Geheime Wiflenlchaftcu. - IAPSOP.com
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Geheime Wiflenlchaftcu.Eine Sammlung
feltener älterer und neuerer Schriften
über Aftcologje- magie- Aabbalah, Rofenkreuzerei, Freimaurerei, Hexen- und Ceufelzwefen ufw.
unter Mitwirkung namhafter Autoren herausgegeben
von
I. v. d. Linden.
Dreiundzwanzigfter Band.
Xaufi in der Gex'chichfe und Tradition,mit befonderer Berückfichtigung des okfulten Vhänomenalismus
und des mittelalterlichen Zauberwefens.
Als Anhang: Die Wagnerfage und das Wagnerbuch.
Von _
Carl Iielewetfet.2 Bünde mit etwa 40 teils farbigen Abbildungen.
Erfter Band.
BerlinN30. 1921.
Hermann Barsdorf Verlag.
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. Fun-k.in der, Gefchiclyte 'und Tradition.
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Mit befondererBerückfichtigüng des ok'kulten Vhänomenalismus und des mittelalterlichen Zauberwefens.
'Als
Anhang-:7 1
-Die' Magnerfage und* das ,Wagnerburh.
Von
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Carl Kiefewetter.
2 Bände mit etwa 40 zum Teil farbigen Abbildungen.
Erfter Band.
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W111?Alle Rechte vorbehalten
00yz-tjgbf1921 b)- _kloxrmano Zateäocf
Mafiuldru> der Spomerfchen Buchdcuckerei in Lefpzlg
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Inbaltsverxeinxnis., _>....._;
(ZrfteZ Buch.Faufis get'chichtliche Perfon.
Einleitung . . . . .
Trithemins Zeugniß von Fauft .
Zengniß de?- Mutianus -NufnßKritik dicfer Zeugniffe . . . . . . . .
Der Drucker Johann Fnft gift
nicht der Zauberer Fauft
Des gefchichtlichen Fanft Promotion zu Heidelberg imJahre 1509 nach den dortigen Uniberfitiitsakten
Nachweis der Identität von „Georg Sabe'llicns, 173148ru8
junior" des Trithemins, „Georg Fauft“ des Ruine»mit dem „Johann Fauft" derHeioelbergerUniberfiatittSakten und der Fauftbiicher . .
Fanfts Aufenthalt in Klofter Maulbronn .
Fauft ftarb nicht dafelbft . . . .
Nachrichten über FauftS Aufenthalt in Erfurt
„ Leipzig
Die Fabel von Auerbach-J Keller
Johann Gaft? Nachrichten von Fauft . . .
Beftiitignng derfelben durch die .8im1ncr7fche Chronik .
Nachricht des Agrippa bon Netteshehm über FanltBegardi's Nachricht über Fauft . , ,
Geßners „ „ „ . .*
Melanchthons Nachricht über Fanft ,
Kommentar da51! . . . *.
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Luthcr'S „Tifchrede11“ über Fauft , . . . . . . . .
Vergleichung von Widmann-'S „Erzehlung, was D. Luther von
D. Faufto geha(ten hab“7 mit Luther'? „Tifchreden“
Johann Wier'S Nachricht über Fauft . .
Kommentar dazu -. , . , *. , , . . . . , . .
Nachrichten über Fauft bei Andreas Hondorff. Heinrich Vullinger7 Leonhardt Thurnehffer und Ludwig Lavater
Le-rcheimcrß Fauftuachrichten . , , ,
Fanftnachricht bei Martin Delrio„ „ Joachim Camerarius . . . . . .
Nachricht über FauftÖ Tod und den Verbleib feine?- handfchrift
lichen Nachlaffeß in der Zimmer'fchen Chronik .
Fauftikonographie , , . , , . . . . .
Refume?
Zweiteß Buch.Die volksbücher von'
Fuu't.
1. Abfchnitt:
Summarifche Überficht über die_ ültefte FauftlitteraturDas Spieß(fche Fauftbuch von 1587 . . . . . . .
Das gereimte Fauftbuch von 1588 . , . . . . .. .
Die niederdeutfche Bearbeitung des Fauftbuches von 1587
Die franzöfifche Überfeßung deZ-'felben von Cayet
Die englifche Überfeizung desfelben . .
Zeconä reyorr 0F' Doctor )011n hau8fu8 ,
Das vermehrte Fauftbuch . . . . . . *.
Die holläüdifche Bearbeitung de? Fauftbuches
_ Da?- Wagnerbuch von 1593 ,
Die holländifche Üverfeyung desfelben .
Da? Wagnerbuch von 1714 . , . , .
Das Widmann'fche Fauftbuch von 1599
Das Vfißer'fche Fauftbuch , . .
Das Fauftbuch des (Zhrift'lich h/leynendeu .
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Der Pakt des Knecbteo des Senator Vroterius .
Selbe2, Abfchnitt:
Faufts Leben bis zur erftcn Teufelsbefcbwörung 81
FanftS erfte Lebensperiode nach dem Fauftbuch von 1587 81
„ „ ,. „ , Widmann _ , . 83
Kommentardazu . . , . . . . . 86
Faufts Studium der natürlichen Magie nnd TibinationÖgattnngen 87
Die Somnambnlismu? erzengenden Wahrfagekünfte . 87
Die mittelalterlichen _Zauberbücher . . , . . . . . .- , 88
Syftematifche Entwickelung der überfinnlicben Fähigkeiten Fauftsim Vergleich mit dem modernen Mediumi-Zmu-Z. , . . 89
Der mittelalterliche.Glaube7 die mediumiftifche Begabung *eines
Menfchen aus deffen Nativität erfehen zu können. Beleg-'ftellendazu..,-...,.»....._.,90Durch die'Kryjtallomantie wird Somnajnbulismns erzeugt, welcher
zur fcheinbaren Spaltung _des tran-Zfcendentalen Subjekt?
führt- worauf fich die eine Hälfte des gefpaltenen Ich als
ZpjtjtnZ Familie-1718 hypoftafiert . -, . . . . . . 93
Da? „CrSyUZculum mätucjnum“ . , . , . . . .p 94
Die Lichterfcheinungen bei Fauft im Vergleich mit den bei Spuk
erfcheinnngen aller Zeiten' nnd fpiritiftifchen Sitzungen vor
kommenden Lichtphänomcnen . . , . _ . . . , . 96
Theurgifche Vefchwörungen im Vergleich mit Materialifationen . 100
Vergleich der überfinnlichen Vorgänge bei FauftS Tenfelsbefchwörnng
mit den bei Spuferfcheinnngen und fpiritiftifchen Sißungen,
beobachteten Phänomenen . . . . . . . . . 101
73. Abfchnitt:
DerVuftFaufts_....,..,..
,107'Der Abfchlnß deÖ Vaktes nach dem Fauftbuch von 1587 , , 107
Der Wortlaut der Urkunde „ „ „ „ „ . . 108
Der Llbfcbluß des Vaktes nach Widman . . 110
Wortlaut der „Obligation" nach „
*
*. 111Kommentarx......,.:...,..,112Gefchichte des Glaubens an die Vakte mit den( Teufel . 112
Urfprnng der Teufelspakte 'im altjküdifchen Zauberwefeng . . . 113* A112* den( jüdifchen Zanberwefen geht der Glaube an dieLßakte
in das. Urchriftentum über''
. . . . . . . 114
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Der Watt des Theophilus . . . . . . . , , .- . 115 _,
„ „ „ Militaria? . . , . . .. . . . . . „-116"
„ ,- „ Valumbns . . .* . . . . , . . . . .117
**1
„ „
'., Grafen von Muse-on. , .
“. . '. . . . . 118
„ „ von Nobert dem Teufel . . . . . . , . . . 118
Viipfte als Teufel-Zbiindner . . . , . . . . . . . 2 118
Johann x111. . . . . . . , . . , . . . . . . 118 -
?i
Shlvefter 11, . . . . . . . . . , . , . , . . 119 '
Johann xxx. . . . . , .._
. .* . . . . . . . 121 .Benedikcix.,......,..„,....122Benedcktx.
i
Iohann LLC. . . . . . . . , . . . . . . - . 122
Gregor 1711. , . . . . . , .* . . . , , . . , 123 .
Johann xx), . . . .' . . , . . , . . , . . . 123
Gregor x). . , , . . . . . . . . . . , . . 124*
Van( 11. . . . . . . . . ,. . . . . . , .1 ,.124Alexandernl.......,.....,.,.125Der Pakt des Wil-helm de Line . . , . , , . , . , 126
„ „ „ Balerius Glöckner . .* . . . . , 127
„ „ „ Studenten Leipziger_ zu Tübingen . . . . . 128
„ „ „ Varifer Advokaten im Jahr 1571 . . . .* . 129
„ „ „ Louis Ganfridh. . . . . . . '. . . . 129
„ -„- „ Urbain Grandier. . . . . . . , . . .131g Zatfjmile desfelben. , . . , . .133
:Urteilsfpruch des Leipziger Schöppenftu'hks d,
a. 1654 in diefer
Der Pakt des' Magifter Cafpar Dullichins zu Camenz_ . . . W6
Angelegenheit . . .4
Der Pakt-des Abraham Vollier . . . . . . . . , , . 137
„ f, „ Marfihalls von Luxemburg . . . , „ , , 138
„ „ Gottfried Heinrich Vnrfche. ,'
. . . , . . 142
„ „ „ Leipziger Lehrlinge-im Jahre 1707 . . . . [48
Das Tenfelsgeld . . . . . . , . . . . . , . , . 147
Pfarrer Blnmhardt über die Befeffene zu*
Möttlingen . . . 148
Wuttke über in der Gegenwart vorkommende Watte . , . . 1504, Abfchnitt;
Wie und als was tft der Mephoftophjles der Fauftbücher
unfzufaffen? 152.
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Seite
Die mht-hologifche Seite des- Problems . . , . . . 152
Mhthologifche Unrichtigkeit der' Auffaffung Mephiftos Seitens'
Goethe? und der Germaniften , . . , , . . . 152
Tiefere Wurzel des Problems . . , . . . . -._7.
, . 152
Die akkadifchen MaSkim und Dämonen der Planeten e . , . 153
Die Amfchafpands und Dev? der Werfer . , . . . . . . 156
Die Intelligenzen und Dämonen der Planeten im jüdifchen ,Zauber
wefen . 156
Die Weltfürffen und Fiirften der Materie bei den Neuplatonifern 156
Der Glaube an diefe Wefen geht in da? Chriftenturn über . . 157
Die fieben Großfiirften der Hölle i'm Fauftfchen Höllenzwang . 158
Nach dem Höllenzwang ift - mit der ganzen mhthologifchen
Entwickelung iibereinftimmend - Mephoftophiles als Dä
mon des Jupiter aufgefaßt
..
. . . _, 158.
Richtige Schreibweife de?- Naknens Mephoftophile-Z . . . , . 168
Sachliche Seite deZVroblemZ . . . . . . . . .163Mephoftophiles al?- die perfonificirte eine Hälfte des gefpalteuen
transfcendentalen Subjekte? von Fauft . . . . . 163»
Du Vrel'Z Theorie von der Spaltung de? Ich . . . . . 163
Fälle7 welche die Richtigkeit der Theorie du Vrels beweifen , 168
Kiefer? Beobachtungen ,an Anton Arft .' . , . . . . . 168
Der von 1)r. ment. Dürr zu Baden-Baden beobachtete Fall der
- 178Marie Wilhelmine Koch . , , . , . . . . . .
BefpreQung diefer Fälle und Anwendung derfelben fotoie der
Theorie du Prel's auf Fauft und Mephoftophile-Z 180
Jft die Spaltung des Ich? eine hochgradige nndlbauerndef fo
. tritt Doppelgiingerei und Materialifation einy wobei fichein fcheinbarer Geifterverkehr entwickelt. Bei demfelben
erfeheinen die Geifter, welche-'
fo-nft- vielleicht gar nicht
exiftirend _- die Vhantafie des Somnambulen bevölkern
und feinen Sitten und Weltanfchauungen etc. entfprechen . 183
Belegfiille , . . , , . :. . . . , . . , . 184
Anwendung des Gefngten auf Fauft und Mephoftophiles .* *. ; 189
Charakteriftik de? Mephoftop'hileS , . . , . . . .. . . 190
5.
Abfchnitt:
Faufts* Treiben_ Zauberfchwänke 'und Ende.
Faufts beabfichtigte Verheiratung . . . . . . . . . . 197
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“Fauft als Aftrolog mit Mephoftophiles al? Lehrer .
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Fanftß Difpntalionen mit Mephoftophiles.
Die Oberften der Teufel bcfuchen Fauft
Die Difputationen »nach Widmann
Fanft? Reife in die Hölle
Kommentar dazu,- » _
Faufts Reife in'Z Geftirn' _. .
Fanft bcreift den Erdfreis . .- , . . _ . . . . . . .
Die aftronomifch-meteorologifchen Difputationen Fauft-Z naeh dem
alten Inuftbuch . ,* , . . , . , . . . . . ,
Vergleichende Darftellung der Zauberfchw'änke bei Spießund Widmann . , . , -, . . . . ,
Fauft zitiert den Geift Alexanders des Großen ,
Kommentar dazu , ., , . , . . . .
Fauft zaubert einem Ritter ein' Hirfchgeweih auf
Die Rachedes Ritter? ,
Kommentar zu diefen Erzählungen .
Die Mantelfahrt nach München.
Kommentar dazu . . , . , . , .
Fauft und die Gräfin von Anhalt .
Daß Zauberfchloß
', .
Kommentar zu diefen Erzählungen .
FauftÖ Faftnacht , , . . , . . .
Die Befchwörung der Helena am weißen Sonntag .
Kommentar zu diefen Erzählungen ,_ . . . . ,
Fauft verzaubert dem groben Bauer die Wagenr'cider
Fauft frißt einen Wagen mit Heu fammt den Pferden
Fauft frißt ein Fuder Heu , . .
Kommentar dazu . *. .
Fauft macht eine Wirtsftube
Kommentar dazu . , . . 7-, . . . , . . .
Fauft verkauft fiinf Strohdündel als gemäftete Schweine ,
Kommentar dazu . , '. .* , . . . . . .
Fauft beträgt einen Roßtäufcher. ,
Fauft »verpfäudet einem Juden fein Bein .
Fauft verblendet raufende Studenten
voll betrunkener Bauern verftummen“
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Fauft betrügt einen Bauer . . , ,
Fauft verblendet einen, Vfaffen in Cöln .
Fauft zaubert eine Schüffel gefottener Hechte herbei
Kommentar zu dem Kapitel „D, Fauft ein guter Schütz“
„ „ .x „ „D. Fauft frißt einen Wirtsjungen“
Fauft köpft einen Hausknecht . . . . . , . .
Fauft tötet einen Gaukler auf der Frankfurter Meffe ,
Kommentardazu
Fauft hebt einen Schoß
Faufts Zaubergarten
_Kommentar dazu . . , . , . . . , . . ,
Fauft kuppelt durch Zauberei ein Liebespaar zufammen
Ein frommer Arzt fucht Fanfi zu bekehren,
Die zweite Verfchreibung Faufts . . . . .
Fauft bannt dem Arzt einen Voltergeift in'S HausKommentardazu....,.,.......Fauft verwandelt die Nafen feiner Zechgenofien in Trauben .
Fauft buhlt mit fieben Succubis . . , . . .
Fauft zeugt den Iuftus mit der Helena .
Kommentar dazu . . . . . . .
Faufts Teftament . . . , . . . . . . . , .
Fauft beklagt fein Gefchick und wird von Mephoftophiles verhöhnt
.Kommentar dazu , . .
Faufts letzte Leben-Periode- ,
FauftS Ende. . . . ..Der Spuk in Fauft-Z Haus
Kommentar dazu .-
. . , . . -. .
Die Widmann eigentümlichen Fauftfagen
Der Hund Vräftigiar . . . . , .
Kommentar dazu , , , . . . . . ,
Fauft reitet ein Faß Wein aus. einem Keller
Fauft ftillt eine Herde brüllender Kühe . . . , . .
Zunft kommt durch Zauberei in eine verfchloffene Stadt .
cFauft hat einen *Teufel gefchiffen . . . .
Lokalgefchi-htlicher Hintergrund diefer* Sage .
Fauft ergreift einen Regenbogen mit der Hand .. .
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'Zunft bannt einen Wirt zu Gotha einen Voltergeift in? Hans . 25()
.Kommentar dazu . . . , , F251
Fauft verbannt einen Voltergeift . . . . . 256
Fa'ufts» Lnftjagd , . . . . . . . . . , . . , . 256
Das „fchöne Gewiilck“. , . . . . . . . . . . 256
Fauft bannt dem Freiherrn von Heloede bei Eisleben Jederwildin den Wald . . . . . p. . . . . . . . . 257
J-auft *fiihrt einen ihm befreundeten Edelmann aus türkifcher Ge'
fangenfchaft zurück . . . , . . ,- . . . . . . . "257
Fauft fiihrt *einen jungen Bfalzgrafen nnf einem Zanberroß nach
Heidelberg . . ., . . .- . . . . . . . . . 258
Kommentar dazu , ; . . . , . . 258
Sihlufz . , . . . . . . . . . . . . . . 258
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Varwort.
auft ift der Occnltift aller Occultiften. Und doch
hat man noch keinen Verfueh gemacht, feine Ge
fchichte, wie fie-uns die Zeitgenoffen und die alten
Fauftbiiiher iiberlie'fern, vom Standpunkt der
uwdernen occultiftifehen Foriehung aus zu beleuchten,
was doch fo unendlich naheliegend und *natur
,gemäß ift. Die? liegt einfach daran, 'daß die feitherigen Fanfi
forfcher keine Kenntniffe anf dem Gebiete des Occultisinusf und
die Occultiften keine Kenntnis der Fauftlitteratur befaßen, wie
denn iiberhaupt unter den Letzteren das völlige Vertrautfein mit
der älteren und gar mittelalterlichen Faehlitteratur bei nur fehr
Wenigen vorhanden ift.
Durch eine befondere Fügnng kam ich* dazu, feit etwa
27 Jahren diefe Fach- und zugleich auch die alte Fauftlitteraturgründlich kennen zu lernenf und eine Frucht diefer Befchiiftigung
bildet mein Fanftbueh. Über die dichterifche Verwertung der
Faufttradition ift. mehr als zuviel-volles und leeres Stroh ge
drofchen worden; ich
-laffe diefelbe'deshalb hiibfch bei Seite und
halte mich an die Gefehichtg wie fie die Zeitgenoffenf und an die
Tradition, wie fie die alten Fanftbiieher uns darbieten. Diele
l faffe ich von _dem oben dargelegten völlig neuen Standpunkt auf.
Zunachft höre ich
fämmtliche Zeugen iiber Faufts Exiftenz
abf wobei es mir durch die Beibringung von Faufts Promotion
in Heidelberg gelingt, die Frage bejahend zu entfcheidenf ob der
Georg Fauft des Trithemius und Rufus und der Johann Fauftder andern Zeitgenoffen und der alten Fauftbiicher ein und die
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felbe Verfon ift. Außerdem führe ich
noch viele neue, kultur
gefchichtlich wichtige und intereffante Beiträge zur Gefchichte Fauftsan, wie z. B. das iiber die mittelalterlichen Zauberfchulen Gefagtef
das von Luther iiber Fauft Ge'ciußerte, der Nachweis von Faufts
fchriftlichem Nachlaß njw. ufw.
Von der Gefchichte wende ich
mich zur Tradition, und meine
Bearbeitung der alten Fauftbiicher vom Standpunkt der modernen
occultiftifchen Forfchung aus- unter, erläuternder' Zuhiilfenahme"
zahlreicher bisher noch unbekannter und unbenuhter Quellen ift
völlig nen.
Um die Lefer in die Atmofphäre zu verfehen, in welcher
Leute wie Fauft, Agrippa, Varacelfus u. A.
m. lebten und in
der die Faufttradition entftehen konnte, war es nötig, ihnen ein
Bild der alten Magie vorzuführen, wie fie
thatfiichlich war. Zudiefem Zweck gebe ic
h
znnächft eine vor mir noch nicht gemachte
Zufammenftellung und Inhaltsangabe der unter Faufts Namen
'
umlaufenden Höllenzwänge fowie der aus dem Altertum und
Mittelalter erhaltenen Zauberbiicher. Diefer völlig Neues bietenden
Arbeit laffe ich eine fachlich wie kulturgefchichtlich gründlich be
handelte Darftellung der verfchiedenen hier in Betracht kommenden
magifchen Künfte folgen, wobei ich ftets die vor mir noch nicht
benuhten Quellen fprechen laffe. Diele Darfteflung kann als eine
Gefchichte 'der filtern Magie betrachtet werden und bildet eine
notwendige Ergänzung meiner Gefchichte des neuern Occultismus.
Den Schluß macht eine Darftellung und ein Kommentar der
dem großen Publikum ganz unbekannten Wagnerfage.
Was die Jllnftrationen anlangt, fo war meine Abficht, die
von den alten Meiftern zur Fanfttradition gezeichneten Bilder
getreu nach den Originalen mit den neuzeitlichen Hiilfsmittelnmöglichft vollftiindig wiederzugeben. Dabei will ic
h an diefer
Stelle den Herren 1)r; Carl Freiherr du Vrel, und 1)1-. RichardMother, Confervator des Kgl. Kupferftichcabinets in Miinchen,
welche es mir ermöglichten, meinem Buch das noch nicht nach dem
Original veröffentlichte Wagnerbild beizugeben, meinen beften
Dank abftatten.-
Außerdem gebe ich dem Werk noch Abbildungen
aus dem alten Höllenzwang und andere erläuternde Jllnftrationen bei.
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- .M11 *
f So hoffe ich ein! litterar- wie kultnrgefchimtl'ich nicht un
intereffantes 'Werk gefchaffen zn haben, welches feinen Wert auch i Ö
.für den ForfOer behält, welcher meinen occultiftifchen Standpunkt.
nicht teilt.
Meiningen, ini Oluguft1893.
Carl Kielewktter.
Kiefewetter, Faultbnch f
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„Hört ihr Chriften mit Verlangen
Nun was Neues ohne Graue,
Wie die ehtle Welt thut prangen
Mit dem Johann Doktor Fauft.“.Fliegendes Blatt aus Köln.)
auftkommentare find heute zu Tage wohlfeil wie*
Brombeeren, und fogar die Zeilen in Goethes ge
waltiger Dichtung hat man gezählt; ja,
man hat
fich endlich dahin verftiegen- in den Verfonen der/ Tragödie nur Verfonifikationen philofophifcher Be
griffe zu fehen; aber um die zu allen großen und
verrückten Gedanken Anlaß gehende Verf on hat-man fich' herzlich
wenig gekümmert., Im Großen und Ganzen begnügt man fich mit
der Annahme, daß in der lieformationszeit ein oder mehrere
Abenteurer mit Namen Fauft gelebt haben, und fiihrt, wenn es
hoch kommt, die zeitgenöffifchen Zengniffe an, ohnezu verfuchen,
ob fich nicht aus denfelben ein einheitliches Bild herausgeftalten
läßt, welches uns den gefchichtlichen Fauft in ziemlich ficheren
Zügen darftellt. Und doch ift dies nicht allzu fchwer. Freilich 1
entfpricht die hiftorifche Verfon fehr wenig dem Fauftideal.
Der Name Fauft als der eines Zauberers begegnet unszuerft
in einem Briefe des berühmten Hiftorikers und Theologen Trithemiusvon Sponheim (1462-1516) vom 20. Auguft1507
an den kurpfa'lzifchen Mathematiker und Hofaftrologen JohannWirdung zu Haßfurt)) Derfelbe hatte viel von Fauft gehört
und erfahren, daß diefer nach Haßfurt zu kommen beabfichtige,
weshalb er fich an feinen Freund Trithemius7 welcher den Wunder
1) .70118111115'1'1-itbemii, abbntie Zyoubemieneje, epjetalakum fumiliurum
libri (inc), 1183611028 er offiaina yetki Ztubaebii, 1536. 40. [1,312. 119151.ll'ritb. 3a .lo-run. ?ir-(11111311111 (le [JL-retard, mutbematiauui (iaatineimum. -Wirdnng war einer der berühmteften Aftrologen feiner Zeit und hatte u. a.
guck) Melanchthons Nativitiit geftellt.
lei(.
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._4_.,
-mann kennen gelernt hatte, mit der Bitte um Auskunft wandte.
Trithemius ftellt dem Fauft von Würzburg aus folgendes fehr
unriihmliche Zeugnis aus, welches vielleicht von Kunftneid etwas
gefärbt m31)-
„Jener Menfch, iiber welchen du mir fchreibft, Georg Sabellicus,welcher fich den Fiirften der Nekromanten zu nennen wagteF if
t ein Land
ftreicher- leerer Schweißer und betriigerifcher Strolch, würdig ausgepeitfcht zuwerden, damit er nicht ferner mehr öffentlich verabfcheuungswürdige,und der
heiligen Kirche feindliche Dinge zu lehren wage. Denn was find die Titel,
welche er fich anmaßt», anders als Anzeichen des diimmften und unfinnigften
Geiftes, welcher zeigtx daß er ein Narr und kein Vhilofoph tft? So machte
1) 110m0 iiie, rie quo midi eeripeieti, Georg-ine 8abeiiieu8, qui se
ptineipem neeromuntiaorum (mana eat nominure, gyroyague,' buttoioguß etoireumeeliio eat: (tig-une, qui 'ether-muß ouetigetur, ne feinere (Leine-eye tumnekuncia et 1*)eele8iue eunetue eont-rukia pndliee nuclear protiteri. oma enimoljua sunt tituii, quoe Zjbj ueeumit, ni8i etuitieeimue ue neuen-ae mentißinelieie, qui Ze tut-tum, non pbiloaopbum oßtenciit? 8io enim titulum eibieouyenientem aidi format-ji: ding-inter (Jeorg Zerbellioue, kanst-.uejunior, t'onß neeromantieorum, dati-0103118, dlugue eeeunciua, eitiromaurieuo, ugromuntieue (offenbar Druckfehler-'fiir aeromnutieue), pyromuntieue,in 1176m arte (d. h
. in der Hhdromantie) eeeunciue. linie etuitum vominietemeritutem; quanta tei-Mur ine-mia, ut 8e touren) nec-romantiue profiteriprneeumut, qui tere omnjum bauer-um urtium ignurue, tatuum Ze potiuauppeiiure äobuiaaet, quam maxi-Strom. 8ec1 me non inter eine nequitin.("um anno priore (ie dien-eiiie ZranaenburZenZi reciirem (T, war von JoachimNeftor an den br. Hof berufen gewefen)7 bune ipsum bominem upuci (Xenon
busen oppicium ini-eiii: (ie quo me piura ciieebautut in kaupitio fri'oia, noneine magnet qjua temeritote ab eo [nommen. (Jui man, ut. me ucieeee aucti
uit„ fugit cie- noapitio, et. a nu110 peter-at; per-eucuieri, quoci 8e mein praeeenturet nepeotibue. '1'itu1um atuititue Zune, quulem aeäit m1 te, quem memo
raoinnm, per que'nciam einem m1 me quoque cieetinurit. Zet'erebunt quicium
in oppicio (i110) eueeräotee, quo() in muitotum praeeentiu (Liner-it, tantum ee
omnia eupientiae eoneeeutum aeientiam atque memoriam, ut, ai yoiumina.
Antonie et arietotelio omnia cum tote earunrpdiloeopbia in toto poriißßent ab dominant meiner-ia, ihre ano ing-eiiie, relut Lai-a8 alter klebt-muß,rentituere unit-emo. eum prueatantiore 'alex-et eleguntiu. kosten me Aeorueti existence Uerbipoiim "Mit, eaciemque 'unicato uetua in plurirnorumfertur ciinieee pruesontia, quoci (lnrioti Zain* nokia mix-main non Zint mir-nn
clu, ße quoque omnia t'ueere poeee, quue (iin-imma feeit, quotiee et quancio
eunque 7e1it. lu ultima quoque .nujue anni quacirugeeinm r-enit Zinni-one
num7 et ßimilio etultitiu xlotiooua (ie ee p011ieebatur ingentiu, (iii-ene, 8e
in ulenimiu omnium, qui tuerint unquam, 888e perfeetieeimum, et aeire atquep058e, quiequici bontinea opturerint. ?ae-that intereu munue eloeencii
aoli'oluetieum in oppiao mental-ate, m1 quoci 1*'ran8iaei ab Making-en, Linie-ipkioejpie tui, bominje mz-atienrum return pereupjcii, promotione fuji'. n8
oumptuu: qui mon net'unciioeimo t'otuieationia (im Original fteht der Druck
fehler t'ormationie) geriet-e, eum [mei-ie ricielioet, roluptuaxi eaepit: quo 8te
tim cieciueto in 1ueem tage poenam cleelinunit part-tum. Linea sunt, quemini eertieeimo eonetant te8tim0nio (le namine i110, quem tante rent-.raum
aeicierio praeetoiaria, x
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er fich folgenden ihm convenierenden Titel zurecht: Magifter GeorgSabellicus, Fauft der Jüngere, Quellbrunn der Nekromantenf Aftrolog,
Zweiter der Magier, Chiromant, Aäromant, Vyromant, Zweiter in der Hydromantie, - Siehe die thörigte Verwegenheit des Menfthen; welcher Wahnfiun
gehört dazuf fich die Quelle der Nekromantie zu nennen! Wer in Wahrheitin allen guten-Wiffenfrhaften unwiffend tft, hätte fich lieber einen Narren,
:denn einen Magifter nennen follen, Aber mir ift
feine Nithtezwiirdigkeit nicht
unbekannt. Als ich vor einigen Jahren!) aus der Mark Brandenburg zurück
kehrtef traf ich
diefen Menfchen in der Nähe der Stadt Gelnhaufen an, wo
-
felbft man mir in der Herberge viele von ihm mit großer Frechheit ausgeführte
Nichtsnußigkeiten erzählte. Als er von meiner Anwefenheit 'hörtef floh er al?
bald aus der Herberge und konnte von Niemand überredet werdenf fich mir
vorzuftellen. 7
Wir erinnern uns auch- daß er uns durch einen Bürger die fchriftliche
Aufzeichnung feiner Thorheit, welche 'er dir gab, iiberfchicfte. In jener Stadti
erzählten mir G'eiftlichef er habe in Gegenwart Bieler gefagt, daß er ein fo
großes Wiffen und Gediithtnis aller Weisheit erreicht habef daßf wenn alle
Werke von Plato und* Ariftoteles fammt all' ihrer Vhilofophie durchaus aus
der Menfchen Gedächtnis verloren gegangen wären, er fie wie ein zweiter
Hebräer Esra durch fein Genie fämmtlich und vorziiglicher als vorher wieder
herftellen wolle. Als ich mich fpäter in Speier befand- kam er nach Würz- 7
m :
burg und foll fich in Gegenwart vieler Leute mit gleicher Eitelkeit geriihmt , - “'
haben, daß die Wunder unfe'res ErlöferZ Chrifti nicht anftaunenswert feiert;
er könne Alle? thun, was Chriftus gethan habe, fo oft und wann er wolle.
In den Faften diefes Jahres kam er nach Kreuznach, wo er fich in gleicher
großfprecherifcher Weife ganz gewaltiger Dinge riihmte und 'fagte, daß er in
der Alchhmie von Allen, die je gewefen, der Vollkommenfte fei und wiffe und
könnef was nur die Leute wünfchten. Während diefer Zeit war die Schul: t
meifterftelle in gedachter Stadt unbefeßt, welche ihm auf Verwendung von
Franz von Sicfingen, dem Amtmann deine? Fürften, einem nach myftifchen ,in
1
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' l',g, ,
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1) Bisher nahm man allgemein an, Trithemius habe die Wege Faufts
im Jahre 1506 gekreuzt, indem man „anno yrjore“ mit „im vorigen Jahre"überfrßte.. Dies ift unrichtig; -eß muß heißen „in einem früheren Jahre" d
.
h,
alfo „vor einigen Jahren", denn Trithemius lernte Joachim Neftor 1503
auf -dem Kurfürftentage zu Frankfurt kennen und begab fich 1504 auf deffen
Einladung nach Cöln. Jin Hochfommer diefes Jahres folgte er ihm nachBerlin und kehrte im *Mai 1505 von dort in feine Heimat zurückf wobei er
Fauft bege nete. Seine Ankunft in Speier hinfichtli>f des in obigem Brieferwähnten ufenthaltes dafelbft
Ääflt
auf den 2,
Juni 1505. - Hingegenkann, "ein Zweifel walten,_ daß er Aufenthalt Fauft-Z in Kreuznach in daS
*
Jahr 1507 fällt. -- V l. über obige Daten das „Leben des Abtes Trithoim" .
in der, „Quartalfchrift ür ältere Literatur und neuere Lecture" von Cauzlerund Meißner. 11.-.Jahrg. Leipzig 1784.
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_6Tingen überaus gierigen Manuel), übertragen wurde. Aber bald darauf be
gann er init Knaben die fchiiudlichfte llnzucht zu treiben und cntfloh, als die
Suche ans Licht kani- der ihm drohenden Strafe. Das ift es, was niir nach
dem ficherften Zeugnis von jenem Menfchen feftfteht, deffen Ankunft dn niit
fo großem Verlangen erwarteft.
Ohne jeht *das Zeugnis des Trithemius näher zu bciprechen,
gehe ich
zu dein des Conrad Mudt, lateinifiert 111111311115 kinkaa
(wegen feines roten Haares fo genannt), über. Mutianus Rufus
(f 1526) lebte als Kanonikns in Gotha, war* ein Freund Rench
lins fowie Melanchthons nnd als einer der gebildetften Hnmaniften
bekannt. Derfelbe fchreibt in einem vom 7.
Oktober 1513 datierten,
an Heinrich Urbanus zn'
Klofter Georgenthal gerichteten Brief?)über Fauft:
„Bor acht Tagen kam ein geioiffer Chironcant nach. Erfurt mit Namen
i
Georg Fanftusf der Heidelberger Hall-gott, ein reiner Vrahler und
Narr. Seine und de'r wahrfagerifchen Auffchneider Vrofeffion ift eitel. Das
.rohe Volk bewundert ihn. Ich hörte ihn in der Herberge auffchneiden und
habe feine Frechheit nicht gezüchtigt, denn was kümmert mich fremde Thorheit?“
*Beide Zeugniffe verbiirgen die Exiftenz eines magifche Künfteausübenden Menfchen von fittenlofem, ausfchweifendem und prah
lerifchem Charakter namens Fauft, welcher bei ihnen jedoch - ab
i weichend von allen fpüteren Nachrichten- den Vornamen Georg
anftatt Johan-n fiihrt. Beide .fprechen ganz offenbar von ein
und derfelben Verfon, obfchon nach Trithemius der eigentliche
Namen des Zauberers Sabellicus gewefen und er fich die Be
zeichnung Armatur ,junior nur als eine Art Beinamen beigelegt
zu haben fcheint.
Diefer Umftand bringt Dünher zu der Annahme-i) daß
t'hatfiichlich unfer Zauberer vielleicht Savels - latinifiert, Sa
1) In der Sickingenfchen Familie fcheint die Neigung zu den Geheim
wiffenfchaften erblici) gewefen zu fein, Vrofeffor Kopp zählt in feiner „Alchemie" Bd. 2. S. 206 ff
.
mehrere Sickingen auf7 welche fich zu Ende des
vorigen Jahrhunderts noch mit Alchhmie befaßten.
2) (10111-710118 blutianue Ruine; lspietolae in V7. f[ente-eiii: Zapf»
lerneutum biatotiae (Jordan-1.6 primum. 1701. p. 95. 141p. 120: „llenitoetara 81111111() (lie guiciam abiramantjaue istpbarciieun, nomine (te0rg-in8kal-M118, Ueilnitbeua kleciebergeneie, .merue aetentator et katana. Line et
orunium (1ii7inaeuiarum 17-1118 eat prokereja. 1111.195 urilnirantur. - Lg() au
(Liri gurtientem in boeyjtia. blau eaetignri fantautieuu. (Juin niir-.na inennia 3a me.“
3) Scheible: Klofter 7. S. 32 ff
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..7*bellicus -
(eine Anlehnung an das Zaubervolk der Sabeller
oder an den 1506 geftorbenen italienifchen Humaniften Marcus'
Antonius Sabelli'cus verwirft Dünher) geheißen und fich nach*
einem fiir uns oerfchollenen, damals aber noch bekannten berühmten
älteren Magier namens Fauft hauatue junior genannt habe.Reichlin-Meldegg dagegen will in dem verfchollenen älteren
Fauft den bekannten Mainzer Buchdrucker Johann Fuft fehenI)allein mit Unrechtf denn-vor Ende des 17. Jahrhunderts findet
fich nirgends auch nur die mindefte *Andeutungx daß der fchlaue
Mainzer Kapitalift und Drucker teuflifcher Kiinfte geziehen worden .
fei. Erft lying. Joh. Georg Neumann fagt am Ende des fieben
zehnten Jahrhunderts in feinen „Cnrieufen Betrachtungen des fo
genannten 1). Fauftenslß'i) daß man zu feiner Zeit den hiftorifchen
Kern der Fauftfage in dem Mainzer Buchdrucler fuchen wolle,
und verwahrt *fich dagegen', daß derfelbe mit dem Zauberer „eon
tunciiret werde.“ Neumanns Bemerkung bezieht fich auf den
Altorfer Brofeffor der Theologie Dürr, welcher in .einem vom
Juli 1676 dotierten Brief an Georg Sigismund Führeri) be-*
hauptet, die ganze Fauftfage fei
eine Erfindung der Mönche,
welche den Buchdrucker Johann Fuft wegen des großen Schadens,
den er ihnen durch feine Kunft zugefügt habet als Zauberer ver
fchrieen-haben follten. Auch erwähnt er zuerft die bei Walchvorkommendeß) feder Begründung entbehrendai) angeblich von
dem Niederländer Heinrich Schorus herriihrende Sage, daß der
Drucker Johann Fuft in Yaris fiir einen Zauberer gehalten
worden fei. Ftir beide Behauptungen des Altorfer Vrofefforsfindet fich nirgends ein Beleg; ja
,
der bekannte bahrifche ChroniftAdentinus fchreibt fogar beziiglich der MöncheM)
'1)
Scheible: Klofter LL. S. 326 ff.
_ 2) Lateinifch zuerft Wittenberg 1683 unter dem Titel „biequjaitio bia
tonoa (ie Laurie praeetig-iutore, 'nige von Doctor Fauft." Deutfch; Leipzig 1702. Cap. 3
.
Ö 6.*
3) Vgl. J. G. Schelhorn; umänitatee 1itterariue, 1'726. S. 50-80.
*) Deer-ie t'abulurum. h'. 9,
178. 181. -
5) Vgl. Schaub. Erfindung der Buchdruckerkunft. l. S. 287 ff
o) Stnonieu n11 nun. 1447.
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x ._. 8 „_p
„Wo die'fKunft nit erfunden wer worden f- weten die alten Bücher alle
verloren worden. Man will in den Stifftern und Klöftern nichts
mehr fchreiben; die haben vor Zeiten die Bücher gefchrieben, die Schul
auffgehalten." _ g
Auch der englifche Dechant Humphrey Vrideaux bringt zu
Anfang des18, Jahrhunderts den Zauberer Fauft mit dem
Drucker Fuft in Verbindung, indem er fagt:1)'
„Johann Fauft erfand zuerft die Buihdruckerkunft in Mainz, und weil
man ihn deswegen für einen Zauberer hielt, ward hier in England die Hiftorie
von ihm gemacht, die unter dem Namen Doktor Fauft herumging.“*
“Vrideaux ift
hier in einem groben Irrtum befangen, denn
Marlowes „Doctor kauetue“, den er offenbar meint7 tft aus dem
deuh'chen Volksbuch von 1587 entftanden und fchließt fich eng an
dasfelbe an. Bezieht fich aber Brideaux' Notiz auf die fpiiter zu
erwähnende englifche'Bearbeitung des deutfchen Volksbuihes. fo ift
zu benerkenf daß diefe beiden Bücher kein Wort über den Zauberer
Fauft als Erfinder der Buchdruckerei oder den Drucker Fuft als
Zauberer enthalten. Der Drucker Fuft kann alfo nicht als der
geheimnisvolle ältere Zauberer Fauft angefehen-werden, und die
Bezeichnung „Lauer-W junior“ muß eine andere Bedeutung haben.
Den Schljiffel zu einem richtigen Berftandnis der Bezeichnung
1i'auetue _junior giebt uns die Nachricht des Mutianus Rufus.
Derfelbe fchildert einen - wie oben 'fchon gefagt - mit dem
.ii-rannte ,junior des Trithemius identifchen Georg Fauft. welcher
wie erfterer auch durch gottesläfterliche Reden Anftoß erregt, denn
Rufus fagt in feinem Brief noch:
'
„Gegen .ihn follten fich die Theologen erhebenf anftatt. daß fie den Philo
fophen Reuchlin zu vernichten fuchen. Ich hörte ihn neulich in der Herberge
auffchneiden“ u. f. w.
'
Diefen Georg Fauft nennt Rufus nun den „HeidelbergerHalbgott", denn auftatt :kleimitbeue L-leciebergeume haben wirin der - wie fchon Dünger bemerkt'-') -* von Tenzel fehr in
korrekt beforgten Ausgabe der Briefe des Rufus ganz offenbarLlelnitbeue Zetjolbokseusjß zu lefen. So if
t kletielberga z. B.
die latinifierte Wortbildung, mit welcher auch Melanchthon, der
1) yet-lena!: „Altes und neues Teftament.“ (Deutfche Überf.) Berlin
1725, 4. Th. l. S. 221.
L) Scheible: Klofter, Bd. 7. S. 36.
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_. 9 ..
dort ftndierte*'
-was für die -Gefchichte Faufts nicht ohne
- Bedeutung ift - , Heidelberg. bezeichnet, und die Bezeichnung
der Halbgötter als hut-.980(- 'kommt bereits bei Hefiod 1) und Jfo
kratest) vor. Der* „Heidelberger Halbgott“ ift nun ,nicht als
eine ironifche'Äußerung des Rufus, fondern analog dem Titeldes Fauftus bei Trithemius als eine neue bombaftifche Bereicherung
desfelben, welche Fa-uft felbfi hinzugefügt hatte. zu betrachten.
Bereits Dünher faßt den „Heidelberger Halbgott“ in diefem Sinne
auf und meint, daß fich'Fauft_ wohl eine Zeit lang auf diefer
berühmten Univerfittit herumgetrieben haben möge. 3)
Und diefe Vermutung ift eine Thatfache, denn Fanft
hat in Heidelberg ftudiert. Reichlin-Meldegg hat- diefe Ent
decknng gemacht, ohne deren Tragweite zu erkennen. Er fagt:4)
„Nach einem Jnfkriptionsoerzeichnis der philofophifcheii Fakultät zu
Heidelberg _war ein Johann Fauft im Jahre 1509 bei ihr als lernendes
Mitglied 'eingefchrieben Ein Johann Fauft kommt in den eetia 1111110801111.
Ueiclellr 'kom [[1. 1701. 36-er unter dem Decanate des bring'. LaurentiusWolff' von Speier, Baccalaureus der Theologie im Jahre 1509, als der
*erfte unter denen vor, die am 15, Januar 1509 aa baoealaureatua graaum
(1e ria- matter-no, 01711118, quo“ 811])1'3. not-mm1, acimießi Zimt. Er ift mit
den
Worten angeführt: .10112111168 bauer e11 811119111. Außer ihm ftehen iu der
ielben Promotion noch 15 andere. f
Dies ftimmt völlig zur Angabe des tilteften Fauftbuches von
'1587, denn hier heißt es im erften Kapitel:
„Als 1)!, Fauft eines* gang gelernigen ond gefchwiuden Kopffsf, zum
ftudieren qualificiert vnd geneigt war, ift er' hernach in feinem &termine von
. den Lieotorjbur fo 'weit kommen, daß man jhm in den Magiftrat exa
miniert- ond neben ihm auch 16 ülag-istroe, denen ift er im Ge
höref Fragen und Gefchicklichkeit obgetegen ond gefieget. Alfadaß er feinen Theil genugfam ftudiert hat." -
Die Unioerfittitz wo diefe Promotion ftattfand, nennt das
alte Fauftbuch nicht, fügt aber hinzu, daß Fauft feine Studien in,Krakau fortfehte, womit alle noch zu nennenden Zeitgenoffen über
einftiinmen. Das Manufkript aber, wonach das ültefte
Volksbuch über Fauft kompiliert wurde, hat der Frankfurter Buchdrucker Spieß aus Shi-ier erhalten-:x
-
4) Hefiod: Werke und Tage. B. 160,
"1Jfokra_tes: Niere.. 1341811. 1594._11.
134. 452. 46411. 480.
3) Scheible: Klofterf Bd. 7. Zr.
4) Scheib-le: Klofter. Bd. xl. S. 330.
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__10_Spieß fagt in feiner zu Frankfurt a. M. vom.4. September
1587 datierten Vorrede, daß feit langem nach des „weitbeichrehten“
Zauberers Fauft. „der noch bet) Menfchen gedechtnuß gelebt“
Gefchichte große Nachfrage gewefen fei. Er habe deshalb nicht
unterlaffen, „ben Gelehrten ond verftändigen nachzufragen, ob
vielleicht dife Hiftorh fchon allbereit von jemandt befchrieben were,
aber nie nichts gewiffes erfahren können, biß fie mir newlich
durch einen guten Freund von Speier mitgetheilt und
zugefchickt worden.“ Nach ihr wurde das erfte Fauftbuch formuliert. Aus Speier aber fiammte Faufts Univerfitüts.
lehrer Laurentius Wolff, und die Annahme ift
nicht ausge
fchloffen, daß derfelbe Notizen über feinen berühmten und be-*
rüchtigten Schüler gemacht habe, die fich-- da er als katholifcher
Theologe unverehelicht ftarb_
vielleicht auf in Speier lebende
Verwandten vererbten, von denen fie Spieß erhielt)) Spieß
arbeitete feine Notizen- oder ließ es thun
-zu einem Roman
aus, der viele echte Züge. wie den auf die Promotion bezüglichen, ,
enthielt, ohne natürlich in" allen biographifchen Angaben hiftorifche' Treue zu beanfpr'uchen. Ja, es lag fogar in der Natur der
Sache, daß viele Details verändert werden mußten. So wurde-vielleicht aus Rücklicht auf noch lebende Verwandte Faufts
-fein Geburtsort nach Noda im Altenburgifchen verlegt, und die
allzeit gefchäftige Sage wob fpäter ihre Schleier noch dichter, als
die gefchichtliche Verfon ganz in Bergeffenheit geraten war; daher
ftammen z. B. die Angaben, als ob Salzwedel, Anhalt 2c. 2c. der
Geburtsort Faufts gewefen fei. Ähnlich erging es mit der Uni
oerfität, wo Fauft feine erften Studien machte, , Spieß verfchweigt
Heidelberg diskret, ohne einen anderen Namen zn nennen, wiih
rend der zwölf Jahre f'päter fchreibende Widmann das Studium
Faufts, welches naturgemäß in die Zeit vor der Reformationfällt, weil die Faufttradition einen noch fchrofferen, in jenem Zeitalter unvermeidlichen. polemifch-proteftantifchen Charakter, als fiebis zu Spieß befaß, erhalten hatte, nach Jngolftadt - der Hoch
burg der katholifchen Theologie _- verlegt.
1) Auf autobiographifche Notizen Faufts komme ich fpäter zu fprechen.
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Daß meine Konjektur.. Spieß habe verfchiedeue*biographifche
Daten aus Riickficht auf Verwandte Faufts verandert, keine allzu
kiihne ift,
ergiebt fich aus folgender Thatiache: Ju den „Hiftorifchen Remarqnen, liber D. Johann Fanftens, des
Schwartz-Künftlers, 'Gefiihrtes Leben, Und deffen Ansgang, Nebft andern fich hierbeh Ereigneteu- Begeben
heiten. Auch was fonft von Fauftens Büchern ohne Grundausge'ftreutworden“ (Zwickau. 1722) heißt es Seite 7:'
,Daß ini 16. Jahrhundert „das Fauftifche (jiefchlecht iin römifchen Reich
in gutem Angedenken und Flor gewefen".und „ftehet 1)r. Faufts als eines
Juriften Wappen in demjenigen Wappenbuch, welches 1579 zu Frankfurtam Main in 40 heraus gekounnen. Es enthält ini blauen Felde eine zn
gefchloffene Fauft (nach deln ,GefchlechtsnameW und über dein offenen Helmeinen Adler niit goldener Krone auf dem Kopie7 zweien ausgeftrectten Flügeln
nnd Füßen." _
Auch 1704 lebte ein fehr geachteter Mediziner 1)1-. Johann
Michael Fauft in. Frankfurt, welcher eine Ausgabe des englifchen
Alchhmiften Vhilaletha (Thomas Vaughan) veranftaltetei) Auch
der Frankfurter Chronift Lersner nennt eine alte Frankfurter
Vatrizierfamilie namens Fauft und bildet deren Wappen ab. »
Wenn nun auch die Frankfurter Familie Fauft nicht als Ber
wandte des Zauberei-ski nachgewiefen find, fo ift- es doch nicht
unmöglich, daß fie
iolche waren. Hat doch,_da nach dem Volks
buch Fauft ein Sohn armer .Bauersleute war, ein reicher Vetter
den begabten Jüngling *ftudieren laffen.-
Sicher'aber trug die
Frankfurter Familie den Namen des Zauberersf und zur damaligen
Zeit konnte fchon die Riickficht darauf Spieß beftimmen, diverfe
biographifche Daten der Originalnotizen zu verändern.
*
Aber nicht nur über den Ort, wo Fauft ftudier'tef fondern
auch iiber feinen Geburtsor! giebt uns 'die Notiz der Heidelberger
Univerfitätsakten Auffchluß. *Nach ihr ftammt Johann* Fauft_
„ex Zimern“. Unter Simmern verftehe ich
aber'nicht die Stadt
Simmern im Regierungsbezirk Koblenz, fondern das frühere
Fiirftentum Simmern refp. Pfalz-Simmern. Es diirfte vielleicht
S 43
11
)
Eckartshaufen: Auffchliiffe iiber Magie. Miinchen 1791. Bd. 11'.
*
L).
Auch in Schlefien exiftirte eineadelige Familie Namens Fauft. Indem meiningenfchen Soolbad Salzungen war bis voriges Jahr ein 1)r. Johann Fauft Biirgeruieifter.
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_.12'_'manchem Lefer auffallend erfcheinen, daß ic
h annehme, im Uni-Xverfitütsprotokoll fe
i
Faufts Herkunft nach dem Vaterland anftatt*
nach -der Vaterftadt beftimmt. “Doch ift
diefe Sitte, fich nach
dem Vaterland zu nennen, unter den Gelehrten des Mittelalters
fehr gewöhnlich; ich erinnere an die Theologen Lieb-mina 111131113,
281m8,- luombarciua (-f* 1164), Manne ab 1118u118 (*f- 1202),
an D11118 und *1110111161 80013118, an die Mathematiker [10116113118
111110011i811818 (ca. 1140): Leopold 'von Öfterreich (um 1200),
.10118111168 8111101110118 (um 1380), 11011110118 (ie 111188121 (-f* 1397),
.lolmnuee 111110111113 '011mg 1111118 (-f*
1477)f 00111611118 Gemma
bri8iu8 (1508-1558), Georg-1118 Joachim Lbütieu8 »(geb. 1514)
u. a. m., wodurch meine Annahme belegt und zulitffig wird. -Das Fürftentum Simmern gehörte aber feit 1436 zur Kurpfalz
mitfamt dem Städtchen Knittlingen und dem KlofterMaulbronn. Knittlingen if
t
zuerft im Jahre 835 erwähnt!) und ,heißt
anfänglich ('-uucielingeu, dann Rowling-911, (inutteiingen, nimmelingeu und Roaming-eu; Knittlingen zuerft im Jahre 1295. Es
wechf'eltc im Laufe der Zeit oft und viel die Herren, gehörte meift
dem Klofter Maulbronn zu und war famt diefem dem Bifchofs
ftuhl zu Speier untergehen?) Jin Jahre 1504 entfpann fich
der Reichskrieg wegen des bairif'chen Erbes gegen die Pfalz, den
Herzog Ulrich von Württemberg im Frühjahr eröffnete, und am
2. Juli 1504. wurde ,zu Knittlingen Herzog Ulrich das Klofter
Maulbronn famt dem eroberten pfülzer _Gebiet vertragsgemäß ab
getrete'n. Knittlingen aber ift
nach Zeitgenoffen Faufts»,
die ihn zum Teil perfönlich kannten, der GeburtsortFaufts, fo nach Johann Wier, Melanchthon u. a. m., welche wir
noch kennen lernen werden. Und zwar- herrfcht bei diefer Be
zeichnung feines Geburtsortes die entweder mundartliche oder durch
Berfehen aus .0nutelingeu entftandene Schreibart Kundlingenvor; erft Lerchheimer hat die richtige Form Knütlingenx?)
Es bleibt nun noch die Frage zu köfen, warum Trithemius
.1) Befchreibung des Oberamtes Maulbronn. Herausgegeben
i
*vom Köni l. ftatiftifmen Bureau. Stuttgart 1870. S. 240-252,
t) fchreib. d. Oberamts Maulbronn. S. 178.
3) „Chriftlich bedencken ond erjnnerung von Zaubereh- u. f. w, 1585.
Abfhnitt: „Bon gemeinen gauckelbuben." ,
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*-13'-*und Rufus den in Knittlingen geborenen und in Heidelberg ftu
dierenden Johann Fauft unter dem Namen Georg S abellicusLorraine junior, und Georg Fauft kennen. Die Löfung if
t
nicht,
fo fchwierig. Wenn wir bedenken, daß Fauft am 15. Januar1509 Baccalaureus wird und fomit ein junger Mann von etwa
zwanzig Jahren' ift, fo wird es wahrfcheinlichf daß er 1505- da
ihn Trithemius kennen lernte, als'Bacchant umhe'rftrich und zurBemäntelung feiner fchlechten Streiche den Namen Georg Sa
bellicusi) als nom (ie guerre fiihrte. Diefem Vfeudonym hängt _
er verbliimt feinen *wahren Namen Fauft an und will durch die
Bezeichnung „junior“ nicht auf einen älteren berühmten Zauberer
hinweifenf fondern nur andeuten, daß der Georgi) Sabellicus in
Wahrheit „der junge Fauft" ift. Demnach wäre der Zauberer
um das Jahr 1490geboren, womit eine fpäter zu erwähnende An
gabe eines Volksbuches, daß er 1491 geboren fei. übereinftimmt.
Als Bacchant oder älterer fahrender Schüler unterrichtete er wie
Taufend'e feines Gleichen kleine Schuhen, mit welchen fich der an
gehende Jüngling, als er in Kreuznach unter Siafingens Schußeine Schule aufgethan hatte„ jugendlichen Verirrungen hingegeben
haben mag. Dabei war erÖ wie der ganze Zaubermythus beweift
und* worauf wir noch ,ausführlich zurückkommen werdenF ganz
offenbar hervorragend mediinniftifch begabt und wurde deshalbvon' Freunden des überfinnlichen Vhünomenalismus, wie Wirdung
und Sulingen, aufgefucht. obfchon er die Mangelhaftigkeit feines ,
. Wiffens .und feine unverfchc'imte Vrahlerei Männern wie Trithemins und Rufus gegeniiber nicht verbergen konnte. g
),
Nach der
1) Mir- ift im Gegenfaß zu Dünßer um fo wahrfcheinl'icher, daß Fauft
fein Vfeudonhm dem oben genannten italiänifchen Humaniften entlehnte, weil
diefer viel über Magie gefchrieben und Fauft nach Angabe der alten Volks
bücherf wie wir feheu werden, mit Vorliebe die Schriften des Sabellicus ftudiert hatte.
2) ,Den Vornamen Geor entnahm er vielleicht der Georgica Virgils,
deren auf Magie beziigltche zahl ofe Stellen damals allenthalben citiert wurden.
3) Man vergleiche mit meiner Confei-,tur Widmanns Worte: (Fauftbuch,
Th. '[[1. Cap. 12)„„Jm 16. Jahr feines alters ftudierte er vnd trachtet na
Zauberer).
Jm vierdten Jar hernach wardt er 000i. in llleaioinu, anderthalahr znuor hatte erin Theologie. promovirt.“ -7 Wir erhalten da. wenn wir
Fauft als 1491 geboren annehmen, das Jahr 1506- wo er fich alfo wohl inWürzburg umhertrieb und7 wenn dies im Sommer gefchah, den Anfang des
Jahres 1509 als die Zeit feiner theologifchen Promotion, was mit obiger An:gabe der Univerfitätsakten ribereinftimmt.
-
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fchliminen Kreuznaiher Affaire läßt er fein Bfeudonhm Sabellicus
fallen; 'er wird in Heidelberg unter feinem wahren Namen infkribiert und gebraucht auf weiteren Zügen nur noch den falfchen
Vornamen Georg, bis er - durch den Erfolg ktihn gemacht-
auch diefen ablegt und der ftaunenden Mitwelt als der Zauberer
Johann Fanft gegenübertritt.
Als folcher begegnet er uns im Jahre 1516 _im KlofterMaulbronn wieder. Darüber» heißt esB)
„Im Jahre 1516 hatte Maulbronn einen Mann beherbergt, den zuerft
'die Volksfage und hernach eine lange Reihe deutfcher Dichter dem Reiche der
Wirklichkeit entrückt hat, der aber doch fo gut wie Jeder von uns Anfpruch
machen kann, gelebt zu haben: 1), Johannes Fauft aus Knittlingen. -Nach
“der Erzählung- die in Maulbronn noch geht, hat Fauft hier, eine Stunde von
feiner Heimat, zuleht eine Freiftiitte gefunden, und wirklich bemerkt ein altes
Verzeichnis der Äbte von Maulbronn zu dem Namen des Abtes Johannes
Entenfuß“-'-) (1512_1525)7 daß diefer feinem Landsmann Fanft Unterfchlauf
gegeben habe. Entenfufz und feine unmittelbaren Vorgänger waren gar große
cFreunde von prachwollein Bauwefen; wohl möglich daß ihrnfFauft Hoffnung
machte die leeren Geldkiften durch Künfte der Geldniacherei wieder gefüllt zu
fehen, Noch vor wenigen Jahren befand fich zwifchen dem Rebeutha( und
dem jetzigen Lberamtsgericht ein zugemauertes Laboratorium, das den Namen
Fauftkiiche trug, und auf dem öftlichen Eckthurm des Klofterzwingers, der bald
Fauftthurm, bald von dem darauf befindlichen Sommerhaus Luftthurm heißt,
foil er ein fchreckliches Ende gefunden haben.“'
1
Die Nachricht von Faufts Aufenthalt zu Maulbronn foll auch
nach Sattler 3) auf „guten Nachrichten" beruhen, Jndeffen ift
nur Faufts Aufenthalt zu Maulbronn während der gedachten Zeit,_
keineswegs fein fagenhaftes Ende, das eine Anzahl Orte gefehen
haben wollen, nachgewiefen.
Ganz im Gegenteil taucht Fauft nach ,dem Jahre 152() in
Erfurt wieder auf, ohne daß man jedoch das Jahr genau be
ftimmen könnte; ja es bleibt fogar fiir die Konjektur ein fehr
weiter Spielraum, infofern fich die o'bige Zeitangabe nur aus
1) Schott: Befchreibung des Oberamtes Maulbronn. Vaihingen 1841.
8. S. 19,
"2) Entenfuß war aus Unteröwisheim, 2 Stunden von Knittlingen, undJugendfreund und Schulkamerad Faufts. Reichlin-Me'ldegg bei Scheible:Klofter. Bd. L1. S. 330.
3) Sattler: Hiftorifche' Befchreibung des Herzogthums Würtemberg
UL. 192.
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16_der Dauer der Amtsthütigkeit des Erfurter Guardians des Fran
ziskanerklofters und Dompredigers 1)r. Klinge, welche in die
Zeit von 1520-1556 fällt. und dem ungefähren Todesjahre
Faufts, 1539, erraten läßt.Die Nachricht entftammt einer ungenannten Erfurter Chronik
und wird von Motfchmann in feiner Trier-clio liter-ita eonti
nnatal) beigebracht. Da das vermehrte ältefte Fauftbuch faft
wörtlich mit der chronikalifchen Nachricht iibereinftimmt, fo ver
mutet Dünhenk) daß der Verfaffer der Chronik feine Fauftanek
doten dem Volksbuch entnommen habe; dem fteht aber entgegen,
daß das ältefte Fauftbuch von 1587 kein Wort von Beziehungen „
Faufts zu Erfurt weiß, und daß der Verfaffer des vermehrtenFauftbuches fomit aus einer diesbezüglichen Quelle gefchövft haben
muß. Die Sache liegt alfo in Wirklichkeit wohl fo, daß die
Nachricht des vermehrten Fauftbuches faft wörtlich der Erfurter
*Chronik- und nicht umgekehrt - entnommen wurde. Auch if
t
die Faufttradition noch heute in Erfurt fo lebendig, wie fie es
wohl nimmermehr fein würde, wenn Fauft dort- nicht wirklich'
gelebt und Auffehen gemacht hätte, fondern-
fo zu fagen *
nur hingedichtet worden wäre. Bemerken will ich
noch, daß
Vfißer, dem offenbar viele aus Faufts Zeit herrührende 'Akten und
Briefe zu Gebote ftandeu, fagt, Fauft habe feinen Freund, den
Magifter Eafpar Moir- bei feiner Verfehung an die Univerfität
Erfurt begleitet. 8)
'Motfchmann fagt alfo:- a
„Sonft habe ich in vorgedachter Chronik gefunden, es fer) diefer 1)r.
Kling gebraucht wordenf den berufenen Schwarykiinftler br.Fauften von feinem
*
Jrrweg zu bringen. Ich will die Erzählung fo,
wie ich fie gefunden habe,
hierherfehen und das Urteil dem Lefer überlaffeu, es ift aber diefelbe folgen
dermaßen: Es ,machte aber der Man der Waffen fo viel, daß die Stadt und
das Land von ihm fchwatzte, und manche vom Adel auf dem Lande ihn gen
Erffurth nachzogen, und begunte fich die Sorge zu findenf es möchte der
Teuffel die .zarte Jugend und andere einfältige verführen, daß fie auch zur
fchwarßen Kunft Luft bekämen und fie vor eine Gefchwindigkeit halten mögen 4),
1) Zweite Fortfeßung. S. 373-375,
f) Scheible: Klofter, Bd. 7. S. 78.
3) Widmann-Vfiherfthes Fauftbuch, Th,1.' Cap. 36.
4) Alfa fchon damals war Gefchwindigkeit keine Hexereil
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_-17 _,
und fich denn der Zauberer im Enkerl) zu einem Jnmier, der ein Vapift
war, hielt, als wurde Anleitung gegebenf daß fich doch der benachbarte Mönch1)!, Klinge an ihm berfuchen nriichtief ob er ihn von Teuffel reiffenf nnd be:
kehren könne. Diefer Franziscaner thats, fand fichmit herben, redete erft
freundlich, fodann hart mit ihm, und erklärte ihm Gottes Zorn und ewige
Verdamrnnis, fo ihm auf folchem wefen ftünde, fagtef er wäre ein fein ge
lehrter Mann und könnte fich mit Gott und Ehren wohl fonften nehrenf da
rum folte er fich von foleher Leichtfertigkeit, dazu er fich vielleicht in feiner
Jugend den Teuffel hätte bereden laffen, abthun und Gott feine Sünde ab
bitten, folie hofienf er wiirde alfo Vergebung feiner Sünde erlangenf die Gott
keinem noch verfchloffen hätte. Ur. Fauft fagte: Mein lieber Herrf ich erkenne,
daß ihrs gerne gut mit mir fehen möchtet, weiß auch das alles wohl, was ihrmir jeßt vorgefaget, ic
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habe mich aber zu hoch berftiegen und mich mit
meinem eigenen Blute gegen den Teuffel verfchrieben, daß ich mit Leib und
Seel ewig feine wil fehn; wie kann ich denn nun zuriickef oder wie kan 'mir
-geholffen werden? 1)): .Kling fprach: Das kann wohl gefchehenf wenn ihrGott um Gnad und Barmherßigkeit ernftlich anruft, wahre Ren und Buffe
1hutf der Zauberei) und Gemeindfchaft mit dem Teufel euch enthaltet, und
niemand ärgert, noch oerfiihret. Wir wollen in nnfern Klofter vor euch Meffehalten, daß ihr des Teuffels wohl laß werden follet. Meß hin, Meß her,
fprach Ur. Fauftus, meine Zufage bindet mich zu hart z fo habe ich Gott mut
wiilig verachtet, bin meinehdig und treuloß an ihm worden, .habe dem Tenffel
mehr geglaubet und getrauet, denn ihm, drum ich zu ihm nicht wieder kommen,
noch feiner Gnade, die ich verfcherßet, mich getröften kan. Zudem wäre es
nicht ehrlich noch mir riihmiich nachzufagen, daß_ ich meinen Brieff'und Siegel,
fo doch mit meinem Blut geftellet, wiederlauffen folltex2) fo hat mir der
Teuffel redlirh gehalten, was. er mir hat zugefaget und verfchrieben. Eh
fagte der Mönch, fahre' immer hin, du berfluchtes Teuffels Kind, wenn du dir
nicht willft helfen laffen und es nicht anders haben. Gieng darauff von ihme
zum [tec-take Magnifica, zeigte es ihm an z hierauf ward der Rath auch hier":
von berichtet und Fauft aus Erffurth gefchafft. Viß hierher gedachtes Chronicon.
'
In einer auf Seite 372 feines genannten Werkes befindlichens
Anmerkungfagt Motfchmann noch weiter:
„In jener Chronic werden noch die( epeejalia erzehlet, die fich mit 1).
Fauften in Erffurth fallen zugetragen haben: Alfz daß er fich bei dem großen
(lollegia hier felbft eingemiethet nnd mit feinen Großfpreehen fo viel erlanget2
daß er fich auff öffentl. Katheder dörffen hören laffenf da er den klamm-um er
kläret, und die darinne vorkommende Kriegs-helden ordentlich befchrieben, wie
fie
ausgefehen, weswegen ihn die Studenten erfuchet, es durch feine Kunft
f1
) Ein „zum Ancker“ genanntesL noch ftchendes Haus in der
Schlöfferga fc.
'*') Auf die mhfteriöfe-n, Watte werde ich znrüäkommen,
Mefewetter* Faufwnch.
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f- 18 -
dahin zu bringen, daß fie
folihe wirklich fehen könnten. Al?: er nun diefelbige
auff eine Meine-“001103111111 beftintmet *feh immer einer nach den andern von
den gedachten Kriege-helden in's enciitorimn hineingetreten, endlich fer) auch
der einiingigte Niefe yalypbeinne mit einem fener'rothen“langen Barthe, und
einen Menfehen, deffen Schenckel noch zum Manle herausgezottet, freffend,
kommen7 der mit feinem Anhlicke alle fehr erfchrecletf auch nicht wieder fort-
gehen wollen, fondern er habe' mit feinem groffen eifernen Spieffe auff den
Erdboden geftoffen, daß da3 ganze Quintet-juin erfchüttern' fa er habe ein paar
mit feinen Zähnen anpacken wollen. 1) Deffgleichen wird erzehletf daß" nicht
lange *hiernach eine yr0rn0ti0 Ilagietrermn getoefen, da in Behfehn der Theo
lagen und der Abgefandte des Rath? der Dieenre dorgefaflen, daß fo viele
von denen Oemoeciien des Mann und 'Lerentii verlohren gegangenf dWman
bet) der Jugend wohl brauchen könte, wenn fie
noch vorhanden waren. Da
habe L), Fauft fich erbothen, wenn e'a' mit Erlauhniß derer 'l't1601030rnn1 und
g ohne feine Gefahr gefchehen könne, wolte er alle verlohrne (Zoinoeäien wieder
vorlegen auf einige Stunden langF daß man fie in Eil durch einige Ztnclioeae
könne ahfchreiben laffen; (Eine Vrahlerei, die genau mit der von Trithemiuß
beziiglich der platonifchen und' ariftotelifcher.“ Schriften gemeldeten iiberein:
ftimmt.) Es 'hiitten aber weder die ,'l'nealagi noch die Rathsherren folchen
Vorfmlag annehmen wollen.“-') Ferner wird gemeldet, daß fich 1). Fauft
1)
Diefer Vorgang kann vollftiindig hiftoriföh nnd dnrch die [interna [na
gina erfliirbar fein, da an Maierialifationen hier nicht zn denken ift. Dennzur Zeit Fauftß war die lNLtSL'llL inagiea und (Kenner-a 011301413 Einzelnen bekannt. So fchreibt FanftÖ Zeitgenoffe Cornelius Agrippa infeiner lFnilaeopnia 0eenlta, (iii). l. (lay. 6: „Es giebt gewiffe Spiegel, dura)die man in der Luft, auch ziemlich entfernt von den Spiegeln, beliebige Bilder
hervor-bringen kann, welche von nnerfahrenen Leuten fiir Geifter oder die
Schatten Verftorbener gehalten werden, wiihrend fie
doch nicht? andere? findins leere, von Menfchen hervorgebrachte, alle?? Lehen? entbehrende Spiegelbilder. Auch tf
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ee'. eine bekannte Sache, dafi man an einem völlig dnnkeln
Ort, in welchen nur durch eine fehr kleine Oeffnnng ein Sonnenftrahl dringendarf, auf einem in daS Licht diefeÖ Strahl? gelegten weißen Papier oder einem
flachen Spiegel Alles fehen kann- was draußen im Sonnenliehte vorgeht.“ »
UebrigenZ erzählt auch der i533 geftorbene Franz Vico von Mirandolain feinem Buch ))e return praenetiane, daß vor etwa 50 Jahren ein Zauberenwelcher einem Fiirften die Belagerung Troja? und den Zweikampf zwifchenHector nnd Achill gezeigt habe, vom Teufel geholt worden fei. _
'-'f Lercheimer hat in feinem „Bedenken von der Zauberei", Cap. 5
eine ähnliche Stelle, welche man vielleicht auf Fauft beziehen könnte. Erfagt: „Vergleichen gefel( war newlicher zeit einer in Deutfehland, der fonftongelehrt auff diefe weife biicher dichtetef in deren einem er bekannt, ond
rhümmt er hab etwaä- auß hiichern genommen, die nicht gefchrieben find. Daslautet vnglauh'lich7 dannoch kane. fetm, wann manZ von büchern* verftehet die
etwan fiirhanden getoefen, nun aber vmbkommen ond ond-ergangen find, die
der teuffel in'*gedechtnuß hat vnd anßwendig kan. Der bube war bet) einem
großen Herrn in befonderm anfehenf den er betrogenf wie andern offt ge
fchehen vnd gefchihet, wann fie
folchen leckern glauben vnd fie
auffhalten. Zinnanfang lefzt eÖ fich mit jenen an, als fen-es etwa?, fo es doc() nichts ift;wer-et nicht lange, nimmt bald ein befchiffen end.“
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1714. 1701:
öfters bet) einem Juncker' zum Ancker in der Schlöffer-Gaffe aufzuhaltenpflegen. als nun felbiger cFauft) nach Prag verreißet worden. und die bet)
dem Juncker verfammelte_0omyagnie von_- ihm gefprochen und gewünfchet. daß
er bei) ihnen fehn möchte. feh er bald geritten gekommen. da denn fein Vferdim.Stalle nicht können fatt gemacht werden. er aber habe aus dem Tifche
allerhand Weine. nach derer Gäfie belieben. herausgezapfet. biß er gegen
Morgen mit feinem Pferde. welches durch helles Wiehern die _Zeit des Ab
marfches zu verftehen gegeben. fich gegen Morgen in die Höhe gefchwungen
und wieder nach Vrag geritten. So foll er auch in feiner Wohnung bey* St.
Michael (der Michaelskirche). da er mit vielen Gefcheuken von Vrag zurück
gekommen. Gäfte zu* fich *geladen haben. und da' bey ihrer Ankunft nicht .die
geringfte Anftalt zur Bewirthung gewefen. fo habe er fie
doch mit Hülffe feines
_Geiftes auf das properete mit Effen. Trinckeu und Mufik traetiret.“
Auch das Fauftbuch von 1587 kennt diefe Gafterei..welche
in ihm jedoch fehr allgemein nach ..Düringen“ verlegt wird. ohne
daß von Erfurt die Rede ift.
Wie bereits gefagt. ift in Erfurt die Faufttraditiou noch fehr
lebendig. Jedes Kind kennt das Wohnhaus Faufts und das von
_der Schlöffergaffe aus einmündende ..1)r. Fauftgäßchen“. durch
welches kaum drei Fuß breite GäßchenFauft mit einem mächtigen.
von vier Vferden gezogenen Baumftamm gefahren fein foll. Alsaber ein Mönch dazu kam und einen Exorzismus fprach. (es follder Auguftiner 1)r. Luther gewefen fein.) verwandelte fich das
Blendwerk in einen von vier Hähnen gezogenen Strohhalm.-
Noch 1876 fand ich in Erfurt die Sage lebendig. daß Fauft im
1)r.Fauftgäßchen und dem Anker. wo er zum Fenfter heraus
fehe. fpuke.
Eine beftimmte Angabe. daß fich Fauft im Jahre 1525 in
Leipzig aufhielt. begegnen wir bei 11122. Johann Jacob Vogel.
welcher in feinen Leipziger Annalen m1 ann. 1525 fagt:))..So gehet auch die gemeine Rede. (welcher ein alt gefchriebenes Leip
zigifches Ehronicon behpflichtet) daß der bekandte Schwarhkiinftler 1). JohannFauft. vermittelft feiner Kauft. ein mit Wein gefülltes Faß. welches die Weißkittel herausziehen follen. aus Auerbachs Keller auff die Gaffe geritten."
Auffallend ift die Jahreszahl 1525. weil das Widmannfche
Fauftbuch diefes Jahr als das Anfangsjahr einer regeren Thätigkeit Faufts augiebt. infofern es in dem Abfchnitt
1) J
JCVNgel:Leipzigifches Gefchicht-Buch oder Annalen. Leipzig.
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,_* 201.
„Zu welcher 'zeit Doctor Fauftus feine Schwarßkunft habe, bekommen
vnd geiibet" heißt: „In dem far aber nach Chrifti geburt 1525, da er fich
fchon zuuor mit Leib und See( dem Teuffel ergeben hat, ift er erft-recht auff
getretten7 da er den fich menniglich hat offenbahrt7 auch Lande ond Städte
durchzogenf da man von ihme überall zu fagen hat gewuf ."
Bemerkt zu werden verdient, daß das Fauftbuch von 1587
*keine Silbe von einem Faßritt - weder in Leipzig, noch anderswo-weiß. *Das vermehrte Fauftbuch von 159() kennt einen Faß
_ritt
in Leipzig, aber nicht aus Auerbachs Keller, desgleichen
L,
Widmann 1599 und Vfißer 1674. Erft Vogel beruft fich 1714
mit feiner Angabe, daß der Faßritt aus Auerbachs Keller ftatt
gefunden habe, auf eine alte gefchriebene LeipzigerChronik. - Ich laffe
Vogels Angabe in Ehren, aber deswegen braucht die Tradition_-
von Auerbachs Keller doch keinen gefchichtlichen Hintergrund in
einem Aufenthalt Faufts dafelbft zu haben,
Als beweifend für die Tradition follen bekanntlich dort die
beiden, den cF-aßritt und das darauf »folgende Bacchanal dar
ftellenden Bilder
welche die Jahreszahl 1525 und folgende Unterfchriften tragen,
gelten:-
- „Doctor Fauftus zu diefer Frift,
Aus Auerbaihs Keller geritten ift,
Auf einem Faß mit Wein gefchwindf
.Welches gefehen viel Mutter Kind,
Solihes durch feine fubtilne Kunft hat gethan
Und des Teufels Lohn empfangen davon." 1)
nnd das Diftichon:
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-21_„fire, bihe. 0bgraegare. meiner. k'nneti bujne er [wine19061188: mietet elancio'bnee, net erat; mania, genau.“
was Dünher iiberfehM)>
„Trinke und lebe in Luft, doch dentedes Fanftes und feinerF
Strafe, die lahm nachkamf aber gewaltig ihm *kam/'3)
Der Umftand, daß die_ Bilder die Jahreszahl 1525 tragen7f
foll ihre Entftehung in -diefem Jahre beweifen; fie
follen reftauriert
worden fein in den Jahren 1636, 1707 und 1759.4)_- Ich
aber vermute- daß fie
'-1636 erft gemalt find, weil' die Tracht
der Studenten auf denfelben genau jener Zeit entfpricht7
nimmerm'ehr aber dem Jahre 1525, und ein in dem lehteren
Jahre lebender Maler konnte unmöglich eine hundert Jahre fpitter
übliche Tracht anticipieren. Aber die Sage von AuerbachsKeller wird durch den genannten. Annaliften Vogel felbft wider
legt, welcher act ann. 1530 fagt:„Diefes Jahr if
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Auerbach? Hof* yon. Herrn Heinrich Stromer, fonft
Auerbach genannt7 der Vhilofophie nndMediein Doc-tote und Deeanof vor
nehmen Ratsglied, anchChurfürftlich Brandenburgifchen, Mainzifchen und-
Churfürft Friedrich zu Sachfen gewefenen hochbeftellten Leibmedico erbaut
wordenF wie Schneider S. 130'bez'euget."
Wenn aber Auerbach? .Keller erft 1530 erbaut ift, fo kann
Fauft nicht 1525 in ihm feine Schwänke getrieben haben.-
2) .Scheible: eignen Bd. r. S. 40,
1) u. 3) Wie kann alfo die Jahreszahl der Bilder ,15257 echt fein, wie
Stiegliß und Reiihlin-Meldegg behauptenf da von Faufts um 1539 fallendenTod die Rede ift?
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*) Scheible: Klofterf Bd, 7._ S. 40.
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_22._Offenbar exiftierte zu Anfang des 17. Jahrhunderts eine auf
Faufts Faßritt aus Auerbachs Keller - wie aus *Vogel erfichtlich-bezügliche. freilich irrige Tradition. welche vielleicht im Jahre
_1636 der fpekulative Wirt benuhte. um in einer Zeit. wo FauftsName in aller Mund lebte. und wo man jedes Wort der- Volks
biicher für bare Münze nahm. .feinem Lokal erhöhte Anziehungs
kraft bei Einheimifchen und Meßfremden zu geben. - Die Jahreszahl 1525 if
t obiger Stelle" bei Widmann oder der Tradition
entnommen. um das Alter der Bilder glaubwürdiger zu machen.
denn keine Ausgabe des Fauftbuches fagt. daß der Faßritt in
diefem Jahre gefchehen fei. .
Vermutlich in dem gleichen Jahre - 1525 »-treffen wir
Fauft in Bafel an. wo der 'proteftantifche Theologe JohannGaft mit ihm fpeifte. Daß dies im Jahre 1525 gefchah. macht
eine Stelle der Dedikation des „7110111118 8eeunc1u8 eonriralium
aermonum. pur-tim er prodatieeimie 1118t0riogranl1i8. purtim
enemplie innumerie. quae noZtro eueeulo *aeoiclerunn eongeatue.
ocnnidue rer-trum rirtutum 8tuci1'0818 utilioeimue“ wahrfcheinlich.
Denn in diefer Widmung an Eonrad Humprecht fagt Gaft. daß“
er mit demfelben' bei'dem bekannten Bafeler Buchdrucker Adam
Vetri logierte. der ihm ..in den kläglichen Zeiten des Bauernkrieges außerordentlich-viel Gutes gethan habe.“
- Gaft erzählt
zunächft eine Fauftanekdote. welcher vielleicht ein mediumiftifcher
oder ein Spukvorgang zu Grunde liegt:1) -
1) 1141. 1548. Nom. 11. p. 280 ti'. ,.1)e lfm-Sto neoromuntioo, Diner
titur sui) noetem in- eoenoviuln quoclciam radio (lines. pernoetuturus illie,
1-'ratereu1u8 upponit illi olle 7inum, penciulum et nil1il gratiue dubeno. Logut kauetua, ut en raue alter() hour-jut. meliua oinum, quoä nodjliduß tiereeoneuererat. hrutereulue mon ciinit: Sinnen] non dubeo. k'rior (tor-mit, quemenßuooitnre piueulum eat. Kemal-.118 inquit: (1111768 _faeent in ungulo, 118.8
nec-.ine et 178.8 jllucl m1 Zinietrurn [eine uperi et unter mini potum. KratereuluZ rammt, 51m non e886 eommieeum e
r Vriore (111m1 oinum noopitidua proponere. hauotua iin auciitie iratue ciixit: ?wenn breri momento mike, indoßpitulis t'rateroule. .ahnt Zummo mane inealutato lioepite. irn ueeenßue.ae immjßjt autonom quenciam kuribuncium, aie noeteque in ooenodio per-stre
pentem omnia. morentem tant in eoeleoiu. quam in ipaie nabitationibue mo
naedorum uäeo. ut quietem null-1m heitere poaeint, quocieunque negotiumuttentarent. Vunclem cielibernrunt. an eoenobium e88et relinque'ncium, automnino pereuocium. kalatino ituque ßeripeerunt (1e int'ortunio i110, quotonebuntur. (Jui ooenobium in 81mm reeepit ciekenajonem, nbz'eetie monnoirie,
quidua aljmenta praeatut in eingulocz unnoe, reliquu eibi 881'781, Want qui
ciuin. etßiuclliuo 110m9 mont-tobi ooenobium intrent, toutes turbationee lieri.ut quietem ineolenteß dabei-e non poeeint. 110e nor-it Zutun inetruere.“
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„Vom Nekromanten Fauft."
„Einft kehrte er in ein fehr reiches Klofter ein, um dort zu übernachten.
Ein Bruder feßte ihm gewöhnlichen, fchwachen7 nicht wohlfchmeckenden Wein
vor, Fauft bittet ihn, ihm aus einem andern Faffe beffer fchmeckenden Wein
zu geben, den er den Vor-nehmen zu reichen pflegte, Der Bruder fagte da
rauf: ,Ich habe die Schliiffe( nicht. Der Prior fchläftf und ich darf ihn nicht
aufwecken. Fauft erwiderte: -Die Srhlüffel liegen in jenem Winkel; nimm
fie
und' öffne jenes Faß auf der linken Seite und bringe mir den Trunk.
Der Bruder weigerte fich z er habe keine Erlaubnis vom Vriorf den Gäftenandern Wein zu geben_ Als Fauft dies hörte, fprach er; Binnen Kurzem
wirft du Wunderdinge erleben, du ungaftfreundlicher Bruder! Am friiheften
Morgen ging er voll Erbitterung wegf ohne zu grüßen, und fandte in das
Klofter einen wütenden Teufel.- der -Tag und Nacht lärmte und in der Kirche
wietin den Zellen der Mönche Alles iu Bewegung feßtef fo daß fie keine
Ruhe hatten x was fie
auch anfingen. Endlich be'rieten fie
fich ,' ob fie das
Klofter verlaffen oder es ganz _zerftören follten. Siefmeldeten alfo dem Pfalzgrafen ihr Mißgefchick. Diefer nahm das Klofter unter feinen SchußF indem
er die Mönche' heraus-trieb, denen er jährlichf was fie
bedürfenf zukommen
laßtf indem er das .Übrige (für fich behält. Einige behaupten, daß auch jeßt
nochf *wenn Mönche *ins Klofter kommen- ein folcher Tumult fich erhebe, daß
die Einwohner keine Ruhe haben. Solches weiß der Teufel zu veranftalten."
Ju der Zimmerifchen Chronik ([1] 604.) wird derfelben Be
gebenheit mit folgenden Worten gedacht:
* *
„Den manchen zu Luxhaim im *Waffichin (Wasgau) hat er (- Fauft--, von deffen nach diefer Chronik fpäter 'noch zu fchildernden Ende an diefer
Stelle derfelben die Rede ift,) ain gefpenft in das clofter verbannet, defen fie
in oil. jaren nit haben kiinden abkommen und fie wunderbarlich hat moleftirtf
allain deeurfach, das fie ine einsmals nit haben wellen iibernacht behalten,
darumb hat er inen den unruebigen Gaft gefchafft, zugleich wie man fagt, das
dem vorigen apt von Diefenberg auch ain follichs gefpenft von ainem
neidigen barenden fchueler fein zugeruft und angehenkt worden."*
Auffallend ift, daß im Fauftbueh ebenfalls mehrere Erzählungen
vorkommen, wie Fauft einem Wirt in Gotha, deffen Frau er ver
fiihrt hatte, und einem alten Mann, welcher ihn feines Lafterlebens wegen zur Rede feßte, einenVoltergeift insHaus banntf und
auch Melanchthon-wird_ wie wir bald fehen werden -* mit einem ähn
lichen Vorgang in Verbindung gebracht. Wir werden f3. auf die diefen
'Nachrichten vielleicht zu Grunde liegenden Thatfachen zurückkommen.
Die auf Faufts Aufenthalt in Bafel beziigliche Anekdote, in
„welcher wir dem Zauberpferd wieder begegnen und die erften
:Spuren von Mephifto und Vriiftigigr antreffen, lautet bei GaftM)
l 1) Gaft a. a.O. „Alina (ie Lt'aueta exe-nylon). Leslie-te num i110 coe*
*7-7
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.,- - '.'ic. .
„Ein anderes Beifpiel von Fauft: Als zu Vafet mit ihm im. großen
Collegium fpeifte, gab er dem Koch Vögel verfchiedener Art, von denen ich
nicht wußte, wo er fie gekauft oder wer fie ihm gegeben hatte, da in Vafel
damals keine verkauft wurden, und zwar waren es Vögel-- wie ich keine in
unferer Gegend gefehen habe. Er hatte einen Hund und ein-Pferd bei fich,
die, wie ich glaube, Teufel waren, da fie Alles verrichten konnten, Einige.
fagten mit) der Hund habe zuweilen die Geftalt eines Diener-s angenommen
und ihm Speife gebracht. Der Ele-ide endete auf fchreckliche Weifef denn der
Teufel erwiirgte ihn; feine Leiche lag auf der Bahre immer auf dem Geficht
obgleich man fie
fiinfmallumdrehte." l
*
Drei Jahre fpiiter *- im Jahre 1528 *- begegnen wir einer
merkwürdigen Nachricht in den Briefen *des Heinrich CorneliusAgrippa von-Netteshehm, wo diefer, damals im Dienfte der
Mutter von Franz 1.
ftehend, erzähl-t, daß am franzöfifchen Hofein *Zauberer aus Deutfchland eingetroffen fei, von welchem man
fich alle die Zauberkiinfte verfprach, welche die Tradition Fauft
zufchreibt. Ich trage kein Bedenkenr diefe Nachricht anf Fauft
felbft zu beziehen, umfomehr, als ein Kapitel des älteften Fanfibuches angiebt, daß Fauft im Dienfte eines mit Karl ll. im Kriege
befindlichen Monarchen ftandI) Der Sache mag alfo irgend ein
wirkliches Faktum zn Grunde liegen, Allerdings hat Fauft nach
Melanchthons Bericht geprahlt, dem Kaifer feine Siege in Italien
durch Zauberei verfchafft zu haben, allein diefe Auffchneiderei be
weift keineswegs daß Fauft im Dienfte Karls l7. geftanden hat;
eher ift angefichts der zuverläffigen Nachricht Agrippas das Gegen
teil anzunehmen.
Es heißt alfo in den Briefen des Agrippa't):
nei-tue 811111in e011eg-io Magna, qui rarii 361101-18 rtr-es, nem-io ubi, einer-Lt',
aut qnie cleclekat, 6111111100 tempore 11111130rencjekentut, eoguo m1 nee-.minka
ptnebuerat, 9.13103 etinm ego nunquam in 1108t1'18 keg'ionjbuß 'jam-1111, 0a116111Zeeuln cineebat et eguum, Zac-,31133 fairen rear, quia n11 omnia ekant
pal-ati Wequencia. Genen) aliguancjo ßen-ri form-un aßenmere et; eeeuieutaaciterre, gain-1m 1111111'ciixete, atque 1111881-äep101-auc1u1n 11116111ZoltitueÄeet,uam u
. Interna Znfl'aeutue, ,eufue eaciaret in teten-o t'aeiem m1 terrain perpetua epi-rotem!, eier (1111111111198tergumr-ekteretur.“
1) Spieß'fches Fauftbuch, Cap.: „1).Fauft ein guter Schütz.“
*2)
111118t01ar. [1111.7. ep. .26. (te anna 1528. „nacli 1111110jgjcur reinetultuin eintul et. jtnpiem. 50081-8117118 ent ex 61817118111!: 11011 mmiieie 3111111)tibue 711- gu'icinm (186111011101-11111,1100 ent; magumin quo poteetae änenwnuminuebitat, ut eieut 181111168 e
t ltlambree teetitecunt 1110781, ein jete realer-rt
036331-1. kereueeum 6111111e81; 11113 9. patre menclaeim'nm, 11111111t'nturokurn
otnnium yraeeeium, areeuarmn quoruntaunque eanei1ioturn 001180111111, ae
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_25z ..Höre eine Suche. die eben fo thörigt als gottlos ift. Man hat neulich
mit großen Koften einen Zauberer aus Deutfchland kommen laffen. welchem
die Geifter gehorcheu follen. und von dem man hofft. daß er dem Kaifer eben
fo Widerft'cmd (elften werde. wie vormals Jamnes und Jambresl) dem Mofes
leifteten. Der Vater der Lüge hat die Leute überredet. daß Jeuer die .ganze
Zukunft liberfchaue. daß er um die geheimften Entfch'ließun'gen und Pläne
weiß. daß er Gewalt genug befixzt. um die königlichen Prinzen durch die Luftzurückzubringen. - daß er Berge voll Heere. Wagen und Pferde erfcheinen
laffen. S'chäße hervorziehen und verfeßen. Ehen' und Liebesbiindniffe knüpfen
und 'trennen und alle unheilbaren Krankheiten. wie eingewurzelte Schwind
fuchten. ausgebildete Wafferfu'cht und veraltete Syphilis durch fein fthgifches
Heilmittel curieren kann“ etc, -Jm weiteren Verlauf knüpft Agrippa an die Aufzählung
diefer Zauberkünfte noch herzbrechende Klagen über den Aber
glauben. welcher die Elemente. den Himmel. das Schickfal. die
Natur.. die Vorfehung. Gott felbft und das Heil der Königreiche
*dem Teufel als dem eingeborenen Feinde des menfchlichen Ge
fchlechtes unterwerfe.>
*
Agrippa nennt allerdings den Namen Fauft nirgends. troh
dem aber hege ich
nicht das mindefte Bedenken. feine Notiz auf
denfelben zu beziehen. denn erftens lebte damals in Deutfchland
kein anderer berühmter Zauberer.- auf Varacelfus" kann die
Nachricht nicht gehen. weil ihm die Sage nirgends derartige Dinge
zufchreibt -. und zweitens find die dem Zauberer zugefchriebenen
Künfte: die Luftfahrt. die zauberifche Befreiung der Gefangenen
_und ihr Zurücktransport durch die Luft. , das Jnsfeldftellen ge
fpenftifcher Heere. das Bannen und Verfehen der Schäße. die
magifche Erregung von Liebe und Haß und endlich die zauberifche
Heilung von Krankheiten. alles Dinge. welche die alten Fanfi
:
bücher ihrem Helden zufchreiben: Fauft fährt durch die Luft nach
'cieliberatorum aogcitutionum interpretiert). tante. ptueterea praeclitum poten
tute. ut po-Zeit reg-joe pueroe reciueere per nero.. oatenciere montea plenoaequotum et ourruum exeraitumque. ineuper et rerelure et trunat'erre theeautoe tei-rue quoßque rolet, ooget nuptiue umoreeque. aut ciirimet. cieplo
raten quoaque eurubit. moi-[>08 'etygio pliarmueo . pole ruciieatum etliioum.eontjrmatum dyciropem. inoeeutum elepliantiamt- ete. Die .-,inoeoutu eleplmntja"
ift tertiäre oder conftitutionelle Syphilis. welche faft durch das ganze
lv". Jahrhundert ärztlich fo genannt wurde; der von Fraeaftoro eingeführteName „Syphilis" wurde *erft fehr fpät allgemein gebräuchlith,
1)'?l*)e1* lateinifche Text hat unrichtig lllumbrea.
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„_26_Salzburg. Miinchen, Erfurt, Heidelberg und Vragzi) er bringt*
einen in Konftantinopel gefangen gehaltenen Ritter durch die Luft
nach Deutfchland zuriickX) er ftellt den ihm nach dem Leben
,trachtenden Freiherrn von Hardt gefpenftifche Heerfcharen ent
gegenzii) er hebt in einer verfallenen Kapelle bei Wittenberg
einen verbannten Schahzt) er ftiftet einem adeligen wittenberger
Studenten zu Gefallen Zauberliebeöi und heilt endlich einen_
Marfchall zu Braunfchweig von der SchwindfuchtF').
Daran, daß fich die Notiz Agrippas'auf den franzöfifchen
Hof bezieht, kann kein Zweifel fein, denn Agrippa lebte, wenn
auch bereits in Ungnade gefallen,- bis zumJuli 1528 an* dem
felben. Die königlichen Prinzen, welche der Zauberer_ durch die
Luft zurückbringen foll, find die beiden Söhne Franzi?, welche
diefer beim Abfchluß des Madrider Friedens (am 14. Januar1526) Karl 17. als Geißeln ftellen mußte. Da Franz 1. bekanntlich
an der Syphilis im höchften Grade* litt, fo ift
fehr bemerkens
wert, daß Agrippa ausdrücklich fagt. der Zauberer fei
im ftande,
„innoaeatam Lleplmutiamih alfo konftitntionelle Syphilis zu
heilen.*
.
.Einen "indirekten Beweis, daß Fauft Franz 1.
Dienfte
leiftete, giebt uns 'das ältefte Fauftbuch von 1587, wo.. es in dem
Kapitel „Doctor Fauft ein* guter Schuh“ heißt:„Doc, _Fauftns ließ' fich auff eine Zeitf bey einem groffen Herrn bund
Könige in Dienfte brauchen, vnnd war auff die Artillereh bund Gefchüß be
ft'ellet, nuhn war das Schloß, darin Fauftus dißmal lagef von Kehfer Karies
z fpanifrhem Kriegsvolck belägert, darunter ein fürnemmer Oberft vnd -.Herr
ware. Fauftus fprach feinen Hauptmann an7 ob es jme gelegen, er wolte
gedachten Spanifchen Oberften7 welcher damals in einem *kleinen Wäldlin vnter
einem hohen Tannen-Baum auff feinem Roffe hielte, vber einen Hauffen bon
*der Mähre herab fchieffen, ob er ihn gleich des Waldes halben nit fehenkönne, Der Hauptmann wolte es ihme nicht geftattenf fondern fagte er folte
fhn fonften mit einem nahen Schuffe erfchrecken, Da richtet Fauftus feine
e)
Widmann'fches Fauftbuch: l. Tv." cap. 33, 39, 41; ll, Th. cap.21 und 22.
*
c-*) A. a. O. 11. Th. cap. 20,
3l A. a. O. 11. Th. cam 15 und 17.
4) A. a. O. 11, Th. cap. 9.
c') A. a. O. 11. Th, cap. 7.
6) A. a O l Th. cap. 42'
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Stückef fo er vor fich hatte, vnd fchoß in gedachten Baum, darunter dißmak
der
Spanier zu morgen aß', dermaffen dz die ftiicker bund fprehffen vmb den
Tifch flogen, Wenn aber von den Feinden ein Schuß in die" Veftung gethan
ward7 fchawete Fauftus- dz er die groffe kugeln mit feiner Faufte auffienge
als wenn er mit den Feinden den Ballen fchliige: Er trat ,auch bißweilen auf
die Mawern und fienge die kleinen Kugeln in Bufen vnd in die Ernie( mit
hauffen auff.“
Der „groffe Herr und König" kannfnur Franz 1.
fein- denn
wenn Heinrich ?[1],auch 1528 dem Kaifer den Krieg erklärte
fo kam es doch zu keinem Kampfe mit den Engländern, und
Heinrich [l. von Frankreich kann ebenfalls nicht gemeint fein, da
bei dem Regierungsantritt desfelben Fauft (iingft tot war. Gegen
einen anderen König aberf als die genannten, hat Karl il. nicht
gekämpft, und wir find mithin berechtigt, angefichts der* Nachricht
Agrippas diefer Sage einen hiftorifchen Kern zuzufprechen,
Nach dem' Jahre 1528 tritt eine elfjährliche Vaufe in. den
zeitgenöffifchen Nachrichten über Fauft ein, und-erft der WormferStadtphhfikus Philipp Begardi giebt uns 1539 in feinem
lnciejnafßanitanet) weitere Kunde, wobei er des Zauherers als
eines noch Libor wenigen Jahren allbekannten, gegenwärtig aber
verfchollenen Mannes gedenkt. Er fagt:„Es wirt noch ein namhafftiger dapfferer Mann erfunden: ic
h wolt aber
doch feinen Namen mit genent haben, fo wil er auch nit verborgen fehn, noch.
tmbekant. Dann er ift vor etlichen jaren vaft durch alle landtfchafft- Fiirftene
thumb ond Königreich gezogen- feinen namen jedermann felbs bekant gemacht,
vnn feine groffe kunfty nit allein der arhnei7 fonder auch der ChiromanceifNigromaneei, Vifionomei; Vifiones im Criftal, vnn dergleichen* mehr kiinfh _,
_
fich höchlich berümpt. Vnd num nit allein berümpt, fonder fich auch einen
beriimpten und erfarene'n mehfter bekant ond gefchribeu. Hat auch felbs ve
tant, ond nit geleugknetF daß er fehf vnnd heiß Fauftusf damit fich'ge
fchriben Vhilofophum Vhilofophocum. Wie vi( aber mir geklagt haben, daß
fie von jm find betrogen wordenf *deren ift eine groffe zal gewefen. -Nitn fein
verfprechen war auch groß wie das Teffali?) Det-gleichen fein rhum, wie auchdes Theophrafti: aber die that, wie ic
h
noch vernimm, daft klein ond betrüglich-er
fanden: doch hat er fich im geld nemmen, oder empfahen (das ich
auch recht
red) nit gefaumpt- ond naghmals auch im abzugkf er hatF wie ich
beracht (be
1) „linien Zanitatie, Ein Schöns vnd vaft niißliches Büchlein- genant
Zehger der Gefundheyt. - Durch Vhilippum Begardi der frehen Kunft onnArtzneh Doctoren, der zeit der Löblichen Kehferlichen Reichftatt Wormbs Why-x
ficum nnd Leibarhet. Wormbs 1539.“ S* 871l,
2) Es ift der im zweiten Jahrhundert n. (ihr, lebende Theffalus von
Trolle-Z gemeint.
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_ 28 _.
richtet)'»*vilpmit den ferßen .gefegnek Aber waS fol man nun dar-zu than, hin
ift hin, ich* wolf es jeßt auch dabeh _laffen, fchan du nur weiter, was du zu
fchicken haft."f
g
' -
'
Wir empfangen von dem Fauft des Begardi - und faft
mit 'denfelben Worten- das gleiche Bild, wie 'es Trithemius
von feinem Fauft entwirftf und es kann kein Zweifel feinf *daß
beide Autoren die gleiche Verfönlichfeit meinen. “Bemerkenswert
ift, daß uns hier die erfte Angabe, Faufi fei
vor 1539 ver
“fchoilern entgegentrittf und daß Vegardi den Charlatan Fauft mit
Theophraftus Varacelfus, gegen welchen er als Anhänger Galens
feindlich gefinnt warf zu deffen Verunglimpfnng zufammenftellt.
Eine weitere kurze Notiz über Fanft, welcher hier als fahrender
Schüler bezeichnet wird, finden wir bei dem berühmten Arzt und
“Naturforfiher Konrad Geßner in Zürich. Derfekbe fchreibt am*16, Augufi 1561 an feinen Freund, den kaiferlichen LeibarztKrato von Krafftheim : 1
)
„Aus jenerf der Zauberer, Schule gingen die hervor- welche man fah- _
rende Schüler nannte, unter welchen der eben noch nicht lang verftorbene Fanftin hohem Unfehen fteht."
Wir begegnen alfo anch bei Geßner Fanft als einem Manne'
der den Charakter des Vaganten nicht abftreifen kann. Daß
Geßner im Jahre 1561 Fauft noch nicht gerade lang verftorben
“fein läßt, darf uns nicht beirren, feinen Tod vor 1540 zn feßen;
"denn abgefehen davon- daß in jener behiibigen Zeit zwanzig Jahreals eben kein langer Zeitraum erfchienen, und Geßner wohl auch
nach Hörenfagen fchrieb, feßen Begardi und Wier, welcher Fanft
wohl perfönlich kannte, übereinftimmend deffen' Tod vor das
Jahr 1540.- _.
Eine der wichtigften Nachrichten über Fanfi verdanken wir
Melanchthonf nnd zwar ift es deffen Schüler Johann Man
lius (Mennel) _aus Ansbach, welcher uns diefelbe in feiner 1562
zu Bafel voflendeten,“-') aber erft :dafelbft 1590 in Oktav heraus
gegebenen Schrift: „L-000111111 conininninm 0011601331163, 3 Job-nine
l) „LipiZtolntmn meäicjualinln Sonxacii (Zießßneti, pjiüoIUpbj et ine(iioi, 'figure [-ib. lll.“ 1577. 4". (iii). l. ep. 1
.
xing. 2 „Dix i118. 801101.1.,
ningormn, proäjeknnc, .41108 W130 eeboinätiooo fast-NWZ nominabnnt, inter(41108 kane-.duo gniiinin ooo iin pkiäem mortnnä [nike eelebratntF-*
“
2) Die an den König von Böhmen gerichtete Widmung ift von Michaelis
1562 datiert.
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*noate aomue gut-18Min ent.
1118:1110 per 1111111308 annoe hier-ligne tum er( leetjonibne 1).
klijlippi lllelanelttltonia, tum en alioruni cioatiaeiniornm rirarumrelntionibue exec-erntet et nuper in 0rciinetn ab eaciem recinete“
mitteilt, einem Buche. das analog den Lutherfchen Tifchreden die
Gefpriiche des Melanchthonfchen Kreifes enthält, Dafelbft heißt es: l)„Ich habe einen Namens Faufius gekannt aus Kundling, einem Städt
chen nahe bei meiner Heimath. Als er zufKrafau ftudirte, hatte er die Magie*
erlernt, wie fie dort friiher ftark getrieben wurde, wo man öffentliche Vor
lefungen-iiber diefe Kauft hielt. Er fchweifte weit und breit umher und fprach
von.vielen geheimen Dingen. Als er zu Venedig Auffehen erregen wollte,
kündigte er an, er werde in den Himmel fliegen. Der Teufel hob ihn alfo
in die Höhe, ließ ihn aber auf die Erde fallen, fo daß er von diefem Fall faft
den_ Geift aufgegeben hätte; aber er ftarb dennoch nicht, Vor wenig Jahrenfaß diefer Johannes Fauftus an feinem leßten Tag fehr betrübt in einem
Dorfe des Herzogthums Würtemberg. Der Wirt fragte ihn, warum er fo
betrübt fei
wider feine Sitte und Gewohnheit, denn er war fonft ein fchänd
licher Schelmf der ein liederliches Leben fiihrte, fo daß er ein und das andere
Mal faft wegen feiner Ausfchweifungen umgekommen wäre. Darauf erwiderte
er dem Wirt in jenem Dorfe: Erfchricf diefe Nacht nicht! In der Mitternachtward das Haus erfchii-ttert. Da Fauftus am Morgen nicht aufgeftanden7 und
faft der Mittag gekommen war, ging der Wirt mit andern Hinzugerufenen in
fein Zimmer und fand ihn neben dem Bette liege-n mit umgedrehtem Gefichtf
fo hatte ihn der Teufel getötet. Als er noch lebte, hatte er einen Hund bei
fich. welcher der Teufel war. - Diefer Fauft entrann in unjerer Stadt Witten
bergf als der vortreffliche Fürft, Herzog Johann, den Befehl gegeben *hatte
ihn gefangen zu nehmen. Auf diefelbe Weife entwifchte er in Nürnberg; als
1) S. 38. „dlori guenclam namjne kunst-.urn (ie linnciling, qnoci e8t
pat-rum appiclurn'pertrjae [neue nieinnnt. Uie 011m (meet Zeltolnetieue (kt-neo
rieneie, jvc mag-jam cliäjeerut, giant jbi 011m t'uit mag-une neue et ibjciem
public-.ae 6](15ä6111 prokeeeionee. ?irgend-tin! nun-einc, ciieebat. erkenne. malta111e. lienetjje cum rellet bete-.miete epeetueulum. clinit., 88 ralatnrnm ineoelnm, 1)iuboln8 igitur Znbrexjt earn, et nkllixil; micro, ut ulliane liutni
neue enaninmtue 888er: 50a tamen nan eat mat-tune. :111cc xinneae eononiaem :lab-innen li'nnetue poetremo (lie Zeäjb cnimaclnm moeetne in gnoctam
page ciner-.tue il'irtembexgeneiZ. floepeo ipsum nlloqnjtnr, eur moeetue eeeetprueter n'tarem et; eonenetnciinent (erat uliaqui tnrpieeimue nei-n10, jngninatireimae ritae, ita ut 8617101 atque jterain neue inter-("entire 888er pl'0pi8klibjciinee) jbi illicit; noepjti in i110 page: die perterreliaß line noatel lilecljn
blaue anni Kamerun non Zur-geriet et jam t'ere
erret niericiiee, 1108y88, ncilaibitje elite, ingreeeuo eat. in eine eonelare, inrenjtqueß earn ingenieur prope leetnm inneren t'aeje,eieu clinbalo jnterfeetne.ffir-ene mina() eeeunt behebt-rt eunem, quiet-at ciiabalua. llje Lfnaetuß indae oypicio Wittenberger ert-wit, cum optjntuß print-ene (lux ,Folinnnee cleclieeetnnnnlare. rie i110 aapiencio. Zje diarimbergue guogne ert-wit, euln jam ju
einer-et premiere, aeetnarjt, enrgjtgue etatjm oolrene, guaci nor-niet (le-debut.
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_.30_-er fich zu einer Mahlzeit niedergefetzt hatte, begann er zu fchkoißenl) und
ftand foigleich vom Tifch auff indem er _den Wirt feine Schuld bezahlte. Kaum
.aber war er vor der Thüre, als die Gerichtsdienier kamen und nach ihm
fuchten. _ Diefer Zauberer Fauft- eine fchändliche Beftie und Cloake vieler
Teufel, prahlteF daß er alle Siege- welche die kaiferlichen Heere m Italien
erfochtem durch feine Magie errungen habe. Und dies war die unfinnigfte
Lüge, wie ich der Jugend haider bemerke, damit fie
nicht gleich folchen Leuten
zufalle." 4
Betrachten wir uns diefes Zeugnis nun etwas näher. Auffallend_ if
t zunächft, daß_ von älteren hier nicht zu beriickfich
tigenden Forfchern abgefehen -felbft Reichlin-Meldegg diefen
Bericht als von Manlius und nicht von_ Melamhthon herriihrend
anfieht. Doch ift
diefe Auffaffung leicht zu widerlegenf da der
Berichterftatter von dem feiner Heimat benachbarten Städt
chen Kundling als dem Geburtsort Faufts fpricht, und Bretten,
die Heimat Melanchthons, nur eine Stunde, Ansbach aber, der
Geburtsort des Manlius, in Luftlinie iiber 14() Kilometer von
Knittlingen entfernt liegt. Mithin kann kein Zweifel feinf daß
Melanchthon und nicht Manlius fpricht.
Man hat aber auch das Zeugnis des Melanchthon deshalb
zu verdächtigen gefucht, weil die fcheinbar abergläubifche Färbung.
desfelben dem Anfehen und der Würde des Reformators fchade.
Da nun aber das ganze, dereinft fehr viel gelefene und auch
1574 von Huldreich Ragor ins Deutfche iiberfehte Buch des
Manlius von ähnlichen *Dingen wimmelt, fo haben bereits Kafpar
Beucer, Melanchthons Schwiegerfohn und Camerarius die Lauge
ihres Zorns aus dem gleichen Grund über den ehrlichen Manlius
-ausgefchiittet, welcher' im täglichen Verkehr mit dem Reformator
71x eurem reitet-at ente 110113111, 111i reniunt 1iet0ree et. (1e eo inquituat,[(10111 baut-true 111113118, turpjeeime beetie. et 0106.011 mu1tarun1 c1iab010tun1,
raue glorjnbetur (1e ne, 01111168 7101011113, (11188 11ebue1'u11t Saeearjani euereitue in [teile, 688e berate-8 per 11181111-1811a. mug-ia., 1c1gue t'uit 111e1rtiaeiu1n
rnnieeimum; ic1 enim (1100 propier _iureuiute111, nee etatim talibne bominibueaeeentiatur.“ _
1) D. h. Fauft ahntef daß ihm etwas Böfes bevorftehe; das unbeftimmte
Vorgefiihl feßte fich in eine ihm den Schweiß austreibende Angft um7 die ihnnöthigtef den unheildrohenden Ort zu verlaffen. Derartige Veifpie'le find in der
Gefchichte nicht felten. Jch erinnere nur daran, daß, als Johann Friedrich der
Großmütige nach der Schlacht bei Mühlberg im Erdgefchoß des goldenenAnkers in Saalfeld in Haft war und vor Angft darin nicht bleiben konnte
die Decke einfiel- als der Kurfürft kaum das Zimmer verlaffen hatte.
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-[31_deffen Äußerungen und Gefpräehe fleißig aufnotierte, nm ,die
Brofamen nicht *verloren gehen zu laffen. _Es
ift
heute wohl(iberfliiffig, Beweife dafiir beizubringenf wie fehr Melanchthon im
'dickften Teufelsaberglauben feiner Zeit ertrunken_ war, und wirkönnen im Gegenteil die nnbefangene Teufelsglänbigkeit der Er
zahlung gerade als ein charakteriftifches Zeichen ihrer Echtheit bee"
-trachten. Ia, es ift fogar nicht unmöglich, daß der um Neujahr
1509 die Univerfitiit Heidelbergbeziehende Melanchthon ein Studien
genoffe Faufts war, welcher am 15, Januar desfelben Jahres fich
zu Heidelberg das Baccalaureat der Theologie erwarb. Die An
gabe MelanchthonD daß dereName des Zauberers Johann Fauftgewefen fei. möchte ic
h unter diefen Umftänden fogar zur Be
ftärkung meiner oben geäußerten Annahme, *daß Georg Sabellicus
Fauftus nur ein now (ie g-aerre fei, heranziehen.
Daß Fauft, nachdem er in Heidelberg Theologie ftudiert, in
Krakau und nicht, wie die Fanftbücher wollen, in Wittenberg
oder Jngolftadt fich der Magie ergab7 dürfen wir als erwiefen,
anfehen, da außer Melanihthon noch Johann Wier die gleiche Angabe
macht, und in Krakau wie friiher in Salamanca und Toledo die
i Magie wirklich gelehrt wnrdeI) Allerdings war dies nur die
L) Die erfte Erwähnung der Zauberfchulen zu Salamanka und Toledo
finde ich
znerft in der Schrift: „1)8 3.1'tjbu8 magic-i8 ne mag-okul)) mnlefieijs
b api-18 praeeiarjöoiinnm eximii 88-?1'38 leg-is c1i8qujt0ri8 Dietz-Wiki Zeronräi13Min, Sneßarnngnotnuen-W Leeißine Gnuonioi.“ Vario. 1506. 80, AniSchluffe diefer kleinen Schrift heißt es: 1N! quibuä 8111111(enn) optiina jilioä
kegni poljtio jnt'ero, quoä nee eynä 'l'oletuvn neo npnci Zninninutieam, nutqueinijbet aiimn Ueeperine par-tem bete telnfieMrte Ungione (M88 toller-antun.88.1 eZt Zejenclnm, gn0ci _jam olirn apart Zoinrnontieam ordern jcioinin innrinorenlniu prot'uuciißeima ent-eo. p08itnin ooiebntnr, ani Daemon nßoietednt, jnZcrnenZ
iu dafuer-wiki errtjdno 808, gni ejvj ner-W [marie 6k1117008bj011jb118 Zubjieererolebnnt, qm' n08.: :Memo temyorio in quibuaaarn atkeetibuo nciinirabileßtippe-reboot. 'l-*eruncamen 11011 motto a (lie-bus untitje, return ec ni) traute
nniigujeojmjo area i118, odötruata 68i et Wanner NEC-[Win. kehrte-ara jciolnrn7620 prne'clietnm ante Laeleoiam in ein yubliea e
r yertraoßeuutibno 00110111
eotuk euieo, ut ein eenipturne Wong-juin Qype-treat.“
Jin k'roioquiinn ncL. iii: b'. 51i Delrio'ß 1)j8(1uj8. mag. ljb. l7). finde
ich
folgende noch nicht bekannt gemachte, Bafins Angabe beftiitigende Stelle:„l-egiinne, y05t Zarrrnoenjeam per [Ling-injury jiiunjooecn, feminin jnnaluiWe
Angie-rin, nt 011111iittererrnm bonnknm ornnjurn Minute. jbj eric inopin er
ignore-icio; Zolae :kei-nie cinelooniaeae arte-:8 nal-un '1'oietj, l*[j8])8.ij 8138318111311
tioae (i0oerentnk. lo iin-o quick-un Unikate', bouxrturn none nrtjnni macro,cum jiiio äegerein, ooteußn midi tui Tex-pin ptot'untb'Zßimn gynmnoii net'eincii
reßtjgimn, gnnw *ajrjlie Mimi nauijek 183118116. reg-ina, kei-(bugatti ('-ntboljei
uxorx ?in ante 8111x051aenculn externe-icio WniZqne _junger-nt 0btnrari." Alfo
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„32_fogenannte natürliche Magie, d. h. ein Gemifch uon'rudiment'ciren
Kenntniffen auf dem Gebiet der Chemie, Vhh'fik, Optik, Mechanik,
des Magnetismus und'Hhpnotismus, fowie von naturhiftorifchen
hatte die große Jfabella die Zanberfchule zu Salamanca zerftören laffen, von
der Delrio. als er dafelbft promobirte, noch die kliefte fah.
Ganz ähnlich 'heißt es bei Cardanus: l)e enbtilitnte, ijb. 1(1)( page976 0a, rn. (i
,
u. 1558: „lfjgxebnt alint in bliejutnia buee are publieeguecloeebatur in Jui-Maut ea. neeuleniiu, nana rera publieie legibue Zublutn 68i.
Uncle ibi alicfua. aciltne iartie experimentn euperennt.“ Auf derartige Experimente werde ich bei Vefprechung der Fauftfchen Zauberbücher zurückkomiuen.
Nach den „Hiftorifchen 1c. Kuriofitüten“ bon Vulpius foll fich die
Zauberfchule zu Salamanca in' einem Eckhaufe der Straße St. Bello befundenhaben. Wo früher der Teufel doziert habe, befanden fich jetzt fchöne Gärtennnd Zimmer. - Wahrfcheinlich handelt es fich um einen alten Mithraskult,was nicht ausfchließt, daß man fich fpöter- an fo verrufener Stätte zu magifchenKonuentikeln zufammenfand. _
i
Auch in Frankreich foll eine folche Zauberfchule beftanden haben* und
zwar nach Balthaf ar Bekkers „Bezauberte Welt“ S. 140 zu Vincefter(Vinceunes'Z). Hier lehrte nach der Sage der Teufel jährlich zwölf Schülerndie Schwarzkuuft und bedingte fich als Lehrgeld den Scholaren aus, welchernon einem umgedrehteu Rad_ herabftürzte. Terbefannte Valn aff or fchreibt
in_ ieiner „Ehre des Herzogthums Krain", 1.
Th. S. -664, iiber diefe frauzöfifckte
Teufelsfchulc: „In Frankreich bei einem gewiffen Ort liet ein Berg, aufwelchem ehemals . ein der Göttin Venus geweiht-:r Tempel geftanden; da liegt
auf einem gewiffen Blah ein' Stein, denman fiigliclt den Stein der Unfichtbarfeit nennen könnte, .denn wer auf denfelben mit dem linken Fuß tritt, wirdfogleich unfichtbar und befindet fich beim Teufel iu feiner Schule. - Von einer
gewiffen dort wohnenden Werfen, welche die Teufelsfchule felbft befucht hat,
wieroohl in geheimf habe ich diefes erzählen hören. Wer-verlangt* in irgend,einer Scienz große und fchnelle Fotifchritte zu mache-1,» auf eine Art, die außerder gewöhnlichen ift, der fncht einen folchen aeheroutifchen Wrofeffor auf und .
bittet ihn, ihm Unterricht zu erteilen." Tiefer fiihrt ihn fogleich-zur Schulezeigt ihm den bezeichneten Stein und fagt ihm, er folle auf den'felben miidemlinken Fuß treten. That er das- fo fand er“fich fogleich in der Teufelsfchuleund kam in ein großes Zimmer zu einer refpektabeln Verfammluug, wo die
Schiller fihen und den Teufel dozi'eren hören. Tiefer fiht- dort in meufchlicher*
Geftalt auf dem Katheder und diskurriert von uud über allerlei Seienzen, die
fich erdenken, lafien, als da find: Mathemathik, Vhhfik,*Mechanik, TheologieF, Jnrisprudenz, Medizin, Aftrologie, und Magie., Alle. hören zu7 dürfen aber
*nichts zu Papier bringen. fondern zeichnen daheim erft auf„ was fie von dem
Gehörten behalten haben. Unter der Lektion darf kein Studiofus fprechen, noch
feinen Brofeffor iiber etwas fragen, fondern muß aufmerkfam zuhören und
fchweigen. Ein folcher Belials:Diszipul und Teufels-Akademikus oder vielmehrKakadentitus kann alle Tage, auch nur dann und wann. fo oft er will, fo
* lang'es ihm beliebn_ die Teufelsfchule freqnetniereu. Das werden die gelehrteftenLeute (jedoch nicht zum Hiunnelreich gelehrt), deren Einigeich felbft gekannt
habef wohlerfahren in den Seinzenf welche fie erlernt haben. Daß es aber
einem das Leben kofte, wie einige lagen, habe ich nicht gehört."Auch in dem zauberriihmten Finnland, zu Abo, befindet fich _eine Zauber
ichule. Dort ift auf einem Berg ein Loch, worin eine von der Natur ge
bildete Bank fteht, wie in einem Auditorium; dort hielt der Teufel Schule.Vgl. Borkenmeier: „KuriöferlAntiquarius", Th. 1
. S. 855.
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_„ 337_*
. Fabeleien des Vliniusf VfeudWAlbertus Magnus u. f. w. Wer
'aber den Geift jener Zeiten kennt, »der ift
fich klar dariiberf daß
es dabei nichtblieb, fondern daß auf diefen fogenannten Zauber
fchulen auch wohl _ öffentlich oder geheim -. uralte, von den
Juden (die Zauberfchulen find an Orten, too im Mittelalter die
Iudenfchaft einige ihrer feltenen Vflegeftätten fand), aus dem
Orient importierte'Zauberkiinfte gelehrt wurden, welche in jener
Teufelsperiode ganz verzweifelt nach Schwefel rochen. Ein Beifpiel
folgt fpäter.' '
Die Erzählung von dem Luftflug und der mißgliickten Him
melfahrt .Faufts zu Venedig hatte Melanchthon wohl vom Hören*
fagen, und es
ift unmöglich zu entfcheiden, ob derfelbe nur eine
prahlerifche Auffrifchungdes ebenfalls mißgliickten Fluges von
Simon Magus feitens Faufts, oder ob ihm ein wirkliches Ereignis,
eine mißglüikte Luftfchiffahrti) oder eine fpiritiftifche Levitation zu
Grund lag„ Was-_den *Bericht des keineswegs eine chronologifche'
*Ordnung ,inneh'altenden Melanchthon* iiber den Tod Faufts an;
langt, for
geht aus' demfelben hervorf daß Fauft auf irgend eine
auffallende Art'ftarhf *woraus die Sage fein diabolifches Ende
machte-2) .und zwar verfchied er, wie wir Melanchthon wohl_glauben können, in einem wiirttembergifchen Dorf - die Zim
1)'Jm 16. und 17. Jahrhundert befchäftigte man fich bereits mit dem
Problem der Luftfchiffahrt. Man vergleiche aus dem 16. Jahrhundert dieWerke von Agrippm Cardanus und Porta, aus* dem 1.7, die von SimonStevinus, Athanafius Kircher und Cafpar Schott. _
-
_ 7-' Auffallende Naturereigniffe treffen nicht felten _mit auffallenden Todes
umftän en zitfarnmen, Jch erinnere daran7 daß z, B, während der BeheizungLudwigs 11. von Vaiern der Blitz in den Turm der_ Vegräbniskirchefchlug. »
Etwas Ähnliches -. allerdings in ganz anderer Sphäre - erlebte ich am Nach
mittag des 27. Juni 1891, als »ich 'einer Schwurgerithtsfißung in Meiningen
heitoohnte, in welcher der Raubmörder Hüther aus Barchfeld zum Tod verurteilt wurde., Während fich die Gefchworenen zur Beratung zurückgezogenhatten, verdäfterte ein aufziehendes Gewitter den Saal derart- daß man währenddesVerlefens des auf „Schuldig" lautenden Wahrfpruchs kaum die Gefichter
e der 'im Saale Anwefenden erkennen konnte. Doch war in der Natur alles
totenftill *in Ubereinftimmung mit dem atemlofen Schweigen im Saal., Als'
Zaun auf Aufforderung des Vräfidenten der Staatsanwalt feinen Antrag ftellteund die Tod'esftrafe verlangte- zuckte beim Ausfprechen des Wortes „Todesftrafe“ 'ein blendender Vli'ß- welchem fofort ein betäuvender Schlag fo( e
.
DerBlitz hatte in eine der-hinter dem Landgerichtsgebäude' eine-Allee ildenden
Kaftanien gefchlagen. _ Derartige Fälle gaben und geben noch viel Anlaß zurSagenbildung.
" '
Kiefewetter,_Fauftbuch.
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"34_merfche Chronik nennt Stauffen
- nnd nicht, wie die Fauftbiicher
wollen, in einem Dorfe bei Wittenberg,
Der Fauft begleitende Hund, welchem wir f>fon bei Gafi
begegneten und aus dem die Sage einen Teufel machte der Präftigiarder Fauftbiicher, fcheint hiftorifch zu fein. Bekanntlich war ein
-fchwarzer Pudel, Monfieur genanntf auch Cornelius Agrippas fteter
Begleiter. Auch aus diefem machte der Aberglaube der Zeitgenoffen 'einen 'Tenfelf und Agrippas Schüler Johann Wier fah
fich noch 1563 genötigt, feinen Lehrer gegen diefe Befchuldigung
zu verteidigen und den Beweis zu fiihren, daß „Monfieur“ ein
ganz ordiniirer Pudel gewefen feii)Ein wichtiger Punkt der Erzählung Melanchthons if
t der,
daß der Reformator den Aufenthalt Faufts in Wittenberg ver
btirgt, von welchem die Fanftbticher foviel erzählen. Leider.ift es
unmöglich, auf Grund diefe?, Zengniffes- feftzuftellen, wann und
wie lange fich der Zauberer dafelbft aufhielt. Nur foviel fteht
feft, daß diefer Aufenthalt Faufts in Wittenberg vor dacZ'Jahr 1532- oder in die erfte Hälfte deffelben*-
fallen muß, weil Johann“
der Beftiindige am 16. Auguft 1532 ftarb. Auch Fauft fcheint
nicht viel fpiiter geftorben zu fein, wenn Widmanns Angabe
richtig ift, daß er nur 41 Jahre alt wurde, und wir haben ge
fehen, daß feine biographifchen Angaben nicht ohne Rückhalt find.-
Die Annahme daß Fauft vor 1525_ in Wittenberg gelebt haben
miiffef weil Melanchthon Johann den Beftiindigen, der in diefem
Jahre Kurfiirft wurde, Herzog nennt7 ift
nicht notwendig ge
botenf da Melanchthon von diefem Ftirften auch noch nach deffen
Tod als von Herzog Johann fpriihtfi)
Cine Flucht Faufts, der wegen feiner fchlechten Streiche lang
vor feinem Wittenberger Aufenthalt)) fchon aus* Kreuznach -hatte
flüchten miiffen, mag fich auch in Nürnberg wiederholt haben' und
iirahlereien, dem Kaifer die italienifchen Siege erfochten zu haben7
fehen dem „Heidelberger Halbgott" und „Quellbrunn der Nekro
1) J ohann Wier: ])e prueotjgiiß Dueinouuni. Lib. ll, our), 5.
9) Goryuß Leim-11131301111)) 5711. S, 4017
-
3) Bereits Neumann hat in feiner fchon genannten* Schrift nachgewiefein
daß Fauft in keinerlei Beziehungen zur Unioerfität Wittenberg ftandr
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_35manten“ fehr ähnlich, obwohl wir denfelben -thatfächlich wohl_
unter den Fahrten Franz 1. zu fachen haben. Wir werden unten
noch einmal auf Faufts Treiben in Wittenberg. auf feinen Ber
kehr mit Melanchthon und feine Flucht zuriickkommen.
Im höchften Grad auffallend ift-es, daß ein Litterar- und
Kulturhiftoriker wie Dünher mehrfach behauptet. Fauft fei
in
Luthers Tifchreden nicht erwähntI)
' Er wird im Gegenteil
ganz ausdrücklich erwähnt. Es heißt dafelbftFi)„Da iiber Tifch zu Abends eines Säjwarzkiinftlers, Fauftus genannt,
gedacht ward, faget 1)!, M. ernftlich: „Der Teufel gebrauchet der Zäuberer
Dienft gegen mich nicht, hätte 'er mir gekonnt 'und vermocht Schaden zu thun.er hätte es lange gethan. Er hat mia) wohl oftmals fchon beim Kopf gehabtj
aber er hat mich dennoch müffen gehen laffen. Ich hab ihn wohl verfuchtj
was er für ein Gefell ift. Er hat mir oft fo hart zugefefzet7 daß ich
nicht
*mehr gewußt hab, ob ich tot oder lebendig fei. Er hat mich auch wohl in
Verzweiflung gebrachtj daß ich
nicht wußte/ ob auch ein Gott wäre, und an
unferm lieben Herrgott ganz und gar verzagte. 'iiber mit Gottes Wort hab
ich
mich feiner erwehrt. Es ift
auch fonft keine Hülfe noch Rat, denn daß
Gott (mit einem Wörtleiu durch einen Menfchen gefproch'en, oder das einer
fonft ergreift) einem hilft. Hat man aber Gottes Wort nicht. fo ifts balde
um uns gefchehen, denn da kann er die Leute nach feinem Willen reiten und
treiben."
Die in Bezug auf Fauft von Luther gebrauchten Worte:
„der Teufel gebraucht 'der Zäuberer Dienft- gegen mich nicht"
und die ganze Rede geben klar zu erkennen, daß Luthers Tifchgenoffen vermutet hatten. Fauft habe Luther durchmagifche
Kiinfte zu fchädigen verfucht. oder könne wenigftens einen derarti
gen *Verfuch machen, weshalb man faft in Verfuchung kommen
möchte. in Luther den frommen Theologus des Fauftbuches zu
fehen. der den Zauberer wegen feines ärglichen Lebens ftrafte*und zum Dank dafiir einen Boltergeift ins Haus gebannt erhielt.
Wenigftens erzählt Luther davowf) daß ihn der Teufel durch
fein Numpeln zu fchrecken gefucht habe. wenn er des Nachts im
Recnpter feines Wittenberger Klofters ftudiert habe.
Die oben aus den *Tifchreden wörtlich citierte längere Stelle
l) Scheible: Klofter. Bd. 5. S. 60 u. 63.
. L) Tifchreden. ed. rftemann, Bd. 1. S. 50.*
*) A. a. O. Bd. 111. S. 93.
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__ 36 _iiber Fauft und die Macht des Teufels ftimmt genau mit einem
Teil des Wortlantes der .in dem Widmann'fehen Fauftbuch auf
die Vorrede und Zeitbeftimmung des Lebens von Fauft folgenden
„Erzehlung, was 1)1*. Luther von 1)1*. Fauft gehaltenhabe", iiberein, denn es heißt in derfelben:
„Es hat auff ein zeit Doctor Martinus Luther ein gaftung gehalten,
da hat man des D. Faufti ober tifch, gedacht, was er in kur-h fiir ichalckheit
getrieben hätte, darauff fagt Doctor Luther ernftlich- es mache diefer Fauftus,
was er wolle, fo wirdts ihm an dem ende wieder reichlich belohnt werden.
Denn es fteckt nichts anders ihm7 denn ein hoffertiger ftoltzer ond ehrgeihiger
Tenffel- der in diefer Welt einen rnhm tvil erlangen, doch wieder Gott vnd
-fein wordt, wieder fein eigen Gewiffen vndÖ-Nechften- aber was nicht bleiben
wil. das fahre nur ftracks zum Teuffel, denn kein hoffertigers Thier nie -ent
xftanden, vnd dariiber fo hoch gefallen ift, als der Teuffel, eh warnmb wolt
dann Fauftus feinem Herrn nicht nachahmen, auf das er fich zu letzt auch an
den Kopff ftoffe'".
Es läßt-fich nicht leugnen, daß der Ton der Einleitung
.diefer „Erzehlung“ emt lutherifch ift. Und nun folgt die wörtlich ,
_mit der obigen iibereinftimmenden Stelle:i *
„Aber das fage ich, er, noch der Teuffel gebrauchen fich der Zauberei)*
Denn das weiß ich wohl, hette der Teufel zuuor lengft K'nur nicht wieder mich.
mir vermocht fchaden zu thun, er hette es lang gethan, er hat mich wohl offt
mahls fchon bet) dem Kopf gehabt* aber er hat mich dennoch miiffen gehen
laffen, ich hab jhn wol verfucht, was er fiir ein Gefell ift, er hat mir offt fo
hart zugefetzet, das ich nicht gewuft habf ob ich Todt oder lebendig were_ Er
hat mich auch wol in verzweiffelung gebracht, das ich nicht gewuftF ob auch
ein Gott mehr; vnd an vnferm lieben Herrn GOTT gantz ond gar verzagle,
aber mit GOTTes wort hab ich
mich feiner erwehrt, es ift
auch fonft kein
*hiilff noch Rath. denn das Gott, mit einem wörtlein durch einen menfchen
gefprochen, oder das fonft einer ergreifft, einem hilfftF hat man aber GOTT-:swort nicht, fo ifts baldt mit ons gefchehen, denn da kan er die leut nach
feinem willen reiten vnnd treiben."
Man fieht, daß diefe wörtlich in den Tifchreden zu findende
Stelle fich an diefem Ort und in diefem Zufammenhang fehr
natiirlich ausnimmt. während fie in den Tifchreden fo ifoliert und*
ohne Zufammenhang fteht, daß man faft vermuten 'könntex der
Herausgeber der Tifchreden habe hier mancherlei“ unterdrückt, z
vielleicht weil er glaubte. es beeinträchtige Luthers Würde,
wenn derfelbe fo viel von dem berufenen Teufelsbraten Fauft
fpreche.
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.-37*Es heißt nun bei Widmann unmittelbar im Anfchluß an
obiges Citat weiter;_
„Alfa find in diefer mahlzeit von diefem cZ-aufto viel disputationes fürgelauffen, Vnder denen auch einer fagte, wie D, Fauftus fo erfahren wiirefdas er wiifte,* was in künfftig gefchehen folte. Darüber antwortet DoerrMartin'ns Luther, ja der Teuffe( weiß der Gottlofen gedanken,denn er gibts jhnen ein, er fiehet-uno regi'eret'allerMenfchenherß'enf die nicht mitGOTTEs-wort verwahret findt, fa er heltfie in *feinem ftrick gefangenf das fiereden, gedencken und thunmiiffen nach [einem willen, 2. Thimoth. 2
7'
vnd am andern zum Co
rinth. am vierdtem darumb ifts kein wunder, ob fchon Fauftus etwaZIzuuor
erfehen kan, denn der Teuffel hat auch mit dem Baherifchen Kriegf folcheZ
leichtliih errathen können, denn„er hat gefehen, das Vfaltzgraff Rupprecht ftolßund reich, darzu kühn war, daß er auch Kehfer Maximilian oerachtetF entgegen
daß Maximilian ein hoch Adelich auffrichtig Gemüt() hattef deShalben er hoch
zu loben gewefen, darüber ift der Krieg entftanden."
. Es ift
hier von dem 1503 beginnenden Landshuter Erbfolgeftreit
die Rede den Fauft prophezeit haben foll. Wir haben es
hier offenbar
mit 'einem .Mhthns zu thunf da ja *der ,um 1490 geborene Fauft
'damals nochein Knabe -war. In den Tifchreden findet fich hier
von *keine Spur, wohl aber eine Varallelftelle zu Luthers oben
hervorgehobenen Antwort, denn es heißtri)„Sanct Auguftinus fchreibt von Einemf der da hat können fagen,.w_as
Einer im Sinn gehabt, als wenn einer an ein Verse> au?- dem Virgilio ge
dachte. Aber den Vers hat ihm der Teuffel_ zuvor eingegeben, wieer denn der Gottlofen Gedanken weiß7 wa? fie im Herzen haben.Denn er reit und treibt fie, wirkt in ihnen, wozu und was er
will7 nccä) all feinem Gefallen.“ 7
Nach einer noch etwas weiter gehenden, doch unbedeuten
denAusftihrung iiber Gedankenlefen heißt' es nun bei Widmann
weiterc* _. .
„In folchem gefprech fagt ein "ander, wie Doctor Fauftu-Z newlich ber)
einemGrauen in Behern gewefenf da-
hab e'r ,ihm zu gefallen ein fchön jag:wei-ck angerichtetf das: auch allda *allerleh thier erfchienen weren, aber nicht
natiirlich, Darauf fagt Doctor Luther, daS-jhn ein ftattlicher bon“ Adel ein:
mah( laffen auff fein SchloS beruffen* fam-pt etlichen gelahrten zu Wittenberg,vnd dai-auff .eine Hafenjagtbeftelletf da were von allen; fo dabeh gewefen, ein*
großer fchöner Haß vnnd Fuchs gefehen, der (auffen kommen were, da ihmaber* der Edelmann auff einem Klep'per _mit gefchreh nachgeehlet- were dar*
Vferdt plößlich vnder ihm darnieder gefallen, vnd, geftorbenf bund der Haß'
1) Ed. Förftemann( in, S. 50.
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: leuth im Landt" zu Düringen, einmah( am Hörfelberg des nachts Hafen ge
*ließ D. Martin Luther aufs Land in feine Behaufung holen fammt etlichen
_-
; .
.MY-f.
__ 38 _were in die (ufft gefahren vnd verfchwunden, vnnd were folches ein teuffelifch
gefpenft geweft. Hierauff fagt ein ander, das er wüfte, das vnbenante Edel
fchreckt, vnd jhr bei) acht gefangen hattenf wie fie nun heimkommen, vnd die
Hafen auffhencken walten, fo warens “des Morgens eitel Vferdtsköpff gewefeu.
Darauf antwortet DoctorLuthen es kan wol fehn, das der Teuffel die Vferdts
köpff bei) dem Schindtwafen verfamletj onnd mit denen ein fpott angerichtet,
vndift vermiithlichf Doctor Fauftns werde feine gejagt auch nicht angefangen
haben, das er* es ohn gefpött wirdt haben laffen abgehen, denn der Teuffel
fpottet aller Menfchen fünfte, er ift ein ftolßer geif ."
c
Beide Erzählungen ftehen, allerdings ohne die Hinweife auf
Fauft. dafür wieder ifoliert und ohne Zufammenhang, auf ein und
derfelben Seite der TifchredenI) wo es heißt:„Einer von Adel (nach der lateinifchen Handfchrift Erasmus Spiegel)
Gelehrten zu Wittenberg und beftellte eine Hafenjagd. Da ihm aber der
Edelmann auf einem ftarken gefunden Klepper nacheiltef fiel das 'Pferd plöß
lich unter ihm dahin und ftar-b und der Hafe fuhr in die Luft und verfchwandj
denn es war ein teuflifch Gefpenfte." - „Anno 1546 ward D. M. L. zu
Eisleben über Tifch gefagt, daß Edelleute int“ Lande zu Thüringen einmal am
Hörfelberg des Nachts Hafen gefchreckt und ihrer bei acht gefangen hätten.
Wie fie nun' heim kommen und die Hafen aufhängen, fo warens des Morgens
eitel Vferdeköpf gewefen. fo fonft auf den Schindleichen liegen."'
-Die ganz im Sinne und in der Sprache Luthers gehaltenen
Hinweife auf Fauft bei Widmann fehlen abermals bei den unzu
fammenhängenden Erzählungen der Tifchreden, und mir wird es
perfönlich zur Gewißheit. daß man bei deren Redaktion jede*
Erwähnung Faufts ängftlich auszumerzen fuchte und dabei die
oben citierte ..Stelle überfah, welche nun in Folge ihrer ganz
ifolierten Stellung felbft Dünger entging. - Bei Widmann folgt
nun unmittelbar auf die Erzählung von der Hafenjagd nachftehende-
Stelle:"
„Es fagt accch einer darauff, wie D. Fauftus fich ein weil zu Gotha
hab gehalten* da er nun hinweg kommen were, denn er war mit feinem Wirt
in vneinigkeit gerathenj da fen in des Wirts Keller ein folchs grumpel vud
gefpenft worden, das niemandt beh- nachts mit einem liecht hab hinab gehen
können, fondern es feh jhm alleweg ausgelefcht worden, fo höre man noch die
ganhe Nacht in dem Keller binden, das mau zuvor nie gehört hab."
Diefe Stelle fehlt in den Tifchreden, dafiir folgt unmittelbar
1) Ed. Förftemann, 111. S. 27.
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auf die Erzählung von der Hafenjagd am Hörfelberg die Sage
vom Teufel als Anwalt eines Landsknechts. wie der Teufel den
Zechbruder holt, wie ihn der Altvater als Sau verfpottet, und
wie er in den Bergwerken fpukt.
Voltergeiftern die RedeB) -
, „Da gefragt wurde, ob anch Boltergeifter wären„ denn Ofiander ver
neint es und unbilligtsf antwortet 1)r. M. L.:,Er muß abermal _etwas Sonder*
liches haben, Gleichwol muß man bekennenF daß die-Leute vom Teufel be
feffen werdew und ich
habs erfahrenf daßEeifter nmhergehen, fchrecken die
Leute, hindern fie am Schlafe, daßfie krank werden."
Hier ift nun vermutlich die Faufts Voltergeift betreffende
Stelle ausgefallen denn in den Tifchreden ift ganz unvermittelt
und ohne Zufammenhang von Voltergeiftern* die Rede, dann aber
folgen in den Tifchreden wie bei Widmann die faft wörtlich
iibereinftimmenden Erzählungen von dem Spuk 'im Vfarrerhaufe
“zu Siiptih bei Torgau; von dem Spuk. welchen Luther auf der
*Wartburg erlebte, von dem den Vrobft Jakob von Bremen inMagdeburg neckenden Spuk und von der Frauf welche dem Teufeleinen' unfänberlichen *Eontrawind entgegenblies. Dann wird Fauftabermals mit folgenden. in den Tifchreden fehlenden Worten*
erwähnt: „Nun war aber alda D'. E.
JN?) fagte, wie D. Fanftus
follte einen Zpiritum kamiliaremhaben. Darauf ward folgende
Gefchichte alfo mit unter andern erzähltx“ worauf_ die in
den Tifchreden gleichlautendeErzählung von dem 'Ab-t folgt. wel
cher dem im Klofter _haufenden Zpiritue_ kamilierie eine Schelle
anhängt.
'
Zum Schluß wird bei Widmann des damals lebenden- be
.riihmtetn italienifchen Magiers Lucas Gauricus, Erzbifchof
zu Eivitaveechia. erwähntf) und zwar in einer_ etwas andern und
1) Ed. Förftemann. 111, S. 34. .
'
f)*
Nach einer .alten handfchriftlichen Randbemerkung D1'. Ehr. Jrenäusaus Schweidnih, Pfarrer zu Afchersleben, Eisleben, Weimar und Mannsfeld,
_3) Lucas Gauricusz geb. zu Viacenza 1475, lebte um 1550 in Venedig,
nachdem er Frankreich und Deutfchland bereift hattef und war mit Vapftl
Paul [11.- welcher ihn zum Bifchof von Eivitavecchia machte* befreundet. Erverkündete den Tod Heinrichs 11. von Frankreich aus den Sternen im voraus
.ftarb zu Rom 1558 und wurde auf dem Capitol begraben. *Während feines
Aufenthaltes am Varifer Hof, foll er Catharina von Medicis die Nachfolger
Heinrichs [1. bis zu Heinrich 17. im Zauberfpiegel haben_ fehen laffen. Erfchrieb einige aftrologifche Bücher. x
'
Dann ift plöhlich von_
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ausführlicheren Weife. als es in den Tifchreden gefchieht. Bei
Widmann heißt es;i
„Darauff fagt D. Luther. ja er kan 'fich in eines Menfchen geftalt ver
ftellen, aber' das ift gewiß, *wer den Teuffe( zu gaft ladet. der wirdt fein nicht"
.alfo loß. Denn D. Lucas Gant-tens der fchwarßkiinftler aus Italien, hat auff
zeit in behfein vieler guter Herren, da ich
auch gewefen, bekennet, das
ihm auff ein'zeit feinxgeift erfchienen fen, vnd mit gewalt an ihn gewolt, er
folle* auß'Jtalienfich in Teudtfchland thunf da einer vber jhn feh, Doctor
Fauftus genannt, von diefem wiirde er viel fehen. Auff folche anmuthnng
hat er. geantwortet. es wiirde fich nicht fchicken. das ein Teuffelden andern
anßtriebe. Diefer Gauricus- wolt fich mit der heiligen Schrifft behelffen, vnd
wolt bewehren, das die Schwarßkunftf oder zuhaltung vnd gemeinfchafft _der
geifter in der h.
fchrifft nicht verboten fer), denn es ftehe- gefchrieben, des
Weibesfamen fol der Schlangen den kopff zertretten- darauß denn folgen folie,
das der Menfch den gewalt iiber den Teuffel hatte. das er jnen müfte kommen,
wann er wolte. Bud fagt darüber D. Luther, das wi( ich ob Gott wi(. da
ranff nicht wagen. Diefe und andere mehr kurßweilige vnd fröliche erzehlte
gefixt-ech7 da man diefes D. Faufti gedachte. habe ich
auß einem ,befondern
fchreiben, fo mir bekantf wollen erze'hlen und anziehenf vnd ift
hierauß ab
zunehmen, das D. Fanftus fchon in einem anfehen gewefen, er hat fich aber
damahls zu Magdeburg bei den Thumbherren enthalten, die jhn in einem
groffen wehrt gehalten haben.
In den Tifchreden heißt es 'dagegen:1) _
,* „1)k, M. wurde angezeig'et, wie daß NN. den Teuffe( fehe, der fich
verftellete- in einen Menfchen. Da fprach der Doctor- wer den Teufel zu Gaft
ladet, der wird fein nicht (os. Denn Dr. Lucas Gant-tens, der Schwarz
kiinftler. den er aus Italien hatte holen laffen, hat u' öffentlich bekennet,
daß N. N. mit dem Teufel fei
umgangen, und daß er'Vch mit der heiligen
Schrift behelfen wollte, Er 'thäte Recht daran, denn es ftiinde gefchriebenh
des Wcibes Samen foll der Schlange den Kopf zertreten. Daß der Menfch
Gewalt iiber den Teufel hätteF daß er ihm müßte kommen, wenn er wollte,
das will ich l)t. M. L. nicht darauf wagen."
Thatfache ift, daß in den Tifchreden. wie fie uns vorliegen,
auf eine geheimnisvolle Weife zwifchen Luther und Gauricns von - -
einer ficher bekannten aber ungenannten, des Teufelsumganges
geziehenen Verfönlichkeit die Rede ift, welche recht gut auf Fauftund Mephiftopheles paßt, und die Stelle bei Widmann kann fehr
wohl die vollftiindigere Wiedergabe des Gefpriiches fein. Dief'er Um
ftand und die oben mitgeteilten machen mir es fehr wahrfcheinltch,
x
daß die Widmannfche „Erzehlung was von Dr. Faufto gehalten
1) Ed. Förftemann Th. nr. S. 66.
...-q-i
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.,- 41
_ taufendt fiinffhundert vnd vierhigj diefelbige mit groffer verwunderungf vielen
hab" mehr als eine nachträglich gemachte_ Zufammenftoppelung
von allerlei Zaubergefchichten aus den Tifchreden unter Ein-mengung Faufts fei. 7 _
»
*
Ich gehe nun zu den Nachrichten über, welche der gelehrte
Schüler Agrippas und berühmte Bekacnpfer der Hexenprozeffef
Johann Wier (1515-1588), über Fauft'mitgeteilt. In der
_ von* Baffäus 1586 durch Fuglinus zu Frankfurt beforgten deut
fchen Ausgabe von Wiers berühmten Werk „De p'raee'tigiia 1)aem0*
num“ heißt es: Ii)
„Als ,vor zeiten zu Eraeaw in Voln die Schwartzkunft in öffentlicher
Schulen gelehrt vnd getrieben worden, ift
dahin kommen einer mit namen
Johannes Fauftus, von Kündtlingen bürtig,_der hat diefe fchöne kunft in*
kurßem fo wol begrieffenf daß er hernach kurß zuuor, ehe denn man gefchrieben
- Franäe multit'aria in clir-ereie Starmania-3 10ei8 exec-enn.
it
i
*. se ing-real arbitraretur, aunäetngue aororium* appellare eonguerit. 11m tan- ,l fi
lügen, vnd vnfeglichen betrug hin vnd wieder in Teutfchland' ohne fchew zu
treiben vnd öffentlichen zu praeticiren angefangen hat. Was für ein feltzamer
Brillenreiffer aber vnndt Ebenthewer er gewefen, vnnd was 'für felßame ftück
lein er geköndt habe, wil ich hie nur mit einem Exempel darthun. dem Lefer
zum beftenf doch mit dem befcheidt. daß er mir„ erwölle es jhme nicht nach
l) Buch ll. Cap-1. Die Fauft betreffende Stelle findet fich zuerft in der mirvorliegenden Octavausgabe in lateinifcher Sprache von 1568 (Bafelj Oporinus)und lautet: „Jaannee bauetne ex _lcunäling- opyiäula' ariunciue, ("ra-30718.6
l '7:
magic-un, ubi alim (Ioeebutur palatn, cijciieit, eancgue pain-ie unnie ante (juni-ageeimurn ante Zeegnintiüeainutn, earn ntuitoruln aclmiratione, menäaeiie et
(Die deutfche Uberfeßung des Fuglinus-ift nicht genauj denn nach diefem Text war Fauft 1540
fchon verfchollen.) .lnani _faetantja et pollieitationibue nibil non yatuit. :
brempla uno artem eu eonciitione lteetori aetenciam, ut ee nau imitaturuni,
*mini prior iicletu kaeiat. 11i() eeeleetne ergo engine Latoburgi in 111088.6 :inam1 (Zenit-irre lines, barone [let-mann() abeenta, rnitiua ab ajax eaeellana 1).
.wanne 1)ar8tenio traetabatur, gnoci linie/'ira bon() nee eallicic)7 blut-junireturn eognitianern artesque rat-laß pollieeretur.- kline et tantäiu eintritt,quo b'uuZtuZ uuiee ukkieiebatur, yrompßit "file, cianea 'ae erneut-akut'. Quanabi bau-8in8 intellig-eret, atque -Erarjatn eibi abeunclum ease, ut raäeretur
Pacha, ciiaeret alter, 'intim i8 ei acihue euraret, artent (1811110 promittjt
eiagularem, guae eiii-a n0r-aeulae nennt, tolleretnr barba. Oonäitiane ae
eepta, areenieo eauk'rieari earn eitra ullam prueparatianjs mentianem _j'ubet':
l
aäbibitaque illinatioue tante. eueeeeeit inflatnmatio, ut non maclo [till, nec]'
['7
et pellis euntearue erntet-antun . (laut stem-tab() icient jlle mini faeinue Fi_dae non rental reeennuin alias mini non jneoguitue, barba nigra, religua .f
»
kaeie eubabeeura et melaneboliam atteetaute (eplenetieua enim erat) guumbanetum aeeecjeret, jneunetantet bie uit: krak'eeto te Zororium [nennt ease
exiutjntabarn, propterea el; packen tuoe m02; abeerrabani, num langere et ineuryae in iin prarninerent ungu1ae:-ita [tune ciaentoni aaairnüaue, qui-.m an
eien] in paga'ciueatue 177irtenberg-iai -inrentue kalt Fanta leetutn mot-tuneinner-ea kueie et äonto prueeeäenti nor-te meclia guasuatu, ut ker-tur.“
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_42than zuuor verfpre>)e vnnd gelobe. Al-Z vff ein zeit diefer fihwarßkiinftler
Fanftns feiner böfen ftück halben zn Battobnrg- welches an der Mofe liegt,
'nnd mit dem Herßogthnm Geldern grenßet, in abwefen Graff Herman? in
hafften kommen, hat jhme der Capellan deß ort?7 Herr Johan Dorfteniu-Zfein frominer einfältiger Mann, viel liebs vnnd guts erzeiget7 allein der brfach
halben, dieweile er jhme bel) trewen vnd glauben zngefaget, er wölte fhn viel
guter Künfte lehren, “nnd zu einem anßbündigen erfahrenen manne machen.
Derohalben, dieweil er fahe, daß FauftuZ dem Trunck fehr geneigt war, fehiekte
er jhnie von hauß anß fo lang wein znef biß das -fäfzlein nachließ nnd gar
leer wurd. Da aber der Zauberer Fauftus das mercfetf vnd der Capellan,
auch fich annahmf er wolle gen Grauen gehen nnd fich dafelbft barbieretc
laffenf lie-fie er fich hörenf wann er im mehr weins geben wolte, fo n'ölt er
jhn eine kunft lehrenf dz er on fehermeffer *vnd alle?, daß bartS abkonnnen
folte. Da nun der Caplan dz gleich eingienge, 'hieß er ihn fchlecht anß d'Apo-“
tei-ke hinnemmen *Xk88Uj0l1l117 nnd damit den bart ond kinne wol reiben,' vnd
'gedachte mit keinem wörtlein nit7 dz er-Z znnor bereiten, vnd mit andern» zu- »
feßen brechen folte laffen. (Hier weicht Fuglinußf der 'alte Ueberfefzeß- vom
lateinifcben Original Wiek-Z ab.) Sobald' er aber dz gethanF hat jme gleich
das kinne dermaffen angefangen *zu
hißen ond. brennen, daß nit allein die
haar im anßgefallen, fonder-n auch die haut mit fampt-dem fleifch gar ab
gangen ift. Diß Bubenftiicklein hat niir der Caplan mehr dann ein 111a(f
aber allweg mit bewegtem mut felbft 'erzelet.'
Noch ein ander ift
gewefenf den ich
auch wo( gekant, der hatte einen_
_fchwarlzen Bartf ond war briinnlich von angeficht, von wegen feiner Melan
cholifchen Complexionf wie er dann auch dero vrfachen halben zeitlich ani
Milßen fich vbel befunde.“ MZ derfelbige den Zauberer Fanftum auf ein zeit
befuchte, fagte er frei) offentlich zu jhme: Fürwar ich meinte nicht anders
denn d1] -wereft mein febwager, meiner fchwefter MannF fahe dir derhalben
gleich nach den Fiiffen, ob dn lange ond krumme Klauwen daran etwan her
fiir gucken hetteft. Vergli'eche alfo den guten Mann, dieweil er fchwarz war
von angefichtF als er zu jhm eintrat, dem Teuffel, nnd nennet denfelbigen
anch, *wie fonft allweg fein gebrauch warF feinen Schwager, Abenfeinlohn
ift jhm zu letzt auch worden. Dann, wie man fagt, fo ift er in einem Wolfff
im Wittenberger Landt, defz mvrgenS neben dem Bette, tot gefunden worden,
vnnd das angeficht auff dem rücken gehabtf ond hat fich diefelbe nacht zunorein folch getümmel im Hanfz erhaben, daß das gan-ße Hauß davon erzittert
ift."
Bei Wier folgt nun in unmittelbaren Anfehluß folgende Er
zählunmi)
.1) ltuäirnaäeratar anna 60818.1'j6d598 ex k'aneti mag-*j 'el rer-i118 jnt'anati
mall (Loc-trina inetruotae, m0äucn_qn0 earrnjnjbae
_in nitro eoereercur eatan,
äiäwjt; Ui; jtaque jmpeäjketnt' a nelniae, (lie anaäam in (ez-learnabjjt: abi in
wagten exeeratione aberraocj apparulc Daemon bot-terrain aämaämn forma,oaalje flarnmeje, narjvnß 3a eornn bubnli mal-em intel-die, 0b10n3j8 (Ientibue,
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-435„Es if
t ein fchulmeifter zu Goßlar gewefen, der hatte deß vnfeligen
fchendtlichen Zauberers Faufti kunft auch ftudiret vnd gelernt- wie er den
Tenffel in ein Glaß durch Segen vnd Zanberifche fpriich bannen folte. Der:felbige gehet ein mah( auff“ einen tag ein mutter Gottes alleine hinauß in den
Waldt. auff daß jhn niemandt an feiner kunft hindern köndte. Da er aber
anfieng den Teuffel zu befchweren. wurde er irr in der kunft ond fehler. Da
erfcheinet jhnie der Teuffel behende in gar erfchrockentlicher geftalt, mit few
rigen augen- hat ein nafen. die war gekriinnnet wie ein Ochfenhoru. »vnd
lange zähne wie ein Eder, war harecht vmb die-backen wie ein Kati. bund
fonft vberal fchrecklich vnd graufamb anzufehen. Deffen erfchrickt der Schul
meifter fehr. fellt zu boden-nicht anders, als wann jhn der Donner getroffen
hatte, ligt da *etliche ftunden auff der erden als were er halber todt. Leßlich
nachdem er fich wieder erholet. vnnd nach heim zu gehen wolte. 'kamen jhine
hauß vor der Pforten entgegen etliche feiner Freunde vnd bekandten, die
fragten, warumb er fo bleich vndt erfch'rocken were. da knndte er vor fchrecken
vnd zittern kein befcheidentlich wort antwortenF fondern wiitet vnd tobet nurwie ein bnfinniger Menfch. biß zu außgang deß JaresF da fieng er erft wieder
an zu reden vnd zu erzehlenh daß der Sathan in der geftalt, wie vor gemein
pjhme erfchienen were, vnd nach dem er fich berichten vnnd mit dem heiligen'
*Sacrament verfehen laffen. hat er fich dem HErrn befohlen, vnd den' dritten
tag_ hernach fein geift' anffgeben."
Die erfte diefer drei von Wier überlieferten Berichte ftammt
aus des zu Grave an der Maas geborenen Erzählers engfter
Heimat und ift
infofern von großer Bedeutung, als nach dem
felben Faufts Ende kurz vor 1540 zu feßen ift. Der fagenhafte
Tod Faufts wird nach der im Munde des Volkes lebenden Über
lieferung erzählt; doch ift
zu bemerken. daß Wier wie Melanch
thon des Zauberers Abfcheiden_ ineiti--würtembergifches Dorf und
nicht- wie die' Fauftbücher
- in ein Dorf bei Wittenberg ber
l'egeu( Der Zauberer felbft tritt uns i'n Wieris hiftorifcher Anek-_
dote genau wie in den Bolksbüchern als ein den Trunk liebender, *zu
jedem Schabernack geneigter Vagant entgegen. Der Streich,
welchen Fauft dem' biedern Dorften fpielt, deutet auf fein Studium
11411-11118non (ijneilnilidnn, genie feiern kei'erentibne, et. in nnirerenm terkibjiie.110010010 ierrej'eetue bie pr08te1-nit11r, '_fneetgue 110m8 eijquot Zeminwrtnue.'kancienrreeyitenti n0nniit1'] atque m1 einitntje yattnnprogreäienti, quicinmfamiliären 0br-ii, reiten 1n11txrti, [1811011511118ennenm reg-ent. klje tremene eb7611111;kuribunäue 0d1nut11it, incie c101n11111,ciueitun "11b1' i10rrenci0e eciere 801108
et 11101-8115ineenire eoeyjt. 111m0 tenciem ent-tete fakt (1911110 ineiyit et en
epeeie 3111i anenmneln upper-111886 nnrrnt. (denne nero Dominic-ne column-ni0ne1n 11bi tum eelebrneeet, tertie x108t 111e Deo eammenciene, enlnmjtoene
linie 'jene rnieäixit.'
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g- 44 -
1
“der natürlichen Magie in Krakau hin, Über Magie auf'- den'
_mittelalterlichen Unioerfititten wurde oben das Nötige gefagt.
Eine Unterabteilung der fog. natürlichen Magie machten aber die
heute den Barfumeuren,'
Droguiften und Ftjleuren überlaffenen
Toilettenkiinfte aus- 'und in den alten Werken .über die natürlicheMagie finden wir zahllofe-hierhergehörige Vorfchriften, welche fich- forgfam aufgezeichnet und aufbewahrt
- von Gefchlecht zu
*Gefchlecht forterbten, In der berühmten mag-_ia natu'ralß des
Neapolitaners I o h an n B ap ,t ift a a V orta, (l545-1616) handelt
fogar das ganze neunte Buch „De muljermn 008rnetiea“, und
das vierte Kapitel diefe-Z Buches von den Enthaarungsmitteln.
Wenn wir diefes Kapitel lefen, fo'
fehen wir mit Staunen, daßx
man bereits um die Mitte des 16.Jahrhunderts (Borta's Magier
nuturalie erfchien zuerftzu Lyon 1561) das noch heute als Ge
heimtnittel gebräuchliche Rhusma kannte. Hier heißt e29)
„Gewöhnliches Enthaarungsmittelh wie e? allgemein in den Bädern ge
braucht wird. EZ befteht aus vier Teilen ungelöfchten 'gepulverten Kalk und
einem Teil Auripigment (Schwefelarfenik). welches man zufainmen kocht. Die
Probe wird mit einer Hiihnerfeder gemacht, welche damit gekocht, den-Bartverliert. Hüte di-h, daß es nicht zu ftark koche, oder daß es zu ftark auf die.
Haut aufgetragen werde, denn eS brennt." - ,
Das_ Rezept _zu dem wahrfcheinlich während der Kreuzzüge
in Europa bekannt gewordenen Rhusma hatte Fauft offenbar bei
feinen magifchen Studien 'kennen gelernt und bei Dorften ange
wendetf. denn reines Arfenik, wie Wier angiebtF bringt nicht diefe
*Wirkung hervor. Ob endlich Fauft dem Kaplan die Haut abficht
lich oerbranntef bleibe dahingeftellt. -Diefe Erzählung Wier?
ging faft wörtlich in das Spieß'fche Fauftbuch über.
Eine Befprechung der zweiten Erzählung7 worin die einzige
'hiftorifch verbürgte Erwähnung von Faufts Familiargeift enthalten
-iftf verfchieben wir bis zur Behandlung der Figur Mephiftos.
In dem dritten Bericht begegnen wir .der erften Spurf daß
nicht lang nach Faufts Tod Anweifungen zurAusftihrung feiner
1) „kßjlatbrum 711138172. (Zoo yaZeim in then-[nie utuntur. Sonst-rc
nix-ue Galeria partibuß guatuor, reciuetje in yulrerie [ubuntu, aurjyigmentjZiogularj, et (ieeoque. Nrperjlueutum erit penua gallinaeea, (Zune quuln-cieyilatut, eoatuln eric, eure ne nilui8 ooquatur, nut ninjjß Supra outer!! mu!etut, num mit."
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_45...Zauberkiinfte
-fe
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es mündlich, fei es fchriftlich- in Umlaufwaren. Der „aus Faufts Lehre unterrichtete“ Schulmeifter zu
Goslar geht in den Wald, um denTeufel in ein .Glas zu bannen
und fo einen Zpiritne liamiliarie zu erhalten. Ich habe in der
Fauftlitteratur noch nie einen Nachweis gefunden, wie der Aber
glaube des Mittelalters diefen Zweck zu erreichen hoffte. Deshalb .
will ich an diefer Stelle -wenigftens das ,mitteilenf was mir aus
7
einer Johann Wagners Namen und die Jahreszahl 1535 tra
genden ma'gifehen Handfchrift„ welche mir bei einem Brandungliick
1874-* leider verbrannte, noch erinnerlich ift: Man geht am Johannistag in der Mittagsftunde auf ein Feld und fängt einen
Käfer, welchen man unter, den Murtneln einer Zauberformel ini
ein Glas fperrt'. Diefes Glas wird in der folgenden Mitternachts
ftunde unter “einer-Befchwörung in ein frifches Grab verfcharrnwo e
s
fieben Wochen vergraben bleibt. Dann holt man es in
der Mitternaehtsftunde wieder und nimmt es drei Sonntage mit
in die Kir-cha: daß der Segendariiber gefprochen wird. In der'
Mitternachtsftunde des nun folgenden Freitags geht man aufeinen Kreuzweg wo die Hauptbefchwörung vorgenommen und der
Geift an das Glas gebannt wird. - Näheres über 'die Befehwö
_rungen und den inoclno operancii ift mir nicht mehr erinnerlieh,
nur weiß ich', daß man anftatt Käfer auf Wiefen auch Blumen*
fliegen zu gleichem Zweck zu fangen pflegte. ,Diefe Vraxis, muß
ziemlich verbreitet gewefen fein, denn G. V,
Harsdörferl),
Vhilander von Sittewaldi), l). Caspar Scho-t'tii) und
I. Frommann4) erzählen hierhergehörige Hiftorien. Die Geifterwurden aber nicht nur in GläferF fo-ndern in RingeF Kr'hftalle,
Steine, Spiegelf Bilder etc. gebannt, und Lercheimer faßt in
feinem „Bedenken von der Zauberei" alles in folgenden Worte
zufammenö):
*
1) „Großer Schauplaß jitmmerlicher Mordgefihichte" Filet. 45 no,
2) „Dinner-tua Rupert-n15.“ pag. 642.
3) „Lt-Feiner euriooa.“ Uerbip: 1662, 40. [lid. l. cap. 37.- Danaeh foll
auch Guftav Adolph einen in einem Ring gebannten Familiargeift befeffen
haben,und: der Ring foll einige Tage. vor der Schlacht bei Lügen gefprtmg'en
em. »4
) „be-Lasejnatjone.“ pas. 210,
i7) A. a, O. (rap. 4.'
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_. 46._
..Veh etlichen bleibet er (der Teufel) für vnnd für, haben jhn bei) fich
oder daheim in eim glafe. ring, 'bifems knauff. tollich knauff. in filbe'rn.
blehern. wächfen bildern. in' eim todten kopff. in eim Hund. Katzen. Raben
etc.. Nicht daß ein Geift fich laffe einfch'lieffen oder eingefchloffen werden möge:
fonder es ift
alfo verwilliget vnnd bedinget. wann der zanberer feiner beger.
fol er jhn bei) dem ding fuchen vnd finden. - Wie dem Joh. Car-ion 1) fein
Geift antworte. wann er die Hand. daran er den Ring trug. in dem der Geift
faß. uns Or hielt."
Diefe Kunft wird fchon zu Kaifer Otto Lil. Zeit von Ger
vafius von Tilburh erwähntf). Vapft Johann ALU. klagt 1307
in einer Bulle über diefen Unfugß). und die Sorbonne verwirft''
auf Anlaß Johann Gerfons am 19. September 1398 den Glauben
an die Zpiritne familien-ee fammt 27 anderen Artikeln als keße
rifchen Jrrtumi) ufw. ufw.'
Ob nun der Goslarer Schulmeifter bei feiner Befchwörung
eine Halluzination hatte. oder ob ihn ein - vielleicht ganz natiir
liches- Ereignis erfchreckte. fe
i
dahin geftellt. Jch will hier nur
konftatieren. daß ähnliche Teufelsvifionen auch in unferer Zeit
noch vorkommen. Jch entfinne mich- nnd die ältere Generation _
der Bewohner Meiningens mit mir -. daß dort im Jahre 1859
oder 1860 die Frau eines kleinen Schloffermeifters Krell. welche
in einem öftlich von Meiningen gelegenen. die ..Kalteftaude“ ge
nannten Wald im Lefeholzgewefen war. vor Entfetzen außer fich
nach Haufe zurückfliichtete. Hier_ erzählte fie mit allen Zeichen
*fubfektiver Überzeugung. fie
habe fich. vom Sammeln des Holzes
ermüdet. ansruhen wollen. als ein fchwarz gekleideter magerer
Herr aus, dem Gebüfih getreten fei
und fie aufgefordert habe. fich
in ein» von ihm mitgebrachtes rotes Buch einzufchreiben. Als fie
erfchrocken gerufen: Ach Herr Jefus. das thu7 ich
nicht! fei
er mit
furchtbarem (traditionellen) Geftank verfchwunden. Die wirklich
zum Tod erfchreckte Frau. die in keiner Weife als Lügnerin.
Säuferin 2c. in fchlechtem Rufe ftand, erzählte ihr Erlebnis Jedem.
der es hören wollte. nnd bekräftigte es dem damaligen Oberhofprediger ])r. Ackermann. der fi
e
zu fich hatte kommen laffen. auf
1) Carion lebte von 1199-1538 und war Hofaftrolog Joachim Neftors.
2) 01:13. imyerialin, [ll. 28.
3) Linz-nein. rinnai. eeelee. n. er. 1317. 52.
4) F. 6618011: 0pera. natur. 1706. l. 218.
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-47 -.'die Bibel. Die Frau erkrankte bald darauf heftig. Die ganze
'Stadt war voll von der Teufelserfcheinungf und allerlei lofes
Volk zog in die Kalteftaudef um den Teufel zu fehen. Als z. B.
*eine übermiitige Gefellichaft junger Leute fich nach diefem Wald
aufmachtekum ein furchtbares Gewitterf worauf die Helden Halsiiber Kopf kehrt machten und unter allgemeinem Gaudium fich in
die Stadt flüchteten u. f. w. u. f. w. .
Ich will mit diefer Abfchweifung nur nahe legen, daß wires bei Wiers Erzählung vom Goslarer Schulmeifter keineswegs
mit einer bloßen Sage zu thun zu haben brauchen', fondern daß ihrfehr wohl ein -
vielleicht nur' fubjektives- Erlebnis zu Grunde
liegen mag. - -
Bevor ich Wier verlaffe- will ich
noch erwähnen, daß derfelbe
von einem. Teufelszauberer (11163118 111112111118) erzähltf welcher
Kaifer Maximilian die Schatten des Hektor, Achilles und David
erfcheinen läßt. Er fagtB)„Man erzähltf daß am Hofe deZ'KaiferS Maximilianf des Urgroßvaters
des jetzigen 2*)
,
des Hektor und Achilleß Erwähnung gethan worden fei; und
als diefelben von einem Rat iiber die Maßen alS an Stärke und Tapferkeit
alles iibertreffende Männer gelobt worden feien, habe der Kaifer gefagi- er
1) [>11 praeet. 111116111.11. l. 611.1).15. „Knete-nn 011111116610118 et 1161111118,
101886 111611110116111111 3.1116 11110616101181119,111111113111
11111118111-01171 11611-6101*:
11111'11111_u (1u0116111 601181116110 7611611161111118leuciureucur cnuquem 711-1 1011016
ec 1011111101118 pre-6811111168, 86 01111116 (301u111 61113188 et weg-1111116106111 6011
cueri, uit lmyeretor. 11161 118116111karte (11611u8 111 6.1116 111egu8 11111111118,86
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tuto prueetare ,jaotaue (2110 60g11110, 6.1) 1111116161016 eeejvur, 8u6gu6111118 811661111611611616 _jubetun Ze 111 gu11161n 1'66tu1u111 6111-6 166810116111 1:68
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.8111*u8, 7111173118, nt quum (1616.10 011681111 11011016 161* 11111166u11110 et 16116
u11110 pri-1616111886111, 67auuere. 1108 1'11eequutu8 e81 161711tu8 76168 967111,
00101111 et megujfiaeutie 16316. 111ejgu1tu8, eytbareungue parceue, atque eratbujuegu'nm pr101'11111111101'u111pleueidjliok 7u11u8. 1110 guogue 8110 1116688u 161*
111111111111111110111111 regjn 66t11611re 8611611161116111-11 11111118110110118 (1616110116111
prueterjit, 1u116q116 111811111-ujt. 1103-111118 ab 1111116161016 11163u8, 6111*11011016111
1161113368861:D67111? 168110111111::011116111regua. u P6711118 183110 711161', 61 (111118
111111aetekuj 1)(11 11110111611 1)u711118 818111111616 01111111 6886.“
L) Kaifer Maximilian 11.7 denn Wier machte diefen Zufay, welcher in den
Ȋlteren Ausgaben nieht fteht, 1567 oder 1568.
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-erften zwei.
wünfche deren Bild und Größe zu fehen. Es befand fich zu jener Zeit zufällig
.ein Tenfelszauberer am Hof, der fich vermaß,' dies ficher zu bewerlftelligen.
Als' der Kaifer dies erfahren hattef ließ er-ihn rufen und befahl ihm, ein
Wrobeftiick feiner Kunft abzulegen. Jener verfprach, dies ohne alle Verlegung
zuthnnf wenn man nur, fo lange diefe Männer erfchienen, fchweigen wolle_
Nachdem man ihm Stillfchweigenund eine Belohnung zugefagt hatte, fchloß
der Magier den Kaifer fammt feinem königlichen Thron mit einem großen
Kreis ein, worauf er Einiges aus einem Buche mnrmelte, und fogleich klopfte
,Sektor derartig an die Thiire,- daß das ganze Haus erbebte, Als diefelbe ge
öffnet wurde, trat er mit feiner Riiftung angeihan herein, einen weithin
glänzenden eiferne'n Speer in der Hand tragend, mit flammenden Augen um
fich blickend. An Größe iiberragte er 'alle großen Leute nnferer Zeit; Nach
her erfchien in ähnlicher Majeftät des Körpers Achilles, mit verwandtem Ant
liß Hektor anbliclend und den eifernen Speer oft zum Angriff gegen Helior
fchwingend. Nachdem fie dem Kaifer feine Ehre erzeigt _hatten *und dreimal
vor ihm hin und hergegangen waren, verfchwanden fie. Diefem'folgte der*
gefpenftigel) Prophet Davidf mit Krone und* königlichen Jnfignien ange
thnn, die Harfe in der Hand; und fein Anblick war gefälliger als der der
Auch diefer ging nach feinem Eintritt dreimal vor 'dem auf
feinem Königsftuhl fißenden Maximilian( doch ohne Ehrenbezeugung vorüber.
Als der Magus vom Kaifer gefragt wurde, warum ihm David keine Ehre
erzeigt hätte, antwortete diefer: Alle Reiche werden vom Reiche Davids-iiber:
wältigt, und Chriftush der Sohn des ewigen Gottes, ift vom Stamme Davids
entfproffen.“'
Luther erzählt bekanntlich die
gleiche Citation von Hektor
und Achilles vom Hofe Maximilians in feinen TifchredenP( nur
läßt er diefe Schatten und den der Maria von Burgund durch
Trithemius von Sponheim citiert werden. Der _qvielleicht durch
die Camera 0i>86ura vollbtachten Citation fcheint demnach etwas
Thatfächliches zu Grund gelegen zu haben, um fo mehr, als
Maximilian großes Jntereffe fiir Magie hatte.-
Öbfchon nun
zahlreiche alte-Autoren Luther ,nachfchriebem daß Trithemius der
Held obiger Zaubergefchichte fei, fo möchte ich
Wiers Bericht doch
.auf Fauft beziehen, und zwar, weil Wier Wiibereinftimmend mit
den Erzählungenf wo Fauftgenannt ift, - von einem „11183118
jnfamio“ fpricht. Trithemius hätte Wier nimmermehr fo genannt,
denn er fchäßte diefen fo hoch und belobte- deffien -damalsffehrverdächtige
- Steganographie derartii)7 daß er dariiber felbft in
1).„1arratue“, von larra, Gefpenft, abgeleitet.
2) Ed. Förftemann. [ll. S. 78. _
'
il) Vgl, De praeetigiie Daemanum [lid. ll. cap. 4.
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_49.4.den Verdacht der Teufelszauberei kami).
_Andererfeits muß
man von dem mitten in der Zeit ftehenden Wier wohl annehmen.
daß er den Urheber obigen Kunftftückes_ wohl gekannt und Trithemins *genannt habe. wenn diefer es gewefen wäre. Daß er Fauft“
nicht nennt und nur von einem megne iut'amie fpricht. mag
vielleicht daran liegen. daß Wier. dem es ohnehin nicht leicht war.
für fein die Hexen verteidigendes Buch ein Brivilegium Maximilians 1]. zu erhalten. Maximilian 1
.7 nicht mit dem *Teufelsbratenrar)
8'802'71- Fauft in Berührung bringen wollte.- Ein anderer
berühmter magna inte-111118 lebte aber damals nicht. und zu bedenken
ift. daß auch Widmann und Spieß das Gleiche von Fauft erzählen.
wobei Lehterer allerdings Karl ll. als Kaifer nennt. Da jedoä)
Fauft nachgewiefenermaßen unter den Regierungen beider Kaifer h
lebte. fo ift eine Berwechfelung der Maximilians mit der Karls ll. '
naheliegend und nicht weiter von Belang. .
Mit Wier fchließt die ,Reihe der über Fauft berichtende
Zeitgenoffen. und es folgt nun noch eine Reihe von Epigon'en.
welche Traditionen *der mit Fauft gleichzeitig lebenden Generation
mitteilen. .
*
Der erfte derfelben ift Andreas Hondorff. Pfarrer zu
Droißig. welcher ein 1572 zu Frankfurta, M. in Folio erfchienenes
,.l-*romptnarinm exemplornm: Das ift: Hiftorien- und Exempel
burh. nach ordnung und Difpofition der heiligen Zehen Gebott
Gottes" 2c. fchrieb. 'worin in dem Abfchnitt: ])e magieie iii-tibne Exempel von Zauberey und Schwartzkünftlereh (fol. 71 b
)
_die Zeugniffe von Gaft und Melanchthon ausführlich beftätigt
werden.
..Ein folcher Schwarßkünftler. ift
auch J oh. Fauftus geweft. der vie(
Bubenftück durch feine fchwarze kunft geübet. Er hat bei) fich allewege einen
Hund gehabt. das war ein Teuffel. da er gen Wittenberg kommen. wer_ er
aus befelch des Churfürften gefangen worden. wo er nicht entrunnen. Der
gleichen were ihm auch zu Nürnberg begegnet. da er auch entrunnen. Sein
lohn aber ift
diefer geweft. Da feine zeit aus war. ift er in ein dorff im
Wittenberger gebiet. ben einem Wirt gewefen. da ihn der- wirt gefraget. wa
rumb er fo trawrig were? Sagt er, Diefe nacht folt du dich nicht förchten.
ob du fchon groß krachen vnd erfchottern des Haufes hören wirft. Auf den
1) Vgl. krommnnn: [ie keeeinatjane. dag. 525. Loäinne: Dae
monomenie. lib.' l7 eve.
Kiefewettcr. Fnuftbnch 4
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..-50 ..q
morgen hat man jhn in _der kammer, da er lage, todt gefunden7 mit'vxnbge-'
dreheten Hate.“ - -
Hondorff beftätigt einfach die Zeugniffe' von Griff und
Melanchthon, falls er überhkiupt als felbftändiger Zeuge zu be- .
trachten ift. W .
Auch der berühmte Theologe Heinrich Bullinger erwähnt
Faufts beiläufig in feinem zuerft in Frankfurt-a: M. 1569 heraus-
gegebenen „MMM-urn (je oenefiejjWL) mit den Worten!*“ *
„Der-gleichen find die gewefen- von dena-(die Gefchrifft hin ond her
redet, ond fie Lagos nennet, wie zu onfeml'Zeiten- Fauftuß der Schwarß
künftler gewefen."*
In demfelben „'l'beatrnm (le eenefiajja“ findet fich in der Ausgabe
von 1586 in des bekannten Leonhard Thurneyffer „Bedenken,
was er von'de'r Exorciftereh halte“, folgende auf Fauft bezügliche
Stellm")*
1
„Sie (die Zauberer) habe alle groffe Armut ond viel Elends gelitten,
wie man zu vnfem zeitembei den Elenden Unholdenh an dem bootore kann:
t0,'vnnd anderen- ,deren etliche hohes ftandeS gewefen( gefehenF'p
Auch in den Fauftbüchern leidet, wie wir noch fehen
werden, Fauft ftets Mangel an barem Geld. Als hiftorifche
Parallelen können Agrippa, Vara'celfus und John Dee gelten. -Auch Bulliugers Schwiegerfohn Ludwig Lavater, der *Ahnherr*
des berühmten MhftikerS, fpriiht ,in feiner oielgelefenen SchriftDe epeotrje et LemurjbuäÄ tc
.
beiläufig von Faufua)„Wie wunderbar if
t das, was »man von dem deutjchen Fauftus erzählt,
waZ er durch magifche' Künfle hervorgebracht haben follk(
Wichtiger als alle diefe gelegentlichen Notizen find die* Nach*
rich-ten, welche Auguftin Lercheimer, reete Wittekind,4) über
den Heros der deutfchen Zauberfage beibringt. Lercheimer, der
feit 1547 zu Frankfurt a. O. und ,Wittenberg Theologie ftudiert. hatte, fchrieb durch Wier angeregt -* ein 1585 ohne Orter
fchienenes „Chriftlich bedencken und erjnnerung von Zaubereh'“
worin er den Grundfah verfocht- daß man die Hexen „ehe
l Ausgabe von 1586, 08x). 6.
y. ,303.
A. a. O, S. 196.
3) M3111-, 1570. 89. [4. [l. 17..
t VglVrätorius; „Von Zaubereh *und Zauberer-n"- (unpagin. Vorrede):„Vnter) allen
obgfxneldtenhdie oon Zauberei; gefchrieben, laffe ic
h mir Wittekindum (der fich uguftin Lercheimern genannt) *- am beften gefallen.“
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_51zum Arzet und zum Kirchendienea dann zum Richter oder Schult
heiß fiihre: damit jenen von ihrer aberwih, nnfinnigkeit und un
glauben geholffen werde.“ Jn diefem Buch bekämpft er die
Übertreibung der Hexenprozeffe. ohne die ihnen zu Grund
liegenden Thatfachen abzuleugnen, und *bringt unter feinen *vielen
Erzählungen von Zauberern und Zaubereien auch eine Anzahlvon Nachrichten von Fauft, welche wohl aus feiner Wittenberger
'
»Studienzeit ftammen, infofern fie mit Melanchthons Bericht
-diefen ergänzend _fehr gut harmonieren. Endlich aber werden
in Lercheimers Schrift eine Anzahl von' - genannten und unge
nannten andern Zauberern entftammenden -Zauberpoffen er
wähnt, welche Spieß und Wiedmann auf Fauft übertragen. -Es mögen nun die Zauberfchwänke, welche Lercheimer von Fauft:erzählt, der Reihe nach folgen. Zuerft heißt esci) _
„Unfchädlich, aber doch fiindlich7 war der poffe, den Joh. Fauft von
Knittlingen?) machtezuMN) im Wirthsha'ußf da er mit etlichen faß vnn *faufff
einer dem andern halb vnd“ gar auß zu, wie-der Saihfen vnn auch ,anderer
Teutfchen gewonheit ift. Da jm nu.--deß Wir-ts jung feine Kannte oder Becher
zu vol fchencketef fchalt er jn, drawete fm, er wölle jn freffen„ w'o ers mehr*
thete. Der fpottet feiner: Ja wol freffen: fchenckete im abermal zu vol. Da
fperret Fauft fein maul auff, frißt jn. Erwifcht danach den Kübel mit dem
Külwafferf fpricht; Auff' einen guten biffen gehöret ein guter trum-k, feufft das
auch anß. Der Wirt redet dem Gaft ernftlich zu7 er fol fm feinen Diener
wieder verfchaffenf oder 'er wölle fehen was er -mit jm anfienge, Fauft hieß
.in zufrieden fehn, vnn hindern ofen fchawen. Da lag der fung, bebete von
fchrecten, war aller naß begoffen. Dahin hatte jn der teuffel geftoffenf das
wafier auff in geftürtzet: den zufehern die Augen bezaubert, daß fie
daucht er -
wer gefreffenf vnd das-Waffer gefoffen.““
Der ehrliche Lercheirner hatte, als *er vor 300. Jahren* *naiv
meintef daß die Augen der Zufchauer- bezaubert gewefen, keine
Ahnung, daß am Ende des l9. Jahrhunderts in der Halluzinationstheorie der Herren ])0(:t0r88 Eduard von Hartmann und G. C
Y
Wittig feine Naivität als der Weisheit lehter Schluß der natur
wiffenfchaftlich-exakten und philofophifch-ichulgerechten Unterfuchung
1) „Ehriftlich Bedenken": (lay. 7, S. 272. 1 .
2) Hier begegnen wir zum erften Mal der richtigen Schreibweife von
Faufts Geburtsort. -
.
. 3lWahrfcheinlich ift Magdeburg gemeint wo er nach Widmann mit den
„Tbumbpfaffen" foff.*
* -
4-.:
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des o'cculten Vhänomenalismus gepriefen werden wiirde; denn
nach der Lehre diefer Herren wäre Fauft als Medium zu betrachten.
welches durch Anfpannung feiner pfhchifchen Kraft etwelchen Duhend
Zechern die Halluzination einflößt. daß er den Jungen freffe und
den Schwenkkeffel ausleere. während er ihn in Wirklichkeit mit
affenartiger Gefchwindigkeit hinter den Ofen wirft und das Waffer
über ihn herfchüttet.>- Das und Ähnliches lehrt der moderne
Berliner Vhilofophopapismns, Win (ie eieeiel
Die Erzählung Lercheimers ging faft wörtlich als Een. 57 in
das ältefte Fauftbuch von 1587 über und findet fich ebenfalls in
allen fpätern Redaktionen desfelben.
Lercheimer erzählt nun weitem))
..Alfo fuhr Fauft einmal in der Faftnacht mit feiner gefellfchaft. nach
dem fie
daheim zu nacht geffen hatten. zum Schlafftrunck aus Meiffen in
nach) Behern gen Salßburg ins Bifchoffs keller ober fechßig meyl. da fie den
beften wein truncken. Und da der kellermeifter vngefer hinein kam. fie als
dieb anfprach. machten fie
fich wieder darvon. namen jn mit. biß an einen
wald. da feht ihn Fanft auff eine hohe tanne vnd ließ ihn fißen. flog mit
den feinen fort." -Diefe fich völlig auf dem Gebiet der Mhthe bewegende Er
zählung ift
nichts als die Übertragung der von den durch die
Luft in die Keller fahrenden und den Wein ausfaufenden Hexen
umlaufenden Sagen auf Fauft. Erwähnt fei
nur noch. daß
Lerchenheimer auf dergleichen Seite beiläufig des * von FauftVenedig unternommenen verunglückten Luftfluges gedenkt.
Hiftorifchen Boden fcheint folgende Erzählung-Lercheimers**') -wenigftens foweit fi
e Melanchthon angeht (vergl. deffen Bericht).-
zu haben:..Der vnziirhtig Teuffelifche Bub Fauft. hielt fich ein Weil zu Witebergk.
kam etwan zum Herrn Vhilippo. der laß ihm dann einen guten text. fchalt
vnd vermant jn. dz er von dem ding behzeit abftiind. es würd fonft ein böß
end nemmen. wie es auch gefchah. Er aber kehrt fich nicht dran. Nun wars
ein mal hmm zehen vhr, daß der Herr Bhilippus auß feinem ftudorio herunder
gieng zu tifch: war Fauft bei) ihm. den er da hefftig gefcholten hatte. Der
fpricht wider zu fhm. Herr Philippe. fr fahrt mich allemale mit rauchen warten
an. Ich wils einmal machen. wann jr zu tifch geht. daß alle häffeu in der
küchen zum fchornftein hinaußfliegen. daß fr mit ewern geften nit zu effen
1) Cap. 18. S. 279d.
i) Cap. 15, S. 282.
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_53...werd haben. Darauff antwortet jm Herr Philipp. Das foltu wol laffen, ich
wie dir in dein kunft. Unn er *ließ es auch. Ein ander alter Gottesförch
tiger Mann oermant jn auch er folk fich bekehren, Dem _fihickt er zur Dunck
fagung ein' Teuffel in fein fchlafftammer, da er zu bett gieng, daß er jn
fehreckte. Geht vmbher in der kammerf kröcht wie ein faw, Der mann war
wol gerüft im glauben fpottet feinf Eh wie ein fein ftimm ond gfang ift das
eins Engelsf derim Himmel nit bleiben kontf geht jeßi in der leut heufer
verwandelt in ein faw. Damit zeucht der Geift wieder heim zum Fauft, klagt
jm- wie er du empfangen ond abgewiefen feh: wolf da nit fehn, da man jm
feinen abfall ond vnhei( verweiß ond fein darüber fpottet."
Ich will bemerken, daß Luther in feinen Tifchreden die lehteAnekdote als im Haufe eines Magdeburger Bürger gefchehen, doch
ohne Hinweis auf Fauft erzählt)) Auch hier gilt, was ich oben
iiber die Redaktion der Tifohreden mehrfach fagte.
Melanchthon ergänzend erzählt Lercheimer weitere?)„Zur Zeit DJLutherS ond Philippi hielt fich der fchwarhkiinftler Fauft
wie ovgenieltf ein weil zu Witten-berg; daß ließ man fo gefchehen, der hoff
nung, er würd fich auß. der (ehrf die da im fchwang gierig7 bekeren ond
befferu, Da' aber das nicht gefchahef fondern er auch andere oerfiihrte (deren
ich einen getantf wann- der ein hafen wolf haben. gieng er in wald- da fame
er jm in die Händ gelauffen) hieß jn der Fiirft einziehen in *gefengnuß
Aber fein geift warnete jnf daß er davon kam. von dem er nii lang darnach
grewliih getödtet ward. als er jm vier ond -zwanfzig jar gedient hatte.“
Bei diefer Erzählung ift bemerkenswert, daß hier Faufts zuerft in
Bezug aufIagdzauber gedacht wird, daß ihn fein Geift vor Gefahr
warnt und daß zum- erften Mal die vierundzwanzigjährige Dauer
des Vaktes erwähnt wird. Noch fehen wir fchließlichc daß Lercheimer nicht wie in dem zwei Jahre fpäter erfchienenen Fauftbuch
gefchieht, lden Tod des Zauberers in ein Dorf bei Wittenberg
verlegt, fondern ausdrücklich fagt, daß Fauft nicht lang vor feinemTode von dort fliehen mußte. z
Auchdie Abfuhr, fich zu bekehrenf und die daraus refu-ltierende
zweite Verfchreibung, wie fie in. den Fauftbüchern vorkommen.
finden wir zuerft bei Lercheirner, welcher fagns)„Der vielgemelte Fauft hat im ein mal fürgenommen fich zu bekehrenf
da hat jm der Teuffel fo hart gedrawtffo bang gemacht. daß “er fich jm auch
auff? new hat oerfchribem“,
l) Ed. Förftemann': [ll. 38.
g)
Cap, 16. S. 287.
3) Cap. *19. S. 294.
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.'--Z
_ 54 _.
Nicht nur die Sage von der Hexenfahrt, fondern auch, die
vom verblendeten Teufelsgeld wird auf Fauft übertragen, denn.
der bekannte Jefuit Martin Delrio (15573-1608) fagt in feinen
oft aufgelegten Dieqnieitionura mag-iearum ijbri861m1)
„So follen der Sage nach Fanft und Cornelius Agrippa wenn fie
auf:
Reifen warenf in den Wirtshäufern mit fazeinbar ä>ftem Geld bezahlt haben,
das fich aber nach wenigen Tagen in Hornfpähne und ähnliche wertlofe Dinge
verwandelte." -
Falls diefer Erzählung und der folgenden Thatfachen- zu
Grunde liegen. fo laffen fich diefelben fehr leicht durch hhpnotifche
Suggeftion erklären. Dies gilt namentlich von der Verwandlung 1
der Nafen angeheiterter Zechbriider in Trauben, die von Goethe
willkürlich nach Auerba'chs Keller verlegt -noch heute eine
Glanzn'ummer in den Borftellungen profeffioneller Hhpnotifeure
bilden wiirde. 2) Diefe Sage, welcher wir ichon in der Erfurter
Chronik begegneten, wird von dem Juriften Philipp Camerarius,dem Sohne von Melanihthons vertrauteftem Freund JoachimCamerarius (1500-1574), erzählt und gehört fomit, da fich*
nicht entfcheiden läßtF ob diefe oder die Erfurter Faffung die
ältere ift, wohl zu der Zahl der fich an Melanchthon und Faufts
'
Wittenberger Aufenthalt anlehnenden Nachrichten. Camerarius
erzähltM")" * »
1) laid. ll. 12. l0, „Zie i'ert fame, Laumann et ngg-ripam, magen, emo
iter kaeerent, eolitoe nunnnae aa oeulurn eineeroe in äirereeriie numerare,quae7 Z
i reeeperant, pom; paueuloa (Liee eornuuni trueta rei earuta rilieeiraa.reperiebant.“
* -
9) Als Anfan Auguft 1892_ der bekannte. Hhpnotifeur Carl Hanf en
hier in Meiningen Borftellungen gab, machte ich ihn auf diefen Umftand auf
merkfam und inftruirte ihn7 worauf er die Scene unter dem* größten Beifallzur Darftellung brachte.
fl) Sarnetakjus: 0perae 110rarurn aubeeieirarum air-e rneciitationee
bietorjeae auetioree, aenturia prima ete. kram-ot'. 1602 u. öfter, 49, p. 314:
„anna n08 31111110noturn eat, inter. praeatigjatoree et magen, qui patrumnaetrorum merneriainnotuerunt, gelebt-e namen propter miritiean impoeturaset taeeinationee cbabolieaa a'cleptmn tuieee .l 06.1111 ern kauetum, - Liquiäern en iin, qui 1111110jrnpoetorern probe norm-unt, malte auciiri, ipmnn n'tti
tiee1n magic-re artie (Zi
mario are eat, non ranieeimnrn aujueque luaibriurn)tujeoe. - le earn aliquanaa apart noten quaeciam .Interim-et, qui (1e iyßjuapraeßtigiatrieibue netianibne malta Matrei-ant., ji ab eo netten-unt, ut ßpeaj
men aliquaa anne lilag-iaa-exbiberet. Joa 011111 äiu reauaaaeet, tanaemirnnortunitate eoclaljtii neutiquarn eobrii rietuo, promjait, 8e illie enlribiturum, quacleunque expeterent, llnanimi igitur 00118611811 yetirerunt, ut ex
]aiberet illia eltern plenam nein maturie: putabunt enim proyter aljenum
anni ternyue (erat enim eit-aa brnrnarn) 1100 jllum pri-.estate null() 1110.10
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__. 55 __
..Uns ift
bekannt. daß unter den Gauklern und Zauberern. welche zur
Zeit unferer Väter berühmt waren. “Johann Fauft einen berühmten Namen
wegen feiner wunderfamen Betrügereien und teuflifchen Bezauberungen erlangt
hat.,- Und zwar habe ich von Leuten. welche jenen Betrüger kannten. Vieles
gehört. was darthut. daß er ein Meifter der magifchen Kunft *(wenn diefelbe
nämlich eine Kunft und nicht eitles Gefpött eines Jeden ift) gewefen. - Alser fich einft unter einigen Bekannten befand. die viel von feinen Zauber-
'
kiinften gehört'hatten. erfuchten diefe ihn. eine Probe feiner Kunft zn zeigen.
Nachdem er fich lange geweigert hatte. ließ e'r fich durch die ungeftiimenBitten der nicht mehr ganz nüchternen Genoffenfchaft beftimmen. ihren Willen
zu than. und verfprach ihnen. auszuführen. was fie nur wollten. Einftimmig
verlangten fie. er folle ihnen einen Weinfrock voll reifer Trauben vorzeigen.
denn fie glaubten. daß er dies wegen der ungeeigneten Jahreszeit (es war
nämlich Winter) in keiner Weife ausführen könne. Doch ftimmte ihnen Fauft
zu und berfprach. das Berlangte fofort auf dem Tifch zu zeigen unter der Be
dingung. daß fie unbeweglich im tiefften Schweigen harren follten. bis er
ihnen die Trauben zu pfliicken befehlen werde z wenn fie dagegen handelten.
fo kämen fie in Lebensgefahr. Nachdem fie dies zugefagt hatten. *nmnebelte
er die Augen und Sinne der betrunkenen Schnar- derart. daß ihnen fo viele
faftgefchwellte Trauben von wunderbarer Größe an einem herrlichen Weinftock
erfchienen. als ihrer waren. Born Reize der Neuheit erregt und vom Durfteder Trunkenheit gevlagt. warteten fi
e mit gezogenen Meffern. bis» er ihnendie Trauben abzufchneiden befehlen würde. Nachdem nun Fauft die Leicht
finnigen in ihrer eiteln Verblendung erhalten hatte. und Stock und Traube
in die Luft aufgegangen waren. fahen fie. daß ein Jeder anftatt der Traube.die er ergriffen zu haben glaubte. feine Nafe gepackt hatte und darüber fein
Meffer fo hielt. daß. wenn er des Befehls uneingedenk ohne Erlaubniß die
Traube hätte abfchneiden wollen. er fich felbft die Nafe verftiimmelt haben
wiirde." > -'
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Mit diefer von Camerarius erzählten Gaukelpoffe find 'die
Nachrichten der Zeitgenoffen über den Zauberer Fauft erfchöpfti).
110886. 388611811; 1*'n118t118 et 11101111811),_juanjnm in 11181188111eon8peet111n' 1:1.
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*3(1888'e11t, Lei itugne noyjtute enpiäi, et en erupnia 8it1b1111c11 8un1pt18 81118
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16171011108alignunäiu 8118pen808 111 i“p801-111n r-an18811n0 errore te1111188et 118118
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1111811111,appoeito 8uyer11e eultelle, -itn ut, 81
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1) Die gelegentlichen Erwähnungen Faufts bei dem Juriften Godelmann
beziehen fich auf Schwänke der Volksbücher. Ich komme f. Z.
darauf zurück.
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- 56 -lNur noch eine von einem Zeiigenoffen herrührende Nachricht
von Faufts Tod, die in völlig unoerdächtiger Weife den Ort
nennt, wo er ftarb, ift vorhanden, Diefelbe ftammt von dem
Grafen Ehriftoph F-roben von Zimmern her, welcher nicht
lang nach 1567 „Zimmer'fche Chronik“ genannte Annalen feines
Gefchlechtes fchrieb. In denfelben erwähnt er Fauft an* zwei
Stellen. Zuerft (Z. Chr. 1. S. 555) fagt er:
„Das aber die practik folcher kunft nit allain gottlosf fonderzum höch
ften forgeliihF das ift unlaugen-baa dann fich das in der erfarnuß beweift,. und
wifien, wie es dem weit beruempten fchwarzkunftler, dem Fauft'o, ergangen.
Derfelbig ift
nach dilen wunderharlichen SachenF die er bei feinem leben geiebt,
daroon auch ain. befonderer tractat wer zu machew leyftlich in der herrfchaft
Staufen im Vreisgew in großem alter vom böfen gaift umbgebracht
worden."
An der zweiten Stelle (Z. Chr. [ll. 604) heißt es;
„Es ift
auch umb die zeit der Fauftus zu oder doch nit weit don
Staufen, dem ftetlin im Breisgew, geftorben. Der ift
bei) feiner zeit ein
wunderbarliche nigromanta geweft, als er ben unfern zeiten hat mögen in
deutfihen landen erfunden werden, der auch fooil *fei'hamer handel gehapt hinund wider; das fein in oil jaren nit leuchtliihen wurt oergeffen werden. Jftain alter mann worden und, wie man fagt, ellengclichen geftorben. Vi( *haben
*
allerhandt anzeigungen und vermuetungen nach yermaintF ,der bös gaift, den
er in feinen (ebzeiten nur fein fch'wager genant, hab ine umbbracht. Die
buecher, die er oerlaffen, fein dem herren oon Staufen, in deffen herrfihaft er
abgangen, zu handen worden, darumb doch hernarh oil leut haben geworben
und daran meins erachtens ein forgclichen und unglucthaftigen fchaß und gabe
begert." .
Diefe Nachrichten iiber Fauft gehören zu den wichtigften, in
fofern- wie fch-on gefagt - in völlig unoerdächtiger Weife
von Faufts Landsmann und Zeitgenoffen der Ort feines Todes
genannt wird. Aber auch die Zeit ergiebt fich, denn des Grafenvon Zimmern Ausdruck „um die Zeit“ bezieht fich auf den von >
ihm unmittelbar vorher erwähnten Regensburger Reichstag vom
Jahre 15417 wodurch die Angabe der Fauftbiicher, Fauft fei
in
diefem Jahre geftorben, große Wahrfcheinlichkeit' gewinnt. Aller
dings weicht Zimmern darin weit o'on den Fauftbiichern'ab, daß
nach ihm Fauft'ein fehr alter Mann wird.
Jntereffant'ift ferner, daß Zimmern wiinfcht, iiber Fauftmöge ein Buch gefchrieben werden, was etwa zwanzig Jahre
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_.57_fpäter fich erfüllte; ferner die mit Wier übereinftimmende Angabe,
daß Fauft bei Lebzeiten feinen Geift „feinen Schwager“ nannte.
Sehr wichtig ift die Nachricht. daß Fauft thatfächlich Bücher
hinterließ, was fiir 'die Beurteilung des_ elften von mir im' dritten
Buch angeführten Höllenzwangs fchwer ins Gewicht fällt.Der „Herr von Stauffen“ der Zimmerfchen Chronik if
t der
von Martin Cru'fius in feiner „Schwäbifchen Chronik“ (ll. 310)
erwähnte um i520 geborene Graf Anton von Stauffen, welcher
nach Crufius „fich in feiner Jugend auf die frehen Kiinfte legte“.
Seine Jugend aber fällt .in die Zeit von Faufts Tod, .und
euphemiftifch nannte man damals die Geheimwiffenfäyaften freie
Kiinfte, Es wäre intereffant, iiber diefen Grafen Anton von Zollern
Näheres zu erfahren. Biographien von ihm finden fich nach
Crufius und J, J. Mofer in Bantaleon: „Deu'tfcher Nation,
Heldenfaal, 1568- Bd. 3.
und David Köhler: Genealogie
Familie-ie nuguetae ZtautkenZiI. .alter-[1. 1727. 4“. Ich' habe'
leider diefe Bücher nicht auftreiben können.
Die Bearbeitungen diefer zeitgenöffifchen Mitteilungen iiber
gehe ich, weil* keine derfelben zu einem befriedigenden Abfchluß'kommt, hinfichtlich der fcheinbaren Abweichung der Zeugniffe des
Trithemius und Rufus 'von den fpäteren, welche durch die Ent
deckung,- daß .Fauft 1509' zu Heidelberg promovierte- aufgehoben
wird. Nur will ich einer fich bei Stiegliß d. Ae. findenden
Notizi deren Quellenangabe-fehlt, gedenken, daß nämlich Fauft
Rofenkreuzer gewefen fei
und als folcher den Ordensnamen
Johannes a Sole gefiihrt habe))- Wenn wirklich ein Fauft dem
Rofenkreuzerorden angehört hat, fo kann dies nicht unfer Zaubererfein, weil. diefer Orden- als folcher erft i614 gegründet wurde;
vielleicht aber haben wir in dem Johannes a Sole den oben ge
nannten, um 1704 lebenden Frankfurter Arzt Johann Michael
Fauft zu fachen.
Es bleibt nun noch ein Wort über die äußere Verfönlichkeit
Fauftszu fagen übrig. von welcher das Spießifche Fauftbnch von
1587 noch nichts zu berichten weiß. Widmann dagegen., welcher
offenbar iiber ein reicheres Quellenmaterial verfügte als Spieß,
1) „Die Frage vom l)r. Fanft." Jm hiftorifchen Tafchenbuch von F. von
Raumer. Leipzig, 1834.*
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Haubers Fauftportruit.
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Angeblicher Fauftkopf x7
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fchildert Faufti) als ein „hochruckeriges (buckeligee) Männlein,
eine diirre Berfon. habend ein kleines grauwes bärtlin.“ Er
berichtet auch?) daß Fauft, weil er „ein klein hockend Mann“
gewefen, von den Salzfiederu zu Schwäbifch-Hall verfpottet
worden fei.
Diefer Schilderung enfpricht das von Rembrandts Schüler
Jan Joris von Bliet um 1630 nach einer Zeichnung feines
Meifters radierte 'anonyme Portrait, welches feiner feit Entftehung .
als das Portrait Faufts gilt und von l)r. Siegfried' Szamatolskiwieder neu entdeckt wurde. Wir geben dasfelbe nach einem in
Vrivatbefiß befindlichen Original als Titelbild wieder. Diefes
Original war iiber zwei Jahrhunderte lang verfchollen und an
deffen Stelle galt als älteftes Fauftportrait die im erften Band
von Hauber-s Libliottielce rangiert befindliche ganz entftellte
Nachbildung welche dem bekannten und abermals entftellten
Fauftportrait in Scheib'les Klofter zu Grunde liegt, Haubers
1739 gefertigtes Portrait war aber wiederum nicht nach
dem Original gefertigt, fondern *nach einer von Franz Langlois
(Ciartres) nach Rembrandts Bild hergeftellten Copie en eontreyartjek)
Mit der Schilderung diefer Fauftportraits find die Angaben
iiber die gefchichtliche Berfönlichkeit des Zauberer-s erfchöpft, und
wir find, wenn wir das oben Gefagte kurz zufammenfaffen, zu
folgenden Ergebniffen gekommen: Den um 1490 zu Knittlingen
geborenen Fauft lernte Trithemius im Jahre 1505 kennen, in
1) Fauftbuch 3. ',Th. Cap. 21.'
2) Ebendaf. 1. Th. Cap. 41,
it) Ueber die höchft intereffant'e' Fauftikonographie vergleiche man l)r. Sza
matolskis Neuausgabe des fog. „Ehriftltch Meynenden." Stuttgart 1891.
ff.
Hank-er bemerkt (Lidl, mag-„l, S, 356) zu dem von uns gegebenenortrait: „Dootor 1W08'1'_ if
t in der Hiftorie des xTeuffels. und .der Zaureh ein fo berühmter Name. daß fein Bild auch billig einen Bloß in unferer
Bibliothek fordert. Da mir nun fchon vor geraumer Zeit ein von einem
guten Meifter gezeichnetesf und in Kupffer geftochenes Bild desfelben zu Handengekommen, fo habe ich folchesdiefem Stück vorfeßen wollen."
„Nun kann ich
zwar nicht fagen, daß ))oatot [MAIL wiirklich alfo- wie
das Bild zeigeh-ausgefe'hen habe; da ,aber doch folches Bild wiirklich und fchonvor vielen Jahren in Kupffer geftochen wordenF fo wird es unfern Lefern ver
muthlich angenehm fehn, eine oopio. davon zu fehen und zu haben." Rembrandt
hat noch einen angeblichen Fauftkopf radirt, welchen wir neben dem Hauberfchen hier beifügen.
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__51_welchem Jahr er fich zu Gelnhaufen und Würzburg als fahrender
Schüler umhertrie'b und fich den nam (19 guerra Georg Sabelli'cus
beilegte, den eigenen'Namen unter dem fcheinbaren Beinamen
Lan-une funjar verfteckend. Franz von Sickingen verfchaffte fpäter
*dem fahrenden Schüler 'eine Schulmeifterftelle' zu Kreuznah von
wo er wegen feine? fiittenlofen Lebenswandels fliehen mußte.
Er ftudierte hierauf unter feinem 'wahren Namen Johann Fauft
zu Heidelberg Theologie und wurde am 15. Januar 1509 dafelbft
zum Baccalaurens promoviert. Nach diefem beginnt er wieder'
das alte Abenteurerleben, und wir begegnen ihm 1513 in Erfurt,h
wo er fich „Georg Fauft, der Heidelberger Halbgott“ nennt.
Jm Jahre 1516 hielt fich der Zauberer bei dem Abt Entenfuß,
im Klofter Maulbronn auf, ohne daß er *jedoch - wie die Sage
*will - dafelbft geftorben wäre. Jui Gegenteil treffen wir ihn
.nach dem Jahre 1520 in Erfurt wieder; wo er vielleicht eine Zeitlang an der Univerfität Borlefungen hielt, nachdem er in einer
nicht näher beftimmbaren Zwifchenzeit in Krakau die fogenannte
natürliche Magie ftudiert hatte. x
Jm Jahre 1525 hielt fich der Zauberer in Bafel und Leipzig,
auf, doch find feine Beziehungen zu Auerbachs Keller nicht nach
weisbar, ja wohl mit völliger Sicherheit als in den Bereich der
Fabel gehörend zu betrachten. -Drei Jahre fpäter wurde aller
Wahrfcheinlichkeit nach Fauft an den franzöfifchen Hof berufenF
um nach der Mitteilung Agrippas die beiden franzöfifchen Prinzen
durch Zauberei aus der Gefangenfchaft des Kaifers zu befreien.
Auch ein Kapitel des 'cilteften Fauftbuches deutet auf Beziehungen.
Faufts zu Franz 1. von Frankreich hin. Wohl zu Anfang der
dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts hielt fich Fauft längere
Zeit in Wittenberg auf7 ohne jedoch in Beziehungen zur Univerfitiit
zu ftehen, bis .ihn ein Haftbefehl Johann des Beftändigen zur
Flucht nötigte. Aus fpijferer Zeit wird uns noch Faufts- Aufent
halt in Nürnberg und Battenberg an der Maaß verbc'irgt. Erftarb um 1539 in einein- würtembergifchen Dorfe, wahrfcheinlichdem heute badifchen Örtchen Stauffen in der Nahe von Freiburgin Breisgau, (nicht in einem Dorfe bei Wittenberg) unter ver
mutlich abenteuerlichen Umftänden, um welche die Sage bald
ihr Duftgewebe fpann. ...W
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Zweites Buch.
Die holliabücver von Farin und ihr occult'
phänomeualrr Inhalt.“
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1. Abfchnitt. k
Summarifche Ueberficht „über die ältefte Fauftljteratur.
|
'*J ereaeit 911m0. Anftatt in dem Andenken der
t1.-- ;F M' Menfchen zu verlöfchem nahm der Ruhm von Faufts
'FZ berufenen Ktinften nach dem Tode des Zauberers
größere und immer größere Dimenfionen am wozu der
*Geift jener “theologifch fo erregteny mehr im Überfinnlichenals in der nüchternen realen Welt lebenden Zeit allen Borfchub
leiftete.
Da fchien es denn ein gewinnbringendes buchhändlerifches
Unternehmen, die im Munde des Volkes lebenden Erzählungen
von dem Wundermann zu fammelnX in eine einheitliche Redaktion
zu bringen und zu Ruß* und Frommen begieriger Lefer heraus
zngeben, Dies fchon vom Grafen von Zimmern gewünfahte
Unternehmen führte der Frankfurter Buchdrucker Johann Spießaus, indem er zur Herbftmeffe 1587 das erfte Fauftbuch unter
dem Titel erfcheinen ließ:-
„fliatorjn von 1), Johann Fauften, dem weitbefchrehten Zauberer und
Schwarßl-linftlerf Wie er fich gegen dem Teuffel auff eine benandte zeit ver
fchrieben, Was *er hierzwifchen für feltzame Abenthewer gefehen, felbs ange
richtet vnd getrieben, biß er endtlich feinen wol verdienten Lohn empfangen."
Mehrertheils auß feinen ehgenen hinderlaffenen, Schrifften, allen hochtragenden
fürwihigen- vnnd Gottlofen Menfchen zum fchrecklichen Behfpiel, abfehewlichen
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-68..Exempel, vnndtrewherßiger Warnung 'zufammen gezogen, onnd in Druck ver
fe'rtigt, Q1008) [1U. Sehdt Gott onderthänig, widerftehet dem Teuffel, fo
fleuhet er von euch. (Kani Gratin er l'rirjlegjo, Gedruckt zu Franckfurt am
Mohn, durch Johann "Spies, WWW."In der Widmung an den kurfürftlich Mainzifchen Amts-
'
fchreiber Kaspar Kolln und den gräflich Königfteinfchen Rent
meifter Hieronymus Hoff fagt der Herausgeber, daß man7 „vor
lengft diefer Hiftorien fleißig nachgefragt,"' und fpricht fich folgen-_
dermaßen über die Motive aus, welche ihn bei feinem Unternehmenleiteteten:
„Nach dem nuhn viel Jahr her eine gemeine onnd groffe fag in Teuffel)
landt von D. Johannis Fauftif' des wehtbefchrehten Zauberers bund Schwatß
künftlers mancherlei Abenthewern gewefen, onnd allenthalben eine groffe uaclß
frage nach gedachtes Faufti Hiftorh bei) den Gaftungen ond Gefellfchaften ge
fchieht, Deßgleichen auch hin vnnd wider bei) etlichen newen Gefchichtsfchreibern
diefes Zauberers onnd feiner Teuffelifchen Künfte onnd erfchrecklichen Endes_gedacht wirdt) hab ich mich felbft auch zum offtermal verwundert, daß fo gar
niemandt diefe fchreckliche Gefchicht ordentlich oerfaffete7 ond der ganßen Chriften
*heit zurwarnung, durch den Druck mittheilete, hab auch nit vnterlaffen, bey
Gelehrten ond oerftändigen Leuten nachzufragenf ob vielleicht diefe Öiftort) all
bereit von jemandt befchrieben were, aber nie nichts gewiffes erfahren können
biß fie mir newlich durch einen guten Freund von Speyer (Vergl. das“ im
erften Buch hierüber Gefagte) mitgetheilt ond zugefchickt worden, mit begeren,
daß ich diefelbige als ein fchrecklich Exempel des TeuffelifchenVetrugs, Leibs
vnnd Seelen Mords, allen Chriften »zur warnung7 durch den öffentlichen Druck
publizieren vnnd fürftellen wollteF")*
Doch fagt Spieß weiter, daß *er mit reiflicher Überlegung'
alles, was Ärgernis erregen könne, namentlich die „f0rniae eon
jurationnm“, weglaffe. Es m'üffen alfo fchon damals* Aufzeich
nungen über die Zauberkünfte Faufts exiftiert haben, welche* biel
leicht auf feine eigenen hierhergehörigen Manufkripte zurückgehen.
(Vgl. die Nachricht der Zimmer'fchen Chronik.) i
Und in der That beruft fich Spieß, wie wir bereits fahen'
fchon auf den Titel auf Aufzeichnungen von Faufts Hand. außer
dem aber noch auf Notizen von Wagner, dem Famulusz und
andern Bekannten des Zauberers. Als Faufts eigene Aufzeich
nungen nennt Spieß die erfte Verfchreibung Fauftsz feine Vifion
_
[13
Der Verfaffer diefesFctiuftbuches
oerfpricht auch eine lateinifche Ausgabe
desfe
'
en, die nie erfchienen if .
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_59_von der Hölle, feine Reife in die Sternenwelt fammt dem Briefan den ])r, met( Jonas Victor in Leipzig und die beiden Wehklagen. Außerdem läßt Spieß 'Fauft feine Teufelsbefchwörung
im Spefferwald felbft beftätigen *und fich riihmen, daß ihm das
höehfte Haupt auf* Erden unter-than fei. Endlich aber fordert
bei Spieß Fauft den Wagner .'a'uf.- fein Leben zu befchreiben,
während er in feiner lehten 0raii0. aa 8tiu1j0808'fagt, daß diefe
nach feinem Tode eine Autobiographie finden würden. In diefem
Sinne heißt es denn, auch im Sehluß'kapi'tal:
„Sie fanden denn auch diefe deß Faufti Hiftoriam auffgezeichnet7 vnd -*
von jm befchrieben- wie hiervor gemeldt, alles ohn fein EndeF welches von ob
gemeldeten Studenten pnnd Magiftris hinzugethan, vnnd wz fein Famulus*
aufigezeichnet, da auch ein neuw Buch von jhm außgehet." - -
*
Wir werden auf die .Einzelheiten zuriickkommen. Hier fei
nur bemerkt, oaß anfcheinend wohl zwei Manufkripte exiftierthaben, inaderen einem Fauft, in dem andern aber Wagner redend
auftraten. Das* neu' ausgehen follende Buch bezieht fich vielleicht
auf das Wolfsbach von Wagner,
Zeitbeftimmungen finden fich im älteften Fauftbuch* nicht,
i
außer daß es inder Vorrede heißt, Fauft habe „noch bei menfchen
gedechtnuß gelebet“, und daß Karl 7. und nicht Maximilian -.wie bei Widmann -- als der Kaifer genannt wird, während
deffen Regierung Fauft fein Wefen getrieben habe.
Ehe wir auf eine' Befprechung des älteften Fauftbuches ein
gehen, wird es angezeigt fein, auf die fpäteren Ausgaben, Über
feßungen n. f. w. kurz hinzuweifen.- Abdrucke des Spießfchen
Fauftbuches, die nur in der Anordnung der Kapitel etwas ver
ändert *find, erfchienen in den Jahren von 1588 bis 1592 im
Ganzen vierzehn. Im Jahre 1588 erfchien in Tübingen bei
Alexander Hock eine in Knittelverfen abgefaßte Umdichtung des
erften Fauftbuches unter dem Titel!„Ein roarhaffte ond erfchröckliche Gefchicht von D. Johann Fauften, dem
weitbefchreiten Zauberer ond Schwarßkünftler, wie er fich dem Teuffel mit
Leib vnd Seel, auff 24 jar lang mit feinem eigen blut verfchrie'ben, Was er
hier zwifchen für ein Gottloß Epikurifch leben gefiihrt* ond was fiir feltzame'
Menthewer er getrieben, biß er endtlich von dem Teuffelnach verlauffener zeit
jiimmerlich vmbgebracht vnd hingefiihrt worden“ ufw. -Vollendet wurde diefe Bearbeitung nach der Schl'ußbemerkung
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1|',i,ff
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am 7. Januar 1588.. Sie ift“unterzeichnet 111. r).
bl. E b', 8.
8c. Z,
Wahrfcheinlich find diefe Buchftaben die Jnitialien der
Namen von zwei Tübinger Studenten, welche nach Mohls „Nach
weifungen iiber die Sitten und das Betragen der Tübinger Studierenden“ .(S. 39) im Jahre 1587 beftraft wurden, weil fi
e
„das
Tractiitlein von Fauft gemacht“. Diefe Angabe Mohls ift jedoch
nicht ganz richtig, infofern nach den Protokollen des Tübinger
akade'mifchen Senats am 15. April 1588 eine Bifitation der Uni
verfitiit durch herzogliche Komiffäre ftattfand. beziiglich welcher es
heißt:'
„[1. x). bietorionn bauen.
'
Hock Buchdrucker hab auch mißhandelt, foll' ge
biihrl'nh Einfehens mit gebii'hrender ftraff dollnfaren Jnn gegen den *authori
bne vnd deß felbig on vmgeftell vnd onnaehleffig vn?- die weil er arm vnd
der feckel mit leiden ,mag fol Jme nit fchaden daß er 2 tag incarceriert werde,
vnd mochte er mer ftrefflich gerickt werden."
Au'f- diefe Vropofition der Komiffäre befchloß der Senat:
„klaeieiurn while man fambt denen author-68 fo bietorjenn 1.78.1185
'
einfetzen und darnach einen guten Wilh geberi.1)_“ Man fieht
daraus, wie bedenklich es zu jener Zeit war, andas Andenkendes Erzzauberers zu rühren, und wie viel meine Vermutung fiir
fich hat_ daß Spieß fowohl' als Widmann aus Riiclficht auf noch
lebende angefehene Verwandte Faufts die Familienbeziehungen,
Abkunft 2c. des Zauberers abfichtlich mit einem Schleier um
hiillten?)-
*Jm Jahre 1588 erfchien zu Lübeck bei Johann Balhorneine plattdeutfche Überfetzung des Spießfchen Fauftbuches.
1.) Vgl. Scheible. Klofter. 7. U11. g
9) Noch 166() mußte ein armer-Schreiber in Hildesheim. der fiir einen
ihm unbekannten freigebigen Fremden um fchwereeZ-.Geld Faufts Höllenzwangabgefchrieben hattef lange-Z Gefängnis erdulden. durch die beften und zuverla'ffigften Zeugniffe und Bürgfchaften iiber feinen unbefcholtenen Lebenswandel die .
Qualen der Folter von fich' abwenden und die fchärfften Eide fchwören, daßderjenige7 dem er feine Abfchrift* zu eigenen Händen übergeben, unmöglich der
Teufel felbft gewefen _fein könne. Vgl. Klofter ll; S. 19. Noch 1722 ereifert
fich ein Zwickauer Rector höchlichft iiber die_ Sage. daß die Zwickauer Schüler-
aus Fauftß Büchern das Mantelfahren erlernt 'hätten u-nd auf ihren Schulmiinteln iiber die Stadtmauer und um die benachbarten Teiche geflogen* wären. -In dcn Jahren 1699 u. 1700 waren Schahgräber* nach Zwickau ekommen und
hatten unter fchweren Drohungen die angeblich auf, der dortigen Bibliothek aufbewahrten Zauberbiicher Faufts gefordert. Vgl. „Hiftorifche Remarquen, Uber1". Johann Fau'ftus- des Schwartz-KiinftlerS, geführtes Leben, und deffen Ausgang7 Nebft anderen fich hier-ben Ereigneten Begebenheiten. Auch was fonft von1).. Fanft-uk- Büchern ohne Grund auhgeftreuet worden." Zwickau K722
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*71**Ein Jahr fpäter, 1589, kam eine franzöfifche Überfehung
unter demTitelt „Uietaire preciigieuee et lautende-idle (Le Jean
[3118i, tracluit (ie lyillemanä“zu Paris auf den Büchermarkt.
Der Überfeßer ift der 1525 zu Montri'ehard bei Tours geborene
.und 1610geftorbene Viktor Palma 'Cahet. reformierter Hof
prediger von Katharina von Bourbon, der. Schwefter Heinrichs 17.
Mit dem' bekannten Philofophen Petrus Ramus in Deutfchland
reifendf hatte er vie Fauftfage kennen gelernt uud dann das Fanfi
p buch ins Franzöfifche überfelzt. Wegen diefes Unterfangens bekami
es Cahet mit der Jnqnifition zu thun und wurde katholifch, um
deren Verfolgungen zu entgehen. Trohdem hatte er bis zu feinem
Tod keine Ruhe und ,wurde der Sage nach wie fein deutfches
Vorbild vom Schwarzen geholt. 1)
' i
Bereits 1587 erfchien in London mit Erlaubnis'des Bifchofs
Ahmet-„e Zell-ati 0F 'the (lite ami Death at' 1)oet0r Lauetue,"the, great (*0ngek81',“ und bald darauf eine Überfehung des_
deutfchen Fauftbuches ohne Ort und Jahr unter dem Titel: „'l'iie
Uietarz- ot' the Damnabie [like 311a 1)eeerre(i *Death ot' 1)::
901111 kauetue. bien/1,7 prjnteci, anti in eanrenient planen, irn
pertinent :netter ameniieii, aee0rciing t0 the true 00W, prin
teiiat li'ranekaräz 311e. treneiateä inte king-11'811, i037 l'. li, (ti-ent.“
Eine wahrfcheinlich in England dazujgedichtete Fortfehung
ift der 1594 gedruckte „8600116 report 01' 1)00t0r .F01111 benennt“ 2c.
Marlowes „1)0et0r Liane-tue“,welcher fich ebenfalls genau an“
Spieß anlehntf ift
'zwifchen 1588 und 1598 gefihrieben.
.In den Jahren 1591 und' 1592 erfchien das Spießfche
Fauftbuch in *Frankfurt um die Erfurter und Leipziger Zauber
fchwänke vermehrt., während einige andere Erzählungen, wie die
erwähnten von l)r. Johann Dorften, dem Schuß auf den kaifer
lichen Hauptmann 2c. weggelaffen worden waren.
Nach diefem vermehrten Fauftbuch erfchien eine holländifcheBearbeitung der Fauftradition unter dem Titel: „Die Uiewrje
"an ])r. .7.
:ht-meine, (lie eenen ui'tnenienäen gr00te Chi-euer
einle Mert Venetien-u- nine, uit ile llooeir-Duyteeben einer-eien
1) Weitere Ausgaben erfchienen zu Paris 15987 1603) 1604. 1606) 1622,'
1673 und 1798, 120, zu Rouen 1667, 120) zu Cöln 1712, 120.
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_72._encie met figuren rereiarb“ 2c. Delft. 1592 und 1607. 8“.
In diefer Bearbeitung werden - von der deutfchen abweichend- genaue Zeitbeftimmungen' von Faufts Leben gegeben. Nach :
diefer Schrift iftFauft1491 geboren; das Datum der erften Ver
fchreibung ift der 23. Oktober 1514, das der zweiten der 3.
Auguft
1531, und der Tod Faufts füllt in die Nacht vom 23. zum 24. Ok-
*
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*tober 1538. Da wir oben auf Grund zeitgenöffifcher Berichte
bezüglich der Geburt und des Todes von Fauft zu ähnlichen
Refultaten kamen7 fo muß den Angaben des ungenannten Hol- a
l'cinders wohl etwas Thatfächliches zu Grunde liegen.
Im Jahre 1593 erfchien mit einer vom 10. Mai datierten
Vorrede das erfte Volksbuch iiber Faufts Famulus Chriftoph
Wagner, welches wir weiter unten eingehend befprechen müffen.
Dasfelbe fiihrt den Titel:„Ander Theil 1). Johann *Faufti Hiftorieu, darin befchrieben ift, Chrifto
phori Wagners, Faufti gewefenen Discipels aufgeriehteter Pakt mit dem Teuffel
fo fich genannt Auerhahn, und ihm in eines Affengeftalt erfchienen, auch feine'
abentheuerliche Zoten'und Voffenf fo er durch Beförderung des Teuffels geübt,
ond was zuletzt mit ihm fiir ein fchrecklich Ende genommen. Neben einer
feinen Befchreibung der neuen Jnfeln, was fiir Leute darin wohnen, was fiir
Früchte darin wachfem was fie fiir Religion und Gößendienft haben, vnd wie*
fie *von den Spaniern eingenommen worden., Alles aus feinen verlaffenen
Schrifften genommen, ondy weil es gar kurßweilig zu lefen, im Druck ge
fertiget, Durch Fride'ricum Schotum ToletI), Jetzt zu V. 1593, 80.
Ein Jahr fpäter erfchien. ein. unveränderter deutfcher Ab
druck, welcher fpäter in's Holländifche überfeßt wurde unter dem
Titel: „Dat auciercie (1981 rau 1)!: J. b'au8tu8 kljatorien, (Latin
deeebrenen 7701711; Siiriewiiei Wagens-are [467611, uit (Le 1100011
DnzWebe 0761'Z686f2b enäe inet Figuren neteiert.“ Delft,
1607. 80 und 1608. 40. .
Im Jahre 1714 wurde das Wagnerbuch in dentfcher Sprache
aufs Neue unter dem Titel herausgegebene:
„Des durch feine Zauber-Kunft bekannten Chriftoph Wagners (Wen
land gewefenen b'xnnulj des Weltberuffenen Erß-Zauberes 1). JohannFauftens, Leben und Thaten, zum Spiegel und Warnung allen denen- die
mit dergleichen perbothenen Künften umbgehen, von Gott abweichen, und dem
Satan fich ergeben; Wehland von b'tjecikieb Zebatuß 'keine in Teutfchelf
1) Offenbar ein Vfeudonhm, dem das Beiwort 'kolet (aus Toledo) zur j
Reclame in-Erinnerung an die erwähnten Zauberfchulen beigefügt war,
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._ 73._Sprach befchriebenf und nunmehro mit einer Vorrede, von dem abfcheulichen
Lnfter der Zauberei) vermehret dnrch 1'. J. Il, Mg. d. K. V. 8. d. W. Berlin1714.“ 1)
*- .
Unter den lateinifchen Buchftaben 1).' .).
111. Z.
verfteckt fich
Niemand, als der als Verfaffer der „Monatlichen Unterredungen*
vom Reiche der Ge-ifter. Nach den Grundfäßen der heiligen
'Schrift zwifchen Andremio und Vneumatophi1o'“; Leipzig und
Berlin, 1729-1741, 3 Bde. 8". bekannte Graf V. J. von Stein
» Morgenftern,'-') welcher- wie der Titel andeutet - Mitglied
der Kgl.- Vreußifchen Gefellfchaft (Meinten, 8001W?) der Wiffen
fchaften war nnd fpäter von dem bekanntlich den Gelehrten fehr
feindfelig gefinnten König Friedrich Wilhelm l. aus Jronie zum-
Borfißenden derfelben ernannt wurde.
x
Man vergleiche den folgenden Wortlaut feiner Beftalluugs
Urkunde, welchen Herr von Loen im erften Bande feiner ge
fammelten- kleinen Sähriften (S, 209-213) mitteiltä'
„Wir Friedrich Wilhelm 2c.
Urkunden und bekennen hiermit gegen jedermiinniglich, abfonder
lich vor der eruditen Welt, daß wir den Wohlgebornen, Edlen,
Weifen und Hochgelahrten. Unfern guten befonderen 2c. Grafenvon Stein, in Anfehnung desfelben weit und breit erfchollenen
Gelahrfamkeit . . . und Meriten, auch in Antiquitäten, alten und
neuen Miinhen, in ybzwjaiaund btlec-.banjaje, 130tanicja, Vulkan]ieie, ?traum-ninja und 8tatjaia, wie nicht weniger in der (kab
baia und Erkiintnis und Priifung der guten und böfen Geifter,
deren Nahen und Gebrauch und Misbrauch, im gleichen in der
wunderbaren Lehre von yrae-nciamjtja, und deren vormaligen
Wirtfchaft und Haushaltung, auch fonft in kljawrieja und hleta
pbz-eiaja, [og-i018, Metal-jaja, Eatoptrjeja, vor allen andern aber
in der Mgebra, Ute aonibjnatorja und der Vunktierkunft und
130tan0m0ntia, auch in der weiffen und fchwarzen Kunft erlangten
1) Außer diefen beiden wichtigften exiftieren noch Aus aben des Wagner:
lil-ches von 1681, 1712 und -1717. Vgl, auch den erften nhang.
"1.
Reiihlin Meldegg will in VJ. M. S, einen J. in Marperger er
kennen. Bau( Jakob Marperger, geboren 1656 zu Nürnberg, 1708 Mitgliedder preußifchen Gefellfchaft der Wiffenfchaften, geftorben am 27. October zuDresden, if
t
fonft nicht bekannt. Der Graf von Stein-Morgenftern dage enwar ein bekannter occnltiftifcher Scvriftfteller feiner Zeit. S. über denfe en'
noch den erften Anhang.
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gründlichen und faft erftaunenswürdigen Erfahrung zum Vice
präfidenten unferer königlichen Societät der Wiffenfchaften aus
erfehen, ernant, angenommen und beftellt haben; thun auch diefes
hiermitundinKraft diefes alfo und dergeftaltx daß befagter Grafvon Stein in der Ordnung der zwehte 8001118 von ermeldeter ge
lahrten Gefellfchafft fehn und bleiben) was zu'
deren Nahen,
Aufnehmen nnd heilfamen Beförderung *ihres bereits erworbenen
Ruhmes gereichen und erfprießlich fehn kan. behtragen und es
daran in keinem Stück ermangeln laffen foll7 wie es einem
fleißigen getreuen und wohl intentionirten Vicepräfidenten und
800i() anftehet, eignet und gebiihret, auchder gefamten [üblichen
Societät zuverfichtliches Vertrauen desfalls zu Ihm gerichtet ift.
Er foll auch dahin fehen und feft darüber halten, daß die Socie
tät mit Läirung gelehrter Schriften fich diftinguire und ein jeg
liches dilembruin wenigftens ein Zpeeilnen lkruüitionie alle Jahr
durch den Druck herausgeben müffe. Der V'ic'epräfident Graf a
von Stein aber bleibet von folcher Arbeit dispenfiret; obgleich
fein herrliches und an cFertilitiit und Fruchtbarkeit dem beften _.
Klee- oder Waißen-Acker gleichkommendes lngenjum dergleichen
Vroäuetia'nee in der Menge hervorzubringen mehr als zu tüchtig
und gefchickt wäre. Auf das Calenderwefen in unferm König
reich7 Provinzen und Landen muß der Vicepräfident Grafvon Stein .eine forgfältige und genaue Attention haben, damit
keine Unterfchleiffe dabei vorgehen, keine fremde Calender ein
gefiihret und gebrauchet, auch die Gelder) fo .von denen Calen
'dern einkommen, auch zu keinem andern Ende als wozu fie
deftinirct, angewendet, übrigens aber die Verfertiger“ der Calen
der, dem yubiieound infonderheit denen (wrioeie, welche gerne
zukünftige Dinge vorher wiffen wollen, zur Freude und Nutzen,
alle Behutfamkeit gebrauchen, damit die l'rag'n08tiea von der
Witterung, Gefundheit und Krankheit, Fruchtbarkeit und Unfrucht
barkeit der Jahre, ingleichen die Kriegs- und Friedensläufeaccurat getroffen, bei dem Druck nicht *mehr rothe Buchftaben
als von nöthen, gebrauchet, 'der Sonnencircul nicht verkehret und
viereckigt, fondern rund gemahlet, die güldne Zahl nach Möglich
keit- vermehren der guten Tage immer fo viel als ihrer fehn
können angefeßet, die .verworffene oder böfe Tage aber ver
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-„'75 *
mindert werden mögen. Daferne auch der Vicepriifident Grafvon Stein befondere Veränderungen anmerken follte: e. Z'. daß
der Mars-einen feindlichewBlick auf die Sonne geworffen habe,
oder daß er mit dem Zuturna, ?euere und Aer-ami() im Qua
drat ftiinde, oder auch-daß der Zeciiaeue, wie bereits zu des
(lampe-11161136 Zeiten angemerket worden, fich noch weiter aus dem
Geleife' geben und poriicken oder auch, daß ein Wirbel .des
Himmels den anderen, nach des/(lartcßmi yrjnejpüe, abfchleiffen
und verfchlingen folte, und daher ,eine unmiißige Anzahl von
Cometen oder-Schwanzfternen zu permuthen wärex* fo hat der'
Vicepriifident Graf von Stein ohne den geringften Zeitverluftmit denen iibrigen 80eij8 daraus zu eeukekirem auch nicht allein
auf die Ergriindung folcher -Unordnungen, fondern auch auf*
'Mittel und Wege_- wie denenfelben am beften abzuhelfen, bedacht
zu fehn. Und ob es zwar durch den Unglauben der Menfchen
dahin gediehen, daß die Kobolde, Gefpenfter und Nachtgeifter
dergeftalt aus der Mode gekommen, daß .fie fich kaum mehr fehen
laffen dürfen; fo ift
dennoch dem Vicepriifidenten Grafen von
Stein aus dem yraetarje bekannt, wie es an Nachtmahren, Berg
mänlein, Drachenkindern, Jrrwifchen, Rixen, Währwölfen, ver
wünfchten Leuten und anderen dergleichen Satansgefellfchaften
'nicht ermangele fondern deren Dinge eine große Anzahl in den
Seen, Vfühlenf Moräften( Heiden, Grabenund Höhlen, auch
'heiligen Bäumen verborgen liegen, welche nichts als Schadenund Unheil anrichten, und wird. alfo Er, der Graf von Stein,
_nicht ermangeln, fein Außerftes zu thun, um diefelben, fo gut
er kann, anszurotten, und foll ihm ein jed'es von diefen Unthieren,
*welches er lebendig oder todt liefern* wird, mit 6 Thalern be
zahlet worden.
Alldieweil auch eine beftiindige (kW-(11151011 ift, daß allhier inder Churmark, fonderlich in der Gegend von Lehnin,' Wilsnack
und Lebus confiderable Schiihe vergraben find, zu deren Be
fichtigungr und um zu wiffen ob fie
noch vorhanden, alle 1()
*Jahr gewiffe Ordensleutef ,Iefuiten und ander dergleichen Ge
ichmeiße und-Ungezieffer von Rom anhero kommen, fo muß der
Vicepriifident von Stein nicht allein diefem Vfaffenpack fleißig
auf den Dienft paffen, um fie, wo möglich fefte machen und zur
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*- 76 _gefänglichen Hafft zu bringen, fondern _auch keinen Fleiß fparen
daß er mittelft der Wiinfchel-Nuthe, durch Seegenfprechen, Allruncken, oder' auf andere Art, wo folche-Schiihe vergraben oder
verborgen, ausfindig machen möge, nnd follen ihm zu folchem
Ende auf fein Verlangen die Zauberbiicherx fo in „unferm ge
heirnen Archiv vorhanden, nebft dem Zpeenla 831011101118 verab
folget werden; 'wie er denn auch von jeglichem Übreear, welchen
er ausgraben wird, den vierten Teil zu genießen haben, und
folches zu reicher und anfehnlicher Belohnung feiner leiftenden
treuen und angefehenen Dienfte ihm angedehhen foll. Jm gleichen -
foll er aller Privilegien, Frehheiten, Vriieminentien, Recht und
Gerechtigkeiten, fo andern dergleichen Viceprüfidenten competiren-
nnd znftehen. fich ebenfalls-zu erfreuen haben, und dabeh, fo es: »
deffen bediirftig, wider allen Eintrag, Belüftigung und Betrug*
er'nft- und nachdrücklich gefchiitzet mainteniret *und .gehandhabet
werden. Zur Urknnd haben Wir diefe Beftallung eigenhändig“
unterfchrieben, und mit Unferm .Jnfiegel bedrucken laffen. So
gefchehen Berlin den 19 Januar 1732.“ _. z
Zwölf Jahre nach dem älteften Fauftbuch er'fchien eine neue
Bearbeitung desfelben in drei Teilen ineinem Band, welche den
Titel fiihren:*
„Erfte'r Theil der Warhafftigen Hifkorien von den grewlichen und ab
fchewlichen Sünden vnd Laftern. anch'von vielen wunderlichen vnd feltzamen
abentheuern: So l). .10113111188 b'nuetuß Ein weitberuffener Schwarhkiinftlervnd Erhzauberer, durch feine Schwarßkunft, biß an feinen erfchrecklichen end
hat getrieben. Mit nothwendigen Erinnerungen vnd ,fchönen exempeln, mennig
lichen zur Lehr und Warnung außgeftrichen vnd erklehret, durch Georg Ru,
dolff Widmann. Gedruckt zu Hamburg, Anno 1599. 121eokfiejua Uet'manni
111011611.“ 40. (Drei Teile.) '
Der Verfaffer war ein aus* Schwäbifch-Hall gebürtiger_ Süd
deutfcher, welcher 1589 in Tübingen ftudierte und fonft unbekannt
ift, Widmann? Vater, 1)r., Georg Widmann, war nach feines
Sohnes Angabe, 1) womit Crufius in feiner „Schw'iibifchen
Chronik“ iibereinftimmt. griiflich Hohenlohe-,Langenburgfher Rat
und Advokat. deffen nach Crufius 1533 noch lebender Raten?)
i) Zueignung des FauftbucheZ an den GrafenfGeorg Friedrich von
Hohenlohe-Langenburg.'
2*) Vgl. Crufiu-Z: „Smwiibifche Chronik" ll. 286 und 81167101 19.11
nalee 1ll. 689. -
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' - 77 -Magifter Georg Widmann eine Chronik von Schwäbifch-Hall ver
faßte, auf welche fich der Enkel in feinem Fauftbuch mehrfach be
ziehtI) Nach einer handfchriftlichen Abhandlung .des Herrn
Profeffor 1)!: Kolb zu Schwäbifch-Hall, welcher nach Kirchen
büchern und*- Haal-AmtseAkten fehr forgfältige Nachforfchungen
über die Widmannfche Familie anftellte, ift der Verfaffer des
Fauftbuches 1571 geborenf ein Urenkel der Chroniften; er rückte
in den neunziger Jahren in das Amt feines _ Vaters' ein und
-
meldete'fiih vermutlich 1605 zur zweiten Lehrer- und Konrektor
ftelle des Oehringer Ghmna'fium.- Später“fcheint er Stadtfchreiber
*und Kapellmeifter zu Neuenftein gewefen .zu fein.*>- „Der-unten
genannte Carl Widmann fcheint ein Oheim oder Brüder Georg
Rudolphs gewefen zu fein. Es ift
nach Kolb 1562_ zu S'chwäbifch
Hall geboren. und 1584 dafelbft getraut worden. Weitere An. *gaben finden fich nicht..
' '
_'Da diefer Magifter Widmann_ faft ein Zeitgenoffe und ein
Landsmann Faufts war, fo haben "wir allen Anlaß zu glauben,
daß die Widmannfche Neubearbeitung des Fauftbuches viele
relativ echte, Züge enthalte?)*
Widmann ift denn auch-mit dem Spießfchen Fauftbuch nicht
zufrieden, fondern-fagt in* der erwähntenZueignung:„Ob nun aber die gefchichten ond Hifto'rien des derwegenen ond Gott
7 lofen Mannes *Doctoris' Johannis Faufti fich vor vielen Jahren zugetragen
'ond begeben haben, davon auch .viel- fagens* bei) den Leuten geweft, fo.
findt
.doch'die'felben biß daher noch nicht- recht' fiirhanden, fintemahl fie vnter den
Studenten .lange zeit verborgen haben gelegen- ond ob fie wo( dermal eins
.zufammen -find »geraffeltx auß den brieffen derjenigen, fo vmb Fauft geweft
find, als Thomas Wolhalt, Thomas Hanner, Chriftoff Hahlinger, Caspar Moir,
'1) 2ter Theil cap, 4,
9 und 10,
f')* ,Ein Verwandter _Widmanns war wohl auch der 1)1*. mea. Carl Wid
mann) Stadtphyficus zu Augsburg, welcher ein mir handfchriftlich vorliegende-s,König Sigismund [[1, von Polen gewidmetes Buch fchrieb: „8eeteta Seeteterum, j. e. Griindliche Erklärung der 2 großen Geheimniffe) als der Extraction der fpiritualifchen Mumie des Menfchen und anderer Thiere) auch wie fie- .
*ur Abwendung vieler Krankheiten und andern mehr magifchen-Werken die“
ürkung unfichtbarlich vollbringet etc." O. O, u. J. - Dies Buch ftimmtfaft wörtlich mit Tenzels 1ileiiie1oa tiiaetatiea überein, fo daß das eine Buchnothwendig das Plagiat des andern fein muß. Welches Buch Plagiat ift7 kann
ltd wegen Mangel eines gedruckten Widmannfchen Exemplares nicht entfcheiden,
doch vermuthe ich. daß Widmann plagiirte.
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_78*Friedrich Bronaner, Gabriel Renner, Johann Victorl) vnd ander, die es fhrett
Freunden vnd verwandten zugefchrieben„wie dann auch Doktor Fauftus felbft
befahle feinem Diener, dem er fein gut vnd erbfchafftlegirte- Johan Wiiiger?)
genannt, das er alles fleiffig fein thun, leben und wandel betreffend, folie be
fcbreibcn, fo ift
doch noch biiß auff diefe zeit die warhaffte Hiftoria von ge
dachtem Fauftu nit recht» an tag kommen. Weil ich dann die recht warhafft
Hiftori, im rechten Original in meinen henden vnd gewaltfam gehabt, vnd
nötig erachtet, das fie menniglichen zur lvarnung an
tag möcht gebracht werden,
hab ich
diefelb mit nothwendigen erinneruugen publieferen wollen.“
Widmann will nun „eine newe Hiftoria vnd werckh*[_mit'
„notwend en erjnnerungen“ iiber Fauft ich'reiben und bemerkt
iiber das Spießfche Fauftbuch noch: .
„Dabei ich dann auchgnicht mag unnermeldet laffen, ob wol die Hiftoriendes Doctvris Faufti fchon vor diefem in den Truck if
t verfertigt worden, fe
doch weil diefelbe wunderlich daher raufcht, dnnd auch die ganße Hiftom' da
rinnen nicht' ift all begriffen, dieß in diefem Buch dargegen ein genüge ge
fchehen fol, jedoch das auch nicht alles, was züchtige ohren bund herzen be:
trüben möcht, fol erzehlet werden. Mag auch mit war-heit vnd gutem gewiffen
jagen, das diefe meine edition dem *rechten vnnd warhafften Originalf fo von
Johan Wiiiger vnnd andern Faufti befandtenf ift
hinderlaffenf gemeß fen.“
Auch Widmann beruft fich auf Notizen von Faufts eigener
_ Hand (vielleicht die Zimmerfchen),3) auf Niederfchriften Wagners»
und der mit Fauft verkehrenden Studenten und läßt - wie das
alte Fauftbnch- den Zauberer vor feinem Ende fagen, daß man
in feinem Haufe feine Thaten von ihm felbft aufgezeichnet finden
werde, bemerkt aber dazu:4)„Was man fonft etwan von der _verfprechung vnd bundtnns„fo der
Fauftus mit dem Teuffel auffgerirhtet7 ift außgangen, das ift der reehten
Hiftorien nicht genieß, dnd fehlet* gar weit, dieß aberf vnd was hernach folgen
wii-dt, ift die rechte gefchicht, fo mit mühe von den Studenten ift
zufammen
gebracht wordetn wie dann auch eine(- gelerten alten Doctor-is von Leipßig,
dreh Söhne7 fo alle blngietri gewefenf diefe ond andere mehr fachen, welche
Fauftus mit fleiß anffgefchrieben, in feiner Lnbereh gefunden, vnd andern mit
getheilet haben"
1) Ich werde auf diefe gefchichtlichen Verfonen zurücfkommen.
2) So und nicht wie das alte Fauftbuch, die Wagnerbiicher und die fpä
*tere Tradition nennt Widmann -vielleicht nach handfchriftlichen Quellen *
den Famulus Faufts.
-
ii) Auch Wfißen *der Bearbeiter Widmanns, beruft fich auf „ein Werner-jolie,
das 1), Fauftns mit feiner Hand gefehrieben." l
4) Th. -1
.
cap, 9. Note,
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-79_Jn Gräffes „Handbuch der Literatutgefchichte" finde ic
h
einen aus Eger gebürtigen. zu Ende des 15. Jahrhunderts inLeipzig lebenden Magifter Johann Widmann erwähnt. Derfelbe
fchrieb: „Behede vnd hubfche Rechnung auff allen kauffmanfchafft.
Lipczi'g, 1489, 80.“ Pforzheim, 1508 und Hagen1529, 80, Jchtrage kein Bedenken anzunehmen, daß diesxder von Widmann er
wähnte alte Leipziger Doktor ift, denn - wie der Name fagt -waren beide vielleicht verwandt, und die Zeit des Johann Widmann ftimmt mit dem Beginn der Fauftfchen Zauberthätigkeit
iiberein; auch mag er fein Büchlein 1489 “als junger Magifter
gefchrieben und* fpäter als Doktor noch lange Jahre in Leipzig
gelebt haben. 7
Auf verfchiedene kleinere angebliche Aufzeichnungen von Faufts
Hand werde ich fpäter zuriickkommen.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Widmann ein
befferes und reichere-Z handfchriftliches Material als dem Verfafferdes Fauftbuches von 1587 zu Gebot ftand. Trohoem aber lehnte
er fich an letzteres an und fuchte es in feiner Weife zu verbeffern,
chronologifch richtig zu ftellen und zu ergänzen. Er ging ferner
dem Urfprung und den Parallelen der erzählten Zauberfchwänke
nach und machte fo den Anfang zur Fauftforfchung. Daß die
Verfuche des ehrlichen Widmann, der in der Periode des kraffeften
Teufelsglaubens und der ftockdunkelften theologifchen Orthodoxie
lebte. natiirlich ,ziemlich unbehtilflich ausfielen, wird Niemand
wundern, aber man geht viel zu weit, wenn man feine Arbeiteine pedantifche Verwäfferung des alten Fauftbuches nennt.
Auf die 1674„ 1681 und 1685 erfchienene Bearbeitung ,des
Wjdmannfchen Fauftbuches durch den ])r. 11186. Johann Nicolaus Pfiher und deren 1693, 1711, 1717 und 1726 aufgelegte
*Überarbeitung durch den ])1*. 131160107?, Conrad WolfgangPlahius, auf das oft aufgelegte Jahrmarktsbiichlein des Chriftlich Mehnenden und die ganze fpätere, zu einem Berg ange
fchwollene Fauftliteratur einzugehen, ift
für unfere Zwecke ohneBelang. infofern die beiden alten Fauftbiicher zur Beurteilungdes *Gehaltes der Faufttradition an occultem Phänomenalismusgenügen, und die fpäteren. ihnen entnommenen Bearbeitungen
nur unwefentliche Varianten bieten, die Dichtungen'aber in ge
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bundener und uugebundener Rede ihrer Natur'nach felbftverftänd
lich nicht in den Kreis unferer Unterfuchung gezogen werden
[ff können.
z
f
Wir geben nun eine den beiden alten Fauftbüchern ent
nommene vergleichende Darftellung des Lebens Faufts in Ab
fchnitten, wie fie
fich der Sache nach von *felbft ergeben, und
x ke'
fuchen diefe vom Standpunkt der modernen occultiftifchen Er
;'zf fahrung und der Gefchichte aus zu kommentieren.
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.2. Abfchnitt.
Fanfts Leben bis zur erften Teufelsbefchwörung.
ach dem erften Fauftbuch ift Doktor ,Fauft zu
Roda bei Weimar als Sohn armer frommer
Bauersleute geboren. 1) Ein in Wittenberg als
wohlhabender Bürger feßhafter kinderlofer Vetter
nahm fich des ein „trefflich ingenium vnd me
iner-jam“ befißenden *Knaben an und ließ ihnTheologie ftudieren. Wo? fagt das Fanftbuch nicht ausdrücklichf
doch fcheint Wittenberg gemeint zu fein. Die Eltern Faufts follen,
wie unfere Quelle will. geftorben fein. bevor diefer fich dem Teufelergab, und fei ihnen nicht, wie die Zeitgenoffen gewollt hätten,
mangelhafte Beauffichtigung des vorwißigen Schülers zur Laft zu legen.
„Als D. Fauft eins ganß gelernigen vnd gefihwinden Kopffsf zum ftudieren qualificiert 7 vnd geneigt war. if
t er hernach in feinem kim-.mine von
den Reetotjbua foweit kommen7 daß man jhn in dem Magiftrat examiniert,
vnd neben im auch 16 bling-lecker, denen ift er im Gehör, Fragen vnd Ge
fchickligkeit obgelegen vnd gefieget, Alfo daß er feinen Theil genugfam ftudierthat, war alfo Vector 'Llrealogjae/W)
Hoffart und Vorwih treiben Fauft zur Zauberei.„Begab fich alfo gen Crakaw in Volen- eine der Zäubereh halben vor
zeitenberühinte Hochfchuh vnd fand allda feines glei>)en, die giengen vmb mit
Chaldeifchen7 Verfifchenf Arabifchen vnd Griechifihen Worten. tigurja, ebnrae
tecjbue, eoninratjonjbue, ineantatjonidue, vnnd wie folche Nammen der Be:
fchwerung vnd Zauberer) mögen genennet werden. Vnd diefe erze'blte Stück
1) Mit diefen und allen folgenden Angaben vergleiche man das erfte Buch.
„Reichlin Meldegg fieht in diefem „Rhod bet) Wehnmar" die Wuftun Rödigenbei Weimar; doch if
t dort wie in dem Altenburgifchen Roda keine pur einer
Faufttradition vorhanden.
I) .Daß diefem Zug ein gefchichtliches Faktum zu Grunde liegt. haben wiroben gezeigt.
Kiciewetter, Fanftbuch.
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_82_waren lauter Daräauiae artee,1) Fig-kamanilua 02111111113, 7811660111111, rati
0111111111, jueecntuiju, vnnd wie folche Bücher. Wörter vnd Nammen genennt
werden mögen. Das gefiel D. Fanfto wol, fpeculiert vnd ftudiert Tag vnnd*
Nacht darinnen, wolte fich hernacher keinen 'kheaiogum mehr nennen laffen.
ward ein Weltmenfch. nanndte fich ein 1), liteäioinae, ward ein batraiagua
vnnd Mathematical!, vnd zum Glimpf ward er ein Arzt, halff erftlich vielen
Leuten mit der Arßneh, mit Kreutern, Wurßeln, Waffern, Träncken7 Recepten
fund Cliftiren, darneben ohne Ruhm war er Redfprechig. in der Göttlichen
Schrifft wol erfahren."
Vorwiß, Freiheit und Leichtfertigkeit „ftach vnd reihte“ nach
dem alten Fauftbuch den angehenden Zauberer derart, daß er
Adlerfliigel an fich nahm und alle Gründe im Himmel und der _,
Erde erforfchen wollte. Deshalb raffte er allerlei „Wanduhr,
figuraa, abaraeteree vnd oouiuratianee“ zufammen, um damit
eine Befchwörung des Teufels zu verfuchen, und begab fich zu
diefem Zweck in den Spefferwald bei Wittenberg?)
„Ju diefem Wald gegen Abend in einem vierigen Wegfchied machte er
mit einem Stab etliche Cirkei herumb, vnd neben zween, daß die zween; fo
oben ftundenf in groffen Cirkel hinein giengen, Befchwure alfo den Teuffel,
in der Nacht zwifchen 9 vnd 1() Vhrn. »u Wie dann der ,Teuffel im Wald
einen folchen Tumult 'anhubf als wolte alles zu Grund gehen, daß fich die
Bäum die zur Erden bogen, darnach ließ der Teuffel fich an, als wann der
Waldt voller Teuffel were, die mitten und neben deß D, Faufti Cirkel her
bald darnach erfchienen, als wann nichts denn lauter Wägen da werenf darnach _
in vier Ecken im Wald gingen in Cirke( zu. als Bolßen vnd StrafenF dann
lbald ein groffer Biichfenfchuß, darauff eine Helle erfchiene, vnd find im Wald
viel lieblicher Jnftrument, Mufic vnnd gefäng gehört worden, auch etliche
Tänße, darauff etliche Thurnier_ mit Spieffen vnd Schwertern, dz *alfo D.
Faufto die zeit fo lang gewefen. dz er vermeint auß dem Cirkel zu lauffen.
Lehlich faßt er wider ein Gottloß vnd verwegen Fiir-nenten, vnnd beruhet oder
ftunde in feiner vorigen eanciition', Gott geb, was darauß möchte folgen. hube
gleich wie zuuor an, d'en Teuffel wider zu befchweren. darauff der Teuffe( ihm
ein folches Geplerr vor die Augen maehte. wie folget: Es ließ fich fehen, als
1) Dardanifche Künfte hießen die Zauberkiinfte nach dem bei Apnlcjusvorkommenden Magier Dardanus. Vgl. _,Columella: De eultu kl01-t01
iii) 10:*
„Wei uulln. role-.b 11166101113.rene-1118:8 [Metern,Paranoia. neniant arten.“
Jn der friihchriftlichen Zeit hießen die Zauberer auch Darcianarij,
fpiiter die Kornwucherer. 7
2) Fauft war alfo wieder nach Wittenberg zurückgekehrt, - J. F, Köhlervermuthet in feiner hiftorifch-kritifchen Unterfuchung etc. des LebenZ von Fauft.Leipzi 1791. 5.95, daß unter dem Spefferwald die zu Luthers Zeit durch die
Spe tudenrenund Speckhuren berüchtigte Specke bei Wittenberg zu verftehen fei.
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- 83 *
wann ob dem Cirke'l ein Greiff oder Druck) fchwebet, ond flatterte- wann dann
D. Fauftns feine Vefchwerung brauchte) da kirrete das Thier jämmerlichf bald
dai-auff fiel dreh oder vier klaf'fter hoch ein feuwriger Stern herab. verwandelte
fich zu einer feuwrigen Kugel. deß dann D. Fauft auch gar hoch erfchrackef je
doeh liebete im fein fürnemmen. achtet jhms hoch. daß jm der Teuffel outer
thänig fein follte.- Befchwur alfo diefen Stern zum erften. andern. vnd
dritten mal, darauff *ging ein Fewerftrom eines Manns hoch aufff ließ fiihwider herunder, vnd wurden fechs Liechtlein darauff gefehen, einmal fprang
ein Lieihtlein in die Höhe) denn das ander hernider, biß fich enderte ond
formierte ein Geftalt eines fewn'gen Manns, diefer gieng omb den Circkel
herumb ein viertheil ftund lang. Bald daranff endert fich der Teuffel ond
Geift in Geftalt eines grawen Mönchs, kam mit Faufto zu fprach, fragtef was
er begerte. Darauff war D.'Faufti beger, daß er morgen vmb 12.Vhrn zu
nacht ihm erfcheinen folt in feiner behaufung, dcs fiih der Teuffel ein weil .
wegerte D. Fauftus befchwnr jn aber bet) feinem Herrnf daß er im fein be
geren "one erfüllen ond ins Werck fehen. Welches jhm der Geift zuletzt zu
fagte, ond bewilligte."'
So ftellt das alte Fauftbuch die Vorgänge bis zum Abfchluß*
des Paktes dar; etwas anders Widmann, welcher die Familien
verhältniffSFaufts zwar gleichlautend erzählt, aber abweichend
berichtet, daß'feine *Eltern aus der Mark Sondwedel (Salzwedel* -
friiher Soltwedel +-_ in der Mark) ftammten und er felbft in
det Graffchaft Anhalt-
ohne nähere Angabe des Geburtsortes -geboren fei. Er foll noch vor der Reformation zu Jngolftadt
Theologie ftudiert haben und in der Promotion elf andern :Ma-*
giftern vorgezogen worden fein. Das „fegenfprechen vnd ander
abergläubifch thun vnd Abgöttereh" des Katholicismus habe in
Fauft die Neigung zur Magie geweckt. er fei
in Gefellfchaft von
Leuten gekommen, die mit „abergläubifchen Siiaraeteribae oder
Zeicbenfihrifften vmbgingen", und habe fich endlich zu den Zigeunern gehalten. um die Chiromantie. zu erlernen.
'
„So brauchte er auch an hohen Fefttagen7 wann die 'Sonn zu morgens
früh auffgieng, das 0reyu80u1uln marutinum, ond andere mehr Zauberftücke,
Als er nun in diefen Dingen erfoffen war, ond fich den Teuffel gar lieffe
einnemen, fie( er von-der Pbeoiagia abe, vnnd ftudierte fleiffig in der itleaj
eioa, ond Astronomie oder im Himmelslauff', vnnd fonderlich in der netto
l0Z'jt-d, ond lernete Natioität ftellen) ond den leuten, was fie von jhrer Ge
burtszeit an. für glück oder vnglück beleben folten7 oerkündigen) war auch ein
guter Prognofticant, der mit Calender oder Almanach außrechnen ombzugehen -
wüfte. Welches allesdann feine_ maffe gehabt hette, wenn er nicht deffen ge:
mißbrancbt, ond darin zu fern gegangen were. Er ließ es aber dabey nicht
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bleiben, fondern kam weiter auff die lneantmnenta, welchen er naehgrublete,
proficiert auch in diefen dermaffenF das ihm viel fachen zufchlugen, vnd er
endtlich ein rechter yytbaniene vnd Teuffelsbefchwerer bet) fhtn felbft ward."
Er. gab das Studium der Theologie auf, ftudierte Medizinund wurde zum Doktor promovierti)
Widmann behauptet nach dem angeblichen Zeugnis 'eines
damals mit Fauft bekannten Theologen, daß diefer nun völlig_
nmgefchlagen und fich aus dem von raftlofem Fleiß befeelten,
nüchtern lebenden. alle Tiefen des Weltalls und des Wiffens er-,
gründen wollenden Forfcher in einen fchlemmenden Miißiggiinger'
verwandelt habe?) der alle möglichen Zauber-Bücher und -Kiinfte
zufammenraffte und trieb und zu erlernen fuchte. „wie die todten
zu beruffen, wie effen, trinken vnd anders zu bekommen, die
Teuffel in die Crhftall, gliifermwaffern, hitffen, fpinnenwe'p, ftein,
holh vnd anders zu befchweren“. Die von Hhdromantie, Geo
mantie, Bhromantie, Aeromantie und allen möglichen Wahrfagungs
arten handelnden Zauberbiicher follen nach Faufts Tod in deffen
Behaufung gefunden worden fein.3)„Weil nun Fauftns auß allgemeiner erfahrung. wiifte, das der ein
Menfch beffer glück, denn der ander hette, vnd einem mehr, denn dem andern
fein will von ftatten giengef wie er dann auch gehöretf das offt einer mehr
denn der ander Gefpenfte vnd Geiftere fiihe, war er fürhabens feine Com
plexion vnd natur zu erkundigenF vnd zu vernehmenf ob ihm auch diefelb in
feinem vorhaben widerig fein' vnd fehl fchlagen, oder aber geneigt* dnnd be
fürderlich fein wiirde.“1
-
Er hatte ferner aus feinen Büchern erfehen, daß die „As
cendenten Geifter“ die Komplexion beftimmten und den Menfchen
zur Zauberei und allerlei Sünden difponierten. Deshalb fuchte
Fauft „in feinen Büchern, was Komplexion er habe“ und er
forfchte feinen „Ascendenten Geift“. Zu diefem Behuf las er
nach Widmann „den Lomi-reinem, eugnetinnm*(ie (lit-it, bei
lid. 21. eap.14„ yiinium lid. 7. eap.16., Znbeliienm Dune-ni.
1. lid. 1.“ und befand fich denn „Zäuberifcher Komplexion". -Bald darauf fah er denn öfter
Il) Widmann. Th. l. Say. 1.
2) A. a. O. Tap.
3) Widmann. Th, L. aan, 3.
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45-- 85 -„einen felßamen fchatten an der wandt fiirüber fahren, auch offtmahls,
wenn er auß feiner kammer beh nacht gefehen. viel Liechter hinn vnd wieder
biß an feine kammer fehen fliegen, vnd darbeh Menfchen gefchweß gehört, des
er fich denn höchlich erfrewetf vnd defto mehr der 1181310103186 vnd andern
warfagers fünften glauben geben, als das er zu den Geiftern alfo1complexio
niert were. Solchs fchreibet von ihm fonderlichM, Thomas Wolhaldt von
Torgaw* der es in einem feiner, des Faufti7 fchreiben7 alfo fol haben ge
funden."1)
Eine Anzahl weiterer Befchwörungen foll Fauft von einem*
gewiffen Thomas Hanner erhalten. fich aber anfangs nichtgetraut
haben. -diefelben zu gebrauchen, bis er fich erinnerte, daß die
Schwarzkunft ja von Päpften und Kardinälen geübt und dadurch
.gewiffermaßen funktioniert worden fei.-- Als Lehrer Faufts im
magifchen Schauen nennt Widmann einen damals berühmten
Krhftallfeher Namens Chriftoph Hahlinger, welcher feinem Schülerden „Geift des Krhftalls" verfchafft habe. Hanlinger hatte fich
nach Widmanns Bericht felbft geweisfagt, daß er „durch geringe
Perfonen vmbsleben kommen würde“, und wurde denn auch von
einem betrunkenen Bergknappen erftochen. Auch Hahlingers
krhftallomantifche' Künfte fallen nach Faufts Tod aufgezeichnet
vorgefunden worden fein?)
Nachdem Fauft in-Jngolftadt ])0c1t01* 1118111011136 geworden,
kehrte er nach Wittenberg zurück, zog zu feinem begiiterten Vetter,
„nahm einen tag, vnd gieng vmb die Stadt Wittenberg herurnb zu be
fehenf ob er doch ein gelegenen Ort finden möchtf da er feine inoantationeß
bewähren vnnd gebrauchen köndte. wie er denn vngefehr einer halben meil
wegs einen wegfcheidt fandt. der fiinff außfahrt vnd geng hatte, vnnd war
groß vnd breit, folte auch kein -gewiinfchters ordt außgeghangen haben, beh
diefem wegfcheidt blieb er den ganßen tag, vnnd als es Abendt werden wolt,ond fahe das keine fuhr mehr durch gierig, nahm er einen Circkel wie die
kiiffer vnd bender haben, machte noch zwei Circle( vnd ründe, auffer dem vnd
darneben. Vnd da er diefelbige nach außweifung der Schwarßenkunft ange
ftellet vnd verrichtet hatte. gieng er in den Waldt. fo nur nechft vor der
Stab gelegen, vnd erwartet der mitternachts zeit, denn der voll mond fcheinetin folcher nachtf zu mitternacht if
t er in den Circkel getretten, denn die Circkel
waren zugericht, das er _von einem zu dem andern gehn kondt, befchwur alfomit Göttlichen worten, vnd berlefterung des namen Gottes den Teuffe( zum
erftenf andern vnnd dritten mahl, Da fahe er alsbaldt, dieweil der Mond fo
1) Widmann. Th. l. cap. 4.
8) A. a. O. aux). 5.
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_86hell fchien, ein fewrige kugel hergehenf der gieng dem Circkel zu mit folchem
knall, als ob ein groß ftück büchfen abgangen, vnd fuhr mit einem fewrigen
ftrabel in die lufft, davon denn der Fauftus fo fehr erfchrack. das er auß dem
Cirikel lauffen wolt, doch dacht erf gehe er auß dem Circkel, fo werde er leben
dig nicht mehr heim'kommen, faffete wieder einen muth, gedacht in im, wie
doch allzeit der Teuffel fein Spiegelfechten treibe. befchwur in wider alfo wie
oben. aber da wolt fich nichts mehr regen, dero'wegen er andere Teuffelifche
namen ond wörter für fich nam, als baldt entftundt im nechften Waldt ,ein
folcher vngeftümer windt, das er nicht anderft tobet vnd wütet, als ob er
alles zu boden reiffen wolt. vnd dat-nach auß diefem Waldt randten viel
wagen mit roffen daher, vnd bei) diefem Circkel fürüber. das der ftaub fo
groß war, vnangefehen, das* der Mond fo hell fcheinet. das er nichts fehen
kondt.*
denn nur höret er ongeftümlich mit Roffen vnd wagen traben vnd
fahren. Als dieß alles ein end nahm, vnd D. Fauftus- fo erfchrocken vnd
verzagt war, das er fchier auff feinen beinen nicht ftehen kond, vnd-wünfchete
das er taufent meil weges were- fahe er vngefer einen fchatten vnd gefpenfte
vmb den Circkel herumb gehen, da faffete er wider ein herß. befchwerte den
Geift. er folle fich erkleren. ob er ihm dienen wolle oder nicht, er fol mit ihm
reden. Der Geift gab jhm andtwordt, er wolle jhme dienen. doch mit diefer
eat-(Lilian, er werde jhm etliche articul vnd pnncten fürhalten, fo er dem
werde nachkommen, fo wolle er die zeit feines lebens nicht von jhm fcheiden.
Doctor Fauftus vergaß alles feines vorigen fchreckens vnd laidts- wer war
auch
fffölicher
denn er7 das er das jenige bekommen hatte, darauf er fo lang
'geftudi et vnd das er lang begeret hatte, vnd- fagte zum Geift, wolan. dieweil'
du mir dienen wilft, fo befchwer ich dich nochmals zum erften, andern vnd*
dritten mahl, das du morgen in mein behaufung erfcheinen wolleftf da wir
von allen fachen vnd puncten abreden wollen, das fagt ihm der Geift zu, als
baldt zertrat D. Fauftus die Circle(f ond gieng mit fremden herauffer. Diefe
gefchicht, vnd was D. Fauftus mit befchwerung des Teuffels fürgenommen
hat) vnd was jhm fihrecklichs begegnet ift, hat dreh ganfzer ftnnde ge
wehret."
Beide Fanftbücher ftimmen darin überein, daß der junge
hochbegabte Fauft für das Studium der Theologie beftimmt war
und fich zur Magie wandte. Im erften Volksbuch ift
diefer
Übergang durch den allzuheißen Forfchertrieb motiviert. bei dem
im Geifte der lutherifchen Stockorthodoxie fchreibenden Widmann
fiihrt der katholifche Kultus der Latria den jungen Fauft der
Zauberei in die Arme. Die Theologie, die Scholaftik, befriedigt
den Feuerkopf nicht, er wendet fich zum Studium der Medizinund deffen, was Mittelalter und Renaiffance Naturwiffenfchaften
nannten. Vollberechtigte Zweige derfelben waren die Chiromantie
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_.»87_
und'Aftrologie, welche um die Wende des fiinfzehnten zum fech
zehnten Jahrhundert von Hoch und Niedrig, Geiftlicben 1) und
Laien mit Feuereifer betrieben wurden. Er vervollkommnet fich
in diefen Disziplinen fo,
daß ihm vieles „zufchlägt“, und wird
nun zu *einer Gruppe von Wahrfagungsarten hintibergeleitet,
welche das Mittelalter im allgemeinen nicht gerade fiir dämonifch
anfah, die aber doch in den Augen guter Chriften zweideutiger
Natur waren. Es find dies die fogenannten „elementarifchen
Wahrfagungsarten'ßs) mit Hilfe deren man aus der Erde (durch
darauf entworfene Punkte), aus dem Waffer. der Luft und. dem
Feuer weisfagt (Creatas-indie., llyäwmantja, eer0mantia uncl
lhuomantia).' '
Die Wahrfagungsart der Hydromantie, wobei durch an
haltendes Hinbliclen auf eine fpiegelnde Wafferfläche Hhpnofe und
Autofomnambulismus erzeugt wird, ift. eng verfchwiftert mit der
Krhftalldmantie, dem Krhftallfehen, bei welcher Wahrfagungsart
derfelbe pfhchifche Zuftand durch glänzende ,Krhftalle hervorge
rufen 'wird-3)- Folgerichtig wird Fauft Krhftallomant und er
lernt diefe Kunft bei einem gewiffen Chriftoph. Hahlingeri)
Diefen Berichten liegt offenbar etwas Wahres* zu Grund, denn
in der relativ echten. von Scheible nach der Coburger Handfchrift
f herausgegebenen „Magie naiuralie et innaturabei oder drehfacher
Höllenzwang, leßtes Teftament und Siegelkunft“ finden fich dies
bezügliche fehr intereffante und - wie nachzuweifen- uralte
Borfchriften, welche recht wohl von Hahlinger auf Fauft und von
diefem auf die Nachwelt vererbt worden fein können. *
“*Wie, in der Natur der Sache liegt, fuchte »der angehende
Magier alle damals in Handicbriften heimlich zirknlierenden
1) Berühmte geiftliche (Chiromanten und Aftrologen des 16. Jahrhunderts
waren der um 1522 zu Steinheim bei Frankfurt a. M. lebende Johannesab Jndagine, der Bifchof vonCivitavecchia Lucas Gaurieus (1476 bis
1558) und der 1521 zu Bapia geborene 1)r.t11801. Franz Junctinus,Großalmofenier des jün'gften Bruders Carls 1L.. Franz von Aleneon.
'2) Cornelius Agrippam-(l'eeuita. k'biweopiu'a. [lid. l. cap. 57.
3)
Ich* muß auf meine ausführliche Darftetlung der Wahrfagekünfte imdritten Buch verweifen,
' 4) Nach Köhler „Hiflorifm-fritifcvc Unterfuchung“ ftarb ein_ Thomas Han
lntger 1571 als Bitrgermeifter von Wittenberg. -
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_ 88'...
Zauberbücher zu fammeln. Als folche nennt Widmann die
kljawria unturalis des Plinius, die Siritaa '1)ei des heiligen
Auguftiu, die Cnneaden des Sabellicus, alfo Bücher, welche fich
in der Hand eines jeden Gelehrten befanden, denen wohl viel
über Magie 2c. gefprochen, aber keine praktifche Anleitung ge*
gegeben wird. Zoroafter ift pro tdruw. hinzugefeht, weil er 'nach
dem Glauben jenes Zeitalters der Erfinder der Zauberei war.
Widmann nennt abfichtlich diefe harmlofen Schriften und ver
fchweigt die eigentlichen Zauberbücher, um dem Hang feiner Zeit
zum praktifchen Betrieb der Magie 'keinen Vorfchub zu thun.
Welche Zauberbücher aber zu Anfang des fechzehnten Jahrhundertsim Schwang waren, läßt *fich aus den Schriften Cornelius
Agrippas und Wiers nachweifen. *Agrippa nennt:1) *Die
kabbaliftifchen und zum Teil noch der vorchriftlichen Zeit ange
hörigen Bücher Raziel, Raphaels, Adams, AbelsHenochs, Abra-
hams und Salomos, ferner die chriftlich mittelalterlichen dem -'
H. Paulus, Honorius. Chprian, Albertus Magnus, Thomas von
* *
Aquino, Hieronymus und einem Mönch zu Klofter Eberbach zu--
'
gefchriebenen Bücher. Als mittelalterliche Zauberer nennt Agrippa
Alphons LL. von Caftilien. den englifchen Aftrologen Robertf)und Petrus von Abano. *Wier nennt außer obigen mittelalter
lichen Zauberfchriften noch die der gleichenPeriode wie das BuchHenoch
entftammenden Bücher Arons, Daniels, Tobias, des Babhloniers
Zacharias, ferner die etwas jüngere 111-8 3111131161, n13 dlotorja,
111-8 Znlapbine, 11:8 Weyiu'j, A118 Dealing, 11118 lienelatiouum
und das Zauberbuch nur) Sha-zii- des Mittelalters den Hepta
meron des Petrus von Abano. Als berüchtigte Zauberer kennt
Wier außer den von Agrippa genannten noch den aus News-
Gefchichte bekannten Grammatiker Apion. Julius Apoftata, Arte
phius, Roger Baco, Arnald von Villanova, Anfelm von Parma,
den Spanier Picatrix und den Florentiner Cichus Asculusk)
1) l)e Wait-rie Zoieutiarurn. cap. 45. _
2) Es ift der um 1240 lebende Robert von Lincoln gemeint. Derfelbe
hatte das Tcftament der zwölf Patriarchen aus dem Griechifchen ins Lateinifche
überfeßt.
'
ü) .1)0 praeatigijß Dat-11101111111, lid. l. cap. 4 und 6 611. 111. Ju der -
Zimmerfchen Chronik (lll. 325) nennt Ch, F. v. Zimmern folgende Zanberbücher:
Ptolemäus v. d. Siegeln und Ringen, die Bücher der Hermes von den
12
4 Fi»
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._89'_Wir werden auf diefe Bücher und Perfonen zurückkommen.
-Möglich und wahrfcheinlich ift. daß Fauft von Thomas Hanner.
welcher damals eine als .Zauberer berüchtigte Perfönlichkeit ge
wefen fein muß, eine Anzahl derartiger Handfchriften erhielt.
Auch. ift. verfeßt man fich in den Geift jener Zeit. die An
gabe pfhchologifch völlig'
glaubhaft. daß Fauft zuerft Bedenken
gegen die Erprobung der in diefen Büchern gelehrten Dinge ge
tragen'habe. und erft durch das Beifpiel vieler hoher Geiftlicher
dazu bewogen worden fei. 'Zur Zeit Faufts lebten u. A. der
Abt Tritheim und Bifchof Gauricus. die fich nachgewiefenermaßen
mit Magie befchäftigten; Hermann von Wied. Kurfürft-Erzbifchofvon Köln. ließ fich Agrippas Geeulta Vliüoeopbia widmen. und
Papft Alexander 71.. den die Sage desTeufelsbündniffes be
fchuldigt. hatte kaum die Augen gefchloffen.*
Aber nicht nur diefen
lafterhafteften aller Päpfte. fondern auch den gelehrten Sylvefter 1].
und feine achtzehn Nachfolger bis zu dem hier inbegriffenen
großen Gregor,i71]. befchuldigt Cardinal Benno der Zauberei;
Gleiches erzähltman von Gregor Z1.. Benedict TI) und Paul 11..
von einer großen Reihe Kardinäle ganz abgefehen.
Fauft hatte die Beobachtung gemacht. daß ..einer-mehr denn
der andere Gefpenfter oder Geifter fähe". wie fich Widmann in naiven
Geifte feiner Zeit bezüglich der vorhandenen und nicht vorhandenen
wediumiftifihen Begabung ausdrückt. und fuchte nun feine ..Com
plexion“ zu erforfchen. d. h. aus feiner Nativität zu ergründen.
ob er zur Magie tauglich fei. Diefer romanhaft klingende Zug -
ift völlig echt. ,denn in der That glaubte die Aftrologie Konftellatio
nen zu kennen. die. wenn im Himmelsfihema eines Menfchen vor
handen. denfelben zur Zauberei disponierten.
quren der Stunden. Arnald v. Villanova von den 12 Siegeln. des Banelis.Balenis. Behencetri. Bolini. Thebitis. Bencorati. auch Petri de Abano von den
Fi uren und Siegeln und Ringen. die rechte Marien-la Za10m0uj8"nnd die
rechten Scripte. des Sornelji .sgi-inline. Diefe Bücher waren mit Ausnahme der
letzten von Albertus Magnus nach Cöln gebracht worden. wo fie
fich im Laufder Zeit auf Bifchof Hermann von Wied oererbten. Von diefem fchrieb fi
e der
niederländifche Gefandte Cornelius Schepperus ab. Die Abfchriften kamen aufdeffen Stieffohn Hieronymus Laurinus. von dem fi
e Chr. Fr. v. Zimmern cr
hielt. als er 1541 zu An ers ftudirte.
1) Er wird in der Zauberfage auch häufig als Petrus Hifpanus genannt;
er ftammte aus dem Gefihlecht de Luna; auch Wagners Schüler war ein Jo
hann de
Luna.
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1.90..Da meines Wiffens noch keiner der Fauftkommentatoren diefe
dunkle Stelle aufgehellt hat, fei
es mir geftattet, bei diefem Punkte
etwas länger zu verweilen( Faufts Zeitgenoffe. CorneliusAgrippa, hat in feiner 0eeu1ta 1'1111080pbia ein befonderes
KapitelI) betitelt: „Wie man dem eigenen Genius folgt und feine
Natur erforfcht.“ Jn demfelben geht er von dem uralten aftrolo
gifchen, fchon von Vtolemäusf) vertretenen Grundfaß aus, daß
jedes Land und jede Gegend gewiffen Planeten und Himmels
zeichen unterworfen ift. Nach aftrologifcher Lehre ift ferner in
der Nativität eines jeden Menfchen ein -“befonders nach aftrolo
gifchen Regeln zu beftimmender- Planet der vorherrfchende,
- der „Herr der Geburt/"7) und der Menfch muß. wenn er befon
ders vom Glück gegiinftigt fein will. in eine dem Herrn feiner'
Geburt entfprechende Gegend ziehen.
x
„Daher kommt es", fagt Agrippa, „daß eine richtigef der Natur und
'dem Jnftincte des Genius angemeffene Wahl des Ortes, des Landes und der
Zeit zum Glücke des Lebens fehr viel beiträgt. Bisweilen ift
auch eine Ver
änderung des Namens von Rußenzh denn da die Eigenfchaften der Namen
die Anzeiger der Dinge felbft find, die wie in einem Spiegel die Befchaffen
heit ihrer Formen darthun, fo folgt hieraus, daß mit der Veränderung der
Namen öfter auch die Dinge felbft verändert werden.“ -»
So äußert fich Agrippa im Geifte der Aftrologie, hält aber
perfönlich nicht viel von diefen Anfchauungen, fondern meintX'). „Da jedoeh eine derartige Erforfchung mühfam und höchft dunkel ifk,
fo werden wir weit leichter aus uns felbft die Natur unferes Genius ent
ziffern. wenn wir genau auf das Acht geben, was im erften, noch unbefleckten
Jugendalter, oder wenn wir frei von eiteln Sorgen und Leidenfchaften find,
die Seele uns eingiebt, der Jnftinct der Natur dictirt, und wozu der Himmel
*
uns geneigt macht. Dies find dann ohne Zweifel die Ratfchläge des Genius.
der einem jeden von feiner Geburt an gegeben ift. und der uns dahin leitet
und dazu aufmuntertf wozu fein Geftirn uns Neigung verleiht.“
Über diefen Genius fagt Agrippa noch:“)
1) mv. 111. cup. 21.
1|) Tunnel-31.0; 1th. 11. enn. 3. A. v. Humboldt fieht in diefem Capitel'
bekanntlich den erften Verfuch einer phhficalifchen Geographie. - Ausführlichediesb . Tabellen der den Planeten etc. zugeeigneten Länder und Orte geben
alle atrologifchen Schriften.
it) Wie diefer zu beftimmen, lehrt Franz Junetinus in feinem Zpeeulum
eetrologiae, 117011, 1583. V01. "kern, 1.
x). 141, c
4) Man
Ynkean den Namentnechfel Sabellieus-Fauft,
5 A. a. .
of 0nd. V1111. 1-. 111. cap. 22.
1..--
..-.
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„Der Genius kommt nach Maßgabe der Weltordnung nnd der Stellung
der Sterne bei der Geburt eines Menfchen herab. Einige glauben, wenn die
“Seele im Begriff fei, in den Körper herabzukommenf fo erhalte fie aus dem
Chor der Dämonen einen Befchüher, den fie
nicht fowohl zu ihrem Führer
erwc'ihleF als fie eben fo fehr von ihm zur Befchiihung 'verlangt werde. Diefer
Befchüher und Führer in's Leben vereinigt die Seele mit dem Körper und
wacht fodann nachvollbrachter Vereinigung iiber diefelbef wozu der Himmel
ihn bei feiner Geburt beftimmt hat."
-
Troh feiner foeben geäußerten tieferen Anfichten lehrt aber
Agrippa doch. wie man nach kabbaliftifchen Grundfähen die Namen
folcher Genien berechnen follI) welche das Fanftbuch „Ascendenten
Geifter" nennt, Diefer Ausdruck rührt_ von dem Umftand herf
daß man die Namen diefer Genien aus den fiinf „hhlegialifchen
Orten". nämlich der Spitze des erften und.zehnten Hanfes (der
aufgehende und kulminierende Punkt der Ekliptik) und den Ortender Sonne, des Mondes und des Glücksrades oder N878 tkm-innere,
berechnete?) Der wichtigfte der fünf hhlegialiichen Orte war die
Spihe des erften Haufes, der aufgehende Punkt der Ekliptik oder
Ascendent (puuetum naeeucienn), und deshalb wird der foeruirte Genius auch Ascendcntengeift genannt, welcher fowohl ein
guter als auch ein böfer fein kann. Die Bezeichnung „Ascendenten
geift" oder auch nur „Aseendent*"i) finde. ich
zuerft in der
0eeu1ta Vbjlaaopbia des Paracelfus vor,4) wo derfelbe mit
diefem Ausdruck böfe Geifter, Teufel. nämlich die 111011101 und
Familiarteufel der Hexen bezeichnet. Tiefe paracelifche Auffaffung
hat ganz. offenbar Widmann beeinflußt. ,
„ Es .bleibt nun noch der eigentliche Nachweis zu fiihren, daßman mittelft der Aftrologie zu ergründen fuchte, ob ein Menfch'
zur Zauberei von Haufe aus veranlagt fei. Jn diefem Sinne
heißt es bei einem Zeitgenoffen Faufts, dem Nürnberger Profefforder Mathematik* J o h a n n S ch o n er 5
) (1477-1547).
1) 000. D1111. 111i). 111. (Zap. 26 und 27. p
2) Näheres iiber die Berechnung des Hhleg und der hhlegialifchen Orte
bei Junctinus a. A, O. S. 351 ff.
_ l 3) Widmannn fpricht auch von ..Descendenten-Geiftern." Der Descendent
ift in der Aftrologie der untergehende Punkt der Eeliptik. aus welchem man
nach einem feltener vorkommenden Brauch den böfen Genius eruiren wollte.
i) 011p. 0111. Lei. 1589. 'kal-1. UL.
-'*) l. Zebauers: 0pu8eulu111 aatrolvgjaum. Ilm-iind. 1539. 4".
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_.92..Über Mars im neunte-n Haufe._- Wenn Mars fich nicht in feinem
*Haufe befindet!) fo wird er (der Geborene) fich an der Nekromantie er
freuenF'k) - ..Merkur im Haufe des Mars 3) macht. »- daß (der Geborene)
nach der Nekromantie-trachtet."4)'*
- Eine reichere Auswahl hierhergehöriger Belege finden wir
bei Junctinus. welcher ein ganzes Kapitel ..von den verbote
nen Wiffenfchaften“ hat.5)- Jn denfelben heißt es:
..Wenn fich Mars und Mercur oder eineovon beiden im Haufe der
Venusa) befindet. fo wird der Geborene ein Nekromant und durch feine Ex
primente die Menfchen betrugen. Aus Albubater cap, 1017) ..Wenn fich
Venus ..fremd"8) im dritten Haufe befindet. und Saturn diefelbe aus feinem
.Haus oder Exaltationo) in gutem Afpekt 10
)
anblickt. fo wird .der Geborene
ein Nekromant oder wird durch feine Kunft wunderbare Dinge verrichten; er
wird wie ein Prophet erfcheinen und Wunder thun. namentlich wenn Venus
in einem weiblichen Zeichen ift." - ..Wenn fich Merkur und Saturn glück
1) Die ..Häufer“ des Mars find die Himmelszeichen Widder und Scorpion.
Ii) ..1)e blarte in n0ua (10m0. biete ei non fuerit in (10m0 sua, -
*ae1eotabitnr in ueoromantio.“ Es ift emeint: Wenn fich Mars im 9ten
Haufeder Natioitiit. aber weder in den eichen des Widders oder Scorpions
efindet.
3) S. Anm. 1.
4) Retour-ine in 00m0 blatt-.i8 - alleetobit dieeromaotiam.
i7) 8pe0u1uw detrolog-iae p. »558: ..1)e eeieotije* prabibitio. - ulm-e et
Ileteuriue ei tuerint in llama 7eoerie, aut alter eorum bieten ekit, lle
erowautieue ae (1ecipiet erperimentie eiiie liomiuee. Albubater. eap. 101.“
7) Nach Junctinus und Riccioli war Albubater ein um 500 n. Chi'.
*lebender arabifcher Aftrolog.
tz) [zerlegt-inne. fremd. heißt ein Planet. wenn er fich in einem Zeichen
» befindet. in welchem er keine der aftrologifchen Würden (Dignitutes) befißt. alsda find: Haus. Exaltation. Triplicitäten. Termine und Gefichter. Die Häuferder Venus z. B. find der Stier und die Wage; ihre Exaltation hat fi
e in den
Jüchen. Triplicitäten' im Stier. Krebs. Jungfrau. Scorpion. Steinbock und den
Fifchen; Termine befißt fie in allen Zeichen.mit Ausnahme der Zwillinge.
und Gefichter im Widder. Krebs. Jungfrau. Scorpion und Waffermann.Fremd if
t
fie
alfo in den Zwillingen. dem einzigen Zeichen. in welchem fie
keine „Würde" befißt.
9) Die Häufer des Saturn find der Steinbock und der Waffermann. feine
Exaltation die Wage.
10
)
Gute Afpecten find der Gedritt- und Sextilfchein. - Der lateinifche-
Text der citirten Stellen lautet weiter: .Fenice in tertia 110m0 ei fuel-it pete
g-rioa et Zadar-one a (101110 781 exa1tati0ue aua bone aepeetu uepexetjt.natur erjt ueeromantieua aut tee wirabilee per artem taeiet: riaediturquegiant propbeto. et ioclueet mirabüia praeeertim e
i
kleiner fur-.kit in eiguo
feminino.“ (Weibliche Zeichen find. Stier. Krebs. Jungfrau. Scorpion. Stein
bock. Fifihe.)- ..blereuriue et Zaturoue iu aeeenaente rei idealo eaeli for
tunati ai fuer-int et iiberi. natue erit aeerawaatioueF
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_93lich“ und frei1) im Ascendenten oder in der Mitte des Himmels befinden; fowird der Geborene ein Nekromant?t
An der gleichen Stelle des Junctinus und weiter untenf)
finden fich noch zahlreiche Regeln, nach denen die Aftrologen
beftimmten, ob ein Menfch zu einem Wah'rfager, Aftrologen,Traum- und' Zeichendeuter, Exorciften 2c, *gefchickt fe
i
ufw. ufw.
7
Auch in dem handfchriftlich vorkommenden, Varacelfus zuge
fchriebenen „Büchlein von Olhmpifcher Geifter Citirung“, welches
eng mit; dem Buche Arbatel und der fogenannten Rumania
Zaleuwuia zufammenhängt; kommen aftrologifche Kennzeichen der
Veranlagung zur Magie vor. Als folche gelten; wenn fich' bei
einer Geburt befinden: die Sonne im 4., 5., 6.
7., *8.. 12., 14.
und 15. Grad des Löwen. Stier oder der Jungfrau; der' Mondim Widder; den Zwillingen oder der Wage; Saturn im 1.-14. Grad
der Jungfrau, der Zwillinge oder des Schühen; Jupiter im'
9.-15. Grad des Krebs oder Schuhen; Mars im Widder oder'
Löwen; Venus im 1.-15. Grad des Stiers oder der Zwillinge;
Merkur im '7.>-15. Grad der Jungfrau, Wage oder des Stein
bocks. - So viel über den Nachweis, daß die Aftrologen in der
That das, was man heute etwa mediumiftifche Veranlagung nen
nen würde, aus der für den Augenblick der Geburt eines Menfchen
berechneten Nativität herauszufinden fuchten.
Bon höchftem pfhchologifchen Jntereffe ift der Umftand; daß
Widmann großen Nachdruck darauf legt; daß Fauft die Krhftallomantie mit großem Eifer betrieb. infofern keine andere Wahrfagungsart fo wie diefe geeignet ift; ihren Pfleger durch die
Hypnofe hindurch in den fomnambulen Zuftand zu verfeßen,
.wobei - wie in allen fomnambulen Zuftänden- die fcheinbare
dramatifche Spaltung des transcendentalen Subjektes (nach du
Brel) oder das pathologifche Doppel-Ich (nach Deffoir) ein- refp.
auftritt. Dabei geftaltet fich das dramatifch gefpaltene trans:
cendentale Subjekt oder das zweite Selbft zu einer charak
teriftifchen, der ethifchen und intellektuellen Entwicklung der
1)
Glücklich und frei werden die Planeten genannt; wenn fie
fich ohne*
feindliche Beftrachlung in einem ihrer aftrologifchen Natur entfprechenden
Zeichen befinden, .
'1 Junctinus dag. 586. ff.
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_.94_Somnambulen entfprechenden Perfönlichkeit. dem bekannten „Führer“,
"der, wenn der fomnambule Zuftand ein bleibender und vom tages-
*
bewußten Willen bis zu einem gewiffen Grad beherrfchter wird,
und ein folcher ift der Zuftand der Zauberer und Geifterfeher,
zum' Genius. Dämon, Paredros und Familiargeifti) fich entwickelt,
welchen merkwürdigen Erfcheinungen wir bekanntlich in der Ge
fchichte von Sokrates an fehr*oft begegnen. Als Zpiritua tarniliaria
aber faffen die alten Fauftbücher den Mephiftopheles durchweg
auf, und wir müffen- gleichgültig was in der älteren "Zeit die
Theologie und in der neueren die Dichtkunft aus dieferFigurgemacht haben
-demfelben von diefer Seite aus-beizukommen
fuchen, falls wir ihm überhaupt irgend einen realen Hintergrund
zugeftehen und ihn nicht für ein bloßes Erzeugnis der Sage und
Dichtkunft erklären, was fchon dem beftimmten Zeugniffe Wiers
gegenüber nicht angeht. Widmann fagt auch felbft, daß Fauft*das Banuen der Spiritus kamiliarea gelernt haben, die wir außer
dem noch mit den die Medien „kontrolirenden Geiftern“ des
Spiritismus verglcichen können, War Fauft ein Medium -g und
das war er in einem beftimmten Sinn ganz gewiß -, fo können -
wir den Mephiftvpheles des Volksbuches mit den Owaffoo, Johnund Katie King der Gegenwart vergleichen. - Die Behauptung
klingt paradox, doch werde ich den Beweis für das Zutreffen derfelben,
welcher an diefer Stelle 'zu weit führen würde, in einer folgenden
Abteilung erbringen.*
Einen weiteren Beleg für die gefliffentliche Entwicklung der
'magifch-mediumiftifchen Begabung Faufts finden wir in
feinem Gebrauch des „abergläubifchen (lrepueaulnm matutiuum“,
d.
h. dem „Öorchengehen" in der Morgendämmerung (oder in
der Mitternachtsftunde), um die Vorfchau (durch das zweite Geficht)
der die Wohnftütte oder den Wohnort betreffenden Ereigniffe,
Unglücksfälle, Todesfälle 2c. zu erhalten. Es ift ein uralt
heidnifcher. mit dem fchottifchen Deafilgehen zufamnenhängender
Brauch, bei welchem der fefte Glaube an die geübte Ceremonie
einen fomnambulen Zuftand hervorruft.
1) Als ein fol er ift
auch urfpriinglich der Fauft. von Hahlingee iiberkommene „Geift des . ruftalls.“ das fich fpüter zu Mephifto entwickelte Doppel-Ich
Faufts zu betrachten.
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Wie fehr verbreitet das Horchengehen im Mittelalter war1
mag Folgendes beweifen: In einem Befchluß des Antifidorif chen
Konzils heißt es: „Es-ift verboten, in der Neujahrsnacht1) aber
gläubifche Beobachtungen anzuftellen7 bei welchen man den Schlaf_
entbehrt.“. Und Burkhardt von Worms li* 1050) fagt in
feinem V5nitentialbuch:2)>„Haft du das Neujahr auf heidnifehe Weife gefeiert oder irgendetwas an
dereÖ, als du vor oder*na>)'her zu thun pflegftx wegen des neuen Jahre? gethan,
haft du einen Tifch mit Steinen oder Speifen zu diefer Zeit in deinem Haufe
bereitet oder auf Straßen und Plätzen gefungen und getanzt, haft du mitdeinem Schwert umgürtet auf dem Dach*: deines Haufe?4 ,gefeffemum dort zu fehen- wa? da1* neue Jahr brächta haft du auf einer
Orhfenhaut auf einem Kreuzwege gefeffen, um “die Zukunft zu
fchauen, oder haft du in oorgenannter Nacht in deinem Namen Brode gebacken,
um aus ihrem gutem Aufgehen ihrem Dicker- und Höher- werden ein glückliche?
Leben im neuen Jahre zu oorherzufchauew fo haft du deinen Gott verlaffen.
dich zu 'den eiteln Gößen gewendet und bift ein Abtrünniger geworden: darum
follft du wiihrend zweier Jahre an jedem Feiertage Kirchcnbnße thun." -Ein Beifpiel von noch in neuerer Zeit geübten Horchengehen
finde ich in J.B.Heller*s*s „ThüringifchenMerk1oiirdigkeiten“.9*)
In der Nacht vom 4.
auf den 5. Mai 1727 hatte ein Brand
*
60 H'ciufer und ..-eine große Anzahl Hintergebiiude der jeht
“Meiningifchen Stadt Saalfeld eingeiiichert, und der dortige
Archidiaconus Matth. Nik. Semler, der Vater des bekannten
'Aufklärungstheologenf hatteam folgenden Tag* eine fechs Bogen
1) Man bevorzugte befondcrZ- die Nächte vor hohen Kirchenfeftenund ge:
wiffen Heiligentagen, z. B. die vor Weihnachten, Neujahrf dem Charfreitag, den(
Ofterfeftf dem Johannis-7 AndreacZZ Thomas: und Allerfeelentag. Die Vorfchau in letzterer Nacht hat Raupach oekanntliih zum Vorwurf feiner Tragödie
i
„Der Müller und fein Kind" benutzt.'
2)
„11011 11081 11110111180118811711110118811381-8 1181811118111111ei 00118 71181118.“_
((10110. 11111318.) „011881711811 1(018111188 :1811110111111111Lag-8110111111, 11v 781 8,11
(111111[11118 11108188 111011181*1107111110111111111,0118.11111111881781 110818018188 1118818,
ita (1.100, 11v 781 111811811111111011101111110111111111181781 81111118111 (101110 1:116,111-88
1111.18880 1811111018, 11111;1181*171008 81: 111818718 0211110118881; 0110108 (11108188, nur
01185. 180t11111 (10111118 U188 881181-88 81188 i110 011'01111181g-1111t118>11i 111i 1781 71
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Z) Jena, 1727. 40.* 409 fi. -
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_96...ftarke Brand-, *Buß- und Troftpredigt gehalten, die im Druck.
erfchien. Heller referiert über diefelbe und fagt:„Und weilen mehrbelobtem Herrn safari zu Ohren kommen, wie man
vorgegeben hätte, daß von Einigen in der Chrift-Nacht odeerriret-undgefehen worden, wie der Stadt Saalfeld ein folch Unglück wiirde'zuftoßen; hat er auch diefes abergläubifche Werk ohnwiderleget gelaffen. furn
dern gezeiget, 1.; daß die Verunheiligung der Chrift-Nacht auß dem Heiden
th'um herftamme: Denn da habe man der Zauber-Göttin bit-.ente auff den.
Creuß-Wegen zu opffern und auff ihre E'rfcheinung bei) der Nacht zu warten
gepflogen, die fich auch auff verfchiedene Art praeeentiret“ ufw. ufw..'
Daß auch in unferer Zeit diefer Branch noch nicht erlofchen
ift, beweift das felbft geübte Horchengehen des Leipziger Buch
.händlers Nößler in den „Bfhchifchen StudienI)
Faufts Wahrnehmungsvermögen überfinnlicher Vorgänge wird
mit der fortfchreitenden mediumiftifch-magifchen Entwicklung immer
fchärfer, und er fieht bei Nacht, wenn er aus feinem Fenfter
blickt, viel Lichter hin und her bis zu feinem Zimmer fliegen; er
fieht felt'fame Schatten an der Wand vorüberhufchen und hört ein
Geflüfter wie von Menfchenftimmen.
Genau fo ift die Einleitung vieler Spukvorgänge, und
fpiritiftifcher Sißungen, wenigftens aber kommen diefe Erfcheinungen
bei der überwiegenden Mehrzahl aller hierhergehörigen Vorkomm
niffe, die uns die Gefc'hichte überliefert, als Begleiterfcheinungen
vor, und Dünger urteilt von einem fehr engen Gefichtskreis aus,
wenn er fagtxi) daß diefe feurigen Erfcheinungen des Teufelsganz - alfo nur - im Sinne des Aberglaubens jener Zeit
gedacht findk)Mit vollem Recht fagt Schin dler:4) „Wo magifches Seelen
leben; da ift
auch magifches Licht“, und wie beim Sehen des
Tages ein organifches im Auge erzeugtes Licht die Verbindung
mit dem von außen hinzuftrdmeuden vermittelt, fo wird bei dem
1) „Vfhchifche Studien" von 1882. S. 152. Leipzig bei O. Muße.
2) Siheible: Klofter, l7. S. 117. .
3) Bereits in den „magifchen Orakeln Zoroafters"; ea 0peopaei, Varia,
1606. heißt es von der Hekate:
„Wenn du mich angeredet; fo erfcheinenVon allen Seiten Löwen; und die SterneVerlieren wie der Mond auch ihren Schimmer..Die Erde wankt; und Alles fieht im Feuer.“
4) Magifches Geiftesleben S. 151.
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-9-7_Schauen des -innern Auges *ein fonft latentes magifch-odifches
Licht frei und tritt zuerft fubjektiv und bei den höheren Graden
magifcher Zuftände objektiv in Erfcheinung. So finden 'wir das
Leuchten der Neligionsftifter Heiligen, .Götter und Heroen' in
allen Mhthologien. ,Es leuchten die Brahminen, Mofes, Sokrates,
Zoroafter. Pythagoras', Apollonius von Thana, und von den bei
der Ausgießung des hei-ligen .Geiftes erfcheinenden Feuerflammen
bis
_zu dem von Reichenbach beim Tifchrücken beobachteten
Leuchten und den Lichterfcheinungen bei fpiritiftifchen Sitzungen
ift eine fortlaufende Kette. Bekanntlich zeigen fich
-meift zu*
Anfang ä bei denfelben umherfliegende Flämmchen, welche fich
auf 'den Zirkelteilnehmern niederlaffenI) Funken, Sterne, in
odifchem Licht ftrahlende Händef), und ganze, menfchenähnliche
Geftalten tauchen auf, um wieder zu verfchwinden oder fich in
andere Formen umzubilden. Daß auch zur 'Zeit Faufts ähnliches
beobachtet wurde, verbiirgt uns u. A. Me'lanchthon, welcher
'von fich felbft berichtetri) x ,
x „Als ich zu Tübingen war, fah ich in jeder Nacht Flammen, die lange
brannten, bis fie in'einen großen gewaltigen Rauch -aufgingen. Gleichfalls
erfchienen niir zu Heidelberg (wo M. mit Fauft ftudierte, Gefchah dies vielleicht
in das Leßteren Gegenwart?> In diefem Fall hätten wir eine ganz regelrechte
_ fpiritiftifche Manifeftation.) Geftalten wie fallende Sterne( die jede Nacht kamen.
Dies,find ohne Zweifel Teufel. welehe imrnerfort unter den ,Menfchen umher
fchweifen."
“Derartiges wiederholt fich bei zahllofen fogenannten Spuk
vorgängen, worüber *man bei'Perth4)'und Schindler") Maffenvon Belegftellen findet. *. Jch felbft will 'hier nur auf 'den Spuk
im Gefängnis der Eßlingering) auf dem Schloffe Slawenzizi) .
und den während der Jahre von '1834-1836 im Haufe des
1) Siehe unfere der 0rjtigua apirite jllußtree entuomncene Abbildung.
2) Sehr gute und intereffante hierhergehürige Abbildungen in Farben-
'
druck giebt Guftav Geßinann in feinem Buch „Ans iiberfinnlicher Sphäre".
Wien. Hartleben. 1890. . .
"7)
bl-auliue: [100. oonicu. e011eet.. j). .30.
*il-Die mhftifchen Erfcheinnngen der ncenfchlicheu Natur. 3.
Auff.Leipzig. 1872. , ,
"'*) Magifches Geifteslebe'n. S, 313 ff.
'h Kerner: Eine Erfcheinung a. d.
Nachigebiet der Natur.-
7) Kerner: Seherin von Prevorft.
Kiefewetter, Fa 1ftbnch. z K'
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.__ 99 _.Mr.Dods zu Levant im Bezirke Benobscottil ftattfindenden Spuk
vorgang-hinweifen. Bei dem letzteren flaclerten Lichter auf der
Straße vor dem Haufe auf und ab oder verfammelten fich auf
einem freien Blahe und hüpften dann in einem phantaftifchen
'Tanz durcheiuanderki) Bei dem von Pfarrer Blumhard1842-1844 in Möttlingen beobachteten Spuk tauchen gefpenftige
Flämmchen auf und fchleichen Lichter an der Wand' hin.'“') Die
Fami-lienähnlichkeit diefer Vorgänge und der von Widmann er
zählten liegt auf der Hand.An diefes fpukhafte Auftauchen von Lichtern fchließt fich eng
das Auflodern gefpenfti'ger Flammen, welche zuweilen thatfächlich
zünden 'und Schadenfeuer verurfa>jen. Auch hierfür finden wir
ungemein zahlreiche gefchichtliche Beifpiele und müffen wir bezüg
lich derfelben der Kürze halber die Lefer auf Berti) und
Schindler verweif'enM) Jn der Gefchichte Faufts ift, wie wir
hier vorausnehmen wollen. mehrfach von der gleichen Erfcheinung
die Rede-indem der Teufel das Zimmer und Haus» Faufts mit
Feuerflammen erfüllt und niederzubrennen droht?)
Ebenfalls bei Beginn fpiritiftifcher Sihungen- flackern plößlich
auftauchende und verfchwindende fchattenhafte Hände 2c. umher,
es bilden fich wie aus Nebel und Wolkenmaffe *beftehende fchatten
artige unbeftimmte Formen, die Menfchengeftalt annehmen, wieder
zerfließen, fich nochmalsund zwar dichter formieren 2c. bis endlich
1) 1)r, K. A. Berthelen: „Die Klopf- und Spukgeifter zu Oderwiß undHennigsdorf, Zittau. 1864. S. 75.
“2) A. a. O. Anhang. S, 25.
7') Jnedem Berichte des 1)r. Hans Barth aus Rom heißt es über eine
von; ihm mit Eufapia Valladino; dem Medium des berühmten Vfhchiater; des
Brofeffor Lombrofo; abgehaltene fpiritiftifche Sitzung: „Kaum war Halbdunfelhergeftellt.- als einige Flämmchen über den Tifch hinweghufchten; dann immermehr; fazliefzliih ein ganzer Feuerregen auf- und abfteigender unddurcheinander flimmernder weißer Lichtchen, die bald das ganzeGemach erfüllten; gleichzeitig beriihrten_ große und kleine; in jedem Gelenk
völlig ausgebildete zarte Hit-nde die Anwefenden am Rücken. Schultern, Haarund Bart; aus dem Tifch erfchollen dumpfe Schläge; und andere feuerten wie
mächtige Hammerfchläge darauf her-nieder, während ähnliche Laute auch über:all an d'en Wänden, und zwar' auf Wunfch in jeder beftimmten Zahl oder anjedem beftimmten Orte des Blafonds fofort vernehmbar wurden." Vgl. „DerZeitgeift". Beiblatt des „Berliner Tageblattes" vom 21. Dezem:ber 1891.
i) A. a. O.
l') Vgl. Widmanns Fauftbuch Il). 1,
cap.- 12. Th. 11. auf). 25.
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- eine Materialifation' zu Stand kommtf welche anfangs mit flüftern-*
der und fpäter mit mehr oder weniger heller Stimme fpricht.
Ganz daffelbe kommt 'mutatje mutamIiZ bei den fogenannten
Spukvorg'cingen vor und wollen wir nur auf die fchon erwähnten
Vorfälle auf Schloß Slawenziz und den Spuk hinweifen, welcher
im Jahre 1862 das Haus des Advokaten M. Joller bei-Zürichbeunruhigte)) Damit haben wir auch für das Verftändnis diefes
Zuges des Widmannfchen Fauftbuches einen Schlüffel in den
Phänomenen* des modernen Occultismus gefunden.
Wir kommen nun zu der erften „-Teafelsbefchwörung" Fauftsxwobei wir als befonders charakteriftifch für die ganze Sachlage den
Umftand fefthalten miiffen, daß* die proteftantifche Kirche-- und alle
Bearbeitungen der Faufttradition atmen den Geift der ftrengften
lutherifchen Orthodoxie- den Teufel als den Urheber des
ganzen occulten Vh'cinomenalismus betrachtete und gar keine andere
Urfache überfinnlicher Erfcheinungen gelten ließ, wiihrend die
katholifche Kirche- wenigftens in gewiffen Füllen - die Geifter
Verftorbener als folche anfah. Deshalb mußte auch jeder Akt
der Theurgie, (den die alten Religionen in gewiffem Sinn als
einen gottesdienftlichen anfahen), bei welchem der Menfch mit
Wiffen und Willen -„ nicht unbewußt 'und willenlosf wie bei
der Medienfchafh- mit überfinnlichen Intelligenzen einen Ver
kehr anzubahnen fucht, der kirchlichen Anfchauung als eine Be
fchwörung des Teufels erfcheinen. 'x
Ich kann mich, um den Znfammenhang nicht allzulang zu
unterbrechen, hier nicht auf die Begründung des von mir Vor
gebrachten' und Vorzubringenden einlaffen, fondern muß in diefer'
Beziehung den Lefer auf den Abfchnitt über Theurgie im dritten
Buch verweifen. Hier fei nur gefagt, daß FauftF nachdem er
fich durch mhftifche Trainierung genügend vorbereitet und feine
Empfängljchkejh fein Wahrnehmungsvermögen für überfinnliche
Vorgänge geniigend gefchiirft hatte, an das Meifterftück der Magie
ging, mit vollem Bewußtfein und bewnßtemWillen eine Ver
bindung mit überfinnlichen Intelligenz-en anzubahnen. Er ift dabei
1) Vgl. M. J'oller:_ Darftellung felbfterlebter nihftifcher Erfcheinungen.
Zürich. 1863. . .
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aber völlig im Geifte feiner Zeitbefangen; er glaubt den Teufel zu
befchwören und erlangt nichts als die Materialifation einer»
(- ihm wahlver'wandten -) jener unqualifr'zierbaren iiberfinnliäzen
Wefen, wie fie von der Urzeit an bis in unfere Spiritiftenzirkel
in unter der nach der Kultur, Religion 2c. verfchiedenen Maske
ftets erkennbaren gleichen Zügen umherfpuken und von denen
Varacelfus, der Zeitgenoffeund Geiftesverwandte Faufts fagt:1)„Und obfchon die Geifterf fo erfcheinem Rede und Antwort gebenf tau
fend Eide init aufgerec'kten Fingern fchwör'ery fo ift ihnen doch nicht alltoegs- 511
glauben und zn'traucn, es gefchehe denn auf Befehl Gottee„ fo können und
mögen fie keine rechte Wahrheit fagen. -
Danach fo lehren fie
felbft ihre
Namen dazu ausfpremenf die nichtä* feinf und heißen auch nicht fo."
Diefer charakteriftifche _Ausdruck des alten Varacelfus gilt
:wie auf die Öwaffoo, John* und Katie King, Peter, Joey 2c.
unferer Spiritiftenzirkel gemiinzt und mag bis zu einem gewiffen*'
Grad auch auf den 118111108100111188 des Bolksbuches anwend-
bar fein.-
Daß fich fiir die Darftellung der von Fauft vorgenommenen
'
Befchwörung in der älteren Magie Parallelen finden, und daßman ihren Verlauf mit einer fpiritiftifchen Materialifation' ver
gleichen könnte will 'ich an diefem Ort nurandeuten, die Aus
fiihrung muß ich mir fiir den die Thenrgie behandelnden Abfchuitt'
vorbehalten.
Sowohl das Fauftbuch von 1587 als.: das von Widmann
nennen als die erften Ereigniffe, die in Folge der Befchwörung
eintreten, Schall- und Lichterfcheinungen, als z. B. Knalle wie
von Kanonenfchiiffen oder donnerartiges Geräufchf Raffeln wie
von Wagen undReiternF Turnieren oder Waffenklirren- Mufik,
Gefang und Windesbraufen, -Schon bei den Griechen fiihrt
'die Hekate mit höllifchem Sans und Bruns bei Nacht iiber die
Krenzwege,- und bei den theurgifchen Befchwörungen verfinftert
fich der Himmel, erbebt die Erde, blenden feurige Erfcheinungen
das Auge und hüpfen fpukhafte Lichtlein umheri) - Bei
Cäfarius von Heifterbachii) erfcheinen die von den Jüng
1) k1111080y11ia 82131111: 1)8 (10110 nmel-111111111011111111.
ß*) Vgl. Lohberk: AglaophamnÖ-L. S. 104,
Z) 03880.1 klei8t81'bn0.: 0111103118 mag-11118 fi8i01111111 81; mitm-1110111111,
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lingen befchworenen Geifter a'ls Gewappnete, als welche fie die
felben aus dem Kreis zu treiben drohen; dann verwandeln fie_
fich iu junge Mädchen 'und führen Reigentänze auf, um die
Jünglinge zu verleiten. - Jm Heptameron des Petrus vonAbano, dem Hauptzauberbuch des Mittelalters heißt esB)
„Wenn alles nach Bor-fchrift vollzogen ift, werden zahllofe Geftalten der
verfchiedenften Art erfcheinen, die Pauken fch'lagen und 'allerlei Mufikinftrumente
fpielen. Nach diefem wirft du unendlich viele Bogenfchützen mit einer unend
lichen Menge Beftieu fehen; welche die Gefährten des Meifters, gegen den fie
felbft nichts vermögen; aus dem Kreife zu verfcheuchen fuchen."- _
Mit diefer Schilderung kommt auch *die Geifterbefchwörnng des
Benvenut'o Cellini im Eoloffeum vollkommen überein; auf welrhe
ich im Abfchnitt von der Thenrgie ausführlich zurückkommen werde. -
Hiermit ftimmt wiederum zufammen, was Bedfort über die Geifter
befchwörung des Thomas Parkes berichtet; anf die ich im dritten
Teil znrückkommen werde. - Auch von Schrepfers „pneumatifchen
Arbeiten“ fngt der Leipziger Theologe Eruf-iusxi) daß derfelbe „in
Wäldern Wetter; groffe Knalle etc. hören ließ."
Daß die gefchilderten Geräufche bei den fogenannten Spuk
erfcheinungen maffenhaft vorkommen, ift allbekannt, und will ich
in diefer Beziehung nur auf -den Bericht des heffifchen Dragoner
rittmeifters und feiner Mannfchaft über den Spuk im Griesheimer
Haus hinweifen. welcher in Kerners Magikon zu finden ift.
Daß .endlich bei den fpiritiftifchen Sihungen Schallphänomene vom
leifen Ticken bis zu donner- und fäjußähnlichen Knallen vorkom
men, ift
ebenfalls eine allbekannte Thatfache. Als einen Beleg
gebe ich nur* eine Stelle aus den fehr anziehend und lebendig
gefchriebenen fpiritiftifchen Erle'vniffen eines bekannten württem
berger Schriftftellersi") Derfelbe fagt über derartige Geräufche:_
„Ein kalter Windhauch fuhr über unfere Hände, in der Tifchplatte be
gann es zu klöpfeln, bald hier, bald dort, gerade wie mit Fingerknöcheln, und
1) Guides kite pernetie uppurebunt infinite 'wiener ec pliantaeinato
puleentju organiz- et omnia genen-ie jnetrurnenta mußten. yast. baee riäebjß c
infinjwe eagittukjoe eurn .jntinito mu1titucline heating-urn norribilium, qnne
ita. 8e eoniponunt, ue ei
7e11ent. clever-are Zoejae“ 6te.
2) Crufius: „Frage, was von dem berufenen Schrepfer 2e. zu halten"
Leipzig. 1774.
hut-gun Butfcher in der Monatsfchrift ,.Sphinx". Bd. url.S. 159.
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*103ein- feltfcn'nes Krachen, das ic
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feitdem oft gehört, ließ fich oernehuren. Aber
-das war noch lange nicht alles, Wenn die Lampe heruntergefchraubt wurde,
klopfte „es" durch das ganze Zimmer7 auf dem Fußbodenf an den Wändem
den Decken, am Ofen ufw. Wir hörten ein Raufchen und K-niftern, ähnlich wie
es Kerner in der Seherin von Prevorft befchreibtf zuweilen fchien etwas Schweres
wie ein eiferner Ham-mer oder dergleichen, hart neben oder hinter uns nieder:
. zufallen und laut auf der Diele aufzufchlagen. Wenn wir dann*nachfahen, fo
wurde „natürlich" nichts gefunden. _In einen wirklichen 'unleugbaren Schrecken
wurden wir aber eines Abends fpät o'erfeßt. Es waren befonders „friifiigeBe
mcher" da, eine ganze Gefellfchaft nach ihrer Behauptung; wir fragten. ob fie
fich vielleicht an den hohen Fenftern des *Zimmern - es waren oder find'
deren fiinf - recht kräftig bemerkbar machen könnten. Die Antwort fiel be:
jahend aus und warteten wir eine Weile auf irgendein Geräufch., Als fich ziemlich.
lang alles ftill verhielt, vergafzen wir ganz das Berlangte und gerieten in
irgend ein gleichgültiges Gefpriich. Aber 'auf einmal - der Moment ift mir
unoergeßlich -erhob fich, von dem auf der äußerften linken Seite liegenden -
Fenfter angefangen, ein derartiges Gewetter- daß es kaum :u befchreiben ift.Es war etwa, wie wenn _ein Dutzend Fünfte mit aller Gewalt in die hohen*
Glasfcheiben fchliigen, ein Krachem als ob das ganze Zimmer aus' den Fugen
gehe. Viftolenfchüffe können nicht lauter und erfchreckender fchmettern. Wäre
die llrfache eine nach unfern Begriffen phhfikalifche gewefen, die Glasfcheibeu
müßten in lauter Atome zerfchellt worden_ fein. Und das wiederholte fich fiinf:nial nach einander in ganz kleinen Zwifchenpnufeu an allen fiinf Fenftern- fo
»
daß' uns ein unbefchreibliches Entfeßen überfiel. Wir waren von den Stühlen
aufgefprungen, die Damen fchrien laut auf und noch lange, nach dem es vor:
über warf ftanden wir fchreckensftarr und bleich einander gegeniiber. Es warderi Eindruck einer Naturgewalt wie ihn etwa der einfchlagende Blin hervor
bringen' mag. Nach unferer Meinung mußte 'man diefes unbefchreibliche Ge
wetter auf viele hundert Schritte gehört haben. Aber dem war nicht fo und
an den Glasfcheiben fand fich keine Spur oon irgend einer Befchiidiguug."
F Außerft charakteriftifch fchildert das alte Fauftbuch die
Lichterfcheinungen_ wiihrend der Befchwörung7 auf welche die
Erfcheinung des „Teuffels ond Geiftes“ folgt, Zuerft fällt ein
Stern herab, welcher fich in eine feurige Kugel verwandeltI):
worauf eine Feuerfäule in Manneshöhe auflodert, die fich wieder
zufammenzieht, in fechs Lichter zerteilt, die in die Höhe flackern
.und fich in „Geftalt eines fewrigen Mannes formieren'“, welcher
1) Auch Schrepfer ließ derartige Sterne erfcheinenf uud bei feiner Be
fchwörung des Chevalier de Saxe erfchien der (Heift in Geftalt einer insZimmer rollenden Kugel. Ferner fagt Giildenftubbe in feiner VofitioenVneumatologie cap. '7: „Odifche Feuerkugeln mit verfchiedenen RegenbogenFarben verwandelten fich allmählich in eine Sänlenform, aus denen nach nnd- ,
nach fchattenartige Menfchengeftalten fich entwickelten".
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-104den Kreis unifchwebt und fich endlich in einen grauen Mönch**nmbildet, Hier haben wir eine regelrechte fpiritiftiiche
Materialifation vor uns, Lichterfcheinungen der genannten
Art leiten, wie fchon gefagt, faft alle Materialifationen ein, und
G eßm ann bildet in feinem genannten Buch eine ganze Anzahl folcher
leuchtenden Sterne und Kugeln, leuchtende Hände und ganze
Berfönlichkeiien ab, die bei fpiritiftifchen Sißungen erfihienen
find. Mehr als alle Worte mögen die in Akfatows „Ani.mihmus 'und Spiritismus“ 1) zu findenden Abbildungen fiir die:
unleugbare! Familienähnlichkeit des Borganges im alten Fanft
buch mit dem der betreffenden fpi-ritiftifchen Sißung'fpremenz
nur ift in der lehteren der Vorgang ein noch komplizierterer,
Zuerft erfcheint bei Akfakow eine in der ober-n Hälfte auseinander
getrennte Lichtfäule, welche runde und verfchiedenartig wechfelnde
Formen annimmt, fchliefzlich in fiinf von einander getrennte zackige
Lichter zerfällt, die fich wieder vereinigen, allerlei phantaftiiche Geftal
tungen annehmen- in denen das Streben nach menfchlrcher Form
fichtbar ift, bis diefe- eine leuchtende Figur von menfchlichen Um
riffenW
erreicht ift und die (nichtmehr photographierrez Material
fation erfolgt.
Dies möge einftweilen zur Erhärinng meiner Behauptungen
dienen.
11 Leipzig, 1890. 2 Bdc. Auch i111 Aorilheft der „Binchifchen Studien“
11011 1886.*
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7B' J .-7,77- ..- .
3, Abfchnitt.
Der Pakt Faufts.
ach dem älteften Fauftbuch kehrt Fauft nach
Haufe zurück und befchwört am nächften Morgenden Geift aufs Neue, indem er demfelben einen
Vakt unter folgenden Beftimmungenkanträgt:„Erftlich daß er j'hin 'foll vnderthänig und gehorfam
fein, in allem was er bete (bitte), fragte, oder zumuthe, .
bis in fein Faufti Leben und Todt hinein." _
„Daneben, foll er jhm dasienig7 fo er von jhin forfcheu wird, nicht ver
halten."
„Auch dz er fm auff' alle Fragen nichts unwahrhafftigs antworten wölle."Der Geift aber weigert fich, diefe Bedingungen anzunehmen
und fagt, er bediirfe dazu erft der Erlaubnis des „hellifchen Gottes“,
Dann. bedeutet er Fauft, daß eine höllifche Hierarchie beftehe,
indem Lncifer nach feinem Fall..ein Legion vnd jhr viel der Teuffel ein Regiment auffgerichtf den wir
*den Orientalifchen Fiirften nennen, denn feine Herrfchafft hatte er im Auffgangf alfo if
t
auch eine Herrfchafft in 1118111112, 88ptentrio118 und 00011101119,
ond dieweil Lucifer, der gefallene Engel, feine Herrfchafft vnnd Fürftenthumb
auch unter' dem Himmel hatf miiffen wir uns verendern, zu den menfchen be
gebenf denfelben vnterthiinig fehn, denn fonft köndte der Menfch mit allem
feinem *Gewalt vnnd Kiinften fm den Lui-„tier nicht vnterthänig machen7 es fer)
dann, daß er' ein Geift fendef wie ich gefandt bin. *Zwar wir haben dem
Menfchen dz
rechte Fundament onferer Wohnung nie geoffenbarer, wie denn
auch vnfer Regierung vnd Herrfchafft, dann nach abfterben deß verdampten
Menfchen, der es erfahrt vnd 'innen wirt."
Fauft entfeht fich und will des Geiftes wegen nicht ver
dammt werden, worauf ihn diefer mit höhnifchen Redensarten
regaliert- die aufdas „So hab' ich
dich fchon unbedingt“ hinauslaufen. Fauft wird dadurch wieder nmgeftimmt und beruft den
Geift auf den Nachmittag zur Besperzeit wieder zu fich,
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W108»
Zwifchen drei und dier Uhr erfcheint der „flicgendeGeifW
Fanft wieder nnd meldet diefem, daß ihm fein Herr Gehorfam
auferlegt habe, wenn ihm die von Fanft anfznftellenden einzelnen
Punkte des Bündniffes genehm feien. Fanft verlangt:„C'rftlich, daß er ein (iiejchicklichfeit, Form dnnd Geftali eine-Z Weißen:
möchte an fich haben vnd bekommen, Zinn anderen, daß der, Geilt alle-:- das.
thnn folte was er begeri, onnd von jhm haben woll, Zum dritten, daß er _iin
gefliffen, bnderthiinig ond gehoriam fein n-,oltet als. ein Diener. Zum mei-dien,
daß er fiel) 'alle Zeit, fd offt er jhn forderte ond bernffte- in feinem Hanf; jolie
finden [alien. _Zmn-fiinfffen, daß er in iei'neni Haufe wölle mifichtdar,*regierii.
vnd fich fonften von niemandt- als* non jni fehen laffeu, ei? 1oere denn fein
will ond geheiß. Vnd 1eßlict), daß er jhni, lo'offt er jlni forderte; mind in der
gcftalt, wie er jhm anfferlegen wiirde erfclieinen felt."
*
Vieles Verlangen verfpricht der Geift zu gewähren, wohin
gegen Fanft fich verpflichten foll- fein, des Geiftes, zu fein und
'fiehihm mit feinem Blute zn verfchreiben; daß er allen Chriften
feind fein, den chriftlichen Glauben verleugnen nnd fich nicht
bekehren laffen wolle. Wenn Fanft diefe 8Punkte innehalte, folle
er habenf was fein Herz begehre, bis er -* der Geift-'-
ihn
nach* einer Reihe von Jahren abholen werde. - Fanft erklärt
fich zum Abfehlnß diefes Vertrages geneigt nnd befiehlt dem Geift,
fich am niichften Morgen in der Tracht eines Franzisfanermönches
mit einem Glöcklein *am Kleid, nm fein Nahen zn berkiinden,
wieder bei ihm einznfinden, Dies verfpricht der Geift nnd giebt
anf die Frage Fanfts *.an, daß er UepbaetaybilW heiße. Als
dann nahm Fanft g
„ein fpißig Meffer ftiiht jhine ein Ader in der linken Hand anff- vnnd
fagt man ioahrhafftigL daß inn folcher Hand ein gegrabene vnd blutige Schrifft
gefehen worden, 0 1-[01110 knge: das ift: O Menfch *fleuche dor jlnne nnd thne
recht etc."'
l Fauft aber läßt fein Blut* in einen Tiegel, den er iiber einem
Kohlenfener erwärmt, und fchreibt folgende „ObligationC die „nach
feinem elenden Abj'chied “in ieiner Behanfnng gefunden worden.“
„Ich Johannes Fauftu-Z D. bekemie mit meiner eigen Handt offentlich,
zu einer beftetignng, vnd in krafft diß Brieffs: Nach dem ich mir fiirgenornmern
_die Klement-I zu fp'eculieren, vnd aber au-Z den .-Gaaben, .fo mir von oben
herab bcfchert, vnd gnedig mitgethe'ilt wordten, folche Gefchicklichkeit in meinem
Kopf, nicht befinde vnd folches von den Menfchen nicht erlehrnen mag, fo hab
ich gegenwertigen g'efandtem Geift, der fich Wzpboßtopbjlea nennt- ein Diener
des hellifchen Vrinyen in Orient- mich vntergeben, auch denfelbigen, mic() folche?
*ck-
'4'
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-109zu berichten vnd zu lehren, mir erwehlet, der fich auch gegen mir perfprochcu
in allem vnderthenig vnd gehorfam_ zu fehn. Dargegen aber ich
mich hinwider
gegen jhme perfpriche onnd oerlobe7 daß fo 24 Jahrf von Dato diß Brieffs an,
herumb ond fürbber gelauffen, er mit mir nach feiner Art vnnd weißf feines
gefallensf zu fchalten, walten, regieren, führenf gut macht haben folle', mit/allen,
es
feh Leib, Seelf Fleifchf Blut vnnd gutf vnnd das in fein ewigkeit. Hieranff
abfage ich allen denen, *fo da leben, allem Himmlifchen Heerf vnd allen Men
fchen vnnd das muß fehn. Zu feftem orkundt ond mehrer bekräfftigungf hal)
,ich diefen Zieeeß eignet Hand gefchriebenf onderfchriebetn nnd mit meinem hie
für getruckten engen Blut, .meines finnsf kopff-s- gedanken ond willen, oerkniipfft,
oerfiegelt vnd bezeugetF etci
k
, Zudem-inne
Johann Fauftns. der Erfahrne der
Elementenf vnd der Geiftlichen
. Doctor."
Nach Abfchluß des Vaktes erfchien Mephoftophiles dem Fanftganz fröhlich, ging als “fern-iger, große Strahlen'werfender Mannim Haus
i
hin und herF und der ganze Lärm, wie bei* der Be
fchwörung, wiederholt fich. Mufik'pon allen möglichen Jnftrumenten wird gehört und Lärm wie-von Kiimpfenden; dann erfchallt
das Get'ofe einer Jagd, Hunde h'e'hen einen Hirfch in Faufts
Zimmer hinein und legen ihn zu des Zauberers Füßen nieder.
Darauf kämpft ein gefpenftiger Löwe mit einem eben folchen
Drachen und wird von diefem verfchlungen. Gefpenftige Pfarren,
Stiere und Affen erfcheinen und verfchwinden, und fchließlich
erfiillt ein dichter Nebel das Haus. Nachdem derfelbe fich ver
zogen'hat, liegen “zwei Säcke voll Gold und Silber vor FauftI)Mufik erfchallt, Mephoftophiles erfcheint in Geftalt eines Mönches'nimmt den'Vakt in Empfang und laßt Fauft eine Abfchrift des
felbenzu eigenem Gebrauch fertigen.
'
Fauft nimmt nun einen jungen Schüler, „einen oerwegenen
Lecker“, Chriftoph Wa gnerf als Famulus an“ und waltet mit
diefem und Mephoftophiles in dem von feinem Vetter ererbten
Haufe. Mephoftophiles verforgt als treuer Hausgeift feinen
Herrn _mit allem Nötigen: er holt aus fürftlichen und grliflichen
Kitchen und Kellern -
z. aus denen des Ku'rfiirften von
Sachfen, des Herzogs von Bayern und des Bifchofs von Salzburgdie beften Weine und herrlichften Speifen; er ftiehlt bei Nacht
1) Auf das oifionc'ire Teufelsgeld werde ich weiter unten zuriickkommen.
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- 110 »4.
in Augsburg Nürnberg und Frankfnrt Schuhwerk und köftliche
Kleider fiir Fanft und Wagner und verfpricht ihm fchließläh
wöchentlich 25 Kronen oder eine „Jars Beftallnng“ von
1300 Kronen. So waltet Mephifto feines Amtes.'
Wefentlich anders geftaltet ift die Darftellung W idmanns.
Hier kehrt Fauft freudig nach Haufe zurück, fiillt aber fchließlich
.in Zweifelf ob der Teufel feine Zufage halten werde. In diefem
Augenblick fieht er in der Nähe des Ofens einen menfchlichen
Schatten; er ergreift fein Buchf lieft eine Befchwörung und alfo
fort ift_ der Schatten
-
„hinder den ofen gangen, vnd den kopff als ein Menfch herfür geftecketf
hat fich fichtbarlich fe'hen laffen, vnnd fich ohn onterlafzf gebiickt, vnd reverenh
*
gethan."
Weil nun der Geift nicht hinter dem Öfen hervorkommen
und Fauft denfelben befchwören will, fo *füllt fich die Stube mit
Feuerflammen, worauf der Geift in Geftalt eines Bären mit
einem Menfchenhaupt hervortritt)) Fauft erfchrickt und fragt,
ob er nicht in einer weniger furchtbaren Geftalt erfcheinen könne,
was der Geift verneintf weil er ein Fiirft der Geifter und Teufel
fei. Wenn fich aber Fa'uft feinen Bedingungen unterwerfen wolle,
fo werd- er 'ihm einen Geift-fchicken, der ihm bis an fein Ende
treu dienen folle,
'
-i
Der Teufel verlangt von Fauft7 daß diefer Gott und dem
himmlifchen Heer abfage, allen Menfchen und namentlich feinenTadlern feind .feif desgleichen allen *geiftlichen Berfonen; daß er
keine Kirche befuchen, kein Sakrament empfangen und den Eheftand
haffen folle.- Die erfte Bedingung gefteht Fauft- zu, weil er
weder an eine Auferftehung, noch an ein jiingftes Gericht' glaube.
Die zweite lehnt er zum Teil ab, weil er gern gefellig und ein
Menfchenfreund fei; doch wolle er feine Feinde unerbittlich ver
folgen. Ein Bfaffenfeind fei
er von jeher gewefen, und auf
Predigt und Sakramente halte er nichts. Des Eheftandes wolle
er endlich in Anbetracht der mit ihm verbundenen Laften gerne
mäßig gehen und fich mit „Vfaffen- Köchin vnd Konkubinen
verhelffen.“- Der Teufel verlangt hierauf eine Berfchreibung
1) Nach der Fauft zugefchriebenen 1111831111131111111118et innntntalie er
fcheint Mephiftopheles bei der erften Befchroiirung als Bär.
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*-y 111 -mit Blut und verfpricht *Fauft- von nun an in Geftalt eines
Mönchs zn erfcheinen.-
Fauft öffnet fich nun, - wie im Spieß'fchen Buch- eine Ader,
worauf dieSchrift: 01101110 Fuge! erfcheint und er mit feinem
Blut folgenden, von dem obigen abweichenden Text des, Vaktes
niederfchreibt: .f
„Zeh Johannes *Jauftusf Doctor, beketfne hie öffentlich am tag, nachdem
ich jeder Zeit zu geiniith gefaft, wie diefe Welt mit allerlei) Weißheit- gefchick
lichkeit, verftande und hochheit begabet, vnnd allezeit mit hoch'oerftendigen leuten
gebliihet hatf dieweil ich denn von GOtt dem Schöpffer nicht alfo erleuchtet,
pnnd doch der Angina vehig binf auch dazu meine Natur von Himlifcher in
fluenhen geneigt, zu dem auch gewiß dnd am tag ift, das* der irdifch Gott, den
die Welt den Teuffel pflegt zu nennen, fo erfahren, mechiigf gewaltfam vnd
gefchickt iftF das jm nichte's vnmüglich, fo wende ich
mich zu demX dnnd nach
feiner verfprechung foll er mir alles leiften ond erfüllen7 was mein Hery, ge
müth, finn vnnd verftandt, begehrt-.t vnnd haben wil, vnd fo dem dann alfo
fenn wirt. verfchreibe ich
mich hiemit mit meinem eignen Blut, welchs ich gleich
wol bekennen mußf das ichs von Gott des Himmels entfangen hab, das ich
dasfe'lb vnd auch diefen meinen leid vnd gliedmaffen- fo mir durch meine Eltern
gegeben, ond alles- was an mir ift- fampt meiner Seelen, hiermit diefen jer
difchen Gott feil trage- vnd nerfpreche mich jin- mit Leib und Seel. Dar-gegen
fage ich
dermiige der mir fiirgehalten articul ab, allem Himlifchen heer, bund
was Gottes freunde fein mögen, Zur bekrefftigung meiner verheiffung, wil ich
diefem alle-n trewlich nachkommen, Vnd dieweil vnfer auffgerichtes bundtnis
zwanxzig jar fein fo(7 fo denn die berfchiencn und verloffenf fo foll er dies feinpfandt, leib und Seel angreiffen- vnd darüber zu fchal-ten und zu walten haben
_fol auch kein wort Gottes, auch nit, die folchs pri-,digen ond fiirtragen, hierinneu
jenige verhinderung. thun. nb fie mich fchon bekehren wollen. Uhrkuudt dieß
Brieffs- habe ich denn mit meinem eignen blute bekrefftigt und verfchrieben."l)
Am Abend des Tages, an welchem der Pakt gefehloffen
worden, klopft es an Faufks Thüre, und herein tritt „ein Mönch,
langer perfon, zimlichen-altersf vnd eines ganß grawen Bärtlins",der fich in wohlgefetzter Rede Fanft zu Dienften ftellt. fagt. daßer 'kein Teufel f'ondern „ein Zpiritua familie-ine, der gerne beh
den Menfchen wohnetN fei; klagt daß ihn'Fauft feiner Herrlich
1) Th. l." nah. 10_ - Vfißer hat denfelben Text des-Balken, nur ift
dc'ffen Dauer 24 Jahre. Einen dritten Text hat das Fauft zngefchriebene
„".Viirakel-f_ Knnft- und Wunderbuch". Siehe Buch [ll. - Olufden "akt ,dee
Cbl'iftoph Wagner werde ich bei Darftellung des .Inhaltes des Wagnerbuches
zuriiekkommen.
(IM
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1.
_._
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-'7---':-.--;?W. 'f
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“1124keit beraubt habe, da* er ein oberfter der Geifter fei, aber doch
Treue und Gehorfam zu halten verfpricht.
Nun fpinnt Widmann durch vier Kapitel ausI) wie Mephofto
philes - gerade wie im alten Fauftbuch4 die Lebensbedürf
niffe zufchleppt. Nur läßt er, die Sachlage und den Sinn der
Sage mißverftehendS) Mephifto über die Zumutung. eine Narren
fchelle tragen zu follen, wütend werden. Dann aber beftellt er
Faufts. der fich einem ausfchweifenden Leben ergeben hat, Felde-r
und erzielt froh allgemeiner Mißernte einen überreichen "Ertrag,
Damit fucht er feinen Herrn, deffen Schwelgen bei einem Mangel
jeglicher Bef'chäftigung und Einnahme auffällt, von dem Verdacht
der Zauberei zu reinigen und fchafft ihm Geld zur Befriedigung
feiner unerfättlichen Spielwut. bis er deffen müde wird und zu
Fauft fagt, er möge fich durch feineKünfte felbft Geld “fchaffen
Als Gewährsmann fiir diefe Bereicherung der alten Tradition
nennt Widmann den Magifter Cafpar Moir aus Loca (Lohra)
inSachfen. 7
'
Gefchichte desGlaubens
an die Vakte mit dem Teufel.
Die Idee des-Bündniffes mit dem Teufel entftammt dem
Judentum und zwar jener magifch .fo erregten Zeit der letzten
vor- und erften nachchriftlichen Jahrhunderte, der Zeit des
Urfprungs der Kabbalah. des Talmuds und der oben genannten
Zauberbücher wie des Buches* Henoch. Raziel 2c. .
In diefer Zeit erhielt die jüdifche, uralt-orientalifche Elemente
enthaltende Magie ihre volle Ausbildung. Sie zerfällt wie die
fpätere Magie des chriftlichen Mittelalters in eine weiße, eine
natürliche und eine* fchwarze_ Magie, den Kifchuph. Der
Kifchuph ift - wie die neuere fchwarze Magie - ein fchau'ende*
und ein wirkender. Er ift
*wohl ein Werk der finftern Welt,
aber der fich' nicht- wie beim Mediumismus - lediglich
1) Th. l,
auf). 11-14. ,
“if-Man vergleiche 'hierüber den nächften Abfchnitt.
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_113
paffiv verhaltende, fondern felbftiindig mitwirkende Menfch muß- was Fauft fo emfig zu'
erforfchen trachtete-
dazu veranlagt
fein. Deshalb fagt auch das Buch Soharc1) „Mancher macht
Zauberei, und es gelingt ihm z ein* anderer macht es ebenfo und
es gelingt ,ihm nicht, denn zu folchen Dingen muß der Menfch'
geordnet fein.“ Der fchauende Kifchuph befteht entweder in der
eigentlichen Nekromantie oder in der Befchwörung der Satanim.Die Satanim find als auf der nnterften Stufe ftehende Schedim,
Elementargeifter, zu betrachten7 als außer der irdifchen Befchriinknng
lebende, geiftig fchauende, nicht an die Kategorien der Zeit und
des Raumes gebundene Wefenf die infofern einen Blick in die
Zukunft haben, als diefe nicht von den freien Handlungen der
Menfchen abhängt, und die die Zauberer mit Lügen hintergehen?)
Die Berufung diefer ganz den mittelalterlichen Teufeln gleichen
den Satanim gefchah entweder durch fchamaniftifche Manipulatio
nen, wobei„die Zaubererf die Iidonim, in eine Art Befeffenheit
geriethemZ) oder durch eine förmliche Befchwörung mit blutigen
Opfern und zur Materialifation dienenden Räucherungen4)
_Eine Art der Befchwörung der- Schedim war das „Effen
beim Blut“, wobei nach Erklärung der jiidifchen Bibelkommen
tatoren eine Grube-in die Erde gegraben und Blut in diefelbe
gegoffen wurde. Um diefe Grube fehten fich- die Jidonim und
hielten eine Mahlzeit, worauf fich* die Schedim einfanden und den
Erfteren zukünftige Dinge bekannt machten. Das Blut als Sigder Lebenskraft gilt im jüdifchen Zauberwefen wie in der ganzen
Magie nicht nur als ein Materialifationsmittel bei der Befchwörungf
wobei die Jidonim einen Tifch mit Speife und Trank bereiten
"und 'Rauchwerk oerbrennen- fondern auch als eine Luft und
Nahrung der Schedimf an die es als Vehikel der Seele die
Zauberer magifch bindet; deshalb* nn'iffen diefe fich, wenn
fie
fie-h den Satanim iibergebem* mit ihrem Blute unterfchrei
*)-Sohar Jithrof Fol. '78 a, a. zahlreichen andern Orten.
'2) Midrafch Tanchumach. Fol. 29.
z 3) Hilch. Abednhfarah 6.
1.
Joh_ 1. .
Kicfcwettcr, Fauftbncb.' 8
4) Ben-Dior: Anni. z. Sepher Iezirah Fol,/5.Nif>1motb Chajiui
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_114 _
benI) Die heidnifche Magie kennt das Blut nur als Mittel zur Ma
terialifation imSinne des Spiritismus, wahrend es im jiidifchen
Zauberwefen zum Band wirdf das denMenfchen an die von Gott
abgefallene Welt der Satani-m bindet. nnd in diefem Sinne haben
wir das blutige Chirographum des-chriftlichen Zauberwefens auf*
zufaffen.
Zum erfteu Mal begegnen wir im Chriftentum der Teufels
verfhreib'nng--in dem Bericht des heiligen Amphilochius iiber das
Leben des heiligen Bafilius von Ciifarea zur Zeit Julian-s des
Abtrünnigen.*-') Der Senator Vroterius 'hatte eine fchöne fiir das
*Klofter beftimmte Tochter(f
gegen welche einer feiner Knechte inLiebe entbrannt war. Der Knecht geht zu einem Zauberer, der
ihm die Liebe des Mädchens oerfchaffen foll. DerZauberergiebt
ihm einen Brief an den Teufel und befiehlt dem Knecht, den
felben auf einem heidnifchen Grabmalzu zerreifzen. _Kaum ift r
dies gefchehen, fo wird der Knecht von den Geiftern vor den*
Thron Satans gefiihrt, der ihn zuerft drohend anfchnaubt, aber
endlich in Gnaden annimmt, nachdem er fch'riftlich der Taufe
entfagt und freiwillig feinem neuen Herrn *Geho'rfam in. alle
Ewigkeit gelobt hat, Die Tochterdes Vroterius wird nun von
einer damonifchen 'Liebe zu dem Knecht erfaßt, und .die ver
zweifelten Eltern miiffen fie wohl oder übel mit demfelben ver
heiraten. Bald aber merkt die Junge Frau, -dafz ihr Gatte
weder zur Kirche noch zu deu Sakramenten geht und klagt die
Sache dem heiligen Bafilins. Tiefer laßt den Mann vor fich
kommen und bewegt ihn zum Geft'cindnis feiner Miffethat. Der g
Bifchof bezeichnet den Reuigen mit dem Kreuzeszeichen, fperrt
ihn in die Sakriftei der Kirche ein und, hält ein dreitägiges
Gebet fiir denfelben- ab. Während diefer Zeit wird der Biißervon den Tenfeln durch Gefchrei, Vorwürfe, Schrecken und
Stein'ignngen* auf das Härte-fie gepeinigt, und dies hält auch
wiihrend eines oon Bafilius angeordneten vierzigtiigigen Beten-3*
und Faftens an, Am lehren Tage ftellt Bafilius den renigen
Sünder dem Klerus und dem Volke vor,welche ihre Gebete mit
l) Ennemof er: Gefchichte der Magie.
I) Giirres: Chriftliche Mhftik.
S. 75-77.Band [Li. S. 693 ff
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denen des Heiligen vereinigen. Nach hartem Kämpfe mit dem
Teufel fällt die Berfchreibnng aus der Luft herab, der Heilige
zerreifzt fie und tritt fie in den Kot, worauf er den Eeretteten
.feinem Weibe wiedergiebt.
Der :berühmtefte Teufelsbiindner des chriftlichen Altertums
»ift Theophilus, Bicedominns der Kirche von 'Adana inCilicien*
welcher nach Einigen um die Mitte des fechften. nach Andern um
die Mitte_ des neunten Jahrhunderts gelebt haben foll. Theophilus
war als treuer- Schaffner der Kirche nach dem Tode des Bifchofsvon Adana vom Klerus und dem Volk zu deffen Nachfolger aus
erfehen, und der Metropolitan war willens. ihn in diefer Würdezu beftätigen. beließ ihn aber auf fein flehentliches Bitten in
feiner alten Stellung. Anftatt des Theophilns wird ein anderer
Bifchof gewählt, welcher Berlenmdern Glauben fchenkt und den
felben aus feinem Amt entläßt.*
Berlehter Ehrgeiz läßt Theophilus beim Teufel feine Zu--
flucht fuchen. In der Stadt lebte _ein in allen Teufelsktinften
erfahrener Jude. Diefen fragte Theophilus um Nat und klagte
ihm fein Leid. Der Iude beftellt ihn auf den nächften _Tag zur
gleichen Stunde und verfpricht ihn zu feinem Meifter zu führen,
der ihm geben werde, wasaer wünfche. Als nun die Mitternachtdes folgenden Tages herbeigekommen war, führte ihn. der Jude
zum Cirkus der Stadt. nachdem er ihn vorher gewarnt hatte.
fich durch nichts, 'was er auch höre und fehe. erfchrecken zu laffenund fich nie' mit dem Kreuz zn bezeichnen.- Als er dies zugefagt
hatte, fah er fich plöhlich_ unter einer Menge Menfchen mit weißenÖberkl-eidern, 'die Fackeln trugen und in deren Mitte der Teufel
auf einem Throne fuß. Als der Iude Theophilus vor ihn geführt
und deffen Namen und Anliegen genannt hatte. erwiderte der
Dämon: Wie foll ich einem Manne helfen. der feinem Gott
dient? Will er aber mein Diener fein und unter meinen Streiternfechteu. dann kann ihm wohl Hülfe werden, und er wird 'mehr
vermögen, denn zuvor. und allen, felbft dem Bifchof, gebieten.
Theophilus fagte alles zu und kiißte die Füße feines neuen
Herren. Darauf fagte der Teufel zum Juden: er verleugne den
Sohn der Maria und Alles, was mir verhaßt ift, und fehe
fchriftlich auf, daß er verleugnet hat. dann foll er Alles '
nach
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'-- 116 -Wunfch erlangen. Theophilus fertigt die Handfchrift und drückt
fein* Siegel darunter. Ani 'nächften Tag feht der Bifchof
Theophilus in feine frühere Würde wieder ein, was der Jude der
Einwirkung .des Teufels zufchreibt. Der Abgefallene erfchrickt.
empfindet bittere Reue und bringt vierzig Tage und Nächte faftend
und betend in der Kirche der heiligen Jungfrau zu. Nach diefer
Zeit erfcheint ihm Maria und tröftet ihn, und nach wiederum
drei in *Faften und Beten verbrachten Tagen findet Theophilus,
als er aus dem Schlaf erwacht, die Handfchrift auf feiner Bruftliegen. Er iibergiebt diefelbe dem Bifchof, der fi
e in der Kircheverbrennt, beichtet feine Sünden und entfchliift im Herrn.
Eng niit der Sage von Theophilus h'cingt die von Militariuszufarnmen, einem Kriegsmann, welcher durch fein liederliches Leben
in fo tiefe Armut geraten war, daß er keinen Pfennig mehr im
Kaften hatte, oder daß, wie die mittelalterliche Dichtung fagt,
„nierten Jani 1111118. 16111311811) in 31-03)") Er faßt einen ver
zweifelten Entfchluß und geht - wie Theophilus zu einc-,in
-wegen feiner .Zauberei berüchtigten Juden?) Diefer fagt ihm,
wenn er wirklich fo tapfer fei, als er fage, fo wolle. er ihn einem
Herrn vorftelleu, der ihn bereichern werde?) Militarius fagt zu
und geht niit Einbruch der Nacht niit dem Juden in einen Wald.
Dort befchwört der Jude den Teufel, welcher init *fchwarzem
Geficht und in Rabengeftalt 'erfcheint-t) Grimmig fchnaubt -er den
1) Die lateinifihe Dichtung fteht bei Scheible- Klofterf 11. S, 150 ff.
'2) Lt 01111-0111101161198 1111111211761111;ini 2181188,
(Z111 111718-11861; 1116110 111211118i'ri-rncljögne 78116110
[acetjtjt. f
-
i)) „81 rinnen 88 tantne pkovjtatie nt ZZZekjZ 9.1119,
110rr11111 8111118. 171110?, tivi 11011 101-8“ ooxio. ereäae,
'1'0 p1-1165811t11d0 011i11n111preejbucque r0gnb0,Ui; te 811811101111et 11i; näljutnr cih. tiert.
*
Zi te Wort-intern 8111i 1711-10111;ei; tnmuwncem,
'1'6 11101: (Ijtabjt m111t18 opjdnegncr bez-edit,
4) 8611 0111111101: ntrniäiej *
,
Damit Zywoc'ioreui, [Läjf nnnidilacgue tjlnoreln *
1111111011111Zegnitut proper-U111* ei; 111111811111811:11!,
(Z110 100118 110170118 jrnrnenäjegue Umm-18
111c: 8608118 et 11011 115x008, 11118111-011133118 jugujt,c 14111011;et 170698 Zarb-111 111111811110161-0068.
1101; (1111110111ßoryuß 17111111niger et (1111181001-17118
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Befchwörer an und verlangt vonMilitarins daß *er
Chriftusund*Maria abfage. Erfteres that Militarius, aber zu-Lehterem kann
er fich nicht entfchließen, weshalb er mit dem Teufel einen harten.
Kampf befteht und fchließlich auf erbauliche Weife gerettet wird. -.
Cäfarius von Heifterbach behauptet in feinem 1220 ge
fchriebenen fchon genannten'Nialogu-e, daß diefe Gefchichte 'vor
fiinf Jahren zu Floreffef bei Lüttich gefchehen fei
und noch Zen
gen derfelben lebten))*
Ein anderer weniger bekannter Teufelsbiindner des friiheren
, Mittelalters ift
der _römifche Vriefter Valumbusf in deffen von
Vincenz von Beauvais erzählter Sage?) noch* heidnifche Züge
hineinfpielen. Zu Rom vergniigtefich zur ,Zeit Kaifer Heinrichsli),
ein junger Ehemann an feinem Hochzeitstag'e nach der Mahlzeitmit den geladenen *Gäften mit Speerwerfen. Da ihn hierbei fein
Trauring hinderte, zog er ihn ab und fteckte ihn an den Finger
einer an jenem Blah ftehenden alten Benusftatue. Rach Beendigung
des Spieles wollte er feinen Ring wieder anftecken, aber das
Benusbild hatte den Finger gekriinimtf fo daß er ihm den Ring nicht
abziehen konnte, Beftiirzt» ging der Mann davonf ohne Jemand
etwas zu fagen, und kehrte abends mit feinem Diener zurück, um
den Ring zu holenx_ aber der Ring war verfchwunden. Als er
nun *desRachts feiner, Frau beiwohnen wollte, drängte fich ein
unfichtbares Wefen zwifchen Beide und fprach: Schlafe bei mir,
denn heute haft du dich mit mir verlobt; ich bin Venus der du
deinen Ring_ anfteckteft, und welchen, iii) dir nicht wieder geben
werde. So ging dies geraume Zeit hindurch, Die Frau klagte
ihren Eltern ihr Leid, und *diefe rieten dem Manne, zu dem
Vriefter Balumbus zu gehen, welcher ein großer Zauberer fei
und
gewiß helfen werde. Valumbus gab dem Mann einen Brief und
befahl ihmf zu einer beftimmten Nachtftunde auf einen Kreuzweg
zugehen und der Dinge zu harren, die gefchehen wiirden. Eswürden eine Menge Menfchen alle-r Art, Fröhliche und Traurige,Reiter und Fußgänger an ihm vorbeigehen; diefe folle er ftill
1) uni. init-ae. Diet. ll. any. *12.
9) Zpeeul. biet-„Lib, LAUT.
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fchweigend v was er auch fehen und hören möge - vorüber
ziehen laffen und warten, bis ganz zuleht auf einem Wagen ein
.großer Mann komme, welchem er den Brief fchweigend iiber
geben müffe. Der Mann werde ihm helfen.>- Der Ehemann
that wie ihm geheißen und Alles gefchah, wie Valumbus gefagt
hatte. Unter andern Erfcheinungen fah er ein Weib in Huren
kleidung' auf einem Maultier vorüberziehen, welche das mit einer
goldenen Binde oben umfchloffene Haar offen um die Schulter
hängend und ein ganz durchfichtiges Gewand trug; fie trieb mit'
goldener Rute ihr Maultier an und machte unzüchtige Eeberden.
Zub-ht kam auf einem mit Verlen und Smaragden befehten
*
Wagen der fchrecklich anzufchauende Herr der Schaar vorüber und
fragte den Mann, was er wolle. Derfelbe reicht ihm den Brief.
worauf der Dämon diefen lieft und, die Hände gen Himmel
ftreckend, ruft: Allmächtiger Gott, wie lange willft du die Freue(
thaten des Valumbus erdulden. Dann fandte .der Dämon zwei
dienftbare Eeifter zur Venus und ließ den Ring fordern, Diefe
weigerte fich eine Weile, gab ihn aber endlich her. Froh- ging
der Mann zurück und lebte fortan in Freuden mit feinem Weihe.
Valumbus aber. als er gehört. was der Dämon ausgerufen, fah
fein Ende gekommen; er beichtete vor allem Volk eine unendliche
Menge Frevels und wurde vom Böfen zerriffen.i
Die Geiftlichkeit ift
während des ganzen Mittelalters die
Trägerin der Sagen 'von den Teufelsbündniffen, und nur ver
einzelt kommen Laien als Teufelsbündner vor, wie Robert der
Teufel und jener Graf von Mascon, von welchem Veter von
Clugnh berichtet, daß er mit dem Teufel einen nach feinem Tod
aufgefundenen Vakt zur Bedruckung der Vfaffheit abgefchloffen
haben foll, Der Teufel holte ihn endlich in Geftalt eines
fchwarzen Hengftes. Befonders find es durch ihren fittenlofen
Lebenswandel. ihre Kenntniffe oder ihre Politik ausgezeichnete
Väpftez welche die Sage des Vaktes mit dem Teufel befchuldigt.
Der erfte derfelben ift der zu den Väpften der Vornokratie ge
hörige Johann ein). (965-972), welcher feinen Ruf nächft
feinem Lebenswandel wohl dem Umftand dankt, daß er ein An
hänger Kaifer Otto l. und bei den Römern tief_ verhaßt war.
Er foll fich. um Bapft zu werden, dem Teufel verbunden, dem
.-.1
.-._
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Fey-c1“.
:7 W- 119 -
felben Meffe gelefen und. den Abendmahlswein geopfert haben.-
Der zweite in*
der Reihe der _piipftlichen Teufelsbündner ift der
gelehrte Shlvefter 11'. (DIMM-1003). Wie die Sage berichtet,
wurde Shlvefter fchon ale Novize von den Miinchen zu Orleans
zur Zauberei verführt und in Sevillaf wo er ftudierte, von einem
Araber, bei welchem er wohnte, in alle Tiefen derfelben einge-
weiht. Der maurifche Magier befaß ein Zauberbuch, welches
Shlvefter - damals noch Gilbert oder Geigbert --- mit Hülfe
z von deffen Tochter entwendete, daraus 'den Teufel befchwor und
mit feinem Beiftand zu den höchften geiftlichen Würden aüfftieg.
Als er Vapft geworden war, benutzte er' ein fprechendes ehernes
Haupttlals Orakel undwurde- vom Teufel in der Geftalt eines
fchwarzen zottigen Hundes begleitet?) Als Kaifer Otto 111. einft
mals diefen Hund von Vapft Shlveften feinem Lehrer, begehrte, _
fchlug ihm diefer fein Begehren mit der Bemerkung abf er wolle lieber
g das Königreich Neapel als diefen Hund miffen. Ein Rat des
Vapftes fagte bei diefer Gelegenheit lächelnd zum Kaifer. daß
Se. Heiligkeit den Hund nicht um das ganze Kaifertum weggübe.
weil er viel durch denfelben ausrichte, denn der Hund fei von
jenes Löwen Art, der viel Fürften und Kaiier hingerichtet habe.
Da merkte der fromme Kaifer, mit welchen Kiinften der Papft
umging. Als der Pakt Shlvefters abgelaufen_ war, erhob der
Hund auf dem Kapitol ein folches Geheul, daß die Meniihen
zufammenliefen und meinten, man rufe um* Hülfe- weil eine
Feuersbrunft ausgebrochen wiire. Der Teufel hatte aber Shlvefterzugefagt7 daß er ihm dienen wolle, bis er iuJerufaleni eine Meffe
1efe. Deß hatte der Vapft gelacht und gemeintf er *wolle fich
hüten, übers Meer nach Jerufalem zu ziehen. Als er aber eines
"Tags-zu Rom in einer andern Kapelle als in der gewöhnlichen
Meffe-las, fchw'cirmteu ihm die Teufel wie große Horniffen* um den
Kopf, und als Shlvefter fie fragte, was folch Gefchwürm bedeute,
hohnlachten fie, daß die Kapelle Jerufalem heiße. Da fah der
WiZapft, daß fein Stündlein gefchlagen, bekannte vor dem Altar
1) Die Sage von dem eheruen Hanpte wiederholt fich bekanntlich bei
Albertus Magnus.
_ L) Bei Snlvefter ll. begegnen wir zum. erften Mal den VvrgiingernvonxBriiftigiar und dem Höllenzn'ang.
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vor allem Bolt feine Sünden und* befahl, nach feine-m Tode
feinenLeichnam zu zerhauen, auf einen Wagen zu legen und du
zu beerdigen, wo die Wagenpferde von felbft ftehen bleiben; So
gefehah es denn auch, 'und die Pferde blieben vor der Kirche des_
Lateran ftehen, woraus man'abnahm, daß der Vapft wegen feiner
bezeigten Reue doch noch felig geworden.
Die Hauptberichterftatter der Shlvefterfage" find die Kirchen-'
hiftoriker Blatiua, Na uclerus und der fchismatifche Kardi
nal Benno, nach welchem die achtzehn Väpfte von Shlvefter ll.bis zu. Gregor-71i. (inklufive) fämtlich Teufelsbiiudner waren.
In einer zu Heidelberg befindlichen aus dem Klofter Salmannsweiler und dem Anfang des 13. Jahrhunderts ftammenden
Handfchrift ift ein lateinifches Gedicht') erhalten( welches den
'Zauber Gerbert-Shlvefter zum Helden hat. Da es fiir die Lefer
nicht ohne Jntereffe fein diirfte, laffe ich esfolgen:
'„Surg-it nb [t. (Jeerberbue eiii Xi. kit [inner potene LW)
„Oi-tue Liemoueie yreealarje inoenjbue urbie
lllie (ierdertue iidkis äutuk ekuciiemiuß;
Diet-.8te non [retail: et 0b hoe trepiännäa teilig-it,
[lt eiii-ne iniit. Zutun-te linie abi-ins init:
Quiet, hierbei-ce, fugie? nei quo tum eauaite enciie'?
Niedere non paesum, (lixit, t'ugiogue ning-ietrum.
lieus, nit i116, midi Zi rie tantum mario Zubcii.
die guje (Xerberto eit ciaetior eu ego t'uxo.
nimmt bie i116, eeeum, audit ndciitu eiii-ne,
Zeäula guern ciaeuii, eun0t08 [rene-.Where feeit.
Zilnne linqueutem [wet beine 800138 renetentem
1)0(>_t0r cterißit: rut'uZ es, nine per-heine! inguit.
[ile ret'ert: nig-rum Zimulnß tu intitle txrnnnum..
Zeehouciet: ning-ro Zjmiiem te rineo tFi-uuna,
Dineepteut nmba (ie librje tempare 101180,
(Patientin; rigtuui (jerbertue et ine() mngistrum;
titan urdeui ljguit, Mitlernen-u eoneultnt et inlit:
tieue, nnen-.13038, rirum mini num: aetencie (iericum,
Cum qua ZEfjl'liUl'jZ (ioeeim anteilig-era (ni-i5.
dem Wernau: ini Liurenunm eoneite, tiii,
Anzeiger fiir Kunde des deutfchen Mittelalters. 1833,. l) Mone:S. 188.
2) Gerbert war
L
zu Rhenus geboren. wurde zu Ravenna Erzbifchof und
.zu Rom iapft, 1
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ycmtitieem elnrum librie cet-nee ibi ?UZ-"WP
(UZ-j.; er egg-reäitnr eentiietu aenigue juetinn.
(zureit-0,(it3rb8ktnn1 jneeit' .Ijeeeciere r-jetnln
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[Line. reäjjt lnoeetue, linie named et heee t'nribnncine(('urn äoeuit telern- quite äiejtur nbeene erben);
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'kl-tee enni legjeeet, neeejre puäebet .et jnguit':Zjt midi, qui-.680, triuin (iiLeti0, V0800, (li'ernm,
i[bert (server-tue, 83.861' ent, ciolninumgue' yrgqzßuj:
Zi ehe-nit .rie te rnilti kee, (Lene optime, pemcfg,
Zin eurem, nnnquennlierberturn kee, reg-0, Gern-nm,
yreeeul migrenit. Gerber-tue anni rente-rnit,
Zeäeln Zenenuue man prueeul eueejyit jlle.'
4yeet been-,301113118111 peeeeäit. [mp8. eetüeäram.Uedem; die Zebnlurn eoneultet rjrere quantum.
" [lt eentee mini Zoliniem nenjee: nit jlli '
Let studio Zoliluenn Want hun() populneqne.
i ln L( lu 1118.61)niecijo nrjeeenn eelebrunte
(ier-derte (ln-urn ciixieee kerunt inintieuln;
, Pleite eine nelle, (server-te, eirio mei-jekte,
i_ 8te 7eniee mi nie tue ne werden meiner ex ine.
Kenne tua ,fern megnn, Gerber-tue nit, paket i118.,
(211er genue lautnanuni (Zenit-.dne et protoyleeturn;
Duni Selim-Jan cijre ine ciixieti prjue, ine,
Daemon rules ner-e nequnquum knllerie e nie.
Rändern; bie poyulnrn euvetunr rei in online eleruni,
Kern yanäit eunetie renjenu (iepoeeit ed jllje.
Der Text ift
fehr unklar und offenbar . durch die Abfchriftverdorben, aber immerhin als erftes Glied der mit Fauft in Ver
bindung ftehenden Dichtungen nicht ohne Jtitereffe.
*- Von keinem 'der achtzehn Väpfte von Shlvefter ll. bis zu
Gregor ?[l. berichtet die Sage bezüglich ihres Vaktes Näheres,'
als von Johann ZUK- Benedikt in., Johann ZA. und von
Gregor 7U. felbft.
Von Johann nur. (1003*1009) erzählt die Sage. daß
er_fich mit dem Teufel verbunden habe. um Vapft zu werden.
Die Hauptbedingung feines Vaktes war. daß Johann fich ver
pflichtete'. am Freitag keine gottesdienftliche Handlung vorzuneh
men und überhaupt fein Gemach nicht zu verlaffen. Jm fechften
1)
(dueclrerg-eeilnue7 Faften.
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Jahre des Bündniffes machte aber der Teufel an einem Freitag
in diefem Gemach ein Geplürr, als ob es einfallen wollte. Als
nun der Bapft voller Schrecken hinauseilte, hielt ihm der Teufel
vorf daß er den Pakt gebrochen und brach ihm das Genick.
Der kriegerifche Bapft Benedikt 11c. (nach anderer
Zählung B. 17111. 1012_1024), früher Graf Theophvlaktus von
Tuskulum, hatte nach der Sage fieben dienftbare Eeifter in ein
Glas gefperrtf um fich ihres Rates zu bedienen)) und bon ihm
berichtet man »- wie fpütervvn Albertus Magnus und Fauft-
.
daß er durch feine Zauberei im Winter einen Luftgarten- fchuff
in welchem fremdartige Vögel fangen und kein Gewüchs berwelkte.
Der Teufel foll in Geftalt eines Doktors bei ihm aus und ein
gegangen fein; in feinem Gema>1 war es bei Nacht fo hell als
am Tage. und unfichtbar belauerte er fein Hofgefinde. Nach
feinem, Tod erfchien er auf einem fchwarzen Pferde reitend einem
in einer Einfiedelei lebenden Bifchof und, befahl demfelbem daß
er zur Linderung feiner Qualen die von ihm bei Lebzeiten unter
fchlagenen Almofen unter die Armen verteileFZ) Auch von dem
Neffen diefes Vapftes. dem lafterhaften Benedikt ZL, od er 1L.
(1033-1054) berichtet Nauklerus, daß er nach feinem Tode
einem Einfiedler in Geftalt eines Büren mit einem Efelskopf er
fchienen fei
und geklagt habef daß Gott ihn in diefer Geftalt zur
Strafe für feine Sünden wandeln laffe.-- Es liegt hier offen
bar eine Berwechfelung der Berfonen vor, weil z. B. Widmann
diefelbe Sage in feinen Anmerkungen zum Fauftbuch von dem*
erftgenannten Benedikt erzählt.
Johann ZZ. (1024-1033) foll nach Kardinal Benno ein
großer Aftrolog gewefen und durch einen im Konklave geübten
Trug des Teufels zum Vapft gewählt' worden fein. Nach feinem
Tod erfchien er, in vollem Ornat auf dem Thron fitzend und in
der Hand ein Büchlein haltend. einem Kardinal( Diefer fragt
das Gefpenft, wer es fei, und daffelbe antwortete, es fei der Geift
Johannis7 der wegen des Büchleins nicht felig werden könne, warf
das Büchlein dem Kardinal vor die Füße und verfchwand. Die
1) Das Gleiche berichtet die Sage bekanntlich von Arnold von Villanova
und Petrus von Abano.
'-') Marina: 1)e eiiie kennt.
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„i235Kardinäle in
*
Rom follen das Büchlein (alfo wieder ein Bor
läufer des Hdllenzwangs) heimlich gehalten und viel daraus ge-'
lernt haben.-
Einen politifchen Hintergrund haben die Zauberfagen von
-Gregor 7L). (1073-1085), welche von der kaiferlichen Parteiausgehen. Gregor foll durch feine Zauberei fechs feiner Bor
gänger umgebracht und fich auf den päpftlichen Stuhl gefehwun
gen haben. Auch er war ein großer Aftrolog und am Tage von
Vetri_ Stuh'lfeier ins Geftirn entziickt'xi) er las dem Teufel Meffen
und brachte ihm Opfer dar; er verkaufte den Juden Chriftenkin
der, aus deren Blut er Zaubergifte bereitete mit welchen er
feine Feinde vergab?) Das Cölibat und ftrenge Faften richtete
Gregor ein7 um durch das unnatiirliche Leben dem Teufel Seelen
zuzufiihren. Er hatte ein Buch und einen Zauberfpiegeh in wel
chem er la's, was Kaifer Heinrichlil, gegen ihn- unternahm; um
deffen Unternehmungen vom Teufel zu erfahren, warf er diefem
zu Ehren Hoftien ins Feuer und opferte fie ihm auf diefe Weife.*
Einftmals befahl er dem Teufel, *Kaifer Heinrich umzubringen,
und a'ls das der Teufel fiir unmöglich erklärte. weil Gott den
Kaifer fchühe, warf der Vapft voll Wut das Zauberbuch auf die
Erde undtrampelte mit beiden Füßen darauf herum 2c. , Gregor
hatte eine fchwarze Kappe, aus welcher die hellenFunken fpriihten,
wenn' er fie fchiittelte, weshalb er in den Geruch befonderer*
Heiligkeit kam. Als im dreizehnten Jahr feines Baktes Gregorkrank lag, erfchien ihm der Teufel in Geftalt eineslriefigen Mohrenji) legte den abgelaufenen Bündnisbrief auf .den Tifch und
fuhr, das Gemach mit Feuerflammeu erfiillend, mit der Seele des
Vapftes davon.
Auch Johann LWL). ift der Sage nach einBapfh welcher
durch feinen eifrigen Betrieb der Aftrologie zur Zauberei verführtwurde. Er hieß mit feinem weltlichen Namen Peter Julian und
war ein aus Liffabon gebürtiger Arzt, weshalb er in der Zauberfage häufig Venue Fliegt-111118 genannt wird.
l
Ein fpanifcher
Krhftallfeher führte demfelben den Teufel in Geftalt eines. Mönches
1) Au>f Fauft fährt „in's Geftirn",
cZ)
Hier vermifchen fich alfo chriftliche und jüdifche Teufelsfagen.
3) Diefer Zug wiederholt fich fpäter beim Marfchall von Luxemburg_
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-ren haben.
zuxi) w'elcher ihm das Kardinalat', die Vapftwürde und ein langes
Leben verhieß. Aber der Teufel betrog Vapft Johann. denn
kaum war derfelbe acht Monate Bapft gewefen. fo tötete ihn
der Teufel zu Viterbo. indem er das Gemach über ihm einftiirzte.
(Johann wurde am 15. Mai 1277 durch ein einftürzendes Ge
wölbe zu Viterbo erfchlagen).
In der Vapft Gregor Z1. (1370-1378) betreffenden
Zauberfage finden wir eines der älteften Beifpiele der Erwähnung
mediumiftifch zu Stand gekommener fogenannter direkter Schriften.
Als diefer Vapft -noch als Cardinal Roger von Beaufort zu
Avignon lebte. foll er eines Morgens auf feinem Tifch folgende
von unfichtbarer Hand gefchriebene* Jnfchrift gefunden haben:
..Wo dn Belfort mir wirft folgen. wie andere deinesgleichen. vnd
dich darunder fchreibft mit benantem namen. fo erfcheint an dir
das höchfte haupt. vnnd folle dir auch folgen.'"-') Diefe Schriftzeigte Roger dem Weihbifchof Baldus. welcher ihm* rieth. erft
noch feine Bedingungen in diefen Pakt zu fehen. ehe er ihn
unterzeichne, Das gefchah. und Roger wurde 1870 zum Vapft
gewählt. Er führte ein fehr f-heinheiliges Leben. glaubte weder
an Gothnoch an eine Auferftehung nnd bekannte. ehe ihn der*
Schwarze holte alle Sünden.
Originell ift die Zauberfage von Bapft Vaul ll'. (1464-1471).
Derfelbe war ein geborener Venetianer Namens Pietro Barbo und
vor feinem Eintritt in den geiftlichen Stand Kaufmann. Die
Zauberei foll er bei *einer alten venetianifchen Hexe erlernt und
während einer Seefahrt die im Waffer haufenden Teufel befchwo
Erfchreckt über die Menge der aus den Wellen auf
tauchenden diabolifchen Fratzen. prallte er zurück und fah* auf dem
Maftb'anm einen weißen Hafen fißen. welcher ihn anfprach und
ihm rieth. fich nicht mit den gemeinen Geifter'n einzulaffen. fon
dern mit ihm als dem oberften der Teufel ein Bündnis zn
fchließen. Wenn er ihm- verfpreche weder Gebet noch Gottesdienft
zu. halten. fo wolle er ihn zum höchften Haupt der Ehrifteuheit
machen. Pietro fagte-zu und öffnete fich eine Ader. indem er
1) Wir haben alfo ein völliges Pendant zu Fauft.
2) Anni. zum Widmannfchen Fauftbuch Th. l. een. 10 und Th. [ll.
cap, 19.
."*:F:
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- '125 -,fprach: So wahr dies mein Blut ift, fo wahr bift du mein und ic
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dein! Da griff der Teufel in das fprihende Blut und rief: So
wahr will'ich dir Glauben halten! Nun machte der Teufel Pietro
zum -Geiftlichen. Bifchoff Kardinal und Papft. Als folcher führte
er
ein üppiges fchündliches Leben und ward von feinem Geift
Lamaleche *bei einer mit feinen Huren gefeierten Orgie erwürgt. -Nach einer andern Lesart erfchien der Teufel dem Pietro Barbo
eines Nachts als ein kleines M'cinnlein im Ehorrock zu einer Zeitals derfelbe fchon Kardinal von San Marco war, und bere
dete ihnf einen neun Jahre und drei Monate dauernden Pakt
abzufchließen. Deffen Bedingungenßwaren. daß der Papft keinen
Gottesdienft halten und am grünen Donnerstag, Petri Stuhlfeierund Pauli Bekehrung nicht auf die bloße Erde treten folle. ein
Zug, welcher an die Hexenbündniffe erinnert. Der Schluß diefer
Berfion der Sage ftimmt mit der erften überein. .
Bon dem lafterhafteften aller Päpfte, Alexander 71.
(1492-1503), weiß die Zauberfage viel zu berichten: Schon als
Student der Rechte foll er in Bologna von zwei Bettern zur
Zauberei verführt worden fein und den Teufel befchworen haben.
Derfelbe, Lohaute geheißen, erfchien ihm zuerft in Geftalt einer
ungeheuern Kröte, dann in der eines menfchlichen Monftrums mit
zwei Köpfen, vier Armen und zwei Beinen und endlich in Geftalt
eines .Protonotars. Er- machte einen Pakt mit ihm, welchen* wie
Alexander glaubte, auf ueunzehn Jahre lautetef weil der Teufel
undeutlich von elf und .acht gefprochen hatte. Als er aber nach
elf Jahren des Papfttums an' dem von feinem Sohn fiir die
Kardinüle gemifchtem Gift erkrankte, fchickteAlexander feinen Ber
trauten Modena in fein geheimes Kabinen um fein in Gold ge
bundenes Zauberbuch zu holen, aus": welchem er fehen wollte, wie
"feine Krankheit verlaufe. Wie nun Modena in das Kabinet trat,
faß der Teufel in papftlichem Ornat auf Alexanders Stuhl und
fragte ihn, was er wolle. Modena entgegnetef er wolle dem Papft
fein 'Buch bringen. Da fprach der Teufel: 17730 811111 Napa! Dies
hinterbrachte Modena feinem Herrn, welcher erkannte daß fein
-Stündlein gekommen. Er fchalt* den in Geftalt eines Wachtpoftens eintretenden Teufel und warf ihm vor, daß er auf neun
zehn _Jahre mit ihm akkordiert habe. Deß lachte der Teufel und
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fagte, wenn er von elf und acht gefprochen habe, fo meine .er
damit nicht neunzehn Jahre, fondern elf Jahre uud acht Monate,
welche abgelaufen feien. Sprachs und fuhr mit der'Seele des
Vapftes in feine hbllifche Behaufung.
Sind die bisherigen_ Sagen von Teufelsbündniffeu als
tendenziöfe Dichtungen zu betrachten, welche nach* dem Tod der
betreffenden Berfonen entftanden und ihr Wohl und Wehe, Leben
und Ehre in keiner Weife beeinträchtigten, fo kommen wir jetzt
zu einer andern Gruppe von Teufelspakten, deren Gerücht zu
Lebzeiten der Beteiligten auftaucht und der Obrigkeit Anlaß zum
Einfchreiten giebtxt) Hier wären nun zuerft die zahllofen Teufels
biindniffe der Hexen zu nennen; aber diefe find nicht nachdem
Zeremoniell der gelehrten Zauberei gefchloffeue rechtsverbindliche
Bündniffe, keine regelrecht in fchwarzem Ton gefehten hohen Lieder der
Theurgie, fondern ein liederliches Zufammenlaufen einer gemeinen
Vettel mit einem vagabundierendem Buhltenfel, den Gewohnheiten
und Anfchauungen der Kreife entfprechendf aus denen fich. die
fogenannten Hexen rekrutierten. Eine alte Dorfhexe ladet ein
junges Ding des Abends zu fich und _fiihrt ihr den Schwarzen
als Junker Flederwifch, Kraushäärlin, Saufeffel 2c. zu, wel
cher alsdann feiner Bocksuatur gemäß fofort zu fleifchlichen Akten
iibergeht. Anders in der gelehrten Zaubereif wo Ehrgeiz, Hab
fuchh Wiffensdrang, aber auch ungebändigte Sinnlichkeit zum
Bündnis drängen.»
Der erfte diefer Zauberer ift der Magifter und ])0et0r
Miealog-ine Wilhelm de Line'(auch Edeline, Adeline, (ie [une
oder hurt-inne genannt), Auguftinermönch und Prior zu St. Ger
main en Lahef welcher nach Euguerrands von Monftrelets Chronik
am 12. Dezember 1453 auf dem Märkte zu Voitiers zu. ewigem
Gefängnis verurteilt wurde weil er mit dem Teufel einen Pakt
gemacht7 um der Liebe einer vornehmen Frau teilhaftig zu werden.
So die von feinen Zeitgenoffen ausgefprengten gehäffigen Gerüchte;
in Wahrheit hatte de Line gegen die Hexenproceffe gepredigt und war
1) Ich laffe hier abfichilich die Zanberfagen'iiber Gelehrtq wie Albertus
Magnus Roger Bacof Raimund Lullius, Petrus non Aduno, Varaeelius etc.
bei Seite.“
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deshalb mit Jnquifition in Konflikt* gerathen. Eine Darftellung
feines Vrozeffes findet fich in Haubers Zibliotdeee wegiee.
.Auch Erledigungen von abgefchloffenen Vakten kommen vor.
Eine folche wird in Luthers Tifchredeni) erzählt: Ein armer-
_Student in Wittenberg Namens V'alerius Glöckner aus Neu
burg bekleidete. um troh feiner Armut ftudieren zu können.
Famulusdienfte bei dem Vrofeffor l)r. Georg Major und empfand
bittern Neid. wenn er das Wohlleben *anderer Studenten betrach
tete. Ju folche Betrachtungen verfunken ging er trübfinnig 1533
am Elbufer fpazieren. als fich ein alter Mann zu ihm gefellte.
und ihn nach der Urfache feiner Betrübnis fragte. Glöckner klagt
feine Not. worauf der alte Mann fich' erbietet. ihm'Geld die
Fülle zn fchaffen. wenn er ihm feine Seele mit Blut verfchreibe.
Dies that Glöckner mit folgenden Worten: ..Ich fage dir. Chrifte.
meinen Dienft und Glauben auf und will einen andern Herrn
annehmen". Der Student fängt nun ein liederliches Leben an. in
welchem er mehrere Jahre verharrt' und dem Andringen Majors..die Quelle feiner Mittel zu nennen. beharrlichen Widerftandentgegenfeht. Endlich legt er ein Geftändnis ab. und Major
geht zu Luther. um fich Rats zu erholen. Luther befcheidet
ihn. Glöckner und mehrere Geiftliche zu fich in die Sakriftei und
befragt den Sünder: ob ihm fein Abfall leid fei
und er fich
wieder zu Ehrifto wenden wolle." Als Glöckner dies bejahte.
legte Luther die Hände auf ihn. kniete_ fammt den Anwefenden
nieder. betete das Vaterunfer und folgendes Stoßgebet*:
Herr Gott himmlifcher Vater. der du uns durch deinen lieben Sohn be
fehlen haft zu bitten. nnd das Vredigeramt in der heiligen chriftlichen'Kirchegeordnet und eingefeht haft. daß wir die Brüder. fo etwa durch ein Fehl iiber
eilt werden. mit fanftmütigem Geift unterweifen nnd wieder zurecht bringen
follen. *und Ehriftus. dein lieber Söhn. fagt felber. er fei
nicht gekommen denn
allein um der Sünder willen. darum bitten wir dich um diefen deinen Diener.du wolleft ihm feine Sünden vergeben und in den Schoß deiner heiligen Kirchewieder annehmen um .deines lieben Sohnes'. unferer! Herrn Ehrifti willen.Amen."
Darauf mußte Glöckner folgende Abfageformel fprechen:
L„Ich, Valerius. bekenne vor Gott uud allen feinen heiligen Engeln und
vor der Verfanunlung diefer Kirche. daß ich Gott meinen Glauben habe auf
1) Ed. Förftemanu: Bd. lll. S. 75.
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*128gefagt und mich dem Teufel ergeben. Das ift niir bon Herzen leid und will
ich
hinfiiro des Teufels abgefagier Feind fein und Gott, meinem Herrn, willig
folgen und mich beiicru, Amen."
An der Authentieität diefes Vorgangs ift
nicht züzweifeln,
und werden wir fpäter einen, Schlüffel zur Erklärung folcher uns
modernen Menfchen fcheinbar unbegreiflicher Vorgänge erhalten,
Hier kommt es vorläufig nur auf die hiftorifche Zufammenftellung
ähnlicher Berichte an.
Zu Tübingen wurde* am 11. Dezember 1596 dem akademi
fchen Senat angezeigt, daß ein Student, Namens Leipziger,
fich dem Teufel verfchrieben habe für den Fall, daß er ihm Geld
gebe. Die akademifche Behörde befragte den Studenten, welche
Zauberbücher er gebraucht, welches Übereinkommen er mit dem
Teufel getroffen, wie oft er mit ihm zu thun gehabt, wie oft er
Geld von ihm empfangen. - Der Student antwortete. er habe
fich an den Teufel gewendet, um Geld von ihm zur Bezahlung
feiner Schulden zu erhalten; der Teufel habe ihm aber noch nichts
gegeben; es fei
überhaupt das erfte Mal, daß er mit ihm zu
thun habe, Einen Pakt habe er nur auf zwei Jahre gefchloffen
und vorgehabt, fich mit Ablauf diefer Zeit vom Teufel ab und
zu Jefu zu wenden. Der Senat befchloß, Leipziger für die
Dauer des Semefters mit Hausarreft zu belegen und ihm nur
den Befuch der Kirche und der Kollegien zu geftatten; auch folle
er für den Genuß des Abendmahles vorbereitet werden. - Am»
8. Januar 1597 erhielt der Senat die Nachricht, Leipziger habe
den Hausarreft gebrochen und in mehreren Wirtshäufern drei
filberne Becher und drei Löffel geftohlen. Der Senat'befihloß,
nun peinlich gegen Leipziger vorzugehen und deffen Vater zur
Stellung .eines Verteidigers aufzufordern. *Damit fchließen die
Nachrichten', ohne daß erfichtlich wäre, was noch aus der Sache
geworden ift)) .
Ein ähnlicher Fall, wie *der Glöckners, ereignete fich im
Auguft1614 zu Göppingen, woein junger Menfch nüintegrmn
reftituiert wurde, welcher fich vor fieben Jahren dem Teufel ver
fchrieben hatte. Der, auch als Aftronom bekannte Pfarrer
1) Scheible: Klofter Bd. 111. S. 1065.*
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Paul Schickhard gab 1615 zu *Stuttgart zwei Predigten über
diefen Fall heraus.- Auf einen ähnlichen 1642 in Eßlingen
fich abfpielenden Vorgang, beziiglich deffen das Tagebuch 'der dabei
amtierenden Geiftlichen im Anhang der 1695 in Hamburg erfchiene
nen Ausgaben von Bodinus Daemonamnnia und RemigiusNaemanaiatria veröffentlicht ift, werde ic
h
vielleicht fpäter zurück
kommen,
'Mehr als aus Deutfchland liegen aus Frankreich ftammende
Teufelsbündniffe aus dem 16. und -17. Jahrhundert vor. So
berichtet Bodinus in feinem eben genannten Buch, daß im Jahre1571 in Paris ein Advokah deffen Namen der gleichzeitig fchrei
bende Vodinus nicht nenntr gehängt worden fei7 weil er fich dem
Teufel mit feinem Blut verfchrieben habe. :Ja felbft König
Heinrich 11]!, wurde in einem nach feiner Ermordung erfchieneuen
Pamphlet befchuldigt, mit dem Teufel Terragon einen Pakt ge*
fc'hloffem mittelft einer gegerbten und mit Charakteren bezeichneten
Kinderhant Zauberei getrieben und im Zain (ie Vitaminen den
Teufel angebetet zn haben))
* '
Ju die Zeit der Regierung Ludwigs X11). fallen die zwei
berühmten und berüchtigten Kriminalprozeffe gegen Louis
Gaufridh zu Marfe'ille und Ur-*bain Grandier zu London,
welche beide, trohdem fie
Geiftliche waren- fich den Teufel ver
fchrieben hatten. Die Gefchichte des erften der fogenannten
Teufesbündner ift nur in Berichten aus Federn 'erhaltenf welche
völlig im Geifte jener Zeit fchrieben; aber eben deshalb ift
fie
fiir unfere Zwecke geeigneter als die fpäter] rationaliftifch zurecht
gemachte Überarbeitung der Gefchichte Graudiers im Pitavalf in
Gariners Nieten-e (ie in ding-ie en [france u. f. w.; aber auch
hier ift
heute nicht mehr feftzuftellen, ob und welche Thatfachen
vielleicht zu Grunde liegen. _
Der Kern der von Hauber in feiner Zibliotbeea 111331082)
ausführlich mitgeteilten, Gaufridh betreffenden Aktenftiicke ift
folgender: Gaufridh *wurde von einem Oheimf welcher in einem
Zeit-euer genannten Dorfe Geiftlicher war, erzogen und zur lini
l
1) lui Zareellerie (ie Lieuri rie 7810m et 188 0blnti0u8, qui] kaisuit nu
cijeble (inne 1e baje cie fineeunee, Maier-juillet 1589.
2) A. a, O. Bd. l. S. 457 ff,
Kiefewettcr, Fauftvuch.
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verfität gefchickt. Nachdem er Geiftlicher geworden war. bee'rbte
er feinen Öheim und fand beim Ordnen des “Nachlaffes ein
Zanberbuch. Mittelft desfelben befchwört er den Teufel und
macht mit ihm. um Anfehen und Frauengnnft zu erlangen. fol
genden Butt:-
7...le Louie *(juut'riciz' renonee n touelee diene, tant epirituele que
temporele'. qui ine paurroient entre eonteren (le le. part cle l)ieu. (ie le.
nierge ölurie. (Le t0u8 lee Minnie (le kei-nale: partieuliererneut cie won
Verl-on 8. .kenn Wildtiere. 8. Vierte, 8. ken] et. Z. b'reneoie. et ine (laune
eat-pe et eine c3.
raue [weiter ie)- preeent. rtr-ee tous lee biene que je peeee
(lere-17- _jam-rie (auc-.elite in 'client (lee ZnerenientZ, peut* le regen-c1 (ie (rente
qui lee* realer-rent.) .W118i eigne et ntteetexc .
Gaufridh wurde nun Benefiziatpriefter an der Kirche (lee
.Feeoulee zu Marfeille; er galt für den frömmften Mann auf
Erden und fah feinen Beichtftuhl vom weiblichen Gefchlechi
geradezu umlagert. Vlöhlich trat bei einigen Nonnen des Urfu
linerinnenklofters' zu Marfeille die fogenannte Befeffenheit auf.
und als fie der Vater Michael exorcifierte. fprachen die Teufel
Beelzebub. Asmodeus und Leviathan aus den Nonnen. daß fie
von Gaufridh in diefelben gefchickt worden feien. um fie
in Liebe
gegen den geilen Bfaffen zu eutflammen. Gaufridh fei
über
haupt der oberfte Zauberer in ganz Frankreich. Spanien. Italien.
Deutfchland und England. Befonders -war es die be'feffene
15jährige Magdalena de la Balude. aus welcher die Teufel die
-
fchrecklichften Dinge gegen Gaufridh äusfagten. 'der die Valude
zur Hexenkönigin gemacht habe u. f. w. Der Befchwörungs
fpektakel währte vom November 1610 bis Ende Januar 1611
wo fich das Parlament von Air der Sache anna'hm. Der Vräfi-'
dent desfelben. de Beer. brachte die Valnde zu einem freiwilligen
Geftändnis des Zanbernnfugs und entfandte daraufhin die Amts
ärzte Jaques Fontaine. Louis Graffin. Antoine Merinde. Bon
temps und Vronlt f amt mehreren Kommiffäreu zu'
Gaufridh. um diefen
der Nadelprobe zu unterwerfen. Da fich das ominöfe Truderi
mat vorfand und Gaufridh trohdem lengnete. wurde er mit der
Valude konfrontiert und gefoltert. bis er ein ausführliches Ge
ftändnis ablegte. Hierauf nourde er degradiert und am 30.April1611 auf dem Dominikanerplah in Aix lebendig verbrannt. Sein
Geftändnis. welches wohl das Ausführlichfte über das franzö
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_-131 M
fifche Hexenwefen enthält7 wurde 1617 im blereure Wine-118 und
daraus von Hauber a. a, O, abgedruckt.
Der 'Fall des, Urbain Grandier i'ft ein völliges Seiten
ftiick zu dem des Gaufridh. Auch er war ein Priefter, welcher
es mit dem Keufchheitsgelübde nicht befonders genau nahm„ fon
dern den Wolf im geiftlichen Schafftalle -fpielte. Er hat-te fich
dadurch zu Loudun, feinem Wohnort, große Feindfchaft gemacht,
wozu *noch kam, daß er durch Troß, Sarkasmus und, hochfahren
des Wefen feine zahlreichen Gegner noch mehr erbitterte. Alsnun. nachdem fchon eine. Reihe ärgerlicher Vorgänge und Skan
dale vorausgegangen waren. im Urfulinerinnenklofter zu Loudun
eine Anzahl Fälle von fogenannter Befeffenheit vorkamen und die
aus 'den Nonnen fprechenden angeblichen Teufel _Grandier als den
Zauberer nannten, der fie in die befeffenen Frauenzimmer ge
bannt" habe, .benußten deffen Feinde die Gelegenheit zur Jnfcenie- »
rung- eines der berüchtigften Zauberprozeffe der Gefchichte. Es*
kann» hier nicht unfernZwecken entfprechen, die ganze gegen den z
am 18. Auguft 1634 verbrannten Grandier gerichtete Jntrigue
darzuftellenz_ nur 'fo viel fei
gefagt, daß bei den befeffenen Nonnen
zu Londun auch mediumiftifche Vorgänge wie Gedankenlefe'n,
Sprechen fremder unerlernter Sprachen, ekftatifches Schweben und
,hhpnotifihe Stigmatifation vorkommen, welche auch nach dem
Tode Grandiers* nicht aufhörten. Auch „direkte Schrift“ fcheiut
erhalten worden zu fein, wenigftens heißt es in dem weitfchwei
,figen Bericht Pitavals. daß der Teufel Asmodeus. bei einem an
geftellten Exorcismus plöhlich den mit Blut gefchriebenen Pakt
l
*Gran-diers zum Vorfchein gebracht habe, Ein Teil diefes Paktes
ift aber genau wie fo viele der modernen auf mediumiftifchem'
'Wege erhaltenen fogenannten „direkten Schriften“ mit Spiegel-
fchrift gefchrieben. Diefer Zug verbürgt mir, daß hier keine ab
fichtliche Fälfchung vorliegt, denn wer in 'aller Welt wäre im
Jahre 1634 auf den Gedanken gekommen. die umgekehrte Schriftanzuwenden, da die Beobachtung, daß mediumiftifche Mitteilungen
auf diefe Weife erhalten werden, der neneften Zeit angehört und
erft Baron du Prel auf „die räumliche Umkehrung bei mhftifcheu
*
Vorgängen vor wenig Jahren aufmerkfam gemacht hat-:1) die
1)
Monatsfchrift „Sphinx“. Jahrg, 1888, Bd. l. S. 222 und „GN
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erfte Veröffentlichung aber des facfimilierten -Vaktes erfolgte zu
Anfang des 18. Jahrhunderts durch La Menardahe)) Wir haben
es alfo mit einem Schriftftück zu thun. welches auf gleiche Weife
wie die modernen ..direkten Schriften“ zu Stand gekommen ift
und nicht mit einem nachträglich erdichteten Vakte wie die Faufts
und Lnxemburgs. Daß in dem Vakt von der ganzen höllifchen
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Hierarchie. dem höllifchen Archiv u. f, w. die Rede in. erklärt
fich daraus. daß bei allen me'diumiftifchen und fomnambulen Mitteilungen über Znftände und Einrichtungen des Jenfeits keine
» heimwiffenfchaftliche Studien". 'Leipzig 1891. Bd. ll. S. 179 ff. Die Abbildung
auf Seite 132 zeigt uns die von du Vrel a. a. Ort befchriebene mediumiftifche Mitteilung in Spiegelfchrift. welche er in Wien in Gegenwart 'eines bekannten
?rofefforsder dortigen Univerfität durch einen als Medium dienenden und im
rance liegenden jungen Bhilologen erhielt.
1) Vgl. Garinet: klietojre (ie ln klagte en k'renee p. 236.
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objektive Wahrheit, fondern nur das zum Vorfchein kommt, was
im Zeitbewußtfein lebt. Im Jahre 1634 glaubte man an die
'höllifche Hierarchie und diefer Glaube fand iu einer mediumiftifchen
Schrift feinen Ausdruck 'und Niederfchlag.'
Dendeutfche Text diefer iufernalifchen Raritäten lautet:e
„Herr und Meifter Lucifer, im bekeuuesdich als meinen Gott und Ober
herrn, ich
gelobef dir zu dienen und zu gehorchen, fo lange ich lebe. Ich ent
fage einem andern Gott, fowie auch Jefu Ehrifto, allen Heiligeu- der apoftolifch
römifchen Kirche, ihren Sakramenten und allen Gebetenfi mittelft welcher die
Gläubigen fiir mich eintreten könnten. Ferner gelobe ich dirf fo viel Böfes zu
ihuu. als ich imftande fein werde!) Ich entfage der heiligen Ölung und der*
Taufef fowie allen Verdienften Jefu Ehrifti und der Heiligen, und follte_ ich
ermangeln, dir zu dienen und dich anzubeten und dreimal täglich dir meine
Huldignng zu bezeugemfo gebe ich dir mein Leben :als das, was dir ge
hört rc. . . . .* '
Gefchehen in diefem Jahr und Tag . . . . . Auszug aus dem Hüllen
archiv. Urbain Grandier. F
-
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ß_ . .
. Wir der 1allmächtige Lucifer haben heute unter dem Beiftande Satans
Veelzebub's, Leviathan's- Elimi'sf Aftccroth's u. A. das Bündnis, welches
Urbain Grandier mit uns gefchloffen, angenommen7 wofür wir ihm unwider
ftehlichfeit bei den Frauen. die Blüte der Jungfrauen, die Ehre der Nonnen.alle erdenklichen Würden, Auszeichnuugem Vergniigungen und Reicht'iimer ver
fprechen. Er wird alle drei Tage 'Hurerei treiben. die Trunkenheit wird er
nicht laffenf-:allfährlich einmal wird er uns feine Huldignng ,mit feinem eigenen
Blute befiegelt darbringen7 die Sakramente der Kirche wird er “mit Füßentreten und feine Gebete an uns richten. Kraft diefes Vertrags wird er zwanzig:
Jahre alle irdifchen Freuden genießen und fodanu in uufer Reich eingehen, um
mit uns gemeinfchaftlich Gott zu läftern.
So gefchehen in der Hölle im Rat der Dämonen.
Gez. Lucifer, Beelzebub- Satan, Elimi
Levinthauf Aftaroth.
Vifa fiir die Signatur und
das Siegel des keuflifchen Meifters und
aller Qberhäupter der Dämonen.- Kontrafigniert: Vaalberithf
Sekretarius."
So überfeht Collin de Planch in femem 1)ietioneire internal
den ftellenweife unentzifferbaren lateinifchen Text.
1) Das Gleiche mußtenalle Hexen geloben.
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*136-*Aber auch Deutfchland befaß im 17; Jahrhundert einen
Geiftlichen welcher des Teufelsbündniffes angeklagt und* deshalb
verurteilt wurde. wenn» fchon die Angelegenheit einen minder
tragifchen Ausgang nahm als bei Gaufridh und Grandier. Es
was: ein Magifter Eafpar Dullichius. welcher von der pro
teftantifchen »zur katholifchen Kirche über- und 1653 in Bautzen
wieder zum Broteftantismns zurückgetreten war. Er wurde hier
auf zu Kamenz als Diakonus angeftellt. geriet aber mit feinem
Kollegen Iakob Spaldeholz und einigen Ratsverwandten in
Zwiftigkeiten und wurde von ihnen des Teufelsbündniffes an- „
angeklagt. In diefer Klagefache wurde folgendes Urteil gegen
ihn gefällt:'. ..Unfer freundlich 'Dienft zuvor ec. Demnach fprechen wir churf. fächf.
Schöppen zu Leipzig darauf vor Recht. hat Jnqnifit als Er dem Scharfrichter
inhalte unferes vorigen Urtels untergehen werden wollen.*in guten bekannt
und geftanden. daß Er fich mit/ dem böfen Feinde uf zween Jahre verbunden.
ihme zwo Handfchriften. die eine mit Dinte. die andere mit feinem eigenen
Blute. fo er aus der Nafen gebraucht. gefchrieben. zugeftellt. dagegen ein rare.
*rjuw von ihm angenommen. dabei) Er doch beftändig berichtet. daß Er folcher.
Verbündtiis überdriiffig worden. das roeeriuin fo oft zum Fenfter hinaus
geworfen. daß es endlich außen geblieben. 1) und alfo ehe er diefer Mißhand
lung halber ver-nommen worden. diefelbe bereut und dem böfen Feinde wieder
abgefaget. immaßen dann feithero keine anfechtung oder dergleichen Unruhe wie
vorhin als Er auf dem Thurm gewefen. nicht verfpühret worden. nach mehreren
inhalt der Jnquifitionakten. So wird er zwar geftalten -fachen nach mit der
ordentlichen Strafe des Feuers verfchont. Aber gleich wohl wann Er vor öffent
lichen gehagten peinlichen Halß Gerichte uff feinen gethanen bekänntniß frei
willig nochmals verharrgen. oder deffen fonften wie recht überführt wiirde.
folcher Mißhandlung halber mit dem Schwerdt vom Leben zum »Tode billig
beftraft.V. R. W. tc. Ehurf. Schöppen zu Leipzig im Oktober 1654M?)
Vor dem peinlichen Halsgericht widerrief Dullichins fein Ge
ftändnis. feine Schwefter übergab dem Kurfürften eine Befchwerde
..wegen zu gefchwinden Verfahrens“ und bat fußfällig um Gnade
für ihren Bruder. Der Kurfürft ordnete an. 'es folle der Deliu
quent nochmals mit feiner Notdurft gehört und mit anderweiter
1) Vom Teufel gegebene Sachen kehren zurück. fo oft man fie
auch fort?fchafft. ,ein nralter germanifch-mhthologifcher Zug. derauch in vielen Sagenvom wilden Jäger tc. vorkommt. - »
ö
2) Den Tenor diefes im Dresdener Staatsarchiv uva) *vorhandenen Ur
teils teilt C. v. Weber in feinem Buch ..Aus vier Jahrhunderte-11'* k. S.382 mit. .
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-137Verfchickung der Akten verfahren. dem gefprochenen Urteil :gemäß
aber, ohne ferner Hinterbringen nachgegangen werden, ,- Dabei
fcheint es geblieben zu fein. denn es ift
nicht aus den Akten er
fichtliih, welchen Ausgang die Sache noch nahm. x
Haben wir es bei Dullichius vielleicht mit einer Jntrigueder orthodoxen Geiftlichkeit zu thun. fo liegt bei dem von Erasmus Francisci nach dem Bericht* eines Geiftlichen und den
Amtsakten ausführlich gefchilderten Fall des Dragoners Abraham_Pollier entfchieden ein Fall von ausgefprochener Dämono
manie vor. Pollierf von Geburt ein* Schweizer und im Dienftdes Grafen von Hohenlohe-Pfedelbach ftehend, hatte ein wüftesLeben geführt und ftand im Verdacht eines Bündniffes mit dem
Böfen. Am 4,
April 1684 kündigte er dem Bauer, bei welchem,c einquartiert war, betrübt an, er habe' die Nachricht erhalten,
daß man ihn abdanken werde. Anf die Erwideruug desBauersdaß ja der Krieg erft recht angehe, fagte Pollier, daß nicht fein
Herr. fondern der Teufel ihn abdanken werde. Er'habe mit
demfelben gegen die Borftreckung einer Summe Geldes einen Pakt
gefchloffen mit der Bedingung. daß er desfelben ledig fei. wenn,
er das Geld zurückzahle. So oft er dies nun habe thun wollen,
fo 'oft habe ihm ein Thaler an der Summe gefehlt. Nach den
Amtsakten verfchwand Pollier am Abend des Tages, an welchem
er dem Bauer das Geftändnis abgelegt, fpurlos aus deffen
Haus und .“
„hat man ihn am andern Tage in der Frühe in etlichen Flecken fchreien
gebörtf alfo, daß er um Hülfe gerufen, nnd auch zu Gott gefchrieen. ihm aber
Niemand zugelaufen, Als man daher fein Seiiengewehr, Rock und Hut nahe
bei Feßbacl) an demfelben Morgen gefunden, feinen Leib _hingegen nicht finden
können. er aber gleichwohlnoch an andern Orten, zu Huch, Eßlinsweiler und 7
Cunzelsbach fchreiend vernommen worden. fo urteilte man: daß er niit dem
böfen Feinde gerungen und endlich durch die Luft entführt fei."
Jnzwifchen fand acht Tage fpäter ein Fifcher aus Kocher
ftetten. als er feine gelegte Angelfchnur erhob, Polliers Beinkleider
und fein Hemd, acht Tage fpäter aber der Vogt des Ortes feinenackte Leiche im Fluffe. Als man ihn herausgezogen, glaubte
man» wahrzunehmen, daß ihm der Hals umgedreht gewefen. und
*
1) Erasmus Francisci: Höllifcher Proteus, S. 555-566.
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_138au der Bruft bemerkte man blaue Flecken. Er wurde unter dem
Hochgericht begraben, und die Volksfage fchmiickte nun den. Vor
fall nach ihrer Weife aus. - Pollier wird uns als fchwermütig
und traurig gefchildert, dabei aber dem Zeugnis des Amtsvogtes
nach auch als ruchlos. Es ift
wohl keinem Zweifel unterworfen,
daß'der brüllend auf den Feldern umherirrende Wahnfinnige fich
erft feiner Kleider entledigte und fodanu fein Leben im. Wafferein Ende machte.
'
Wie Fauft der berüchtigfte Teufelsbiindner des 16., fo war der
Marfchall Frangois Henri de Luxembourg-Montmorench
(8.' Jan. 1628-4. Jan. 1695) der Ausbnnd aller Teufelsbratendes 17. Saculi. An diefem Gerücht war zum Teil der Umftand
fchuld, daß der wie Fauft buckelige Marfchall feine Soldatenwiedie Teufel in den Niederlanden haufen ließ, zum Teil aber die
. Thatfache, daß er fich wirklich mit magifchen Kiinftenbefchäftigt
haben foll. Bei den aus Anlaß der bekannten Affaire Brin
villers entftandenen Giftmifcherprozeffen war Luxemburg in Haft
genommen worden und er hatte, als man ihm den Vorwurf der
Teufelzauberei machte, fich mit feiner Vorliebe fiir magifche
Kuriofitäteu entfchuldigt. Es mag ia nun auch fehr wohl fein,
daß Luxemburg wie fo manche hohe Herren der damaligen Zeitvon denen wir nur Kaifer Rudolph ll. und Herzog Johann
Friedrich 171. von Weimar)) nennen, fich mit Magie befchäftigt
hat und ein offenes Bekenntnis diefer Liebhaberei einer etwa
drohenden Anklage wegen Giftmifcherei borzog. Gewiß ift, daß
das Gerücht des Teufelsbündniffes fchon bei feinen Lebzeiten fehr
beftimmt auftrat und in einer kurz nach feinem Tod erfchieneneu
Schriftk) feinen vollen Ausdruck fand. Nach diefer* Schrift follder Marfchall feinen Pakt mit dem Schwarzen am 14. Sep
tember 1669 (das deutfche Volksbuch feht den 2.
Januar 1659*
und nennt die Baftille, als Thatort) abgefchloffen haben, Dies
foll anläßlich des genannten Prozeffes im Jahre 1680 bekannt
1fHerzog Johann Friedrich wurde wegen Teufelszauberei von feinenBrüdern erft inKlofter Oldisleben und fpäter im Kornhaus zu Weimar efangen
gefeßt, wo er auf eine noch unaufgeklärte Weife in der Nacht des 17. Zktobers1628 feinen Tod fand,
2) lle Wei-60118.1 äeltunembautg an [lit (ie 1a Wort. Cologne 1695.
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geworden fein. und der bekannte Vater Bourdaloue foll den Pakt.
während Luxemburg auf dem Todtenbett lag. verbrannt haben.
Bourdaloue ftand nämlich fammt dem bekannten Vater [in(meine Luxemburg in feinem Sterbeftündleiu bei. und diefer ge
ftand ihm* nach" der Beichte. er habe den Pakt nur gefchloffen. um
dem König. demZZVaterland und der heiligen Religion recht lange
dienenzu_können__.___:r. Darauf rief der fromme Kafuift aus: ..Wenn
es fo ift. undi'da die gute' Abficht'aus dem. was Ihr gethan habt.
hervorg'eht. fo ift es nur ein philofophifches Vergehen. ein Irr
tum! Alfo das Vaktnm werde verbrannt; aber der Teufel foll es
unterlaffen. fich zu rühren; oder will er nicht. fo komme er heran.
wir find bereit. ihn zu empfangen!" -'- Seine infernalifche Majeftät wagte fich aber nicht an. den Hofprediger und den Beicht
vater des K01 801011.
Nach dem_ franzöfifchen Vamphlet ,wurde ein deutfches Volks
buch gearbeitet. welches bis tief in das vorige Jahrhundert hinein
maffenhaft auf den Jahrmärkten verkauft wurde. Dasfelbe fiihrt
» den Titel: ..Des Welt beruffenen Herßogs von Luxemburg Ge
-wefenen. K. Franhöf. Generals und Hof-Marfchalls Vakten oder
Verbündnis mit dem Satan und das darauf erfolgte erfchröckliche
Ende“ 2c. Gedruckt zu Offenbach.
Aus dem Widmannfchen Fauftbuch und dem „Merkzettel (le
ltuxeinbanrg* an lit_ (le le. wer-tif* fchmiedete ein Anonhmus. in
welchem ich wegen der fo charakteriftifchen pedantifch-frömmelnden
Schreibweife den fchon'genannten Neuherausgeber des Wagner*
buches und Verfaffer der ..Unterredungen vom Reiche der Geifter"
vermute. die ..Gefpräche im Reiche derer Toten_ zwifchen demehemaligen Frantzofifchen General-Feldt-Marfchall Hertzog Kreatkleinried von ltnnemvurgx und l)0et-. Johann Fauften 'zweherWeltbekannten Enz-Zauberer und SchwartzeKünftler“ zufaunnen.iu welchen fich die: beiden alten Sünder de- und wehmütig ihre
Sünden im ..galanten Sthlo“ beichten.
Ich teile nun nach dem dentfchen Bolksbuch den angeblichen
Pakt Luxemburgs mit;*
..Herzog von Luxemburg macht mit dem Satan ein Bündnis Anno
16591) den 2. Januarii in der Baftille zu Variß.
1) Diefe Jahreszahl ift
offenbar ein Druckfehler. weil das Volksbuch
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_140l .
*1) Sollte ihm der Satan fobalden baar zehn taufend Reichs-Thaler an
Gold lieffern, _
2) Alle erfte Dienftag eines jeden *Monats hundert Reichs-Thaler bringen.
3) Solle diefes-Geld. fo er ihm bringen wiirde. geb und gangbar fein.
alfo und dergeftalt. 'daß nicht allein er. fondern auch alle denen es gegeben
wiirde. folches zu ihrem Nutzen anwenden*könnten,
*
.
4) Sollte diefes Geld nicht falfch oder betrüglich. noch von einer folchen
Materie fein. welches unter der Hand entweder verfchwinde oder zu Steinkohlen
werde. fondern es foll dasfelbe von folchem Metall fein. welches von Menfchen
händen geprägt worden und iu allen Orten und Landen. wo es auch hin
tomnien mag. gültig 'und gangbar fei))
*,
5) Woferne er auch eine Summa Geldes von Nöten haben würde. es
möge auch fein zu was fiir einer Zeit. oder was für einem Gebrauch es immer
wolle. fo foll der Satan verpflichtet fein. 'ihme verborgene und vergrabene
Schätze einzuhändigen. und zwar nicht alfo. daß er felbige an demjenigen Ort.
wo fie verborgen nnd vergraben fein möchten. felb'e'r haben miifte; fondern er folie
ihm diefelben ohne einyige feiner Miihewaltung an denfelbigen Ort. wo er fiäf
zu felbiger Zeit aufhalten wiirde zu Händen liefern. mit welchen er nach Be
lieben zu fchalten und zu' walten hab. o
6) Sollte er ihm weder an feinem Leib. noch an feinen Gliedutaffen
befchädigen. noch an feiner Gefnndheit angreiffen. fondern ihm diefelbe ohne
einige menfchliche Schwachheit und Gebrechen 36 Jahr?) lang nnverfehrt er
halten.'
7) Dafern er aber wider Verhoffen in eine Krankheit fallen-follte. und
er folches nicht verhindern könnte. fo follte er ihm heilfame und bewährte
Mittel fchaffen. und zu feiner vorigen Gefundheit. fo bald es möglich fehn
würde. verhelffen.
8) Die Jahr. auf welche fie
fich mit 'einander verglichen. follen in zwölff
Monaten. wie es nicht allein in. Frankreich. fondern auch in der ganßen Welt
gebräuchlich ift. beftehen. und zwar jeder Monath zu 30 oder 31 Tagen. Tag
und Nacht zu 24 Stunden gerechnet. Die Zeit folle fich anfangen heute den
1.
Januarii diefes 1659. Jahres. und fich endigen diefen Tag des 1695.»
Jahres. und alfo und dergeftalt. daß im geringfteu nichts von diefer Zeit ab
gehe. und er ihm diefelbige abkürhe oder eine falfche und verkehrte Rechnung
und Andeutung. wie er wohl ehemals andern gethan. daher macbeg)
wenige Zeilen vorher auf die vor der Obambre arcleote verhandelten Giftmordprozeffe Bezug nimmt,
1) Der Teufel pflegt nämlich wie aus den Hexenprozeffen bekannt. Geld*
zu fchenken. welches fich in Scherben. Kot. Kohlen 2c. verwandelt.
L) Aus der falfchen Jahreszahl 1659 und diefer Angabe ergiebt fich die
grobe Fiktion des Paktes. der aber troßdeiu infofern von kulturgefchichtlichen
Jntereffe ift. als" er fo ziemlich alle nach dem Glauben der Zeit vom
Teufel zu erlangenden, Herrlichkeiten zufammenfaßt.
3) Dies war nämlich eine Lieblingsgewohnheit des Teufels. wie aus der
Gefchichte Alexanders 71. zu fehen.
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*-141
9) Wann nun diefe Zeit allerdings oerfloffen und ausgelauffeu. fall-erihn nach gemeinen _Lauf der Natur. jedoch ohne groffen Schmerßen und Quaal.
auch ohne Spott und Schande fterben [offen. auch nicht'verhindern. daß fein
Leib ehrlich begraben werde.*
10) Soll 'er ihn behm König. wie auch bei allen vornehmen Herren.
in Summa bei) Groffen nnd Kleinen. Hohen und Riedern. Manus- und Weibs- ,_
Perfonen beliebt machen. fo daß er ihrer Gunft und Gewogenheit allzeit der:
fcchert ieh. und fie ihm in allem. was er an fie begeht-en wer-def willig will
fahren möchte.-
11) Soll er ihn felbft an alle Ort und Ende', der Welt wo er hin der
lange ficher fiihren. und ihm felbige Sprache alsbald fund machen. daß er die
felbige fertig reden könne. auch wenn er feiner Kuriofität ein Geniigen g'ethan.
wider unverfehit zurück in feine Wohnung bringen.
'12) Soll Satan 'verbunden fehn. ihn fiir allemGefchoß:Stiicke. Bomben.
Feuer-mörfern. Granaten. Mufquetcn. Piftohteu. Fenerröhren .und all andern
Gewehr und Waffen. fie mögen Rahmen haben wie fie
wollen. bewahren. daß
ihn keins beriihre. noch ihm an feinem Leib und- Glieder keinen Schaden zufügen könne.
- 13) Soll er ihm behülflich'fehn. alle fowohl des Königs öffentliche. alsals feine Partikulier-Feinde zu überwinden helffen.
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14) Soll er ihm einen Ring oerfchaffen. welcher. fo offt er ihn an den
Finger fteclte. ihn unfichtbar *und nniiberwiudlich mache.
-
15) Soll er ihn-fiir allem. was wider ihn in geheim vorgenommen
worden. zeitlich warnen. ihm .auch mit Mittel und Wege a'n die Hand gehen.
folche wider ihn gemachteVorfchläge zu hiutertreiben und zunichte machen.
16) Soll cr ihm in allen Stücken. fo er ihn fragen wiirde. gewiffe.
wahrhaffte uud gründliche, nicht aber verkehrte. zweiffe'lhaffte und zweideutige
Nachricht geben. . .
17) Soll er ihn alle Sprachen. fo er verlangen wiirde. lefeu, reden.
uud ausfprechen lernen. uud zwar fo gut uud perfekt. als ob er derfelbeu von
Jugend auf fundig gewefein , i* ,
*18) .Soll er ihm Klugheit. Witz und Verftand verleihen. in allen Sachen
*vernünftig zu 'disturieren und zu fudiziereu.
19) Soll er ihn und fein Haus verwahreu. daß weder Einheimifcher
noch Fremder ihm folches angreiffe oder etwas daran eutfremde. fonderti ihm
folches unverfehrt erhalten.
'20) Soll er ihm fiir allen Gerichts'ftiihlen des Königs. davor er 'möchte
zitiert werden. wie auch och dem Päpftlichen und Calviuifchen Rath präfervireu
und vertret'ten. , * '
21) Solte es ihm zugelaffeu fehn. daß er dem äufferlichen Schein nach.
als ein -guter Ehrift fein Leben fiihren. und dem öffentlichen GLttes-Dienft
ohne Verhinderung behwohnen möge.
22) Solte er ihm die lluiverfal-Medicin präpariren lernen. ihm auch
den Gebrauch derfelben und Dofin ficher vor eine Perfou fagen.
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-- 142 -g 23) Wofern er irgend in eine Action) Scharmiihel oder' Gefecht an feiner
Verfan attaquiret werden follte, foll er ihm zuförderft und vor allen Dingen
Behftand leiften. . ,'
24) Soll er verhindern- daß niemand) wer-er auch fenn möchte, diefen.
ihren gemachten Accord erfahre) oder zur Hand bekomme,
25) So* oft er feiner begehre. fol( er ihm in einer lieblich, freundlichen)
keineswegs* aber erfchröcklichen Geftalt erfcheinen. h .
26) Solte er ihm- verfchaffen das Gedächtnuß zu erhalten und zu
ftärken, anch diefe? nicht nur fiir feine Ver-fon, fondernf daß folches auch, allen
Menfchen denen ers mittheilen wiirde) helffen möchte.
27) Solte er ihm auch fagen nnd verfprechen, daß er alle obangefiihrte
Vunkta, und einen jeden infonderheit nnverbrüchlich halten7 und diefen allen
fleißig nachkommen wolle: Solte es aber an einem im geringften fehlen) und
fich fanntlich darin' erzeigen, fo foll alsdann dieferVact und Vertrag null und
nichtigf und von keinen Kräfften fein. - )*
28) Dahingegen gelobe und verfpreche ich ihm nicht allein unterfchied
li>)e Mann?: und WeibS-Verfonen in feine Gewalt zu liefern, fondern ver
leugne auch GOTT, dieallerheiligfte Dreheinigkeit, und Verkündet derfelben
diefen Bund, den er in der Heiligen Tanff mit ihm gemacht. gänßlich auff,
trette hingegen mit ihm dem Satan in eine neue Verbündniß, undergebc mich
ihm mit Leib und Seele, immer und ewigliih"
Haben wir es bei dem Valle Luxemburg? mit einer reinen
Fiktion zu thnn,- fv bringt Dr. Carl von Weber aus dem
Dresdener Staatsarchiv ein unwiderlegliches Aktenftück bei-1)
welches zur Evidenz beweift, daß der Aberglaube der Teufelsperiode
die Leute wirklich mit ihrem Blut gefchriebene Vakte entwerfen
ließ, durch welche. fie
fich mit dem Böfen zu verbinden hofften.So zeigte im Jahre 1695 der Kaufmann Junge in Zittau
anxecZ habe feine Magd, als fie des bei ihm wohnenden Schülers,
Gottfried Heinrich Burfche Bett machen wollte, darin ein
zugeniihtes ledernes Beutelehen gefunden, in welchem, als man eZ
geöffnet, ein mit Blut gefchriebeneÖ Zettelchen, das ein Verbündnis
mit dem Satan enthalten) fowie ein Stückchen mit Blut getrünktes
Brod fich befunden habe. Auf der einen Seite de? Zettels ftand:„Seegen zum feftmachen.
*f*
*f*
*f Satan Gott Jura, promittere neeeeee est ei; oporcet.
Nagel der erfte ift mein Schulz.
Gottfried Heinrich Vnrfche."
Die andere Seite enthielt die Worte:„O Satan, ic
h will dir dienen, ja ich will dich auch lieben die in Tod
1) „Ans vier Jahrhunderten" Leipzig; 1857. Bd. L, S. 386ff.
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*- 143 -gieb niir. daß ich meine Feinde überwinden möge. hiermit haft du mich felbft.
mache mich ftark. fefte und uniiberwindlich."'
f
Purfche geftaud bei feiner Vernehmung. daß er zwei folcher
Zettelihen. .das eine mit Tinte. das andere mit Blut gefchrieben.
Das zweite hatte er vor das Fenfter gelegt. damit der Teufel es
holen* follte. Da dies nun* nichtgefchah. trug es Purfche. in ein
Beutelchen genäht. um 'den Hals. nahm es. aber. als die Schüler
des Ghmnafiums fich am grünen Donnerstag zum Abendmahl-
vorbereiteten. ab rind verbarg. es im Bett. wo es gefunden wurde))Der Schöppenftuhl in Leipzig erkannte gegen Purfche auf Stau
penfchlag und Landesverweifung. “Durch ein Refkript vom 19, Auguft
1695 an den Rat zu Zittau wurde er aber begnadigt und ange
ordnet. er folle fo lang in gefänglicher Haft bleiben. ..bis wahr
haffte Erkenntnis über den begangenen' fchwehren Sündenfall bet)
ihm erfolget. und er in feinem Ehriftenthume fich zu beffern
*gewiffe Hoffnung fpühren laffe“. dann folle;er aus der Stadt
* verwiefen werden./
Von befonderem Jnt-ereffe ift die“ nachfolgende Erzählung.
_weil nach ihr aus Faufts Höllenzwang eine *fchaßgräberifche
Geifterbefchwörung die mit dem Abfchluß-eines Paktes enden foll,
*unternommen wird. Diefelbe befindet fich in einer ungemein
feltenen. zwei Bogen ftarken Schrift in Ouart: »..Merkwürdige-
'und wahrhafftige Begebenheit. wie felbige mit G. E. bei'
Befchwörung des Teufels aus des fogeuanuten 1). FauftensHöllenzwang fich zugetragen. alles *i
n
richtiger Ordnung und -wie
es von Tag zu Tag vom ..2. Okt. bis den 21. Dez; .-1. 1707
ergangen 2c. Leipzig bei And“. Zehdlern 17087 und ging daraus
. in des Grafen von Stein ..Monatliche Unterredungen vom Reiche
der Geifter“. fowie in Köhlers .,Hiftorifch-kritifche Unterfuchung
iiber das Leben und die Thaten' des als Schwarzkünftler ver
fchrieenen Landfahrers Doctor Johann Fanfts. des Eaglioftro
[feiner Zeiten“. 8.
Leipzig. 1791. über. Der wefentliche Jnhaltdiefes Berichtes if
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folgender:"*
Zur Leipziger Michaelismeffe 1707 ging ein dortiger. bei
einem Handelsmann in Kondition ftehender Lehrling Johann
1) Ein derartiger Fall mag wohl auch bei Valerius Gärtner vorgelegen
haben. - ,
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_144_Georg* E, in die Angermühle'oor dem Ranftiidter Thor, um da
felbft einen.ih1n bekannten Miihlknappen aufzufuchen. Er traf
denfelben nicht anf wurde aber mit einem andern Mühlknapben
bekannt, der ihn mit in ein Wirtshaus'nahm und zum Bezahlen
non Wein und Spirituofen anregte. Der Lehrling entgegnete
jedoch, daß *er kein Geld habe und auch nicht wiffe, wie erj
zu
einem Grofchen kommen folle. Da meinte der Miihlbiappet zu
Geld könne man leieht kommen, wenn *man nur wiffe, wo Schiiße
verborgen lägen und eine Anweifnng zu deren Hebung befihe.
Eine folche Anweifung aber wolle er dem Lehrling fiir acht Thaler,
zahlbar in zwei Terminen, übergeben. Der von Habgier ver
blendete junge Menfch verfprach froh feiner Armut, zwei Thaler
fofort und die iibrigen fechs zur Neajahrsmeffe zu zahlen.-
Zur feftgefeßten Zeit trafen fich beide bei der Marktfchreierbude
vor dem Vetersthor und gingen über den Roßplah nach dem
Großhof'fchen Garten zu. Auf einem in jener Gegend damals
befindlichen Zimmerplahxzahlte der Lehrling die zwei Thaler und
erhielt dafiir eine Handfehrift von Fanfts Höllenzwang* einen von
dem Miihlknappen gefchriebenen magifchen Auffah und eine in
einem Schlangenkopf endende Wünfchelrute aus Meffingdraht.
Der Lehrling eilte mit feinen Schuhen nach Haufe und
machte im Keller eine Probe *niit der Wjinfchelrute, nachdem er
den borgefchriebenen lateinifchen Rutenfegen gefprochen hatte. -Anftatt nach- unten, fchlug aber die Rute- feitwärtg», - Soforteilte der Lehrling wieder zu dem Miihlknappen und klagte ihm
fein Leid. Diefer ermahnte ihn zum ftandhaften Ausharren und
riet ihm, der Rute zu folgen, bis fie von felbft nach unten fihlage.
An diefer Stelle ftehe alsdann der Schah.
Der Lehrling begab fich wieder nach Haufe und erfundigte
fich nun allerorten, wo dem Gerücht nach Scheiße. vergraben fein
follten. Dabei wurde er u. a. auf den Keller in Zoten-Z-
zu
Köhler-Z Zeit Quando -- Hof 'in der Nikolaiftraße verwiefen, und
er begab fich mehrere Freitage in der Geifterftunde dahiu- um
feine Befehwörung vorzunehmen, wurde aber jedesmal dabei
geftört. ,
Nun ging er um fo ernfrlicher daran. den i111 Keller feines
Herrn verborgen fein follenden Schatz ana Licht zu ziehen.
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- 145' ß
In der Geifterftunde des 21. Oktobers begab er fich mit
einem brennenden Licht in den Keller, um nach Anleitung des
Fauft'fchen Höllen-zwangs den erften Prozeß vorzunehmen. Mittelft.eines Faden-Z bildete er einen Kreis um fiel] und befteckte eine
'
mit magifchen Charakteren bezeichnete Latte mit drei brennenden
Lichtern; auf eine andere Latte ftüßte er den Höllenzwang und
las, mit dem rechten Fuß auf der Erde knieend, eine Zauber-formel_vor- und rückwärts, worauf er die eigentliche Zitation folgen ließ.*
Bei der dritten Befchwörung ranfchte es in der Nähe, ein
Rauch ftieg vor ihm auf und bildete fich in eine kleine männliche
Geftalt um, welche wie mit einem grauen Flor überzogen zu fein
fchien, E. betrachtete das graue Männchen furchtlos und erblickte
gleichzeitig zwei Zweigrofchenftücke auf der Latte. Der Geiftfragte ihn mit dumpfer, kaum vernehmlicher Stimme, ob er mit
diefem Gefchenk zufrieden fei, worauf E. mit Ia der Vorfchriftgemäß antwortete.
Der zweite Prozeß kam auf folgenden Freitag, den 28. Oktober.
in der Geifterftunde zu Stande. Bei- der dritten, jeßt fchärfere'n
Zitation erfchien wieder der graue Mann und legte ein mit
_Grünfpan bedecktes brandenburgifches Sechzehngrofchenftück vom
Iahre 1686 auf die Latte, worauf er abermals fragte, ob E. mit
dem Gefchenk zufrieden fei. Diefer bejahte, zerftörte den Kreis,
verlöfchte die Lichter und ging nach Vorfchrift rückwärts aus dein
Keller, wobei er feiner Angabe nach den Schatz in einer Erdfpalte
gcfehen haben wollte.
In der Geifterftunde des folgenden Freitags veran-ftaltete E.dendritten Prozeß, bei welchem der graue Mann unter allerlei
fürchterlichen Erfcheinungen erfchien und ein großer Schwenkkeffel
mit Gold aus dem Boden hervorftieg. Nach dem Höllenzwang
war nun der Augenblick gekommen, in welchem E. fich dem grauen
Mann verfchreiben mußte. Er fah denn auch auf der Latte einen
auf beiden Seiten rot befchriebenen und mit fchwarzen Linien
eingefaßten halben Bogen mit einer verkehrt gefchnittenen, fchwarzen
Feder liegen; vom Gewölbe herab fiel ein» roter Tropfen auf
feine Hand) den er mit der Feder auffaßte und den erften Buch
ftaben feines Namens fanieb, In diefem Augenblick war es' ihm,
als ob Jemand mit fchnellen Schritten die Kellertreppe herabkomme,
Kiefewetter, Fanftbueh. 10
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-146Er warf deshalb die Feder aus der Hand. die Lichter in ein im
Keller ftehendes Wafferfaß. zerftörte den Kreis und eilte aus 'dmKeller. Doch -nirgends war ein Menfch zu fehen.
'
Am 11. November wollte E., die Befchwörung abermals:
nehmen. aber ein unüberwindlicher Schauer zwang ihn. auf der
Kellertreppe umzukehren.- Auch am nächften Freitag. den 18. Novem
ber. konnte E. feine Zitatiou nicht vornehmen. weil Bußtag war
und er die Kirche befuchen mußte; am 25. November verhinderten
im Keller arbeitende Maurer das .Werk
Seit der dritten* Befchwörung war Ausfehen und Beträgen
des'E. verändert. Sein Geficht war angefchwollen. die Augen
ftanden ihm voll Waffer und er taumelte wie ein Betrunkener
umher. Tag und Nacht hatte er keine Ruhe und es kam. ihm
vor. als ob er von dem grauen Mann mit dumpfen Ton in'einer '7
unbekannten Sprache gerufen werde; des Nachts war es ihm. *alsob ihn der Teufel zwicke. “und im Traume erfchienen ihm ganze
Rotten böfer Geifter. Seine Angft nahm ftetig zu. fein Blick war
ftarr -und wild. und man fürchtete völligen Wahnfinn.
trachtete er danach. in den Keller zu gelangen. und-machte. wenn
dies verhindert wurde. Selbftmordverfuche. Gottesläfterliche Reden.
welche E. ausftieß. machten feinen Herrn auf deffen Geifteszuftand .
aufmerkfam; er befragte ihn fcharf. und E. geftand Alles. feinen
Höllenzwang ausliefernd. Nun wurde von der Geiftliihkeit eine
der fattfam bekannten Bekehrungszeremonien :und Teufelsaust_reibungen vorgenommen. worauf E. am 21. Dezember ati iutegrum
reftituiert zu feinem Vater entlaffeu wurde.
Wir haben bei E.. deffen aufgeregte Phantafie durch die
_
Befchwörung zur Hhpoftafierung des grauen Mannest) angefpo'rnt
1) Es ift
fchwer zu fagcn. wo in dem_bei theurgifchen Operationen Ge
fchauten Subfekt-ives und Objektives'anfängt und aufhört. So vergleiche man
folgenden Vorfall. welchen der Profeffor und Rektor des Stadt hmnafiums zuMagdeburg Elias Caspar Reichard. ein Theologe der Semlerfchen. ra
tionellen Richtung. in feinen ..Bermifchten Behträgen zu einer näheren Eine
ficht in das gefamte Geifterreich". Helmftädt. 1781. 2. Bd. S. 229 ff. aus
feinem eigenen Leben mitteilt. Als Reichard-17Z1 auf die lateinifche Schuledes Waifenhaufes zu Halle a, S. kam. warder aus Winsheim gebürtige Theologe Georg Wilhelm Stöller. fpäter Adjunkt der kaif. Akademie der_
Wiffenfchaften zu St. Petersburg. fein Stnbenpräceptor, Derfelbe hatte Nei
chard den freien Gebrauch feiner Bücher geftattet. und diefer erzählt nun:
..Eines Abends ergriff und durchbliitterte ich
fein Stammbnclf. welches voller
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wurde, einen Fall von Autofomnambulismus (der graue* Mannerinnert fehr an den kleinen diabolifchen Mann, den der Schneider-p
lehrling Anton Arft in Jena nach Kiefers Bericht während feiner
fomnambulen Zuftände fah), welcher in Dämonomanie'iibergeht.
Das bei den Befehwörungen gefehene Geld ift
vifioniires und*
_erinnert an das fich in Kot und Wunder verwandelnde Geld der
feltfamer Gemälde und Jnfchriften war. Weilen mir nun unter den Bildernbefonders ,Eines fehr auffiel, welches eine gar poffierlich gekleideteh in einem
Zanberkreife ftehende Figur eines zerlumpten Kerl-I oorftelletef .mit dem dabei)gefchriebenen Shmbolum: Brit-der!
lgedenkean denLappländer mit
den roten Stiefeln und den gel en Hacken (Abfiihen): fo drang ich
mit anhaltenden Bitten in den Herrn Stöller-'mir eine nähere Erläuterunghierüber zu geben. Schwer ging er dran. Endlich ließ er fich im höchftenVertrauen, doch zugleich mit innigfter Wehmut und mit thränenden Augen, infolgenden Worten gegen mich heraus:" ,
_
„Niemals erblicke ich
diefes Bild, niemals lefe ich
diefen Denkfpruch inmeinem Stambnche ohne Zittern und Abfcheu. Ich habe mich während meines
Aufenthaltes auf der Univerfität zu Wittenberg in Verbindung mit mehrerenStudiofis, ftark auf .die 'Nekromantie, Chiromantie und Vhhfiognomie gelegt,viele magifche Schriften gelefen- alle Zauberformeln und Befchwörungscharakteremir bekannt gemacht, und auch zuweilen mit Geiftereitieren mich abgegebenund bin dadurch zu mancher Wiffenfchaft: gelangetf wel>)e ic
h
jetzt gänzlich und
auf ewig oergeffen zu haben wünfchte. Einft gingen wir verbundene'Zukunftsforfcher iu der Chriftnacht bei) Mondenfcheine in ein nahe ben der Stadt
liegendes Gebiifcha räumten auf einem bequemen Maße den Schnee auf die
Seite. zirkelten in der Mitte einen mit erforderlichen Zeichen bemerkten ma
gifchen Kreis ab, und fingen an* unfere Exorcismen herzumurmeln. Plötzlicherfchi'en eine wnnderbarliche Geftalt in einem bunten zerlappten Kleide, mit
fchwarzen Strümpfem rothen Stiefeln und gelben Abf'cihen an denfelben fo
.wie fie da im Stammbuche abgemalet ift. Ich hatte die Verwegenheit hinter
wiirts ganz nahe zu dem Kerl hinzuzntretten, ihme den einen Fuß aufzuheben,nnd' die Stiefel nebft den Abfäßen genau zu betrachten. In dem Augenblick
entftand ein gewaltiger Sturm. Wir erfchracken und entflohen in der größtenAngft und Beftiirßung nach der Stadt zu, und wurden bis ans Thor mit
laufend Schneebiillem doch ohne Schaden davon zu nehmenh unaufhörlich ver
folget. Seit der Zeit habe ich dies mißliche Handwerk verfchioorem und be
reue meine Thorheit nicht ohne die fchmerzlichfte Riickerinnerung an diefe'teufelifche Gauckelehen und fchauderhaften Begebenheiten."
Horft bemerkt in feiner „Zanberbibliothek" (Bd. l S, 284) zu dieferErzählung: „An der Zuberläffigkeit der diefer Erzählung zu Grunde liegenden
Thatfachen läßt fich nach allen Gefeßen der hiftorifchen Auslegungskunftund Kritik nicht wohl zweifeln. Ein Zweifler möchte vielleicht fa en, der
zerlappte wunderbarliche Kerl mit den roten Stiefeln und den gelben bfäßen'
fei ein oerkleideter Student gewefen, der vielleicht von Stöllers und der übrigenVorhaben etwas erfahren- und die Schneebälle nur Sihneeflocken, Aber'ein'Gläubiger könnte diefem Gedanken auch wieder feine Zweifel mit denifelbenRechte entgegenfefzenf und - wir haben verfprochen kein Urteil zu fc'illenf undiiberlaffen die Sache dem eigenen Ermeffen unferer Lefer." >- Jch habe meinerfeits diefen Worten Horfts nichts hinzuzufügen.
*
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Hexen) welches diefe in' ihren Vifionen vom Teufel zu erhalten
glaubten)) ,
Noch in unferem Jahrhundert kennt man die Teufelsverfchreibungen. Dem Pfarrer Blumhard in Möttlingen rufen
1) Derartigea kommt auch noch in unferer Zeit vor. So berichtet der
bekannte Pfarrer Blumhard) daß die von ihm behandelte befeffene G. D.znMöttlingen im Jahre 1840 von unfichtbarer Hand Geld gefchenkt erhielt.Wenn fi
e allein war, fo lag um fie herum der ganze Fußboden der Kammer
voller Thaler. Sie erfchrack und ftieß fie.mit den Füßen an. ob es wirklichThaler wären. Sie hörte den Klang, fah die Geftalt der Thaler und glaubte
nicht ander-i7F als es fei
wirklicheß Geld.Der berühmtefte hierhergehörige Fall if
t der der bcfeffenen Magd ausLehre-Z, welchen der bekannte Theologe Andreas Ebert an Luther berichtete.Ich gebe die Erzählung deSfelben nach Dr. Wolfgang Iobft: „Kurze Vefchreibung der Stadt Frankfurt a. d
. O.
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..
(luna 1536 unter Kaifer Eur-010 7. ift in diefer Stadt durch GOtteZ Schickung
eine. wunderbarliche, feltfanie, unerhörte und doch wahrhafftige Gefchicht gefchehen,
alfo. daß mitten im Sommer eineMa d, Gertraud enant,eine-Z armenManneß mit
Namen Maßke, Fifcher zn LebusF oihter, erftlnh bei ihrem Vater im Handlefehwach worden und gen Frankfurt kommen, da fi
e bon einem Bürger, GeorgRnlifch genantf auffgenommen, welcher ihr nam Notdurft hat pflegen laffeu,und zum Teil wiederum gefnnd worden, und zum erften viel feltfame Reden
gefiibret, daraus man geurteilet, daß fie mit dem Feind der Wahrheit, dem
Satan, befeffen, denn wann diefe Magd etwan einen an den Rock, Waren,Wannnß, Händen, Ermel, oder an einen Tifch, Holy, Banck, Stein, Erden7Mauer oder fonft etwas angegriffen, hat fi
e
allwege Geld erwifchet und“ flugsdamit zu dem Maul gefahren und dai-ein gebiffen, es getauet, daß es zwifchenden Zähnen geknarret, und im Maule die Miinße blicken laffen, daß manseigentlich geiehen, und endlich eingefchlungen) daß fi
e offtmals vom Einfchliicfenim Antlitz fich entfiirbet. DeZgleichc-n hat fi
e deZ Nachtsl im Bette, vom Federbette, Lacken, Bette-Brett und worauff fi
e mit der Hand gegriffen, Geld erwifctnund damit geränfchet, das Maul vollgeftopfftf daß fi
e auch gräulich davon ge
röchelt und wollen daran ei'ftickenf daß man hat miiffen Lichte anziindeuund ihr _zu Hiilffe kommen, da fie fi
e am Halfe braun und blau gefärbet ge
wefen.“
„Es haben aber die Leute, wenn fie einen Griff etwau auf ein Ding ge
than, eilenns die Hand) ehe fie die zum Mund gebracht, erwifchet, und ihr die:
felbe mit Gewalt auffgebroehen mid das Geld daraus genommen, Etlichen ehr
lichen Männern und Weibern hat fie auch wo l das Geld von felbft gereichet
wann fie einen Griff gethan. vnd zuweilen mit der Hand das Maul ganß voll
lgeftopffetfim Munde damit geraufcht nnd mit den Zähnen da-Zfelbige g
e
men.“'
„Es ift aber allerlei) ganghaffiige Miiillze "gewefen, als Märkifche Grofchen
Viennige, Stettinifche, Meißnifche7 Volnifche und'Böhmifche Miinße, item
Vreuffifche Grofrhen, darunter auch etliche böfe, rote Miinlze gewefen."
„Sie hat auch auf eine Zeit einen Thaler erwifchet und eingefihlnngen.daran fi
e gar nahe erfticket und fich felbft erwiirget hätte. und ift
rechtfchaffeneMiinhe gewefen und alfo geblieben." z _
„Zum leßten hat fie
auch Stecknadeln erwifchet, welche fie
gekauet und
anch eingefreffen. Hat fonften, wann man fie gefraget, feltfame wunderliche
Reden getrieben.“" -
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_149 -184() die die G. D. befihenden unfeligen Menfcheugeifter zu. daß
fie
fich bei Lebzeiten dem Teufel mit Blut verfchrieben hätten.
..Und wiewohl ein papiftifcher Pfaff von Croffen--damals fie
befchworen.in Hoffnung. den Teuffel auszutreiben. und fie in eine Wanne voll geweihet
Waffer gefeßet und andere viel mehr Zeremonien mit ihr vorgenommen.
Ath
er er richtete nichts aus. fondern fie
verlachtees Alles und trieb das Gefpöttraus.“
'
..Demnach ift
zu der Zeit ein evangelifcher Prediger .111111-638 1311311115
zu Frankfurt gewefen. der da diefelbige wunderbarliche Gefchichte dem Dr.lautbar-0 kund gethan und fchriftlich gebeten. ihm in diefer Sache feinen gutenRat aus Gottes Wort mitzuteilen. darauf er unter andern geantwortet. wie denn
fein Schreiben noch vorhanden. es wäre ihm'ein feltzam unerhört Ding. hataber endlichen. nachdeme er feine Gedanken angezeiget. gerathen. daß man die
Magd 'in die Predigt führen. und Gott fiir fie bitten folle. fowürde es mit
der Zeit mit ihr beffer werden." .
Als fie nun in die Predigten geführt. hat der Teuffel durch fie den
felbigen Prädicanten offtmals Lügen geftraffet. wenn .er aber den Teuffel ge
boten. er folte fchweigeu. fo hat er gefihwiegen. ift
auch endlich ihr durch das
gemeine chriftliche Gebet geholffen worden. daß fie der Teuffel verlaffen. dar:
nach fie viel Jahre lang beh gefunder Vernunft frifch und gefundt noch bei)
Leuthen in Frankfurt für eine Magd gedienet. nicht gewuft. wie ihr gefchehen._
gleichwohl letztlich zu Falle gebracht. und von danuen kommen."
Wenn nun auch bei diefem Fall fogenannte ..fpiritiftifche Apporte“ zuGrund gelegen zu haben -fcheinen. fo if
t
doch die Sache augenfcheinlich weit
übertrieben und aufgebanfcht worden. Ju der Mehrzahl der erzählten Fälle.daß Hexen. Befeffeue 7c. von unfichtbarer Hand oder vom Teufel Geld erhalten
haben. mögen vifionäre Zuftände obgewaltet haben. Ein.lehrreiches Beifpicldavon giebt uns E. L. Reichard in feinen ..Bermifchten Behträgen zu einer
näheren Einficht in das gefammte. Geifterreich." Helmftedt1781. Bd. 2. von
den an 5. Auguft 1687 auf dem Köppenberg. bei Arendfee hingerichteten*
Hexen Sufauna Neilmanns. Jlfabe Berendts und Katharina Niemanns. Inden von Reichard veröffentlichten Akten heißt es: ..Es geben diefe unglücklichenund betrogenen Weibsleute bei) der linterfuchung zum Zeichen der'Wahrheitihrer' Verfchuldung und ihres Bekenntniffes unter andern mit an. daß in Hill:'gen- oder [Hehligenfelde da und da. ein verfchloffener Kaften heimlich wohlverwahret ftehe. worin vieles koftbare Silbergefäfirr von Bechern. Leuchtern.
Löffeln 2c. läge. welches ihnen der dienftfertige und freigebige Teufel nach uud
nach zugefchleppt habe. *Die Gerichte laffen den Kaften holen. und wie fie
folchen ohne Vorwiffen diefer Leute öffnen. fo finden fie nichts weiter darin
als lauter Knochen. Gebeine und Gerippe vonder Abdeckereh. Man verfchlieffetden Kaften wieder. läffet folchen denen Jnquifiten vor Augen ftellcn und' fragt:Ob dies der Kaften fen? -. Ja. ja. das if
t er. Nunwerden die Herrenfehen. daß wir wahr geredet haben! (Die Hexen hatten nämlich ein freiwilliges
Geftändnis abgelegt.) _ Noch eiiuual. was fagt Ihr. was foll darin fehn? -Lauter köftliche filberne Gefchcnke des wohlthätigen Geiftes. - Herr Amtsaktuarius Anton Werneccius beobachtete dabeh aufs Genauefte ihre Gefichterund findet folche voll des gräßlichften Staunens. als derfelbe geöffnet wird und
fie die fchöne Mufit. die herrlichen Raritäten. darin erblickten. - Sieh! fieh!-- ruft die Eine voller Verwunderung aus - .wat doch d
e Dübel vör'n
Schelm is! de
hat uns recht was angeleit!“ (vorgelogen)."Da die Katharina Niemanns den Akten nach ihre - zur Zeit des Pro
zzffesverheiratete - Tochter, Jlfabe Berendts uud diefe wieder die Snfauna
l eilmanns' ..zur Hexereh verführen* hatte. fo haben wir hier ein Beifpiel der
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-150f und diefer Vorgang foll; fich oft wiederholt haben))
- Wuttkefagt in feinem „Bolksaberglauben der Gegenwart“ iiber die Vakte:
_ pfhchifchen Anfteckung, einesmagnetischen
Rappories oder einer hhpnotifchen
“3:
Suggeftion, welche von der die Zau erei lehrenden Hexe auf ihre Schülerin
h übertragen wurde. Auf diefe Weife erklären fich auch die Vifionen des Sab
f baths und namentlich des .Teufelsgeldes welches fich in Kot, Scherbenf
| Kohlen 1e. verwandelte, ohne .daß wir heut zu Tage leider fagen können, wo
die einzelnen zu erklärenden Thatfachen anfingen und endeten.
Ein intereffantes Beifpiel des vifionären Schauens erträumter Schätzeaus der Neuzeit und eigener Erfahrung giebt uns der Redaktionsfekretär 'der
'
„Vfhchifchen Studien“ G. C. Wittig, in diefem Journal (Jahrg. Zll. Heft 7,.
', S. 316). Als derfelbe 1855 im Haufe Nees von Efenbecks in Breslaulebte, hatte er das Nervenfieber iiberftanden und in feinen Delirien geglaubt,in Konftantinopel zu fein, wo er mit einer Tochter des Vadifchah eine Lieb
fchaft unterhalte und deren Vater ungezühlte Beutel voll Gold und Edelfteinen
i aus der Schatzkammer entwende. In der Rekonvaleseenz fpann fich diefer
i Traum bei Wittig auch lange Zeit in feinem Tagesbewußtfein fort. Er glaubte
f mit feiner Vrinzeffin und den ungezählten Schühen nach Breslau in feine Dach
'l
kammer bei Nees von Efenbeck geflohen zu fein und pflegte täglich feine Milliot en vifioniiren Goldftiicke zu zählen und fich am Anblick feiner Diamanten,Smaragden und Rubinen zu beraufchen. „Dies ge chah
- fagt Wittig a. a. O.
- -- Wochenlangf während welcher Zeit meine Gene-ung unter der forgfältigen
*f Behandlung des als Arzt hochgefchähten Prof. ])r. lZinoff inBreslau, welchermeinen ihm gefchilderten Fall für eine intereffante Vubertäts-Erfcheinung er
klärte, allmählich fortfchritt, aber nur felten lichte Augenblicke iiber mich kamen.
»,
Selbft am hellen Tage glaubte ich meine Schähe um mich herftehen zu fehen,
, i' fo daß ich
fie mit fteter Eiferfucht bewachen zu miiffen glaubte. Da gefchahes
j fl an einem fchönen Sommermorgen. daß ich mich noch immer fchwach, nach
'
(l meinem fpiiten Erwachen in den Garten begab, nachdem ich foeben erft neue
l- Schiiße in meiner Bodenkammer durchgeziihlt und richtig befunden zu haben
] glaubte. Ich fuß in der großen Sommerlaube inmitten des Gartens 'rm
f; warmen Scheine der Sonnef als plöhlich der Gedanke in mir aufblihte: Be
fiheft du auch wirklich fo viel Gold und Edelfteine? _u Ich glaubte, eine Anzahlderfelben zu mir gefteckt zu haben, und griff fofort nach meinem Portemonnaie." ,
, „Als ich es im Scheine der hellen Sonne öffnete, lag nicht einmal ein
'
einziges Goldftiick ftatt vieler darin, fondern nur - ein einziger Böhme-oder
fi Silbergrofchenl Diefe Erkenntnis war gerade zu niederfchmetternd fiir mich!
r Ich konnte es aber noch nicht glauben. So zerfchlagen und fchwach ich
mich
i fiihlte,. fchleppte ich
mich doch mühfelig die drei Treppen hinauf in meine
Bodenkammer, um meine Schiihe zu fachen, die ich nun nirgends fand. Ich
_ fehte mich weinend auf meinen Bett-rand. Ich fühlte mich ganz arm und be
,' raubt! Die Vifion meiner Vrinzeffin war in letztenZ'eit gegen die meiner
"
Schätze zurückgetreten, - von nun an kam fie nur noch nachts zu mir und
i tröftete mich in meinem Kummmer um fie und unfern gemeinfamen Verluft,
if den fie leicht wieder erfeßen zu können erklärte. indem ihr Vater fie
fo fehr
f liebe, daß er ihr ficher auf ihre briefliche Bitte den Reft nachfenden und ihr
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-„7
.7
1-.
.-,
J verzeihen werde. *Aber- nun war der* Bann meiner vifionüren Traumbefangen
heit gebromenf und ich
kehrte ins nüchterne Leben zurück." .
'1 Die Bifion Wittigs ift
wegen der in ihr vorkommenden erotifchen Mo
l mente von befonderem Jntereffe, denn die tiirkifche Brinzeffin wiirde fich in der
Teufels- und Hexenperiode in einen regulären ZueoubuZ und das dem Vadi
fchah geraubte Geld in gefchenktes Teufelsgeld verwandelt haben.
l) Vgl. ])1*. R. A. Berthelen. „Die Klopf- und Spukgeifter zu Oder
wiß und Herwigsdorf." Großenhain 1865._ Anhang, S. 33.
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- 151 -.-.
Solche Frevel gehören nicht nur der Vergangenheit an, fondern kommen
auch jetzt immer noch vor, Aus Würtemberg fchreibt uns ein erfahrener und be-'
währter Seelforger: Unterfchrei'bungen mit Blut; kommen-vor, wiewohl ein
Geheimnis darüber. liegt, *welches nur fchwerjzinergriinden ift, Verfonen,
welche die Anfechtung haben, als hätten fie
*fich-“mit Blut herfchrieben, giebt es
hie und da; aber ich konnte nicht recht darauf 'kennt-n?" wie weit fie
fich
täufchten, wie weit fie
fich mit hellen Vewußt-fein. fich'in dergleichen einließeu.
Daß es Korporationen giebtf' welche Jünger für* ihre Geheimkunft fuchen und
*
fie
durch fchauerliche Zeremonien einweihen, die auch Unerhörtes zu Stande zu
bringenfcheinenF inden weiteften Entfernungen täten und» jeden Einfluß ausüben
zu können wenigftens vorgeben, davon habe ich vor einigen Monaten die
Kunde bekommen von einem-jungen Mann,f der bereits die niederen Stufen
durchgemacht hatte. und als es
zum Äußerften kommen follte, plöhlich vom
Gewiffen gefchreckt, fromme Worte 'ausfprach durch welche alleKiinfte vereitelt
wurden) weil -Beftürzung' auf* filmtlime Anwefende fiel,_ In pantfchem
Schrecken verließ der junge Mann-*die Gefellfchaft, hatte aber viel Mühe, von
.allen Banden fil() loszuwinden-x .undmußte felbft- fiir fein Leben beforgt fein.-
werfen; .ift nnn-griindlichjbekehrt. Aber keinMenfch vermag die-Gräuel zuahnen, von: welchen„ er- zu ,erzähleni fweiß.- -7Eine ähnliche Kunde von einer
folchen _Gefellfchaft ift
*uns* aus-Frankreich zugekommenF7'1)
*
1) Ein fehr bekannter Vefter Maler verficherte *mich7 daß inder Gegen
wart gleiche Korporationen in Ungarn beftänden.»
'
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4. Abfchnitt.
Wie und als waS ift der,
-Mephoftophiles der Fauft-j* tradition aufznfaffen9
er gebildete Lefer des Goetheifchen FauftDwelcher keine eingehenderen Litteratnrftudiengemacht hat,-" kann nach dem nach dem Buch
Hiob gedichteteu Vorfpiel im Himmel undder
ganzen Figur des Mephiftos nicht anders an
nehmenF als daß derfelbe der Herr der Hölle
felbft ift und unter angenommener falfcher Maske und falfchem
Namen Fauft verführt. Der tiefer in die FauftlitieraturEingedrungene weiß dagegen, daß die alte Faufttradition
ihren Mephoftophiles keineswegs mit dem Höllenftirften identifiziert,
fondern daß derfelbe ein Teufel untergeordneten Ranges, ein
Zpjrj-tuZ foinjijaria mit hauskoboldartigen Zügen ift, deffen Bild
der altgermanifehen Mythologie entftammt und in der Teufel-Z
periode des 16. Jahrhunderts chriftlich-dogmatifche Züge ange
nommen hat.
Jft die Goethefche Auffaffung des Mephiftopheles bei aller
Großartigkeit der Konzeption eine durchaus nicht der Gefchichte
des Zauberglaubens entfprechende, fo ift die germaniftifche Auf
faffung Mephiftos nur fehr bedingt richtig zu nennen. Mephiftos
mythologifcher Urfprnng muß ganz wo anders gefueht werden.
namlich im Geftirndienft der ttlteften Völker. Schon das vor
gefchichtliche Volk der Akkader, die Ureinwohner Mefopotamiens
ließen die fieben Planeten von Gottheiten befeelt fein. Der Gott
der Sonne war Utu, der des Mondes Urn-ki, der Gott des.
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-153Saturn war Nin-da-ra, _der' Gott des Jupiter Amar-utuki. der
Gott des Mars Nirgal, der Gott der Venus Sukus und der des
Merkur Ak. Die Erben der Akkader, die Babhlonier, Affhrer
und Ehaldäer nannten ihre in gleicher Reihe folgenden Planetengötter: Samas. Sin, Adar, Maruduk. Nergal, Jftar und Nebo))
-Diefen Göttern der Planeten ftanden die Dämonen der Planeten,
die fieben Maskim gegeniiber, welche „fieben böfe Geifter, fieben
Flammengefpenfter, fieben Dämonen der feurigen Sphären“ aufs
Genauefte den Wid'erpart der fieben mit der Leitung des Weltalls
bekleideten Vlanetengötter bilden, -
Diefe fieben Maskim, welche fich durch alle Mhthologi'en
ziehen und als Vorbilder der fieben „Kurfiirften“ der Teufel des
Höllenzwangs noch deutlich erkennbar find. find die Söhne des
Anaf des Gottes und Königs der finftern Welt der Akkader; fie
ftören die Ordnung des Vlanetenlaufes, erregen Sonnen- und
Mondfinfterniffe; fie
fiihrten gleich den griechifchen Titauen und
den Naphelim oder Nephiliin des Buches Henoch kurz nach der
Schöpfung erbitterte Kämpfe gegen Gott. Sie thronen gleich den
Teufeln im Innern der Erde und verurfachen Unheil und Um'fturzim Himmel und auf Erden. Eine akkadifche Jnfchrift fihildert
ihr Treiben in lebhaften Farben:„Die Sieben, fi
e werden im Gebirge des Weftens geboren;
Die Sieben, fie werden groß im Gebirge des Oftens;
Sie thronen in den Tiefen der Erde;-
Sie laffen ihre Stimme erfchallen auf der Höhe der Erde;-
Sie lagern im unermeßlichen Raum ini Himmel und auf Erden.
Einen guten Namen im' Himmel und'auf Erden befihen fie
nicht.
Sie, die Sieben, erheben fich im Gebirge des Weftens;
Sie, die Sieben, legen fich im Gebirge des Oftens zur Nah.“ --'- -* „Sieben find es! Sieben find es:
Sieben find es in des Ocean-s tiefften Griinden-L) aus dem verborgenen- Schlupfwinkel.
Sie find nicht männlich, find nicht weiblichSie breiten fich aus gleich Feffeln.Sie haben kein Weib, zeugen nicht Kinder;
') Über die akkadifch-babylonifch-affhrifch-chaldäifihe Mythologie vergl,Lenormant: „Die Geheimwiffenfchaften Afiens". Jena 1878.
2) Ein Fauft zugefchriebenes Zauber-buch. worin der Teufel aus dem
Meere zitiert wird, heißt „der große, gewaltige Meergeift“.
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_* 154 _-
Erfurcht und Wohlthun kennen fie
nicht.
Gebet und Flehen erhören 'fie nicht.
Ungeziefer, das dem Gebirge entfprvffen;
Feinde des Ea. 1)
Sie find die Werkzeuge des Zornes der Götter.
Die Landftraße ftörend; (affen fie auf dem Wege fich nieder.
Die Feinde; die Feinde;
Sieben find fie! Sieben find fie! Sieben find fiel
Geift des Himmels, daß fie
befchworen feien!
Geift der Erde, daß fie
befchworen feien." * K - * **
„Sie find der Tag der Trauer, der fchadlichen Winde;
*x z
Sie find der verhängnißvolle Tag, der _verheerende Wind; der ihm worauf-gehn*
Sie find die Kinder der Rache; die Söhne der Rache;
Sie find die Vorboten der Weft;
Sie find die Werkzeuge des Zorns der Nin-kigal; -
Sie find die flammende Wetterfäule, welche *arg haufet auf Erden.
Sie find die fieben Götter des unermeßlichen Himmels;
Siefind die fieben Götter der unermeßlichen Erde. 7
x
Sie, find die fieben Götter der feurigen Sphären,
Die fieben Götter, fie find fieben an der Zahl; -
Sie find die fieben fchädlichen Götter ;_
Sie find die fieben Schreckgeifter; _
Sie find die fieben böfen Flammengefpenfter;
Sieben im Himmel, fieben auf der Erde, .'
Der böfe Dämon, der böfe ulal, der böfe gjgim, der böfe teln!, der böfe Gott;der böfe maritim")
Geift 'des Himmels befchwöre fiel Geift der Erde befchwöre fie!
Geift der Nin-gelal; Herrin der Länder,befchwöre fiel
Geift des Nin-dara, Sohn des Feuerhimmels, befchwöre fie!
Geift der Sukus, Herrin der Länder, die zur Nachtzeit ergliinzt; befchwöre fie!"
Die akkadifchen Befchwörungen der Maskim erhalten zuweilen
eine noch ,größere Ausdehnung und nehmen dann ftets e'ine dra
matifche Form an. Eine Schilderung der von den Dämonen
verurfachten Verheerungen bildet die Einleitung; wobei voraus
gefeht wird, daß die Klage von dem wohlwollenden Silik mulu-khi,
der über den Menfchen wacht und zwifehen ihnen und den obern
Göttern als Vermittler dient, erhört worden fei. Aber Macht
und Weisheit find nicht derart, daß fie die iibermächtigen Geifter,
deren Einfluß befchworen werden foll; zu 'überwinden vermögen.
1) Eu ift der oberfte der akkadifchen Götter,
2) In diefem Vers werden alfo vier Eigennamen der Maskim mit
geteilt,
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Silik mulu-khi wendet fich daher an feinen Vater Eu, den Träger
der göttlichen das Weltall'durchdringenden Intelligenz, den Herrn .
der ewigen Geheimniffe, der dietheurgifihen Handlungen leitet,
und diefer offenbart endlich den mhfteriöfen Ritusl die Zauber
formel oder den „allm'cichtigen, geheimnisvollen Namen,“
der im Stande ift- alle Anfchliige der furchtbarften Höllenm'ctchte
zu vereiteln. . .
Es wird, wie wir fallen, nach Lenormant in den akkadifchen
Befchwörungen von einem allmiichtigen magifchen Namen gefprochen,
„mittelft deffen Ea im Innern feines Herzens die Zukunft bewacht
und befchirmtz',t diefer Nameaber, der alle höllifchen Mächte zn
Boden ftreelt, wird nicht genannt; er wird 'in geheimnisvoller
Weife vom Vater auf den Sohn übermittelt)) Ea erteilt noch
eine Reihe Vorfchriften zum Behuf der Befchiihung und Heilung
der von den Maskim Befeffenen, worauf endlich mehrere göttliche
Wefen, wie die Höllengöttin Nin-kigal undNin-akka-quddu, deren
Eigenfchaften weniger bekannt findF unter Eas Anführung in die
Handlung eingreifen und zufanunen mit dem Feuergott zur völligen
Unterwerfung und Bindung der Muslim fihreiten_*
Noch ift
zu bemerken daß diefe foeben befprochenen Dämonen,
deren Thätigkeit eine allgemeine und kosmifche ift, nicht felten
die Menfchen angreifen, deren Mißgefchick fie
herbeifiihren. IhreEinwirkung kann aber auch wie die der Teufel des Mittelalters
-und der Reformationszeit in Folge der Bezauberung durch
Schwarztiinftler eintreten und fie gilt daher als Urquelle *alles
menfchlichen Ungliicks, fowie als Urfache aller tellurifchen Kata
ftrophen.
Wir fehen alfo .in dem akkadifchen Befchwörungsritual den
ganzen Modus der mittelalterlichen 'Teufelsbefchwörungen vorge
bildet, und wie dort die Maskirn durch Silik-mulu-khi, den Sohndes Eay und den „allmüchtige'n, geheimnisvollen Namen" Eas
befchworen werden, fo *werden hier die fieben Großfiirften der
Hölle durch Jefum Chriftum, Gottes Sohn, und die geheimnis
vollen, kabbal-iftifchen Namen Gottes, die wir fptiter noch näher
*) Ich erinnere hier an die geheimnißvolle Vererbung der wahren Ausfprache des mn* bei den 'Juden von Hohepriefter zu Hohepriefter,
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_156kennen lernen werden, zitiert und wieder entlaffen. Ia, der „allmäch
tigef geheimnisvolle Namen“ der Akkader erinnert fogar an die Worte
Goethes, mit welcher diefen den in Pudelsgeftalt hinter dem Ofen
hockenden Mephifto apoftrophiert:
„Berworfenes Wefen,
Kannft du ihn lefen,
Den nie eutfproffenen,
Unausgefprochnen,
Durch alle Himmel gegaßneu,
Freventlich durchftochenen'?"
Die akkadifchen Planetengötter und Maskim wurden bei den
Anhängern Zoroafters zu den Amfchaspands und Devs, bei
den Juden in der kabbaliftifchen Geheimlehre zu den die Planetenals Jntelligenzen regierenden Erzengeln und den diefen
entgegengefehten Dämonen der Planeten umgewandelt. So'
heißt in der Kabbalah die Intelligenz des Saturn Agiel. deffen
Dämon Zazel; die Intelligenz des Jupiter Jophiel. deffen DämonW
Hismael; die Intelligenz des Mars Graphiel, deffen Dämon
Barzabel; die Intelligenz der Sonne Nachiel, deren Dämon Sorath;
die Intelligenz der Venus Hagiel, deren Dämon Kedemelz die
.Intelligenz des Merkur Tiriel, deffen Dämon Taphthartharath;
die Intelligenz des Mondes Hasmodai und endlich deffen Dämon
,Schedbarfchemoth Scharthathan')Andere hebräifche oder hebräifchen Urfprnng zeigende Zauber
bi'uher. wie das Buch Raziel, das Buch Arbatel und “die
Elarieala Zalomonio haben, die gleiche Ordnung der Planeteninnehaltend, andere Namen fiir deren' Jntelligenzen. nämlich:
Zaphkiel, Zadkiel. Camael. Raphael, Haniel. Michaelz Gabriel;
oder Oriphiel, Zachariel, Samuel, Michael. Anael, Raphael, Gabriel;
oder Aratron, Bethor. Phaleg. Og, Hagith, Ophiel, Phul; oder
endlich: Sabbathiel. Zedekiel, Madimiel. Semeliel, Nogahel,
Cochabiel und Levanael. Mit deu Dämonen der Planeten be
faffeu fich die lehtgenannten Bücher nicht.i
Den Planetengöttern und Maskim begegnen wir auch bei
den Neuplatonikeru wieder, und zwar nennt Iamblichus die
erfterenWeltfiirften und die leßteren Fiirften der Materie-i); -.1) Cornelius A'grippa: (>aaulta kliiloeopbia, Lib. ll, eng-22,
2) ba raFoteriie negxptiorum 1). ll. eap. 5 ti'.
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Beide befchreibt er ganz analog den Intelligenzen oder olhmpifehen
Geiftern, fvwie den Vlanetendämonen- der genannten jüdifchen
Zauberbjicher. Die Erfcheinungen der Weltfiirften find deutlich,
die der Fiirften der Materie verworren, beide aber gebieterifch.
Die Erfcheinnngen der Fürften der Materie umfchwärmt, gerade
wie die in mittelalterlichen Zauverbiicherin als im Heptameron
.des Petrus von Abano.- gefchilderten Geiftererfcheinungem auf eine
den Befchwörern faft unerträgliche Weife ein Gewiihl von weltlichenund irdifchen Bildern. (Man vergleiche auch den Zauberfpuk,
welchen Fauft nach 'der erften Befchwörung in feinem Zimmer e
fah.) Die Weltfiirften geben, wie die olhmpifchen Geifter der
jiidifchen Zauberbiieher, glänzende Geiftesgaben, hohe Wiffenfchafln. f. w.; die Fiirften der Materie jedoch; gleich Mephoftophiles
und Azie( im Höllenzwang, materielle und irdifche Güter, Scheiße,
Geld, Kiinfte 2c.; auch werden die (ehteren bei ihren .Erfcheinungen
von wilden; graufenerregenden( fchädlichen, häßlichen oder blut-
gierigen Tieren begleitet; ein Zug. der fich bekanntlich durch die
ganze Gefchichtc der Magie zieht. Wie ich
hier nachträglich be
merke, erfcheint fchon einer der Maskim als Kettenhund. ein;
anderer als Leopard, ein dritter als Schlange tei) Wir werden
noch auf zahlreiche Analogien im mittelalterlichen .Zauberwefen
begegnen. Hier fei
vorläufig nur bemerkh daß nach dem Höllenzwang der höllifche Großfiirft Ariel als fchwarzer großer Hundmit feurigen Augen erfcheint; der höllifche Vfalzgraf Camniel
erfcheint in Leopardengeftalt, der Erdgeift Buriel und die' Stamm-
geifter der verftorbenen Menfchen Iazariel und Bazarachiel endlich
.in Schlangengeftalt.
Auch die Kirchenväter Origenesk) und Tatiani) hielten
die Geftirne für befeelt, und fo dürfen wir uns denn nicht
wundern, wenn die uralte Lehre von den Intelligenzen und
Dämonen der Geftirne in die mittelalterlichen Zauberbiicher iiber
geht. Am deutlichften ift
fie in der relativ echten, Fauft zuge
fchriebenen „bling-ia natur-alte et junaturalia oder drehfacher
1) Western nein lrlrerjptjone. [l7. 5.
k) [te fei-ine. ll. l. eur). 7. Contra 0618m!) (lil). ll. F 10, 11. Lili).
"fill, cap. Ö
66,
3) 0rati0 act Erker-08. p: 150,
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Höllenzwang“ 1) ausgefprochen„ Ju demfelben handeln die erften
einundvierzig Kapitel von der Befchwörnng der fieben Großfiirftender Hölle, und hier heißt es nun: ' -
i
Der Obrifter aller Teuffel und König über das ganße höllifche Heer heißt
Aaäannieh_ welcher von Gott verfluchet- gebunden und verftoßen worden; Er
heißt auch [matter, Zlucieliu (Ziel), Zeelnebub. Unter ihm gehören die fieben
Churfiirften der Teuffel, welche mit ihren Namen nach Ordnung der Planeten
alfo heißen: 1.7 'Znrbiel t) 2., dleybietopviel Lt.
3.- Gnome] 58|! rap-Laie] 5"
4.- trete] (J 5.7 duale] Z 6.- *Ariel Z 7,- War-due] (NL)Uber diefe einzelnen Kurfiirften wird nun gefagt:
„Zen-die] ift der erfte Großfürft der Höllen, er ftehet unter dem Planeten
8eturn118 i) Sein iiber ihn herrfchender Regent heißt 2apvkielf ein Thron
Engel des Heiligen .bevor-ae. Diefer erfcheint Sonnabend-Z früh um 17 3,
8 Uhr, in der Nacht um 9 und 12 Uhr in- einer menfaflichen Geftalt-mit
vielen Geiftern umgeben/*3) -Die Abbildung im Höllenzwang ftellt Barbie( als einen kleinen
Mann mit brauner, gegiirteter Blufe mit weiten Ärmeln, braunen, bis
zu den Füßen reichenden Bumphofen' und Schnürfchuhen dar.
Seine Gefichtsziige find* chinefenartigf die Ohren ungeheuer groß,
die Finger bekrallt. Auf dem Kopf trägt er einen liegenden
Halbmond. Sein Bild ift mit tierifchen Teufelslarven umgeben.
Bon den im Höllenzwang Mephiftophiel genannten Mepho
ftophiles der' Fauftbiicher heißt es:
„Aeyhjetoylu'el ift der andere Großfürft der Höllen- er ftehet unter dem
Planeten Jupiter Lt fein Regent heißt Zaäkiel- ein Thronengel des heiligen
Jehova-e. Diefer erfcheinet an der Mittwoche frühe urn 1F 6,
10 Uhr; des
Nachts aber um 10 und 12 Uhr, auch Montag früh um 3 und 6 Uhr und
nm 1() Uhr, des Abends aber um 10 und 12 Uhr. Seine Geftalt und Er
fcheinung ift
erftlich als ein feurigcr Bär, die andere und gelinde Erfcheinung
aber ift wie ein kleiner Mann in einer fchwarzen Kappe und kahlem Kopfe."4)
Mephiftophiel wird denn nun auch als Bär und in 'folgender
Geftalt abgebildet, welche freilich von dem Mephiftopheles der
Bühne fonderbar genug abfticht.5)
1) “Gedruckt bei Scheibl'e, Stutt art, 1849. 80, Sie fiihrt auch den
Titel: Marie aabulae uigrae iiaewrje Johannis k'auetj, mag-i eeleberrimj,“oder „Unerforfchlicher Höllenzwang" und foll zu Waffeln 1612 gedruckt
worden fein. .
I) A. n. O. eau. 1.
iz) Cap. 2.
4) Cap. 8.
b) Der Rock Mephiftophiels ift faiwarz, Hofen und Gurt rot. -
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.//Ye/n/Znr/GNÜW.
Mephiftopheles nach dem Höllenzwang.
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160 -In dem im. Höllenzwang nun folgenden Kapitel heißt es
weiter.:'
„Tiefer höllifche Groß-Flint blepbietopb. ift mir Fauften zum erften
mahle erfchienen auff einem (Neuß-Wege und zwar fehr granfam wie ein
Bär, .darnach bald fittfam als ein Löwe; aber -dureh vieles Anhalten meiner
Confei-often brachte ich
ihn zu ftande, daß er mir verfprach auff meine ZtmIir
Stube zu kommen, und er kam wie ein alter grauer Mann. Diefer Geift
machte gleich einen Vaet mit mir auff 24 Jahr und verfprach, mich fo ge
fchwinde an einen Let zu bringen als ich
gedächte. Auch folte ich von ihm
lernen alle heimliche Künfte der dlig-romaatiu, auch wolle er mir die hing-jam
recht lernen und fagte weiter: In mir liegen alle hohen Kiinfte der Natur
verborgen, und ift die .lupjter-Stundei) meine Regierung, daher bin ich dem
Menfchen fehr zugethan; ich warne ihn vor dem Knete. machen, will er fich
aber nicht warnen laffen. fo ift
nach der Zeit feines kante keine Gnade bei)
mir, auch läft es meines k'riiteipale; als des llaejt'ere fein Stern nicht zu, der
heißet Sei-umephitimi) welcher den» Menfchen verftockt machet in feinem
Herßen. Wenn ich als grauer Mann erfeheine bin ich am freundlichften."
So viel hier über Mephiftophiel, auf deffen 'Befcbwörnngs
ritus u. f. w. ich in einem *fpäteren Abfchnitt znriickkommen werde.
Von dem dritten höllifchen Großfiirften heißt es im Höllen
zwang :
„upaäiel ift der dritte Groß-Fiirft der Höllen; er ftehet unter dem 'pla
neten Aare Z* Sein ,Regent heißt Samuel, ein Thronengel des heiligen Je*
bar-ae. Diefer erfcheint des, Dienftags friih- umb 1,
3 und 8 llhr, des Nachts
aber von 9 bis 12 Uhr als ein feuriger Mann mit einer Tiger-Hauth umgeben
nnd einen Streitk-olben in der Hand haltend."3)- ß
Uber den im Fauft'fchen Zauberwefen eine ähnliche Rolle
wie Mephoftophiles fpielenden Aziel wird gefagt:z
N..
.:-
--_:
-;",
';:2
?..
x.
.
Z*:
„heir-1 ift der vierdte Groß-Fiirft der Höllen, er ftehet unter *dem *Pla
neten O Sein Regent heißt Raphael., Diefer erfcheinet des Sonntags frühe
S1
) Nach den Regeln der Aftrologie und Magie begann die Woche mitdem onnenanfgang am_ Sonnabend; der Tag wiihrte bis Sonnenuntergangund die Nacht von _da wieder bis Sonnenaufgang. Diefe natürlichen Tageund Nächte wurden fe in zwölf Stunden geteilt, welche natiirlich fe nach der
Jahreszeit bald kürzer bald länger waren. Die erfte Stunde des Sonnabendsnach Sonnenaufgang war dem Saturn geweiht; worauf die übrigen Planetender Reihe nach folgten. Dies wiederholte fich durch alle Stunden der Woche.
woher es kam, daß die erfte Stunde des Sonntu s_der Sonne, des Montagsdem Mond; des Dienftags dem Mars, dem ittwochs dem Merkur, desDonnerftag dem Jupiter und des Freitags der Venus geweiht ift. Auch' diefe
Einteilung entftammt der Urzeit Mefopotamiens. _
g)
Ich habe diefen Namen fonft iu keinem aftrologifchen oder magifchenWerk finden' können.
'
ii) Cap. 13.
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*161nm 1, 6 und 10 Uhr- des Nachts aber um 10 und 12 Uhr, in unterirdifcher
Geftalt, als ein großer rother Ochße mit abfcheulichen großen feurigen Augen
bisweilen auch als ein großer fchwarxzbranner Hund mit obigen großen Feuer
Augen. Man muß ihn aber durch 6011,)'uratj0u zwingen- daß er fich in menfch
licher Geftalt ftellen muß." 1)
Azielift denn nun auch in Öchfengeftalt abgebildet.
Die kunftg'emäße Befchwörung Aziels wird im Höllenzwang
in fechzehn Kapiteln abgehandelt, dann folgt die Befchreibung
Anaels:
„lin-rei ift der fuirfte Großfürft der Höllen und ftehet derfelbe unter dem
Planeten?, fein Regent heißt llanielf ein Thron-Engel des heiligen-36110752,
Er erfcheinet des Freitags 'früh in der 1.f 3, nnd 8. Stunde, in der Nacht
aber um 12 und 3 Uhr, als eine fchöne Jungfrau mit einem Diener begleitet,
welcher ihr die 'Schleppe trägtXtg)
Anaek ift
auf der Abbildung im Höllenzwang als fchöne
Jungfrau in die Vhantafietracht gekleidet, in welche man im,
16*. und 17. Jahrhundert z. B. Semiramis, die Königin von
Saba und andere erientalifche weibliche Berühmtheiten darzuftellen
pflegte. Kleid und Gürtel find goldgelb. die Tunika himmelblau,
die weiten Ärmel weiß. Auf dem Kopf trägt Anael einen phan
taftifchen Goldfchmnck, von welchem ein großer roter Schleierherabwallt, den* 'ein dienftbarer Teufel nachträgt Derfelbe if
t ein
hochorig'ineller kleiner buikeliger Kerl, in eine am Hinterteil zer
riffene weite fchwarze Kniehofe, zerlumpte grüne "Jacke mit kurzen
Ärmeln, fpanifche Halskraufe und ein wunderliches fihwarzes
Barett mit rotem hufarenartigen Beutel und gelbem Federftuß
gekleidet. Das Geficht ift eine fcheußliche* braune Frahe mit g -“
roten Augen, riefiger Nafe, Schlappmaul und langgefpihten Ohren.Die Arme find vom Ellenbogen an nackt, die Finger bekrallt.
Der eine Unterfehenkel ift menfchlich, mit grauem Strumpf und*
fchwar-zem Schuh mit roter Rofette und Kniefchleife bekleidet:_
der linke Unterfchenkel ift
eine nackte haarige Greifenklaue. Ans
dem defekten Hinterteil der Hofe .ragt ein roter Schweif, wie der
eines glatthaarigen Jagdhundes geftaltet, hervor.
Die Befchreibung des fechften höllifchen Großfürften lautet:
„Ariel ift der 6te Groß-Fiirft der Höllen- er ftehet unter dem Planeten Y
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Kufen-letter. Fauftbuch 11
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-162Sein Regent heißt bliebe-.01, ein Thron-Engel des heiligen Jebacae. Diefer
-erfcheinet Donnerftags frühe um lf 3, 5 Uhr, des Nachts um 10 und 12 Uhr
erftlich in Geftalt eines großen feurigen Hundesf und dann in Geftalt eines
grauen Mannes/1)-
Ariel ,ift im Höllenzwang abgebildet als fchwarzerxflang
haariger Hund mit weißen Flecken und feurigen Augen, Maul,
'
Klauen. Schweif und membrum ririle; fodann als ein kleiner
brauner Mann mit freundlich grinfender Frahe, mit einem bis
auf auf die Bocksfiiße reichenden grauen Röcklein angethan. -Jnder rechten Hand_ trägt er ein kurzes Schwert mit geflammter
FKlinge. in der linken ein rätfelhaftes Ding, welches wahrfchein
lich fein Siegel' oder Wappen darftellen foll.Der lehte Großfürft wird endlich folgendermaßen ge-.
fehildert: l
„blarbuel ift
_der Siebende Groß-Fürft der Höllen, er ftehet unter dem
Planeten (f fein Regent heißt Gabriel, ein Thron-Engel des heiligen Jever-ae.
Diefer erfcheinet Montag frühe um *1, 4 und 9 Uhr, in der Nacht aber um
10 und 12 Uhr7 in menfchlicher Geftalt mit grauer Kutte, einen Schlüffel in
der Hand haltendL'?)-
Marbuels bildliche Darftellung ähnelt der zweiten* Ariels;
auch er ift ein freundlicher kleiner brauner Mann mit Spihohren
und Bocksfüßen. auf welche die graue Kutte herabfällt. In der
rechten Hand trägt er einen großen altertümlichen Schliiffel, die
Krallen der linken find ausgefpreizt. , -
Ich habe alfo - abfichtlich fehr ausführlich- den Nachweis
gebracht, daß die Fauft'fche Magie") die Großfürften derHölle, als die_
Dämonen der 'fieben Planeten auffa-ßt und fie deren
*kabbaliftifch völlig korrekt bezeichneten Intelligenzen entgegenfeht,
fo daß wir alfo in ihnen leicht die uralten akkadifchen fieben
Maskim wiederkennen.. - Mephiftophiel ift alfo der Dämon des
Jupiter, des leuchtendften der fieben Planeten. Die uralt-mefo
potamifche Intelligenz des Iupiter heißt aber Maruduk, „der
Herr des Li,chtes"; folglich ift der Maruduk entgegengefehte
Dämon als Herr der Finfternis aufzufaffen, Wir erhalten alfo
1) Cap. 32.
2) Cap. 36.
"* , _
Z) Eine kritifche Befprechuug des hier benutzten Höllenzwaugs folgt welter
unten.
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- [63' *
einen klaren Fingerzeig, zur-richtigen Etymologie und Bedeutung
desNamens von Faufts Familiarg'eift Nicht die Schreibweife
Mephiftophelesf wie Goethe, Mephiftophilus. wie Shakefpeare oder
Mephiftophilis, wie Marlowe und einige Zauber-bücher fchreiben.
ift
die richtige, fondern die Schreibweife der alten Volksbiieher
Mephoftophiles; „der das Licht nicht Liebende“,1) ift;richtig; und die Ableitung des Namens von. ,Mephitis,' „der
mephitifche Gerüche Liebende“ oder vom hebräifchen mepln'r,
Zerftörer; und ioyhel, Lügner. wird hinfällig - So viel iiber
-
1
denmhthologifchen- Urfprung des Mephoftophiles. .'
Wo _aber ift der fachliche Urfprung *des Mephoftophiles zu
fuchen? denn daß derfelbe"-
trotz des-Lächelns der Lefer->
für
Fauft zum wenigften eine fubjektive» Realität befaß, miiffen wir
nach dem oben mitgeteilten Zeugnis Wiers annehmen.- Ich >
fuche _den fachlichen Urfprung des Mephoftophiles im Innern
fi
l
n Faufts felbft und erkläre denfelben fiir eine Hhpoftafierungdes
eigenen Ichs Faufts--fiir eine Objektivierung feiner innern Stimme,
die in der dramatifchen Spaltung des transcendentalen Subjektes f
wurzelt. Es entwickelt fich bei Fauft derfelbe, gleichzeitig alle f
magifchen Fähigkeiten des Menfchen" aus ihrer Latenz befreiende f
Vorgang, wie wir ihn bei demfAnftreten der Genien; Dämonen.
Varedros, Zpiritne tamiliaree, Schnhgeifter und Führer von den
mhthifchen Anfängen der Gefchichte an bis herab zu unfern Som?
. nambulen fich abfpielen fehen.
Du Vrel giebt in feiner Abhandlung iiber den „Dämon des
Sokrates“*folgende Erklärung 'diefes Vorgangs:
Wenn es richtig ift, was ich in der „Philofophie der Mhftik“ auszuführen
fuchte; daß der Traum die Eingangspforte zur Metaphhfik ift, foweit es fich
um des Menfchenrätfel handelt; weil wir im Traum' den transeendal-pfhcho
logifchen Phänomenen in ihrer einfachften' Geftalt begegnen; wenn-ferner das
Dämonion offenbar 'ebenfalls der transeendentalen Vfychologie angehört, fo
miiffen wir feine Erklärung aus dem Traumlebeu holen."
1) Wir hätten alfo an die Ableitung von .ah nicht; (du); Licht; und
grid ich liebe zu denken. -Allerdings müßte dann der Name mda-tommy;
heißen; oder wäre doch denkbar; die Einfchiebung des hierlfxr nicht e
hörigen a entfpriäyt völlig dem halbgelehrten Zauberer Fauft. Vielleicht er
könnte diefer Name auch erft im Laufe der Zeit im Munde des Volkes ent
ftellt worden fein.
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>164
„In unfern Träumen befinden wir uns auf einer Tranmbühne von be_-l
ftimmter Befehaffenheit und in Gefellfchaft von meiftens fehr beftimmt charal-'
terifierten Menfchen, mit welchen wir reden und handeln, an die wir Fragen
ftellenf von welchen wir Antworten erhalten- die fich mit unfern Handlungen
'oerbindenf oder fie
durchkreuzen etc.. Diefe Thatfache ift weit fonderbarer, als
fie auf den erften Augenblick erfcheint: Unfere Träume find nämlich .weder das
Produkt einer äußern, fremden Jnfpiration. noch auch können fie als das
gefeßlofe Spiel unferer Vhantafie angefehen werden; fie niüffen alfo aus un
ferm eigenen Innern kommen f und zwar muß der Tranmverlauf in feiner1
*
beftimmten-Befchaffenheit in gefeßmäßiger Weife veranlaßt werden durch unfere
körperlichen und geiftigen Zuftände.Meinem jeweiligen Befinden müffen
Träume von beftimmter *Art korrefpondieren, die als gefeßmiißige Wirkungen
jener Urfache eintreten müffen. Wir felbft find alfo die Produzenten unferer Ö
Träume, -auch jener7 deren Verlauf mit den Wünfchen unferes träumenden
Jchs in Wider'fpruch tritt», fowie auch jener, _in welchen wir folche Antworten
erhalten, die in unferm Traumbewußtfein nicht lagen. Mit anderen Worten:
wenn in unfern Träumen 'außer uns felbft noch andere Verfonen auftreten, fo
7
kann-die beftinnnte Befchaffenheit 'diefer Gefellfchaft und 'ihr Verhaltennur zu
Stande kommen durch eine dramatifche Spaltung unferes eigenen Jchs. Die
dramatifihe Spaltung des Ich ift
demnach die pfhchologifihe Formel zur Er
klärung unferer Träume, und da diefelben in jeder Hinfichr dem Kaufalitätsgefeß
*
unterworfen fein miiffen, fo kann die Befonderheit der Spaltung, des Jchs nur'
bedingt fein durch die Befonderheit unferes momentanen körperlichen und gei
ftigen Befindens."
- ' - *
„In -der „Vhilofophie der Mhftik" habe ich in dem Kapitel über die
dramatifche Spaltung des Ich diefes Verhältnis in ausführlicher Weif'e darzu
ftellen verfucht7 und es hat fich dabei das Refultat ergeben. daß 'ein folche
Spaltung des Ich immer nur dann zu Stande kommt, wenn ein im Unbe?
wußten verlaufender Empfindungsreiz die pfhchophhfifche Empfindungsfchwelle
iiberfchreitetf fo daß *alfo in allen diefen Fällen 'die Empfindungsfnjwelle als
die Bruchfläche diefer Spaltung erfcheint. Stellen wir z. B. _im Traum eine
Frage, deren Beantwortung erft aus unferem Unbewußten in das Traum
bewußtfein anffteigt, fo verlegen wir diefe Antwort in einem fremden Mund.und es findet fo ein draniatifiertes Befinnen oder eine dramatifche Erinne
rung ftatt.“
' *
*
„Aus diefer Thatfache der 'dramatifchen Spaltung des Ich, die wir al'
niichtlich in unfern Träumen erfahrenf ergeben fich zwei-wichtige Folgerungen,
ja es bedarf im Grunde gar keiner logifchen Folgerungen, fondern in der
bloßen Analhfe der Thatfachen können wir die dramatifche Spaltung in zwei
pfhchologifche Vorgänge zerlegen: 1.,- der Träumer ift das die Verfonen des
Traumes znfamnienfaffende 1 Subjekt; diefe Traumperfonen verkehren niit
einander, ohne ihre Identität zn erkennen. Diefe Identität ift in ihrem ge
nieinfchaftlichen Unbewußten gegeben: aber der Inhalt ihres Traumbewußtfeins
ifoliert fie gegenfeitig. 2.- Das träumende Ich verkehrt mit den iibrigen
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.-l*.t *165Traumfiguren in Worten und Handlungenf ohne fich deren Identität init fich
bewußt zu werden; dies kann nur „dadurch zu Stande kommen, daß ihr Be
wußtfeinsinhalt gegenfeitig fich.abgrenzt, die Identität aber nur im Unbewußten
gelegen if ."
„Indem wir nun der Einfachheit wegen in *unfern Träumen außer uns
felbft nur noch eine zweite Perfon als gegeben annehmen, 'können wir fagen:
Es *ift eine pfhchologifche Thatfacheh daß ein Subjekt aus zwei Perfonen be
ftehen kann, ohne daß diefelben in ihrem Verkehr ihre Identität erkennen.
Diefe'Thatfache wird in ihrer. bloß pfhchologifchen Bedeutung nicht im Min
deften durch die Erwägung alteriert. daß unfere Träume nur Illufionen find.Man darf die Thatfache einer Illufion nicht mit einer illuforifchen Thatfache
verwechfelm Die Fähigkeit unferes.“ Bewußtfeins, fiäf in zwei Hälften zu zer
legen, die gegeneinander fpielen. kann nicht ausfchließlich auf den Traum be-_
fchränkt fein; denn die Urfache diefer Spaltung liegt in dem gleichzeitigen
Borhandeufein eines Bewußtfeinsf eines Unbewußten und einer fie trennenden
Empfindungsfchwellez diefe Urfache ift aber auch im Wachen gegeben."
„Wenn wir wieder aus dem Traum erwachen, fo'
oerfchmelzen die Perfonen unferes Traums wieder zum einheitlichen Subjekt des wahren Menfchen.Da nun aber, was im Traum eine Wirklichkeit ift, beim Fortbeftehen der
dramatifchen, Spaltung zu Grund liegenden Urfache, auch außerhalb des
Traumes mindeftens eine .Möglichkeit iftf fo find wir zu der Frage berechtigt
ob der wache Menfch feinerfeits auch nur wieder die Hälfte eines umfaffenderen
Wefens und Bewußtfeins ift. Die Spaltung eines Subjektes iwzweiPerfonenkönnte 'wohl auch außerhalb des Traumes eine Wirklichkeit fein. ,In diefem
Falle wäre der i'rdifche Menfch nur eine der beiden Perfonen eines Subjekts,
deffen anderePerfon unferem irdifchen Bewußtfein unbekanntf unbewußt wäre„die aber an fich fehr wohl bewußt fein könnte. An der Möglichkeit der Sache
ift
nicht im mindeften zu zweifeln - das beweift der Traum -;
*die Wirk
lichkeit der Sache wäre, aber nur dann gegeben und beweisbar, wenn von*
Seiten jener .andern Perfon meines Ich - da fie dem irdifchen Bewußtfein
verborgen iftf aber doch zu *unferem Wefen gehörtf nennen wir fie am oeften
das transc'endentale Subjekt -7 über die trennende Empfindungsfchwelle hin
weg eine Vorftellung- in unfer _irdifches Bewußtfein gelangen -würde. Eine
folche Borftellung wiirden wir 'aber - Empfängnis mit Zeugnng verwechfelnd-unfe'rem ird'ifchen Bewußtfein zufchreibenf wenn fi
e
fich nicht qualitativ von den
iibrigen Borftellungeu unferes irdifchen Bewußtfeins unterfcheiden würde, Nun läßt
_*fich aber von einer zweiten Perfon unferes Wefens überhaupt nur reden unter.der Borausfehungh daß ihr Beimißtfein von dem der irdifchen P'erfou abge
grenzt wäre, daß fie anders von den Dingen affiziert würde, als die (ehtere
und anders darauf reagieren würde, d.
h. andere' Fähigkeiten hätte. Ohne diefei
Differenz käme es zu'
gar keiner Spaltung, es wäre nur ein Bewußtfein, alfonur eine Perfo-n noch “iden. .Wenn wir alfo von unferem transcendentalen
Wefen überhaupt Vorftellunge'n empfaugenf fo können -es 'oorweg nur folche
fein, die fich* aus dem irdifchen Bewußtfein keineswegs ableiten laffen, z. B.
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-166Ahnungen 'i l o' Ferngefichte. Dies if
t nun in Zuftänden; die hau-ptfächlich demk
Somnambulismus angehören, in der That der Fall„wir find daher genötigt, 4
die *diefer Thatfache kvrrefpondierende Urfache anzunehmen: ein transcendentales
Subjekt.“ x
„Demnach ift die dramatifche Spaltung des Ich nicht nur die pfhcholo
gifche Formel zur Erklärung unferes Traumlebens; fondern auch die meta
phhfifche Formel zur Erklärung' des Menfchen. Unfere Exiftenz, ohne ein
bloßer Traum zu fein; hat doch die Formel des Traumlebens. Unfer irdifches
Wefen ift nur die Hälfte unferes eigentlichen Wefens; deffen andere Hälfte für
uns transcendental bleibt; hinter dem irdifchen Bewußtfein liegt, Wir gleichen
alfo einem Doppelftern; ohne unfern dunkeln Begleiter zu erkennen“
„Tritt in unfern Träumen eine zweite Figur neben uns auf; fv gehört
diefe zwar auch nnferm Wefen an, aber nur einen Teil unferes Wefenshabenwir in* diefe Traumfigur verfenkt, und nur im andern Teile erkennen wir
unfer eigenes Ich, Darum reden wir im Traum mit fvlchen Figuren wie mit
fremden Wefen, wiewohl die beiden Verfonen durch eingemeinfchaftliches Sub
jekt zufammengehalten find, und beim Erwachen in der That wieder zufammen
rinnen. _In eine Traumfigur können wir fchon darum nie ganz verfenkt fein,
weil deren meift mehrere vorhanden findZ deren jede nur einen Teil meines
Wefens objektiviert. Nicht einmal in die Gefamtheit der Figuren find wir
ganz ausgegoffen, fonft wäre es nicht_ möglich; daß wir auch noch fe'lbft aufder Bühne uns bewegen; es bliebe für uns nur mehr der Anteil eines voll
ftändig objektiven Zufchauers, das in jenen Träumen; darin wir uns auf der
Bühne nicht mitbefinden, teilweife allerdings gegeben ift. Diefe im Traume
bloß pfhchologifihe Thatfache der Spaltung wird als eine außerhalb des Trau
mes metaphhfifche erwiefen durch die tra'nscendentalen Fähigkeiten unfererSeele, die aus dem irdifchen Bewußtfein nicht abzuleiten find. Dies if
t der
Grund; warum Kant gerade gelegentlich feiner Schrift iiber_ den Seher Sweden
borg dahin gelangte, die hier vorgetragene Formel zur Erklärung des Menfchen
rätfels in ganz klaren Säßen auszufprechen. Die Rationaliften fehen in diefer
Schrift Kants - „Träume eines Geifterfehers" _ nur eine Berfpottung des
Geifterglaubens; fie
überfehen dabei, daß von diefem Spott mindeftens ein Geiftganz unberührt bleibt, der Geift des Menfchen im Sinne eines transeenden
talen Subjekts. Ein folches bezweifelt *Kant nicht nur nicht; fondern er be
hauptet es mit _großer Entfchiedenheit: ,Ich geftehe, daß ich
fehr geneigt bin,
das Dafein immaterieller Naturen in der Welt zu behaupten, und meine Seele
felbft in die Klaffe diefer Wefen zu verfetzen,c , . . ,Die menfchliche Seele würde
daher fchon in den gegenwärtigen Leben als verknüpft mit zwei Welten zugleich
miiffen angefehen werden, von welchen fie; fofern fie
zur perfönlichen Einheit
mit einem Körper verbunden ift, die materielle allein klar empfindet; *dagegen
als ein Glied der Geiflerwelt die reinen Einflüffe immaterieller Nature-i em
pfängt und erteilt, fo daß, fobald jene Verbindung aufgehört hat; die Gemeinfchaft, darin fi
e jeder Zeit mit geiftigen Naturen fteht, allein übrig bleibt und
fich ihrem Bewußtfein zum klaren Aufchauen eröffnen müßte.c - . . . . ,Es
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wird künftig. ich weiß nicht. ,wo oder wann. noch bewiefen werden. 'daß die
menfchliche Seele .auch in diefem Leben in einer nnauflöslicn verknüpften Ge
meinfchaft mit allen immateriellen Naturen der Geifterwelt ftehe. daß fie
wechfel
weife, i'n diefe wirke und vonihnen Eindrücke empfange. deren fie fich aber als
Menfch' nicht bewußt ift. fo lange Alles wohl fteht."c . . . . . .Es ift
demnach"
zwar einerlei Subiekt, was der fichtbaren und nnfichtbaren Welt zugleich als
ein Glied angehört. aber 'nicht eb'en diefelbe Verfon. weil die Vorftellungen der
einen. ihrer verfchiedenen Befchaffenheitfwegen. keine begleitenden Ideen von'
denen der andern Welt find; unddaher. was ich als Geift denke. von mir als*
*Menfch nicht erinnert. wirdXW)
..Aus diefen *fo klaren und beftimmten Sätzen ergiebt fich. .daß meine
Behauptung. die dramatifcheSpaltung des Ich. die im. Traum alsfpfhcholo
gifche Formel auftritt. fei zugleich die metaphhfifche Formel des Menfchen. mit
den Anfichten Kants übereinftimmt. Damit ftimmt überein. was Kant in der
Lehre von dritten Antinömie fagtxg) er hat demnach diefe feine Llnfic'ht auch:
noch in feinem Alter aufrecht erhalten, Sogar des von mir gebrauchten Aus
drucks. transcendentales Subjekt bedient er fich. wenn _er fagt. daß. das trans
cendentale Subjekt uns empirifch unbekannt ift
etc..3) d. h,
alfo. daß unfer
Selbftbewußtfein nur auf-einen Teil' uuferes Wefens. auf die irdifche Verfon.
fich erftre'ckt. daß'unfer Wefen über das Selbftbewußtfein'hinausragt"
..Einen Verkehr mit unferm transcendentalen Subjekt und durch deffen
Vermittelung mit den transcendentalen Subjekten. d.
h. mit dem Geifterreich.
hält nun Kant nicht für möglich. ..fo lange Alles _wohl ftehtj'* damit ift aber
gefagt. daß er ihn für möglich hält in abnvrmenZuftänden: ',diefe Ungleich
'l artigkeit der geiftigen Vorftellungen und deren. die zum leiblichen 'Leben
_gehören. darf indeffen nicht als ein fo großes_ Hindernis angefehen
werden. daß fie alle Möglichkeit aufhebe. fich bisweilen der. Einfliiffevon *Seiten der Geiflerweltfogar in diefem Leben bewußt zu werden-4)
Noch leichter müßte* daher- ein Übergang einer Borftellung utiferes
*eigenen transcendentalen Subjekts in, das finnliche Bewußtfein "eintreten,
denn in* beiden Fällen der dramatifihen Spaltung. in' der pfhchologifchen.
wie -in der metaphhfifchen. ift die Empfindungsfchwelle die Bruchfläche der
Spaltung; diefe Empfindungsfchwelle ift aber beweglich. fchon im gewöhn
lichen Traum. 'mehr noch im Somnambulismus. und daß diefes im Wachen*
geradezu unmöglich fei. läßt fich_ in ,keiner Weife begründen; wohl aber ift vor-
weg zu erwarten. daß transcendentale Vorftellungen. die während des Wachens
die Empfindungsfchweile-iiberfchreiten. an Beftimmtheit verlieren und vielleicht
nur teilweife zum_ Bewußtfein kommen."
'
..Damit ift nun auch das Rätfe( des Sokratifchen Dämonions (ich. füge
1) Kant. Träume eines Geifterfehers. _
"-i) Kant. 11“. 418-427. (Rofrnkranz.)
3) Kant. ll. 428.
'
4) Kant. Träume eines Geifterfehers.
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- 168 _'
hinzu; und des Verkehrs mit Schuh: und Familiargeiftern 2c. zu allen Zeiten)
gelöft. Sokrates war ein Menfch von beweglicher Empfindungsfchwelle, fo daß
er fich transcendentaler Einflüffe bewußt werden konnte. die fich auf die Folgen
feiner Handlungen bezogen. Daß nun das transcendentale Subjekt fernfehend
ift, zeigt fich in häufigen Fällen bei Somnambulen. -Diefe zeigen alfo eine
gefteigerte Form des Sokratifchen Dämonions“.
Soweit du Prels philofophifche Deduktion des Urfprungs des
Verkehrs *mit Genien und Familiargeiftern. Es gilt nun noch,
an der Hand der Thatfachen zu zeigen, wie fich in zwei als thpifch
gelten könnendeu Fälle von .Somnambulismus eben der genannte
Verkehr nach und nach “herausgeftaltet Die beiden fogleich zu
z erwähnenden Fälle_ trugen fich fiebenzig Jahre vor der Aufftellung
der du Prelfchen Theorie zu. und es fällt fomit jeder Verdacht
weg, daß die Magnetifeure oder Somnambulen unter deren Ein?
flnß geftanden hätten:
Anton Arft. der *111/2 jährige Sohn eines Ienenfer
Schneidermeifters. litt an Epilepfie, welche man auf ein Erfchrecken
feiner mit ihm hochfchwangern Mutter über ihre an der gleichen
Krankheit leidende Magd fowie auf die Schreckniffe. die fie
beim Stillen des Säuglings während und nach der Schlacht bei
Iena, Brand und Plünderung der Stadt 2c. erlebt hatte.. zurück
führte. Auch litt der Knabe an Spulwürmern und Askariden.
Seine geiftigen Fähigkeiten waren fehr gute. Im Auguft 1817
hatte fich der Knabe beim Baden erkältet und litt feitdeman
heftigen klonifchen Krämpfen. Am 18. September obigen Iahres
hatte Anton Arft des Morgens gegen vier Uhr wiederum einen
heftigen, mit einem beängftigenden Traum verbundenen Anfall,
welcher Traum beweift, wie ftark das im Knaben fchlummernde
fomnambule Element und feine Veranlagung zur Jndividualifierung
feiner innern Empfindungen war. In diefem Traum erfchienen
nämlich dem Knaben allerlei Tiere. welche ihn unter Drohungen*
zwangen, ihre Stimmen nachzuahmen. was der Kranke dann auch
unter_ heftigen klonifchen Krämpfen that. Zuerft kam das Pferdund fagte ihm, wenn du nicht wieherft wie ich, fo fchlage ic
h
dich:
worauf der Kranke wie ein Pferd wieherte. Dann erfchienen der
1) Die .ausführliche erfte Krankengefchichte Arfts befindet fich von
Kiefer befchrieben im „Archiv f. tier. Magnetismus.“ Band [kl. Abt. 2.
S. 52-180.
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Efel, der Hahn; der Bock, die Ente, das Schaf; der Rabe, der
Ochfe, der Hund und zwangen ihn unter verfchiedenen Drohungen,
ihre Stimmen nachzumachen.- Gegen zehn Uhr vormittags trat
ein zweiter Anfall ein. welcher mit den Zuftänden der fog. Be
feffenheit große Ähnlichkeit zeigt. Bald wurde der Patient wie
ein Ball einige Fuß hoch in die Luft gefchleudert, bald vom
Rücken fchnell auf den Bauch geworfen und wie eine Tonne mit
umglaublicher Gefchwindigkeit umhergeworfen. Weiterhin entftand
heftiges Schlagen mit den Händen, den Füßen und dem "Kopf,
Klappern mit den Zähnen, Schnappen mit dem Munde gleich
einem beißenden Hund, krampfhaftes höchft fchnelles Aufreißen und
Schließen der Augenlieder, Verdrehen und krampfhaftes Rollender., Augen noch oben 2c. - Infolge diefes Anfalls fchickten die
Eltern Antons zu Vrofeffor Kiefer. welcher den Knaben erfolg
los magnetifierte. Am nächften *Tag fehte er ihn zweimal je eine
Stunde an das Baquet und hatte den Erfolg, daß der Knabe
von Krämpfen frei blieb( Am nächften Tag blieb er wieder von
Krämpfen frei und fchlief am Baquet ein; war aber durchNadelftiche; Geräufch 2c. leicht aufzuwecken. Vom 21. September ftellte
fich bei 'Anton- Arft tagtäglich am Baquet fomnambuler', manch
mal mehrere Stunden andauernder Schlaf ein,- welcher Zuftand.bis zum 12, Oktoberwährte. An diefem Tag .trat zuerft Hell
fehen auf, welajes fich zunächft durch Sinnesverfehung gelten-d
machte.- Der Patient, vollftändig in fo-mnambulen Schlaf 'ver
funken, erkannte mit den Fingerfpihen fechs- Tafeln Abbildungenin einem anatomifchen Werk. Am nächften Tag erkannte er inGegenwart *von Kiefers Affiftenten Bellofa wiederum mit den
Fingerfpiß'en Abbildungen in Vlaters Werk De otraetura et 11811
(Importe humani und las, nachdem ihm die Augen mit einem
'dicken fchwarzfeidenen Tuch dicht verbunden worden waren; mit
der Fingerfpiße die Worte Ooryorja und lügenolt'o auf dem
Titelblatt. Auch erkannte er auf gleiche Weife die Farben von
Bücherfchnitten, Karten und farbigen Seide-nbändern. Nachdemam 15.' Oktober Kiefer zum Wartburgsfeft abgereift war; fagte
- am 16. der fomnambule Arft zu Bellofa, daß Kiefer um 8 Uhr
früh von Weimar abgereift fei
und fich jeht 11/2 Stunde von da
auf der Chanffee befinde. Diefe Mitteilung entfprach den That
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. feßen und zur genannten Zeit zu* fragen.'
_als geheilt entlaffen' wurde. Damit fchließt deffen erfte Krank
*
und bis Mitte November M wie man es damals-nannte - elek
7 Mineralien rc. geprüft wurde. und die völlig den odifchen Experi
- i7() -fachen. obfchou Kiefer weder Bellofa noch Arft gefagt hatte. daß
er um diefe Zeit von Weimar abzureifen gedenke. fondern Erfteren
nur gebeten hatte. .den Knaben, in fomnambulen Schlaf zu ver-1
Am 1..
November. den er als Z2. Oktober bezeichnet. fchrieb
'
Arft im fomnambulen Zuftand mit gefchloffenen Augen einige
Zeilen des Inhalts. daß er .heute feinen lehten Anfall haben und
Kiefer ihn heilen werde. Am 10. November fchrieb der _Som-*4,
nambule mit .feft verbundenen Augen einen B'rief an *feine 7
Schwefter und am 11.-.ein zehn Zeilen langes Schreiben an feine
Muhme in Gotha.
' "
Vom 15.- November- an. las er fließend mit den Fi'ug'erfpißeu
und es begann fich das Sehen mit der Nafenfpihe. dem Knöchel
*
des Metacarpus. dem. Rücken des gebogenen Mittelfingers..den
Fußzehen und _den entblößten Schultern zu'
entwickeln. Selbft
verftändlich waren dabei die Augen des_ So'mnamvulen ftets dicht
verbunden. Troh'dem. las er groben und feinen Druck fließend..
erkannte Karten und Bilder und mit den zum Fenfter hinaus»
'
geftreckten Fingern. was _auf der Straße vor Kiefers Wohnung
vorging. Das Gleiche gefcliah am folgenden Tag. wo er mit den_
zum Fenfter hinausgehaltenen- Fingern und Fußzehen. die Leute
an den gegenüberliegenden Fenftern erkannte nnd hinfichtlich der
Kleidung 2c. befchrieb. -Er erkannte mit den Fingern'wa's auf
einem 150 Schritt von Kiefers Wohnung gelegenen Blaß vor fich
ging. erkannte mit den Zehen. Fingerknöcheln und der Nafe Bildet_und Farben und mit dem zum Fenfter hinausgehaltenen Ellen
bogen die Vorgänge auf der Straße. Diefe Experimente wieder
holte Kiefer mntatie mutauciie bis zum 16. März. worauf Arft'
heitsperiode.
Zu Mitte .Juni .des Jahres 1818 wurde Anton Arft ,idio
fomnambul. worauf ihn Brofeffor Kiefer wieder ans'Baquet nahm
trometrifche Verfuche mit ihm machte. bei welchen feine 'fenfitive
Reaktion beim Berühren der verfchiedenften Subftanzen. Metalle.
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menten Reichenbachs» gleichen. Diefe Verfuche' dauerten bis zum- 4. Dezember 1818.
f
Während des Schluffes des genannten. und des :Anfangs des/
folgenden Jahres befand fich Anton -Arft völlig wohl und hielt
kaum alle vier bis fechs Tage _eine Sihung am Baquet. Da trat
plöhlich am 23. März 1819 ,eine höhere Phafe- des Somnambnlismus ganz unvermittelt ein. Als_ der Knabe nämlich-an dem
genannten Tag abends nach 7 .Uhrmit cinderen Kameraden' aufeinem Plah neben Kiefers Wohnung' fpielte und mit offenen
Augen völlig wachI) wohl und bei Sinnen* war. erfchien ihm'
„ein Mann von kleiner Geftaltf nicht größer als er felbft| von. *Geficht
faftwie ein vor wenigen Jahren bei feinem Vater in' Arbeit geftandener
Schneidergefelle mit ältlichen Zügenf bekleidet mit einer gelben Ehenille mit*
kurzem Kragen und mit einem fchwarzen Käppchen, und fagte zu ihm: Mein
Sohnf kehre um7 denn du bift auf *keinem guten Wege; bis xmorgen mußt ,du
mir zwei Kopfftücke (ca. eine Mark) hierher "bringen, oder auch eins( .Ich
weiß, daß du krank bift; wenn du mir das Geld bringft.. fobift du einen
*Monat lang vollkommen gefund und den andern Monat nur zwifchen hindurch*
krank. Wenn du es mir nicht bringft, fo follft du auf immer krank bleiben.
Rede zu Niemand außer dem Haufe hiervon, und komme morgen zur felben
Stunde hierher! worauf der Mann die Straße hinuntergehend verfchwand."'
Der Knabe erzählte diefen Vorgang zu Haufe, und feine
Eltern gaben ihm das verlangte Geld. Da fie aber. fürchteten,
ein Betrüger könne fich des Knaben bemächtigen.- *fo
beobachtete*
ihn am nächften Abend feine Mutter und ein-Student. als er fich
an den beftimmten Plah begab. Als der Knabe kaum _dort an
gekommen war. pfiff er und machte eine Gebärde. als "o-b er Je-_mand etwas gebe. Obgleich nun die beiden Beobachter Niemand
gefehen hatten, fagte “der Knabe doch, der 'Mann fei
wieder da
gewefen und habe gefagt:
„mit Geld ift
nichts zu machen; verwende es zu etwas, was dir Freude
macht7 rede aber hiervon vor- und nachher 'zu Niemandenf auch nicht zu den
Deinigen, Ich fehe, daß deinen Eltern viel daran liegt7 dich in ihrem Haufegefund zu wiffen, auch wenn es noch mehr koftet. Ich bin ein Abgefandter
Gottes. was du daran fehen wirftf "welche Wunder ich an dir thue. Du
wirft am 13. April morgens abwechfelnd7 und am 21. nachmittags krank fein.
Deine Krankheit rührt daherf daß dich eine alte Fran7 eine Verwandte von
1)_D. h'. er glaubte es zu fein, in Wirkliäfkeit war er in larvierten Som
nambulismus verfallen.
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l l- 77.:..
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deinen Eltern, verflucht hat; die aber jetzt ihren Lohn bekommt, *Nimm dich
vor deinem Freund (einem andern Knaben) in Acht!
?nF-'tr.
We_ "i c_
Da diefer Knabe fich gerade Anton näherte, verfchwand der*
Mann. K
Als am 26. März nachmittags drei Uhr der Knabe fich im
i Hausflur eines Nachbarhaufes befand, erfchien ihm der Mann und
Darauf zog er aus feiner
i
fagte: Komm, wir wollen eins trinken!
Tafche einen kleinen viereckigen Tifch, welcher fich allmählig zur
gewöhnlichen Größe ausdehnte, eine Flaflhe Rotwein und zwei
Gläfer. Beide tranken die Flafche aus; und Anton kam von
hier, völlig betrunken, taumelnd. die Mühe auf einem Ohr und
äußerft luftig und ausgelaffen nach Haufe. . -
Während diefes Geifterbaechanals fagte der alte Mann zu
Anton, am Sonntag, den 28. März, werde ein „Knabe zu ihm
kommen, der ihn irgend wohin mitnehmen wolle; er folle ihm'- aber nicht folgen. Ferner werde ihm Iemandin diefen Tagen
einen Auftrag erteilen, den er aber nicht annehmen dürfe.- Als
Anton am 27. März auf' der Straße fpielte, bat ihn ein Bauer,
feine Pferde zu halten, weil er etwas Berlorenes auffuchen wolle.
Anton weigerte fich; und an feiner Stelle hielt ein Maurer die
Pferde. Er hielt dieielben jedoch nochnicht lange, als fie fcheuten,
durchgingen und ihn zwanzig Schritt weit fchleiften. -l Am
28. Märzwollte ein Nachbarsfohn Anton zur Kegelbahn abholen;
derfelbe begleitete ihn-jedoch nicht. Etwas Befonderes fiel aber
an diefem Ort nicht vor. - ,
An demfelben Tag noch erzählte Antons Mutter diefe Vor
gänge Kiefc .und gab ihm einen von ihrem Sohn gefchriebenen
Bericht. Kiefer gab der Frau den Auftrag, ihr Sohn folle den
Alte-n bei feiner Wiederkunft fragen. ob und wie lange er noch
.ms Baquet gehen folle. Am 29. März abends 774 Uhr kam
der Alte zu Anton auf den' Spielplaß und gab ihm zwei
heftige Fauftfchläge in den Nacken, welche er noch zwei Stunden
lang fpürte, weil er dem* Verbot entgegen außer dem Haufe von
ihm gefprochen habe. Zur Strafe folle er wieder einmal krank fein.
Als Leute fich näherten; verfchwand der Alte, ohne daß ihm Anton
Kiefers Fragen vorlegen konnte. -
Am nächften Tag hatte Anton wieder einen Krampfanfall
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-173und äußerte. als er gegen 1() Uhr vormittags-Lam Baquet in fom
nambulen Schlaf verfiel. daß ihn der Alte --nicht eigentlich ge
prügelt. fondern fich ihm auf Nacken. und Rücken gelegt und ftoß- l
weife gedrückt habe, F-
Auch wachfe er. wenn er ihm manchmal des Nachts erfcheine.
nach und nach zur Riefengröße an. *
Bon icht an weckte der Alte des Morgens Anton durch
'Klopfen und Pfeifen aus dem Schlaf und trug ihmauf. von
Kiefer-ein Gefchenk zn verlangen. Kiefer fchlug dies ab und be
auftragte Anton. den Alten bei feiner Wiederkunft zu fragen.
was Anton, Kiefer »als Dank für feine ärztlichen Bemühungen
fchenken folle. und ob der Alte nicht ein Traumbild fei.- Am
11. April erfchien der Alte Anton in der Kirche und fagte. erft
folle Kiefer Anton ein Gefchenk machen. dann werde er Lehterem
fchon fagen. was er Erfrerem fchenken folle; im Übrigen feier von
Gott gefandt. .
Als am 13. April. einem Tag. an welchem Anton nach* einer
früheren Prophezeiung des Alten wieder erkranken follte. Erfterermit feiner Mutter' nach-dem Dorfe Nerkwih ging. bekam er kurz
hinter Jena in den Beinen Zuckungen. welche ihn jedoch nicht am
Gehen hinderten. Gleich darauf ward er ftumm und konnte die
Zunge nicht bewegen. Und. nun kam 'der Alte in ungeheurer
*Größe durch die Luft angeflogen ,und- fchmolzgzu feiner gewöhn
lichen Statur zufammen. worauf fich die Stummheit verlor. Der
Alte fagte dann zu“ Anton. da diefer fich heute ein' Vergnügen -'
machen* wolle. fo folle er nicht weiter krank fein. An *Kiefer aber
*möge Anton ausrichten. daß! er ihm morgen einen Volieu ipieleu
werde. wenn K. dem A. an diefem feinem Geburtstage kein Ge
fchenk mache.
l '
'» - -
An demfelben Tag erzählte Antons Mutter *diefen Vorgang
p
Kiefer mit. taufend Entfchuldigungen. und der Knabe beftätigte ihn
am andern Morgen *in der größten Verlegenheit. worauf K. ihm
einige Mahnungen. an den Alten mit'gab. Am nächften Morgen
fprach* Anton am Baquet in fomnambulem Zuftand. heute und*
, morgen gefchehe der Boffen noch'nicht. und nun trat eine Banfebis zum 3
. Mai ein. Als an diefem Tage Anton früh um 7 Uhram
Fenfter ftand" und an einer Rute fchnißte. wurde ihm der
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_7174.
1 der rechte fteif.
linke' Arm fteif.- fo daß weder Schulter-. noch Ellenbogen- und
Handgelenk. wohl .aber die Finger beweglich waren. Zugleich .er
fchien der Alte und fagte zu Anton. de'r Arm fei
fteif geworden.
weil eine Verwandte. eine alte Frau. die es ihm angethan. noch
nicht geftorben fei. Er werde den fteifen Arm eine Zeit langbn
halten und -folle ihn in einer Binde tragen. Morgen werde er
wiederkommen. .-u Darauf ging der Alte. welcher heute mit einem
weißen langen Bauernkittel bekleidet war. zur Thüre hinaus. *
Kiefer behandelte am nächften Tag den Arm mittelft Metallotherapie. doch-ohne Erfolg.
Um nun zu verfuchen. ob die Geiftergeftalt. wie fie
Kiefers
dem Knaben mitgegebenen Fragen fchon früher wußte. ehederKnabe fi
e ,ihr fagte. auch in verfchloffene Briefe fehen und ,fie
lefen könne. oder ob - mit andern Worten -u der *Knabe in
fomnambulen Zuftand oder bei Nachtzeit durch das Papier hin
durch hellfehend lefen könne. fchrieb Kiefer vier Fragen'auf. ver
fchloß fie in einem mehrfach 'zufammengelegten Brief. der doppelt
verfiegelt wurde. und gab den mit keiner Auffchrift verfehenen
Brief am 4,
Mai Anton mit dem Auftrag. ihn' dem Altenbei feiner Wiederkunft zu geben. Der Brief enthielt folgende
Fragem.
"
1) Wer ift die alte Frau. die an Antons Krankheit
fchuld ift'.> .
2) Wann wird Anton völlig gefund fein?
3) Wie oft wirft du noch wiederko-mmen?
4) Soll Anton im Sommer mit nach Köfen gehen?
1
Abends um 8 Uhr erfchien der Alte Anton, auf dem Spiel
plah und fagte. er könne den Brief nicht annehmen. weil er mit
keiner Adreffe verfehen fei. Übrigens werde Anton während der
Nacht den Arm bewegen können. und richtig wurde derfelbe. als
Anton fpät_ abends fchlafend auf dem Sopha lag. beweglich.
Am nächften Tag wurde der linke Arm beweglich. hingegen
Somna'mbulismus trat nicht ein.
dencBrief mit “der Adreffe: ..An den Gefandten Antons."
Am 6. Mai um 5 Uhr nachmittags erfchien der Alte Anton
. im Wohnzimmer feiner Eltern. diesmal wieder feine gelbe Chenille.
aber einen grünen Pelzbartel (runde Pelzmühe) tragend. und
Kiefer verfahr
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*
winkte ihm in die Kammer. wohin beide gingen. indem Anton
feinen Schweftern ihn( zu folgen verbot. weil fein kleiner Mann
da fei.- Als Anton jeht den Altenden Brief geben wollte. nahm
ihn derfelbe abermals nicht. fonderu- fagte: die Adreffe fei
nicht
richtig. fie
miiffe heißen ..an Herrn von' Traum“. Auch er
zählte der Alle Anton. er fei
Urfache. daß A. mit der Nafe und
den Fingern habe lefen können. Anton folle öfter zu Kiefer
gehen. aber nicht fchlafen.
'
fondern einem andern von Kiefer be-
'
handelten fomnambulen Knaben. Frih Grellmann. Gefellfchaft
leiften. Am nächften Tag werde er jedoch wieder fchlafen und
mit der Nafe fehen. was längere Zeit nicht ftattgefunden hatte.
Am 7. Mai früh nach 8 Uhr kam Anton zu Kiefer. welcher
der Briefadreffe noch hinzufügte: ..an- Herrn von Traum“. fehle*
fich ans Baqu'et, wurde fomnambul. verband fich die Augen und
konnte infolge der eingetretenen Sinnesverlegnng mit der Nafe
fehen. Dann ging er fomnambul im Zimmer umher. f'prach mit
dem ebenfalls fomnambulen Frih Grellm'ann und machte fich mit
einem paar Beinkleidern Kiefers. welche auf dem Sopha lagen.*
zu than; dann fprang er zu Frih und fagte diefem heimlich einige
Worte ins Ohr. Gegen 103/4 Uhr erweckte fich Anton durch'
Gegenftriche und entfernte fich fchnell mit dem gleichzeitig tagwach
gewordenen andern Knaben. Nach kurzer Zeit kamen fie wieder
und f'agten. der Alte fei
in den Schuppen von dem Antons
Eltern gehörenden Wohnhaus. mit weißem Kittel und grünem
Pelzbartelangethan. gekommen und habe gefagt. der Poffen
werde Kiefer zwifchen 11 und 12 Uhr gefpielt werden. - Auch
Friß verfjcherte. diesmal den Alten gefehen zu haben.'_- Als fich
zur gedachten Zeit Kiefer zum Ausgehen ankleiden wollte. fand er
. die 'fieben Knöpfe feines Beinkleides abgefchnitten. und die lang
gedrohte Geifterrache war durch den fomnambulen Schneidersfohn.
ausgefiihrt. ,
Als Kiefer gegen 111/2 Uhr Kranke be'fuchte. begegneten ihm
beide Knaben und fagten. daß fie vor dem Thore den Alten ge
fprochen hätten. Er habe einen jeden für fich bei Seite gerufen
und' ihm etwas heimlich gefagt mit dem Bedeuten. diefe Mitteilungen wohl Kiefer. nicht aber fich felbft wechfelfeitig zu machen,
Kiefer nahm nun zuerft Anton bei Seite. und diefer fagte ihm.
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ß- 176 -der Alte habe geäußert. der Boffen fe
i
icht gefpielt; er (derAlte)
*
komme jeßt davon her und werde Kiefer. wenn er morgen Anton
nichts fchenke. noch einen weit ärgeren Boffen fpielen. Auf die
fehr eindringliche Frage Kiefers an Anton. ob er nicht felbft etwas*
von dem Voffen wiffe'. antwortete derfelbe mit ruhiger Unb'efangen
heit. er wiffe von nichts. als was ihm der Alte foeben gefagt
habe.- Frih Grellmann berichtete. der Alte habe zu ihm gefagt.
Fritz fei
mit böfen Leuten umgeben. er wolle ihn aber von den
felben befreien.-
f 7
Als am 8. Mai früh 61/I,Uhr Anton noch im Bett lag und
fchlief. unterfuchte deffen Mutter zufällig feine leinenen Bein?kleider und fand in einer Tafche derfelben fieben Knöpfe von
einer Sorte. wie fie
fich der Art nicht im Haufe befand.- Um
7 Uhr kam der Alte zu dem mittlerweile erwachten Anton. nahm
den Brief von diefem entgegen. ging damit hinaus. kam nach
kurzer Zeit wieder und fagte. er habe jeht nicht fchreiben können;
Anton folle aber Kiefer mündlich. als Antwort auf deffen
Fragen bemerken: die Reife nach Köfen hinge von dem Knaben
ab. die Frau könne er nicht nennen. und wie oft er .wiederkomme
wiffe er nicht._ Die Mutter fragte .tun Anton. woher er die in
feinen Beinkleidern gefundenen Knöpfe habe; er *entgegnete. daß
er dies nicht wiffe.-- Um 71/.. Uhr kam der Alte von Neuem
'
und fagte zu Anton. die Knöpfe feien *der Voffen. er (der Alte)
habe fie *Kiefer abgefchnitten. doch folle man demfelben nichts da
von fagen.
-
Noch ehe Kiefer von Antous Mutter diefe Vorgänge erfuhr.,
erfchien der Knabe bei Erfterem um 83/4 Uhr.- brachte den “Brief
und die mündliche Antwort des Alten. fchwieg aber von deffen
zweiten Erfcheinung. *- Als Kieferden Brief betrachtete. fand er
das Siegel erbrochen. mit anderem Siegellack wieder verfchloffen
und mit einemfünf erhabene Vunkte in folgender-Form zeigenden
Siegel verfiegelt': . Z
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..
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ee.
:x-z
.,
FP.
- '-177Kiefer glaubte nun. der Knabe habe ihm in tagwachen Zu
ftand einen abfichtlichen Betrug gefpielt. und fuhr ihn deshalb
heftig an. ob er den Brief nicht felbft geöffnet habe und icht
Lügen vorbringe. Der Knabe eutgegnete. vor .Unwillen über diefe
Befchuldigung faft weinend. er könne nichts dafiir. wenn ihm der
Alte etwas auftrage und wolle Kiefer lieber in Zukunft nichts
-
*mehr fagen. Kiefer kam nunmehr zur Überzeugung. *daß Anton
'den Schab'ernack im fomnambulen Zuftand begangen habe. und
_fchickte ihn vorläufig wieder .nach Haufe.-t
Um 9 Uhr kam Antons Mutter voller Beforgnis. daß Kieferden Poffen übel nehmen könne. zu diefem und erzählte die Ge
fchichte von "den gefundenen, Knöpfen und der zweiten Erfcheinung
des-Alten um 71/... Uhr. Kiefer erklärte ihr nun-den wahren
Zufammenhang der Sache und befahl ihr. den-Knaben fogleich
famt den Knöpfen zu ihm zu fchi'cken. *_
Als Anton kam. erzählte ihm Kiefer. daß er gefehen. wie
Anton geftern im fomnambulen Zuftand die Beinkleider in der
Hand gehabt habe' und die Knöpfe vermutlich felbft abgefchnitten
habe. und daß mithin derAlte. der fogenannte Herr von Traum.nur Anton felbft im fomnambulen Zuftand. d
."
h.
feine gefpaltene
Perfönlichkeit. fei
und einen fich dunkel vorgenommenen Poffeu im
Somnambulismus felbft ausgeführt habe.
Der Knabe fah dies ein. und Kiefer fehteihm weiter aus
einander: da , er _im fomnambulen Zuftand als ein anderer Menfch
handle und von diefen Handlungen im Wachen nichts wiffe; fo
fei
der ihm im Wachen erfcheinende Alte nur das Abbild feines
fcblafenden Zuftandes. welches ihm. dem Wachenden. gleich einer
Traumerfiheinung entgegentrete.- Mit demÖBrief müffe es nun
eine ähnliche Bewandtnts* haben. Es könne nicht anders fein.als daß er ihn felbft im Schlafe geöffnet. »gelefen und wieder ver
fiegelt habe. Er möge fich alfo befinnen. ob er geftern nicht doch
gefchlafen habe.-- Anton 'entfann fich. daß er geftern Abend. als,
er zwifchen 8 und 1'() Uhr allein zu Haufe gewefen. bei einem
brennenden Lichte eingefchlafen fei; auf Weiteres konnte es fich
iedo'ch nicht erinnern'. Kiefer zeigte ihm nun das Siegel mit den
fiinf erhabenen Punkten und fragte ihn. ob feine Eltern ein der
artiges Petfchaft hätten. oder ob ein einen folchen Abdruck er
Kiefewetter. Fauftbuch. 12
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-. 178,
zeugender Gegenftand im Haufe fei; zugleich folle er das Siegel
lack mitbringen. deffen fich feine Eltern bedienten.
Nach kurzer Zeit brachte Anton das völlig dem gebrauchten
entfprechende. Siegellack feiner Eltern _und als eorxma (leliatj des
Geifterpetfchafts einen- genau auf das Siegel paffenden -*knöcher
nen Hofenknopf, x
Um 10 Uhr desfelben Tages fehte Kiefer Anton und FrihGrellmann ans Baquet. worauf lehterer fomnambul wurde. erfterer
dagegen tagwach blieb. Der fomnambule Frih wurde nun in
Gegenwart des wachenden Anton von Kiefer über die-Vorgänge
des geftrigen Tages inquiriert und fagte nach einigen Sträuben.Anton habe ihm geftern ja ins Ohr gefagt: Jeht habe ich dem
Hofrat die *Knöpfe abgefäbelt; das ift ja der Poffenl - Anton
der wachend die Erinnerung an den fomnambulen Zuftand ver
loren hatte. war es ein Rätfel. womit er die Knöpfe abgefchnitten
-
haben könne. da er weder Meffer. noch Scheere bei fich geführt;
indeffen bezweifelte er feine That 'nicht und erklärte fich fo die'
ihm bisher rätfelhafte Entftehung einer Schnittwunde an feinem
Finger. Der fomnambule Knabe löfte auch diefes Rätfel. indem'
er ausfagte. er habe ja Anton fein Meffer borgen müffen.
Am nächften Morgen legte Anton im fomnambulen Zuftand
das Geftändnis ab. daß ihn der Alte aus dem Schlaf erweckt'
und ihm. befohlen habe. die Knöpfe abzufchneiden. das fei
eben
der Poffen.-»- Nun hatte der ganze Geifterfpuk feine pfhcholo
gifche Erklärung gefunden. und Kiefer befreite den Knaben. der
fortan- von einem durch Erkältung herbeigeführten Rückfall
abgefehen -durch fuggeftive Behandlung von dem Gefpenft des
dämonifchen Schneidersi) ,
Ehe ich
zur Befprechung diefes Vorgangs übergehe. will ich
noch ein zweites hierher gehöriges. in gewiffem Sinn mit dem
erften zufammenhängendes Beifpiel von höchftem pfhchologifchen
Jntereffe mitteilen?) Der ])r. incl. er phil. Franz Dürr zu
Baden-Baden behandelte feit dem 23. Oktober 1819 die an veits
1) Kie'f ers ausführlicher Bericht fteht: Archiv. Band ill. Heft 1.
S. 58-88. Derartige dämonifche Männchen. welche aber mit Blut gefchriebeneNamen der Somnambulen fordern. kommen auch bei der Wiener SeherinSelma und bei dem Medium des 1)r. Berthelen vor.
2) Diirrs Relation befindet fich: Archiv Bd. Z. Heft 3. S. 1-65.
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_.179_tanzartigen Krämpfen leidende zwölfjährige Marie Wilhelmine
Koch magnetifch am Baquet. Sie wurde fomnambul. hell- und
fernfehend. machte Angaben' über künftige Krifen. gab fich felbft
Heilverordnungen und zeigte - wie viele Somnambulen -- eine
befondere Vorliebe für Eifen. Endlich trat am 4. Januar 1820
bei ,ihr ein Geifterverkehr a ia Anton Arft ein. deffen Gefchichte
1)!: 'Dürr in Kiefers Archiv gelefen hatte. und welcher daher in
feinen Urfprüngen wohl auf Gedankenübertragung zurückzuführen
it. + Die Koch äußerte fich nämlich an diefem Tag: ..Es kommt
ein Geift 'aus Jena zu mir. Morgen fag' ich 'Dir alles.
Morgen von 11h.. bis -1 Uhr muß ich am Baquet fihen; er kommt
*ganz .ftill einhergefchlichen. und wie ich fertig bin. geht er mit
mir zur Thüre hinaus." Auf die Frage. ob fie_ auch den Geift
fehen werde. antwortete fie: ...vielleichtF'- Ob fi
e früher einen
Geift bei fich gehabt habe. wiffe fie
nicht gewiß; auf den nächfteu
Tag freue fie' fich fehr.- Als fi
e am nächften Tag früh gegen
8 Uhr fomnambul am Baquet faß. fagte fie. nachdem fie
erft
einige andere Zeiten angegeben hatte. daß ihr altes Männchen.nachmittags um halb drei Uhr zu ihr kommen werde. Gegen
2 Uhr verfiel fie in Somnambulismus. und um Bunkt halb drei
verkündete fie die Ankunft des diesmal in ein eifernes
- fpäter
auch einmal in ein kupfernes - Röcklein gekleideten Geiftes.
welchen fie Meskußt) nennt. Sie bietet demfelben einen Stuhl
an. und er bleibt bis 31/4 Uhr. .
Amfolgenden' Tag. den 6,
Januar verkündet die Koch früh
'
frohlockend. daß ihr Meskuß nachmittags um 1/23 Uhr wieder von
Jena zu ihr herüber kommen werde. und wirklich ftellte fich der
felbe zur genannten Zeit ein, Er zeigte ihr- wie fchon am
Tag vorher- ein eifernes Täfelchen. auf welchem ,der Beginn
ihrer nächften Krife oder kommenden Hellfeh'ens. auch Heilverord
nungen gefchrieben waren. Dies ging mit wenig Abwechfelung
bis zum 19.* Januar in der angegebenen Weife fort,.- An dem
1) 'Tür r fand folgende Derivation des Wortes Mesknß im Dietionarjum
unirereale Latino (kcailieuru. lie-.rie 1780. act ue. Lucio'. Vorbau. „li-(880tlieue (per eontrueturam West-ue, a lnenne. grande rueciiuni) (kcaliie uuäit: ine
äiateur. sweat (iu L07.“ - Begeifterte Spiritiften würden in diefem merk
würdigen Zufammentreffen vielleicht eine prophetifche Anfpielung auf den Mediumisiuus fehen.
12*'
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lehtgenannten Tag fchrieb fie fomnambul an Meskuß und erhielt
von demfelben eine - natiirlich unbewußt felbft gefchriebene Ant
wort. Die beiden Schreiben lauteten:* '
„Lieber Engel!
Du wirft ja doch nicht böfe fehn.
'Der Doktor hat dich nur probirt.
*
Ob du nicht böfe bift!
Dein gutes Herz. das weiß er wohl.
Daß es nicht böfewird,
Wilhelmine an Meskuß.1820.“
„Liebe Wilhelmine!
Verzeih mir. liebe Wilhelmine.So hab' ic
h
nicht gedacht.
Du bift ja eine Somnambule.'
Du wirft ja wiffen. wie ichs mach."
Die Befuche des Meskuß währen .in diefer Geftalt bis zum
dritten März; ftets trägt er fein eifernes Röcklein. welches Wil
helmine klingen hört; einmal hat er Flügel. Im Übrigen wird
Wilhelmine in gleicher W-eife hellfehend wie Anton Arft. von
deffen Fall der ihrige fich im Wefentlicheu durch die zahlreichen
Heilverordnungen unterfcheidet. welche* Meskuß der Koch giebt. -*
Am 4.
März erfcheint Meskuß in weißen Rock und fchwarzen
Lederhofen. alfo' in der Tracht der einheimifchen Schwarzwaldbauern. . -
Am 15. März-fchreibt Wilhelmine noch einmal:
..Lieber Meskuß!Überall und immerdar
Find ich
.deine Stelle.Die Natur if
t* dein AltarUnd die Welt Kapelle.“
Damit fchließen die bemerkenswerten Punkte in dem fchein
baren. bis zum erften April währenden und fich im Oktober vor
übergehend wiederholenden Geifterverkehr der Koch mit Meskuß.
An der Gefchichte Anton Arfts zeigt es fich mit klarfter An
fchaulichkeit. wie fich die höheren fomnambulen Zuftände einer aus
dem anderen nach und nach entwickeln und fchließlich in einer
Dämonophanie gipfeln. d.
h. in* einer dramatifchen Spaltung das
Ich. welche wie zur 'Beftätigung der Theorie du Prels gefchaffen
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'
* - 181 -erfcheintF fo daß wir unfererfeits kein Wort hinzuzufügen haben.
Auch das bekannte Kriterium des Geifterberkehrs der Somnam
bulen trifft zu„ daß die zum Vorfchein kommenden „Geifter" den
Sittenf Lebens- und ReligionsanfchauungenF kurz -der ganzen .
intellektuellen und moralifchen Sphäre des Geifterfehers entfprechen.
Der Schneiderfohn Anton, deffen Lebensanfchanungen an die
väterliche Werkftatt geknüpft" find, hhp'oftafiert den Geift in Ge
ftalt eines Schneidergefellen_ aus fich hinaus und nennt ihn im
dunkeln Bewußtfein, daß er _nur eine Traumfigur iftF Herr von
Traum. Dem Herrn von Traum legt er 'die im eigenen Innern
fchlummernden Wj'mfche nach einigen Grofchen Geldf einem Glas
Wein und.. einem Gefchenk von Kiefer in den Mund und fchiebt
ihm, da fich das Gefchenk nicht realifiert, die Schuld an dem
Kiefer gefpielten Schabernack in die Schuhe. Der Schabernack
felbft bewegt fich wieder in der Schneideratmofph'cire und befteht
im -Abfchneiden der Hofenknbbfe, Troß" allem* Trivialen treten
aber auch die dem Somnambulismus anhaftenden höheren Züge,
wenn auch verzerrt, in Erfcheinung. Die hhpoftafierte Figur des
gefpaltenen Ich giebt fich, wie faft alle fogenannten Führer der"
“Somnambulem für einen Abgefandten Gottes ausF undAnton
hätte nur anftatt des kritifihen Brofeffor Kiefer einen unkritifchen
Geiftlichen der Hexenproz'eßperiode, welcher alle Fafeleien des gött
lichen Gefandten für baare Münze nahmy zum Beobachter* haben
miiffen, fo hätte fich infolge der verfchiedenen Befchuldigungen
des fomnambulen Knaben gegen eine ,ihn bezaubert haben follende
Verwandte der fchönfte Hexenprozeß entfponnen. Ein jeder Kenner
der Hexenprozeffe weißf_ welch entfetzliches Unheil folche Ausfagen
Somnambuler infolge des kritiklofen Glaubens an ihre That
fiichlichkeit angerichtet haben. Aber nicht nur in der Gefchichte
der* Hexenprozeffe, fonderu in der ganzen heiligen und profaner
Gefchichte-
namentlichdes Altertums und des Mittelalters -,
ift die Gläubigkeit an den göttlichen Urfprung fomnambul-mediu-
'
miftifcher Mitteilungen diejenige Erfcheinung, welche das meifte
Blutbergießen im Gefolge hatten.
*Das zweite Phänomen höherer Art ift das Vorausfagen von
Krankfein und Gefahren, alfo eine' Erfcheinungf welche du Brel
WFL-Weni- zu den dem Dämonion eigentiimlichen rechnet.
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*- 182 .
Der Eigenfinn der Somnambulen giebt fich auch recht deut
lich in dem Widerftreben kund. welches Anton feiner Mutter ent-
gegenfeht. als diefe Kiefer gegen das Verbot des Alten außer dem
l.Haufe'Mitteilung machen will. Das innere Unbehagen über d
ie
wirklich gefchehene Mitteilung ruft bei Anton alpartige Beklem
mungen hervor.. bei welchen ihn der Alte aufs Heftigfte drückt.
Merkwürdiger Weife fpielt ein Druck. welchen die befchworen'en“
Geifter auf 'die Befchwörer ausüben. gerade in den Fauft zuge
fchriebenen Zauberbüchern eine große Rolle; der Theurg muß fich
bei der Befchwörung hüten. daß der Geift ihn nicht drückt. eine
befondere 'Räucherung anwenden und mit einer befonderen Rute
nach dem Geift fchlagen. Wir haben hier einen Beweis. daß der
Geifterverkehr der alten Theurgen gleicher Natur ift mit dem Ber
kehr zwifchen Anton und dem Herrn von Traum. -Auch im
Wagnerbuch kommt dies gefpenftige Drücken vor. denn da Wagner
*
den Geift Auerhahn befchwört. drückt ihn eine Kröte von Ele“
phantengröße derart. daß er Blut fpeit und eine halbe Stunde
befinnungslos liegen bleibt. - Das gigantifche Anwachfen der
Geifter und wieder ihr Zufammenfchrumpfen. wie auch der Herrvon Traum that. 'zieht fich durch das Zauberwefen aller Zeiten
-
und Völker und. fpricht wiederum für fein Wurzeln im Somnam
bulismus.
Der Umftand. daß der Alte verfchwindet. wenn_ fich Leute
Anton nähern. ift
auf den Ubergang von fomnambulen Zuftand
zum tagwachen zurückzuführen. das Trunkenfein Antous nach dem
Geifterbacchanal auf Autofuggeftion.
Das Verftummendes fomnambulen Anton. deffen Geift. feiner
Lebensfphäre entfprechend. als Schneidergefelle erfcheint. ift pfhcho
logifch ein Seitenftück zum Verftummen des Vriefter ZachariasB)
r
deffen ..kontrollierender Geift“ der Lebensftellung und religiöfen
Anfchauung des Vriefters gemäß ein jüdifcher Erzengel. ift.In dem fomnambulen Schreiben Antous. der fich bei der
Wahl des Vetfchafts wiederum nicht von feinen Schneidergewohne
heiten losreißen kann. haben wir eine Annäherung an den eigent
lichen Medi'umismus zu fehen. und gerade diefes Schreiben des
1) Evang. Lucae cap. 1.
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*-183
fomnambulen Knaben ift
fowohl für Geifterfporterf welehe jede
Handlung der fomnambulen Medien objektiven Geiftern-zufchreiben',
als auch voreiligen und unkundigen „Entlarvern" moderner Medien
für die richtige Auffaffung mediumiftifcher" Erfeheinungen von
höchfter Wichtigkeit. In erfter Linie ift ein 'Medium als ein
Somuambuler zu betrachten, welcher fchlafwach alles felbft thut,
was er glaubt, daß es von feinem kontrollierenden Geift, feinem
gefpaltenen Ich-
fobald diefe Spaltung fich zur Genüge aus
gebildet -, gethan werde. Was fich hieraus nun im Mediumis
mus noch weiter entwickeln haben wir an diefer Stelle nicht zu
unterfuchen,
?dafür-y daß Anton auf der Bahn weiterer mediumiftifeher
Entwickelung fortgefehritten wäref bürgt uns der Umftand, daß. der' Alte Anton mit Pfeifen ,und Klopfen weckt. Würde Kiefer_
anftatt feine Experimente einzuftellen- mit ihnen fortgefahren
fein, *fo
'hätte fich ficher aus Anton ein Klopfmedium entwickelt
um fo mehrF als das fogenannte Geifterklopfen eine Erfcheinung
fo alt als die Menfchheit ift;
Die Erfcheinung des Meskuß läuft völlig mit der des Herrn von
Traum paraflel. Jntereffant und wichtig ift, dai* die Koch ihren
„kontrollierenden Geif"
Klemme, Vermittler, nennt und ihn jedesmal
von Jena nach ihrem Wohnort kommen läßt, wofür die Erklärung
einzig und allein in dem Umftand zu fuchen iftf daß Dr. Dürr -gleichviel ob die Somnambule dies* wußte oder nicht wußte
-die Gefchichte des jenenfer .Somnambulen in Kiefers Archiv ge
lefen hatte. Diefer Fall erklärt, warum in den modernen Spiri
tiftenzirkeln plößlich aller Orten und Enden fo fragwürdige
Geifterindividualitäten wie John King, Katie King, Joe), Peter,
Owaffoo., Geift der Wahrheit 2c. 2c. umherfpuken können, nachdem
das gefpaltene Ich eines fomnambulen Medium ihr Bild einmal
gefchaffen hat. Diefer Fall erklärt aber auch, warum die Me
phoftophilesf Aziel 2c. der Fauftfchen Zauberbüeher den Theurgen
erfcheinen mußten, fo lange man eben theurgifche Künfte trieb und
an' deren Wirkfamkeit glaubte. -
Die höchfte Form des Dümonions vom Standpunkt der
moniftifchen Seelenlehre ift
nach du Vreli) das Auftreten des
.7) Du Vrel: Der Dämon des Sokrates.
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- 184
Doppelgängers, welches häufig mit den fpiritiftifchen Materiali
fationen identifch ift. ,
Wie nun bei einer Materialifation fich der Aftralkörper eines*
Mediums entwickelt und fich fiir den Geift der Vhantafiegeftalt
eines Dichters, fiir 'welchen ein Teilnehmer an der Sihung eine
-befondere Vorliebe befißt, ausgiebt, wie alfo ein Gedanke eine_
plaftifche Verfönlichkeit annimmt, zeigen die _-1892 in Leipzig er- .
fchienenen „Vfhchifchen Unterfuchunqen" 'des kaiferl. ruffifchen
Kammerherrn Conftantin von Bodisko'. Derfelbe. fcheint vor
wiegend mit einem weiblichen Medium gearbeitet zu habenf und
wenn die Darftellungen- feiner Experimente auch nichts weniger
als exakt genannt* werden könnenF fo ift
ihnen' doch, foweit-anderweitig taufendfach feftgeftellte -
Thatfachen in Frage
kommen, zu trauen, wenn auch fein troftlofes theoretifches Gefal
baden ein unverdautes Ge'mifch kardekiftifcher und theofophifcher*
Anfchauungenf, fowie *feine unglaubliche Kritiklofigkeit unerträg
lich find.
Bodisko fagt alfo iiber ,eine-,partielle Materalifierung“1)
„Jin Dunkeln. Sichtbares Erfcheinen des Aftralkörpers in weißlichen
Wolken; diefelben nehmen die Form leuchtender- --*..-dft verfchiedenfarbiger *-Ä
Kugeln am?) fie
derfchwinden in Spiralen; gledhzeitig werden *leife Berüh'
rungen fiihlbar. Ich fühle7 daß Finger durch meinHaupthaar gehen. Mein
Ring wird mir dorfichtig vom Finger geftreift, die fluidifche Hand legt ihn_auf den Tifch, indem fi
e
f>)reibt:““
„In einem .Jahre nehme ich
deinen Ring wieder.“
„Auch von andern Verfonen wurden Ringe genommen und an --meineu
Finger gefteekt. Ich' fii'hlef wie fich eine kleine, ganz warme Hand in die
meine legt, diefelbe ruft in mir ein Gefühl des Glücks und der Ekftafe hervor
nnd löft fich beim Verfchwinden auf7 ohne daß ich auch nur-“die'geringfte Be
wegung verfpiirtef obgleich ich die Geifterhand mit meinen beiden Händen,
hielt.“
Hierauf hielt der „Geift" eine direkte Anrede an Bodisko,
erzählte ihm einen ganzen erotifchen überfinnlich-idealen Roman und
1) Bodisto. Mfhrhifche Unterfuchungen.“ S. 49 ff„
2) Jil) erinnere an die Lichterfcheinungen bei Faufts erfter Geifterbe
fchwörung, Wie fich übrigens eine aftrale Geftalt aus dem Körper eines Meer
diums entwickelt, dadou giebt folgende Abbildung ein anfcha'uliches Bild; DerVorgang
fpieLlItefich mit dem Medium Eglinton im Atelier des bekannten Ma
(ers Tiffot a . 7 ,
*
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186 -fchrieb ihm auch in fogenannter direkter Schrift in englifcher
Sprache einen. langen Liebesbrief.
Am 16, Januar 1891 erhielt Bodisko folgende von der Hand
des „Geiftes“ mit Tinte gefchriebene Verfe:.le eujß minus-and, Zaeur ame (le la tieuue,
(Jui Anime et qui eauyire t'utteuäaut taufaute.
Lx'e eeuß-tu-pae tout pre?, tua eureesuute lialejue
(Hui te Sekte eb t'Sutreiut (lu plus brülaut niuaur?
'l'u 111e jaja tray aaukkrir . . . klare que cu xwurraje
Water-innerer lau juutiie dumme
Lt äauuek un bei-ru carpe it delle, ä tout. _jam-318
(Jui . . . . . .“ -- i
* '
Der Geift gab fich Bodisko* gegenüber für die verftorbene
Jndianerin Minnehaha, die Heldin von Longfellows Gedicht
„Hiawatha", aus und berichtete dem ihr jedes Wort glaubenden
ruffifchen Kammerherrn, daß fie in früherer Jnkarnation Senacherib
eine Sklavin Nebukadnezars gewefen fei. Minnehaha materiali
fierte fich öfter, drückte Bodisko die Handf ftreichelte ihm das
Haar und kofte zärtlich mit ihm.-
fBodisko berichtet leider gar nichts näheres über die exakten
Vorgänge bei den Sitzungen* doch dürfen wir vielleicht annehmen7
daß es
fich um eine. echte Materialifation handelt. Auf jeden_
Fall fehen wir an diefem Beifpiel, wie eine rein fingierte dich
terifche Figur im wahrften* Sinne des Wortes plaftifehe Formen
annehmen und für ein wirklich exiftierendes -Wefen gehalten
werdenlkann. Ja Bodisko hält „Minnehaha" dafür, obfchon
ihm der Umftand, daß fie
feine* aus Kardec g'efchöpften rein
farnationiftifchen Theorien nachbetet und fich *als* altaffhrifche
Sklavin den männlichen Namen Senacherib beilegt, felbft bei der
mäßigften kritifchen Veranlagung die Augen darüber hätte öffnen
müffen, daß fich in „Minnehaha“ nur ein Teil feines Jcbs
reflektiert.
-
.
Noch mehr trifft dies zu auf den „Geifterverkehr", welchen
Bodisko mit einem „Ritter Eduard Blaufeder- (lüclauarä alapluiue biene), Ritter aus der Zeit Georgs von England (8ic!),“
unterhält.
getötet habe und* deshalb zweihundert Jahre des »Lichtes beraubt
worden fei; Endlich zeithnet ihm'Eduard Blaufeder mit Blauftift
Derfelbe erzählt ihm, daß er den Mörder feiner Frau ,
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Eduard BlaufedcrRitter aus der Zeit Georgs von England,
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fein in die Tracht des 13. Jahrhunderts gekleidetes Vortritt,
welches Bodisko bone. title für echt hält. während er bei den nur
oberflächlichften gefchichtlichen Kenntniffe fich hätte fagen müffen.
daß vor dem Jahre 1714 kein König Georg in England regierte.
Trohdem aber hat Herr _von Bodisko zweifelsohne mit einem
überfinnlichen Etwas in Verkehr geftand'en. welches fich für den
befagten Lä0uarä ir la yiume diene ausgab. nämlich mit der
anderen Hälfte feines romantifch veranlagten. wenig kriti
fchen Ich oder feines Mediums.
Die ältere Vneumatologie kannte diefe eigentümliche Er
fcheinung wohl. fchrieb fie aber nicht ihrer wahren Urfache. der
Spaltung der menfchlichen Verfönlichkeit. zu. fondern fchob fie
einer eigentümlichen Klaffe von Elementargeiftern in die Schuhe.
welche Varacelfus Magna nennt. Diefe King-ae erf'cheinen in,
Spiegeln. Krhftallen u. f. w. und die begleiten die Menfchen a'ls
Init-true familien-ea.
'
'“Darnach fo lehren fi
e
felbft jhre Namen dazu ausfprechen. die *nichts
fehn vnd heiffen auch nit fo. Bud wiewol das ift. das fie alle Rahmen haben.
vnterfchieden von einander. fo fagt oft einer des andern Nahmen an. vnd ift
nit der feine." -1)** *
Mit anderen Worten: die aus dem eigenen Inneren hinaus
hhpoftafierte Geftalt nimmt eine Form an. wie fie dem intellek
tuell-ethifchen Charakter. den Welt- und Religionsanfchauungen
des pfhchifch-dramatifch gefpaltenen Menfchen entfpricht. geriert
und nennt* fich dement-fprechend. -* Dies gilt von den Genien und
Familiargeiftern hiftorifch bekannter Leute. wie Sokrates. Vlo
tinos. die Jungfrau von Orleans. Eardanus. Trithemius. John
Deek). Taffo. Campanella. Scaliger und Carrera. worüber Näheres
bei Schindleri) oder Vertht) nachzulefen ift,
1) Varacelfus: l)e aeeultu. yiailoeoybja.
2) 'Der Genius von John Dee *foll fogar für diefen ftudiert und feinem
Meifter Blatt gemacht haben. wenn diefer ihn auf die Schulter klopfte. Esliegt hier vielleicht von der Sage verzerrte Doppelgängerei zu Grund. denn
Dee war tief in das Nachtleben der Seele verfuuken. Trotzdem habe ich
nichtsvon obiger Sage finden können. als ich vor drei Jahren die ganze alte Litteratur über Dee und deffen eigene Schriften. Tagebücher etc. durchftudierte und
bearbeitete. Tiefe Sage ift
wohl fehr neuen Urfprungs.
l 3) Schindler: Magifches Geiftesleben.
"
_ 4) Vertm'Dle mvftifchen Erfcheinungen.
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-- 189 -Nicht zum Wenigften gilt aber das Gefagte nom Mephofto
philes Faufis. 4
Es ift notwendig, daß wir uns zur Beftätigung des Ge
fagten- nochmals den Gang der magifchen Entwickelung Faufts ver
gegenwärtigen. Der, wie fich aus allen ergiebt, mediumiftifch
veranlagte Jüngling brennt vor Verlangen, die Tiefen der. Zauberei zu ergriinden oder -modern gefprochen - die in feinem
'Innern liegenden mhftifcb-magifchen Fähigkeiten zu entwickeln, um
fich ihrer mit bewußtem Willen bedienen zu können. Er geht*
völlig im Überfinnlichen auf, fein Dichten und Trachten erfüllt'
das theoretifche Studium der Geheimwiffenfchaften, und praktifch
übt er die zahlreichen Vorfchriften zur Entwickelung magifcher
Kräfte- welche zu jener Zeit in
'
den beteiligten Kreifen weit be
kannter waren als fehr; denn _- offengefagt *-verftehen die
Spiritiften davon .gar nichts und die dentfchen Bnddhiftetn uli-ae 1
Theofophen, trotz aller alpenhohen Snffifanee, *herzlich wenig.'
Mit dem englifch-amerikatiifchen Vegetarismus und Teetotalismns
fowie mit einigen anderen Schnnrrpfeifereien will man alles er
zwingen und bedenkt nicht, daß die überwältigendfte Fülle über
finnlicher Erfcheinungen und Kraftentwickelnng gerade da vor-kam,
wo man an diefe Schrullen nicht dachte!
Fauft geht zur praktifchen Übung der Hhpnofe erzeugeudenWahr
fagekiinftef der Hhdromautie, Krhftallomantie und Katoptromantie
über, wobei die mhftifchen Seelenfunktioneu vollends aus ihrer Latenz
befreit werden. Wie bei Anton Arft durch das ähnlich wirkende
Sihen am Baquet fich Hellfehen ausbildetnnd endlich die Spaltung der Verfönlichkeit eintritt, fo gefchieht dies auf höherer
-Stufe bei Fauft, bei welchem ein Zuftand des larvierten* Som
uambulismus erzeugt wird. wasdie_ Fauftbücher naiv mit
dem' Ausdruck bezeichnem daß -Fauft den Geift des Krhftalls er
halten habe.
'
,
Durch den Befchwörungsakt wird die dramatifche Spaltungdes transcendentalen Subjekts, von Fauft vollendet: die zweite
Hälfte des Doppel-Ich nimmt beftimmte Konturen und. eine
dauernde Geftalt an in ähnlicher Weife, wie wir den Entwick
lnngsgang der Hvpoftafieruna des Herrn von Traum bei Anton
Arft verfolgten. -' Die bei der Befchwörung auftretenden Licht
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*190-Schall- 2c.- Erfcheinungen find
- wie wir gefehen haben-
völlig identifch mit den im modernen Mediumismus beobachteten
und vielleicht fubjektiv-hallucinatorifcher Natur, ähnlich dem ent
fehlichen Lärm bei dem Bntfcher'fchen uud anderem Spuk. dein
Heranfliegen und Zufamrnenfchrumpfen des riefengroßen Herrn'
von Traum bei Anton Arft, den Lichterfcheinungen bei Affakow u.. f. w. u. f. w.
Mephoftophiles ift
alfo die Objektivierung der einen Hälfte
des transcendentalen Sübjekts» von Fauft, welchefich, - 'wie
bei den angeführten hiftorjfch'en Varallelfällen - als Familiardämon
kundgiebt. Mephoftophiles nennt 'fich auchF wie wir oben fahenf
ausdrücklich einen Init-line kumiiinrje. '
7
-
Daß Fauft felbft aus diefem Phänomen einen Teufel macht,
ift in den Anfchauungen und dem .theologifchen Charakter der
Zeit gegründet, in welcher man jedes transc'endentale Phänomen
als einen Teufel oder als vom Teufel herrührend anfah, infofern
man fich-
namentlich bei den Vroreftanten, und die Fauftfage
ift
*ra-?5:02.77 proteftantifch _ kein anderes als ein vom Teufel
herriihrendes überfinnliches Wirken vorftellen konnte. Die Tra
dition fpann den diabolifchen Charakter des Mephoftophiles
weiter aus7 er blieb der leibhaftige Satanas, fo lange man an
einen realen Teufel glaubte, und wurde, als der Teufelsglaube
gefallen war, zur dichterifchen Fiktion. Er ift weder das eine
noch das andere, fondern vom Standpunkt der moniftifohen
Seelenlehre du Vrel's und den Erfahrungen des modernen Okkul
tismus aus die zweite Hälfte des gefpaltenen transcendentalen
Subjekts von Fauft.
Diefer meiner Auffaffung ganz entfpreche'nd, ift Mephofto
ph'ikes auch niemand als dem larviert-fomnambulen Fauft und
'dem mit lehterem in magifch-magnetifihen Rapport ftehenden
Wagner fichtbar, gleich wie der ebenfalls dämonifche Züge tragende
Herr von Traum nur dem fomnambulen Anton Arft und dem
mit diefem in Rapport ftehenden Frih Grellmann fichtbar war.-Nach den Fauftbüchern waltet Mephoftophiles unfichtbar
im Haufe Faufts und wird nur von Fauft und Wagner
erblickt.
Wie wir oben fahen, -hatte bei dem gefchichtlichen Fauft das
'-..
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- 191"
.
-3-:
7:e
Äußere von., deffen Familiargeift beftimmte Konturen angenommen(
denn nach Wier hält Fauft einen Mann mit auffallend dunkler
Gefichtsfarbe für feinen Geift und fieht ihm nach den Handenob er Klauen habe. Daß, wie die Fauftbiicher wollen, Fauft"den Mephoftophiles als Mönch
- eine der populärften Figuren
der damaligen Zeit.- aus fich hinaus hypoftafiert habe. (die
Fauftbiicher drücken fich natiirlich aus, M. habe F. al? Mönch
begleitet.) ift
fehr naheliegend und wahrfcheinlich, ohne daß man
deshalb in diefem Zug eine Polemik gegen die' katholif'che Kirche
zu erblicken nötig hätte; fpuken ja doch .noch heutzutage allent
halben bei Vroteftanten und Katholiken in der Volksfage ge
-fpenftige Mönche.x '
'
Der pfhchologifche Kern der Figur des Mephoftophiles trägt ,
aber in der 'dariiber gefponnenen Tradition nicht nur die Züge
der im ,.Zeitbewußfein liegenden Diabologie, fondern auch der imz
Volk -diefem freilich unbewußt
*noch fehr lebendigen germa
'nifchen Mythologie zur Schau. Er wird zum Hauskobold, zum
Heinzelmann. Er waltet- wie wir fahen, unfichtbar im Haus,*
fchafft Fauft Geld, Effen, Trinken und Kleidung, er beftellt
'
das Feld uud thut, was in der deutfchen Volksfage die Unter
irdifchen thun. .
Ein der deutfchen Koboldfage .angehöriger 'Zug und nicht
K» eine Jronifierung der katholifchen Kirche ift
auch das von der
Tradition 'Fauft an'gedichtete Verlangen, daß Mephoftophiles eine
Schelle am Kleide tragen follt um fein unfichtbares Nahen an
zufi'mdigen.“
So erzählt Luther in feinen Tifchredeni) eine alte Sage
von einem in einem Klofter haufenden Kobold, dem die Mönchex*
einen Winkel in der Küche zum Aufenthalt angewiefen haben und
eine Mönchskappe mit einer Schelle angezogen hatten, damit fie
das Nahen des Unfichtbaren hörten. Der Kobold beforgte das
Einholen der Bediirfniffe. der Mönche und klingelte dabei luftig
in der Stadt umher, bis er vom Guardian aus dem Klofter
hinaus exorzifiert wurde, weil er einen ihn verfpottenden Küchen
jungen arggemißhandelt hatte.-
Auch der Kobold Viick im
l) Ed. Förfiemanm Bd. [ll. S. 61.
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-.---c1.'. -
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Schweriner Franziskanerklofter, deffen- Luther gleichfalls)) Er-.wähnung thut', verlangt für dreißigjährige dem Klofter geleiftete
Dienfte einen mit Schellen befehten Rock von allerlei Farben, den
er anzieht, fich „mit großen Getön“ in die Luft erhebt und ver
fchwindetk)- Die Volksfage archaifiert gern, und wie man
jetzt fpukende Geizhälfe, böfe Amtmänner 2c. gerne in die Tracht
des vorigen Jahrhunderts kleidet, gefpenftige Ritter, Ahnfranen,
Mönche und Nonnen umgehen läßtf fo kleidete die Renaiffance
zeit ihre Kobolde mit Vorliebe in die damals bereits längft ver- .
altete, dereinft fehr beliebt gewefene Zattel- und Schellentracht.- Das wunderliche Verlangen Faufts, Mephoftophiles folle*
eine Schelle tragen, findet alfo auf diefe Art-eine ungezw'ungene
Erklärung. -* " '
Da jedoch durch die ganze Gefchichte des überfinnlichen
Vhänomenalismus mit Geiftererfcheinnngen ein wie Schellenklang
lautendes Tönen in Verbindung gebracht* wird, fo muß auch noch
ein anderer und zwar phhfiologifcher Grund für diefen fagenha'ften
Zug vorhanden fein. Jch will *nur einige hierhergehörige Vei
fpiele anführen. Nach der Fifchartfchen Überfehung von Bodin'sDueruauoluauja hat der Engel vor Manoha (Buch der Richter, 13)
wie mit 'einem Glöcklein geläntet. Mohamed und Cardanus hören
ein gefpenftiges Glockenläuten. Bei dem Sekretär Heinrichs [ll.von Frankreich, von deffen Klopfgeift Vodin in feinem eben ge
nannten Vuch erzählt, klingelt der Geift, als ob er *an ein
gläfernes Gefchirr fchlage. Den zu Anfang des 18, Jahrhundertslebenden englifchen Geifterfeher Beaumont verfolgten drei Monate
lang zwei etwa drei Fuß hohe Geifter von brauner Geficbts
farbe in phantaftifcher Fraueutracht. Sie trugen fchwarze7 neh
'artig gewebte, in der Taille mit einer fchwarzen Schärpe zu-ffammengehaltene Oberkleider, unter welchen göldglänzende Unter
gewänder hindurchf'chimmerten. Auf dem Kopf hatten fie
weiße
1) Tifchreden a._a. O.
'
_
l
2) Vgl. Wahrhaftiger Bericht von einem Geift-Knecht, genannt Vücf.
welcher in dem Schwerinifchen Franhiscaner-Klofter gedienet vnd zum Gedächtnußvnd augenfcheinlichen Zehe-hen diefer Gefchichie im Elofter eine groffe kupfferne
Kanne hinterlaffen hat, welche von den Einwohnern der Stadt biß auff den
heutigen Tag noch genannt wird: der „Viick“ in des Schweriner SchulrectorsBernhard Hederich „Schwerinifcher Ehronif". Schwerin 1598.
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Hauben mit etwa drei Finger breiten Spitzen. nnd über denfelben
einen' fchwarzen, weiten, neßartig gewebten Auffah. In der Handtrugen fi
e kleine Glocken und fchellten, indem fie
fich an Beaumonts
Stubenthiir ftellten, unaufhörlich bei Tag und Nachtf ihn dabei
beim Namen rufend. Einer diefer Geifter nannte fich Arieli).-Auch bei der Wilhelmine Koch klingelt, wie wir oben fahen,
ihr Meskuß mit feinem eifernen und kupfernen Röckchen.q
Die
phhfiologifch-pathologifche Urfache diefes Klingens haben wir aller
Wahrfcheinlichkeit nach in kongeftiven Zuftänden zu fuchen, wie
fie bei dem Geifter fehenden Nicolai vorhanden waren und auch
bei den Schamanen nachgewiefen find. Erwähnen will ich bei
läufig, daß mein die lehren Jahre feines Lebens von öfteren
Schlaganfällen heimgefuchter' Vater einft einige Stunden vor
einem Schlaganfall gefpenftige Spinnerinnen fah nnd dazu ein
lebhaftes Läufen hörte.- Etwas Ähnliches if
t
wohl auch bei
theurgifchen Befchwörungen im Spiel, bei welchen durch die Erregung, narkotifche Rauchwerke rc. das Blut nach dem Hirn ge
trieben wird. - So viel über diefen Punkt.i '
Der Charakter der Mephoftophiles ift im Großen und
Ganzen der eines deutfchen Hauskobolds, Dämonifche Züge
treten nur dann hervor., wenn Fauft feinen ,Willen nicht thut,
oder "gegen den Vakt verftößt; fo, als Fauft die Bibel lieft, hei
raten will u. f, w. Im übrigen aber entfpricht der Charakter
des Mephoftophiles ganz dem Faufts als der Charakter eines
leidlich gutmütigen Bruder Liederlich, der aber fehr unangenehm
und felbft bösartig werden kann, wenn ihm etwas wider den
Strich geht. Auf die Einzelheiten werde ich im nächften Abfchnitt
zurückkommen.
* '
Man fieht, daß alfo auch hier meine Auffaffung des Me
phoftophiles als Doppel-Ich?) von Fauft ftichh'altig ift. Mit
feinem Takt bringen auch die Fauftbücher die Schwankungen in
*-1
)
Vgl. .)0]1n Zeeumont: kliotorjeai, piiyeiolagieai uncl 'Lveologjeel'kr-net ot" Zpjtito, Zyparitione nur] Wittener-tft. [lernten. 1705. 49.
Z) Um Mißoe-rftändniffen vorzubeugen( bemerke ich, daß ich das Wort
„Doppel:Ich“ nicht in dem phnfiologifchen Sinn des 1)1-. Max Deffoir, fou. dem als kürzere Bezeichnung des Du Prel'fcneu gefpaltenen transcendentalcn
Subjektes gebrauihe.
Kiefewetter, Fauftbuch. 1.3
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- 194 -Faufts Charakter und Gemütsftimm'ung in Mephoftophiles, als in
feinem Doppel-Ich fich wiederfpiegelnd, zur Geltung. Er dispu
tiert, wenn Fauft wiffenfchaftliche Anw'andlungen hat; er reizt
ihn zu allen Ausfihweifungen, wenn fich Faufts* ungebcindigte
Sinnlichkeit geltend machtf und predigt ihm Moral wenn der
kaßenjämmerliche Riickfchlag kommt; er redet dem Verzweifelten
Troft ein wie ein alter Kapuziner, wenn er verzagt ift, und ver
höhnt ihn mit d-iabolifchem Spott, wenn er fich troßig verftockt.
Stets aber reflektiert fich im Doppel-Ich Faufts, in Mephofto
philes, deffen im Unbewußten wurzelnder eigenfter Wille.
Dem von du Vrel als für das in der Spaltung des Ich
wurzelnden Damonion außerft charakteriftifch hervorgehobenen
Zug des durch den larvierten Somnambalismus begründeten zeit
lichen Fernempfindens begegnen wir auch bei ?Zunft-Mephofto
philes. Wir trafen dasf'elbe fchon in den Berichten Melanchthons
'und Hondorffs über'den gefchichtlichen Fauft an und begegnen
ihm auch in den Fauftbiichern als den Prophezeiungen Fauft,
welche als Ausfliiffe fomnambuler Ekftafe betrachtet werden können.
Spieß und Widmann fchreiben fie
natiirlich der teuflifchen Natur des
Mephoftophiles zu- welcher als ein von der Schöpfung der Welt an
fchon exiftierender Geift große Erfahrung in weltlichen Dingen
wie in der Aftrologie gefammelt habe und fomit die Zukunft
iiberfchauen könne, foweit fie von Gottes felbftändigen Regierungs
akten und dem freien Willen des Menfchen unabhängig fei.- Wenn endlich die alten Volksbiicher ihren Helden am Schluß
feiner Laufbahn Kampfemit dem Teufel beftehen und ihm fchließ
lich von diefem das Genick brechen laffen, fo finden wir auch für
diefen anfcheinend völlig legendenhaften Zug eine Erklärung aus
dem Thatfachengebiet des-'modernen Okkultismus. Faufts Konfti
tntion wird wie die der Medien durch die ftete gewaltige Kraftausgabe bei mediumiftifchen Vorgängen je länger je mehr zer
riittet. er gerät immer tiefer in das feelifche Nachtleben, und die
Spaltung feiner Vfhche wird immer klaffender. „Die Schrecken
des Mediumismus“ machen fich bei Fauft geltend wie bei den Scha
manen, Fakiren, Geifterbefchwörern-
ich »werde fpiiter ein der
artiges Beifpiel anfiihren- und den modernen Medien.
Vifionen quälendfter Art, in welchen die gefehenen Geifter den
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»- 196 _ „3.:
Vifion'ar auf das E'ntfehlichfte plagen, werden ein bleibender Zu- f
ftand, ,Krämpfe fürchterlichfter Art werfen den Körper des
Mediums fchlimmer als den eines Epileptifch'en umher, (vgl. Abbil- *
dung) bis endlich eine allgemeine körperliche und geiftige Zerrüttung
dem Leben des Mediums oder Zauberers ein Ende macht. Der." .
artig mag auch das Ende des gefchichtlichen Fauft gewefen fein..
Der Geift der Zeit jedoch wußte dasfelbe nicht pfhchologifeh zu
x
deuten und half fich mit dem damals alles vermögenden Teufel, f
welcher dem Zauberer, als fein Vakt abgelaufen war, das Genickt
brach und den Hals umdrehte.
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-.
*
5. A-bfchnittc
“
-Fauft's Treiben,Zauberfchwänke
und Ende.
achdem die alten Fauftbächer das Walten des 'ille
pbootopbjleo als' Hausgeift in der Wohnung
Faufts gefchildert haben, gehen fie
zu den Disputationen über, welche Fauft zur Stillung feines
Wiffensdurftes mit feinem gelehrten Zpjrjtuo
familiär-ß abhält. Jedoch fchiebt .das Fauftbuch von 1587 die
von Widmann in eine fpätere Zeit verlegte Epifode von der be
abfichtigten- Verheiratung Faufts vorher ein.*
Da Fauft „feine mpurocijein tag vnnd 'nacht ftach“, ge
dachte er fich zu verheiraten und fragte Mephoftophiles um feine
Meinung. Mephoftophiles erinnert ihn an fein Verfprechen,
allen Menfchen feind fein zu wollen, und fagt, er könne unmög
lich durch das Werk-.der Ehe Gott und durch feinen Pakt dem
Teufel gleichzeitig dienen. Wolle er fich aber trotzdem vere e
liihen, fo werde er von den Teufeln in kleine Stücke zerrifYen
werden. Kurz Mephoftophiles fucht als Mönch Fauft nach
Kräften von der Ehe abzuhalten7 „da ohne das der Mönchenvnd Nonnen art iftf fich nit zu verehelichen, fondern verbieten
vielmehr diefelbige.“ Jedoch Fauft will fich nicht abhalten
laffen. Aber -
*„in folchem für-haben gehet ein Sturmwindt feinem Hauß zu* als wolt
es alles zu grunde gehen, Es fprangen alle Thüren auß den Angeln, in dem
wirt fein Hauß voller brunft, als ob“ es zu lauter Afafen verbrennen wol-te.
D. Fauftus gab das Ferfengelt die ftiegen hinab, da e'rhafchet ihn ein Mann,der wirfft jhn wieder in die Stuben hinein, daß er weder Hände noch Füffe
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198 *
regen kundi, mnb fhn gieng allejiihalben das Feuwer aufff als ob er ver
brennen wolte, er fchreh feinen Geift vinb hilff an, er wolte nach allem feinen*
wunfch. raht vnd thai leben, Da-erfchiene jm der Teuffel Leibhafftig, doch fo
grawfam vnd erfchrecklich, “daß er jhn nicht anfehen kundt, Ihm antwortet der
Teuffel, fagende: Nun fage an, was finns biftn noch?"
Hierauf giebt Fauft klein bei. und Mephoftophiles verfpricht
ihm dafiir„alle tag vnndt nacht ein Weib zu bett fiihren, welche du in diefer_
Statt, oder anderßwo anfichtig, vnd die dn nach deinem willen zur vnkeufch
heit begehren wirft, in folcher geftalt vnnd .forme foll fie
bei) dir wohnen."
Fauft „geriethe auch in eine folche brunft bund vnzucht, daß er tag vnnd
nacht nach Geftalt der fchönen Weiber trachtete, daßf fo er heut mit dem
Teuffel vuzucht triebef morgen einen andern im finn'hatte.“
Diefe Stelle läßt unklar, ob der Verfaffer meint, daß
-wie ja derartige Erzählungen mehrfach vorkommen -wirkliche
Frauen durch Zauberei vor Fanfts Bett zu kommen gezwungen
werden, oder ob die Teufel *als Zueeubi in augenommener Ge
ftalt mit Fauft Unzucht treiben. Daß Derartiges thatfächliih dorkomme, wurde im 16. Jahrhundert und während der ganzen
Hexenprozeßperiode bekanntlich nicht im Geringften bezweifelt,
und wir werden Gelegenheit haben, auf den Jucnbus- und Suc-“
'cubusglauben _zurückzukomnien»
Jm alten Fauftbuch wird alfo Fanft erft durch den -Teufe
zu feinem Lafterleben verführt, wiihrend ihn urfprünglich Wiffe'n
durft in die Klauen des Böfen trieb; bei Widmann dagegen be
ginnt er gleich feinLuderleben, fo daß ihn Mephoftophiles des
halb zur Rede feht und fich ferner Geld zu fch'affen weigert, wes
halb denn „D. Fauftus auch mit feiner kunft vnd Zauberer) etwas
außrichten muß.“ Offenbar hat hier das alte Fauftbuch idealifiert,
wiihrend Widmann die Züge des gefchichtlichen Lüdrians Fanftgetreuer wiedergegeben hat.
Nachdem nun Fanft „fchändtliche und greuwliche vnzucht
mit dem Teuffel triebe“, gab ihm Mephoftophiles nach Spieß
„ein groffes Buch von allerleh Zaubereh vnnd dligreinantiaf,
welches man nach Faufts Tod bei Wagner fand, womit er fich
erluftigt. Darauf beginnt Fanft feine Dispntationen mit Mepho
ftophiles und fragt ihn: „Was Geifts* biftu?“ worauf diefer ent
gegnet: „Mein Herr Faufte, Ich b'in ein Geift vnd ein fliegender
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Geift, nnter dem Himmel regierend." Dann erfahren wir, daß
*Lucifer urfprünglich ein fchöner Engel aus der Ordnung der
Seraphim war und eigentlich Raphael hießi) Dann fragt FauftMephoftophiles nach der hell vnd ihrer Spelunck“, nach dem
„Regiment der Teuffeln vnd jhrem Vrincipat“, nach der „Geftaltder oerftoffenen Engeln“, nach der „gewalt deß Teuffels“, nach
der hell, 6611011113 genandt, wie fie
erfchaffen vnd geftalt fehe,
auch von der Bein darinnen. -
Diefe Disputationen find fehr nichtsfagend7 ganz* in dem
aus jüdifchen, heidnifchen und chriftlichen Traditionen zufammengeleimten Glauben jener Zeit gehalten, wobei Mephoftophiles wie
ein Vrädikant der Reformationszeit falbadert. Von der Hölle
erfahren wir, daß
* *
z
„darinnen niihis anders zu finden als Nebel, Feuwerf Schwefel, Verl),
vnnd ander Geftank, fo können wir Teuffel auch nicht wiffenf was geftalt vnd
weiß die .Helle erfchaffen iftf noch wie fie von Gott gegründet vnd ierbauwet
fer), den fie hat weder end noch grund, vnnd diß ift mein kurzer bericht.“
In der Hölle giebt es zehn „Regiment“ oder Königreiche,
welchen die Oberften der Teufel vorgefeht find, nämlich :“ 1. Leone
ulm-tio, 2, Rag-num ignie, 3. 'Werra tenebroea, 4. J'ai-*darum
5.
(kern-o. Meili-laute, 6. Geheime, 7. blerebue (bir-21008), 8. Zara
iin-urn, 9. Zip!, 10. heiteren, Diefelben find- wie man
fieht- teils der klaffifchen [Mythologie. teils kabbaliftifchen*
Spekulationen nachgebildet wie denn z. B. der Rabbi IofephGikatalia folgende fieben Abteilungen der Unterwelt unter
fcheidet: Hölle, Todespforten, Todesfchatten. Todesbrunnen, Kot
grube, Verderbem' Abgrund?) _ Im Acheron regieren ..die“
Teufel. Bhlegethon und in den vier Enden der Welt: gen Often
Lucifer. gen Norden Beelzebub, gen Süden Belial und gen
Weften Aftaroth. .
Nach langen, langen moralifcheu Expektorationen antwortet
der fromme Mephoftophiles Fauft auf die Frage, was er wohl
an feiner Stelle gethan habe.
'
„Mein Herr Faufte, wann ich ein Menfch erfchaffen were, wie du wolte
ich mich .biegen gegen Gott, allweil ich einen menfchlichen Atheni hette, vnnd
1) Nach dem Sohar war Lucifer oder Samuel vor dem Fall ein Seraph_
init fe'chs Flügeln wie Michael,
Z) .loeepir (Like-italia: 1:(0rtue uueurn. blend'. 1615.
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mich befleiffen, daß ich Gott nicht wider mich zu Zorn bewegte, fein Lehr, Ge
feß vnnd Gebott, fo viel mir möglich, halten, jhn alleine anruffen, loben,
ehren vnnd preifen, darmit ich Gott gefellig vnd angeneme were, vnd wiifte.
das ich
nach meinem abfterben, die ewige Fremde7 GlorhvndHerrligkeit erlangte."
Und fo lieft Mephoftophiles noch weiterhin Fauft den Text.
wie es der fpäter zu'
erwähnende „fromme Theologus" nicht
beffer könnte. - Damit fchließt der erfte Teil *des alten Fauftbuchs.
Im „andern Theil diefer Hiftor-ien" wird nun zuerft Fauftals großer Aftrolog vorgeführt; Seine Praktiken, welme er
Fiirften und großen Herren dedicierte, trafen" ficher ein, weil er
fich nach den Weisfagungen feines Geiftes richtete, und
„lobte man auch feine Calender vnnd Allmanach vo'r andern, denn er
letzte nichts in Calender, es war jhnn alfo. als wenn er feßte Nebel7 Wind,
Schnee, Feucht, Warm7 Donner, Hage( 2c. hat fichs alfo derloffen. Es waren
feine Calender nicht, als etlicher vnerfahrnen Aftrologen, fo im Winter kalt
vnd gefroren oder Schnee vnnd im Sommer in den Hundstagen, Warm.
Donner oder Vngewitter fehen. Er machte auch in feine Vraetineu zeit vnd
ftunde,» wann was. künfftiges gefchehe-1 folt, warnete eine jede Herrfchaft be
fonder, als die jeßt mit Theuwrung, die ander mit Krieg, die dritte mit
Sterben, vnd alfo forthnn- folie angegriffen werden.“
Es war denn nun freilich kein Wunder, daß' Fauft ein fiir
treffliiher Aftrolog wurde, blies ihm doch Mephoftophiles ein, der
nach feiner Angabe-fchon feit mehreren Taufend Jahren beobachtet
hatte, welche irdifchen Veränderungen den himmlifchen folgten.
Von diefer Kunft will Fauft nun profitieren und läßt fich von
“Mephoftophiles Unterricht in der Aftronomie und Aftrologie er
teilen. Diefer fällt natiirlich ganz im Sinne'des. ptolemäifihen
Shftems und der foliden Sphären aus:
„der Himmel ift
Kuglecht vnnd Scheiblecht. auch beweglich, der.von1
Waffer gefchaffen, zufammen- gefiiget, vnd alfo befeftiget ift- wie Criftall, da
rinnen ift
gehefft das Geftirn, vnd durch folche Runde des Himmels wird die
welt in vier theil- getheiltf als nemlich, in Auffgang, Nidergang, Mittag vnd
Mittnacht, vnd wirt der Himmel fo fchnell vmogewelgt- daß die Welt zerbreche,
wo es die Planeten mit-freu! gang nicht verhinderten."
_Dann werden die fieben Sphären der Planeten befchrieben.
auf welche der Fixfternhimmel und das Emphreum folgt- während
im Innern der Erde ein „tunckeler, kalter Lufft“ ift, worin die
Teufel regieren und Ungewitter 2c. erregen. y .
Als Fauft den Mephoftophiles nach der Erfchaffung der
Welt und des Menfchen fragte. gab ihm derfelbe 'den „Gottlofen
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vnd falfihen bericht", daß Beide nicht gefchaffen, -fondern von
Ewigkeit her wären', und hätte fich die Erde „felbften nehren
müffen.“ Fanft will dies in Hinblick auf die Genefis nicht recht
glaubenf „fagte aber nicht viel darwider.“
Hierauf befucht Velial, der Oberfte der Teufel, Fauft und
verbreitet, obwohl es Sommer ift, *eine folche Kälte, daß Fauftglaubte er müffe erfrieren') Velial erfchien in Geftalt eines
„zotteten vnd ganh kolfehwarhen Bären-2) alleine, *daß feine ohren vber fick'
ftunden. vnd waren die ohren vnd rüffel gantz brennend roht, mit hohen
fchneeweiffen zänen, vnd einem langen fchwanß, treh Elen lang vngefährlich,
am Halß hatte 'der treh fliegender Flügel." ,
- Velialftellt nun diefieben vornehmfte'nTeufelBFanft vor, nämlich:
„Luciferf *Doctor Faufti rechter Herr, dem er fich verfchrieben, in geftalt
eines nianues hoch, vnd war hät-ig vnd zeitig, in einer farb wie die roten*
Ehchhörnlein fehndf den fchwanß gantz vber fich habe-1d;- wie die Eichhörnlein.
Dornach der Beelzebub., der hat ein leibfarbs Haar vnnd einen Ochfenkopff
mit zwenen erfchrecklichen ohr-em auch [gang zottig vnd hiirig, mit zwenen
groffen Flügeln, vnd fo fcharpfß wie die Difteln im feldef halb grün vnd gelb,
allein daß vber den Flügeln fewerftromen heraußflugen, hatte einen Kühfchwanß.
Afterothf diefer kann hinehn in geftalt eines Wnrinesf vnnd gienge auffin
fchwanh auffrecht hinehw hatte keinen fuß, der fcbwanß hatte ein farb wie die
Vlindfchleicheu. der Bauch war gar dick. oben hat er zween kur-her fiifzy gar
gälb, vnd dei- Vanch ein wenig weiß vnnd gälblich, der riicke ganh keftenbraun,
eines fingers lang fpihige ftachel, vnnd borften- daran, wie ein Jgel.4) Dar
nach kam Satanasf gang weiß vnnd grawf zottig, vnd hatte einen Efelskopff,
vnd doch der fchwanß wie ein Katienfchwanhf nnnd flauwew einer elenlang.
A11ubis,5). diefer hatte einen Hundskopff, fchwarß vnnd weiß7 im fchwarhen
'weiffe tiipfflenF vnd weiffen fchwarße, fonften hat er fiiß vnn'd hangende ohren
wie ein Hund, er war vier eien lang. Nach diefem Dhihicanus war auch beh
einer eleu lang, fonften geftalt wie ein Vogel vnnd Nephun, allein der halswar grün vnnd fchattirt. Der letzte war Draihusmit vier kur-ßen Fiiffenfgelb vnd grün. der Leib oben braunf wie blaw fewr, vnd' der Schwanß röthlicht.“
1) .In Dante's Hölle ftecken der Teufel und die fchlimmften Verdammten
.im tiefften Höllenfchlund ini Eis Gefang 34.
'2)
Nach Origenes: „Centre Seleuin“, ?I30 erfcheinnder fünfte Fiirftder Teufel Thautabaoth nach gnoftifcher Annahme als Bär. uberhaupt fcheintdie ganze Stelle nach Origenes gebildet zu fein. Siehe den Nachtrag.
'
3) Die Namen mehrerer derfelben find Erfindung, des alten Verfaffers
des Fauftbuches.' '
4) Der italieniänifche Vriefter und Teufelsbefchwörer des mit ihm. zugleich
am 27. October1440 zu Nantes hinge-richteten Marfchalls von Frankreich Gillesde Rais7 Francesco Vrelati, fagte in der berüchtigten Verhandlung iiber die
zauberifchen Kindesmorge der-Beiden ans'- daß ihm der Teufel als grüneSchlange mit einem Hundskopf erfchienen fei.
f*)
Hier fpukt fogar c'ighptifche Mythologie herein.
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Mit diefen Oberften der Teufel erfcheint noch ein ganzer
Schwarm niederer böfer Geifter in Geftaltvon Schweinen,
Rehen, Hirfchen, Bären, Wölfen, Affen, Bibern, Büffeln, Böiken,
Geißen, Efeln und Ebern, mit denen fich Fauft luftig macht,
und die ihm ein Zauberbuch fchenken. Fauft fragt fie
nach dem
Urfprung des Ungeziefers. Hierauf verwandeln fich die niedern
Teufel in allerleh Ungeziefer und plagen Fanit:„als die Ömeiffen befeichten jn, die Bienen ftacheu jn, die Mücken fuhren
jhm vnter das angeficht, die Flöh biffen jn, die Juimen die flogen vmb jn, dz
er zu wehren hatf die Läuß vexirten jn auff den kopff vnd hembdf die fpinnen
fuhren auff jn herabf die Raupen krochen auff jn, die Wefpen ftachen jhn. Infumma er wardt allenthalben genug mit vnzifer geplagtj als d
z er recht fagte,
Ich glaube dz jr alle junge Teuffel fentx") W
'
, . -
und zur Stube hinausflüchtete. Sobald Fauft da's Zimmer
verlaffen hatte, war aller Spuk verfchwunden.
Mit diefer bizarren Erzählung fchließt die unglücklich er
fundene Periode des “alten Fauftbuchs„welche den Drang Faufts
nach überfinnlicher Erkenntnis zum Ausdruck bringen foll und
dabei fowohl die Unkenntnis des Verfaffers in den magifchen
Traditionen, als auch feine Befangenheit in dem engherzigen
ftocktheologifchen Zeitgeift kundgiebt.
Widmann nimmt diefen Teil des alten Fauftbuche's in feine
Neubearbeitung desfelben hinüber, erweitert ihn jedoch, indem er
nach der Schilderung von Faufts liederlichem Leben in Witten
berg denfelben zehn Disputationenk) mit Mephoftophiles halten
läßt( Schon in der Einleitung derfelbenZ) kommt der lutherifch
polemifche Geift Widmanns zum Vorfchein, welcher, nachdem er
Mephoftophiles dem Fauft die Lektüre vom Johannisevangelium,
der paulinifchen und andern Epifteln verbieten läßt, von _dem- .
felben aber geftatten läßt, daß Fauft über „Ceremonien, Meß.
Fegfewer, Sophiftereh. Legenden,' Concilien vnd Schultheologeh"'
disputiere, um fein noch reges religiöfes Bedürfnis zu befriedigen.'
Hierauf disputiert Fauft mit Mephoftophiles über die Frage_
was derfelbe für ein Geift fei. Die Antwort ift die gleiche wie
1) Luther fagt: „Des-gleichen glänbe ict), daß die Affen lauter Tcuffel find.“ ,
lTifchreden, Ed. Förftemann. 111. S. 34.
*-')
Buch l. Cap, 15-24.
8) Buch l. Cap, 15.
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bei Spieß. Ferner fragt Fauft, wie vielerlei Geifter feien, wo
rauf Mephoftophiles entgegnet: „vnfer' ift gewiß fo viel, als der
groffen Hürnehfel nicht fehn kan.“ Die dritte Frage bezieht-.fich
auf die Urfachep weshalb die Teufel aus *dem Himmel' verftoßen
wurden. Der Grund ift
Hochmut. In der vierten Disputation
vomaFall der Teufel, erfahren wir, daß Lucifer vor dem FallNathanael hieß)) womit* der von 'mir im nächften Buch unter
Nr. 1 befchriebene Höllenzwang iibereinftimmt, wo _jedoch der
Name _-vermutlich infolge fehlerhafter Abfchrift
- Nadanniel
gefchrieben ift. Die fünfte Disputa'tion handelt von der himm
lifchen Hierarchie; die fechfte vom Paradies; die fiebente von der
Ordnung der Teufel; welche der belefene Widmann nach Cornelius Agrippa'P-und der Tradition in falfche Götter, Lügen
geifter, Gefäße der Ungerechtigkeit, Rächer der Verbrechen, Zauderer, Gewalten der Luft, Furien, Läfterer; Berfucher oder Nach
fteller und böfe Genien, ihre Fiirften aber Python; Belialx Asmodeus, Satan,- Meririm, Abbadon,--Aftaroth und Mammon
nennt.- Dies findjedoch nur acht Fiirften, da Widmann ver
gißt, die Namen der Färften von der erften und zehnten Ord
nung mitzuteilen, welche Beelzebub und Apollhon find-i)- Die.
achte Disputation handelt von dem feligen und unfeligen Zuftand; die neunte von der Frage, ob die Teufel felig werden,
und die zehnte von der Hölle. Alle Disputationen find bei
Widmann weitläuftiger als bei Spieß, und mit unerträglichem
theologifchen Gewäfch* angefiillt, welches fich *im Munde eines'
Teufels urkomifch ausnimmt. .
Von jeßt an gehen die beiden Fauftbiicher fo weit aus
einanderF fo daß es fich empfehlen wird, zuerft den Inhalt des
Spieß'fchen Fanftbuches zufammenhängend darzuftellen und zu
kommentieren und dann eine Darftellung der vielen von Widmann hinzugefiigten Zufäße nnd Varianten zu geben.
'
Der Verfaffer des alten Fauftbuches gebietet offenbar nur
über ein ziemlich diirftiges traditionelles Material und fucht
diefen Mangel dadurch zu erfehen, daß er den-zweiten Teil feines
L) Diefer Name wird von Vhilo mitgeteilt.
i
*1)
0onult3. kliilasopdie, (iii). ll. 084). 13.
3) Cornell. Agrippa. Geeult. enn. l-ib. [ll. (>84). 18.
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'
fehen und abnehmen.
Buches mit phantaftifchen Darftellungen der Reifen, 'die er Fauft
machen lc'ißt, und mit Disputationen über aftrologifche und
meteorolog'ifche Fragen, wie fie die Zeit befonders befchäftigten,
ausfüllt. / l
'
Im achten Jahre feines Bundes empfindet Fauft ein Grauen
vor der Hölle und fragt den Teufel „Beelzebub vnter dem
Himmel“, ob er ihn nicht in die Hölle führen könne, damit er
deren „qualiteh fundament vnnd eigenfchaft auch fubftanh" möchte
nacht, um Fauft abzuholen; er hat auf dem Rücken einen rings
gefchloffenen beinernen Seffel, in den fich Fauft fehl und durch
die Luft davon fährt)) Beelzebub verblendet nun Fauft und
macht ihm ein Affenfpiel vor, als ob erjan einen hohen Berg
auf einer Jnfel komme?) aus welchem Schwefel. Vech und Feuer
ftrahlen mit folchecn Ungeftiim/fchlugen, daß Fauft darob er
wachte. Nun fchwang fich der teuflifche Wurm mit Fauft in
den Krater hinein, in welchem aber keine* Hihe fpürbar war; die
Luft war angenehm wie im Mai, und man hörte ein liebliches
Getön von allerlei unfichtbaren Jnftrumenten. Zu Beelzebub
gefellten fich noch drei andere fliegende teuflifche Würmer. welche
einen großen fliegenden Hirfch mit mächtigem Geweih, der Fauftin eine tiefe Kluft hinabftürzen wolltez vertrieben. Jn diefer
Kluft flogen eine, Unzahl riefiger Drachen umher und griffen
Fauft an; aber fliegende Bären kamen- ihm zu-Hülfe und be
fiegten die Schlangen. Endlich aber ftiirzte fich aus einem alten
Thor heraus ein mächtiger geflügelter Stier auf die 3)Höllenfahrerund ftieß fo heftig auf Beelzebub, daß'diefer auf den Rücken
fiel, und Fauft in den tiefften Höllenabgrund hinabftürzt. Dort
greift ihn „ein alter runhlechter Aff“ bei der Hand und feht ihn
auf einen mit zwei Drachen befpannten. aus einem dichten Nebel
heraneilenden Wagen, der Fauft eine Viertelftunde lang durch
die dickfte Finfternis fiihrt, worauf fie in eine Luft voll zuckender
Blihe und endlich über ein heißes, turmhohe Wellen fchlagendes
Waffer kommen. Diefe Wellen fpülen Fauft von feinem Wagen
1) Diefe Fahrt ift der im Talmud von Salome erzählten *nachgebilden
L) Jin Mittelalter galten der Hella und Aetna als Eingängezur Hölle,
i*) Auch diefe Teufelsfrayen find gnoftifch'; S, Nachtrag.
Beelzebub .bejaht und kommt zu Mitter- .
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_herab; er fällt in eine tiefe Kluft und ftürzt vor Entfehenin den Höllenfchlun'o. In diefem
,traf er „viel ftattlicher Leut,
Kehfer. Könige, Fiirften und HerremItem viel taufend geharnifchte
Kriegsleut", Fanft will eine verdammte Seele ergreifen f aber
fie
entfchwindet feiner Hand. Indem kommt Beelzebub p mit
feinem beinernen Stuhl wieder., und Fanft. der es ohnehin vor
„Donner, Bngeftümm. Schwefeh Rauch, Fewer. Froft vnnd Htß,
Zettergefchreh. Wehe, Grißgrammen, Iammer vnd Bein" nicht
aushalten konnte, fiht auf und fiihrt nach feiner Behaufung zn
rück, wo ihn fein Fam'ulus-Wagner (den er nach dem alten
Fauftbuch gleich zu Anfang feiner Laufbahn als Zauberer an
nimmt) erwartet. *Wagner hatte bereits Angft empfunden und
gemeint) .daß Fauft,'„weil er die hell hat begert zufehen. er
werde mehr gefehen haben. dann jhm lieb feh, vnnd ewig auffen
bleiben.“ Hier wirft Beelzebub den mittlerweile wieder ein
gefchlafenen Fauft auf fein Bett, wo _derfelbe fortfchläft und nach
feinem Erwachen am nächften Morgen nicht recht weiß, ob er
wirklich in der Hölle gewefenift. oder ob in der Teufel nur
verblendet habe. . . 7
Wie das alte Fauftbuch *ganz beftimmt fagtf „hat er. Doc.Fanftus, (diefe Vifion) felbs auffgefchrieben, vnd if
t
nach feinem
.todt folchs fchreiben in einem Zettel, feiner eigenen handfchrifft.vnd in einem Buch verfchlofien liegendt, hinder jm gefunden
worden.“'
*
Ganz unmöglich ift
diefe Angabe nicht. da fomnambule
Verfonen- und der gefchichtliche Fauft war entfchieden ein
Somnambuler *_- fehr häufig Vifionen vom Ienfeits haben.
welches fie
nach ihrer Religion “und Weltanfchauung geftalten,* und weilFaufts litterarifcher Nachlaß, wie wir oben fahen, an.
den Grafen Anton von Staufen kam. Das, phantaftifche Viehzeug jedoch, welches Fauft in der Hölle fieht, und welches dem
bei Gelegenheit der Dispntationen von dem Berfaffer des Fanfi
buches erdichteten völlig gleicht, machen es wahrfcheinlicher, daß
wir es'mit einer ftiimperhaften Umbildung der Erzählungen Ber
zuckter von jener Welt zu thun haben, wie fie, fo vielfach
exiftieren und auch befonders bei den Gnoftikern vorkamen.
Schon bei .Homer und Birgil machen Odhffeus und
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-206 -Aneas Reifen in die Unterwelt, wie außerdem noch im ilaffifchen
Altertum Empedokles, Ariftäus, Athens, Eros von Vamphilien,
Thefpefius von Sales und Hermothhmus von Clazomene. Die
Kirche kennt die Höllenfahrt Chrifti. Der heilige Auguftinwill aus der Vifion, welche. Curma hat, die Wahrheit feiner
Anfchauungen von Himmel/und Hölle darthun. Ein Mann zu
Uzal in Afrika 'findet unter einer eingeftiirzten Mauer feinen“
Tod; er kommt ins Varadies.'*--und der heilige Stephanus fagt
ihm: Gieb das wieder, was du empfangen haft.- Er fagt das
Shmbolum her; der Diakon bezeichnet fein Herz mit dem Kreuz,
und er erwacht vollkommen gefund. Ein Mönch zu Reichenau,
Namens Vetin, wandert' nach Gregor von Tours im Jahre824 durch Himmel und Hölle, fieht die von Licht nmftrahlten
Verklärten und in der Hölle die Qualen der Verdammten, wo
runter Vrälaten, unenthaltfame Vriefter, welche an Vfähle
gebunden find und mit den Genoffinnen ihrer Sünden *Feuer
pein leiden; auch Bifchöfe, Abte und Kaifer - fogarKarl der
Große*- braten wie im Fauftbuch in der Hölle.
- Wie
Hinkmar von Rheims erzählt, fah ein gewiffer Barthold, als
er vier Tage wie tot lag, in der Hölle 49 teils. im Feuer bren
nende, teils vor Kälte ftarrende Bifchöfe. worunter ein gewiffer
Ebbo. Leopardelius und Aenäus. Ebbo fagte zu Berthold: Gehe
zu meinen Freunden und fage ihnen; *fie follen für uns das'
heilige Meßopfer bringen. Und als dies gefchieht, findet fie
Berthold fchön gekleidet, gebadet und voll Freude. Auch» der
von Würmern zernagte Karl der Kahle bittet um Erlöfung und
wird erlöft, als Hincmar das Meßopfer darbringt. Im Iahre1144 durchwandelt der Ritter Tundalus nach Vincenz von
Beauvais das Ienfeits in Himmel und Hölle, und der Bruder
Alberich zu Monte Caffino hat die gleiche' Vifion. welche'Danteals Unterlage zur Ausarbeitung feiner göttlichen Komödie diente.
Ans der Reformationszeit und dem 17. Jahrhundert giebt
Arnold in feiner Kirchen- und Keherhiftorie eine ganze Samm
lung diefer Vifionen, welche auch bei den neuzeitlichen Somnam
bulen in Mengen vorkommen. Ich felbft kannte die Magd eines
Schneiders in Meiningen, welche vor etwa 15 Jahren in zahl
reichen Anfällen von Somnambulismus die Hölle mit allen De
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_ - 207 -tails fah und befchrieb u. f. w. '-- Der Verfaffer des Fanft- -*
buches hatte alfo bereits im 16. Jahrhundert genügendes
Material, .nach welchem er Faufts Höllenfahrt bearbeiten konnte.
Nachdem Fauft feine Höllenfahrt beendet hatte führer in's
Geftirn hinauf.
*
..Diefe Gefchicht hat manauch bel) ihm gefunden, fo mit feiner eigen
Hand concipiert vnd auffgezeichnet :wordenf welches er feinem guten Gefelleneinem, .laune lljetari, hleciiea zu Leipßig zugefchrieben."
einem angeblichen Wittenberger Studiengenoffen Faufts.
In diefem Brief erzählt nun Fauft, wie er einmal des
Nachts nicht fchlafen konnte-und über feine Kalender und Braktiken nachdachte. Da hörte er einen großen Sturmwind, und
eine brüllen'de Stimme rief ihm zu; „Wollauff deins herhensluft, finn vnd begierlichkeit wirftu fehen.“ Fauft öffnet den
Fenfterladen und fah im Mondenfchein einen mit zwei Drachen
.befpannten Wagen vom Himmel herab fahren. Die Drachen
waren „an Flügeln braun und fchwarh, mit weiffen gefprengleten
tüpflen. der Ruck auch alfo, der Bauch, Kopff vnd Halß grün
lecht.- gelb vnd weiß gefprengtz“ vom Wagen gingen Strahlen
höllifchen Feuers aus.: Fauft faß mit Mephoftophiles auf und
Beide fuhren in das Weltall hinein, das um fo finfterer wird.je weiter fi
e kommen. Am nächften Morgen find fie
fiebenund
vierzig Meilen hoch über der Erde, und Mephoftophiles zeigt
Fauft die Länder der Welt, wobei er fehr wunderliche geographifche
Ke'nntniffe entwickelt. So geht die Reife fort.. bis fie den
Feuerhimmel mit rafender Schnelle fich drehen und' die Vlaneten
mit fich reißen fehen; es ift dort fo heiß, daß Fauft faft ver
brannt wäre, wenn Mephoftophiles nicht für Kühlung geforgt
hätte_ Fauft fieht die Sonne, den Mond, und die Planeten.Die Sonne, welche auf der Erde kaum „eines Faßbodens groß“
erfcheint, ift jetzt „gröffer dann die ganhe Welt. dann ich kondte
kein end daran fehen“. und kein Vlanet ift
fo groß als die
Welt, ein Stern ,aber fo groß als die halbe Welt. Jm Herab-
fahren fieht Fauft die von ihm Welt genannte Erde „wie ein
Dotter im Eh, und gedauchte mich die Welt were nicht einer
Spannen lang. vnd das. Waffer war zweh mal breiter anzufehen".
Diefe wunderliche ekftatifche Reife dauert acht Tage, und nach
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*Vapft in dem Glauben. ..es were ein verdampte Seel“. - natiir
-F208
>
ihrer Beendigung fchlieff Fauft drei Tage hinter einander i
richtet dann feine ..Calender vnd Vracticka darnach.“** -
Auch diefe Geftirnfahrt Faufts hat ihre Antecefforen: Sch*
Lucian befchreibt im Jcaromenippus eine Fahrt .in de
Mond und den Olymp. Zoroafter und Gregor ?[1,fahren nach
uralten. *von Widmann mitgeteilten)) Zauberfagen _in das Ge
ftirn. und bei Arioft reift Aftolf auf dem Wagen des Elias in
den Mond.
Im fechzehnten Iahre feines Vaktes bereift Fauft alle
Länder der Welt. auf Mephoftophiles reitend. der fich in ein
Vferd mit Flügeln ..wie ein Dromedari“ verwandelt hat."-') InRom fpeift er unfichtbar an des Vapftes Tafel. raubt diefem
fein Silbergefch'irr und treibt folchen Zauberunfug. daß der
lich vergeblich »- einen feierlichen Exorcismus anftellt. Von
Rom fährt Fauft in der Geftalt des Vapftes nach Konftantinopel
an den Hof Kaifer Solimans. wo er fich für Mahomed ausgiebt
und alle Nacht die Weiber und Huren des türkifchen Kaifers
fechsmal befchläft. Soliman fühlt fich fehr geehrt. daß Mahomed
ihm diefe Ehre erweife. aber die türkifchen Vriefter wollen, es
nicht' zugeben. fondern fagen. der angebliche Mahomed fei
ein
Gefpenft, Dagegen opponieren nun wieder die Weiber des Sul
tans. welche ausfagen. daß ihr unfichtbarerLiebhaber ..fein Prob
meifterlich 'bewiefen und wäre in eunnne. wohl geftaffiert."
z Diefe'Reife dauert anderthalb Jahre. und Fauft befucht
folgende Länder: Italien. die'Türkei. England. Spanien. Frank
teich. Schweden. Polen. Dänemark. Indien. Afrika und Verfien.
Von Städten werden Trier. Paris. Mainz. Neapel. Venedig.
Padua. Rom. Mailand. Florenz. Lhon. Köln. Aachen. Bafel.
Konftanz. Ulm. Würzburg. Nürnberg. Augsburg. Regensburg
München. Salzburg. Wien. Prag. Krakau. Konftantinopel. Kairo.
.')fen. Magdeburg. Lübeck und Erfurt genannt. und wunderliche
1) Fauftbuch. [ll. 18.
*-') Der niit Vhilo gleichzeitige Jndier Nagar fagt von feinem Schuhgeift
Damilkar. daß ihn derfelbe durch die Luft nach Quianfe in China getragen
, Zauber-Bibi. l. 29.habe.
- Er fpricht' ana) von einem heiligen ..Berg der Verfammlung. Horft
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-vorgebildet.
_-209 -gedgraphifche Weisheit dabei ausgekramt' Endlich gelingt es
Fauft vom Kaukafus aus, der „höchften Jnful zwifchen Schihiaund India", einen Blick in's Paradies zu werfen, wo, er fieht.
was dariiber in der Bibel fteht und was man im 16. Iahrhundert buchftiibli'ch glaubte. Auch die Fahrt inis Paradies
finden wir beim falfchen Kallifthenes, bei Montevilla und Arioft
DenSchluß des zweiten Teils des Spieß'fchen Fanftbuches
bilden Gefpräche Faufts mit feinen Freunden iiber allerlei aftro
logifche 2c. Fragen. Dabei erfahren wir wieder höchft kuriofe
Dinge. Ein Komet ftand am HimmelB) und Fauft wird zu
Eisleben gefragt, „wie dz zugieng.“ Hierauf entwickelt er fo(
gende Kometentheorie:-
„Es gefchieht offt; daß fich der Mond am Himmel verwandelt; vnnd die
Sonn vnterhalb der Erden ift. Wann dann der Mond nahe hinzu fombt; ift
die Sonn fo kräfftig vnd ftarck; daß fie dem Mond feinen fchein nimpt; das er
aller roht wirt; wann auch der Mond wiederumb tn die Höhe fteigt, verwandelt
er fich in mancherlei) farben, vnd fpringt ein yroäigium vom höchften dranß,wirt als denn
'ein' Comet, vnd find der Figur vnd bedeutung; fo Gott verhengh'
mancher-ieh.“ . . .
Ein andermal war Fanft bei einem Doktor U. B. W. in
Halberftadt; einem „gutenAftrologen" zu Gaft. *der ihn nach
der Größe der 'Sterne fragt. Fauft entgegnet; _
„Mein Herr vnnd lieber Bruder; jhr wift zuvor; daß der- fleineft fternam Himmel; fo uns hiernnden kaum wie vnfere groffe Wachsliechter geduncket;
-
gröffer ift als ein Fiirftenthumb. So ift es gewiß; wie ichs auch gefehen hab,
daß die weite vnd breite deß Himmels gröffer ift, dann zwölff Erdboden, wie
dann am Himmel kein Erdenzn fehen ift; fo ift
mancher fiern gröffcr, denn,
diß Land, eine/(fo groß »als die Statt; jenfeits ift einer fogroß; als dz
gezirke
deß Nömifchen Reichs; diefer fo;
groß als die Türken, und die Planeten; da ift
einer fo groß als die gantze Welt.
K
,
Weiterhin unterhält fich Fauft mit feinen Freunden von
den die 'Menfchen plagenden Geiftern in fehr niihtsfagender
Weife. dann von den Sternfchnuppen und Meteoren, welche im
Geifte der Zeit als identifch mit der 1701116113. dlontoa dargeftellt
werden; und vom Donner; welcher entfteht, wenn die vier Winde
auf einander treffen-und die Teufel mit ihnen ftreiten. -
1) Dies gefchah zur Fanftzeit in den Jahren 1527, 1530, .1531,1582,
1583; 1536; L538 und 1589.
kiewetter; J-auftbnch. 14
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*210- Jm dritten Teil des alten Fauftbuches werden die Fauft
zugefchriebenen Zauberfchwänke mitgeteilt. Der erfte ift
_dieBe
fchwörung Alexanders des Großen und feiner Gemahlin am
kaiferlichen Hoflager zu Innsbruck. Fauft hatte dafelbft mit'
einigen Edelleuten gefpeift und war von Kaifer Karl li. bemerkt -
worden. Der Kaifer. welcher wußte. daß Fauft ..ein erfahrner
in der fchwarhen Kunft were. vnd einen Wahrfager Geift hette.“
*verlangte von ihm Alexander den Großen als ..ein Lucern vnd
'zierd aller Kehfer“ zu fehen. Fauft fagt _- im gut proteftan
tifchen Sinn des Verfaffers des Fauftbuches-
daß er mitnichten
die Geifter Verftorbener zitieren könne; 1
..aber die vhralte Geifter. welche Alexandrum vnd feine Gemählin ge
fehen. die können folche form ond geftalt an fich nemen. vnd fich darein ver
wandelen. durch diefelbige wil ich jhr. Maj. Alexandrum warhafftig fehen
laffen."-
*
Darauf befprach fich Fauft mit feinem Geift. gebot dem
Kaifer ftrenges Stillfchweigen und that die Thür auf:..Bald gieng Kehfer Alexander hinein. in aller form vnd geftalt. wie*er
inc 'leben gefehen. Nemlich. ein wohlgefetztes dickes Miinnlin. rohten oder
gleichfalben vnnd dicken Bart-I“. roht Backen. vnd_eines ftrengenAng'efichts. als -
ob er Bafilifcken Augen hett. Er trat hinein in einem gantzen vollkommen
harnifch. zum Kehfer Carolo. vnd neigt fich'mit einer tieffen reuerenß. Der“
Kehfer wolt auch vffftehen, vnd fu empfangen. aber D, Fauftus wolte jhm
folches nicht geftatten. Bald darauff. nach dem fich Alexander wieder neiget.
vnd zu der Thür hinauß gieng. gehet gleich fein Gemahl gegen jm herein, die
thet dem Kehfer auch reuereutz. fie
gieng_ in'einem ganß blawen Samniat. mit
gülden ftiicken vnd Perlen gezieret. fi war auch vberauß fchön, vnd rothbacket.
wie Milch vnd Blut. lenglecht. vnd eines runden Angefichts. In dem ge
dachte der Kehfer, nun hab ich
zwo Verfonen gefehen. die ich lang begert hab.
vnd kan nit wol fehlen. der Geift wirbt fich in folche geftalt 'verwandelt haben
vnd 'mich nic betriegen. gleich wie das Weib den Propheten Samuel erweckt
hatt. Bud damit der Kehfer folchs defto gewiffer erfahren möchte, gedachte er
ber) jhm. Nun hab ich offt gehört. daß fie
hinden im Nacken ein groffeWarßen
gehabt. vnnd gieng hinzu zu befehen. ob folche auch in d.efem Bild zu finden. ,
vnd fandt alfo die Warßen. denn fie
ini wie ein Stock ftill hielte. vnd
herz
nacher widerumb verfchwandi. hiermit ward dem Kehfer fein begeren erfüllt."
Diefe Zauberanekdote wird ebenfalls von Trithemins von
Sponheim erzählt. wie denn Luther in den Tifchreden fagt:1)
„Der Abt von Spanheim hatte zu wegen gebracht. daß Kehfer Maxi
1) Tifchreden. Ed. Förftemann [ll. 72.
*-8*
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*211
ÜF: ?zZ-*771,77**7
milian alle verftorbene Kehfer vnn groffe Heyden. die Nele-1 Beften. fo man
alfo heißt. in feinem gemach. nach einander gehend gefehen hatte. wie ein-jeg
licher geftalt. vnd' beklehdet war geweft. da er gelebt unter welchen auch ge
weft war der groffe Alexander. Julius Cäfar. Item. deß Kehfers Maxi-7
miliani Braut. welche der König in Frankreich 08101118 (kibvoeeue ihme ge
nommen hatte."
7
_ _
- Der Zug des Fauftbuches. daß der Kaifer durch das fchwarze
Mal im Nacken der Roxane von deren Identität überzeugt wird.wird auch von der Erfcheinung der Maria von Burgund vor
Kaifer Maximilian berichtet. von welcher Luther und Lercheimererzählen. Lehterer fagtpi) -
..Kehfer Maximilian' der erfte. der hochlöbliche. hatte zum ehegemahl*
Mariam Carols von Burgundien tochter. die jm hett-.lich lieb war. vnd er fich
hefftig vmb ihren todt bekümmerte. Diß wußte der Abt wol. erbeut fich. er
wil fie jm .wider für augen bringen. daß er fich an jrem angefichte ergehe. fo
es jm gefalle. Er läßt fich vberreden. willigt in diefen gefehrlichen fürwiß.
Gehen mit einander in ein befonder gemach. nemmen noch einen zu fich. daß
jrer dreh waren: vnd verbeut jnen der zauberer. daß jrer keiner bei) leibe kein
wort rede. fo lange das gefpenft werete. Maria kommt herein gegangen. wie
der geftorbene Samuel zum Saul. fpaßirt fein feuberlich für jnen ober. der
lebendigen wahren Marien fo einliäj. daß. gar kein vnterfcheid war vnd nicht'das geringfte darann mangelte. Ja in anmerckung vnd verwunderung der _
gleichheit wird der Kehfer eingedenk. daß fie .ein fchwarh fleckleiu zu hinderft am halß gehabt. auff das hat er acht vnd befinds auch alfo. da fi
e
zum andern mal fiirvber gieng. -. Da “ift dem Kehfer ein grawen ankommen
hat'dem Abt gewincket. er fol das 7gefpenft wegthun: vnd darnach mit zitternvnd zorn zu im gefprochen: Münch. mache mir der poßen keine mehr: vnd hat
bekannt wie fchwerlich vnd kaum er fich habe enthalten. daß er jr nicht zu:redete. Wann das gefchehen were. fo hette in der böfe geift vmbbracht."
Ahnliche Sagen werden von Robert dem Teufel erzählt.
welcher d'en Geift Karl des Großen erfcheinen ließ. und von dem
nach Trithemius um 96.4 lebend Bulgarenfürften Bajanus. auf
»deffen 'Befehl alle bis dahin verftorbenen Kaifer. Väpfte und
Könige von Frankreich erfchienen; auch hat fich. wie Dünßernachwiesk) die englifche vor fhakefpearefche Bühnendichtung diefes
Stoffes bemächtigt. Man vergleiche 'auch die im erften Buch mit'
geteilte Erzählung Wiers von dem rung-ue init-iwie.
Widmann erzählt diefe Anekdote dem alten Fauftbuche
konform. nur nennt er. fich an Luther und Lercheimer nnd
1)*Bedenken von Zauberer). Cap. l7lll.
2) Scheible: Klofter 7. S. 162.
*
14*
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* 212* -vielleicht auch an Wieri) anlehne'nd, . anftatt Karl l7. 2) Maximilian. Dünger macht ihm* dies'znm Vorwurf, indemer fagt,
»
x
er widerfpreche damit feiner eigenen Angabe", daß Fauft fein
Treiben erft 1525 begonnen habe. Das fagt Widmann nicht,
fondern nur, daß Fauft in diefem „erft recht aufgetretten*.* fei;
unmittelbar zuvor fagt er fogar. daß Fauft den Mephoftophiles
feit 1521 befeffen habe. Auch ift
zu bemerken, daß der gefchicht
liche Fauft_ fowohl unter Maximilian, als unter Karl l7. fein
Wefen trieb, was ich bemerke, weil, nach der Übereinftimmung
der Zeitgenoffen zu fchließen“, diefer Anekdote irgend eine That
fache_-
vielleicht ein mit Zanberlaterne (Vgl. das im erften Buch l
iiber die Erfindung der Zauberlaterne Gefagte) hervorgebrachtes
Bild -zu Grund gelegen haben-mag. Ob Fauft oder Trit
hemius die Gaukelei trieben, ift
natürlich nicht zu entfcheiden.
Im alten Fauftbuch folgt *nun die Erzählung, wie Faufteinen fchlafenden Ritter ein Hirfchgeweih aufzaubert. Der' Ritter,
nach Pfiher ein Freiherr von Hardk), - Spieß will feinen
Namen aus Diskretion nicht nennen, _war eingefchlafen, während
er zum Zimmerfenfter hinausfah, nnd bot fo einen komifchen An
blick dar, Als nun der Kaifer zur Tafel blafen ließ, zaubert
Fanft dem Freiherrn ein Hirfchgewcih an, fo daß er den Kopf
nicht zurückziehen kann, und erlöft *ihn-erft. nachdem fich der
Kaifer famt feinem Hofe weidlich an dem Anblick ergöht haben.'
Im folgenden Kapitel wird dann ausgefiihrt, wie der erbofte
Ritter Fauft anf der Heimreife mit fieben Knappen auflanert,
um ihn niederzumachen,
fprengt aus diefem mit einem Heer gefpenftiger Reiter heraus,
welchem fich der Ritter ergeben muß. Fanft zaubert nun zur
Strafe Ritter und Knappen Ziegen-,' den Pferden aber Kuh
*hörner an, welche fie einen Monat lang tragen müffen.
Widmann hat zwei damit übereinftimmende Kapitel.4) Bei
Spieß folgt nun noch -ein weiteres Kapitel, wo -*wahrfchein
Fauft flüchtet fich in ein Wäldlein und*
lich nach einer andern Variante der Sage - die Rache des'
l Vergl. die im erften Buch mitgeteilte Erzählung..
2 Widmanns Fanftbnch, Buch 11. cap. 11.
Z Pfitzer: Fanftbncl); B. [ll. Cap. 13.
4
Fanftbucli: B, ll. Cap. 15 u. 16.
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_RZ-_Rttters nocheinmal erzählt wird. Nach diefer Verfi'on -foll 'fich
die Begebenheit_ in der Nähe von Eisleben zugetragen .und Fauftden Entwaffneten verzauberte Pferde und Schwerter gegeben
haben. . Als* fie *nun auf' der Heimreife durch ein Waffer titten. .
verfchwanden die Pferde. fo'
daß Ritter und Knappen in's Waffer
fielen. und die 'Schwerter verwandelten fich in weiße Stecken.
,Das fchon im Mythus von Aktäon vorkommende Anzaubernvon Hörnern kommt auch im Mittelalter vor. Der Bifchof Dubravius *von Olmüh erzählt in feineriJietm-ia Zobemiaeh von
Zhto. dem Hofzauberer Kaifer Wenzels. wie diefer auf des
Kaifers Hochzeit die Hände .der Gäfte *beim* Mahle in Stierklauen verwandelt und ihnen. wenn fi
e
zum Fenlter hinausfahen.
Hirfchgeweihe aufgezaubert habe. Gleiches erzählt Luther von
Kaifer Friedrich [Li. in feinen Tifchredemf) wie nämlich derfelbe
beiTafel einem Zauberer die Hände in Klauen verwandelt und
diefer hinwiederum dem Kaifer. als er zum Fenfter hinausfah.
ein Hirfchgeweih anzaubert.
DasHervorzaubern gefpenftiger .Reiter ift eine im Mittel
alter fehr viel geübteKunft. Nach Trithemius zauberte der
oben genannte Bulgarenfürft Bajanus ein großes Heer gehar
nifchter Reiter hervor. als 'ihn fein Bruder Veter mit Krieg über
zog. und fagte diefen dadurch in die Flucht.- Robert der
Teufel. Herzog von der Normandie. zaubert gefpenftige Reiter
um.fich her. um den Nachftellungen feines Vaters zu entgehen.- Der unter Manuel Eomnenus lebende Michael Sicydites ge
rät im »Bad in Streit* und zaubert aus den Röhren zur Leitungdes warmen Waffers fchwarze Männer hervor. welche 'feineGegner auf den Hintern treten und fo verjagenN) - Wid-
_ mann fagt in feinen Anmerkungen zu diefem Kapitel des Fauft
buches:
..Solche kunftreuter in das feldt zu machen. hat Johan Wehger. Doctor
Fauft-us Famulus. auch gekondt. Item der Wildtfewer zu Nordhaufen. ein
Abt von Sportheim. Anthonius Morus zu Halberftadt. Johannes Teutonicus.vnd andere.“
1) Ed. 1667. ALU] 611,
2) Ed. Förftemann 1]). S. 100.
'"*) lliaetur: ])e .lllanuele
00111116110, l7. '7.
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- *214 -*
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges war diefe Kunft be
fonders berühmt und ihre Erlernung begehrt. U. a. befchäftigte
fich mit ihr der wegen feiner Zauberei eingekerkerte unglückliche
Herzog Johann Friedrich lil. von Weimar. welcher in der Nacht
.des 17. Oktober 1628 im Kornhaufe zu Weimar auf rätfelhafte
Weife um's Leben kam.
Ich möchte annehmen ., daß derartigen Sagen ein durch
Hhpnotis-mus erklärbarer Kern zu Grund liegt. denn jedem 'Hyp
notifeur ift es ein Leichtes. einem Berfuchsobjekt derartige Illu
fionen einz'upflcinzen; es fragt fich nur. wie damals Ähnliches fo“
rafch und ohne Vorbereitungen gefchehen konnte. Der Grund
für diefe auffallende Erfcheinu'ng liegt* meines Erachtens z in der
fo außerordentlich großen pfychifchen Empfänglichkeit und Reiz
barkeit der friiheren Gefchlechter. welche z. B. die zahllofen großen
..imitatorifchen Bandemien“. wie die Kinderkreuzzüge. Tanz- und
Geißelwut. Tarantismus und Lhkanthropismus 2c. erzeugte und- als *Produkt *der fozialen und intellektuellen Berhältniffe-*
im Zauber- und Hexenwefen auf' Schritt und Tritt anzutreffen
ift. Die Gegenwart begreift eben jene Zeit nicht mehr.
Ich will hier. um endlofe Wiederholungen zu erfparen. be
merken. daß eine ganze Anzahl der über Fauft kurfierenden
Zauberfagen auf diefe Weife' ihre Erklärung finden. fo nament
lich die von dem verpfändeten Bein. den verblendeten Schweinen
und Pferden. vom gefreffenen Wirtsjungen und Fuder Heu. vom
Wintergarten. dem ..fchönen gewülck". dem Zauberfchloßi). der
zu Ehren des Cardinal Campeggius angeftellten Luftjagd 2c, -Der Einwand. daß derartige von der Sage ausgefchmückte Sug
geftionen wohl einzelnen Verfonen. fchwerlich aber einer
ganzen Zufchauermenge einzupflanzen feien. diirfte vielleicht
für die Gegenwart feine Berechtigung haben. fchw'erlich aber fiirjene pfhchifch fo erregbaren und fenfitiven Jahrhunderte. Ia die
den Maffen eingepflanzte hhnotifche Suggeftion ift in zahlreichen
Volksfagen unverkennbar gefchildert. wie z. B. in der von Wier
und Lercheimer mitgeteilten Erzählung von dem Zauberer. der
1) Ein dem Zauberfchloß zu Anhalt ganz analoges Experiment fiihrte
'Carl Haufen Anfang Auguft 1892 hier in Meiningen denZufchauern vor.
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„ W :- 215;; »
in-Magdeburg x*ein langes Seil in die Wolken “warf und daran
famt feiner Frau,-_ feinem Jungen-,und feinem kleinen Pferde-hen
in die Höhe kletterte; er den Augen derZufchauer entfchwand;
oder in 'der*'-"rauch_vbm Volk von Fanft' erzählten -' Thüringer
Sage von demMagnsY-welcher auf dem Anger in* Erfurt einen'
Hahn _-_an'eine'm-'fäjweren 'Balken fpannte und' diefen zur größten
Verwunderung des Volkes ,umherfahren ließ. In beiden Fällen
kommen Mägde mit frifchgefrlmittenem Klee unter dem_ fich' ein
vierblätteriges, den Zauber brechendes Blatt befindet. dazu un'd
fehen, daß im erften Fall der, Zauberer mit feinen 'Angehörigen
inis Wirtshaus geht,_ während im zweiten der-*Hahn einen Stroh
“halm an einem Zwirnsfaden hinter fich h'e'rfchleppt. Der dich
tende .Volksgeift webte/ hier feine Schleier um die pfhchologifche :
Thatfache der Unempfänglichkeit (der Mägde) für hhpnotifche
Suggeftionen.
Auf Rechnung* der hhpnotifchen Maffenfuggeftionen möchte
ich
auch die Gefpenfterfchlachten fchreiben. welche 'zu allen Zeitender Gefchichte fo maffenhaft vorkommen, daß ihnen notwendig
.Thatfachen zu Grund liegen müffenz Luftfpiegelung erklärt fie
nicht.
F Ganz unzweifelhaft gehört auch, wie ich
noch bemerken will,
"/- das - ebenfalls bei Fauft vorkommende --
berühmte unfichtbar,machen, von dem alle Zauberbücher voll find, in das Gebiet der
:,pofthhpnotifchen Suggeftion, wie experimentell genügend nachgewiefen
ift. Aber auch hier hat" leider 'die Tradition die wirklichen That
fachen fo'
ausgefchmückt', daß man nicht mehr fagen kann, wo
diefelbenanfangen und enden.
l -
Im 'alten Fauftbuch folgt nun die Erzählung, wie Fauftmit drei in Wittenberg ftudierenden jungen Grafen nach München
auf die Hochzeit' des Herzogs von Bayern fährt. Die drei Grafen
hätten Luft gezeigt", den Feftlichkeiten- beizuwohnen, worauf fich
Fauft mit .ihnen auf feinen Mantel ftellt, Befchwörungen murmelt*
und durch die* Luft nach Miinchen fährt. Auf Faufts Gebot
fprechen Alle kein Wort, bis einer der jungen Grafen beim Reichendes“ Handwaffers das gelobte Schweigen bricht. Sofort ruftFauft: W'ohlaufl und ergreift mit 'den beiden andern Grafen
*xx den'_,Mantel, worauf -fie im Moment nach Wittenberg zurück-
'
.
bfverfeßt- werden. Der zurückbleibende dritte Graf foll über das
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"Fahren der Hexen durch die Luft allbekannt. Aber auch von,
- 216.-- -
feltfame Thun Rechenfchaft ablegen und feine Genoffen nennen.
Da er fich dies_ zu_ thun weigert. wird er in den Turm gelegt
und für den nächften Tag mit der Folter bedroht. Nachts kommt
jedoch Fauft auf feinem Mantel gefahren. betäubt die Sinne der
Wächter. befreit den Grafen und bringt ihn nach Wittenberg
zurück. Widmann hat diefe Erzählung gleichlautendz!) nur feht
er hinzu. daß fie indas Jahr 1525 falle. und beruft fich auf
Faufts eigeuhändige Aufzeichnungen. *Auch Godelmann fagt ici
feinem Buch l)e- wagte. reueiieie et lamiie, Franeof. 1601.40..
daß der zu LuthersZeit in Wittenberg lebende Fauft mit feinen
,Freunden auf dem Mantel in weit entfernte Länder gefahren fei.
A. a. O. Lib.- ll. cap. 4.
7- Das Fahren durch die" Luft wird _im Altertum von Abaris.
Virgil. Simon. Magus und dem mit Apollonius -von Thana,
gleichzeitigen *Jndier Nagar_ erzählt. Jm Mittelalter ift das
einzelnen männlichen zauberifchen Luftfahrern wird erzählt: Herme
genes bindet den Teufel und führt ihn durch die Luft nach Sankt
Jakob von Eompoftella: Hedion erzählt. daß Erzherzog Leopold
von Öfterreich init einem Zauberer ein Abkommen traf. welcher
verfprach. den gefangenen Friedrich den Schönen durch' Zauberei
zu befreien und durch die Luft nach Haufe zu bringen. - In*den (feet-.u ltamnnorum'-') kommt das Urbild von 'Faufts Mantel.
"
ein Stück Tuch. vor. welches Jeden. der fich darauf feht. an den
'Ort bringt. wohin er will. _ Jm nächften Buch bringe ich aus
dem Höllenzwang Näheres über die Mantelfahrt.- Earius
Baptifta Mofca fährt mit der_ edeln Venetianerin Felicitas in
einem Schiff durch die Luft.8) und _der Ehorherr JohannTeutonieus zu Halberftadt fährt gleich Fauft mit feinen Zechge
noffen auf dem Mantel zu Schmaus und Gelage. Auch .Lercheimer kennt die Mantelfahrer und fagt über diefelben: 4
)
..Ich habs von einem zauberer gehöret. daß er famnit andern von M.
,guß Sachfen gen Varhß mehr als hundert meile zur Hochzeit vngeladen ge
fahren find auff eim mantel. haben fich aber bald wieder davon gemacht. da
fie*
gemerckt. daß man iin Saal muinmelte. was das fiir gefte weren. wo die
1) Fau-ftbuch. B. l. Cap. 33.
'
2) Gap. 120. -
'3), Widmanns Anmerk. zu ob. Cap.
t) Bedenken von Zauberei. Cap. 13.
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_217'her keinen. Es hatte warlich der zauberer rote augen. die er vielleicht von
folchem fahren bekommen. Alfo .fuhr Fanft einmal in *der Faftnacht mit
feiner gefellfchafft.'nachdem fie
daheim zu nacht geßen hatten. zum Schlafftrunck
-auß Meißen in Behern gen Salhburg ins Bifchoffs keller vber'fechzig meile. da
fie den beften wein truncken. Bud da der Kellermeifter ohngefehr hineinn kam.
fie als diebe anfprach. macheten fie
fich wider davon. namen jn mit. biß an'
einen wald. da_ fehte jn Fanft auff eine hohe ltanne vnd ließ in fit-zen: flog
mit den feinen fort.“-
Das erfte von Lercheimer erzählte Stückchen fcheint auf
Fanft übertragen worden zu fein. Bezüglich de's zweiten. fpäter
noch zu erwähnenden will ich bezüglich des ..Meißen in Behern“
Dünher gegenüber bemerken. daß das „in“ hier nicht in unferm
modernen Sinn. fondern im damals landläufigen Sinn von
„nach" gebraucht ift, f
: 7 Das Sihenlaffen des jungen Grafen erinnert an den gefräßigen
Knecht der Bolksfage. welcher mit den Zwergen "unfichtbar einem
Hochzeitsfchmaus beiwohnt. Als er entgegen dem Berbot von
gewiffen Speifen ißt. nehmen ihm die Zwerge 'das Wunfchbütleinund machen fich davon. 'Der Knecht bleibt - jeht fichtbar
ufißen und wird weiblich durchgebläut.
Nach dent» alten Fauftbuch geht Fanft vom Hofe des Kaifersan den des Grafen von Anhalt. Die Gräfin befindet fich in
gefegneten Umftänden und empfindet. obfchon esIanuar ift. Luft
nach Trauben und frifchem Obft. Fanft nimmt einige Teller und
ftellt fie vor das Fenfter; nach Kurzem bringt er fie mit roten
und weißen Trauben. fowie mit allerlei ausländifchem Obft gefüllt
wieder herein und bittet die Gräfin. zuzulangen. Als “der Grafverwundert fragte. woher er denn zu Winterszeit dasfrifche Obftbringe. belehrt ihn Fanft.
*
p.. daß das Jahr in zween Circkel der Welt getheilt ift. daß.1vaunes bet)
vns jetzt Winter. im Orient vnd Occident Sommer ift. dann der Himmel rund.vnd jeßunder die Sonne am höchften geftiegen ift. daß wir die zeit der kurt-zen
_tag vnd den Winter bet) vns haben. In Orient vnd Occident aber. als in
Zehe. [naja, vnnd recht Morgenland. da fteigi die Sunn nider. vnnd haben fie
dafelbften den Sommer. vnnd im Jar zweijmal Frücht vnd Obs.“
'Da habe er denn feinen fliegendenGeift hingefchickt und Obftvon dort holen laffen.
Bevor Fanft fich vom Anhalt'fchen Hofe entfernt. bittet er
den Grafen famt der Gräfin und dem ..Frawen Zimmer". fich
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- '218 -vor das Thor begeben zu wollen, wo er durch feine Kunft auf
dem „Rombühel“ ein ftattliches Schloß erbaut habe. Dort ftand
denn ein ftattliches mit fünf Türmen bewehrtes Schloß, um
welches fich ein tiefer Waffergraben zog, in dem allerlei einheimifche
und fremde Waffervögel fchwammen. Im Schloßhof wimmelte-
es von allerlei gezähmten vierfüßigen Tieren; eine prächtige Mahl
zeit mit auserlefenen Weinen harrte der Gäfte. .Nach Verlauf
derfelben nahm Fauft einen eherner* Kopf und fehle ihn auf das
Treppengeländer, worauf es anfing zu raufchen, und das Haupt
einen Wafferftrom ausfpie, der durch den Saal floß; fo *daß die
Hofdamen ihre Röcke hoch emporhoben. Ein Hirfch fehte durch
das Waffer und wurde von den Hofherren mit den Rapieren ver
geblich verfolgt. Plößlich verfi'hwand die ganze Gaikelei, und die
Hofdamen fihämten fich nicht wenig. Als der Graf mit dem Hof
nach Haufe ritt, krachten „graufame Büchfenfchiiß" aus dem Schloß,
aus welchem himmelhohes Feuer elnporlohte und den Wunderbau
vernichtete. Zum Dank für diefe Ergöhlichkeit fchenkte der Grafvon Anhalt Fauft etliche hundert Thaler. .
Widmann erzählt diefe Sage gleichlautend mit nur ganz
unbedeutenden Varianten. 1).
In dem Herbeifchaffen des Obftes haben wir vielleicht nur
durch die Fama übertriebene fpiritiftif'che Apporte zu fehen, 'welche-noch heute bei Zirkelfihungen fehr häufig - bereits im
16. Jahrhundert bekannt waren. So fagt Paracelfuski)„Alfo holen fi
e
(die Geifter) Kannen .Wein aus fernen Landen und ander-e
folche Poffen. - In diefen Dingen miiffet ihr wiffen, daß fie natürlich zu
gehen und niemand andersfagen kann, als daß die Natur fie gefchaffen'habe,
Wenn z.
B, mitten im Winter eine frifche Rofe gebracht wiirde in ein Land,
wo gerade Winter herrfchte, fo könnte, der gemeine Mann wohl fagen,* es gehe
nicht natürlich zu, Der weife Mann; der Magus. dagegen kann wohl fagen
fie ift
kraft der Natur da; denn fie kommt aus einem Land; da ihr natürlicher
Sommer zu diefer Zeit ift. Alfo kann auch Schnee mit dergleichen Schnellig
keit durch einen Magus in Länder gebracht werden, wo der heifefte Sommer
ift. Diefe Dinge follen dem einfältigen Mann vorgeftellt werden, das der
Magus die Rofen nicht gemacht hat; fondern daß er durch magifche Botfchaft
aus fremden Landen fie
erhielt/i")
1) Fauftbuch; B. ll. Cap. 18 u. 19. *
N) Pa racelf us: Libjloeapbia engen. krobatio diigromantjae.
If Paracelfns: 1)*3 eng-is et eat-urn operibue, cap. 3.
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-_219
-*Ganz ähnlich fagt Jakob von Lichtenber'gB)..Wann es beh uns Sommer'ift. fo if
t es bey den AndipodibusWinter.
Vnfer Horizont oder Elima _mag Frucht haben. das der Aphricanifch. Jndifch
nicht vermag. Bund fo bey ons Herbft. ifts bei den Niederen 'Glenh: Behuns Nacht. bei) den Nideren Tag. - Alfo fiir und für* giebt die Zeit alle Tag
Kirfchen. Erdtbeer. Apffel. ift allweg Herbft vnd Erndt. daß alles Natürlich. .-'-
z*
Alfa offt befchehen. daß der Zauberer durch fein Afcendenten einem König.
Fiir-ften. Herren auß Orient fein Effen aus der Küche genommen. vndt einem
andern in Occident zugeführet." .
Zauberfchköffer kommen in den Sagen des Mittelalters fo
häufig vor. daß es überflüffig wäre. Belege zu geben, f
'
Die zauberifchen Mahlzeiten find uralt. Schon der Zauberer
Vafes zaubert bei den Griechen koftbare Mahlzeiten hervor. welche
famt den dabei bedienenden Sklaven auf feinen Befehl wieder
verfchwinden.- Numa Vompilius hatte einft die römifehen
Bürger geladen und ihnen ganz gewöhnliche Speifen und Gefchirre
vorgefeht; als er *aber feiner Verbindung mit der .Nhmphe Egeria
gedachte. füllte fich die Tafelxmit denloftbarften Speifen und
Gefchirren.*“')-
Auch der Magier Tirid'ates gab Nero Zauber
mahlzeitenf)- Bekannt find die magifchen Mahle. welche der.
König der Brahm'anen Apollonius von Thana gab. Bei denfelben 7erfchienen fich-von felbft bewegende Dreifüße und eherne Mund
fchenken.. Die herrlichften Früchte. beffer. als die gewöhnlichen.
werden gebracht-und* mit dem Wein von den ehernen Mundfchenken*
herumgereichttf'rc. Hierher... gehört auch die Zaubermahlzeit.
welche die Empufe dem' Menippuslbere'iter") *-.-x Origenes-.be
richtet. daß die Gaukler auf *den'Märlten-für 'wenige Obol'en den
.Zufchauern ,köftliche Mahlzeiten. ,Tifche. Kuchen und Gemüfe vordie Augen zauberten. was recht .klar die hhpnytifche Suggeftion!
hindurchfchimmern läßt. *) -jAus dem Mittelalter werden-Sagenvon
Zaubermahlzeiten erzählt. welche Johann Teutonicus.. Albertus
1) Lichtenberg: ..Ware Endeckun vnnd Erklärung aller fürnetnbfter _
Qglrtickßl
der Zaubereh; inc Pbeatruw Weuetieije. Murat'. ['01. 1586.
ap. . - ' -
9) Flut-treu: bluma,.15.
ii) kliniue: Ziel'. natxW. 6.
4) Winzern-mg: Ayallauinehlllz 27,
b) ybjcoae'. uponau. rr. 25.
' '
9) 0rj3ineö: Tantra Sedrun). l. 68.
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Magnus. ein Graf von Aspremönt. Chriftoph Wagner und
Hieronymus Scotus von Parma gaben.
nicht. fondern hinterlaffen»- wie die Mahle auf* den Hexen
fabbathen- nur Hunger und Leere. Diefeu Zug hat auch
Widmann feiner Erzählung uon Faufts Mahlzeit im 'Zauberfchloß
einverleibt. denn er fagtM) _
..Aber dem Fiirften. auch dem .Frawenzimmer vnd hoffgefinde war nicht.
alswenn fie'eine königliche Mahlzeit. hetten empfangen. eskam jhnen allen
der Hunger in Bauch'. möchten noch tool wieder das friihmahl einnehmen.“
'Der eherne Kopf. welchen Fanft auf das Treppengeländer
ftellt. kommt mehrfach in der Zauberfage vor. und es tollen bekannt
lich Shlvefter [1.. Albertus Magnus und Roger Baeo dergleichen
eherne ,Häupten welche fprachen.- befeffen haben.. Bekannt* ift der
Ausruf'von Albertus- Magnus. als deffen Schüler. Thomas von
Aquino. das fprechende Haupt zerfchlageu hatte: Du haft das
Werk von dreißig Jahren vernichtet!-
Vermutlich hat die_ Sage
hier an Automaten angeknüpft. welche“ das Mittelalter für Zauberei
anfah. Wurde doch noch zu Ende des 17. Jahrhunderts zu Genf
ein gewandter Marionettenfpieler. deffen Kunft den hochwei-fen
Richtern Teufelei zu fein fchien. wegen Zauberei hingerichtet.
4Die Sage von dem hervorgezauberten Waffer wird endlich*
auch mehrfach berichtet. So erzählt die Legende von Heliodorus.
daß er einft.. als ihm Weiber begegneten. diefen einen “Fluß vor
die Augen zauberte. fo daß fie vor aller Augen die Röcke empor
hoben. um hindurchzuwaten. Birgil zauberte nach der mittelalter
lichen Sage im Saale des Sultans einen Fluß hervor. welchen.
der Großherr mit feinem Hofgefinde durchfchwimmen wollte. Auch
Zhto verblendete die Leute. daß fie glaubten. er fahre in einem'
Fluß während er fich in'Wi'rklichkeit auf trockenem Lande fortbewegte. *-
Nach Delrio*-') können die Magier durch das Ab
Diefelben. nähren jedoch .
fchießen eines Vfeiles von einem befonders zubereiteten Bogen _
einen Fluß hervorzaubern. welcher fo breit als die von dem Vf'eil
*durchflogene S- ke ift.- ,Das Hervorrufen der Suggeftion von
Waffer. Feuer. Ameifenhaufen. allerlei die Menfchen plagendem
1) Fauftbuch. B. ll. Cap. 19.
t) bei-rio: Pinguin. Klug. 11. ll. 8711i. 8. 134.
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_221
Tiergefchmeiß ift
bekanntlich eine der am
häufigften geübten hhp
notifchen Künfte.*
Im alten Fauftbuch folgt nun die Erzählung, wie* der von
i
Anhalt nach Wittenberg zurückgekehrte Fauft feine Faftnacht hält.
Er rief einige Studenten zu fich und beredet fie
nach dem Abend
effen, mit ihm in einen Keller zu fahren, allwo es die herrlichften
Weine gäbe. Fauft nahm in feinem Garten eine Leiter, fehte
auf jede Sproffe einen Studenten und fuhr mit ihnen durch die
- Luft nach Salzburg in des Bifchofs Keller, wo fie
fich bene
thaten. Als der durch den Lärm aufmerkfam gewordene Keller
meifter dazu kommt. nimmt ihn Fauft und feht ihn famt den
Studenten auf die Leiter, worauf Alle durch die Luft davonfliegen.
Den Kellermeifter fehr Fauft unterwegs auf einer hohen Tanne ab,
von wo er am nächften Morgen halberfroren von den Bauern herab
geholt wird. Fauft aber und feine Zechkumpane trinken in Witten
berg von dem aus dem Keller mitgenommenen Wein das lie-tiere.
Nachdem fie nun fd die „Herren-Faftnacht“. die dem Faftnachts
dienstag vorausgehende Nacht, gefeiert hatten, lud Fauft die 7 Studenten vom vorigen Abenteuer auf diefen Tag ein. ,Als fi
e erfchienen,
fanden fie nur ein kümmerliches Mahl vor; aber Fauft enfchnldigte
fich_ und fagte, er habe. vor zwei Stunden drei Flafchen zu fünfund acht Maß in den Garten gefeht und feinem Geift befohlen,
ungarifchen, italienifchen und fpanifchen Wein herbeizuf'chaffen,
Das Gleiche habe er mit fünfzehn Schüffeln gethan, um den Tifchmit Wildpret, Gebäck u. f.-w. zu verforgen. *Der Geift brachte
Speifen und Getränke. Wagner fervierte und Fauft foff fich mit
feinen Gäften toll und voll.
Am Afcheruiittwoch gab Fanft den Studenten abermals ein -
herrliches Mahl, wobei er von unfichtbaren Mufikanten eine
wunderbare Mufik ertönen ließ, zu welcher die Gläfer und Becher
tanzten' Hierauf nahm Fauft zehn Häfen; ftellte diefelbe-n in die
Stube, worauf fie
zu tanzen anfingen und fo lange aneinander
ftießen; bis fie
zerbrachen. Alsdann ließ Fanft einen Hahn aus
dem Hof heraufholen, fehte ihn auf den Tifch nnd gab ihm Wein
zu trinken, worauf der Hahn wie ein Singvogel fang. Endlich
fpielte Fauft auf einem Inftrument, durch deffen Töne angelockt
4
ein alter Affe ins Zimmer trat und tünftliche Tänze anffiihrte.
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Unterdeffen war die Zeit zum Abendeffen gekommen. Fauft hielt ,
_eine Stange zum Fenfter hinaus und zog fi
e mit Lerchen. Krammets
vögeln _und Wildenten befehl wieder herein. worauf _die ausge
laffene Gefellfchaft die Vögel zubereitete und verzehrte. Zum_
Schluß gingen fie auf die Mummerei. Ein Jeder zog ein weißes
Hemd über die Kleidung. worauf fie den Leuten bald kopflos.
bald mit Efe'lsköpfen gefchmückt erfchienen. So trieben fie es. bis
fie
ihre Luft gebüßt hatten.
Am DonnerstW befucht Fanft die Studenten. welche eine*
ftattliehe Mahlzeit anrichten. wahrend deren Fauft dreizehn Affen
erfcheinen läßt. die allerlei feltfame Gaukelpoffeu treiben. Alsein Student einen gebratenen Kalbskopf zerlegen will. fing derfelbe
an zu fchreieu: Mordio! helffio! O weh. was zeiheft du mich!
worauf die Studenten erfchraken. fchließlich. aber. als fie die Gaukelei
erkannten. in ein Gelächter ausbrachen'. Fauft ging dann nach
Haufe und verfprach. bald wieder zu kommen. Er erfchien denn
auch mit einem durch Zauberei zugerichteten Schlitten in Drachew'
geftalt. in deffenHaupt Fauft faßz in den* Leib fehten fich die
Studenten. und im Schwanz faßen vier verzauberte Affen. welche
luftig fche-lmeiten. Der Schlitten-fuhr von felbft mit ungeheuerem'
Geklapper. wohin die Studenten wollten. was bis Mitternacht währt'e.
Schließlich war es Allen. als ob fie in der Liift gewandelt-"hätten,
Als Fauft mit cfeinen Zechkumpanen am weißen Sonntag
beim Nachtifeh fiht. wünfchen die Studenten die Helena zu fehen.
Fauft befiehlt ihnen. fihen zu bleiben und nichts zu reden. woraufer zur Stube hiuausgeht. _
„Als er wider hinein gehet. folgete fm die Königin Helena auff dem
fuß nach. fo wunder fchön. daß die Studenten nicht wuften. ob fie
bet) jhnen
felbften weren oder nit. fo verwirrt vnnd inbriinftig waren fie. Diefe Helena
erfchiene in einem köftlichen fchwarhen Vurpurkleid. jhr Haar hatte fie
herab
hungen, dz fchön. herrlich als Goldfarb fchiene. auch fo lang. dz es jhr biß in
. die Kniebiegen hinab ginge. mit fchönen Kollfchwarßen Augen. ein lieblich An
geficht. mit einem runden Köpfflein. jhre Lefftzen roht wie Kirfchen. mit einem
kleinen Miindlein. einen Halß wie ein weiffer Schwan. rohte Bäcklein wie ein'
Rößlin. einvberauß fchön gleiffend Angeficht. ein länglichte. auffgerichte. gerade
Verfon, *Jn 'fumma. es war an jr kein vntädlin zu finden. fie
fahe fich allenf
halben in der Stuben vmb. mit gar frechemvnd bübifchem Geficht. daß die
Studenten gegen fr in *liebe entzündet waren. weil fie es 'aber für-.einen Geift
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achteten. vergieuge jhnen“folche Brunft leichtlich. vnd gienge alfo Helena mit
D, Faufto wieder umb zur "Stuben hiuauß."
Hierauf verlangen -die Studenten. Fanft folle Helena wiederum
rufen.. damit fie
diefelbe malen-könntenZ aber er fchlägt ihnen'
diefe Bitte ab und fchenkt ihnen "ein Bild' der Helena. deffen
. Schönheit fie
.fo aufregt. daß fie vorBrunft des Nachts nicht
fchlafen können_-
Widmann hat diefelben Erzählungen mit nur unbedeutenden
Bariantenzi) fo verweift er zum Beifpiel die Erzählung vom
'weißen Sonntag* und der Zitation der Helena in eine Anmerkung
und weiß ganz genau. aus* welchen Gerichten die einzelnen Gänge
beftanden 2c. _
'
Was .nun die erfte Erzählung anbelangt. fo ift*
fie nichts 'als
eine Variation von den Berichten von den Hexen. welche in die
Keller fahren und dort den Wein ausfaufen. Hier ein Beifpiel.
Zu- Wafungen bei Meiningen wurde *am 5
.
Oktober 1598
Margarete Hennebergin verbrannt. ..weil fie den Wein zu Ober
maßfeld aus des Wirts Keller geholt. die Milch geftohlen. das
heilige Abendmahl prokuujret. *Wetter gemacht. daß in etlichen
Fluren das -Getraidigt verhagelt“ u. f. w.
Man disfputierte fehr gelehrt. wie der Teufel es anfange.
Hexen und Zauberer durch_ die engen Kellerlöcher hineinzubringen.
So fagt 1)!: Jakob Heerbrand in feiner 1)i8putatj0 (ie Maxim?)..Es kann weder Satan. noch die Zauberer-verfchaffen. daß ein Leib durch
einen folchen Raum. der ihm ganß ungleich. als durch Löcher und Gitter in
den Kellern. und andere enge Fenfterlein. hindurch gehen folle; es fer) denn.
wo .folches in Wahrheit gefchiehet. daßder Teuffel die Steine aus dem Weg
raume. und gefchwind wieder zufchlieffe. oder fonft fubtile Weife brauche. wie
er denn ift ein Taufendkünft'ler und mächtiger Geift.“
Die Erfcheinungder Helena ift der Zitation der 'Marie von
Burgund und der homerifchen Helden nachgebildet; und die Berichtevon den Gaftereien nur erweiterte Varianten der oben befprochenen
Zaubermahlzeiten.Es folgt nun im alten Fauftbucheine _Gruppe von Zauber
- fchwänken. welche _meift von früheren Zauberern erzählt und auf
Fanft übertragen wurden:
1) Fauftbuch. B; '11. Cag. 22-24.
2) Mies. 68. .
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Dereinft wurde Fauft ,nach Vraunfchw'eig zu einem Marfchall
berufen, welcher an der Schwindfucht darnieder'lag. Obfchou es
Faufts Gewohnheit war. feine Reifen zu Fuß zu machen, bat er
doch einen ihm vor den Thoren Braunfchweigs mit feinemGefchirr
begegnenden Bauern, er folle ihn auffihen laffen und bis zur
Stadt fahren. Der Bauer fchlug ihm dies mit groben Worten
ab. Hierauf fagte Fauft:„Du Dölpel vnnd nichtswerdiger Vnflat; dieweil du folche vntrew mir
beweifeft; dergleiajen du gewiß auch andern thun, vnd fchon gethan haben
wirft, foll dir dafür gelohnt werden, vnd folt deine vier Räder, bei) jeglichem
Statthor eins finden!" .'
Sofort fprangen die vier_ Räder *hoch in die Luft und die
Pferde ftürzten wie tot zur Erde nieder. Der erfchreckte Bauer*
bat Fauft fußfällig um Verzeihung; worauf diefer ihn von der
Erde, auf welcher die Pferde lagen, über diefelben werfen
ließ. Kaum war dies gefchehen, fo ftanden die Pferde gefuud
auf. Der Bauer aber mußte feine Räder an den Stadtthoren
zufammeu lachen.
*
»Widmann hat diefe Gefchichte gleichlautend))
Diefer Schwank ift einer der wenigen, die nur von Fauft
erzählt werden. Das Abfpringen der Räder erinnert an das* wie
von einem elektrifchen Schlag “hervorgebrachte Fortgefchleudertwerden
von Ge'genftänden bei fpiritiftifchen Sißungen und Spukvorgiingen.
das. Werfen von Erde auf die Pferde 'hingegen an die Sitte der
Landsknechte, vor dem Gefecht Erde iiber fich zu werfen; dem
Werfen der Erde fcheint altheidnifcher Brauch zu* Grund zu liegen.
Dereinft war Fauft in Gotha und ging im Iuni während_
der Henernte mit feinen Gefellen bezecht fpazieren. Da begegnet
ihm ein Fuder Heu, dem er (nicht .ausweichen will., DerBauer
wird grob, und Fauft noch gröber. Leh'terer fchnauzt den Bauern
an: ob er denn nicht wiffe, daß- einem vollen Mann ein Fuder
Heu ausweichen müffe'L- Hierauf ergießt der Bauer den ganzen
Strom feiner unfäuberlichen Beredfamkeit über Fauft, welcher
» ihm, falls er nicht ftille fei, droht, Pferd, Gefchiir und-'Heu zu
lleiiefi* „Ei“- Ulf( der Ballett '.,fo friß meinen Dreck auchi“.
Hierauf verblendet Fauft den Bauern, daß diefer glaubt, der'
. l) Fauftbuch, Th. l, Cap 42.
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- 225 -
Zauberer freffe Schiff undGefchirr. zum Bürgermeifter läuft und
Anzeige macht. Als der Bauer mit dem fchmunzelnden Bürger
meifter an Ort und Stelle kommt. finden fie_
natiirlich Alles ganz
unverfehrt vor. Auch Godelmann erzählt in feinem oben genannten
Buch. Lib. 1.
auf). 3.
daß Fauft die Pferde eines ihm nicht aus
weichenden Bauern gefreffen habe. und berichtet die verfchmolzene
Sage von den verblendeten Schweinen und dem ausgeriffenen
.Bein von einem ungenannten Zauberer. f
Ein Seitenftück zu diefer Sage erzählt das alte Fauftbuch in .
unmittelbarem Anfchluß: Fauft geht *in Zwickau mit einigen
Magiftern nach dem Abendeffen fpazieren. Es begegnet ihm ein
Wagen mit .Grummet. worauf Fauft mit deffen Befiher einig wird..
für einen Kreuzer oder Löwenpfennig fo viel Heu effen zu dürfen.
als er wolle. Hierauf frißt Fauft das Fuder Heu. welches fich
nach diefem ebenfalls unverfehrt wieder vorfindet,
Diefe Sage ift uralt und wird von mehreren Zauberern
erzählt. fo von dem Juden Zedechias, dem Leibarzt Kaifer Ludwigs
des Frommen. welcher einen Heuwagen famt Pferden und Fuhrmann. fowie einen gewappneten Reiter famt dem Roß fraß.1)
Nach Trithemiusf) frißt ein gewiffer Magifter Theodo im
Jahre 1262 zu Kreuznach. wohin er .aus den Niederlanden gekommen
war.*Roß und Reiter. fowie mit Heu und Holz beladene Wagen. *-"*
Kaifer Wenzels Zauberer Zhto frißt einen ganzen Wagen
voll Narren. die aus Bayern zudes Kaifers Hochzeit gekommen
waren. und fpeit die kotbedeckten Schuhe in ein Schaff Wafferaus. - Luther erzähltBi)
*
.xZu Nordhaufen war einer mit namen Wildfewr. der *fraß einen
Bauwren mit Vferd vnd Wagen. welcher Bauwr darnach vber etliche ftunden
vbex etliche Feld Wegs in einer Vfüßen mit Vferd vnd Wagen lag."
Lercheimer fagt.4) nachdem er erzählte. wie Fauft den
Wirtsjnngen fraß: f
..Noch weiter hat der Münch. zu Erfurt das Maul auffgethan. der auffdem Marckt das Fuder Hew mit Wagen vnd Ruß verfchlnng. das der Bawr
darnach drauffen vorm Thor fand ftehen."
1i Trithecniu s: (turen. 1Zljreaug. 878.
“
e-*
)
Tritheniius: Gbr-au. Zyoubeui. 1262,
3)
Tifchreden. Ed. Förftecnannlll. 97'.
4) Le rcheim er: Bedenken von der Zauberei. Cap. 7.
Kiefewetter. Fauftbuch. 15
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.7*
c7.,1
Ein fchlagender Beweis, daß die alte Sage-aufFanft iiber
tragen wurde. -- Remigius. fiihrt das Verfchlingen eines Heu
wagens famt Pferden und Fuhrmann, fowie das Auffeßen eines
abgehanenen Kopfes als in Deutfchland bekannte Zaubetkiinfte,
welche man vor nicht eben langer Zeit gefehen habe, an)) Da
Remigius 1579 fchrieb, fchwebte ihm wohl die Faufttraditation
vor. -» Die Zwickauer Fauftfage erzählt Lutherf) von Lerch
eimei's Erfurter Mönch:'
„Alfo dinget 'ein Mönch mit einem Bauwren, der ein Fuder 'Häuw auff
*dem Marek: fei( hatte, Was er nenimen wolt- und jn Häuw laffen freffen?
Da fpracl) der Bauwcr: Er wolt einen Creußer uenimen. _Der Mönch fieng an
vnö hatte feiner das Hiiuw gar anffgefreffem-daß jn der Bauidee mußte abtreiben."
Widmann 'hat beide Fauftfagenkx)
Als einft betrunkene Bauern in einem Wirtshaus .gewaltig
(tirmten. bezauberte fie Fanft, daß ihnen die Mäuler offen ftehen
-- 226 _
blieben, daß keiner ein Wort fagen konnte und jederin der Vofitur
verharren mußte, in welcher er fich gerade befand, Als Faufi den
Bann wieder löfte, flohen die Bauern entfeßt zum Wirtshaus hinaus.
Widmann hat diefe Erzählung gleichlautend.4)
Das heutzutage als auf Hhpnotismus beruhend bekannte
Feftbannen fpielt in der Zauberfage aller Zeiten eine große Rolle.-
Schon das römifche Recht beftraft das Bannen und Feftmac'hen
der Menfchemö) und Arnobius") nennt das Stummmacben eine
der gewöhnlichften Zauberkünfte u. f, w.
u. f. w;
Als Fanft dereinft kein Geld *hattef richtete er durch feine
Kunft fünf Strohbiindel zu, als feien fie gemäftete Schweine, und
trieb fie auf den Markt. -. Widmann fchreibt,7) daß nach
einem Briefe Wagners diefer als Treiber und Fauft als Verkäufer
fungiert hätte.-
Hier verkauft er fie an einen Bauer, nach
Widmann an zwei Muller und einen Wirt, mit* der Bedingung.
fie
nicht ins Waffer zu treiben. Da fiel) aber die Schweine in
einer _Kotlache berumgewiilzt hatten, wurden fie, in die Schwemme
1) Remi ins: DaemonUutria. [ll. 1. 805. 11. 373.
Ä) Tifchre en a, a. O.
Z
Fauftbuchf V. l. Cap, 44 u, 46.
4? Fauftbuchf B. l, Cap. 47,
3 Walter: Recl'itsgefchichtef 1L. 247.
9 Arnobiuß: aaeetaua gente-,8 l. 43.
7) Fauftbuch, B. 1,
Cap. 36.
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-227getrieben.- wo fi
e fich, in Strohbündel verwandelten und davon
fchwammen. t
Auch diefe Sage wird von Zhto nur mit dem Unterfchiea
erzählt, daß 'derfelbe dreißig Schweine zurichtet und an einen
reichen, geizigen Müller verkauft. Als fich die Schweine wieder
in Strohbündel verwandelt hatten, ging der Müller *in das
Wirtshaus, wo er Zhto auf der .Bank fchlafend fand. Um ihn
zu erwecken, ergriff er ihn am Bein und riß ihm dasfelbe aus. -Wir werden diefer Sage fofort auch bei Fauft begegnen;
auch erzählt fie Gafti) von einem Bauer und einem Fleifcher
mit dem Bemerken; daß fich die Gefchichte im Iahre 1510 ereignet
habe. + Der Verwandlung der Schweine durch das Waffer liegt
der Gedanke zu Grund, daß das reinigende und durch die Taufeheiligende Element des Waffers das- Blendwerk des Teufels
zerftört.
'-
Ganz den gleichen Betrug begeht Fauft auf dem Markt zu
Pfeifering mit einem Roßtäufcher, der ihm- ganz wie; bei
Zhto*-
das Bein aus dem Leib reißt und entfeht davon
flüchtet.- Widmann hat diefelbe Gefchichte gleichlautendk)
Faufts Trug wird auch von Hondorff von einem vor
wenigen Iahren .gehenkten Schwarzkünftlerii) und auch von
Rübezahl berichtet. In der Zimmerfchen Chronik wird die Sage
von dem betrogenen Roßkamm dem als Schwarzkiinftler berüchtigten
Ludwig von Lichtenberg zugefchrieben. (Z, Ehr. 1. -S. 453.)
Einmal hatte fich Fauft mit *Mephoftophiles dem die ewigen
Geldforderungen* läftig wurden, entzweih_ wozu das alte Fauftbuchdas Sprüchwort anführt.- „Ein Vnhold vnd Zauberer werden
ein Iahr nicht vmb treh Heller reicher.“
*
Mephoftophiles fagte
Fauft; er folle -fich doch durchfeine Kunft Geld fchaffen, was
diefem auch einleuchtet. Er borgt von einem Juden fechzig Thalerund verpfändet diefem, als er nach abgelaufener Frift nicht zahlen
kann. ein Bein, welches der Iude abfägt. Derfelbe wirft es
ab'er auf dem Nachhaufeweg fort und kann es nicht wieder bei
bringen, als Fauft fcheinbar zahlen will. Fauft treibt nun den
1) (laut: Zerraou. nom-ie. ll). '76.
2) Fauftbuch, B. l. Cap. 35.
a) Exempel von Zauberei) etc. 3
15***
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- 228* -Juden in die Enge und erpreßt nochmals fechzig Thaler von
demfelben. .
Widmann hat diefe Gefchichte gleichlautendzi) auch Luther
erzählt fie.f) jedoch ohne Faufts Namen zu nennen.
Vor _Faufts Haus in Wittenberg kamen zwölf Studenten
miteinander in, Streit und zogen blank. fo daß fieben gegen fünf
ftanden. Da diefer Handel Fauft ungleich erfchienx verblendete
er die Studenten. fo daß fie
nicht mehr. fahen und ins Blaue
hieben und ftachen. Als man fie
nach Haufe geführt hatte. wurden
fie wieder fehend. . _
. Nach Widmanns) war der Streit der Studentemwie Wagner
berichtet hätte. beim Becher aus Eiferfucht entftanden. Dünger
meintxi) daß die Erzählung durch diefen Zug'. eher verliere. als
gewinne. Jch kann dies nicht einfehen. fondern bin der Meinung.
daß die Erzählung durch diefen Zug mitfamt der erfolgten Hyp
notifierung fehr natiirlich. motiviert wird.* ' “
Als Fauft dereinft durch das Herzogtum Jülich reifte. begegnete
ihm ein Bauer. welcher fein Pferd. einen Falben. verloren hatte.
und fragte ihn. ob eres nicht gefehen hätte. Fauft gedachte dem
Bauer einen Poffen zu fpielen und fagte zii-ihm. er hätte vor
wenigen Stunden einen Andern 'auf diefem Roß gefehen. wie er
fich über den Rhein hätte fehen laffen. und befchreibt den zu
nehmenden Weg. Der Bauer eilt nach und trifft richtig den
Reiter mit dem Falben. worauf es zu Thätlichkeiten kommt und
'beide fich windelweich prügeln. bis der Bauer gewahr wird. daß
diefes Pferd Hoden befiht. während das Seine ein Wallach war.
Diefe Gefchichte ift aus Wier entlehntxf) welcher fie als
Anfangs Auguft 1563 von einem Kaninchenfänger Petrus zu
Hambach ausgeführt erzählt. und auf Fauft übertragen worden.
Auf Fauft übertragen find auch die beiden folgenden. im ver
mehrten Fauftbuch und bei Widmann .fehlenden -Gefchichten.
Dereinft ging Fauft zu Köln mit feinen Freunden fpazieren
*l Fauftbuch. B. l. Cap. 34.
ft)
Tifchteden. am oben angeführten Ort.
J) Fauftbuch. B. l. Cap. 45.. 4
) Scheible: Klofter. Bd. 7. S. 182.
li) Wier: l)e_ prueatigiia haemonuur. ecl. cl. M1568.
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-229u'nd begegnete einem Vfaffen, welcher ein filberbefchlagenes Breviertrug. Fanft, dem das Buch gefiel, fagte: „Schaw, fchaw, den
Vfaffen, wie ein geiftliches Bettbuch hat er in der Fauft, da
Schellen die Refpenfo'ria geben. Da blickte der Vfaffe auf fein
Brevier und fah, daß es ein Kartenfpiel war. Weil er nun zu
Haufe erft Karten gefpielt hatte. glaubte er, 'er habe in der'Zerftreunng diefelben mitgenommen, und wirft fi
e.
fort. Fanft aber'
erklart das in der Verblendung fortgeworfene filberbefchlagene
Brevier fiir* gute Beute.
Diefe Gefchichte wird urfprünglich von Bodinus von dem'
Hofzauberer König Karl 11c. (ie M018 [bein-M88 1) und von
Lercheimer von “einem ungenannten Schwarzkiinftler erzählt?)
Fauft kam einmal mit feinen Reifegefiihrten in ein Thüringer
Wirtshaus, wo es gar nichts zu effen gab. Einer der Reifenden
wünfcht fich eines von den Stücken Hecht, welche mittags übrig
geblieben feien. Fanft fagte: „Gelüftet Euch nach Hechten, fo
'will' ich
fehen. was mein Koch vermag!“ klopfte ans Fenfter und
rief: mike!! Gleich darauf griff er hinaus und holte eine große
Schiiffe'l voll gefottener Hechte und eine große kup'ferne Kanne
voll Rheinwein herein. woran fich Alle giitlich thaten.
Diefe Gefchichte erzählen Manliusß) und Lercheimefi)von Trithemius. und Widmannöi von dem 1122 geftorbenen
Abt Erlolf von Fulda. -
Das nächfte Kapitel des alten Fauftbuches ift *das von uns
fchon im erften Buch beigebrachte „))1*. Faufins ein guter Schütz“
betitelte. -> Widmann hat 'diefes Kapitel nicht. fondern fagt:“)„wie man *dann auch weis einen Fürften Deutfcher Nation7 der vie(
Kugeln auffgefangen, vnd fie
hernach aus dem Ermeln gefchütielt hat. Fanft-1s
hat auch diefe Kunft einen jungen Fiirften gelehretf der bald hernach in das
regiment kommen ift, vnnd folche Kunft felbft an feinem eigenen leibe pro
biret vnnd bewehret, wie jhm dann diefer Fürft. viel deshalben oerehret hat.“
„ 1) Bodinus: Daemonamanja. Tl. 3.
264. De L'toie 1261181188 hatte feinLeben dadurch gerettet, daß er dreißigtaufend Hexen in Frankreich angab.
Näheres über ihn imHaubers Zjbliatbeaa11133105. ll. 438,
g) Lercheimer; Bedenken von Zauberei. Cap. 6.
*
8) Galli-eignen, 118.3.- 38.
'
hnaQa
5) Fauftbuch, B. l. Cap. 13.
G) Fauftbuch, B. L. Cap. 5.
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- 280 -
Lerche-imer erzählt diefe Begebenheit als von einem' ihm
bekannten, aber nicht genannten Zauberer ausgeführt))
Das nächftfolgende Kapitel ift die von uns oben fchon gebrachte,
Lercheimer entlehnte Gefchichte. wie Fauft *einen -hier Haus
knecht genannten - Wirtsjungen frißt.
Bei Widmann fehlt diefe urfprünglich von Zhto erzählte
Gefchichte, welcher in Prag den Meifter der bairifchen Zauberer
frißt und per eecie8 in ein Gefäß von Waffer von fich giebt."
Auch Manlius berichtet von einem Zauberer in Wien, der einen
andern auffraß.2)'
'
Als Fauft dereinft im Wirtshaus von einigen guten Gefelleu
bewirtet wurde. begehrten diefe, er folle ihnen die zauberifche
Enthauptung eines Menfchen und das Wiederanfehen des Kopfes
zeigen. Der Hausknecht giebt fich zu dem Experiment her, und
Fauft fchlägt ihm das Haupt ab. Als er es aber wieder anfehen
will, geht es nicht, woraus er erfieht, daß ihn einer der Gäfte
durch Zauberei daran hindert. Fauft oerwarnt die Gäfte und
läßt. da der Schuldige den Zauber nicht aufhebt, eine Lilie aus
aus dem Tifch hervorfprießen, die er mit dem Meffer köpft,
Alfobald fiel dem Gaft. deffen Zauberei Fauft gehemmt hatte,
der Kopf vom Rumpf; Fauft aber fehte dem Hansknecht den
feinigen wieder auf und trollte fich von dannen.
Auf das engfte ift das nun folgende Kapitel mit diefer
Erzählung verbunden. In einem Wirtshaus bei der Iudengaffe
'in Frankfurt a. M. zeigten vier Gaukler während der Meffe die
eben genannte Kunft, wobei deren Meifter in .einem Glas mit
einem deftillierten Waffer eine Lilie emporfpringen ließ, worauf
der abgefchlagene Kopf wieder angewachfen war. Fauft, der fich
iiber das Treiben der Gaukler ärgerte, merkte fich die Lilie des
Meifters, geht. unfichtbar zu dem Tifch mit dem Glas und fpaltet,
als ihm der Kopf abgefchlagen worden war, der Stengel feinerLilie, worauf der Meifter tot bleibt.
“
Auch diefe Sagen find auf Fauft übertragen, denn fie werden
von Simon Magus, dem fchon genannten Inden Zedechias, dem
l) Bedenken von Zauberei Cap. 5.
2) (jolleetanea S. 41, ,
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_281.
Magifter Theodor und Johannes Teutonic-us berichtet; ferner
erzählt fie Lercheimer von einem Edelmann v. Th. im Lande H.
1)
Widmann hat nur die zweite 'diefer Erzählungen?)
Als Fauft dereinft keinGeld hatte. zeigte ihm Mephoftophiles
im Keller einer eine halbe. Meile von Wittenberg gelegenen _ver
fallenen Kapelle einen Schah. der wie ein Licht glänzte und auf
welchem ein ..grewlicher groffer Wurmb“ lag. Fauft. der daneben
noch ..viel Gefpenfte" fah. befchwor den Wurm. daß er in fein
Loch kroch. und trug den als feurige Kohlen erfcheinenden Schatz
nach Haufe. wo er fich in Gold und Silber im Wert von mehreren
Taufeud ,Gulden verwandelt.
Auch Widmann hat diefe Erzählungi) nnd weiß gelegent
(ich derfelben ein'e Anzahl intereffanter Schahgräberanektoden aus
der Chronik feines Großvaters zu erzählen.-- Jm nächften Buch
werde ich
auf die bis in dies Jahrhundert hinein graffierende
Schahgräbermanie znrückkommen.-
Hier fei
nur bemerkt. daß
der Sage nach vergrabene Schähe regelmäßig von* Drachen.
fchwarzen Hunden. Mohren und allerlei» Gefpenftern bewacht
werden. daß fie als feurige Kohlen. Ungeziefer. verfchimmeltes
Brodu. f. w. erfcheineu. welche Dinge nachher in Geld ver
wandeln.
Zu Weihnachten kamen die Schweftern der zu Wittenberg
ftudierenden Adeligen zu ihren Brüdern zu Befuch und wurden
famt den Junker'n von Fauft eingeladen.
..Als fie nuhn erfchienen. vnd doch ein groffer Schnee drauffeu lag. da
begab fich in D. Faufti Garten ein herrlich' vnnd luftig Spectacul. dann es
war in feinem Garten kein Schnee zu fehen. fondern ein fchöner Socnmer. mitt
allerleh Gewächß. daß auch
- das Graß mitt allerleh fchöuen Blumen dahinblühet und grünet. Es waren auch da fchöne Weinreben. mitt allerlehTraudenbehengt. deßgleichen rothe. weiffe. vnnd leibfarbene Rufen. vnnd ander vie1
fchöne wolriechende Blumen. welches ein fchön herrlichen luft zu fehen vnd zu
riechen gabe."
. 1) Bedenken von Zauberer). Cap. 7.
Lercheimer bemerkt hierzu: ..daßein ganckler den andern frißt. das if
t ober Menfchlich vermögen vnd kunft.Etwann hauwet einer dem andern den topff ab. feßt fm jn wider auff; damitder mörderifche geift nichts anderes* fuchet. dann daß eim in dem fchawfpiel der
kopff einmal rechts abgehawen. nicht wider wachfe oder auffgefeßt- werde.“
g)
Fauftbuch. B. l. Eap. 13.'
-
3) Fauftbuch. B. ll. Cap. 9.
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Auch Widmann -hat eine Erzählung von Faufts Zauber
gartenz1) aber er will, daß Fanft das *Schlafgemach des Kaifer
Maximilian in einen folchen verwandelt habe. Als nämlich der
Kaifer früh erwacht-e. fah er fein Schlafgemach in einen herrlichen
Garten verwandelt, weshalb er über feine gewöhnliche Zeit darin
verweilte. Als endlich die wegen des Ausbleibens des Kaifers
beforgten Hofleute in das Schlafgemach drangen, fahen fie'ftaunend
die Pracht,f
welche' aber alfofort zu. verdorren und zu verwehen
begann. bis wieder die nackten-Zimmerwände daftänden.
Die Sage von dem Zaubergarten ift
bekanntlich uralt und
viel variiert. So erzählt *fie fchon Balladiusi) von den ägyp-
tifchen-Hofzauberern Jamnes und Jambres, ferner erzählt fie der
'1215 geftorbene Alexander Necka.m“) vonVirgil, welcher bei
Neapel einen mit einer Luftmauer umgebenen Zaubergarten hatte,
zu dem eine Luftbrücke fiihrte und welchem es, obfchonAlles _
'
blühte und grünte, nie regnete, In den (Feet-i Zomernarmn und
bei Boecaccio kömmen Zaubergärten vor, ebenfo wie Widmannvon einem folchen berichtet, den Vapft Benedikt 1L. befeffen hätte.
Am bekannteften ift die von dem um 135l) lebenden Ehroniften
Johann_ von Berka von Albertus Magnus erzählte Sage.4)
nach' welcher Kaifer Wilhelm von Holland, im Jahre 1254
Albertus Magnus in Köln befuchte und von- diefem in den unter
winterlicher Schneedecke liegenden Garten gefiihrt wurde, wo ein
herrliches Mal bereitet war. Als fich die Hofleute befchwerten,
daß fie der Bifchof in der Winterkälte bewirte, begann auf einmal
der Garten zu grünen und zu blühen, die Vögel fangen, und
die Hihe wurde fo groß, daß die Hofleute ihre Röcke ablegen
mußten.
keiten, und Schnee und Eis traten wieder_ an ihre Stelle.
In Wittenberg kuppelt Fanft einen dort ftudierenden Adeligen
mit einem' Fräulein auf des Erfteren Flehen hin zufammen, indem
er diefem einen Ring fchenkt, welcher die Gegenliebe feiner Ange
beteten erweckt. - Nach Widmann (Fauftbuch Th. l). Kap. 7.)
1) Fauftbuih. B. ll. Eap. 12,
i2) knllacljuä: Hanni-,168. bieten-ja 20.
ii) Wanne: Spoiogie eco. any. 21.
4) [lenkt-1111: 0i1ronieon 'l'xnjeetinum nel ann. 1254.
Auf einen Wink desBifchofs verfchwanden alleHerrlich-7
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Wr'. .' "-'t_
7- 233 -foll nach einer Aufzeichnung Wagners Fauft das Brautpaar beim
Kirchgang durch ein kosmetifches Mittel fo fchön gemacht haben,
daß feit Menfchengedenken kein fo fchönes Paar getraut worden fei.
Die Erregung zauberifcher Liebe ift
feit altersgrauer Zeit fo
bekannt. daß es unnötig ift, ein erläuterndes Wort hinzuzufügen.
Das nächfte Kapitel des alten Fauftbuches handelt von einem'
Bekehrungsverfuch, den ein 'frommer Arzt mit Fauft unternimmt.
Er hält ihm eine lange; fehr 'erbauliche Rede; uud'Fauft ift
auch
Willens, dem Teufel abzufagen. Diefer erfcheint ihm jedoch und
droht. Fauft den Hals umzudrehen, wenn er fich ihm nicht noch
einmal, und zwar bindender als das erfte Mal; verfchreibe. Fauftfertigte denn nun mit Blut folgende Verfchreibung, welche man
nach- feinem Tod in feiner Wohnung vorfand:„Ich D. Fauftus bekenne mit meiner ehgen Hand vnnd Blut; daß ic
h
diß' mein erft Inftrument vnd Verfchreibung biß _in die 17'jahr; fteiff. vnd
feft gehalten habe; Gott *vnd allen Menfchen feindt geweft. hiemit feh ich
hindanLeib vnd Seel; vnd vbergib dißdem mächtigen Gott Lucifero; daß fo auch
das '7 far nach Dato diß verloffen ift; er mitt mir zu fchalten vnd zu walten
habe. Neben dem *fo verfpricht er mir mein leben zu küchen oder zu (iin
gerenl), es feh im Tod oder in der' Hell, auch mich keiner pein theilhafftig zu
machen. Hierauff verfprich ich
mich wider, dz
ich keinen Menfchen mehr, es
fehe» mit vermanen, lehren; abrichten, vnterweifen; vnd dräwungen; es feh im*
Wort Gottes; Weltlichen oder Geiftliihen fachen, vnd fonderlich keinem Geift
lichen Lehrer gehorrhen, noch feiner lehr, nach kommen wil. Alles getrewlieh
vnd kräfftig zu halten; laut diefer meiner'Verfchreibung, welche ich
zu meh
rerer bekräfftigung mit meinem ehgen Blut gefchrieben hab. Datum Witten:
berg; etc."
Daraufhin wurde _Fauft feinem Warner fo feind, daß er ihm
nach zwei Tagen ein Gefp'enft ins Haus bannt, welches abends
in der Schlafkammer des frommen Mannes wie eine Herde Säue
grunzt und durch das Gefpött des Mannes vertrieben wird.
Widmann führt diefen Vorgang fehr weitfchweifig in drei *,
Kapiteln feines Fauftbuches ausi) und fagt u. a., _der fromme
Mann habe den fpukenden Teufel mit den Worten angelaffen:
„Du fchandfleck und grob rultzete Saw; pack und troll dich, vnd fpar folch
gefang, biß an Jüugften tag.- wenn du in den Himmel kommen wirft, da der
flam zum loch herauß wirdt fchlagen“ etc.' - “
l) Soll wohl heißen: nicht zu kürzen etc.
L') Fauftbuch, B. ll. Cap. 1-3.
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-234-
.und in Luthers Tifehreden1) von dem Vrobft Jakob von Bremen
Nach Widmann lähmte aber der Teufel' nach einem Viertel- -
jahr den froinmen Arzt an Händen und Füßen, fo daß er binnen
Jahresfrift" ftarb. k.
Auch diefe Erzählung von der Vertreibung des Teufels ift'
'
uralt und wird fchon von einem Altvater in den ?m3 Lem-ani
der bei einem Magdeburger Bürger 'logiert- erzählt.Als Univerfalmittel zur Vertreibung des Teufels galt nach
L. Samuel 16. Mufi'f und Verachtung. Widmann fngt hier
üher:'-') f,
„ihm (dem Teuffel) fei) zu begegnen mit verachtung vnd mit der Mufie.
Wie jener, da der Teuffel einÖmalZ zu ihm kam vnd mit ihm difputirte, jhni
diefe antwort gab, zwei) ftiicf könne er der Teuffel trefflich wol' wieder zwei)
ftück'aber könne er wiederumb auch niehtß, neinlieh fein kunft wer, das er gern
hoch fingen wolf, das kan er7 wenn er wie ein Efel blerren wil. .Zum andern
kan er, der Teuffel, einem wol, in hinderften fahren. Dargegen 'kan er die
Mufiea mit reiner Menfchenftinnne gar nicht. darnach fo einer (niit Reuereny)
ein furxz left, ifts jni fchwerlieh, einen knopf daran zu mache-n."
In Luthers Tifchreden wird der Teufel mit der denkbar
draftifchften Verachtung behandelt, fo fagt Lntherßj) wie er
erzählt, daß der Teufel, nachdem er beim Brobft Jakob und
feinem Hauswirt lang genug gepoltert, in die Kammer der Fraudes Letzteren gekommen fei:
„dn es nnn gar zu (ang wären woltef kehret fich die cFrau herum, rectte
den Hindern zum Bett hei-aus, vnd lieffe einen ftreichen 8. 7. fprechendeF fihe
du Teuffel, da haft dn einen Stab, den nimm in deine Hand, gehe damit
Walfahrten nach Rom- vnd hole von dar Ablaß. Alfo blieb der Teuffel, auff
fothane Verachtung und Verfpottung hinfiihro gar auÖ- vnd hatte das Voltern
ein Ende.“-
An anderer Stelle fagt Luther-:4)„wenn er des Teuffel-3 mit der heil, Schrift vnd mit ernftlichen Worten
nicht hätte können loyZ werden, fo hätte er ihn oft mitfpißigen Worten vnd
lächerlichen Voffen vertrieben. Vnd wenn er ihm fein Gewiffen hätte befchwe
ren wollen, fd hätte er oft* zu ihm gefagt: Teuffel- ich hab'auch indie Hofen
gefchiffen, haft du e? auch gerochen vnd zu den andern meinen Sünden in dein
Regifter gefihrieben?“-
L)Ed, Förftemnnn Bd. Lil. S. 38,
J) Anmerkung zu Th, ll. S, Cap, Z.
i7)
Tifchreden a. a. O.
*) Tiichreden[ll, S. 37.
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_235-Öder:“)
_ ..Wenn man aber nun den Tenffel kennet. fo kann man leichtiglich zu
ihm fagen. ihn zu befchämen: Leck mich im Arfch! Oder: Scheiß ins Hemde
vnd hiings an Hals!“-
Und diefe Blumenlefe von Komplimente-u wiirde fich mit
leichter Mühe fehr vermehren laffen. Hierauf folgen im alten
Fauftbuch die von uns fchon oben nach Eamerarius und Wiermitgeteilten Erzählungen von den in Reben verwandelten Nafenund von dem iibel gefchorenen Johann Dornen?) Diefe lehte
Erzählung ift
wörtlich aus der alten Überfehnng von Wiers ])e
prMZtiZ-jie Dnemonnm vom Jahre 1564 entlehnt. wiihrend bei
der Erfteren Lercheimer ftark benuht wurde.
Dies ergiebt fich aus dem Vergleich der beiden Texte. JinFauftbnch heißt es: x
-
..Doctor Fauftus' hatte. in einer fiirnenunen Reichftadt etliche ftattliche
Herren-zu Gafte geladen. vnd doch nichts auff fie zugerichtet. Wie fie nu
kamen. fahen fie woll den Tifch gedecket. aber die Kuchel noch kalt.- Es hatte
aber denfelben Tag ein nicht fchlechter Bürger allda Hochzeit gehalten. vnd
waren nun die Hochzeit Leute auff diefen abent am wercke. daß fie den wieder
tommenden Gäften zum Nachteffen zurichteten.D, Fauftus wufte diß alles
woll. beiahle feinem Gehfte. er folte jhme von der Hochzeit ein Schiiffel vol“
bratens. Fifch vnnd anders. feine Gäfte zu befpehfen. ehlends abhohleu. Bald
darauff fallt in dem Haufe. darinn die Hochzeit gehalten. ein hefftiger Wind
zum Schornfteine, Fenftern vnnd Thür hinein. wehet alle Lichter auß. deffen
fie alle erfchrocken. wie zu erachten. Als fie
fich nun befunnen. vnd zu_ fich
kommen, licht wieder angezundet. vnd gefehen. was das fiir ein tumult fei)
_ gewefen. da befinden fie. dafi an einem Spiffe ein Braten. am andern-ein- -
Hun. am drttten ein Ganß. im Keflel die' lieften Fifch mangeln. Da* ware
Fauftus vnnd feine Gäfte verfehen mit Speiß: Wein mangelte. aber nit lang:denn Mephoftophiles war auch fchon aufm wege nach Angfpurg zu ins Fuggets Keller. da brachte er vollanff. Nachdem fi
e geffen hatten, begerien fie.
drumb fie
fürnemmlich kommen waren. daß er jnen zum luft ein Gauckelfpiel
machete. Da ließ ei auff dem Tifch ein Reben wachfcn mit zeitigen trauben.deren für jedem eine* hienge. Hiefz daraufi einen _jeglichen die. feine mit der
einen hand angreiffen vnd halten, vnnd mit der andern das Meffer auff den
Stengel fehen. als wenn er fie
abfchneiden wolte: Aber es folte benleibe keiner
fcheiden. Darnach gehet er aus der Stuben, wärtete nit lang, fompt wider:
da fifien fie alle. vnd halten fich ein jeglicher felbft ben der Rufen. vnd des
Meffer darauff. Wenn jhr nn gerne wolt. fo möget jhr die Trauben ab:
1) Tifchreden [ll. S. 42.
2) Beide Erzählungen fehlen bei Widemann.
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-23.6 *i
fchneiden. Das ware .jhnen vngelegen': wolten fie lieber noch laffen zeitiger
werden.“ i
Soweit das alte Fauftbuch. Lercheimer hat folgenden
TextB)Zu O. am Rhein, haben etliche edelleute' jre höfe, da' fi
e einziheu, 1'o offt
fie in die Stadt komen. In dern einem, genant der Fr. Hoffj hielt ein- burger
hochzeit. Da die gefte zum abendmahl wider kommen waren7 ond zu tifch»
jaßen, ond man fifche foht: da die gar _warenf und nun folten vom 'fewer ge
nommen ond angerichtet werdenj fellt ein hefftiger wind zum fchornftein, zum
fenftern vnd thijr hineinn, wehet alle liechter auß- ftürßet den keßel über dem
fewer omb- daß e? erlefchet. Deßen fie alle erfchrocken,'wie zu erachten. Als
fie
fich nun wider befunnenj vnd zu jnen felb-Z kommenf licht wider angezündet
vnd gefncht haben, wo die fifche weren, ift. nicht ein auge oder grädlein fifch
gefunden worden. Haben den geften mitlerweile niiße auffgefeßt biß fie ander
fijche geholt vnd zugericht haben, und darnach fich entfchüldiget ond wie eZ zu
gangen, erzehlet. Wohinn find die fijche kommen ander? dann zum Abtei),
oder feinS gleichen zauberer, der gefte geladen und niän-Z auff fie
gekochet
hatte.“
*„Hie erinnere ich mich eines folchen gefellensj der am hofe zu H.
3) war
ond einsmals feinen geften (weiß nicht ober auch auff fie
gekochet hatte) ein
felßam fchimpfflich gauckelwerck machete, darinn auch eine befondere teuffelskrafft
gemercket wird. Nachdem fie geffen hatten, begerten fie, darumb fie
fiiruemlich
kommen waren7 daß er jnen zum luft ein gauckelfpiel machete. Da ließ er
aus dem tijch ein reben wachßen mit zeitigen trauben, deren fiirm jeden eine
hieng. Hieß ein jeglichen die feine mit der einen hand angreijfen ond "halten,
ond mit der andern das mefj'er auff den ftengel jexzen, als wenn er' 'fie ab
jchneiden wollte. Aber er folte bey lehbe nit jchneiten. Dar'nach gehet er auß
der ftuben7 komt wider: da fiyen fie alle vnd halten fich ein jeglicher felbs beh
der nafen vnd das, meffer darauff. Heften, fie gefchnittten, jo hette jm ein jeder
felbs die nafe'verwundt.“
Es liegt auf der Hand, daß der Verfafjer des Fauftbuches
diefe Erzählungen Lercheimers verband und faft wörtlich auf
Fauft übertrug.
Nach dem alten Fauftbuch fing Fauft, als feine Verfchreibung
auf die Neige gingt an, „ein Säuwijch vnnd Epikurijch leben“
zu fiihren und fuhr deshalb mit Mephoftophiles in viele König
reiche, um fich die fchönften Frauen anzujehen. Hierauf berfchafft
ihm der Teufel fieben Succubi oder Buhltenfel in Geftalt von
1) Bedenken von Zauberei- Cap. 8. '
f
2) Es ift auf die oben mitgeteilte Anekdote von Trithemius und den
Hechten angefpielt. *
3) Heidelberg?
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7N." 'U' ö'--.|-' - .- e
_237
zwei Niederländerinnen, einer Ungarin7 einer Engländerin, zwei
Schwäbinnen und einer Frankin, mit welchen er, bis an fein Ende
in Unkeufchheit lebte.: - Diefe Epifode_ fehlt bei Widmann.
Im lebten Jahr feines Lebens muß *Mephoftophiles Fauftdie Helena, welche er dereinft am weißen Sonntag zitiert hatte,
aus der Unterwelt heraufholen'. Mit' derfelben zeugt Fauft feinen
Sohn Iuftus, welcher fchon bei der Geburt wunderbare Dinge
prophezeit und nach feines Vaters Tod mit. der Mutter ver
fchwindet. _-
Widmann fagt am Schluffe des zweiten Teils feines Fauft
buches in feiner „Erinnerung an* den chriftlichen Lefer, daß er die
Verbindung Faufts mit den Weibern in »der Türkei', den Succuben und der Helena ausGründen der Sittlichkeit iibergeh'e;
hingegen widmet er dem Verfchwinden des Iuftus. Fauft und der
Helena ein befonderes KapitelI) in welchem .er fagt- daß nach
Faufts Tod ,Juftus zu Wagner getreten fei
und ihn angeredet
abe:h
„Nun gefegne Dich lieber Diener, ich fahre-dahinf diewei( mein Vater
todt ift, fo hat meine Mutter hie kein bleibendes orth, fie will auch dauon,
darumb feh du Erbe an mein ftatt, ond ich will dit- gewiß verkündenf das ich
ook deinem ende zu dir kommen willf fage auch mennigliihen nach wie vor,
wie diß ganhe Land in ku'rßer zeit werde durch Hunger außgefaugt werden.
Darumb,'wann du die Kauft meines Vaters haft ergriffen, fo thue dich als
bald hintoegf ond fo du das derriehteft, fo begib dich in ein Abgöttifch Landt,
da wirftu in ein hohes anfehen kommenih( In folchem gefprech tritt die Helena auch hinein, vnd wünfcht jme viel guter Zeit, vnd fagt, fi
e wolle an
*diefem orte nicht bleiben, dieweil Doctor Fauftus *todt feh, er folte
feinen Büchern' obliegen vnd den Dr, Fauft vertreten. Darüber der Wahger
fchwieg, ond bat'h ganß fleiffig, fie
folte bey jhme bleiben vnd wohnung mit
ihm haben i*),*dann er habe fie von herßen lieb, er wolle alles von jhretwegen
thun- was fie begerter das fchlug fie
ihm kurß abf vnd nahm ihren Sohn bey _
der handt, vnd oerfchwunden behde vor feinen Augen, das man fie weder vor
noch nach mehr gefehen hat. _
.Diefe ganze Sueeubus- und Helenaepifode ift
nichts als das
Hineinziehen des damals in voller Blüte ftehenden univerfal
hiftorifchen Glaubens an Buhlteufel. Diefer Glaube ift aus der
1) Fauftbuchf Th, [ll. Cap. 20.
N) Daran knüpft, *wie wir fehen werden- das Wagnerbuch an.
3) Alfo ihm „bewohnen“.
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_238
Gefchichte des Hexenwefeus fo bekannt. daß ich an diefem Ort -
wohl keinen Abriß fein-er Entwickelung zu geben brauche, Ich
will. um' die Lebendigkeit diefes Glaubens zur Zeit Fanft-Z kurz
zu charakterifieren. nur erwähnen. daß Eardanus nach FranzVico von Mirandola erzählt. j) der Vriefter Berna habe fiinfnndzwanzig Jahre mit dem Suecubus Hermelina. der ihn öffent
lich in Weibsgeftalt begleitete. gelebt. endlich aber im 75. Jahrfeine Schuld bekannt und gebüßt.
Nach gleicher Duelle hat ein anderer Vriefter. Namens.
Vinnettus von feinem -vierzigften bis zu feinem achtzigften Jahrmit den Succubus -Florina Unzucht getrieben, Luther erzählt
in feinen Tifchreöemk) er habe von Kurfürft Johann Friedrich
'x
dem Großmütigen gehört, daß die Frau eines Edelmannes ge
ftorben und ihm dann des Nachts erfchienen fei. Darauf habe
fie der Edelmann gefragt. wer fie
fei. und was fie wolle. Der
Geift der Frau fagte. fie
fei
feines Fluchens halber geftorbeu;
wolle er fie wieder haben. fo müffe er fich des Fluchens enthalten.
Da dies der Edelmann verfpricht. bleibt die geftorbene Frauwieder bei ihm. verfieht wie fonft das Hanswefen und bringt
.Kinder zur Welt. Dereinft bekommt der Edelmann Gäfte und
fchickt feine Frau. Obft und Vfefferkuchen aus der Kifte zu holen.
Als fich. die Frau über die Wand der Kifte bückt. entführt dem
Edelmann fein Lieblingsfluch. Alfobald verfchwindet die Frauund wird nicht mehr gefehen. Als nun nach längerem Harren
der Edelmann nachfehen will. wo feine Frau bleibe'. ift
fie ver
fchwunden. und nur ihr Kleid hängt. wie .fie fich gebückt hatte.
über den Kiftenrand ..Das - feht Luther hinzu-
thut der
Teufel. er kann fich in einer Frauen- und Mannes-Geftalt ver
ftellen.“ Daran knüpft Lnther eine lange Ausführung über die
mit dem Teufel erzeugten Wechfelbälge. deren einen er in Deffau
gefehen haben will. -
An anderer Stellek) fagt Luther ausdrücklich:„Wasdie Buhlteuffel. fo fich zu den Zauberinnen thun. 1110111108und
Zneeub08 genannt. belangt. bin ich dawider nicht. fondern glaube. daß folche-Z
1) o9 ?arte-cine, 1.211, nr. (Zap. 80.
i') Ed. Förftemann [ll. S. '74 ff. .
a') Sämtl. Werke.. Jenenfer Ausgabe. S. 150,
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_ »239 -.gefchehen könne, daß der Teuffel entweder lueubue oder ZneeubnZ fen; denn
ieh
hab jrer vie( gehört, die von jhren eigen Exempeln gefagt haben."
Der Wittenberger Vrofeffor [n: Johann Sperling ver
tritt in feinen 1653 in Wittenberg erfehienenenlnetjtut'janea r
?Weir-ae!) noch die Anfieht des Thomas von Aquinf daß der
Teufel mit Samenf den er beim Beifchlaf den Männern, ent
wendet7 Kinder zeuge. Ja, der Jenenfer Vrofeffor J. VoteriuSfchrieb noch 1688 eine zu Jena in Quart erfchienene Niee'ertutjo
(ie nekuncia iumjarnm eaitu num Djuboio. Ich glaube-
das
genügt('
Daß in der Faufttradition der Snceubus die Geftalt der
antiken Helena annimmh begründet iich dadurch, daß fich die
Tradition in gelehrten und humaniftifchen Kreifen fortfpann.
Als nun das 24. Jahr feines Vaktes herangekommen war
feßte Fauft Wagner notariell-zum Erben ein. Der Wagner wird
im alten Fauftbuch als ein
„böfer verloffener Bube, der anfang?- zu Wittenberg Bettlen ombgangen,
vnnd ihme, feiner böfer art halben, niemandt auffnehmen wolte",
gefchildert; Fauft aber hält ihn als Sohn und fchlemmt und'
'demmt mit ihm. Diefern Wagner alfo vermacht Fauft„dz Hauß, fampt dem Garten* neben deß Ganfers vnd Veit Rodingers
Hauß gelegen7 bei dem Ehfern Thorf inn der Schergaffen an der Ringmawren.
Jtem er verfchaffte ihme 1600 _Gulden am Zinßgelt, ein Vawren Gut, acht
hundert Gülden wert, fechshundert Gulden an barem Gelt, ein giilden Ketten
dreh hundert Cronen werth, Silbergeflhirr, was er von Höfen zu wegen ge
bracht, vnnd fonderlich auf; des BapftcZ und Tiiccken Hoff- biß in die taufend
Gulden werth, fonfi war nicht viel befondere* da an Haußrath, dann er nicht
viel daheym gewohnet_ fondern behWirten ond Studenten tag vnd nacht ge-*
freffen und gefoffen, '-
,
Danach rief Fauft Wagner zu fich, teilte ihm feine teftamen
. tarifche Beftimmung mit und bat ihm fich noch etwas zu wiinfchen.
Wagner wiinfchte fich Faufts' Gefchicklichkeit, Hierauf fagte
diefer:„Meine Bücher anlangen'df .find dir diefelben vorhin verfchaffet, jedoch daß
du fie nicht an den tag kommen wölleft laffen, fondern deinen nutzen darmit
fihaffenf fleißig darinnen ftudiren. Zum andern begereftu meine Geirhicrliihkeit,
die du ja bekommen wirft, wann du meine Bücher lieb haft7 *dich an nieniandt
lehreft, fondern darben bleibeft. Noch, ,fagt Dort. Faufms, dieweil mein Geift
li Cap, 11.
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- 240_Mephoftophiles mir weiter* zu dienen nicht fcbuldig, derhalben ic
h dir ihm nicht
oerfchaffen mag, fo will ich dir doch einen anden Geift- fo du es begehi-eft,
verfchaffen.“
'
Wagner wünfcht fich einen Geift in Geftalt und Größe eines
Affen, worauf fofort ein Affe zur Thiire hereingefprungen kommt.
Fanft fagt, daß dies Wagners Geift fei, der Anerhahn heiße und
ihm nach feinem-
Faufts- Tod dienen werde. Dann bittet
Fauft Wagner nach feinem Tod feine Thaten und Schickfale-„in
eine Hiftoriam zu transferieren.“ denn es werde Begehren danach
fein; Auerhahn werde ihm helfen und ihn an etwa Bergeffenes.
erinnern.
Nun folgen in'fiinf Kapiteln entfeßlich breit ausgefponnene
Klagen Faufts über fein bevorftehendes Ende. Von Jntereffe ift
nur das vierte derfelben, in welchem Meph'oftophiles Fauft
verfpottet und mit allerlei ironifchen Sprichwörtern reguliert,
als z. B.:*
.
„Weiftu was fo fchweig,
_Jft dir wohl fo bleib.
Haftu wash fo behalf,
Unglück fompt bald.
Drumb fchweigf lendf mehd, ond vertragf
Dein vngliick keinem Menfchen klag.
Es ift
zu fpatf an Gott verzag,
Dein vngliicf laufft herein all tag."
'„Darnmb, mein Fauftef ifts nit gut mit* großen Herrn ond dem Teuffel
Kirfchen effenf fie werffen einem die ftiel ins Angeficht, wie du nuhn fiheft,
derhalben wereft du wol weit von dannen gangen„ were gut für die Schiiß _
gewefenr dein hoffertig Rößlein aber hatt dich gefchlagen. -- Eine gebratene
Wut-ft hat ztoeen zipffel- auf deß Teuffels Eyß -ift nicht gut gehenf Du haft
haft ein böfe Art gehabt7 darumb läßt Art von Art nichß alfo lc'ißt die Katzen
das Maufen nichtF Scharpff fürnemmen macht fchärtig, weil der Löffel new
ift.- braucht ihn der Koch darnach wenn er alt wirt- fo fcheißt er drehn, dann
ifz mit ihm aufz. Jft es nit alfo auch mit dir? der du ein newer Kochlöffel
deß Teuffels wareftf nuhn niißet er dich' nimmer, denn der Marckt bett dich
fallen lehren Kanffen, - Gott ift Herr, der Teuffel tft nur Abt oder Mönch,
Hoffart thäte nie gut- wolteft Hans in allen Griffen fehlt, fo foll mann Narren
mit Kolben laufen. - Den Teuffel zu beherbergen7 braucht man einen klugen
Wirt, Es gehört mehr zum Tang denn ein -rot paar fchuh" ufw. ufw.
An dem Teftament Faufts fcheint etwas Thatfiichliches zu
fein, denn die *Ortsangabe ift
zu beftimmt. So heißt es auch in
den fchon mehrfach angeführten „Hiftorifchen Remarquen“ 2c. S. 6:
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_241
..Das Fauftfche Haus zu Wittenberg war noch nicht' gar *unbe
kannt. wie mir ein hochgelehrter Brofeffor zu Leipzig D. A. R.. erzählet.“
-Herr Oberbürgermeifter ))1*. Schild zu Wittenberg hatte
die Güte. auf meine Bitte hin Nachforfchungen über Faufts Haus*
anzuftellen. Die Scharrn- nicht* Scheergaffe liegt wederan einem
Thor. noch an einer Mauer; auch ift in ihr kein Haus Faufts.
Ganfers oder Rödingers aufzufinden. ,Wohl aber wohnte 1595ein George Rödinger 'in der Kloftergaffe und ein Hanns Fanft
befaß 1571 in der Bürgermeiftergaffe ein Haus neben dem Hans
Lufts. des Lutherifchen Bibeldruckers. _
Daß Wagner fich einen Geift in Affengeftalt wünfcht. er*
fcheint bizarr. jedoch brachte der Glaube des 16. *Jahrhunderts_die Affen in fehr nahe Beziehungen zum Teufel, So- fagt
'
-Luther:1) .
..Deßgleichen gläube- ich. daß* die Affen lauter: Teuffel find."_ -Und2):
..Die Schlangen nnd Affen find fiir allen andern Thieren den Teuffel unter-.
worffen. in die er fähret und fie befiht; braucht derfelbigen. die Leut zu bh
trjigeu und zu fchädigen."f
Der Geift -Auerhahn entftammt der jüdifchen Zauberfage und
ift nach der Legende *vom König Salomo und der Königin von
Saba der 81111113118kenniljnrje
des Erfteren.
Näheres über diefe jüdifche Sage werde ich im folgenden
Abfchnitt beibringen; auch ift
.zu vergleichen: 'l'arg'nm 80119111
4 nem-31- x1440; der Traktat (man und* Gfrörers ,Gefchichte'des
Urchriftentums' Das Jahrhundert *des Heils. .Erfte AbteilungS. 414-416; Eifenmenger: Entdecktes Judentum. Bd.S. 441; Bodenfchah': Kirchliche Berfaffung' der Juden: 3,.:Bd.
S. 177.
'
Bei Widmann-lift die Erzählung von der legten-Lebens
: periode Fanfts bedeutend. aber fehr unglücklich erweitert. Der
Teufel erfcheint Fanft und verkündetihm den Ablauf des ?halte-3.3)
Hierauf kommt ein frommer Theologe und fucht Fanft zu ,tröften
und zu ftärken; jedoch, erfcheint ,der Teufel wieder und ftürzt Fanft
durch feine. Spihfindigkeiten in_ "neue Seelenpei-n. worauf ihn der
1) Tjfchreden Ed. Förftemann. [ll. 34.
_2) A. a. O, S. 48.
8) Faultbucht Th. [ll- Cap. 7.
Kiefewetter. Fauftbmh.'* l6
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_'242 _Theologe abermals tröftet. 1)
- Die Art. mit dem Teufel nmzu- 1
fpringen. die der Theologe angiebt. erinnert fehr an die oben*
angeführte Manier Luthers.-
Diefes Schwanken Faufts zwifchen
Ergebung und Verzweiflung. die endlofen Dispurationen und lang
weiligften Moralpredigten. deren Widmann einige nach Wagners
eigenhändigen Aufzeichnungen gefchildert haben will. nehmen acht
zehn Kapitel des lehten Teiles des Widmannfchen Fauftbuches
ein; einmal will fich Fauft erftechen. wird aber vom Teufel ge
liihmt 2c. Endlich fchildert Widmann Faufts Ende dem alten
Fauftbuch konform. nur durch unbedeutende Zufiihe erweitert.
Alsder_ lehte Tag feines Vaktes gekommen war. ging Fauft
mit einigen Bekannten. Magiftern. Baccalaureis und Studenten.
nach dem Dorfe Rimlich bei Wittenberg. »wo er fie den Tag über
-wohl bewirtet. Am Abend nach dem Schlaftrunk teilt Fauft feinen
Freunden mit. daß in diefer Nacht der Teufel feine Seele von
ihm fordern werde. Er ermahnt fie. fich an ihm ein warnendes
Beifpiel zu nehmen. und bittet fie. fich zu Bett begeben zu wollen
und nicht zu erfchrecken. wenn fie in der Nacht einen großen
Lärm hören wiirden; feinen Leichnam follten fie
ehrlich beftatten'.
Nach bewegtem Abfchied trennen fie
fich. 'aber niemand'verman
zu fchlafen...Es gefchahe aberzwifchen zwölff vnnd ein Vhr in der Nacht.
-heißt
es im alten Fauftbuchq
daß gegen dem Hauß her ein groffer vngeftümmer
Wind gienge. fo das Hanf) ahn allen orten vmgabe. als ob es alles zu grunde gehen.
vnnd das Hauß zu Boden reiffen wolte. darob die Studenten vermennten zu
ve'rzagen. fprangen auß dem Bett. vnnd huben an einander zu tröften. wolten
auß der Kammer nicht. Der Wirt lieff aufz feinem in .ein ander Hauß. 'Die
Studenten lagen nahend bet) der Stuben. da D. Fauftus innen* war. fie
hörten
ein grewliehes Vfeiffen vnnd Zifehen. als ob das Hauß boller'Schlangen. Na
tern .vnd andere fchädlicher Würme were. in dem gehet D. Faufti thür off in
der Stuben. der hub ahn vmb hiilff vnd Mordio zu fchreheu. aber-.kaum mit
halber Stimme. bald hernach hört man jhn nicht mehr. Als es* nun tagward.
vnnd die Studenten die ganße nacht nit gefmlaffen hatten. find 'fie in die
Stuben gegangen. darinnen D. Fauftusgewefen war. fie'fahen aber, keinen
Fauftum mehr. vnd nichts. denn die Stuben voller Blutsgefpriißet. Das Hirn
klebte ahn der Waadt. weil jhn der Teuffel von einer Wandt zur andern ge
fchlagen hatte. Es lagen auch feine Augen vnnd etliche Zäen auch allda. ein
grewlich vnd erfchrecklich Spectakel. Da huben die Studenten an _jn zu beklagen
4)' A. a, O, Cap. 7.
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*x *243*ond zu bewehnen7 ond fuchten fhn allenthalbenr Lettlich aber fanden fi
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feinen
Leib heranffen beh den Mift ligen. welcher grewlich anzufehen war. dann- ihmder Kopff vnnd alle Glieder fchlotterten."
„Diefe gemeldte Magiftri vnd Studentem fo ben deß Faufti todt geweftr
haben fo vie( erlangt7 daß man' _jn in diefem Dorff begraben hat, darnach find
fie wiederumb hinein gen Wittenberg- vnd ins Doctor Faufti behaufung ge
gangen, alda fie feinen Famulum den Wagner gefundenf der fich feines Herrn
-halben vbel gehube. Sie fanden auch diefe des Faufti Hiftoriam auffgezeichnet,
vnd von ihm befchriebenh wie hievor gemeldtf alles ohn fein Ende. welches von
obgemeldten Studenten vnnd Magiftris hinzu gethanr vnd fein Famulus auff
gezeichneß da auch ein neuw Buch von jhm außgehet. Deßgleichen eben am
felbigen Tag ift die verzauberte Helenaf fampt jhreni Sohn nit mehr vorhan
den gewefif fondern verfchwunden. Es wat-dt auch forthin in feinem Hauß
fo bnheimlich7 daß niemandt darinnen wohnen kondte. D. Fauftus erfchiene
auch feinen Famnlo leibhaftigbeh Nacht, vnd offenbarte jm viel heimlicher
Ding. So hat man ihn auch bet) der Nacht zum Fenfter hinauß f'ehen gucken,
wer fürüber gangen ift."
Denfelben Zug hat WidmannI) der noch'Faufts Verfön?
lichkeit fchildert und fagt: -
*„Dann D'octor-Fauftus war ein hochru>erigs Männlein- eine dürre
Verfon, habend ein kleines grauwes bitrtlein. Zu zeiten fieng er im Haußganß vngeftiimmiglich an zu polternf das die Nachbarn genug mit erfchrockenem
herßen zu hören heiten. Der Wahger 'aber befchwur vnd band den Geift her
nach in feine ruhe, wie er fürgab- vnd ift jehund in dem Hauß gantz ruhig
vnd full."
Daß Fauft in der That ,unter befonderen Umftiinden ftarbf
haben wir oben gefehen, und habe ich
mich auch dariiber ausge
laffen. welcher Art wohl fein Tod gewefen' fein möge. In Wahrbeit ftarb er nach Melanchthons und des Grafen von ZimmernBericht in einem wiirtembergifchen Dorfe, wahrfcheinlich zu Stauffenim Breisgau. Welche Gründe vorlagen, die Thatfachen abzu
lindernF habe ich oben bereits befprochen und ebenfalls eine ganze
Anzahl von Teufelsbiindnern angeführt, welche vom Schwarzen
geholt wurden. Übrigens verlegt die Sage Faufts Tod noch an
mehrere andere Orte, fo nach Maulbronn, Köln, Schloß Waerden
-berg und das Dorf Vratau bei Wittenberg wo man überall noch
Blutflecken zeigt, die von Faufts Tod 'zeugen follen. Ia, Neumann erzählt fogarfi) daß der Schulze von Vratau wiihrend des
1) Fauftbuclx Th. ll), Cap. 21. -
:
2) „Curieufe Betrachtungen" etc. Cap. [1]. Ö
9, *
16*
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dreißigjährigen Krieges mit diefem Blutflecken feindliche Einquar
tierung fürchten machte und aus dem Haufe trieb.
Schließlich fei
noch bemerkt. daß zur Zeit der Abfaffung der
Fauftbücher kein Menfch an der objektiven Thatfache zweifelte. daß
Fanft wirklich vom Teufel geholt worden fei. Franz Vico von
Mirandola erzählt. daß der Teufel einen Zauberer. welcher die
Zerftörung Trojas darftellen will. durch die Luft davon fiihrtt)
Johann Gaft berichtet von einem Wirt. den im Jahre 1537
der Teufel holt?) Nach Luthers Tifchredenii) holt der Teufel
einen Pfeifer zu Mühlberg bei Arnftadt und am Eharfreitag 1538
drei Knechte zu Süßen. Melanchthon weiß.4) daß zu Vfingften
1551' eine Frau in der Mark vom Schwarzen geholt wird;
.Delrio berichtet fogar alles 'Ernftes von drei niederländifchen
Mönchen. welche- harrihiia (iii-.tn _* von den Teufeln g
e
braten und gefreffen werden. denandern Klofterbrüdern zum a
b
fcheulichen Exempehi) und »fo könnte man mit leichter Mühe no
eine ftattliche Anzahl derartiger Hiftorien fammelnf)*
Ich werde mich nun zu den Zauberfagen. welche fich nur
bei Widmann und nicht im alten Fauftbuch finden. Zunächft
gehört hierher der fchon in einem früheren Abfchnitt mitgeteilte
Bericht des Magifter Eafpar Moir über Faufts Behaufung. den
Widmann in feiner weitfchweifigen Weife in einem fpäteren
1) l)e return praenoijone. _(7. 9. 329.
f) Zalman. 0011717. ll. 130.
3) Ed. Förftemann [ll. 23 u. '57.
t) hlnnliuß: Collect-111. x1. 192.
ö) Hiaqnje. magic. [nv. [ll. 1). l. 03x). 10, -
l") llhrigens finde ich bei Lercheimer B. 11.8. Cap. 2. eine Stelle. die
ich ganz entfchieden auf Faufts Tod beziehen muß. denn der ,von Le rcheimererwähnte Reichstag zu R. if
t
offenbar der Reichstag zu Regensburg. während
deffen nach der Zimmerfchen Chronik Fanft ftarb; auch ftinunt die Dispntation mit den Theologen völlig mit den Fauftbüchern iiberein: Lercheimerfagt alfo: ..Bor faren if
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zu R. auff dem Reichstage ein zauberer oder fchwarß
tiinftler gewefen. der fich vor feinem letzten. da er* wußte. daß in der teuffel,
jrenvertragen
nach._holen wurde. wider zu Gott bekert. vnd defzen eine gute
Ehriftliche ekanntnüß vnd anzeigung gethan hat: aber nicht deftoweniger in
beftimmrer nacht vom geifte erwürget worden. daß er morgens für fein bett
gelegen auff dem rücken vmb fm das angeficht abwerh auff dem boden geftanden. Aber doch haben die hochgelehrte beriihmbte Theologi und Doctoren derHeiligen Schrifft. damals dafelbs zu eim gefprech verfannnlet. von denen er
zuuor that. vnderricht vnd troft begert vnd eingenommen. vnd denen er feinebekenntnuß gethnn. an feiner feelenheil nicht verzweiffelt." .
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*- 245.
Kapitel wiederholt 1) und eine abermalige Schilderung des Zauber. gartens daran knüpft?) Dann wiederholt er wiederum in zwei
Kapitelnß) das fchon 'über Faufts Aftrologie und Chiromantie
Gefagte. wobei er noch bemerkt. daß man nach Faufts Tod viele
Briefe_ Adeliger vorgefunden* habe.- die “fich von ihm die *Nativitiir
hätten ftellen laffen. Auch habe Fauft dem Vrülaten Azzoliniaus Badia prophezeit. daß er bald Kardinal werde. was richtig z
eingetroffen fei. Bereits Dünher hat nachgewiefen. daß dies.
Fiktion ift. infofern der Kardinal Azzolini viel früher als Fauftgelebt hat. Im Anfchluß daran bringt-Widmann eine Dispu
tation von Faufts Schüler. Magifter Friedrich Bronauer aus
Sihweidnih. den der Rektor und die Vrofefforen zu Leipzig wegen
feines zauberifchen Wandels zur Rede geftellt hatten. worin er die
Aftrologie verteidigt?) Widmann will diefe Disputation nach
Xder hart mitgenommenen eigenen Handfchrift Bronauers feinem
Fauftbuch einoerleibt. haben; es fcheint alfo hier etwas Thatfüch
l _ liches vorzuliegen.
Diefen angeführten Kapiteln fchickt Widmann ein von Faufts
diabolifchem Hund Vrü'ftigiar handelndes oorausf) der ein fchw'arzer
Pudel war und auf Faufts Befehl weiß. braun und rot wurde.“);
So berichtet nachWidmann ein Fauft befreundeter Herr von
Jfenburg. welcher in Wittenberg ftudierte.. Fauft perfehenkte" vor4
feinem Ende den Vrüftigiar. weleher kein Hund. fondern einer der
vornehinften Teufel war. an einen_ Abt in der Nähe von Halber
ftadt. Derfelbe war ein Krhftallfeher und Zauberer und entließ
feinen Krhftallg'eift. um fich des Vrüftigiar zu bedienen. Nacheiniger Zeit kündigte aber Vriiftigiar den an. daß fein Ende
nahe fei. :worauf diefer wahnfinnig wurde und elendiglich ftarb.
wobei er beftiindig nach Briiftigiar rief.l *
'
Wir haben gefehen. daß der Sage vom Brüftigiar ein hifto
rifeher Kern zu Grund liegt. Noch fei
bemerkt. daß nach dem
1
uftbuch. Th, l. Cap. 26.
2
7a. O, Cab. 27.
Z a.
4) A. a.
5) A. a. O. Cap. 25. F : .
* *
6) Man vergleiche das im Nachtrag iiber den im .vorigen Jahrhundert
lebenden Zauberer Veladine Gefagte. - '.
FaA; .
A. O. Cap. 28 und 29.
O. Cap.'30.
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246
Höllenzwang Ariel als Hund erfcheintf und auch Shlvefter ll.
wie Agrippa von Zauberhunden begleitet wurden. _Der Umftand,
daß der Abt wahnfinniglwird und beft'cindig nach Vriiftigiar ruft,
erinnert an den Kardinal Crefeentius', welcher nach Sleidanusi)1552 durch die Erfcheinung eines fchwarzen Hundes 'f
o
erfchreckt
wurde, daß er fchwer erkrankte und ftarb. In *feiner Krankheit
rief er beftiindig, man folle den fchwarzen Hund wegnehmen. der
ihn( aufs Bett fpringen wolle. ,
Weiterhin bringt Widmann im erften Teil feines Fanfi
buches noch die von uns fchon mitgeteilten Erzählungen, wie Fauftin Leipzig aufxeinem Faß Wein aus einem Keller reitetB) wie er
in Erfurt die Geifter der homegrifchen Helden zitierti) und unver
hofft zu einer Gafterei kom1nt.4)*
'
Widmann ganz eigentiimlich- find die Sagen, wie Fauft in
Heilbronn eine Heerde blöckender Kühe ftilltxil in eine verfchloffene.
*Stadt kommh") und zu Sehwiibifch Hall einen Teufel in den
*
'Kocher gefchiffen hat))
Zu Heilbronn wohnte Fauft bei einem „der Breunle" ge
nannten Bürger und trieb viel Allotria. Eines Abends fah er
betrunken zum Fenfter hinaus, als gerade, der Hirte die Kiihe
heim trieb, welche ein großes Gebriill erhoben. Fauft ärgerte fich
hierüber und bezauberte die Kühe, daß fie
verftummten und ihre
Mäuler offen ftehen blieben zum Entfeßen ihrer Herrinnen, denen
fie
zuliefen. _
Einft hatte Fauft mit feinen Freunden einen Ausflug nach
Weinsberg gemacht, von wo fie abends zurückgingen. Als fie
fich*
Heilbronn niiherten, follten gerade die Thore gefchloffen- werden,
und Fauft wurde von feinen Gefährten gebeten, fich mit ihnen zu
beeilen, damit fie
nicht ausgefperrt wiirden. Fauft fagteF fie
möchten fich nur beeilen, erwerde fchon in die Stadt kommen.“
1) D8 3mm religiouiß etc. Lib. Lil.
g) Cap. 37. Der Faßritt erinnert übrigens daran7 daß die mit Medien
in Berührung kommende Hausgeräte, Möbel etc. bewegt und fortgefchleudertetc. werden.
e) Cap. 38.
4) Cap. 39.
5) Fauftbuchh Tl). l. Cap, 40.
6) A. a, O. Cap. 41.
7) A. a. O. Cap. 42.
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-247und ging feines ruhigen Schrittes zu. Die Freunde kommen denn
gerade noch mit knapper Not in die Stadt. worauf hinter ihnendas Thor gefchloffen wird. Auf dem Markt berat'fchlagten fie.
wohin fie
noch gehen-wollten. um ein Mäßlein Wein zu trinken.und einer von ihnen fagt. er würde fchon mitgehen. wenn Fanftdabei wäre. Indem kommt Fanft die Straße daher und fagt:
..wohlan. wo wollen wir noch ein mäßlein Wein trinken?"
Da beide_ Sagen von dem in nächfter 'Nähe von Heilbronnlebenden circa 3() Jahre nach Faufts Tod geborenen Widmann
erzählt werden. fo liegt ihnen ficher etwas Thatfächlich'es. der
erften Erzählung wohl ein hhpnotifches Knnftftück zu Grund. ob
fchon mir Herr Vrofeffor Dürr. ftädtifcher Archivar zu Heilbronn.
fchreibt. daß dort keine Faufttradition mehr exiftiert und auch kein
..der Breunle“ genannter Bürger in den Steuerregiftern der be
treffenden Jahre aufzufinden ift.
Ganz anders liegt die Sache bei der nächften Erzählung.
welche fchlagend darthut. wie treu Widmann referiert: .
..Es folle D, Fauftus. wie die alten Sieder fagen. in die Reichsftadt
Schwäbifchen Hall gekommen fein. diefes Saltzioaffer dahmals hat er in der
Schuegaffen beh einem Wirt eingekehrt. vnd fich .gar ftil gehalten. auch feinennamen' nicht zu erkennen gegeben. aber redlich_ hat er mit den geften getruncken.
Auff einen Tag ift er mit dem Wirt auff einem play fpahieren gungen. den
man den vnderwert nennt. denn es ftehen auff folchem platz gar fchöne linden.*vnd laufft das waffer der Koch an' zween orten fürüber.- diefer ort gefiel dem.
Faufto gar wol. Als er nun auff folchem platz auff *vnd .nieder fpaßieren
gieng. fein etliche Sieder fürüber gungen. vnd fint auff das gehengk. fo .ober
das waffer gemacht worden. geftiegen. vnd alda ftil geftanden. den Fauftumangefehen. vnd jhr gefpöttjgetrieben. denn es if
t
vmb die**Sieder ein folches
*,volck. wie in folcher Stadt ein fprichwordt ift. das. wenn Ehriftus felbften folt
durch das Hall gehen. er ohn gefpött oder unbefchiffen nicht daruon kommen
würd. alfo wiederfnhr es dem D. Faufto auch. denn einer fagt. wer ift
diefer
klein hockendt Mann. der ander antwortet. es ift der Efopus. der dritte fagt.,
esift der Bandelftrobel. Solches gefpott ift dem D. Faufto durch feine kunft
bewuft gewefen. vnd als er auch zimlich bezecht war. redet er fie
an". was er
jhres gefpötts bedörfft. fie wolten gerne. daß er jhnen einen Teufel fchiffe. des
muften die Sieder, erft recht lachen.. D. Fauftus nicht _vnbehend. zeucht die
Hofen ab. zeigt jhnen den hinderften. da fuhr her-auß ein ganß fewriger ftrahl.
_ auff die Sieder. vnd fiel in denKochen ins waffer. der ftrahel am* waffer auffvnd nieder. vnd wifcht denn zuleßt vnter das waffer. bald fteigt ein kollfchwarher
Mann herauß..ganh zottet. gieng gegen den Siedern zu. da fie
folches fahen.
fie
nicht vnbehendt. vndlieffen von dem geheng. Es' foll fich auch D. Fauftus
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_248haben vernehmeu laffen. wenn ein Sieder darunter. fo auff dem geheng-ge
ftanden. wer in das waffer gefallen. fo hette jhn der Teuffel getödtet. daher
darnach das fprichwordt entfprungen. wenn einem ein vnglück oder fonften
etwas wiederfahren ift. das man gefagt hat. er hat den Teuffel in den Kochen _
gefchiffen."'
-
Da ich bei der Ausarbeitung meines .Werkes gewahrte. daß
diefe Sage voller lokalgefchichtlicher Beziehungen fei. wandte ich
mich an meinen Freund. Herrn Redaktionsfekretair LudwigGärtner an, der deutfchen Berlagsanftalt in Stuttgart. mit der
Frage und Bitte. ob er mir in diefer Angelegenheit nicht raten
könne. Herr Gärtner wies mich an die Herren' Yrofefforßr.Kolb. ft'cidtifcher Archivar zu Schwiibifch Hall. und Stadtrat
Schauffele dafelbft. alsLokalgefchichtsforfcher bekannt. Beide"
Herren'hatten die Liebenswürdigkeit. mir folgende Mitteilungen
zumachen:'
* 'Bon Faufts Aufenthalt in Schwa'bifch Hall if
t keine* Spur
mehr' nachweisbar. hingegen beweifen die lokalgefchichtliehen An
fiihrungen Widmann-s. daß die Sage einen gefchichtlichen Hinter
grund haben muß. Der Hafenmarkt zu Schwübifch-Hall heißt
. auch der Schuhmarkt.» und ift
'fo
*in Urkunden aus den Jahren15Zl. 1544 2c. genannt. Eine Suter- oder Schuhgaffe if
t
aus
den :liegeften von 1339 und aus einer Urkunde von 1471. nach
weisbar; fie lief in weftlicher Richtung von den beiden Herren
gaffen mit diefen parallel. fie
ift bei wahrfcheinlich dem großen
Brand von 1728 mit abgebrannt. .'
An der Ecke desSchuhmarktes fteht dort. wo vermutlich die
alte Schuhgaffe einmiindete. eine i728 erhalten gebliebene uralte
Wirtfchaft. welche mit Bäckerei verbunden ift_ und bei alten Leuten
..zum Schuhbeck“ heißt. Da in der dortigen Gegend keine andere
Schenke war und ift. fo muß fie die von Widmann gemeinte
fein. 7 .Ihr jetziger Inhaber ift der Barker und Wirt Wittner.
Untere Herrengaffe Nr. 173.
Der Unterwörth ift eine noch mit uralten Bäumen beftandene _
und zu Feftlichkeiten benutzte Kocherinfel. und das zu ihm führende
i
_ ..Gehengklt _der vou derStadt' nach dem Soolbad führende ftei-,
nerne Steg.
Die Sieder von Hall find ein heute noch wegen ihres lofen
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- 249 -'
*Mundes gefiirchtetes Völkehen mit eigenen Sitten und eigener
Tracht, ähnlich wie die Halloren zu Halle“ a. d. S.,'
IhreTracht-
beftand im 16. Jahrhundert aus einem *fchwarzen runden Hutmit Feder, Halskraufef rotwollenem Hemd und fchwarzer Vluder
hofe mit weißen Strjimpfen.“
Der „Bandelfirobel“ ift eine Verfönliehkeit. welche zur Faufte
zeit thatfiichlich in Schwäbifch-Hall lebte, offenbar buckelig war
'und anfcheinend als Stichblatt fchlechter_ Wiße galt. Er ift in den
Beth- (Steuer) Regiftern zu Hall von *1533 bis .1547 zuerft als
Bandel oder *auch Banthal Strobel, dann - von 1545 an -mit feinem unentftellten Namen Vantaleon Strobel angeführt..
Er 'war mit l Gulden 3 Ort,
|2
und Z Gulden befteuert und
wohnte zuerft im „untern Bad“F dann *im „Spitalbach“. Neben
ihm wird noch ein Philipp Strobel genannt'.
Die Sage -von- dem gefchiffenen Teufel hängt wohl mit. den
Sagen .vom „Haalgeift“F dem (ieniuo lwei der Saline zu.Schwäbifeh-Hall, zufammen. welcher noch_ durch niichtliehes Volternund Brummen: „Dovele räumt auf!“ die Sieder vor nahendem
großen Waffer warnt. Er ift eine Art fchwiibifcher Riibezahl
und fpielt den Siedern ähnliche Streiche. Eines_ Nachts fah er
zum Fenfter des Siederhaufes herein. Ein Sieder macht fich
iiber feine lange Nafe luftig- worauf ihm der Haalgeift eine Ohrfeige'giebt. Darauf fchiittet* der Sieder dem Geift einen Kübel
kochende Soole ins Gefieht, worauf der 'Geift hinwiederum den
Sieder am Bein nimmt und iiber den Kocher wirft, fo daß er
jenfeits der' Stadt auf dem „G'cinsbergle" beider Katharinen
kirche zu Boden fallt. - Auch ift an die Redensart zu erinnern,
die in Schwaben von -h'clßlichen, wiiften oder unvertriiglichen
Leuten im Schwung ift: „den hat auch der Teufel gefehiffen!“
Herr Vrofeffor Kolb vermutet, die Sage fei um die Mitte
.des 16. Jahrhunderts im Kreife der'Haller Honoratioren ent
ftanden als Hänfelei* der Sieder. welch' leßtere fie aber fort
gebildet und vererbt hätten. weil fie
doch ihrer Eitelkeit
fchmeichelte,
. In der diefer Erzählung vorausgehenden Kapitel berichtet
Widmann noch. wie Fauft dereinft auf dem Schloßzu Box
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_250_bergi) zecht. if
t ein fchlechtes Wetter. und ein Regenbogen
fteht am Himmel, Fanft winkt demfelben..wörauf diefer bis ans ,
Fenfter kommt und fich von Fanft ergreifen läßt. ,Fanft fagt zu _
:'
feinen Zechbrüdern. wenn fie es wiinfchten. wolle er fich auf den
Regenbogen fehen und »durch die Luft davon fahren. Hierauf
läßt er den Regenbogen wieder an feinen Ort zurückfchnellen.
Auch hier fcheint Lokaltradition zu Grund zu liegen.
Im zweiten Teil des Fauftbuches meldet WidmannFZ) Fanft
habe dereinft längere Zeit *in Gotha bei einem Wirt gewohnt und
eines Tages deffen Weib verführen wollen. Der Hausknecht habe
dies aber feinen Herrn gemeldet. *worauf diefer Fanft mit dem
Spieß verfagte. Aus Rache bannte Fanft dem Wirt einen Volier
geift in den Keller. welcher den Leuten. die im Keller zu than
hatten. die Lichter cmsblies und des Nachts lärmte. als ob eine
Menge großer Fäffer gebunden wiirden. fo daß es im Haufe und
in der'Nachbarfchaft nicht auszuhalten_ war. Widmann fagt.
nach Magifter Moir habe Fanft folgende eigenhändige Aufzeichnung
diefes Borfalls hinterlaffen:..Anno 35. kam ic
h
zu einem Wirt Baltin Hohenloeher. der hat nich alfo
heimgefncht. das ichs nicht beffer gewünfcht hette. er ift mir gram gewefen.
doch hat er deffen wol entgelten und büffen miiffen. ich hoff. mit meiner kunft
folle weder er. noch jemandt. der darinnen wohnen wit-dt. kein glück noch fegen
. haben. wie mir denn mein geift hoch oerfprochcn."
Wir haben im erften Buch von Melanchthon gehört. daß
Fanft wegen feiner Liebeshändel öfter in Lebensgefahr gewefen
'fei. und Gaft wie der Graf von Zimmern berichten das
Bannen eines Voltcrgeiftes durch Fanft in ein Klofter, Da das
Bannen nun nichts als eine durch Telepathie vermittelte dauernde
ypofthhpnotifche. Suggeftion ift. fo ift alle -Wahrfcheinlichkeit vor
handen. daß diefe Erzählung einengefchichtlichen Hintergrund
hat. 3)
*
Ich muß bei diefem Punkt länger verweilen.
Bekanntlich hat der englifche .Romancier Bulwer in feiner
Strange R017 das Hineinhexen eines Spukes in eine Wohnung
*1)
Dasfelbe ift in den Jahren von 1490-1547 erbaut worden. .
'2) Cap 4
3) Leid-er *hatte ich keine Gelegenheit nachzuforfchen. ob um diefe Zeit
der Name Baltin Hohenweher in Gotha vorkommt.
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verwendet und von einem darin verborgenen Vergamentblatt mit
magifchen Zeichen abhängig gemacht. Er hat damit etwas Richtiges getroffen. denn man pflegte in der That derartige Charak
tere und andern Vlunder. auf dem ich
zurückkommen werde. in
den Häufern zu verbergen. um den Leuten. ..etwas anzuthun". -
Solche Charaktere find nach Agrippas Ausdruck alsi)..magifche Siegel“ zu betrachten. welche nach der Abficht des
l
Operierenden geftaltet find. Diefelben 'wurden unter einer dem
Vorhaben günftigen Konftellation auf Pergament-gezeichnet. in
Metalltafeln gegraben oder aus Wachs geformt inder Weife. daß
man entweder_ die zu "..bezaubernde“ Verfon abbildete und feine
Abficht dabei ausfprach. refp. an dem Bilde ausführte. oderdaßman fein Vorhaben
_
z." B. die Erweckung magifcher Liebe oder
Haffes- in ftarker Imagination darauf fchrieb und das Ganze
an einen geeigneten Ort verbarg. *Hatten diefe Siegel überhaupt
eine Wirkung. fo wird diefelbe nur durch die bei der Herftellung
eines folchen Siegels aufgewendete .und mit demfelben in Ver
bindung bleibende Willenskraft erfolgen können. Man wiirde _
dies dann als eine fernwirkende hhpnotifche Suggeftion bezeichnen
können. welche ganz gewiß möglich ift. wie fich aus der Thatfache
ergiebt. daß es Carl Haufen. Theo Böllert und mir gelungen ift
in (lie-(nne- zu hhpnotifieren. _
x
Eine Hhpnotifierung in (betone verbunden mit Telepathie.
üben die ..Weißgünger" und ..Nachtkeffeler“ in der Bretagne. von
deneuKerner im ..Magikon“ erzählt?) Wenn ein Bauer in der
Bretagne einen andern, --manchmal bis auf den Tod -
durch
nächtliche Unruhe plagen will. fo verbündet er fich mit einem
zweiten Bauer. und der eine übernimmt die Rolle des „Weißgängers". der andere die des ..Nachtkeffelers". Der ..Weißgiinger"
-zieht fich in der folgenden Nacht ein weißes Hemd über die
Kleidung und geht im feften Gedanken an den zu Vlagendendie
ganze Nacht hin und her. wobei er gewiffe Formeln murmelt.
Der zweite Bauer fchlügt in der nüchften Nacht unter gleichem
Ceremoniell fortwährend auf ,einen kupfernen Keffel.
*
So wechfeln
beide Nacht für' Nacht ab. und fo lang» fie ihre Künfte treiben.
1) (weinte. k'tiiioeopbiu, [lid, ll. (mp. 49.
2) Bd, L7. S. 465.
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kann der Bezauberte nicht fchlafen, denn entweder beläftigt ihn
eine weiße hin und herwandelnde GeftaltF oder die auf den Keffel
gethanen Hammerfchläge dröhnen :in feine Ohren. -
Ein Beifpiel von folchem in eine Wohnung gebannten Spuk
aus der Gegenwart erzählt Herr Graf Earl zu Leiningen
Billigheim, der gegenwärtige Senior diefes altberühmten Ge
fchlechtes, in der SphinxI) Das Pfarrhaus" von Billigheim fieht
von Alters her im Rufe eines Spukhaufes. Im Erdgefchoß hörte
man ein *fchlürfendes Gehen. ein Knallen und ein -Klop'fem ja,
manche wollten fogar einen Hund :ohne Kopf dafelbft gefehenhaben.
Der Baumeifter Storf erzählte dem genannten Herrn' Grafen. daß-er,
als er'im erften Viertel unferes Jahrhunderts in dem _Pfanneneine bauliche Reparatur vorgenommen hatte* an _einem Kamin“- eine
'Erhöhung in der Lehmwand gefunden hätte, in welch*e.drei_Krcuze g
Neugierig.- 'was das fei. öff'nete'Storf mit'
eingefchnitten waren.z
feinen Leuten die Kautinwand und fand einen befchriebenen
Vapierftreifen. ein Schnupftuch. zwei ovalrunde Steine uiid ein
altes fchwarzes Barett. Den Vapierftreifen entführte der'Windzund die andern Sachen wurden wieder an Ort und Stelle gethcm,
da es Feierabendszeit war. In_ der Nacht tobte im Vfarrhaufe
ein fo furchtbarer Lärm, daß der Pfarrer Heilig famt ben
andern Einwohnern kein Auge fchließen konnten. Diefer Spuk
dauerte fort und war befonders zur Adventzeit am fchlimmften.
Lange Jahre vergingen.“ Jin Sommer 187() befuchte einHerrvon Maillinger aus München den Herrn Grafen von Leiningen'.
Beide Herren unterhielten fich im Garten des Schloffes Billigheim
bei einer Weinbowle mit dem Pfarrer Ziegler von Billigheimf
der auch von dem Spuk beläfiigt wurde. Herr Graf von Lei
ningen kam auf die Idee, die Stelle mit den drei Kreuzen in
Gefellfchaft der' beiden andern Herrn aufznfuchenf und öffnete,
.als er die Kreuze gefunden7 die Kaminwand trotz des ernften
Einfpruches des Pfarrer Ziegler. Sie fanden ein karriertes zer
lumptes Tafchentuch. in deffen Mitte ein rotes Kreuz eingefticlt.
und in deffen Ecke Holzkreuzchen eingebunden waren; zwei etwa
fauftgroße ovale Steine, in welche ebenfalls je fünf Kreuzeein
1) Bd. nt. S. 127 ff,
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*-253*gegraben waren. und ein fchwarzwollenes Barett nach Art der von
den Ratsherren zur Zeit des dreißigfährigen Kriegs getragenen;
alle Gegenftände waren mit Ruß befchmutzt. Herr Graf von
Leiningen legte Tafchentuch und Barett wieder in den Kamin.
nahm aber die Steine mit. um fich Briefbefchwerer daraus zu
machen. Allein von diefem Augenblick an begann der Spuk
wieder im Vfarrhaufe zu toben und hörte nicht eher wieder auf.
als bis die Steine auf dem Kirchhof vergraben worden waren.
Aber damit nicht genug. zog fich auch der Spuk noch nach SchloßBilligheim. Herr Graf von Leiningen wurde nachts durch
Klingeln. Klopfen. Knalle wie Viftolenfchüffe und .Arbeiten an'
der Klinke feines Schlafzimmers'geweckt und alsdann von der
fpukhaften fchwarzen Schattengeftalt eines unterfehten breitfchulte
rigen Mannes. der obiges Barett auf dem Kopf trug. beläftigt;
Thüren und Fenfter wurden aufgeriffen 2c. Diefer Spuk im
Schloß währte Jahre lang. und der im Vfarrhaufe dünerte noch
im Auguft 1887. wo Herr Graf von Leiningen feinen-Bericht
fchrieb. an.'
.
Der Umftand. daß in der Mauer. dem Fußboden oder unter
der Schwelle der Spukhäufer' irgend welche plnnderhafte Gegen?
ftände verborgen find. an die der Spuk oder fonftige iiberfinnliche
Thatfache gebunden, zu fein fcheiut. geht durch die ganze Gefchichte
der Zauberei.: Jin Hexenwefen werden feit altersgraner Zeit
Knochen. Haare. Lumpen. auf gewiffe Weife gebundene und in
Kräuter gewi'ckelte Eier. Metallamulette ic; unter die Schwellen
gelegt. worauf während der Dauer ihres Liegens die Einwohnerdes Haufes mit 'gewiffen Krankheiten oder fpukhafter Beunruhigung
geplagt werden. Blinius und Horaz nennen-i) zum Schußgegen Krankheiten. zum Hervorrufen bezauberter ,Liebe 2c. eine
ganze Reihe magifcher Mittel. weläze unter der Schwelle ver
borgen werden. und im Mittelalter ift die Zahl derartiger
fchädigender Praktiken Legion. wie im 1118116118 meietiearum zu
lefen; ja fie werden noch bis in die Neuzeit ausgeübt; Als Beleg ,
will ich nur zwei Stellen anfiihren. So erzählt der Gießener
“Stadtphhfikus 1)!: E. Gockelins von fichjf) daß'er famt' feinen
1)
1311111115: um. nut, nur, 9,
110132: 83c. 1. 8.
.1419011,racer-u.
'-') ..Bon Befchrehen und Verzaubern“. Frankfurt. 1717. 8.
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.z- 254 - **
Hausgenoffen und den Haustieren ohne* erkennbare Urfache er-*' -
krankt fei.' -
X ..und nicht eher einig :Leni-erneut erfunden worden. biß ohngefähr die
Magd unter der Thürfchwelle ein Töpfchen. und in demfelben ein mit Lappen
und Faden umwickeltes'Ei angetroffen; fobald diefe Dinge weggenommen
worden. hat das hintern aufgehöret." .
Der Leibarzt Kaifer Maximilians ll. Bartholomäus Car-.
richter. widmet den unter der Schwelle verborgenen Gegen
ftänden. ein'- ganzes'* Kapitel feines Buches ..Bon Hehlung zaube
rifcher Schäden". in welchen er fagt: .
..Etliche nehmen ein_ Waehsbild. formiren das wie einen Menfchen.
fchlagen einen-Nagel. Nadel oder Schlehendornfpiße. auch wohl fpiße Vflöclchen
von-*Eichenholzin dasfelbe und alle Glieder. und grabens einem unter die
Schwelle. darüber er immer ein: und ausgehen muß., fo empfindet er alfofort
große Schmerzen. und wo ihm nicht bald geholfen wird. fo*
fihlagen die
Schmerzen nicht-allein einwärts. fondern es kommen auch wohl alle Glieder
x zum Schwären. daß der Menfch erbärmlich daliegen muß" *ufw.
Carrichter empfiehlt deshalb:„ein iitleäjeue. fo zu bezauberten Leuten gerufen wird. foll allemal darauf
bedacht fein. *ob nicht etwa eine äußerliche Urfache der Krankheit im Haufe
verborgen liege. Denn wenn diefe gefunden und weggenommen worden. fo
wird alfofort die ganße Krankheitaurjret fehn.“ 1
) ,
An derartige an fich läppifche' Gegenftände band'der ..Zau
berer“ durch den Glauben und die Imagination die magifch er.
regte Willenskraft und brachte- mit denfelben in Verbindung
bleibend-
eine Art fernwirkende hhpnotifche Suggeftion zu
Stand.“ welche auch den leiblichen Tod, des Hhpnotifenrs über
dauern konnte. wenn nur deffen Wille kräftig genug war. War
der fchädigende Wille auf das fomatifche Gebiet gerichtet. fo waren
Krankheiten die Folge. die in der hhpt'iotifchen Stigmatifation_ ein
Analogon finden; ging der Wille mehr auf das pfhchifche* Gebiet.
fo traten Spukwirkungen' irgend welcher Art ein. Oft _ift
_beides
verbunden. fo z. B. bei der fog. Befeffenheit.“ infofern fie durch
böfe Künfte erzeugt ift. .
Ein lehrreiches Beifpiel diefer ,Art giebt die vom Pfarrer
Blumhardt erzählte ..Krankheitsgefchichte der G. D. in Mött
1) Man vergleiche auch das im Miinfterland üblich gewefenene Aus
treiben des ..Schwetlenvogels in B rätorius". ..Bericht von Zauberer) und
Zauberern“. O. O. 1613. S. 113. . z
7 * :7. z.t-
..Y-Y». c 1
*""1.
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' *- -» 255 -
n
-*
lingen, welches Mädchen alle körperlichen und geiftigen Qualen
der fog. Befeffenheit empfand. Im diefem Bericht'heiß't es über
derartige Funde: n l
„Das Gepolter wurde auch von diefer (der Schwefter'der' G. D.) gehört,“
und endlich entdeckten fie
auch durch einen Lithtfchimmer geleitetz unter einem'
Brett der Oberfchwelle der Kammerthür' einen rußigen halben Bogen Papierh*
der überfehrieben, aber um des darauf befindlichen Rußes* willen unleferl-ich
war. Daneben fand fie drei Kronenthaler- und etliche C'oechshiißnerF je befon
*ders in Papiere gewickelt, die inwendig gleichfalls mit Ruß *überzogen waren, _
*Jene Schrift fchien ein Recept, *vielleicht von geheimer Kunft zu*-fein. Bonda an war es l4 Tage ruhig im Haus.“ - „Allein das Gepolter fing wieder
an. man fah ein auf dem Boden flackerndes *Lichtf hinter dem Ofen *entdeckte
man allerlei Sachen, die da vergraben waren, denn unmittelbar unter dem
Stubenboden ift die Erde). Man fand eine Schachtel* mit Kölb'chen Kreide,
Salzf Knochen ufw., ferner kteine viereckige Papierchen mit Pulverchen, auch
andere- in welche je 31-4 Sechfer eingewickelt, warenz* alles durch Ruß aufs.*
Häßlichfte entftellt." f
Später fand man noch einen Topf mit Pulvern. Geldftücken.
Erde und kleinen Knochen, welche“ Oberamtsarzt -])r. Keifer in
Calw als Vogelknochen erkannte. Blumhardt fagt weiter:
„Alles Gefundene deutet darauf hin,' daß hier einmal eine gewiffe
Schwarzkunft wenigftens miiffe verfucht worden fein, über welche jeßt Verftor
bene in Unruhe wären. 'Denn gerade Bögel- wie ich nun vernahm, und be
fonders Raben1) werden häufig vom Volke zu heimlichen Kiinften auf aber
gläubifche Weife ben'ußt."
-
f .'
Mit diefer Behauptung hat Blumhardt völlig Recht, denn
der magifche Gebrauch der Knochen verfchiedener Vögel, Eidechfen,
Schlangen, Fröfche. Mäufen 2e. gehtrom friiheften Altertum an
durch die gefamte fchadende Magie; auch werden in derfelben
Geldftücke geopfert, und Ruß ift als Symbol des Böfen. fowie
vielleicht auch wegen feiner fpezififchen Wirkfamkeit ein Beftand
teil der Hexenfalbe. . »
Dies Alles macht es mir wahrfcheinlich, .daß der Spuk in
Billigheim einem ähnlichen Zauberftück entfpringt, wenigftens
fprechen die bekreuzten und :berußten Steine fowie das bekreuzte
Tafchentuch dafiir, während *wir einem ähnlichen Zettel auch bei
Blumhardt begegnen. Von welchen Umftänden die größere
oder geringere Hartnäekigkeit des Spuks' abhängt, "wird in den
1) werde im nächften Buch ein Beifpiel bringen.
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*- 256 -_
feltenften Fällen herauszufinden fein; “am größten ift
fie
wohl.
wenn die an einem Spukort verborgenen Gegenftände von einem
Mord oder einem' andern fchweren Verbrechen herrühren..
Hier fei
eine an den Billigheimfchen Fall erinnernde Notizüber “einen Spuk im Vfarrhaufe meines. früheren Wohnorts mit
geteilt. welche von dem ehemaligen Inhaber desfelben. Mag.
Matthäus Will-e. herrührt. Diefer fagt:i)..Als im Junh 1662 die Vfarrwohnung in Stadtfulza zum Theil abge
tragen werden follte. umneu gebaut zu werden. ift
etliche Nächte vorher ein
groß Getöfe und Gepolter in befagtem Haufe gehört worden. weshalb etliche
lgemeint haben. es müffe fich dadurch ein verborgener großer Schatz anzeigen
wollen. Als man aber das Holzwerk abgetragen hatte. ift in der'fManer ein
Schächtelchcn gefunden worden. worin nichts als etliche kleine Gebeine und ein
lMeffer mit einem weißleinernen Heft gelegen hat. Später hat man nichts
weiter gehört." l
So viel als Kommentar zu der Erzählung von dem durch
Fanft in .den Wirtskeller gebannten Voltergeift.'
Wie Fanft Voltergeifter in die Häufer bannte. fo wußte er
auch deu Spuk zu vertreiben. wenigftens bringt Widmann ..die
Eopet) eines Schreibens an den D." Fau'ftum. bon einem gefpenft
in einem Haufe“ bei?) Ein Adeliger aus der Gegend von
Zwickau hatte an Fanft gefchrieben. daß fich in feinem Haufe ein
Gefpenft in Geftalt eines Bauern. Landsknechts _oder Reiters fehen
laffe. und angefragt. was er dagegen thun folle. Fanft riet. das
Gefpenft gewähren zu laffen und es nicht zu beleidigen. da es
nicht poltere und niemand befchädige.*- Jm'nächften Buch
werden wir fehen. wie nach dem Höllenzwang. Vdltergeifter zu
bannen find.
Weiterhin berichtet Widmann im zweiten Teil feines-Fanft
bucheski) wie Fanft in Leipzig zu Ehren des -Eardinals Laurentius
Eampegius. Bifchof von Vränefte. eine Luftjagd _anftellte Eam
pegius befand fich in Leipzig und hätte den fich dort zur Öfter
meffe aufhaltenden Fanft* gern gefehen. Diefer erfuhr' es ,und
ging dem Kardinal auf einem Spaziergang zuGefallen. Als er
feiner anfichtig geworden war. fagte er:'
if Matth. Wille: 'l'op-klaiigraptiia 81112-811818. .leur-te.. 1670, 40, .
c*')
Fauftbuch: Th. ll. Cap. 8. -
3) Eapx 10.
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-L57- :
..Nun hab ich des Teuffel-Z nieftfchwein gefehen. vnd ich wil im zu ehren
ein jagen anrichten. doch dz es vnferen Landesfürften an feinem habenden
T'erritorio nicht preiudicirlich fei.“*
.
*
Hierauf erfchienen _Mephoftophiles und Fauft als Jäger;
lehterer blies-auf einem Hörnlein. worauf beide in die Luft
-fnhren und dort eine Stunde lang mit Zauberhunden verblendete
Hafen und Füchfc-heßten. Dem Kardinal gefiel der Spaß wohl.
er lud Fauft zn Tifch und wollte ihn. da er auch ein guter
Aftrolog war. mitnaih'R'om nehmen. *Aber Fauft bedankte fich
und fagte.'
..er hab gute* gung. fo hab er auch ein Reich. das feh in den Liiiiten.vnd ieh jhm der höchft Botentat diefer welt vnderthenig."
Kardinal Eampegius ift eine hiftorifche Berfönlichkeit. Er
wohnte als päpftlicher Legac 1524 dem Reichstag zu Nürnberg'.153() dem zu Augsburg bei und ftarb im Jahre 1539. Da fich
nun das Wunder durch Hhpnotifierung leicht erklärt. fo'ift es
recht wohl möglich. daß die Sage einen gefchichtlichen Hintergrund
hat. obwohl fie
auch von dem Juden Zedechiäs. dem Magifter
Theodo zu Kreuznach und dem Hieronymus Scotus von Burma
erzählt wird. '- Widmann erinnert auch *an das wilde Heer. -_.Im Höllenzwang werden die Geifter Aphiel“ und Laobis als Ber
anftalter der Luftfagd genannt.
Unbedeutend und nur eine Variation des Zaubergartens ift
die Sage. daß Fauft im Saale des Kaifer Maximilian Wolken
habe aufziehen laffen. worauf es regnete. Daun wurde im Saalblauer Himmel. die Sterne erfchienen. dann die Sonne uud ein
Regenbogen. Dann regnete. blißte. donnerte und hagelte es. daßdie Anwefenden aus dem Saal liefen))
Ein Freiherr zu Helpede bei Eisleben hatte' wegen der un
güuftigen Lage feines Befihtums kein Federwild in feinen Wäldern.
Diefem bannte Fauft Geflügel aller Art hinein und lehrte ihn die
Sprache der Vögel") Die Bolksfagen von Wildbaunen und Ber
ftehen der Tierfprache werden einfach auf Fauft übertragen.
Ein fremder. Edelmann hört in einem Wirtshaus in Leipzig
zufällig die Nachricht von Faufis Tod. Darüber bricht er in
1) Fauftbuch: Th. 11. Cap. 13..
-
2) er. a. O. Cap., 16.
tkiefewetter. Fauftbuch.
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Klagen aus und erzählt, daß er mit Fauft befreundet *gewefen
als er in Wittenberg ftudierte. Er habe dann geheiratet und na
einem Iahr eine Wallfahrt nach Ierufalent gethan,'wobei er in t
die Hände der* Türken gefallen fei und fieben Jahre darin ge
fchmachtet hätte, Seine Frauz'habe nun wieder geheiratet; aber
in der Hochzeitnacht habe Fauft dem zweiten Manne feine Kraft
genommen, ihn felbft aber durch die Luft in die Heimat und fo
alles zu einem erwiinfchten Ende gebracht.')n“
.Auch* hier find alte Sagen, nämlich die von Heinrich dem
Löwen und Friedrich dem Schönen von Öfterreieh 2c. fowie das
Neftelknüpfen auf Fauft angewendet.'
,
Die leßte Widmann. eigentii'mliche Sage ift die von dem
jungen Pfalzgrafen, welchen cF-auft durch Zauberei nach Heidelberg
bringt, wo der König 'von Frankreich erwartet wird. Der junge
in Wittenberg ftudierende Pfalzgraf will diefen gern fehenz und
'
Fauft richtet* ihm ein Zauberpferd, zu, welches den Grafen in
1rückbringt?) f
fieben Stunden nach Heidelberg bringt, wo der Graf auf Faufts
Raiden Zaum oergräbt, und das Pferd hieranfverfchw'indet. _Da
aber nur die franzöfifchen Gefandten ungekommen find, gräbt der
Graf den Zaum wieder ausx fchüttelt ihn dreimal, worauf das
Pferd herbeigelaufen kommt und den Grafen .nach Wittenberg zu
Diefe Sage _ift nur, eine Variante der Mantelfahrt nach
München, verbunden mit dem Zauberpferd. dem wir auch bei
Heliodorus, Eäfarius von Heifterbach. Gervafius von Tilburh,
Friedrich dem Schönen, Michael Scotus, Johann Teutonieus und
dem Wildfeuer zu Nordhaufen begegnen.
'
Damit haben die Widmann eigentümlichen Fauftfagen und
diefer Abfchnitt ein Ende. -
L) Fauftbuch: Th. tt. Cap. 20
2) ri. a. O. Cap. 21.
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