Jahresbericht 2005 - Interplast Germany

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3 INTERPLAST- Germany e.V. Seit Jahren engagiert sich eine große Anzahl von Ärzten, Schwestern und Pfleger während ihres Urlaubes oder nach ihrer Pensionierung für sozial be- nachteiligte Menschen in Entwick- lungsländern, die sich eine notwendige plastische Behandlung nicht leisten können. Hier wollen wir unser Wissen und Können einsetzen und durch pla- stisch-rekonstruktive Operationen un- bürokratisch und effektiv helfen. Doch allein dieser humanitäre An- spruch und die Bereitschaft unentgeld- lich Zeit und Kraft zu investieren reicht in vielen Fällen nicht mehr aus. Zuneh- mende Erwartungen und administrati- ve Hürden kennzeichnen ein wachsen- des Selbstbewußtsein in den Gastge- berländern. Dieser Trend ist in fast al- len Einsatzgebieten zu erkennen, so daß eine stärkere Vernetzung mit den schon vorhandenen örtlichen Gesund- heitsstrukturen sowie eine Absprache mit anderen vor Ort agierenden Hilfs- organisationen immer wichtiger wird. Da es nicht unser Ziel ist, allein als „Heilsbringer“ aufzutreten, sondern die Kooperation mit den einheimischen Ärzten und Schwestern zu suchen, müssen wir auch Verständnis für deren Bedürfnisse zeigen. Hier gilt es Berührungsängste abzubauen, gegen- seitigen Respekt zu demonstrieren und die Kollegen nicht durch unseren materiellen Vorsprung an die Wand zu spielen. Im Jahr 2008 wurden in 60 INTER- PLAST-Einsätzen 3520 Patienten ope- rativ geholfen. Hinzu kommen noch 1268 Operationen in unserem INTER- PLAST-Hospital in Nepal. Das seit 12 Jahren bestehende SKM-Hospital hat seit dem 1. September 2008 mit dem Plastischen Chirurgen Dr. Robert Scha- chinger einen neuen Ärztlichen Leiter und ist weiterhin voll im Einsatz. Ge- meinsam mit seiner Lebensgefährtin Sanja Volk, die als gelernte Physiothe- rapeutin vor Ort mitarbeitet, wird er die Zusammenarbeit mit den nepalesi- schen Kollegen vertiefen und die Ei- genständigkeit dieses beispielhaften humanitären Projektes vorantreiben. Auch das Burma-Projekt unter Leitung von Heinz Schoeneich war 2008 ex- trem gefordert: Er erlebte mit seinem Team hautnah die Folgen des Zyklons „Nagris“ und organisierte daraufhin, unter dem Schock der schrecklichen Erlebnisse, von München aus ein medizinisches Sofortprogramm für die unzähligen Op- fer in der betroffenen Irrawaddy Delta- region. Lesen Sie hierzu seinen bewe- genden Bericht. INTERPLAST trauert um sein Ehren- mitglied Werner Widmaier, der im Alter von 85 Jahren am 8. Dezember 2008 verstorben ist. Mit ihm verlieren wir ei- nen großen Mitbegründer der INTER- PLAST-Idee in Deutschland, der mit seiner Sektion Stuttgart und der ganzen Familie 35 medizinische Einsät- ze in Ländern der dritten Welt realisiert hat und dessen Hospital im Nordosten Brasiliens bis heute noch segensreiche Dienste leistet. Gerne wollen wir sein Werk auch in Zukunft in seinem Sinne weiterführen. Die Vision von INTERPLAST Europa wird mit der Gründung von ESPRAS SHARE aufgegeriffen: eine übergeord- nete Organisationsstruktur für huma- nitäre Plastische Chirurgie in Entwick- lungsländern, ausgehend von der Eu- ropäischen Vertretung der nationalen Plastischen-Chirurgischen Gesellschaf- ten (ESPRAS), möchte gerne die Akti- vitäten, der verschiedenen NGO’s ko- ordinieren helfen und Qualitätsmaßstä- be für die Einsätze setzen. Auf dem jährlichen INTERPLAST Sym- posium in Bad Kreuznach kommen im- mer wieder wichtige aktuelle Themen zu unseren Einsätzen in freundschaft- lich kollegialer Athmosphäre zur Dis- kussion und bringen die vielen Aktivi- sten einander näher. Mittlerweile hat INTERPLAST fast 1300 Mitglieder und viele treue Spender, die von unserer Sekretärin Camilla Völpel liebevoll be- treut werden. Ihr gilt unserer besonde- rer Dank wie auch Waltraud Huck von „pro-interplast Seligenstadt“, die schon seit 20 Jahren unsere Aktivitä- ten finanziell unterstützt. Und so blicke ich mit Freude und Zu- versicht in die Zukunft und bin voll Hoffnung, daß Sie uns als Spender oder aktiver Partner weiter die Treue halten, denn unzählige Patienten war- ten noch auf unsere Hilfe – helfen Sie mit! Danke für Ihr Engagement! Mit herzlichen Grüßen aus Bad Kreuznach Ihr André Borsche und das Vorstands-Team Liebe INTERPLAST-Freunde, liebe Mitglieder!

Transcript of Jahresbericht 2005 - Interplast Germany

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INTERPLAST-Germany e.V.

Seit Jahren engagiert sich eine großeAnzahl von Ärzten, Schwestern undPfleger während ihres Urlaubes odernach ihrer Pensionierung für sozial be-nachteiligte Menschen in Entwick-lungsländern, die sich eine notwendigeplastische Behandlung nicht leistenkönnen. Hier wollen wir unser Wissenund Können einsetzen und durch pla-stisch-rekonstruktive Operationen un-bürokratisch und effektiv helfen.

Doch allein dieser humanitäre An-spruch und die Bereitschaft unentgeld-lich Zeit und Kraft zu investieren reichtin vielen Fällen nicht mehr aus. Zuneh-mende Erwartungen und administrati-ve Hürden kennzeichnen ein wachsen-des Selbstbewußtsein in den Gastge-berländern. Dieser Trend ist in fast al-len Einsatzgebieten zu erkennen, sodaß eine stärkere Vernetzung mit denschon vorhandenen örtlichen Gesund-heitsstrukturen sowie eine Absprachemit anderen vor Ort agierenden Hilfs-organisationen immer wichtiger wird.

Da es nicht unser Ziel ist, allein als„Heilsbringer“ aufzutreten, sonderndie Kooperation mit den einheimischenÄrzten und Schwestern zu suchen,müssen wir auch Verständnis für derenBedürfnisse zeigen. Hier gilt esBerührungsängste abzubauen, gegen-seitigen Respekt zu demonstrierenund die Kollegen nicht durch unserenmateriellen Vorsprung an die Wand zuspielen.

Im Jahr 2008 wurden in 60 INTER-

PLAST-Einsätzen 3520 Patienten ope-

rativ geholfen. Hinzu kommen noch

1268 Operationen in unserem INTER-

PLAST-Hospital in Nepal. Das seit 12Jahren bestehende SKM-Hospital hatseit dem 1. September 2008 mit demPlastischen Chirurgen Dr. Robert Scha-chinger einen neuen Ärztlichen Leiterund ist weiterhin voll im Einsatz. Ge-meinsam mit seiner LebensgefährtinSanja Volk, die als gelernte Physiothe-rapeutin vor Ort mitarbeitet, wird er dieZusammenarbeit mit den nepalesi-schen Kollegen vertiefen und die Ei-genständigkeit dieses beispielhaftenhumanitären Projektes vorantreiben.

Auch das Burma-Projekt unter Leitungvon Heinz Schoeneich war 2008 ex-trem gefordert: Er erlebte mit seinem Team hautnahdie Folgen des Zyklons „Nagris“ undorganisierte daraufhin, unter demSchock der schrecklichen Erlebnisse,von München aus ein medizinischesSofortprogramm für die unzähligen Op-fer in der betroffenen Irrawaddy Delta-region. Lesen Sie hierzu seinen bewe-genden Bericht.

INTERPLAST trauert um sein Ehren-mitglied Werner Widmaier, der im Altervon 85 Jahren am 8. Dezember 2008verstorben ist. Mit ihm verlieren wir ei-nen großen Mitbegründer der INTER-PLAST-Idee in Deutschland, der mitseiner Sektion Stuttgart und derganzen Familie 35 medizinische Einsät-ze in Ländern der dritten Welt realisierthat und dessen Hospital im NordostenBrasiliens bis heute noch segensreicheDienste leistet. Gerne wollen wir seinWerk auch in Zukunft in seinem Sinneweiterführen.

Die Vision von INTERPLAST Europawird mit der Gründung von ESPRASSHARE aufgegeriffen: eine übergeord-nete Organisationsstruktur für huma-nitäre Plastische Chirurgie in Entwick-lungsländern, ausgehend von der Eu-

ropäischen Vertretung der nationalenPlastischen-Chirurgischen Gesellschaf-ten (ESPRAS), möchte gerne die Akti-vitäten, der verschiedenen NGO’s ko-ordinieren helfen und Qualitätsmaßstä-be für die Einsätze setzen.

Auf dem jährlichen INTERPLAST Sym-posium in Bad Kreuznach kommen im-mer wieder wichtige aktuelle Themenzu unseren Einsätzen in freundschaft-lich kollegialer Athmosphäre zur Dis-kussion und bringen die vielen Aktivi-sten einander näher. Mittlerweile hatINTERPLAST fast 1300 Mitglieder undviele treue Spender, die von unsererSekretärin Camilla Völpel liebevoll be-treut werden. Ihr gilt unserer besonde-rer Dank wie auch Waltraud Huck von„pro-interplast Seligenstadt“, dieschon seit 20 Jahren unsere Aktivitä-ten finanziell unterstützt.

Und so blicke ich mit Freude und Zu-versicht in die Zukunft und bin vollHoffnung, daß Sie uns als Spenderoder aktiver Partner weiter die Treuehalten, denn unzählige Patienten war-ten noch auf unsere Hilfe – helfen Siemit! Danke für Ihr Engagement!

Mit herzlichen Grüßenaus Bad KreuznachIhr André Borscheund das Vorstands-Team

LiebeINTERPLAST-Freunde,liebe Mitglieder!

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INTERPLAST-Germany e.V.

auch Mitinitiator des jährlichen IN-TERPLAST-Symposiums in BadKreuznach und seine lebendigen Be-richterstattungen über die französi-schen Aktivitäten in Afrika, Indienund Irak faszinieren uns immer wie-der. Als Verbrennungsspezialistbringt er wichtige, manchmal auchsehr provokativ formulierte Ideen zurSprache, denen es nie an Geistes-blitz und Selbstironie fehlt. So lern-ten wir erstmals von ihm über dasBuruli Ulcus in Afrika und entwickel-ten Visonen, wie ein INTERPLAST-Europa aussehen könnte. Noch heu-te berät er als Fachreferent die WHOin Genf in puncto Wiederherstel-lungschirurgie und arbeitet inzwi-schen verstärkt mit Médecins Sans

Wir gratulieren . . .

Große Ideen werden von Idealistenentwickelt, die voller Esprit und Ta-tendrang die Welt verändern und dieMenschen mitreißen. So war es einbesonderer Glücksfall, dass auf In-itiative von Gottfried Lemperle Doc-teur Rémy Zilliox aus Lyon als Weg-bereiter der deutsch-französischenFreundschaft INTERPLAST kennen-lernte und zusammen mit André Bor-sche 1992 seinen ersten Einsatz inGuinea/Westafrika erlebte. Diesesprägende Schlüssel-Erlebnis hat seit-her beide nicht mehr losgelassen.Der Lebenslauf von Rémy Zilliox liestsich wie ein Geschichtsbuch, das ex-emplarisch für das Zusammenwach-sen von 2 ehemals verfeindeten Na-tionen steht, getragen von der Über-zeugung im gegenseitigen Aus-tausch und Kennenlernen etwas be-sonderes zu schaffen: Freundschaftund Toleranz, um dann gemeinsamaufzubrechen, auch in anderen Län-dern durch humanitäres Engage-ment etwas zu verändern. Und sowundert es nicht, das Deutschlandund Frankreich zum Vorreiter fürwichtige Hilfsprojekte in Afrika undIndien wurden. In Zusammenarbeitmit Mutter Teresa in Calcutta konn-ten Zilliox und Borsche unzähligenbedürftigen Patienten helfen, diesonst keine Chance auf eine pla-stisch-chirurgische Hilfe gehabt hät-ten. Sein preisgekrönten Film überunsere Arbeit machte ihn auch inFrankreich bekannt. Zusammen mitGottfried Lemperle war er Grün-dungsmitglied der Sektion BadKreuznach, bis es dann 1998 soweitwar: Rémy Zillioy gründet mit Freun-den INTERPLAST-France und orga-nisiert als Präsident das erste eu-ropäische INTERPLAST Symposiumin Dijon. Seit dem Jahr 2000 ist er

Frontières MSF Frankreich zusam-men. Auf seine Initiative hin wurde2006 ein Kooperationsvertrag zwi-schen INTEPLAST-Germany undFrance mit der weltweit agierendenOrganisation „Ärzte ohne Grenzen“in Paris unterzeichnet.Und während ich diese Zeilen schrei-be, arbeitet er gerade wieder auf Hai-ti, denn er schreckt vor keinem Kri-senherd der Welt zurück und opfertjede freie Minute der humanitärenPlastischen Chirurgie. Wir möchten Rémy Zilliox für seingroßartiges Engagement, seineFreundschaft und seinen bewun-dernswerten Idealismus mit derEhrenmitgliedschaft von INTER-

PLAST würdigen.

Lieber Rémy, herzlichen Dank für dievielen gemeinsamen Akltivitäten!Wir haben Dich als unseren liebens-werten „Fremdarbeiter“ fest in un-ser Herz geschlossen und wünschenuns, daß wir noch Vieles zusammenbewegen können. ...und als wir imtiefsten Indien in die peinliche Situa-tion kamen auf einem offiziellenEmpfang ein deutsches Lied präsen-tieren zu müssen, stimmte der Fran-zose munter an: „Sah ein Knab einRösslein stehen“ und sang sämtli-che Strophen, während wir geradedie Melodie mitsummen konnten.

André Borsche

Ein Leben für die HumanitärePlastische Chirurgie INTERPLAST–Ehrenmitgliedschaftfür Rémy Zilliox

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INTERPLAST-Germany e.V.

Bei Überweisungen vergessen

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ihre Adresse anzugeben, damit

wir Ihnen eine Spendenquittung

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Sektionskonten:

Die einzelnen Sektionen verwalteneigene Spendenkonten, die Sie bit-te dem Verzeichnis der Sektionenauf der folgenden Seite entneh-men können.

Projektbezogene Spenden:

Falls Sie ein bestimmtes Projekt un-terstützen möchten, können Sie diesdurch Angabe eines Stichwortes mitdem Namen des Projektestun.Sollten Sie kein Stichwort an-geben, werden wir für Sie ein Pro-jekt auswählen, dem Ihre Spendezugesprochen wird.

Wir bedanken uns ganz herzlich

für Ihre Spende!

Spendenkonto vonINTERPLAST-Germany e.V.

INTERPLAST-Germany e.V.Gemeinnütziger Verein für Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern

Vorstand: Dr. André Borsche, Dr. Hubertus Tilkorn, Dr. Dietmar Scholz, Dr. Nuri Alamuti

Geschäftsstelle: Klinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Diakonie-Krankenhaus,Ringstraße 64 · 55543 Bad Kreuznach · Tel.: (06 71) 6 05 21 10 · Fax: (06 71) 6 05 21 12

INTERPLAST–Tel.: 0171-8244508 · INTERPLAST-homepage: www.interplast-germany.de

Aufgabenbereiche des Interplast-VorstandesVereinsstruktur, Finanzierungen

André Borsche� 06 71 / 6 05 21 [email protected]

Einsatz-Planung und -Anmeldung

Nuri Alamuti� 06 11 / 5 65 77 [email protected]

Versicherungen und Fortbildungs-Akademie

Dietmar Scholz� 06 11 / 5 65 77 [email protected]

Qualitätssicherung und Vereinsabrechnung

Hubertus Tilkorn� 02 51 / 32 45 [email protected]

Anästhesie Fachbeirat

Hajo Schneck� 0 80 94 / 90 74 [email protected]

Mitglieder, Spenden und Kontoführung

Camilla Völpel, Interplast-Sekretärin� 01 71 / 8 24 45 [email protected]

Hauptkonto für Spenden und Mitgliedsbeiträge:

Interplast-Hauptkonto:

Konto-Nr.: 2 571 990BLZ: 370 700 24

Deutsche Bank Köln

IBAN: DE 97 37 07 00 2402 57 19 90 00BIC: DEUT DE DB KOE

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INTERPLAST-Germany e.V.

Der fachlichen Kompetenz und demso zialen Einfühlungsvermögen derbeteiligten Ärztinnen und Ärztekommt bei jedem Operationsein-satz eine besondere Bedeutung zu.Neben den häufig kompliziertenKrankheitsfällen mit den daraus re-sultierenden hohen fachlichen Her-ausforderungen stellt die Einfachheitder vor Ort vorhandenen Einrichtun-gen die Belastbarkeit auf eine starkeProbe.

Besonders die Fähigkeit, unterschwierigen Bedingungen mit denvor Ort vorhandenen Mitteln mit ei-nem Lächeln auf den Lip pen „impro-visieren“ zu können ist von großerWichtigkeit. Selbst Dinge, über diewir uns zuhause keinerlei Gedankenmachen, wie Wasser aus dem Was-serhahn und Strom aus der Steckdo-se, sind leider oft gar nicht selbstver-ständlich.

Sicherlich können Sie sich vorstellen,daß die 2-3wöchigen Opera -tionseinsätze auch große Anforde-

rungen an die körperliche und seeli-sche Belastbarkeit der Mitreisendenstellen.

Um möglichst vielen Patienten proAufenthalt helfen zu können, beginntjeder Operationstag am frühen Mor-gen und endet oft erst weit nachSonnenuntergang. Oft hat es sichbereits vor der Ankunft des Teams„herumgesprochen“, daß, wir kom-men. Die Menge der Hilfesuchen-den, die sich dann eingefunden hat,ist oft größer als versorgt werdenkann. Dann beginnt die schwierigeAufgabe, unter all den hoffnungsvol-len Gesichtern diejenigen auszu-wählen, denen man am besten hel-fen kann.

Da aufgrund des vollgepacktenTagesablaufs leider viel zu wenig Zeitist, das Land kennenzulernen, indem man sich befindet, bekommtman doch zumindest einen kleinenEinblick in die Lebens situation derMenschen dort.

Man ist also schon nach wenigen Ta-gen völlig überwältigt von den Ein-drücken und völlig erschöpft durchdie langen Operationstage (und auchvöllig glücklich über das, was man er-reichen konnte). Dennoch ist manGast im Land und sollte sich freund-lich und zugewandt verhalten.

Ein Operationseinsatz fordertALLES von jedem Mitfahrer, aber erist auch ein unschätzbarer Gewinn.

INTERPLAST-Mitreisende können inzwei Gruppen eingeteilt werden:Diejenigen, die einmal mitfahren undfeststellen, daß es schön war; abereinmal im Leben genügt, und diejeni-gen, die einmal mitfahren und es niewieder lassen können.

Für jeden Operationseinsatz werdenauch Krankenschwestern oder -pfle-ger benötigt, die über plastisch-chir-urgische OP-Erfahrung verfügen.

Die Pflege der Patienten erfolgt inden meisten Entwicklungsländernüberwiegend durch die Angehörigender Patienten. Das Berufsbild derKrankenschwester, wie wir es vonunseren Stationen her kennen, exi-stiert in diesen Ländern häufig nur insehr veränderter Form.

Leider bedeutet dies, daß Pflegeper-sonal ohne plastisch-chirurgischeOP-Erfahrung nur im Aus nahmefallvor Ort benötigt wird.

Interessenten mit plastisch-chirurgi-scher OP-Erfahrung bitten wir, sichan die Sektion in ihrer Nähe zu wen-den.

Was kann ich fürINTERPLAST-Germany tun?

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INTERPLAST-Germany e.V.

1. Sektion Frankfurt / MainDr. Ortwin Joch Emmerichshohl 5 · 61352 Bad HomburgTel: 0 61 72/48 99 79 · Fax: 0 61 72/48 99 [email protected]: 506 1 709 · BLZ: 500 922 00Volksbank Main-Taunus

2. Sektion Stuttgart / MünsterDr. Hubertus TilkornBünkamp 7 · 48157 MünsterTel: 02 51/32 45 97 · Fax: 0251/28 43 [email protected] · [email protected]

Dr. Herbert BauerZeppelinstr. 3 · 72124 PliezhausenTel: 0 71 27/89 03 09 · Fax: 0 71 27/89 03 [email protected]: 10 19 13 70 97 · BLZ: 640 500 00Kreissparkasse Reutlingen

3. Sektion MünchenDr. Heinrich Schoeneich/Dr. Angelika WagnerTal 11 · 80331 MünchenTel: 0 89/22 59 39 · Fax: 0 89/2 90 43 [email protected] www.interplast-muc.orgKto: 10 666 800 · BLZ: 700 100 80Postbank München

4. Sektion EschweilerDr. Hans-Elmar Nick Dechant-Deckers-Str. 8 · 52249 EschweilerTel.: 0 24 03/76 12 56 · Fax: 0 24 03/76 18 [email protected]: 6 103 289 015 · BLZ: 391 629 80Volksbank Eschweiler

Dr. Matthias GensiorMühlenstr. 3-5 · 41352 KorschenbroichTel.: 0 21 61/64 6 18 · Fax: 0 21 61/64 89 [email protected]: 26 128 710 · BLZ: 305 500 00Sparkasse Neuss

5. Sektion Bad KreuznachDr. André BorscheLedderhoser Weg 35 · 55543 Bad KreuznachTel: 06 71/7 42 20 · Fax: 06 71/7 43 [email protected]: 100 33 777 · BLZ: 560 501 80Sparkasse Rhein/Nahe

6. Sektion DuisburgDr. Peter Preißler / Dr. Jürgen ToennissenBarbarastr. 67 · 47167 DuisburgTel: 02 03/519 96 72 · Fax: 02 03/58 61 [email protected]: 133 85 017 · BLZ: 360 602 95Bank im Bistum Essen

7. Sektion SiebengebirgeDr. Michael SchidelkoLuisenstr. 16 · 53604 Bad HonnefTel: 0 22 24/55 01 · Fax: 0 22 24/96 70 [email protected]: 2 777 779 · BLZ: 380 400 07Commerzbank Honnef

8. Sektion VredenDr. Arnulf LehmkösterAn’t Lindeken 100 · 48691 VredenTel: 0 25 64/99 40 08 · Fax: 0 25 64/99 40 [email protected]: 51 129 922 · BLZ: 401 545 30Sparkasse Westmünsterland

9. Sektion Murnau / SüdbayernDr. Andreas SchmidtProf.-Küntscher-Str. 8 · 82418 MurnauTel: 0 88 41/48 23 59 · Fax: 0 88 41/48 26 [email protected]: 00 08 48 48 48 · BLZ: 300 606 01APO Bank

10. Sektion Schopfheim / FreiburgDr. Günter ZabelSchulstr. 30 · 79650 SchopfheimTel: 0 76 22/12 15 · Fax: 0 76 22/68 37 [email protected]: 3 197 779 · BLZ: 683 515 57Sparkasse Schopfheim-Zell

Dr. Martin SchwarzStühlingerstr. 24 · 79106 FreiburgTel: 07 61/38 80 00 · Fax: 07 61/3 88 00 [email protected]: 00 06 72 89 87 · BLZ: 680 906 22ApoBank Freiburg

11. Sektion Nepal ProjektHein Stahl / Prof. Dr. Gottfried LemperleAm Mühlengraben 1 · 53773 HennefTel: 0 22 42/8 09 83 · Fax: 0 22 42/87 43 [email protected] Köln

12. Sektion Baden-Baden / RastattDr. Dr. Rüdiger HerrMozartstr. 5A · 76437 RastattTel: 0 72 22/1 79 79 · Fax: 0 72 22/ 90 16 45info@praxisklinik-mittelbaden.dewww.praxisklinik-mittelbaden.deKto: 30 81 12 08 · BLZ: 662 900 00Volksbank Baden-Baden / Rastatt

Pro-Interplast Hattingen / Ruhrgebiet e.V.

Prof. Dr. Dr. Dieter VoyGrosse Weil Str. 41 · 45525 Hattingen/RuhrTel: 0 23 24/68 33 40 · Fax: 0 23 24/68 33 [email protected]: 9 15 53 · BLZ: 430 510 40Sparkasse Hattingen

Sektionen, Adressen und Konten

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INTERPLAST-Germany e.V.

Zusammenarbeit mit folgenden Organisationen:

hilfsaktion “noma“ e.v.Die Wangenbrand Hilfsaktion für Kinder in Niger und Guinea Bissau

Ute Winkler-Stumpfeichendorffstr. 39, d-93051 regensburg, tel./fax 09 41/ 9 36 84e-mail: [email protected] – internet: www.hilfsaktionnoma.de

AWD-ST I FTUNG K INDERHI LFEAWD-Platz 1 · 30659 Hannover

Telefon 05 11 / 90 20 52 68 · Telefax 05 11 / 90 20 52 50www.awd-stiftung-kinderhilfe.org · Email: [email protected]

Spendenkonto: Commerzbank Hannover Kto.-Nr. 14-1 919 100 (BLZ 250 400 66)

Reiseorganisationfür Interplast-Einsätze

Michael Triebig

3T REISEN E.K.BÖRSENSTRASSE 17, 60313 FRANKFURT

TELEFON 0 69 / 21 99 90 44TELEFAX 0 69 / 21 99 94 29E-MAIL: [email protected]

Technologie Transfer Marburg

in die Dritte Welt e.V. – TTMAuf der Kupferschmiede 1D-35091 Cölbe/Germany

TTM ist ein eingetragener Verein, der sich die Versorgung von Projekten mit medizinischen Geräten, Einrichtungen und Verbrauchsmaterialienzur Aufgabe gemacht hat. TTM berät bei der Planung, liefert die gewünschten Artikel und steht bei der Nachversorgung zur Verfügung.

Telefon/Phone ++49(0)64 21 / 8 73 73-0Telefax/Fax ++49(0)64 21 / 8 73 73-7Email: [email protected]

EBERSBERGER FÖRDERVEREIN INTERPLAST e.V.Verein zur Förderung Medizinischer Hilfe für Entwicklungsländer

spendenkonto:raiffeisenbank regensburgkonto-nr. 310 280, blz 750 601 50

Hammer FOrum e.v.humanitäre medizinische Hilfefür Kinder aus Kriegs-und Krisengebieten

Caldenhofer Weg 118, 59063 HammTelefon 0 23 81 / 8 71 72-0

Telefax 0 23 81 / 8 71 72 19Email: [email protected] · www.hammer-forum.de

Bankverbindung:Sparkasse Hamm, Kto.-Nr. 4 070 181, BLZ 410 500 95

Prof. Dr. Hajo SchneckTraxl 8 · D-85560 Ebersberg

Telefon +49-8094907432

Telefax +49-8094907433

e-mail: [email protected]

Spendenkonto Nr. 21 16 31bei der Kreissparkasse Ebersberg, BLZ 700 518 05

Vorsitzende: Waltraud Huck, Waldstraße 2, 63533 Mainhausen, Tel.: 0 61 82 / 2 63 32Bankverbindung: Volksbank Seligenstadt eG, Konto-Nr. 280 208, BLZ 506 921 00 – www.pro-interplast.de

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INTERPLAST-Germany e.V.

Aufgabenprofil für Teamleiter

INTERPLAST-Germany e.V. Satzung § 11 Vereinsaktivitäten

Humanitäre Einsätze von Operationsteams in Entwicklungsländern:Der Einsatzleiter ist für die organisatorische, medizinisch, soziale und finanzielle Abwicklung des gesam-ten Einsatzes verantwortlich. Dazu gehören die vorherige Anmeldung des Einsatzes mit Teilnehmerlistebeim Vorstand (nur dann ist u. a. eine Berufsgenossenschaftliche Versicherung gewährleistet) und die Er-stellung eines Abschlußberichtes (Spektrum und Anzahl der operierten Patienten).

Teamleiter Richtlinien

1. Facharztstandard2. Einsatzerfahrung mit INTERPLAST3. Auswahl der Teammitglieder mit Fachqualifikationen entsprechend des zu erwartenden Patientenspektrums4. Patientendokumentation5. gegebenensfalls Ereignisbericht bei Zwischenfällen

Formale Kriterien:

1. Alle Teammitglieder müssen INTERPLAST-Miglieder sein.2. Einsatzanmeldung (Vorraussetzung für BGW-Versicherung) mindestens 2 Wochen vor Einsatzbeginn3. Standardisierte Einsatz-Dokumentation/Qualitätssicherung4. Individueller Abschlußbericht mit Bildern für das Jahresheft

Finanzierung über INTERPLAST:

1. Zusage nach schriftlicher Kostenvorabschätzung 2. Flugkostenerstattung (Sparsamkeitsgebot, Economy Class, cave Übergepäck)3. Einsatzabrechnung mit Zusammenfassung der Einzelkosten (Erstattung von Kosten nur über Teamleiter

möglich)4. Einwerben von Spenden nach dem Einsatz für INTERPLAST (Vorträge, Zeitung)

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INTERPLAST-Germany e.V.

INTERPLAST-Einsätze ohne persönliche

Absicherung sind besser!

Zugegeben, das ist eine Provokation. Aber lei-der ist es auch Realität. Denn ein nicht uner-heblicher Teil aller INTERPLAST- Teams reistohne die mögliche Absicherung für sich selbstbzw. die eigene Familie im Falle eines Unfallesoder einer berufsbedingten Erkrankung.

Dabei wäre eigentlich alles so einfach: DasFormular „Einsatzanmeldung – Anmeldungbei der BG“ auszufüllen dauert vermutlich imlängsten Fall 5 Minuten. Den Teamleiter umUnterschrift zu bitten (oder im Idealfall dasFormular als Teamleiter zu unterschreiben)dauern möglicherweise auch noch mal 5 Mi-nuten. Das leserlich und vollständig ausgefüll-te, vom Teamleiter unterschriebene Formularan unser Fax 0611-5657766 zu faxen dauertdann im schlechtesten Fall auch noch mal 5Minuten (das wäre inklusive Durchlesen derBeschreibung des Faxgerätes).

15 Minuten lästige Dinge tun liegen also aufder einen Seite der Waage, den Status einesoffiziellen Interplast-Germany-Einsatzes aufder anderen Seite. Erst wenn der Einsatz einoffizieller ist, sind Sie auf Ihrem Einsatz auchversichert. Auslandskrankenversicherung, Be-rufs- und Privathaftpflichtversicherung, BG-li-

cher Schutz wie bei einem Arbeits- oder We-geunfall zuhause bis hin zu eventuellen Ren-tenansprüchen für Sie und Ihre Familie wer-den so jedem Teammitglied mit 15 MinutenFormalkram ermöglicht.Ja, wir haben alle andere Dinge im Kopf wennwir auf einen Einsatz fahren. Aber mein Appellgeht gerade in Richtung der Teamleiter: Bittenehmen Sie die Verantwortung für die Mitglie-der Ihres Teams ernst. Bitte melden Sie IhrenEinsatz in Ihrem eigenen und dem InteresseIhrer Teammitglieder über das offizielle For-mular an. Selbstverständlich steht es Ihnen frei unab-hängig von Interplast einen Einsatz „auf eige-ne Faust“ durchzuführen. Aber wenn Sie imNamen von Interplast fahren wollen und diedamit verbundenen Vorteile genießen möch-ten, müssen Sie sich anmelden.Meine herzliche Bitte an Sie wäre:Nehmen Sie vor dem nächsten Einsatz mitIhrem Sektionsleiter oder mit Dr. Borsche inBad Kreuznach (0671-605-2110) Kontakt aufund lassen sich den Einsatz offiziell „abseg-nen“. Dann laden Sie bitte aus dem Internetdieses Formular herunter:h t t p : / / w w w. i n t e r p l a s t - g e r m a n y. d e /download/Anmeld_versich.pdfBitte füllen Sie es aus, links unten die Unter-schrift des Teamleiters drauf und dann per Faxan uns nach Wiesbaden (0611-5657766). Wirleiten Ihre Anmeldung an die BGW weiter undkümmern uns um die o.g. Versicherungen.Bitte helfen Sie uns dabei Ihnen helfen zu kön-nen.Wir wünschen Ihnen allen, dass Sie gesundund voller Freude über das Erlebte und Gelei-stete zurückkommen. In diesem Sinne: GutesGelingen!

Liebe GrüsseDietmar Scholz, Wiesbaden

Versicherung für Mitglieder der INTER-

PLAST-Teams

Alle Team-Mitglieder eines Einsatzes müssenINTERPLAST-Mitglieder sein.

Die BGW versichert keine Einsätze in Regio-

nen mit „offenen Kampfhandlungen“ oderähnlichem. Grundlage für die Entscheidungder Versicherung durch die BGW sind die Rei-

sewarungen des Auswärtigen Amtes. Hier-

zu können sich die Teamleiter aktuell im Inter-net informieren unter: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/reise_warnung_html

Die Berufshaftpflichtversicherung gilt nicht fürKanada und die USA.Die Versicherung der Teammitglieder in dervorhandenen Form überhaupt zu bekommenwar teilweise nicht einfach. Aufgrund des ka-ritativen Charakters unserer Tätigkeit sind diePrämien die uns die Gesellschaften berech-nen auch relativ gesehen niedrig. Dennoch ergeben sich für jeden Einsatz für dasgesamte Team Kosten in Höhe von ca. € 350,-. Im Vergleich zu dem was die Versicherung fürden einzelnen „im Fall der Fälle“ -den wir nieerleben wollen- bedeutet ist dieses Geld gutausgegeben. Dennoch wäre es schade wennes wegen formaler Fehler umsonst ausgege-ben worden wäre.

Weitere Details zum Versicherungswesen fin-den Sie im „Informationsblatt zur Versiche-

rung von INTERPLAST-Reisenden“ auf un-serer Homepage.

Nähere Informationen zur BG-Versicherungüber :http://www.bgw-online.de/internet/generator/N a v i - b g w - o n l i n e / N a v i g a t i o n L i n k s /Kundenzentrum/navi.html

Gerne können Sie sich aber auch an michwenden.

Dr. Dietmar ScholzGemeinschaftspraxis für Plastische ChirurgieDr. Alamuti und Dr. Scholz Tel. 0611-5657760Fax. 0611-5657766oder [email protected]

Versicherung für Mitglieder der INTERPLAST-Teams

Dietmar Scholz

INTERPLAST - Germany e.V.

Vorstand: Dr. André Borsche, Dr. Hubertus Tilkorn, Dr. Dietmar Scholz, Dr. Nuri Alamuti

Einsatzkoordination und Versicherungswesen: Gem einschaftspraxis für Plastische Chirurgie Dr. Alamuti und Dr. Scholz

Schöne Aussicht 39, 65193 W iesbaden - Tel.: (0611) 5657760 - Fax: (0611) 5657766

Bitte spätestens eine Woche vor der Abreise per Fax an 0611-5657766 sende

Einsatzanmeldung bei der BGW Aktenzeichen 98 / M348917 A 05

Einsatzland: ____________________ Einsatzort: ________________________ Einsatzbeginn: __________________ Einsatzende: ________________________ Verantwortlicher Teamleiter:

Nam e Vorname Geburtsdatum Reisetage

e-mail-Adresse: Telefonnummer:

Teamm itglieder

Nam e Vorname Geburtsdatum Reisetage

______________________________ ________________________________ Ort, Datum, Unterschrift und Stempel Ort, Datum, Unterschrift und Stempel des Teamleiters des Sektionsleiters oder des Vorstandsmitglieds

Einsatzanmeldung mindestens 2 Wochenvor Einsatzbeginn

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INTERPLAST-Germany e.V.

Liebe INTERPLAST-Teamleiter!

Nicht dass wir unser ehrenamtliches Engagement in Dokumentations- und Verwaltungstätigkeiten ersticken wol-len, dennoch kommen wir nicht drumherum ein Minimum an standardisierter Dokumentation vorzuweisen.Deshalb wird ab 2008 für alle Einsätze verbindlich ein Einsatz-Dokumentationsbogen vom Teamleiter nach demEinsatz dem Vorstand unaufgefordert zugesandt. Dies kann per e-mail, Fax oder Post erfolgen. Hubertus Tilkornwird als Vorstandsmitglied diese Bögen sammeln und auswerten, so daß wir einen Überblick in Form einer ano-nymisierten Statistik über Einsatz-Anzahl, Teammitglieder, Anzahl der Eingriffe, Anzahl der operieretn Patientenund Komplikationen erhalten. Das Formular wird von der Interplast-Sekretärin dem Teamleiter per e-mail zuge-sandt. Die fettgedruckten Angaben im beigefügten Einsatz- Dokubogen sind Pflicht-angaben. Diese werden vertraulich behandelt und bleiben nur dem Vorstand bekannt.

Davon unabhängig schreiben Sie bitte weiterhin Ihren individuellen Einsatzbericht,der über die Begeisterung, Vielfalt und Besonderheiten Ihres Einsatzes aus den un-terschiedlichsten Perspektiven berichten möge.Haben Sie bitte Verständnis, dass wir ausnahmslos auf diese „kleine“ Formalität be-stehen werden, um die Seriosität unseres Vereins auch nach außen hin dokumen-tieren zu können.

Viel Freude und Erfolg bei Ihrem Einsatz !

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. André Borsche und das Vorstands-Team INTERPLAST-Germany e.V.

Einsatzdokumentation nach dem Einsatz

Bitte Einsatz-Dokumentation senden an:

[email protected]

oder per Fax: 02 51/2 84 3020oder per Post:Dr. Hubertus Tilkorn

Bünkamp 7

48157 Münster

Hubertus Tilkorn

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INTERPLAST-Germany e.V.

INTERPLAST-Germany e.V.A NONPROFIT NONGOVERMENTAL ORGANIZATION PROVIDING

FREE PLASTIC RECONSTRUCTIVE SURGERY

The organisation exclusively and directly follows charitable purposes. The members ofthe organisation and all other persons involved in the organisation work free of charge.Only the travel, material and accommodation expenses will be repaid as far as expen-ses have effectively incurred. Furthermore the members don't receive grants from or-ganisation's resources. Resources of the company could only be used for statutory pur-poses.

1) INTERPLAST depends completely on financial donation and can not give any obli-gations and regular financial support.

2) All INTERPLAST members do their work voluntary and for free during there holi-days. They could not be obliged to do this.

3) All INTERPLAST teams try to help as many patients as possible during their camp.The number of patients that could be treated depends on the severity of the cases,the need of the operation and the support from the local stuff.

4) The patient selection is to be done by the INTERPLAST team providing plastic re-constructive surgery and no cosmetic surgery. Preferential treatment will be givento underprivilged people regardless of race, religion and nationality.

5) INTERPLAST will do the operations with high quality standard but could not give any guarantee concerning the success of their efforts.

6) The INTERPLAST camp organization lies on the the responsibility of the team lea-der in close cooperation with the local organizer.

7) The training of operation and treatment techniques for involved and appropriate doc-tors, nurses and caregivers is an important part of the INTERPLAST-camp.

8) At the end of the camp the team leader will give a summrizing report about the successful cooperation that will be published in the INTERPLAST yearbook.

Interplast Fundamentals

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INTERPLAST-Germany e.V.

Jeder INTERPLAST-Einsatz lebt vonder Zusammenarbeit mit den Gast-gebern vor Ort. Während wir uns inunseren Vorbereitungen und der Ar-beit im Einsatz auf die Realisierungder operativen Hilfe konzentrieren,sind die Belastungen für die Gast-geber nicht zu unterschätzen. Dasfängt mit den administrativen Erfor-dernissen an, der Rekrutierung undVorselektionierung von Patienten,der Bereitstellung von OP, Stationund zB. Versorgung mit Sauerstoff-Flaschen und anschließend derNachsorge der operierten Patien-ten. Dies alles ist mit viel Arbeit ver-bunden und muß von einem Part-ner vor Ort verantwortungsvoll aus-geführt werden. Um hierbei keineEntäuschungen zu erleben, die we-sentlich den Erfolg eines gesamtenEinsatzes gefährden könnten, giltes im Vorfeld sich über die Motivati-on der Gastgeber bzw. lokalen Part-ner, warum sie den Einsatz für unsorganisieren, ein Bild zu machen.Hier mag eine kleine Checkliste hel-fen, die Schlüsselfragen zu beant-worten, um zu einer realistischemEinschätzung zu gelangen. In jedemFall ist es klar, daß wir uns nicht sel-ber einladen, sondern unsere Hilfenur anbieten können und hoffen,ein entsprechendes Interesse füreine Einsatz-Einladung zu wecken:Einsatz auf Anforderung - Missionon Demand.

Checklist: Motivation of the

host/local partner

1. Charity and social activity2. Religious aspects of help3. Publicity and advertising for the

institution4. Political interest or support for a

local party5. Financial profit6. Medical or scientific interest7. International cooperation and re-

spect8. Idealism of a single person

Eine wichtige Frage ist auch: „Werist der entscheidende Motor fürden Einsatz vor Ort ?“Meist sind es herausragende Ein-zelpersönlichkeiten, die das joint-venture vorantreiben und letztend-lich die Hauptverantwortung alsGastgeber tragen. Hier gilt es zu be-denken, aus welchem Bereich siekommen, um deren Möglichkeitenrealistisch einschätzen zu können.

Checklist: Interest and

Responsibility for the mission

1. Government or administraton2. Local partner organization3. Church or christian mission4. Hospital institution5. Doctors or nurses6. Patients7. Single private person

Manchmal sind gerade die Ärzte vorOrt der Schwachpunkt eines Einsat-zes. Sei es aus Stolz oder der Angstvor dem qualitativen Vergleich, seies aus Konkurrenzgedanken oderfehlendem Interesse an einemfachlichen Austausch, so nutzen sielieber die Chance eine Auszeit zunehmen oder ärgern sich über denRummel, der um die ausländischenÄrzte gemacht wird. Um dies zudurcbrechen bedarf es einesgroßen Fingerspitzengefühls vonSeiten des INTERPLAST-Teams.Kollegial partnerschaftliches Auftre-ten ist genauso selbstverständlichwie immer wieder das Angebot, siein die Arbeit des Teams zu integrie-ren. Das beinhaltet natürlich auchein ernstes Interesse für die Belan-ge der Ärzte und Schwestern vorOrt mit entsprechendem Respektfür ihre Arbeit. Auch sollten sie amErfolg und Lob des Einsatzes parti-zipieren können und gerade dies isteine wichtige Aufgabe des Teamlei-ters: immer wieder gilt es auch offi-ziell hervorzuheben, wie qualifiziertund verantwortungsvoll die einhei-

mischen Ärzte und Schwestern ar-beiten, denn nur so kann das Ver-trauen der Patienten in ihre eigenenMediziner und Pflegekräfte unter-stützt werden.Natürlich gibt es glücklicherweiseauch eine Vielzahl von Einsätzen,wo die Kooperation mit dem lokalenPersonal ausgezeichnet klappt unddie gegenseitigen Erwartungshal-tungen zu einander passen. Als letztes gilt es auch die ehrlicheMotivation des Einsatz-Teams zuhinterfragen, damit alle ehrenamtli-chen Mitarbeiter auf ihre Kostenkommen. Sicherlich sind hier ganzverschiedene Beweggründe ent-scheidend, warum jemand seinenUrlaub für einen Einsatz opfert. Injedem Fall muß jeder eine Aufgabeund Funktion haben, die ihn erfüllt,ansonsten kann die ganze Team-Moral darunter leiden.

Checklist: Motivation of the team

1. Social activity2. Christian solidarity3. Surgical challenge4. Team work under special condi-

tions5. Personal self experience6. Curiosity to get to know foreign

countries not only as tourist7. Break out of daily bureaucracy

and usual life8. Adventure or fun for risk9. Publicity10.Idealism

So kann gerade die Vielfalt der Mo-tivationen der Team-Mitglieder ei-nen Einsatz sehr spannend und be-reichernd gestalten. Vertrauensvol-le Teamgespräche, die innere Be-weggründe und Selbsterfahrungenoffenbaren, gehören zu den schön-sten Eindrücken eines Einsatzes.

André Borsche, Bad Kreuznach

Einsatz-Einladungen – Mission on Demand

Die Güte eines Einsatzes hängt nicht nur von der Arbeit des INTERPLAST-Teams ab,sondern auch wesentlich von der Qualität und Verantwortung der Gastgeber.

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INTERPLAST-Germany e.V.

Zusammenarbeit mit folgenden Organisationen:

St. Töniser Str. 21 · 47918 TönisvorstFon 02156/9788-76 · Fax 02156/9788-88

Seit 40 Jahren versendetaction medeor Basismedikamenteund medizinische Instrumente indie Armutsregionen der Erde

www.medeor.de

e-mail: [email protected]

Spendenkonto 555 555 555bei der Volksbank KrefeldBLZ 320 603 62

Ärzte ohne Grenzen e. V. / Médecins Sans FrontièresAm Köllnischen Park 1 • 10179 Berlin – GermanyTel: +49 (30) 22337700 • Fax: +49 (30) [email protected] • www.aerzte-ohne-grenzen.deSpendenkonto 97 0 97 Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 205 00)

Ärzte für dieDritte Weltentsendet deutsche Ärzte zu unentgeltlichenEinsätzen in Slums der Großstädte in derDritten Welt

Offenbacher Landstr. 224 · 60599 FrankfurtTel.: 069-7079970 · Fax: 069-70799720Mail: [email protected]: www.aerzte3welt.de

Spendenkonto: EKK Bank (BLZ 520 604 10)Konto 48 88 88 0

Lanterstraße 21 · 46539 Dinslaken

Tel. 02064-4974-0 · Fax 02064-4974-999

www.friedensdorf.de

Email: [email protected]

Spendenkonto:

Stadtsparkasse Oberhausen

Kto.-Nr. 102 400 (BLZ 365 00 00)

Aktion „Kinder brauchen uns“ e. V.Obere Saarlandstr. 345470 Mülheim an der RuhrTelefon: 0208 / 767 21 84Telefax: 0208 / 941 37 22

E-Mail:[email protected]

Internet:www.kinder-brauchen-uns.de

Förderverein Lützelsoon e.V.

„Hilfefür Kinder in Not“Herbert Wirzius

Breslauer Str. 7 · 55619 HennweilerTelefon: 06752 - 8984 · Mobil: 0171 - 93 83 300

E-Mail: [email protected]: www.kinder-in-not-hilfe.de

Spendenkonto: Kreissparkasse Birkenfeld, Kirn,Kto. 420 700 (BLZ 562 500 30)

Hon.-General-Konsul Alex JacobNachtigallenweg 2 � 55543 Bad KreuznachTelefon: 06 71-83 83 30 � Telefax: 06 71-3 5218E-Mail: [email protected] � www.aktion-augenlicht.deSpendenkonto: Augenlicht e.V.Volksbank Nahetal, Kto. 102 126 969 (BLZ 560 900 00)

Hilfe für medizinisch bedürftige Menschenim In- und Ausland

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INTERPLAST-Germany e.V.

“To pay or notto pay”

Einigen unserer Mitglieder, die be-reits seit längerer Zeit Erfahrung mitInterplast Einsätzen sammeln konn-ten, wird es vielleicht genauso ge-hen: Wir erleben eine Veränderungder „Einsatz Kultur“ der Gastgeber-länder die uns in Zukunft möglicher-weise zu einem Umdenken ver-pflichten wird. Man muss akzeptie-ren, dass wir in die Einsatzländer alsGäste reisen und die dortigen zumTeil raschen Veränderungen nichtbeeinflussen können und wollen. Esmögen die Zeichen der Globalisie-rung sein oder der wirtschaftlicheDruck unter dem die Entwicklungs-länder stehen. Leugnen lässt es sichaber leider nicht mehr: manche un-serer Gastländer haben unsereEinsätze als mögliche Einnahme-quelle erkannt. Dass humanitäre Hil-fe generell ein lukratives Geschäftsein kann, ist kein Geheimnis mehr,bislang waren wir als kleiner Vereinvon Individualisten aber davon weit-gehend verschont geblieben. Wirdürfen die Augen nicht mehr davorverschließen, dass es in vielen Län-dern mindestens 4 – 5 Organisatio-nen gibt, die ein ähnliches oder so-gar das gleiche Behandlungsspek-trum haben wie Interplast-Germany.Im Gegensatz zu uns sind diese Or-ganisationen aber oft bereit für dieBehandlung der Patienten zu bezah-len. In der Vergangenheit wurde die-se Praxis von uns oft spöttisch als„Kopfprämie“ bezeichnet. Nun istes aber leider so, dass wir mit die-sen Organisationen auch in gewis-ser Weise konkurrieren und in Zu-kunft in vielen Ländern deren „Spu-ren“ finden werden. Unter diesemAspekt stellt sich die Frage, ob esden Gastgeberländern nicht auch zu-steht für einen OP, ein KrankenhausBett und möglicherweise Verpfle-gung und Personal eine Gebühr zuerheben. Die Bezahlung für z.B. dieOp Nutzug birgt natürlicherweiseaber leider auch ein Missbrauchspo-tential. Unsere gewohnt freund-schaftlichen Ansätze eines rein me-

dizinisch und partnerschaftlich orien-tierten humanitären Projekts wer-den dadurch in Frage gestellt undauf lange Sicht in einen anderenKontext gebracht. Wir könnten da-durch für die Gastgeberländer zu Ge-schäftspartnern und unsere Einsätzeund Projekte auch gewissermaßenzu Geschäften werden. Parallel dazuerleben wir immer häufiger das Be-dürfnis der Gastgeber mit Interplast-Germany ein verbindlichen Vertrags-werk einzugehen, dass uns als Ver-ein von Individualisten zur Behand-lung der Patienten verpflichten soll -auch dies sind Zeichen einer Verän-derung unserer Einsatz Kultur. Ich glaube, dass die Einsätze, bei de-nen man praktisch ohne Kosten fürKost und Logis und ohne Gebührenoder Aufwandsentschädigungenauskommt, in der Zukunft die abso-lute Ausnahme sein werden und nurnoch dann möglich sind, wenn wireinen gleich gesinnten Partner inden Gastgeberländern haben. Hilfs-organisationen aus USA und Austra-lien sind schon seit längerer Zeitselbstverständlich bereit für dieEinsätze zu bezahlen – um in Zu-kunft nicht mit diesen Organisatio-nen in einen Wettbewerb um huma-nitäre Hilfe zu geraten müssen wiruns auf Veränderungen einstellen.Wir sollten in unserem internenNetzwerk durch Erfahrungsaus-tausch und gegenseitige Hilfestel-lung bei der Einsatzplanung in Zu-kunft mehr über diese Problematiksprechen. Dadurch können wir esschaffen auch in Zukunft unsereSpendengelder so effektiv zu nut-zen, wie wir es in der Vergangenheitgetan haben. Unsere große Stärkeliegt in unseren unglaublich motivier-ten Mitgliedern, die sich mit unse-rem Verein identifizieren, und unse-re Teams, die im Wesentlichen IhrenInterplast Einsatz selbstständig or-ganisieren. Dadurch erleben wir einhohes Maß an Eigenverantwortungim Umgang mit unseren Ressour-cen. Unsere dringende Bitte an Sie:Klären Sie vor Ihrem Einsatz die Er-wartungen der Gastgeber genau abund sprechen Sie über etwaigeKosten die für Ihren Einsatz ent-stehen werden. Ansonsten werdenSie möglicherweise unangenehme

Überraschungen am letzten Einsatz-tag erleben. Uns ist es in Tibet undLaos leider so ergangen, dass wir oftnur gegen teure Gebühren tätig wer-den durften – und selbst in Indien ha-ben wir neuerdings erlebt, wie neueEinsatzmöglichkeiten an für uns in-akzeptablen Erwartungen der Gast-geber gescheitert sind . Private In-itiativen, Rotarier, Lions und andereAktivisten sind oft ein Garant dafür,dass man nicht unverhofft ins„große Geschäft“ einsteigen muss.Trotzdem sollte man natürlich daraufachten und im Bewusstsein tragen,dass für die von uns oft als Selbst-verständlichkeit angenommenTransportmittel, Unterkünfte, OP Ka-pazitäten und Personal Kosten ent-stehen. Diese Kosten können für un-sere Gäste zu einer großen Bela-stung werden – hier gilt es mit Fin-gerspitzengefühl den richtigen Kom-promiss zu finden. In Laos habe icherlebt, dass man uns teure Kostenfür Promotion und Reisekosten derPatienten in Rechnung stellen wollte– einer der Patienten sei sogar mitdem Flugzeug angereist – das istnatürlich inakzeptabel und das soll-ten wir wirklich klar ablehnen. Ichbin der Meinung, dass Kosten fürz.B. Sauerstoffverbrauch und Medi-kamente, OP Nutzung und Belegungder Krankenhausbetten hingegenmit gutem Gewissen beglichen wer-den können. Viel Spaß und viel Erfolg und mög-lichst viele zufriedene Patienten aufIhrem Einsatz

Nuri Alamuti / Wiesbaden

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INTERPLAST-Germany e.V.

IInntt eerr ppllaass tt --EEhhrreennmmiittgg ll ii eeddeerr

Gottfried Lemperle

Ortwin Joch Donald LaubUta Methfessel-Deb † Helga Kopp

Waltraud HuckGretel und Werner Widmaier †

INTERPLAST-Germany e.V.Gemeinnütziger Verein für Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern

In Hochachtung und persönlicher Verbundenheit gedenken wir unserers Ehrenmitgliedes

Werner Widmaier

Seit seiner Pensionierung 1988 als Chefarzt am Marienhospital hat er sich zusammen mit seiner ganzen Familie18 Jahre lang den Ärmsten der Armen in Entwicklungsländern gewidmet. In 35 medizinischen Hilfseinsätzenvermochte er durch sein plastisch-chirurgisches Können und aus christlicher Überzeugung unzähligen bedürfti-gen Patienten zu helfen. Unzertrennlich mit seiner lieben Frau Gretel begeisterte er die Menschen für seine hu-manitären Aktivitäten, so dass sämtliche Einsätze nach Tansania, Kamerun, Indonesien und Brasilien von der IN-TERPLAST-Sektion Stuttgart selber finanziert werden konnten. Getragen von dieser Unterstützung lebte er die

INTERPLAST-Idee mit Freude: als Lehrer und Vorbild seinen Schülern etwas mitzugeben, dass sie in seinem Sin-ne sein Lebenswerk weiterführen mögen. Und so bleibt Werner Widmaier in unserer Erinnerung lebendig und

wir leisten weiterhin in seinem Hopsital im Nordosten Brasiliens segensreiche Dienste.

Der Vorstand von INTERPLAST-Germany e.V.André Borsche, Hubertus Tilkorn, Dietmar Scholz und Nuri Alamuti

und alle seine INTERPLAST-Freunde.

Rémy Zilliox

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INTERPLAST-Germany e.V.

Werner Widmaier –Ein persönlicher NACHRUF

Werner Widmaier ist tot. Er ver-starb am 8.12.2008 im Alter von 85Jahren in Leonberg.Als Ehrenmitglied unseres Vereinshat er uns allen vorgelebt, wie mankonkrete Hilfe direkt und nachhaltigzu den Hilfsbedürftigen dieser Weltbringt.

Hier nur eine ganz kurze Darstel-

lung seiner beruflichen Lebens-

leistung:

Nachdem er 1943 nach einerschweren Granatsplitterverletzungim Gesicht im Lazarett Dr. EduardSchmid begegnete, der ihn dort be-handelte, war der berufliche Wegvorgezeichnet. Werner Widmaier,der eigentlich Internist werdenwollte, folgte Schmid nach demKrieg nach Stuttgart. Er betrat also1949 als junger Medizinalassistent,der das Zahnmedizinstudium erstnoch zu absolvieren hatte, das Ma-rienhospital Stuttgart, um es erst1988 als emeritierter Lehrstuhlinha-ber für Mund-, Kiefer- und Plasti-sche Gesichtschirurgie wieder zuverlassen.

In der dazwischen liegenden Ärahat Werner Widmaier das Fachge-biet der Mund-, Kiefer- und Gesicht-

schirurgie und hierin insbesonderedie Spaltchirurgie in Deutschlandnach dem Krieg ganz neu aufgebautund entscheidend geprägt.Seine wissenschaftlichen Verdien-ste sind von enormer Bedeutungfür unser Fachgebiet. Mehrere heu-te noch gültige und angewendeteTechniken zum Lippen- und Gau-menspaltverschluss wurden vonihm entwickelt und beschrieben. Der Rekonstruktion von angebore-nen und erworbenen Fehlbildungendes Gesichts galt immer sein be-sonderes Interesse und Engage-ment. Angetrieben hat ihn stets sei-ne tief empfundene Empathie ge-genüber dem Mitmensch, dem lei-denden und entstellten Individuum.So war es folgerichtig, dass WernerWidmaier nach seiner Emeritierungfortfuhr, seine Fähigkeiten und sei-ne Menschlichkeit weiter für dieje-nigen einzusetzen, die sonst keineHilfe erfahren hätten.

Mit der engagierten Unterstützungseiner Frau Gretel und seinerganzen Familie begann er, in Län-dern der Dritten Welt unentgeltlichPatienten vorwiegend mit Lippen-,Kiefer-, Gaumenspalten, aber auchmit anderen Fehlbildungen oderVerletzungen zu operieren. Ab 1988

zunächst in Tansania, Kamerun undin Kenia waren Werner und GretelWidmaier im Einsatz um unter oft-mals schwierigsten räumlichen, ap-parativen und hygienischen Bedin-gungen die bitterarmen Patientenzu versorgen.

Fast 40 weitere chirurgischeHilfseinsätze schlossen sich an. 1992 begann das bis heute sehr er-folgreiche Hospitalprojekt in Coroa-ta im armen Nordosten Brasiliens.Es bedurfte einer enormen An-strengung, sämtliche für einen OP-Betrieb notwendige Ausstattung inDeutschland (möglichst als Spende)zu beschaffen, in Container zu ver-laden und nach Brasilien zu trans-portieren. Die logistischen, forma-len und behördlichen Probleme wa-ren erheblich, Rückschläge unver-meidlich. Aber nur so war es mög-lich, ein nachhaltiges Projekt unterkonsequenter Einbindung von brasi-lianischen Mitarbeitern ins Lebenzu rufen. An prestigeträchtigenStrohfeuern war Werner nie inter-essiert.

Die Umwandlung von leerstehen-den, baufälligen Gebäuden mittenim Urwald ohne Strom- und Was-

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INTERPLAST-Germany e.V.

seranschluss zu einem gut funktio-nierenden Hospital, in dem bis heu-te viele tausend Patienten behan-delt wurden, wird immer mit demNamen Werner Widmaiers ver-knüpft sein.

Für Werner Widmaier war die jährli-che Reise nach Brasilien ein „Heim-kommen“ in „sein Hospital“.Seinen letzten Einsatz absolvierteer noch 2005 ebendort.Wir führen das Projekt in seinemSinne fort.

Parallel zu der enormen Aufbauar-beit in Brasilien waren Werner Wid-maier und seine Frau auch weiter-hin unermüdlich in anderen Teilender Welt aktiv. Immer wieder ginges vor allem nach Tansania, wo seinEngagement begann. MehrereEinsätze führten auch nach Indone-sien in den Norden der Insel Suma-tra.

So schloss sich an eine glanzvolleakademische und chirurgische Kar-riere ein fast zwei Jahrzehnte dau-erndes Engagement für hilfsbedürf-tige Menschen unter dem Dach vonInterplast Germany e.V an. Die In-terplast-Sektion Stuttgart wurdevon Gretel und Werner aufgebautund geführt. Das heisst, dass sämt-liche Einsätze durch selbst einge-worbene Spendengelder und durchden Aufbau eines grossen Spender-netzwerkes autark finanziert wur-den.

Die nüchterne Aufzählung aller Ver-dienste und Leistungen während

seines erfüllten Lebens geben abernur ein unvollständiges Bild vonWerner Widmaier.Für alle, die das Glück hatten, ihn zukennen, mit ihm zu arbeiten undvon ihm zu lernen, war die Begeg-nung mit Werner Widmaier ein prä-gendes Erlebnis. Werner war kein Mann grosserWorte. Gleichwohl strahlte er eineKompetenz und Souveränität aus,die jedes Wort von ihm, und sei eseinem nur ins Ohr geflüstert, ge-wichtig und bedeutungsvoll mach-ten. Nie war sein Handeln auf seinePerson zentriert. Arroganz oder Ei-telkeiten waren ihm immer völligfremd. Mit absoluter Glaubhaftig-keit lebte Werner Widmaier die voll-ständige Zuwendung des Chirurgenzum Patienten. Nie war eine Gau-menspalte nur „die Gaumenspal-te“. Immer wusste Werner Wid-maier um den sozialen Kontext, dasSchicksal des Patienten. Jeder, der ihn kannte, wusste, dasser seinen Respekt und seine Zunei-gung nicht beliebig und vordergrün-dig verteilte. Seine Freundschaft zuerlangen, war eine grosse Aus-zeichnung, die in Zeiten inflationä-rer oberflächlicher und opportunisti-scher Lobhudeleien umso grössereBedeutung erlangte.Werner Widmaiers Humor, leiseund unaufdringlich, seine feinsinni-gen Kommentare machten ihn zueiner ständigen, kraftvollen Prä-senz. Legendär waren Abende aufdiversen Veranden in aller Welt, andenen Werner aus seinem Lebenerzählte oder die Sternbilder amHimmel erklärt hat.

Jeder jüngere Chirurg, der im OP-Saal einmal Werner WidmaiersHand auf seiner Schulter gespürthat, empfand eine un-geahnte Moti-vation, eine ungekannte Sicherheitim eigenen Handeln. Einfach nurdurch seine diskrete Anwesenheitim Hintergrund demonstrierte Wer-ner Widmaier gelassenes Vertrauenin die Fähigkeiten des Assistenten.Er war jederzeit zur Stelle, wenn dieeigene chirurgische Erfahrung nochnicht ausreichte. Befand man sichaufgrund der eigenen begrenztenFähigkeiten in einer ver-meintlichunlösbaren chirurgischen Situation,und spürte man seine Präsenz, sei-ne Hand auf der Schulter und dieganz leise gesprochenen Worte„Gib mer mol en Handschuh“, wus-ste man: Hier steht ein echter Mei-ster seines Fachs und es wird allesgut!

Einen besseren und liebevollerenLehrer kann man sich nicht denken.Alle, die ihn ein Stück des Wegs be-gleiten durften, die (bei weitemnicht nur chirurgisch) von ihm ler-nen durften, wird Werner Widmai-er, über seinen Tod hinaus, Inspirati-on und Vorbild bleiben. Wir haben einen grossen Chirur-gen, einen vorbildlichen Menschenund einen guten Freund verloren.

Stefan Hessenberger, München

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INTERPLAST-Germany e.V.

Nach dem tollen Auftakt der IN-TERPLAST - Akademie am26.01.2008 zum Thema „Verbren-nung“ durch die Gruppe um Dr.Hartmann aus Berlin folgte am26.04.2008 die zweite Veranstal-tung, diesmal zum Thema „Han-dchirurgie in Entwicklungslän-dern“.

Auch dieses Mal fand die Akade-mie in den Schulungsräumen derSchwesternschaft Oranien am Ro-tes-Kreuz-Krankenhaus in Wiesba-den statt. Auf diesem Wegenochmals unseren herzlichen Dankan die Schwesternschaft die unsdie Räumlichkeiten kostenfrei zurVerfügung stellte.

Für diese Veranstaltung hatte sichmit Dr. Günter Zabel, Chefarzt derAbteilung für Hand-, Plastische undÄsthetische Chirurgie am Kreis-krankenhaus Schopfheim, einhochkarätiger Leiter der Veranstal-tung bereit erklärt von seinerlangjährigen Erfahrung bei einerVielzahl von INTERPLAST-Einsät-zen zu berichten.

Dr. Zabel blickt auf eine erfolgrei-che Karriere als Plastischer Chirurgmit Schwerpunkt Handchirurgiezurück. Zusammen mit seiner FrauMarianne ist er Gründer der Sekti-on Schopfheim, aus der die Sekti-on Schopfheim / Freiburg hervor-gegangen ist. Die Begeisterung fürINTERPLAST hat inzwischen auchihre Kinder erreicht. So gestaltetedie Tochter von Marianne und Gün-ter, Deborah, die Veranstaltungmit. Sie ist als Physiotherapeutinam Klinikum Karlsbad-Langenstein-bach tätig und bereits auf mehre-ren INTERPLAST-Einsätzen dabeigewesen.

Im ersten Teil der Veranstaltunggab Dr. Zabel einen Überblick überdie typischerweise auf INTER-PLAST-Einsätzen vorkommendenhandchirurgischen Fragestellun-gen sowie deren Behandlung.

Der zweite Teil wurde von DeborahZabel gestaltet. Sie beleuchtete dieMöglichkeit und Grenzen physio-therapeutischer Behandlungen imRahmen von INTERPLAST-Einsät-zen.

Im dritten Teil ging es um Beson-derheiten der operativen Versor-gung von handchirurgischen Pati-enten in Entwicklungsländern. Hierbrachte sich auch unser Vorstands-vorsitzender Dr. André Borsche mitBeispielen aus seinem reichhalti-gen Erfahrungsschatz bei INTER-PLAST-Einsätzen in Wort und Bildein.

Wieder war es eine rundum gelun-gene Veranstaltung. Alle Teilneh-

mer waren sich einig, daß sich derteilweise durchaus weite Anreise-weg gelohnt hat.

Denn für alle „Altersgruppen“ waretwas dabei. Die erfahrenerenfreuten sich über neue Ideen undAnregungen für Ihre nächstenEinsätze. Und für die jüngeren Kol-leginnen und Kollegen bestand dieMöglichkeit der Fortbildung sowiedes Kontaktes zu den erfahrenenKollegen.

Nochmals ein dickes „Dankeschön“ an Familie Zabel die denlangen Weg von Schopfheim nachWiesbaden in Kauf genommenhat. Der Handchirurgie-Tag war beiEuch in den besten Händen ! Eben-falls ein herzliches „Danke schön“an meinen Praxispartner Dr. Ala-muti und Frau Battaglia bzw. FrauWilke aus unserer Praxis für die Or-ganisation und Verköstigungwährend der Veranstaltung.

Dietmar Scholz

INTERPLAST - Akademie in Wiesbaden Thema „Handchirurgie in Entwicklungsländern“

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INTERPLAST-Germany e.V.

Professor Dr. Klaus Bitter, früherer Chefarzt der Abt.für Mund- Kiefer- Gesichtschirurgie am Universitäts-klinikum Frankfurt, der sich seit seiner Ruhestands-versetzung ganz großartig für die Arbeit von pro in-terplast in Indien engagierte und zweimal im Jahrmit einem Team für jeweils sechs Wochen nach Jal-paiguri (Nordostindien) reiste, um dort unzählige Pa-tienten (meist Kinder) zu operieren, ist am 15. Janu-ar 2009 ganz überraschend an seinem Schreibtischsitzend verstorben. Er war mitten in den Vorberei-tungen für seinen nächsten Einsatz nach Indien, deram 6. Februar stattfinden sollte.

pro interplast und vor allen die vielen noch warten-den Patienten in Indien haben einen schmerzhaftenVerlust erlitten.

Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seinen dreiTöchtern.

Waltraud Huck

Nachruf für Klaus Bitter

Prof. Dr. Klaus Bitter

* 14. 05. 1937

† 16. 01. 2009

Wir gratulieren !

Der ehemalige Chefarzt der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und plastischen Operationen amEvangelischen Krankenhaus Bethesda Möncheng-ladbach, Prof. Dr. Heribert Koch, erhielt das Ver-dienstkreuz am Bande. Seit seinem Eintritt in denRuhestand im Jahr 1998 hält er sich mehrere Wo-chen im Jahr im SKM- Hospital in Sankhu nahe Ka-thmandu in Nepal auf und operiert für Interplast Ger-many e.V. unentgeltlich Kinder und Erwachsene mitGesichtsentstellungen wie Lippen-, Kiefer- und Gau-menspalten. Bei diesen Operationen bildet derMönchengladbacher die einheimischen Assistentenund Schwestern aus und sagt:

„Ich habe das Bundesverdienstkreuz stellvertretendfür alle, die an unserem gemeinsamen Werk mitge-arbeitet haben, mit Stolz empfangen.“

Herzlichen Glückwunsch!

André Borsche

21

INTERPLAST-Germany e.V.

INTERPLAST

STIFTUNG

INTERPLAST-StiftungRechtsfähige Stiftung zur Förderung längerfristiger Projektefür Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern

Geschäftsstelle: Klinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie,Diakonie-Krankenhaus, Ringstraße 64, 55543 Bad Kreuznach, GermanyTel.: (06 71) 6 05 21 10 - Fax: (06 71) 6 05 21 12

Liebe Interplast Freunde,

gemäß des Mitgliederbeschlusses vom 7. März 2004 hat der Verein

INTERPLAST-Germany e.V. zur Förderung längerfristiger Projekte im Sommer 2004 zusätzlich eine INTER-

PLAST-Stiftung errichtet.

Es handelt sich dabei um eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechtes, die der Aufsichts-und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz untersteht.

Wie in der Stiftungs-Satzung vorgeschrieben wird die Stiftung von einem Vorstand und einem Kuratorium ge-leitet. Der erste Vorstand setzt sich aus dem Vorsitzenden des Interplast-Vereins und den beiden Vertreternder längerfristigen Projekte Nepal und Burma zusammen und das Kuratorium aus den Leitern der Interplast-Sektionen und Fördervereinen.

Die INTERPLAST-Stiftung wird verwaltungsmäßig unabhängig vom Verein geführt und hat eine eigene Konto-und Bankverbindung. Auch die Zuwendungsbescheinigungen sind unterschiedlich. Es wird dabei zwischen einer Zustiftung und einer Spende unterschieden. Die Zustiftung dient zur Aufstockung des Stiftungskaitals,aus dessen Erträgen die gemeinnützigen Aufgaben finanziert werden sollen. Außerdem sind auch Spenden

möglich, die allerdings dann zeitnah zu verwenden sind. Wie bei unserem Verein, so ist auch die Tätigkeit fürdie Stiftung ehrenamtlich ohne eine finanzielle Entschädigung.

Ihr Dr. André Borsche

Kontoverbindungen für INTERPLAST-Stiftung:

Bank für Sozialwirtschaft Mainz (BLZ 550 205 00)

Zustiftungen und Spenden Konto: 8616 000

Soll ein bestimmtes Projekt gezielt unterstützt werden, bitte Stichwort angeben!Zum Beispiel: Nepal-Projekt, Burma-Projekt oder Brasilien-Projekt

Bitte unbedingt Name und Adresse angeben damit eine steuerlich abzugsfähige Zuwendungs-Beschei-

nigung ausgestellt werden kann!

Kontoführung: Camilla Völpel [email protected]

Ansprechpartner: Dr. André Borsche [email protected]

Steuerliche Abzugsfähigkeit:

Die steuerliche Abzugsfähigkeit einer Zustiftung ist weiter gefaßt als bei einer Spende :

- bis 1.000.000 € / Jahr Zustiftung- bis 20 % des Einkommens als Zuwendung (Spende) für eine Stiftung- unbegrenzt bei Erbschaft / Vermächtnis / Schenkung

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INTERPLAST-Germany e.V.

Interplast-Germany e. V.

(Gemeinnütziger Verein)

Interplast-Stiftung

(Rechtsfähige Stiftung)

Stiftungsvorstand

Kuratorium:

Sektionsleiter undLeiter der Fördervereine

Vorstand

undSektionsleiter

Mitgliederversammlung

Interplast

Interplast-Fördervereine

– pro interplastSeligenstadt e. V.

– Pro InterplastRuhrgebiet / NRW e. V.

– - EFI - Ebersberger FördervereinInterplast e. V.

Das von WernerWidmaier auf Initia-tive von Pater Paulerrichtete kleineHospital in Coroatà /Maranhao, der Ar-menregion Brasili-ens, wird seit 1992von den Solanus-Schwestern für dieregelmäßigen IN-

TERPLAST-Einsätze hergerichtet und unterhalten. Unter derweisen Führung von Schwester Veronica ist eine Vielzahlvon einheimischen Mitarbeitern angelernt und in die Pro-jektarbeit wundervoll integriert worden, so daß ein rein-bungsloser Stations- und Operationsbetrieb stets garantiertist. Von Anfang an war es Werner & Gretel Widmaier sehrwichtig, ausgewählte und talentierte Mitarbeiter in Operati-ons-Assistenz und Sterilisation der OP-Instrumente auszu-bilden. Um Ihnen auch eine offizielle Anerkennung zu er-möglichen, finanzierten sie die Ausbildung von Mahon, Gar-denia und Maria José.

Hier will nun die INTERPLAST-Stiftung den Abschluß der

Ausbildung übernehmen, nachdem wir uns nocheinmal imSommer 2008 zusammen mit den neuen Projektleitern Hu-bertus und Marlene Tilkorn von der Qualität der 3 Schwe-stern überzeugen konnten. Mittlerweile ist auch der offiziel-le Status für das ganze INTERPLAST-Hospital als Dependan-ce-Hospital des öffentlichen Krankenhauses, Hospital Regio-nal Alexandre Mamede Travao, geregelt und die Zusammen-arbeit mit INTERPLAST vertraglich abgesichert. In dem öf-fentlichen Krankenhaus werden dann unsere 3 INTER-PLAST-Schwestern auch außerhalb unserer Einsätze einefeste Anstellung finden.

Projektverant-

wortliche:

Dres. Hubertus undMarlene TilkornBünkamp 748157 Mü[email protected] Stuttgart/Münster

4. Förderungsprojekt der INTERPLAST-Stiftung:Armenhospital in Coroatá / Brasilien

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INTERPLAST-Germany e.V.

Gardenia

Mahon

Maria José

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INTERPLAST-Germany e.V.

Bilder vom Jahrestreffen

Vollversammlung im Kurhaus Bad Kreuznach

Helfen im Team

Ehrenmitglied und franzosischer Fremdarbeiter Remy Zilliox

Bernd Hartmann und sein Team berichten von Kirgisien

Hans de Bruijn berichtet aus Ecuador Heinz Schoeneich in seinem Element

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INTERPLAST-Germany e.V.

1. Begrüßung und EinführungAndré Borsche, Bad Kreuznach

2. Soziales Engagement: ja, Teamgeist: auch, aber ... Michael Schidelko, Bad Honnef

3. Belastungsproben für INTERPLAST-TeamsAndré Borsche, Bad Kreuznach

4. Ecuador –INTERPLAST acts in an outpatient clinicNoma – Sokoto / Nigeria – MultimediaReconstruction of a child’s burnt face - FilmHans P. de Bruijn, INTERPLAST Holland

5. Kooperation der Brandverletztenzentren Berlin und Bishkek: Verbesserung der Schwerbrandver-letzten-Versorgung in KirgisienBernd Hartmann, Sabine Menges, Gesa Gohlke, Berlin

6. Perspektive für eine INTERPLAST-Station inKodaikanal/Indien?Doris Pasch, Brigitte Tittmann-Reutter, DüsseldorfAndreas Schmidt-Barbo, Warburg

7. Therapie von LKG-Spalten auf den Philippinen:Ergebnisse einer NachuntersuchungPeter Sieg, Lena Cohrs, Lübeck

8. Hilfsprojekt für irakische Zivilopfer in Amman /Jordanien, Kooperation INTERPLAST und Ärzte ohne GrenzenAndré Eckardt, Hannover

9. Nach einem Jahr Partnerschaft mit MSF habe ich meine INTERPLAST-Seele nicht verloren!Buruli UlcusRémy Zilliox, Lyon INTERPLAST France

10. Bauanleitung für INTERPLAST-Schienen ausPappeThomas Hehr, Gleishorbach

11. Anästhesie bei INTERPLAST-Einsätzen:Zusammenfassung des 1. INTERPLAST-Anästhe-sistentreffensHajo Schneck, Traxl

12. INTERPLAST-Mitgliederportal auf DoooX:Brauchen wir sowas?Hajo Schneck, Traxl

13. Diskussionsforum:Problemfälle bei INTERPLAST-EinsätzenNuri Alamuti, Schidelko, Borsche, Schoeneich

14. Jemen Encounters - Multi-MediashowHeinz Schoeneich, München

INTERPLAST-SymposiumBad Kreuznach, 1. März 2008

INTERPLAST –- Teamgeist im sozialen Engagement

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INTERPLAST-Germany e.V.

Peter Sieg initiierte eine Nachuntersuchung der operierten LKG-Patienten auf den Pilippinen

Nuri Alamuti und Christian Löhlein

SWR Berichterstattung uber das INTERPLAST-Treffen

Matthias Gensior und Michael Schidelko

Diskussionen zur Organisation der INTERPLAST-Arbeit

Frederic-Tom Völpel und Andre Borsche danken fur die Spen-den zur Finanzierung des Essens

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INTERPLAST-Germany e.V.

Bilder vom Jahrestreffen

Eva, Raul und Andre Borsche freuen sich uber das Wiedersehen mitAlberto Peek

Gemütlicher Ausklang auf der Ebernburg

1. Anästhesie-Treffen im Rahmen derJahrestagung 2008

Gesprochen wurde schon seitmehr als zehn Jahren auf den Jah-restagungen darüber (meist bis ca.Samstag Abend), geplant wurde inden Köpfen seit drei Jahren (meistbis ca. Mitte März), zustande ge-kommen ist es erstmals am 29. Fe-bruar 2008 (vielleicht weil der Tageinfach überzählig war): das ersteTreffen der AnästhesistInnen, -schwestern und -pfleger im zeitli-chen und räumlichen Rahmen derInterplast-Jahrestagung.

Vielleicht lag es aber nicht nur amSchaltjahr, sondern daran, dass dieAnästhesie-Gruppe innerhalb vonInterplast Germany „erwachsen“geworden ist in all den Jahren, sichauch zahlenmässig vergrössert hatund dank unseren neuen Kommu-nikationsmöglichkeiten (zu den Da-tiv stehe ich) enger zusammen ge-wachsen ist. Ich zumindest habedas so empfunden, und ich findees gut.

So oder so, Anfang September 07ging das Treffen vorsichtig, abermit Schwung und Hartnäckigkeit indie konkrete Vorbereitungsphase,auf unserer Plattform wurden The-menvorschläge gesammelt (dielängst nicht alle aufgenommen re-spektive abgearbeitet werdenkonnten) und Terminvarianten dis-kutiert. André Borsche machte esmöglich, dass ein separater Raumzur Verfügung stand (der sich dannallerdings als gerade eben grossgenug erwies; es hatten sich nur 5KollegInnen angemeldet, gekom-men sind schliesslich mehr als 40),Medien-Technik soweit nötig wur-de mitgebracht.

Völlig willkürlich, aber nicht ganzzufällig formierte sich eine kleineGruppe, welche sich die Vorberei-tungen und die Abläufe aufteilte,darunter Iris Kuriakos, Cristina Lo-renz und Geli Wagner aus derheimlichen Hauptstadt, Dirk Dun-

kelberg aus Karlsruhe, Ernst Eichelaus Freiburg und Paul Schüller ausTraunstein. Als Termin wurde letzt-endlich der Freitag Nachmittag ver-einbart, nicht ganz einfach für man-che KollegInnen aus Praxis und Kli-nik, aber die Alternative wäre dermit dem interessanten Interplast-Programm nahtlos gefüllte Sams-tag gewesen. Der Start-Zeitpunkt15:00 Uhr war letztlich das gerin-gere Übel = Kompromiss, wenn-gleich für die paar von uns, die ander Sektionsleiter-Sitzung teilneh-men gewollt und gesollt hätten, ei-ne komplette zeitliche Überschnei-dung unvermeidbar war. Für diesesProblem zeichnet sich auch für2009 keine plausible Lösung ab.

Im „kleinen Saal“ des Domina-Ho-tels trafen sich also ab 15:00 Uhrzunächst 20, dann nach Dienst-schluss immer mehr, schliesslich43 Interplast-Anästhesie-Interes-sierte aus allen Berufs- und Alters-

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INTERPLAST-Germany e.V.

gruppen, überwiegend solche miteiniger Einsatzerfahrung, danebenauch „Neulinge“ – ein in meinenAugen ganz wichtiger Punkt, nurso lassen sich Sympathien feststel-len und Kontakte anbahnen, dieuns „Senioren“ bei unserenBemühungen unterstützen, Inter-plast nach und nach auch auf jün-gere Beine zu stellen. In einemFach, das in Deutschland nicht ein-mal so alt ist wie mancher von uns,kann der Fortschritt ja noch nichtzu Ende sein.

Nach ein paar einleitenden Wortenstellten Dirk Dunkelberg, Ernst Ei-chel und Geli Wagner einige inter-essante Neuigkeiten aus dem Sek-tor Material und Anästhesie-Gerätvor: Anaconda, den 100-Gramm-Verdampfer; diverse praktisch ge-wichtslose Bain-Mapleson-Syste-me zum Einmal- bzw. Mehrfachge-brauch; ein komplettes Kreisteilaus Kunststoff. An diesen und an-deren Beispielen zeigte sich sofortin der Diskussion, wie bewusstund erfolgreich einige KollegInnenan der Lösung spezieller Problemebei Interplast-Einsätzen arbeiten,sei es an den Besonderheiten beimArbeiten unter eingeschränktenBedingungen, sei es an der Mini-mierung unserer zunehmendenTransportkosten.

Zwangsläufig und von Paul Schül-ler bzw. Dirk Dunkelberg exempla-risch vertreten entspann sich andiesen Gerätschaften die Diskussi-on über Vor- und Nachteile von In-halations- bzw. TIVA-Verfahren; Re-sultat erwartungsgemäss jein aber.Pluspunkte für Inhalationsanästhe-sie sind ohne Zweifel die Möglich-keit zur Kinder-Einleitung mit Mas-ke (für kurze Sachen wie Verbands-wechsel, Fädenziehen etc. auch

mal ohne Nadel) und die zuverläs-sige Spontanatmung bei niedrigembis keinem Opioid-Anteil und, kei-nesfalls zu unterschätzen, dieMöglichkeit, lokale KollegInnen beiden für sie auch nach Abreise ver-fügbaren Techniken zu begleiten.Negativ sind dagegen die Kostenbei hohem Frischgasflow (incl. Ko-sten für Transport von Atemkalk)und dazu die Exposition von Teamund Umwelt gegen die Substan-zen. Das vorläufige Fazit lauteteeher TIVA, Volatile aber natürlichgleichwertig, wenn für Rückat-mung mit niedrigem Flow undAtemgas-Scavenging gesorgt ist.Diese Diskussion ist alles andereals abgeschlossen und jede neueEntwicklung muss gut beobachtetund in die Argumentation einge-baut werden (z.B. leichtgewichtigeMehrweg-Kreisteile, Voraus-Ver-sand von Atemkalk, Einkauf vor Ortetc.), und vor allem müssen wirschon den Ausbildungs-Gedankenim Kopf behalten.

Weitere Themen waren Material-beschaffung und -bewirtschaftungmit Schwerpunkt Opioide. Hier hatsich seit März 08 viel Positives ge-tan, was auch 2009 wieder Themasein wird – der Opioid-Transportüber die Grenzen und zurück stehtjetzt mit mehreren Stempeln undSchreiben versehen auf formal kor-rekten Füssen, zumindest ist dasProblem weitestgehend entkrimi-nalisiert.

Es bestand völlige Klarheit und Ei-nigkeit darüber, dass es sich in Zei-ten versiegender Industrie-Quellen(und aus anderen Gründen) eineOrganisation wie Interplast nichtleisten kann, dass Medikamenteeinerseits zugekauft werden müs-sen, andererseits ein paar Kilome-ter weiter genau solche Medika-mente verfallen – Informations-fluss und nochmal Informations-fluss ist hier angesagt, die geringeMühe, das war allen TeilnehmerIn-nen klar, wird an anderen Stelleneingespart, nicht nur finanziell.

Nach lebhafter Diskussion zu die-sen und allen möglichen anderenThemen (wie es bei der erfah-rungsmässig unterschiedlichen Zu-sammensetzung ja auch zu erwar-ten und zu wünschen gewesenwar) fanden ohne Ausnahme alle,die sich äusserten, dass es erstenszu schnell 18:00 Uhr geworden seiund dass zweitens auch 2009 wie-der ein solches oder ähnliches Tref-fen stattfinden solle – Themen gibtes noch genug, die Vorbereitungenlaufen.

Hajo Schneck, Traxl

Leidenschaftliches Plädoyer fur die Inter-plast Anasthesie von und mit Hajo Schneck

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INTERPLAST-Germany e.V.

Interplast Germany

www.Interplast-Germany.deAndré BorscheRingstr. 64D-55543 Bad KreuznachGermanyTel: 0049 - 671 - 605 2110Fax: 0049 - 671 - 605 [email protected]

Interplast France

www.Interplast-France.net Patrick Knipper 25 Rue Bourgogne F – 75007 ParisFranceTel : 0033 - 145 51 47 [email protected]@aol.com

INTERPLAST – EuropaInternational Plastic Surgery for Developing Countries

www.Interplast-Europe.org

Interplast Italy

www.InterplastItaly.it Paolo G. Morselli Viale Berti Pichat 3240127 Bologna ItalyTel: 0039 - 51252021Fax: 0039 - 51 [email protected]

Interplast Holland

www.InterplastHolland.nlRein J. ZeemanLouise de Colignylaan 7NL - 2341 C.G. OegstgeestNetherlandsTel: 0031 - 7 15 21 01 65Fax: 0031 - 7 15 21 44 [email protected]

Interplast UK

www.urcommunity.co.uk/InterplastUKCharles Viva“Welbury House“ 393 Thornaby RoadThornaby on Tees TS17 8QNGreat BritainTel and Fax : 0044 - 1642 88 [email protected]

Interplast Switzerland

www.interplast-switzerland.ch Florian JungBodenackerstrasse 20a CH - 8330 Pfäffikon ZHSwitzerlandTel: +41 - 43 288 86 [email protected]

Dear Friends and Colleagues,

in 2004 we started the idea of anEuropean Cooperation in the fieldof humanitarian plastic surgerywith the idea of INTERPLAST Euro-pe. But there was not much powerbehind this idea because everybo-dy was so busy with his own hu-manitarian activities. Perhaps so-me of us were afraid to lose theirindividual touch or were not con-vinced by the benefits of any coo-peration.

Now the time has changed, huma-nitarian missions become more dif-

ficult due to different aspects : offi-cial regulations require a lot of for-malities, the cooperation with thecolleagues in the foreign countriesgain importance, the savety of theoperations and outcome control ismandatory, competition betweenhumanitarian organization increa-ses and the request for money topay for our operations occurs moreoften.

Thanks to Jean-Phillipe Nicolai andothers the European Cooperationis now pushed for-ward throughESPRAS European Society of Pla-stic, Reconstructive and AestheticSurgery

which organized SHARE The Sur-geons' Humanitarian Aid ResourceEurope.

Christian Echinard became presi-dent of SHARE and Fiore NicolaiExecutive Director.

INTERPLAST takes now the oppur-tunity to invite SHARE for a works-hop concerning the goals of Euro-pean Cooperation on the base ofthen new Code of Conduct of SHA-RE and the experience of Inter-plast-Germany within the last 28years.

I would greatly appreciate if ever-ybody interested in this subject willfollow our invitation to join this pro-ject. We are in need of enthusiasticindividuals who are convinced ofthe idea of Euro-pean Coop !

With best regardsAndré BorschePresident Interplast-Germany

www.interplast-germany.dewww.esprasshare.org

ESPRAS SHARE and INTERPLAST - EuropeInternational Plastic Surgery for Developing Countries

We welcome INTERPLAST-Switzerland to join our European INTERPLAST-Community!

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INTERPLAST-Germany e.V.

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INTERPLAST-Germany e.V.

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INTERPLAST-Germany e.V.

PLC ANAE MKG CHIR ARZT ORTHO HNO GYN AUGEN ZAHN Gesamt

CA 60 19 14 3 3 3 0 2 0 0 104

OA 41 38 28 18 2 5 2 2 0 0 136

FA 19 50 10 12 6 3 3 2 0 0 105

AA 56 42 4 35 32 2 1 0 0 4 176

PRAXIS 56 16 20 4 7 0 4 0 1 9 117

NN 13 8 0 3 22 0 0 1 0 9 56

Gesamt 245 173 76 75 72 13 10 7 1 22 694

KS 142 83 70 8 303

FM 244 244

ORG 14 14

STUD 22 22

Gesamt Mitglieder 1277

Datum : 10.01.2009

Mitglieder-spektrum

• CA Chefarzt

• OA Oberarzt

• FA Facharzt

• AA Assistenzarzt

• PRAXIS Arzt in Praxis

• NN nicht näher bezeichnet

• KS Krankenschwester / Pfleger /

Krankengymnastik

• FM Fördermitglied

• ORG Organisator / Organisation

• STUD Student

• PLC Plastische Chirurgie

• ANAE Anästhesie

• MKG Mund-,Kiefer-Gesichts-Chirurgie

• CHIR Chirurgie

• ARZT Nicht operative Medizin

• ORTHO Orthopädie

• HNO Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie

• GYN Gynäkologie

• AUGEN Augen-Chirurgie

• ZAHN Zahn-Chirurgie

Sonstige3%

Alle Ärzte54%

KS24%

FM19%

Sonstige8%

PLC35%

ANAE25%

MKG11%

CHIR11%

ARZT10%

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INTERPLAST-Germany e.V.

Der Plastische Chirurg und sein Narkotiseur- zur Rolle der AnästhesistInnen im Gesamtkonzept von Interplast -

Seit 1980 gibt es Interplast Ger-many, seitdem fast jedes Jahr ei-nen Jahresbericht. Ein paar Stich-und Lese-proben:1989 Vorwort des Vorsitzenden,ca. 1,5 Seiten; Erwähnung oder Be-zug auf Anästhesie: Fehlanzeige. Übersicht: die Entwicklung von In-terplast Germany, ca. 1,5 Seiten.Leseprobe: „Von uns werden Spit-zenkräfte … eingesetzt. Es sind …sehr erfahrene Plastische Chirur-gen, meist Leiter grosser Klini-ken.“ Punkt.1990 Übersicht „Plastisch-ope-rative Versorgung … in Peshawar“,2 Seiten. Nach jedem Absatz na-mentliche Nennung der wichtig-sten Operateure (alphabetisch:Bärwald, Biewener, Grabosch,Heckelei, Joch, Lampe, Lennert,Nick, Preissler, Schaff, Schidelko,Schöneich, Toenissen, Viva, Wol-ters). Irgendwo der Hinweis aufchirurgische Komplikationen, da-nach wörtlich: „Kein Patient ver-starb während des Einsatzes. …Dieser Verdienst ist nicht zuletztden hervorragenden Narkoseärz-ten zu danken, die jedes Team be-gleiten.“Schade, wenn sie schon namenlosbleiben, hätten sie vielleicht wenig-

stens gerne zum Team gehört stattes nur zu begleiten.91/92 Kritische Diskussion überInterplast Germany, knapp 2 Sei-ten; Erwähnung oder Bezug aufAnästhesie: Fehlanzeige.

93/94 Vorwort anlässlich 25 Jah-re Interplast, ca. 1,5 Seiten; Erwäh-nung oder Bezug auf Anästhesie:Fehlanzeige.Das Konzept von Interplast Ger-many: „Von Interplast Germanywerden nur best-ausgebildeteKräfte als Teamleiter eingesetzt.Diese verfügen über meist jahre-lange Berufserfahrung in der Plasti-schen Chirurgie.“

95/96 Vorwort; „Das langfristigeZiel muss jedoch in der Ausbildungeinheimischer Chirurgen bestehen…. Aber auch Orthopäden, Urolo-gen oder Augenärzte.“ Erwäh-nung oder Bezug auf Anästhesie:Fehlanzeige. ABER: „Anästhesie bei Interplast-Einsätzen“, der meines Wissenserste Jahresbe-richtsbeitrag, indem sich in der Person von SigridNass eine Anästhesie-Ärztin mitder besonderen Situation des ver-antwortlichen Team-Anästhesistenin logistischer, kommunikativerund emotionaler Hinsicht ausein-ander setzt, Zitat (nicht wörtlich):„wünschenswert wären transpor-table Narkosegeräte; Erweiterungdes Teams um eine Anästhesies-chwester; Opiate können nicht mit-geführt werden“ und wörtlich: „Ichwürde mir wünschen, dass Inter-plast-erfahrene und –interessierteAnästhesisten mehr Kontakt hät-ten; das würde vieles erleichternund verbessern.“

1997 Die Arbeitsweise von In-

terplast Germany: „Von InterplastGermany werden nur bestausge-bildete Kräfte als Teamleiter einge-setzt.“ - die gibt es ab 1997 offen-bar auch ausserhalb der Plasti-schen Chirurgie (war das nur we-gen der MKG´ler?). Zunehmendstammen Einsatzberichte ausanästhesiologischer Feder.

1998 Ein Anästhesist als Team-leiter, ging nicht anders – zum er-sten Mal? Weiss ich nicht genau.

1999 Wechsel im Vorstand, neu-es Vorwort und 20 Jahre InterplastGermany. Erwähnung oder Bezugauf Anästhesie: Fehlanzeige.

2000 Die Rubrik „Aufgabenbe-reiche des Interplast-Vorstandes“umfasst erstmals einen Beauftrag-ten für Anästhesie-Angelegenhei-ten. Und schon wieder ein Einsatz-bericht von einem Anästhesisten.Zwei Anästhesisten und eineAnästhesie-Schwester gründen,im Verbund mit drei Allgemeinärz-tInnen und einem Sparkassendi-rektor, einen Interplast-Förderver-ein, dessen Ziel es unter anderemist, die Anästhesie-Belange bei In-terplast-Einsätzen auf kräftigereBeine zu stellen. Der Verein nimmtin den folgenden sieben Jahren ca.€ 300.000.- an Spenden ein.

2001 Auf dem KreuznacherSymposium eine Rubrik „Anästhe-sie“ mit zwei Vorträgen zu Inter-plast-spezifischen Themen; undgleich zwei Einsatzberichte – lang-sam, aber nicht aufzuhalten.

2002 Auf dem Symposium er-neut zwei anästhesiologische Re-ferenten, darunter Paul Schüllermit dem Titel „18 Jahre Interplast-

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INTERPLAST-Germany e.V.

Anästhesie – was habe ich falschge-macht? Was habe ich gelernt?“.Ist das noch Defensive oder schonWeisheit? Un-glückseliger Anlassfür eine in diesem Jahr ausführli-che Erwähnung der Anästhesie inder Symposiums-Übersicht warein wohl der Anästhesie anzula-stender Todesfall.Und: ein Anästhesist als Teamlei-ter, nicht das erste Mal, aber (noch)etwas Beson-deres. Heute sind esmindestens acht, die jedes Jahrauch mehrmals „ihre“ Teams zu-sammen stellen und neben derguten fachlichen auch gute organi-satorische Arbeit leisten; aus demKopf Barbara Dünzl, Astrid Krön-chen-Kaufmann, Geli Wagner, Her-bert Bauer, Wolfgang Detterbeck,Gunther Kranert, Christian Löhleinund ich. Und garantiert ein paar, diemir gerade nicht einfallen.Und: ein Einsatzbericht von einemHNO-Kollegen – wo wird das wohlhinführen?

2003 Auf dem Symposium schonwieder ein Anästhesie-Referat, ver-teilt auf zwei Alt-Anästhesisten.Sonst keine erwähnenswertenanästhesiologischen Vorkommnisse.

2004 Ganz vorne (und für alle,die sie kennen, eine Freude): Ver-leihung der Simon-Reichwein-Pla-kette an Sigrid Nass aus Trier, eineder ersten und wichtigsten deut-schen Interplast-Anästhesistinnen(s. auch 1995/96; für Interessierte:Simon Reichwein war im 16. Jahr-hundert Stadtarzt von Trier undLeibarzt des Erzbischofs Johannvon Isenburg. Er hinterliess bei sei-nem Tod eine ganze Häuserzeile inder Brücken-strasse, woraus wirschliessen können, dass er vor derGesundheitsreform gelebt ha-benmuss).

Danach ein zweiseitiger Überblickanlässlich des Pitzer-Preises fürKlaus Exner (für Interessierte: WillyPitzer ist Architekt in Bad Nau-heim), der auch auf das Jubiläumvon Interplast Germany abstellt.AnästhesistInnen scheinen in die-ser ganzen langen Zeit nichts Er-wähnenswertes beigetragen zuhaben. Auch das Symposiumkommt diesmal wieder ohneanästhesiologische Beteiligungaus – schade, es schien sich gera-de so etwas wie „gute Übung“ zuentwickeln.

Aber: Fünf Einsatzberichte vonAnästhesisten, davon drei alsTeamleiter – wer sagt´s denn.

Und: schon wieder ein Einsatzbe-richt von einem HNO-Kollegen –das muss sorgfältig beobachtetwerden.

2005 Vorwort wie üblich; da-nach ein ausführlicher Dreiseiterzum 25. Geburtstag, und siehe da,in der sechstletzten Zeile wirddoch noch Paul Schüller erwähnt,„unser langjähriger Anästhesist“,der damals vermutlich mehrEinsätze auf dem Buckel hatte alseinige Sektionsleiter zusammenund in aller Bescheidenheit die ent-

sprechende medizinische, organi-satorische, humanitäre und sozialeKompetenz.Und wieder kein anästhesiologi-scher Beitrag beim Symposium,immerhin ein Anäs-thesist als Mo-derator der Podiumsdiskussion„Zusammenarbeit mit den Ärztenohne Grenzen“. Zwei Berichte, einTeamleiter – auf niedrigem Niveaustabil.

2006 Vorwort wie üblich. Aberdann: auf der Sektionsliste gleich 2(in Worten: zwei) neue Sektionslei-terInnen, Geli Wagner in Münchenund Herbert Bauer in Stuttgart, undbeide sind Anästhesisten! Da ist inden Köpfen etwas passiert, und et-was sehr Positives, finde ich.

2007 Aufgabenprofil für Team-leiter: Facharztstandard, Interplast-Einsatzerfahrung, das ist alles; dasklingt ganz anders als vor 1997,und vor allem: das ist bewusst sogehalten (oder doch schon wiederwegen MKG?). Und es wird einegewisse Minimal-Dokumentationincl. Komplikationen zur Pflicht er-klärt, also eine Art Qualitätsmana-gement, wie es Interplast-Anästhesisten seit Jahren gefor-

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INTERPLAST-Germany e.V.

dert (und teils auch durchgeführt)haben. QM ist kein lästigesanästhesiologisches Randthemamehr.

Ebenfalls aus der anästhesiologi-schen Ecke stammt das Internet-Kommunikationsportal DoooX.de,das nach langen Geburtswehen(und nach In-vestition von vielMühe, Zeit und Geld) genau dieMöglichkeiten bietet, die SigridNass 1995 zuvor sich so klarsichtiggewünscht hat – das sind 13 Jahreund alle ihre anderen damalsgeäusserten Wünsche sind längstin Erfüllung gegangen. Ein Teil derMöglichkeiten von DoooX.de wirdauch tatsächlich inzwischen ge-nutzt, bei ge-nauer Betrachtungsind es allerdings ganz überwie-gend die Interplast-Mitglieder ausder Anästhesie-Gruppe und einigeOp-Schwestern, die diesen überallanders längst etablierten Wegschätzen. Chirurgen incl. Sektions-leitern und Vorstandschaft verirrensich kaum jemals bis nie auf dasPortal, von vereinzelten rühmli-chen Aus-nahmen abgesehen. DieAnästhesistInnen dagegen wickelnzunehmend die Ein-satzvorberei-tung, gelegentlich die „Personal-planung“, die Materialwirtschaft(z.B. die Opioide), das Geräte-“sha-ring“ und den Informationsaus-tausch über DoooX ab – nicht alle,aber immer mehr. Ob da ein prinzi-pieller Unterschied besteht oder obwir lediglich ein paar Jahre voraussind? Internet-Kommunikation istvorerst noch ein lästiges anästhe-siologisches Randthema.Auf dem Symposium wieder einVortrag von Paul Schüller, „Glückgehabt“, seine Art, sich mit Kom-plikationsmanagement zu befas-sen. Und ein Grundsatzreferat vonStefan Graf aus Tafers über die Ab-wägung zwischen Perfektion und

Improvisation in der sogenannten„remote location“-Anästhesie, dasvon Inhalt und philosophischemAnsatz her 1:1 auf chirurgische Fra-gestellungen übertragen werdenkönnte. QM ist kein lästigesanästhesiologisches Randthemamehr, sondern das Motto des Sym-posiums: ausgewachsene pla-stisch-chirurgische Sektionsleiterbefassen sich in ihren Vorträgenmit Ausbildung, Qualitätssicherungund Dokumentation.

2008 Status quo nach fast 30Jahren: Unter den registrierten In-terplast-Mitgliedern sind fast eben-so viele AnästhesistInnen wie Pla-stische ChirurgInnen und doppeltso viele wie aus dem Fach MKG.AnästhesistInnen leiten Sektionen,AnästhesistInnen führen regel-mässig Teams, AnästhesistInnenführen Teams, in denen alterfahre-ne chirurgische Sektionsleiter mit-fahren – 1990 wohl für Viele un-denkbar. AnästhesistInnen tragendurch ihre Vortragstätigkeit undsonstige PR-Aktivitäten messbarzum gesamten Interplast-Spen-denvolumen bei und geben eben-so selbstbewusst messbare Geld-summen für die Verbesserung derAusrüstung und der Kommunikati-on aus. AnästhesistInnen sind beiInterplast Germany als medizi-nisch, organisatorisch und kreativgleichgestellte Partner „ihrer“ChirurgInnen angekommen. Undsie nehmen ihren Beitrag zum Ge-samten so ernst, dass sie 2008 imRahmen des jährlichen Bad Kreuz-nacher Wochenendes erstmals ei-ne eigene Veranstaltung auf dieBeine stellen, die leicht zur positi-ven Gewohnheit werden könnte.Eine lange und nicht immer einfa-che Geschichte, eine gute Ge-schichte am Ende. Und noch garnicht am Ende.

2008 + In Planung ist, so höre undlese ich, ein Zusammenschlussähnlich denkender und handelnderNGO´s unter dem Dach der Eu-ropäischen, später der Welt-Föde-ration der Plastischen Chirurgen.SHARE von E.S.P.R.A.S.; was ichdarüber kenne, ist ein fünfseitigesStatement („mission statement“)über Aufgaben, Probleme, Lö-sungsansätze, Kommunikation, Fi-nanzierung etc.. Der Begriff„Anästhesist“ kommt insgesamt1x vor, soll ich sagen wo? Unter derÜberschrift „Problems to be sol-ved“, ehrlich.Meine schriftliche Nachfrage imSeptember 08, wie viele Anästhe-sisten der Grün-dungs-Kommissi-on in Neapel denn angehören wür-den, ist bis heute unbeantwortetgeblieben; meine finstere Vermu-tung lautet: keiner.Auf diesem Stand war InterplastGermany – von einzelnen rühmli-chen Ausnahmen abgesehen – un-gefähr Anfang/Mitte der 90er; gehtes also international nochmalzurück auf Los? Wollen wir es, op-timistisch wie stets, nicht hoffen.

Es hat also „die Anästhesie“ bei In-terplast einen ganz ähnlichen Weghinter sich gebracht wie in derdeutschen Krankenhausrealität:Anfangs war da der Narkotiseur,der in medizinische Angelegenhei-ten nur einbezogen wurde, wennder Patient presste und dann nichtimmer ganz leise mit „Anästhesie“ange-sprochen wurde, wo er dochein Geschlecht und einen Namenhatte; der im organisatorischen Zu-sammenhang nur insoweit vor-kam, als er mit seinem Unge-schick oder seinen künstlich aufge-blasenen Bedenken die Wechselverzögerte oder starke Blutungenverursachte und so die kostbaren

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INTERPLAST-Germany e.V.

Minuten der Operateure vergeude-te.

Heute ist der Anästhesist zumin-dest in Einrichtungen, die in denvergangenen Jahrzehnten die Au-gen offen gehalten haben, der ent-scheidende perioperative Patien-tenmanager mit medizinischer undorganisatorischer Kompetenz, un-sere Berufsgruppe stellt das Grosder Intensivmediziner, die periope-rative Morbidität und Letalität istnicht zuletzt dadurch gesunken.Die Mehrzahl der Op-Manager sindAnästhesisten, die Effizienz istnicht zuletzt dadurch gestiegen.

Gute Anästhesisten üben ganz ne-benbei eine wichtige soziale Funk-tion im komplexen Netzwerk ausTräger, Pflege, Operateur, Technikund Logistik aus, sei es als Nothel-fer, als Komplize, Psychotherapeut,Sündenbock, Blitzableiter; alsStimmungs-Detektor und bei Be-darf Stimmungsmacher, als Ersatz-Springer, Lichtschalter oder Tele-fonzentrale. Im günstigsten Fallauch als Berater.

Und ganz nebenbei führen sieAnästhesieverfahren durch, diedem Patienten Sicherheit und demOperateur optimale Arbeitsbedin-

gungen gewährleisten. Das zu-sammen ist ge-nau die Rolle, dievon vielen KollegInnen auch bei In-terplast ausgefüllt wird; umso bes-ser, als die Motivation oft unver-gleichlich höher ist als zuhause.Und: gerade sind wir dabei, uns alseigene Gruppe innerhalb, ganz mit-tendrin im Zentrum von Interplastwahr zu nehmen; das kann demGanzen nur gut tun.Worauf wir aber künftig genau ach-ten müssen: wohin wird das mitden HNO´lern führen?

Hajo Schneck, Traxl

12 Jahre INTERPLAST-Hospital in Nepal- Mit einem neuen medizinischen Leiter in ein gutes Dreizehntes! -

Seit dem 01.September 2008 wirddas Interplast-Hospital in Nepal vondem Österreicher Dr. Robert Scha-chinger geleitet. Mit ihm geht dasProjekt auf dem langen Weg zur Ei-genständigkeit in eine neue Phaseder Konsolidierung. Interplast kannsich glücklich schätzen ihn als Pla-

stischen Chirurgen, der auch langePhasen seiner Ausbildung inDeutschland absoviert hat, für die-se anspruchsvolle Aufgabe gewon-nen zu haben. Ihm zur Seite stehtseine Lebenspartnerin Sanja Volk,die sich als erfahrene Physiothera-peuthin in idealer Weise im Hospi-

talbetrieb einbringen kann und ihnin seiner Arbeit ergänzen wird.Robert Schachinger wird vonGTZ/CIM als sogenannte Integrier-te Fachkraft unter gleichwertiger fi-nanzieller Beteiligung von Inter-plast im Hospital eingesetzt. Der Wechsel aus einer exklusivenHigh-Tech-Medizin in ein Projekt ineinem Entwicklungsland eines an-deren Kulturkreises, mit völlig an-derem Denk- und Verhaltensmu-ster der Leute, war für ihn vom er-sten Tag an eine besondere Her-ausforderung. Leider war einenahtlose Übergabe von dem Vor-gänger nicht möglich, sodass 6 Mo-nate mit Interimchefs überbrücktwerden mussten. Die altbewährtenInterplastler Ortwin Joch, JürgenToennissen und Hubertus Tillkornerklärten sich ohne Umschweifebereit, diese Aufgabe abwechselndzu übernehmen, um sozusagen dieInterplastfahne im Projekt hochzu-

Neue Leitung im Nepal-Hospital - Dr. Robert Schachinger mit Lebensgefährtin Sanja Volk

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INTERPLAST-Germany e.V.

halten. Ihnen gebührt für diesenEinsatz unser ganz besondererDank.Dennoch verursachte diese Pauseund der Chefwechsel zunächst ei-ne gewisse Verunsicherung bei dernepalesischen Belegschaft, diesich auch in schmerzhaften Abwan-derungen von Ärzten, Schwesternund sonstigem Funktionspersonalniederschlug. Umso wichtiger war der Besuchunseres Vorsitzenden André Bor-sche im November, um vor Ort ineiner Art grundsätzlicher Strategie-besprechung die Weichen für einegesicherte Zukunft zu stellen. Da-bei wurde auch deutlich, dass es ander Zeit war, das Erreichte trotz al-ler relativen Erfolge der vergange-nen 12 Jahre, weiter zu verbes-sern, den chirurgischen Standardnochmal anzuheben und vor allenDingen Eigenständigkeit und Ei-genverantwortung aller im Hospitaltätigen Nepalesen deutlich zu för-dern. Dieser kontinuierliche Erzie-hungsprozess erfordert von unsAusländern höchste Geduld undbestes Einfühlungsvermögen überviele Jahre.Der „Neue“ ging diese Herausfor-derung mit Schwung und Taten-drang an und wird das Hospital inden nächsten Jahren hoffentlich ei-nen entscheidenden Schritt auf

dem Weg zur Selbständigkeit vor-anbringen. Dies kann jedoch vonihm allein nicht geleistet.werden.Er wird gerade in nächster Zeit ver-stärkt auf die Hilfe vieler Kollegen,Anästhesisten und sonstiger Ex-perten aus dem grossen Fundusder Interplastaktiven angewiesensein. Bitte gewähren Sie ihm dieseHilfe wo immer es geht.Wie man sicher auch hier im ent-fernten Europa verfolgen konnte, li-tt Nepal unter dem 10 Jahre andau-ernden Bürgerkrieg, der zur Been-digung der Monarchie, der Neuord-nung des Parteiensystems und despolitischen Machtgefüges führte.Trotz dieses Umbruchs hat dasHospital seine Arbeit immer unbe-irrt fortgeführt und war auch nie un-mittelbar bedroht. Unsere strikteNeutralität und unser, nach allenSeiten glaubwürdiges Konzept, be-sonders für den mittellosen Teil derBevölkerung die medizinische Ver-sorgung sicherzustellen, liessenuns stets unbehelligt. Dennoch hat-ten die Patienten oft keine Mög-lichkeit in unser Hospital zu gelan-gen und trauten sich nicht, langeReisen auf sich zu nehmen.Umsomehr empfinden alle im Pro-jekt Verantwortlichen und Hospita-langehörigen Erleichterung undauch Stolz, trotz dieser widrigenUmstände, 2008 insgesamt 1268

Operationen an 1050 Patientendurchgeführt zu haben. Darüberhin-aus wurden noch 6600 Patientenim Hospital und in Camps unter-sucht und weitere 3900 allgemein-medizinisch oder nach Unfällen be-handelt. In unsere erfolgreiche und gut funk-tionierende Zahnstation begabensich nochmal 2295 Hilfesuchendeaus der Umgebung des Hospitals.Hier ist den Zahnärzten und insbe-sondere unserer wichtigen Partner-organisation „Zahnärzte ohneGrenzen“ ein besonderes Lob undausserordentlicher Dank auszu-sprechen. Bis auf wenige Unterbre-chungen ist das ganze Jahr überimmer jemand aus Deutschland inder Zahnstation. Dies trägt auch inerfreulicher Weise dazu bei, dasHospital auch in Deutschland nochbekannter zu machen und die Hilfs-bereitschaft zur Unterstützung desProjektes, auf eine noch breitereBasis zu stellen.Wie schon seit vielen Jahren erhieltdas Hospital auch 2008 bei der Be-handlung von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten Unterstüt-zung durch unsere bewährtenMKG-Chirurgen Prof. Dieter Pape,Prof. Heribert Koch, Prof. UweEckelt aus Dresden, Doz. CamilloRoldan und Jens Rabels. Die Spalt-chirurge erlebt in Nepal einen un-

Die Belegschaft feiert das 12 jährige Jubiläum Das Führungsteam - Anita Badal, Christa Drigalla, Sanja Volk undRobert Schachinger

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vorstellbaren, ja teilweise unseriö-sen Boom. Lukrative Prämiendurch ausländische Organisationenund unzureichende Erfolgskontrol-len an operierten Patienten veran-lassen oft unzureichend qualifizier-te nepalesische Mediziner Patien-ten systematisch zu suchen und zuoperieren. Der Anteil der im Hospi-tal noch zu behandelnden Primär-patienten wird deshalb immer we-niger. Dagegen steigt in gleichemMaße der Bedarf an Sekundärope-rationen nach unbefriedigendenOp-Ergebnissen. Es ist schwierig,dieser Entwicklung, die sicher nichtnur in Nepal stattfindet, entgegen-zuwirken.Mit Dr. Schachingers Neuanfangwurden auch die fachlichen Defizi-te der einheimischen Anästhesi-sten immer deutlicher. Es herrschtaber solch ein Mangel an dieserFachsparte in Nepal, dass die weni-gen Verfügbaren über jedes Ansin-nen einer fachlichen Fortbildung„erhaben“ sind. Um hier einendeutlichen Qualitätssprung zu er-zielen, muss sich das Hospitalzunächst wieder verstärkt auf deut-sche Gastanästhesisten abstützen.Dr. Ralph Rautenbach arbeitetschon seit November mit ganzemKönnen und grenzenlosem Einsatz-willen damit der Hospitalbetriebaufrechterhalten werden kann. Im

weiteren Verlauf 2009 haben wirnoch erheblichen Bedarf an exter-nen Kräften und gerade aus denReihen von Interplast sind Interes-senten hochwillkommen.Den Blick in die Zukunft gerichtet,bedeutet dies alles, dass wir unsnicht zurücklehnen und auf demBestehenden ausruhen dürfen.Vielmehr gilt es jetzt all unsere ge-machte Erfahrung, gebündelt mitungebrochenem Engagement,dafür einzusetzen, die nepalesi-sche Belegschaft fit zu machen,um in naher Zukunft eine wirklicheEigenständigkeit auf nepalesischenSchultern zu erzielen.

Unser Dank gilt auch diesmal wie-der dem Verein „Pro Interplast Seli-gensadt e.V.“ mit der Hauptiniato-rin Waltraud Huck, sowie den „Ro-tary Volunteer Doctors“ für dieÜbernahme von einem Grossteilder Reisekosten. Gerade im Hin-blick auf die Intensivierung exter-ner Kräfte, werden wir auch wei-terhin auf ihre Unterstützung ange-wiesen sein.Ausser bei den bereits im Text Ge-nannten bedanken wir uns bei allenGastchirurgen, Anästhesisten, Phy-siotherapeuten, Schwestern, Tech-nikern und sonstigen wertvollenHelfern, ohne die solch ein komple-xes Projekt nicht zu betreiben wä-

re.Besondere Unterstützung erhieltenwir von den Rotary Cubs Mön-chengladbach, Helmstedt,Schweinfurt und Borken. Sie tru-gen mit ihren Beschaffungen vonteurem Medizingerät und Ver-brauchsmaterialien, für Propofolund mit der Übernahme der Bauko-sten für die Kläranlage erheblich zurEntlastung des Budgets bei. Eine tragende Säule im Projekt istohne Zweifel unsere Managerinund gute Seele Christa Drigalla, dieseit Anfang 1998 das Hospital zuihren Lebensmittelpunkt gewählthat. Ihrer Geradlinigkeit und ihrerauch manchmal unbequemenStrenge ist es zu verdanken, dassdas Hospital über die viele Jahreunbeirrt seine Aufgabe erfüllt hat.

Dr. Toennissen bei einer Lehrstunde

Anitas Hochzeit Aktivitäten im AussencampDr J.Shakya freut sich über die gelungeneOperation

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Dr.Joch beim Verbinden

Technischer Leiter und Motor des Projektesin Deutschland - Hein Stahl

Wie wir schon mehrfach berichte-ten, hat sich unsere nepalesischePflegedienstleiterin Anita Badal,nach ihrem 4-jährigen Studium inFreiburg, bestens in ihre Rolle imHospital eingearbeitet und ist füruns ein leuchtendes Beispiel einergelungenen Entwicklungshilfe.Wenn dies auf der ärztlichen Seiteauch ähnlich gelingt, haben wir un-ser Ziel erreicht. Allerdings sind wirdavon im Moment noch weit ent-fernt. Anita Badal heiratete im No-vember einen neaplesischen Inge-nieur und ergänzte damit ihren be-ruflichen Erfolg mit hoffentlich nieendendem Eheglück. Interplastwünscht ihr dies von Herzen.Das eigentliche Fundament desProjekts bilden jedoch die ca. 4000Förderer und Spender, die dem Pro-jekt oft seit vielen Jahren in allen

Höhen und Tiefen die Treue hieltenund damit die finanzielle Grundlagedarstellen.

Die Begeisterung aller externenKräfte ist ungebrochen. Auch And-ré Borsche indentifiziert sich enga-giert mit diesem Projekt, und hilftmit, es zu einem wirklichen Erfolgfür Interplast zu führen. So sind wirguten Mutes, dass mit RobertSchachinger, seiner Sanja Volk,Christa Drigalla, Anita Badal und derUnterstützung vieler Interplastakti-visten eine weitere gute Phase ein-geleitet wird.Das 13te Projektjahr soll, entgegenallen Aberglaubens, ein besondersErfolgreiches werden.

Hein Stahl

Amara bei Aufnahme Amara bei Entlassung

Bau der biologischen Kläranlage 1

Bau der biologischen Kläranlage 2Das SWR- Fernsehteam dankt für die herzliche Gastfreundschaft

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INTERPLAST-Einsätze

INTERPLAST-Patienten

Statistik 28 Jahre INTERPLAST-Germany-Aktivitäten

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AAkkttiivviittäätteenn aauuff eeiinneenn BBll iicckk

INTERPLAST-Krankenhäuser

INTERPLAST-Einsatzorte

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INTERPLAST-Germany e.V.

Aktivitäten

NR. JAHR EINSÄTZE PATIENTEN

0 – 48 1980 – 1989 insgesamt: 48 3.202

49 – 283 1990 – 1999 insgesamt: 235 18.241

284 – 647 2000 – 2007 insgesamt: 364 33.927

1980 – 2008 707 60.702

2288 JJaahhrreeIINNTTEERRPPLLAASSTT--GGeerrmmaannyy

Nr. Einsatzort Nr. Einsatzort

59 Einsätze 4320 Patienten

INTERPLAST-Hospital Nepal 1074 Patienten

589 Myeik/Burma

590 Antananarivo/Madagaskar

591 Calcutta/Indien

592 Mizoram/Indien

593 Moshi/Tansania

594 Puerto Prinzesa/

Philippinen

595 Sangkhu/Nepal

596 Pangasinan/Philippinen

597 Hoi An/Vietnam

598 Saigon/Vietnam

599 Jodhpur/Indien

600 Jalpaiguri/Indien

601 Sanghku/Nepal

602 Cagayan de Oro/

Philippinen I

603 Cagayan de Oro/

Philippinen II

604 Salama/Guatemala

605 Nkawkaw/Ghana

606 Groszny/Tschetschenien

607 Bangalore/Indien

608 Agona-Swedru/Ghana

609 Peshawar/Pakistan

610 Taizz/Jemen

611 Tomsk/Sibirien

612 Fianarantsoa/Madagaskar

613 Asuncion/Paraguay

614 Quevedo/Ecuador

615 Sankhu/Nepal

616 Salambutar/Nepal

617 Katra Bhopal/Indien

618 Iringa, Mtwara/Tansania

619 Islamabad/Pakistan

620 Chennai/Indien

621 Bischkek/Kirgisien

622 Hongshu/China

623 Ghodegaon/Indien

624 Manila/Philippinen

625 Oshakati/Namibia

626 San Karllos/Philippinen

627 Puma/Tansania

628 Damaskus/Syrien

629 Bhutan

630 Goufa/Tansania

631 Rafsanjan/Iran

632 Sankhu/Nepal

633 Kambodscha

634 Makale Celebes/

Indonesien

635 Thandwe/Burma

636 Niamé/Niger

637 Guadalupe/Ecuador

638 Taizz/Jemen

639 Sankhu/Nepal

640 Al Raida/Jemen

641 Jalpaiguri/Indien

642 Camargo/Bolivien

643 Manyemen/Kamerun

644 Lima/Peru

645 Windhoek/Namibia

646 Vientiane/Laos

647 Pagan/Burma

AAkkttiivviittäätteenn 22000077Nr. Einsatzort

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Nr. Einsatzort Nr. Einsatzort

60 Einsätze 3520 Patienten

INTERPLAST-Hospital Nepal 1050 Patienten

AAkkttiivviittäätteenn 22000088

648 Nepal / Thapa Ostnepal

649 Indien / Katra Madja Pradesh

650 Philippinen/Puerto Princhesa,Palawan

651 Philippinen / Cagayan de Oro

652 Tanzania / Dareda

653 Tanzania / Puma

654 Indien / Bangalore

655 Ecuador / Queredo

656 Indien / Hariowar

657 Indien / Aizawl Mizoram

658 Indien / Balasore Orissa

659 Vietnam / Hoi An Rach Gia

660 Guatemala / Salama

661 Eritea / Asmara

662 Indien / Aligarh

663 Nigeria / Sokoto Noma Children Hosp.

664 Tanzania / Puma

665 Namibia / Windhoek

666 Myanmar / Kalaw, Nay Pyi Taw

667 Ghana / Enyiresi

668 Brasilien / Coroata

669 Nepal / Phablu

670 Rumänien / Cluj

671 Madagaskar / Fianarantsoa

672 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

673 Tanzania / Puma

674 Indien / Kodaikanal

675 Pakistan / Quettar

676 Indien / Kunnamkulam

677 Nepal / Sankhu SKMH, Trisuli Camp

678 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

679 Ruwanda / Gahinu / Kaduha

680 Tanzania / Tanga / Muheza

681 Kirgisien / Bischkek

682 Bolivien / La Paz

683 Tanzania / Tosamaganga / Iringa

684 Indien / Jalpaiguri / Chalsa

685 Indien / Lalitpur

686 Nepal / Phablu

687 Tanzania / Puma

688 Madagaskar/Antananarivo/Manambaro

689 Jemen / Mabar

690 Indien / Sandhwa Kamuen Hospital

691 Pakistan / Peshawar

692 Namibia / Oshakati

693 Kamerun / Acha Tugi

694 Indien / Padhar, Etuil

695 Laos / Vietiane, Pakxe

696 Iran / Kerman / Bam

697 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

698 Vietnam / Rach Gia

699 Kambodscha / Phnom Penh

700 Paraguay / Asuncion

701 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

702 Philippinen / Negras

703 Jemen / Thaiz

704 Myanmar / Yangon, Sitagu Ayudana

705 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

706 Nepal / Sankhu SKM-Hospital

707 Madagaskar / Antananarivo

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Sektion Schopfheim: Acha Tugi / Kamerun 2008

In der Zeit vom 21. November biszum 6. Dezember 2008 flog dasTeam unter Leitung von AndreasRudolph zum inzwischen 12. Ein-satz nach Kamerun.

Lange Zeit war es unsicher, ob derEinsatz überhaupt stattfinden wür-de, da es im März wegen der ho-hen Lebenshaltungskosten Unru-hen und Aufstände in der Bevölke-rung gegeben hatte. Die von derWeltbevölkerung fast unbemerktabgelaufenen Revolten waren ge-waltsam vom Militär beendet wor-

den und hatten mehrere tausendTodesopfer gefordert.

Nachfolgend war es fast unmög-lich, vernünftige Informationenüber die Sicherheit und die Struktu-ren in Kamerun zu erhalten, wes-halb uns lange Zeit nichts anderesübrig blieb, als abzuwarten undAusschau nach einem alternativenEinsatzort zu halten.

Auch die Strukturen der Presbytari-an Church of Cameroun (PCC) sindnach wie vor für Aussenstehendenicht immer durchschaubar. UnserPartner vor Ort, Dr. Anthony Neso-ah wurde vom bisherigen Einsat-zort in Manyemen abgezogen undzunächst in einer Gesundheitsstati-on in der Peripherie eingesetzt.

Dann, im Spätsommer, erreichteuns die glückliche Nachricht. DiePCC hatte Gott sei Dank erkannt,dass ihr bester Arzt an einem rich-

tigen Krankenhaus mehr Nutzenbringt. Dr. Nesoah bekam die Lei-tung in Acha Tugi übertragen, ei-nem Krankenhaus im Nordwestendes Landes. Hier war bis vor eini-gen Jahren eine Augenärztin ausder Schweiz tätig gewesen, da-nach war das Krankenhaus schritt-weise dem Niedergang preisgege-ben.

So war es für Anthony eine Freude,uns an seinen neuen Wirkungsorteinzuladen und damit erstmaligPlastische Chirurgen in dieses Ge-biet des Landes zu bringen.Danicht nur er, sondern auch seinAnästhesist Kenneth, mit dem wir

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INTERPLAST-Germany e.V.

bereits mehrfach zusammenarbei-ten konnten, nach Acha Tugi ver-setzt wurde, konnten wir den Ein-satz zwar etwas unter Zeitdruck,aber doch sehr gezielt planen.

Das Equipment konnte fast auf dasKilo genau in die erlaubten 12Gepäckstücke verstaut werden, sodaß wir ohne Extragebühren amFlughafen einchecken konnten.Die Anreise erfolgte wie üblich mitder Air France über Paris. Nach ei-ner Übernachtung in Douala fuhrenwir den ganzen Samstag mit zweiGeländewagen zum EinsatzortAcha Tugi. Die Straßen in denNordwesten des Landes sind gutausgebaut und geteert, lediglichdie letzten 50km führten wiederüber die altbekannten Schlagloch-pisten, so dass wir uns erst aufdiesem Teilstück wieder richtig zuHause fühlten.

Acha Tugi liegt auf ca.1800m ü.M.Die von Christen, Muslimen undden ursprünglichen Bewohnern,den Ngororo, bevölkerte Land-schaft wird auch die „Schweiz“von Kamerun genannt. Nach derRegenzeit erlebten wir grünbewal-dete Berge mit einem Klima, wel-ches mit unserem Spätsommervergleichbar ist. Die kühlen Aben-de verbrachten wir romantisch vordem offenen Kamin.

Ein entscheidender Vorteil gegenü-ber dem bisherigen Einsatzort

Manyemen ist das fast vollständi-ge Fehlen von Mosquitos; vor al-lem unsere OP–Schwester Annekonnte ihr Glück der körperlichenUnversehrtheit kaum fassen.

Nachdem wir am Samstagabendunsere Zimmer bezogen hatten,konnten wir nicht, wie geplant, amSonntag den OP einrichten und dieersten Patienten sichten,denn uns zu Ehren wurden wir ei-nem 11,5-stündigen ( !!! ) Begrüs-sungszeremoniell unterworfen, beidem kirchliche und politische Wür-denträger und auch der König derRegion es sich nicht nehmen lies-sen, uns aufs herzlichste Willkom-men zu heissen. Wir hatten dasGlück, dass Piet, ein holländischerArzt, und seine Ehefrau Magret,die vor 25 Jahren in Acha Tugi ar-beiteten, zufälligerweise zeitgleichmit uns angekommen waren. Sieweihten uns in die Sitten und Ge-bräuche ein. Woher sollten wirauch wissen, dass es eine Beleidi-gung ist, dem König die Hand zuschütteln und eine Ehre, gebrate-nen Hühnermagen serviert zu be-kommen....

Somit war unser Zeitplan bereitsdurch die Zeremonie aus den Fu-gen geraten. Montags sichtetenwir innerhalb von 6 Stunden 130von Nesoah vorausgewählte Pati-enten.Dabei wurden wir von unse-re holländischen Freunden tatkräf-tig unterstützt. Am Nachmittag be-gannen wir dann mit den erstenOperationen. Während der 10 zurVerfügung stehenden OP-Tagewurden an 71 Patienten insgesamt101 Eingriffe durchgeführt. Nebenden üblichen Operationen an Lip-pen-Kiefer-Gaumenspalten undVerbrennungsfolgen führten wirz.B. bei einem 40-jährigen Patien-ten nach einer in der Kindheit über-standenen Noma-Infektion eineaufwändige Gesichtsrekonstrukti-on durch. Der Mann bedankte sichselbst bei unserer Abreisenochmals für das Ende einer 36-jährigen sozialen Ausgrenzung undStigmatisierung.

Auch einige Patienten, die wir be-reits in den vorangegangenenEinsätzen im Südwesten des Lan-des operiert hatten, waren an denneuen Einsatzort gekommen, um

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sich von uns weiterbehandeln zulassen.

Auch seltene Tumore konnten wirentfernen. Die Präparate, die vonuns nach Deutschland zur histolo-gischen Aufarbeitung mitgenom-men worden waren, bereiteten un-seren Histologen zum Teil einigesKopfzerbrechen. Dabei entferntenwir einem 14 jährigen Mädchenmehrere Tumore, welche zunächstdas Bild eines Kaposi –Sarkomszeigten. Einige Spezialuntersu-chungen später stellte sich glückli-cherweise der Befund dann als be-nigne Variante eines Simulantendes Sarkoms heraus.

Auch unser Anästhesieteam leiste-te hervorragende Arbeit. Eine jun-ge Frau, welche infolge einerschweren Verbrennung im Gesichtunter einer Mikrostomie litt, wurdeerst in tiefer Sedierung in denMundwinkeln soweit eingeschnit-ten, dass der Mund zur notwendi-gen Intubation weit genug geöff-net werden konnte, um nachfol-gend weiter rekonstruktiv tätigwerden zu können.

Die Arbeit mit den örtlichen OP–Mitarbeitern lief Hand in Hand, teil-weise konnten wir mit zwei ge-mischten Teams parallel an beidenOP-Tischen arbeiten und so nebender Arbeit auch noch gegenseiti-ges Wissen austauschen.

Für weitere Einsätze gibt es imNordwesten von Kamerun nochviel Arbeit.Vor unserer Abreise wurden wirvon allen Seiten gebeten, die Ko-operation mit Dr.Nesoah weitervoranzutreiben und im nächstenJahr wiederzukommen.

Der nächste Einsatz ist für EndeNovember 2009 vorgeplant. Letzt-endlich hängt dies aber auch vomweiteren Taktieren der PCC unddem Umgang mit ihren Mitarbei-tern ab.

Andreas Rudolph, Schopfheim

Ich danke herzlichst für diesen

wunderschönen Einsatz:

Dr. Shirin Mansouri, Lehrte

Dr. Ernst Eichel, Lörrach

Anne Siegfried und Tom Moses,Schopfheim

Helmut Sammer, Freiberg,

Dr.Piet und Magret Mout,

Uthrecht,

sowie Dr. Nesoah mit Kennethund Team, Acha Tugi

Außerdem ein Dank allen privatenund Firmen-Spendern, insbeson-dere den Firmen Aesculap, Loh-mann-Rauscher, Ethicon und AstraZeneca, die diesen Einsatz ermög-licht und unterstützt haben.

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Interplast-Einsatzbericht Noma Children Hospital,Sokoto, Nigeria

Team:

Dr. Goetz Andreas Giessler (Team-leiter, Plastische Chirurgie)

Dr. Andreas B. Schmidt (PlastischeChirurgie)

PD Dr. Dr. Peter Cornelius (MKG)

Dr. Svenja Giessler (PlastischeChirurgie)

Dr. Manfred Busch (Anästhesie)

Dr. Holger Schelp (Anästhesie)

Kurt Baudisch (Op- Pflege)

Nadine Roolant (Anästhesie- Pfle-ge)

Am 20.03.08 brachen wir acht Mit-glieder des 39. Teams für Sokotovon unter-schiedlichen FlughäfenDeutschlands auf und trafen uns al-le zur gemeinsamen Weiterreise inAmsterdam. Von dort aus ging esnach Abuja, der Hauptstadt Nige-rias, wo wir vom Verwaltungschefdes Noma Children Hospital, Alh-adji Bello, abgeholt und in ein Hotelgebracht wurden. Die bisher vonKano aus durchgeführte interes-sante aber strapaziöse Busreisenach Sokoto wurde in diesem Jahraufgrund einiger Unruhen im Landund dem mittlerweile erfolgten

Ausbau des Flughafens in Sokotodurch einen Flug von Abuja aus er-setzt, den wir aber leider erst amnächsten Morgen antreten konn-ten.Gut ausgeruht und voller Taten-drang erreichten wir somit amnächsten Vormittag das NomaChildren Hospital in Sokoto, in demwir vom Personal, allen voran demLeiter der Klinik, Dr. Ralf Sauter,herzlich empfangen wurden. Auf der Fahrt vom Flughafen insKrankenhaus konnten wir einen er-sten Eindruck vom Land gewin-nen: es war heiß und trocken, ca.40° C., die Erde war rot undglühend. Entlang der Strasse sahman einzelne Ansammlungen voneinfachen Lehmhütten, unheimlichviele Menschen zu Fuss, in Autosoder auf Mofas. Der Verkehr aufder Strasse war stark und chao-tisch, dazwischen liefen unzähligeZiegen umher. Erschreckend wardie unglaubliche Ansammlung vonMüll, überall lagen Berge von Pla-stikresten herum, dazwischenspielten Kinder und liefen Hundeund Ziegen umher. Kaum im Krankenhaus angekom-men wollten wir am liebsten sofort

mit der Triage der Patienten begin-nen, aber leider war dies aus orga-nisatorischen und religiösen Grün-den nicht möglich. Wir richtetenuns also zunächst in den Schlafräu-men häuslich ein und führten eineerste Lagebesprechung durch, inder uns Ralf berichtete, dass auf-grund einer Masernepidemie alleKinder unter 10 Jahren wieder ent-lassen wurden. Nach der erstenEnttäuschung machten wir uns mitden uns erwartenden Fällen ju-gendlicher und erwachsener Pati-enten vertraut, zu denen nebenNoma-Patienten auch zahlreicheTumorpatienten sowie Brandver-letzte gehören würden.Am nächsten Tag triagierten wirdann 120 Patienten, die bereits seitTagen geduldig auf unsere Ankunftgewartet hatten. Kurt und Nadinenutzten die Zeit, sich im Op einenÜberblick über die vorhandenenMittel zu verschaffen, um einenreibungslosen Ablauf zu gewährlei-sten. Dank ihrer Einsatzerfahrungwussten sie sich auch trotz teilwei-se fehlender oder mangelhafterAusstattung immer zu helfen! Am Abend versuchten wir dann, ei-ne Gewichtung aller Fälle vorzu-nehmen, sichteten bereits vorhan-dene Röntgenbilder und plantenden ersten Operationstag.Unsere dann folgenden 9,5 Op-Ta-ge verliefen allesamt gut struktu-riert. Nach einem gemeinsamenFrühstück begaben sich Manfred,Holger, Nadine und Kurt in den Op,um die ersten Patienten vorzube-reiten, während wir Chirurgen diebereits operierten Patienten aufder neu geschaffenen postoperati-ven Überwachungsstation visitier-ten. Die Verständigung mit den Patien-ten erfolgte durch das einheimi-sche Personal, das aber leider

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überwiegend wenig interessiertund motiviert war, mit uns zusam-menzuarbeiten, sodass eine opti-male postoperative Versorgung derPatienten nicht immer gewährlei-stet schien.

Die Operationen verliefen im An-schluss daran auf drei Operationsti-schen parallel, Manfred und Holgerbetreuten die drei Tische anästhe-siologisch, unterstützt von einemsehr fähigen einheimischen Kolle-gen. Das ansässige Op- Personalwurde durch Schwestern aus Kanoverstärkt, die nun schon das dritteTeam in Folge betreuten und unsklar zu verstehen gaben, wie wenigLust sie zur konstruktiven Arbeit imOp hatten, sodass sich die Abläufe,gerade bei den langen und komple-xen Eingriffen, erschwerten undunnötig verlängerten.

Auch die einheimischen ärztlichenKollegen waren zwar regelmäßigmorgens anwesend, konnten je-doch nicht zuverlässig als Assi-stenz im Op eingeplant werden, dasie alle im Laufe des Tages unauf-findbar wurden. Eine Anleitung zuselbständigem Arbeiten war somitebenfalls unmöglich, die Durchset-zung des Interplast Grundgedan-kens vergeblich.

In den Op- Pausen wurde durchFrancis, der auch andere Teamsvor uns bereits lie-bevoll versorgthat, gut für unser leibliches Wohlgesorgt, sodass wir unsere Opera-ti-onstage, die meistens bis 18.00h dauerten, gut durchstehen konn-ten. Nach der an-schliessenden po-stoperativen Visite und einem ge-meinsamen Abendessen in denGemeinschaftsräumen planten wirunseren nächsten Op Tag und be-sprachen die Patienten.

Wir hatten ein sehr unterschiedli-ches Programm zu bewältigen, an-gefangen von kleineren Lappenpla-stiken im Gesicht (Abb. 1 a-b) überriesige Z-Plastiken zur Kon-traktur-auflösung bei Brandverletzten bishin zu aufwändigen Noma-Rekon-struktionen mit freien Lappenpla-stiken, inklusive drei (?) freien Fibu-lae zur Unterkieferrekonstruktionnach (Hemi-) Mandibulektomien(Abb. 2a-b) und einer zweizeitigenmikrovaskulären Rekonstruktioneiner gesamten Gesichsthälfte beieinem jungen Noma Patienten,dessen vorangegangenen Rekon-struktionen mit mehreren Lappenaus verschiedenen Teams sämtlichfrustran verlaufen waren. Aufgrund

unseres Teamspektrums operier-ten wir viele komplexe Fälle, wasnatürlich einen Einfluß auf die Ge-samtzahlen hatte.Insgesamt versorgten wir von den120 triagierten Patienten 69 in 10Operationstagen, unter anderem20 (alle) Noma-assoziierte Defekteund Folgeoperationen, 14 Spalten,16 Tumore und 5 Verbrennungs-kontrakturen. Sieben freie mikro-vaskuläre Transplantationen wur-den dabei problemlos mit der Lu-penbrille durchgeführt.Unser kulturelles Programm be-schränkte sich aufgrund dicht ge-drängten Operati-onsprogrammsund aufgrund der Tatsache, dassdie Gegend um das Krankenhaus ineher nicht zu abendlichen Unter-nehmungen und Zerstreuungennach einem an-strengenden Tageinlädt, auf einen „Ausflug“ an ei-nen Pool einer deutschen Betonfir-ma an dem wir etwas entspannenkonnten, sowie einem Besuch ei-ner lokalen Bar auf ein „Star“ Bier. Ein geplanter Ausflug auf einen lo-kalen Markt konnte leider aufgrundaktueller politischer Unruhen we-gen anstehenden Wahlen nicht er-folgen. Stattdessen fuhren wir inzwei Kleinbussen gemeinsam mit

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dem einheimischen Op- Personalaus Kano zum nahegelegenen„Heimat“-museum in dem kleinenbenachbarten Ort (Abb. 3), wo wirwährend der Wartezeit auf denMuseumswärter zur größten At-traktion des Tages unter den vielenKindern wurden, die aus jedemWinkel kamen, um die weißenFremden interessiert zu bestau-nen. Am meisten konnten wir siebegeistern, indem wir ihnen ihre ei-genen Bilder zeigten, die wir mitunseren Digitalkameras aufgenom-men hatten!

Am letzten Tag erfolgte dann dieAbschlussuntersuchung sämtli-cher operierter Patienten und derVersuch, weitere notwendigeMaßnahmen festzulegen. Den Pa-tienten zu vermitteln, wie sie sichin Zukunft zu verhalten haben, obnoch eine Folgebehandlung nötigist oder wann sie sich wieder zu ei-ner Kontrolle vorstellen sollen, fieluns trotz Übersetzung schwer, dain den meisten Fällen jegliches Ver-ständnis für die Verantwortung dereigenen Gesundheit gegenüber zufehlen schien. Das ungute Gefühl, dass nach un-serer Abreise auch die Versorgung

der noch hospitalisierten Patientennicht optimal sein würde, begleite-te uns den gesamten Einsatz überund bis zu Heimreise, ebenso diegrosse Anzahl der Patienten, diewir unversorgt zurück lassen mus-sten mit den tröstenden Worten,dass das Team 40 ja in wenigenWochen kommen würde. Wir wur-den mit der für das Noma ChildrenHospital üblichen Feier, an derauch alle unsere Patienten teilnah-men, mit diversen Reden und Tän-zen verabschiedet und traten amnächsten Tag unsere Heimreise an.

Persönlich habe ich als Interplast-Neuling ohne jegliche Einsatzerfah-rung unendlich viel gelernt, weil ichdas grosse Glück hatte, eingebet-tet in ein Team von „alten Hasen“mit einer fantastischen operativenund anästhesiologischen Expertisean diesem Einsatz teilnehmen zukönnen. Wir alle haben getan, wasmöglich war, dennoch hat mich dergroße Ansturm von Patienten undvor allem die Anzahl der „Übrigge-bliebenen“ traurig gemacht. Natür-lich weiß ich, daß nach uns weite-re Kollegen kommen werden, diegenau wie wir alles versuchen wer-den, aber hätten wir nicht dochnoch mehr schaffen können? Mein Eindruck von diesem Einsatzin Sokoto war, daß es ein Fass oh-ne Boden ist. Es wird nie möglichsein, alle Kranken zu behandelnund es ist gut, dass wir so vielenhaben helfen können. Leider macht der Zustand desNoma Children Hospital bzw. deslokalen Personals nicht viel Mut,das Personal scheint unorganisiertund wenig motiviert, bei der Pati-entenversorgung mangelt es ander nötigen Fürsorge und Sorgfalt,die hygienischen Verhältnisse sinddürftig. Von ärztlicher Seite wird

ausser von Ralf Sautter, der offen-sichtlich alles versucht, die Versor-gung sicherzustellen, keine Verant-wortung und Initiative zur Leitungund Erhaltung des Krankenhausesübernommen, das in einer so ar-men Region Nigerias ein Segen fürdie Menschen ist bzw. sein könnte.Die Zukunft wird zeigen, ob dieseseinst sehr aussichtsreiche Projektauf die Dauer weitergeführt wer-den kann und ob lokale Kräfte an-gelernt und motiviert werden kön-nen, einmal die Leitung des Hau-ses und die Organisation der an-stehenden Operationen zu über-nehmen.

Svenja Giessler

Nachruf:

Wenige Wochen nach unsererRückkehr erreichte uns die Nach-richt über die Erkrankung von Dr.Manfred Busch, gefolgt von sei-nem raschen Tod. Wir alle warenerschüttert und trauern mit seinerFamilie. Manfred hat zwei seinerletzten Lebenswochen den Men-schen in Afrika gewidmet und sei-ne Patienten unermüdlich, einfühl-sam und sehr professionell be-treut. Unser Team und seine Pati-enten werden Ihn sehr vermissen.

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Einsätze Eritrea und Ruanda / 10 Jahre Sektion Vreden

zum Verbandszimmer zu rollen, umsich verbinden zu lassen, machtauch die Seele krank“. Bewegen-de Worte von Dr. Haile bei der Ab-schlusszeremonie mit unsereneritreischen Freunden.

Die Freude über unsere Gast-Ge-

schenke war groß: Dr. Haile erhieltseine Op.-Akku-Bohrmaschine,kurzfristig durch Spendengelder fi-nanziert, und der PhysiotherapeutRezene eine größere Zahl Neuro-Stimulatoren, die er sich ge-wünscht hatte und die durch einVredener Orthopädie-Fachge-schäft sowie das Gesundheitszen-trum Vreden gestiftet worden wa-ren.

Die Zusammenarbeit im Halibethospital ist traditionell gut. Wannhat man schon einen „10-flap-day“mit 10 Muskellappenplastiken?

Unsere Partner-Ärzte freuten sichüber die Demonstration 2er selte-ner „neurovasculärer Insellappen“,einem „Suralis-„ und einem „Dor-salis-pedis-Lappen“. Auch das von

Anaesthesie-Schwester; Dr. Chri-stine Müller, Assistenzärztin Plasti-sche Chirurgie; Theresa Sütfels,Cand. med.; Dr. Arnulf Lehmkö-ster, Plastischer Chirurg und Team-leiter.

Asmara, die Hauptstadt Eritreas,war zum 5. Mal Einsatzort. Wiederhatten Dr. Haile und Rezene vonder War disabled association diePat. ausgewählt und vorbereitet,während wir hinsichtlich unsererlogistischen Planung auf PeterBöttcher vom Büro Süd-Deutsch-land des Hammer Forums zurück-greifen konnten. Eritrea sucht der-zeit genau aus, welche NGO’s esins Land läßt. Die jahrelange Zu-sammenarbeit mit dem HammerForum ist dafür um so wichtiger.

„Wenn Ihr einem Querschnitts-gelähmten seinen Dekubitus(Druck-Liege-Geschwür) durch ei-nen Muskellappen verschlossen

habt, habt Ihr ihm auch seine Wür-de zurückgegeben, seiner Seelegeholfen. Das Geschwür am Ge-säß tut dem Pat. meist gar nichtweh, aber Tag für Tag, Jahr für Jahr,

Zweimal Afrika – Eritrea und Ruan-da waren Zielländer unserer Einsät-ze in 2008. Die Länder liegen geo-graphisch soweit auseinandernicht – und doch waren es zweiganz unterschiedliche Einsätze.

Zwischen den Einsätzen, im Som-mer, haben wir unser „10-Jähri-ges“ in unserem Garten gefeiert.Viele Aktive waren dabei, Peter(Schindelhauer) mit der weitestenAnreise aus dem Oderbruch.

Eine Woche später waren wir dannin unserer kleinen Stadt mit eige-nem Stand am „EhrenamtlichenTag“ vertreten, selbstgebackenesBrot, Buchweizenpfannkuchen,Erdbeerbowle fanden reissendenAbsatz.

Für unsere Sektion war 2008 eingutes Spendenjahr. Wieder dankenwir all unseren Spendern von Nahund Fern für ihren Beitrag.

Eritrea, 08. – 20.03.08

Teilnehmer: Dr. Heinz Hammer,Plast. Chirurg; Johanna van Laer,Anaesthesistin; Helga Wiggering,

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INTERPLAST Germany und INTER-PLAST-Holland herausgegebeneKompendium der Plastischen Chir-urgie fand bei den Ärzten des Hali-bed großen Anklang.

Wochenende! 2 arbeitsfreie Tagelagen vor uns, dank der Hilfe unse-rer eritreischen Freunde waren wirin den Besitz spezieller „Permits“gelangt, deren Sinn sich uns aller-dings verschloss. Warum ist esAusländern nur mit spezieller Ge-nehmigung der Regierung erlaubt,Asmara, die Hauptstadt zu verlas-sen? Weist doch das Land mit demUrwald am ostafrikanischen Gra-benbruch und der hindurchführen-den neuen touristischen „Fil-Fil-Road“ sowie dem Roten Meer mitder osmanischen Hafenstadt Mas-sawa, seinen Stränden und den Ko-rallenriffen (Schnorchelparadies!)der vorgelagerten Dalak-Inselnwahre touristische Höhepunkteauf.

Wir jedenfalls genossen den Aus-flug nach Massawa mit Bad im Ro-ten Meer und den Ausflug nach Ke-ren mit 35 ° im Schatten. Tief be-eindruckt hat alle der Besuch im Io-cca, der von den Freunden desHammer Forums errichteten Kin-derklinik. Wir gaben dort die in ei-ner kurzfristigen Aktion gesammel-ten Spielzeuge ab. Wir hatten Ge-legenheit, die Neugeborenen-Ab-teilung zu besichtigen mit seinemhohen medizinischen Standard.

chen, in welchem Krankenhaus inRuanda durch uns ein Op. einge-richtet werden kann.

In Kigali brauchten wir zwei volleTage – die wir gern im Op. ver-bracht hätten – um unser Air-Cargo(medizinische Verbrauchsgüter)aus dem Zoll zu bekommen. Einenweiteren Op.-Tag verloren wir da-durch, dass Weiße sich an einemTag im Hotel aufhalten sollten:

Groß-Demonstrationen waren an-gekündigt, letztendlich immernoch Folge des Genozids von1994.

Verglichen mit anderen Ländern, indenen wir tätig sind, ist in Ruandanoch viel Arbeit zu leisten: DieZollangelegenheiten bedürfen derStraffung, die Zusammenarbeit mitheimischen Ärzten ist zu fördern.

Kein leichter Abschied: Unsere erit-reischen Partner, vor allem Dr. Hai-le und Rezene, Awforki, der leiten-de OP-Pfleger sind Freunde seitlangem. Die gemeinsamen Abend-essen mit Fisch aus dem RotenMeer, das extrem angenehmeSommerwetter in Asmara (25°,trocken, leichter Wind) werden unsfehlen.

Während ich diese Zeilen amKarfreitagabend schreibe, schneites draußen.

Ruanda, 08. – 23.11.2008

Im November ging es für Dr. Chri-stine Müller und Dr. Arnulf Lehm-köster zum zweiten Mal nach Afri-ka. Auf eigene Kosten begleiteteuns Hubert Stroetmann, ambitio-nierter Fotograf aus Vreden, deruns die fotografische Dokumenta-tion der Reise abnahm. Das Missi-ons-Krankenhaus in Gahini hatteangefragt. Verbinden wollten wirdie Operationen dort mit Recher-

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So arbeiteten wir in Gahini mit zwei„Gast-Arbeitern“ zusammen, ei-nem Arzt aus Süd-Afrika und einemaus Australien.

Dankbar nahmen wir die Hilfe vonProf. Bernd Tenkhoff und Eva Fi-scher an, die unermüdlich für unsda waren. Bernd Tenkhoff arbeitetals Arbeits-Sicherheits-Experte seit5 Jahren für die ruandische Regie-rung. Eva verbringt ein freiwilligessoziales Jahr in Kigali und arbeitetdort mit behinderten Kindern. Bei-de begleiteten uns auch zu denBerg-Gorillas im Virunga-National-Park: Ein unvergessliches Erlebnis.

Berührend war zuletzt der Besuchbei Tuyisenge: Die nunmehr 12-jährige Tuyi ist ja überhaupt„Schuld“ an unserem Engage-ment in Ruanda: Als Silvia und ichsie vor drei Jahren zurückbrachtenin das Krankenhaus, das sie uns zu-geführt hatte, arbeiteten wir dortund jetzt wieder: In Gahini.

Wir sind dankbar, dass wir auch indiesem Jahr wieder in zwei Län-dern operieren konnten: 60 Patien-

ten geht es nun besser. Für 2009steht der erste Einsatz schon fest:Wir werden unser im Jahr 2007 be-gonnenes Engagement inTaiz/Jemen fortsetzen. Viele Ver-brennungs-Patienten und Kindermit Lippen-Kiefer-Gaumenspaltenwarten auf uns.

Arnulf Lehmköster

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Die seit genau 20 Jahren beste-hende Verbindung der Pfarrge-meinde St. Martin in Bad Honnef-Selhof mit der Missionsstation derMütter vom heiligen Kreuz bildetedie Basis für einen erneuten Ein-satz eines Interplastteams der Sek-tion Siebengebirge in Puma / Tan-sania. Nach dem Tod der 85jährigen Or-densgünderin Schwester MariaStieren am 17.04.2008, währendder Einsatzvorbereitung, wurde diePlanung von ihrer NachfolgerinSchwester Melania und Pater Cor-nelius Del Zotto, dem ehemaligenDekan der theologischen Fakutätin Rom lückenlos fortgeführt. Am17.10.2008 machte sich ein 13-köpfiges Team auf den Weg. Zuvorhatte Markus Strothkötter per Luft-fracht reichlich Material nach Tan-sania auf den Weg gebracht.

Das Team:

1. Dr. Ulrich Schmidtmann, FA f.Chirurgie, Unfallchirurgie und Or-thopädie, Chefarzt der chir. Abtei-lung des Cura Krankenhauses BadHonnef als Teamleiter2. Volker Rudolph, FA f. Chirurgieim Cura Krankenhaus in Bad Hon-nef

3. Dr. Maria Angsten, FÄ fürAnästhesie, ehemalige Chefärztinder Anästhesie im Cura Kranken-haus in Bad Honnef4. Dr. Frank Bosselmann, FAf.Chirurgie, Hand – und PlastischeChirurgie, Praxis in Bonn5. Dr. Dr. Markus Martini, FA f.Mund-, Kiefer- und Gsichtschirur-gie, leitender OA der MKG der UniBonn, 6. Dr. Andreas Viehöfer, FA fürAnästhesie im EvangelischenWaldkrankenhaus in Bonn-Bad Go-desberg7. Dr. Jürgen Meyer-Oswald, Zahn-arzt i. R. aus Köln-Pulheim8. Bianca Lumpp, leitende OP-Schwester der Chir.Klinik der UniGöttingen9. Reiko Jähne, OP- Fachpfleger imCura Krankenhaus in Bad Honnef

10. Johannes Kieserg Anästhesie-fachpfleger im Cura Krankenhausin Bad Honnef

11. Hans-Peter Heisterbach, Kran-kenpfleger und Wundmanager imCura Krankenhaus in Bad Honnef12. Markus Strothkötter, Kranken-pfleger, Unternehensberater undLogistiker aus Bad Honnef

13. Gunter Seifried, Elektronik- undRöntgentechniker aus Chemnitz

Vom 17. auf den 18. Oktober 2008ging es von Frankfurt über Adis Ab-eba und Nairobi zum Internationa-len Airport Kilimandscharo in Tan-sania. Von diesem Flughafen biszur Missionsstation beträgt dieStraßenentfernung noch ca. 360km, davon mindestens 2/3 Schot-terpiste. Ca. 26 Stunden nach demStart vom Siegburger Bahnhof er-reichten wir die Nebenstation derMission in Ndareda, nordwestlichvon Puma. Dort haben wir Zwi-schenstation gemacht. Hier wurdeim vergangenen Jahr bereits einOP aufgebaut. Da es aber in Nda-reda nur einen Opsaal gibt, habenwir es vorgezogen nur in Puma zuoperieren, um unsere Manpowerauch optimal einsetzen zu können.Am nächsten Morgen wurden dieersten Patienten hier untersuchtund die dann feste Termine zur OPin Puma bekamen. Am späten Vor-mittag ging es ausgeruht und ge-stärkt weiter nach Puma. Unter-wegs wurde eine weitere Neben-station des Ordens in Ngehandubesucht. Hier steht ebenfalls einkleines Krankenhaus. Auch hierwurden Patienten gesichtet undzur OP einbestellt. Am Nachmittag erreichten wirdann Puma, wo uns ein grandioserEmfang mit Tanz und Gesang be-reitet wurde. Die Station in Puma betreibt nebendem Krankenhaus mit 2 OPs Land-wirtschaft und Viehzucht. In einerweitere Dependance ca. 3 km ent-fernt wurden 3 Quellen erschlos-sen, die jede ca. 80000 l hochwer-tiges Wasser pro Stunde fördern.Neben der Bewässerung der Plan-tage - Garten Eden genannt - ist ge-plant, das Wasser zu vermarkten.Insgesamt ist die Station somitSelbstversorger bei Nahrungsmit-teln und Wasser.

Interplast - Einsatz in Puma /Tansania vom 17.10.-03.11.2008Sektion Siebengebirge

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Am Folgetag ging es an die Arbeit.Nach dem Screening und dem Vor-bereiten der OPsäle konnten be-reits Nachmittags die ersten OPsdurchgeführt werden. In den fol-genden 9 OP Tagen ( Sonntagswurde nicht operiert) konnten an103 Patienten 116 Operationenvon 2 Teams parallel durchgeführtwerden. Versorgt wurden Verbren-nungskontrakturen an Extremitä-ten, Rumpf und Gesicht, Lippen-und Gaumenspalten, Kiefertumo-ren, Klumpfüße, Hauttumoren,Ober- und Unterschenkelfrakturenverschiedenen Alters bei Kinderund Erwachsenen. Große Strumenund Leistenbruche gehörten eben-so dazu, wie einige proktologischeEingriffe. (Einfüger Bild 2 u. 3)

Als sehr hilfreich hat sich der Ein-satz des erfahrenen Wundmana-gers erwiesen, der den postopera-tiven Verlauf der Patienten überwa-chen konnte und den Operateurensomit viel Zeit erspart hat. Das hatsicher die OP Anzahl erhöht. Zu-sätzlich hat er das Screening derPatienten so koordiniert, dass auchhier durch gezielte Patientensich-

tung sehr effektiv und zeitsparendgearbeitet wurde. UnerlässlicheHelfer vor Ort waren zwei MedicalAssistents, ohne die ein solcherEinsatz nicht denkbar ist. Dank anAbel Eliah Sumbe und AthanasFrancis Gambula. Die OPsäle waren in gutem Zu-stand: Fließendes Wasser standimmer zur Verfügung, bei Strom-ausfall war schnell ein gut erhalte-ner Generator aus Bempflingen imEinsatz. Nachdem die Röntgenan-lage und der gespendete C-Bogenvon Gunter in mühevoller Bastelar-beit in Gang gebracht wurden, blie-ben kaum Wünsche offen. Unsere Unterkünfte waren gut, ge-legentlich sogar mit fließendemWasser. Die in der Tradition derverstorbenen Ordensgründerinbayerische Verpflegung tat nachlangen OP-Tagen gut, zumal auch“Tansanische Medizin” (Zitat PaterCornelius) nach bayerischer Brau-kunst gereicht wurde.Das Team zeichnete sich nebenfachlicher Kompetenz und gegen-seitiger Wertschätzung durch eineausgesprochene Harmonie aus.Diesem Umstand ist es zu verdan-ken, dass der Einsatz für alle Betei-ligten eine erfolgreiche Zeit ge-

worden ist.

Ein Ausflug in die Umgebung amOP-freien Sonntag ließ die land-schaftliche Schönheit der Regionerkennen. Den Kontakt zur Bevöl-kerung in Puma konnten wir unterVermittlung der beiden einheimi-schen Medical Assistents, auchaußerhalb der Mission, herstellen.

Am letzten OP-Tag wurden unsdann die Unzulänglichkeiten destansanischen Gesundheitssy-stems und somit auch unsereGrenzen dort aufgezeigt: Wir wa-ren bereits beim Einräumen, alsuns nach einem schweren Ver-hehrsunfall mit zwei Todesopfernein bewusstloser Patient eingelie-fert wurde. Er wurde sofort intu-biert. Blutung aus dem Ohr undCrepitation am Thorax ließen aufeine schwere Verletzungschließen. Die ebenfalls schwereWeichteilverletzung im Gesichtwurde zuerst in Angriff genom-men. Im Verlauf zeigte sich sono-graphisch freie Flüssigkeit im Ab-domen, so dass der Patient laparo-tomiert werden musste. Bei demEingriff wurde die verletzte Milzentfernt, außerdem galt es eineDarmläsion und einen Mesenterial-einriss zu versorgen. (Einfügen

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Bild 4) Bei der Suche nach einer In-tensivstation, die den Patienten (es war zufällig der Bauleiter, derden OP in Puma errichtet hatte)post OP versorgen konnte, wurdeein Krankenhaus ca. 100 km ent-fernt – in ca. eineinhalb StundenFahrzeit zu erreichen - genannt.Dort hatte Abel, einer der beidenMedical Assistents, drei Jahre zu-vor seine Ausbildung gemacht. Te-lefonisch wurde der Patient ange-meldet. Andreas und Hans-Peterist es gelungen aus einem Jeep ei-nen RTW mit Narkosegerät zu ba-steln. (Einfügen Bild5) Der dann fol-gende Transport des Schwerver-letzten in das Lutherische Hospitalin Haydom dauerte dreieinhalbStunden. Der Patient wurde dortstabil eingeliefert. Die versprochenIntensivstation war zwar vorhan-den, aber ohne Monitor und ohneBeatmungsgerät, denn drei Jahrezuvor war das Haus von norwegi-schen Ärzten betrieben worden,mit deren Weggang aber ver-schwand auch die Einrichtung derIntensivstation. Ein Rücktransportdes Patienten war zu diesem Zeit-punkt auch nicht mehr möglich, daauf dem langen Hinweg der Sauer-stoffvorrat komplett aufgebrauchtwar und kein Ersatz zur Verfügungstand. - Der polytraumatisierte Pati-ent ist am Folgetag verstorben.Dieser dramatische Einsatz mit sei-nem traurigen Verlauf beendeteunseren Einsatz in Puma.Am Freitagabend und Samstag-morgen wurden wir in einer sehrbewegenden Art und Weise verab-schiedet. Mit Blumen übersähtund reich beschenkt mit Honig,Kaffee, Tee und Bananen aus demGarten Eden bestiegen wir dieJeeps. Zum Früstück machten wirnochmal Station in Ngehandu. Na-he der Station wurde uns eineWasserbohrstelle gezeigt. DieseBohrung wird im Auftag der Missi-on durchgeführt, um ein bereits er-

worbenes großes Stück Steppefruchtbar zu machen. Geplant istGetreideanbau.

Weiter ging die Fahrt in den Taran-gire Nationalpark. Hier konnten wiram Nachmittag und am folgendenVormittag die eindrucksvolle Tier-welt des Landes bestaunen. (Ein-fügen Bild 6) Nach den arbeitsrei-chen Tagen in Puma war das ein er-holsamer Übergang vor der Heim-reise. Am Nachmittag starteten wiram Kilimandscharo um sind amfrühen Morgen des 03.11.2008 inFrankfurt gelandet.

Dieser Einsatz wäre nicht ohne dieUnterstützung zahlreicher Helferund Spender möglich gewesen.Insbesondere möchten wir FrauHuck von Pro Interplast Seligen-stadt und dem PUMA-Kreis der ka-thol. Kirchengemeinde St. MartinSelhof-Bad Honnef danken.

Volker Rudolph, Bad Honnef

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Team:

- Hubertus Tilkorn - Plast. Chirurg- Einsatzleiter

- Michael Bergermann –MKG-Chirurg

- Eckhard Speulda – Anästhesist - Bernhard Schneller - Anästhesist- Tina Tröster – Op.-Schwester - Monika Blaser - Op-Schwester- Marlene Tilkorn – Allgemein-

ärztin -Koordination- Daniel Tilkorn – Plast. Chirurg- Maximilian Speulda - cand. med.

– Anästhesiehelfer, Chirurgie-Azubi

Nachdem der letztjährige Einsatzzur Zufriedenheit aller verlaufen ist,folgte auch dieses Jahr wieder ei-ne bunte Gruppe aus 6 Interplast-Erfahrenen und drei Neulingen derEinladung des Bischofs von Iringa,ins Missions Hospital Ipamba nachTosamaganga zu kommen.In Dar es Salam gesellte sich nochein Oral-Chirurg aus den USA zuunserer Gruppe, der Michael Ber-germann gebeten hatte, eine Wo-

Marlene Tilkorn untersuchte in den9,5 Arbeitstagen fast 400 Patien-ten, von denen 124 für eine Opera-tion in Frage kamen. Dabei handel-te es sich um das übliche Spek-trum: Lippen-Kiefer-Gaumenspal-ten, schwere Verbrennungskon-trakturen, zudem riesige Condylo-me im Genitalbereich bei AIDS Pa-tienten, sowie andere Hauttumore.

che an dem Einsatz teilnehmen zudürfen.

Horst und Monika Blaser und KlausValentin hatten dieses Jahr wiedertolle Vorarbeit geleistet, ohne dieder ganze Einsatz nicht möglich ge-wesen wäre. So klappte der Trans-port von Dar es Salam nach Ipama-ba , einem kleinen Ort auf der Ho-chebene nahe Iringa, ohne Proble-me. Nach fast 12 stündiger Bus-fahrt waren wir froh, unsere Unter-kunft bei der italienischen Hilfsor-ganisation „Doctors with Africa“beziehen zu können, wo wir mit ei-nem hervorragenden italienischenAbendessen von Signora Teresabegrüßt wurden.

„Unser“ OP war im Vergleich zumVorjahr schon bei unserer Ankunftals solcher zu erkennen. So hattenwir zwei Narkosegeräte und zweirichtige OP-Tische zur Verfügung. Nach kleineren anfänglichen tech-nischen Problemen konnten wiram Mittag des ersten Tages mitden ersten Operationen beginnen.

Ipamba Hospital – Tosamaganga-Iringa /Tanzania – Ostafrika Sektion Münster Zeit: 11.- 24. Okt. 08

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Aufgrund der Bilder auf den Infor-mations-Plakaten kamen diesesJahr sehr viele Patienten mit Kelloi-den in allen Größenordnungen. Beizum Teil monströsen Kelloiden be-schränkten wir uns bei der Operati-on auf Patienten, bei denen durchdie Operation keine große Wund-fläche entstand und eine Nachbe-handlung mit Triamcinolon gewähr-leistet war. Bei der Auswahl derBilder für unser Informationsplakatwerden wir demnächst voraus-schauender sein.

Die Zusammenarbeit mit den bei-den afrikanischen Schwestern-Ärz-tinnen, besonders mit Dr. SabinaMangi war hervorragend. Sie wirdim kommenden Jahr besondersSpalt-Patienten vormerken, da die-se sonst in der Region nicht be-handelt werden.

Die Op-Indikation von Säuglingenmit LKG-Spalten in schlechten All-gemein – und Ernährungszustandhat uns wieder viel Nachdenkenund Sorge gemacht. Bei einer mitder Ernährung ihres Kindes über-forderten Mutter entschlossen wir

uns, dem 6-Monaten alten, mange-lernährten, 3,7 kg schweren Säug-ling die Lippenspalte zu ver-schließen. Nach einer kritischenPhase konnte der Säugling nachBluttransfusion, Sondenernährungund intensiver Ernährungsbera-tung am Ende unseres Aufenthal-tes in deutlich gebesserten Zu-stand entlassen werden und ist fürden Gaumenverschluss für daskommende Jahr vorgesehen. Oh-

ne die intensive Behandlung unddie Operation hätte das Kind vor-aussichtlich im kommenden Jahrnicht mehr gelebt.

Besonders beeindruckt haben unswieder die Kinder mit Verbren-nungswunden und Kontrakturen,wie Jackson, mit seinen 1 _ Jah-ren, Erisha mit 6 Jahren und Her-mann mit 4 Jahren, die mit großerGeduld die häufigen Verbands-

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wechsel ertrugen und mit ihrenstrahlenden Augen unsere Herzengewannen.

Auch in diesem Jahr bat Schwe-ster Sabina uns, drei Patienten mitakutem Abdomen zu übernehmen,die im nahe gelegenen Regie-rungskrankhaus 5 Tag unversorgtgeblieben waren. Ein Patient miteiner Messerstichverletzung derLeber, und eine junge Frau mit ei-nem ausgedehnten Bridenilieus er-holten sich erstaunlich schnell undwaren vor unserer Abreise schonwieder entlassen, ein 80-jährigerPatient mit einem inoperablenIleiocoecaltumor musste mit ei-nem Stoma versorgt werden.

Ein Patient mit einem riesigen,kopfgroßen Ameloblastom undzwei jungen Patienten mit sehrausgedehntem, ulcerierend verjau-chendem Dermatofibrosarcom derKopfhaut konnten wir leider nichthelfen.

Unsere Patienten waren wie imVorjahr in einem Matratzen-Lageruntergebracht. Trotz der schwieri-gen hygienischen Bedingungengab es keine Wundinfektion.

Das schönste Erlebnis war, dassder 18-jährige Patient Goodluckvon weither angereist kam, um zuzeigen, dass die Vorjahres-Operati-

on erfolgreich war und er jetzt aufbeiden Beinen stehen und ohneGehstütze laufen kann. Goodluckhatte uns nach der Korrektur derschlimmen Kontraktur im Kniege-lenk wegen diffuser Hämorrhagienviel Sorgen gemacht.

Dem Wunsch der tansanischenMitarbeiter, nächstes Jahr wiederein Interplast Team im Tosamagan-ga-Hospital begrüßen zu dürfen,möchten wir alle gerne nachkom-men.

Bei der Rückfahrt nutzen wir danndie praktische Lage des MikumiNational Parks auf halber Streckenach Dar es Salaam, um noch einemehrstündige Safari zu machen.

Auch dieses Jahr gilt der Lufthansaund der Swiss Air wieder unserDank für den kostenlosen Trans-port des Übergepäcks.

Max Speulda

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Wenn man mit dem Flugzeug vonder afrikanischen Küste kommt,taucht Madagaskar plötzlich wieein vergessener Kontinent im Indi-schen Ozean auf. Ein portugiesi-scher Seefahrer, Kapitän DiegoDiaz, war im Jahr 1500 von der In-dien-Route abgekommen und hat-te als erster die Nachricht von einergewaltigen roten Insel vor der Kü-ste Afrikas nach Europa gebracht.Marco Polo nannte die Insel dannMadagaskar. Mit seinen Reisfel-dern und seiner hügeligen grünenLandschaft wirkt Madagaskarzunächst eher asiatisch. Man gehtheute davon aus, dass indonesi-sche Siedler vor etwa 2000 Jahrenauf eine menschenleere Insel ge-kommen sind. Die Madagassen al-lerdings glauben, dass ihre Inselder Ort des „absoluten Ursprungs“ist und dass ihre Ahnen weiße Py-gmäen waren, so genannte „Va-zimba“. Zwei Dinge tragen zur Fas-zination dieser Insel bei: zum Einensind die Madagassen wohl diefreundlichsten und liebenswürdig-sten Menschen, die man treffenkann. „Fihavanana“ - die Freund-schaft gegenüber allen Menschen– ist ein wichtiger Teil ihrer Kultur.

Das zweite ist eine endemischeFlora und Fauna, es gibt viele tau-send Arten, die nur auf Madagas-kar vorkommen. Lemuren – aufge-regte Halbaffen – sind ein Symboldieser Fauna und ein WahrzeichenMadagaskars. Dennoch gehörtMadagaskar zu den ärmsten Län-dern der Welt, etwa die Hälfte derBevölkerung lebt von weniger alseinem Dollar pro Tag. Die örtlichenGesundheitsbehörden berichtenüber Fälle von Pest, Lepra und Toll-

wut. Zu unserem von InterplastFrankreich organisierten Teamgehörten Prof. Jaques Baudet,Dres. Patrick Knipper, MatthieuBeustes und Alexander Schön-born, alle Plastische Chirurgen, Dr.Patrick Antoine, Anästhesist, undMarie-Christine Buisson, OP-Schwester. Unser Einsatz fand inder kinderchirurgischen Abteilungder Uniklinik von Antananarivo stattund wurde maßgeblich vom LionsClub der Hauptstadt unterstützt.Wir kamen am Sonntagabend inAntananarivo an. Air France hattedas Übergepäck gratis transpor-tiert, was etwa EUR 750,- gesparthaben dürfte. Leider gehört Mada-gaskar seit Anfang des Jahresnicht mehr zu den Zielen, für die AirFrance humanitäre Einsätze unter-stützt. Am Montag und Dienstagwurden uns insgesamt 65 Patien-ten vorgestellt. 44 Patienten wur-den an sieben OP-Tagen (der Mai-feiertag fiel auf den Donnerstagder zweiten Woche) operiert. Vonden 21 nicht operierten Patientenwaren 14 Neuvorstellungen undsieben Patienten, die während desvorangegangenen Einsatzes ope-

Einsatz Antananarivo /Madagaskar vom 21.04. - 02.05.2008 INTERPLAST-France und INTERPLAST-Germany

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riert worden waren. Die Mehrzahlder Eingriffe (27) betraf die Kopf –Hals – Region, 11 die obere Extre-mität, drei die untere und drei denRumpf. Das Spektrum war Inter-plast-typisch: Lippen- und Gau-menspalten, Verbrennungsfolgen,Fehlbildungen. Mit Jaques Baudethatten wir nicht nur einen großarti-gen Chirurgen an Bord, sondernauch einen bereitwilligen Lehrer,der uns an seiner immensen Erfah-rung teilhaben ließ. Wir konntenparallel in zwei mit Mitteln des Li-ons-Clubs renovierten OP - Sälenarbeiten. Unser Anästhesist Pa-trick Antoine – obwohl von einhei-mischen Anästhesisten gut unter-stützt – musste letztlich beide Säleüberwachen. Zurückhaltend, effizi-ent, war er immer schon zur Stelle,wenn wir das Gefühl hatten, ihngleich zu brauchen. Patrick Knipperhatte uns vor allem deshalb beglei-tet, um das in Paris bereits seitmehreren Jahren angebotene Uni-versitätsdiplom „Chirurgie répara-trice en situation précaire“ an dermedizinische Fakultät von An-tananarivo zu etablieren. Obwohl inDeutschland kaum bekannt, sindsolche Diplome im französisch-

sprachigen Raum wichtige akade-mische Titel und folgen einem ge-nauen Curriculum. Während desEinsatzes hatten sich nur drei ma-dagassische Kollegen für das Di-plom eingeschrieben. Das lag anden hohen Einschreibegebühren,die die Fakultät zunächst verlangthatte. Dieses Problem konnte je-doch geregelt werden, so dassman ab 2009 mit ca. 15 Teilneh-mern pro Kurs rechnen kann. Dertheoretische Unterricht fand inzwei Teilen statt: morgens vor OPBeginn wurden in ca. 30 min. dieEingriffe des Tages erläutert, nach-mittags fand ein allgemeiner Kursüber 2 bis 3 Stunden statt. Dazwi-schen assistierten die Kollegen beiunseren Eingriffen. Während desAufenthalts unseres Teams fanddas Frühjahrs-Symposium derFranzösischen Gesellschaft für Pla-stische Chirurgie ebenfalls auf Ma-dagaskar statt. Anlass für einenfestlichen Abend, bei dem von Je-an-Pierre Reynaud, dem Präsiden-ten, etwa ein Dutzend Lehrbücherund ein Elektrodermatom als Spen-de der Fachgesellschaft an die ma-dagassischen Kollegen übergebenwurde. Unser Team wurde außer-ordentlich gut von den Lions vonAntananarivo betreut, die Gast-freundlichkeit von Michel Gerardund seiner Frau, die das gesamteTeam jeden Abend in ihrem Hausbewirteten, sei besonders er-wähnt. Der nächste Einsatz in An-tananarivo ist für Mai 2009 geplant.

Alexander Schönborn, Berlin

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Im Mai des Jahres 2008 haben wirmit dem ersten Folgeeinsatz für In-terplast-Germany unser im Vorjahrbegonnenes Programm in Fiana-rantsoa, Madagaskar fortgesetzt.

Die Kosten des Einsatzes konntenkomplett aus einer zweckgebunde-nen Spende des Lions- Club Essen-Stadtwald an den gemeinnützigenVerein Pro- Interplast- Seligenstadtbestritten werden. Ganz herzli-chen Dank dem Lions- Club in Es-sen für die überwältigend großzü-gige Unterstützung und an die Ver-einsvorsitzende Frau WaltraudHuck und Ihre Mitstreiter von ProInterplast Seligenstadt für Ihre pro-fessionelle, unermüdliche und ex-trem engagierte Arbeit!

Wie schon im Vorjahr wurde unserEinsatz von den Herrn KollegenFrank de Wolf (Gent / Belgien) per-fekt organisatorisch vorbereitetund geleitet. Im Anschluß an diehoffentlich bald erfolgende Grün-dung von Interplast Belgium wirdunsere Arbeit in Fianarantsoa si-cherlich ganz unter der Regie unser

belgischen Freunde fortgesetztwerden.

Teammitglieder des Einsatzes

waren:

- Dr. med. Frank de Wolf, Gent, Belgien (Zahn- Mund- Kiefer und plastischer Gesichtschirurg)

- Prof. Dr. med Dr. med dent E.D. Voy (Zahn- Mund- Kiefer undplastischer Gesichtschirur)

- Dr. med. Herbert v. Crayeveld, Gent, Belgien ( Anästhesist )

- Dr. Benoit Dolphijn, Herentals, Belgien ( Zahn- Mund- Kiefer und plastischer Gesichtschirurg)

- Dr. med Christian Löhlein,Velbert (Anästhesist, Teamleiter)

- Frau Dr. Margareta Debrock, Gent, Belgien (Anästhesistin)

- Frau Nancy Buysse, Gent,Belgien (OP- Schwester)

- Magdalena Löhlein, Velbert (Studentin) (Mitreise auf eigene Kosten)

INTERPLAST-Einsatz Fianarantsoa /MadagaskarMai 2008

Die Anreise nach Antananarivo /Madagaskar erfolgte am 2. 5. 08mit Air France von Paris aus.

Für den Transport unseres Materi-als konnte im Vorfeld eine Rege-lung getroffen werden, die letztlichdazu führte, dass Air France unserÜbergepäck für einen sehr gerin-gen Aufpreis transportiert hat. AufInanspruchnahme von Air Mada-gascar war diesmal verzichtet wor-den, nachdem Zweifel an derenlangfristiger Existenzfähigkeit auf-gekommen waren.

Bei Hin- und Rückreise von An-tananarivo zum Einsatzort Fiana-rantsoa war die Unterstützung derkanadischen NGO „MAF“ (Missi-on Aviation Fellowship) außeror-dentlich hilfreich. Der kurze undausgesprochen kostengünstigeFlug mit einer Cessna Caravan vonMAF hat dem Team zwei anstren-gende Tage auf schlechten Stras-sen erspart und so einen zusätzli-chen Operationstag ermöglicht.

Wie beim ersten Einsatz war das„Hopitaliben i`Fianarantsoa“, dasZentrale Referenzkrankenhaus derProvinz Fianarantsoa als Austra-gungsort unseres Einsatzes vorge-sehen.

In relativ großzügiger, auf viele Ge-bäude verteilter Bausubstanz (inwesentlichen Teilen handelt es

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sich um eine ehemalige französi-sche Kaserne!) ist hier ein grossesKrankenhaus untergebracht, dasallerdings offenbar mangels Geldnur zu kleinen Teilen wirklich ge-nutzt wird und zudem wichtige füreine Krankenversorgung nachwestlichen Maßstäbe absolut un-verzichtbare Merkmale nicht vor-halten kann. Die am letzten Ein-satztag arrangierte Führung durchdas gesamte Krankenhaus hatdementsprechend beim Team ei-nen bleibenden Eindruck hinterlas-sen. Unter anderem wurde uns ei-ne Frau präsentiert, die als „Gei-sel“ festgehalten wurde, bis dieFamilie das für die stattgefundeneEntbindung fällige Entgelt ( die Re-de war von umgerechnet zwei Eu-ro!) bezahlen konnte – eine offen-bar übliche Vorgehensweise.

Wie schon im Jahr zuvor hatte sichdas Haus unter Berücksichtigungder vorhandenen Möglichkeitenhervorragend auf unseren Einsatzvorbereitet. Abgesprochen war er-neut eine Konzentration auf dieVersorgung von Patienten mit Lip-pen- Kiefer- Gaumen Spalten ge-wesen. Bei Screening am An-kunftstag warteten dann auch

mehr als 80 Patienten auf uns, dieteilweise von weit her angereistwaren. Es handelte sich dabei ganzüberwiegend um nicht voroperier-te Spaltpatienten vom Kleinkindes-bis ins junge Erwachsenenalter.Lediglich 5 Patienten waren „Wie-derkehrer“, bei denen nach derLippenspaltplastik 2007 noch dieGaumenoperation ausstand.

Die Ergebnisse unserer Arbeit von2007 waren von unseren Gastge-bern summarisch ausgesprochenpositiv beurteilt worden. Das gip-felte in der Feststellung, dass zwi-schenzeitig 7 unserer Patientenverheiratet seien.

Eine etwas solidere Rückmeldungüber Langzeitergebnisse unsererArbeit zu bekommen, ist in Mada-gaskar bisher schwierig: Die Pati-enten kommen aus einem grossenEinzugsbereich und die Infrastruk-tur ( Telekommunikation, Trans-portwege) ist ausgesprochen dürf-tig. Einbestellung vieler Patientenlediglich zum Zwecke der Ergeb-niskontrolle dürfte daher nicht aus-sichtsreich sein. Bei der Beurtei-lung der Langzeitergebnisse wer-

den wir daher leider noch längerauf Einzelfallbeobachtungen undauf die Untersuchungen von Pati-enten mit geplanten Reoperatio-nen angewiesen sein. Ähnlicheswird ja auch von anderen Inter-plast- Teams berichtet. Für Verbes-serungsvorschläge zu dieser The-matik wären wir dankbar.

Nachdem Nachschub an Sauer-stoff sichergestellt worden war (mangels finanzieller Möglichkeitenwird das Haus noch nicht einmalregelmäßig mit Sauerstoff beliefert!) konnten wir in hervorragenderWeise unterstützt von lokalen Hel-fern in OP und auf der „ Station“ inunser OP- Programm starten.

Insgesamt hat das Team in den fol-genden 10 OP- Tagen ohne erwäh-nenswerte Probleme 88 Patientenoperiert, wobei insgesamt 109Operationen durchgeführt wurden.

Wie bei jedem Einsatz hatten wir2007 alle Restbestände an Naht-material, Einmalartikeln und Medi-kamenten zurückgelassen. Aller-dings war es uns im nachhinein be-trachtet nicht gelungen, sicherzu-stellen, dass alles Material wirklichbedürftigen Patienten oder demKrankenhaus als Ganzes zugutekommt. Diese aus anderen Einsät-zen bekannte Problematik wurdemit dem Ärztlichen Direktor desKrankenhauses ausdrücklich ange-sprochen und uns wurde gewis-senhafter Umgang mit den reichli-chen „Überbleibseln“ des dies-jährigen Einsatzes explizit zuge-sagt. Wir werden genau nachfra-gen...

Von unseren madagassischen Part-nern wird die Fortsetzung unserer

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Arbeit in Fianarantsoa dringlich ge-wünscht – gerne auch mit erwei-tertem Indikationsspektrum. Nach-dem wir das Haus und seine sehrbeschränkten Möglichkeiten ken-nen gelernt haben, werden wir inentsprechende Überlegungen füreinen Einsatz im kommenden Jahreinsteigen.

Die Rückreise in der Nacht vom 18.5. 08 verlief ohne besondere Ereig-nisse.

Insgesamt kann von einem pro-blemlos verlaufenen Interplast-Einsatz berichtet werden. Das Mit-einander im Team war stets gut,die Nachfrage nach unseremHilfsangebot ist ebenso wie die Ko-operationswilligkeit unserer loka-len Partner ausgesprochen grossund es kam zu keinerlei gravieren-den Komplikationen. Wir glauben,dass mit Fianarantsoa eine Einsatz-stelle gefunden ist, die noch jahre-lang ein lohnendes Ziel von Inter-plast- Einsätzen sein kann.

Die im Bericht 2007 angekündigteGründung von Interplast Belgiumist zwar mittlerweile weit fortge-schritten, aber noch nicht formellerfolgt. Wir gehen aber davon aus,dass 2009 ein Team von „Inter-plast Belgium“ nach Madagaskarreisen wird.

Christian Löhlein, Velbert

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Es regnet nicht, es schüttet! Allestrieft und das Wasser bahnt sichseinen Weg durch die Holzdeckeim OP und tropft in mehrere Eimerund den Fußboden. Es kommttatsächlich mehr Wasser durch dieDecke, als durch die Dusche in un-serer Unterkunft!! Der Patient istin Narkose und merkt nicht, dass ernass wird. Wir operieren und mer-ken sehr wohl, dass die Decke un-dicht ist. Gibt es hier einen Regen-schirm für Ärzte aus Übersee, diees nicht gewohnt sind, im OP-Re-gen zu stehen?

Es ist unserer dritter Einsatz imHospital Ambohibao in Antananari-vo, der Hauptstadt Madagaskars.Die Regenzeit hat früher einge-setzt als sonst, was wir sehr zuspüren bekommen haben. Der Re-gen macht die ohnehin schon sehrmäßigen Straßen zu einerSchlammschlacht, was leider eini-gen Patienten den Zugang zumKrankenhaus verwehrt.

Operieren auf dem sechsten KontinentEinsatz auf Madagaskar 21.11.08-08.12.08

Es ist, als ob wir alte Freunde be-suchen. Viele Mitarbeiter des Kran-kenhauses sind mitten in der Nachtzum Flughafen gekommen, umuns zu begrüßen und unsere Bergevon Gepäck mit ins Krankenhauszu nehmen. Jeder Tupfer, jedeNaht und jedes Medikament, daswir eventuell gebrauchen könnten,haben wir aus Deutschland mitge-bracht. Die finanziellen Mittel desKrankenhauses sind sehr begrenzt.Wir können nichts von Ihnen be-kommen. Auch dieses Jahr geht al-les seinen gewohnten Gang. Pati-enten stellen sich vor, werden ope-riert, übernachten und gehenglücklich nach Hause. Alle ziehenan einem Strang und haben dieFreude, helfen zu können. Wir ope-rieren an drei Tischen. Die Kindermit Lippen- und Gaumenspaltengehören schon zum Standardpro-gramm, ebenso wie Fehlbildungenan der Hand, Tumore und Kontrak-turen nach Verbrennungen. Neu im„Angebot“ sind die Klumpfußbe-handlungen, die ansonsten in Ma-dagaskar nach vorliegender Infor-

mation überhaupt nicht stattfin-den.

Der älteste Patient, der an einerLippenspalte operiert wurde, war18 Jahre alt. Nach erfolgreicher OPgrinste einer unserer Anästhesi-sten den jungen Mann an und sagt:„Go home and get married“. DerJüngling, aus der Narkose wiedererwacht, lässt sich das übersetz-ten, verlangt einen Spiegel undlächelt sehr breit und zufrieden.Die sorgfältig platzierten Nähte ander Lippe überstehen den Härte-test und fliegen uns nicht um dieOhren. Genau das wird er ma-chen!!! Die Familie seiner Angebe-teten wollte eine Hochzeit mit derLippenspalte nicht zulassen. Jetztaber steht einer Vermählung nichtsmehr im Weg. „Go home and getmarried!!!“ Sein schönstes Weih-nachtsgeschenk.

Am Ende unserer Wocheschmeißen wir die obligatorischePizzaparty, was uns als internatio-nales Team noch mehr zusammen-schweißt. Bei einem durchschnitt-lichen Gehalt von etwa 25 Euro imMonat können sich nur wenige ei-ne Pizza im Wert von 4 Euro lei-sten. Nach einer erfolgreichen Wo-che in Tana fliegen wir weiter inden Südosten um zum zweitenMal das BuschkrankenhausManambaro zu besuchen.

Manambaro... Der Name klingtnach Abenteuer und Herausforde-rung und genau so ist es. Das etwa5000 Seelen große Dorf in derNähe von Fort Dauphin im Südo-sten Madagaskars hatte vor einemhalben Jahrhundert ein berühmtesKrankenhaus. Das 1954 von Ameri-kanern gebaute, und seit Anfangder siebziger Jahre in Eigenregie

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geführte Haus, ist heute nur einSchatten seiner selbst. Es fehlt anallem und dies an jeder Ecke. Seitletztem Jahr hat der Autoclav denGeist aufgegeben, der Generatorfunktioniert nur stundenweise unddann nur leidlich. Der Verlust desAutoclaven empfanden wir als be-sonders schmerzlich, da der Sterili-sator vor Ort eigentlich nicht ande-res als ein Backofen bis 120 Gradist. Das Gefühl, dass die Tiefkühl-pizza aus dem Backofen zu Hausesteriler ist als unsere Instrumente,war nicht ganz zu unterdrücken...

Es werden im Haus internistischeErkrankungen wie u.a. Malaria,Tbc, Polio und Lungenerkrankun-gen behandelt. Die chirurgischenEingriffe beschränken sich auf Hy-sterektomien, Hernien, Sterilisatio-nen und Kaiserschnitte. Wer vor-her zahlen kann wird behandelt,wer nicht, muss draußen bleiben...und viele können nicht zahlen.

Die meisten Patienten kommenbarfuß, entweder aus dem Ortoder aus bis zu drei Tagesmär-

schen entfernten Dörfern. Nachder Frühmesse sitzen sie geduldigin dem großen Raum, der als Ka-pelle und Warteraum dient undhoffen, dass wir etwas für sie tunkönnen. Es gibt hier Kinder, die nurganz selten oder noch nie Weißegesehen haben. Das wir nur Guteswollen, ist nicht immer einfach zuvermitteln. Auf Madagaskar heißtes nicht; „Wer hat Angst vomschwarzen Mann?“ sondern:„Wenn Du nicht lieb bist, kommtder weiße Mann und holt Dich!“.Die Kuscheltiere, die von unserenKindern gesammelt wurden undals Geschenk (Bestechung) über-reicht werden, überwinden jedochviele Barrieren. Da es sich mittler-weile herumgesprochen hat, waswir operieren und was nicht, müs-sen wir nur wenige Patienten ab-weisen. Grundsätzlich sollen keineEingriffe durchgeführt werden, dievon ortsansässigen Kollegen ge-macht werden können.

In Manambaro scheint die Sonne,und zwar von klarblauem Himmel.Regenzeit? Keine Spur. Dafür sindes etwa 40 Grad in dem kleinen OP

mit den niedlich geblümten Gardi-nen. An der Wand jede Mengenackte Kabel und Stromleitungensowie 110 und 220 Volt-Steckdo-sen. Es darf geraten werden, wiewelche zuzuordnen sind, und obsie überhaupt funktionieren. DasLicht kommt aus einem LKW-Scheinwerfer und einer im Bau-markt gekauften Stirnlampe. Hierwerden die Kinder mit Lippen- undGaumenspalten operiert. In demgroßen OP wird parallel an zwei Ti-schen gearbeitet. Es ist hier nichtganz so heiß und wir haben be-schlossen, die größeren Eingriffehier durchzuführen. Es wird einKlumpfuß nach dem anderen anTisch eins gerichtet und Kontraktu-ren nach Verbrennungen an Tischzwei gelöst. Die alte OP-Lampe derAmerikaner hat mittlerweile auchnur LKW-Scheinwerferbirnen mitabenteuerlichen Kabelkonstruktio-nen als Leuchtmittel erhalten. DasOP-Gebiet wird recht warm, wasdas Operieren nicht gerade einfa-cher macht.

Wer in Manambaro operiert, hat esmit der ganzen Familie zu tun. Erstwird beraten, ob überhaupt ope-riert wird, eventuell muss noch einStammesältester oder die Ahnenbefragt werden und dann erst kannes losgehen. Die Patientenverpfle-gung wird ebenso von der Familieorganisiert, wie der größte Teil derPflege. Welche Aufgaben dieSchwestern im Krankenhaus ha-ben, ist relativ unklar.

Es wurde letztes Jahr explizit ge-beten, dass wir einen Orthopädenmitbringen, der Klumpfüße operie-ren kann. Diese angeborene Fehl-bildung wird im Süden Madagas-kars überhaupt nicht behandelt.Die Nachbehandlung wird ein sehrwichtiges Thema werden und es

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wurden Kontakte mit einem ansäs-sigen südafrikanischen Kollegen inFort Dauphin geknüpft.

Narkosen werden mit Sauerstoff-flaschen, Druckminderer und Am-bubeutel gemacht. Perfusoren,Medikamente und Monitore habenwir selber mitgebracht. Es gibt kei-nen Anästhesisten im Haus. Narko-sen für die beiden Chirurgen inManambaro (meist Spinalanästhe-sien) werden von Mme Prosperine,der Narkoseschwester, durchge-führt. Es steht zwar ein schönesNarkosegerät in dem großen OP,eine Spende aus den USA, aber esbraucht Druckluft, etwas was es inManambaro nicht gibt und nie ge-geben hat. Leider eines der vielenBeispiele von gut gemeinten, abermisslungenen Sachspenden ausdem Ausland. Immerhin könnendie Schubladen im Narkosewagenbenutzt werden, so dass es nichtnur als Staubfänger langsam ver-gammelt. Mme Prosperine und dieAnästhesisten haben wirklichgroßartiges geleistet. Unser jüng-stes Kind war 4 Monate alt und

wog 5 kg. Insgesamt wurden 63kleine Patienten im Alter von unter6 Jahren Operiert.

Wir haben dieses Jahr viele größe-re Operationen durchgeführt. Vonden insgesamt 135 Eingriffen wur-den 37 Lippen-/Gaumenspaltenoperiert, 35 Verbrennungskontrak-turen gelöst und 24 Klumpfüße ge-richtet. Weitere Eingriffe warenHanddeformitäten und Gesichtstu-more.

Dieser Einsatz wäre nicht möglichgewesen, wenn uns nicht vieleMenschen mit der Planung gehol-fen hätten. Unser Dank geht u.a.an Jacob und Tina Adolf sowie Tan-ja Huck in Tana, die uns immer wie-der mit der Organisation in Ambo-hibao beiseite stehen. Ein Danke-schön auch an Maria Damer undNorbert Determann in Fort Dau-phin, ohne die das Manambaro-Projekt nicht stattfinden könnte.Danke an unsere Kuscheltierbeauf-tragten Alexa Meyer Vandehultund Jens und Björn Zimmert für

das Einsammeln von Kuscheltie-ren. Danke auch an Michel Triebig,3T Reisen in Frankfurt, der dasganze Chaos mit den Flügen sou-verän meisterte. Danke an alle un-sere Spender und ein großes Dan-keschön vom Herzen an WaltraudHuck, ProInterplast. Ohne ihre Ko-ordination von Spenden, ihr Enga-gement und ihre Hilfe hätten wirnicht Kindern das Laufen ermögli-chen oder ein Lächeln auf die Lip-pen zaubern können.

Unsere Teammitglieder:

Dr. Gie Meyer VandehultDr. KräkelDr. SonarioDr. WulffDr. GalleDr. GlasnerDr. ZimmertHerr Holland

Gie Meyer Vandehult,Bad Schwartau

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Das Namibia-Projekt wurde von Dr.Matthias Gensior, Plastischer Chir-urg aus Korschenbroich ins Lebengerufen. Die Kooperation zwischendem Staat Namibia und Interplastsieht vor, dass zweimal pro Jahr In-terplast-Teams für je zwei Wochenin Windhoek bzw. Oshakati operie-ren. Integraler Bestandteil des Ein-satzes sollte auch die Ausbildungeinheimischer Ärzte, Krankenpfle-ger und Schwestern sein. Eliza-beth, Ärztin in der Allgemeinchirur-gischen Ausbildung, hatte bereitsdem Team im Jahr 2007 zur Seitegestanden. Durch das Gesund-heitsministerium in Windhoek, v.a.Dr. Norbert Forster (Secretary desGesundheitsministeriums), konnteeine Kooperation zwischen Nami-bia und Interplast e.V. aufgebautwerden. Das Gesundheitsministe-rium half bei der Einholung der Ar-beitserlaubnisse sowie den Zollfor-malitäten.

Pro Interplast e. V. unterstützteden Einsatz ganz wesentlich und

Namibia/Windhoek Central State Hospital28.03.-12.04.2008

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dessen gute Seele, Mutter Wal-traud, ist ein großes Dankeschönvon den 43 Patienten und von unsallen im Team zu zollen. 69 Opera-tionen habt ihr von Pro Interplastermöglicht, die zum Teil lebensret-tend und in allen Fällen die Le-bensqualität wesentlich verbes-sernd waren.

Unsere gemischte Gruppe bestandzur Hälfte aus Interplast erfahrenenTeilnehmern. 2 Betäuber, 3 Operie-rer, 2 Facharzt-AZUBIS und 4 Che-finnen waren wir insgesamt. Aufden ersten Blick viele, aber bei par-allel laufenden 2-3 Op-sälen täglichund der Sprechstunde für dieNachbehandlung und Patienten-auswahl war mehr als genug für je-den zu tun. Thomas, Carsten, Al-berto, Ekkehard waren so was wiedie Pfeiler und Kerstin & Kerstin,Sigi, Gabi, Annika, Anne und Connyrundeten uns nicht nur körperlichsehr hübsch ab. Ganz wesentlichkonnten wir so die Nachbehand-lung mit zahlreichen Verbands-wechseln in Kurznarkose verbes-sern.

Zusammengekommen sind wiraus Vogtareuth, Heidelberg, Frank-furt, Deggendorf an den LTU-Schal-

ter München. Frau Kalveram warhier beauftragt, in großzügigerWeise unser 500 kg Übergepäckmit empfindlichen Instrumentendurchzuchecken. Und bei Ankunftin Windhoek erwarteten uns be-reits Mitarbeiter des Gesundheits-ministeriums, so dass wir schnelldurchgewinkt, durchgestempeltund durchqualifiziert wurden undnoch am Nachmittag im Kranken-haus einrichten konnten. Auch dieerste Patientenwelle stand schonbereit. Dank der Organisationdurch Dr. Helen Shiimi und derWegbereitung durch Staatsse-kretär Dr. Foster wurde uns ein zü-giger Beginn der Arbeit ermöglicht.

Wöchentlich verkehren eine ArtAmbulanzbusse aus dem Nordenund aus dem Süden des Landesnach Windhoek. Alle, die einer Be-handlung bedürfen, werden ko-stenlos mitgenommen und in dasCentral State Hospital gebracht.Das Spektrum der Erkrankungenwar wie üblich sehr weit: Gesichts-spalten, Meningocelen, frischeVerbrennungen, Narbenkontraktu-ren, Tumore, Handfehlbildungen,chronische Ulcera, Hernien und ei-ne Namibische Spezialität: vielewirklich behindernde Riesenbrü-

ste. Durchschnittliches Resekti-onsgewicht pro Seite 1,5 kg, bis zufast 3 kg ! Interessant vielleicht,dass alle mit cranial gestielten Ma-millen operiert wurden. Dabei nurin einem Falle eine Mamillennekro-se bei der extremsten Makroma-stie: JMA 50 cm und Resektionen2,8 kg pro Seite und Körpergröße162 cm ! Nach solchen Arbeitsta-gen mundete uns das Krokosteakoder Gnuhüftchen abgewaschenmit Namibische Bier, gebraut nachden Deutschen Reinheitsgebotenbesonders gut.

Möglicherweise lebensrettend wa-ren die Eingriffe an einem Patien-ten mit Totalnekrose des Integu-mentes an Ober + Unterschenkelnach Fasziitis necroticans und ei-ner Hochspannungsverbrennungdes gesamten Arm-Schulterberei-ches. Wie leider so oft besteht dieörtliche Behandlung im zuwarten.Die Verläufe entscheiden sich jadann daran, ob eine Sepsis auftrittoder eine Totalkontraktur der be-troffenen Körperpartie. Diese undähnliche Fälle bedurften mehrererEingriffe, sind jedoch am Ende ei-nes Einsatzes soweit sauber undhauttransplantiert, dass sie geret-

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tet sind.

Als äußerst schwierig gestaltetsich die Behandlung der vielen Rie-senkeloide im Kopf-Gesichtsbe-reich. Ob wir hier Gutes tun kön-nen muss kritisch diskutiert wer-den. Wir haben sie reseziert undmit Kortison infiltriert. Ferner ha-ben wir Anweisungen für eine Kor-tisonnachbehandlung ab 8 Wochennach der Resektion hinterlassen.Ob dieses befolgt wird und ob die-ses Vorgehen überhaupt effektivist, können wir jedoch nicht bezeu-gen.

HIV durchseuchung ist ein begin-nendes Problem in Namibia. EineKampagne zur Bewusstseinsbil-dung in der Bevölkerung wird sehrintensiv geführt. Im Krankenhaus-bereich bestehen modernste scre-ening Möglichkeiten, die ein Er-gebnis am gleichen Tage geben.Ausschlusskriterium war uns einpositiver Befund nur für Elektivein-griffe.

Postoperative Komplikationen

traten in 6 Fällen auf:

Eine Lappenteilnekrose nach De-kubitusversorgung bei Quer-schnitt. Dieser Fall sorgte uns be-züglich der Nachsorge, da wir le-diglich ein Debridement durch-führen konnten und die Wundezwar dann absolut sauber, abernoch offen hinterließen. Follow-upwar uns per E-mail möglich und derDefekt ist inzwischen zu, mit einerverbesserten Abdeckung des Sitz-beins im Vergleich zu vorher. Gottsei Dank! 5 einfache Infekte, diedurch einmaliges Debridementund konsequente Wundbehand-lung und Nachtransplantation biszu unserem Abflug abgeheilt wa-ren, sind kein Problem gewesen.

Den letzten OP-Tag reserviertenwir ausschließlich für die multiplenVerbandswechsel in Narkose beiVerbrennungspatienten oder Kin-dern, so dass wir mit gutem Ge-wissen eine ordentliche Nachver-sorgungsliste an die einheimi-schen Kollegen übergeben konn-ten.

Gemischte Begeisterung zeigtedas einheimische Personal bzgl.

unseres deutschen Schaffensdran-ges über die Regelarbeitszeitenhinaus - aber auch das war mach-bar. Die Stimmung und Freundlich-keit war allzeit gut, wir fühlten unsgern gesehen und hatten viel Spaßmit unseren humorvollen Tutoren.Herzlichen Dank an Euch allen.

Alberto Peek, Frankfurt / Main

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Die Vorgängerteams hatten unsschon positiv eingestimmt, des-halb erfolgte die Anreise mit AirNamibia in entspannter Stimmung. Die üblichen Gepäckquerelen blei-ben uns sowohl bei der Hinreise(20.11.08), aber auch bei demRückflug (08.12.08) diesmal völligerspart.

Ein Tag Windhuk und dann die schi-er endlose Busreise bis Oshakati.Jenseits des „Red Fence“, einerTrennlinie zwischen menschenlee-rem, monotonem Farmerland undden kleinflächigen Siedlungen derEinheimischen, gab es dann beid-seits der Straße doch schon vielLokalkolorit zu schnuppern. DieBevölkerungsdichte nahm jetztdeutlich zu.

Das Krankenhaus stellt für den ge-samten nördlichen Landesteil Na-mibias bis zur angolanischen Gren-ze ein medizinisches Zentrum dar.Die Ärzteschaft ist zusammenge-würfelt aus der gesamten soziali-stischen Welt. Es gab aber auch ei-nige namibianische Kollegen, dieihr Studium in Südafrika absolvierthatten. Nach herzlicher Begrüßungging es gleich in die mit Men-schenmassen vollgestopfte Ambu-lanz.

Nach einem Tag Screening warenalle OP-Tage randvoll und es blie-ben viele enttäuschte Gesichterzurück. Ab Dienstag lief der OP-Be-trieb wie am Schnürchen. ZweiOP-Säle und viele hilfreiche Händeder einheimischen Schwesternund Pfleger standen zur Verfü-gung, so dass wir unser Soll von 10Patienten täglich meist schafften.Die schwüle Hitze machte uns al-lerdings sehr zu schaffen. Leiderwar die Klimaanlage, wie im Vor-jahr, immer noch defekt. Dank der

optimalen Voraussetzungen unddes täglich frisch zubereiteten Lun-chs im OP-Flur waren alle bei be-ster Verfassung und wir haben 69Patienten operieren können. Das Spektrum umfasste 5 Makro-mastien, einige Spalten, zahlreicheVerbrennungskontrakturen bei Kin-dern, aber auch frische Verbren-nungen und erstaunlicherweisevier Spätfolgen nach Schlangen-biss. Bis auf eine kleine Gaumen-restfistel und zwei infizierte Trans-plantate sahen wir keine Komplika-tionen. Ein Patient war nicht intu-bierbar und musste unverrichteterDinge zurückgeschickt werden. Für unser ganzes Team war derEinsatz eine positive Erfahrung, dieviele Eindrücke zurückließ.

Aufgrund der Initiative von M. Gen-sior mit dem Gesundheitsministe-rium ist eine langfristige Zusam-menarbeit vereinbart, so dass wirfür das kommende Jahr weitereEinsätze in Windhuk und Oshakativersprechen mussten. Sicher fürjedes Team ein lohnendes Ziel!

Das Team:

Anästhesie: Dr. Ingrid HesserDr. Bernhard SchiffgensRene Fräntz

Plastische Chirurgie:Dr. med. G. WeimarDr. med. J. DoummarDr. med. H. E. NickNicole ForsterMelissa Schauff

Hans-Elmar Nick, Eschweiler

OSHAKATI / NAMIBIA…… und kein Ende!

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Team:

- Dirk Hermes (MKG-Chirurg,Lübeck)

- Markus Butz (PlastischerChirurg, Murnau)

- Frank Lehmann(Allgemeinchirurg, Nauen)

- Anja Kuhlmann(Assistenz Chirurgie, Murnau)

- Daniela Hanl (OP-Schwester, Saalfeld)

- Kesrien Stauch (Schwester, Saalfeld)

- Birte Haussler (Anästhesie,Lübeck)

- Karin Schroeter (Anästhesie, Suhl)

- Gunther Kranert (Anästhesie, Saalfeld, Teamleiter)

Gesehene Patienten: 221

Operierte Patienten: 88

Operationen: 98

Die Einsatzvorbereitung lief biszehn Tage vor Abreise normal, Ki-sten gepackt, Dollars getauscht,Flüge bestätigt, doch dann kam esknüppeldick: Erst sagte unser spa-nischer Kollege Pablo, der als Über-setzer arbeiten sollte, kurzfristig

seine Teilnahme ab, drei Tage vorEinsatzbeginn kam eine E-Mail ausEcuador, dass auf Grund der Über-schwemmungen und der damiteinhergehenden Zerstörung derBrücken und Straßen unser Einsatzdoch bitte um ein bis zwei Monateverschoben werden müsste. NachTelefonaten mit den Teammitglie-dern und André Borsche haben wiruns einstimmig dazu entschlos-sen, doch erst einmal nach Quitozu fliegen, um vor Ort zu sehen,was überhaupt geht. Der nächsteTiefschlag lies nicht lange auf sichwarten, der sechs Wochen zuvorbei EUROPCAR in Saalfeld bestell-te Kleinbus zum Transport nachFrankfurt war nicht da. Eine mürri-sche, völlig unkooperative Dameim EUROPCAR-Büro teilte uns nurmit, sie hätte keine Wagen für unsund machte auch nicht den Ansatzeines Versuchs, dieses für unsimmanent wichtige Problem zu lö-sen. Letztlich half uns kurzfristigein örtliches Reisebüro, das unsund vor allem unser Gepäck inihrem Kleinbus zum Flughafenfuhr.

Versorgt mit den Adressen und Te-lefonnummern aller möglichendeutschen Gesellschaften, die inEcuador eine Vertretung habenund uns unter Umständen helfen

könnten, landeten wir am Abend inder Hauptstadt Ecuadors. Wie soll-te es anders sein, zwei Koffer undeine Ausrüstungskiste waren nichtmitgekommen. Mit der nächstenMaschine aus Madrid am Abenddarauf würde das Gepäck sicherkommen, wurde uns gesagt. Dawir auch nicht am Flughafen erwar-tet wurden, trat zunächst unser„Plan B“ in Kraft, d. h. erst einmalBetten zum Schlafen zu finden.Dies wiederum erwies sich alsGlücksgriff: Im „Sierra Nevada Ho-tel“ fanden wir an der Rezeptionden überaus pfiffigen Juan Carlos,später nur noch „Hans“ genanntenjungen Mann, der telefonisch denKontaktpersonen in Quevedo un-ser Kommen mitteilte. Wie durchein Wunder lief dann alles weitere

Einsatzbericht Quevedo / Ecuador 3. – 16. März 2008

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problemlos. Positiver Nebeneffektwar ein sehr angenehmer Sonntag,an dem wir Quito kennen lernenkonnten. Hans, der auf Grund sei-ner deutschen GroßmutterDeutschland scheinbar sehr zuge-tan war, erklärte sich spontan be-reit, uns zu begleiten und das Dol-metschen vom Spanischen insEnglische zu übernehmen. Da ervon seiner Chefin keinen Urlaubbekam, kündigte er kurzerhandzum nächsten Tag. Schnell warenzwei Kleinbusse gefunden, die unsam Montag nach Quevedo brach-ten. Hier wurden wir schon von An-tonia, der Chefin einer lokalenWohlfahrtsorganisation (PAMU-NIQ) und Frau des Bürgermeisterserwartet und konnten das Hospitalbesichtigen. Die Bedingungen imOP waren optimal, eine qualifizier-te stationäre Betreuung war aller-dings zunächst nicht vorhanden.Der Dienstag stand im Zeichen derPatientenlistung, auf Grund derKurzfristigkeit waren aber viele Pa-tienten noch nicht erschienen, ins-besondere auch nicht die Vielzahlder vom Vorgängerteam avisiertenSpaltkinder. Dadurch wurden auchan den Folgetagen zeitaufwändigePatientenscreenings notwendig. Die lokale Unterstützung seitensSeniora Antonia und der PAMUNIQwar sehr gut, anfallende Kosten für

Unterbringung, Verpflegung undTransport wurden größtenteilsdurch sie bestritten.Letztendlich lief der Einsatz dannim weiteren in geordneten Bahnenund wir konnten 88 Patienten hel-fen, die zugegebenermaßen nichtalle dem INTERPLAST-Einsatz-spektrum entsprachen. So wurdeauch eine große Anzahl kindlicherHernien und Phimosen operiert,die uns vorgestellt wurden.

Auch diesmal wurde der Einsatzgroßzügig in Form von Sachspen-den durch die Firmen Pfizer, insbe-sondere durch die Bemühungenvon Frau Marr (Unacid & Clindamy-

cin), Intersurgical, Astra-Zenecaund B. Braun gesponsort, dafür andieser Stelle herzlichen Dank. DieÜbergepäckkosten hielten sich bei450 kg mit 360,-- € auf Grund derVorabsprachen in erträglichenGrenzen.

Resümee:

Start mit Pleiten, Pech und Pan-nen, aber Ende gut, alles gut.

Gunther Kranert, Saalfeld

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Einsatzbericht La Paz / Bolivien 24.11.-05.12.08

- Dr. Schwarz, Plast. Chirurg

- Dr. Berenskoetter, Kinderchirurg

- Dr. Bierawski, Anaesthesistin

- Ch. Engstfeld, OP-Schwester

- Dirk Bierawski,AnaesthesiePfleger

Zu Beginn gleich die Zusammen-fassung: Die persönlichen Begeg-nungen in Bolivien waren sehr ge-winnbringend, im Gegensatz zurkatastrophalen Organisation vorOrt.

Der Einsatz war seit Mai 2008 inVorbereitung, es kam aber die defi-nitive Planung mit Patientenlisteoder gar den Details der Unterbrin-gung nicht in Gang. Lediglich einePatientin mit halbseitiger Gesicht-savulsion , die über einen lokalenHilfsverein und Bekannten in Mün-chen avisiert war konnte danke.mail Bildkorrespondenz gut ge-plant werden.

So startete das Team guten Mutesins Ungewisse. Nachdem ein Tele-fonat 3 Tage vor dem Abflug mit Dr.Valdivia, dem Praesidenten der Pla-stischen Chirurgen Boliviens noch

positiv verlief flogen wir über Mia-mi nach La Paz..

Das Gepäck konnte problemlosdurchgecheckt werden, nur diepersönliche Erfassung (Photo, Fin-gerabdruck) war lästig. In La Pazgab es zolltechnisch dank der an-wesenden Rotarier auch kein Pro-blem. Dann kam es aber Schlag aufSchlag. Das geplante Krankenhaushatte unser Kommen abgelehnt,eine „Permissio“ des Gesund-heitsministeriums sei erforderlich.Ein anderes Krankenhaus (Adolf-Kolping KH) nahm uns zwar sehrfreundlich auf und organisierte dasScreening (170 Patienten), aber anOperieren war auch da ohne Ge-nehmigung nicht zu denken. Erstam Donnerstag nach Abreisedro-hung und Versorgung der Tochterdes Viceministers (Narbenkorrek-tur UA) kam die Permissio und wirkonnten loslegen. Am ersten OP-Tag dann der nächste Schock. Beijeden Patienten, der operiert wirdist in Bolivien ein Kardiologischesund ggf. Pädiatrisches Konsil erfor-derlich. Nachdem wir auch das or-ganisiert hatten dank einer sehr en-gagierten lokalen Aerztin operier-

Samuel mit doppelseitiger Lippenspalte

Patientin mit traumatischer Gesichtsavulsi-

on vor dem Unfall, nach Erstversorgung in

Bolivien und nach Mundrekonstruktion,

noch vor Anpassen der Epithese

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ten wir auch am Samstag , konntenaber letztendlich in den verbliebe-nen 4 Tagen nur 20 Patienten mit29 Operationen versorgen. Er-schwerend für alle kam die Höhedes Krankenhauses (4100m ü.M.)mit entsprechend langsamer Akkli-matisation und immer wieder auf-flackernder Höhenkrankheit hinzu.

Doch nun zum erfreulichen Teil.Gustavo, der ursprüngliche Ver-mittler aus Freiburg lief sich die er-ste Woche die Fersen wund undtelefonierte teilweise auf beidenOhren gleichzeitig, um all die Wi-drigkeiten abzumildern. Blanca, dielokale Aerztin nahm uns die ge-samte Bürokratie auf Station ab(Übersetzen der Protokolle, Auf-nahmebefund, Schriftliche Einver-ständnis auch bei Analphabeten,Begleitbogen für Station je ein DI-NA4 Zettel zwingend erforderlich).Jaime, der Rotarier Ex Praesidentkennt inzwischen alle Minister undStaatssekretäre persönlich. DieAbsprache mit der Apothekerinklappte hervorragend, wir konntenalle Narkotika und Verbände vor Ortauf Kommision kaufen (ca. 450€ al-les in allem).

Jeder der einzelnen Bolivianer warsehr freundlich und zuvorkom-mend, aber Effiziens und Pünktlich-keit überforderte sie grenzenlos.

Madeleine, die Patientin mit derGesichtsavulsion konnte trotz Kie-fersperre durch gute anaesthesio-logische/chirurgische Kooperationsuffizient versorgt werden, eineZMK-Ärztin des lokalen Hilfsverei-nes, die unter anderem bei Prof.Pape ausgebildet war nahm an derOP teil und koordiniert die Nach-sorge auch mit der geplanten Ge-sichtsepithese.

Martin Schwarz, Freiburg

Im Nachgang erreichte mich vonBlanca, der lokalen Ärztin vor Ortzu Weihnachten noch diese Mail:

Quiero compartir con ustedes la hi-storia de Samuel, niño de 4 años,que el sábado 29 de Noviembrefue operado de Labio Leporino Bi-lateral. Fue muy grato realizarle suúltimo control donde le pregunte:

- Samuel Como estás- Bien doctora- Samuel y que le vas a pedir a Pa-panoel de regalo en navidad- Nada doctora , ya me trajo mi re-galo- Bueno y le pregunté , que te trajoMe trajo mi carita nueva

Ich wollte noch die Geschichte vonSamuel, ein 4Jähriger, der amSamstag 29.11.08 an einer beidsei-tigen LKG operiert wurde mittei-len:

Ich fragte bei der letzten Kontrolle:

Samuel, wie geht es Dir?Gut, Frau Doktor, Samuel, was wünscht Du Dir vomWeihnachtsmann?Nichts, Frau Doktor, ich trageschon mein Geschenk.Gut, wo hast Du es?Ich trage es mit meinem neuen Ge-sicht.

Paraguay Einsatz 22.12.2008 bis 11.01.2009 „PROGRAMA SONRISAS“Ein neuer Abschnitt auf dem Weg der Hoffnung –fest und beständig!Kurz vor Weihnachten war es wie-der soweit: Am 21. Dezember2008 starteten wir zu einem neuenzweiwöchigen Einsatz nach Para-guay zur Clinica Belén in CoronelOviedo.

Nachdem sehr viel Zeit seit demletzten Einsatz im Jahr 2006 ver-

strichen war freuen wir uns sehr,dass sich wieder ein kompetentesTeam aus Ärzten, Pflegekräftenund Helfern um Dr. (PY) Juan Enri-que Duerksen-Braun zusammen-gefunden hatte. Helfende Händefür medizinische, handwerklicheund organisatorische Bereiche.

Mit großem Enthusiasmus sahenalle der Zeit in Coronel Oviedo ent-gegen. Besonders gespannt warenwir auf die erweiterte Ausstattungder Klinik, die nun noch bessereMöglichkeiten der Behandlung bie-ten soll. Zur Vervollständigung nah-men wir noch medizinisches Mate-rial und besondere, chirurgische In-strumente mit, die in Paraguay

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schwer oder gar nicht zu beschaf-fen sind.

Gemeinsam mit dem Kollegen-Team vor Ort planten wir eine Viel-zahl von unterschiedlichen Opera-tionen: Hauptsächlich im Bereichder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten,der Handchirurgie und der Haut-transplantation von Verbrennungs-opfern.

Das Team um Herrn Dr. J. Enri-

que Duerksen-Braun:

- Frau Dr. Wilma Beyen – Anästhesistin

- Herr Wilfried Stetter –

OP-Pfleger

- Herr Michael Sobota -freiwilliger Helfer und Freund der Familie

Unterstützung bekamen wir vor

Ort durch die ansässigen Ärzte:

- Herr Dr. Pablo Gimenez - Assi-stenzarzt (Plastischer Chirurg)

- Herr Dr. Enrique Oujeda -

Orthopäde/Handchirurg

An dieser Stelle bedanken wir unsbei ALLEN, die uns unterstützt ha-ben oder uns in Ihren Gedankenbegleiteten!

Nun fand er also statt, der mittler-weile 7. Einsatz in Paraguay. Wirwaren froh, dass es keinerlei Kom-plikationen mit den Behörden gab.Mit Begeisterung sahen wir diedeutlich weiterentwickelte, ver-besserte Situation im Land und diegut ausgebaute Infrastruktur vorOrt. Ermöglicht wurde dies durchdie großartige, kontinuierliche Ar-beit der von Dr. Rainald Duerksenins Leben gerufenen Hauptorgani-sation „Fundación Visión“.

Es war sehr beeindruckend zu se-hen, wie sich trotz der immer nochherrschenden großen Armut undder organisatorischen Schwierig-keiten im Land, ein Netzwerk vonansässigen Kollegen in Paraguaygebildet hat. Eine gute Behandlungder Menschen im Land wurde soermöglicht und auch deren Nach-behandlung sichergestellt. Dr. Hec-tor Garrido - Plastischer Chirurg inParaguay - zum Beispiel hat im Jahr2007 über 300 plastisch-chirurgi-sche Eingriffe vorgenommen.

Da unsere Anzahl der Patientennun etwas überschaubarer war,brauchten wir die Auswahl der zuoperierenden Patienten nicht be-reits von Deutschland aus koordi-nieren oder - wie beim ersten Ein-satz 2001 - über 30 Koffer an Ma-terial mitzunehmen. Dieses Malkonnten wir uns auf die schon vor-handene Grundausstattung der Kli-nik verlassen und die Patienten inder ersten Woche unseres Einsat-zes direkt vor Ort bei uns vorstelligwerden lassen.

Klares Resümee und Zielsetzungist es, die nun vorhandene, gutemedizinische Infrastruktur weiterzu festigen und die ansässig täti-gen Ärzte zu unterstützen und zufördern. Dieser Leitgedanke wird inden nächsten Jahren unsereBemühungen, Sachspenden undfinanziellen Zuwendungen zu ak-quirieren, prägen.

Ein erster Schritt in diese Richtungist das zeitnahe „Nach-Außen-Tra-gen“ unserer Aktivitäten. Im Inter-net präsentieren wirwww.programa-sonrisas.org: Werwir sind, …für wen wir uns einset-zen, …was wir tun und wie manunterstützen und helfen kann. Um

den letzten Einsatz hautnah vermit-teln zu können, haben wir von Pa-raguay aus über das Internet dasSONRISAS-Online-Tagebuch ge-führt. Hier erlebt man unsere We-ge, die Mentalität der Menschen,Verzweiflung, Gefühle, Dankbar-keit und Glück ….

Unsere Zeit in Asunción und

Coronel Oviedo (Clinica Belén):

Gestartet in Frankfurt mit Zwi-schenlandung in Sao Paulo (Brasili-en) traf der erste Teil des Teams(Herr Dr. Duerksen-Braun mit sei-ner dreiköpfigen Familie und MikeSobota - freiwilliger Helfer undFreund der Familie) am 22.12.2008müde aber glücklich in Asunción-Luque ein. Dank der geschicktenArgumentation von Dr. Duerksengab es zum Glück bzgl. der mitge-brachten chirurgischen Instrumen-te keine Probleme am Zoll.

Nach dem herzlichen Empfangdurch die in Paraguay lebende Fa-milie von Dr. Duerksen-Braun ver-gaßen wir schnell die Strapazender Reise. Im Haus von „Mama“Duerksen verlebten wir ein liebe-volles und herzliches Weihnachts-fest. Die folgenden Planungen undVorbereitungen für den OP-Einsatzin Coronel Oviedo waren sehrdurch die Unterstützung der Famili-enmitglieder geprägt. Es ist sehrschön, solch einen Rückhalt nut-zen zu können.

Am 29.12.2008 traf der 2. Teil un-seres Teams in Asunción ein: FrauDr. Wilma Beyen (Anästhesistin)und Herr Wilfried Stetter (OP-Pfle-ger). Frau Dr. Anette-ElisabethGörg musste leider kurzfristig füreinen Kollegen einspringen, sodass Sie nicht wie geplant an die-sem Einsatz teilnehmen konnte.

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Nach letzten organisatorischenVorbereitungen starteten wir am01. Januar 2009 zum Operations-Einsatz in das ca. 130 km entfernteCoronel Oviedo zur Clinica Belén.WIR … das waren: Dr. Wilma Bey-en, Dr. J. Enrique Duerksen-Braun,Dr. Pablo Gimenez, Wilfried Stetterund Mike Sobota. Trotz eines sehrstarken Unwetters während derFahrt kamen wir nach 2.5 Std. gutin der Klinik an und begannen auchsofort mit der Vorbereitung desOP-Saales. Nach dem Auspackender von uns mitgebrachten medizi-nischen Geräte und Materialienwurden die hier schon vorhande-nen Geräte - wie die Spritzenpum-pe, die Sauerstoffversorgung etc. -angeschlossen und getestet.

Es war einfach klasse, wie unpro-blematisch wir die Infrastruktur derKlinik nutzen konnten. Auch dasneue Klinik-Team der Clinica Belénkonnte sich in kürzester Zeit aufunseren Einsatz in der Klinik ein-stellen. Es half sofort bei der Behe-bung von technischen Problemenmit der OP-Lampe und organisiertesehr schnell einen Elektriker, derdie am Vorabend ausgefalleneSteuerungs-Elektrik der Lampe be-helfsmäßig mit einem externenAggregat mit Strom versorgte.

Der erste OP-Tag: Nach einer kur-zen Nacht - denn wir bereiteten bisspät in den Abend den OP vor - wa-ren wir bereits um 07:30 Uhr in die

Clinica Belén. Zur Koordinierungder anstehenden OP-Termine be-gann der Tag mit der Besprechungmit dem Klinikpersonal und mit denzahlreichen Patientenvorstellun-gen. Diese wurden von Dr. J. Enri-que Duerksen-Braun abgehalten.In der Zwischenzeit wurde dasOperationsbesteck von WillfriedStetter sterilisiert und sortiert.

Die Professionalität und die Erfah-rungen vorangegangener Einsätzevon Frau Dr. Wilma Beyen, warenvon sehr großem Vorteil für den ge-samten Ablauf aller Operationen.Gut, dass wir mit ihr eine Anästhe-sistin hatten, die auch im Bereichder Kinderanästhesie sehr erfahrenist.

Eine sehr hervorragende Hilfe fan-den wir in der Arbeit von Herrn Wil-fried Stetter. Engagiert kümmerteer sich um die sehr gute OP-Orga-nisation und eine gewissenhafteKontrolle der Sterilität im OP.Außerdem sorgte er, trotz der nichtdem europäischen Standard ent-sprechenden vorhandenen Bedin-

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gungen immer dafür, dass die Ste-rilität von allen eingehalten wurde -und das bei seinem ersten Einsatzdieser Art. Zeitgleich schaffte er es- trotz sprachlicher Hürden - derOP-Schwester Ammi und dem OP-Pfleger Carlos die Grundregeln desInstrumentierens während einerOperation beizubringen.

Die OP-Tage begannen immergleich routiniert mit der Visite unddanach mit der Konsultation neuerPatienten, zeitgleich mit der Vorbe-reitung des OPs und der Anästhe-sie bei den auf dem Plan stehen-den Patienten.

Während des Einsatzes konntenwir in der Clinica Belén 26 Patien-ten in insgesamt 36 Operationenversorgen. Das OP-Spektrumreichte von der Lippenspalte überKorrekturen von Unfallnarben bishin zu Rekonstruktionen von Hand-und Fußmissbildungen.

Besonders lag uns der 2 Monate al-te Ezequiel Diaz am Herzen. Er

kam mit einer Lippenspalte zurWelt. Seine Mutter war überglück-lich, dass wir die Operation ermög-lichen und durchführen konnten.Nach der dreistündigen OP nahmsie Ihren kleinen Ezequiel dankbarund glücklich an der OP Tür entge-gen. An den folgenden Tagenschauten wir immer gerne bei denBeiden vorbei.

Nun sind wir alle wieder zurück inDeutschland - Ein Stück Weg liegthinter uns:

… mit geschenktem Einsatz… geschenkter Kraft… geschenktem Vertrauen… geschenkter Freude… geschenktem Glück… geschenktem Leben!

Wir haben viel gegeben und sehrviel bekommen! Wir blicken auf ei-ne Zeit mit Erinnerungen, die un-vergesslich ist und uns selbst ge-prägt hat.

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An dieser Stelle nochmals unserganz herzlicher Dank an alle, diezum Gelingen unseres Einsatzesbeigetragen haben. Ohne die Un-terstützung auch der vielen undkompetenten Helfer vor Ort hättenwir nicht diesen Menschen helfenkönnen.

Wir bauen auf diese Unterstüt-zung! Nur mit Ihre können wir wei-tere Wege für das Projekt „PRO-GRAMA SONRISAS“ ebnen undbegehen.

J. Enrique Duerksen-Braun

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Teilnehmer:

- Dr. Marlene Tilkorn, Allgemein-medizinerin, Organisatorin und Managerin

- Dr. Hubertus Tilkorn, plastischer Chirurg , Teamleiter

- Dr. André Borsche, plastischer Chirurg

- Dr. Frank Möller, Betäuber

- Mailin Borsche,

Medizinstudentin

- Dr. Andi Poll, HNO-Arzt

- Sandra Winkler, OP-Schwester

- Jutta Nickels, Fachkranken-schwester für Anästhesie und Intensivpflege

brasilianische Mitarbeiter:

- Dr. Francesco Teixeira, Plast. Chirurg – für vier Tage

- Dr. Alexandre „Xande“ Borba, MKG-Chirurg

- Stelio Da Conceicao Arujo Neto, Student der Zahnmedizin

Es sollte mein vierter Interplastein-satz in Coroatá im bitterarmen Nor-dosten Brasiliens werden. „Nach

Coroatá fahren ist immer ein bis-schen wie nach Hause kommen“hatte Gretel Widmaier, die gemein-sam mit ihrem Mann, Prof.Dr.Werner Widmaier, das kleineHospital dort aufgebaut hatte, ein-mal gesagt. Wenn das stimmt,dann hat man dort in diesem Jahrgehörig die Möbel umgestellt,denn alles war diesmal ganz an-ders als in den Jahren zuvor.

Es begann damit, dass zwei plan-mäßigen Teilnehmerinnen kurz vorder Expedition die Familienplanungein wenig aus dem Ruder lief. Sehrkurzfristig musste Ersatz angewor-ben werden. Dr. Andreas Poll konn-te die Fragen „Willst du nach Bra-silien fahren?“ , „Übermorgen?“und „Auch wenn du jeden Tag biszum Einbruch der Nacht im OP ste-hen und du kaum etwas von demLand sehen wirst?“ mit „Ja“ be-antworten und wurde als HNO-Arzt eine große Bereicherung fürunser Team. Nicht nur, weil da-durch das operative Spektrum er-weitert werden konnte. Ganz ne-benbei ist er einfach ein sehr netterMensch.

Bis zu unserem Abflug war es un-gewiss, ob wir auch in diesem Jahr

in unserem vertrauten kleinen Spi-tal wohnen und arbeiten würden.Die Bemühungen, unsere in Zu-sammenarbeit mit der DiözeseCoroatá erfolgreich durchgeführ-ten, von staatlicher Seite bisher ge-duldeten (solange nichts schiefgeht), aber auch nicht sonderlichgeförderten Einsätze zu legalisie-ren und eine Kooperation mit denGesundheitsbehörden vor Ort an-zustreben, sollten weitreichendeFolgen haben.

Doch zuvor traten die gewohntenSchwierigkeiten bei der Einreiseauf. André s Instrumente drohtenein Opfer des Zolls in Fortaleza zuwerden. Die vorgelegten Beschei-nigungen und Einladungen zeigtennur geringe Wirkung, da sie vonden Behörden des brasilianischenBundesstaates Maranhao, in demwir tätig werden wollten, ausge-stellt worden waren. Die Papierehaben, so machte man uns freund-lich, aber bestimmt klar, in Fortale-za im Bundesstaat Ceará natürlichkeinerlei Relevanz. Erst Stelio, einbrasilianischer Zahnmedizinstu-dent und Vetter unseres altenKampfgefährten Xande, der unsvom Flughafen abholen und unsauf der Reise weiter begleiten soll-te, konnte Abhilfe schaffen. SeinVater, ein in Fortaleza angesehenerNeurochirurg, konnte als ärztlicherBürge für uns in Aktion treten. Erstdanach wurden uns die Instrumen-te nach Mitternacht wieder aus-gehändigt. Nach einer kurzen Über-nachtung in Fortaleza flogen wirweiter nach Sao Louis, um dannnach einigen Stunden Fahrt im voll-gepackten Bus der Diözese überdie mittlerweile immer besser aus-gebauten Straßen am Abend inCoroatá endlich anzukommen.

Schwester Veronika und ihre Equi-pe empfingen uns mit großenTransparenten und der Nachricht,

INTERPLAST-Einsatz in Coroatá, Brasilien,vom 10.06. - 29.06.2008

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dass wir in diesem Jahr in einemKrankenhaus in Coroatá arbeitenwürden, das bereits vor einigenJahren errichtet wurde, für dasauch ebenso lange schon Personalbezahlt wird, in dem aber bishernoch nie gearbeitet wurde, weil dieÄrzte fehlten. Unser Kommen undder bevorstehende Kommunal-wahlkampf boten den örtlichenBehörden Anlass, diese Klinik, dieursprünglich die lokale gynäkologi-sche, geburtshilfliche und pädiatri-sche Versorgung sicherstellen soll-te, nun doch kurzfristig in Betriebzu nehmen. Uns standen damit ei-

ne OP-Abteilung mit zwei Sälenmit einer nach anfänglichen Anlauf-schwierigkeiten funktionierendenzentralen Gasversorgung, Auf-wachraum und Sterilisator zu Ver-fügung. Zur weiteren Betreuungder Patienten wurde eine Stationeingerichtet, deren Patientenzim-mer jeweils über ein eigenes Badmit Toilette verfügten. Bis in diespäten Abendstunden wurde täg-lich von den Mitarbeitern des neu-ernannten Klinikmanagers SenhorCardoso, eines ehemaligen Möbel-verkäufers und Schützling des Prä-fekten, an der Einrichtung der Kli-

nik gearbeitet. Unsere anfängli-chen Vorbehalte konnten rasch zer-streut werden. Man tat alles, umuns die Arbeit so leicht wie mög-lich zu machen, alles notwendigekonnte, manchmal mit leichter Ver-spätung, herbeigeschafft werden,selbst die von mir zur Vermeidungvon Komplikationen am Zoll eigensin Brasilien über unseren Kollegen,den brasilianischen MKG-Chirur-gen Xande Borba, bestellten Nar-kosemedikamente trafen zwarnicht sofort, aber nach und nachund dafür reichlich und kostengün-stig ein.

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Nachdem Marlene und Veronikadie Organisation der Patientenvor-stellung, Unterbringung und Ope-rationsplanung in die Hand genom-men hatten, konnte nach einemTag der Vorbereitung und des Auf-baus mit zwar altersschwachen,aber nicht kaputtzukriegenden Nar-kosegeräten in angenehm klimati-sierten Sälen der Operationsbe-trieb aufgenommen werden.

Das Wiedersehen mit vielen vonuns schon über Jahre betreutenPatienten macht die Einsätze inCoroatá immer zu einem beson-deren Erlebnis. Die Entwicklungder kleinen Shirley, die nach zahllo-sen Operationen von einemschwer verbrannten Kleinkind zueiner hübschen charmanten jun-gen Dame heranwächst, zu sehen,wie ihr Vater nach dem Verlust vonFrau , Haus und allem Besitz lang-sam wieder im Leben Fuß fasst,oder wie Claudemir eine politischeKarriere anstrebt, das alles machteinem Mut, die Arbeit, an derenSinn man manchmal zweifelt, fort-zusetzen.

Insgesamt wurden 260 Patientenvorgestellt und 149 operativ ver-sorgt. Das Gros der Patientenmachten Kinder ab drei Monaten

und Jugendliche mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten aus, dazu vieleKorrekturen von Narbenkontraktu-ren nach Verbrennungen sowie ei-nige wenige Mammareduktions-plastiken. In Lokalanästhesie konn-ten in einem zusätzlichen Saal etli-che Hauttumoren reseziert wer-den. Postoperativ wurden die Pati-enten in unserem Aufwachraum inunmittelbarer Nähe des OPs über-wacht. Was an Monitoring fehlte,konnte durch die ungewohnt guteund intensive Krankenbeobach-tung der dort tätigen, jungen undsehr engagierten Mitarbeiterinnender Diözese wettgemacht werden.Glücklicherweise konnten wir so-wohl operativ als auch anästhesio-logisch keine ernsteren Komplika-tionen verzeichnen, und irgend-wann werden sich auch Chirurgenmit der Dosierung von Loka-lanästhetika auskennen. Einfachmal den Beipackzettel lesen! Arbeitsreich war der Aufenthalt,und häufig fielen uns am späterenAbend nach dem reichlichen, so-wohl Carnivoren als auf Vegetariermehr als zufrieden stellendenMahl, beim Lesen in der traditio-nellen Rede (sprich Hedschi), derHängematte, rasch die Augen zu.Das Sao Joao Fest in Coroata, bei

dem eine Woche lang jede NachtParty mit Forro-Musik auf denStraßen der Stadt angesagt war,konnten wir uns trotzdem nicht soganz entgehen lassen. Schlafenkonnte man bei dem Lärm, der ausdem etwa 8km entfernten Städt-chen zu uns herüber drang, sowie-so nicht. Und feiernde Brasilianermuss man einfach gesehen haben. Die Arbeit der aus Deutschlandstammenden Ordensschwesternnötigt selbst dem Atheisten, demalles Spirituelle fremd ist, hohenRespekt ab. Sie sind rund um dieUhr auf den Beinen, nehmen enor-me Belastungen auf sich und strah-len dabei trotzdem Freude undWarmherzigkeit aus. Auch der ausBerlin stammende Bischof Pünderist mit vielen Ansichten zur sozia-len Situation so unsympathischnicht. Scheinbar ist die katholischeKirche in Brasilien eine durchausprogressive Kraft. Das Kreuz, dasich zum Abschied neben einer Fla-sche Orangenlikör bekommen undgetragen habe, habe ich auf derRückfahrt dann aber leider verlo-ren. Was immer das bedeutenmag.

Frank Möller

Andi Poll, Francesco Teixeira und Stelio

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Queridos amigos da INTERPLAST, queridos sócios!

É surpreendente sempre de novo,quantos médicos, enfermeiras eenfermeiros são seduzidos pela fa-scinação e o desafio, de fazer obem em condições muito básicas.Eles renunciam às férias ou utiliz-am o tempo da aposentadoria, pa-ra repassar suas experiências práti-cas, reciclá-las e utilizá-las para obem de pessoas em países em viade desenvolvimento. Através dasnossas operações plásticas re-con-strutivas, podemos melhorar a qua-lidade de vida de muitas pessoassocialmente desfavorecidas, asquais, de outra forma, não recebe-riam uma assistência médica ade-quada.

Infelizmente, enfrentamos muitasvezes uma realidade cruel nos res-pectivos lugares onde prestamosserviços. Podemos ser realmenteeficazes com a nossa ajuda? Acon-tece que sentimos impotênciafrente a tantos problemas a super-ar. Para alcançar os objetivos colo-cados, todos os membros da equi-pe tentam dar o melhor, assim cor-rendo o perigo de chegar aos limi-tes do que podem agüentar, sejapela pressão psicológica de nãoquerer falhar, seja pelo cansaço fí-sico. Tudo isto somente pode sersuportado quando o espírito daequipe é marcado por muita tole-rância recíproca.

Como você vai aprender por meiodos inúmeros relatórios do trabalhoin situ, nossa ajuda sem travas bu-rocráticas pode ser tão eficiente,porque todos os colaboradores sãoaltamente motivados para coope-rar e realizar a idéia da INTER-PLAST com muita criatividade eenergia. Prestar serviços de altaqualidade é essencial para nós, co-mo você também vai ler nas docu-

mentações seguintes. Tambémexistem regras claras para os líde-res das equipes quanto à trans-parência na atuação; isto represen-ta outro aspecto chave do nossotrabalho voluntário.

Em 2007, foi possível realizar 59viagens de serviço da INTER-PLAST, operando 4320 pacientesalém dos 1074 pacientes que po-diam ser atendidos no hospital emNepal. São números impressionan-tes, porém a ajuda para todo indiví-duo justifica a nossa atuação. Exi-ste ainda outra dimensão no fatode motivar os médicos, enfer-meiros e enfermeiras locais paraparticipar e aprender as técnicas,desta forma eles serão mais prepa-rados para assistir aos seus própri-os pacientes. Isto não é possívelem todas as viagens de serviço;mesmo assim, não devemos desi-stir de oferecer a ajuda para a auto-ajuda com o objetivo de tornar osnossos projetos mais su-stentáveis.

O encontro anual em Bad Kreuz-nach / Alemanha, seguido por umsimpósio técnico, virou componen-te importante da troca de experiên-cia internacional entre as orga-nizações ativas de ajuda. Será novoparticipante deste encontro a Aca-demia INTERPLAST de Wiesbaden/ Alemanha, a qual se propõe ofe-recer treinamento e preparação pa-ra viagens de serviço a pessoas in-teressadas.

Como novos membros da comis-são diretiva damos às bem-vindasa Hubertus Tilkorn de Münster /Alemanha, quem pretende prestarmuita ajuda a Nuri Alamuti, Diet-mar Scholz e André Borsche. Gostaríamos também de parabe-

nizar à senhora Waltrud Huck da“pro-interplast Seligenstadt”, porreceber a medalha de honor do go-verno alemão para seu empenhoextraordinário, possibilitando tan-tas operações a pacientes e provi-denciando a base financeira neces-sária a equipes de trabalho. Elaaceitou este prêmio também emnome de todos aqueles que, comoela mesma, se engajam de todocoração, fazendo o impossível paradar parte das nossas riquezas apessoas que precisam tanto danossa ajuda.

A nossa associação já conta com1250 sócios que, o seja queremajudar ativamente em viagens deserviço, ou nos apóiam financeira-mente. Agradecemos do fundodos nossos corações a Camilla Völ-pel, secretária da INTERPLAST,quem organiza perfeitamente to-dos os assuntos relacionados à as-sociação.

Estamos olhando com alegria e oti-mismo para o futuro, cheios de es-perança que vocês como doadoresfieis continuarão apoiando nossotrabalho. Muitos pacientes preci-sam da nossa ajuda – participe!

Obrigado para o engajamento!

Com saudações cordiais de BadKreuznach

André Borsche e o time da comis-são diretiva

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Die Sektion Schopfheim war indiesem Jahr zum 6. Mal im Hospi-tal Nacional in Salama vom21.02.08 – 02.03.08 tätig.

Wie im vergangenen Jahr wurdeder Einsatz in Salama, der Bezirks-hauptstadt von Baja Verapaz etwa150 km nördlich der HauptstadtGuatemala City durchgeführt. Dieknapp 50.000 Einwohner großeStadt weist keinerlei touristischeBesonderheiten auf, im Gegensatzzu bekannteren Orten ist man hierjedoch wirklich in das normale Le-ben der Bevölkerung eingebunden.Das Hospital Nacional ist das einzi-ge Krankenhaus im Umkreis vonetwa 100 km, was bei den Ver-kehrsbedingungen durchaus fürdie Patienten Tagesreisen seinkönnen.

Als Fluggesellschaft wählten wirdie IBERIA, da diese non-stop vonMadrid nach Guatemala fliegt, wo-mit man sich die lästige Zwischen-landung in den USA erspart, auchwenn der Service nicht dem derLUFTHANSA entspricht.

Die öffentlichen Institutionen sindin Guatemala in hohem Maße vonder aktuellen Politik bzw. der je-weils regierenden Partei abhängig.Im November 2007 waren Wahlen,es kam zu einem Regierungswech-sel, alle Positionen bis zum Ärztli-chen Direktor im Krankenhaus wur-den ausgewechselt. Die NeuenPositionen wurden erst in der 2.Hälfte Januar 2008 neu besetzt, sodass wir kaum Ansprechpartnerhatten und nicht wussten, in wel-chem Umfang unsere Arbeit unter-

stützt werden würde. Wir habenuns daher darauf beschränkt, miteinem kleinen Team und nur für 1Woche einen Testeinsatz durchzu-führen. Wir waren erfreut, dasstrotz der problematischen Situationunser Kommen durch die Medienangekündigt und bereits sehnlichsterwartet worden war. Dr. med.Herbert Macz und seine Frau Elo,die für die dortige HilfsorganisationAsociacion Mujer Pilar de la Socie-dad tätig sind und für uns als Part-nerorganisation zur Verfügung ste-hen, hatten alles zu unserer großenZufriedenheit vorbereitet. Die neuegewählte Ministerpräsidentin vonBaja Verapaz hat uns nach Vorstel-lung unserer Tätigkeit sofort Ihrevolle Unterstützung für die kom-mende Legislaturperiode zuge-sagt.

Hospital Nacional Salama / Verapaz /Guatemala / Centro America

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Das Hospital Nacional bietet weit-gehend ideale Bedingungen. Eshandelt sich um ein etwa 100 Bet-ten großes Krankenhaus in einemguten baulichen und hygienischenZustand. Die in früheren Jahrenbemängelte Pflege der Bausub-stanz und der Einrichtung hattesich deutlich gebessert und es wa-ren viele Renovationen durchge-führt worden. Die Operationssäle

waren groß, sauber und mit Klima-anlage ausgestattet.

Wir hatten ständig 1 OP-Saal zuVerfügung, auch am Samstag unddas Personal war außerordentlichhilfsbereit. Die Zusammenarbeitwurde von Jahr zu Jahr besser, ins-besondere im Bereich der OP-Säleund des Sterilisierens. Die Absicht,auch den Kollegen vor Ort in unse-rem Fachgebiet unsere Kenntnissezu vermitteln, konnte daher nur insehr begrenztem Umfang verwirk-licht werden.

Trotz der Kürze der Zeit und den un-vorhersehbaren Problemen verliefder Einsatz sehr erfolgreich. Es fan-den sich vom Spektrum her reich-lich congenitale Anomalien, wiePolydaktylien, Syndaktylien, Ohr-deformitäten, Hämangiome, sowie

Unfallfolgen, meist nach Verkehrs-unfällen oder Auseinandersetzun-gen mit der Machete, währendVerbrennungsfolgen diesmal in derMinderzahl waren. Auch zu fri-schen Verletzungen (Sehnenverlet-zungen, Hundebissverletzungen)wurden wir erfreulicherweiseebenso hinzugezogen wie zu fri-schen Verbrennungen bei mehre-ren Kindern. Insgesamt wurden et-wa 100 Patienten untersucht, bera-ten, ein Behandlungsplan aufge-stellt und gegebenenfalls ein OP-Termin vereinbart. An den 6 Operationstagen konntenwir 55 Eingriffe durchführen, davonetwa 70% in Allgemeinnarkose. Et-wa die Hälfte der Patienten warenKinder. Häufig hatten die Patien-ten, insbesondere die Kinder auchgegessen, obwohl „nüchtern“ ver-sprochen war. So war die Anästhe-sieabteilung häufig nicht zu benei-den, wenn entsprechende Kompli-kationen auftraten, die jedoch alleohne Zwischenfälle gelöst werdenkonnten.

Wir hatten das Team um eine Phy-siotherapeutin bereichert, um dieMöglichkeiten der postoperativenBegleitung auszuloten. Hierbeizeigte sich, dass die Tätigkeit aus-schließlich im eigenen Fachgebietbei der Kürze der Zeit nicht er-schöpfend war, sondern für weite-re mannschaftsdienliche Aufgabengenutzt werden konnte.

Viele Patienten mussten wegenfehlender Op-Möglichkeiten aufdas nächste Jahr vertröstet wer-den, wobei es sich im allgemeinenum solche Fälle handelte, die einelängere Überwachung benötigenund erst in den letzten 2 Tagen sichvorgestellt hatten.

Am Ende des Einsatzes konntenwir auf eine erfolgreichen Tätigkeitzurückblicken. Alle Patientenkonnten gesund das Hospital wie-der verlassen. Immer wieder über-raschend ist die geringe Infektions-rate auch bei größeren und längerdauernden Eingriffen. Bis auf 2Teilverluste von Spalthauttrans-plantaten heilten alle Wundenprimär.

Die Dankbarkeit der Patienten bzwderen Angehörige hat uns immerwieder zutiefst berührt. Wie immerbei derartigen Einsätzen ist dasAufzählen harter Fakten der eineAspekt. Der andere ist dermenschliche Aspekt. Es ist immerwieder überraschend und es fälltinsbesondere den Mitgliedern desTeams auf, die zum ersten Mal da-bei sind, wie viel persönliches En-gagement einerseits hinter diesenAktionen steckt, andererseits wiesehr der zwischenmenschlicheFaktor in der Gruppe und auch zwi-schen Team und den Patienten voneiner ganz entscheidenden Bedeu-tung sind.

Unsere Auffassung von der Arbeitbei INTERPLAST ist, an bestimm-ten Orten solange tätig zu sein, bisdiese nicht mehr benötigt wird. DieEinarbeitungszeit wird durch dieKonstanz erheblich reduziert, dieBedingungen vor Ort sind weitge-hend bekannt und das Wesentlicheerscheint mir, ist der Aspekt, Pati-enten wiederzusehen, weitereOperationsschritte durchzuführenund auch die eigene Kontrolle derOperationsergebnisse zu haben.

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INTERPLAST-Germany e.V.

An dieser Stelle sei auf das Herz-

lichste gedankt dem eigenen

Team:

- Dr. med. Petr Urbasek,Anästhesist,

- Dr. med. Petronela Monticelli, Bad Kreuznach

- Sr. Marianne Zabel, OP-Schwe-ster, Schopfheim

Marion und Peter Urbasek aus Schotten helfen inEntwicklungsländern Ärmsten der Armen:Wie es kommt, dass am 21. Februar ein Sack vollerKuscheltiere, eine große Tüte mit Traubenzuckerbon-bons und eine Tasche weißer Baseballkappen ausSchotten nach Guatemala reisen werden? Nebst Me-dikamenten, Anästhesie-Utensilien und einigem we-nigen Persönlichen werden die Sachen sich unterdem 46-Kilogramm-Gepäck des Ärzteehepaars Urba-sek aus dem Schottener Stadtteil Betzenrod befin-den. Seit den 1990er Jahren sind die beiden Narko-sespezialisten für den gemeinnützigen Verein Inter-plast Germany ehrenamtlich im Einsatz. Peter undMarion Urbasek haben schon neun meist zweiwöchi-ge Einsätze in Ländern wie Kamerun, Guatemala,Ecuador, aber auch einen 14-tägigen Aufenthalt inTschetschenien hinter sich. "Interplast Germany ist die deutsche Sektion einesgemeinnützigen Vereins, der kostenlos plastischeChirurgie in Entwicklungsländer bringt", so Dr. PeterUrbasek, Facharzt für Anästhesie "Wir reisen beidegerne, waren gerade aus Kenia zurückgekehrt", be-richtet er, "da erzählte uns ein Kollege von der Orga-nisation. Das wäre doch was für euch."Wenig später startete das Paar für den in den 1980erJahren gegründeten, inzwischen über zwölf deut-sche Sektionen verfügenden Verein - ihren Urlaub"nutzend" - zum ersten Einsatz nach Guatemala. Ma-rion Urbasek über das Erlebnis: "Das merkt man aufAnhieb: Entweder es heißt `nie wieder` oder `das istes`!"

"Sie stand da, weinte und sagte ein einziges Wort:Danke"

Für das seit 1990 verheiratete Anästhesieteam fieldie Antwort einstimmig aus. Und einig waren sie sichauch, als sie wenige Jahre später den Entschluss zurAltersteilzeit fassten und seit 2006 in jedem Jahrrund vier Interplast-Einsätze wahrnehmen. Bewegt berichtet Marion Urbasek: Wenn die Busch-trommeln und die Hilfsorganisationen vor Ort ver-künden, dass Interplast kommt, eilen die Menschenin Guatemala teils barfüßig aus den Bergen, auf denArmen ihre kranken Kinder, die eine Kiefer-Gaumen-Spalte haben oder Lippenverschluss oder andere De-formierungen, Frauen, die durch Verbrennungen ver-stümmelt sind oder Kinder, die wie in Grosny Notam-putationen mit Äxten haben erleiden müssen. Dannstehen bis zu 300 Elende vor den Toren des Kranken-hauses, in dem wir operieren." "Was wir an Medikamenten und Arbeitsmaterial brau-chen, fliegen wir selbst mit ein. Wir haben quasi einganzes Krankenhaus im Gepäck", sagt Marion Urba-sek. "Und lieber lasse ich ein paar Schuhe zu Hauseund packe noch mehr Plüschtiere für die Kinder ein."Denn auch bei Reisen dieser Art ist das Gepäck auf24 Kilo pro Person begrenzt.Die Kranken der mit 40 000 Einwohnern besiedeltenguatemalischen Gemeinde Salama freuen sich schonheute auf die bevorstehende Ankunft der Interplast-Ärzte in den nächsten Wochen. "Wir wissen nicht,was uns in dem auf rund 960 Metern gelegenenBergdorf erwartet". Aus Erfahrung weiß das Paar aber, dass sich die Kin-der immer und überall über Bonbons und Kuscheltie-

den vielen privaten Spendern undden Firmen, die finanziell für dasGelingen dieses Einsatzes beige-tragen haben, insbesondere FrauHuck, ProInterplast, die die Flügefinanziert hat.

Günter Zabel, Schopfheim

- Sr. Marion Urbasek, Anästhesie-fachschwester,

- Deborah Zabel,Physiotherapeutin

dem Team vor Ort

- Dr. Herbert Macz mit Frau Elo- Olgita und Orlando de Leon- Roxanna mit Team

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INTERPLAST-Germany e.V.

Kameruns Kinder sind begeistert von den gut-schmeckenden bunten Traubenzuckerbonbons ausSchotten. Bild: pd

re freuen. "Dank der Spenden der hiesigen Apothekeund einer Sammelaktion haben wir diesmal jedeMenge dabei". Die Baseballkappen entstammen ei-ner anonymen Spende. Dankbar sind die beiden fürjegliche Unterstützung. Und was Dankbarkeit ihnengegenüber angeht: "Das Schönste ist für uns, wennwir erleben, dass wir helfen konnten".

So auch bei der 40-jährigen Maria in Guatemala. Ihrwar durch die unbehandelten Verletzungen schwererVerbrennungen das Kinn auf der Brust angewachsen.Nach zwei Operationen und Hauttransplantationenkonnte sie nach 17 Jahren erstmals den Kopf auf-richten und sprechen. Marion und Peter Urbasek be-zeichnen diesen Augenblick als den Schönsten. Nochheute schildert Marion Urbasek: mit Gänsehaut "Siestand da, weinte und sagte: `Danke´. Das deutscheWort hatte sie sich eigens für uns beibringen lassen."

Interplast Südbayern Einsatzbericht Rafsanjan / Iran09.11.- 26.11.2008

Team:

- Dr. Andreas Schmidt (Teamleiter)

- Dr. Ortwin Joch (Chirurg)

- Prof. Jacque Baudet (Plastische Chirurgie)

- Dr. Andreas Poll (HNO)

- Dr. Jürgen Unterburger (Anästhesie)

- Dr. Christian Bauereis

(Anästhesie)

- Martine Schmidt (OP-Schwester)

- Birgit Unterburger

(OP-Schwester)

- Armin Schwarz

(Anästhesie-Pfleger)

- Dr. Abdol Behrawan

(Organisation)

Wie alle Einsätze zuvor wurde auchdieser Einsatz in Rafsanjan in be-währter Weise von Dr. Behrawanvorbereitet. Sein unermüdlicherEinsatz für die Ärmsten seinerLandsleute verdient uneinge-schränkte Anerkennung. Ähnlichwie im Vorjahr wurde der endgülti-

ge Einsatzort, Rafsanjan, erst kurzvor dem Abflug bekannt gegeben.Da es für unser Team der zweiteEinsatz in Rafsanjan war, kamenwir in einer uns vertrauten Umge-bung an. Der einzige Wermutstrop-fen während der Anreise war dieverzögerte Zustellung unserer me-

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INTERPLAST-Germany e.V.

dizinischen Ausrüstung, welchedurch den Zoll einer genaueren Be-gutachtung unterzogen wurde. DieKisten wurden erst am nächstenTag um zehn Uhr angeliefert.

Rafsanjan liegt in der Provinz Ker-man, ca 120 km westlich der StadtKerman im Südosten des Landes.Die Provinz ist die zweitgrößte desIrans (180.000 km_) und reicht vonden bis über 4000 m aufsteigen-den Gebirgsketten im Nordwestenbis zu den Ausläufern der WüsteLut. Die Besiedlung ist auf wenigeOrte konzentriert, und Rafsanjangehört zu den größten Städten ne-ben Kerman, Sirjan und Bam.

Während die Region Schwerpunktdes iranischen Pistazienanbaus ist,verkörpert die Stadt Rafsanjan dieModernisierung der Provinz Ker-man (hauptsächlich durch denGeld- und Mittelfluß des früherenStaatspräsidenten Rafsanjan).

Nach der Ankunft in Rafsanjan be-gannen wir mit dem Screening un-serer Patienten und der OP-Pla-nung für den Folgetag. Da bereitsvon den einheimischen Ärzten eineVorauswahl getroffen worden war,gestaltete sich die Auswahl nichtmehr gar so umfangreich, was füruns einen Zeitgewinn für mehroperative Eingriffe erbrachte. Dies-mal wurde der Patienten-stromvon den ansässigen Ärzten vor Ortbis zum Schluss gleichmäßig ge-steuert, so dass es zu keinen un-schönen Drängeleien der Betroffe-nen kam. Leider reichte auch indiesem Einsatz für viele die Zeitnicht mehr. Im Verlauf unseres ge-samten Einsatzes wurden wir stetsfreundlich und tatkräftig vom ein-heimischen Personal unterstützt,dessen Gastfreundschaft und

schen den Operationen stärkenkonnten. Operiert wurde meistensdurchgehend bis 17-18 Uhr, da-nach folgte die Patientenvorstel-lung. So dauerte der Arbeitstag oftbis 12 Stunden.

Hervoragend bewährt hat sichauch der verstärkte Einsatz von re-gionalanästhesiologischen Verfah-ren, welche eine parallele Einlei-tung der Anästhesie während lau-fender OP´s und damit sehr kurzeWechselzeiten ermöglichten. Ins-besondere die postoperativeSchmerztherapie wurde mit denregionalen Anästhesie Verfahrensehr gut abgedeckt. Der Umgangmit Schmerzkathetern hat sich impostoperativen Bereich leider nichtbewährt, da diese Schmerzbe-handlung dem Personal gänzlichunbekannt ist und die Katheter aufStation, auch bei anderslautenderAnweisung, sofort gezogen wur-den.

Freundlichkeit uns immer wiederstaunen ließ.

Das Krankenhaus gehört zu denkleineren der Stadt (vorwiegendAugen und HNO-Ops), was uns ei-nen intensiveren Kontakt zu denEinheimischen, aber auch einstrukturierteres Arbeiten ermög-lichte.

Die Arbeitstage waren klar geglie-dert: nach einem gemeinsamenFrühstück kurz nach 7 Uhr in unse-rer Unterkunft im Gästehaus derUniversität wurden wir zum Kran-kenhaus gefahren. Während dieChirurgen die bereits operiertenPatienten mit iranischen Schwe-stern und Ärzten visitierten, wur-den die ersten Patienten schonanästhesiologisch vorbereitet.

Uns standen ein Operationssaalmit 2 OP-Tischen und manchmalauch ein zweiter Operationssaalmit einem 3. OP-Tisch zur Verfü-gung, so dass wir sehr effektiv ar-beiten konnten. Die etwas veralte-te und einfache technische Ausrü-stung vor Ort beinhaltete aber allewichtigen Gerätschaften und Hilfs-mittel. Die Narkoseapparate befan-den sich in einem weitgehend ge-pflegten Zustand. Sauerstoff undLachgas entstammten einer zen-tralen Gasversorgung. Auch dieSterilisationsmöglichkeiten warentechnisch einwandfrei.

Für unser leibliches Wohl währendder OP-Tage war bestens gesorgt.Immer waren kleine Imbisse, Dat-teln, Pistazien jeder Art, frischesObst und Gemüse und Tee vorhan-den, so dass wir uns rasch zwi-

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Die Bedingungen für Operateureund Anästhesisten waren sehr gut.Selbst am Freitag, dem islami-schen „heiligen“ Tag, wurden wirtatkräftig unterstützt. SprachlicheBarrieren wurden durch die Über-setzungen von Dr. Behrawan über-brückt. Manchmal halfen auchschon einige englische Wörter. Sokonnten die postoperativen Anord-nungen rasch weiter- und eingelei-tet werden.

Schwerpunkt war die operativeVersorgung von Narbenkontraktu-ren in allen Körperregionen bei jungund alt. Explosionen maroder Gas-leitungen sowie Verbrühungendurch heißes Samowar-Wassersind die häufigsten Ursachen.Während die Primärversorgung derVerletzungen im Land gewährlei-stet wird, sind alle anderen Sekun-däreingriffe mit einem hohen finan-ziellen Einsatz verbunden. So istdie Diskrepanz zwischen vorhan-denem medizinischem Know-Howund medizinischer Versorgung derBevölkerung nicht verwunderlich.

Die Zahl der unversorgten Lippen-Kiefer Gaumenspalten war wieletztes Jahr sehr gering, diese ka-men aber auch bei Adoleszentennoch vor.

Zwischen den arbeitsreichen Ta-gen nutzten wir einen Tag für einenAusflug nach Kerman und Umge-bung. Fasziniert wanderten wirdurch die Anlagen des GartensBaq-e Shazadeh. Der Garten wirdganzjährig von einer Quelle ausden Bergen gespeist und wirkt sowie eine Oase in der doch eher kar-gen Landschaft. Die Restauration der leuchtendblauen Kuppel des Mausoleumsvon Nematollah Vali in Mahan wur-de im vergangenen Jahr fertigge-stellt, so dass wir sie nun in ihrerganzen Pracht bewundern konn-ten. Einen unerwarteten Höhe-punkt bot der Besuch eines Tee-hauses in einem ehemaligen Ham-mam, in dem eine Gruppe von ein-heimischen Studenten bei traditio-neller Musik ausgelassen feierteund uns damit auch einen kleinenEinblick in das örtliche Leben ge-währte.Auch die nachfolgenden Arbeitsta-ge vergingen sehr schnell und im-mer wieder überwältigte uns dieGastfreundschaft der Rafsanjanermit ihrer fantastischen persischenKüche, welche nach einem an-strengenden Tag mit Köstlichkei-ten, wie z.B. Khorescht-e Fessend-schan (Ente mit Walnuss- Granat-apfelsoße), aufwarteten.

Nach einer feierlichen Verabschie-dung in Rafsanjan und im Wissen,dass die behandelten Patienten biszur Genesung gut betreut werden,brachen wir nach Isfahan auf. Aufdem Weg nach Isfahan besuchtenwir in einer eindrucksvollen Stein-wüstenlandschaft den ZororastrierTempel Chak Chak. Im Anschlussdurften wir die folgenden zwei Ta-ge den Persischen Herbst ge-nießen und nutzten die Zeit, die hi-storische Baukunst mit ihrer Orna-mentik und ihrer Einzigartigkeit zubewundern. Die großzügigen Gär-ten mit ihren klaren geometrischenGrundmustern hinterließen eben-falls bleibende Eindrücke.In Isfahan zeigte sich besondersder Kontrast zwischen alter persi-scher Kultur, konser-vativen Isla-mismus und dem Einfluss der„westlichen“ Welt, was nicht zu-letzt in der Beklei-dung der Frauensichtbar wurde.Die Zeit verrann wie im Flug undbevor wir uns dessen recht bewus-st wurden, war der Tag der Abreisegekommen. Wir verließen den Iranin der Gewissheit, einen erfolgrei-chen Einsatz mit einem sehr gutharmonisierenden Team erlebt zuhaben. Wir danken allen, die diesen Ein-satz durch ihre Unterstützung er-möglicht haben.

Armin SchwarzInterplast Team Südbayern

Die nachfolgende Statistik soll einen kurzen Überblick über die Alters-struktur der Patienten und die angewandten Narkoseverfahren geben:

Altersstruktur n Narkoseverfahren n Rel.

2 Jahre 2 Allg. Narkose 55 54,46%3 - 5 Jahre 9 Regionalverfahren 31 30,69%6 - 10 Jahre 7 Lokale Anästhesie 15 14,85%11 - 15 Jahre 1016 - 20 Jahre 23> 20 Jahre 50

Gesamteingriffe 101

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Länderinformation

Bezüglich der geografischen Lagegrenzt Kirgisien im Norden undNordosten an Kasachstan, im We-sten und Nordwesten an Usbeki-stan, im Süden und Südwesten anTadschikistan und im Süden undSüdosten an China, bei einer Lan-desfläche von 198.500 qkm (Abb.1). Kirgisien besitzt ein im Sommertrockenes, kontinentales Klima undstrenge Winter (Tab. 1). Die Haupt-stadt ist Bishkek (ehemals Frunse),hier leben rund 766.400 Einwohner(letzter Zensus 1999). WeitereStädte: Osch (209.200), Dshalal-Abad (70.900), Karakol (64.600),Tokmak (59.400) [1]. Die Einwohn-erzahl beträgt insgesamt rund fünfMillionen Einwohner, diese setzensich durch 80 verschiedene Natio-nalitäten zusammen: davon Kirgi-sen 60%, Russen 15%, Usbeken15% (Zensus 1999), 10% andere,bei einem Bevölkerungswachstumvon durchschnittlich 0,8% [2]. DieLandessprache ist Kirgisisch, seitMai 2000 ist auch Russisch "offizi-elle Sprache", es existiert eine Be-standsgarantie für Sprachen natio-naler Minderheiten [3]. Bezüglichder religiösen Zugehörigkeit sind80% sunnitische Moslems, 17%russisch-orthodoxe Christen nebenkleinen Minderheiten andererGlaubensbekenntnisse [3]. Unab-hängigkeit gegenüber der Sowjet-union besteht seit 31.08.1991, die

Interplast Einsatz Bishkek / Kirgisienvom 21.09 – 30.09.2008

Kirgisien

Regierungsform ist die Präsidialde-mokratie. Das Parlament wird im 5-jährigen Rhythmus gewählt. MitVerfassungsreferendum vom02.02.2003 wurde das 75 Abge-ordnete umfassende Einkammern-system wiedereingeführt und erst-mals mit den Parlamentswahlen imFebruar 2005 gewählt. Mit der Ver-fassungsreform vom 30.12.2006soll das nächste Parlament aus 90Abgeordneten, hälftig aus Mehr-heits- und Verhältniswahlrecht, be-stehen [4]. Da Kirgisien eine ehe-malige Teilrepublik der Sovietunionund seit 1991 unabhängig ist, be-findet sich das Land im Umbau,was sich im Gesundheitssystemdeutlich bemerkbar macht. Wir fan-den bei unserem ersten Einsatz imJahr 2001 eine eklatante Unterver-sorgung brandverletzter Patientenvor (Abb. 2).

Achter Einsatz in Bishkek – was

wurde erreicht ?

Das kirgisische Verbrennungszen-trum wurde durch Materialspen-den kontinuierlich versorgt. Hierzuzählte insbesondere die Versor-gung mit einem Elektrodermatomeinschließlich Ersatzmaschine so-wie entsprechend benötigten Klin-gen. Des Weiteren wurden OP In-strumente, OP Kleidung, OP Ab-decksysteme, benötigte Verbands-materialien, Medikamente sowieKompressionswäsche gespendet.In den acht Einsätzen seit demJahr 2001 konnten unzählige Ope-rationen durchgeführt werden. Dasoperative Spektrum reichte von derakuten Versorgungen brandverletz-ter Patienten durch Spalthauttrans-plantationen, rekonstruktiver Ein-griffen wie Vollhauttransplantatio-nen, lokalen Lappenplastiken, Seh-nen- und Nervenersatzplastiken

sowie bei entsprechender Indikati-on (entstellende, stigmatisierendeNarben) kosmetische Eingriffe(Abb. 3). Die Betonung der operati-ven Tätigkeit vor Ort lag auf der re-konstruktiven Chirurgie brandver-letzter Kinder. Insgesamt konnteninnerhalb des diesjährigen Einsat-zes 45 Kinder operiert werden. DieNotwendigkeit der radikalen Exzisi-on avitalen Gewebes und die Ab-tragung der Hypergranulationenvor der Spalthauttransplantationsowie der richtige Zeitpunkt derTransplantation wurden an die kir-gisischen Kollegen weitergege-ben. Rekonstruktive Maßnahmenwie lokale Lappenplastiken und dieMöglichkeiten der Vollhauttrans-plantation – insbesondere zur ope-rativen Therapie der Kontrakturen –wurde durch die kirgisischen Kolle-gen suffizient erlernt. Durch dieWeiterbildung der Kollegen gelanges, ein verbessertes Wund- undVerbandsregime zu vermitteln:Wurden vor unserer Kooperationaus großen Baumwolle LakenKompressen zugeschnitten undunsteril auf die Wunden gelegt,wird nun auf steriles Verbandsma-terial als Primärverband geachtet.Des Weiteren werden Spendera-reale durch Fettgaze und nicht al-lein durch unsterile trockene Kom-pressen versorgt. Die Salbenthera-pie bei Hypergranulation mittelsKortison und mittels Fettsalbe beiabgeheilten II° Läsionen wurdeeingeführt. Die Physiotherapiewurde erstmals als fester Bestand-teil der Verbrennungsbehandlungin Kirgisien etabliert. Die Kompres-sionsbehandlung zur Prophylaxehypertropher Narben sowohl durchBandagierung als auch durch Kom-pressionswäsche wurde als Be-standteil in die Verbrennungsbe-handlung integriert. Es resultiert ei-ne wesentlich verbesserte Hygie-ne: Das Verbrennungszentrum ist

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INTERPLAST-Germany e.V.

in einen renovierten Gebäudetraktgezogen, in der baulich ein we-sentlicher Fortschritt besteht. DieZimmer sind den Umständen ent-sprechend sauberer, die Stationwird regelmäßig gereinigt, es gibtnun separate Verbandszimmer. DerOP Saal ist renoviert worden, dieOP Schleuse ist neu gebaut wor-den. Schwerbrandverletzte Patien-ten werden gegenüber leichter be-troffenen Patienten separiert.

Diskussion

Ein Schwellenland ist die nicht ex-akt definierte Bezeichnung für rela-tiv fortgeschrittene Entwicklungs-länder, die aufgrund ihrer wirt-schaftlichen Eigendynamik auf derSchwelle zum Industriestaat ste-hen. Bei der Einstufung von Ent-wicklungsländern als Schwellen-länder wird in der Regel der Gradder Industrialisierung (Anteil der In-dustrie am Bruttonationaleinkom-men [BNE]) als Indikator verwen-det; weitere Indikatoren sind z. B.die Höhe des BNE je Einwohner,Alphabetisierungsquote, Leben-serwartung, Anzahl der Studentenje 100 000 Einwohner, Investitions-und Sparquote [5]. Bei zahlreichenSchwellenländern bestehen Wi-dersprüche zwischen Wirtschafts-wachstum und sozialer bezie-hungsweise politischer Entwick-lung sowie Ausbau der Infrastruk-tur. Auf internationaler Ebene exi-stiert keine verbindliche Liste vonSchwellenländern, sodass die Zahlder zu dieser Ländergruppe zurechnenden Staaten aufgrund derZugrundelegung verschiedenerWachstumsindikatoren sehr unter-schiedlich ausfällt [6]. Nach Mei-nung der Autoren zählt Kirgisien,insbesondere unter Berücksichti-gung des Indikators medizinischeVersorgung zu einem Schwellen-land. Kritisch ist diese Bezeichnung

jedoch zu diskutieren, wenn dieAnalphabetisierungsrate als Indika-tor herangezogen wird, die in derehemaligen Teilrepublik der Sovie-tunion vernachlässigbar ist. Eben-so hat sich die Infrastruktur seitdem ersten Einsatz im Jahr 2001wesentlich verbessert. Kirgisiensteht somit nicht auf der Schwellevom Enrwicklungs- zum Schwel-lenland, sondern eher vomSchwellenland zum Industriestaat.Diese Entwicklung macht sich je-doch nicht in der Infrastruktur undQualität der Verbrennungstherapiebemerkbar, so das wir im Jahr2001 eine eklatante Unterversor-gung der brandverletzten Patien-ten vorfanden, was zu den be-schriebenen Einsätzen führte. Alswichtige Erfahrung ist hierbei fest-zuhalten, das es bei der Restruktu-rierung eines bereits existierendenVerbrennungszentrums viel Ge-duld bedarf, und man nicht mit ge-wohntem Aktionismus und west-europäischer Erwartungshaltungauftreten kann, da dieses kontra-produktiv ist. Es ist zum Teil eineschwierige Gradwanderung, die –sowohl ärztlichen als auch pflegeri-schen Kollegen – nicht vor denKopf zu stoßen und trotzdem seitJahren vor Ort etablierte Behand-lungsregime zu ändern, hier ist ei-ne subtile Diplomatie bei stets

großem Respekt gegenüber denkirgisischen Kollegen notwendig.In Reaktion auf die zunehmendegrundsätzliche Kritik an der Ent-wicklungshilfe, auf vorliegende Er-fahrungen und veränderte globaleRahmenbedingungen haben die imEntwicklungshilfeausschuss (DAC)der OECD organisierten westli-chen Industriestaaten 2005 eineneue gemeinsame Grundlage ihrerEntwicklungspolitik unter dem pro-grammatischen Titel "Entwick-lungspartnerschaften in dem neu-en globalen Zusammenhang" ver-abschiedet [7]. Ein zentraler Ge-sichtspunkt ist hierbei die Wirk-samkeit der Entwicklungshilfe _insbesondere die Nachhaltigkeitder Hilfe weit über das formelle En-de von Projekten hinaus. Sie solldarauf abzielen, das Leistungsver-mögen von Menschen und Organi-sationen in den Entwicklungslän-dern zu erhöhen und ist daher starkpersonenorientiert. Hierzu gehörenu. a. Aus-, Fortbildungs- und Bera-tungsmaßnahmen für einheimi-sches Personal. Innerhalb derEinsätze lag deshalb ein Schwer-punkt der Kooperation mit demVerbrennungszentrum Bishkek aufder Weiterbildung der Kollegen vorOrt. Das diesjährige Team kam er-neut zu dem Schluss, das alleini-ges operieren vor Ort nur einer be-grenzten Zahl von Patienten zuGute kommt, und das die Wis-senstransfer an die Kollegen vorOrt im Vordergrund stehen muss.Dieses Ziel deckt sich mit der vor-handenen Literatur [8]. Hierbei soll– insbesondere im Bereich deroperativen Therapie – die Weiter-bildung der kirgisischen Kollegen,weiter intensiviert werden. Ein Pro-blemschwerpunkt stellt dabei diehohe Fluktuation der kirgisischenÄrzte dar, die wegen des geringenEinkommens in andere – insbeson-dere Läderder ehemaligen Sowie-

Eklatante Unterversorgung brandverletzterPatienten

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tunion – abwandern, so das insbe-sondere die gut ausgebildeten undvon uns fortgebildeten Kollegendem kirgisischem Verbrennungs-zentrum oftmals nicht mehr zurVerfügung stehen.

Schlussfolgerung

Neben Materialspenden und dereigentlichen operativen Tätigkeitder Operationsteams vor Ort, derBeratung in hygienischen und bau-lichen Belangen, liegt der Schwer-punkt in der Weiterbildung der Kol-legen vor Ort als Hilfe zur Selbsthil-fe. Dies deckt sich mit den moder-nen OECD Forderungen der inter-nationalen Entwicklungspartner-schaften im globalen Zusammen-hang.

Teilnehmer 2008

Katja Brosien, OP-Schwester,BerlinDr. Bernd Hartmann, PlastischeChirurgie, BerlinDr. Annett Kleinschmidt, PlastischeChirurgie, BerlinDr. Christian Ottomann, PlastischeChirurgie, Berlin

Literatur

[1] Beyer J. Kirgistan: Ein ethnografischerBildband über Talas/Kirgistan: A photoeth-nography of Talas. 2007; Hirmer-Verlag,München [2] Klein W. Das nestorianische Christentuman den Handelswegen durch Kyrgyzstan biszum 14. Jh.. 2000; Brepols, Turnhout (SilkRoad Studies, 3)[3] Kadyrov V. Rarity Ltd., Kyrgyzstan: Tradi-tions of Nomads 2005; Bishkek[4] Anderson J. US Democracy PromotionPolicy in the Central Asian Republics: Mythor Reality? Yazdani International Studies.2007; 44: 141-155 [5] Bartsch S. Integrating human rights intodevelopment : donor approaches, experien-ces and challenges /Organisation for Econo-mic Co-operation and Development. OECDPubl., 2006 ; 169-199[6] Loewe M. Die Millennium DevelopmentGoals : Hintergrund, Bedeutung und Bewer-tung aus Sicht der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit. Deutsches Institut fürEntwicklungspolitik (Discussion Paper /Deutsches Institut für Entwicklungspolitik) -Aktualisierter Auszug aus: Relevanz der Mil-lennium Development Goals (MDGs) für dieLänder des Nahen Ostens und Zentralasi-ens sowie für die deutsche Entwicklungs-

zusammenarbeit mit dieser Region. [7] Schmalisch G. The enlarged EuropeanUnion - partner of the developing world: theimpact of EU enlargement on European de-velopment cooperation policy ; InternationalPolicy Dialogue; Development Policy Forumof InWEnt (Capacity Building International,Germany) in cooperation with the FederalMinistry for Economic Cooperation and De-velopment (BMZ) 2003; 1:120 [8] Finger R.Operative Medizin in Entwick-lungsländern - Exotik oder Lernbeispiel. Cur-are 1980; 3:153-158

Christian Ottomann, Berlin

Kirgisien Deutschland

Landesfläche 198 500 km2 357 000 km2Einwohner 4,8 Mio 283,3 MioEinwohner/km2 26 230BSP/Kopf 294$ 25.120 $Alphabetisierung 98% 99%Säuglingssterblichkeit 0,0036% 0,005%Einwohner pro Arzt 3 298

Tab. Ländervergleich Kirgisien – BRD

Narbenexzision und Vollhauttransplantationam Hals

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Quetta liegt im Nordwesten Pakist-ans und ist die Hauptstadt der Pro-vinz Belutschistans, es hat über600 000 Einwohner. Die Bevölke-rung besteht vorwiegend ausPaschtunen. Die Grenze zu Afgha-nistan ist nicht weit, sie beträgtLuftlinie weniger als 100 km.Die Stadt liegt in einem weitenKessel, von Bergen umgeben. Eswird Obst angebaut, auf der Fahrtvom Flughafen sahen wir mehrereApfelplantagen. Ansonsten ist dieErde karg und staubig. Quetta istein aus der englischen Kolonialzeitbereits bekannter Militärstütz-punkt, der auch heute noch betrie-ben wird. Dem Vernehmen nachbesteht hier ein Verkehrsweg nachAfghanistan durch die Berge.Interplast England wurde von Mr.Raza Jaffar, einem Geschäftsmannaus Dubai und Quetta, und von Mr.Javed Majid, einem Geschäfts-mann aus England, gebeten, inQuetta ein plastisch chirurgischesCamp abzuhalten. Die beiden Her-ren erleichterten den Teilnehmerndes Camps die Beschaffung der Vi-sa sowie der Flüge. Sie veranlas-sten auch entsprechende Sicher-heitsmaßnahmen für das Team.

Team:

- Dr. Charles Viva (plastischer Chirurg, Teamleiter)

- Dr. Hans-Peter Frey (plastischer Chirurg)

- Dr. Dr. Eva Gudewer(MKG Chirurgin)

- PD Dr. Dr. Lei Li (MKG Chirurg)- Prof. Dr. Dr. Max Heiland (MKG

Chirurg)- Dr. Ghalib Mukadam

(Anästhesist)- Dr. Manmatha Roy (Anästhesist)- Dr. David Viva (Assistent)- Ms. Christine Brewer

(Schwester)- Ms. Marie Ivy Boardman

(Schwester)- Ms. Marjorie Wheatley

(Koordinatorin)- Mr. Viral Parikh (Pharmakologe)- Miss Natasha Khan (Assistentin/

Übersetzerin)

Die drei nach Dr. Viva genanntenärztlichen Mitarbeiter reisten ausDeutschland an und trafen in Man-chester auf die englischen Team-mitglieder, von dort ging es mit Pa-kistan International Airlines nach Is-

lamabad und dort nach nächtlicher/ frühmorgendlicher Pause nachQuetta. Die zwei MKG Chirurgenmussten uns nach einer Wochegeplant wieder verlassen, musstenaber zweimal Anlauf nehmen, dader Flughafen in Quetta die vorge-schriebene Sicht von 3000 Meternfür den Start der Flieger nicht er-brachte. Es war ein Sturm von derSahara über Persien zugange, derviel Wüstensand mit sich führteund die Sicht erheblich beeinträch-tigte. Prof. Heiland kam für die letz-te Woche angereist. Wir wurden im Kidney – Hospital inQuetta sehr herzlich empfangenund ständig aufmerksam von demDirektor, Dr. Jogezai, und Frau Dr.Irfana, einer Nephrologin, betreut.Gleich bei unserer Ankunft war dieEmpfangshalle schwarz vor Men-schen, und wir begannen gleichmit unserer Sprechstunde. Das Kidney – Hospital war von derRegierung des Landes vor fünfJahren erbaut und seit Dezember2006 durch die Fatimid Foundati-on, eine humanitäre Organisation,weitergeführt worden. Es lag ander Peripherie Quettas. Die Kostenfür das Hospital beliefen sich aufeine bis fünf Millionen Dollar proJahr. Es gab in Quetta noch andereKrankenhäuser, das Hospital warnicht ausgelastet, und die Regie-rung wollte die Zuschüsse ab De-zember 2008 einstellen. Durch un-ser eifriges Wirken in zwei Sälen,die für unsere Zwecke hervorra-gend ausgestattet waren, erhieltdie Sache dann doch Auftrieb, sodass die Regierung nun das Hausbis 2010 bezuschussen wollte. Im Hospital wurden urologischeEingriffe durchgeführt sowie eini-ge Allgemeinchirurgie, es erfolgtedie Behandlung von Hämophilieund Thalassämie und es gab Dialy-seplätze. Bereits vor unserer Abrei-se in Deutschland wurde an uns

Englisch- Deutsches INTERPLAST-Camp in Quetta/Pakistan 22.06 – 8.07.08

Begrüßung mit Musikzug

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die Frage herangetragen, ob wirmöglicherweise noch einen Urolo-gen und Nephrologen mitbringenkönnten. Die Zeit war jedoch zukurz. Dies sollte für den nächstenEinsatz ins Auge gefasst werden,den wir für 2009 bei unserer Abrei-se versprechen mussten.

Wir führten in der ersten Woche 62

Eingriffe durch.- 25 Lippenspalten, davon drei

bilaterale- 17 Gaumenspalten, sowohl ein-

und zweiseitig- 2 Lippenkiefergaumenspalten- 11 Hauttransplantate bei

Verbrennungen- 7 andere Eingriffe wie- Rekonstruktion von Nasenteilen,

Augenlidern usw.

In der zweiten Woche führten wir59 Operationen durch.- 21 Lippenspalten, davon vier

bilaterale- 13 Gaumenspalten, sowohl ein-

und zweiseitig- 4 Lippenkiefergaumenspalten - 7 Transplantate - 14 andere Eingriffe

Zusammen waren dies 121 Opera-

tionen.

Das Personal im OP bestand nuraus Männern, sie waren extremfreundlich und hilfsbereit sowielernbegierig. Sie wurden im Instru-mentieren und in der Assistenz ge-schult, so dass sie dies auch wei-terhin tun können. Lokale Ärzte as-sistierten uns ebenso und wurdenfür die Nachbehandlung unsererPatienten unterwiesen. Die Rück-meldungen von den Ärzten über E-Mail Ende 2008 besagte, dass esallen Patienten gut ginge. Während unseres Aufenthalteswurde eine 18-jährige Patientin miteinem Nierenversagen aufgenom-

men, Mr. Majid zahlte für ihre Dia-lyse und konnte mit großer Freudesehen, wie sie sich zusehends er-holte. Wir hatten insgesamt während desCamps 360 Patienten gesehen. Einige Patienten waren sehr armund hatten kaum genug zu essen.So bereitete es Javed und CharlesFreude, ihnen Verpflegung zu be-sorgen. Manche Patienten warenzur Versorgung sieben Stunden zuFuß anmarschiert.Von unserer Unterbringung im Ho-tel hatte man in Anbetracht der po-litischen Situation Abstand genom-men. Wir wohnten in sauberenZimmern mit Dusche in einemTrakt des Krankenhauses, an denFlurenden saß jeweils ein Polizistmit scharfer Waffe. Insofern hatten wir keine Möglich-keit, die Stadt zu erkunden. Für dieZeit unseres Aufenthaltes war einLohnkoch eingestellt worden, deruns hervorragend verpflegte.Außerdem erinnern sich alle gernean die manchmal allerdings etwaslangen Abende des Zusammen-seins mit Krankenhausdirektor,

Personal und Politikern, wobei ne-ben köstlichen Grillspezialitätenauch der in der Erde zwischenheißen Steinen zubereitete Ham-mel serviert wurde. Jeweils bei der Ankunft und beimAbschied war im Krankenhaus-gelände ein riesiges, etwa 300Menschen fassendes Zelt errichtetworden. Hier war jeweils Empfangund Verabschiedung mit höchsterEhrung durch Politiker erfolgt, zumAbschied waren u. a. die Gouver-neurin der Provinz Belutschistan,der Treuhänder der Fatimid Foun-dation (ein pensionierter Senator),und der Sekretär Labour and Man-power erschienen. Noch eine Bemerkung zum Team.Da wir sicher waren, so viele Pati-enten betreuen zu können, diedurch die lokalen Ärzte vor unse-rem Einsatz hinsichtlich der übli-chen Parameter durchgesehenworden waren, erwies es sich alshilfreich, einen Koordinator mitzu-bringen. Marjorie verwaltete nichtnur die Berichte und Krankenblät-ter, sie organisierte auch die OP-Pläne und kümmerte sich auch um

Abschiedsveranstaltung in Landestracht mit zwei engl. Mitarbeiterinnen, Dr. Peter Frey undProf Heiland (von rechts nach links)

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deren kurzfristige Änderung beiBedarf. Sie nahm stets an den Visi-ten und Verbandswechseln teil.Zum ersten Mal hatten wir einenPharmakologen dabei, der dieSprache des Landes beherrschteund die Medikamente ausgab, diesämtlich von uns bereitgestelltwurden.

In den letzten vier Jahren hattenuns einige junge Leute auf denCamps begleitet, sie machten sichim OP und auf Station nützlich. Eswaren alles Interessenten für einemedizinische Karriere. Zwei davonhaben inzwischen ihr Medizinstudi-um bereits aufgenommen und wa-ren fest entschlossen, die huma-nitäre Tätigkeit im Ausland fortzu-setzen. Sie stellen unsere Zukunftdar. Auch Natasha, eine Englände-rin pakistanischer Povenienz, wirddas Medizinstudium aufnehmen.Die Zusammenstellungen einesTeams aus Plastischen und MKGChirurgen ist gängige Praxis undbedarf keiner Erläuterung. BeideFachdisziplinen profitieren vonein-ander.

Am 5.7.2008 flogen wir nach Isla-mabad, wo uns Prof. Hamid Has-san in seiner Privatklinik ermöglich-te, am Sonntag, dem 6.7.2008zehn Patienten mit Säureverätzun-gen operativ zu versorgen.

Prof. Hassan ist Allgemeinchirurgmit Interesse an Plastischer Chirur-gie, der Opfer von Säureverätzun-gen versorgt. Er arbeitet eng zu-sammen mit Mrs.Valerie, einer Pa-riserin, die mit einem Pakistani ver-heiratet ist und mit diesem in Isla-mabad die Acid Survivors Foundati-on Pakistan betreibt.

Mit Spenden hat sie ein Haus ge-mietet, in dem die Säureopfer nach

Überreichung der Ehrentafel mit Hospital-Direktor Dr. Jogezai, Provinzgoverneurin von Be-lutschistan, Trustee der Fatimid Foundation und Dr. Charles Viva (von rechts nach links)

der Operation auf zwei Stationennachbetreut werden. Bei den Säu-reopfern handelt es sich meist umFrauen, welche mit Batteriesäurebegossen werden, aber auch zwi-schen 14-jährigen Jungen sind sol-che Handlungen bereits beschrie-ben. Einige dieser Säureopfer brau-chen dringend eine Hornhauttrans-plantation, doch ist es meinenNachforschungen nach schwierig,an Hornhäute in Deutschland zukommen. Die in Islamadad verfüg-baren wenigen Hornhäute stam-men in der Regel von Priestern inVietnam, die Häute sind wegendes Alters der Priester von minde-rer Qualität. Sollte es unter den Le-sern Ideen zur Beschaffung geben,so wäre ich für eine Mitteilungdankbar.

Am 8.7.2008 flogen wir in die Hei-mat zurück.

Hans-Peter Frey, Kriftel

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TEAM-Mitglieder:

- Dr. Stefan Hessenberger, Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurg

- Dr. Frank Möller, Anästhesist- Jutta Nickels, Anästhesie-Fach-

schwester

Auf dem letztjährigen INTER-PLAST-Treffen in Bad Kreuznachwurde durch Hein Stahl der Bedarfan kleinen Teams für OP-Camps inden abgelegeneren LandesteilenNepals geäussert.Diese Camps werden allesamtvom SKM-Hospital in Sankhu orga-nisiert und durchgeführt.Da wir das INTERPLAST-Hospitalin Coroata, Brasilien zusammenmit Werner und Gretel Widmaieraufgebaut haben und es nun regel-mässig betreuen, war unser Inter-esse am anderen von INTER-PLAST aufgebauten Hospital natür-lich gross.Nach einigen Terminverschiebun-gen aufgrund der politischen Lagein Nepal reisten wir dann Mitte Ja-nuar nach Kathmandu.Dort wurden wir von Christa Drigal-la vom Flughafen abgeholt und insSKM-Hospital chauffiert. Die herzli-che und freundliche Aufnahmedort hat uns genauso beeindrucktwie das Krankenhaus selbst. Wirhaben gestaunt, was dort aufge-baut wurde und welch hoher medi-zinischer Standard dort gehaltenwird.Unser Einsatzort Birtamode jedochlag weit im Südosten des Landes,in der Provinz Jhapa, nahe derGrenze zu Indien. Ein LKW mit Ma-terial und ein Bus mit der Mann-schaft machten sich auf die be-schwerliche 16-stündige Fahrtdorthin. Das Team bestand aus dreinepalischen Kollegen, Kranken-

INTERPLAST-Einsatz in Birtamode,Nepal vom 19.1. – 1.2. 2008

schwestern, einem Techniker undHilfskräften.

Bei dem „Krankenhaus“, in demwir operieren sollten, handelte essich um einen Aussenposten deseigentlichen Hospitals von Birta-mode, der aus einem schon langenicht mehr benutzten und vernach-lässigten OP-Saal und einigen lee-ren Räumen im 1. Stock bestand.Eine postoperative stationäre Be-treuung war nicht gewährleistetund auch nicht vorgesehen.

Unser nepalisches Team konnteaber routiniert und effizient in kur-zer Zeit eine Situation herstellen,mit der wir trotz räumlicher Engegut klarkamen. So konnten wir wievon anderswo gewohnt, in einemSaal an zwei Tischen parallel ope-rieren. Als unsere nepalischen Kol-

legen feststellten, dass Frank undJutta auch zwei Narkosen parallelmachen konnten, wurden die OP-Pläne zusehends voller.Erschwert wurde unsere Arbeitdurch regelmässige, mehrstündigeStromausfälle, die im ganzen Landtäglich auftraten, da in Nepal nichtgenügend elektrische Energie zurVerfügung steht.Die Kollegen haben insgesamt 380Patienten in den Sprechstundengesehen.114 Patienten wurden operiert.

Viele davon hatten allgemeinchirur-gische Krankheitsbilder (z.B. Hy-drozelen, Fibrome, Lipome etc.)und wurden in Lokalanästhesieversorgt.Mehrere Verbrennungskontraktu-ren an den Extremitäten, am

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Stamm und im Gesicht konntenmit teils grösseren Verschiebelap-penplastiken und Vollhauttrans-plantaten versorgt werden.

Primär für die Spaltchirurgie ange-reist, wurde uns von den nepali-schen Kollegen gleich zu Beginnmitgeteilt, dass Gaumenspalten imRahmen von Aussencamps nichtoperiert werden. Vielmehr bekä-men diese Patienten Busfahrkar-ten nach Kathmandu, um sich imSKM-Hospital operieren zu lassen.Warum sie nicht vor Ort operiertwerden dürfen, hat sich uns nichtganz erschlossen.

Dies hat uns natürlich sehr ent-täuscht, da wir ja hauptsächlichdafür nach Nepal gekommen wa-ren. So habe ich insgesamt 4 einfa-chere Lippenspalten verschliessenkönnen.

Die Tatsache, dass einer der mitge-reisten Kollegen aus dem SKM-Hospital bereits über einige spalt-chirurgische Erfahrung verfügteund Lippenspalten eigenverant-wortlich gut versorgen kann, hatnatürlich dazu beigetragen, dassich mir (zumindest als Spaltchirurg)recht überflüssig vorkam.

Aufgrund der unruhigen Situationim Land mit Strassensperren, bren-nenden Reifen und unsicherer Ver-kehrslage mussten wir bereitsnach 5 OP-Tagen wieder zusam-menpacken und abreisen. DieRückreise dauerte insgesamt 28Stunden. Wir versuchten nachts ei-nige Stunden in einem Hotel unter-wegs zu schlafen, was aber eigent-lich niemandem so richtig gelang.

So kamen wir dann ziemlich erle-digt wieder in der Oase des SKM-Hospitals an. Der Puffertag, denwir vor dem Rückflug eingeplanthatten, diente dann der Regenera-tion, bevor wir dann durch ein un-ruhiges und unsicheres Kathman-du zum Flughafen gebracht wur-den.

Als kritische Bewertung diesesEinsatzes lässt sich resümieren,dass angesichts des finanziellen,zeitlichen und personellen Auf-wands, dieses OP-Camp recht un-effektiv war. Vor allem aus meinerSicht als MKG-Chirurg ist die Fragezu stellen, ob es sinnvoll war, für 5OP-Tage, an denen insgesamt 4spaltchirurgische Eingriffe durch-geführt wurden, einen 14-tägigen

Einsatz durchzuführen. Dass einMKG-Chirurg in solch einem Campaus „organisatorischen“ Gründenkeine Gaumenspalten verschlies-sen darf, stellt die Anwesenheitdesselben natürlich in Frage. Andieser Stelle ist die Frage zu stel-len, ob es nicht viel sinnvoller undeffektiver ist, wenn in Zukunft dieAussencamps von den mittlerwei-le gut qualifizierten nepalischenKollegen durchgeführt werden,während spaltchirurgische Patien-ten dann u.U. gebündelt im SKM-Hospital von den angereisten deut-schen Chirurgen versorgt werdenkönnten.

Trotz der schwierigen internen undexternen Situation des SKM-Hospi-tals hat sich Waltraud Huck undpro-interplast Seligenstadt e.V. er-neut bereit erklärt, diesen Einsatzvollständig zu finanzieren. Dafür,und für ihre unkomplizierte und un-bürokratische Art des Umgangs giltWaltraud Huck eins ums andereMal unser besonderer Dank.

Stefan Hessenberger, München

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Seit 10 Jahren führt Hans-DieterPape einen jeweils 4 – 6 Wochendauernden Einsatz nach dem Das-heinfest im Sushma Koiralla Me-morial Hospital zur operativen Ver-sorgung der Patienten mit Fehlbil-dungen im Gesicht durch:2008 arbeitete das 1. Team GerdHanekop (Anästhesisist), CamiloRoldan, Uwe Eckel und Dieter Pa-pe (MKG-Chirurgen) vom 13.10.bis 25.10. und nach dem TiharfestChristine Haumann (Anästhesi-stin), Monika (Anästhesieschwe-ster), Sandesh (Allgemeinchirurg),Jens Rabbels u. Dieter Pape (MKG-Chrirurgen) vom 1.11. – 13.11.08.Es wurden insgesamt 68 Eingriffedurchgeführt, davon 24 Operatio-nen zum Verschluß sehr unter-schiedlicher primärer Spaltformen.Die Ausbildungsmöglichkeiten fürden teilnehmenden nepalesischenChirurgen Sandesh wurden soweitals möglich berücksichtigt. Ein of-fener Kieferspalt wurde immer mitverschlossen. Es wurden 6 Nasen-korrekturen und 9 Lippenkorrektu-ren bzw. Reoperationen durchge-führt. 2 Restlöcher im Gaumenwurden verschlossen. Die übrigenFälle verteilten sich auf Rekon-

struktion der Nase, Septumkorrek-tur, Vestibulumplastiken, set backdes Zwischenkiefers, Hämangiomund Lymphangiom, und kleinereEingriffe wie Zungenbandplastikenund Narbenkorrekturen.

In diesem Bericht werden 3 Patien-ten mit extremen doppelseitigenLippenkiefer-gaumenspalten alsBeispiele für einen Wandel deroperativen Versorgung im Verlaufder 10 – jährigen Tätigkeit in Nepalvorgestellt (Abb. 1a u. 1b, 2a u.2bsowie 3a u. 3b). Die in klassischenspaltchirugischen Kliniken üblicheMehrschritt-Operationen im Rah-men einer strategischen Einbin-dung von Sprachtherapie, kieferor-thopädischer Behandlung überhäufig das ganze Jugendjahrzehntist in Nepal wie in vielen anderenEntwicklungsländer bis jetzt nichtdurchführbar. Die oft über mehrereTage dauernden Anreisen der Pati-enten mit ihren Eltern, die wieder-holt beobachtete mangelnde Be-reitschaft nach einem Lippenspalt-verschluß Kinder, vor allemMädchen, zu einem Fortsetzungs-termin wieder in die Klinik zu brin-gen, und die positiven Erfahrungen

mit dem einzeitigen Verschlußselbst ausgedehnter Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, haben uns vondiesem Vorgehen überzeugt. Unterpositiven Voraussetzungen ver-schließen wir eine durchgehendeLKG-Spalte schon seit mehrerenJahren in einer Sitzung. Allerdingssollte das Alter des Kindes nichtjünger als 18 Monate sein, es mußgesund sein und der Operateurmuß auf den Blutverlust achten.

Ein Filmteam, das gegen Ende un-serer Einsatzzeit kam, hatte denAuftrag von „pro 7“, über das Hos-pital, sein Umfeld und vor allemüber Patienten in ihrem natürlichenUmfeld und bei der Operation zuberichten. Während eines Op. Ta-ges wurden 2 Brüder mit Lippen-spalten ausführlich gefilmt. Das Fil-mergebnis stand bisher noch nichtzu unserer Verfügung.

Beim jugendlichen Krankengutdes Jahres 2008 fiel auf, dass derAnteil von Patienten mit primärenLKG-Spalten deutlich geringer war,als in den vergangenen Jahren.Dies ist mit großer Wahrscheinlich-keit auf die einflussreichen Akti-vitäten der US-Organisation SmileTrain zurückzuführen. Sie hat seitJahren ebenso wie Interplast undandere NGO-OrganisationenTeams den medizinischen Einsatzin Entwicklungsländer finanziertund organisiert. In den letzten Jah-ren ist Smile Train, die über ein ho-hes Finanzpolster verfügt, dazuübergegangen, Hospitälern undauch einzelnen Chirurgen der ver-schiedenen Entwicklungsländerfür jeden operativen Verschluß ei-ner primären Spalte mit 200 USDollar zu vergüten. Voraussetzungfür den Zahlungsanspruch ist die ineinem Agreement festgelegte Ver-pflichtung, eine Dokumentationmit prä- und postoperativem Fotoan Smile Train zu senden.

Herbsteinsatz 2008 im S.K.M. Hospital in Nepal

1a: 22-jähriger Mann mit doppelseitiger LKG-Spalte, extremer Verlagerung des Zwischenkiefers und breiter Gaumenspalte

1b: Verschlußergebnis nach 2 1/2 Jahren und 5 Operationen (circa 10-12 Stunden)

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Dieses finanzielle Angebot verführtÄrzte und Krankenhäuser, die aufdem Gebiet der Spaltchirurgie kei-nen Hintergrund und fundierte Er-fahrung haben, sich durch öffentli-che Reklame als zuständig zu emp-fehlen. In Op. Camps werden vor-zugsweise Weichteilverschlüssemöglichst vieler Lippenspalten oh-ne Berücksichtigung des Kiefer-spaltes durchgeführt. Die Folgeneiner solchen falsch verstandenenEntwicklungspolitik können an die-ser Stelle nicht erörtert werden.Sie bedürfen aber einer Strategie-Diskussion der Entwicklungshilfefür Gesichtsfehlbildungen durchdie betreffenden NGO`s, die überKompetenz auf diesem Gebiet ver-fügen.

Hans-Dieter Pape, Preetz

Adnex:

1) Der Autor hat vor seinem Einsatzin Nepal an dem Symposium derInternational Cleft Lip and PalateFoundation in Dallas 2008 teilge-nommen und wurde dort zusam-men mit seinem japanischen Kolle-gen Prof. Tashiro mit der Verlei-hung des Humanitarian Award ge-ehrt.

2) Die Finanzierung vieler Reisenzur Versorgung der LKG-Patientenim SKM-Hospital in Nepal und imAngkor Hospital in Siem Reap inCambodia erfolgte immer wiederdurch die Hilfsorganisation pro-in-terplast. Der NGO pro-interplastund ihrer Vorsitzenden WaltrautHuck verdanken der Autor mit sei-nen Teams wie auch die genann-ten Hospitäler einen kontinuierli-chen Operationsrythmus über 10Jahre.

3a: 16-jähriger Junge mit doppelseitiger LKG-Spalte und vernachlässigtem Gebiß.3b: Ergebnis nach Sanierung des Gebisses und Verschluß der LKG-Spalte in einer

Sitzung (5 Stunden)

2a: 24-jähriger Mann nach mangelhaftemVerschluß einer doppelseitigen LKG-Spalte mit Kieferspalte u. großem Restloch im Gaumen vor 14 Jahren

2b: Ergebnis nach Reoperation der gesamten Spalte in 2 Sitzungen innerhalb einesJahres (5 Stunden)

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Der 3. Einsatz nach Laos wurdewieder mit Hilfe des Gesundheits-ministeriums organisiert und sollte2008 an 2 Einsatzorten stattfin-den. Grund hierfür war, dass wir imVorstand der Meinung sind, dassHilfseinsätze in den Hauptstädtenund Zentren der jeweiligen Länderoft nicht die wirklich BedürftigenMenschen erreicht und die medizi-nischen Versorgung in den Haupt-städten oft besser ist als man an-nehmen würde . Laos ist als sozia-listisch und zentral organisiertesLand ein Land in dem man abernicht an den Behörden und an derHauptstadt Vientiane vorbeikommt und so war es Bedingungder Behörden, erst in Vientianetätig zu werden bevor man nach 1Woche die Erlaubnis für einen Ein-satz in Pakxe bekommen würde.Pakxe ist die Hauptstadt der Cham-pasak Provinz am südlichen Randvon Laos und liegt an der Grenzezu Cambodia.

Einsatzbericht Laos / Vientiane und Pakxe vom14.11 – 02.12.08

Wie auch im vergangenen Jahr ha-ben wir von der Gesundheits-behörde für die erste Woche einkleines sehr „interplasttaugli-ches“ Krankenhaus am Rande vonVientiane zur Verfügung gestelltbekommen. Im Prinzip optimal fürInterplast Einsätze geeignet, weilman sich nicht in der Infrastruktureiner großen Klinik einfinden mussund autonom, ohne den einheimi-schen Betrieb zu stören, arbeitenkann. Zwei einheimische Chirur-gen Dr. Vienxay, Chefchirurg derGesundheitsbehörde und Dr.Mixay ambitionierte junge Allge-meinchirurgin, die uns in im ver-gangenen Jahr bereits geholfenhatten, waren auch in diesem Jahrwieder unser festes Verbindungs-glied zur einheimischen Bevölke-rung. Es hat sich für uns in der Ver-gangenheit bewährt, die einheimi-schen Kollegen so gut es geht inunsere Teams zu integrieren, wasfür jeden Teamleiter immer wiedereine Herausforderung sein kann

und auch in diesem Falle war , weildie einheimischen Chirurgen dochoft mit anderen Methoden arbeitenals wir es am Op Tisch gewohntsind . Die Integration der orts-ansässigen Kollegen ist aber für dieNachsorge in Laos unabdingbarund Garant für Nachhaltigkeit undaußerdem ein wichtiger Schritt inder Hilfe zur Selbsthilfe. Laos istauch eines der wenigen Länder indem man auch mit Englisch oftnicht weit kommt und so ist dasScreening der Patienten am erstenTag immer sehr schwierig. Auchhier haben wir auf die Hilfe der ein-heimischen Ärzte zählen können,die uns so manche Leidensge-schichte der Patienten übersetzenkonnten und uns auch über die in-dividuelle Bedeutung einer etwai-gen Entstellung durch eine für unsharmlos aussehende Gesichtsnar-be in den richtigen Kontext ge-bracht haben.

In unserem Team waren PeterSchachner Salzburg MKG Chirur-gie, Isabelle Huynh Bui Anästhesieund eigentlicher Organisator derMission, Ruth Alamuti Ahlers undNuri Alamuti / Teamleiter als Pla-stische Chirurgen , Janine Schwarzund Mehtap Kocak als Op Schwe-stern , Wolfgang Zeipert und Lud-ger Hohmann als Anästhesie Teamund als Nachwuchschirurgin Te-resa Schachner . In der ersten Wo-che haben wir wie im Jahr zuvorals „highlights“ einige sehr großeStrumen operiert und ansonstendas „interplast übliche“ Spektrumvon LKG Spalten und Verbren-nungskontrakturen behandelt. Auf-fällig waren wieder die scheinbarendemisch vorkommenden spon-tanen Keloide am Körperstammvon teilweise erheblichem Aus-maß. Auf diese Tatsache vorberei-tet, hatten wir über Peter Schach-ner eine großzügige Spende vonTriamcinolon erhalten (dem Spen-

Unser Laos Team

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der sei gedankt) und konnten sounsere Nachwuchs Chirurgin miteiner eigenen gutgefüllten KeloidSprechstunde beschäftigen. Nachder ersten Woche kam allerdingsfür uns die große Ernüchterung alswir erfahren mussten, dass uns dieKlinik Leitung und die Gesund-heitsbehörde immens hohe Ko-sten für die Verpflegung der Ärzte,Schwestern, Patienten ( und werweiß wen sonst noch ) in Rech-nung gestellt hatten. Im Vergleichzum Vorjahr hatte man angeblichkeinen Sponsor gefunden und dieBehörde war selbst nicht bereit an-gemessene Unterstützung für unszu leisten. Nach zähen Verhandlun-gen sind wir nach der ersten Wo-che abgereist und behielten einenleicht bitteren Geschmack zurückund waren um einige Dollar leich-ter geworden. Für die zweite Wo-che in Pakxe hatten wir uns vorge-nommen mit der Krankenhausver-waltung die Kosten für unserenEinsatz vor ab fest zu legen. Ab-surd genug und für jeden Spender

und Außenstehenden nicht be-greiflich , dass man für humanitäreHilfe in den Entwicklungsländernteures Geld bezahlen muss. NachPakxe hatten wir einen der einhei-mischen Kollegen (Dr. Vienxay)mitgenommen und konnten durchdie Blume erfahren, dass Teamsaus USA, Vietnam , Australien etc.in der Vergangenheit eine Prämiepro behandeltem Patient bezahlthatten . Offensichtlich ein andererWeg als der von Interplast-Ger-many , der für uns völlig neu war. InPakxe angekommen haben wirnach wiederum zähen Verhandlun-gen für eine Gebühr von 45 US$pro Fall, fast 30 primäre LKG Spal-ten gescreent und in 4 Tagen ope-riert. Im größten Provinzkranken-haus der Region hatte offensicht-lich bereits ein Team von InterplastAustralien gearbeitet, deren Spu-ren wir im Krankenhaus noch fin-den konnten. (vielleicht daher die„Gebühren“?) . Das ChampasakHospital in Pakxe war verhältnis-mäßig gut ausgestattet – trotzdem

fanden wir leere Stationen undspätestens nach 13.00 Uhr leereOP Säle in dem beeindruckendgroßzügigen Klinikgebäude vor.Nachforschungen haben ergeben ,dass auch die einheimischen Pati-enten selbst bei einer Notfallver-sorgung zur Kasse gebeten wer-den (eine entsprechende Ge-bührentafel hing überall selbst imOP an der Wand) und deshalb gin-gen die Patienten lieber in ein ent-ferntes Militärkrankenhaus, in demman keine teuren Behandlungsko-sten bezahlen müsse– ob das aller-dings ein Trost für uns sein sollteist eher fragwürdig und so habenwir schweigsam und fleißig unserePatienten behandelt und sind ge-nauso unauffällig wieder abgereistwie wir in Pakxe angekommen wa-ren . Ohne Begrüßungszeremonieund mit kurzer knapper Verabschie-dung inklusive Übergabe der fälli-gen OP Nutzungsgebühr. Trotz die-ser eher nüchternen Kooperationmit dem Krankenhaus in Pakxemuss man feststellen, dass der Be-darf an medizinischer Hilfe in derRegion Süd Laos sehr groß seinmuss. Wo findet man sonst so vie-le unversorgte primäre LKG Spal-ten in Asien, wo doch mindestens4 andere Hilfsorganisationen in La-os LKG Spalten behandeln. Insge-samt konnten wir in Laos ca 80OPs durchführen und hatten biszum Tag der Abreise keine Kompli-kationen ( über etwaige Komplika-tionen hätte man uns per mail in-formiert ). Den einzigen echtenZwischenfall haben wir auf derRückreise erleben dürfen. Durchdie Sperrung des Flughafens inBangkok haben wir uns mit ge-samter Mannschaft und großeGepäckmengen auf den Weg kreuzund quer durch Asien machenmüssen. Dank der Hilfe von Micha-el Triebig aus dem 3T Reisebüro inFrankfurt, der wirklich unmögli-ches möglich gemacht hat und Tagund Nacht telefonisch für uns be-

Champasak Hospital Pakxe

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reit war, konnten wir über Cambo-dia Vietnam und Malaysia nachFrankfurt fliegen und sind mit nur 3Tagen Verspätung deutlich besseraus der Affäre gekommen als dieallermeisten Touristen, die in Thai-land oder den umliegenden Län-dern gestrandet waren. (herzlichenDank Michael Triebig und bitte umEntschuldigung für die oft erhitztenAnrufe zu „Unzeiten“ von uns).

Die Zukunft für Interplast in Laoswird von der Kooperation der Ge-sundheitsbehörde und deren Be-reitschaft zur finanziellen und logi-stischen Unterstützung unsererEinsätze abhängen – Die Problemeliegen aber leider im System –durch das Fehlen privater Initiati-ven und Sponsoren in den soziali-stischen Ländern fehlt in Laos einganz wichtiges Element: der gleichgesinnte einheimische Partner,der uns unterstützen kann – sei esnur durch eine Schale Reis für dieOP Mannschaft oder eine kosten-freie oder günstige Unterkunft für

das Team . Wer vor hat sich in La-os zu engagieren melde sich bittevorab bei mir. [email protected].

Mit bestem Dank an alle Helfer und

OP Laos Kindernarkose kein Problem mit Ludger undWolfgang

Aufwachraum

Sponsoren vor allem meinemFreund Heinz Schoeneich ausMünchen .

Nuri Alamuti / Wiesbaden

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Schwere Kontraktur der Leiste

Schwere Kontraktur der Leiste 2

Polydaktylie prä OP

Polydaktylie post OP

Geldübergabe

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Die Aktivitäten der Sektion Mün-chen waren 2008 durch die beson-deren Ereignisse der Naturkata-strophe in Burma bestimmt. Vonunseren 9 Einsätzen wurden 3 inBurma durchgeführt.

Unsere 3 Teams Burma: Thand-

we, Kalaw und Pyapon (Delta):

Plastische Chirurgie:

PD Dr. H .Homann,Dr. G. Henckel von Donnersmarck,Dr. H. Schoeneich

Kieferchirurgie:

Dr. M. Gosau

Anästhesie:

Dr. A. Wagner, Dr. P. Wagner,Dr. Martina Rieffert, Dr. F. Pohl,Dr. Alex.Hofer

OP – Bereich:

I. Kuriakos-Gantenbein, J. Oberpaul

Medizinstudenten:M. Schoeneich, N. Bühler, F. Gams

Gastärzte:Dr. L. Grupp, Dr. T. Wagner

Team Burma:Prof. Kin Maung Lwin , Dr. Kyaw,Sw. Thee, Sw. Maria

Die Einsätze in Burma fanden imDez/Januar in Thandwe statt (sieheJahresbericht 2007), im April/Maiin Zentralburma. Hier wurden wirauf der Rückreise von demschrecklichen Ereignis des Nargisin Yangon überrascht. Hierdurch er-gab sich ein dritter Einsatz mit ei-nem akuten Hilfsprogramm im Del-tabereich, zusammen mit der Ama-ra Health- und Myanmar Foundati-on.

Einsatz 26 Burma:

Unser Münchner burmesischesReisebüro Myanmar Travel Tours,hatte den Einsatz in Kalaw, Zen-tralburma vom 18.04 bis 03.05 vor-bereitet. In der Gebirgsregion inZentralburma leben viele ethnischeMinderheiten, die kaum einer me-dizinischen Versorgung zugeführtwerden. Aufgrund der einge-schränkten Verhältnisse in dem lo-kalen Krankenhaus hatte uns dieMilitärregierung angeboten, im et-was ausgelagerten großen Militär-krankenhaus mit über 400 Bettenzu arbeiten. Voller Skepsis und Vor-behalten haben wir uns dennochdarauf eingelassen und konnten je-doch alle zivilen 300 Patienten un-eingeschränkt screenen und ope-rieren. Auch die Bevölkerung mus-ste sich zunächst auf diesen neuenUmstand einstellen, da es für sieungewöhnlich war ein Militärkran-

Zone 2 Deltaregion Zyklon Nargis 3.5.2008

Einsatzberichte Sektion München 2008 Myanmar 3 - Jemen 3 - Uganda 1 - Laos 1 - Niger 1

kenhaus zu betreten. Die Bedin-gungen waren natürlich besser alsin den üblichen ländlichen Kreis-krankenhäusern, wobei es hier ne-ben der baulichen Großzügigkeitdoch an den kleinen Dingen fehlte.Die Kooperation mit ansässigenMilitärärzten war gut. Sie warenwissbegierig und wir haben ge-lernt, dass nicht alle, die im Militärarbeiten, mit den üblichen Vorurtei-len zu belegen sind. Sie warenhilfsbereit, interessiert und chirur-gisch talentiert. In den 10 OP-Tagen 138 Operatio-nen haben wir durchgeführt, wobeiwir auch dieses Mal bei 28 Patien-ten die Gaumen u. Lippen in einerSitzung verschlossen. ErnsthafteKomplikationen traten nicht auf.Bei den leichteren Komplikationenhandelte es sich um Revisionen beiHämangiom im Lippenbereich undbei Vollhauttransplantaten bei Ver-brennungen. Erfreulich war bei diesem Einsatzder Zusammenhalt mit MSFHolland, die ca. 500 km nördlich inMyitkyina ein Aids-Projekt leiten.Sie sandten uns in Begleitung 9 Pa-tienten zur Behandlung mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Weitere 6Patienten hatten über eine weitereNGO von unserem Einsatz erfah-ren und waren auf eigene Faust200 km angereist, um sich operie-ren zu lassen.

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INTERPLAST-Germany e.V.

Bei diesem Einsatz haben wir wie-der täglich unsere burmes. Kolle-gen ausgebildet. Ein erfahrenerund zwei jüngere Chirurgen mitVorkenntnissen, die man aus derUmgebung zusammengezogenhatte, sind jetzt in der Lage, selbst-ständig inkomplette und kompletteSpalten durchzuführen. Sie hattenVorkenntnisse und haben die Gele-genheit genutzt sich kleine Tippsund Tricks durch uns vermitteln zulassen, so dass hier ihre eigenenErgebnisse deutlich verbessertwurden. Wir haben bei ca. 50% derOperationen assistiert und ausge-bildet. Eine deutliche Verbesse-rung.

Zyklon „Nargis“ erreicht am Abenddes 2. Mai, um 21.00 Uhr, das Irra-waddy-Delta. Um 1.30 Uhr ist er inYangon. Nach acht Stunden ist allesvorüber. „Nargis“, der Zy-klon: Bis200 Meilen schnell, massive Sturm-spitzen, schwerer Regenfall, bis3.60 m hohe Überflutungen vonFarmland mit Salzwasser. 140.000 Ertrunkene, 330.000 Ver-letzte! Zerstörung von Häusern,Hütten, Schulen, Klöstern und 136Gesundheitszentren. Vernichtete Ernte: Reis, Bohnen,Sesam, Bananen und Mangos.Überflutung der Fischkulturen. Ver-lust von 1 Mio. Wasserbüffel,Schweine, Hühner und Enten. Zer-störung von Booten und landwirt-schaftlichen Geräten. VersalzenesLand - kein Trinkwasser, keineVorräte (siehe: Myanmar Times:08.-14.09.). Hunderttausen-deMenschen ohne Existenz und Zu-kunft.

Nachdem wir unseren Interplast-Einsatz in Kalaw (Zentralburma) be-endeten, hatten wir uns am02.05.08 in Yangon noch zu einem

Meeting mit unseren burmesi-schen Kollegen verabredet, wur-den aber gewarnt, das Hotel nichtzu verlassen, da ein WirbelsturmBurma bedroht. In der Nacht zwi-schen 1.30 Uhr wurden wir in un-serem Hotel von dem Zyklon vollgetroffen, haben jedoch dieses oh-ne Schaden überstanden. InYangon sind die PersonenschädenGott sei Dank gering gewesen, dadie Bevölkerung schon einen Tagvorher gewarnt worden ist und hieraufgrund der baulichen Maßnah-men die Bewohner sich in Sicher-heit bringen konnten und der ande-re glückliche Umstand war, dass esnachts passierte.Für uns alle ein schreckliches ge-waltiges Erlebnis, die Kraft der Na-tur am eigenen Leibe zu spürenund am nächsten Morgen die ver-wüstete Stadt zu erleben. RiesigeRegenbäume mit Durchmesservon 2 Metern die mit ihren flachenWurzeln einfach umgekippt undwie Streichhölzer zerborsten sind.Telegraphen- und Lichtmasten la-gen reihenweise über der Strasse,so dass ein Verkehr nicht möglichwar. Der Flughafen, der für 3 Tagegesperrt war, hat unsere Rückreiseverhindert und wir saßen in demschwülen Yangon frustriert auf un-seren Operationskisten ohne hel-fen zu können (mit Stromausfall,Essen und Trinken wurde im Hotelrationalisiert). Mit dem Gefühl zu wissen, nicht indas Delta zu gelangen, sind wirdann mit 3 Tagen Verspätung nachMünchen gereist. Hier wurden wiram Flughafen von einer Medienla-wine überrollt. Journalisten, Medi-envertretern, News-Händler oderwie sie sich sonst nennen mögen,lauerten uns in den darauf folgen-den Tagen auf und stürzten sich aufunser Team, denn wir brachten diefrische Ware auf den Marktplatz

der Sensationen mit. Etwas hilflosund noch paralysiert von den Ein-drücken des Erlebten, standen wirvor Kameras und Mikrofonen. Wasich später in den Printmedien vonuns sah und hörte, hatte mit demErlebten in Burma oft nichts zu tun.Nur einige wenige Berichte fandich objektiv. Unsere Aussagen wa-ren drastisch auf wenige Sätze re-duziert, auf medienwirksameSchlagworte wie Militärdiktatur,Korruption und die nicht willkom-menen Hilfsorganisation, die kei-nen Einlass in das Delta erhaltenund von fehlenden Warnungen derKatastrophe. Dies ist für mich aucheine Katastrophe, dass Reporterüber eine Welt berichten, die sienie erlebt haben und von Proble-men, die sie selbst nie erlebenmöchten. Gerade mal 2 Wochenwar Burma - vielmehr „Die Junta“- das Schlagzeilenfutter. Für die be-troffenen Menschen mit IhrenSchicksalen blieben nur wenigeZeilen übrig. Nur 3 Wochen hat dieBerichterstattung gedauert unddann hatten die Medien kein Inter-esse an menschlicher Tragödie, anEinzelschicksalen und neuen Per-spektiven. Durch die einseitige, aufdas Fehlverhalten der Junta kon-zentrierte Berichterstattung wurdeim Vergleich zu anderen Katastro-phen wenig gespendet.Vor diesem Hintergrund sei es mirim Namen von Interplast Germanyund meinem Münchner Team be-scheidener weise erlaubt, eine et-was andere Sichtweise der Ge-schehnisse und Hintergründe auf-zuzeigen. Seit ca. 10 Jahren sind unsere In-terplast-Teams regelmäßig in Bur-ma tätig. In 24 Einsätzen haben wirüber 6000 Menschen ambulant be-handelt und über 2600 Operatio-nen an Kindern durchgeführt. Vor-wiegend behandeln wir Kinder, be-

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troffen von genetisch bedingtenMissbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, so genannte Ha-senscharten, Tumore oder Folgenvon Unfällen und Verbrennungs-kontrakturen, die zu funktionellenEinschränkungen geführt haben.Wir arbeiten unter Billigung der Mi-litärs, fachlichen Helfern und Orga-nisationen, sowie Ärzte und Stu-denten aus Deutschland die ohneEntgelt und unter einfachen Um-ständen 9 bis 12 Stunden täglicham OP-Tisch stehen. Wir erfahrenDank und Hilfe von allen Men-schen, die uns wohl wissend umdie Problematik ihres Landes umGeduld bitten. Eben nicht alle unterden Militärs entsprechen demDenken der Militärdiktatur. Geradedie junge Generation steht dem Sy-stem oft kritisch gegenüber, sindaber nicht in der Lage eine Verän-derung herbei zu führen.Veränderungen sind vielleicht inder bevorstehenden neuen Gene-ration hoffentlich zu erwarten undzwingend erforderlich.

Nach der Katastrophe:

Mit diesen entsetzlichen Erlebnis-sen und Eindrücken von Burma hates unseren Münchner Bur-mafreundeskreis motiviert aktiv zuwerden und in zahlreichen Vorträ-gen warben wir um Spendengel-der. In Zusammenarbeit mit derMyanmar Foundation, die Schulenund Weisenhäuser betreut, mit derMyanmar Health Foundation, dieKalayar Schreiber speziell nach derKatastrophe gegründet hat, um un-mittelbar im Delta zu helfen, mitder Stiftung Life und mit unsererMünchner Interplast Sektion ha-ben wir zusammen über 500.000Euro gesammelt. Mit 250.00 $ im Handgepäck und

schlechtem Gewissen heraus,nicht helfen zu können, bin ichdann mit Theo Wagner 8 Wochenspäter nach Burma gefahren, umdort mit Kalayar auf dem gecharter-ten Versorgungsschiff unmittelbarein für uns neues Soforthilfeprojektzu starten. Aufgrund der persönli-chen Erlebnisse haben wir unskurzfristig entschlossen, hier direk-te Hilfe zu leisten und ein Soforthil-feprogramm mit Kalayar zu starten.

Der Entschluss nach Hause zu fah-ren ohne zu helfen war für unsschmerzlich und beschämend, dawir alle das Land lieben gelernt ha-ben und die Menschen in ihremfriedlichen Buddhismus bewun-dern, wie sie all ihre täglichen Sor-gen mit Geduld ertragen. DerBuddhismus scheint ihnen hier ei-ne große Stütze zu sein. Man sagt„annisa, dokka, annata“, das heißt„Das Leben ist ein Leidensweg, al-

Amara Team: Thunder, Momo, Kalayar,Snow

T. Wagner, H. Schoeneich

les ist vergänglich und was zählt istdas Wort Buddhas“.

Kalayar Moe Schreiber (Burmesin)und Ihr Mann Gerald, die mit IhremMünchener Reisebüro MyanmarDiscovery Tours seit 8 Jahren dieLogistik für unsere Einsätze vor Ortdurchführen, haben alles stehenund liegen gelassen, um in der Hei-mat zu helfen. Kalayar Schreiberhat ein dreißigköpfiges Team orga-nisiert, darunter Ärzte, Kranken-schwestern und freiwillige Helferaus Ihren Unternehmen, die dieEinsatzlogistik hervorragend wieProfis organisiert hatten, zusam-mengestellt.

Dank Kalayar hatten Dr. Theo Wag-ner und ich eine schriftliche Pär-mission ins Delta zu fahren, zumErstaunen andere NGO's und UNMitarbeitern.

130.000 Menschen sollen durchden Zyklon gestorben sein, bis zuzwei Millionen haben ihr Hab undGut verloren. Die Situation in My-anmar war auch Wochen nachdem zerstörerischen Zyklon nochunübersichtlich.

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Wer je bei einer großen Katastro-phe im Einsatz war, weiß wie wich-tig die effektive Logistik bei einemEinsatz ist. So erscheint es nur ver-ständlich, dass nicht jeder Hilfsver-ein Einlass erhielt. Ich selber konnte mich in Yangonim UN-Sekretariat sowohl bei denHilfsorganisationen, die 5 Stock-werke im Traders Hotel gemietethaben, über die steigende Zahl derNGO’s informieren. Über 150NGO’s sind gelistet. Nur von denenhabe ich leider keine im Delta, süd-westlich von Pyapon (unser Einsat-zort) gesehen. Wie sollte man ei-ne solch große Schar von NGO’slogistisch betreuen, sie einbauenin ein System, welches sie über-haupt nicht kennen. Man sollte nurerfahrene, bekannte Organisatio-nen in das Land lassen, die zumin-dest schon Erfahrungen aus einemTsunami mitbringen und in Kata-strophen ausgebildet sind.

MSF Holland, die seit Jahren inBurma in Aids, Malaria und Tuber-kuloseprojekten arbeiten, hattenschon in der ersten Woche über200 einheimische Mitarbeiter insDelta geschickt. Alle registriertenNGO's, die schon im Land arbeite-ten, konnten ähnlich verfahren. Al-le aber nur mit einheimischen Hel-fern.

Glücklicherweise sind keine vonden großen vorhergesagten Ver-seuchungen und Epidemien einge-treten. Trinkwasser wird über denTropenregen aufgefangen. Überallim Delta sah man große Keramik-gefäße, die bis zu 400 Liter auf-nehmen können, die sich täglichmit frischem Regenwasser füllen.Wasseraufbereitungsanlagen blei-ben häufig ungenutzt am Flugha-fen stehen, die über das Auswärti-ge Amt, über Steuergelder, häufig

zu schnell in das Land gebrachtwurden und nur in Ballungszentrenoder größeren Städten sinnvoll wa-ren.

Bei den wöchentlich abgehaltenenMeetings der NGO’s wird viel er-zählt über: Nutritoin Cluster, Emer-gency Shelter Cluster, Wash Clu-ster, Early Recovery, Wash Strate-gic Advisor Group, Logistic Cluster,Pretection, Mental Health, Psy-chologic Support, Agriculture Clu-ster, Education Cluster, Vulnerabili-ty Network, Emergency Telecom-muication Cluster, IASC Meetingsund so weiter …aber letztlich wirdbei diesem Aufgebot zu wenig er-reicht. Zu viele Köche verderbenden Brei.

Frachtschiff als Basislager

Das große, von Kalayar gecharterteCargoholzschiff war unser Hotel,Logistik- und Versorgungscenter,gefüllt mit Lebensmitteln, Saatgut,Reis, Speiseöl, Flip Flops, Brillen,Schulmaterialien, Kochgeschirr,Holzkohle und Medikamenten,kleine Reistraktoren und Diesel,Bambus für den Wiederaufbau derHütten, Plastikplane gegen dentäglichen heftigen Monsun.

Frachtschiff als Basis Chaos an Deck

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Unter dem 30köpfigen Team wa-ren Dr. Wagner und ich die einzigenAusländer.

Es waren 6 Ärzte an Bord, davon 3Allgemeinmediziner, 1 Gynäkolo-gin und 2 Zähnärzte, und 4 Kran-kenschwestern, die eine Notfalla-potheke verwaltet haben. Wir ha-ben in der einen Woche drei Dörfersüdöstlich von Pyapon angefah-ren, eine Region, die nicht so mas-siv von dem Zyklon zerstört wor-den ist wie die Region um Labutta,aber dennoch Zerstörungen zwi-schen 30 und 60% in den Dörferaufzuweisen hatten. Mit kleinerenBooten fuhren wir entlang derschmalen Wasserkanäle und überMegaphon wurden die Bewohnerinformiert, sich in einem größerenKloster in der Umgebung in dennächsten Stunden zu melden, dadort eine ambulante medizinische

Basisstation aufgebaut wordenwar. Die Bevölkerung konnte sichdort registrieren lassen um ihreVerluste und Verletzungen anzuge-ben. Es wurde hier eine Statistikerstellt über die Zahl der Einwoh-ner im Dorf, über die Zahl der To-ten, über die Anzahl der Bauernund Fischer, wie viel Land die Bau-ern in Reisfeldern bearbeiten undwelche Familien am Schlimmstengetroffen waren.

Wir waren in der Region Dedayeunterwegs, wo noch sehr wenigHilfe angekommen war. Im Gegen-satz zu vielen anderen Hilfsorgani-sationen werden wir durch dasdort ansässige Militär in Ruhe ge-lassen.

Die Helfer fuhren zu den entlege-nen Dörfern des Irrawaddy-Deltas.Immer noch lagen Leichen anUfern und im Wasser. Über demDelta hing der Geruch der Verwe-sung. Bisse der giftigen Seeschlan-gen häuften sich, erzählt Kalayar.Besonders gefährdet waren Kin-der, die in Ufernähe nach Verwert-barem suchten.

Grundversorgung für die

Menschen

Die Überlebenden waren schwerzu erreichen. Mit einem MegaphonKalayar sie den Menschen am Uferzu, fragte nach, ob sie Hilfe brau-chen. Viele Zyklon-Opfer sind er-leichtert über Rettung von außen,sie haben alles verloren. Oft müs-sen die Waren umgeladen werdenauf kleinere Schiffe, anders sindviele Dörfer gar nicht zu erreichen.Nur mit der Flut kommt man durchdie Nebenarme, vor der Ebbemuss die Mannschaft dann zurück.Mehr als sechs Stunden Zeit blei-ben nicht.

In das Dorf Mya Sein Kan kamenKalayar und ihre Helfer zum zwei-ten Mal.Über 180 Menschen starben hierdurch den Zyklon. Viele Kinder er-tranken, andere sind jetzt Waisen.Manche haben ihre ganze Familieverloren. Augen- und Zahnärztesind diesmal mitgekommen. Sieleisten hier Grundversorgung, wieDr. Hnin Wyint: "Das Schlimmstesind die psychologischen Trauma-ta.Sonst haben wir hier einige Durch-fallerkrankungen, und die Gefahrist, dass sich dabei andere Dorfbe-

Umsteigen auf kleinere Boote

Existenzhilfeprogramm Krankenstation in einer Kirche und Kloster

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wohner anstecken. Wir leisten hierauch Aufklärung über Hygiene."

Traumatische Erlebnisse

Tausende kommen aus weiter ent-legenen zerstörten Dörfern, wieMyint Myint San. Sie hat ihr Kind inder Katastrophennacht verloren,erzählt sie: "Mit einer Hand habemich an der Palme festgehaltenmit der anderen mein Baby. DieFlut riss die Kleine mit sich." Nurein Foto ist ihr geblieben.

Jetzt lebt Myint Myint San mit demältesten Bruder und der Mutter ineiner Hütte. Alles andere ist zer-stört. Sechs Kinder hatte ihr Bru-der, vier haben den Zyklon nichtüberlebt. Mit zwei Söhnen trieb Ih-re Schwägerin in den Fluten instockdunkler Nacht: "Ich hatte ei-nen der Zwillinge und mein jüng-stes Kind im Arm. Um uns herumnur Geröll und Wasser. Ich habeversucht mich mit den Kindern aneine Palme zu klammern." Siekonnte sich und die beiden Kinderretten bis zum nächsten Morgen.

Dann starb ihr noch ein Sohn:"In der früh haben beide Kindernoch gelebt. Eines war verletzt. Esist am morgen im Dorf gestorben,weil es keine medizinische Hilfegab."

Drohende Hungerskatastrophe

Kalayars Team hat nach fünf Stun-den hunderte Menschen behan-delt und mit dem Notwenigstenzum Überleben versorgt. Doch dieFischer im Irrawaddy-Delta brau-chen neue Boote und Netze. Vor al-lem aber drängte die Zeit für dieReisbauern. Es fehlten Saatgut undMaschinen. Sie mussten es in dennächsten drei Wochen aussäen,sonst würde es in diesem Jahr kei-ne Ernte geben. Dem Land drohtdann die Hungerkatastrophe.Durch Spenden unterstützt konnteKalayar nun Einiges an Saatgut kau-fen.

Kalayars Team verteilt auch hierdas Nötigste. Sie hört zu, notiertwas gebraucht wird und wird wie-derkommen. "Ich bin zufrieden, mitdem was wir bis jetzt getan haben,aber ich wünsche mir, dass wirmehr machen können." Knapp4000 Deltabewohner haben Ka-layar und ihre Helfer bisher versor-gen können. Sie hofft auf weitereUnterstützung und darauf, dass dieÜberlebenden der Katastrophe vonMyanmar nicht in Vergessenheitgeraten.

Donations:

In den Schulen wurden für die er-sten 4 Jahrgänge die entsprechen-den Schulbücher verteilt, in kleinenTragetaschen wurden die ca. 500entsprechenden Bücher mit Blei-stiften und Heften ausgehändigt.

Reis

Kochgeschirr, Saatgut, Speiseöl, Salz

Bambuswände

Gesponsert von der Arche Noahe.V.

Kochgeschirr, Speiseöl und Dieselfür die kleinen Motoren wurdenebenfalls für den entsprechendenBedarfsfall abgegeben. Bei denmedizinischen Untersuchungen,wobei ca. bis zu 400 Patienten proTag untersucht wurden, zeigtensich hier keine schwerwiegendenepidemischen Erkrankungen oder

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Dorfschule Schulbücher

Infektionserkrankungen. Die Leutewaren oft ausgezehrt, psychischbelastet, litten unter Schlafstörun-gen und vor allem die älteren Leu-te schienen verstört. Ihnen wurdenhäufig Aufbauinfusionen mit Vita-minen verabreicht, um sie körper-lich etwas zu stärken. Einige weni-ge schwerkranke Kinder, sowieauch Spaltpatienten wurden nachPyapon gebracht bzw. nachYangon, um dort operiert werdenzu können. Ich selber habe nur diekleine Chirurgie vor Ort durchge-führt, wobei hier sekundär infizier-te Wunden zu versorgen waren.Amara Health Foundation (KalayarMoe Schreiber und Ihr Team), In-terplast Germany (München) undMyanmar Foundation haben bisher16 Dörfer, Pyapon District 6600Menschen, 1410 Haushalte er-reicht. 125 Einrad Reistraktoren,die in zwei Stunden soviel schaf-fen, wie ein Ochse an einem Tag,Saatgut, Dünger, Diesel und Reissind in den Dörfern über die Dorf-gemeinschaft verteilt worden.Vom Schiff aus wurde die Bevölke-rung über Megaphone unterrich-tet, dass sie sich an bestimmtenKlöstern zusammenfinden sollten,wo wir dann einerseits eine Medi-zinische Versorgung mit einerZahnstation und einer allgemein-

medizinische Station schon aufge-baut haben und wo täglich bis zu400 Patienten untersucht wurden.Gleichzeitig wurde dann von Ka-layar mit den Bürgermeistern be-sprochen, welche Familien ammeisten betroffen waren. Diese er-hielten dann die Grundausstattungfür Hüttenbau und Haushaltsgerä-te, sowie Saatgut oder Fischerei-geräte. Ein besonderes Projekt,welches von der Stiftung Life ausMünchen finanziert wurde, warendie so genannten Kleinkredite biszu 500 $, wo sich die Patienten mitdiesem Geld wieder eine kleineExistenz aufbauen sollten. Hierwurden Verträge ausgehandelt, diezum Teil nur mit Fingerabdruck sig-niert wurden. Ein besonderes Er-folgsereignis war die Verteilung derSchulbücher und die Verteilung derBrillen. Wir hatten über 1.000 Bril-len an Bord, welche in 5 DioptrienKlassen sortiert wurden, und be-sonders die alten Leute gingensehr stolz und mit einem Lächelnauf dem Gesicht und mit ihremneuen Einheitsgestell und schar-fem Blick nach Hause.Das, was mich und Dr. Theo Wag-ner am meisten beeindruckt hatist, dass die Zivilgesellschaft inBurma sich wohl weitgehendselbst geholfen hat. In kleinen or-

ganisierten Gruppen, die vonYangon aus aber auch von benach-barten Regionen aus ins Delta ge-zogen sind, um hier die Hilfe vorOrt direkt zu leisten. Das Ganze oh-ne Behinderung des Militärs.Das Militär hat verzögert und spätgehandelt, nicht so, wie man er-warten sollte, aber es hat die Be-völkerung einen Tag vorher schonauf den Zyklon hingewiesen, dasssich ein größerer Wirbelsturm aufdie Küste von Yangon zu bewegt.Das wurde von allen Medien bisherimmer bestritten. Wir selber sindvon drei verschiedenen Seiten ausam 02.05.08 Informiert worden.Meine deprimierendste Erfahrungist nicht unbedingt die Folge desZyklons, sondern die Bedingung,unter der die Menschen überhauptvor dem Zyklon im Delta lebenmüssen. Vor allem jetzt in der Re-genzeit. Allein die Fortbewegungüber Land ist auf matschig, aufge-weichte Wege nur schwer und ein

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Transport von Gütern nur überWasser möglich. Die Menschen le-ben in den einfachen Strohhüttenohne Mobiliar und sind auf Reisoder wenig Gemüse angewiesen.Der Eiweißbedarf kann durch Ta-schenkrebse und Fische, wennNetze und Angeln vorhanden sind,zum Teil gedeckt werden. Das,was immer wieder durchkam beiInterviews mit der Bevölkerung,war „wir haben Hunger“, „gebtuns etwas zu essen“, „die Reisra-tionen sind ausgegangen, die Fi-schernetze zerstört „wir sind in er-ster Linie auf Nahrungsunterstüt-zung angewiesen, unsere einfa-chen Behausungen bauen wir ir-gend wie schon wieder selberauf.“.

Wir hatten reichlich Saatgut dabei,so dass die Bauern mit den Trakto-ren relativ schnell ihre Reisfelderbeackern und die neue Saat aus-sähe konnten. Im Deltabereichwird der Reis ausgesät und nichtwie sonst als Stecklinge gesetzt.Das hat einen riesigen Vorteil. Dieangekündigte Versalzung der Reis-felder bestand in den ersten Wo-chen, aber durch den ständig her-unterprasselnden Tropenregen istdie Versalzung schnell wieder aus-gewaschen worden, so dass viel-leicht einige Felder schon wiedereine Ernte erwarten lassen. Den-noch wird die Hilfe bis Jahresendeweitergehen müssen.

Medical Care:

Mit unserer Spende hat Kalayar einkleines Boot gekauft, Ärzte ver-pflichtet (10 Dollar/Tag) für dienächste 6 Monate Dörfer zu besu-chen und in den Klöstern ambulan-te Sprechstunden abhalten, sodass eine gewisse medizinische

Basisversorgung zunächst einmalbegonnen wurde. Wichtig er-scheint mir hier, dass dieser Psy-chological Cluster für alle Betroffe-nen eine wichtige Hilfsmassnah-me ist.

Das Provinzkrankenhaus in Pyapon hat uns eine Bedarfliste erstellt.

1. Sauerstoffkonzentrator 6. Elektrokauter2. Pulsoxymeter 7. Op-Lampen3. chirurgische Standardinstrumente 8. Op-Tisch4. Narkosegerät 9. Air Condition5.Tuben

Kleine Chirurgie Screening

Zahnextraktion

Education Programm:

Eine Finanzierung für eine Verbes-serung der Ausbildungssituationfür High School Schüler im Delta.Bisher keine Möglichkeit vor Ort.Anwerbung von externen Privat-lehrern im Zentralbereich von 8Dörfern wird erarbeitet und überdie Stiftung Life finanziert.

Stress Release Programm:

Grundschullehrer wurden nachYangon geschickt und dort in Trai-

ningskursen, so gut es geht, aus-gebildet und Richtlinien erarbeitet.

Oft waren es vor allem viele Kin-dern und alte Leute, die sichwährend des Zyklons nicht langeüber Wasser halten konnten. Vielemussten sich an Palmen festklam-mern und haben sich den ganzenKörper durch die Umklammerung,die Arme und Bauchseite durchden Wellengang aufgeschürft. Diemeisten Kinder sind im "fliegendenWasser" in der Gischt erstickt. Beiunseren Rundfahrten haben wir

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ebenfalls noch immer Leichen ge-sehen, die abgelegen auf den Fel-dern lagen und kaum noch alsMenschen zu identifizieren waren.Nach Angaben von Dorfbewoh-nern sind viele Leichen in Fischer-netzen zusammen gezogen wor-den und auf das Meer hinaus ge-bracht worden, da man in demsumpfigen Gebiet keine Erdbestat-tung durchführen konnte. Hier wur-den sie sozusagen der Natur, demMeer überlassen.

Für mich und Dr. Wagner war eswichtig, eine Woche miterleben zudürfen, wie Kalayar Schreiber mitihrem Myanmar Health Care Teameffektive direkte Hilfsprogrammeaufgebaut hat, und diese auch inden weiteren Monaten durch-führen wird. Weitere MünchenerFreunde der Myanmar Stiftung,Stiftung Life und Myanmar CookAssoziation mit Oliver Ket Ket ar-beiten in ähnlicher Weise in der Re-gion um Labutta.Ich finde es beschämend, dass dieMedien seit der Europameister-schaft aufgehört haben über Bur-ma zu berichten und ärgere michüber den Journalistenstreit mit Ali-ce Schwarzer und Journalisten, dieglaubten hierauf Antworten zu wis-sen. Es hat nicht der Sache ge-dient. Es geht hier um Menschen.Es geht hier um tausende Tote,um Millionen von Menschen die ih-re Existenz verloren haben und dahat dieses persönliche Geplänkelder Vanitas keinen Raum benanntzu werden. Es ist für mich ein er-bärmliches Verhalten der Medien-gesellschaft einfach wieder zur Ta-gesordnung über zu gehen undjetzt zu schauen, was mehr Quo-ten und Verkaufszahlen bringt.Wo bleiben die positiven Zeilenüber die bewundernswerte Zivilge-sellschaft Burmas, über Ihren Mut,über Ihre Würde, die sie sich trotz

aller äußeren und inneren Schwie-rigkeiten erhalten haben. Wir ha-ben die Menschen im Delta ge-sprochen, unsere Herzen geöffnetund von ihrem Erlebten und ihremLeben erfahren.

Stoppt den Boykott. Sind wir nichtselbst ein Teil des Boykotts? Wo istder Einstieg in den Dialog? Wo ste-hen wir in dieser Position? SelbstSpendengelder werden über ame-rikanische Konten eingefroren, dajeder Dollartransfer über amerika-nische Banken abgewickelt wird.Wem nützt der Boykott? Nur China- und die negative Auswirkung hatwie immer das einfache Volk zu er-tragen.

Lebensmittelpreise zum Ver-

gleich Myanmar Aid Direct to

the People.

1 Bag of Rice, 48 kg(good for 1 month /family) is at 17,50 $ US1kg cooking Salt(good for 1 month /family) at 0,30 $ US1Ltr. cooking Oil at 2,50 $ USBamboo House(12`x 15`) at 120,00 $ US to

150,00 $ US1 Live Baby Pigfor farming 5,45 $ US1 Live Baby Chickento raise 0,45 $ USRice Seeds for 1 acrerice land 18,00 $ USOne Cow forfarming 270,00 $ US to

400,00 $ USOne Water Buffalo 270,00 $ US to

350,00 $ USOne wheel RiceTractor 450,00 $ US

One Metal RoofingSheet (wood house) 4,00 $ US

Verteilung bis zum 27.6.08

2850 Bags of Rice equal to427.500 meals, or 142,5 metric to-nes ( 22 villages ).288 traditional houses built.300 Ltr. Chlorine for 1,5 million Ltr.Water.1040 kg cooking salt.200 kg clothing for storm victims.1080 vegetarian meals cooked af-ter Nargis.Medical Drugs, Farm workingTools, Baby support.Consultancy to INGO s & NGO's –in know how. Arranged different International DrTeams to Nargis areas

NGO's in Myanmar

911 internationale Katastrophen-helfer hatten Visa beantragt, 458von NGO's, UN Bereich, 357 vonASEAN Ländern, 586 internationa-le Experten sind in der DesasterAreas stationiert, zurzeit über 150NGO`sGerman Welthungerhilfe GWHHhat ab Juni für 2 Jahre 600 t Reis,Nahrung für 36 000 Menschen indie Region um Bogale gebracht, in-klusive Wasseraufbereitung

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UN und WFP

Haben vom Handelsministerium20.000 t Reis gekauft. 65.000 t Reis werden für die näch-sten 6 Monate gebraucht.

Die Regierung in Myanmar habenden Reisexport gestoppt.

4.: Jemen 12.10. bis 1.11.2008,

Einsatzort Mabar, Einsatz: Nr. 6

Teamleiter:Dr. Heinrich SchoeneichTeamleiter Jemen:Dr. Abdul Al Salami

Plastische Chirurgie:PD Dr. Heinz Homann, Dr. HeinrichSchoeneich, Moritz Schoeneich

Kieferchirurgie:Dr. Martin Gosau,

Anästhesie: Dr. Angelika Wagner, Dr. PetraWagner, Dr. Alex Hofer, Dr. Katja AlHusseini

OP-Schwester:Melissa Proyer

Medizinstudentin: Franziska Gams

Plastische Chirurgie Jemen: Dr. Al Salimi-Sanaa,Dr. Abdullah- Syrien, Dr. Mohamedal Swafi

Der Einsatz erfolgte wieder überunseren Kontaktmann Dr. Abdul AlSalami, der den Einsatz südlich vonSanaa in Zusammenarbeit mit demGesundheitsministerium vorberei-tet hatte.Wie auch bei den anderen Einsät-zen wurden wir im Vorfeld mittelseiner E-Mail über bereits mehr als

60 Patienten mit Bild, Diagnose, Al-ter und Geschlecht informiert, sodass wir wussten, welche Art vonPatienten auf uns zu kommt. Ma-bar ist ein Lehrkrankenhaus, wel-ches zur Universität Damar (ca. 30km entfernt) gehört. Es wurde überinternationale Spenden im OP-Be-reich aufgerüstet. Wir fanden dortzwei neue Narkosegeräte vor, dienoch nicht benutzt waren, ein OP-Mikroskop, Bronchoskope, Über-wachungsgeräte, so dass diesesvon der technischen Seite aus mitDeutschland zu vergleichen ist

Operationen:

Das Patienten Screening ging wieimmer in anstrengender Weise vorsich. Wir mussten in den erstenStunden ca. 200 Patienten scree-nen. Dank unserer Berliner Ärztin,Katja Al Husseini, hatten wir einezweite Dolmetscherin mit Dr. Ab-dul Al Salami zur Verfügung, sodass hier nicht alle auf eine Personkonzentriert waren. Wir konnten andrei OP-Tischen parallel arbeiten,so dass wir in den 10 OP-Tagen152 Operationen an 136 Patientendurchführen konnten. 57 Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Bei 38 wurdenGaumen und Lippenspalte einzei-tig versorgt. Das hieß aber, dasspro Patient 2-3 Stunden veran-schlagt werden musste. Ein mikro-chirurgischer freier ALT Lappenzum Verschluss eines Haut-Kno-chendefektes am Unterschenkelhaben Dr. Homann und Dr. Gosauin routinierter Weise in 6 Stundenbewältigen können. Bei den Verbrennungen handelt essich um klassische Verbrennungenim Ellenbogen-, Axilla- und Ge-sichtbereich. Wir haben dieses malsehr viele Jumping Men im Extre-mitätenbereich durchführen kön-

nen. Größere Defekte wurdendann mit Vollhaut im Gesichtsbe-reich rekonstruiert.

Komplikationen:

Zum Patientengut muss generellgesagt werden, dass es sich hierum die arme Bevölkerung handelt,die in Stein- und Lehmhäusern lebtohne hygienische Wasserversor-gung. Das Wasser muss mit Eselnvon den Brunnen durch die Frauentäglich herangeschafft werden, sodass waschen in dieser GegendLuxus ist. Die Patienten kamendementsprechend völlig verdrecktin den OP-Bereich. Es war auchnicht möglich hier - durch fehlen-des Personal, vor allem fehlendeFrauen – im Krankenpflegebereich– Abhilfe zu schaffen. Aufgrunddieser Verschmutzung der Patien-ten hatten wir im Gegensatz zu an-deren Einsätzen mehr Sekundär-heilungen zu verzeichnen, die je-doch zu keinem negativen Ergeb-nis führten. Wir haben die Ver-bandswechsel dann mit Antibioti-kasalben durchgeführt und den Pa-tienten Salben für die häuslicheVersorgung mitgegeben. Ingesamthaben wir 4 Sekundärnähte durch-führen müssen. Ein bei der Einlei-tung aufgetretener Herzstillstandwurde über Monitoring sofort er-kannt und behoben, so dass derGaumen verschlossen werdenkonnte.

Ausbildung:

Bei den ortsansässigen Ärztenhandelte es sich um Allgemein-chirurgen, die zum Teil aus Kuba,Algerien, Syrien und den Jemenstammten. Das Interesse war vonden Kollegen unterschiedlich. Daes sich um ein Lehrkrankenhaushandelt, hatten wir täglich zwei

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Medizinstudenten, die die Opera-tionen beobachteten. Man hat sichunsere Emailadressen notiert unddie Studenten wollten wissenwann, und wo wir nächstes Mal imJemen arbeiten - sie wollten dannversuchen dort anzureisen.Intern gesehen ist es im Jemen so,dass ein akuter Ärztemangel be-steht und sie auf ausländische Hil-fe angewiesen sind. Es waren 12kubanische Ärzte in diesem Kran-kenhaus. Sie werden von der kuba-nischen Regierung für drei Jahredort zwangsverpflichtet, wobei dasEigeninteresse hier deutlich zuWünschen übrig ließ. Sie sahendas mehr als Pflichterfüllung anund sehnten sich wieder nach Ku-ba zurück. In der Schwesternschaftsind keine jemenitischen Frauenvorhanden, sondern 35 indischeKrankenschwestern aus Kerala.Diese haben dort mit zum Teilschlechten Sprachkenntnissen diePatienten auf den Stationen versor-gen müssen. Sie waren bereitwilligund hatten Interesse ihre Arbeit füruns gut zu erledigen. All diese ex-ternen Kräfte sind zu bedauern, dasie nur alle 2 Jahre nach Hause rei-sen dürfen und fast 24 Stunden zurVerfügung stehen müssen. Manhat keine Möglichkeit sich das Le-ben im europäischen Sinne ange-nehm zu gestallten. Verständlich,dass wir, die nur 14 Tage bleiben,uns hier etwas leichter tun.

Projekt: Urogenitale Missbildun-

gen

5.- 6.: Einsätze: Al Raida, Dr. RobertKastner - Kinderchirurg

Das Einmannprojekt mit unseremarabischsprechenden Kinderchirur-gen Robert Kastner entwickelt sichgut. Er arbeitet immer im Süden

des Landes in Al Raida und kann,da er zwei- bis dreimal pro Jahr je 3Wochen fährt, Patienten kontinu-ierlich betreuen. Jetzt ausgestattetmit Liptotrippter und Endoskopenkann er die Urologie, speziell dieKinderurolgie voll abdecken. ÜberBlasenektopien, zahlreichen Hy-pospadien, Nieren- und Urether-steinen operiert er bis zu 60 Pati-enten pro Einsatz. Die gesponser-ten Instrumente verbleiben bei Dr.Abdul al Salami in Sanaa und wer-den von ihm und eingearbeitetenKollegen genutzt. Sie bleiben Ei-gentum von Interplast. Von einem Münchner Urologenhatte ich 2 Röntgengeräte, 2 Ultra-schallgeräte sowie diverse Endo-skope für den Jemen geschenktbekommen. Der Container ist mitt-lerweile in Hudeida im Hafen ange-kommen, jedoch noch nicht durchden Zoll.

Fazit:

Der Jemen wird weiter zu denMünchner Einsätzen gehören. Essind dankbare Patienten und eingutes Patientenklientel, die die ge-samte Palette der Plastischen Chir-urgie fordern. Was jedoch schwerfällt, ist das Leben nach dem OP-Alltag. Es gibt keine Möglichkeitenhier die Seele baumeln zu lassenund die Sicherheitslage erlaubt nureingeschränkte Freiheit. In derzweiten Woche ist dann bei einem10köpfigen Team eine gewisseGruppendynamik zu spüren. Ichhabe mich entschlossen den näch-sten Einsatz zu verkürzen und miteinem kleineren Team zufahren. Ich persönlich bin fasziniert vondiesem Land mit seinen fremdenLebensstrukturen, die grandiosenLandschaften, die Architektur undauch die Menschen bieten, wennman sich auf sie einlässt, doch einegroße neue Lebenserfahrung und

Bereicherung. Vor allen Dingen fin-den sich dankbare Patienten mitentsprechenden guten Interplast-indikationen.

7.: Projekt Uganda Einsatzort

Mbarara

Dr. Oliver BlumeDr. Günther Au-Balbach 24. Oktober bis 7. November

Seitdem Dr. Ralf Sauter das Inter-plast Projekt verlassen hat, führtDr. Oliver Blume das Projekt weiterund hat sich hier auf die Ausbil-dung eines ugandischen KollegenWilfred Abubaka bemüht, der inletztes Jahr über die Cleft Kinder-hilfe zur Weiterbildung in Deutsch-land 4 Wochen war.

Bei diesem Einsatz, waren leidernur wenig Patienten zur Operationgekommen, da eine ansässige,einheimische, medizinische Or-densschwester, von der keinerweiß wo sie ausgebildet wurde,hier ihr Unwesen treibt. Sie wirdvon Smile Train gesponsert und be-kommt pro Patient ein Kopfgeld,obwohl sie die Patienten sehr un-zureichend, unerfahren und inadä-quat operiert. Sie wird leider vomGesundheitsministerium gedeckt.Es ist anzunehmen, dass auch hierGelder fließen. Auch der mittler-weile gut ausgebildete WilfredAbubaka schilderte den deutlichenPatientenrückgang in seiner Abtei-lung. Es wurden dieses mal nur 56Patienten operiert, wobei nur 21Spalten und Gaumen zum Ver-schließen waren. Dr. Blume ist sichnoch nicht sicher ob er die Einsätzein Uganda weiter fortführen wird.Die Cleft Kinderhilfe berichtet vonähnlichen Vorfällen in anderen Ent-wicklungsländern.

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INTERPLAST-Germany e.V.

8.: Niger, Niame Noma e.V. Re-

gensburg

TeamleiterPlastische Chirurgie:Dr. Caius RaduDr. Stefan RufDr. Florian Geisswad

Anästhesie:Dr. A. LucknerDr. A Gosa

Schwester:Maritta Grillenbeck

Unser vierter Einsatz in Niame wur-de von Frau Winkler-Stumpf (Nomae.V. Regensburg) organisiert und fi-nanziert. Seit einigen Jahren unter-stützen wir die Arbeit von FrauWinkler-Stumpf durch Operations-einsätze. Im Vordergrund steht dieVersorgung von Gesichtsrekon-struktionen bei Nomapatienten.Die Zahl der registrierten Erkran-kungen ist leicht rückläufig, sodass dazu übergegangen wurdeauch Verbrennungen und Spaltenzu operieren. Es wurden an 6 Ope-rationstagen 32 Operationen an28 Patienten durchgeführt. Estlan-der, Gilles Fan Flaps, Mustarde undVS-Lappen kamen zu Anwendung6 Lippen-Kiefer, 2 Gaumenspaltenund Verbrennungsfolgen wurdenoperiert. Die durchgeführten freienUnterarmlappen zur Rekonstrukti-on des Gesichtsbereichs sind reiz-los eingeheilt. Es gab keine großenKomplikationen. Bedingungen wa-ren wie in allen Jahren gut. Esmuss nur ein Teil des Equipmentsmitgebracht werden, da einigesvor Ort nicht vorhanden ist.

Sponsoring

Projekt Burma

2 Krankenhäuser - in Bagan (Zen-

tralburma) und in Pyapon (Deltabe-reich) - werden mit Ultraschall, OpLampen, Pulsoxymeter, Sauer-stoffkonzentratoren, Instrumentefür Chirurgie, Traumatologie undGynäkologie ausgestattet.

Meningozelenprojekt

Patienten mit angeborenen Cranio-Meningozelen, scheinen in Burmabesonders zahlreich zu sein. 18 Pa-tienten sind wieder auf der Warte-liste. Doktorand Paul Heidekrüger,der diese Arbeit von meinem Sohnübernommen hat, wird am Endeunseres Einsatzes im Februar eineWoche mit Dr. Myat Thu, demNeurochirurgen weitere Meningo-zelen operieren um für seine Dok-torarbeit den nötigen Einblick zu er-halten und die Statistik (mit denbisherigen insgesamt über 140Operationen) bearbeiten. Wir wer-den weiter für die Patienten Trans-portkosten, Unterbringungskostenund Verpflegungskosten überneh-men. Pro Patient belaufen sich dieKosten zwischen 350 und 600 Eu-ro.

Projekt Nepal: Interplastkran-

kenhaus

Nachdem das Nepalprojekt unterneuer Führung steht, wurde nachneuen Sponsoren für neues chirur-gisches Instrumentarium gesucht.Wir haben uns aufgrund unsererguten Spendenlage bereit erklärt,die Wunschliste zu erfüllen. Überdie Firma Robumed, Tuttlingen er-halten wir bis zu 40% Rabatt.

Laos

Dr. Alamuti (s. Bericht Seite ... .)führte seinen zweiten Einsatz desPilotprojektes Laos an der Grenzezu Vietnam durch. Interplast Mün-chen hat die Kosten für den Einsatzzu übernommen. Leider musste

der Rückflug mit neuen Ticketsüber Singapur erfolgen, da Bang-kok bestreikt wurde. Wir hoffenauf Rückvergütung von Thai Air-ways.

Im Sinne der burmesischen Freun-de sagen wirAnnisa, Dokka, Annata

Kids aus dem Delta

Das Leben ist ein Leidensweg, Alles ist vergänglich, Alles waszählt ist das Wort Buddhas.

h. schoeneich - interplast muc

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INTERPLAST-Germany e.V.

INTERPLAST Mission MYANMARFebruary 2008

Christian C. Dupuis M.D. from

Bruxelles Belgium reports:

As in previous years, at the Minga-ladon Hospital in Yangon, the colla-boration with the team of Profes-sor Thet Hta Way, Dr Myint MyintKhaing, DrTun Tun Aung and DrMin Zaw Aung, a young surgeon intraining, has been excellent.The 15 operations performed ran-ged from upper lip reconstruction,secondary cleft lip nose revisions,nostril and lateral nose reconstruc-tionq, traumatic lid revisions, bonegraft to the malar area and the revi-sion of a deviated cosmetic implantto the nose inserted by a foreignsurgeon on a weekend visit (we ha-ve the same type of problem inBelgium too).

The second part of the stay wasspent, in association with maxillo-facial and dental surgeons fromMandalay General Hospital, wasspent at the Sitagu Ayudana Hospi-tal in Sagaing.It is a charity Budhist Hospital fo-unded by the most Reverend Saya-daw U Nyaneissara, which offersfree medical care for the needy.The program there was devotedexclusively to cleft lip and palatesurgery and together, we operatedon 26 children and adults.

On return to Yangon, all patientsoperated on at the beginning of thestay at Mingaladon Hospital wereseen again , as I feel that complexoperations must be followed du-ring a sufficient lenght of time toavoid untoward sequelae and pro-vide a qualified postoperative carewhich can be continued after thedeparture of the foreign visitingsurgeon.

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INTERPLAST-Germany e.V.

Wie schon 2006 und 2004 ist unserTeam um Herrn PD. Dr. Niermannnach Kambodscha gereist, um Pati-enten mit Lippe-Kiefer-Gaumen-spalten zu operieren. Die Anreiseerfolgt mit Vietnam Airlines, da die-se schon regulär 30 kg Gepäck proPassagier zulässt. Operiert wurdeim Kosamak-Hospital, das sich zen-tral gelegen in Phnom Penh befin-det. Unser Team bestand aus zweiChirurgen, zwei Anästhesisten undzwei OP-Schwestern.

Kambodscha wird immer noch alseines der ärmsten Länder der Weltgelistet. Umso erstaunlicher ist dieEntwicklung, die wir in den letztenvier Jahren mit verfolgen konnten.Wohl auf Grund günstiger Kredit-konditionen prägen heute Gelände-fahrzeuge und Motorräder dasStraßenbild der Hauptstadt, wobeider Straßenverkehr anarchischeZüge aufweist. Hunderte vonNGO´s sind in diesem Land vertre-ten, so dass es kaum verwundert,dass sich neben INTERPLAST-GERMANY e.V. natürlich auch an-

dere operativ tätige Organisatio-nen im Land befinden oder immerwieder dorthin reisen, um Patien-ten mit o.g. Erkrankung zu operie-ren. „Operation Smile“ ist nur einedavon, die in den letzten Jahrensehr viele Patienten therapiert ha-ben, so dass die betroffenen Pati-enten bzw. deren Eltern heutenicht mehr jede Gelegenheit zuroperativen Korrektur wahrnehmen,sondern die Operationen eher inihren Zeitplan einpassen.

Dass sich das Land erst in den letz-ten 10 Jahren vom Kriegszustanderholt hat – angefangen mit demVietnamkrieg über Pol Pot bis hinzur Besetzung durch Vietnam unddem Bürgerkrieg – ist deutlich zusehen und macht sich eklatant imGesundheitswesen bemerkbar.Gesundheit wird nicht als ein Gutmit hoher Priorität behandelt undentsprechend sind die Kranken-häuser ausgestattet. Hilfslieferun-gen sind zwar jederzeit willkom-men, doch werden – wie von uns

beobachtet – eine Vielzahl hoch-moderner Geräte gespendet, diedann nach kurzer Zeit kaputt sindund für die Ersatzteile nicht erhält-lich sind. Beispielhaft seien hiermoderne Beatmungsgeräte er-wähnt oder auch ein Videoturm fürendoskopische abdominale Opera-tionen.

Vor Ort hatten wir Gelegenheit mitDr. Heng Ly zusammen zu arbei-ten, ebenfalls ein Plastischer Chir-urg, der am Kosamak-Krankenhaustätig ist und zudem eine kleine Kli-nik betreibt. Er wurde insbesonde-re in Zusammenarbeit mit „Opera-tion Smile“ und schon bei unseremEinsatz 2004 in der operativen Kor-rektur von LKG´s ausgebildet undführt diese Operationen – in eini-gen Fällen auch unentgeltlich –durch. Durch ihn wurde der Einsatzvor Ort logistisch vorbereitet. Auchdie postoperative Betreuung wur-de zum großen Teil durch den kam-bodschanischen Kollegen abge-wickelt, da die Kommunikation mitden Patienten doch recht schwie-rig ist.Insgesamt konnten 37 Patienten –mehrheitlich mit Gaumenspalten –geholfen werden. Zudem wurdeneinige Patienten mit Gesichtstu-moren operiert. Traditionell wirdvon unserem Team jeder Mönchoperiert, soweit von uns durchführ-bar. Hierzu eine kleine Anekdote:Nach Resektion einer großen hy-pertrophen Narbe an der Stirn,konnte sich der Patient kurz nachNarkoseende bewegen und laufen,konnte aber glaubhaft die Augennicht öffnen. Dr. Heng erklärte unsdaraufhin, dass kambodschanischePatienten nach einer OperationMedikamente erwarten. Etwa 20Sekunden nach Einnahme von 500mg Paracetamol konnte man einedeutliche Besserung der „Lidhe-

INTERPLAST – Einsatz in Phnom Penh,Kambodscha 06.12.08 – 23.12.08

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INTERPLAST-Germany e.V.

berschwäche“ beobachten, weite-re 10 Sekunden später war diesevollständig aufgehoben.Auf Grund der oben geschildertenSituation der „Überversorgung“Kambodschas mit Hilfsorganisatio-nen erscheint ein weiterer Einsatzin der Hauptstadt nicht sinnvoll,aber auch in den Provinzen ist„Operation Smile“ stark vertreten,so dass hier der „Konkurrenz-druck“ ebenfalls relativ hoch ist,wenn man in diesem Zusammen-hang überhaupt von Konkurrenzsprechen mag.

Teammitglieder:

- PD Dr. med. Werner NiermannPlastischer Chirurg

- Dr. med. Donald MercklingChirurg, Handchirurgie

- Dr. Harald HoferAnästhesist, Teamleitung

- Dagmar HoferAnästhesistin

- Gaby SwertzOP-Schwester

- Claudia FranssenOP-Schwester

Insgesamt:

Gaumenspalten:17 (2 Re-Operationen)Lippenspalten: 12 (2 Bilaterale)Tumorentfernung Kopfbereich: 5Entfernung hypertrophe Narben: 2Tumorentfernung Gaumen: 1

Harald Hofer, Dinslaken

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INTERPLAST-Germany e.V.

von denen wir 2 gleichermaßen ge-plant erneut operierten. Es handel-te sich dabei zum einen um einausgedehntes fibromatöses Lymp-hangiom der gesamten li. Ge-sichtshälfte, welches beim Erstein-griff mittels einer ausgedehntenRotations-lappenplastik vom Halsum mehr als die Hälfte verkleinertwurde und welches in diesem Jahrmittels Korrektur nochmals deut-lich reduziert werden konnte. Zumzweiten wurde ein flächiger Haut-naevus der li. Gesichtshälftezunächst mittels Wangenrotationund nunmehr mittels lokaler Excisi-on um mehr als zwei Drittel seinerFläche verkleinert. Eine tabellari-sche Übersicht über die vorgenom-menen Eingriffe ist dem Berichtbeigefügt.

Der Einladung eines privaten Kran-kenhausträgers folgend, begabenwir uns für die 2 Hälfte der Missionnach Rach Gia, ganz im Süden Vi-etnams. Hier fanden wir ein nagel-neues, nach westlichem Standardeingerichtetes 300 Betten Hausvor, welches am 1.4.08 in Betriebgehen soll. Offensichtlich war esIntention des Krankenhaus-trägers,Interplast als Aushängeschild fürdie eigene Barmherzigkeit zu be-nutzen. Dagegen gab es letztend-lich nichts einzuwenden, sowohlUnterbringung als auch Transportevor Ort wurden kostenfrei zur Ver-

Teilnehmer:

- Dr. Du Nguyen PhuChirurgie Karl Olga KH Stuttgart

- Dr. Horst AschoffPlastische und Handchirurgie, Lübeck

- Dr. Peter SchindelhauerMKG Chirurgie, Berlin

- Frau Claudia KrügerOP Schwester, Lübeck

- Fr. Dr. Isabelle Huynh-Bui Anästhesie Klinikum Dortmund

- Fr. Dr. Annegert SchützeAnästhesie Klinikum Dortmund

- Fr. Dragice KraljAnästhesie Klinikum Dortmund

Die diesjährige Interplastmissionnach Vietnam führte uns an 2 ver-schiedene Einsatzorte. Zunächstbesuchte das Team das Kranken-haus in Dien Ban, in welchem wirbereits im letzten Jahr gute Ar-beitsbedingungen vorgefundenhatten. Die Abläufe vor Ort warensomit bestens eingespielt und eswurden an insgesamt 5 Arbeitsta-gen 125 Patienten gescreent, vondenen 43 operiert wurden. DasSpektrum entsprach dem des letz-ten Jahres und reichte von derSpalt- über die Tumorchirurgie desGesichts hin zu allfälligen Verbren-nungskontrakturen und Narben-korrekturen. Besonders erfreulichwar die Wiedervorstellung einigerPatienten aus dem letzten Jahr,

fügung gestellt, operiert wurdedann im benachbarten, volkseige-nen 2000 Betten Krankenhaus,dieses mit großer und überauskompetenter Unterstützung desdortigen Personals an 3 Tischengleich-zeitig. Es wurden insgesamt36 Patienten operiert, davon 14 Pa-tienten mit LKG-Spalten mit der Er-fordernis einer z. T. sehr subtilenund damit zeitraubenden Präparati-on. Gleichermaßen zeitraubendstellte sich die Versorgung von 4Patienten mit ausgedehnten Kon-trakturen nach schweren Verbren-nungen dar. Erfreulicherweisekonnten diese komplexen Eingriffeohne gravierende, nachfolgendeProbleme zu einem guten Ende ge-bracht werden.

Die Zusammenarbeit mit den Kolle-gen vor Ort war auch in diesemJahr ausgezeichnet, sowohl mitdem Krankenhaus in Dien Ban alsauch in Rach Gia wurden neuerli-che Einsätze für 2009 antizipiert.Beide Einsatzorte sind aus meinerSicht gemäß Interplastmaßstäbennach wie vor ausgesprochen loh-nenswerte Ziele und so lang sichdie Schere zwischen arm und reichauch in Vietnam immer weiter öff-net, wird sich daran wohl auch nurwenig ändern.

Horst Aschoff, Lübeck

Interplast – Mission Dien Ban und Rach Gia /Vietnam 16.02 . – 02.03 2008

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INTERPLAST-Germany e.V.

Interplast – Mission Rach Gia /Vietnam 15. 11 . – 30. 11. 2008

Teilnehmer:

- Dr. Du Nguyen PhuChirurgie Karl Olga KH Stuttgart

- Frau Magdalene JanitzkiOP Schwester, Bremen

- Dr. Kay LipkaAnästhesie, Lübeck

- Dr. Peter SchindelhauerMKG Chirurgie, Berlin

- Dr. Horst Aschoff, Plastische und Handchirurgie, Lübeck

Unsere 2. Reise nach Rach Gia indiesem Jahr war gekennzeichnetdurch eine aus meiner Sicht ausge-sprochen hohe Effektivität. Sowohldie Patientenvorauswahl als auchdas Screening wurden seitens un-seres Partners vor Ort der „KienGiang Sponsoring Association forPoor Patients“ vorbildlich vorberei-tet , so dass schon am 1. Tag mitder Arbeit im OP begonnen wer-den konnte. Operiert wurde erneutim uns schon bestens bekannten,volkseigenen 1000 Betten Kran-kenhaus von Rach Gia. Insgesamtkonnte an 3 Tischen in einem Saalgleichzeitig gearbeitet werden, die-ses mit tatkräftiger Unterstützungder vietnamesischen Kollegen, diesich wiederum überaus kollegialund interessiert zeigten. Es wurden insgesamt 65 Patientenoperiert, davon 31 Patienten mitLKG-Spalten mit der Erfordernis ei-ner z. T. sehr subtilen und damitzeitraubenden Präparation. PeterSchindelhauer hat sich hierbei si-cher eine hohe Reputation bei denvietnamesischen Kollegen der dor-tigen MKG Abteilung erarbeitenkönnen. Gleichermaßen aufwen-dig und zeitraubend stellte sich dieVersorgung von 15 Patienten mitausgedehnten Kontrakturen nachschweren Verbrennungen dar, so-wie die letztlich palliative operativeBehandlungen von 3 Patienten mit

weit fortgeschrittenen Weichteiltu-moren im Gesicht bzw. einem ma-ligne entarteten Parotistumor. Am3. Tisch wurden überwiegendStrumen, Cholecytektomien, Hy-drozelen u.ä. vom Kollegen Du Phuin bewährter Weise versorgt. Er-freulicherweise konnten alle kom-plexen Eingriffe ohne gravierende,nachfolgende Probleme zu einemguten Ende gebracht werden, eswurde lediglich eine operative Re-vision wg. einer rasch zu beherr-schenden Nach-blutung erforder-lich.Bei insgesamt 68 durchgeführtenOperationen und Gesamtkostenvon ca. 8000,- Euro für die Missionergibt sich ein pro Kopf Aufwandpro Patient von knapp 120,- Euro,ein aus unserer Sicht sicher akzep-tables Kosten/Nutzen Verhältnis. InAnbetracht der nach Interplast-maßstäben sehr günstigen Bedin-gungen in Rach Gia streben wirdeshalb auch für 2009 einen er-neuten Einsatz ebendort an, Einla-dungen hierzu liegen uns sowohlseitens der offiziellen Vertreterindes Volkskomitees, seitens des füruns Gold werten Hilfskomitees vorOrt bereits vor. Vor allem aber wur-de uns im Rahmen einer kleinengemeinsamen Fortbildungsveran-staltung über unsere Arbeit hier inDeutschland von den vietnamesi-schen Kollegen ihr großes Interes-se an einer weiteren Zusammenar-beit eindringlich bekundet, wir wer-den erneut berichten.

Horst Aschoff, Lübeck.

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Versuch eines INTERPLAST-Einsatzes in Mizoram /Indien

Lieber Herr Borsche,

ich schicke Ihnen hier einen sichersehr ungewöhnlichen Einsatzbe-richt. Ursprünglich sollte der Ein-satz vom 7.2. bis 25.2. dauern. Nunsind wir nach gut einer Wocheschon wieder zu Hause. Nach einerWoche Aufenthalt im DomesticAirport Kalkutta und ohne wirklichsichere Ausssicht, nach Mizoramzu kommen, habe ich kurzerhanddie Rückreise angetreten, sehr imEinverständnis mit meinen Mitrei-senden. Am ersten Tag wurde un-ser Flug wegen "schlechter Sicht"gestrichen, nachdem wir schon ei-nen halben Tag im Abflugraum ge-wartet hatten. So bekamen wir un-sere Tickets und unser eingecheck-tes Gepäck zurück und konntenuns ein Hotel in Kalkutta suchen.Am nächsten Tag saßen wir wiederin der Abflughalle. Nach einigemHin und Her mit immer neuen Ver-schiebungen der Abflugzeit durf-ten wir dann endlich den Bus be-steigen, der uns zum Flieger brin-gen sollte, um nach fünf Minutenwieder auszusteigen. Doch danndurften wir endlich in den Flieger,

der auch wirklich startete, aller-dings nicht nach Aizawl sondernach Imphal. Dort stiegen alle aus,die nach Imphal wollten, und wirstarteten wieder, doch nicht nachAizawl, wie wir dachten, sondernnach Kalkutta, wegen "schlechterSicht" in Aizawl. Wieder bekamenwir Tickets und Gepäck zurück unddurften uns ein Hotel in Kalkuttasuchen. Eine Unterbringung durchIndian Airline wurde uns verwei-gert, wie auch allen andern, wir sei-en schließlich geflogen! Am näch-sten Tag das gleiche Spiel, wiederVerschiebung der Abflugzeiten bisendlich Absage des Fluges amNachmittag. Also wieder Hotel,neuer Versuch am nächsten Mor-gen. Jetzt waren die Schalter derIndian Airline schon umlagert voneiner riesigen Menge Menschen,fast ausschließlich Mizo, die allenach Aizawl wollten. Zwei Ameri-kaner hatten schon am Vortag auf-gegeben und waren zurück geflo-gen, dazugekommen waren einpaar Australier, die auch ans Aufge-ben dachten. Nun mussten wir unsam Schalter der Warteliste anstel-len, immerhin Passagiere von dreiausgefallenen Flügen. Die Indian

Airline machte nicht die geringstenAnstalten, zusätzliche Flieger ein-zusetzen, um der Menge Passagie-re Herr zu werden. DAs war auchgar nicht nötig, denn auch der re-guläre Flieger wurde wieder amNachmittag abgesagt. Wiederkonnte jeder sehen, wie und wo erunterkommen würde für die Nacht.Die meisten Mizo haben wohl imFlughafen übernachtet, die Hallewar schon morgens um sieben völ-lig überfüllt, was aber die Offiziel-len der Airline nicht störte. Auf An-fragen und Beschwerden hattensie nur beleidigende Antworten.Doch wiedr ging kein Flieger nachAizawl. Dadurch wurden die Passa-giere natürlich nicht weniger. Nachfünf Tagen Absagen startete dannendlich eine Machine nach Aizawl,allerdings durften nur die Passagie-re an Bord, die ein Ticket für diesenTag hatten, alle anderen, darunterauch wir, mussten weiter warten,durften nicht mal einchecken undes gab auch keine Anzeichen fürErsatzflieger. Doch gegen Mittagein Lichtblick, wir wurden auf ei-nen Flieger nach Kuwahati (im Nor-den von Assam) umgebucht mitAnschluss dort nach Aizawl. Wirstiegen mit unguten Gefühlen ein,denn wenn das gleiche Spiel dortgespielt würde, wie sollten wir je-mals wieder von dort weiter kom-men. Na gut, wirklich gab es dorteinen Flieger nach Aizawl, der zwarnicht um drei Uhr startete wie vor-gesehen, doch nicht wesentlichspäter durften wir an Bord. Die Ste-wardessen gaben sich bei der Ber-teuung der Passagiere keinerleiMühe und nach einer viertel Stun-de mussten wir auch wieder dasFlugzeug verlassen. Es sei zu spät,um noch nach Aizawl zu fliegen,dieser Flieger dürfte nach Sonnen-untergang nicht mehr landen (umhalb vier für einen einstündigen

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INTERPLAST-Germany e.V.

Flug nach Aizawl) Aber wahr-scheinlich geht dort die Sonneschon um vier Uhr unter! Jetztstanden wir also wie befürchtet inKuwahati, ohne dass uns jemandsagen konnte oder wollte, wie esweiter gehen sollte. Mittlerweilewaren auch meine Mitreisendennicht mehr gewillt, das Spiel weitermitzumachen. Nach einem Anrufbei unseren Gastgebern, die auchnicht mehr wussten, wie sie dasGanze noch organisieren sollten,haben wir uns dann entschlossen,einen Weg nach Hause zu finden.Nach großen Schwierigkeiten, un-seren Flug von Kalkutta nachFrankfurt umzubuchen, konntenwir wenigstens noch am spätenAbend zurück nach Kalkutta flie-gen. Im Hotel dort trafen wir einigeMizo, die uns erzählten wie es ih-nen ergangen war. Man hatte sie jadie Maschine besteigen lassen,

aber dann standen sie zwei Stun-den auf dem Rollfeld, ohne Betreu-ung durch das Personal, dann soll-ten sie wieder aussteigen. Nunkam es zum ersten Mal zu einemProtest der Passagiere. Sie weiger-ten sich, das Flugzeug zu verlas-sen. Ein Minister der Regionalre-gierung mit einem Offiziellen derAirline kam und versprach, allen ei-ne Unterbringung in Kalkutta zu ga-rantieren, doch kein Versprechenob und wann es nach Aizawl gehensollte und wie man die Passagierevon jetzt einer Woche nach Aizawlbringen wollte. Alle waren be-stürzt, dass es auch und nicht ge-lungen war, dorthin zu gelangen.Ein älterer Herr war der Meinung,dass es weder an der "schlechtenSicht" noch an irgentwelchen tech-nischen Problemen läge, sondernschlicht am mangelnden Willender Airline oder der Piloten, was

nur unseren Eindruck betätigte,denn in der Machine in Kuwahatihatte sich überhaupt kein Pilot be-funden, man wusste also schon,dass der Flug ausfallen würde, be-vor man die Passagiere an Bordließ.

Wenigstens verlief der Rückflugnach Frankfurt ohne Probleme.

Und so sind wir also wieder zuHause, ohne überhaupt Mizoramgesehen zu haben. Und nun werdeich mit unseren Gastgebern dortüberlegen, wie wir einen anderenEinsatz irgendwann in diesem Jahrdurchführen können.

Soweit also Mizoram.

Ihr Ortwin Joch, Sektion Frankfurt

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Einsatz im tibetisches Flüchtlingslager in Sikkim!Interplast-Sektion Frankfurt

Erneut darf ich mich über diegroßartige Mithilfe unseres ge-meinsamen Projektes in einem ti-betischen Flüchtlingslager im Köni-greich Sikkim bei allen Beteiligtenbedanken!

Das Königreich Sikkim liegt im Sü-den an dem nördlichsten Teil desindischen Bundesstaates West-bengalen im Himalaya zu denNachbarländern Nepal , China undBhutan!

Der dritthöchste Berg der Erde, derKangchendzönga ( 8.586m) liegt ander Grenze zwischen Sikkim undNepal!

Drei Jahre lang wurde ich von denbuddhistischen Mönchen gebeten,dort als Arzt ( nicht nur als Augen-arzt) tätig zu werden , so dass wirvom 19.09.08 bis 5.10.08 diesemWunsch entgegenkamen.

Wir bedeutet ein Zweimannteam,Sangye Tenzin, ein buddhistischerMönch und ich.

Dieses Mal mussten wir nicht sosehr gegen Schnee und Sturmankämpfen, sondern wurden vonden indischen Behörden, insbe-sondere der unglaublich korruptenPolizei zermürbt!

Jedem kleinen Grenzübergang,oder Kontrollen irgendwelcher

Behörden (Polizei, Flughafen, Mi-litär) folgte ein stundenlanges feil-schen für die Weiterreise, was wirirgendwann mit der Feststellungüber das heiße Wetter und der dar-ausfolgenden Spende kalter Ge-tränke (auch bei Schneefall) erheb-lich abkürzten!

Wie immer bleiben viele Eindrückeeinem sehr nachhaltig in Erinne-rung!

Die unglaubliche Armut verbundenmit den harten Lebensumständen ,aber auch die heitere Gelassenheitalles Leid gelassen ohne zu jam-mern hinzunehmen!

Das Schlimmste für mich war abermitzuerleben, wie die Flüchtlingeals Menschen zweiter Klasse be-handelt werden!

Der medizinische Einsatz war füralle Beteiligten ein großer Erfolg!

Wir haben ca. 1400 Menschen an-

geschaut, 960 Patienten wurdenregistriert, bekamen ein Kranken-blatt und wurden behandelt!

Aufgrund der unglaublich großzügi-gen Spende der bayr. Apotheker-vereinigung organisiert über diebeiden Apotheker Hr. Reichert undseinen Geschäftsführer Hr. Dr.Gensthaler konnten wir von denMedikamenten wirklich aus demVollen schöpfen!

Nach den ersten Tagen waren soziemlich all unsere Brillen ver-braucht , so dass wir viele Patien-ten leider vertrösten mussten!

Es ist aber nicht nur die direkte Hil-fe mit Medikamenten oder Brillen ,die den Menschen weiterhilft ,sondern auch das Aufklären unddie Anteilnahme ihrer Probleme !

Leider konnten wir keine Operatio-nen durchführen , da es sehr oftund über einen längeren Zeitraumimmer wieder zu Stromausfällengekommen ist!

Von den 960 behandelten Patien-

ten hatten die meisten schwereAugeninfektionen!

- Ein Patient mit Netzhautablö-sung keine Behandlungschance, wird blind bleiben!

- Ein Patientin mit v.a Gehirntu-mor, muss versuchen in die Hauptstadt Gangtok zu kommen,

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INTERPLAST-Germany e.V.

dort aber eher keine Behand-lungschancen!

- Einige Glaukompatienten , leider auf Dauer auch keine Behand-lungschancen, schlechte Progno-se!

- 600 Brillen angepasst, alle glück-lich , wieder etwas zu sehen, die meisten wissen ja nicht, dass man ihre Probleme mit einer ein-fachen Brille beheben kann!

Ich denke wir alle zusammen ha-ben mit unserer kleinen Hilfe dazubeigetragen , ein paar Menschenetwas glücklicher zu machen!!

Unser Hausprojekt vom letztenEinsatz läuft auf vollen Touren , imJanuar kommen einige Möncheaus den Bergen nach Kathmandu

und werden uns Bilder über dieFortschritte zukommen lassen.

Zwei neue Ideen und Projekte wur-den bei diesem Einsatz geboren:

- Leider konnte ich auch die großeEnttäuschung miterleben, wennversprochene Projekte nicht einge-halten werden, ein österreichi-scher Architekt hat den Flüchtlin-gen eine Schule mit Wohnmöglich-keiten zum Unterrichten verspro-chen, seine Heiligkeit der Dalai La-ma hat 10.000 Euro dazu beigetra-gen, der Bau wurde begonnen,aber ohne Angaben und Gründedes Initiators aus Österreich abge-sagt, so dass die Bodenplatten vor-handen sind, aber nach wie vorkein Unterricht stattfinden kann.

Vielleicht schaffen wir zusammenca. 40.000 Euro aufzubringen, umdie Räumlichkeiten fertigzustellen,es wäre somit eine Schule mitMönchen , die traditionell als Leh-rer arbeiten, geschaffen!

Detlev Gück, Deggendorf

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Arm, ärmer ...... Lalitpur

Es war ein Erlebnis der besonde-ren Art mit dem Nachtzug von Del-hi nach Lalitpur zu fahren. DasTeam hatte in zwei Wagons reser-vierte Liegewagenplätze. Es warnicht leicht, die 19 Gepäckstückezu verladen und anschließend zuverstauen. Der Zug sollte um 7 UhrLalitpur erreichen, Kisten und Kar-tons wurden deshalb um 6.30 Uhran der Ausgangstür aufgestapelt.Aber der Zug hatte eine StundeVerspätung. Eine Tatsache, dieauch in Deutschlang nicht unbe-kannt ist.

Lalitpur ist für indische Verhältnis-se ein „Dorf“ mit 100.000 Bewoh-nern. Die Bevölkerung in diesemländlichen Raum ohne Industriewar bitterarm aber – soweit wir dasfeststellen konnten - sie war zufrie-den, da sie nichts anderes kannte.Das Krankenhaus war einfach undwurde fachübergreifend von einerAugenärztin versorgt. Anders un-sere Unterkunft, eine Aufforde-rung die Augen zu schließen, umnichts zu sehen. Hier musstenschon zur Kolonialzeit Menschenihr Dasein gefristet haben. Drei ausdem Team waren zum ersten Malbei einem Interplast-Einsatz dabei.Für sie war es eine Überwindung indien Räumlichkeiten zwei Wochenleben – nein hausen – zu müssen.

Da wir alles mitgenommen hatten,war das Operieren kein Problem,wenn auch das Licht aus einer ein-fachen Stehlampe kam. Am letztenTag unserer Arbeit hatten wir zweiTorten bestellt, schön bunt und wiesich später herausstellte auch nochschön süß. Eine Torte war für dieStation vorgesehen, eine für diegroßen und kleinen Patienten undderen Angehörige. Einige Kinderhatten so etwas noch nicht gese-hen und wussten anfangs nichtsdamit aufzufangen. Doch die Tor-

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tenstücke wurden schnell kleinerund die Augen immer größer, soetwas kannten sie noch nicht unddie Torte schmeckte so schön süß.

Ein gutes Team ist die Vorausset-zung, um in den beschriebenen Si-tuationen noch sehr gute Arbeit zuleisten. Deshalb möchte ich michsehr herzlich bei den Team-Mitglie-dern bedanken, die da waren:

Dr. Walter HeindlKarin SutterSimone MöhrleDr. Andreas MüllerDr. Frederick Hernekamp

Der „alte Hase“ Toennissen.

Interplast Camps in Katra bei Mandla /Indien vom 14.-27. Januar 2008.

Team:

- Dr. Albrecht Krause-Bergmann, Plastischer Chirurg, Teamleiter, Münster

- Frau Henrike Magnanimo,Hebamme und OP Schwester,

Das Team reiste getrennt vonMünster und Hannover über Delhinach Jabalpur. Dr. Allert und Dr.Teltzrow sowie Frau Magnanimotrafen sich in Hannover. Dort wur-de das chirurgische Instrumentar,welches vom KreiskrankenhausHameln leihweise zur Verfügunggestellt worden war und Medika-mente, deren Ankauf von pro IN-TERPLAST Seligenstadt ermög-licht wurde ebenso wie das um-fangreiche Nahtmaterial, sowieHämostyptica, jeweils dankens-werter weise gestiftet von der Fir-ma Ethicon in Norderstedt auf dasGepäck verteilt.

Dr. Krause-Bergmann war bereitszu einer Kongressreise nach Mum-bai unterwegs. Die Kosten für denFlug und das dabei angefalleneÜbergepäck wurde von der Fa. KarlStorz übernommen.

Hamburg

- Dr. Dr. Thomas Telztrow, MKG-

Chirurg, Münster

- Dr. Sixtus Allert, Plastischer

Chirurg, Hameln

Das Team in Bophal

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Von Delhi erfolgte die Weiterreiseper Flug nach Jabalpur. Ein Fahr-zeug des Katra Hospital holte unsab und brachte uns in das Kranken-haus.In der Zeit vom 16. bis zum 26. Ja-nuar konnten wir 49 meist jugend-liche Patienten mit Spaltbildungenund Verbrennungskontrakturenoperieren. Der Aufenthalt wurdedurch die angenehme und umsich-tige Gastfreundschaft des Kran-kenhausdirektors Father Abrahamwesentlich erleichtert. Die Arbeits-bedingungen waren sehr gut, ins-besondere das Engagement unddie Einsatzbereitschaft der Mann-schaft vor Ort waren enorm. Seitens des Krankenhauses warfür die Zeit des Camps in Katra wie-der eigens ein Anästhesist aus Ja-balpur engagiert worden. Die Ko-sten für Verbrauchsgüter, wie Nar-kosegase und das Honorar desAnästhesisten konnten durch proINTERPLAST Seligenstadt getra-gen werden.Neben neuen Patienten wurdenauch wieder Patienten, die im Rah-men von vorausgegangenen Inter-plast-Einsätzen bereits operiertworden waren, neuerlich behan-delt. Hierbei handelte es sich umgeplante Operationsschritte im Zu-sammenhang mit komplexerenRekonstruktionen z.B. nach ge-lenkübergreifenden Verbrennungs-verletzungen und komplexenSpaltbildungen. Leider reichte die Zeit nicht aus,um alle Patienten behandeln zukönnen, die sich vorstellten. Somussten einige Patienten auf dasnächste Jahr vertröstet werden.Auffallend war eine zunehmendeZahl von Tumorbildungen im Ge-sicht. Es zeigte sich, wie sinnvolldie Ergänzung des Teams um ei-nen erfahrenen MKG-Chirugen ist.

Als Fazit dieses Einsatzes ist zu er-wähnen, dass zukünftige Campsweiterhin mit kombinierten Teamsaus MKG Chirurgen und Plasti-schen Chirurgen reisen sollten. Dadie Anzahl von bedürftigen Patien-ten im ländlichen Einzugsgebietdes Katra Hospital auch in Zukunftgroß sein wird, wollen wir unsereTätigkeit hier kontinuierlich fortset-zen. Ein weiterer Grund für unserEngagement liegt in der guten In-frastruktur der Diözese mit einergroßen Zahl von Dispenseries, indenen die heimatnahe Nachsorgeunserer Patienten sicher erfolgenkann. Nach Gesprächen mit demsehr hilfsbereiten Bischof GeraldAlmeida ist zu erwarten, dass fürzukünftige Camps die Zahl der zubehandelnden Patienten steigenwird. Nach internen personellenNeustrukturierungen innerhalb desKrankenhauses konnten im letztenund in diesem Jahr wertvolle Er-kenntnisse gewonnen werden,wie die Patienten rekrutiert wer-den sollten. Das Schwergewichtder Arbeit unserer Gruppe wirdsich auf die kontinuierliche Versor-gung des Krankenhauses in Katramit plastisch-chirurgischen Lei-stungen konzentrieren. Neben derBehandlung von Patienten kommtdabei auch der Ausbildung von Mit-arbeitern im ärztlichen und pflegeri-schen Bereich eine große Bedeu-tung zu.Allen Beteiligten, Frau Huck vonpro-INTERPLAST Seligenstadt,Sponsoren und Spendern, derDeutschen Lufthansa, die die Ko-sten für das anfallende Über-gepäck auf dem Hinflug getragenhat aber auch den Kolleginnen undKollegen, die zu Hause unsere Ar-beit fortführten gilt unser ausdrück-licher Dank.Albrecht Krause-Bergmann,Münster

Planung ist alles...

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Erstmalig fuhr ein Interplast Teamnach Balasore ins Jyothi Hospitalim Norden von Orissa, ca. 200 kmsüdöstlich von Colkata.

Das Team war aus „alten“ Häsin-nen und Hasen zusammengestellt,die aus unterschiedlichen Sektio-nen recht kurzfristig zusammenge-würfelt wurden.

Es fuhren mit: Katharina Weilandund Anne Siegfried als OP Schwe-stern, Jasmin Neumann als Chirur-gin, Tom Moses als Anästhesie-pfleger, Ernst Eichel als Anästhe-sist, Mohsen Dabir Zadeh als MK-Gler und last not least – erstmaligals Teamleiter - Jens Peter Sieber,als Plastischer Chirurg . Unterstütztwurde das Team, sowohl in derVorbereitung, als auch vor Ort,noch von dem Chirurgen RüdigerFinger, der einige Tage vor uns an-reiste und nach unserer Abreiseauch noch die akute Nachsorge si-cherstellte. Dafür und für die vielenkleinen und großen Hinweise, Rat-schläge und interessanten Einsatz-und Erfahrungs-berichte sei ihman dieser Stelle schon ganz herz-lich gedankt!

Die Anreise gestaltete sich pro-blemlos, so dass wir in Colkata vonFather Paul, dem Klinikleiter, undzwei Schwestern der Mission ofCharity (Mutter Theresa in Emp-fang genommen werden konnten.Mit deren und Gottes Hilfe redu-zierten sich die Zollformalitäten aufein freundliches Lächeln und dasenergische Durchschreiten derSperrgitter. Daraufhin warteten wirsechs lange Stunden, im für indi-sche Verhältnisse recht leerennächtlichen Flughafen, auf unserenAnschlussflug. Nachdem auch die-ser überstanden war, gefolgt voneiner mehrstündigen Autofahrt, diedem Indienneuling trotz langjähri-ger Notarzterfahrung die wenigenHaare in den Adern zu Eis gerinnenliess, erreichten wir das JyothiHospital und durften uns, nach In-spektion der Örtlichkeiten, beimLunch, der einen Vorgeschmackauf das richtig gute Essen in derUnterkunft lieferte, erstmal von derfast 2 tägigen Anreise erholen.

Bei der Sichtung der „vorsortier-ten“ Patienten stellte sich heraus,dass wider Erwarten nur relativwenige LKG Spalten Patienten er-schienen waren und der Schwer-

punkt somit auf der Versorgungvon Verbrennungen lag.

Uns standen oft zwei, immer abermindestens ein OP zur Verfügung,denn das normale Programm,durch die engagierte allgemeinchir-urgische Mitarbeit von Rüdiger Fin-ger kräftig aufgestockt, mussteauch noch, bis teils in den spätenAbend hinein, von den Kollegen vorOrt abgearbeitet werden. Die Aus-stattung der OPs war den Verhält-nissen entsprechend gut und auchfür die Anästhesie gab es nebeneinem neuen Basismonitoring zu-mindest einen funktionierendenautomatischen Ventilator älterenDatums in dem einen, und ein Krei-steil im zweiten OP.

Die Versorgung mit noch benötig-ten Medikamenten und Materiali-en war anfänglich aufgrund vonKommunikationsschwierigkeitenweniger zufrieden stellend, wurdeaber nach genauer Ursachenanaly-se zu aller Zufriedenheit sicherge-stellt. Letztlich waren fast alle Me-dikamente und Materialien, mitAusnahme von Opiaten und klei-nen K-Drähten vor Ort aus inländi-scher Produktion erhältlich. Insgesamt wurden 56 Eingriffe,meist in Vollnarkose, durchgeführt.

Einsatzbericht Jyothi Hospital, Balasore,Orissa, India08.02. – 23.02.2008

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Das Spektrum reichte von kom-pletten LKG Verschlüssen überausgedehnte Mobilisierung großerVerbrennungskontrakturen, bis hinzu Tumoren.

Die Zusammenarbeit mit denSchwestern und Pflegern desKrankenhauses war toll. Stets warein Paar wissbegieriger Augen undhilfsbereiter Hände mit von derPartie, wenn irgendwo eine Arbeitanstand oder auch nicht.

Die Stimmung im Team war er-staunlich entspannt, dafür, dasssich die meisten vorher nicht kann-ten und die allseitige Bereitschafteinen Folgeeinsatz in dieser Zu-sammensetzung zu gestaltenspricht wohl auch für sich.

Den freien Sonntag nutzten wir füreinen Ausflug in die nähere Umge-bung zu einem Tempel und für dieInspektion eines großartigen Sand-strandes bei Ebbe (die Andeutungvon Wasser konnte in kilometer-weiter Entfernung wahrgenom-men werden und an baden warnicht zu denken) und zum Ab-schluss des Tages kamen wir nochin den Genuss einer Gesangs - undTanzdarbietung des Jugendpro-

jekts einer Nachbargemeinde, spe-ziell für uns aufgeführt.

In die Heimreise integriert war,durch die geschickte Nutzung ei-nes Nachtzuges, noch die Besichti-gung von Puri und Umgebung(Tempel mit erotischen Skulptu-

ren). Anschließend war nur nocham Flughafen der nervtötendeStress mit der Lufthansa und demÜbergepäck zu bewältigen (leidermussten wir nach anfänglich gefor-derten 3000 Euro am Ende noch750 Euro draufzahlen), wonach wirsicher und gesund wieder inDeutschland landeten.

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Wir möchten noch der Firma In-verness Medical für die großzügigeSpende von Malaria- und HIV-Schnelltests danken.

Sie ist erst 18 Jahre alt und hat einbildhübsches Gesicht. Doch als sieihren Sari ablegt sieht man ausge-dehnte Verbrennungswunden anHals, Brustkorb und beiden Schul-tern. Ihr besorgter Vater begleitetsie. Ihr Ehemann ist nicht dabei. Erhat sie vor 4 Monaten angezündet.„Wir konnten ihr diesmal nicht hel-fen, denn die Verbrennungsnarbensind zu frisch und das Risiko in die-sem Stadium zu operieren ist zuhoch“, erklärt Dr. Jens-Peter Sie-ber. „Sie muss leider warten biswir nächstes Jahr wiederkom-men.“

Ein besonderes Schicksal untervielen, mit denen das 7-köpfige In-terplast-Team bei seinem Einsatzin Balasore konfrontiert wurde.

Die Tage waren lang und anstren-gend doch da waren auch vieleglückliche Momente. Das Lächelneines Kindes nach der Operation,die dankbaren Gesichter der Müt-ter und Väter bei den morgend-und abendlichen Visiten auf den

Stationen und die grenzenlose Un-terstützung der indischen Kranken-haus-Mitarbeiter. „Es gibt so vieleBedürftige und oft hatte ich dasGefühl, dass wir die Ärmsten derArmen noch gar nicht recht er-reicht haben“, sagt Dr. YasminNeumann. Die Hilfe soll nächstesJahr fortgesetzt werden. Denn dawartet auch noch die junge Frau,mit dem bildhübschen Gesicht undden schlimmen Verbrennungen.Wie viele andere auch.

Ernesto Eichel, Schopfheim undJens-Peter Sieber, Bad Kreuznach

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Das Team:

- Nuri AlamutiPlastischer Chirurg, Teamleiter (Wiesbaden)

- Mohsen Nasimzadeh,Plastischer und Handchirurg (Nümbrecht)

- Ruth Alamuti-Ahlers, Plastische Chirurgin

- Dirk Dunkelberg, Anästhesist (Karlsruhe)

- Gerhard Klug, Anästhesiepfleger(Karlsruhe)

- Andrea Hanfler,Anästhesieschwester(Wiesbaden)

- Annett Backes, OP-Schwester (Wiesbaden)

- Andreas Kerner, Stationspfleger, Wundmanagment (Bingen)

- Faranus Lalee Nasimzadeh ,OP-Schwester (Nümbrecht)

Eigentlich sollte dieser Einsatz füruns ein „homerun“ werden, dennschließlich war es bereits der 7.Einsatz, den unser Freund und Kol-lege Dr. Jacob Roy mit seiner Hilfs-organisation THFI (Tropical HealthFoundation of India) in Kooperationmit Interplast organisiert hat. Undes war der 3. Einsatz in Kunnamku-lam, dem Standort von THFI. Allesbestens und routiniert vorbereitet,sogar Patienten aus vergangenenEinsätzen waren kontaktiert wor-den, um die Operationsspätergeb-nisse noch mal vorzustellen .Dennoch kam es zunächst ein bis-schen anders:

Unser Hinflug über Colombo hatteca. 4 Stunden Verspätung, so dass„unser Mann“ am Zoll in Cochin,der mit sämtlichen Pack- und Na-menslisten im voraus ausgestattetund informiert worden war, bereitsDienstschluß hatte. Damit fingendie Probleme an: sein Kollege, derbei unserer verspäteten Ankunft

für die Zollkontrolle zuständig war,war nicht oder nicht ausreichendinformiert. So landete unsere kom-plette Ausrüstung blitzschnell imcustoms-department und niemandsah sich in der Lage, irgendwie Ein-fluß zu nehmen. Man schickte unszum Einsatzort, wir sollten schonmal mit dem screening beginnen,und einen Kontaktmann musstedort bleiben um die Instrumenteund Geräte zu erklären. Dirk undGerhard nahmen ihr Schicksal an-fangs recht gelassen. Am spätenAbend kamen sie ohne Ausrüstungund ohne eine Idee wie es weiter-geht zurück. Wir konnten also,trotz größter Motivation und Taten-drang nicht mit unserer Arbeit be-ginnen!!Am nächsten morgen fuhr unser„Zollteam“ wieder nach Cochin,um erneut stundenlang zu wartenund den Zollbeamten sämtlicheDinge aus den Kisten herauszu-wühlen und deren Verwendung zuerklären. Der Rest des Teams ab-solvierte einen kleinen Teil dessightseeing-Programms, das ei-gentlich für nach dem Einsatz ge-dacht war…Erst am Mittag des 3. Tages beka-men wir nach Hinterlegung einerKaution endlich unser Material voll-ständig wieder und konnten end-

lich beginnen. Diesmal war der Ein-satz nicht, wie die letzten Male, imPrivatkrankenhaus sondern im Go-vernment Hospital (MalankaraHospital). Das merkte man in vie-lerlei Hinsicht: die Schwestern undPfleger waren zwar extrem enga-giert und bereit, uns während deskompletten Einsatzes zu unterstüt-zen. Die Logistik jedoch war we-sentlich komplizierter, weil unsereBetten auf verschiedenen Statio-nen verteilt waren. Außerdem warunser OP-Saal immer erst verfüg-bar, wenn der Allgemeinchirurg mitseinem Programm fertig war, d.h.manchmal erst gegen 11. Dann

Einsatz in Kunnamkulam, Kerala,Südindien vom 14.02.2008 bis 01.03.2008

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konnten wir aber einen zweitenTisch hereinschieben und parallelarbeiten. Es gab einige komplexeHandfehlbildungen und wie üblichzahlreiche Verbrennungskontraktu-ren. Auffällig war allerdings, dasswir nur eine oder zwei primäreSpaltbildungen im Gesicht zu se-hen bekamen, statt dessen hervor-ragend versorgte durch die einhei-mischen Ärzte. Das spricht für diein den letzten Jahren deutlich ver-besserte Versorgung auf diesemGebiet, denn noch vor 5 Jahrenstellte sich die Situation ganz an-ders dar. Vielleicht ist dieser „Fortschritt“auch der Grund, dass diesmal kei-ne einheimischen Kollegen mitwir-ken wollten. Insgesamt operierten wir an denverbleibenden 7 Op-Tagen ca. 87Patienten. Sehr angenehm und inder heutigen Zeit ja durchaus nichtselbstverständlich war die Tatsa-che, dass wir weder für die OP-Nutzung noch für andere Nutzungder Krankenhausressourcen zurKasse gebeten wurden. Außerdem gab es für alle noch einbesonderes highlight in der zwei-ten Einsatzwoche: Das Elefanten-

festival in Trissur! Eins der größtenVolksfeste in Indien. Was das zah-lenmäßig bedeutet, kann man viel-leicht erahnen, wenn man sich un-gefähr 1 Millionen Inder und 100Elefanten mitten in einem kleinenOrtskern vorstellt. Das war für je-den von uns ein kleiner oder größe-rer Kampf gegen die Klaustropho-bie, der aber mit einmaligen Bil-dern belohnt wurde.Insgesamt trotz der Zollschwierig-keiten ein sinnvoller und gut vorbe-reiteter Einsatz in altbewährter Ko-operation mit THFI, der uns außer-dem eine wunderbare neue Be-

kanntschaft mit Manaswi, einemDeutschen mit Wahlheimat in Ke-rala, gebracht hat. Manaswi warmit seinem Engagement für unse-ren Einsatz, für THFI und mit sei-nem außergewöhnlichen Lebens-konzept ebenfalls eine echte Berei-cherung!

Herzlichen Dank auch an Dr. JacobRoy für sein immerwährendes En-gagement! Auf eine noch langewährende und weiterhin so guteZusammenarbeit!

Ruth Alamuti-Ahlers, Wiesbaden

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Nach fünf Einsätzen in der Repu-blik Niger zur Behandlung vonNomafolgen war unsere Regens-burger Gruppe (Thomas Kühnel,Holger Gassner ,Chir., Barbara Grill-hösl, Barbara Dünzl, Anä., WilhelmPalzer, Susanne Luger OP- Pflege,Anja März Anä-Pflege) bereit fürein neues Projekt. Über das Teamum Jens Hennicke hatten wir vonzwei sehr erfolgreichen Interpla-steinsätzen in der Diözese Kand-hwa, in Madhya Pradesh, einemder ärmsten indischen Bundes-staaten gehört. Es waren weitereEinsätze geplant aber bislang nichtmöglich. So ergriffen wir gerne dieGelegenheit, Kontakt mit BischofLeo Cornelio aufzunehmen undwurden auch gleich eingeladen.Die Einsatzplanung zog sich dannein wenig in die Länge, da BischofLeo zum Erzbischof in Bhopal er-nannt wurde, aber nach eineinhalbJahren der Vorbereitung konnte esam 24. November losgehen: derFlug mit Emirates ging über Dubainach Mumbai und schlussendlichlöste sich sogar das Kostenpro-blem mit dem Übergepäck (übri-gens sind auch Postpakete eineOption, sie werden direkt am Zie-lort ausgeliefert und dauern im pre-miun service drei Wochen, anson-sten fünf bis sechs Wochen).

Trotz der Vorab-Verhandlungen vonFather Benny, der schon die Vor-einsätze betreut hatte, wurde un-ser Gepäck diesmal vom Zoll inMumbai nicht freigegeben. So flo-gen wir ohne Gepäck weiter nachIndore und kamen nach 6 stündigerAutofahrt am nächsten Tag an un-serem Ziel, dem Karuna Hospital inSendhwa an. Hier wurden wir vonden aus der ganzen Diözese ange-reisten Schwestern herzlich be-grüßt. Auch diesmal war Sr. Rudol-fa gekommen, um wie für die

Teams zuvor auch für uns eu-ropäisch zu kochen, um unsereMägen zu schonen. Untergebrachtwaren wir im Schwestern-Konventbeim Krankenhaus was die Logistikdeutlich erleichterte.

Der folgende Tag und ein Teil desnächsten Tages gehörte der Unter-suchung und Sichtung von insge-samt 400 Patienten. Die Organisa-tion hierbei, wie auch während derweiteren OP-Tage wurde von SrJoseline und ihren Mitstreitern inhervorragender Weise bewerkstel-ligt. Dank der guten Zusammenar-beit der Augustinerschwesternauch mit den örtlichen Hindu-Grup-pierungen fanden sich Sponsoren,die neben der Verpflegung der Pa-tienten auch für Medikamenten-und Materialnachschub sorgten.Auf diese Weise konnten wir ohneVerzögerung mit den Operationenbeginnen. Dank des unermüdli-chen Einsatzes der Patres Bennyund Victor wurde unser Gepäcknach einer Woche endlich freige-geben.

Insgesamt konnten wir an den 8OP-Tagen 75 Patienten im Altervon einem halben bis 60 Jahrenoperieren.Die erschreckend große Zahl zumTeil schwerster Verbrennungsfol-gen war organisatorisch und tech-nisch eine große Herausforderung.Neben kleiner Tumoren, Missbil-dungen und Verletzungsfolgenstellten erwartungsgemäß Ge-sichtsspalten das Hauptaufgaben-gebiet dar.

Interplasteinsatz Sendhwa / IndienOktober / November 2008

Sr. Mary John, Anja März, Barbara Dünzl, Holger Gassner, Sr. Joseline, Barbara Grillhösl, Tho-mas Kühnel,Wilhelm Palzer, Susanne Luger und Oren Friedman

Hämangion der Unterlippe

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Erfreulicherweise traten keinegrößeren Probleme auf. Bis zu un-serer Abreise waren keine Infektio-nen nachweisbar, nach unsererRückkehr nach Deutschland erfuh-ren wir, dass es bei 2 Verbren-nungspatienten zu einer Infektionmit Transplantatabstoßung gekom-men war bei 2 Gaumenspalt-Kin-dern zu einer Dehiszenz. Um diesePatienten, wie um die Nachsorgeüberhaupt, kümmerten sich die ört-lichen Kollegen (Orthopäde undZahnarzt), die auch regelmäßig anden Operationen teilnahmen. Da-neben ist besonders die unermüd-liche Mithilfe der Schwestern undder Schülerinnen der angeschlos-senen Schwesternschule hervor-zuheben, die sich auch durch die

langen OP-Tage nicht abschreckenließen.

Am OP-freien Abend zur Hälftedes Einsatzes besuchten wir einHindu-Heiligtum, dessen Priesterunseren Einsatz sehr wohlwollendbegleitete. Am letzten Tag über-raschte uns die Gemeinde Send-hwa mit einer grandiosen Ab-schiedsfeier verbunden mit dem

Verteilung der OP-Indikationen Gesichtsverbrennung mit Narbenkontrakturversorgte Lippenspalte

Wunsch nach einem baldigen Wie-dersehen, dem wir gerne nach-kommen werden.

Unser abschließender Dank gilt ne-ben unseren indischen Helfernauch den Sponsoren in Deutsch-land, allen voran Frau Huck und prointerplast, die unsere Flüge über-nommen hat, außerdem RotaryRegensburg für eine Spende von5000€ an Interplast, und den Fir-men, die Nahtmaterial und OP-Ausstattung gesendet haben.

Thomas Kühnel, Regensburg

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Zum nun 15. Mal ging es auf dieReise ins zentralindische Hoch-land.Unser LKG Projekt verfolgt ja diePhilosophie, dass die Patientenzum Krankenhaus kommen, umdort 1x jährlich konzentriert und ef-fektiv Patienten versorgen und in-dische Kollegen ausbilden und wei-terbilden zu können.Nachdem wir in der ersten Jahrennur Gaumen und Lippen verschlos-sen haben, wird jetzt durch dasgute Niveau auch in Indien dieOsteoplastik der Kieferspalte unddie Rhinoplastik von den Patientengewünscht, auch eine kieferor-thopädische Behandlung ist häufigmöglich, sogar logopädische The-rapie wird hier und da bereitsdurchgeführt.So nähern wir uns langsam einemNiveau der Spaltversorgung an,das dem in unseren Heimatortenkaum nachsteht und das sich im-mer mehr in Richtung eines zentra-lindischen Spaltzentrums ent-wickelt.Am 10. Oktober ging die Reise los.Wieder hatte Lufthansa freundli-cherweise den kostenlosen Trans-port des Gepäcks übernommen,Dank an Frau Rebelling vom Ham-burger Flughafenbüro der Lufthan-sa.

In München traf sich das Team,diesmal 24 Personen. Neben FrauDr. von La Rosee und ihrer KolleginFrau Berkenbrink die MKG Chirur-gen Dr. Volker Gassling aus derKieler Klinik, Dr. Anne Geduhn ausmeiner Abteilung und die Oralchir-urgen Dr. Uwe Hunecke aus Nor-derstedt und der zweite Vorsitzen-de unseres Vereins Dr. AlexanderRunge.Aus unserem Krankenhaus, derAsklepios Klinik Nord in Hamburgwaren der Neonatologe Uwe Thie-de, seine Frau und Gynäkologin Su-sanne Thiede sowie unser Neuro-chirurg PD Dr Paul Kremer mit vonder Partie, hatten wir doch beifrüheren Besuchen Meningocelenund Schädelfehlbildungen gese-hen. Dazu kamen mehrere Kinder,Sponsoren und sogar unsere engli-sche Pastorin Dr. Krista Givens mit.Ist der Körper krank leidet auch dieSeele. Damit die Kommunikation mit allenBeteiligten klappte, ist meine FrauEvelyn immer unentbehrlich, da siedie Sprache spricht und ein gutesGespür für kulturelle Besonderhei-ten hat. Sie ist in Indien geboren ,in Kanada groß geworden und jetztin Hamburg zu Hause. Eine richtigeKosmopolitin also.Den Zoll in Delhi, häufig eine

Angstpartie, passierten wirfrühmorgens um 7.00 Uhr ohneauch nur eine Nachfrage zu haben.Wegen der Anschlagsdrohungenmachten wir Am Tag in Delhi keinegroßen Touren an belebte Orte.Abends in den Zug und nach 19Stunden Bahnreise und einer hal-ben Stunde im Landrover kamenwir in Padhar an. Über 100 Patien-ten warteten auf die Operation,10.000 Informationszettel warenverteilt worden, um die Möglich-keit der neurochirurgischen Bera-tung bekanntzumachen.Dieses Jahr war ein Höhepunkt dieEinweihung einer Emergency Unitmit Not-Op und 20 Betten sowieNebenräumen, die wir mir Spen-dengeldern finanziert hatten. Voreinem Jahr hatten wir den Grund-stein gelegt worden und nun standder schmucke Neubau fertig da. .Die Operationen liefen (wie im-mer) reibungslos, abends das An-schauen der OP Kandidaten fürden nächsten Tag gemeinsam mitden indischen Kollegen der Chirur-gie und der Anästhesie, dazu dieKollegen der der Kinderheilkunde.

Viele gut operierte Kinder sahenwir, teil von uns, teils von den indi-schen Kollegen. Es ist wichtig,auch die eigenen Ergebnisse kri-

15. OP Einsatz im Padhar Hospital, Indien

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tisch anzuschauen. Keiner kennteine Statistik über die Ergebnissevon Erstoperationen bei z.B. 10jährigen LKG Kindern. Mitunter sa-hen wir aber auch sehr ungenü-gende Ergebnisse von Chirurgender Umgegend. Aber niemandweiß, unter welchen Umständendiese Op’s stattgefunden hattenund wir vertrauen darauf, dass un-sere operierten Kinder als Bot-schafter guter Spaltchirurgie in ihreDörfer zurückgehen.

Paul Kremer hatte alle Hände vollzu tun, seine Sprechstunde zuschaffen. Er sah über 130 Patien-ten mit allen Krankheitsbildern derNeurochirurgie, Tumoren, Fehlbil-dungen, Schmerzpatienten und im-mer wieder kamen Notfälle mitSchädelhirntraumata ins Kranken-haus. Bei einem Patienten führteer die erste Schädeltrepanation inPadhar durch, nutzte erst denHandbohrer, verbrauchte dann alleGigli Sägen und nahm zuletzt denelektrischen Bohrer, um den Schä-del zu öffnen und das Hämatom zuentlasten. Aber die postoperativeBetreuung stellte das Padhar Hos-pital vor viele schwierige Aufga-ben. Die Etablierung einer Neuro-chirurgie muß gut überlegt sein.Wenn ein CT lange dauert und oft

unterbrochen wird, weil der Stromausfällt. Wenn die Patienten be-wusstlos ins Krankenhaus kom-men und die Kosten nicht geklärtsind. Wenn wir als Westler garnicht ermessen können, was esbedeutet, als Patient vielleicht zuüberleben aber schwerbehindert?Viele offene Fragen, die uns her-ausfordern, gemeinsam mit den in-dischen Kollegen nach einer Lö-sung zu suchen. Währenddessenhatte sich unsere Pastorin gemein-sam mit den Kindern eine großeschmutzige Wand in der Missions-schule vorgenommen und mit ei-nem großen Wandbild verschö-nert. Zur Einweihung dieses Kunst-werks luden wir alle 500 Schulkin-der zu einem Imbiß ein, übergabenan den Schuldirektor Unterrichts-materialien und eine Geldspende,damit die wegen nicht bezahlterRechnungen drohende Stromsper-rung abgewendet werden konnte.Unsere Kinder haben an diesemProjekt viel gelernt und Solidaritätmit den indischen Schülern ge-zeigt. Krtista Givens war eine moti-vierende Künstlerin und die Kinderwerden sich mit dem Bild unsererweiteren Unterstützung sichersein. Was gibt es noch zu berich-ten? Die neonatologische Abtei-lung läuft gut unter Leitung der

Drs. Alexander, die von Uwe Thie-de ausgebildet wurden. SusanneThiede freut sich über zunehmen-de Stillbereitschaft und immer bes-ser werdende Ultraschalluntersu-chungen der Schwangeren.

Nach einer vollen Operationswo-che hatten wir 75 Kinder und Er-wachsene operiert. Bis auf eineLippe, die wieder aufging, als dasKind aus dem Bett fiel, gab es kei-ne wesentlichen Probleme. UnserAbschlußgespräch mit Dr. Choud-hrie, dem neuen Direktor des Pad-har Krankenhauses zeigte uns,dass die Schulqualität der Missi-onsschule verbessert werdenmuß, um Mitarbeiter am Ort zu hal-ten. Dem bereits vorhandenenSchwesternmangel will das Kran-kenhaus mit der Einrichtung einerSchwesternschule begegnen. Pro-bleme, die wir von zu Hause ken-nen und die eine Herausforderungfür uns sind.

Allen, die uns diesmal geholfen ha-ben, helfen zu können, ganz herzli-chen Dank.

Thomas Kreusch, Hamburg

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Chirurgie:

- Prof. Dr. Dr. Thomas Kreusch, Hamburg

- Dr. Volker Gassling, Kiel- Dr. Anne Geduhn, Hamburg- Dr. Radjiv Choudhrie, Padhar,

Indien- Dr. Samir Sahay, Padhar, Indien

Anästhesie:

- Dr. Gabriele von LaRosèe, Essen- Dr. Elke Berkenbrink, Essen

Neurochirurgie:

- PD Dr. Paul Kremer

Pädiatrie:

- Uwe Thiede, Hamburg

Gynäkologie:

- Susanne Thiede, Hamburg

Organisation:

- Evelyn Shah-Kreusch, Hamburg- Dr. Alexander Runge, Kiel- Dr. Uwe Hunecke, Norderstedt

Allgemeine Patientenangaben:

Gesamtzahl der Patienten 75davon voroperiert 28Gesamtzahl der Operationen 108Alter: 1 – 31 (~ 8,4 Jahre)Männlich: 37Weiblich: 38Diagnosen (n = 80):Lippenspalte rechts 3Lippenspalte links 11Lippenspalte beidseits 1Lippen-Kieferspalte rechts 4Lippen-Kieferspalte links 7Lippen-Kieferspalte beidseits 2Lippen-Kiefer-Gaumenspalte rechts 4

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

links 13

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte beidseits 14

Gaumenspalte 11

Gesichtsspalte 3

Hämangiom 2

Goldenhar Syndrom 1

Verbrennung 2

Unterkieferfraktur 1

Subdurales Hämatom 1

Operationen (n = 120):

Lippenverschluß einseitig 26

Lippenverschluß beidseitig 15

Verschluss harter Gaumen 15

Verschluss weicher Gaumen 19

Lippen ReOP 7

Nasenkorrektur 11

Fistelverschluss 4

Narbenkorrektur 5

Kieferspaltosteoplastik 3

Velopharyngoplastik 1

Beckenspan 3

Abbe-Lappen 1

Entf. Ohranhängsel 4

Osteosynthese 1

Craniotomie (subdurales Hämatom) 1

Sonstige Eingriffe (Sklerosierung, Entnahme

Spalthaut-, SH Transplantat) 4

LKG- Einsatz vom 10.10. – 19.10.2008,Padhar Hospital, Indien

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- Sven Brosda:Op – Pfleger, Aachen

- Jakob Dinani:Medizinstudent, Göttingen

Der Grundstein für diesen Einsatzin Uttar Pradesh war auf einemKurs der AO international in KualaLumpur während eines Gesprächszwischen den beiden Klinikdirekto-ren der Mund-, Kiefer–, und Ge-sichtschirurgischen Abteilungender Universitätskliniken Aachenund Aligarh gelegt worden, welchedie Idee für einen hauptsächlichspaltchirurgisch ausgerichteten

Einsatz in Indien hatten. Nach et-was mehr als einem Jahr der Vor-bereitung folgte dieser ersten Visi-on bereits der tatsächliche Einsatz.Bei diesem wurde von uns einer-seits die Unterstützung der mittel-losen Bevölkerung erwartet, aufder anderen Seite stand aber auchdie Ausbildung im Rahmen einerLehrveranstaltung für Ärzte undStudenten der KieferchirurgischenKlinik und der HNO-Klinik der Ali-garh Muslim University auf demProgramm.

Aligarh mit einer halben Million Ein-wohnern liegt im Gangestieftal vonUttar Pradesh ungefähr fünf Auto-stunden (150 km) von Delhi ent-fernt.

Uttar Pradesh, der mit 166,1 MioEinwohnern bevölkerungsreichsteBundesstaat Indiens , ist mit einerFläche von 231 254 km2 kleiner alsDeutschland und trotz der Bewäs-serung durch den Ganges eine derärmsten Regionen. Als Folge einerKombination aus unfähigem Ver-waltungsapparat, unzureichenderStromversorgung, hoher Geburten- und niedriger Alphabetisierungs-rate kam die Wirtschaft während

Team:

- Alireza Ghassemi, Teamleiter:MKG – Chirurg, Aachen

- Edelgard Fischer:Anästhesistin, Aachen

- Lloyd Nanhekhan:Plastischer Chirurg, Leuven

- Marcus Gerressen:MKG –Chirurg, Aachen

- Peter Michael Thamm:Anästhesist, Aachen

- Walter Gerhards:Anästhesiefachpfleger,Würselen

- Thomas Reichel:Op – Pfleger, Aachen

Indien-Einsatz an der AMU University in Aligarh, Ut-tar – Pradesh28. 3. - 10. 4. 2008

Abb. 1: historisches Eingangstor der AMU

Abb. 2: geduldig wartende Patienten und Verwandtevor der Erstuntersuchung

Abb. 3: mittellose um ihren Sohn besorgte Eltern

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Abb. 4 a/b:15jährige Patientin mit durchgehender linksseitiger Spalte (prä-/ postoperativ)

der letzten 60 Jahre nie so richtig inSchwung. Der Bundesstaat stehtim unerfreulichen Ruf, Kernpunktheftiger kommunaler Spannungenzu sein, besonders seit Zerstörungder Babri Moschee durch fanati-sierte Hindus im Jahre 1992. Ali-garh ist bekannt für und durch sei-ne moslemische Universität, dieStudenten aus Indien und derganzen arabischen und asiatischenWelt anzieht. Sie wurde im Jahre1875 von Sir Ahmed Khan gegrün-det (Abb.1). Nach blutigen politi-schen Revolten realisierte er dieWichtigkeit einer modernen Erzie-hung in der sozialen und kulturellenEntwicklung der Indischen Bevöl-kerung. Er avisierte die Einheit zwi-schen Hindus und Moslems undlehnte alle Formen unechter Fröm-migkeit und Intoleranz ab. So zeich-net sich die AMU bis heute durchihren multireligiösen, multirassi-schen und vielsprachigen Charak-ter aus und repräsentiert symbo-lisch die Globalisierung Indiens. Siebeherbergt 32 000 Studenten in 70Studentenheimen und beschäftigt1500 Dozenten.Gut ein halbes Jahr vor unserer An-

reise hatten wir eine Patientenvor-auswahl (50 Patienten mit Lippen-,Kiefer- und Gaumenspalten) mitden erforderlichen Daten und guterdigitaler Fotodokumentation via E-mail erhalten. So war es uns mög-lich, unseren Einsatz im Hinblickauf Instrumente, OP-Materialienund den voraussichtlichen Narkoti-kaverbrauch gezielt vorzubereiten.Uns wurde die OP-Einheit des Una-ni-College, einem Krankenhaus fürNaturheilkunde, das in den 20 erJahren des letzten Jahrhundertsvon einem englischen Architektengeplant und durch die BritischenKolonialherren erbaut und seit die-ser Zeit offensichtlich nur spora-disch modernisiert worden war, zuunserer alleinigen Verfügung ge-stellt. Ein nicht unwesentlicher Vor-teil lag darin, dass das Gebäudeaus dem Campus ausgelagert warund wir dadurch relativ ungestörtarbeiten konnten. Problematischgestalteten sich die vorsintflutli-chen Narkosegeräte, OP-Tischeund Sterilisatoren, weshalb an denersten Tagen Erfindergeist und Ba-stelkunst unseres Narkose- undOP-Pflegerteams gefragt waren.

Das Screening von ca. 80 Patien-ten - in der Mehrzahl Kleinkinder -war vom Team des Dentalinstitu-tes hervorragend organisiert undlief in unaufgeregter und entspann-ter Atmosphäre ab, was sich auchauf die kleinen Patienten übertrug(Abb. 2). Dass die Kinder wirklichaus mittellosen Familien stamm-ten, konnte man an Kleidung undNamensgebung erkennen, die aufeine niedere Kaste schließenließen (Abb.3). Bereits am Scree-ning-Tag konnten die OP-Pläne fürdie uns zur Verfügung stehendenacht vollen OP-Tage weitgehendfestgelegt werden. Einige Nach-zügler, die dringend operiert wer-den mussten, haben wir dann nochzusätzlich ins bereits vorhandeneOP-Programm eingebaut, die"Übriggebliebenen" für das nächsteJahr wiederbestellt. Das Fallspek-trum reichte von der üblichenSpaltchirurgie (Abb.4a, 4b, 4c, 4d)und vielen sekundären Nachopera-tionen wegen Fistelbildung undRestlöchern bis zu Ankylosen

Abb. 4 c/d: 5jähriger Junge mit kompletterLKG-Spalte (prä-/postoperativ)

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(Abb.5), Gesichtsfehlbildungen(Abb.6a, 6b), Kieferzysten und di-versen Narbenkorrekturen. Amzweiten Arbeitstag war ein offiziel-ler, feierlicher Empfang im Hörsaaldes Dentalinstituts in Anwesenheitvon Studierenden und Professorenverschiedener Disziplinen für unsvorbereitet worden, der zur Vor-stellung und gleichzeitig auch zurEhrung aller Teammitglieder dien-te. In der Regel wird der Lippen -und Gaumenverschluss in U.P.durch Plastische Chirurgen undHNO-Ärzte durchgeführt. Es gibtnur einige wenige Kieferchirurgen,die Spaltchirurgie betreiben. Nichtzuletzt dank des großen Interessesder Mitarbeiter des Aligarh DentalCollege war dieser Workshop zu-stande gekommen, der in Zukunftdurch Wiederholung derartigerFortbildungswochen allmählich ei-ne standardisierte Ausbildung er-schließen soll. Der bis ins kleinsteDetail perfekt organisierte Emp-fang zeigte uns, mit welcher Ziel-strebigkeit und Ernsthaftigkeit un-sere indischen Kollegen dieses Zielverfolgen. Nach einem breit ge-fächerten Vortrag unseres Teamlei-ters Dr. Ghassemi über das Spek-trum der Mund-, Kiefer-, Gesicht-schirurgie in Europa konnten wir

unsere eigentliche Arbeit fortset-zen.

Die ersten Tage gestalteten sichkompliziert durch technischeStörungen wie die häufigen Überla-stungen des Elektrizitätsnetzesdurch laufende Klimaanlagen, Mo-nitore, Perfusoren, Kautergeräteund nicht zuletzt die Übertragungs-technik des Operationsverlaufs inden Hörsaal (Abb.7). Dabei fand einlebhafter Frage- und Antwortaus-tausch statt. Die operative Versor-gung von Ankylose-Patienten wur-de mit großem Interesse von allenBeteiligten verfolgt, insbesondereauch die dafür erforderliche fiber-optische Intubation. Wir stolpertenüber unentwegt fotografierendeund fragende Ärzte und Studenten,Kabel und die dicht gedrängt ste-hende OP-Ausrüstung. Und den-noch stand das Patientenwohl undderen zufrieden stellende Versor-gung zu jedem Zeitpunkt im Vor-dergrund. Mit Spannung wartetenwir dann noch auf die restliche OP-Ausrüstung, die per Cargo trans-portiert und zunächst vom Zoll amFlughafen von Delhi festgehaltenwurde. In dem Zusammenhang giltein herzlicher Dank der EmiratesFluggesellschaft, die uns im letztenMoment 250 kg Freigepäck geneh-

migte, sodass wir die ersten Tagemit den auf diese Weise unmittel-bar mitgebrachten Ausrüstungsge-genständen überbrücken konnten.Schließlich konnten wir das in Del-hi verbliebene Cargogepäck dankder Beharrlichkeit unseres OP-Pfle-gers Thomas und der Beziehungenunserer indischen Kollegen zu ei-nem hohen Beamten aus dem Ge-sundheitsministerium nach zwei"heißen" Tagen in Delhi aus demZoll freibekommen.

Abb.5: 9-jähriges Mädchen mit Vater nach Ankylose-OP Abb. 6b: 14jähriges Mädchen mit medianer Gesichtsspalte undMeningocele

Abb. 6 a: 7jähriger Junge mit bilateraler que-rer Gesichtsspalte

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Im Einzelnen führten wir bei ins-

gesamt 65 Patienten folgende

Eingriffe durch:

• isolierte Lippenverschlüsse(uni- + bilateral): 22

• kombinierte Lippen-/Gaumenverschlüsse: 6

• Spaltrevisionen (Lippe,Gaumen + kombiniert): 14

• isolierte Gaumenverschlüsse: 5• Velopharyngoplastik: 1• bilaterale laterale

Gesichtsspalte: 1• Zystektomie Unterkiefer: 1• Ankyloselösung Kiefergelenk: 3• Lösung Narbenkontrakturen

Gesicht + Hals 8nach Verbrennung:• Lösung Narbenkontrakturen

Extremitäten: 3• Korrektur Polydaktylie: 1

Der jüngste Patient war 3 Monate,der älteste ca. 5O Jahre alt.

Aufgrund einer hervorragenden po-stoperativen Versorgung durch einsehr gut trainiertes Klinikpersonal,das sich genau an die schriftlichenRichtlinien bezüglich Diät, verord-neter Medikamente und Wundver-sorgung hielt, sahen wir keinegrößeren Komplikationen (Abb.8a,8b). Wie immer stellten sich in denletzten Tagen Patienten mit gravie-renden Verbrennungsfolgen ein,die wir auf den Einsatz im Frühjahrnächsten Jahres vertrösten mus-sten.

Was man in Zukunft verbessernmüsste, wäre der Verzicht aufCargogepäck, in der Gewissheitder Genehmigung von ausreichendFreigepäck einer entsprechendenFluglinie, die Einrichtung eines klei-nen Aufwachraumes im OP- Traktmit der Möglichkeit der 02- zufuhrzugunsten eines schnellerenWechsels, die Bereitstellung einer

Transportliege und einer Pflege-kraft, die nur für den Transport vomOP zum ausgelagerten Bettentraktzuständig wäre, ein noch häufige-res Miteinbeziehen der einheimi-schen Chirurgen zur Schulung ihrerKenntnisse und operativen Fähig-keiten. Schlussendlich muss be-tont werden, dass der Leiter deskieferchirurgischen Departmentsund Mit-Initiator des Projekts Dr.Ahmed in vorbildlicher Art undWeise für einen reibungslosen Ab-lauf des Einsatzes gesorgt und dieVerantwortung für jede geringsteStörung unserer Arbeit übernom-men hat. Wir würden es sehr be-grüßen, ihn bei zukünftigen Einsät-zen noch mehr ins Operationsge-schehen einbeziehen zu können.

An dieser Stelle sei auf das herz-lichste unserer lieben Frau Wald-

traut Huck gedankt, die uns bei un-serem Einsatz finanziell und mora-lisch in beispielloser Art und Weiseunterstützte. Wir danken den ent-sprechenden Firmen für die vielenSach-, Medikamenten- und Naht-materialspenden, die zum Erfolgder Operationen beitrugen sowiedie freundliche Überlassung derElektrokautergeräte und der Intu-bationsfiberoptik für die Zeit unse-res Einsatzes.

Edelgard Fischer,Marcus Gerressen undAlireza Ghassemi, Aachen

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Kinder aus Peruvor der OP ....

.... die Kinder nach der OP.Das Lächeln wird sich auch noch einstellen.

Liebe Frau Huck, lieber Herr Huck,

mit großer Freude und Dankbarkeitmöchte ich Ihnen über den erfolg-reichen Einsatz im Krankenhaus„Loayza“ in Lima, Peru berichten.Dank der großen finanziellen Hilfedes Vereins pro interplast Seligenstadt e.V.konnte das deutsche medizinischeTeam sich voll und ganz auf dieschwierige Arbeit im OP konzen-trieren. So konnten wir in zehn auf-einanderfolgenden Arbeitstagen94 Kindern ein neues Lächeln undeine echte Zukunft schenken.Dafür möchte ich mich bei demVerein pro interplast, aber auchganz speziell bei Ihnen außeror-dentlich herzlich bedanken. Nurdurch Ihr herausragendes Engage-ment sind Projekte wie dieses inLima möglich. Wir als Operateureund medizinisches Fachpersonalkönnen unter den schwierigen Be-dingungen im EntwicklungslandPeru nur die besten Ergebnisse er-zielen, wenn wir durch eine guteInfrastruktur abgesichert sind. Da-zu haben Sie und pro interplast mitder Kostenübernahme der Jugend-herberge und der Flüge maßgeb-lich beigetragen.

Dafür möchte ich mich im Namenmeines ganzen Teams ganz herz-lich Bedanken!

Einsatz „Hilfe für Peru“

in Lima, Peru

Mit angstvollen Augen schaut Ani-ta die deutschen Ärzte an. Im Armhält die junge Mutter ihren neunMonate alten Sohn Jose. Durch dieLippe des Kleinkindes ziehen sichzwei dicke Spalten, was den Klei-nen aber nicht daran hindert aus

voller Kehle zu schreien. Esscheint, dass das Kleinkind die Un-ruhe und Sorge seiner Mutterspürt. In dem spärlich eingerichte-ten Behandlungs-raum kümmernsich jetzt die deutschen Ärzte umJosé und untersuchen ihn. Die Dol-metscherin macht Anita, die in tra-ditionelle peruanische Trachten ge-kleidet ist, Mut: José kann operiertwerden. Ein zaghaftes Lächelnhuscht über das von der Anden-sonne verbrannte Gesicht.

Nach zwei Tagen ist es so weit. Un-ser Team wird die doppelte Lippen-spalte schließen. Nur zögerlichübergibt die junge Mutter ihrenSohn in die Arme des erfahrenenNarkose-arztes. Wieder gibt unsder Kleine eine eindrucksvolleSchreiprobe. Jetzt kullern auch beider Mutter dicke Tränen über IhrGesicht. Die Dolmetscherin beru-higt sie, während José im viel zugroßen Kittel in den OP getragenwird. Nach ein paar Stunden kannAnita nun das erste Mal ihren Sohn

... und Waltraud Huck

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im Aufwachraum in die Armeschließen. Jetzt strahlt sie über dasganze Gesicht und wieder kullernTränen, allerdings aus purer Freu-de. Immer wieder murmelt sie„Gracias y que lindo“ „VielenDank ... wie schön er ist“ und kanndie große Veränderung kaum fas-sen. Beide Spalten sind geschlos-sen und Jose ist nun ein hübscherkleiner Junge. Auch er scheint dieVeränderung bei sich und seinerMutter zu spüren und strahlt.

In zehn Tagen konnten wir 94 Pati-enten operieren, der älteste 24Jahre, der jüngste 6 Monate alt.Lippen- und Gaumenspalten wur-den geschlossen und Missbildun-gen im Gesicht und Mundbereichkorrigiert. Alle Patienten sind nun,gut drei Wochen nach dem Einsatzwohlauf, wie uns unsere peruani-schen Freunde und Kollegen be-richteten. Die äußerlichen Narbenverheilen gut und die Ergebnissezeugen von vollem Erfolg des Ein-

satzes. Was nicht so sichtbar ist,aber fast noch wichtiger scheint,ist, dass wir mit Ihrer Hilfe vor al-lem auch eine innere Veränderungbewirken konnten. Wir haben denPatienten nicht nur ein Lächeln ge-schenkt, sondern ihnen geholfen,ihr inneres Strahlen wiederzuent-decken. Jetzt haben sie eine Zu-kunft, können sich normal ent-wickeln und sind nicht mehr die„Ausgestoßenen“. Ein medizini-scher Eingriff von ein paar Stundenhat Jose und allen anderen dieChance auf ein normales Leben ge-schenkt. Dabei kann man die Be-dingungen im Krankenhaus Loayzanicht annähernd mit den medizini-schen Standards bei uns inDeutschland vergleichen. Es fehltan moderner Technik und an medi-zinischem Know-how, wie Gau-men- und Lippenspalten behandeltwerden müssen. Deshalb ist esumso wichtiger, dass wir als erfah-renes und eingespieltes Team un-ter diesen schwierigen Bedingun-gen die gleichen Standards erfüllen

wie in Deutschland. Jeder aus demTeam ist in seinem Gebiet ein ab-soluter Experte. Nur so kann einhervorragendes Ergebnis gesichertwerden. Und ohne dieses Team

und damit ohne Ihre finanzielle Un-terstützung hätte José sicher nie-mals die Chance gehabt mit einergeschlossenen Lippe zu strahlen.Denn diese OP wäre für die jungeMutter schlicht unbezahlbar.

Wir haben bereits jetzt mit derKrankenhausdirektion vereinbart,dass wir unsere Arbeit im Herbst2009 fortsetzen können, da Spalt-chirurgie oftmals weitere Operatio-nen erfordert und noch viele Pati-enten auf uns warten.

Ich verbleibe mit nochmaligemDankeschön und herzlichen Grüßen

Ihr Erich Theo Merholz, Solingen

Liebe Frau Huck, lieber Herr Huck,

so wie es eine Freude ist mit Ihnenzusammen zu arbeiten und Ihre un-vergleichlich unbürokratische, bo-denständige und großzügige Hilfs-bereitschaft an die Menschen inKalkutta weiterzuvermitteln, so istes auch eindrucksvoll und eineFreude, die Bilanz ihrer Arbeit hier inKalkutta im Jahr 2008 Revue pas-sieren zu lassen !

Die Aktivitäten von pro interplast inKalkutta sind ja sehr vielfältig undbreit gefächert. Ihre Hilfsleitungen

sind Ihre Antwort auf das vielfältigeLeid der armen Bevölkerung dieserStadt. Sie helfen durch vielerlei me-dizinische Maßnahmen, zum Bei-spiel durch Operation für Schwer-kranke, denen sonst niemand mehrhelfen könnte. Die betroffenen Pati-enten könnten sich die erforderli-che, oft lebensrettende Operationniemals selbst leisten, und meineOrganisation, das Komitee „Ärztefür die dritte Welt“, könnte die Ko-sten für diese Operation eben auchnicht aufbringen. pro interplastspringt oft für solche Patienten indie Bresche. Sie tun dies in der Ih-nen eigenen Art, die man wohl soschnell nicht noch mal in Deutsch-land findet: Sie prüfen den Antrag

auf die Operation des individuellenPatienten und reagieren dann sounverzüglich, dass die genehmig-ten und drängenden Operationenohne nennenswerten Zeitverzugstattfinden können. Dazu spreche

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ich Ihnen auch im Rahmen diesesJahresberichtes erneut meingroßes Kompliment aus!

Den größten Anteil Ihrer Hilfelei-stungen nahmen auch dieses Jahrwieder die Operationen für Kindermit angeborenen Herzfehlern ein,die durch ihren Herzfehler schon injungen Jahren in eine bedrohlichegesundheitliche Situation geratensind. Ich zähle in meinen Unterla-gen bis Ende Oktober 2008 33 (!)Operationen für Kinder mit angebo-renen Herzfehlern, die Sie bezahlthaben, und zusätzlich 4 Operatio-nen für Kinder und Erwachsene mitnicht-angeborenen Herzfehlern. Da-bei handelt es sich um Herzfehler,die zum Zeitpunkt der Geburt nochnicht bestanden haben aber im Lau-fe des Lebens durch Bakterien (dassog. rheumatische Fieber) verur-sacht wurden. Im Einzelnen wur-den 12 Kinder mit einem Loch in derHerzscheidewand des Herzensoperiert, 18 weitere Kinder hattenkompliziertere angeborene Fehlbil-dungen wie z.B. die Fallot`sche Te-tralogie, und drei hatten eine ange-borene Kurzschluss-verbindungzwischen dem arteriellen und venö-sen System direkt in Herznähe. Bei4 Patienten mit durch Bakterien zer-störten Herzklappen (als Folge vonArmut und Hygiene-Mängeln) wur-

ten, dass fast ausnahmslos alle Pa-tienten, die zuerst schwerst krankwaren, wieder ans Laufen gekom-men sind und in der Folge auch ihreTuberkulose gänzlich besiegenkonnten. Schon allein die Röntgen-bilder nach diesen Wirbelsäulen-Operationen sind sehr eindrucks-voll, sie zeigen die großen Metall-Implantate, die der aufgeweichtenWirbelsäule wieder Stabilität ge-ben, bis die Tuberkulose auch medi-kamentös ausgeheilt ist.

Um eine Reihe von weiteren Ope-rationen habe ich Sie dieses Jahrgebeten und Sie haben diese Ope-rationen bewilligt. Es ging dabei umPatienten nach komplizierten Kno-chenbrüchen und um Patienten mithartnäckigen Knochenvereiterun-gen. Auch Operationen an Lunge,Blase und Darm bei einzelnenschwertkranken Kindern wurdenvon Ihnen genehmigt und finan-ziert. Für die Betroffenen war es je-weils die einzige Chance noch maldavonzukommen, und sie habendiese Chance wahrgenommen.Meine Statistik zählt 10 solcherOperationen.

Auch Katarakt-Operationen, also dieAugen-Operationen wegen einesgrauen Star, haben Sie hunderten

den die kritischen Verengungen miteinem Ballonkatheter wieder aufge-sprengt. Fast ausnahmslos alle Pati-enten haben von den sehr profes-sionell durchgeführten Operationenprofitiert, und können nun ein nor-males Leben führen. Ohne Operati-on hätten alle diese Kinder (und we-nige Erwachsenen) einer äußerstdüsteren Zukunft entgegengese-hen. Die zweite Gruppe großer Operatio-nen, die Sie unterstützt haben, istdiejenige für Patienten mit drohen-der oder bereits eingesetzter Quer-schnitts-Lähmung. Die Ursache warin jedem Fall eine schwere Wirbel-säulen-Erkrankung mit Zerstörungvon einzelnen Wirbelkörpern. Ichzähle 25 solcher Operationen, dieSie im laufenden Jahr Patienten miteiner schwersten Tuberkulose derWirbelsäule, oder in Einzelfällenauch nach Unfällen mit Beteiligungder Wirbelsäule und nach Band-scheibenvorfall mit Quer-schnitts-lähmung, ermöglicht haben. Mei-stens ging es um Patienten mit ei-ner Tuberkulose der Wirbelsäule,die bereits mehrere Wirbelkörperzerstört und nicht nur grausameSchmerzen verursacht hat, sondernauch die Beweglichkeit von Armenund Beinen bedrohte. Unter den soBetroffenen waren auch einige Kin-der. Es ist sehr erfreulich zu berich-

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von Patienten, die zu erblindendrohten, ermöglich. Der graue Starist eine Trübung der Augenlinse, diedas Sehen allmählich immerschwieriger macht bis die Patientenschließlich erblinden. Dabei ist estechnisch gar kein Problem die trü-be Augenlinse herauszunehmenund durch eine neue zu ersetzen.Der Rest des Auges ist ja normaler-weise funktionstüchtig und die Pati-enten können nach dem 5-minüti-gen Eingriff oft sofort wieder ganznormal sehen. Diese Operation ko-stet etwa 10 Euro pro Patient undist damit eine äußerst effektive Hil-feleistung, denn man kann damit ei-nem Patienten mit wenig Geldenorm weiterhelfen. Viele Inder derärmsten Gesellschaftsschicht kön-nen sich ja 10 Euro nicht leisten,selbst dann nicht wenn es für siedabei um so etwas Elementareswie Erblindung oder Sehen geht.Eingespielte einheimische Teamsmit Augenärzten führen die Augen-OPs für uns aus und ich rechne,dass es im Jahr 2008 zwischendrei- und vierhundert solcher Ope-rationen waren. Das ist enorm undein großartiges Ergebnis ! Beson-ders erfreulich ist dabei dass aucheinige sehr junge Kinder von ihrerKatarakt befreit werden konnten.Diesen Kindern hätte ansonsten einganzes Leben als Blinde bevorge-standen, nun können sie ganz nor-mal sehen und sich ganz normalentwickeln. Was gibt es Schönereszu erreichen in der Medizin als soetwas !pro interplast hat sich nicht nur aufOperationen beschränkt, sondernein umfassendes medizinischesHilfsprogramm für die Bewohnerder Armen-Viertel dieser Stadt insLeben gerufen und ermöglicht. Be-sonders wichtig ist mir persönlichdas Impf-Programm für die Kinderder Slums. Man kann Kinder mit

Impf-Beitrag ausgesprochen dank-bar !

Neben dem Impfen hat sich pro in-terplast noch in den Dienst einesweiteren wichtigen präventiv-medi-zinischen Projektes gestellt, dasKinder bzw. ganze Familien vor denhierzulande verbreiteten schwerenVitamin-Mängeln beschützt. Leiderbekommen ja die meisten Kinderdieser Stadt hier nicht ausreichendund auch nicht viel Gutes zu essen.Das beobachten wir nicht nur jedenTag in den Slums direkt, wir sehenes vor allem auch an den Körperge-wichten, der Größenentwicklungund dem Blutfarbstoffgehalt derKinder. Das Komitee „Ärzte für diedritte Welt“ hat dieses Jahr einmalsystematisch viele hundert Kinderder Slums auf ihren Ernährungszu-stand hin untersucht, um exakteZahlen vom Ausmaß der Unte-rernährung hier zu bekommen. DasErgebnis war verheerend, denn dieZufuhr der wichtigsten Vitamineund Mineralien lässt hier doch mas-siv zu wünschen übrig. Leider blei-ben ja die unterernährten Kinder einganzes Leben lang von ihren Män-geln geprägt. Diese unbefriedigen-de Situation kann man leider nichtso ohne weiteres ändern, denn diemeisten Familien haben nun mal

Impfungen so ganz einfach gegeneine Vielzahl von gefährlichen Kei-men und Krankheiten schützen –dadurch haben Impfungen so einenormes Potential ! Und das ganzBesondere an Impfungen ist ebenauch dass all ihre Schutzwirkung füreine große Zahl von Kindern zu ei-nem sehr erschwinglichen Preis zuerreichen ist. Deshalb ist man alsArzt gut beraten, Spendengelder indas Impfen von Kindern zu stecken.Auf diese Weise kann man für dieZielgruppe, die man schützenmöchte, enormen Benefit errei-chen. Noch liegen die Zahlen für2008 nicht vor aber ich rechne da-mit dass wir dieses Jahr zwischen70.000 und 75.000 Kinder geimpfthaben. pro interplast hat sich dabeidankenswerterweise vor allem desKampfes gegen die Hepatitis B undgegen Masern, Mumps und Rötelnangenommen, den wir sonst hiernicht führen könnten. Vielen Kin-dern bleibt damit das schlimmeSchicksal einer Erblindung durchMasern oder einer chronischen He-patitis B oder einer Röteln-Schädi-gung von ihren späteren Kindern (al-so denen der nächsten Generation)erspart. Alle genannten Krankheitenhaben ja in Indien eine ganz andereBedeutung als in Deutschland. Ichbin pro interplast gerade für den

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kein Geld für gutes Essen für ihreKinder (also z.B. Fleisch, Fisch, undObst). Deswegen haben wir Grundgenug uns vordringlich gegen diehier herrschenden Ernährungs- undVitamin-Mängel zu engagieren. Dashiesige Kinder-Ernährungs-Pro-gramm wird schon seit geraumerZeit nahezu ausschließlich von prointerplast getragen. In diesem Pro-gramm werden einerseits gezielt„Kraftpakete“ (eine Art Trocken-milch, die mit allerlei Zusätzen an-gereichert ist) an Kinder ausgege-ben, die uns Ärzten als schwer un-terernährt auffallen. Andererseitshaben wir dieses Jahr eine techni-sche Neuerung einführen können,die es leichter macht gegen die ver-breiteten Vitamin-Mängel vorzuge-hen: ein Speisesalz, das alle wichti-gen Vitamine und Mineralien (alsoEisen und Jod) enthält. Wenn dieMutter mit diesem Salz kocht, be-kommt die ganze Familie „unmerk-lich“ alle benötigten Vitamine, diesie braucht. Das ist natürlich vieleinfacher als allen Familienmitglie-dern ständig Vitamin- und Eisen-Ta-bletten oder Sirup zu geben, und esist auch viel billiger. Dieses Vitamin-Salz ist erst seit ein paar Jahren inIndien erhältlich und es ist etwaskompliziert dieses zu bestellen.Man muss es Lastwagenweise ausChennai (im Bundesstaat Tamil Na-du, mehrere LKW-Tages-reisen ent-fernt) kommen lassen, aber diesenAufwand nehmen wir in Kauf, dennes ist einfach eine zu brillante und

Jahr große Mengen an Antibiotikaund Anti-Malaria-Medikamentenwie auch an Tuberkulose-Medika-menten, um den Seuchen so gut eseben geht Einhalt zu gebieten. Vieldavon wäre hier auch im laufendenJahr ohne die großzügige Unter-stützung von pro interplast nichtmöglich !So sind die vielfältigen Aktivitätenvon pro interplast hier in Kalkutta imlaufenden Jahr, wie auch schon inVorjahren, sehr eindrucksvoll: dasSpektrum der geleisteten Hilfenreicht von medizinischen Interven-tionen, die einsetzen bevor dieKrankheit ausbrechen kann, überdie Diagnostik und medikamentöseTherapie von Patienten der Ambu-lanzen bis hin zu den Operationenvon lebensgefährlich erkrankten Pa-tienten. Dies ist tatsächlich ein ein-maliges und umfassendes medizini-sches Hilfsprogramm, das hierzu-lande seinesgleichen sucht ! Dazukommt die Arbeit gegen die Wurzeldes Ganzen, die Armut, durch dieEröffnung vieler einzelner Chancen,sich aus dieser Armut herauszuar-beiten. Ich weiss (oder ahne) wieviel Arbeit pro interplast im Hinter-grund zu leisten hat um all dieseProgramme hier in Kalkutta am Le-ben zu erhalten und sie auch den ei-genen Spendern zu vermitteln.Deswegen möchte ich pro inter-plast heute zu dieser kontinuierli-chen, umfassenden und beispiello-sen Leistung zugunsten der armenBevölkerung Kalkuttas ganz herzlichgratulieren !

pro interplast wird auch in Zukunfthier sehr nötig sein, und wird sei-nen Dienst in Kalkutta hoffentlich inder bekannten und geschätztenWeise fortsetzen können !

Ihr Tobias Vogt, Kalkutta

moderne Möglichkeit der Vitamin-Prophylaxe und -Behandlung. Die-ses Salz kostet rd. 25 Cent pro Kilo-gramm. Das ist relativ günstig,denn auf diese Weise kann man mit3 – 4 Euro pro Jahr den Vitamin-, Ei-sen- und Jod-Bedarf einer ganzenFamilie für ein ganzes Jahr absi-chern. Von einer solchen Möglich-keit haben wir vor ein paar Jahrennoch nicht zu träumen gewagt ! Ichtue alles, um dieses Salz, mit Hilfeunseres Verteilersystems, unterden armen Familien zu verbreiten.Über 1000 Familien, und zusätzlichviele schwangere Frauen, Kinderund Tuberkulose-Patienten profitie-ren schon von diesem Vorzeige-Pro-jekt von pro interplast. Man wird nurwenige ähnlich moderne und effek-tive Vitamin-Programme in ganz In-dien finden !

Neben diesen präventiv-medizi-nisch ausgerichteten sehr wichti-gen Programmen hat pro interplastmehrfach die hiesigen Armen-Am-bulanzen mit wichtigen Antibiotikaund Anti-Malaria-Medikamentenunterstützt. Die „German Doctors“und Howrah South Point unterhal-ten ja 14 Armen-Ambulanzen imStadtgebiet, in denen jedes Jahrmehr als 150.000 Patienten kosten-los versorgt werden. Wir Ambulanz-Ärzte sehen natürlich alle „übli-chen“ Seuchenkrankheiten, seienes Typhus oder Malaria, Tuberkulo-se oder jetzt gerade auch das Den-gue-Fieber. Wir verbrauchen jedes

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Dort sein, wo man dringend gebraucht wirdWie jedes Jahr hat Dr. Sybille Keller wieder einen Großteil ihres Jahresurlaubes in Hilfsprojekten inNepal verbracht. Die Zahnärztin aus Kempten koordiniert die Zahnstation im INTERPLAST-Hospital undist Gründungs- und Vorstandmitglied der Stiftung Zahnärzte ohne Grenzen (DWLF).

Nach der beschwerlichen Anreiseerfolgte die Absprache zur Behand-lung mit dem Chief-Commander,dem sie – zu dessen großer Freude– die von unserer Stiftung gespen-dete Instrumentenbox übergebenkonnte. Im Army-Camp wurdenmit Hilfe des Pflegers Punya, derals Übersetzer tätig war, rund 350Patienten untersucht.

Dr. Keller hat von acht Uhr mor-gens bis 14 Uhr unter erschwertenUmständen, also unter freiem Him-mel und in dünner kalter Luft, ohneStrom, aber mit einer Stirnlampeund wenig Instrumenten insge-

samt 156 Zähne entfernt und klei-ne bis mittlere Kieferoperationenerledigt. In dieser Zeit lebte diedeutsche Zahnärztin in einer einfa-chen nepalischen Lehmhütte zu-sammen mit Einheimischen.

Zu essen gab es Dhal Bat, das tra-ditionelle einfache nepalische Ge-richt bestehend aus Reis undGemüse. Dazu nepalischer Tee mitZiegenmilch. Nach einer kargenWoche spendierte der Comman-der dem Team ein Huhn, das zumAbschied von der nepalischenGastfamilie, mit der sie eine Wo-che unter einem Dach lebte, köst-lich zubereitet wurde.

Nach diesen vielen eindrucksvollen

Erlebnissen stand die beschwerli-che zweitägige Rückreise an, da-mit sie am nächsten Tag wiederzurück nach Deutschland in ihreHeimatstadt Kempten reisen konn-te.

Ein Ende ihrer Arbeitseinsätze istfür die Zahnärztin nicht in Sicht.Was Dr. Keller in Nepal besondersschätzt, ist die Liebenswürdigkeit

und Dankbarkeit der oft bitterar-men Menschen, die sogar lachenkönnen, auch wenn sie mitSchmerzen zum Arzt kommen. DieFlüge werden aus eigener Taschebezahlt, und es ist selbstverständ-lich, dass Spenden und Medika-mente immer mit im Gepäck wan-dern. Dies alles wäre nicht ohneein großes Netzwerk von Helfernmöglich, die sich alle ohne vieleWorte gut verstehen.

Es ist eine Verwandtschaft desGeistes, der sie zusammen-schweißt:Helfen auf Augenhöhe dort, woman gebraucht wird und das zutun, was sinnvoll ist. Der Verwal-tungsirrsinn des deutschen Kas-sensystems hat Urlaub. Man wirdnicht von irgendeiner Krankenkas-se gequält, und es werden keinetherapeutischen Entscheidungengetroffen, die ein Budget berück-sichtigen müssen. Alle Helfer derDWLF sind von einem noch nichtgenau erforschten Virus befallen,der zu Hause immer wieder die Ge-danken in eine Richtung lenkt: zuden Menschen in fremden Län-dern, die uns dringend brauchen.Wir nennen diesen süchtig ma-chenden Virus: Virus Servanticus.Es wird einem schonungslos be-wusst, zu den acht Prozent derWeltbevölkerung zu gehören, dieeinem privilegierten Kulturkreis an-gehören, der den Rest der Welt im-mer mehr hinter sich lässt. Und wirerleben direkt, dass sich die Sche-re zwischen armen und reichenLändern immer weiter öffnet. Die-ses Erleben verpflichtet jeden ein-zelnen von uns von selbst. Wennwir wieder im Flieger nach Hausesitzen, ist unser Herz voll den vie-len menschlichen Begegnungen,und wir fühlen, mehr mit nach Hau-

Die Anfänge der Zahnstation ...

Kompliziertes Innenleben

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se zu bringen als wir dort gelassenhaben – wie immer. Wir würdenuns freuen, wenn auch Sie das er-leben wollen. Probieren Sie es ein-mal aus – vielleicht überfällt auchSie der Virus Servanticus.

Die Stiftung „Zahnärzte ohne Gren-zen“ (DWLF) ist flächig und nichtpyramidal organisiert. Sie versuchtdurch Investitionen von Zahnstatio-nen und Gesprächen mit denführenden Politikern und führen-den Zahnärzten der Gastländer, einsinnvolles Zahngesundheitskon-zept für jedes Land mit aufzubauenund darin seine Nische zu finden.Sie will in erster Linie Interessierte

informieren und animieren, esgleichzutun und diese Länder zubesuchen. Man muss etwas be-greifen, um etwas zu begreifen.Die Stiftung „Zahnärzte ohne Gren-zen“ ist im Augenblick in Nepal, SriLanka, Indien und in Rumänien ak-tiv. Weitere Länder sind in Vorbe-reitung.

Weiteres finden Sie auf unserer

Homepage:

Wir finanzieren uns hauptsächlichdurch Altgoldspenden und Gelds-penden. Die Gemeinnützigkeit istanerkannt. Es dürfen Spendenquit-tungen ausgestellt werden.

Spendenkonto:

EV Kreditgenossenschaft eG,Kassel,BLZ 520 604 10,Kto.-Nr. 530 2471,Zahnärzte ohne Grenzen

Sitz der Stiftung:

Waechterstraße 28,90489 Nürnberg,Telefon: 09 11/4 75 22 24,E-Mail:[email protected]

Sybille Keller und Hein Stahl sind stets am Basteln Die neue Zahnstation im Nepal-Hospital ist bestens ausgerüstet

Zahnversorgung im Außencamp Enthusiasmus pur - Zahnärztin Sybille Keller

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Erfahrungen des deutschen KinderchirurgenAlfred Jahn in Ruanda

Ich arbeite als integrierte Fachkraft(CIM) mit einem Arbeitsvertrag desDistriktkrankenhauses von Ruli undaußerdem nach Absprache und mitEinverständnis der Krankenhauslei-tungen im Zentralkrankenhaus vonKigali, der Hauptstadt Ruandas(CHUK , abgekürzt für Centre hospi-talier universitaire de Kigali), im letz-teren jedoch ohne Vertrag. Ich binChirurg und Kinderchirurg. DasFach Kinderchirurgie existiert nichtin Ruanda. Es gibt außer mir keinenweiteren Kinderchirurgen.

Kinder werden hier gewöhnlich vonErwachsenenchirurgen operiert.Das ist in vielen Fällen in Ordnung.Auch in Deutschland werden diemeisten Operationen an Kindernnicht von Kinderchirurgen durchge-führt. Es gibt jedoch im Kindesalterchirurgisch zu behebende Krankhei-ten, die im Erwachsenalter unbe-kannt sind und auf die der Erwach-senenchirurg von seiner Ausbildungher nicht vorbereitet ist. Selbstwenn er im konkreten Fall dannnachliest, fehlt ihm doch die Erfah-rung. Kinderchirurgen sind unver-zichtbar, wenn Krankheiten auftre-ten, wie zum Beispiel angeboreneMissbildungen und Tumoren, die es

praktisch nur im Kindesalter gibt.Kompetente Behandlung kann insolchen Fällen nur der Kinderchirurganbieten, denn er wurde dafür aus-gebildet.

Im Unterschied zu Deutschlandsind in Ruanda mehr als 50% derBevölkerung jünger als 18 Jahre.Ich habe es also mit einer sehr jun-gen Bevölkerung zu tun. Aus eineraktuellen Statistik geht hervor, dasses in Ruanda insgesamt 11 ruandi-sche ausgebildete Chirurgen gibt, indieser Zahl sind schon die Orthopä-den (4) und der einzige Urologe ent-halten. Im CHUK, dem größtenKrankenhaus des Landes, arbeitenvier Orthopäden, die ausschließlichUnfallchirurgie betreiben, ein Allge-meinchirurg und ein Urologe, dergleichzeitig der ärztliche Direktordes Krankenhauses ist.

Zuweilen ergibt sich eine dramati-sche Situation. Am Wochenende17. / 18. Mai 2008 zum Beispielmussten etwa 30 Patientinnen undPatienten im CHUK draußen schla-fen. Alle hatten Knochenbrüche undharrten ihrer chirurgischen Versor-gung. Angesichts dieser Situationhat der chirurgische Chefarzt alleanderen Operationen, auch meine,in der darauf folgenden Woche stor-niert, damit diese Patienten vor-dringlich „abgearbeitet“ werdenkonnten. Diese Entscheidung istzwar nachvollziehbar, aber für diePatienten, deren Operationen ver-schoben wurden, eine Katastrophe.Sie müssen für den Krankenhau-saufenthalt bezahlen, auch wennnichts geschieht, außer auf dieOperation zu warten. Das alleinübersteigt bei vielen die finanziellenMöglichkeiten. Die verzweifeltenMütter meiner kleinen Patientenkommen dann zu mir und be-

schwören mich geradezu, ihre Kin-der zu operieren.

Zu den erwähnten 11 einheimi-schen Chirurgen muss man noch12 ausländische zählen, die aus al-ler Herren Länder stammen und un-terschiedlich lange Verträge haben.Sie kommen zum Beispiel aus Ka-sachstan, Cuba, Ägypten, Kambod-scha und auch aus Deutschland.Immer mal wieder kommen Spezia-listenteams oder einzelne Speziali-sten aus Europa, den USA, Canadaoder Australien für 1 bis zwei Wo-chen und operieren für sie speziellvorbereitete und ausgewählte Pati-enten.

Alle ruandischen Chirurgen arbeitenin der Hauptstadt. Im CHUK arbei-tet außer mir kein ausländischerChirurg. In der chirurgischen Uni-versitätsklinik in Butare ist anderer-seits kein ruandischer Chirurg tätig.Gelegentlich wird ein Assistentdorthin delegiert, der jedoch ge-wöhnlich alles daran setzt, soschnell wie möglich nach Kigalizurück zu kehren, wo er sein sozia-les Umfeld hat. Gegenwärtig ste-hen in Ruanda insgesamt sechs As-sistenten in der chirurgischen Wei-terbildung. Sie sind auf zwei Kran-kenhäuser verteilt, aufs CHUK unddas König Faisal Krankenhaus in Ki-gali.

Vor drei Jahren hat der damaligePräsident der Universität in Butare,Dr. Emile Rwamasirabo, in einemVortrag beklagt, dass mehr als dieHälfte der ruandischen Ärzte innicht- medizinische Berufe abge-wandert seien. Er selbst, ein Urolo-ge, avancierte kurze Zeit späterzum Botschafter des Landes in Ja-pan und schied somit als Arzt aus.

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INTERPLAST-Germany e.V.

Es wäre jetzt also angesichts dergeschilderten Situation nahe lie-gend, dass angehende Chirurgendie Möglichkeit einer Spezialisie-rung im Fach Kinderchirurgie beimSchopfe fassen würden. Außerdemmüsste eigentlich erwartet werden,dass Verantwortungsträger wie derGesundheitsminister, und jene, diefür die Zukunft der Chirurgie verant-wortlich zeichnen, wie die Ärzte-kammer, die Medizinische Fakultätder Universität und ärztliche Direk-toren alles daran setzten, um ange-henden Chirurgen ans Herz zu le-gen, im Rahmen ihrer Ausbildungeine gewisse Zeit, beispielsweisezwei Jahre, bei mir zu absolvieren,um Kinderchirurgie zu erlernen.

Ich habe es immer mit Assisten-zärzten zu tun, die motiviert und in-teressiert sind, die eine Zeitlang mitmir arbeiten, aber dann wiederwegbleiben. Frage ich nach, kom-men die unterschiedlichsten Ant-worten. Er habe das Handtuch ge-schmissen, heißt es dann, er ma-che jetzt etwas anderes, oder er ha-be einen besser bezahlten Job in ei-ner NGO bekommen, oder er seiversetzt worden u s w, u s w. Jeweniger chirurgische Assistentenes gibt, um so stärker sind sie inden Krankenhausbetrieb auchaußerhalb des Operationssaaleseingespannt, wie in Nachtdienste,Stationsvisiten, Wochenenddien-ste, Notaufnahme. Nachtdiensteund Wochenenddienste sind danngewöhnlich gefolgt von Abwesen-heiten durch Freizeitausgleich. AmEnde ist dann kaum noch einer ver-fügbar. Wie soll ich in dieser Situati-on einen Assistenten finden?

Alle Chirurgen des Landes sind infortgeschrittenem Lebensalter unddürften in wenigen Jahren ihre be-rufliche Tätigkeit einstellen. Mit

dem Nachwuchs wird man kaumrechnen können, denn es gibt zuwenige, die sich für die Chirurgieentschieden haben. Auf lange Sichtwird die chirurgische Versorgungnur durch Ausländer gesichert wer-den können. Redet man mit Verant-wortungsträgern darüber, hat manden Eindruck eines mit den Schul-tern zuckenden Fatalismus.

Ich habe die Situation so ausführlichgeschildert, damit die Leser diesesBerichtes verstehen, in welchschwierigem Umfeld ich arbeiteund warum ich an dem Ziel, nämlichKinderchirurgen auszubilden, ge-scheitert bin.

War und ist meine Arbeit deshalb

sinnlos?

Ich möchte von zwei Ärzten berich-ten, die mit mir längere Zeit gear-beitet haben. Dr. Avide war früherals Allgemeinmediziner in Ruli tätigund wurde zum Chefarzt in Gisenyiund danach zum Chefarzt in Rwa-magana ernannt. Er erzählte mir,dass er durch seine Zusammenar-beit mit mir gelernt habe, mit einerReihe von chirurgischen Krankhei-ten im Kindesalter fertig zu werden,sei es im Management oder sei esauch operativ.Dr. King macht seine chirurgischeAusbildung im König Faisal Kran-kenhaus und wurde viele Monatehindurch abgestellt, mir bei meinenOperationen im CHUK zu assistie-ren. Er wurde vor mehreren Mona-ten an die chirurgische Universitäts-klinik nach Butare versetzt und be-richtete mir, dass er dort auf Grundseiner Zusammenarbeit mit mir fürdie Kinder verantwortlich einge-setzt wurde und er sich gegenüberden Kollegen dort dadurch habeprofilieren können. Vielleicht trägt

meine langjährige Arbeit ja nundoch Früchte, wenn ich auch mehrerwartet hatte. Man muss in derEntwicklungszusammenarbeit auchmit kleinen Fortschritten zufriedensein.

Wie sieht meine Arbeit im Einzel-

nen aus?

An drei Wochentagen arbeite ich imDistriktkrankenhaus in Ruli und aneinem Wochentag, gelegentlichauch an zwei, im CHUK. Meine Pa-tienten kommen aus dem ganzenLand, die meisten sehe ichwährend der Sprechstunde imCHUK. Ich habe dort keine fest eta-blierte Sprechstunde. Die Patientenfinden mich in einem Vorraum zumOperationstrakt der HNO- Klinik undzwar in der Wartezeit zwischen denOperationen. Dieser Vorraum istgleichzeitig Durchgang für viele Per-sonen. Hier sehe ich die Patienten,höre ich den Eltern zu, untersucheich die Kleinen, stelle die Diagnose,falls eine solche auf Anhieb möglichist, erwäge die Indikation zur Ope-ration und gebe den Patienten ge-gebenenfalls einen Operationster-min oder leite weitere Untersu-chungen ein, um zu einer sicherenDiagnose zu kommen. Bei nichtdringlichen Operationen liegt dieWartezeit bei fünf Monaten. Ich ver-suche gewöhnlich, die Patientendavon zu überzeugen, dass sie ei-nen früheren Termin für eine Opera-tion in Ruli bekommen können, dadort meine Kapazität größer ist. Vie-le wissen jedoch nicht, wo Ruli liegtund andere scheuen die zusätzli-chen Kosten für den Transport.

Viele Patienten kommen sehr spätin meine Behandlung. Die Krankheitist dann oft weit fortgeschritten unddie Behandlung schwieriger gewor-

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den, und die Ergebnisse sind nichtbefriedigend, wenn die optimaleBehandlungszeit versäumt wurde.Das trifft besonders auf Kinder zu,die einen bösartigen Tumor, einenWasserkopf oder die so genannteHirschsprungsche Erkrankung ha-ben. Die häufigste Operation ist dieKorrektur einer Hypospadie. Darun-ter versteht man eine Missbildungder männlichen Harnröhre, die nichtan der normalen Stelle mündet,sondern irgendwo an der Untersei-te des Penis oder des Hodensackesoder sogar am Damm. Die Operati-on kann man nur mit feinsten In-strumenten durchführen, die es inkeinem Krankenhaus hier gibt.Überdies kann der einzige Urologeim Land sowieso nicht alle Patien-ten seines Fachgebiets versorgen.Ich habe 2007 insgesamt 54 Kna-ben und auch ein paar Erwachsenewegen einer Hypospadie operiert.

Insgesamt 49 Kinder habe ich we-gen eines Hydrocephalus (Wasser-kopf) operiert. Es handelt sich dabeiüberwiegend um ein angeborenesLeiden, nur ein Kind hatte einenHirntumor, ein anderes eine Menin-gitis als Ursache. Bei der Operationwird ein Katheter ins Schädelinneregelegt, mit einem Ventil verbunden,von dem ein weiterer Katheter inden Bauchraum abgeht. Das ganzeSystem leitet dann Hirnwasser inden Bauch. Ein Ventil kostet ca. 800$ US und wird durch den Verein„Krankenhaus Ruanda e.V.“ ( Vorsit-zender: Helmut Schmitt, Kaiserslau-tern ) großzügiger Weise zur Verfü-gung gestellt. Ohne diese Unter-stützung könnte kein Kind, das ei-nen Wasserkopf hat, operiert wer-den und müsste mit zunehmendergeistiger Behinderung leben odergar früh sterben. Von den 49 Was-serkopfkindern hatten 28 gleichzei-tig eine angeborene Wirbelsäulen-spalte (Spina bifida) mit einem Vor-

fall des Rückenmarks (Myelo-meningocele ), dessen operativeVersorgung der Operation einesWasserkopfes vorangeht. DieseMissbildung ist gewöhnlich vonschweren Funktionsbeeinträchti-gungen der unteren Extremitäten,des Mastdarms und der Blase be-gleitet. Das sind schwere Krank-heitsbilder, die es in Deutschlandkaum noch gibt, da die Diagnosepränatal gestellt werden kann unddie Schwangerschaft in der Regeldann beendet wird. Hier stellen die-se Kinder mit ihren Behinderungeneine unvorstellbar große Belastungder ohnehin armen Familien dar.

Ich habe insgesamt 21 Kinder we-gen einer Lippenspalte operiert.Dies ist eine Operation, die ich sehrgern mache. Sie ist in jedem Le-bensalter möglich. Das Ergebnis istimmer beglückend für alle Beteilig-ten, die Patienten, deren Familien-angehörige, den Chirurgen und dasPflegepersonal.17 Kinder wurden wegen einer an-orektalen Missbildung operiert. Die-se Kinder kommen ohne einen Af-ter zur Welt. Zuweilen entleert sichder Stuhl durch eine Fistel aus demVorhof der Scheide oder bei Jungenaus der Harnröhre. Es gibt da einganzes Spektrum verschiedenerMissbildungsformen in diesem Be-reich. In der Regel wird bei diesenKindern zunächst ein künstlicherDarmausgang angelegt. Nach derKorrektur der Fehlbildung und Hei-lung kann der Kunstafter wiederzurück verlagert werden. Ein Kunst-after stellt die Familien vor großeProbleme, da sie sich meistens denKauf von Kunstafterbeuteln nichtleisten können. Der Stuhl läuft danndie Bauchdecke hinab, oder die El-tern wickeln etwas Provisorischesum den Bauch, um den Stuhl abzu-fangen, was nie so richtig funktio-

niert. Deshalb überlege ich stetssehr sorgfältig, ob ich einen Kunst-after unbedingt anlegen muss.

Da ich Kinderchirurg bin, möchteich auch nur für die Kinder da sein.Ich kam jedoch nicht umhin, auchErwachsene zu operieren. Der Lei-densdruck der Patienten war oft zugroß. So habe ich im Berichtszeit-raum insgesamt 19 Patienten, vor-wiegend Frauen, wegen einesKropfes an der Schilddrüse operiert.

Mit den Mitarbeitern in den Kran-kenhäusern, den Schwestern, Pfle-gern, Ärztinnen und Ärzten habe ichein sehr gutes Verhältnis. Ich arbei-te gern mit ihnen. Sie sind durch-weg motiviert und engagiert undgehen mit den kleinen ängstlichenPatienten liebevoll um.

Trotz meines hohen Lebensalters(71 Jahre) arbeite ich noch mit Be-geisterung. Meine robuste Gesund-heit und körperliche Fitness befähi-gen mich, stundenlang am Operati-onstisch zu stehen. Ich fühle michdiesem geschundenen Lande ver-bunden und mag seine Bewohner.

Alfred Jahn, Kigali Ruanda

www.kinderhilferuanda.de

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INTERPLAST-Germany founded in1980 by Gottfried Lemperle inFrankfurt stands for internationalplastic reconstructive surgery fordeveloping countries.

This Non-Governmental Organizati-on (NGO) is committed to humani-tarian aid organizing surgical missi-ons in the specialized field of pla-stic and reconstructive surgeryworld wide. In the past 27 yearsmembers of INTERPLAST havetreated 55,000 patients within 650missions and ran three hospitals inAfghanistan, Nepal and Northeastof Brazil. Due to security issues thehospital in Afghanistan had to beclosed where as the others remainvery successful in offering sustain-able aid and passing on substantialknowledge.

Developmental aid by INTER-

PLAST is structured in three fun-

damental steps:

1. Mission: Pilot project on demanddesignated to locate a suitableworking environment in an area inreal need of plastic surgery for thesocially underprivileged.2. Surgical Camp: If there is a goodcooperation with the local teamand a well organized social partner

we can provide our help and shareour surgical experience for the be-nefit of the poor.3. Independence: When teachingand assistance leads to a level ofgood quality of basic plastic sur-gery we can reduce our presenceand remain supportive by beingavailable for expert questions.

Why is the humanitarian aid of

INTERPLAST so effective?

The success is mainly due to theorganizational structure of decen-tralisation. All activities are organi-zed by the members working vo-luntarily usually during their vacati-ons or after retirement.Every member is highly motivatedfeeling it is his own mission whe-reas the patronage of the INTER-PLAST organization remains in thebackground.

Even very small groups of enthu-siastic participants join us and pro-fit from the insurance and financialframework of our officially establis-hed organization.

In Germany we comprise of 12 re-gional INTERPLAST-Sections ta-king care of various projects. All ofthem are independent in regards to

fundraising, preparation of theirmissions and take full responsibili-ty for their own project.

Financial aspects: Even with thebest humanitarian enthusiasm youstrongly rely on financial resources.INTERPLAST charges a smallmembership fee (30 Euros) of the1250 members and receives dona-tions from individuals and compa-nies, annual donations as well asmaterial donations. Three indepen-dent Pro-Interplast Societies sup-port us financially on a regular ba-sis. In Seligenstadt the most effec-tive Pro-Interplast Society, run byone of G. Lemperle’s former pati-ents was able to finance 300 missi-ons within 18 years. In 2004 an IN-TERPLAST-Foundation was esta-blished for our long-term projectsand hospitals.

Private fundraising is the task ofevery active team member inclu-ding mission reports in local news-papers, TV presentations of our ac-tivities, presentations and lectureson humanitarian aid in social clubsand churches. We receive moneyfrom grateful patients in Germany,donations instead of birthday gifts,Christmas markets, sports con-tests e.g. golf, tombola and benefi-cial concerts. Impressed by the ef-

Fundraising - INTERPLAST-Germany

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INTERPLAST-Germany e.V.

ficiency of our help we obtain do-nations from shops, stores, andcompanies showing their social at-titude. There is support throughpenalty fees from the court of justi-ce, inheritance and welfare orga-nizations who follow our ideals. INTERPLAST provides flyers, post-cards, posters and publishes a de-tailed yearbook with many missionreports giving transparency of ourwork. We are represented on thewww.interplast-germany.de ho-mepage where we just introducedan electronic online donation link. We don’t intend to practice profes-sional fundraising: No advertising,no public mailings, no sponsorship,no paid staff for fundraising and nogovernmental support.

Thanks to the activities of the IN-TERPLAST members there is noprofessional administration of ourorganization necessary whichwould be very expensive. Thecosts for administration amountonly up to 5% of the budget. Twosecretaries on a low salary arrangethe administrative tasks and lookafter the donors. All remaining du-ties need to be taken care of vo-luntarily by the active memberskindly supported by their familiesand friends. In order to reduce anycosts in the organization of thecamps we ask for free medical ma-terial, try to convince airlines to al-low free excess luggage and lookforward to getting support by localauthorities and individuals for theplanned expedition. Owing to thisstrategy of confidence and reliabili-ty the donors put their trust in usthat we won’t waste their money.Final reports of the successfullymanaged humanitarian aid and per-sonal acknowledgement enable usto make use of this „partnership ofhelp“ for the next time again.

In the last years we put emphasison the quality control of our workand looked for more sustainability.Camp registration and documenta-tion became compulsory for theteam insurance and financial ac-ceptance. In the recently establis-hed INTERPLAST Academy experi-enced plastic surgeons train ourown team members in the specialpathology and medical problems ofthe developing countries and ex-plain the basic plastic surgical tech-niques suitable for the simple localfacilities of these countries. Thiswill facilitate passing on our know-ledge to the local doctors enablingthem to better treat their own pati-ents. We object to importing a neo-colonialism, self aggrandising per-formance or imposing a super ma-terialism – we are behaving asguests, colleagues within a groupof colleagues and try to convincethrough team work in the surgicalcamp.

Humanitarian aid in the field of pla-stic surgery should not only remaina national task but also an Europe-an idea to enable collaboration andmeliorate the aid we can provide.During our annual INTERPLAST-Symposium in Bad Kreuznach/ Ger-many joined by internationalguests from France, Holland, Italyand UK we started 2004 to thinkabout INTERPLAST-Europe. Howe-ver all these ideas of internationalcollaboration depend upon the in-terest and input from all parties. Ifwe share our experience and ex-press more transparency of our ac-tivities then we all will benefit fromthis knowledge allowing us to learnabout specific problems and howto manage them better. The idea ofSHARE as the Committee on Sur-geons’ Humanitarian Aid Resource

Europe of the European Society ofPlastic, Reconstructive andAesthetic Surgery (ESPRAS) un-derlines the importance of co-ope-ration between other national cha-rity organizations. INTERPLAST-Germany will actively participate inthis process of coordination, impro-ving communication and showingrespect for other individuals enga-ged in humanitarian aid.

André BorscheINTERPLAST-Germany

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INTERPLAST-Germany e.V.

Humanitarian plastic surgery isbeing performed in France, day in,day out, by plastic surgeons. Wecan be humane without engagingin "humanitarian" work. Oddly,though, it is also possible to do en-gage in a humanitarian exercisewithout being humane: some "vol-unteers" appear to see humanitari-an work as an opportunity to travel,rather than as an opportunity tohelp human beings in distress.Even when performed for "humani-tarian" reasons, plastic surgerymust address the aesthetic dimen-sion. Many surgeons still feel that"humanitarian aesthetic surgery" isa contradiction in terms. How canone envisage cosmetic surgerywhen the object of the mission isto meet the most basic demands

for surgery? Aesthetic surgery isstill considered as something un-dertaken to prettify patients whoare not really ill, as opposed to the"real" surgery provided by the "hu-manitarian" surgeon, who is thereto help those in actual need of sur-gery.Let us remember, though, that it isnot for us to decide what is andwhat is not important to a given pa-tient. We are here to meet the pa-tient’s demand, regardless of thenature of, and the background to,this demand. It may, undoubtedly,be more ego-boosting for a surge-on to say that, but for his operation,the patient would have been leftwith a functional deficit; however,the ultimate objective of surgeryshould be the satisfaction of the

patient. And if something thatlooks good is more likely to func-tion better, then why not ensurethat a good functional result is alsoaesthetically pleasing? Regardlessof the countries visited, the pati-ents we have encountered duringour missions have taught us that,to them, the cosmetic result wasas important as the functional out-come, or that the two aspects we-re indissociable.There was also a cosmetic consi-deration in the reconstruction ofthe elbow of a young man in Benin,who had had a severe Buruli ulcer.His right elbow was contracted,with extensive fibrosis, especiallyover the anterior aspect. We per-formed a wide resection, and ma-naged to release the elbow com-pletely. The defect was covered by

PLASTIC SURGERY UNDER CHALLENGINGCONDITIONS: Humanitarian Aesthetic SurgeryPatrick Knipper, President of Interplast-France

Human Aid Project -

Benefiz-Musik-Projekt für Interplast

Produktion eines Songs & Musikvideos von Künstlernder Region Bad Kreuznach

zu Gunsten von INTERPLASTmit einer dt./ engl. Mini-Doku

über unsere Arbeit.

www.human-aid-project.comInitiative und Regie:

Björn Schömel – Crucenia Pictures Music 2008

Die CD ist für eine Spendeerhältlich bei:

[email protected]

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INTERPLAST-Germany e.V.

a pedicled myocutaneous latissi-mus dorsi flap. Elbow mobility wasexcellent, and the postoperativecourse was uneventful. We werehappy to have restored function tothe patient’s elbow, since, with aworking elbow, the young manwould be able to work in the fields,and, consequently, think of havinga family. We were very aware ofthis association between the func-tional and the expected social out-come. However, the flap was still abit bulky, and did not look very at-tractive. We explained to the pati-ent that the flap would get thinnerby and by. But how does one getthe concept of secondary muscleatrophy across? Also, Buruli ulcersare painless. Following surgery, thepatient obviously had some pain.We had performed a successfuloperation, but in the patient's eyeswe had done more harm thangood.In noma, the repair of some of thefacial mutilations also serves an –often tacit – cosmetic purpose,even though the highly sophistica-ted techniques employed are desi-gned for reconstruction. Noma, al-so known as cancrum oris, is an in-fective ulcerative and necrotic gin-givostomatitis which, nowadays,affects mainly African children (inthe so-called noma belt of Africa ).Malnutrition, poor oral hygiene,and a variety of systemic diseasesare risk factors. Mortality has beengreatly diminished by the use ofantibiotics and proper nutrition. Atthe postulcerative stage, the pati-ents are left with major orofacialdisfigurement.I vividly remeber a young girl fromTogo , who came to us accompa-nied by some nuns from northernNigeria . She had been living alone,outside her village, and had beenraped repeatedly. Her face was ter-

ribly disfigured by noma, with a hu-ge, foul-smelling cleft from the cor-ner of the mouth right up to thetemporal region. The nuns had be-en unable to anything for her, sothey had decided to bring her to us.Basically, there was nothing wrongwith her physiologically or in termsof laboratory parameters. She justcould not chew. She was gettingenough nutrition from (manioc-ba-sed) liquid feeds, and did not appe-ar to have any nutritional deficien-cies. So why did we operate onher? To restore function, that'swhy. To reconstruct her face, that'salso why. We think that she washappy to be able to close hermouth a bit more, and to move herjaw, however little. Above all, wethink that she was happy to have aface again that might no longerneed to be hidden behind a veil. Inmore than one way, she was hea-led – and that was cause for hap-piness.These examples prompted us tothink about the true purpose of sur-gical missions under challengingconditions. Plastic surgery is onlyone modality, in a vast array of tre-atment approaches. Healing, func-tion – those are the results that sa-tisfy us surgeons. But what aboutpain relief? What about the factthat this girl, with her new-foundface, was no longer being raped?Who can say what "healing" reallymeans?

Humanitarian aesthetic surgeryhas taught us that cosmesis is es-sential for repair, and that there isno need for trying to justify cosme-sis by saying that it is a byproductof reconstruction: cosmesis is anintegral part of reconstruction. Re-paring a cleft lip in a little Asian girlcould be seen as reconstructivesurgery, or as aesthetic surgery.

One might say that it is reconstruc-tive surgery, because that is more"significant", or because it involvesreconstruction of the muscles ofthe lip. The little girl might want aprettier, a more cosmetically ap-pealing lip. So that would makecleft-lip repair an aesthetic proce-dure. However, the "why" is unim-portant, since the "how" – the tech-nique – will be the same, and sincethe surgeon will always try toachieve the best, and the mostcosmetic, result. It follows that thereason for which the surgery is per-formed is the only criterion for cal-ling a particular operation a recon-structive or an aesthetic procedu-re. Once the operation has beendecided upon, the execution of theprocedure will be the same. In thefinal resort, it is not definitions thatmatter: what counts is that the litt-le Asian girl will be happy, and, aswe hope, will be "pretty" happy. In practical terms, and however pa-radoxical it may sound, we havelearnt not to do aesthetic surgery,but to do surgery with a view toachieving an aesthetic result, evenwhen working on a so-called hu-manitarian mission.

Patrick Knipper, [email protected]

The complete article with a lot ofvery interesting ideas concerning„Plastic Surgery under challengingconditions“ and many surgicaltechniques are described in detailon the homepage of INTERPLASTFrance. www.Interplast-France.net

It can be downloaded for personalpratical information. You will findthe complete article with all photosalso on the INTERPLAST-CD No 1in English and French.

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INTERPLAST-Germany e.V.A NONPROFIT ORGANISATION PROVIDING

FREE RECONSTRUCTIVE SURGERY AROUND THE WORLDInformation leaflet

INTERPLAST consists of volunteer medical personel ( plastic surgeons, anaesthetists, operating room and anae-thetic nurses and other specialists), who work free of charge, usually during their annual holiday. Travel expen-ses, medical supplies and instruments are funded by donations raised in Germany from industry as well as thegeneral public. INTERPLAST- teams provide reconstructive operations that transform the lives of children with physical disabili-ties and thereby improve the future of the whole family of those children, too. INTERPLAST has no financial, po-litical, racial or religious interest.The aim is to provide plastic surgery to improve function, not to do cosmetic surgery. Cooperation with local me-dical staff and working at existing hospitals close to the patients´ home is efficient and offers education in a spe-cialist field for all involved. Apart from medical staff, local volunteers with social commitment are essential for thepreparation and the smooth running of a successful INTERPLAST-camp.

If you, your town, your hospital, or a charitable organisation you know think about hosting an INTER-

PLAST-camp, here are some important points to consider:

– advance notice for the team should be given at least 6 months before the intended date– duration of the camp is usually 2 weeks, i.e. 10 operating days. Depending on the severity of cases, about

100 patients can be operated during that time.– size of the team varies depending on the number of operating tables, anaesthetic facilities and local staff

available. On average, a team will consist of 6-8 people, 2-4 surgeons, 2 anaesthetists, 1-2 OR-nurse and 1anaesthetic nurse, thus being able to run 2 operating tables (smaller or larger teams possible on request).

– Local staff, i.e. doctors, nurses, interested volunteers are essential for the smooth running of the camp– patient pre-selection should be done by local doctors during the months before the camp. If possible, they

should inform the team about the type of surgery and special cases beforehand to allow appropriate plan-ning of instruments and supplies for the camp.

– the first day consists of screening and selecting the patients for the operating lists, unpacking equipmentand setting up the operating room(s).

– types of operation : burns contractures, congenital deformities like cleft lip an palate, functional deficits ordisfiguration from injury, infection (polio, leprosy, Noma etc.), tumours - in children, but usually some adultscan be considered for surgery as well

– long working hours have to be anticipated by all involved to make an effective camp. Apart from operating,ward rounds and change of dressing sessions take place every day.

– the hospital should offer : two operating tables / anaesthetic machines, recovery room, enough beds (intents, if necessary) electricity supply, water, normal saline for infusion, sheets and gowns, if possible oxy-gen, nitrous oxide, halothane, some dressing material, plaster of paris,

– the INTERPLAST-team will provide : special instruments and medical equipment, suture material and spe-cial drugs and dressings

– you are requested to provide : (if possible, but if you don´t have the means, other arrangements can be di-scussed) basic, clean accomadation, food and transport for the team. Government / Health ministry per-mission for camp; assistance with customs, excess baggage clearance.

Many years of experience and thousands of grateful patients are proof of the success of INTERPLAST

activities. YOU can be part of it.

For further information, please contact : INTERPLAST – Germany, Department of Plastic surgeryDiakonie Krankenhaus , Ringstrasse 64, 55543 Bad Kreuznach, Germany, Fax. 0049-671-6052112,

mail: [email protected]

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INTERPLAST-Germany e.V.

Vorstand: Dr. André Borsche, Dr. Hubertus Tilkorn, Dr. Dietmar Scholz, Dr. Nuri AlamutiGeschäftsstelle: Klinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Diakonie-Krankenhaus

Ringstraße 64, 55543 Bad Kreuznach - Tel.: (0671) 6052110 - Fax: (0671) 6052112

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INTERPLAST-Germany e.V.

§ 1 Name und Sitz des Vereins

1.) Der Verein führt den Namen:INTERPLAST - Germany

2.) Der Verein hat seine Geschäftsstelle beidem/der jeweiligen Vorsitzenden und istbeim Amtsgericht in Frankfurt am Mainunter der Vereinsregister-Nr. 73 VR 8419eingetragen.

§ 2 Zweck des Vereins

Aufgabe des Vereins ist die plastisch-chirurgi-sche Hilfe, Menschen in Entwicklungsländernmit angeborenen und erworbenen Defektenund Fehlbildungen durch chirurgische Eingrif-fe sowie begleitende humanitäre undmildtätig-soziale Maßnahmen zu einer we-sentlichen Verbesserung der Lebensqualitätzu verhelfen. Dabei arbeitet der Verein auchmit anderen Organisationen und Stiftungenzusammen, die ähnliche Ziele verfolgen. DerVerein kann auch solchen Organisationen Mit-tel zur Verfügung stellen, wenn die zweckent-sprechende Verwendung sichergestellt ist. Inerster Linie sollen Patienten mit Gesichts-fehlbildungen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten,Handfehlbildungen, schweren Verbrennungs-narben, Tumoren der Haut und des Kopfes,Defekten durch Unfälle oder Kriegsfolgen undsonstigen Erkrankungen, die in das Fachge-biet der Plastischen Chirurgie fallen, behan-delt werden.Die Operationen werden von einem Operati-onsteam unentgeltlich entweder in dem be-treffenden Entwicklungsland oder ausnahms-weise in einer plastisch-chirurgischen Abtei-lung eines deutschen Krankenhauses vorge-nommen. Der Verein finanziert dabei entwe-der die Reise und die Aufenthaltskosten desOperationsteams in das betreffende Entwick-lungsland oder die Reise und den Kranken-hausaufenthalt der Patienten in die Bundesre-publik Deutschland. Als Entwicklungsland gel-ten nicht nur die Länder, die als solche von derBundesrepublik Deutschland anerkannt sind,sondern alle Länder in denen sozial bedürftigeMenschen plastisch-chirurgische Hilfe brau-chen.Der Verein verfolgt ausschließlich und unmit-telbar mildtätige Zwecke im Sinne der Vor-schrift des § 63 AO. Die Mitglieder des Ver-eins und alle den Satzungszweck verwirkli-chende Personen arbeiten für den Verein un-entgeltlich. Ansonsten werden lediglich dieentstandenen Reise-, Aufenthalts- und Mate-rialkosten erstattet, soweit tatsächlich Auf-wendungen entstanden sind. Die Mitgliedererhalten darüber hinaus keine Zuwendungenaus Mitteln des Vereins. Mittel des Vereins

dürfen nur zu satzungsgemäßen Zweckenverwendet werden. Nach Genehmigungdurch den Vorstand darf, falls erforderlich, fürumfangreiche administrative Aufgaben im Be-reich des Vorstandes und der Sektionen ein(e)Mitarbeiter(in) (Nichtmitglied) beschäftigt undfinanziert werden.Es darf keine Person durch Ausgaben, diedem Zweck der Körperschaft fremd sind be-günstigt werden.

§ 3 Mitgliedschaft

Der Verein hat:1.) ordentliche Mitglieder2.) Ehrenmitglieder

Zu Ehrenmitgliedern können solche Personenernannt werden, die sich um den Verein be-sondere Verdienste erworben haben. Ordent-liche Mitglieder können sowohl natürliche alsauch juristische Personen werden.Mitglied kann jeder werden ohne Rücksichtauf Beruf, Rasse, Religion, politische Einstel-lung oder Staatsangehörigkeit. Die Aufnahmeist schriftlich zu beantragen.Die Mitgliedschaft erlischt bei Tod, durch Aus-tritt (der nur schriftlich zum Jahresende erklärtwerden kann) und durch Ausschluss. DerAusschluss erfolgt auf schriftlich begründetenAntrag eines Mitgliedes durch Beschluss desVorstandes. Dem Auszuschließenden ist Ge-legenheit zur Stellungnahme zu geben. BeimAusscheiden aus dem Verein erlischt jederAnspruch auf sämtliche als Vereinsmitgliederworbene Rechte.

§ 4 Rechte und Pflichten der Mitglieder

Alle Mitglieder sind berechtigt, an der Mitglie-derversammlung teilzunehmen, wobei die or-dentlichen und auch die Ehrenmitglieder An-trags- und Stimmrecht besitzen. JuristischePersonen als Mitglied haben jedoch nur eineStimme.

§ 5 Mitgliedsbeitrag

Die Höhe des Mitgliedsbeitrages wird von derMitgliederversammlung festgesetzt und be-trägt derzeit 30,- € pro Jahr. Der Betrag ist imlaufenden Jahr fällig. Erfolgt nach einmaligerMahnung keine Zahlung führt dies zum Aus-schluss.

§ 6 Organe des Vereins

Die Organe des Vereins sind: 1.) Die Mitgliederversammlung 2.) Der Vorstand 3.) Die Sektionen

§ 7 Mitgliederversammlung

1.) Die Mitgliederversammlung wird durchden Vorstand mindestens 2 Wochen imvoraus schriftlich einberufen und soll jähr-lich stattfinden.

2.) Bei aktuellem Anlass kann der Vorstandeine außerordentliche Mitgliederver-sammlung einberufen oder

3.) 25 v. H. der Mitglieder haben die Möglich-keit, unabhängig von der Einberufungdurch den Vorstand, die Einberufung einerMitgliederversammlung zu beantragen.

4.) Die Tagesordnung soll enthalten.a) Jahresbericht des Vorsitzendenb) Bericht des Kassenprüfers und

des Kassenwartesc) Entlastung des Vorstandesd) Neuwahlen, sofern erforderliche) Haushaltsvoranschlag, Anträge

und Wünschef) Verschiedenes

Die Mitgliederversammlung wird vom Vorsit-zenden oder seinem Stellvertreter geleitet.Über die Mitgliederversammlung selbst istein Protokoll zu führen, das von mindestens 2Vorstandsmitgliedern zu unterschreiben ist.Bei Abstimmungen gelten Anträge als abge-lehnt, wenn Stimmengleichheit besteht.Satzungsänderungen können nur mit Zustim-mung von 2/3 der anwesenden Mitglieder be-schlossen werden. Über die Auflösung desVereins beschließt die Versammlung mit _Mehrheit der erschienenen stimmberechtig-ten Mitglieder. Von der Jahreshauptversamm-lung werden mindestens zwei Kassenprüferfür die Zeit von vier Jahren gewählt. Den Kas-senprüfern obliegt die Prüfung des gesamtenRechnungswesens des Vereins. Sie habender Jahreshauptversammlung Bericht zu er-statten und können unbegrenzt wieder-ge-wählt werden.Außerhalb der Mitgliederversammlung kön-nen Beschlüsse auch im schriftlichen Umlauf-verfahren gefasst werden.

§ 8 Vorstand

Der Vorstand im Sinne des § 26 BGB setztsich zusammen aus: 1.) Dem Vorsitzenden 2.) Dem Kassenwart 3.) Dem stellvertretenden Vorsitzenden 4.) Dem Schriftführer Jedes der genannten Vorstandsmitgliederkann alleine den Verein nach außen hin ver-treten. Der Vorstand kann einstimmig Mitglie-der im Sinne des § 30 BGB für besondereAufgaben in den erweiterten Vorstand beru-fen. So ernennt der Vorstand für jede einzelne

Die von der Gründerversammlung am 17. Oktober 1980 in Frankfurt am Main beschlossene Satzung für „INTERPLAST-Germany e.V.“ wurde bei der Mitgliederversammlung am 7. März 2003 in Bad Kreuznach in diehier vorliegende Fassung geändert und einstimmig beschlossen.

SatzungINTERPLAST-Germany e.V.

Gemeinnütziger Verein für Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern

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INTERPLAST-Germany e.V.

Sektion des Vereins je einen Sektionsleiterund bei Bedarf einen Sektionskassenwart.Der Vorstand wird in der Jahreshauptver-sammlung jeweils für vier Jahre gewählt.Wiederwahl ist zulässig. Scheidet ein Vor-standsmitglied im Laufe der Legislaturperiodeaus, kann der Vorsitzende mit den übrigenverbleibenden Vorstandsmitglieder kommis-sarisch ein weiteres Vorstandsmitglied ein-setzten, das dann ebenfalls Vorstand im Sinnedes § 26 BGB wird.

§ 9 Sektionen

1.) Der Verein gliedert sich in einzelne Sektio-nen.

2.) Die Sektionen bestehen aus den örtlichenMitgliedern sowie einem Sektionsleiterund bei Bedarf einem Sektionskassen-wart.

3.) Sektionsleiter und Sektionskassenwartwerden vom Vorstand für vier Jahre er-nannt und können unbegrenzt wieder er-nannt werden.

4.) Der Sektionsleiter plant und koordiniert al-le von der Sektion ausgehenden Einsätze.Er ist für jegliche Aktivität seiner Sektionvoll verantwortlich.

5.) Jede Sektion verfügt über ein eigenesSektionskonto und hat am Jahresende ei-nen Kassenbericht zu erstellen. Ein vomSektionsleiter zu bestimmender Kassen-prüfer hat ihn zu überprüfen und zusam-men mit dem Sektionsleiter zu unter-zeichnen. Der Kassenbericht wird demVorstand zugeleitet.

6.) Der Vorstand stellt den Sektionen die not-wendige Anzahl von nummerierten Spen-denbescheinigungsformularen zur Verfü-gung. Die Verwendung von kopiertenSpendenbescheinigungen ist nicht zuläs-sig. Sektionsleiter bzw. Sektionskassen-wart quittieren den Erhalt der Formulare.Sie allein sind berechtigt diese Spenden-bestätigung zu unterschreiben und sindfür die ordnungsgemäße Verwendung vollverantwortlich. Jeder der eine unzutref-fende Spendenquittung ausstellt oder de-ren Ausstellung veranlasst, haftet für denzugewendeten Betrag.

7.) Für folgende Spenden können Spenden-bestätigungen ausgegeben werden:a) Spendenüberweisungen und auf das

Konto eingelöste Schecksb) Bargeldspenden, sobald der Betrag

auf das Konto eingezahlt worden istc) Sachmittelspenden, die in Art und Di-

mension sinnvoll sind und dem Ver-einszweck entsprechen. Der spezifi-zierte Lieferschein bzw. die Empfangs-bestätigung sind mit dem Durchschlagder Spendenbescheinigung zu archi-vieren.

8.) Für ständig betriebene Einrichtungen ein-zelner Sektionen (z. B. Hospital) werdenVerantwortlichkeiten und Auf gaben derBetreibenden in weitergehenden Ge-schäftsordnungen ge regelt. Die für Lei-tung und Durchführung dieser ständigenEinrichtungen eingesetzten Fachkräftedürfen entlohnt werden, sofern sie Nicht-mitglieder sind.

§ 10 Zweckbindung der Mittel

Die Einnahmen des Vereins, Spenden, Zu-schüsse der öffentlichen Hand und Geldervon Gerichtsauflagen dürfen ausschließlichfür plastisch-chirurgische Maßnahmen unddamit zusammenhängende Reise-, Organisa-tions-, Aufenthalts- und Materialkosten ver-wandt werden. Die Mitglieder der Operati-onsteams verpflichten sich allen persönlichenEinsatz unentgeltlich zu leisten. Reise undAufenthaltskosten können von dem Vereinübernommen oder mit einem Zuschuss un-terstützt werden. Aufwendungen, die denMitarbeitern in den betreffenden Ländern beider Organisation und bei der Auswahl der Pa-tienten entstehen, werden ebenfalls vom Ver-ein vergütet. In bestimmten Ausnahmefällenkönnen auch die Aufwendungen für eine kur-zzeitige plastisch-chirurgische Ausbildung vonÄrzten, Schwestern oder Pflegern des Gast-landes finanziert werden, sollte dieses demAufbau einer plastisch-chirurgischen Abtei-lung oder der plastisch-chirurgischen Versor-gung der dortigen Patienten dienen.Die Teilnahme an Operationsprogrammen inEntwicklungsländern, die von anderen Organi-sationen durchgeführt werden und den Zielendes Vereins entsprechen, ist in Ausnahmefäl-len ebenfalls zuschussfähig. Ausgeschlossensind Reisen, die touristischen oder privatenCharakter haben.Einnahmen aus dem Betrieb ständiger Ein-richtungen in Entwicklungsländern sind un-mittelbar zur Deckung der laufenden Kostenund dringender Investitionen zu verwenden.Patienten in einem medizinisch unterent-wickelten Land können nur auf Kosten desVereins operiert werden, wenn sie in Folge ih-res körperlichen Zustandes auf die Hilfe ande-rer angewiesen sind (§ 53 Ziff. 1 AO 1977)oder ihre Bezüge die in § 53 Ziff. 2 1977 ge-nannten Grenzen nicht übersteigen. Die Pati-enten sollen von den Ärzten der betreffendenLänder ohne Ansehen von Rasse, Religionoder politischer Einstellung ausgewählt undfür operationsfähig erklärt werden. In ausge-wählten Fällen kann bei sehr schwierigen, vorOrt nicht durchführbaren Operationen eineReise und ein Krankenhausaufenthalt in derBundesrepublik Deutschland finanziert wer-den. Ist es möglich, eine größere Zahl von Pa-tienten in der betreffenden Region gemein-sam zu behandeln, so soll ein Operationsteamin das betreffende Land entsandt werden. Diefür den Verein tätigen Personen haben sichinsbesondere jeder sozialkritischen und politi-schen Aktivität in den entsprechenden Län-dern zu enthalten.

§ 11 Vereinsaktivitäten

1.) Humanitäre Einsätze von Operati-onsteams in Entwicklungsländern:Der Einsatzleiter ist für die organisatori-sche, medizinisch, soziale und finanzielleAbwicklung des gesamten Einsatzes ver-antwortlich. Dazu ge hören die vorherigeAnmeldung des Einsatzes mit Teilnehmer-liste beim Vorstand (nur dann ist u. a. eineBerufsgenossenschaftliche Versicherunggewährleistet) und die Erstellung einesAbschlußberichtes (Spektrum und Anzahlder operierten Patienten).

2.) Operationen von Patienten aus Entwick-lungsländern in Deutschland:Der Operateur ist für die organisatori-sche, medizinische, soziale und finanzielleAbwicklung des gesamten Aufenthaltesverantwortlich. Dazu gehören die vorab zuklärende Kostenübernahme, die Unter-bringung des Patienten und dieEin/Rückreiseformalitäten.

3.) Unterstützung von medizinischen Einrich-tungen in Gegenden besonders schwerersozialer Bedürftigkeit in Entwicklungslän-dern, um dort Langzeitprojekte für Plasti-sche Chirurgie zu fördern:Der Projektinitiator ist für die organisato-rische, medizinische, soziale und finanziel-le Ausführung verantwortlich. Dabei istdie Übereinstimmung mit dem Vereins-zweck, die soziale Effektivität und dieWirtschaftlichkeit wesentlich zu beach-ten. (z. B. medizinisch-technische Geräte,Kranken-hausausrüstung)

4.) Plastisch-chirurgische Ausbildung vonÄrzten, Schwestern und Pfleger in Ent-wicklungsländern:Die Vermittlung plastisch-chirurgischerOperations- und Behandlungs-technikenan engagierte und geeignete Ärzte,Schwestern und Pfleger des Entwick-lungslandes ist wichtiger Bestandteil ei-nes INTERPLAST-Einsatzes. In bestimm-ten Einzelfällen kann auch eine kurzzeitigeplastisch-chirurgische Ausbildung in derBundesrepublik Deutschland unterstütztwerden.

§ 12 StiftungDer Verein INTERPLAST-Germany e. V. grün-det und unterhält als Stifter zusätzlich einerechtsfähige Stiftung zur nachhaltigen Unter-stützung sämtlicher Vereinszwecke und zurFörderung längerfristiger Projekte für plasti-sche Chirurgie in Entwicklungsländern. DieStiftung trägt den Namen INTERPLAST-Stif-tung.

§ 13 AuflösungsbestimmungBei Auflösung oder Aufhebung des Vereinsoder bei Wegfall seines bisherigen Zwecksfällt das Vermögen des Vereins an die INTER-PLAST-Stiftung, die dann die ihr zugewende-ten Mittel im Rahmen der Bestimmungen derGemeinnützigkeit und Mildtätigkeit zu ver-wenden hat.

§ 14 SchlußbestimmungDie von der Mitgliederversammlung am 17.Oktober 1980 in Frankfurt am Main beschlos-sene Satzung wurde bei der Mitgliederver-sammlung am 7. März 2003 in Bad Kreuznachin die hier vorliegende Fassung geändert undeinstimmig beschlossen. Die geänderte Fas-sung tritt mit ihrer Eintragung in das Vereins-register in Kraft.

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INTERPLAST-Germany e.V.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort.................................................................... 3

Ehrungen ................................................................. 4

Verein, Hauptkonto.................................................. 5

Was kann ich tun ..................................................... 6

INTERPLAST-Sektionen........................................... 7

Zusammenarbeit mit Organisationen ................ 8, 14

Aufgabenprofil für Teamleiter .................................. 9

Versicherung für Mitglieder ................................... 10

Einsatz-Dokumentation ......................................... 11

INTERPLAST Fundamentals.................................. 12

Einsatz-Einladungen .............................................. 13

To pay or not to pay ............................................... 15

INTERPLAST-Ehrenmitglieder ............................... 16

Werner Widmaier-NACHRUF ........................... 17-18

INTERPLAST-Akademie......................................... 19

Klaus Bitter-NACHRUF .......................................... 20

Wir gratulieren....................................................... 20

INTERPLAST-Stiftung ....................................... 21-23

INTERPLAST-Symposium................................. 24-25

Anästhesie-Treffen ........................................... 25-28

INTERPLAST-Europa......................................... 27-31

Mitgliederspektrum .......................................... 30-32

Der Plastische Chirurg und sein Narkotiseur.....33-36

12 Jahre INTERPLAST-Hospital in Nepal...........36-39

Einsatz-Statistik ..................................................... 40

Aktivitäten-Übersicht ........................................ 42-43

Einsatzberichte ............................................... 44-140

Kamerun ........................................................... 44-46

Sokoto .............................................................. 47-49

Ruanda ............................................................. 50-52

Tansania............................................................ 53-55

Tosamaganga-Iringa, Tansania .......................... 56-58

Madagaskar ...................................................... 59-60

Madagaskar, Fianarantsoa ................................ 60-63

Operieren auf dem sechsten Kontinent ........... 64-66

Namibia ............................................................ 67-69

Namibia, Oshakati ................................................. 70

Ecuador ............................................................ 71-72

Bolivien............................................................. 73-74

Paraguay........................................................... 74-78

Brasilien............................................................ 79-82

Guatemala ........................................................ 83-86

Iran ................................................................... 86-88

Kirkisien ............................................................ 89-91

Pakistan ............................................................ 92-94

Nepal ................................................................ 95-98

Laos................................................................ 99-102

Sektion München ......................................... 103-114

Myanmar ............................................................. 115

Kambodscha................................................. 116-117

Vietnam ........................................................ 118-119

Indien, Mizoram............................................ 120-121

Indien, Sikkim ............................................... 122-123

Indien, Lalitpur.............................................. 124-125

Indien, Mandla.............................................. 125-126

Indien, Balasor.............................................. 127-129

Südindien...................................................... 130-131

Indien, Sedhwa............................................. 132-133

Indien, Padhar............................................... 134-136

Indien, Pradesh............................................. 137-140

Pro-interplast Seligenstadt & Waltraud Huck .142-146

Zahnärzte ohne Grenzen ...............................147-148

Alfred Jahn in Ruanda .................................. 149-151

Fundraising-INTERPLAST-Germany ............. 152-153

Humanitarian Aesthetic Surgery .................. 154-155

ESPRAS SHARE and INTERPLAST-Europe .. 156-157

Information-Leaflet .............................................. 158

Mitgliedsantrag.................................................... 159

Vereinssatzung ............................................. 160-161

Inhaltsverzeichnis ................................................ 162