Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald - Zobodat

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Tuexenia 10: 385-400. Göttingen 1990. Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald —anthropogene Veränderung des Wuchspotentials — — Ankea Janssen — Zusammenfassung Das Untersuchungsgebiet um die Ruine Stollberg ist bei einem Gesamtradius von 120 m —unterteilt in 12 konzentrische Kreise sowie 8 Sektoren —flächendeckend bearbeitet worden. Die 94 Vegetationsaufnahmen, angefertigt nach der Methode BRAUN-BLANQUET (1964), und die 151 erfaßten Arten sind in Tab. 1 entsprechend ihrer Entfernung von der Ruine angeordnet. Es wird der In formationsgehalt der verschiedenen Artengruppen und ihres Auftretens interpretiert. Der Zusammenhang zwischen den Deckungsgradsummen der Galium odoratum- bzw. der Urtica dioica-G ruppe und ihrer Ent fernung zur Ruine veranschaulicht verschiedene Gradienten des anthropogenen Einflusses. Die reale Vegetation des Ruinengeländes wird in Bezug zum natürlichen Wuchspotential (potentielle na türliche Vegetation) gesetzt, und läßt so das Ausmaß an Ablenkung der Vegetationsentwicklung durch den anthropogenen Einfluß erkennen. Der hohe Anteil von Edellaubbäumen an der realen Vegetation wird durch die Basen- und Nährstoffanreicherung des Standortes ermöglicht. Er kann auf spontane Ansiedlung zurückgehen oder auch durch Anpflanzung gefördert worden sein. Abstract The area around the “Stollberg Ruin” —divided into 12 concentric circles and 8 sectors —is investigated within a radius up to 120 m. The 94 relevés (made by the method of BRAUN-BLANQUET 1964) as well as the 151 recorded species are arranged in table 1 according to their distance from the ruin. The information content of the various species groups and their occurrence are discussed. A gradient of human impact is explicitely shown by the correlation between the sum of cover values of the Galium odoratum and the Urtica dioica groups and their distances from the ruin. Finally the actual vegetation is interpreted in relation to the natural growing potential (potential natural vegetation), illustrating the scale of human impact on vegetation. Apart from the obvious enrichment of the soil in nutrients and bases, the cultivation of “castle plants”, especially trees like elm or ash, has an influence on the vegetation composition. Vorwort Anläßlich des 75. Geburtstages meines verehrten Lehrers Prof. Dr. Hans ZEIDLER ist es mir eine große Freude, ihm diese kleine Arbeit widmen zu können. Mit seiner Fähigkeit, die vielseitigen Zusammenhänge und Interpretationsmöglichkeiten zwischen der Vegetation und den sie bedingenden Faktoren darzustellen, weckte er mein Interesse an der Vegetationskunde bei Lehrveranstaltungen an der Technischen Universität Hannover. Auf meinem weiteren Aus bildungsweg begleitete er mich mit ideenreichen Ratschlägen und stand bei schwierigen Fragen als Diskussionspartner zur Verfügung, sei es zum Thema der brasilianischen Savannen oder der potentiellen natürlichen Vegetation in Bayern. Daß er nach seiner Emeritierung weiterhin ein begeisternder Lehrer ist, konnte ich auf zwei gemeinsamen Exkursionen mit Studenten der Universität Saarbrücken erleben. Ich wünsche Herrn Prof. Dr. ZEIDLER alles Gute für die Zukunft, vor allem noch viele gemeinsame Veranstaltungen im Kreise interessierter Zuhörer und anschließende gemütliche Runden in der bewährten fränkischen Art. Einleitung Die Ruine Stollberg liegt ca. 4 km südöstlich von Gerolzhofen in 442,9 m ü. N N , weithin sichtbar auf einem vorspringenden Blasensandsteinriedel am Steigerwaldtrauf. Sie besteht im wesentlichen aus den 14 m hohen Resten der Süd- und Westmauer des Bergfriedes, Mauerab schnitten und einem Kellergewölbe (Abb. 1). Der Halsgraben südlich, sowie einige steile Grä- 385 ©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at

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Tuexenia 10: 385-400. Göttingen 1990.

Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald — anthropogene Veränderung des Wuchspotentials —

— A n k e a Ja n s se n —

ZusammenfassungDas Untersuchungsgebiet um die Ruine Stollberg ist bei einem Gesamtradius von 120 m — unterteilt in

12 konzentrische Kreise sowie 8 Sektoren — flächendeckend bearbeitet worden.Die 94 Vegetationsaufnahmen, angefertigt nach der Methode BRAUN-BLANQUET (1964), und die

151 erfaßten Arten sind in Tab. 1 entsprechend ihrer Entfernung von der Ruine angeordnet. Es wird der In­formationsgehalt der verschiedenen Artengruppen und ihres Auftretens interpretiert. Der Zusammenhang zwischen den Deckungsgradsummen der Galium odoratum- bzw. der Urtica dioica-Gruppe und ihrer Ent­fernung zur Ruine veranschaulicht verschiedene Gradienten des anthropogenen Einflusses.

Die reale Vegetation des Ruinengeländes wird in Bezug zum natürlichen Wuchspotential (potentielle na­türliche Vegetation) gesetzt, und läßt so das Ausmaß an Ablenkung der Vegetationsentwicklung durch den anthropogenen Einfluß erkennen. Der hohe Anteil von Edellaubbäumen an der realen Vegetation wird durch die Basen- und Nährstoffanreicherung des Standortes ermöglicht. Er kann auf spontane Ansiedlung zurückgehen oder auch durch Anpflanzung gefördert worden sein.

AbstractThe area around the “Stollberg Ruin” — divided into 12 concentric circles and 8 sectors — is investigated

within a radius up to 120 m.The 94 relevés (made by the method of BRAUN-BLANQUET 1964) as well as the 151 recorded species

are arranged in table 1 according to their distance from the ruin. The information content of the various species groups and their occurrence are discussed. A gradient of human impact is explicitely shown by the correlation between the sum of cover values of the Galium odoratum and the Urtica dioica groups and their distances from the ruin.

Finally the actual vegetation is interpreted in relation to the natural growing potential (potential natural vegetation), illustrating the scale of human impact on vegetation. Apart from the obvious enrichment of the soil in nutrients and bases, the cultivation of “castle plants”, especially trees like elm or ash, has an influence on the vegetation composition.

VorwortA n läß lich d es 75. G e b u rts ta g e s m ein es vereh rten L e h rers P ro f. D r. H a n s Z E I D L E R ist es

m ir eine groß e F re u d e , ihm d iese k lein e A rb e it w id m en zu k ö n n en . M it se in er F äh igk e it, d ie v ie lse itigen Z u sam m e n h än g e un d In te rp re ta tio n sm ö g lic h k e ite n zw isch e n der V egetation un d den sie b e d in ge n d en F ak to re n d arz u ste lle n , w eckte er m ein In tere sse an d er V eg eta tio n sk u n d e bei L e h rv eran sta ltu n g en an d er T ech n isch en U n iv ersitä t H an n o v e r. A u f m ein em w eiteren A u s­b ild u n g sw e g b eg le ite te er m ich m it id een reich en R atsch läg e n u n d stan d bei sch w ie rigen F ragen als D is k u s s io n sp a r tn e r z u r V erfü gu n g , sei es zu m T h e m a d er b ra silian isch en Savan n en o d e r der p o te n tie lle n n atü rlich en V egetation in B ay ern . D aß er n ach se in er E m e r it ie ru n g w eiterh in ein b e ge iste rn d e r L e h re r ist, k o n n te ich au f zw ei gem ein sam e n E x k u rs io n e n m it S tu d en ten d er U n iv ersitä t S aarb rü ck e n erleben . Ich w ü n sch e H e rrn P ro f. D r. Z E I D L E R alles G u te fü r die Z u k u n ft, v o r allem n och v iele g em ein sam e V eran sta ltu n gen im K re ise in te re ssie rte r Z u h ö re r u n d an sch ließ en d e gem ü tlich e R u n d e n in d er bew äh rten frän k isch en A rt.

EinleitungD ie R u in e S to llb e rg lieg t ca. 4 k m sü d ö stlic h v o n G e ro lz h o fe n in 4 4 2 ,9 m ü. N N , w eith in

s ic h tb ar au f einem v o rsp r in g e n d e n B la se n san d ste in r ie d e l am S te ige rw a ld trau f. S ie b e steh t im w esen tlich en aus den 14 m h o h en R e sten d er Sü d - u n d W estm auer d es B e rg fr ie d e s , M a u e ra b ­sch n itten u n d einem K e lle rge w ö lb e (A b b . 1). D e r H a lsg ra b e n sü d lich , so w ie e in ige ste ile G rä-

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Abb. 1: Grundriß und Schnitt der Burgruine Stollberg (aus KARLINGER 1913).

ben n ö rd lich d er B u rg a n la g e sin d n o ch d eu tlich z u erk en n en . S ie verlau fen q u e r zu d em B la se n ­sa n d ste in rü ck e n u n d sin d verm u tlich d ie S te in b rü ch e fü r d ie B u rg a n la g e gew esen . D a s g e sam te G e lä n d e ist n ah ezu p a rk a rt ig m it a lten B ä u m e n b e stan d e n u n d v o n W ald u m ge b en . L e d ig lich am S ü d h a n g re ich t ein W einberg b is a u f 50 m an d ie R u in e h eran .

B e i d er T ra n se k tk a rtie ru n g d er p o te n tie lle n n atü rlich en V egetation in B ay ern ( J A N S S E N1987) fie len die an sp ru ch sv o lle n E d e lla u b h o lz -re ich e n W äld er in d er U m g e b u n g d er R u in e auf. D a s V o rk o m m e n so lch er „S ch lo ß -A ce r i-F ra x in e te n “ ( T Ü X E N 1956) w ird m it irrev ersib len an ­th ro p o g e n e n N ä h rsto ffa n re ic h e ru n g e n erk lärt. D a s Z ie l d er v o r lie g e n d e n A rb e it ist es, d ie A r t d er V eg eta tio n sv erän d eru n g u n d d ie G re n z v e rsc h ie b u n g d e r V egetatio n se in h eiten im U n te r­sch ie d zu an th ro p o g e n k au m beein fluß ten V erg le ich sstan d o rte n fe stz u ste lle n . D a W äld er u n d V o rw ald stad ien d en grö ß ten Teil d e s R u in e n ge län d e s b e d eck e n , k an n d as A u sm aß d er A b le n ­k u n g d er V e g eta tio n sen tw ick lu n g in e in em fo r t ge sch ritte n en S u k z e s s io n ss ta d iu m b e o b a c h te t w erden .

Die Ruine Stollberg — Geschichte und natürliche AusgangssituationD ie S to llb u rg w u rd e 1151 im Z u sa m m e n h a n g m it S ch en k u n g en an d as K lo s te r E b ra ch e r s t­

m als u rk u n d lich erw äh n t ( S C H R E I B E R 1985). D ie verh ä ltn ism äß ig k le in e B u rg a n la g e w ar u r­sp rü n g lich im B e s itz v o n stau fisch e n M in iste r ia len , g in g im 13. Jh . ab e r in d es E ig e n tu m d er W ü rz b u rg e r F ü rs tb isc h ö fe ü b e r u n d d ien te als W oh n sitz d es v o m F ü rs tb isc h o f e in g ese tz ten A m tm a n n e s. B is z u r Z e rstö ru n g d er B u rg im B au e rn k r ie g im Ja h re 1525 w aren d ie H ä n g e aus stra te g isch en G rü n d e n v erm u tlich w ald fre i ( S C H R E I B E R 1989). N a c h d er Z e rs tö ru n g w u rd e d ie S to llb u rg au fg eg eb en . U m 1700 w u rd e n d ie M au e rn b is a u f d ie h eu te n o ch erh alten en R e ste a b g e r isse n u n d d ie Ste in e fü r den N e u b a u d es B im b a ch e r S c h lo sse s a b tra n sp o rtie r t.

D e r 35 — 60 m bre ite B la se n sa n d ste in rü ck e n , au f d em d as R u in e n ge län d e lieg t, b ild e t in d ie ­sem Teil d es S te ige rw a ld trau fe s ü b e r d en M y o p h o r ie n - , E sth e r ie n - , S ch ilfsan d ste in - u n d L e h r­b e rg sch ich ten den A b sch lu ß d er S ch ich tstu fen d es K e u p e rs . D ie m ittle re M äch tig k e it d es B la ­se n sa n d ste in s b e trä g t nach E M M E R T (1985) 2 3 -2 7 m . E r ste ig t ste il an u n d ist an d er B a s is v o n den d aru n te r liegen d e n L e h rb e rg b ä n k e n d u rch einen d eu tlich e n G e lä n d e k n ic k a b g e se tz t, d er im U n te r su ch u n g sg e b ie t z w isch e n 420 u n d 430 m ü. N N v erläu ft (A b b . 2). B e i den B ö d e n , d ie sich au f B la se n sa n d ste in en tw ick eln , h an d e lt es sich v o rw ie g e n d u m b asen arm e B rau n e rd e n m ittle rer E n tw ick lu n g stie fe , d ie u n ter W ald o ft in P o d so le ü b ergeh en .

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SW so

l e w Blasensandstein

| ■ | Lehrbergschichten

HTTTTTI Sch ilfSandste in

OEU Ruine

h- J Höhenlinie

[ J Wege

Wald/Weinberg-

0 50 100 mMaßstab im O rig in a l 1:25 000

Quelle: EMMERT 1965

Abb. 2: Abgrenzung und Einteilung des Untersuchungsgebietes mit geologischer Ausgangssituation (nach EMMERT 1985).

D ie L e h rb e rg sc h ic h te n , d ie eine M äc h tig k e it v o n 21 —22 m erre ich en (E M M E R T 1985), s te ­hen im U n te r su ch u n g sg e b ie t als ein 6 0 —70 m b re ite r G e lä n d e stre ife n u n terh a lb d es B la se n ­san d ste in rü ck e n s an . Im U n te rsch ie d z u d iese m besteh en sie au s e tw as k a rb o n a th a ltig e n T o n se ­d im en te n , d ie n eritisch en U r sp r u n g s sin d . A u f ihnen en tsteh en n äh rsto ffre ich e P e lo so l-B ra u - n erd en .

Im o b e re n B e re ich sin d die L e h rb e rg sch ich te n v ie lfach m it B la se n sa n d s te in -H a n g sc h u tt ü b e rd e c k t, so daß h ier m äß ig h an g fr isch e Z w e isch ich tb ö d e n en tsteh en (F A E B R A C H o. J . ) . A u f G ru n d d es h o h en T o n ge h altes d er L e h rb e rg sc h ic h te n treten im Ü b e rg a n g z u m B la se n sa n d ­ste in h äu fig Q u e lla u str itte auf.

D e r S ch ilfsan d ste in im L ie g e n d e n d er L e h rb e rg sc h ic h te n reich t im Sü d w esten u n d im N o rd o s te n k le in fläch ig in d as U n te r su ch u n g sg e b ie t h in ein , h at ab e r au f d ie V egetation kein en s ich tb aren E in flu ß , d a er v erm u tlich v o n M ateria l au s d en L e h rb e rg sc h ic h te n ü b e rd e c k t ist.

K lim a tisch n im m t d er S te ig e rw a ld tra u f in n erh alb d es M a in frän k isc h e n T ro ck en g eb ie te s eine S o n d e rs te llu n g , v o r allem in B e z u g au f d ie N ie d e rsc h lä g e , ein . S te ig u n g sre g e n u n d S c h a u ­e rzu g straß en (S C H I R M E R 1954) fü h ren zu jäh rlich en N ie d e r sc h lä g e n b is zu 750 m m . D a s J a h ­re sm itte l d er T e m p era tu r b e träg t 7 —8 ° C (K lim a a tla s v o n B ay ern 1952).

D ie h isto r isc h e n u n d ak tu ellen V erän d eru n gen d es R u in e n ge län d e s k ö n n en fo lg e n d e rm a ­ßen zu sa m m e n g e fa ß t w erd en :

— U m g e sta ltu n g d es R e lie fs d u rch d ie A n la g e v o n S te in b rü ch en , G rä b e n u n d B ö sch u n g e n— A n re ic h e ru n g d es N ä h rsto ffg e h a lte s im B o d e n d u rch E u tro p h ie ru n g w äh re n d d er m in d e ­

ste n s 400 Ja h re d au ern d en B e sie d lu n g , d ie z u r A u sb ild u n g h u m o se r S t ick sto ff- u n d p h o ­sp h atre ich er B ö d e n fü h rte

— A n re ich e ru n g d es B ase n g e h a lte s d u rch M ö rte lre ste n ach A b b ru c h d es M au erw erk es— A n p fla n z u n g u n d K u ltu r v o n N u t z - , Z ie r- u n d P ark p flan zen— ak tu elle E u tro p h ie ru n g u n d S tö ru n g d u rch E rh o lu n g sv e rk e h r (B au ein er S c h u tz - u n d A u s­

sich tsh ü tte , T ram p e lp fad e , A b fa ll)

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Untersuchungs- und AuswertungsmethodenIm M ai 1987 w u rd e d ie p o te n tie lle n atü rlich e V egetation d es T ran se k te s S ch a llfe ld k artie r t

( J A N S S E N 1987). D ie E rg e b n isse d ie se r K a r tie ru n g u n d h ierbe i an g e fertig te V e g e ta tio n sau f­n ah m en au s d er n äh eren U m g e b u n g w erd en als V ergleich fü r d ie B e u rte ilu n g d e r V eg eta tio n s­v erän d eru n g im U m k re is d er R u in e S to llb e rg h e ran g e z o g e n .

D ie K a r tie ru n g d er realen V egetation e r fo lg te im Ju l i 1989. D a die R u in e als Z e n tru m d er E u tro p h ie ru n g an zu n eh m en ist, w u rd e d as G e lä n d e in k o n z e n tr isch e K re ise u m den R u in e n ­tu rm e in geteilt. D e r R a d iu s d es äu ß ersten K re ise s b e trä g t 120 m . In sg e sa m t w u rd e n 12 K re ise m it 10 m b re iten K re isr in g e n a b g e g re n z t. D e r G e sa m tk re is ist au ß erd em in 8 S e k to re n g e g lie ­d ert, d eren G re n z e n im G e lä n d e m it d em K o m p aß e in g em essen u n d z u r O rie n tie ru n g m it fa rb ig e n P la stik b ä n d e rn m ark ie rt w u rd e n . D ie L a g e u n d B e ze ich n u n g d er 8 S e k to re n geh t au s A b b . 2 hervor. Im F o lg e n d e n w ird z u r gen au en B e ze ich n u n g d er e in ze ln en T eilfläch en z u e rs t d ie N u m m e r d es K re is se k to r s u n d , d u rch einen B in d e str ich getren n t, d er äußere R a d iu s d es b e tre ffen d en K re isr in g e s a u fg e fü h rt ( z .B . 5 — 10). D ie S e k to re n 4 u n d 8 erstreck en sich g rö ß ten ­teils au f d em R ü ck en des B la se n sa n d s te in sp o rn s , w äh re n d 1, 2 u n d 3 sich den O sth a n g h in a b ­zieh en u n d w ie die S e k to re n 5 ,6 u n d 7 am W esth an g zu m größ ten Teil in den L e h rb e rg sc h ic h te n liegen .

D a s u n tersu ch te G e b ie t h at eine G e sa m tg rö ß e v o n 3 ,85 ha (4 ,5 ha G e sa m tk re is flä c h e m in u s 0 ,65 ha W ein b ergsfläch e , die n ich t u n te rsu ch t w u rd e ). Je d e d er 94 T eilfläch en (96 m in u s zw ei im W ein berg 4 — 110 u. 4 —120) w u rd e w ie eine A u fn ah m efläch e b e h an d e lt u n d die D e c k u n g sg ra d e d er Sch ich ten so w ie die A rtm ä c h tig k e it u n d die S o z ia b ilitä t d er A rte n nach d er M e th o d e B R A U N - B L A N Q U E T (1964) g e sc h ä tz t. D ie S o z ia b il itä t u n d die U n te rte ilu n g d er S tu fe 2 in 2a u n d 2b k o n n te aus P la tz g rü n d e n n ich t in d er T abelle w ie d e rg e ge b e n w erden .

D ie A u fn ah m en sin d in T ab . 1 z u sa m m e n g e ste llt . A m A n fa n g steh en die ach t A u fn ah m en d es In n en k re ise s , d ie d es 120 m K re isr in g e s am E n d e . D ie A rte n sin d nach ih rem gem ein sam e n A u ftre ten g ru p p ie r t u n d e n tsp rech en d ih rer E n tfe rn u n g v o n d er R u in e an g e o rd n e t. D ie G r u p ­p en sin d n ach be ze ich n e n d en A rte n be n an n t u n d u m fa sse n A rte n u n tersch ied lich er sy s te m a t i­sch er E in h eiten .

D e r V orteil d ie se r A n o rd n u n g w ird d arin geseh en , daß a u f d iese W eise d er B e z u g d er V egeta­tio n zu m R u in e n ge län d e , d er G ra d ie n t des a n th ro p o g e n e n E in flu sse s so w ie e x p o s it io n sb e ­d in g te U n te rsch ie d e z w isch e n den ein ze ln en S e k to re n in je d e r b e lieb igen E n tfe rn u n g vo n d er R u in e d ire k t aus d er T abelle ab ge le sen w erd en k ö n n en .

Z u r V erdeu tlich u n g d er V eg eta tio n sän d eru n g in A b h ä n g ig k e it v o n d er E n tfe rn u n g z u r R u in e w u rd en die D e c k u n g sg ra d su m m e n v o n je d re i A rte n d er G alium odoratum -G ruppe (G alium odoratum , M ercurialis perennis u n d Vinca m inor) u n d d er U rtica d io ica-G ru p p e (U r­tica dioica, A lliariap etio la ta u n d G eranium robertianum ) e rm itte lt u n d in A b b . 3 als B a lk e n d ia ­g ram m e d arg este llt. D ie D e c k u n g sg ra d e d er S c h ä tz u n g s sk a la v o n B R A U N - B L A N Q U E T (1964) w u rd e n nach v. d. M A A R E L (1980) fo lge n d e rm aß e n in D e c k u n g sp ro z e n tw e rte ü b e r­se tz t : r = 0 ; + = 0 ,1 % ; 1 = 5 % ; 2 = 1 7 ,5 % ; 3 = 3 7 ,5 % ; 4 = 6 2 ,5 % ; 5 = 8 7 ,5 % . A u ß erd em w u rd e die R e g re ss io n d es Z u sa m m e n h a n g e s z w isch e n d en D e c k u n g sg ra d su m m e n u n d d er E n t­fe rn u n g v o n d er R u in e berech n et.

D ie B e n e n n u n g d er A rte n e r fo lg t n ach O B E R D Ö R F E R (1983).

Ergebnisse1. Ermittlung der potentiellen natürlichen Vegetation

A ls E rg e b n is d er K a r tie ru n g d er p o te n tie lle n n atü rlich en V egetation (P N V ) des S te iger- w ald tran se k te s ( J A N S S E N 1987) k o n n ten in H ö h e n la g e n ü b e r 360 m fo lg e n d e Z u sa m m e n ­h än ge zw isch e n g e o lo g isch e m A u sg a n g sm a te ria l u n d P N V -E in h e ite n fe stg e ste llt w erd en :

B la se n sa n d ste in— gro ß fläch ig Luzulo-Fagetum— k le in fläch ig L »z« /< z-A u sb ild u n g d es M elico-Fagetum

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L e h rb e rg sch ich te n— Melico-Fagetum— Aceri-Fraxinetum (N o r d - u n d O s te x p o s it io n , S ch lu ch ten )L e h rb e rg sch ich te n m it B la se n sa n d ste in ü b e rd e ck u n g— L ^ z ^ /^ -A u sb ild u n g d es Melico-Fagetum S ch ilfsan d ste in— Luzulo-Fagetum

D ie U m g e b u n g d er S to llb e rg ru in e w u rd e w egen des E d e lla u b h o lz b e s ta n d e s u n d d er an ­sp ru ch sv o lle n A rte n d er S trau ch - u n d K ra u tsc h ic h t e b en so w ie d e r O sth a n g als Aceri-Fraxine­tum k a rtie r t, an d a s sich am S ü d w e sth an g (5 —60 b is 5 — 120 u n d 6 —60 b is 6 — 120) ein Lathyro- Fagetum an sch ließ t. D ie P N V des W ein berges u n terh a lb d er R u in e w u rd e als Asarum-Kusb'A- d u n g d es E ic h e n -H ain b u c h e n w ald e s an g e sp ro ch e n .

2. Verbreitung der Vegetation in Abhängigkeit von der Entfernung zur RuineB ei d er B e a rb e itu n g d er realen V egetation im Ju l i 1989 fan d en sich in sg e sam t 151 G e fä ß ­

p flan z e n in n erh a lb des U n te rsu ch u n g sg e b ie te s . D ie A rte n z ah len d er A u fn ah m en sch w an k en zw isch e n 10 (in 5 — 10) u n d 36 (in 8 — 120), liegen ab er m e ist ü b e r 25 . S ie w eisen kein en Z u sa m ­m en h an g m it d er E n tfe rn u n g v o n d er R u in e au f. D a b e i ist a lle rd in g s z u b e rü ck sich tige n , daß die G rö ß e d e r K re isr in g a b sch n itte vo n 117 q m im In n en k re is au f 903 q m im äu ß ersten K re is z u ­n im m t, u n d so m it d ie A rte n z ah l im zen tra len R u in en b ere ich bei g le ich er A n z ah l re la tiv g röß er ist.

B is au f d ie S e k to ren 2 un d 5 im In n en k re is ist in allen T eilfläch en eine B a u m sch ich t a u sg e b il­d et, d ie b ere its im 20 m K re isr in g D e c k u n g sg ra d e b is 8 0 % erre ich t. A u ffa lle n d h oh e D e c k u n g s­g rad e h at d ie S trau ch sch ich t, in d e r Sambucus nigra d eu tlich d o m in ie rt. D ie h o h en G e sam td e k - k u n g sg ra d e la ssen sich m it d er h oh en Sch atten v erträg lich k e it vo n Galium odoratum u n d Vinca minor e rk lären .

V on den 15 B a u m arte n h aben die A rte n d er Ulmus glabra-G ru p p e (Fagus sylvatica, Ulmus glabra, Acer pseudoplatanus, Fraxinus excelsioru. a.) d ie h ö ch sten S te tigk e iten u n d k o m m e n bis au f den u n m itte lb are n R u in en b ere ich in n ah ezu allen T eilfläch en vor. D ie alten U lm e n b e stä n d e sin d g rö ß ten te ils a b g e sto rb e n u n d v ie lfach b ere its zu sa m m e n g e b ro c h e n . A u ch d er Ju n g w u c h s in d e r S tra u ch sch ich t w eist sta rk en B e fa ll vo n Ceratocystis ulmi au f. A m O sth a n g (S e k to ren 1, 2 u n d 3) ist d ie Z u o rd n u n g d ie ser E d e lla u b h o lz b e s tä n d e m it den H o c h sta u d e n u n d F arn en in d e r K ra u tsc h ic h t zu m Aceri-Fraxinetum e in d eu tig . Acer platanoides w eist ein s tä rk e r e x p o s i­t io n sb e d in g te s V e rb re itu n g sm u ste r au f. E r d r in g t zw ar vere in ze lt b is a u f den sü d e x p o n ie rte n B la se n san d ste in rü ck e n vor, tr itt ab er b e v o rz u g t an den k ü h len sch a ttige n O sth ä n g e n (1, 2 u n d 3) au f, w as a lle rd in g s auch fo rstw irtsch a ft lich e U rsa c h e n h ab en kan n .

D ie A rte n d er Carpinus betulus-Gruppe (Carpinus betulus, Acer campestre, Quercus pe- traea u n d Tilia cordata) h aben ihre H a u p tv e rb re itu n g an den w este x p o n ie rte n H ä n g e n (5, 6, 7 u n d 8). M it zu n e h m e n d e r N ä h e z u r R u in e w eichen sie au f d ie S e k to ren 4, 5 u n d 6 zu rü c k . In d ie sen lich ten W äld ern tre ten e in ige S trau ch arten des Pruno-Ligustretum u n d W ild stau d e n des Geranion sanguinei au f, d ie in den R an d b e re ich en d er W äld er zu m W ein berg hin u n d au f dem B la se n san d ste in rü ck e n am h äu fig ste n sin d . Ligustrum vulgare u n d Euonymus europaeus h aben in den sü d - u n d w este x p o n ie rte n A b sch n itte n 4, 5 u n d 6 m it den an d eren , je d o ch selten eren S träu ch ern d er Euonymus europaeus-Gru p p e einen d eu tlich en V e rb re itu n g ssch w erp u n k t. A u f G ru n d ih rer G e sa m ta r te n k o m b in a tio n s in d d iese W äld er als Galio-Carpineten au sg ew iesen .

D ie h ö ch ste S te tigk e it u n d die h ö ch sten D e c k u n g sg ra d e aller V orgefu n d en en A rte n b e sitz t Sambucus nigra, d e ssen H ä u fig k e it au ch m it zu n e h m e n d e r E n tfe rn u n g vo n der R u in e n u r g e r in g fü g ig ab n im m t. E r fin d et o p tim a le W u ch sb ed in g u n gen in den zu sa m m e n g e b ro ch e n en U lm e n b e stä n d e n am W esthan g, en tlan g d er zah lre ich en W ege u n d T ram p e lp fa d e u n d u n ter d em lich ten B a u m b e sta n d d es zen tra len R u in e n g e län d e s. D ie G e b ü sc h e s in d m eist seh r d ich t u n d b ild en m it Ulmus glabra u n d Corylus avellana an sp ru ch sv o lle V o rw ald gese llsch aften . A n s ü d ­w estex p o n ierten H ä n g e n u n d in u n m itte lb a re r R u in en n äh e s in d d ie H o lu n d e rg e b ü sc h e von d ich ten Clematis vitalba-SAAeiern ü b e rz o g e n .

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Bei Betrachtung der Krautschicht fällt der hohe Anteil an Stickstoff- und Basenzeigern auf. Die meisten Arten gehören der Klasse Querco-Fagetea sowie den Ordnungen G lechom etalia hedem ceae und den O riganetalia vulgaris an.

Trittrasen sind auf das Plateau des Innenkreises beschränkt. Außer den drei Plantaginetalia- Arten treten hier noch Rumex conglomeratus und Cerastium holosteoides auf.

Viele der im Ruinengelände seltenen Wildstauden thermophiler Säume wie Inula conyza und Galium mollugo sowie ein- und mehrjährige Ruderalarten wie Lactuca serriola, Stellaria m edia und Arctium lappa gehen nicht über den zweiten Kreisring hinaus. Sie wurden wegen ihres gemeinsamen Verbreitungsmusters in der vom pflanzensoziologischen Standpunkt aus heterogenen G alium m ollugo-G ruppe zusammengefaßt. Das weitgehende Fehlen von nitro- philen einjährigen Erstbesiedlern, die sich trotz der günstigen edaphischen Bedingungen nicht an den zahlreichen frischen Böschungsanrissen ansiedeln, macht das fortgeschrittene Stadium der Bewaldung, selbst in diesem noch relativ lichten Bereich, deutlich.

Die Chelidonium m ajus-G ruppe setzt sich aus Arten der G lechom etalia hederaceae und Stauden der O riganetalia vulgaris wie Elymus caninus und Cam panula rapunculoides zusam­men. Von den G lechom etalia-Arten treten in dieser Gruppe die nur mäßige Beschattung oder Halbschatten ertragenden Arten wie Chelidonium majus und Elymus caninus auf. Ihre Haupt­verbreitung liegt innerhalb des 30 m-Kreisringes, doch breiten sie sich in den Galio-Carpineten der süd-westexponierten Sektoren 4, 5 und 6 bis in 100 m Entfernung aus.

Im Unterschied zur Chelidonium m ajus-G ruppe sind die Arten der U rtica-Gruppe, die vorwiegend aus den schattenverträglicheren G lechom etalia-Arten besteht, in allen Kreisringen und unabhängig von der Exposition verbreitet. Lediglich Aegopodium podagraria, G lechom a hederacea und Epilohium montanum haben einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt außer­halb des sonnigen Blasensandsteinrückens (4, 5). Vor allem die Arten des Verbandes Alliarion (Alliaria petiolata, Mycelis muralis und Geranium rohertianum ) reichen bis in die vollschatti­gen Bereiche des äußersten Kreisringes. In den beiden Innenkreisen ist vor allem Urtica dioica mit hohen Deckungsgraden vertreten und zeigt hier vermutlich die aktuelle Eutrophierung an.

Die Viola h irta-G ruppe umfaßt Arten der thermophilen Säume und der Eichen-Hain- buchenwälder (Viola hirta, Stellaria holostea). Bis 50 m Entfernung von der Ruine sind die Arten der Gruppe auf die Sektoren 4, 5 und 6 beschränkt und gehen mit zunehmender Entfer­nung in die Eichen-Hainbuchenwälder an den westexponierten Hängen der Sektoren 7 und 8 über. Basenzeiger wie H epatica nobilis, Lilium martagon und Sanicula europaea gehören eben­falls zur Viola hirta-G ruppe.

Die Bodenfrischezeiger der C ircaea-G ruppe und die Luftfeuchtezeiger der Dryopteris filix- m as-G ruppe sind im Gegensatz zur Viola hirta-G ruppe auf die kühlen und feuchteren O st­hänge (1, 2 und 3) beschränkt. Ab 80 m Entfernung von der Ruine gehen einige von ihnen auch auf den Westhang über. Hier dürfte die Blasensandsteinüberdeckung der Lehrbergschichten nachlassen und sich die günstige Wirkung der Pelosol-Braunerden auf den Wasserhaushalt be­merkbar machen. Carex sylvatica und Scrophularia nodosa treten ab 110 m überhaupt erst in nennenswertem Umfang auf.

Die Arten der Fagetalia sylvaticae wurden in der Galium odoratum -G ruppe zusammenge­faßt. Sie reichen bis in den 10 m Kreis hinein (Mercurialis perennis und G alium odoratum vier­mal und Vinca m inor dreimal). Lediglich Milium effusum tritt erst ab 40 m Entfernung von der Ruine auf. Die Stetigkeit, vor allem aber die Deckungsgrade der Arten der Galium odoratum - Gruppe nehmen zu den Außenkreisen hin deutlich zu. Vinca minor; deren Auftreten häufig mit historischen Siedlungen in Verbindung gebracht wird, tritt im untersuchten Gebiet regelmäßig mit hohen Deckungsgraden auf. Da sie in den umliegenden Wäldern seltener ist, kann die Auf­fassung von O B E R D Ö R FE R (1983) bestätigt werden, der Vinca m inor als Burggartenflücht­ling bezeichnet und als Qzrpmz'orc-Verbandscharakterart nennt, die auch im Fagion verbreitet ist.

Unter der Gruppe der sonstigen Arten sind alle Arten, die häufiger als dreimal gefunden wurden und kein auffallendes Verbreitungsmuster haben, aufgeführt. Poa nemoralis ist der ein­zige häufig auftretende Verhagerungszeiger. Es besiedelt die austrocknenden Böschungskanten und erreicht daher in den Teilflächen des 20 m Kreises mit den steilen Böschungen und in den

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Teilflächen mit den Gräben im Sektor 8 Deckungsgrade bis zu 3. Hieracium sylvaticum undH. sabaudum , die ebenfalls basenärmere Substrate besiedeln, wachsen vereinzelt auf Blasen­sandsteintrümmern und deuten hier auf die typischen Standorteigenschaften des geologischen Ausgangsmaterials hin.

3. Floristische Besonderheiten

Eine Anreicherung dieser floristisch ohnehin abwechslungsreichen Gegend kann nur durch ehemalige Burggartenpflanzen erwartet werden. Als solche ist neben Vinca m inor (s. o.) evtl, die alte Heilpflanze Physalis a lkeken g i aufzufassen, die nur einmal zusammen mit Astragalus glycyphyllos an südexponierten Mauerresten gefunden wurde (1—40). Sie kann jedoch auch aus den Weinbergen, wo sie früher kultiviert wurde, hierher gelangt sein. Lilium m artagón , die in der Umgebung auf den basenreicheren Myophorienschichten ihre Hauptverbreitung hat, wurde ebenfalls häufig angepflanzt. Auch das regelmäßige Auftreten von Ulmus glabra , Fraxi- nus excelsior; Tilia platy phyllos und anderen Edellaubbäumen in der Umgebung alter Burganla­gen ist vermutlich durch Anpflanzungen aus damaliger Zeit gefördert worden.

Der relativ seltene Dipsacus pilosus, dessen Hauptvorkommen in Auenwäldern liegt, wurde in 11 Teilflächen gefunden. Er bildet teilweise mehrere Quadratmeter große Bestände. Sein Vor­kommen ist nicht an sichtbar vernäßte Geländemulden gebunden wie das von Carex rem ota oder Juncus effusus, und eine Zuordnung zu Quellaustritten im Übergangsbereich vom Blasen­sandstein zu den Lehrbergschichten kann wegen der räumlichen Anordnung der Fundorte ebenfalls ausgeschlossen werden. Bis auf das Vorkommen in der Teilfläche 4 —40 liegen alle Be­stände im Bereich der Lehrbergschichten. Da Dipsacus pilosus in den Lehrbergschichten außer­halb des untersuchten Ruinengeländes jedoch nicht gefunden werden konnte, ist er als Apo- phyt (SC H R Ö D ER 1959) zu bewerten, der sich von seinem natürlichen Standort aus spontan auf vom Menschen geschaffene Standorte ausbreitet.

Für den Blasensandstein ist außerdem das Vorkommen von ausgesprochenen Basenzeigern wie Lilium m artagón, H epática nobilis und Sanícula europaea auffallend, die das Ausmaß der Basenanreicherung im Ruinengelände erkennen lassen. Sie ist vermutlich besonders hoch, weil die Blasensandsteine des Mauerwerks abtransportiert wurden und der Mörtel, auf den die Ba­senanreicherung zurückzuführen ist (VOLLRATH 1958/60), im Boden angereichert wurde. Der pH-Wert einer Mischprobe des Oberbodens aus der Teilfläche 1 —20 lag bei pH 7,56 (H20 ) bzw. pH 6,9 (CaCl2).

4. Darstellung von Gradienten

Zur Darstellung von Gradienten, die sich in Abhängigkeit von der Entfernung zur Ruine verändern, mit Hilfe von floristischen oder vegetationskundlichen Merkmalen eignen sich nur Arten oder Artengruppen, deren Vorkommen nicht expositions- oder wirtschaftsbedingt sind. Insofern sind die Viola hirta- und die Dryopteris filix -m as-G ruppe nicht zur Herausarbeitung von Gradienten geeignet, die im gesamten Untersuchungsgebiet Vorkommen.

Die Plantago m ajor- und die Galium m ollugo- Gruppe, deren Vorkommen auf die zentrale Ruinenanlage beschränkt sind, kennzeichnen gleichzeitig den aktuellen Einfluß des Erholungs­verkehrs und den verhältnismäßig geringen Beschattungsgrad. Ob die licht- und wärmelieben­den Arten dieser Gruppen Restbestände der ehemals offenen Flächen um die Burg sind, oder aus dem Geranio-Peucedanetum der Weinbergränder und den landwirtschaftlich genutzten Flächen der Umgebung in jüngerer Zeit eingewandert sind, ist nicht feststellbar (vgl. L O H ­M EYER 1975).

Carex sylvatica und Scrophularia nodosa bezeichnen in den äußersten Kreisringen dagegen naturnahe Waldstandorte, wie sie für die Lehrbergschichten typisch sind.

Um festzustellen, wie der Übergang zwischen diesen beiden Extremen des intensiv über­formten Zentralbereiches und den offensichtlich relativ naturnahen Waldstandorten verläuft, können die unterschiedenen Artengruppen herangezogen werden.

Die Chelidonium m ajus-G ruppe markiert einen größeren, weniger überformten Bereich als die zuvor genannten Gruppen, bleibt aber im wesentlichen an den Blasensandsteinrücken ge­bunden. Ihr steht vom Wald aus gesehen die Circaea lutetiana-G ruppe gegenüber, die ihren

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Abb. 3: Darstellung der Beziehung zwischen den Deckungsgradsummen der Gcdium odoratum- und der Urtica dioica-Gruppe und ihrer Entfernung zur Ruine.

Schwerpunkt in den Lehrbergschichten hat und ebenfalls auf relativ naturnahe Standortbedin­gungen hinweist. Beide Gruppen treffen im 40 bis 60 m Kreisring aufeinander, wo etwa die Grenze zwischen Blasensandstein und Lehrbergschichten verläuft (s. Abb. 2).

Die G alium odoratum - und die Urtica dioica- Gruppe eignen sich wegen ihrer allgemeinen Verbreitung im gesamten Untersuchungsgebiet für eine differenziertere Untersuchung. Da die Artenzahlen der Gruppen verschieden groß sind, wurden die Deckungsgradsummen für je 3 häufige Arten beider Gruppen berechnet, in Beziehung zur Entfernung von der Ruine gesetzt und in Balkendiagrammen dargestellt (Abb. 3). Die Störungs- und Stickstoffzeiger der Urtica dioica-G ruppe nehmen mit größer werdender Entfernung von der Ruine ab. Durch Lichtun­gen, zusammengebrochene Ulmenbestände und Wege weist die Abnahme der Nitrophyten Schwankungen auf und steigt im 60 m-Kreisring nochmals an. Insgesamt verdeutlicht ihre Abnahme jedoch den sinkenden Stickstoffgehalt des Bodens und die geringeren aktuellen Störungen. Der Korrelationskoeffizient beträgt r = —0,74, diese Korrelation ist hochsignifi­kant (p < 0,01).

In demselben Diagramm ist die gegenläufige Tendenz der Galium odoratum -G ruppt darge­stellt. Hier ist die Korrelation mit r = 0,95 noch ausgeprägter (p < 0,001). Die Zunahme der Deckungsgradsummen der Arten dieser Gruppe zeigt den zunehmend ungestörten waldarti­gen Charakter mit größer werdender Entfernung von der Ruine.

In den äußeren Kreisringen ist kaum noch ein Einfluß zu erkennen, der auf die Ruine zurückzuführen ist. Die Vegetation entspricht hier weitgehend derjenigen der weiteren Umge­bung. Lediglich im Sektor 8 ziehen sich die Steinbrüche noch nordwärts über das Untersu­chungsgebiet hinaus. Erst nach 300 m treten die ersten Azidophyten wie Luzula luzuloides auf.

Da Basenzeiger im Untersuchungsgebiet nicht so allgemein verbreitet sind wie die Arten der Galium odoratum - und der Urtica dioica-G ruppe, ist eine derartige Darstellung des Gra­dienten der Basenanreicherung um die Ruine nicht möglich.

5. Ablenkung der Vegetationsentwicklung gegenüber der potentiellen natürlichen Vegetation von Vergleichsstandorten

Die Art der Vegetationsveränderung auf dem Niveau von Pflanzengesellschaften geht aus Tab. 2 hervor. In Abb. 4 wird das natürliche Wuchspotential bzw. das geologische Ausgangsma-

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Tab. 2: Vergleich der realen Vegetation im Ruinengelände mit der potentiellen natürlichen Vegetation vergleichbarer Standorte.

Geologie PNV Reale Vegetation im UG

Blasensand- Luzulo-Fagetum "Schloß"-Aceri-Fraxinetumstein Melico-Fagetum, Aceri-Fraxinetum

Luzula-Ausbildung Galio-Carpinetum, Reine Ausb. Galio-Carpinetum, Asarum-Ausb. Pruno-Ligustretum

Lehrberg­ Melico-Fagetum Galio-Carpinetum, Asarum-Ausb.schichten Melico-Fagetum,

Luzula-Ausbild.

Aceri-Fraxinetum

Lathyro-Fagetum Aceri-Fraxinetum Pruno-Ligustretum Acer i-P’raxine tum

terial in Beziehung zur heutigen realen Vegetation gesetzt, so daß anhand der Vegetation die Aufwertung der Standorte abgelesen werden kann.

Den größten Unterschied zum ursprünglichen Wuchspotential weisen das „Schloß-Acm- Fraxinetum “ und die Asarum-Kusb'A&ung des G alio-Carpinetum auf den Luzulo-Fagetum - Standorten des Blasensandsteins auf. Der Baumbestand des „ S c h lo A ceri-Fraxinetum“ be­steht aus zahlreichen Charakterarten des Aceri-Fraxinetum wie Ulmus glabra und T iliaplaty- phyllos. In der Krautschicht sind charakteristische Hochstauden wie Actaea spicata jedoch sel­ten. Da neben zahlreichen Basen- und Stickstoffzeigern auch Charakterarten des M elico-Fage- tum Vorkommen, nimmt das „Schlo&-A ceri-Fraxinetum “ eine Ubergangsstellung ein oder ist eine A/e/zoz-Gebietsausbildung (Rasse) des Aceri-Fraxinetum. Es ist den in den Niederlanden beschriebenen „Stinzen“ (JAN SEN & PLO EG 1977) vergleichbar.

Das Aceri-Fraxinetum des Osthanges entspricht in den tieferen Lagen dem natürlichen Wuchspotential auf den frischen Zweischichtböden. Die Erweiterung der Grenze bis auf die vom Blasensandstein überdeckten oberen Lagen der Lehrbergschichten ist im wesentlichen durch die anthropogene Verbesserung des Nährstoffgehaltes und vor allem die bessere Wasser­versorgung der Böden durch den höheren Humusgehalt zu erklären. Außerdem ist für die Aus­bildung eines Aceri-Fraxinetum die Nord-Ostexposition günstig. Die Melico-Fageten derarti­ger Standorte weisen unter naturnahen Bedingungen häufig Übergänge zu Aceri-Fraxineten auf.

Die Galio-Carpineten des Untersuchungsgebietes sind durch Mittelwaldwirtschaft begün­stigt worden. Wegen der zahlreichen Basenzeiger wurden die As^rara-Ausbildung und die Reine Ausbildung unterschieden. Die Asarum-Kusb'AAwng des G alio-Carpinetum tritt sowohl auf dem Blasensandsteinrücken als auch auf den Lehrbergschichten auf und ist auf die Basenan­reicherung durch Mörtelreste zurückzuführen. An der Bodenoberfläche findet sich stellen­weise noch Ruinenschutt. In den Eichen-Hainbuchenwäldern des Steinbruchgebietes (8 — 60 bis 8 — 120) sind Basenzeiger seltener. Außerdem ist dieser Bereich durch die Aufforstung von Fraxinus excelsior auf den Plateaus und R obinia pseudacacia an den Böschungen stärker forst­wirtschaftlich beeinflußt.

An die Asarum-Ausbildung des G alio-Carpinetum am Westhang schließt sich ein Lathyro- Fagetum an, in dem zwar noch Baumarten des G alio-Carpinetum Vorkommen, Arten des Fa- gion sylvaticae jedoch dominieren. Es ersetzt das für diese Standorte typische M elico-Fagetum und ist von ihm vor allem durch die zahlreichen Basenzeiger unterschieden. Diese reichen bis

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LEGENDE

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mfZ3

com

"Schloß"-Aceri-Fraxinetum auf Luzulo-Fagetum-StandortAceri-Fraxinetum auf Melico- Fagetum, Luzula-Ausb.-StandortAceri-Fraxinetum auf Aceri- Fraxinetum-StandortGa1io-Carpiñetum, Reine Ausb. auf Luzulo-Fagetum-StandortGalio-Carpinetum, Asarum-Aus- bildung auf Luzulo-Fagetum-St.Galio-Carpinetum, Asarum-Aus- bildung auf Melico-Fagetum-St.Lathyro-Fagetum auf Melico- Fagetum-Standort

Pruno-Ligustretum

Fraxinus excelsior-Anpflanzung

Robinia pseudacacia-Anpflanzung

Œ 2 Ruine P J Höhenlinie

Wege

wald/Weinberg - Grenze

0 50 100 m

Maßstab im O r ig in a l 1 : 25 000

Abb. 4: Karte der realen Vegetation (nur Gehölzgesellschaften).

in den äu ß ersten K re isr in g u n d ze igen , daß sich d ie B a se n an re ich e ru n g am W esth an g b is ü b er 120 m E n tfe rn u n g au sw irk t. C a . 30 m w eiter au ß erh alb geh t d as Lathyro-Fagetum in d as s ta n d ­o rtg em äß e M elico-Fagetum über.

In sg e sa m t k en n ze ich n et d ie V egetation eine U m k e h r d er N ä h rsto ffv e rh ä ltn isse . D a s ärm ste u rsp rü n g lich e g e o lo g isch e A u sg a n g sm a te ria l w u rd e d u rch d ie u n m itte lb are N ä h e z u r R u in e am n ach h altig sten m it B asen u n d N ä h rs to ffe n an gere ich ert. In den d aru n ter liegen d en L e h rb e rg ­sch ich ten m ach t sich d ie A n re ich e ru n g w egen ih rer größ eren E n tfe rn u n g u n d g ü n stig eren A u s­g a n g ss itu a tio n n ich t g an z so au ffa llen d au f d ie V egetation be m erk b ar .

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Dr. Ankea Janssen Institut für Biogeographie Universität des Saarlandes Im Stadtwald D-6600 Saarbrücken

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ZOBODAT - www.zobodat.atZoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Tuexenia - Mitteilungen der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft

Jahr/Year: 1990

Band/Volume: NS_10

Autor(en)/Author(s): Janssen Ankea

Artikel/Article: Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald -anthropogene Veränderung des Wuchspotentials - 385-400