Hauser 2012 Palmyra als Territorialmacht

18
FORSCHUNGSCLUSTER 2 Innovationen: technisch, sozial Wasserwirtschaftliche Innovationen im archäologischen Kontext Von den prähistorischen Anfängen bis zu den Metropolen der Antike Herausgegeben von Florian Klimscha, Ricardo Eichmann, Christof Schuler und Henning Fahlbusch

Transcript of Hauser 2012 Palmyra als Territorialmacht

FORSCHUNGSCLUSTER 2

Innovationen: technisch, sozial

Wasserwirtschaftliche Innovationen im archäologischen Kontext Von den prähistorischen Anfängen bis zu den Metropolen der Antike

Herausgegeben von

Florian Klimscha, Ricardo Eichmann, Christof Schuler und Henning Fahlbusch

X, 308 Seiten mit 224 Abbildungen und 4 Tabellen

Titelvignette: Künstliche Bewässerung in Bani Awf/Oman. Foto: Ricardo Eichmann 1998

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Klimscha, Florian / Eichmann, Ricardo / Schuler, Christof / Fahlbusch, Henning (Hrsg.):Wasserwirtschaftliche Innovationen im archäologischen Kontext – Von den prähistori-schen Anfängen bis zu den Metropolen der Antike.Rahden/Westf.: Leidorf 2012

(Menschen – Kulturen – Traditionen ; ForschungsCluster 2 ; Bd. 5)ISBN 978-3-86757-385-6

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier

Alle Rechte vorbehalten© 2012

Verlag Marie Leidorf GmbHGeschäftsführer: Dr. Bert Wiegel

Stellerloh 65 · D-32369 Rahden/Westf.Tel: +49/ (0) 57 71/95 10-74Fax: +49/(0) 57 71/95 10-75

E-Mail: [email protected]: http://www.vml.de

ISBN 978-3-86757-385-6ISSN 2193-5300

Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, BLUERAY, Internet oder einemanderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages Marie Leidorf GmbH reproduziert werden

oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlagentwurf und Standard-Layout: Catrin Gerlach und Jörg Denkinger, Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale BerlinRedaktion: Florian Klimscha, Ricardo Eichmann, Christof Schuler, Henning Fahlbusch, Andreas Mehnert

http://www.dainst.org

Satz, Layout und Bildnachbearbeitung: stm | media GmbH, Köthen/Anhalt

Druck und Produktion: IMPRESS Druckerei Halbritter KG, Halle/Saale

Inhaltsverzeichnis

Zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Ricardo Eichmann – Florian KlimschaHydraulische Schlüsseltechnologien und ihre Konsequenzen für die Ausprägung menschlicher Kultur . . . . . . . . . . . . . 1

Michael BaalesDer pleistozäne Mensch und das Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Florian KlimschaWassernutzung und Innovation in komplexen Jäger-Sammler-Gesellschaften des Mesolithikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Richard A. Herrmann – Klaus SchmidtGöbekli Tepe – Untersuchungen zur Gewinnung und Nutzung von Wasser im Bereich des steinzeitlichen Bergheiligtums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Edgar PeltenburgEast Mediterranean water wells of the 9th–7th millennium BC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Jürgen WeinerBandkeramische Brunnen – Ausnahmebefunde oder Standardinstallationen zur Wasserversorgung? . . . . . . . . . . . . . . . 83

Felix BiermannDie Wasserversorgung slawischer Siedlungen im frühen und hohen Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Hans Georg K. Gebel – Hamzeh M. MahasnehQulban Beni Murra – Unknown Mid-Holocene Sepulchral Green Desert Landscapes, Pastoral Well Cultures, and the Origins of Arabia’s Oasis Economies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Florian Klimscha – Ulrike Siegel – Benjamin HeemeierDas wasserwirtschaftliche System des Tall Hujayrāt al-Ghuzlān, Jordanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Jutta HäserOasensiedlungen auf der Omanischen Halbinsel in der Bronzezeit – Ein Innovationspaket? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Derek ClarkeIrrigation at Otrar Oasis, Syr Darya, Kazakhstan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Ueli BrunnerGroßflächige Bewässerung als Innovation – Ein überregionaler Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

Iris GerlachVorislamische Bewässerungssysteme in der Oase von Mārib, Jemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Dana Pietsch – Peter KühnArchäopedologie am Rande der Ramlat as-Sab’atayn – Die Oase Mārib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

Hartmut KühneWasser für Dūr-Katlimmu – Wasser für Assyrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

Stefan R. HauserWasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Mathias DöringWasser für die Dekapolis – Jordanisches Bergland birgt längsten bisher bekannten Aquädukttunnel. Ein Zwischenbericht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

Andreas Schachner – Hartmut WittenbergZu den Wasserspeichern in Boğazköy/Hattuša und der Frage ihrer Befüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

VI Inhaltsverzeichnis

Ariel M. BaggDie Anfänge des Tunnelbaus: Wasserbauliche Anlagen im antiken Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Andrea Schmölder-VeitDie öffentlichen Brunnen Roms: Innovation und Tradition in augusteischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

Christoph OhligKlimaorientierte Wassernutzung bei Hitze und Frost am Beispiel Pompejis und der Colonia Ulpia Traiana (Xanten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287

1 Dieser Artikel entstand im Zusammenhang des vom Autor geleite-ten Teilprojektes D7 des Sonderforschungsbereichs (SFB) 586 »Dif-ferenz und Integration. Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt«. Das an der Martin-Luther-Universität Halle angesiedelte Projekt wurde von 2004 – 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finan-ziert. Mein tief empfundener Dank gilt den genannten Institutionen und meinem Mitarbeiter David Tucker.

2 Vgl. Rostovtzeff 1932; Teixidor 1984; Gawlikowski 1996; Schuol 2000, 380 – 397; Young 2001, 136 – 186.

3 Vgl. u. a. Yon 2004; Schmidt-Colinet 2005; Sommer 2005, 170 – 193; zu Akkulturation Gotter 2000; zum Problem der »Romanisierung« s. Woolf 1998; Alföldy 2005; Hingley 2005; Schörner 2005.

4 Vgl. z. B. die kontroversen Diskussionen zur politischen Situierung der Oasenstadt, zuletzt u. a. Sartre 1996; Hartmann 2001, 46 – 64; Gawlikowski 2003; Sommer 2005, 149 – 159; Kaizer 2007; Edwell 2008.

5 Carle 1923; Crouch 1975b; vgl. außerdem den Beitrag von Barański 1997 über den westlichen Aquädukt sowie die konzise Beschrei-bung von Bounni – al-As‘ad 1984, 139 – 142, die leider ohne Abbil-dungen auskommt.

6 Zuchowska 2000; Zuchowska 2002. 7 Der Atlas de Palmyre wird in Zusammenarbeit des Geodätischen

Instituts der TU München mit dem Deutschen Archäologischen Institut, Außenstelle Damaskus und dem Institut für Klassische Ar-chäologie der FU Berlin, des Institut Français (d’Archéologie) du Proche Orient (IF[A]PO) in Damaskus sowie der Universität Wien und mit der Unterstützung der Direction Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS) erstellt. Seit Abschluss des Arti-kels ist der erste Band erschienen, Schnädelbach 2010. Die dort do-kumentierten innerstädtischen Foggara entsprechen den in Abb. 3 dargestellten.

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht1

Stefan R. Hauser

Schaut man zurück an die Anfänge archäologischer Arbei-ten im weiteren Mittelmeerraum, so wird es nicht wenige überraschen, dass noch bevor die ersten Bauaufnahmen aus Athen veröffentlicht wurden, Robert Wood 1753 einen Band »The ruins of Palmyra: otherwise Tedmor in the desart« pu-blizierte. Seit diesem ersten ausführlichen Bericht europäi-scher Forscher über die Oasenstadt in der syrischen Steppe dient Palmyra jenseits aller mit ihr verbundenen Säulen- und Wüstenromantik als steter Referenzpunkt für Diskussionen zum internationalen Fernhandel in der Antike2. Gleichzeitig galt Palmyra lange als Musterbeispiel für eine Romanisierung des Orients bzw. in jüngerer Zeit als Referenzpunkt für »Kul-turbegegnung im Grenzbereich« und für Diskussionen über Kulturaustausch, Akkulturation oder Hybridisierungsphäno-mene3.

Doch trotz der 250-jährigen Forschungsgeschichte sind viele Aspekte der Geschichte der Stadt, die im 1.–3. Jh. n. Chr. eine entscheidende Rolle in der Politik zwischen Rom und dem Arsakidenreich spielte, noch nicht hinreichend verstan-den4. Dazu gehört erstaunlicherweise auch die Rolle, die Was-ser in der Entwicklung der Stadt spielte – eine Frage, die so offensichtlich auf der Hand liegt, wenn man mit einer Oase zu tun hat, dass es verblüfft, wenn in vielen Publikationen, wie den in den Fußnoten genannten, die Frage der Wasser-versorgung der wachsenden städtischen Bevölkerung über-haupt nicht angesprochen wird. Hinreichende Wasservor-kommen werden anscheinend aufgrund der Oasensituation vorausgesetzt. Die konkrete Ausgestaltung der Wassergewin-

nung und -verteilung, eine zentrale Frage für das palmyreni-sche Gemeinwesen, hat bislang erst zweimal spezielle, aber unzureichende Behandlungen erfahren5. Diesem Umstand kann hier natürlich nicht Abhilfe geschaffen werden: Zum einen würde dies eine intensive Begehung voraussetzen, bei der die Wasserleitungen und Brunnen in der Stadt, die z. B. im Bereich der Hauptsäulenstrasse schon freigelegt wurden6, er-neut aufgenommen werden, weiterhin müssten die wasser-baulichen Installationen, insbesondere die noch sichtbaren Bewässerungskanäle, in der gesamten Oase und in ihrem Umfeld dokumentiert werden. Aufschlüsse hierzu lässt die bevorstehende Publikation des langjährigen, internationa-len Projektes zur Erstellung eines detaillierten Gesamtplans der Stadt (»Atlas de Palmyre«) erwarten7. Zum anderen ist die konkrete Ausgestaltung der Wasserversorgung der Stadt nicht das Hauptthema des Beitrages. Dieser wendet sich viel-mehr mit den »gesellschaftlichen Konsequenzen der Wasser-nutzung« einer der Kernfragen des Clusters zu. Im Folgenden werden daher zunächst kurz der geographisch-klimatische und der historische Rahmen sowie die Wasserressourcen und -anlagen der Oasenstadt vorgestellt. Kernfrage bleibt aber, welche Rolle die Aneignung von Ressourcen, darunter vor al-lem Wasser, auf die soziale und politische Struktur der Stadt Palmyra und ihrer Umgebung hatte. Verschiedene Aspekte des Eingriffes in den natürlichen und sozialen Raum der Steppe werden später diskutiert, bevor im letzten Abschnitt die zentralen Fragen der Ressourcenaneignung und ihrer so-zialen Konsequenzen wieder aufgenommen werden sollen.

Geographisch-klimatische Grundlagen

Die Stadt Palmyra, deren semitischer Name seit mindestens vier Jahrtausenden Tadmor ist, liegt im nördlichen Teil der großen arabischen Wüsten, der syrischen Steppe, Bādiya. Während sich nach Osten und Süden ein nur durch – teil-

weise breite – Wadisysteme wenig gegliederter, offener Na-turraum erstreckt, liegen nördlich und östlich verschiedene Bergrücken. Vom Hermon und Antilibanon her reichen die parallel von Südwesten nach Nordosten verlaufenden,

Stefan R. Hauser212

8 Für genauere Beschreibungen vgl. Wirth 1971, 42 – 57 Karte 1. 2. 9 Sanlaville 2000. 10 Die Distanz in Luftlinie beträgt zwischen Palmyra und Apameia

198 km, Hama 155 km, Homs 146 km und Damaskus 215 km. 11 Wirth 1971, 105. 12 Wirth 1962, 13 – 23. 13 Ausführlichere Darstellungen finden sich bei Tucker 2009 und Tu-

cker i. D., Abb. 2 zeigt einen Ausschnitt aus dem Wassereinzugs-gebiet des Wadi al-Miyah, für das Anfang 2006 ein Antrag auf die Genehmigung einer archäologischen Geländebegehung bei der Di-rection Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS) eingereicht wurde. Dieser Survey verfolgte mehrere Ziele. Zum einen hatte schon Poidebard 1934 diverse militärische Installatio-nen entlang der quer durch die Steppe verlaufenden Routen von Palmyra Richtung Hīt am Euphrat und von Damaskus nach Dura

Europos entlang des Wadi al-Miyah entdeckt. Diese sollten systema-tisch erfasst und durch die zahlreichen in Satellitenbildern zusätzlich erkennbaren Orte und Zeugnisse nomadischer Nutzung des Rau-mes (Zeltplätze, (semi-)permanent oder periodisch genutzte Step-pensiedlungen, Wassersammelinstallationen) ergänzt werden. Der intensive Survey sollte ein möglichst komplettes Bild antiker Land-nutzung und deren potentieller Veränderung unter palmyrenischem Einfluss ermitteln. In der Vorbereitung wurden ca. 11 000 Elemente, u. a. 110 Siedlungsstrukturen und kastellartige Anlagen, anhand hoch auflösender Satellitenbilder erkannt. Eine scheinbar »leere« Steppe von ca. 20 000 ha konnte in ein dichtes Bild intensiver Nut-zung überführt werden. Dem Feldforschungsantrag nahe der iraki-schen Grenze wurde allerdings zum damaligen Zeitpunkt von Seiten der syrischen Antikenverwaltung leider nicht entsprochen.

schmalen Bruchfaltengebirge der Palmyraketten bis zu der Oase Tadmor. Im Norden befinden sich die Kreidehöhen Innersyriens, vor allem der Gebel aš-Šaʾ ir und Gebel Abū Rugmain, sowie in nordöstlicher Richtung zum Euphrat hin der Gebel Bišri8. Palmyra liegt dadurch in einer Position, an der sich die Wege entlang der Berge von Südwesten bis Nordwesten und von Nordosten her bündeln (Abb. 1).

In der beschriebenen Region erlauben mittlere Jahres-niederschläge von ca. 100 – 150 mm keinen Regenfeldbau9. Der gesamte geographische Bereich zwischen den von Pal-myra 150 – 215 km entfernten Städten Westsyriens und dem 250 km entfernten Euphrat ist daher durch pastoralnomadi-sche Lebensweise geprägt10. Bezüglich der Möglichkeiten für den Anbau von Getreide und selbst für Schaf- und Kamel-zucht im Umland Palmyras äußert sich deshalb z. B. E. Wirth in seinem Standardwerk zur Geographie und Geologie Syri-ens sehr zurückhaltend. Während die Regionen nördlich und westlich Palmyras noch eine gute Frühjahrsweide ermög-

lichten, fielen für den Bereich südöstlich der Oase, wie Wirth formulierte, »nicht nur alle Grundlagen für einen Anbau von Nutzpflanzen weg, auch die Weidemöglichkeiten sind – von ausgesprochenen Feuchtjahren abgesehen – sehr spärlich. Dies lässt den Bereich des syrischen Wüstenklimas zu einem menschenleeren Raum werden, der meist auch von Vollno-maden gemieden wird«11.

Dass diese Ansicht dazu verleiten könnte, die agrarischen Potentiale der Region zu unterschätzen, zeigen Wirths eigene Forschungen zu Wadinutzungen im Irak12. Vor allem aber be-legen dies zahlreiche Spuren antiker und rezenter Nutzung. Abbildung 2 zeigt einen Ausschnitt aus einer hochauflösen-den Satellitenaufnahme des Wadi al-Miyah-Wassersystems, ca. 130 km südwestlich von Palmyra und 45 km von der ira-kischen Grenze entfernt. In der Aufnahme sind in großer Deutlichkeit hunderte ehemalige Zeltplätze zu erkennen, von denen die meisten aus den letzten Jahrzehnten stammen dürften13. Mit Strichen sind niedrige, kaum mehr als 20 oder

Abb. 1 Karte von Syrien (Kartengrundlage: M. Grosch – K. Franz, SFB 586).

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 213

14 Das System des Wadi-Waterharvesting wird ausführlich beschrie-ben bei Gilbertson – Hunt 1996; Wilkinson 2003, 168 – 172.

15 Wirth 1962, 23. Die Grenze des Ackerbaus ist daher nicht unmittel-bar mit der Niederschlagsmenge verknüpft, sondern mit der Ratio zwischen Aufwand und Ernteerwartungen, Wirth 1962, 13 – 23.

16 Zu dem Problem der Desertifikation vgl. weiterhin die grundle-gende Studie von Thalen 1979. Zur Situation in Syrien, den ver-

schiedenen Gründen für Überweidung, mit dem Problem beschäf-tigten Organisationen und Lösungsvorhaben s. die verschiedenen Reports von ICARDA (International Center for Agricultural Research in the Dry Areas) und FAO (Food and Agriculture Organization); sowie Sanlaville 2000, 14 – 16; Chatty 2006 und vor allem Bretan 2010.

17 Geyer – Rousset 2001, 114.

30 cm hohe Sperrmäuerchen innerhalb des Wadis angedeu-tet. Sie dienen dazu, nach den sporadischen Regenfällen ab-laufendes Wasser im vorher mit Getreidesamen bestellten Wadibett zu stauen. Dadurch wird der Boden in den meisten Jahren hinreichend durchfeuchtet, um erfolgreich Gerste anbauen zu können. Denn in einer Region mit ca. 100 mm Jahresniederschlag sind schon weitere 100 mm gestautes Wasser für eine Ernte hinreichend14. Schon Wirth wies darauf hin, dass Nomaden den Anbau von Getreide in Wadibetten auch mit dem Risiko des Ernteausfalls oder geringer Ernten als Nebenzweig nomadischer Ökonomie pflegen15. Die zahl-reichen aufgelassenen Zeltplätze, die einen nicht genau zu definierenden, aber nicht unerheblichen Zeitraum abdecken, zeigen die intensive Nutzung dieses Anbausystems in rezen-ten Zeiten.

Wesentlich ist aber darauf hinzuweisen, dass sich die Si-tuation in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten noch

deutlich positiver darstellte als in heutiger Zeit, in der das Gebiet von fortgeschrittener Überweidung betroffen ist16. Wie J. Besançon und andere vor einigen Jahren anhand von Proben aus dem Salzsee bei Palmyra aufzeigen konnten, ist während der Periode von Palmyras größter Bedeutung, d. h. in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, mit einer »mo-dest mais réel« feuchteren Phase etwas höheren Niederschla-ges zu rechnen17. Das negative Bild von Wirth, dass die Wüs-tensteppe gemieden worden sein könnte, muss daher für den fraglichen Zeitraum revidiert werden.

Palmyra, oder besser: die Oase Tadmor, gehört zu ei-ner Reihe von Orten entlang der Kreidehöhen Innersyriens, die Quellen aufweisen (Qaryateine, Tadmor, Arak, Soukhne, Taibe, el-Kowm, vgl. Abb. 1). Tadmor ist dabei die mit Ab-stand größte Oase der syrischen Steppe. Ihre Wassergunst stammt von ihrer Lage in einer abflusslosen Senke zwischen den Kreidehöhen Innersyriens im Norden und den paralle-

Abb. 2 Wadi al-Miyah, Satellitenbild (nach D. Tucker 2008).

Stefan R. Hauser214

18 Khouri 1982, 145: »Hydrogen sulphide water, issuing along the south Palmyrian regional fault system, suggests relatively deep groundwater circulation. Isotopic studies indicate that groundwater age increases along the Palmyrian flow system«.

19 Eine intensive Nutzung der Region (süd-)westlich des heutigen Salzsees während des Neolithikums zeigt sich in den ersten Unter-suchungen des 2008 begonnenen syrisch-italienischen Surveypro-

jektes (D. M. Bonacossi, M. al-Maqdissi, M. Cremaschi), freundliche Mitteilung D. M. Bonacossi.

20 Zu den Texten und archäologischen Belegen für Siedlungstätigkeit in vorhellenistischer Zeit, vgl. du Mesnil du Buisson 1966; Haider 1987; al-Maqdissi 2000; Bounni – al-Maqdissi 2001.

21 Vgl. die Belege bei Yon 2002 mit weiterer Literatur. Zu den Han-delsniederlassungen s. Hauser 2008.

len, südsüdwest – nordnordost verlaufenden Höhenzügen der Palmyraketten. Entlang der südlichen Palmyraketten be-steht ein linearer Grundwasserfluss in nordöstlicher Richtung, dessen Austritt vor allem in die Sabkhet-el-Mouh, den Salz-see südöstlich von Palmyra, erfolgt (Abb. 3)18. Dieser ist der

Rest eines großen pleistozänen Sees, der mit schwindender Feuchtigkeit ausgetrocknet ist. So sind von seinem Rand aus dem Neolithikum zahlreiche mit dem mittelholozänen Kli-maoptimum verknüpfte Siedlungen bekannt19.

Historischer Hintergrund

Als Oase mit ständigem Quellwasser und der Möglichkeit von Ackerbau, Gemüse- und Dattelanbau sowie einem Salzsee zur Gewinnung des lebenswichtigen Minerals war Tadmor der natürliche Treffpunkt und Warenumschlagplatz der Pas-toralnomaden der weiteren Umgebung. Funde aus dem spä-ten 3. Jt. v. Chr. im Bereich des Bel-Tempels zeigen, dass sich dort spätestens zu dieser Zeit eine Siedlung entwickelte, die wahrscheinlich die entsprechende Infrastruktur von Tempel und Markt bot20.

Überregionale Bedeutung gewann die Stadt erst im 1. Jh. v. Chr. Kaufleute aus Palmyra engagierten sich zunehmend im Handel mit Luxusgütern zwischen Indien, dem Arsakiden-reich und dem Mittelmeer. Schon im frühen 1. Jh. errichteten

palmyrenische Händler Niederlassungen und Tempel für den palmyrenischen Gott Bel in den wichtigsten Handelsstädten des westlichen Arsakidenreiches, also Babylon am Euphrat und Seleukia am Tigris. Später entstanden Tempel in Spasi-nou Charax und dem neuen Handelszentrum Vologesias so-wie in Rom21. Bis zur Mitte des 3. Jh. n. Chr. organisierten pal-myrenische Händler einen Großteil des stetig wachsenden Austausches von chinesischen Seiden, indischen Gewürzen und Edelsteinen gegen römische Gläser und Metallgefäße, zwischen Indien und dem Mittelmeer.

Palmyra ist daher in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch im fachlichen Diskurs vor allem anderen das Musterbei-spiel einer Karawanen-Handelsstadt. Dabei gerät ein Aspekt

Abb. 3 Wasserquellen und -versorgung in Palmyra (S. R. Hauser 2010 auf der Grundlage eines Satellitenbildes bereitgestellt von Google Earth, unter Verwendung von Carle 1923; Crouch 1975b, Abb. 1; und eigenen Satellitenbildanalysen).

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 215

22 Schätzungen der Einwohnerzahl gehen weit auseinander und rei-chen bis zu 200 000 Personen. Unter der Annahme einer Besied-lungsdichte von 100 – 150 Personen/ha schlug Savino 1999, 69 – 75, eine Bevölkerungszahl von 40 000 – 60 000 Einwohnern vor. Seine Annahme von weiteren 250 000 Bewohnern in der Umgebung scheint allerdings sehr hoch angesetzt zu sein.

23 Die Standardeditionen sind CIS 3913 und PAT 0259. Zusammen-fassend zur Forschungsgeschichte Brodersen 1987, 153; Matthews 1984, 157 f. Der lange Zeit unbekannte genaue Fundort konnte jüngst von M. Gawlikowski rekonstruiert und in Nachgrabungen be-stätigt werden.

24 Seyrig 1941; Teixidor 1983; Matthews 1984; Brodersen 1987. 25 Degeorge 2002, 94. 26 Bounni – al-Asʿad 1984, 139 sprechen von »etwa drei Kubikme-

ter Wasser in der Minute«, d. h. ca. 50 l/s oder ca. 4320 m3 bzw. 4 320 000 l/Tag. Matthews 1984, 171, berichtet von 155 l/s, wobei er sich wohl auf Carle 1923, 153, bezieht.

27 Kaizer 2002, 143 – 148; Yon 2009, 101 f. 28 Parlasca 1996; s. Eristov u. a. 2009, zu den Grundrissen vgl. 9 – 11 mit

Abb. 1 b.

aus dem Blick: Der Fernhandel hat Palmyra zwar bekannt und seine Bürger sicherlich reich gemacht, doch kann bei allem mit dem Fernhandel erworbenen Reichtum und der damit verbundenen Faszination antiker und moderner Autoren die-ser Handel nicht die Grundlage für die Ökonomie der Stadt, ihr Wachstum und ihre Prosperität gewesen sein22.

Das macht nicht nur ein Blick auf die über 4000 Inschriften der Stadt deutlich, von denen gerade einmal 38 den Fern-handel betreffen. Deutlich wird es vor allem in dem längsten aus Palmyra überlieferten Text, dem Steuergesetz (Tarif) der Stadt. Dieses wurde 1881 nahe der Agora, des Haupthandels-platzes der Stadt gefunden, später nach St. Petersburg ver-bracht und seither in diversen Editionen publiziert und viel-fach diskutiert23. Die vorliegende, zweisprachig in Griechisch (G) und Palmyrenisch (P) verfasste Form des Steuergesetzes stammt aus dem Jahr 137 n. Chr. Darin wird ausführlich die

ältere Version der 60er Jahre des 1. Jh. zitiert, die durch die Neufassung ersetzt wurde (s. u.). Die Paragrafen des Steuer-gesetzes von Palmyra betreffen nun aber nur zu einem gerin-gen Teil Waren des Fernhandels, d. h. konkret Öle und Fette in Ziegenhäuten, verschiedene Hölzer, Wein und Stockfisch, die alle in die Oase importiert wurden. Doch Hinweise auf Fernhandelswaren aus Indien, China oder dem Mittelmeer fehlen vollständig. Am luxuriösesten sind noch Parfümöle in Alabasterfläschchen. Stattdessen beschäftigt sich das Steu-ergesetz intensiv und detailliert mit lokalem Handel und lo-kalen Ressourcen: mit Wegen, Weiden, Nutztieren, Salz und natürlich Wasser, dem Grund dafür, dass die Siedlung in der Steppe überhaupt existieren konnte24. Entsprechend heißt die griechische Überschrift bzw. Eröffnungsformel des Jahres 137: »Tarif des Austausches von Hadriana Tadmor und der Wasserquellen«.

Die Wasserversorgung in Palmyra

Das Wasser für die Gärten der Oase Tadmor und ihre Bewoh-ner stammt nach bisherigen Erkenntnissen aus verschiede-nen Quellen. G. Degeorge fasst den Kenntnisstand folgen-dermaßen zusammen: »Die Wasserversorgung basierte auf der schwefelhaltigen Efqa-Quelle, die die Gärten und Pal-menhaine bewässerte; einem Aquädukt, der das Wasser der Abu al-Fawaris-Quelle zwölf Kilometer westlich fasste; und schließlich einem Kanal, der das Wasser der sieben Kilometer nördlich gelegenen Biyar al-Ami-Quelle heranführte«25. Diese Aussage kann aber noch spezifiziert werden.

Generell wird die Quelle von Efqa als Hauptquelle der Stadt und der Oase angesehen. Das Wasser tritt aus einer Grotte hervor, die über 600 m bis unter den Gebel Muntar verfolgt werden konnte (Abb. 3). Während sie heute nur noch gelegentlich Wasser führt, da dieses für das benachbarte Sham-Hotel und Bewässerungen vorher abgezapft wird, be-tont die ältere Literatur ihren jahreszeitlich schwankungs-freien Ausstoß von etwa 60 l/s oder 5000 m3/Tag (Abb. 4)26.

Ehemals wurde die Quelle Efqa mit dem Gott Yarhibol verbunden27. Der Tempel, der deshalb dort immer vermutet wurde, ist allerdings bislang nicht nachgewiesen worden. Jedoch wurden diverse Altäre an der Quelle selbst ergraben. Zudem konnten drei Gebäude, etwa 30 m entfernt, während der Bauarbeiten für das Meridian-Hotel (heute Sham-Hotel) teilweise freigelegt und im Grundriss dokumentiert werden. Ihre Bedeutung wird durch jüngst publizierte Stucke, ver-mutlich des 2. und 3. Jh. n. Chr., unterstrichen. Deren Funk-tion jedoch muss offen bleiben28. Während der Arbeiten zum Stadtplan von Palmyra konnten nahe der Efqa-Quelle außer-dem die Bauglieder eines oder mehrerer großer Monumente Abb. 4 Efqa-Quelle mit antiker Fassung (Foto: S. R. Hauser, 2005).

Stefan R. Hauser216

29 PAT 1919; zuletzt mit Diskussion und weiterer Literatur ausführ-lich: Kaizer 2002, 145; Yon 2009, 103. Dabei ist nicht ganz sicher wie das bt gbʾ genannte Bauwerk zu verstehen ist. Der Deutung als Becken folgt Yon 2009, 103, der den palmyrenisch-aramäischen Text folgendermaßen übersetzt: »Pendant la curatèle de la source, Bolha, qu’a choisi le dieu Iarhibôl, a bâti cette construction de la source et le mur qui est devant la piscine et le mur extérieur, et il a fait le mur de briques«. Das Wasserbecken setzt er mit dem heute erhaltenen schmalen Bereich am Quellausgang gleich. Damit folgt er weitgehend Gawlikowski 1973, 62; Kaizer 2002, 145 hingegen sah ein spezielles »building of the spring, and the wall in front of the cistern house, and the external wall« als Bauwerke des Bolha an.

30 Kaizer 2002, 145 mit Diskussion und Literatur in Fn. 408 – 409. 31 Bounni – al-As‘ad 1984, 98. 32 Kaizer 2002, 17. 33 Übersetzung mit Ergänzungen nach Brodersen 1987, 155. 800 De-

nare entsprechen etwa 90 Unzen oder 2500 g Silber. 34 Eine weitere Quelle in diesem Bereich wurde 1981 nördlich der

Principia des Lagers freigelegt. Diese versorgte möglicherweise den Allat-Tempel, war aber nicht in das allgemeines Versorgungs-system eingebunden, vgl. Baranski 1997, 9 Taf. 7. 8. Auf dem Plan Schnädelbach 2010, 45 trägt diese Quelleinfassung die Nr. D 200.

35 Vgl. nun die Pläne bei Schnädelbach 2010, 45 f. 36 Crouch 1975b, 155 f. Bounni – al-As‘ad 1984, 140, berichten, dass

diese Quelle eine Schüttung von etwa 1000 m3/Tag habe. Auch sie ist schwefelhaltig und maximal 25 °Celsius warm. Es ist wohl diese Quelle, von der Gertrude Bell in einem Brief vom 20.05.1900 berich-

tet: »We rode down to one of the two springs to which it [Palmyra] owes its existence, a plentiful supply of the clearest water, but so much impregnated with sulphur that the whole world round it smells of sulphur. The horses drank eagerly however and we went on down a line of columns to the second spring which is much pu-rer though it, too, tastes strongly of sulphur. If you let it stand for 12 hours the taste almost goes away, but it remains flat and disagree-able and I add some lemon juice to it before I drink it. It‘s very clean which is a blessing«. s. <http://www.gerty.ncl.ac.uk/letter_details.php?letter_id=1192> (16.08.2010).

37 Bounni – al-As‘ad 1984, 141, weisen darauf hin, dass auch in dem modernen Ort Tadmor noch bis in die 60er Jahre hinein fast jedes Haus seinen eigenen, 18 – 22 m tiefen Brunnen hatte. »Das Wasser, das den Brunnen entnommen wurde, war kühl, etwas salzig und kalkhaltig und weniger rein als das der Quellen«.

38 Crouch 1975b, Abb. 1. 39 Yon 2009, 101. 40 Bounni – al-Asʿad 1984, 140. Diese Anlage liegt seit Jahren in ei-

nem militärischen Sperrgebiet und ist deshalb nicht zugänglich. 41 Carle 1923, eigentl. Abb. nach S. 160; Crouch 1975b, Abb. 1. Jüngste

Ausgrabungen des syrischen Antikendienstes entlang der nördli-chen, üblicherweise Diokletian zugeschriebenen Stadtmauer förder-ten auch ein Wasserreservoir zu Tage, das offenbar mit dieser Fog-gara in Verbindung steht. Das Reservoir bestand aus fünf Kammern, aus denen verschiedene Wasserleitungen bedient wurden, die das Wasser weiter in der Stadt verteilten, vgl. Juchniewicz u. a. 2010, 56.

42 Lanoy – Goodyear 1695, 133, schon zitiert von Crouch 1975 b, 164, und Barański 1997, 7; Wood 1753, 35. Taf. 27.

dokumentiert werden. Diese wurden aber noch nicht pub-liziert. Eine Altarinschrift aus dem Jahr 205 n. Chr. wiederum bezeugt den Neubau eines Gebäudes an der Quelle und von Mauern um ein Wasserbecken zum Auffangen des Quellwas-sers29. Mehrere Inschriften nennen das Amt des Vorstehers (rab) der Quelle, eines offenbar wechselnden Amtes (palm: rb oder auch bʾ pmlwt.n trtn; griech.: εʾ πιμελητής – »Kurator«)30. Das Wasser der Quelle war und ist leicht schwefelig und hat eine konstante Temperatur von 33°31. Es sei jedoch ange-merkt, dass das Efqa-Wasser wegen des hohen Schwefelge-haltes zwar als Heilwasser Anwendung finden kann, wegen seines Geschmackes für Menschen aber auf Dauer keine gute Wasserbasis darstellt. Tatsächlich wurden mit diesem Wasser traditionell die Palmenhaine und Gärten bewässert. Antike Bewässerungsrinnen sind noch heute vielfach in den Hainen zu verfolgen. Zuletzt betonte noch T. Kaizer, dass das Wasser so wenig trinkbar gewesen sei, dass es zwar zur Bewässe-rung, aber nicht als Trinkwasser gedient haben könne, wes-halb es nötig war, Wasser über Aquädukte heranzuführen32. Das wiederum würde bedeuten, dass die Aquädukte schon zur Frühzeit der Siedlung gehören müssten.

Dabei allerdings wurde übersehen, dass schon das Steuer-gesetz in Zeile 58 der palmyrenischen bzw. Zeile 88 der grie-chischen Version (P 58 und G 88) deutlich macht, dass Efqa nicht die einzige Quelle der Stadt war: »Für die Nutzung der beiden Wasserquellen (P: die in der Stadt liegen) (G: pro Jahr) [sind] Den[arii] 800 [zu entrichten]«33. Während die eine der beiden Quellen sicher mit Efqa identifiziert werden kann, ist die zweite erwähnte Quelle nicht sicher lokalisiert. Die Wahrschein-lichkeit ist jedoch hoch, dass es sich bei ihr um eine ebenfalls im Westen der Stadt bei dem späteren Lager des Diokletian lie-gende Quelle handelt34. Im 19. und 20. Jh. wurde deren Wasser in einem abgedeckten Kanal, dessen Verlauf vom Südbereich des Lagers gut auf Luftbildern zu verfolgen ist, durch die antike Stadt und dann offen zur Bewässerung in die Palmenhaine ge-leitet35. Ihre antike Nutzung ist allerdings nicht gesichert36.

Für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung wurden außerdem Brunnen angelegt, nach denen allerdings zumin-dest vor der bislang unpublizierten detaillierten Aufnahme des Stadtplans nicht systematisch gesucht wurde37. Einige Brunnen und Zisternen, die vermutlich von großer Wichtig-keit im täglichen Leben waren, hat D. Crouch verzeichnet38. Weitere Quellen mit Süßwasser sind im Bereich der moder-nen Stadt angetroffen worden. Ihre antike Nutzung ist aber nicht sicher39.

Zusätzliches Wasser wurde über ein System von Aquä-dukten aus den umliegenden Bergen herangeleitet. Al-lerdings sollte man annehmen, dass diese erst angelegt wurden, als das Wachstum der Stadt zusätzliche Wasser-mengen erforderte. Zum einen existierte ein, bis heute lei-der unzureichend publiziertes System, das bis 1968 Wasser aus einer Quelle 11 km nördlich der Stadt mittels eines Bi-yar (oder Abār) al-ʿAmī genannten, unterirdischen Kanals in die Stadt führte. Das Wasser soll frisch und 14° Celsius kalt gewesen sein. Bounni und al-As‘ad beschreiben den Kanal als leicht begehbare Anlage aus behauenen Kalksteinblö-cken, der einen Querschnitt von 2 × 1 m habe40. Der Ein-gang dieser Foggara (oder des Qanat) in die Stadt findet sich in den Plänen von G. Carle and Crouch angedeutet41. Außerhalb der modernen Stadt sind die Aushübe für die Zugänge zu dem unterirdischen Kanal auf Satellitenbildern bis zu einer Distanz von ca. 5 km außerhalb der Stadtmau-ern deutlich sichtbar.

Gut zu verfolgen ist aber vor allem das Abu al-Fawaris genannte System, das durch die westlich von Palmyra ge-legene weite Talebene Wasser in die Stadt führte (Abb. 3). Schon für die frühen europäischen Besucher gehörte dieser Aquädukt zu den herausragenden Bauwerken der Oase. Erst-mals 1695 erwähnt, wurde der unterirdische Kanal bereits von Wood und Dawkins in Schnitten gezeichnet42. Das Ka-nalsystem beginnt an den Hängen des Ruʾaysat Abu Fawa-ris, ca.10 km vom Stadtzentrum entfernt. Auf dessen Kuppe

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 217

43 Die Rekonstruktion des Monuments, von dem ein 1,22 m hoher Sockel, eine 0,41 m hohe Säulenbasis, zwei Säulentrommeln mit 0,84 m Dm. und ein 0,82 m hohes Kapitel noch auf dem Hügel liegen, ist unsicher, vgl. Barański 1997, Taf. 19. Nach Bounni – al-Asʿad 1984, 141, trug die Säule eine Statue des Herakles, von der angeblich zwei größere Fragmente am Fuß des Hügels gefunden wurden. Die publizierten Abbildungen, Barański 1997, Taf. 19, 3. 4, werfen allerdings Fragen auf. Bei dem einen Fragment han-delt es sich um einen vollplastisch ausgearbeiteten Oberkörper vom Halsansatz bis unter die Glutäen. Das andere Fragment zeigt Ober- und Unterschenkel eines unbekleideten Mannes bis ober-halb des Fußansatzes im Relief. Wenn Barańskis Maßangaben stimmen, Oberkörper 0,70 m, Beine 0,75 m, passen die Stücke au-ßerdem auch von der Größe her nicht zueinander. Inwiefern die Fragmente zusammen gehören, ist daher fraglich. Barański 1997, 15, schlägt unter der Annahme ihrer Zusammengehörigkeit und Zugehörigkeit zu dem Monument vor, dass dieses aus einer Säule aus acht Modulen (6,72 m) auf der Basis und dem Sockel bestand, die von dem Kapitell gekrönt wurde, auf dem die etwa lebens-große Statue aufgestellt war. Dies ergäbe eine Höhe von ca. 11 m für das Gesamtmonument.

44 Carle 1923, 155 beschreibt die Situation folgendermaßen: »Au pied de la colline, on compte cinq canalisations formant la patte d´oie, venant se réunir dans un puits de 30 mètres de profondeur.

Ce puits est tout entier dans des calcaires èocenes. Il ne nous pas été possible de connaître les caractères de la roche fond, rien n´indique qu´elle soit emissive d´eau; il s`agit plutôt d´une couche impermeable qui provoque la reunion des eaux superficielles; elles est à la cote 435 alors que le col qui est situé á 10 kilomètres de lá, par lequel passé la canalisation dominant Palmyre est á la cote 430. C´est donc une pente relativement faible de 50 centimètres par kilometre«.

45 Vgl. die Maßangaben bei Barański 1997, 14 f. 46 Für eine detaillierte Beschreibung s. Barański 1997, 12 – 14, der an-

merkt, dass es im Laufe der Zeiten zahlreiche Reparaturen gegeben habe.

47 Barański 1997, 13 und Taf. 2. 48 Vgl. Meysa 1985; Barański 1997, 8 – 11. Zur Datierung der Wasser-

leitungen unter den Principia verweisen Meysa 1985 und Barański 1997, 8, darauf, dass das Entstehungsdatum mit dem Lager zusam-menhängen sollte. Andererseits lässt Meysa 1985, 28, bewusst die Möglichkeit einer Überbauung der älteren Wasserleitung offen, vgl. Barański 1997, 10 – 12, zur Datierung der verschiedenen Wasser-leitungen auch in ältere Zeiten. Die Verläufe der Wasserleitungen sind nun gut zu verfolgen bei Schnädelbach 2010, 44 f.

49 Vgl. Barański 1997, 13. Es fehlt allerdings eine Aufnahme mit Hö-henangaben.

50 Crouch 1975a, 34; ihr folgend Meysa 1985, 32; Barański 1997, 8.

finden sich noch heute die Reste eines Säulenmonumen-tes, das die Hauptquelle und den Beginn der Wasserleitung weithin sichtbar markierte (Abb. 6)43. Das Gesamtsystem wird von verschiedenen Quellen gespeist, d. h. deren Was-ser und offenbar auch kleinere Wadis wurden in die Anlage umgeleitet. Carle identifizierte fünf fächerförmig angelegte Kanäle, die in ein 30 m tiefes Becken münden, von dem aus das Wasser Richtung Stadt geleitet wurde44. In Abbildung 3 sind die möglichen Zuflüsse, die Carle in seinem Plan nur schematisch wiedergegeben hatte, auf der Basis von Satelli-tenbildern eingezeichnet. Von den Höhen des Ruʾaysat Abu Fawaris lässt sich über mehr als 5 km hinweg ein fast schnur-gerade ausgehobener, abgedeckter und sorgfältig gemau-erter Kanal anhand der regelmäßig ca. alle 30 m angelegten Zugänge mühelos im Gelände und auf Satellitenbildern ver-folgen (Abb. 5)45. Eine Fortsetzung findet diese Foggara, die die Ebene westlich Palmyras durchschneidet, in einer oberir-dischen Wasserrinne. Entlang des Tales der Westnekropole ist diese alte Wasserleitung mit mehreren der Erhaltung des Ni-veaus geschuldeten Richtungswechseln und Überbrückun-gen von Seitenwadis für über 3 km deutlich erkennbar46. Eine zweite Wasserleitung aus Terrakottaröhren konnte einige Meter tiefer am Hang an verschiedenen Stellen aufgefun-den werden47. Die Wasserleitung wurde ca. 160 m vor dem Diokletianslager wieder in den Fels geführt und unterquerte dessen Mauern und die Principia. Nördlich davon wurde das Wasser dann mit natürlichem Gefälle in das Rohrleitungsnetz der Stadt geleitet48.

Der Zusammenhang zwischen der Foggara in der Ebene von Abu Fawares und den tönernen bzw. steinernen Wasser-rinnen am Nordrand des Gräbertals, einige Meter oberhalb des es durchfließenden Wadi as-Suraysir, ist bislang nicht erforscht. Zum einen ist am Ostrand der Ebene von Abu Fa-waris der Kanal, u. a. wegen der modernen Straße, nicht mehr zu verfolgen. Zum anderen ist der Verlauf des Aquädukts in der Nähe des westlichen Durchganges zur Oase unklar. Auf dem Satellitenbild (Abb. 3) hebt sich zwischen zwei nördlich davon beginnenden schmalen Höhenrücken ein bewäs-sertes Feld als dunkler Fleck ab. Dessen Nordseite bildet ein gemauerter und aufgeschütteter antiker Damm, über den in

der Verlängerung der Linie der westlichen Foggara ein viel-fach, zuletzt wohl im 8. Jh. reparierter Kanal verläuft, so dass ein Anschluß wahrscheinlich ist49. Das gesamte Wassersystem ist demnach mehr als 10 km lang.

Die Datierung des Aquäduktes ist bislang strittig. Da er am Westende des Gräbertales über einer als Verteidi-gungsmauer interpretierten Anlage liegt, wurde er von Crouch als post-Aurelianisch angesehen50. Andererseits ist M. Barański zuzustimmen, dass die Wasserleitung sicher

Abb. 5 Foggara westlich Palmyra, Blick Richtung Oase (Foto: D. Tucker, 2006).

Stefan R. Hauser218

51 Barański 1997, 15. Eine frühere Datierung schlug Teixidor 1984, 75 f. vor. Als Argumente lassen sich die Form der Bögen des un-terirdischen Kanals und das Kapitell des Monuments anführen, die in das 1.–2. Jh. weisen; Barański 1997, 14 f. Einem früheren Baudatum steht entgegen, dass der Kanal mehrere Grabanla-gen beeinträchtigt. Das Turmgrab 32 (neue Zählung bei Schnä-delbach 2010: Q 134.2), das dem Bautypus nach etwa um die Zeitenwende entstand, ist unmittelbar betroffen. Die Zugänge

zu Turmgrab 39a (neu Q 116) sowie zu den Hypogäen 80 und 81 (neu Q 130 und 129) aus dem frühen 2. Jh. wurden gestört. Auch das durch die Wasserleitung von den anderen Gräbern getrennte Turmgrab 39 (neu Q 115) stammt vermutlich erst aus dem frühen 2. Jh., s. Henning 2001, 44. 81. Bezüglich der von Barański festgestellten Tonleitungen lässt sich keine Datierung festmachen.

52 Bounni – al-Asʿad 1984, 141.

schon in der zweiten Hälfte des 2. Jh., eventuell auch früher, konstruiert wurde51. Der Bau wäre damit eine Reaktion auf das Wachstum der Stadt, zu deren Versorgung die lokalen Quellen nicht mehr reichten. Allein die Quelle unter dem Monument soll einen täglichen Ausstoß von 1000 m3 oder 1 Million Litern gehabt haben52. Über die ehemals tatsäch-lich mögliche Schüttung der gesamten Anlage liegen keine Angaben vor.

Zusammenfassend lässt sich bis hierher festhalten: die Bewohner der Oase Tadmor besaßen offenbar verschiedene Möglichkeiten der Wasserversorgung. In zahlreichen Brunnen

wurden die wasserführenden Schichten für den Hausbedarf erschlossen. Mindestens zwei leicht schwefelhaltige Quellen, von denen zumindest die Quelle Efqa eine starke Schüttung aufwies und aufweist, ergänzten die Wasservorräte und lie-ßen die Bewässerung von Feldern bzw. Palmen- und Obst-hainen zu. Im Laufe des Wachstums der Stadt und ihrer Be-völkerungszahl wurden mindestens zwei Foggarasysteme geschaffen, die kühleres, frischeres Wasser aus den ca. 11 km entfernten Bergen im Norden und Westen heranführten. Die Palmyrener konnte so auf Wasser verschiedener Quellen und unterschiedlicher Qualität zurückgreifen.

Stadt und Umland

Mit der Anlage der verschiedenen Aquädukte griffen die Pal-myrener weit über die unmittelbare Oase in das Umland hin-aus. Es ist zu betonen, dass solch ein Zugriff auf von Nomaden genutzte Weideflächen nicht selbstverständlich ist. Solch ein System verlangt nach der Nutzungsbefugnis über das Wasser

und einer Kontrolle des durchschnittenen Raumes. Ein großer Turm mit Umfriedung, dessen Ruinen sich noch heute etwa in der Mitte des Kanalsystems von Abu al-Fawares deutlich im Gelände und aus der Luft abzeichnen, könnte seiner Instand-haltung gedient haben. Die Ebene westlich Palmyras wurde

Abb. 6 Säulenmonument auf Thaniyat Umm Kursi (Foto: D. Tucker, 2006).

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 219

53 Für diesen Hinweis danke ich J. C. Meyer, der mir auch Fotos der Altäre zur Verfügung stellte.

54 Die Aufnahme dieser Wege wäre eine lohnende Arbeit, die sicher im Rahmen des syrisch-italienischen Surveys westlich Palmyras er-folgen wird.

55 Schmidt-Colinet 1995. 56 Schmidt-Colinet 1995; Schmidt-Colinet 2005, 86 – 90. 57 Brodersen 1987, 155.

58 Zu antikem Salzabbau und -handel in der Region Potts 1984; Simp-son 1994. Zu nomadischen Ressourcen zusammenfassend Franz 2005.

59 Erste Hinweise auf Bazzurīya bei Wiegand 1932, 10 – 12; nun mit der Spätdatierung Genequand 2004a und 2004b; vgl. auch Bau-zou 1993, 46 – 48 zu Bkhara. Insbesondere das namengebend süße Quellwasser von Sukkarīye ist heute noch in der Region be-rühmt.

südlich und vor allem westlich der Wasserleitung in Ackerland verwandelt und stand damit wahrscheinlich in einer gleichen Nutzung wie heute. Eine Untersuchung dazu steht jedoch noch aus. Als Beleg dafür können aber schon jetzt zwei Altäre für den palmyrenischen Bel, den Hauptgott der Stadt, gel-ten53. Sie stehen 16 km vom Ortseingang oder 20 km vom Bel-tempel entfernt inmitten der rezent angelegten Felder und deuten damit an, dass die potenziellen Ackerflächen auch in der Antike genutzt wurden.

Die Beispiele der Belaltäre in den Feldern und der Kontroll-bauten an der westlichen Foggara machen deutlich, dass mit der Nutzung der Wasserquellen der Umgebung eine Verän-derung der Landschaftsnutzung einhergeht. Die Errichtung eines weithin sichtbaren Säulenmonumentes oberhalb des Kopfes des Aquäduktes von Abu al-Fawares signalisierte die-sen Aneignungsprozess.

Die beschriebene Versorgung der Stadt Palmyra mit zu-sätzlichem Wasser beleuchtet drei wesentliche Veränderun-gen im Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Umland:1. die Aneignung der Kernressource Wasser, 2. eine Umwandlung der Nutzung des Raumes, in dem diese

Ressource vorkommt bzw. genutzt wird, so dass3. damit eine Aneignung eben dieses Raumes verknüpft ist.

Die Erschließung neuer Ackerflächen in einer pastoralno-madisch geprägten Landschaft bedeutet eine Appropriie-rung einer zuvor für Weidewirtschaft zugänglichen Fläche. Der Zugang dazu war sicherlich auch zuvor geregelt über traditionelle Zuschreibungen von Weidegründen an be-stimmte Stämme oder Familien. Die Wasseranlagen und die sie begleitenden Bauten zeigen nun aber städtisch gestützte Ansprüche auf das Land, die zur Einschränkung des Zugangs geführt haben werden.

Die Umwandlung des traditionell pastoralnomadisch genutzten Raums in einen städtisch kontrollierten Bereich während des 1.–3. Jh. lässt sich nicht nur anhand der Wasser-gewinnung und der Belaltäre in den Feldern nachweisen. Sichtbar wird diese Aneignung des Raums und der darin vor-handenen Ressourcen rund um Palmyra in verschiedenen ar-chäologischen Befunden, aber auch in den Texten, die wir aus der Stadt selber kennen. Die vielfältigen Befunde können hier nicht im Einzelnen diskutiert werden. Ein Überblick aber kann zeigen, welche Indizien sich für den Prozess der Appropriie-rung finden:

a) Das unmittelbare UmlandZunächst soll der unmittelbare Umkreis der Oase betrachtet werden. Dieser wird als Radius von 12 km veranschlagt, eine Distanz, die von Palmyra aus an einem Tag leicht hin- und zu-rück bewältigt werden kann.

Innerhalb dieses Radius finden sich außer der intensiven Aneignung der Kernressource Wasser zunächst einmal zahl-reiche Hinweise auf einen starken Ausbau von Wegen. Reste solcher Wegeführungen sind an diversen Stellen in den Ber-

gen der Umgebung von Palmyra zu beobachten, wurden bislang aber noch nicht dokumentiert54.

Eine weitere Form der Ressourcenaneignung besteht im Abbau von Baumaterialien. In den Bergen nordöstlich von Palmyra wurden mehrere Steinbrüche aufgefunden und von A. Schmidt-Colinet dokumentiert55. Einige Säulen liegen hier noch im halbfertigen Zustand, andere waren bei Einstellung der Arbeiten sogar nahezu abholbereit, um in die ca. 12 km entfernte Stadt geschafft zu werden56.

Wie die Anlage von Wegen erscheint der Abbau von Steinen als geringer Eingriff in die Landschaft und mögliche Rechte von Nomaden. Ein anderer Zugriff auf Ressourcen der Umgebung war sicher von größerer Bedeutung: die An-eignung des Salzabbaus durch die Stadt. Auskunft darüber gibt uns das Steuergesetz von Palmyra, dessen Fassung von 137 n. Chr. ausführlich die ältere Version der 60er Jahre des 1. Jh. n. Chr. zitiert. Diese wiederum begann, wie schon oben genannt, in der palmyrenischen Version mit den Worten: »Tarif (Steuergesetz) von Tadmor und den Wasserquellen und vom Salz, das in der Stadt und ihrem Umland ist«57. Da-mit gibt die Formel einen deutlichen Hinweis auf die heute oft unterschätzte Wichtigkeit dieses Gutes, dessen Konsum eine lebenswichtige Rolle für den Wasserhaushalt, das Ner-vensystem, die Verdauung und den Knochenaufbau spielt. Bedeutsam ist dabei, dass der Abbau von Salz und dessen Handel in der weiteren Region eine typische Erwerbsquelle des üblichen »multi-resource-nomadism« ist58. Palmyra konnte nun auch an diesem Punkt von der Gunst der Natur profitieren, liegt die Oase doch neben einem ausgedehn-ten Salzseeareal, das traditionell Nomaden zum Salzabbau diente. In den Paragrafen des Tarifs aber wird deutlich, dass dieser Salzabbau schon Mitte des 1. Jh. von der Stadt kont-rolliert wurde.

Im Zuge der Erweiterung der Stadt gelangten demnach vom 1. Jh. an die Ressourcen der Umgebung, Wasser, Salz, Baumaterial und potenzielle Ackerflächen, maßgeblich unter die Kontrolle Palmyras. Wege stellten eine neue Infrastruktur her. Die Landschaft wurde durch Baumaßnahmen und Rück-griffe auf die natürlichen Ressourcen verändert und als Exten-sion des städtischen Raumes angeeignet;

b) Das weitere Umland, die PalmyreneNicht nur die nähere Umgebung, auch das weitere Hinter-land wurde im Verlauf des 1.–3. Jh. nachweislich tiefgreifend umgestaltet. Schauen wir zunächst in die Bereiche südlich der Stadt und westlich des Salzsees. Hier findet sich sicher ab dem 2. Jh. eine ähnliche Situation wie in den Feldern west-lich von Palmyra. Etwa 20 km südlich der Oase finden sich mit Bakhra, Bazurrīya und Sukkarīya mehrere Siedlungen, die zwar in ihrer heutigen Ruinengestalt vor allem dem 5.–7. Jh. zugehören, aber zumindest partiell schon für das 2. Jh. über dort gefundene Inschriften zu belegen sind59. Diese nutzen das Wasser der Brunnen zu landwirtschaftlichen Zwecken.

Stefan R. Hauser220

Dabei ist noch einmal festzuhalten, dass wir zu der frag-lichen Zeit eine geringfügig, aber spürbar feuchtere Phase erwarten können, die eben genau den Unterschied zwi-schen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Ernten ausma-chen kann. Das hat sicherlich auch den Baumbestand auf den Hügeln und Bergen um die Stadt begünstigt, der durch Klimawandel und menschliches Eingreifen inzwischen fast verschwunden ist. Doch ist noch aus der Neuzeit überliefert, dass der Ğebel Muntar, unter dem die Efqa-Quelle entspringt, als Berg der Terebinthinen-Pistazie bekannt war, aus der Harz gewonnen wird. Zu Recht führt J. Matthews aus, dass allein die Tatsache, dass eine Klausel im Steuergesetz (G 171) den lokalen Handel mit Pinienkernen zum Inhalt hat, auf verän-derte Bedingungen verweist60.

Solche Bäume finden sich heute nur noch vereinzelt in den Bergen im Norden Palmyras, wo D. Schlumberger schon in den dreißiger Jahren des 20. Jh. eine rege Siedlungs-tätigkeit des 2. und 3. Jh. feststellen konnte61. In einem etwa 20 km × 20 km großen Gebiet des Gebel aš-Šaʾ ir und des Gebel Abū Rugmain fand er auf 800 – 1000 m Höhe mit 15 Or-ten eine dichte Abfolge von Dörfern (Abb. 7). Diese zeigen jeweils eine Anzahl von größeren Einzelgehöften, deren Mau-ern noch an der Oberfläche zu verfolgen waren. Aber auch Tempel mit reicher Ausstattung, Altäre und Weihreliefs mit palmyrenischen Inschriften des 2. und 3. Jh. fanden sich hier. Die Siedlungen weisen zahlreiche Zisternen und Brunnen auf und wurden von Schlumberger vor allem mit saisonaler Pferdezucht verbunden62. Der architektonische Aufbau der zahlreichen Gehöfte, die komplexen Siedlungsstrukturen mit Tempeln und verschieden großen Gebäudekomplexen so-wie die hohe Dichte der Siedlungen lassen aber eine perma-nente, deutlich intensivere Nutzung der Orte vermuten63.

Neuere archäologische Begehungen in dem nach Norden in Richtung Isriyeh anschließenden Gebiet des Wadi Abyad und seiner Nebentäler sowie der begrenzenden Höhenrü-cken (Ğebel Abyad und Ğebel Chaar) zeigen nun, dass auch diese heute rein pastoral genutzte Region in der Blütezeit Palmyras und in frühbyzantinischer Zeit intensiver besiedelt war. Sie lassen den Rückschluss zu, dass im 2./3. Jh. zum ei-nen die Routen durch die Berge mit Wachposten und Kha-nen bestückt waren. Zum anderen zeigen die zahlreichen eingefassten Brunnen, Wassersammelstellen, Farmen und Dörfer mit elaborierten Wassersammel- und Bewässerungs-systemen, dass die Region in einen umfassenden Umgestal-tungsprozess eingebunden war, bei dem mögliche Wasser-ressourcen systematisch erschlossen wurden64.

Dass zu jener Zeit große Anstrengungen zur Bewässerung und damit ackerbaulichen Erschließung weiter Flächen un-ternommen wurden, zeigt anschaulich der Staudamm von Kharbaqa, 68 km Luftlinie südwestlich von Palmyra. Mit einer Länge von 365 m und einer von Schlumberger gemessenen Höhe von 20,5 m war er bis zur Vollendung des ath-Thawra-(Assad-)Staudamms 1973 der mächtigste Staudamm Syriens. Hinter ihm stand ein 1,5 km langes Staubecken zur Verfü-gung, das sich heute zu großen Teilen mit Schwemmsand ge-füllt hat. Der Staudamm, dessen Ursprung mit Schlumberger generell im 2. Jh. angenommen wird, diente zur Bewässerung großer Flächen in der Nähe des späteren omayyadischen Qasr al-Heir al-Gharbi65. Der Staudamm lag in römischer Zeit in etwa auf der Grenze zwischen dem Einflussgebiet von Emesa (Homs) und Palmyra, wie sich durch einen (nicht im Original-kontext befindlichen) Grenzstein belegen lässt, der in Qasr al-Heir al-Gharbi gefunden wurde66. Inwieweit der territoriale Anspruch der Stadt den Damm einschloss, bedarf einer ge-sonderten Diskussion, deren Ergebnis stark von dem jeweili-gen Bild, das man sich von Palmyras Einfluss macht, abhängt.

Doch wo auch immer die exakte Grenze zu zentralen Orten der römischen Provinz Syria lag, sicher geht aus dem oben Gesagten hervor, dass eine weit reichende Verände-rung der Siedlungsstrukturen und der Landnutzung südlich, westlich und nördlich Palmyras im 1.–3. Jh. zu konstatieren ist. Dass dies als eine Aneignung des Raumes zu verstehen ist, wird im Steuergesetz der Stadt deutlich. Dessen Zeilen P 109 – 113 bzw. G 187 – 191 führen aus, dass Lebensmittel von außerhalb des Umlandes besteuert werden sollen, solche aber, »die sie in die Dörfer oder aus den Dörfern bringen, sol-len von der Steuer ausgenommen werden, wie ihnen auch zugesagt wurde«67. Da die Ortschaften wiederum neu ange-legt sind, kann man vermuten, dass diese Zusage den Dorf-bewohnern bei der Ansiedlung erteilt wurde.

Andererseits bestimmt das Steuergesetz (P 145 – 147), dass Tiere von außerhalb des Umlandes – außer wenn sie nur zur Schur in die Stadt kommen – besteuert werden. Zudem wer-den von denjenigen, die nicht zu den Dörfern und Siedlungen der Palmyrene gehören, Abgaben für Weiderechte in der Pal-myrene erhoben (G 233 – 237). Ich möchte dies als Referenz zu Pastoralnomaden mit weiten Wanderungen verstehen, die von solchen Hirten unterschieden werden, die ihre Tiere in-nerhalb des Gebietes der Palmyrene weideten. Die Aneignung von Wasser und Grund führte so zu einer Enteignung der Pas-toralnomaden, die nun genötigt waren, sich mit den neuen Nutzern unter dem Schutz der Stadt auseinanderzusetzen.

60 Matthews 1984, 171. 61 Schlumberger 1951. 62 Schlumberger 1951. 63 Hier wäre eine Untersuchung der wasserwirtschaftlichen Einrich-

tungen wünschenswert, die D. Schlumberger kaum erwähnt. 64 Vgl. Krüger 2007 sowie die sehr ausführlichen Berichte über die er-

sten Ergebnisse Meyer 2008 und Meyer 2009. Der Survey zwischen Palmyra und Isriyeh war 2006 als syrisch-norwegisches Projekt von der Antikenverwaltung (DGAMS) vorläufig genehmigt worden. Dabei stand die Verfolgung möglicher Handelswege und -statio-nen im Vordergrund. Das Gebiet war aber auch für die Frage nach nomadischer Nutzung von Steppen im Hinterland von Palmyra und möglichen Veränderungen im Zuge der Ausweitung von Pal-myras Einfluss für das in Anm. 1 genannte Teilprojekt D7 des SFB 586 von hohem Interesse. Nach einem Arbeitstreffen im Juni 2006 in Bergen, bei dem auch die Grenzen des konkret zu beantragen-den Surveygebietes bestimmt wurden, wurde eine Beteiligung der

MLU Halle zwischen J. C. Meyer (Bergen) und Verf. (damals Halle) vereinbart. Ein überarbeitetes gemeinsames Konzept, das die ver-schiedenen Fragestellungen zusammenführte, und eine konkrete Surveystrategie wurden in zahlreicher Korrespondenz und bei ei-nem Treffen im Februar 2007 in Halle erarbeitet. Zur Vorbereitung wurden von Seiten des SFB 586 hochauflösende Satellitenbilder der Region analysiert, s. Krüger 2007. Leider wurde die beantragte Umformung des syrisch-norwegischen in ein trinationales Projekt von der DGAMS nicht genehmigt, so dass das Projekt mit den er-weiterten Fragestellungen nun allein von Bergen aus durchgeführt wird.

65 Schlumberger 1939b. Genequand 2006 schlägt nun eine Umdatie-rung des Damms in die Omayyadenzeit vor.

66 Schlumberger 1939a, 70 folgert sogar: »C’est pourquoi j’inclinerais à regarder le barrage et l’oasis comme l’oeuvre des Palmyréniens, et à rattacher l’un et l’autre au territoire de Palmyre«.

67 CIS 3913; PAT 0259.

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 221

68 Poidebard 1934, 105 – 117. 69 Vgl. u. a. Gawlikowski 1983; Hartmann 2001, 54 – 56; Edwell 2008,

50 – 62. 72 – 74 mit den Textquellen und weiteren Verweisen.

70 Teixidor 1963; Matthews 1984, 170 – 171.

Was das bedeutet, sehen wir letztlich auch in jenem Be-reich, den Wirth als »menschenleeren Raum« beschrieben hatte, der Steppe südöstlich der Oase. Durch diese führt die Handelsroute zum heute irakischen Euphrat. Entlang der Strasse nach Hīt finden wir eine schon durch P. A. Poidebard in den 30er Jahren nachgewiesene intensive Kontrolle der Wasserstellen: beginnend in Gennae, einem ersten Stopp jen-seits des Salzsees und dann über das Wadi al-Miyah mit Umm as-Salabikh und das Wadi as-Swab, bis hinüber zum Euphrat (Abb. 7)68. Nicht umsonst sind palmyrenische Truppen im 2. Jh. bis hinein in das Arsakidenreich als Steppenpolizei inschriftlich belegt69. Im Zusammenhang mit einigen dieser Kastelle entste-hen Staudämme und Wassersammelstellen. Mit diesen Kastel-len und Staudämmen greift Palmyra auch im Osten, vor allem entlang des Wadi al-Miyah, in die Bewegungsfreiheit der Pasto-ralnomaden und die traditionelle Wirtschaft ein.

Die Kastelle und Dämme, die sicher an traditionellen Was-serplätzen angelegt wurden, sorgten nun durch die verän-derte Verteilung des Wassers für eine Kontrolle dieser Res-source. Sie ermöglichten eine permanente Anwesenheit von

Truppen und eine Kontrolle der Umgebung bzw. Beeinflus-sung der Weidezüge. Ebenso wie durch die Strasse nach Hīt entstand dabei sicher keine feste Grenze. Doch beschrieben die bewachten Wasserplätze ein kontrolliertes Gebiet, mar-kierten eine Grenzlinie und signalisierten Besitzansprüche.

Eine gewisse Kontrolle entstand damit aber auch über einen wichtigen wasser-bezogenen Bestandteil nomadischer Ökonomie. Denn als solcher muss das oben beschriebene unaufwendige System des Wadi-Waterharvesting verstanden werden, bei dem die niedrigen Quermäuerchen Teile des abfließenden Wassers in den Wadis zurückhalten. Die zahl-reichen aufgelassenen Zeltplätze (Abb. 2) zeigen die inten-sive Nutzung dieses Anbausystems in rezenten Zeiten. Dass das System ähnlich in palmyrenischer Zeit existierte, stützt eine Inschrift aus der Qa´ara Senke, 200 km südöstlich von Palmyra. Sie erinnert an Männer, die »hier an den Grenzen« mit Abgar, dem Sohn des Hairan zur Ernte waren70. Was die Formel »hier an den Grenzen« genau meint, ist unklar. Doch scheint es durchaus plausibel, darunter die Grenzen des Ein-flusses von Palmyra zu verstehen.

Die Aneignung von Wasser und Raum: Palmyra als Territorialmacht

Die oben geschilderten Entwicklungen lassen sich in erster Linie als eine politische Aneignung von Ressourcen und eine Umnutzung des Raums verstehen. Die physischen Verände-rungen des Raums, z. B. durch den Bau von Kastellen und Be-wässerungsanlagen standen aber in unmittelbarem Zusam-menhang mit einer veränderten Wahrnehmung des Raums.

Dieser wurde durch das bewusste Setzen von Zeichen, von »territorialen Markern«, durch Palmyra beansprucht. Darunter sind nicht nur die Kastelle und Wachtürme sowie Straßen zu verstehen. Deutliche Zeichen des Anspruches von Palmyra wurden im Zusammenhang mit der Aneignung des Wassers der Region gesetzt:

Abb. 7 Antike Siedlungen, Kastelle, Wachtürme und die wichtigsten Wasserstellen in der Umgebung von Palmyra (S. R. Hauser 2010 auf der Grund-lage eines Satellitenbildes bereitgestellt von Google Earth, unter Verwendung von Poidebard 1934, den Karten 3658 II – IV und 3659 II – III von DMA 1989 und eigenen Satellitenbildanalysen).

Stefan R. Hauser222

– mit der regelhaften Einfassung von Brunnen; – mit dem Aufstellen von Altären für Bel in Feldern; – und dem Bau von Foggaras und Aquädukten, deren Ende

nicht einfach konstruktiv ist, sondern weit draußen in der Bādiya mit der Markierung der Endstelle durch ein Monu-ment endete (Abb. 6).Wie die Steuergesetze und die archäologischen Funde

deutlich machen, entstanden klare Trennlinien zwischen der Stadt mit integrierten Nomaden im Umland und an-derer tribaler Gruppen. Spätestens Ende des 2. Jh. hatte

Palmyra sich von einer Oasenstadt in eine Territorialmacht umgewandelt, die durch Handel, Schutz und Wasserbau-maßnahmen zu einer in der Region einmaligen Integration nomadischer Gruppen führte. Von ihrem Zentrum an den Quellen und dem Beltempel in der Oase griff die Stadt weit in die Steppe aus und eignete sich deren Ressourcen an. Die Aneignung des Wassers war dabei ein wesentlicher Teil der Transformation einer ganzen Region unter der Ägide der wirtschaftlichen und entstehenden politischen Territori-almacht Palmyra.

Bibliographie

Alföldy 2005G. Alföldy, Romanisation – Grundbegriff oder Fehlgriff? Überlegun-gen zum gegenwärtigen Stand der Erforschung von Integrations-prozessen im Römischen Reich, in: Z. Visy (Hrsg.), Limes XIX, Proceed-ings of the XIX Congress of Roman Frontier Studies in Pécs 2003 (Pécs 2005) 25 – 56

al-Maqdissi 2000M. al-Maqdissi, Notes sur les sondages réalisés par Robert du Mesnil du Buisson dans la cour du sanctuaire de Bêl à Palmyre, Annexe, Première campagne 1965, Deuxième campagne 1967, Syria 77, 2000, 137 – 158

Barański 1997M. Barański, Western Aqueduct in Palmyra, Studia Palmyreńskie 10, 1997, 7 – 17

Bauzou 1993T. Bauzou, Epigraphie et toponymie: le cas de la Palmyrène du sud-ouest, Syria 70, 1993, 27 – 50

Bounni – al-Asʿad 1984A. Bounni – Kh. al-Asʿad, Palmyra. Geschichte, Denkmäler, Museum (Damaskus 1984)

Bounni – al-Maqdissi 2001Bounni, Adnan – Michel al-Maqdissi, Note sur un sondage dans la cour du sanctuaire de Bêl à Palmyre, Topoi 11/1, 2001, 17 – 34

Bretan 2010A. Bretan, Die syrische Steppe: Mobile Viehzucht, internationale Ent-wicklungshilfe und globale Märkte, Nomaden und Sesshafte 13 (Wiesbaden 2010)

Brodersen 1987K. Brodersen, Das Steuergesetz von Palmyra, in: E. M. Ruprechts-berger (Hrsg.), Palmyra. Geschichte, Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt (Frankfurt 1987) 153 – 159

Carle 1923G. Carle, De l´alimentation en eau Palmyre dans les temps actuels et anciens, La Géographie 40, 1923, 153 – 160

Chatty 2006D. Chatty, Assumption of Degradation and Misuse: the Bedouin in the Syrian Bādiya, in: D. Chatty (Hrsg.), Nomadic Societies in the Mid-dle East and North Africa entering the 21st century, Handbook of Ori-ental Studies 1/81 (Leiden 2006) 737 – 758

CISJ.-B. Chabot (Hrsg.), Corpus inscriptionum semiticarum. Pars secun-da. Tomus III : Inscriptiones palmyrenae (Paris 1926 – 1947)

Crouch 1975aD. P. Crouch, The Ramparts of Palmyra, Studia Palmyreńskie 6/7, 1975, 6 – 44

Crouch 1975bD. P. Crouch, The water-system of Palmyra, Studia Palmyreńskie 6/7, 1975, 151 – 186

DMA 1989US Defense Mapping Agency Topographic Center, Syria 1 : 50 000 (Washington/DC 1989)

Degeorge 2002G. Degeorge, Palmyra (München 2002)

Du Mesnil du Buisson 1966R. du Mesnil du Buisson, Première campagne de fouilles à Palmyre, CRAI 1966, 158 – 187

Edwell 2008P. M. Edwell, Between Rome and Persia. The middle Euphrates, Mes-opotamia and Palmyra under Roman control (London 2008)

Eristov u. a. 2009H. Eristov – N. Blancs – C. Allag Les stucs trouvés près de la source Efqa à Palmyre, Document d´archéologie Syrienne 16 (Damaskus 2009)

Franz 2005K. Franz, Resources and Organizational Power. Some Thoughts on Nomadism in History, in: S. Leder – B. Streck (Hrsg.): Shifts and Drifts in Nomad-Sedentary Relations, Nomaden und Sesshafte 2 (Wies-baden 2005) 55 – 77

Gawlikowski 1973M. Gawlikowski, Le temple palmyrénien, Palmyre 6 (Varsovie 1973)

Gawlikowski 1983M. Galikowski, Palmyre et l´Euphrate, Syria 60, 1983, 53 – 68

Gawlikowski 1996M. Gawlikowski, Palmyra and its Caravan Trade, AAS 42, 1996, 139 – 145

Gawlikowski 2003M. Gawlikowski, Palmyra: From a Tribal Federation to a City, in: K. S. Freyberger – A. Henning – H. von Hesberg (Hrsg.), Kulturkonflikte im Vorderen Orient an der Wende vom Hellenismus zur römischen Kai-serzeit, OrA 11 (Rahden/Westf. 2003) 7 – 10

Genequand 2004aD. Genequand, Al-Bakhra’ (Avatha), from the Tetrarchic Fort to the Umayyad Castle, Levant 36, 2004, 225 – 242

Genequand 2004bD. Genequand, Châteaux omeyyades de Palmyrène, Annales Islam-ologiques 38, 2004, 3 – 44

Wasser als Ressource: Palmyra als Territorialmacht 223

Genequand 2006D. Genequand, Some Thoughts on Qasr al-Hayr al-Gharbi, its Dam, its Monastery and the Ghassanids, Levant 38, 2006, 63 – 84

Geyer – Rousset 2001B. Geyer – M.-O. Rousset, Les steppes arides de la Syrie du Nord à l’époque byzantine ou la rouée vers l’est, in: B. Geyer (Hrsg.), Con-quête de la Steppe et approriation des terres sur les marges arides du Croissant fertile (Lyon 2001) 111 – 121

Gilbertson – Hunt 1996D. Gilbertson – Ch. Hunt, Romano-Libyan agriculture: walls and floodwater farming, in: G. Barker – D. Gilbertson – B. Jones – D. Mat-tingly (Hrsg.), Farming the Desert: The UNESCO Libyan Valleys Ar-chaeological Survey 1, Synthesis (London 1996) 191 – 225

Gotter 2000U. Gotter, ›Akkulturation‹ als Methodenproblem, in: S. Altenkamp – M. Hofter – M. Krumme (Hrsg.), Posthumanistische Klassische Archäologie, Historizität und Wissenschaftlichkeit von Methoden (München 2001) 255 – 280

Haider 1987P. Haider, Vor- und Frühgeschichte der Oase von Palmyra, in: E. M. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra: Geschichte, Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt (Frankfurt/M. 1987) 115 – 118

Hartmann 2001U. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, Oriens et Occidens 2 (Stuttgart 2001)

Hauser 2008S. R. Hauser, Tempel für den palmyrenischen Bel, in: R. Rollinger – A. Luther – J. Wiesehöfer (Hrsg.), Getrennte Wege? Kommunikation, Raum und Wahrnehmung in der Alten Welt, Oikumene, Studien zur antiken Weltgeschichte 2 (Frankfurt 2008) 228 – 255

Henning 2001A. Henning, Die Turmgräber von Palmyra. Eine lokale Bauform als Ausdruck kultureller Identität (Diss. Universität Köln 2001) <http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=973383119> (17.05.2011)

Hingley 2005R. Hingley, Globalizing Roman Culture: Unity, Diversity, and Empire (London 2005)

Juchniewicz u. a. 2010K. Juchniewicz – Kh. Asʿad – Kh. Al-Hariri, The defense wall in Palmyra after recent Syrian excavations, Studia Palmyreńskie 11, 2010, 55 – 73

Kaizer 2002T. Kaizer, The Religious Life of Palmyra, Oriens et Occidens 4 (Stutt-gart 2002)

Kaizer 2007T. Kaizer, »Palmyre, cité grecque«? A question of coinage, Klio 89, 2007, 39 – 60

Khouri 1982J. Khouri, Hydrogeology of the Syrian steppe and adjoining arid ar-eas, Quarterly Journal of Engineering Geology and Hydrogeology 15, 1982, 135 – 154

Krüger 2007S. Krüger, GIS- & FE-gestützte Modellbildung zur Planung archäolo-gischer Feldbegehung am Beispiel von Palmyra – Isriyeh, Syrien (un-publ. Diplomarbeit TFH Berlin 2007)

Lanoy – Goodyear 1695T. Lanoy – A. Goodyear, An Extract of the Journals of two several Voy-ages of the English Merchants of the Factory of Aleppo to Tadmor,

anciently call’d Palmyra, Philosophical Transactions 19, 1695, 129 – 160, <http://rstl.royalsocietypublishing.org/content/19/215 – 235/129.full.pdf> (17.05.2011)

Matthews 1984J. T. Matthews, The Tax Law of Palmyra: Evidence for Economic His-tory in a City of the Roman East, JRS 74, 1984, 157 – 180

Meyer 2008J. C. Meyer, Surface Survey between Palmyra and Isriye, April 2008, Joint Syrian-Norwegian Project, Preliminary Report, <http://www.org.uib.no/palmyrena/documents/Survey2008.pdf> (17.05.2011)

Meyer 2009J. C. Meyer, Palmyrena, Palmyra and the surrounding territory, Joint Syrian-Norwegian project surface survey north of Palmyra, April and May 2009, Preliminary Report, Historical Period (Bergen 2009)

Meysa 1985H. Meysa, Remarks on the western aqueduct of Palmyra, Studia Palmyreńskie 8, 1985, 27 – 33

PATD. R. Hillers – E. Cussini, Palmyrene Aramaic Texts (Baltimore 1996)

Parlasca 1996K. Parlasca, Funde figürlicher Stuckdekorationen auf dem Gelände des Hotel Meridien in Palmyra, Palmyra and the Silk Road, AAS 42, 1996, 291 – 296

Poidebard 1934A. Poidebard, La Trace de Rome dans le désert de Syrie, Le Limes de Trajan a la Conquête Arabe, Recherches Aériennes 1925 – 1932 (Paris 1934)

Potts 1984D. T. Potts, On salt and salt gathering in ancient Mesopotamia; JESHO 27, 1984, 225 – 271

Rostovtzeff 1932M. Rostovtzeff, Les inscriptions caravanières de Palmyre, in: Mélanges Gustave Glotz Tome II. (Paris 1932) 793 – 811

Sanlaville 2000P. Sanlaville, Environment and Development, in: M. Mundy – B. Mus-allam (Hrsg.), The Transformation of Nomadic Society in the Arab East (Cambridge 2000) 6 – 16

Sartre 1996M. Sartre, Palmyre, cité grecque, Palmyra and the Silk Road, AAS 42, 1996, 385 – 405

Savino 1999E. Savino, Città di frontiera nell’impero romano. Forme della romaniz-zazione da Augusto ai Severi (Bari 1999)

Schlumberger 1939 aD. Schlumberger, Bornes frontières de la Palmyrène, Syria 20, 1939, 43 – 73

Schlumberger 1939 bD. Schlumberger, Les fouilles de Qasr el-Heir el-Gharbi (1936 – 1938). Rapport préliminaire, Syria 20, 1939, 195 – 238

Schlumberger 1951D. Schlumberger, La Palmyrène du nord-ouest, Villages et lieux de culte de l’époque impériale, Recherches archéologiques sur la mise en valeur d’une région du désert par les Palmyréniens (BAH 49) (Paris 1951)

Schmidt-Colinet 1995A. Schmidt-Colinet, The quarries of Palmyra, ARAM 7, 1995, 53 – 58

Stefan R. Hauser224

Schmidt-Colinet 2005A. Schmidt-Colinet (Hrsg.), Kulturbegegnung im Grenzbereich 3(Mainz 2005)

Schnädelbach 2010K. Schnädelbach, Topographia Palmyrena I: Topography, Documents d´archéologie syrienne 18 (Damaskus 2010)

Schörner 2005G. Schörner (Hrsg.), Romanisierung – Romanisation, Theoretische Modelle und praktische Fallbeispiele, BARIntSer 1427 (Oxford 2005)

Schuol 2000M. Schuol, Die Charakene, Oriens et Occidens 1 (Stuttgart 2000)

Seyrig 1941H. Seyrig, Le Statut de Palmyre, Syria 22, 1941, 155 – 74

Simpson 1994St. J. Simpson, Gazelle-hunters and salt-collectors: a further note on the Solubba, BASOR 293, 1994, 79 – 81

Sommer 2005M. Sommer, Roms orientalische Steppengrenze, Palmyra – Edessa- Dura-Europos – Hatra, Eine Kulturgeschichte von Pompeius bis Dio-cletian, Oriens et Occidens 9 (Stuttgart 2005)

Teixidor 1963J. Teixidor, Deux inscriptions palmyréniennes du Musée de Bagdad, Syria 40, 1963, 33 – 46

Teixidor 1983J. Teixidor, Le tarif de Palmyre, I. Un commentaire de la version pal-myrénienne, Aula Orientalis 1, 1983, 235 – 252

Teixidor 1984J. Teixidor, Un port romain du désert. Palmyre et son commerce d‘Auguste à Caracalla, Semitica 34, 1984, 7 – 125

Thalen 1979D. C. P. Thalen, Ecology and Utilization of Desert Shrub Rangelands in Iraq (Den Haag 1979)

Tucker 2009D. J. Tucker, Tracking Mobility in the Syrian Desert. Potential of Simple Features for Mapping Landscapes of Mobile Pastoralists, Computer Applications to Archaeology 2009 (Williamsburg 2009) <http://www.caa2009.org/PapersProceedings.cfm> (15.10.2012)

Tucker i. D.D. J. Tucker, Decoding the Landscape. Nomadic Use of Space in Wadi al-Miyah, in: St. R. Hauser (Hrsg.), The Visibility of Nomads and Seasonal Occupation in the Archaeological Record (Nomaden und Sesshafte) (Wiesbaden im Druck)

Wiegand 1932Wiegand, Theodor (Hrsg.), Palmyra – Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Berlin 1932)

Wilkinson 2003T. J. Wilkinson, Archaeological Landscapes of the Near East (Tucson 2003)

Wirth 1962E. Wirth, Agrargeographie des Iraq, Hamburger Geographische Stu-dien 13 (Hamburg 1962)

Wirth 1971E. Wirth, Syrien. eine geographische Landeskunde (Darmstadt 1971)

Wood 1753R. Wood, The ruins of Palmyra: otherwise Tedmor in the desart (Lon-don 1753)

Woolf 1998G. Woolf, Becoming Roman. The Origins of Provincial Civilization in Gaul (Cambridge 1998)

Yon 2002J.-B. Yon, Les notables de Palmyre, BAH 163 (Beyrouth, 2002)

Yon 2004J.-B. Yon, La romanisation de Palmyre et des villes de l’Euphrate. An-nales. Histoire, Sciences Sociales 59, 2004, 313 – 336

Yon 2009J.-B. Yon, La gestion de l’eau à Palmyre: l’exemple de la source Efqa, in Stratégies d‘acquisition de l‘eau et société au Moyen-Orient depu-is l‘Antiquité, Beyrouth, Presses de l‘Ifpo, BAH 186, 2009, 97 – 106

Young 2001G. K. Young, Rome`s Eastern Trade. International Commerce and Im-perial Policy, 31 BC – AD 305 (London 2001)

Zuchowska 2000M. Zuchowska, Quelques remarques sur la grande colonnade à Pal-myre, La ville en Syrie et ses territoires: héritages et mutations, BEtOr 52, 2000, 187 – 193

Zuchowska 2002M. Zuchowska, Test Trench in the Street of the Great Colonnade, PolAMed 14, Reports, 2002, 291 – 294

Anschrift des Autors

Prof. Dr. Stefan R. HauserProfessur für Archäologie der altmediterranen Kulturen und ihrer Beziehungen zur vorderasiatisch-ägyptischen Welt Universität Konstanz Fachbereich Geschichte und Soziologie Fach 4 78457 Konstanz