Inhalt
ImpressumEditorialAusstellungen
Habilitation Nlartina Kaller-Dietrich:EssenVon Michael Pammer
BALKANSTAATEN I
Staatsbildungen und das Staatensystem
auf dem Balkan bis zum ErstenWeltkrieg
Von Konrad Clewing
Das Osmanische Erbe
Von Valeria Heuberger
Die Militdtgrenze als habsburgisches
ErbeVon Sttepan Matkovii
und Alexander Buczynski
Historisch-anthropologischeFtagestellungen
Von Karl Kaser
Biicher
Impressum
Medieninhaber und Verleger: Aktionsgemein-schaft/OSU. Herauge ber: Michael Pammer. Jztld e s V e rl age s a n d d e r Re d a kti o r : F inkengzng 27, A -4040 Linz-Puch enzt. H ers te I /er: Dtuckerei Wim-mer, 4820 Bad Ischl. Erscheinangsort: Lrnz. Ver-/ agsp o s ta m t : 40 40 Llnz.
Telephon + 43 /7 32 / 2468-8846, + 43 / 664 /4522482
Fax +43/132/2468-8532hfi?: / / w. wtg-hi:t ani lin 7 ac. at f Histoicam. htm
E-N{ail: [email protected]: PSK (BLZ 60000) 1026.7 22 / Hrsro-
RICUN{
HISToRICUM dient der Diskussion von Fra-gen der Geschichtswissenschaft und det Politik.
Namentlich gekennzeichnete Beittdge miis-sen nicht mit der Meinung der Redaktion iiberein-stimmen.
2
EditorialDer erste Beitrag zum Schwetpunkt dieses
und des kommenden HISToRICUM-Heftes
beginntmit einer Feststellung die die Beson-derheiten des Themas deutlich vot Augenfiihrc Mt einer unwesentlichen Ausnahmeinderte sich zwischen 1800 und 1918 die
staadiche Zugehcirigkeit des gesamten Bal-kangebies. Staatliche Diskontinuirit hatte in
2 diesem Gebiet eine lange Ttadition, und das
2 ausgehende20.JahrhundertsahmitdemZer-
3 frll Jugoslawiens den schlimmsten kriege-
rischen Konfliktin Eutopa seit demZwatenlTeltldeg. Mt Slowenien, das in der Literaturzum Balkan gerechnet wfud, ttitt jetzt der
5 zweite Balkanstaat nach Griechenland derEuropiiischen Union bei, mit gro8er r07aht-
scheinlichkeit werden in absehbarer Zeit Bul-garien und Rumdnien folgen. Die Integra-tionsbemiihungen sind auch sonst offenkun-dig Montenegro hat mit Beginn des Jakes2002 den Euro als Zahlungsmittel eingefiihrg
.10 als Ersatz fiir die Deutsche Mar( die zuvotdie ri7iihrung des Landes war (IVlontenegro
war damit in gewissem Sinn das erste Euto-
1l Land). Vielleicht wkd die europdische Eini-gungder gro3eWendepunkin der Geschich-te det Balkanstaaten.
Det Schwerpunkt Balkangaaten'tm ru-SToRICUM ist zweigeteilt. Im vodiegenden
21 Heft steht das 19. Jahrhundet im Mttel-punkg in der kommenden Ausgabe wird es
das 20. Jahrhundert sein.
Eroffnet wird die Reihe der Beitra'ge vonKonrad Clewirrg vom Siidost-Institut inMiinchen. Der Beirag gibt einen groBen
Uberblick iibet die Saatsbildung auf demBalkan im 19. Jahhundert, von der Auftei-lung det Herrschaft zwischen Habsburger-reich und Osmanischem Reich iiber Unab-hdngigkeitsbestrebungen und Kriege bis zurEntstehung einet Reihe von Saaten bis zumErsten ITeltldeg.
Im zweiten Beitrag beschdftigt sich Va-leria Heuberget vom Osterreichischen Ost-und Siidosteuropa-Institut mit dem Osmani-
27
32
schen Erbe auf dem Balkan. Dieses Etbeeiner mehr als hundertJahte zuriickliegendenZeitistwohl erstim Bosnien-Krieg auch einer
breiten Offentlichkeit bewu8t gewotden. DieAutodn befa8t sich mit der Eigenart detosmanischen Herrschaft und der Nachwir-kung dieser Traditionen.
Das zweite gro8e Herschaftsgebiet aufdem Balkan \r/ar um 1800 die Habsburger-monatchie. Eine Besondetheit dieser Herr-schafg die kroatisch-slawonische Mlitdrgren-ze und ihre Integration in das zivile Kroatienim Lauf des 19. Jahrhundens ist das Themades Beiugs von Stjepan Markovi6 und Alex-ander Buczlmski von der Universitdt Zagreb.
So wie Bosnien exempladsch fiir die osmani-schen Traditionen isg war das Gebiet derMlirirgrenze mit ihrer spezifischen ethni-schen Struktur im spiten 20. Jahrhundert das
wohl augenfilligste Beispiel fiit das habsbur-gische Erbe auf dem Balkan.
Das Heft schlie8t mit dem Beitrag vonKarl Kaser, Professor fiir Siidosteuropdische
Geschichte an det Univetsitlt Graz. Er analy-
siertin seinemBeiragdieBesondetheiten derFamilienstrukturen auf dem Balkan und ihreImplikationen fiir die Staatsbildung. DieGro8familien auf dem Balkan erfiillten auch
Funktionen, die derneu entstehende Saat fiirsich beanspruchte. Diesen Proze8 stellt derAutor schlie8lich am Beispiel Montenegrosdar.
Das Titelbild zeigt eine Photographie vonSarajewo imJahr 1910.
I07firend der Drucklegung der letzten sI-STORICUM-Ausgabe versarb einer der Auto-ren: Professor Klaus \ilTittstadtwar Ptofessoram Institut fiir Historische Theologie derUnivetsitlit llTiirzbutg und einer det ma8-geblichen Historiker des Zweiten Vatikani-schen Konzils. Fiir fISTORICUM hatte er als
einen seiner lezten Beitrige eine Bilanz des
Konzils verfa8t.Michael Pammer
HrsloRrcuM, Herbst 2002
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ffiIffirffiIffi,r -4.ffir{
Die Milit2'rgrenze als habsburgnches Efue
Von Stjepan Matkoviiund Alexander Buczynski
vln den ltinder-Canglamerat, aat ve/cbem Oeier-
reih 7usaxt ne ngeset{ ist, f det r ich eiil l-.a nd, ae hhu
d e n rt e i s le n u n t e re r L'e re /t fi e n A,[i t b ti rge r fa.r t e b e n s o
frend ist, a/t OtaLaiti oderiryud eim Inse/in Sti//er
Ocean, obu.oh/ man es t,on lVien aus in einerTagereise
entichen kann. Dieses urgessene l-znd, einer der
koslbarsten, n'ern aach noch ntchtguch/tfenen Dia-nanten der habsbugischnt Krone, ist die futi/itrir-
grenry. lY/ir ltaben bisher nach niryends eindringlicher-
aeise dm schrciende Unruht daryethan geJanden,
u,elchesjenut Irtnd gt:chieht, indem man dasselbe
dtrcb Bei behaltttng antiq aiier GrenTtetbeidigangs-
In s ti tu ionen Jinn /i lt n t nif d t. ul
Das I(onigeich I{roatien umfa8te am
Vorabenddcs Ersten\Veltkrieges 59 570 Qua-dratkilometer und zihlte insgesamt 3,67 NIil-
lionen Ehu.ohner. Darunter gab es 62,9 Pro-
zent I{roaten, 20,4Ptozent Serben, 4,5 Pro-zent ltaliener, 4,1 Prozent Deutsche,2,9 Pto-zent Nlagt'aren und 1,5 Prozent Slorru-enen.
Ruthenen, Rumlinen,Juden und andere Vol-ker machten zusammen nut 3,7 Ptozent aus.
Dic qcs:ir-nte 13cr,iiliierung I.,loatiens hatte sich
seit 1850 um72,5 Prozentvermehrt. Charak-
teristisch fiir die geopolitische Lage dieses
I{onigeichs *'ar seine ,\ufteilung in anfangs
drei, spziter zu'ei r.erschiedene Venvaltungs-
einheiten. So gehorte Zivi-lkroatien bis 1918
zum transleithamschen Teil der Habsburger-
monarchie und u-urdc in letzter Instanz r.on
Budapest aus regiert. Die kroatisch-slarvoni-
sche Xlilitzitgrenze nahm bis zu ihrer Auflo-sung und Vereinigung mit Zivilkoatien 1881
eine Sonderstellunginnerhalb des ostetreichi-schen Kriegsministeriums ein. Dalmatien und
Istrien gehorten zum cisleithanischcn Teil der
Habsburgermonachie und s.rrtden von \Wien
aus regiert. Auf Zivilkroauen cntfielen 32,5
Prozent der Gesamtflziche und 45,1 Prozent
der Gesamtbevolkerung, auf die ktoatisch-
slarvonische Nliiiiirgrenzc 40,1 P rozentbezie-
hungsrveise 30,5 Ptozent und auf Dalmatien
26,8 Ptozent bezichungsrveise 24,4 Prozent.Durch diese Auftei-lung hatte I(roatien
sogar drei Landtage: einen kroatischen in Zag-
reb, einen dalmatinischen rnZara und einen
istrischen tn Paztn (-spzitet Pola beziehungs-
rveisc Capodistria). Obs,old derdalmatinische
I-andtag dutch seine Beziehung zum Reichsrat
H sloRrcux/, Herbst 2002
BALKANSTAATEN I
einen besseren EinfuB auf die Wiener Regie=
rungskteise ausribenkonnte, geno8 seinAgra-mer Gegensttick ein bedeutend groBeres po-
litisches Ansehen. Der Kroatische landagund Banus vertraten ndmlich nicht nw denGro8teil Kroatiens, sondem waren seit dem
Spdtrnittelalter die unbestrittenen Trdger einer
fort'wdhrenden parlamenurischen Ttadition.Sie waren kompetent hinsichtlich det in die
Autonomie des Konigreichs Kroatien faller.den Angelegenheiten. Diese Autonomie er-
streckte sich in Iegislativer wie administrativerHinsicht auf innere Verwaltung Kultus und
Untericht sowieJustiz. Zagreb wurde als die
politische Zitadelle gSnz Krcatiens betrachtet'.
Die verwaltungsmdBige Aufteilung Kroa-tiens widerspiegelte sich in den bedeutendsten
Aspekten des riffendichen Lebens. Sie beein-
flu8te ndmlich nicht nur den politischen Stand
der Dinge, sondem auch den gesellschaftli-
chen, wirtschaftlichen und kultutellen Stand
sowotrl im cis- als auch im transleithanischen
Teil Kroatiens. Auf der politischen Szene
dominierte bis 191 8 die Frage derVereinigungaller kroatischen Ldnder und das Vethiltniszum habsburgischen Gesamtsaat Die politi-schen Parteien, diewdhrend derzweiten Hdlf-te des 19. Jahrhundens Gestalt annahmen,
widmeten sich riberwiegend dieser Fmge.
Auch nationaliritenpolitisch mobilisierte sie
die ethnischen Minderheiten in Kroatien.In bezug auf die kroatisch-slawonische
Militdrgrenze sollte zuerst bemerkt werden,
da8 das Bestehen dieser Region von ihretEntstehungwdtrend des 16. Jahrhunderts bis
zu ihrer Entrnilitarisierung 1873 und schlie8-
lichen Eingliedetung in den Rest Kroatiens
1881 unloslich mit der Konsolidierung des
habsburgischen Imperiums verbunden war.
Ursprihglich ausgedacht und auch organisiettals Veneidigungsgtirtel gegen die Tiirken,wuchs sich dieses Grenzgebiet spdter zu einer
efloflnefl Kriegsprovinz aus, die in saats-rechdicher Hinsicht wohl die ganze Zat einTeil des Kcinigreiches Kroatien blieb, in Wirk-lichkeit aber direkt von Graz und spater von'Wien
aus verwaltet wurde. Diese >rchristliche
Vormauer< verwandelte sich mit der Zeittneine Bastei des Absolutismus mit einer einma-
ligen administrativen, gerichdichen, sozialen,
witschaftlichen und finanziellen Struktur.
lnstitutionalisieile Freiheiten und
SelbstidentilizierungDie kroatisch-slawonische Mlitdrgrenze kann
zweifellos als eines der autoritzirsten Verwal-tungssysteme der ftiihen Neuzeit bezeichnet
werden. Zugleich sollte man jedoch darauf
achten, daB der Milirirgrenzorganisation ver-schiedene, genau abgegrenzte Freiheiten (pri-
vilegia) zqrunde lagen, die auch nach der
Auflosung der Grenze zum gesellschaftIichen
Etbe der Grenzbevolkerung gehorten. Unterdiesen Freiheiten sind vor allem zwei unter-
schiedliche Kategoden zu unterscheiden, die
auchnachudglichimBewu8tsein der Grenzer
blieben und eine Quelle ihrer Selbstidentifizie-rungblieben. Die erste r:ndwichtigste Fteiheitder Grenzer wat ihte Anerkennung als >fieie
Bauem< im Kontast zu ihren horigen Nach-bam in Zvilkroatien. Nicht minder wichtigwar die Glaubens&eiheit der orthodoxen
Gtenzer.Der tiirkische Vormarsch, der immer mit
griindlichen Verwtstungen einherging, hatte
gegenEndedes 16.Jahrhunderts katastopha-le Folgen ftit Kroatien. Die okonomische und
miliiiirische Macht des kroatischenAdels wur-de dutch diese tiirkische Ktiegstaktikdrastischverkleinert Ohne Land und Untertanen, blie-
ben der kroatische Adel ohne Einkiinfte unddas K6nigreich ohne Veneidigung. Die Mehr-zahl der Wehranlagen entlang der Grenze
blieb ohneBesatzungundwurde dem allmdh-
lichen Verfall preisgegeben. Die Grundbe-
sizet sahen sich immer oftet dazu gezwungen,
ihre Wehranlagen und Grundbesitze dem
habsburgischen Herrscher zu ribergeben. Da-durchwutde eine Enrwicklung eingeleiteg die
Iezten Endes zur Schaffung eines separaten
Grenztertitodums fiihrte, das allmdtrlich dem
Zugriffdes kroatischen Staates efltzogen und
einer ftemden militdrischen Behotde unter-
stellt wurde.
Das unbesiedelte Gebietwar jedoch auch
ftir diese neue milirirische Administration ein
groBes Problem. Seit den drei8igerJaluen des
1 6. Ja}rhunderts begannen sogenannte Wala-
21
chen odetUskokenvon dertiirkischen aufdie
habsburgische Seite det Gtenze iiberzulaufen.
Sie wurden auf den vcilligverwiisteten Grund-
hetrschaften der zenralen Wiistungsgebiete
angesiedelt. Im Jahr 1535 wutden den im
Sichelberget Disuikt angesiedelten Uskoken
Pdvilegien ausgestellt Diese ersten Grenzer
wurden mit Grundstiicken und Selbswerwal-
tungsrechten ausgestafteq aller Abgaben ent-
hoben und det Jurisdiktion der Grundher-schaften efl:zogetl und der landesherdichen
unterworferi.2 Mit diesen Ptivilegien wurde
anPrdzedenzfallfiit alle spiteren PrivilegGn
det um das Jaht 1 600 endang der kroatischen
und slavronischen Grenze angesiedelten
Greazbevtilkerung gesetzL 1630 wurden zu-
gunsten der wallachischen Grenzer vom W2-
rasdinet Generalat dte Statuta Valachorun e+
lassen. Kaiset Ferdinand II' vetsuchte auf
diese Art und IUTeise, eine techtliche Grundla-
ge flit die Herausbildung einer fteien Grenz-
ergesellschaft zu bilden. Die Pdvilegien wur-
den allmiitrlich auch auf die iibrigen Grenz-
tegionen ausgedehnt. Obwohl die urspriingli-
che Selbswerwaltung det Grenzer zu den
ergten Opfem des aufgeklirten Absolutismus
gehcirte, beharrten die militjirischen Behorden
auf det Hervorhebung des privilegierten Sa-
tus der Grenzer als fteie Bauem. Als fteie
Bauem blieben sie der EinfluBnahme der
kroatischen politischen Behorde weiterhin de
facto und de iure entzogen.
Auch die Glaubens&eiheit det orthodo-
xen Grenzet hatte gro8e Fotgen fiit die gesell-
schaftlichen Vethiiltnisse innerhalb der ktoa-
tisch-slawonischen Mlitdrgrenze. 1690 erteil-
teKaiserkopoldl. demPatriarchenvonPecz
als dsterreichischem Mlitdrverbiindeten im
Krieg gegen die Tiirken Sonderrechte, die den
Orthodoxen eine weitreichende religi<ise
Selbswerwaltung sicherten. Diese Privildenbildeten hunden Jahre vor dem josephini-
schen Toleranzpatent sowohl eine Rechts-
grundlags zur Regulierungder Rechte ortho-
doxer Glaubensangehoriger als auch das Fun-
dament fiir eine vollskkchliche Selbswerwal-
tuog in der Milit'&grenze.3
Die Militdryrenze wird zum
AnachronismusDer Fall des Kdnigreichs Ktoatien zetgl anr
besten, daB die Erweiterung der Staatsgreflzen
nicht mit einer Ausdehnung der administa-
tiven Reichweite der traditionellen kroati-
schen Zentralbehorden einhetging. Die an-
fangs erwdhnte Verteilung der lcoatischen
I;linder und ihre gegenseitige Ungebunden-
heit waten die deudichsten Indizien, daB die
politische Macht des Kroatischen Landags
und des Banus nichtbis an die geographischen
Grenzen Kroatiens reichte, sondem wesent-
22
lich beschriinkter wat. Die politischen Besue-
bungen der offiziellen Vertreter Kroatiens
waren darauf gerichtet, die Teftitorialgev/alt
iiber die gesamte Militdrgrenze auf kroati-
schem Hoheitsgebiet wiederherzustellen. Ge-
rade die Frage der Erhattung oder Aufosung
der Militdrgrenze dominierte das politische
Verhdltrris zwischen dem \Tiener Hof und
dem Kroatischen Landtag. Es gelang den
kroatischen politischen Kteisen aber nichg
dem habsbutgischen Absolutismus zu wider-
stehen.
Am Anfang der sechzigerJahre des 19.
Jakhunderts aktualisierte eine neu eingeleite
Reoqganisation der kroatisch-slawonischen
Mlitdrgrenze emeut die Fmge der lU7ieder-
der Mlitlirgrenze mit Zvilkroa-tien undwurde zu einemwichtigen politischen
Argument im Kampf zwischen dem Ktoati-
schen Landag und der rWiener Regierung. Im
Jiinnet 1861 fordeten frihrende Politiker in
Zageb Kuser Franz JosePh I. auf, bei der
ndchsten Einberufung des Kroatischen Land-
tags die Mlitiitgrenze nicht zu umgehen. InZukunft sollten auch Vertretet der Mlirir-grenze z:ur S,rt
""S eingeladen werden. Ob-
wohl det Kaiier eine neue Sizung bewilligte,
stand fiir ihn anfangs die Teilnahme von Ver-
tretem der Mlitdtgenze au8er Diskussion.
Die Grenze mit ihrer Sonderverwaltung be-
trachtete er weiterhin als ein Gebiet fiit sich.
Dieser Sandpunkt wurde sowohl in Zvil-Lroatien als in der Gtenze als du8erst nachtei-
lig beurteilg und die militdrischen Behcirden
mu8ten zur Beruhigung der Grenzer sogar
gewisse soziale und wirtschaftliche Begiin-
stigungen edassen. Im nichstenJatrzehnt sah
sich auch Kaiser FranzJoseph I. Sezwungen,seine Meinung iiber die Mlitdrgrenze anzu-
passen.
Die Frage des Fotbestands det Mlitir-grenze war immer 6fter Anla8 heftiger Dis-
kussionen in der Tagespresse. Grenzer klag-
ten: >lYir le b e t arJs o bh e IV eise in ein e m p emt an mte n
B e hgeru ngs4utan d md n as an dcnua?tt n tr a b S traJe
firAtfultr md Etnpiimnggilt' dat ist bei ns inFriedtnsryiten der rcnzak Ztutand"<a Zut dartn-
ligen Zeit genoB die Mlitirgrenze schon lange
nicht meht das Ansehen einer Bastion des
Chdstenrums, denn langsam hatte sie die
Form einer militlirisch-politischen Kuriositit
. und eines Anachronismus im Mtteleutopdi-
schen Raum arrgenofirmen. Die Wiederver-
einigung mit dem Muttedand wurde nach der
Aufhebung der kibeigenschaft und der Ro-
botdienste in Zvilkroatien zum gemeinsamen
Wunsch det Grenzer. Sie flihlten sich immer
bedringter von ihren Nachbam, was ihte Un-
zuftiedenheit und ihr Steben nach Ver'ande-
rungen im 6ffentlichen kben intensivierte.
Das vorgeschriebene Leben in Hauskommu-
nionen stand individuellem wie gesellschafdi-
chem Fotschritt und somit einer allgemeinen
Wirtschaftsentwicklung im Weg. Durch das
Verschwinden der Hauskommunionen war
gezwungeneflna8en das Ende der Militjir-genze bedingg denn die Kommunionenwa-
ren Ttiger der Mlitirorganisation. Die Ein-
fiihrung der allgemeinen Wehrpflicht in der
Habsbugermosarchie nahm auch von militi-tischem Standpunkt aus der Auftechterhal-
tung det Mliilirgrenze jede weitere Rechder-
tigung. Eine schnelle I-osung des Mlit'ir-grenzproblems und des Ansctrlusses der
Grenze an Zivilktoatien wutde nach dem
Ausgleich von 1867 nicht zulezt von den
entgegengesezten politischen und wirtschaft -
Iichen Standpunkten Osteteichs und Un-
gams hinsichdich dieses Teils der Monarchie
verhinderlKaiser Franz Joseph I' vertaute Feld-
marschall Anton Baron voo Mollinary 1870
bei einer Audienz lediglich folgende s al;;: t>Das
Mititiiryrnqg$en babe, ak iibetbbt, keinet Zpuk
n e h r; dir ArtJb e fu ng fu s s e h e t unrd e w m Gn n4n I ke
r.l O er dl e po tm A e Zrye h iiigkeit der
aerebiednn Distrikte kiinne kein Zarfel besteben.
An dn duabstischen GutaltlttgdesReiches, sowie an
den dueb denAugbicb wnJahn l868.gmgelten'
staatwcbtliclsm Vrhdlnisu 4uischen Kmatier mdIJ ngan dirfe dch t gerii tte h wtdt 4 d a h erj e rc P m o -
nen fate ry balter seien, die ryr Beratung md
BacblufJaar.ttrg iiber die Art snd lYeise do AnJ'
heburg tbs Militdrystens md die kiinJtige staat:-
nebtlicbe S nllmg i hns l-anilcs einen Gnn4r-I-znd-
taguerlangtn. Ddei kiinne durebaus nicbt beuilligt
nutden. Artch miisse his rynTage derlJbagabe fur
Mililardhtlikre ar die Ziuihebiitden in absohter
lYeise, wie bisbn, ngiert und aenaltet utdan.<<s
Eine etste, teilweise Entrrrilitadsierung der
ktoatische-slawonischen Mlirirgrenze er-
folgte 1871, rief aber gro8e Verbitterung her-
vorin jenenTeilen des Grenzgebiets, die nicht
inbegriffen waren. Ihre Entrnilitadsierung
wurde zwei Jahre spdtet durchgefiihrt. Die
endgtiltige Einverleibung det gesamten kroa-
tisch-slawonischen Mlitdrgrenze an Zivi-kroatien erfolgte erst imJak 1881.
Reinkorporation, adminislrative
Reorganisation und
politische MiindigkeitDie Aufl6sung der ehemaligen Mlidirgrenze
regte eine neue Reform an,in derenVerlauf die
Militdrgrenze Zvilkroatien zugeteilt wurde,
mit der jedochgleichzeitig auch die Komiate
weitreichendere gerichdiche Zustiindigkeiten
erhielten. I-Jrh. 1886 wurden Gebiete der
ehemaligen Mlitrirgrenze in acht Komitate
aufgeteilt das Komitat Lika=Krbavska mit
Gospi6 als Zentrum, das Komiat Modru5-
Rijeka in Ogulin, das Komitat Zageb n
HIsroRlcuM, Herbst 2002
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('dttz r. r.* z /eat r/r a ..y'/t r h a .
Die kroalisch-slawonische Militdrgrenze. Nach:Taleln zur Statistik der iisterreichischen Monarchie 1830.
Zagreb, das Komitat Varaidin in Varaidin,cla-s l(omitat B j elor-at I{liievci in B jelor.ar, das
I{omitat PoZega in PoZega, das Komitat Viro-ritica in Osijek sotie clas I(omitat Srijem rn
\/utriovar. Einc derartige Giiederung der Ko-mitate bLieb bis zum Zetfal. der Habsburger-
monatchie bestehen.
Nach 1881 begann die NliLitiirgrenze re-
gcJ-rni8ig ihtc Vettreter in den I3oatischenLandtag zu entsenclen. Zuvor jedoch eroffne-
te man im Landtag die Diskussion, auf rvelche
!fleisc dic \\/ahlp;esetzgebung fur das Gebiet
der ehemaligen Nliiitirgrenze eingerichtet
*'erden sollte.' Ein Teil det Abgeotdneten rvar
clet Auflfassung, die Diskussion uber das
gn:ndlegendc Gcsetz beziigJich der Entrnilita-
risierung der Nlilitzirgcnzc sollte r.ertagt rver-
den, bis die Nlilitzitgrenze im I{roatischenI-ancltag \.ertreten sei. Die Regierung hielt es
iur nonvendig, zualleretst eine Wahlgesetz-
:cbung fur die Nlilitdrgrenze zu erlassen.
:tzdich erteB der Banus, in seiner Eigen-haft a1s koniglicher Beauftragter liir die Ge-
.:ir:ifte der Inkorporation der kroatisch-sla-'. onischen NliLitzirpyenze, am 3. -J:inner 1883
,rre Verfiigung riber das zeitu-eilige Wahl-
' crfahren in der ehemaligen Nlilitirgrenze.I)iese VerF:gung bestimmte die Grundsiitzefu r die Schaffung r-on \\,'ahlkeisen. \\'rihrend
H sroRrcuNl, Herbst 2002
alle groBeren stddtischen Gemeinden einen
eigenen Wahlkteis ethielten. r'erbanden sich
kleinere stzidtische Gemeinden mit den umlie-
genden dorflichen Gemeinden und bildeten
auldiese Weise Wahikreise. Insgesamt gab es
35 Wahlkeise.Das Wahlr.erfahren stimmte uberein mit
jenem, aufdessen Grundlage 1881 die letzten
\Vahlen in Zivrlkroatien erfolgt u.aten. Das
V'ahltecht bes aBen r-o11j :ihrige mzinnliche Per-
sonen nach dem vollendeten 24. Lebensjahr,
die auch iht Heimattecht in einet der Gemein-den der N{ilitargrenze hatten. Das Wahlrechtuzr indirekt und direkt. Das indirekte Wahl-recht besa8en Vu'ahlberechtigte, von denenjerveils funfzig Wihler einen \t/ahlmann rvrihl-
ten; das Recht der Direktu.ahl besaBen die
Wahlmdnner, die in den \Vahllokalenrvahlten.
Wie auch in Zir.ilkroatien, enthielt das zeitu,ei-
lige Wah-lverlahren in der Nfilitdrgtenze einen
Zensus, demzufolge nur iene Biitget ein akti-r.es Wahlrecht besa8en, die berveisen konn-
ten, daB sie iiber ein bestimmtes Eigentumr.erfugten oder direkte Steuetn in einer be-
stimmten Hohe entrichteten oder Hochschul-
biidung hatten. Im Unterschied zuZltlkroa-tien vu-urde der Zeasus fur \Mahlmdnner der
stzidtischen Gemeinden von funlzehn aufzehn Gulden direkter Steuem gesenkt. In den
dorflichen Gemeinden vrrtde der Zensus furlWahlmiinner aus den Reihen der Gmndhet-
ren von 25 aul linfzehn Gulden, fi,rr Hand-
werker auf zu'anzig Guiden und fir u'ahlbe-
rechtiEe Gmndheren auf drei Gulden direk
ter Steuern gesenkt. Nach EtlaB der Verord-
nung efltbrannte im I{roatischen Lancltag eine
Diskussion, r,u-ei1 zahlreiche Abgeordneten ge
gen die aufgezu.r:ngene Wahlgesetzgebung
protestierten. Die Kritiker der Vetotdnungu,aren davon ubetzeug!, da8 die \d/ahlgesetz
gebung der NliLitiirgrenze keinen Schutz det
Wahlfreiheit geu,ahrte. Sie sclilugen vor, fiirdas gesamte Territodum Zir.'ilkroatiens eine
neue, einheidiche Wahlgesetzgebung einzu-
fiihren. Andere Einwzinde bezogen sich auf
die Tatsache, da8 die NliLitirqrenze meht Ab-geordnetcn gervdhlt und in den I(roatischen
Landtag entsandt hatte, a1s ihr aufGrund der
l.ll.**." \X ahlgesetzgebung eingcraumr
In diesem Zeitraum kam es zu Verzinde-
rungen in der politischen Landschaft I(roa-tiens. Einerseits edebte die bislang domrnante
Nationalpartei anliBlich der Inkorporationdet Nlihtltgrenze in I{roatien einc Spaltung.
Aus ihren Reihen entstand die UnabhingigeNationalpartei, .r,'elche die Creme dct ktoati-
schen oflentlichen Elite darstellte. Seitdem
23
(44#1":tr:4, J,.",,,,.,' t i"v-,1r /'/1/.r/2i/D' ) ll/r/ut-'.t /,..1.o' hitl,t :1,/-.-,,, /,,2r,,,a
z :y'{y'a"y- 1 t11,,*Llih,t&r I l/t/ttatw
i lla t rttorlrr /tr tt t'nit I:irt,., 1.///-.4{//*
a /d.tth,,.,' .ti,lml,ttbr l*.au | lrr$tart :i*, *qrlt ztr , tu/tul/rtz fivd&i4,k-;. ,?d.l
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rn '// /' 4/ {
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Zagreb, das I(omrtat \rataidin in VaraZdin,
das I(omitatBjelovar I{riievciin Bjelovar, das
i{omitat PoZega in Poiega, das KomitatViro-vitica in Osijek sor,,.ie das I(omitat Sdjem in\/ukovar. Einc dcrartige Glicdcrung der i{o-rrritate bLieb brs zum Zeiall det Habsburger-
monatchie bestehen.
Nach 1BB1 begann clie NliLitzirgrenze re-
gelmif3ig ihre Vertreter in den I{roatischenLandtag zu entsenden. Zuvor jedoch eroffne-te man im Landtag die Diskussion, auf u,elche
Weise die \Vahlgesetzgebung ftir das Gebietder ehemaligen Nlilitlrgrenze eingerichtet
u.etden solite.6 Ein Teil derAbgeordneten rvar
der Auffassung, die Diskussion iibet das
pgundlcgcndc Gesetz bezriglich der E,ntmilita
dsietr-rng der Nlilitdrgrenze sollte vertagt rver-
den, bis die NliLitrirgrenze im I(roatischenLandtag \.erffetefl sei. Die Regierung hielt es
iur nonvendig, zualleterst eine Wahlgesetz-
cbung firr die Nlilitirgrenze zu erlassen.
.-tztlich erlie8 der Banus, in seiner Eigen-: ,raft als koniglicher Beauftragter fur die Ge-::1iaftc der Inkorporation der koatisch-sla-
' onischen Nlilitzirgrenze, am 3. Jdnner 1BB3
,rre Verfiigung liber das zeinr-eilige Wahl-, crfahren in der ehemaligen Nliiitzirgtenze.
I)rese VerFugung bestimmte die Grundszitze
ffir die Schalfungr-on \Vahlkeisen. Wdhrend
H sToRrcurv. Herbst 2002
a1le gto8eren stidtischen Gemeinden einen
eigenen Wahlkreis erhielten, verbanden sich
kleinere stldtische Gemeinden mit den umlie-
genden dorflichen Gemeinden und bi-ldeten
auf diese ifi/eise \Vahlkreise. Insgesamt gab es
35 Wahlkeise.Das tJ(ahh,erfahren stimmte iiberein mit
jenem, auf dessen Grundlage 1881 die letzten
Wahlen in Zivilkroatien etfolgt w-aren. Das
Wahlrecht besa8en r.ollj:ihrige mzinnliche Per-
sonen nach dem vollendeten 24. Lebensjahr,
die auch ihr Heimatrecht in einer der Gemein-den der Nlilit:irgtenze hatten. Das Wahlrecht
rvar indirekt und direkt. Das indirekte \X/ahl-
recht besaBen Wahlberechtigte, von denenjer.veils funfzigWzihler einen \tlahlmann wdhl-ten; das Recht der Direkm-ahl besaBen die
\Vahlminner, die in den Wahllokalen udhlten.
Wie auch in Zivilkroatien, enthielt das zeitw-ei-
hgc Wahlvcrfahrcn in der NLlirirgrcnze cinen
Zensus, demzufolge nur jene Burger ein akti-
r-es Wahhecht besaBen, die ber.veisen konn-ten, da8 sie iibet ein bestimmtes Eigenrumverfugten oder direkte Steuern in einer be-
stimmten Hohe entrichteten oder Hochschul-
bildung hatten. Im Unterschied zuZivtlkroa-ticn uurde der Zensus fiir Wahlmdnner der
stldtischen Gemeinden von liinfzehn aufzehn Gulden direkter Steuern gesenkt. In den
dorflichen Gemeinden lv'r:rde der Zensus fiirWahlmzinner aus den Reihen det Gr-undher-
ren von 25 auf funlzehn Gulden, fut Hand-
u-erker auf zu'anzig Gulden und fiir lvahlbe-
rechtigte Grundherten auf drei Guldcn direk-ter Steuern gesenkt. Nach ErlaB der Vetr td-nuflg entbrannte im Kroatischen Landtageine
Diskussion, rx,'eil zahkeiche Abgeordneten ge-
gen die aufgezur:ngene W'ahlgeserzgebung
protesLierten. Die I{ritiket det Vetordnungu.aren davon uberzeugt, daB die Wahlgesetz-
gebung der NliLitdrgtenze keinen Schutz der
Wahlfreiheit geu,zihrte. Sie schlugen -'.or, firrdas gesamte Tetritorium Zir.ilktoatiens eine
neue, einheitliche !(ahlgesetzgebung einzu
fifhren. Andere Einrvzinde bezogen sich auf
die Tatsache, daB die N{iLitdrgrenze mehr r\b-geordneten geu.dhlt und in den Kroauschen
Landtag entsandt hatte, als ihr auf Grund clet
:;::*.**." Wahlgesetzgebung eingetiumt
In diesem Zeitratm kam es zu Verinde-rungen in det politischen Landschaft I{roa-tiens. Einerseits erlebte die bislang dominante
Nationalpartei anldBiich der Inkorporationder Nlilitirgenze in I{roatien eine Spaltung.
Aus ihren Reihen cntstand die Unabhzingige
Nationalpartei, rvelche die Creme der koati-schen oflentlichen El-itc darstellte. Seitdem
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Die kroatisch-slawonische Militiirgrenze. Nach: Tafeln zur Statistik der iisteneichischen Monarchie 1830.
23
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wurde die Nationalpartei mit der Idee des
>Magyaronismus< gleichgestellg deten Hal-
tungmanmitdetAnerkennungdes kroatisch-
ungarischen Ausgleichs gleichsetzte' Ande-
rerseits begann der Aufschvung der Rechts-
partei. \7fircnd die Nationalparteivon einer
oppornrnistischen Politik gekennzeichnet
war, stellte die Rechtspartei den konsequentell
Verfechter nationalistischen kroatischen Ge-
dankenguts dar.7 Das Tiel der Rechtspartei
wat die Herstellung kroatischer staadicher
Souverdnitit. Gerade auf dem Gebiet der M-litrirgrenze versuchte der Fiifuer der Rechts-
partei, Eugen Kvatemilq wlhrend det ersten
Enunilitarisierungsphase einen Aufnrtr an-
zuzetteln und eine kroatische Ubergangsre-
gierung zu prokiamieren. Allerdings erfuht er
keine bedeutendere Untersttitzung. Er wurde
aus dem Hinterhaltermordet,und die Mlirir-fiihrung untet&iickte mit repressiven MaB-
nahmen zahlreiche Mtglieder der Rechtspar-
tei. Bei den Watrlen in Zvilkroatien 1881
erlebte die Rechtspartei jedoch einen Auf-
schwung. Die Wahlen in der Mlitirgenze
waren eine Art Erkundung der politischen
Macht der einzelnen Parteien.
Die erstenWahlenin der ehemaligen Mi-
lirirgrenze wurden vom 19. bis zum 21 ' April
1883 abgehalten' Die herschende National-
partei erhielt 25 Mandate, die Rechtspartei
fiinf, die Unabhiingige Partei und die Unab-
hii"glg. Serbische Nationalpartei ie ein Man-
dag wihtend drei Abgeotdnete keiner Partei
angeh<irten. Die Wahlergebnisse spiegelten
auch die Mandatsverteilung im Kroatischen
Landtag anndhemdwider. Einewichtige Rolle
im politischen Irben Ktoatiens erhielten ser-
bische Abgeordnete. Vor den Wahlen hatten
vereinzelte Setben ausgesagg daB die Serben
in Kroatien >keinerlei besondnu politische Zidz<
verfolgen, sondem >die Anetkennung des Sefui-
sehen ab Volksnanet, soutie sefiische schttliwbe md
kirebbche At'ttotomie und Schrifi< anstreben
konnten.8 Bei denWahlen in der Milirirgrenze
trugen achzebn Serben den Wahlsieg davon'
Aber von jenem Zeitpunkt an bis zu den
Landtagswahlen imJahr 1906 waren serbische
Abgeordnete aus det ehemaligen Mlitirgren-
ze loyale Mtglieder der herrschenden Na-
tionalpartei. Dieser um die Mitte 1883 begon-
nene Trend setzte sich wihtend der gesamten
Herrschaft vonBanus Khuen Hedervary fort'
Dadutch wurde iene politische Partei gesrirkt,
die am ehesten bereit war, eine Politik zu
vollziehen, die im Einklang mit den Bestim-
mungen des kroatisch-ungarischen Aus-
gleichs stand wdtrrend gleichzeitig Umstdnde
fiit die ldngerfristige Gestaltung und Entwick-
lung einer Partei geschaffen wurden, die den
exklusiven serbischen Interessen Rechnung
trug. Bereia 1884 wurden ordentliche Land-
24
tagsu'ahlen abgehalten. Bei diesen untcrsrlitz-
te nahezu die gesamte serbische Beviilkerung
die herrschende Nationalpartei. Fiir die kroa-
tische Opposition rvar dies ein Zeichen dafiir,
daB die Setben in I(roatien sich nicht u'ie
verantwoffuflgsvolle koatische Biirgcr zu
verhalten bcabsichtrgten, sondern als Nlidziu-
fervon Banus Khuen Heden'ary, den nicht clie
Stellveruetet des souverdnen koatischen
Volkes emannt hatten, sondern der ungari
sche Nlinisterprisident. Die setbische PoLitik
in I(roaden nahm das r\ngebot von Banus
Khuen Heden afi' an und rr'-urde zu einem
Stitzpfeiler von dessen Regime, das clanach
trachtete, die politische Eigenstzindigkeit
Kroaticns zu untergraben.e Dieses Ereignis
stellte eine Zas;r. dar, die einen geuichtigen
Beittag zur Unterbtechung der bestehenden
politischen und gesellschafdichen Otdnung
Ieistete.
Nlitte August 1883 kam es in r''etschiede-
nenTeilen von Zir'-ilkroatien zu groBen Unru-
hen, vor allem im koatischen Zagorje uncl in
der ehemaligen Banalgrenze. Zu diescn Au[-
lehnungen kam es, a1s in Zageb an den Ge-
bduden der Firanzzimter Wappen mit kroati-
schen und ungadschen Aufschrilten ange-
bracht u,'urden. Die Offendichkeit deutete
dieses Vorgehen als >Nlagr-arisierung< der
kroatischen Finanzzimter. Die Ber-olkemng
6.1 sh6rnaligen Banalgrenze lvar unzufrieden
mit der Abschaffung der alten Ptivilegien'
NIan hatte ihnen das uneingeschrinkte Recht
auf die Nutzung der \X/dlder zu'ecks Brenn-
holzbeschaffung und Viehu'ittschaft entzo-
gen, die freie Schnapsbtennereivetboten, den
freien Handel mit Bosnien eingeschriinkt und
neue Steuern und Taxen erhoben' Hinzu ka
men die Verpflichtungen der Instandhaltung
von staatlichen Stra8en, r'on offentlichen Ge-
bduden und I(irchen sow-ie die Besteuerung
von Waffen. Berichte eines Regierungsbe-
auftagen belegen, da8 h der ehemaligcn
Banalgrenze groBte Armut herrschte' Es gab
weniger a1s funfhundert Steuerpflichtige, r'on
denen det,fbenr'-iegende Anteil nut zehn Gu1-
den jdhrlich entrichtete.l0 Auch beleg das
Archivmaterial ein hohes Niveau von Pfin-
dungen, w-as dataufhimr'-eist, daB dje Ber-olke-
mng hoch verschuldet und nicht in der Lage
v-ar, rechtzeitig ihre Geldschulden abzube-
zahlen. Wie auch in anderen Teilen Zivil-
kroatiensv-ardetAnlaB fut die Unruhen in det
ehemaligen Banalmilitdtgtenze das His sen un-
garischer Flaggen und das Anbringen ungari-
scher\Wappen. Die Bevolkemngr-erstand dics
als Auftakt zu neuen Steuetn. Ofiensichtlich
nahmen an det antiungarischen Agitation
auch Angehotige der radikalen kroatischen
Opposition teil, die vetsuchten, die allgemeine
Unzufriedenheit anzustacheh und damit Un-
terstutzung fiir ihte eigenen Fotderungen ge-
gen clen ktoarisch-ungatischen '\usgleich zu
geu,innen. Die Unruhen tichtetcn sich aus
schlieBlich gegen die ungarischc Obngkeit
und dcren Vctbiindete in I(roatien, lvlhrend
marr zur gleichen Zeit dem >ktoatiscl-ren Ko-
nig< die Lovalitrit versichertc und in positiver
\Veise ibet Ostetreich sprach' Die Schuld-
tragcnclen firr alle Ptobleme u'-urden mit der
ungatischcn Pofitif in \retbindung gebtacht,
und das gro8te Nli8geschick ging aus dem
dualistischen Slstem hen'or, rvelches den Un-
garn groBe Befugnisse im osdichen Teil der
Nlonarchie einschlicBlich Zivilkroaticns ver-
Lieh.
Auch im nachlolgenden Zeiuaum konn-
ten einzelne Gebiete det ehemaligen Nlilitzir-
glenze nichtdieVorziige eines I-ebens in einer
zivi[sierten Gesellschalt gerueBen, sondern
uurden eher zu Brennpunkten der Geu'alt'
Nennen r.r'it zlr'ei Beispiele, dic belegen, s'ie
clie ehemaligen Grenzct in das modeme poli-
tiscl-re Leben Eintdtt fande n und oftmals zum
Spietball r'on Nlanipulationen surden Wdh-
rend det Landtagss'ahlen 1897 u-urde im Dorf
Boinjaci ein groBes Blutbad angcrichtet, bei
dem acht Personen umkamen und mehtere
Dutzend Zir-ihsten und Soldatefl \'erietzt rL'ur-
tlen. Den olhzicllen Berichten zufolge unter-
srutztc dic Bevolkerung massenrveise die I(an-
clidaur des Oppositionskandidaten' Die Be-
miihungen der Ordnungskrziite, in den \Vahl-
lokalen Orclnung herzustellen, schlugen fehl,
u'eil das Volk nicht >auseinandergelten wc'/be and
begann, anJ du Ordntrngkrri;l'te ttnd So/daten 1tstbiefen und sie ruit Steitun, Ziege/n md Beikn rybeu,etfenr.ll Die ,\tmee erollnete das Feuet und
totete einen Teil der Demoflsffanten'
Zum Tod eines Agitators anliBlich der
\\Iahlen kam es auch im Bezirk Petrinja' Aus
den Ermittlungen der Armec ginghen'or, daB
die Bevolkerung mit Jagdu-affen ber'vaffnet
gcwesen sei und ein hohes IIaB an >>Aufre-
gung<< gegeniiber der Obtigkeit offenbart ha-
be, rvelche sie als Hauptschuldigen fiir ihren
niedrigen Ennr'icklungsstand ansah Eine spi-
tere Diskussion imI-andtagdeckte auf, da8 ein
Teil cler Opposition die\Vahlmzinnerund den
i.ibenviegenden Bevolkemngsanteil absicht-
lich gegen die Herrschaft I{l-ruen Heden'ar1's
radikalisiert hatte. r\uch det lokale I(lerus
unterstrltztc bei diesen \\rahlen die Oppositi-
on. rveil er sich I{huen Heden.ans Absicht,
Zir.ilehen in Zivilkroatien ehzufu hren, r'"'ider-
sctzte. Im selben-[ahr, aber ohr-re Bezug auf dic
WahlkamPagne, kam es im Ort Sjeniiak in
I{orclun zu einem Zu'rschenfall, als die lokale
Bevolkerung auf grausame Weise drei Staats-
beamte etmotdete. Die Beu'ohner von Sie-
nidaku-atenvomWahnbefallen, da8 auf ihret
orthocloxen I{irche die ungarische Flagge ge-
HtsToRrclrv. Herbst 2002
hi8t werden wtirde. Sie organisierten bewaff-nete Wachposten vor der Kirche und be-
zichtigten die Beamten, ungarische Agentenzu sein, obwohl diese le.liglich als Landver-messer die Grundbticher in Ordnung bringenwollten. Die Beamten wurden mit Axten geto-
tet und nahezu rituell niedergemeaelt.l2 Zweider Ermordeten waten orthodoxen Glau-
bens. In diesem FaIl offenbarte sich deudichdas soziale BewuBtsein der Grenzer, denen
gewaltsames Verhalten keineswegs fremdwar. Nach der Reintegration der Mlitzirgrenzestieg die Zall. der Stafanzeigen wegen Dieb-stahls und Mords steil an. Die Lokalverwal-tungvedangte, da8 im Gebiet der ehema[glnMliCirgrenze dte Zall, der Ordnungshiiterund Wachen vergoBert, dte Zahl der !7irts-hluset veringert und das AusmaB der Be-
waffnung reguliertwiirde. In ihren Diskussio-nen iiber eine bessere Sicherheitslage vertra-
ten die Vertreter der Ordnungskrdfte die Auf-fassung, das zivile Strafgesetz sei zur Ursache
von M8brauch geworden! Solche Sichtwei-
sen schiirten die Zweifel der oppositionellenParteien, welche glaubten, daB det Aufruf zur\07iedereinfrihrung tepressiver Geseze demRegime von Banus Khuen und dessen Bestre-
bungen, politische l07idersacher zu ufl terdrrik-ken, zugu.te kri.me.
Naiionale Gegensdtreu nter ehema I i gen WallenbriidernMt der Inkolpotation der ehemaligen Milirdr-grenze in das Gefiige Zvilkroatiens kam es
ebenfalls zu einer Periode modemer nationa-
ler Identifikation, welche gelegentlich vonspezifischen Abneigungen begleitet wurde. IndenVordergrund gerietvor allem derKonfliktzwischen dem lroatischen staatsrechdichen
Gedankengut und dem serbischen Nationalis-mus. Das Bewu8tsein einer modemen natio-nalen Identirit offenbarte sich schon in den
Sizungen des Kroatischen Landags von1861. Damals zeichnete sich eine deudiche
Abkehr von vormodemen ethnischen Auffas-sungen ab, die im Falle der Militdrgtenze voneinem riberaus zwiespdltigen Identiritsbe-wuBtsein begleitet waren. Als der kroatische
Abgeordnete Ivan Kukulfevii Sakcinski inseiner Debatte das Volk der Militirgrenze als
> r.t r,s e r V 0 I k< b ezeichnete, erfolgte eine s charfe
Reaktion der serbischen Abgeordneten. DerPatriarchJosif Raiadii erkldrte in einer offizi-ellen Zuschrift an den Landtag, da8 die Bevol-kerung der Milivirgrenze seit Menschen-
gedenken >sulisch geinntu sei und daB sich
darin erst spiter >ein wenig kruatiscben Volkes<
untergemischt habe. Eines der wichtigstenArgumente zugunsten des Serbentums in derMlirlirgrenze war seiner Meinung nach die
Sichtweise Vuk KaradZi&, da8 all jene Ein-
HrsToBrcuM, Herbst 2002
u'ohner Serben seien, die sich des >itoka-
ischen<Dralekts bedienen. Nach det spziteten
Reinkorpotation der Militfugrenze in das Ge-
fuge Zivilkroatiens wurde klar, da8 die Serben
eine eigene politische Partei griinden mu8ten,
die ihre nationale Identitdt formen u,iirde.
Archivmatedal beleg hdufige Spannun
gen, die auf vereinzelten Gebieten der ehema-
ligen Nlilitdrgrenze aufkamen. Berichte vonLokalverwalrungen rx,'eisen hin auf einen An-stieg von Intoleranz zu,'ischen >I(atholiken
und Griechisch-orientalischen<. Einer Zu-schrift des Bezfuksamtes aus Udbine zufolge
hatte der dottige Parochus Dane pl. Budi-savljevii anld8lich der Einweihung det I(ircheinJoiani erkldrt: >Berei ts seit J a hrh mdeie n werden
C /au be a nd Va /k:qugeh i)igkeit unseres serbischen
Volku von Brildern mvres B/tt uad tton Nicht-
Brildem t,el-o/gt, doch al/ dies vennochte unseren
serbitcben C/aaben and anser serbivhe.; I/o/kslam
nicbt in Ketten 7a legen - denn der Serbe i.rt nicbt rym.f klaten geboren. Eben dies bewog ans, in dieser Zeit
den H/. Saua 7an Scbu@atron dieur krche 4uuariblen,in derHffimg daf wieinjenenTagen, a/s
der H/. S ava derlthrer der S erben and der'frriger duvrbischen G/aabens aar, er tns heule er/eachten and
begeistem ndgeJiir den Nanen Serbiens, md dar| er
u niht qa/assen nage, daf serbischer Narte and
serbisches L/olkslum Tugande gehen, sondem er wird
tns mit seinem serbischen Claaben inspiieren, danitwir daraaf b(fen konnen, darA hefie wie in seinen
Tagen anlerans serbischeHelden aei/en, wie u sie einst
in Kosaru gab.l3 Diese Aussage knrlpfte an
Geriichte iiber einen serbischen Aufstand an,
der mit Unrerhen im benachbarten Bosnien
und den Bestrebungen des gefliichteten Fiir-sten l{aradordevii in Vetbindung stand. Derserbische Nationatsmus besaB au8erhalb vonZir.'ilkroatien starke Stiitzpunkte,.r,'as ihm die
Aberkennung der Legitimitzit des kroatischen
staatsrechdichen Gedankenguts edeichterte.
Der I(onflikt zu'ischen dem kroatischen
staadich-nationalen Gedankengut und dem
Serbentum wurde unter der Fuhrung vonBanus I(huen Heden-ary geschickt kontrol-Iiet. Der Banus u,ehrte Angriffe von beiden
Flugeln der kroatischen Opposition und jede
Bedrohung ab, da8 diese Opposition die
Landtagsmajoritzit erringen konnte. Zeit-
gleich gew-ann er die absolute Nlehrheit der
politischen Vertreter der kroatischen Serben
ftrr seine Venvaltung. Der Banus unterstiitztedie politische Organisierung der kroatischen
Serben und sicherte sich ihre Unterstiitzungbei Wahlen und Landtagssiuungen. rvomit er
gervissermaBen eine kompakte Gegenpartei
zur kroatischen Opposition schuf, die ihret-seits an det Forderung eines hoheten Niveaus
staadicher und nationaler Freiheit der Kroatenim Rahmen der Habsburgermonarchie arbei-
tete.la Die Verbindungen zwischen dem Ba
nus und den Serben in Zir'ilkroatien $'urdenauch von der Tatsache beeinfluBt, daB die
D1'nastie der Obrenor.ii lreundschaltlicheBeziehungen zu,ischen Osterreich-Ungatnund Serbien anstrebte.
Ende 1 884 entschied der serbische I(lub,der im I(roatischen Landtag dreiBig Xlanclate
innehatte, der herrschenclen Nadonalparteibeizutreten. l\lit Reform der Wahlgesetzge-
bung aus dem Jahr 1888 kam es zut Neu-
gLiederung der \X/ahlkeise. Die vorw-iegend
serbisch besiedelten Bezirke erhielten gemuiB
det neuen lWahlgeomcttie eine groBere An-zahl r,on Wahlkreisen.15 Beispielsrveise zahlte
das I(omitat Lika-Krbar-ska 204170 Einrvohnet, besaB jedoch zehn Wahlkreise, rvohin-
gegen das Komitat Bjelor.ar-I{riievci rnit
332592 Einrvohnern neun Wahikreise besaB.
Das I(omitat Srijem mit seinen 397103 Ein-wohnetn hatte sechzehn Wahlkteise, u-:ihrend
das I{omitatZagreb mit 515014 Einlvohnern
r.ierzehn Wahlkreise hatte. Die Serben mach-
ten 50,9 Prozent det Einrvohnet im I(omitatLika-Krbavska aus beziehungsweise 46,2 Pro-zent im Komitat Sdjem, 13,4 Prozent imI(omitat Bjelovar I{riievci und 23,1 Prozentim Komitat Zageb. Demgegeniiber gab es 75
Prozent I(roaten im I(omitat Zagreb,76,2
Prozent im Komitat Bjelor-ar I{riievci, 49
Prozent im Komitat Lika-ICbavska und 22,3
Prozent im I{omitat Srijem. A11 diese Daten
rveisen daraufhin, daB die kroatischen Setben,
uberuiegend aus den Gebieten det ehema[-
gen NliLitirgrenze stammend, ihten bestimm-ten Platz in der politischen Landschaft Kroa-
tiens erhalten hatten. Der serbische Nationa-lsmus wurde zur Gmndlage ihrer politischenAktil-itdt. Das Problem geht aus der Tatsache
hervor, daB die kroatischen Serben eine Vision
nationaler Integration vetfolgten, die alle Ser-
ben veteinen u'iirde, u'orunter zu verstehen
w-ar, daB sie sich auch mit jenen Serben auBer-
halb der Habsburgermooarchie nt veteinen
suchten, die einen eigenen setbischen Staat
besa8en.
Wiftschattliche Lage
der ehemaligen MilitdrgrenzeDer autorit:ire Fiihmngsstil des Banus I(huenHedervarys vermochte auf bestimmte Wersc
die Konflikte zu,ischen I(roatenund Serbenin
Schach zu halten. Seine Hauptidee bestand
darin, positive wirtschaftliche Trends zu nut-
zen, um die ,\ufmerksamkcit von den politi-schen Fragen abzulenken. Aufder Tagesord-
nung standen die Restrukrutierungdet offent-lichen Venvalnrng, die Schaffung ncuet Insti-
tutionen, der Bau von Vetkehrsrvegen und die
Ennr,icklung der industriellen Produktion. 16
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderthatte Zivilkroatien endlich die I(risenzeit
I
25
iiberwrrnden und einen *,.ittschaftlichen Aul- kroatischen Lanclsirtschaft, che sich nicht det 1868') p* to.,sch-kathoLische und otho-
schwuflg etlebt, det a*en seinen Biugern zu- I{onkurtenz der tschechischen 7-uckerindu- d.xe I{trche rn der Nlilitirgrenze (174t)-
gute kam. rn diesem zeiuatm*,rden 'iele strie ocler der ungarische, u,r.'r.,i)"-"'-il".- - l;Tl,l'*ll;IJitlliJ?, Zi1f)r,),1')i;,,,-
?erkehrswegeerneuert,undesentstandendie setzen \-ermochten. Hinc der sichu-qsten ',iiilith,tt )lilitiryren1t,,\\'icn/Teschen 1883,
GrenzeisenbahnvonSunjanachBrodundWirtschaftsquelleninderehcmaliger.r{it1at.392.ZemunsowiedieStreckevonVinkovcinach grenze \\:ar die Forsnvirtscl-raft. trin Dtittel 5. AntonNlollinrrr,.lecbsundt.ietig-ld/tteiurister
Brtko. Parallel dazu erfolgte der Ausbau von Zivilkoatiefls war von \Yildern bccleckt reirlti';rh'tngaivlen lfeerc t E)J-'79' 2' Tnrich
StraBen, frnartziert mit N{itteln aus dem tr'in niedriges Niveau an industrieller Pro 1905' 205'
Grenzinvestitionsfonds. duktion fiihrte rucht unmittelbar zur modet 6 Dnclnik sabotr 1881 -188;l fi-endtagsproto-
AufgrundderAnalyse jenerDaten,dieaus ncn Ausbeuflrng clet \Vzilder, so c.IaI] im an- kolle 1881-18841,336'
derstatjstikderlan<h.virtschaftlichenproduk- Singlichen zrir)-^r^der ge*,ohnhche H.lz- T Siehc*citcr: Nlirjana(iross' Ilornolrata''hto'
tion ge.r-onnen nnrden und die vergleichbar schlag ubenvog llan datf
'*u':l lt!l*: 'J:1;:#:,^,r:{:{#,r.!:::';:nl't*m:l;::
sindmitdenDaten fruheretAnalysen-,konnen kritisch iiber den Zeitraum r.on dcn echtzlq.r * .9'.g1, Zagreb 2000.
bestimmte Schlu3folgemngen'gezogen wer- Jahren bis zum Untcrgang iler }lonarchte g. r.,, p*t. Hndttki driatni subor 1818.-2a00'
den.r?DieResultrt.b.t.g.n]d^damind.de, urteilen.Damals*,rde derGrundsteinfiirdie [Dcr Lr.etische Lanclteg 1848-2000],2, Za-
lg.JahrhundertseinbedeutsamerZuwachsan lrorsturrtscl-raft gelegt, man organisicrte dic scb 20110.21-l'
verschiedenen Erzeugnissen, r-ot a[em Ge- Be*irtschattunf.'on \xratd.rn, die \rcnval- 9. NrtiaStantit.11nd'kamclaihntttrki ntiuta
treide, erzielt wurde. Anders gesagt: Det Et- tung und I.rrtoriholru.rg, die Nlelioration cles li4tnt tr 1 9 i 20' stalf Llt [Die kr-oausche Nation
trag an Geueide war um t 54-proient graBer \valdbocrens und die Ennr-icklung der Forst unJ 'Lr koatische Nadonali''mus im 19 und
ars zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Anderct- politft im Rahmen r..rr.hi.d...f ;;;;;;*r l(] Jahrhundenl' \'iesnik Hn-atske akademije
seits.rrrrdeeinRiickgangder\x/einproduk- Instituti.ncn. Der Hetrscher u*.ir.n'.1r. ,^ l:"t"',uiumjetnosti'l-3'zagreb 1997'90'
tion r.erzeichnet. Diese groBe Spannveite \\raldsutet der ehemaligen f11,l.d::;:; 't iSli:I r'"'#] &B'.r,5:;.,.,.H.i:"j:-kann mit Hilfe von ,utio.ril.r", Bervirtschaf- zt-ei reile zu teilen. Liine Hzilftc hel dem maljske vlacle [Prisidium det La,de'srcgrc
tung erkllrtwerden' Eine besonders u'ichtige Staats'ermogen der L:inder der Stcphanskro- rungl (PRZ\)' I{art 6' Sign 4727 /2(r' X'
Tatsache ist, daB sehr r,iel,r,-eniget Grenzlan.l ne zu, ciie andete \r-urcle E,igentum der Gren 1 883.
brach lag. Ein r;r,-eiteter Faktor -fut
die bedeu- zer. Um die Intcressen dcr Grenzer bcsser zu 11. HDA, unlltarflji odsjek zcmaljske vlade [n-
tende produktionssteigerung r.on weizen lag schi.itzen,befahlFranzJoseph I.,anlirBlichdcs *cnLninisteduml (uoz\)' Sign 29 821-
inderTatsache,daBdieAufteilungderdorf verkaufs r.on \valdflichen aus staatlichem 12 Stjcpan llatkovii' cistu stranka prat'a 1895'-
l-ichen Hauskommunionen und die Einvan- Besitz eir-ren Teil dcr Einkii'''fte i;;" E;t f:fr,lff|;'*}.,|htspartei
1895-19031' Za-
derung von Ftemden in die slarvonischen wicklung der ehemallgen ^*'"1::::^'l I r-1. iio r, p#\,, K^.t. 130, Srgn. 4568/1883.
Gebieie der ehemaLigen N,IiLitirgrenze eine vestieren beziehungsu'eise mit djcxen NLt- 14. Drago Roksanchi, 5'rbi tr Hn'atukoi fDie Set-
grogere produktivitiit angeregt h;tten. teln den Grenzinvestitronsfonds eufzubruen berr in I:roeticn] , Zagreb 1991, 103-1 0(r und
Die industdelle und ge.r,:erbliche Erzeu, Dieset Fonds djente dem r\usbau und der Nlato r\truk.vii, .lrbi t lTnutskE (Kh'en't"'
gung entw.ickerte sich se-hr langsam in der Instandhalrung r.on verkehrsrvegen, det ttoha)pieSerbenrnl{roatien(I{huensZert)l'
ehemaligen N{ilitrirgrenze. Der r\nsclduB an Trockenlegung von Sumpfgebieten' zur Be- Slavonski Btctd2001'212'
Zivilkoatien brachte keine rascheren verin- .r-a,r.-rg-,r.J Aufforstung. Die Bcdeutung l5 Ruclolf H.n'x'Ilhanta refinna aHn'attkoilDie
derungen mit sich, und ttotz Schaffung eines ,re. FonJ, u,at besonders *.1',o* fu, d.n \\-ahlrcfotm in Iiroatte,l' zegeb 1917 ' 73-
einheitlichenWirtschaftsraumesu'r:rdedieer- Ausbau der Eisenbahn Nlit den Finanzmrt- 14
wartete Entwicklungssteigen:ng nicht r.er- teln dieses Fonds uurdc ein\rr""i#ffi " )i::ff)2!;,'3:;::iI;:::';![::'r-Hiden'dr1'wirklicht.Einegro3eRollebeiderschleppen- bahnstr:ecken in Zivilkroatien so\\le i'ahn
17. Fpn \-rbanii, Piloi,qo:fndankon ral'ojt ltn.'
denEnnvicklungspieltediegro8eAgarkrise, hofe und Brlicken etbautlr'Det Grenzinvc- .tldt . k'djine tr 19. |i/ktr [Bertrdge zur \rIt-
die eine mehrjdhrige Stug.,itio., ai u.,uti- stit]onsfonds \rlaf am Votabend cles Etsten schaft]rchcnEnnr'icklungderkroat, slarv.trfi
schen okonomi" n".h ,i?h zog. Kroatische wertkriegs enva 108 Nlillionen l{roncn rvert, Litirgtenze im lg lahrhundettl' Zagleb' 84-
v/irtschaftshistoriker sind der insicht, daB ging aber rvcgen veranlag"tg." in l{riegs- ".. :u
dieseAgrarkrisez.r,-armitdenindetgesamten u.rlJih..t gtafiienterls "g,.dt l8 Igot I'eramzn' 1iltr'rtiiali4nrtla 'qrad'anske
Monarchie anzutrerrenden Tendenzen 'et- rlhenstorltenre,s zuurulrus
i;*:,llJ,i;tiiill-P;ii:)lJ::tJ'ffibunden war, aber da8.r,-egen des duclisuschen Anmerkungen 193.
Systems die negativen Konsequenzen der ]."'ntr"r, Ilakanec, uberttagene Zitate aus ciem 19. Iiamil. Bedekorii, C) razr-itku gladjerinah u
Krise firr die koatjsche Volksrvirtschaft gro- Hdnlelsblal f,Iittheilungen de.; I'trLint Jiir r.alkr kaijevinah Hn-atske i Slalonije za posljednjih
Beres Gevicht besalJen. Sie begriinden diese rrii.vlta/lihenFanslrrrii\\'icn) m, NikolaAta- 50 godiia lUber die Bauennucklung in den
These mit der Tatsache, daB cLie kroatische nasijevPlar.ii6(H g.),'tryotiko-abttrilka konto- I{6nigteichen Iiroatien uncl Siar'-onien rvih-
tor rkeine (JnterstitTttng,nd Schaquon seiten trer ops),t*o t sis.-'-o;. 1oi. u^-a"ls- ur.rcl Ge- h'a ir{nira i trrhiteaa,z prittcilungen des Inge-
Staatsmacht milte/s rcrschiedener withchdJttp'lii- t"etbek"mme' fit Slas'onien u'iihrend der er- nieurs und '\rchitektenrereins]' 4 (1891)'Za-
rcher fuIechanisnen erhielt<r.lsA1s die ehemalige sten fiinfzig Jahre ihtes Bestchens 1853- grcb'
Militdrgenze in den Rahmen Zi'ilkroatien' , $"TJ'.:i;::f i.',:,0;"."r, LreierBattr rntl .\'o/-
HITJ$:,:f,I1'".'#.HT::;1::11,::ffi T,{;,:(;:l;1::i:i{[H!:"i;;'l 4' (15'}i'
i,v1.,*ii'',oni institur za p,viiest (Kr.atisches
nierte die ungarische Seite. Gleichzeitig vet- 3. Sieherverter: AlexanderBuc r"iu*.nr"*''' Institut{ilrGeschichte)'opaticka10'10000Zagreb'
zeichnete man den Verlall einzelner Teile der liikd iPruroshr m crku t l:ttlnai krEini (1710' KfOatien' aambUC@iSp hf
26HrsToRLcutv, Herbst 2002
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