Benefit of governance in DROught adaPtation - Ein Handbuch für regionale Wasserakteure

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Ein Handbuch für regionale Wasserakteure Praktische Anwendung - Beispielmaßnahmen Benefit of governance in DROught adaPtation

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Ein Handbuch für regionale Wasserakteure

Praktische Anwendung ­ Beispielmaßnahmen

Benefit of governance in DROught adaPtation

Vorwort 4

Einleitung 6

Das DROP-Projekt und dieses Handbuch 7

Der Aufbau dieses Handbuchs 8

Dürre, Wasserknappheit und Klimawandel in Europa 9

Pilotprojekt Natur 12

Allgemeine Einleitung 13

Pilotprojekt Natur - Waterschap Vechtstromen, Region Twente 14

Fakten 14

Beschreibung des Pilotprojekts 16

Pilotprojekt Natur - Somerset County Council, Region Somerset 20

Fakten 20

Beschreibung des Pilotprojekts 22

Inhalts­verzeichnis

Pilotprojekt Landwirtschaft 26

Allgemeine Einleitung 27

Pilotprojekt Landwirtschaft - Vlaamse Milieumaatschappij, Region Flandern 28

Fakten 28

Beschreibung des Pilotprojekts 30

Pilotprojekt Landwirtschaft - Waterschap Groot Salland, Region Salland 34

Fakten 34

Beschreibung des Pilotprojekts 36

Pilotprojekt Süßwasser 40

Allgemeine Einleitung 41

Pilotprojekt Süßwasser - Institution d’Aménagement de la Vilaine, Region Bretagne 42

Fakten 42

Beschreibung des Pilotprojekts 44

Pilotprojekt Süßwasser - Wasserverband Eifel-Rur, Region Eifel-Rur 48

Fakten 48

Beschreibung des Pilotprojekts 50

Fünf Voraussetzungen für die Anpassung an Trockenheit 54

Impressum 62

4

26 40 5412

6 9

DROP Handbuch | 3

Vorwort

Wasserknappheit und Dürren sind auf dem

Vormarsch und werden sich aufgrund des

Klimawandels voraussichtlich weiterhin

verschärfen. Es sind dringend Maßnahmen

erforderlich, um sich auf diese Veränderungen

vorzubereiten. Das Projekt ’Benefi t of

governance in DROught adaPtation (DROP)’

zielt darauf ab, die Region Nordwesteuropa

auf Perioden von Dürre und Wasserknappheit

besser vorzubereiten und so widerstands-

fähiger zu machen.

Die Grundpfeiler des DROP-Projekts sind

der transnationale Austausch und die

Bündelung von Fachkenntnissen aus

Wissenschaft, Politik und Praxis und der

Wissensaustausch zwischen regionalen

Behörden mit Hilfe von Dürre-Experten

sowie zwischen Praxis und Wissenschaft

durch Governance-Assessment.

Zunächst ist es in erster Linie dringend

erforderlich, alle Betroffenen für die

Problematik von Dürre und Wasser knappheit

zu sensibilisieren. Bisher zählten Dürre und

Wasserknappheit in Nordwesteuropa im

Gegensatz zu Hochwasser zu den weniger

wichtigen Fragen der Wasserwirtschaft.

Der Schlüssel zur Lösungsfi ndung besteht

darin, dass Wasserknappheit und Über-

fl utungen als zwei Seiten derselben

Medaille betrachtet werden.

Es gibt große Unterschiede bei den

Vorgehensweisen und organisatorischen

Ansätzen der Partner, ganz zu schweigen

von den Unterschieden in Bezug auf die

geografi schen Gegebenheiten und die

Raumordnungspolitik der beteiligten Länder.

Mit Hilfe von gemeinsamer Entwicklung

können wir diese Unterschiede überbrücken.

Das DROP-Projekt hat gezeigt, dass die

Dürre- und Wasserknappheitsproblematik

ein breites Spektrum an technischen Lösungen

in Verbindung mit einem Water-Governance-

System erfordert, mit dem geeignete Lösungen

auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene

ergriffen werden können.

Dieses Handbuch beschreibt eine Vielzahl

von Maßnahmen und Aktivitäten, die zur

Dürrebekämpfung eingesetzt werden können

und kann damit eine Inspirationsquelle für

andere regionale Wasserakteure sein.

Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich

bei allen Partnern des DROP-Projekts bedanken.

Ohne die Pilotprojekte in den Regionen und

die damit erzielten Ergebnisse wäre dieses

Handbuch nicht zustande gekommen.

Stefan Kuks,

Vorsitzender des internationalen

Lenkungsausschusses DROP

’Wasserknappheit und Dürren sind auf dem Vormarsch

und werden sich aufgrund des Klimawandels

voraussichtlich weiterhin verschärfen.’

Im Jahr 2013 hat die Europäische Kommission eine EU-Strategie zur Anpassung

an den Klimawandel verabschiedet, die von den EU-Mitgliedstaaten begrüßt wurde.

Ziel dieser Strategie ist es, Europa klimabeständiger zu machen.

DROP Handbuch | 5

Wasserknappheit und Dürre können

negative Folgen für die Landwirtschaft,

Natur und Wasservorräte haben.

Obwohl die Probleme, die in Nord-

westeuropa durch Dürre verursacht

werden, zurzeit nicht übermäßig

sichtbar sind, müssen rechtzeitig

Maßnahmen ergriffen werden,

um die Kosten einzudämmen und

Schäden zu vermeiden. Wie können

die europäischen Regionen ihre

Einzugsgebiete widerstandsfähiger

gegen Dürreperioden machen?

In diesem Buch werden die wichtigsten

Erkennt nisse der drei Pilotprojekte (Natur,

Landwirtschaft und Süßwasser) im Rahmen

des DROP-Projekts (Benefit of governance

in DROught adaPtation) präsentiert.

In dem Zeitraum von 2012-2014 haben elf

Organisationen aus Praxis und Wissenschaft

durch ihre Zusammenarbeit bei den Pilotmaß-

nahmen und bei der Governance-Bewertung

voneinander gelernt. Das Ergebnis dieser

Zusammenarbeit besteht darin, dass die nord-

westeuropäischen Regionen besser auf Dürre

und Wasser knappheit vorbereitet sind und über

eine größere Widerstandsfähigkeit verfügen.

Das DROP-Projekt wird aus Mitteln des

INTERREG IVB Programms für Nordwesteuropa

mitfinanziert.

Das DROP­Projekt und dieses Handbuch

In dem jüngst veröffentlichten ’Blue Print

on European Waters’ erklärt die Europäische

Kommission, dass die aktuelle Klimaanpassungs-

politik zwar gut ist, dass jedoch insbesondere

die Anwendung von (technischen) Lösungen

für Probleme sorgt. Deswegen steht Europa

künftig vor der Aufgabe, die Umsetzung

von Anpassungsmaßnahmen zu verbessern,

und zwar sowohl in technischer Hinsicht als

auch im Governance-Kontext. DROP zielt

auf beide Aspekte für Nordwesteuropa ab:

zum einen technische Maßnahmen zur

Anpassung an Trockenheit und zum anderen

die Bewertung des Governance-Rahmens

der Regionen. Alle sechs regionalen

Wasserakteure (die Praxispartner) haben

Untersuchungen durchgeführt und Maßnahmen

zur Anpassung an Wasserknappheit ergriffen.

Diese Maßnahmen waren am wirkungsvollsten,

wenn die jeweiligen Betroffenen beteiligt und

unmittelbar in die Maßnahmen zur Anpassung

an Trockenheit einbezogen wurden. Damit die

unterschiedlichen Interessen von Stakeholdern

auf den unterschiedlichen Ebenen von Politik

und Praxis miteinander in Einklang gebracht

werden können, ist eine starke Governance

erforderlich. Aus diesem Grund wurde das

Projektkonsortium um fünf Forschungs- und

Wissenseinrichtungen (Wissenspartner) ergänzt,

die ein Governance-Toolkit entwickelt haben.

Die Praxispartner haben dieses Toolkit in den

sechs Regionen eingesetzt. Das Toolkit und

einige Ergebnisse dieser wissenschaftlichen

Arbeit werden in einem anderen DROP-Bericht

beschrieben, und zwar im ’Governance Assess-

ment Guide’. Das vorliegende Handbuch

befasst sich schwerpunktmäßig mit den

Maßnahmen und Untersuchungen, die von

den Praxispartnern durchgeführt wurden.

Es möchte eine Inspirationsquelle und ein

Leitfaden für andere regionale Behörden/

Akteure bei der Suche nach innovativen

Anpassungslösungen für Dürre und

Wasserknappheit sein. Die Pilotprojekte

werden ausführlicher auf der Internetseite

www.dropproject.eu beschrieben.

Die einzelnen Kapitel zu den Themen Natur,

Landwirtschaft und Süßwasser könnten den

Eindruck erwecken, dass diese Themen

voneinander unabhängig zu betrachten

sind. Nichts ist weniger wahr. Wenn es um

den Umgang mit Dürre und Wasserknappheit

geht, sind Natur, Landwirtschaft und

Süßwasser eng miteinander verbunden.

Einleitung

DROP Handbuch | 7

DROP­Partner

DROP ist ein transnationales Projekt, das Fachkenntnisse aus Wissenschaft,

Politik und Praxis miteinander vereint. Sechs Praxispartner und fünf Kenntnispartner

arbeiten gemeinsam an der Realisierung des Projekts. Aus den Niederlanden sind

die ’Waterschap Vechtstromen’ (Lead Partner), die ’Waterschap Groot Salland’

sowie die ’Universität Twente’ beteiligt. Deutschland wird vom ’Wasserverband

Eifel-Rur’ vertreten. Die französischen Partner sind die ’Institution d’Aménagement

de la Vilaine’, das ’IRSTEA’ und die ’Université François Rabelais’. Belgien wird von

der ’Vlaamse Milieumaatschappij’ und der Brüsseler Filiale des ’Ecologic Institute’

vertreten. Für Großbritannien beteiligen sich der ’Somerset County Council’

und die ’University of Manchester’.

Zur Darstellung dieser Verbindung endet

das Buch mit einer Abbildung von drei sich

überschneidenden Kreisen, die den Zusam-

menhang zwischen den drei Pilotprojekten

symbolisieren (Seite 60). Die DROP-Studien

und -Maßnahmen in den Kreisen verdeut-

lichen, dass der Einfluss der meisten Studien

und Maßnahmen über die Bereiche Natur,

Landwirtschaft oder Süßwasser hinaus reicht.

Der Aufbau dieses Handbuchs

Das vorliegende Handbuch ist folgender-

maßen aufgebaut: Im Anschluss an die

Beschreibung des allgemeinen Rahmens

in Bezug auf Dürre, Wasserknappheit und

Klimawandel in Europa (Kapitel 2) wird auf die

drei Pilotprojekte eingegangen, und zwar das

Pilotprojekt Natur (Kapitel 3: Regionen Twente

und Somerset), das Pilotprojekt Landwirtschaft

(Kapitel 4: Regionen Salland und Flandern) und

das Pilotprojekt Süßwasser (Kapitel 5: Regio-

nen Eifel-Rur und Bretagne). Jedes Kapitel

umfasst eine Beschreibung der Untersuch-

ungen und Maßnahmen, die in der jeweiligen

Region durchgeführt wurden. Diese Kapitel

werden mit Textkästchen vervollständigt,

die Informationen über den spezifischen

Governance-Kontext in den Regionen ent-

halten und somit eine zusammenfassende

Bewertung des jeweiligen Governance-Teams

darstellen. In Kapitel 6 werden die Erfahrungen

und Empfehlungen der DROP-Partner aus

den drei Pilotprojekten formuliert.

Die einzelnen Kapitel zu den Themen Natur,

Landwirtschaft und Süßwasser könnten

den Eindruck erwecken, dass diese Themen

voneinander unabhängig zu betrachten sind.

Nichts ist weniger wahr. Wenn es um den

Umgang mit Dürre und Wasserknappheit geht,

sind Natur, Landwirtschaft und Süßwasser

eng miteinander verbunden. Zur Darstellung

dieser Verbindung endet das Buch mit einer

Abbildung von drei sich überschneidenden

Kreisen, die den Zusammenhang zwischen

den drei Pilots symbolisieren (Seite 60).

Die DROP-Studien und -Maßnahmen in

den Kreisen verdeutlichen, dass der Einfluss

der meisten Studien und Maßnahmen über

die Bereiche Natur, Landwirtschaft oder

Süßwasser hinaus reicht.

Das Phänomen der Wasserknappheit und Dürre

tritt immer häufiger und in immer größeren

Teilen der Europäischen Union auf. Die sich

daraus ergebende Herausforderung wird in

der Mitteilung ’Antworten auf die Heraus-

forderung von Wasserknappheit und Dürre

in der Europäischen Union’ (2007) und in dem

’Blueprint to Safeguard Europe’s Waters’ (2012)

anerkannt. Entsprechende Studien zeigen,

dass im Jahr 2007 11 % der europäischen

Bevölkerung und 17 % des EU-Gebiets

von dieser Problematik betroffen waren.

Dürre, Wasserknappheit und Klimawandel in Europa

’Veränderte Trocken­

perioden stehen in

unmittelbarem

Zusammenhang mit

veränderter Temperatur

und Flächennutzung.’

DROP Handbuch | 9

In der oben genannten Mitteilung erklärte die

Europäische Kommission, dass die Tatsache,

dass der Wasserbedarf die Wasserressourcen

übersteigt, ein strukturelles Ungleichgewicht

verursacht, das sich in Europa in zunehmendem

Maße zu einem Problem entwickelt. In den

vergangenen dreißig Jahren ist die Zahl und

Intensität der Dürreperioden in der EU steil

angestiegen. Veränderte Trockenperioden

stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit

veränderter Temperatur und Flächennutzung.

Im vergangenen Jahrzehnt (2002-2011) lag

die Durchschnittstemperatur ganze 1,3 Grad

Celsius über der vorindustriellen Temperatur.

Prognosen zu künftigen Klimaverhältnissen

lassen erkennen, dass sich dieser Trend in

den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich

fortsetzen wird. In verschiedenen Regionen

treten Extremereignisse wie Hitzewellen,

Waldbrände, Überflutungen und Dürren

häufiger auf oder wird dies voraussichtlich

künftig der Fall sein. Eine veränderte

Flächennutzung verstärkt diesen Effekt,

was zu häufigeren und intensiveren

Dürre- und Wassermangelperioden führt.

Die Hitzewelle und Dürre, die Europa im

Sommer 2003 trafen, kosteten tausende

Menschen das Leben und verursachten hohe

Wirtschaftsschäden, die sich alleine in der

Landwirtschaft auf 10 Milliarden Euro beliefen.

Die Zahl der von Dürre (oder einem zeitweiligen

Rückgang der Wasserzufuhr) betroffenen

Gebiete und Menschen erhöhte sich von 1976

bis 2006 um 20 %. Es wird damit gerechnet,

dass sich der Wassermangel in naher Zukunft

weiter verschärft, wenn die Temperaturen

infolge des Klimawandels weiterhin steigen.

Gleichzeitig wird sich der Druck auf die immer

knapperen Wasserressourcen infolge des

veränderten und konkurrierenden Wasser-

bedarfs für Landwirtschaft, Trink- und

Brauchwasser und Umwelt-/Naturströme

weiter erhöhen. Eine Anpassung von

Nachfrage- und Angebotssystemen ist

erforderlich, um künftig hohe Kosten zu

vermeiden. Viele europäische Länder

entwickeln politische Konzepte und

Strategien zur Anpassung an Trockenheit.

Ihre Umsetzung steckt jedoch noch in den

Kinderschuhen. Es bedarf noch zahlreicher

Untersuchungen, um die Wirksamkeit von

Anpassungsmaßnahmen in Dürre- und

Wassermangelperioden zu erproben und

wichtige Stakeholder und Nutzer in die

Planung und Beschlussfassung einzubeziehen.

Die Zeit, dass Dürre und Wasserknappheit

nur in den heißen und trockenen Mittelmeer-

gebieten auftraten, ist vorbei. Mittlerweile wird

auch Nordwesteuropa mit diesem Problem

konfrontiert. Obwohl das Problem nicht

übermäßig sichtbar ist, müssen rechtzeitig

Maßnahmen ergriffen werden, um die Kosten

einzudämmen und Schaden zu vermeiden.

’Die Hitzewelle und Dürre, die Europa im Sommer 2003

trafen, kosteten tausende Menschen das Leben und

verursachten hohe Wirtschaftsschäden, die sich alleine

in der Landwirtschaft auf 10 Milliarden Euro beliefen.’

DROP Handbuch | 11

Die Aufgabe

Naturschutz, Produktion von Trink-

wasser und landwirtschaftliche

Erzeugung finden in der natürlichen

Umgebung häufig nebeneinander

statt. Der Wasserbedarf dieser

Sektoren steht jedoch nicht immer

miteinander im Einklang. Gerade in

Dürreperioden sollte dieser Bedarf

abgestimmt werden. Wenn Konflikt-

situationen auftreten, ist es wichtig,

dass die Widerstandsfähigkeit

von Naturgebieten erhöht wird,

damit negative Auswirkungen auf

Fauna und Flora ohne schädliche

Folgen für die angrenzende

Flächennutzung oder Trinkwasser-

gewinnung vermieden werden.

Obwohl die unterschiedlichen

Interessenslagen auf den ersten

Blick widersprüchlich erscheinen,

gibt es verschiedene Möglichkeiten

für eine Zusammen arbeit, die sich

positiv auf die Anpassung und

Widerstands fähigkeit in allen Sektoren

auswirkt. Die Aufgabe besteht darin,

Governance-Strukturen und praktische

Maßnahmen zu finden, die den

Natur schutz mit einer wirtschaftlich

vertretbaren und nachhaltigen

Landwirtschaft und Trinkwasser-

produktion vernetzen.

Pilotprojekt

NaturAllgemeine Einleitung

Die Effekte des Temperaturanstiegs und von Dürre auf die Natur sind nicht nur vielfältig

und komplex, sondern auch sehr weitreichend. Während einer Dürreperiode sinkt der

Grundwasserspiegel, konkurriert die Vegetation um Wasser, wodurch sie vertrocknet,

und es kann eine beschleunigte Mineralisierung (Eutrophierung) auftreten. Untersuchungen

haben ergeben, dass die zunehmende Dürre zum Teil für die vermehrte Emission von CO2

in die Atmosphäre verantwortlich ist, und zwar infolge der verstärkten Zersetzung von

totem organischem Material, beispielsweise in Moorgebieten. In Twente (NL) und Somerset

Levels (UK) wurden verschiedene innovative Maßnahmen im Zusammenhang mit Dürre

und Naturschutz erprobt und umgesetzt. Diese Projekte zeigen, wie sich Landwirtschaft

und Naturschutz miteinander vereinen lassen. Dieser Effekt lässt sich zusätzlich verstärken,

indem bei Landwirten und Naturschutzorganisationen durch Sensibilisierung und Einbindung

in die Maßnahmen ein Verantwortungsbewusstsein entwickelt wird.

’Wir möchten die richtige Menge Wasser in der

richtigen Qualität am richtigen Ort zur richtigen Zeit.’

DROP Handbuch | 13

Region

Twente, Niederlande

Projektumfang

Vom Landwirtschaftsbetrieb (weniger als 1 km2)

bis zum Einzugsgebiet (100 km2)

Projektverantwortung

Waterschap Vechtstromen

In Zusammenarbeit mit

Provinz Overijssel, Städten und Gemeinden

und Staatsbosbeheer.

Weitere Informationen

Waterschap Vechtstromen

www.vechtstromen.nl

Koen Bleumink: [email protected]

Fakten

T W E N T E | N I E D E R L A N D E

’Die grundwassersensible

Flora reagiert sehr schnell

auf wasserstandserhöhende

Maßnahmen. Innerhalb kürzester

Zeit gedeihen in dem Gebiet

besondere Pflanzen.’

Aufgabe

Die erste Aufgabe bestand darin, die Flexibilität und

Rückhaltekapazität des Gewässersystems zu erhöhen,

um die Natur und die Landwirtschaft bei Dürre­ und

Hochwasserereignissen zu unterstützen. Die zweite

Aufgabe bestand in der Sensibilisierung der Betroffenen.

Maßnahmen können ef fizienter umgesetzt werden,

wenn die Stakeholder sich der Folgen schwerer

Dürren bewusst sind. Die dritte Aufgabe umfasste

die Entwicklung eines gemeinsamen, umfassenderen

Ansatzes für eine Vielzahl von kleinen Einzelprojekten.

Pilotprojekt Natur ›

Waterschap Vechtstromen

Region Twente

1T W E N T E | N I E D E R L A N D E

DROP Handbuch | 15

Beschreibung des Pilotprojekts

Kontext

Der Wasserverband ’Waterschap

Vechtstromen’ im Osten der Niederlande

ist für die Wasserwirtschaft und Abwasser-

reinigung in der Region Twente zuständig.

In den vergangenen Jahren ist in trockenen

Sommern Wasserknappheit auf den Sand-

böden im Nordosten der Region Twente

aufgetreten. Infolge des Klimawandels

nimmt der durchschnittliche jährliche

Niederschlagsüberschuss (Niederschlag

abzüglich Verdunstung) ab. Das bedeutet,

dass schon bald weniger Wasser verfügbar

ist, was sowohl für die Landwirtschaft als

auch für die Natur durch Schäden an Nutz-

pflanzen und an der terrestrischen und

aquatischen Natur problematisch ist.

Ca. 90 % der Gewässer im Nordosten von

Twente führen bereits zu wenig Wasser oder

trocknen aus. Die Austrocknung hat eine

große Auswirkung auf das Leben im Wasser.

Niedrigere Grundwasserstände verringern

den Gewässerabfluss. Dieser Effekt tritt

insbesondere im Frühjahr und Sommer auf,

wenn die Niederschlagsmengen niedrig

sind und der Wasserstand im Fluss vom

Grundwasser aufrechterhalten wird.

Die Austrocknung wird nicht nur Schäden

an der Lebensgemeinschaft in Flüssen und

in Flusstälern verursachen, sondern auch auf

höher gelegenen Flächen im Einzugsgebiet.

Die Folgen für das Einzugsgebiet sind

erheblich und können nur teilweise durch

Maßnahmen beseitigt werden.

Strategie und Maßnahmen

Es wurden sieben Maßnahmen ausgeführt,

in deren Rahmen Entwässerungssysteme

entfernt, Gräben zugeschüttet, Gewässer

vertieft und Rückhalteflächen angelegt

wurden. Es wird damit gerechnet,

dass diese Maß nahmen zu einer Anhebung

des Grund wasserstands führen, wodurch

ein Wasser puffer für trockene Perioden

entsteht. Darüber hinaus wurden Wasser-

bewirtschaftungspläne für fünfzehn Land-

wirtschaftsbetriebe erstellt und es wurden

zwei Forschungsprojekte in Bezug auf

eine pegelgesteuerte Entwässerung und

Reduzierung des Oberflächenabflusses

durchgeführt.

Wasserbewirtschaftungspläne

Gemeinsam mit den Landwirten wurden

speziell auf ihre individuelle Situation

abgestimmte Wasserbewirtschaftungspläne

erstellt. Die Pläne enthalten praktische

Informationen darüber, wie das Wasser-

gleichgewicht durch Wasserrückhalt

beeinflusst werden kann. Von diesen

Maßnahmen profitieren sowohl die Landwirte

als auch die angrenzenden Naturgebiete.

Diese Pläne zielen auf die Entwicklung von

Maßnahmen zur Anpassung an Trockenheit

ab, die zwar einen kleineren Umfang haben,

jedoch in das Gesamtkonzept für das Gebiet

passen. Die intensive Kommunikation mit

den Landwirten hat eine Sensibilisierung

für das Thema bewirkt und auch andere

Stakeholder angeregt, sich mit der

Anpassung an Trockenheit zu befassen.

DROP Handbuch | 17

Governance

In den Niederlanden wird das Problem

der Dürre und Wasserknappheit erst

seit kurzem als solches erkannt.

Die staatlichen Präventivmaßnahmen

beschränken sich auf freiwillige

Vereinbarungen. Vor diesem Hinter-

grund sind Partnerschaften mit

möglichst vielen Stakeholdern am

erfolgversprechendsten. In Twente

wurde eine intensive Zusammenarbeit

mit den Stakeholdern entwickelt.

Es wurde ein Vertrauensnetzwerk

aufgebaut. So werden bei der Planung

von Maßnahmen zur Dürrebekämpfung

die Sichtweisen und Ziele der ver-

schiedenen Partner berücksichtigt.

Dadurch entsteht Kohärenz und es

wird eine erfolgreiche Umsetzung

von Maßnahmen ermöglicht.

Darüber hinaus kann diese

Vorgehensweise als erfolgreiche

Anpassung im Umgang mit einem

in vielerlei Hinsicht zersplitterten

Governance-Kontext für die

Umsetzung von Maßnahmen

zur Dürreprävention gelten.

Während Inkohärenz und

Zersplitterung normalerweise

zu einem Patt und schließlich zum

Desinteresse führen, ist in Twente

das Bewusstsein entstanden,

dass die Beteiligten aufeinander

angewiesen sind und dass sie nicht

die Dominanz des anderen fürchten

müssen.

Erprobung eines pegelgesteuerten

Entwässerungssystems in der Nähe

eines Naturschutzgebiets

Viele Vertreter der Wasserwirtschaft halten

die pegelgesteuerte Entwässerung für das

beste Mittel, um die Erschöpfung der Wasser-

ressourcen zu verringern und die landwirt-

schaftliche Nutzung von Flächen zu optimieren.

Für diese Annahme fehlte jedoch bisher

eine gute theoretische Beweisführung.

Über die Auswirkungen der pegelgesteuerten

Entwässerung auf die Natur ist relativ wenig

bekannt. Eine Studie im Naturschutzgebiet

Duivelshof, das inmitten von Flächen liegt,

die durch intensive Landwirtschaft ausgetrock-

net sind, zielte auf die Wasserversorgung

der Natur und der Landwirtschaft bei lang

anhaltenden Dürren ab. Die Waterschap

Vechtstromen hat zu diesem Zweck ein

pegelgesteuertes Entwässerungssystem

in Verbindung mit der Erhöhung der Entwäs-

serungsbasis eines kleinen, aus getrockneten

Naturschutzgebiets eingerichtet.

Untersuchungen und Maßnahmen zur

Reduzierung des Oberflächenabflusses

Oberflächenabflüsse im Nordosten der Region

Twente lassen sich in der Regel auf hügligem

Gelände beobachten, auf dem Erdschichten

mit einer geringen Durchlässigkeit an die

Oberfläche treten. Extreme Niederschlags-

ereignisse können in Verbindung mit

undurchlässigen oberen Erdschichten zu

einer Wasseransammlung an der Oberfläche

führen. Wenn die Niederschläge kurz nach

der Bodendüngung auftreten, bilden sich

Pfützen mit hohen Phosphatkonzentrationen

und es gelangen Phosphate in Oberflächen-

gewässer (Eutrophierung). Es wurden

Untersuchungen zur Beurteilung der poten-

ziellen Effekte möglicher Maßnahmen zur

Reduzierung des Oberflächenabflusses

durchgeführt (u.a. Konturpflügen und

Errichtung von Erdwällen an tiefer gelegenen

Feldabschnitten für die Versickerung von

Niederschlägen).

DROP Handbuch | 19

Standort

Somerset Levels, Großbritannien

Projektumfang

100 km2, 60.000 Einwohner

Pilotprojektverantwortung

Somerset County Council

In Zusammenarbeit mit

Farming & Wildlife Advisory Group South West

(FWAG SW), Royal Society for the Protection of Birds

(RSPB), Naturschutzverbänden, Landwirten und

(privaten) Grundstückseigentümern.

Weitere Informationen

Somerset County Council

www.somerset.gov.uk

Steve Dury: [email protected]

Fakten

S O M E R S E T | G R O S S B R I T A N N I E N

’Es ist eine große Herausforderung,

nach dem Extremhochwasser

im Jahr 2013 das Thema Dürre

anzusprechen. Wir arbeiten

an Maßnahmen, die sowohl

auf Hochwasser als auch auf

Dürre abzielen.’

Pilotprojekt Natur ›

Somerset County Council

Region Somerset

2S O M E R S E T | G R O S S B R I T A N N I E N

Aufgabe

Die Aufgabe bestand darin, die Bedürfnisse des Naturschutzes

und die Anforderungen und Bedürfnisse der Landwirtschaft

bei der Anpassung an Trockenheit miteinander in Einklang

zu bringen. Zu diesem Zweck war eine Überarbeitung der

wasserwirtschaftlichen Infrastruktur und des Governance­

Kontextes erforderlich. Es wird damit gerechnet, dass der

Klimawandel erhebliche Folgen für die Landwirtschaft und

die Bodenbewirtschaftung haben wird. Vor dem Hintergrund

dieser Erkenntnis waren Maßnahmen für die Erhaltung von

Gewässersystemen erforderlich und es mussten innovative

Maßnahmen für das Wassermanagement untersucht werden.

DROP Handbuch | 21

Beschreibung des Pilotprojekts

Kontext

Die Somerset Levels sind ein dünnbesiedeltes

Feuchtgebiet im Herzen der Grafschaft

Somerset. Das Gebiet besteht aus

Seetonebenen an der Küste und Moorböden

im Inland. Die Moorböden der Somerset

Levels umfassen zahlreiche verschiedene

Ökosystemfunktionen wie etwa Nahrungs-

mittelerzeugung, Funktion als natürliches

Habitat, CO2-Speicherung und Schutz der

Kulturlandschaft. Die Moorböden reagieren

empfindlich auf plötzliche und irreversible

Veränderungen, die eine unmittelbare Folge

von Dürre sind. Bei diesen Veränderungen

kann es sich um eine Absenkung des Bodens

durch Wasserverlust handeln, was wiederum zu

Problemen führt, den künstlich eingestellten

Wasserstand auf Landschaftsebene noch in

einem effektiven Kosten-Nutzen-Verhältnis

aktiv zu regulieren. Aus diesem Grund ist

eine solide Wasserwirtschaft in diesem Gebiet

eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt

von typischen Landschaftselementen wie etwa

exponierten Moorböden oder der Flora und

Fauna in Feuchtgebieten (Wiesen, Gräben).

In Somerset lassen sich infolge des Klima-

wandels veränderte Niederschlagsmuster

feststellen, die sich vermutlich in Form

von niederschlagsreicheren Wintern und

trockeneren Sommern manifestieren werden.

Die Folgen für die Bodenbewirtschaftung

und die Landwirtschaft sind einschneidend.

Zur Erzielung einer höheren Stabiltät bei sich

veränderndem Klima müssen die Infrastruktur

der Wasserwirtschaft und die Governance-

Bedingungen überarbeitet werden. Das Gebiet

benötigt Wasserrückhaltemöglichkeiten im

Winter zur Verringerung des Hochwasserrisikos

und zur Speicherung des geringfügigen

Sommerniederschlags. Für die Wasser-

retention gibt es verschiedene Möglichkeiten,

beispielsweise die Einrichtung von Rückhalte-

flächen in Flussauen, die Schaffung von

Feuchtgebieten als Lebensraum, von Teichen

zur Wasserspeicherung sowie Wasserrecycling,

Sammelschächte und -becken. In Bezug auf

Landwirtschaftsbetriebe wird sich der Klima-

wandel voraussichtlich ganz erheblich auf die

Bodenbewirtschaftung und die Landwirtschaft

auswirken.

Landwirte werden Maßnahmen zur Einsparung

von Wasser ergreifen und innovative Wasser-

wirtschaftsmethoden in der Landwirtschaft

ausprobieren müssen. Auch Naturschützer

haben bereits die Notwendigkeit erkannt,

auf Gebietsebene einer Landschaft zu arbeiten,

um Probleme mit verstreuten und isolierten

Lebensräumen angemessen zu erfassen.

Der Klimawandel bietet einen zusätzlichen

Anreiz auf Gebietsebene auch beim Manage-

ment und der Anpassung an Hochwasser

und Trockenheit zu agieren. Es besteht die

Notwendigkeit, dass ein Gebiet als Landschaft

erfasst wird, in der sich Flora und Fauna

beim Klimawandel angemessen und damit

nachhaltig verändern können.

DROP Handbuch | 23

Strategie und Maßnahmen

Somerset hat eine Reihe innovativer Methoden

zur Erhöhung der Dürrebeständigkeit

ein geführt. Die landwirtschaftliche Beratungs-

organisation FWAG SW hat am Oberlauf

des Flusses Parrett Modelle und einen

Technologietransfer in Bezug auf Bewässe-

rungspläne und das Wasserversorgungs-

management entwickelt. Der Wasserbedarf

für landwirtschaftliche Zwecke (u.a. Kartoffel-

anbau) ist in diesem Gebiet des ’Upper

Parrett’ hoch, und der in Zusammenhang

mit der Bewässerung erforderliche Wasser-

bedarf muss dringend reduziert werden.

Die Entnahme von Bodenfeuchtigkeitsproben

und die Datenanalysen haben einen wirk-

sameren und wirtschaftlicheren Einsatz

von Wasser für die Bewässerung ermöglicht.

Darüber hinaus hat FWAG SW in Zusammen-

arbeit mit Landwirten Versuche mit ver-

schiedenen bodendeckenden Pflanzenarten

zur Bildung von organischem Material durch-

geführt. Eine gesunde Bodenstruktur und

große Mengen organischer Stoffe sind eine

wichtige Voraussetzung für eine Beständigkeit

gegen über den Auswirkungen von Vernässung

und Aus trocknung. Dies ist insbesondere

für Ackerbaubetriebe wichtig, in denen

aufgrund der Entfernung von Biomasse

weniger organisches Material nachgeliefert

als entnommen wird. Die Ergebnisse belegen,

dass diese Methoden erfolgreich waren;

sie führten zu einer Erhöhung der organischen

Boden substanz, der Wasserspeicherfähigkeit

des Bodens, der Aktivität der Bodenmikro-

organismen und der Zahl der Regenwürmer

sowie zu einer Verringerung der Bodendichte.

’Somerset muss Fehl anpassungen zwischen

diesen beiden Handlungsfeldern verhindern

und die Anpassungsmaßnahmen für Hochwasser

und Dürren integrieren.’

Governance

Die Dürreperiode im Süden

Englands in dem Zeitraum 2010-2012

hat eine erhebliche Beschleunigung

der Anpassungs-, Vorbereitungs-

und Kommunikationsprozesse im

Zusammenhang mit Dürre und

Wasserknappheit bewirkt.

Mittlerweile wurden Dürre und

Wasserknappheit in unterschiedlicher

Form in die Wasser- und Krisen-

planung verschiedener Stakeholder

integriert, zu denen u.a. die regionalen

Wasserwerke, die Environment

Agency, der zuständige Wasser-

und Bodenverband und andere

Vertreter von Kommunen und

Beratungsstellen gehören.

Während und nach dieser Dürre-

periode hat man sich verstärkt um

die Koordinierung der Aktivitäten

der Betroffenen für Dürre und die

Wasserknappheit bemüht. Dies ist

eine Verbesserung im Vergleich zu

der fragmentierten Planung und

Kommunikation in Bezug auf Dürre

und Wasserknappheit in der Ver-

gangenheit. Da das Gebiet jedoch

auch hochwassergefährdet ist

(z.B. in den Wintern 2012 und 2013/14),

muss Somerset Fehlanpassungen

zwischen diesen beiden Handlungs-

feldern verhindern und die

Anpassungsmaßnahmen für

Hochwasser und Dürren integrieren.

In einer bewirtschafteten Landschaft des

Flachlandes ist der Erhalt von Moorböden und

der damit zusammenhängenden Lebensräume

von einem funktionierenden Gewässersystem

abhängig. In Dürreperioden können Probleme

im Gewässersystem eine Unterbrechung

der Wasserversorgung größerer Gebiete

verursachen, was zu einer Austrocknung der

Moorböden führt. Die Naturschutzverbände

RSPB und Somerset Wildlife Trust haben eine

Bestandsaufnahme der Probleme in dem

Gewässersystem von Naturschutzgebieten

vorgenommen, damit Maßnahmen zur

Verbesserung der Wasser zufuhr geplant

und umgesetzt werden können.

Ebenso wie an anderen Orten in Nordwest-

europa lässt sich etwa seit Beginn des

neunzehnten Jahrhunderts ein beträchtlicher

Rückgang von Flachlandhochmooren fest-

stellen. In Großbritannien hat sich die Fläche

des überwiegend unberührten Flachland-

hochmoores um schätzungsweise 94 %

verringert. Der Großteil des Moores ist

dem Torfabbau und der landwirtschaft lichen

Intensivierung zum Opfer gefallen. Die ver-

streuten Restmoore, die sich jetzt allesamt in

Naturschutzgebieten befinden, liegen höher

als das abgetragene Umland und lassen

sich deswegen nur schwer feucht halten.

Die größten Hochmoorreste (ca. 20 ha in

Westhay Moor und ca. 10 ha in Street Heath)

werden vom Somerset Wildlife Trust verwaltet,

der gemeinsam mit RSPB ein umfassendes

Maßnahmenprogramm geplant und

um gesetzt hat, um die Dürrebeständigkeit

dieses empfind lichen, aber wertvollen

Lebensraums zu erhöhen. Die Maßnahmen

umfassten u.a. die Ausdünnung von Sträuchern,

die Renivellierung von Moorböden und die

Verbesserung von Strukturen zur Regen-

wasserspeicherung.

DROP Handbuch | 25

Die Aufgabe

In der Vergangenheit haben sich

bereits Dürren mit schweren Folgen

für die Agrarproduktion ereignet.

Es wird damit gerechnet, dass

Dürren infolge des wachsenden

Wasser bedarfs und des Klimawandels

künftig noch größere Auswirkungen

haben werden. Die Zunahme der

Häufigkeit, Dauer und Intensität von

Dürren und Wasserknappheit wird

zu größeren Risiken beim Anbau von

Nutzpflanzen und somit zu häufigeren

und schwereren dürrebedingten

Agrarkrisen führen.

Die Landwirtschaft steht vor der

Aufgabe, ihre nachhaltige Beständig-

keit gegenüber Dürre und Wasser-

knappheit zu erhöhen und gleichzeitig

wirtschaftlich lebensfähig zu bleiben.

Hierbei sind ihre Umwelt- und

Sozialwerte zu erhalten. Es wird

angenommen, dass die proaktive

Investition in Strategien und in die

Entwicklung von Landwirtschaftsmaß-

nahmen zur Anpassung an Trockenheit

günstiger sind als die Kosten, die der

Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft

infolge künftiger Dürren entstehen.

Das Pilotprojekt Natur hat bereits

einige Aspekte der komplexen

Zusammen hänge beleuchtet, wenn

man Natur schutzgebiete an die

Trockenheit anpasst, in denen auch

Landwirtschaft betrieben wird. Das

Pilotprojekt Landwirtschaft wird diese

komplexen Zusammenhänge aus der

Sicht der Landwirtschaft untersuchen.

Pilotprojekt

Land­wirtschaftAllgemeine Einleitung

Das Dürrephänomen kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Die meteorologische

Perspektive bezieht sich auf das Ausmaß der Dürre, gemessen an einem Normal- oder Durch-

schnittswert, und auf die Dauer der Dürreperiode. Die hydrologische Perspektive konzentriert

sich auf den – Monate oder Jahre dauernden – niedrigen Wasserabfluss in Fließgewässern

oder Speichern. Hydrologische Dürre kann ein natürliches Phänomen sein oder das Ergebnis

menschlicher Tätigkeiten, die auf der Kultivierung des Landes beruhen. Veränderungen in der

Landnutzung und der Umfang der Bodendegradation können die Stärke und Häufigkeit von

hydrologischen Dürren beeinflussen. Die agrarwirtschaftliche Perspektive bezieht sich auf den

Effekt von meteorologischer und hydrologischer Dürre auf die Agrarproduktion und konzentriert

sich auf Niederschlagsdefizite, Differenzen zwischen aktueller und potenzieller Evapotranspiration,

Bodenwasserdefizite, niedrige Grundwasserpegel, Speichervorräte und so weiter. In Flandern (B)

wurden Instrumente für die Modellierung des Einflusses auf und die Überwachung von agrarwirt-

schaftlicher Dürre entwickelt. In Salland (NL) wurde ein Pumpwerk mit einer innovativen Steuerung

errichtet, das Wettervorhersagen nutzt.

’Die Bewältigung der Auswirkungen von Dürre auf die

Landwirtschaft erfordert die Anpassung von bestehenden

Instrumenten für diese neuen Herausforderungen und

zwingt verschiedene Interessensgruppen gemeinsame

Lösungen zu erarbeiten.’

DROP Handbuch | 27

Region

Flandern, Belgien

Projektumfang

In ganz Flandern wurden Dürre-Indikatoren für die Über-

wachung entwickelt. Für die Einzugsgebiete der Velpe und

der Dommel wurden hydrologische Modelle entwickelt.

Projektverantwortung

Vlaamse Milieumaatschappij

In Zusammenarbeit mit

Verschiedenen Referaten und Dienststellen der

flämischen Regierung, Vertretern von Wasserbehörden,

Landwirtschaftsverbänden, lokalen Behörden.

Weitere Informationen

Vlaamse Milieumaatschappij (VMM)

www.vmm.be, www.waterinfo.be

Willem Defloor: [email protected]

Fakten

F L A N D E R N | B E L G I E N

’Ein besseres Verständnis

des Auftretens und der Effekte

von Dürren sorgt für effektivere

und effizientere Zukunfts­

strategien zur Anpassung

an und zur Bekämpfung

von Trockenheit.’

Aufgabe

Die Aufgabe bestand darin eine Methode zu entwickeln,

die eine Überwachung und Berichterstattung über den

Zustand der Trockenheit in Flandern beinhaltet und so ein

proaktives Wassermanagement ermöglicht. Dieses beinhaltet

auf der Ebene Flanderns eine Abschätzung der Auswirkungen

von Dürre auf die Landwirtschaft sowie die Bewertung von

Maßnahmen für die Anpassung an die Trockenheit und für

eine Bekämpfung der Dürre.

Pilotprojekt Landwirtschaft ›

Vlaamse Milieumaatschappij

Region Flandern

1F L A N D E R N | B E L G I E N

DROP Handbuch | 29

Kontext

Die vorhandenen Überwachungs- und

Model lierungstools der Wasserwirtschaft

sind wesentlich stärker auf Hochwasser aus-

gerichtet als auf Dürre. Dennoch können

landwirtschaftliche Dürren schwere soziale

und wirtschaftliche Folgen haben, wenn sie

nicht korrekt vorhergesagt und überwacht

werden. In Flandern musste eine Auswahl

von Indikatoren für die Überwachung und

Berichterstattung über den Dürrezustand

getroffen werden. Zudem müssen bestehende

hydrologische Modelle dahingehend

angepasst werden, dass sie für die

Modellierung niedriger Abflüsse und

zur Unterstützung bei der Formulierung

von Strategien für die Anpassung an Trocken-

heit für die Landwirtschaft verwendet werden

können. Mit diesem Projekt wurden zwei

Ziele verfolgt: zum einen die Einrichtung von

geeigneten Tools für die Dürreüberwachung

und Impact-Modellierung, und zum anderen

die Bereitstellung wichtiger Informationen

für künftige Dürremanagementstrategien.

In diesem Pilotprojekt wurden Dürreüber-

wachungsindikatoren für ganz Flandern

entwickelt. Spezifische Dürre-Impact-Modelle

wurden für die Einzugsgebiete der Velpe

(141 km²) in der belgischen Lehmregion und

für das Einzugsgebiet der Dommel (176 km²)

auf Sandböden in Ostflandern entwickelt.

Beschreibung des Pilotprojekts

Strategie und Maßnahmen

Es wurde ein operatives Indikatorenset für die

Dürreüberwachung und -berichterstattung

entwickelt (u.a. standardisierter Niederschlags-

index, Niederschlagsdefizit, standardisierter

Gewässerabflussindex). Mit diesen Indikatoren

können unterschiedliche Dürre-Arten (meteo-

rologische, agrarwirtschaftliche und hydro-

logische Dürre) auf lokaler Ebene (Messstation)

und auf einer übergeordneten Ebene (in diesem

Fall Flandern) überwacht werden. Die Integration

dieser Indikatoren in den bestehenden Daten-

management- und Berichterstattungsrahmen

bei VMM wirkte sich positiv auf eine wirksamere

Berichterstattung über den Dürrezustand aus

und ist gleichzeitig ein technischer Schritt

hin zur Entwicklung einer integralen Wasser-

wirtschaftsstrategie, die sowohl auf hohe

Abflüsse (Hochwasser) als auch auf niedrige

Abflüsse (Dürren) abzielt. Im Jahr 2014 wurde

gemeinsam mit fünf flämischen Wasser behörden

das Webportal www.waterinfo.be eingerichtet.

Dürre ist eines der vier Kernthemen dieses

Portals. Auf dieser Website werden die Dürre-

Indikatoren veröffentlicht, die im Rahmen des

DROP-Pilotprojekts entwickelt werden.

Es wurden Modellierungstools entwickelt,

die sich mit den Auswirkungen von Dürren auf

verschiedene Aspekte des Gewässersystems

(u.a. Bodenfeuchte, Gewässerabfluss) und

auf die Agrarproduktion (Ertragseinbußen)

befassen.

Niederländische und flämische Stakeholder aus dem Agrarsektor diskutieren während

eines Treffens mögliche Lösungen für die dürrebedingte Landwirtschaftsproblematik.

DROP Handbuch | 31

’Die Modellierungs­

ergebnisse für die

Pilot­Einzugsgebiete

lassen unterschiedliche

Dürre­Effekte erkennen.’

Für die beiden Pilot-Einzugsgebiete wurden

SWAT- (Soil and Water Assessment Tool) und

SWAP- (Soil - Water - Atmosphere - Plant)

Modelle eingerichtet. Mit diesen Modellen

können die Folgen von Dürre für die Wasser-

versorgung und die Nutzpflanzenproduktion

eingeschätzt werden. In der Vergangenheit

aufgetretene Dürren (zum Verständnis der

aktuellen Dürre-Effekte), aktuelle Dürren

(für operative Dürrewirtschaft) und prognos-

tizierte künftige Dürren (zur Unterstützung von

Maßnahmen zur Anpassung an Trockenheit)

können modelliert werden. Die Modellierungs-

ergebnisse für die Pilot-Einzugsgebiete lassen

unterschiedliche Dürre-Effekte erkennen,

je nach Schwere der Dürre, Jahreszeit,

in der die Dürre auftritt, und Boden- und

Nutzpflanzenart.

Während sich die derzeitigen Modellierungs-

ergebnisse auf die Projektgebiete beschränken,

wird der künftige Einsatz dieser Modellierungs-

tools in ganz Flandern wesentliche Infor-

mationen zur Unterstützung der Entwicklung

einer Strategie zur Anpassung an Trockenheit

und zur Dürrebekämpfung in Flandern

vermitteln. Im Rahmen der Modellierung

für die Projektgebiete werden ebenfalls

Wissens- und Informationslücken beschrieben,

die durch weitere Modellverbesserungen

und eine intensivere Zusammenarbeit von

verschiedenen Experten und Stakeholdern

zu schließen sind. Es fehlen beispielsweise

exakte Angaben zur Bodenfeuchte; dies ist

eine wichtige Variable für die Beurteilung

von Dürre-Effekten auf die Agrarproduktion.

Governance

’Ein starker Governance­Kontext

für die Anpassung an Trocken­

heit setzt jedoch nicht nur

die Entwicklung technischer

Fachkenntnisse voraus,

sondern auch Mechanismen

zur Anregung der Beteiligung

relevanter Stakeholder.’

In Flandern ist die Vlaamse Milieu-

maatschappij (VMM) der wichtigste

Akteur bei der Sensibilisierung für die

Trockenheitsproblematik in der Region.

Im Allgemeinen sind sich viele Stake-

holder-Gruppen nur in begrenztem

Umfang der Problematik von Dürre

bewusst. Die VMM möchte dies ändern,

indem sie eine wissenschaftliche Basis

und damit Argumente für praktische

Maßnahmen liefert, die Stakeholder

bei Dürre ergreifen sollten. Aus diesem

Grund hat die VMM wissenschaftliche

Ergebnisse zur Stärkung des Bewusst-

seins und als Basis für eine Diskussion

über mögliche Maßnahmen zur An-

passung an Trockenheit in der Region

eingesetzt. Eine dieser Maß nahmen

ist beispielsweise die Ent wicklung

von Trockenheits-Indikatoren für die

Landwirtschaft.

Einen ähnlichen Ansatz hat die VMM

bereits erfolgreich im Hochwasser-

bereich entwickelt. Bei der regionalen

Sensibilisierung für die Dürreproble-

matik wird also eine durchgängige

’organisatorische Logik’ eingehalten.

Ein starker Governance-Kontext für die

Anpassung an Trockenheit setzt jedoch

nicht nur die Entwicklung technischer

Fachkenntnisse voraus, sondern auch

Mechanismen zur Anregung der

Beteiligung relevanter Stakeholder.

Die Dürreproblematik wird mittlerweile

in einigen Strategien und Leitbildern

berücksichtigt und es wurden ver-

schiedene politische Instrumente

entwickelt. Diese Instrumente stammen

aus unterschiedlichen Strategien,

weshalb die Kohärenz und Synergie

zwischen diesen Instrumenten fehlt.

Diese Lücke muss mit Hilfe eines Mess-

programms in den Projektgebieten

geschlossen werden.

Der implementierte Dürreüberwachungs-

und Modellierungsrahmen kann von

Entscheidungs trägern wie Wasserbehörden,

dem Landwirtschaftsministerium und den

Landwirtschaftsverbänden zur Analyse der

Auswirkungen von Dürre und die Ergreifung

geeigneter Maßnahmen genutzt werden.

Wenngleich dieser Rahmen in erster Linie

auf die Landwirtschaft abzielt, kann er auch

auf dürreempfindliche Naturschutzgebiete,

Grundwasserentnahmen, die Gewässergüte

und die Navigation auf Wasserstraßen

übertragen werden. Gleichzeitig wurde

eine Koordinierungsplattform eingerichtet,

an der alle staatlichen Stellen und lokalen

Organisationen im Bereich der Wasser-

wirtschaft und Landwirtschaft beteiligt sind.

Mit dieser Plattform wird die Zusammenarbeit

der verschiedenen Stakeholder, zu denen u.a.

das flämische Landwirtschaftsministerium,

regionale und nationale Wasserbehörden,

die Provinzen und die Kommunen gehören,

gefördert. Ziel ist es, diesen Ansatz dahin-

gehend weiterzuentwickeln, dass er auch

in anderen Ländern genutzt werden kann.

DROP Handbuch | 33

Region

Salland, Niederlande

Projektumfang

Das Projekt ist Bestandteil eines größeren Projekts,

das sich über eine Fläche von 180 km2 erstreckt.

Pilotprojektverantwortung

Waterschap Groot Salland

In Zusammenarbeit mit

Provinz Overijssel, Landwirten,

Vitens (Wasserversorgungsunternehmen)

Weitere Informationen

Waterschap Groot Salland

www.wgs.nl/streukelerzijl

Hilde Buitelaar - van Mensvoort: [email protected]

Wilgert Veldman: [email protected]

Fakten

S A L L A N D | N I E D E R L A N D E

’Vertreter aus unterschiedlichen

Funktionen und Fachbereichen

haben sich getrof fen, um die

künftige Arbeitsweise des Systems

zu besprechen. Es ist gut, dass alle

diese verschiedenen Perspektiven

eingebunden sind.’

S A L L A N D | N I E D E R L A N D E

Aufgabe

Die Aufgabe im Rahmen dieses Projekts bestand darin,

ein Gewässersystem herzustellen, das nachhaltig auf

extreme und sich ändernde Witterungsbedingungen

reagiert. Hierzu wurde ein Einzugsgebiet in zwei

Einzugsgebiete aufgeteilt. Das neue Gewässersystem

wird hierdurch eine Doppelfunktion haben: Wasserzufluss

aus der Vechte in das Einzugsgebiet und Wasserabfluss

aus dem Einzugsgebiet in die Vechte.

Pilotprojekt Landwirtschaft ›

Waterschap Groot Salland

Region Salland

2

DROP Handbuch | 35

Kontext

Das Verbandsgebiet der Waterschap

Groot Salland (NL) liegt im Nordosten

der Niederlande. Das Einzugsgebiet der

Pumpwerke Streukelerzijl und Galgenrak

im nordöstlichen Teil des Waterschaps-

Gebiets ist aufgrund eines unzureichenden

Entwässerungssystems hochwassergefährdet.

Mit diesem Projekt soll dieses ca. 18.000 ha

große Einzugsgebiet vor Hochwasser und

Dürre geschützt werden. Dafür ist ein

Gewässersystem erforderlich, das in der

Lage ist, genügend Wasser unter nassen

und trockenen Witterungsbedingungen

abzuleiten bzw. zuzuleiten und zusätzlich

rasch und zweckmäßig auf sich ändernde

Witterungsbedingungen zu reagieren.

Eine wichtige Voraussetzung für eine gut

funktionierende Wasserbewirtschaftung ist

ein geeigneter Mechanismus zur Regulierung

des Gewässersystems. Darüber hinaus stand

das Projekt vor der Aufgabe, einen Einblick in

die Frage zu bekommen, wie die Zusammen-

arbeit mit allen Beteiligten angeregt und ver-

bessert werden kann, damit neue Maßnahmen

zur Vermeidung von dürrebedingten Einbußen

in der Landwirtschaft entstehen können.

Beschreibung des Pilotprojekts

Strategie und Maßnahmen

Ein Großteil des Einzugsgebiets wurde

zur Bildung eines neuen Einzugsgebiets

abgetrennt. Dies geschah aus zwei Gründen:

um die Grundwasserentnahme des Wasser-

versorgungsunternehmens auszugleichen

und um die Wasserversorgung der landwirt-

schaftlichen Betriebe im Einzugsgebiet

sicher zu stellen. Zwei neue Bauwerke im

Gewässersystem und ein geplantes Pump-

werk an der Vechte werden gemeinsam die

ordnungsgemäße Entwässerung dieses neuen

Einzugsgebiets gewährleisten. Die neuen

Pumpwerke haben eine Doppelfunktion:

sie leiten Wasser in die Vechte ab und pumpen

Wasser aus der Vechte in das Einzugsgebiet.

Bis das neue große Zu- und Ableitungs-

pumpwerk an der Vechte seinen Betrieb

aufnimmt, wird für die Wasserversorgung

des neuen Einzugsgebiets eine provisorische

Wasserzuleitung eingesetzt, die sich oberhalb

des geplanten Pumpwerks befindet. Das aus

dem neuen Einzugsgebiet abgeleitete Wasser

wird vorübergehend über einen bestehenden

Wasserlauf in nordwestliche Richtung

abgeleitet.

Eröffnung des Projekts Streukelerzijl. Schulkinder geben das Startzeichen

für die Inbetriebnahme des Pumpwerks.

DROP Handbuch | 37

Governance

’Der Fokus der EU­ und

nationalen Politik auf

die Bewirtschaftung des

Einzugsgebiets hält die

regionalen Wasserbehörden

zur Koordinierung ihrer

Tätigkeiten an.’

Bei dem Projekt wurde ein starker

Governance-Kontext festgestellt.

Der Fokus der EU- und nationalen

Politik auf die Bewirtschaftung des

Einzugsgebiets hält die regionalen

Wasserbehörden zur Koordinierung

ihrer Tätigkeiten an. Bei einer regio-

nalen Initiative handelte es sich um

die Entwicklung und Umsetzung

einer gemeinsamen Bewässerungs-

politik, die auf einen ausgewogenen

Wasser verbrauch von Landwirt-

schaftsbetrieben in der Nähe von

Naturgebieten abzielt. Die Prüfung

des Governance-Kontextes hat

ergeben, dass sich alle Stakeholder

bei der Besprechung des Themas

’Bewässerung’ auf Wasser (-mangel)

konzentrierten. Diese Sichtweise

ist in der Region stark kulturell und

historisch verwurzelt. Der Fokus der

Politik ver lagerte sich daraufhin zur

Zonen einteilung, einer Lösung,

die darauf abzielt, das knappe

Wasser in Dürreperioden der Natur

vorzubehalten. Aus der Governance-

Analyse ergaben sich jedoch auch

Hinweise darauf, dass die Stakeholder

durch die Teilnahme an der regionalen

Initiative dazu neigen, die Dürre-

problematik als Einzelphänomen

zu betrachten. Im Rahmen einer

regionalen Initiative, die auf den

Erhalt und die Verbesserung der

Wasservorräte in der Region abzielt,

lernen die Stakeholder nämlich,

Dürre als Einzelphänomen zu

betrachten, das die mögliche

’Verwundbarkeit’ und die

’Anpassungsfähigkeit’ ihrer

Tätigkeiten beeinflusst.

Für dieses Gewässersystem mit Doppelfunk-

tion wurde außerdem eine Optimierungsstudie

durchgeführt. Die neuen Pumpwerke sind

daher mit einem neuen, innovativen Regel-

mechanismus ausgestattet, der sich auf die

Erkenntnisse der Optimierungsstudie stützt.

Dabei handelt es sich um ein ferngesteuer-

tes System, das an den Output von Wetter-

vorhersagemodellen gekoppelt ist.

DROP Handbuch | 39

Die Aufgabe

Abnehmende Wassermengen

brauchen innovative Lösungen zur

Gewährleistung der Gewässergüte

und eine Optimierung des Manage-

ments der Ressource Wasser in den

Reservoiren. Mit Hilfe von Stauanlagen

für die Wasserspeicherung kann die

natürliche Variabilität des Wassers

räumlich und zeitlich beeinflusst

werden. So lassen sich zu große

Wassermengen (Hochwasserschutz)

oder extrem niedrige Wasserstände

(Dürremanagement) regulieren.

Probleme können entstehen,

wenn Wasserspeicher mehrere

Nutzungszwecke und Benutzer

haben (z.B. Wasserversorgung,

Landwirtschaft, Tourismus, Natur-

schutz) und die Wasserverfügbarkeit

wegen geringerer Qualität oder

Quantität (z.B. geringer Niederschlag,

der zu niedrigeren Gewässerabflüssen

führt) begrenzt ist.

Allgemeine Einleitung

Weltweit haben zahllose nicht nachhaltige Bewirtschaftungsbeispiele gezeigt, dass Wassermangel

erhebliche wirtschaftliche und soziale Folgen haben kann. Geringere Abflüsse in Fließgewässern

sowie niedrigere Wasserstände in Seen und niedrige Grundwasserstände wirken sich negativ auf

die Qualität der Oberflächengewässer aus, da es weniger Wasser zum Verdünnen beispielsweise

von Schadstoffen gibt. Außerdem steht nicht genügend Wasser zur Verfügung, um den Bedarf

für Umwelt und Industrie sowie die Nachfrage von Privathaushalten nach aufbereitetem Wasser

zu decken. Mit Hilfe von Infrastruktureinrichtungen der Wasserwirtschaft (z.B. Überleitungen,

Talsperren und Entsalzungsanlagen) und effiziente Dürreüberwachungs- und Vorhersagesysteme

können kritische Zustände der Wasserknappheit vermieden oder gemanaged werden. Die Bilanz

von Angebot und Nachfrage sowie die Notwendigkeit der Einsparung und Effizienzsteigerung

auf der Nachfrageseite sind Bestandteil nachhaltiger Lösungen für den Umgang mit länger

anhaltendem Wassermangel. Lösungen für ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement

einschließlich der optimierten Bewirtschaftung von Talsperren mit Mehrfachnutzungen

sind weiterhin erforderlich, um die Beständigkeit gegenüber Dürre und Wasserknappheit zu

erhöhen. In Anbetracht der wirtschaftlichen Interessen an Reservoiren und der wachsenden

Nachfrage ihrer unterschiedlichen Nutzer besteht ein dringender Bedarf an neuen Management-

strategien. Das Pilotprojekt Süßwasser beschreibt die Erfahrungen bei der Umsetzung innovativer

technischer Maßnahmen für die Speicherbewirtschaftung in der Bretagne (Frankreich) und in

der Eifel mit dem Ziel eines besseren Managements bei lang anhaltender Trockenheit und

der Vermeidung von möglichen Engpässen bei der Wasserversorgung.

’Ohne Anpassung kann eine Veränderung des Niederschlagsmusters

selbst in wasserreichen Regionen zu Wassermangel in Reservoiren führen.’

Pilotprojekt

Süß­wasser

DROP Handbuch | 41

Standort

Arzal, Morbihan, Frankreich

Projektumfang

Der Arzal-Staudamm liegt in der Nähe

der Mündung der Vilaine, eines Flusses mit

einem Einzugsgebiet von ca. 10.000 km2.

Die Arzal-Talsperre hat eine Speicherkapazität

von ca. 50 Millionen m3 und versorgt in den

Sommermonaten fast eine Million Menschen

(Einheimische und Touristen) mit Wasser.

Projetverantwortung

Institution d’Aménagement de la Vilaine (IAV)

und IRSTEA (Institut national de recherche en

sciences et Technologies pour l’environnement

et l’agriculture)

In Zusammenarbeit mit

lokalen und regionalen Gebietskörperschaften

Weitere Informationen

Institution d’Aménagement de la Vilaine

www.eptb-vilaine.fr

Jean-Pierre Arrondeau:

[email protected]

Aldo Penasso: [email protected]

IRSTEA: www.irstea.fr

Maria-Helena Ramos:

[email protected]

Louise Crochemore:

[email protected]

Fakten

B R E T A G N E | F R A N K R E I C H

’Der Nieselregen und die

langen Winter sind keine

Garantie gegen Dürren.’

Pilotprojekt Süßwasser ›

Institution d’Aménagement de la Vilaine

Region Bretagne

1B R E T A G N E | F R A N K R E I C H

Aufgabe

Die Aufgabe im Rahmen dieses Projekts bestand darin,

für einen ausreichenden Wasserstand in der Stauanlage

zu sorgen, damit alle Nutzungsfunktionen möglich

sind und gleichzeitig weitgehend verhindert wird,

dass Salzwasser in den Wasserspeicher eindringt.

Die Süßwasserqualität muss somit erhalten und

die Trinkwasserversorgung sichergestellt werden.

DROP Handbuch | 43

Kontext

Das Einzugsgebiet der Vilaine ist ca. 10.000 km²

groß. Es entwässert hin zum Arzal-Stausee,

der im Mündungsbereich kurz vor dem

Atlantik liegt. Der 1970 gebaute Staudamm

war ursprünglich zum Schutz des Hinterlands

(insbesondere der Stadt Redon) vor Über-

flutungen gedacht. Zu diesem Zweck wurde

die Tidewelle des Meeres von der Flutwelle

im Fluss abgetrennt. Obwohl der Hochwasser-

schutz auch heute noch eine wichtige Aufgabe

des Staudammes ist, besteht eine andere

wichtige Aufgabe in der Regulierung des

Süßwasserspeichers (50 Millionen m3),

insbesondere während niedriger Abflüsse.

Die Regulierung zielt auf die Kontrolle

der Wasserstände und die Verhinderung

des Eindringens von Salzwasser ab.

Die Trinkwasser aufbereitungsanlage,

die aus dem Süßwasser speicher des Arzal-

Staudammes gespeist wird, versorgt im

Sommer fast eine Million Menschen

(Einheimische und Touristen) mit Wasser.

Die Aufgabe der Süßwasserregulierung im

Arzal-Stausee ergibt sich überwiegend aus

der Nutzung des Sperrwerks für verschiedene

Zwecke. Der Staudamm erfüllt nicht nur eine

wichtige Aufgabe bei der Wasserversorgung,

sondern auch bei der Agrarproduktion und

im Freizeitsektor (z.B. Segeln, Angeln).

Daraus können sich schwerwiegende

Konflikte zwischen den Nutzern ergeben,

insbesondere in Dürreperioden und bei

drohender Wasserknappheit.

Beschreibung des Pilotprojekts

Die IAV, die für den Arzal-Staudamm zuständig

ist, sieht sich in der Jahreszeit mit niedrigen

Abflüssen (Juni bis Oktober) vor zahlreiche

Aufgaben im Zusammenhang mit der Ver-

meidung des Eindringens von Salzwasser

und der Speicherbewirtschaftung gestellt.

In dieser Jahreszeit gibt es einige ein-

schränkende Faktoren für die Wasser qualität

und -quantität. Das Salzwasser dringt

insbesondere dann in den Speicher ein,

wenn Boote die Schleuse im Damm passieren.

Wenn der Zufluss in der Regel am geringsten

ist (bei niedrigen Abflüssen), sind die touris-

tischen Aktivitäten, zu denen u.a. das Segeln

gehört, meistens am intensivsten (da es sich

um die Sommermonate handelt), und hierdurch

dringt das meiste Salzwasser in den Speicher

ein und gefährdet die Süßwasserqualität.

Zur Verhinderung des Eindringens von

Salzwasser wurden oberhalb des Damms

Siphons eingebaut, um das verschmutzte

Wasser aus dem Speicher zurück ins Meer

zu pumpen.

Dieses System führt jedoch auch zu erheblichen

Süßwasserverlusten, wodurch sich die Proble-

matik der Wasser versorgung weiter verschärft.

Zurzeit kann das Eindringen von Salz wasser

– und dadurch auch die Pumpverluste –

ausschließlich dadurch verringert werden,

dass die Benutzung der Schleuse in den

Sommermonaten, also in der Zeit mit dem

stärksten Bootsverkehr, eingeschränkt wird.

Dadurch sind Konflikte vorprogrammiert.

Dieses hat die IAV veranlasst, mit Hilfe dieses

Projekts neue Lösungen zu erarbeiten.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels,

der sich voraussichtlich zusammen mit

längeren und intensiveren Perioden mit

niedrigen Abflüssen und längerer Trockenheit

in der Region vollzieht, und in Anbetracht

der Verschärfung von Konflikten werden diese

neuen Lösungen zur verbesserten nachhaltigen

Anpassung an die Trockenheit beitragen.

Die Möglichkeit einer neuen Schleuse zur Vermeidung des Eindringens von Salzwasser

in den Süßwasserspeicher ist untersucht worden. Mit einem wissenschaftlichen Modell

wurde das technische Konzept dieses innovativen Projekts verifiziert.

DROP Handbuch | 45

Strategie und Maßnahmen

Bei den beiden wichtigsten strategischen

Bewirtschaftungszielen des Arzal-Stausees

bei niedrigen Abflüssen handelt es sich um:

1. die Gewährleistung eines ausreichenden

Wasserstands im Speicher zur Ermöglichung

aller Nutzungsfunktionen

2. die weitgehende Verhinderung des Eind-

ringens von Salzwasser für den Erhalt der

Süßwasserqualität und die Sicherstellung

der Trinkwasserversorgung.

Die gegenwärtigen und künftigen Aufgaben

im Zusammenhang mit der rückläufigen

Wasserqualität und -quantität erfordern

den Einsatz automatisierter und integrierter

Tools zur Realisierung eines besseren

Dürremanagements und effizienter

Anpassungsinitiativen für den Arzal-

Staudamm. Die IAV und das nationale

Forschungsinstitut IRSTEA arbeiten bei

der Bewältigung dieser Aufgaben intensiv

zusammen, insbesondere beim Bau einer

neuen Schleuse und der Entwicklung

von Trockenheitsvorhersage- und Risiko-

managementinstrumenten.

Die IAV hat eine innovative Schleuse entwickelt,

die verhindert, dass Salzwasser eindringen

kann, wenn Boote den Staudamm passieren.

Die Anstrengungen konzentrierten sich unter

anderem auf die Entwicklung eines Miniatur-

modells der neuen Schleuse. Mittlerweile

wurden alle Vorstudien, die Modellkalibrierung

und sämtliche Simulationen abgeschlossen.

Die Gesamtkosten des Projekts werden auf

20 Millionen Euro veranschlagt (auf der

Grundlage der Vorstudien).

Außerdem hat das IRSTEA ein Tool

entwickelt, das während der Jahreszeit,

in denen niedrige Abflüsse auftreten,

den Zufluss in den Speicher vorhersagt,

und im Rahmen des Risiko managements

bei der Vorbereitung auf kritische Dürre-

situationen hilft. Das Tool verarbeitet

Informationen aus einem hydro logischen

Vorhersagemodell zu einer grafischen

Darstellung des Dürrerisikos. Das Modell

transformiert mögliche künftige Wetters-

zenarien für das gesamte Einzugsgebiet

der Vilaine in Zuflüssen in das Gewässer

oberhalb des Damms.

Governance

’Maßnahmen zur

Anpassung an

Trockenheit können

rasch entwickelt

und umgesetzt werden.’

Die IAV ist nicht nur für die Bewirt-

schaftung des Arzal-Staudamms

zuständig, sondern tritt ebenfalls

als Koordinator des lokalen Wasser-

komitees auf, in der die Wasserfragen

mit allen Stakeholdern besprochen

werden. Dieser Ausschuss erstellt

den Bewirtschaftungsplan für

das Einzugsgebiet der Vilaine.

In diesem werden unter anderem

für verschiedene Nebenflüsse

Maßnahmen zur Verhinderung

niedriger Abflüsse formuliert.

Trotz geplanter Notmaßnahmen

fehlt ein übergeordneter Manage-

mentplan im Zusammenhang mit

den sich aus dem Klimawandel

ergebenden Dürrerisiken.

Insgesamt lässt sich feststellen,

dass es zurzeit ein geringes Dürre-

risikobewusstsein gibt, wohingegen

man sich sehr wohl der Hochwasser-

risiken bewusst ist. Das fehlende

Dürrerisikobewusstsein lässt sich

unmittelbar auf den Umstand zurück-

führen, dass es in der Region in den

vergangenen Jahren keine kritischen

Dürrezustände gab und dass keine

Kultur der Dürrevorhersage und

Risikokommunikation vorhanden

ist. Es wird jedoch damit gerechnet,

dass aufgrund der vorhandenen

effizienten Wasser-Governance

für Süßwasser im Einzugsgebiet,

die sich auf ein dichtes Netzwerk

von Stakeholdern unter Leitung

der IAV stützt, rasch Maßnahmen

zur Anpassung an Trockenheit

entwickelt und umgesetzt werden

können, sobald das Dürrerisiko-

bewusstsein zunimmt.

Die grafische Darstellung des Dürrerisikos

wird durch eine visuelle Auswertung

des Risikos ermöglicht, die beschreibt,

ob bestimmte kritische Niedrigabfluss-

schwellen werte in den kommenden Wochen

oder Monaten erreicht werden oder nicht,

und zwar sowohl in Bezug auf die Abflussin-

tensität als auch die Dauer (d.h. Durchschnitts-

abfluss und Zahl der Tage unterhalb des

kritischen Schwellenwerts). Dieses Visualisie-

rungstool für die Risikobewertung unterstützt

die Entscheidung, ob Wasser aus dem

Speicher abgelassen wird oder nicht und

wie die ent sprechenden Steuerungselemente

im Damm zu bedienen sind. Das Tool kann

in verschiedene Bedienungs- und Bewirt-

schaftungsvorschriften integriert werden,

um die verschiedenen Nutzungsfunktionen

des Reservoirs schon vor der Ausführung

von Maßnahmen ganzheitlich zu betrachten.

DROP Handbuch | 47

Standort

Eifel, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Projektumfang

Das Einzugsgebiet des Projektes ist 662 km²

groß. Dies entspricht einem Drittel des

Verbandsgebietes des WVER (2.087 km2)

Pilotprojektverantwortung

Wasserverband Eifel-Rur

In Zusammenarbeit mit

Bezirksregierung Köln, Trinkwasserversorger,

Energie versorgungsunternehmen,

Nationalpark Eifel, Vereine

Weitere Informationen

Wasserverband Eifel-Rur

www.wver.de

Christof Homann: [email protected]

Herbert Polczyk: [email protected]

Antje Goedeking: [email protected]

Fakten

E I F E L ­ R U R | D E U T S C H L A N D

’Obwohl unser Einzugsgebiet im Prinzip eine sehr wasserreiche Region

ist, schenken wir langanhaltender Trockenheit mehr Aufmerksdamkeit.’

E I F E L ­ R U R | D E U T S C H L A N D

Pilotprojekt Süßwasser ›

Wasserverband Eifel­Rur

Region Eifel­Rur

2

Aufgabe

In den letzten Jahren war es im Frühjahr in der Region

der Eifel­Rur relativ trocken. Dadurch fließt weniger Wasser

in die Staubecken. Stillwasser und sinkende Wasserstände in

den Stauseen erhöhen das Risiko, dass sich die Gewässergüte

verschlechtert und die Aufbereitung des Wassers arbeitsauf­

wändiger wird oder möglicherweise Probleme bei der Trinkwas­

serversorgung auftreten. Der Klimawandel, der wahrscheinlich

längere Trockenperioden mit sich bringen wird, wird zu einer

Verschärfung dieser Probleme führen.

DROP Handbuch | 49

Kontext

Der Wasserverband Eifel-Rur hat ein Projekt

zur Optimierung der Talsperrenbewirtschaftung

durchgeführt. Das Projekt befasst sich in einer

Studie mit dem großen Talsperrensystem

am Oberlauf der Rur in den Hügeln der Eifel.

Dort wurden neun Staudämme errichtet,

von denen sechs vom Wasserverband

bewirtschaftet werden. Die Staudämme

des WVER bilden ein zusammenhängendes

System, in dessen Mittelpunt die Rurtalsperre

steht, Deutschlands größte Talsperre.

Das System der Talsperren, deren Gesamt-

volumen 300 Millionen Kubikmeter beträgt,

wurde ursprünglich zum Schutz vor Hoch-

wasser und zur Niedrigwasseraufhöhung in

Trockenwetterzeiten errichtet. Diese Aufgaben

haben auch heute noch hohe Priorität. Darüber

hinaus spielen die Talsperren eine wichtige Rolle

bei der Trinkwasserversorgung. Und schließlich

übt das Gebiet wegen der guten Wasser-

qualität und des Naturreichtums eine große

Anziehungskraft auf den Tourismus aus.

Beschreibung des Pilotprojekts

Strategie und Maßnahmen

Das vorrangige Ziel des Pilotprojekts bestand

darin, die Verschlechterung der Gewässergüte

in den Stauseen zu verhindern. Zu diesem Zweck

wurden mögliche Veränderungen des Zuflusses

in den vergangenen Jahrzehnten untersucht.

Auf der Grundlage der so gewonnen Erkennt-

nisse wurden die im Bewirtschaftungsplan

enthaltenen Bestimmungen in Bezug auf den

Abfluss unterhalb des Stausees überprüft und

es entstehen neue Ideen für eine Anpassung

des Bewirtschaftungsplans.

Das Rurtalsperrensystem

Die Talsperren in der Nordeifel erfüllen mehrere

wichtige Aufgaben, die nicht immer miteinander

im Einklang stehen. Manchmal ist ein kontrol-

lierter, hoher Abfluss aus dem Staubecken

erforderlich, um etwa die Hochwasserrück-

haltekapazität der Talsperren länger nutzen

zu können und so Überflutungen im Unterlauf

zu verhindern. Das ist jedoch nur in begrenztem

Umfang möglich, da genügend Wasser für

die Trinkwasserbereitung und die Aufrechter-

haltung des Abflusses in der Rur unterhalb

der Stauseen verbleiben muss.

DROP Handbuch | 51

Governance

Die Planungsprozesse für Natur

und Wasser in der Region Eifel-Rur

zeichnen sich traditionell durch

einen kooperativen Ansatz mit

einer freiwilligen Durchführung

von Maßnahmen aus. Seit den

frühen neunziger Jahren kam

dieser Ansatz beim Naturschutz,

dem Schutz der biologischen

Vielfalt und der Wasserwirtschaft

zum Tragen. Aus den DROP-Unter-

suchungen zur Governance für die

Anpassung an die Trockenheit gingen

die Vorteile dieser Vorgehensweise

für die Region klar hervor, ebenso

wie die Probleme, die diesbezüglich

zurzeit in der Praxis auftreten.

Während die Akteure sich darüber

einig sind, dass der Ansatz zu

Ergebnissen führt, hat der Mangel

an politischem Willen bei manchen

politischen Prozessen (z.B. Umsetzung

der EU-Wasserrahmenrichtlinie) zur

Folge, dass sich Akteure hinter ihrer

Position verschanzt haben. In diesen

Diskussionen geht es nicht so sehr um

die Umsetzung, sondern um das Ziel

selbst. Deswegen hat es den Anschein,

dass der kooperative, relativ zurück-

haltende Ansatz der Behörden an

seine Grenzen stößt, wenn Themen,

über die verhandelt wird, wesentliche

Belange von Stakeholdern berühren:

die Sicherstellung der Wasserver-

sorgung (und somit der Wirtschafts-

produktion) und die Kosten der

Maßnahmen.

Bevor die Bewirtschaftungspläne unter

diesem Aspekt angepasst werden können,

müssen Grundlagenuntersuchungen durch-

geführt werden. Der Wasserverband hat daher

für die einzelnen Talsperren die Zuflussmuster

analysiert. Auf der Grundlage der Ergebnisse

wurde das Bewirtschaftungssystem der

Talsperren hinsichtlich der Wasserquantität

und -qualität überprüft. Daraus ergaben

sich Vorschläge für die Anpassung des

Bewirtschaftungsplans: einer der besten

war die Aufnahme eines Dürreindexes in

den Bewirtschaftungsplan; damit lässt

sich ein zu hoher Wasserabfluss in einem

früheren Stadium als bisher verhindern und

es entstehen zusätzliche Wasservorräte für

Trockenzeiten. Neben den Maßnahmen für

die großen Talsperren wurde bei Ürsfeld auch

noch ein kleines Projekt geplant, in dessen

Rahmen das Hochwasserrückhaltebecken

Ürsfeld aus dem Abflussgeschehen eines

Baches herausgenommen wurde, was sich

positiv auf die Wasserqualität auswirkt.

DROP Handbuch | 53

Die zentrale Erkenntnis des

DROP-Projekts lautet, dass Dürre

und Wasserknappheit komplexe

Wasserwirtschaftsprobleme sind,

die erhebliche Folgen für die

Landwirtschaft, die Natur und für

die Talsperren zur Wasserversorgung

haben. Diese komplexen Aspekte sind

konkret sichtbar und werden infolge

des Klimawandels und eines Anstiegs

von extremen Trockenperioden und

Hochwässern aller Voraussicht nach

weiterhin zunehmen.

Einführungstext

Fünf Grund­voraussetzungen

Eine Reihe von Faktoren trägt zu den komplexen

Aspekten von Dürre und Wasserknappheit bei.

Erstens ist die Dürre- und Wasserknappheits-

problematik größtenteils unsichtbar. Bei Aus-

trocknung fehlt Wasser in den Kapillaren des

Gewässersystems, ganz im Gegensatz zur der

überwältigenden Präsens des Wassers bei

Überflutungen in vielen nordwesteuropäischen

Regionen. Zweitens lässt sich, teilweise auch

als logische Folge des ersten Aspekts,

ein mangelhaftes Bewusstsein für eine

Reihe von Risiken feststellen, die mit dem

Klimawandel zusammenhängen. Bei vielen

Wasserverbänden und -behörden in Nord-

westeuropa zielt das Risikomanagement in

erster Linie auf zu viel Wasser ab, nicht auf

zu wenig Wasser. Dies gilt in gewisser Weise

auch für zahlreiche Wasserverbraucher und

lokale Stakeholder, deren Risikobewusstsein

in Bezug auf Hochwasser viel ausgeprägter

ist als in Bezug auf Dürre. Drittens gibt es

die (angeblich) widersprüchlichen Interessen

des Hochwasserschutzes und des Schutzes

vor Dürre und Wasserknappheit, die,

obwohl sie sich auf unterschiedliche Ebenen

und Zeiträume beziehen, in Ermangelung

eines integralen Hochwasser- und Dürre-

risikomanagements sich im europäischen

Wasserwirtschaftssektor möglicherweise

verstärken.

In den Pilotprojekten des DROP-Projekts haben

Partner mit verschiedenartigen Strategien und

Maßnahmen zur Anpassung an Trockenheit

experimentiert. Dabei standen sie vor speziellen

Herausforderungen und sie hatten die Gelegen-

heit, Informationen über die Vor- und Nachteile

dieser ’Anpassungslösungen’ auszutauschen.

Aus den Erfahrungen der Pilotprojekte haben

wir fünf Punkte abgeleitet, die für den Umgang

mit der Komplexität der Anpassung an Trocken-

heit und Wasserknappheit vor dem Hintergrund

des Klimawandels und der vermehrt auftreten-

den Wetterextreme wichtig sind.

Erkenntnisse und Datenverwertung

Es werden mehr gemeinsame Erkenntnisse über

die Problematik der Dürre und Wasserknapp-

heit benötigt. Dies umfasst bessere Kenntnisse

der natürlichen Prozesse, die Dürren zugrunde

liegen, wie der Zusammenhang zwischen

Grundwasser- und Oberflächenwassersystemen,

die Wechselwirkung von Wetter- und Klima-

variablen mit den Prozessen in der Bodenober-

fläche und die Folgen des Klimawandels für

die Bilanz von Angebot und Nachfrage.

Diese Notwendigkeit besteht insbesondere

während trockener Sommerperioden,

damit die Modellierung der gegenseitigen

Abhängigkeiten verbessert wird und die

Auswirkungen der derzeitigen Regeln beim

Risikomanagement und die künftigen Maß-

nahmen für die Anpassung an Trockenheit

zuverlässig vorhergesagt werden können.

Fünf Voraussetzungen für die Anpassung an Trockenheit

DROP Handbuch | 55

Über umfassende Messprogramme sind

häufig Angaben über klimatologische

Variablen, Abflüsse, Bodenfeuchte oder

Grundwasser stände verfügbar. Diese Daten

müssen jedoch in Informationen (das Ver-

ständnis von Zusammen hängen), in Wissen

(das Verständnis von Mustern) und letztlich in

Erkenntnisse (das Verständnis von Grundsätzen)

umgesetzt werden, um angebotsseitige

Indikatoren mit Informationen zum nach-

frageseitigen Bedarf in Zeiten von Witterungs-

extremen zu versorgen. Das Webportal der

Vlaamse Milieumaatschappij (VMM) ist ein

gutes Beispiel für die Umsetzung von Daten

in Informationen (d.h. Dürreindikato ren),

die den Wasserbehörden, Landwirtschafts-

betrieben und anderen Stakeholdern zur

Verfügung gestellt werden. Andere Tätigkeiten

im Bereich von hydrologischer Modellierung,

von Risikobewertungs-Tools und von Wahr-

scheinlichkeitsanalysen waren Bestandteil

des DROP-Projekts und leisteten einen

Beitrag zu der Verbesserung von Wissen und

Erkennt nissen über extreme Trockenheit für

die praktische Anwendung in Nordwesteuropa.

Es bedarf größerer Investitionen in das

Verständnis der potenziellen Veränderungen,

die unter unterschiedlichen Klimabedingungen

in Bezug auf den Bedarf der Nutzer – d.h.

Haushalte, Industrie, Unternehmen, Land-

wirtschaft – auftreten können und darüber,

wie auf diesen unterschiedlichen Nutzerebenen

Anpassungen stattfinden und gleichzeitig die

Bedürfnisse der Natur berücksichtigt werden

können, beispielsweise durch möglichst geringe

’environmental flows’.

Engagement und Bewusstsein

Des Weiteren wird in ganz Nordwesteuropa

mehr Engagement und ein höheres Bewusst-

sein in Bezug auf Dürre und Wasserknappheit

benötigt. Maßnahmen können effizienter

um gesetzt werden, wenn sich Stakeholder,

Ent scheidungsträger und die Öffentlichkeit

der möglichen Folgen extremer Trockenheit

bewusst sind, wenn sie sich über die aktuellen

Forschungsergebnisse der physischen und

sozialen Wissenschaften informieren und wenn

sie in die Umsetzung neuer Lösungen im Bereich

des Wassermangel-Managements und der

Anpassung an Trockenheit einbezogen werden.

Alle Akteure profitieren von einer transparen-

teren, engagierten und transdisziplinären

Vorgehensweise (unter Einbeziehung mehrerer

Disziplinen bei der Definition neuer Lösungs-

ansätze, die das disziplinäre Silo-Denken

übersteigen). Die Pilotprojekte in der Bretagne

und der Region Eifel-Rur haben gezeigt,

dass Strategien für die Anpassung an

Trockenheit sogar in Gebieten mit größeren

Niederschlagsmengen eine immer wichtigere

Rolle bei den für die Wasserversorgung

Verantwortlichen spielen, da sich der Klima-

wandel auf die Niederschlagsmuster auswirkt.

Dem DROP-Projekt selbst und insbesondere

den regionalen Projekten ist es gelungen,

die Aufmerksamkeit auf die Problematik der

Dürre und des Wassermangels zu lenken,

indem man auf unterschiedlichen Ebenen

an die Akteure herantritt: Sensibilisierung

der Mitarbeiter in den Pilot-Organisationen;

grenzüberschreitende Zusammenarbeit von

Wasserverbänden/-behörden und regionalen

Stakeholdern in den sechs Regionen;

Governance-Teambesuche und Diskussionen

mit verschiedenen Stakeholdern von lokaler

bis hin zu regionaler Ebene in jedem der sechs

Einzugsgebiete sowie regionale, nationale und

internationale Verbreitung.

Individuell abgestimmte Maßnahmen

Die Sensibilisierung ist besonders wichtig in

Regionen, in denen Dürre und, im allgemeinen

Sinne, die Auswirkungen des Klimawandels

auf die Wasserwirtschaft in gesellschaftlichen,

politischen und wirtschaftlichen Netzwerken

nicht für problematisch gehalten werden.

Sensibilisierung ist aber nur ein erster Schritt.

Auch in Regionen, in denen das Bewusstsein

für extreme Trockenheit erhöht wird, müssen

konkrete, individuell abgestimmte Maßnahmen

zur Anpassung an diese Trockenheit folgen.

Dabei müssen spezielle Maßnahmen entwickelt

werden, die die Folgen des Klimawandels und

von Dürre/Wassermangel in der jeweiligen

Region aufgreifen. Es ist wichtig, dass die Maß-

nahmen speziell auf die Region abgestimmt

werden, da Maßnahmen zur Anpassung an

Trockenheit, die in der einen Region gut

funktionieren, in anderen Regionen versagen

können. Eines der offensichtlichsten Argumente

für regional abgestimmte Maßnahmen ist

die regionale Variabilität von Klimaeffekten,

die Einfluss auf die Art und Weise hat,

wie frühere extreme Trockenheiten wahr-

genommen wurden. Regional abgestimmte

Maßnahmen sind ebenfalls aufgrund der

Variabilität von Governance-Prozessen

zwischen Regionen und Ländern erforderlich.

Die Governance-Prozesse, die der Wasser-

wirtschaft zugrunde liegen, sind je nach Region

und Land in Europa sehr unterschiedlich in

Bezug auf die Frage, ob die Wasserwirtschaft

privatisiert ist oder nicht, in Bezug auf die

Ebene, auf der die Wasserwirtschaft organisiert

ist (lokale Behörden gegenüber Einzugsgebiets -

grenzen), den Umfang, in dem die Öffentlich-

keit und Stakeholder in die Wasserwirtschafts-

prozesse einbezogen werden, und in Bezug

auf die Frage, ob es in der Vergangenheit

bereits Erfahrungen mit der Anpassung an

Trockenheit und Wasserknappheit gab (und es

somit Maßnahmen gibt, auf die man aufbauen

kann) oder ob die Maßnahmen von Grund auf

konzipiert und umgesetzt werden müssen.

In der Bretagne hat sich beispielsweise gezeigt,

dass Reden über den Klimawandel eigentlich

nicht die beste Art ist, mehr Aufmerksamkeit

auf Dürre und Wasserknappheit zu lenken.

Der Klimawandel wird nicht unbedingt als

Problem bewertet, wohingegen der Trink-

wasserqualität und der Verteilung des Wassers

bei unterschiedlichen, manchmal zeitgleich

stattfindenden Nutzungen Aufmerksamkeit

geschenkt wird (bei niedrigen Abflüssen).

DROP Handbuch | 57

Ein anderes Beispiel ist Somerset, wo das

Extremhochwasser im Winter 2013-2014 ver-

deutlicht hat, dass es sehr schwierig sein kann,

inmitten der von einem schweren Hochwasser

verursachten Verwüstung über Maßnahmen

zur Dürre zu sprechen. In manchen Kontexten

können die Sensibilisierung für Dürre und

die Umsetzung individuell abgestimmter

Maßnahmen zur Anpassung an Dürre eine

große Herausforderung darstellen, für die nicht

nur Argumentations- und Überzeugungsarbeit

erforderlich ist, sondern eine ausgesprochen

subtile und kohärente Weise beim Umgang

mit Gewässerfragen in allgemeinem Sinn.

Integraler Ansatz

Als vierter Punkt ergab sich im DROP-Projekt,

dass für die Lösung der Problematik von Dürre

und Wassermangel ein integraler Wasser- und

Risikomanagementansatz erforderlich ist.

Mit einem integralen Ansatz ist die Suche

nach durchdachten Kombinationen gemeint,

die für die Lösung der Probleme von Wasser-

knappheit und Hochwasser innerhalb dessel-

ben Rahmens sorgen. Das Hochwasser in

Somerset hat gezeigt, dass trotz der Tatsache,

dass Wasser knappheit und Hoch wasser

’zwei Seiten derselben Medaille’ sind und

es einer integralen Wasserwirtschaft bedarf,

die Gefahr besteht, dass Entwick lungen auf

der einen Seite der Medaille – z.B. Hoch-

wasserpolitik als Reaktion auf Klimaextreme

– unerwünschte Folgen für die andere Seite

der ’Klimaanpassungsmedaille’ – nämlich für

die Dürrepolitik – haben. Diese Integration

beschränkt sich nicht auf den Zusammenhang

zwischen zu viel und zu wenig Wasser, sie geht

weiter. Der gesamte Raumkontext muss in eine

sowohl auf Hochwasser als auch auf Dürre

abzielende Wasserwirtschaft integriert werden,

damit die Umsetzung wirklich wirk samer und

klimabeständiger Strategien für die Zukunft

möglich ist.

Strategien und Maßnahmen auf mehreren Ebenen

Auf Makroebene produzieren, reproduzieren

und kommunizieren Wissenschaftler, Politiker,

Medien, Umweltschützer und Wasserbehörden/

-verbände bestimmte theoretische Abhand-

lungen unter Einsatz allgemeiner Modelle,

abstrakter Theorien und allgemeiner Konzepte

für Dürre und Wasserknappheit.

Auf Mikroebene gibt es die Landwirte, Mit-

arbeiter von Wasserverbänden und -behörden

und ehrenamtliche Helfer von Naturschutz-

verbänden, die praktische Erfahrungen haben,

von diesen Erfahrungen berichten, konkrete

Maßnahmen ergreifen und in alltäg lichen Ge-

sprächssituationen ihre Standpunkte vertreten.

Nur wenn wir dafür sorgen, dass die theore-

tischen Abhandlungen auf Makroebene und

die regionale, nationale und internationale

Politik die Erfahrungen auf Mikroebene und das

Handeln von Menschen, die Wasserwirtschaft

tagtäglich praktisch umsetzen, widerspiegeln

und unterstützen, können wir in Nordwest-

europa Fortschritte bei der Anpassung an

Trockenheit und bei der Verbesserung der

Klimabeständigkeit erzielen.

In den sechs Pilotprojektregionen des DROP-

Projektes haben die Partner im Rahmen der

Dürre- und Wassermangelbekämpfung an

unterschiedlichen Maßnahmen und auf unter-

schiedlichen Ebenen (von der Feldebene bis

hin zur regionalen und wissenschaftlichen

Ebene) gearbeitet. Bei einigen Maßnahmen

handelte es sich um den Bau von wasserwirt-

schaftlichen Anlagen auf Bauernhöfen zur

Beeinflussung der Wasserwirtschaft auf Land-

schaftsebene (Twente, Somerset, Salland);

bei anderen handelte es sich um Unter-

suchungen zu Bewirtschaftungsplänen

(Eifel-Rur) oder um die Entwicklung wissen-

schaftlicher Kenntnisse, die Auswahl von Tools,

den Bau von Modellen und die Kommunikation

wissenschaftlicher Risiken (Flandern, Bretagne).

Die DROP-Partner haben auf Mikro-, Meso-

und Makroebene gearbeitet und damit nach-

gewiesen, dass es keine ’richtige Ebene für die

Anpassung an Trockenheit’ gibt, im Gegenteil:

Extreme Trockenheit muss auf einer Vielzahl

unterschiedlicher Ebenen gleichzeitig bekämpft

werden. Während eine regionale wissenschaft-

liche Übersicht über z.B. Klimarisiken verdeut-

lichen wird, welche Ebene und welcher Umfang

für die Realisierung physischer Veränderungen

in einem Wasserwirtschaftssystem am

wichtigsten sind, bestimmt der lokale und regi-

onale Governance-Kontext, auf welcher Ebene

die Beteiligung zur Förderung der sozialen,

wirtschaftlichen und politischen Vorbereitung

auf Dürre und Wasserknappheit unter den

heutigen und künftigen Klimabedingungen

in der Region möglich und wünschenswert

ist (einschließlich der Anerkennung seitens

der Stakeholder, dass das Thema Dürre und

Wasserknappheit Aufmerksamkeit verdient,

oder dass es eine ’gratis’ Lösung ist, wenn

andere Anpassungsmaßnahmen im Rahmen

des Hochwasserschutzes umgesetzt werden).

DROP Handbuch | 59

• Bau von zwei neuen wasser-

wirtschaftlichen Anlagen:

ein Wehr und ein Zu- und

Ableitungspumpwerk (NL)

• Erprobung eines pegelgesteuerten

Entwässerungssystems in der Nähe

eines Naturschutzgebiets (NL)

• Untersuchungen

und Maßnahmen zur

Reduzierung des Ober-

fl ächenabfl usses (NL)

• Entwurf eines Regelmechanis-

mus für die Bewirtschaftung

des Gewässersystems mit

Doppelfunktion, der eine

rasche und zweckmäßige

Reaktion auf sich ändernde

Witterungsbedingungen

ermöglicht (NL)

• Versuche mit

verschiedenen boden-

deckenden Pfl anzen-

arten zur Förderung

der Bildung von organi-

schem Material (UK)

• Datenverbreitung über die

Website www.waterinfo.be (B)

• Entwicklung eines Tools, das während

der Jahreszeit, in denen niedrige

Abfl üsse auftreten, den Zufl uss in

den Speicher vorhersagt und das im

Rahmen des Dürrerisikomanagements

bei der Vorbereitung auf kritische

Situationen im Einzugsgebiet hilft (F)

• Einrichtung einer Plattform zur

Förderung der Zusammenarbeit

von staatlichen Stellen und lokalen

Organisationen im Bereich

der Wasserwirtschaft und

Landwirtschaft (B

• Entwicklung von Tools

zur Modellierung der

Auswirkungen von Dürren

auf das Gewässersystem

und die Agrarproduktion (B)

• Entwicklung von Modellen für

die Einschätzung der Auswirkungen

von Dürre auf die Wasserversorgung

und die Nutzpfl anzenproduktion (ein

Bewertungsmodell für Boden und

Wasser sowie ein Modell für Boden-

Wasser-Atmosphäre-Pfl anzen) (B)

Pilotprojekt Landwirtschaft

Dieses Handbuch enthält gesonderte Kapitel zu den Themen Natur,

Landwirtschaft und Süßwasser. Dadurch könnte der Eindruck entstehen,

dass diese Themen voneinander unabhängig zu betrachten sind.

Nichts ist weniger wahr. Wenn es um den Umgang mit Dürre und

Wasserknappheit geht, sind Natur, Landwirtschaft und Süßwasser

eng miteinander verbunden. Diese Abbildung von drei sich über-

schneidenden Kreisen symbolisiert den Zusammenhang zwischen

den drei Pilots. Die DROP-Studien und Maßnahmen in den Kreisen

verdeutlichen, dass der Einfl uss der meisten Studien und Maßnahmen

über die Bereiche Natur, Landwirtschaft oder Süßwasser hinaus reicht.

• Untersuchungen und

Maßnahmen zur Reduzierung

des Oberfl ächenabfl usses (NL)

• Versuche mit

verschiedenen boden-

deckenden Pfl anzen-

arten zur Förderung

der Bildung von organi-

schem Material (UK)

• Renaturierung und

Wiederherstellung

von Wasserläufen

an verschiedenen

Standorten (NL)

• Erprobung eines pegel-

gesteuerten Entwässerungs-

systems in der Nähe eines

Naturschutzgebiets (NL)

• Analyse der Zufl ussmuster

in den einzelnen Talsperren

und Untersuchung des Bewirt-

schaftungssystems der Talsperren

hinsichtlich der Wasserqualität

und -quantität (D)

• Entwicklung einer innovativen

Schleuse, die verhindert, dass

Salzwasser eindringen kann,

wenn Boote den Staudamm

passieren (F)

• Entwicklung eines Miniatur-

modells der neuen Schleuse

(Kalibrierung, Simulationen) (F)

• Bestandsaufnahme

der Probleme in dem

Gewässersystem von

Naturschutzgebieten

für die Planung und

Umsetzung von Maß-

nahmen zur Verbesserung

der Wasserzufuhr (UK)

• Verbesserung der

Dürrebeständigkeit

von Hochmooren (UK)

• Modellierung und

Technologietransfer

im Einzugsgebiet des

Upper Parrett in Bezug

auf Bewässerungspläne

und Wasserversorgungs-

management (UK)

Pilotprojekt Natur

Pilotprojekt Süßwasser

DROP Handbuch | 61

Impressum© März 2015

Hauptpartner

Waterschap Vechtstromen

Partner

Waterschap Vechtstromen (lead partner)

Waterschap Groot Salland

University of Twente

Wasserverband Eifel-Rur

Institution d’Aménagement de la Vilaine

IRSTEA

Université François Rabelais

Vlaamse Milieumaatschappij

Brussels office of Ecologic Institute

Somerset County Council

The University of Manchester

Autor

Nanny Bressers in Kooperation mit allen Partnern

Gesamttitel

Benefit of Governance in DROught AdaPtation

– Praktische Anwendung - Beispielmaßnamen

Benefit of Governance in DROught AdaPtation

Förderung

INTERREG-programme IVB/

North West Europe (NWE)

Koredaktion

Tauw bv

Fotos

Alle Partner, Bas Worm, Wilco de Bruijne

Layout und Druck

Catapult creëert

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Alle Rechte vorbehalten. Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne ausdrückliche Zustimmung in

irgendeiner Weise vervielfältigt werden. Alle Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und

werden mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Inhaber und/oder ihrer Vertreter veröffentlicht.

Partner

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