COCOZZELLA, Peter (2012): Text, Translation, and Critical Interpretation of Joan Roís de Corella's...

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Zeitschrift für Katalanistik 27 (2014), 275–322 ISSN 0932-2221 Buchbesprechungen Ressenyes Jaume Aurell: Authoring the Past. History, Autobiography, and Politics in Medieval Catalonia. Chicago: University of Chicago Press, 2012. 329 Seiten. ISBN 978-0-226-03232-0. Der Autor, der an der Universidad de Navarra (Pamplona) Mittelalterliche Geschichte lehrt, gehört zu den wenigen jüngeren Vertretern seiner Zunft in Spanien, die auch auf Englisch publizieren, so daß dieser Monographie schon deshalb erhöhte internationale Aufmerksamkeit garantiert ist. Nach einer knappen Einordnung der Studie in die jüngere internationale wie nationale Forschung zur mittelalterlichen Historiographie und der Vor- stellung der einzelnen Kapitel (1–18) wird in einem ersten Teil (19–108) zunächst ein Überblick gegeben über die seit dem Hochmittelalter massiv einsetzende lateinische und katalanische Historiographie und Biographie Kataloniens, der Fragen nach der geschichtlichen Autorität und Autor- schaft der Texte mit Beobachtungen zu ihrer individuellen Kontextüber- lieferung in den Handschriften und zum Bedürfnis nach historiographi- scher und biographischer Legitimation von politischem und ökonomi- schem Handeln verknüpft. Der Betrachtungszeitraum erstreckt sich vom späten 12. zum ausgehenden 14. Jahrhundert, der mit so wichtigen Werken aufwarten kann wie den genealogisch geordneten Taten der Grafen von Barcelona (Gesta comitum Barchinonensium, 21–37), dem autobiographischen Tatenbericht König Jakobs I. von Aragón (Llibre dels fets, 39–54) sowie den Chroniken des königlichen Kanzlers Bernat Desclot (Crònica, 55–70), des valencianer Ritters und Politikers Ramon Muntaner (Crònica, 71–89) und König Peters IV. von Aragón (Llibre, 91–108). In einem zweiten Teil wer- den zentrale kulturwissenschaftliche Fragestellungen an diese Werke herangetragen, mit denen sich der Autor schon früher als einer der weni- gen in seiner Heimat auseinandergesetzt hat (109–219). So interessiert er sich etwa für den Wandel der sozialen und politischen Kontexte, in denen die ganz verschiedenen Genres wie Annalen, Gesta, Tatenbericht oder

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Zeitschrift fuumlr Katalanistik 27 (2014) 275ndash322ISSN 0932-2221

BuchbesprechungenRessenyes

Jaume Aurell Authoring the Past History Autobiography and Politicsin Medieval Catalonia Chicago University of Chicago Press 2012329 Seiten ISBN 978-0-226-03232-0

Der Autor der an der Universidad de Navarra (Pamplona) MittelalterlicheGeschichte lehrt gehoumlrt zu den wenigen juumlngeren Vertretern seiner Zunftin Spanien die auch auf Englisch publizieren so daszlig dieser Monographieschon deshalb erhoumlhte internationale Aufmerksamkeit garantiert ist Nacheiner knappen Einordnung der Studie in die juumlngere internationale wienationale Forschung zur mittelalterlichen Historiographie und der Vor-stellung der einzelnen Kapitel (1ndash18) wird in einem ersten Teil (19ndash108)zunaumlchst ein Uumlberblick gegeben uumlber die seit dem Hochmittelalter massiveinsetzende lateinische und katalanische Historiographie und BiographieKataloniens der Fragen nach der geschichtlichen Autoritaumlt und Autor-schaft der Texte mit Beobachtungen zu ihrer individuellen Kontextuumlber-lieferung in den Handschriften und zum Beduumlrfnis nach historiographi-scher und biographischer Legitimation von politischem und oumlkonomi-schem Handeln verknuumlpft Der Betrachtungszeitraum erstreckt sich vomspaumlten 12 zum ausgehenden 14 Jahrhundert der mit so wichtigen Werkenaufwarten kann wie den genealogisch geordneten Taten der Grafen vonBarcelona (Gesta comitum Barchinonensium 21ndash37) dem autobiographischenTatenbericht Koumlnig Jakobs I von Aragoacuten (Llibre dels fets 39ndash54) sowie denChroniken des koumlniglichen Kanzlers Bernat Desclot (Crogravenica 55ndash70) desvalencianer Ritters und Politikers Ramon Muntaner (Crogravenica 71ndash89) undKoumlnig Peters IV von Aragoacuten (Llibre 91ndash108) In einem zweiten Teil wer-den zentrale kulturwissenschaftliche Fragestellungen an diese Werkeherangetragen mit denen sich der Autor schon fruumlher als einer der weni-gen in seiner Heimat auseinandergesetzt hat (109ndash219) So interessiert ersich etwa fuumlr den Wandel der sozialen und politischen Kontexte in denendie ganz verschiedenen Genres wie Annalen Gesta Tatenbericht oder

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Chroniken angehoumlrenden Werke jeweils entworfen geschrieben und gele-sen worden sind (111ndash131) und fragt warum nicht nur am Anfang dernun auf Katalanisch geschriebenen Chronistik der autobiographischeTatenbericht (nicht die Autobiographie) als neue literarische Form steht(133ndash153) Im Anschluszlig hieran geht er nach dem schon einmal erklaumlrtensbquoTod des Autorslsquo gerade dem Verhaumlltnis von Autor Autorschaft und Auto-ritaumlt in den behandelten Werken (155ndash175) literarischen Gestaltungsmoumlg-lichkeiten wie der sbquoGeschichtelsquo dem sbquoEposlsquo oder der sbquoFiktionlsquo in den Chro-niken (177ndash198) sowie dem deutlichen Aufkommen des politischen Rea-lismus in der katalanischen Historiographie (199ndash219) nach Mit diesenUntersuchungsfeldern leistet der Autor einen wichtigen Beitrag zum kuumlnf-tigen Vergleich regionaler Geschichtsraumlume und ihrer historiographischenEntwuumlrfe uumlber den katalanischen und gesamtiberischen Kontext hinausEine knappe Zusammenfassung der Ergebnisse rundet den Darstellungs-teil ab (221ndash227) Leider sind die zitierten Editionen und Studien aber inEndnoten (229ndash309) verbannt so daszlig man staumlndig zum Hin- und Her-blaumlttern gezwungen ist Auch hat das Buch keine eigene Bibliographie dieeine rasche Orientierung uumlber den gegenwaumlrtigen Stand der Textausgabenund Forschung ermoumlglicht So werden umstaumlndlich immer wieder dieschon benutzten Titel neu ausfuumlhrlich zitiert anstatt ein Verzeichnis derbenutzten Editionen und Studien mit Kurztiteln zu liefern Auffallend istbei der Durchsicht der benutzten Sekundaumlrliteratur die mehr oder wenigerfehlende Rezeption der deutschsprachigen Forschung zur mittelalterlichenHistoriographie Gravierend ist abgesehen von einem Namensindex (311ndash315) auch das Fehlen weiterer Register welche die Studie leichter benutz-bar machen wuumlrden

Das teilweise etwas redundant geschriebene Buch hat das groszlige Ver-dienst die bislang fast nur von der heimischen Forschung behandelteGeschichtsschreibung Kataloniens in den Fokus einer laumlngst internationali-sierten Mittelalterforschung zu ruumlcken Doch ist die einem gegenwaumlrtigenWahrnehmungsmaszligstab geschuldete Konzentration allein auf den RaumKatalonien historisch uumlberhaupt sinnvoll Muumlszligte die Studie nicht nochsehr viel staumlrker den groumlszligeren Kontext der Krone von Aragoacuten in den Blicknehmen Und muumlszligte sie nicht auch mehr als nur punktuelle Vergleiche mitder kastilischen (29 131 159 161 192 276 Anm 31 291 Anm 27 und292 Anm 33 und 47) portugiesischen (125 und 276 Anm 31) franzoumlsi-schen (29f 72f 98 124ndash126 128 130f 134 137ndash142 144ndash149 192 224270 Anm 58 und 274 Anm 16) italienischen (72 und 98) deutschen (125und 192) und englischen (128 144 und 276 Anm 31) Geschichtsschrei-

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bung ziehen um das historiographische Profil des Nord-Ostens der Iberi-schen Halbinsel moumlglichst genau herauszuarbeiten So fehlt etwa gleich amAnfang der Darstellung eine Einordnung der Gesta comitum Barchinonensiumin die Geschichte der sehr viel aumllteren aber eben auch zeitgleich anderswoin Europa (33) geschriebenen Gesta-Literatur Auch ist nicht klar warumder Autor keine Vergleiche mit der kontemporaumlren Hagiographie in diesenGeschichtsraumlumen angestellt hat die schoumlne Kontrapunkte der kirchlichenWelt- und Geschichtsdeutung geliefert haumltte

Viele aumlltere und neuere Ansaumltze zu einer modernen Erforschung derHistoriographie des Mittelalters beduumlrfen aber gerade auf der IberischenHalbinsel noch der Umsetzung Nur wenig ist davon in dem Buch inAngriff genommen was hier uumlberhaupt kein Vorwurf sein sondern viel-mehr kuumlnftige Forschungsperspektiven aufzeigen soll Waumlhrend sich derAutor ganz bewuszligt gegen eine Einbeziehung des Verhaumlltnisses von Nie-derschrift und Wiederschrift seiner Werke entscheidet (4 und 7) und auchnur punktuell auf das Verhaumlltnis von Bibel und Historiographie als zweiverschiedenen aber natuumlrlich zusammengehoumlrenden Formen von Welt-deutung (23 45 72 78f 87 116f 123 138 158f 187f 206 249 Anm 1265 Anm 17 280 Anm 11f und 293 Anm 42) eingeht ohne dieses in dengroumlszligeren Zusammenhang der hoch- und spaumltmittelalterlichen Krise destradierten Geschichtskonzepts der juumldisch-christlichen Heilsgeschichteeinzuordnen liefern andere laumlngst oder inzwischen eroumlffnete Forschungs-felder wie die Bestimmung des Verhaumlltnisses von muumlndlichen und schrift-lichen Erzaumlhlmustern in historiographischen und biographischen Textenihre Erforschung aus wahrnehmungs- und deutungsgeschichtlicher Per-spektive oder die Untersuchung der in ihnen repraumlsentierten intra- undtranskulturellen Transfer- und Transformationsprozesse uumlberaus reichenStoff fuumlr eine voumlllige Integration der iberischen Mediaumlvistik in die interna-tionale Forschung

Matthias M Tischler Universitat Autogravenoma de Barcelona Institut drsquoEstudis Medievals(IEM) Mogravedul de Recerca A (MRA) Campus de la UAB E-08193 Bellaterra(Cerdanyola del Vallegraves) ltMatthiasTischleruabcatgt

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Agravelex Broch (ed) Histograveria de la literatura catalana I [= Literaturamedieval (I) Dels oriacutegens al segle XIV dir per Lola Badia] BarcelonaEnciclopegravedia Catalana 2013 543 Seiten ISBN 978-84-412-2253-3(Gesamtwerk) 978-84-412-2250-2 (Vol 1)

Nach dem zehnbaumlndigen Groszligprojekt Histograveria de la cultura catalana aus den1990er Jahren herausgegeben von Pere Gabriel bei Edicions 62 (1994ndash98)und der achtbaumlndigen Forschungsanthologie Panorama criacutetic de la literaturacatalana herausgegeben von Albert Rossich beim Verlag Vicens Vives(2009ndash11) liegt nun der erste Band eines weiteren kapitalen Werks derkatalanischen Literaturwissenschaft vor Es schickt sich an die Nachfolgedes bisherigen Referenzwerks anzutreten naumlmlich der zu Recht allseitsverehrten aber mittlerweile in die Jahre gekommenen Histograveria de la literaturacatalana von Riquer Comas Molas Bei diesem neuen Projekt handeltsich um eine auf acht Baumlnde angelegte Histograveria de la literatura catalana unterder Gesamtleitung von Agravelex Broch im Verlag Enciclopegravedia Catalana derenerster Band nunmehr erschienen ist Fuumlr die mittelalterlichen Baumlnde 1ndash3dieser Literaturgeschichte ist Lola Badia als Herausgeberin zustaumlndig fuumlrden geplanten Band 4 zur fruumlhneuzeitlichen sbquoliteratura modernarsquo also zuRenaissance Barock und Aufklaumlrung uumlbernimmt diese VerantwortungJosep Solervicens Die Baumlnde zur sbquoliteratura contemporagraveniarsquo sollen aufge-teilt werden in Band 5 zum 19 Jahrhundert (Enric Cassany und Josep MDomingo) Band 6 und 7 zum ModernismusNoucentismus bzw zurZeitspanne von 1922 bis 1959 (beide Jordi Marrugat) sowie schlieszliglichBand 8 der die Zeitspanne vom sbquorealisme histogravericrsquo bis zur Postmoderneerfassen wird (Agravelex Broch) Der Gesamtkonzeption liegt somit dieBegriffstriade sbquoliteratura medieval ndash moderna ndash contemporagraveniarsquo zu Grundedie sich institutionell eingebuumlrgert hat und die inzwischen veraltete Unter-scheidung von sbquodecadegravenciarsquo und Renaixenccedila uumlberwindet mit der in derLiteraturgeschichtsschreibung des 20 Jahrhunderts die beiden juumlngerenGroszligepochen bezeichnet worden waren

Zum vorliegenden ersten Band tragen zehn Autoren unter der Leitungvon Lola Badia bei Er umfasst die katalanischsprachige Literatur von ihrenAnfaumlngen bis zum Dynastiewechsel zu den Trastagravemara im Jahre 1412Nach einer epochalen Einfuumlhrung zur mittelalterlichen Kultur Kataloniens(1) ist er in die Bereiche fruumlheste literarische Schriftzeugnisse (2) mittel-alterliche Historiografie (3) Lyrik in der Tradition der Trobadors (4)Versnarrativik (5) und wissenschaftsnahe Literatur bei Ramon Llull undArnau de Vilanova (6) gegliedert In Bezug auf die verlegerische Konzep-

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tion wurden hier einige gluumlckliche Entscheidungen getroffen Zu ihnengehoumlrt es okzitanische Verszitate mit einer katalanischen Prosauumlberset-zung zu versehen und die orthografisch modernisierten altkatalanischenZitate mit Verstaumlndnishilfen auszustatten Das duumlnnere Papier der Platzsparende Spaltendruck in den Anhaumlngen und das handlichere Format alsbei dem bekannten Vorgaumlnger aus dem Hause Ariel der auf monumentaleRepraumlsentativitaumlt ausgelegt war machen diese Literaturgeschichte deutlichbenutzerfreundlicher und zudem mit einem Preis von 3950 Euro fuumlr denersten Band fuumlr Privatkaumlufer erschwinglich

Als wesentliche Neuerung in der katalanischen Literaturgeschichts-schreibung kann die epochale Einfuumlhrung zum Mittelalter aus der Federvon Lola Badia gelten Sie bietet kulturhistorische Kontextualisierungen fuumlrdie literarischen Texte im Hinblick auf die Sprachen der mittelalterlichenKultur bestimmte soziale Gruppen wie Frauen die Ritterschaft und diegelehrten Laien das physische Weltbild das Problemfeld Oralitaumlt vsSchriftlichkeit die drei monotheistischen Religionen und ihre Schriftkultu-ren sowie unter diesen natuumlrlich insbesondere die katholische Kirche unddas Bildungssystem In gewissem Maszlige ersetzt diese gewissenhafte undbreit angelegte Einfuumlhrung in die Kultur des spaumlten Mittelalters auch dieVorstellung der in dieser Literaturgeschichte nicht beruumlcksichtigten lateini-schen Literatur Kataloniens An den beiden Anfangskapiteln des Bandeswird zugleich deutlich dass die Nachbarwissenschaft zu der sich dieserBand Literatura medieval I am staumlrksten oumlffnet eindeutig die Geschichtswis-senschaft ist Aspekte anderer Nachbarwissenschaften wie der Musik- oderKunstwissenschaft die man im Rahmen der Trobador- und Handschrif-tenkultur haumltte einbinden koumlnnen bleiben dagegen weniger beruumlcksichtigt

Vom sprachlichen Register des Bandes wird ein interessiertes Breiten-und Studentenpublikum angesprochen das aber durchgaumlngig an die aktu-elle Forschung herangefuumlhrt wird Dies geschieht durch die in den Lauftextintegrierten Kurzverweise auf Forschungsliteratur und stellenweise auchdigitale Datenbanken sowie durch die Basisbibliografien am Ende jedesKapitels Diese Bruumlckenfunktion zur Forschung legt in houmlherem Maszlige alsanderswo offen dass der Konsens den Literaturgeschichten suchen muumls-sen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Einzelbeitraumlgen beruht undmacht damit den Band sowohl fuumlr Studierende als auch fuumlr Forschendehervorragend nutzbar So werden zB im Hinblick auf den Llibre dels fetsvon Jaume I Fragen der Textstruktur eroumlrtert die uumlber einfuumlhrende All-gemeininformationen klar hinausreichen Im Allgemeinen kann geltendass es sich dort wo diese Literaturgeschichte speziellere Fragestellungen

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zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Chroniken angehoumlrenden Werke jeweils entworfen geschrieben und gele-sen worden sind (111ndash131) und fragt warum nicht nur am Anfang dernun auf Katalanisch geschriebenen Chronistik der autobiographischeTatenbericht (nicht die Autobiographie) als neue literarische Form steht(133ndash153) Im Anschluszlig hieran geht er nach dem schon einmal erklaumlrtensbquoTod des Autorslsquo gerade dem Verhaumlltnis von Autor Autorschaft und Auto-ritaumlt in den behandelten Werken (155ndash175) literarischen Gestaltungsmoumlg-lichkeiten wie der sbquoGeschichtelsquo dem sbquoEposlsquo oder der sbquoFiktionlsquo in den Chro-niken (177ndash198) sowie dem deutlichen Aufkommen des politischen Rea-lismus in der katalanischen Historiographie (199ndash219) nach Mit diesenUntersuchungsfeldern leistet der Autor einen wichtigen Beitrag zum kuumlnf-tigen Vergleich regionaler Geschichtsraumlume und ihrer historiographischenEntwuumlrfe uumlber den katalanischen und gesamtiberischen Kontext hinausEine knappe Zusammenfassung der Ergebnisse rundet den Darstellungs-teil ab (221ndash227) Leider sind die zitierten Editionen und Studien aber inEndnoten (229ndash309) verbannt so daszlig man staumlndig zum Hin- und Her-blaumlttern gezwungen ist Auch hat das Buch keine eigene Bibliographie dieeine rasche Orientierung uumlber den gegenwaumlrtigen Stand der Textausgabenund Forschung ermoumlglicht So werden umstaumlndlich immer wieder dieschon benutzten Titel neu ausfuumlhrlich zitiert anstatt ein Verzeichnis derbenutzten Editionen und Studien mit Kurztiteln zu liefern Auffallend istbei der Durchsicht der benutzten Sekundaumlrliteratur die mehr oder wenigerfehlende Rezeption der deutschsprachigen Forschung zur mittelalterlichenHistoriographie Gravierend ist abgesehen von einem Namensindex (311ndash315) auch das Fehlen weiterer Register welche die Studie leichter benutz-bar machen wuumlrden

Das teilweise etwas redundant geschriebene Buch hat das groszlige Ver-dienst die bislang fast nur von der heimischen Forschung behandelteGeschichtsschreibung Kataloniens in den Fokus einer laumlngst internationali-sierten Mittelalterforschung zu ruumlcken Doch ist die einem gegenwaumlrtigenWahrnehmungsmaszligstab geschuldete Konzentration allein auf den RaumKatalonien historisch uumlberhaupt sinnvoll Muumlszligte die Studie nicht nochsehr viel staumlrker den groumlszligeren Kontext der Krone von Aragoacuten in den Blicknehmen Und muumlszligte sie nicht auch mehr als nur punktuelle Vergleiche mitder kastilischen (29 131 159 161 192 276 Anm 31 291 Anm 27 und292 Anm 33 und 47) portugiesischen (125 und 276 Anm 31) franzoumlsi-schen (29f 72f 98 124ndash126 128 130f 134 137ndash142 144ndash149 192 224270 Anm 58 und 274 Anm 16) italienischen (72 und 98) deutschen (125und 192) und englischen (128 144 und 276 Anm 31) Geschichtsschrei-

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bung ziehen um das historiographische Profil des Nord-Ostens der Iberi-schen Halbinsel moumlglichst genau herauszuarbeiten So fehlt etwa gleich amAnfang der Darstellung eine Einordnung der Gesta comitum Barchinonensiumin die Geschichte der sehr viel aumllteren aber eben auch zeitgleich anderswoin Europa (33) geschriebenen Gesta-Literatur Auch ist nicht klar warumder Autor keine Vergleiche mit der kontemporaumlren Hagiographie in diesenGeschichtsraumlumen angestellt hat die schoumlne Kontrapunkte der kirchlichenWelt- und Geschichtsdeutung geliefert haumltte

Viele aumlltere und neuere Ansaumltze zu einer modernen Erforschung derHistoriographie des Mittelalters beduumlrfen aber gerade auf der IberischenHalbinsel noch der Umsetzung Nur wenig ist davon in dem Buch inAngriff genommen was hier uumlberhaupt kein Vorwurf sein sondern viel-mehr kuumlnftige Forschungsperspektiven aufzeigen soll Waumlhrend sich derAutor ganz bewuszligt gegen eine Einbeziehung des Verhaumlltnisses von Nie-derschrift und Wiederschrift seiner Werke entscheidet (4 und 7) und auchnur punktuell auf das Verhaumlltnis von Bibel und Historiographie als zweiverschiedenen aber natuumlrlich zusammengehoumlrenden Formen von Welt-deutung (23 45 72 78f 87 116f 123 138 158f 187f 206 249 Anm 1265 Anm 17 280 Anm 11f und 293 Anm 42) eingeht ohne dieses in dengroumlszligeren Zusammenhang der hoch- und spaumltmittelalterlichen Krise destradierten Geschichtskonzepts der juumldisch-christlichen Heilsgeschichteeinzuordnen liefern andere laumlngst oder inzwischen eroumlffnete Forschungs-felder wie die Bestimmung des Verhaumlltnisses von muumlndlichen und schrift-lichen Erzaumlhlmustern in historiographischen und biographischen Textenihre Erforschung aus wahrnehmungs- und deutungsgeschichtlicher Per-spektive oder die Untersuchung der in ihnen repraumlsentierten intra- undtranskulturellen Transfer- und Transformationsprozesse uumlberaus reichenStoff fuumlr eine voumlllige Integration der iberischen Mediaumlvistik in die interna-tionale Forschung

Matthias M Tischler Universitat Autogravenoma de Barcelona Institut drsquoEstudis Medievals(IEM) Mogravedul de Recerca A (MRA) Campus de la UAB E-08193 Bellaterra(Cerdanyola del Vallegraves) ltMatthiasTischleruabcatgt

278 Buchbesprechungen

Agravelex Broch (ed) Histograveria de la literatura catalana I [= Literaturamedieval (I) Dels oriacutegens al segle XIV dir per Lola Badia] BarcelonaEnciclopegravedia Catalana 2013 543 Seiten ISBN 978-84-412-2253-3(Gesamtwerk) 978-84-412-2250-2 (Vol 1)

Nach dem zehnbaumlndigen Groszligprojekt Histograveria de la cultura catalana aus den1990er Jahren herausgegeben von Pere Gabriel bei Edicions 62 (1994ndash98)und der achtbaumlndigen Forschungsanthologie Panorama criacutetic de la literaturacatalana herausgegeben von Albert Rossich beim Verlag Vicens Vives(2009ndash11) liegt nun der erste Band eines weiteren kapitalen Werks derkatalanischen Literaturwissenschaft vor Es schickt sich an die Nachfolgedes bisherigen Referenzwerks anzutreten naumlmlich der zu Recht allseitsverehrten aber mittlerweile in die Jahre gekommenen Histograveria de la literaturacatalana von Riquer Comas Molas Bei diesem neuen Projekt handeltsich um eine auf acht Baumlnde angelegte Histograveria de la literatura catalana unterder Gesamtleitung von Agravelex Broch im Verlag Enciclopegravedia Catalana derenerster Band nunmehr erschienen ist Fuumlr die mittelalterlichen Baumlnde 1ndash3dieser Literaturgeschichte ist Lola Badia als Herausgeberin zustaumlndig fuumlrden geplanten Band 4 zur fruumlhneuzeitlichen sbquoliteratura modernarsquo also zuRenaissance Barock und Aufklaumlrung uumlbernimmt diese VerantwortungJosep Solervicens Die Baumlnde zur sbquoliteratura contemporagraveniarsquo sollen aufge-teilt werden in Band 5 zum 19 Jahrhundert (Enric Cassany und Josep MDomingo) Band 6 und 7 zum ModernismusNoucentismus bzw zurZeitspanne von 1922 bis 1959 (beide Jordi Marrugat) sowie schlieszliglichBand 8 der die Zeitspanne vom sbquorealisme histogravericrsquo bis zur Postmoderneerfassen wird (Agravelex Broch) Der Gesamtkonzeption liegt somit dieBegriffstriade sbquoliteratura medieval ndash moderna ndash contemporagraveniarsquo zu Grundedie sich institutionell eingebuumlrgert hat und die inzwischen veraltete Unter-scheidung von sbquodecadegravenciarsquo und Renaixenccedila uumlberwindet mit der in derLiteraturgeschichtsschreibung des 20 Jahrhunderts die beiden juumlngerenGroszligepochen bezeichnet worden waren

Zum vorliegenden ersten Band tragen zehn Autoren unter der Leitungvon Lola Badia bei Er umfasst die katalanischsprachige Literatur von ihrenAnfaumlngen bis zum Dynastiewechsel zu den Trastagravemara im Jahre 1412Nach einer epochalen Einfuumlhrung zur mittelalterlichen Kultur Kataloniens(1) ist er in die Bereiche fruumlheste literarische Schriftzeugnisse (2) mittel-alterliche Historiografie (3) Lyrik in der Tradition der Trobadors (4)Versnarrativik (5) und wissenschaftsnahe Literatur bei Ramon Llull undArnau de Vilanova (6) gegliedert In Bezug auf die verlegerische Konzep-

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tion wurden hier einige gluumlckliche Entscheidungen getroffen Zu ihnengehoumlrt es okzitanische Verszitate mit einer katalanischen Prosauumlberset-zung zu versehen und die orthografisch modernisierten altkatalanischenZitate mit Verstaumlndnishilfen auszustatten Das duumlnnere Papier der Platzsparende Spaltendruck in den Anhaumlngen und das handlichere Format alsbei dem bekannten Vorgaumlnger aus dem Hause Ariel der auf monumentaleRepraumlsentativitaumlt ausgelegt war machen diese Literaturgeschichte deutlichbenutzerfreundlicher und zudem mit einem Preis von 3950 Euro fuumlr denersten Band fuumlr Privatkaumlufer erschwinglich

Als wesentliche Neuerung in der katalanischen Literaturgeschichts-schreibung kann die epochale Einfuumlhrung zum Mittelalter aus der Federvon Lola Badia gelten Sie bietet kulturhistorische Kontextualisierungen fuumlrdie literarischen Texte im Hinblick auf die Sprachen der mittelalterlichenKultur bestimmte soziale Gruppen wie Frauen die Ritterschaft und diegelehrten Laien das physische Weltbild das Problemfeld Oralitaumlt vsSchriftlichkeit die drei monotheistischen Religionen und ihre Schriftkultu-ren sowie unter diesen natuumlrlich insbesondere die katholische Kirche unddas Bildungssystem In gewissem Maszlige ersetzt diese gewissenhafte undbreit angelegte Einfuumlhrung in die Kultur des spaumlten Mittelalters auch dieVorstellung der in dieser Literaturgeschichte nicht beruumlcksichtigten lateini-schen Literatur Kataloniens An den beiden Anfangskapiteln des Bandeswird zugleich deutlich dass die Nachbarwissenschaft zu der sich dieserBand Literatura medieval I am staumlrksten oumlffnet eindeutig die Geschichtswis-senschaft ist Aspekte anderer Nachbarwissenschaften wie der Musik- oderKunstwissenschaft die man im Rahmen der Trobador- und Handschrif-tenkultur haumltte einbinden koumlnnen bleiben dagegen weniger beruumlcksichtigt

Vom sprachlichen Register des Bandes wird ein interessiertes Breiten-und Studentenpublikum angesprochen das aber durchgaumlngig an die aktu-elle Forschung herangefuumlhrt wird Dies geschieht durch die in den Lauftextintegrierten Kurzverweise auf Forschungsliteratur und stellenweise auchdigitale Datenbanken sowie durch die Basisbibliografien am Ende jedesKapitels Diese Bruumlckenfunktion zur Forschung legt in houmlherem Maszlige alsanderswo offen dass der Konsens den Literaturgeschichten suchen muumls-sen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Einzelbeitraumlgen beruht undmacht damit den Band sowohl fuumlr Studierende als auch fuumlr Forschendehervorragend nutzbar So werden zB im Hinblick auf den Llibre dels fetsvon Jaume I Fragen der Textstruktur eroumlrtert die uumlber einfuumlhrende All-gemeininformationen klar hinausreichen Im Allgemeinen kann geltendass es sich dort wo diese Literaturgeschichte speziellere Fragestellungen

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zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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bung ziehen um das historiographische Profil des Nord-Ostens der Iberi-schen Halbinsel moumlglichst genau herauszuarbeiten So fehlt etwa gleich amAnfang der Darstellung eine Einordnung der Gesta comitum Barchinonensiumin die Geschichte der sehr viel aumllteren aber eben auch zeitgleich anderswoin Europa (33) geschriebenen Gesta-Literatur Auch ist nicht klar warumder Autor keine Vergleiche mit der kontemporaumlren Hagiographie in diesenGeschichtsraumlumen angestellt hat die schoumlne Kontrapunkte der kirchlichenWelt- und Geschichtsdeutung geliefert haumltte

Viele aumlltere und neuere Ansaumltze zu einer modernen Erforschung derHistoriographie des Mittelalters beduumlrfen aber gerade auf der IberischenHalbinsel noch der Umsetzung Nur wenig ist davon in dem Buch inAngriff genommen was hier uumlberhaupt kein Vorwurf sein sondern viel-mehr kuumlnftige Forschungsperspektiven aufzeigen soll Waumlhrend sich derAutor ganz bewuszligt gegen eine Einbeziehung des Verhaumlltnisses von Nie-derschrift und Wiederschrift seiner Werke entscheidet (4 und 7) und auchnur punktuell auf das Verhaumlltnis von Bibel und Historiographie als zweiverschiedenen aber natuumlrlich zusammengehoumlrenden Formen von Welt-deutung (23 45 72 78f 87 116f 123 138 158f 187f 206 249 Anm 1265 Anm 17 280 Anm 11f und 293 Anm 42) eingeht ohne dieses in dengroumlszligeren Zusammenhang der hoch- und spaumltmittelalterlichen Krise destradierten Geschichtskonzepts der juumldisch-christlichen Heilsgeschichteeinzuordnen liefern andere laumlngst oder inzwischen eroumlffnete Forschungs-felder wie die Bestimmung des Verhaumlltnisses von muumlndlichen und schrift-lichen Erzaumlhlmustern in historiographischen und biographischen Textenihre Erforschung aus wahrnehmungs- und deutungsgeschichtlicher Per-spektive oder die Untersuchung der in ihnen repraumlsentierten intra- undtranskulturellen Transfer- und Transformationsprozesse uumlberaus reichenStoff fuumlr eine voumlllige Integration der iberischen Mediaumlvistik in die interna-tionale Forschung

Matthias M Tischler Universitat Autogravenoma de Barcelona Institut drsquoEstudis Medievals(IEM) Mogravedul de Recerca A (MRA) Campus de la UAB E-08193 Bellaterra(Cerdanyola del Vallegraves) ltMatthiasTischleruabcatgt

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Agravelex Broch (ed) Histograveria de la literatura catalana I [= Literaturamedieval (I) Dels oriacutegens al segle XIV dir per Lola Badia] BarcelonaEnciclopegravedia Catalana 2013 543 Seiten ISBN 978-84-412-2253-3(Gesamtwerk) 978-84-412-2250-2 (Vol 1)

Nach dem zehnbaumlndigen Groszligprojekt Histograveria de la cultura catalana aus den1990er Jahren herausgegeben von Pere Gabriel bei Edicions 62 (1994ndash98)und der achtbaumlndigen Forschungsanthologie Panorama criacutetic de la literaturacatalana herausgegeben von Albert Rossich beim Verlag Vicens Vives(2009ndash11) liegt nun der erste Band eines weiteren kapitalen Werks derkatalanischen Literaturwissenschaft vor Es schickt sich an die Nachfolgedes bisherigen Referenzwerks anzutreten naumlmlich der zu Recht allseitsverehrten aber mittlerweile in die Jahre gekommenen Histograveria de la literaturacatalana von Riquer Comas Molas Bei diesem neuen Projekt handeltsich um eine auf acht Baumlnde angelegte Histograveria de la literatura catalana unterder Gesamtleitung von Agravelex Broch im Verlag Enciclopegravedia Catalana derenerster Band nunmehr erschienen ist Fuumlr die mittelalterlichen Baumlnde 1ndash3dieser Literaturgeschichte ist Lola Badia als Herausgeberin zustaumlndig fuumlrden geplanten Band 4 zur fruumlhneuzeitlichen sbquoliteratura modernarsquo also zuRenaissance Barock und Aufklaumlrung uumlbernimmt diese VerantwortungJosep Solervicens Die Baumlnde zur sbquoliteratura contemporagraveniarsquo sollen aufge-teilt werden in Band 5 zum 19 Jahrhundert (Enric Cassany und Josep MDomingo) Band 6 und 7 zum ModernismusNoucentismus bzw zurZeitspanne von 1922 bis 1959 (beide Jordi Marrugat) sowie schlieszliglichBand 8 der die Zeitspanne vom sbquorealisme histogravericrsquo bis zur Postmoderneerfassen wird (Agravelex Broch) Der Gesamtkonzeption liegt somit dieBegriffstriade sbquoliteratura medieval ndash moderna ndash contemporagraveniarsquo zu Grundedie sich institutionell eingebuumlrgert hat und die inzwischen veraltete Unter-scheidung von sbquodecadegravenciarsquo und Renaixenccedila uumlberwindet mit der in derLiteraturgeschichtsschreibung des 20 Jahrhunderts die beiden juumlngerenGroszligepochen bezeichnet worden waren

Zum vorliegenden ersten Band tragen zehn Autoren unter der Leitungvon Lola Badia bei Er umfasst die katalanischsprachige Literatur von ihrenAnfaumlngen bis zum Dynastiewechsel zu den Trastagravemara im Jahre 1412Nach einer epochalen Einfuumlhrung zur mittelalterlichen Kultur Kataloniens(1) ist er in die Bereiche fruumlheste literarische Schriftzeugnisse (2) mittel-alterliche Historiografie (3) Lyrik in der Tradition der Trobadors (4)Versnarrativik (5) und wissenschaftsnahe Literatur bei Ramon Llull undArnau de Vilanova (6) gegliedert In Bezug auf die verlegerische Konzep-

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tion wurden hier einige gluumlckliche Entscheidungen getroffen Zu ihnengehoumlrt es okzitanische Verszitate mit einer katalanischen Prosauumlberset-zung zu versehen und die orthografisch modernisierten altkatalanischenZitate mit Verstaumlndnishilfen auszustatten Das duumlnnere Papier der Platzsparende Spaltendruck in den Anhaumlngen und das handlichere Format alsbei dem bekannten Vorgaumlnger aus dem Hause Ariel der auf monumentaleRepraumlsentativitaumlt ausgelegt war machen diese Literaturgeschichte deutlichbenutzerfreundlicher und zudem mit einem Preis von 3950 Euro fuumlr denersten Band fuumlr Privatkaumlufer erschwinglich

Als wesentliche Neuerung in der katalanischen Literaturgeschichts-schreibung kann die epochale Einfuumlhrung zum Mittelalter aus der Federvon Lola Badia gelten Sie bietet kulturhistorische Kontextualisierungen fuumlrdie literarischen Texte im Hinblick auf die Sprachen der mittelalterlichenKultur bestimmte soziale Gruppen wie Frauen die Ritterschaft und diegelehrten Laien das physische Weltbild das Problemfeld Oralitaumlt vsSchriftlichkeit die drei monotheistischen Religionen und ihre Schriftkultu-ren sowie unter diesen natuumlrlich insbesondere die katholische Kirche unddas Bildungssystem In gewissem Maszlige ersetzt diese gewissenhafte undbreit angelegte Einfuumlhrung in die Kultur des spaumlten Mittelalters auch dieVorstellung der in dieser Literaturgeschichte nicht beruumlcksichtigten lateini-schen Literatur Kataloniens An den beiden Anfangskapiteln des Bandeswird zugleich deutlich dass die Nachbarwissenschaft zu der sich dieserBand Literatura medieval I am staumlrksten oumlffnet eindeutig die Geschichtswis-senschaft ist Aspekte anderer Nachbarwissenschaften wie der Musik- oderKunstwissenschaft die man im Rahmen der Trobador- und Handschrif-tenkultur haumltte einbinden koumlnnen bleiben dagegen weniger beruumlcksichtigt

Vom sprachlichen Register des Bandes wird ein interessiertes Breiten-und Studentenpublikum angesprochen das aber durchgaumlngig an die aktu-elle Forschung herangefuumlhrt wird Dies geschieht durch die in den Lauftextintegrierten Kurzverweise auf Forschungsliteratur und stellenweise auchdigitale Datenbanken sowie durch die Basisbibliografien am Ende jedesKapitels Diese Bruumlckenfunktion zur Forschung legt in houmlherem Maszlige alsanderswo offen dass der Konsens den Literaturgeschichten suchen muumls-sen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Einzelbeitraumlgen beruht undmacht damit den Band sowohl fuumlr Studierende als auch fuumlr Forschendehervorragend nutzbar So werden zB im Hinblick auf den Llibre dels fetsvon Jaume I Fragen der Textstruktur eroumlrtert die uumlber einfuumlhrende All-gemeininformationen klar hinausreichen Im Allgemeinen kann geltendass es sich dort wo diese Literaturgeschichte speziellere Fragestellungen

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zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

278 Buchbesprechungen

Agravelex Broch (ed) Histograveria de la literatura catalana I [= Literaturamedieval (I) Dels oriacutegens al segle XIV dir per Lola Badia] BarcelonaEnciclopegravedia Catalana 2013 543 Seiten ISBN 978-84-412-2253-3(Gesamtwerk) 978-84-412-2250-2 (Vol 1)

Nach dem zehnbaumlndigen Groszligprojekt Histograveria de la cultura catalana aus den1990er Jahren herausgegeben von Pere Gabriel bei Edicions 62 (1994ndash98)und der achtbaumlndigen Forschungsanthologie Panorama criacutetic de la literaturacatalana herausgegeben von Albert Rossich beim Verlag Vicens Vives(2009ndash11) liegt nun der erste Band eines weiteren kapitalen Werks derkatalanischen Literaturwissenschaft vor Es schickt sich an die Nachfolgedes bisherigen Referenzwerks anzutreten naumlmlich der zu Recht allseitsverehrten aber mittlerweile in die Jahre gekommenen Histograveria de la literaturacatalana von Riquer Comas Molas Bei diesem neuen Projekt handeltsich um eine auf acht Baumlnde angelegte Histograveria de la literatura catalana unterder Gesamtleitung von Agravelex Broch im Verlag Enciclopegravedia Catalana derenerster Band nunmehr erschienen ist Fuumlr die mittelalterlichen Baumlnde 1ndash3dieser Literaturgeschichte ist Lola Badia als Herausgeberin zustaumlndig fuumlrden geplanten Band 4 zur fruumlhneuzeitlichen sbquoliteratura modernarsquo also zuRenaissance Barock und Aufklaumlrung uumlbernimmt diese VerantwortungJosep Solervicens Die Baumlnde zur sbquoliteratura contemporagraveniarsquo sollen aufge-teilt werden in Band 5 zum 19 Jahrhundert (Enric Cassany und Josep MDomingo) Band 6 und 7 zum ModernismusNoucentismus bzw zurZeitspanne von 1922 bis 1959 (beide Jordi Marrugat) sowie schlieszliglichBand 8 der die Zeitspanne vom sbquorealisme histogravericrsquo bis zur Postmoderneerfassen wird (Agravelex Broch) Der Gesamtkonzeption liegt somit dieBegriffstriade sbquoliteratura medieval ndash moderna ndash contemporagraveniarsquo zu Grundedie sich institutionell eingebuumlrgert hat und die inzwischen veraltete Unter-scheidung von sbquodecadegravenciarsquo und Renaixenccedila uumlberwindet mit der in derLiteraturgeschichtsschreibung des 20 Jahrhunderts die beiden juumlngerenGroszligepochen bezeichnet worden waren

Zum vorliegenden ersten Band tragen zehn Autoren unter der Leitungvon Lola Badia bei Er umfasst die katalanischsprachige Literatur von ihrenAnfaumlngen bis zum Dynastiewechsel zu den Trastagravemara im Jahre 1412Nach einer epochalen Einfuumlhrung zur mittelalterlichen Kultur Kataloniens(1) ist er in die Bereiche fruumlheste literarische Schriftzeugnisse (2) mittel-alterliche Historiografie (3) Lyrik in der Tradition der Trobadors (4)Versnarrativik (5) und wissenschaftsnahe Literatur bei Ramon Llull undArnau de Vilanova (6) gegliedert In Bezug auf die verlegerische Konzep-

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tion wurden hier einige gluumlckliche Entscheidungen getroffen Zu ihnengehoumlrt es okzitanische Verszitate mit einer katalanischen Prosauumlberset-zung zu versehen und die orthografisch modernisierten altkatalanischenZitate mit Verstaumlndnishilfen auszustatten Das duumlnnere Papier der Platzsparende Spaltendruck in den Anhaumlngen und das handlichere Format alsbei dem bekannten Vorgaumlnger aus dem Hause Ariel der auf monumentaleRepraumlsentativitaumlt ausgelegt war machen diese Literaturgeschichte deutlichbenutzerfreundlicher und zudem mit einem Preis von 3950 Euro fuumlr denersten Band fuumlr Privatkaumlufer erschwinglich

Als wesentliche Neuerung in der katalanischen Literaturgeschichts-schreibung kann die epochale Einfuumlhrung zum Mittelalter aus der Federvon Lola Badia gelten Sie bietet kulturhistorische Kontextualisierungen fuumlrdie literarischen Texte im Hinblick auf die Sprachen der mittelalterlichenKultur bestimmte soziale Gruppen wie Frauen die Ritterschaft und diegelehrten Laien das physische Weltbild das Problemfeld Oralitaumlt vsSchriftlichkeit die drei monotheistischen Religionen und ihre Schriftkultu-ren sowie unter diesen natuumlrlich insbesondere die katholische Kirche unddas Bildungssystem In gewissem Maszlige ersetzt diese gewissenhafte undbreit angelegte Einfuumlhrung in die Kultur des spaumlten Mittelalters auch dieVorstellung der in dieser Literaturgeschichte nicht beruumlcksichtigten lateini-schen Literatur Kataloniens An den beiden Anfangskapiteln des Bandeswird zugleich deutlich dass die Nachbarwissenschaft zu der sich dieserBand Literatura medieval I am staumlrksten oumlffnet eindeutig die Geschichtswis-senschaft ist Aspekte anderer Nachbarwissenschaften wie der Musik- oderKunstwissenschaft die man im Rahmen der Trobador- und Handschrif-tenkultur haumltte einbinden koumlnnen bleiben dagegen weniger beruumlcksichtigt

Vom sprachlichen Register des Bandes wird ein interessiertes Breiten-und Studentenpublikum angesprochen das aber durchgaumlngig an die aktu-elle Forschung herangefuumlhrt wird Dies geschieht durch die in den Lauftextintegrierten Kurzverweise auf Forschungsliteratur und stellenweise auchdigitale Datenbanken sowie durch die Basisbibliografien am Ende jedesKapitels Diese Bruumlckenfunktion zur Forschung legt in houmlherem Maszlige alsanderswo offen dass der Konsens den Literaturgeschichten suchen muumls-sen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Einzelbeitraumlgen beruht undmacht damit den Band sowohl fuumlr Studierende als auch fuumlr Forschendehervorragend nutzbar So werden zB im Hinblick auf den Llibre dels fetsvon Jaume I Fragen der Textstruktur eroumlrtert die uumlber einfuumlhrende All-gemeininformationen klar hinausreichen Im Allgemeinen kann geltendass es sich dort wo diese Literaturgeschichte speziellere Fragestellungen

280 Buchbesprechungen

zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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tion wurden hier einige gluumlckliche Entscheidungen getroffen Zu ihnengehoumlrt es okzitanische Verszitate mit einer katalanischen Prosauumlberset-zung zu versehen und die orthografisch modernisierten altkatalanischenZitate mit Verstaumlndnishilfen auszustatten Das duumlnnere Papier der Platzsparende Spaltendruck in den Anhaumlngen und das handlichere Format alsbei dem bekannten Vorgaumlnger aus dem Hause Ariel der auf monumentaleRepraumlsentativitaumlt ausgelegt war machen diese Literaturgeschichte deutlichbenutzerfreundlicher und zudem mit einem Preis von 3950 Euro fuumlr denersten Band fuumlr Privatkaumlufer erschwinglich

Als wesentliche Neuerung in der katalanischen Literaturgeschichts-schreibung kann die epochale Einfuumlhrung zum Mittelalter aus der Federvon Lola Badia gelten Sie bietet kulturhistorische Kontextualisierungen fuumlrdie literarischen Texte im Hinblick auf die Sprachen der mittelalterlichenKultur bestimmte soziale Gruppen wie Frauen die Ritterschaft und diegelehrten Laien das physische Weltbild das Problemfeld Oralitaumlt vsSchriftlichkeit die drei monotheistischen Religionen und ihre Schriftkultu-ren sowie unter diesen natuumlrlich insbesondere die katholische Kirche unddas Bildungssystem In gewissem Maszlige ersetzt diese gewissenhafte undbreit angelegte Einfuumlhrung in die Kultur des spaumlten Mittelalters auch dieVorstellung der in dieser Literaturgeschichte nicht beruumlcksichtigten lateini-schen Literatur Kataloniens An den beiden Anfangskapiteln des Bandeswird zugleich deutlich dass die Nachbarwissenschaft zu der sich dieserBand Literatura medieval I am staumlrksten oumlffnet eindeutig die Geschichtswis-senschaft ist Aspekte anderer Nachbarwissenschaften wie der Musik- oderKunstwissenschaft die man im Rahmen der Trobador- und Handschrif-tenkultur haumltte einbinden koumlnnen bleiben dagegen weniger beruumlcksichtigt

Vom sprachlichen Register des Bandes wird ein interessiertes Breiten-und Studentenpublikum angesprochen das aber durchgaumlngig an die aktu-elle Forschung herangefuumlhrt wird Dies geschieht durch die in den Lauftextintegrierten Kurzverweise auf Forschungsliteratur und stellenweise auchdigitale Datenbanken sowie durch die Basisbibliografien am Ende jedesKapitels Diese Bruumlckenfunktion zur Forschung legt in houmlherem Maszlige alsanderswo offen dass der Konsens den Literaturgeschichten suchen muumls-sen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Einzelbeitraumlgen beruht undmacht damit den Band sowohl fuumlr Studierende als auch fuumlr Forschendehervorragend nutzbar So werden zB im Hinblick auf den Llibre dels fetsvon Jaume I Fragen der Textstruktur eroumlrtert die uumlber einfuumlhrende All-gemeininformationen klar hinausreichen Im Allgemeinen kann geltendass es sich dort wo diese Literaturgeschichte speziellere Fragestellungen

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zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

280 Buchbesprechungen

zu den vorgestellten Texten entfaltet zumeist um Fragen der Textstrukturhandelt Diese werden haumlufig in tabellarischer Form praumlsentiert DemDenken der behandelten Epoche entspricht diese methodologische Wahldurchaus Es bleibt abzuwarten ob die Folgebaumlnde zu den spaumlteren Epo-chen hier andere Prioritaumlten setzen werden

Stehen im 3 Kapitel zur Historiografie (Autoren L Badia J M PujolX Renedo St Cingolani und J A Aguilar) die Uumlbergaumlnglichkeiten zurlateinischen Texttradition im Mittelpunkt so gilt dies im 4 Kapitel zurLyrik (M Cabreacute) fuumlr die okzitanische Tradition Bekanntlich fuumlhrt die kul-turelle Symbiose zwischen dem katalanischen und okzitanischen Sprach-gebiet im Mittelalter aus der heutigen Perspektive zu Abgrenzungsschwie-rigkeiten wie sie parallel dazu auch im Westen der Iberischen Halbinselzwischen Galicien und Portugal auftreten Auf Grund dieser hohen Per-meabilitaumlt zwischen den Kronlaumlndern von Aragonien und dem okzitani-schen Sprachraum wird in diesem Band der Weg gegangen unabhaumlngigvon ihrem Geburtsort jene Trobadors zu beruumlcksichtigen die mit denHoumlfen der Krone von Aragonien besonders in Verbindung standen DieAbschnitte zur Trobadorlyrik sind infolgedessen in der fruumlhen Phase nachden Koumlnigshoumlfen von Alfons el Cast Pere el Catogravelic oder Jaume I geglie-dert und nicht nach Trobadorpersoumlnlichkeiten oder Gattungen wie manes gewoumlhnlich in Darstellungen der Trobadorlyrik vorfindet mithin einewillkommene neue Perspektivierung von der fuumlr die erste fruumlhe Phase derTrobadorlyrik nur das Teilkapitel zur Ausnahmefigur von Cerveriacute de Giro-na abweicht Im Hinblick auf die spaumltere trobadoreske Lyrik in Katalonieninsbesondere an den Houmlfen von Jaume II und Pere el Cerimonioacutes werdenneben Einzeldichtern wie Pere und Jaume March auch einzelne Lieder-handschriften wie der Canccediloner Vega-Aguiloacute als Untersuchungseinheitgewaumlhlt Im anschlieszligenden 5 Kapitel (M Cabreacute und A Espadaler) zurVersnarrativik dagegen wo Autorenpersoumlnlichkeiten und spezifische houmlfi-sche Kontexte weniger gut dokumentiert sind werden die Texte nachthematischen Untergattungen angeordnet dies auch hier wieder mit einerAusnahme fuumlr den Einzelfall Francesc de la Via Diese Uumlberwindung derin Literaturgeschichten klassischen normativisierten Gliederung auf derBasis von vida i obra hin zu staumlrker dem Material angepassten Ordnungs-prinzipien bedeutet fraglos einen Gewinn an Pertinenz wenngleich diesererkauft wird durch einen Verlust an lexikontypischer Uumlbersichtlichkeit ImUumlbrigen wird versucht diese Uumlbersichtlichkeit durch die uumlberlangen Zah-lenkolonnen der numerischen Kapitelzaumlhlung zu suggerieren Darauf haumltteman verzichten koumlnnen

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Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

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Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 281

Am 6 Kapitel zur Wissensliteratur von Ramon Llull (L Badia J Santa-nach und A Soler) und Arnau de Vilanova (J Mensa) wird deutlich wiesehr in dieser Anfangsphase der katalanischen Literatur auszligerhalb derVersdichtung insbesondere solche Texte vorhanden sind deren Zugehouml-rigkeit zum literarischen Diskurs nicht ohne weiteres gegeben ist sei es inder Historiografie oder wissenschaftsnahen Literatur Die literaturwissen-schaftliche Untersuchungsperspektive auf deren aumlsthetische Dimensionund rhetorische Verfasstheit rechtfertigt dennoch fraglos ihre Praumlsenz indieser Literaturgeschichte ndash dies gilt fuumlr Ramon Llull ohne jede Frage undwomoumlglich auch fuumlr Arnau de Vilanova Im Uumlbrigen sind die beruumlhmtenKreisfiguren der Ars lulliana die einzigen Abbildungen die ihren Weg indiese Literaturgeschichte gefunden haben Ohne sie waumlre Llulls Denksys-tem nur schwerlich erlaumluterbar Es stellt sich allerdings hier die Frage obdies fuumlr andere Illustrationen auf die in dieser Literaturgeschichte ver-zichtet wurde nicht auch gelten koumlnnte In diesem Sinne wurde hier dieEntscheidung fuumlr eine wort- und schriftzentrierte Literaturgeschichtegetroffen vielleicht auch gerade in Absetzung von dem eingangs zitiertenkulturwissenschaftlichen Referenzwerk Einen kleinen Ersatz fuumlr die feh-lenden Abbildungen in illustrativer Hinsicht koumlnnen die an wenigen Stellenin Kaumlsten eingeschalteten Volltexte von ausgewaumlhlten Gedichten bietenIhre geringe Anzahl laumlsst allerdings keine Kontinuitaumlt entstehen Insgesamterscheint die Gewichtung von Lauftext Zitaten und (wenigen) Fuszlignotenallerdings gut gelungen Jenseits aller herausgeberischen Entscheidungenliegt der wichtige Beitrag dieses Bandes und der mit ihm begonnenenneuen Histograveria de la literatura catalana jedoch zweifellos darin in der katalani-schen Literaturgeschichtsschreibung den Stand abzubilden den die For-schung mittlerweile erreicht hat und die katalanische Literatur in einemweiter gesteckten Rahmen zu verorten als es die Vorgaumlnger dieses Projek-tes leisten konnten Uumlber diese dringend notwendige wissenschaftlicheAktualisierung kann sich die Leserschaft dieses Bandes und der hoffentlichbald folgenden Fortsetzungen freuen

Roger Friedlein Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7146Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltrogerfriedleinrubdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

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Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Lluiacutes B Polanco Roig (ed) The Liber Elegantiarum by Joan EsteveA Catalan-Latin dictionary at the crossroads of fifteenth-centuryEuropean culture Turnhout Brepols 2012 (Corpus ChristianorumContinuatio Mediaeualis) 441 pagravegs ISBN 978-2-503-52586-0

El Liber elegantiarum eacutes sens dubte un dels primers grans reculls lexicogragrave-fics bilinguumles que incorpora el catalagrave com a llengua de referegravencia i un delsprimers testimonis de la incipient lexicografia europea El seu autor elvalenciagrave Joan Esteve provinent de lrsquoescrivania reial de Nagravepols acabagrave diri-gint la capitular de la catedral de Valegravencia i redactagrave lrsquoobra amb la finalitatexpliacutecita drsquoensenyar llatiacute El Liber editat a Venegravecia el 1489 eacutes a meacutes uncompendi de gramagravetica retograverica epistolografia i citacions literagraveries que ensremeten directament a lrsquohumanisme italiagrave La publicacioacute drsquoaquesta primeraedicioacute criacutetica elaborada amb gran cura precedida drsquoun sogravelid i il∙luminadorestudi introductori eacutes doncs una molt bona notiacutecia

En el seu prefaci Lluiacutes B Polanco rememora el llarg camiacute que ha recor-regut des de la primera versioacute del text que feacuteu el 1995 en la seva tesi docto-ral ens presenta un breu status quaestionis sobre les aportacions recents alrsquoestudi i valoracioacute de lrsquoobra i assenyala els objectius que es proposa nonomeacutes com a editor sinoacute com a filograveleg Es planteja per exemple quinafou la formacioacute drsquoEsteve drsquoon venia el seu ldquoesperit regeneracionistardquo en-mig dels indiscutibles vincles amb lrsquohumanisme italiagrave i quines eren lesintencions de lrsquoautor meacutes enllagrave drsquoaquelles que ell mateix proposa en el seuprograveleg Tambeacute surt al pas de les criacutetiques que srsquohan fet al Liber quan se lrsquohavolgut encasellar des dels criteris de la lexicografia actual en una tipologiaconcreta ja sigui com a manual per a aprendre llatiacute o com a diccionari bi-linguumle aixiacute com de les especulacions respecte al grau drsquooriginalitat i a lacoheregravencia interna de lrsquoobra Exposa tot seguit les aportacions de la pre-sent edicioacute criacutetica en la mesura que meacutes enllagrave drsquouna simple transcripcioacutehan estat reformulades les bases drsquointervencioacute sobre el text srsquoha ampliat lacol∙lacioacute amb algunes noves fonts recentment identificades i srsquohan reescritels diversos aparats la bibliografia i les notes finals

A la completa introduccioacute (XIndashCCXIV) trobem a meacutes drsquoun estudi deles fonts i dels aspectes interns de lrsquoobra tres capiacutetols inicials que oferei-xen a partir drsquouna bibliografia actualitzada i drsquoun estat de la quumlestioacute elsconeixements previs necessaris per poder jutjar si meacutes no esbrinar quinaeacutes la finalitat de lrsquoobra i el seu ressograve en el context de lrsquohumanisme renai-xentista ressegueixen la desigual fortuna del Liber des de la seva publicacioacutefins a finals del segle XX (The Liber elegantiarum an uncertain fate XIndashXVI)

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aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 283

aporten una acurada descripcioacute del Liber com a incunable amb especialatencioacute a la primigegravenia edicioacute veneciana de Paganinus de Paganinis ndashoPaganino Paganinindash (The Liber elegantiarum as incunabulum XVIIndashXXXIX) iuna luacutecida mirada a lrsquoautor i a la seva egravepoca (The author and his time XLndashLIV) Perograve els capiacutetols centrals drsquoaquest estudi introductori soacuten sensdubte aquells que es dediquen a la confeccioacute i fonts del Liber i a tots elsaspectes relacionats amb les tegravecniques lexicogragravefiques de lrsquoobra Sota lrsquoepiacute-graf The setting and sources of the Liber elegantiarum (LVndashCXL) Polanco tractaen primer lloc lrsquoexpansioacute de lrsquohumanisme italiagrave i la seva influegravencia en elstrets definitoris de lrsquohumanisme catalagrave aixiacute com el pas de lrsquoensenyamentmedieval a lrsquohumaniacutestic A continuacioacute doacutena notiacutecia de les fonts de lrsquoobratot emmarcant-les en la tradicioacute gramatical i lexicogragravefica des de lrsquoantiguitat(Pompeius Festus De compendiosa doctrina de Nonius Marcellus Expositiosermonum antiquorum de Fulgentius i les Etymologiae drsquoIsidoro de Sevilla) i elmoacuten medieval (Elementarium doctrina rudimentum de Papias el Catholicon deJohn de Genoa) fins a lrsquoalba renaixentista fent especial esment pel que fala gramagravetica als Rudimenta grammatices de Niccolograve Perotti a les ElegantiaeLinguae Latinae de Lorenzo Valla De differentiis verborum i els Synonyma deBartolomeo Facio i les grammaticae proverbiandi i pel que fa als repertorislexicogragravefics al tractat De orthographia de Giovanni Tortelli als tractats geo-gragravefics (molts deutors de la Naturalis historia de Plini) entre els quals caldestacar-ne lrsquoaportacioacute de dos humanistes catalans Joan Margarit i JeroniPau que dedicagrave el seu De fluminibus et montibus Hispaniarum (1475) a lrsquoales-hores cardenal Roderic de Borja i les obres drsquoAlonso Fernaacutendez de Palen-cia i Antonio de Nebrija Els exemples aportats en cada cas mostren elsresultats drsquouna col∙lacioacute muacuteltiple eacutes a dir no solament de cada font res-pecte del Liber sinoacute de diverses fonts interrelacionades (vid la correspon-degravencia de lrsquoentrada vicus de Valla Nebrija Perotti amb ldquoLloch que no temurallardquo del Liber a la p CVII) Polanco tambeacute destaca (CVndashCVI) el flo-riment dels repertoris lexicogragravefics bilinguumles a la Itagravelia de finals del Tre-cento que denotaven la necessitat de fornir una nova burgesia emergentdrsquoinstruments que els ajudessin a entrar en un moacuten cultural que havia estatreservat fins aleshores als clergues Finalitza aquest apartat amb un colofoacutesobre la lexicografia catalana al final de lrsquoEdat Mitjana que aporta elementsprou uacutetils per emmarcar el Liber en el context necessari del ressograve que tin-gueren tant els textos dels humanistes italians reeditats en lrsquoagravembit catalagravecom les muacuteltiples edicions del diccionari de Nebrija i al cap de degravecades elVocabulario del humanista de Juan Lorenzo Palmireno (Valegravencia 1569) o elThesaurus puerilis drsquoOnofre Pou (Valegravencia 1575)

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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A meacutes de les fonts gramaticals i lexicogragravefiques Polanco parla tambeacute dela influegravencia de la retograverica clagravessica (provinent de Quintiliagrave meacutes que drsquoAris-togravetil o Ciceroacute) i de lrsquoars dictaminis medieval aixiacute com de la retograverica i episto-lografia humaniacutestica fent esment de Stefano Fieschi pel que fa a la retogravericai Gian Mario Filelfo i Franceso Filelfo pel que fa a lrsquoepistolografia Espe-cialment referits al breu apegravendix de praecepta que Esteve afegiacute a les entradeslegravexiques alguns exemples mostren la importacioacute directa del De compositionede Barzizza i de la Rhetoricae arts praecepta de Piccolomini (CXXIII) El granapartat dedicat a les fonts es clou amb un capiacutetol dedicat a la presegravencia dela ldquoliteraturardquo en el Liber que ens il∙lustra sobre el cagravenon drsquoauctoritatesconegudes per Esteve o beacute directament a partir drsquoedicions o a traveacutes decites o breus sceptra que srsquoempraven per il∙lustrar compendis gramaticals osimilars Pel que fa als autors clagravessics la llista eacutes molt agravemplia destacantperograve les cartes i els tractats de Ciceroacute (en especial De officiis De senectute i Deoratore) el Virgili egravepic les comegravedies de Terenci i la histograveria moralitzant deSal∙lusti (CXXIV) Entre les referegravencies a la literatura medieval i renaixen-tista es destaquen entre drsquoaltres la traduccioacute de Liacutesies de Francesco Filelfoles Facetiae de Poggio Bracciolini la Obsidionis Rhodiae urbis descriptio deGuillaume de Caoursin De duobus amantibus historia drsquoEneas Siacutelvio Piccolo-mini i el De origine inter Gallos ac Britannos belli historia de Bartolomeo Faciodels quals srsquoaporten exemples prou significatius (CXXVIIndashCXL)

El tractament drsquoaquestes fontes per part drsquoEsteve constitueix el primerpunt que inaugura lrsquoapartat dedicat a la tegravecnica lexicogragravefica del Liber Noteson the ldquoLexicographic techniquerdquo in the Liber elegantiarum (CXLIndashCXLV) Lrsquohete-rogeneiumltat cronologravegica i temagravetica els manlleus calcs traduccions i inter-pretacions drsquoaquests materials a vegades reutilitzats en diverses ocasionsdoacutena una primera impressioacute de collage que cal resituar en allograve que es podriadenominar intent drsquohomogeneiumltzar i donar un sentit unitari a lrsquoobra perpart drsquoEsteve i que no podem valorar stricto sensu a partir dels criteris queemprem en lrsquoactualitat per estudiar els reculls lexicogragravefics Lrsquoentrada enllengua vernacla es correspon a allograve que anomenem ldquoequivalegravenciardquo que enaquest cas eacutes el mot frase o text en llatiacute que proporcioni al lector la infor-macioacute necessagraveria tambeacute de caragravecter gramatical retograveric juriacutedic o epistolaradient a la finalitat pedagogravegica que exposa lrsquoautor en el prooemium (dedicat alseu amic i mestre Ferrer Torrella) i que neix de la progravepia experiegravencia delsprimers contactes amb els autors llatins

iuvabat me nonumquam vicissim accipere nunc Maronem nunc Terentium nuncCiceronem modo Aulum Gelium tunc Macrobium nunc Servium ceterosque

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eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

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Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

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Ressenyes 295

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Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 285

eloquentissimos codices ut de tenera aetate didiceram haud a mente exciderent meaQuos inter legendum nonnulla imo plurima conspiciebam sinonima luculentasqueorationes ita Latine sic proprie ad cotidianum sermonem nostrum accomodatas utpraesertim in hisque ludis grammatice in didasculorum discipulorumque ore tractanturdicantur Latine (Liber elegantiarum Polanco ed p3 15ndash20)

Que la funcioacute del Liber eacutes lrsquoaprenentatge del llatiacute es fa evident a simplevista si comparem la brevetat de lrsquoentrada vernacla amb lrsquoextensioacute del textllatiacute que en molts casos conteacute (a meacutes de la traduccioacute estricta o ampliada)informacioacute morfologravegica sintagravectica o semagraventica (homogravenims sinogravenimsheterogravenims) observacions etimologravegiques derivats i compostos citacions irealia que no estan nomeacutes al servei de la traduccioacute sinoacute tambeacute de la renova-cioacute del llatiacute que duien a terme humanistes com Lorenzo Valla amb el seuElegantiarum linguae Latinae Cal situar doncs en aquest context lrsquoaproxima-cioacute a les tegravecniques lexicogragravefiques (emprades per lrsquoautor de manera meacutes omenys conscient i sistemagravetica) de quegrave ens parla Polanco En primer lloc lespuntualitzacions sobre la macroestructura del Liber surten al pas de lessuposades ldquodeficiegravenciesrdquo drsquouna ldquodesgavelladardquo ordenacioacute alfabegravetica de lesentrades a vegades disposades no per substantiu sinoacute per uacutetil gramatical(Colon Soberanas 1986 47) Polanco rebat aquesta criacutetica parlant aquiacutedrsquoAlphabetisation (CXIV) un sistema drsquoordenacioacute aproximada que empra-ven habitualment obres que no tinguessin com a finalitat uacutenica ser unrepertori lexicogragravefic (a pesar de contenir abundant informacioacute sobre legravexici semagraventica) i qualifica les observacions drsquoanacrograveniques ja que lrsquoobra drsquoEs-teve es publica en un moment en quegrave encara no srsquohavia produiumlt una siste-matitzacioacute clara en aquest camp Pel que fa a la dimensioacute ja hem al∙luditabans a la desproporcioacute entre la brevetat de lrsquoentrada i la llargagraveria de lrsquoequi-valegravencia la qual cosa segons el nostre parer estagrave sovint ben justificada (vga ldquoGragraveciesrdquo li corresponen dinou accepcions que apunten a la diversitat dematisos i usos del mot) En qualsevol cas la digitalitzacioacute i posteriorextraccioacute drsquoiacutendexs del text ha documentat un nombre de mots catalansmolt superior a les 12158 entrades estrictes del Liber El darrer aspecte quecal comentar de la macroestructura eacutes la nomenclatura difiacutecilment aplica-ble a lrsquoobra degut a la multiplicitat estructural de les entrades que podenser un sol mot (a vegades amb determinant) una o diverses frases i fins itot de paragravegrafs meacutes o menys extensos (vid classificacioacute i comentaris ppCXLIXndashCLII) Pel que fa a la microestructura es comenten entre drsquoaltresla presegravencia drsquoinformacioacute gramatical derivacioacute i composicioacute sinogravenims iantogravenims etimologies realia citacions i traduccions

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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De totes aquestes observacions es despregraven que el Liber no ha estat ela-borat segons un megravetode i temagravetica uacutenics sinoacute diversos i que el fet dificultala caracteritzacioacute i encasellament drsquoaquesta obra en la tipologia que con-vencionalment srsquoha establert per als repertoris lexicogragravefics de lrsquoegravepoca (tot ique participi una mica de tots) Allograve que eacutes ben clar perograve eacutes que el Liber espublica en una etapa decisiva en lrsquoenfocament de la lexicografia ja que toti estar dedicat a lrsquoensenyament del llatiacute pren una llengua romagravenica com allengua de referegravencia (Buridant 1986 cit CLX) Aixograve no vol dir perograve(segons Polanco) que pugui ser denominat com el ldquoprimer gran diccionaride la llengua catalanardquo tal com lrsquohavien qualificat anteriorment Moll (1960)o Gulsoy (1964) ja que les seves caracteriacutestiques estructurals ho impedei-xen perograve siacute com el ldquoprimer gran compendi de la llengua catalanardquo i comun dels primers i meacutes originals inventaris bilinguumles vernaculo-llatins delRenaixement i un dels millors exemples de la filologia humaniacutestica Repro-duiumlm les paraules de lrsquoeditor (CLXI)

In any case its position although involuntary as the first great lexical compendium of theCatalan language and as one the first and undoubtedly most complex and original bi-lingual vernacular-Latin inventories of the Renaissance comprising lexical grammaticaland rhetorical contents alike cannot be denied While reflecting both the indisputableprogress and the shortcomings of humanism in the Catalan-speaking lands the Libercomes close albeit perhaps not exactly at the same level to the best examples of theEuropean philological humanism

Finalitza la introduccioacute amb lrsquoexposicioacute dels criteris i normes de lrsquoedicioacutecriacutetica (CLXIIndashCLXXV) referents a la transcripcioacute de mots llatins separa-cioacute de paraules puntuacioacute separacioacute drsquoentrades i subentrades abrevia-cions referegravencies i correccions entre drsquoaltres aspectes i un comentarisobre els aparats (criticus fontium adnotationum) i lrsquoIndex fontium culminantamb una completa bibliografia La pulcritud de lrsquoedicioacute facilita enormementla consulta del Liber la numeracioacute drsquoentrades i subentrades i les referegravenciesde lrsquoaparat criacutetic i de fonts completades al final per les adnotationes soacuten unaeina imprescindible per a posteriors estudis La feina de lrsquoeditor ha estatmeacutes que notable lrsquoaparat criacutetic per exemple conteacute informacioacute sobre lesvariants identificades entre les diverses cogravepies que han pervingut de lrsquouacutenicaedicioacute veneciana sobre algunes intervencions en el text dels usuaris delrsquoincunable i sobre les emendationes del propi editor drsquoacord amb els criterispreestablerts Pel que fa a les fonts srsquoassenyalen les expliacutecites i les impliacuteci-tes detectades tot i que una primera lectura aleatograveria drsquoalgunes entrades delLiber posa tambeacute de manifest lrsquoadaptacioacute drsquoaurea dicta en tenim un exemple

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a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

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Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

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Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

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Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 287

a la 502 ldquoAlliacute eacutes la pagravetria hon lo viure delitardquo Patria illich est ubi delectare vive-re que provindria pel que fa als antiquiores de lrsquoUbi bene ibi patria ciceroniagrave(Tusc 537) o de Pacuvi Patria est ubicumque est bene Una vegada meacutes lrsquoaucto-ritas el mirall dels clagravessics que tal com vol Lluiacutes B Polanco ens permetubicar aquesta obra singular i complexa aquest ldquoprimer gran compendi dela llengua catalanardquo que perseguia la didagravectica del llatiacute en lrsquoograverbita culturalde lrsquohumanisme renaixentista

Bibliografia

Buridant Claude (1986) ldquoLexicographie et glossographie meacutedieacutevales Es-quisse de bilan et perspectives de rechercherdquo in Buridant Claude (ed)La lexicographie au Moyen Age Lille Presses Universitaires de Lille 9ndash46

Colon Germagrave Soberanas Amadeu J (1986) Panorama de la lexicografiacatalana De les glosses medievals a Pompeu Fabra Barcelona EnciclopegravediaCatalana

Gulsoy Josep (1964 [1959ndash1962]) ldquoLa lexicografia valencianardquo RevistaValenciana de Filologia IV2ndash3 109ndash142

Moll Francesc de B (1960) ldquoLes sources du Liber Elegantiarum de JoanEsteverdquo Boletim de Filologia XIX 105ndash111

Maria Paredes Baulida Projecte Mimesi Universitat de Barcelona Institut Pau Vila deSabadell C de Viladomat 118 E-08205 Barcelona ltmariaparedestelefonicanetgt

Peter Cocozzella Text Translation and Critical Interpretation of JoanRoiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesa a Fifteenth-Century SpanishTragedy of Gender Reversal The Woman Dominates and Seduces HerLover Lewiston NY The Edwin Mellen Press 2012 251 pagravegs ISBN978-077-342625-2

Lrsquoestudi monogragravefic ressenyat aquiacute eacutes la publicacioacute meacutes recent de PeterCocozzella professor emegraverit del Departament de Llenguumles i LiteraturesRomagraveniques a la Universitat Binghamton i especialista en la literatura cas-tellana i catalana de segle XV El 2008 lrsquoautor va assajar una primera apro-ximacioacute criacutetica a la que es considera lrsquoobra meacutes reeixida de la produccioacuteliteragraveria corellana a lrsquoarticle laquoFrom the Perspective of a Narcissistic LoverJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Catalan Review 22 pagravegs 177ndash197

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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La contribucioacute actual de Cocozzella representa una formulacioacute meacutes extensade la hipogravetesi plantejada a lrsquoesmentat article i recollida en el tiacutetol i subtiacutetoldel monogragravefic En resum segons lrsquoestudioacutes nordamericagrave drsquoorigen italiagrave lafamosa peccedila sorgida de la laquoploma que sovint greus mals descansaraquo eacutes unatragegravedia drsquoinversioacute de rols de gegravenere en quegrave la dona domina i sedueix elseu amant

La interpretacioacute criacutetica es desplega en sis capiacutetols seguits per un apegraven-dix que ofereix el text en una versioacute amb grafia modernitzada i una traduc-cioacute a lrsquoanglegraves Deduiumlm de lrsquoedicioacute citada a la bibliografia final del monogragrave-fic que el text reproduiumlt a lrsquoapegravendix ndashmalauradament amb nombrososerrors tipogragraveficsndash eacutes el de lrsquoedicioacute de Marina Gustagrave inclosa a la col∙leccioacutede les Millors Obres de la Literatura Catalana (21985) que Cocozzella hacompletat amb la numeracioacute dels paragravegrafs

Cocozzella inicia el primer capiacutetol del seu estudi (pagravegs 11ndash40) amb unabreu contextualitzacioacute de lrsquoobra amb referegravencies i cites extenses dels prin-cipals estudis sobre Corella i la seva produccioacute literagraveria i un resum de lrsquoar-gument de la peccedila estudiada A la segona part del primer capiacutetol lrsquoestudioacutescentra lrsquoatencioacute en la figura del protagonista tancat en una cambra foscatot assenyalant que cal relacionar lrsquoestegravetica llogravebrega drsquoaquesta imatge con-reada per Corella i els seus coetanis Carroacutes i March amb el togravepic delsinferns drsquoamor present en lrsquoobra drsquoautors castellans com Intildeigo Loacutepez deMendoza Juan de Anduacutejar o Guevara

En el segon capiacutetol (pagravegs 41ndash63) srsquoil∙lustra el rol pioner drsquoAusiagraves Marchen la creacioacute drsquouna poegravetica de la subjectivitat i la seva influegravencia entre elsescriptors barcelonins i valencians de la segona meitat del segle XV Cocoz-zella observa en la Tragegravedia de Caldesa una laquoorientacioacute psicologravegica preemi-nentraquo (laquoan overarching psychological orientationraquo) i una concepcioacute del textcom a laquocamiacute directe cap al moacuten interior fuacutenebre que constitueix el teatre dela psiqueraquo (laquoa direct pathway to the gloomy innerworld that constitutes thetheatre of the psycheraquo pagraveg 53) En aquest context srsquoaporten els exemplesde Francesc Moner i el Comanador Escrivagrave dos autors que com Corelladestaquen per dibuixar escenaris psiacutequics de protagonistes turmentats perlrsquoafliccioacute amorosa Srsquoassenyala fins a quin punt el narrador de la Tragegravedia estroba en una situacioacute de circularitat viciosa i es conclou que lrsquoobjectiu queCorella persegueix en aquesta composicioacute eacutes principalment psicologravegic iexistencial i no tan de caire moralista

La particular disposicioacute psiacutequica del protagonista en paraules deCocozzella conformada per una laquoinseguretat despersonalitzant i drsquounnebuloacutes estat drsquoautoanihilacioacuteraquo (laquodespersonalizing insecurity and nebulous

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state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 289

state of self-effacementraquo pagraveg 80) eacutes lrsquoobjecte drsquoanagravelisi en el tercer capiacutetol(pagravegs 65ndash82) El jo narrador apareix irremeiablement atrapat en una situa-cioacute asfixiant la seva adorada el tanca amb pany i clau en una cambra on hade passar la tarda esperant el retorn de lrsquoamfitriona absent Ja cap al tard elrecluacutes entotsolat amb els seus pensaments i dubtes mira per una finestrapetita i testimonia el comiat iacutentim entre la laquotan estimada donzellaraquo i unhome que com a colofoacute drsquoun seguit de mostres drsquoafecte es pren la llibertatdrsquoetzibar-li un familiar laquoAdeacuteu sies manyetaraquo i acaba partint despreacutes drsquounbes que deixa horroritzat lrsquoinvoluntari espiador Per la reaccioacute exaltada ambquegrave el protagonista respon a la traiumlcioacute drsquoaquella que srsquoacaba de revelar coma indigna de la seva adoracioacute Cocozzella el considera un laquohome extrema-dament sensible perograve poc sensat sensibilitzat fins a un grau mograverbid pelseu complex nimfagraveticraquo (laquoa highly sensitive but hardly sensible man sensi-tized to a morbid extent by his nymph complexraquo pagraveg 78) A meacutes lidiagnostica una laquoofuscacioacute narcisistaraquo (laquonarcissistic obfuscationraquo pagraveg 79)que no li permet laquocopsar el sentit de la realitat que estagrave passant just davantdels seus ullsraquo (laquohe cannot take in the reality of what is happening beforehis very eyesraquo pagraveg 82)

En el quart capiacutetol (pagravegs 83ndash110) es formula la hipogravetesi principal delpresent estudi basada en lrsquoanagravelisi psicologravegica dels personatges Es tractadrsquoun intent de donar una explicacioacute plausible a la pregunta per quegrave la pro-tagonista tanca el jo narrador a la cambra fosca i el converteix en lrsquoatogravenitobservador del seu encontre amoroacutes amb un altre home Segons Cocoz-zella la Tragegravedia de Caldesa eacutes un cas paradigmagravetic del que Stephen Green-blatt designa com a laquoautoconstruccioacute renaixentistaraquo (laquoRenaissance self-fashioningraquo) La protagonista actua com a laquopromotora de lrsquoaccioacute essent lamagravexima creadora de la tramaraquo (laquothe promoter of the action as the all-im-portant creator of the plotraquo pagraveg 87) La conducta de Caldesa eacutes motivadaper laquola seva autodeterminacioacute per manifestar i divulgar lrsquoaudacitat del seudesigraquo (laquoher self-determination to assert and divulge the audacity of herdesireraquo pagraveg 89)

El cert eacutes que la dona si aixiacute ho hagueacutes volgut hauria pogut impedirque el seu admirador presencieacutes el seu intercanvi drsquointimitats amb el rivalQuan el jo narrador es presentagrave laquotocant a la porta de la casaraquo la sol∙licitadasabent que esperava un altre galant senzillament li hauria pogut demanarde retornar un altre dia en lloc de deixar-lo entrar i tenir-lo tancat tota latarda en una cambra a lrsquoespera del seu retorn El jo narrador especifica quela dona esperava lrsquoaltra visita laquoper aquella horaraquo i que li va prometre queun cop acabades les laquobreus faenesraquo passarien laquotot aquell jornraquo junts El que

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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no srsquoarriba a concretar eacutes quan srsquoesdeveacute realment lrsquoarribada del rival Es diutan sols que la seva partenccedila se situa laquoa la fi de tan enutjosa tardaraquo

Val a remarcar aquest detall perquegrave el subjecte de lrsquoesmentat sintagmalaquotocant a la porta de casaraquo no eacutes alguacute que podriacuteem identificar amb el rival ndashcom consideren Annicchiarico (laquoal bussare di qualcuno sulla portaraquo 1991ndash1992 pagraveg 73) i Cocozzella (laquoa knock was heart at the doorraquo pagraveg 199)ndashsinoacute el jo narrador mateix ndashcom ho recullen entre drsquoaltres Badia (laquollaman-do a la puerta de la casaraquo 1989 pagraveg 104) Wittlin (laquowhen I knocked oneday at her doorraquo 1993 pagraveg 54) i Romeu (laquoCorella srsquoesteacuten [] sobre lallarga relacioacute amorosa entre ell i Caldesa [] Perograve tot seguit al∙ludeix ja alsinicis del falliment femeniacute quan es refereix a la seva anada a la casa drsquoella ilrsquoexcusa drsquoaquella de no poder rebrersquol []raquo 1998 pagraveg 89)ndash La correctaidentificacioacute de la persona que truca a la porta invalida lrsquoargument de Co-cozzella que la dona laquohavia planejat amb precisioacute remarcable la trucada ala porta que interromp lrsquoencontre amoroacutesraquo (laquoshe has planned with remark-able precision the knocking at the door that interrupts the amorous dalli-anceraquo pagraveg 96)

Res no ens permet afirmar amb seguretat que la cita amorosa de Calde-sa srsquoesdevingueacute a lrsquohora prevista Tambeacute hi cap la possibilitat que el galantes presenteacutes amb un retard cosa que la protagonista no podia preveurequan va prometre al seu admirador que no trigaria en tornar El que el jonarrador creu haver descobert despreacutes drsquohaver passat per lrsquoexperiegravenciadolorosa de convertir-se en testimoni forccedilat de la infidelitat de la sevaadmirada eacutes el caragravecter fingit dels sentiments que ella li havia manifestat ique li manifesta Tanmateix lrsquohome profundament decebut no respon amblaquoun rampell de malediccions [] portant la tradicioacute del maldit a lrsquoextremraquo(laquoan outburst of maledictions [] carr[ying] the maldit tradition to ex-tremesraquo pagraveg 100) com diu Cocozzella sinoacute que en paraules de Romeu(1998 91) laquosrsquoautomaleeix en termes extrems sense perograve que hi hagi mal-dit o misogiacutenia ni insult per a la qui el va trairraquo Per entendre la decepcioacute delrsquoamant colpit per la magnitud de lrsquoengany conveacute recordar amb Romeu(1992 [1984] 115) que per Corella laquolrsquoamor humagrave exigeix dels amants laplenitud de llur possessioacute muacutetua espiritual i corporalraquo i que laquohi ha drsquohaveruna dignitat compartida entre els dos amants basada en llur identificacioacute icorrespondegravencia de sentimentsraquo

A la llum dels principis de la psicoanagravelisi de Jacques Lacan seguits perSara H Lindheim (2003) en la seva anagravelisi de les Heroides drsquoOvidi Cocoz-zella llegeix les mostres de penediment de Caldesa com a laquoestratagema fet amida que no tan sols serveix per a salvar la cara del narrador ofegraves sinoacute

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tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 291

tambeacute per a redreccedilar la perpetracioacute de males accions i per ajudar a restaurarla supremacia de lrsquoordre del moacuten patriarcalraquo (laquostratagem tailor-made to notonly save face for the aggrieved auctorial persona but also work towardredressing the perpetration of egregious wrongdoing and help restore thesupremacy of the patriarchal world orderraquo) (pagraveg 97) Meacutes endavant perogravees posa en dubte si les paraules de la protagonista soacuten laquouna resposta dedebograveraquo (laquoa real replyraquo pagraveg 101) o si meacutes aviat srsquohaurien de considerar laquolaprojeccioacute drsquoun ventriacutelocraquo (laquoa ventriloquistrsquos projectionraquo pagraveg 102) eacutes a dirles paraules que el jo narrador hauria volgut que pronuncieacutes la dona que elva trair Caldria afegir que el text de Corella encara permet una tercera lec-tura que consisteix en atorgar credibilitat a la contricioacute de Caldesa Obser-vem que aquesta possibilitat descartada per Cingolani (1998 290) eacutes laque assumeix el jo narrador com a veriacutedica quan confessa el seu desconcertproduiumlt per laquotan humils paraulesraquo i quan tot i desitjar poder oblidar elgreuge sofert afirma haver-ne deixat constagravencia escrivint el relat amb laprogravepia sang

Cocozzella dedica el cinquegrave capiacutetol (pagravegs 111ndash149) del seu estudi a ladimensioacute pictograverica del text literari i a la fenomenologia del proceacutes de per-cepcioacute visual en el qual es diferencien tres fases a) lrsquoaprehensioacute instantagraveniainherent a lrsquoacte de mirar ragravepidament (laquothe instantaneous apprehensioninherent in the act of glancingraquo pagraveg 133) b) la gestacioacute drsquouna imatge quecausa un impacte abassegador (laquothe gestation of an image that delivers anoverwhelming impactraquo ibid) i c) la transformacioacute de la mirada ragravepida a unamirada sostinguda per una experiegravencia sentida intensament i sobre la qualsrsquoha reflexionat detingudament (laquothe transformation of the glance into agaze by way of an experience intensely felt and attentively reflected uponraquoibid) Aquesta teoria srsquoexemplifica drsquouna banda fent referegravencia a unes mi-niatures quatrecentistes del Roman de la Rose i de lrsquoaltra assenyalant elspassatges paral∙lels entre la Tragegravedia de Caldesa i el Tirant lo Blanc paral∙lelis-me que segons Cocozzella laquoproveacute de la interaccioacute entre la mirada ragravepida ila mirada sostinguda i tot seguit de lrsquoaprehensioacute drsquouna escena fortamentdestorbant que eacutes investida amb la funcioacute drsquouna imago agensraquo (laquoa parallelismthat stems from the interaction between glance and gaze and sub-sequently from the apprehension of a highly disturbing scene which isinvested with the function of an imago agensraquo pagraveg 143)

En el sisegrave i lrsquouacuteltim capiacutetol (pagravegs 151ndash181) Cocozzella es dedica aexplorar la teatralitat inherent de la Tragegravedia de Caldesa prenent com a puntde partida les aportacions sobre la famosa obra de Corella que Henry Ans-gar Kelly inclou a lrsquoestudi Ideas and Forms of Tragedy from Aristotle to the Middle

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Ages (1993) La tesi sostinguda per Cocozzella eacutes que laquoCorella drsquouna mane-ra directa o indirecta deriva de Boeci el to de lamentacioacute i declamacioacute idrsquoIsidor la interpretacioacute drsquouna recitacioacute coordinada amb una pantomimaraquo(laquoCorella derives directly o indirectly from Boethius the tone of lamenta-tion and declamation and from Isidore the delivery of recitation in coor-dination with a dumb-showraquo pagraveg 166) Srsquoidentifica com a tret singularitza-dor de la Tragegravedia de Caldesa laquoel joc de contraris i de forces antagograveniquesque donen lloc a les dinagravemiques drsquouna trama corprenedoraraquo (laquothe interplayof opposites and antagonistic forces that give birth to the dynamics of acompelling plotraquo pagraveg 167) El que lrsquoestudioacutes tal vegada caldria especificarsoacuten els indicis textuals que li permeten afirmar que la protagonista actuaper laquoun sentit de revenja per mitjagrave de les seves maquinacions sinistresdrsquoajustament de comptesraquo (laquothe female counterpart is bent on retaliationthrough the sinister machinations of simply getting evenraquo pagraveg 168)

A lrsquouacuteltima part drsquoaquest capiacutetol de cloenda Cocozzella aventura unaproposta de posada en escena de la Tragegravedia de Caldesa sota el supogravesit de lalaquoteatralitat que Corella explota en la doble funcioacute del soliloqui de lrsquoenamo-rat com a interpel∙lacioacute directa del puacuteblic i com a dramatitzacioacute de la narra-tiva mitjanccedilant la veu explicativaraquo (laquothe theatricality that Corella exploits inthe double function of the loverrsquos soliloquy as direct address to the audi-ence and as dramatization of the narrative by means of the voice-overraquopagraveg 168) Cal reconeacuteixer lrsquoaudagravecia i lrsquooriginalitat de Cocozzella que fa ser-vir el famoacutes text narratiu de Corella que com eacutes ben sabut tambeacute incloudos poemes com a canemagraves per a una representacioacute escegravenica Lrsquoestudioacutesno es limita a idear el que podrien ser les indicacions escegraveniques necessagraveriesper a una posada en escena sinoacute que fins i tot fa precedir aquesta hipotegrave-tica escenificacioacute per un assaig de lrsquoescena del comiat entre la protagonista iel galant Tanmateix perograve hi hauria algunes puntualitzacions a fer Aixiacuteper exemple Cocozzella situa lrsquohipotegravetic assaig a lrsquoentreclaror del trencdrsquoalba (laquoThe overall ambiance is that of the twilight at the crack of dawnraquopagraveg 173) quan el jo narrador indica que la dona el retingueacute tancada a lacambra laquodos hores apreacutes migjornraquo Un element que al nostre parer des-entona amb lrsquoacusada sensualitat que transmet el personatge de Caldesa enel relat de Corella soacuten els repetits cops de porta que la dona ha de donar enlrsquoescenificacioacute ideada per Cocozzella segurament amb lrsquoobjectiu de cridarlrsquoatencioacute del protagonista i fer-lo mirar per la finestra (laquo[Ella] es dirigeixcap al portal obre la porta amb una empenta i la tanca amb un fort copraquolaquoshe steps over to the portal pushes the door open and slams it shut force-fullyraquo pagraveg 174 laquo[Ella] torna a tancar la porta amb un fort copraquo laquoAgain she

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slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

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Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 293

slams [the door] shut with a loud bangraquo pagraveg 174) Un error en la cronolo-gia dels esdeveniments afecta el passatge previ al confinament delrsquoenamorat en la cambra fosca El relat que el jo narrador fa de la seva rela-cioacute amb Caldesa eacutes un record dels moments de festeig anteriors al dia enquegrave tingueacute lloc la traiumlcioacute Cocozzella en canvi interpreta els detalls de larecapitulacioacute de lrsquoidil∙li com a referegravencia a un suposat intercanvi drsquointimi-tats entre el jo narrador i la protagonista que eacutes interromput per lrsquoarribadadel galant Caldria esmenar per tant les indicacions escegraveniques correspo-nents als paragravegrafs 3 i 4 de les pagravegines 175 i 176 ajustant-los a la cronolo-gia del text de partida

A lrsquoapartat de les conclusions (pagravegs 183ndash187) Cocozzella assenyalaquatre descobriments fonamentals com a resultats de la seva indagacioacute criacute-tica en primer lloc laquoel tenor psicologravegic meacutes que moralista de lrsquoestegravetica deCorellaraquo (laquothe psicological rather than moralistic tenor of Corellarsquosestheticraquo) en segon lloc laquoel contrast entre el protagonista masculiacute abstretfins al liacutemit de lrsquoabuacutelia i la contrapart femenina feta a la seva manera i nodepenent de ninguacute que arriba a lrsquoextrem drsquoadoptar un comportamenttransgressorraquo (laquothe contrast between the male protagonist self-absorbed tothe verge of abulia and the female counterpart self-fashioned and self-possessed to the extreme of radical commitment to transgressive behav-iorraquo) en tercer lloc laquola descripcioacute minuciosa drsquoun episodi entristidor con-vertit en una escena crucial que per la seva banda es concep en un modegairebeacute fotogragravefic i es contempla de forma obsessiva drsquouna manera ecfragraves-ticaraquo (laquothe minute description of a distressing episode converted into acrucial scene which in turn is conceived in a quasi photographic modeand contemplated obsessively in an ekphrastic mannerraquo) i per uacuteltim laquoeltractament drsquoaquesta escena com a matriu drsquouna trama complexa que eacuteseminentment adaptable a lrsquoescenari eacutes a dir a un espai teatral claramentdelimitatraquo (laquothe treatment of that scene as matrix of a complex plot whichis eminently adaptable to the stage ndash that is a clearly delineated theatricalspaceraquo pagraveg 183)

El volum es completa amb cinc il∙lustracions (pagravegs 209ndash217) lrsquouacuteltimade les quals eacutes una proposta drsquoescenari per a lrsquohipotegravetica posada en escenadissenyada per Joe Marckx A meacutes hi figura la relacioacute de les referegravenciesbibliogragravefiques de les obres esmentades al llarg de lrsquoestudi i un iacutendex ono-magravestic i de conceptes de gran utilitat que encara es podria completar ambentrades referides a laquomalditraquo (pagraveg 100) laquomisogynyraquo (pagraveg 100) and laquoven-triloquismraquo (pagravegs 102 i 108)

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

Ressenyes 301

Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Finalment cal assenyalar la decisioacute encertada drsquoacompanyar la disquisi-cioacute erudita per una traduccioacute a lrsquoanglegraves del text estudiat Llevat dels dospassatges problemagravetics assenyalats meacutes amunt la traduccioacute de Cocozzellarepresenta una versioacute molt fluida i elegant i eacutes una proposta altament vagraveli-da Observem perograve que lrsquoautor vacil∙la a lrsquohora de traduir el laquocas afortunatraquodel tiacutetol segons el DECLC eacutes correcta la traduccioacute de Cocozzella perlaquounfortunate eventraquo (pagravegs 17 18 i 20) que coincideix amb Annicchiarico(laquocaso sventuratoraquo pagraveg 70) Wittlin (laquothe misfortuneraquo pagraveg 54) i Cingolani(laquocas desafortunatraquo pagraveg 274) Una altra possibilitat de traduccioacute serialaquofortuous eventraquo laquocas fortuiumltraquo recollida per Riquer a la Histograveria de la litera-tura catalana vol IV pagraveg 150 En canvi no trobem documentada lrsquoaccep-cioacute laquocas de consequumlegravencies greusraquo que suposa Cocozzella quan opta per latraduccioacute laquomomentous eventraquo pagraveg 197 A lrsquohora de traduir les paraules decomiat que escandalitzen el jo narrador Cocozzella proposa laquoGood-byemy little hussyraquo (pagraveg 201 laquoAdeacuteu sies manyetaraquo) mentre que Wittlin optaper laquoGoodbye my clever vixenraquo (pagraveg 55) Ambdoacutes estudiosos renuncienencertadament a una traduccioacute literal de la paraula laquofaldaraquo (laquolapraquo) i substi-tueixen la referegravencia a lrsquoanatomia de la dona per la imatge meacutes poegravetica delseu vestit aixiacute el passatge laquouna iacutenclita donzella [] delliberagrave [] los meuscansats pensaments ensems amb ma persona en lo desitjat estrado de lasua falda descansassenraquo es llegeix en la traduccioacute de Wittlin laquoa lustrousLady [] condescended [] to let me find repose for my weary mind andbody on the longed-for proscenium of her gownraquo i en la traduccioacute deCocozzella laquoan illustrious young woman [] granted that I in my wearyspirit should find repose in the coveted haven of her gownraquo Cal assenya-lar a meacutes que aquesta nova traduccioacute es diferencia de la versioacute proporcio-nada per Wittlin pel fet de presentar una sintaxi menys complexa El queen principi podria semblar un allunyament de la valenciana prosa de Core-lla resulta ser un encert perquegrave lrsquoacurada tria del legravexic i el predominidrsquoestructures paratagravectiques fan que cadascuna de les frases drsquoaquesta tra-duccioacute adquireixi la singular forccedila expressiva caracteriacutestica de la que esconsidera lrsquoobra mestra de Corella

Bibliografia

Annicchiarico Annamaria (1991ndash1992) laquoPercheacute ldquoTragegravediardquo il gioco delleldquoambiguitagraverdquo nella ldquoTragegravedia de Caldesardquo di Joan Roiacutes de Corellaraquo Bole-tiacuten de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona XLIII 59ndash79

Ressenyes 295

Badia Lola (1989) laquoMateriales para la interpretacioacuten de la obra literaria deJoan Roiacutes de Corellaraquo Filologiacutea Romaacutenica 6 97ndash109

Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

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Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 295

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Cingolani Stefano (1998) Joan Roiacutes de Corella La importagravencia de dir-se honestValegravencia Tres i Quatre

Romeu i Figueras Josep (1992 [1984]) laquoDos poemes de Joan Roiacutes deCorella ldquoA Caldesardquo i ldquoLa Sepulturardquoraquo Miscel∙lagravenia Sanchis Guarner volI Valegravencia Universitat de Valegravencia 299ndash308 reeditat dins Miscel∙lagraveniaSanchis Guarner vol III Barcelona Valegravencia Publicacions de lrsquoAbadiade Montserrat Universitat de Valegravencia 109ndash138

mdash (1998) laquoTragegravedia de Caldesa de Joan Roiacutes de Corella una aproximacioacutetextualraquo Caplletra 24 81ndash92

Wittlin Curt (1993) laquoldquoThe Pen that Eases Painrdquo A First Translation ofJoan Roiacutes de Corellarsquos Tragegravedia de Caldesaraquo Antipodas V 47ndash59

Lenke Kovaacutecs Universitat Rovira i Virgili Departament de Filologia CatalanaCampus Catalunya Avda Catalunya 35 Despatx 228 E-43002 Tarragonaltlenkekovacsurvcatgt

Lluiacutes Cabreacute Alejandro Coroleu Jill Kraye (eds) Fourteenth-CenturyClassicism Petrarch and Bernat Metge London Turin The WarburgInstitute Nino Aragno Editore 2012 207 Seiten ISBN978-1-908590-45-2

ldquoMillesimus trecentesimus quadragesimus octavus annus est qui nos soloatque inopes fecitrdquo ndash ldquoDas Jahr 1348 hat uns einsam und arm gemachtrdquoWenn Petrarca diese Aussage in seinem ersten Brief der Familiarium rerumlibri formuliert dann bezieht er sich auf den Tod zweier Personen im gro-szligen Pestjahr der im Canzoniere adressierten Minnedame Laura und desmaumlchtigen roumlmischen Kardinals Giovanni Colonna seines GoumlnnersGleichsam als schoumlne Ironie der Geschichte erscheint vor dem Hinter-grund dieser fuumlr Petrarcas Autorschaft zentralen Verlusterfahrungen dieTatsache dass wahrscheinlich in eben diesem Jahr 1348 der wohl wichtig-ste fruumlhe Petrarkist Kataloniens und ohne Zweifel auch einer der bedeu-tendsten fruumlhen Petrarkisten des mediterranen Kulturraums insgesamt ge-boren wird Bernat Metge Der fruumlhe Petrarkismus Metges weist dabei eineandere Qualitaumlt auf als der gaumlngigere sbquokanonischelsquo Petrarkismus des 16Jahrhunderts in dem Petrarcas volkssprachlicher Canzoniere als Bezugssys-tem der europaumlischen Liebeslyrik fungiert Metge ist es vor allem um eine

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Auseinandersetzung mit Petrarcas lateinischen moralphilosophischen undhistoriographischen Schriften zu tun also mit den Schriften die wie Africaund vor allem Secretum innerhalb von Petrarcas Werk sowohl auf proposi-tionaler als auch auf performativer Ebene konzeptuelle Rahmen fuumlrPetrarcas poetische Autorschaft eroumlffnen Schriften die gleichsam jeneWeltsicht oder sapientia vorfuumlhren welche die Gestalt von Petrarcas wir-kungsmaumlchtiger poetischer eloquentia auch und gerade in der Volkssprachebestimmt Insofern ist der Gegenstand von doppeltem Interesse geht esdoch in dem fruumlhen Petrarkismus nicht nur um die historische Auseinan-dersetzung mit theoretischen Grundlagen des petrarkischen Werkes son-dern damit verbunden auch ndash bringt man die Rolle Petrarcas als bdquoDiskursi-vitaumltsbegruumlnderldquo im vollen Sinne (Regn 2000) in Anschlag ndash um die Her-ausbildung wichtiger Aspekte der humanistischen Kultur schlechthin Dassolchermaszligen bereits grundsaumltzlich geweckte Interesse an den vorliegen-den Akten eines 2010 am Warburg Institute veranstalteten Kolloquiumswird bei der Lektuumlre wie ich ohne Einschraumlnkung vorab festhaltenmoumlchte nicht enttaumluscht Der ansprechend aufgemachte Band beleuchtetin der Gesamtschau der Beitraumlge ebenso panoramatisch wie fallweisedetailliert die auf den Petrarca latinus bezogenen petrarkistischen Dimen-sionen von Metges Werk und dies sowohl in intertextueller Kleinarbeit alsauch vor dem Hintergrund wichtiger kultureller Kontexte Die einzelnenBeitraumlge uumlberzeugen dabei durch ein hohes Maszlig an interpretatorischerVernunft und sie liefern durch ihr unbestechliches Interesse am Gegen-stand und durch ihre Unabhaumlngigkeit von kurzlebigen methodischenKonjunkturformeln Ergebnisse um deren Anschlussfaumlhigkeit Belastbar-keit und wissenschaftliche Halbwertszeit man sich keinerlei Sorgen zu ma-chen braucht

In seiner Introduction (1ndash14) verbindet der Mitherausgeber AlejandroCoroleu einen glaumlnzenden Forschungsuumlberblick der sich gleichsam beilaumlu-fig auch als repraumlsentative Fachgeschichte der Katalanistik lesen laumlsst miteinem praumlzisen und aussagekraumlftigen Uumlberblick der Rezeptionswege deslateinischen Petrarca als so Pere Despont um 1386 in einem Brief an LluiacutesCarbonell aufsehenerregendem digne laureatus poeta Flankiert wird die ein-leitende philologische Bestandsaufnahme durch die Verortung derbeschriebenen Phaumlnomene im soziokulturellen Rahmen des KoumlnigreichsAragon und durch die Bezugnahme auf den franzoumlsischen KulturraumCoroleu betont dabei zu Recht dass die Rezeption des lateinischenPetrarca auszligerhalb Italiens schon kurz nach seinem Tod eine uumlber Petrarcaselbst hinausweisende breite Diskursdynamik zeitigt wenn naumlmlich die

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Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 297

Beschaumlftigung mit Petrarca auch insgesamt neue Wege intensiver Antiken-rezeption hervorruft (etwa in Hinblick auf ein Interesse an Livius bdquowhichcould only have been triggered by Petrarchldquo 7) Als Scharnierstelle fuumlrTransfer und Verschiebung von petrarkischen Texten und Konzepten indie Gelehrtenkultur der Corona drsquoAragoacute wird insbesondere Avignon inden Blick gebracht Neben der materiellen Aufnahme Petrarkischer Textespielen hier zunaumlchst Uumlbersetzungen ins Katalanische eine Rolle undsodann rasch auch produktive Fortschreibungen mit denen allen voran Ber-nat Metge ins Spiel kommt

Auf Coroleus anregenden Einsteig hin eroumlffnet eine erste Gruppe vonBeitraumlgen zentrale Perspektiven auf kultur- und literarhistorische Rahmen-bedingungen fuumlr Metges Werk Den Anfang macht in diesem Sinn derebenso besonnene wie pointierte Beitrag von Romana Brovia In bdquoPer unastoria del petrarchismo latino il caso del De remediis utriusque fortune in Fran-cia (secoli XIVndashXV)rdquo (15ndash28) untersucht die Vfin die Zirkulation von De-remediis-Manuskripten in Frankreich und dabei kommt sie zu dem Ergeb-nis dass der Text zwar populaumlr war und vielfach rhetorisch und politischeingesetzt wurde dass aber generell nicht von einer RekonstruktionPetrarkischer Absichten und dialogischer Argumentationsstrukturengesprochen werden kann sondern vielmehr vom Prinzip sbquomittelalterlicherlsquoVereinnahmung bdquoTutte le riscritture infatti irrigidirono quel sistema dallapluralitagrave dei ragionamenti allrsquoaffermazione di una veritagrave semplice dallapolifonia delle voci alla sintesi in un unico discorsoldquo (28) Damit ist diefranzoumlsische Petrarca-Rezeption als Kontrastfolie fuumlr Metges Petrarcagegenuumlber wesentlich getreuere Position umrissen Erste deutliche Kontu-ren der im fruumlhneuzeitlichen Sinn produktiven Anverwandlung Petrarcasdurch Metge erfasst der Beitrag von Lluiacutes Cabreacute ldquoPetrarchrsquos Griseldis fromPhilippe de Meacuteziegraveres to Bernat Metgerdquo (29ndash42) Anschaulich zeichnetCabreacute die formale Komplexitaumlt von Metges Griseldis-Version nach wobeier zu zeigen vermag dass diese in hohem Maszlige auf die Version des vorallem in Venedig und Paris taumltigen Diplomaten und Autors Philippe deMeziegravere verweist und dass Metge im intertextuellen Spannungsfeld vonPetrarca und Meziegraveres die Griseldis gattungshistorisch als ein bdquomodernexampleldquo anlegt und dabei tentativ seinen eigenen Stil herauszubilden imBegriff ist Ebenfalls interessanten Mittlerinstanzen zwischen Petrarca undMetge widmet sich Montserrat Ferrer in ldquoPetrarchrsquos Africa in the Aragon-ese Court Anniacutebal e Escipioacute by Antoni Canalsrdquo (43ndash55) Hier geht es umCanalsrsquo Uumlbersetzung der betreffenden Africa-Episode ins KatalanischeAkkurat werden die unterschiedlichen Textquellen fuumlr die Uumlbersetzung

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

304 Buchbesprechungen

men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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aufgeschluumlsselt Auch wenn der ldquorhetorical appealrdquo des Textes seine For-tuumlne im 15 Jahrhundert gewaumlhrleistet hat so wird in der Analyse ausge-waumlhlter Passus doch deutlich dass es Canals weniger um formalaumlstheti-sches Raffinement gegangen ist als vielmehr um eine moralische Sinnstif-tung Uumlber den Bezug auf den Petrarkischen Text ruumlckt Canals ausdruumlck-lich Livius als Gewaumlhrsmann seiner Variation der Episode in den Vorder-grund um so ein antik abgesichertes moralisches Exemplum zu praumlsentie-ren (Dabei draumlngt sich mir der Eindruck auf dass dieses Strategem durch-aus der Tatsache geschuldet sein duumlrfte dass der ehrwuumlrdig antike Livius inder houmlfischen Kultur der Corona drsquoAragoacute von groumlszligerer Autoritaumlt erschie-nen sein mag als der noch neue Petrarca) Die literarische Kultur des Ara-gonesischen Hofes spielt auch eine wichtige Rolle in dem Aufsatz vonJaume Torroacute (ldquoIl Secretum di Petrarca e la confessione in sogno di BernatMetgerdquo 57ndash68) Torroacute befasst sich mit der Bedeutung des Secretum und derEpystolae metricae fuumlr Metges Lo somni wobei er Metges literarische Taumltigkeitgrundsaumltzlich an seine Beziehung zu dem 1396 verstorbenen literarischinteressierten Koumlnig Joan I knuumlpft

Enger auf Metges individuelle Produktivitaumlt bezogen sind die folgendenBeitraumlge Lola Badia vergleicht Metges Llibre de Fortuna i Prudegravencia und Losomni wobei sie nachzeichnet wie sich Lo somni in der Auseinandersetzungmit Averroegraves Epikur und Llull als Korrektur der bdquoquasi eresialdquo der Bernat-Figur im Llibre de Fortuna darstellt (ldquoLo somni di Bernat Metge e coloro lsquochelrsquoanima col corpo morta fannorsquo [Inferno X15]rdquo 69ndash83) Im Ergebnis frei-lich dekuvriert Lola Badia unter der Oberflaumlche der augenscheinlichenKorrektur eine grundlegende Ambiguitaumlt welche die Stabilitaumlt der mittel-alterlichen konsolatorischen Vorbilder untergraumlbt und welche Metge alsReflexions- und Darstellungsmodus aus Texten wie Petrarcas De remediisund Secretum bezogen hat Enrico Fenzi belegt in seinem Beitrag (ldquoLo somnidi Bernat Metge e Petrarca Platone e Aristotele oppinioacute e sciegravencia ccedilertardquo 85ndash108) Metges Vertrautheit mit Platon und Aristoteles sowie die interessanteTatsache dass sich gerade anhand der Auseinandersetzung mit der Un-sterblichkeit der menschlichen Seele ein innerweltliches Denken herausbil-det welches sich als oppinioacute artikuliert Vor der Folie von Metges Aneig-nung des Petrarkischen Secretum avanciert diese zunaumlchst subjektivistischesbquoMeinunglsquo dann durch ihre diskursive Rationalisierung im Rahmen auktori-aler Selbstrepraumlsentation und -bestaumltigung zur Gewissheit

[hellip] nel momento in cui Bernat fa sua lrsquooppinioacute dellrsquoimmortalitagrave dellrsquoanima ebbene eglisi allinea a quanto una lunga e prestigiosa serie di auctoritates gli impongono di credere

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E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 299

E lrsquoopinione cessa cosigrave in qualche modo di essere tale e assume uno statuto diverso[hellip] quello di una scienza certa In Lo somni questo egrave un caso-limite attraverso lrsquoautoreprospetta la possibilitagrave di una scelta E in effetti in coerenza con il ritratto di seacute che sinoa quel punto ha costruito egli sceglie rifiuta di spostare il discorso sul piano della fedema insiste nel fondare sullrsquoopinione ndash unrsquoopinione intesa come la forma corretta e com-piuta di una convinzione motivata razionalmente ndash la propria visione delle cose degliuomini (108)

In eine aumlhnliche Richtung zielt der Beitrag von Stefano Maria CingolanibdquoBernat Metge e gli auctores da Cicerone a Petrarca passando per VirgilioBoezio e Boccacciordquo (109ndash124) Cingolanis breit aufgestellte Darstellungmacht anschaulich inwieweit die Lektuumlre erster Humanisten wie Petrarcaund Boccaccio Metges Werk und Werdegang praumlgt wodurch wiederum einAutor wie Cicero eine voumlllig neue Wertigkeit bekommt Metges Ciceronia-nismus ist auch fuumlr Barry Taylor Gegenstand (ldquoBernat Metge in the Con-text of Hispanic Ciceronianismrdquo 125ndash139) Taylor konturiert MetgesRezeption des lateinischen Rhetors vor dem ndash literarisch durchaus wettbe-werblichen ndash Hintergrund des anderweitigen iberischen Ciceronianismusum Metge angesichts seiner auszligerordentlich prononcierten und umfassen-den Aktualisierung von Ciceros Stil- und Denkfiguren eine entscheidendneuartige literarhistorische Position zuzuweisen Roger Friedlein derjuumlngst eine sehr schoumlne und informative deutsche Ausgabe von Lo somnivorgelegt hat (Metge 2013) eroumlffnet ausgehend von wichtigen Positionender neueren Dialogforschung (Solervicens 1997 Hempfer 2004 Friedlein2005) narratologische Perspektiven auf Lo somni (ldquoA Tale of Disconsola-tion A Structural and Processual Reading of Bernat Metgersquos Lo somnirdquo141ndash158) Friedlein kommt dabei zu der Erkenntnis dass Lo somni einGegenmodell zu Boethiusrsquo Consolatio philosophiae darstellt welches einenWeg von philosophischer Troumlstung hin zu bdquodilemmatic distressldquo entwirftDer letzte Beitrag ldquoManuscripts and Readers of Bernat Metgerdquo (159ndash195)von Miriam Cabreacute und Sadurniacute Martiacute liefert eine aufschlussreiche Uumlber-sicht der erhaltenen Manuskripte von Metges Werken wobei sowohl inHinblick auf die Einzel- als auch auf die Sammelhandschriften Produk-tions- und Rezeptionsumstaumlnde im Sinne einer reflektierten material philologyaufgezeigt werden Zwei fuumlr Leserinnen und Leser uumlberaus nuumltzliche Indi-ces (ein Namenregister und eines der erwaumlhnten Manuskripte) runden dennicht nur inhaltlich sondern auch formal houmlchst erfreulichen Bandes ab

Fragen lieszlige sich vor dem skizzierten Hintergrund ob der im Titelgewaumlhlte Begriff des sbquoKlassizismuslsquo die vielfaumlltige und dynamische Aneig-nungsweise Petrarcas durch Metge vollumfaumlnglich erfasst und nicht viel-

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leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

Ressenyes 301

Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

300 Buchbesprechungen

leicht sogar einige Facetten des hochgradig anregenden Bandes auf denersten Blick verschattet Das fuumlr rhetorische und poetische Klassizitaumlt stetsgrundlegende Geltungsargument der Anciennitaumlt der nachzuahmendenAutoritaumlt ihre gleichsam schon uumlberzeitliche Wuumlrde gilt fuumlr die lateini-schen Autoren der Antike (zB Livius) sticht aber in Hinblick auf den1374 gestorbenen Noch-Zeitgenossen Petrarca nicht auch wenn es umklassizistisch-lateinische Texte des Italieners geht Metges Bezugnahme aufPetrarca ist insofern einem stabilen humanistischen Klassizismus strictosensu vorgeordnet weil hier die Klassizitaumlt Petrarcas erst textuell ausgehan-delt werden muss Aus meiner italianistischen Sicht bin ich in diesem Ver-staumlndnis geneigt zu sagen dass der unbedingt lesenswerte Band Grund-linien einer Petrarca-Rezeption aufzeigt die nicht nur fuumlr die katalanischeLiteratur des 15 Jahrhunderts in houmlchstem Maszlige einschlaumlgig sind sonderndie auch wesentliche Problemzusammenhaumlnge anschaulich machen welcheden latein- und volkssprachlichen Humanismus europaweit kennzeichnenwenn dieser in Autorisierungsprozesse nichtantiker Autoren einsteigt Inder produktiven Aneignung Petrarcas und in der poietischen Inszenierungpetrarkischer Darstellungsverfahren und Reflexionsfiguren schafft Metgedie Grundlage fuumlr die diskurstraditionell zunaumlchst schwierige Kanonisie-rung Petrarcas als humanistischem sbquoKlassikerlsquo der moralphilosophischeund rhetorisch-stilistische Exzellenz gleichermaszligen verkoumlrpert MetgessbquoKlassizismuslsquo stellt sich in diesem Sinne nach der Lektuumlre der hier verein-ten Beitraumlge sehr praumlgnant als ein intrikater Prozess textueller Aushandlungneuer nachantiker Autoritaumlt dar derjenigen Petrarcas und im Lichte dieserauch der eigenen Autoritaumlt des katalanischen Autors der sich nicht zuletztvor diesem Hintergrund als sbquoBernatrsquo in Szene setzt und Figuren diskursiverSelbstbestaumltigung ausspielt (wie etwa in dem Beitrag von Fenzi unmittelbardeutlich wird) Dass Metge sich (und Petrarca) dabei im intertextuellenDialog mit Platon Aristoteles Cicero Boethius Thomas uva im Traumnoch wesentlich ausgreifender zu verorten und abzusichern versuchtbezeugt die in vielerlei Richtungen ausstrahlende Dynamik der diskurshis-torischen Situation in der Metge sich zu behaupten trachtet In diesemSinne scheint mir der Band vielleicht mehr noch als dies die Herausgeberselbst im Titel ausstellen von auszligerordentlicher Bedeutsamkeit fuumlr dieeuropaumlische Renaissanceforschung schlechthin zu sein zumindest dannwenn diese sich fuumlr jene Aneignungs- und Autorisierungsprozesse interes-siert die fuumlr die literarische Kultur einer als zunehmend plural mithinkontingent empfundenen Welt von wesentlichster Bedeutung sind

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Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 301

Bibliographie

Friedlein Roger (Hg) (2005) El diaacutelogo renacentista en la Peniacutensula IbeacutericaStuttgart Steiner (Text und Kontext 23)

Hempfer Klaus W (Hg) (2004) Poetik des Dialogs Aktuelle Theorien undrinascimentales Selbstverstaumlndnis Stuttgart Steiner (Text und Kontext 21)

Metge Bernat (2013) Der Traum Aus dem Katalanischen uumlbersetzt undeingeleitet von Roger Friedlein Barcelona Berlin Editorial Barcino LIT (Katalanische Literatur des Mittelalters 6)

Regn Gerhard (2000) bdquoAllegorice pro laurea corona Dante Petrarca unddie Konstitution postmittelalterlicher Dichtungsallegorieldquo RomanistischesJahrbuch 51 128ndash152

Solervicens Josep (1997) El diagraveleg renaixentista Joan Lluiacutes Vives CristograveforDespuig Lluiacutes del Milagrave Antoni Agustiacuten Barcelona Publicacions de lrsquoAba-dia de Montserrat

David Nelting Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches Seminar Gebaumlude GB 7Raum 142 Universitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltdavidneltingrubdegt

Antoni Mariacute (ed) La imaginacioacute noucentista Barcelona AngleEditorial 2009 317 Seiten ISBN 978-84-92758-18-0

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Symposiums an der Univer-sitaumlt Pompeu Fabra in Barcelona welches den Versuch unternimmt dieBewegung Noucentisme zu situieren Ziel der Publikation ist die zentralenAspekte zu beschreiben die die politischen aumlsthetischen und philosophi-schen Ideen der Bewegung charakterisieren Diese ist durchaus eine an-spruchsvolle Arbeit wenn dabei beruumlcksichtigt wird wie komplex teil-weise heterogen und in den Wissenschaften bis heute noch umstritten dieBewegung als solche betrachtet wird Der Herausgeber Antoni Mariacute machtbereits in der Einleitung auf die widerspruumlchlichen und paradoxen Fasset-ten aufmerksam auf deren Gedankenwelt der Noucentisme basiert Unab-haumlngig von seinen politischen ideologischen aumlsthetischen und moralischenIdeen formt der Noucentisme den kulturellen Rahmen fuumlr das GedankengutKataloniens des 20 Jahrhunderts [S 12] Das Buch gliedert sich in fuumlnfThemenfelder das Gedankengut des Noucentisme seine Institutionen undProgramme Architektur und Stadt die Literatur und die bildende Kunstwelche zu dieser Zeit hervortritt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Fernando Peacuterez-Borbujo fuumlhrt den Leser in die Gedankenwelt des Nou-centisme ein und beschreibt die Grundlagen des philosophischen DenkensEugeni DrsquoOrsrsquo die Eigenmaumlchtigkeit (arbitrarisme) der Imperialismus derKlassizismus und das Mediterrane Diese Begriffe die Peacuterez-Burbujo ein-zeln analysiert werden in den folgenden Beitraumlgen uumlbernommen underlangen zusaumltzliche Bedeutungen Mercegrave Rius erforscht die Guumlltigkeit derGedanken von DrsquoOrs im 20 Jahrhundert Rius behauptet dass der Ein-fluss der philosophischen Prinzipien von DrsquoOrs in den ersten beiden Jahr-zehnten des zwanzigsten Jahrhunderts besonders intensiv und effektiv warDie Oumlffnung nach Europa die DrsquoOrs fuumlr Katalonien herbeiwuumlnscht damitdas Land in die Moderne eintritt oumlffnet es gleichzeitig zur Massengesell-schaft Die erfolgreiche Modernisierung der katalanischen Gesellschaftverursacht jedoch dass die Ideenwelt DrsquoOrsrsquo deren Hauptelemente Riusbeschreibt letztendlich anachronistisch wird

August Rafanell stellt Uumlberlegungen zur Bedeutung der Vorstellungs-kraft als einem Schluumlsselfaktor fuumlr den Aufbau einer Nation an Rafanellanalysiert zwei emblematische Faumllle (Joan Maragall und Enric Prat de laRiba) die zur Bildung der Ideenrichtung des Noucentisme beitragen

Jaume Vallcorba schlieszligt das Themenfeld indem er den internationalenCharakter vieler der grundlegenden Elemente des Noucentisme beschreibtMediterranes Klassizismus Idealismus die das Gedankengut der Expo-nenten des Noucentisme formen sind auch zentral in den theoretischenSchriften der italienischen Intellektuellen Margherita Sarfatti zu findenSarfatti hat in den ersten dreiszligig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aktivan der Schaffung einer authentischen italienischen Kunst mitgearbeitet diesich an den Prinzipien des Klassisch-Mediterranen orientiert

Das zweite Themenfeld welches sich den Institutionen und Program-men widmet wird von Borja de Riquer i Pemanyer behandelt De Riquerfuumlhrt die Figur von Francesc Camboacute ein Dieser gilt neben Prat de la Ribaals Foumlrderer des politischen und kulturellen Projekts des Katalanismus SeineGrundidee ist dabei dass sich alle Intellektuellen und Akademiker an dempolitischen Prozess in Spanien aktiv beteiligen ohne dabei auf die eigenekatalanische Identitaumlt zu verzichten Gleichzeitig zu seinem politischenentwickelt Camboacute ein kulturelles Projekt um Katalonien eine solide kultu-relle Infrastruktur zu ermoumlglichen

Die Foumlrderung des kulturellen und sozialen Wachstums Katalonienswird auch von einem Groszligteil der katalanischen Intellektuellen mitgetra-gen wie zB dem Maler Francesc DrsquoAssis Galiacute Direktor der Escola Superiorde Bells Oficis Albert Mercader widmet sich in seinem Beitrag der kuumlnstleri-

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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schen und paumldagogischen Arbeit DrsquoAssis Galiacutes innerhalb des NoucentismeDas paumldagogische Handeln DrsquoAssis Galiacutes verfolgt einen modernen Impulsder sich gleichzeitig mit einem traditionellen Impuls verbindet Traditionbedeutet fuumlr DrsquoAssis Galiacute nicht Akademisches sondern eine Neubewer-tung der traditionellen katalanischen Ikonographie

Eduard Cairol erklaumlrt die Bedeutung der Antimoderne von DrsquoOrsDiese wird als Opposition zu Subjektivismus und Sentimentalitaumlt verstan-den und in Verbindung zu Elementen der Avantgarde gebracht Fuumlr DrsquoOrsist es notwendig die Vergangenheit und die Zukunft zu betrachten Diesesdoppelte Streben korrespondiert mit dem Versuch des Menschen die Zeitin der Ewigkeit zu uumlberwinden DrsquoOrs ist uumlberzeugt dass Kunst Wissen-schaft und Philosophie eine Einheit bilden die ihre natuumlrliche Erscheinungin Form von organischen Kristallen findet Der Kristall wird Symbol derSynthese zwischen aumlsthetischer Kontemplation philosophischer Spekula-tion und Objekt der Wissenschaft In der Faszination DrsquoOrsrsquo fuumlr organi-sche Kristalle manifestiert sich die Verbindung seiner eigenen Position mitder der Avantgarde

Glograveria Soler schlieszligt das Kapitel indem sie die Funktion der Land-schaft fuumlr die Intellektuellen des Noucentisme verdeutlicht Sie analysiert dieZentralitaumlt der Landschaft in der katalanische Literatur und Malerei in denersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Die Landschaft Kataloniensbetrachtet durch die franzoumlsische und italienische Landschaftserfahrungwird als essenziell definiert weil dadurch die Kuumlnstler ihren Lebenssinnkonstruieren und definieren Die Landschaft wird so zum Instrument fuumlreine harmonische Zusammenfuumlgung von klassischer und mediterranerTradition der katalanische Kultur und ihrer Moderne

Das Themenfeld Architektur und Stadt beginnt mit der Arbeit vonOriol Bohigas Obwohl die Architektur des Noucentisme keine signifikantenMerkmale aufweist verbindet sie sich ganz entscheidend mit dem politi-schen Programm der Bewegung Bohigas unterstreicht wie die damaligeArchitektur das Bestreben und den Ausdruck einer neuen sozialen Ord-nung sowie einer nationalen katalanischen Normalitaumlt herstellen moumlchteEr verneint die allgemeine Definition des Noucentisme als klassizistischeReaktion auf den Art Nouveau sowie auch ihren mediterranen CharakterSowohl der Noucentisme als auch der Art Nouveau entspringen aus derBewegung der Sezession Abschlieszligend unterstreicht Bohigas dass diehaumlufige Andeutung des mediterranen Charakters des Noucentisme nicht aufdem Feld der Architektur anzuwenden waumlre

Auch Narciacutes Comadira unterstreicht den Einfluss der mitteleuropaumli-schen Architektur auf die Noucentistes Dabei bezieht er sich auf die For-

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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men die Grundideen und die Vorurteile in dem Werk von Rafael Masoacutebedeutender Architekt des Noucentisme Comadira haumllt fest dass der Nou-centisme generell im Speziellen aber Masoacute sich auf einer Linie mit den krea-tiven europaumlischen Bewegungen (hauptsaumlchlich mit den deutschen undoumlsterreichischen) befinden

Den groszligstaumldtischen Aspekt des Noucentisme macht Josep Maria Mon-taner deutlich Montaner beschreibt die Einfuumlhrung der Elektrizitaumlt inKatalonien und die damit zusammenhaumlngenden Veraumlnderungen in derGroszligstadt Die Entwicklung des Groszligstadtcharakters steht im Zusam-menhang zu der Entwicklung von oumlffentlichen Plaumltzen und Stadtgaumlrten

Der Beitrag von Enric Ucelay-Da Cal stellt den Noucentisme als katalani-sches window of opportunity dar der zwei Aspekte beinhaltet Der erstebezieht sich auf Barcelona Die Hauptstadt wird zur Metropole und zumSymbol der katalanischen Nation und bildet somit eine Opposition zurnoch provinziellen Stadt Madrid Der zweite Aspekt betrifft den Einklangzwischen dem kulturellen katalanischen Leben und dem in Paris und Mai-land Der Autor distanziert sich jedoch von der Darstellung des Noucentis-me als zweiter goldener katalanischer Periode und unterstreicht dabei dasssich die gewuumlnschten Entwicklungen der ersten zwei Jahrzehnte des20 Jahrhunderts (nationalistische Hoffnungen politische Selbstverwaltungusw) nicht realisiert haben Am Rande eine Bemerkung das Bild Die Be-erdigung des Anarchisten Galli von Carlo Carragrave ist faumllschlicherweise GiacomoBalla zugesprochen worden

Anna Pujades beschreibt die drei Versionen der Goumlttin erstellt vomBildhauer Josep Claragrave Die Studie hebt die gemeinsamen Eigenschaftendie Unterschiede und die plastischen und symbolischen Aspekte hervorDie dritte und letzte Version der Skulptur wurde 1928 fertig gestellt undbefindet sich heute noch auf der Placcedila Catalunya in Barcelona Pujadesanalysiert die symbolische Bedeutung der urspruumlnglichen Position derStatue und deren Beziehung zu anderen Elementen des urbanen Raumes

Octavi Rofes schlieszligt das Themenfeld ab 1923 findet in Barcelona dieAusschreibung ldquoPer la bellesa de la llar humilrdquo fuumlr die Verbesserung undOptimierung der Wohnverhaumlltnisse der Arbeiter aber auch der Handwer-ker und Buumlrgerlichen statt Rofes nimmt dies zum Anlass um uumlber diesoziale Funktion dieser Optimierung und die Bedeutung des BegriffsDemut zu reflektieren Das Konzept der Demut wird multifunktionelluumlberwindet diverse berufliche und soziale Kategorien die voneinander ent-fernt sind und schlaumlgt schlieszliglich eine Verbindung zwischen Moral undAumlsthetik vor

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Das literarische Themenfeld beginnt mit einer AuseinandersetzungGiuseppe Grillis uumlber die Schwierigkeit ein ausreichendes Bild des Werkesvon DrsquoOrs als Philosoph und Schriftsteller wiederzugeben Haumlufig kons-tatiert Grilli werden seine Schriften auch bedingt durch die Eigentuumlmlich-keit seines Stils instrumentalisiert und tragen zu einer mythischen Dar-stellung des Mannes und seines Werks bei Einerseits gilt er als genialerDilettant andererseits als Sucher des Absoluten und als Anhaumlnger desMythos des Barocks Grilli unterstreicht die Fragmentierung der aktuellenStudien uumlber das Werk DrsquoOrsrsquo und die Schwierigkeit der Kritiker dasgesamte Werk im Zusammenhang zu bringen

Enric Bou widmet sich dem Thema der Darstellung der Stadt in derDichtung des Noucentisme Die Darstellung der Stadt (Barcelona) wird vonden Dichtern des Noucentisme gleichzeitig als Symbol eines nicht nur aumlsthe-tischen sondern auch politischen und sozialen Programms verstandenDas Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft Der Dichter will die Realitaumltgestalten indem er seinen Idealen und Beduumlrfnissen eine formale Formverleiht Bou bezieht sich auf den Begriff wohnen von Heidegger im Sinnevon pflegen Der deutsche Philosoph entwickelt das Konzept vom Wortbuan aus dem Althochdeutschen ldquodas althochdeutsche Wort fuumlr bauenraquobuanlaquo bedeutet wohnen Dies besagt bleiben sich aufhaltenrdquo (Heidegger2000 141) Aus buan stammt aber auch (ich) bin (du) bist her Dadurch ldquodieArt wie du bist und ich bin die Weise nach der wir Menschen auf derErde sind ist das Buan das Wohnen [hellip] Das alte Wort bauen das sagtder Mensch sei insofern er wohne dieses Wort bauen bedeutet nun aberzugleich hegen und pflegen naumlmlich den Acker bauen Reben bauenrdquo(Heidegger 2000 142) Bou benutzt den Begriff um zu zeigen wie JosepCarner durch seine Dichtung mit Woumlrtern eine Stadt baut damit man sieauch bewohnen kann Diese Stadt stellt sein Ideal Kataloniens dar Er nimmtals Beispiel die Dichtung von Carner auf und zeigt wie dieser mit Woumlrterneine Stadt baut die sein Ideal Kataloniens darstellt Aber das Ideal wirdvon der Realitaumlt eingeholt was den Grundkonflikt der Dichtung des Nou-centisme ausmacht Die Stadt bildet den literarischen Ort an dem die The-men der Moderne behandelt werden die technische Entwicklung der un-persoumlnliche Charakter der staumldtischen Bevoumllkerung die Einsamkeit desEinzelnen im Chaos des urbanen Lebens

Salvador Oliva analysiert detailliert und interpretiert das Sonett ldquoCorfidelrdquo von Carner um zu verdeutlichen dass seine Dichtung sich nicht aufdie Aumlsthetik des Noucentisme reduzieren laumlsst waumlhrend Lluiacutes Bonadaschlieszliglich die Haltung von Josep Pla gegenuumlber dem literarischen Aus-

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druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

306 Buchbesprechungen

druck des Noucentisme insbesondere den Werken von DrsquoOrs klaumlrt Wieschon Stendhal kritisiert Pla allgemein die Schriftsteller des Noucentismeund spezifisch DrsquoOrs fuumlr deren Sprachgebrauch fuumlr ihren archaischen Stilfuumlr ihre Neologismen Lokalismen die im Grunde ihren theoretischenBehauptungen widersprechen Nach Pla entfernt sich der Stil des Noucen-tisme von der Natuumlrlichkeit des Ausdrucks die fundamental fuumlr ein literari-sches Werk ist

Im Themenfeld uumlber die bildenden Kuumlnste laumlsst sich die Beziehungzwischen Noucentisme und den Bewegungen der Avantgarde nachvollziehenDer Beitrag von Yves Michaud fuumlhrt die breite europaumlische Perspektiveein Michaud erklaumlrt die Bedeutung des ldquoretour agrave lrsquoordrerdquo das sich im gan-zen Europa seit dem zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts profiliert Esentspringt aus dem Bestreben die durch den Ersten Weltkrieg verursachtetraumatische Desorientierung zu uumlberwinden Die Ruumlckkehr zur Ordnungsetzt sich als konservative Ideologie um die sich auf die Idee von Traditionund einer historischen nationalen Gemeinschaft bezieht In der bildendenKunst wird die Ruumlckkehr zur Ordentlichkeit (der Ausdruck tornada a lrsquoordre)als Beduumlrfnis gedeutet um dabei die Exzesse der Avantgarde zu uumlberwin-den und die Werte des Klassizismus zu erheben Man ist Zeuge einerRuumlckkehr zum Realismus der bei den Werken der Kuumlnstler dieser Zeitwie z B Matisse und Braque zu beobachten ist

Josep Maria Balsach konzentriert sich auf eine Auswahl der Werke vonJoan Miroacute und praumlsentiert seine ikonographischen Motive die den Moti-ven der Malerei des Noucentisme entsprechen die Frau und der Krug dieauch bei noucentistischen Malern wie Aragay und Sunyer zu finden sinddie Arkadische Landschaft und die Mutterschaft Andere Werke wie Katalani-scher Bauer mit einer Gitarre (1924) kuumlndigen formal und geistig die zentraleStelle der Farbe Blau in seinen spaumlteren Werken an ndash ein Synonym fuumlr dasAbsolute das Mediterrane

Tomas Llorens analysiert die Arbeit des Uruguayer bildenden KuumlnstlersJoaquiacuten Torres Garciacutea Er unterstreicht die Kontinuitaumlt zwischen der ers-ten Periode seiner kuumlnstlerischen Produktion die sich in Barcelona in denersten zwanzig Jahren des 20 Jahrhunderts entwickelt hat und die im vol-len Umfang von der katalanischen Historiographie untersucht worden istund den anschlieszligenden Perioden die international bekannter sind Llo-rens zieht einen Vergleich zwischen der kuumlnstlerischen Laufbahn von Tor-res Garciacutea und der von Picasso Der Vergleich zwischen den beidenkuumlnstlerischen Wegen hebt die Einheit und Kontinuitaumlt der Arbeit vonTorres Garcia hervor und betont die Komplexitaumlt des Begriffs Klassizis-

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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mus der sich als zyklisches Konzept nicht nur in die Vergangenheit son-dern auch in die Zukunft projizieren laumlsst

Die Aumlhnlichkeiten zwischen Kubismus und Klassizismus und jene zwi-schen Kubismus und Noucentisme werden von Mariacutea Dolores Jimeacutenez-Blanco am Beispiel der Arbeit von Juan Gris analysiert Fuumlr Gris entsprichtder Klassizismus nicht dem Akademismus oder einer mythischen Vorstel-lung der Vergangenheit Er ist eher eine ordentliche und intellektualisierteAnschauung der Kunst Der klassische Kubismus von Gris wird zu einemZustand des Geistes die ordnende Bedeutung des Bilds stellt die Ordnungder Welt dar Das Streben nach Modernitaumlt und Klassik Zeitlichkeit undZeitlosigkeit in Einklang zu bringen weist erhebliche Gemeinsamkeitenmit den Ideen der Theoretiker des Noucentisme wie z B DrsquoOrs und Junoy auf

Der Beitrag von Jordi Ibaacutentildeez Faneacutes schlieszligt das Themenfeld und dasBuch mit einer anregenden Uumlberlegung uumlber die historischen Grenzen derNoucentisme und ihre Bedeutung ab Die Schwierigkeit bei der Bestimmungdes Endes der Bewegung und dessen Analyse bdquoa partir de les seves ruiumlnesldquo(S 304) zeigt nach Faneacutes Ibaacutentildeez die Wichtigkeit des Themas und vermei-det das Risiko in das Klischee einer ideologischen Bewegung mit klarenprogrammatischen Zuumlgen oder in die Polarisierung NoucentismendashModernis-mus zu verfallen

Die Qualitaumlt der Beitraumlge und die Vielfalt der behandelten Themen ma-chen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug fuumlr die Vertiefung undProblematisierung des Noucentisme Nicht alle Kapitel des Buches vertiefenihre Themen gleichwertig sie sind jedoch alle miteinander verbunden undbilden ein Netz intertextueller Referenzen die sich gegenseitig sekundie-ren Der Reichtum der intertextuellen Bezuumlge und Verbindungen die zwi-schen den verschiedenen Beitraumlgen gezogen werden kann hilft die Bewe-gung zu beschreiben ohne ihre Komplexitaumlt und inneren Widerspruumlche zuleugnen Vom formalen Standpunkt ist die Darstellung der bibliographi-schen Quellen teilweise fehlend und nicht einheitlich und waumlre als Unter-stuumltzung fuumlr die Leser verbesserungswuumlrdig

Bibliographie

Heidegger Martin (2000) bdquoBauen Wohnen Denken (1951)ldquo in Gesamtaus-gabe I Abteilung Veroumlffentlichte Schriften 1910ndash1976 Band 7 Vortraumlge undAufsaumltze Frankfurt am Main Vittorio Klostermann 145ndash164

Marcello Giugliano Ruhr-Universitaumlt Bochum Romanisches SeminarUniversitaumltsstraszlige 150 D-44780 Bochum ltmarcellogiuglianoruhr-uni-bochumdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Antogravenia Tayadella Sobre literatura del segle XIX A cura de Josep MDomingo Prograveleg drsquoEnric Galleacuten Josep M Domingo i Enric CassanyBarcelona Universitat de Barcelona Societat Verdaguer 2012 (ElVuit-cents 8) 408 Seiten ISBN 978-84-475-3621-4

Der von Josep M Domingo zusammengestellte Band enthaumllt siebzehn imZeitraum zwischen 1980 und 2004 publizierte Aufsaumltze von Antogravenia Taya-della zur katalanischen Literatur des 19 Jahrhunderts Die Aufsaumltze spie-geln die Forschungsschwerpunkte der Professorin fuumlr katalanische Litera-tur an der Universitat de Barcelona (bis 2006) wider die im Bereich der kata-lanischen Romantik und der katalanischen Erzaumlhlliteratur vor allem derzweiten Jahrhunderthaumllfte liegen Schon diese Schwerpunkte uumlberraschendenkt man doch bei der katalanischen Literatur des neunzehnten Jahrhun-derts in erster Linie an die Lyrik im Umkreis der Jocs Florals an die oftpolemische historische und spanienkritische Essayistik in Zusammenhangmit der Renaixenccedila oder auch an volkstuumlmliche Theaterformen AntograveniaTayadella richtet seit Anfang an den Blick auf Gebiete die bisher nahezueine terra incognita waren wie etwa die Entstehung und die Geschichte desfruumlhen katalanischsprachigen Romans von dem sie einen bdquoKatalogldquo mit 42Titeln (fuumlr den Zeitraum bis 1882 dem Erscheinungsjahr von NarciacutesOllers Erfolgsroman bdquoLa Papallonaldquo) erarbeitet hat Parallel zu dieserinhaltlichen Neuorientierung geht aber auch eine methodische Erneuerungder Forschungen zum 19 Jahrhundert wie sich an den Aufsaumltzen desBandes gut erkennen laumlsst

Das erste der sechs Kapitel in die der Band unterteilt ist hat die katala-nische Romantik zum Gegenstand Ein erster laumlngerer Aufsatz ist derbdquoPresegravencia de Jean Paul a la literatura catalanaldquo gewidmet (in Zusammen-arbeit mit Roger Friedlein) In minutioumlsen historischen Studien vermagTayadella zu zeigen was bis dahin nur wenige Forscher fuumlr moumlglich gehal-ten haumltten dass naumlmlich Jean Paul in Katalonien im 19 Jahrhundert durch-aus eine bekannte Groumlszlige war Es gibt zwar kein uumlbersetztes Einzelwerkvon ihm aber es werden 19 uumlbersetzte Textfragmente nachgewiesen (allenvoran natuumlrlich die bdquoRede des toten Christus vom Weltgebaumlude herabldquo)und diese werden auch weitgehend im Werk von Jean Paul lokalisiert Ineinem zweiten Teil der Arbeit werden diese uumlbersetzten Fragmente einerdetaillierten Uumlbersetzungskritik unterworfen wobei sich ergibt dass kei-neswegs alle diese Texte aus dem Franzoumlsischen uumlbersetzt sind sonderndass es im Katalonien der Epoche durchaus auch Autoren gab die direktaus dem Deutschen uumlbersetzten (Antoni Bergnes de las Casas Joan Font i

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Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 309

Guitart) und die ein hohes Bewusstsein der Texttreue und der Uumlberset-zungsproblematik bei literarischen Texten hatten Ein weiterer Befund istdass die Jean-Paul-Rezeption nicht ausschlieszliglich uumlber Germaine de Staeumllals die entscheidende Quelle fuumlr die Vermittlung zeitgenoumlssischer deut-scher Literatur ablief sondern dass auch andere Quellen (etwa deutschePublikationen oder Carlyles Essays uumlber Jean Paul) angenommen werdenmuumlssen So entsteht ein neues und komplexeres Bild der Rezeption deut-scher Klassik und Romantik in Katalonien

Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Jean Paul spielt der Ma-llorquiner Josep M Quadrado Quadrado ist vor allem als Historiker undkatholischer Apologetiker bekannt dass er auch als Literaturkritiker einewichtige Rolle spielt das zeigt Tayadella in ihrem naumlchsten Aufsatz DasInteresse fuumlr die Literaturkritik als eine zentrale Instanz des Literatur-betriebs und damit auch der Literaturgeschichte ist fuumlr Tayadellas For-schungsarbeit uumlberhaupt charakteristisch Am Beispiel von Quadrado ver-mag sie dessen bisher kaum gewuumlrdigte Rolle als Vermittler zwischenkatalanischer spanischer und europaumlischer Romantik zu zeigen Quadradowird als der erste Kritiker gesehen der sich in Katalonien auf umfassendeWeise mit der europaumlischen Romantik auseinandergesetzt und der die jun-gen katalanischen Autoren kritisch begleitet hat Romantisches Ideengutwar in Katalonien noch weit uumlber die Jahrhundertmitte hinaus wirksamdas zeigt Tayadella in einem dritten Aufsatz der einen der ersten katala-nischsprachigen Romane den Roman bdquoJulitaldquo von Martiacute Geniacutes i Aguilar(1874) zum Gegenstand hat Tayadella wendet sich hier polemisch gegendie Versuche in diesem Roman realistische oder gar bdquopraumlnaturalistischeldquoTendenzen zu sehen Der Roman sei vielmehr durch und durch derRomantik verpflichtet was Tayadella mit einer Vielzahl von Argumentenetwa auch am Beispiel der naturphilosophischen Ideen des Romans zustuumltzen versucht In der romantischen Grundhaltung sieht sie einen gewis-sen Anachronismus dieses fruumlhen katalanischen Romans gegenuumlber demzeitgenoumlssischen spanischen und europaumlischen Roman

Die katalanische Literatur des 19 Jahrhunderts ist zweisprachig spa-nisch und katalanisch das zeigt sich nirgends so klar wie in der Geschichtedes katalanischen Romans In den Aufsaumltzen des Kapitels bdquoLa literaturanarrativaldquo untersucht Tayadella wie es im Roman zum entscheidendenSprung von der einen zur anderen Sprache kommt Der katalanischeRoman der ersten Jahrhunderthaumllfte dessen Geschichte hier ebenfallsuntersucht wird behandelt zwar sehr oft katalanische Themen vor allemin den Bereichen der damals so beliebten Gattungen des historischen

310 Buchbesprechungen

Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

Ressenyes 317

company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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Romans und der bdquonovel∙la costumistaldquo die Sprache dieser Romane ist aberdurchweg das Spanische Der Widerspruch zwischen Sprache und Inhaltwird indes immer deutlicher am staumlrksten bei Joan Cortada der in seinenEssays demonstrativ das Katalanische als die Sprache der Katalanenbezeichnet der aber die katalanischen Figuren seiner Romane spanischsprechen laumlsst Schlieszliglich kommt es zum ersten katalanischsprachigenRoman von Antoni de Bofarull einem historischen Roman zu einem derbrisantesten Themen der mittelalterlichen katalanischen Geschichte (bdquoLrsquoor-faneta de Menargues oacute Catalunya agonisantldquo 1862) Bofarull war bisherhauptsaumlchlich als Historiker und einer der Initiatoren der Jocs Floralsbekannt Tayadella zeigt seine Bedeutung fuumlr die Gattung des RomansVon diesem ersten Roman ist es natuumlrlich noch ein weiter Weg zu derKonsolidierung dieser fuumlr die moderne Weltliteratur zentralen Gattung inder katalanischen Literatur Der bdquoKatalogldquo des katalanischen Romans bis1882 den Tayadella erarbeitet gibt eine Grundlage fuumlr die Beschaumlftigungmit dieser ersten Epoche des katalanischen Romans der sich zunaumlchstnoch wie ja auch die Interpretation des Romans bdquoJulitaldquo gezeigt hat durcheine gewisse Ruumlckstaumlndigkeit auszeichnet Wichtig fuumlr die Konsolidierungder Romangattung war auch die Rolle der Literaturkritik die es bis dahinin Katalonien noch nicht in professionellem Sinn gab In dem AufsatzbdquoJoan Sardagrave El realisme i el naturalisme literarisldquo wuumlrdigt Tayadella dieBedeutung von Sardagrave als des ersten systematischen Kritikers des fruumlhenkatalanischen Romans

Sardagrave ist als Wegbereiter des Realismus und Naturalismus in Katalonienvon besonderer Bedeutung durch ihn und durch Josep Yxart erhaumllt derkatalanische Roman Anschluss an die zeitgenoumlssische europaumlische Litera-tur Sardagrave und Yxart waren mit Narciacutes Oller befreundet haben sein Werkkritisch begleitet und mit ihm aktuelle theoretische Fragestellungen eroumlr-tert Oller selbst war kein Autor der seine fiktionalen Werke durch litera-turtheoretische Essays gestuumltzt hat und so sind diese Kritiker fuumlr seinWerk von besonderer Bedeutung denn nur durch die Auseinandersetzungmit dem Naturalismus konnte Oller zum bdquocreador de la novel∙la catalanamodernaldquo (S 251) werden In dem ersten der vier Aufsaumltze zu Narciacutes Olleruntersucht Tayadella die Interaktion dieses Trios und die Entwicklung derliteraturtheoretischen Positionen von Oller Dass Emile Zola 1886 dasVorwort zu der franzoumlsischen Uumlbersetzung von bdquoLa Papallonaldquo schriebhat zum Erfolg des Romans und zur nationalen und internationalen Aner-kennung von Oller beigetragen Tayadella untersucht detailliert die Rezep-tionsbeziehungen zwischen den katalanischen und franzoumlsischen aber

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auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 311

auch spanischen Autoren (zwischen Oller und Pereda Galdoacutes PardoBazaacuten und Clariacuten) Die immer noch spannende Frage der Rezeption desfranzoumlsischen Naturalismus in Katalonien und Spanien wird eingehenderoumlrtert wobei Tayadella in Uumlbereinstimmung mit der heutigen Forschungvon der nahezu gleichzeitigen Entfaltung des Naturalismus in Frankreichund Spanien ausgeht aber auch auf einige wesentliche Unterschiede zwi-schen dem Naturalismus Zolarsquoscher Praumlgung und dem eher gemaumlszligigtenspanischen und katalanischen Naturalismus hinweist In dem Aufsatz zudem Oller-Uumlbersetzer Felip B Navarro einem militanten Verfechter desNaturalismus in Madrid dessen Briefwechsel mit Oller sie im Anhangherausgibt kann Tayadella nachweisen dass Oller bereits 1879 mit ZolasIdeen bekannt gemacht wurde Ein abschlieszligender Aufsatz dieses Kapitelsist bdquoNarciacutes Oller cronista de la burguesia barceloninaldquo gewidmet hier wirddie Bedeutung der katalanischen Bourgeoisie in thematischer wie in ideo-logischer Hinsicht fuumlr die Modernitaumlt des Werks von Oller deutlich

Zwischen dem Naturalismus und dem darauf folgenden bdquoModernismeldquoist der bdquoruraleldquo katalanische Roman angesiedelt die bdquonovel∙la muntanyen-caldquo zu deren Hauptvertretern die Bruumlder Joaquim und Mariagrave Vayredagehoumlren Ihrem Werk und in weiterem Sinne dem der bdquoEscola drsquoOlotldquosind fuumlnf der bemerkenswertesten Aufsaumltze des Bandes gewidmet DasHauptwerk von Mariagrave Vayreda bdquoLa punyaladaldquo (1904) war im UumlbrigenGegenstand der bdquotesi doctoralldquo von Tayadella und sie hat diesen Romanauch zum hundertsten Geburtstag 2004 in einer kritischen Edition beiProa herausgegeben Der erste der Aufsaumltze unternimmt eine werkgeneti-sche Interpretation des Romans In der Tat handelt es sich bei diesemRoman um eines der wenigen Literaturwerke des katalanischen 19 Jahr-hunderts deren Entstehungsstufen anhand zahlreicher erhaltener Doku-mente nachgezeichnet werden koumlnnen Als bdquoUrtextldquo des Romans ist dasRomanfragment bdquoLo trabucaireldquo anzusehen das Tayadella in einem weite-ren Aufsatz kommentiert und auch zum ersten Mal ediert Mariagrave Vayredahatte am letzten der karlistischen Kriege teilgenommen und er hatte dieAbsicht mit bdquoLo trabucaireldquo eine Art bdquonovel∙la costumistaldquo zu schreibenein Sittengemaumllde des bdquobandolerismeldquo in den karlistischen Kriegen desJahrzehnts 18401850 So ist die erste Romanfassung noch den traditio-nellen und damals schon anachronistischen Mustern des historischen unddes costumistischen Romans verpflichtet Tayadella zeigt in detailliertenAnalysen wie Mariagrave Vayreda von hier aus den Weg zu einem Roman fin-det der durch seine psychologische und symbolische Komplexitaumlt auf derHoumlhe der Zeit ist und damit nach Ollers bdquoLa Papallonaldquo zu einem weiteren

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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groszligen modernen Erzaumlhlwerk der katalanischen Literatur wird Als eineder Ersten hat Tayadella auch auf die katalanische Tradition des bdquoSozial-banditenldquo (Eric Hobsbawm) hingewiesen deren Studium lange Zeit ver-nachlaumlssigt worden war die jedoch seither nicht zuletzt auch im katalani-schen Gegenwartsroman durch Werke von Jaume Cabreacute und Josep Vall-verduacute eine gewisse Aktualitaumlt gewonnen hat Dem Motiv des bdquoSozialban-ditenldquo in der katalanischen und europaumlischen Literatur der Romantik gehtTayadella ebenfalls nach

Mariagrave Vayreda war wie sein aumllterer Bruder Joaquim zugleich Schrift-steller und Maler und ihr Heimatort Olot wurde fuumlr einige Zeit zu einemkulturellen Zentrum einem bdquoMekkaldquo fuumlr Maler aber auch SchriftstellerZugleich wurde es zu einem Zentrum der politischen Agitation in demIdeen des konservativen Katalanismus in der Linie des Bischofs Josep Tor-ras i Bages propagiert wurden Die Romane bdquoSang novaldquo von Mariagrave Vay-reda und bdquoTres generacionsldquo seines Bruders Joaquim werden von Taya-della als bdquoThesenromaneldquo interpretiert in denen die kuumlnstlerische Qualitaumltdurch die politische Botschaft beeintraumlchtigt wird Tayadella geht denQuerbeziehungen zwischen den einzelnen Autoren der bdquoEscola drsquoOlotldquonach und laumlsst das geistige Umfeld erstehen ohne das diese Romane nichtdenkbar gewesen waumlren Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auchdie Beziehung der Bruumlder Vayreda zu Jacint Verdaguer der ja aumlhnlichepolitische Anschauungen vertrat und uumlberdies in den achtziger Jahrenebenfalls an einem Werk mit Pyrenaumlen-Thematik arbeitete dem epischenGedicht bdquoCanigoacuteldquo Diese Beziehungen werden in einem eigenen Aufsatzuntersucht dem sechs unveroumlffentlichte Briefe zwischen Joaquim Vayredaund Verdaguer beigegeben sind dazu zwei fruumlhere Fassungen des erstenGesanges von bdquoCanigoacuteldquo

Der letzte Aufsatz des Bandes bdquoLrsquoexposicioacute universal de 1888 i la lite-raturaldquo zeigt anhand dieses fuumlr die katalanische Kulturgeschichte sobedeutsamen Ereignisses wie wichtig die Weltausstellung auch als Ort derBegegnung und des Austausches zwischen den Schriftstellern aus Katalo-nien Spanien und Europa war Die Faumlhigkeit der Autorin das Netz derBeziehungen lebendig werden zu lassen findet hier noch einmal ein idealesArbeitsfeld

Antogravenia Tayadella hat mit ihren Studien zum 19 Jahrhundert unsereVorstellung von der katalanischen Literatur dieses Zeitraums grundlegenderneuert und sie hat durch ihre Forschungen neue Wege fuumlr die Zukunftgewiesen Bemerkenswert ist auch die methodische Vielfalt der Untersu-chungen die von der geistes- und rezeptionsgeschichtlichen bis zur werk-

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genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 313

genetischen Methode und zur Textkritik reichen Ein Desideratum waumlreeine Publikationsliste der Autorin als Abschluss des Bandes gewesen

Horst Hina Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz der Universitaumlt 3D-79085 Freiburg im Breisgau lthhinat-onlinedegt

D Sam Abrams Mercegrave Altimir Enric Balaguer Sebastiagrave Bonet Denise Boyer Rosa Delor Miquel Desclot Abraham Mohino iBalet Francesc Parcerisas Lrsquohaiku en llengua catalana edicioacutea cura de Jordi Mas Loacutepez Santa Coloma de Queralt ObradorEdegravendum 2014 (Escriny tradicioacute i criacutetica 5) 200 pagravegsISBN 978-84-939169-9-2

Jordi Mas Loacutepez professor de lrsquoagraverea drsquoestudis de lrsquoAgravesia Oriental al Depar-tament de Traduccioacute i drsquoInterpretacioacute de la Universitat Autogravenoma de Bar-celona i traductor entre altres drsquoalgunes obres clagravessiques fonamentals dela literatura japonesa com ara lrsquoanogravenim Contes drsquoIse del Diari de Tosa de Kino Tsuraiuki o de lrsquoantologia Cent de cent ndashHyakunin isshundash a meacutes drsquoautor denombrosos estudis sobre la influegravencia de la literatura japonesa en els autorscatalans del segle XX i drsquoobres de creacioacute poegravetica ja tingueacute cura de publi-car tres anys abans del volum que ara ens ocupa lrsquoobra col∙lectiva La tankacatalana (Santa Coloma de Queralt Obrador Edegravendum 2011) I en aquestaocasioacute ha fet un exercici semblant amb lrsquoaltra forma epigramagravetica japonesade difusioacute universal En aquest llibre Mas ha reunit nou textos que van serllegits en la jornada laquoLrsquohaiku en llengua catalanaraquo que amb el seu grup derecerca ell mateix va organitzar a la Casa Agravesia de Barcelona el 22 de marccedilde 2013 (hom pot trobar-ne informacioacute a Internet lthttpjornadesuabcathaikuenllenguacatalanagt) amb la intencioacute tant de ldquodestacar lrsquointeregravesliterari dels haikus escrits en les darreres degravecades i actualment en llenguacatalana com revelar la complexitat intercultural que implica la incorpora-cioacute drsquouna forma japonesa en la nostra literaturardquo a meacutes ldquode donar idea dela varietat i profunditat de lrsquohaiku actualrdquo escrit pels nostres autors

Despreacutes drsquouna breu perograve uacutetil presentacioacute on precisa lrsquoinici de lrsquohaikuen catalagrave i nrsquoassenyala els tres principals periacuteodes del seu conreu en la lite-ratura catalana hi edita les comunicacions esmentades Amb lrsquoexcepcioacute delrsquoestudi de Mercegrave Altimir La transmissioacute de lrsquohaiku drsquoescriptures i de passos fron-terers que reflexiona sobre la gran dificultat inherent drsquoimportar una formaprocedent drsquouna literatura i drsquouna cultura tan allunyades no solament del

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

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moacuten catalagrave sinoacute de lrsquooccidental en general i incorporar-la al nostre corpusliterari i potser tambeacute del de Rosa Delor Espriu i Buddha o de la il∙luminacioacuteque se centra en la influegravencia del budisme en lrsquoobra de lrsquoautor de Sinera laresta de treballs tracten de poetes corresponents al que Jordi Mas en diu eltercer periacuteode de lrsquohaiku en llengua catalana eacutes a dir drsquoobres publicades de1975 enccedilagrave Els tres seguumlents srsquoocupen drsquoautors i drsquoobres que van ser cab-dals en la represa de lrsquohaiku en la nostra llengua de final dels anys setanta icomenccedilament dels vuitanta del segle passat D Sam Abrams a Sols depol∙len i a partir de documentacioacute inegravedita ressegueix lrsquoestimulant relacioacutecreativa establerta entre el poeta Agustiacute Bartra lrsquohistoriador i pensadorpolonegraves Leszek Kolakowski i la dona de Bartra lrsquoescriptora Anna Muriagrave atraveacutes del poemari bartriagrave Haikus drsquoArinsal Tambeacute es basa en documenta-cioacute inegravedita ndashen aquest cas correspondegravencia epistolarndash la contribucioacute deFrancesc Parcerisas Sota la influegravencia de Bashocirc Un text poc conegut de Josep Mi-quel Sobrer que analitza el Quadern de viatge juny i juliol 1978 que Sobrerescriviacute sota la influx de la lectura del diari de viatge del mestre de lrsquohaikujaponegraves Enric Balaguer que lrsquoany 1999 ja havia publicat el llibre Ressonagraven-cies orientals (Budisme taoisme i literatura) (Valegravencia Edicions 3 i 4) se centraen aquest estudi precisament en les Ressonagravencies de lrsquoestret camiacute de lrsquointerior deMatsui Bashocirc en la literatura catalana i molt especialment en lrsquoobra de Fran-cesc Prat ndashsobretot el llibre El soldat rosandash i la de Ponccedil Pons ndashbagravesicament elvolum Dillatari Abraham Mohino i Balet ell mateix autor drsquohaikus en Elshaikus del moacuten flotant de Feliacutecia Fuster analitza la produccioacute drsquoaquesta autoradrsquoaltra banda excel∙lent coneixedora de la literatura japonesa i traductorajuntament amb Naoyuki Sawada del volum Poesia japonesa contemporagravenia EnEls haikus de Miquel Martiacute i Pol o el jo que mai no em deixa una altra granconeixedora de la poesia japonesa Denise Boyer srsquoocupa de lrsquoextensa pro-duccioacute del poeta de Roda de Ter tot i que com fa evident consideravalrsquohaiku ldquomeacutes com una estrofa que com un gegravenere poegraveticrdquo Amb lrsquoencertattiacutetol de Joana Raspall una autora oculta lrsquoescriptor i traductor Miquel Desclotens presenta una extraordinagraveria autora centenagraveria i pragravecticament i injusta-ment desconeguda fins ara la produccioacute de la qual inclou entre dos llibresndashArpegis i Instantsndash la no gens menyspreable quantitat de 241 haikus unaextensa produccioacute la major part de la qual mereix ldquoun lloc ben destacat enqualsevol antologia que es faci de lrsquohaiku en catalagraverdquo I tanca el volum el tre-ball del linguumlista i poeta Sebastiagrave Bonet Els haikus de Jordi Vintroacute LluiacutesUrpinell i Iban L Llop en quegrave srsquoocupa dels autors meacutes estrictament con-temporanis que soacuten una mostra perfecta de la diversitat i la complexitat delrsquohaiku catalagrave actual

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Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 315

Amb la publicacioacute drsquoaquest variat recull de treballs sobre lrsquohaiku enllengua catalana i tal com ja va fer pregraveviament amb la tanka Mas ha acon-seguit de cridar lrsquoatencioacute sobre la presegravencia ndashmeacutes important del que podriasemblarndash drsquoaquesta forma epigramagravetica en les nostres lletres i resulta delectura imprescindible per als estudiosos i per al lector interessat en aquestsenriquidors intercanvis culturals

August Bover i Font Universitat de Barcelona Departament de Filologia CatalanaGran Via de les Corts Catalanes 585 E-08007 Barcelona ltboverubedugt

Elena Saacutenchez Loacutepez Estudi de la llengua drsquoAusiagraves March a traveacutes deles colmiddotlocacions Una aproximacioacute semiautomagravetica Berlin BostonDe Gruyter 2013 (Beihefte zur Zeitschrift fuumlr RomanischePhilologie 372) XII 178 Seiten ISBN 978-11-027519-3

In den zuruumlckliegenden vier Jahrzehnten hat die computergestuumltzte kor-puslinguistische Methode in weiten Teilbereichen der deskriptiven undangewandten Sprachwissenschaft groszligen Einfluss erlangt so dass etwalexikologisches und lexikographisches Arbeiten Sprachwandelforschungoder Konversations- und Diskursanalyse ohne Ruumlckgriff auf elektronischeRessourcen wie Datenbanken und Konkordanzprogramme fast nicht mehrdenkbar sind Doch auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Stu-dien kann die moderne korpuslinguistische Methodik ihren Platz findenund zu neuen Einsichten in Fragen von Text- und Narrationsstrukturgattungs- oder autorenpraumlgenden Stilmitteln oder intertextueller Depen-denz und Dynamik verhelfen dies haben Anwendungen statistisch-kor-puslinguistischer Verfahren etwa auf die Werke franzoumlsischer Autoren wiesie seit den 1970-er Jahren von Etienne Brunet (Universiteacute de Nice SophiaAntipolis) und seinen Schuumllern vorgelegt wurden unter Beweis gestelltBrunet stellte dabei die Charakterisierung des jeweiligen autorenspezifi-schen Wortschatzes und dessen Vernetzung in Form von sog Kookkur-renzen bzw Kollokationen in den Mittelpunkt seiner Forschung Dass die-ser Ansatz auch geeignet ist neues Licht auf das Werk eines Autors deskatalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo des 15 Jahrhunderts desPoeten Ausiagraves March (1397 ndash 1459) zu werfen dies zu belegen ist ElenaSaacutenchez Loacutepez (ab hier ESL) mit ihrer hier zu besprechenden Studieangetreten die in der traditionsreichen Beiheftreihe zur Zeitschrift fuumlr Roma-nische Philologie erschienen ist

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ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

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company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

Ressenyes 319

puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

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ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

316 Buchbesprechungen

ESLs Studie ist eingebettet in die Aktivitaumlten des Forschungs-Clusters(Institut Superior drsquoInvestigacioacute Cooperativa) IVITRA (Institut Virtual Internacionalde Traduccioacute) das von Vicent Martines (Universitat drsquoAlacant) begruumlndetwurde und mit viel Geschick und Ruumlhrigkeit koordiniert wird Das beson-dere Augenmerk der unter dem IVITRA-Dach kooperierenden Forsche-rinnen und Forscher gilt dabei den als bdquoklassischldquo erachteten Autoren undTexten der mediterran-europaumlischen Literaturen (mit besonderem Fokusauf den katalanischen Klassikern) ihrer Rezeption in anderen TeilenEuropas und weltweit der traduktologischen Analyse der aus dieserRezeption resultierenden Uumlbersetzungen und ihrer Verbreitung durch neueUumlbersetzungen in die groszligen aktuellen Verkehrssprachen insbesondere insEnglische Dazu nutzt IVITRA neben seiner materialreichen Internetplatt-form (httpwwwivitrauaes) die Online-Zeitschrift eHumanistaIVI-TRA Literatura Llengua i Cultura de la Corona drsquoAragoacute die an die an der Uni-versity of California in Santa Barbara beheimatete E-Journal-PlattformeHumanista Journal of Iberian Studies (httpwwwehumanistaucsbedu)angebunden ist sowie die beim vor allem in der Linguistik bekannten Am-sterdamer Verlag Benjamins erscheinende Buchreihe IVITRA Research inLinguistics and Literature Studies Editions and Translations in der bisher siebenBaumlnde ndash teilweise literarische Uumlbersetzungen teilweise Sammelbaumlnde mitlinguistischer Ausrichtung ndash erschienen sind Auch die Monographie vonESL bewegt sich in dem fuumlr IVITRA typischen Uumlbergangsbereich vonSprach- und Literaturwissenschaft

Das Buch gliedert sich ndash neben Vorwort (kurzem) Schlusskapitel (aus-fuumlhrlicher) Bibliographie und Tabellen- und Wortindex ndash in vier Teile dieauf die Kapitel 1ndash5 verteilt sind In Kap 1 bdquoIntroduccioacuteldquo stellt ESL Frage-stellung und Struktur der Studie vor referiert den Stand der Forschung ndashkonkret die aumllteren und neueren Editionen von Marchs Poemes und die aufdie Marchrsquosche Lexik bezogenen Vorstudien ndash und fuumlhrt in die Geschichteder (linguistischen) Kollokationsforschung ein Diese Schwerpunktsetzun-gen entsprechen der Zielsetzung die sich die Autorin vorgibt

[] el nostre objectiu seragrave fer una aproximacioacute global al legravexic de March des drsquouna per-spectiva collocacional eacutes a dir des drsquouna perspectiva que va meacutes enllagrave de la paraulaaiumlllada i teacute en compte les combinacions de mots (S 2)

ESL bezieht sich dabei auf die angelsaumlchsische auf John Rupert Firth(1890ndash1960) und Michael Halliday (1925) zuruumlckgehende semantischeTheorie und macht sich Firths Diktum bdquoYou shall know a word by the

Ressenyes 317

company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

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Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

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puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

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geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

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sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 317

company it keepsldquo (Firth 1957 179 apud S 19) zu eigen Es geht alsodarum das Einzellexem in seiner Bedeutung und Wirkung auf den Rezi-pienten aus seiner syntagmatischen Verbindung mit anderen primaumlr lexi-kalischen Morphemen heraus zu erklaumlren also um sbquolexikalische Solidaritauml-tenrsquo im Sinne von Coseriu (1967) in rekurrenten Mehrworteinheiten (bdquouni-tats polilegravexiques fixadesldquo S 27 und passim)

In Kap 2 bdquoMarc teogravericldquo weitet ESL die Perspektive auf die Phraseo-logismenforschung aus was zunaumlchst uumlberrascht da die Autorin umge-hend (S 27) betont dass nicht alle Mehrworteinheiten die sie in den Blicknimmt das sind was uumlblicherweise als Phraseologismus (idiomatischeWendung Unitat Fraseologravegica) angesehen wird Sie nutzt aber diese theoreti-sche Perspektivierung um eine terminologische Diskussion zu fuumlhrendenn in der Tat ist das Feld der Analyse von Mehrworteinheiten vonbegrifflichem Wirrwarr gekennzeichnet um so mehr wenn mehrere(nationale bzw einzelsprachliche) Forschungstraditionen aufeinander tref-fen So werden in der Forschung die Begriffe Kollokation und Kookkurrenzteilweise synonym verwendet teilweise in eher grammatisch gesteuertesbquosyntagmatische Solidaritaumltenrsquo (Kookkurrenzen hier schlaumlgt ESL in Anleh-nung an Jordi Ginebra [2003] die katalanische Form concurregravencies vor) undeher lexiko-semantisch bedingte sbquoSolidaritaumltenrsquo (Kollokationen) differen-ziert so etwa in Buszligmanns Definitionen (2002 sv) In der spanischenForschung deren Grundlage das Handbuch von Gloria Corpas (1996) iststehen sich colocacioacuten locucioacuten und enunciado fraseoloacutegico gegenuumlber derenFixierungsgrad ndash haumlufig als bdquoIdiomatisierungldquo bezeichnet ndash jeweils steigtIn der angelsaumlchsischen Forschung zu Mehrworteinheiten insbesondere inder statistisch-korpuslinguistisch ausgerichteten die vor allem mit denArbeiten von John Sinclair (1933ndash2007) verbunden ist ist nun aber einedem idiom principle gehorchende Wortverbindung gerade nicht das waslandlaumlufig als sbquoidiomatischrsquo (also hochgradig fixiert nicht-kompositionellund vielfach metaphorisch cf Buszligmann 2002 sv Idiom) gilt sondern jeg-liches statistisch signifikantes Kookkurrenz-Muster wofuumlr in dieser Schuleder Terminus collocation steht verstanden als bdquojuxtaposition of words [] asevidence of larger more abstract language-organizing principlesldquo (Sardi-nha 2014 9) In diesem terminologischen Dickicht versucht ESL einensbquoBefreiungsschlagrsquo indem sie ndash angelehnt an die britische Schule ndash Kollo-kation (col∙locacioacute) als Oberbegriff gebraucht und ihn definiert als bdquoconjuntde combinacions possibles drsquoun motldquo (S 41) Weiterhin stellt die Autorinin Aussicht sich in erster Linie mit den sbquobedeutsamen Kollokationenrsquo(bdquocol∙locacions significativesldquo) befassen zu wollen

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

Ressenyes 319

puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

320 Buchbesprechungen

geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

318 Buchbesprechungen

Considerarem ldquocollocacions significativesrdquo dos tipus diferents de combinacions deparaules aquelles que soacuten significatives per al conjunt de la llengua del [s] XV ndashi pertant es poden considerar fraseologravegiquesndash i aquelles que soacuten significatives pel que fa a lallengua drsquoun autor concret (S 41)

Beim ersten kollokationalen Typ unterteilt ESL in drei an Corpas (vglsupra) angelehnte nach Fixierungsgrad unterscheidbare Subtypen beimzweiten im Werk des Einzelautors ndash hier Ausiagraves March ndash identifiziertenKollokationen solche die fuumlr den Autor typisch (bdquotiacutepiques drsquoun autorldquo)sind aber auch in anderen Texten attestiert sind und solche die nur beiihm vorkommen (bdquouacuteniques drsquoun autorldquo S 42)

In Kap 3 bdquoMetodologialdquo stellt ESL die Aufbereitung der 128 March-schen Poemes fuumlr die computergestuumltzte Analyse und die dafuumlr verwendetenWerkzeuge vor Ausgehend von einer digitalen Fassung der erstmals 1997erschienenen von Robert Archer editierten Gesamtausgabe (BarcelonaBarcanova) wendet die Autorin verschiedene Programme an mit denensie ihr Primaumlrkorpus strukturell und lexikalisch annotiert Dabei werden diein Marchs Gedichten verwendeten Wortformen auf ihre Grundformzuruumlckgefuumlhrt also lemmatisiert und einem sog Part-of-speech-Taggingunterzogen dh mit wortartindizierenden Etiketten versehen Diesezunaumlchst groumlszligtenteils automatisch vergebenen Annotationen wurden vonESL manuell gepruumlft und ggf korrigiert insbesondere bei ambigen dahomonymen Formen (etwa bei der Klassifizierung von voler als Verb oderals Substantiv) Danach wertet die Autorin das aufbereitete Korpus mit-hilfe eines unter dem Namen IVITRATECH gefuumlhrten Pakets von Suchpro-grammen aus die teilweise einfache Konkordanzen (gesuchtes Einzelwortim Kontext Key Word in Context KWIC) teilweise gezielt nach grammati-schen Attributen gesuchte Wortabfolgen liefern Theoretisch waumlren mitdiesem Korpus und den Tools Suchen nach jedweden Arten von Mehr-wortverbindungen unter Einschluss sowohl von Inhalts- als auch Funk-tionswoumlrtern moumlglich ESL beschraumlnkt sich aber fuumlr die weitere Analyseauf die haumlufigsten Inhaltswoumlrter Um den Sprachgebrauch Marchs mit demallgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit vergleichen zu koumlnnen fuumlhrt ESLvergleichbare Suchen in einem Vergleichskorpus mit literarischen undnicht-literarischen Texten vor allem des 14ndash16 Jahrhunderts durch dassie der ebenfalls von der IVITRA-Gruppe erstellten Datenbank CIMTAC(Corpus Informatitzat Multilinguumle de Textos Antics i Contemporanis) entnimmtDie Autorin beschreibt ihr Vorgehen sehr detailliert und liefert damit Ein-blick in die beeindruckende informatisch-technische und philologisch-kor-

Ressenyes 319

puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

320 Buchbesprechungen

geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 319

puskonstitutive Arbeit die bei IVITRA und in seinem Umfeld geleistetwurde und wird

Die beiden folgenden Kapitel enthalten die eigentliche Analyse undInterpretation der so gefundenen Belege also der in den MarchrsquoschenTexten identifizierten sbquolexikalischen Solidaritaumltenrsquo In Kap 4 bdquoEstudi preli-minar de col∙locacionsldquo werden zunaumlchst die frequenten Substantive unter-sucht und zwar im Hinblick auf die sie ndash voran- oder nachgestellt ndashbegleitenden Adjektive Die haumlufigsten Adj-N- und N-Adj-Kollokationensind nul temps gran delit gran dolor llong temps und temps passat ESL geht inder Darstellung dann aber anders vor und arbeitet die 40 haumlufigsten Sub-stantive (amor home und delit fuumlhren ndash fuumlr March-Kenner nicht ganz uumlber-raschend ndash die Liste an) mit allen adjektivischen Begleitern ab wobei siehier auf die Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen March-Forschungrekurriert und deren Ergebnisse in der Regel durch ihre korpuslinguistischeAnalyse bestaumltigt In einem zweiten Schritt wird dasselbe an den 40 haumlu-figsten Verben vollzogen wobei hier die Kookkurrenz mit Substantiven inSubjekt- oder Objektfunktion im Mittelpunkt steht Die Liste der fre-quenten Verben fuumlhren ndash wiederum nicht uumlberraschend ndash Auxiliar- bzwzu solchen gewordene Verben wie ser und haver die Modalverben poder undvoler und das bei March ndash dies ist ein Ergebnis von ESLs Analyse ndash meistals Funktionsverb gebrauchte fer an Die Autorin scheidet am Ende dieserTeilanalyse daher in Kollokationen um sbquobedeutungsschwachersquo (bdquoverbs lsquolleu-gersrsquoldquo S 125ff) und um semantisch starke Verben (bdquoverbs fortsldquo ebd)wobei unklar bleibt nach welchen Kriterien sie die Verben auf die beidenGruppen verteilt Die beiden Teilanalysen zu Substantiven und Verben inKap 4 werden mit einer graphischen Darstellung im Stil einer semantic mapabgerundet

In Kap 5 bdquoSeleccioacute contextualitzacioacute i taxonomia de les col∙locacionssignificatives en Ausiagraves Marchldquo werden die im vorausgehenden Kapitelbehandelten Kollokationen nach der auf Corpas Ginebra (vgl supra)zuruumlckgehende Taxonomie concurregravencia (Mehrworteinheiten mit einem nied-rigen Grad an Fixierung und lexikalischer Kohaumlsion) vs locucioacute (hoher Gradan Fixierung + metaphorisch-figurativer Sinn dadurch nicht-kompositio-nelle Gesamtbedeutung) vs enunciat fraseologravegic (selbststaumlndige idR figura-tive Aussagen mit houmlchstem Grad an Fixierung und Idiomatisierung) klas-sifiziert Zur Bemessung der Parameter die diese Klassifizierung begruumln-den werden Belege aus dem March-Korpus mit solchen aus dem CIM-TAC-Vergleichskorpus und mit Belegen aus den erlaumluternden Anmerkun-gen und Glossaren kontrastiert die die Editoren alter March-Ausgaben

320 Buchbesprechungen

geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

320 Buchbesprechungen

geliefert haben (wobei es sich dem Rezensenten nicht erschlieszligt warumdiese beiden Korpusvergleiche in getrennten Schritten vollzogen und dar-gestellt werden) Gleichzeitig zielt dieser Korpusvergleich darauf ab dienicht (notwendigerweise) Fixierung aufweisenden und deshalb in die Cor-pasGinebra-Taxonomie nicht einzupassenden fuumlr March als sbquobedeutsamrsquo(bdquosignificativesldquo) erachteten Kollokationen als solche zu identifizieren Wiezuvor schon anhand eines Zitats gezeigt arbeitet ESL ndash anders als etwaSinclair ndash nicht mit einem streng statistisch-frequentiell definierten Signifi-kanzbegriff da dafuumlr das Primaumlrkorpus zu klein ist Vielmehr legt dieAutorin die eher vage definierten Parameter bdquotypischldquo und bdquoeinzigartigldquo an

[] quan diem que una collocacioacute eacutes uacutenica de March volem dir que no lrsquohem trobadaen cap altre text del corpus Quan classifiquem una collocacioacute com a tiacutepica de Marchsignifica que lrsquoautor lrsquousa sovint en els seus poemes i que no lrsquohem trobada en altrestextos El fet de qualificar una collocacioacute com a tiacutepica de lrsquoegravepoca reflecteix que lrsquohemtrobada en diversos textos del corpus (S 130)

Dabei kommt ESL zum (angesichts der Fragestellung nicht ganz uner-warteten) Ergebnis dass das Spezifikum der poetischen Sprache von Ausi-agraves March und damit seine literarisch-stilistische Einzigartigkeit innerhalbdes katalano-valencianischen bdquoGoldenen Zeitaltersldquo nicht in einer beson-deren (bzw besonders schwierig verstaumlndlichen bdquodunklenldquo) Lexik liegtsondern darin gaumlngiges und zugaumlngliches Wortmaterial in sehr eigener unddadurch haumlufig bdquoobskurerldquo Weise kollokational zu verbinden

[] hem pogut detectar com soacuten de nombroses [] les col∙locacions especiacutefiques (i uacuteni-ques) en March com soacuten de nombroses les ocurregravencies en March drsquoaltres collocacionsque tambeacute es donen en altres clagravessics del segle XV perograve que es donen molt meacutes escas-sament en aquests (S 154)

[] March ja no nomeacutes aporta una densa i coherent proposta filosogravefica i moral (ja evi-dent en el simple cogravemput de lemes) [] sinoacute que ho fa amb una creativitat ldquocol∙locacio-nalrdquo derivada de la progravepia [] (S 155)

Dies zeigt sich so ein weiteres Ergebnis von ESLs Studie insbesonderebeim Gebrauch der Funktionsverbgefuumlge die dabei vom Dichter gerne mitbesonderen (metaphorischen metonymischen personifizierenden) Argu-menten in der Subjektposition kombiniert werden und dadurch den fuumlr ihncharakteristischen Stil deutlich mitpraumlgen

Das Buch von ESL hinterlaumlsst einen zwiespaumlltigen Eindruck Positiv zubewerten ist sicherlich der traditionelle Philologie Literaturwissenschaftund Linguistik verbindende Ansatz In der Gesamtanlage der Studie finden

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

Ressenyes 321

sich jedoch auch genug methodische Schwaumlchen Unwuchten und Redun-danzen So ist der theoretisch-methodisch hinfuumlhrende Teil im Vergleichzum eigentlichen Analyseteil sehr umfangreich geraten Weshalb muss inAbschn 23 uumlber 5 Druckseiten hinweg die semantisch-lexikographischeSens-Texte-Theorie von Igor Mel΄čuk referiert werden wenn ESL in derAnalyse nirgendwo mehr darauf Bezug nimmt Waumlhrend die Autorin dieAnalyseschritte und Suchergebnisse in ihrem Primaumlrkorpus sehr detailliertund praumlzise quantifiziert darstellt wird nicht klar wie sie mit dem CIM-TAC-basierten Vergleichskorpus umgegangen ist und welche Rolle Fre-quenzwerte von Kollokationen darin gespielt haben In Kap 5 tritt diesesSekundaumlrkorpus nur als Lieferant von Beispielen (deren Auswahlkriteriennicht expliziert werden) in Erscheinung Die Zusammenstellung der Adj-N-Adj- und N-V-N-Kollokationen in Kap 4 hat zwar dokumentarischenWert die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bleiben aber begrenzt bzw sindhaumlufig angreifbar Wenn ESL zB auf S 94 bei der Analyse von carn (Posi-tion 26 der haumlufigsten Substantive 102 Vorkommen) schreibt bdquoLa col∙lo-cacioacute viva carn mostra un alt grau de fixacioacuteldquo man aber wenige Zeilenoberhalb ersehen kann dass viva carn uumlberhaupt nur ein Mal im Korpusvorkommt fragt man sich wie die Autorin hier uumlberhaupt zu einer Aus-sage uumlber den Fixierungsgrad gelangen kann In diesem Teil der Analysewird im Uumlbrigen vielfach nicht klar wie die Kollokationslisten von ESLmit den aus der literaturwissenschaftlichen Sekundaumlrliteratur entnomme-nen Aussagen zu einzelnen lexikalisch-stilistischen Auffaumllligkeiten bei Marchin synergetische explikativ ergiebige Beziehung gesetzt werden koumlnnenListen und Kommentare stehen haumlufig unverbunden nebeneinander

Ausgesprochen unschoumln ndash zumal in einer Studie das sich mit Fragensprachlichen Stils auseinandersetzt ndash sind die stilistischen Schwaumlchen desBuchs Die Formulierungen der Autorin sind teilweise sehr schematischund repetitiv der Leser hat staumlndig das Gefuumlhl Passagen ganz aumlhnlich odergleich an anderer Stelle schon einmal gelesen zu haben So steht unter denunmittelbar aufeinander folgenden Tabellen 9ndash17 (S 58ndash63) unisonobdquoAquesta graella presenta les combinacions meacutes frequumlents i les seuesocurregravencies mitjanccedilant un llistat generat automagraveticament amb MetaconcorAquestes combinacions seran analitzades posteriormentldquo Stilpraumlferenz derAutorin Formulierungsmuumldigkeit oder Copy-and-paste-Artefakt In Kap 4wiederholt sich ein vierzeiliger Fuszlignotentext in nahezu identischer Formdrei Mal (als Fn 1 auf S 79 als Fn 2 auf S 82f und als Fn 3 auf S 84)Der in Kap 5 auf S 129 erscheinende 20-zeilige () Passus bdquoHem vist enels precedents en lrsquoegravepoca de referegravencialdquo gleicht wortwoumlrtlich dem was

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

Claus D Pusch Albert-Ludwigs-Universitaumlt Romanisches Seminar Platz derUniversitaumlt 3 D-79085 Freiburg im Breisgau ltclauspuschromanistikuni-freiburgdegt

322 Buchbesprechungen

ESL schon zu Beginn von Abschn 333 (S 70) geschrieben hat Auch informaler Hinsicht gibt das Buch Anlass zu Kritik so wird sehr sparsamund unsystematisch von Zeichenformat-Attributen Gebrauch gemacht eswuumlrde die Lektuumlre sehr viel angenehmer machen wenn insbesondere imFlieszligtext erwaumlhnte Beispielwoumlrter und -fuumlgungen typographisch hervorge-hoben waumlren also z B im zitierten bdquoLa col∙locacioacute viva carn mostra un altgrau de fixacioacuteldquo die Kollokation viva carn kursiv gesetzt waumlre In Abschn43 (S 128) wird eine Auflistung der haumlufigsten von 423 im Korpus attes-tierten Praumlp-Adj-N-Verbindungen angekuumlndigt vermutlich in Form einerTabelle analog zu Fig 25 (S 75) oder Fig 30 (S 105) ndash die dann aber nichtkommt also vermutlich beim Gestalten des Buchs bdquovergessenldquo wurde AufS 35f finden sich in den (sehr wenigen) franzoumlsischen Beispielsaumltzen dieESL zitiert gleich 5 Rechtschreibfehler auch im sonstigen (katalanischen)Flieszligtext der Studie sind falsch geschriebene oder gedruckte Woumlrter unddurch fragwuumlrdige Kommata inkohaumlrent gegliederte oder unvollstaumlndigeSaumltze nicht selten Man kann solche Nachlaumlssigkeiten nur bedauern beieiner teuer verkauften Publikation in einer prestigetraumlchtigen Reihe in dernicht oft katalanistische und katalanisch redigierte Arbeiten erscheinen

Bibliographie

Buszligmann Hadumod (32002) Lexikon der Sprachwissenschaft Stuttgart KroumlnerCorpas Pastor Gloria (1996) Manual de fraseologiacutea espantildeola Madrid GredosCoseriu Eugenio (1967) bdquoLexikalische Solidaritaumltenldquo Poetica 1 293ndash303Firth J[ohn] R[upert] (1957) bdquoMethods of meaningldquo in ders Papers in

Linguistics 1934ndash1951 London Oxford University Press 190ndash215Ginebra Jordi (2003) bdquoFraseologia concurregravencies legravexiques i llengua estagraven-

dardldquo in Pradilla Miquel Agravengel (ed) Identitat linguumliacutestica i estandarditzacioacuteValls Cossetagravenia 7ndash56

Sardinha Tony Berber (2014) bdquoLooking at collocations in Brazilian Portu-guese through the Brazilian Corpusldquo in ders Ferreira Telma (eds)Working with Portuguese Corpora London et al Bloomsbury 9ndash32

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