel feststellbar sind, wird die
Sichtweise einer gezielten christlichen Interpretation der Dedikation für die umgewandelten
Kirchen abgelehnt, da im Rahmen dieser Arbeit der Eindruck gewonnen wurde, dass das
Phänomen nicht primär auf religiös motiviertes Handeln gegen heidnische Kulte
zurückzuführen ist.
Als letzter Punkt soll hier eine Erläuterung der Datierung der Umwandlungen in Verbindung
mit ihrer geographischen Verbreitung folgen. Im Allgemeinen lässt sich nach der
Auseinandersetzung mit den einzelnen Fallbeispielen erkennen, dass die frühe Phase, in der
die Kirchen errichtet wurden, generell nur sehr schwer zu fassen ist. Diese Schwierigkeit der
exakten zeitlichen Einordnung wurde bereits von Teichner1004 für die Umwandlungen in
Nordafrika und Ägypten und von Spieser1005 für Griechenland festgestellt und stellt folglich
kein auf Italien beschränktes Problem dar. Hinzu kommt der problematische Umgang mit
nachklassischen Bauresten an Tempeln in der frühen Zeit der Archäologie, als nur der
klassische Tempel als interessant galt. Dadurch gingen beispielsweise in Paestum beim
Athenatempel sowie in Cuma beim Apolltempel wichtige Rückschlüsse für Aussehen und
zumindest die Möglichkeit einer detaillierten chronologischen Einordnung verloren. Ebenfalls
sind oft vorgenommene Umbauten durch die lange Nutzungsphase für diese Thematik
problematisch. Neben die archäologisch kaum beziehungsweise überhaupt nicht
nachweisbaren Änderungen der Funktion eines Gebäudes tritt zudem die Schwierigkeit der
zeitlichen Einordnung der erkennbaren Umbauten. Sogar bei den besterhaltenen 1004 Teichner 1996, 53 1005 Spieser 2001, 10
122
Ort Art der Datierung Datierung Agrigent, „Athena“-Tempel archäologisch 13. JH Agrigent, sog. Demeter-Tempel archäologisch 12. JH Agrigent, sog. Concordia-Tempel schriftlich nach 594-603 Agrigent, sog. Oratorium des Phalaris archäologisch MA Albe archäologisch 6. JH Ancona archäologisch 6. JH Aquino - ? Ascoli Piceno archäologisch 12. JH Assisi schriftlich 13. JH Bevagna archäologisch (vor) 15. JH Borgorose archäologisch 13. JH Canosa di Puglia archäologisch 6. JH Cascia - ? Cori archäologisch 12. JH Cuma, Apoll-Tempel - ? Cuma, Jupiter-Tempel - ? Fontecchio - ? Isernia archäologisch 7./8. JH Neapel schriftlich 8./9. JH Pachino archäologisch 6.-8. JH
Paestum archäologisch schriftlich
nach 5. JH vor 1247
Pozzuoli schriftlich 11. JH Quadri archäologisch 9.-11. JH Rieti - ? Rom, Antoninus Pius-Tempel schriftlich 12. JH Rom, Pantheon schriftlich 608-615 Rom, Tempel A Largo Argentina archäologisch 10. JH Sant´Angelo in Formis schriftlich 6. JH Segni archäologisch 13. JH Sora archäologisch 12. JH Spoleto schriftlich 12. JH Sutri archäologisch 12.-14. JH Syrakus, Apoll-Tempel archäologisch byzantinisch/normannisch Syrakus, Athena-Tempel schriftlich 7. JH Taormina - ? Tivoli, Prostylos - ? Tivoli, Tholos - ? Vastogirardi archäologisch 13.-15. JH
Tabelle 3
Fallbeispielen, der sog. Concordia-Tempel in Agrigent und das Pantheon in Rom, erfolgte die
chronologische Einordnung im Grunde über schriftliche Quellen. Wo keine zusätzlichen
Quellen zur Verfügung stehen, bleibt demnach im Großteil der Fälle auch die Datierung
problematisch. Der Codex Theodosianus weist auf eine säkulare Wiederverwendung von
Tempeln im 5. Jahrhundert n. Chr. hin, so wie beispielsweise ein Gesetz aus dem Jahr 4081006,
das Tempel für öffentliche Zwecke freigibt. Die christlichen Quellen sprechen erstmals um
1006 Cod. Theod. 16, 10, 19
123
500 n. Chr.1007 über eine Tempel-Kirchen-Umwandlung in Italien. Die Gregorios Vita1008 und
die Vita über den Bischof von Fundi1009 sind allerdings erst gegen Ende des 6.
beziehungsweise zu Beginn des 7. Jahrhunderts n. Chr. anzusiedeln. Sucht man diese zeitliche
Einordnung im archäologischen Befund, so sind nur die Umwandlungen in Albe, Ancona und
Canosa di Puglia zu nennen. Während die Kirche in Ancona über den Mosaikfußboden
datiert, wird der Tetrakonchosbau in Canosa durch den Kirchentyp und ebenfalls über
Mosaikreste datiert, zumal die Kirche in Canosa ein Bischofsmonogramm von Sabino (514-
566) aufweist, wodurch die Datierung als verhältnismäßig gesichert anzusehen ist. Die Kirche
S. Pietro in Alba Fucens weist Fragmente von Reliefs auf, die ins 6. Jahrhundert n. Chr.
datieren. Diese wurden allerdings im Unterboden der Kirche aufgefunden, trotzdem scheint
ein Kirchenbau im 6. Jahrhundert n. Chr. zumindest wahrscheinlich. Das zeitlich
nächstgelegene Beispiel findet sich mit der Kirche S. Lorenzo bei Pachino, die Agnello1010 in
einen Zeitraum vom 6. bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. datiert. Alle anderen Kirchen gehen in
ihren Bauelementen nur bis ins 11., 12. oder 13. Jahrhundert zurück. Nimmt man hingegen
schriftliche Quellen zur Datierung zu Hilfe, wie etwa Urkunden über Kirchen, so ergibt sich
folgendes Bild: Die Kirche von Sant´Angelo in Formis fand beispielsweise bereits im
6. Jahrhundert n. Chr. urkundliche Erwähnung, im Kirchenbau haben sich jedoch nur
Bauelemente aus dem 11. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Fraglich ist nun, inwieweit dies auf die
restlichen Kirchen zutrifft, deren Bauelemente nur bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen.
Tabelle 3 liefert einen Überblick über die Datierung und Datierungsmethode der erfassten
Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, die erfassten
Tempel-Kirchen-Umwandlungen in grob zwei Gruppen zu unterscheiden: die frühen Kirchen,
die vom 6. Jahrhundert bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. reichen, und die später erbauten
christlichen Kultgebäude vom 10. bis 15. Jahrhundert. Aufgrund der vielen Fallbeispiele, die
nur grob ins Mittelalter datiert oder überhaupt nicht chronologisch eingeordnet werden
konnten, müssen diese in einer dritten Einteilung zusammengefasst werden. Auffallend ist
zwischen den ersten beiden Gruppen der Unterschied im Erhaltungszustand der Tempel:
Während das Pantheon, der sog. Concordia-Tempel oder der Athena-Tempel in Syrakus noch
großteils aufrecht stehen, ist beispielsweise vom sog. Demeter-Tempel in Agrigent oder vom
Iuno-Tempel in Segni wesentlich weniger Bausubstanz aufrecht stehend erhalten geblieben.
Dies lässt zumindest einen wesentlich größeren zeitlichen Abstand zwischen der Nutzung als
1007 Ennod. Dictio missa honorato episcopo novariensi in dedicatione basilicae apostolorum ubi templum fuit idolorum 1008 Leontios, Gregorios Vita 100 1009 Gregor I, dialogi 3, 7 1010 Agnello 1948
124
Tempel und der Wiedernutzung als Kirche, mit einer langen Phase des Verfalls, vermuten.
Aus diesem Grund erscheint eine Errichtung der Kirche San Biagio in Agrigent vor dem
12. Jahrhundert mit dem „Demeter“-Tempel eher unwahrscheinlich. Der Befund scheint
vielmehr darauf hinzuweisen, dass das heidnische Kultgebäude für längere Zeit nicht benutzt
wurde, verfiel oder als Steinbruch Verwendung fand. Daher wird hier die vorhin
angeschnittene Frage, ob alle Umwandlungen dem Zeitraum vom 6. bis 10. Jahrhundert
zuzuordnen seien, verneint. Durch verloren gegangene schriftliche Zeugnisse und fehlenden
archäologischen Befund aus einer frühen Phase ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass
manche Umwandlungen fälschlicherweise der späteren Gruppe zugeordnet wurden. Trotz der
Schwierigkeit der Datierung dieses Phänomens in Italien scheint eine Datierung dieser
Umwandlungen in das 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., wie sie beispielsweise Quacquarelli1011
vertrat, nach heutigem Forschungsstand als widerlegt zu gelten. Auch die von Braccili1012
erstellte Einteilung, welche die Umwandlung der ersten Phase vom 4. bis ins
7. Jahrhundert n. Chr. einordnet, muss somit hinterfragt werden beziehungsweise als nicht
nachvollziehbar erscheinen. Bereits Hansen1013 wies daraufhin, dass keine ihm bekannte
Umwandlung in das 4. Jahrhundert n. Chr. datiere. Ebenso sei seiner Meinung nach kein
direkter Konnex mit dem berühmten Gesetz von Honorius von 4351014 zu erkennen, das die
Zerstörung noch intakter Tempel verlangte. So kommt auch Pagoulatos1015 zum Schluss, dass
im östlichen Reich vor dem 6. Jahrhundert n. Chr. keine Tempel-Kirchen-Umwandlung
archäologisch nachweisbar ist.
Die erstellte Verbreitungskarte (Karte 1) gibt Aufschluss darüber, dass Tempel-Kirchen-
Umwandlungen in Italien nur in Mittel- und Süditalien auftreten. Wenn man hier nicht von
Fundzufall beziehungsweise von Ursachen im Publikationsstand ausgeht, lässt dies den
Rückschluss eines anderen Umgangs mit Tempeln in Norditalien zu. Die Karte 2 zeigt nur die
Kirchen aus dem 6. bis 9. Jahrhundert und deren geographische Lage innerhalb Italiens.
Daraus ergibt sich kein abweichendes Verbreitungsmuster, die Orte liegen ebenfalls innerhalb
Mittel- und Süditaliens. Gleiches trifft auf die Errichtung der Kirchen im 10. bis ins
15. Jahrhundert zu, wie aus Karte 3 hervorgeht. Der Vollständigkeit halber finden sich in 1011 Quacquarelli 1962, 326 1012 Braccili 1991, 126 - Problematisch ist vor allem die Tatsache, dass sie die Umwandlungen der ersten Phase, die sie sehr früh datiert, nicht namentlich erwähnt. So findet sich nur die Angabe, dass in Italien insgesamt elf Fälle mit Sicherheit so zu datieren sind. Diese Beobachtung konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht nachvollzogen werden: So datieren m. E. nur zehn Umwandlungen in einen Zeitraum vom 6. bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. Gleiches gilt für ihre gegen Ende des 8. Jahrhunderts n. Chr. 14 festgestellten Umwandlungen sowie für die im 10. Jahrhundert acht und im 11./12. Jahrhundert 22 Tempel-Kirchen-Umwandlungen. 1013 Hansen 1978, 265 1014 Cod. Theod. 16, 10, 25 1015 Pagoulatos 1994
127
Karte 5
Karte 4 jene Orte wieder, an denen man Tempel-Kirchen-Umwandlungen vollzog, die man
zeitlich nicht präzise genug, also in eine der ersten beiden Gruppen, einordnen kann. Es
entsteht der Eindruck einer nicht auf einen spezifischen Herrschaftsraum begrenzten
Verbreitung dieses Phänomens: Dies wird durch Karte 5 bestätigt, die die Umwandlungen im
6. und 7. Jahrhundert samt Einflussgebiet der Langobarden und des byzantinischen Reiches
zeigt. Ancona, Rom, Agrigent, Pachino und Syrakus liegen im Gebiet des byzantinischen
Reiches. Die Umwandlungen in Albe, Isernia, Sant´Angelo in Formis und Canosa di Puglia
befinden sich hingegen auf langobardischem Gebiet. Ein Blick auf die weitere Entwicklung
Italiens in Hinblick auf die vielen einzelnen Fürstentümer genügt, um dieselbe Aussage auch
für die spätere Zeit machen zu können. Hätte man mit einem konzentrierten und einzig auf
das Territorium des Kirchenstaates beschränktes Auftreten dieser Umwandlungen von
Tempeln in Kirchen gerechnet, so kann auch diesem Herrschaftsgebiet keine Schlüsselrolle
für dieses Phänomen zugeordnet werden. Rom selbst mit den drei direkten Umwandlungen
128
stellt mit Sicherheit, ähnlich wie Athen, einen Sonderfall dar, der sich auf dem Erbe der vielen
klassischen Gebäude und der herausragenden Rolle der römisch-katholischen Kirche in dieser
Stadt begründet. Demnach kann zusammenfassend auch von keiner Gebundenheit an eine
politische Struktur dieses Phänomens gesprochen werden.
Ward-Perkins1016 sieht in dem späten Auftreten der Umwandlungen eine bewusste Wahl,
pagane Heiligtümer zu meiden. Er führt dies auf Konstantins Verhalten mit den christlichen
Kultbauten in Rom zurück, so baute er die Lateranskirche und den Petersdom außerhalb und
nicht in der Nähe von antiken Tempeln.1017 Fraglich ist, inwieweit dies tatsächlich nur
ausschließlich auf Konstantin zurückzuführen ist, und nicht vielmehr eine allgemeine Haltung
widerspiegelt. Die tatsächlich verhältnismäßig große Anzahl der Umwandlungen im Zeitraum
vom 10. bis ins 14. Jahrhundert steht doch im starken Kontrast beispielsweise zu den
Umwandlungen in Kilikien und Griechenland: Für direkte Tempel-Kirchen-Umwandlungen
in Kilikien stellte Bayliss1018 eine Konzentration im Zeitraum vom 5. bis ins 7. Jahrhundert
n. Chr. fest. Im Vergleich dazu stellen Umwandlungen vom 10. bis 14. Jahrhundert in diesem
Gebiet eine weitaus kleinere Gruppe dar. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Vergleich mit
Griechenland: Spieser1019 stellte hier ein vermehrtes Auftreten des Phänomens im späten 6.
beziehungsweise 7. Jahrhundert n. Chr. fest. Das Bild der späten Umwandlungen der Tempel
in Italien, bis in das 14. Jahrhundert, wirft eine zentrale Frage auf: Was geschah mit den
heidnischen Kultgebäuden, die de facto ab 391 ihre primäre Funktion verloren? So blieben
beispielsweise dem Pantheon in Rom oder dem sog. Concordia-Tempel in Agrigent noch
zirka 200 Jahre, in denen sie ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr innehatten. Eng mit
dieser Fragestellung verknüpft ist die Problematik, wie lange ein Tempel ohne Wartung
beziehungsweise Nutzung überhaupt aufrecht stehen bleiben konnte. Auf den ersten Blick
mag dies als eine zu große Zeitspanne erscheinen, als dass die heidnischen Kultgebäude ohne
Restaurierung so intakt hätten bleiben können. Andererseits stellt das Beispiel von Paestum,
das nach seiner Aufgabe als Siedlungsplatz im 13. Jahrhundert erst wieder im 17. Jahrhundert
erneut entdeckt wurde, eine aufschlussreiche Beobachtung dar: Der Athena-Tempel
beispielsweise besitzt sogar noch Teile vom Gebälk und fiel nicht in sich zusammen. Somit
besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass derartige Tempel für 200 Jahre unversehrt
stehen bleiben konnten. Dies mag allerdings nicht auf kleinere, italische Tempel, die weniger
qualitätsvoll erbaut wurden, zutreffen. Standen nun aber beispielsweise der sog. Concordia-
1016 Ward-Perkins 2003, 286 1017 Ward-Perkins 2003, 288 1018 Bayliss 2004, Abb. 4 1019 Spieser 2001
129
Tempel in Agrigent, der sich außerhalb der Stadt befand, tatsächlich leer? Viel weniger
wahrscheinlich erscheint dies, wenn man sich einen Tempel vorstellt, der sich mitten in der
mittelalterlichen Stadt befand, so wie der Dioskuren-Tempel in Neapel. Hier wäre es m. E.
schwer denkbar, ein Gebäude ohne Funktion mitten in der Stadt stehen zu lassen.
Problematisch bei der Diskussion über die Nutzung der Tempel nach 391 ist der gänzliche
Mangel an archäologischen Befunden, die in irgendeine Richtung zeigen würden. Ward-
Perkins1020 betont, dass eine Wiedernutzung eines Tempels nicht zwingend immer erkennbare
Spuren hinterlassen muss. Wenn die baulichen Eingriffe minimal gehalten wurden, wird ein
archäologischer Nachweis teilweise sogar unmöglich sein. Dies verdeutlicht er mit dem
Beispiel der Säkularisierung von drei Kirchen in Oxford, wobei zwei in Bibliotheken und eine
in ein Cafe umgewandelt wurden. Ein modernes Beispiel mag hier zusätzlich zur
Veranschaulichung der Problematik dienen: Eine Kirche bei Harlow Hill in England sieht von
der Straße aus nach einem seinem ursprünglich gedachten Zwecke nach genutzten Gebäude
aus (Abbildung: Madison 2012a). Ein Blick von der anderen Seite offenbart jedoch ein
anderes Bild: Heute dient die Kirche als Stall. Für die Adaption des neuen Zwecks riss man
einen Teil der Seitenwand für eine große Tür ein (Abbildung: Madison 2012b). Eine ähnliche
Beobachtung kann man in Armadale machen, wo eine ehemalige Kirche zu einem Wohnhaus
umfunktioniert wurde. Die architektonischen Eingriffe beschränken sich auch hier, zumindest
soweit von außen erkennbar, auf ein Minimum. So weist sowohl der Hausname als auch die
äußere Gestalt des Wohnhauses noch auf die ursprüngliche Nutzung. Dieser kurze Vergleich
mit modernen Nutzungen von Kirchen dient der Verdeutlichung, dass aufgrund der bekannten
archäologischen Befunde keine Grundlage für die gesamte Nutzungsgeschichte der
betrachteten Tempel zur Verfügung steht. Somit bleiben jegliche Überlegungen im Grunde
Spekulationen, die sich weder verifizieren noch falsifizieren lassen. Dennoch sei hier ein
kurzer Versuch gemacht, sich dazu zu äußern: Tempel hatten in der Antike mehrere
Funktionen, die sie losgelöst von ihrem religiösen Charakter innehatten. So hatten sie auch
ihre Rolle im politischen, ökonomischen und sozialen Bereich.1021 Bayliss1022 äußert die
Vermutung, dass manche Tempel ihr Überleben in das 5. Jahrhundert n. Chr. ihrer säkularen
Nutzung zu verdanken haben: „[Some Temples] may have survived as a result of new
functions they acquired, whether domestic, industrial or official.“1023 Möglich wäre folglich,
dass manche Tempel nach ihrer Schließung als heidnische Kultstätten ihre Funktion als
1020 Ward-Perkins 2011, 192 1021 Stambaugh 1978 1022 Bayliss 2004, 62 1023 Bayliss 2004, 64
130
soziales oder wirtschaftliches Zentrum beibehielten. Würde man beispielsweise an die
Errichtung von Verkaufsständen im Tempel denken, würden diese kaum nachweisbare Spuren
hinterlassen. Eine derartige Adaption des Tempelgebäudes würde aber ausschließen, dass man
es als Steinbruch verwendet. Dieses Modell könnte nun erklären, wieso ein Anteil an Tempeln
in einer Stadt nach 391 nicht einfach verschwand. Tempel, die ihr Überleben somit dieser
sekundären Nutzung zu verdanken hätten, könnten etwa der Dioskuren-Tempel in Neapel
oder der Athena-Tempel in Paestum sein. Inwieweit dies aber auch auf extra muros Tempel,
wie beispielsweise der sog. Concordia-Tempel in Agrigent oder der Tempel in Canosa di
Puglia, zutrifft, erscheint fraglich. Hier wäre m. E. die Umwandlung eines nicht mehr in
Benutzung stehenden, außerhalb der Stadt gelegenen Tempels am ehesten auf das Wirken
eines Klerikers, wie in Agrigent Bischof Gregorios, am wahrscheinlichsten, da die
Bevölkerung in der Stadt kaum Interesse an einer Umwandlung eines Gebäudes haben konnte,
das sich außerhalb der Siedlungszone befand. Besonders bei Städten mit einer
diskontinuierlichen Besiedlung wird aber einfach ein verlassener und verfallener Tempel
umgewandelt worden sein. So erscheint es wahrscheinlich, dass in Vastogirardi erst im Zuge
der Wiederbesiedelung des Areals eine Umwandlung des vor Ort vorgefundenen Tempels
stattfand. Der genaue Ablauf der Nutzungsgeschichte der behandelten Tempel, also der
Wechsel vom paganen zum christlichen Kultgebäude, ist letztlich bei den Fallbeispielen nicht
exakt nachvollziehbar. Jede Umwandlung mag im Detail, wie anhand den zuvor genannten
Beispielen verdeutlicht, auch jeweils unterschiedlich ausgefallen sein. Wie aus dem obig
gemachten Versuch deutlich hervorgeht, sind nur zu jenen Umwandlungen Rückschlüsse
möglich, wo die weitere Entwicklung des Stadtareals bekannt ist. Gerade bei seit der Antike
kontinuierlich besiedelten Stadtgebieten sind derartige Untersuchungen oft schwer möglich,
da sie nicht flächendeckend durchgeführt werden können. Nachdem sich nun
herauskristallisiert hat, dass der Tempel in seiner Form nicht das bestimmende Kriterium für
eine Umwandlung gewesen sein konnte, wird im Folgenden noch ein Abriss der
Kontextualisierung, die nun als Schlüsselrolle gewertet werden muss, versucht.
131
5. Schlussbemerkung
Tempel-Kirchen-Umwandlungen als Christianisierung?
Bisher fand nur eine Untersuchung an den betroffenen Tempeln selbst statt, um daraus
mögliche Indikatoren zu finden. Hier erfolgt ein kurzer Abriss über Gedankenanstöße zur
Kontextualisierung, die einem besseren Verständnis dienen sollen. Die folgende Ausführung
zur Thematik der Christianisierung soll wirklich nur als Impuls verstanden werden, da das
Hauptanliegen der vorliegenden Arbeit primär im Erfassen der Katalogbeispiele liegt, da ohne
diese keine Basis für eine breite Diskussion der Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien
gegeben ist. Dieses Phänomen wurde teilweise als Prozess einer rein religiös motivierten
Handlung verstanden, wie beispielsweise von Deichmann1024, Vaes1025 und Peloschek1026 oder
Teichner1027. Doch ist fraglich, ob man die in Italien ab dem 6. Jahrhundert n. Chr.
nachweisbaren Umwandlungen auf rein religiös motiviertes Handeln zurückführen kann und
soll. Die schriftlichen Quellen, wie die Heiligenviten1028 und auch der Brief von Papst
Gregor I1029, nennen zwar ihrer Intention gemäß genau diese Beweggründe. Doch erscheint
der Zugang, dass man in den umgewandelten Kirchen ein Siegessymbol der christlichen
Religion gegenüber der heidnischen Religion sieht, wenig sinnvoll. Die Dämonennamen des
sog. Concordia-Tempels in der Gregorios Vita1030 würden eher auf eine Polemik gegen das
Judentum und den Islam vermuten lassen. Weiters erscheint es fraglich, inwieweit noch ein
aktiver Konflikt der Christen mit Kultanhänger der klassischen Religion ab dem
6. Jahrhundert n. Chr. in Italien zugegen war. Saradi-Mendelovici1031 bezweifelt, dass
Tempel-Kirchen-Umwandlungen zu dieser Zeit noch irgendeine anti-pagane Intention gehabt
haben. In diesem Zusammenhang erscheint die Vita des Heiligen Alypios1032 aus dem
7. Jahrhundert n. Chr. eine wichtige Beobachtung möglich zu machen: Der Heilige bekämpft
die Dämonen einer Grabstele in Adrianopolis, die hier aber gemäß Saradis1033 Ausführung
eindeutig nicht die Relikte der alten heidnischen Religion sind, sondern vielmehr den Teufel
selbst meinen. Für die christlich geprägten Texte mit Beschreibungen von Tempel-Kirchen- 1024 Dechmann 1939. Deichmann 1954 1025 Vaes 1986 1026 Peloschek 2006 1027 Teichner 1996 1028 Ennod. Dictio missa honorato episcopo novariensi in dedicatione basilicae apostolorum ubi templum fuit idolorum. Gregor I, dialogi 3, 7. Leontios, Gregorios Vita 100 1029 Gregor I, Reg. 11, 56 1030 Leontios, Gregorios Vita 100 1031 Saradi-Mendelovici 1990, 50 1032 Vita Alypii stylitae prior 9. Saradi 2008, 131-132 1033 Saradi 2008, 131-132
132
Umwandlungen scheint sich ein ähnlicher Eindruck für die Beschreibung des Lebens des
Bischofs Andreas von Fundi zu ergeben.1034 Dies scheinen m. E. Indizien zu sein, welche es
nicht erlauben, die Tempel-Kirchen-Umwandlungen in einen anti-paganen Kontext zu setzen.
Spieser1035 räumt zudem dem Auftreten der Umwandlungen (für Griechenland) erst ab dem
6. Jahrhundert n. Chr. keine triumphartige Inszenierung der christlichen Religion ein, gerade
weil die heidnischen Kultgebäude bis dahin sogar für Kirchenbauten gemieden wurden.
Vaes1036 legte weiters gründlich dar, dass Kirchen jegliche Art von antiken Gebäuden
wiederverwendeten und Tempel nur einen kleinen Teil davon darstellten. Dies stellt Tempel-
Kirchen-Umwandlungen in das Umfeld der allgemein verbreiteten Spolienverwendung und
weniger in einen Zusammenhang gezielter christlich motivierter Handlungen.
Häufig kommt in diesem Kontext auch der Begriff der Christianisierung vor. Allerdings „was
im archäologischen Sinne unter einer Christianisierung der spätantiken Stadt zu verstehen ist,
darüber gehen die Meinungen derzeit noch weit auseinander.“1037 Deichmann1038 verstand
darunter nur das Errichten von Kirchengebäuden, jedoch wird damit auch die Veränderung
der Stadt generell in der Spätantike bezeichnet.1039 Darunter zählt weiters die zu beobachtende
Zentrumsverlagerung in der spätantiken Stadt.1040 Somit ist fraglich, ob die Verwendung
dieses Terminus, der allgemein nicht gleich verstanden wird und zudem auch nicht so einfach
zu definieren ist, in diesem Zusammenhang überhaupt hilfreich ist. Wenn man aber bedenkt,
dass Wiederverwendungen von Gebäuden beziehungsweise eine Änderung von deren
ursprünglich gedachten Nutzung im Römischen Reich ständig stattfanden, erscheint eine
Zuschreibung an die Christianisierung m. E. wenig sinnvoll. Weiters erscheint die Frage
zumindest berechtigt, ob die Bevölkerung die sich verändernden Stadtformen als Konsequenz
der neuen Religion wahrnahmen. Dies mag insofern abwegig erscheinen, da Stadtformen seit
der Republik einem stetigen Wandel unterliegen, trotz gleich bleibender Religion. Viel
wichtiger ist, dass die zeitgenössischen Quellen diesen Eindruck nicht wiedergeben.1041
Zudem ist es schwierig aus heutiger Sicht zu beurteilen, was aus damaliger Sicht als christlich
empfunden wurde. So mag das Pantheon aus heutiger Perspektive nicht unbedingt eine
typische christliche Kirche darstellen, doch gab es etwa zeitgleich einen Anbau am Petersdom
mit ähnlichem Grundriss. Im Grunde ist es nicht nachvollziehbar, wie ein Bürger die Kirche
1034 Gregor I, dialogi 3, 7 1035 Spieser 2001, 10. 13 1036 Vaes 1986. Vaes 1987 1037 Brands 2003, 9 1038 Deichmann 1954, 1228 1039 Brands 2003, 10. Meier 2003, 165-166 1040 Meier 2003, 169 1041 Brands 2003, 9
133
S. Paolo in Neapel mit dem erhaltenen Giebel des Tempels wahrnahm. Hatte der Tempel zu
dieser Zeit überhaupt noch Konnotationen mit der paganen Religion oder wurde er vielmehr
als ein Überbleibsel aus vergangener Zeit wahrgenommen? Wurde die Kirche deshalb als
nach außen hin weniger christlich gesehen? Diese interessanten Fragestellungen nach der
Wahrnehmung der Bevölkerung sind, soweit die schriftlichen Quellen darüber keine Auskunft
erteilen, nicht beantwortbar. Aus den zuvor genannten Gründen wird der Terminus der
Christianisierung zur Erklärung der Tempel-Kirchen-Umwandlungen demnach abgelehnt.
Zumal es zu keinem besseren Verständnis führt, auf welcher Basis die Auswahl der zur
Umwandlung bestimmten Tempel erfolgte. Auch scheint ein Erklärungsmodell, das auf rein
religiös motivierter Begründung basiert, wenig Klärendes zum Sachverhalt beizutragen.
Demnach sei im Folgenden der Versuch gemacht, das Ganze in den Kontext der sich
ändernden Stadtform zu stellen.
Tempel-Kirchen-Umwandlungen und das sich verändernde Stadtbild ab der Spätantike
Ward-Perkins1042 räumt der sich verändernden Stadtform eine gute Annäherungsmethode für
das Phänomen der Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien ein, diese Ansatzweise würde
mit Sicherheit einen großen Erkenntnisgewinn darstellen. Er betont, dass man auch die
Tempel einer Stadt beachten soll, die nicht Teil einer Umwandlung wurden. Aber auch der
Standort der ex novo Kirchen innerhalb oder außerhalb einer Stadt soll Beachtung erfahren.
Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Untersuchung der allgemeinen Geschichte einer Stadt
mir ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen in der Kaiserzeit, Spätantike und im frühen
Mittelalter dar. Leider wurde dieser interessante Ansatz nie durchgeführt, würde aber
sicherlich gewinnbringend für das Verständnis dieses Phänomens sein.1043 Eine Untersuchung
von Stadt zu Stadt ist insofern notwendig, da jede Region beziehungsweise Stadt ihre eigene
Entwicklung hat.1044 Diese Einstellung vertritt auch Liebeschuetz: „The development of the
Late Roman city in East and West is a story of infinite variety.“1045 Aufgrund moderner
Bebauung wird oftmalig eine flächengreifende Untersuchung im Sinne der von Ward-Perkins
vorgeschlagenen Methode nicht in jeder Stadt möglich sein. Aber so könnte herausgefiltert
werden, ob Umwandlungen nur in Städten vorgenommen wurden, die das klassische Stadtbild
1042 Ward-Perkins 2003, 286 1043 Eine Realisierung dieses Projekts in einem kleineren Raum wäre am sinnvollsten, da ansonsten die Materialfülle zu überwältigend wäre. Ein derartiger Einordnungsversuch konnte demnach auch im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden. 1044 Brands 2003, 22. McMullen 1988, 11 1045 Liebeschuetz 1992, 35
134
noch innehatten, oder ob diese Wiederverwendungen gehäuft in einer ruinenhaften Umgebung
stattfanden. Eine Erklärung sowohl für die Umwandlungsfälle in Neapel als auch für Paestum
könnte in der Tatsache liegen, dass die Stadt sich um den noch intakten Tempel befand. Somit
könnten einfach Platzgründe und das Vorhandensein eines stehenden Gebäudes eine
Motivation für eine Umwandlung gewesen sein. So schreibt Dally1046 für das Überleben des
Dioskuren-Tempels in Neapel in Form einer Kirche der zentralen Lage im Stadtzentrum der
spätantiken Stadt eine zentrale Rolle zu. Bei den Umwandlungsfällen in Umbrien liegen die
vier Tempel, in Assisi, Bevagna, Cascia und Spoleto, jeweils am Forum, also zumindest im
Zentrum der antiken Stadt.1047 Für Assisi und Spoleto scheint das Forum auch im Mittelalter
weiterhin seine zentrumsbezogene Rolle innegehabt zu haben. Für Cascia und Bevagna ist
m. E. keine derartige Beobachtung eindeutig feststellbar, da hierfür noch Forschungsarbeit
nötig ist. Dass es sich bei der Zentrumslage aber nicht um ein auf alle Tempel-Kirchen-
Umwandlungen anwendbares Kriterium handeln kann, zeigt das Beispiel von Cosa: Hier zog
sich die Siedlung im Mittelalter um die Akropolis zusammen. Man verwendete allerdings
keinen vorhandenen Tempel für eine Kirche wieder. Nur der sog. Kapitol-Tempel weist zwei
Mauern auf, die dieser Nutzungsphase zuzuweisen sind. Allerdings ist nicht belegt, dass diese
in Zusammenhang mit einer Tempel-Kirchen-Umwandlung stehen. Weil die Errichtung einer
Kirche westlich von diesem Tempel als gesichert angesehen werden darf, erscheint deshalb
eine anderweitige sekundäre Nutzung des Kapitol-Tempels als wahrscheinlicher.1048 So
könnte man hier von einer bewussten Meidung des Tempels für eine Kirche sprechen, die
man von den Beispielen in Neapel und Paestum so nicht vermuten würde. Des Weiteren
müssen auch andere Faktoren für Tempel-Kirchen-Umwandlungen eine Rolle gespielt haben,
da beispielsweise der sog. Concordia-Tempel in Agrigent und der Tempel bei Canosa di
Puglia, und auch später die Kirchen, extra muros lagen. Brands1049 äußert zudem die
Vermutung, dass Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Zusammenhang mit der Erhaltung des
Stadtbildes zu sehen sind. Zusätzlich würden in diese Sparte auch durchaus
denkmalschützende Gründe für eine Wiederverwendung als Kirche plausibel erscheinen: Bei
der Verwendung des Pantheons als Kirche wäre auch als Beweggrund schlicht die Erhaltung
dieses großen Bauwerks denkbar. Diese hier kurz angerissenen Möglichkeiten, wieso es bei
einem sich verändernden Stadtbild zu dieser Wiederverwendung von Tempeln für Kirchen
kommen kann, beinhalten Überlegungen zur Lage des Zentrums aber auch zur
1046 Dally 2003, 111 1047 Braccili 1991, 127 1048 Fentress u. a. 1991, 204. 209 1049 Brands 2003, 11
135
Stadtbilderhaltung. Weiters wurde auch ein geringes Platzvermögen mit Vorhandensein eines
Tempels sowie die Erhaltung eines eindrucksvollen Kultgebäudes in Erwägung gezogen.
Letztlich handelt es sich bei Tempel-Kirchen-Umwandlungen jedoch um ein komplexes
Phänomen, das von mehreren Faktoren beeinflusst wurde. So bleibt es anderen Arbeiten
vorbehalten zu zeigen, ob es überhaupt möglich ist, ein Konzept von Schlüsselrollen zu
erarbeiten, das auf ganz Italien beziehungsweise darin erfasste Siedlungsräume anwendbar ist.
136
Liste der aussortierten Tempel-Kirchen-Umwandlungen aus der Dissertation Vaes’
Liste der Fälle, die aufgrund Literaturmangels beziehungsweise Unzugänglichkeit nicht
behandelt werden konnten
Agliate, San Pietro?
Alatri, San Paolo
Alatri, Santa Maria Maggiore
Alfedena, Madonna del Campo
Alfedena, Madonna del Soccorso
Bagnoregio: San Donato
Cagliari: San Nicolai
Camarina, Madonna della Cammarana
Cassino, San Pietro
Cassino, San Martino
Castiglione Messer Raimundo, San Giorgio
Chieti, San Paolo
Cori, San Pietro
Fiesole, Santa Maria Primerana
Norba, Kirche (Iuno Lacina?) in Tempel
Norba, Kirche im Tempel
Palestrina, Sant`Agapito. Kathedraal in einem Tempel
Priverno, Kapitol
Sepino, Santissima Annunziata, Kapelle in einem Tempel
Taranto, Oratorio della Trinità dei Pellegrini
Taranto, San Cataldo (=Santa Maria)
Taranto, San Domenico
Terracina, San Cesario
Vittorito, San Michele Arcangelo
Liste der Fälle, die aus dem Katalog genommen wurden, da es sich um keine direkte
Umwandlung handelt
Agrigent, San Nicola
Ardea, S.Pietro
137
Ascoli Piceno. San Venanzo
Cori, San Salvatore
Croton, Hera Lacinia Tempel
Erice
Fiamignano, San Lorenzo in Vallibus
Fiamignano, Sant`Angelo
Navelli, Santa Maria in Cerulis
Nepi, Santi Tolomeo e Romano
Rom, San Clemente
Rom, San Nicola in Carcere
Rom, Santa Maria in Cosmedin
Rom, Santa Prisca
Roma, S. Clemente.
Roma, San Paoloe und “ecclesia San Laurentii sopra San Clementem”
Todi, Santa Maria in Commuccia
Velletri, San Clemente
Liste der Fälle, wo keine Kirche im Tempel feststellbar ist
Ansedonia. Kapitolstempel
Ordona. Kirche? in Tempel A?
Selinunte, Einsiedler -Kapellen ? in Tempel
Liste der Fälle, bei denen es sich vermutlich um keinen Tempel unter der Kirche
handelt beziehungsweise kein Tempel nachweisbar ist
Cassino, Abbazia di Montecassino. San Giovanni
Firenze, Santa Maria in Campidiglio
Fondi, S.Pietro
Peschorocchiano, Sant`Angelo in Vatica
Rimini, San Lorenzo in Monte
Spoleto, San Salvatore?
Todi, Santa Maria Assunta. Kathedraal op Capitolinum?
Trieste, Santa Maria Assunta (=San Giusto)
Veroli, Sant'Andrea apostolo
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E. Zullo, La Cattedrale di Isernia: il monumento-simbolo della città: origini, distruzioni e
restauri attraverso i secoli (Michigan 1996)
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