Afrika in Schweizet lflnûernücnem
Hybrlde llelden in li0l0nialen lionstellalionen
Patricia Purtschert uncl Gesine Krüger
ninleilung
Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft sind in Schv¡eizer Kinder-
geschichten Mitte des zo. Jahrhundefts überaus präsent. Viele Kinderbücher
kursieren über nationale Grenzen hinweg und werden von ganzen Kinder-
generationen in \íesteuropa gelesen. Dazu gehören unzählige Versionen der
Zebn þleinen Negerlein ebenso wie die Kindergeschichten von Missions-
gesellschaften,Tirn wnd Strøppiim Kongo ftyr) oder Babar der Elefant þ948).Auch in der Schweiz werden Kinderbücher geschrieben, gezeichnet und veröf-
fentlicht, die Afrika zum Thema haben.' Diese Publikationen widerspiegeln den
westeuropäischen Blick auf Afrika, sie lassen aber auch Rückschlüsse auf einen
spezifisch schweizerischen Umgang mit Afrika und Menschen afrikanischer
Herkunft zu. Im Folgenden setzen wir uns mit zwei hybriden Figuren auseinan-
der, welche in der Mitte des zo. Jahrhunderts Afrika in Schweizer Kinderstuben
und Vorstellungswelten getragen haben: dem beliebten .PaPagei" Globi sowie
dem Knaben Nicco, der Hauptfigur einer Geschichte mit clem Titel Kannibale.
Als hybrid bezeichnen wir Globi und Nicco, weil beide Figuren sowohl
der Schweiz als auch Afrika zugeschrieben werden. Iülie wir zeigen werden,
verweist die Verknüpfung von afrikanischen und schweizerischen Elementen
aber in beiden Fällen zurück auf ein eurozentrisches Afrikabild. Anders als
bei Homi Bhabha, welcher den Begriff der Hybridität entwickelt, um For-
men des'ùØiderstehens und der Ambivalenz im kolonialen Kontext deutlich
zu machen,' ist die hybride, afrikanisch-schv¡eizerische Herkunft von Globi
und Nicco durch eine weitgehende Abwesenheit der Auseinandersetzung mitafrikanischen Anderen gezeichnet.
r Für eine aktuelle Diskussion der Afrikabilder in Kinderbüchern siehe dos Santos Pinto
Jovita: Kinderbücher in der Afrikafalle, http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Kinderbuecher-in-der-Af¡ikafalle/ sroty / z8 46148 (Zugriff am zo' 4. zot z).
z Bhabha Homi K.: Die Verortung der Kultur, Tùbingen zooT.Fttr eine kritische Sicht auf
die Rezeption des Hybriditätsbegriffs siehe: Terkessidis Mark Globale Kultri,'in Deutsch-
land. Oder: \Øie unterdrückte Frauen und Kriminelle die Hybriditât retten, .in: parapluie,
6 (tSgù, S. r-rz; Hà Kiên Nghi: Hype um Hybridität: kultureller Differenzkonsum und
postmoderne Verwerilngstechniken im Spätkapitalismus, Bielefeld zoo¡.
Globi wurde ry32 im Rahmen einer Promotionsaktion zum z5-jährigen
Jubiläum des \Øarenhauses Globus aus der Taufe gehoben und hat sich schnell
zu einer der bekanntesten Kinderfiguren der Deutschschweiz entwickelt.¡ Der
Erfolg von Globi ist ungebrochen, was nicht zuletztmit seiner Adaptionsfähig-
keit zu run har. So ist zorz nicht nur der 8o. Globi-Band erschienen (auf dem
Titelbild zeigt er Globi, der in einer \Øüste aus einem Ei steigt - ein Bild, auf das
wir zurückkommen werden), es ist auch eine interaktive Globi-Spielplattform
im Internet aufgeschaltet worden.+ Im Fokus unserer lJntersuchung liegt aber
nicht clie mittlerweile 8o-jährige Erfolgsgeschichte der Globi-Figuçt sondern
die Anfangszeit zwischen ihrer Einfüh:n)ng rg32 bis zur Publikation des ers-
ten Globi-Bands r935. Die zweite hybride Figua die wir untersuchen, ist in
der Zeitnach dem Zweiten 1ü/eltkrieg situiertø und stammt von Olga Meyer,
einer erfolgreichen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Kinder- und
Jugendbuchautorin, die auch im Radio und als Hörspielautorin tätig war'z Die
Geschichte spielt im Tessin, einem aus Deutschschweizer Perspektive exotisier-
ren Landesteil, und verweist trou aller Sehnsucht nach VölkerYerständigung
und antirassistischer Solidarität im Zeichen der Dekolonisierung Asiens und
Afrikas auf eine weiterhin bestehende westliche Hegemonie'
Der ûl0Di def l9300r"lahre:
Die Well als na[m Iür ex0fi$cne Abenfeuo] unü lTíännll0hlieitsptülungen
der Zeíchner Robert Lips einen Brief, in dem er den Kindern eröffnet, dass
Globi eine \Øeltreise unternehmen wolle: "Globi stellt den Radio ab, setzt sich
in den Tropenstuhl, den ich speziell für ihn habe konstruiren [sic] lassen' Ich
will ihm eine Cigarette offerieren. Er aber weist sie mir mit ablehnender Geste
und blasierter Miene zurück: .Ganz grosse Pläne habe ich vor,, sagt er mir nach
einer kleinen Pause. Und er gesteht mir ganz leise, eine \Øeltreise machen zu
wollen. .Durch alle Länder,, sagte er. ,Und ich will nicht eher ruhen, bis ich
auch Chinesen, Eskimos, [sic] und Indianer gesehen habe.'" Diese Szene stellt
den Auftakt zu Globis \Øeltreise dar. Und sie trägt koloniale Spuren: Lips hat
einen Tropenstuhl für Globi anfertigen lassen und bietet ihm eine Zigarette
an. Dieser weist die Einladung, es sich in einem mit kolonialen Gegenständen
angereicherten europäischen Kontext gemütlich zu machen, zurück' Statt
die Produkte des Kolonialismus zu konsumieren, will er die koloniale \üelt
bereisen und insbesondere die exotischen Menschen mit eigenen Augen sehen.
Das koloniale Selbstverständnis, das an dieser Stelle zum Ausdruck kommt,
schlägt sich auch in Globis Reiseberichten nieder, die in den kommenden
Monaten regelmässig abgedruckt werden. Bemerkenswert ist der interaktive
Aspekt dieser fiktiven \fleltreise. Die Kinder verfolgen Globis Reiseroute nicht
.rui anhand seiner Berichte, sondern kommunizieren auch mit Globi, indem
sie ihm Nachrichten und Zeichnungen aus der Schweiz schicken und von ihm
Anrworren erhalten, die in der Rubrik <Briefkasten der Globi-Redaktion"
veröffentlichr werden.s Da heisst es etwa: uDeine schöne Zeichnung hat
mich sehr gefreut. Ich danke dir dafür. Aber ich muss dir sagen, dass gewisse
Negerstämme doch nicht so freundlich sind, wie du meinst. Aus meinem
BilJerberichr kannsr Du ersehen, dass es mir bei den Balunda-Negern bei
einem Flaar hätte schief ergehen können.>,'o Nicht nur solche Schilderungen,
welche die Gefahren von Globis Reise hervorheben, auch seine Ausstattung
mit Gewehr, Munitionsgurt und Tropenhut sowie die Selbstverständlichkeit,
mit der er in unbekannte Gegenden vordringt, verweisen auf die koloniale
Einbettung und Weltsicht Globis. Insbesondere die Kolonialgebiete fungieren
als Orre, an denen Abenteuer erlebt und Schätze gehoben werden können. Im
Brief, mit dem Lips im DezembeÍ ry3t Globis Rùckkehr verkündet, heisst
es: .Dutzende von Anerkennungszeichen, von Orden seien ihm überreicht
worden. Er öffnet seine Koffer u nd zeigrmir die schönsten Andenken: \Øaffen,
Ende r935 erscheint inZurtch der erste Globi-Band unter dem TiteI Globi's
wehreise. Er geht auf eine Geschichtenserie zurùck, die im selben Jahr in der
Jugendzeitschrtft Der Gtobipubliziert wurde.s Im Februar r93 5 veröffentlichte
3, r g44 wurde der Globi-verlag gegründet, der aber vorerst eng mit dem Globus verbunden
blieb. Seit zooT gehört der Globi-Verlag zum Orell Füssli Verlag'
4 Vgl. wwwglobicity.com (Ztgrilf am 7. z' zotz).
i zi, c.r"hi.hte von Globi vgl.: Amman' René (Hg.): Globi und seine Zeit. Begegnung mit
einem Schweizer Phänomen. Yon r93z bis heute, z,trich zoo3; Bellwald'waltraut: Globi -ein Freund fürs Leben. Die Erfolgsgeschichte einer ReklameÊgur,zütich zoo3.
6 Zu einer umfassenden Darstellung der Schv¡eiz im Zweiten tWeltkrieg siehe die Berichte
der UEK, http://www.uek.chldelindex.htm (hgriff am zo' 4' zorz)'
7 OlgaMeyer(i¡B9-r972)w^rPrimarlehrerininZürichsov¡ievonr93BbisI94¡Redakteurin' der"Schweizerischen Lehrerinnenzeitung. Ihre ersten Erzählungen, die Anneli-Trilogie,
erschienen zwischen r9r9 und ,y4unÃwaren ursprünglich als Lektüre für den Schul-
unterricht gedacht. sl. rih.ieb mehr als 3o Kinder- und Jugendbücher sowie Hörspiele,
darunter eiie Bearbeitung von Fleidi, mit deren AutorinJohanna spyri sie gut bekannt war.
Erstaunlicherweise gibt à k"n- Forschungen zu Olga Meyer. Ihr Nachlass be6ndet sich
im Staatsarchiv Znri'ch (YII. z3).g Diese wurde ab r93 5 monatlich in einer Auflage von ro ooo Exemplaren gedruckt und Kindern
in den fünf Globus-Filialen gratis abgegeben. Vgl. Globus-Hauszeitung, 4 (r93 5), S' 8z'
g Dieses Angebot scheint von den Kindern rege genutzt worden zu sein. "Die Globi-
Redaktionlst mit Zuschriften überschüttet worden', heisst es nach dem Abschluss der
Serie. Globus-Hauszeitung, 5 þyl,S. 255.
ro Der Globi, Aug. r93 ¡, S. rz8. Die BezeichnunB .,Balundao verweist auf das vorkoloniale,
vermutlich -"trilirr.". organisierte Lunda-Königreich - ein weiteres Element kolonialer
Bricolage, auf die wir weiter unten zu sprechen kommen'
Muscheln, Elefantenzähne.r," In diesem Schreiben wird deutlich' dass die Reise
in clie grosse Welt implizit als Männlichkeimritual verstanden wird. Der junge
Globi ist losgezogen, um seine Virilität in der Konfrontation mit der \Øelt zu
entwickeln, Lips schreibt: u\(/ie hat sich Freund Globi verändert!! Er ist nicht
mehr der kleine Globi, der sich von mir im Februar verabschiedet hat! Nein.
Der Globi, der vor mir steht, ist grösser und auch älter' Schon nach seinem
männlichen Gruss, nach seinen ersten \Øorten, muss ich in aller Deutlichkeit
erkennen, dass Globi auch ernster geworden tst.rr" Zu einem solchen Narrativ
gehört, dass Globi in der weiten rùØelt eine Frau gefunden hat. Er erzählt Lips,
dass er sich auf seiner Reise verlobt habe, und zwar, wie in einer späteren
Nummer bekannt gegeben wird, mit der Tochter des "Häuptlings Globisto-
fulus VIIIT, die er auf der Globi-Insel in *Ost-Australien, kennen gelernt und
mit der er einen Sohn gezeugt hat.'¡ Das Fremcle, das zeigt die Bezeichnung
des pazifischen Flerrschers sâmt seines Flerrschaftsgebiets mit Globis Name,
trägt bereits die Signatur des Eigenen; es ist immer schon angeeignet. Für den
Schweizer Konrext bedeutsam und auf den ersten Blick vielleicht überraschend
ist, wìe sich Globis Entwicklung in dieser Geschichte mit kolonialen Aspekten
verschränkt: zum Mann wird er dadurch, dass er sich in der Ferne bewährt,
dafür Anerkennung und Ruhm ernrer, \Øaffen und koloniale \Øaren sowie eine
exotische Frau und einen Sohn nach Flause bringt.
Überwältigt vom Erfolg der Geschichrenserie veröffentlichte Lips noch
im selben Jahr den Bildband Globi's Weltreise. Er beinhaltet ¡8 einseitige
Geschichten ohne Texte.'+ Aus postkolonialer Sicht aussagekräftig sind die
Titel der Geschichten, die fast alle geografische Namen beinhalten. Nur die
Abenreuer im südlichen Afrika werden mit ethnischen Begriffen betitelt.'r
So heisst ðie 44. Geschichte des Bands "Ringspiel mit der Flottentotten-
Fraurr,'6 gefolgt von oGlobi am Marterpfahl der Zulu-Kaffern und nAls
r r Ebcl.rz Der Globi, Dez. r935, S. r89.r3 Der Globi, April ry6,S. 59.t4 der überarbeiteten Fassung von r97o hinzugefügt.
r t chen Angaben in den jeweiligen Titeln, dann führt Globis Reise
nach Istanbul, zum Euphrat, nach Teheran, Bomba¡ Bangalore,
Kalkutta, zum Indischen ozean, nach Neusüdwales, Tasmanien, Neuseeland, zu Globis..IJrstamm,, auf einer (pazifischen) Insel, nach Borneo, zum Jangtsekiang, in die rVüste
Gobi, zur chinesischen Mauer, nach Peking, Tokio, ans nördliche Eismeer, an den Grossen
Bärensee, den Sklavenfluss, nach Kanada, an den.üí¡innipeg-See, nach chicago, Detroit, New
York, Philadelphia, Florida, Mexiko, an die Anden, nach Montevideo,
Rio deJaneiro, St. Helena, zur Kaaba,an zu den oCheoPs-Pyramiden",
ins Hoggar-Gebirge, nach Marokko, Sev , auf den Eifelturm und wiecler
nach Flause.ú ZlurEtgur der.Flottentottino siehe: Krüger Gesine: Die zwei Körper der Sarah Baartmann.
.F.eaÈy Venuso, wissenschaftliches Objekt, verschleppte Ahnin, nationale und lokale
Götze bei den Betschuanen>>. \ùØährend Globis sonstige Reiseziele Orte und
Bauwerke darstellen, sind es an dieser Stelle die exotischen Menschen selbst,
die deklariertes Ziel der Reise sind. Die drei Geschichten nehmen denn auch
klassische koloniale Topoi auf. In der ersten Erzählung langweilt sich Globi
in der \üüste. Als er einer .Hottentotten-Frauu begegnet, die Halsringe trägt,
har er den erlösenden Einfall. Er winkt sie zu sich, nimmt ihr die Ringe ab,
stellt die Frau als Zielpfosten hin und spielt Ringwerfen mit ihr. In der zweiten
Geschichte wird Globi von den ,,Zulu-Kaffern" angegriffen, gefesselt uncl an
einen Baum gebunden. Die Krieger bereiten ein Feuer vor, offensichtlich mit
der Absicht, ihn zu verspeisen. Globi entkommt, indem er die Palme, an die
er gefesselt ist, ausreisst und mit dem Baum auf dem Rücken davonrennt' In
der dritten Sequenz wird Globi von <Betschuanenrr-Kriegern geiegt. Als er an
einer Götterskulptur vorbeikommt, neben der ein leerer Sockel steht, flüchtet
sich Globi auf diesen. Die Krieger bleiben verwundert stehen und werfen sich
vor dem neuen uGötzen' nieder. In allen drei Geschichten sind die südafri-
kanischen Menschen spärlich, das heisst nur mit einem Blätterrock, bekleidet.
Globi trägt im Gegensat z dazu seine Karohosen, in zwei der clrei Geschichten
einen Hur und in einem Fall die Utensilien kolonialer Männlichkeit: Gewehr,
patronengurt, Jägerhut und Pfeife. Die afrikanischen Krieger, die ihm gegen-
überstehen, bedrohen Globi, lassen sich aber in beiden Fällen auf einfachste
\Øeise austricksen. Die südafrikanische Frau hingegen erscheint auf allen vier
Abbildungen in aufrechter und starrer Körperhaltung, im Unterschied z's deîKriegern, die rennen, tanzen und schreien. \flährend die afrikanischen Männer
Abenreuer und Gefahr bedeuten, die in der Möglichkeit des Kannibalismus
gipfeln, erscheint die afrikanische Frau als widerstandsloses, exotisches Spielob-
iett, die dem fremden Besucher zur Verfügung steht. In allen drei Geschichten
verkörpert Globi eine koloniale Männlichkeit, die sich in der Begegnung mit
den afrikanischen Anderen herausbildet, und zwar in einer geschlechterspezit-
schen \üeise: Globi bewährt sich im Kampf mit den afrikanischen Männern und
er vergnügr sich durch denZtgriff auf die afrikanische Frau.'7 Bezeichnend für
die koloniale Tradition der Afrikadarstellung sind auch die Landschaften, die in
allen drei Sequenzen eigenartig öde und leer sind und mit Ausnahme der Göt-
Ikone, in: ROSA. Die Zeitschrift fär Geschlechterforschung, Zürich zoo8, S. 4-6; Krüger
Gesine: Moving Bones. Unsettled Histories in South Africa and the Return of Sarah Baart-
mann, in: Lüdtke Alf (Hg.): Histories unsettling and unsettled, F¡ankfurt a. M. zoro,
17 #x.il,T;:v::Lüthi Barbara, Falkmus ohne Kolonien,
Bielefeld zorz.
zenbilder keine Spuren einer von Menschen gestalteten und bewohnten \fleltaufweisen. Diese Bilder folgen der Vorstellung von Afrika als reiner Vildnisund machen Menschen und Tiere zu gleichsam austauschbaren Akteuren. So
tritt uns in einer weiteren Geschichte, die im südlichen Afrika spielt, ein Affe
entgegen, den Globi mithilfe einer Giraffe ähnlich austrickst wie zuvor die
"Zulu-Kaffern, und ..Betschuanenr.'8
Das fiktive Afrika, das in der Werbeabteilung des Globus erfunclen wird,
entsteht in einer Art Bricolage-Verfahren und erzeugt Bilder und Vorstellun-
gen von oAfrikar', díe trotz "völkerkundlicher lrrtümerr'e kaum irritieren,
weil das Publikum mit der wilden Kombination von Afrika-Versatzstücken
bestens vertraut ist: es ist das Afrika der Völkerschauen, derJahrmarktsbuden,
der exotischen Postkarten, der Abenteuerromane, der Missionszeitschriften'
ein Afrika, das im Schweizer Alltag überaus präsent ist und nicht selten mit
anderen Abenteuer-Schauplätzen wie clem "ìØilden \Øestenu vermischt und
überblendet wird.So finden sich zum Beispiel oBetschuanen>, <.Flottentotten>> und "Zulukaf-
fern, auch bei Karl May wieder, und z'war gemeinsam im r\y/94 erschienenen
elften Band der Gesamtausgabe mit dern Titel Am stillen Ozean Bezeichnend
ist, dass die mit viel kommerziellem Elan zusammengebastelten Afrikabilder
stets als .authentisch, figurieren. Die zahlreichen Nahtstellen und Bruchlinien
der Bricolage werden dabei übertüncht und ausgeblendet. Von den schweize-
rischen Rezipientinnen und Betrachtern dieser Bilder werden sie nicht zuletzt
darum geflissentlich übersehen, weil eurozentrische Repräsentationsformen
und Blickregime festlegen, wie das authentische Afrika aussieht und welche
Attribute, Stimmungen, Themen und \üissensbestände zu erwarten sind,
wenn afrikanische Menschen, Tiere und Landschaften aufgerufen werden. Was
geschieht aber, wenn diese Bruchlinien, wie es im Folgenden geschehen soll,
zum Thema gemacht werden?
r 8 Landschaftliche Ähnlichkeiten prägen auch Globis spätere Reiseziele in Nordafrika, wo er
am Nil einem Krokodil und in Algerien einem Löwen begegnet. Auch hier besteht Afrikaa¡s Vüste, Palmen und wilden Tieren. Eine Ausnahme stellt Globis Besuch der ägyptischen
Pyramiden dar, die aus der Perspektive des westlichen Touristen dargestellt sind. Die Vor-
stellung, das alte Ägypten sei Teil Europas und nicht Afrikas, ist ein bekannter kolonialer
Topos, die erwa in Hegels veltgeschichte zum Ausdruck kommt. vgl. dazu Purtschertpairicia: Grenzfiguren. Kultur, Geschlecht und Subjekt bei Hegel und Nietzsche, Frank-
furt a. M. zoo6, S. 6o ff .
r9 So stammen die Halsringe der .Hoftentottenfrau> aus einem ganz andeten regionalen
Kontext und haben nichts mit der kulturellen Praxis von Khoisan zu tun. Das gilt auch fürden ..Marrerpfahl" der ..Zulu-Kaffern".
0l0bl, eln Àfr0scntveixel?
Globi, so le$ unsere Analyse bis dahin nahe, scheint Ausdruck eines männ-
lichen Schweizer Selbstverständnisses zu sein, das sich in Abgrenzung zu
kolonialen Anderen sowie in deren Aneignung herausbildet. Diese These gerät
allerdings ins wanken, .wenn wir im Folgenden den Blick auf die bybriden
Elemente werfen, die den scheinbar so schweizerischen Globi mit Afrika ver-
binden. Die Figur des Globi beinhaltet nämlich ein Paradox. Einerseits ist sie,
da sind sich Kommentatorinnen und Kommentatoren seit Generationen einig,
Inbegriff des (Deutsch-)Schweizerischen, oder, wie Susanne Zahnd es genannt
hat, .bare Swissnessu.'o Andererseits ist Globi sin "Papagei> oder, wie er sich
selbst nennt, ein uMittelding zwischen Mensch und Tierrr," dessen Geburtsort
in Afrika liegt. \Øie lassen sich diese gegenläufigen Aspekte zusammendenken?
Im oktober ry3zberíchtet die Globøs-Haøszeitung anlässlich der Einfüh-
rung von Globi als neuer \ü/erbefigur: .In seiner \Øiege in Afrikas \Øüstensand
f".rJ Globi die \Teisheit: .So wie man kommt gegangen, so wird man auch emP-
fangen!' Deshalb nahm Globi zur Antritts-Visite gleich die ganze Verwandt-
sch"ft mit, seinen geistigefiVater, den Kunstmaler R. Lips, seinen Geburtshelfer
und Regisseur Onkel Schiele von d€r Reklame-Zentrale' der ihm mit Elan zu
.Macht, verhalf. Und damit auch noch etwas Veibliches dabei wat holte er als
Dritte im Bunde Frau Margot Schiele-Vink, die so viel begeisterte Inserat-
mit Menschen, und zwar mit Schweizerinnen und Schweizern, verbinden: Lips
ist sein Yater, zumal sein geistiger, Schiele der Geburtshelfer'r und Onkel und
Schiele-\X/ink .das \Weiblicf¡s' in der Konstellation.'4 Der Artikel berichtet
weirer von Globis umzug durch Zürich, gespielt von einem kostümierten und
maskierten Mitarbeiter der Reklame-Abteilung," und von seinem Besuch in
mehreren Zeitungsredaktionen, wo Globi von seiner Geburt im afrikanischen.Wüstensand und seinem Flug nach Eu f oPa erzählti *Ich komme direkt aus der
zo Zahnd Susanne: Der letzte Schweizer. Globi wird siebzig, in: Die tVochenzeitung, 4' 9.
z oo3, http://www. w oz. ch/ ar chiv / old / q / 36 / 6o 4¡,'htmI (Zugtiff am 6' z' zo r z)'
zr Globus-Hauszeitung, ro (r932), S. 342'zz Globi's Antritts-Visite bei der Züricher Presse, in: Ebd', S' 339'
23 s mlt erner
24 nterschied
z5 Globus-Hauszeitung (wie Anm. zr), S. 34o.
\Øüste Sahara in Afrika. Dort hat mich an einem heissen Tage der Erzeuger rn
Form eines Eies liegen gelassen. Die heisse Sonne tat das Naturgemässe und
einzig Folgerichtige, sie brútete mich aus. Mein erster Schritt war in den GIo-
bus, denn dadurch, dass mein Onkel, im allgemeinen sonst Zentralreklarnechef
der Magazine zum Globus, mir den Namen Globi gab, war ich wohl oder übel
dazu verpflichtet."6Im Hinblick auf Globis fiktive geografische und familiäre
Herkunft ist diese Stelle aufschlussreich. Da ist von einem Erzeuger die Rede,
der das Globi-Ei sich selbst überlassen hat und keine soziale Vaterschaft über-
nimmt. Globis leiblicher Vater, der ihn an seine tierische Herkunft und an seine
afrikanische Heimat bindet, bleibt unbekannt. Präsent ist dafür sein geistiger
Vater, der Zeichne6 sowie der Onkel und Namensgeber, der ihm zu sozialer
Macht verhelfen soll.
In dieser Darstellung begegnet uns ein bekanntes Schema: Afrika erscheint
als Ort, zu dem nichturbane, wilde Landschaften und Tiere gehören.'z Es ist
Inbegriff der Natur, und zwar so sehr, dass Globi nicht von einem Lebewesen,
sondern <naturgemäss>) von der Sonne ausgebrütet wird. Seine (männlichen)
Verwandten, die ihm geistig und gesellschaftlich zur Seite stehen, findet er inder Schweiz.'s'Während Globis eigenartige männliche Genealogie nur äber die
Schweizer Seite rekonstruiert werden kann, fehlen nicht nur Hinweise auf die
afrikanische Herkunft, sondern auch auf die weibliche Linie - ganz anders als
bei Nicco, wie weiter unten zu zeigen ist. Der .rBrzeugerrr, der das Ei in der
\Øüste zurücklässt, scheint es gleichsam selbst gelegt zu haben. Es gibt weder
eine biologische noch eine geistige Mutter und auch keine Tante, sondern nur
eine oDritte im Bunde', die das fehlencle Veibliche repräsentiert. Die hybride
Gestalt Globis greift auf bekannte koloniale Trennungen zurück, durch die
einerseits Tier, Natur und Afrika und andererseits Mensch, Kultur und die
Schweiz miteinander verknüpft werden, und sie folgt einer männlichen Linie,
in der das Weibliche fehlt oder als beliebiges Element hinzugefügt wird'Nun führt allerdings die eigenartig ungeklärte Familiensituation Globis zu
regen Diskussionen und veranlasste die Globi-Macher, eine neue Geschichte
zu schreiben. ry36 erscheint in der Zeitschrift Der Globi und 1938 im Band
Globi junior eine Version von Globis Geburt, welche seine unklare Herkunft
z6 Ebd.,S.34r f.z7 Derr. entspricht auch der Bildstreifen übe¡ Globis Geburt, der t93z veröffentlicht wurde,
und ein einsames Ei in einer rVüste zeigt, in der es nur Sand uncl zwei Palmen gibt. Globifliegt gleich nach der Geburt los in die Schweiz, welche im Gegensatz zu .Afrika,' vorallem aus Häusern besteht. In einer ancleren Version der Geschichte aus demselben Jahrreitet Globi erst auf einem Kamel und landet dann direkt im Globus. Siehe Ammann (wie
Anm. ¡), S. 33 ff.z8 Dabei bleibt gänzlich unklar, woher er seine eingangs zitierte afrikanische \üeisheit hat, cla
in der Geschichte keine sozialen Beziehungen zu Afrika erwähnt werden.
Abb. t: Globi wnd, Globin beiraten' (GlobiJunior, Zùricb r9j8, o. S.)
in den Konrext der bürgerlichen Kleinfamilie stellt.'s Zu sehen ist nun die
Heirat eines Globi-Manns mit einer Globi-Frau. Sie trägt ein weisses Braut-
kleid mit Schleier, er einen Frack mit Zylinden Auf dem letzten Bild sitzt
sie strickend neben einem Ei im \flüstensand.¡o Globi verfügt nun also über
eine fi.irsorgliche Vogelmuttef, die sich ihrem Nachwuchs widmet. \Øaltraut
Bellwald und Ingrid Tomkowiak stellen fest, dass sich Globis Mutter <$¡ie
fast alle Frauen in den Globi-Büchern [...] im traditionellen Rahmen jener
Zeit [bewegt]. Sie ist die händeringende, fiebermessende, suppenbringende
Statistin, die den Aktionen ihres Ehemannes und ihres Sohnes zurückhaltend
und kummervoll zusieht.rl Interessanterweise entsteht mit der Herstellung
einer heteronormativen Globi-Familie und mit dem Auftauchen von Globis
Murter auch ein kolonialer Kontext. Denn Herr und Frau Globi wirken in
der neuen Ursprungsgeschichte nicht mehr wie einheimische Vögel, sondern
wie Kolonialisten oder europäische Touristen auf der Hochzeitsreise' Am
deutlichsten zum Ausdruck kommt dies im letzten Bild der Serie, auf dem
das Globi-Paar in europäischen Hochzeitskleidern auf einem Kamel reitet,
während afrikanische Menschen für sie ranze".. Dazu heisst es: "Neugestärktan Leib und Seele / Reitet nun auf dem Kamele / Unser Paar im Ehestand /Durch das héisse Negerland.ui'Afrika erscheint an dieser Stelle nicht mehr als
Globis Heimat, sondern als .das heisse Negerland". Im nächsten Abschnitt
z9 Bellwald rüaltraut, Tomkowiak Ingrid: Globis rätselhafte Familienverhältnisse, in: Ammann
(wie Anm. 5), S. 3z-37, hier 3 5.
3o Siehe ebd., S. 33 ff.
3r Ebd., S. 37.
3 z Globi junior. Erlebnisse und Streiche, Zürich r93 8, o. S.
0
@ .æ-@
heisst es, Frau Globi habe "nach der schönen Hochzeitsreise, ein Ei gelegt.
Im lJnterschied zu den ersten Geschichten rückt Afrika weiter weg, wird zurFeriendestination und zum Land der exotisierten Menschen.¡¡ \Øidersprüche
bezüglich Globis afrikanischer Herkunft bleiben bestehen. So bleibt die Globi-Mutter auch nach der Hochzeitsreise in der 1Wüste, wo sie - für das Leben inder Kälte? - neben dem Ei sitzend strickt.¡+
Signifikant für Globis Zuordnung ist auch der Akt des Taufens, der ihn,
wie Globi meint, nwohl oder übel" an das'Warenhaus bindet' Der Firmen-
name "Globus, verweist auf die Erdkugel, und zwar aus der Perspektive von
\Øarenhausbetreibern um rgoo: <r896 nannte er fHeinrich Burkhardt] sein
Geschäft.Globus,. Der Name soll durch einen Briefkopf des Bazars [Vorläuferdes Globus namens .J. \üebers Bazaof inspiriert worden sein, der den Han-
delsgott Merkur zeigt, wie er als Sinnbild weitgespannter Handelsbeziehun-
gen über dem \fleltenglobus schwebt."" ç1ob't Name verweist somit auf die
globalen Handelsbeziehungen, die Anfang zo. Jahrhundert zu einem grossen
Teil einem kolonialen Netzwerk entsprechen. Er steht für die zunehmende
Pràsenz kolonialer Güter und Vorstellungen im Schweizer Alltag. Damit lässt
sich auch erklären, .wârum Globi ein "Papagei" und kein einheimischer Vogel
ist. Durch den professionellen Tierhandel im Rahmen kolonialer Handelsbe-
ziehungen, so schreibt Stefan Zahlmann, konnten Papageien "nicht mehr nurin den Menagerien oder Privatsammlungen der Reichen und Mächtigen in den
öffentlich zugänglichen Zoologischen Gärten betrachtet werden, die exotische
Natur wird in Gestalt von Sittichen und Grosspapageien für immer mehr Bür-
ger in den Städten der alten \Øelt zu einem erschwinglichen Vergnügen.>16 Der
Papagei wird zum Symbol für den zunehmendenZugangder Mittelschicht zu
den Produkten des kolonialen Handels, jener Mittelschicht, clie vom Angebot
cler \Øarenhäuser angesprochen werden soll. Globis hybride Herkunft ist
somit keineswegs willkürlich, sie kann im Gegenteil mit jener Präsenz des
Exotischen im Schweizerischen in Verbindung gebracht werden, die einen
3 3 Für Afrika als Ferienland spricht auch, dass Vater Globi seiner zukünftigen Frau vermutlichin einer schweizerischen Umgebung den lleiratsantrag macht. Darauf lâsst nicht nur die
Kleidung, sondern auch die Lanc{schaft schliessen, eine Viese, auf cler Margeriten wachsen.
Vgl. ebd.
34 Sobalcl G.lobi ausgeschlùpft ist und sich seiner Eierschalen entledigt hat, befindet er sich inder Schweiz, ohne dass clieser lVechsel erklärt würde. Das erinnert an einen anderen Kin-derbuchklassiker, Babar der Elefant (r93 r), der im Zug seiner Sozialisation und Zivilisationebenfalls von einem zum anderen Bild plötzlich aus seiner afrikanischen Fleimat in eine
französische Stadt kommt, ohne das Meer zu überqueren ocler überhaupt zu reisen'
3 ¡ Pfenninger Ernst: Globus - das Besondere im Alltag: das rùla¡enhaus als Spiegel der Gesell-schaft, Zùrich zoo7,S. 19.
36 Zahlmann Stefan: Mehr als alte Vögel und schräge Kàuze. Die vier Körper des Papageien
in der Stadt, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte z (zoo9),5. 5z-64' hier ¡6 f.
integralen Bestandteil der Lebenswelt um r93o ausmachte, auch wenn das dabei
zelebrierte Afrikabild, wie Globis Beispiel zeigt, nichts mit dem Kontinentund
seinen Bewohnerinnen und Bewohnern zúlun haben musste.
Itreisse ltl¿i$0ne unû scntt'eirer (c0mm0flily racismt
Dass sich in der \íerbefigur des Globi zeitgenössische, vom Kolonialismus
geprägte Vorstellungen von fernen Ländern mit zunehmend globalisierten
Handelsbeziehungen verbinden, lässt sich mit Erkenntnissen aus anderen
Forschungskontexten in Verbindung bringen. In ihrer Studie zum britischen
Kolonialismus hat Anne McClintock in diesem Zusammenhang den Begriff
des commodity røcism geprãgt.37 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden
koloniale Güter demnach vermehrt zu Massenwaren. Im Zugder Entstehung
der Konsumgesellschaft entwickelt sich eine neue Form der imperialen Kultur'
Durch \Øerbung, Fotografi e, Produktkennzeichnungen, imperiale Ausstellun-
gen und Museen gelangen koloniale Vorstellungen und Gedanken vermehrt
in breite Bevölkerungsschichten und finden in grossem Stil Eingang in den
entwickelt werden kann, fungiert der Kontinent hier als Schaubühne für die
btirgerlich-kapitalistische Häuslichkeit. Dass Globi in den Kontext einer Kul-
,rr, à.. uKonsumkolonialismus, eingereiht werden kann, liegt schon deshalb
nahe, weil er als \ferbeträger für ein \warenhaus fungiert. Der Konnex von
Kapitalismus, Massenkonsum, Kolonialismus und bürgerlicher Häuslichkeit
kam allerdings noch weit drastischer in einer \Øerbekampagne für .\Øeisse
\Øaren, aus dem Jahr ry33 zum Ausdruck, wie im Folgenden zu zeigen ist.
Die Suche nach einer geeigneten \Øerbefigur für die Aktionswoche wurde
von Globus bereits als Teil der Kampagne inszeniert. Damit nahm die \Øerbe-
37
Durham ry96.38 McClintock (wie Anm. 37),5. 34.
abteilung ein erprobtes Stilelement auf: der Prozess des Suchens, Erfindens,Zeichnens und Textens wird öffentlich inszeniert, was den Leserinnen undLesern den Eindruck vermittelt, selbst daran Anteil zu nehmen. So schaltet
der Globus im April ry33 eine Serie von Inseraten imTages-Anzeiger, welche
die Suche nach einer \Øerbefigur dokumentieren. Das erste Bild zeigt den
verzweifelten Reklamechef des Globus, der nach einer überzeugenden Idee
für den anstehenden Sonderverkauf sucht. Auf derselben Seite erscheint ein
zweites Inserat, auf dem man ihn am Telefon sieht. uHallo! ... Geben sie mirbitte Afrika", steht daneben. Die Leitung führt direkt vom seinem Büro auf
eine einsame Palme in der'ffüste. Darunter heisst es: uEin rettender EinfalI.Zuwas gibt es ein Telephon ... und zu was ein afrikanisches Ferien-Land wo sich
einer herumtreibt, der bestimmt gute Ideen hat! ... Na? Kommt er denn nichtans Telephon?>¡r Am nächsten Tag wird deutlich, wer sich im afrikanischen.Ferien-Land' herumtreibt. Das Inserat vom 19. Apri| ryy zeigt Globi am
Telefon. Ein Afrikaner rennt zurhm,ein anderer steht staunend vor der Palme,
auf der sich der telefonierende Globi befindet.+'
Am darauffolgenden Tag wird die <<grosse Reklame-Ideen+'vorgeführt. Die
Illustration zeigt eine Theaterbühne, auf der sich der Reklamechef befindet.
Er steht am Mikrophon und liest einen Text vor. Aus dem Souffleurkasten
guckt Globis lachendes Gesicht. Auf einem Stuhl steht ein Afrikaner. Er hat
schwarze Füsse und Hände und einen weissen Kopf und trägt ein weisses
Kleid. Stilisiert nach dem Bild eines kleinen Kinds, mit einwärts gedrehten
Füssen, einem überdimensional grossen Kopf und in ein weisses Hemdchen
gekleidet, steht er verlegen auf einem Stuhl und steckt sich einen Finger in den
Mund. AIs Bühnenbild ist eine'ü/üstenlandschaft zu sehen. lJnter dem Bildsteht: <Meine Damen und Flerren, hochverehrtes Publikum: ... hier habt ihrGlobis' Reklame-Idee: den weissen Neger. Globi behauptet, dieses einmalige
hochoriginelle ,Exemplar> bedeute für die afrikanischen Volksstämme eine
genau so ungewöhnliche, überdurchschnittliche Erscheinung, wie unsere
grosse .\fleisswaren-Veranstaltung, fùr alle sparsamen Hausfrauen! So möge
denn dieser weisse Neger (als Symbol des Einzigartigen!) in allen Kreisen der
Bevölkerung von Stadt und Land, die grossen Vorteile verkünden, welche der
Globus in seiner \Øeisswaren-Veranstaltung bietet.r+'
39 Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich, r8. 4.Í933.4o Auf derselben Seite erscheint ein zweites Inserar, das Globi am Telefon mit dem Rekla-
mechef zeigt, nun umringt von einem Menschenkreis, in dem bereits der uweisse Negeoausgemacht werden kann. Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich, 19.4.Í933.
4r Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich, zo. 4. 1933.
4z Ebd., Der *weisse Neger,' wird irnJahr r933 und r934 nochmals zum Einsatz gebracht, als
imZlrcherZoo ein Panther entflieht und Globi und der uweisse Neger" sich in Bilderge-
schichten daran machen, diesen wieder einzu{angen. Arn r7. Januar r934 überreicht Globi,
Die Globus-Kampagne von rg33 inszeniert nicht nur den commodity
racisû1, sie setzt sogar die von McClintock verwendete Metapher des Theaters
in szene. Afrika wird in der Globus-\Terbung zum Bühnenbild, vor dem
der *weisse Negep ausgestellt werden kann. Die Verbindung zwischen dem
.weissen Negeo und der *\Øeisswaren-Veranstaltung" scheint erst einmal nur
lose zu sein. In der Rede des Reklamechefs ist es die Einzigartigkeit und die
begleitet von vielen Kindern, dem Zürcher Zoo eine neue Pantherin, welche oGlobina'
g.i-ft *rrrd". Globus-Hauszeitung r934, S. 84-87. 1934 und r935 wurde der "weisseñ.g.r, .rrr.rr, für \ùØerbungen für weisse \Øäsche verwendet. Danach scheint er zu ver-
schv¡inden.
Abb. z:'Werbung für die 'Weissuaren-'Wocben des Warenhawses Globøs.
(Tages-Anzeiger für Stadt wnd KantonZürich, zo. April rgjj)
,r-¿X-'/"r¿,-ht"lr-t/^/"¿ Øtlû'{rt¿ot'
.Wtu-v.nÃûbry" Ñr dl. ¡æ.¡tt¡ùt6¡u.ñ I
So hós. d.ú di..r wdh N€s lJt SYE¡¿I d¡Édøria.¡î ih .¡¡G¡ tusn d.t lôvilñE vorsrdiu d- b;¿ di. ¡É!@ VdL v.rH¡dqwâbr. dr Gobu. in ¡.i¡.r W.tuv.¡uÞì-Èry bi.rL lit., æhl.n si. ¡ü dl. toEd¡h
Blobu$@
Originalität, welche den oweissen Negeru mit der Globus-Aktion verbinden.
Der koloniale Zusammenhang wird nicht hervorgehoben, und es geht beim
Verkauf von Väsche auch nicht urn \Øaren, die so explizit wie Schokolade, Tee
oder Zucker als Kolonialwaren bekannt sind, obwohl natürlich auch Baum-
wolle ein koloniales Handelsgut ist. Auffallend ist dennoch die Bedeutung der
Farbe \Øeiss, sowohl für den .weissen Negeo als auch für die weissen'SØaren.
\Øeisse \Øäsche gilt als Symbol für Hygiene und eine erfolgreiche Hausfrau.a¡
Was aber hat das mit Afrika zu tun? Globus scheint durch die Ertndung eines
,.weissen Schwarzen, mit dem kolonialen Spekt-akel-Element spielen zu wollen.
Untergrùndig schwingt dabei ein weiterer Zusammenhang mit: derjenige von
Weissheit, Sauberkeit, Reinheit und seinem Gegensatz. Nicht von ungefähr,
so schreibt McClintock, sei die Seife zu einem Leitsymbol des Kolonialismus
geworden. In ihrer Analyse einer Verbung aus demJahr ß99 zeigtsie, wie sich
der commodity racism im Produkt der Seife verdichtet. Der imperiale Markttrifft sich dabei mit privater Häuslichkeit und die Vorstellung des Reinen,
Hellen, Sauberen mit der Zivilisierungsmission, welche Licht, Ordnung, Sau-
berkeit und Hygiene in die "dunklen, Regionen der \Øelt bringen soll.+o Die
Bewertung der Hautfarbe und die aufklärerische Lichtmetaphorik verbinden
sich, wie May Opitz schreibt, im Kolonialismus: uAuf vielfâltige \leise wirddas Bewusstsein von der weissen Hautfarbe als der besseren Hautfarbe und
dem europäischen (= weissen) Bewusstsein als dem fortschrittlichen Denken
vermittelt.r,+t Globus spielt also mit der kolonialen Logik von Licht und
Dunkel, Reinheit und Schmutz und verl¡indet sie mit der Anpreisung von
\Øeisswaren und dem Spektakel des Exotischen.a6
Damit verbunden ist der Topos der "Mohrenwäsche". Das traditionsreiche
Motiv, so führt Nana Badenberg aus, wurde r 84r von Carl Joseph Begars in
43 Die Hauszeitung des Globus streicht diesen Aspekt auch explizit heraus: "tVeiss wird stets,
was \fäsche-Artikel anbetrifft, in bezug auf Hygiene an erster Stelle bleiben." In: Globus-
Hauszeitung, 6 Qy),5. zz9.
44 McClintock (wie Anm. 37),5. 3z Í.
45 Opitz May: Rassismus, Sexismus und vorkoloniales Afrikabild in Deutschland, in: Ogun-toye Katharina, Opitz Ma¡ Schultz Dagmar (Hg.): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen
auf den Sptrren ihrer Geschichte, Frankfurt a. M. 1986, S. ry-64,hier 4.Ygl. auch Husmann
Jana: Schwarz-Veiss-symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von..Rasse,,, Bielefeld zoro.
46 Es gibt noch einen weiteren, kolonialpolitisch bedeutsamen Zusammenhang. Um Staat-
lichkeit und sogenannte Hochkulturen im subsaharischen Afrika zu erklären, ging die
im Gefolge von John Spekes Spekulationen in der Mitte des I9. Jahrhunderts entwickelte
Hamiten-Theorie davon aus, dass derartige Entwicklungen auf Einflüsse von Einwanderern
aus dem Norden (Nachfahren Hams) zurückgehen müssten - den uweissen Negern, - da
autochthone Entwicklungen im "schwarzen Afrika" nicht möglich seien-
einem berühmten Gemälde festgehalten.aT Die Vorstellung eines schwarzen
Menschen, dessen Hautfarbe abgewaschen wird, taucht auch in Märchen auf'
und sie wird in Völkerschauen theatralisch inszeniert.+8 Die Mohrenwäsche,
so Badenberg, sei .Ausdruck eines kulturell verfestigten Stereotyps, in dem
sich auf suggãstive \Øeise hygienische und moralische Denkfiguren verbinden:
tVr, ,"h*"å ist, gilt als schmutzig; die Redewendung 'einen Mohre' weiss
waschen, bezeichner das aussichtslose unterfangen, einen offenkundig Schul-
digen entlasten zu wollen.,+s Dieses Motiv tritt in vielfältiger Verknüpfung mit
dJ^ romrnodity røcisrnauf. Eine niederländische Seifenwerbung von Å92 zeigt
etwa ein schwarzes Kind, das sich das Gesicht weiss schrubbt.t' In der Blütezeit
des Kolonialismus, so hält Badenberg fest, setzten *Rasierschaum,zahnpasta
oder Putzmittel - all jene Proclukte, die glänzendes \leiss versprachen' [. '.] auf
die \Øerbewirksamkeit Schwarzer''r'
vird die Bemerkung, die \üerbeleiter schiele in der Globws-Hawszeitwng
ntm zeichner Lips macht, vor diesem Hintergrund gelesen, erscheint sie in
anderem Licht: .ich denke an irgendeine Verrücktheit, über die sich jedermann
aufhält, an einen bewussten Blödsinn, wie wenn man etwa sagen würde: trocke-
nes \Øasser oder weisser Neger.r,'\Øas in Schieles Darstellung als eigenwillige
Darbietung, als überraschenãe Erfindu rg, als uverrücktheit" beschrieben wird,
der .weisse Negeo nämlich, gründet auf bestens bekannten Elementen der
damaligen rolJnialkultur. Das betrifft nicht nur die Zirkulation von Bildern,
,ond.Ã auch diejenige von Menschen' Fremde Menschen wurden in Zürich
seit rgTz als KuriositätenzLrÍ Schau gestellt, carl Hagenbeck beispielsweise
machte hier regelmässig Halt auf seinen Tourneen'rr ImZircher Zoo wtrde
r93o, als .rst. úölk.rr.h"r, i., diesem Tiergarten, während zweier Monate ein
"-Sárr.g"l.r.tde¡f, gezeigt'r+ Ein Nachhall dieser Tradition findet sich bei Globi
im gaid Globi's Abenteltervon 1947.Dortgeht er an denJahrmarkt und schaut
47 BadenbergNana:Die r4'Julir894:Mohrenwäsche-' i^L"iprigrrZoo,in: g'): Mit Deutschland um die
\irelt. Ëinã Kulturges , Stuttgart zoo4, S' t73-r8z'
hier r74.
as nìa..rU..g .rwähnt clas Beispiel einer inszenierten Mohrenwäsche im L etpziget Zoo t894'
Ebd., S. r73'
49 Ebd.,S. t74.já Ir. n.gfa.r.xr heisst es: .One trial was a1l he needed / Realized was his fondest hope / His' {n.. *ä, as white as white could be / There's nothing ìike Dreydoppel Soap'" Ebd', S' r78'
5 r Ebd., S. t77.QY)'S' zz6'
'r, à,'níit"ut'' Völkerschauen und Schauplätze' Zii.rich 188o-196o'
,Ziúrich ry95,5' 39, úot+ Ebd., S. tz7 ÍÍ.
3
+I
GI
Hì
Abb. j: Globi bestaunt einen Afrihaner auf dem Jabrmarþt. (Globis
Abenteuer, Zilricb r947, o. S.)
sich gemeinsam mit anderen Zuschauerinnen und Zuschauern einen vor erner
"afrikanischen, Kulisse ausgestellten afrikanischen Tänzer an."
Dass der <weisse Negeru nicht bloss eine Erfindung des Hauses Globus ist,
zeigt sich auch daran, dass afrikanische Menschen mit Albinismus in diesen
Menschenausstellungen als spezielle Attraktionen vermarktet wurden.r6 Inden ersten Jahren des zo. Jahrhunderts wurde beispielsweise Amanoua Kpapo
aus Accra in NØesteuropa als "weisse Negerinu ausgestellt.rz r9o3 trat sie imRahmen einer ..Togotruppe> in mehreren Schweizer Städten auf.¡8 Und rgot
wurde sie auf $íerbeplakaten als leuchtend helle Gestalt dargestellt, von der
sich eine afrikanische Menge angstvoll abwendet.rs Vie bei Globus wurde die
5 5 Globis Abenteuer, Zürich 1947, o. S.
¡6 Brändle Rea: Nayo Bruce. Geschichte einer afrikanischen Familie in Europa,Zrxich zoo7,
s.+g, sg.
¡7 Ebd., S. zoo.
5 8 Kpapo trat r9o2 erstmals als "weisse Negerino auf und war ryq ir.Zijrich, Genf, Lausanne'
Bern, Aarau, Solothurn, Bern, Freiburg, Payerne und Vevey zu sehen. Ebd', S. zro'
¡e Ebd., S. 67 f.
Einzigartigkeit der <<weissen Schwarzenu dadurch unterstrichen, dass sie im
exotischen Afrika selbst als exotisch gelte.
Viel mehr, als dass sie eine einzigartige Neuerung darstellen würde, spielt
die Globus-Kampagne mit Versatzstücken einer bekannten, kolonialen Logik'
Globis doppelte Hybridität als \lesen zwischen Tier und Mensch sowie als
Schweizer afrikanischer Herkunft erfährt in diesem Zusammenhang eine Ver-
eindeutigung. Er wird stärker zum Menschen und vermehrt zum Schweizer,
während Afrika zum Ferienland mutiert und afrikanische Menschen zu Figuren
eines exotischen Spektakels werden. Globi wird zum kolonialen Vermittler und
go-between, der den Reklamechef in der Schweiz mit neuen Ideen und kurz
Schweiz gänzlich fern, während imztgdes cornmod,ity racism paradoxerweise
eine Vielzahl kommodifi zíerter Gegenstände aus Afrika in die Schweizer
verschmilzt. KnaPP
ergeschichte, kommtika und die Schweiz
nicht mehr so klar voneinander trennbar sind.
Ihnnlbale, lt0nlenl{änig, [ametad.
[tne posfltolOnlale Pas$onsges0nicnle aus dem Ïessin
Das rgSo erschienene BichleinKannibølehandelt von einem schwarzen Kna-
ben im Tessin, der nach Jahren voller Ungltlck und Ablehnung über mehrere
Starionen hinweg endlich ein Zuhause findet. Es beginnt mit den Sätzen:
*\Øas sagt ihr dazu? Der Bub war ein Negerlu, und enclet mit den Sätzen:
uZwei Hände legten sich mit festem Druck ineinander. Die eine schwarz, die
andere weiss.rrdo Dazwischen wird von der Autorin Olga Meyer auÍ 79 Seiten
eine passionsgeschichte erzählt, die mit dem gerade noch verhinderten Tod
des einsamen Knaben .Kannibale, in einem Bach und seiner anschliessenden
symbolischen Auferstehung als Anführer, der seine Kameraden vor dem Feuer
eines \Taldbrands rettet, ihrem moralischen Höhepunkt zugefùhrt v .rcl. Liebe
und nicht Zwang bringen den kleinen, verwilderten Knaben in die Schule, wo er
den Mohrenkönig im Krippenspiel verkörpern darf, weil er ja ein Mohr ¿'s¿. Er
6o Meyer Olga: Kannibale, Zollikon ry5o'5. 3,79.
Abb. 4: Titelbild aon Meyer Olga:KannibaLe, Zolliþon r 9 5 o, illøstriert rlonGioztanni M¡¡ller.
befindet sich hier noch in einer "liminalen Phaseu im Sinn von Victor Turner,6'
denn er muss erst noch zum Schulbuben werden, der den Balthasar wie alle
anderen Kinder, also ungeachtet seiner eigenen Hautfarbe spielen dürfte. Erst
nachdem er also noch einmal zum \lilden, zum Kannibalen, geworden ist unddann in einer spektakulären \Øende zunächst zum Opfer, dann zum Heldenwird, hat sein Leid ein Ende, und er ist als alphabetisierter und sauber geklei-
deter Nicco in die Gruppe der gleichaltrigen Jungen initiiert. Es handelt sich
sowohl um eine Passions- als auch um eine Initiationsgeschichte, die jedoch
in spezifischer Weise postkolonial situiert ist. Dies zeigen die diskursivenKonstellationen und Operationen im Text, die sich einer "dichten Lektüre"auf unterschiedlichen Ebenen erschliessen.
Dass die Geschichte im sonnigen, heissen und von Zirich aus südlichgelegenen Tessin spielt, bietet eine besondere Bühne: es wird eine geradezu
6r Nach dem Ethnologen Victor Turner, der sich auf Arnold van Gennep bezieht, bezeich-net die liminale Phase einen Schwellenzustand, in dem sich ein Indivicluum - oder eine
Gruppe - befindet, nachdem es sich während eines Übergangsritus von der herrschenclen
Ordnung abgelöst und noch nicht wieder rituell angegliedert hat. Vgl.: Turner Victor'W':The Fo¡est of Symbols. Aspects of Ndembu Ritual, Cornell t 967, 5. 93-t r t;Turner Victor\X/-: Liminalität und Communitas, in: Ritualtheorien, Oplaclen ry98,5. z5r-264.
koloniale Konstellation durchgespielt, in der die weisse, barmherzige Frau
sich als Abgesandte der literalen \Øelt, also gleichsam als Missionarin, einem
schwarzen, verwilderten Knaben zuwendet, der vergeblich vom Polizisten in
die Schule gezwungen werden sollte. Mission und staatliche Gewalt, verkörpert
in der weissen Dame/Lehrerin und dem Polizisten/der Obrigkeit, markieren
die beiden Pole eines gemeinsamen Zivilisationsprojekts im kargen, steinigen
und sonnendurchglühten Land jenseits des Gotthards.6'
Die 0e$cni0nle elnel veruanûlung
Der kleine Junge Nicco ist auf den ersren Blick, anders als Globi, als
Afroschweizer zu erkennen. Seine Verwandtschaftsverhältnisse sind ebenso
wie die des afrikanischen Globi heikel, allerdings hat er mit Grossmutter und
Lehrerin zwei starke weibliche Figuren an seiner Seite, während der Vater
und erst recht der Grossvater abwesend sind - nicht einmal durch Namen
oder eine genauere Ortbestimmung präsent. Das Leid ist dem Jungen, der als
(Halb-)Waise bei seiner hartherzigen nonnaim Tessin aufwächst, buchstäblich
auf den Leib geschrieben, denn ,.das ganzeMenschlein war von einer dunklen
Haut überzog€nrr,6r wie es gleich auf der ersten Seite der Geschichte heisst'
Ahnlich wie bei der Mohrenwäsche, die mit dem Gedanken spielt, dass sich
eine schwarze Hautfarbe abwaschen lässt, worauf die weisse "Grundfarbe,zum Vorschein kommen würde, wird Niccos Hautfarbe als etwas beschrie-
ben, das über den Körper gezogen wird, additiv ist und zum eigentlichen
Menschen hinzukommt. Das <Schwarze> ist jedoch nicht nur ein äusserlicher
Überzug, sondern lauert auch im Untergrund: uÜberall, wo andere Kinder
so schön hell schimmerten, schaute bei ihm etwas Dunkles hervor.'6a Er ist
schwarz, einsam und ungeliebt, denn die weisse Mutter starb bei der Geburt
des schwarzen Kinds, der Vater ist ein abwesender Schatten und die Gross-
mutter, mit der er in einem veflassenen Bergdorf haust, findet kein gutes \üortfür ihn. Von ihr stammt die Beschimpfung ..Kannibalerr, und so hat das Kind
keinen eigenen Namen und zunâchst keine Geschichte; denn die Eltern werden
von der Grossmutter verschwiegen. Die böse Grossmutter wird im Lauf der
Geschichte zwar ein wenig versöhnlicher gezeichneq aber sie bleibt ausserhalb
6z chrift -igur des
tografie
63 Meyer (wie Anm. 6o)' S' 3.
6a Ebd., S. 3.
der Gemeinschaft, die sie vielleicht wegen des Enkels verlassen hat und in dieder Junge nach einem langen Leidensweg aufgenommen wird - der Passion
folgt eine gelungene Initiation, die mit der Zuerkennung von Namen undAbstammung ab geschlossen ist.
Die Namensgebung spielt in der Geschichte eine zentrale Rolle und ist eng
verbunden mit dem Besitz einer Sprache, mit der Fähigkeit zu sprechen (und
"ich, zu sagen). \Øeil er keinen Namen hat, kann er nicht sprechen und wirdvon der Grossmutter nicht als Subjekt adressiert. Auch den Narnen seiner
Mutter (die später als Bild zu ihm zurückkehn) darf er nicht aussprechen: "Dienonna antwortete nie, ausser, wenn Kannibale nach seiner mamma fragte. Dannfuhr die Frau wie von hundert Nadeln gestocher-r auf. ,Nimm diesen Namennicht in den Mund!, zischte sie und fügte mit böser Stimmer hinzu: ,Kanni-
b^le --r.,r" Die Grossmutter unterbricht ihr Schweigeniur als Fluch, und derPreis für diesen Unterbruch ist die erneute Aberkennung cles eigenen Namensund die Verweigerung einer genealogischen Verankerung anhand des Namens
und der Biografie der Mutter, die ihn zudem direkt mit der Grossmutter verbin-den würden. \X/eil sich die Grossmutter ihres schwarzen Enkels schämt, leben
beide in der Einsamkeit des verlassenen Dorfs. Nur ein rothaariger Töpferhat sich "ebenfalls in diesen Mauern eingenistetu, er ist jedoch selten zu sehen
und: "Auch er redete nicht."66 Einzig der Holzfäller Pietro ist dem Jungenzugeneigt und erzählt ihm schliesslich, wenngleich in sparsamen \Øorten, vomVater: ",Schwarz wie Du>, sagte der Mann, .konnte Dich nicht mitnehrlen,ist wieder in seine Heimat zurückgegangen. \íeit, weit fort! Je, wie hat er
geweint.'u6z Obwohl die väterlichen Tränen dem Jungen das Herz wärmenund er den Holzer lieb hat, wie es heisst, bleibt er einsam. Interessant ist hier,
dass Nicco nicht als Kind einer weissen Mutter erscheint. Er ist nicht schwarzund weiss, sondern schwarz v¡ie der Vater. \Øährend die Farbe Schwarz also
einerseits als .unechtu und "Überzug, erscheint, beherrscht sie andererseits
die \Øahrnehmung Niccos durch die Anderen und somit sein ganzes Leben.
Zu den wortkargen menschlichen Freunden treten die Tiere als Freunde undGefährten: derJunge rettet zum Beispiel eine Schlange, betrachtet die spielen-
den Mauereidechsen, und ein roter Papagei fliegt ihm zu. Der Vogel, der anders
als die anderen Tiere scheinbar im Besitz der Sprache ist (er ubegann Worte zureden wie ein Mensch") erhält sogleich einen Namen: Coco, ein Wort, das der
Junge einmal im Do¡f Ponco gehört habe. Das Dorf Ponco, wo die anderen
Menschen leben, ist im Gegensatz zur Tíerwelt der Dorfruine, des \Øalds undder Berge ein Hort von Leid und Peinigung. Regelmässig muss der Junge hier
65 Ebd., S. ¡.66 Ebd., S. e.67 Ebd., S. ro.
für die arme Grossmutter6s Salz kaufen gehen, was er nur unter Androhung von
Gewalt tut, weil er im Dorf dem Spott der anderen Kinder ausgesetzt ist, die
ihn "Kannibale' rufen und als Dieb bezeichnen. Als er eines Tages in ein nahe
gelegenes Städtchen zum Salzkauf geht, um das Dorf zu vermeiden, verliert er
auf dem \leg das Geld und wird in seiner Not von einer Dame im hellen Kleid
und mit nschwarzen Scheiben vor den Augen' gerettet- Hier handelt es sich
um eine seltsame sprachliche Verfremdung, die offenbar als pseudonaive \Øen-
dung die Perspektive des Jungen widerspiegeln soll. Zugleich ist der Kontrast
zwischen weisser Dame und ,.schwarzem Blick" interessant: schützt sie ihre
Augen vor der Sonne oder dem Anblick des Jungen? Soll der vermittelte, gefil-
terte Blick gerade eine schwarz-weisse Verbindung schaffen? Die weisse Dame
mit dem schwarzen Blick fragt jedenfalls nach seinem Unglück, nimmt ihn an
der Hand und kauft ihm das Salz. "\Øie die Madonna über dem Dorfbrunnen
kam die Frau dem Buben vor., Die Leserinnen und Zuhörer ahnen, dass es mitdieser Gestalt mehr auf sich hat, denn der Junge trifft sie in defster Not ..zum
..rt.r Mulrrt, und: .Von diesem Tag an brannte ein Licht im Herzen des kleinen
schwarzen Knaben, das nicht mehr verlöschte.rz'Das Madonna-Motiv wird auf
dem Höhepunkt der Erzählung wiederkehren. Zunächst aber muss der immer
noch namen- und sprachlose Knabe vor dem Polizisten von Ponco fliehen, der
ihn unter Zwangin die Schule bringen will. Er zieht sich noch weiter in die
Berge zurück, nachdem er vergeblich die .helle Dame> im Städtchen gesucht
hat, und lebt nun bei dem tagsüber schweigsamen Hirten Mario auf der Alp,
der ihn gleichwohl zum ersten Mal im Leben an der Sprache teilhaben lässt,
allerdings nur als Zuhörer. \X/ährend der Junge in der Abendstille der Berge
von Mario von einem Strom von Geschichten eingehüllt wird, organisiert der
Polizist von Ponco einen Mob von Kindern,T' die sich mit glänzenden Augen
auf dieJagd auf den schwarzenJungen freuen: "EinJubel ohnegleichen brausre
über den Schulplatz.'2, Die Kinder suchen Stricke und die Lehrerin, der die
Sache nicht gefällt, ermahnt sie vergeblich zur Mässigung.
Auf der AIp hat der Junge immer noch keinen Namen, doch Mario nennt
ihn immerhinragd.zzo; er hat noch keine Sprache, aber er hört nun zum ersten
Mal Geschichten und begibt sich damit auf den \üeg der Erziehung und Initia-tion: .Kannibale hatte noch nie im Leben Geschichten gehört. Er vergass Zeit
68 Die Figur der Gros ch liebe Grossmutter in
Johanna Spyris He m Dorf zurückgezogen
hat. OIga Meyer, d e, kannte die Autorin'69 Ebd., S. r6.
7o Ebd., S. r7.
7r zu díeser Zeit (und bis ry61gab es in den USA immer noch die sogenannten Jim crowLaws zur <<Rassentrennungo und es fanden Lynchmorde statt'
7z Meyer (wie Anm. 6o),5. 29.
und Ort. Seine Augen hingen am Mund des graubärtigen Mannes, als wâre er
zum sprudelnden Quell geworden, an dern das Büblein seinen Durst sdllenkonnte. Kannibale bekam nie genug. Riesen undZwerge, Bären und Löwenspazierten in die Berghütte hinein und schauten iht t.t.", Der Lehrerin gelingt
schliesslich, was Obrigkeit und Mob nicht vermochten, sie bringt den Jungenin die Schule. Diese Geschichte wird, wohl aus dramaturgischen Grünclen,
im Rückblick erzahlt und beginnt mit dem Auftakt: "Doch dann geschah das
Wunder!", und weiter heisst es: *Kommt, setzt euch ganz nah zv mir, ich willes euch erzählen., Olga Meyer wird zu Mario ... Wieder spielt die Stimme eine
zentrale Rolle, doch die Lehrerin versucht denJungen nicht zu überreden, sie
schreit auch nicht wie der Polizist und die Kinder, sondern sie singt und locktdenJungen mit ihrem Gesang aus dem Vald in das Dorf, aus der Natur in die
Kultur. Ersr jetzt wird die Lehrerin als Fräulein Donati vorgestelltz+ und als
die helle Dame erkannt, dann erhält der Jungç - zum ersten Mal - durch den
Mund der hellen Frau/der Lehrerin, seinen Namen: Nicco. Dies geschieht imText genau in der Mitte, am Ende von Seite 39 (das Buch hat 78% Seiten). \üieein scheues Tierchen nähert sich Nicco der singenden Frau und erkennt sie als
seine Retterin im hellen Kleid mit den dunklen Scheiben vor clen Augen. uSie
nannte ihn auch Nicco! Es gab für sie keinen Kannibale! Der Name Niccotönte dem Knaben wie Musik im Ohr."z¡
Hand in Hand betreten Fräulein Donati und Nicco das Dorf und nun ver-
stummen die anderen, die Schreihälse. Nicco wohnt fortan bei der Lehrerin
und geht zur Schule und wird zögerlich in den Kreis der Mitschülerinnen
und Mitschüler aufgenommen. Missgunst und Neid unter den Müttern, die
eine Bevorzugung des schwarzen Knaben argwöhnen, beeinflussen auch die
Kinder, vor allem als es um die Besetzung des weihnachtlichen Krippenspiels
geht. Emilio, der Bäckersohn, der im Vorjahr den Mohrenkönig spielen durfte,
wird von Nicco ausgestochen, weil clie anderen Kinder in ihm plötzlich clen
Schwarzen erkennen, der nicht trotzdem, sondern gende darørn eine wichtige
Rolle spielen soll. Als Hirte - hat jemals jemand einen schwarzen Hirten gese-
hen?, so fragen sich die Kincler - kommt er nicht infrage, auch nicht als Diener,
denn die lVeisen aus dem Morgenland treten allein uncl zu Fuss dem Christkindgegenüber. Doch nicht nur sein so passendes ,'irrss...., sondern auch seine
innere Konstitution lassen ihn für die Rolle des exotischen Gabenbringers und
Anbeters geeignet erscheinen. Tränenüberströmt bringt er clie Geschenke dar,
und richtet dabei seinen Blick auf Maria und nicht auf das Jesuskind! Hier kehrt
das Motiv der Madonna wieder, der Mutter, die demJungen das Leben schenkt,
73 Ebd., S. 34.
74 Ebd.,S.39.
75 Ebd.,S.4z.
der Fürsprecherin und der uhellen", reinen Dame. Das ganze Dorf spürt ange-
sichts dieses Bilds nun Reue, vor allem aber den Drang zur Versöhnung: ...Ich
würde ihn ruhig zu mir nehmen!' .Ich auch!, - - .Ich auch!' Die Liebe begann
in den Herzen zu spriessen wie eine \Øeihnachtsblume'rzc Alle Menschen in
Ponco adoptieren nun den kleinen Mohrenkönig, nur Emilios Mutter Bianca
(l) intrigiert schlussendlich erfolgreich. Nicco versucht die anderen Jungenauf seine Seite zu ziehen, indem er ihnen sein einziges Geheimnis und sei-
nen einzigen Besitz verrät, das verlassene Dorf Lontana. Lärmend bricht die
Jungenschar in den Frieden ein und findet Gegenstände, die Nicco angeblich
gestohlen, tatsächlich aber in der Vergangenheit gefunden hatte (darunter eine
Papierkrone, die noch einmal auf den Mohrenkönig verweist).
Erst nachdem er eine gute Tat vollbracht hat, indem er alle Buben des Dorfs
vor einem .iØaldbrand retrer, isr die Passion und Initiation vollendet. Nunkehren auch Niccos Eltern in Form von zv¿ei Porträtfotografien zurück, und
er erhält damit eine verbürgte Abstammung, eine Verwandtschaft. Die nonna'
bekennt sich zum ersten Mal zu ihrer Tochter, deren Foto sie dem Enkel gibt,
und damit zu ihm. Mit dem Foto seines Vaters erhãlt er zudem eine väterliche
Linie und Herkunft, auch wenn die näheren lJmstände seines Daseins weiterhin
rätselhaft bleiben. Doch er ist nicht mehr vereinzelt, sondern ein Sohn - sogar
mehrfach, denn die bis dahin böse Bäckerin möchte von ihm md.rltfti.a genannt
werden, die Lehrerin ist zur Adoptivmutter geworden, die eigene Mutter kehrt
im Bild zurück und die nonna betrachtet ihn nun auch als legitimen, das heisst
anerkannten Enkel.
Ànika - di$liufsiv0 sltategien
Man darf wohl annehmen, dass Olga Meyer, die selbst Lehrerin war, clie
Lehrerin in der Geschichte nicht zufällig als einzige zugleich vernünftige und
warmherzige Person schildert (die sich in der "hellen Dame> noch einmal
verdoppelt und in der Madonna überhöht wird), die sich tatkräftig gegen
Unrecht und Rassismus stemmt.7z Man kann Meyers Buch mit guten Gründen
als .Gegenerzählung" zLt den zahlreichen Texten männlicher Autoren mit
männlichen Helden deuren, in denen Frauen nur Nebenrollen zugewiesen
76 Ebd., S. 5¡.77 Als Schriftstellerin, die lehrreiche uncl moralisch aufrüctelnde Erzählungen - wie eben
Kannibale - für Schulkinder schrieb, schiebt sie der Figur des Hirten Mario die magische,
die zugleich weise der erzâhlerischen Fantasie zu. .wie
ferne Boten
betretãn Löwen (a Geschichtenerzählers und schauen den Knaben
an. Der Blick der fäilt (noch) durch eine schwarze Brille auf ihn'
werden. Allerdings sind aus einer postkolonialen Perspektive auch weisse
Heldinnen kritisch zu betrachten. Gabriele Dietze hat dargelegt, dass weisse
Frauen gerade während und nachderZeitder Dekolonisation, als die Frage der
kolonialen Schuld und Verantwortung neu hätte ausgehandelt werden müssen,
zum Einsatz gebracht werden. Die Figuration der weissen Frau wird, wieDietze schreibt .zu einer Entschuldungs- und Umschuldungsagentur>>,28 mitderen Hilfe koloniale Narrative in eine gewisse Distanz zum autoritãren undselbstgerechten Kolonialherrn gerückt, auf diese \Øeise aber gerade fortgesetztwerden können. Obwohl Dietzes Analyse beim Kolonialepos und damit bei
einer anderen Textgattung ansetzt, lassen sich einige ihrer Beobachtungen inBezug zu Olga Meyers Text setzen. So zeichnen sich die weissen Heldinnendes Kolonialepos durch ihre unerschütterliche Liebe zum kolonialisiertenLand und zu seinen Menschen aus und erweisen sich als Retterinnen der unter-drückten Bevölkerungen, obwohl sie eigentlich auf der falschen Seite stehen.
Auch in Niccos Geschichte wird die Frage nach dem rassistischen Kontextund der postkolonialen Geschichte der Schweiz vermieden. Die Liebe der
Lehrerin zu diesem Kind und ihr bedingungsloser Einsatz für dieses verdecken
die postkolonialen Verhältnisse, die überhaupt dazu führen, dass Nicco zum
"Kannibalen" gemacht werden kann. Anstatt (internen und externalisierten)
Rassismus in der Schweiz zuthematisieren und diese somit als ein an globalen,
kolonialen Verhältnissen beteiligtes Land zu verstehen, wird Rassismus mithilfevon Frau Donati als <<maternalistisch benevolenter Versorgungsmechanismus
uminterpretiertr.zeIjnter dem Schutz von Frau Donati wird Niccos Fremdheit als unverschul-
detes Schicksal gedeutet und mit dem Dorf insofern versöhnt, als er nun als
adoptierter Sohn, der wie alle anderen geworden ist, sein Anderssein hintersich lassen kann. Gleichwohl muss er ein Exempel bleiben, an dem sich die
Mehrheitsgesellschaft ihre Fähigkeit zur Assimilation beweist - schwarze undweisse Hand legen sich am Schluss in einer Geste der Versöhnung ineinander.
Im Verlauf der Geschichte v¡ird Niccos uFremdheit, jedoch immer wiedereingeführt. Als er zum Beispiel in der kleinen Stadt nach der uhellen Dame,,
sucht, heisst es: .Oh, wie mussten die Leute über diesen seltsamen Negerbubenlachen, der da plötzlich in den Strassen umherging, als lebte man in Afrika!r8"Diese Stelle ist deshalb bemerkenswert, weil offenbar ein einziger kleinerJunge
durch seine schiere Prãsenz die ganze Stadt in nAfrika" verwandeln kann.
78 Dietze Gabriele: Melancholie, Schuld und Geschlecht im Kolonialepos. Genealogie eiues
Filmgenres, unveröffentlichtes Vortragsmanuskript, S. r-r 8, hier r 8.
79 Bei Dietze heisst es: .Die koloniale Landnahme und Menschenausbeurung wird als mater-nalistisch benevolenter Versorgungsmodus uminterpretie¡t.o Ebd.
8o Meyer (wie Anm. 6o), S. z3 f.
Hier - und in dem Verweis auf den Vater, der weinend in die Ferne gezogen
ist - findet sich vielleicht ein Echo auf andere Geschichten, andere Begegnungen
mit "Afrika" in der Schwejz.
Unter der Überschrift Scbwarze Besetzungsleind'er auf dem Hasliberg
berichtete die lØochenzeitschrift Sie wnd Er ry53 darüber, dass der Reformpä-
dagoge und Schulgründer Paul Geheebs' Kindern die Hand reichen würde, die
in Deutschland von ihren Müttern verlassen seien und von ihren oft ahnungs-
losen Vätern, schwarzen GIs, nicht anerkannt würden. Diese uNegerbuben"
und .Negermädchen, hätten uein fast unstillbares Verlangen nach Liebe und
Zãrùichkeitt in der Obhut des Lehrerehepaars Geheeb würden ihre Probleme
jedoch bald aufhören, und garú in der Diktion von Olga Meyer heisst es imArtikel weiter: "Die einstmals Ausgestossenen \ilurden mit ebensolcher Freude
begrüsst wie jeder andere und als vollgültige Mitglieder in die Gemeinschaft
aufgenommen.r,s'In den Diskussionen der I9¡oer-Jahre über die sogenannten
Besatzungskinder wird immer wieder auf das Problem der Integration der
vermeintlich Fremden hingewiesen, die sich ja nicht nur aufgrund ihrer meist
unehelichen Herkunft aus Verbindungen "einfacherr, wie es in einer anderen
Reportage in der Schweizer lllwstrierten mahnend heisst, wenn nicht sogar "pri-mitiver Mädchen' mit charmanten, vergleichsweise wohlhabenden und verfüh-
rerisch exotischen GIs ergab, sondern auch, weil sie "durch ihre Flautfarbe von
weitem deutlich gekennzeichnet sindu.8¡ Trotz dieses .Problems'r, so heisst es
in der Reportage weiter, sei es für die "kleinen Mischlinge" jedoch einfacher als
für .weisse Besatzungskinderr, Pflegeeltern zu finden, weil sie .meistens sehr
sensibel, überdurchschnittlich begabt, sehr hübsch, gutmütig, ausserordentlich
Iiebebedürftig, zutraulich, von heiterer Gemütsart, sehr anhänglich, weich und
schmiegsam sind,.to Es handelt sich hier praktisch um einen Steckbrief von
Nicco, und erneut zeigt sich, dass die Differenz der Herkunft nur durch eine
ganz besonders widerspruchsfreie Gutartigkeit kompensiert werden kann.
Eine andere, etwas ältere Geschichte verweist ebenfalls auf konkrete Schweizer
Beziehungen zu Afrika und afrikanischen Menschen, die für kurze Zeitftt einige
Aufregung im Kanton Luzern sorgten. r94o wurden in Triengen etwa 5 ¡o Sol-
daten der französischen Armee interniert, unter denen sich etwa 3 5 nordafrika-
8r Zu der ry34 nach der Vertreibung durch die Nazis in der Schweiz neu gegründeten
Reformschule, die ry37 Ecole d'Humanité getauft wurde und seit ry46 in Goldern auf
dem Hasliberg im Berner Oberland liegt, siehe: http://www.ecole.ch/Geheeb-Archiv/GA-Archivplan.htm (Zugriff am 23.4. zorz).
8z oschwarzeBesetzungskinderaufdemHasliberg.EinneuespädagogischesExperimentvonPaul Geheeb", in: Sie und Er, r8.6. r953, S. rr.
83 o3ooovon94ooosindschwarz.DeutschlandsBesetzungs-KinderstehenvoreinerschwerenZukunfto. Spezialreportage von Hans Emil Staub, in: Sie und Er, 3o. ro. ry52,5. 27.
8a Ebd.
nische Spahis befanden.s¡ Die Spahis, der Ausdruck stammt aus der osmanischen
Heeresordnung, galten als tragische Helden, denn sie waren geflohen, hatten
aber gegen Hitler gekämpft. Der kurze Dokumentarfilm Fremde Frewnde des
Schweizer Fernsehens,s6 der auf einer Studie von Manuel Menrath beruht, zeigt
Spahis, welche die einheimische Bevölkerung mit ihrer Reitkunst entzücken.
Die Männer waren zwar interniert, durften aber im Haushalt und in Betrieben
beschäftigt werden und fanden offenbar ein so allgemeines \Øohlgefallen, dass
unter dem Diktum der Neutralität ein Fotografieverbot erlassen (aber nicht
befolgt) wurde. Private Fotoalben zeigenvertraute Szenen, die von Zuneigung
und Freunclschaft, von Anziehung und gegenseitigem Staunen gekennzeichnet
sind. Im Film werden einige alte Damen nach den Spahis gefragt und erinnern
sich besonders an die schönen Kleider. Viele Spahis waren Moslems, doch hatte
der Islam, wie es im Kommentar heisst, damals noch kein "Schreckgesichtu. Aufdie Frage, was ihr am besten an den Spahis gefallen habe, antwortet eíneZeitzeu-
gin, es seien ..anderi Lüüt" gewesen, <<wo eigentlich sind wie mirr.sz
Es ist keine Frage, class Olga Meyer mit diesem Buch gute Al¡sichtenverfolgte, dass sie ein Buch gegen Rassismus - und das bereits 195o in einem
Land ohne offizielle koloniale Vergangenheit - schreiben wollte. Ihre rheto-rischen Strategien sind jedoch n:aher zu betrachten. Erstens bleibt immer eine
Asymmetrie bestehen, denn während die Dorfkinder sich wandeln können,
widersprüchlich handeln dürfen und vielfältige Lernprozesse durchlaufen,
muss ..Kannibalen unerbittlich herzensgut, rein und besser als alle anderen
sein. Zweitens wird durch die beständige Beschwörung des Gegenteils das,
was nicht sein soll, umso stärker aufgerufen. Das zeigt sich auch anhand der
einzigen Stelle, an welcher der Name uKannibaleu erläutert wircl. Zunächst
heisst es auf Seite 4: ..'X/isst ihr, dass der Name Kannibale: Menschenfresser
bedeutet?" \Øenige Sätze weiter, auf Seite 5 geht es folgendermassen weiter:
"Ich sage nicht gern Kannibale. Es ist ein böser Name. Aber - wir denken
dabei nicht an einen Menschenfresser, nicht wahr!" Sie sagt es also nicht gern,
aber schreibt es doch; wir wissen zslat was es heisst, sollen es aber nichtdenken ... An dieser Stelle ist das \Øort "Kannibale" bereits 16 Mal im Buch
vorgekommen, entweder nennt die Erzählstimme das Kind selbst so oder die
8 ¡ Menrath Manuel: nExotische Soldaten und ehrbare Töchteru. Triengen r94o - AfrikanischeSpalris in der Schweiz, Zirich zoro; Koller Simon: Fremde Freunde. Trìengen und seine
fast vergessenen Internierten, Film, Schweiz zoo9.
86 Koller (wie Anm. 85).
87 In fast allen Veröffentlichungen zu den Spahis heisst es, die Frauen hätten besonderes
\Øohlgefallen an den fremden Kriegern gefunden, weil die eigenen Männer nicht da waren.Damit wird nicht nur eine heteronormative Ordnung bestätigt, es wird auch impliziert, dass
es einer Erklärung fùr das Interesse an den Spahis bedùrfe; als ob diese nicht aus eigenemRecht lnteresse hervorrufen dürften.
Abb. S: Koloniales Abenteaer im Tessin. Werbung der SBB, honzipiert øon Jung vonMatt, zoo8. (bttp://ruzøru.sbbarchir.,.ch/d,etail.aspx?ID=j6896t, zo. April. zotz)
bösen Dorfbewohner und ihre Kinder. Hier klaffen Erkenntnis und Praxisauseinander, denn die Erzählstimme distanziert sich klar von dem Namen,nennt ihn aber selbst immer wieder nicht nur aIs Zitat. Es besteht auch keine
Notwendigkeit, das Buch lfunnibale zu nennen - und nicht Nicco.Drittens ist das Schwarzsein die unhintergehbare, grundlegende Referenz,
wenn es um Nicco geht. Er ist schwarz wie sein Vater, und nicht weiss wieseine Mutter. Während seine ..Hautfarbe>88 mit unterschiedlichsten Begriffenimmer wieder thematisiert wird - ,.Neg€rn, uMohrr, <schwarzer Knaber,
"Afrika> - sind die anderen Kinder nicht weiss - wie Schnee, Albinos, blass,
rosa überzogen und so weiter. Bis zum Schluss, bis zum letzten Satz, wenn sich
die schwarze und die weisse Hand ineinanderlegen, wird dies aufrechterhahen.Es geben sich nicht zwei Knaben, zwei Freunde die Hand, sondern Reprä-
sentanten, und man könnte sagen, Nicco wird der pädagogischen Botschaftgeopfert. Viertens lässt die Lokalisierung der Geschichte im Tessin ein Spiel mitinternen und externen Peripherien der Schweiz erkennen, eine Úberblendungvon innerschweizerischem mit kolonialem Exotismus. Das Tessin gilt in derdeutschsprachigen Schweiz, ín der die Autorin lebte und an die sich das Buchrichtet, als südlicher, sonniger Ort, der mit Ferien verbunden wird, wo exo-tische Pflanzen wie Palmen und Zitronenbäume wachsen und wo gefáhrlicheTiere wie Giftschlangen leben. Dass die Autorin sich an Deutschschweizer
88 FlierzuGroebnerValentin:FlabenHautfarbeneineGeschichte?Personenbeschreibungenund ih¡e Kategorien zwischen dem r3. und dem r6. Jahrhundert, in: Zeitschrift für histo-rische Forschung, 3o (zoo3), S. r-r8.
rEntdecken Sie die südliche Hcmisphàre.
Kinder richtet, zeigt sich etwa in der Bemerkung: ..Man dachte an den \linter,aber nicht so, wie man bei uns an ihn denkt. In Ponco besassen die Kinder keineSchlitten. Sie machten keine Sch¡eemänner und -hùtten, denn in ihrem Dorf fielrrur ganz selten Schnee. Und, wenn er fiel, leckte ihn die Sonne schnell wiederweg.>8e Das Tessin ist wärmer und südlicher, näher an Afrika uncl stellt derart
bereits einen verfremdeten Ort dar. Das Spiel mit dieser \Øahrnehmung des
Tessins wurde jüngst in einer \ferbekampagne der SBB aufgegriffen, in der die
Reise in die südliche Schweiz zu einem veritablen Dschungelabenteuer zu wer-den verspricht (Abb. 5). Gleichzeitig gilt das Tessin als arm, unterentwickelt,rückständig und peripher, und seine wilden Tãler und Bergdörfer erscheinen
als Inbegriff des harren, entbehrungsreichen, aber auch naturnahen ländlichenLebens. Ein solches Bild der italienischsprachigen Schweiz wird etwa in Lisa
Tetzners r94o und r94r erschienenem, äusserst erfolgreichem historischemRoman Die schwarzen Brüder gezeichnet, dessen Hauptfigur aus Sonogno
im Verzascatal stammt. Die Verlegung von Niccos Geschichte in den Tessiner
Bergwald ermöglicht es aus Deutschschweizer Sicht, die Fremdheit Niccosund dessen wildes Leben mit den Tieren glaubwürdiger zu machen, indemdie exotische Aufladung der Gegend der afrikanischen Herkunft des Jungenentgegenkommt. Zugleich wird Nicco als Figur, die zur Schweiz gehört undeine hybride Schweiz symbolisiert, durch seine Lokalisierung an der südlichen
Peripherie des Lands auf Distanz gehalten. Die Auseinandersetzung mit Niccofindet eben doch nicht in Zürichs Strassen und Schulen statt, sondern an einem
aus Deutschschweizer Perspektive entlegenen Ort.
IailÍ
IJnsere Analysen machen deutlich, dass die beiden Bücher Globi's'Wehreiseund Kannibale das jeweilige Afrika aus völlig unterschiedlichen Perspektiven
konzipieren. \Øährend diese Unterschiede einerseits auf die Entstehungskon-texte zurückgeführt werden können - Globi wurde als \Øerbefigur mit der
Absicht eingeführt, Kinder und vor allem deren zahlungskräftige Mütter an
das lØarenhaus Globus zu binden, während Kannibale in einem christlichenVerlag als Kinderbuch mit moralischem Bildungsanspruch erschien - doku-mentieren diese auch den Umbruch von einem kolonialen zu einem postko-lonialen lX/eltbild.æ
89 Meyer (wie Anm. 6o),5. 47.
9o Zur Diskussion über die postkoloniale Schweiz vgl. Purtschert/Lüthi/Falk (wie Anm. r7);Purtschert Patricia: Postkoloniaìe Diskurse in der Schweiz. .De Schorsch Gaggo reist ufAfrika,, in:'ffiderspruch, ¡4 (zoo8), S. r69-18o.
Bezeichnend für Ersteres ist das Afrika, welches die Globi-Figur in den
r93oer-Jahren bereist und das mit Abenteuer, Expeditionen, Entdeckungen
und kolonialen Geschäften verbunden ist. Nicht zufàllig ist dies auch weit-gehend ein "männlichesu Afrika, in dem Frauen nicht oder nur als passive
\Øesen, als Spielzeug oder als Bräute vorkommen. Die Geschichte von Niccohingegen verweist weniger auf ein fernes, exotisches, wildes Afrika als viel-mehr auf ein Afrika, das nahe kommt, Ahnlichkeiten aufweist und sich mit der
Schweiz verbindet. Das zeigt sich etwa in der Art und 'Weise, wie Mobilitätund Räumlichkeit inszeniert werden. tVährend Globi auf seiner \íeltreisenach Afrika geht und dort seine Abenteuer erlebt, spielt Kannibale ín einem
Tessiner Dorf und seiner Umgebung, der Stadt und den Bergen. Und mehr
noch: Mit Nicco, der einen afrikanischen Vater und eine Schweizer Mutterhat, wird eine migrationsbedingte Hybridität Thema, die sich bei Globi zwar
ansatzweise finden lässt, dort aber zugunsten klarer Grenzziehungen in den
Hintergrund tritt. Nicco als Sinnbild eines afrikanisch-europäischen ent-
anglements verlangt, so die Moral der Geschichte vom "Kannibalenrr, nach
Mitgefühl, Erziehung, Liebe und Aufnahme - ein Prozess, der nicht zufäIligdurch eine weibliche, weisse Hauptfigur in Gang gesetzt wird. In dieser
Geschichte kommen somit jene christlichen \7erte zum Ausdruck, welche fürdíe ganze Missionstätigkeit grundlegend sind - dass sie sich nämlich Subjekten
gegenübersieht, die bedürftig, aber auch entwicklungsfähig sind. Darüber
hinaus weist der antirassistische Duktus der Geschichte und die Forderung
nach einer gemeinsamen und geteilten \Øelt auf das wachsende Interesse der
Schweizer Regierung und Bevölkerung hin, sich in einer postkolonialen \Øelt
als Gegenüber zu positionieren. Dabei geht es, wie in kürzlich erschienenen
Studien zu g^îz anderem Material gezeigt worden ist, auch um eine Neude-
finition cler Schweiz.e' Denn während diese als Trittbrettfahrerin des kolo-nialen Projekts insbesondere wirtschaftlich gut gefahren ist, wächst ímZrtgder Dekolonisierungsbewegungen und der Kritik am <<neutralen" Verhalten
der Schweiz im Zweiten \fleltkrieg der äussere und innere Druck, die eigene
Rolle im internationalen Feld und dabei auch die Beziehungen zum (post)
kolonialen Anderen neu zu definieren. Allerdings bleibt dieser Andere, wie
unsere Lektüren zeigen, eine Projektionsfläche für den inneren Kampf der
Gemeinschaft im Umgang mit Aussenseitern und in der Auseinandersetzung
über die eigenen nØerte. \Øas auf den ersten Blick als "hybrid" erscheint, die
Figuren von Globi und Nicco mit ihrem afrikanisch-schweizerischen Hin-
9r Vgl. dazu Elmer Sara: Postkoloniale Erschliessung ferner Lände¡? Die erste Schweizer
Nepalmission und die Anfänge der technischen Hilfe an unterentwickelte Länder, in: Purt-schert/Lüthi/Falk (wie Anm. r7); Speich Chassé Daniel: Verflechrung durch Neutralität.Virkung einer Schweizer Maxime imZeitalter der Dekolonisation' in: Ebd.
tergrund, dokumentiert eine Montage von Versatzstücken, die Fremdes undEigenes, Vertrautes und Exotisches auf eine \7eise kombiniert, die in ersterLinie der Schweizer Selbstverständigung dient.
Fär die Unterstützwng bei den Recberchen wnd ibre bilfreicben Kornmentared.anþ,en u.tir Marinø Lienhard ønd Joaita dos Søntos Pinto.
I(oloniale lanfasien maüe in Àu$tfia
I(olonlale Alriliareprä$enlafi0nen lm iislerrei0lrischen Nali0nalratam W0nf,epunH uum P0slk0l0nialismus, 1955-t965
Clemens Pfeffer
"[C]olonial fantasies provide an arena for creating animaginary comntunity and constructing an nationalidentity in opposition to the perceioed raci.al, sexwal,
ethnic, or national characteristics of others, Eøropeans
an d. non- E urop e ans aliþ e. "'
Mit Colonial Fantasies (1997, dt. ry99) hat die deutsche Literaturwissen-
schaftlerin Susanne Zantop 1997 eine umfassende Studie zu vorkolonialenRepräsentationen aussereuropäischer *Andereo in der deutschen Öffentlich-keit vorgelegt. ZarÍop konzentriert sich in ihrer Analyse auf clie historische
Herausbildung einer kolonialen Sehnsucht, die der materiellen Expansion Ende
des r9. Jahrhunderts vorausging. Der Drang nach kolonialer Besitzergreifung,
so die Autorin, drücke sich dabei nicht so sehr in einer bewussten Absicht aus,
sondern in unbewusst geäusserten Kolonialfantasien.' Zu diesen würden vorallem die Fantasien einer erotischen Begegnung zwischen männlichem Koloni-sator und weiblicher Kolonisierten, .<stories of sexual or familial encounters>>,
sowie die Imagination einer friedvollen Vermählung zweier sich nahe stehen-
der Nationen ("marriage of cultures") gehören.r Als Herzstück kolonialerFantasien beschreibt die Literaturwissenschaftlerin die Selbstkonstruktionendeutscher Philosophen, Romanautoren, Politiker und \Øissenschaftler, die
für die Herausbildung einer kollektiv imaginierten nationalen, männlichenIdentität von entscheidender Bedeutung'waren. Diese Selbstkonstruktion warallerdings nur in Abgrenzung zu einem urassischrr, sexuell, kulturell, ethnisch
different konstruierten aussereuropäischen *Anderen' möglich. Auf die
Bedeutung rassistischer Differenzkonstruktionen für die Herausbildung einer
nationalen Identität in Europa haben auch andere Diskurstheoretikerlnnen
r Zantop Susanne: Colonial Fantasies. Conquest, Famil¡ and Nation in Precolonial Germany,t77o-t87o, Durham 1997, 5. 7.
z Zantop (wie Anm. r), S. z.
3 Ebd.
Herausgeber und Verlag danken den folgenden Institutionenfür die grosszügige Unterstützung der Publikation:
Ijniversität LwzernHistorisches Museum LuzernDr. Josef Schmid-Stiftung, Luzern
Informationen zum Verlagsprogramm:www.chronos -verla g.ch
Umschlagabbildung: .\Øeisser kauf mich doch", Andachtsbild in Chromo-lithographie, Museum Fram (Einsiedeln), Benziger Archiv, Sign. Zbe. 32.
@ zotz Chronos Verlag, ZürtchISBN 978-3 -o 3 4o- r r 37 -2
Inhalt
Manuel MenrathEinleitung
Marita Haller-DinuDu schwarz, ich weiss". Afrika-Vorstellungen von Missionarinnenund Missionaren
Patricia P ørtsclt ert, G e sine KrügerAfrika in Schv¡eizer Kinderbüchern. Hybride Helden in kolonialenKonstellationen
Clemens PfefferKoloniale Fantasien made in Austria.Koloniale Afrikarepräsentationen im österreichischen Nationalrat am
\Øendepunkt zum Postkolonialismus, 195 5-1965
Manuel MenrathVon uwilden Bestien" und fremden Freunden.Die SØahrnehmung farbiger Kolonialsoldaten in der deutschsprachigenSchweiz im Vergleich mit Deutschland, ú7r-r94o
Raffael Scbech
Vom Massaker zur Kameradschaft?Die Behandlung der schwarzen französischen Kriegsgefangenendurch die deutsche'Wehrmacht, r94o-t945
Lwh,as Vogel
Andenken, Abenteuer, Anklage.Gedanken zu einem Fotoalbum aus dem Kongo ryo4/o5
Heiþ.o Wegmann
Der Kolonialoffr,zier Max Knecht þ874-r951.Vom "Alleinherrscher am Kiwu-See>> zum Vorkämpfer derkolonialrevisionistischen Bewegung in Freiburg i. B.
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