Mediale Inszenierungen im Kontext des 11. September 2001

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UNIVERSITÄT PASSAU – PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT Hauptseminararbeit Mediale Inszenierungen im Kontext des 11.September 2001 Eine Analyse ausgewählter Fallbeispiele Verfasserinnen: Anne Gottwald, BA Medien und Kommunikation, Matrikelnr.: 57811, Prüfungsnr.: 381054 Kontakt: [email protected] Larissa Meltem Ordu, BA European Studies, Matrikelnr.: 56451, Prüfungsnr.: 101843 Kontakt: [email protected] Theresa Frank, BA Kulturwirtschaft, Matrikelnr.: 56881, Prüfungsnr.: 101843 Kontakt: [email protected] Seminartitel: HS Medien und Terrorismus Dozent: Prof. Dr. Oliver Hahn Semester: Wintersemester 2012/13 Abgabetermin: 31.03.2013

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UNIVERSITÄT PASSAU – PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT

Hauptseminararbeit

Mediale Inszenierungen

im Kontext des 11.September 2001

Eine Analyse ausgewählter Fallbeispiele

Verfasserinnen:

Anne Gottwald, BA Medien und Kommunikation,

Matrikelnr.: 57811, Prüfungsnr.: 381054

Kontakt: [email protected]

Larissa Meltem Ordu, BA European Studies,

Matrikelnr.: 56451, Prüfungsnr.: 101843

Kontakt: [email protected]

Theresa Frank, BA Kulturwirtschaft,

Matrikelnr.: 56881, Prüfungsnr.: 101843

Kontakt: [email protected]

Seminartitel: HS Medien und Terrorismus

Dozent: Prof. Dr. Oliver Hahn

Semester: Wintersemester 2012/13

Abgabetermin: 31.03.2013

1

I. Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG ......................................................................................................................... 2

2. THEORIEANSÄTZE ............................................................................................................. 3

2.1 AGENDA-SETTING .................................................................................................................. 3

2.2 MEDIEN-FRAMING ................................................................................................................. 4

2.3 MEDIEN-PRIMING .................................................................................................................. 5

3. ANALYSE AUSGEWÄHLTER EPISODEN DES WAR ON TERROR .......................... 5

3.1 ERSTE EPISODE: DER 11.SEPTEMBER 2001 .......................................................................... 6

3.1.1 DAS EREIGNIS DES 11.SEPTEMBER 2001 UND SEINE MEDIALE DARSTELLUNG .................... 6

3.1.2 ERSTE ERKLÄRUNGSVERSUCHE UND LEGITIMATIONSANSÄTZE DER FOLGEHANDLUNGEN

DES 11.SEPTEMBER ........................................................................................................................ 7

3.1.3 „GROUND ZERO SPIRIT“ - BEISPIEL EINER VISUELLEN INSZENIERUNG ................................ 9

3.1.4 DAS „RALLY AROUND THE FLAG“-PHÄNOMEN UND DIE ENTWICKLUNGSTENDENZEN DES

AMERIKANISCHEN JOURNALISMUS SEIT DEM 11. SEPTEMBER .................................................... 10

3.2 EPISODE ZWEI: DIE POLITISCHE INSZENIERUNG DES IRAKKRIEGS ................................. 11

3.2.1 DER WEG ZUM IRAKKRIEG ................................................................................................. 11

3.2.2 DIE REDE VON US-AUßENMINISTER COLIN POWELL VOR DEM UN-SICHERHEITSRAT ..... 12

3.2.3 DER EFFEKT VON COLIN POWELLS REDE AUF DEN UN-SICHERHEITSRAT, DIE US-

BEVÖLKERUNG UND DIE US-MEDIEN ......................................................................................... 15

3.3 DRITTE EPISODE: MISSION ACCOMPLISHED ..................................................................... 18

3.3.1. AUSGANGSSITUATION DER REDE ...................................................................................... 18

3.3.2 MEDIALE INSZENIERUNG ALS EIN INSTRUMENT DER POLITISCHEN ZIELERREICHUNG ...... 18

3.3.3 EFFEKTE DER MEDIALEN INSZENIERUNG AUF MEDIEN UND REZIPIENTEN ........................ 24

4. SCHLUSSBETRACHTUNG UND ÜBERSICHT DER ANALYSEERGEBNISSE ...... 25

II. LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................... 27

III. ANHANG.......................................................................................................................... 33

REDE DES US-PRÄSIDENTEN GEORGE W. BUSH AM 01.05.2003 ................................................ 33

2

1. Einleitung

Der 11. September 2001 ist als ein Tag des Schreckens in die Weltgeschichte eingegangen, der

weitreichende politische Konsequenzen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler

Ebene mit sich brachte. Die Anschläge, bei denen circa 3000 Menschen ums Leben kamen,

veranlassten Staaten auf der ganzen Welt zur Verschärfung ihrer bestehenden Terrorgesetze

(vgl. Sarre 2012). Die Bush-Administration formulierte als direkte Reaktion auf das Attentat

den Krieg gegen den Terror als oberste politische Priorität. Nach dem Einmarsch in Afghanistan

kam es im März 2003 zum Irakkrieg. Erst neun Jahre danach, unter der Führung von Präsident

Obama, sollten die letzten US-amerikanischen Truppen wieder aus dem Irak zurückkehren (vgl.

Spiegel 2011a). Der Krisenregion nach dem Sturz Saddam Husseins zu Stabilität und

Demokratie zu verhelfen scheint jedoch nicht geglückt zu sein, Berichten zufolge ist die

Sicherheitslage im Land heute immer noch sehr schlecht (vgl. Spiegel 2011b). Dass Saddam

Hussein nicht mit der sich zu den Anschlägen bekennenden Al Qaida kooperiert hatte gilt längst

als erwiesen (vgl. Welt 2008), die Existenz von Massenvernichtungswaffen als unwahr. Trotz

allem schaffte es die US-Regierung diesen Krieg vor der Bevölkerung zu legitimieren.

Im Folgenden wird veranschaulicht, wie US-amerikanische mediale und politische Akteure

nach dem 11. September bewusst mediale Inszenierungsstrategien einsetzten, um bestimmte

Ziele, wie die Legitimation des Irakkriegs, zu erreichen. Durch die bewusste Inszenierung auf

visueller und verbaler Ebene werden die Rezipienten – die internationale und US-amerikanische

Öffentlichkeit – in ihrer kognitiven und affektiven Wahrnehmung beeinflusst, was sich

wiederum auf ihre Urteilsbildung auswirkt.

Diese Arbeit widmet sich nun der Frage, in welcher Weise die ausgewählten Ereignisse um den

11.September verbal und visuell inszeniert wurden. Es wird analysiert, welche Instrumente

herangezogen bzw. welche Mechanismen durch die Inszenierungsstrategien ausgelöst wurden.

Um dies zu beantworten, wird in drei Fallbeispielen (Episoden) die Verwendung medialer

Inszenierungsstrategien untersucht. Betrachtet werden die Akteure, die hinter der Inszenierung

stehen und die Rezipienten, die von dieser betroffen sind. Darüber hinaus werden die bewusst

eingesetzten Mittel der jeweiligen Akteure aufgezeigt. Anschließend wird auf die

hervorgerufenen Effekte auf Rezipienten Seite eingegangen. Am Ende der Arbeit werden in

einer Übersicht die verschieden Episoden mit den jeweiligen Akteuren, Inszenierungsmitteln

und ausgelösten Effekten veranschaulicht.

In den ausgewählten Episoden wurden im Rahmen der Analyse neben literarischen Werken,

mediale Darstellungsformen wie Zeitungsartikeln, Bildmaterialien und Videobeiträge

einbezogen. Den theoretischen Rahmen für die Arbeit bilden Ansätze aus der

Medienwirkungsforschung, welche zu Beginn dargelegt werden.

3

2. Theorieansätze

Den für diese Arbeit übergeordneten Theorieansatz stellt das sogenannte Agenda-Setting dar. Es

erklärt den Prozess, wie Nachrichten auf die Agenda des öffentlichen Diskurses gelangen. Bei

den beiden anderen Ansätzen, dem Medien-Framing und -Priming, handelt es sich um

Erweiterungen des Agenda-Settings, wobei ersteres die Themen interpretatorisch einordnet und

letzteres die affektive Auswirkung der Medien auf den Rezipienten beschreibt. Im Folgenden

werden die drei Theorieansätze und deren Funktionsweise näher erläutert.

2.1 Agenda-Setting

von Anne Gottwald

Die Theorie des Agenda-Settings basiert auf der Annahme Bernhard C. Cohens (1963), nach der

die Medien bestimmen, mit welchen Themen sich die Menschen auseinandersetzen und somit

festlegen, welche Themen auf die Tagesordnung (Agenda) dieser gelangen. Der Fokus liegt

hierbei auf dem kognitiven Effekt der Massenmedien auf den Rezipienten (vgl. Schenk 2002:

399). Nach Schenk besteht die Agenda-Setting-Funktion der Massenmedien in der Fähigkeit,

„das Wissen und Denken des Publikums zu strukturieren und auch Wandlungsprozesse in den

Kognitionen zu bewirken.“ (ebd.: 400). Bei dieser ersten Komponente, dem sogenannten

Medien-Agenda-Setting, werden durch die Medienakteure Aspekte, bzw. Eigenschaften eines

Gegenstandes/Person hervorgehoben, wohingegen andere nicht thematisiert werden.

Die Themenauswahl und -strukturierung durch die Medien soll eine Dezimierung der auf den

Rezipienten einwirkenden Informationsflut herbeiführen und es dem Rezipienten erleichtern ein

eigenes Bild von der Realität zu entwickeln. Es kommt zu einer Komplexitätsreduzierung.

Durch die Selektion und die gegebenen Anstöße wird dem Rezipienten eine bestimmte

Richtung innerhalb der Informationsverarbeitung vorgegeben (vgl. ebd.: 400ff.). McCombs und

Shaw stellten 1972 mittels der Chapel-Hill-Studie fest, dass Parallelen zwischen den

Themenschwerpunkten der Medien (Medienagenda) und den präferierten Themen der

Rezipienten (Publikumsagenda) zu beobachten sind. Diese Verbindung zwischen den in den

Medien porträtierten Themen und den auf die Publikumsagenda gelangenden Themen fällt unter

die Komponente des Publikums-(Public) Agenda Settings. Als dritte Komponente ist das

Policy-Agenda-Setting zu nennen, welches den Zusammenhang von öffentlicher Meinung und

den Entscheidungen der führenden Politiker darstellt und gemeinsam mit den vorherigen

Komponenten das Dreieck der politischen Kommunikation bildet. Diese drei Bereiche stehen

zueinander, sowie auch zu den Indikatoren und Ebenen ihrer Umwelt, in komplexen

Wechselverhältnissen (vgl. ebd.: 404).

Beim eigentlichen Agenda-Setting steht die Relevanz von Themen und Objekten im

Vordergrund. Unter den Kommunikationswissenschaftlern ist darüber hinaus häufig von einer

zweiten Ebene des Agenda-Settings (Second-Agenda-Setting) die Rede, auf welcher die

Attribute und Eigenschaften von Objekten, Personen etc. ausschlaggebend sind. Darunter fallen

die Aspekte des Framings und Primings, welche kognitive und affektive Auswirkung der

4

Medien herbeiführen und in den folgenden Punkten dieser Arbeit von Relevanz sein werden

(vgl. Schmid-Petri 2011: 60).

2.2 Medien-Framing

von Larissa Meltem Ordu

Das Framing-Konzept knüpft an das Agenda-Setting an. Während letzteres durch Selektion

bestimmt, über welche Themen Rezipienten nachdenken und somit die wahrgenommene

Wichtigkeit von Sachverhalten beeinflusst (vgl. Dahinden 2006: 84), wird durch das Framing

(englisch frame: Rahmen) den zuvor selektierten Themen ein Bezugs- oder Interpretations-

rahmen gegeben (vgl. Maurer 2010: 77). Beide Ansätze sind dem Sozialkonstruktivismus

zuzuordnen, da sie die Realitätswahrnehmung beeinflussen (vgl. Dahinden 2006: 85). Genauer

definiert Entmann den Begriff des Medien-Framing als einen „[...] Prozess, bei dem einzelne

Realitätsausschnitte so hervorgehoben werden, dass den Rezipienten bestimmte

Problemdefinitionen, kausale Interpretationen, moralische Bewertungen oder Handlungs-

empfehlungen nahegelegt werden.“ (Maurer 2010: 78). Auch die Auslassung bestimmter

Aspekte ist eine Form des Framings (vgl. Schmid-Petri 2012: 63) und schmälert somit

alternative Sichtweisen des Individuums (Schenk 2007: 315). Generell sollen frames dem

Rezipienten die Informationsaufnahme und -verarbeitung in einer vielfältigen Medienlandschaft

erleichtern (vgl. ebd.). Wie auch beim Agenda-Setting und Medien-Priming werden bestimmte

Realitätsaspekte hervorgehoben, um dem Rezipienten das Thema leichter zugänglich zu machen

(Accessibility-Effekt). In einem zweiten Schritt aktiviert die vorgegebene Perspektive (frame)

bestimmte Gedanken und Interpretationen beim Rezipient, welche wiederum dessen

Urteilsbildung beeinflussen (Applicability-Effekt) (vgl. Maurer 2010: 79). So wird der Irakkrieg

als gerechter Krieg gegen den Terror geframet. Dieser Deutungsrahmen kann durch die direkte

Verwendung des Bergriffs War on Terror1 entstehen. Auch die Berichterstattung über die Opfer

vom 11. September kann die Befürwortung des Irakkrieg steigern, da durch den Bezugsrahmen

zu den Opfern eine eindeutig negative Konnotation des Iraks hervorgerufen wurde (vgl. ebd.).

Sowohl mediale als auch politische Akteure können durch frames dem Rezipienten eine

bestimmte Sichtweise auf Sachverhalte nahelegen. Frames können als roter Faden für

aufeinanderfolgende Ereignisse dienen und diese in einen größeren Sinnzusammenhang setzen,

was durch Metapher- und Bildverwendung zusätzlich verstärkt wird (vgl. Schenk 2007: 315).

Folgende generische frames2 werden in den Medien in Verbindung mit Kriegsberichterstattung

häuft verwendet: Konfliktframes, in deren Mittelpunkt der Konflikt zweier oppositionärer

Gruppen stehen; Personalisierungsframes, die ihren Fokus auf bestimmte, in das Geschehen

involvierte Personen legen; Konsequenzframes, die Folgen einer Entscheidung oder Handlung

1 Der War on Terror wurde nach dem 11.Septmeber zu einem Eigenbegriff, mit dem die Bush-

Administration den Kampf gegen Staaten wie Afghanistan oder den Irak begründeten (vgl. Vultee 2007:

1). Daher wird der Begriff im Folgenden groß geschrieben. 2 Generische frames sind themenunabhängig und finden in der gesamten Medienberichterstattung

Anwendung (vgl. Maurer 2010: 80).

5

thematisieren und Verantwortungsframes, die einem Subjekt Verantwortung für ein Problem

zuweisen (vgl. Maurer 2010: 80; Schenk 2007: 316).

2.3 Medien-Priming

von Theresa Frank

Der Priming-Ansatz kann als zweite Erweiterung des Agenda-Setting Ansatzes verstanden

werden. Während durch das Agenda-Setting die Medienkonsumenten kognitiv beeinflusst

werden, erklärt der Priming-Ansatz die affektive Auswirkung der Medien auf den Rezipient. Im

psychologischen Kontext bezeichnet Priming (englisch: Vorbereitung) allgemein die

Auswirkung eines wahrgenommenen Ereignisses auf die Rezeption und Bewertung eines

zeitlich späteren Umweltereignisses (vgl. Schenk 2007: 305). Im Falle des Medien-Primings

aktivieren die Medieninhalte andere, inhaltlich in Bezug stehende Wissenseinheiten des

Rezipienten, die dann zur späteren Beurteilung, etwa von politischen Akteuren oder

Ereignissen, herangezogen werden (vgl. Schenk 2007: 305f.). Bedeutend ist, dass dieser

Einfluss von kurzfristiger Dauer ist, im politischen Kontext etwa über zwei Monaten anhalten

kann (vgl. Roskos-Ewoldson et al. 2009: 74f.).

Die US-amerikanischen Politikwissenschaftler Shanto Iyengar und Donald R. Kinder

untersuchten den Priming-Effekt erstmals in einer Studie, in der neben der Agenda-Setting

Hypothese auch der Einfluss der TV-Medienagenda auf die politischen Bewertungskriterien der

Fernsehzuschauer zum Teil belegt wurde (vgl. Iyengar et al. 1987: 63ff.). Sahen die Probanden

überwiegend Fernsehberichte zum Thema Verteidigung, bewerteten sie anschließend die

Gesamtperformance des damaligen Präsidenten Carter verstärkt unter diesem Gesichtspunkt

(vgl. Iyengar et al. 1987: 65-69). Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Auswahl der

Medieninhalte durch das Agenda-Setting weiterreichende Auswirkungen auf den Rezipienten

hat: „By calling attention to some matters while ignoring others, television news influence the

standards by which governments, presidents, policies, and candidates for public office are

judged.“ (Iyengar et al. 1987: 63).

Im Rahmen dieser Arbeit erklärt der Priming-Effekt insbesondere die Auswirkungen der von

der Bush-Regierung eingesetzten Instrumente wie Emotionalisierung und Egostereotypisierung.

3. Analyse ausgewählter Episoden des War on Terror

In den folgenden Abschnitten werden drei Episoden medialer Inszenierungen analysiert, die im

Kontext des 11.September als Schlüsselereignisse gesehen werden können und starken Einfluss

auf den Verlauf des War on Terror hatten. Die erste Episode analysiert das Ausgangsereignis

des War on Terror, den Tag der Terroranschläge am 11.September 2001. Dieser wird bezüglich

der von ihm ausgehenden signifikanten Veränderungen in der Welt auch mit der Metapher der

„Zeitenwende“ umschrieben, welche an späterer Stelle (vgl. 3.3.2) näher erläutert wird. Der 11.

September ist der Auslöser des Kriegs gegen den Terror, den die US-Regierung einleitete. Die

zweite und dritte Episode untersuchen zwei politische Reden, die für den Verlauf des War on

6

Terror von großer Bedeutung waren. Zum einen handelt es sich hierbei um die Rede des

Außenministers Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 05.02.2003 und zum anderen um

die Rede des damaligen US-Präsidenten George W. Bush auf dem Flugzeugträger USS

Abraham Lincoln am 01.05.2003.

3.1 Erste Episode: Der 11.September 2001

von Anne Gottwald

Die erste Episode behandelt die Darstellung der Terrorangriffe vom 11.September 20013 in den

amerikanischen Medien. Die Berichterstattung über das Ereignis war am Tag selbst sowie in

den darauf folgenden Tagen und Wochen von symbolträchtigen Inszenierungen und besonderer

Rhetorik geprägt. Dies soll im Folgenden veranschaulicht werden. In dieser ersten Episode liegt

der Fokus primär auf den visuellen Inszenierungsstrategien der Medien.

3.1.1 Das Ereignis des 11.September 2001 und seine mediale Darstellung

Am 11. September 2001 steuerten islamistische Attentäter zwei entführte Flugzeuge in die

Türme des World Trade Centers (WTC) in New York. Eine dritte Maschine wurde in das

Pentagon gelenkt und eine vierte stürzte über Pennsylvania ab. Bei den Anschlägen kamen ca.

3.000 Menschen ums Leben (vgl. Hen/dpa/dapd 2012).

Am Tag der Anschläge ging von den medial verbreiteten Bildern eine enorme Wirkung aus,

welche durch die Verwendung von Symbolen zusätzlich verstärkt wurde. Zu beobachten war,

dass in den Tagen nach dem 11.September in der amerikanischen Presse lediglich sechs

verschiedene Fotomotive auf den Titelseiten verwendet wurden. Dieses Phänomen hatte den

Effekt, dass ein kollektives Bildgedächtnis erschaffen und ein beinahe identisches Narrativ des

Ereignisses entworfen wurde (vgl. Scholz 2011). Durch den einheitlichen Mediendiskurs wurde

eine bestimmte Sichtweise eingenommen, welche die unterschiedlichen Mediengattungen

übernahmen. Die visuelle Rhetorik der Bilder wurde durch die verbale Rhetorik4 in den Medien

verstärkt und bewirkte, dass sich die Bilder und die mit ihnen verbundenen Gefühle fest im

Gedächtnis der Rezipienten verankerten. Es ist anzunehmen, dass die Anschläge vom 11.

September auf ihre Medienwirkung hin kalkuliert wurden und auf die Symbolhaftigkeit ihrer

Bilder hin ausgerichtet waren. Die Intention der Terroristen, ihren Gegner gezielt zu demütigen

und Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung zu schüren, wurde erfüllt (vgl. Brosda 2002:

56). Die von den Terroranschlägen getroffenen Gebäude waren symbolische Stellvertreter

gewisser Machtkomplexe und galten als „globale Symbole“ Amerikas. Das WTC symbolisierte

den westlichen Kapitalismus und stand für die finanzielle und wirtschaftliche Potenz der USA.

Es kann im Bezug auf die Anschläge des 11. September als die zivile Seite der Katastrophe

gesehen werden, wohingegen das Pentagon als Symbol der US-Militärmacht zu verstehen ist

und an diesem Tag als militärisches Ziel fungierte (vgl. Hartwig 2011: 32). Der gezielte

3 Im Folgenden abgekürzt mit 11.September. 4 Die einheitliche Verwendung bestimmter Begriffe wird im Folgenden noch verdeutlicht.

7

Versuch, jene amerikanischen Machtzentren zu zerstören, kann als symbolischer Angriff

gewertet werden (vgl. Brosda 2002: 56).

Durch sogenannte Loops, pausenlose Wiederholungen immer gleicher Bilder und Videos,

verankerten sich die Fernsehbilder tief im Bewusstsein der Rezipienten. Dies führte dazu, dass

mit dem Motiv der Zerstörung der Türme ein ikonisches Bild der Anschläge entstand (vgl. ebd.:

56f.). Bei den Ereignissen des 11. Septembers lässt sich zudem das kognitionspsychologische

Phänomen der Blitzlichterinnerung beobachten. Hierbei wird durch die emotionale

Bedeutsamkeit der Bilder das visuell Wahrgenommene zu einer kollektiv geteilten Erfahrung,

welche sich im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung verankert. Auslöser der

Blitzlichterinnerung sind die Aufnahmen der Zerstörung der Zwillingstürme, die das zentrale

Motiv der Medienberichterstattung des 11.Septembers darstellten. Ein wiederholter Anblick

dieser Bilder ruft bei den Menschen genau jene Gefühle hervor, welche sie zum Zeitpunkt des

Ereignisses empfunden haben (vgl. Hartwig 2011: 32).

Am Ereignistag selbst sowie in den darauf folgenden Tagen war das Fernsehen das am stärksten

frequentierte Medium. Es fungierte durch seine dominante Rolle bei der Erstinformation als

„Alarmmedium“ und vermittelte den Eindruck einer scheinbar ungefilterten Wiedergabe der

Wirklichkeit. Das Fernsehen erweckt bei den Rezipienten den Eindruck hoher Glaubwürdigkeit,

Authentizität und Aktualität und impliziert mittels seiner Bilder eine starke emotionale

Wirkung. Dem Medium Fernsehen kommt hierbei eine Verstärkerfunktion zu (vgl. Brosda

2002: 63ff.). Die Analogie der Schreckensbilder des 11.September zur Bilderwelt Hollywoods

und das aus diesen herrührende „Déjà-vu“-Erlebnisses seitens vieler Rezipienten forcierte die

Fassungslosigkeit jener zusätzlich (vgl. ebd.: 59). Das starke Bedürfnis nach einer

Visualisierung und somit möglichen Realisierung der Ereignisse aufgrund des Schocks wurde

durch das Fernsehen gestillt. Durch die zeitliche Unmittelbarkeit der Medienberichterstattung

entstand eine „Illusion des Dabeiseins“ und der Begriff des „universalen Augenzeugen“ wurde

geschaffen (vgl. ebd.: 67). Nach Brosda reduziert „Die dichte Verknüpfung von optischen und

akustischen Reizen, Einstellung und Bewegung, symbolischen und ikonischen Zeichen [...] die

Distanz zum Gesehenen.“ (ebd.). Dieser geschaffene Eindruck physischer und zugleich

psychischer Nähe verstärkt die Illusion des Rezipienten Teil des Geschehens zu sein.

3.1.2 Erste Erklärungsversuche und Legitimationsansätze der Folgehandlungen des

11.September

Unmittelbar nach den Anschlägen auf das WTC war das Problem einer verbalen

Unzugänglichkeit (typisches Symptom für psychoanalytische Traumata) auf Seiten der

Medienakteure und Politiker, als auch in der Bevölkerung zu bemerken. Es bedurfte einer

unmittelbaren Erklärung des Geschehenen. Um die Schwierigkeit einer Einordnung und

Erklärung der Ereignisse zu überwinden, wurde versucht einen historischen Bezug herzustellen

8

und die folgenden Handlungen der US-Regierung durch Erklärungsmuster aus der

Vergangenheit zu legitimieren. So referierten die Medien kurz darauf auf das Ereignis Pearl

Harbor und den zweiten Weltkrieg und versuchten auf diesem Wege das Geschehnis des

11.Septembers als Angriff bzw. Kriegserklärung darzustellen (vgl. Hartwig 2011: 34ff.). Dieser

Bezug auf die amerikanische Historie wurde in allen Medien kritiklos in Sprache und

Sendeprogrammen übernommen und es wurde von einem „Zweiten Pearl Harbor“ und einem

„Neuen Tag der Schande“ getitelt (vgl. ebd.). Die im amerikanischen Gedächtnis fest verankerte

Ikonografie um Pearl Harbor und die damit verbundene Vorstellung eines heimtückischen

Angriffs, verstärkte die Bedeutungskraft der Bilder vom 11.September und hatte in der

amerikanischen Bevölkerung erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung von Selbst- und

Feindbild. Die Konstruktion eines Feindlich-Fremden führte zu einer Bestärkung des

amerikanischen Nationalgefühls und förderte den Zusammenhalt gegen den neu definierten

Feind. Pearl Harbor und der 11.September können als nationale Traumaerfahrungen gesehen

werden, welche einen identitätsstiftenden Effekt mit sich brachten. Im Fall des 11. Septembers

wurde der Rückgriff auf die Terminologie von Pearl Harbor und dem zweiten Weltkrieg gezielt

eingesetzt und die damit einhergehende Traumaerfahrung funktionalisiert, um den

anschließenden Krieg gegen den Terror zu rechtfertigen (vgl. ebd.). Durch das Erschaffen eines

Deutungsrahmens (Framing) mittels der Begriffe Krieg und Verbrechen wurde das Ereignis

bewusst mit einem bestimmten Interpretationsansatz versehen. Darüber hinaus wurden die

Dämonisierung des Gegners und die Definition eines Feindbildes, geprägt durch Dichotomien

und Stereotype, als Legitimationsstrategien herangezogen (vgl. Kirchhoff 2010: 32ff.). Auf die

verbalen Inszenierungsstrategien und den gezielten Einsatz von Rhetorik, vor allem auf Seiten

der amerikanischen Regierung, wird in den folgenden Episoden verstärkt eingegangen.

Durch die stark ereignisorientierte Berichterstattung über den 11. September und seine Folgen

kann von einem medialen Großereignis gesprochen werden. Zusätzlich kann aufgrund der

Kohärenz zwischen den Fernsehbildern und der Ästhetik von Hollywood-Filmen sowie einer

spezifischen Rhetorik auf Seiten von Medien und Politik, eine bewusste Inszenierung des

Ereignisses unterstellt werden (vgl. ebd.: 21ff.).

Die Kommunikations- und Medienwissenschaftler Elihu Katz und Daniel Dayan entwickelten

den Theorieansatz des sogenannten Medienereignisses (Media Event). Ihnen zufolge handelt es

sich hierbei um besondere Geschehnisse, welche die alltägliche Routine der Menschen sowie

die Medienberichterstattung unterbrechen (Breaking News) und weltweite Aufmerksamkeit

erlangen. Sie werden live übertragen, sind zumeist medienextern strukturiert und in ihrer

Produktion im Voraus geplant (vgl. Dayan/Katz 1994: 5ff.). Darüber hinaus haben

Medienereignisse die Eigenschaften eine große öffentliche Reichweite zu erlangen und

kommunikativ verdichtet dargestellt zu werden. Sie bringen eine gemeinschaftsbildende Kraft

mit sich und erzeugen durch ihre spezifische „Aura“ emotionale Ergriffenheit auf Seiten der

Rezipienten (vgl. Bösch 2010). Zudem werden sie nicht als gewöhnliche Nachrichten

9

aufgefasst, da sie von den Medien mit historischer Bedeutung aufgeladen und somit in gewisser

Weise von diesen inszeniert werden. Dayan und Katz beschreiben jenen Vorgang mit dem

Ausdruck „live broadcasting of history“ (vgl. ebd.). Nach den Beobachtungen des

Medientheoretikers Jean Baudrillard kommt es gegenwärtig vermehrt dazu, dass „medial ein

mediales Ereignis produziert wird und zwar völlig unabhängig davon, ob ein reales

Referenzereignis existiert oder nicht.“ (ebd.: 198) Hierbei sind es die Medien, die Realität

produzieren. Abschließend kann festgehalten werden, dass bestimmte Ereignisse erst zu einem

Medienereignis werden indem sie narrativiert werden. Durch die Eingliederung in einen

bestimmten Kontext gewinnen sie an Bedeutung und werden mittels bestimmter Medienformate

und medialer Erzählformen zu einem außergewöhnlichen Ereignis geformt (vgl. Bösch 2010).

3.1.3 „Ground Zero Spirit“ - Beispiel einer visuellen Inszenierung

Bei dem Bild „Ground Zero Spirit“ (Abb.1) handelt es sich um eine Fotografie von Thomas E.

Franklin, welche drei Feuerwehrmänner zeigt, die auf den Trümmern des WTC die US- Flagge

hissen. Jene Fotografie entstand am 11. September und stellt eine Analogie zu dem Bild „Hissen

der Flagge auf Iwojima“ (Abb.25) von Joe Rosenthal aus dem Jahr 1945 dar. Die Fotografie

Rosenthals zeigt sechs Marinesoldaten, die während der Schlacht um Iwojima/Japan die US-

Flagge auf einem Berg hissen. Jene Soldaten werden in den USA seither als Kriegshelden

verehrt und die Fotografie Rosenthals wurde zu einer Ikone erhoben, welche einen bedeutenden

Platz im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner einnimmt. Sie gilt als „eine der meist

reproduzierten Fotografien in der Geschichte der USA“ und symbolisiert nach Chéroux

„gleichzeitig den Sieg über Japan und die Revanche für Pearl Harbor“ (Scholz 2011).

Abb. 1 Abb.2

Die visuelle Rhetorik der beiden Bilder verbirgt sich in ihrer Beziehung zueinander und in der

gleichartigen Verwendung von Zeichen. Der zentrale Symbolcharakter dieser Bilder steckt in

der Handlung des Flaggehissens, welche in beiden Fällen als bewusst symbolischer Akt

gewertet werden kann, da sich dahinter das Zeichen für Sieg verbirgt (vgl. Dülffer 2006). Die

amerikanische Fahne ist Kulturgut und steht als Symbol für Freiheit, Toleranz und Demokratie.

Sie ist in Amerika von hoher symbolischer Relevanz und mobilisiert bei nationalen Krisen ein

Gefühl von Gemeinschaft. Gleichzeitig erzeugt die US-Flagge in der Bevölkerung die Vision

5 Quelle Abb. 1 sowie Abb. 2: Tagesspiegel (2011).

10

einer kollektiven Identität (Schicha 2007: 177ff.). In Anbetracht des Kontextes der jeweiligen

Fotografien handelt es sich jedoch in beiden Fällen um eine verfrühte Siegespräsentation der

Amerikaner, da 1945 zu diesem Zeitpunkt der Ausgang der Schlacht noch nicht entschieden war

und 2001 in der abgelichteten Situation der Krieg noch nicht einmal begonnen hatte. Im Fall des

11.September kann jene verfrühte Siegeshandlung als bewusste Provokation Amerikas

gegenüber den Terroristen interpretiert und gleichzeitig als ein Wiedererstarken nach der tiefen

Demütigung durch die Terrorangriffe gesehen werden (vgl. Scholz 2011).

Die Fotografie Franklins erlangte volle mediale Aufmerksamkeit und war in der nationalen und

internationalen Presse vertreten. Die Inszenierung des Bildes liegt in der Referenz auf den

zweiten Weltkrieg und der in diesem Zusammenhang durchgeführten Schlacht der Amerikaner

um die japanische Insel Iwojima. Jener Bezug macht nach Chéroux deutlich, „dass man die

Absicht hatte, über den 11. September als Kriegshandlung zu berichten“, bei welcher man auf

„ein vergleichbares Ende hoffte“. (ebd.). Anhand dieses Beispiels wird die Signifikanz von

Ikonen deutlich. Indem Bildern in Relation mit historischen Ereignissen eine bestimmte

Bedeutsamkeit zukommt und diese Bilder zudem mit Empfindungen und Werten aufgeladen

werden, verankern sie sich fest im kollektiven Gedächtnis der Menschen. Solche Ikonen stellen

in unerklärlich anmutenden Situationen wie dem 11. September eine Orientierungshilfe dar und

bieten den Menschen eine erste Möglichkeit zur Interpretation des Geschehenen (vgl. ebd.).

3.1.4 Das „Rally around the flag“-Phänomen und die Entwicklungstendenzen des

amerikanischen Journalismus seit dem 11. September

Vor allem in Krisenzeiten ist der Einfluss der Politik auf die Medienberichterstattung deutlich

zu bemerken. Der amerikanische Politologe John Mueller erforschte das sogenannte Rally

around the flag-Phänomen, welches sich durch eine Veränderung des Wechselspiels zwischen

politischer Elite und Medien im Zusammenhang mit internationalen Krisen äußert. Zu

beobachten ist, dass die Medien in diesen Zeiten oftmals verstärkt der Regierungsmeinung

folgen, „was einerseits auf einen eingeschränkten Informationsfluss und andererseits auf

patriotische Motive zurückgeführt werden kann.“ (Löb/Weinmann 2003: 1)

Pearl Harbor und der 11. September können als prototypische Beispiele für diesen Effekt

gesehen werden. Nach Mueller müssen drei Faktoren vorliegen, damit von einem Rally around

the flag-Effekt gesprochen werden kann: Erstens muss das Ereignis international sein, zweitens

müssen die USA und der US-Präsident involviert sein und drittens muss es im Fokus der

öffentlichen Aufmerksamkeit liegen (vgl. Perrin/Smolek 2009). Laut Mueller nimmt durch das

besagte Phänomen die Beliebtheit des Präsidenten kurzzeitig stark zu. So stieg der

Beliebtheitsgrad von Präsident George W. Bush unmittelbar nach den Terroranschlägen vom

11. September um 35 Prozent an und Bush erreichte 11 Tage darauf mit 90 Prozent

Zustimmungsrate das höchste Ergebnis in der Wahl-Geschichte der USA. Im November 2002

11

war der Wert zwar wieder um 22 Prozent gesunken, lag jedoch mit 68 Prozent immer noch über

dem Wert der Zeit vor dem 11. September (51 Prozent). Mit einer Dauer von über einem Jahr

war dies der bis dato am längsten anhaltende Rally around the flag-Effekt (vgl.

Hetherington/Nelson 2003: 37). In Krisenzeiten wird der amerikanische Präsident von der

Bevölkerung als lebendes Symbol für nationale Einheit und Macht gesehen. Das Volk

unterstützt den Präsidenten durch Zustimmung und bringt dadurch seinen Patriotismus zum

Ausdruck (vgl. ebd.).

Die Berichterstattung des 11. Septembers hat die amerikanischen Medien nachhaltig verändert.

Durch den oben beschriebenen einheitlichen Mediendiskurs und die sichtliche Orientierung an

der Regierungslinie brachen die Medien deutlich mit „[...] den publizistischen Grundsätzen von

Objektivität, Ausgeglichenheit, Wahrheit und Transparenz der Quellen.“ (Gross/Stapf 2002:

137) Durch eine kritiklose Übernahme von Regierungsinformationen sowie mangelnder

Selbstreflexion und fehlender Hintergrundanalysen der Medien wurde die Herausbildung eines

freien öffentlichen Diskurses bewusst unterbunden (vgl. ebd.: 135). Zensurbestrebungen der

Regierung wurden von den Medienakteuren befolgt und ihre patriotisch geprägte Sprache

übernommen. Die regelrechte Gleichschaltung der amerikanischen Presse basierte auf dem

Hintergrund wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeiten der Medienakteure und damit

einhergehenden Profitbestrebungen (vgl. Arnold 2008). Ein Meinungs- und

Perspektivenpluralismus blieb aus (vgl. Gross/Stapf 2002: 136f.). Diese unübersehbare Nähe

des amerikanischen Journalismus zu den politischen Akteuren und deren Folgen ist ein

Phänomen, welches sich in besonderer Form seit dem 11. September 2001 in den USA

beobachten lässt.

Nachdem in diesem Teil die Medien als Akteure im Mittelpunkt der Betrachtung standen soll in

der folgenden Episode der Fokus auf die verbalen Inszenierungsstrategien der amerikanischen

Politiker gerichtet werden.

3.2 Episode zwei: Die politische Inszenierung des Irakkriegs

von Larissa Meltem Ordu

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, wie politische Akteure in den USA die Ereignisse des 11.

September so inszenierten, dass der Irakkrieg von einer breiten Mehrheit der US-Bevölkerung

befürwortet wurde. Dazu wird die Rede des US-Außenminister Colin Powell vor dem UN-

Sicherheitsrat im Februar 2003 als Fallbeispiel analysiert und die Darstellung dieses politischen

Ereignisses in den US-amerikanischen Medien untersucht.

3.2.1 Der Weg zum Irakkrieg

Als direkte Reaktion auf den 11. September formulierte die US-Regierung den War on Terror

als politisches Ziel, und bereits 26 Tage nach den Anschlägen begann die Operation Enduring

12

Freedom6 in Afghanistan (vgl. Viehrig 2008: 135). Sie endete mit dem Sturz der Taliban und

der Installation einer demokratischen, US-freundlichen Regierung. Auch ein Vorgehen gegen

den Irak wurde bereits am 12. September 2001 von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld

angesprochen, jedoch zeigten sich US-Außenminister Collin Powell und Bushs Berater

skeptisch, da gegen den Irak und für dessen Beteiligung an den Anschlägen des 11. September

bis dato keine Beweise vorlagen. Trotzdem ließ Bush diesbezüglich genauere Untersuchungen

anstellen, da er plante, auf das Irakthema zu einem späteren, ihm passenderen Zeitpunkt zurück

zu kommen. Der stellvertretende Verteidigungsminister Wolfowitz und Vizepräsident Cheney

bemühten sich besonders, das Irakthema immer wieder auf die politische Agenda zu bringen

und beeinflussten die US-Außenpolitik diesbezüglich stark. Cheney betonte, wenn auch nur die

einprozentige Chance bestehe, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besäße, so müsse

umgehend gegen ihn vorgegangen werden. Diese Aussage wurde später als Cheney-Doktrin

bezeichnet. In seiner Rede zur Lage der Nation im November 2001 nannte Bush Saddam

Husseins Namen zum ersten Mal in Verbindung mit atomaren Waffen und machte deutlich,

dass sein Krieg gegen den Terror sich nicht nur an Gruppen wie Al Qaida oder die Taliban

richte, sondern auch an Staaten, die solche unterstützen. Ermutigt von dem raschen

Regimewechsel in Afghanistan kam es am 20. März 2003 zur Invasion des Iraks unter dem

Namen Operation Iraqi Freedom7 (vgl. Bierling 2010: 32ff.).

3.2.2 Die Rede von US-Außenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat

Am 5. Februar 2003 klagt Powell den Irak vor dem UN-Sicherheitsrat an, gegen die UN-

Resolution 1441 verstoßen zu haben, welche die Abrüstung des Iraks vorsieht und wirft dem

Land zusätzlich den Besitz von Massenvernichtungswaffen vor (vgl. Bierling 2010: 60f.). Des

Weiteren behauptet Powell, Saddam Hussein arbeite mit terroristischen Gruppen wie der Al

Qaida zusammen und beliefere diese mit atomaren Waffen. Somit stünde, laut Powell, der Irak

in direkter Verbindung mit dem Ereignis des 11. September. Saddam Hussein verstoße

außerdem gegen Menschenrechte und gehe gewaltsam gegen sein eigenes Volk vor (vgl.

Lütterfelds 2008: 113). All diese Anklagen, so versichert Powell, seien „[…] facts and

conclusions based on solid intelligence.“ (Powell 2003)

Powells Anstrengung, die UNO von der Notwendigkeit eines Irakkrieges zu überzeugen, lässt

sich mit dem Analyseansatz der Securitization von Buzan und Weaver erklären. Securitization

wird definiert als

„[…] der subjektive Prozess, durch den ein gegenseitiges Verständnis zwischen

Subjekten einer Gemeinschaft hergestellt wird, etwas als existentielle Bedrohung eines

wertvollen Gegenstandes zu behandeln und die Einforderung dringender und

6 Die Operation Enduring Freedom war neben der Internationalen Schutzgruppe Isaf ein militärisches

Operationsfeld in Afghanistan, die sich dem Kampf gegen den Terror widmete (vgl. Spiegel 2007). 7 Die Operation Iraqi Freedom hatte den Sturz von Saddam Husseins Regime und die Beseitigung

atomarer Waffen im Irak zum Ziel (vgl. Dale 2009: 1).

13

außerordentlicher Maßnahmen zu ermöglichen, um mit dieser Bedrohung fertig zu

werden.“ (Buzan/Weaver 2003: 491)

In diesem Fall sind die Subjekte einer Gemeinschaft die Vereinten Nationen, zwischen denen

Powell ein gegenseitiges Verständnis darüber schaffen will, dass der Irak und seine

Massenvernichtungswaffen eine existentielle Bedrohung des wertvollen Gegenstandes der

amerikanischen, aber auch der internationalen Sicherheit darstellen. Damit will er das Ziel der

US-Regierung erreichen, die dringende und außerordentliche Maßnahme des War on Terror zu

legitimieren. Securitization dient also der Legitimierung und Begründung von Sicherheits- und

Außenpolitik (vgl. Werner 2011: 434).

Die (inter)nationale Sicherheit wird in dieser Definition dem Sozialkonstruktivismus

zugeordnet, da es sich um ein subjektiv wahrgenommenes Gut eines politischen Akteurs, in

diesem Fall der US-Regierung, handelt (vgl. ebd). Die Bedrohung der Sicherheit durch den Irak

betont Powell in seiner Rede mehrmals explizit: „Let me now turn to those deadly weapons

programs and describe why they are real and present dangers to the region and the world.“

(Powell 2003) Er konkretisiert die vom Irak ausgehende Gefahr durch die angebliche

Verbindung Saddam Husseins zu Terroristen:

„Our concern is not just about these elicit weapons. It's the way that these elicit

weapons can be connected to terrorists and terrorist organizations that have no

compunction about using such devices against innocent people around the world.“

(ebd.)

Powell spitzt die Bedrohung durch den Irak, der in Besitz von Massenvernichtungswaffen sei,

durch dessen angebliche Kooperation mit Terrornetzwerken zu. Er setzt einen ‚Gut-Böse-

Frame‘, der die unschuldigen Menschen den gefährlichen Terroristen gegenüberstellt. Wie in

Kapitel 2.2 dargelegt wurde, ist diese wertende Gegenüberstellung zweier oppositionärer

Gruppen dem Konfliktframe zuzuordnen. Des Weiteren verweist Powell auf die Dringlichkeit

des Vorgehens gegen Saddam Hussein:

„The United States will not and cannot run that risk to the American people. Leaving

Saddam Hussein in possession of weapons of mass destruction for a few more months

or years is not an option, not in a post-September 11th world.“ (ebd.)

Powell benutzt den Ausdruck einer metaphorischen Zeitenwende nach dem 11. September und

versucht so, den UN-Sicherheitsrat von der Notwendigkeit eines schnellen militärischen

Handelns zu überzeugen. Das traumatische Ereignis des 11. September teilt demnach die Welt

in ein Vorher und ein Nachher und legitimiert außerordentliche Maßnahmen (vgl. Kirchhoff

2010: 179). Die Bush-Regierung zieht aus den Anschlägen vom 11. September also die

Konsequenz, einen War on Terror zu führen. Dieser Konsequenzframe (vgl. 2.2) wird von

Powell durch den Aspekt der Dringlichkeit (Urging) noch verstärkt. So macht der US-

Außenminister im obigen Zitat klar, dass der War on Terror der USA gegen den Irak bereits

beschlossen ist und passives Abwarten keine Option darstellt. Dieses von Powell eingesetzte

Prinzip des Urging dient der Legitimation eines raschen Beginns des Irakkrieges, da es die

14

dringende Pflicht der USA sei, Unschuldige vor einem Attentat zu retten. Die Metaphern ‚time

as no ressource‘ oder ‚time as menace‘ werden auch von Bush und Cheney als Grund für

schnelles militärisches Handeln angeführt (vgl. Dirks 2008: 252). So sagte Bush im Januar 2002

in seiner Rede zur Lage der Nation: „Time is not with us.“ (Bush 2002b) Sicherheitspolitik geht

laut dem Securitization-Ansatz immer mit dem Aspekt der Dringlichkeit einher und deshalb

lassen sich in diesem Bereich besonders effektiv außergewöhnliche Maßnahmen wie Krieg

legitimieren (vgl. Werner 2011: 434).

Die Kriegsphilosophie nach dem 11. September basiert auf der National Security Strategy

(NSS), auch Bush Doktrin genannt, welche die Grundpfeiler der US-Sicherheitspolitik neu

definierte. Mit der NSS berechtigen sich die USA dazu, einen Präventivkrieg8 zu führen. Des

Weiteren besagt sie, dass die USA sich durch internationale Organisationen wie die UNO nicht

in ihrem militärischen Handeln einschränken ließe und schreibt ausschließlich sich selbst die

Rolle des globalen Sicherheitsverteidigers zu (vgl. Bierling 2010: 39f.). Definiert man

Securitization nämlich in einem weiteren Sinne (macro Securitization), versteht man darunter

den eigenen Führungsanspruch in der Sicherheitspolitik langfristig zu legitimieren (vgl.

Gadinger et al. 2008: 739).

Am Ende seiner Rede betont Powell die Verpflichtung der UNO gegenüber der

Weltbevölkerung: “My colleagues, we have an obligation to our citizens, we have an obligation

to this body to see that our resolutions are complied with. We wrote the resolution not in order

to go to war, we wrote it to try to preserve the peace.“ (Powell 2003) Er beschwört das Wir-

Gefühl einer Organisation, die freiheitlich-demokratische Werte vertritt und die es im Ernstfall

auch durch Krieg zu verteidigen gilt, um den Frieden dauerhaft zu sichern. Damit stellt er den

demokratischen Westen nochmals in Kontrast zu dem bedrohlichen Osten. Dieser Frame basiert

auf der Orientalismus-These, formuliert von Edward Said im Jahre 1981. Laut dieser sehe der

demokratische und fortschrittliche Westen den unzivilisierten, dunklen Osten als Feind an (vgl.

Dirks 2008: 252). Bush bezeichnete 2001 in diesem Zusammenhang Staaten wie den Irak, Iran

oder auch Nordkorea als ‚Schurkenstaaten‘ oder ‚Achse des Bösen‘ (vgl. Bierling 2010: 37) und

konstituierte somit eine Ingroup (die USA und ihre Unterstützer im Kampf gegen die Achse des

Bösen) und Outgroup (die Achse des Bösen selbst) (vgl. Dirks 2008: 252). So sagte Bush nach

dem 11. September „Either you are with us or with the terrorists.“ (CNN 2001) und definierte

mit dieser Entweder-Oder-Konstruktion die gegnerische Seite des War on Terror (vgl. Dirks

2008: 252). Erneut werden Konfliktframes zur Vereinfachung von Sachverhalten eingesetzt, um

die Urteilsbildung der Rezipienten im Sinne der Bush-Administration zu beeinflussen und den

Krieg zu legitimieren. Der Regimewechsel im Irak ist der Bush-Administration zufolge als

8 Präventivkrieg meint einen militärischen Angriff, der lediglich auf dem Verdacht einer Bedrohung,

nicht auf einem Beweis, basiert. Er ist völkerrechtlich deshalb nicht legitimierbar (vgl. Bierling 2010: 40).

15

gerechter Krieg zu verstehen, der die Welt sicherer macht (vgl. Kuntz 2007: 28) und

demzufolge mit dem Securitization-Ansatz erklärbar.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich anhand des Securitization-Ansatzes drei

Argumentationslinien der US-Regierung herauskristallisieren. Erstens stellt der Irak eine direkte

Bedrohung für die USA und die Welt dar. Zweitens ist er durch militärische Mittel bezwingbar,

was zu drittens, der dringlichen Einleitung eines Krieges als einzigen, aktiven Ausweg aus der

prekären Situation führt (vgl. Viehrig 2008: 146). Um diese Argumente zu stützen, bedient sich

Powell zusätzlich visueller Mittel wie Graphiken und Satellitenaufnahmen, die den Irak bei der

Produktion von Massenvernichtungswaffen überführen sollen. Der Wahrheitsgehalt dieser

Aufnahmen, so Powell, sei sowohl durch Bildspezialisten des CIA als auch durch

Augenzeugenberichte bestätigt (vgl. Bierling 2010: 60f.).

3.2.3 Der Effekt von Colin Powells Rede auf den UN-Sicherheitsrat,

die US-Bevölkerung und die US-Medien

Um von einer erfolgreichen Securitization sprechen zu können, müssen folgende Bedingungen

erfüllt sein: Powell, der Urheber des Sprechakts stuft das wertvolles Referenzobjekt Sicherheit

als bedroht ein. Gleichzeitig bietet er einen Ausweg für die Notfallsituation durch die

außerordentliche politische Maßnahme der militärischen Intervention des Iraks. Letztendlich ist

dieser Securitization move aber von der Akzeptanz der Bezugsgruppe, dem UN-Sicherheitsrat,

abhängig um als erfolgreiche Securitization bewertet zu werden (vgl. Werner 2011: 435).

Jedoch ließ sich der UN-Sicherheitsrat nicht geschlossen von Powells Rede überzeugen, vor

allem Deutschland und Frankreich sprachen sich für verstärkte Inspektionen im Irak und eine

friedliche Lösung aus (vgl. Spiegel 2003a). Als Russland und Frankreich ihr Veto einlegten

(vgl. Spiegel 2003b) begann die USA ohne UN-Legitimation mit einer „Koalition der

Willigen“ aus 49 Ländern einen eigenständigen Irakkrieg (Spiegel 2003c). Die Securitization ist

auf internationaler Ebene nur teilweise als erfolgreich zu bewerten.

Da die US-Regierung schon zuvor in der NSS den War on Terror im Alleingang beschlossen

hatte, kann vermutet werden, dass Powell mit seiner Rede nur zweitrangig die internationale

Öffentlichkeit von einer Invasion des Iraks überzeugen wollte. Vielmehr wurde durch seine

Rede eine erneute Polarisierung der US-Bevölkerung ausgelöst (vgl. Viehrig 2008: 149).

Während nach Bushs Rede zur Lage der Nation im Januar 2002 57 Prozent der US-Amerikaner

mehr Beweise gegen den Irak forderten, bevor es zu einer endgültigen Invasion kommen

könnte, waren am 5. Februar 2003 71 Prozent der US-Zuschauer, die Powells Rede im

Fernsehen verfolgt hatten, davon überzeugt, der Außenminister habe triftige Gründe für die

Invasion geliefert. 56 Prozent der Zuschauer glaubten, der Irak sei im Besitz von

Massenvernichtungswaffen. Von den US-Bürgern, die Powells Rede nicht im Fernsehen

verfolgt hatten, glaubten dies jedoch nur 21 Prozent (vgl. Bierling 2010: 62). Es lässt sich

16

daraus schließen, dass neben Powells Rhetorik die Wirkung der Bilder zusätzlich einen großen

Einfluss auf die Urteilsbildung der US-amerikanischen Rezipienten hatten und es einen

Unterschied machte, ob das Publikum lediglich verbal adressiert wurde oder aber visuell (vgl.

Werner 2011: 436). Die Bilder verstärkten also die Wirkung der frames, die Powell in seiner

Rede anführte (vgl. 2.2). Außerdem sind Bilder neben Sprache ein effektives Mittel, um

Sicherheitspolitik gekonnt zu kommunizieren (vgl. Werner 2011: 436). Was mit eigenen Augen

gesehen wird hat eine höhere Glaubhaftigkeit, dadurch konnte die Interpretation von Bildern als

Beweis ausgelegt werden (vgl. Palm 2003).

Auch der Mediendiskurs spielte bei der Wiedergabe der Rede Powells eine entscheidende Rolle.

Laut Editor & Publisher9 gab es drei Gruppen von Tageszeitungen, klassifiziert nach ihrer

Haltung zum Irakkrieg: zur ersten Gruppe zählten 15 Tageszeitungen, die den Irakkrieg

befürworteten (u.a. die Washington Post). Die zweite Gruppe, unter die 14 Tageszeitungen

fielen, befürworteten den Irakkrieg unter Vorbehalt. Die New York Times gehörte mit 10

anderen Tageszeitungen der dritten Gruppe an, die den Krieg ablehnte. Mehrheitlich wurde der

Krieg zumindest unter Vorbehalt von den amerikanischen Tageszeitungen befürwortet (vgl.

E&P Staff 2007). So wurden von Editor & Publisher die Artikel der kriegsbefürwortenden

Washington Post am Tag der Rede Powells genauer betrachtet. „Irrefutable“ lautet der Titel

eines Artikels, der Powells Beweise gegen den Irak als unwiderlegbar darstellt:

„[…] it is hard to imagine how anyone could doubt that Iraq possesses weapons of mass

destruction. […] Mr. Powell’s evidence, including satellite photographs, audio

recordings and reports from detainees and other informants, was overwhelming.”

(Mitchell 2004)

Hier wird erneut deutlich, dass die bildhaften angeblichen Beweise, die Powell präsentierte,

auch von den Medien als einschlägiger Beweis gegen den Irak bewertet wurden und seine

Rhetorik effektiv unterstützen. Ein anderer Artikel “A Winning Hand for Powell” greift

Frankreichs anti-kriegerische Haltung zum Thema Irak scharf an, da es Powells angeführte

Beweisen keinen Glauben schenkte.

“The evidence he presented to the United Nation […] had to prove to anyone that Iraq

not only hasn’t accounted for its weapons of mass destruction but without a doubt still

retains them. Only a fool, or possibly a Frenchman, could conclude otherwise.” (ebd.)

Die USA Today, die den Krieg unter Vorbehalt befürwortete, plädierte gegen einen

Alleinfeldzug der USA und verwies auf die Notwendigkeit breiter internationaler

Unterstützung, die es durch die Rede Powells zu erhoffen gelte (vgl. Mitchell 2008). Andere

Zeitungen der gleichen Gruppe (u.a. Newsday in Melville, N.Y., The Detroit Free Press)

verlangten nach einer zweiten UN-Resolution, um den Einsatz von militärischen Mitteln

legitimiert zu wissen. Auch die Zeitungen, die grundsätzlich eine Anti-Kriegshaltung vertraten,

9 Editor& Publisher ist eine US-amerikanische, monatlich erscheinende Zeitung, die 1901 gegründet

wurde. E&P hat mehrere Auszeichnungen, u.a. für die kritische Berichterstattung über den Irakkrieg,

erhalten (vgl. Editor & Publisher 2013).

17

konnten nur vage alternative Lösungsansätze für das Irak-Problem vorschlagen. So schrieb The

Boston Globe, man hoffe auf einen Staatstreich oder auf eine Flucht Husseins ins Exil. Die New

York Times und die San Francisco Chronical drängten den US-Präsidenten, diplomatische

Wege einzuschlagen (vgl. E&P Staff 2007). Diese Untersuchung zeigt, dass mehr als zwei

Drittel der US-Tageszeitungen Powells Rede für überzeugend und seine Beweise für so

einschlägig hielten, dass sie einem Krieg entweder sofort oder nach dem erneuten Scheitern

diplomatischer Mittel zustimmen würden. Sie berichteten also nicht objektiv, sondern vielmehr

aus der Sicht der US-Regierung, die im laut des Securitization-Modells den Irak als subjektive

Bedrohung einstufte. So verhalfen die Medien der Bush-Administration erfolgreich zu ihrem

Ziel. Durch eine bewusst einseitige Berichterstattung unter Anwendung von Strategien wie dem

Agenda-Setting und Framing stieß der War on Terror mit Hilfe der Medien in der US-

Bevölkerung auf breite Akzeptanz. Einer Umfrage zufolge waren Anfang März 2003 59 Prozent

der US-Amerikaner für einen Krieg auch ohne UN-Legitimation und nur 37 Prozent befanden

dieses Vorgehen als unangemessen (vgl. Bierling 2010: 63).

Der Grund, wieso der beabsichtigte Effekt der US-Regierung bei der Bevölkerung eintrat, kann

erneut mit dem Securitization-Ansatz erklärt werden. Dem Sprechakteur Powell wurde aufgrund

seines wichtigen politischen Amtes als US-Außenminister genügend Autorität zugestanden, was

eine wichtige Bedingung einen erfolgreichen Securitization move ist. Außerdem wurden die

Erfolgschancen Powells dadurch erhöht, dass ein historischer Bezug zur aktuellen bedrohlichen

Lage herangezogen werden konnte (vgl. Werner 2011: 435). Wie in Episode 3.1 bereits

erläutert, wurde das Geschehnis des 11. September in direkten Bezug zu Pearl Harbour gestellt

um erste Erklärungs- und Legitimationsansätze für das traumatische Ereignis zu liefern. Durch

den Irakkrieg sollte einem zukünftigen vergleichbaren Ereignis vorgebeugt werden

(Präventivkrieg).

Ein weiterer Grund war, dass Bush seit dem 11. September eine herausragende Stellung als

Krisenmanager genoss, was wiederum auf das Rally around the flag-Phänomen zurückzuführen

ist (vgl. 3.1). Die amerikanische Bevölkerung und die Medien versammelten sich größtenteils

geschlossen hinter der Bush-Administration. Dadurch vergrößerte sich die Macht der Exekutive

und ihr Handlungsspielraum (vgl. Viehrig 2008: 141). Das System der Checks and Balances10

war vorübergehend gelähmt, da auch die politische Opposition keine alternativen Vorschläge

vorweisen konnte. Die US-Regierung konnte das Feindbild Irak schaffen, indem es

kontrollierte, was auf die Agenda der öffentlichen Diskussion gelangte und vor allem die von

ihr veröffentlichen Informationen fanden Verwendung. Der Autorität der Administration wurde

mehr Glaubwürdigkeit entgegengebracht als unabhängigen Experten, die das Thema anders

10 US-amerikanisches Verfassungsprinzip, welches die Machtverteilung und gegenseitige Kontrolle

zwischen Exekutive, Judikative und Legislative garantiert (vgl. Braml 2008).

18

beleuchtet hätten (vgl. Lütterfelds 2008: 118). Durchdachte Rhetorik und gezieltes Framing

machten es der US-Regierung möglich, auch fragliche Informationen als Beweise zu verkaufen.

All dies geschah vor dem Hintergrund der Angst nach dem 11. September, die es unmöglich

machte, sich auf rationaler Ebene mit diesem Thema auseinander zu setzen (vgl. ebd.). Durch

mediale Frames wurde die US-amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik im Sinne der

Regierung an die Bevölkerung weitergetragen, welcher es oft an Vorkenntnissen über solch

abstrakte Themen fehlte und die somit auf die Glaubwürdigkeit der Aussagen politischer

Akteure angewiesen waren (vgl. Viehrig 2008: 138).

3.3 Dritte Episode: Mission Accomplished

von Theresa Frank

In der folgenden Episode wird der Auftritt George Bushs vom 01.05.2003 untersucht, in dem er

das Ende der Hauptkampfhandlungen im Irak verkündet. Dieses Fallbeispiel stellt nach dem 11.

September und der Kriegserklärung durch Powell eine vorerst abschließende Frequenz des War

on Terror dar. Schwerpunktmäßig wird die bewusste Verwendung visueller und rhetorischer

Mittel der medialen Inszenierung analysiert sowie mögliche Effekte erörtert.

3.3.1. Ausgangssituation der Rede

Nur knapp zwei Monate nach der Rede Powells vor dem UN-Sicherheitsrat beginnt mit der

Bombardierung Bagdads in der Nacht vom 19. auf den 20. März 2003 der Irakkrieg. Wenige

Tage später wird der Sturz der Saddam Hussein Statue in der irakischen Hauptstadt als ein erster

Sieg über das Regime und den Terror inszeniert.11

Am ersten Mai 2003 landet George W. Bush

in einem Kampfjet auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln vor der kalifornischen

Küste, um die heimkehrenden Soldaten zu empfangen. Er lässt sich dort mit den Marine-

Soldaten in Pilotenmontur fotografieren. Anschließend verkündet er vor der Besatzung – und

nun im Anzug – die Beendigung der wesentlichen Kampfhandlungen im Irak. Im Hintergrund

ist ein Banner mit der Aufschrift „Mission Accomplished“ angebracht.

3.3.2 Mediale Inszenierung als ein Instrument der politischen Zielerreichung

Oberstes Ziel der US-Regierung ist es zu diesem Zeitpunkt, die Weltöffentlichkeit und die US-

Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit und Legitimität des Irakkriegs zu überzeugen. Da die

Meinung der US-Bevölkerung die bedeutendste Rechtfertigungsgrundlage der Irakinvasion

darstellt, galt es, die amerikanischen Bürger über den erfolgreichen Ausgang der

Kampfhandlungen zu informieren und so ihre Zustimmung aufrecht zu halten (vgl. Jäger 2008:

15,19). Aus diesem Grund wird die Rückkehr der Soldaten auf dem Flugzeugträger der

Abraham Lincoln als Meilenstein des Erfolgs inszeniert. Darüber hinaus ist es ein ständiges

Anliegen der Bush-Administration, das herrschende Meinungsbild vom Präsidenten zu

11 Weiterführende Daten und Hintergründe zum Ablauf des Irakkriegs in: Stephan Bierling (2010):

„Geschichte des Irakkriegs“. München: Verlag C.H.Beck.

19

verbessern und seine Wiederwahl im Jahr darauf zu garantieren. Dies geschieht, indem sich

George W. Bush auf der USS Abraham Lincoln als erfolgreicher Staatsmann und Commander

in Chief präsentiert und den War on Terror als einen Triumph seiner Amtszeit feiert.

Die Inszenierung der Bush-Rede ist ein Beispiel der kommunikativen Strategie der US-

Regierung, die auf die bewusste Steuerung der öffentlichen Meinung abzielt. Die

Massenmedien werden in diesem Zug als Steuerungsinstrument herangezogen, da sie in den

vergangenen Dekaden als Kanal politischer Kommunikation an Einfluss gewonnen haben.

Dadurch sind sie für den Machterwerb und Machterhalt politischer Akteure relevanter geworden

(vgl. Dylla 2008: 53). Medien fungieren zunehmend als Bühne der Politikdarstellung und die

Zuschauer als Publikum, dessen Handeln und Denken von medial vermittelten Bildern

beeinflusst wird (vgl. Kafka 2010: 20). Das Medium Fernsehen hat dabei eine übergeordnete

Position, da es die wichtigste Informationsquelle der US-Bevölkerung und somit der

Wählerschaft darstellt). Durch die Relevanz für die Politikdarstellung und -wahrnehmung wird

das Fernsehen als Leitmedium der politischen Kommunikation angesehen (vgl. Dylla 2008: 58).

Darüber hinaus gelingt es, durch die Mischung von Informations- und Unterhaltungsformaten

ein Millionenpublikum zu erreichen, welches nicht immer primär politisch interessiert ist (vgl.

Kafka 2010: 23). Aus diesen Gründen wird das Fernsehen als bevorzugter Ort medialer

Inszenierungen herangezogen (vgl. ebd: 22). Auch die Erkenntnisse aus dem Agenda-Setting,

Framing und Priming (vgl. 2.1 bis 2.3) verdeutlichen das Einflusspotential des Fernsehens auf

die Wählerschaft und die amerikanische Öffentlichkeit als Legitimationsbasis: „Für die

politischen Entscheidungsträger bedeuten diese Befunde, dass sie mithilfe einer geschickten

Lancierung der für sie günstigeren Themen […] und der Festlegung ihrer Interpretationsmuster

die Wählerentscheidungen beeinflussen können.“ (Dylla 2008: 67)

Da sich die politischen Eliten dieses bedeutenden Einflusses der Medien bewusst sind,

instrumentalisieren sie sie zu einer Plattform ihres ständigen Wahlkampfes und Sprachrohr ihrer

politischen Entscheidungen. Es wird in diesem Fall von der Mediatisierung bzw. (Selbst-)

Medialisierung12

der Politik gesprochen (vgl. Schulz 2003; Dylla 2008), der sich auch der

damalige Präsident Bush bedient. Er macht sich den Einflussfaktor des Fernsehens zu nutzen,

indem er das Ende der „Major Combat Operations“ (Bush 2003) nicht in einer gewöhnlichen

Rede verkündet, sondern diese medienwirksam inszeniert. Analysiert man Bushs Auftritt vom

01.05.2003, erkennt man, dass seine kommunikative Strategie an die Medienlogik angepasst

wurde. Dieser Prozess der Akkomodation zeigt sich beispielsweise in der Art und Weise, wie er

12 Mediatisierung (auch Medialisierung), bezeichnet generell Veränderungen, die durch die Medien in

anderen gesellschaftlichen Bereichen ausgelöst werden, z.B. die Mediatisierung der Politik. Zum einen

herrscht die Auffassung, dass sich gesellschaftliche Akteure der Medienlogik anpassen müssen, wenn sie

erfolgreich handeln wollen. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass jene Akteure

Mediatisierungsprozesse selbst initiieren, da sie sich davon einen Nutzen versprechen. Hier handelt es

sich um Selbstmediatisierung (vgl. Donges 2012: 200f.).

20

seine politische Nachricht formuliert, um ihren Nachrichtenwert zu steigern oder sein Handeln

unter dem Gesichtspunkt visueller Ausstrahlungskraft inszeniert (vgl. Schulz 2003: 4). Unter

dem Prozess der Anpassung an die Medienlogik subsumieren sich die Regelsysteme der

Selektions- und Präsentationslogik, die im Folgenden dargestellt werden (vgl. Meyer 2002: 7).

Anpassung an die Selektionslogik

Damit ein Ereignis auf die Medienagenda gesetzt, also nach der Selektionslogik der Medien

ausgewählt wird, ist es nötig, seinen Nachrichtenwert zu erhöhen. Dies geschieht, indem die

Nachrichtenfaktoren, also die Aufmerksamkeit erregenden Merkmale einer Nachricht, verstärkt

werden (vgl. ebd.). Unter anderem haben die Medienwissenschaftler Galtung und Ruge zwölf

Nachrichtenfaktoren festgelegt.13

Zu ihnen zählen Frequenz, Überschreitung von

Schwellenwerten, Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit (in individueller und kultureller Hinsicht),

Konsonanz mit Erwartungen und Wünschen, Kontinuität, Variation, Überraschung, Bezug auf

Elite-Nation und Elite-Person, Personalisierung und Negativismus (vgl. Hagen 2012: 241). Die

Erhöhung dieser Nachrichtenwerte geschieht im Rahmen der Bush Rede unter anderem durch

die Steigerung des Überraschungswerts, indem Bush als Staatsmann in einem Kampfjet landet.

Dadurch wird gleichzeitig der Bezug auf eine Elite-Person, hier der US-Präsident, und eine

Elite-Nation, die USA, gezogen. Neben diesen Aspekten steigert die Personalisierung der

Thematik den Nachrichtenwert. Themen und Geschehnisse ziehen eher die Aufmerksamkeit der

Medien und Zuschauer auf sich, wenn einzelne Personen handeln oder von Handlungen

betroffen sind oder wenn gesellschaftlich bedeutende Prozesse an Einzelpersonen festgemacht

werden (vgl. Blöbaum 2012: 263). Bush stellt in seiner Rede den Bezug zu einzelnen

Persönlichkeiten her, indem er Namen einzelner Opfer oder deren Familien nennt. Darüber

hinaus erregt das Ereignis durch seine Thematik vermehrt Aufmerksamkeit. Der Irakkrieg wird

in der US-Bevölkerung als ein konfliktreich Thema wahrgenommen, auch durch den starken

Bezug zum War on Terror-Frame (vgl. 2.2). Die Nachricht erhält dadurch vermehrt

Aufmerksamkeit in den Medien und der Bevölkerung, was zudem durch eine emotional

aufgeladene Sprache und die Verwendung binärer Oppositionen unterstützt wird (s. Rhetorische

Mittel). Des Weiteren wird der Zeitpunkt der Rede unter Berücksichtigung der Selektionslogik

bewusst gewählt, da Bush seine Ansprache passend zum Beginn der abendlichen

Hauptnachrichten verkündet (vgl. Rennie 2003). Jene privilegierte Sendezeit erhöht den

Betonungsgrad der Nachricht und lenkt die Aufmerksamkeit der Fernsehzuschauer direkt auf

das Ereignis (vgl. Dylla 2008: 68).

In der Anpassung des Auftritts an die Selektionslogik zeigt sich, wie die Bush-Regierung durch

ihre Kommunikationsstrategie zu einem gewissen Grad selbst Agenda Setting betreibt, also die

Medien in ihrer Themenwahl beeinflusst.

13 In der Literatur existieren weitere Auflistungen von Nachrichtenfaktoren, die sich jedoch häufig ähneln

(vgl. Hagen 2012: 241).

21

Anpassung an die Präsentationslogik

Viel stärker noch als die Anpassung an die Selektionslogik ist in Bushs Auftritt die Übernahme

medienspezifischer Präsentationsregeln, also die Anpassung an die Darstellungslogik, zu

erkennen. Darunter fallen eine bewusst gewählte Rhetorik, Mimik und eine inszenierte

Selbstdarstellung. Aber auch die Präsentationsweise der politischen Botschaft ist unter

Beachtung der Kriterien Visualisierung, Inszenierung und Personalisierung auf das Medium

Fernsehen zugeschnitten (vgl. Dylla 2008: 53f.).

Vor allem die Landung im Kampfjet zeigt offensichtlich, dass Bushs Auftritt bis ins letzte

Detail medienwirksam geplant war (vgl. Bash 2003). Die Begründung, Bush hätte mit einem

Kampfjet statt eines Helikopters auf dem Flugzeugträger landen müssen, da dieser zu weit von

der kalifornischen Küste entfernt gewesen sei, wurde im Nachhinein vom Weißen Haus

revidiert. Angeblich hätte sich das Schiff schneller der Küste genähert, als angenommen (vgl.

Spiegel 2003d). Darüber hinaus trug der Kampfflieger die Aufschrift „George W. Bush

Commander in Chief“ (vgl. Bash 2003). Hier wird die Symbolträchtigkeit seines Auftritts

deutlich: während der Landung im Kampfjet und des anschließenden Fotoshootings in

Pilotenmontur verkörpert Bush die Rolle des Commander in Chief. Die anschließende Rede hält

er jedoch im Anzug, um der Rolle des Staatsmannes gerecht zu werden. „In den Köpfen der

Bevölkerung und der Medien blieben jedoch jene Bilder hängen, welche den Präsidenten in der

Rolle des „Commander in Chief“ in Kostüm zeigten.“ (Kafka 2010: 93) Hiermit wird auf eine

vorteilhafte Egostereotypisierung George W. Bushs abgezielt, also die Verbreitung des

positiven Images eines Staatsmannes, der den militärischen Herausforderungen des War on

Terror gewachsen ist (vgl. Jäger 2008: 33).

Neben der inszenierten Landung wurde auch der Ort der Rede bewusst ausgewählt. Bush landet

auf dem Flugzeugträger mit Namen USS Abraham Lincoln, wodurch die Verbindung zu der

historischen, positiv konnotierten Figur Abraham Lincoln gezogen wird, die ebenso einen

Krieg, wenn auch einen Bürgerkrieg, führen und ihr Volk einen musste (vgl. Kafka 2010: 93).

Um den Auftritt effektvoller zu gestalten, wurden weitere, übertrieben scheinende Maßnahmen

ergriffen. Beispielsweise musste sich der Flugzeugträger drehen, damit Bush vor dem

Hintergrund des Sonnenuntergangs seine Rede verkünden konnte (vgl. Rennie 2003).

Die Bush-Regierung wurde vor allem anlässlich des umstrittenen Banners mit der Aufschrift

„Mission Accomplished“ kritisiert, das während der Rede des Präsidenten im Hintergrund zu

sehen ist. Neben der Aufschrift ziert die US-Flagge das Banner, welche als Symbol des

Nationalstolzes der US-Bevölkerung gilt. Das Banner wird von Kritikern im Nachhinein als

„Angeberei“14

bezeichnet, welche einen bereits errungenen Sieg suggeriere und kein

sonderliches Gespür der US-Regierung für die noch folgenden Komplikationen des Irakkriegs

zeige (vgl. Bash 2003). So mahnte der Senator Byrd, der Irakkrieg „dürfe nicht dafür

14 Eigene Übersetzung: „evidence of bravado” (CNN 2003).

22

missbraucht werden, einen fernsehtauglichen Hintergrund in einer Wahlkampfwerbung zu

liefern.“ (Spiegel 2003d)

Durch den Einsatz dieser starken visuellen Inszenierung kann von einem Pseudoereignis

gesprochen werden, welches „erst im Hinblick auf die Medien in Szene gesetzt“ (Vowe 2012:

128f.) wurde. Auch der Begriff des Media Events (vgl. 3.1) findet im Zusammenhang mit Bushs

effektvoller Inszenierung Erwähnung. Die für ein Event charakteristische emotionale und

unterhaltsame Komponente wird hier zur Verkündung einer politischen Nachricht herangezogen

(vgl. Bentele 2012: 77). Der Politikwissenschaftler Andreas Dörner nennt jene Kopplung von

Politik und Unterhaltung Politainment und definiert sie als „[…] eine bestimmte Form der

öffentlichen, massenmedial vermittelten Kommunikation, in der politische Themen, Akteure,

Prozesse, Deutungsmuster, Identitäten und Sinnentwürfe im Modus der Unterhaltung zu einer

neuen Realität des Politischen montiert werden.“ (Dörner 2001: 31) Der Auftritt Bushs hatte

somit sicherlich einen hohen Unterhaltungswert für den Zuschauer, jedoch wurde er wegen

seiner offensichtlichen Inszenierung von den Medien und der Opposition kritisiert (vgl. Bash

2003; CBSNews 2009; Spiegel 2003d).

Verwendung rhetorischer Mittel

Neben der visuellen Inszenierung bedient sich Bush rhetorischer Mittel, um die genannten Ziele

zu erreichen. Er verwendet dafür, wie schon in der vorhergehenden Episode 3.2 erwähnt, einen

Gut-Böse-Frame bzw. eine Kategorisierung durch das Freund-Feind-Schema, welches nach den

Anschlägen vom 11.September häufig angewendet wurde (vgl. Schicha 2002: 100). Nicht nur

die Pilotenmontur, auch die Wortwahl des Präsidenten soll eine positive Egostereotypisierung

seiner Person und der USA auslösen. Im Gegensatz dazu, soll der Gegner – der Irak und die

Terroristen – durch negative Alterstereotypisierung definiert und sein feindliches Image

intensiviert und untermauert werden. Analysiert man die Rede, so fällt auf, dass dem Irak und

den Terroristen zahlreiche nachteilige Attribute zugeschrieben werden15

. Bush spricht in diesem

Zusammenhang von „dictatorship“, „tyrant”, einem “dangerous and aggressive regime”, von

den “oppressors” und dem von ihnen ausgehenden “enslavement“ der Bevölkerung. Der Irak ist

„enemy“ und „murder of the innocent“. Darüber hinaus sind in etlichen Abschnitten

komplementäre Begriffspaare, sogenannte Dichotomien, zu finden, die das Freund-Feind-

Schema bzw. den Gut-Böse-Frame verdeutlichen. In der folgenden Tabelle sind diese

gegenübergestellt.

15 Die folgenden Zitate sind der Bush-Rede vom 01.05.2003 entnommen, die im Anhang einzusehen ist.

Bezug auf: Irak, Terroristen Bezug auf: USA

guilty innocent

enslavement, oppressors, tyrant liberty, human freedom, humanity

dictatorship democracy

23

Quelle: Bush 2003

Durch einzelne Argumente vergrößert Bush “den kursierenden Faktor der Angst und

Unsicherheit“ (Kafka 2010: 92). Immerhin nennt er viermal die Bedrohung, die von

Massenvernichtungswaffen ausgeht sowie die Ausbreitung der Terror-Gefahr von Pakistan bis

zum Horn von Afrika. Ganz im Sinne der Securitization-Theorie (vgl. 3.2) legitimiert die

andauerndw Terror-Bedrohung den Kriegseinsatz im Irak, wie folgendes Zitat deutlich macht:

„Our mission continues. Al Qaeda is wounded, not destroyed. The scattered

cells of the terrorist network still operate in many nations, and we know from

daily intelligence that they continue to plot against free people. The

proliferation of deadly weapons remains a serious danger. The enemies of

freedom are not idle, and neither are we. Our government has taken

unprecedented measures to defend the homeland. And we will continue to hunt

down the enemy before he can strike.“ (Bush 2003)

Außerdem betont Bush die friedliche Intention des Kriegseinsatzes: „In this battle, we have

fought for the cause of liberty, and for the peace of the world.” (ebd.) Er nennt den Kriegsgrund,

seinen Worten nach die Befreiung des Iraks, einen “noble cause“ und bettet ihn in den

historischen Kontext Amerikas ein: “Our commitment to liberty is America's tradition --

declared at our founding; affirmed in Franklin Roosevelt's Four Freedoms; asserted in the

Truman Doctrine and in Ronald Reagan's challenge to an evil empire.” (ebd.)

Diesen und weitere Abschnitte im Mittelteil seiner Rede durchzieht die Verwendung des War

on Terror-Frames. Um den Irakkrieg mit dem War on Terror zu assoziieren, verwendet Bush

insgesamt 19-mal einen Terrorbegriff, davon zweimal terror, vierzehnmal terrorist(s) und

dreimal war on terror bzw. war against terror16

. Der Irakkrieg wird als positiver Meilenstein

gegen den Terrorismus gefeiert, als „turning of the tide“ (ebd.), für dessen Inszenierung sich die

Rückkehr der heimkehrenden Soldaten bestens eignet. Um seinen Aussagen noch mehr Gewicht

zu verleihen, erinnert Bush zum einen an den Schrecken des 11.September und wählt zum

anderen eine emotional aufgeladene Sprache, wie im folgenden Zitat beispielhaft deutlich wird:

„We have not forgotten the victims of September the 11th -- the last phone calls, the cold

murder of children, the searches in the rubble.“ (ebd.) Im folgenden Zitat wird neben der

Verwendung emotionalisierender Inhalte der Nationalstolz der Besatzung angesprochen: „Some

of you will see new family members for the first time -- 150 babies were born while their

fathers were on the Lincoln. Your families are proud of you, and your nation will welcome

you.” (Bush 2003)

16 Siehe Anhang: rot markierte Textstellen.

hateful ideology America and the civilized world

evil empire, hatred hope, freedom, peaceful pursuit of a better life

threats to our security peace

toe friend

great evil liberty

24

Die Analyse der Rede zeigt, dass sich Bush durch seine Wortwahl des Gut-Böse- sowie des War

on Terror-Frames bedient. Er transmittiert seine Botschaft durch eine emotional aufgeladene

und antithetische Sprache und unterstützt somit die visuelle Inszenierung des Auftritts.

3.3.3 Effekte der medialen Inszenierung auf Medien und Rezipienten

Die Anpassung an die mediale Selektions- und Darstellungslogik soll eine Aufnahme der Bush

Rede in die Medienagenda garantieren. Durch den gesteigerten Nachrichtenwert sowie die

verstärkte Visualisierung, Inszenierung und Emotionalisierung soll das Ereignis vielfach

wiedergegeben werden. Es wird versucht, das Ende der Hauptkampfhandlungen im Irak über

die Medien zu verbreiten und das Image des Präsidenten in seiner Rolle als Commander in

Chief zu verbessern.

Auf Rezipienten-Seite sind folgende Effekte zu vermuten. Durch das Agenda Setting-Prinzip

setzt sich der Medienkonsument verstärkt mit dem Ereignis auseinander. Dies geschieht durch

eine Vielzahl an Sendebeiträgen zu dieser Thematik, wodurch der Zuschauer den Irakkrieg

verstärkt wahrnimmt. Durch das Framing verbindet der Rezipient die USA und Präsident Bush

mit positiven Attributen, den Irak und den Terrorismus mit durchweg negativen. Eine besondere

Bedeutung erhält das Ereignis, da es als Wendepunkt der Kampfhandlungen inszeniert wird.

Somit sollen die negativen Vorkommnisse im Irak ausgeblendet und Erfolge hervorgehoben

werden. Dadurch soll wiederum die Zustimmung der US-Bevölkerung zum Irakkrieg aufrecht

gehalten werden. Der Einfluss des Primings ist noch wenig untersucht und schwer zu messen.

Wie in der eingangs unter 2.3 beschriebenen Studie von Iyengar und Kinder, ist es möglich,

dass sich die positive Darstellungsweise des Präsidenten auf die Wahrnehmung und Beurteilung

der Wählerschaft auswirkt, bzw. dass diese ihren Präsidenten verstärkt unter dem Aspekt der

Sicherheitspolitik bewertet.

Durch die kommunikative Strategie der US-Regierung schafft Bush es, die generelle

Zustimmung zum Irakkrieg in der US-Bevölkerung aufrecht zu halten, auch wenn die

andauernden Konflikte in den kommenden Monaten zunehmend kritisch betrachtet werden (vgl.

Norpoth 2005: 5). Dass die US-Wählerschaft Bush trotzdem weiterhin unterstützt, wird durch

seine Wiederwahl im Jahr darauf deutlich. Es scheint so, als hätte am Wahltag „[…] der Unmut

über die Konsequenzen weniger gezählt als die Zustimmung zur Invasion in den Irak.“ (ebd.) In

der Öffentlichkeit wird George W. Bushs Amtsperiode eng mit dem War on Terror verbunden

und er als „war president“ oder „wartime president“ wahrgenommen (vgl. ebd: 4, 8). Die

erfolgreiche Kommunikation der Antiterrorpolitik und des Irakkriegs durch medial inszenierte

Auftritte kann somit als entscheidender Faktoren für den Wahlsieg im Jahr 2004 angesehen

werden.

25

4. Schlussbetrachtung und Übersicht der Analyseergebnisse

Die Ergebnisse der in dieser Arbeit vorgenommenen Analysen zeigen, dass in allen drei

Episoden mediale Inszenierungsstrategien zum Einsatz kamen. Durch die sehr unterschiedlichen

Akteure und Ereignisse fielen jedoch die Wahl der Mittel und die ausgelösten Effekte nicht

immer gleich aus. Festzuhalten ist, dass in allen drei Fällen mediale oder politische Akteure

bewusste Inszenierungen vornahmen, die wiederum Auswirkungen auf die kognitive und

affektive Wahrnehmung der Rezipienten hatten. Die Medienwirkung kann schlussfolgernd als

eine mehrstufige Wirkungskette gesehen werden, die von der einfachen Wahrnehmung und

Gewichtung der Themen, bis hin zu einer tiefgehenden Einstellungs- und Meinungsänderung

der Rezipienten reichen kann (vgl. Dylla 2008: 69). In den ausgewählten Fallbeispielen waren

es zunächst die Medien, die bewusst inszenierten und beispielsweise durch den Einsatz von

Loops und die Verwendung immer gleicher Bilder das Ereignis des 11. September für die

Rezipienten zu einem unvergesslichen Ereignis werden ließen. In den anschließenden Episoden

fand eine Mediatisierung von Botschaften seitens der Politiker Colin Powell und George W.

Bush statt. Sie passten ihre Auftritte der Medienlogik an und verwendeten rhetorische und

visuelle Mittel unter Beachtung des War on Terror-Frames und des Freund-Feind-Schemas. Ziel

dabei war es, einen erfolgreichen Securitization move zu garantieren und die Zustimmung der

US-Öffentlichkeit zu erlangen.

In der folgenden Tabelle sollen abschließend alle von uns herausgearbeiteten Akteure, Ziele,

Mittel und Effekte der einzelnen Episoden veranschaulicht werden und somit den

Analyseprozess dieser Arbeit zusammenfassen.

Erste Episode

Der 11. September

Zweite Episode

Powell vor dem UN-Rat

Dritte Episode

Mission Accomplished

Akteur(e)

a) Medien

b) Terroristen

politischer Akteur:

Colin Powell

politischer Akteur:

George W. Bush

Ziel(e)

a) Bevölkerung

Orientierungshilfe bieten,

nationale Einheit stärken

b) Demütigung, Angst,

Unsicherheit auslösen

Legitimation des Irakkriegs

auf internationaler Ebene

(UN-Sicherheitsrat) und

nationaler Ebene (US-

Bevölkerung)

Legitimation des Irakkriegs,

positive Darstellung seiner

Person und Zuspruch der

Wählerschaft

Mittel

a)Visuelle und verbale

Inszenierung durch:

-Verwendung gleicher

Bildmotive (visuelle

Rhetorik: Presse und

Fernsehen)

- Wiederholung im gleicher

Bilder/Videos (Loops)

- Verwendung gleicher

sprachlicher Mittel (verbale

Rhetorik: Metaphern,

Dichotomien, Begriffe,

Redewendungen)

- Referenz auf Pearl

Harbor/Zweiter Weltkrieg:

Framing

1) Verbale Inszenierung:

- Bezugsrahmen (Frames)

vereinfachen Sachverhalte;

Konfliktframes: Freund-

Feind/ Ost-West /Gut-Böse

Dichotomien

Konsequenzframes:

- Zeitenwende, Urging

- Bezug auf die National

Security Strategy

Berechtigung zum

Präventivkrieg

USA als globaler

Sicherheitsverteidiger

2) Visuelle Inszenierung:

Anpassung an Selektions- und

Präsentationslogik der

Medien

Erhöhung des

Nachrichtenwertes,

Übernahme

medienspezifischer

Präsentationstechniken

1) Visuelle Inszenierung:

Pilotenmontur zur

Verkörperung des

Commander in Chief, Bezug

zu Abraham Lincoln, Zeigen

der amerikanischen Flagge,

Rede vor Sonnenuntergang.

26

- Konstruktion eines Media

Events

Schaffung eines

einheitlichen

Mediendiskurses (Agenda

Setting)

b) Inszenierung durch:

- gezielte Auswahl der

Anschlagsziele: Gebäude

mit symbolischer Funktion

- gezieltes auf mediale

Wirkung ausgerichtetes

Vorgehen

Unterstützung der

Argumentation durch Bilder,

die als Beweise ausgelegt

werden Verstärkung der

frames

Securitization:

wertvolles Referenzobjekt

Sicherheit ist bedroht, deshalb

ist Irakkrieg ein gerechter

Krieg, der den einzigen

Ausweg aus der bedrohlichen

Lage bietet

2) Verbale Inszenierung:

- Verwendung des war on

terror-Frames / Gut-Böse-

Frames

- Dichotomien, positive

Egostereotypisierung,

negative

Alterstereotypsierung

- Emotionalisierung,

Konfliktorientierung,

Patriotisierung der Inhalte

Effekte a) - ikonisches Bild der

Anschläge entsteht (Loops)

- Eindruck psychischer und

physischer Nähe durch

zeitl. Unmittelbarkeit der

Medienberichterstattung

- Blitzlichterinnerung

- Verankerung des

Ereignisses im kollektiven

Gedächtnis der US-

Bevölkerung

- Gefühle auslösen

(Emotionalisierung),

Nationalgefühl/Patriotismus

erzeugen (Identifikation)

- Rally around the flag-

Phänomen: Medien folgen

in Krisenzeit verstärkt

Regierungsmeinung

b) - Verletzung des

amerikanischen

Ehrgefühls/Stolzes

- traumatisches Erlebnis

- verbale Unzugänglichkeit

auf Seiten von Politik,

Medien und Bevölkerung

- UN-Sicherheitsrat: Veto

- US-Bevölkerung nach

Powells Rede zu 59% für den

Irakkrieg ohne UN-

Legitimation

- Medien schenken Powells

Argumentation

Glaubhaftigkeit und geben

diese mehrheitlich kritiklos

wieder

- Durch Anpassung an die

Medienlogik: Einfluss auf

Agenda Setting Prozess der

Medien (erhöhte

Aufmerksamkeit)

- Effekte des Framings und

Primings:

Einfluss auf Wahrnehmung

und Bewertung der USA und

des Iraks durch die

Rezipienten, indem

Interpretationsmuster und

Bewertungskriterien von

Bush vorgegeben werden

Erzeugung eines Freund-

Feind-Schemas

positive

Egostereotypisierung,

negative

Alterstereotypsierung

verstärkter Patriotismus

Ziel

erreicht?

a) - steigender Patriotismus

und Gemeinschaftsgefühl in

der Bevölkerung zu

beobachten

- durch Rally around the

flag-Effekt nahm

Beliebtheit des US-

Präsidenten nachweisbar zu

b) Unsicherheit und Angst

sowie verbale

Unzugänglichkeit in der

(Welt-) Bevölkerung

erkennbar

Keine Zustimmung des UN-

Sicherheitsrates, trotzdem

Irakkrieg unter eigener

Führung mit Koalition der

Willigen;

Mehrheitliche Befürwortung

des Irakkriegs durch US-

Bevölkerung Secutirization

move auf nationaler Ebene

erfolgreich vollzogen

Andauernde Zustimmung

zum Irakkrieg, wenn auch die

dortigen Konflikte

zunehmend kritisch

hinterfragt werden.

Bush kann den Zuspruch

seiner Wählerschaft aufrecht

halten: dies bestätigt der

Wahlsieg 2004 mit 52% der

Stimmen.

In der Öffentlichkeit wird er

eng mit dem war on terror

verbunden und als „war

president“ wahrgenommen.

27

II. Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis:

Abb1: Tagesspiegel (2011): 04.09.2011.

http://www.tagesspiegel.de/wissen/ikonografie-des-11-septembers-gewalt-panik-

flagge/4573258.html, abgerufen am 30.11.2012.

Abb2: Tagesspiegel (2011): 04.09.2011.

http://www.tagesspiegel.de/wissen/ikonografie-des-11-septembers-gewalt-panik-

flagge/4573258.html, abgerufen am 29.11.2012.

33

III. Anhang

Rede des US-Präsidenten George W. Bush am 01.05.2003

Legende:

Grün – positive Attribute USA

Gelb – negative Attribute Irak und Terroristen

Rot – Terrorbegriffe

Pink – Kriegsgrund

May 1, 2003

President Bush Announces Major Combat Operations in Iraq Have Ended

Remarks by the President from the USS Abraham Lincoln

At Sea Off the Coast of San Diego, California

THE PRESIDENT: Thank you all very much. Admiral Kelly, Captain Card, officers and sailors

of the USS Abraham Lincoln, my fellow Americans: Major combat operations in Iraq have

ended. In the battle of Iraq, the United States and our allies have prevailed. (Applause.) And

now our coalition is engaged in securing and reconstructing that country.

In this battle, we have fought for the cause of liberty, and for the peace of the world. Our nation

and our coalition are proud of this accomplishment -- yet, it is you, the members of the United

States military, who achieved it. Your courage, your willingness to face danger for your country

and for each other, made this day possible. Because of you, our nation is more secure. Because

of you, the tyrant has fallen, and Iraq is free. (Applause.)

Operation Iraqi Freedom was carried out with a combination of precision and speed and

boldness the enemy did not expect, and the world had not seen before. From distant bases or

ships at sea, we sent planes and missiles that could destroy an enemy division, or strike a single

bunker. Marines and soldiers charged to Baghdad across 350 miles of hostile ground, in one of

the swiftest advances of heavy arms in history. You have shown the world the skill and the

might of the American Armed Forces.

This nation thanks all the members of our coalition who joined in a noble cause. We thank the

Armed Forces of the United Kingdom, Australia, and Poland, who shared in the hardships of

war. We thank all the citizens of Iraq who welcomed our troops and joined in the liberation of

their own country. And tonight, I have a special word for Secretary Rumsfeld, for General

Franks, and for all the men and women who wear the uniform of the United States: America is

grateful for a job well done. (Applause.)

The character of our military through history -- the daring of Normandy, the fierce courage of

Iwo Jima, the decency and idealism that turned enemies into allies -- is fully present in this

generation. When Iraqi civilians looked into the faces of our servicemen and women, they saw

strength and kindness and goodwill. When I look at the members of the United States military, I

see the best of our country, and I'm honored to be your Commander-in-Chief. (Applause.)

In the images of falling statues, we have witnessed the arrival of a new era. For a hundred of

years of war, culminating in the nuclear age, military technology was designed and deployed to

inflict casualties on an ever-growing scale. In defeating Nazi Germany and Imperial Japan,

34

Allied forces destroyed entire cities, while enemy leaders who started the conflict were safe

until the final days. Military power was used to end a regime by breaking a nation.

Today, we have the greater power to free a nation by breaking a dangerous and aggressive

regime. With new tactics and precision weapons, we can achieve military objectives without

directing violence against civilians. No device of man can remove the tragedy from war; yet it is

a great moral advance when the guilty have far more to fear from war than the innocent.

(Applause.)

In the images of celebrating Iraqis, we have also seen the ageless appeal of human freedom.

Decades of lies and intimidation could not make the Iraqi people love their oppressors or desire

their own enslavement. Men and women in every culture need liberty like they need food and

water and air. Everywhere that freedom arrives, humanity rejoices; and everywhere that

freedom stirs, let tyrants fear. (Applause)

We have difficult work to do in Iraq. We're bringing order to parts of that country that remain

dangerous. We're pursuing and finding leaders of the old regime, who will be held to account

for their crimes. We've begun the search for hidden chemical and biological weapons and

already know of hundreds of sites that will be investigated. We're helping to rebuild Iraq, where

the dictator built palaces for himself, instead of hospitals and schools. And we will stand with

the new leaders of Iraq as they establish a government of, by, and for the Iraqi people.

(Applause.)

The transition from dictatorship to democracy will take time, but it is worth every effort. Our

coalition will stay until our work is done. Then we will leave, and we will leave behind a free

Iraq. (Applause)

The battle of Iraq is one victory in a War on Terror that began on September the 11, 2001 -- and

still goes on. That terrible morning, 19 evil men -- the shock troops of a hateful ideology -- gave

America and the civilized world a glimpse of their ambitions. They imagined, in the words of

one terrorist, that September the 11th would be the "beginning of the end of America." By

seeking to turn our cities into killing fields, terrorists and their allies believed that they could

destroy this nation's resolve, and force our retreat from the world. They have failed. (Applause.)

In the battle of Afghanistan, we destroyed the Taliban, many terrorists, and the camps where

they trained. We continue to help the Afghan people lay roads, restore hospitals, and educate all

of their children. Yet we also have dangerous work to complete. As I speak, a Special

Operations task force, led by the 82nd Airborne, is on the trail of the terrorists and those who

seek to undermine the free government of Afghanistan. America and our coalition will finish

what we have begun. (Applause.)

From Pakistan to the Philippines to the Horn of Africa, we are hunting down al Qaeda killers.

Nineteen months ago, I pledged that the terrorists would not escape the patient justice of the

United States. And as of tonight, nearly one-half of al Qaeda's senior operatives have been

captured or killed. (Applause.)

The liberation of Iraq is a crucial advance in the campaign against terror. We've removed an ally

of al Qaeda, and cut off a source of terrorist funding. And this much is certain: No terrorist

network will gain weapons of mass destruction from the Iraqi regime, because the regime is no

more. (Applause.)

In these 19 months that changed the world, our actions have been focused and deliberate and

proportionate to the offense. We have not forgotten the victims of September the 11th -- the last

phone calls, the cold murder of children, the searches in the rubble. With those attacks, the

terrorists and their supporters declared war on the United States. And war is what they got.

(Applause.)

35

Our war against terror is proceeding according to principles that I have made clear to all: Any

person involved in committing or planning terrorist attacks against the American people

becomes an enemy of this country, and a target of American justice. (Applause.)

Any person, organization, or government that supports, protects, or harbors terrorists is

complicit in the murder of the innocent, and equally guilty of terrorist crimes.

Any outlaw regime that has ties to terrorist groups and seeks or possesses weapons of mass

destruction is a grave danger to the civilized world -- and will be confronted. (Applause.)

And anyone in the world, including the Arab world, who works and sacrifices for freedom has a

loyal friend in the United States of America. (Applause.)

Our commitment to liberty is America's tradition -- declared at our founding; affirmed in

Franklin Roosevelt's Four Freedoms; asserted in the Truman Doctrine and in Ronald Reagan's

challenge to an evil empire. We are committed to freedom in Afghanistan, in Iraq, and in a

peaceful Palestine. The advance of freedom is the surest strategy to undermine the appeal of

terror in the world. Where freedom takes hold, hatred gives way to hope. When freedom takes

hold, men and women turn to the peaceful pursuit of a better life. American values and

American interests lead in the same direction: We stand for human liberty. (Applause.)

The United States upholds these principles of security and freedom in many ways -- with all the

tools of diplomacy, law enforcement, intelligence, and finance. We're working with a broad

coalition of nations that understand the threat and our shared responsibility to meet it. The use

of force has been -- and remains -- our last resort. Yet all can know, friend and foe alike, that

our nation has a mission: We will answer threats to our security, and we will defend the peace.

(Applause.)

Our mission continues. Al Qaeda is wounded, not destroyed. The scattered cells of the terrorist

network still operate in many nations, and we know from daily intelligence that they continue to

plot against free people. The proliferation of deadly weapons remains a serious danger. The

enemies of freedom are not idle, and neither are we. Our government has taken unprecedented

measures to defend the homeland. And we will continue to hunt down the enemy before he can

strike. (Applause.)

The War on Terror is not over; yet it is not endless. We do not know the day of final victory, but

we have seen the turning of the tide. No act of the terrorists will change our purpose, or weaken

our resolve, or alter their fate. Their cause is lost. Free nations will press on to victory.

(Applause.)

Other nations in history have fought in foreign lands and remained to occupy and exploit.

Americans, following a battle, want nothing more than to return home. And that is your

direction tonight. (Applause.) After service in the Afghan -- and Iraqi theaters of war -- after

100,000 miles, on the longest carrier deployment in recent history, you are homeward bound.

(Applause.) Some of you will see new family members for the first time -- 150 babies were born

while their fathers were on the Lincoln. Your families are proud of you, and your nation will

welcome you. (Applause.)

We are mindful, as well, that some good men and women are not making the journey home.

One of those who fell, Corporal Jason Mileo, spoke to his parents five days before his death.

Jason's father said, "He called us from the center of Baghdad, not to brag, but to tell us he loved

us. Our son was a soldier."

Every name, every life is a loss to our military, to our nation, and to the loved ones who grieve.

There's no homecoming for these families. Yet we pray, in God's time, their reunion will come.

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Those we lost were last seen on duty. Their final act on this Earth was to fight a great evil and

bring liberty to others. All of you -- all in this generation of our military -- have taken up the

highest calling of history. You're defending your country, and protecting the innocent from

harm. And wherever you go, you carry a message of hope -- a message that is ancient and ever

new. In the words of the prophet Isaiah, "To the captives, 'come out,' -- and to those in darkness,

'be free.'"

Thank you for serving our country and our cause. May God bless you all, and may God

continue to bless America. (Applause.)

END 6:27 P.M. PDT

Quelle: http://georgewbush-whitehouse.archives.gov/news/releases/2003/05/20030501-15.html

01.05.2003, abgerufen am 22.02.2012