Geheime Wiflenlchaftcu. - IAPSOP.com

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Geheime Wiflenlchaftcu. Eine Sammlung feltener älterer und neuerer Schriften über Aftcologje- magie- Aabbalah, Rofenkreuzerei, Frei maurerei, Hexen- und Ceufelzwefen ufw. unter Mitwirkung namhafter Autoren herausgegeben von I. v. d. Linden. Dreiundzwanzigfter Band. Xaufi in der Gex'chichfe und Tradition, mit befonderer Berückfichtigung des okfulten Vhänomenalismus und des mittelalterlichen Zauberwefens. Als Anhang: Die Wagnerfage und das Wagnerbuch. Von _ Carl Iielewetfet. 2 Bünde mit etwa 40 teils farbigen Abbildungen. Erfter Band. BerlinN30. 1921. Hermann Barsdorf Verlag. /

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Geheime Wiflenlchaftcu.Eine Sammlung

feltener älterer und neuerer Schriften

über Aftcologje- magie- Aabbalah, Rofenkreuzerei, Freimaurerei, Hexen- und Ceufelzwefen ufw.

unter Mitwirkung namhafter Autoren herausgegeben

von

I. v. d. Linden.

Dreiundzwanzigfter Band.

Xaufi in der Gex'chichfe und Tradition,mit befonderer Berückfichtigung des okfulten Vhänomenalismus

und des mittelalterlichen Zauberwefens.

Als Anhang: Die Wagnerfage und das Wagnerbuch.

Von _

Carl Iielewetfet.2 Bünde mit etwa 40 teils farbigen Abbildungen.

Erfter Band.

BerlinN30. 1921.

Hermann Barsdorf Verlag.

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Mit befondererBerückfichtigüng des ok'kulten Vhänomenalismus und des mittelalterlichen Zauberwefens.

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Anhang-:7 1

-Die' Magnerfage und* das ,Wagnerburh.

Von

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Carl Kiefewetter.

2 Bände mit etwa 40 zum Teil farbigen Abbildungen.

Erfter Band.

BerlknW30. 1921.*

Hermann Bacsdorf Verlag.

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W111?Alle Rechte vorbehalten

00yz-tjgbf1921 b)- _kloxrmano Zateäocf

Mafiuldru> der Spomerfchen Buchdcuckerei in Lefpzlg

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Inbaltsverxeinxnis., _>....._;

(ZrfteZ Buch.Faufis get'chichtliche Perfon.

Einleitung . . . . .

Trithemins Zeugniß von Fauft .

Zengniß de?- Mutianus -NufnßKritik dicfer Zeugniffe . . . . . . . .

Der Drucker Johann Fnft gift

nicht der Zauberer Fauft

Des gefchichtlichen Fanft Promotion zu Heidelberg imJahre 1509 nach den dortigen Uniberfitiitsakten

Nachweis der Identität von „Georg Sabe'llicns, 173148ru8

junior" des Trithemins, „Georg Fauft“ des Ruine»mit dem „Johann Fauft" derHeioelbergerUniberfiatittSakten und der Fauftbiicher . .

Fanfts Aufenthalt in Klofter Maulbronn .

Fauft ftarb nicht dafelbft . . . .

Nachrichten über FauftS Aufenthalt in Erfurt

„ Leipzig

Die Fabel von Auerbach-J Keller

Johann Gaft? Nachrichten von Fauft . . .

Beftiitignng derfelben durch die .8im1ncr7fche Chronik .

Nachricht des Agrippa bon Netteshehm über FanltBegardi's Nachricht über Fauft . , ,

Geßners „ „ „ . .*

Melanchthons Nachricht über Fanft ,

Kommentar da51! . . . *.

Seite

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Luthcr'S „Tifchrede11“ über Fauft , . . . . . . . .

Vergleichung von Widmann-'S „Erzehlung, was D. Luther von

D. Faufto geha(ten hab“7 mit Luther'? „Tifchreden“

Johann Wier'S Nachricht über Fauft . .

Kommentar dazu -. , . , *. , , . . . . , . .

Nachrichten über Fauft bei Andreas Hondorff. Heinrich Vullinger7 Leonhardt Thurnehffer und Ludwig Lavater

Le-rcheimcrß Fauftuachrichten . , , ,

Fanftnachricht bei Martin Delrio„ „ Joachim Camerarius . . . . . .

Nachricht über FauftÖ Tod und den Verbleib feine?- handfchrift

lichen Nachlaffeß in der Zimmer'fchen Chronik .

Fauftikonographie , , . , , . . . . .

Refume?

Zweiteß Buch.Die volksbücher von'

Fuu't.

1. Abfchnitt:

Summarifche Überficht über die_ ültefte FauftlitteraturDas Spieß(fche Fauftbuch von 1587 . . . . . . .

Das gereimte Fauftbuch von 1588 . , . . . . .. .

Die niederdeutfche Bearbeitung des Fauftbuches von 1587

Die franzöfifche Überfeßung deZ-'felben von Cayet

Die englifche Überfeizung desfelben . .

Zeconä reyorr 0F' Doctor )011n hau8fu8 ,

Das vermehrte Fauftbuch . . . . . . *.

Die holläüdifche Bearbeitung de? Fauftbuches

_ Da?- Wagnerbuch von 1593 ,

Die holländifche Üverfeyung desfelben .

Da? Wagnerbuch von 1714 . , . , .

Das Widmann'fche Fauftbuch von 1599

Das Vfißer'fche Fauftbuch , . .

Das Fauftbuch des (Zhrift'lich h/leynendeu .

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Der Pakt des Knecbteo des Senator Vroterius .

Selbe2, Abfchnitt:

Faufts Leben bis zur erftcn Teufelsbefcbwörung 81

FanftS erfte Lebensperiode nach dem Fauftbuch von 1587 81

„ „ ,. „ , Widmann _ , . 83

Kommentardazu . . , . . . . . 86

Faufts Studium der natürlichen Magie nnd TibinationÖgattnngen 87

Die Somnambnlismu? erzengenden Wahrfagekünfte . 87

Die mittelalterlichen _Zauberbücher . . , . . . . . .- , 88

Syftematifche Entwickelung der überfinnlicben Fähigkeiten Fauftsim Vergleich mit dem modernen Mediumi-Zmu-Z. , . . 89

Der mittelalterliche.Glaube7 die mediumiftifche Begabung *eines

Menfchen aus deffen Nativität erfehen zu können. Beleg-'ftellendazu..,-...,.»....._.,90Durch die'Kryjtallomantie wird Somnajnbulismns erzeugt, welcher

zur fcheinbaren Spaltung _des tran-Zfcendentalen Subjekt?

führt- worauf fich die eine Hälfte des gefpaltenen Ich als

ZpjtjtnZ Familie-1718 hypoftafiert . -, . . . . . . 93

Da? „CrSyUZculum mätucjnum“ . , . , . . . .p 94

Die Lichterfcheinungen bei Fauft im Vergleich mit den bei Spuk

erfcheinnngen aller Zeiten' nnd fpiritiftifchen Sitzungen vor

kommenden Lichtphänomcnen . . , . _ . . . , . 96

Theurgifche Vefchwörungen im Vergleich mit Materialifationen . 100

Vergleich der überfinnlichen Vorgänge bei FauftS Tenfelsbefchwörnng

mit den bei Spuferfcheinnngen und fpiritiftifchen Sißungen,

beobachteten Phänomenen . . . . . . . . . 101

73. Abfchnitt:

DerVuftFaufts_....,..,..

,107'Der Abfchlnß deÖ Vaktes nach dem Fauftbuch von 1587 , , 107

Der Wortlaut der Urkunde „ „ „ „ „ . . 108

Der Llbfcbluß des Vaktes nach Widman . . 110

Wortlaut der „Obligation" nach „

*

*. 111Kommentarx......,.:...,..,112Gefchichte des Glaubens an die Vakte mit den( Teufel . 112

Urfprnng der Teufelspakte 'im altjküdifchen Zauberwefeng . . . 113* A112* den( jüdifchen Zanberwefen geht der Glaube an dieLßakte

in das. Urchriftentum über''

. . . . . . . 114

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Der Watt des Theophilus . . . . . . . , , .- . 115 _,

„ „ „ Militaria? . . , . . .. . . . . . „-116"

„ ,- „ Valumbns . . .* . . . . , . . . . .117

**1

„ „

'., Grafen von Muse-on. , .

“. . '. . . . . 118

„ „ von Nobert dem Teufel . . . . . . , . . . 118

Viipfte als Teufel-Zbiindner . . . , . . . . . . . 2 118

Johann x111. . . . . . . , . . , . . . . . . 118 -

?i

Shlvefter 11, . . . . . . . . . , . , . , . . 119 '

Johann xxx. . . . . , .._

. .* . . . . . . . 121 .Benedikcix.,......,..„,....122Benedcktx.

i

Iohann LLC. . . . . . . . , . . . . . . - . 122

Gregor 1711. , . . . . . , .* . . . , , . . , 123 .

Johann xx), . . . .' . . , . . , . . , . . . 123

Gregor x). . , , . . . . . . . . . . , . . 124*

Van( 11. . . . . . . . . ,. . . . . . , .1 ,.124Alexandernl.......,.....,.,.125Der Pakt des Wil-helm de Line . . , . , , . , . , 126

„ „ „ Balerius Glöckner . .* . . . . , 127

„ „ „ Studenten Leipziger_ zu Tübingen . . . . . 128

„ „ „ Varifer Advokaten im Jahr 1571 . . . .* . 129

„ „ „ Louis Ganfridh. . . . . . . '. . . . 129

„ -„- „ Urbain Grandier. . . . . . . , . . .131g Zatfjmile desfelben. , . . , . .133

:Urteilsfpruch des Leipziger Schöppenftu'hks d,

a. 1654 in diefer

Der Pakt des' Magifter Cafpar Dullichins zu Camenz_ . . . W6

Angelegenheit . . .4

Der Pakt-des Abraham Vollier . . . . . . . . , , . 137

„ f, „ Marfihalls von Luxemburg . . . , „ , , 138

„ „ Gottfried Heinrich Vnrfche. ,'

. . . , . . 142

„ „ „ Leipziger Lehrlinge-im Jahre 1707 . . . . [48

Das Tenfelsgeld . . . . . . , . . . . . , . , . 147

Pfarrer Blnmhardt über die Befeffene zu*

Möttlingen . . . 148

Wuttke über in der Gegenwart vorkommende Watte . , . . 1504, Abfchnitt;

Wie und als was tft der Mephoftophjles der Fauftbücher

unfzufaffen? 152.

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Seite

Die mht-hologifche Seite des- Problems . . , . . . 152

Mhthologifche Unrichtigkeit der' Auffaffung Mephiftos Seitens'

Goethe? und der Germaniften , . . , , . . . 152

Tiefere Wurzel des Problems . . , . . . . -._7.

, . 152

Die akkadifchen MaSkim und Dämonen der Planeten e . , . 153

Die Amfchafpands und Dev? der Werfer . , . . . . . . 156

Die Intelligenzen und Dämonen der Planeten im jüdifchen ,Zauber

wefen . 156

Die Weltfürffen und Fiirften der Materie bei den Neuplatonifern 156

Der Glaube an diefe Wefen geht in da? Chriftenturn über . . 157

Die fieben Großfiirften der Hölle i'm Fauftfchen Höllenzwang . 158

Nach dem Höllenzwang ift - mit der ganzen mhthologifchen

Entwickelung iibereinftimmend - Mephoftophiles als Dä

mon des Jupiter aufgefaßt

..

. . . _, 158.

Richtige Schreibweife de?- Naknens Mephoftophile-Z . . . , . 168

Sachliche Seite deZVroblemZ . . . . . . . . .163Mephoftophiles al?- die perfonificirte eine Hälfte des gefpalteuen

transfcendentalen Subjekte? von Fauft . . . . . 163»

Du Vrel'Z Theorie von der Spaltung de? Ich . . . . . 163

Fälle7 welche die Richtigkeit der Theorie du Vrels beweifen , 168

Kiefer? Beobachtungen ,an Anton Arft .' . , . . . . . 168

Der von 1)r. ment. Dürr zu Baden-Baden beobachtete Fall der

- 178Marie Wilhelmine Koch . , , . , . . . . . .

BefpreQung diefer Fälle und Anwendung derfelben fotoie der

Theorie du Prel's auf Fauft und Mephoftophile-Z 180

Jft die Spaltung des Ich? eine hochgradige nndlbauerndef fo

. tritt Doppelgiingerei und Materialifation einy wobei fichein fcheinbarer Geifterverkehr entwickelt. Bei demfelben

erfeheinen die Geifter, welche-'

fo-nft- vielleicht gar nicht

exiftirend _- die Vhantafie des Somnambulen bevölkern

und feinen Sitten und Weltanfchauungen etc. entfprechen . 183

Belegfiille , . . , , . :. . . . , . . , . 184

Anwendung des Gefngten auf Fauft und Mephoftophiles .* *. ; 189

Charakteriftik de? Mephoftop'hileS , . . , . . . .. . . 190

5.

Abfchnitt:

Faufts* Treiben_ Zauberfchwänke 'und Ende.

Faufts beabfichtigte Verheiratung . . . . . . . . . . 197

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“Fauft als Aftrolog mit Mephoftophiles al? Lehrer .

LTL->

Fanftß Difpntalionen mit Mephoftophiles.

Die Oberften der Teufel bcfuchen Fauft

Die Difputationen »nach Widmann

Fanft? Reife in die Hölle

Kommentar dazu,- » _

Faufts Reife in'Z Geftirn' _. .

Fanft bcreift den Erdfreis . .- , . . _ . . . . . . .

Die aftronomifch-meteorologifchen Difputationen Fauft-Z naeh dem

alten Inuftbuch . ,* , . . , . , . . . . . ,

Vergleichende Darftellung der Zauberfchw'änke bei Spießund Widmann . , . , -, . . . . ,

Fauft zitiert den Geift Alexanders des Großen ,

Kommentar dazu , ., , . , . . . .

Fauft zaubert einem Ritter ein' Hirfchgeweih auf

Die Rachedes Ritter? ,

Kommentar zu diefen Erzählungen .

Die Mantelfahrt nach München.

Kommentar dazu . . , . , . , .

Fauft und die Gräfin von Anhalt .

Daß Zauberfchloß

', .

Kommentar zu diefen Erzählungen .

FauftÖ Faftnacht , , . . , . . .

Die Befchwörung der Helena am weißen Sonntag .

Kommentar zu diefen Erzählungen ,_ . . . . ,

Fauft verzaubert dem groben Bauer die Wagenr'cider

Fauft frißt einen Wagen mit Heu fammt den Pferden

Fauft frißt ein Fuder Heu , . .

Kommentar dazu . *. .

Fauft macht eine Wirtsftube

Kommentar dazu . , . . 7-, . . . , . . .

Fauft verkauft fiinf Strohdündel als gemäftete Schweine ,

Kommentar dazu . , '. .* , . . . . . .

Fauft beträgt einen Roßtäufcher. ,

Fauft »verpfäudet einem Juden fein Bein .

Fauft verblendet raufende Studenten

voll betrunkener Bauern verftummen“

Seite

. .198

, 200

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Fauft betrügt einen Bauer . . , ,

Fauft verblendet einen, Vfaffen in Cöln .

Fauft zaubert eine Schüffel gefottener Hechte herbei

Kommentar zu dem Kapitel „D, Fauft ein guter Schütz“

„ „ .x „ „D. Fauft frißt einen Wirtsjungen“

Fauft köpft einen Hausknecht . . . . . , . .

Fauft tötet einen Gaukler auf der Frankfurter Meffe ,

Kommentardazu

Fauft hebt einen Schoß

Faufts Zaubergarten

_Kommentar dazu . . , . , . . . , . . ,

Fauft kuppelt durch Zauberei ein Liebespaar zufammen

Ein frommer Arzt fucht Fanfi zu bekehren,

Die zweite Verfchreibung Faufts . . . . .

Fauft bannt dem Arzt einen Voltergeift in'S HausKommentardazu....,.,.......Fauft verwandelt die Nafen feiner Zechgenofien in Trauben .

Fauft buhlt mit fieben Succubis . . , . . .

Fauft zeugt den Iuftus mit der Helena .

Kommentar dazu . . . . . . .

Faufts Teftament . . . , . . . . . . . , .

Fauft beklagt fein Gefchick und wird von Mephoftophiles verhöhnt

.Kommentar dazu , . .

Faufts letzte Leben-Periode- ,

FauftS Ende. . . . ..Der Spuk in Fauft-Z Haus

Kommentar dazu .-

. . , . . -. .

Die Widmann eigentümlichen Fauftfagen

Der Hund Vräftigiar . . . . , .

Kommentar dazu , , , . . . . . ,

Fauft reitet ein Faß Wein aus. einem Keller

Fauft ftillt eine Herde brüllender Kühe . . . , . .

Zunft kommt durch Zauberei in eine verfchloffene Stadt .

cFauft hat einen *Teufel gefchiffen . . . .

Lokalgefchi-htlicher Hintergrund diefer* Sage .

Fauft ergreift einen Regenbogen mit der Hand .. .

Seite

. 228

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230, 230

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. .246* , 247

. 248, 250

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_Lili/''

Seite

'Zunft bannt einen Wirt zu Gotha einen Voltergeift in? Hans . 25()

.Kommentar dazu . . . , , F251

Fauft verbannt einen Voltergeift . . . . . 256

Fa'ufts» Lnftjagd , . . . . . . . . . , . . , . 256

Das „fchöne Gewiilck“. , . . . . . . . . . . 256

Fauft bannt dem Freiherrn von Heloede bei Eisleben Jederwildin den Wald . . . . . p. . . . . . . . . 257

J-auft *fiihrt einen ihm befreundeten Edelmann aus türkifcher Ge'

fangenfchaft zurück . . . , . . ,- . . . . . . . "257

Fauft fiihrt *einen jungen Bfalzgrafen nnf einem Zanberroß nach

Heidelberg . . ., . . .- . . . . . . . . . 258

Kommentar dazu , ; . . . , . . 258

Sihlufz . , . . . . . . . . . . . . . . 258

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Varwort.

auft ift der Occnltift aller Occultiften. Und doch

hat man noch keinen Verfueh gemacht, feine Ge

fchichte, wie fie-uns die Zeitgenoffen und die alten

Fauftbiiiher iiberlie'fern, vom Standpunkt der

uwdernen occultiftifehen Foriehung aus zu beleuchten,

was doch fo unendlich naheliegend und *natur

,gemäß ift. Die? liegt einfach daran, 'daß die feitherigen Fanfi

forfcher keine Kenntniffe anf dem Gebiete des Occultisinusf und

die Occultiften keine Kenntnis der Fauftlitteratur befaßen, wie

denn iiberhaupt unter den Letzteren das völlige Vertrautfein mit

der älteren und gar mittelalterlichen Faehlitteratur bei nur fehr

Wenigen vorhanden ift.

Durch eine befondere Fügnng kam ich* dazu, feit etwa

27 Jahren diefe Fach- und zugleich auch die alte Fauftlitteraturgründlich kennen zu lernenf und eine Frucht diefer Befchiiftigung

bildet mein Fanftbueh. Über die dichterifche Verwertung der

Faufttradition ift. mehr als zuviel-volles und leeres Stroh ge

drofchen worden; ich

-laffe diefelbe'deshalb hiibfch bei Seite und

halte mich an die Gefehichtg wie fie die Zeitgenoffenf und an die

Tradition, wie fie die alten Fanftbiieher uns darbieten. Diele

l faffe ich von _dem oben dargelegten völlig neuen Standpunkt auf.

Zunachft höre ich

fämmtliche Zeugen iiber Faufts Exiftenz

abf wobei es mir durch die Beibringung von Faufts Promotion

in Heidelberg gelingt, die Frage bejahend zu entfcheidenf ob der

Georg Fauft des Trithemius und Rufus und der Johann Fauftder andern Zeitgenoffen und der alten Fauftbiicher ein und die

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felbe Verfon ift. Außerdem führe ich

noch viele neue, kultur

gefchichtlich wichtige und intereffante Beiträge zur Gefchichte Fauftsan, wie z. B. das iiber die mittelalterlichen Zauberfchulen Gefagtef

das von Luther iiber Fauft Ge'ciußerte, der Nachweis von Faufts

fchriftlichem Nachlaß njw. ufw.

Von der Gefchichte wende ich

mich zur Tradition, und meine

Bearbeitung der alten Fauftbiicher vom Standpunkt der modernen

occultiftifchen Forfchung aus- unter, erläuternder' Zuhiilfenahme"

zahlreicher bisher noch unbekannter und unbenuhter Quellen ift

völlig nen.

Um die Lefer in die Atmofphäre zu verfehen, in welcher

Leute wie Fauft, Agrippa, Varacelfus u. A.

m. lebten und in

der die Faufttradition entftehen konnte, war es nötig, ihnen ein

Bild der alten Magie vorzuführen, wie fie

thatfiichlich war. Zudiefem Zweck gebe ic

h

znnächft eine vor mir noch nicht gemachte

Zufammenftellung und Inhaltsangabe der unter Faufts Namen

'

umlaufenden Höllenzwänge fowie der aus dem Altertum und

Mittelalter erhaltenen Zauberbiicher. Diefer völlig Neues bietenden

Arbeit laffe ich eine fachlich wie kulturgefchichtlich gründlich be

handelte Darftellung der verfchiedenen hier in Betracht kommenden

magifchen Künfte folgen, wobei ich ftets die vor mir noch nicht

benuhten Quellen fprechen laffe. Diele Darfteflung kann als eine

Gefchichte 'der filtern Magie betrachtet werden und bildet eine

notwendige Ergänzung meiner Gefchichte des neuern Occultismus.

Den Schluß macht eine Darftellung und ein Kommentar der

dem großen Publikum ganz unbekannten Wagnerfage.

Was die Jllnftrationen anlangt, fo war meine Abficht, die

von den alten Meiftern zur Fanfttradition gezeichneten Bilder

getreu nach den Originalen mit den neuzeitlichen Hiilfsmittelnmöglichft vollftiindig wiederzugeben. Dabei will ic

h an diefer

Stelle den Herren 1)r; Carl Freiherr du Vrel, und 1)1-. RichardMother, Confervator des Kgl. Kupferftichcabinets in Miinchen,

welche es mir ermöglichten, meinem Buch das noch nicht nach dem

Original veröffentlichte Wagnerbild beizugeben, meinen beften

Dank abftatten.-

Außerdem gebe ich dem Werk noch Abbildungen

aus dem alten Höllenzwang und andere erläuternde Jllnftrationen bei.

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- .M11 *

f So hoffe ich ein! litterar- wie kultnrgefchimtl'ich nicht un

intereffantes 'Werk gefchaffen zn haben, welches feinen Wert auch i Ö

.für den ForfOer behält, welcher meinen occultiftifchen Standpunkt.

nicht teilt.

Meiningen, ini Oluguft1893.

Carl Kielewktter.

Kiefewetter, Faultbnch f

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.it-tutto- gelihirhtlirhe Perlon.

.Ki-[Wetter, Faufxbue). 1

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„Hört ihr Chriften mit Verlangen

Nun was Neues ohne Graue,

Wie die ehtle Welt thut prangen

Mit dem Johann Doktor Fauft.“.Fliegendes Blatt aus Köln.)

auftkommentare find heute zu Tage wohlfeil wie*

Brombeeren, und fogar die Zeilen in Goethes ge

waltiger Dichtung hat man gezählt; ja,

man hat

fich endlich dahin verftiegen- in den Verfonen der/ Tragödie nur Verfonifikationen philofophifcher Be

griffe zu fehen; aber um die zu allen großen und

verrückten Gedanken Anlaß gehende Verf on hat-man fich' herzlich

wenig gekümmert., Im Großen und Ganzen begnügt man fich mit

der Annahme, daß in der lieformationszeit ein oder mehrere

Abenteurer mit Namen Fauft gelebt haben, und fiihrt, wenn es

hoch kommt, die zeitgenöffifchen Zengniffe an, ohnezu verfuchen,

ob fich nicht aus denfelben ein einheitliches Bild herausgeftalten

läßt, welches uns den gefchichtlichen Fauft in ziemlich ficheren

Zügen darftellt. Und doch ift dies nicht allzu fchwer. Freilich 1

entfpricht die hiftorifche Verfon fehr wenig dem Fauftideal.

Der Name Fauft als der eines Zauberers begegnet unszuerft

in einem Briefe des berühmten Hiftorikers und Theologen Trithemiusvon Sponheim (1462-1516) vom 20. Auguft1507

an den kurpfa'lzifchen Mathematiker und Hofaftrologen JohannWirdung zu Haßfurt)) Derfelbe hatte viel von Fauft gehört

und erfahren, daß diefer nach Haßfurt zu kommen beabfichtige,

weshalb er fich an feinen Freund Trithemius7 welcher den Wunder

1) .70118111115'1'1-itbemii, abbntie Zyoubemieneje, epjetalakum fumiliurum

libri (inc), 1183611028 er offiaina yetki Ztubaebii, 1536. 40. [1,312. 119151.ll'ritb. 3a .lo-run. ?ir-(11111311111 (le [JL-retard, mutbematiauui (iaatineimum. -Wirdnng war einer der berühmteften Aftrologen feiner Zeit und hatte u. a.

guck) Melanchthons Nativitiit geftellt.

lei(.

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._4_.,

-mann kennen gelernt hatte, mit der Bitte um Auskunft wandte.

Trithemius ftellt dem Fauft von Würzburg aus folgendes fehr

unriihmliche Zeugnis aus, welches vielleicht von Kunftneid etwas

gefärbt m31)-

„Jener Menfch, iiber welchen du mir fchreibft, Georg Sabellicus,welcher fich den Fiirften der Nekromanten zu nennen wagteF if

t ein Land

ftreicher- leerer Schweißer und betriigerifcher Strolch, würdig ausgepeitfcht zuwerden, damit er nicht ferner mehr öffentlich verabfcheuungswürdige,und der

heiligen Kirche feindliche Dinge zu lehren wage. Denn was find die Titel,

welche er fich anmaßt», anders als Anzeichen des diimmften und unfinnigften

Geiftes, welcher zeigtx daß er ein Narr und kein Vhilofoph tft? So machte

1) 110m0 iiie, rie quo midi eeripeieti, Georg-ine 8abeiiieu8, qui se

ptineipem neeromuntiaorum (mana eat nominure, gyroyague,' buttoioguß etoireumeeliio eat: (tig-une, qui 'ether-muß ouetigetur, ne feinere (Leine-eye tumnekuncia et 1*)eele8iue eunetue eont-rukia pndliee nuclear protiteri. oma enimoljua sunt tituii, quoe Zjbj ueeumit, ni8i etuitieeimue ue neuen-ae mentißinelieie, qui Ze tut-tum, non pbiloaopbum oßtenciit? 8io enim titulum eibieouyenientem aidi format-ji: ding-inter (Jeorg Zerbellioue, kanst-.uejunior, t'onß neeromantieorum, dati-0103118, dlugue eeeunciua, eitiromaurieuo, ugromuntieue (offenbar Druckfehler-'fiir aeromnutieue), pyromuntieue,in 1176m arte (d. h

. in der Hhdromantie) eeeunciue. linie etuitum vominietemeritutem; quanta tei-Mur ine-mia, ut 8e touren) nec-romantiue profiteriprneeumut, qui tere omnjum bauer-um urtium ignurue, tatuum Ze potiuauppeiiure äobuiaaet, quam maxi-Strom. 8ec1 me non inter eine nequitin.("um anno priore (ie dien-eiiie ZranaenburZenZi reciirem (T, war von JoachimNeftor an den br. Hof berufen gewefen)7 bune ipsum bominem upuci (Xenon

busen oppicium ini-eiii: (ie quo me piura ciieebautut in kaupitio fri'oia, noneine magnet qjua temeritote ab eo [nommen. (Jui man, ut. me ucieeee aucti

uit„ fugit cie- noapitio, et. a nu110 peter-at; per-eucuieri, quoci 8e mein praeeenturet nepeotibue. '1'itu1um atuititue Zune, quulem aeäit m1 te, quem memo

raoinnm, per que'nciam einem m1 me quoque cieetinurit. Zet'erebunt quicium

in oppicio (i110) eueeräotee, quo() in muitotum praeeentiu (Liner-it, tantum ee

omnia eupientiae eoneeeutum aeientiam atque memoriam, ut, ai yoiumina.

Antonie et arietotelio omnia cum tote earunrpdiloeopbia in toto poriißßent ab dominant meiner-ia, ihre ano ing-eiiie, relut Lai-a8 alter klebt-muß,rentituere unit-emo. eum prueatantiore 'alex-et eleguntiu. kosten me Aeorueti existence Uerbipoiim "Mit, eaciemque 'unicato uetua in plurirnorumfertur ciinieee pruesontia, quoci (lnrioti Zain* nokia mix-main non Zint mir-nn

clu, ße quoque omnia t'ueere poeee, quue (iin-imma feeit, quotiee et quancio

eunque 7e1it. lu ultima quoque .nujue anni quacirugeeinm r-enit Zinni-one

num7 et ßimilio etultitiu xlotiooua (ie ee p011ieebatur ingentiu, (iii-ene, 8e

in ulenimiu omnium, qui tuerint unquam, 888e perfeetieeimum, et aeire atquep058e, quiequici bontinea opturerint. ?ae-that intereu munue eloeencii

aoli'oluetieum in oppiao mental-ate, m1 quoci 1*'ran8iaei ab Making-en, Linie-ipkioejpie tui, bominje mz-atienrum return pereupjcii, promotione fuji'. n8

oumptuu: qui mon net'unciioeimo t'otuieationia (im Original fteht der Druck

fehler t'ormationie) geriet-e, eum [mei-ie ricielioet, roluptuaxi eaepit: quo 8te

tim cieciueto in 1ueem tage poenam cleelinunit part-tum. Linea sunt, quemini eertieeimo eonetant te8tim0nio (le namine i110, quem tante rent-.raum

aeicierio praeetoiaria, x

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er fich folgenden ihm convenierenden Titel zurecht: Magifter GeorgSabellicus, Fauft der Jüngere, Quellbrunn der Nekromantenf Aftrolog,

Zweiter der Magier, Chiromant, Aäromant, Vyromant, Zweiter in der Hydromantie, - Siehe die thörigte Verwegenheit des Menfthen; welcher Wahnfiun

gehört dazuf fich die Quelle der Nekromantie zu nennen! Wer in Wahrheitin allen guten-Wiffenfrhaften unwiffend tft, hätte fich lieber einen Narren,

:denn einen Magifter nennen follen, Aber mir ift

feine Nithtezwiirdigkeit nicht

unbekannt. Als ich vor einigen Jahren!) aus der Mark Brandenburg zurück

kehrtef traf ich

diefen Menfchen in der Nähe der Stadt Gelnhaufen an, wo

-

felbft man mir in der Herberge viele von ihm mit großer Frechheit ausgeführte

Nichtsnußigkeiten erzählte. Als er von meiner Anwefenheit 'hörtef floh er al?

bald aus der Herberge und konnte von Niemand überredet werdenf fich mir

vorzuftellen. 7

Wir erinnern uns auch- daß er uns durch einen Bürger die fchriftliche

Aufzeichnung feiner Thorheit, welche 'er dir gab, iiberfchicfte. In jener Stadti

erzählten mir G'eiftlichef er habe in Gegenwart Bieler gefagt, daß er ein fo

großes Wiffen und Gediithtnis aller Weisheit erreicht habef daßf wenn alle

Werke von Plato und* Ariftoteles fammt all' ihrer Vhilofophie durchaus aus

der Menfchen Gedächtnis verloren gegangen wären, er fie wie ein zweiter

Hebräer Esra durch fein Genie fämmtlich und vorziiglicher als vorher wieder

herftellen wolle. Als ich mich fpäter in Speier befand- kam er nach Würz- 7

m :

burg und foll fich in Gegenwart vieler Leute mit gleicher Eitelkeit geriihmt , - “'

haben, daß die Wunder unfe'res ErlöferZ Chrifti nicht anftaunenswert feiert;

er könne Alle? thun, was Chriftus gethan habe, fo oft und wann er wolle.

In den Faften diefes Jahres kam er nach Kreuznach, wo er fich in gleicher

großfprecherifcher Weife ganz gewaltiger Dinge riihmte und 'fagte, daß er in

der Alchhmie von Allen, die je gewefen, der Vollkommenfte fei und wiffe und

könnef was nur die Leute wünfchten. Während diefer Zeit war die Schul: t

meifterftelle in gedachter Stadt unbefeßt, welche ihm auf Verwendung von

Franz von Sicfingen, dem Amtmann deine? Fürften, einem nach myftifchen ,in

1

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.

* - .x P;1

' l',g, ,

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1) Bisher nahm man allgemein an, Trithemius habe die Wege Faufts

im Jahre 1506 gekreuzt, indem man „anno yrjore“ mit „im vorigen Jahre"überfrßte.. Dies ift unrichtig; -eß muß heißen „in einem früheren Jahre" d

.

h,

alfo „vor einigen Jahren", denn Trithemius lernte Joachim Neftor 1503

auf -dem Kurfürftentage zu Frankfurt kennen und begab fich 1504 auf deffen

Einladung nach Cöln. Jin Hochfommer diefes Jahres folgte er ihm nachBerlin und kehrte im *Mai 1505 von dort in feine Heimat zurückf wobei er

Fauft bege nete. Seine Ankunft in Speier hinfichtli>f des in obigem Brieferwähnten ufenthaltes dafelbft

Ääflt

auf den 2,

Juni 1505. - Hingegenkann, "ein Zweifel walten,_ daß er Aufenthalt Fauft-Z in Kreuznach in daS

*

Jahr 1507 fällt. -- V l. über obige Daten das „Leben des Abtes Trithoim" .

in der, „Quartalfchrift ür ältere Literatur und neuere Lecture" von Cauzlerund Meißner. 11.-.Jahrg. Leipzig 1784.

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_6Tingen überaus gierigen Manuel), übertragen wurde. Aber bald darauf be

gann er init Knaben die fchiiudlichfte llnzucht zu treiben und cntfloh, als die

Suche ans Licht kani- der ihm drohenden Strafe. Das ift es, was niir nach

dem ficherften Zeugnis von jenem Menfchen feftfteht, deffen Ankunft dn niit

fo großem Verlangen erwarteft.

Ohne jeht *das Zeugnis des Trithemius näher zu bciprechen,

gehe ich

zu dein des Conrad Mudt, lateinifiert 111111311115 kinkaa

(wegen feines roten Haares fo genannt), über. Mutianus Rufus

(f 1526) lebte als Kanonikns in Gotha, war* ein Freund Rench

lins fowie Melanchthons nnd als einer der gebildetften Hnmaniften

bekannt. Derfelbe fchreibt in einem vom 7.

Oktober 1513 datierten,

an Heinrich Urbanus zn'

Klofter Georgenthal gerichteten Brief?)über Fauft:

„Bor acht Tagen kam ein geioiffer Chironcant nach. Erfurt mit Namen

i

Georg Fanftusf der Heidelberger Hall-gott, ein reiner Vrahler und

Narr. Seine und de'r wahrfagerifchen Auffchneider Vrofeffion ift eitel. Das

.rohe Volk bewundert ihn. Ich hörte ihn in der Herberge auffchneiden und

habe feine Frechheit nicht gezüchtigt, denn was kümmert mich fremde Thorheit?“

*Beide Zeugniffe verbiirgen die Exiftenz eines magifche Künfteausübenden Menfchen von fittenlofem, ausfchweifendem und prah

lerifchem Charakter namens Fauft, welcher bei ihnen jedoch - ab

i weichend von allen fpüteren Nachrichten- den Vornamen Georg

anftatt Johan-n fiihrt. Beide .fprechen ganz offenbar von ein

und derfelben Verfon, obfchon nach Trithemius der eigentliche

Namen des Zauberers Sabellicus gewefen und er fich die Be

zeichnung Armatur ,junior nur als eine Art Beinamen beigelegt

zu haben fcheint.

Diefer Umftand bringt Dünher zu der Annahme-i) daß

t'hatfiichlich unfer Zauberer vielleicht Savels - latinifiert, Sa

1) In der Sickingenfchen Familie fcheint die Neigung zu den Geheim

wiffenfchaften erblici) gewefen zu fein, Vrofeffor Kopp zählt in feiner „Alchemie" Bd. 2. S. 206 ff

.

mehrere Sickingen auf7 welche fich zu Ende des

vorigen Jahrhunderts noch mit Alchhmie befaßten.

2) (10111-710118 blutianue Ruine; lspietolae in V7. f[ente-eiii: Zapf»

lerneutum biatotiae (Jordan-1.6 primum. 1701. p. 95. 141p. 120: „llenitoetara 81111111() (lie guiciam abiramantjaue istpbarciieun, nomine (te0rg-in8kal-M118, Ueilnitbeua kleciebergeneie, .merue aetentator et katana. Line et

orunium (1ii7inaeuiarum 17-1118 eat prokereja. 1111.195 urilnirantur. - Lg() au

(Liri gurtientem in boeyjtia. blau eaetignri fantautieuu. (Juin niir-.na inennia 3a me.“

3) Scheible: Klofter 7. S. 32 ff

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..7*bellicus -

(eine Anlehnung an das Zaubervolk der Sabeller

oder an den 1506 geftorbenen italienifchen Humaniften Marcus'

Antonius Sabelli'cus verwirft Dünher) geheißen und fich nach*

einem fiir uns oerfchollenen, damals aber noch bekannten berühmten

älteren Magier namens Fauft hauatue junior genannt habe.Reichlin-Meldegg dagegen will in dem verfchollenen älteren

Fauft den bekannten Mainzer Buchdrucker Johann Fuft fehenI)allein mit Unrechtf denn-vor Ende des 17. Jahrhunderts findet

fich nirgends auch nur die mindefte *Andeutungx daß der fchlaue

Mainzer Kapitalift und Drucker teuflifcher Kiinfte geziehen worden .

fei. Erft lying. Joh. Georg Neumann fagt am Ende des fieben

zehnten Jahrhunderts in feinen „Cnrieufen Betrachtungen des fo

genannten 1). Fauftenslß'i) daß man zu feiner Zeit den hiftorifchen

Kern der Fauftfage in dem Mainzer Buchdrucler fuchen wolle,

und verwahrt *fich dagegen', daß derfelbe mit dem Zauberer „eon

tunciiret werde.“ Neumanns Bemerkung bezieht fich auf den

Altorfer Brofeffor der Theologie Dürr, welcher in .einem vom

Juli 1676 dotierten Brief an Georg Sigismund Führeri) be-*

hauptet, die ganze Fauftfage fei

eine Erfindung der Mönche,

welche den Buchdrucker Johann Fuft wegen des großen Schadens,

den er ihnen durch feine Kunft zugefügt habet als Zauberer ver

fchrieen-haben follten. Auch erwähnt er zuerft die bei Walchvorkommendeß) feder Begründung entbehrendai) angeblich von

dem Niederländer Heinrich Schorus herriihrende Sage, daß der

Drucker Johann Fuft in Yaris fiir einen Zauberer gehalten

worden fei. Ftir beide Behauptungen des Altorfer Vrofefforsfindet fich nirgends ein Beleg; ja

,

der bekannte bahrifche ChroniftAdentinus fchreibt fogar beziiglich der MöncheM)

'1)

Scheible: Klofter LL. S. 326 ff.

_ 2) Lateinifch zuerft Wittenberg 1683 unter dem Titel „biequjaitio bia

tonoa (ie Laurie praeetig-iutore, 'nige von Doctor Fauft." Deutfch; Leipzig 1702. Cap. 3

.

Ö 6.*

3) Vgl. J. G. Schelhorn; umänitatee 1itterariue, 1'726. S. 50-80.

*) Deer-ie t'abulurum. h'. 9,

178. 181. -

5) Vgl. Schaub. Erfindung der Buchdruckerkunft. l. S. 287 ff

o) Stnonieu n11 nun. 1447.

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„Wo die'fKunft nit erfunden wer worden f- weten die alten Bücher alle

verloren worden. Man will in den Stifftern und Klöftern nichts

mehr fchreiben; die haben vor Zeiten die Bücher gefchrieben, die Schul

auffgehalten." _ g

Auch der englifche Dechant Humphrey Vrideaux bringt zu

Anfang des18, Jahrhunderts den Zauberer Fauft mit dem

Drucker Fuft in Verbindung, indem er fagt:1)'

„Johann Fauft erfand zuerft die Buihdruckerkunft in Mainz, und weil

man ihn deswegen für einen Zauberer hielt, ward hier in England die Hiftorie

von ihm gemacht, die unter dem Namen Doktor Fauft herumging.“*

“Vrideaux ift

hier in einem groben Irrtum befangen, denn

Marlowes „Doctor kauetue“, den er offenbar meint7 tft aus dem

deuh'chen Volksbuch von 1587 entftanden und fchließt fich eng an

dasfelbe an. Bezieht fich aber Brideaux' Notiz auf die fpiiter zu

erwähnende englifche'Bearbeitung des deutfchen Volksbuihes. fo ift

zu benerkenf daß diefe beiden Bücher kein Wort über den Zauberer

Fauft als Erfinder der Buchdruckerei oder den Drucker Fuft als

Zauberer enthalten. Der Drucker Fuft kann alfo nicht als der

geheimnisvolle ältere Zauberer Fauft angefehen-werden, und die

Bezeichnung „Lauer-W junior“ muß eine andere Bedeutung haben.

Den Schljiffel zu einem richtigen Berftandnis der Bezeichnung

1i'auetue _junior giebt uns die Nachricht des Mutianus Rufus.

Derfelbe fchildert einen - wie oben 'fchon gefagt - mit dem

.ii-rannte ,junior des Trithemius identifchen Georg Fauft. welcher

wie erfterer auch durch gottesläfterliche Reden Anftoß erregt, denn

Rufus fagt in feinem Brief noch:

'

„Gegen .ihn follten fich die Theologen erhebenf anftatt. daß fie den Philo

fophen Reuchlin zu vernichten fuchen. Ich hörte ihn neulich in der Herberge

auffchneiden“ u. f. w.

'

Diefen Georg Fauft nennt Rufus nun den „HeidelbergerHalbgott", denn auftatt :kleimitbeue L-leciebergeume haben wirin der - wie fchon Dünger bemerkt'-') -* von Tenzel fehr in

korrekt beforgten Ausgabe der Briefe des Rufus ganz offenbarLlelnitbeue Zetjolbokseusjß zu lefen. So if

t kletielberga z. B.

die latinifierte Wortbildung, mit welcher auch Melanchthon, der

1) yet-lena!: „Altes und neues Teftament.“ (Deutfche Überf.) Berlin

1725, 4. Th. l. S. 221.

L) Scheible: Klofter, Bd. 7. S. 36.

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_. 9 ..

dort ftndierte*'

-was für die -Gefchichte Faufts nicht ohne

- Bedeutung ift - , Heidelberg. bezeichnet, und die Bezeichnung

der Halbgötter als hut-.980(- 'kommt bereits bei Hefiod 1) und Jfo

kratest) vor. Der* „Heidelberger Halbgott“ ift nun ,nicht als

eine ironifche'Äußerung des Rufus, fondern analog dem Titeldes Fauftus bei Trithemius als eine neue bombaftifche Bereicherung

desfelben, welche Fa-uft felbfi hinzugefügt hatte. zu betrachten.

Bereits Dünher faßt den „Heidelberger Halbgott“ in diefem Sinne

auf und meint, daß fich'Fauft_ wohl eine Zeit lang auf diefer

berühmten Univerfittit herumgetrieben haben möge. 3)

Und diefe Vermutung ift eine Thatfache, denn Fanft

hat in Heidelberg ftudiert. Reichlin-Meldegg hat- diefe Ent

decknng gemacht, ohne deren Tragweite zu erkennen. Er fagt:4)

„Nach einem Jnfkriptionsoerzeichnis der philofophifcheii Fakultät zu

Heidelberg _war ein Johann Fauft im Jahre 1509 bei ihr als lernendes

Mitglied 'eingefchrieben Ein Johann Fauft kommt in den eetia 1111110801111.

Ueiclellr 'kom [[1. 1701. 36-er unter dem Decanate des bring'. LaurentiusWolff' von Speier, Baccalaureus der Theologie im Jahre 1509, als der

*erfte unter denen vor, die am 15, Januar 1509 aa baoealaureatua graaum

(1e ria- matter-no, 01711118, quo“ 811])1'3. not-mm1, acimießi Zimt. Er ift mit

den

Worten angeführt: .10112111168 bauer e11 811119111. Außer ihm ftehen iu der

ielben Promotion noch 15 andere. f

Dies ftimmt völlig zur Angabe des tilteften Fauftbuches von

'1587, denn hier heißt es im erften Kapitel:

„Als 1)!, Fauft eines* gang gelernigen ond gefchwiuden Kopffsf, zum

ftudieren qualificiert vnd geneigt war, ift er' hernach in feinem &termine von

. den Lieotorjbur fo 'weit kommen, daß man jhm in den Magiftrat exa

miniert- ond neben ihm auch 16 ülag-istroe, denen ift er im Ge

höref Fragen und Gefchicklichkeit obgetegen ond gefieget. Alfadaß er feinen Theil genugfam ftudiert hat." -

Die Unioerfittitz wo diefe Promotion ftattfand, nennt das

alte Fauftbuch nicht, fügt aber hinzu, daß Fauft feine Studien in,Krakau fortfehte, womit alle noch zu nennenden Zeitgenoffen über

einftiinmen. Das Manufkript aber, wonach das ültefte

Volksbuch über Fauft kompiliert wurde, hat der Frankfurter Buchdrucker Spieß aus Shi-ier erhalten-:x

-

4) Hefiod: Werke und Tage. B. 160,

"1Jfokra_tes: Niere.. 1341811. 1594._11.

134. 452. 46411. 480.

3) Scheible: Klofterf Bd. 7. Zr.

4) Scheib-le: Klofter. Bd. xl. S. 330.

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__10_Spieß fagt in feiner zu Frankfurt a. M. vom.4. September

1587 datierten Vorrede, daß feit langem nach des „weitbeichrehten“

Zauberers Fauft. „der noch bet) Menfchen gedechtnuß gelebt“

Gefchichte große Nachfrage gewefen fei. Er habe deshalb nicht

unterlaffen, „ben Gelehrten ond verftändigen nachzufragen, ob

vielleicht dife Hiftorh fchon allbereit von jemandt befchrieben were,

aber nie nichts gewiffes erfahren können, biß fie mir newlich

durch einen guten Freund von Speier mitgetheilt und

zugefchickt worden.“ Nach ihr wurde das erfte Fauftbuch formuliert. Aus Speier aber fiammte Faufts Univerfitüts.

lehrer Laurentius Wolff, und die Annahme ift

nicht ausge

fchloffen, daß derfelbe Notizen über feinen berühmten und be-*

rüchtigten Schüler gemacht habe, die fich-- da er als katholifcher

Theologe unverehelicht ftarb_

vielleicht auf in Speier lebende

Verwandten vererbten, von denen fie Spieß erhielt)) Spieß

arbeitete feine Notizen- oder ließ es thun

-zu einem Roman

aus, der viele echte Züge. wie den auf die Promotion bezüglichen, ,

enthielt, ohne natürlich in" allen biographifchen Angaben hiftorifche' Treue zu beanfpr'uchen. Ja, es lag fogar in der Natur der

Sache, daß viele Details verändert werden mußten. So wurde-vielleicht aus Rücklicht auf noch lebende Verwandte Faufts

-fein Geburtsort nach Noda im Altenburgifchen verlegt, und die

allzeit gefchäftige Sage wob fpäter ihre Schleier noch dichter, als

die gefchichtliche Verfon ganz in Bergeffenheit geraten war; daher

ftammen z. B. die Angaben, als ob Salzwedel, Anhalt 2c. 2c. der

Geburtsort Faufts gewefen fei. Ähnlich erging es mit der Uni

oerfität, wo Fauft feine erften Studien machte, , Spieß verfchweigt

Heidelberg diskret, ohne einen anderen Namen zn nennen, wiih

rend der zwölf Jahre f'päter fchreibende Widmann das Studium

Faufts, welches naturgemäß in die Zeit vor der Reformationfällt, weil die Faufttradition einen noch fchrofferen, in jenem Zeitalter unvermeidlichen. polemifch-proteftantifchen Charakter, als fiebis zu Spieß befaß, erhalten hatte, nach Jngolftadt - der Hoch

burg der katholifchen Theologie _- verlegt.

1) Auf autobiographifche Notizen Faufts komme ich fpäter zu fprechen.

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Daß meine Konjektur.. Spieß habe verfchiedeue*biographifche

Daten aus Riickficht auf Verwandte Faufts verandert, keine allzu

kiihne ift,

ergiebt fich aus folgender Thatiache: Ju den „Hiftorifchen Remarqnen, liber D. Johann Fanftens, des

Schwartz-Künftlers, 'Gefiihrtes Leben, Und deffen Ansgang, Nebft andern fich hierbeh Ereigneteu- Begeben

heiten. Auch was fonft von Fauftens Büchern ohne Grundausge'ftreutworden“ (Zwickau. 1722) heißt es Seite 7:'

,Daß ini 16. Jahrhundert „das Fauftifche (jiefchlecht iin römifchen Reich

in gutem Angedenken und Flor gewefen".und „ftehet 1)r. Faufts als eines

Juriften Wappen in demjenigen Wappenbuch, welches 1579 zu Frankfurtam Main in 40 heraus gekounnen. Es enthält ini blauen Felde eine zn

gefchloffene Fauft (nach deln ,GefchlechtsnameW und über dein offenen Helmeinen Adler niit goldener Krone auf dem Kopie7 zweien ausgeftrectten Flügeln

nnd Füßen." _

Auch 1704 lebte ein fehr geachteter Mediziner 1)1-. Johann

Michael Fauft in. Frankfurt, welcher eine Ausgabe des englifchen

Alchhmiften Vhilaletha (Thomas Vaughan) veranftaltetei) Auch

der Frankfurter Chronift Lersner nennt eine alte Frankfurter

Vatrizierfamilie namens Fauft und bildet deren Wappen ab. »

Wenn nun auch die Frankfurter Familie Fauft nicht als Ber

wandte des Zauberei-ski nachgewiefen find, fo ift- es doch nicht

unmöglich, daß fie

iolche waren. Hat doch,_da nach dem Volks

buch Fauft ein Sohn armer .Bauersleute war, ein reicher Vetter

den begabten Jüngling *ftudieren laffen.-

Sicher'aber trug die

Frankfurter Familie den Namen des Zauberersf und zur damaligen

Zeit konnte fchon die Riickficht darauf Spieß beftimmen, diverfe

biographifche Daten der Originalnotizen zu verändern.

*

Aber nicht nur über den Ort, wo Fauft ftudier'tef fondern

auch iiber feinen Geburtsor! giebt uns 'die Notiz der Heidelberger

Univerfitätsakten Auffchluß. *Nach ihr ftammt Johann* Fauft_

„ex Zimern“. Unter Simmern verftehe ich

aber'nicht die Stadt

Simmern im Regierungsbezirk Koblenz, fondern das frühere

Fiirftentum Simmern refp. Pfalz-Simmern. Es diirfte vielleicht

S 43

11

)

Eckartshaufen: Auffchliiffe iiber Magie. Miinchen 1791. Bd. 11'.

*

L).

Auch in Schlefien exiftirte eineadelige Familie Namens Fauft. Indem meiningenfchen Soolbad Salzungen war bis voriges Jahr ein 1)r. Johann Fauft Biirgeruieifter.

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_.12'_'manchem Lefer auffallend erfcheinen, daß ic

h annehme, im Uni-Xverfitütsprotokoll fe

i

Faufts Herkunft nach dem Vaterland anftatt*

nach -der Vaterftadt beftimmt. “Doch ift

diefe Sitte, fich nach

dem Vaterland zu nennen, unter den Gelehrten des Mittelalters

fehr gewöhnlich; ich erinnere an die Theologen Lieb-mina 111131113,

281m8,- luombarciua (-f* 1164), Manne ab 1118u118 (*f- 1202),

an D11118 und *1110111161 80013118, an die Mathematiker [10116113118

111110011i811818 (ca. 1140): Leopold 'von Öfterreich (um 1200),

.10118111168 8111101110118 (um 1380), 11011110118 (ie 111188121 (-f* 1397),

.lolmnuee 111110111113 '011mg 1111118 (-f*

1477)f 00111611118 Gemma

bri8iu8 (1508-1558), Georg-1118 Joachim Lbütieu8 »(geb. 1514)

u. a. m., wodurch meine Annahme belegt und zulitffig wird. -Das Fürftentum Simmern gehörte aber feit 1436 zur Kurpfalz

mitfamt dem Städtchen Knittlingen und dem KlofterMaulbronn. Knittlingen if

t

zuerft im Jahre 835 erwähnt!) und ,heißt

anfänglich ('-uucielingeu, dann Rowling-911, (inutteiingen, nimmelingeu und Roaming-eu; Knittlingen zuerft im Jahre 1295. Es

wechf'eltc im Laufe der Zeit oft und viel die Herren, gehörte meift

dem Klofter Maulbronn zu und war famt diefem dem Bifchofs

ftuhl zu Speier untergehen?) Jin Jahre 1504 entfpann fich

der Reichskrieg wegen des bairif'chen Erbes gegen die Pfalz, den

Herzog Ulrich von Württemberg im Frühjahr eröffnete, und am

2. Juli 1504. wurde ,zu Knittlingen Herzog Ulrich das Klofter

Maulbronn famt dem eroberten pfülzer _Gebiet vertragsgemäß ab

getrete'n. Knittlingen aber ift

nach Zeitgenoffen Faufts»,

die ihn zum Teil perfönlich kannten, der GeburtsortFaufts, fo nach Johann Wier, Melanchthon u. a. m., welche wir

noch kennen lernen werden. Und zwar- herrfcht bei diefer Be

zeichnung feines Geburtsortes die entweder mundartliche oder durch

Berfehen aus .0nutelingeu entftandene Schreibart Kundlingenvor; erft Lerchheimer hat die richtige Form Knütlingenx?)

Es bleibt nun noch die Frage zu köfen, warum Trithemius

.1) Befchreibung des Oberamtes Maulbronn. Herausgegeben

i

*vom Köni l. ftatiftifmen Bureau. Stuttgart 1870. S. 240-252,

t) fchreib. d. Oberamts Maulbronn. S. 178.

3) „Chriftlich bedencken ond erjnnerung von Zaubereh- u. f. w, 1585.

Abfhnitt: „Bon gemeinen gauckelbuben." ,

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*-13'-*und Rufus den in Knittlingen geborenen und in Heidelberg ftu

dierenden Johann Fauft unter dem Namen Georg S abellicusLorraine junior, und Georg Fauft kennen. Die Löfung if

t

nicht,

fo fchwierig. Wenn wir bedenken, daß Fauft am 15. Januar1509 Baccalaureus wird und fomit ein junger Mann von etwa

zwanzig Jahren' ift, fo wird es wahrfcheinlichf daß er 1505- da

ihn Trithemius kennen lernte, als'Bacchant umhe'rftrich und zurBemäntelung feiner fchlechten Streiche den Namen Georg Sa

bellicusi) als nom (ie guerre fiihrte. Diefem Vfeudonym hängt _

er verbliimt feinen *wahren Namen Fauft an und will durch die

Bezeichnung „junior“ nicht auf einen älteren berühmten Zauberer

hinweifenf fondern nur andeuten, daß der Georgi) Sabellicus in

Wahrheit „der junge Fauft" ift. Demnach wäre der Zauberer

um das Jahr 1490geboren, womit eine fpäter zu erwähnende An

gabe eines Volksbuches, daß er 1491 geboren fei. übereinftimmt.

Als Bacchant oder älterer fahrender Schüler unterrichtete er wie

Taufend'e feines Gleichen kleine Schuhen, mit welchen fich der an

gehende Jüngling, als er in Kreuznach unter Siafingens Schußeine Schule aufgethan hatte„ jugendlichen Verirrungen hingegeben

haben mag. Dabei war erÖ wie der ganze Zaubermythus beweift

und* worauf wir noch ,ausführlich zurückkommen werdenF ganz

offenbar hervorragend mediinniftifch begabt und wurde deshalbvon' Freunden des überfinnlichen Vhünomenalismus, wie Wirdung

und Sulingen, aufgefucht. obfchon er die Mangelhaftigkeit feines ,

. Wiffens .und feine unverfchc'imte Vrahlerei Männern wie Trithemins und Rufus gegeniiber nicht verbergen konnte. g

),

Nach der

1) Mir- ift im Gegenfaß zu Dünßer um fo wahrfcheinl'icher, daß Fauft

fein Vfeudonhm dem oben genannten italiänifchen Humaniften entlehnte, weil

diefer viel über Magie gefchrieben und Fauft nach Angabe der alten Volks

bücherf wie wir feheu werden, mit Vorliebe die Schriften des Sabellicus ftudiert hatte.

2) ,Den Vornamen Geor entnahm er vielleicht der Georgica Virgils,

deren auf Magie beziigltche zahl ofe Stellen damals allenthalben citiert wurden.

3) Man vergleiche mit meiner Confei-,tur Widmanns Worte: (Fauftbuch,

Th. '[[1. Cap. 12)„„Jm 16. Jahr feines alters ftudierte er vnd trachtet na

Zauberer).

Jm vierdten Jar hernach wardt er 000i. in llleaioinu, anderthalahr znuor hatte erin Theologie. promovirt.“ -7 Wir erhalten da. wenn wir

Fauft als 1491 geboren annehmen, das Jahr 1506- wo er fich alfo wohl inWürzburg umhertrieb und7 wenn dies im Sommer gefchah, den Anfang des

Jahres 1509 als die Zeit feiner theologifchen Promotion, was mit obiger An:gabe der Univerfitätsakten ribereinftimmt.

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fchliminen Kreuznaiher Affaire läßt er fein Bfeudonhm Sabellicus

fallen; 'er wird in Heidelberg unter feinem wahren Namen infkribiert und gebraucht auf weiteren Zügen nur noch den falfchen

Vornamen Georg, bis er - durch den Erfolg ktihn gemacht-

auch diefen ablegt und der ftaunenden Mitwelt als der Zauberer

Johann Fanft gegenübertritt.

Als folcher begegnet er uns im Jahre 1516 _im KlofterMaulbronn wieder. Darüber» heißt esB)

„Im Jahre 1516 hatte Maulbronn einen Mann beherbergt, den zuerft

'die Volksfage und hernach eine lange Reihe deutfcher Dichter dem Reiche der

Wirklichkeit entrückt hat, der aber doch fo gut wie Jeder von uns Anfpruch

machen kann, gelebt zu haben: 1), Johannes Fauft aus Knittlingen. -Nach

“der Erzählung- die in Maulbronn noch geht, hat Fauft hier, eine Stunde von

feiner Heimat, zuleht eine Freiftiitte gefunden, und wirklich bemerkt ein altes

Verzeichnis der Äbte von Maulbronn zu dem Namen des Abtes Johannes

Entenfuß“-'-) (1512_1525)7 daß diefer feinem Landsmann Fanft Unterfchlauf

gegeben habe. Entenfufz und feine unmittelbaren Vorgänger waren gar große

cFreunde von prachwollein Bauwefen; wohl möglich daß ihrnfFauft Hoffnung

machte die leeren Geldkiften durch Künfte der Geldniacherei wieder gefüllt zu

fehen, Noch vor wenigen Jahren befand fich zwifchen dem Rebeutha( und

dem jetzigen Lberamtsgericht ein zugemauertes Laboratorium, das den Namen

Fauftkiiche trug, und auf dem öftlichen Eckthurm des Klofterzwingers, der bald

Fauftthurm, bald von dem darauf befindlichen Sommerhaus Luftthurm heißt,

foil er ein fchreckliches Ende gefunden haben.“'

1

Die Nachricht von Faufts Aufenthalt zu Maulbronn foll auch

nach Sattler 3) auf „guten Nachrichten" beruhen, Jndeffen ift

nur Faufts Aufenthalt zu Maulbronn während der gedachten Zeit,_

keineswegs fein fagenhaftes Ende, das eine Anzahl Orte gefehen

haben wollen, nachgewiefen.

Ganz im Gegenteil taucht Fauft nach ,dem Jahre 152() in

Erfurt wieder auf, ohne daß man jedoch das Jahr genau be

ftimmen könnte; ja es bleibt fogar fiir die Konjektur ein fehr

weiter Spielraum, infofern fich die o'bige Zeitangabe nur aus

1) Schott: Befchreibung des Oberamtes Maulbronn. Vaihingen 1841.

8. S. 19,

"2) Entenfuß war aus Unteröwisheim, 2 Stunden von Knittlingen, undJugendfreund und Schulkamerad Faufts. Reichlin-Me'ldegg bei Scheible:Klofter. Bd. L1. S. 330.

3) Sattler: Hiftorifche' Befchreibung des Herzogthums Würtemberg

UL. 192.

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16_der Dauer der Amtsthütigkeit des Erfurter Guardians des Fran

ziskanerklofters und Dompredigers 1)r. Klinge, welche in die

Zeit von 1520-1556 fällt. und dem ungefähren Todesjahre

Faufts, 1539, erraten läßt.Die Nachricht entftammt einer ungenannten Erfurter Chronik

und wird von Motfchmann in feiner Trier-clio liter-ita eonti

nnatal) beigebracht. Da das vermehrte ältefte Fauftbuch faft

wörtlich mit der chronikalifchen Nachricht iibereinftimmt, fo ver

mutet Dünhenk) daß der Verfaffer der Chronik feine Fauftanek

doten dem Volksbuch entnommen habe; dem fteht aber entgegen,

daß das ältefte Fauftbuch von 1587 kein Wort von Beziehungen „

Faufts zu Erfurt weiß, und daß der Verfaffer des vermehrtenFauftbuches fomit aus einer diesbezüglichen Quelle gefchövft haben

muß. Die Sache liegt alfo in Wirklichkeit wohl fo, daß die

Nachricht des vermehrten Fauftbuches faft wörtlich der Erfurter

*Chronik- und nicht umgekehrt - entnommen wurde. Auch if

t

die Faufttradition noch heute in Erfurt fo lebendig, wie fie es

wohl nimmermehr fein würde, wenn Fauft dort- nicht wirklich'

gelebt und Auffehen gemacht hätte, fondern-

fo zu fagen *

nur hingedichtet worden wäre. Bemerken will ich

noch, daß

Vfißer, dem offenbar viele aus Faufts Zeit herrührende 'Akten und

Briefe zu Gebote ftandeu, fagt, Fauft habe feinen Freund, den

Magifter Eafpar Moir- bei feiner Verfehung an die Univerfität

Erfurt begleitet. 8)

'Motfchmann fagt alfo:- a

„Sonft habe ich in vorgedachter Chronik gefunden, es fer) diefer 1)r.

Kling gebraucht wordenf den berufenen Schwarykiinftler br.Fauften von feinem

*

Jrrweg zu bringen. Ich will die Erzählung fo,

wie ich fie gefunden habe,

hierherfehen und das Urteil dem Lefer überlaffeu, es ift aber diefelbe folgen

dermaßen: Es ,machte aber der Man der Waffen fo viel, daß die Stadt und

das Land von ihm fchwatzte, und manche vom Adel auf dem Lande ihn gen

Erffurth nachzogen, und begunte fich die Sorge zu findenf es möchte der

Teuffel die .zarte Jugend und andere einfältige verführen, daß fie auch zur

fchwarßen Kunft Luft bekämen und fie vor eine Gefchwindigkeit halten mögen 4),

1) Zweite Fortfeßung. S. 373-375,

f) Scheible: Klofter, Bd. 7. S. 78.

3) Widmann-Vfiherfthes Fauftbuch, Th,1.' Cap. 36.

4) Alfa fchon damals war Gefchwindigkeit keine Hexereil

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_-17 _,

und fich denn der Zauberer im Enkerl) zu einem Jnmier, der ein Vapift

war, hielt, als wurde Anleitung gegebenf daß fich doch der benachbarte Mönch1)!, Klinge an ihm berfuchen nriichtief ob er ihn von Teuffel reiffenf nnd be:

kehren könne. Diefer Franziscaner thats, fand fichmit herben, redete erft

freundlich, fodann hart mit ihm, und erklärte ihm Gottes Zorn und ewige

Verdamrnnis, fo ihm auf folchem wefen ftünde, fagtef er wäre ein fein ge

lehrter Mann und könnte fich mit Gott und Ehren wohl fonften nehrenf da

rum folte er fich von foleher Leichtfertigkeit, dazu er fich vielleicht in feiner

Jugend den Teuffel hätte bereden laffen, abthun und Gott feine Sünde ab

bitten, folie hofienf er wiirde alfo Vergebung feiner Sünde erlangenf die Gott

keinem noch verfchloffen hätte. Ur. Fauft fagte: Mein lieber Herrf ich erkenne,

daß ihrs gerne gut mit mir fehen möchtet, weiß auch das alles wohl, was ihrmir jeßt vorgefaget, ic

h

habe mich aber zu hoch berftiegen und mich mit

meinem eigenen Blute gegen den Teuffel verfchrieben, daß ich mit Leib und

Seel ewig feine wil fehn; wie kann ich denn nun zuriickef oder wie kan 'mir

-geholffen werden? 1)): .Kling fprach: Das kann wohl gefchehenf wenn ihrGott um Gnad und Barmherßigkeit ernftlich anruft, wahre Ren und Buffe

1hutf der Zauberei) und Gemeindfchaft mit dem Teufel euch enthaltet, und

niemand ärgert, noch oerfiihret. Wir wollen in nnfern Klofter vor euch Meffehalten, daß ihr des Teuffels wohl laß werden follet. Meß hin, Meß her,

fprach Ur. Fauftus, meine Zufage bindet mich zu hart z fo habe ich Gott mut

wiilig verachtet, bin meinehdig und treuloß an ihm worden, .habe dem Tenffel

mehr geglaubet und getrauet, denn ihm, drum ich zu ihm nicht wieder kommen,

noch feiner Gnade, die ich verfcherßet, mich getröften kan. Zudem wäre es

nicht ehrlich noch mir riihmiich nachzufagen, daß_ ich meinen Brieff'und Siegel,

fo doch mit meinem Blut geftellet, wiederlauffen folltex2) fo hat mir der

Teuffel redlirh gehalten, was. er mir hat zugefaget und verfchrieben. Eh

fagte der Mönch, fahre' immer hin, du berfluchtes Teuffels Kind, wenn du dir

nicht willft helfen laffen und es nicht anders haben. Gieng darauff von ihme

zum [tec-take Magnifica, zeigte es ihm an z hierauf ward der Rath auch hier":

von berichtet und Fauft aus Erffurth gefchafft. Viß hierher gedachtes Chronicon.

'

In einer auf Seite 372 feines genannten Werkes befindlichens

Anmerkungfagt Motfchmann noch weiter:

„In jener Chronic werden noch die( epeejalia erzehlet, die fich mit 1).

Fauften in Erffurth fallen zugetragen haben: Alfz daß er fich bei dem großen

(lollegia hier felbft eingemiethet nnd mit feinen Großfpreehen fo viel erlanget2

daß er fich auff öffentl. Katheder dörffen hören laffenf da er den klamm-um er

kläret, und die darinne vorkommende Kriegs-helden ordentlich befchrieben, wie

fie

ausgefehen, weswegen ihn die Studenten erfuchet, es durch feine Kunft

f1

) Ein „zum Ancker“ genanntesL noch ftchendes Haus in der

Schlöfferga fc.

'*') Auf die mhfteriöfe-n, Watte werde ich znrüäkommen,

Mefewetter* Faufwnch.

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f- 18 -

dahin zu bringen, daß fie

folihe wirklich fehen könnten. Al?: er nun diefelbige

auff eine Meine-“001103111111 beftintmet *feh immer einer nach den andern von

den gedachten Kriege-helden in's enciitorimn hineingetreten, endlich fer) auch

der einiingigte Niefe yalypbeinne mit einem fener'rothen“langen Barthe, und

einen Menfehen, deffen Schenckel noch zum Manle herausgezottet, freffend,

kommen7 der mit feinem Anhlicke alle fehr erfchrecletf auch nicht wieder fort-

gehen wollen, fondern er habe' mit feinem groffen eifernen Spieffe auff den

Erdboden geftoffen, daß da3 ganze Quintet-juin erfchüttern' fa er habe ein paar

mit feinen Zähnen anpacken wollen. 1) Deffgleichen wird erzehletf daß" nicht

lange *hiernach eine yr0rn0ti0 Ilagietrermn getoefen, da in Behfehn der Theo

lagen und der Abgefandte des Rath? der Dieenre dorgefaflen, daß fo viele

von denen Oemoeciien des Mann und 'Lerentii verlohren gegangenf dWman

bet) der Jugend wohl brauchen könte, wenn fie

noch vorhanden waren. Da

habe L), Fauft fich erbothen, wenn e'a' mit Erlauhniß derer 'l't1601030rnn1 und

g ohne feine Gefahr gefchehen könne, wolte er alle verlohrne (Zoinoeäien wieder

vorlegen auf einige Stunden langF daß man fie in Eil durch einige Ztnclioeae

könne ahfchreiben laffen; (Eine Vrahlerei, die genau mit der von Trithemiuß

beziiglich der platonifchen und' ariftotelifcher.“ Schriften gemeldeten iiberein:

ftimmt.) Es 'hiitten aber weder die ,'l'nealagi noch die Rathsherren folchen

Vorfmlag annehmen wollen.“-') Ferner wird gemeldet, daß fich 1). Fauft

1)

Diefer Vorgang kann vollftiindig hiftoriföh nnd dnrch die [interna [na

gina erfliirbar fein, da an Maierialifationen hier nicht zn denken ift. Dennzur Zeit Fauftß war die lNLtSL'llL inagiea und (Kenner-a 011301413 Einzelnen bekannt. So fchreibt FanftÖ Zeitgenoffe Cornelius Agrippa infeiner lFnilaeopnia 0eenlta, (iii). l. (lay. 6: „Es giebt gewiffe Spiegel, dura)die man in der Luft, auch ziemlich entfernt von den Spiegeln, beliebige Bilder

hervor-bringen kann, welche von nnerfahrenen Leuten fiir Geifter oder die

Schatten Verftorbener gehalten werden, wiihrend fie

doch nicht? andere? findins leere, von Menfchen hervorgebrachte, alle?? Lehen? entbehrende Spiegelbilder. Auch tf

t

ee'. eine bekannte Sache, dafi man an einem völlig dnnkeln

Ort, in welchen nur durch eine fehr kleine Oeffnnng ein Sonnenftrahl dringendarf, auf einem in daS Licht diefeÖ Strahl? gelegten weißen Papier oder einem

flachen Spiegel Alles fehen kann- was draußen im Sonnenliehte vorgeht.“ »

UebrigenZ erzählt auch der i533 geftorbene Franz Vico von Mirandolain feinem Buch ))e return praenetiane, daß vor etwa 50 Jahren ein Zauberenwelcher einem Fiirften die Belagerung Troja? und den Zweikampf zwifchenHector nnd Achill gezeigt habe, vom Teufel geholt worden fei. _

'-'f Lercheimer hat in feinem „Bedenken von der Zauberei", Cap. 5

eine ähnliche Stelle, welche man vielleicht auf Fauft beziehen könnte. Erfagt: „Vergleichen gefel( war newlicher zeit einer in Deutfehland, der fonftongelehrt auff diefe weife biicher dichtetef in deren einem er bekannt, ond

rhümmt er hab etwaä- auß hiichern genommen, die nicht gefchrieben find. Daslautet vnglauh'lich7 dannoch kane. fetm, wann manZ von büchern* verftehet die

etwan fiirhanden getoefen, nun aber vmbkommen ond ond-ergangen find, die

der teuffel in'*gedechtnuß hat vnd anßwendig kan. Der bube war bet) einem

großen Herrn in befonderm anfehenf den er betrogenf wie andern offt ge

fchehen vnd gefchihet, wann fie

folchen leckern glauben vnd fie

auffhalten. Zinnanfang lefzt eÖ fich mit jenen an, als fen-es etwa?, fo es doc() nichts ift;wer-et nicht lange, nimmt bald ein befchiffen end.“

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+19;

1714. 1701:

öfters bet) einem Juncker' zum Ancker in der Schlöffer-Gaffe aufzuhaltenpflegen. als nun felbiger cFauft) nach Prag verreißet worden. und die bet)

dem Juncker verfammelte_0omyagnie von_- ihm gefprochen und gewünfchet. daß

er bei) ihnen fehn möchte. feh er bald geritten gekommen. da denn fein Vferdim.Stalle nicht können fatt gemacht werden. er aber habe aus dem Tifche

allerhand Weine. nach derer Gäfie belieben. herausgezapfet. biß er gegen

Morgen mit feinem Pferde. welches durch helles Wiehern die _Zeit des Ab

marfches zu verftehen gegeben. fich gegen Morgen in die Höhe gefchwungen

und wieder nach Vrag geritten. So foll er auch in feiner Wohnung bey* St.

Michael (der Michaelskirche). da er mit vielen Gefcheuken von Vrag zurück

gekommen. Gäfte zu* fich *geladen haben. und da' bey ihrer Ankunft nicht .die

geringfte Anftalt zur Bewirthung gewefen. fo habe er fie

doch mit Hülffe feines

_Geiftes auf das properete mit Effen. Trinckeu und Mufik traetiret.“

Auch das Fauftbuch von 1587 kennt diefe Gafterei..welche

in ihm jedoch fehr allgemein nach ..Düringen“ verlegt wird. ohne

daß von Erfurt die Rede ift.

Wie bereits gefagt. ift in Erfurt die Faufttraditiou noch fehr

lebendig. Jedes Kind kennt das Wohnhaus Faufts und das von

_der Schlöffergaffe aus einmündende ..1)r. Fauftgäßchen“. durch

welches kaum drei Fuß breite GäßchenFauft mit einem mächtigen.

von vier Vferden gezogenen Baumftamm gefahren fein foll. Alsaber ein Mönch dazu kam und einen Exorzismus fprach. (es follder Auguftiner 1)r. Luther gewefen fein.) verwandelte fich das

Blendwerk in einen von vier Hähnen gezogenen Strohhalm.-

Noch 1876 fand ich in Erfurt die Sage lebendig. daß Fauft im

1)r.Fauftgäßchen und dem Anker. wo er zum Fenfter heraus

fehe. fpuke.

Eine beftimmte Angabe. daß fich Fauft im Jahre 1525 in

Leipzig aufhielt. begegnen wir bei 11122. Johann Jacob Vogel.

welcher in feinen Leipziger Annalen m1 ann. 1525 fagt:))..So gehet auch die gemeine Rede. (welcher ein alt gefchriebenes Leip

zigifches Ehronicon behpflichtet) daß der bekandte Schwarhkiinftler 1). JohannFauft. vermittelft feiner Kauft. ein mit Wein gefülltes Faß. welches die Weißkittel herausziehen follen. aus Auerbachs Keller auff die Gaffe geritten."

Auffallend ift die Jahreszahl 1525. weil das Widmannfche

Fauftbuch diefes Jahr als das Anfangsjahr einer regeren Thätigkeit Faufts augiebt. infofern es in dem Abfchnitt

1) J

JCVNgel:Leipzigifches Gefchicht-Buch oder Annalen. Leipzig.

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,_* 201.

„Zu welcher 'zeit Doctor Fauftus feine Schwarßkunft habe, bekommen

vnd geiibet" heißt: „In dem far aber nach Chrifti geburt 1525, da er fich

fchon zuuor mit Leib und See( dem Teuffel ergeben hat, ift er erft-recht auff

getretten7 da er den fich menniglich hat offenbahrt7 auch Lande ond Städte

durchzogenf da man von ihme überall zu fagen hat gewuf ."

Bemerkt zu werden verdient, daß das Fauftbuch von 1587

*keine Silbe von einem Faßritt - weder in Leipzig, noch anderswo-weiß. *Das vermehrte Fauftbuch von 159() kennt einen Faß

_ritt

in Leipzig, aber nicht aus Auerbachs Keller, desgleichen

L,

Widmann 1599 und Vfißer 1674. Erft Vogel beruft fich 1714

mit feiner Angabe, daß der Faßritt aus Auerbachs Keller ftatt

gefunden habe, auf eine alte gefchriebene LeipzigerChronik. - Ich laffe

Vogels Angabe in Ehren, aber deswegen braucht die Tradition_-

von Auerbachs Keller doch keinen gefchichtlichen Hintergrund in

einem Aufenthalt Faufts dafelbft zu haben,

Als beweifend für die Tradition follen bekanntlich dort die

beiden, den cF-aßritt und das darauf »folgende Bacchanal dar

ftellenden Bilder

welche die Jahreszahl 1525 und folgende Unterfchriften tragen,

gelten:-

- „Doctor Fauftus zu diefer Frift,

Aus Auerbaihs Keller geritten ift,

Auf einem Faß mit Wein gefchwindf

.Welches gefehen viel Mutter Kind,

Solihes durch feine fubtilne Kunft hat gethan

Und des Teufels Lohn empfangen davon." 1)

nnd das Diftichon:

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-21_„fire, bihe. 0bgraegare. meiner. k'nneti bujne er [wine19061188: mietet elancio'bnee, net erat; mania, genau.“

was Dünher iiberfehM)>

„Trinke und lebe in Luft, doch dentedes Fanftes und feinerF

Strafe, die lahm nachkamf aber gewaltig ihm *kam/'3)

Der Umftand, daß die_ Bilder die Jahreszahl 1525 tragen7f

foll ihre Entftehung in -diefem Jahre beweifen; fie

follen reftauriert

worden fein in den Jahren 1636, 1707 und 1759.4)_- Ich

aber vermute- daß fie

'-1636 erft gemalt find, weil' die Tracht

der Studenten auf denfelben genau jener Zeit entfpricht7

nimmerm'ehr aber dem Jahre 1525, und ein in dem lehteren

Jahre lebender Maler konnte unmöglich eine hundert Jahre fpitter

übliche Tracht anticipieren. Aber die Sage von AuerbachsKeller wird durch den genannten. Annaliften Vogel felbft wider

legt, welcher act ann. 1530 fagt:„Diefes Jahr if

t

Auerbach? Hof* yon. Herrn Heinrich Stromer, fonft

Auerbach genannt7 der Vhilofophie nndMediein Doc-tote und Deeanof vor

nehmen Ratsglied, anchChurfürftlich Brandenburgifchen, Mainzifchen und-

Churfürft Friedrich zu Sachfen gewefenen hochbeftellten Leibmedico erbaut

wordenF wie Schneider S. 130'bez'euget."

Wenn aber Auerbach? .Keller erft 1530 erbaut ift, fo kann

Fauft nicht 1525 in ihm feine Schwänke getrieben haben.-

2) .Scheible: eignen Bd. r. S. 40,

1) u. 3) Wie kann alfo die Jahreszahl der Bilder ,15257 echt fein, wie

Stiegliß und Reiihlin-Meldegg behauptenf da von Faufts um 1539 fallendenTod die Rede ift?

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*) Scheible: Klofterf Bd, 7._ S. 40.

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_22._Offenbar exiftierte zu Anfang des 17. Jahrhunderts eine auf

Faufts Faßritt aus Auerbachs Keller - wie aus *Vogel erfichtlich-bezügliche. freilich irrige Tradition. welche vielleicht im Jahre

_1636 der fpekulative Wirt benuhte. um in einer Zeit. wo FauftsName in aller Mund lebte. und wo man jedes Wort der- Volks

biicher für bare Münze nahm. .feinem Lokal erhöhte Anziehungs

kraft bei Einheimifchen und Meßfremden zu geben. - Die Jahreszahl 1525 if

t obiger Stelle" bei Widmann oder der Tradition

entnommen. um das Alter der Bilder glaubwürdiger zu machen.

denn keine Ausgabe des Fauftbuches fagt. daß der Faßritt in

diefem Jahre gefchehen fei. .

Vermutlich in dem gleichen Jahre - 1525 »-treffen wir

Fauft in Bafel an. wo der 'proteftantifche Theologe JohannGaft mit ihm fpeifte. Daß dies im Jahre 1525 gefchah. macht

eine Stelle der Dedikation des „7110111118 8eeunc1u8 eonriralium

aermonum. pur-tim er prodatieeimie 1118t0riogranl1i8. purtim

enemplie innumerie. quae noZtro eueeulo *aeoiclerunn eongeatue.

ocnnidue rer-trum rirtutum 8tuci1'0818 utilioeimue“ wahrfcheinlich.

Denn in diefer Widmung an Eonrad Humprecht fagt Gaft. daß“

er mit demfelben' bei'dem bekannten Bafeler Buchdrucker Adam

Vetri logierte. der ihm ..in den kläglichen Zeiten des Bauernkrieges außerordentlich-viel Gutes gethan habe.“

- Gaft erzählt

zunächft eine Fauftanekdote. welcher vielleicht ein mediumiftifcher

oder ein Spukvorgang zu Grunde liegt:1) -

1) 1141. 1548. Nom. 11. p. 280 ti'. ,.1)e lfm-Sto neoromuntioo, Diner

titur sui) noetem in- eoenoviuln quoclciam radio (lines. pernoetuturus illie,

1-'ratereu1u8 upponit illi olle 7inum, penciulum et nil1il gratiue dubeno. Logut kauetua, ut en raue alter() hour-jut. meliua oinum, quoä nodjliduß tiereeoneuererat. hrutereulue mon ciinit: Sinnen] non dubeo. k'rior (tor-mit, quemenßuooitnre piueulum eat. Kemal-.118 inquit: (1111768 _faeent in ungulo, 118.8

nec-.ine et 178.8 jllucl m1 Zinietrurn [eine uperi et unter mini potum. KratereuluZ rammt, 51m non e886 eommieeum e

r Vriore (111m1 oinum noopitidua proponere. hauotua iin auciitie iratue ciixit: ?wenn breri momento mike, indoßpitulis t'rateroule. .ahnt Zummo mane inealutato lioepite. irn ueeenßue.ae immjßjt autonom quenciam kuribuncium, aie noeteque in ooenodio per-stre

pentem omnia. morentem tant in eoeleoiu. quam in ipaie nabitationibue mo

naedorum uäeo. ut quietem null-1m heitere poaeint, quocieunque negotiumuttentarent. Vunclem cielibernrunt. an eoenobium e88et relinque'ncium, automnino pereuocium. kalatino ituque ßeripeerunt (1e int'ortunio i110, quotonebuntur. (Jui ooenobium in 81mm reeepit ciekenajonem, nbz'eetie monnoirie,

quidua aljmenta praeatut in eingulocz unnoe, reliquu eibi 881'781, Want qui

ciuin. etßiuclliuo 110m9 mont-tobi ooenobium intrent, toutes turbationee lieri.ut quietem ineolenteß dabei-e non poeeint. 110e nor-it Zutun inetruere.“

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„Vom Nekromanten Fauft."

„Einft kehrte er in ein fehr reiches Klofter ein, um dort zu übernachten.

Ein Bruder feßte ihm gewöhnlichen, fchwachen7 nicht wohlfchmeckenden Wein

vor, Fauft bittet ihn, ihm aus einem andern Faffe beffer fchmeckenden Wein

zu geben, den er den Vor-nehmen zu reichen pflegte, Der Bruder fagte da

rauf: ,Ich habe die Schliiffe( nicht. Der Prior fchläftf und ich darf ihn nicht

aufwecken. Fauft erwiderte: -Die Srhlüffel liegen in jenem Winkel; nimm

fie

und' öffne jenes Faß auf der linken Seite und bringe mir den Trunk.

Der Bruder weigerte fich z er habe keine Erlaubnis vom Vriorf den Gäftenandern Wein zu geben_ Als Fauft dies hörte, fprach er; Binnen Kurzem

wirft du Wunderdinge erleben, du ungaftfreundlicher Bruder! Am friiheften

Morgen ging er voll Erbitterung wegf ohne zu grüßen, und fandte in das

Klofter einen wütenden Teufel.- der -Tag und Nacht lärmte und in der Kirche

wietin den Zellen der Mönche Alles iu Bewegung feßtef fo daß fie keine

Ruhe hatten x was fie

auch anfingen. Endlich be'rieten fie

fich ,' ob fie das

Klofter verlaffen oder es ganz _zerftören follten. Siefmeldeten alfo dem Pfalzgrafen ihr Mißgefchick. Diefer nahm das Klofter unter feinen SchußF indem

er die Mönche' heraus-trieb, denen er jährlichf was fie

bedürfenf zukommen

laßtf indem er das .Übrige (für fich behält. Einige behaupten, daß auch jeßt

nochf *wenn Mönche *ins Klofter kommen- ein folcher Tumult fich erhebe, daß

die Einwohner keine Ruhe haben. Solches weiß der Teufel zu veranftalten."

Ju der Zimmerifchen Chronik ([1] 604.) wird derfelben Be

gebenheit mit folgenden Worten gedacht:

* *

„Den manchen zu Luxhaim im *Waffichin (Wasgau) hat er (- Fauft--, von deffen nach diefer Chronik fpäter 'noch zu fchildernden Ende an diefer

Stelle derfelben die Rede ift,) ain gefpenft in das clofter verbannet, defen fie

in oil. jaren nit haben kiinden abkommen und fie wunderbarlich hat moleftirtf

allain deeurfach, das fie ine einsmals nit haben wellen iibernacht behalten,

darumb hat er inen den unruebigen Gaft gefchafft, zugleich wie man fagt, das

dem vorigen apt von Diefenberg auch ain follichs gefpenft von ainem

neidigen barenden fchueler fein zugeruft und angehenkt worden."*

Auffallend ift, daß im Fauftbueh ebenfalls mehrere Erzählungen

vorkommen, wie Fauft einem Wirt in Gotha, deffen Frau er ver

fiihrt hatte, und einem alten Mann, welcher ihn feines Lafterlebens wegen zur Rede feßte, einenVoltergeift insHaus banntf und

auch Melanchthon-wird_ wie wir bald fehen werden -* mit einem ähn

lichen Vorgang in Verbindung gebracht. Wir werden f3. auf die diefen

'Nachrichten vielleicht zu Grunde liegenden Thatfachen zurückkommen.

Die auf Faufts Aufenthalt in Bafel beziigliche Anekdote, in

„welcher wir dem Zauberpferd wieder begegnen und die erften

:Spuren von Mephifto und Vriiftigigr antreffen, lautet bei GaftM)

l 1) Gaft a. a.O. „Alina (ie Lt'aueta exe-nylon). Leslie-te num i110 coe*

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.,- - '.'ic. .

„Ein anderes Beifpiel von Fauft: Als zu Vafet mit ihm im. großen

Collegium fpeifte, gab er dem Koch Vögel verfchiedener Art, von denen ich

nicht wußte, wo er fie gekauft oder wer fie ihm gegeben hatte, da in Vafel

damals keine verkauft wurden, und zwar waren es Vögel-- wie ich keine in

unferer Gegend gefehen habe. Er hatte einen Hund und ein-Pferd bei fich,

die, wie ich glaube, Teufel waren, da fie Alles verrichten konnten, Einige.

fagten mit) der Hund habe zuweilen die Geftalt eines Diener-s angenommen

und ihm Speife gebracht. Der Ele-ide endete auf fchreckliche Weifef denn der

Teufel erwiirgte ihn; feine Leiche lag auf der Bahre immer auf dem Geficht

obgleich man fie

fiinfmallumdrehte." l

*

Drei Jahre fpiiter *- im Jahre 1528 *- begegnen wir einer

merkwürdigen Nachricht in den Briefen *des Heinrich CorneliusAgrippa von-Netteshehm, wo diefer, damals im Dienfte der

Mutter von Franz 1.

ftehend, erzähl-t, daß am franzöfifchen Hofein *Zauberer aus Deutfchland eingetroffen fei, von welchem man

fich alle die Zauberkiinfte verfprach, welche die Tradition Fauft

zufchreibt. Ich trage kein Bedenkenr diefe Nachricht anf Fauft

felbft zu beziehen, umfomehr, als ein Kapitel des älteften Fanfibuches angiebt, daß Fauft im Dienfte eines mit Karl ll. im Kriege

befindlichen Monarchen ftandI) Der Sache mag alfo irgend ein

wirkliches Faktum zn Grunde liegen, Allerdings hat Fauft nach

Melanchthons Bericht geprahlt, dem Kaifer feine Siege in Italien

durch Zauberei verfchafft zu haben, allein diefe Auffchneiderei be

weift keineswegs daß Fauft im Dienfte Karls l7. geftanden hat;

eher ift angefichts der zuverläffigen Nachricht Agrippas das Gegen

teil anzunehmen.

Es heißt alfo in den Briefen des Agrippa't):

nei-tue 811111in e011eg-io Magna, qui rarii 361101-18 rtr-es, nem-io ubi, einer-Lt',

aut qnie cleclekat, 6111111100 tempore 11111130rencjekentut, eoguo m1 nee-.minka

ptnebuerat, 9.13103 etinm ego nunquam in 1108t1'18 keg'ionjbuß 'jam-1111, 0a116111Zeeuln cineebat et eguum, Zac-,31133 fairen rear, quia n11 omnia ekant

pal-ati Wequencia. Genen) aliguancjo ßen-ri form-un aßenmere et; eeeuieutaaciterre, gain-1m 1111111'ciixete, atque 1111881-äep101-auc1u1n 11116111ZoltitueÄeet,uam u

. Interna Znfl'aeutue, ,eufue eaciaret in teten-o t'aeiem m1 terrain perpetua epi-rotem!, eier (1111111111198tergumr-ekteretur.“

1) Spieß'fches Fauftbuch, Cap.: „1).Fauft ein guter Schütz.“

*2)

111118t01ar. [1111.7. ep. .26. (te anna 1528. „nacli 1111110jgjcur reinetultuin eintul et. jtnpiem. 50081-8117118 ent ex 61817118111!: 11011 mmiieie 3111111)tibue 711- gu'icinm (186111011101-11111,1100 ent; magumin quo poteetae änenwnuminuebitat, ut eieut 181111168 e

t ltlambree teetitecunt 1110781, ein jete realer-rt

036331-1. kereueeum 6111111e81; 11113 9. patre menclaeim'nm, 11111111t'nturokurn

otnnium yraeeeium, areeuarmn quoruntaunque eanei1ioturn 001180111111, ae

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_25z ..Höre eine Suche. die eben fo thörigt als gottlos ift. Man hat neulich

mit großen Koften einen Zauberer aus Deutfchland kommen laffen. welchem

die Geifter gehorcheu follen. und von dem man hofft. daß er dem Kaifer eben

fo Widerft'cmd (elften werde. wie vormals Jamnes und Jambresl) dem Mofes

leifteten. Der Vater der Lüge hat die Leute überredet. daß Jeuer die .ganze

Zukunft liberfchaue. daß er um die geheimften Entfch'ließun'gen und Pläne

weiß. daß er Gewalt genug befixzt. um die königlichen Prinzen durch die Luftzurückzubringen. - daß er Berge voll Heere. Wagen und Pferde erfcheinen

laffen. S'chäße hervorziehen und verfeßen. Ehen' und Liebesbiindniffe knüpfen

und 'trennen und alle unheilbaren Krankheiten. wie eingewurzelte Schwind

fuchten. ausgebildete Wafferfu'cht und veraltete Syphilis durch fein fthgifches

Heilmittel curieren kann“ etc, -Jm weiteren Verlauf knüpft Agrippa an die Aufzählung

diefer Zauberkünfte noch herzbrechende Klagen über den Aber

glauben. welcher die Elemente. den Himmel. das Schickfal. die

Natur.. die Vorfehung. Gott felbft und das Heil der Königreiche

*dem Teufel als dem eingeborenen Feinde des menfchlichen Ge

fchlechtes unterwerfe.>

*

Agrippa nennt allerdings den Namen Fauft nirgends. troh

dem aber hege ich

nicht das mindefte Bedenken. feine Notiz auf

denfelben zu beziehen. denn erftens lebte damals in Deutfchland

kein anderer berühmter Zauberer.- auf Varacelfus" kann die

Nachricht nicht gehen. weil ihm die Sage nirgends derartige Dinge

zufchreibt -. und zweitens find die dem Zauberer zugefchriebenen

Künfte: die Luftfahrt. die zauberifche Befreiung der Gefangenen

_und ihr Zurücktransport durch die Luft. , das Jnsfeldftellen ge

fpenftifcher Heere. das Bannen und Verfehen der Schäße. die

magifche Erregung von Liebe und Haß und endlich die zauberifche

Heilung von Krankheiten. alles Dinge. welche die alten Fanfi

:

bücher ihrem Helden zufchreiben: Fauft fährt durch die Luft nach

'cieliberatorum aogcitutionum interpretiert). tante. ptueterea praeclitum poten

tute. ut po-Zeit reg-joe pueroe reciueere per nero.. oatenciere montea plenoaequotum et ourruum exeraitumque. ineuper et rerelure et trunat'erre theeautoe tei-rue quoßque rolet, ooget nuptiue umoreeque. aut ciirimet. cieplo

raten quoaque eurubit. moi-[>08 'etygio pliarmueo . pole ruciieatum etliioum.eontjrmatum dyciropem. inoeeutum elepliantiamt- ete. Die .-,inoeoutu eleplmntja"

ift tertiäre oder conftitutionelle Syphilis. welche faft durch das ganze

lv". Jahrhundert ärztlich fo genannt wurde; der von Fraeaftoro eingeführteName „Syphilis" wurde *erft fehr fpät allgemein gebräuchlith,

1)'?l*)e1* lateinifche Text hat unrichtig lllumbrea.

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„_26_Salzburg. Miinchen, Erfurt, Heidelberg und Vragzi) er bringt*

einen in Konftantinopel gefangen gehaltenen Ritter durch die Luft

nach Deutfchland zuriickX) er ftellt den ihm nach dem Leben

,trachtenden Freiherrn von Hardt gefpenftifche Heerfcharen ent

gegenzii) er hebt in einer verfallenen Kapelle bei Wittenberg

einen verbannten Schahzt) er ftiftet einem adeligen wittenberger

Studenten zu Gefallen Zauberliebeöi und heilt endlich einen_

Marfchall zu Braunfchweig von der SchwindfuchtF').

Daran, daß fich die Notiz Agrippas'auf den franzöfifchen

Hof bezieht, kann kein Zweifel fein, denn Agrippa lebte, wenn

auch bereits in Ungnade gefallen,- bis zumJuli 1528 an* dem

felben. Die königlichen Prinzen, welche der Zauberer_ durch die

Luft zurückbringen foll, find die beiden Söhne Franzi?, welche

diefer beim Abfchluß des Madrider Friedens (am 14. Januar1526) Karl 17. als Geißeln ftellen mußte. Da Franz 1. bekanntlich

an der Syphilis im höchften Grade* litt, fo ift

fehr bemerkens

wert, daß Agrippa ausdrücklich fagt. der Zauberer fei

im ftande,

„innoaeatam Lleplmutiamih alfo konftitntionelle Syphilis zu

heilen.*

.

.Einen "indirekten Beweis, daß Fauft Franz 1.

Dienfte

leiftete, giebt uns 'das ältefte Fauftbuch von 1587, wo.. es in dem

Kapitel „Doctor Fauft ein* guter Schuh“ heißt:„Doc, _Fauftns ließ' fich auff eine Zeitf bey einem groffen Herrn bund

Könige in Dienfte brauchen, vnnd war auff die Artillereh bund Gefchüß be

ft'ellet, nuhn war das Schloß, darin Fauftus dißmal lagef von Kehfer Karies

z fpanifrhem Kriegsvolck belägert, darunter ein fürnemmer Oberft vnd -.Herr

ware. Fauftus fprach feinen Hauptmann an7 ob es jme gelegen, er wolte

gedachten Spanifchen Oberften7 welcher damals in einem *kleinen Wäldlin vnter

einem hohen Tannen-Baum auff feinem Roffe hielte, vber einen Hauffen bon

*der Mähre herab fchieffen, ob er ihn gleich des Waldes halben nit fehenkönne, Der Hauptmann wolte es ihme nicht geftattenf fondern fagte er folte

fhn fonften mit einem nahen Schuffe erfchrecken, Da richtet Fauftus feine

e)

Widmann'fches Fauftbuch: l. Tv." cap. 33, 39, 41; ll, Th. cap.21 und 22.

*

c-*) A. a. O. 11. Th. cap. 20,

3l A. a. O. 11. Th. cam 15 und 17.

4) A. a. O. 11, Th. cap. 9.

c') A. a. O. 11. Th, cap. 7.

6) A. a O l Th. cap. 42'

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Stückef fo er vor fich hatte, vnd fchoß in gedachten Baum, darunter dißmak

der

Spanier zu morgen aß', dermaffen dz die ftiicker bund fprehffen vmb den

Tifch flogen, Wenn aber von den Feinden ein Schuß in die" Veftung gethan

ward7 fchawete Fauftus- dz er die groffe kugeln mit feiner Faufte auffienge

als wenn er mit den Feinden den Ballen fchliige: Er trat ,auch bißweilen auf

die Mawern und fienge die kleinen Kugeln in Bufen vnd in die Ernie( mit

hauffen auff.“

Der „groffe Herr und König" kannfnur Franz 1.

fein- denn

wenn Heinrich ?[1],auch 1528 dem Kaifer den Krieg erklärte

fo kam es doch zu keinem Kampfe mit den Engländern, und

Heinrich [l. von Frankreich kann ebenfalls nicht gemeint fein, da

bei dem Regierungsantritt desfelben Fauft (iingft tot war. Gegen

einen anderen König aberf als die genannten, hat Karl il. nicht

gekämpft, und wir find mithin berechtigt, angefichts der* Nachricht

Agrippas diefer Sage einen hiftorifchen Kern zuzufprechen,

Nach dem' Jahre 1528 tritt eine elfjährliche Vaufe in. den

zeitgenöffifchen Nachrichten über Fauft ein, und-erft der WormferStadtphhfikus Philipp Begardi giebt uns 1539 in feinem

lnciejnafßanitanet) weitere Kunde, wobei er des Zauherers als

eines noch Libor wenigen Jahren allbekannten, gegenwärtig aber

verfchollenen Mannes gedenkt. Er fagt:„Es wirt noch ein namhafftiger dapfferer Mann erfunden: ic

h wolt aber

doch feinen Namen mit genent haben, fo wil er auch nit verborgen fehn, noch.

tmbekant. Dann er ift vor etlichen jaren vaft durch alle landtfchafft- Fiirftene

thumb ond Königreich gezogen- feinen namen jedermann felbs bekant gemacht,

vnn feine groffe kunfty nit allein der arhnei7 fonder auch der ChiromanceifNigromaneei, Vifionomei; Vifiones im Criftal, vnn dergleichen* mehr kiinfh _,

_

fich höchlich berümpt. Vnd num nit allein berümpt, fonder fich auch einen

beriimpten und erfarene'n mehfter bekant ond gefchribeu. Hat auch felbs ve

tant, ond nit geleugknetF daß er fehf vnnd heiß Fauftusf damit fich'ge

fchriben Vhilofophum Vhilofophocum. Wie vi( aber mir geklagt haben, daß

fie von jm find betrogen wordenf *deren ift eine groffe zal gewefen. -Nitn fein

verfprechen war auch groß wie das Teffali?) Det-gleichen fein rhum, wie auchdes Theophrafti: aber die that, wie ic

h

noch vernimm, daft klein ond betrüglich-er

fanden: doch hat er fich im geld nemmen, oder empfahen (das ich

auch recht

red) nit gefaumpt- ond naghmals auch im abzugkf er hatF wie ich

beracht (be

1) „linien Zanitatie, Ein Schöns vnd vaft niißliches Büchlein- genant

Zehger der Gefundheyt. - Durch Vhilippum Begardi der frehen Kunft onnArtzneh Doctoren, der zeit der Löblichen Kehferlichen Reichftatt Wormbs Why-x

ficum nnd Leibarhet. Wormbs 1539.“ S* 871l,

2) Es ift der im zweiten Jahrhundert n. (ihr, lebende Theffalus von

Trolle-Z gemeint.

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_ 28 _.

richtet)'»*vilpmit den ferßen .gefegnek Aber waS fol man nun dar-zu than, hin

ift hin, ich* wolf es jeßt auch dabeh _laffen, fchan du nur weiter, was du zu

fchicken haft."f

g

' -

'

Wir empfangen von dem Fauft des Begardi - und faft

mit 'denfelben Worten- das gleiche Bild, wie 'es Trithemius

von feinem Fauft entwirftf und es kann kein Zweifel feinf *daß

beide Autoren die gleiche Verfönlichfeit meinen. “Bemerkenswert

ift, daß uns hier die erfte Angabe, Faufi fei

vor 1539 ver

“fchoilern entgegentrittf und daß Vegardi den Charlatan Fauft mit

Theophraftus Varacelfus, gegen welchen er als Anhänger Galens

feindlich gefinnt warf zu deffen Verunglimpfnng zufammenftellt.

Eine weitere kurze Notiz über Fanft, welcher hier als fahrender

Schüler bezeichnet wird, finden wir bei dem berühmten Arzt und

“Naturforfiher Konrad Geßner in Zürich. Derfekbe fchreibt am*16, Augufi 1561 an feinen Freund, den kaiferlichen LeibarztKrato von Krafftheim : 1

)

„Aus jenerf der Zauberer, Schule gingen die hervor- welche man fah- _

rende Schüler nannte, unter welchen der eben noch nicht lang verftorbene Fanftin hohem Unfehen fteht."

Wir begegnen alfo anch bei Geßner Fanft als einem Manne'

der den Charakter des Vaganten nicht abftreifen kann. Daß

Geßner im Jahre 1561 Fauft noch nicht gerade lang verftorben

“fein läßt, darf uns nicht beirren, feinen Tod vor 1540 zn feßen;

"denn abgefehen davon- daß in jener behiibigen Zeit zwanzig Jahreals eben kein langer Zeitraum erfchienen, und Geßner wohl auch

nach Hörenfagen fchrieb, feßen Begardi und Wier, welcher Fanft

wohl perfönlich kannte, übereinftimmend deffen' Tod vor das

Jahr 1540.- _.

Eine der wichtigften Nachrichten über Fanfi verdanken wir

Melanchthonf nnd zwar ift es deffen Schüler Johann Man

lius (Mennel) _aus Ansbach, welcher uns diefelbe in feiner 1562

zu Bafel voflendeten,“-') aber erft :dafelbft 1590 in Oktav heraus

gegebenen Schrift: „L-000111111 conininninm 0011601331163, 3 Job-nine

l) „LipiZtolntmn meäicjualinln Sonxacii (Zießßneti, pjiüoIUpbj et ine(iioi, 'figure [-ib. lll.“ 1577. 4". (iii). l. ep. 1

.

xing. 2 „Dix i118. 801101.1.,

ningormn, proäjeknnc, .41108 W130 eeboinätiooo fast-NWZ nominabnnt, inter(41108 kane-.duo gniiinin ooo iin pkiäem mortnnä [nike eelebratntF-*

2) Die an den König von Böhmen gerichtete Widmung ift von Michaelis

1562 datiert.

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_29_

*noate aomue gut-18Min ent.

1118:1110 per 1111111308 annoe hier-ligne tum er( leetjonibne 1).

klijlippi lllelanelttltonia, tum en alioruni cioatiaeiniornm rirarumrelntionibue exec-erntet et nuper in 0rciinetn ab eaciem recinete“

mitteilt, einem Buche. das analog den Lutherfchen Tifchreden die

Gefpriiche des Melanchthonfchen Kreifes enthält, Dafelbft heißt es: l)„Ich habe einen Namens Faufius gekannt aus Kundling, einem Städt

chen nahe bei meiner Heimath. Als er zufKrafau ftudirte, hatte er die Magie*

erlernt, wie fie dort friiher ftark getrieben wurde, wo man öffentliche Vor

lefungen-iiber diefe Kauft hielt. Er fchweifte weit und breit umher und fprach

von.vielen geheimen Dingen. Als er zu Venedig Auffehen erregen wollte,

kündigte er an, er werde in den Himmel fliegen. Der Teufel hob ihn alfo

in die Höhe, ließ ihn aber auf die Erde fallen, fo daß er von diefem Fall faft

den_ Geift aufgegeben hätte; aber er ftarb dennoch nicht, Vor wenig Jahrenfaß diefer Johannes Fauftus an feinem leßten Tag fehr betrübt in einem

Dorfe des Herzogthums Würtemberg. Der Wirt fragte ihn, warum er fo

betrübt fei

wider feine Sitte und Gewohnheit, denn er war fonft ein fchänd

licher Schelmf der ein liederliches Leben fiihrte, fo daß er ein und das andere

Mal faft wegen feiner Ausfchweifungen umgekommen wäre. Darauf erwiderte

er dem Wirt in jenem Dorfe: Erfchricf diefe Nacht nicht! In der Mitternachtward das Haus erfchii-ttert. Da Fauftus am Morgen nicht aufgeftanden7 und

faft der Mittag gekommen war, ging der Wirt mit andern Hinzugerufenen in

fein Zimmer und fand ihn neben dem Bette liege-n mit umgedrehtem Gefichtf

fo hatte ihn der Teufel getötet. Als er noch lebte, hatte er einen Hund bei

fich. welcher der Teufel war. - Diefer Fauft entrann in unjerer Stadt Witten

bergf als der vortreffliche Fürft, Herzog Johann, den Befehl gegeben *hatte

ihn gefangen zu nehmen. Auf diefelbe Weife entwifchte er in Nürnberg; als

1) S. 38. „dlori guenclam namjne kunst-.urn (ie linnciling, qnoci e8t

pat-rum appiclurn'pertrjae [neue nieinnnt. Uie 011m (meet Zeltolnetieue (kt-neo

rieneie, jvc mag-jam cliäjeerut, giant jbi 011m t'uit mag-une neue et ibjciem

public-.ae 6](15ä6111 prokeeeionee. ?irgend-tin! nun-einc, ciieebat. erkenne. malta111e. lienetjje cum rellet bete-.miete epeetueulum. clinit., 88 ralatnrnm ineoelnm, 1)iuboln8 igitur Znbrexjt earn, et nkllixil; micro, ut ulliane liutni

neue enaninmtue 888er: 50a tamen nan eat mat-tune. :111cc xinneae eononiaem :lab-innen li'nnetue poetremo (lie Zeäjb cnimaclnm moeetne in gnoctam

page ciner-.tue il'irtembexgeneiZ. floepeo ipsum nlloqnjtnr, eur moeetue eeeetprueter n'tarem et; eonenetnciinent (erat uliaqui tnrpieeimue nei-n10, jngninatireimae ritae, ita ut 8617101 atque jterain neue inter-("entire 888er pl'0pi8klibjciinee) jbi illicit; noepjti in i110 page: die perterreliaß line noatel lilecljn

blaue anni Kamerun non Zur-geriet et jam t'ere

erret niericiiee, 1108y88, ncilaibitje elite, ingreeeuo eat. in eine eonelare, inrenjtqueß earn ingenieur prope leetnm inneren t'aeje,eieu clinbalo jnterfeetne.ffir-ene mina() eeeunt behebt-rt eunem, quiet-at ciiabalua. llje Lfnaetuß indae oypicio Wittenberger ert-wit, cum optjntuß print-ene (lux ,Folinnnee cleclieeetnnnnlare. rie i110 aapiencio. Zje diarimbergue guogne ert-wit, euln jam ju

einer-et premiere, aeetnarjt, enrgjtgue etatjm oolrene, guaci nor-niet (le-debut.

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_.30_-er fich zu einer Mahlzeit niedergefetzt hatte, begann er zu fchkoißenl) und

ftand foigleich vom Tifch auff indem er _den Wirt feine Schuld bezahlte. Kaum

.aber war er vor der Thüre, als die Gerichtsdienier kamen und nach ihm

fuchten. _ Diefer Zauberer Fauft- eine fchändliche Beftie und Cloake vieler

Teufel, prahlteF daß er alle Siege- welche die kaiferlichen Heere m Italien

erfochtem durch feine Magie errungen habe. Und dies war die unfinnigfte

Lüge, wie ich der Jugend haider bemerke, damit fie

nicht gleich folchen Leuten

zufalle." 4

Betrachten wir uns diefes Zeugnis nun etwas näher. Auffallend_ if

t zunächft, daß_ von älteren hier nicht zu beriickfich

tigenden Forfchern abgefehen -felbft Reichlin-Meldegg diefen

Bericht als von Manlius und nicht von_ Melamhthon herriihrend

anfieht. Doch ift

diefe Auffaffung leicht zu widerlegenf da der

Berichterftatter von dem feiner Heimat benachbarten Städt

chen Kundling als dem Geburtsort Faufts fpricht, und Bretten,

die Heimat Melanchthons, nur eine Stunde, Ansbach aber, der

Geburtsort des Manlius, in Luftlinie iiber 14() Kilometer von

Knittlingen entfernt liegt. Mithin kann kein Zweifel feinf daß

Melanchthon und nicht Manlius fpricht.

Man hat aber auch das Zeugnis des Melanchthon deshalb

zu verdächtigen gefucht, weil die fcheinbar abergläubifche Färbung.

desfelben dem Anfehen und der Würde des Reformators fchade.

Da nun aber das ganze, dereinft fehr viel gelefene und auch

1574 von Huldreich Ragor ins Deutfche iiberfehte Buch des

Manlius von ähnlichen *Dingen wimmelt, fo haben bereits Kafpar

Beucer, Melanchthons Schwiegerfohn und Camerarius die Lauge

ihres Zorns aus dem gleichen Grund über den ehrlichen Manlius

-ausgefchiittet, welcher' im täglichen Verkehr mit dem Reformator

71x eurem reitet-at ente 110113111, 111i reniunt 1iet0ree et. (1e eo inquituat,[(10111 baut-true 111113118, turpjeeime beetie. et 0106.011 mu1tarun1 c1iab010tun1,

raue glorjnbetur (1e ne, 01111168 7101011113, (11188 11ebue1'u11t Saeearjani euereitue in [teile, 688e berate-8 per 11181111-1811a. mug-ia., 1c1gue t'uit 111e1rtiaeiu1n

rnnieeimum; ic1 enim (1100 propier _iureuiute111, nee etatim talibne bominibueaeeentiatur.“ _

1) D. h. Fauft ahntef daß ihm etwas Böfes bevorftehe; das unbeftimmte

Vorgefiihl feßte fich in eine ihm den Schweiß austreibende Angft um7 die ihnnöthigtef den unheildrohenden Ort zu verlaffen. Derartige Veifpie'le find in der

Gefchichte nicht felten. Jch erinnere nur daran, daß, als Johann Friedrich der

Großmütige nach der Schlacht bei Mühlberg im Erdgefchoß des goldenenAnkers in Saalfeld in Haft war und vor Angft darin nicht bleiben konnte

die Decke einfiel- als der Kurfürft kaum das Zimmer verlaffen hatte.

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-[31_deffen Äußerungen und Gefpräehe fleißig aufnotierte, nm ,die

Brofamen nicht *verloren gehen zu laffen. _Es

ift

heute wohl(iberfliiffig, Beweife dafiir beizubringenf wie fehr Melanchthon im

'dickften Teufelsaberglauben feiner Zeit ertrunken_ war, und wirkönnen im Gegenteil die nnbefangene Teufelsglänbigkeit der Er

zahlung gerade als ein charakteriftifches Zeichen ihrer Echtheit bee"

-trachten. Ia, es ift fogar nicht unmöglich, daß der um Neujahr

1509 die Univerfitiit Heidelbergbeziehende Melanchthon ein Studien

genoffe Faufts war, welcher am 15, Januar desfelben Jahres fich

zu Heidelberg das Baccalaureat der Theologie erwarb. Die An

gabe MelanchthonD daß dereName des Zauberers Johann Fauftgewefen fei. möchte ic

h unter diefen Umftänden fogar zur Be

ftärkung meiner oben geäußerten Annahme, *daß Georg Sabellicus

Fauftus nur ein now (ie g-aerre fei, heranziehen.

Daß Fauft, nachdem er in Heidelberg Theologie ftudiert, in

Krakau und nicht, wie die Fanftbücher wollen, in Wittenberg

oder Jngolftadt fich der Magie ergab7 dürfen wir als erwiefen,

anfehen, da außer Melanihthon noch Johann Wier die gleiche Angabe

macht, und in Krakau wie friiher in Salamanca und Toledo die

i Magie wirklich gelehrt wnrdeI) Allerdings war dies nur die

L) Die erfte Erwähnung der Zauberfchulen zu Salamanka und Toledo

finde ich

znerft in der Schrift: „1)8 3.1'tjbu8 magic-i8 ne mag-okul)) mnlefieijs

b api-18 praeeiarjöoiinnm eximii 88-?1'38 leg-is c1i8qujt0ri8 Dietz-Wiki Zeronräi13Min, Sneßarnngnotnuen-W Leeißine Gnuonioi.“ Vario. 1506. 80, AniSchluffe diefer kleinen Schrift heißt es: 1N! quibuä 8111111(enn) optiina jilioä

kegni poljtio jnt'ero, quoä nee eynä 'l'oletuvn neo npnci Zninninutieam, nutqueinijbet aiimn Ueeperine par-tem bete telnfieMrte Ungione (M88 toller-antun.88.1 eZt Zejenclnm, gn0ci _jam olirn apart Zoinrnontieam ordern jcioinin innrinorenlniu prot'uuciißeima ent-eo. p08itnin ooiebntnr, ani Daemon nßoietednt, jnZcrnenZ

iu dafuer-wiki errtjdno 808, gni ejvj ner-W [marie 6k1117008bj011jb118 Zubjieererolebnnt, qm' n08.: :Memo temyorio in quibuaaarn atkeetibuo nciinirabileßtippe-reboot. 'l-*eruncamen 11011 motto a (lie-bus untitje, return ec ni) traute

nniigujeojmjo area i118, odötruata 68i et Wanner NEC-[Win. kehrte-ara jciolnrn7620 prne'clietnm ante Laeleoiam in ein yubliea e

r yertraoßeuutibno 00110111

eotuk euieo, ut ein eenipturne Wong-juin Qype-treat.“

Jin k'roioquiinn ncL. iii: b'. 51i Delrio'ß 1)j8(1uj8. mag. ljb. l7). finde

ich

folgende noch nicht bekannt gemachte, Bafins Angabe beftiitigende Stelle:„l-egiinne, y05t Zarrrnoenjeam per [Ling-injury jiiunjooecn, feminin jnnaluiWe

Angie-rin, nt 011111iittererrnm bonnknm ornnjurn Minute. jbj eric inopin er

ignore-icio; Zolae :kei-nie cinelooniaeae arte-:8 nal-un '1'oietj, l*[j8])8.ij 8138318111311

tioae (i0oerentnk. lo iin-o quick-un Unikate', bouxrturn none nrtjnni macro,cum jiiio äegerein, ooteußn midi tui Tex-pin ptot'untb'Zßimn gynmnoii net'eincii

reßtjgimn, gnnw *ajrjlie Mimi nauijek 183118116. reg-ina, kei-(bugatti ('-ntboljei

uxorx ?in ante 8111x051aenculn externe-icio WniZqne _junger-nt 0btnrari." Alfo

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„32_fogenannte natürliche Magie, d. h. ein Gemifch uon'rudiment'ciren

Kenntniffen auf dem Gebiet der Chemie, Vhh'fik, Optik, Mechanik,

des Magnetismus und'Hhpnotismus, fowie von naturhiftorifchen

hatte die große Jfabella die Zanberfchule zu Salamanca zerftören laffen, von

der Delrio. als er dafelbft promobirte, noch die kliefte fah.

Ganz ähnlich 'heißt es bei Cardanus: l)e enbtilitnte, ijb. 1(1)( page976 0a, rn. (i

,

u. 1558: „lfjgxebnt alint in bliejutnia buee are publieeguecloeebatur in Jui-Maut ea. neeuleniiu, nana rera publieie legibue Zublutn 68i.

Uncle ibi alicfua. aciltne iartie experimentn euperennt.“ Auf derartige Experimente werde ich bei Vefprechung der Fauftfchen Zauberbücher zurückkomiuen.

Nach den „Hiftorifchen 1c. Kuriofitüten“ bon Vulpius foll fich die

Zauberfchule zu Salamanca in' einem Eckhaufe der Straße St. Bello befundenhaben. Wo früher der Teufel doziert habe, befanden fich jetzt fchöne Gärtennnd Zimmer. - Wahrfcheinlich handelt es fich um einen alten Mithraskult,was nicht ausfchließt, daß man fich fpöter- an fo verrufener Stätte zu magifchenKonuentikeln zufammenfand. _

i

Auch in Frankreich foll eine folche Zauberfchule beftanden haben* und

zwar nach Balthaf ar Bekkers „Bezauberte Welt“ S. 140 zu Vincefter(Vinceunes'Z). Hier lehrte nach der Sage der Teufel jährlich zwölf Schülerndie Schwarzkuuft und bedingte fich als Lehrgeld den Scholaren aus, welchernon einem umgedrehteu Rad_ herabftürzte. Terbefannte Valn aff or fchreibt

in_ ieiner „Ehre des Herzogthums Krain", 1.

Th. S. -664, iiber diefe frauzöfifckte

Teufelsfchulc: „In Frankreich bei einem gewiffen Ort liet ein Berg, aufwelchem ehemals . ein der Göttin Venus geweiht-:r Tempel geftanden; da liegt

auf einem gewiffen Blah ein' Stein, denman fiigliclt den Stein der Unfichtbarfeit nennen könnte, .denn wer auf denfelben mit dem linken Fuß tritt, wirdfogleich unfichtbar und befindet fich beim Teufel iu feiner Schule. - Von einer

gewiffen dort wohnenden Werfen, welche die Teufelsfchule felbft befucht hat,

wieroohl in geheimf habe ich diefes erzählen hören. Wer-verlangt* in irgend,einer Scienz große und fchnelle Fotifchritte zu mache-1,» auf eine Art, die außerder gewöhnlichen ift, der fncht einen folchen aeheroutifchen Wrofeffor auf und .

bittet ihn, ihm Unterricht zu erteilen." Tiefer fiihrt ihn fogleich-zur Schulezeigt ihm den bezeichneten Stein und fagt ihm, er folle auf den'felben miidemlinken Fuß treten. That er das- fo fand er“fich fogleich in der Teufelsfchuleund kam in ein großes Zimmer zu einer refpektabeln Verfammluug, wo die

Schiller fihen und den Teufel dozi'eren hören. Tiefer fiht- dort in meufchlicher*

Geftalt auf dem Katheder und diskurriert von uud über allerlei Seienzen, die

fich erdenken, lafien, als da find: Mathemathik, Vhhfik,*Mechanik, TheologieF, Jnrisprudenz, Medizin, Aftrologie, und Magie., Alle. hören zu7 dürfen aber

*nichts zu Papier bringen. fondern zeichnen daheim erft auf„ was fie von dem

Gehörten behalten haben. Unter der Lektion darf kein Studiofus fprechen, noch

feinen Brofeffor iiber etwas fragen, fondern muß aufmerkfam zuhören und

fchweigen. Ein folcher Belials:Diszipul und Teufels-Akademikus oder vielmehrKakadentitus kann alle Tage, auch nur dann und wann. fo oft er will, fo

* lang'es ihm beliebn_ die Teufelsfchule freqnetniereu. Das werden die gelehrteftenLeute (jedoch nicht zum Hiunnelreich gelehrt), deren Einigeich felbft gekannt

habef wohlerfahren in den Seinzenf welche fie erlernt haben. Daß es aber

einem das Leben kofte, wie einige lagen, habe ich nicht gehört."Auch in dem zauberriihmten Finnland, zu Abo, befindet fich _eine Zauber

ichule. Dort ift auf einem Berg ein Loch, worin eine von der Natur ge

bildete Bank fteht, wie in einem Auditorium; dort hielt der Teufel Schule.Vgl. Borkenmeier: „KuriöferlAntiquarius", Th. 1

. S. 855.

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_„ 337_*

. Fabeleien des Vliniusf VfeudWAlbertus Magnus u. f. w. Wer

'aber den Geift jener Zeiten kennt, »der ift

fich klar dariiberf daß

es dabei nichtblieb, fondern daß auf diefen fogenannten Zauber

fchulen auch wohl _ öffentlich oder geheim -. uralte, von den

Juden (die Zauberfchulen find an Orten, too im Mittelalter die

Iudenfchaft einige ihrer feltenen Vflegeftätten fand), aus dem

Orient importierte'Zauberkiinfte gelehrt wurden, welche in jener

Teufelsperiode ganz verzweifelt nach Schwefel rochen. Ein Beifpiel

folgt fpäter.' '

Die Erzählung von dem Luftflug und der mißgliickten Him

melfahrt .Faufts zu Venedig hatte Melanchthon wohl vom Hören*

fagen, und es

ift unmöglich zu entfcheiden, ob derfelbe nur eine

prahlerifche Auffrifchungdes ebenfalls mißgliickten Fluges von

Simon Magus feitens Faufts, oder ob ihm ein wirkliches Ereignis,

eine mißglüikte Luftfchiffahrti) oder eine fpiritiftifche Levitation zu

Grund lag„ Was-_den *Bericht des keineswegs eine chronologifche'

*Ordnung ,inneh'altenden Melanchthon* iiber den Tod Faufts an;

langt, for

geht aus' demfelben hervorf daß Fauft auf irgend eine

auffallende Art'ftarhf *woraus die Sage fein diabolifches Ende

machte-2) .und zwar verfchied er, wie wir Melanchthon wohl_glauben können, in einem wiirttembergifchen Dorf - die Zim

1)'Jm 16. und 17. Jahrhundert befchäftigte man fich bereits mit dem

Problem der Luftfchiffahrt. Man vergleiche aus dem 16. Jahrhundert dieWerke von Agrippm Cardanus und Porta, aus* dem 1.7, die von SimonStevinus, Athanafius Kircher und Cafpar Schott. _

-

_ 7-' Auffallende Naturereigniffe treffen nicht felten _mit auffallenden Todes

umftän en zitfarnmen, Jch erinnere daran7 daß z, B, während der BeheizungLudwigs 11. von Vaiern der Blitz in den Turm der_ Vegräbniskirchefchlug. »

Etwas Ähnliches -. allerdings in ganz anderer Sphäre - erlebte ich am Nach

mittag des 27. Juni 1891, als »ich 'einer Schwurgerithtsfißung in Meiningen

heitoohnte, in welcher der Raubmörder Hüther aus Barchfeld zum Tod verurteilt wurde., Während fich die Gefchworenen zur Beratung zurückgezogenhatten, verdäfterte ein aufziehendes Gewitter den Saal derart- daß man währenddesVerlefens des auf „Schuldig" lautenden Wahrfpruchs kaum die Gefichter

e der 'im Saale Anwefenden erkennen konnte. Doch war in der Natur alles

totenftill *in Ubereinftimmung mit dem atemlofen Schweigen im Saal., Als'

Zaun auf Aufforderung des Vräfidenten der Staatsanwalt feinen Antrag ftellteund die Tod'esftrafe verlangte- zuckte beim Ausfprechen des Wortes „Todesftrafe“ 'ein blendender Vli'ß- welchem fofort ein betäuvender Schlag fo( e

.

DerBlitz hatte in eine der-hinter dem Landgerichtsgebäude' eine-Allee ildenden

Kaftanien gefchlagen. _ Derartige Fälle gaben und geben noch viel Anlaß zurSagenbildung.

" '

Kiefewetter,_Fauftbuch.

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-Wut.

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"34_merfche Chronik nennt Stauffen

- nnd nicht, wie die Fauftbiicher

wollen, in einem Dorfe bei Wittenberg,

Der Fauft begleitende Hund, welchem wir f>fon bei Gafi

begegneten und aus dem die Sage einen Teufel machte der Präftigiarder Fauftbiicher, fcheint hiftorifch zu fein. Bekanntlich war ein

-fchwarzer Pudel, Monfieur genanntf auch Cornelius Agrippas fteter

Begleiter. Auch aus diefem machte der Aberglaube der Zeitgenoffen 'einen 'Tenfelf und Agrippas Schüler Johann Wier fah

fich noch 1563 genötigt, feinen Lehrer gegen diefe Befchuldigung

zu verteidigen und den Beweis zu fiihren, daß „Monfieur“ ein

ganz ordiniirer Pudel gewefen feii)Ein wichtiger Punkt der Erzählung Melanchthons if

t der,

daß der Reformator den Aufenthalt Faufts in Wittenberg ver

btirgt, von welchem die Fanftbticher foviel erzählen. Leider.ift es

unmöglich, auf Grund diefe?, Zengniffes- feftzuftellen, wann und

wie lange fich der Zauberer dafelbft aufhielt. Nur foviel fteht

feft, daß diefer Aufenthalt Faufts in Wittenberg vor dacZ'Jahr 1532- oder in die erfte Hälfte deffelben*-

fallen muß, weil Johann“

der Beftiindige am 16. Auguft 1532 ftarb. Auch Fauft fcheint

nicht viel fpiiter geftorben zu fein, wenn Widmanns Angabe

richtig ift, daß er nur 41 Jahre alt wurde, und wir haben ge

fehen, daß feine biographifchen Angaben nicht ohne Rückhalt find.-

Die Annahme daß Fauft vor 1525_ in Wittenberg gelebt haben

miiffef weil Melanchthon Johann den Beftiindigen, der in diefem

Jahre Kurfiirft wurde, Herzog nennt7 ift

nicht notwendig ge

botenf da Melanchthon von diefem Ftirften auch noch nach deffen

Tod als von Herzog Johann fpriihtfi)

Cine Flucht Faufts, der wegen feiner fchlechten Streiche lang

vor feinem Wittenberger Aufenthalt)) fchon aus* Kreuznach -hatte

flüchten miiffen, mag fich auch in Nürnberg wiederholt haben' und

iirahlereien, dem Kaifer die italienifchen Siege erfochten zu haben7

fehen dem „Heidelberger Halbgott" und „Quellbrunn der Nekro

1) J ohann Wier: ])e prueotjgiiß Dueinouuni. Lib. ll, our), 5.

9) Goryuß Leim-11131301111)) 5711. S, 4017

-

3) Bereits Neumann hat in feiner fchon genannten* Schrift nachgewiefein

daß Fauft in keinerlei Beziehungen zur Unioerfität Wittenberg ftandr

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_35manten“ fehr ähnlich, obwohl wir denfelben -thatfächlich wohl_

unter den Fahrten Franz 1. zu fachen haben. Wir werden unten

noch einmal auf Faufts Treiben in Wittenberg. auf feinen Ber

kehr mit Melanchthon und feine Flucht zuriickkommen.

Im höchften Grad auffallend ift-es, daß ein Litterar- und

Kulturhiftoriker wie Dünher mehrfach behauptet. Fauft fei

in

Luthers Tifchreden nicht erwähntI)

' Er wird im Gegenteil

ganz ausdrücklich erwähnt. Es heißt dafelbftFi)„Da iiber Tifch zu Abends eines Säjwarzkiinftlers, Fauftus genannt,

gedacht ward, faget 1)!, M. ernftlich: „Der Teufel gebrauchet der Zäuberer

Dienft gegen mich nicht, hätte 'er mir gekonnt 'und vermocht Schaden zu thun.er hätte es lange gethan. Er hat mia) wohl oftmals fchon beim Kopf gehabtj

aber er hat mich dennoch müffen gehen laffen. Ich hab ihn wohl verfuchtj

was er für ein Gefell ift. Er hat mir oft fo hart zugefefzet7 daß ich

nicht

*mehr gewußt hab, ob ich tot oder lebendig fei. Er hat mich auch wohl in

Verzweiflung gebrachtj daß ich

nicht wußte/ ob auch ein Gott wäre, und an

unferm lieben Herrgott ganz und gar verzagte. 'iiber mit Gottes Wort hab

ich

mich feiner erwehrt. Es ift

auch fonft keine Hülfe noch Rat, denn daß

Gott (mit einem Wörtleiu durch einen Menfchen gefproch'en, oder das einer

fonft ergreift) einem hilft. Hat man aber Gottes Wort nicht. fo ifts balde

um uns gefchehen, denn da kann er die Leute nach feinem Willen reiten und

treiben."

Die in Bezug auf Fauft von Luther gebrauchten Worte:

„der Teufel gebraucht 'der Zäuberer Dienft- gegen mich nicht"

und die ganze Rede geben klar zu erkennen, daß Luthers Tifchgenoffen vermutet hatten. Fauft habe Luther durchmagifche

Kiinfte zu fchädigen verfucht. oder könne wenigftens einen derarti

gen *Verfuch machen, weshalb man faft in Verfuchung kommen

möchte. in Luther den frommen Theologus des Fauftbuches zu

fehen. der den Zauberer wegen feines ärglichen Lebens ftrafte*und zum Dank dafiir einen Boltergeift ins Haus gebannt erhielt.

Wenigftens erzählt Luther davowf) daß ihn der Teufel durch

fein Numpeln zu fchrecken gefucht habe. wenn er des Nachts im

Recnpter feines Wittenberger Klofters ftudiert habe.

Die oben aus den *Tifchreden wörtlich citierte längere Stelle

l) Scheible: Klofter. Bd. 5. S. 60 u. 63.

. L) Tifchreden. ed. rftemann, Bd. 1. S. 50.*

*) A. a. O. Bd. 111. S. 93.

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__ 36 _iiber Fauft und die Macht des Teufels ftimmt genau mit einem

Teil des Wortlantes der .in dem Widmann'fehen Fauftbuch auf

die Vorrede und Zeitbeftimmung des Lebens von Fauft folgenden

„Erzehlung, was 1)1*. Luther von 1)1*. Fauft gehaltenhabe", iiberein, denn es heißt in derfelben:

„Es hat auff ein zeit Doctor Martinus Luther ein gaftung gehalten,

da hat man des D. Faufti ober tifch, gedacht, was er in kur-h fiir ichalckheit

getrieben hätte, darauff fagt Doctor Luther ernftlich- es mache diefer Fauftus,

was er wolle, fo wirdts ihm an dem ende wieder reichlich belohnt werden.

Denn es fteckt nichts anders ihm7 denn ein hoffertiger ftoltzer ond ehrgeihiger

Tenffel- der in diefer Welt einen rnhm tvil erlangen, doch wieder Gott vnd

-fein wordt, wieder fein eigen Gewiffen vndÖ-Nechften- aber was nicht bleiben

wil. das fahre nur ftracks zum Teuffel, denn kein hoffertigers Thier nie -ent

xftanden, vnd dariiber fo hoch gefallen ift, als der Teuffel, eh warnmb wolt

dann Fauftus feinem Herrn nicht nachahmen, auf das er fich zu letzt auch an

den Kopff ftoffe'".

Es läßt-fich nicht leugnen, daß der Ton der Einleitung

.diefer „Erzehlung“ emt lutherifch ift. Und nun folgt die wörtlich ,

_mit der obigen iibereinftimmenden Stelle:i *

„Aber das fage ich, er, noch der Teuffel gebrauchen fich der Zauberei)*

Denn das weiß ich wohl, hette der Teufel zuuor lengft K'nur nicht wieder mich.

mir vermocht fchaden zu thun, er hette es lang gethan, er hat mich wohl offt

mahls fchon bet) dem Kopf gehabt* aber er hat mich dennoch miiffen gehen

laffen, ich hab jhn wol verfucht, was er fiir ein Gefell ift, er hat mir offt fo

hart zugefetzet, das ich nicht gewuft habf ob ich Todt oder lebendig were_ Er

hat mich auch wol in verzweiffelung gebracht, das ich nicht gewuftF ob auch

ein Gott mehr; vnd an vnferm lieben Herrn GOTT gantz ond gar verzagle,

aber mit GOTTes wort hab ich

mich feiner erwehrt, es ift

auch fonft kein

*hiilff noch Rath. denn das Gott, mit einem wörtlein durch einen menfchen

gefprochen, oder das fonft einer ergreifft, einem hilfftF hat man aber GOTT-:swort nicht, fo ifts baldt mit ons gefchehen, denn da kan er die leut nach

feinem willen reiten vnnd treiben."

Man fieht, daß diefe wörtlich in den Tifchreden zu findende

Stelle fich an diefem Ort und in diefem Zufammenhang fehr

natiirlich ausnimmt. während fie in den Tifchreden fo ifoliert und*

ohne Zufammenhang fteht, daß man faft vermuten 'könntex der

Herausgeber der Tifchreden habe hier mancherlei“ unterdrückt, z

vielleicht weil er glaubte. es beeinträchtige Luthers Würde,

wenn derfelbe fo viel von dem berufenen Teufelsbraten Fauft

fpreche.

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.-37*Es heißt nun bei Widmann unmittelbar im Anfchluß an

obiges Citat weiter;_

„Alfa find in diefer mahlzeit von diefem cZ-aufto viel disputationes fürgelauffen, Vnder denen auch einer fagte, wie D, Fauftus fo erfahren wiirefdas er wiifte,* was in künfftig gefchehen folte. Darüber antwortet DoerrMartin'ns Luther, ja der Teuffe( weiß der Gottlofen gedanken,denn er gibts jhnen ein, er fiehet-uno regi'eret'allerMenfchenherß'enf die nicht mitGOTTEs-wort verwahret findt, fa er heltfie in *feinem ftrick gefangenf das fiereden, gedencken und thunmiiffen nach [einem willen, 2. Thimoth. 2

7'

vnd am andern zum Co

rinth. am vierdtem darumb ifts kein wunder, ob fchon Fauftus etwaZIzuuor

erfehen kan, denn der Teuffel hat auch mit dem Baherifchen Kriegf folcheZ

leichtliih errathen können, denn„er hat gefehen, das Vfaltzgraff Rupprecht ftolßund reich, darzu kühn war, daß er auch Kehfer Maximilian oerachtetF entgegen

daß Maximilian ein hoch Adelich auffrichtig Gemüt() hattef deShalben er hoch

zu loben gewefen, darüber ift der Krieg entftanden."

. Es ift

hier von dem 1503 beginnenden Landshuter Erbfolgeftreit

die Rede den Fauft prophezeit haben foll. Wir haben es

hier offenbar

mit 'einem .Mhthns zu thunf da ja *der ,um 1490 geborene Fauft

'damals nochein Knabe -war. In den Tifchreden findet fich hier

von *keine Spur, wohl aber eine Varallelftelle zu Luthers oben

hervorgehobenen Antwort, denn es heißtri)„Sanct Auguftinus fchreibt von Einemf der da hat können fagen,.w_as

Einer im Sinn gehabt, als wenn einer an ein Verse> au?- dem Virgilio ge

dachte. Aber den Vers hat ihm der Teuffel_ zuvor eingegeben, wieer denn der Gottlofen Gedanken weiß7 wa? fie im Herzen haben.Denn er reit und treibt fie, wirkt in ihnen, wozu und was er

will7 nccä) all feinem Gefallen.“ 7

Nach einer noch etwas weiter gehenden, doch unbedeuten

denAusftihrung iiber Gedankenlefen heißt' es nun bei Widmann

weiterc* _. .

„In folchem gefprech fagt ein "ander, wie Doctor Fauftu-Z newlich ber)

einemGrauen in Behern gewefenf da-

hab e'r ,ihm zu gefallen ein fchön jag:wei-ck angerichtetf das: auch allda *allerleh thier erfchienen weren, aber nicht

natiirlich, Darauf fagt Doctor Luther, daS-jhn ein ftattlicher bon“ Adel ein:

mah( laffen auff fein SchloS beruffen* fam-pt etlichen gelahrten zu Wittenberg,vnd dai-auff .eine Hafenjagtbeftelletf da were von allen; fo dabeh gewefen, ein*

großer fchöner Haß vnnd Fuchs gefehen, der (auffen kommen were, da ihmaber* der Edelmann auff einem Klep'per _mit gefchreh nachgeehlet- were dar*

Vferdt plößlich vnder ihm darnieder gefallen, vnd, geftorbenf bund der Haß'

1) Ed. Förftemann( in, S. 50.

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: leuth im Landt" zu Düringen, einmah( am Hörfelberg des nachts Hafen ge

*ließ D. Martin Luther aufs Land in feine Behaufung holen fammt etlichen

_-

; .

.MY-f.

__ 38 _were in die (ufft gefahren vnd verfchwunden, vnnd were folches ein teuffelifch

gefpenft geweft. Hierauff fagt ein ander, das er wüfte, das vnbenante Edel

fchreckt, vnd jhr bei) acht gefangen hattenf wie fie nun heimkommen, vnd die

Hafen auffhencken walten, fo warens “des Morgens eitel Vferdtsköpff gewefeu.

Darauf antwortet DoctorLuthen es kan wol fehn, das der Teuffel die Vferdts

köpff bei) dem Schindtwafen verfamletj onnd mit denen ein fpott angerichtet,

vndift vermiithlichf Doctor Fauftns werde feine gejagt auch nicht angefangen

haben, das er* es ohn gefpött wirdt haben laffen abgehen, denn der Teuffel

fpottet aller Menfchen fünfte, er ift ein ftolßer geif ."

c

Beide Erzählungen ftehen, allerdings ohne die Hinweife auf

Fauft. dafür wieder ifoliert und ohne Zufammenhang, auf ein und

derfelben Seite der TifchredenI) wo es heißt:„Einer von Adel (nach der lateinifchen Handfchrift Erasmus Spiegel)

Gelehrten zu Wittenberg und beftellte eine Hafenjagd. Da ihm aber der

Edelmann auf einem ftarken gefunden Klepper nacheiltef fiel das 'Pferd plöß

lich unter ihm dahin und ftar-b und der Hafe fuhr in die Luft und verfchwandj

denn es war ein teuflifch Gefpenfte." - „Anno 1546 ward D. M. L. zu

Eisleben über Tifch gefagt, daß Edelleute int“ Lande zu Thüringen einmal am

Hörfelberg des Nachts Hafen gefchreckt und ihrer bei acht gefangen hätten.

Wie fie nun' heim kommen und die Hafen aufhängen, fo warens des Morgens

eitel Vferdeköpf gewefen. fo fonft auf den Schindleichen liegen."'

-Die ganz im Sinne und in der Sprache Luthers gehaltenen

Hinweife auf Fauft bei Widmann fehlen abermals bei den unzu

fammenhängenden Erzählungen der Tifchreden, und mir wird es

perfönlich zur Gewißheit. daß man bei deren Redaktion jede*

Erwähnung Faufts ängftlich auszumerzen fuchte und dabei die

oben citierte ..Stelle überfah, welche nun in Folge ihrer ganz

ifolierten Stellung felbft Dünger entging. - Bei Widmann folgt

nun unmittelbar auf die Erzählung von der Hafenjagd nachftehende-

Stelle:"

„Es fagt accch einer darauff, wie D. Fauftus fich ein weil zu Gotha

hab gehalten* da er nun hinweg kommen were, denn er war mit feinem Wirt

in vneinigkeit gerathenj da fen in des Wirts Keller ein folchs grumpel vud

gefpenft worden, das niemandt beh- nachts mit einem liecht hab hinab gehen

können, fondern es feh jhm alleweg ausgelefcht worden, fo höre man noch die

ganhe Nacht in dem Keller binden, das mau zuvor nie gehört hab."

Diefe Stelle fehlt in den Tifchreden, dafiir folgt unmittelbar

1) Ed. Förftemann, 111. S. 27.

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Z9

auf die Erzählung von der Hafenjagd am Hörfelberg die Sage

vom Teufel als Anwalt eines Landsknechts. wie der Teufel den

Zechbruder holt, wie ihn der Altvater als Sau verfpottet, und

wie er in den Bergwerken fpukt.

Voltergeiftern die RedeB) -

, „Da gefragt wurde, ob anch Boltergeifter wären„ denn Ofiander ver

neint es und unbilligtsf antwortet 1)r. M. L.:,Er muß abermal _etwas Sonder*

liches haben, Gleichwol muß man bekennenF daß die-Leute vom Teufel be

feffen werdew und ich

habs erfahrenf daßEeifter nmhergehen, fchrecken die

Leute, hindern fie am Schlafe, daßfie krank werden."

Hier ift nun vermutlich die Faufts Voltergeift betreffende

Stelle ausgefallen denn in den Tifchreden ift ganz unvermittelt

und ohne Zufammenhang von Voltergeiftern* die Rede, dann aber

folgen in den Tifchreden wie bei Widmann die faft wörtlich

iibereinftimmenden Erzählungen von dem Spuk 'im Vfarrerhaufe

“zu Siiptih bei Torgau; von dem Spuk. welchen Luther auf der

*Wartburg erlebte, von dem den Vrobft Jakob von Bremen inMagdeburg neckenden Spuk und von der Frauf welche dem Teufeleinen' unfänberlichen *Eontrawind entgegenblies. Dann wird Fauftabermals mit folgenden. in den Tifchreden fehlenden Worten*

erwähnt: „Nun war aber alda D'. E.

JN?) fagte, wie D. Fanftus

follte einen Zpiritum kamiliaremhaben. Darauf ward folgende

Gefchichte alfo mit unter andern erzähltx“ worauf_ die in

den Tifchreden gleichlautendeErzählung von dem 'Ab-t folgt. wel

cher dem im Klofter _haufenden Zpiritue_ kamilierie eine Schelle

anhängt.

'

Zum Schluß wird bei Widmann des damals lebenden- be

.riihmtetn italienifchen Magiers Lucas Gauricus, Erzbifchof

zu Eivitaveechia. erwähntf) und zwar in einer_ etwas andern und

1) Ed. Förftemann. 111, S. 34. .

'

f)*

Nach einer .alten handfchriftlichen Randbemerkung D1'. Ehr. Jrenäusaus Schweidnih, Pfarrer zu Afchersleben, Eisleben, Weimar und Mannsfeld,

_3) Lucas Gauricusz geb. zu Viacenza 1475, lebte um 1550 in Venedig,

nachdem er Frankreich und Deutfchland bereift hattef und war mit Vapftl

Paul [11.- welcher ihn zum Bifchof von Eivitavecchia machte* befreundet. Erverkündete den Tod Heinrichs 11. von Frankreich aus den Sternen im voraus

.ftarb zu Rom 1558 und wurde auf dem Capitol begraben. *Während feines

Aufenthaltes am Varifer Hof, foll er Catharina von Medicis die Nachfolger

Heinrichs [1. bis zu Heinrich 17. im Zauberfpiegel haben_ fehen laffen. Erfchrieb einige aftrologifche Bücher. x

'

Dann ift plöhlich von_

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ausführlicheren Weife. als es in den Tifchreden gefchieht. Bei

Widmann heißt es;i

„Darauff fagt D. Luther. ja er kan 'fich in eines Menfchen geftalt ver

ftellen, aber' das ift gewiß, *wer den Teuffe( zu gaft ladet. der wirdt fein nicht"

.alfo loß. Denn D. Lucas Gant-tens der fchwarßkiinftler aus Italien, hat auff

zeit in behfein vieler guter Herren, da ich

auch gewefen, bekennet, das

ihm auff ein'zeit feinxgeift erfchienen fen, vnd mit gewalt an ihn gewolt, er

folle* auß'Jtalienfich in Teudtfchland thunf da einer vber jhn feh, Doctor

Fauftus genannt, von diefem wiirde er viel fehen. Auff folche anmuthnng

hat er. geantwortet. es wiirde fich nicht fchicken. das ein Teuffelden andern

anßtriebe. Diefer Gauricus- wolt fich mit der heiligen Schrifft behelffen, vnd

wolt bewehren, das die Schwarßkunftf oder zuhaltung vnd gemeinfchafft _der

geifter in der h.

fchrifft nicht verboten fer), denn es ftehe- gefchrieben, des

Weibesfamen fol der Schlangen den kopff zertretten- darauß denn folgen folie,

das der Menfch den gewalt iiber den Teuffel hatte. das er jnen müfte kommen,

wann er wolte. Bud fagt darüber D. Luther, das wi( ich ob Gott wi(. da

ranff nicht wagen. Diefe und andere mehr kurßweilige vnd fröliche erzehlte

gefixt-ech7 da man diefes D. Faufti gedachte. habe ich

auß einem ,befondern

fchreiben, fo mir bekantf wollen erze'hlen und anziehenf vnd ift

hierauß ab

zunehmen, das D. Fanftus fchon in einem anfehen gewefen, er hat fich aber

damahls zu Magdeburg bei den Thumbherren enthalten, die jhn in einem

groffen wehrt gehalten haben.

In den Tifchreden heißt es 'dagegen:1) _

,* „1)k, M. wurde angezeig'et, wie daß NN. den Teuffe( fehe, der fich

verftellete- in einen Menfchen. Da fprach der Doctor- wer den Teufel zu Gaft

ladet, der wird fein nicht (os. Denn Dr. Lucas Gant-tens, der Schwarz

kiinftler. den er aus Italien hatte holen laffen, hat u' öffentlich bekennet,

daß N. N. mit dem Teufel fei

umgangen, und daß er'Vch mit der heiligen

Schrift behelfen wollte, Er 'thäte Recht daran, denn es ftiinde gefchriebenh

des Wcibes Samen foll der Schlange den Kopf zertreten. Daß der Menfch

Gewalt iiber den Teufel hätteF daß er ihm müßte kommen, wenn er wollte,

das will ich l)t. M. L. nicht darauf wagen."

Thatfache ift, daß in den Tifchreden. wie fie uns vorliegen,

auf eine geheimnisvolle Weife zwifchen Luther und Gauricns von - -

einer ficher bekannten aber ungenannten, des Teufelsumganges

geziehenen Verfönlichkeit die Rede ift, welche recht gut auf Fauftund Mephiftopheles paßt, und die Stelle bei Widmann kann fehr

wohl die vollftiindigere Wiedergabe des Gefpriiches fein. Dief'er Um

ftand und die oben mitgeteilten machen mir es fehr wahrfcheinltch,

x

daß die Widmannfche „Erzehlung was von Dr. Faufto gehalten

1) Ed. Förftemann Th. nr. S. 66.

...-q-i

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.,- 41

_ taufendt fiinffhundert vnd vierhigj diefelbige mit groffer verwunderungf vielen

hab" mehr als eine nachträglich gemachte_ Zufammenftoppelung

von allerlei Zaubergefchichten aus den Tifchreden unter Ein-mengung Faufts fei. 7 _

»

*

Ich gehe nun zu den Nachrichten über, welche der gelehrte

Schüler Agrippas und berühmte Bekacnpfer der Hexenprozeffef

Johann Wier (1515-1588), über Fauft'mitgeteilt. In der

_ von* Baffäus 1586 durch Fuglinus zu Frankfurt beforgten deut

fchen Ausgabe von Wiers berühmten Werk „De p'raee'tigiia 1)aem0*

num“ heißt es: Ii)

„Als ,vor zeiten zu Eraeaw in Voln die Schwartzkunft in öffentlicher

Schulen gelehrt vnd getrieben worden, ift

dahin kommen einer mit namen

Johannes Fauftus, von Kündtlingen bürtig,_der hat diefe fchöne kunft in*

kurßem fo wol begrieffenf daß er hernach kurß zuuor, ehe denn man gefchrieben

- Franäe multit'aria in clir-ereie Starmania-3 10ei8 exec-enn.

it

i

*. se ing-real arbitraretur, aunäetngue aororium* appellare eonguerit. 11m tan- ,l fi

lügen, vnd vnfeglichen betrug hin vnd wieder in Teutfchland' ohne fchew zu

treiben vnd öffentlichen zu praeticiren angefangen hat. Was für ein feltzamer

Brillenreiffer aber vnndt Ebenthewer er gewefen, vnnd was 'für felßame ftück

lein er geköndt habe, wil ich hie nur mit einem Exempel darthun. dem Lefer

zum beftenf doch mit dem befcheidt. daß er mir„ erwölle es jhme nicht nach

l) Buch ll. Cap-1. Die Fauft betreffende Stelle findet fich zuerft in der mirvorliegenden Octavausgabe in lateinifcher Sprache von 1568 (Bafelj Oporinus)und lautet: „Jaannee bauetne ex _lcunäling- opyiäula' ariunciue, ("ra-30718.6

l '7:

magic-un, ubi alim (Ioeebutur palatn, cijciieit, eancgue pain-ie unnie ante (juni-ageeimurn ante Zeegnintiüeainutn, earn ntuitoruln aclmiratione, menäaeiie et

(Die deutfche Uberfeßung des Fuglinus-ift nicht genauj denn nach diefem Text war Fauft 1540

fchon verfchollen.) .lnani _faetantja et pollieitationibue nibil non yatuit. :

brempla uno artem eu eonciitione lteetori aetenciam, ut ee nau imitaturuni,

*mini prior iicletu kaeiat. 11i() eeeleetne ergo engine Latoburgi in 111088.6 :inam1 (Zenit-irre lines, barone [let-mann() abeenta, rnitiua ab ajax eaeellana 1).

.wanne 1)ar8tenio traetabatur, gnoci linie/'ira bon() nee eallicic)7 blut-junireturn eognitianern artesque rat-laß pollieeretur.- kline et tantäiu eintritt,quo b'uuZtuZ uuiee ukkieiebatur, yrompßit "file, cianea 'ae erneut-akut'. Quanabi bau-8in8 intellig-eret, atque -Erarjatn eibi abeunclum ease, ut raäeretur

Pacha, ciiaeret alter, 'intim i8 ei acihue euraret, artent (1811110 promittjt

eiagularem, guae eiii-a n0r-aeulae nennt, tolleretnr barba. Oonäitiane ae

eepta, areenieo eauk'rieari earn eitra ullam prueparatianjs mentianem _j'ubet':

l

aäbibitaque illinatioue tante. eueeeeeit inflatnmatio, ut non maclo [till, nec]'

['7

et pellis euntearue erntet-antun . (laut stem-tab() icient jlle mini faeinue Fi_dae non rental reeennuin alias mini non jneoguitue, barba nigra, religua .f

»

kaeie eubabeeura et melaneboliam atteetaute (eplenetieua enim erat) guumbanetum aeeecjeret, jneunetantet bie uit: krak'eeto te Zororium [nennt ease

exiutjntabarn, propterea el; packen tuoe m02; abeerrabani, num langere et ineuryae in iin prarninerent ungu1ae:-ita [tune ciaentoni aaairnüaue, qui-.m an

eien] in paga'ciueatue 177irtenberg-iai -inrentue kalt Fanta leetutn mot-tuneinner-ea kueie et äonto prueeeäenti nor-te meclia guasuatu, ut ker-tur.“

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_42than zuuor verfpre>)e vnnd gelobe. Al-Z vff ein zeit diefer fihwarßkiinftler

Fanftns feiner böfen ftück halben zn Battobnrg- welches an der Mofe liegt,

'nnd mit dem Herßogthnm Geldern grenßet, in abwefen Graff Herman? in

hafften kommen, hat jhme der Capellan deß ort?7 Herr Johan Dorfteniu-Zfein frominer einfältiger Mann, viel liebs vnnd guts erzeiget7 allein der brfach

halben, dieweile er jhme bel) trewen vnd glauben zngefaget, er wölte fhn viel

guter Künfte lehren, “nnd zu einem anßbündigen erfahrenen manne machen.

Derohalben, dieweil er fahe, daß FauftuZ dem Trunck fehr geneigt war, fehiekte

er jhnie von hauß anß fo lang wein znef biß das -fäfzlein nachließ nnd gar

leer wurd. Da aber der Zauberer Fauftus das mercfetf vnd der Capellan,

auch fich annahmf er wolle gen Grauen gehen nnd fich dafelbft barbieretc

laffenf lie-fie er fich hörenf wann er im mehr weins geben wolte, fo n'ölt er

jhn eine kunft lehrenf dz er on fehermeffer *vnd alle?, daß bartS abkonnnen

folte. Da nun der Caplan dz gleich eingienge, 'hieß er ihn fchlecht anß d'Apo-“

tei-ke hinnemmen *Xk88Uj0l1l117 nnd damit den bart ond kinne wol reiben,' vnd

'gedachte mit keinem wörtlein nit7 dz er-Z znnor bereiten, vnd mit andern» zu- »

feßen brechen folte laffen. (Hier weicht Fuglinußf der 'alte Ueberfefzeß- vom

lateinifcben Original Wiek-Z ab.) Sobald' er aber dz gethanF hat jme gleich

das kinne dermaffen angefangen *zu

hißen ond. brennen, daß nit allein die

haar im anßgefallen, fonder-n auch die haut mit fampt-dem fleifch gar ab

gangen ift. Diß Bubenftiicklein hat niir der Caplan mehr dann ein 111a(f

aber allweg mit bewegtem mut felbft 'erzelet.'

Noch ein ander ift

gewefenf den ich

auch wo( gekant, der hatte einen_

_fchwarlzen Bartf ond war briinnlich von angeficht, von wegen feiner Melan

cholifchen Complexionf wie er dann auch dero vrfachen halben zeitlich ani

Milßen fich vbel befunde.“ MZ derfelbige den Zauberer Fanftum auf ein zeit

befuchte, fagte er frei) offentlich zu jhme: Fürwar ich meinte nicht anders

denn d1] -wereft mein febwager, meiner fchwefter MannF fahe dir derhalben

gleich nach den Fiiffen, ob dn lange ond krumme Klauwen daran etwan her

fiir gucken hetteft. Vergli'eche alfo den guten Mann, dieweil er fchwarz war

von angefichtF als er zu jhm eintrat, dem Teuffel, nnd nennet denfelbigen

anch, *wie fonft allweg fein gebrauch warF feinen Schwager, Abenfeinlohn

ift jhm zu letzt auch worden. Dann, wie man fagt, fo ift er in einem Wolfff

im Wittenberger Landt, defz mvrgenS neben dem Bette, tot gefunden worden,

vnnd das angeficht auff dem rücken gehabtf ond hat fich diefelbe nacht zunorein folch getümmel im Hanfz erhaben, daß das gan-ße Hauß davon erzittert

ift."

Bei Wier folgt nun in unmittelbaren Anfehluß folgende Er

zählunmi)

.1) ltuäirnaäeratar anna 60818.1'j6d598 ex k'aneti mag-*j 'el rer-i118 jnt'anati

mall (Loc-trina inetruotae, m0äucn_qn0 earrnjnjbae

_in nitro eoereercur eatan,

äiäwjt; Ui; jtaque jmpeäjketnt' a nelniae, (lie anaäam in (ez-learnabjjt: abi in

wagten exeeratione aberraocj apparulc Daemon bot-terrain aämaämn forma,oaalje flarnmeje, narjvnß 3a eornn bubnli mal-em intel-die, 0b10n3j8 (Ientibue,

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-435„Es if

t ein fchulmeifter zu Goßlar gewefen, der hatte deß vnfeligen

fchendtlichen Zauberers Faufti kunft auch ftudiret vnd gelernt- wie er den

Tenffel in ein Glaß durch Segen vnd Zanberifche fpriich bannen folte. Der:felbige gehet ein mah( auff“ einen tag ein mutter Gottes alleine hinauß in den

Waldt. auff daß jhn niemandt an feiner kunft hindern köndte. Da er aber

anfieng den Teuffel zu befchweren. wurde er irr in der kunft ond fehler. Da

erfcheinet jhnie der Teuffel behende in gar erfchrockentlicher geftalt, mit few

rigen augen- hat ein nafen. die war gekriinnnet wie ein Ochfenhoru. »vnd

lange zähne wie ein Eder, war harecht vmb die-backen wie ein Kati. bund

fonft vberal fchrecklich vnd graufamb anzufehen. Deffen erfchrickt der Schul

meifter fehr. fellt zu boden-nicht anders, als wann jhn der Donner getroffen

hatte, ligt da *etliche ftunden auff der erden als were er halber todt. Leßlich

nachdem er fich wieder erholet. vnnd nach heim zu gehen wolte. 'kamen jhine

hauß vor der Pforten entgegen etliche feiner Freunde vnd bekandten, die

fragten, warumb er fo bleich vndt erfch'rocken were. da knndte er vor fchrecken

vnd zittern kein befcheidentlich wort antwortenF fondern wiitet vnd tobet nurwie ein bnfinniger Menfch. biß zu außgang deß JaresF da fieng er erft wieder

an zu reden vnd zu erzehlenh daß der Sathan in der geftalt, wie vor gemein

pjhme erfchienen were, vnd nach dem er fich berichten vnnd mit dem heiligen'

*Sacrament verfehen laffen. hat er fich dem HErrn befohlen, vnd den' dritten

tag_ hernach fein geift' anffgeben."

Die erfte diefer drei von Wier überlieferten Berichte ftammt

aus des zu Grave an der Maas geborenen Erzählers engfter

Heimat und ift

infofern von großer Bedeutung, als nach dem

felben Faufts Ende kurz vor 1540 zu feßen ift. Der fagenhafte

Tod Faufts wird nach der im Munde des Volkes lebenden Über

lieferung erzählt; doch ift

zu bemerken. daß Wier wie Melanch

thon des Zauberers Abfcheiden_ ineiti--würtembergifches Dorf und

nicht- wie die' Fauftbücher

- in ein Dorf bei Wittenberg ber

l'egeu( Der Zauberer felbft tritt uns i'n Wieris hiftorifcher Anek-_

dote genau wie in den Bolksbüchern als ein den Trunk liebender, *zu

jedem Schabernack geneigter Vagant entgegen. Der Streich,

welchen Fauft dem' biedern Dorften fpielt, deutet auf fein Studium

11411-11118non (ijneilnilidnn, genie feiern kei'erentibne, et. in nnirerenm terkibjiie.110010010 ierrej'eetue bie pr08te1-nit11r, '_fneetgue 110m8 eijquot Zeminwrtnue.'kancienrreeyitenti n0nniit1'] atque m1 einitntje yattnnprogreäienti, quicinmfamiliären 0br-ii, reiten 1n11txrti, [1811011511118ennenm reg-ent. klje tremene eb7611111;kuribunäue 0d1nut11it, incie c101n11111,ciueitun "11b1' i10rrenci0e eciere 801108

et 11101-8115ineenire eoeyjt. 111m0 tenciem ent-tete fakt (1911110 ineiyit et en

epeeie 3111i anenmneln upper-111886 nnrrnt. (denne nero Dominic-ne column-ni0ne1n 11bi tum eelebrneeet, tertie x108t 111e Deo eammenciene, enlnmjtoene

linie 'jene rnieäixit.'

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g- 44 -

1

“der natürlichen Magie in Krakau hin, Über Magie auf'- den'

_mittelalterlichen Unioerfititten wurde oben das Nötige gefagt.

Eine Unterabteilung der fog. natürlichen Magie machten aber die

heute den Barfumeuren,'

Droguiften und Ftjleuren überlaffenen

Toilettenkiinfte aus- 'und in den alten Werken .über die natürlicheMagie finden wir zahllofe-hierhergehörige Vorfchriften, welche fich- forgfam aufgezeichnet und aufbewahrt

- von Gefchlecht zu

*Gefchlecht forterbten, In der berühmten mag-_ia natu'ralß des

Neapolitaners I o h an n B ap ,t ift a a V orta, (l545-1616) handelt

fogar das ganze neunte Buch „De muljermn 008rnetiea“, und

das vierte Kapitel diefe-Z Buches von den Enthaarungsmitteln.

Wenn wir diefes Kapitel lefen, fo'

fehen wir mit Staunen, daßx

man bereits um die Mitte des 16.Jahrhunderts (Borta's Magier

nuturalie erfchien zuerftzu Lyon 1561) das noch heute als Ge

heimtnittel gebräuchliche Rhusma kannte. Hier heißt e29)

„Gewöhnliches Enthaarungsmittelh wie e? allgemein in den Bädern ge

braucht wird. EZ befteht aus vier Teilen ungelöfchten 'gepulverten Kalk und

einem Teil Auripigment (Schwefelarfenik). welches man zufainmen kocht. Die

Probe wird mit einer Hiihnerfeder gemacht, welche damit gekocht, den-Bartverliert. Hüte di-h, daß es nicht zu ftark koche, oder daß es zu ftark auf die.

Haut aufgetragen werde, denn eS brennt." - ,

Das_ Rezept _zu dem wahrfcheinlich während der Kreuzzüge

in Europa bekannt gewordenen Rhusma hatte Fauft offenbar bei

feinen magifchen Studien 'kennen gelernt und bei Dorften ange

wendetf. denn reines Arfenik, wie Wier angiebtF bringt nicht diefe

*Wirkung hervor. Ob endlich Fauft dem Kaplan die Haut abficht

lich oerbranntef bleibe dahingeftellt. -Diefe Erzählung Wier?

ging faft wörtlich in das Spieß'fche Fauftbuch über.

Eine Befprechung der zweiten Erzählung7 worin die einzige

'hiftorifch verbürgte Erwähnung von Faufts Familiargeift enthalten

-iftf verfchieben wir bis zur Behandlung der Figur Mephiftos.

In dem dritten Bericht begegnen wir .der erften Spurf daß

nicht lang nach Faufts Tod Anweifungen zurAusftihrung feiner

1) „kßjlatbrum 711138172. (Zoo yaZeim in then-[nie utuntur. Sonst-rc

nix-ue Galeria partibuß guatuor, reciuetje in yulrerie [ubuntu, aurjyigmentjZiogularj, et (ieeoque. Nrperjlueutum erit penua gallinaeea, (Zune quuln-cieyilatut, eoatuln eric, eure ne nilui8 ooquatur, nut ninjjß Supra outer!! mu!etut, num mit."

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_45...Zauberkiinfte

-fe

i

es mündlich, fei es fchriftlich- in Umlaufwaren. Der „aus Faufts Lehre unterrichtete“ Schulmeifter zu

Goslar geht in den Wald, um denTeufel in ein .Glas zu bannen

und fo einen Zpiritne liamiliarie zu erhalten. Ich habe in der

Fauftlitteratur noch nie einen Nachweis gefunden, wie der Aber

glaube des Mittelalters diefen Zweck zu erreichen hoffte. Deshalb .

will ich an diefer Stelle -wenigftens das ,mitteilenf was mir aus

7

einer Johann Wagners Namen und die Jahreszahl 1535 tra

genden ma'gifehen Handfchrift„ welche mir bei einem Brandungliick

1874-* leider verbrannte, noch erinnerlich ift: Man geht am Johannistag in der Mittagsftunde auf ein Feld und fängt einen

Käfer, welchen man unter, den Murtneln einer Zauberformel ini

ein Glas fperrt'. Diefes Glas wird in der folgenden Mitternachts

ftunde unter “einer-Befchwörung in ein frifches Grab verfcharrnwo e

s

fieben Wochen vergraben bleibt. Dann holt man es in

der Mitternaehtsftunde wieder und nimmt es drei Sonntage mit

in die Kir-cha: daß der Segendariiber gefprochen wird. In der'

Mitternachtsftunde des nun folgenden Freitags geht man aufeinen Kreuzweg wo die Hauptbefchwörung vorgenommen und der

Geift an das Glas gebannt wird. - Näheres über 'die Befehwö

_rungen und den inoclno operancii ift mir nicht mehr erinnerlieh,

nur weiß ich', daß man anftatt Käfer auf Wiefen auch Blumen*

fliegen zu gleichem Zweck zu fangen pflegte. ,Diefe Vraxis, muß

ziemlich verbreitet gewefen fein, denn G. V,

Harsdörferl),

Vhilander von Sittewaldi), l). Caspar Scho-t'tii) und

I. Frommann4) erzählen hierhergehörige Hiftorien. Die Geifterwurden aber nicht nur in GläferF fo-ndern in RingeF Kr'hftalle,

Steine, Spiegelf Bilder etc. gebannt, und Lercheimer faßt in

feinem „Bedenken von der Zauberei" alles in folgenden Worte

zufammenö):

*

1) „Großer Schauplaß jitmmerlicher Mordgefihichte" Filet. 45 no,

2) „Dinner-tua Rupert-n15.“ pag. 642.

3) „Lt-Feiner euriooa.“ Uerbip: 1662, 40. [lid. l. cap. 37.- Danaeh foll

auch Guftav Adolph einen in einem Ring gebannten Familiargeift befeffen

haben,und: der Ring foll einige Tage. vor der Schlacht bei Lügen gefprtmg'en

em. »4

) „be-Lasejnatjone.“ pas. 210,

i7) A. a, O. (rap. 4.'

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_. 46._

..Veh etlichen bleibet er (der Teufel) für vnnd für, haben jhn bei) fich

oder daheim in eim glafe. ring, 'bifems knauff. tollich knauff. in filbe'rn.

blehern. wächfen bildern. in' eim todten kopff. in eim Hund. Katzen. Raben

etc.. Nicht daß ein Geift fich laffe einfch'lieffen oder eingefchloffen werden möge:

fonder es ift

alfo verwilliget vnnd bedinget. wann der zanberer feiner beger.

fol er jhn bei) dem ding fuchen vnd finden. - Wie dem Joh. Car-ion 1) fein

Geift antworte. wann er die Hand. daran er den Ring trug. in dem der Geift

faß. uns Or hielt."

Diefe Kunft wird fchon zu Kaifer Otto Lil. Zeit von Ger

vafius von Tilburh erwähntf). Vapft Johann ALU. klagt 1307

in einer Bulle über diefen Unfugß). und die Sorbonne verwirft''

auf Anlaß Johann Gerfons am 19. September 1398 den Glauben

an die Zpiritne familien-ee fammt 27 anderen Artikeln als keße

rifchen Jrrtumi) ufw. ufw.'

Ob nun der Goslarer Schulmeifter bei feiner Befchwörung

eine Halluzination hatte. oder ob ihn ein - vielleicht ganz natiir

liches- Ereignis erfchreckte. fe

i

dahin geftellt. Jch will hier nur

konftatieren. daß ähnliche Teufelsvifionen auch in unferer Zeit

noch vorkommen. Jch entfinne mich- nnd die ältere Generation _

der Bewohner Meiningens mit mir -. daß dort im Jahre 1859

oder 1860 die Frau eines kleinen Schloffermeifters Krell. welche

in einem öftlich von Meiningen gelegenen. die ..Kalteftaude“ ge

nannten Wald im Lefeholzgewefen war. vor Entfetzen außer fich

nach Haufe zurückfliichtete. Hier_ erzählte fie mit allen Zeichen

*fubfektiver Überzeugung. fie

habe fich. vom Sammeln des Holzes

ermüdet. ansruhen wollen. als ein fchwarz gekleideter magerer

Herr aus, dem Gebüfih getreten fei

und fie aufgefordert habe. fich

in ein» von ihm mitgebrachtes rotes Buch einzufchreiben. Als fie

erfchrocken gerufen: Ach Herr Jefus. das thu7 ich

nicht! fei

er mit

furchtbarem (traditionellen) Geftank verfchwunden. Die wirklich

zum Tod erfchreckte Frau. die in keiner Weife als Lügnerin.

Säuferin 2c. in fchlechtem Rufe ftand, erzählte ihr Erlebnis Jedem.

der es hören wollte. nnd bekräftigte es dem damaligen Oberhofprediger ])r. Ackermann. der fi

e

zu fich hatte kommen laffen. auf

1) Carion lebte von 1199-1538 und war Hofaftrolog Joachim Neftors.

2) 01:13. imyerialin, [ll. 28.

3) Linz-nein. rinnai. eeelee. n. er. 1317. 52.

4) F. 6618011: 0pera. natur. 1706. l. 218.

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-47 -.'die Bibel. Die Frau erkrankte bald darauf heftig. Die ganze

'Stadt war voll von der Teufelserfcheinungf und allerlei lofes

Volk zog in die Kalteftaudef um den Teufel zu fehen. Als z. B.

*eine übermiitige Gefellichaft junger Leute fich nach diefem Wald

aufmachtekum ein furchtbares Gewitterf worauf die Helden Halsiiber Kopf kehrt machten und unter allgemeinem Gaudium fich in

die Stadt flüchteten u. f. w. u. f. w. .

Ich will mit diefer Abfchweifung nur nahe legen, daß wires bei Wiers Erzählung vom Goslarer Schulmeifter keineswegs

mit einer bloßen Sage zu thun zu haben brauchen', fondern daß ihrfehr wohl ein -

vielleicht nur' fubjektives- Erlebnis zu Grunde

liegen mag. - -

Bevor ich Wier verlaffe- will ich

noch erwähnen, daß derfelbe

von einem. Teufelszauberer (11163118 111112111118) erzähltf welcher

Kaifer Maximilian die Schatten des Hektor, Achilles und David

erfcheinen läßt. Er fagtB)„Man erzähltf daß am Hofe deZ'KaiferS Maximilianf des Urgroßvaters

des jetzigen 2*)

,

des Hektor und Achilleß Erwähnung gethan worden fei; und

als diefelben von einem Rat iiber die Maßen alS an Stärke und Tapferkeit

alles iibertreffende Männer gelobt worden feien, habe der Kaifer gefagi- er

1) [>11 praeet. 111116111.11. l. 611.1).15. „Knete-nn 011111116610118 et 1161111118,

101886 111611110116111111 3.1116 11110616101181119,111111113111

11111118111-01171 11611-6101*:

11111'11111_u (1u0116111 601181116110 7611611161111118leuciureucur cnuquem 711-1 1011016

ec 1011111101118 pre-6811111168, 86 01111116 (301u111 61113188 et weg-1111116106111 6011

cueri, uit lmyeretor. 11161 118116111karte (11611u8 111 6.1116 111egu8 11111111118,86

ici

tuto prueetare ,jaotaue (2110 60g11110, 6.1) 1111116161016 eeejvur, 8u6gu6111118 811661111611611616 _jubetun Ze 111 gu11161n 1'66tu1u111 6111-6 166810116111 1:68

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111011011u181111166101,ut; 111117618116011116111180616t (10111u8: 60gu6 01161-10, 111g-r611it111

8ua [161101111111118truef116, 1011g() 81116111161116111111manu 1168111111368111118 161166111

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.eeeeuli 711-08. *908166 81111111001110118 111616811116 upyerujt 1161111188, 7ulcu110117011601016111 111111111118,616111011116 11118111111kern-(Zulu, 111168111661016111 11176

.8111*u8, 7111173118, nt quum (1616.10 011681111 11011016 161* 11111166u11110 et 16116

u11110 pri-1616111886111, 67auuere. 1108 1'11eequutu8 e81 161711tu8 76168 967111,

00101111 et megujfiaeutie 16316. 111ejgu1tu8, eytbareungue parceue, atque eratbujuegu'nm pr101'11111111101'u111pleueidjliok 7u11u8. 1110 guogue 8110 1116688u 161*

111111111111111110111111 regjn 66t11611re 8611611161116111-11 11111118110110118 (1616110116111

prueterjit, 1u116q116 111811111-ujt. 1103-111118 ab 1111116161016 11163u8, 6111*11011016111

1161113368861:D67111? 168110111111::011116111regua. u P6711118 183110 711161', 61 (111118

111111aetekuj 1)(11 11110111611 1)u711118 818111111616 01111111 6886.“

L) Kaifer Maximilian 11.7 denn Wier machte diefen Zufay, welcher in den

Ȋlteren Ausgaben nieht fteht, 1567 oder 1568.

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-erften zwei.

wünfche deren Bild und Größe zu fehen. Es befand fich zu jener Zeit zufällig

.ein Tenfelszauberer am Hof, der fich vermaß,' dies ficher zu bewerlftelligen.

Als' der Kaifer dies erfahren hattef ließ er-ihn rufen und befahl ihm, ein

Wrobeftiick feiner Kunft abzulegen. Jener verfprach, dies ohne alle Verlegung

zuthnnf wenn man nur, fo lange diefe Männer erfchienen, fchweigen wolle_

Nachdem man ihm Stillfchweigenund eine Belohnung zugefagt hatte, fchloß

der Magier den Kaifer fammt feinem königlichen Thron mit einem großen

Kreis ein, worauf er Einiges aus einem Buche mnrmelte, und fogleich klopfte

,Sektor derartig an die Thiire,- daß das ganze Haus erbebte, Als diefelbe ge

öffnet wurde, trat er mit feiner Riiftung angeihan herein, einen weithin

glänzenden eiferne'n Speer in der Hand tragend, mit flammenden Augen um

fich blickend. An Größe iiberragte er 'alle großen Leute nnferer Zeit; Nach

her erfchien in ähnlicher Majeftät des Körpers Achilles, mit verwandtem Ant

liß Hektor anbliclend und den eifernen Speer oft zum Angriff gegen Helior

fchwingend. Nachdem fie dem Kaifer feine Ehre erzeigt _hatten *und dreimal

vor ihm hin und hergegangen waren, verfchwanden fie. Diefem'folgte der*

gefpenftigel) Prophet Davidf mit Krone und* königlichen Jnfignien ange

thnn, die Harfe in der Hand; und fein Anblick war gefälliger als der der

Auch diefer ging nach feinem Eintritt dreimal vor 'dem auf

feinem Königsftuhl fißenden Maximilian( doch ohne Ehrenbezeugung vorüber.

Als der Magus vom Kaifer gefragt wurde, warum ihm David keine Ehre

erzeigt hätte, antwortete diefer: Alle Reiche werden vom Reiche Davids-iiber:

wältigt, und Chriftush der Sohn des ewigen Gottes, ift vom Stamme Davids

entfproffen.“'

Luther erzählt bekanntlich die

gleiche Citation von Hektor

und Achilles vom Hofe Maximilians in feinen TifchredenP( nur

läßt er diefe Schatten und den der Maria von Burgund durch

Trithemius von Sponheim citiert werden. Der _qvielleicht durch

die Camera 0i>86ura vollbtachten Citation fcheint demnach etwas

Thatfächliches zu Grund gelegen zu haben, um fo mehr, als

Maximilian großes Jntereffe fiir Magie hatte.-

Öbfchon nun

zahlreiche alte-Autoren Luther ,nachfchriebem daß Trithemius der

Held obiger Zaubergefchichte fei, fo möchte ich

Wiers Bericht doch

.auf Fauft beziehen, und zwar, weil Wier Wiibereinftimmend mit

den Erzählungenf wo Fauftgenannt ift, - von einem „11183118

jnfamio“ fpricht. Trithemius hätte Wier nimmermehr fo genannt,

denn er fchäßte diefen fo hoch und belobte- deffien -damalsffehrverdächtige

- Steganographie derartii)7 daß er dariiber felbft in

1).„1arratue“, von larra, Gefpenft, abgeleitet.

2) Ed. Förftemann. [ll. S. 78. _

'

il) Vgl, De praeetigiie Daemanum [lid. ll. cap. 4.

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_49.4.den Verdacht der Teufelszauberei kami).

_Andererfeits muß

man von dem mitten in der Zeit ftehenden Wier wohl annehmen.

daß er den Urheber obigen Kunftftückes_ wohl gekannt und Trithemins *genannt habe. wenn diefer es gewefen wäre. Daß er Fauft“

nicht nennt und nur von einem megne iut'amie fpricht. mag

vielleicht daran liegen. daß Wier. dem es ohnehin nicht leicht war.

für fein die Hexen verteidigendes Buch ein Brivilegium Maximilians 1]. zu erhalten. Maximilian 1

.7 nicht mit dem *Teufelsbratenrar)

8'802'71- Fauft in Berührung bringen wollte.- Ein anderer

berühmter magna inte-111118 lebte aber damals nicht. und zu bedenken

ift. daß auch Widmann und Spieß das Gleiche von Fauft erzählen.

wobei Lehterer allerdings Karl ll. als Kaifer nennt. Da jedoä)

Fauft nachgewiefenermaßen unter den Regierungen beider Kaifer h

lebte. fo ift eine Berwechfelung der Maximilians mit der Karls ll. '

naheliegend und nicht weiter von Belang. .

Mit Wier fchließt die ,Reihe der über Fauft berichtende

Zeitgenoffen. und es folgt nun noch eine Reihe von Epigon'en.

welche Traditionen *der mit Fauft gleichzeitig lebenden Generation

mitteilen. .

*

Der erfte derfelben ift Andreas Hondorff. Pfarrer zu

Droißig. welcher ein 1572 zu Frankfurta, M. in Folio erfchienenes

,.l-*romptnarinm exemplornm: Das ift: Hiftorien- und Exempel

burh. nach ordnung und Difpofition der heiligen Zehen Gebott

Gottes" 2c. fchrieb. 'worin in dem Abfchnitt: ])e magieie iii-tibne Exempel von Zauberey und Schwartzkünftlereh (fol. 71 b

)

_die Zeugniffe von Gaft und Melanchthon ausführlich beftätigt

werden.

..Ein folcher Schwarßkünftler. ift

auch J oh. Fauftus geweft. der vie(

Bubenftück durch feine fchwarze kunft geübet. Er hat bei) fich allewege einen

Hund gehabt. das war ein Teuffel. da er gen Wittenberg kommen. wer_ er

aus befelch des Churfürften gefangen worden. wo er nicht entrunnen. Der

gleichen were ihm auch zu Nürnberg begegnet. da er auch entrunnen. Sein

lohn aber ift

diefer geweft. Da feine zeit aus war. ift er in ein dorff im

Wittenberger gebiet. ben einem Wirt gewefen. da ihn der- wirt gefraget. wa

rumb er fo trawrig were? Sagt er, Diefe nacht folt du dich nicht förchten.

ob du fchon groß krachen vnd erfchottern des Haufes hören wirft. Auf den

1) Vgl. krommnnn: [ie keeeinatjane. dag. 525. Loäinne: Dae

monomenie. lib.' l7 eve.

Kiefewettcr. Fnuftbnch 4

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..-50 ..q

morgen hat man jhn in _der kammer, da er lage, todt gefunden7 mit'vxnbge-'

dreheten Hate.“ - -

Hondorff beftätigt einfach die Zeugniffe' von Griff und

Melanchthon, falls er überhkiupt als felbftändiger Zeuge zu be- .

trachten ift. W .

Auch der berühmte Theologe Heinrich Bullinger erwähnt

Faufts beiläufig in feinem zuerft in Frankfurt-a: M. 1569 heraus-

gegebenen „MMM-urn (je oenefiejjWL) mit den Worten!*“ *

„Der-gleichen find die gewefen- von dena-(die Gefchrifft hin ond her

redet, ond fie Lagos nennet, wie zu onfeml'Zeiten- Fauftuß der Schwarß

künftler gewefen."*

In demfelben „'l'beatrnm (le eenefiajja“ findet fich in der Ausgabe

von 1586 in des bekannten Leonhard Thurneyffer „Bedenken,

was er von'de'r Exorciftereh halte“, folgende auf Fauft bezügliche

Stellm")*

1

„Sie (die Zauberer) habe alle groffe Armut ond viel Elends gelitten,

wie man zu vnfem zeitembei den Elenden Unholdenh an dem bootore kann:

t0,'vnnd anderen- ,deren etliche hohes ftandeS gewefen( gefehenF'p

Auch in den Fauftbüchern leidet, wie wir noch fehen

werden, Fauft ftets Mangel an barem Geld. Als hiftorifche

Parallelen können Agrippa, Vara'celfus und John Dee gelten. -Auch Bulliugers Schwiegerfohn Ludwig Lavater, der *Ahnherr*

des berühmten MhftikerS, fpriiht ,in feiner oielgelefenen SchriftDe epeotrje et LemurjbuäÄ tc

.

beiläufig von Faufua)„Wie wunderbar if

t das, was »man von dem deutjchen Fauftus erzählt,

waZ er durch magifche' Künfle hervorgebracht haben follk(

Wichtiger als alle diefe gelegentlichen Notizen find die* Nach*

rich-ten, welche Auguftin Lercheimer, reete Wittekind,4) über

den Heros der deutfchen Zauberfage beibringt. Lercheimer, der

feit 1547 zu Frankfurt a. O. und ,Wittenberg Theologie ftudiert. hatte, fchrieb durch Wier angeregt -* ein 1585 ohne Orter

fchienenes „Chriftlich bedencken und erjnnerung von Zaubereh'“

worin er den Grundfah verfocht- daß man die Hexen „ehe

l Ausgabe von 1586, 08x). 6.

y. ,303.

A. a. O, S. 196.

3) M3111-, 1570. 89. [4. [l. 17..

t VglVrätorius; „Von Zaubereh *und Zauberer-n"- (unpagin. Vorrede):„Vnter) allen

obgfxneldtenhdie oon Zauberei; gefchrieben, laffe ic

h mir Wittekindum (der fich uguftin Lercheimern genannt) *- am beften gefallen.“

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_51zum Arzet und zum Kirchendienea dann zum Richter oder Schult

heiß fiihre: damit jenen von ihrer aberwih, nnfinnigkeit und un

glauben geholffen werde.“ Jn diefem Buch bekämpft er die

Übertreibung der Hexenprozeffe. ohne die ihnen zu Grund

liegenden Thatfachen abzuleugnen, und *bringt unter feinen *vielen

Erzählungen von Zauberern und Zaubereien auch eine Anzahlvon Nachrichten von Fauft, welche wohl aus feiner Wittenberger

'

»Studienzeit ftammen, infofern fie mit Melanchthons Bericht

-diefen ergänzend _fehr gut harmonieren. Endlich aber werden

in Lercheimers Schrift eine Anzahl von' - genannten und unge

nannten andern Zauberern entftammenden -Zauberpoffen er

wähnt, welche Spieß und Wiedmann auf Fauft übertragen. -Es mögen nun die Zauberfchwänke, welche Lercheimer von Fauft:erzählt, der Reihe nach folgen. Zuerft heißt esci) _

„Unfchädlich, aber doch fiindlich7 war der poffe, den Joh. Fauft von

Knittlingen?) machtezuMN) im Wirthsha'ußf da er mit etlichen faß vnn *faufff

einer dem andern halb vnd“ gar auß zu, wie-der Saihfen vnn auch ,anderer

Teutfchen gewonheit ift. Da jm nu.--deß Wir-ts jung feine Kannte oder Becher

zu vol fchencketef fchalt er jn, drawete fm, er wölle jn freffen„ w'o ers mehr*

thete. Der fpottet feiner: Ja wol freffen: fchenckete im abermal zu vol. Da

fperret Fauft fein maul auff, frißt jn. Erwifcht danach den Kübel mit dem

Külwafferf fpricht; Auff' einen guten biffen gehöret ein guter trum-k, feufft das

auch anß. Der Wirt redet dem Gaft ernftlich zu7 er fol fm feinen Diener

wieder verfchaffenf oder 'er wölle fehen was er -mit jm anfienge, Fauft hieß

.in zufrieden fehn, vnn hindern ofen fchawen. Da lag der fung, bebete von

fchrecten, war aller naß begoffen. Dahin hatte jn der teuffel geftoffenf das

wafier auff in geftürtzet: den zufehern die Augen bezaubert, daß fie

daucht er -

wer gefreffenf vnd das-Waffer gefoffen.““

Der ehrliche Lercheirner hatte, als *er vor 300. Jahren* *naiv

meintef daß die Augen der Zufchauer- bezaubert gewefen, keine

Ahnung, daß am Ende des l9. Jahrhunderts in der Halluzinationstheorie der Herren ])0(:t0r88 Eduard von Hartmann und G. C

Y

Wittig feine Naivität als der Weisheit lehter Schluß der natur

wiffenfchaftlich-exakten und philofophifch-ichulgerechten Unterfuchung

1) „Ehriftlich Bedenken": (lay. 7, S. 272. 1 .

2) Hier begegnen wir zum erften Mal der richtigen Schreibweife von

Faufts Geburtsort. -

.

. 3lWahrfcheinlich ift Magdeburg gemeint wo er nach Widmann mit den

„Tbumbpfaffen" foff.*

* -

4-.:

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des o'cculten Vhänomenalismus gepriefen werden wiirde; denn

nach der Lehre diefer Herren wäre Fauft als Medium zu betrachten.

welches durch Anfpannung feiner pfhchifchen Kraft etwelchen Duhend

Zechern die Halluzination einflößt. daß er den Jungen freffe und

den Schwenkkeffel ausleere. während er ihn in Wirklichkeit mit

affenartiger Gefchwindigkeit hinter den Ofen wirft und das Waffer

über ihn herfchüttet.>- Das und Ähnliches lehrt der moderne

Berliner Vhilofophopapismns, Win (ie eieeiel

Die Erzählung Lercheimers ging faft wörtlich als Een. 57 in

das ältefte Fauftbuch von 1587 über und findet fich ebenfalls in

allen fpätern Redaktionen desfelben.

Lercheimer erzählt nun weitem))

..Alfo fuhr Fauft einmal in der Faftnacht mit feiner gefellfchaft. nach

dem fie

daheim zu nacht geffen hatten. zum Schlafftrunck aus Meiffen in

nach) Behern gen Salßburg ins Bifchoffs keller ober fechßig meyl. da fie den

beften wein truncken. Und da der kellermeifter vngefer hinein kam. fie als

dieb anfprach. machten fie

fich wieder darvon. namen jn mit. biß an einen

wald. da feht ihn Fanft auff eine hohe tanne vnd ließ ihn fißen. flog mit

den feinen fort." -Diefe fich völlig auf dem Gebiet der Mhthe bewegende Er

zählung ift

nichts als die Übertragung der von den durch die

Luft in die Keller fahrenden und den Wein ausfaufenden Hexen

umlaufenden Sagen auf Fauft. Erwähnt fei

nur noch. daß

Lerchenheimer auf dergleichen Seite beiläufig des * von FauftVenedig unternommenen verunglückten Luftfluges gedenkt.

Hiftorifchen Boden fcheint folgende Erzählung-Lercheimers**') -wenigftens foweit fi

e Melanchthon angeht (vergl. deffen Bericht).-

zu haben:..Der vnziirhtig Teuffelifche Bub Fauft. hielt fich ein Weil zu Witebergk.

kam etwan zum Herrn Vhilippo. der laß ihm dann einen guten text. fchalt

vnd vermant jn. dz er von dem ding behzeit abftiind. es würd fonft ein böß

end nemmen. wie es auch gefchah. Er aber kehrt fich nicht dran. Nun wars

ein mal hmm zehen vhr, daß der Herr Bhilippus auß feinem ftudorio herunder

gieng zu tifch: war Fauft bei) ihm. den er da hefftig gefcholten hatte. Der

fpricht wider zu fhm. Herr Philippe. fr fahrt mich allemale mit rauchen warten

an. Ich wils einmal machen. wann jr zu tifch geht. daß alle häffeu in der

küchen zum fchornftein hinaußfliegen. daß fr mit ewern geften nit zu effen

1) Cap. 18. S. 279d.

i) Cap. 15, S. 282.

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_53...werd haben. Darauff antwortet jm Herr Philipp. Das foltu wol laffen, ich

wie dir in dein kunft. Unn er *ließ es auch. Ein ander alter Gottesförch

tiger Mann oermant jn auch er folk fich bekehren, Dem _fihickt er zur Dunck

fagung ein' Teuffel in fein fchlafftammer, da er zu bett gieng, daß er jn

fehreckte. Geht vmbher in der kammerf kröcht wie ein faw, Der mann war

wol gerüft im glauben fpottet feinf Eh wie ein fein ftimm ond gfang ift das

eins Engelsf derim Himmel nit bleiben kontf geht jeßi in der leut heufer

verwandelt in ein faw. Damit zeucht der Geift wieder heim zum Fauft, klagt

jm- wie er du empfangen ond abgewiefen feh: wolf da nit fehn, da man jm

feinen abfall ond vnhei( verweiß ond fein darüber fpottet."

Ich will bemerken, daß Luther in feinen Tifchreden die lehteAnekdote als im Haufe eines Magdeburger Bürger gefchehen, doch

ohne Hinweis auf Fauft erzählt)) Auch hier gilt, was ich oben

iiber die Redaktion der Tifohreden mehrfach fagte.

Melanchthon ergänzend erzählt Lercheimer weitere?)„Zur Zeit DJLutherS ond Philippi hielt fich der fchwarhkiinftler Fauft

wie ovgenieltf ein weil zu Witten-berg; daß ließ man fo gefchehen, der hoff

nung, er würd fich auß. der (ehrf die da im fchwang gierig7 bekeren ond

befferu, Da' aber das nicht gefchahef fondern er auch andere oerfiihrte (deren

ich einen getantf wann- der ein hafen wolf haben. gieng er in wald- da fame

er jm in die Händ gelauffen) hieß jn der Fiirft einziehen in *gefengnuß

Aber fein geift warnete jnf daß er davon kam. von dem er nii lang darnach

grewliih getödtet ward. als er jm vier ond -zwanfzig jar gedient hatte.“

Bei diefer Erzählung ift bemerkenswert, daß hier Faufts zuerft in

Bezug aufIagdzauber gedacht wird, daß ihn fein Geift vor Gefahr

warnt und daß zum- erften Mal die vierundzwanzigjährige Dauer

des Vaktes erwähnt wird. Noch fehen wir fchließlichc daß Lercheimer nicht wie in dem zwei Jahre fpäter erfchienenen Fauftbuch

gefchieht, lden Tod des Zauberers in ein Dorf bei Wittenberg

verlegt, fondern ausdrücklich fagt, daß Fauft nicht lang vor feinemTode von dort fliehen mußte. z

Auchdie Abfuhr, fich zu bekehrenf und die daraus refu-ltierende

zweite Verfchreibung, wie fie in. den Fauftbüchern vorkommen.

finden wir zuerft bei Lercheirner, welcher fagns)„Der vielgemelte Fauft hat im ein mal fürgenommen fich zu bekehrenf

da hat jm der Teuffel fo hart gedrawtffo bang gemacht. daß “er fich jm auch

auff? new hat oerfchribem“,

l) Ed. Förftemann': [ll. 38.

g)

Cap, 16. S. 287.

3) Cap. *19. S. 294.

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.'--Z

_ 54 _.

Nicht nur die Sage von der Hexenfahrt, fondern auch, die

vom verblendeten Teufelsgeld wird auf Fauft übertragen, denn.

der bekannte Jefuit Martin Delrio (15573-1608) fagt in feinen

oft aufgelegten Dieqnieitionura mag-iearum ijbri861m1)

„So follen der Sage nach Fanft und Cornelius Agrippa wenn fie

auf:

Reifen warenf in den Wirtshäufern mit fazeinbar ä>ftem Geld bezahlt haben,

das fich aber nach wenigen Tagen in Hornfpähne und ähnliche wertlofe Dinge

verwandelte." -

Falls diefer Erzählung und der folgenden Thatfachen- zu

Grunde liegen. fo laffen fich diefelben fehr leicht durch hhpnotifche

Suggeftion erklären. Dies gilt namentlich von der Verwandlung 1

der Nafen angeheiterter Zechbriider in Trauben, die von Goethe

willkürlich nach Auerba'chs Keller verlegt -noch heute eine

Glanzn'ummer in den Borftellungen profeffioneller Hhpnotifeure

bilden wiirde. 2) Diefe Sage, welcher wir ichon in der Erfurter

Chronik begegneten, wird von dem Juriften Philipp Camerarius,dem Sohne von Melanihthons vertrauteftem Freund JoachimCamerarius (1500-1574), erzählt und gehört fomit, da fich*

nicht entfcheiden läßtF ob diefe oder die Erfurter Faffung die

ältere ift, wohl zu der Zahl der fich an Melanchthon und Faufts

'

Wittenberger Aufenthalt anlehnenden Nachrichten. Camerarius

erzähltM")" * »

1) laid. ll. 12. l0, „Zie i'ert fame, Laumann et ngg-ripam, magen, emo

iter kaeerent, eolitoe nunnnae aa oeulurn eineeroe in äirereeriie numerare,quae7 Z

i reeeperant, pom; paueuloa (Liee eornuuni trueta rei earuta rilieeiraa.reperiebant.“

* -

9) Als Anfan Auguft 1892_ der bekannte. Hhpnotifeur Carl Hanf en

hier in Meiningen Borftellungen gab, machte ich ihn auf diefen Umftand auf

merkfam und inftruirte ihn7 worauf er die Scene unter dem* größten Beifallzur Darftellung brachte.

fl) Sarnetakjus: 0perae 110rarurn aubeeieirarum air-e rneciitationee

bietorjeae auetioree, aenturia prima ete. kram-ot'. 1602 u. öfter, 49, p. 314:

„anna n08 31111110noturn eat, inter. praeatigjatoree et magen, qui patrumnaetrorum merneriainnotuerunt, gelebt-e namen propter miritiean impoeturaset taeeinationee cbabolieaa a'cleptmn tuieee .l 06.1111 ern kauetum, - Liquiäern en iin, qui 1111110jrnpoetorern probe norm-unt, malte auciiri, ipmnn n'tti

tiee1n magic-re artie (Zi

mario are eat, non ranieeimnrn aujueque luaibriurn)tujeoe. - le earn aliquanaa apart noten quaeciam .Interim-et, qui (1e iyßjuapraeßtigiatrieibue netianibne malta Matrei-ant., ji ab eo netten-unt, ut ßpeaj

men aliquaa anne lilag-iaa-exbiberet. Joa 011111 äiu reauaaaeet, tanaemirnnortunitate eoclaljtii neutiquarn eobrii rietuo, promjait, 8e illie enlribiturum, quacleunque expeterent, llnanimi igitur 00118611811 yetirerunt, ut ex

]aiberet illia eltern plenam nein maturie: putabunt enim proyter aljenum

anni ternyue (erat enim eit-aa brnrnarn) 1100 jllum pri-.estate null() 1110.10

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__. 55 __

..Uns ift

bekannt. daß unter den Gauklern und Zauberern. welche zur

Zeit unferer Väter berühmt waren. “Johann Fauft einen berühmten Namen

wegen feiner wunderfamen Betrügereien und teuflifchen Bezauberungen erlangt

hat.,- Und zwar habe ich von Leuten. welche jenen Betrüger kannten. Vieles

gehört. was darthut. daß er ein Meifter der magifchen Kunft *(wenn diefelbe

nämlich eine Kunft und nicht eitles Gefpött eines Jeden ift) gewefen. - Alser fich einft unter einigen Bekannten befand. die viel von feinen Zauber-

'

kiinften gehört'hatten. erfuchten diefe ihn. eine Probe feiner Kunft zn zeigen.

Nachdem er fich lange geweigert hatte. ließ e'r fich durch die ungeftiimenBitten der nicht mehr ganz nüchternen Genoffenfchaft beftimmen. ihren Willen

zu than. und verfprach ihnen. auszuführen. was fie nur wollten. Einftimmig

verlangten fie. er folle ihnen einen Weinfrock voll reifer Trauben vorzeigen.

denn fie glaubten. daß er dies wegen der ungeeigneten Jahreszeit (es war

nämlich Winter) in keiner Weife ausführen könne. Doch ftimmte ihnen Fauft

zu und berfprach. das Berlangte fofort auf dem Tifch zu zeigen unter der Be

dingung. daß fie unbeweglich im tiefften Schweigen harren follten. bis er

ihnen die Trauben zu pfliicken befehlen werde z wenn fie dagegen handelten.

fo kämen fie in Lebensgefahr. Nachdem fie dies zugefagt hatten. *nmnebelte

er die Augen und Sinne der betrunkenen Schnar- derart. daß ihnen fo viele

faftgefchwellte Trauben von wunderbarer Größe an einem herrlichen Weinftock

erfchienen. als ihrer waren. Born Reize der Neuheit erregt und vom Durfteder Trunkenheit gevlagt. warteten fi

e mit gezogenen Meffern. bis» er ihnendie Trauben abzufchneiden befehlen würde. Nachdem nun Fauft die Leicht

finnigen in ihrer eiteln Verblendung erhalten hatte. und Stock und Traube

in die Luft aufgegangen waren. fahen fie. daß ein Jeder anftatt der Traube.die er ergriffen zu haben glaubte. feine Nafe gepackt hatte und darüber fein

Meffer fo hielt. daß. wenn er des Befehls uneingedenk ohne Erlaubniß die

Traube hätte abfchneiden wollen. er fich felbft die Nafe verftiimmelt haben

wiirde." > -'

. >

Mit diefer von Camerarius erzählten Gaukelpoffe find 'die

Nachrichten der Zeitgenoffen über den Zauberer Fauft erfchöpfti).

110886. 388611811; 1*'n118t118 et 11101111811),_juanjnm in 11181188111eon8peet111n' 1:1.

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'die ebrjue tui-due ita 0e11108 et 8en8u8 prae8tcinxit. 11v 11118 tot 117m3 mjrue

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1) Die gelegentlichen Erwähnungen Faufts bei dem Juriften Godelmann

beziehen fich auf Schwänke der Volksbücher. Ich komme f. Z.

darauf zurück.

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- 56 -lNur noch eine von einem Zeiigenoffen herrührende Nachricht

von Faufts Tod, die in völlig unoerdächtiger Weife den Ort

nennt, wo er ftarb, ift vorhanden, Diefelbe ftammt von dem

Grafen Ehriftoph F-roben von Zimmern her, welcher nicht

lang nach 1567 „Zimmer'fche Chronik“ genannte Annalen feines

Gefchlechtes fchrieb. In denfelben erwähnt er Fauft an* zwei

Stellen. Zuerft (Z. Chr. 1. S. 555) fagt er:

„Das aber die practik folcher kunft nit allain gottlosf fonderzum höch

ften forgeliihF das ift unlaugen-baa dann fich das in der erfarnuß beweift,. und

wifien, wie es dem weit beruempten fchwarzkunftler, dem Fauft'o, ergangen.

Derfelbig ift

nach dilen wunderharlichen SachenF die er bei feinem leben geiebt,

daroon auch ain. befonderer tractat wer zu machew leyftlich in der herrfchaft

Staufen im Vreisgew in großem alter vom böfen gaift umbgebracht

worden."

An der zweiten Stelle (Z. Chr. [ll. 604) heißt es;

„Es ift

auch umb die zeit der Fauftus zu oder doch nit weit don

Staufen, dem ftetlin im Breisgew, geftorben. Der ift

bei) feiner zeit ein

wunderbarliche nigromanta geweft, als er ben unfern zeiten hat mögen in

deutfihen landen erfunden werden, der auch fooil *fei'hamer handel gehapt hinund wider; das fein in oil jaren nit leuchtliihen wurt oergeffen werden. Jftain alter mann worden und, wie man fagt, ellengclichen geftorben. Vi( *haben

*

allerhandt anzeigungen und vermuetungen nach yermaintF ,der bös gaift, den

er in feinen (ebzeiten nur fein fch'wager genant, hab ine umbbracht. Die

buecher, die er oerlaffen, fein dem herren oon Staufen, in deffen herrfihaft er

abgangen, zu handen worden, darumb doch hernarh oil leut haben geworben

und daran meins erachtens ein forgclichen und unglucthaftigen fchaß und gabe

begert." .

Diefe Nachrichten iiber Fauft gehören zu den wichtigften, in

fofern- wie fch-on gefagt - in völlig unoerdächtiger Weife

von Faufts Landsmann und Zeitgenoffen der Ort feines Todes

genannt wird. Aber auch die Zeit ergiebt fich, denn des Grafenvon Zimmern Ausdruck „um die Zeit“ bezieht fich auf den von >

ihm unmittelbar vorher erwähnten Regensburger Reichstag vom

Jahre 15417 wodurch die Angabe der Fauftbiicher, Fauft fei

in

diefem Jahre geftorben, große Wahrfcheinlichkeit' gewinnt. Aller

dings weicht Zimmern darin weit o'on den Fauftbiichern'ab, daß

nach ihm Fauft'ein fehr alter Mann wird.

Jntereffant'ift ferner, daß Zimmern wiinfcht, iiber Fauftmöge ein Buch gefchrieben werden, was etwa zwanzig Jahre

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_.57_fpäter fich erfüllte; ferner die mit Wier übereinftimmende Angabe,

daß Fauft bei Lebzeiten feinen Geift „feinen Schwager“ nannte.

Sehr wichtig ift die Nachricht. daß Fauft thatfächlich Bücher

hinterließ, was fiir 'die Beurteilung des_ elften von mir im' dritten

Buch angeführten Höllenzwangs fchwer ins Gewicht fällt.Der „Herr von Stauffen“ der Zimmerfchen Chronik if

t der

von Martin Cru'fius in feiner „Schwäbifchen Chronik“ (ll. 310)

erwähnte um i520 geborene Graf Anton von Stauffen, welcher

nach Crufius „fich in feiner Jugend auf die frehen Kiinfte legte“.

Seine Jugend aber fällt .in die Zeit von Faufts Tod, .und

euphemiftifch nannte man damals die Geheimwiffenfäyaften freie

Kiinfte, Es wäre intereffant, iiber diefen Grafen Anton von Zollern

Näheres zu erfahren. Biographien von ihm finden fich nach

Crufius und J, J. Mofer in Bantaleon: „Deu'tfcher Nation,

Heldenfaal, 1568- Bd. 3.

und David Köhler: Genealogie

Familie-ie nuguetae ZtautkenZiI. .alter-[1. 1727. 4“. Ich' habe'

leider diefe Bücher nicht auftreiben können.

Die Bearbeitungen diefer zeitgenöffifchen Mitteilungen iiber

gehe ich, weil* keine derfelben zu einem befriedigenden Abfchluß'kommt, hinfichtlich der fcheinbaren Abweichung der Zeugniffe des

Trithemius und Rufus 'von den fpäteren, welche durch die Ent

deckung,- daß .Fauft 1509' zu Heidelberg promovierte- aufgehoben

wird. Nur will ich einer fich bei Stiegliß d. Ae. findenden

Notizi deren Quellenangabe-fehlt, gedenken, daß nämlich Fauft

Rofenkreuzer gewefen fei

und als folcher den Ordensnamen

Johannes a Sole gefiihrt habe))- Wenn wirklich ein Fauft dem

Rofenkreuzerorden angehört hat, fo kann dies nicht unfer Zaubererfein, weil. diefer Orden- als folcher erft i614 gegründet wurde;

vielleicht aber haben wir in dem Johannes a Sole den oben ge

nannten, um 1704 lebenden Frankfurter Arzt Johann Michael

Fauft zu fachen.

Es bleibt nun noch ein Wort über die äußere Verfönlichkeit

Fauftszu fagen übrig. von welcher das Spießifche Fauftbnch von

1587 noch nichts zu berichten weiß. Widmann dagegen., welcher

offenbar iiber ein reicheres Quellenmaterial verfügte als Spieß,

1) „Die Frage vom l)r. Fanft." Jm hiftorifchen Tafchenbuch von F. von

Raumer. Leipzig, 1834.*

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Haubers Fauftportruit.

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fchildert Faufti) als ein „hochruckeriges (buckeligee) Männlein,

eine diirre Berfon. habend ein kleines grauwes bärtlin.“ Er

berichtet auch?) daß Fauft, weil er „ein klein hockend Mann“

gewefen, von den Salzfiederu zu Schwäbifch-Hall verfpottet

worden fei.

Diefer Schilderung enfpricht das von Rembrandts Schüler

Jan Joris von Bliet um 1630 nach einer Zeichnung feines

Meifters radierte 'anonyme Portrait, welches feiner feit Entftehung .

als das Portrait Faufts gilt und von l)r. Siegfried' Szamatolskiwieder neu entdeckt wurde. Wir geben dasfelbe nach einem in

Vrivatbefiß befindlichen Original als Titelbild wieder. Diefes

Original war iiber zwei Jahrhunderte lang verfchollen und an

deffen Stelle galt als älteftes Fauftportrait die im erften Band

von Hauber-s Libliottielce rangiert befindliche ganz entftellte

Nachbildung welche dem bekannten und abermals entftellten

Fauftportrait in Scheib'les Klofter zu Grunde liegt, Haubers

1739 gefertigtes Portrait war aber wiederum nicht nach

dem Original gefertigt, fondern *nach einer von Franz Langlois

(Ciartres) nach Rembrandts Bild hergeftellten Copie en eontreyartjek)

Mit der Schilderung diefer Fauftportraits find die Angaben

iiber die gefchichtliche Berfönlichkeit des Zauberer-s erfchöpft, und

wir find, wenn wir das oben Gefagte kurz zufammenfaffen, zu

folgenden Ergebniffen gekommen: Den um 1490 zu Knittlingen

geborenen Fauft lernte Trithemius im Jahre 1505 kennen, in

1) Fauftbuch 3. ',Th. Cap. 21.'

2) Ebendaf. 1. Th. Cap. 41,

it) Ueber die höchft intereffant'e' Fauftikonographie vergleiche man l)r. Sza

matolskis Neuausgabe des fog. „Ehriftltch Meynenden." Stuttgart 1891.

ff.

Hank-er bemerkt (Lidl, mag-„l, S, 356) zu dem von uns gegebenenortrait: „Dootor 1W08'1'_ if

t in der Hiftorie des xTeuffels. und .der Zaureh ein fo berühmter Name. daß fein Bild auch billig einen Bloß in unferer

Bibliothek fordert. Da mir nun fchon vor geraumer Zeit ein von einem

guten Meifter gezeichnetesf und in Kupffer geftochenes Bild desfelben zu Handengekommen, fo habe ich folchesdiefem Stück vorfeßen wollen."

„Nun kann ich

zwar nicht fagen, daß ))oatot [MAIL wiirklich alfo- wie

das Bild zeigeh-ausgefe'hen habe; da ,aber doch folches Bild wiirklich und fchonvor vielen Jahren in Kupffer geftochen wordenF fo wird es unfern Lefern ver

muthlich angenehm fehn, eine oopio. davon zu fehen und zu haben." Rembrandt

hat noch einen angeblichen Fauftkopf radirt, welchen wir neben dem Hauberfchen hier beifügen.

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__51_welchem Jahr er fich zu Gelnhaufen und Würzburg als fahrender

Schüler umhertrie'b und fich den nam (19 guerra Georg Sabelli'cus

beilegte, den eigenen'Namen unter dem fcheinbaren Beinamen

Lan-une funjar verfteckend. Franz von Sickingen verfchaffte fpäter

*dem fahrenden Schüler 'eine Schulmeifterftelle' zu Kreuznah von

wo er wegen feine? fiittenlofen Lebenswandels fliehen mußte.

Er ftudierte hierauf unter feinem 'wahren Namen Johann Fauft

zu Heidelberg Theologie und wurde am 15. Januar 1509 dafelbft

zum Baccalaurens promoviert. Nach diefem beginnt er wieder'

das alte Abenteurerleben, und wir begegnen ihm 1513 in Erfurt,h

wo er fich „Georg Fauft, der Heidelberger Halbgott“ nennt.

Jm Jahre 1516 hielt fich der Zauberer bei dem Abt Entenfuß,

im Klofter Maulbronn auf, ohne daß er *jedoch - wie die Sage

*will - dafelbft geftorben wäre. Jui Gegenteil treffen wir ihn

.nach dem Jahre 1520 in Erfurt wieder; wo er vielleicht eine Zeitlang an der Univerfität Borlefungen hielt, nachdem er in einer

nicht näher beftimmbaren Zwifchenzeit in Krakau die fogenannte

natürliche Magie ftudiert hatte. x

Jm Jahre 1525 hielt fich der Zauberer in Bafel und Leipzig,

auf, doch find feine Beziehungen zu Auerbachs Keller nicht nach

weisbar, ja wohl mit völliger Sicherheit als in den Bereich der

Fabel gehörend zu betrachten. -Drei Jahre fpäter wurde aller

Wahrfcheinlichkeit nach Fauft an den franzöfifchen Hof berufenF

um nach der Mitteilung Agrippas die beiden franzöfifchen Prinzen

durch Zauberei aus der Gefangenfchaft des Kaifers zu befreien.

Auch ein Kapitel des 'cilteften Fauftbuches deutet auf Beziehungen.

Faufts zu Franz 1. von Frankreich hin. Wohl zu Anfang der

dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts hielt fich Fauft längere

Zeit in Wittenberg auf7 ohne jedoch in Beziehungen zur Univerfitiit

zu ftehen, bis .ihn ein Haftbefehl Johann des Beftändigen zur

Flucht nötigte. Aus fpijferer Zeit wird uns noch Faufts- Aufent

halt in Nürnberg und Battenberg an der Maaß verbc'irgt. Erftarb um 1539 in einein- würtembergifchen Dorfe, wahrfcheinlichdem heute badifchen Örtchen Stauffen in der Nahe von Freiburgin Breisgau, (nicht in einem Dorfe bei Wittenberg) unter ver

mutlich abenteuerlichen Umftänden, um welche die Sage bald

ihr Duftgewebe fpann. ...W

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Zweites Buch.

Die holliabücver von Farin und ihr occult'

phänomeualrr Inhalt.“

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ein »magifches Siegel.

randt'fchen Radierung.Fauft erblickt im Fenfter

Nach einer Remb

Ki-d'wcttcr, Fqufibuch.

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1. Abfchnitt. k

Summarifche Ueberficht „über die ältefte Fauftljteratur.

|

'*J ereaeit 911m0. Anftatt in dem Andenken der

t1.-- ;F M' Menfchen zu verlöfchem nahm der Ruhm von Faufts

'FZ berufenen Ktinften nach dem Tode des Zauberers

größere und immer größere Dimenfionen am wozu der

*Geift jener “theologifch fo erregteny mehr im Überfinnlichenals in der nüchternen realen Welt lebenden Zeit allen Borfchub

leiftete.

Da fchien es denn ein gewinnbringendes buchhändlerifches

Unternehmen, die im Munde des Volkes lebenden Erzählungen

von dem Wundermann zu fammelnX in eine einheitliche Redaktion

zu bringen und zu Ruß* und Frommen begieriger Lefer heraus

zngeben, Dies fchon vom Grafen von Zimmern gewünfahte

Unternehmen führte der Frankfurter Buchdrucker Johann Spießaus, indem er zur Herbftmeffe 1587 das erfte Fauftbuch unter

dem Titel erfcheinen ließ:-

„fliatorjn von 1), Johann Fauften, dem weitbefchrehten Zauberer und

Schwarßl-linftlerf Wie er fich gegen dem Teuffel auff eine benandte zeit ver

fchrieben, Was *er hierzwifchen für feltzame Abenthewer gefehen, felbs ange

richtet vnd getrieben, biß er endtlich feinen wol verdienten Lohn empfangen."

Mehrertheils auß feinen ehgenen hinderlaffenen, Schrifften, allen hochtragenden

fürwihigen- vnnd Gottlofen Menfchen zum fchrecklichen Behfpiel, abfehewlichen

5*

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-68..Exempel, vnndtrewherßiger Warnung 'zufammen gezogen, onnd in Druck ver

fe'rtigt, Q1008) [1U. Sehdt Gott onderthänig, widerftehet dem Teuffel, fo

fleuhet er von euch. (Kani Gratin er l'rirjlegjo, Gedruckt zu Franckfurt am

Mohn, durch Johann "Spies, WWW."In der Widmung an den kurfürftlich Mainzifchen Amts-

'

fchreiber Kaspar Kolln und den gräflich Königfteinfchen Rent

meifter Hieronymus Hoff fagt der Herausgeber, daß man7 „vor

lengft diefer Hiftorien fleißig nachgefragt,"' und fpricht fich folgen-_

dermaßen über die Motive aus, welche ihn bei feinem Unternehmenleiteteten:

„Nach dem nuhn viel Jahr her eine gemeine onnd groffe fag in Teuffel)

landt von D. Johannis Fauftif' des wehtbefchrehten Zauberers bund Schwatß

künftlers mancherlei Abenthewern gewefen, onnd allenthalben eine groffe uaclß

frage nach gedachtes Faufti Hiftorh bei) den Gaftungen ond Gefellfchaften ge

fchieht, Deßgleichen auch hin vnnd wider bei) etlichen newen Gefchichtsfchreibern

diefes Zauberers onnd feiner Teuffelifchen Künfte onnd erfchrecklichen Endes_gedacht wirdt) hab ich mich felbft auch zum offtermal verwundert, daß fo gar

niemandt diefe fchreckliche Gefchicht ordentlich oerfaffete7 ond der ganßen Chriften

*heit zurwarnung, durch den Druck mittheilete, hab auch nit vnterlaffen, bey

Gelehrten ond oerftändigen Leuten nachzufragenf ob vielleicht diefe Öiftort) all

bereit von jemandt befchrieben were, aber nie nichts gewiffes erfahren können

biß fie mir newlich durch einen guten Freund von Speyer (Vergl. das“ im

erften Buch hierüber Gefagte) mitgetheilt ond zugefchickt worden, mit begeren,

daß ich diefelbige als ein fchrecklich Exempel des TeuffelifchenVetrugs, Leibs

vnnd Seelen Mords, allen Chriften »zur warnung7 durch den öffentlichen Druck

publizieren vnnd fürftellen wollteF")*

Doch fagt Spieß weiter, daß *er mit reiflicher Überlegung'

alles, was Ärgernis erregen könne, namentlich die „f0rniae eon

jurationnm“, weglaffe. Es m'üffen alfo fchon damals* Aufzeich

nungen über die Zauberkünfte Faufts exiftiert haben, welche* biel

leicht auf feine eigenen hierhergehörigen Manufkripte zurückgehen.

(Vgl. die Nachricht der Zimmer'fchen Chronik.) i

Und in der That beruft fich Spieß, wie wir bereits fahen'

fchon auf den Titel auf Aufzeichnungen von Faufts Hand. außer

dem aber noch auf Notizen von Wagner, dem Famulusz und

andern Bekannten des Zauberers. Als Faufts eigene Aufzeich

nungen nennt Spieß die erfte Verfchreibung Fauftsz feine Vifion

_

[13

Der Verfaffer diefesFctiuftbuches

oerfpricht auch eine lateinifche Ausgabe

desfe

'

en, die nie erfchienen if .

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_59_von der Hölle, feine Reife in die Sternenwelt fammt dem Briefan den ])r, met( Jonas Victor in Leipzig und die beiden Wehklagen. Außerdem läßt Spieß 'Fauft feine Teufelsbefchwörung

im Spefferwald felbft beftätigen *und fich riihmen, daß ihm das

höehfte Haupt auf* Erden unter-than fei. Endlich aber fordert

bei Spieß Fauft den Wagner .'a'uf.- fein Leben zu befchreiben,

während er in feiner lehten 0raii0. aa 8tiu1j0808'fagt, daß diefe

nach feinem Tode eine Autobiographie finden würden. In diefem

Sinne heißt es denn, auch im Sehluß'kapi'tal:

„Sie fanden denn auch diefe deß Faufti Hiftoriam auffgezeichnet7 vnd -*

von jm befchrieben- wie hiervor gemeldt, alles ohn fein EndeF welches von ob

gemeldeten Studenten pnnd Magiftris hinzugethan, vnnd wz fein Famulus*

aufigezeichnet, da auch ein neuw Buch von jhm außgehet." - -

*

Wir werden auf die .Einzelheiten zuriickkommen. Hier fei

nur bemerkt, oaß anfcheinend wohl zwei Manufkripte exiftierthaben, inaderen einem Fauft, in dem andern aber Wagner redend

auftraten. Das* neu' ausgehen follende Buch bezieht fich vielleicht

auf das Wolfsbach von Wagner,

Zeitbeftimmungen finden fich im älteften Fauftbuch* nicht,

i

außer daß es inder Vorrede heißt, Fauft habe „noch bei menfchen

gedechtnuß gelebet“, und daß Karl 7. und nicht Maximilian -.wie bei Widmann -- als der Kaifer genannt wird, während

deffen Regierung Fauft fein Wefen getrieben habe.

Ehe wir auf eine' Befprechung des älteften Fauftbuches ein

gehen, wird es angezeigt fein, auf die fpäteren Ausgaben, Über

feßungen n. f. w. kurz hinzuweifen.- Abdrucke des Spießfchen

Fauftbuches, die nur in der Anordnung der Kapitel etwas ver

ändert *find, erfchienen in den Jahren von 1588 bis 1592 im

Ganzen vierzehn. Im Jahre 1588 erfchien in Tübingen bei

Alexander Hock eine in Knittelverfen abgefaßte Umdichtung des

erften Fauftbuches unter dem Titel!„Ein roarhaffte ond erfchröckliche Gefchicht von D. Johann Fauften, dem

weitbefchreiten Zauberer ond Schwarßkünftler, wie er fich dem Teuffel mit

Leib vnd Seel, auff 24 jar lang mit feinem eigen blut verfchrie'ben, Was er

hier zwifchen für ein Gottloß Epikurifch leben gefiihrt* ond was fiir feltzame'

Menthewer er getrieben, biß er endtlich von dem Teuffelnach verlauffener zeit

jiimmerlich vmbgebracht vnd hingefiihrt worden“ ufw. -Vollendet wurde diefe Bearbeitung nach der Schl'ußbemerkung

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am 7. Januar 1588.. Sie ift“unterzeichnet 111. r).

bl. E b', 8.

8c. Z,

Wahrfcheinlich find diefe Buchftaben die Jnitialien der

Namen von zwei Tübinger Studenten, welche nach Mohls „Nach

weifungen iiber die Sitten und das Betragen der Tübinger Studierenden“ .(S. 39) im Jahre 1587 beftraft wurden, weil fi

e

„das

Tractiitlein von Fauft gemacht“. Diefe Angabe Mohls ift jedoch

nicht ganz richtig, infofern nach den Protokollen des Tübinger

akade'mifchen Senats am 15. April 1588 eine Bifitation der Uni

verfitiit durch herzogliche Komiffäre ftattfand. beziiglich welcher es

heißt:'

„[1. x). bietorionn bauen.

'

Hock Buchdrucker hab auch mißhandelt, foll' ge

biihrl'nh Einfehens mit gebii'hrender ftraff dollnfaren Jnn gegen den *authori

bne vnd deß felbig on vmgeftell vnd onnaehleffig vn?- die weil er arm vnd

der feckel mit leiden ,mag fol Jme nit fchaden daß er 2 tag incarceriert werde,

vnd mochte er mer ftrefflich gerickt werden."

Au'f- diefe Vropofition der Komiffäre befchloß der Senat:

„klaeieiurn while man fambt denen author-68 fo bietorjenn 1.78.1185

'

einfetzen und darnach einen guten Wilh geberi.1)_“ Man fieht

daraus, wie bedenklich es zu jener Zeit war, andas Andenkendes Erzzauberers zu rühren, und wie viel meine Vermutung fiir

fich hat_ daß Spieß fowohl' als Widmann aus Riiclficht auf noch

lebende angefehene Verwandte Faufts die Familienbeziehungen,

Abkunft 2c. des Zauberers abfichtlich mit einem Schleier um

hiillten?)-

*Jm Jahre 1588 erfchien zu Lübeck bei Johann Balhorneine plattdeutfche Überfetzung des Spießfchen Fauftbuches.

1.) Vgl. Scheible. Klofter. 7. U11. g

9) Noch 166() mußte ein armer-Schreiber in Hildesheim. der fiir einen

ihm unbekannten freigebigen Fremden um fchwereeZ-.Geld Faufts Höllenzwangabgefchrieben hattef lange-Z Gefängnis erdulden. durch die beften und zuverla'ffigften Zeugniffe und Bürgfchaften iiber feinen unbefcholtenen Lebenswandel die .

Qualen der Folter von fich' abwenden und die fchärfften Eide fchwören, daßderjenige7 dem er feine Abfchrift* zu eigenen Händen übergeben, unmöglich der

Teufel felbft gewefen _fein könne. Vgl. Klofter ll; S. 19. Noch 1722 ereifert

fich ein Zwickauer Rector höchlichft iiber die_ Sage. daß die Zwickauer Schüler-

aus Fauftß Büchern das Mantelfahren erlernt 'hätten u-nd auf ihren Schulmiinteln iiber die Stadtmauer und um die benachbarten Teiche geflogen* wären. -In dcn Jahren 1699 u. 1700 waren Schahgräber* nach Zwickau ekommen und

hatten unter fchweren Drohungen die angeblich auf, der dortigen Bibliothek aufbewahrten Zauberbiicher Faufts gefordert. Vgl. „Hiftorifche Remarquen, Uber1". Johann Fau'ftus- des Schwartz-KiinftlerS, geführtes Leben, und deffen Ausgang7 Nebft anderen fich hier-ben Ereigneten Begebenheiten. Auch was fonft von1).. Fanft-uk- Büchern ohne Grund auhgeftreuet worden." Zwickau K722

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*71**Ein Jahr fpäter, 1589, kam eine franzöfifche Überfehung

unter demTitelt „Uietaire preciigieuee et lautende-idle (Le Jean

[3118i, tracluit (ie lyillemanä“zu Paris auf den Büchermarkt.

Der Überfeßer ift der 1525 zu Montri'ehard bei Tours geborene

.und 1610geftorbene Viktor Palma 'Cahet. reformierter Hof

prediger von Katharina von Bourbon, der. Schwefter Heinrichs 17.

Mit dem' bekannten Philofophen Petrus Ramus in Deutfchland

reifendf hatte er vie Fauftfage kennen gelernt uud dann das Fanfi

p buch ins Franzöfifche überfelzt. Wegen diefes Unterfangens bekami

es Cahet mit der Jnqnifition zu thun und wurde katholifch, um

deren Verfolgungen zu entgehen. Trohdem hatte er bis zu feinem

Tod keine Ruhe und ,wurde der Sage nach wie fein deutfches

Vorbild vom Schwarzen geholt. 1)

' i

Bereits 1587 erfchien in London mit Erlaubnis'des Bifchofs

Ahmet-„e Zell-ati 0F 'the (lite ami Death at' 1)oet0r Lauetue,"the, great (*0ngek81',“ und bald darauf eine Überfehung des_

deutfchen Fauftbuches ohne Ort und Jahr unter dem Titel: „'l'iie

Uietarz- ot' the Damnabie [like 311a 1)eeerre(i *Death ot' 1)::

901111 kauetue. bien/1,7 prjnteci, anti in eanrenient planen, irn

pertinent :netter ameniieii, aee0rciing t0 the true 00W, prin

teiiat li'ranekaräz 311e. treneiateä inte king-11'811, i037 l'. li, (ti-ent.“

Eine wahrfcheinlich in England dazujgedichtete Fortfehung

ift der 1594 gedruckte „8600116 report 01' 1)00t0r .F01111 benennt“ 2c.

Marlowes „1)0et0r Liane-tue“,welcher fich ebenfalls genau an“

Spieß anlehntf ift

'zwifchen 1588 und 1598 gefihrieben.

.In den Jahren 1591 und' 1592 erfchien das Spießfche

Fauftbuch in *Frankfurt um die Erfurter und Leipziger Zauber

fchwänke vermehrt., während einige andere Erzählungen, wie die

erwähnten von l)r. Johann Dorften, dem Schuß auf den kaifer

lichen Hauptmann 2c. weggelaffen worden waren.

Nach diefem vermehrten Fauftbuch erfchien eine holländifcheBearbeitung der Fauftradition unter dem Titel: „Die Uiewrje

"an ])r. .7.

:ht-meine, (lie eenen ui'tnenienäen gr00te Chi-euer

einle Mert Venetien-u- nine, uit ile llooeir-Duyteeben einer-eien

1) Weitere Ausgaben erfchienen zu Paris 15987 1603) 1604. 1606) 1622,'

1673 und 1798, 120, zu Rouen 1667, 120) zu Cöln 1712, 120.

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_72._encie met figuren rereiarb“ 2c. Delft. 1592 und 1607. 8“.

In diefer Bearbeitung werden - von der deutfchen abweichend- genaue Zeitbeftimmungen' von Faufts Leben gegeben. Nach :

diefer Schrift iftFauft1491 geboren; das Datum der erften Ver

fchreibung ift der 23. Oktober 1514, das der zweiten der 3.

Auguft

1531, und der Tod Faufts füllt in die Nacht vom 23. zum 24. Ok-

*

'ii

fi

*tober 1538. Da wir oben auf Grund zeitgenöffifcher Berichte

bezüglich der Geburt und des Todes von Fauft zu ähnlichen

Refultaten kamen7 fo muß den Angaben des ungenannten Hol- a

l'cinders wohl etwas Thatfächliches zu Grunde liegen.

Im Jahre 1593 erfchien mit einer vom 10. Mai datierten

Vorrede das erfte Volksbuch iiber Faufts Famulus Chriftoph

Wagner, welches wir weiter unten eingehend befprechen müffen.

Dasfelbe fiihrt den Titel:„Ander Theil 1). Johann *Faufti Hiftorieu, darin befchrieben ift, Chrifto

phori Wagners, Faufti gewefenen Discipels aufgeriehteter Pakt mit dem Teuffel

fo fich genannt Auerhahn, und ihm in eines Affengeftalt erfchienen, auch feine'

abentheuerliche Zoten'und Voffenf fo er durch Beförderung des Teuffels geübt,

ond was zuletzt mit ihm fiir ein fchrecklich Ende genommen. Neben einer

feinen Befchreibung der neuen Jnfeln, was fiir Leute darin wohnen, was fiir

Früchte darin wachfem was fie fiir Religion und Gößendienft haben, vnd wie*

fie *von den Spaniern eingenommen worden., Alles aus feinen verlaffenen

Schrifften genommen, ondy weil es gar kurßweilig zu lefen, im Druck ge

fertiget, Durch Fride'ricum Schotum ToletI), Jetzt zu V. 1593, 80.

Ein Jahr fpäter erfchien. ein. unveränderter deutfcher Ab

druck, welcher fpäter in's Holländifche überfeßt wurde unter dem

Titel: „Dat auciercie (1981 rau 1)!: J. b'au8tu8 kljatorien, (Latin

deeebrenen 7701711; Siiriewiiei Wagens-are [467611, uit (Le 1100011

DnzWebe 0761'Z686f2b enäe inet Figuren neteiert.“ Delft,

1607. 80 und 1608. 40. .

Im Jahre 1714 wurde das Wagnerbuch in dentfcher Sprache

aufs Neue unter dem Titel herausgegebene:

„Des durch feine Zauber-Kunft bekannten Chriftoph Wagners (Wen

land gewefenen b'xnnulj des Weltberuffenen Erß-Zauberes 1). JohannFauftens, Leben und Thaten, zum Spiegel und Warnung allen denen- die

mit dergleichen perbothenen Künften umbgehen, von Gott abweichen, und dem

Satan fich ergeben; Wehland von b'tjecikieb Zebatuß 'keine in Teutfchelf

1) Offenbar ein Vfeudonhm, dem das Beiwort 'kolet (aus Toledo) zur j

Reclame in-Erinnerung an die erwähnten Zauberfchulen beigefügt war,

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._ 73._Sprach befchriebenf und nunmehro mit einer Vorrede, von dem abfcheulichen

Lnfter der Zauberei) vermehret dnrch 1'. J. Il, Mg. d. K. V. 8. d. W. Berlin1714.“ 1)

*- .

Unter den lateinifchen Buchftaben 1).' .).

111. Z.

verfteckt fich

Niemand, als der als Verfaffer der „Monatlichen Unterredungen*

vom Reiche der Ge-ifter. Nach den Grundfäßen der heiligen

'Schrift zwifchen Andremio und Vneumatophi1o'“; Leipzig und

Berlin, 1729-1741, 3 Bde. 8". bekannte Graf V. J. von Stein

» Morgenftern,'-') welcher- wie der Titel andeutet - Mitglied

der Kgl.- Vreußifchen Gefellfchaft (Meinten, 8001W?) der Wiffen

fchaften war nnd fpäter von dem bekanntlich den Gelehrten fehr

feindfelig gefinnten König Friedrich Wilhelm l. aus Jronie zum-

Borfißenden derfelben ernannt wurde.

x

Man vergleiche den folgenden Wortlaut feiner Beftalluugs

Urkunde, welchen Herr von Loen im erften Bande feiner ge

fammelten- kleinen Sähriften (S, 209-213) mitteiltä'

„Wir Friedrich Wilhelm 2c.

Urkunden und bekennen hiermit gegen jedermiinniglich, abfonder

lich vor der eruditen Welt, daß wir den Wohlgebornen, Edlen,

Weifen und Hochgelahrten. Unfern guten befonderen 2c. Grafenvon Stein, in Anfehnung desfelben weit und breit erfchollenen

Gelahrfamkeit . . . und Meriten, auch in Antiquitäten, alten und

neuen Miinhen, in ybzwjaiaund btlec-.banjaje, 130tanicja, Vulkan]ieie, ?traum-ninja und 8tatjaia, wie nicht weniger in der (kab

baia und Erkiintnis und Priifung der guten und böfen Geifter,

deren Nahen und Gebrauch und Misbrauch, im gleichen in der

wunderbaren Lehre von yrae-nciamjtja, und deren vormaligen

Wirtfchaft und Haushaltung, auch fonft in kljawrieja und hleta

pbz-eiaja, [og-i018, Metal-jaja, Eatoptrjeja, vor allen andern aber

in der Mgebra, Ute aonibjnatorja und der Vunktierkunft und

130tan0m0ntia, auch in der weiffen und fchwarzen Kunft erlangten

1) Außer diefen beiden wichtigften exiftieren noch Aus aben des Wagner:

lil-ches von 1681, 1712 und -1717. Vgl, auch den erften nhang.

"1.

Reiihlin Meldegg will in VJ. M. S, einen J. in Marperger er

kennen. Bau( Jakob Marperger, geboren 1656 zu Nürnberg, 1708 Mitgliedder preußifchen Gefellfchaft der Wiffenfchaften, geftorben am 27. October zuDresden, if

t

fonft nicht bekannt. Der Graf von Stein-Morgenftern dage enwar ein bekannter occnltiftifcher Scvriftfteller feiner Zeit. S. über denfe en'

noch den erften Anhang.

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gründlichen und faft erftaunenswürdigen Erfahrung zum Vice

präfidenten unferer königlichen Societät der Wiffenfchaften aus

erfehen, ernant, angenommen und beftellt haben; thun auch diefes

hiermitundinKraft diefes alfo und dergeftaltx daß befagter Grafvon Stein in der Ordnung der zwehte 8001118 von ermeldeter ge

lahrten Gefellfchafft fehn und bleiben) was zu'

deren Nahen,

Aufnehmen nnd heilfamen Beförderung *ihres bereits erworbenen

Ruhmes gereichen und erfprießlich fehn kan. behtragen und es

daran in keinem Stück ermangeln laffen foll7 wie es einem

fleißigen getreuen und wohl intentionirten Vicepräfidenten und

800i() anftehet, eignet und gebiihret, auchder gefamten [üblichen

Societät zuverfichtliches Vertrauen desfalls zu Ihm gerichtet ift.

Er foll auch dahin fehen und feft darüber halten, daß die Socie

tät mit Läirung gelehrter Schriften fich diftinguire und ein jeg

liches dilembruin wenigftens ein Zpeeilnen lkruüitionie alle Jahr

durch den Druck herausgeben müffe. Der V'ic'epräfident Graf a

von Stein aber bleibet von folcher Arbeit dispenfiret; obgleich

fein herrliches und an cFertilitiit und Fruchtbarkeit dem beften _.

Klee- oder Waißen-Acker gleichkommendes lngenjum dergleichen

Vroäuetia'nee in der Menge hervorzubringen mehr als zu tüchtig

und gefchickt wäre. Auf das Calenderwefen in unferm König

reich7 Provinzen und Landen muß der Vicepräfident Grafvon Stein .eine forgfältige und genaue Attention haben, damit

keine Unterfchleiffe dabei vorgehen, keine fremde Calender ein

gefiihret und gebrauchet, auch die Gelder) fo .von denen Calen

'dern einkommen, auch zu keinem andern Ende als wozu fie

deftinirct, angewendet, übrigens aber die Verfertiger“ der Calen

der, dem yubiieound infonderheit denen (wrioeie, welche gerne

zukünftige Dinge vorher wiffen wollen, zur Freude und Nutzen,

alle Behutfamkeit gebrauchen, damit die l'rag'n08tiea von der

Witterung, Gefundheit und Krankheit, Fruchtbarkeit und Unfrucht

barkeit der Jahre, ingleichen die Kriegs- und Friedensläufeaccurat getroffen, bei dem Druck nicht *mehr rothe Buchftaben

als von nöthen, gebrauchet, 'der Sonnencircul nicht verkehret und

viereckigt, fondern rund gemahlet, die güldne Zahl nach Möglich

keit- vermehren der guten Tage immer fo viel als ihrer fehn

können angefeßet, die .verworffene oder böfe Tage aber ver

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mindert werden mögen. Daferne auch der Vicepriifident Grafvon Stein befondere Veränderungen anmerken follte: e. Z'. daß

der Mars-einen feindlichewBlick auf die Sonne geworffen habe,

oder daß er mit dem Zuturna, ?euere und Aer-ami() im Qua

drat ftiinde, oder auch-daß der Zeciiaeue, wie bereits zu des

(lampe-11161136 Zeiten angemerket worden, fich noch weiter aus dem

Geleife' geben und poriicken oder auch, daß ein Wirbel .des

Himmels den anderen, nach des/(lartcßmi yrjnejpüe, abfchleiffen

und verfchlingen folte, und daher ,eine unmiißige Anzahl von

Cometen oder-Schwanzfternen zu permuthen wärex* fo hat der'

Vicepriifident Graf von Stein ohne den geringften Zeitverluftmit denen iibrigen 80eij8 daraus zu eeukekirem auch nicht allein

auf die Ergriindung folcher -Unordnungen, fondern auch auf*

'Mittel und Wege_- wie denenfelben am beften abzuhelfen, bedacht

zu fehn. Und ob es zwar durch den Unglauben der Menfchen

dahin gediehen, daß die Kobolde, Gefpenfter und Nachtgeifter

dergeftalt aus der Mode gekommen, daß .fie fich kaum mehr fehen

laffen dürfen; fo ift

dennoch dem Vicepriifidenten Grafen von

Stein aus dem yraetarje bekannt, wie es an Nachtmahren, Berg

mänlein, Drachenkindern, Jrrwifchen, Rixen, Währwölfen, ver

wünfchten Leuten und anderen dergleichen Satansgefellfchaften

'nicht ermangele fondern deren Dinge eine große Anzahl in den

Seen, Vfühlenf Moräften( Heiden, Grabenund Höhlen, auch

'heiligen Bäumen verborgen liegen, welche nichts als Schadenund Unheil anrichten, und wird. alfo Er, der Graf von Stein,

_nicht ermangeln, fein Außerftes zu thun, um diefelben, fo gut

er kann, anszurotten, und foll ihm ein jed'es von diefen Unthieren,

*welches er lebendig oder todt liefern* wird, mit 6 Thalern be

zahlet worden.

Alldieweil auch eine beftiindige (kW-(11151011 ift, daß allhier inder Churmark, fonderlich in der Gegend von Lehnin,' Wilsnack

und Lebus confiderable Schiihe vergraben find, zu deren Be

fichtigungr und um zu wiffen ob fie

noch vorhanden, alle 1()

*Jahr gewiffe Ordensleutef ,Iefuiten und ander dergleichen Ge

ichmeiße und-Ungezieffer von Rom anhero kommen, fo muß der

Vicepriifident von Stein nicht allein diefem Vfaffenpack fleißig

auf den Dienft paffen, um fie, wo möglich fefte machen und zur

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*- 76 _gefänglichen Hafft zu bringen, fondern _auch keinen Fleiß fparen

daß er mittelft der Wiinfchel-Nuthe, durch Seegenfprechen, Allruncken, oder' auf andere Art, wo folche-Schiihe vergraben oder

verborgen, ausfindig machen möge, nnd follen ihm zu folchem

Ende auf fein Verlangen die Zauberbiicherx fo in „unferm ge

heirnen Archiv vorhanden, nebft dem Zpeenla 831011101118 verab

folget werden; 'wie er denn auch von jeglichem Übreear, welchen

er ausgraben wird, den vierten Teil zu genießen haben, und

folches zu reicher und anfehnlicher Belohnung feiner leiftenden

treuen und angefehenen Dienfte ihm angedehhen foll. Jm gleichen -

foll er aller Privilegien, Frehheiten, Vriieminentien, Recht und

Gerechtigkeiten, fo andern dergleichen Viceprüfidenten competiren-

nnd znftehen. fich ebenfalls-zu erfreuen haben, und dabeh, fo es: »

deffen bediirftig, wider allen Eintrag, Belüftigung und Betrug*

er'nft- und nachdrücklich gefchiitzet mainteniret *und .gehandhabet

werden. Zur Urknnd haben Wir diefe Beftallung eigenhändig“

unterfchrieben, und mit Unferm .Jnfiegel bedrucken laffen. So

gefchehen Berlin den 19 Januar 1732.“ _. z

Zwölf Jahre nach dem älteften Fauftbuch er'fchien eine neue

Bearbeitung desfelben in drei Teilen ineinem Band, welche den

Titel fiihren:*

„Erfte'r Theil der Warhafftigen Hifkorien von den grewlichen und ab

fchewlichen Sünden vnd Laftern. anch'von vielen wunderlichen vnd feltzamen

abentheuern: So l). .10113111188 b'nuetuß Ein weitberuffener Schwarhkiinftlervnd Erhzauberer, durch feine Schwarßkunft, biß an feinen erfchrecklichen end

hat getrieben. Mit nothwendigen Erinnerungen vnd ,fchönen exempeln, mennig

lichen zur Lehr und Warnung außgeftrichen vnd erklehret, durch Georg Ru,

dolff Widmann. Gedruckt zu Hamburg, Anno 1599. 121eokfiejua Uet'manni

111011611.“ 40. (Drei Teile.) '

Der Verfaffer war ein aus* Schwäbifch-Hall gebürtiger_ Süd

deutfcher, welcher 1589 in Tübingen ftudierte und fonft unbekannt

ift, Widmann? Vater, 1)r., Georg Widmann, war nach feines

Sohnes Angabe, 1) womit Crufius in feiner „Schw'iibifchen

Chronik“ iibereinftimmt. griiflich Hohenlohe-,Langenburgfher Rat

und Advokat. deffen nach Crufius 1533 noch lebender Raten?)

i) Zueignung des FauftbucheZ an den GrafenfGeorg Friedrich von

Hohenlohe-Langenburg.'

2*) Vgl. Crufiu-Z: „Smwiibifche Chronik" ll. 286 und 81167101 19.11

nalee 1ll. 689. -

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' - 77 -Magifter Georg Widmann eine Chronik von Schwäbifch-Hall ver

faßte, auf welche fich der Enkel in feinem Fauftbuch mehrfach be

ziehtI) Nach einer handfchriftlichen Abhandlung .des Herrn

Profeffor 1)!: Kolb zu Schwäbifch-Hall, welcher nach Kirchen

büchern und*- Haal-AmtseAkten fehr forgfältige Nachforfchungen

über die Widmannfche Familie anftellte, ift der Verfaffer des

Fauftbuches 1571 geborenf ein Urenkel der Chroniften; er rückte

in den neunziger Jahren in das Amt feines _ Vaters' ein und

-

meldete'fiih vermutlich 1605 zur zweiten Lehrer- und Konrektor

ftelle des Oehringer Ghmna'fium.- Später“fcheint er Stadtfchreiber

*und Kapellmeifter zu Neuenftein gewefen .zu fein.*>- „Der-unten

genannte Carl Widmann fcheint ein Oheim oder Brüder Georg

Rudolphs gewefen zu fein. Es ift

nach Kolb 1562_ zu S'chwäbifch

Hall geboren. und 1584 dafelbft getraut worden. Weitere An. *gaben finden fich nicht..

' '

_'Da diefer Magifter Widmann_ faft ein Zeitgenoffe und ein

Landsmann Faufts war, fo haben "wir allen Anlaß zu glauben,

daß die Widmannfche Neubearbeitung des Fauftbuches viele

relativ echte, Züge enthalte?)*

Widmann ift denn auch-mit dem Spießfchen Fauftbuch nicht

zufrieden, fondern-fagt in* der erwähntenZueignung:„Ob nun aber die gefchichten ond Hifto'rien des derwegenen ond Gott

7 lofen Mannes *Doctoris' Johannis Faufti fich vor vielen Jahren zugetragen

'ond begeben haben, davon auch .viel- fagens* bei) den Leuten geweft, fo.

findt

.doch'die'felben biß daher noch nicht- recht' fiirhanden, fintemahl fie vnter den

Studenten .lange zeit verborgen haben gelegen- ond ob fie wo( dermal eins

.zufammen -find »geraffeltx auß den brieffen derjenigen, fo vmb Fauft geweft

find, als Thomas Wolhalt, Thomas Hanner, Chriftoff Hahlinger, Caspar Moir,

'1) 2ter Theil cap, 4,

9 und 10,

f')* ,Ein Verwandter _Widmanns war wohl auch der 1)1*. mea. Carl Wid

mann) Stadtphyficus zu Augsburg, welcher ein mir handfchriftlich vorliegende-s,König Sigismund [[1, von Polen gewidmetes Buch fchrieb: „8eeteta Seeteterum, j. e. Griindliche Erklärung der 2 großen Geheimniffe) als der Extraction der fpiritualifchen Mumie des Menfchen und anderer Thiere) auch wie fie- .

*ur Abwendung vieler Krankheiten und andern mehr magifchen-Werken die“

ürkung unfichtbarlich vollbringet etc." O. O, u. J. - Dies Buch ftimmtfaft wörtlich mit Tenzels 1ileiiie1oa tiiaetatiea überein, fo daß das eine Buchnothwendig das Plagiat des andern fein muß. Welches Buch Plagiat ift7 kann

ltd wegen Mangel eines gedruckten Widmannfchen Exemplares nicht entfcheiden,

doch vermuthe ich. daß Widmann plagiirte.

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_78*Friedrich Bronaner, Gabriel Renner, Johann Victorl) vnd ander, die es fhrett

Freunden vnd verwandten zugefchrieben„wie dann auch Doktor Fauftus felbft

befahle feinem Diener, dem er fein gut vnd erbfchafftlegirte- Johan Wiiiger?)

genannt, das er alles fleiffig fein thun, leben und wandel betreffend, folie be

fcbreibcn, fo ift

doch noch biiß auff diefe zeit die warhaffte Hiftoria von ge

dachtem Fauftu nit recht» an tag kommen. Weil ich dann die recht warhafft

Hiftori, im rechten Original in meinen henden vnd gewaltfam gehabt, vnd

nötig erachtet, das fie menniglichen zur lvarnung an

tag möcht gebracht werden,

hab ich

diefelb mit nothwendigen erinneruugen publieferen wollen.“

Widmann will nun „eine newe Hiftoria vnd werckh*[_mit'

„notwend en erjnnerungen“ iiber Fauft ich'reiben und bemerkt

iiber das Spießfche Fauftbuch noch: .

„Dabei ich dann auchgnicht mag unnermeldet laffen, ob wol die Hiftoriendes Doctvris Faufti fchon vor diefem in den Truck if

t verfertigt worden, fe

doch weil diefelbe wunderlich daher raufcht, dnnd auch die ganße Hiftom' da

rinnen nicht' ift all begriffen, dieß in diefem Buch dargegen ein genüge ge

fchehen fol, jedoch das auch nicht alles, was züchtige ohren bund herzen be:

trüben möcht, fol erzehlet werden. Mag auch mit war-heit vnd gutem gewiffen

jagen, das diefe meine edition dem *rechten vnnd warhafften Originalf fo von

Johan Wiiiger vnnd andern Faufti befandtenf ift

hinderlaffenf gemeß fen.“

Auch Widmann beruft fich auf Notizen von Faufts eigener

_ Hand (vielleicht die Zimmerfchen),3) auf Niederfchriften Wagners»

und der mit Fauft verkehrenden Studenten und läßt - wie das

alte Fauftbnch- den Zauberer vor feinem Ende fagen, daß man

in feinem Haufe feine Thaten von ihm felbft aufgezeichnet finden

werde, bemerkt aber dazu:4)„Was man fonft etwan von der _verfprechung vnd bundtnns„fo der

Fauftus mit dem Teuffel auffgerirhtet7 ift außgangen, das ift der reehten

Hiftorien nicht genieß, dnd fehlet* gar weit, dieß aberf vnd was hernach folgen

wii-dt, ift die rechte gefchicht, fo mit mühe von den Studenten ift

zufammen

gebracht wordetn wie dann auch eine(- gelerten alten Doctor-is von Leipßig,

dreh Söhne7 fo alle blngietri gewefenf diefe ond andere mehr fachen, welche

Fauftus mit fleiß anffgefchrieben, in feiner Lnbereh gefunden, vnd andern mit

getheilet haben"

1) Ich werde auf diefe gefchichtlichen Verfonen zurücfkommen.

2) So und nicht wie das alte Fauftbuch, die Wagnerbiicher und die fpä

*tere Tradition nennt Widmann -vielleicht nach handfchriftlichen Quellen *

den Famulus Faufts.

-

ii) Auch Wfißen *der Bearbeiter Widmanns, beruft fich auf „ein Werner-jolie,

das 1), Fauftns mit feiner Hand gefehrieben." l

4) Th. -1

.

cap, 9. Note,

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-79_Jn Gräffes „Handbuch der Literatutgefchichte" finde ic

h

einen aus Eger gebürtigen. zu Ende des 15. Jahrhunderts inLeipzig lebenden Magifter Johann Widmann erwähnt. Derfelbe

fchrieb: „Behede vnd hubfche Rechnung auff allen kauffmanfchafft.

Lipczi'g, 1489, 80.“ Pforzheim, 1508 und Hagen1529, 80, Jchtrage kein Bedenken anzunehmen, daß diesxder von Widmann er

wähnte alte Leipziger Doktor ift, denn - wie der Name fagt -waren beide vielleicht verwandt, und die Zeit des Johann Widmann ftimmt mit dem Beginn der Fauftfchen Zauberthätigkeit

iiberein; auch mag er fein Büchlein 1489 “als junger Magifter

gefchrieben und* fpäter als Doktor noch lange Jahre in Leipzig

gelebt haben. 7

Auf verfchiedene kleinere angebliche Aufzeichnungen von Faufts

Hand werde ich fpäter zuriickkommen.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Widmann ein

befferes und reichere-Z handfchriftliches Material als dem Verfafferdes Fauftbuches von 1587 zu Gebot ftand. Trohoem aber lehnte

er fich an letzteres an und fuchte es in feiner Weife zu verbeffern,

chronologifch richtig zu ftellen und zu ergänzen. Er ging ferner

dem Urfprung und den Parallelen der erzählten Zauberfchwänke

nach und machte fo den Anfang zur Fauftforfchung. Daß die

Verfuche des ehrlichen Widmann, der in der Periode des kraffeften

Teufelsglaubens und der ftockdunkelften theologifchen Orthodoxie

lebte. natiirlich ,ziemlich unbehtilflich ausfielen, wird Niemand

wundern, aber man geht viel zu weit, wenn man feine Arbeiteine pedantifche Verwäfferung des alten Fauftbuches nennt.

Auf die 1674„ 1681 und 1685 erfchienene Bearbeitung ,des

Wjdmannfchen Fauftbuches durch den ])r. 11186. Johann Nicolaus Pfiher und deren 1693, 1711, 1717 und 1726 aufgelegte

*Überarbeitung durch den ])1*. 131160107?, Conrad WolfgangPlahius, auf das oft aufgelegte Jahrmarktsbiichlein des Chriftlich Mehnenden und die ganze fpätere, zu einem Berg ange

fchwollene Fauftliteratur einzugehen, ift

für unfere Zwecke ohneBelang. infofern die beiden alten Fauftbiicher zur Beurteilungdes *Gehaltes der Faufttradition an occultem Phänomenalismusgenügen, und die fpäteren. ihnen entnommenen Bearbeitungen

nur unwefentliche Varianten bieten, die Dichtungen'aber in ge

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bundener und uugebundener Rede ihrer Natur'nach felbftverftänd

lich nicht in den Kreis unferer Unterfuchung gezogen werden

[ff können.

z

f

Wir geben nun eine den beiden alten Fauftbüchern ent

nommene vergleichende Darftellung des Lebens Faufts in Ab

fchnitten, wie fie

fich der Sache nach von *felbft ergeben, und

x ke'

fuchen diefe vom Standpunkt der modernen occultiftifchen Er

;'zf fahrung und der Gefchichte aus zu kommentieren.

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.2. Abfchnitt.

Fanfts Leben bis zur erften Teufelsbefchwörung.

ach dem erften Fauftbuch ift Doktor ,Fauft zu

Roda bei Weimar als Sohn armer frommer

Bauersleute geboren. 1) Ein in Wittenberg als

wohlhabender Bürger feßhafter kinderlofer Vetter

nahm fich des ein „trefflich ingenium vnd me

iner-jam“ befißenden *Knaben an und ließ ihnTheologie ftudieren. Wo? fagt das Fanftbuch nicht ausdrücklichf

doch fcheint Wittenberg gemeint zu fein. Die Eltern Faufts follen,

wie unfere Quelle will. geftorben fein. bevor diefer fich dem Teufelergab, und fei ihnen nicht, wie die Zeitgenoffen gewollt hätten,

mangelhafte Beauffichtigung des vorwißigen Schülers zur Laft zu legen.

„Als D. Fauft eins ganß gelernigen vnd gefihwinden Kopffsf zum ftudieren qualificiert 7 vnd geneigt war. if

t er hernach in feinem kim-.mine von

den Reetotjbua foweit kommen7 daß man jhn in dem Magiftrat examiniert,

vnd neben im auch 16 bling-lecker, denen ift er im Gehör, Fragen vnd Ge

fchickligkeit obgelegen vnd gefieget, Alfo daß er feinen Theil genugfam ftudierthat, war alfo Vector 'Llrealogjae/W)

Hoffart und Vorwih treiben Fauft zur Zauberei.„Begab fich alfo gen Crakaw in Volen- eine der Zäubereh halben vor

zeitenberühinte Hochfchuh vnd fand allda feines glei>)en, die giengen vmb mit

Chaldeifchen7 Verfifchenf Arabifchen vnd Griechifihen Worten. tigurja, ebnrae

tecjbue, eoninratjonjbue, ineantatjonidue, vnnd wie folche Nammen der Be:

fchwerung vnd Zauberer) mögen genennet werden. Vnd diefe erze'blte Stück

1) Mit diefen und allen folgenden Angaben vergleiche man das erfte Buch.

„Reichlin Meldegg fieht in diefem „Rhod bet) Wehnmar" die Wuftun Rödigenbei Weimar; doch if

t dort wie in dem Altenburgifchen Roda keine pur einer

Faufttradition vorhanden.

I) .Daß diefem Zug ein gefchichtliches Faktum zu Grunde liegt. haben wiroben gezeigt.

Kiciewetter, Fanftbuch.

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_82_waren lauter Daräauiae artee,1) Fig-kamanilua 02111111113, 7811660111111, rati

0111111111, jueecntuiju, vnnd wie folche Bücher. Wörter vnd Nammen genennt

werden mögen. Das gefiel D. Fanfto wol, fpeculiert vnd ftudiert Tag vnnd*

Nacht darinnen, wolte fich hernacher keinen 'kheaiogum mehr nennen laffen.

ward ein Weltmenfch. nanndte fich ein 1), liteäioinae, ward ein batraiagua

vnnd Mathematical!, vnd zum Glimpf ward er ein Arzt, halff erftlich vielen

Leuten mit der Arßneh, mit Kreutern, Wurßeln, Waffern, Träncken7 Recepten

fund Cliftiren, darneben ohne Ruhm war er Redfprechig. in der Göttlichen

Schrifft wol erfahren."

Vorwiß, Freiheit und Leichtfertigkeit „ftach vnd reihte“ nach

dem alten Fauftbuch den angehenden Zauberer derart, daß er

Adlerfliigel an fich nahm und alle Gründe im Himmel und der _,

Erde erforfchen wollte. Deshalb raffte er allerlei „Wanduhr,

figuraa, abaraeteree vnd oouiuratianee“ zufammen, um damit

eine Befchwörung des Teufels zu verfuchen, und begab fich zu

diefem Zweck in den Spefferwald bei Wittenberg?)

„Ju diefem Wald gegen Abend in einem vierigen Wegfchied machte er

mit einem Stab etliche Cirkei herumb, vnd neben zween, daß die zween; fo

oben ftundenf in groffen Cirkel hinein giengen, Befchwure alfo den Teuffel,

in der Nacht zwifchen 9 vnd 1() Vhrn. »u Wie dann der ,Teuffel im Wald

einen folchen Tumult 'anhubf als wolte alles zu Grund gehen, daß fich die

Bäum die zur Erden bogen, darnach ließ der Teuffel fich an, als wann der

Waldt voller Teuffel were, die mitten und neben deß D, Faufti Cirkel her

bald darnach erfchienen, als wann nichts denn lauter Wägen da werenf darnach _

in vier Ecken im Wald gingen in Cirke( zu. als Bolßen vnd StrafenF dann

lbald ein groffer Biichfenfchuß, darauff eine Helle erfchiene, vnd find im Wald

viel lieblicher Jnftrument, Mufic vnnd gefäng gehört worden, auch etliche

Tänße, darauff etliche Thurnier_ mit Spieffen vnd Schwertern, dz *alfo D.

Faufto die zeit fo lang gewefen. dz er vermeint auß dem Cirkel zu lauffen.

Lehlich faßt er wider ein Gottloß vnd verwegen Fiir-nenten, vnnd beruhet oder

ftunde in feiner vorigen eanciition', Gott geb, was darauß möchte folgen. hube

gleich wie zuuor an, d'en Teuffel wider zu befchweren. darauff der Teuffe( ihm

ein folches Geplerr vor die Augen maehte. wie folget: Es ließ fich fehen, als

1) Dardanifche Künfte hießen die Zauberkiinfte nach dem bei Apnlcjusvorkommenden Magier Dardanus. Vgl. _,Columella: De eultu kl01-t01

iii) 10:*

„Wei uulln. role-.b 11166101113.rene-1118:8 [Metern,Paranoia. neniant arten.“

Jn der friihchriftlichen Zeit hießen die Zauberer auch Darcianarij,

fpiiter die Kornwucherer. 7

2) Fauft war alfo wieder nach Wittenberg zurückgekehrt, - J. F, Köhlervermuthet in feiner hiftorifch-kritifchen Unterfuchung etc. des LebenZ von Fauft.Leipzi 1791. 5.95, daß unter dem Spefferwald die zu Luthers Zeit durch die

Spe tudenrenund Speckhuren berüchtigte Specke bei Wittenberg zu verftehen fei.

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- 83 *

wann ob dem Cirke'l ein Greiff oder Druck) fchwebet, ond flatterte- wann dann

D. Fauftns feine Vefchwerung brauchte) da kirrete das Thier jämmerlichf bald

dai-auff fiel dreh oder vier klaf'fter hoch ein feuwriger Stern herab. verwandelte

fich zu einer feuwrigen Kugel. deß dann D. Fauft auch gar hoch erfchrackef je

doeh liebete im fein fürnemmen. achtet jhms hoch. daß jm der Teuffel outer

thänig fein follte.- Befchwur alfo diefen Stern zum erften. andern. vnd

dritten mal, darauff *ging ein Fewerftrom eines Manns hoch aufff ließ fiihwider herunder, vnd wurden fechs Liechtlein darauff gefehen, einmal fprang

ein Lieihtlein in die Höhe) denn das ander hernider, biß fich enderte ond

formierte ein Geftalt eines fewn'gen Manns, diefer gieng omb den Circkel

herumb ein viertheil ftund lang. Bald daranff endert fich der Teuffel ond

Geift in Geftalt eines grawen Mönchs, kam mit Faufto zu fprach, fragtef was

er begerte. Darauff war D.'Faufti beger, daß er morgen vmb 12.Vhrn zu

nacht ihm erfcheinen folt in feiner behaufung, dcs fiih der Teuffel ein weil .

wegerte D. Fauftus befchwnr jn aber bet) feinem Herrnf daß er im fein be

geren "one erfüllen ond ins Werck fehen. Welches jhm der Geift zuletzt zu

fagte, ond bewilligte."'

So ftellt das alte Fauftbuch die Vorgänge bis zum Abfchluß*

des Paktes dar; etwas anders Widmann, welcher die Familien

verhältniffSFaufts zwar gleichlautend erzählt, aber abweichend

berichtet, daß'feine *Eltern aus der Mark Sondwedel (Salzwedel* -

friiher Soltwedel +-_ in der Mark) ftammten und er felbft in

det Graffchaft Anhalt-

ohne nähere Angabe des Geburtsortes -geboren fei. Er foll noch vor der Reformation zu Jngolftadt

Theologie ftudiert haben und in der Promotion elf andern :Ma-*

giftern vorgezogen worden fein. Das „fegenfprechen vnd ander

abergläubifch thun vnd Abgöttereh" des Katholicismus habe in

Fauft die Neigung zur Magie geweckt. er fei

in Gefellfchaft von

Leuten gekommen, die mit „abergläubifchen Siiaraeteribae oder

Zeicbenfihrifften vmbgingen", und habe fich endlich zu den Zigeunern gehalten. um die Chiromantie. zu erlernen.

'

„So brauchte er auch an hohen Fefttagen7 wann die 'Sonn zu morgens

früh auffgieng, das 0reyu80u1uln marutinum, ond andere mehr Zauberftücke,

Als er nun in diefen Dingen erfoffen war, ond fich den Teuffel gar lieffe

einnemen, fie( er von-der Pbeoiagia abe, vnnd ftudierte fleiffig in der itleaj

eioa, ond Astronomie oder im Himmelslauff', vnnd fonderlich in der netto

l0Z'jt-d, ond lernete Natioität ftellen) ond den leuten, was fie von jhrer Ge

burtszeit an. für glück oder vnglück beleben folten7 oerkündigen) war auch ein

guter Prognofticant, der mit Calender oder Almanach außrechnen ombzugehen -

wüfte. Welches allesdann feine_ maffe gehabt hette, wenn er nicht deffen ge:

mißbrancbt, ond darin zu fern gegangen were. Er ließ es aber dabey nicht

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bleiben, fondern kam weiter auff die lneantmnenta, welchen er naehgrublete,

proficiert auch in diefen dermaffenF das ihm viel fachen zufchlugen, vnd er

endtlich ein rechter yytbaniene vnd Teuffelsbefchwerer bet) fhtn felbft ward."

Er. gab das Studium der Theologie auf, ftudierte Medizinund wurde zum Doktor promovierti)

Widmann behauptet nach dem angeblichen Zeugnis 'eines

damals mit Fauft bekannten Theologen, daß diefer nun völlig_

nmgefchlagen und fich aus dem von raftlofem Fleiß befeelten,

nüchtern lebenden. alle Tiefen des Weltalls und des Wiffens er-,

gründen wollenden Forfcher in einen fchlemmenden Miißiggiinger'

verwandelt habe?) der alle möglichen Zauber-Bücher und -Kiinfte

zufammenraffte und trieb und zu erlernen fuchte. „wie die todten

zu beruffen, wie effen, trinken vnd anders zu bekommen, die

Teuffel in die Crhftall, gliifermwaffern, hitffen, fpinnenwe'p, ftein,

holh vnd anders zu befchweren“. Die von Hhdromantie, Geo

mantie, Bhromantie, Aeromantie und allen möglichen Wahrfagungs

arten handelnden Zauberbiicher follen nach Faufts Tod in deffen

Behaufung gefunden worden fein.3)„Weil nun Fauftns auß allgemeiner erfahrung. wiifte, das der ein

Menfch beffer glück, denn der ander hette, vnd einem mehr, denn dem andern

fein will von ftatten giengef wie er dann auch gehöretf das offt einer mehr

denn der ander Gefpenfte vnd Geiftere fiihe, war er fürhabens feine Com

plexion vnd natur zu erkundigenF vnd zu vernehmenf ob ihm auch diefelb in

feinem vorhaben widerig fein' vnd fehl fchlagen, oder aber geneigt* dnnd be

fürderlich fein wiirde.“1

-

Er hatte ferner aus feinen Büchern erfehen, daß die „As

cendenten Geifter“ die Komplexion beftimmten und den Menfchen

zur Zauberei und allerlei Sünden difponierten. Deshalb fuchte

Fauft „in feinen Büchern, was Komplexion er habe“ und er

forfchte feinen „Ascendenten Geift“. Zu diefem Behuf las er

nach Widmann „den Lomi-reinem, eugnetinnm*(ie (lit-it, bei

lid. 21. eap.14„ yiinium lid. 7. eap.16., Znbeliienm Dune-ni.

1. lid. 1.“ und befand fich denn „Zäuberifcher Komplexion". -Bald darauf fah er denn öfter

Il) Widmann. Th. l. Say. 1.

2) A. a. O. Tap.

3) Widmann. Th, L. aan, 3.

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45-- 85 -„einen felßamen fchatten an der wandt fiirüber fahren, auch offtmahls,

wenn er auß feiner kammer beh nacht gefehen. viel Liechter hinn vnd wieder

biß an feine kammer fehen fliegen, vnd darbeh Menfchen gefchweß gehört, des

er fich denn höchlich erfrewetf vnd defto mehr der 1181310103186 vnd andern

warfagers fünften glauben geben, als das er zu den Geiftern alfo1complexio

niert were. Solchs fchreibet von ihm fonderlichM, Thomas Wolhaldt von

Torgaw* der es in einem feiner, des Faufti7 fchreiben7 alfo fol haben ge

funden."1)

Eine Anzahl weiterer Befchwörungen foll Fauft von einem*

gewiffen Thomas Hanner erhalten. fich aber anfangs nichtgetraut

haben. -diefelben zu gebrauchen, bis er fich erinnerte, daß die

Schwarzkunft ja von Päpften und Kardinälen geübt und dadurch

.gewiffermaßen funktioniert worden fei.-- Als Lehrer Faufts im

magifchen Schauen nennt Widmann einen damals berühmten

Krhftallfeher Namens Chriftoph Hahlinger, welcher feinem Schülerden „Geift des Krhftalls" verfchafft habe. Hanlinger hatte fich

nach Widmanns Bericht felbft geweisfagt, daß er „durch geringe

Perfonen vmbsleben kommen würde“, und wurde denn auch von

einem betrunkenen Bergknappen erftochen. Auch Hahlingers

krhftallomantifche' Künfte fallen nach Faufts Tod aufgezeichnet

vorgefunden worden fein?)

Nachdem Fauft in-Jngolftadt ])0c1t01* 1118111011136 geworden,

kehrte er nach Wittenberg zurück, zog zu feinem begiiterten Vetter,

„nahm einen tag, vnd gieng vmb die Stadt Wittenberg herurnb zu be

fehenf ob er doch ein gelegenen Ort finden möchtf da er feine inoantationeß

bewähren vnnd gebrauchen köndte. wie er denn vngefehr einer halben meil

wegs einen wegfcheidt fandt. der fiinff außfahrt vnd geng hatte, vnnd war

groß vnd breit, folte auch kein -gewiinfchters ordt außgeghangen haben, beh

diefem wegfcheidt blieb er den ganßen tag, vnnd als es Abendt werden wolt,ond fahe das keine fuhr mehr durch gierig, nahm er einen Circkel wie die

kiiffer vnd bender haben, machte noch zwei Circle( vnd ründe, auffer dem vnd

darneben. Vnd da er diefelbige nach außweifung der Schwarßenkunft ange

ftellet vnd verrichtet hatte. gieng er in den Waldt. fo nur nechft vor der

Stab gelegen, vnd erwartet der mitternachts zeit, denn der voll mond fcheinetin folcher nachtf zu mitternacht if

t er in den Circkel getretten, denn die Circkel

waren zugericht, das er _von einem zu dem andern gehn kondt, befchwur alfomit Göttlichen worten, vnd berlefterung des namen Gottes den Teuffe( zum

erftenf andern vnnd dritten mahl, Da fahe er alsbaldt, dieweil der Mond fo

1) Widmann. Th. l. cap. 4.

8) A. a. O. aux). 5.

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_86hell fchien, ein fewrige kugel hergehenf der gieng dem Circkel zu mit folchem

knall, als ob ein groß ftück büchfen abgangen, vnd fuhr mit einem fewrigen

ftrabel in die lufft, davon denn der Fauftus fo fehr erfchrack. das er auß dem

Cirikel lauffen wolt, doch dacht erf gehe er auß dem Circkel, fo werde er leben

dig nicht mehr heim'kommen, faffete wieder einen muth, gedacht in im, wie

doch allzeit der Teuffel fein Spiegelfechten treibe. befchwur in wider alfo wie

oben. aber da wolt fich nichts mehr regen, dero'wegen er andere Teuffelifche

namen ond wörter für fich nam, als baldt entftundt im nechften Waldt ,ein

folcher vngeftümer windt, das er nicht anderft tobet vnd wütet, als ob er

alles zu boden reiffen wolt. vnd dat-nach auß diefem Waldt randten viel

wagen mit roffen daher, vnd bei) diefem Circkel fürüber. das der ftaub fo

groß war, vnangefehen, das* der Mond fo hell fcheinet. das er nichts fehen

kondt.*

denn nur höret er ongeftümlich mit Roffen vnd wagen traben vnd

fahren. Als dieß alles ein end nahm, vnd D. Fauftus- fo erfchrocken vnd

verzagt war, das er fchier auff feinen beinen nicht ftehen kond, vnd-wünfchete

das er taufent meil weges were- fahe er vngefer einen fchatten vnd gefpenfte

vmb den Circkel herumb gehen, da faffete er wider ein herß. befchwerte den

Geift. er folle fich erkleren. ob er ihm dienen wolle oder nicht, er fol mit ihm

reden. Der Geift gab jhm andtwordt, er wolle jhme dienen. doch mit diefer

eat-(Lilian, er werde jhm etliche articul vnd pnncten fürhalten, fo er dem

werde nachkommen, fo wolle er die zeit feines lebens nicht von jhm fcheiden.

Doctor Fauftus vergaß alles feines vorigen fchreckens vnd laidts- wer war

auch

fffölicher

denn er7 das er das jenige bekommen hatte, darauf er fo lang

'geftudi et vnd das er lang begeret hatte, vnd- fagte zum Geift, wolan. dieweil'

du mir dienen wilft, fo befchwer ich dich nochmals zum erften, andern vnd*

dritten mahl, das du morgen in mein behaufung erfcheinen wolleftf da wir

von allen fachen vnd puncten abreden wollen, das fagt ihm der Geift zu, als

baldt zertrat D. Fauftus die Circle(f ond gieng mit fremden herauffer. Diefe

gefchicht, vnd was D. Fauftus mit befchwerung des Teuffels fürgenommen

hat) vnd was jhm fihrecklichs begegnet ift, hat dreh ganfzer ftnnde ge

wehret."

Beide Fanftbücher ftimmen darin überein, daß der junge

hochbegabte Fauft für das Studium der Theologie beftimmt war

und fich zur Magie wandte. Im erften Volksbuch ift

diefer

Übergang durch den allzuheißen Forfchertrieb motiviert. bei dem

im Geifte der lutherifchen Stockorthodoxie fchreibenden Widmann

fiihrt der katholifche Kultus der Latria den jungen Fauft der

Zauberei in die Arme. Die Theologie, die Scholaftik, befriedigt

den Feuerkopf nicht, er wendet fich zum Studium der Medizinund deffen, was Mittelalter und Renaiffance Naturwiffenfchaften

nannten. Vollberechtigte Zweige derfelben waren die Chiromantie

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_.»87_

und'Aftrologie, welche um die Wende des fiinfzehnten zum fech

zehnten Jahrhundert von Hoch und Niedrig, Geiftlicben 1) und

Laien mit Feuereifer betrieben wurden. Er vervollkommnet fich

in diefen Disziplinen fo,

daß ihm vieles „zufchlägt“, und wird

nun zu *einer Gruppe von Wahrfagungsarten hintibergeleitet,

welche das Mittelalter im allgemeinen nicht gerade fiir dämonifch

anfah, die aber doch in den Augen guter Chriften zweideutiger

Natur waren. Es find dies die fogenannten „elementarifchen

Wahrfagungsarten'ßs) mit Hilfe deren man aus der Erde (durch

darauf entworfene Punkte), aus dem Waffer. der Luft und. dem

Feuer weisfagt (Creatas-indie., llyäwmantja, eer0mantia uncl

lhuomantia).' '

Die Wahrfagungsart der Hydromantie, wobei durch an

haltendes Hinbliclen auf eine fpiegelnde Wafferfläche Hhpnofe und

Autofomnambulismus erzeugt wird, ift. eng verfchwiftert mit der

Krhftalldmantie, dem Krhftallfehen, bei welcher Wahrfagungsart

derfelbe pfhchifche Zuftand durch glänzende ,Krhftalle hervorge

rufen 'wird-3)- Folgerichtig wird Fauft Krhftallomant und er

lernt diefe Kunft bei einem gewiffen Chriftoph. Hahlingeri)

Diefen Berichten liegt offenbar etwas Wahres* zu Grund, denn

in der relativ echten. von Scheible nach der Coburger Handfchrift

f herausgegebenen „Magie naiuralie et innaturabei oder drehfacher

Höllenzwang, leßtes Teftament und Siegelkunft“ finden fich dies

bezügliche fehr intereffante und - wie nachzuweifen- uralte

Borfchriften, welche recht wohl von Hahlinger auf Fauft und von

diefem auf die Nachwelt vererbt worden fein können. *

“*Wie, in der Natur der Sache liegt, fuchte »der angehende

Magier alle damals in Handicbriften heimlich zirknlierenden

1) Berühmte geiftliche (Chiromanten und Aftrologen des 16. Jahrhunderts

waren der um 1522 zu Steinheim bei Frankfurt a. M. lebende Johannesab Jndagine, der Bifchof vonCivitavecchia Lucas Gaurieus (1476 bis

1558) und der 1521 zu Bapia geborene 1)r.t11801. Franz Junctinus,Großalmofenier des jün'gften Bruders Carls 1L.. Franz von Aleneon.

'2) Cornelius Agrippam-(l'eeuita. k'biweopiu'a. [lid. l. cap. 57.

3)

Ich* muß auf meine ausführliche Darftetlung der Wahrfagekünfte imdritten Buch verweifen,

' 4) Nach Köhler „Hiflorifm-fritifcvc Unterfuchung“ ftarb ein_ Thomas Han

lntger 1571 als Bitrgermeifter von Wittenberg. -

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_ 88'...

Zauberbücher zu fammeln. Als folche nennt Widmann die

kljawria unturalis des Plinius, die Siritaa '1)ei des heiligen

Auguftiu, die Cnneaden des Sabellicus, alfo Bücher, welche fich

in der Hand eines jeden Gelehrten befanden, denen wohl viel

über Magie 2c. gefprochen, aber keine praktifche Anleitung ge*

gegeben wird. Zoroafter ift pro tdruw. hinzugefeht, weil er 'nach

dem Glauben jenes Zeitalters der Erfinder der Zauberei war.

Widmann nennt abfichtlich diefe harmlofen Schriften und ver

fchweigt die eigentlichen Zauberbücher, um dem Hang feiner Zeit

zum praktifchen Betrieb der Magie 'keinen Vorfchub zu thun.

Welche Zauberbücher aber zu Anfang des fechzehnten Jahrhundertsim Schwang waren, läßt *fich aus den Schriften Cornelius

Agrippas und Wiers nachweifen. *Agrippa nennt:1) *Die

kabbaliftifchen und zum Teil noch der vorchriftlichen Zeit ange

hörigen Bücher Raziel, Raphaels, Adams, AbelsHenochs, Abra-

hams und Salomos, ferner die chriftlich mittelalterlichen dem -'

H. Paulus, Honorius. Chprian, Albertus Magnus, Thomas von

* *

Aquino, Hieronymus und einem Mönch zu Klofter Eberbach zu--

'

gefchriebenen Bücher. Als mittelalterliche Zauberer nennt Agrippa

Alphons LL. von Caftilien. den englifchen Aftrologen Robertf)und Petrus von Abano. *Wier nennt außer obigen mittelalter

lichen Zauberfchriften noch die der gleichenPeriode wie das BuchHenoch

entftammenden Bücher Arons, Daniels, Tobias, des Babhloniers

Zacharias, ferner die etwas jüngere 111-8 3111131161, n13 dlotorja,

111-8 Znlapbine, 11:8 Weyiu'j, A118 Dealing, 11118 lienelatiouum

und das Zauberbuch nur) Sha-zii- des Mittelalters den Hepta

meron des Petrus von Abano. Als berüchtigte Zauberer kennt

Wier außer den von Agrippa genannten noch den aus News-

Gefchichte bekannten Grammatiker Apion. Julius Apoftata, Arte

phius, Roger Baco, Arnald von Villanova, Anfelm von Parma,

den Spanier Picatrix und den Florentiner Cichus Asculusk)

1) l)e Wait-rie Zoieutiarurn. cap. 45. _

2) Es ift der um 1240 lebende Robert von Lincoln gemeint. Derfelbe

hatte das Tcftament der zwölf Patriarchen aus dem Griechifchen ins Lateinifche

überfeßt.

'

ü) .1)0 praeatigijß Dat-11101111111, lid. l. cap. 4 und 6 611. 111. Ju der -

Zimmerfchen Chronik (lll. 325) nennt Ch, F. v. Zimmern folgende Zanberbücher:

Ptolemäus v. d. Siegeln und Ringen, die Bücher der Hermes von den

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4 Fi»

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._89'_Wir werden auf diefe Bücher und Perfonen zurückkommen.

-Möglich und wahrfcheinlich ift. daß Fauft von Thomas Hanner.

welcher damals eine als .Zauberer berüchtigte Perfönlichkeit ge

wefen fein muß, eine Anzahl derartiger Handfchriften erhielt.

Auch. ift. verfeßt man fich in den Geift jener Zeit. die An

gabe pfhchologifch völlig'

glaubhaft. daß Fauft zuerft Bedenken

gegen die Erprobung der in diefen Büchern gelehrten Dinge ge

tragen'habe. und erft durch das Beifpiel vieler hoher Geiftlicher

dazu bewogen worden fei. 'Zur Zeit Faufts lebten u. A. der

Abt Tritheim und Bifchof Gauricus. die fich nachgewiefenermaßen

mit Magie befchäftigten; Hermann von Wied. Kurfürft-Erzbifchofvon Köln. ließ fich Agrippas Geeulta Vliüoeopbia widmen. und

Papft Alexander 71.. den die Sage desTeufelsbündniffes be

fchuldigt. hatte kaum die Augen gefchloffen.*

Aber nicht nur diefen

lafterhafteften aller Päpfte. fondern auch den gelehrten Sylvefter 1].

und feine achtzehn Nachfolger bis zu dem hier inbegriffenen

großen Gregor,i71]. befchuldigt Cardinal Benno der Zauberei;

Gleiches erzähltman von Gregor Z1.. Benedict TI) und Paul 11..

von einer großen Reihe Kardinäle ganz abgefehen.

Fauft hatte die Beobachtung gemacht. daß ..einer-mehr denn

der andere Gefpenfter oder Geifter fähe". wie fich Widmann in naiven

Geifte feiner Zeit bezüglich der vorhandenen und nicht vorhandenen

wediumiftifihen Begabung ausdrückt. und fuchte nun feine ..Com

plexion“ zu erforfchen. d. h. aus feiner Nativität zu ergründen.

ob er zur Magie tauglich fei. Diefer romanhaft klingende Zug -

ift völlig echt. ,denn in der That glaubte die Aftrologie Konftellatio

nen zu kennen. die. wenn im Himmelsfihema eines Menfchen vor

handen. denfelben zur Zauberei disponierten.

quren der Stunden. Arnald v. Villanova von den 12 Siegeln. des Banelis.Balenis. Behencetri. Bolini. Thebitis. Bencorati. auch Petri de Abano von den

Fi uren und Siegeln und Ringen. die rechte Marien-la Za10m0uj8"nnd die

rechten Scripte. des Sornelji .sgi-inline. Diefe Bücher waren mit Ausnahme der

letzten von Albertus Magnus nach Cöln gebracht worden. wo fie

fich im Laufder Zeit auf Bifchof Hermann von Wied oererbten. Von diefem fchrieb fi

e der

niederländifche Gefandte Cornelius Schepperus ab. Die Abfchriften kamen aufdeffen Stieffohn Hieronymus Laurinus. von dem fi

e Chr. Fr. v. Zimmern cr

hielt. als er 1541 zu An ers ftudirte.

1) Er wird in der Zauberfage auch häufig als Petrus Hifpanus genannt;

er ftammte aus dem Gefihlecht de Luna; auch Wagners Schüler war ein Jo

hann de

Luna.

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1.90..Da meines Wiffens noch keiner der Fauftkommentatoren diefe

dunkle Stelle aufgehellt hat, fei

es mir geftattet, bei diefem Punkte

etwas länger zu verweilen( Faufts Zeitgenoffe. CorneliusAgrippa, hat in feiner 0eeu1ta 1'1111080pbia ein befonderes

KapitelI) betitelt: „Wie man dem eigenen Genius folgt und feine

Natur erforfcht.“ Jn demfelben geht er von dem uralten aftrolo

gifchen, fchon von Vtolemäusf) vertretenen Grundfaß aus, daß

jedes Land und jede Gegend gewiffen Planeten und Himmels

zeichen unterworfen ift. Nach aftrologifcher Lehre ift ferner in

der Nativität eines jeden Menfchen ein -“befonders nach aftrolo

gifchen Regeln zu beftimmender- Planet der vorherrfchende,

- der „Herr der Geburt/"7) und der Menfch muß. wenn er befon

ders vom Glück gegiinftigt fein will. in eine dem Herrn feiner'

Geburt entfprechende Gegend ziehen.

x

„Daher kommt es", fagt Agrippa, „daß eine richtigef der Natur und

'dem Jnftincte des Genius angemeffene Wahl des Ortes, des Landes und der

Zeit zum Glücke des Lebens fehr viel beiträgt. Bisweilen ift

auch eine Ver

änderung des Namens von Rußenzh denn da die Eigenfchaften der Namen

die Anzeiger der Dinge felbft find, die wie in einem Spiegel die Befchaffen

heit ihrer Formen darthun, fo folgt hieraus, daß mit der Veränderung der

Namen öfter auch die Dinge felbft verändert werden.“ -»

So äußert fich Agrippa im Geifte der Aftrologie, hält aber

perfönlich nicht viel von diefen Anfchauungen, fondern meintX'). „Da jedoeh eine derartige Erforfchung mühfam und höchft dunkel ifk,

fo werden wir weit leichter aus uns felbft die Natur unferes Genius ent

ziffern. wenn wir genau auf das Acht geben, was im erften, noch unbefleckten

Jugendalter, oder wenn wir frei von eiteln Sorgen und Leidenfchaften find,

die Seele uns eingiebt, der Jnftinct der Natur dictirt, und wozu der Himmel

*

uns geneigt macht. Dies find dann ohne Zweifel die Ratfchläge des Genius.

der einem jeden von feiner Geburt an gegeben ift. und der uns dahin leitet

und dazu aufmuntertf wozu fein Geftirn uns Neigung verleiht.“

Über diefen Genius fagt Agrippa noch:“)

1) mv. 111. cup. 21.

1|) Tunnel-31.0; 1th. 11. enn. 3. A. v. Humboldt fieht in diefem Capitel'

bekanntlich den erften Verfuch einer phhficalifchen Geographie. - Ausführlichediesb . Tabellen der den Planeten etc. zugeeigneten Länder und Orte geben

alle atrologifchen Schriften.

it) Wie diefer zu beftimmen, lehrt Franz Junetinus in feinem Zpeeulum

eetrologiae, 117011, 1583. V01. "kern, 1.

x). 141, c

4) Man

Ynkean den Namentnechfel Sabellieus-Fauft,

5 A. a. .

of 0nd. V1111. 1-. 111. cap. 22.

1..--

..-.

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„Der Genius kommt nach Maßgabe der Weltordnung nnd der Stellung

der Sterne bei der Geburt eines Menfchen herab. Einige glauben, wenn die

“Seele im Begriff fei, in den Körper herabzukommenf fo erhalte fie aus dem

Chor der Dämonen einen Befchüher, den fie

nicht fowohl zu ihrem Führer

erwc'ihleF als fie eben fo fehr von ihm zur Befchiihung 'verlangt werde. Diefer

Befchüher und Führer in's Leben vereinigt die Seele mit dem Körper und

wacht fodann nachvollbrachter Vereinigung iiber diefelbef wozu der Himmel

ihn bei feiner Geburt beftimmt hat."

-

Troh feiner foeben geäußerten tieferen Anfichten lehrt aber

Agrippa doch. wie man nach kabbaliftifchen Grundfähen die Namen

folcher Genien berechnen follI) welche das Fanftbuch „Ascendenten

Geifter" nennt, Diefer Ausdruck rührt_ von dem Umftand herf

daß man die Namen diefer Genien aus den fiinf „hhlegialifchen

Orten". nämlich der Spitze des erften und.zehnten Hanfes (der

aufgehende und kulminierende Punkt der Ekliptik) und den Ortender Sonne, des Mondes und des Glücksrades oder N878 tkm-innere,

berechnete?) Der wichtigfte der fünf hhlegialiichen Orte war die

Spihe des erften Haufes, der aufgehende Punkt der Ekliptik oder

Ascendent (puuetum naeeucienn), und deshalb wird der foeruirte Genius auch Ascendcntengeift genannt, welcher fowohl ein

guter als auch ein böfer fein kann. Die Bezeichnung „Ascendenten

geift" oder auch nur „Aseendent*"i) finde. ich

zuerft in der

0eeu1ta Vbjlaaopbia des Paracelfus vor,4) wo derfelbe mit

diefem Ausdruck böfe Geifter, Teufel. nämlich die 111011101 und

Familiarteufel der Hexen bezeichnet. Tiefe paracelifche Auffaffung

hat ganz. offenbar Widmann beeinflußt. ,

„ Es .bleibt nun noch der eigentliche Nachweis zu fiihren, daßman mittelft der Aftrologie zu ergründen fuchte, ob ein Menfch'

zur Zauberei von Haufe aus veranlagt fei. Jn diefem Sinne

heißt es bei einem Zeitgenoffen Faufts, dem Nürnberger Profefforder Mathematik* J o h a n n S ch o n er 5

) (1477-1547).

1) 000. D1111. 111i). 111. (Zap. 26 und 27. p

2) Näheres iiber die Berechnung des Hhleg und der hhlegialifchen Orte

bei Junctinus a. A, O. S. 351 ff.

_ l 3) Widmannn fpricht auch von ..Descendenten-Geiftern." Der Descendent

ift in der Aftrologie der untergehende Punkt der Eeliptik. aus welchem man

nach einem feltener vorkommenden Brauch den böfen Genius eruiren wollte.

i) 011p. 0111. Lei. 1589. 'kal-1. UL.

-'*) l. Zebauers: 0pu8eulu111 aatrolvgjaum. Ilm-iind. 1539. 4".

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_.92..Über Mars im neunte-n Haufe._- Wenn Mars fich nicht in feinem

*Haufe befindet!) fo wird er (der Geborene) fich an der Nekromantie er

freuenF'k) - ..Merkur im Haufe des Mars 3) macht. »- daß (der Geborene)

nach der Nekromantie-trachtet."4)'*

- Eine reichere Auswahl hierhergehöriger Belege finden wir

bei Junctinus. welcher ein ganzes Kapitel ..von den verbote

nen Wiffenfchaften“ hat.5)- Jn denfelben heißt es:

..Wenn fich Mars und Mercur oder eineovon beiden im Haufe der

Venusa) befindet. fo wird der Geborene ein Nekromant und durch feine Ex

primente die Menfchen betrugen. Aus Albubater cap, 1017) ..Wenn fich

Venus ..fremd"8) im dritten Haufe befindet. und Saturn diefelbe aus feinem

.Haus oder Exaltationo) in gutem Afpekt 10

)

anblickt. fo wird .der Geborene

ein Nekromant oder wird durch feine Kunft wunderbare Dinge verrichten; er

wird wie ein Prophet erfcheinen und Wunder thun. namentlich wenn Venus

in einem weiblichen Zeichen ift." - ..Wenn fich Merkur und Saturn glück

1) Die ..Häufer“ des Mars find die Himmelszeichen Widder und Scorpion.

Ii) ..1)e blarte in n0ua (10m0. biete ei non fuerit in (10m0 sua, -

*ae1eotabitnr in ueoromantio.“ Es ift emeint: Wenn fich Mars im 9ten

Haufeder Natioitiit. aber weder in den eichen des Widders oder Scorpions

efindet.

3) S. Anm. 1.

4) Retour-ine in 00m0 blatt-.i8 - alleetobit dieeromaotiam.

i7) 8pe0u1uw detrolog-iae p. »558: ..1)e eeieotije* prabibitio. - ulm-e et

Ileteuriue ei tuerint in llama 7eoerie, aut alter eorum bieten ekit, lle

erowautieue ae (1ecipiet erperimentie eiiie liomiuee. Albubater. eap. 101.“

7) Nach Junctinus und Riccioli war Albubater ein um 500 n. Chi'.

*lebender arabifcher Aftrolog.

tz) [zerlegt-inne. fremd. heißt ein Planet. wenn er fich in einem Zeichen

» befindet. in welchem er keine der aftrologifchen Würden (Dignitutes) befißt. alsda find: Haus. Exaltation. Triplicitäten. Termine und Gefichter. Die Häuferder Venus z. B. find der Stier und die Wage; ihre Exaltation hat fi

e in den

Jüchen. Triplicitäten' im Stier. Krebs. Jungfrau. Scorpion. Steinbock und den

Fifchen; Termine befißt fie in allen Zeichen.mit Ausnahme der Zwillinge.

und Gefichter im Widder. Krebs. Jungfrau. Scorpion und Waffermann.Fremd if

t

fie

alfo in den Zwillingen. dem einzigen Zeichen. in welchem fie

keine „Würde" befißt.

9) Die Häufer des Saturn find der Steinbock und der Waffermann. feine

Exaltation die Wage.

10

)

Gute Afpecten find der Gedritt- und Sextilfchein. - Der lateinifche-

Text der citirten Stellen lautet weiter: .Fenice in tertia 110m0 ei fuel-it pete

g-rioa et Zadar-one a (101110 781 exa1tati0ue aua bone aepeetu uepexetjt.natur erjt ueeromantieua aut tee wirabilee per artem taeiet: riaediturquegiant propbeto. et ioclueet mirabüia praeeertim e

i

kleiner fur-.kit in eiguo

feminino.“ (Weibliche Zeichen find. Stier. Krebs. Jungfrau. Scorpion. Stein

bock. Fifihe.)- ..blereuriue et Zaturoue iu aeeenaente rei idealo eaeli for

tunati ai fuer-int et iiberi. natue erit aeerawaatioueF

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_93lich“ und frei1) im Ascendenten oder in der Mitte des Himmels befinden; fowird der Geborene ein Nekromant?t

An der gleichen Stelle des Junctinus und weiter untenf)

finden fich noch zahlreiche Regeln, nach denen die Aftrologen

beftimmten, ob ein Menfch zu einem Wah'rfager, Aftrologen,Traum- und' Zeichendeuter, Exorciften 2c, *gefchickt fe

i

ufw. ufw.

7

Auch in dem handfchriftlich vorkommenden, Varacelfus zuge

fchriebenen „Büchlein von Olhmpifcher Geifter Citirung“, welches

eng mit; dem Buche Arbatel und der fogenannten Rumania

Zaleuwuia zufammenhängt; kommen aftrologifche Kennzeichen der

Veranlagung zur Magie vor. Als folche gelten; wenn fich' bei

einer Geburt befinden: die Sonne im 4., 5., 6.

7., *8.. 12., 14.

und 15. Grad des Löwen. Stier oder der Jungfrau; der' Mondim Widder; den Zwillingen oder der Wage; Saturn im 1.-14. Grad

der Jungfrau, der Zwillinge oder des Schühen; Jupiter im'

9.-15. Grad des Krebs oder Schuhen; Mars im Widder oder'

Löwen; Venus im 1.-15. Grad des Stiers oder der Zwillinge;

Merkur im '7.>-15. Grad der Jungfrau, Wage oder des Stein

bocks. - So viel über den Nachweis, daß die Aftrologen in der

That das, was man heute etwa mediumiftifche Veranlagung nen

nen würde, aus der für den Augenblick der Geburt eines Menfchen

berechneten Nativität herauszufinden fuchten.

Bon höchftem pfhchologifchen Jntereffe ift der Umftand; daß

Widmann großen Nachdruck darauf legt; daß Fauft die Krhftallomantie mit großem Eifer betrieb. infofern keine andere Wahrfagungsart fo wie diefe geeignet ift; ihren Pfleger durch die

Hypnofe hindurch in den fomnambulen Zuftand zu verfeßen,

.wobei - wie in allen fomnambulen Zuftänden- die fcheinbare

dramatifche Spaltung des transcendentalen Subjektes (nach du

Brel) oder das pathologifche Doppel-Ich (nach Deffoir) ein- refp.

auftritt. Dabei geftaltet fich das dramatifch gefpaltene trans:

cendentale Subjekt oder das zweite Selbft zu einer charak

teriftifchen, der ethifchen und intellektuellen Entwicklung der

1)

Glücklich und frei werden die Planeten genannt; wenn fie

fich ohne*

feindliche Beftrachlung in einem ihrer aftrologifchen Natur entfprechenden

Zeichen befinden, .

'1 Junctinus dag. 586. ff.

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_.94_Somnambulen entfprechenden Perfönlichkeit. dem bekannten „Führer“,

"der, wenn der fomnambule Zuftand ein bleibender und vom tages-

*

bewußten Willen bis zu einem gewiffen Grad beherrfchter wird,

und ein folcher ift der Zuftand der Zauberer und Geifterfeher,

zum' Genius. Dämon, Paredros und Familiargeifti) fich entwickelt,

welchen merkwürdigen Erfcheinungen wir bekanntlich in der Ge

fchichte von Sokrates an fehr*oft begegnen. Als Zpiritua tarniliaria

aber faffen die alten Fauftbücher den Mephiftopheles durchweg

auf, und wir müffen- gleichgültig was in der älteren "Zeit die

Theologie und in der neueren die Dichtkunft aus dieferFigurgemacht haben

-demfelben von diefer Seite aus-beizukommen

fuchen, falls wir ihm überhaupt irgend einen realen Hintergrund

zugeftehen und ihn nicht für ein bloßes Erzeugnis der Sage und

Dichtkunft erklären, was fchon dem beftimmten Zeugniffe Wiers

gegenüber nicht angeht. Widmann fagt auch felbft, daß Fauft*das Banuen der Spiritus kamiliarea gelernt haben, die wir außer

dem noch mit den die Medien „kontrolirenden Geiftern“ des

Spiritismus verglcichen können, War Fauft ein Medium -g und

das war er in einem beftimmten Sinn ganz gewiß -, fo können -

wir den Mephiftvpheles des Volksbuches mit den Owaffoo, Johnund Katie King der Gegenwart vergleichen. - Die Behauptung

klingt paradox, doch werde ich den Beweis für das Zutreffen derfelben,

welcher an diefer Stelle 'zu weit führen würde, in einer folgenden

Abteilung erbringen.*

Einen weiteren Beleg für die gefliffentliche Entwicklung der

'magifch-mediumiftifchen Begabung Faufts finden wir in

feinem Gebrauch des „abergläubifchen (lrepueaulnm matutiuum“,

d.

h. dem „Öorchengehen" in der Morgendämmerung (oder in

der Mitternachtsftunde), um die Vorfchau (durch das zweite Geficht)

der die Wohnftütte oder den Wohnort betreffenden Ereigniffe,

Unglücksfälle, Todesfälle 2c. zu erhalten. Es ift ein uralt

heidnifcher. mit dem fchottifchen Deafilgehen zufamnenhängender

Brauch, bei welchem der fefte Glaube an die geübte Ceremonie

einen fomnambulen Zuftand hervorruft.

1) Als ein fol er ift

auch urfpriinglich der Fauft. von Hahlingee iiberkommene „Geift des . ruftalls.“ das fich fpüter zu Mephifto entwickelte Doppel-Ich

Faufts zu betrachten.

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Wie fehr verbreitet das Horchengehen im Mittelalter war1

mag Folgendes beweifen: In einem Befchluß des Antifidorif chen

Konzils heißt es: „Es-ift verboten, in der Neujahrsnacht1) aber

gläubifche Beobachtungen anzuftellen7 bei welchen man den Schlaf_

entbehrt.“. Und Burkhardt von Worms li* 1050) fagt in

feinem V5nitentialbuch:2)>„Haft du das Neujahr auf heidnifehe Weife gefeiert oder irgendetwas an

dereÖ, als du vor oder*na>)'her zu thun pflegftx wegen des neuen Jahre? gethan,

haft du einen Tifch mit Steinen oder Speifen zu diefer Zeit in deinem Haufe

bereitet oder auf Straßen und Plätzen gefungen und getanzt, haft du mitdeinem Schwert umgürtet auf dem Dach*: deines Haufe?4 ,gefeffemum dort zu fehen- wa? da1* neue Jahr brächta haft du auf einer

Orhfenhaut auf einem Kreuzwege gefeffen, um “die Zukunft zu

fchauen, oder haft du in oorgenannter Nacht in deinem Namen Brode gebacken,

um aus ihrem gutem Aufgehen ihrem Dicker- und Höher- werden ein glückliche?

Leben im neuen Jahre zu oorherzufchauew fo haft du deinen Gott verlaffen.

dich zu 'den eiteln Gößen gewendet und bift ein Abtrünniger geworden: darum

follft du wiihrend zweier Jahre an jedem Feiertage Kirchcnbnße thun." -Ein Beifpiel von noch in neuerer Zeit geübten Horchengehen

finde ich in J.B.Heller*s*s „ThüringifchenMerk1oiirdigkeiten“.9*)

In der Nacht vom 4.

auf den 5. Mai 1727 hatte ein Brand

*

60 H'ciufer und ..-eine große Anzahl Hintergebiiude der jeht

“Meiningifchen Stadt Saalfeld eingeiiichert, und der dortige

Archidiaconus Matth. Nik. Semler, der Vater des bekannten

'Aufklärungstheologenf hatteam folgenden Tag* eine fechs Bogen

1) Man bevorzugte befondcrZ- die Nächte vor hohen Kirchenfeftenund ge:

wiffen Heiligentagen, z. B. die vor Weihnachten, Neujahrf dem Charfreitag, den(

Ofterfeftf dem Johannis-7 AndreacZZ Thomas: und Allerfeelentag. Die Vorfchau in letzterer Nacht hat Raupach oekanntliih zum Vorwurf feiner Tragödie

i

„Der Müller und fein Kind" benutzt.'

2)

„11011 11081 11110111180118811711110118811381-8 1181811118111111ei 00118 71181118.“_

((10110. 11111318.) „011881711811 1(018111188 :1811110111111111Lag-8110111111, 11v 781 8,11

(111111[11118 11108188 111011181*1107111110111111111,0118.11111111881781 110818018188 1118818,

ita (1.100, 11v 781 111811811111111011101111110111111111181781 81111118111 (101110 1:116,111-88

1111.18880 1811111018, 11111;1181*171008 81: 111818718 0211110118881; 0110108 (11108188, nur

01185. 180t11111 (10111118 U188 881181-88 81188 i110 011'01111181g-1111t118>11i 111i 1781 71

118188 711111111811138188, (111111tjbi 111 88111181111011111011111111111188881;, 781 1

11

111710

88111811 8111181*1111111118111,11i; 1'11111111118 11118111881887 1181 81

11111188111-1180101811081-.8 801111818 t'8018ti i110 11011111187111; 8

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118118 8187111811t111*8c 8111881 8t 8111

1'181811t, :i808 111-0811811101811171111.8 1118.8 80 1111110111071118188, 1(180 (11118 9811111

018111018111 11111111(1818110111811 8b M1 111011181: 1118. 17111111re (1011178111811ei; 11110818,18 8M801ß118 88, (11108 11111108 1181* [SJidjllMZ 181'108 110811118118.“ (13111-011.117011111117,111 11111*:1108111t811tia11 111). LOL. 08111. (18 111-1811103-108.

Z) Jena, 1727. 40.* 409 fi. -

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_96...ftarke Brand-, *Buß- und Troftpredigt gehalten, die im Druck.

erfchien. Heller referiert über diefelbe und fagt:„Und weilen mehrbelobtem Herrn safari zu Ohren kommen, wie man

vorgegeben hätte, daß von Einigen in der Chrift-Nacht odeerriret-undgefehen worden, wie der Stadt Saalfeld ein folch Unglück wiirde'zuftoßen; hat er auch diefes abergläubifche Werk ohnwiderleget gelaffen. furn

dern gezeiget, 1.; daß die Verunheiligung der Chrift-Nacht auß dem Heiden

th'um herftamme: Denn da habe man der Zauber-Göttin bit-.ente auff den.

Creuß-Wegen zu opffern und auff ihre E'rfcheinung bei) der Nacht zu warten

gepflogen, die fich auch auff verfchiedene Art praeeentiret“ ufw. ufw..'

Daß auch in unferer Zeit diefer Branch noch nicht erlofchen

ift, beweift das felbft geübte Horchengehen des Leipziger Buch

.händlers Nößler in den „Bfhchifchen StudienI)

Faufts Wahrnehmungsvermögen überfinnlicher Vorgänge wird

mit der fortfchreitenden mediumiftifch-magifchen Entwicklung immer

fchärfer, und er fieht bei Nacht, wenn er aus feinem Fenfter

blickt, viel Lichter hin und her bis zu feinem Zimmer fliegen; er

fieht felt'fame Schatten an der Wand vorüberhufchen und hört ein

Geflüfter wie von Menfchenftimmen.

Genau fo ift die Einleitung vieler Spukvorgänge, und

fpiritiftifcher Sißungen, wenigftens aber kommen diefe Erfcheinungen

bei der überwiegenden Mehrzahl aller hierhergehörigen Vorkomm

niffe, die uns die Gefc'hichte überliefert, als Begleiterfcheinungen

vor, und Dünger urteilt von einem fehr engen Gefichtskreis aus,

wenn er fagtxi) daß diefe feurigen Erfcheinungen des Teufelsganz - alfo nur - im Sinne des Aberglaubens jener Zeit

gedacht findk)Mit vollem Recht fagt Schin dler:4) „Wo magifches Seelen

leben; da ift

auch magifches Licht“, und wie beim Sehen des

Tages ein organifches im Auge erzeugtes Licht die Verbindung

mit dem von außen hinzuftrdmeuden vermittelt, fo wird bei dem

1) „Vfhchifche Studien" von 1882. S. 152. Leipzig bei O. Muße.

2) Siheible: Klofter, l7. S. 117. .

3) Bereits in den „magifchen Orakeln Zoroafters"; ea 0peopaei, Varia,

1606. heißt es von der Hekate:

„Wenn du mich angeredet; fo erfcheinenVon allen Seiten Löwen; und die SterneVerlieren wie der Mond auch ihren Schimmer..Die Erde wankt; und Alles fieht im Feuer.“

4) Magifches Geiftesleben S. 151.

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-9-7_Schauen des -innern Auges *ein fonft latentes magifch-odifches

Licht frei und tritt zuerft fubjektiv und bei den höheren Graden

magifcher Zuftände objektiv in Erfcheinung. So finden 'wir das

Leuchten der Neligionsftifter Heiligen, .Götter und Heroen' in

allen Mhthologien. ,Es leuchten die Brahminen, Mofes, Sokrates,

Zoroafter. Pythagoras', Apollonius von Thana, und von den bei

der Ausgießung des hei-ligen .Geiftes erfcheinenden Feuerflammen

bis

_zu dem von Reichenbach beim Tifchrücken beobachteten

Leuchten und den Lichterfcheinungen bei fpiritiftifchen Sitzungen

ift eine fortlaufende Kette. Bekanntlich zeigen fich

-meift zu*

Anfang ä bei denfelben umherfliegende Flämmchen, welche fich

auf 'den Zirkelteilnehmern niederlaffenI) Funken, Sterne, in

odifchem Licht ftrahlende Händef), und ganze, menfchenähnliche

Geftalten tauchen auf, um wieder zu verfchwinden oder fich in

andere Formen umzubilden. Daß auch zur 'Zeit Faufts ähnliches

beobachtet wurde, verbiirgt uns u. A. Me'lanchthon, welcher

'von fich felbft berichtetri) x ,

x „Als ich zu Tübingen war, fah ich in jeder Nacht Flammen, die lange

brannten, bis fie in'einen großen gewaltigen Rauch -aufgingen. Gleichfalls

erfchienen niir zu Heidelberg (wo M. mit Fauft ftudierte, Gefchah dies vielleicht

in das Leßteren Gegenwart?> In diefem Fall hätten wir eine ganz regelrechte

_ fpiritiftifche Manifeftation.) Geftalten wie fallende Sterne( die jede Nacht kamen.

Dies,find ohne Zweifel Teufel. welehe imrnerfort unter den ,Menfchen umher

fchweifen."

“Derartiges wiederholt fich bei zahllofen fogenannten Spuk

vorgängen, worüber *man bei'Perth4)'und Schindler") Maffenvon Belegftellen findet. *. Jch felbft will 'hier nur auf 'den Spuk

im Gefängnis der Eßlingering) auf dem Schloffe Slawenzizi) .

und den während der Jahre von '1834-1836 im Haufe des

1) Siehe unfere der 0rjtigua apirite jllußtree entuomncene Abbildung.

2) Sehr gute und intereffante hierhergehürige Abbildungen in Farben-

'

druck giebt Guftav Geßinann in feinem Buch „Ans iiberfinnlicher Sphäre".

Wien. Hartleben. 1890. . .

"7)

bl-auliue: [100. oonicu. e011eet.. j). .30.

*il-Die mhftifchen Erfcheinnngen der ncenfchlicheu Natur. 3.

Auff.Leipzig. 1872. , ,

"'*) Magifches Geifteslebe'n. S, 313 ff.

'h Kerner: Eine Erfcheinung a. d.

Nachigebiet der Natur.-

7) Kerner: Seherin von Prevorft.

Kiefewetter, Fa 1ftbnch. z K'

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.__ 99 _.Mr.Dods zu Levant im Bezirke Benobscottil ftattfindenden Spuk

vorgang-hinweifen. Bei dem letzteren flaclerten Lichter auf der

Straße vor dem Haufe auf und ab oder verfammelten fich auf

einem freien Blahe und hüpften dann in einem phantaftifchen

'Tanz durcheiuanderki) Bei dem von Pfarrer Blumhard1842-1844 in Möttlingen beobachteten Spuk tauchen gefpenftige

Flämmchen auf und fchleichen Lichter an der Wand' hin.'“') Die

Fami-lienähnlichkeit diefer Vorgänge und der von Widmann er

zählten liegt auf der Hand.An diefes fpukhafte Auftauchen von Lichtern fchließt fich eng

das Auflodern gefpenfti'ger Flammen, welche zuweilen thatfächlich

zünden 'und Schadenfeuer verurfa>jen. Auch hierfür finden wir

ungemein zahlreiche gefchichtliche Beifpiele und müffen wir bezüg

lich derfelben der Kürze halber die Lefer auf Berti) und

Schindler verweif'enM) Jn der Gefchichte Faufts ift, wie wir

hier vorausnehmen wollen. mehrfach von der gleichen Erfcheinung

die Rede-indem der Teufel das Zimmer und Haus» Faufts mit

Feuerflammen erfüllt und niederzubrennen droht?)

Ebenfalls bei Beginn fpiritiftifcher Sihungen- flackern plößlich

auftauchende und verfchwindende fchattenhafte Hände 2c. umher,

es bilden fich wie aus Nebel und Wolkenmaffe *beftehende fchatten

artige unbeftimmte Formen, die Menfchengeftalt annehmen, wieder

zerfließen, fich nochmalsund zwar dichter formieren 2c. bis endlich

1) 1)r, K. A. Berthelen: „Die Klopf- und Spukgeifter zu Oderwiß undHennigsdorf, Zittau. 1864. S. 75.

“2) A. a. O. Anhang. S, 25.

7') Jnedem Berichte des 1)r. Hans Barth aus Rom heißt es über eine

von; ihm mit Eufapia Valladino; dem Medium des berühmten Vfhchiater; des

Brofeffor Lombrofo; abgehaltene fpiritiftifche Sitzung: „Kaum war Halbdunfelhergeftellt.- als einige Flämmchen über den Tifch hinweghufchten; dann immermehr; fazliefzliih ein ganzer Feuerregen auf- und abfteigender unddurcheinander flimmernder weißer Lichtchen, die bald das ganzeGemach erfüllten; gleichzeitig beriihrten_ große und kleine; in jedem Gelenk

völlig ausgebildete zarte Hit-nde die Anwefenden am Rücken. Schultern, Haarund Bart; aus dem Tifch erfchollen dumpfe Schläge; und andere feuerten wie

mächtige Hammerfchläge darauf her-nieder, während ähnliche Laute auch über:all an d'en Wänden, und zwar' auf Wunfch in jeder beftimmten Zahl oder anjedem beftimmten Orte des Blafonds fofort vernehmbar wurden." Vgl. „DerZeitgeift". Beiblatt des „Berliner Tageblattes" vom 21. Dezem:ber 1891.

i) A. a. O.

l') Vgl. Widmanns Fauftbuch Il). 1,

cap.- 12. Th. 11. auf). 25.

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- eine Materialifation' zu Stand kommtf welche anfangs mit flüftern-*

der und fpäter mit mehr oder weniger heller Stimme fpricht.

Ganz daffelbe kommt 'mutatje mutamIiZ bei den fogenannten

Spukvorg'cingen vor und wollen wir nur auf die fchon erwähnten

Vorfälle auf Schloß Slawenziz und den Spuk hinweifen, welcher

im Jahre 1862 das Haus des Advokaten M. Joller bei-Zürichbeunruhigte)) Damit haben wir auch für das Verftändnis diefes

Zuges des Widmannfchen Fauftbuches einen Schlüffel in den

Phänomenen* des modernen Occultismus gefunden.

Wir kommen nun zu der erften „-Teafelsbefchwörung" Fauftsxwobei wir als befonders charakteriftifch für die ganze Sachlage den

Umftand fefthalten miiffen, daß* die proteftantifche Kirche-- und alle

Bearbeitungen der Faufttradition atmen den Geift der ftrengften

lutherifchen Orthodoxie- den Teufel als den Urheber des

ganzen occulten Vh'cinomenalismus betrachtete und gar keine andere

Urfache überfinnlicher Erfcheinungen gelten ließ, wiihrend die

katholifche Kirche- wenigftens in gewiffen Füllen - die Geifter

Verftorbener als folche anfah. Deshalb mußte auch jeder Akt

der Theurgie, (den die alten Religionen in gewiffem Sinn als

einen gottesdienftlichen anfahen), bei welchem der Menfch mit

Wiffen und Willen -„ nicht unbewußt 'und willenlosf wie bei

der Medienfchafh- mit überfinnlichen Intelligenzen einen Ver

kehr anzubahnen fucht, der kirchlichen Anfchauung als eine Be

fchwörung des Teufels erfcheinen. 'x

Ich kann mich, um den Znfammenhang nicht allzulang zu

unterbrechen, hier nicht auf die Begründung des von mir Vor

gebrachten' und Vorzubringenden einlaffen, fondern muß in diefer'

Beziehung den Lefer auf den Abfchnitt über Theurgie im dritten

Buch verweifen. Hier fei nur gefagt, daß FauftF nachdem er

fich durch mhftifche Trainierung genügend vorbereitet und feine

Empfängljchkejh fein Wahrnehmungsvermögen für überfinnliche

Vorgänge geniigend gefchiirft hatte, an das Meifterftück der Magie

ging, mit vollem Bewußtfein und bewnßtemWillen eine Ver

bindung mit überfinnlichen Intelligenz-en anzubahnen. Er ift dabei

1) Vgl. M. J'oller:_ Darftellung felbfterlebter nihftifcher Erfcheinungen.

Zürich. 1863. . .

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aber völlig im Geifte feiner Zeitbefangen; er glaubt den Teufel zu

befchwören und erlangt nichts als die Materialifation einer»

(- ihm wahlver'wandten -) jener unqualifr'zierbaren iiberfinnliäzen

Wefen, wie fie von der Urzeit an bis in unfere Spiritiftenzirkel

in unter der nach der Kultur, Religion 2c. verfchiedenen Maske

ftets erkennbaren gleichen Zügen umherfpuken und von denen

Varacelfus, der Zeitgenoffeund Geiftesverwandte Faufts fagt:1)„Und obfchon die Geifterf fo erfcheinem Rede und Antwort gebenf tau

fend Eide init aufgerec'kten Fingern fchwör'ery fo ift ihnen doch nicht alltoegs- 511

glauben und zn'traucn, es gefchehe denn auf Befehl Gottee„ fo können und

mögen fie keine rechte Wahrheit fagen. -

Danach fo lehren fie

felbft ihre

Namen dazu ausfpremenf die nichtä* feinf und heißen auch nicht fo."

Diefer charakteriftifche _Ausdruck des alten Varacelfus gilt

:wie auf die Öwaffoo, John* und Katie King, Peter, Joey 2c.

unferer Spiritiftenzirkel gemiinzt und mag bis zu einem gewiffen*'

Grad auch auf den 118111108100111188 des Bolksbuches anwend-

bar fein.-

Daß fich fiir die Darftellung der von Fauft vorgenommenen

'

Befchwörung in der älteren Magie Parallelen finden, und daßman ihren Verlauf mit einer fpiritiftifchen Materialifation' ver

gleichen könnte will 'ich an diefem Ort nurandeuten, die Aus

fiihrung muß ich mir fiir den die Thenrgie behandelnden Abfchuitt'

vorbehalten.

Sowohl das Fauftbuch von 1587 als.: das von Widmann

nennen als die erften Ereigniffe, die in Folge der Befchwörung

eintreten, Schall- und Lichterfcheinungen, als z. B. Knalle wie

von Kanonenfchiiffen oder donnerartiges Geräufchf Raffeln wie

von Wagen undReiternF Turnieren oder Waffenklirren- Mufik,

Gefang und Windesbraufen, -Schon bei den Griechen fiihrt

'die Hekate mit höllifchem Sans und Bruns bei Nacht iiber die

Krenzwege,- und bei den theurgifchen Befchwörungen verfinftert

fich der Himmel, erbebt die Erde, blenden feurige Erfcheinungen

das Auge und hüpfen fpukhafte Lichtlein umheri) - Bei

Cäfarius von Heifterbachii) erfcheinen die von den Jüng

1) k1111080y11ia 82131111: 1)8 (10110 nmel-111111111011111111.

ß*) Vgl. Lohberk: AglaophamnÖ-L. S. 104,

Z) 03880.1 klei8t81'bn0.: 0111103118 mag-11118 fi8i01111111 81; mitm-1110111111,

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lingen befchworenen Geifter a'ls Gewappnete, als welche fie die

felben aus dem Kreis zu treiben drohen; dann verwandeln fie_

fich iu junge Mädchen 'und führen Reigentänze auf, um die

Jünglinge zu verleiten. - Jm Heptameron des Petrus vonAbano, dem Hauptzauberbuch des Mittelalters heißt esB)

„Wenn alles nach Bor-fchrift vollzogen ift, werden zahllofe Geftalten der

verfchiedenften Art erfcheinen, die Pauken fch'lagen und 'allerlei Mufikinftrumente

fpielen. Nach diefem wirft du unendlich viele Bogenfchützen mit einer unend

lichen Menge Beftieu fehen; welche die Gefährten des Meifters, gegen den fie

felbft nichts vermögen; aus dem Kreife zu verfcheuchen fuchen."- _

Mit diefer Schilderung kommt auch *die Geifterbefchwörnng des

Benvenut'o Cellini im Eoloffeum vollkommen überein; auf welrhe

ich im Abfchnitt von der Thenrgie ausführlich zurückkommen werde. -

Hiermit ftimmt wiederum zufammen, was Bedfort über die Geifter

befchwörung des Thomas Parkes berichtet; anf die ich im dritten

Teil znrückkommen werde. - Auch von Schrepfers „pneumatifchen

Arbeiten“ fngt der Leipziger Theologe Eruf-iusxi) daß derfelbe „in

Wäldern Wetter; groffe Knalle etc. hören ließ."

Daß die gefchilderten Geräufche bei den fogenannten Spuk

erfcheinungen maffenhaft vorkommen, ift allbekannt, und will ich

in diefer Beziehung nur auf -den Bericht des heffifchen Dragoner

rittmeifters und feiner Mannfchaft über den Spuk im Griesheimer

Haus hinweifen. welcher in Kerners Magikon zu finden ift.

Daß .endlich bei den fpiritiftifchen Sihungen Schallphänomene vom

leifen Ticken bis zu donner- und fäjußähnlichen Knallen vorkom

men, ift

ebenfalls eine allbekannte Thatfache. Als einen Beleg

gebe ich nur* eine Stelle aus den fehr anziehend und lebendig

gefchriebenen fpiritiftifchen Erle'vniffen eines bekannten württem

berger Schriftftellersi") Derfelbe fagt über derartige Geräufche:_

„Ein kalter Windhauch fuhr über unfere Hände, in der Tifchplatte be

gann es zu klöpfeln, bald hier, bald dort, gerade wie mit Fingerknöcheln, und

1) Guides kite pernetie uppurebunt infinite 'wiener ec pliantaeinato

puleentju organiz- et omnia genen-ie jnetrurnenta mußten. yast. baee riäebjß c

infinjwe eagittukjoe eurn .jntinito mu1titucline heating-urn norribilium, qnne

ita. 8e eoniponunt, ue ei

7e11ent. clever-are Zoejae“ 6te.

2) Crufius: „Frage, was von dem berufenen Schrepfer 2e. zu halten"

Leipzig. 1774.

hut-gun Butfcher in der Monatsfchrift ,.Sphinx". Bd. url.S. 159.

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*103ein- feltfcn'nes Krachen, das ic

h

feitdem oft gehört, ließ fich oernehuren. Aber

-das war noch lange nicht alles, Wenn die Lampe heruntergefchraubt wurde,

klopfte „es" durch das ganze Zimmer7 auf dem Fußbodenf an den Wändem

den Decken, am Ofen ufw. Wir hörten ein Raufchen und K-niftern, ähnlich wie

es Kerner in der Seherin von Prevorft befchreibtf zuweilen fchien etwas Schweres

wie ein eiferner Ham-mer oder dergleichen, hart neben oder hinter uns nieder:

. zufallen und laut auf der Diele aufzufchlagen. Wenn wir dann*nachfahen, fo

wurde „natürlich" nichts gefunden. _In einen wirklichen 'unleugbaren Schrecken

wurden wir aber eines Abends fpät o'erfeßt. Es waren befonders „friifiigeBe

mcher" da, eine ganze Gefellfchaft nach ihrer Behauptung; wir fragten. ob fie

fich vielleicht an den hohen Fenftern des *Zimmern - es waren oder find'

deren fiinf - recht kräftig bemerkbar machen könnten. Die Antwort fiel be:

jahend aus und warteten wir eine Weile auf irgendein Geräufch., Als fich ziemlich.

lang alles ftill verhielt, vergafzen wir ganz das Berlangte und gerieten in

irgend ein gleichgültiges Gefpriich. Aber 'auf einmal - der Moment ift mir

unoergeßlich -erhob fich, von dem auf der äußerften linken Seite liegenden -

Fenfter angefangen, ein derartiges Gewetter- daß es kaum :u befchreiben ift.Es war etwa, wie wenn _ein Dutzend Fünfte mit aller Gewalt in die hohen*

Glasfcheiben fchliigen, ein Krachem als ob das ganze Zimmer aus' den Fugen

gehe. Viftolenfchüffe können nicht lauter und erfchreckender fchmettern. Wäre

die llrfache eine nach unfern Begriffen phhfikalifche gewefen, die Glasfcheibeu

müßten in lauter Atome zerfchellt worden_ fein. Und das wiederholte fich fiinf:nial nach einander in ganz kleinen Zwifchenpnufeu an allen fiinf Fenftern- fo

»

daß' uns ein unbefchreibliches Entfeßen überfiel. Wir waren von den Stühlen

aufgefprungen, die Damen fchrien laut auf und noch lange, nach dem es vor:

über warf ftanden wir fchreckensftarr und bleich einander gegeniiber. Es warderi Eindruck einer Naturgewalt wie ihn etwa der einfchlagende Blin hervor

bringen' mag. Nach unferer Meinung mußte 'man diefes unbefchreibliche Ge

wetter auf viele hundert Schritte gehört haben. Aber dem war nicht fo und

an den Glasfcheiben fand fich keine Spur oon irgend einer Befchiidiguug."

F Außerft charakteriftifch fchildert das alte Fauftbuch die

Lichterfcheinungen_ wiihrend der Befchwörung7 auf welche die

Erfcheinung des „Teuffels ond Geiftes“ folgt, Zuerft fällt ein

Stern herab, welcher fich in eine feurige Kugel verwandeltI):

worauf eine Feuerfäule in Manneshöhe auflodert, die fich wieder

zufammenzieht, in fechs Lichter zerteilt, die in die Höhe flackern

.und fich in „Geftalt eines fewrigen Mannes formieren'“, welcher

1) Auch Schrepfer ließ derartige Sterne erfcheinenf uud bei feiner Be

fchwörung des Chevalier de Saxe erfchien der (Heift in Geftalt einer insZimmer rollenden Kugel. Ferner fagt Giildenftubbe in feiner VofitioenVneumatologie cap. '7: „Odifche Feuerkugeln mit verfchiedenen RegenbogenFarben verwandelten fich allmählich in eine Sänlenform, aus denen nach nnd- ,

nach fchattenartige Menfchengeftalten fich entwickelten".

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-104den Kreis unifchwebt und fich endlich in einen grauen Mönch**nmbildet, Hier haben wir eine regelrechte fpiritiftiiche

Materialifation vor uns, Lichterfcheinungen der genannten

Art leiten, wie fchon gefagt, faft alle Materialifationen ein, und

G eßm ann bildet in feinem genannten Buch eine ganze Anzahl folcher

leuchtenden Sterne und Kugeln, leuchtende Hände und ganze

Berfönlichkeiien ab, die bei fpiritiftifchen Sißungen erfihienen

find. Mehr als alle Worte mögen die in Akfatows „Ani.mihmus 'und Spiritismus“ 1) zu findenden Abbildungen fiir die:

unleugbare! Familienähnlichkeit des Borganges im alten Fanft

buch mit dem der betreffenden fpi-ritiftifchen Sißung'fpremenz

nur ift in der lehteren der Vorgang ein noch komplizierterer,

Zuerft erfcheint bei Akfakow eine in der ober-n Hälfte auseinander

getrennte Lichtfäule, welche runde und verfchiedenartig wechfelnde

Formen annimmt, fchliefzlich in fiinf von einander getrennte zackige

Lichter zerfällt, die fich wieder vereinigen, allerlei phantaftiiche Geftal

tungen annehmen- in denen das Streben nach menfchlrcher Form

fichtbar ift, bis diefe- eine leuchtende Figur von menfchlichen Um

riffenW

erreicht ift und die (nichtmehr photographierrez Material

fation erfolgt.

Dies möge einftweilen zur Erhärinng meiner Behauptungen

dienen.

11 Leipzig, 1890. 2 Bdc. Auch i111 Aorilheft der „Binchifchen Studien“

11011 1886.*

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7B' J .-7,77- ..- .

3, Abfchnitt.

Der Pakt Faufts.

ach dem älteften Fauftbuch kehrt Fauft nach

Haufe zurück und befchwört am nächften Morgenden Geift aufs Neue, indem er demfelben einen

Vakt unter folgenden Beftimmungenkanträgt:„Erftlich daß er j'hin 'foll vnderthänig und gehorfam

fein, in allem was er bete (bitte), fragte, oder zumuthe, .

bis in fein Faufti Leben und Todt hinein." _

„Daneben, foll er jhm dasienig7 fo er von jhin forfcheu wird, nicht ver

halten."

„Auch dz er fm auff' alle Fragen nichts unwahrhafftigs antworten wölle."Der Geift aber weigert fich, diefe Bedingungen anzunehmen

und fagt, er bediirfe dazu erft der Erlaubnis des „hellifchen Gottes“,

Dann. bedeutet er Fauft, daß eine höllifche Hierarchie beftehe,

indem Lncifer nach feinem Fall..ein Legion vnd jhr viel der Teuffel ein Regiment auffgerichtf den wir

*den Orientalifchen Fiirften nennen, denn feine Herrfchafft hatte er im Auffgangf alfo if

t

auch eine Herrfchafft in 1118111112, 88ptentrio118 und 00011101119,

ond dieweil Lucifer, der gefallene Engel, feine Herrfchafft vnnd Fürftenthumb

auch unter' dem Himmel hatf miiffen wir uns verendern, zu den menfchen be

gebenf denfelben vnterthiinig fehn, denn fonft köndte der Menfch mit allem

feinem *Gewalt vnnd Kiinften fm den Lui-„tier nicht vnterthänig machen7 es fer)

dann, daß er' ein Geift fendef wie ich gefandt bin. *Zwar wir haben dem

Menfchen dz

rechte Fundament onferer Wohnung nie geoffenbarer, wie denn

auch vnfer Regierung vnd Herrfchafft, dann nach abfterben deß verdampten

Menfchen, der es erfahrt vnd 'innen wirt."

Fauft entfeht fich und will des Geiftes wegen nicht ver

dammt werden, worauf ihn diefer mit höhnifchen Redensarten

regaliert- die aufdas „So hab' ich

dich fchon unbedingt“ hinauslaufen. Fauft wird dadurch wieder nmgeftimmt und beruft den

Geift auf den Nachmittag zur Besperzeit wieder zu fich,

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W108»

Zwifchen drei und dier Uhr erfcheint der „flicgendeGeifW

Fanft wieder nnd meldet diefem, daß ihm fein Herr Gehorfam

auferlegt habe, wenn ihm die von Fanft anfznftellenden einzelnen

Punkte des Bündniffes genehm feien. Fanft verlangt:„C'rftlich, daß er ein (iiejchicklichfeit, Form dnnd Geftali eine-Z Weißen:

möchte an fich haben vnd bekommen, Zinn anderen, daß der, Geilt alle-:- das.

thnn folte was er begeri, onnd von jhm haben woll, Zum dritten, daß er _iin

gefliffen, bnderthiinig ond gehoriam fein n-,oltet als. ein Diener. Zum mei-dien,

daß er fiel) 'alle Zeit, fd offt er jhn forderte ond bernffte- in feinem Hanf; jolie

finden [alien. _Zmn-fiinfffen, daß er in iei'neni Haufe wölle mifichtdar,*regierii.

vnd fich fonften von niemandt- als* non jni fehen laffeu, ei? 1oere denn fein

will ond geheiß. Vnd 1eßlict), daß er jhni, lo'offt er jlni forderte; mind in der

gcftalt, wie er jhm anfferlegen wiirde erfclieinen felt."

*

Vieles Verlangen verfpricht der Geift zu gewähren, wohin

gegen Fanft fich verpflichten foll- fein, des Geiftes, zu fein und

'fiehihm mit feinem Blute zn verfchreiben; daß er allen Chriften

feind fein, den chriftlichen Glauben verleugnen nnd fich nicht

bekehren laffen wolle. Wenn Fanft diefe 8Punkte innehalte, folle

er habenf was fein Herz begehre, bis er -* der Geift-'-

ihn

nach* einer Reihe von Jahren abholen werde. - Fanft erklärt

fich zum Abfehlnß diefes Vertrages geneigt nnd befiehlt dem Geift,

fich am niichften Morgen in der Tracht eines Franzisfanermönches

mit einem Glöcklein *am Kleid, nm fein Nahen zn berkiinden,

wieder bei ihm einznfinden, Dies verfpricht der Geift nnd giebt

anf die Frage Fanfts *.an, daß er UepbaetaybilW heiße. Als

dann nahm Fanft g

„ein fpißig Meffer ftiiht jhine ein Ader in der linken Hand anff- vnnd

fagt man ioahrhafftigL daß inn folcher Hand ein gegrabene vnd blutige Schrifft

gefehen worden, 0 1-[01110 knge: das ift: O Menfch *fleuche dor jlnne nnd thne

recht etc."'

l Fauft aber läßt fein Blut* in einen Tiegel, den er iiber einem

Kohlenfener erwärmt, und fchreibt folgende „ObligationC die „nach

feinem elenden Abj'chied “in ieiner Behanfnng gefunden worden.“

„Ich Johannes Fauftu-Z D. bekemie mit meiner eigen Handt offentlich,

zu einer beftetignng, vnd in krafft diß Brieffs: Nach dem ich mir fiirgenornmern

_die Klement-I zu fp'eculieren, vnd aber au-Z den .-Gaaben, .fo mir von oben

herab bcfchert, vnd gnedig mitgethe'ilt wordten, folche Gefchicklichkeit in meinem

Kopf, nicht befinde vnd folches von den Menfchen nicht erlehrnen mag, fo hab

ich gegenwertigen g'efandtem Geift, der fich Wzpboßtopbjlea nennt- ein Diener

des hellifchen Vrinyen in Orient- mich vntergeben, auch denfelbigen, mic() folche?

*ck-

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-109zu berichten vnd zu lehren, mir erwehlet, der fich auch gegen mir perfprochcu

in allem vnderthenig vnd gehorfam_ zu fehn. Dargegen aber ich

mich hinwider

gegen jhme perfpriche onnd oerlobe7 daß fo 24 Jahrf von Dato diß Brieffs an,

herumb ond fürbber gelauffen, er mit mir nach feiner Art vnnd weißf feines

gefallensf zu fchalten, walten, regieren, führenf gut macht haben folle', mit/allen,

es

feh Leib, Seelf Fleifchf Blut vnnd gutf vnnd das in fein ewigkeit. Hieranff

abfage ich allen denen, *fo da leben, allem Himmlifchen Heerf vnd allen Men

fchen vnnd das muß fehn. Zu feftem orkundt ond mehrer bekräfftigungf hal)

,ich diefen Zieeeß eignet Hand gefchriebenf onderfchriebetn nnd mit meinem hie

für getruckten engen Blut, .meines finnsf kopff-s- gedanken ond willen, oerkniipfft,

oerfiegelt vnd bezeugetF etci

k

, Zudem-inne

Johann Fauftns. der Erfahrne der

Elementenf vnd der Geiftlichen

. Doctor."

Nach Abfchluß des Vaktes erfchien Mephoftophiles dem Fanftganz fröhlich, ging als “fern-iger, große Strahlen'werfender Mannim Haus

i

hin und herF und der ganze Lärm, wie bei* der Be

fchwörung, wiederholt fich. Mufik'pon allen möglichen Jnftrumenten wird gehört und Lärm wie-von Kiimpfenden; dann erfchallt

das Get'ofe einer Jagd, Hunde h'e'hen einen Hirfch in Faufts

Zimmer hinein und legen ihn zu des Zauberers Füßen nieder.

Darauf kämpft ein gefpenftiger Löwe mit einem eben folchen

Drachen und wird von diefem verfchlungen. Gefpenftige Pfarren,

Stiere und Affen erfcheinen und verfchwinden, und fchließlich

erfiillt ein dichter Nebel das Haus. Nachdem derfelbe fich ver

zogen'hat, liegen “zwei Säcke voll Gold und Silber vor FauftI)Mufik erfchallt, Mephoftophiles erfcheint in Geftalt eines Mönches'nimmt den'Vakt in Empfang und laßt Fauft eine Abfchrift des

felbenzu eigenem Gebrauch fertigen.

'

Fauft nimmt nun einen jungen Schüler, „einen oerwegenen

Lecker“, Chriftoph Wa gnerf als Famulus an“ und waltet mit

diefem und Mephoftophiles in dem von feinem Vetter ererbten

Haufe. Mephoftophiles verforgt als treuer Hausgeift feinen

Herrn _mit allem Nötigen: er holt aus fürftlichen und grliflichen

Kitchen und Kellern -

z. aus denen des Ku'rfiirften von

Sachfen, des Herzogs von Bayern und des Bifchofs von Salzburgdie beften Weine und herrlichften Speifen; er ftiehlt bei Nacht

1) Auf das oifionc'ire Teufelsgeld werde ich weiter unten zuriickkommen.

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- 110 »4.

in Augsburg Nürnberg und Frankfnrt Schuhwerk und köftliche

Kleider fiir Fanft und Wagner und verfpricht ihm fchließläh

wöchentlich 25 Kronen oder eine „Jars Beftallnng“ von

1300 Kronen. So waltet Mephifto feines Amtes.'

Wefentlich anders geftaltet ift die Darftellung W idmanns.

Hier kehrt Fauft freudig nach Haufe zurück, fiillt aber fchließlich

.in Zweifelf ob der Teufel feine Zufage halten werde. In diefem

Augenblick fieht er in der Nähe des Ofens einen menfchlichen

Schatten; er ergreift fein Buchf lieft eine Befchwörung und alfo

fort ift_ der Schatten

-

„hinder den ofen gangen, vnd den kopff als ein Menfch herfür geftecketf

hat fich fichtbarlich fe'hen laffen, vnnd fich ohn onterlafzf gebiickt, vnd reverenh

*

gethan."

Weil nun der Geift nicht hinter dem Öfen hervorkommen

und Fauft denfelben befchwören will, fo *füllt fich die Stube mit

Feuerflammen, worauf der Geift in Geftalt eines Bären mit

einem Menfchenhaupt hervortritt)) Fauft erfchrickt und fragt,

ob er nicht in einer weniger furchtbaren Geftalt erfcheinen könne,

was der Geift verneintf weil er ein Fiirft der Geifter und Teufel

fei. Wenn fich aber Fa'uft feinen Bedingungen unterwerfen wolle,

fo werd- er 'ihm einen Geift-fchicken, der ihm bis an fein Ende

treu dienen folle,

'

-i

Der Teufel verlangt von Fauft7 daß diefer Gott und dem

himmlifchen Heer abfage, allen Menfchen und namentlich feinenTadlern feind .feif desgleichen allen *geiftlichen Berfonen; daß er

keine Kirche befuchen, kein Sakrament empfangen und den Eheftand

haffen folle.- Die erfte Bedingung gefteht Fauft- zu, weil er

weder an eine Auferftehung, noch an ein jiingftes Gericht' glaube.

Die zweite lehnt er zum Teil ab, weil er gern gefellig und ein

Menfchenfreund fei; doch wolle er feine Feinde unerbittlich ver

folgen. Ein Bfaffenfeind fei

er von jeher gewefen, und auf

Predigt und Sakramente halte er nichts. Des Eheftandes wolle

er endlich in Anbetracht der mit ihm verbundenen Laften gerne

mäßig gehen und fich mit „Vfaffen- Köchin vnd Konkubinen

verhelffen.“- Der Teufel verlangt hierauf eine Berfchreibung

1) Nach der Fauft zugefchriebenen 1111831111131111111118et innntntalie er

fcheint Mephiftopheles bei der erften Befchroiirung als Bär.

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*-y 111 -mit Blut und verfpricht *Fauft- von nun an in Geftalt eines

Mönchs zn erfcheinen.-

Fauft öffnet fich nun, - wie im Spieß'fchen Buch- eine Ader,

worauf dieSchrift: 01101110 Fuge! erfcheint und er mit feinem

Blut folgenden, von dem obigen abweichenden Text des, Vaktes

niederfchreibt: .f

„Zeh Johannes *Jauftusf Doctor, beketfne hie öffentlich am tag, nachdem

ich jeder Zeit zu geiniith gefaft, wie diefe Welt mit allerlei) Weißheit- gefchick

lichkeit, verftande und hochheit begabet, vnnd allezeit mit hoch'oerftendigen leuten

gebliihet hatf dieweil ich denn von GOtt dem Schöpffer nicht alfo erleuchtet,

pnnd doch der Angina vehig binf auch dazu meine Natur von Himlifcher in

fluenhen geneigt, zu dem auch gewiß dnd am tag ift, das* der irdifch Gott, den

die Welt den Teuffel pflegt zu nennen, fo erfahren, mechiigf gewaltfam vnd

gefchickt iftF das jm nichte's vnmüglich, fo wende ich

mich zu demX dnnd nach

feiner verfprechung foll er mir alles leiften ond erfüllen7 was mein Hery, ge

müth, finn vnnd verftandt, begehrt-.t vnnd haben wil, vnd fo dem dann alfo

fenn wirt. verfchreibe ich

mich hiemit mit meinem eignen Blut, welchs ich gleich

wol bekennen mußf das ichs von Gott des Himmels entfangen hab, das ich

dasfe'lb vnd auch diefen meinen leid vnd gliedmaffen- fo mir durch meine Eltern

gegeben, ond alles- was an mir ift- fampt meiner Seelen, hiermit diefen jer

difchen Gott feil trage- vnd nerfpreche mich jin- mit Leib und Seel. Dar-gegen

fage ich

dermiige der mir fiirgehalten articul ab, allem Himlifchen heer, bund

was Gottes freunde fein mögen, Zur bekrefftigung meiner verheiffung, wil ich

diefem alle-n trewlich nachkommen, Vnd dieweil vnfer auffgerichtes bundtnis

zwanxzig jar fein fo(7 fo denn die berfchiencn und verloffenf fo foll er dies feinpfandt, leib und Seel angreiffen- vnd darüber zu fchal-ten und zu walten haben

_fol auch kein wort Gottes, auch nit, die folchs pri-,digen ond fiirtragen, hierinneu

jenige verhinderung. thun. nb fie mich fchon bekehren wollen. Uhrkuudt dieß

Brieffs- habe ich denn mit meinem eignen blute bekrefftigt und verfchrieben."l)

Am Abend des Tages, an welchem der Pakt gefehloffen

worden, klopft es an Faufks Thüre, und herein tritt „ein Mönch,

langer perfon, zimlichen-altersf vnd eines ganß grawen Bärtlins",der fich in wohlgefetzter Rede Fanft zu Dienften ftellt. fagt. daßer 'kein Teufel f'ondern „ein Zpiritua familie-ine, der gerne beh

den Menfchen wohnetN fei; klagt daß ihn'Fauft feiner Herrlich

1) Th. l." nah. 10_ - Vfißer hat denfelben Text des-Balken, nur ift

dc'ffen Dauer 24 Jahre. Einen dritten Text hat das Fauft zngefchriebene

„".Viirakel-f_ Knnft- und Wunderbuch". Siehe Buch [ll. - Olufden "akt ,dee

Cbl'iftoph Wagner werde ich bei Darftellung des .Inhaltes des Wagnerbuches

zuriiekkommen.

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“1124keit beraubt habe, da* er ein oberfter der Geifter fei, aber doch

Treue und Gehorfam zu halten verfpricht.

Nun fpinnt Widmann durch vier Kapitel ausI) wie Mephofto

philes - gerade wie im alten Fauftbuch4 die Lebensbedürf

niffe zufchleppt. Nur läßt er, die Sachlage und den Sinn der

Sage mißverftehendS) Mephifto über die Zumutung. eine Narren

fchelle tragen zu follen, wütend werden. Dann aber beftellt er

Faufts. der fich einem ausfchweifenden Leben ergeben hat, Felde-r

und erzielt froh allgemeiner Mißernte einen überreichen "Ertrag,

Damit fucht er feinen Herrn, deffen Schwelgen bei einem Mangel

jeglicher Bef'chäftigung und Einnahme auffällt, von dem Verdacht

der Zauberei zu reinigen und fchafft ihm Geld zur Befriedigung

feiner unerfättlichen Spielwut. bis er deffen müde wird und zu

Fauft fagt, er möge fich durch feineKünfte felbft Geld “fchaffen

Als Gewährsmann fiir diefe Bereicherung der alten Tradition

nennt Widmann den Magifter Cafpar Moir aus Loca (Lohra)

inSachfen. 7

'

Gefchichte desGlaubens

an die Vakte mit dem Teufel.

Die Idee des-Bündniffes mit dem Teufel entftammt dem

Judentum und zwar jener magifch .fo erregten Zeit der letzten

vor- und erften nachchriftlichen Jahrhunderte, der Zeit des

Urfprungs der Kabbalah. des Talmuds und der oben genannten

Zauberbücher wie des Buches* Henoch. Raziel 2c. .

In diefer Zeit erhielt die jüdifche, uralt-orientalifche Elemente

enthaltende Magie ihre volle Ausbildung. Sie zerfällt wie die

fpätere Magie des chriftlichen Mittelalters in eine weiße, eine

natürliche und eine* fchwarze_ Magie, den Kifchuph. Der

Kifchuph ift - wie die neuere fchwarze Magie - ein fchau'ende*

und ein wirkender. Er ift

*wohl ein Werk der finftern Welt,

aber der fich' nicht- wie beim Mediumismus - lediglich

1) Th. l,

auf). 11-14. ,

“if-Man vergleiche 'hierüber den nächften Abfchnitt.

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_113

paffiv verhaltende, fondern felbftiindig mitwirkende Menfch muß- was Fauft fo emfig zu'

erforfchen trachtete-

dazu veranlagt

fein. Deshalb fagt auch das Buch Soharc1) „Mancher macht

Zauberei, und es gelingt ihm z ein* anderer macht es ebenfo und

es gelingt ,ihm nicht, denn zu folchen Dingen muß der Menfch'

geordnet fein.“ Der fchauende Kifchuph befteht entweder in der

eigentlichen Nekromantie oder in der Befchwörung der Satanim.Die Satanim find als auf der nnterften Stufe ftehende Schedim,

Elementargeifter, zu betrachten7 als außer der irdifchen Befchriinknng

lebende, geiftig fchauende, nicht an die Kategorien der Zeit und

des Raumes gebundene Wefenf die infofern einen Blick in die

Zukunft haben, als diefe nicht von den freien Handlungen der

Menfchen abhängt, und die die Zauberer mit Lügen hintergehen?)

Die Berufung diefer ganz den mittelalterlichen Teufeln gleichen

den Satanim gefchah entweder durch fchamaniftifche Manipulatio

nen, wobei„die Zaubererf die Iidonim, in eine Art Befeffenheit

geriethemZ) oder durch eine förmliche Befchwörung mit blutigen

Opfern und zur Materialifation dienenden Räucherungen4)

_Eine Art der Befchwörung der- Schedim war das „Effen

beim Blut“, wobei nach Erklärung der jiidifchen Bibelkommen

tatoren eine Grube-in die Erde gegraben und Blut in diefelbe

gegoffen wurde. Um diefe Grube fehten fich- die Jidonim und

hielten eine Mahlzeit, worauf fich* die Schedim einfanden und den

Erfteren zukünftige Dinge bekannt machten. Das Blut als Sigder Lebenskraft gilt im jüdifchen Zauberwefen wie in der ganzen

Magie nicht nur als ein Materialifationsmittel bei der Befchwörungf

wobei die Jidonim einen Tifch mit Speife und Trank bereiten

"und 'Rauchwerk oerbrennen- fondern auch als eine Luft und

Nahrung der Schedimf an die es als Vehikel der Seele die

Zauberer magifch bindet; deshalb* nn'iffen diefe fich, wenn

fie

fie-h den Satanim iibergebem* mit ihrem Blute unterfchrei

*)-Sohar Jithrof Fol. '78 a, a. zahlreichen andern Orten.

'2) Midrafch Tanchumach. Fol. 29.

z 3) Hilch. Abednhfarah 6.

1.

Joh_ 1. .

Kicfcwettcr, Fauftbncb.' 8

4) Ben-Dior: Anni. z. Sepher Iezirah Fol,/5.Nif>1motb Chajiui

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_114 _

benI) Die heidnifche Magie kennt das Blut nur als Mittel zur Ma

terialifation imSinne des Spiritismus, wahrend es im jiidifchen

Zauberwefen zum Band wirdf das denMenfchen an die von Gott

abgefallene Welt der Satani-m bindet. nnd in diefem Sinne haben

wir das blutige Chirographum des-chriftlichen Zauberwefens auf*

zufaffen.

Zum erfteu Mal begegnen wir im Chriftentum der Teufels

verfhreib'nng--in dem Bericht des heiligen Amphilochius iiber das

Leben des heiligen Bafilius von Ciifarea zur Zeit Julian-s des

Abtrünnigen.*-') Der Senator Vroterius 'hatte eine fchöne fiir das

*Klofter beftimmte Tochter(f

gegen welche einer feiner Knechte inLiebe entbrannt war. Der Knecht geht zu einem Zauberer, der

ihm die Liebe des Mädchens oerfchaffen foll. DerZauberergiebt

ihm einen Brief an den Teufel und befiehlt dem Knecht, den

felben auf einem heidnifchen Grabmalzu zerreifzen. _Kaum ift r

dies gefchehen, fo wird der Knecht von den Geiftern vor den*

Thron Satans gefiihrt, der ihn zuerft drohend anfchnaubt, aber

endlich in Gnaden annimmt, nachdem er fch'riftlich der Taufe

entfagt und freiwillig feinem neuen Herrn *Geho'rfam in. alle

Ewigkeit gelobt hat, Die Tochterdes Vroterius wird nun von

einer damonifchen 'Liebe zu dem Knecht erfaßt, und .die ver

zweifelten Eltern miiffen fie wohl oder übel mit demfelben ver

heiraten. Bald aber merkt die Junge Frau, -dafz ihr Gatte

weder zur Kirche noch zu deu Sakramenten geht und klagt die

Sache dem heiligen Bafilins. Tiefer laßt den Mann vor fich

kommen und bewegt ihn zum Geft'cindnis feiner Miffethat. Der g

Bifchof bezeichnet den Reuigen mit dem Kreuzeszeichen, fperrt

ihn in die Sakriftei der Kirche ein und, hält ein dreitägiges

Gebet fiir denfelben- ab. Während diefer Zeit wird der Biißervon den Tenfeln durch Gefchrei, Vorwürfe, Schrecken und

Stein'ignngen* auf das Härte-fie gepeinigt, und dies hält auch

wiihrend eines oon Bafilius angeordneten vierzigtiigigen Beten-3*

und Faftens an, Am lehren Tage ftellt Bafilius den renigen

Sünder dem Klerus und dem Volke vor,welche ihre Gebete mit

l) Ennemof er: Gefchichte der Magie.

I) Giirres: Chriftliche Mhftik.

S. 75-77.Band [Li. S. 693 ff

.

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_115„.

denen des Heiligen vereinigen. Nach hartem Kämpfe mit dem

Teufel fällt die Berfchreibnng aus der Luft herab, der Heilige

zerreifzt fie und tritt fie in den Kot, worauf er den Eeretteten

.feinem Weibe wiedergiebt.

Der :berühmtefte Teufelsbiindner des chriftlichen Altertums

»ift Theophilus, Bicedominns der Kirche von 'Adana inCilicien*

welcher nach Einigen um die Mitte des fechften. nach Andern um

die Mitte_ des neunten Jahrhunderts gelebt haben foll. Theophilus

war als treuer- Schaffner der Kirche nach dem Tode des Bifchofsvon Adana vom Klerus und dem Volk zu deffen Nachfolger aus

erfehen, und der Metropolitan war willens. ihn in diefer Würdezu beftätigen. beließ ihn aber auf fein flehentliches Bitten in

feiner alten Stellung. Anftatt des Theophilns wird ein anderer

Bifchof gewählt, welcher Berlenmdern Glauben fchenkt und den

felben aus feinem Amt entläßt.*

Berlehter Ehrgeiz läßt Theophilus beim Teufel feine Zu--

flucht fuchen. In der Stadt lebte _ein in allen Teufelsktinften

erfahrener Jude. Diefen fragte Theophilus um Nat und klagte

ihm fein Leid. Der Iude beftellt ihn auf den nächften _Tag zur

gleichen Stunde und verfpricht ihn zu feinem Meifter zu führen,

der ihm geben werde, wasaer wünfche. Als nun die Mitternachtdes folgenden Tages herbeigekommen war, führte ihn. der Jude

zum Cirkus der Stadt. nachdem er ihn vorher gewarnt hatte.

fich durch nichts, 'was er auch höre und fehe. erfchrecken zu laffenund fich nie' mit dem Kreuz zn bezeichnen.- Als er dies zugefagt

hatte, fah er fich plöhlich_ unter einer Menge Menfchen mit weißenÖberkl-eidern, 'die Fackeln trugen und in deren Mitte der Teufel

auf einem Throne fuß. Als der Iude Theophilus vor ihn geführt

und deffen Namen und Anliegen genannt hatte. erwiderte der

Dämon: Wie foll ich einem Manne helfen. der feinem Gott

dient? Will er aber mein Diener fein und unter meinen Streiternfechteu. dann kann ihm wohl Hülfe werden, und er wird 'mehr

vermögen, denn zuvor. und allen, felbft dem Bifchof, gebieten.

Theophilus fagte alles zu und kiißte die Füße feines neuen

Herren. Darauf fagte der Teufel zum Juden: er verleugne den

Sohn der Maria und Alles, was mir verhaßt ift, und fehe

fchriftlich auf, daß er verleugnet hat. dann foll er Alles '

nach

8*

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'-- 116 -Wunfch erlangen. Theophilus fertigt die Handfchrift und drückt

fein* Siegel darunter. Ani 'nächften Tag feht der Bifchof

Theophilus in feine frühere Würde wieder ein, was der Jude der

Einwirkung .des Teufels zufchreibt. Der Abgefallene erfchrickt.

empfindet bittere Reue und bringt vierzig Tage und Nächte faftend

und betend in der Kirche der heiligen Jungfrau zu. Nach diefer

Zeit erfcheint ihm Maria und tröftet ihn, und nach wiederum

drei in *Faften und Beten verbrachten Tagen findet Theophilus,

als er aus dem Schlaf erwacht, die Handfchrift auf feiner Bruftliegen. Er iibergiebt diefelbe dem Bifchof, der fi

e in der Kircheverbrennt, beichtet feine Sünden und entfchliift im Herrn.

Eng niit der Sage von Theophilus h'cingt die von Militariuszufarnmen, einem Kriegsmann, welcher durch fein liederliches Leben

in fo tiefe Armut geraten war, daß er keinen Pfennig mehr im

Kaften hatte, oder daß, wie die mittelalterliche Dichtung fagt,

„nierten Jani 1111118. 16111311811) in 31-03)") Er faßt einen ver

zweifelten Entfchluß und geht - wie Theophilus zu einc-,in

-wegen feiner .Zauberei berüchtigten Juden?) Diefer fagt ihm,

wenn er wirklich fo tapfer fei, als er fage, fo wolle. er ihn einem

Herrn vorftelleu, der ihn bereichern werde?) Militarius fagt zu

und geht niit Einbruch der Nacht niit dem Juden in einen Wald.

Dort befchwört der Jude den Teufel, welcher init *fchwarzem

Geficht und in Rabengeftalt 'erfcheint-t) Grimmig fchnaubt -er den

1) Die lateinifihe Dichtung fteht bei Scheible- Klofterf 11. S, 150 ff.

'2) Lt 01111-0111101161198 1111111211761111;ini 2181188,

(Z111 111718-11861; 1116110 111211118i'ri-rncljögne 78116110

[acetjtjt. f

-

i)) „81 rinnen 88 tantne pkovjtatie nt ZZZekjZ 9.1119,

110rr11111 8111118. 171110?, tivi 11011 101-8“ ooxio. ereäae,

'1'0 p1-1165811t11d0 011i11n111preejbucque r0gnb0,Ui; te 811811101111et 11i; näljutnr cih. tiert.

*

Zi te Wort-intern 8111i 1711-10111;ei; tnmuwncem,

'1'6 11101: (Ijtabjt m111t18 opjdnegncr bez-edit,

4) 8611 0111111101: ntrniäiej *

,

Damit Zywoc'ioreui, [Läjf nnnidilacgue tjlnoreln *

1111111011111Zegnitut proper-U111* ei; 111111811111811:11!,

(Z110 100118 110170118 jrnrnenäjegue Umm-18

111c: 8608118 et 11011 115x008, 11118111-011133118 jugujt,c 14111011;et 170698 Zarb-111 111111811110161-0068.

1101; (1111110111ßoryuß 17111111niger et (1111181001-17118

.-RZcjljt ot; 7121-1118[1111381111111111511:eroerbjß.

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Befchwörer an und verlangt vonMilitarins daß *er

Chriftusund*Maria abfage. Erfteres that Militarius, aber zu-Lehterem kann

er fich nicht entfchließen, weshalb er mit dem Teufel einen harten.

Kampf befteht und fchließlich auf erbauliche Weife gerettet wird. -.

Cäfarius von Heifterbach behauptet in feinem 1220 ge

fchriebenen fchon genannten'Nialogu-e, daß diefe Gefchichte 'vor

fiinf Jahren zu Floreffef bei Lüttich gefchehen fei

und noch Zen

gen derfelben lebten))*

Ein anderer weniger bekannter Teufelsbiindner des friiheren

, Mittelalters ift

der _römifche Vriefter Valumbusf in deffen von

Vincenz von Beauvais erzählter Sage?) noch* heidnifche Züge

hineinfpielen. Zu Rom vergniigtefich zur ,Zeit Kaifer Heinrichsli),

ein junger Ehemann an feinem Hochzeitstag'e nach der Mahlzeitmit den geladenen *Gäften mit Speerwerfen. Da ihn hierbei fein

Trauring hinderte, zog er ihn ab und fteckte ihn an den Finger

einer an jenem Blah ftehenden alten Benusftatue. Rach Beendigung

des Spieles wollte er feinen Ring wieder anftecken, aber das

Benusbild hatte den Finger gekriinimtf fo daß er ihm den Ring nicht

abziehen konnte, Beftiirzt» ging der Mann davonf ohne Jemand

etwas zu fagen, und kehrte abends mit feinem Diener zurück, um

den Ring zu holenx_ aber der Ring war verfchwunden. Als er

nun *desRachts feiner, Frau beiwohnen wollte, drängte fich ein

unfichtbares Wefen zwifchen Beide und fprach: Schlafe bei mir,

denn heute haft du dich mit mir verlobt; ich bin Venus der du

deinen Ring_ anfteckteft, und welchen, iii) dir nicht wieder geben

werde. So ging dies geraume Zeit hindurch, Die Frau klagte

ihren Eltern ihr Leid, und *diefe rieten dem Manne, zu dem

Vriefter Balumbus zu gehen, welcher ein großer Zauberer fei

und

gewiß helfen werde. Valumbus gab dem Mann einen Brief und

befahl ihmf zu einer beftimmten Nachtftunde auf einen Kreuzweg

zugehen und der Dinge zu harren, die gefchehen wiirden. Eswürden eine Menge Menfchen alle-r Art, Fröhliche und Traurige,Reiter und Fußgänger an ihm vorbeigehen; diefe folle er ftill

1) uni. init-ae. Diet. ll. any. *12.

9) Zpeeul. biet-„Lib, LAUT.

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fchweigend v was er auch fehen und hören möge - vorüber

ziehen laffen und warten, bis ganz zuleht auf einem Wagen ein

.großer Mann komme, welchem er den Brief fchweigend iiber

geben müffe. Der Mann werde ihm helfen.>- Der Ehemann

that wie ihm geheißen und Alles gefchah, wie Valumbus gefagt

hatte. Unter andern Erfcheinungen fah er ein Weib in Huren

kleidung' auf einem Maultier vorüberziehen, welche das mit einer

goldenen Binde oben umfchloffene Haar offen um die Schulter

hängend und ein ganz durchfichtiges Gewand trug; fie trieb mit'

goldener Rute ihr Maultier an und machte unzüchtige Eeberden.

Zub-ht kam auf einem mit Verlen und Smaragden befehten

*

Wagen der fchrecklich anzufchauende Herr der Schaar vorüber und

fragte den Mann, was er wolle. Derfelbe reicht ihm den Brief.

worauf der Dämon diefen lieft und, die Hände gen Himmel

ftreckend, ruft: Allmächtiger Gott, wie lange willft du die Freue(

thaten des Valumbus erdulden. Dann fandte .der Dämon zwei

dienftbare Eeifter zur Venus und ließ den Ring fordern, Diefe

weigerte fich eine Weile, gab ihn aber endlich her. Froh- ging

der Mann zurück und lebte fortan in Freuden mit feinem Weihe.

Valumbus aber. als er gehört. was der Dämon ausgerufen, fah

fein Ende gekommen; er beichtete vor allem Volk eine unendliche

Menge Frevels und wurde vom Böfen zerriffen.i

Die Geiftlichkeit ift

während des ganzen Mittelalters die

Trägerin der Sagen 'von den Teufelsbündniffen, und nur ver

einzelt kommen Laien als Teufelsbündner vor, wie Robert der

Teufel und jener Graf von Mascon, von welchem Veter von

Clugnh berichtet, daß er mit dem Teufel einen nach feinem Tod

aufgefundenen Vakt zur Bedruckung der Vfaffheit abgefchloffen

haben foll, Der Teufel holte ihn endlich in Geftalt eines

fchwarzen Hengftes. Befonders find es durch ihren fittenlofen

Lebenswandel. ihre Kenntniffe oder ihre Politik ausgezeichnete

Väpftez welche die Sage des Vaktes mit dem Teufel befchuldigt.

Der erfte derfelben ift der zu den Väpften der Vornokratie ge

hörige Johann ein). (965-972), welcher feinen Ruf nächft

feinem Lebenswandel wohl dem Umftand dankt, daß er ein An

hänger Kaifer Otto l. und bei den Römern tief_ verhaßt war.

Er foll fich. um Bapft zu werden, dem Teufel verbunden, dem

.-.1

.-._

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Fey-c1“.

:7 W- 119 -

felben Meffe gelefen und. den Abendmahlswein geopfert haben.-

Der zweite in*

der Reihe der _piipftlichen Teufelsbündner ift der

gelehrte Shlvefter 11'. (DIMM-1003). Wie die Sage berichtet,

wurde Shlvefter fchon ale Novize von den Miinchen zu Orleans

zur Zauberei verführt und in Sevillaf wo er ftudierte, von einem

Araber, bei welchem er wohnte, in alle Tiefen derfelben einge-

weiht. Der maurifche Magier befaß ein Zauberbuch, welches

Shlvefter - damals noch Gilbert oder Geigbert --- mit Hülfe

z von deffen Tochter entwendete, daraus 'den Teufel befchwor und

mit feinem Beiftand zu den höchften geiftlichen Würden aüfftieg.

Als er Vapft geworden war, benutzte er' ein fprechendes ehernes

Haupttlals Orakel undwurde- vom Teufel in der Geftalt eines

fchwarzen zottigen Hundes begleitet?) Als Kaifer Otto 111. einft

mals diefen Hund von Vapft Shlveften feinem Lehrer, begehrte, _

fchlug ihm diefer fein Begehren mit der Bemerkung abf er wolle lieber

g das Königreich Neapel als diefen Hund miffen. Ein Rat des

Vapftes fagte bei diefer Gelegenheit lächelnd zum Kaifer. daß

Se. Heiligkeit den Hund nicht um das ganze Kaifertum weggübe.

weil er viel durch denfelben ausrichte, denn der Hund fei von

jenes Löwen Art, der viel Fürften und Kaiier hingerichtet habe.

Da merkte der fromme Kaifer, mit welchen Kiinften der Papft

umging. Als der Pakt Shlvefters abgelaufen_ war, erhob der

Hund auf dem Kapitol ein folches Geheul, daß die Meniihen

zufammenliefen und meinten, man rufe um* Hülfe- weil eine

Feuersbrunft ausgebrochen wiire. Der Teufel hatte aber Shlvefterzugefagt7 daß er ihm dienen wolle, bis er iuJerufaleni eine Meffe

1efe. Deß hatte der Vapft gelacht und gemeintf er *wolle fich

hüten, übers Meer nach Jerufalem zu ziehen. Als er aber eines

"Tags-zu Rom in einer andern Kapelle als in der gewöhnlichen

Meffe-las, fchw'cirmteu ihm die Teufel wie große Horniffen* um den

Kopf, und als Shlvefter fie fragte, was folch Gefchwürm bedeute,

hohnlachten fie, daß die Kapelle Jerufalem heiße. Da fah der

WiZapft, daß fein Stündlein gefchlagen, bekannte vor dem Altar

1) Die Sage von dem eheruen Hanpte wiederholt fich bekanntlich bei

Albertus Magnus.

_ L) Bei Snlvefter ll. begegnen wir zum. erften Mal den VvrgiingernvonxBriiftigiar und dem Höllenzn'ang.

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-- 120

vor allem Bolt feine Sünden und* befahl, nach feine-m Tode

feinenLeichnam zu zerhauen, auf einen Wagen zu legen und du

zu beerdigen, wo die Wagenpferde von felbft ftehen bleiben; So

gefehah es denn auch, 'und die Pferde blieben vor der Kirche des_

Lateran ftehen, woraus man'abnahm, daß der Vapft wegen feiner

bezeigten Reue doch noch felig geworden.

Die Hauptberichterftatter der Shlvefterfage" find die Kirchen-'

hiftoriker Blatiua, Na uclerus und der fchismatifche Kardi

nal Benno, nach welchem die achtzehn Väpfte von Shlvefter ll.bis zu. Gregor-71i. (inklufive) fämtlich Teufelsbiiudner waren.

In einer zu Heidelberg befindlichen aus dem Klofter Salmannsweiler und dem Anfang des 13. Jahrhunderts ftammenden

Handfchrift ift ein lateinifches Gedicht') erhalten( welches den

'Zauber Gerbert-Shlvefter zum Helden hat. Da es fiir die Lefer

nicht ohne Jntereffe fein diirfte, laffe ich esfolgen:

'„Surg-it nb [t. (Jeerberbue eiii Xi. kit [inner potene LW)

„Oi-tue Liemoueie yreealarje inoenjbue urbie

lllie (ierdertue iidkis äutuk ekuciiemiuß;

Diet-.8te non [retail: et 0b hoe trepiännäa teilig-it,

[lt eiii-ne iniit. Zutun-te linie abi-ins init:

Quiet, hierbei-ce, fugie? nei quo tum eauaite enciie'?

Niedere non paesum, (lixit, t'ugiogue ning-ietrum.

lieus, nit i116, midi Zi rie tantum mario Zubcii.

die guje (Xerberto eit ciaetior eu ego t'uxo.

nimmt bie i116, eeeum, audit ndciitu eiii-ne,

Zeäula guern ciaeuii, eun0t08 [rene-.Where feeit.

Zilnne linqueutem [wet beine 800138 renetentem

1)0(>_t0r cterißit: rut'uZ es, nine per-heine! inguit.

[ile ret'ert: nig-rum Zimulnß tu intitle txrnnnum..

Zeehouciet: ning-ro Zjmiiem te rineo tFi-uuna,

Dineepteut nmba (ie librje tempare 101180,

(Patientin; rigtuui (jerbertue et ine() mngistrum;

titan urdeui ljguit, Mitlernen-u eoneultnt et inlit:

tieue, nnen-.13038, rirum mini num: aetencie (iericum,

Cum qua ZEfjl'liUl'jZ (ioeeim anteilig-era (ni-i5.

dem Wernau: ini Liurenunm eoneite, tiii,

Anzeiger fiir Kunde des deutfchen Mittelalters. 1833,. l) Mone:S. 188.

2) Gerbert war

L

zu Rhenus geboren. wurde zu Ravenna Erzbifchof und

.zu Rom iapft, 1

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- 121 »i

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'kl-tee enni legjeeet, neeejre puäebet .et jnguit':Zjt midi, qui-.680, triuin (iiLeti0, V0800, (li'ernm,

i[bert (server-tue, 83.861' ent, ciolninumgue' yrgqzßuj:

Zi ehe-nit .rie te rnilti kee, (Lene optime, pemcfg,

Zin eurem, nnnquennlierberturn kee, reg-0, Gern-nm,

yreeeul migrenit. Gerber-tue anni rente-rnit,

Zeäeln Zenenuue man prueeul eueejyit jlle.'

4yeet been-,301113118111 peeeeäit. [mp8. eetüeäram.Uedem; die Zebnlurn eoneultet rjrere quantum.

" [lt eentee mini Zoliniem nenjee: nit jlli '

Let studio Zoliluenn Want hun() populneqne.

i ln L( lu 1118.61)niecijo nrjeeenn eelebrunte

(ier-derte (ln-urn ciixieee kerunt inintieuln;

, Pleite eine nelle, (server-te, eirio mei-jekte,

i_ 8te 7eniee mi nie tue ne werden meiner ex ine.

Kenne tua ,fern megnn, Gerber-tue nit, paket i118.,

(211er genue lautnanuni (Zenit-.dne et protoyleeturn;

Duni Selim-Jan cijre ine ciixieti prjue, ine,

Daemon rules ner-e nequnquum knllerie e nie.

Rändern; bie poyulnrn euvetunr rei in online eleruni,

Kern yanäit eunetie renjenu (iepoeeit ed jllje.

Der Text ift

fehr unklar und offenbar . durch die Abfchriftverdorben, aber immerhin als erftes Glied der mit Fauft in Ver

bindung ftehenden Dichtungen nicht ohne Jtitereffe.

*- Von keinem 'der achtzehn Väpfte von Shlvefter ll. bis zu

Gregor ?[l. berichtet die Sage bezüglich ihres Vaktes Näheres,'

als von Johann ZUK- Benedikt in., Johann ZA. und von

Gregor 7U. felbft.

Von Johann nur. (1003*1009) erzählt die Sage. daß

er_fich mit dem Teufel verbunden habe. um Vapft zu werden.

Die Hauptbedingung feines Vaktes war. daß Johann fich ver

pflichtete'. am Freitag keine gottesdienftliche Handlung vorzuneh

men und überhaupt fein Gemach nicht zu verlaffen. Jm fechften

1)

(dueclrerg-eeilnue7 Faften.

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Jahre des Bündniffes machte aber der Teufel an einem Freitag

in diefem Gemach ein Geplürr, als ob es einfallen wollte. Als

nun der Bapft voller Schrecken hinauseilte, hielt ihm der Teufel

vorf daß er den Pakt gebrochen und brach ihm das Genick.

Der kriegerifche Bapft Benedikt 11c. (nach anderer

Zählung B. 17111. 1012_1024), früher Graf Theophvlaktus von

Tuskulum, hatte nach der Sage fieben dienftbare Eeifter in ein

Glas gefperrtf um fich ihres Rates zu bedienen)) und bon ihm

berichtet man »- wie fpütervvn Albertus Magnus und Fauft-

.

daß er durch feine Zauberei im Winter einen Luftgarten- fchuff

in welchem fremdartige Vögel fangen und kein Gewüchs berwelkte.

Der Teufel foll in Geftalt eines Doktors bei ihm aus und ein

gegangen fein; in feinem Gema>1 war es bei Nacht fo hell als

am Tage. und unfichtbar belauerte er fein Hofgefinde. Nach

feinem, Tod erfchien er auf einem fchwarzen Pferde reitend einem

in einer Einfiedelei lebenden Bifchof und, befahl demfelbem daß

er zur Linderung feiner Qualen die von ihm bei Lebzeiten unter

fchlagenen Almofen unter die Armen verteileFZ) Auch von dem

Neffen diefes Vapftes. dem lafterhaften Benedikt ZL, od er 1L.

(1033-1054) berichtet Nauklerus, daß er nach feinem Tode

einem Einfiedler in Geftalt eines Büren mit einem Efelskopf er

fchienen fei

und geklagt habef daß Gott ihn in diefer Geftalt zur

Strafe für feine Sünden wandeln laffe.-- Es liegt hier offen

bar eine Berwechfelung der Berfonen vor, weil z. B. Widmann

diefelbe Sage in feinen Anmerkungen zum Fauftbuch von dem*

erftgenannten Benedikt erzählt.

Johann ZZ. (1024-1033) foll nach Kardinal Benno ein

großer Aftrolog gewefen und durch einen im Konklave geübten

Trug des Teufels zum Vapft gewählt' worden fein. Nach feinem

Tod erfchien er, in vollem Ornat auf dem Thron fitzend und in

der Hand ein Büchlein haltend. einem Kardinal( Diefer fragt

das Gefpenft, wer es fei, und daffelbe antwortete, es fei der Geift

Johannis7 der wegen des Büchleins nicht felig werden könne, warf

das Büchlein dem Kardinal vor die Füße und verfchwand. Die

1) Das Gleiche berichtet die Sage bekanntlich von Arnold von Villanova

und Petrus von Abano.

'-') Marina: 1)e eiiie kennt.

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„i235Kardinäle in

*

Rom follen das Büchlein (alfo wieder ein Bor

läufer des Hdllenzwangs) heimlich gehalten und viel daraus ge-'

lernt haben.-

Einen politifchen Hintergrund haben die Zauberfagen von

-Gregor 7L). (1073-1085), welche von der kaiferlichen Parteiausgehen. Gregor foll durch feine Zauberei fechs feiner Bor

gänger umgebracht und fich auf den päpftlichen Stuhl gefehwun

gen haben. Auch er war ein großer Aftrolog und am Tage von

Vetri_ Stuh'lfeier ins Geftirn entziickt'xi) er las dem Teufel Meffen

und brachte ihm Opfer dar; er verkaufte den Juden Chriftenkin

der, aus deren Blut er Zaubergifte bereitete mit welchen er

feine Feinde vergab?) Das Cölibat und ftrenge Faften richtete

Gregor ein7 um durch das unnatiirliche Leben dem Teufel Seelen

zuzufiihren. Er hatte ein Buch und einen Zauberfpiegeh in wel

chem er la's, was Kaifer Heinrichlil, gegen ihn- unternahm; um

deffen Unternehmungen vom Teufel zu erfahren, warf er diefem

zu Ehren Hoftien ins Feuer und opferte fie ihm auf diefe Weife.*

Einftmals befahl er dem Teufel, *Kaifer Heinrich umzubringen,

und a'ls das der Teufel fiir unmöglich erklärte. weil Gott den

Kaifer fchühe, warf der Vapft voll Wut das Zauberbuch auf die

Erde undtrampelte mit beiden Füßen darauf herum 2c. , Gregor

hatte eine fchwarze Kappe, aus welcher die hellenFunken fpriihten,

wenn' er fie fchiittelte, weshalb er in den Geruch befonderer*

Heiligkeit kam. Als im dreizehnten Jahr feines Baktes Gregorkrank lag, erfchien ihm der Teufel in Geftalt eineslriefigen Mohrenji) legte den abgelaufenen Bündnisbrief auf .den Tifch und

fuhr, das Gemach mit Feuerflammeu erfiillend, mit der Seele des

Vapftes davon.

Auch Johann LWL). ift der Sage nach einBapfh welcher

durch feinen eifrigen Betrieb der Aftrologie zur Zauberei verführtwurde. Er hieß mit feinem weltlichen Namen Peter Julian und

war ein aus Liffabon gebürtiger Arzt, weshalb er in der Zauberfage häufig Venue Fliegt-111118 genannt wird.

l

Ein fpanifcher

Krhftallfeher führte demfelben den Teufel in Geftalt eines. Mönches

1) Au>f Fauft fährt „in's Geftirn",

cZ)

Hier vermifchen fich alfo chriftliche und jüdifche Teufelsfagen.

3) Diefer Zug wiederholt fich fpäter beim Marfchall von Luxemburg_

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-ren haben.

zuxi) w'elcher ihm das Kardinalat', die Vapftwürde und ein langes

Leben verhieß. Aber der Teufel betrog Vapft Johann. denn

kaum war derfelbe acht Monate Bapft gewefen. fo tötete ihn

der Teufel zu Viterbo. indem er das Gemach über ihm einftiirzte.

(Johann wurde am 15. Mai 1277 durch ein einftürzendes Ge

wölbe zu Viterbo erfchlagen).

In der Vapft Gregor Z1. (1370-1378) betreffenden

Zauberfage finden wir eines der älteften Beifpiele der Erwähnung

mediumiftifch zu Stand gekommener fogenannter direkter Schriften.

Als diefer Vapft -noch als Cardinal Roger von Beaufort zu

Avignon lebte. foll er eines Morgens auf feinem Tifch folgende

von unfichtbarer Hand gefchriebene* Jnfchrift gefunden haben:

..Wo dn Belfort mir wirft folgen. wie andere deinesgleichen. vnd

dich darunder fchreibft mit benantem namen. fo erfcheint an dir

das höchfte haupt. vnnd folle dir auch folgen.'"-') Diefe Schriftzeigte Roger dem Weihbifchof Baldus. welcher ihm* rieth. erft

noch feine Bedingungen in diefen Pakt zu fehen. ehe er ihn

unterzeichne, Das gefchah. und Roger wurde 1870 zum Vapft

gewählt. Er führte ein fehr f-heinheiliges Leben. glaubte weder

an Gothnoch an eine Auferftehung nnd bekannte. ehe ihn der*

Schwarze holte alle Sünden.

Originell ift die Zauberfage von Bapft Vaul ll'. (1464-1471).

Derfelbe war ein geborener Venetianer Namens Pietro Barbo und

vor feinem Eintritt in den geiftlichen Stand Kaufmann. Die

Zauberei foll er bei *einer alten venetianifchen Hexe erlernt und

während einer Seefahrt die im Waffer haufenden Teufel befchwo

Erfchreckt über die Menge der aus den Wellen auf

tauchenden diabolifchen Fratzen. prallte er zurück und fah* auf dem

Maftb'anm einen weißen Hafen fißen. welcher ihn anfprach und

ihm rieth. fich nicht mit den gemeinen Geifter'n einzulaffen. fon

dern mit ihm als dem oberften der Teufel ein Bündnis zn

fchließen. Wenn er ihm- verfpreche weder Gebet noch Gottesdienft

zu. halten. fo wolle er ihn zum höchften Haupt der Ehrifteuheit

machen. Pietro fagte-zu und öffnete fich eine Ader. indem er

1) Wir haben alfo ein völliges Pendant zu Fauft.

2) Anni. zum Widmannfchen Fauftbuch Th. l. een. 10 und Th. [ll.

cap, 19.

."*:F:

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- '125 -,fprach: So wahr dies mein Blut ift, fo wahr bift du mein und ic

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dein! Da griff der Teufel in das fprihende Blut und rief: So

wahr will'ich dir Glauben halten! Nun machte der Teufel Pietro

zum -Geiftlichen. Bifchoff Kardinal und Papft. Als folcher führte

er

ein üppiges fchündliches Leben und ward von feinem Geift

Lamaleche *bei einer mit feinen Huren gefeierten Orgie erwürgt. -Nach einer andern Lesart erfchien der Teufel dem Pietro Barbo

eines Nachts als ein kleines M'cinnlein im Ehorrock zu einer Zeitals derfelbe fchon Kardinal von San Marco war, und bere

dete ihnf einen neun Jahre und drei Monate dauernden Pakt

abzufchließen. Deffen Bedingungenßwaren. daß der Papft keinen

Gottesdienft halten und am grünen Donnerstag, Petri Stuhlfeierund Pauli Bekehrung nicht auf die bloße Erde treten folle. ein

Zug, welcher an die Hexenbündniffe erinnert. Der Schluß diefer

Berfion der Sage ftimmt mit der erften überein. .

Bon dem lafterhafteften aller Päpfte, Alexander 71.

(1492-1503), weiß die Zauberfage viel zu berichten: Schon als

Student der Rechte foll er in Bologna von zwei Bettern zur

Zauberei verführt worden fein und den Teufel befchworen haben.

Derfelbe, Lohaute geheißen, erfchien ihm zuerft in Geftalt einer

ungeheuern Kröte, dann in der eines menfchlichen Monftrums mit

zwei Köpfen, vier Armen und zwei Beinen und endlich in Geftalt

eines .Protonotars. Er- machte einen Pakt mit ihm, welchen* wie

Alexander glaubte, auf ueunzehn Jahre lautetef weil der Teufel

undeutlich von elf und .acht gefprochen hatte. Als er aber nach

elf Jahren des Papfttums an' dem von feinem Sohn fiir die

Kardinüle gemifchtem Gift erkrankte, fchickteAlexander feinen Ber

trauten Modena in fein geheimes Kabinen um fein in Gold ge

bundenes Zauberbuch zu holen, aus": welchem er fehen wollte, wie

"feine Krankheit verlaufe. Wie nun Modena in das Kabinet trat,

faß der Teufel in papftlichem Ornat auf Alexanders Stuhl und

fragte ihn, was er wolle. Modena entgegnetef er wolle dem Papft

fein 'Buch bringen. Da fprach der Teufel: 17730 811111 Napa! Dies

hinterbrachte Modena feinem Herrn, welcher erkannte daß fein

-Stündlein gekommen. Er fchalt* den in Geftalt eines Wachtpoftens eintretenden Teufel und warf ihm vor, daß er auf neun

zehn _Jahre mit ihm akkordiert habe. Deß lachte der Teufel und

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fagte, wenn er von elf und acht gefprochen habe, fo meine .er

damit nicht neunzehn Jahre, fondern elf Jahre uud acht Monate,

welche abgelaufen feien. Sprachs und fuhr mit der'Seele des

Vapftes in feine hbllifche Behaufung.

Sind die bisherigen_ Sagen von Teufelsbündniffeu als

tendenziöfe Dichtungen zu betrachten, welche nach* dem Tod der

betreffenden Berfonen entftanden und ihr Wohl und Wehe, Leben

und Ehre in keiner Weife beeinträchtigten, fo kommen wir jetzt

zu einer andern Gruppe von Teufelspakten, deren Gerücht zu

Lebzeiten der Beteiligten auftaucht und der Obrigkeit Anlaß zum

Einfchreiten giebtxt) Hier wären nun zuerft die zahllofen Teufels

biindniffe der Hexen zu nennen; aber diefe find nicht nachdem

Zeremoniell der gelehrten Zauberei gefchloffeue rechtsverbindliche

Bündniffe, keine regelrecht in fchwarzem Ton gefehten hohen Lieder der

Theurgie, fondern ein liederliches Zufammenlaufen einer gemeinen

Vettel mit einem vagabundierendem Buhltenfel, den Gewohnheiten

und Anfchauungen der Kreife entfprechendf aus denen fich. die

fogenannten Hexen rekrutierten. Eine alte Dorfhexe ladet ein

junges Ding des Abends zu fich und _fiihrt ihr den Schwarzen

als Junker Flederwifch, Kraushäärlin, Saufeffel 2c. zu, wel

cher alsdann feiner Bocksuatur gemäß fofort zu fleifchlichen Akten

iibergeht. Anders in der gelehrten Zaubereif wo Ehrgeiz, Hab

fuchh Wiffensdrang, aber auch ungebändigte Sinnlichkeit zum

Bündnis drängen.»

Der erfte diefer Zauberer ift der Magifter und ])0et0r

Miealog-ine Wilhelm de Line'(auch Edeline, Adeline, (ie [une

oder hurt-inne genannt), Auguftinermönch und Prior zu St. Ger

main en Lahef welcher nach Euguerrands von Monftrelets Chronik

am 12. Dezember 1453 auf dem Märkte zu Voitiers zu. ewigem

Gefängnis verurteilt wurde weil er mit dem Teufel einen Pakt

gemacht7 um der Liebe einer vornehmen Frau teilhaftig zu werden.

So die von feinen Zeitgenoffen ausgefprengten gehäffigen Gerüchte;

in Wahrheit hatte de Line gegen die Hexenproceffe gepredigt und war

1) Ich laffe hier abfichilich die Zanberfagen'iiber Gelehrtq wie Albertus

Magnus Roger Bacof Raimund Lullius, Petrus non Aduno, Varaeelius etc.

bei Seite.“

-.

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deshalb mit Jnquifition in Konflikt* gerathen. Eine Darftellung

feines Vrozeffes findet fich in Haubers Zibliotdeee wegiee.

.Auch Erledigungen von abgefchloffenen Vakten kommen vor.

Eine folche wird in Luthers Tifchredeni) erzählt: Ein armer-

_Student in Wittenberg Namens V'alerius Glöckner aus Neu

burg bekleidete. um troh feiner Armut ftudieren zu können.

Famulusdienfte bei dem Vrofeffor l)r. Georg Major und empfand

bittern Neid. wenn er das Wohlleben *anderer Studenten betrach

tete. Ju folche Betrachtungen verfunken ging er trübfinnig 1533

am Elbufer fpazieren. als fich ein alter Mann zu ihm gefellte.

und ihn nach der Urfache feiner Betrübnis fragte. Glöckner klagt

feine Not. worauf der alte Mann fich' erbietet. ihm'Geld die

Fülle zn fchaffen. wenn er ihm feine Seele mit Blut verfchreibe.

Dies that Glöckner mit folgenden Worten: ..Ich fage dir. Chrifte.

meinen Dienft und Glauben auf und will einen andern Herrn

annehmen". Der Student fängt nun ein liederliches Leben an. in

welchem er mehrere Jahre verharrt' und dem Andringen Majors..die Quelle feiner Mittel zu nennen. beharrlichen Widerftandentgegenfeht. Endlich legt er ein Geftändnis ab. und Major

geht zu Luther. um fich Rats zu erholen. Luther befcheidet

ihn. Glöckner und mehrere Geiftliche zu fich in die Sakriftei und

befragt den Sünder: ob ihm fein Abfall leid fei

und er fich

wieder zu Ehrifto wenden wolle." Als Glöckner dies bejahte.

legte Luther die Hände auf ihn. kniete_ fammt den Anwefenden

nieder. betete das Vaterunfer und folgendes Stoßgebet*:

Herr Gott himmlifcher Vater. der du uns durch deinen lieben Sohn be

fehlen haft zu bitten. nnd das Vredigeramt in der heiligen chriftlichen'Kirchegeordnet und eingefeht haft. daß wir die Brüder. fo etwa durch ein Fehl iiber

eilt werden. mit fanftmütigem Geift unterweifen nnd wieder zurecht bringen

follen. *und Ehriftus. dein lieber Söhn. fagt felber. er fei

nicht gekommen denn

allein um der Sünder willen. darum bitten wir dich um diefen deinen Diener.du wolleft ihm feine Sünden vergeben und in den Schoß deiner heiligen Kirchewieder annehmen um .deines lieben Sohnes'. unferer! Herrn Ehrifti willen.Amen."

Darauf mußte Glöckner folgende Abfageformel fprechen:

L„Ich, Valerius. bekenne vor Gott uud allen feinen heiligen Engeln und

vor der Verfanunlung diefer Kirche. daß ich Gott meinen Glauben habe auf

1) Ed. Förftemanu: Bd. lll. S. 75.

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*128gefagt und mich dem Teufel ergeben. Das ift niir bon Herzen leid und will

ich

hinfiiro des Teufels abgefagier Feind fein und Gott, meinem Herrn, willig

folgen und mich beiicru, Amen."

An der Authentieität diefes Vorgangs ift

nicht züzweifeln,

und werden wir fpäter einen, Schlüffel zur Erklärung folcher uns

modernen Menfchen fcheinbar unbegreiflicher Vorgänge erhalten,

Hier kommt es vorläufig nur auf die hiftorifche Zufammenftellung

ähnlicher Berichte an.

Zu Tübingen wurde* am 11. Dezember 1596 dem akademi

fchen Senat angezeigt, daß ein Student, Namens Leipziger,

fich dem Teufel verfchrieben habe für den Fall, daß er ihm Geld

gebe. Die akademifche Behörde befragte den Studenten, welche

Zauberbücher er gebraucht, welches Übereinkommen er mit dem

Teufel getroffen, wie oft er mit ihm zu thun gehabt, wie oft er

Geld von ihm empfangen. - Der Student antwortete. er habe

fich an den Teufel gewendet, um Geld von ihm zur Bezahlung

feiner Schulden zu erhalten; der Teufel habe ihm aber noch nichts

gegeben; es fei

überhaupt das erfte Mal, daß er mit ihm zu

thun habe, Einen Pakt habe er nur auf zwei Jahre gefchloffen

und vorgehabt, fich mit Ablauf diefer Zeit vom Teufel ab und

zu Jefu zu wenden. Der Senat befchloß, Leipziger für die

Dauer des Semefters mit Hausarreft zu belegen und ihm nur

den Befuch der Kirche und der Kollegien zu geftatten; auch folle

er für den Genuß des Abendmahles vorbereitet werden. - Am»

8. Januar 1597 erhielt der Senat die Nachricht, Leipziger habe

den Hausarreft gebrochen und in mehreren Wirtshäufern drei

filberne Becher und drei Löffel geftohlen. Der Senat'befihloß,

nun peinlich gegen Leipziger vorzugehen und deffen Vater zur

Stellung .eines Verteidigers aufzufordern. *Damit fchließen die

Nachrichten', ohne daß erfichtlich wäre, was noch aus der Sache

geworden ift)) .

Ein ähnlicher Fall, wie *der Glöckners, ereignete fich im

Auguft1614 zu Göppingen, woein junger Menfch nüintegrmn

reftituiert wurde, welcher fich vor fieben Jahren dem Teufel ver

fchrieben hatte. Der, auch als Aftronom bekannte Pfarrer

1) Scheible: Klofter Bd. 111. S. 1065.*

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Paul Schickhard gab 1615 zu *Stuttgart zwei Predigten über

diefen Fall heraus.- Auf einen ähnlichen 1642 in Eßlingen

fich abfpielenden Vorgang, beziiglich deffen das Tagebuch 'der dabei

amtierenden Geiftlichen im Anhang der 1695 in Hamburg erfchiene

nen Ausgaben von Bodinus Daemonamnnia und RemigiusNaemanaiatria veröffentlicht ift, werde ic

h

vielleicht fpäter zurück

kommen,

'Mehr als aus Deutfchland liegen aus Frankreich ftammende

Teufelsbündniffe aus dem 16. und -17. Jahrhundert vor. So

berichtet Bodinus in feinem eben genannten Buch, daß im Jahre1571 in Paris ein Advokah deffen Namen der gleichzeitig fchrei

bende Vodinus nicht nenntr gehängt worden fei7 weil er fich dem

Teufel mit feinem Blut verfchrieben habe. :Ja felbft König

Heinrich 11]!, wurde in einem nach feiner Ermordung erfchieneuen

Pamphlet befchuldigt, mit dem Teufel Terragon einen Pakt ge*

fc'hloffem mittelft einer gegerbten und mit Charakteren bezeichneten

Kinderhant Zauberei getrieben und im Zain (ie Vitaminen den

Teufel angebetet zn haben))

* '

Ju die Zeit der Regierung Ludwigs X11). fallen die zwei

berühmten und berüchtigten Kriminalprozeffe gegen Louis

Gaufridh zu Marfe'ille und Ur-*bain Grandier zu London,

welche beide, trohdem fie

Geiftliche waren- fich den Teufel ver

fchrieben hatten. Die Gefchichte des erften der fogenannten

Teufesbündner ift nur in Berichten aus Federn 'erhaltenf welche

völlig im Geifte jener Zeit fchrieben; aber eben deshalb ift

fie

fiir unfere Zwecke geeigneter als die fpäter] rationaliftifch zurecht

gemachte Überarbeitung der Gefchichte Graudiers im Pitavalf in

Gariners Nieten-e (ie in ding-ie en [france u. f. w.; aber auch

hier ift

heute nicht mehr feftzuftellen, ob und welche Thatfachen

vielleicht zu Grunde liegen. _

Der Kern der von Hauber in feiner Zibliotbeea 111331082)

ausführlich mitgeteilten, Gaufridh betreffenden Aktenftiicke ift

folgender: Gaufridh *wurde von einem Oheimf welcher in einem

Zeit-euer genannten Dorfe Geiftlicher war, erzogen und zur lini

l

1) lui Zareellerie (ie Lieuri rie 7810m et 188 0blnti0u8, qui] kaisuit nu

cijeble (inne 1e baje cie fineeunee, Maier-juillet 1589.

2) A. a, O. Bd. l. S. 457 ff,

Kiefewettcr, Fauftvuch.

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verfität gefchickt. Nachdem er Geiftlicher geworden war. bee'rbte

er feinen Öheim und fand beim Ordnen des “Nachlaffes ein

Zanberbuch. Mittelft desfelben befchwört er den Teufel und

macht mit ihm. um Anfehen und Frauengnnft zu erlangen. fol

genden Butt:-

7...le Louie *(juut'riciz' renonee n touelee diene, tant epirituele que

temporele'. qui ine paurroient entre eonteren (le le. part cle l)ieu. (ie le.

nierge ölurie. (Le t0u8 lee Minnie (le kei-nale: partieuliererneut cie won

Verl-on 8. .kenn Wildtiere. 8. Vierte, 8. ken] et. Z. b'reneoie. et ine (laune

eat-pe et eine c3.

raue [weiter ie)- preeent. rtr-ee tous lee biene que je peeee

(lere-17- _jam-rie (auc-.elite in 'client (lee ZnerenientZ, peut* le regen-c1 (ie (rente

qui lee* realer-rent.) .W118i eigne et ntteetexc .

Gaufridh wurde nun Benefiziatpriefter an der Kirche (lee

.Feeoulee zu Marfeille; er galt für den frömmften Mann auf

Erden und fah feinen Beichtftuhl vom weiblichen Gefchlechi

geradezu umlagert. Vlöhlich trat bei einigen Nonnen des Urfu

linerinnenklofters' zu Marfeille die fogenannte Befeffenheit auf.

und als fie der Vater Michael exorcifierte. fprachen die Teufel

Beelzebub. Asmodeus und Leviathan aus den Nonnen. daß fie

von Gaufridh in diefelben gefchickt worden feien. um fie

in Liebe

gegen den geilen Bfaffen zu eutflammen. Gaufridh fei

über

haupt der oberfte Zauberer in ganz Frankreich. Spanien. Italien.

Deutfchland und England. Befonders -war es die be'feffene

15jährige Magdalena de la Balude. aus welcher die Teufel die

-

fchrecklichften Dinge gegen Gaufridh äusfagten. 'der die Valude

zur Hexenkönigin gemacht habe u. f. w. Der Befchwörungs

fpektakel währte vom November 1610 bis Ende Januar 1611

wo fich das Parlament von Air der Sache anna'hm. Der Vräfi-'

dent desfelben. de Beer. brachte die Valnde zu einem freiwilligen

Geftändnis des Zanbernnfugs und entfandte daraufhin die Amts

ärzte Jaques Fontaine. Louis Graffin. Antoine Merinde. Bon

temps und Vronlt f amt mehreren Kommiffäreu zu'

Gaufridh. um diefen

der Nadelprobe zu unterwerfen. Da fich das ominöfe Truderi

mat vorfand und Gaufridh trohdem lengnete. wurde er mit der

Valude konfrontiert und gefoltert. bis er ein ausführliches Ge

ftändnis ablegte. Hierauf nourde er degradiert und am 30.April1611 auf dem Dominikanerplah in Aix lebendig verbrannt. Sein

Geftändnis. welches wohl das Ausführlichfte über das franzö

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_-131 M

fifche Hexenwefen enthält7 wurde 1617 im blereure Wine-118 und

daraus von Hauber a. a, O, abgedruckt.

Der 'Fall des, Urbain Grandier i'ft ein völliges Seiten

ftiick zu dem des Gaufridh. Auch er war ein Priefter, welcher

es mit dem Keufchheitsgelübde nicht befonders genau nahm„ fon

dern den Wolf im geiftlichen Schafftalle -fpielte. Er hat-te fich

dadurch zu Loudun, feinem Wohnort, große Feindfchaft gemacht,

wozu *noch kam, daß er durch Troß, Sarkasmus und, hochfahren

des Wefen feine zahlreichen Gegner noch mehr erbitterte. Alsnun. nachdem fchon eine. Reihe ärgerlicher Vorgänge und Skan

dale vorausgegangen waren. im Urfulinerinnenklofter zu Loudun

eine Anzahl Fälle von fogenannter Befeffenheit vorkamen und die

aus 'den Nonnen fprechenden angeblichen Teufel _Grandier als den

Zauberer nannten, der fie in die befeffenen Frauenzimmer ge

bannt" habe, .benußten deffen Feinde die Gelegenheit zur Jnfcenie- »

rung- eines der berüchtigften Zauberprozeffe der Gefchichte. Es*

kann» hier nicht unfernZwecken entfprechen, die ganze gegen den z

am 18. Auguft 1634 verbrannten Grandier gerichtete Jntrigue

darzuftellenz_ nur 'fo viel fei

gefagt, daß bei den befeffenen Nonnen

zu Londun auch mediumiftifche Vorgänge wie Gedankenlefe'n,

Sprechen fremder unerlernter Sprachen, ekftatifches Schweben und

,hhpnotifihe Stigmatifation vorkommen, welche auch nach dem

Tode Grandiers* nicht aufhörten. Auch „direkte Schrift“ fcheiut

erhalten worden zu fein, wenigftens heißt es in dem weitfchwei

,figen Bericht Pitavals. daß der Teufel Asmodeus. bei einem an

geftellten Exorcismus plöhlich den mit Blut gefchriebenen Pakt

l

*Gran-diers zum Vorfchein gebracht habe, Ein Teil diefes Paktes

ift aber genau wie fo viele der modernen auf mediumiftifchem'

'Wege erhaltenen fogenannten „direkten Schriften“ mit Spiegel-

fchrift gefchrieben. Diefer Zug verbürgt mir, daß hier keine ab

fichtliche Fälfchung vorliegt, denn wer in 'aller Welt wäre im

Jahre 1634 auf den Gedanken gekommen. die umgekehrte Schriftanzuwenden, da die Beobachtung, daß mediumiftifche Mitteilungen

auf diefe Weife erhalten werden, der neneften Zeit angehört und

erft Baron du Prel auf „die räumliche Umkehrung bei mhftifcheu

*

Vorgängen vor wenig Jahren aufmerkfam gemacht hat-:1) die

1)

Monatsfchrift „Sphinx“. Jahrg, 1888, Bd. l. S. 222 und „GN

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erfte Veröffentlichung aber des facfimilierten -Vaktes erfolgte zu

Anfang des 18. Jahrhunderts durch La Menardahe)) Wir haben

es alfo mit einem Schriftftück zu thun. welches auf gleiche Weife

wie die modernen ..direkten Schriften“ zu Stand gekommen ift

und nicht mit einem nachträglich erdichteten Vakte wie die Faufts

und Lnxemburgs. Daß in dem Vakt von der ganzen höllifchen

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Hierarchie. dem höllifchen Archiv u. f, w. die Rede in. erklärt

fich daraus. daß bei allen me'diumiftifchen und fomnambulen Mitteilungen über Znftände und Einrichtungen des Jenfeits keine

» heimwiffenfchaftliche Studien". 'Leipzig 1891. Bd. ll. S. 179 ff. Die Abbildung

auf Seite 132 zeigt uns die von du Vrel a. a. Ort befchriebene mediumiftifche Mitteilung in Spiegelfchrift. welche er in Wien in Gegenwart 'eines bekannten

?rofefforsder dortigen Univerfität durch einen als Medium dienenden und im

rance liegenden jungen Bhilologen erhielt.

1) Vgl. Garinet: klietojre (ie ln klagte en k'renee p. 236.

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-135f

objektive Wahrheit, fondern nur das zum Vorfchein kommt, was

im Zeitbewußtfein lebt. Im Jahre 1634 glaubte man an die

'höllifche Hierarchie und diefer Glaube fand iu einer mediumiftifchen

Schrift feinen Ausdruck 'und Niederfchlag.'

Dendeutfche Text diefer iufernalifchen Raritäten lautet:e

„Herr und Meifter Lucifer, im bekeuuesdich als meinen Gott und Ober

herrn, ich

gelobef dir zu dienen und zu gehorchen, fo lange ich lebe. Ich ent

fage einem andern Gott, fowie auch Jefu Ehrifto, allen Heiligeu- der apoftolifch

römifchen Kirche, ihren Sakramenten und allen Gebetenfi mittelft welcher die

Gläubigen fiir mich eintreten könnten. Ferner gelobe ich dirf fo viel Böfes zu

ihuu. als ich imftande fein werde!) Ich entfage der heiligen Ölung und der*

Taufef fowie allen Verdienften Jefu Ehrifti und der Heiligen, und follte_ ich

ermangeln, dir zu dienen und dich anzubeten und dreimal täglich dir meine

Huldignng zu bezeugemfo gebe ich dir mein Leben :als das, was dir ge

hört rc. . . . .* '

Gefchehen in diefem Jahr und Tag . . . . . Auszug aus dem Hüllen

archiv. Urbain Grandier. F

-

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ß_ . .

. Wir der 1allmächtige Lucifer haben heute unter dem Beiftande Satans

Veelzebub's, Leviathan's- Elimi'sf Aftccroth's u. A. das Bündnis, welches

Urbain Grandier mit uns gefchloffen, angenommen7 wofür wir ihm unwider

ftehlichfeit bei den Frauen. die Blüte der Jungfrauen, die Ehre der Nonnen.alle erdenklichen Würden, Auszeichnuugem Vergniigungen und Reicht'iimer ver

fprechen. Er wird alle drei Tage 'Hurerei treiben. die Trunkenheit wird er

nicht laffenf-:allfährlich einmal wird er uns feine Huldignng ,mit feinem eigenen

Blute befiegelt darbringen7 die Sakramente der Kirche wird er “mit Füßentreten und feine Gebete an uns richten. Kraft diefes Vertrags wird er zwanzig:

Jahre alle irdifchen Freuden genießen und fodanu in uufer Reich eingehen, um

mit uns gemeinfchaftlich Gott zu läftern.

So gefchehen in der Hölle im Rat der Dämonen.

Gez. Lucifer, Beelzebub- Satan, Elimi

Levinthauf Aftaroth.

Vifa fiir die Signatur und

das Siegel des keuflifchen Meifters und

aller Qberhäupter der Dämonen.- Kontrafigniert: Vaalberithf

Sekretarius."

So überfeht Collin de Planch in femem 1)ietioneire internal

den ftellenweife unentzifferbaren lateinifchen Text.

1) Das Gleiche mußtenalle Hexen geloben.

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*136-*Aber auch Deutfchland befaß im 17; Jahrhundert einen

Geiftlichen welcher des Teufelsbündniffes angeklagt und* deshalb

verurteilt wurde. wenn» fchon die Angelegenheit einen minder

tragifchen Ausgang nahm als bei Gaufridh und Grandier. Es

was: ein Magifter Eafpar Dullichius. welcher von der pro

teftantifchen »zur katholifchen Kirche über- und 1653 in Bautzen

wieder zum Broteftantismns zurückgetreten war. Er wurde hier

auf zu Kamenz als Diakonus angeftellt. geriet aber mit feinem

Kollegen Iakob Spaldeholz und einigen Ratsverwandten in

Zwiftigkeiten und wurde von ihnen des Teufelsbündniffes an- „

angeklagt. In diefer Klagefache wurde folgendes Urteil gegen

ihn gefällt:'. ..Unfer freundlich 'Dienft zuvor ec. Demnach fprechen wir churf. fächf.

Schöppen zu Leipzig darauf vor Recht. hat Jnqnifit als Er dem Scharfrichter

inhalte unferes vorigen Urtels untergehen werden wollen.*in guten bekannt

und geftanden. daß Er fich mit/ dem böfen Feinde uf zween Jahre verbunden.

ihme zwo Handfchriften. die eine mit Dinte. die andere mit feinem eigenen

Blute. fo er aus der Nafen gebraucht. gefchrieben. zugeftellt. dagegen ein rare.

*rjuw von ihm angenommen. dabei) Er doch beftändig berichtet. daß Er folcher.

Verbündtiis überdriiffig worden. das roeeriuin fo oft zum Fenfter hinaus

geworfen. daß es endlich außen geblieben. 1) und alfo ehe er diefer Mißhand

lung halber ver-nommen worden. diefelbe bereut und dem böfen Feinde wieder

abgefaget. immaßen dann feithero keine anfechtung oder dergleichen Unruhe wie

vorhin als Er auf dem Thurm gewefen. nicht verfpühret worden. nach mehreren

inhalt der Jnquifitionakten. So wird er zwar geftalten -fachen nach mit der

ordentlichen Strafe des Feuers verfchont. Aber gleich wohl wann Er vor öffent

lichen gehagten peinlichen Halß Gerichte uff feinen gethanen bekänntniß frei

willig nochmals verharrgen. oder deffen fonften wie recht überführt wiirde.

folcher Mißhandlung halber mit dem Schwerdt vom Leben zum »Tode billig

beftraft.V. R. W. tc. Ehurf. Schöppen zu Leipzig im Oktober 1654M?)

Vor dem peinlichen Halsgericht widerrief Dullichins fein Ge

ftändnis. feine Schwefter übergab dem Kurfürften eine Befchwerde

..wegen zu gefchwinden Verfahrens“ und bat fußfällig um Gnade

für ihren Bruder. Der Kurfürft ordnete an. 'es folle der Deliu

quent nochmals mit feiner Notdurft gehört und mit anderweiter

1) Vom Teufel gegebene Sachen kehren zurück. fo oft man fie

auch fort?fchafft. ,ein nralter germanifch-mhthologifcher Zug. derauch in vielen Sagenvom wilden Jäger tc. vorkommt. - »

ö

2) Den Tenor diefes im Dresdener Staatsarchiv uva) *vorhandenen Ur

teils teilt C. v. Weber in feinem Buch ..Aus vier Jahrhunderte-11'* k. S.382 mit. .

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-137Verfchickung der Akten verfahren. dem gefprochenen Urteil :gemäß

aber, ohne ferner Hinterbringen nachgegangen werden, ,- Dabei

fcheint es geblieben zu fein. denn es ift

nicht aus den Akten er

fichtliih, welchen Ausgang die Sache noch nahm. x

Haben wir es bei Dullichius vielleicht mit einer Jntrigueder orthodoxen Geiftlichkeit zu thun. fo liegt bei dem von Erasmus Francisci nach dem Bericht* eines Geiftlichen und den

Amtsakten ausführlich gefchilderten Fall des Dragoners Abraham_Pollier entfchieden ein Fall von ausgefprochener Dämono

manie vor. Pollierf von Geburt ein* Schweizer und im Dienftdes Grafen von Hohenlohe-Pfedelbach ftehend, hatte ein wüftesLeben geführt und ftand im Verdacht eines Bündniffes mit dem

Böfen. Am 4,

April 1684 kündigte er dem Bauer, bei welchem,c einquartiert war, betrübt an, er habe' die Nachricht erhalten,

daß man ihn abdanken werde. Anf die Erwideruug desBauersdaß ja der Krieg erft recht angehe, fagte Pollier, daß nicht fein

Herr. fondern der Teufel ihn abdanken werde. Er'habe mit

demfelben gegen die Borftreckung einer Summe Geldes einen Pakt

gefchloffen mit der Bedingung. daß er desfelben ledig fei. wenn,

er das Geld zurückzahle. So oft er dies nun habe thun wollen,

fo 'oft habe ihm ein Thaler an der Summe gefehlt. Nach den

Amtsakten verfchwand Pollier am Abend des Tages, an welchem

er dem Bauer das Geftändnis abgelegt, fpurlos aus deffen

Haus und .“

„hat man ihn am andern Tage in der Frühe in etlichen Flecken fchreien

gebörtf alfo, daß er um Hülfe gerufen, nnd auch zu Gott gefchrieen. ihm aber

Niemand zugelaufen, Als man daher fein Seiiengewehr, Rock und Hut nahe

bei Feßbacl) an demfelben Morgen gefunden, feinen Leib _hingegen nicht finden

können. er aber gleichwohlnoch an andern Orten, zu Huch, Eßlinsweiler und 7

Cunzelsbach fchreiend vernommen worden. fo urteilte man: daß er niit dem

böfen Feinde gerungen und endlich durch die Luft entführt fei."

Jnzwifchen fand acht Tage fpäter ein Fifcher aus Kocher

ftetten. als er feine gelegte Angelfchnur erhob, Polliers Beinkleider

und fein Hemd, acht Tage fpäter aber der Vogt des Ortes feinenackte Leiche im Fluffe. Als man ihn herausgezogen, glaubte

man» wahrzunehmen, daß ihm der Hals umgedreht gewefen. und

*

1) Erasmus Francisci: Höllifcher Proteus, S. 555-566.

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_138au der Bruft bemerkte man blaue Flecken. Er wurde unter dem

Hochgericht begraben, und die Volksfage fchmiickte nun den. Vor

fall nach ihrer Weife aus. - Pollier wird uns als fchwermütig

und traurig gefchildert, dabei aber dem Zeugnis des Amtsvogtes

nach auch als ruchlos. Es ift

wohl keinem Zweifel unterworfen,

daß'der brüllend auf den Feldern umherirrende Wahnfinnige fich

erft feiner Kleider entledigte und fodanu fein Leben im. Wafferein Ende machte.

'

Wie Fauft der berüchtigfte Teufelsbiindner des 16., fo war der

Marfchall Frangois Henri de Luxembourg-Montmorench

(8.' Jan. 1628-4. Jan. 1695) der Ausbnnd aller Teufelsbratendes 17. Saculi. An diefem Gerücht war zum Teil der Umftand

fchuld, daß der wie Fauft buckelige Marfchall feine Soldatenwiedie Teufel in den Niederlanden haufen ließ, zum Teil aber die

. Thatfache, daß er fich wirklich mit magifchen Kiinftenbefchäftigt

haben foll. Bei den aus Anlaß der bekannten Affaire Brin

villers entftandenen Giftmifcherprozeffen war Luxemburg in Haft

genommen worden und er hatte, als man ihm den Vorwurf der

Teufelzauberei machte, fich mit feiner Vorliebe fiir magifche

Kuriofitäteu entfchuldigt. Es mag ia nun auch fehr wohl fein,

daß Luxemburg wie fo manche hohe Herren der damaligen Zeitvon denen wir nur Kaifer Rudolph ll. und Herzog Johann

Friedrich 171. von Weimar)) nennen, fich mit Magie befchäftigt

hat und ein offenes Bekenntnis diefer Liebhaberei einer etwa

drohenden Anklage wegen Giftmifcherei borzog. Gewiß ift, daß

das Gerücht des Teufelsbündniffes fchon bei feinen Lebzeiten fehr

beftimmt auftrat und in einer kurz nach feinem Tod erfchieneneu

Schriftk) feinen vollen Ausdruck fand. Nach diefer* Schrift follder Marfchall feinen Pakt mit dem Schwarzen am 14. Sep

tember 1669 (das deutfche Volksbuch feht den 2.

Januar 1659*

und nennt die Baftille, als Thatort) abgefchloffen haben, Dies

foll anläßlich des genannten Prozeffes im Jahre 1680 bekannt

1fHerzog Johann Friedrich wurde wegen Teufelszauberei von feinenBrüdern erft inKlofter Oldisleben und fpäter im Kornhaus zu Weimar efangen

gefeßt, wo er auf eine noch unaufgeklärte Weife in der Nacht des 17. Zktobers1628 feinen Tod fand,

2) lle Wei-60118.1 äeltunembautg an [lit (ie 1a Wort. Cologne 1695.

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_139

geworden fein. und der bekannte Vater Bourdaloue foll den Pakt.

während Luxemburg auf dem Todtenbett lag. verbrannt haben.

Bourdaloue ftand nämlich fammt dem bekannten Vater [in(meine Luxemburg in feinem Sterbeftündleiu bei. und diefer ge

ftand ihm* nach" der Beichte. er habe den Pakt nur gefchloffen. um

dem König. demZZVaterland und der heiligen Religion recht lange

dienenzu_können__.___:r. Darauf rief der fromme Kafuift aus: ..Wenn

es fo ift. undi'da die gute' Abficht'aus dem. was Ihr gethan habt.

hervorg'eht. fo ift es nur ein philofophifches Vergehen. ein Irr

tum! Alfo das Vaktnm werde verbrannt; aber der Teufel foll es

unterlaffen. fich zu rühren; oder will er nicht. fo komme er heran.

wir find bereit. ihn zu empfangen!" -'- Seine infernalifche Majeftät wagte fich aber nicht an. den Hofprediger und den Beicht

vater des K01 801011.

Nach dem_ franzöfifchen Vamphlet ,wurde ein deutfches Volks

buch gearbeitet. welches bis tief in das vorige Jahrhundert hinein

maffenhaft auf den Jahrmärkten verkauft wurde. Dasfelbe fiihrt

» den Titel: ..Des Welt beruffenen Herßogs von Luxemburg Ge

-wefenen. K. Franhöf. Generals und Hof-Marfchalls Vakten oder

Verbündnis mit dem Satan und das darauf erfolgte erfchröckliche

Ende“ 2c. Gedruckt zu Offenbach.

Aus dem Widmannfchen Fauftbuch und dem „Merkzettel (le

ltuxeinbanrg* an lit_ (le le. wer-tif* fchmiedete ein Anonhmus. in

welchem ich wegen der fo charakteriftifchen pedantifch-frömmelnden

Schreibweife den fchon'genannten Neuherausgeber des Wagner*

buches und Verfaffer der ..Unterredungen vom Reiche der Geifter"

vermute. die ..Gefpräche im Reiche derer Toten_ zwifchen demehemaligen Frantzofifchen General-Feldt-Marfchall Hertzog Kreatkleinried von ltnnemvurgx und l)0et-. Johann Fauften 'zweherWeltbekannten Enz-Zauberer und SchwartzeKünftler“ zufaunnen.iu welchen fich die: beiden alten Sünder de- und wehmütig ihre

Sünden im ..galanten Sthlo“ beichten.

Ich teile nun nach dem dentfchen Bolksbuch den angeblichen

Pakt Luxemburgs mit;*

..Herzog von Luxemburg macht mit dem Satan ein Bündnis Anno

16591) den 2. Januarii in der Baftille zu Variß.

1) Diefe Jahreszahl ift

offenbar ein Druckfehler. weil das Volksbuch

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_140l .

*1) Sollte ihm der Satan fobalden baar zehn taufend Reichs-Thaler an

Gold lieffern, _

2) Alle erfte Dienftag eines jeden *Monats hundert Reichs-Thaler bringen.

3) Solle diefes-Geld. fo er ihm bringen wiirde. geb und gangbar fein.

alfo und dergeftalt. 'daß nicht allein er. fondern auch alle denen es gegeben

wiirde. folches zu ihrem Nutzen anwenden*könnten,

*

.

4) Sollte diefes Geld nicht falfch oder betrüglich. noch von einer folchen

Materie fein. welches unter der Hand entweder verfchwinde oder zu Steinkohlen

werde. fondern es foll dasfelbe von folchem Metall fein. welches von Menfchen

händen geprägt worden und iu allen Orten und Landen. wo es auch hin

tomnien mag. gültig 'und gangbar fei))

*,

5) Woferne er auch eine Summa Geldes von Nöten haben würde. es

möge auch fein zu was fiir einer Zeit. oder was für einem Gebrauch es immer

wolle. fo foll der Satan verpflichtet fein. 'ihme verborgene und vergrabene

Schätze einzuhändigen. und zwar nicht alfo. daß er felbige an demjenigen Ort.

wo fie verborgen nnd vergraben fein möchten. felb'e'r haben miifte; fondern er folie

ihm diefelben ohne einyige feiner Miihewaltung an denfelbigen Ort. wo er fiäf

zu felbiger Zeit aufhalten wiirde zu Händen liefern. mit welchen er nach Be

lieben zu fchalten und zu' walten hab. o

6) Sollte er ihm weder an feinem Leib. noch an feinen Gliedutaffen

befchädigen. noch an feiner Gefnndheit angreiffen. fondern ihm diefelbe ohne

einige menfchliche Schwachheit und Gebrechen 36 Jahr?) lang nnverfehrt er

halten.'

7) Dafern er aber wider Verhoffen in eine Krankheit fallen-follte. und

er folches nicht verhindern könnte. fo follte er ihm heilfame und bewährte

Mittel fchaffen. und zu feiner vorigen Gefundheit. fo bald es möglich fehn

würde. verhelffen.

8) Die Jahr. auf welche fie

fich mit 'einander verglichen. follen in zwölff

Monaten. wie es nicht allein in. Frankreich. fondern auch in der ganßen Welt

gebräuchlich ift. beftehen. und zwar jeder Monath zu 30 oder 31 Tagen. Tag

und Nacht zu 24 Stunden gerechnet. Die Zeit folle fich anfangen heute den

1.

Januarii diefes 1659. Jahres. und fich endigen diefen Tag des 1695.»

Jahres. und alfo und dergeftalt. daß im geringfteu nichts von diefer Zeit ab

gehe. und er ihm diefelbige abkürhe oder eine falfche und verkehrte Rechnung

und Andeutung. wie er wohl ehemals andern gethan. daher macbeg)

wenige Zeilen vorher auf die vor der Obambre arcleote verhandelten Giftmordprozeffe Bezug nimmt,

1) Der Teufel pflegt nämlich wie aus den Hexenprozeffen bekannt. Geld*

zu fchenken. welches fich in Scherben. Kot. Kohlen 2c. verwandelt.

L) Aus der falfchen Jahreszahl 1659 und diefer Angabe ergiebt fich die

grobe Fiktion des Paktes. der aber troßdeiu infofern von kulturgefchichtlichen

Jntereffe ift. als" er fo ziemlich alle nach dem Glauben der Zeit vom

Teufel zu erlangenden, Herrlichkeiten zufammenfaßt.

3) Dies war nämlich eine Lieblingsgewohnheit des Teufels. wie aus der

Gefchichte Alexanders 71. zu fehen.

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*-141

9) Wann nun diefe Zeit allerdings oerfloffen und ausgelauffeu. fall-erihn nach gemeinen _Lauf der Natur. jedoch ohne groffen Schmerßen und Quaal.

auch ohne Spott und Schande fterben [offen. auch nicht'verhindern. daß fein

Leib ehrlich begraben werde.*

10) Soll 'er ihn behm König. wie auch bei allen vornehmen Herren.

in Summa bei) Groffen nnd Kleinen. Hohen und Riedern. Manus- und Weibs- ,_

Perfonen beliebt machen. fo daß er ihrer Gunft und Gewogenheit allzeit der:

fcchert ieh. und fie ihm in allem. was er an fie begeht-en wer-def willig will

fahren möchte.-

11) Soll er ihn felbft an alle Ort und Ende', der Welt wo er hin der

lange ficher fiihren. und ihm felbige Sprache alsbald fund machen. daß er die

felbige fertig reden könne. auch wenn er feiner Kuriofität ein Geniigen g'ethan.

wider unverfehit zurück in feine Wohnung bringen.

'12) Soll Satan 'verbunden fehn. ihn fiir allemGefchoß:Stiicke. Bomben.

Feuer-mörfern. Granaten. Mufquetcn. Piftohteu. Fenerröhren .und all andern

Gewehr und Waffen. fie mögen Rahmen haben wie fie

wollen. bewahren. daß

ihn keins beriihre. noch ihm an feinem Leib und- Glieder keinen Schaden zufügen könne.

- 13) Soll er ihm behülflich'fehn. alle fowohl des Königs öffentliche. alsals feine Partikulier-Feinde zu überwinden helffen.

f

14) Soll er ihm einen Ring oerfchaffen. welcher. fo offt er ihn an den

Finger fteclte. ihn unfichtbar *und nniiberwiudlich mache.

-

15) Soll er ihn-fiir allem. was wider ihn in geheim vorgenommen

worden. zeitlich warnen. ihm .auch mit Mittel und Wege a'n die Hand gehen.

folche wider ihn gemachteVorfchläge zu hiutertreiben und zunichte machen.

16) Soll cr ihm in allen Stücken. fo er ihn fragen wiirde. gewiffe.

wahrhaffte uud gründliche, nicht aber verkehrte. zweiffe'lhaffte und zweideutige

Nachricht geben. . .

17) Soll er ihn alle Sprachen. fo er verlangen wiirde. lefeu, reden.

uud ausfprechen lernen. uud zwar fo gut uud perfekt. als ob er derfelbeu von

Jugend auf fundig gewefein , i* ,

*18) .Soll er ihm Klugheit. Witz und Verftand verleihen. in allen Sachen

*vernünftig zu 'disturieren und zu fudiziereu.

19) Soll er ihn und fein Haus verwahreu. daß weder Einheimifcher

noch Fremder ihm folches angreiffe oder etwas daran eutfremde. fonderti ihm

folches unverfehrt erhalten.

'20) Soll er ihm fiir allen Gerichts'ftiihlen des Königs. davor er 'möchte

zitiert werden. wie auch och dem Päpftlichen und Calviuifchen Rath präfervireu

und vertret'ten. , * '

21) Solte es ihm zugelaffeu fehn. daß er dem äufferlichen Schein nach.

als ein -guter Ehrift fein Leben fiihren. und dem öffentlichen GLttes-Dienft

ohne Verhinderung behwohnen möge.

22) Solte er ihm die lluiverfal-Medicin präpariren lernen. ihm auch

den Gebrauch derfelben und Dofin ficher vor eine Perfou fagen.

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-- 142 -g 23) Wofern er irgend in eine Action) Scharmiihel oder' Gefecht an feiner

Verfan attaquiret werden follte, foll er ihm zuförderft und vor allen Dingen

Behftand leiften. . ,'

24) Soll er verhindern- daß niemand) wer-er auch fenn möchte, diefen.

ihren gemachten Accord erfahre) oder zur Hand bekomme,

25) So* oft er feiner begehre. fol( er ihm in einer lieblich, freundlichen)

keineswegs* aber erfchröcklichen Geftalt erfcheinen. h .

26) Solte er ihm- verfchaffen das Gedächtnuß zu erhalten und zu

ftärken, anch diefe? nicht nur fiir feine Ver-fon, fondernf daß folches auch, allen

Menfchen denen ers mittheilen wiirde) helffen möchte.

27) Solte er ihm auch fagen nnd verfprechen, daß er alle obangefiihrte

Vunkta, und einen jeden infonderheit nnverbrüchlich halten7 und diefen allen

fleißig nachkommen wolle: Solte es aber an einem im geringften fehlen) und

fich fanntlich darin' erzeigen, fo foll alsdann dieferVact und Vertrag null und

nichtigf und von keinen Kräfften fein. - )*

28) Dahingegen gelobe und verfpreche ich ihm nicht allein unterfchied

li>)e Mann?: und WeibS-Verfonen in feine Gewalt zu liefern, fondern ver

leugne auch GOTT, dieallerheiligfte Dreheinigkeit, und Verkündet derfelben

diefen Bund, den er in der Heiligen Tanff mit ihm gemacht. gänßlich auff,

trette hingegen mit ihm dem Satan in eine neue Verbündniß, undergebc mich

ihm mit Leib und Seele, immer und ewigliih"

Haben wir es bei dem Valle Luxemburg? mit einer reinen

Fiktion zu thnn,- fv bringt Dr. Carl von Weber aus dem

Dresdener Staatsarchiv ein unwiderlegliches Aktenftück bei-1)

welches zur Evidenz beweift, daß der Aberglaube der Teufelsperiode

die Leute wirklich mit ihrem Blut gefchriebene Vakte entwerfen

ließ, durch welche. fie

fich mit dem Böfen zu verbinden hofften.So zeigte im Jahre 1695 der Kaufmann Junge in Zittau

anxecZ habe feine Magd, als fie des bei ihm wohnenden Schülers,

Gottfried Heinrich Burfche Bett machen wollte, darin ein

zugeniihtes ledernes Beutelehen gefunden, in welchem, als man eZ

geöffnet, ein mit Blut gefchriebeneÖ Zettelchen, das ein Verbündnis

mit dem Satan enthalten) fowie ein Stückchen mit Blut getrünktes

Brod fich befunden habe. Auf der einen Seite de? Zettels ftand:„Seegen zum feftmachen.

*f*

*f*

*f Satan Gott Jura, promittere neeeeee est ei; oporcet.

Nagel der erfte ift mein Schulz.

Gottfried Heinrich Vnrfche."

Die andere Seite enthielt die Worte:„O Satan, ic

h will dir dienen, ja ich will dich auch lieben die in Tod

1) „Ans vier Jahrhunderten" Leipzig; 1857. Bd. L, S. 386ff.

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*- 143 -gieb niir. daß ich meine Feinde überwinden möge. hiermit haft du mich felbft.

mache mich ftark. fefte und uniiberwindlich."'

f

Purfche geftaud bei feiner Vernehmung. daß er zwei folcher

Zettelihen. .das eine mit Tinte. das andere mit Blut gefchrieben.

Das zweite hatte er vor das Fenfter gelegt. damit der Teufel es

holen* follte. Da dies nun* nichtgefchah. trug es Purfche. in ein

Beutelchen genäht. um 'den Hals. nahm es. aber. als die Schüler

des Ghmnafiums fich am grünen Donnerstag zum Abendmahl-

vorbereiteten. ab rind verbarg. es im Bett. wo es gefunden wurde))Der Schöppenftuhl in Leipzig erkannte gegen Purfche auf Stau

penfchlag und Landesverweifung. “Durch ein Refkript vom 19, Auguft

1695 an den Rat zu Zittau wurde er aber begnadigt und ange

ordnet. er folle fo lang in gefänglicher Haft bleiben. ..bis wahr

haffte Erkenntnis über den begangenen' fchwehren Sündenfall bet)

ihm erfolget. und er in feinem Ehriftenthume fich zu beffern

*gewiffe Hoffnung fpühren laffe“. dann folle;er aus der Stadt

* verwiefen werden./

Von befonderem Jnt-ereffe ift die“ nachfolgende Erzählung.

_weil nach ihr aus Faufts Höllenzwang eine *fchaßgräberifche

Geifterbefchwörung die mit dem Abfchluß-eines Paktes enden foll,

*unternommen wird. Diefelbe befindet fich in einer ungemein

feltenen. zwei Bogen ftarken Schrift in Ouart: »..Merkwürdige-

'und wahrhafftige Begebenheit. wie felbige mit G. E. bei'

Befchwörung des Teufels aus des fogeuanuten 1). FauftensHöllenzwang fich zugetragen. alles *i

n

richtiger Ordnung und -wie

es von Tag zu Tag vom ..2. Okt. bis den 21. Dez; .-1. 1707

ergangen 2c. Leipzig bei And“. Zehdlern 17087 und ging daraus

. in des Grafen von Stein ..Monatliche Unterredungen vom Reiche

der Geifter“. fowie in Köhlers .,Hiftorifch-kritifche Unterfuchung

iiber das Leben und die Thaten' des als Schwarzkünftler ver

fchrieenen Landfahrers Doctor Johann Fanfts. des Eaglioftro

[feiner Zeiten“. 8.

Leipzig. 1791. über. Der wefentliche Jnhaltdiefes Berichtes if

t

folgender:"*

Zur Leipziger Michaelismeffe 1707 ging ein dortiger. bei

einem Handelsmann in Kondition ftehender Lehrling Johann

1) Ein derartiger Fall mag wohl auch bei Valerius Gärtner vorgelegen

haben. - ,

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_144_Georg* E, in die Angermühle'oor dem Ranftiidter Thor, um da

felbft einen.ih1n bekannten Miihlknappen aufzufuchen. Er traf

denfelben nicht anf wurde aber mit einem andern Mühlknapben

bekannt, der ihn mit in ein Wirtshaus'nahm und zum Bezahlen

non Wein und Spirituofen anregte. Der Lehrling entgegnete

jedoch, daß *er kein Geld habe und auch nicht wiffe, wie erj

zu

einem Grofchen kommen folle. Da meinte der Miihlbiappet zu

Geld könne man leieht kommen, wenn *man nur wiffe, wo Schiiße

verborgen lägen und eine Anweifnng zu deren Hebung befihe.

Eine folche Anweifung aber wolle er dem Lehrling fiir acht Thaler,

zahlbar in zwei Terminen, übergeben. Der von Habgier ver

blendete junge Menfch verfprach froh feiner Armut, zwei Thaler

fofort und die iibrigen fechs zur Neajahrsmeffe zu zahlen.-

Zur feftgefeßten Zeit trafen fich beide bei der Marktfchreierbude

vor dem Vetersthor und gingen über den Roßplah nach dem

Großhof'fchen Garten zu. Auf einem in jener Gegend damals

befindlichen Zimmerplahxzahlte der Lehrling die zwei Thaler und

erhielt dafiir eine Handfehrift von Fanfts Höllenzwang* einen von

dem Miihlknappen gefchriebenen magifchen Auffah und eine in

einem Schlangenkopf endende Wünfchelrute aus Meffingdraht.

Der Lehrling eilte mit feinen Schuhen nach Haufe und

machte im Keller eine Probe *niit der Wjinfchelrute, nachdem er

den borgefchriebenen lateinifchen Rutenfegen gefprochen hatte. -Anftatt nach- unten, fchlug aber die Rute- feitwärtg», - Soforteilte der Lehrling wieder zu dem Miihlknappen und klagte ihm

fein Leid. Diefer ermahnte ihn zum ftandhaften Ausharren und

riet ihm, der Rute zu folgen, bis fie von felbft nach unten fihlage.

An diefer Stelle ftehe alsdann der Schah.

Der Lehrling begab fich wieder nach Haufe und erfundigte

fich nun allerorten, wo dem Gerücht nach Scheiße. vergraben fein

follten. Dabei wurde er u. a. auf den Keller in Zoten-Z-

zu

Köhler-Z Zeit Quando -- Hof 'in der Nikolaiftraße verwiefen, und

er begab fich mehrere Freitage in der Geifterftunde dahiu- um

feine Befehwörung vorzunehmen, wurde aber jedesmal dabei

geftört. ,

Nun ging er um fo ernfrlicher daran. den i111 Keller feines

Herrn verborgen fein follenden Schatz ana Licht zu ziehen.

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- 145' ß

In der Geifterftunde des 21. Oktobers begab er fich mit

einem brennenden Licht in den Keller, um nach Anleitung des

Fauft'fchen Höllen-zwangs den erften Prozeß vorzunehmen. Mittelft.eines Faden-Z bildete er einen Kreis um fiel] und befteckte eine

'

mit magifchen Charakteren bezeichnete Latte mit drei brennenden

Lichtern; auf eine andere Latte ftüßte er den Höllenzwang und

las, mit dem rechten Fuß auf der Erde knieend, eine Zauber-formel_vor- und rückwärts, worauf er die eigentliche Zitation folgen ließ.*

Bei der dritten Befchwörung ranfchte es in der Nähe, ein

Rauch ftieg vor ihm auf und bildete fich in eine kleine männliche

Geftalt um, welche wie mit einem grauen Flor überzogen zu fein

fchien, E. betrachtete das graue Männchen furchtlos und erblickte

gleichzeitig zwei Zweigrofchenftücke auf der Latte. Der Geiftfragte ihn mit dumpfer, kaum vernehmlicher Stimme, ob er mit

diefem Gefchenk zufrieden fei, worauf E. mit Ia der Vorfchriftgemäß antwortete.

Der zweite Prozeß kam auf folgenden Freitag, den 28. Oktober.

in der Geifterftunde zu Stande. Bei- der dritten, jeßt fchärfere'n

Zitation erfchien wieder der graue Mann und legte ein mit

_Grünfpan bedecktes brandenburgifches Sechzehngrofchenftück vom

Iahre 1686 auf die Latte, worauf er abermals fragte, ob E. mit

dem Gefchenk zufrieden fei. Diefer bejahte, zerftörte den Kreis,

verlöfchte die Lichter und ging nach Vorfchrift rückwärts aus dein

Keller, wobei er feiner Angabe nach den Schatz in einer Erdfpalte

gcfehen haben wollte.

In der Geifterftunde des folgenden Freitags veran-ftaltete E.dendritten Prozeß, bei welchem der graue Mann unter allerlei

fürchterlichen Erfcheinungen erfchien und ein großer Schwenkkeffel

mit Gold aus dem Boden hervorftieg. Nach dem Höllenzwang

war nun der Augenblick gekommen, in welchem E. fich dem grauen

Mann verfchreiben mußte. Er fah denn auch auf der Latte einen

auf beiden Seiten rot befchriebenen und mit fchwarzen Linien

eingefaßten halben Bogen mit einer verkehrt gefchnittenen, fchwarzen

Feder liegen; vom Gewölbe herab fiel ein» roter Tropfen auf

feine Hand) den er mit der Feder auffaßte und den erften Buch

ftaben feines Namens fanieb, In diefem Augenblick war es' ihm,

als ob Jemand mit fchnellen Schritten die Kellertreppe herabkomme,

Kiefewetter, Fanftbueh. 10

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-146Er warf deshalb die Feder aus der Hand. die Lichter in ein im

Keller ftehendes Wafferfaß. zerftörte den Kreis und eilte aus 'dmKeller. Doch -nirgends war ein Menfch zu fehen.

'

Am 11. November wollte E., die Befchwörung abermals:

nehmen. aber ein unüberwindlicher Schauer zwang ihn. auf der

Kellertreppe umzukehren.- Auch am nächften Freitag. den 18. Novem

ber. konnte E. feine Zitatiou nicht vornehmen. weil Bußtag war

und er die Kirche befuchen mußte; am 25. November verhinderten

im Keller arbeitende Maurer das .Werk

Seit der dritten* Befchwörung war Ausfehen und Beträgen

des'E. verändert. Sein Geficht war angefchwollen. die Augen

ftanden ihm voll Waffer und er taumelte wie ein Betrunkener

umher. Tag und Nacht hatte er keine Ruhe und es kam. ihm

vor. als ob er von dem grauen Mann mit dumpfen Ton in'einer '7

unbekannten Sprache gerufen werde; des Nachts war es ihm. *alsob ihn der Teufel zwicke. “und im Traume erfchienen ihm ganze

Rotten böfer Geifter. Seine Angft nahm ftetig zu. fein Blick war

ftarr -und wild. und man fürchtete völligen Wahnfinn.

trachtete er danach. in den Keller zu gelangen. und-machte. wenn

dies verhindert wurde. Selbftmordverfuche. Gottesläfterliche Reden.

welche E. ausftieß. machten feinen Herrn auf deffen Geifteszuftand .

aufmerkfam; er befragte ihn fcharf. und E. geftand Alles. feinen

Höllenzwang ausliefernd. Nun wurde von der Geiftliihkeit eine

der fattfam bekannten Bekehrungszeremonien :und Teufelsaust_reibungen vorgenommen. worauf E. am 21. Dezember ati iutegrum

reftituiert zu feinem Vater entlaffeu wurde.

Wir haben bei E.. deffen aufgeregte Phantafie durch die

_

Befchwörung zur Hhpoftafierung des grauen Mannest) angefpo'rnt

1) Es ift

fchwer zu fagcn. wo in dem_bei theurgifchen Operationen Ge

fchauten Subfekt-ives und Objektives'anfängt und aufhört. So vergleiche man

folgenden Vorfall. welchen der Profeffor und Rektor des Stadt hmnafiums zuMagdeburg Elias Caspar Reichard. ein Theologe der Semlerfchen. ra

tionellen Richtung. in feinen ..Bermifchten Behträgen zu einer näheren Eine

ficht in das gefamte Geifterreich". Helmftädt. 1781. 2. Bd. S. 229 ff. aus

feinem eigenen Leben mitteilt. Als Reichard-17Z1 auf die lateinifche Schuledes Waifenhaufes zu Halle a, S. kam. warder aus Winsheim gebürtige Theologe Georg Wilhelm Stöller. fpäter Adjunkt der kaif. Akademie der_

Wiffenfchaften zu St. Petersburg. fein Stnbenpräceptor, Derfelbe hatte Nei

chard den freien Gebrauch feiner Bücher geftattet. und diefer erzählt nun:

..Eines Abends ergriff und durchbliitterte ich

fein Stammbnclf. welches voller

Stets *

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wurde, einen Fall von Autofomnambulismus (der graue* Mannerinnert fehr an den kleinen diabolifchen Mann, den der Schneider-p

lehrling Anton Arft in Jena nach Kiefers Bericht während feiner

fomnambulen Zuftände fah), welcher in Dämonomanie'iibergeht.

Das bei den Befehwörungen gefehene Geld ift

vifioniires und*

_erinnert an das fich in Kot und Wunder verwandelnde Geld der

feltfamer Gemälde und Jnfchriften war. Weilen mir nun unter den Bildernbefonders ,Eines fehr auffiel, welches eine gar poffierlich gekleideteh in einem

Zanberkreife ftehende Figur eines zerlumpten Kerl-I oorftelletef .mit dem dabei)gefchriebenen Shmbolum: Brit-der!

lgedenkean denLappländer mit

den roten Stiefeln und den gel en Hacken (Abfiihen): fo drang ich

mit anhaltenden Bitten in den Herrn Stöller-'mir eine nähere Erläuterunghierüber zu geben. Schwer ging er dran. Endlich ließ er fich im höchftenVertrauen, doch zugleich mit innigfter Wehmut und mit thränenden Augen, infolgenden Worten gegen mich heraus:" ,

_

„Niemals erblicke ich

diefes Bild, niemals lefe ich

diefen Denkfpruch inmeinem Stambnche ohne Zittern und Abfcheu. Ich habe mich während meines

Aufenthaltes auf der Univerfität zu Wittenberg in Verbindung mit mehrerenStudiofis, ftark auf .die 'Nekromantie, Chiromantie und Vhhfiognomie gelegt,viele magifche Schriften gelefen- alle Zauberformeln und Befchwörungscharakteremir bekannt gemacht, und auch zuweilen mit Geiftereitieren mich abgegebenund bin dadurch zu mancher Wiffenfchaft: gelangetf wel>)e ic

h

jetzt gänzlich und

auf ewig oergeffen zu haben wünfchte. Einft gingen wir verbundene'Zukunftsforfcher iu der Chriftnacht bei) Mondenfcheine in ein nahe ben der Stadt

liegendes Gebiifcha räumten auf einem bequemen Maße den Schnee auf die

Seite. zirkelten in der Mitte einen mit erforderlichen Zeichen bemerkten ma

gifchen Kreis ab, und fingen an* unfere Exorcismen herzumurmeln. Plötzlicherfchi'en eine wnnderbarliche Geftalt in einem bunten zerlappten Kleide, mit

fchwarzen Strümpfem rothen Stiefeln und gelben Abf'cihen an denfelben fo

.wie fie da im Stammbuche abgemalet ift. Ich hatte die Verwegenheit hinter

wiirts ganz nahe zu dem Kerl hinzuzntretten, ihme den einen Fuß aufzuheben,nnd' die Stiefel nebft den Abfäßen genau zu betrachten. In dem Augenblick

entftand ein gewaltiger Sturm. Wir erfchracken und entflohen in der größtenAngft und Beftiirßung nach der Stadt zu, und wurden bis ans Thor mit

laufend Schneebiillem doch ohne Schaden davon zu nehmenh unaufhörlich ver

folget. Seit der Zeit habe ich dies mißliche Handwerk verfchioorem und be

reue meine Thorheit nicht ohne die fchmerzlichfte Riickerinnerung an diefe'teufelifche Gauckelehen und fchauderhaften Begebenheiten."

Horft bemerkt in feiner „Zanberbibliothek" (Bd. l S, 284) zu dieferErzählung: „An der Zuberläffigkeit der diefer Erzählung zu Grunde liegenden

Thatfachen läßt fich nach allen Gefeßen der hiftorifchen Auslegungskunftund Kritik nicht wohl zweifeln. Ein Zweifler möchte vielleicht fa en, der

zerlappte wunderbarliche Kerl mit den roten Stiefeln und den gelben bfäßen'

fei ein oerkleideter Student gewefen, der vielleicht von Stöllers und der übrigenVorhaben etwas erfahren- und die Schneebälle nur Sihneeflocken, Aber'ein'Gläubiger könnte diefem Gedanken auch wieder feine Zweifel mit denifelbenRechte entgegenfefzenf und - wir haben verfprochen kein Urteil zu fc'illenf undiiberlaffen die Sache dem eigenen Ermeffen unferer Lefer." >- Jch habe meinerfeits diefen Worten Horfts nichts hinzuzufügen.

*

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Hexen) welches diefe in' ihren Vifionen vom Teufel zu erhalten

glaubten)) ,

Noch in unferem Jahrhundert kennt man die Teufelsverfchreibungen. Dem Pfarrer Blumhard in Möttlingen rufen

1) Derartigea kommt auch noch in unferer Zeit vor. So berichtet der

bekannte Pfarrer Blumhard) daß die von ihm behandelte befeffene G. D.znMöttlingen im Jahre 1840 von unfichtbarer Hand Geld gefchenkt erhielt.Wenn fi

e allein war, fo lag um fie herum der ganze Fußboden der Kammer

voller Thaler. Sie erfchrack und ftieß fie.mit den Füßen an. ob es wirklichThaler wären. Sie hörte den Klang, fah die Geftalt der Thaler und glaubte

nicht ander-i7F als es fei

wirklicheß Geld.Der berühmtefte hierhergehörige Fall if

t der der bcfeffenen Magd ausLehre-Z, welchen der bekannte Theologe Andreas Ebert an Luther berichtete.Ich gebe die Erzählung deSfelben nach Dr. Wolfgang Iobft: „Kurze Vefchreibung der Stadt Frankfurt a. d

. O.

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(luna 1536 unter Kaifer Eur-010 7. ift in diefer Stadt durch GOtteZ Schickung

eine. wunderbarliche, feltfanie, unerhörte und doch wahrhafftige Gefchicht gefchehen,

alfo. daß mitten im Sommer eineMa d, Gertraud enant,eine-Z armenManneß mit

Namen Maßke, Fifcher zn LebusF oihter, erftlnh bei ihrem Vater im Handlefehwach worden und gen Frankfurt kommen, da fi

e bon einem Bürger, GeorgRnlifch genantf auffgenommen, welcher ihr nam Notdurft hat pflegen laffeu,und zum Teil wiederum gefnnd worden, und zum erften viel feltfame Reden

gefiibret, daraus man geurteilet, daß fie mit dem Feind der Wahrheit, dem

Satan, befeffen, denn wann diefe Magd etwan einen an den Rock, Waren,Wannnß, Händen, Ermel, oder an einen Tifch, Holy, Banck, Stein, Erden7Mauer oder fonft etwas angegriffen, hat fi

e

allwege Geld erwifchet und“ flugsdamit zu dem Maul gefahren und dai-ein gebiffen, es getauet, daß es zwifchenden Zähnen geknarret, und im Maule die Miinße blicken laffen, daß manseigentlich geiehen, und endlich eingefchlungen) daß fi

e offtmals vom Einfchliicfenim Antlitz fich entfiirbet. DeZgleichc-n hat fi

e deZ Nachtsl im Bette, vom Federbette, Lacken, Bette-Brett und worauff fi

e mit der Hand gegriffen, Geld erwifctnund damit geränfchet, das Maul vollgeftopfftf daß fi

e auch gräulich davon ge

röchelt und wollen daran ei'ftickenf daß man hat miiffen Lichte anziindeuund ihr _zu Hiilffe kommen, da fie fi

e am Halfe braun und blau gefärbet ge

wefen.“

„Es haben aber die Leute, wenn fie einen Griff etwau auf ein Ding ge

than, eilenns die Hand) ehe fie die zum Mund gebracht, erwifchet, und ihr die:

felbe mit Gewalt auffgebroehen mid das Geld daraus genommen, Etlichen ehr

lichen Männern und Weibern hat fie auch wo l das Geld von felbft gereichet

wann fie einen Griff gethan. vnd zuweilen mit der Hand das Maul ganß voll

lgeftopffetfim Munde damit geraufcht nnd mit den Zähnen da-Zfelbige g

e

men.“'

„Es ift aber allerlei) ganghaffiige Miiillze "gewefen, als Märkifche Grofchen

Viennige, Stettinifche, Meißnifche7 Volnifche und'Böhmifche Miinße, item

Vreuffifche Grofrhen, darunter auch etliche böfe, rote Miinlze gewefen."

„Sie hat auch auf eine Zeit einen Thaler erwifchet und eingefihlnngen.daran fi

e gar nahe erfticket und fich felbft erwiirget hätte. und ift

rechtfchaffeneMiinhe gewefen und alfo geblieben." z _

„Zum leßten hat fie

auch Stecknadeln erwifchet, welche fie

gekauet und

anch eingefreffen. Hat fonften, wann man fie gefraget, feltfame wunderliche

Reden getrieben.“" -

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_149 -184() die die G. D. befihenden unfeligen Menfcheugeifter zu. daß

fie

fich bei Lebzeiten dem Teufel mit Blut verfchrieben hätten.

..Und wiewohl ein papiftifcher Pfaff von Croffen--damals fie

befchworen.in Hoffnung. den Teuffel auszutreiben. und fie in eine Wanne voll geweihet

Waffer gefeßet und andere viel mehr Zeremonien mit ihr vorgenommen.

Ath

er er richtete nichts aus. fondern fie

verlachtees Alles und trieb das Gefpöttraus.“

'

..Demnach ift

zu der Zeit ein evangelifcher Prediger .111111-638 1311311115

zu Frankfurt gewefen. der da diefelbige wunderbarliche Gefchichte dem Dr.lautbar-0 kund gethan und fchriftlich gebeten. ihm in diefer Sache feinen gutenRat aus Gottes Wort mitzuteilen. darauf er unter andern geantwortet. wie denn

fein Schreiben noch vorhanden. es wäre ihm'ein feltzam unerhört Ding. hataber endlichen. nachdeme er feine Gedanken angezeiget. gerathen. daß man die

Magd 'in die Predigt führen. und Gott fiir fie bitten folle. fowürde es mit

der Zeit mit ihr beffer werden." .

Als fie nun in die Predigten geführt. hat der Teuffel durch fie den

felbigen Prädicanten offtmals Lügen geftraffet. wenn .er aber den Teuffel ge

boten. er folte fchweigeu. fo hat er gefihwiegen. ift

auch endlich ihr durch das

gemeine chriftliche Gebet geholffen worden. daß fie der Teuffel verlaffen. dar:

nach fie viel Jahre lang beh gefunder Vernunft frifch und gefundt noch bei)

Leuthen in Frankfurt für eine Magd gedienet. nicht gewuft. wie ihr gefchehen._

gleichwohl letztlich zu Falle gebracht. und von danuen kommen."

Wenn nun auch bei diefem Fall fogenannte ..fpiritiftifche Apporte“ zuGrund gelegen zu haben -fcheinen. fo if

t

doch die Sache augenfcheinlich weit

übertrieben und aufgebanfcht worden. Ju der Mehrzahl der erzählten Fälle.daß Hexen. Befeffeue 7c. von unfichtbarer Hand oder vom Teufel Geld erhalten

haben. mögen vifionäre Zuftände obgewaltet haben. Ein.lehrreiches Beifpicldavon giebt uns E. L. Reichard in feinen ..Bermifchten Behträgen zu einer

näheren Einficht in das gefammte. Geifterreich." Helmftedt1781. Bd. 2. von

den an 5. Auguft 1687 auf dem Köppenberg. bei Arendfee hingerichteten*

Hexen Sufauna Neilmanns. Jlfabe Berendts und Katharina Niemanns. Inden von Reichard veröffentlichten Akten heißt es: ..Es geben diefe unglücklichenund betrogenen Weibsleute bei) der linterfuchung zum Zeichen der'Wahrheitihrer' Verfchuldung und ihres Bekenntniffes unter andern mit an. daß in Hill:'gen- oder [Hehligenfelde da und da. ein verfchloffener Kaften heimlich wohlverwahret ftehe. worin vieles koftbare Silbergefäfirr von Bechern. Leuchtern.

Löffeln 2c. läge. welches ihnen der dienftfertige und freigebige Teufel nach uud

nach zugefchleppt habe. *Die Gerichte laffen den Kaften holen. und wie fie

folchen ohne Vorwiffen diefer Leute öffnen. fo finden fie nichts weiter darin

als lauter Knochen. Gebeine und Gerippe vonder Abdeckereh. Man verfchlieffetden Kaften wieder. läffet folchen denen Jnquifiten vor Augen ftellcn und' fragt:Ob dies der Kaften fen? -. Ja. ja. das if

t er. Nunwerden die Herrenfehen. daß wir wahr geredet haben! (Die Hexen hatten nämlich ein freiwilliges

Geftändnis abgelegt.) _ Noch eiiuual. was fagt Ihr. was foll darin fehn? -Lauter köftliche filberne Gefchcnke des wohlthätigen Geiftes. - Herr Amtsaktuarius Anton Werneccius beobachtete dabeh aufs Genauefte ihre Gefichterund findet folche voll des gräßlichften Staunens. als derfelbe geöffnet wird und

fie die fchöne Mufit. die herrlichen Raritäten. darin erblickten. - Sieh! fieh!-- ruft die Eine voller Verwunderung aus - .wat doch d

e Dübel vör'n

Schelm is! de

hat uns recht was angeleit!“ (vorgelogen)."Da die Katharina Niemanns den Akten nach ihre - zur Zeit des Pro

zzffesverheiratete - Tochter, Jlfabe Berendts uud diefe wieder die Snfauna

l eilmanns' ..zur Hexereh verführen* hatte. fo haben wir hier ein Beifpiel der

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-150f und diefer Vorgang foll; fich oft wiederholt haben))

- Wuttkefagt in feinem „Bolksaberglauben der Gegenwart“ iiber die Vakte:

_ pfhchifchen Anfteckung, einesmagnetischen

Rappories oder einer hhpnotifchen

“3:

Suggeftion, welche von der die Zau erei lehrenden Hexe auf ihre Schülerin

h übertragen wurde. Auf diefe Weife erklären fich auch die Vifionen des Sab

f baths und namentlich des .Teufelsgeldes welches fich in Kot, Scherbenf

| Kohlen 1e. verwandelte, ohne .daß wir heut zu Tage leider fagen können, wo

die einzelnen zu erklärenden Thatfachen anfingen und endeten.

Ein intereffantes Beifpiel des vifionären Schauens erträumter Schätzeaus der Neuzeit und eigener Erfahrung giebt uns der Redaktionsfekretär 'der

'

„Vfhchifchen Studien“ G. C. Wittig, in diefem Journal (Jahrg. Zll. Heft 7,.

', S. 316). Als derfelbe 1855 im Haufe Nees von Efenbecks in Breslaulebte, hatte er das Nervenfieber iiberftanden und in feinen Delirien geglaubt,in Konftantinopel zu fein, wo er mit einer Tochter des Vadifchah eine Lieb

fchaft unterhalte und deren Vater ungezühlte Beutel voll Gold und Edelfteinen

i aus der Schatzkammer entwende. In der Rekonvaleseenz fpann fich diefer

i Traum bei Wittig auch lange Zeit in feinem Tagesbewußtfein fort. Er glaubte

f mit feiner Vrinzeffin und den ungezählten Schühen nach Breslau in feine Dach

'l

kammer bei Nees von Efenbeck geflohen zu fein und pflegte täglich feine Milliot en vifioniiren Goldftiicke zu zählen und fich am Anblick feiner Diamanten,Smaragden und Rubinen zu beraufchen. „Dies ge chah

- fagt Wittig a. a. O.

- -- Wochenlangf während welcher Zeit meine Gene-ung unter der forgfältigen

*f Behandlung des als Arzt hochgefchähten Prof. ])r. lZinoff inBreslau, welchermeinen ihm gefchilderten Fall für eine intereffante Vubertäts-Erfcheinung er

klärte, allmählich fortfchritt, aber nur felten lichte Augenblicke iiber mich kamen.

»,

Selbft am hellen Tage glaubte ich meine Schähe um mich herftehen zu fehen,

, i' fo daß ich

fie mit fteter Eiferfucht bewachen zu miiffen glaubte. Da gefchahes

j fl an einem fchönen Sommermorgen. daß ich mich noch immer fchwach, nach

'

(l meinem fpiiten Erwachen in den Garten begab, nachdem ich foeben erft neue

l- Schiiße in meiner Bodenkammer durchgeziihlt und richtig befunden zu haben

] glaubte. Ich fuß in der großen Sommerlaube inmitten des Gartens 'rm

f; warmen Scheine der Sonnef als plöhlich der Gedanke in mir aufblihte: Be

fiheft du auch wirklich fo viel Gold und Edelfteine? _u Ich glaubte, eine Anzahlderfelben zu mir gefteckt zu haben, und griff fofort nach meinem Portemonnaie." ,

, „Als ich es im Scheine der hellen Sonne öffnete, lag nicht einmal ein

'

einziges Goldftiick ftatt vieler darin, fondern nur - ein einziger Böhme-oder

fi Silbergrofchenl Diefe Erkenntnis war gerade zu niederfchmetternd fiir mich!

r Ich konnte es aber noch nicht glauben. So zerfchlagen und fchwach ich

mich

i fiihlte,. fchleppte ich

mich doch mühfelig die drei Treppen hinauf in meine

Bodenkammer, um meine Schiihe zu fachen, die ich nun nirgends fand. Ich

_ fehte mich weinend auf meinen Bett-rand. Ich fühlte mich ganz arm und be

,' raubt! Die Vifion meiner Vrinzeffin war in letztenZ'eit gegen die meiner

"

Schätze zurückgetreten, - von nun an kam fie nur noch nachts zu mir und

i tröftete mich in meinem Kummmer um fie und unfern gemeinfamen Verluft,

if den fie leicht wieder erfeßen zu können erklärte. indem ihr Vater fie

fo fehr

f liebe, daß er ihr ficher auf ihre briefliche Bitte den Reft nachfenden und ihr

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1-.

.-,

J verzeihen werde. *Aber- nun war der* Bann meiner vifionüren Traumbefangen

heit gebromenf und ich

kehrte ins nüchterne Leben zurück." .

'1 Die Bifion Wittigs ift

wegen der in ihr vorkommenden erotifchen Mo

l mente von befonderem Jntereffe, denn die tiirkifche Brinzeffin wiirde fich in der

Teufels- und Hexenperiode in einen regulären ZueoubuZ und das dem Vadi

fchah geraubte Geld in gefchenktes Teufelsgeld verwandelt haben.

l) Vgl. ])1*. R. A. Berthelen. „Die Klopf- und Spukgeifter zu Oder

wiß und Herwigsdorf." Großenhain 1865._ Anhang, S. 33.

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- 151 -.-.

Solche Frevel gehören nicht nur der Vergangenheit an, fondern kommen

auch jetzt immer noch vor, Aus Würtemberg fchreibt uns ein erfahrener und be-'

währter Seelforger: Unterfchrei'bungen mit Blut; kommen-vor, wiewohl ein

Geheimnis darüber. liegt, *welches nur fchwerjzinergriinden ift, Verfonen,

welche die Anfechtung haben, als hätten fie

*fich-“mit Blut herfchrieben, giebt es

hie und da; aber ich konnte nicht recht darauf 'kennt-n?" wie weit fie

fich

täufchten, wie weit fie

fich mit hellen Vewußt-fein. fich'in dergleichen einließeu.

Daß es Korporationen giebtf' welche Jünger für* ihre Geheimkunft fuchen und

*

fie

durch fchauerliche Zeremonien einweihen, die auch Unerhörtes zu Stande zu

bringenfcheinenF inden weiteften Entfernungen täten und» jeden Einfluß ausüben

zu können wenigftens vorgeben, davon habe ich vor einigen Monaten die

Kunde bekommen von einem-jungen Mann,f der bereits die niederen Stufen

durchgemacht hatte. und als es

zum Äußerften kommen follte, plöhlich vom

Gewiffen gefchreckt, fromme Worte 'ausfprach durch welche alleKiinfte vereitelt

wurden) weil -Beftürzung' auf* filmtlime Anwefende fiel,_ In pantfchem

Schrecken verließ der junge Mann-*die Gefellfchaft, hatte aber viel Mühe, von

.allen Banden fil() loszuwinden-x .undmußte felbft- fiir fein Leben beforgt fein.-

werfen; .ift nnn-griindlichjbekehrt. Aber keinMenfch vermag die-Gräuel zuahnen, von: welchen„ er- zu ,erzähleni fweiß.- -7Eine ähnliche Kunde von einer

folchen _Gefellfchaft ift

*uns* aus-Frankreich zugekommenF7'1)

*

1) Ein fehr bekannter Vefter Maler verficherte *mich7 daß inder Gegen

wart gleiche Korporationen in Ungarn beftänden.»

'

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4. Abfchnitt.

Wie und als waS ift der,

-Mephoftophiles der Fauft-j* tradition aufznfaffen9

er gebildete Lefer des Goetheifchen FauftDwelcher keine eingehenderen Litteratnrftudiengemacht hat,-" kann nach dem nach dem Buch

Hiob gedichteteu Vorfpiel im Himmel undder

ganzen Figur des Mephiftos nicht anders an

nehmenF als daß derfelbe der Herr der Hölle

felbft ift und unter angenommener falfcher Maske und falfchem

Namen Fauft verführt. Der tiefer in die FauftlitieraturEingedrungene weiß dagegen, daß die alte Faufttradition

ihren Mephoftophiles keineswegs mit dem Höllenftirften identifiziert,

fondern daß derfelbe ein Teufel untergeordneten Ranges, ein

Zpjrj-tuZ foinjijaria mit hauskoboldartigen Zügen ift, deffen Bild

der altgermanifehen Mythologie entftammt und in der Teufel-Z

periode des 16. Jahrhunderts chriftlich-dogmatifche Züge ange

nommen hat.

Jft die Goethefche Auffaffung des Mephiftopheles bei aller

Großartigkeit der Konzeption eine durchaus nicht der Gefchichte

des Zauberglaubens entfprechende, fo ift die germaniftifche Auf

faffung Mephiftos nur fehr bedingt richtig zu nennen. Mephiftos

mythologifcher Urfprnng muß ganz wo anders gefueht werden.

namlich im Geftirndienft der ttlteften Völker. Schon das vor

gefchichtliche Volk der Akkader, die Ureinwohner Mefopotamiens

ließen die fieben Planeten von Gottheiten befeelt fein. Der Gott

der Sonne war Utu, der des Mondes Urn-ki, der Gott des.

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-153Saturn war Nin-da-ra, _der' Gott des Jupiter Amar-utuki. der

Gott des Mars Nirgal, der Gott der Venus Sukus und der des

Merkur Ak. Die Erben der Akkader, die Babhlonier, Affhrer

und Ehaldäer nannten ihre in gleicher Reihe folgenden Planetengötter: Samas. Sin, Adar, Maruduk. Nergal, Jftar und Nebo))

-Diefen Göttern der Planeten ftanden die Dämonen der Planeten,

die fieben Maskim gegeniiber, welche „fieben böfe Geifter, fieben

Flammengefpenfter, fieben Dämonen der feurigen Sphären“ aufs

Genauefte den Wid'erpart der fieben mit der Leitung des Weltalls

bekleideten Vlanetengötter bilden, -

Diefe fieben Maskim, welche fich durch alle Mhthologi'en

ziehen und als Vorbilder der fieben „Kurfiirften“ der Teufel des

Höllenzwangs noch deutlich erkennbar find. find die Söhne des

Anaf des Gottes und Königs der finftern Welt der Akkader; fie

ftören die Ordnung des Vlanetenlaufes, erregen Sonnen- und

Mondfinfterniffe; fie

fiihrten gleich den griechifchen Titauen und

den Naphelim oder Nephiliin des Buches Henoch kurz nach der

Schöpfung erbitterte Kämpfe gegen Gott. Sie thronen gleich den

Teufeln im Innern der Erde und verurfachen Unheil und Um'fturzim Himmel und auf Erden. Eine akkadifche Jnfchrift fihildert

ihr Treiben in lebhaften Farben:„Die Sieben, fi

e werden im Gebirge des Weftens geboren;

Die Sieben, fie werden groß im Gebirge des Oftens;

Sie thronen in den Tiefen der Erde;-

Sie laffen ihre Stimme erfchallen auf der Höhe der Erde;-

Sie lagern im unermeßlichen Raum ini Himmel und auf Erden.

Einen guten Namen im' Himmel und'auf Erden befihen fie

nicht.

Sie, die Sieben, erheben fich im Gebirge des Weftens;

Sie, die Sieben, legen fich im Gebirge des Oftens zur Nah.“ --'- -* „Sieben find es! Sieben find es:

Sieben find es in des Ocean-s tiefften Griinden-L) aus dem verborgenen- Schlupfwinkel.

Sie find nicht männlich, find nicht weiblichSie breiten fich aus gleich Feffeln.Sie haben kein Weib, zeugen nicht Kinder;

') Über die akkadifch-babylonifch-affhrifch-chaldäifihe Mythologie vergl,Lenormant: „Die Geheimwiffenfchaften Afiens". Jena 1878.

2) Ein Fauft zugefchriebenes Zauber-buch. worin der Teufel aus dem

Meere zitiert wird, heißt „der große, gewaltige Meergeift“.

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_* 154 _-

Erfurcht und Wohlthun kennen fie

nicht.

Gebet und Flehen erhören 'fie nicht.

Ungeziefer, das dem Gebirge entfprvffen;

Feinde des Ea. 1)

Sie find die Werkzeuge des Zornes der Götter.

Die Landftraße ftörend; (affen fie auf dem Wege fich nieder.

Die Feinde; die Feinde;

Sieben find fie! Sieben find fie! Sieben find fiel

Geift des Himmels, daß fie

befchworen feien!

Geift der Erde, daß fie

befchworen feien." * K - * **

„Sie find der Tag der Trauer, der fchadlichen Winde;

*x z

Sie find der verhängnißvolle Tag, der _verheerende Wind; der ihm worauf-gehn*

Sie find die Kinder der Rache; die Söhne der Rache;

Sie find die Vorboten der Weft;

Sie find die Werkzeuge des Zorns der Nin-kigal; -

Sie find die flammende Wetterfäule, welche *arg haufet auf Erden.

Sie find die fieben Götter des unermeßlichen Himmels;

Siefind die fieben Götter der unermeßlichen Erde. 7

x

Sie, find die fieben Götter der feurigen Sphären,

Die fieben Götter, fie find fieben an der Zahl; -

Sie find die fieben fchädlichen Götter ;_

Sie find die fieben Schreckgeifter; _

Sie find die fieben böfen Flammengefpenfter;

Sieben im Himmel, fieben auf der Erde, .'

Der böfe Dämon, der böfe ulal, der böfe gjgim, der böfe teln!, der böfe Gott;der böfe maritim")

Geift 'des Himmels befchwöre fiel Geift der Erde befchwöre fie!

Geift der Nin-gelal; Herrin der Länder,befchwöre fiel

Geift des Nin-dara, Sohn des Feuerhimmels, befchwöre fie!

Geift der Sukus, Herrin der Länder, die zur Nachtzeit ergliinzt; befchwöre fie!"

Die akkadifchen Befchwörungen der Maskim erhalten zuweilen

eine noch ,größere Ausdehnung und nehmen dann ftets e'ine dra

matifche Form an. Eine Schilderung der von den Dämonen

verurfachten Verheerungen bildet die Einleitung; wobei voraus

gefeht wird, daß die Klage von dem wohlwollenden Silik mulu-khi,

der über den Menfchen wacht und zwifehen ihnen und den obern

Göttern als Vermittler dient, erhört worden fei. Aber Macht

und Weisheit find nicht derart, daß fie die iibermächtigen Geifter,

deren Einfluß befchworen werden foll; zu 'überwinden vermögen.

1) Eu ift der oberfte der akkadifchen Götter,

2) In diefem Vers werden alfo vier Eigennamen der Maskim mit

geteilt,

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Silik mulu-khi wendet fich daher an feinen Vater Eu, den Träger

der göttlichen das Weltall'durchdringenden Intelligenz, den Herrn .

der ewigen Geheimniffe, der dietheurgifihen Handlungen leitet,

und diefer offenbart endlich den mhfteriöfen Ritusl die Zauber

formel oder den „allm'cichtigen, geheimnisvollen Namen,“

der im Stande ift- alle Anfchliige der furchtbarften Höllenm'ctchte

zu vereiteln. . .

Es wird, wie wir fallen, nach Lenormant in den akkadifchen

Befchwörungen von einem allmiichtigen magifchen Namen gefprochen,

„mittelft deffen Ea im Innern feines Herzens die Zukunft bewacht

und befchirmtz',t diefer Nameaber, der alle höllifchen Mächte zn

Boden ftreelt, wird nicht genannt; er wird 'in geheimnisvoller

Weife vom Vater auf den Sohn übermittelt)) Ea erteilt noch

eine Reihe Vorfchriften zum Behuf der Befchiihung und Heilung

der von den Maskim Befeffenen, worauf endlich mehrere göttliche

Wefen, wie die Höllengöttin Nin-kigal undNin-akka-quddu, deren

Eigenfchaften weniger bekannt findF unter Eas Anführung in die

Handlung eingreifen und zufanunen mit dem Feuergott zur völligen

Unterwerfung und Bindung der Muslim fihreiten_*

Noch ift

zu bemerken daß diefe foeben befprochenen Dämonen,

deren Thätigkeit eine allgemeine und kosmifche ift, nicht felten

die Menfchen angreifen, deren Mißgefchick fie

herbeifiihren. IhreEinwirkung kann aber auch wie die der Teufel des Mittelalters

-und der Reformationszeit in Folge der Bezauberung durch

Schwarztiinftler eintreten und fie gilt daher als Urquelle *alles

menfchlichen Ungliicks, fowie als Urfache aller tellurifchen Kata

ftrophen.

Wir fehen alfo .in dem akkadifchen Befchwörungsritual den

ganzen Modus der mittelalterlichen 'Teufelsbefchwörungen vorge

bildet, und wie dort die Maskirn durch Silik-mulu-khi, den Sohndes Eay und den „allmüchtige'n, geheimnisvollen Namen" Eas

befchworen werden, fo *werden hier die fieben Großfiirften der

Hölle durch Jefum Chriftum, Gottes Sohn, und die geheimnis

vollen, kabbal-iftifchen Namen Gottes, die wir fptiter noch näher

*) Ich erinnere hier an die geheimnißvolle Vererbung der wahren Ausfprache des mn* bei den 'Juden von Hohepriefter zu Hohepriefter,

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_156kennen lernen werden, zitiert und wieder entlaffen. Ia, der „allmäch

tigef geheimnisvolle Namen“ der Akkader erinnert fogar an die Worte

Goethes, mit welcher diefen den in Pudelsgeftalt hinter dem Ofen

hockenden Mephifto apoftrophiert:

„Berworfenes Wefen,

Kannft du ihn lefen,

Den nie eutfproffenen,

Unausgefprochnen,

Durch alle Himmel gegaßneu,

Freventlich durchftochenen'?"

Die akkadifchen Planetengötter und Maskim wurden bei den

Anhängern Zoroafters zu den Amfchaspands und Devs, bei

den Juden in der kabbaliftifchen Geheimlehre zu den die Planetenals Jntelligenzen regierenden Erzengeln und den diefen

entgegengefehten Dämonen der Planeten umgewandelt. So'

heißt in der Kabbalah die Intelligenz des Saturn Agiel. deffen

Dämon Zazel; die Intelligenz des Jupiter Jophiel. deffen DämonW

Hismael; die Intelligenz des Mars Graphiel, deffen Dämon

Barzabel; die Intelligenz der Sonne Nachiel, deren Dämon Sorath;

die Intelligenz der Venus Hagiel, deren Dämon Kedemelz die

.Intelligenz des Merkur Tiriel, deffen Dämon Taphthartharath;

die Intelligenz des Mondes Hasmodai und endlich deffen Dämon

,Schedbarfchemoth Scharthathan')Andere hebräifche oder hebräifchen Urfprnng zeigende Zauber

bi'uher. wie das Buch Raziel, das Buch Arbatel und “die

Elarieala Zalomonio haben, die gleiche Ordnung der Planeteninnehaltend, andere Namen fiir deren' Jntelligenzen. nämlich:

Zaphkiel, Zadkiel. Camael. Raphael, Haniel. Michaelz Gabriel;

oder Oriphiel, Zachariel, Samuel, Michael. Anael, Raphael, Gabriel;

oder Aratron, Bethor. Phaleg. Og, Hagith, Ophiel, Phul; oder

endlich: Sabbathiel. Zedekiel, Madimiel. Semeliel, Nogahel,

Cochabiel und Levanael. Mit deu Dämonen der Planeten be

faffeu fich die lehtgenannten Bücher nicht.i

Den Planetengöttern und Maskim begegnen wir auch bei

den Neuplatonikeru wieder, und zwar nennt Iamblichus die

erfterenWeltfiirften und die leßteren Fiirften der Materie-i); -.1) Cornelius A'grippa: (>aaulta kliiloeopbia, Lib. ll, eng-22,

2) ba raFoteriie negxptiorum 1). ll. eap. 5 ti'.

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Beide befchreibt er ganz analog den Intelligenzen oder olhmpifehen

Geiftern, fvwie den Vlanetendämonen- der genannten jüdifchen

Zauberbjicher. Die Erfcheinungen der Weltfiirften find deutlich,

die der Fiirften der Materie verworren, beide aber gebieterifch.

Die Erfcheinnngen der Fürften der Materie umfchwärmt, gerade

wie die in mittelalterlichen Zauverbiicherin als im Heptameron

.des Petrus von Abano.- gefchilderten Geiftererfcheinungem auf eine

den Befchwörern faft unerträgliche Weife ein Gewiihl von weltlichenund irdifchen Bildern. (Man vergleiche auch den Zauberfpuk,

welchen Fauft nach 'der erften Befchwörung in feinem Zimmer e

fah.) Die Weltfiirften geben, wie die olhmpifchen Geifter der

jiidifchen Zauberbiieher, glänzende Geiftesgaben, hohe Wiffenfchafln. f. w.; die Fiirften der Materie jedoch; gleich Mephoftophiles

und Azie( im Höllenzwang, materielle und irdifche Güter, Scheiße,

Geld, Kiinfte 2c.; auch werden die (ehteren bei ihren .Erfcheinungen

von wilden; graufenerregenden( fchädlichen, häßlichen oder blut-

gierigen Tieren begleitet; ein Zug. der fich bekanntlich durch die

ganze Gefchichtc der Magie zieht. Wie ich

hier nachträglich be

merke, erfcheint fchon einer der Maskim als Kettenhund. ein;

anderer als Leopard, ein dritter als Schlange tei) Wir werden

noch auf zahlreiche Analogien im mittelalterlichen .Zauberwefen

begegnen. Hier fei

vorläufig nur bemerkh daß nach dem Höllenzwang der höllifche Großfiirft Ariel als fchwarzer großer Hundmit feurigen Augen erfcheint; der höllifche Vfalzgraf Camniel

erfcheint in Leopardengeftalt, der Erdgeift Buriel und die' Stamm-

geifter der verftorbenen Menfchen Iazariel und Bazarachiel endlich

.in Schlangengeftalt.

Auch die Kirchenväter Origenesk) und Tatiani) hielten

die Geftirne für befeelt, und fo dürfen wir uns denn nicht

wundern, wenn die uralte Lehre von den Intelligenzen und

Dämonen der Geftirne in die mittelalterlichen Zauberbiicher iiber

geht. Am deutlichften ift

fie in der relativ echten, Fauft zuge

fchriebenen „bling-ia natur-alte et junaturalia oder drehfacher

1) Western nein lrlrerjptjone. [l7. 5.

k) [te fei-ine. ll. l. eur). 7. Contra 0618m!) (lil). ll. F 10, 11. Lili).

"fill, cap. Ö

66,

3) 0rati0 act Erker-08. p: 150,

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_158

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Höllenzwang“ 1) ausgefprochen„ Ju demfelben handeln die erften

einundvierzig Kapitel von der Befchwörnng der fieben Großfiirftender Hölle, und hier heißt es nun: ' -

i

Der Obrifter aller Teuffel und König über das ganße höllifche Heer heißt

Aaäannieh_ welcher von Gott verfluchet- gebunden und verftoßen worden; Er

heißt auch [matter, Zlucieliu (Ziel), Zeelnebub. Unter ihm gehören die fieben

Churfiirften der Teuffel, welche mit ihren Namen nach Ordnung der Planeten

alfo heißen: 1.7 'Znrbiel t) 2., dleybietopviel Lt.

3.- Gnome] 58|! rap-Laie] 5"

4.- trete] (J 5.7 duale] Z 6.- *Ariel Z 7,- War-due] (NL)Uber diefe einzelnen Kurfiirften wird nun gefagt:

„Zen-die] ift der erfte Großfürft der Höllen, er ftehet unter dem Planeten

8eturn118 i) Sein iiber ihn herrfchender Regent heißt 2apvkielf ein Thron

Engel des Heiligen .bevor-ae. Diefer erfcheint Sonnabend-Z früh um 17 3,

8 Uhr, in der Nacht um 9 und 12 Uhr in- einer menfaflichen Geftalt-mit

vielen Geiftern umgeben/*3) -Die Abbildung im Höllenzwang ftellt Barbie( als einen kleinen

Mann mit brauner, gegiirteter Blufe mit weiten Ärmeln, braunen, bis

zu den Füßen reichenden Bumphofen' und Schnürfchuhen dar.

Seine Gefichtsziige find* chinefenartigf die Ohren ungeheuer groß,

die Finger bekrallt. Auf dem Kopf trägt er einen liegenden

Halbmond. Sein Bild ift mit tierifchen Teufelslarven umgeben.

Bon den im Höllenzwang Mephiftophiel genannten Mepho

ftophiles der' Fauftbiicher heißt es:

„Aeyhjetoylu'el ift der andere Großfürft der Höllen- er ftehet unter dem

Planeten Jupiter Lt fein Regent heißt Zaäkiel- ein Thronengel des heiligen

Jehova-e. Diefer erfcheinet an der Mittwoche frühe urn 1F 6,

10 Uhr; des

Nachts aber um 10 und 12 Uhr, auch Montag früh um 3 und 6 Uhr und

nm 1() Uhr, des Abends aber um 10 und 12 Uhr. Seine Geftalt und Er

fcheinung ift

erftlich als ein feurigcr Bär, die andere und gelinde Erfcheinung

aber ift wie ein kleiner Mann in einer fchwarzen Kappe und kahlem Kopfe."4)

Mephiftophiel wird denn nun auch als Bär und in 'folgender

Geftalt abgebildet, welche freilich von dem Mephiftopheles der

Bühne fonderbar genug abfticht.5)

1) “Gedruckt bei Scheibl'e, Stutt art, 1849. 80, Sie fiihrt auch den

Titel: Marie aabulae uigrae iiaewrje Johannis k'auetj, mag-i eeleberrimj,“oder „Unerforfchlicher Höllenzwang" und foll zu Waffeln 1612 gedruckt

worden fein. .

I) A. n. O. eau. 1.

iz) Cap. 2.

4) Cap. 8.

b) Der Rock Mephiftophiels ift faiwarz, Hofen und Gurt rot. -

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Mephiftopheles nach dem Höllenzwang.

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160 -In dem im. Höllenzwang nun folgenden Kapitel heißt es

weiter.:'

„Tiefer höllifche Groß-Flint blepbietopb. ift mir Fauften zum erften

mahle erfchienen auff einem (Neuß-Wege und zwar fehr granfam wie ein

Bär, .darnach bald fittfam als ein Löwe; aber -dureh vieles Anhalten meiner

Confei-often brachte ich

ihn zu ftande, daß er mir verfprach auff meine ZtmIir

Stube zu kommen, und er kam wie ein alter grauer Mann. Diefer Geift

machte gleich einen Vaet mit mir auff 24 Jahr und verfprach, mich fo ge

fchwinde an einen Let zu bringen als ich

gedächte. Auch folte ich von ihm

lernen alle heimliche Künfte der dlig-romaatiu, auch wolle er mir die hing-jam

recht lernen und fagte weiter: In mir liegen alle hohen Kiinfte der Natur

verborgen, und ift die .lupjter-Stundei) meine Regierung, daher bin ich dem

Menfchen fehr zugethan; ich warne ihn vor dem Knete. machen, will er fich

aber nicht warnen laffen. fo ift

nach der Zeit feines kante keine Gnade bei)

mir, auch läft es meines k'riiteipale; als des llaejt'ere fein Stern nicht zu, der

heißet Sei-umephitimi) welcher den» Menfchen verftockt machet in feinem

Herßen. Wenn ich als grauer Mann erfeheine bin ich am freundlichften."

So viel hier über Mephiftophiel, auf deffen 'Befcbwörnngs

ritus u. f. w. ich in einem *fpäteren Abfchnitt znriickkommen werde.

Von dem dritten höllifchen Großfiirften heißt es im Höllen

zwang :

„upaäiel ift der dritte Groß-Fiirft der Höllen; er ftehet unter dem 'pla

neten Aare Z* Sein ,Regent heißt Samuel, ein Thronengel des heiligen Je*

bar-ae. Diefer erfcheint des, Dienftags friih- umb 1,

3 und 8 llhr, des Nachts

aber von 9 bis 12 Uhr als ein feuriger Mann mit einer Tiger-Hauth umgeben

nnd einen Streitk-olben in der Hand haltend."3)- ß

Uber den im Fauft'fchen Zauberwefen eine ähnliche Rolle

wie Mephoftophiles fpielenden Aziel wird gefagt:z

N..

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-;",

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x.

.

Z*:

„heir-1 ift der vierdte Groß-Fiirft der Höllen, er ftehet unter *dem *Pla

neten O Sein Regent heißt Raphael., Diefer erfcheinet des Sonntags frühe

S1

) Nach den Regeln der Aftrologie und Magie begann die Woche mitdem onnenanfgang am_ Sonnabend; der Tag wiihrte bis Sonnenuntergangund die Nacht von _da wieder bis Sonnenaufgang. Diefe natürlichen Tageund Nächte wurden fe in zwölf Stunden geteilt, welche natiirlich fe nach der

Jahreszeit bald kürzer bald länger waren. Die erfte Stunde des Sonnabendsnach Sonnenaufgang war dem Saturn geweiht; worauf die übrigen Planetender Reihe nach folgten. Dies wiederholte fich durch alle Stunden der Woche.

woher es kam, daß die erfte Stunde des Sonntu s_der Sonne, des Montagsdem Mond; des Dienftags dem Mars, dem ittwochs dem Merkur, desDonnerftag dem Jupiter und des Freitags der Venus geweiht ift. Auch' diefe

Einteilung entftammt der Urzeit Mefopotamiens. _

g)

Ich habe diefen Namen fonft iu keinem aftrologifchen oder magifchenWerk finden' können.

'

ii) Cap. 13.

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*161nm 1, 6 und 10 Uhr- des Nachts aber um 10 und 12 Uhr, in unterirdifcher

Geftalt, als ein großer rother Ochße mit abfcheulichen großen feurigen Augen

bisweilen auch als ein großer fchwarxzbranner Hund mit obigen großen Feuer

Augen. Man muß ihn aber durch 6011,)'uratj0u zwingen- daß er fich in menfch

licher Geftalt ftellen muß." 1)

Azielift denn nun auch in Öchfengeftalt abgebildet.

Die kunftg'emäße Befchwörung Aziels wird im Höllenzwang

in fechzehn Kapiteln abgehandelt, dann folgt die Befchreibung

Anaels:

„lin-rei ift der fuirfte Großfürft der Höllen und ftehet derfelbe unter dem

Planeten?, fein Regent heißt llanielf ein Thron-Engel des heiligen-36110752,

Er erfcheinet des Freitags 'früh in der 1.f 3, nnd 8. Stunde, in der Nacht

aber um 12 und 3 Uhr, als eine fchöne Jungfrau mit einem Diener begleitet,

welcher ihr die 'Schleppe trägtXtg)

Anaek ift

auf der Abbildung im Höllenzwang als fchöne

Jungfrau in die Vhantafietracht gekleidet, in welche man im,

16*. und 17. Jahrhundert z. B. Semiramis, die Königin von

Saba und andere erientalifche weibliche Berühmtheiten darzuftellen

pflegte. Kleid und Gürtel find goldgelb. die Tunika himmelblau,

die weiten Ärmel weiß. Auf dem Kopf trägt Anael einen phan

taftifchen Goldfchmnck, von welchem ein großer roter Schleierherabwallt, den* 'ein dienftbarer Teufel nachträgt Derfelbe if

t ein

hochorig'ineller kleiner buikeliger Kerl, in eine am Hinterteil zer

riffene weite fchwarze Kniehofe, zerlumpte grüne "Jacke mit kurzen

Ärmeln, fpanifche Halskraufe und ein wunderliches fihwarzes

Barett mit rotem hufarenartigen Beutel und gelbem Federftuß

gekleidet. Das Geficht ift eine fcheußliche* braune Frahe mit g -“

roten Augen, riefiger Nafe, Schlappmaul und langgefpihten Ohren.Die Arme find vom Ellenbogen an nackt, die Finger bekrallt.

Der eine Unterfehenkel ift menfchlich, mit grauem Strumpf und*

fchwar-zem Schuh mit roter Rofette und Kniefchleife bekleidet:_

der linke Unterfchenkel ift

eine nackte haarige Greifenklaue. Ans

dem defekten Hinterteil der Hofe .ragt ein roter Schweif, wie der

eines glatthaarigen Jagdhundes geftaltet, hervor.

Die Befchreibung des fechften höllifchen Großfürften lautet:

„Ariel ift der 6te Groß-Fiirft der Höllen- er ftehet unter dem Planeten Y

_

Kufen-letter. Fauftbuch 11

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-162Sein Regent heißt bliebe-.01, ein Thron-Engel des heiligen Jebacae. Diefer

-erfcheinet Donnerftags frühe um lf 3, 5 Uhr, des Nachts um 10 und 12 Uhr

erftlich in Geftalt eines großen feurigen Hundesf und dann in Geftalt eines

grauen Mannes/1)-

Ariel ,ift im Höllenzwang abgebildet als fchwarzerxflang

haariger Hund mit weißen Flecken und feurigen Augen, Maul,

'

Klauen. Schweif und membrum ririle; fodann als ein kleiner

brauner Mann mit freundlich grinfender Frahe, mit einem bis

auf auf die Bocksfiiße reichenden grauen Röcklein angethan. -Jnder rechten Hand_ trägt er ein kurzes Schwert mit geflammter

FKlinge. in der linken ein rätfelhaftes Ding, welches wahrfchein

lich fein Siegel' oder Wappen darftellen foll.Der lehte Großfürft wird endlich folgendermaßen ge-.

fehildert: l

„blarbuel ift

_der Siebende Groß-Fürft der Höllen, er ftehet unter dem

Planeten (f fein Regent heißt Gabriel, ein Thron-Engel des heiligen Jever-ae.

Diefer erfcheinet Montag frühe um *1, 4 und 9 Uhr, in der Nacht aber um

10 und 12 Uhr7 in menfchlicher Geftalt mit grauer Kutte, einen Schlüffel in

der Hand haltendL'?)-

Marbuels bildliche Darftellung ähnelt der zweiten* Ariels;

auch er ift ein freundlicher kleiner brauner Mann mit Spihohren

und Bocksfüßen. auf welche die graue Kutte herabfällt. In der

rechten Hand trägt er einen großen altertümlichen Schliiffel, die

Krallen der linken find ausgefpreizt. , -

Ich habe alfo - abfichtlich fehr ausführlich- den Nachweis

gebracht, daß die Fauft'fche Magie") die Großfürften derHölle, als die_

Dämonen der 'fieben Planeten auffa-ßt und fie deren

*kabbaliftifch völlig korrekt bezeichneten Intelligenzen entgegenfeht,

fo daß wir alfo in ihnen leicht die uralten akkadifchen fieben

Maskim wiederkennen.. - Mephiftophiel ift alfo der Dämon des

Jupiter, des leuchtendften der fieben Planeten. Die uralt-mefo

potamifche Intelligenz des Iupiter heißt aber Maruduk, „der

Herr des Li,chtes"; folglich ift der Maruduk entgegengefehte

Dämon als Herr der Finfternis aufzufaffen, Wir erhalten alfo

1) Cap. 32.

2) Cap. 36.

"* , _

Z) Eine kritifche Befprechuug des hier benutzten Höllenzwaugs folgt welter

unten.

*

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- [63' *

einen klaren Fingerzeig, zur-richtigen Etymologie und Bedeutung

desNamens von Faufts Familiarg'eift Nicht die Schreibweife

Mephiftophelesf wie Goethe, Mephiftophilus. wie Shakefpeare oder

Mephiftophilis, wie Marlowe und einige Zauber-bücher fchreiben.

ift

die richtige, fondern die Schreibweife der alten Volksbiieher

Mephoftophiles; „der das Licht nicht Liebende“,1) ift;richtig; und die Ableitung des Namens von. ,Mephitis,' „der

mephitifche Gerüche Liebende“ oder vom hebräifchen mepln'r,

Zerftörer; und ioyhel, Lügner. wird hinfällig - So viel iiber

-

1

denmhthologifchen- Urfprung des Mephoftophiles. .'

Wo _aber ift der fachliche Urfprung *des Mephoftophiles zu

fuchen? denn daß derfelbe"-

trotz des-Lächelns der Lefer->

für

Fauft zum wenigften eine fubjektive» Realität befaß, miiffen wir

nach dem oben mitgeteilten Zeugnis Wiers annehmen.- Ich >

fuche _den fachlichen Urfprung des Mephoftophiles im Innern

fi

l

n Faufts felbft und erkläre denfelben fiir eine Hhpoftafierungdes

eigenen Ichs Faufts--fiir eine Objektivierung feiner innern Stimme,

die in der dramatifchen Spaltung des transcendentalen Subjektes f

wurzelt. Es entwickelt fich bei Fauft derfelbe, gleichzeitig alle f

magifchen Fähigkeiten des Menfchen" aus ihrer Latenz befreiende f

Vorgang, wie wir ihn bei demfAnftreten der Genien; Dämonen.

Varedros, Zpiritne tamiliaree, Schnhgeifter und Führer von den

mhthifchen Anfängen der Gefchichte an bis herab zu unfern Som?

. nambulen fich abfpielen fehen.

Du Vrel giebt in feiner Abhandlung iiber den „Dämon des

Sokrates“*folgende Erklärung 'diefes Vorgangs:

Wenn es richtig ift, was ich in der „Philofophie der Mhftik“ auszuführen

fuchte; daß der Traum die Eingangspforte zur Metaphhfik ift, foweit es fich

um des Menfchenrätfel handelt; weil wir im Traum' den transeendal-pfhcho

logifchen Phänomenen in ihrer einfachften' Geftalt begegnen; wenn-ferner das

Dämonion offenbar 'ebenfalls der transeendentalen Vfychologie angehört, fo

miiffen wir feine Erklärung aus dem Traumlebeu holen."

1) Wir hätten alfo an die Ableitung von .ah nicht; (du); Licht; und

grid ich liebe zu denken. -Allerdings müßte dann der Name mda-tommy;

heißen; oder wäre doch denkbar; die Einfchiebung des hierlfxr nicht e

hörigen a entfpriäyt völlig dem halbgelehrten Zauberer Fauft. Vielleicht er

könnte diefer Name auch erft im Laufe der Zeit im Munde des Volkes ent

ftellt worden fein.

11*

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>164

„In unfern Träumen befinden wir uns auf einer Tranmbühne von be_-l

ftimmter Befehaffenheit und in Gefellfchaft von meiftens fehr beftimmt charal-'

terifierten Menfchen, mit welchen wir reden und handeln, an die wir Fragen

ftellenf von welchen wir Antworten erhalten- die fich mit unfern Handlungen

'oerbindenf oder fie

durchkreuzen etc.. Diefe Thatfache ift weit fonderbarer, als

fie auf den erften Augenblick erfcheint: Unfere Träume find nämlich .weder das

Produkt einer äußern, fremden Jnfpiration. noch auch können fie als das

gefeßlofe Spiel unferer Vhantafie angefehen werden; fie niüffen alfo aus un

ferm eigenen Innern kommen f und zwar muß der Tranmverlauf in feiner1

*

beftimmten-Befchaffenheit in gefeßmäßiger Weife veranlaßt werden durch unfere

körperlichen und geiftigen Zuftände.Meinem jeweiligen Befinden müffen

Träume von beftimmter *Art korrefpondieren, die als gefeßmiißige Wirkungen

jener Urfache eintreten müffen. Wir felbft find alfo die Produzenten unferer Ö

Träume, -auch jener7 deren Verlauf mit den Wünfchen unferes träumenden

Jchs in Wider'fpruch tritt», fowie auch jener, _in welchen wir folche Antworten

erhalten, die in unferm Traumbewußtfein nicht lagen. Mit anderen Worten:

wenn in unfern Träumen 'außer uns felbft noch andere Verfonen auftreten, fo

7

kann-die beftinnnte Befchaffenheit 'diefer Gefellfchaft und 'ihr Verhaltennur zu

Stande kommen durch eine dramatifche Spaltung unferes eigenen Jchs. Die

dramatifihe Spaltung des Ich ift

demnach die pfhchologifihe Formel zur Er

klärung unferer Träume, und da diefelben in jeder Hinfichr dem Kaufalitätsgefeß

*

unterworfen fein miiffen, fo kann die Befonderheit der Spaltung, des Jchs nur'

bedingt fein durch die Befonderheit unferes momentanen körperlichen und gei

ftigen Befindens."

- ' - *

„In -der „Vhilofophie der Mhftik" habe ich in dem Kapitel über die

dramatifche Spaltung des Ich diefes Verhältnis in ausführlicher Weif'e darzu

ftellen verfucht7 und es hat fich dabei das Refultat ergeben. daß 'ein folche

Spaltung des Ich immer nur dann zu Stande kommt, wenn ein im Unbe?

wußten verlaufender Empfindungsreiz die pfhchophhfifche Empfindungsfchwelle

iiberfchreitetf fo daß *alfo in allen diefen Fällen 'die Empfindungsfnjwelle als

die Bruchfläche diefer Spaltung erfcheint. Stellen wir z. B. _im Traum eine

Frage, deren Beantwortung erft aus unferem Unbewußten in das Traum

bewußtfein anffteigt, fo verlegen wir diefe Antwort in einem fremden Mund.und es findet fo ein draniatifiertes Befinnen oder eine dramatifche Erinne

rung ftatt.“

' *

*

„Aus diefer Thatfache der 'dramatifchen Spaltung des Ich, die wir al'

niichtlich in unfern Träumen erfahrenf ergeben fich zwei-wichtige Folgerungen,

ja es bedarf im Grunde gar keiner logifchen Folgerungen, fondern in der

bloßen Analhfe der Thatfachen können wir die dramatifche Spaltung in zwei

pfhchologifche Vorgänge zerlegen: 1.,- der Träumer ift das die Verfonen des

Traumes znfamnienfaffende 1 Subjekt; diefe Traumperfonen verkehren niit

einander, ohne ihre Identität zn erkennen. Diefe Identität ift in ihrem ge

nieinfchaftlichen Unbewußten gegeben: aber der Inhalt ihres Traumbewußtfeins

ifoliert fie gegenfeitig. 2.- Das träumende Ich verkehrt mit den iibrigen

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.-l*.t *165Traumfiguren in Worten und Handlungenf ohne fich deren Identität init fich

bewußt zu werden; dies kann nur „dadurch zu Stande kommen, daß ihr Be

wußtfeinsinhalt gegenfeitig fich.abgrenzt, die Identität aber nur im Unbewußten

gelegen if ."

„Indem wir nun der Einfachheit wegen in *unfern Träumen außer uns

felbft nur noch eine zweite Perfon als gegeben annehmen, 'können wir fagen:

Es *ift eine pfhchologifche Thatfacheh daß ein Subjekt aus zwei Perfonen be

ftehen kann, ohne daß diefelben in ihrem Verkehr ihre Identität erkennen.

Diefe'Thatfache wird in ihrer. bloß pfhchologifchen Bedeutung nicht im Min

deften durch die Erwägung alteriert. daß unfere Träume nur Illufionen find.Man darf die Thatfache einer Illufion nicht mit einer illuforifchen Thatfache

verwechfelm Die Fähigkeit unferes.“ Bewußtfeins, fiäf in zwei Hälften zu zer

legen, die gegeneinander fpielen. kann nicht ausfchließlich auf den Traum be-_

fchränkt fein; denn die Urfache diefer Spaltung liegt in dem gleichzeitigen

Borhandeufein eines Bewußtfeinsf eines Unbewußten und einer fie trennenden

Empfindungsfchwellez diefe Urfache ift aber auch im Wachen gegeben."

„Wenn wir wieder aus dem Traum erwachen, fo'

oerfchmelzen die Perfonen unferes Traums wieder zum einheitlichen Subjekt des wahren Menfchen.Da nun aber, was im Traum eine Wirklichkeit ift, beim Fortbeftehen der

dramatifchen, Spaltung zu Grund liegenden Urfache, auch außerhalb des

Traumes mindeftens eine .Möglichkeit iftf fo find wir zu der Frage berechtigt

ob der wache Menfch feinerfeits auch nur wieder die Hälfte eines umfaffenderen

Wefens und Bewußtfeins ift. Die Spaltung eines Subjektes iwzweiPerfonenkönnte 'wohl auch außerhalb des Traumes eine Wirklichkeit fein. ,In diefem

Falle wäre der i'rdifche Menfch nur eine der beiden Perfonen eines Subjekts,

deffen anderePerfon unferem irdifchen Bewußtfein unbekanntf unbewußt wäre„die aber an fich fehr wohl bewußt fein könnte. An der Möglichkeit der Sache

ift

nicht im mindeften zu zweifeln - das beweift der Traum -;

*die Wirk

lichkeit der Sache wäre, aber nur dann gegeben und beweisbar, wenn von*

Seiten jener .andern Perfon meines Ich - da fie dem irdifchen Bewußtfein

verborgen iftf aber doch zu *unferem Wefen gehörtf nennen wir fie am oeften

das transc'endentale Subjekt -7 über die trennende Empfindungsfchwelle hin

weg eine Vorftellung- in unfer _irdifches Bewußtfein gelangen -würde. Eine

folche Borftellung wiirden wir 'aber - Empfängnis mit Zeugnng verwechfelnd-unfe'rem ird'ifchen Bewußtfein zufchreibenf wenn fi

e

fich nicht qualitativ von den

iibrigen Borftellungeu unferes irdifchen Bewußtfeins unterfcheiden würde, Nun läßt

_*fich aber von einer zweiten Perfon unferes Wefens überhaupt nur reden unter.der Borausfehungh daß ihr Beimißtfein von dem der irdifchen P'erfou abge

grenzt wäre, daß fie anders von den Dingen affiziert würde, als die (ehtere

und anders darauf reagieren würde, d.

h. andere' Fähigkeiten hätte. Ohne diefei

Differenz käme es zu'

gar keiner Spaltung, es wäre nur ein Bewußtfein, alfonur eine Perfo-n noch “iden. .Wenn wir alfo von unferem transcendentalen

Wefen überhaupt Vorftellunge'n empfaugenf fo können -es 'oorweg nur folche

fein, die fich* aus dem irdifchen Bewußtfein keineswegs ableiten laffen, z. B.

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-166Ahnungen 'i l o' Ferngefichte. Dies if

t nun in Zuftänden; die hau-ptfächlich demk

Somnambulismus angehören, in der That der Fall„wir find daher genötigt, 4

die *diefer Thatfache kvrrefpondierende Urfache anzunehmen: ein transcendentales

Subjekt.“ x

„Demnach ift die dramatifche Spaltung des Ich nicht nur die pfhcholo

gifche Formel zur Erklärung unferes Traumlebens; fondern auch die meta

phhfifche Formel zur Erklärung' des Menfchen. Unfere Exiftenz, ohne ein

bloßer Traum zu fein; hat doch die Formel des Traumlebens. Unfer irdifches

Wefen ift nur die Hälfte unferes eigentlichen Wefens; deffen andere Hälfte für

uns transcendental bleibt; hinter dem irdifchen Bewußtfein liegt, Wir gleichen

alfo einem Doppelftern; ohne unfern dunkeln Begleiter zu erkennen“

„Tritt in unfern Träumen eine zweite Figur neben uns auf; fv gehört

diefe zwar auch nnferm Wefen an, aber nur einen Teil unferes Wefenshabenwir in* diefe Traumfigur verfenkt, und nur im andern Teile erkennen wir

unfer eigenes Ich, Darum reden wir im Traum mit fvlchen Figuren wie mit

fremden Wefen, wiewohl die beiden Verfonen durch eingemeinfchaftliches Sub

jekt zufammengehalten find, und beim Erwachen in der That wieder zufammen

rinnen. _In eine Traumfigur können wir fchon darum nie ganz verfenkt fein,

weil deren meift mehrere vorhanden findZ deren jede nur einen Teil meines

Wefens objektiviert. Nicht einmal in die Gefamtheit der Figuren find wir

ganz ausgegoffen, fonft wäre es nicht_ möglich; daß wir auch noch fe'lbft aufder Bühne uns bewegen; es bliebe für uns nur mehr der Anteil eines voll

ftändig objektiven Zufchauers, das in jenen Träumen; darin wir uns auf der

Bühne nicht mitbefinden, teilweife allerdings gegeben ift. Diefe im Traume

bloß pfhchologifihe Thatfache der Spaltung wird als eine außerhalb des Trau

mes metaphhfifche erwiefen durch die tra'nscendentalen Fähigkeiten unfererSeele, die aus dem irdifchen Bewußtfein nicht abzuleiten find. Dies if

t der

Grund; warum Kant gerade gelegentlich feiner Schrift iiber_ den Seher Sweden

borg dahin gelangte, die hier vorgetragene Formel zur Erklärung des Menfchen

rätfels in ganz klaren Säßen auszufprechen. Die Rationaliften fehen in diefer

Schrift Kants - „Träume eines Geifterfehers" _ nur eine Berfpottung des

Geifterglaubens; fie

überfehen dabei, daß von diefem Spott mindeftens ein Geiftganz unberührt bleibt, der Geift des Menfchen im Sinne eines transeenden

talen Subjekts. Ein folches bezweifelt *Kant nicht nur nicht; fondern er be

hauptet es mit _großer Entfchiedenheit: ,Ich geftehe, daß ich

fehr geneigt bin,

das Dafein immaterieller Naturen in der Welt zu behaupten, und meine Seele

felbft in die Klaffe diefer Wefen zu verfetzen,c , . . ,Die menfchliche Seele würde

daher fchon in den gegenwärtigen Leben als verknüpft mit zwei Welten zugleich

miiffen angefehen werden, von welchen fie; fofern fie

zur perfönlichen Einheit

mit einem Körper verbunden ift, die materielle allein klar empfindet; *dagegen

als ein Glied der Geiflerwelt die reinen Einflüffe immaterieller Nature-i em

pfängt und erteilt, fo daß, fobald jene Verbindung aufgehört hat; die Gemeinfchaft, darin fi

e jeder Zeit mit geiftigen Naturen fteht, allein übrig bleibt und

fich ihrem Bewußtfein zum klaren Aufchauen eröffnen müßte.c - . . . . ,Es

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z 167 -4

wird künftig. ich weiß nicht. ,wo oder wann. noch bewiefen werden. 'daß die

menfchliche Seele .auch in diefem Leben in einer nnauflöslicn verknüpften Ge

meinfchaft mit allen immateriellen Naturen der Geifterwelt ftehe. daß fie

wechfel

weife, i'n diefe wirke und vonihnen Eindrücke empfange. deren fie fich aber als

Menfch' nicht bewußt ift. fo lange Alles wohl fteht."c . . . . . .Es ift

demnach"

zwar einerlei Subiekt, was der fichtbaren und nnfichtbaren Welt zugleich als

ein Glied angehört. aber 'nicht eb'en diefelbe Verfon. weil die Vorftellungen der

einen. ihrer verfchiedenen Befchaffenheitfwegen. keine begleitenden Ideen von'

denen der andern Welt find; unddaher. was ich als Geift denke. von mir als*

*Menfch nicht erinnert. wirdXW)

..Aus diefen *fo klaren und beftimmten Sätzen ergiebt fich. .daß meine

Behauptung. die dramatifcheSpaltung des Ich. die im. Traum alsfpfhcholo

gifche Formel auftritt. fei zugleich die metaphhfifche Formel des Menfchen. mit

den Anfichten Kants übereinftimmt. Damit ftimmt überein. was Kant in der

Lehre von dritten Antinömie fagtxg) er hat demnach diefe feine Llnfic'ht auch:

noch in feinem Alter aufrecht erhalten, Sogar des von mir gebrauchten Aus

drucks. transcendentales Subjekt bedient er fich. wenn _er fagt. daß. das trans

cendentale Subjekt uns empirifch unbekannt ift

etc..3) d. h,

alfo. daß unfer

Selbftbewußtfein nur auf-einen Teil' uuferes Wefens. auf die irdifche Verfon.

fich erftre'ckt. daß'unfer Wefen über das Selbftbewußtfein'hinausragt"

..Einen Verkehr mit unferm transcendentalen Subjekt und durch deffen

Vermittelung mit den transcendentalen Subjekten. d.

h. mit dem Geifterreich.

hält nun Kant nicht für möglich. ..fo lange Alles _wohl ftehtj'* damit ift aber

gefagt. daß er ihn für möglich hält in abnvrmenZuftänden: ',diefe Ungleich

'l artigkeit der geiftigen Vorftellungen und deren. die zum leiblichen 'Leben

_gehören. darf indeffen nicht als ein fo großes_ Hindernis angefehen

werden. daß fie alle Möglichkeit aufhebe. fich bisweilen der. Einfliiffevon *Seiten der Geiflerweltfogar in diefem Leben bewußt zu werden-4)

Noch leichter müßte* daher- ein Übergang einer Borftellung utiferes

*eigenen transcendentalen Subjekts in, das finnliche Bewußtfein "eintreten,

denn in* beiden Fällen der dramatifihen Spaltung. in' der pfhchologifchen.

wie -in der metaphhfifchen. ift die Empfindungsfchwelle die Bruchfläche der

Spaltung; diefe Empfindungsfchwelle ift aber beweglich. fchon im gewöhn

lichen Traum. 'mehr noch im Somnambulismus. und daß diefes im Wachen*

geradezu unmöglich fei. läßt fich_ in ,keiner Weife begründen; wohl aber ift vor-

weg zu erwarten. daß transcendentale Vorftellungen. die während des Wachens

die Empfindungsfchweile-iiberfchreiten. an Beftimmtheit verlieren und vielleicht

nur teilweife zum_ Bewußtfein kommen."

'

..Damit ift nun auch das Rätfe( des Sokratifchen Dämonions (ich. füge

1) Kant. Träume eines Geifterfehers. _

"-i) Kant. 11“. 418-427. (Rofrnkranz.)

3) Kant. ll. 428.

'

4) Kant. Träume eines Geifterfehers.

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- 168 _'

hinzu; und des Verkehrs mit Schuh: und Familiargeiftern 2c. zu allen Zeiten)

gelöft. Sokrates war ein Menfch von beweglicher Empfindungsfchwelle, fo daß

er fich transcendentaler Einflüffe bewußt werden konnte. die fich auf die Folgen

feiner Handlungen bezogen. Daß nun das transcendentale Subjekt fernfehend

ift, zeigt fich in häufigen Fällen bei Somnambulen. -Diefe zeigen alfo eine

gefteigerte Form des Sokratifchen Dämonions“.

Soweit du Prels philofophifche Deduktion des Urfprungs des

Verkehrs *mit Genien und Familiargeiftern. Es gilt nun noch,

an der Hand der Thatfachen zu zeigen, wie fich in zwei als thpifch

gelten könnendeu Fälle von .Somnambulismus eben der genannte

Verkehr nach und nach “herausgeftaltet Die beiden fogleich zu

z erwähnenden Fälle_ trugen fich fiebenzig Jahre vor der Aufftellung

der du Prelfchen Theorie zu. und es fällt fomit jeder Verdacht

weg, daß die Magnetifeure oder Somnambulen unter deren Ein?

flnß geftanden hätten:

Anton Arft. der *111/2 jährige Sohn eines Ienenfer

Schneidermeifters. litt an Epilepfie, welche man auf ein Erfchrecken

feiner mit ihm hochfchwangern Mutter über ihre an der gleichen

Krankheit leidende Magd fowie auf die Schreckniffe. die fie

beim Stillen des Säuglings während und nach der Schlacht bei

Iena, Brand und Plünderung der Stadt 2c. erlebt hatte.. zurück

führte. Auch litt der Knabe an Spulwürmern und Askariden.

Seine geiftigen Fähigkeiten waren fehr gute. Im Auguft 1817

hatte fich der Knabe beim Baden erkältet und litt feitdeman

heftigen klonifchen Krämpfen. Am 18. September obigen Iahres

hatte Anton Arft des Morgens gegen vier Uhr wiederum einen

heftigen, mit einem beängftigenden Traum verbundenen Anfall,

welcher Traum beweift, wie ftark das im Knaben fchlummernde

fomnambule Element und feine Veranlagung zur Jndividualifierung

feiner innern Empfindungen war. In diefem Traum erfchienen

nämlich dem Knaben allerlei Tiere. welche ihn unter Drohungen*

zwangen, ihre Stimmen nachzuahmen. was der Kranke dann auch

unter_ heftigen klonifchen Krämpfen that. Zuerft kam das Pferdund fagte ihm, wenn du nicht wieherft wie ich, fo fchlage ic

h

dich:

worauf der Kranke wie ein Pferd wieherte. Dann erfchienen der

1) Die .ausführliche erfte Krankengefchichte Arfts befindet fich von

Kiefer befchrieben im „Archiv f. tier. Magnetismus.“ Band [kl. Abt. 2.

S. 52-180.

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*-169

Efel, der Hahn; der Bock, die Ente, das Schaf; der Rabe, der

Ochfe, der Hund und zwangen ihn unter verfchiedenen Drohungen,

ihre Stimmen nachzumachen.- Gegen zehn Uhr vormittags trat

ein zweiter Anfall ein. welcher mit den Zuftänden der fog. Be

feffenheit große Ähnlichkeit zeigt. Bald wurde der Patient wie

ein Ball einige Fuß hoch in die Luft gefchleudert, bald vom

Rücken fchnell auf den Bauch geworfen und wie eine Tonne mit

umglaublicher Gefchwindigkeit umhergeworfen. Weiterhin entftand

heftiges Schlagen mit den Händen, den Füßen und dem "Kopf,

Klappern mit den Zähnen, Schnappen mit dem Munde gleich

einem beißenden Hund, krampfhaftes höchft fchnelles Aufreißen und

Schließen der Augenlieder, Verdrehen und krampfhaftes Rollender., Augen noch oben 2c. - Infolge diefes Anfalls fchickten die

Eltern Antons zu Vrofeffor Kiefer. welcher den Knaben erfolg

los magnetifierte. Am nächften *Tag fehte er ihn zweimal je eine

Stunde an das Baquet und hatte den Erfolg, daß der Knabe

von Krämpfen frei blieb( Am nächften Tag blieb er wieder von

Krämpfen frei und fchlief am Baquet ein; war aber durchNadelftiche; Geräufch 2c. leicht aufzuwecken. Vom 21. September ftellte

fich bei 'Anton- Arft tagtäglich am Baquet fomnambuler', manch

mal mehrere Stunden andauernder Schlaf ein,- welcher Zuftand.bis zum 12, Oktoberwährte. An diefem Tag .trat zuerft Hell

fehen auf, welajes fich zunächft durch Sinnesverfehung gelten-d

machte.- Der Patient, vollftändig in fo-mnambulen Schlaf 'ver

funken, erkannte mit den Fingerfpihen fechs- Tafeln Abbildungenin einem anatomifchen Werk. Am nächften Tag erkannte er inGegenwart *von Kiefers Affiftenten Bellofa wiederum mit den

Fingerfpiß'en Abbildungen in Vlaters Werk De otraetura et 11811

(Importe humani und las, nachdem ihm die Augen mit einem

'dicken fchwarzfeidenen Tuch dicht verbunden worden waren; mit

der Fingerfpiße die Worte Ooryorja und lügenolt'o auf dem

Titelblatt. Auch erkannte er auf gleiche Weife die Farben von

Bücherfchnitten, Karten und farbigen Seide-nbändern. Nachdemam 15.' Oktober Kiefer zum Wartburgsfeft abgereift war; fagte

- am 16. der fomnambule Arft zu Bellofa, daß Kiefer um 8 Uhr

früh von Weimar abgereift fei

und fich jeht 11/2 Stunde von da

auf der Chanffee befinde. Diefe Mitteilung entfprach den That

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. feßen und zur genannten Zeit zu* fragen.'

_als geheilt entlaffen' wurde. Damit fchließt deffen erfte Krank

*

und bis Mitte November M wie man es damals-nannte - elek

7 Mineralien rc. geprüft wurde. und die völlig den odifchen Experi

- i7() -fachen. obfchou Kiefer weder Bellofa noch Arft gefagt hatte. daß

er um diefe Zeit von Weimar abzureifen gedenke. fondern Erfteren

nur gebeten hatte. .den Knaben, in fomnambulen Schlaf zu ver-1

Am 1..

November. den er als Z2. Oktober bezeichnet. fchrieb

'

Arft im fomnambulen Zuftand mit gefchloffenen Augen einige

Zeilen des Inhalts. daß er .heute feinen lehten Anfall haben und

Kiefer ihn heilen werde. Am 10. November fchrieb der _Som-*4,

nambule mit .feft verbundenen Augen einen B'rief an *feine 7

Schwefter und am 11.-.ein zehn Zeilen langes Schreiben an feine

Muhme in Gotha.

' "

Vom 15.- November- an. las er fließend mit den Fi'ug'erfpißeu

und es begann fich das Sehen mit der Nafenfpihe. dem Knöchel

*

des Metacarpus. dem. Rücken des gebogenen Mittelfingers..den

Fußzehen und _den entblößten Schultern zu'

entwickeln. Selbft

verftändlich waren dabei die Augen des_ So'mnamvulen ftets dicht

verbunden. Troh'dem. las er groben und feinen Druck fließend..

erkannte Karten und Bilder und mit den zum Fenfter hinaus»

'

geftreckten Fingern. was _auf der Straße vor Kiefers Wohnung

vorging. Das Gleiche gefcliah am folgenden Tag. wo er mit den_

zum Fenfter hinausgehaltenen- Fingern und Fußzehen. die Leute

an den gegenüberliegenden Fenftern erkannte nnd hinfichtlich der

Kleidung 2c. befchrieb. -Er erkannte mit den Fingern'wa's auf

einem 150 Schritt von Kiefers Wohnung gelegenen Blaß vor fich

ging. erkannte mit den Zehen. Fingerknöcheln und der Nafe Bildet_und Farben und mit dem zum Fenfter hinausgehaltenen Ellen

bogen die Vorgänge auf der Straße. Diefe Experimente wieder

holte Kiefer mntatie mutauciie bis zum 16. März. worauf Arft'

heitsperiode.

Zu Mitte .Juni .des Jahres 1818 wurde Anton Arft ,idio

fomnambul. worauf ihn Brofeffor Kiefer wieder ans'Baquet nahm

trometrifche Verfuche mit ihm machte. bei welchen feine 'fenfitive

Reaktion beim Berühren der verfchiedenften Subftanzen. Metalle.

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menten Reichenbachs» gleichen. Diefe Verfuche' dauerten bis zum- 4. Dezember 1818.

f

Während des Schluffes des genannten. und des :Anfangs des/

folgenden Jahres befand fich Anton -Arft völlig wohl und hielt

kaum alle vier bis fechs Tage _eine Sihung am Baquet. Da trat

plöhlich am 23. März 1819 ,eine höhere Phafe- des Somnambnlismus ganz unvermittelt ein. Als_ der Knabe nämlich-an dem

genannten Tag abends nach 7 .Uhrmit cinderen Kameraden' aufeinem Plah neben Kiefers Wohnung' fpielte und mit offenen

Augen völlig wachI) wohl und bei Sinnen* war. erfchien ihm'

„ein Mann von kleiner Geftaltf nicht größer als er felbft| von. *Geficht

faftwie ein vor wenigen Jahren bei feinem Vater in' Arbeit geftandener

Schneidergefelle mit ältlichen Zügenf bekleidet mit einer gelben Ehenille mit*

kurzem Kragen und mit einem fchwarzen Käppchen, und fagte zu ihm: Mein

Sohnf kehre um7 denn du bift auf *keinem guten Wege; bis xmorgen mußt ,du

mir zwei Kopfftücke (ca. eine Mark) hierher "bringen, oder auch eins( .Ich

weiß, daß du krank bift; wenn du mir das Geld bringft.. fobift du einen

*Monat lang vollkommen gefund und den andern Monat nur zwifchen hindurch*

krank. Wenn du es mir nicht bringft, fo follft du auf immer krank bleiben.

Rede zu Niemand außer dem Haufe hiervon, und komme morgen zur felben

Stunde hierher! worauf der Mann die Straße hinuntergehend verfchwand."'

Der Knabe erzählte diefen Vorgang zu Haufe, und feine

Eltern gaben ihm das verlangte Geld. Da fie aber. fürchteten,

ein Betrüger könne fich des Knaben bemächtigen.- *fo

beobachtete*

ihn am nächften Abend feine Mutter und ein-Student. als er fich

an den beftimmten Plah begab. Als der Knabe kaum _dort an

gekommen war. pfiff er und machte eine Gebärde. als "o-b er Je-_mand etwas gebe. Obgleich nun die beiden Beobachter Niemand

gefehen hatten, fagte “der Knabe doch, der 'Mann fei

wieder da

gewefen und habe gefagt:

„mit Geld ift

nichts zu machen; verwende es zu etwas, was dir Freude

macht7 rede aber hiervon vor- und nachher 'zu Niemandenf auch nicht zu den

Deinigen, Ich fehe, daß deinen Eltern viel daran liegt7 dich in ihrem Haufegefund zu wiffen, auch wenn es noch mehr koftet. Ich bin ein Abgefandter

Gottes. was du daran fehen wirftf "welche Wunder ich an dir thue. Du

wirft am 13. April morgens abwechfelnd7 und am 21. nachmittags krank fein.

Deine Krankheit rührt daherf daß dich eine alte Fran7 eine Verwandte von

1)_D. h'. er glaubte es zu fein, in Wirkliäfkeit war er in larvierten Som

nambulismus verfallen.

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l l- 77.:..

172

deinen Eltern, verflucht hat; die aber jetzt ihren Lohn bekommt, *Nimm dich

vor deinem Freund (einem andern Knaben) in Acht!

?nF-'tr.

We_ "i c_

Da diefer Knabe fich gerade Anton näherte, verfchwand der*

Mann. K

Als am 26. März nachmittags drei Uhr der Knabe fich im

i Hausflur eines Nachbarhaufes befand, erfchien ihm der Mann und

Darauf zog er aus feiner

i

fagte: Komm, wir wollen eins trinken!

Tafche einen kleinen viereckigen Tifch, welcher fich allmählig zur

gewöhnlichen Größe ausdehnte, eine Flaflhe Rotwein und zwei

Gläfer. Beide tranken die Flafche aus; und Anton kam von

hier, völlig betrunken, taumelnd. die Mühe auf einem Ohr und

äußerft luftig und ausgelaffen nach Haufe. . -

Während diefes Geifterbaechanals fagte der alte Mann zu

Anton, am Sonntag, den 28. März, werde ein „Knabe zu ihm

kommen, der ihn irgend wohin mitnehmen wolle; er folle ihm'- aber nicht folgen. Ferner werde ihm Iemandin diefen Tagen

einen Auftrag erteilen, den er aber nicht annehmen dürfe.- Als

Anton am 27. März auf' der Straße fpielte, bat ihn ein Bauer,

feine Pferde zu halten, weil er etwas Berlorenes auffuchen wolle.

Anton weigerte fich; und an feiner Stelle hielt ein Maurer die

Pferde. Er hielt dieielben jedoch nochnicht lange, als fie fcheuten,

durchgingen und ihn zwanzig Schritt weit fchleiften. -l Am

28. Märzwollte ein Nachbarsfohn Anton zur Kegelbahn abholen;

derfelbe begleitete ihn-jedoch nicht. Etwas Befonderes fiel aber

an diefem Ort nicht vor. - ,

An demfelben Tag noch erzählte Antons Mutter diefe Vor

gänge Kiefc .und gab ihm einen von ihrem Sohn gefchriebenen

Bericht. Kiefer gab der Frau den Auftrag, ihr Sohn folle den

Alte-n bei feiner Wiederkunft fragen. ob und wie lange er noch

.ms Baquet gehen folle. Am 29. März abends 774 Uhr kam

der Alte zu Anton auf den' Spielplaß und gab ihm zwei

heftige Fauftfchläge in den Nacken, welche er noch zwei Stunden

lang fpürte, weil er dem* Verbot entgegen außer dem Haufe von

ihm gefprochen habe. Zur Strafe folle er wieder einmal krank fein.

Als Leute fich näherten; verfchwand der Alte, ohne daß ihm Anton

Kiefers Fragen vorlegen konnte. -

Am nächften Tag hatte Anton wieder einen Krampfanfall

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-173und äußerte. als er gegen 1() Uhr vormittags-Lam Baquet in fom

nambulen Schlaf verfiel. daß ihn der Alte --nicht eigentlich ge

prügelt. fondern fich ihm auf Nacken. und Rücken gelegt und ftoß- l

weife gedrückt habe, F-

Auch wachfe er. wenn er ihm manchmal des Nachts erfcheine.

nach und nach zur Riefengröße an. *

Bon icht an weckte der Alte des Morgens Anton durch

'Klopfen und Pfeifen aus dem Schlaf und trug ihmauf. von

Kiefer-ein Gefchenk zn verlangen. Kiefer fchlug dies ab und be

auftragte Anton. den Alten bei feiner Wiederkunft zu fragen.

was Anton, Kiefer »als Dank für feine ärztlichen Bemühungen

fchenken folle. und ob der Alte nicht ein Traumbild fei.- Am

11. April erfchien der Alte Anton in der Kirche und fagte. erft

folle Kiefer Anton ein Gefchenk machen. dann werde er Lehterem

fchon fagen. was er Erfrerem fchenken folle; im Übrigen feier von

Gott gefandt. .

Als am 13. April. einem Tag. an welchem Anton nach* einer

früheren Prophezeiung des Alten wieder erkranken follte. Erfterermit feiner Mutter' nach-dem Dorfe Nerkwih ging. bekam er kurz

hinter Jena in den Beinen Zuckungen. welche ihn jedoch nicht am

Gehen hinderten. Gleich darauf ward er ftumm und konnte die

Zunge nicht bewegen. Und. nun kam 'der Alte in ungeheurer

*Größe durch die Luft angeflogen ,und- fchmolzgzu feiner gewöhn

lichen Statur zufammen. worauf fich die Stummheit verlor. Der

Alte fagte dann zu“ Anton. da diefer fich heute ein' Vergnügen -'

machen* wolle. fo folle er nicht weiter krank fein. An *Kiefer aber

*möge Anton ausrichten. daß! er ihm morgen einen Volieu ipieleu

werde. wenn K. dem A. an diefem feinem Geburtstage kein Ge

fchenk mache.

l '

'» - -

An demfelben Tag erzählte Antons Mutter *diefen Vorgang

p

Kiefer mit. taufend Entfchuldigungen. und der Knabe beftätigte ihn

am andern Morgen *in der größten Verlegenheit. worauf K. ihm

einige Mahnungen. an den Alten mit'gab. Am nächften Morgen

fprach* Anton am Baquet in fomnambulem Zuftand. heute und*

, morgen gefchehe der Boffen noch'nicht. und nun trat eine Banfebis zum 3

. Mai ein. Als an diefem Tage Anton früh um 7 Uhram

Fenfter ftand" und an einer Rute fchnißte. wurde ihm der

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_7174.

1 der rechte fteif.

linke' Arm fteif.- fo daß weder Schulter-. noch Ellenbogen- und

Handgelenk. wohl .aber die Finger beweglich waren. Zugleich .er

fchien der Alte und fagte zu Anton. de'r Arm fei

fteif geworden.

weil eine Verwandte. eine alte Frau. die es ihm angethan. noch

nicht geftorben fei. Er werde den fteifen Arm eine Zeit langbn

halten und -folle ihn in einer Binde tragen. Morgen werde er

wiederkommen. .-u Darauf ging der Alte. welcher heute mit einem

weißen langen Bauernkittel bekleidet war. zur Thüre hinaus. *

Kiefer behandelte am nächften Tag den Arm mittelft Metallotherapie. doch-ohne Erfolg.

Um nun zu verfuchen. ob die Geiftergeftalt. wie fie

Kiefers

dem Knaben mitgegebenen Fragen fchon früher wußte. ehederKnabe fi

e ,ihr fagte. auch in verfchloffene Briefe fehen und ,fie

lefen könne. oder ob - mit andern Worten -u der *Knabe in

fomnambulen Zuftand oder bei Nachtzeit durch das Papier hin

durch hellfehend lefen könne. fchrieb Kiefer vier Fragen'auf. ver

fchloß fie in einem mehrfach 'zufammengelegten Brief. der doppelt

verfiegelt wurde. und gab den mit keiner Auffchrift verfehenen

Brief am 4,

Mai Anton mit dem Auftrag. ihn' dem Altenbei feiner Wiederkunft zu geben. Der Brief enthielt folgende

Fragem.

"

1) Wer ift die alte Frau. die an Antons Krankheit

fchuld ift'.> .

2) Wann wird Anton völlig gefund fein?

3) Wie oft wirft du noch wiederko-mmen?

4) Soll Anton im Sommer mit nach Köfen gehen?

1

Abends um 8 Uhr erfchien der Alte Anton, auf dem Spiel

plah und fagte. er könne den Brief nicht annehmen. weil er mit

keiner Adreffe verfehen fei. Übrigens werde Anton während der

Nacht den Arm bewegen können. und richtig wurde derfelbe. als

Anton fpät_ abends fchlafend auf dem Sopha lag. beweglich.

Am nächften Tag wurde der linke Arm beweglich. hingegen

Somna'mbulismus trat nicht ein.

dencBrief mit “der Adreffe: ..An den Gefandten Antons."

Am 6. Mai um 5 Uhr nachmittags erfchien der Alte Anton

. im Wohnzimmer feiner Eltern. diesmal wieder feine gelbe Chenille.

aber einen grünen Pelzbartel (runde Pelzmühe) tragend. und

Kiefer verfahr

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*

winkte ihm in die Kammer. wohin beide gingen. indem Anton

feinen Schweftern ihn( zu folgen verbot. weil fein kleiner Mann

da fei.- Als Anton jeht den Altenden Brief geben wollte. nahm

ihn derfelbe abermals nicht. fonderu- fagte: die Adreffe fei

nicht

richtig. fie

miiffe heißen ..an Herrn von' Traum“. Auch er

zählte der Alle Anton. er fei

Urfache. daß A. mit der Nafe und

den Fingern habe lefen können. Anton folle öfter zu Kiefer

gehen. aber nicht fchlafen.

'

fondern einem andern von Kiefer be-

'

handelten fomnambulen Knaben. Frih Grellmann. Gefellfchaft

leiften. Am nächften Tag werde er jedoch wieder fchlafen und

mit der Nafe fehen. was längere Zeit nicht ftattgefunden hatte.

Am 7. Mai früh nach 8 Uhr kam Anton zu Kiefer. welcher

der Briefadreffe noch hinzufügte: ..an- Herrn von Traum“. fehle*

fich ans Baqu'et, wurde fomnambul. verband fich die Augen und

konnte infolge der eingetretenen Sinnesverlegnng mit der Nafe

fehen. Dann ging er fomnambul im Zimmer umher. f'prach mit

dem ebenfalls fomnambulen Frih Grellm'ann und machte fich mit

einem paar Beinkleidern Kiefers. welche auf dem Sopha lagen.*

zu than; dann fprang er zu Frih und fagte diefem heimlich einige

Worte ins Ohr. Gegen 103/4 Uhr erweckte fich Anton durch'

Gegenftriche und entfernte fich fchnell mit dem gleichzeitig tagwach

gewordenen andern Knaben. Nach kurzer Zeit kamen fie wieder

und f'agten. der Alte fei

in den Schuppen von dem Antons

Eltern gehörenden Wohnhaus. mit weißem Kittel und grünem

Pelzbartelangethan. gekommen und habe gefagt. der Poffen

werde Kiefer zwifchen 11 und 12 Uhr gefpielt werden. - Auch

Friß verfjcherte. diesmal den Alten gefehen zu haben.'_- Als fich

zur gedachten Zeit Kiefer zum Ausgehen ankleiden wollte. fand er

. die 'fieben Knöpfe feines Beinkleides abgefchnitten. und die lang

gedrohte Geifterrache war durch den fomnambulen Schneidersfohn.

ausgefiihrt. ,

Als Kiefer gegen 111/2 Uhr Kranke be'fuchte. begegneten ihm

beide Knaben und fagten. daß fie vor dem Thore den Alten ge

fprochen hätten. Er habe einen jeden für fich bei Seite gerufen

und' ihm etwas heimlich gefagt mit dem Bedeuten. diefe Mitteilungen wohl Kiefer. nicht aber fich felbft wechfelfeitig zu machen,

Kiefer nahm nun zuerft Anton bei Seite. und diefer fagte ihm.

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ß- 176 -der Alte habe geäußert. der Boffen fe

i

icht gefpielt; er (derAlte)

*

komme jeßt davon her und werde Kiefer. wenn er morgen Anton

nichts fchenke. noch einen weit ärgeren Boffen fpielen. Auf die

fehr eindringliche Frage Kiefers an Anton. ob er nicht felbft etwas*

von dem Voffen wiffe'. antwortete derfelbe mit ruhiger Unb'efangen

heit. er wiffe von nichts. als was ihm der Alte foeben gefagt

habe.- Frih Grellmann berichtete. der Alte habe zu ihm gefagt.

Fritz fei

mit böfen Leuten umgeben. er wolle ihn aber von den

felben befreien.-

f 7

Als am 8. Mai früh 61/I,Uhr Anton noch im Bett lag und

fchlief. unterfuchte deffen Mutter zufällig feine leinenen Bein?kleider und fand in einer Tafche derfelben fieben Knöpfe von

einer Sorte. wie fie

fich der Art nicht im Haufe befand.- Um

7 Uhr kam der Alte zu dem mittlerweile erwachten Anton. nahm

den Brief von diefem entgegen. ging damit hinaus. kam nach

kurzer Zeit wieder und fagte. er habe jeht nicht fchreiben können;

Anton folle aber Kiefer mündlich. als Antwort auf deffen

Fragen bemerken: die Reife nach Köfen hinge von dem Knaben

ab. die Frau könne er nicht nennen. und wie oft er .wiederkomme

wiffe er nicht._ Die Mutter fragte .tun Anton. woher er die in

feinen Beinkleidern gefundenen Knöpfe habe; er *entgegnete. daß

er dies nicht wiffe.-- Um 71/.. Uhr kam der Alte von Neuem

'

und fagte zu Anton. die Knöpfe feien *der Voffen. er (der Alte)

habe fie *Kiefer abgefchnitten. doch folle man demfelben nichts da

von fagen.

-

Noch ehe Kiefer von Antous Mutter diefe Vorgänge erfuhr.,

erfchien der Knabe bei Erfterem um 83/4 Uhr.- brachte den “Brief

und die mündliche Antwort des Alten. fchwieg aber von deffen

zweiten Erfcheinung. *- Als Kieferden Brief betrachtete. fand er

das Siegel erbrochen. mit anderem Siegellack wieder verfchloffen

und mit einemfünf erhabene Vunkte in folgender-Form zeigenden

Siegel verfiegelt': . Z

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ee.

:x-z

.,

FP.

- '-177Kiefer glaubte nun. der Knabe habe ihm in tagwachen Zu

ftand einen abfichtlichen Betrug gefpielt. und fuhr ihn deshalb

heftig an. ob er den Brief nicht felbft geöffnet habe und icht

Lügen vorbringe. Der Knabe eutgegnete. vor .Unwillen über diefe

Befchuldigung faft weinend. er könne nichts dafiir. wenn ihm der

Alte etwas auftrage und wolle Kiefer lieber in Zukunft nichts

-

*mehr fagen. Kiefer kam nunmehr zur Überzeugung. *daß Anton

'den Schab'ernack im fomnambulen Zuftand begangen habe. und

_fchickte ihn vorläufig wieder .nach Haufe.-t

Um 9 Uhr kam Antons Mutter voller Beforgnis. daß Kieferden Poffen übel nehmen könne. zu diefem und erzählte die Ge

fchichte von "den gefundenen, Knöpfen und der zweiten Erfcheinung

des-Alten um 71/... Uhr. Kiefer erklärte ihr nun-den wahren

Zufammenhang der Sache und befahl ihr. den-Knaben fogleich

famt den Knöpfen zu ihm zu fchi'cken. *_

Als Anton kam. erzählte ihm Kiefer. daß er gefehen. wie

Anton geftern im fomnambulen Zuftand die Beinkleider in der

Hand gehabt habe' und die Knöpfe vermutlich felbft abgefchnitten

habe. und daß mithin derAlte. der fogenannte Herr von Traum.nur Anton felbft im fomnambulen Zuftand. d

."

h.

feine gefpaltene

Perfönlichkeit. fei

und einen fich dunkel vorgenommenen Poffeu im

Somnambulismus felbft ausgeführt habe.

Der Knabe fah dies ein. und Kiefer fehteihm weiter aus

einander: da , er _im fomnambulen Zuftand als ein anderer Menfch

handle und von diefen Handlungen im Wachen nichts wiffe; fo

fei

der ihm im Wachen erfcheinende Alte nur das Abbild feines

fcblafenden Zuftandes. welches ihm. dem Wachenden. gleich einer

Traumerfiheinung entgegentrete.- Mit demÖBrief müffe es nun

eine ähnliche Bewandtnts* haben. Es könne nicht anders fein.als daß er ihn felbft im Schlafe geöffnet. »gelefen und wieder ver

fiegelt habe. Er möge fich alfo befinnen. ob er geftern nicht doch

gefchlafen habe.-- Anton 'entfann fich. daß er geftern Abend. als,

er zwifchen 8 und 1'() Uhr allein zu Haufe gewefen. bei einem

brennenden Lichte eingefchlafen fei; auf Weiteres konnte es fich

iedo'ch nicht erinnern'. Kiefer zeigte ihm nun das Siegel mit den

fiinf erhabenen Punkten und fragte ihn. ob feine Eltern ein der

artiges Petfchaft hätten. oder ob ein einen folchen Abdruck er

Kiefewetter. Fauftbuch. 12

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-. 178,

zeugender Gegenftand im Haufe fei; zugleich folle er das Siegel

lack mitbringen. deffen fich feine Eltern bedienten.

Nach kurzer Zeit brachte Anton das völlig dem gebrauchten

entfprechende. Siegellack feiner Eltern _und als eorxma (leliatj des

Geifterpetfchafts einen- genau auf das Siegel paffenden -*knöcher

nen Hofenknopf, x

Um 10 Uhr desfelben Tages fehte Kiefer Anton und FrihGrellmann ans Baquet. worauf lehterer fomnambul wurde. erfterer

dagegen tagwach blieb. Der fomnambule Frih wurde nun in

Gegenwart des wachenden Anton von Kiefer über die-Vorgänge

des geftrigen Tages inquiriert und fagte nach einigen Sträuben.Anton habe ihm geftern ja ins Ohr gefagt: Jeht habe ich dem

Hofrat die *Knöpfe abgefäbelt; das ift ja der Poffenl - Anton

der wachend die Erinnerung an den fomnambulen Zuftand ver

loren hatte. war es ein Rätfel. womit er die Knöpfe abgefchnitten

-

haben könne. da er weder Meffer. noch Scheere bei fich geführt;

indeffen bezweifelte er feine That 'nicht und erklärte fich fo die'

ihm bisher rätfelhafte Entftehung einer Schnittwunde an feinem

Finger. Der fomnambule Knabe löfte auch diefes Rätfel. indem'

er ausfagte. er habe ja Anton fein Meffer borgen müffen.

Am nächften Morgen legte Anton im fomnambulen Zuftand

das Geftändnis ab. daß ihn der Alte aus dem Schlaf erweckt'

und ihm. befohlen habe. die Knöpfe abzufchneiden. das fei

eben

der Poffen.-»- Nun hatte der ganze Geifterfpuk feine pfhcholo

gifche Erklärung gefunden. und Kiefer befreite den Knaben. der

fortan- von einem durch Erkältung herbeigeführten Rückfall

abgefehen -durch fuggeftive Behandlung von dem Gefpenft des

dämonifchen Schneidersi) ,

Ehe ich

zur Befprechung diefes Vorgangs übergehe. will ich

noch ein zweites hierher gehöriges. in gewiffem Sinn mit dem

erften zufammenhängendes Beifpiel von höchftem pfhchologifchen

Jntereffe mitteilen?) Der ])r. incl. er phil. Franz Dürr zu

Baden-Baden behandelte feit dem 23. Oktober 1819 die an veits

1) Kie'f ers ausführlicher Bericht fteht: Archiv. Band ill. Heft 1.

S. 58-88. Derartige dämonifche Männchen. welche aber mit Blut gefchriebeneNamen der Somnambulen fordern. kommen auch bei der Wiener SeherinSelma und bei dem Medium des 1)r. Berthelen vor.

2) Diirrs Relation befindet fich: Archiv Bd. Z. Heft 3. S. 1-65.

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_.179_tanzartigen Krämpfen leidende zwölfjährige Marie Wilhelmine

Koch magnetifch am Baquet. Sie wurde fomnambul. hell- und

fernfehend. machte Angaben' über künftige Krifen. gab fich felbft

Heilverordnungen und zeigte - wie viele Somnambulen -- eine

befondere Vorliebe für Eifen. Endlich trat am 4. Januar 1820

bei ,ihr ein Geifterverkehr a ia Anton Arft ein. deffen Gefchichte

1)!: 'Dürr in Kiefers Archiv gelefen hatte. und welcher daher in

feinen Urfprüngen wohl auf Gedankenübertragung zurückzuführen

it. + Die Koch äußerte fich nämlich an diefem Tag: ..Es kommt

ein Geift 'aus Jena zu mir. Morgen fag' ich 'Dir alles.

Morgen von 11h.. bis -1 Uhr muß ich am Baquet fihen; er kommt

*ganz .ftill einhergefchlichen. und wie ich fertig bin. geht er mit

mir zur Thüre hinaus." Auf die Frage. ob fie_ auch den Geift

fehen werde. antwortete fie: ...vielleichtF'- Ob fi

e früher einen

Geift bei fich gehabt habe. wiffe fie

nicht gewiß; auf den nächfteu

Tag freue fie' fich fehr.- Als fi

e am nächften Tag früh gegen

8 Uhr fomnambul am Baquet faß. fagte fie. nachdem fie

erft

einige andere Zeiten angegeben hatte. daß ihr altes Männchen.nachmittags um halb drei Uhr zu ihr kommen werde. Gegen

2 Uhr verfiel fie in Somnambulismus. und um Bunkt halb drei

verkündete fie die Ankunft des diesmal in ein eifernes

- fpäter

auch einmal in ein kupfernes - Röcklein gekleideten Geiftes.

welchen fie Meskußt) nennt. Sie bietet demfelben einen Stuhl

an. und er bleibt bis 31/4 Uhr. .

Amfolgenden' Tag. den 6,

Januar verkündet die Koch früh

'

frohlockend. daß ihr Meskuß nachmittags um 1/23 Uhr wieder von

Jena zu ihr herüber kommen werde. und wirklich ftellte fich der

felbe zur genannten Zeit ein, Er zeigte ihr- wie fchon am

Tag vorher- ein eifernes Täfelchen. auf welchem ,der Beginn

ihrer nächften Krife oder kommenden Hellfeh'ens. auch Heilverord

nungen gefchrieben waren. Dies ging mit wenig Abwechfelung

bis zum 19.* Januar in der angegebenen Weife fort,.- An dem

1) 'Tür r fand folgende Derivation des Wortes Mesknß im Dietionarjum

unirereale Latino (kcailieuru. lie-.rie 1780. act ue. Lucio'. Vorbau. „li-(880tlieue (per eontrueturam West-ue, a lnenne. grande rueciiuni) (kcaliie uuäit: ine

äiateur. sweat (iu L07.“ - Begeifterte Spiritiften würden in diefem merk

würdigen Zufammentreffen vielleicht eine prophetifche Anfpielung auf den Mediumisiuus fehen.

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lehtgenannten Tag fchrieb fie fomnambul an Meskuß und erhielt

von demfelben eine - natiirlich unbewußt felbft gefchriebene Ant

wort. Die beiden Schreiben lauteten:* '

„Lieber Engel!

Du wirft ja doch nicht böfe fehn.

'Der Doktor hat dich nur probirt.

*

Ob du nicht böfe bift!

Dein gutes Herz. das weiß er wohl.

Daß es nicht böfewird,

Wilhelmine an Meskuß.1820.“

„Liebe Wilhelmine!

Verzeih mir. liebe Wilhelmine.So hab' ic

h

nicht gedacht.

Du bift ja eine Somnambule.'

Du wirft ja wiffen. wie ichs mach."

Die Befuche des Meskuß währen .in diefer Geftalt bis zum

dritten März; ftets trägt er fein eifernes Röcklein. welches Wil

helmine klingen hört; einmal hat er Flügel. Im Übrigen wird

Wilhelmine in gleicher W-eife hellfehend wie Anton Arft. von

deffen Fall der ihrige fich im Wefentlicheu durch die zahlreichen

Heilverordnungen unterfcheidet. welche* Meskuß der Koch giebt. -*

Am 4.

März erfcheint Meskuß in weißen Rock und fchwarzen

Lederhofen. alfo' in der Tracht der einheimifchen Schwarzwaldbauern. . -

Am 15. März-fchreibt Wilhelmine noch einmal:

..Lieber Meskuß!Überall und immerdar

Find ich

.deine Stelle.Die Natur if

t* dein AltarUnd die Welt Kapelle.“

Damit fchließen die bemerkenswerten Punkte in dem fchein

baren. bis zum erften April währenden und fich im Oktober vor

übergehend wiederholenden Geifterverkehr der Koch mit Meskuß.

An der Gefchichte Anton Arfts zeigt es fich mit klarfter An

fchaulichkeit. wie fich die höheren fomnambulen Zuftände einer aus

dem anderen nach und nach entwickeln und fchließlich in einer

Dämonophanie gipfeln. d.

h. in* einer dramatifchen Spaltung das

Ich. welche wie zur 'Beftätigung der Theorie du Prels gefchaffen

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'

* - 181 -erfcheintF fo daß wir unfererfeits kein Wort hinzuzufügen haben.

Auch das bekannte Kriterium des Geifterberkehrs der Somnam

bulen trifft zu„ daß die zum Vorfchein kommenden „Geifter" den

Sittenf Lebens- und ReligionsanfchauungenF kurz -der ganzen .

intellektuellen und moralifchen Sphäre des Geifterfehers entfprechen.

Der Schneiderfohn Anton, deffen Lebensanfchanungen an die

väterliche Werkftatt geknüpft" find, hhp'oftafiert den Geift in Ge

ftalt eines Schneidergefellen_ aus fich hinaus und nennt ihn im

dunkeln Bewußtfein, daß er _nur eine Traumfigur iftF Herr von

Traum. Dem Herrn von Traum legt er 'die im eigenen Innern

fchlummernden Wj'mfche nach einigen Grofchen Geldf einem Glas

Wein und.. einem Gefchenk von Kiefer in den Mund und fchiebt

ihm, da fich das Gefchenk nicht realifiert, die Schuld an dem

Kiefer gefpielten Schabernack in die Schuhe. Der Schabernack

felbft bewegt fich wieder in der Schneideratmofph'cire und befteht

im -Abfchneiden der Hofenknbbfe, Troß" allem* Trivialen treten

aber auch die dem Somnambulismus anhaftenden höheren Züge,

wenn auch verzerrt, in Erfcheinung. Die hhpoftafierte Figur des

gefpaltenen Ich giebt fich, wie faft alle fogenannten Führer der"

“Somnambulem für einen Abgefandten Gottes ausF undAnton

hätte nur anftatt des kritifihen Brofeffor Kiefer einen unkritifchen

Geiftlichen der Hexenproz'eßperiode, welcher alle Fafeleien des gött

lichen Gefandten für baare Münze nahmy zum Beobachter* haben

miiffen, fo hätte fich infolge der verfchiedenen Befchuldigungen

des fomnambulen Knaben gegen eine ,ihn bezaubert haben follende

Verwandte der fchönfte Hexenprozeß entfponnen. Ein jeder Kenner

der Hexenprozeffe weißf_ welch entfetzliches Unheil folche Ausfagen

Somnambuler infolge des kritiklofen Glaubens an ihre That

fiichlichkeit angerichtet haben. Aber nicht nur in der Gefchichte

der* Hexenprozeffe, fonderu in der ganzen heiligen und profaner

Gefchichte-

namentlichdes Altertums und des Mittelalters -,

ift die Gläubigkeit an den göttlichen Urfprung fomnambul-mediu-

'

miftifcher Mitteilungen diejenige Erfcheinung, welche das meifte

Blutbergießen im Gefolge hatten.

*Das zweite Phänomen höherer Art ift das Vorausfagen von

Krankfein und Gefahren, alfo eine' Erfcheinungf welche du Brel

WFL-Weni- zu den dem Dämonion eigentiimlichen rechnet.

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*- 182 .

Der Eigenfinn der Somnambulen giebt fich auch recht deut

lich in dem Widerftreben kund. welches Anton feiner Mutter ent-

gegenfeht. als diefe Kiefer gegen das Verbot des Alten außer dem

l.Haufe'Mitteilung machen will. Das innere Unbehagen über d

ie

wirklich gefchehene Mitteilung ruft bei Anton alpartige Beklem

mungen hervor.. bei welchen ihn der Alte aufs Heftigfte drückt.

Merkwürdiger Weife fpielt ein Druck. welchen die befchworen'en“

Geifter auf 'die Befchwörer ausüben. gerade in den Fauft zuge

fchriebenen Zauberbüchern eine große Rolle; der Theurg muß fich

bei der Befchwörung hüten. daß der Geift ihn nicht drückt. eine

befondere 'Räucherung anwenden und mit einer befonderen Rute

nach dem Geift fchlagen. Wir haben hier einen Beweis. daß der

Geifterverkehr der alten Theurgen gleicher Natur ift mit dem Ber

kehr zwifchen Anton und dem Herrn von Traum. -Auch im

Wagnerbuch kommt dies gefpenftige Drücken vor. denn da Wagner

*

den Geift Auerhahn befchwört. drückt ihn eine Kröte von Ele“

phantengröße derart. daß er Blut fpeit und eine halbe Stunde

befinnungslos liegen bleibt. - Das gigantifche Anwachfen der

Geifter und wieder ihr Zufammenfchrumpfen. wie auch der Herrvon Traum that. 'zieht fich durch das Zauberwefen aller Zeiten

-

und Völker und. fpricht wiederum für fein Wurzeln im Somnam

bulismus.

Der Umftand. daß der Alte verfchwindet. wenn_ fich Leute

Anton nähern. ift

auf den Ubergang von fomnambulen Zuftand

zum tagwachen zurückzuführen. das Trunkenfein Antous nach dem

Geifterbacchanal auf Autofuggeftion.

Das Verftummendes fomnambulen Anton. deffen Geift. feiner

Lebensfphäre entfprechend. als Schneidergefelle erfcheint. ift pfhcho

logifch ein Seitenftück zum Verftummen des Vriefter ZachariasB)

r

deffen ..kontrollierender Geift“ der Lebensftellung und religiöfen

Anfchauung des Vriefters gemäß ein jüdifcher Erzengel. ift.In dem fomnambulen Schreiben Antous. der fich bei der

Wahl des Vetfchafts wiederum nicht von feinen Schneidergewohne

heiten losreißen kann. haben wir eine Annäherung an den eigent

lichen Medi'umismus zu fehen. und gerade diefes Schreiben des

1) Evang. Lucae cap. 1.

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*-183

fomnambulen Knaben ift

fowohl für Geifterfporterf welehe jede

Handlung der fomnambulen Medien objektiven Geiftern-zufchreiben',

als auch voreiligen und unkundigen „Entlarvern" moderner Medien

für die richtige Auffaffung mediumiftifcher" Erfeheinungen von

höchfter Wichtigkeit. In erfter Linie ift ein 'Medium als ein

Somuambuler zu betrachten, welcher fchlafwach alles felbft thut,

was er glaubt, daß es von feinem kontrollierenden Geift, feinem

gefpaltenen Ich-

fobald diefe Spaltung fich zur Genüge aus

gebildet -, gethan werde. Was fich hieraus nun im Mediumis

mus noch weiter entwickeln haben wir an diefer Stelle nicht zu

unterfuchen,

?dafür-y daß Anton auf der Bahn weiterer mediumiftifeher

Entwickelung fortgefehritten wäref bürgt uns der Umftand, daß. der' Alte Anton mit Pfeifen ,und Klopfen weckt. Würde Kiefer_

anftatt feine Experimente einzuftellen- mit ihnen fortgefahren

fein, *fo

'hätte fich ficher aus Anton ein Klopfmedium entwickelt

um fo mehrF als das fogenannte Geifterklopfen eine Erfcheinung

fo alt als die Menfchheit ift;

Die Erfcheinung des Meskuß läuft völlig mit der des Herrn von

Traum paraflel. Jntereffant und wichtig ift, dai* die Koch ihren

„kontrollierenden Geif"

Klemme, Vermittler, nennt und ihn jedesmal

von Jena nach ihrem Wohnort kommen läßt, wofür die Erklärung

einzig und allein in dem Umftand zu fuchen iftf daß Dr. Dürr -gleichviel ob die Somnambule dies* wußte oder nicht wußte

-die Gefchichte des jenenfer .Somnambulen in Kiefers Archiv ge

lefen hatte. Diefer Fall erklärt, warum in den modernen Spiri

tiftenzirkeln plößlich aller Orten und Enden fo fragwürdige

Geifterindividualitäten wie John King, Katie King, Joe), Peter,

Owaffoo., Geift der Wahrheit 2c. 2c. umherfpuken können, nachdem

das gefpaltene Ich eines fomnambulen Medium ihr Bild einmal

gefchaffen hat. Diefer Fall erklärt aber auch, warum die Me

phoftophilesf Aziel 2c. der Fauftfchen Zauberbüeher den Theurgen

erfcheinen mußten, fo lange man eben theurgifche Künfte trieb und

an' deren Wirkfamkeit glaubte. -

Die höchfte Form des Dümonions vom Standpunkt der

moniftifchen Seelenlehre ift

nach du Vreli) das Auftreten des

.7) Du Vrel: Der Dämon des Sokrates.

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- 184

Doppelgängers, welches häufig mit den fpiritiftifchen Materiali

fationen identifch ift. ,

Wie nun bei einer Materialifation fich der Aftralkörper eines*

Mediums entwickelt und fich fiir den Geift der Vhantafiegeftalt

eines Dichters, fiir 'welchen ein Teilnehmer an der Sihung eine

-befondere Vorliebe befißt, ausgiebt, wie alfo ein Gedanke eine_

plaftifche Verfönlichkeit annimmt, zeigen die _-1892 in Leipzig er- .

fchienenen „Vfhchifchen Unterfuchunqen" 'des kaiferl. ruffifchen

Kammerherrn Conftantin von Bodisko'. Derfelbe. fcheint vor

wiegend mit einem weiblichen Medium gearbeitet zu habenf und

wenn die Darftellungen- feiner Experimente auch nichts weniger

als exakt genannt* werden könnenF fo ift

ihnen' doch, foweit-anderweitig taufendfach feftgeftellte -

Thatfachen in Frage

kommen, zu trauen, wenn auch fein troftlofes theoretifches Gefal

baden ein unverdautes Ge'mifch kardekiftifcher und theofophifcher*

Anfchauungenf, fowie *feine unglaubliche Kritiklofigkeit unerträg

lich find.

Bodisko fagt alfo iiber ,eine-,partielle Materalifierung“1)

„Jin Dunkeln. Sichtbares Erfcheinen des Aftralkörpers in weißlichen

Wolken; diefelben nehmen die Form leuchtender- --*..-dft verfchiedenfarbiger *-Ä

Kugeln am?) fie

derfchwinden in Spiralen; gledhzeitig werden *leife Berüh'

rungen fiihlbar. Ich fühle7 daß Finger durch meinHaupthaar gehen. Mein

Ring wird mir dorfichtig vom Finger geftreift, die fluidifche Hand legt ihn_auf den Tifch, indem fi

e

f>)reibt:““

„In einem .Jahre nehme ich

deinen Ring wieder.“

„Auch von andern Verfonen wurden Ringe genommen und an --meineu

Finger gefteekt. Ich' fii'hlef wie fich eine kleine, ganz warme Hand in die

meine legt, diefelbe ruft in mir ein Gefühl des Glücks und der Ekftafe hervor

nnd löft fich beim Verfchwinden auf7 ohne daß ich auch nur-“die'geringfte Be

wegung verfpiirtef obgleich ich die Geifterhand mit meinen beiden Händen,

hielt.“

Hierauf hielt der „Geift" eine direkte Anrede an Bodisko,

erzählte ihm einen ganzen erotifchen überfinnlich-idealen Roman und

1) Bodisto. Mfhrhifche Unterfuchungen.“ S. 49 ff„

2) Jil) erinnere an die Lichterfcheinungen bei Faufts erfter Geifterbe

fchwörung, Wie fich übrigens eine aftrale Geftalt aus dem Körper eines Meer

diums entwickelt, dadou giebt folgende Abbildung ein anfcha'uliches Bild; DerVorgang

fpieLlItefich mit dem Medium Eglinton im Atelier des bekannten Ma

(ers Tiffot a . 7 ,

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F.

iner Materialifation.Entwickelung ex

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186 -fchrieb ihm auch in fogenannter direkter Schrift in englifcher

Sprache einen. langen Liebesbrief.

Am 16, Januar 1891 erhielt Bodisko folgende von der Hand

des „Geiftes“ mit Tinte gefchriebene Verfe:.le eujß minus-and, Zaeur ame (le la tieuue,

(Jui Anime et qui eauyire t'utteuäaut taufaute.

Lx'e eeuß-tu-pae tout pre?, tua eureesuute lialejue

(Hui te Sekte eb t'Sutreiut (lu plus brülaut niuaur?

'l'u 111e jaja tray aaukkrir . . . klare que cu xwurraje

Water-innerer lau juutiie dumme

Lt äauuek un bei-ru carpe it delle, ä tout. _jam-318

(Jui . . . . . .“ -- i

* '

Der Geift gab fich Bodisko* gegenüber für die verftorbene

Jndianerin Minnehaha, die Heldin von Longfellows Gedicht

„Hiawatha", aus und berichtete dem ihr jedes Wort glaubenden

ruffifchen Kammerherrn, daß fie in früherer Jnkarnation Senacherib

eine Sklavin Nebukadnezars gewefen fei. Minnehaha materiali

fierte fich öfter, drückte Bodisko die Handf ftreichelte ihm das

Haar und kofte zärtlich mit ihm.-

fBodisko berichtet leider gar nichts näheres über die exakten

Vorgänge bei den Sitzungen* doch dürfen wir vielleicht annehmen7

daß es

fich um eine. echte Materialifation handelt. Auf jeden_

Fall fehen wir an diefem Beifpiel, wie eine rein fingierte dich

terifche Figur im wahrften* Sinne des Wortes plaftifehe Formen

annehmen und für ein wirklich exiftierendes -Wefen gehalten

werdenlkann. Ja Bodisko hält „Minnehaha" dafür, obfchon

ihm der Umftand, daß fie

feine* aus Kardec g'efchöpften rein

farnationiftifchen Theorien nachbetet und fich *als* altaffhrifche

Sklavin den männlichen Namen Senacherib beilegt, felbft bei der

mäßigften kritifchen Veranlagung die Augen darüber hätte öffnen

müffen, daß fich in „Minnehaha“ nur ein Teil feines Jcbs

reflektiert.

-

.

Noch mehr trifft dies zu auf den „Geifterverkehr", welchen

Bodisko mit einem „Ritter Eduard Blaufeder- (lüclauarä alapluiue biene), Ritter aus der Zeit Georgs von England (8ic!),“

unterhält.

getötet habe und* deshalb zweihundert Jahre des »Lichtes beraubt

worden fei; Endlich zeithnet ihm'Eduard Blaufeder mit Blauftift

Derfelbe erzählt ihm, daß er den Mörder feiner Frau ,

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-' 187

Eduard BlaufedcrRitter aus der Zeit Georgs von England,

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fein in die Tracht des 13. Jahrhunderts gekleidetes Vortritt,

welches Bodisko bone. title für echt hält. während er bei den nur

oberflächlichften gefchichtlichen Kenntniffe fich hätte fagen müffen.

daß vor dem Jahre 1714 kein König Georg in England regierte.

Trohdem aber hat Herr _von Bodisko zweifelsohne mit einem

überfinnlichen Etwas in Verkehr geftand'en. welches fich für den

befagten Lä0uarä ir la yiume diene ausgab. nämlich mit der

anderen Hälfte feines romantifch veranlagten. wenig kriti

fchen Ich oder feines Mediums.

Die ältere Vneumatologie kannte diefe eigentümliche Er

fcheinung wohl. fchrieb fie aber nicht ihrer wahren Urfache. der

Spaltung der menfchlichen Verfönlichkeit. zu. fondern fchob fie

einer eigentümlichen Klaffe von Elementargeiftern in die Schuhe.

welche Varacelfus Magna nennt. Diefe King-ae erf'cheinen in,

Spiegeln. Krhftallen u. f. w. und die begleiten die Menfchen a'ls

Init-true familien-ea.

'

'“Darnach fo lehren fi

e

felbft jhre Namen dazu ausfprechen. die *nichts

fehn vnd heiffen auch nit fo. Bud wiewol das ift. das fie alle Rahmen haben.

vnterfchieden von einander. fo fagt oft einer des andern Nahmen an. vnd ift

nit der feine." -1)** *

Mit anderen Worten: die aus dem eigenen Inneren hinaus

hhpoftafierte Geftalt nimmt eine Form an. wie fie dem intellek

tuell-ethifchen Charakter. den Welt- und Religionsanfchauungen

des pfhchifch-dramatifch gefpaltenen Menfchen entfpricht. geriert

und nennt* fich dement-fprechend. -* Dies gilt von den Genien und

Familiargeiftern hiftorifch bekannter Leute. wie Sokrates. Vlo

tinos. die Jungfrau von Orleans. Eardanus. Trithemius. John

Deek). Taffo. Campanella. Scaliger und Carrera. worüber Näheres

bei Schindleri) oder Vertht) nachzulefen ift,

1) Varacelfus: l)e aeeultu. yiailoeoybja.

2) 'Der Genius von John Dee *foll fogar für diefen ftudiert und feinem

Meifter Blatt gemacht haben. wenn diefer ihn auf die Schulter klopfte. Esliegt hier vielleicht von der Sage verzerrte Doppelgängerei zu Grund. denn

Dee war tief in das Nachtleben der Seele verfuuken. Trotzdem habe ich

nichtsvon obiger Sage finden können. als ich vor drei Jahren die ganze alte Litteratur über Dee und deffen eigene Schriften. Tagebücher etc. durchftudierte und

bearbeitete. Tiefe Sage ift

wohl fehr neuen Urfprungs.

l 3) Schindler: Magifches Geiftesleben.

"

_ 4) Vertm'Dle mvftifchen Erfcheinungen.

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-- 189 -Nicht zum Wenigften gilt aber das Gefagte nom Mephofto

philes Faufis. 4

Es ift notwendig, daß wir uns zur Beftätigung des Ge

fagten- nochmals den Gang der magifchen Entwickelung Faufts ver

gegenwärtigen. Der, wie fich aus allen ergiebt, mediumiftifch

veranlagte Jüngling brennt vor Verlangen, die Tiefen der. Zauberei zu ergriinden oder -modern gefprochen - die in feinem

'Innern liegenden mhftifcb-magifchen Fähigkeiten zu entwickeln, um

fich ihrer mit bewußtem Willen bedienen zu können. Er geht*

völlig im Überfinnlichen auf, fein Dichten und Trachten erfüllt'

das theoretifche Studium der Geheimwiffenfchaften, und praktifch

übt er die zahlreichen Vorfchriften zur Entwickelung magifcher

Kräfte- welche zu jener Zeit in

'

den beteiligten Kreifen weit be

kannter waren als fehr; denn _- offengefagt *-verftehen die

Spiritiften davon .gar nichts und die dentfchen Bnddhiftetn uli-ae 1

Theofophen, trotz aller alpenhohen Snffifanee, *herzlich wenig.'

Mit dem englifch-amerikatiifchen Vegetarismus und Teetotalismns

fowie mit einigen anderen Schnnrrpfeifereien will man alles er

zwingen und bedenkt nicht, daß die überwältigendfte Fülle über

finnlicher Erfcheinungen und Kraftentwickelnng gerade da vor-kam,

wo man an diefe Schrullen nicht dachte!

Fauft geht zur praktifchen Übung der Hhpnofe erzeugeudenWahr

fagekiinftef der Hhdromautie, Krhftallomantie und Katoptromantie

über, wobei die mhftifchen Seelenfunktioneu vollends aus ihrer Latenz

befreit werden. Wie bei Anton Arft durch das ähnlich wirkende

Sihen am Baquet fich Hellfehen ausbildetnnd endlich die Spaltung der Verfönlichkeit eintritt, fo gefchieht dies auf höherer

-Stufe bei Fauft, bei welchem ein Zuftand des larvierten* Som

uambulismus erzeugt wird. wasdie_ Fauftbücher naiv mit

dem' Ausdruck bezeichnem daß -Fauft den Geift des Krhftalls er

halten habe.

'

,

Durch den Befchwörungsakt wird die dramatifche Spaltungdes transcendentalen Subjekts, von Fauft vollendet: die zweite

Hälfte des Doppel-Ich nimmt beftimmte Konturen und. eine

dauernde Geftalt an in ähnlicher Weife, wie wir den Entwick

lnngsgang der Hvpoftafieruna des Herrn von Traum bei Anton

Arft verfolgten. -' Die bei der Befchwörung auftretenden Licht

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*190-Schall- 2c.- Erfcheinungen find

- wie wir gefehen haben-

völlig identifch mit den im modernen Mediumismus beobachteten

und vielleicht fubjektiv-hallucinatorifcher Natur, ähnlich dem ent

fehlichen Lärm bei dem Bntfcher'fchen uud anderem Spuk. dein

Heranfliegen und Zufamrnenfchrumpfen des riefengroßen Herrn'

von Traum bei Anton Arft, den Lichterfcheinungen bei Affakow u.. f. w. u. f. w.

Mephoftophiles ift

alfo die Objektivierung der einen Hälfte

des transcendentalen Sübjekts» von Fauft, welchefich, - 'wie

bei den angeführten hiftorjfch'en Varallelfällen - als Familiardämon

kundgiebt. Mephoftophiles nennt 'fich auchF wie wir oben fahenf

ausdrücklich einen Init-line kumiiinrje. '

7

-

Daß Fauft felbft aus diefem Phänomen einen Teufel macht,

ift in den Anfchauungen und dem .theologifchen Charakter der

Zeit gegründet, in welcher man jedes transc'endentale Phänomen

als einen Teufel oder als vom Teufel herrührend anfah, infofern

man fich-

namentlich bei den Vroreftanten, und die Fauftfage

ift

*ra-?5:02.77 proteftantifch _ kein anderes als ein vom Teufel

herriihrendes überfinnliches Wirken vorftellen konnte. Die Tra

dition fpann den diabolifchen Charakter des Mephoftophiles

weiter aus7 er blieb der leibhaftige Satanas, fo lange man an

einen realen Teufel glaubte, und wurde, als der Teufelsglaube

gefallen war, zur dichterifchen Fiktion. Er ift weder das eine

noch das andere, fondern vom Standpunkt der moniftifohen

Seelenlehre du Vrel's und den Erfahrungen des modernen Okkul

tismus aus die zweite Hälfte des gefpaltenen transcendentalen

Subjekts von Fauft.

Diefer meiner Auffaffung ganz entfpreche'nd, ift Mephofto

ph'ikes auch niemand als dem larviert-fomnambulen Fauft und

'dem mit lehterem in magifch-magnetifihen Rapport ftehenden

Wagner fichtbar, gleich wie der ebenfalls dämonifche Züge tragende

Herr von Traum nur dem fomnambulen Anton Arft und dem

mit diefem in Rapport ftehenden Frih Grellmann fichtbar war.-Nach den Fauftbüchern waltet Mephoftophiles unfichtbar

im Haufe Faufts und wird nur von Fauft und Wagner

erblickt.

Wie wir oben fahen, -hatte bei dem gefchichtlichen Fauft das

'-..

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- 191"

.

-3-:

7:e

Äußere von., deffen Familiargeift beftimmte Konturen angenommen(

denn nach Wier hält Fauft einen Mann mit auffallend dunkler

Gefichtsfarbe für feinen Geift und fieht ihm nach den Handenob er Klauen habe. Daß, wie die Fauftbiicher wollen, Fauft"den Mephoftophiles als Mönch

- eine der populärften Figuren

der damaligen Zeit.- aus fich hinaus hypoftafiert habe. (die

Fauftbiicher drücken fich natiirlich aus, M. habe F. al? Mönch

begleitet.) ift

fehr naheliegend und wahrfcheinlich, ohne daß man

deshalb in diefem Zug eine Polemik gegen die' katholif'che Kirche

zu erblicken nötig hätte; fpuken ja doch .noch heutzutage allent

halben bei Vroteftanten und Katholiken in der Volksfage ge

-fpenftige Mönche.x '

'

Der pfhchologifche Kern der Figur des Mephoftophiles trägt ,

aber in der 'dariiber gefponnenen Tradition nicht nur die Züge

der im ,.Zeitbewußfein liegenden Diabologie, fondern auch der imz

Volk -diefem freilich unbewußt

*noch fehr lebendigen germa

'nifchen Mythologie zur Schau. Er wird zum Hauskobold, zum

Heinzelmann. Er waltet- wie wir fahen, unfichtbar im Haus,*

fchafft Fauft Geld, Effen, Trinken und Kleidung, er beftellt

'

das Feld uud thut, was in der deutfchen Volksfage die Unter

irdifchen thun. .

Ein der deutfchen Koboldfage .angehöriger 'Zug und nicht

K» eine Jronifierung der katholifchen Kirche ift

auch das von der

Tradition 'Fauft an'gedichtete Verlangen, daß Mephoftophiles eine

Schelle am Kleide tragen follt um fein unfichtbares Nahen an

zufi'mdigen.“

So erzählt Luther in feinen Tifchredeni) eine alte Sage

von einem in einem Klofter haufenden Kobold, dem die Mönchex*

einen Winkel in der Küche zum Aufenthalt angewiefen haben und

eine Mönchskappe mit einer Schelle angezogen hatten, damit fie

das Nahen des Unfichtbaren hörten. Der Kobold beforgte das

Einholen der Bediirfniffe. der Mönche und klingelte dabei luftig

in der Stadt umher, bis er vom Guardian aus dem Klofter

hinaus exorzifiert wurde, weil er einen ihn verfpottenden Küchen

jungen arggemißhandelt hatte.-

Auch der Kobold Viick im

l) Ed. Förfiemanm Bd. [ll. S. 61.

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-.---c1.'. -

_192

Schweriner Franziskanerklofter, deffen- Luther gleichfalls)) Er-.wähnung thut', verlangt für dreißigjährige dem Klofter geleiftete

Dienfte einen mit Schellen befehten Rock von allerlei Farben, den

er anzieht, fich „mit großen Getön“ in die Luft erhebt und ver

fchwindetk)- Die Volksfage archaifiert gern, und wie man

jetzt fpukende Geizhälfe, böfe Amtmänner 2c. gerne in die Tracht

des vorigen Jahrhunderts kleidet, gefpenftige Ritter, Ahnfranen,

Mönche und Nonnen umgehen läßtf fo kleidete die Renaiffance

zeit ihre Kobolde mit Vorliebe in die damals bereits längft ver- .

altete, dereinft fehr beliebt gewefene Zattel- und Schellentracht.- Das wunderliche Verlangen Faufts, Mephoftophiles folle*

eine Schelle tragen, findet alfo auf diefe Art-eine ungezw'ungene

Erklärung. -* " '

Da jedoch durch die ganze Gefchichte des überfinnlichen

Vhänomenalismus mit Geiftererfcheinnngen ein wie Schellenklang

lautendes Tönen in Verbindung gebracht* wird, fo muß auch noch

ein anderer und zwar phhfiologifcher Grund für diefen fagenha'ften

Zug vorhanden fein. Jch will *nur einige hierhergehörige Vei

fpiele anführen. Nach der Fifchartfchen Überfehung von Bodin'sDueruauoluauja hat der Engel vor Manoha (Buch der Richter, 13)

wie mit 'einem Glöcklein geläntet. Mohamed und Cardanus hören

ein gefpenftiges Glockenläuten. Bei dem Sekretär Heinrichs [ll.von Frankreich, von deffen Klopfgeift Vodin in feinem eben ge

nannten Vuch erzählt, klingelt der Geift, als ob er *an ein

gläfernes Gefchirr fchlage. Den zu Anfang des 18, Jahrhundertslebenden englifchen Geifterfeher Beaumont verfolgten drei Monate

lang zwei etwa drei Fuß hohe Geifter von brauner Geficbts

farbe in phantaftifcher Fraueutracht. Sie trugen fchwarze7 neh

'artig gewebte, in der Taille mit einer fchwarzen Schärpe zu-ffammengehaltene Oberkleider, unter welchen göldglänzende Unter

gewänder hindurchf'chimmerten. Auf dem Kopf hatten fie

weiße

1) Tifchreden a._a. O.

'

_

l

2) Vgl. Wahrhaftiger Bericht von einem Geift-Knecht, genannt Vücf.

welcher in dem Schwerinifchen Franhiscaner-Klofter gedienet vnd zum Gedächtnußvnd augenfcheinlichen Zehe-hen diefer Gefchichie im Elofter eine groffe kupfferne

Kanne hinterlaffen hat, welche von den Einwohnern der Stadt biß auff den

heutigen Tag noch genannt wird: der „Viick“ in des Schweriner SchulrectorsBernhard Hederich „Schwerinifcher Ehronif". Schwerin 1598.

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-193

Hauben mit etwa drei Finger breiten Spitzen. nnd über denfelben

einen' fchwarzen, weiten, neßartig gewebten Auffah. In der Handtrugen fi

e kleine Glocken und fchellten, indem fie

fich an Beaumonts

Stubenthiir ftellten, unaufhörlich bei Tag und Nachtf ihn dabei

beim Namen rufend. Einer diefer Geifter nannte fich Arieli).-Auch bei der Wilhelmine Koch klingelt, wie wir oben fahen,

ihr Meskuß mit feinem eifernen und kupfernen Röckchen.q

Die

phhfiologifch-pathologifche Urfache diefes Klingens haben wir aller

Wahrfcheinlichkeit nach in kongeftiven Zuftänden zu fuchen, wie

fie bei dem Geifter fehenden Nicolai vorhanden waren und auch

bei den Schamanen nachgewiefen find. Erwähnen will ich bei

läufig, daß mein die lehren Jahre feines Lebens von öfteren

Schlaganfällen heimgefuchter' Vater einft einige Stunden vor

einem Schlaganfall gefpenftige Spinnerinnen fah nnd dazu ein

lebhaftes Läufen hörte.- Etwas Ähnliches if

t

wohl auch bei

theurgifchen Befchwörungen im Spiel, bei welchen durch die Erregung, narkotifche Rauchwerke rc. das Blut nach dem Hirn ge

trieben wird. - So viel über diefen Punkt.i '

Der Charakter der Mephoftophiles ift im Großen und

Ganzen der eines deutfchen Hauskobolds, Dämonifche Züge

treten nur dann hervor., wenn Fauft feinen ,Willen nicht thut,

oder "gegen den Vakt verftößt; fo, als Fauft die Bibel lieft, hei

raten will u. f, w. Im übrigen aber entfpricht der Charakter

des Mephoftophiles ganz dem Faufts als der Charakter eines

leidlich gutmütigen Bruder Liederlich, der aber fehr unangenehm

und felbft bösartig werden kann, wenn ihm etwas wider den

Strich geht. Auf die Einzelheiten werde ich im nächften Abfchnitt

zurückkommen.

* '

Man fieht, daß alfo auch hier meine Auffaffung des Me

phoftophiles als Doppel-Ich?) von Fauft ftichh'altig ift. Mit

feinem Takt bringen auch die Fauftbücher die Schwankungen in

*-1

)

Vgl. .)0]1n Zeeumont: kliotorjeai, piiyeiolagieai uncl 'Lveologjeel'kr-net ot" Zpjtito, Zyparitione nur] Wittener-tft. [lernten. 1705. 49.

Z) Um Mißoe-rftändniffen vorzubeugen( bemerke ich, daß ich das Wort

„Doppel:Ich“ nicht in dem phnfiologifchen Sinn des 1)1-. Max Deffoir, fou. dem als kürzere Bezeichnung des Du Prel'fcneu gefpaltenen transcendentalcn

Subjektes gebrauihe.

Kiefewetter, Fauftbuch. 1.3

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- 194 -Faufts Charakter und Gemütsftimm'ung in Mephoftophiles, als in

feinem Doppel-Ich fich wiederfpiegelnd, zur Geltung. Er dispu

tiert, wenn Fauft wiffenfchaftliche Anw'andlungen hat; er reizt

ihn zu allen Ausfihweifungen, wenn fich Faufts* ungebcindigte

Sinnlichkeit geltend machtf und predigt ihm Moral wenn der

kaßenjämmerliche Riickfchlag kommt; er redet dem Verzweifelten

Troft ein wie ein alter Kapuziner, wenn er verzagt ift, und ver

höhnt ihn mit d-iabolifchem Spott, wenn er fich troßig verftockt.

Stets aber reflektiert fich im Doppel-Ich Faufts, in Mephofto

philes, deffen im Unbewußten wurzelnder eigenfter Wille.

Dem von du Vrel als für das in der Spaltung des Ich

wurzelnden Damonion außerft charakteriftifch hervorgehobenen

Zug des durch den larvierten Somnambalismus begründeten zeit

lichen Fernempfindens begegnen wir auch bei ?Zunft-Mephofto

philes. Wir trafen dasf'elbe fchon in den Berichten Melanchthons

'und Hondorffs über'den gefchichtlichen Fauft an und begegnen

ihm auch in den Fauftbiichern als den Prophezeiungen Fauft,

welche als Ausfliiffe fomnambuler Ekftafe betrachtet werden können.

Spieß und Widmann fchreiben fie

natiirlich der teuflifchen Natur des

Mephoftophiles zu- welcher als ein von der Schöpfung der Welt an

fchon exiftierender Geift große Erfahrung in weltlichen Dingen

wie in der Aftrologie gefammelt habe und fomit die Zukunft

iiberfchauen könne, foweit fie von Gottes felbftändigen Regierungs

akten und dem freien Willen des Menfchen unabhängig fei.- Wenn endlich die alten Volksbiicher ihren Helden am Schluß

feiner Laufbahn Kampfemit dem Teufel beftehen und ihm fchließ

lich von diefem das Genick brechen laffen, fo finden wir auch für

diefen anfcheinend völlig legendenhaften Zug eine Erklärung aus

dem Thatfachengebiet des-'modernen Okkultismus. Faufts Konfti

tntion wird wie die der Medien durch die ftete gewaltige Kraftausgabe bei mediumiftifchen Vorgängen je länger je mehr zer

riittet. er gerät immer tiefer in das feelifche Nachtleben, und die

Spaltung feiner Vfhche wird immer klaffender. „Die Schrecken

des Mediumismus“ machen fich bei Fauft geltend wie bei den Scha

manen, Fakiren, Geifterbefchwörern-

ich »werde fpiiter ein der

artiges Beifpiel anfiihren- und den modernen Medien.

Vifionen quälendfter Art, in welchen die gefehenen Geifter den

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»- 196 _ „3.:

Vifion'ar auf das E'ntfehlichfte plagen, werden ein bleibender Zu- f

ftand, ,Krämpfe fürchterlichfter Art werfen den Körper des

Mediums fchlimmer als den eines Epileptifch'en umher, (vgl. Abbil- *

dung) bis endlich eine allgemeine körperliche und geiftige Zerrüttung

dem Leben des Mediums oder Zauberers ein Ende macht. Der." .

artig mag auch das Ende des gefchichtlichen Fauft gewefen fein..

Der Geift der Zeit jedoch wußte dasfelbe nicht pfhchologifeh zu

x

deuten und half fich mit dem damals alles vermögenden Teufel, f

welcher dem Zauberer, als fein Vakt abgelaufen war, das Genickt

brach und den Hals umdrehte.

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5. A-bfchnittc

-Fauft's Treiben,Zauberfchwänke

und Ende.

achdem die alten Fauftbächer das Walten des 'ille

pbootopbjleo als' Hausgeift in der Wohnung

Faufts gefchildert haben, gehen fie

zu den Disputationen über, welche Fauft zur Stillung feines

Wiffensdurftes mit feinem gelehrten Zpjrjtuo

familiär-ß abhält. Jedoch fchiebt .das Fauftbuch von 1587 die

von Widmann in eine fpätere Zeit verlegte Epifode von der be

abfichtigten- Verheiratung Faufts vorher ein.*

Da Fauft „feine mpurocijein tag vnnd 'nacht ftach“, ge

dachte er fich zu verheiraten und fragte Mephoftophiles um feine

Meinung. Mephoftophiles erinnert ihn an fein Verfprechen,

allen Menfchen feind fein zu wollen, und fagt, er könne unmög

lich durch das Werk-.der Ehe Gott und durch feinen Pakt dem

Teufel gleichzeitig dienen. Wolle er fich aber trotzdem vere e

liihen, fo werde er von den Teufeln in kleine Stücke zerrifYen

werden. Kurz Mephoftophiles fucht als Mönch Fauft nach

Kräften von der Ehe abzuhalten7 „da ohne das der Mönchenvnd Nonnen art iftf fich nit zu verehelichen, fondern verbieten

vielmehr diefelbige.“ Jedoch Fauft will fich nicht abhalten

laffen. Aber -

*„in folchem für-haben gehet ein Sturmwindt feinem Hauß zu* als wolt

es alles zu grunde gehen, Es fprangen alle Thüren auß den Angeln, in dem

wirt fein Hauß voller brunft, als ob“ es zu lauter Afafen verbrennen wol-te.

D. Fauftus gab das Ferfengelt die ftiegen hinab, da e'rhafchet ihn ein Mann,der wirfft jhn wieder in die Stuben hinein, daß er weder Hände noch Füffe

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198 *

regen kundi, mnb fhn gieng allejiihalben das Feuwer aufff als ob er ver

brennen wolte, er fchreh feinen Geift vinb hilff an, er wolte nach allem feinen*

wunfch. raht vnd thai leben, Da-erfchiene jm der Teuffel Leibhafftig, doch fo

grawfam vnd erfchrecklich, “daß er jhn nicht anfehen kundt, Ihm antwortet der

Teuffel, fagende: Nun fage an, was finns biftn noch?"

Hierauf giebt Fauft klein bei. und Mephoftophiles verfpricht

ihm dafiir„alle tag vnndt nacht ein Weib zu bett fiihren, welche du in diefer_

Statt, oder anderßwo anfichtig, vnd die dn nach deinem willen zur vnkeufch

heit begehren wirft, in folcher geftalt vnnd .forme foll fie

bei) dir wohnen."

Fauft „geriethe auch in eine folche brunft bund vnzucht, daß er tag vnnd

nacht nach Geftalt der fchönen Weiber trachtete, daßf fo er heut mit dem

Teuffel vuzucht triebef morgen einen andern im finn'hatte.“

Diefe Stelle läßt unklar, ob der Verfaffer meint, daß

-wie ja derartige Erzählungen mehrfach vorkommen -wirkliche

Frauen durch Zauberei vor Fanfts Bett zu kommen gezwungen

werden, oder ob die Teufel *als Zueeubi in augenommener Ge

ftalt mit Fauft Unzucht treiben. Daß Derartiges thatfächliih dorkomme, wurde im 16. Jahrhundert und während der ganzen

Hexenprozeßperiode bekanntlich nicht im Geringften bezweifelt,

und wir werden Gelegenheit haben, auf den Jucnbus- und Suc-“

'cubusglauben _zurückzukomnien»

Jm alten Fauftbuch wird alfo Fanft erft durch den -Teufe

zu feinem Lafterleben verführt, wiihrend ihn urfprünglich Wiffe'n

durft in die Klauen des Böfen trieb; bei Widmann dagegen be

ginnt er gleich feinLuderleben, fo daß ihn Mephoftophiles des

halb zur Rede feht und fich ferner Geld zu fch'affen weigert, wes

halb denn „D. Fauftus auch mit feiner kunft vnd Zauberer) etwas

außrichten muß.“ Offenbar hat hier das alte Fauftbuch idealifiert,

wiihrend Widmann die Züge des gefchichtlichen Lüdrians Fanftgetreuer wiedergegeben hat.

Nachdem nun Fanft „fchändtliche und greuwliche vnzucht

mit dem Teuffel triebe“, gab ihm Mephoftophiles nach Spieß

„ein groffes Buch von allerleh Zaubereh vnnd dligreinantiaf,

welches man nach Faufts Tod bei Wagner fand, womit er fich

erluftigt. Darauf beginnt Fanft feine Dispntationen mit Mepho

ftophiles und fragt ihn: „Was Geifts* biftu?“ worauf diefer ent

gegnet: „Mein Herr Faufte, Ich b'in ein Geift vnd ein fliegender

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Geift, nnter dem Himmel regierend." Dann erfahren wir, daß

*Lucifer urfprünglich ein fchöner Engel aus der Ordnung der

Seraphim war und eigentlich Raphael hießi) Dann fragt FauftMephoftophiles nach der hell vnd ihrer Spelunck“, nach dem

„Regiment der Teuffeln vnd jhrem Vrincipat“, nach der „Geftaltder oerftoffenen Engeln“, nach der „gewalt deß Teuffels“, nach

der hell, 6611011113 genandt, wie fie

erfchaffen vnd geftalt fehe,

auch von der Bein darinnen. -

Diefe Disputationen find fehr nichtsfagend7 ganz* in dem

aus jüdifchen, heidnifchen und chriftlichen Traditionen zufammengeleimten Glauben jener Zeit gehalten, wobei Mephoftophiles wie

ein Vrädikant der Reformationszeit falbadert. Von der Hölle

erfahren wir, daß

* *

z

„darinnen niihis anders zu finden als Nebel, Feuwerf Schwefel, Verl),

vnnd ander Geftank, fo können wir Teuffel auch nicht wiffenf was geftalt vnd

weiß die .Helle erfchaffen iftf noch wie fie von Gott gegründet vnd ierbauwet

fer), den fie hat weder end noch grund, vnnd diß ift mein kurzer bericht.“

In der Hölle giebt es zehn „Regiment“ oder Königreiche,

welchen die Oberften der Teufel vorgefeht find, nämlich :“ 1. Leone

ulm-tio, 2, Rag-num ignie, 3. 'Werra tenebroea, 4. J'ai-*darum

5.

(kern-o. Meili-laute, 6. Geheime, 7. blerebue (bir-21008), 8. Zara

iin-urn, 9. Zip!, 10. heiteren, Diefelben find- wie man

fieht- teils der klaffifchen [Mythologie. teils kabbaliftifchen*

Spekulationen nachgebildet wie denn z. B. der Rabbi IofephGikatalia folgende fieben Abteilungen der Unterwelt unter

fcheidet: Hölle, Todespforten, Todesfchatten. Todesbrunnen, Kot

grube, Verderbem' Abgrund?) _ Im Acheron regieren ..die“

Teufel. Bhlegethon und in den vier Enden der Welt: gen Often

Lucifer. gen Norden Beelzebub, gen Süden Belial und gen

Weften Aftaroth. .

Nach langen, langen moralifcheu Expektorationen antwortet

der fromme Mephoftophiles Fauft auf die Frage, was er wohl

an feiner Stelle gethan habe.

'

„Mein Herr Faufte, wann ich ein Menfch erfchaffen were, wie du wolte

ich mich .biegen gegen Gott, allweil ich einen menfchlichen Atheni hette, vnnd

1) Nach dem Sohar war Lucifer oder Samuel vor dem Fall ein Seraph_

init fe'chs Flügeln wie Michael,

Z) .loeepir (Like-italia: 1:(0rtue uueurn. blend'. 1615.

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mich befleiffen, daß ich Gott nicht wider mich zu Zorn bewegte, fein Lehr, Ge

feß vnnd Gebott, fo viel mir möglich, halten, jhn alleine anruffen, loben,

ehren vnnd preifen, darmit ich Gott gefellig vnd angeneme were, vnd wiifte.

das ich

nach meinem abfterben, die ewige Fremde7 GlorhvndHerrligkeit erlangte."

Und fo lieft Mephoftophiles noch weiterhin Fauft den Text.

wie es der fpäter zu'

erwähnende „fromme Theologus" nicht

beffer könnte. - Damit fchließt der erfte Teil *des alten Fauftbuchs.

Im „andern Theil diefer Hiftor-ien" wird nun zuerft Fauftals großer Aftrolog vorgeführt; Seine Praktiken, welme er

Fiirften und großen Herren dedicierte, trafen" ficher ein, weil er

fich nach den Weisfagungen feines Geiftes richtete, und

„lobte man auch feine Calender vnnd Allmanach vo'r andern, denn er

letzte nichts in Calender, es war jhnn alfo. als wenn er feßte Nebel7 Wind,

Schnee, Feucht, Warm7 Donner, Hage( 2c. hat fichs alfo derloffen. Es waren

feine Calender nicht, als etlicher vnerfahrnen Aftrologen, fo im Winter kalt

vnd gefroren oder Schnee vnnd im Sommer in den Hundstagen, Warm.

Donner oder Vngewitter fehen. Er machte auch in feine Vraetineu zeit vnd

ftunde,» wann was. künfftiges gefchehe-1 folt, warnete eine jede Herrfchaft be

fonder, als die jeßt mit Theuwrung, die ander mit Krieg, die dritte mit

Sterben, vnd alfo forthnn- folie angegriffen werden.“

Es war denn nun freilich kein Wunder, daß' Fauft ein fiir

treffliiher Aftrolog wurde, blies ihm doch Mephoftophiles ein, der

nach feiner Angabe-fchon feit mehreren Taufend Jahren beobachtet

hatte, welche irdifchen Veränderungen den himmlifchen folgten.

Von diefer Kunft will Fauft nun profitieren und läßt fich von

“Mephoftophiles Unterricht in der Aftronomie und Aftrologie er

teilen. Diefer fällt natiirlich ganz im Sinne'des. ptolemäifihen

Shftems und der foliden Sphären aus:

„der Himmel ift

Kuglecht vnnd Scheiblecht. auch beweglich, der.von1

Waffer gefchaffen, zufammen- gefiiget, vnd alfo befeftiget ift- wie Criftall, da

rinnen ift

gehefft das Geftirn, vnd durch folche Runde des Himmels wird die

welt in vier theil- getheiltf als nemlich, in Auffgang, Nidergang, Mittag vnd

Mittnacht, vnd wirt der Himmel fo fchnell vmogewelgt- daß die Welt zerbreche,

wo es die Planeten mit-freu! gang nicht verhinderten."

_Dann werden die fieben Sphären der Planeten befchrieben.

auf welche der Fixfternhimmel und das Emphreum folgt- während

im Innern der Erde ein „tunckeler, kalter Lufft“ ift, worin die

Teufel regieren und Ungewitter 2c. erregen. y .

Als Fauft den Mephoftophiles nach der Erfchaffung der

Welt und des Menfchen fragte. gab ihm derfelbe 'den „Gottlofen

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vnd falfihen bericht", daß Beide nicht gefchaffen, -fondern von

Ewigkeit her wären', und hätte fich die Erde „felbften nehren

müffen.“ Fanft will dies in Hinblick auf die Genefis nicht recht

glaubenf „fagte aber nicht viel darwider.“

Hierauf befucht Velial, der Oberfte der Teufel, Fauft und

verbreitet, obwohl es Sommer ift, *eine folche Kälte, daß Fauftglaubte er müffe erfrieren') Velial erfchien in Geftalt eines

„zotteten vnd ganh kolfehwarhen Bären-2) alleine, *daß feine ohren vber fick'

ftunden. vnd waren die ohren vnd rüffel gantz brennend roht, mit hohen

fchneeweiffen zänen, vnd einem langen fchwanß, treh Elen lang vngefährlich,

am Halß hatte 'der treh fliegender Flügel." ,

- Velialftellt nun diefieben vornehmfte'nTeufelBFanft vor, nämlich:

„Luciferf *Doctor Faufti rechter Herr, dem er fich verfchrieben, in geftalt

eines nianues hoch, vnd war hät-ig vnd zeitig, in einer farb wie die roten*

Ehchhörnlein fehndf den fchwanß gantz vber fich habe-1d;- wie die Eichhörnlein.

Dornach der Beelzebub., der hat ein leibfarbs Haar vnnd einen Ochfenkopff

mit zwenen erfchrecklichen ohr-em auch [gang zottig vnd hiirig, mit zwenen

groffen Flügeln, vnd fo fcharpfß wie die Difteln im feldef halb grün vnd gelb,

allein daß vber den Flügeln fewerftromen heraußflugen, hatte einen Kühfchwanß.

Afterothf diefer kann hinehn in geftalt eines Wnrinesf vnnd gienge auffin

fchwanh auffrecht hinehw hatte keinen fuß, der fcbwanß hatte ein farb wie die

Vlindfchleicheu. der Bauch war gar dick. oben hat er zween kur-her fiifzy gar

gälb, vnd dei- Vanch ein wenig weiß vnnd gälblich, der riicke ganh keftenbraun,

eines fingers lang fpihige ftachel, vnnd borften- daran, wie ein Jgel.4) Dar

nach kam Satanasf gang weiß vnnd grawf zottig, vnd hatte einen Efelskopff,

vnd doch der fchwanß wie ein Katienfchwanhf nnnd flauwew einer elenlang.

A11ubis,5). diefer hatte einen Hundskopff, fchwarß vnnd weiß7 im fchwarhen

'weiffe tiipfflenF vnd weiffen fchwarße, fonften hat er fiiß vnn'd hangende ohren

wie ein Hund, er war vier eien lang. Nach diefem Dhihicanus war auch beh

einer eleu lang, fonften geftalt wie ein Vogel vnnd Nephun, allein der halswar grün vnnd fchattirt. Der letzte war Draihusmit vier kur-ßen Fiiffenfgelb vnd grün. der Leib oben braunf wie blaw fewr, vnd' der Schwanß röthlicht.“

1) .In Dante's Hölle ftecken der Teufel und die fchlimmften Verdammten

.im tiefften Höllenfchlund ini Eis Gefang 34.

'2)

Nach Origenes: „Centre Seleuin“, ?I30 erfcheinnder fünfte Fiirftder Teufel Thautabaoth nach gnoftifcher Annahme als Bär. uberhaupt fcheintdie ganze Stelle nach Origenes gebildet zu fein. Siehe den Nachtrag.

'

3) Die Namen mehrerer derfelben find Erfindung, des alten Verfaffers

des Fauftbuches.' '

4) Der italieniänifche Vriefter und Teufelsbefchwörer des mit ihm. zugleich

am 27. October1440 zu Nantes hinge-richteten Marfchalls von Frankreich Gillesde Rais7 Francesco Vrelati, fagte in der berüchtigten Verhandlung iiber die

zauberifchen Kindesmorge der-Beiden ans'- daß ihm der Teufel als grüneSchlange mit einem Hundskopf erfchienen fei.

f*)

Hier fpukt fogar c'ighptifche Mythologie herein.

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Mit diefen Oberften der Teufel erfcheint noch ein ganzer

Schwarm niederer böfer Geifter in Geftaltvon Schweinen,

Rehen, Hirfchen, Bären, Wölfen, Affen, Bibern, Büffeln, Böiken,

Geißen, Efeln und Ebern, mit denen fich Fauft luftig macht,

und die ihm ein Zauberbuch fchenken. Fauft fragt fie

nach dem

Urfprung des Ungeziefers. Hierauf verwandeln fich die niedern

Teufel in allerleh Ungeziefer und plagen Fanit:„als die Ömeiffen befeichten jn, die Bienen ftacheu jn, die Mücken fuhren

jhm vnter das angeficht, die Flöh biffen jn, die Juimen die flogen vmb jn, dz

er zu wehren hatf die Läuß vexirten jn auff den kopff vnd hembdf die fpinnen

fuhren auff jn herabf die Raupen krochen auff jn, die Wefpen ftachen jhn. Infumma er wardt allenthalben genug mit vnzifer geplagtj als d

z er recht fagte,

Ich glaube dz jr alle junge Teuffel fentx") W

'

, . -

und zur Stube hinausflüchtete. Sobald Fauft da's Zimmer

verlaffen hatte, war aller Spuk verfchwunden.

Mit diefer bizarren Erzählung fchließt die unglücklich er

fundene Periode des “alten Fauftbuchs„welche den Drang Faufts

nach überfinnlicher Erkenntnis zum Ausdruck bringen foll und

dabei fowohl die Unkenntnis des Verfaffers in den magifchen

Traditionen, als auch feine Befangenheit in dem engherzigen

ftocktheologifchen Zeitgeift kundgiebt.

Widmann nimmt diefen Teil des alten Fauftbuche's in feine

Neubearbeitung desfelben hinüber, erweitert ihn jedoch, indem er

nach der Schilderung von Faufts liederlichem Leben in Witten

berg denfelben zehn Disputationenk) mit Mephoftophiles halten

läßt( Schon in der Einleitung derfelbenZ) kommt der lutherifch

polemifche Geift Widmanns zum Vorfchein, welcher, nachdem er

Mephoftophiles dem Fauft die Lektüre vom Johannisevangelium,

der paulinifchen und andern Epifteln verbieten läßt, von _dem- .

felben aber geftatten läßt, daß Fauft über „Ceremonien, Meß.

Fegfewer, Sophiftereh. Legenden,' Concilien vnd Schultheologeh"'

disputiere, um fein noch reges religiöfes Bedürfnis zu befriedigen.'

Hierauf disputiert Fauft mit Mephoftophiles über die Frage_

was derfelbe für ein Geift fei. Die Antwort ift die gleiche wie

1) Luther fagt: „Des-gleichen glänbe ict), daß die Affen lauter Tcuffel find.“ ,

lTifchreden, Ed. Förftemann. 111. S. 34.

*-')

Buch l. Cap, 15-24.

8) Buch l. Cap, 15.

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.

bei Spieß. Ferner fragt Fauft, wie vielerlei Geifter feien, wo

rauf Mephoftophiles entgegnet: „vnfer' ift gewiß fo viel, als der

groffen Hürnehfel nicht fehn kan.“ Die dritte Frage bezieht-.fich

auf die Urfachep weshalb die Teufel aus *dem Himmel' verftoßen

wurden. Der Grund ift

Hochmut. In der vierten Disputation

vomaFall der Teufel, erfahren wir, daß Lucifer vor dem FallNathanael hieß)) womit* der von 'mir im nächften Buch unter

Nr. 1 befchriebene Höllenzwang iibereinftimmt, wo _jedoch der

Name _-vermutlich infolge fehlerhafter Abfchrift

- Nadanniel

gefchrieben ift. Die fünfte Disputa'tion handelt von der himm

lifchen Hierarchie; die fechfte vom Paradies; die fiebente von der

Ordnung der Teufel; welche der belefene Widmann nach Cornelius Agrippa'P-und der Tradition in falfche Götter, Lügen

geifter, Gefäße der Ungerechtigkeit, Rächer der Verbrechen, Zauderer, Gewalten der Luft, Furien, Läfterer; Berfucher oder Nach

fteller und böfe Genien, ihre Fiirften aber Python; Belialx Asmodeus, Satan,- Meririm, Abbadon,--Aftaroth und Mammon

nennt.- Dies findjedoch nur acht Fiirften, da Widmann ver

gißt, die Namen der Färften von der erften und zehnten Ord

nung mitzuteilen, welche Beelzebub und Apollhon find-i)- Die.

achte Disputation handelt von dem feligen und unfeligen Zuftand; die neunte von der Frage, ob die Teufel felig werden,

und die zehnte von der Hölle. Alle Disputationen find bei

Widmann weitläuftiger als bei Spieß, und mit unerträglichem

theologifchen Gewäfch* angefiillt, welches fich *im Munde eines'

Teufels urkomifch ausnimmt. .

Von jeßt an gehen die beiden Fauftbiicher fo weit aus

einanderF fo daß es fich empfehlen wird, zuerft den Inhalt des

Spieß'fchen Fanftbuches zufammenhängend darzuftellen und zu

kommentieren und dann eine Darftellung der vielen von Widmann hinzugefiigten Zufäße nnd Varianten zu geben.

'

Der Verfaffer des alten Fauftbuches gebietet offenbar nur

über ein ziemlich diirftiges traditionelles Material und fucht

diefen Mangel dadurch zu erfehen, daß er den-zweiten Teil feines

L) Diefer Name wird von Vhilo mitgeteilt.

i

*1)

0onult3. kliilasopdie, (iii). ll. 084). 13.

3) Cornell. Agrippa. Geeult. enn. l-ib. [ll. (>84). 18.

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fehen und abnehmen.

Buches mit phantaftifchen Darftellungen der Reifen, 'die er Fauft

machen lc'ißt, und mit Disputationen über aftrologifche und

meteorolog'ifche Fragen, wie fie die Zeit befonders befchäftigten,

ausfüllt. / l

'

Im achten Jahre feines Bundes empfindet Fauft ein Grauen

vor der Hölle und fragt den Teufel „Beelzebub vnter dem

Himmel“, ob er ihn nicht in die Hölle führen könne, damit er

deren „qualiteh fundament vnnd eigenfchaft auch fubftanh" möchte

nacht, um Fauft abzuholen; er hat auf dem Rücken einen rings

gefchloffenen beinernen Seffel, in den fich Fauft fehl und durch

die Luft davon fährt)) Beelzebub verblendet nun Fauft und

macht ihm ein Affenfpiel vor, als ob erjan einen hohen Berg

auf einer Jnfel komme?) aus welchem Schwefel. Vech und Feuer

ftrahlen mit folchecn Ungeftiim/fchlugen, daß Fauft darob er

wachte. Nun fchwang fich der teuflifche Wurm mit Fauft in

den Krater hinein, in welchem aber keine* Hihe fpürbar war; die

Luft war angenehm wie im Mai, und man hörte ein liebliches

Getön von allerlei unfichtbaren Jnftrumenten. Zu Beelzebub

gefellten fich noch drei andere fliegende teuflifche Würmer. welche

einen großen fliegenden Hirfch mit mächtigem Geweih, der Fauftin eine tiefe Kluft hinabftürzen wolltez vertrieben. Jn diefer

Kluft flogen eine, Unzahl riefiger Drachen umher und griffen

Fauft an; aber fliegende Bären kamen- ihm zu-Hülfe und be

fiegten die Schlangen. Endlich aber ftiirzte fich aus einem alten

Thor heraus ein mächtiger geflügelter Stier auf die 3)Höllenfahrerund ftieß fo heftig auf Beelzebub, daß'diefer auf den Rücken

fiel, und Fauft in den tiefften Höllenabgrund hinabftürzt. Dort

greift ihn „ein alter runhlechter Aff“ bei der Hand und feht ihn

auf einen mit zwei Drachen befpannten. aus einem dichten Nebel

heraneilenden Wagen, der Fauft eine Viertelftunde lang durch

die dickfte Finfternis fiihrt, worauf fie in eine Luft voll zuckender

Blihe und endlich über ein heißes, turmhohe Wellen fchlagendes

Waffer kommen. Diefe Wellen fpülen Fauft von feinem Wagen

1) Diefe Fahrt ift der im Talmud von Salome erzählten *nachgebilden

L) Jin Mittelalter galten der Hella und Aetna als Eingängezur Hölle,

i*) Auch diefe Teufelsfrayen find gnoftifch'; S, Nachtrag.

Beelzebub .bejaht und kommt zu Mitter- .

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_herab; er fällt in eine tiefe Kluft und ftürzt vor Entfehenin den Höllenfchlun'o. In diefem

,traf er „viel ftattlicher Leut,

Kehfer. Könige, Fiirften und HerremItem viel taufend geharnifchte

Kriegsleut", Fanft will eine verdammte Seele ergreifen f aber

fie

entfchwindet feiner Hand. Indem kommt Beelzebub p mit

feinem beinernen Stuhl wieder., und Fanft. der es ohnehin vor

„Donner, Bngeftümm. Schwefeh Rauch, Fewer. Froft vnnd Htß,

Zettergefchreh. Wehe, Grißgrammen, Iammer vnd Bein" nicht

aushalten konnte, fiht auf und fiihrt nach feiner Behaufung zn

rück, wo ihn fein Fam'ulus-Wagner (den er nach dem alten

Fauftbuch gleich zu Anfang feiner Laufbahn als Zauberer an

nimmt) erwartet. *Wagner hatte bereits Angft empfunden und

gemeint) .daß Fauft,'„weil er die hell hat begert zufehen. er

werde mehr gefehen haben. dann jhm lieb feh, vnnd ewig auffen

bleiben.“ Hier wirft Beelzebub den mittlerweile wieder ein

gefchlafenen Fauft auf fein Bett, wo _derfelbe fortfchläft und nach

feinem Erwachen am nächften Morgen nicht recht weiß, ob er

wirklich in der Hölle gewefenift. oder ob in der Teufel nur

verblendet habe. . . 7

Wie das alte Fauftbuch *ganz beftimmt fagtf „hat er. Doc.Fanftus, (diefe Vifion) felbs auffgefchrieben, vnd if

t

nach feinem

.todt folchs fchreiben in einem Zettel, feiner eigenen handfchrifft.vnd in einem Buch verfchlofien liegendt, hinder jm gefunden

worden.“'

*

Ganz unmöglich ift

diefe Angabe nicht. da fomnambule

Verfonen- und der gefchichtliche Fauft war entfchieden ein

Somnambuler *_- fehr häufig Vifionen vom Ienfeits haben.

welches fie

nach ihrer Religion “und Weltanfchauung geftalten,* und weilFaufts litterarifcher Nachlaß, wie wir oben fahen, an.

den Grafen Anton von Staufen kam. Das, phantaftifche Viehzeug jedoch, welches Fauft in der Hölle fieht, und welches dem

bei Gelegenheit der Dispntationen von dem Berfaffer des Fanfi

buches erdichteten völlig gleicht, machen es wahrfcheinlicher, daß

wir es'mit einer ftiimperhaften Umbildung der Erzählungen Ber

zuckter von jener Welt zu thun haben, wie fie, fo vielfach

exiftieren und auch befonders bei den Gnoftikern vorkamen.

Schon bei .Homer und Birgil machen Odhffeus und

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-206 -Aneas Reifen in die Unterwelt, wie außerdem noch im ilaffifchen

Altertum Empedokles, Ariftäus, Athens, Eros von Vamphilien,

Thefpefius von Sales und Hermothhmus von Clazomene. Die

Kirche kennt die Höllenfahrt Chrifti. Der heilige Auguftinwill aus der Vifion, welche. Curma hat, die Wahrheit feiner

Anfchauungen von Himmel/und Hölle darthun. Ein Mann zu

Uzal in Afrika 'findet unter einer eingeftiirzten Mauer feinen“

Tod; er kommt ins Varadies.'*--und der heilige Stephanus fagt

ihm: Gieb das wieder, was du empfangen haft.- Er fagt das

Shmbolum her; der Diakon bezeichnet fein Herz mit dem Kreuz,

und er erwacht vollkommen gefund. Ein Mönch zu Reichenau,

Namens Vetin, wandert' nach Gregor von Tours im Jahre824 durch Himmel und Hölle, fieht die von Licht nmftrahlten

Verklärten und in der Hölle die Qualen der Verdammten, wo

runter Vrälaten, unenthaltfame Vriefter, welche an Vfähle

gebunden find und mit den Genoffinnen ihrer Sünden *Feuer

pein leiden; auch Bifchöfe, Abte und Kaifer - fogarKarl der

Große*- braten wie im Fauftbuch in der Hölle.

- Wie

Hinkmar von Rheims erzählt, fah ein gewiffer Barthold, als

er vier Tage wie tot lag, in der Hölle 49 teils. im Feuer bren

nende, teils vor Kälte ftarrende Bifchöfe. worunter ein gewiffer

Ebbo. Leopardelius und Aenäus. Ebbo fagte zu Berthold: Gehe

zu meinen Freunden und fage ihnen; *fie follen für uns das'

heilige Meßopfer bringen. Und als dies gefchieht, findet fie

Berthold fchön gekleidet, gebadet und voll Freude. Auch» der

von Würmern zernagte Karl der Kahle bittet um Erlöfung und

wird erlöft, als Hincmar das Meßopfer darbringt. Im Iahre1144 durchwandelt der Ritter Tundalus nach Vincenz von

Beauvais das Ienfeits in Himmel und Hölle, und der Bruder

Alberich zu Monte Caffino hat die gleiche' Vifion. welche'Danteals Unterlage zur Ausarbeitung feiner göttlichen Komödie diente.

Ans der Reformationszeit und dem 17. Jahrhundert giebt

Arnold in feiner Kirchen- und Keherhiftorie eine ganze Samm

lung diefer Vifionen, welche auch bei den neuzeitlichen Somnam

bulen in Mengen vorkommen. Ich felbft kannte die Magd eines

Schneiders in Meiningen, welche vor etwa 15 Jahren in zahl

reichen Anfällen von Somnambulismus die Hölle mit allen De

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_ - 207 -tails fah und befchrieb u. f. w. '-- Der Verfaffer des Fanft- -*

buches hatte alfo bereits im 16. Jahrhundert genügendes

Material, .nach welchem er Faufts Höllenfahrt bearbeiten konnte.

Nachdem Fauft feine Höllenfahrt beendet hatte führer in's

Geftirn hinauf.

*

..Diefe Gefchicht hat manauch bel) ihm gefunden, fo mit feiner eigen

Hand concipiert vnd auffgezeichnet :wordenf welches er feinem guten Gefelleneinem, .laune lljetari, hleciiea zu Leipßig zugefchrieben."

einem angeblichen Wittenberger Studiengenoffen Faufts.

In diefem Brief erzählt nun Fauft, wie er einmal des

Nachts nicht fchlafen konnte-und über feine Kalender und Braktiken nachdachte. Da hörte er einen großen Sturmwind, und

eine brüllen'de Stimme rief ihm zu; „Wollauff deins herhensluft, finn vnd begierlichkeit wirftu fehen.“ Fauft öffnet den

Fenfterladen und fah im Mondenfchein einen mit zwei Drachen

.befpannten Wagen vom Himmel herab fahren. Die Drachen

waren „an Flügeln braun und fchwarh, mit weiffen gefprengleten

tüpflen. der Ruck auch alfo, der Bauch, Kopff vnd Halß grün

lecht.- gelb vnd weiß gefprengtz“ vom Wagen gingen Strahlen

höllifchen Feuers aus.: Fauft faß mit Mephoftophiles auf und

Beide fuhren in das Weltall hinein, das um fo finfterer wird.je weiter fi

e kommen. Am nächften Morgen find fie

fiebenund

vierzig Meilen hoch über der Erde, und Mephoftophiles zeigt

Fauft die Länder der Welt, wobei er fehr wunderliche geographifche

Ke'nntniffe entwickelt. So geht die Reife fort.. bis fie den

Feuerhimmel mit rafender Schnelle fich drehen und' die Vlaneten

mit fich reißen fehen; es ift dort fo heiß, daß Fauft faft ver

brannt wäre, wenn Mephoftophiles nicht für Kühlung geforgt

hätte_ Fauft fieht die Sonne, den Mond, und die Planeten.Die Sonne, welche auf der Erde kaum „eines Faßbodens groß“

erfcheint, ift jetzt „gröffer dann die ganhe Welt. dann ich kondte

kein end daran fehen“. und kein Vlanet ift

fo groß als die

Welt, ein Stern ,aber fo groß als die halbe Welt. Jm Herab-

fahren fieht Fauft die von ihm Welt genannte Erde „wie ein

Dotter im Eh, und gedauchte mich die Welt were nicht einer

Spannen lang. vnd das. Waffer war zweh mal breiter anzufehen".

Diefe wunderliche ekftatifche Reife dauert acht Tage, und nach

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*Vapft in dem Glauben. ..es were ein verdampte Seel“. - natiir

-F208

>

ihrer Beendigung fchlieff Fauft drei Tage hinter einander i

richtet dann feine ..Calender vnd Vracticka darnach.“** -

Auch diefe Geftirnfahrt Faufts hat ihre Antecefforen: Sch*

Lucian befchreibt im Jcaromenippus eine Fahrt .in de

Mond und den Olymp. Zoroafter und Gregor ?[1,fahren nach

uralten. *von Widmann mitgeteilten)) Zauberfagen _in das Ge

ftirn. und bei Arioft reift Aftolf auf dem Wagen des Elias in

den Mond.

Im fechzehnten Iahre feines Vaktes bereift Fauft alle

Länder der Welt. auf Mephoftophiles reitend. der fich in ein

Vferd mit Flügeln ..wie ein Dromedari“ verwandelt hat."-') InRom fpeift er unfichtbar an des Vapftes Tafel. raubt diefem

fein Silbergefch'irr und treibt folchen Zauberunfug. daß der

lich vergeblich »- einen feierlichen Exorcismus anftellt. Von

Rom fährt Fauft in der Geftalt des Vapftes nach Konftantinopel

an den Hof Kaifer Solimans. wo er fich für Mahomed ausgiebt

und alle Nacht die Weiber und Huren des türkifchen Kaifers

fechsmal befchläft. Soliman fühlt fich fehr geehrt. daß Mahomed

ihm diefe Ehre erweife. aber die türkifchen Vriefter wollen, es

nicht' zugeben. fondern fagen. der angebliche Mahomed fei

ein

Gefpenft, Dagegen opponieren nun wieder die Weiber des Sul

tans. welche ausfagen. daß ihr unfichtbarerLiebhaber ..fein Prob

meifterlich 'bewiefen und wäre in eunnne. wohl geftaffiert."

z Diefe'Reife dauert anderthalb Jahre. und Fauft befucht

folgende Länder: Italien. die'Türkei. England. Spanien. Frank

teich. Schweden. Polen. Dänemark. Indien. Afrika und Verfien.

Von Städten werden Trier. Paris. Mainz. Neapel. Venedig.

Padua. Rom. Mailand. Florenz. Lhon. Köln. Aachen. Bafel.

Konftanz. Ulm. Würzburg. Nürnberg. Augsburg. Regensburg

München. Salzburg. Wien. Prag. Krakau. Konftantinopel. Kairo.

.')fen. Magdeburg. Lübeck und Erfurt genannt. und wunderliche

1) Fauftbuch. [ll. 18.

*-') Der niit Vhilo gleichzeitige Jndier Nagar fagt von feinem Schuhgeift

Damilkar. daß ihn derfelbe durch die Luft nach Quianfe in China getragen

, Zauber-Bibi. l. 29.habe.

- Er fpricht' ana) von einem heiligen ..Berg der Verfammlung. Horft

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-vorgebildet.

_-209 -gedgraphifche Weisheit dabei ausgekramt' Endlich gelingt es

Fauft vom Kaukafus aus, der „höchften Jnful zwifchen Schihiaund India", einen Blick in's Paradies zu werfen, wo, er fieht.

was dariiber in der Bibel fteht und was man im 16. Iahrhundert buchftiibli'ch glaubte. Auch die Fahrt inis Paradies

finden wir beim falfchen Kallifthenes, bei Montevilla und Arioft

DenSchluß des zweiten Teils des Spieß'fchen Fanftbuches

bilden Gefpräche Faufts mit feinen Freunden iiber allerlei aftro

logifche 2c. Fragen. Dabei erfahren wir wieder höchft kuriofe

Dinge. Ein Komet ftand am HimmelB) und Fauft wird zu

Eisleben gefragt, „wie dz zugieng.“ Hierauf entwickelt er fo(

gende Kometentheorie:-

„Es gefchieht offt; daß fich der Mond am Himmel verwandelt; vnnd die

Sonn vnterhalb der Erden ift. Wann dann der Mond nahe hinzu fombt; ift

die Sonn fo kräfftig vnd ftarck; daß fie dem Mond feinen fchein nimpt; das er

aller roht wirt; wann auch der Mond wiederumb tn die Höhe fteigt, verwandelt

er fich in mancherlei) farben, vnd fpringt ein yroäigium vom höchften dranß,wirt als denn

'ein' Comet, vnd find der Figur vnd bedeutung; fo Gott verhengh'

mancher-ieh.“ . . .

Ein andermal war Fanft bei einem Doktor U. B. W. in

Halberftadt; einem „gutenAftrologen" zu Gaft. *der ihn nach

der Größe der 'Sterne fragt. Fauft entgegnet; _

„Mein Herr vnnd lieber Bruder; jhr wift zuvor; daß der- fleineft fternam Himmel; fo uns hiernnden kaum wie vnfere groffe Wachsliechter geduncket;

-

gröffer ift als ein Fiirftenthumb. So ift es gewiß; wie ichs auch gefehen hab,

daß die weite vnd breite deß Himmels gröffer ift, dann zwölff Erdboden, wie

dann am Himmel kein Erdenzn fehen ift; fo ift

mancher fiern gröffcr, denn,

diß Land, eine/(fo groß »als die Statt; jenfeits ift einer fogroß; als dz

gezirke

deß Nömifchen Reichs; diefer fo;

groß als die Türken, und die Planeten; da ift

einer fo groß als die gantze Welt.

K

,

Weiterhin unterhält fich Fauft mit feinen Freunden von

den die 'Menfchen plagenden Geiftern in fehr niihtsfagender

Weife. dann von den Sternfchnuppen und Meteoren, welche im

Geifte der Zeit als identifch mit der 1701116113. dlontoa dargeftellt

werden; und vom Donner; welcher entfteht, wenn die vier Winde

auf einander treffen-und die Teufel mit ihnen ftreiten. -

1) Dies gefchah zur Fanftzeit in den Jahren 1527, 1530, .1531,1582,

1583; 1536; L538 und 1589.

kiewetter; J-auftbnch. 14

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*210- Jm dritten Teil des alten Fauftbuches werden die Fauft

zugefchriebenen Zauberfchwänke mitgeteilt. Der erfte ift

_dieBe

fchwörung Alexanders des Großen und feiner Gemahlin am

kaiferlichen Hoflager zu Innsbruck. Fauft hatte dafelbft mit'

einigen Edelleuten gefpeift und war von Kaifer Karl li. bemerkt -

worden. Der Kaifer. welcher wußte. daß Fauft ..ein erfahrner

in der fchwarhen Kunft were. vnd einen Wahrfager Geift hette.“

*verlangte von ihm Alexander den Großen als ..ein Lucern vnd

'zierd aller Kehfer“ zu fehen. Fauft fagt _- im gut proteftan

tifchen Sinn des Verfaffers des Fauftbuches-

daß er mitnichten

die Geifter Verftorbener zitieren könne; 1

..aber die vhralte Geifter. welche Alexandrum vnd feine Gemählin ge

fehen. die können folche form ond geftalt an fich nemen. vnd fich darein ver

wandelen. durch diefelbige wil ich jhr. Maj. Alexandrum warhafftig fehen

laffen."-

*

Darauf befprach fich Fauft mit feinem Geift. gebot dem

Kaifer ftrenges Stillfchweigen und that die Thür auf:..Bald gieng Kehfer Alexander hinein. in aller form vnd geftalt. wie*er

inc 'leben gefehen. Nemlich. ein wohlgefetztes dickes Miinnlin. rohten oder

gleichfalben vnnd dicken Bart-I“. roht Backen. vnd_eines ftrengenAng'efichts. als -

ob er Bafilifcken Augen hett. Er trat hinein in einem gantzen vollkommen

harnifch. zum Kehfer Carolo. vnd neigt fich'mit einer tieffen reuerenß. Der“

Kehfer wolt auch vffftehen, vnd fu empfangen. aber D, Fauftus wolte jhm

folches nicht geftatten. Bald darauff. nach dem fich Alexander wieder neiget.

vnd zu der Thür hinauß gieng. gehet gleich fein Gemahl gegen jm herein, die

thet dem Kehfer auch reuereutz. fie

gieng_ in'einem ganß blawen Samniat. mit

gülden ftiicken vnd Perlen gezieret. fi war auch vberauß fchön, vnd rothbacket.

wie Milch vnd Blut. lenglecht. vnd eines runden Angefichts. In dem ge

dachte der Kehfer, nun hab ich

zwo Verfonen gefehen. die ich lang begert hab.

vnd kan nit wol fehlen. der Geift wirbt fich in folche geftalt 'verwandelt haben

vnd 'mich nic betriegen. gleich wie das Weib den Propheten Samuel erweckt

hatt. Bud damit der Kehfer folchs defto gewiffer erfahren möchte, gedachte er

ber) jhm. Nun hab ich offt gehört. daß fie

hinden im Nacken ein groffeWarßen

gehabt. vnnd gieng hinzu zu befehen. ob folche auch in d.efem Bild zu finden. ,

vnd fandt alfo die Warßen. denn fie

ini wie ein Stock ftill hielte. vnd

herz

nacher widerumb verfchwandi. hiermit ward dem Kehfer fein begeren erfüllt."

Diefe Zauberanekdote wird ebenfalls von Trithemins von

Sponheim erzählt. wie denn Luther in den Tifchreden fagt:1)

„Der Abt von Spanheim hatte zu wegen gebracht. daß Kehfer Maxi

1) Tifchreden. Ed. Förftemann [ll. 72.

*-8*

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*211

ÜF: ?zZ-*771,77**7

milian alle verftorbene Kehfer vnn groffe Heyden. die Nele-1 Beften. fo man

alfo heißt. in feinem gemach. nach einander gehend gefehen hatte. wie ein-jeg

licher geftalt. vnd' beklehdet war geweft. da er gelebt unter welchen auch ge

weft war der groffe Alexander. Julius Cäfar. Item. deß Kehfers Maxi-7

miliani Braut. welche der König in Frankreich 08101118 (kibvoeeue ihme ge

nommen hatte."

7

_ _

- Der Zug des Fauftbuches. daß der Kaifer durch das fchwarze

Mal im Nacken der Roxane von deren Identität überzeugt wird.wird auch von der Erfcheinung der Maria von Burgund vor

Kaifer Maximilian berichtet. von welcher Luther und Lercheimererzählen. Lehterer fagtpi) -

..Kehfer Maximilian' der erfte. der hochlöbliche. hatte zum ehegemahl*

Mariam Carols von Burgundien tochter. die jm hett-.lich lieb war. vnd er fich

hefftig vmb ihren todt bekümmerte. Diß wußte der Abt wol. erbeut fich. er

wil fie jm .wider für augen bringen. daß er fich an jrem angefichte ergehe. fo

es jm gefalle. Er läßt fich vberreden. willigt in diefen gefehrlichen fürwiß.

Gehen mit einander in ein befonder gemach. nemmen noch einen zu fich. daß

jrer dreh waren: vnd verbeut jnen der zauberer. daß jrer keiner bei) leibe kein

wort rede. fo lange das gefpenft werete. Maria kommt herein gegangen. wie

der geftorbene Samuel zum Saul. fpaßirt fein feuberlich für jnen ober. der

lebendigen wahren Marien fo einliäj. daß. gar kein vnterfcheid war vnd nicht'das geringfte darann mangelte. Ja in anmerckung vnd verwunderung der _

gleichheit wird der Kehfer eingedenk. daß fie .ein fchwarh fleckleiu zu hinderft am halß gehabt. auff das hat er acht vnd befinds auch alfo. da fi

e

zum andern mal fiirvber gieng. -. Da “ift dem Kehfer ein grawen ankommen

hat'dem Abt gewincket. er fol das 7gefpenft wegthun: vnd darnach mit zitternvnd zorn zu im gefprochen: Münch. mache mir der poßen keine mehr: vnd hat

bekannt wie fchwerlich vnd kaum er fich habe enthalten. daß er jr nicht zu:redete. Wann das gefchehen were. fo hette in der böfe geift vmbbracht."

Ahnliche Sagen werden von Robert dem Teufel erzählt.

welcher d'en Geift Karl des Großen erfcheinen ließ. und von dem

nach Trithemius um 96.4 lebend Bulgarenfürften Bajanus. auf

»deffen 'Befehl alle bis dahin verftorbenen Kaifer. Väpfte und

Könige von Frankreich erfchienen; auch hat fich. wie Dünßernachwiesk) die englifche vor fhakefpearefche Bühnendichtung diefes

Stoffes bemächtigt. Man vergleiche 'auch die im erften Buch mit'

geteilte Erzählung Wiers von dem rung-ue init-iwie.

Widmann erzählt diefe Anekdote dem alten Fauftbuche

konform. nur nennt er. fich an Luther und Lercheimer nnd

1)*Bedenken von Zauberer). Cap. l7lll.

2) Scheible: Klofter 7. S. 162.

*

14*

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* 212* -vielleicht auch an Wieri) anlehne'nd, . anftatt Karl l7. 2) Maximilian. Dünger macht ihm* dies'znm Vorwurf, indemer fagt,

»

x

er widerfpreche damit feiner eigenen Angabe", daß Fauft fein

Treiben erft 1525 begonnen habe. Das fagt Widmann nicht,

fondern nur, daß Fauft in diefem „erft recht aufgetretten*.* fei;

unmittelbar zuvor fagt er fogar. daß Fauft den Mephoftophiles

feit 1521 befeffen habe. Auch ift

zu bemerken, daß der gefchicht

liche Fauft_ fowohl unter Maximilian, als unter Karl l7. fein

Wefen trieb, was ich bemerke, weil, nach der Übereinftimmung

der Zeitgenoffen zu fchließen“, diefer Anekdote irgend eine That

fache_-

vielleicht ein mit Zanberlaterne (Vgl. das im erften Buch l

iiber die Erfindung der Zauberlaterne Gefagte) hervorgebrachtes

Bild -zu Grund gelegen haben-mag. Ob Fauft oder Trit

hemius die Gaukelei trieben, ift

natürlich nicht zu entfcheiden.

Im alten Fauftbuch folgt *nun die Erzählung, wie Faufteinen fchlafenden Ritter ein Hirfchgeweih aufzaubert. Der' Ritter,

nach Pfiher ein Freiherr von Hardk), - Spieß will feinen

Namen aus Diskretion nicht nennen, _war eingefchlafen, während

er zum Zimmerfenfter hinausfah, nnd bot fo einen komifchen An

blick dar, Als nun der Kaifer zur Tafel blafen ließ, zaubert

Fanft dem Freiherrn ein Hirfchgewcih an, fo daß er den Kopf

nicht zurückziehen kann, und erlöft *ihn-erft. nachdem fich der

Kaifer famt feinem Hofe weidlich an dem Anblick ergöht haben.'

Im folgenden Kapitel wird dann ausgefiihrt, wie der erbofte

Ritter Fauft anf der Heimreife mit fieben Knappen auflanert,

um ihn niederzumachen,

fprengt aus diefem mit einem Heer gefpenftiger Reiter heraus,

welchem fich der Ritter ergeben muß. Fanft zaubert nun zur

Strafe Ritter und Knappen Ziegen-,' den Pferden aber Kuh

*hörner an, welche fie einen Monat lang tragen müffen.

Widmann hat zwei damit übereinftimmende Kapitel.4) Bei

Spieß folgt nun noch -ein weiteres Kapitel, wo -*wahrfchein

Fauft flüchtet fich in ein Wäldlein und*

lich nach einer andern Variante der Sage - die Rache des'

l Vergl. die im erften Buch mitgeteilte Erzählung..

2 Widmanns Fanftbnch, Buch 11. cap. 11.

Z Pfitzer: Fanftbncl); B. [ll. Cap. 13.

4

Fanftbucli: B, ll. Cap. 15 u. 16.

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_RZ-_Rttters nocheinmal erzählt wird. Nach diefer Verfi'on -foll 'fich

die Begebenheit_ in der Nähe von Eisleben zugetragen .und Fauftden Entwaffneten verzauberte Pferde und Schwerter gegeben

haben. . Als* fie *nun auf' der Heimreife durch ein Waffer titten. .

verfchwanden die Pferde. fo'

daß Ritter und Knappen in's Waffer

fielen. und die 'Schwerter verwandelten fich in weiße Stecken.

,Das fchon im Mythus von Aktäon vorkommende Anzaubernvon Hörnern kommt auch im Mittelalter vor. Der Bifchof Dubravius *von Olmüh erzählt in feineriJietm-ia Zobemiaeh von

Zhto. dem Hofzauberer Kaifer Wenzels. wie diefer auf des

Kaifers Hochzeit die Hände .der Gäfte *beim* Mahle in Stierklauen verwandelt und ihnen. wenn fi

e

zum Fenlter hinausfahen.

Hirfchgeweihe aufgezaubert habe. Gleiches erzählt Luther von

Kaifer Friedrich [Li. in feinen Tifchredemf) wie nämlich derfelbe

beiTafel einem Zauberer die Hände in Klauen verwandelt und

diefer hinwiederum dem Kaifer. als er zum Fenfter hinausfah.

ein Hirfchgeweih anzaubert.

DasHervorzaubern gefpenftiger .Reiter ift eine im Mittel

alter fehr viel geübteKunft. Nach Trithemius zauberte der

oben genannte Bulgarenfürft Bajanus ein großes Heer gehar

nifchter Reiter hervor. als 'ihn fein Bruder Veter mit Krieg über

zog. und fagte diefen dadurch in die Flucht.- Robert der

Teufel. Herzog von der Normandie. zaubert gefpenftige Reiter

um.fich her. um den Nachftellungen feines Vaters zu entgehen.- Der unter Manuel Eomnenus lebende Michael Sicydites ge

rät im »Bad in Streit* und zaubert aus den Röhren zur Leitungdes warmen Waffers fchwarze Männer hervor. welche 'feineGegner auf den Hintern treten und fo verjagenN) - Wid-

_ mann fagt in feinen Anmerkungen zu diefem Kapitel des Fauft

buches:

..Solche kunftreuter in das feldt zu machen. hat Johan Wehger. Doctor

Fauft-us Famulus. auch gekondt. Item der Wildtfewer zu Nordhaufen. ein

Abt von Sportheim. Anthonius Morus zu Halberftadt. Johannes Teutonicus.vnd andere.“

1) Ed. 1667. ALU] 611,

2) Ed. Förftemann 1]). S. 100.

'"*) lliaetur: ])e .lllanuele

00111116110, l7. '7.

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- *214 -*

Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges war diefe Kunft be

fonders berühmt und ihre Erlernung begehrt. U. a. befchäftigte

fich mit ihr der wegen feiner Zauberei eingekerkerte unglückliche

Herzog Johann Friedrich lil. von Weimar. welcher in der Nacht

.des 17. Oktober 1628 im Kornhaufe zu Weimar auf rätfelhafte

Weife um's Leben kam.

Ich möchte annehmen ., daß derartigen Sagen ein durch

Hhpnotis-mus erklärbarer Kern zu Grund liegt. denn jedem 'Hyp

notifeur ift es ein Leichtes. einem Berfuchsobjekt derartige Illu

fionen einz'upflcinzen; es fragt fich nur. wie damals Ähnliches fo“

rafch und ohne Vorbereitungen gefchehen konnte. Der Grund

für diefe auffallende Erfcheinu'ng liegt* meines Erachtens z in der

fo außerordentlich großen pfychifchen Empfänglichkeit und Reiz

barkeit der friiheren Gefchlechter. welche z. B. die zahllofen großen

..imitatorifchen Bandemien“. wie die Kinderkreuzzüge. Tanz- und

Geißelwut. Tarantismus und Lhkanthropismus 2c. erzeugte und- als *Produkt *der fozialen und intellektuellen Berhältniffe-*

im Zauber- und Hexenwefen auf' Schritt und Tritt anzutreffen

ift. Die Gegenwart begreift eben jene Zeit nicht mehr.

Ich will hier. um endlofe Wiederholungen zu erfparen. be

merken. daß eine ganze Anzahl der über Fauft kurfierenden

Zauberfagen auf diefe Weife' ihre Erklärung finden. fo nament

lich die von dem verpfändeten Bein. den verblendeten Schweinen

und Pferden. vom gefreffenen Wirtsjungen und Fuder Heu. vom

Wintergarten. dem ..fchönen gewülck". dem Zauberfchloßi). der

zu Ehren des Cardinal Campeggius angeftellten Luftjagd 2c, -Der Einwand. daß derartige von der Sage ausgefchmückte Sug

geftionen wohl einzelnen Verfonen. fchwerlich aber einer

ganzen Zufchauermenge einzupflanzen feien. diirfte vielleicht

für die Gegenwart feine Berechtigung haben. fchw'erlich aber fiirjene pfhchifch fo erregbaren und fenfitiven Jahrhunderte. Ia die

den Maffen eingepflanzte hhnotifche Suggeftion ift in zahlreichen

Volksfagen unverkennbar gefchildert. wie z. B. in der von Wier

und Lercheimer mitgeteilten Erzählung von dem Zauberer. der

1) Ein dem Zauberfchloß zu Anhalt ganz analoges Experiment fiihrte

'Carl Haufen Anfang Auguft 1892 hier in Meiningen denZufchauern vor.

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„ W :- 215;; »

in-Magdeburg x*ein langes Seil in die Wolken “warf und daran

famt feiner Frau,-_ feinem Jungen-,und feinem kleinen Pferde-hen

in die Höhe kletterte; er den Augen derZufchauer entfchwand;

oder in 'der*'-"rauch_vbm Volk von Fanft' erzählten -' Thüringer

Sage von demMagnsY-welcher auf dem Anger in* Erfurt einen'

Hahn _-_an'eine'm-'fäjweren 'Balken fpannte und' diefen zur größten

Verwunderung des Volkes ,umherfahren ließ. In beiden Fällen

kommen Mägde mit frifchgefrlmittenem Klee unter dem_ fich' ein

vierblätteriges, den Zauber brechendes Blatt befindet. dazu un'd

fehen, daß im erften Fall der, Zauberer mit feinen 'Angehörigen

inis Wirtshaus geht,_ während im zweiten der-*Hahn einen Stroh

“halm an einem Zwirnsfaden hinter fich h'e'rfchleppt. Der dich

tende .Volksgeift webte/ hier feine Schleier um die pfhchologifche :

Thatfache der Unempfänglichkeit (der Mägde) für hhpnotifche

Suggeftionen.

Auf Rechnung* der hhpnotifchen Maffenfuggeftionen möchte

ich

auch die Gefpenfterfchlachten fchreiben. welche 'zu allen Zeitender Gefchichte fo maffenhaft vorkommen, daß ihnen notwendig

.Thatfachen zu Grund liegen müffenz Luftfpiegelung erklärt fie

nicht.

F Ganz unzweifelhaft gehört auch, wie ich

noch bemerken will,

"/- das - ebenfalls bei Fauft vorkommende --

berühmte unfichtbar,machen, von dem alle Zauberbücher voll find, in das Gebiet der

:,pofthhpnotifchen Suggeftion, wie experimentell genügend nachgewiefen

ift. Aber auch hier hat" leider 'die Tradition die wirklichen That

fachen fo'

ausgefchmückt', daß man nicht mehr fagen kann, wo

diefelbenanfangen und enden.

l -

Im 'alten Fauftbuch folgt nun die Erzählung, wie Fauftmit drei in Wittenberg ftudierenden jungen Grafen nach München

auf die Hochzeit' des Herzogs von Bayern fährt. Die drei Grafen

hätten Luft gezeigt", den Feftlichkeiten- beizuwohnen, worauf fich

Fauft mit .ihnen auf feinen Mantel ftellt, Befchwörungen murmelt*

und durch die* Luft nach Miinchen fährt. Auf Faufts Gebot

fprechen Alle kein Wort, bis einer der jungen Grafen beim Reichendes“ Handwaffers das gelobte Schweigen bricht. Sofort ruftFauft: W'ohlaufl und ergreift mit 'den beiden andern Grafen

*xx den'_,Mantel, worauf -fie im Moment nach Wittenberg zurück-

'

.

bfverfeßt- werden. Der zurückbleibende dritte Graf foll über das

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"Fahren der Hexen durch die Luft allbekannt. Aber auch von,

- 216.-- -

feltfame Thun Rechenfchaft ablegen und feine Genoffen nennen.

Da er fich dies_ zu_ thun weigert. wird er in den Turm gelegt

und für den nächften Tag mit der Folter bedroht. Nachts kommt

jedoch Fauft auf feinem Mantel gefahren. betäubt die Sinne der

Wächter. befreit den Grafen und bringt ihn nach Wittenberg

zurück. Widmann hat diefe Erzählung gleichlautendz!) nur feht

er hinzu. daß fie indas Jahr 1525 falle. und beruft fich auf

Faufts eigeuhändige Aufzeichnungen. *Auch Godelmann fagt ici

feinem Buch l)e- wagte. reueiieie et lamiie, Franeof. 1601.40..

daß der zu LuthersZeit in Wittenberg lebende Fauft mit feinen

,Freunden auf dem Mantel in weit entfernte Länder gefahren fei.

A. a. O. Lib.- ll. cap. 4.

7- Das Fahren durch die" Luft wird _im Altertum von Abaris.

Virgil. Simon. Magus und dem mit Apollonius -von Thana,

gleichzeitigen *Jndier Nagar_ erzählt. Jm Mittelalter ift das

einzelnen männlichen zauberifchen Luftfahrern wird erzählt: Herme

genes bindet den Teufel und führt ihn durch die Luft nach Sankt

Jakob von Eompoftella: Hedion erzählt. daß Erzherzog Leopold

von Öfterreich init einem Zauberer ein Abkommen traf. welcher

verfprach. den gefangenen Friedrich den Schönen durch' Zauberei

zu befreien und durch die Luft nach Haufe zu bringen. - In*den (feet-.u ltamnnorum'-') kommt das Urbild von 'Faufts Mantel.

"

ein Stück Tuch. vor. welches Jeden. der fich darauf feht. an den

'Ort bringt. wohin er will. _ Jm nächften Buch bringe ich aus

dem Höllenzwang Näheres über die Mantelfahrt.- Earius

Baptifta Mofca fährt mit der_ edeln Venetianerin Felicitas in

einem Schiff durch die Luft.8) und _der Ehorherr JohannTeutonieus zu Halberftadt fährt gleich Fauft mit feinen Zechge

noffen auf dem Mantel zu Schmaus und Gelage. Auch .Lercheimer kennt die Mantelfahrer und fagt über diefelben: 4

)

..Ich habs von einem zauberer gehöret. daß er famnit andern von M.

,guß Sachfen gen Varhß mehr als hundert meile zur Hochzeit vngeladen ge

fahren find auff eim mantel. haben fich aber bald wieder davon gemacht. da

fie*

gemerckt. daß man iin Saal muinmelte. was das fiir gefte weren. wo die

1) Fau-ftbuch. B. l. Cap. 33.

'

2) Gap. 120. -

'3), Widmanns Anmerk. zu ob. Cap.

t) Bedenken von Zauberei. Cap. 13.

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_217'her keinen. Es hatte warlich der zauberer rote augen. die er vielleicht von

folchem fahren bekommen. Alfo .fuhr Fanft einmal in *der Faftnacht mit

feiner gefellfchafft.'nachdem fie

daheim zu nacht geßen hatten. zum Schlafftrunck

-auß Meißen in Behern gen Salhburg ins Bifchoffs keller vber'fechzig meile. da

fie den beften wein truncken. Bud da der Kellermeifter ohngefehr hineinn kam.

fie als diebe anfprach. macheten fie

fich wider davon. namen jn mit. biß an'

einen wald. da_ fehte jn Fanft auff eine hohe ltanne vnd ließ in fit-zen: flog

mit den feinen fort.“-

Das erfte von Lercheimer erzählte Stückchen fcheint auf

Fanft übertragen worden zu fein. Bezüglich de's zweiten. fpäter

noch zu erwähnenden will ich bezüglich des ..Meißen in Behern“

Dünher gegenüber bemerken. daß das „in“ hier nicht in unferm

modernen Sinn. fondern im damals landläufigen Sinn von

„nach" gebraucht ift, f

: 7 Das Sihenlaffen des jungen Grafen erinnert an den gefräßigen

Knecht der Bolksfage. welcher mit den Zwergen "unfichtbar einem

Hochzeitsfchmaus beiwohnt. Als er entgegen dem Berbot von

gewiffen Speifen ißt. nehmen ihm die Zwerge 'das Wunfchbütleinund machen fich davon. 'Der Knecht bleibt - jeht fichtbar

ufißen und wird weiblich durchgebläut.

Nach dent» alten Fauftbuch geht Fanft vom Hofe des Kaifersan den des Grafen von Anhalt. Die Gräfin befindet fich in

gefegneten Umftänden und empfindet. obfchon esIanuar ift. Luft

nach Trauben und frifchem Obft. Fanft nimmt einige Teller und

ftellt fie vor das Fenfter; nach Kurzem bringt er fie mit roten

und weißen Trauben. fowie mit allerlei ausländifchem Obft gefüllt

wieder herein und bittet die Gräfin. zuzulangen. Als “der Grafverwundert fragte. woher er denn zu Winterszeit dasfrifche Obftbringe. belehrt ihn Fanft.

*

p.. daß das Jahr in zween Circkel der Welt getheilt ift. daß.1vaunes bet)

vns jetzt Winter. im Orient vnd Occident Sommer ift. dann der Himmel rund.vnd jeßunder die Sonne am höchften geftiegen ift. daß wir die zeit der kurt-zen

_tag vnd den Winter bet) vns haben. In Orient vnd Occident aber. als in

Zehe. [naja, vnnd recht Morgenland. da fteigi die Sunn nider. vnnd haben fie

dafelbften den Sommer. vnnd im Jar zweijmal Frücht vnd Obs.“

'Da habe er denn feinen fliegendenGeift hingefchickt und Obftvon dort holen laffen.

Bevor Fanft fich vom Anhalt'fchen Hofe entfernt. bittet er

den Grafen famt der Gräfin und dem ..Frawen Zimmer". fich

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- '218 -vor das Thor begeben zu wollen, wo er durch feine Kunft auf

dem „Rombühel“ ein ftattliches Schloß erbaut habe. Dort ftand

denn ein ftattliches mit fünf Türmen bewehrtes Schloß, um

welches fich ein tiefer Waffergraben zog, in dem allerlei einheimifche

und fremde Waffervögel fchwammen. Im Schloßhof wimmelte-

es von allerlei gezähmten vierfüßigen Tieren; eine prächtige Mahl

zeit mit auserlefenen Weinen harrte der Gäfte. .Nach Verlauf

derfelben nahm Fauft einen eherner* Kopf und fehle ihn auf das

Treppengeländer, worauf es anfing zu raufchen, und das Haupt

einen Wafferftrom ausfpie, der durch den Saal floß; fo *daß die

Hofdamen ihre Röcke hoch emporhoben. Ein Hirfch fehte durch

das Waffer und wurde von den Hofherren mit den Rapieren ver

geblich verfolgt. Plößlich verfi'hwand die ganze Gaikelei, und die

Hofdamen fihämten fich nicht wenig. Als der Graf mit dem Hof

nach Haufe ritt, krachten „graufame Büchfenfchiiß" aus dem Schloß,

aus welchem himmelhohes Feuer elnporlohte und den Wunderbau

vernichtete. Zum Dank für diefe Ergöhlichkeit fchenkte der Grafvon Anhalt Fauft etliche hundert Thaler. .

Widmann erzählt diefe Sage gleichlautend mit nur ganz

unbedeutenden Varianten. 1).

In dem Herbeifchaffen des Obftes haben wir vielleicht nur

durch die Fama übertriebene fpiritiftif'che Apporte zu fehen, 'welche-noch heute bei Zirkelfihungen fehr häufig - bereits im

16. Jahrhundert bekannt waren. So fagt Paracelfuski)„Alfo holen fi

e

(die Geifter) Kannen .Wein aus fernen Landen und ander-e

folche Poffen. - In diefen Dingen miiffet ihr wiffen, daß fie natürlich zu

gehen und niemand andersfagen kann, als daß die Natur fie gefchaffen'habe,

Wenn z.

B, mitten im Winter eine frifche Rofe gebracht wiirde in ein Land,

wo gerade Winter herrfchte, fo könnte, der gemeine Mann wohl fagen,* es gehe

nicht natürlich zu, Der weife Mann; der Magus. dagegen kann wohl fagen

fie ift

kraft der Natur da; denn fie kommt aus einem Land; da ihr natürlicher

Sommer zu diefer Zeit ift. Alfo kann auch Schnee mit dergleichen Schnellig

keit durch einen Magus in Länder gebracht werden, wo der heifefte Sommer

ift. Diefe Dinge follen dem einfältigen Mann vorgeftellt werden, das der

Magus die Rofen nicht gemacht hat; fondern daß er durch magifche Botfchaft

aus fremden Landen fie

erhielt/i")

1) Fauftbuch; B. ll. Cap. 18 u. 19. *

N) Pa racelf us: Libjloeapbia engen. krobatio diigromantjae.

If Paracelfns: 1)*3 eng-is et eat-urn operibue, cap. 3.

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-_219

-*Ganz ähnlich fagt Jakob von Lichtenber'gB)..Wann es beh uns Sommer'ift. fo if

t es bey den AndipodibusWinter.

Vnfer Horizont oder Elima _mag Frucht haben. das der Aphricanifch. Jndifch

nicht vermag. Bund fo bey ons Herbft. ifts bei den Niederen 'Glenh: Behuns Nacht. bei) den Nideren Tag. - Alfo fiir und für* giebt die Zeit alle Tag

Kirfchen. Erdtbeer. Apffel. ift allweg Herbft vnd Erndt. daß alles Natürlich. .-'-

z*

Alfa offt befchehen. daß der Zauberer durch fein Afcendenten einem König.

Fiir-ften. Herren auß Orient fein Effen aus der Küche genommen. vndt einem

andern in Occident zugeführet." .

Zauberfchköffer kommen in den Sagen des Mittelalters fo

häufig vor. daß es überflüffig wäre. Belege zu geben, f

'

Die zauberifchen Mahlzeiten find uralt. Schon der Zauberer

Vafes zaubert bei den Griechen koftbare Mahlzeiten hervor. welche

famt den dabei bedienenden Sklaven auf feinen Befehl wieder

verfchwinden.- Numa Vompilius hatte einft die römifehen

Bürger geladen und ihnen ganz gewöhnliche Speifen und Gefchirre

vorgefeht; als er *aber feiner Verbindung mit der .Nhmphe Egeria

gedachte. füllte fich die Tafelxmit denloftbarften Speifen und

Gefchirren.*“')-

Auch der Magier Tirid'ates gab Nero Zauber

mahlzeitenf)- Bekannt find die magifchen Mahle. welche der.

König der Brahm'anen Apollonius von Thana gab. Bei denfelben 7erfchienen fich-von felbft bewegende Dreifüße und eherne Mund

fchenken.. Die herrlichften Früchte. beffer. als die gewöhnlichen.

werden gebracht-und* mit dem Wein von den ehernen Mundfchenken*

herumgereichttf'rc. Hierher... gehört auch die Zaubermahlzeit.

welche die Empufe dem' Menippuslbere'iter") *-.-x Origenes-.be

richtet. daß die Gaukler auf *den'Märlten-für 'wenige Obol'en den

.Zufchauern ,köftliche Mahlzeiten. ,Tifche. Kuchen und Gemüfe vordie Augen zauberten. was recht .klar die hhpnytifche Suggeftion!

hindurchfchimmern läßt. *) -jAus dem Mittelalter werden-Sagenvon

Zaubermahlzeiten erzählt. welche Johann Teutonicus.. Albertus

1) Lichtenberg: ..Ware Endeckun vnnd Erklärung aller fürnetnbfter _

Qglrtickßl

der Zaubereh; inc Pbeatruw Weuetieije. Murat'. ['01. 1586.

ap. . - ' -

9) Flut-treu: bluma,.15.

ii) kliniue: Ziel'. natxW. 6.

4) Winzern-mg: Ayallauinehlllz 27,

b) ybjcoae'. uponau. rr. 25.

' '

9) 0rj3ineö: Tantra Sedrun). l. 68.

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.22.0 +

Magnus. ein Graf von Aspremönt. Chriftoph Wagner und

Hieronymus Scotus von Parma gaben.

nicht. fondern hinterlaffen»- wie die Mahle auf* den Hexen

fabbathen- nur Hunger und Leere. Diefeu Zug hat auch

Widmann feiner Erzählung uon Faufts Mahlzeit im 'Zauberfchloß

einverleibt. denn er fagtM) _

..Aber dem Fiirften. auch dem .Frawenzimmer vnd hoffgefinde war nicht.

alswenn fie'eine königliche Mahlzeit. hetten empfangen. eskam jhnen allen

der Hunger in Bauch'. möchten noch tool wieder das friihmahl einnehmen.“

'Der eherne Kopf. welchen Fanft auf das Treppengeländer

ftellt. kommt mehrfach in der Zauberfage vor. und es tollen bekannt

lich Shlvefter [1.. Albertus Magnus und Roger Baeo dergleichen

eherne ,Häupten welche fprachen.- befeffen haben.. Bekannt* ift der

Ausruf'von Albertus- Magnus. als deffen Schüler. Thomas von

Aquino. das fprechende Haupt zerfchlageu hatte: Du haft das

Werk von dreißig Jahren vernichtet!-

Vermutlich hat die_ Sage

hier an Automaten angeknüpft. welche“ das Mittelalter für Zauberei

anfah. Wurde doch noch zu Ende des 17. Jahrhunderts zu Genf

ein gewandter Marionettenfpieler. deffen Kunft den hochwei-fen

Richtern Teufelei zu fein fchien. wegen Zauberei hingerichtet.

4Die Sage von dem hervorgezauberten Waffer wird endlich*

auch mehrfach berichtet. So erzählt die Legende von Heliodorus.

daß er einft.. als ihm Weiber begegneten. diefen einen “Fluß vor

die Augen zauberte. fo daß fie vor aller Augen die Röcke empor

hoben. um hindurchzuwaten. Birgil zauberte nach der mittelalter

lichen Sage im Saale des Sultans einen Fluß hervor. welchen.

der Großherr mit feinem Hofgefinde durchfchwimmen wollte. Auch

Zhto verblendete die Leute. daß fie glaubten. er fahre in einem'

Fluß während er fich in'Wi'rklichkeit auf trockenem Lande fortbewegte. *-

Nach Delrio*-') können die Magier durch das Ab

Diefelben. nähren jedoch .

fchießen eines Vfeiles von einem befonders zubereiteten Bogen _

einen Fluß hervorzaubern. welcher fo breit als die von dem Vf'eil

*durchflogene S- ke ift.- ,Das Hervorrufen der Suggeftion von

Waffer. Feuer. Ameifenhaufen. allerlei die Menfchen plagendem

1) Fauftbuch. B. ll. Cap. 19.

t) bei-rio: Pinguin. Klug. 11. ll. 8711i. 8. 134.

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_221

Tiergefchmeiß ift

bekanntlich eine der am

häufigften geübten hhp

notifchen Künfte.*

Im alten Fauftbuch folgt nun die Erzählung, wie* der von

i

Anhalt nach Wittenberg zurückgekehrte Fauft feine Faftnacht hält.

Er rief einige Studenten zu fich und beredet fie

nach dem Abend

effen, mit ihm in einen Keller zu fahren, allwo es die herrlichften

Weine gäbe. Fauft nahm in feinem Garten eine Leiter, fehte

auf jede Sproffe einen Studenten und fuhr mit ihnen durch die

- Luft nach Salzburg in des Bifchofs Keller, wo fie

fich bene

thaten. Als der durch den Lärm aufmerkfam gewordene Keller

meifter dazu kommt. nimmt ihn Fauft und feht ihn famt den

Studenten auf die Leiter, worauf Alle durch die Luft davonfliegen.

Den Kellermeifter fehr Fauft unterwegs auf einer hohen Tanne ab,

von wo er am nächften Morgen halberfroren von den Bauern herab

geholt wird. Fauft aber und feine Zechkumpane trinken in Witten

berg von dem aus dem Keller mitgenommenen Wein das lie-tiere.

Nachdem fie nun fd die „Herren-Faftnacht“. die dem Faftnachts

dienstag vorausgehende Nacht, gefeiert hatten, lud Fauft die 7 Studenten vom vorigen Abenteuer auf diefen Tag ein. ,Als fi

e erfchienen,

fanden fie nur ein kümmerliches Mahl vor; aber Fauft enfchnldigte

fich_ und fagte, er habe. vor zwei Stunden drei Flafchen zu fünfund acht Maß in den Garten gefeht und feinem Geift befohlen,

ungarifchen, italienifchen und fpanifchen Wein herbeizuf'chaffen,

Das Gleiche habe er mit fünfzehn Schüffeln gethan, um den Tifchmit Wildpret, Gebäck u. f.-w. zu verforgen. *Der Geift brachte

Speifen und Getränke. Wagner fervierte und Fauft foff fich mit

feinen Gäften toll und voll.

Am Afcheruiittwoch gab Fanft den Studenten abermals ein -

herrliches Mahl, wobei er von unfichtbaren Mufikanten eine

wunderbare Mufik ertönen ließ, zu welcher die Gläfer und Becher

tanzten' Hierauf nahm Fauft zehn Häfen; ftellte diefelbe-n in die

Stube, worauf fie

zu tanzen anfingen und fo lange aneinander

ftießen; bis fie

zerbrachen. Alsdann ließ Fanft einen Hahn aus

dem Hof heraufholen, fehte ihn auf den Tifch nnd gab ihm Wein

zu trinken, worauf der Hahn wie ein Singvogel fang. Endlich

fpielte Fauft auf einem Inftrument, durch deffen Töne angelockt

4

ein alter Affe ins Zimmer trat und tünftliche Tänze anffiihrte.

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-x222 -

Unterdeffen war die Zeit zum Abendeffen gekommen. Fauft hielt ,

_eine Stange zum Fenfter hinaus und zog fi

e mit Lerchen. Krammets

vögeln _und Wildenten befehl wieder herein. worauf _die ausge

laffene Gefellfchaft die Vögel zubereitete und verzehrte. Zum_

Schluß gingen fie auf die Mummerei. Ein Jeder zog ein weißes

Hemd über die Kleidung. worauf fie den Leuten bald kopflos.

bald mit Efe'lsköpfen gefchmückt erfchienen. So trieben fie es. bis

fie

ihre Luft gebüßt hatten.

Am DonnerstW befucht Fanft die Studenten. welche eine*

ftattliehe Mahlzeit anrichten. wahrend deren Fauft dreizehn Affen

erfcheinen läßt. die allerlei feltfame Gaukelpoffeu treiben. Alsein Student einen gebratenen Kalbskopf zerlegen will. fing derfelbe

an zu fchreieu: Mordio! helffio! O weh. was zeiheft du mich!

worauf die Studenten erfchraken. fchließlich. aber. als fie die Gaukelei

erkannten. in ein Gelächter ausbrachen'. Fauft ging dann nach

Haufe und verfprach. bald wieder zu kommen. Er erfchien denn

auch mit einem durch Zauberei zugerichteten Schlitten in Drachew'

geftalt. in deffenHaupt Fauft faßz in den* Leib fehten fich die

Studenten. und im Schwanz faßen vier verzauberte Affen. welche

luftig fche-lmeiten. Der Schlitten-fuhr von felbft mit ungeheuerem'

Geklapper. wohin die Studenten wollten. was bis Mitternacht währt'e.

Schließlich war es Allen. als ob fie in der Liift gewandelt-"hätten,

Als Fauft mit cfeinen Zechkumpanen am weißen Sonntag

beim Nachtifeh fiht. wünfchen die Studenten die Helena zu fehen.

Fauft befiehlt ihnen. fihen zu bleiben und nichts zu reden. woraufer zur Stube hiuausgeht. _

„Als er wider hinein gehet. folgete fm die Königin Helena auff dem

fuß nach. fo wunder fchön. daß die Studenten nicht wuften. ob fie

bet) jhnen

felbften weren oder nit. fo verwirrt vnnd inbriinftig waren fie. Diefe Helena

erfchiene in einem köftlichen fchwarhen Vurpurkleid. jhr Haar hatte fie

herab

hungen, dz fchön. herrlich als Goldfarb fchiene. auch fo lang. dz es jhr biß in

. die Kniebiegen hinab ginge. mit fchönen Kollfchwarßen Augen. ein lieblich An

geficht. mit einem runden Köpfflein. jhre Lefftzen roht wie Kirfchen. mit einem

kleinen Miindlein. einen Halß wie ein weiffer Schwan. rohte Bäcklein wie ein'

Rößlin. einvberauß fchön gleiffend Angeficht. ein länglichte. auffgerichte. gerade

Verfon, *Jn 'fumma. es war an jr kein vntädlin zu finden. fie

fahe fich allenf

halben in der Stuben vmb. mit gar frechemvnd bübifchem Geficht. daß die

Studenten gegen fr in *liebe entzündet waren. weil fie es 'aber für-.einen Geift

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achteten. vergieuge jhnen“folche Brunft leichtlich. vnd gienge alfo Helena mit

D, Faufto wieder umb zur "Stuben hiuauß."

Hierauf verlangen -die Studenten. Fanft folle Helena wiederum

rufen.. damit fie

diefelbe malen-könntenZ aber er fchlägt ihnen'

diefe Bitte ab und fchenkt ihnen "ein Bild' der Helena. deffen

. Schönheit fie

.fo aufregt. daß fie vorBrunft des Nachts nicht

fchlafen können_-

Widmann hat diefelben Erzählungen mit nur unbedeutenden

Bariantenzi) fo verweift er zum Beifpiel die Erzählung vom

'weißen Sonntag* und der Zitation der Helena in eine Anmerkung

und weiß ganz genau. aus* welchen Gerichten die einzelnen Gänge

beftanden 2c. _

'

Was .nun die erfte Erzählung anbelangt. fo ift*

fie nichts 'als

eine Variation von den Berichten von den Hexen. welche in die

Keller fahren und dort den Wein ausfaufen. Hier ein Beifpiel.

Zu- Wafungen bei Meiningen wurde *am 5

.

Oktober 1598

Margarete Hennebergin verbrannt. ..weil fie den Wein zu Ober

maßfeld aus des Wirts Keller geholt. die Milch geftohlen. das

heilige Abendmahl prokuujret. *Wetter gemacht. daß in etlichen

Fluren das -Getraidigt verhagelt“ u. f. w.

Man disfputierte fehr gelehrt. wie der Teufel es anfange.

Hexen und Zauberer durch_ die engen Kellerlöcher hineinzubringen.

So fagt 1)!: Jakob Heerbrand in feiner 1)i8putatj0 (ie Maxim?)..Es kann weder Satan. noch die Zauberer-verfchaffen. daß ein Leib durch

einen folchen Raum. der ihm ganß ungleich. als durch Löcher und Gitter in

den Kellern. und andere enge Fenfterlein. hindurch gehen folle; es fer) denn.

wo .folches in Wahrheit gefchiehet. daßder Teuffel die Steine aus dem Weg

raume. und gefchwind wieder zufchlieffe. oder fonft fubtile Weife brauche. wie

er denn ift ein Taufendkünft'ler und mächtiger Geift.“

Die Erfcheinungder Helena ift der Zitation der 'Marie von

Burgund und der homerifchen Helden nachgebildet; und die Berichtevon den Gaftereien nur erweiterte Varianten der oben befprochenen

Zaubermahlzeiten.Es folgt nun im alten Fauftbucheine _Gruppe von Zauber

- fchwänken. welche _meift von früheren Zauberern erzählt und auf

Fanft übertragen wurden:

1) Fauftbuch. B; '11. Cag. 22-24.

2) Mies. 68. .

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_224

Dereinft wurde Fauft ,nach Vraunfchw'eig zu einem Marfchall

berufen, welcher an der Schwindfucht darnieder'lag. Obfchou es

Faufts Gewohnheit war. feine Reifen zu Fuß zu machen, bat er

doch einen ihm vor den Thoren Braunfchweigs mit feinemGefchirr

begegnenden Bauern, er folle ihn auffihen laffen und bis zur

Stadt fahren. Der Bauer fchlug ihm dies mit groben Worten

ab. Hierauf fagte Fauft:„Du Dölpel vnnd nichtswerdiger Vnflat; dieweil du folche vntrew mir

beweifeft; dergleiajen du gewiß auch andern thun, vnd fchon gethan haben

wirft, foll dir dafür gelohnt werden, vnd folt deine vier Räder, bei) jeglichem

Statthor eins finden!" .'

Sofort fprangen die vier_ Räder *hoch in die Luft und die

Pferde ftürzten wie tot zur Erde nieder. Der erfchreckte Bauer*

bat Fauft fußfällig um Verzeihung; worauf diefer ihn von der

Erde, auf welcher die Pferde lagen, über diefelben werfen

ließ. Kaum war dies gefchehen, fo ftanden die Pferde gefuud

auf. Der Bauer aber mußte feine Räder an den Stadtthoren

zufammeu lachen.

*

»Widmann hat diefe Gefchichte gleichlautend))

Diefer Schwank ift einer der wenigen, die nur von Fauft

erzählt werden. Das Abfpringen der Räder erinnert an das* wie

von einem elektrifchen Schlag “hervorgebrachte Fortgefchleudertwerden

von Ge'genftänden bei fpiritiftifchen Sißungen und Spukvorgiingen.

das. Werfen von Erde auf die Pferde 'hingegen an die Sitte der

Landsknechte, vor dem Gefecht Erde iiber fich zu werfen; dem

Werfen der Erde fcheint altheidnifcher Brauch zu* Grund zu liegen.

Dereinft war Fauft in Gotha und ging im Iuni während_

der Henernte mit feinen Gefellen bezecht fpazieren. Da begegnet

ihm ein Fuder Heu, dem er (nicht .ausweichen will., DerBauer

wird grob, und Fauft noch gröber. Leh'terer fchnauzt den Bauern

an: ob er denn nicht wiffe, daß- einem vollen Mann ein Fuder

Heu ausweichen müffe'L- Hierauf ergießt der Bauer den ganzen

Strom feiner unfäuberlichen Beredfamkeit über Fauft, welcher

» ihm, falls er nicht ftille fei, droht, Pferd, Gefchiir und-'Heu zu

lleiiefi* „Ei“- Ulf( der Ballett '.,fo friß meinen Dreck auchi“.

Hierauf verblendet Fauft den Bauern, daß diefer glaubt, der'

. l) Fauftbuch, Th. l, Cap 42.

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- 225 -

Zauberer freffe Schiff undGefchirr. zum Bürgermeifter läuft und

Anzeige macht. Als der Bauer mit dem fchmunzelnden Bürger

meifter an Ort und Stelle kommt. finden fie_

natiirlich Alles ganz

unverfehrt vor. Auch Godelmann erzählt in feinem oben genannten

Buch. Lib. 1.

auf). 3.

daß Fauft die Pferde eines ihm nicht aus

weichenden Bauern gefreffen habe. und berichtet die verfchmolzene

Sage von den verblendeten Schweinen und dem ausgeriffenen

.Bein von einem ungenannten Zauberer. f

Ein Seitenftück zu diefer Sage erzählt das alte Fauftbuch in .

unmittelbarem Anfchluß: Fauft geht *in Zwickau mit einigen

Magiftern nach dem Abendeffen fpazieren. Es begegnet ihm ein

Wagen mit .Grummet. worauf Fauft mit deffen Befiher einig wird..

für einen Kreuzer oder Löwenpfennig fo viel Heu effen zu dürfen.

als er wolle. Hierauf frißt Fauft das Fuder Heu. welches fich

nach diefem ebenfalls unverfehrt wieder vorfindet,

Diefe Sage ift uralt und wird von mehreren Zauberern

erzählt. fo von dem Juden Zedechias, dem Leibarzt Kaifer Ludwigs

des Frommen. welcher einen Heuwagen famt Pferden und Fuhrmann. fowie einen gewappneten Reiter famt dem Roß fraß.1)

Nach Trithemiusf) frißt ein gewiffer Magifter Theodo im

Jahre 1262 zu Kreuznach. wohin er .aus den Niederlanden gekommen

war.*Roß und Reiter. fowie mit Heu und Holz beladene Wagen. *-"*

Kaifer Wenzels Zauberer Zhto frißt einen ganzen Wagen

voll Narren. die aus Bayern zudes Kaifers Hochzeit gekommen

waren. und fpeit die kotbedeckten Schuhe in ein Schaff Wafferaus. - Luther erzähltBi)

*

.xZu Nordhaufen war einer mit namen Wildfewr. der *fraß einen

Bauwren mit Vferd vnd Wagen. welcher Bauwr darnach vber etliche ftunden

vbex etliche Feld Wegs in einer Vfüßen mit Vferd vnd Wagen lag."

Lercheimer fagt.4) nachdem er erzählte. wie Fauft den

Wirtsjnngen fraß: f

..Noch weiter hat der Münch. zu Erfurt das Maul auffgethan. der auffdem Marckt das Fuder Hew mit Wagen vnd Ruß verfchlnng. das der Bawr

darnach drauffen vorm Thor fand ftehen."

1i Trithecniu s: (turen. 1Zljreaug. 878.

e-*

)

Tritheniius: Gbr-au. Zyoubeui. 1262,

3)

Tifchreden. Ed. Förftecnannlll. 97'.

4) Le rcheim er: Bedenken von der Zauberei. Cap. 7.

Kiefewetter. Fauftbuch. 15

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.7*

c7.,1

Ein fchlagender Beweis, daß die alte Sage-aufFanft iiber

tragen wurde. -- Remigius. fiihrt das Verfchlingen eines Heu

wagens famt Pferden und Fuhrmann, fowie das Auffeßen eines

abgehanenen Kopfes als in Deutfchland bekannte Zaubetkiinfte,

welche man vor nicht eben langer Zeit gefehen habe, an)) Da

Remigius 1579 fchrieb, fchwebte ihm wohl die Faufttraditation

vor. -» Die Zwickauer Fauftfage erzählt Lutherf) von Lerch

eimei's Erfurter Mönch:'

„Alfo dinget 'ein Mönch mit einem Bauwren, der ein Fuder 'Häuw auff

*dem Marek: fei( hatte, Was er nenimen wolt- und jn Häuw laffen freffen?

Da fpracl) der Bauwcr: Er wolt einen Creußer uenimen. _Der Mönch fieng an

vnö hatte feiner das Hiiuw gar anffgefreffem-daß jn der Bauidee mußte abtreiben."

Widmann 'hat beide Fauftfagenkx)

Als einft betrunkene Bauern in einem Wirtshaus .gewaltig

(tirmten. bezauberte fie Fanft, daß ihnen die Mäuler offen ftehen

-- 226 _

blieben, daß keiner ein Wort fagen konnte und jederin der Vofitur

verharren mußte, in welcher er fich gerade befand, Als Faufi den

Bann wieder löfte, flohen die Bauern entfeßt zum Wirtshaus hinaus.

Widmann hat diefe Erzählung gleichlautend.4)

Das heutzutage als auf Hhpnotismus beruhend bekannte

Feftbannen fpielt in der Zauberfage aller Zeiten eine große Rolle.-

Schon das römifche Recht beftraft das Bannen und Feftmac'hen

der Menfchemö) und Arnobius") nennt das Stummmacben eine

der gewöhnlichften Zauberkünfte u. f, w.

u. f. w;

Als Fanft dereinft kein Geld *hattef richtete er durch feine

Kunft fünf Strohbiindel zu, als feien fie gemäftete Schweine, und

trieb fie auf den Markt. -. Widmann fchreibt,7) daß nach

einem Briefe Wagners diefer als Treiber und Fauft als Verkäufer

fungiert hätte.-

Hier verkauft er fie an einen Bauer, nach

Widmann an zwei Muller und einen Wirt, mit* der Bedingung.

fie

nicht ins Waffer zu treiben. Da fiel) aber die Schweine in

einer _Kotlache berumgewiilzt hatten, wurden fie, in die Schwemme

1) Remi ins: DaemonUutria. [ll. 1. 805. 11. 373.

Ä) Tifchre en a, a. O.

Z

Fauftbuchf V. l. Cap, 44 u, 46.

4? Fauftbuchf B. l, Cap. 47,

3 Walter: Recl'itsgefchichtef 1L. 247.

9 Arnobiuß: aaeetaua gente-,8 l. 43.

7) Fauftbuch, B. 1,

Cap. 36.

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-227getrieben.- wo fi

e fich, in Strohbündel verwandelten und davon

fchwammen. t

Auch diefe Sage wird von Zhto nur mit dem Unterfchiea

erzählt, daß 'derfelbe dreißig Schweine zurichtet und an einen

reichen, geizigen Müller verkauft. Als fich die Schweine wieder

in Strohbündel verwandelt hatten, ging der Müller *in das

Wirtshaus, wo er Zhto auf der .Bank fchlafend fand. Um ihn

zu erwecken, ergriff er ihn am Bein und riß ihm dasfelbe aus. -Wir werden diefer Sage fofort auch bei Fauft begegnen;

auch erzählt fie Gafti) von einem Bauer und einem Fleifcher

mit dem Bemerken; daß fich die Gefchichte im Iahre 1510 ereignet

habe. + Der Verwandlung der Schweine durch das Waffer liegt

der Gedanke zu Grund, daß das reinigende und durch die Taufeheiligende Element des Waffers das- Blendwerk des Teufels

zerftört.

'-

Ganz den gleichen Betrug begeht Fauft auf dem Markt zu

Pfeifering mit einem Roßtäufcher, der ihm- ganz wie; bei

Zhto*-

das Bein aus dem Leib reißt und entfeht davon

flüchtet.- Widmann hat diefelbe Gefchichte gleichlautendk)

Faufts Trug wird auch von Hondorff von einem vor

wenigen Iahren .gehenkten Schwarzkünftlerii) und auch von

Rübezahl berichtet. In der Zimmerfchen Chronik wird die Sage

von dem betrogenen Roßkamm dem als Schwarzkiinftler berüchtigten

Ludwig von Lichtenberg zugefchrieben. (Z, Ehr. 1. -S. 453.)

Einmal hatte fich Fauft mit *Mephoftophiles dem die ewigen

Geldforderungen* läftig wurden, entzweih_ wozu das alte Fauftbuchdas Sprüchwort anführt.- „Ein Vnhold vnd Zauberer werden

ein Iahr nicht vmb treh Heller reicher.“

*

Mephoftophiles fagte

Fauft; er folle -fich doch durchfeine Kunft Geld fchaffen, was

diefem auch einleuchtet. Er borgt von einem Juden fechzig Thalerund verpfändet diefem, als er nach abgelaufener Frift nicht zahlen

kann. ein Bein, welches der Iude abfägt. Derfelbe wirft es

ab'er auf dem Nachhaufeweg fort und kann es nicht wieder bei

bringen, als Fauft fcheinbar zahlen will. Fauft treibt nun den

1) (laut: Zerraou. nom-ie. ll). '76.

2) Fauftbuch, B. l. Cap. 35.

a) Exempel von Zauberei) etc. 3

15***

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- 228* -Juden in die Enge und erpreßt nochmals fechzig Thaler von

demfelben. .

Widmann hat diefe Gefchichte gleichlautendzi) auch Luther

erzählt fie.f) jedoch ohne Faufts Namen zu nennen.

Vor _Faufts Haus in Wittenberg kamen zwölf Studenten

miteinander in, Streit und zogen blank. fo daß fieben gegen fünf

ftanden. Da diefer Handel Fauft ungleich erfchienx verblendete

er die Studenten. fo daß fie

nicht mehr. fahen und ins Blaue

hieben und ftachen. Als man fie

nach Haufe geführt hatte. wurden

fie wieder fehend. . _

. Nach Widmanns) war der Streit der Studentemwie Wagner

berichtet hätte. beim Becher aus Eiferfucht entftanden. Dünger

meintxi) daß die Erzählung durch diefen Zug'. eher verliere. als

gewinne. Jch kann dies nicht einfehen. fondern bin der Meinung.

daß die Erzählung durch diefen Zug mitfamt der erfolgten Hyp

notifierung fehr natiirlich. motiviert wird.* ' “

Als Fauft dereinft durch das Herzogtum Jülich reifte. begegnete

ihm ein Bauer. welcher fein Pferd. einen Falben. verloren hatte.

und fragte ihn. ob eres nicht gefehen hätte. Fauft gedachte dem

Bauer einen Poffen zu fpielen und fagte zii-ihm. er hätte vor

wenigen Stunden einen Andern 'auf diefem Roß gefehen. wie er

fich über den Rhein hätte fehen laffen. und befchreibt den zu

nehmenden Weg. Der Bauer eilt nach und trifft richtig den

Reiter mit dem Falben. worauf es zu Thätlichkeiten kommt und

'beide fich windelweich prügeln. bis der Bauer gewahr wird. daß

diefes Pferd Hoden befiht. während das Seine ein Wallach war.

Diefe Gefchichte ift aus Wier entlehntxf) welcher fie als

Anfangs Auguft 1563 von einem Kaninchenfänger Petrus zu

Hambach ausgeführt erzählt. und auf Fauft übertragen worden.

Auf Fauft übertragen find auch die beiden folgenden. im ver

mehrten Fauftbuch und bei Widmann .fehlenden -Gefchichten.

Dereinft ging Fauft zu Köln mit feinen Freunden fpazieren

*l Fauftbuch. B. l. Cap. 34.

ft)

Tifchteden. am oben angeführten Ort.

J) Fauftbuch. B. l. Cap. 45.. 4

) Scheible: Klofter. Bd. 7. S. 182.

li) Wier: l)e_ prueatigiia haemonuur. ecl. cl. M1568.

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-229u'nd begegnete einem Vfaffen, welcher ein filberbefchlagenes Breviertrug. Fanft, dem das Buch gefiel, fagte: „Schaw, fchaw, den

Vfaffen, wie ein geiftliches Bettbuch hat er in der Fauft, da

Schellen die Refpenfo'ria geben. Da blickte der Vfaffe auf fein

Brevier und fah, daß es ein Kartenfpiel war. Weil er nun zu

Haufe erft Karten gefpielt hatte. glaubte er, 'er habe in der'Zerftreunng diefelben mitgenommen, und wirft fi

e.

fort. Fanft aber'

erklart das in der Verblendung fortgeworfene filberbefchlagene

Brevier fiir* gute Beute.

Diefe Gefchichte wird urfprünglich von Bodinus von dem'

Hofzauberer König Karl 11c. (ie M018 [bein-M88 1) und von

Lercheimer von “einem ungenannten Schwarzkiinftler erzählt?)

Fauft kam einmal mit feinen Reifegefiihrten in ein Thüringer

Wirtshaus, wo es gar nichts zu effen gab. Einer der Reifenden

wünfcht fich eines von den Stücken Hecht, welche mittags übrig

geblieben feien. Fanft fagte: „Gelüftet Euch nach Hechten, fo

'will' ich

fehen. was mein Koch vermag!“ klopfte ans Fenfter und

rief: mike!! Gleich darauf griff er hinaus und holte eine große

Schiiffe'l voll gefottener Hechte und eine große kup'ferne Kanne

voll Rheinwein herein. woran fich Alle giitlich thaten.

Diefe Gefchichte erzählen Manliusß) und Lercheimefi)von Trithemius. und Widmannöi von dem 1122 geftorbenen

Abt Erlolf von Fulda. -

Das nächfte Kapitel des alten Fauftbuches ift *das von uns

fchon im erften Buch beigebrachte „))1*. Faufins ein guter Schütz“

betitelte. -> Widmann hat 'diefes Kapitel nicht. fondern fagt:“)„wie man *dann auch weis einen Fürften Deutfcher Nation7 der vie(

Kugeln auffgefangen, vnd fie

hernach aus dem Ermeln gefchütielt hat. Fanft-1s

hat auch diefe Kunft einen jungen Fiirften gelehretf der bald hernach in das

regiment kommen ift, vnnd folche Kunft felbft an feinem eigenen leibe pro

biret vnnd bewehret, wie jhm dann diefer Fürft. viel deshalben oerehret hat.“

„ 1) Bodinus: Daemonamanja. Tl. 3.

264. De L'toie 1261181188 hatte feinLeben dadurch gerettet, daß er dreißigtaufend Hexen in Frankreich angab.

Näheres über ihn imHaubers Zjbliatbeaa11133105. ll. 438,

g) Lercheimer; Bedenken von Zauberei. Cap. 6.

*

8) Galli-eignen, 118.3.- 38.

'

hnaQa

5) Fauftbuch, B. l. Cap. 13.

G) Fauftbuch, B. L. Cap. 5.

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- 280 -

Lerche-imer erzählt diefe Begebenheit als von einem' ihm

bekannten, aber nicht genannten Zauberer ausgeführt))

Das nächftfolgende Kapitel ift die von uns oben fchon gebrachte,

Lercheimer entlehnte Gefchichte. wie Fauft *einen -hier Haus

knecht genannten - Wirtsjungen frißt.

Bei Widmann fehlt diefe urfprünglich von Zhto erzählte

Gefchichte, welcher in Prag den Meifter der bairifchen Zauberer

frißt und per eecie8 in ein Gefäß von Waffer von fich giebt."

Auch Manlius berichtet von einem Zauberer in Wien, der einen

andern auffraß.2)'

'

Als Fauft dereinft im Wirtshaus von einigen guten Gefelleu

bewirtet wurde. begehrten diefe, er folle ihnen die zauberifche

Enthauptung eines Menfchen und das Wiederanfehen des Kopfes

zeigen. Der Hausknecht giebt fich zu dem Experiment her, und

Fauft fchlägt ihm das Haupt ab. Als er es aber wieder anfehen

will, geht es nicht, woraus er erfieht, daß ihn einer der Gäfte

durch Zauberei daran hindert. Fauft oerwarnt die Gäfte und

läßt. da der Schuldige den Zauber nicht aufhebt, eine Lilie aus

aus dem Tifch hervorfprießen, die er mit dem Meffer köpft,

Alfobald fiel dem Gaft. deffen Zauberei Fauft gehemmt hatte,

der Kopf vom Rumpf; Fauft aber fehte dem Hansknecht den

feinigen wieder auf und trollte fich von dannen.

Auf das engfte ift das nun folgende Kapitel mit diefer

Erzählung verbunden. In einem Wirtshaus bei der Iudengaffe

'in Frankfurt a. M. zeigten vier Gaukler während der Meffe die

eben genannte Kunft, wobei deren Meifter in .einem Glas mit

einem deftillierten Waffer eine Lilie emporfpringen ließ, worauf

der abgefchlagene Kopf wieder angewachfen war. Fauft, der fich

iiber das Treiben der Gaukler ärgerte, merkte fich die Lilie des

Meifters, geht. unfichtbar zu dem Tifch mit dem Glas und fpaltet,

als ihm der Kopf abgefchlagen worden war, der Stengel feinerLilie, worauf der Meifter tot bleibt.

Auch diefe Sagen find auf Fauft übertragen, denn fie werden

von Simon Magus, dem fchon genannten Inden Zedechias, dem

l) Bedenken von Zauberei Cap. 5.

2) (jolleetanea S. 41, ,

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_281.

Magifter Theodor und Johannes Teutonic-us berichtet; ferner

erzählt fie Lercheimer von einem Edelmann v. Th. im Lande H.

1)

Widmann hat nur die zweite 'diefer Erzählungen?)

Als Fauft dereinft keinGeld hatte. zeigte ihm Mephoftophiles

im Keller einer eine halbe. Meile von Wittenberg gelegenen _ver

fallenen Kapelle einen Schah. der wie ein Licht glänzte und auf

welchem ein ..grewlicher groffer Wurmb“ lag. Fauft. der daneben

noch ..viel Gefpenfte" fah. befchwor den Wurm. daß er in fein

Loch kroch. und trug den als feurige Kohlen erfcheinenden Schatz

nach Haufe. wo er fich in Gold und Silber im Wert von mehreren

Taufeud ,Gulden verwandelt.

Auch Widmann hat diefe Erzählungi) nnd weiß gelegent

(ich derfelben ein'e Anzahl intereffanter Schahgräberanektoden aus

der Chronik feines Großvaters zu erzählen.-- Jm nächften Buch

werde ich

auf die bis in dies Jahrhundert hinein graffierende

Schahgräbermanie znrückkommen.-

Hier fei

nur bemerkt. daß

der Sage nach vergrabene Schähe regelmäßig von* Drachen.

fchwarzen Hunden. Mohren und allerlei» Gefpenftern bewacht

werden. daß fie als feurige Kohlen. Ungeziefer. verfchimmeltes

Brodu. f. w. erfcheineu. welche Dinge nachher in Geld ver

wandeln.

Zu Weihnachten kamen die Schweftern der zu Wittenberg

ftudierenden Adeligen zu ihren Brüdern zu Befuch und wurden

famt den Junker'n von Fauft eingeladen.

..Als fie nuhn erfchienen. vnd doch ein groffer Schnee drauffeu lag. da

begab fich in D. Faufti Garten ein herrlich' vnnd luftig Spectacul. dann es

war in feinem Garten kein Schnee zu fehen. fondern ein fchöner Socnmer. mitt

allerleh Gewächß. daß auch

- das Graß mitt allerleh fchöuen Blumen dahinblühet und grünet. Es waren auch da fchöne Weinreben. mitt allerlehTraudenbehengt. deßgleichen rothe. weiffe. vnnd leibfarbene Rufen. vnnd ander vie1

fchöne wolriechende Blumen. welches ein fchön herrlichen luft zu fehen vnd zu

riechen gabe."

. 1) Bedenken von Zauberer). Cap. 7.

Lercheimer bemerkt hierzu: ..daßein ganckler den andern frißt. das if

t ober Menfchlich vermögen vnd kunft.Etwann hauwet einer dem andern den topff ab. feßt fm jn wider auff; damitder mörderifche geift nichts anderes* fuchet. dann daß eim in dem fchawfpiel der

kopff einmal rechts abgehawen. nicht wider wachfe oder auffgefeßt- werde.“

g)

Fauftbuch. B. l. Eap. 13.'

-

3) Fauftbuch. B. ll. Cap. 9.

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232

Auch Widmann -hat eine Erzählung von Faufts Zauber

gartenz1) aber er will, daß Fanft das *Schlafgemach des Kaifer

Maximilian in einen folchen verwandelt habe. Als nämlich der

Kaifer früh erwacht-e. fah er fein Schlafgemach in einen herrlichen

Garten verwandelt, weshalb er über feine gewöhnliche Zeit darin

verweilte. Als endlich die wegen des Ausbleibens des Kaifers

beforgten Hofleute in das Schlafgemach drangen, fahen fie'ftaunend

die Pracht,f

welche' aber alfofort zu. verdorren und zu verwehen

begann. bis wieder die nackten-Zimmerwände daftänden.

Die Sage von dem Zaubergarten ift

bekanntlich uralt und

viel variiert. So erzählt *fie fchon Balladiusi) von den ägyp-

tifchen-Hofzauberern Jamnes und Jambres, ferner erzählt fie der

'1215 geftorbene Alexander Necka.m“) vonVirgil, welcher bei

Neapel einen mit einer Luftmauer umgebenen Zaubergarten hatte,

zu dem eine Luftbrücke fiihrte und welchem es, obfchonAlles _

'

blühte und grünte, nie regnete, In den (Feet-i Zomernarmn und

bei Boecaccio kömmen Zaubergärten vor, ebenfo wie Widmannvon einem folchen berichtet, den Vapft Benedikt 1L. befeffen hätte.

Am bekannteften ift die von dem um 135l) lebenden Ehroniften

Johann_ von Berka von Albertus Magnus erzählte Sage.4)

nach' welcher Kaifer Wilhelm von Holland, im Jahre 1254

Albertus Magnus in Köln befuchte und von- diefem in den unter

winterlicher Schneedecke liegenden Garten gefiihrt wurde, wo ein

herrliches Mal bereitet war. Als fich die Hofleute befchwerten,

daß fie der Bifchof in der Winterkälte bewirte, begann auf einmal

der Garten zu grünen und zu blühen, die Vögel fangen, und

die Hihe wurde fo groß, daß die Hofleute ihre Röcke ablegen

mußten.

keiten, und Schnee und Eis traten wieder_ an ihre Stelle.

In Wittenberg kuppelt Fanft einen dort ftudierenden Adeligen

mit einem' Fräulein auf des Erfteren Flehen hin zufammen, indem

er diefem einen Ring fchenkt, welcher die Gegenliebe feiner Ange

beteten erweckt. - Nach Widmann (Fauftbuch Th. l). Kap. 7.)

1) Fauftbuih. B. ll. Eap. 12,

i2) knllacljuä: Hanni-,168. bieten-ja 20.

ii) Wanne: Spoiogie eco. any. 21.

4) [lenkt-1111: 0i1ronieon 'l'xnjeetinum nel ann. 1254.

Auf einen Wink desBifchofs verfchwanden alleHerrlich-7

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Wr'. .' "-'t_

7- 233 -foll nach einer Aufzeichnung Wagners Fauft das Brautpaar beim

Kirchgang durch ein kosmetifches Mittel fo fchön gemacht haben,

daß feit Menfchengedenken kein fo fchönes Paar getraut worden fei.

Die Erregung zauberifcher Liebe ift

feit altersgrauer Zeit fo

bekannt. daß es unnötig ift, ein erläuterndes Wort hinzuzufügen.

Das nächfte Kapitel des alten Fauftbuches handelt von einem'

Bekehrungsverfuch, den ein 'frommer Arzt mit Fauft unternimmt.

Er hält ihm eine lange; fehr 'erbauliche Rede; uud'Fauft ift

auch

Willens, dem Teufel abzufagen. Diefer erfcheint ihm jedoch und

droht. Fauft den Hals umzudrehen, wenn er fich ihm nicht noch

einmal, und zwar bindender als das erfte Mal; verfchreibe. Fauftfertigte denn nun mit Blut folgende Verfchreibung, welche man

nach- feinem Tod in feiner Wohnung vorfand:„Ich D. Fauftus bekenne mit meiner ehgen Hand vnnd Blut; daß ic

h

diß' mein erft Inftrument vnd Verfchreibung biß _in die 17'jahr; fteiff. vnd

feft gehalten habe; Gott *vnd allen Menfchen feindt geweft. hiemit feh ich

hindanLeib vnd Seel; vnd vbergib dißdem mächtigen Gott Lucifero; daß fo auch

das '7 far nach Dato diß verloffen ift; er mitt mir zu fchalten vnd zu walten

habe. Neben dem *fo verfpricht er mir mein leben zu küchen oder zu (iin

gerenl), es feh im Tod oder in der' Hell, auch mich keiner pein theilhafftig zu

machen. Hierauff verfprich ich

mich wider, dz

ich keinen Menfchen mehr, es

fehe» mit vermanen, lehren; abrichten, vnterweifen; vnd dräwungen; es feh im*

Wort Gottes; Weltlichen oder Geiftliihen fachen, vnd fonderlich keinem Geift

lichen Lehrer gehorrhen, noch feiner lehr, nach kommen wil. Alles getrewlieh

vnd kräfftig zu halten; laut diefer meiner'Verfchreibung, welche ich

zu meh

rerer bekräfftigung mit meinem ehgen Blut gefchrieben hab. Datum Witten:

berg; etc."

Daraufhin wurde _Fauft feinem Warner fo feind, daß er ihm

nach zwei Tagen ein Gefp'enft ins Haus bannt, welches abends

in der Schlafkammer des frommen Mannes wie eine Herde Säue

grunzt und durch das Gefpött des Mannes vertrieben wird.

Widmann führt diefen Vorgang fehr weitfchweifig in drei *,

Kapiteln feines Fauftbuches ausi) und fagt u. a., _der fromme

Mann habe den fpukenden Teufel mit den Worten angelaffen:

„Du fchandfleck und grob rultzete Saw; pack und troll dich, vnd fpar folch

gefang, biß an Jüugften tag.- wenn du in den Himmel kommen wirft, da der

flam zum loch herauß wirdt fchlagen“ etc.' - “

l) Soll wohl heißen: nicht zu kürzen etc.

L') Fauftbuch, B. ll. Cap. 1-3.

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-234-

.und in Luthers Tifehreden1) von dem Vrobft Jakob von Bremen

Nach Widmann lähmte aber der Teufel' nach einem Viertel- -

jahr den froinmen Arzt an Händen und Füßen, fo daß er binnen

Jahresfrift" ftarb. k.

Auch diefe Erzählung von der Vertreibung des Teufels ift'

'

uralt und wird fchon von einem Altvater in den ?m3 Lem-ani

der bei einem Magdeburger Bürger 'logiert- erzählt.Als Univerfalmittel zur Vertreibung des Teufels galt nach

L. Samuel 16. Mufi'f und Verachtung. Widmann fngt hier

üher:'-') f,

„ihm (dem Teuffel) fei) zu begegnen mit verachtung vnd mit der Mufie.

Wie jener, da der Teuffel einÖmalZ zu ihm kam vnd mit ihm difputirte, jhni

diefe antwort gab, zwei) ftiicf könne er der Teuffel trefflich wol' wieder zwei)

ftück'aber könne er wiederumb auch niehtß, neinlieh fein kunft wer, das er gern

hoch fingen wolf, das kan er7 wenn er wie ein Efel blerren wil. .Zum andern

kan er, der Teuffel, einem wol, in hinderften fahren. Dargegen 'kan er die

Mufiea mit reiner Menfchenftinnne gar nicht. darnach fo einer (niit Reuereny)

ein furxz left, ifts jni fchwerlieh, einen knopf daran zu mache-n."

In Luthers Tifchreden wird der Teufel mit der denkbar

draftifchften Verachtung behandelt, fo fagt Lntherßj) wie er

erzählt, daß der Teufel, nachdem er beim Brobft Jakob und

feinem Hauswirt lang genug gepoltert, in die Kammer der Fraudes Letzteren gekommen fei:

„dn es nnn gar zu (ang wären woltef kehret fich die cFrau herum, rectte

den Hindern zum Bett hei-aus, vnd lieffe einen ftreichen 8. 7. fprechendeF fihe

du Teuffel, da haft dn einen Stab, den nimm in deine Hand, gehe damit

Walfahrten nach Rom- vnd hole von dar Ablaß. Alfo blieb der Teuffel, auff

fothane Verachtung und Verfpottung hinfiihro gar auÖ- vnd hatte das Voltern

ein Ende.“-

An anderer Stelle fagt Luther-:4)„wenn er des Teuffel-3 mit der heil, Schrift vnd mit ernftlichen Worten

nicht hätte können loyZ werden, fo hätte er ihn oft mitfpißigen Worten vnd

lächerlichen Voffen vertrieben. Vnd wenn er ihm fein Gewiffen hätte befchwe

ren wollen, fd hätte er oft* zu ihm gefagt: Teuffel- ich hab'auch indie Hofen

gefchiffen, haft du e? auch gerochen vnd zu den andern meinen Sünden in dein

Regifter gefihrieben?“-

L)Ed, Förftemnnn Bd. Lil. S. 38,

J) Anmerkung zu Th, ll. S, Cap, Z.

i7)

Tifchreden a. a. O.

*) Tiichreden[ll, S. 37.

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_235-Öder:“)

_ ..Wenn man aber nun den Tenffel kennet. fo kann man leichtiglich zu

ihm fagen. ihn zu befchämen: Leck mich im Arfch! Oder: Scheiß ins Hemde

vnd hiings an Hals!“-

Und diefe Blumenlefe von Komplimente-u wiirde fich mit

leichter Mühe fehr vermehren laffen. Hierauf folgen im alten

Fauftbuch die von uns fchon oben nach Eamerarius und Wiermitgeteilten Erzählungen von den in Reben verwandelten Nafenund von dem iibel gefchorenen Johann Dornen?) Diefe lehte

Erzählung ift

wörtlich aus der alten Überfehnng von Wiers ])e

prMZtiZ-jie Dnemonnm vom Jahre 1564 entlehnt. wiihrend bei

der Erfteren Lercheimer ftark benuht wurde.

Dies ergiebt fich aus dem Vergleich der beiden Texte. JinFauftbnch heißt es: x

-

..Doctor Fauftus' hatte. in einer fiirnenunen Reichftadt etliche ftattliche

Herren-zu Gafte geladen. vnd doch nichts auff fie zugerichtet. Wie fie nu

kamen. fahen fie woll den Tifch gedecket. aber die Kuchel noch kalt.- Es hatte

aber denfelben Tag ein nicht fchlechter Bürger allda Hochzeit gehalten. vnd

waren nun die Hochzeit Leute auff diefen abent am wercke. daß fie den wieder

tommenden Gäften zum Nachteffen zurichteten.D, Fauftus wufte diß alles

woll. beiahle feinem Gehfte. er folte jhme von der Hochzeit ein Schiiffel vol“

bratens. Fifch vnnd anders. feine Gäfte zu befpehfen. ehlends abhohleu. Bald

darauff fallt in dem Haufe. darinn die Hochzeit gehalten. ein hefftiger Wind

zum Schornfteine, Fenftern vnnd Thür hinein. wehet alle Lichter auß. deffen

fie alle erfchrocken. wie zu erachten. Als fie

fich nun befunnen. vnd zu_ fich

kommen, licht wieder angezundet. vnd gefehen. was das fiir ein tumult fei)

_ gewefen. da befinden fie. dafi an einem Spiffe ein Braten. am andern-ein- -

Hun. am drttten ein Ganß. im Keflel die' lieften Fifch mangeln. Da* ware

Fauftus vnnd feine Gäfte verfehen mit Speiß: Wein mangelte. aber nit lang:denn Mephoftophiles war auch fchon aufm wege nach Angfpurg zu ins Fuggets Keller. da brachte er vollanff. Nachdem fi

e geffen hatten, begerien fie.

drumb fie

fürnemmlich kommen waren. daß er jnen zum luft ein Gauckelfpiel

machete. Da ließ ei auff dem Tifch ein Reben wachfcn mit zeitigen trauben.deren für jedem eine* hienge. Hiefz daraufi einen _jeglichen die. feine mit der

einen hand angreiffen vnd halten, vnnd mit der andern das Meffer auff den

Stengel fehen. als wenn er fie

abfchneiden wolte: Aber es folte benleibe keiner

fcheiden. Darnach gehet er aus der Stuben, wärtete nit lang, fompt wider:

da fifien fie alle. vnd halten fich ein jeglicher felbft ben der Rufen. vnd des

Meffer darauff. Wenn jhr nn gerne wolt. fo möget jhr die Trauben ab:

1) Tifchreden [ll. S. 42.

2) Beide Erzählungen fehlen bei Widemann.

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-23.6 *i

fchneiden. Das ware .jhnen vngelegen': wolten fie lieber noch laffen zeitiger

werden.“ i

Soweit das alte Fauftbuch. Lercheimer hat folgenden

TextB)Zu O. am Rhein, haben etliche edelleute' jre höfe, da' fi

e einziheu, 1'o offt

fie in die Stadt komen. In dern einem, genant der Fr. Hoffj hielt ein- burger

hochzeit. Da die gefte zum abendmahl wider kommen waren7 ond zu tifch»

jaßen, ond man fifche foht: da die gar _warenf und nun folten vom 'fewer ge

nommen ond angerichtet werdenj fellt ein hefftiger wind zum fchornftein, zum

fenftern vnd thijr hineinn, wehet alle liechter auß- ftürßet den keßel über dem

fewer omb- daß e? erlefchet. Deßen fie alle erfchrocken,'wie zu erachten. Als

fie

fich nun wider befunnenj vnd zu jnen felb-Z kommenf licht wider angezündet

vnd gefncht haben, wo die fifche weren, ift. nicht ein auge oder grädlein fifch

gefunden worden. Haben den geften mitlerweile niiße auffgefeßt biß fie ander

fijche geholt vnd zugericht haben, und darnach fich entfchüldiget ond wie eZ zu

gangen, erzehlet. Wohinn find die fijche kommen ander? dann zum Abtei),

oder feinS gleichen zauberer, der gefte geladen und niän-Z auff fie

gekochet

hatte.“

*„Hie erinnere ich mich eines folchen gefellensj der am hofe zu H.

3) war

ond einsmals feinen geften (weiß nicht ober auch auff fie

gekochet hatte) ein

felßam fchimpfflich gauckelwerck machete, darinn auch eine befondere teuffelskrafft

gemercket wird. Nachdem fie geffen hatten, begerten fie, darumb fie

fiiruemlich

kommen waren7 daß er jnen zum luft ein gauckelfpiel machete. Da ließ er

aus dem tijch ein reben wachßen mit zeitigen trauben, deren fiirm jeden eine

hieng. Hieß ein jeglichen die feine mit der einen hand angreijfen ond "halten,

ond mit der andern das mefj'er auff den ftengel jexzen, als wenn er' 'fie ab

jchneiden wollte. Aber er folte bey lehbe nit jchneiten. Dar'nach gehet er auß

der ftuben7 komt wider: da fiyen fie alle vnd halten fich ein jeglicher felbs beh

der nafen vnd das, meffer darauff. Heften, fie gefchnittten, jo hette jm ein jeder

felbs die nafe'verwundt.“

Es liegt auf der Hand, daß der Verfafjer des Fauftbuches

diefe Erzählungen Lercheimers verband und faft wörtlich auf

Fauft übertrug.

Nach dem alten Fauftbuch fing Fauft, als feine Verfchreibung

auf die Neige gingt an, „ein Säuwijch vnnd Epikurijch leben“

zu fiihren und fuhr deshalb mit Mephoftophiles in viele König

reiche, um fich die fchönften Frauen anzujehen. Hierauf berfchafft

ihm der Teufel fieben Succubi oder Buhltenfel in Geftalt von

1) Bedenken von Zauberei- Cap. 8. '

f

2) Es ift auf die oben mitgeteilte Anekdote von Trithemius und den

Hechten angefpielt. *

3) Heidelberg?

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7N." 'U' ö'--.|-' - .- e

_237

zwei Niederländerinnen, einer Ungarin7 einer Engländerin, zwei

Schwäbinnen und einer Frankin, mit welchen er, bis an fein Ende

in Unkeufchheit lebte.: - Diefe Epifode_ fehlt bei Widmann.

Im lebten Jahr feines Lebens muß *Mephoftophiles Fauftdie Helena, welche er dereinft am weißen Sonntag zitiert hatte,

aus der Unterwelt heraufholen'. Mit' derfelben zeugt Fauft feinen

Sohn Iuftus, welcher fchon bei der Geburt wunderbare Dinge

prophezeit und nach feines Vaters Tod mit. der Mutter ver

fchwindet. _-

Widmann fagt am Schluffe des zweiten Teils feines Fauft

buches in feiner „Erinnerung an* den chriftlichen Lefer, daß er die

Verbindung Faufts mit den Weibern in »der Türkei', den Succuben und der Helena ausGründen der Sittlichkeit iibergeh'e;

hingegen widmet er dem Verfchwinden des Iuftus. Fauft und der

Helena ein befonderes KapitelI) in welchem .er fagt- daß nach

Faufts Tod ,Juftus zu Wagner getreten fei

und ihn angeredet

abe:h

„Nun gefegne Dich lieber Diener, ich fahre-dahinf diewei( mein Vater

todt ift, fo hat meine Mutter hie kein bleibendes orth, fie will auch dauon,

darumb feh du Erbe an mein ftatt, ond ich will dit- gewiß verkündenf das ich

ook deinem ende zu dir kommen willf fage auch mennigliihen nach wie vor,

wie diß ganhe Land in ku'rßer zeit werde durch Hunger außgefaugt werden.

Darumb,'wann du die Kauft meines Vaters haft ergriffen, fo thue dich als

bald hintoegf ond fo du das derriehteft, fo begib dich in ein Abgöttifch Landt,

da wirftu in ein hohes anfehen kommenih( In folchem gefprech tritt die Helena auch hinein, vnd wünfcht jme viel guter Zeit, vnd fagt, fi

e wolle an

*diefem orte nicht bleiben, dieweil Doctor Fauftus *todt feh, er folte

feinen Büchern' obliegen vnd den Dr, Fauft vertreten. Darüber der Wahger

fchwieg, ond bat'h ganß fleiffig, fie

folte bey jhme bleiben vnd wohnung mit

ihm haben i*),*dann er habe fie von herßen lieb, er wolle alles von jhretwegen

thun- was fie begerter das fchlug fie

ihm kurß abf vnd nahm ihren Sohn bey _

der handt, vnd oerfchwunden behde vor feinen Augen, das man fie weder vor

noch nach mehr gefehen hat. _

.Diefe ganze Sueeubus- und Helenaepifode ift

nichts als das

Hineinziehen des damals in voller Blüte ftehenden univerfal

hiftorifchen Glaubens an Buhlteufel. Diefer Glaube ift aus der

1) Fauftbuchf Th, [ll. Cap. 20.

N) Daran knüpft, *wie wir fehen werden- das Wagnerbuch an.

3) Alfo ihm „bewohnen“.

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_238

Gefchichte des Hexenwefeus fo bekannt. daß ich an diefem Ort -

wohl keinen Abriß fein-er Entwickelung zu geben brauche, Ich

will. um' die Lebendigkeit diefes Glaubens zur Zeit Fanft-Z kurz

zu charakterifieren. nur erwähnen. daß Eardanus nach FranzVico von Mirandola erzählt. j) der Vriefter Berna habe fiinfnndzwanzig Jahre mit dem Suecubus Hermelina. der ihn öffent

lich in Weibsgeftalt begleitete. gelebt. endlich aber im 75. Jahrfeine Schuld bekannt und gebüßt.

Nach gleicher Duelle hat ein anderer Vriefter. Namens.

Vinnettus von feinem -vierzigften bis zu feinem achtzigften Jahrmit den Succubus -Florina Unzucht getrieben, Luther erzählt

in feinen Tifchreöemk) er habe von Kurfürft Johann Friedrich

'x

dem Großmütigen gehört, daß die Frau eines Edelmannes ge

ftorben und ihm dann des Nachts erfchienen fei. Darauf habe

fie der Edelmann gefragt. wer fie

fei. und was fie wolle. Der

Geift der Frau fagte. fie

fei

feines Fluchens halber geftorbeu;

wolle er fie wieder haben. fo müffe er fich des Fluchens enthalten.

Da dies der Edelmann verfpricht. bleibt die geftorbene Frauwieder bei ihm. verfieht wie fonft das Hanswefen und bringt

.Kinder zur Welt. Dereinft bekommt der Edelmann Gäfte und

fchickt feine Frau. Obft und Vfefferkuchen aus der Kifte zu holen.

Als fich. die Frau über die Wand der Kifte bückt. entführt dem

Edelmann fein Lieblingsfluch. Alfobald verfchwindet die Frauund wird nicht mehr gefehen. Als nun nach längerem Harren

der Edelmann nachfehen will. wo feine Frau bleibe'. ift

fie ver

fchwunden. und nur ihr Kleid hängt. wie .fie fich gebückt hatte.

über den Kiftenrand ..Das - feht Luther hinzu-

thut der

Teufel. er kann fich in einer Frauen- und Mannes-Geftalt ver

ftellen.“ Daran knüpft Lnther eine lange Ausführung über die

mit dem Teufel erzeugten Wechfelbälge. deren einen er in Deffau

gefehen haben will. -

An anderer Stellek) fagt Luther ausdrücklich:„Wasdie Buhlteuffel. fo fich zu den Zauberinnen thun. 1110111108und

Zneeub08 genannt. belangt. bin ich dawider nicht. fondern glaube. daß folche-Z

1) o9 ?arte-cine, 1.211, nr. (Zap. 80.

i') Ed. Förftemann [ll. S. '74 ff. .

a') Sämtl. Werke.. Jenenfer Ausgabe. S. 150,

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_ »239 -.gefchehen könne, daß der Teuffel entweder lueubue oder ZneeubnZ fen; denn

ieh

hab jrer vie( gehört, die von jhren eigen Exempeln gefagt haben."

Der Wittenberger Vrofeffor [n: Johann Sperling ver

tritt in feinen 1653 in Wittenberg erfehienenenlnetjtut'janea r

?Weir-ae!) noch die Anfieht des Thomas von Aquinf daß der

Teufel mit Samenf den er beim Beifchlaf den Männern, ent

wendet7 Kinder zeuge. Ja, der Jenenfer Vrofeffor J. VoteriuSfchrieb noch 1688 eine zu Jena in Quart erfchienene Niee'ertutjo

(ie nekuncia iumjarnm eaitu num Djuboio. Ich glaube-

das

genügt('

Daß in der Faufttradition der Snceubus die Geftalt der

antiken Helena annimmh begründet iich dadurch, daß fich die

Tradition in gelehrten und humaniftifchen Kreifen fortfpann.

Als nun das 24. Jahr feines Vaktes herangekommen war

feßte Fauft Wagner notariell-zum Erben ein. Der Wagner wird

im alten Fauftbuch als ein

„böfer verloffener Bube, der anfang?- zu Wittenberg Bettlen ombgangen,

vnnd ihme, feiner böfer art halben, niemandt auffnehmen wolte",

gefchildert; Fauft aber hält ihn als Sohn und fchlemmt und'

'demmt mit ihm. Diefern Wagner alfo vermacht Fauft„dz Hauß, fampt dem Garten* neben deß Ganfers vnd Veit Rodingers

Hauß gelegen7 bei dem Ehfern Thorf inn der Schergaffen an der Ringmawren.

Jtem er verfchaffte ihme 1600 _Gulden am Zinßgelt, ein Vawren Gut, acht

hundert Gülden wert, fechshundert Gulden an barem Gelt, ein giilden Ketten

dreh hundert Cronen werth, Silbergeflhirr, was er von Höfen zu wegen ge

bracht, vnnd fonderlich auf; des BapftcZ und Tiiccken Hoff- biß in die taufend

Gulden werth, fonfi war nicht viel befondere* da an Haußrath, dann er nicht

viel daheym gewohnet_ fondern behWirten ond Studenten tag vnd nacht ge-*

freffen und gefoffen, '-

,

Danach rief Fauft Wagner zu fich, teilte ihm feine teftamen

. tarifche Beftimmung mit und bat ihm fich noch etwas zu wiinfchen.

Wagner wiinfchte fich Faufts' Gefchicklichkeit, Hierauf fagte

diefer:„Meine Bücher anlangen'df .find dir diefelben vorhin verfchaffet, jedoch daß

du fie nicht an den tag kommen wölleft laffen, fondern deinen nutzen darmit

fihaffenf fleißig darinnen ftudiren. Zum andern begereftu meine Geirhicrliihkeit,

die du ja bekommen wirft, wann du meine Bücher lieb haft7 *dich an nieniandt

lehreft, fondern darben bleibeft. Noch, ,fagt Dort. Faufms, dieweil mein Geift

li Cap, 11.

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- 240_Mephoftophiles mir weiter* zu dienen nicht fcbuldig, derhalben ic

h dir ihm nicht

oerfchaffen mag, fo will ich dir doch einen anden Geift- fo du es begehi-eft,

verfchaffen.“

'

Wagner wünfcht fich einen Geift in Geftalt und Größe eines

Affen, worauf fofort ein Affe zur Thiire hereingefprungen kommt.

Fanft fagt, daß dies Wagners Geift fei, der Anerhahn heiße und

ihm nach feinem-

Faufts- Tod dienen werde. Dann bittet

Fauft Wagner nach feinem Tod feine Thaten und Schickfale-„in

eine Hiftoriam zu transferieren.“ denn es werde Begehren danach

fein; Auerhahn werde ihm helfen und ihn an etwa Bergeffenes.

erinnern.

Nun folgen in'fiinf Kapiteln entfeßlich breit ausgefponnene

Klagen Faufts über fein bevorftehendes Ende. Von Jntereffe ift

nur das vierte derfelben, in welchem Meph'oftophiles Fauft

verfpottet und mit allerlei ironifchen Sprichwörtern reguliert,

als z. B.:*

.

„Weiftu was fo fchweig,

_Jft dir wohl fo bleib.

Haftu wash fo behalf,

Unglück fompt bald.

Drumb fchweigf lendf mehd, ond vertragf

Dein vngliick keinem Menfchen klag.

Es ift

zu fpatf an Gott verzag,

Dein vngliicf laufft herein all tag."

'„Darnmb, mein Fauftef ifts nit gut mit* großen Herrn ond dem Teuffel

Kirfchen effenf fie werffen einem die ftiel ins Angeficht, wie du nuhn fiheft,

derhalben wereft du wol weit von dannen gangen„ were gut für die Schiiß _

gewefenr dein hoffertig Rößlein aber hatt dich gefchlagen. -- Eine gebratene

Wut-ft hat ztoeen zipffel- auf deß Teuffels Eyß -ift nicht gut gehenf Du haft

haft ein böfe Art gehabt7 darumb läßt Art von Art nichß alfo lc'ißt die Katzen

das Maufen nichtF Scharpff fürnemmen macht fchärtig, weil der Löffel new

ift.- braucht ihn der Koch darnach wenn er alt wirt- fo fcheißt er drehn, dann

ifz mit ihm aufz. Jft es nit alfo auch mit dir? der du ein newer Kochlöffel

deß Teuffels wareftf nuhn niißet er dich' nimmer, denn der Marckt bett dich

fallen lehren Kanffen, - Gott ift Herr, der Teuffel tft nur Abt oder Mönch,

Hoffart thäte nie gut- wolteft Hans in allen Griffen fehlt, fo foll mann Narren

mit Kolben laufen. - Den Teuffel zu beherbergen7 braucht man einen klugen

Wirt, Es gehört mehr zum Tang denn ein -rot paar fchuh" ufw. ufw.

An dem Teftament Faufts fcheint etwas Thatfiichliches zu

fein, denn die *Ortsangabe ift

zu beftimmt. So heißt es auch in

den fchon mehrfach angeführten „Hiftorifchen Remarquen“ 2c. S. 6:

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_241

..Das Fauftfche Haus zu Wittenberg war noch nicht' gar *unbe

kannt. wie mir ein hochgelehrter Brofeffor zu Leipzig D. A. R.. erzählet.“

-Herr Oberbürgermeifter ))1*. Schild zu Wittenberg hatte

die Güte. auf meine Bitte hin Nachforfchungen über Faufts Haus*

anzuftellen. Die Scharrn- nicht* Scheergaffe liegt wederan einem

Thor. noch an einer Mauer; auch ift in ihr kein Haus Faufts.

Ganfers oder Rödingers aufzufinden. ,Wohl aber wohnte 1595ein George Rödinger 'in der Kloftergaffe und ein Hanns Fanft

befaß 1571 in der Bürgermeiftergaffe ein Haus neben dem Hans

Lufts. des Lutherifchen Bibeldruckers. _

Daß Wagner fich einen Geift in Affengeftalt wünfcht. er*

fcheint bizarr. jedoch brachte der Glaube des 16. *Jahrhunderts_die Affen in fehr nahe Beziehungen zum Teufel, So- fagt

'

-Luther:1) .

..Deßgleichen gläube- ich. daß* die Affen lauter: Teuffel find."_ -Und2):

..Die Schlangen nnd Affen find fiir allen andern Thieren den Teuffel unter-.

worffen. in die er fähret und fie befiht; braucht derfelbigen. die Leut zu bh

trjigeu und zu fchädigen."f

Der Geift -Auerhahn entftammt der jüdifchen Zauberfage und

ift nach der Legende *vom König Salomo und der Königin von

Saba der 81111113118kenniljnrje

des Erfteren.

Näheres über diefe jüdifche Sage werde ich im folgenden

Abfchnitt beibringen; auch ift

.zu vergleichen: 'l'arg'nm 80119111

4 nem-31- x1440; der Traktat (man und* Gfrörers ,Gefchichte'des

Urchriftentums' Das Jahrhundert *des Heils. .Erfte AbteilungS. 414-416; Eifenmenger: Entdecktes Judentum. Bd.S. 441; Bodenfchah': Kirchliche Berfaffung' der Juden: 3,.:Bd.

S. 177.

'

Bei Widmann-lift die Erzählung von der legten-Lebens

: periode Fanfts bedeutend. aber fehr unglücklich erweitert. Der

Teufel erfcheint Fanft und verkündetihm den Ablauf des ?halte-3.3)

Hierauf kommt ein frommer Theologe und fucht Fanft zu ,tröften

und zu ftärken; jedoch, erfcheint ,der Teufel wieder und ftürzt Fanft

durch feine. Spihfindigkeiten in_ "neue Seelenpei-n. worauf ihn der

1) Tjfchreden Ed. Förftemann. [ll. 34.

_2) A. a. O, S. 48.

8) Faultbucht Th. [ll- Cap. 7.

Kiefewetter. Fauftbmh.'* l6

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_'242 _Theologe abermals tröftet. 1)

- Die Art. mit dem Teufel nmzu- 1

fpringen. die der Theologe angiebt. erinnert fehr an die oben*

angeführte Manier Luthers.-

Diefes Schwanken Faufts zwifchen

Ergebung und Verzweiflung. die endlofen Dispurationen und lang

weiligften Moralpredigten. deren Widmann einige nach Wagners

eigenhändigen Aufzeichnungen gefchildert haben will. nehmen acht

zehn Kapitel des lehten Teiles des Widmannfchen Fauftbuches

ein; einmal will fich Fauft erftechen. wird aber vom Teufel ge

liihmt 2c. Endlich fchildert Widmann Faufts Ende dem alten

Fauftbuch konform. nur durch unbedeutende Zufiihe erweitert.

Alsder_ lehte Tag feines Vaktes gekommen war. ging Fauft

mit einigen Bekannten. Magiftern. Baccalaureis und Studenten.

nach dem Dorfe Rimlich bei Wittenberg. »wo er fie den Tag über

-wohl bewirtet. Am Abend nach dem Schlaftrunk teilt Fauft feinen

Freunden mit. daß in diefer Nacht der Teufel feine Seele von

ihm fordern werde. Er ermahnt fie. fich an ihm ein warnendes

Beifpiel zu nehmen. und bittet fie. fich zu Bett begeben zu wollen

und nicht zu erfchrecken. wenn fie in der Nacht einen großen

Lärm hören wiirden; feinen Leichnam follten fie

ehrlich beftatten'.

Nach bewegtem Abfchied trennen fie

fich. 'aber niemand'verman

zu fchlafen...Es gefchahe aberzwifchen zwölff vnnd ein Vhr in der Nacht.

-heißt

es im alten Fauftbuchq

daß gegen dem Hauß her ein groffer vngeftümmer

Wind gienge. fo das Hanf) ahn allen orten vmgabe. als ob es alles zu grunde gehen.

vnnd das Hauß zu Boden reiffen wolte. darob die Studenten vermennten zu

ve'rzagen. fprangen auß dem Bett. vnnd huben an einander zu tröften. wolten

auß der Kammer nicht. Der Wirt lieff aufz feinem in .ein ander Hauß. 'Die

Studenten lagen nahend bet) der Stuben. da D. Fauftus innen* war. fie

hörten

ein grewliehes Vfeiffen vnnd Zifehen. als ob das Hauß boller'Schlangen. Na

tern .vnd andere fchädlicher Würme were. in dem gehet D. Faufti thür off in

der Stuben. der hub ahn vmb hiilff vnd Mordio zu fchreheu. aber-.kaum mit

halber Stimme. bald hernach hört man jhn nicht mehr. Als es* nun tagward.

vnnd die Studenten die ganße nacht nit gefmlaffen hatten. find 'fie in die

Stuben gegangen. darinnen D. Fauftusgewefen war. fie'fahen aber, keinen

Fauftum mehr. vnd nichts. denn die Stuben voller Blutsgefpriißet. Das Hirn

klebte ahn der Waadt. weil jhn der Teuffel von einer Wandt zur andern ge

fchlagen hatte. Es lagen auch feine Augen vnnd etliche Zäen auch allda. ein

grewlich vnd erfchrecklich Spectakel. Da huben die Studenten an _jn zu beklagen

4)' A. a, O, Cap. 7.

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*x *243*ond zu bewehnen7 ond fuchten fhn allenthalbenr Lettlich aber fanden fi

e

feinen

Leib heranffen beh den Mift ligen. welcher grewlich anzufehen war. dann- ihmder Kopff vnnd alle Glieder fchlotterten."

„Diefe gemeldte Magiftri vnd Studentem fo ben deß Faufti todt geweftr

haben fo vie( erlangt7 daß man' _jn in diefem Dorff begraben hat, darnach find

fie wiederumb hinein gen Wittenberg- vnd ins Doctor Faufti behaufung ge

gangen, alda fie feinen Famulum den Wagner gefundenf der fich feines Herrn

-halben vbel gehube. Sie fanden auch diefe des Faufti Hiftoriam auffgezeichnet,

vnd von ihm befchriebenh wie hievor gemeldtf alles ohn fein Ende. welches von

obgemeldten Studenten vnnd Magiftris hinzu gethanr vnd fein Famulus auff

gezeichneß da auch ein neuw Buch von jhm außgehet. Deßgleichen eben am

felbigen Tag ift die verzauberte Helenaf fampt jhreni Sohn nit mehr vorhan

den gewefif fondern verfchwunden. Es wat-dt auch forthin in feinem Hauß

fo bnheimlich7 daß niemandt darinnen wohnen kondte. D. Fauftus erfchiene

auch feinen Famnlo leibhaftigbeh Nacht, vnd offenbarte jm viel heimlicher

Ding. So hat man ihn auch bet) der Nacht zum Fenfter hinauß f'ehen gucken,

wer fürüber gangen ift."

Denfelben Zug hat WidmannI) der noch'Faufts Verfön?

lichkeit fchildert und fagt: -

*„Dann D'octor-Fauftus war ein hochru>erigs Männlein- eine dürre

Verfon, habend ein kleines grauwes bitrtlein. Zu zeiten fieng er im Haußganß vngeftiimmiglich an zu polternf das die Nachbarn genug mit erfchrockenem

herßen zu hören heiten. Der Wahger 'aber befchwur vnd band den Geift her

nach in feine ruhe, wie er fürgab- vnd ift jehund in dem Hauß gantz ruhig

vnd full."

Daß Fauft in der That ,unter befonderen Umftiinden ftarbf

haben wir oben gefehen, und habe ich

mich auch dariiber ausge

laffen. welcher Art wohl fein Tod gewefen' fein möge. In Wahrbeit ftarb er nach Melanchthons und des Grafen von ZimmernBericht in einem wiirtembergifchen Dorfe, wahrfcheinlich zu Stauffenim Breisgau. Welche Gründe vorlagen, die Thatfachen abzu

lindernF habe ich oben bereits befprochen und ebenfalls eine ganze

Anzahl von Teufelsbiindnern angeführt, welche vom Schwarzen

geholt wurden. Übrigens verlegt die Sage Faufts Tod noch an

mehrere andere Orte, fo nach Maulbronn, Köln, Schloß Waerden

-berg und das Dorf Vratau bei Wittenberg wo man überall noch

Blutflecken zeigt, die von Faufts Tod 'zeugen follen. Ia, Neumann erzählt fogarfi) daß der Schulze von Vratau wiihrend des

1) Fauftbuclx Th. ll), Cap. 21. -

:

2) „Curieufe Betrachtungen" etc. Cap. [1]. Ö

9, *

16*

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244

dreißigjährigen Krieges mit diefem Blutflecken feindliche Einquar

tierung fürchten machte und aus dem Haufe trieb.

Schließlich fei

noch bemerkt. daß zur Zeit der Abfaffung der

Fauftbücher kein Menfch an der objektiven Thatfache zweifelte. daß

Fanft wirklich vom Teufel geholt worden fei. Franz Vico von

Mirandola erzählt. daß der Teufel einen Zauberer. welcher die

Zerftörung Trojas darftellen will. durch die Luft davon fiihrtt)

Johann Gaft berichtet von einem Wirt. den im Jahre 1537

der Teufel holt?) Nach Luthers Tifchredenii) holt der Teufel

einen Pfeifer zu Mühlberg bei Arnftadt und am Eharfreitag 1538

drei Knechte zu Süßen. Melanchthon weiß.4) daß zu Vfingften

1551' eine Frau in der Mark vom Schwarzen geholt wird;

.Delrio berichtet fogar alles 'Ernftes von drei niederländifchen

Mönchen. welche- harrihiia (iii-.tn _* von den Teufeln g

e

braten und gefreffen werden. denandern Klofterbrüdern zum a

b

fcheulichen Exempehi) und »fo könnte man mit leichter Mühe no

eine ftattliche Anzahl derartiger Hiftorien fammelnf)*

Ich werde mich nun zu den Zauberfagen. welche fich nur

bei Widmann und nicht im alten Fauftbuch finden. Zunächft

gehört hierher der fchon in einem früheren Abfchnitt mitgeteilte

Bericht des Magifter Eafpar Moir über Faufts Behaufung. den

Widmann in feiner weitfchweifigen Weife in einem fpäteren

1) l)e return praenoijone. _(7. 9. 329.

f) Zalman. 0011717. ll. 130.

3) Ed. Förftemann [ll. 23 u. '57.

t) hlnnliuß: Collect-111. x1. 192.

ö) Hiaqnje. magic. [nv. [ll. 1). l. 03x). 10, -

l") llhrigens finde ich bei Lercheimer B. 11.8. Cap. 2. eine Stelle. die

ich ganz entfchieden auf Faufts Tod beziehen muß. denn der ,von Le rcheimererwähnte Reichstag zu R. if

t

offenbar der Reichstag zu Regensburg. während

deffen nach der Zimmerfchen Chronik Fanft ftarb; auch ftinunt die Dispntation mit den Theologen völlig mit den Fauftbüchern iiberein: Lercheimerfagt alfo: ..Bor faren if

t

zu R. auff dem Reichstage ein zauberer oder fchwarß

tiinftler gewefen. der fich vor feinem letzten. da er* wußte. daß in der teuffel,

jrenvertragen

nach._holen wurde. wider zu Gott bekert. vnd defzen eine gute

Ehriftliche ekanntnüß vnd anzeigung gethan hat: aber nicht deftoweniger in

beftimmrer nacht vom geifte erwürget worden. daß er morgens für fein bett

gelegen auff dem rücken vmb fm das angeficht abwerh auff dem boden geftanden. Aber doch haben die hochgelehrte beriihmbte Theologi und Doctoren derHeiligen Schrifft. damals dafelbs zu eim gefprech verfannnlet. von denen er

zuuor that. vnderricht vnd troft begert vnd eingenommen. vnd denen er feinebekenntnuß gethnn. an feiner feelenheil nicht verzweiffelt." .

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*- 245.

Kapitel wiederholt 1) und eine abermalige Schilderung des Zauber. gartens daran knüpft?) Dann wiederholt er wiederum in zwei

Kapitelnß) das fchon 'über Faufts Aftrologie und Chiromantie

Gefagte. wobei er noch bemerkt. daß man nach Faufts Tod viele

Briefe_ Adeliger vorgefunden* habe.- die “fich von ihm die *Nativitiir

hätten ftellen laffen. Auch habe Fauft dem Vrülaten Azzoliniaus Badia prophezeit. daß er bald Kardinal werde. was richtig z

eingetroffen fei. Bereits Dünher hat nachgewiefen. daß dies.

Fiktion ift. infofern der Kardinal Azzolini viel früher als Fauftgelebt hat. Im Anfchluß daran bringt-Widmann eine Dispu

tation von Faufts Schüler. Magifter Friedrich Bronauer aus

Sihweidnih. den der Rektor und die Vrofefforen zu Leipzig wegen

feines zauberifchen Wandels zur Rede geftellt hatten. worin er die

Aftrologie verteidigt?) Widmann will diefe Disputation nach

Xder hart mitgenommenen eigenen Handfchrift Bronauers feinem

Fauftbuch einoerleibt. haben; es fcheint alfo hier etwas Thatfüch

l _ liches vorzuliegen.

Diefen angeführten Kapiteln fchickt Widmann ein von Faufts

diabolifchem Hund Vrü'ftigiar handelndes oorausf) der ein fchw'arzer

Pudel war und auf Faufts Befehl weiß. braun und rot wurde.“);

So berichtet nachWidmann ein Fauft befreundeter Herr von

Jfenburg. welcher in Wittenberg ftudierte.. Fauft perfehenkte" vor4

feinem Ende den Vrüftigiar. weleher kein Hund. fondern einer der

vornehinften Teufel war. an einen_ Abt in der Nähe von Halber

ftadt. Derfelbe war ein Krhftallfeher und Zauberer und entließ

feinen Krhftallg'eift. um fich des Vrüftigiar zu bedienen. Nacheiniger Zeit kündigte aber Vriiftigiar den an. daß fein Ende

nahe fei. :worauf diefer wahnfinnig wurde und elendiglich ftarb.

wobei er beftiindig nach Briiftigiar rief.l *

'

Wir haben gefehen. daß der Sage vom Brüftigiar ein hifto

rifeher Kern zu Grund liegt. Noch fei

bemerkt. daß nach dem

1

uftbuch. Th, l. Cap. 26.

2

7a. O, Cab. 27.

Z a.

4) A. a.

5) A. a. O. Cap. 25. F : .

* *

6) Man vergleiche das im Nachtrag iiber den im .vorigen Jahrhundert

lebenden Zauberer Veladine Gefagte. - '.

FaA; .

A. O. Cap. 28 und 29.

O. Cap.'30.

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Höllenzwang Ariel als Hund erfcheintf und auch Shlvefter ll.

wie Agrippa von Zauberhunden begleitet wurden. _Der Umftand,

daß der Abt wahnfinniglwird und beft'cindig nach Vriiftigiar ruft,

erinnert an den Kardinal Crefeentius', welcher nach Sleidanusi)1552 durch die Erfcheinung eines fchwarzen Hundes 'f

o

erfchreckt

wurde, daß er fchwer erkrankte und ftarb. In *feiner Krankheit

rief er beftiindig, man folle den fchwarzen Hund wegnehmen. der

ihn( aufs Bett fpringen wolle. ,

Weiterhin bringt Widmann im erften Teil feines Fanfi

buches noch die von uns fchon mitgeteilten Erzählungen, wie Fauftin Leipzig aufxeinem Faß Wein aus einem Keller reitetB) wie er

in Erfurt die Geifter der homegrifchen Helden zitierti) und unver

hofft zu einer Gafterei kom1nt.4)*

'

Widmann ganz eigentiimlich- find die Sagen, wie Fauft in

Heilbronn eine Heerde blöckender Kühe ftilltxil in eine verfchloffene.

*Stadt kommh") und zu Sehwiibifch Hall einen Teufel in den

*

'Kocher gefchiffen hat))

Zu Heilbronn wohnte Fauft bei einem „der Breunle" ge

nannten Bürger und trieb viel Allotria. Eines Abends fah er

betrunken zum Fenfter hinaus, als gerade, der Hirte die Kiihe

heim trieb, welche ein großes Gebriill erhoben. Fauft ärgerte fich

hierüber und bezauberte die Kühe, daß fie

verftummten und ihre

Mäuler offen ftehen blieben zum Entfeßen ihrer Herrinnen, denen

fie

zuliefen. _

Einft hatte Fauft mit feinen Freunden einen Ausflug nach

Weinsberg gemacht, von wo fie abends zurückgingen. Als fie

fich*

Heilbronn niiherten, follten gerade die Thore gefchloffen- werden,

und Fauft wurde von feinen Gefährten gebeten, fich mit ihnen zu

beeilen, damit fie

nicht ausgefperrt wiirden. Fauft fagteF fie

möchten fich nur beeilen, erwerde fchon in die Stadt kommen.“

1) D8 3mm religiouiß etc. Lib. Lil.

g) Cap. 37. Der Faßritt erinnert übrigens daran7 daß die mit Medien

in Berührung kommende Hausgeräte, Möbel etc. bewegt und fortgefchleudertetc. werden.

e) Cap. 38.

4) Cap. 39.

5) Fauftbuchh Tl). l. Cap, 40.

6) A. a, O. Cap. 41.

7) A. a. O. Cap. 42.

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-247und ging feines ruhigen Schrittes zu. Die Freunde kommen denn

gerade noch mit knapper Not in die Stadt. worauf hinter ihnendas Thor gefchloffen wird. Auf dem Markt berat'fchlagten fie.

wohin fie

noch gehen-wollten. um ein Mäßlein Wein zu trinken.und einer von ihnen fagt. er würde fchon mitgehen. wenn Fanftdabei wäre. Indem kommt Fanft die Straße daher und fagt:

..wohlan. wo wollen wir noch ein mäßlein Wein trinken?"

Da beide_ Sagen von dem in nächfter 'Nähe von Heilbronnlebenden circa 3() Jahre nach Faufts Tod geborenen Widmann

erzählt werden. fo liegt ihnen ficher etwas Thatfächlich'es. der

erften Erzählung wohl ein hhpnotifches Knnftftück zu Grund. ob

fchon mir Herr Vrofeffor Dürr. ftädtifcher Archivar zu Heilbronn.

fchreibt. daß dort keine Faufttradition mehr exiftiert und auch kein

..der Breunle“ genannter Bürger in den Steuerregiftern der be

treffenden Jahre aufzufinden ift.

Ganz anders liegt die Sache bei der nächften Erzählung.

welche fchlagend darthut. wie treu Widmann referiert: .

..Es folle D, Fauftus. wie die alten Sieder fagen. in die Reichsftadt

Schwäbifchen Hall gekommen fein. diefes Saltzioaffer dahmals hat er in der

Schuegaffen beh einem Wirt eingekehrt. vnd fich .gar ftil gehalten. auch feinennamen' nicht zu erkennen gegeben. aber redlich_ hat er mit den geften getruncken.

Auff einen Tag ift er mit dem Wirt auff einem play fpahieren gungen. den

man den vnderwert nennt. denn es ftehen auff folchem platz gar fchöne linden.*vnd laufft das waffer der Koch an' zween orten fürüber.- diefer ort gefiel dem.

Faufto gar wol. Als er nun auff folchem platz auff *vnd .nieder fpaßieren

gieng. fein etliche Sieder fürüber gungen. vnd fint auff das gehengk. fo .ober

das waffer gemacht worden. geftiegen. vnd alda ftil geftanden. den Fauftumangefehen. vnd jhr gefpöttjgetrieben. denn es if

t

vmb die**Sieder ein folches

*,volck. wie in folcher Stadt ein fprichwordt ift. das. wenn Ehriftus felbften folt

durch das Hall gehen. er ohn gefpött oder unbefchiffen nicht daruon kommen

würd. alfo wiederfnhr es dem D. Faufto auch. denn einer fagt. wer ift

diefer

klein hockendt Mann. der ander antwortet. es ift der Efopus. der dritte fagt.,

esift der Bandelftrobel. Solches gefpott ift dem D. Faufto durch feine kunft

bewuft gewefen. vnd als er auch zimlich bezecht war. redet er fie

an". was er

jhres gefpötts bedörfft. fie wolten gerne. daß er jhnen einen Teufel fchiffe. des

muften die Sieder, erft recht lachen.. D. Fauftus nicht _vnbehend. zeucht die

Hofen ab. zeigt jhnen den hinderften. da fuhr her-auß ein ganß fewriger ftrahl.

_ auff die Sieder. vnd fiel in denKochen ins waffer. der ftrahel am* waffer auffvnd nieder. vnd wifcht denn zuleßt vnter das waffer. bald fteigt ein kollfchwarher

Mann herauß..ganh zottet. gieng gegen den Siedern zu. da fie

folches fahen.

fie

nicht vnbehendt. vndlieffen von dem geheng. Es' foll fich auch D. Fauftus

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_248haben vernehmeu laffen. wenn ein Sieder darunter. fo auff dem geheng-ge

ftanden. wer in das waffer gefallen. fo hette jhn der Teuffel getödtet. daher

darnach das fprichwordt entfprungen. wenn einem ein vnglück oder fonften

etwas wiederfahren ift. das man gefagt hat. er hat den Teuffel in den Kochen _

gefchiffen."'

-

Da ich bei der Ausarbeitung meines .Werkes gewahrte. daß

diefe Sage voller lokalgefchichtlicher Beziehungen fei. wandte ich

mich an meinen Freund. Herrn Redaktionsfekretair LudwigGärtner an, der deutfchen Berlagsanftalt in Stuttgart. mit der

Frage und Bitte. ob er mir in diefer Angelegenheit nicht raten

könne. Herr Gärtner wies mich an die Herren' Yrofefforßr.Kolb. ft'cidtifcher Archivar zu Schwiibifch Hall. und Stadtrat

Schauffele dafelbft. alsLokalgefchichtsforfcher bekannt. Beide"

Herren'hatten die Liebenswürdigkeit. mir folgende Mitteilungen

zumachen:'

* 'Bon Faufts Aufenthalt in Schwa'bifch Hall if

t keine* Spur

mehr' nachweisbar. hingegen beweifen die lokalgefchichtliehen An

fiihrungen Widmann-s. daß die Sage einen gefchichtlichen Hinter

grund haben muß. Der Hafenmarkt zu Schwübifch-Hall heißt

. auch der Schuhmarkt.» und ift

'fo

*in Urkunden aus den Jahren15Zl. 1544 2c. genannt. Eine Suter- oder Schuhgaffe if

t

aus

den :liegeften von 1339 und aus einer Urkunde von 1471. nach

weisbar; fie lief in weftlicher Richtung von den beiden Herren

gaffen mit diefen parallel. fie

ift bei wahrfcheinlich dem großen

Brand von 1728 mit abgebrannt. .'

An der Ecke desSchuhmarktes fteht dort. wo vermutlich die

alte Schuhgaffe einmiindete. eine i728 erhalten gebliebene uralte

Wirtfchaft. welche mit Bäckerei verbunden ift_ und bei alten Leuten

..zum Schuhbeck“ heißt. Da in der dortigen Gegend keine andere

Schenke war und ift. fo muß fie die von Widmann gemeinte

fein. 7 .Ihr jetziger Inhaber ift der Barker und Wirt Wittner.

Untere Herrengaffe Nr. 173.

Der Unterwörth ift eine noch mit uralten Bäumen beftandene _

und zu Feftlichkeiten benutzte Kocherinfel. und das zu ihm führende

i

_ ..Gehengklt _der vou derStadt' nach dem Soolbad führende ftei-,

nerne Steg.

Die Sieder von Hall find ein heute noch wegen ihres lofen

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- 249 -'

*Mundes gefiirchtetes Völkehen mit eigenen Sitten und eigener

Tracht, ähnlich wie die Halloren zu Halle“ a. d. S.,'

IhreTracht-

beftand im 16. Jahrhundert aus einem *fchwarzen runden Hutmit Feder, Halskraufef rotwollenem Hemd und fchwarzer Vluder

hofe mit weißen Strjimpfen.“

Der „Bandelfirobel“ ift eine Verfönliehkeit. welche zur Faufte

zeit thatfiichlich in Schwäbifch-Hall lebte, offenbar buckelig war

'und anfcheinend als Stichblatt fchlechter_ Wiße galt. Er ift in den

Beth- (Steuer) Regiftern zu Hall von *1533 bis .1547 zuerft als

Bandel oder *auch Banthal Strobel, dann - von 1545 an -mit feinem unentftellten Namen Vantaleon Strobel angeführt..

Er 'war mit l Gulden 3 Ort,

|2

und Z Gulden befteuert und

wohnte zuerft im „untern Bad“F dann *im „Spitalbach“. Neben

ihm wird noch ein Philipp Strobel genannt'.

Die Sage -von- dem gefchiffenen Teufel hängt wohl mit. den

Sagen .vom „Haalgeift“F dem (ieniuo lwei der Saline zu.Schwäbifeh-Hall, zufammen. welcher noch_ durch niichtliehes Volternund Brummen: „Dovele räumt auf!“ die Sieder vor nahendem

großen Waffer warnt. Er ift eine Art fchwiibifcher Riibezahl

und fpielt den Siedern ähnliche Streiche. Eines_ Nachts fah er

zum Fenfter des Siederhaufes herein. Ein Sieder macht fich

iiber feine lange Nafe luftig- worauf ihm der Haalgeift eine Ohrfeige'giebt. Darauf fchiittet* der Sieder dem Geift einen Kübel

kochende Soole ins Gefieht, worauf der 'Geift hinwiederum den

Sieder am Bein nimmt und iiber den Kocher wirft, fo daß er

jenfeits der' Stadt auf dem „G'cinsbergle" beider Katharinen

kirche zu Boden fallt. - Auch ift an die Redensart zu erinnern,

die in Schwaben von -h'clßlichen, wiiften oder unvertriiglichen

Leuten im Schwung ift: „den hat auch der Teufel gefehiffen!“

Herr Vrofeffor Kolb vermutet, die Sage fei um die Mitte

.des 16. Jahrhunderts im Kreife der'Haller Honoratioren ent

ftanden als Hänfelei* der Sieder. welch' leßtere fie aber fort

gebildet und vererbt hätten. weil fie

doch ihrer Eitelkeit

fchmeichelte,

. In der diefer Erzählung vorausgehenden Kapitel berichtet

Widmann noch. wie Fauft dereinft auf dem Schloßzu Box

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_250_bergi) zecht. if

t ein fchlechtes Wetter. und ein Regenbogen

fteht am Himmel, Fanft winkt demfelben..wörauf diefer bis ans ,

Fenfter kommt und fich von Fanft ergreifen läßt. ,Fanft fagt zu _

:'

feinen Zechbrüdern. wenn fie es wiinfchten. wolle er fich auf den

Regenbogen fehen und »durch die Luft davon fahren. Hierauf

läßt er den Regenbogen wieder an feinen Ort zurückfchnellen.

Auch hier fcheint Lokaltradition zu Grund zu liegen.

Im zweiten Teil des Fauftbuches meldet WidmannFZ) Fanft

habe dereinft längere Zeit *in Gotha bei einem Wirt gewohnt und

eines Tages deffen Weib verführen wollen. Der Hausknecht habe

dies aber feinen Herrn gemeldet. *worauf diefer Fanft mit dem

Spieß verfagte. Aus Rache bannte Fanft dem Wirt einen Volier

geift in den Keller. welcher den Leuten. die im Keller zu than

hatten. die Lichter cmsblies und des Nachts lärmte. als ob eine

Menge großer Fäffer gebunden wiirden. fo daß es im Haufe und

in der'Nachbarfchaft nicht auszuhalten_ war. Widmann fagt.

nach Magifter Moir habe Fanft folgende eigenhändige Aufzeichnung

diefes Borfalls hinterlaffen:..Anno 35. kam ic

h

zu einem Wirt Baltin Hohenloeher. der hat nich alfo

heimgefncht. das ichs nicht beffer gewünfcht hette. er ift mir gram gewefen.

doch hat er deffen wol entgelten und büffen miiffen. ich hoff. mit meiner kunft

folle weder er. noch jemandt. der darinnen wohnen wit-dt. kein glück noch fegen

. haben. wie mir denn mein geift hoch oerfprochcn."

Wir haben im erften Buch von Melanchthon gehört. daß

Fanft wegen feiner Liebeshändel öfter in Lebensgefahr gewefen

'fei. und Gaft wie der Graf von Zimmern berichten das

Bannen eines Voltcrgeiftes durch Fanft in ein Klofter, Da das

Bannen nun nichts als eine durch Telepathie vermittelte dauernde

ypofthhpnotifche. Suggeftion ift. fo ift alle -Wahrfcheinlichkeit vor

handen. daß diefe Erzählung einengefchichtlichen Hintergrund

hat. 3)

*

Ich muß bei diefem Punkt länger verweilen.

Bekanntlich hat der englifche .Romancier Bulwer in feiner

Strange R017 das Hineinhexen eines Spukes in eine Wohnung

*1)

Dasfelbe ift in den Jahren von 1490-1547 erbaut worden. .

'2) Cap 4

3) Leid-er *hatte ich keine Gelegenheit nachzuforfchen. ob um diefe Zeit

der Name Baltin Hohenweher in Gotha vorkommt.

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_-251

verwendet und von einem darin verborgenen Vergamentblatt mit

magifchen Zeichen abhängig gemacht. Er hat damit etwas Richtiges getroffen. denn man pflegte in der That derartige Charak

tere und andern Vlunder. auf dem ich

zurückkommen werde. in

den Häufern zu verbergen. um den Leuten. ..etwas anzuthun". -

Solche Charaktere find nach Agrippas Ausdruck alsi)..magifche Siegel“ zu betrachten. welche nach der Abficht des

l

Operierenden geftaltet find. Diefelben 'wurden unter einer dem

Vorhaben günftigen Konftellation auf Pergament-gezeichnet. in

Metalltafeln gegraben oder aus Wachs geformt inder Weife. daß

man entweder_ die zu "..bezaubernde“ Verfon abbildete und feine

Abficht dabei ausfprach. refp. an dem Bilde ausführte. oderdaßman fein Vorhaben

_

z." B. die Erweckung magifcher Liebe oder

Haffes- in ftarker Imagination darauf fchrieb und das Ganze

an einen geeigneten Ort verbarg. *Hatten diefe Siegel überhaupt

eine Wirkung. fo wird diefelbe nur durch die bei der Herftellung

eines folchen Siegels aufgewendete .und mit demfelben in Ver

bindung bleibende Willenskraft erfolgen können. Man wiirde _

dies dann als eine fernwirkende hhpnotifche Suggeftion bezeichnen

können. welche ganz gewiß möglich ift. wie fich aus der Thatfache

ergiebt. daß es Carl Haufen. Theo Böllert und mir gelungen ift

in (lie-(nne- zu hhpnotifieren. _

x

Eine Hhpnotifierung in (betone verbunden mit Telepathie.

üben die ..Weißgünger" und ..Nachtkeffeler“ in der Bretagne. von

deneuKerner im ..Magikon“ erzählt?) Wenn ein Bauer in der

Bretagne einen andern, --manchmal bis auf den Tod -

durch

nächtliche Unruhe plagen will. fo verbündet er fich mit einem

zweiten Bauer. und der eine übernimmt die Rolle des „Weißgängers". der andere die des ..Nachtkeffelers". Der ..Weißgiinger"

-zieht fich in der folgenden Nacht ein weißes Hemd über die

Kleidung und geht im feften Gedanken an den zu Vlagendendie

ganze Nacht hin und her. wobei er gewiffe Formeln murmelt.

Der zweite Bauer fchlügt in der nüchften Nacht unter gleichem

Ceremoniell fortwährend auf ,einen kupfernen Keffel.

*

So wechfeln

beide Nacht für' Nacht ab. und fo lang» fie ihre Künfte treiben.

1) (weinte. k'tiiioeopbiu, [lid, ll. (mp. 49.

2) Bd, L7. S. 465.

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kann der Bezauberte nicht fchlafen, denn entweder beläftigt ihn

eine weiße hin und herwandelnde GeftaltF oder die auf den Keffel

gethanen Hammerfchläge dröhnen :in feine Ohren. -

Ein Beifpiel von folchem in eine Wohnung gebannten Spuk

aus der Gegenwart erzählt Herr Graf Earl zu Leiningen

Billigheim, der gegenwärtige Senior diefes altberühmten Ge

fchlechtes, in der SphinxI) Das Pfarrhaus" von Billigheim fieht

von Alters her im Rufe eines Spukhaufes. Im Erdgefchoß hörte

man ein *fchlürfendes Gehen. ein Knallen und ein -Klop'fem ja,

manche wollten fogar einen Hund :ohne Kopf dafelbft gefehenhaben.

Der Baumeifter Storf erzählte dem genannten Herrn' Grafen. daß-er,

als er'im erften Viertel unferes Jahrhunderts in dem _Pfanneneine bauliche Reparatur vorgenommen hatte* an _einem Kamin“- eine

'Erhöhung in der Lehmwand gefunden hätte, in welch*e.drei_Krcuze g

Neugierig.- 'was das fei. öff'nete'Storf mit'

eingefchnitten waren.z

feinen Leuten die Kautinwand und fand einen befchriebenen

Vapierftreifen. ein Schnupftuch. zwei ovalrunde Steine uiid ein

altes fchwarzes Barett. Den Vapierftreifen entführte der'Windzund die andern Sachen wurden wieder an Ort und Stelle gethcm,

da es Feierabendszeit war. In_ der Nacht tobte im Vfarrhaufe

ein fo furchtbarer Lärm, daß der Pfarrer Heilig famt ben

andern Einwohnern kein Auge fchließen konnten. Diefer Spuk

dauerte fort und war befonders zur Adventzeit am fchlimmften.

Lange Jahre vergingen.“ Jin Sommer 187() befuchte einHerrvon Maillinger aus München den Herrn Grafen von Leiningen'.

Beide Herren unterhielten fich im Garten des Schloffes Billigheim

bei einer Weinbowle mit dem Pfarrer Ziegler von Billigheimf

der auch von dem Spuk beläfiigt wurde. Herr Graf von Lei

ningen kam auf die Idee, die Stelle mit den drei Kreuzen in

Gefellfchaft der' beiden andern Herrn aufznfuchenf und öffnete,

.als er die Kreuze gefunden7 die Kaminwand trotz des ernften

Einfpruches des Pfarrer Ziegler. Sie fanden ein karriertes zer

lumptes Tafchentuch. in deffen Mitte ein rotes Kreuz eingefticlt.

und in deffen Ecke Holzkreuzchen eingebunden waren; zwei etwa

fauftgroße ovale Steine, in welche ebenfalls je fünf Kreuzeein

1) Bd. nt. S. 127 ff,

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*-253*gegraben waren. und ein fchwarzwollenes Barett nach Art der von

den Ratsherren zur Zeit des dreißigfährigen Kriegs getragenen;

alle Gegenftände waren mit Ruß befchmutzt. Herr Graf von

Leiningen legte Tafchentuch und Barett wieder in den Kamin.

nahm aber die Steine mit. um fich Briefbefchwerer daraus zu

machen. Allein von diefem Augenblick an begann der Spuk

wieder im Vfarrhaufe zu toben und hörte nicht eher wieder auf.

als bis die Steine auf dem Kirchhof vergraben worden waren.

Aber damit nicht genug. zog fich auch der Spuk noch nach SchloßBilligheim. Herr Graf von Leiningen wurde nachts durch

Klingeln. Klopfen. Knalle wie Viftolenfchüffe und .Arbeiten an'

der Klinke feines Schlafzimmers'geweckt und alsdann von der

fpukhaften fchwarzen Schattengeftalt eines unterfehten breitfchulte

rigen Mannes. der obiges Barett auf dem Kopf trug. beläftigt;

Thüren und Fenfter wurden aufgeriffen 2c. Diefer Spuk im

Schloß währte Jahre lang. und der im Vfarrhaufe dünerte noch

im Auguft 1887. wo Herr Graf von Leiningen feinen-Bericht

fchrieb. an.'

.

Der Umftand. daß in der Mauer. dem Fußboden oder unter

der Schwelle der Spukhäufer' irgend welche plnnderhafte Gegen?

ftände verborgen find. an die der Spuk oder fonftige iiberfinnliche

Thatfache gebunden, zu fein fcheiut. geht durch die ganze Gefchichte

der Zauberei.: Jin Hexenwefen werden feit altersgraner Zeit

Knochen. Haare. Lumpen. auf gewiffe Weife gebundene und in

Kräuter gewi'ckelte Eier. Metallamulette ic; unter die Schwellen

gelegt. worauf während der Dauer ihres Liegens die Einwohnerdes Haufes mit 'gewiffen Krankheiten oder fpukhafter Beunruhigung

geplagt werden. Blinius und Horaz nennen-i) zum Schußgegen Krankheiten. zum Hervorrufen bezauberter ,Liebe 2c. eine

ganze Reihe magifcher Mittel. weläze unter der Schwelle ver

borgen werden. und im Mittelalter ift die Zahl derartiger

fchädigender Praktiken Legion. wie im 1118116118 meietiearum zu

lefen; ja fie werden noch bis in die Neuzeit ausgeübt; Als Beleg ,

will ich nur zwei Stellen anfiihren. So erzählt der Gießener

“Stadtphhfikus 1)!: E. Gockelins von fichjf) daß'er famt' feinen

1)

1311111115: um. nut, nur, 9,

110132: 83c. 1. 8.

.1419011,racer-u.

'-') ..Bon Befchrehen und Verzaubern“. Frankfurt. 1717. 8.

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.z- 254 - **

Hausgenoffen und den Haustieren ohne* erkennbare Urfache er-*' -

krankt fei.' -

X ..und nicht eher einig :Leni-erneut erfunden worden. biß ohngefähr die

Magd unter der Thürfchwelle ein Töpfchen. und in demfelben ein mit Lappen

und Faden umwickeltes'Ei angetroffen; fobald diefe Dinge weggenommen

worden. hat das hintern aufgehöret." .

Der Leibarzt Kaifer Maximilians ll. Bartholomäus Car-.

richter. widmet den unter der Schwelle verborgenen Gegen

ftänden. ein'- ganzes'* Kapitel feines Buches ..Bon Hehlung zaube

rifcher Schäden". in welchen er fagt: .

..Etliche nehmen ein_ Waehsbild. formiren das wie einen Menfchen.

fchlagen einen-Nagel. Nadel oder Schlehendornfpiße. auch wohl fpiße Vflöclchen

von-*Eichenholzin dasfelbe und alle Glieder. und grabens einem unter die

Schwelle. darüber er immer ein: und ausgehen muß., fo empfindet er alfofort

große Schmerzen. und wo ihm nicht bald geholfen wird. fo*

fihlagen die

Schmerzen nicht-allein einwärts. fondern es kommen auch wohl alle Glieder

x zum Schwären. daß der Menfch erbärmlich daliegen muß" *ufw.

Carrichter empfiehlt deshalb:„ein iitleäjeue. fo zu bezauberten Leuten gerufen wird. foll allemal darauf

bedacht fein. *ob nicht etwa eine äußerliche Urfache der Krankheit im Haufe

verborgen liege. Denn wenn diefe gefunden und weggenommen worden. fo

wird alfofort die ganße Krankheitaurjret fehn.“ 1

) ,

An derartige an fich läppifche' Gegenftände band'der ..Zau

berer“ durch den Glauben und die Imagination die magifch er.

regte Willenskraft und brachte- mit denfelben in Verbindung

bleibend-

eine Art fernwirkende hhpnotifche Suggeftion zu

Stand.“ welche auch den leiblichen Tod, des Hhpnotifenrs über

dauern konnte. wenn nur deffen Wille kräftig genug war. War

der fchädigende Wille auf das fomatifche Gebiet gerichtet. fo waren

Krankheiten die Folge. die in der hhpt'iotifchen Stigmatifation_ ein

Analogon finden; ging der Wille mehr auf das pfhchifche* Gebiet.

fo traten Spukwirkungen' irgend welcher Art ein. Oft _ift

_beides

verbunden. fo z. B. bei der fog. Befeffenheit.“ infofern fie durch

böfe Künfte erzeugt ift. .

Ein lehrreiches Beifpiel diefer ,Art giebt die vom Pfarrer

Blumhardt erzählte ..Krankheitsgefchichte der G. D. in Mött

1) Man vergleiche auch das im Miinfterland üblich gewefenene Aus

treiben des ..Schwetlenvogels in B rätorius". ..Bericht von Zauberer) und

Zauberern“. O. O. 1613. S. 113. . z

7 * :7. z.t-

..Y-Y». c 1

*""1.

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lingen, welches Mädchen alle körperlichen und geiftigen Qualen

der fog. Befeffenheit empfand. Im diefem Bericht'heiß't es über

derartige Funde: n l

„Das Gepolter wurde auch von diefer (der Schwefter'der' G. D.) gehört,“

und endlich entdeckten fie

auch durch einen Lithtfchimmer geleitetz unter einem'

Brett der Oberfchwelle der Kammerthür' einen rußigen halben Bogen Papierh*

der überfehrieben, aber um des darauf befindlichen Rußes* willen unleferl-ich

war. Daneben fand fie drei Kronenthaler- und etliche C'oechshiißnerF je befon

*ders in Papiere gewickelt, die inwendig gleichfalls mit Ruß *überzogen waren, _

*Jene Schrift fchien ein Recept, *vielleicht von geheimer Kunft zu*-fein. Bonda an war es l4 Tage ruhig im Haus.“ - „Allein das Gepolter fing wieder

an. man fah ein auf dem Boden flackerndes *Lichtf hinter dem Ofen *entdeckte

man allerlei Sachen, die da vergraben waren, denn unmittelbar unter dem

Stubenboden ift die Erde). Man fand eine Schachtel* mit Kölb'chen Kreide,

Salzf Knochen ufw., ferner kteine viereckige Papierchen mit Pulverchen, auch

andere- in welche je 31-4 Sechfer eingewickelt, warenz* alles durch Ruß aufs.*

Häßlichfte entftellt." f

Später fand man noch einen Topf mit Pulvern. Geldftücken.

Erde und kleinen Knochen, welche“ Oberamtsarzt -])r. Keifer in

Calw als Vogelknochen erkannte. Blumhardt fagt weiter:

„Alles Gefundene deutet darauf hin,' daß hier einmal eine gewiffe

Schwarzkunft wenigftens miiffe verfucht worden fein, über welche jeßt Verftor

bene in Unruhe wären. 'Denn gerade Bögel- wie ich nun vernahm, und be

fonders Raben1) werden häufig vom Volke zu heimlichen Kiinften auf aber

gläubifche Weife ben'ußt."

-

f .'

Mit diefer Behauptung hat Blumhardt völlig Recht, denn

der magifche Gebrauch der Knochen verfchiedener Vögel, Eidechfen,

Schlangen, Fröfche. Mäufen 2e. gehtrom friiheften Altertum an

durch die gefamte fchadende Magie; auch werden in derfelben

Geldftücke geopfert, und Ruß ift als Symbol des Böfen. fowie

vielleicht auch wegen feiner fpezififchen Wirkfamkeit ein Beftand

teil der Hexenfalbe. . »

Dies Alles macht es mir wahrfcheinlich, .daß der Spuk in

Billigheim einem ähnlichen Zauberftück entfpringt, wenigftens

fprechen die bekreuzten und :berußten Steine fowie das bekreuzte

Tafchentuch dafiir, während *wir einem ähnlichen Zettel auch bei

Blumhardt begegnen. Von welchen Umftänden die größere

oder geringere Hartnäekigkeit des Spuks' abhängt, "wird in den

1) werde im nächften Buch ein Beifpiel bringen.

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*- 256 -_

feltenften Fällen herauszufinden fein; “am größten ift

fie

wohl.

wenn die an einem Spukort verborgenen Gegenftände von einem

Mord oder einem' andern fchweren Verbrechen herrühren..

Hier fei

eine an den Billigheimfchen Fall erinnernde Notizüber “einen Spuk im Vfarrhaufe meines. früheren Wohnorts mit

geteilt. welche von dem ehemaligen Inhaber desfelben. Mag.

Matthäus Will-e. herrührt. Diefer fagt:i)..Als im Junh 1662 die Vfarrwohnung in Stadtfulza zum Theil abge

tragen werden follte. umneu gebaut zu werden. ift

etliche Nächte vorher ein

groß Getöfe und Gepolter in befagtem Haufe gehört worden. weshalb etliche

lgemeint haben. es müffe fich dadurch ein verborgener großer Schatz anzeigen

wollen. Als man aber das Holzwerk abgetragen hatte. ift in der'fManer ein

Schächtelchcn gefunden worden. worin nichts als etliche kleine Gebeine und ein

lMeffer mit einem weißleinernen Heft gelegen hat. Später hat man nichts

weiter gehört." l

So viel als Kommentar zu der Erzählung von dem durch

Fanft in .den Wirtskeller gebannten Voltergeift.'

Wie Fanft Voltergeifter in die Häufer bannte. fo wußte er

auch deu Spuk zu vertreiben. wenigftens bringt Widmann ..die

Eopet) eines Schreibens an den D." Fau'ftum. bon einem gefpenft

in einem Haufe“ bei?) Ein Adeliger aus der Gegend von

Zwickau hatte an Fanft gefchrieben. daß fich in feinem Haufe ein

Gefpenft in Geftalt eines Bauern. Landsknechts _oder Reiters fehen

laffe. und angefragt. was er dagegen thun folle. Fanft riet. das

Gefpenft gewähren zu laffen und es nicht zu beleidigen. da es

nicht poltere und niemand befchädige.*- Jm'nächften Buch

werden wir fehen. wie nach dem Höllenzwang. Vdltergeifter zu

bannen find.

Weiterhin berichtet Widmann im zweiten Teil feines-Fanft

bucheski) wie Fanft in Leipzig zu Ehren des -Eardinals Laurentius

Eampegius. Bifchof von Vränefte. eine Luftjagd _anftellte Eam

pegius befand fich in Leipzig und hätte den fich dort zur Öfter

meffe aufhaltenden Fanft* gern gefehen. Diefer erfuhr' es ,und

ging dem Kardinal auf einem Spaziergang zuGefallen. Als er

feiner anfichtig geworden war. fagte er:'

if Matth. Wille: 'l'op-klaiigraptiia 81112-811818. .leur-te.. 1670, 40, .

c*')

Fauftbuch: Th. ll. Cap. 8. -

3) Eapx 10.

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-L57- :

..Nun hab ich des Teuffel-Z nieftfchwein gefehen. vnd ich wil im zu ehren

ein jagen anrichten. doch dz es vnferen Landesfürften an feinem habenden

T'erritorio nicht preiudicirlich fei.“*

.

*

Hierauf erfchienen _Mephoftophiles und Fauft als Jäger;

lehterer blies-auf einem Hörnlein. worauf beide in die Luft

-fnhren und dort eine Stunde lang mit Zauberhunden verblendete

Hafen und Füchfc-heßten. Dem Kardinal gefiel der Spaß wohl.

er lud Fauft zn Tifch und wollte ihn. da er auch ein guter

Aftrolog war. mitnaih'R'om nehmen. *Aber Fauft bedankte fich

und fagte.'

..er hab gute* gung. fo hab er auch ein Reich. das feh in den Liiiiten.vnd ieh jhm der höchft Botentat diefer welt vnderthenig."

Kardinal Eampegius ift eine hiftorifche Berfönlichkeit. Er

wohnte als päpftlicher Legac 1524 dem Reichstag zu Nürnberg'.153() dem zu Augsburg bei und ftarb im Jahre 1539. Da fich

nun das Wunder durch Hhpnotifierung leicht erklärt. fo'ift es

recht wohl möglich. daß die Sage einen gefchichtlichen Hintergrund

hat. obwohl fie

auch von dem Juden Zedechiäs. dem Magifter

Theodo zu Kreuznach und dem Hieronymus Scotus von Burma

erzählt wird. '- Widmann erinnert auch *an das wilde Heer. -_.Im Höllenzwang werden die Geifter Aphiel“ und Laobis als Ber

anftalter der Luftfagd genannt.

Unbedeutend und nur eine Variation des Zaubergartens ift

die Sage. daß Fauft im Saale des Kaifer Maximilian Wolken

habe aufziehen laffen. worauf es regnete. Daun wurde im Saalblauer Himmel. die Sterne erfchienen. dann die Sonne uud ein

Regenbogen. Dann regnete. blißte. donnerte und hagelte es. daßdie Anwefenden aus dem Saal liefen))

Ein Freiherr zu Helpede bei Eisleben hatte' wegen der un

güuftigen Lage feines Befihtums kein Federwild in feinen Wäldern.

Diefem bannte Fauft Geflügel aller Art hinein und lehrte ihn die

Sprache der Vögel") Die Bolksfagen von Wildbaunen und Ber

ftehen der Tierfprache werden einfach auf Fauft übertragen.

Ein fremder. Edelmann hört in einem Wirtshaus in Leipzig

zufällig die Nachricht von Faufis Tod. Darüber bricht er in

1) Fauftbuch: Th. 11. Cap. 13..

-

2) er. a. O. Cap., 16.

tkiefewetter. Fauftbuch.

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Klagen aus und erzählt, daß er mit Fauft befreundet *gewefen

als er in Wittenberg ftudierte. Er habe dann geheiratet und na

einem Iahr eine Wallfahrt nach Ierufalent gethan,'wobei er in t

die Hände der* Türken gefallen fei und fieben Jahre darin ge

fchmachtet hätte, Seine Frauz'habe nun wieder geheiratet; aber

in der Hochzeitnacht habe Fauft dem zweiten Manne feine Kraft

genommen, ihn felbft aber durch die Luft in die Heimat und fo

alles zu einem erwiinfchten Ende gebracht.')n“

.Auch* hier find alte Sagen, nämlich die von Heinrich dem

Löwen und Friedrich dem Schönen von Öfterreieh 2c. fowie das

Neftelknüpfen auf Fauft angewendet.'

,

Die leßte Widmann. eigentii'mliche Sage ift die von dem

jungen Pfalzgrafen, welchen cF-auft durch Zauberei nach Heidelberg

bringt, wo der König 'von Frankreich erwartet wird. Der junge

in Wittenberg ftudierende Pfalzgraf will diefen gern fehenz und

'

Fauft richtet* ihm ein Zauberpferd, zu, welches den Grafen in

1rückbringt?) f

fieben Stunden nach Heidelberg bringt, wo der Graf auf Faufts

Raiden Zaum oergräbt, und das Pferd hieranfverfchw'indet. _Da

aber nur die franzöfifchen Gefandten ungekommen find, gräbt der

Graf den Zaum wieder ausx fchüttelt ihn dreimal, worauf das

Pferd herbeigelaufen kommt und den Grafen .nach Wittenberg zu

Diefe Sage _ift nur, eine Variante der Mantelfahrt nach

München, verbunden mit dem Zauberpferd. dem wir auch bei

Heliodorus, Eäfarius von Heifterbach. Gervafius von Tilburh,

Friedrich dem Schönen, Michael Scotus, Johann Teutonieus und

dem Wildfeuer zu Nordhaufen begegnen.

'

Damit haben die Widmann eigentümlichen Fauftfagen und

diefer Abfchnitt ein Ende. -

L) Fauftbuch: Th. tt. Cap. 20

2) ri. a. O. Cap. 21.

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