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MOTÖRHEAD Overkill THE BLUE POETS Cyber Love das magazin für gitarristen und bassisten mit CD B 41248 F 4 KOMPLETTE SONGS AUF CD + NOTEN/TABS IM HEFT Heft Nr. 233 Ausgabe 10/2019 D: 6,90 A: 7,90 B: 8,10 L: 8,10 E: 9,50 I: 9,50 CH: SFR 12,00 · STATUS QUO · OVATION VIPER · STEEL PANTHER · SENNHEISER XSW-D-SETS · SCHECTER KM-7 MK-III · KRIS BARRAS · EHX SUPER SWITCHER · DIDI ZILL · DIGITECH WHAMMY-PEDALE · OF MICE & MEN · BLACK STAR RIDERS · TIGER ARMY · TYLER BRYANT · GIBSON LES PAUL CLASSIC u. v. m. INTERVIEWS + TEST & TECHNIK KRIS BARRAS Ignite WORKSHOPS JIMI HENDRIX RAMMSTEIN ALICE COOPER Voodoo-Sounds für die Ewigkeit Das Riff regiert 30 Jahre Trash RETRO, KLASSIK & MODERNE ENGL · KEMPER DANELECTRO · JOHNNY CLEGG Scatterlings Of Africa LTD AA-600 Alan Ashby Signature ZU GEWINNEN

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MOTÖRHEADOverkill

THE BLUE POETS Cyber Love

das magazin für gitarristen und bassisten

MOTÖRHEADmit

CD

B 4

1248

F

4 KOMPLETTE SONGS AUF CD + NOTEN/TABS IM HEFT

Heft Nr. 233 Ausgabe 10/2019

D: € 6,90A: € 7,90B: € 8,10 L: € 8,10E: € 9,50I: € 9,50 CH: SFR 12,00

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INTERVIEWS + TEST & TECHNIK

KRIS BARRASIgnite

WORKSHOPS

JIMI HENDRIX

RAMMSTEIN

ALICE COOPER

Voodoo-Sounds für die Ewigkeit

Das Riff regiert

30 Jahre Trash

RETRO, KLASSIK & MODERNEENGL · KEMPERDANELECTRO ·

JOHNNY CLEGG Scatterlings Of Africa

LTDAA-600Alan Ashby Signature

ZU GEWINNEN

Liebe Leser,wenn man Nachrichten verfolgt oder die Tages-schau, nun ja, schaut oder sich schlicht mit Menschen unterhält, dann kommt man nicht umhin festzustellen, dass

die Welt komplizierter zu wer-den scheint. Das ist per se ja erstmal nichts Schlechtes, die Autos heutzutage sind auch komplizierter aufgebaut als Anno Tobak bei Gottlieb Daim-ler. Ein wenig komplizierter als früher sind dann auch zwei unserer drei Titel-helden konzipiert: der Kemper Profiler Stage und der Engl Savage 120 MkII sind die neues-ten Gerätschaften zweier heimischer Herstel-ler, die durchaus weltweit Geltung haben.

Ich kann mich noch an meine erste Begeg-nung mit einem Savage 120, quasi dem Ur-Amp des sich auf dem Titel befindlichen 30th-Anniversary-Savage-MkII, erinnern. Es war 1998, Studiosession, Metal-Produktion, der JCM900 hat irgendwie nicht so geballert, wie wir uns das vorgestellt hatten, also her mit dem Savage 120 und auf einmal war da eine Kompression und ein Druck in den Bässen – ganz hervorragend!

Ergänzt mit dem geboosteten 900er war das dann ein mehr als fettes Brett. Mich hat das schwer beeindruckt, aber wir hatten ja nix damals …

Retro oder modern? Egal!So ähnlich erging es wohl auch der Gitarrenwelt, als der Kem-per Profiler sich anschickte, die Bastion „Röhre“ im Sturm zu nehmen. Dass er das zumindest in Teilen geschafft hat, wird wohl kaum einer bestreiten. Für den Kemper, auch den neu-en Profiler Stage, gilt nach wie vor: „Man ist für ihn oder ge-gen ihn“. Also, zumindest wenn man das ein wenig zuge-spitzt formuliert. Es gibt natür-lich auch die, die ihre Röhren-Amps lieben, aber auf Tour

eher nicht mitnehmen wollen. Oder die, die aus Prinzip nichts anderes als Röhre spielen. Kann man auch verstehen …

Um jetzt die Kurve zurück zur Kompliziert-heitsdebatte zu kriegen: Es ist doch toll, so viele Alternativen und Möglichkeiten zu ha-ben. Egal, welches Schweinderl man frei nach Robert Lemke gerne hätte, es gibt zig Varian-ten davon – Auswahl en masse!

Quasi als Antithese fungiert die Danelectro ’64XT auf dem Titel: außen richtig Retro, in-nen schaut’s … ach, lest doch am besten selbst!

Cheerseuer Stephan

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PS: Es war lange überfällig, aber jetzt haben wir’s getan und einen ganzen Haufen Porträts über

erstklassige heimische Hersteller wie Lakewood, Cuntz, Striebel, Tonfuchs, Zeal, Zerberus, Hanika, Engl, Hartung, Kemper und Tonnen mehr davon in

unserem brandneuen Sonderheft Made in Germany zusammengepackt – ab 27. September an eurem

Kiosk oder ab sofort unter www.ppvmedien.de!

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Es war lange überfällig, aber jetzt haben wir’s getan und einen ganzen Haufen Porträts über

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INTRO

4 10/19

Inhalt 102019

Interview: Steel Panther Tone-Trademarks: Jimi Hendrix

Legends-Special: Rammstein Masterpiece: Alice Cooper – Trash

36 60

68 78

Interviews/Stories 34 Scott Gorham/Black Star Riders

36 Satchel & Lexxi Foxx/Steel Panther

40 Francis Rossi/Status Quo

42 Marcus Deml/The Blue Poets

46 Didi Zill

48 Tyler Bryant

50 Phil Manansala/Of Mice & Men

54 Kris Barras

56 Nick 13/Tiger Army

58 Danny Bryant

Workshops 60 Tone-Trademarks: Jimi Hendrix

68 Legends-Special: Rammstein

78 Masterpiece: Alice Cooper – Trash

84 Riffalong: Linkin Park

88 Guitar-Cosmos: „Transgender Boogie“

90 Generation Shred: Paul Gilbert

94 Bluescafé: Leadbelly – „Black Girl“

Songs 145 Johnny Clegg – „Scatterlings Of Africa“

153 Kris Barras Band – „Ignite“

160 The Blue Poets – „Cyber Love“

168 Motörhead – „Overkill“

Ovation Viper Dave Amato Signature

118 116 126122Schecter KM-7 Mk-III Standard

Baton RougeAR31C/ACE

GibsonLes Paul Classic

Takamine 800 Custom Meiyuu

124

5

INHALT

Test & Technik 98 Guitar-Dreams: Danelectro ‘64XT

102 Guitar-Dreams: LTD AA-600

Alan Ashby Signature

106 Guitar-Dreams: Kemper Profiler Stage

112 Guitar-Dreams: Engl Savage MKII E610II

116 Schecter KM-7 Mk-III Standard

118 Ovation Viper Dave Amato Signature

122 Gibson Les Paul Classic

124 Takamine 800 Custom Meiyuu

126 Baton Rouge AR31C/ACE

128 DigiTech Whammy V, DT & Ricochet

132 Electro-Harmonix Super Switcher

134 Fulltone OCD V2 & Ge

136 Fame MFX-AC Rig, MFX-3 OD Rig, MFX-6 Ultra Rig

140 Sennheiser XS Wireless Digital

Pedalboard Set & Instrument Base Set

Rubriken 3 Intro

6 guitar-CD + Downloads

7 CD-Booklet

10 guitar-News: Aktuelles & Verlosungen

16 Nachruf: Aspen Pittman

18 Tourdaten

20 Reportage: Summer Breeze 2019

26 CD-Rezensionen

31 guitar-Abonnement

97 Pickup – zu gewinnen: LTD AA-600 Alan Ashby Signature

143 Händlerverzeichnis

144 Charlys Bluestalgia/Anzeigenindex/Impressum

Kemper Profiler Stage

Engl Savage MKII E610II

zu gewinnen + im Test: LTD AA-600 Alan Ashby Signature

Danelectro ‘64XT

106

112

+ im Test: LTD AA-600 Alan Ashby Signature97+102

98

6

CD-INHALT & DOWNLOADS

10/19

Songs zum Mitspielen

Kris Barras„Ignite“Light It Up (2019)Tracks 7 – 8 Seite 153

Johnny Clegg„Scatterlings Of Africa“Third World Child (1987)Tracks 2 – 6 Seite 145

Workshops zum Mitspielen

+2 Bonussongs zum Download Abo-Bonussong

The Black Crowes„Hard To Handle“Shake Your Money Maker(1990)

The Blues Brothers„Sweet Home Chicago“The Blues Brothers: Original Soundtrack Recording(1980)

Anthrax„Safe Home“We’ve Come For You All(2003)

Download

Noten/TABs + Soundfiles zum Download (nicht auf der CD!) Nur für Abonnenten

LEGENDS-SPECIAL:RammsteinTracks 23 – 29 Seite 68

Um wirklich allen Wünschen gerecht zu werden, findet ihr alle Soundfiles (Songs und Workshops) auf der beiliegenden guitar-CD und zum Download unter www.guitar.de.

Das Download-Passwort für diese Ausgabe lautet:

rosenrot

Wie geht’s? auf www.guitar.de gehen In der oberen Menüleiste „Download“/„Heft-Downloads“ anklicken

Ausgabe „10/2019“ eingeben Passwort „rosenrot“

RIFFALONG:Linkin ParkTracks 35 – 39 Seite 84

MASTERPIECE:Alice Cooper – TrashTracks 30 – 34 Seite 78

TONE-TRADEMARKS:Jimi HendrixTracks 17 – 22 Seite 60

GENERATION SHRED:Paul GilbertTracks 43 – 46 Seite 90

GUITAR-COSMOS:Transgender-BoogieTracks 40 – 42 Seite 88

BLUESCAFÉ:Leadbelly – „Black Girl“Tracks 47 – 50 Seite 94

Motörhead„Overkill“Overkill (1979)Tracks 11 – 16 Seite 168

The Blue Poets„Cyber Love“All It Takes (2019)Tracks 9 – 10 Seite 160

GUITAR-CLASSICORIGINALSONG

ORIGINALSONG

7

BOOKLET

euer persönlicher GitarrenlehrerGitarrenlehrer

Orlando Pellegrini ist mit seiner jahrzehn-telangen Erfahrung als Studiomusiker und Gi-tarrenlehrer der Häupt-ling der guitar-CD und euer persönlicher Gi-

tarrenlehrer. Auf der CD und im Down-load-Paket (www.guitar.de/download/heft-downloads) zu dieser Ausgabe findet ihr die zugehörigen Soundfiles zu allen Wok-shop-Beispielen und vier komplette Songs. Neben Stücken, die unser CD-Team um „Pelle“ extra für euch eingespielt hat, sind zumeist auch ein oder zwei Songs in ihrer vom Künst-ler aufgenommen Originalversion enthalten. Ihr erkennt sie am Label „Originalsong“. Ein „guitar-Classic“ rundet die Song-Abteilung ab.

Das Booklet der guitar-CD könnt ihr ausschneiden oder auch im Netz unter www.guitar.de downloaden!

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JOHNNY CLEGG &SAVUKA„Scatterlings of Africa“

KRIS BARRAS„Ignite (Light it Up)“

THE BLUE POETS„Cyber Love“

MOTÖRHEAD„Overkill“

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Getty

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01. Intro

JOHNNY CLEGG & SAVUKA„Scatterlings of Africa“02. Info 03. Song ................................(126 bpm)04. Strophe 1 ...........................(96 bpm) 05. Refrain 1 .............................(96 bpm)06. Playalong L/Bass .............(126 bpm)

KRIS BARRAS„Ignite (Light It Up)“07. Info 08. Song ................................(103 bpm)

THE BLUE POETS„Cyber Love“09. Info 10. Song ................................(189 bpm)

MOTÖRHEAD„Overkill“11. Info 12. Song ................................(144 bpm)13. Intro ....................................(94 bpm)14. Solo 1 .................................(94 bpm)15. Solo 2 .................................(94 bpm)16. Playalong L/Bass ..............(144 bpm)

TONE-TRADEMARKSJimi Hendrix 17. Bsp. 1 ..............................(110 bpm)18. Bsp. 2 ................................(74 bpm)19. Bsp. 3 ..............................(112 bpm)20. Bsp. 4 ................................(82 bpm)21. Bsp. 5 ..............................(100 bpm)22. Bsp. 6 ................................(73 bpm)

LEGENDS-SPECIALRammstein23. Bsp. 1 ..............................(170 bpm)24. Bsp. 2 ..............................(112 bpm)25. Bsp. 3 ................................(95 bpm)26. Bsp. 4 ..............................(126 bpm)27. Bsp. 5 ..............................(130 bpm)28. Bsp. 6 ................................(80 bpm)29. Bsp. 7 ..............................(120 bpm)

MASTERPIECEAlice Cooper – Thrash30. Bsp. 1 ..............................(115 bpm)31. Bsp. 2 ..............................(139 bpm)32. Bsp. 3 ..............................(120 bpm)33. Bsp. 4 ..............................(140 bpm)34. Bsp. 5 .........................(75/140 bpm)

RIFFALONGLinkin Park35. Bsp. 1 ..............................(105 bpm)36. Bsp. 2 ................................(80 bpm)37. Bsp. 3 ..............................(122 bpm)38. Bsp. 4 ..............................(105 bpm)39. Bsp. 5 ................................(88 bpm)

GUITAR-COSMOSTransgender-Boogie40. Begrüßung41. Bsp. 1 ..............................(154 bpm) 42. Playalong ..........................(154 bpm)

GENERATION SHREDPaul Gilbert43. Bsp. 1 ..............................(138 bpm)44. Bsp. 2 ..............................(130 bpm) 45. Bsp. 3 ..............................(145 bpm)46. Bsp. 4 ..............................(126 bpm)

BLUESCAFÉLeadbelly – „Black Girl“47. Song & Begrüßung 48. Bsp. 1 ................................(80 bpm)49. Bsp. 2 ................................(80 bpm)50. Bsp. 3 ................................(80 bpm)

51. Outro

Auf der vom 17. bis 28. August in Genf stattfindenden CITES-Ver-tragsstaatenkonferenz (CoP18) wurde dem Antrag der EU und Kanadas offiziell stattgegeben, fertige Musikinstrumente, -teile und fertige Mu-sikinstrumenten-Zubehöre als Ausnahme von CITES II in die Fußnote #15 aufzunehmen. Entsprechende Produkte werden somit wieder ohne artenschutzrechtliche Genehmigungen (CITES-Nachweis) handelbar sein. Auch Endverbraucher können wieder aufatmen und gebrauchte Musikinstrumente ohne Nachweis verkaufen. Das Reisen mit Musikin-strumenten wird damit ebenfalls unkomplizierter.

Die hohe Nachfrage nach Tropenhölzern durch den internationalen Handel beschleunigt die Abholzung tropischer Regenwälder. Die Li-stung aller Palisanderarten, die auf der 17. CITES-Vertragsstaatenkon-ferenz im Jahr 2016 beschlossen wurde, stellte die Musikinstrumenten-branche vor große Herausforderungen, die zusätzlich den Vollzug des Beschlusses erschwerten. Um den Vollzug zu entlasten und den Handel mit Musikinstrumenten nicht unnötig zu erschweren, hat die EU ge-meinsam mit Kanada eine Änderung der diesbezüglichen Ausnahmere-gelungen (sogenannte Annotation #15) vorgeschlagen. Diese Änderung wurde nun beschlossen und gilt unter anderem für fertige Musikinstru-mente, -teile und fertige Musikinstrumenten-Zubehöre. Keine Ausnah-me gilt weiterhin für den nach CITES I gelisteten Rio Palisander = Dal-bergia nigra sowie für Dalbergia cochinchinensis – in CITES II mit der Fußnote #4 gelistet, welche alle Teile und Erzeugnisse dieser Art ein-schließt.

AUSNAHMEREGELUNG FÜR MUSIKINSTRUMENTE BESCHLOSSEN

C.F. Martin Clinic mit Craig Thatcher

Zu den Anfertigungen von Gitarrenbaumeister Daniel Zucali gehören auch seine Crossover-Gitarren, also klassische Gitarren mit zu-sätzlichem Pickup-System. Zwei begeisterte Crossover-Spieler – Michael „Kosho“ Koschor-reck und Adam Rafferty – kommen am 25. Ok-tober für eine Jamsession nach Haag (Österrei-ch), dem Entstehungsort der Zucali-Gitarren. Einen Tag später, am 26. Oktober spielen sie dann ein gemeinsames Konzert im Haager Theaterkeller. Dafür reservieren könnt ihr hier:

www.theaterkeller.at

Wenn ihr mehr über Zucalis Gitarren erfahren wollt, schaut am besten hier vorbei:

www.zucali.com

KOSHO MEETS RAFFERTY

Darüber hinaus wurde vereinbart, weitere Verbesserungen von Fußnote #15 – auch in Bezug auf Musikinstrumente – innerhalb der nächsten drei Jahre in einer Studie zu beurteilen. Zudem wird zukünftig ein Vor-schlag zur Vereinfachung eines Musikinstrumenten-Zertifikats auf den CITES-Treffen ausgearbeitet.

„Das ist ein großer Erfolg für die international tätige CITES Working Group der MI-Branche, unsere engagierten Mitglieder und unseren Ver-band, der sich kontinuierlich für eine Ausnahmeregelung bei den koo-perierenden europäischen sowie nationalen Behörden eingesetzt hat – und eine große Erleichterung für die gesamte MI-Branche", so Daniel Knöll, Geschäftsführer der SOMM – Society Of Music Merchants e. V.

Die auf der CoP18 gefassten Beschlüsse zur Dalbergia-Freistellung treten 90 Tage später völkerrechtlich in Kraft. In der EU erlangen alle Änderungen rund einen Monat nach dem völkerrechtlichen Inkrafttre-ten Rechtskraft. Die Cedrela-Liste tritt erst zwölf Monate nach ihrer Annahme in Kraft.

Weitere Details zur Umsetzung, zur Listung neuer Arten und zur EU-Genehmigungspflicht werden wir nach Inkrafttreten bekannt geben. Das CITES-Sekretariat wird in Kürze die genauen Umsetzungsdaten be-stätigen. Bis zu den Umsetzungszeitpunkten gelten noch die aktuellen CITES-Anforderungen.

Quelle: www.somm.eu

Am 16. Oktober lädt Martins Musikkiste in Zu-sammenarbeit mit C.F. Martin zu einem Guitar-Clinic- und Restring-Event mit Craig Thatcher ein. Um 17 Uhr geht es im Dreiklang-Hotel in Kaltenkirchen mit einer Restring-Aktion los, bei der ihr eine Gitarre mitbringen und ko-stenlos mit neuen Martin-Saiten bespannen lassen könnt. Ab 19 Uhr wird Craig Thatcher diverse Martin-Instrumente vorstellen und ei-nige Songs spielen. Außerdem werden natürlich Martin-Gitarren ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Bei Interesse könnt ihr euch per Mail hier anmelden:

[email protected]

Gitarrenbaumeister Stefan Zirnbauer und Diplomingenieur Werner Kozlik, die bei-den Gründer der Munich Guitar Com-pany, haben eine neue Produktlinie mit dem Titel „Masterbuilt“ angekündigt. Die Instrumente sollen ausschließlich in per-sönlicher Zusammenarbeit der beiden von Hand in München gebaut werden. Zudem sollen spezielle Hölzer, wie zum Beispiel geflammte Olive verwendet werden.

www.guitars.de/stevens-custom-guitars

STEVENS CUSTOM GUITARS

STELLEN NEUE MASTERBUILT-

LINIE VOR

NEWS

10 10/19

GURT DES MONATSDiesen Monat verlosen wir den Raw

II Contour Sew Black aus pflanz-lich gegerbtem und handgeöltem Rindsleder.

Der widerstandsfähige, schwarze Gurt ist sechs Zentime-

ter breit und in seiner Länge von 100 bis 147 Zentimeter verstellbar.

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Wenn ihr diesen Gurt gewinnen wollt, füllt bis zum 16.10.2019 das Teilnahmeformular unter www.guitar.de aus oder schickt ei-nen Brief/eine Postkarte bis zum 16.10.2019 (Datum des Poststempels) an PPVMEDIEN GmbH, Redaktion guitar, Stichwort „Gurt des Monats 8/19“, Postfach 57, 85230 Bergkirchen.

Mitarbeiter der PPVMEDIEN GmbH und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.

VERLOSUNG · VERLOSUNG

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Mitarbeiter der PPVMEDIEN GmbH und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen; Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.

Diesen Monat verlosen wir den Raw

Thin-Lizzy-Fans aufgepasst: Zum 50. Geburtstag der Band (respektive dem Geburtstag von Phil Lynott, der am 20. August 70 geworden wäre) erscheint ein auf 100 Stück limitierter Nachbau des Precision-Basses von Phil, dem Bassisten, Songwriter, Sänger und Mastermind bei Thin Lizzy. Die Instrumente wurden von Masterbuilder John Cruz bis ins kleinste De-tail dem originalen 1978er P-Bass nachempfunden (inkl. Spiegelschlag-brett) und kommen mit jeder Menge authentischem Zubehör: Koffer, Nie-tengurt und Fliegersonnenbrille.www.fendercustomshop.com

Mit E-Gitarre Lernen – Rockgitarre für Ein-steiger richtet sich Autor Jörg Sieghart an frischgebackene Neulinge, die in die Welt der Rockgitarre einsteigen wollen. Neben den grundlegenden Basics wie Instrumentenkunde und Tabulaturschrift liegt der Fokus auf dem Erlernen einzelner Rockriffs, die allesamt aus der Feder des Autors stammen, didaktisch auf-einander aufbauen und von Lektion zu Lekti-on schwieriger werden. Für angehende Rocker, die sich nicht mit Musiktheorie beschäftigen wollen, bietet das Buch mit seinen ausführ-lichen Audio- und Video-Beispielen einen simplen Einstand in die Welt des Rock.

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Das Arpeggio-Workbook für E-Gitarre von Jil Y. Creek soll Gitarristen ein grundlegendes Verständnis für Drei- und Vierklangsarpeg-gien, wie auch deren musikalischen Anwen-dungsmöglichkeiten geben. Inhaltlich be-schränkt man sich größtenteils auf motorische Fingersatzübungen und die dahinter ste-ckende Musiktheorie. Rhythmische Abwechs-lung in den mehrheitlich in der Tonart C-Dur gehaltenen Beispielen gibt es kaum, einzig das letzte Beispiel zeigt swingende Anwendung im Alltag.

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Dass die Kunst des Improvisierens mit den richtigen Mitteln stressfrei erlernbar ist, de-monstriert Christian Holzer in Improvisa-tion – Der intuitive Weg zum Gitarren-Solo und führt den Leser pädagogisch und perfekt strukturiert durch die einzelnen Themen Har-monielehre, akkordbezogene Improvisation, modales Spiel und Gestaltung eines Span-nungsbogens. Auf satten 259 Seiten werden alle wichtigen Aspekte für interessantes Rock-Pop-Funk-Solospiel behandelt.

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FENDER – Phil Lynott Precision Bass

LEHRBÜCHER VON TUNESDAY RECORDS

NEWS

12 10/19

Der japanische Custom-Shop von ESP ist bekannt für wilde und wildeste Kreationen – gerne auch weit abseits gängiger Standards. Neuestes Meisterstück ist die ESP Godzilla Taka-miy, die für den Gitarristen Toshihiko Takamizawa der japa-nischen Band The Alfee gefertigt wurde.

Zusammen mit der Produktionsfirma der Godzilla-Filme hat man eine Rarität mit einer Stückzahl von nur fünf Exem-plaren weltweit geschaffen. Also, es ist Eile angesagt, wenn man die ESP Godzilla sein Eigen nennen möchte.

www.espguitars.com

Die Zeiten ändern und die Welt dreht sich – mitunter mit richtig tollen Ergeb-nissen. Und so gratulieren wir Andy Powers, seines Zeichens Master Luthier bei Taylor Guitars, der ab sofort Teilhaber und Partner bei Taylor Guitars ist.

Da war Bob Taylors Wunsch nach einem Nachfolger, der besser Gitarren bauen kann als er, mehr als 20 Jahre Erfahrung hat und dabei unter 30 ist, wohl gar nicht mal so weit weg von der Realität, wie Bob damals dachte. „Andy ist der beste Gitarrenbauer, den ich jemals getroffen habe. Ich denke, er ist der derzeit beste Gitarrenbauer überhaupt“, sagt Bob Taylor über Andy Powers.

Und wenn man sich anschaut, was Andy bisher bei Taylor alles bewegt hat, darf man getrost in die Zukunft blicken. Go, Andy go!

www.taylorguitars.com

Der Kult-Amp-Hersteller spen-diert seiner klassischen AC-Cu-stom-Serie eine Limited-Edition-Designvariante namens „Black and Maroon“. Die fünf Verstär-ker AC10C1, AC15C1, AC30C2, AC30S1 und AC4C1-12 gibt es ab November auch in einer Farb-kombination aus Schwarz und Kastanienbraun.

www.voxamps.com

ESP GODZILLA

Andy Powers wird Teilhabervon Taylor Guitars

Der Berliner Gitarrenbauer Martin Meckbach hat einen Bass aus einem ein-zigen Stück Mahagoni gebaut, also Korpus, Hals und Kopfplatte – einzig das Griffbrett ist aufgeleimt. Damit aber noch nicht genug, das Stück Holz stammt aus einem Boot aus den ’70er-Jahren, womit auch der maritime Name „Aqua Bass“ seine Erklärung findet. Erstehen könnt ihr das Instrument hier:

www.gitarren-meckbach.de

MECKBACH AQUA BASS

Der Kult-Amp-Hersteller spen-diert seiner klassischen AC-Cu-stom-Serie eine Limited-Edition-Designvariante namens „Black and Maroon“. Die fünf Verstär-ker AC10C1, AC15C1, AC30C2, AC30S1 und AC4C1-12 gibt es ab November auch in einer Farb-kombination aus Schwarz und Kastanienbraun.

www.voxamps.com

VOX: LIMITED-EDITION-VERSIONEN DER AC-CUSTOM-SERIE

Der Gitarrenhersteller Cort schickt mit der G290FAT ein neues Double-Cuta-way-Modell ins Rennen. Die E-Gitarre besitzt einen Korpus aus Sumpfesche

mit geflammten Ahorn-Furnier und einen Hals und einem Griff-brett aus Vogelaugen-Ahorn. Sie ist mit Locking-Mechaniken, einem CFA-III Tremolo und zwei Vintage-Style-AlNiCo-Humbu-ckern ausgestattet und kommt in den Farben Bright Blue Burst und Antique Violin Burst.

www.cortguitars.com

CORT STELLT NEUES

GITARREN-MODELL VOR

13

NEWS

Anz

eige

Danke, dass ihr so fleißig bei unserer Online-Umfrage zur Heft-CD mitgemacht habt!

Der stolze Gewinner der zu-gehörigen Verlosung ist Marco R., der sich schon über seine neue Stanford CR Marquee Classic Amber freuen kann. Wer dieses Mal leer ausgegan-gen ist, kann sein Glück na-türlich bei unserer Verlosung in dieser Ausgabe auf Seite 97 versuchen!

Danke, dass ihr so fleißig bei unserer Online-Umfrage zur

Der stolze Gewinner der zu-

DANKE FÜRS MITMACHEN!

Gemeinsames Musizieren gehört de-finitiv zu den schönsten Zeitvertrei-ben, die das Leben so zu bieten hat. Das geht in der Band mit Profis und viel Equipment, das geht aber auch in der gemütlichen Runde nur mit Aku-stikgitarre oder Ukulele. Für letztere Situationen gibt es Songbücher wie das Rock & Pop Fetenbuch für Jung und Alt (jeweils in einer Version für Gitarre oder Ukulele). Darin finden sich 100 Songs aus den letzten 60 Jahren Pop- und Rockmusik in ver-einfachten Arrangements, die darauf ausgelegt sind, möglichst spontan losspielen beziehungsweise -singen

zu können. Die Songs sind, um nicht umblättern zu müssen, meist auf zwei Seiten notiert. Bei jedem Song ist die Gesangsmelodie in Noten aufgeschrieben, während die Akkorde den jeweiligen Takten zugeord-net sind. Auch wenn sich die Arrangements zu großen Teilen mit Moll- und Dur-Akkorden begnügen, sind für jeden Song auch die benötigten Akkorddiagramme aufgezeichnet. Zusätzlich ist jeweils ein simples Schlag- und Zupfmuster angegeben. In der Gitarrenversion sind bei einzelnen Songs auch einzelne charakteristische Intros in Tabulatur angegeben. Die Songauswahl ist klassische Liederbuch-Kost von Si-mon & Garfunkel bis Ed Sheeran, die wohl eine möglichst breite Masse ansprechen soll. Aber es ist ja auch der Sinn der Sache, dass jeder die Songs schon kennt, um mitsingen zu können. Wenn ihr trotzdem nicht ganz sicher seid, wie ein Song klingen soll, könnt ihr in der zum Buch gehörigen Spotify-Playlist alle Buchtracks nachhören. Im November erscheint das Buch außerdem noch in einer XXL-Version mit Spiral-bindung und größeren Noten und Texten.

www.schott-music.com

Das Rock & Pop Fetenbuch fürAlt und Jung

Am 24. November 2019 findet in Wettingen (CH) zum vierten Mal Guitars And More statt. Die Veran-staltung soll Gitarrenbauern jen-seits bekannter Massenhersteller eine Plattform bieten. Dementspre-chend werden Gitarren, Bässe, Pick-ups, Verstärker und Effektgeräte ausgestellt sein. Daneben dürfen Besucher sich über einen Gitarren-flohmarkt, Workshops und „Dia-gnose- und Notfallstationen“ für mitgebrachte Gitarren freuen. Der Veranstaltungsort ist das Sportzen-trum Tägerhard und das Event findet von 10 bis 17 Uhr statt.

www.guitarsandmore.ch

Spector Musical Instruments, der bekannte Hersteller elektrischer Bässe aus New York, hat bekanntgegeben, dass Musik & Technik (eine Ab-teilung der Musik Meyer GmbH) ab September 2019 den offiziellen Vertrieb für Spector-Bässe und -Zubehör in Deutschland und Österreich übernehmen. M&T will in seinen Vertriebsgebieten neue und überar-beitete Bass-Serien auf den Markt bringen. Spector-Bässe werden seit 1976 gefertigt, die Firma gilt als einer der wichtigsten und renommier-testen Hersteller elektrischer Bässe.

www.spectorbass.com & www.musikundtechnik.de

EVENT: GUITARS AND MORE IN WETTINGEN

MUSIK & TECHNIK ÜBERNIMMT DEN VERTRIEB

VON SPECTOR

NEWS

14 10/19

Abschied von einemrevolutionären Klang-Ästheten

ASPEN PITTMAN

Aspen Pittman revolutionierte die Musikindustrie im Detail. Die Idee Röhren zu selektieren und zu matchen stammt zwar nicht alleine von ihm, doch war er einer

der ehrlichsten Namensgeber seiner Industrie: er nannte seine Röhren nämlich Groove Tubes.

Dabei begann Pittman seine ersten musikalischen Schritte auf akustischem, also nicht elektrifiziertem Gitarren-Terrain. Elek-trische Instrumente schienen ihm nach eigener Aussage zu stör-anfällig, komplex und zu wenig intuitiv. Es störte ihn, erst so viel über deren Instandhaltung und Bedienung in Erfahrung bringen zu müssen, ehe man zu spielen anfangen konnte. Sei-ne Idee, sich mit den Röhren als essentiellem Bestandteil der Soundqualität auseinanderzusetzen, bekam Pittman als er Ende

der sechziger Jahre als Einzelhandels-Angestellter zur Gründung des Guitar Center in Los Angeles anfing – und schließlich dessen Store -Manager wurde. In den siebziger Jahren begab sich Pittman dann zur Acoustic Control Corporation (ACC), die ironischerweise vorwiegend Solid-State-Verstärker für Akustik-Gitarren und E-Bässe anbot. Dort arbeitete er als Vertreter um die Verstärker den großen Ketten und Ver-trieben nahezubringen. Doch wie wurde aus Pittman der Röhrenpapst, wie ihn viele nannten? Er selbst verglich die Idee, bei den Röhren ins

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NACHRUF Aspen Pittman

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Detail zu gehen mit dem Feinsinn eines anderen Titanen der Gitarren-industrie: Ernie Ball. Ernie Ball vermaß und katalogisierte verschiedene Gitarrensaitentypen und sensibilisierte seine Kundschaft auf deren Un-terschiede, kreierte sogar eigene Hybrid-Sätze (lest hierzu passen in un-serer Hendrix-Story ab Seite 60). Zeitgleich zu Pittmans Überlegungen schossen Pickup-Hersteller wie Larry DiMarzio oder Seymour Duncan aus dem Boden, die die geneigten Gitarristen weiter auf unterschied-liche Soundcharakteristika achtsam machten. So dämmerte es Pittman zunehmend, auch die Röhren der Gitarren-Verstärker auszutarieren. Die Röhre also nicht nur als Ersatzteil, sondern auch als Gewürz- ähm ent-schuldigen Gain-Faktor für Soundgourmets, so schwebte es ihm immer mehr vor.

Die Idee, Röhren mit Hilfe von Matching harmonisch klingen zu lassen, kam Pittman schließlich auf sogenannten Clinics, also verkaufs-fördernden Lehr-Veranstaltungen des damaligen PA-Riesen, der auch seinerzeit Woodstock zum Klingen brachte: Macintosh Amplification. Ja, Woodstock wurde zu einhundert Prozent mit Röhren verstärkt – heutzutage unglaublich für ein Festival dieser Größe. Aber zurück zu Pittman. Es ist nämlich äußerst rührend, wie er auf die Idee kam, zu-hause Röhren einzumessen und als gematchte Sets zum Verkauf anzu-bieten: Pittman musste seine Tochter als alleinerziehender Vater aufzie-hen und suchte händeringend eine Beschäftigung, welche er von Zu-hause aus ausüben konnte. So gründete er im Jahr 1979 seine Firma Groove Tubes und belieferte quasi von Anfang an Edel-Amp-Schmie-den wie Mesa/Boogie – und in der Folge Gitarristen wie Santana, Keith Richards und viele mehr. Auf den exquisiten Ruf der selektierten Röh-ren von Groove Tubes folgten schließlich Röhren-Vorverstärker, Röh-renmikrofone und schließlich auch Gitarrenverstärker. Denn Pittman war sich zeitlebens eines sicher und er betonte stets: Alles, was mit Audio-Verstärkung zu tun hat klingt mit Röhren besser als mit Transi-storen.

Immer auf der Suche nach neuen IdeenDer Erfindergeist von Aspen Pittman war bis zuletzt ungebrochen und so revolutionierte er Anfang der Neunziger den Markt mit seinem un-glaublich flexiblen Speaker-Emulator im 19-Zoll-Rack-Gewand. Das Gerät erlaubte es, einen 100 Watt oder weniger starken Röhrenamp direkt an ein Mischpult anzuschließen und mittels intelligent gewähl-ter EQ-Regler die Abnahme über eine Gitarrenbox und ein Mikrofon

zu simulieren. Die internen Komponenten selbst reagierten wie ein Lautsprecher und bildeten so authentisch die Dynamik und das An-sprechverhalten eines Gitarrenstacks oder -combos ab. In einer zweiten Auflage konnte zusätzlich eine Gitarrenbox als Monitor angeschlossen und der Output des Amps auf 25 oder 50 Watt gedrosselt werden. Da-rüber hinaus spendierte man dem Speaker-Emulator einen parallelen Effekt-Loop, der den kompletten Power-Amp-Gain-Sound als Grundla-ge nahm, also wirklich ganz hinten in der Signalkette saß.

Neben den begehrten Mikrofon-Preamps The Brick und MP-1 oder den genialen Röhrensockeln, die zur Leistungsreduzierung EL34- oder 6L6-Endstufenröhren ohne Biasing durch EL84 ersetzen ließen, war es vor allem die Gitarrenverstärker-Serie namens Soul-O, die Ton-Enthu-siasten in Aufregung versetzte. Im Prinzip war der Amp, der in 30, 45 und 75 Watt erhältlich war, ein Zwei-Kanaler, aber einer mit außerge-wöhnlich gut klingenden Vorbildern: Der Clean-Kanal changiert genau zwischen Fender-Blackface- und Brownface-Modellen, während der Zerr-Kanal an einen Trainwreck oder Dumble-Amp erinnert. Der Clou: Die beiden Kanäle ließen sich zu einem einzigartigen Sound mischen. Eine seiner letzten großen Erfindungen war eine kleine handliche Laut-sprecherbox, die auf wundersame Weise einen Stereo-Klang erzeugte, der überall im Raum gleich wahrgenommen wird. Dieses Patent ver-kaufte Pittman im Jahr 2008 zusammen mit seiner Firma Groove Tubes an Fender, die die Stereo-Technologie heute in ihren Acoustasonic-Amps – mit einem Hinweis auf ihren Erfinder auf jedem Etikett-Schild – anbieten. Die imposante Stereo-Box im Kleinformat bot Pittman zu-letzt jedoch auch über seine spätere Firma Aspen Pittman Designs an – einer Firma die seine Best-Of-Complitation vermarktet, wie er bis zuletzt gerne witzelte.

Ein Leben, der Leidenschaft gewidmetAm Freitag den 9. August starb Aspen Pittman im Alter von 70 Jahren bei einem Auto-Unfall in Los Angeles. Es gibt wenige Menschen, die das Glück haben ihr Leben lang einer Leidenschaft treu bleiben und davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Unter diesen gibt es wiederum noch weniger, die ihr Wissen gerne teilen, sich kritisch mit in die Jahre gekommenen Designs auseinandersetzen und sich selbst im-mer wieder zu Neuem anstoßen. Aspen Pittman war einer dieser Men-schen und wir als guitar-Redaktion danken ihm für sein Tun. Philipp Opitz

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Aspen Pittman NACHRUF

TOURDATES

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Henrik Freischlader Band„Old School“-Tour 2019 20.09.19 Oberhausen, Zentrum Altenberg 21.09.19 Freudenburg, Ducsaal22.09.19 Weert, De Bosuil (NL)27.09.19 Oss, Groene Engel (NL)28.09.19 Mannheim, Guitar Summit 29.09.19 Wetzlar, Franzis30.09.19 Erfurt, Museumskeller01.10.19 Helmbrechts, Textilmuseum02.10.19 Hamburg, Markthalle04.10.19 Wermelskirchen, Kattwinkelsche Fabrik05.10.19 Göttingen, Musa08.10.19 Berlin, Quasimodo09.10.19 Nürnberg, Hirsch10.10.19 München, Ampere11.10.19 Aschaffenburg, Colos-Saal12.10.19 Ludwigsburg, Scala13.10.19 Dinkelsbühl, Massive Packung14.10.19 Salzburg, Rockhouse Bar (A)15.10.19 Linz, Tuesday the Bluesday (A)17.10.19 Kaiserslautern, Kammgarn Bluesfestival 18.10.19 Freiburg, Jazzhaus19.10.19 Kirchberg, Eintracht (CH)

Status Quo„Backbone“-Tour 202005.11.20 Sporthalle, Hamburg11.11.20 Olympiahalle, München15.11.20 Jahrhunderthalle, Frankfurt17.11.20 Haus Auensee, Leipzig18.11.20 Swiss Live Hall, Hannover20.11.20 Mitsubishi Electric Hall, Düsseldorf21.11.20 Max Schmellinghalle, Berlin

JD Simo03.10.19 Jena, Paradiescafé04.10.19 Hamburg, Indra05.10.19 Frankfurt, Nachtleben06.10.19 Köln, Helios 3708.10.19 Leipzig, Werk 210.10.19 Dortmund, Musiktheater Piano11.10.19 Fulda, Kulturkeller

Kaizaa16.01.20 Hamburg, Headcrash17.01.20 Essen, Turock18.01.20 Hannover, Lux23.01.20 Berlin, Cassiopeia24.01.20 Rostock, Mau Club25.01.20 Dresden, Club Puschkin31.01.20 Heidelberg, Halle0201.02.20 Köln, MTC06.02.20 Augsburg, Spectrum07.02.20 Nürnberg, Club Stereo08.02.20 Karlsruhe, Substage

Glen Hansard09.11.19 München, Circus Krone

Hot’n’Nasty20.09.19 Oberhausen, Gdanska02.10.19 Thedinghausen, Rathausschenke 05.10.19 Rheinberg, To Hoop25.10.19 Kamen, FZ Lüner Höhe26.10.19 Velbert, Kunsthaus Langenberg08.11.19 Rees, Buena Ressa09.11.19 Rheine, Hypothalamus22.11.19 Braunschweig, Barnaby's Blues Bar23.11.19 Nienburg, Jazzclub

High South04.10.19 Freiburg, Wodanhalle05.10.19 Eggenfelden, Schloss Gern06.10.19 Neuzelle, Ines Schneke07.10.19 Berlin, Musik & Frieden 08.10.19 Hamburg, Nochtwache 09.10.19 Köln, Blue Shell 10.10.19 Darmstadt, halbneun Theater 11.10.19 Untermeitingen, Four Corners 12.10.19 Bonndorf, Folktreff 14.10.19 Frauental, Blue Garage 15.10.19 Bad Ischl, Lehar Theater (A)16.10.19 Hall in Tirol, Stromboli (A)17.10.19 Dornbirn, Wirtschaft (A)18.10.19 Lenzburg, Baronessa (CH)19.10.19 Hinwil, Corporate Event (CH)20.10.19 Baden Baden, Rantastic 21.10.19 Kufstein, Kulturquartier (A)

The Blue Stones05.11.19 Berlin, Privatclub 06.11.19 Jena, Rosenkeller 07.11.19 Köln, Blue Shell 08.11.19 München, Milla09.11.19 Hamburg, Rolling Stone Park11.11.19 Solothurn, Kulturfabrik Kofmehl (CH)12.11 Zürich, Werk21 (CH)14.11. Wien, rhiz (A) 15.11.19 Dresden16.11.19 Stakendorfer Strand, Rolling Stone Beach

The Bros. Landreth23.11.19 München, Orangehouse24.11.19 Hamburg, Nochtwache27.11.19 Berlin, Auster Club28.11.19 Köln, Luxor

The Intersphere27.09.19 Neunkirchen, Stummsche Reithalle 28.09.19 Weinheim, Café Central29.09.19 Wiesbaden, Schlachthof08.11.19 Aachen, Musikbunker13.12.19 Münster, Sputnik Cafe

HENRIK FREISCHLADER BAND

THE ARISTOCRATS

Aren & Chima07.10.19 Saarbrücken, Studio 3008.10.19 Köln, Helios 3709.10.19 Hamburg, Häkken10.10.19 Hannover, Lux11.10.19 Berlin, Privatclub13.10.19 Leipzig, Moritzbastei14.10.19 München, zehner15.10.19 Stuttgart, Schräglage16.10.19 Mannheim, Kulturbrücke19.10.19 Frankfurt, Brotfabrik

Monster Truck29.11.19 Karlsruhe, Substage 01.12.19 Dresden, Beatpol

Jade Jackson20.09.19 München, folks! club 23.09.19 Hamburg, Nochtwache 24.09.19 Berlin, Privatclub 25.09.19 Köln, Blue Shell

Paul Gilbert29.09.19 Bochum, Riff

The Aristocrats19.11.19 München, Technikum20.11.19 Hamburg, Fabrik21.11.19 Bensheim, Musiktheater Rex23.11.19 Winterbach, Strandbar24.11.19 Dortmund, Musiktheater Piano

Laurence Jones28.10.19 Bonn, Harmonie30.10.19 Dortmund, Piano31.10.19 Erfurt, Museumskeller01.11.19 Hamburg, Nochtspeicher03.11.19 Berlin, Privatclub

Black Star Riders12.11.19 Hamburg, Markthalle13.11.19 Köln, Kantine14.11.19 Dresden, Tante Ju15.11.19 Aschaffenburg, Colos-Saal18.11.19 München, Backstage Halle19.11.19 Nürnberg, Hirsch21.11.19 Leipzig, Anker

Wishbone Ash30.01.20 Osnabrück, Rosenhof 31.01.20 Worpswede, Music Hall 03.02.20 Bonn, Harmonie 04.02.20 Regensburg, Alte Mälzerei 05.02.20 Augsburg, Spectrum 06.02.20 Pratteln, Z7 (CH) 07.02.20 Tübingen, Sudhaus 08.02.20 Konstanz, Kulturladen

Everlast20.11.19 Jena, F-Haus

Rock Meets Classic03.03.20 Passau, Dreiländerhalle05.03.20 Kempten, bigBOX07.03.20 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung08.03.20 München, Olympiahalle10.03.20 Berlin, Tempodrom11.03.20 Bamberg, brose Arena13.03.20 Würzburg, s.Oliver Arena14.03.20 Frankfurt, Jahrhunderthalle15.03.20 Regensburg, Donau-Arena17.03.20 Neu-Ulm, ratiopharm Arena19.03.20 Ludwigsburg, MHP Arena20.03.20 Dresden, Messe Halle 121.03.20 Ingolstadt, Saturn Arena

THE BROS. LANDRETH

KRIS BARRAS BAND

Kris Barras Band23.09.19 München, zehner

24.09.19 Köln, Blue Shell

26.09.19 Frankfurt, Nachtleben

Kadavar10.11.19 Hannover, Capitol

20.11.19 Wiesbaden, Schlachthof

21.11.19 Nürnberg, Hirsch

22.11.19 München, Backstage Werk

23.11.19 Wien, Arena (A)

24.11.19 Dresden, Beatpol

27.11.19 Stuttgart, LKA Longhorn

28.11.19 Köln, Essigfabrik

29.11.19 Hamburg, Große Freiheit

30.11.19 Berlin, Columbiahalle

Emil Bulls29.11.19 Hamburg, Docks 30.11.19 Leipzig, Täubchenthal 06.12.19 Wiesbaden, Schlachthof 07.12.19 München, Backstage Werk 13.12.19 Köln, Carlswerk Victoria 14.12.19 Berlin, Astra

Madrugada25.09.19 Dortmund, FZW 26.09.19 Bremen, Schlachthof 27.09.19 Dresden, Alter Schlachthof 29.09.19 Stuttgart, LKA Longhorn 30.09.19 Erlangen, E-Werk

Quaker City Night Hawks23.10.19 Hannover, Musikzentrum24.10.19 Berlin, Musik & Frieden26.10.19 Köln, Luxor27.10.19 Frankfurt, Nachtleben28.10.19 München, Strom

Between the Buried and Me21.09.19 Wiesbaden, Schlachthof/Kesselhaus22.09.19 Berlin, Lido27.09.19 Hamburg, Knust28.09.19 Köln, Euroblast Festival01.10.19 München, Backstage

Airbourne01.11.19 Leipzig, Haus Auensee 03.11.19 München, TonHalle 07.11.19 Berlin, Columbiahalle 09.11.19 Wiesbaden, Schlachthof 10.11.19 Köln, E-Werk

Devin Townsend18.11.19 Hamburg, Grünspan27.11.19 Berlin, Astra

TOURDATES

RPWL27.09.19 Freising, Lindenkeller

D-A-D02.12.19 Pratteln, Z7 (CH)

06.12.19 Wien, Szene (AT)

08.12.19 Salzburg, Rockhouse (AT)

10.12.19 München, Backstage Werk

11.12.19 Ludwigsburg, Rockfabrik

12.12.19 Bochum, Zeche

13.12.19 Mannheim,

MS Connexion Complex

14.12.19 Osnabrück, Hyde Park

15.12.19 Berlin, Huxleys

17.12.19 Nürnberg, Hirsch

18.12.19 Hamburg, Docks

New Model Army10.10.19 Dortmund, FZW

11.10.19 Hamburg, Markhalle

12.10.19 Berlin, Huxleys Neue Welt

24.10.19 Freiburg, Jazzhaus

25.10.19 München, Backstage

26.10.19 Stuttgart, LKA

27.10.19 Nürnberg, Hirsch

29.10.19 Dresden, Beatpol

30.10.19 Frankfurt, Batschkapp

31.10.19 Losheim, Eisenbahnhalle

Tyler Childers28.01.20 Berlin, Frannz Club

Seiler & Speer22.11.19 Köln, Live Music Hall

23.11.19 Zofingen, Stadtsaal (CH)

25.11.19 Berlin, Columbia Theater

26.11.19 Saarbrücken, Garage

27.11.19 Frankfurt, Batschkapp

28.11.19 Nürnberg, Löwensaal

29.11.19 Würzburg, Posthalle

30.11.19 Stuttgart, Wagenhallen

01.12.19 Heidelberg, Halle02

02.12.19 Augsburg, Kongresssaal

04.12.19 Kempten, kultBox

05.12.19 Regensburg, Eventhall Airport

06.12.19 Deggendorf, Stadthalle

Erik Cohen22.11.19 Düsseldorf, Zakk

23.11.19 Hannover, Lux

13.12.19 Berlin, Cassiopeia

14.12.19 Kiel, Räucherei

20.02.20 Dortmund, FZW

21.02.20 Wiesbaden, Schlachthof

22.02.20 München, Backstage

SONNE, REGEN, WOLKEN &EIN GEILES ROCK- UND METAL-FESTIVAL

SUMMER BREEZE OPEN AIR 2019

Wie es auf dem diesjährigen Summer Breeze Open Air 2019 war? Während unser geschätzter guitar-Kapitän Stephan

mitsamt Familie im wohlverdienten Sommerurlaub war, hatte sich der Rest der guitar-Piraten bestehend aus den Matrosen Phil, Olli und dem tapferen Schiffsjungen Bruno runter vom guitar-Schiff und rauf aufs Festival-Festland des SBOAs nach Dinkelsbühl begeben. Hier gab sich die guitar-Crew drei Tage lang die volle Ladung Riffs, Gitarren und Festival-Feeling. Das

hier waren die Highlights der Mannschaft ...

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Mittwoch, 14. August:

WindhandGarrett Morris: Gibson SG Standard

Gefühlt eines der lautesten Sets des Festivals hat die ame-rikanische Doom-Truppe Windhand gespielt – da konnte auch die eher kleine Wera-Tool-Stage nichts dran ändern.

Laut heißt zwar nicht zwangsläufig gut, aber im Doom-Bereich ist einfach ein Mindestmaß an Schalldruck nötig. Die Kombination aus

Wie es auf dem diesjährigen Summer Breeze Open Air 2019 war? Während unser geschätzter

mitsamt Familie im wohlverdienten Sommerurlaub war, hatte sich der Rest der Phil, Olli und dem tapferen Schiffsjungen Bruno runter vom guitarDinkelsbühl begeben. Hier gab sich die lang die volle Ladung Riffs, Gitarren und Festival-Feeling. Das

Mittwoch, 14. August: Lautstärke, zentnerschweren Riffs und dem fast hypnotischen Gesang

von Sängerin Dorthia Cottrell konnte jedenfalls leicht über die leider zu dumpf abgemischte Gitarre von Garrett Morris hinwegtrösten. (bw)

Letters From The ColonyJohan Jönsegård: ESP E-II T-B7 BaritoneTterrab Dys: Caparison Brocken 7 FX-WM

Ganz schön Meshuggah-esque, diese Kolonialbriefe. Eine noch relativ frische Band, die die Wera-Stage zerlegen durfte und von Song zu

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REPORTAGE Summer Breeze Open Air 2019

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Song überzeugender wurde. Wenn noch nicht gehört, unbedingt mal reinhören, da geht Eini-ges! (pz)

KnasterbartDaniel “Hackepeter Knasterbart” Gregory: Cole Clark Fat Lady

Gitarren stehen bei den Gossen-Barden zwar nur bedingt im Vorder-grund, dennoch eine der coolsten Kapellen, die derzeit auf Metal-Festivals und vor allen Dingen Mittelaltermärkten zu bestaunen sind. Spielerisch über jeden Zweifel erhaben und mit einem äußerst unter-haltsamen Konzept. Lumpen, Gauner, Ganoven und Trunkenbolde, die mit Serenaden wie „Mein Stammbaum ist ein Kreis“ dafür sorgen, dass das Tanzbein geschwungen werden muss, eine unglaubliche Lust auf Honigwein entsteht und vor allen Dingen gelacht werden darf und muss. (pz)

Donnerstag, 15. August:

ClawfingerBard Torstensen: Cort Z-Custom 2

James-Bond-Theme-Einmarsch-Melodie, Top-Sound im Infield vor der Hauptbühne – die Crossover-Veteranen von Clawfinger ließen von Minute eins keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie auch über 25 Jahre nach ihrem Debüt Deaf Dumb Blind wissen, wie man Riff-Energie ins Publikum pumpt. Sänger Zak Tell freute sich zwi-schen Smash-Hits wie „The Truth“, „Nigger“ oder „Warfare“ wie ein Schnitzel über die so zahlreich moshende Meute. Das Publikum feierte entsprechend euphorisch (inklusive Circle-Pits) die alten Kracher der Crossover-Legende, die unter den stampfende Riffs von Chef-Klampfer Bard Torstensen tight unters Volk gefeuert wurden. Fett und kurzwei-lig! (mth)

Song überzeugender wurde. Wenn noch nicht

LIKNiklas „Nille“ Sandin: PRSTomas Akvik: Gibson Flying V

Die schwedische Death-Metal-Band war für mich die Überraschungs-entdeckung auf dem Summer Breeze. Mit ihrem klassischen Retro-Death-Metal-Sound in Kombination mit Doppel-Leadgitarren lieferten sie nicht nur ein knüppelhartes Rhythmusbrett ab, sondern verloren mit ihrer nicht zu inflationär eingestreuten Melodik nie den roten Faden. Gitarrentechnisch fuhren LIK ein ebenso interessantes wie klassisches Setup: Gitarrist Nille Sandin vertraute den gesamten Gig über auf seine weiße Paul Reed Smith. Aber Moment, wo ist denn der Halspickup? Tja, den braucht es wohl nicht. Saitenkollege und Sän-ger Tomas Åkvik hingegen schwört auf seine Gibson Flying V, und wie heißt es so schön: Wer eine Flying V spielt, kann kein schlechter Mensch sein. Beide Gitarren durch einen Marshall gejagt, den Boss HM2 zum Schwitzen gebracht und fertig ist das Death-Gericht. Be-sonders sympathisch, das Gruppenfoto mit der begeisterten Menge am Ende des Sets. Man hat LIK die Begeisterung über den gelungenen Einstand beim Summer Breeze förmlich angesehen. (ost)

KvelertakBjarte Lund Rolland: Nebelung Guitars RiffmeisterVidar Landa: Nick Huber Krautstar IIMaciek Ofstad: Gibson SG Standard

Dass im Metal auch mal der Sänger einer Band ausgetauscht wird, ist ja eigentlich gar nicht mal so unüblich. Dennoch war die Nachricht, dass Ivar Nikolaisen den ur-ja eigentlich gar nicht mal so unüblich. Dennoch war die Nachricht,

Bard Torstensen tight unters Volk gefeuert wurden. Fett und kurzwei-

Knasterbart

Bard von Clawfinger

Clawfinger-Basser André Skaug

Johan von Letters From

The Colony

Das Lik-Gitarrentandem

Kvelertak-Gitarrist Bjarte

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Summer Breeze Open Air 2019 REPORTAGE

sprünglichen Sänger Erlend Hjelvik ersetzen würde, zunächst ein großer Schock für Fans der norwegischen Black'n'Roll-Band. Auch wenn Niko-laisen seinem Vorgänger in Sachen gefühlter Bühnenpräsenz noch etwas hinterher ist, hat das Konzert auf der Summer-Breeze-Mainstage bewiesen, dass Kvelertak immer noch eine Wucht sind, was definitiv auch am Dreierge-spann aus Gitarristen liegt, die die Songs nach vorne treiben. (bw)

DecapitatedWacław „Vogg“ Kiełtyka: Ibanez Iceman

Immer ein Brett und viel zu selten in der BRD unterwegs: Die polni-schen Death-Metaller von Decapitated waren mit Aborted auf Tour und gaben auch auf dem Breeze ihr Gebolze zum Besten. An Hits mangelt es der Band sowieso nicht, dennoch war das Set eine ab-wechslungsreiche Mischung aus Neuem und auch Tracks des ersten Albums. Sound und Performance waren wie gewohnt bei der Band auf den Punkt. Decapitated kann man gar nicht oft genug sehen. (pz)

Of Mice & Men Alan Ashby: LTD AA-600Phil Manansala: Ibanez RG

Die Amerikaner waren die Sound-Überraschung für mich am Don-nerstag auf der T-Stage. Grundsätzlich ist der Modern-Metal-Sound der Amis überhaupt nicht meine Baustelle, doch die Spielfreude und das Energie-Level, mit der die fünf Amerikaner zu Werke gingen, wa-ren beachtlich. Das Gitarren-Duo Alan Ashby (mit seiner LTD AA-600) und Phil Manansala (mit Ibanez RD) wechselten pfeilschnelle Riffs und Leads dynamisch von der einen Bühnenseite zu anderen. Der Sound der Band war derweil zum niederknien gut. Davon profitierte

nicht zuletzt Sän-ger und Front-shouter Aaron Pauly, der sich, bestens bei Stimme, beim Publikum freudig für die vielen Crowdsurfer und den euphori-schen Beifall bedankt. Und mit Krachern wie dem Opener „Warzone“ und dem energetisch vorgetragenen „Unbreakable“ ist mit dieser Band in Sachen Modern-Metal auch in Zukunft zu rechnen. (mth)

Meshuggah Per Nilsson: Strandberg The Boden SingularityMårten Hagström: Ibanez Iron Label ARZIR28

Die Prog-Death-Mathcore-wie-auch-immer-Götter Meshuggah aus Schweden hatten dieses Jahr ihre Summer-Breeze-Premiere stilecht um 23 Uhr auf der Mainstage, also zur besten Sendezeit. Das eine oder andere grüne Lüftchen lag schon in der Luft, als es dunkel wur-de und ein dreiminütiges Drone-Intro einsetzte, ehe Meshuggah die Pforten zur Klanghölle sperrangelweit aufrissen. Wer Meshuggah kennt, weiß, die Musik ist kilometerweit entfernt vom Easy-Listening und genau das macht den Reiz aus. Die bis aufs kleinste Detail ab-gestimmte Lichtshow fing die glasklare und ausdifferenzierte Rhyth-musschlacht der Schweden ein und verwandelte das Konzert in eine

spann aus Gitarristen liegt, die die Songs

Pauly, der sich, bestens bei Stimme,

... Mårten Hagström ...

... und Basser Dick Lövgren

Meshuggah Saitenfraktion:

Per Nilsson ...

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REPORTAGE Summer Breeze Open Air 2019

10/19

ansatzweise etwas mit gepflegtem Thrash-Metal alter Schule anfangen kann, für den sind Dust Bolt Pflichtprogramm! Wer nicht, für den heißt es Nachsitzen! Wir sehen uns im nächsten Moshpit! (ost)

Dyscarnate Tom Whitty: Carillion Polaris 6

„The New Kings Of UK Death“ – Eine Krone, die sich sicherlich angenehm trägt, der man aber auch gerecht werden musste. Das britische Death-Metal-Trio war mein persönliches High-light. Kein Auge blieb trocken, kein Nacken unbewegt. Die Band hat unglaublich an Tightness dazugewonnen. Hits vom Erfolgsalbum And So It Came To Pass fanden sich nach sub-jektivem Eindruck zu wenige in der Setlist, umso mehr wurden die Songs vom neuen Album so gut dargeboten, dass der Sil-berling wohl noch mal eine Chance bekommt. Zu meckern gab es aber an sich nichts. Eine irre Band, die derzeit noch viel zu wenig beachtet wird. (pz)

AirbourneJoel O’Keefe: Gibson Explorer Harri Harrison: Gibson Explorer Custom

(mit TV Jones am Steg)

Airbourne lassen einen in Sachen geballte R’n’R-Livepower nie hän-gen. Während die Einmarschmusik, das Titel-Themas des Terminator-2-Films noch aus den Boxen der Hauptbühne donnerte, stapften Joel O’Keeffe (v, g), Harri Harrison (g), Justin Street (b) und Ryan O’Keeffe (d) auf die Bretter und gaben mit „Ready To Rock“ das Motto der darauffolgenden gut 60 Minuten aus. Nach drei Alben können die sympathischen Adrenalin-Maschinen auf ein Arsenal an Hit- und Pre-mium-Riffkrachern zurückgreifen. Joel O’Keeffe lieferte nicht zuletzt

Erfahrung kathartischen Ausmaßes. Besonders schwer nachvollziehbar war es, wie es Per Nilsson von der Band Scar Symmetry geschafft hat, für Meshuggah-Gitarristen Fredrik Thordendal einzuspringen. Und das ohne zehnfachen Doktortitel in Polyrhythmik, aber dafür mit zwei Händen und zehn Fingern! Man muss ja bekanntlich nicht alles wissen. Also: Augen zu machen, genießen und verzweifelt versuchen zu headbangen – wer das bei Meshuggah schafft, dem gebührt mein tiefster Respekt. (ost)

Freitag, 16. August:

Dust Bolt Lenny Breuss: Jackson RR Flo Dehn: Gibson Explorer

Vier Jahre ist es her, dass die bayerischen Thrash-Fackelträger Dust Bolt ihr Debüt auf dem Summer Breeze 2015 gegeben haben. Nun feier-ten sie am Donnerstagmittag, den zweiten Festi-valtag, ihr Festival-Comeback auf der T-Stage. Und siehe da, Dust Bolt riefen und die Thrash-Jünger kamen. Erstes Bier aufgemacht und los ging es mit der sieben Songs umfassenden Show, die dem Nacken zu keinem Moment etwas Aus-zeit gönnte. Wenn Dust Bolt etwas können, dann ist es das Publikum von der ersten Sekunde an mit ihrer Bühnenpräsenz für sich in Beschlag zu nehmen. Wer

ansatzweise etwas mit gepflegtem Thrash-Metal alter Schule anfangen kann, für den sind Dust Bolt Pflichtprogramm! Wer nicht, für den heißt es Nachsitzen! Wir sehen uns im nächsten Moshpit! (

Dyscarnate Tom Whitty: Carillion Polaris 6

„The New Kings Of UK Death“ – Eine Krone, die sich sicherlich angenehm trägt, der man aber auch gerecht werden musste. Das britische Death-Metal-Trio war mein persönliches High-light. Kein Auge blieb trocken, kein Nacken unbewegt. Die Band hat unglaublich an Tightness dazugewonnen. Hits vom Erfolgsalbum jektivem Eindruck zu wenige in der Setlist, umso mehr wurden die Songs vom neuen Album so gut dargeboten, dass der Sil-berling wohl noch mal eine Chance bekommt. Zu meckern gab es aber an sich nichts. Eine irre Band, die derzeit noch viel zu wenig beachtet wird. (

AirbourneJoel O’Keefe: Gibson Explorer Harri Harrison: Gibson Explorer Custom

(mit TV Jones am Steg)Erfahrung kathartischen Ausmaßes.

nehmen. Wer

ging es mit der sieben Songs umfassenden Show,

Mice-Sänger Aaron Pauley ...

... und Alan Ashby

Harri auf der Bühne ...

Waclaw von Decapitated ...

... und Sänger Rafal

... und Kollege Joel in der Menge

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Summer Breeze Open Air 2019 REPORTAGE

bei Bandklassikern wie „Too Much, Too Young, Too Fast“, „Breaking Outta Hell“ und dem fuminanten Doppelpack-Rauschmeißern „Raise The Flag“ und „Runnin’ Wild“ ab.

Er ließ sich auf den Schultern durch den Graben tragen, haute dabei eine lässige Solo-Salve nach der anderen unters Volk, und pro-stete dem guten Lemmy [Kilmister war noch zu Lebzeiten ein Fan, Supporter und Freund der Band – d. Verf.] mit einem selbst gemixten Jacky-Cola gemeinsam mit den Fans von der Bühne aus gen Himmel zu. Und am Ende ist mindestens eines nach dem Airbourne-Gig sicher:

das Warten auf eine neues Album hat ein Ende. Denn noch während die letzten Feedbacks von „Runnin’ Wild“ ausklingen, kündigt Joel freudig das neue Album Boneshaker für Ende September diesen Jahres an. (mth)

King DiamondMike Wead: Solar A1.6 FRC Andy La Rocque: ESP E-II Horizon II + III Nach der vollen Aussie-Rock-Bedienung ging es vor der Hauptbühne am Freitag direkt weiter mit dem Meister der Metal-Horror-Unterhal-tung. Doch bevor der King die Bühne betrat, lichteten sich erstmal die Reihen im Infield vor der Hauptbühne. Das und die Tatsache, dass die Anzahl der Mercyful-Fate- und King-Diamond-Shirts proportional zunahm, zeigte, wie sehr Mr. Kim Bendix Petersen aka King Diamond bis heute mit seiner abgefahrenen Falsett-Stimme polarisiert. Binnen gut 15 Minuten erstrahlte die Hauptbühne plötzlich in aufwendiger, viktorianischer Nervenanstalts-Kulisse.

Als um Punkt zehn nach Acht dann der Meister zu „St. Lucifer’s Hospital“ in vollem Makeup auf die Bühne geschlichen kam, gab es für anwesende Die-Hard-Fans schier kein Halten mehr. Was folgte war eine 75-minütige Glanzvorstellung. Der Sound auf der Mainstage war (wie im Laufe des gesamtem Summer Breeze) gestochen scharf und druckvoll. So kam die unglaublich tight agierende Band (allen voran das Gitarren-Tandem Mike Wead und Andy LaRocque), die sich zu keinem Moment hinter der Performance des Kings verstecken musste, extrem gut zur Geltung. Die Setlist war mit jeder Menge Hits wie „Halloween“, „Welcome Home“, und „Sleepless Nights“ teuflisch gut. Nach „Black Horsemen“ beschloss das Outro „Something Weird“ eine grandiose Live-Performance, bei der der King alle Register zog (Grandma im Rollstuhl, Puppenhorror mit Abigail usw.), und kaum einen (Horror-)Wunsch offen ließ. (mth)

Zeal & ArdorManuel Gagneux: Aristides R-Serie

Black-Metal trifft auf Gospel? Angefangen als scherzhafte Idee in einem Internetforum, zeigte der Auftritt auf dem Summer Breeze Festival, wie weit der Schweizer Manuel Gagneux dieses Konzept inzwischen gebracht hat. Call-&-Response-Gesänge, die manchmal auch ein wenig an modernen R'n'B erinnerten, treffen auf Blast-Beats und geschriene Vocals. Freilich, den Black-Metal-Puristen wird man hiermit nicht aus dem Keller hervorlocken, aber beim Publikum des Summer Breeze war dieser in jedem Sinne unorthodoxe Stilmix richtig gut angekommen. Da ist vielleicht sogar bald die Mainstage angesagt. (bw)

Bruno:Zeal & ArdorMeshuggahWindhandKvelertakNapalm Death

Phil:DecapitatedDyscarnateCypecoreMeshuggah Gutalax Letters From The ColonyKnasterbartEndseekerWindhand

Die SBOA-Faves der guitar-Piraten:

Olli:MeshuggahLIKDust BoltDecapitatedZeal & ArdorThe OceanOf Mice & Men

Marcel:King DiamondAirbourneDust BoltGrand MagusThe LazysClawfingerOf Mice & Men

King Diamond kennt keine Gnade

v.l.: Phil, Marcel, Bruno und Olli auf Mission

Mike Wead (l.) von King Diamond

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REPORTAGE Summer Breeze Open Air 2019

10/19

Cypecore

Jay Marsman: Ibanez FRIX6FEAH-CSF Iron Label Nils Lesser: ESP Horizon E-II M-II

Fear Factorys Erben? Bis zu einem gewissen Grad mit Sicherheit. Dass sich die Mannheimer Kapelle aber allein durch ihr cleveres Lichtkon-zept eine ganz eigene Schublade geschaffen hat, zeigt unter anderem der Erfolg, den die Truppe sich erspielt hat. Komplett auf den Punkt gespielt, dürfte der eine oder andere Festivalgast, der nur an der T-Stage vorbeischlendern wollte, überzeugt worden sein. Die Band weiß, was sie macht. Hammer Show, exzellenter Sound und eine der Bands mit dem höchsten Entertainment-Faktor des ganzen Festivals. (pz)

Astreine RahmenbedingungenNeben einem durch die Bank großartigen Live-Sound (von der größ-ten bis zur kleinsten Bühne), punktete das Summer Breeze 2019 bei uns aber auch durch die kleinen, aber niemals unwichtigen Dinge, die ebenfalls zu einem guten Festival gehören. Die Sanitäranlagen (von der festen bis zur mobilen Dixie-Einheit) waren stets sauber. Auf dem ganzen Gelände verfügten alle Waschstellen über Trinkwasser. Es gab heiße Duschen. Das Essen an allen von uns ausprobierten Ständen war überdurchschnittlich gut bis sehr gut. Die Securities waren stets freundlich und überhaupt war die Stimmung auf dem gesamten Festi-val extrem friedlich und entspannt.

Eine kleine Anregung für die zukünftigen SBOA soll hier nicht unerwähnt bleiben: Geldautomaten sind auf einem Festival keine Selbstverständlichkeit. Die waren neben der Wera-Tool-Stage auch zur Genüge vorhanden. Leider spuckte ab Samstag nur

noch einer der Automaten Geld aus. Das führte zu erheblichen Warte-schlangen vor dem Automaten und neben der Konzertbühne. Die Automaten konnten dann bis Ende des Tages nicht mehr aufgefüllt werden, worüber sich einige Festivalbesucher geärgert hatten.

Ansonsten hat das Summer Breeze Open Air 2019 bei der guitar-Crew mächtig Eindruck geschunden. Und obwohl das Wetter ein ums andere Mal etwas verregnet schien, zeigte Petrus sich in diesem Jahr in Sachen Temperaturen und Niederschläge meistens gnädig.

Die guitar-Crew sagt Danke und bis zum nächsten Jahr! Phil Zeppenfeld (pz), Oliver Strosetzki (ost), Bruno Wolf (bw) & Marcel Thenée (mth)

Cypecore

Jay von Cypecore krass am Leuchten

Tiziano Volante ...

... und Manuel von Zeal & Ardor mit Aristides-Gitarre

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Summer Breeze Open Air 2019 REPORTAGE

= Geniestreich = Volltreffer = Durchschnitt = Netter Versuch = Puh ...

KaizaaSchrottplatz der Liebe

(Duck Dive Music)

Das Nürnberger Quartett Kaizaa serviert auf ihrem Debüt-Album jede Menge breitbeinigen Pathos-Punk im Stile der Toten Hosen. (Eher „Tage wie Diese“ als „Eisgekühlter Bommerlunder“) Da macht es auch Sinn, dass die Band den Hosen-Produzenten Vincent Sorg mit ins Boot beziehungsweise auf den Schrottplatz geholt hat. Der sorgt dafür, dass die Powerchord-Bretter und Mitgröhl-Refrains auch mit ordentlich Power aus den Boxen kommen. Neben Songs wie dem Opener „Ich will leben“, die das aktuelle politische Klima in Deutschland adressieren, wird auch viel über Zwischenmenschliches gesungen. Das klappt auf den Punk-Nummern allerdings meist besser, als auf den manchmal etwas kitschigen Balladen, die ab und an eingestreut wurden.

bw

The Aristocrats… You Know What?

(Cargo)

Der adelige Zusammenschluss der drei Ausnahmemusiker Bryan Beller (Bass), Marco Minnemann (Drums) und Guthrie Govan (Gitarre), hat mit … You Know What? mittlerweile das vierte Studioalbum hingelegt. Getreu dem Motto „never change a running system“ haben sie ihr altbe-währtes Konzept aus drei Song-Kompositionen pro Musiker auch auf … You Know What? fortgeführt. Ohne Rücksicht auf Verluste und Genrekonventionen schrubben und trommeln sie sich wild durch Jazz, Country, Progressive und Metalversatzstücke. Nichts ist ihnen heilig und das ist gut so. Guthrie Govan an der Gitarre ist einfach ein Genuss, aber auch seine zwei nicht mindertalentierten Kollegen schaffen es dem Album ihre eigene virtuose Note zu verpassen.

ost

Deutsch-Punk Virtuose Schießbude

Sturgill SimpsonSound & Fury(Elektra/Warner)

Dass es sich hierbei um denselben Künstler handeln soll, der mit seinem letzten Album A Sailor’s Guide To Earth (2016) den Grammy für die beste Country-Platte einheimsen konnte, ist nach dem wabernd-schnittigen Gitarren-Instrumental-Intro „Ronin“ nur schwer zu glauben. Inspiriert von Hip-Hop, Black Sabbath, The Cars und alten Funk-Scheiben hat Simpson ein mit psychedelischen Soundcollagen und jaulenden Klampfen ausstaffiertes Rock-Remix-Album geschaf-fen, das Roots-Fans vor den Kopf stoßen könnte – wären die (im Kern klassischen) Songs nicht weiterhin so großartig. Vom hypnotischen „Remember To Breathe“ über das Beck zu Midnite-Vultures-Zeiten oder Junkie XLs Elvis-Bearbeitung evozierende „A Good Look“ bis hin zum verfremdeten Boogie von „Last Man Standing“ ist Sound & Fury ein fulminanter Fiebertraum von einem Album, dessen visionärer Ansatz in einem begleitenden Netflix-Animationsfilm seine visuelle Entsprechung findet.

ft

ToolFear Inoculum

(Sony Music)

Wir haben es geschafft, mit dem Lesen dieser Zeilen liegen dreizehn Tool-freie Jahre hinter uns. Mit Fear Inoculum liefern die Prog-Götter nun ihr langerwartetes fünftes Studioalbum ab. Die wichtigste Frage vorweg: Klingt es nach Tool? Oh ja, verdammt! In Zusammenarbeit mit Sound-Engineer Joe Barresi, der bereits beim Vorgängeralbum 10,000 Days für die klangliche Gestaltung verantwortlich war, bril-liert auch Fear Inoculum mit einer kristallklaren Produktion, die die Gitarrenkunststücke von Adam Jones, die mantra-artigen Bassläufe von Justin Chancellor, die rhythmischen Taktexkursionen von Danny Carey und den entrückten Gesang von Maynard James Keenan genau ins richtige Licht rückt. In Zeiten, in denen Musik immer mehr als Nebenbei-Medium gehandelt wird, fordern Tool die volle Aufmerksamkeit des Hörers ein, für die man mit einer tiefgreifenden musikalischen Erfahrung entlohnt wird, sofern man sich darauf einlässt.

ost

Prog-MetalRock-Remix

Platten desMonats

Steel PantherHeavy Metal Rules

(Steel Panther Inc)

Wenn es darum geht, den Metal zu retten, ist auf den Stahl-Panther auch anno 2019 Verlass. Neben augenzwinkernd-catchigen Party-Crashern wie „All I Wanna Do Is Fuck Myself Tonight“ oder dem sich zu einem mega heavy auftürmenden Titel-Riffmonster, glänzt die kalifornische Spaß-Granate erneut mit musikalischer Finesse. Neben Satchels einmal mehr meisterlicher Saitenakrobatik über-raschen Songs wie „Sneaky Little Bitch“ (Van Halen und Led Zep lassen grüßen) oder die Ohrwurm-Ballade „I Ain’t Buying What You’re Selling“ mit einem beinahe gesellschaftskritischen Ironie-Tiefflug. Produzent Jay Ruston hat Satchel den wahrscheinlich fettesten Zerrsound seit Bandgründung gezimmert, während auch der Rest der Band extrem spielfreudig erstrahlt.

mth

Metal-Regenten

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REZENSIONEN

10/19

DevourmentObscene Majesty

(Relapse Records)

Sechs Jahre ist es her, seitdem die Väter des Slam-Death-Metal ihr letztes Album Conceived In Savage veröffentlicht haben. Seitdem ist viel pas-siert. Slam hat sich mit Beatdown gemischt und neue Bands haben die Szene erobert. Devourment schubsen nun in aller Ruhe einen Silberling raus, der sich sehr auf die Wurzeln besinnt. Die Gitarre, die sich weiß Gott wie im Mix durchsetzt, obwohl sie nur aus Höhen und Bässen und jeder Menge Gain besteht und im Frequenzbereich des Basses wildert, kredenzt sogar mitunter Harmonien – die sind aber nur in den Breaks zwischen Drums und Bass rauszuhören. Genau so muss Devourment klingen. Nichts Neues, dafür Altbewährtes in Reinform. Starke Platte, die die Band wieder zurück auf die Landkarte hohlen sollte.

pz

KadavarFor The Dead Travel Fast

(Nuclear Blast)

Kadavar sind längst eine feste Größe in der Welt des Retro-Rock. Daran wird auch das neue Album nichts ändern, denn es reiht sich nahtlos in die bisherige Kadavar-Soundwelt ein. Sprich: Es gibt ominös wabbernde Vocals über gerade Rock-Riffs mit ordentlich 70er-Schlagseite und doch genug Eigenständigkeit, um nicht im Einheitsbrei unterzugehen. Die Kompositionen sind angenehm eingängig geraten und verzichten auf ellenlange Jamorgien. Mit genügend Synthies wären „Evil Forces“ oder „Poison“ auch als Pop-Songs durch-gegangen. Glücklicherweise setzen Kadavar aber eher auf Fuzz und geschickt platzierte Halftime-Doom-Einlagen im rohen Rocktrio-Sound. Die geschmackvollen, melodiösen Soli sind kompakt und die Produktion übersichtlich und analog. Alles richtig gemacht möchte man sagen!

ap

The DarknessEaster Is Cancelled

(Cooking Vinyl/Sony)

Aktuell sieht es danach aus, als verabschie-den sich The Darkness mit Easter Is Cancelled vom altbekannten LP-Konzept. Aus diesem Anlass lassen es die Gebrüder Hawkins & Co. noch einmal auf Albumlänge richtig krachen. Schon der Opener „Rock And Roll Deserves To Die“ legt die Messlatte für die insgesamt zehn Songs umfassende Kollektion extrem hoch und leitet eine Reise quer durch alle Aspekte des Katalogs der 2000 in Lowestoft, England gegründeten Band ein. Erdige Riffs, ausgefuchste Melodielinien und selbstverständlich die einzigartige Stimme von Justin Hawkins ergeben einen zwar vertrauten aber dennoch frischen Hörgenuss, der unweiger-lich zum mitrocken einlädt.

cf

Of Mice & MenEarth & Sky (Rise Records)

Härter und stärker im Metal der späten '90er angesiedelt geben sich Of Mice & Men mit ihrem neuesten Werk. „Gravedancer“ besticht mit coo-len, aber dennoch unaufdringlichen Taktwechseln, sowie seiner unglaublichen Härte. Melodiösen Gesang, wie man ihn von der Band kennt, vermisst man auch bei der bereits vorab veröffentlich-ten Mosh-Pit-Nummer „Mushroom Cloud“. Die Vermutung, die Band hätte den Clean-Gesang zugunsten des enormen Thrash-Metal-Einflusses komplett an den Nagel gehängt, stellt sich jedoch angesichts der starken Klargesang-Refrains, wie in der Thrash-Metalcore-Synthese „Taste Of Regret“ oder in dem im alten Stil gehaltenen „The Mountain“ als Irrglaube heraus. Dennoch ist ein deutlich heftigerer Gesamtsound mit mehr rhyth-mischen Spielereien zu verzeichnen.

lml

Rainhard FendrichStarkregen

(RJF Musik)

Es ist gut, wenn es ein deutschsprachiger Künstler auf seinem aktuellen Album schafft, sich gesell-schaftlicher Themen und Misstände anzunehmen, ohne dabei zu arg kopflastig zu werden. Fendrich schafft auf diese Weise, was viele Betroffenheits- Worthülsen- und Jung-Songwritern nicht auf die Kette bekommen: Er beobachtet und zeigt gleich-zeitig Haltung in seinen Songs („Social Media Zombie“, „Hinterm Tellerrand“ oder „Sag mer net es gibt kan Teufel“). Dabei hat die Akustik- und E-Gitarre eine ebenso tragenden Rolle wie das Piano, wobei sich alle Instrumente selbstre-dend immer dem Song unterordnen. Ein starkes Songwriter-Album mit einer sicherlich langen Halbwertzeit.

mth

The Blue PoetsAll It Takes

(Triple Coil Music)

Auch in Zeiten von Kemper, Axe FX und Strymon gilt: Für einen Weltklasse-Gitarrensound braucht es nicht mehr als eine Gitarre, einen Röhrenamp und die richtigen Finger. Das demonstriert Marcus Deml eindrucksvoll auf dem neuen Album seiner Band The Blue Poets. Auf All It Takes lässt der Strat-Virtuose den Marshall rauchen und präsen-tiert seine Skills in erdigen Bluesrock-Songs, die nicht nur eingefleischten Gitarristen Spaß machen dürften. In den neun Songs, die vom ballernden Heavy-Rocker bis zur ausufernden Ballade mit mehrminütigem Solo reichen, ist aber natürlich auch genug Futter fürs Fachpublikum vorhanden. Beeindruckend ist vor allem die Dynamik, mit der Marcus seine Strats singen, schreien und auch mal flüstern lässt.

mwa

Slam-Death-Metal

Retro-Rock

Oster-Rock

Neugefundene Härte

Songwriter

Bluesrock

27

REZENSIONEN

Redd KrossBeyond The Door

(Merge Records)

Nach sieben Jahren schenkt uns die kalifornische Powerpop-Legende um das Brüdergespann Jeff und Steven McDonald ein neues Album, auf dem erstmalig Gitarrist Jason Shapiro und Melvins-Drummer Dale Crover mitwirken, nebst Gästen wie King Buzzo und RHCP-Gitarrist Josh Klinghoffer. Eingerahmt von zwei genialen Coverversionen gibt es neun Eigenkompositionen, die zwischen Glamrock und Poppunk reichlich Abwechslung bie-ten – auch durch das neuerliche Gleichgewicht der beiden Brüder bei Produktion, Songwriting und Gesang. Dabei klingt der Bass satter denn je, während die Gitarren lustvoll und doch zuckersüß-harmonisch jaulen. Ein weiteres Mal hat man sich als Ausnahmeband bewiesen, der der Zeitgeist nichts anhaben kann.

de

Status QuoBackbone

(Earmusic)

Etwas langatmig fällt mit „Waiting For A Woman“ der Start ins neue Album Backbone von Status Quo aus, das erste überhaupt ohne Rick Parfitt und das erste elektrische Lebenszeichen aus dem Studio seit acht Jahren. Verändert hat sich wenig, Quo sind unverkennbar Quo mit fetten wie eingängigen Refrains, knackig boogie-esken Gitarrenriffs („Liberty Lane“ erinnert ein wenig an „Let’s Spend The Night Together“ der Stones). Das Ganze klingt einen Hauch moderner, dazu ist Rossi & Co. der Brückenschlag zwischen den Frantic-Four-Momenten und eher poppigen Elementen gelungen. Neugitarrist Richie Malone fügt sich nahtlos und durchaus dominant neben dem Boss ein, während die Keyboards nach hinten rücken. Es klingt alles vertraut, aber dennoch durchaus neu und frisch.

pro

Visions Of Atlantis Wanderers

(Napalm Records)

Epischer Gesang trifft auf epochal orchestrierten Metal und zerbrechliche Balladen. Mit Wanderers liefern die Österreicher wieder einmal ein hoch-karätiges Album ab und demonstrieren ihre musikalische Macht in der Welt sinfonischen Metals. Kräftig und selbstbewusst tönt der an eine gewisse finnische Vorreiterband erinnernde Opener „Release My Symphony“, besticht jedoch durch einen ganz eigenen Charme. Als besonderes Highlight entpuppt sich das geniale „A Journey To Remember“ mit seinen schweren Riffs und dem opulenten und optimistisch klingenden Refrain. Obwohl sie das stilistische Power-Metal-Rad nicht neu erfinden, zeigen Visions Of Atlantis erneut ihre Songwriting-Klasse und ihr Gespür für mächtige und Fantasie-anregende Songs.

lml

MonolordNo Comfort

(Relapse Records)

Monolord bringen ihr viertes Album raus. Nach dem Erstling Empress Rising und der letzten Veröffentlichung Rust, surft das Trio ganz oben auf dem Doom-Hype. Der Neuling dürfte aber überra-schen, erfreuen und vielleicht auch einige enttäu-schen. Die kompromisslose, schleifende Härte von Rust findet sich nur partiell. Die drückende, bass-lastige Produktion ist einer rockigeren Vintage-Produktion gewichen. Am ehesten fühlt man sich an das 2015er Album Vaenir erinnert. Schöne Melodielinien und mehr Abwechslung. Der Tritonus wurde zwar nicht aufs Abstellgleis gefahren, bekommt aber weniger Platz eingeräumt. Ein großartiges Album ist No Comfort auf jeden Fall und der Name trifft den Nagel auf den Kopf. Also, definitiv reinhören, aber ohne Scheuklappen.

pz

Vince GillOkie

(MCA Nashville)

Man muss eigentlich nicht mehr viele Worte über Mr. Gills Qualifikation in Sachen meisterhaftem und stets elegantem Gitarrenspiel verlieren. Wenn man diese Fähigkeit aber auch noch zur Gänze in den Dienst seiner Songs zu stellen vermag, dann ist man in der Meisterklasse angekommen – Gill folglich schon lange. Sein aktuelles Album atmet entspannte Songs mit einer wundervollen Saiten-Instrumentierung, die sich von ihrem Songwriting-Level an dem eines Curtis Mayfield („Forever Changed“, „Black And White“) oder eines ruhigen Eric Clapton verorten lässt. Klar, die Wurzel ist bei Vince Gill immer noch Country („An Honest Man“, „The Red Woods“). Dieses Album ist Balsam für die Seele und für all diejenigen, die einen relaxten Saiten-Kurzurlaub vom Alltag brauchen.

mth

ThunderThe Greatest Hits

(BMG/Warner)

Großbritanniens beste Hardrock-Combo haut eine Best-Of raus, die jeder Rockfan in seinem Regal stehen haben sollte. Damit könnte diese Rezension zwar auch-+ enden und alles wäre gesagt. Trotzdem hier noch ein paar Details: hier gibt es mit 28 Songs nicht nur einen extrem ausführlichen Rundgang an Hits und saugei-len Songs der sympathischen Engländer aus 30 Jahren Bandgeschichte auf zwei CDs, sondern mit einer dritten CD sechs Live-Songs aus 2019, bei denen auch den ganz Tauben unter uns schnell klar werden dürfte, dass sich jeder in den Arsch beißen darf, der diese großartige Band auf der letzten Tour verpasst hat. Alle anderen dürfen der-weil mit dem Gitarristen-Doppel Luke Morley und Ben Matthews tief in die obergeile, dreißigjährige Riffkiste eintauchen.

mth

Powerpop

Boogie-Rock

Sinfonischer Power-Metal

Doom-Metal

Country-Meister-Songwriter

Royal-Hard-Rock

28

REZENSIONEN

10/19

NapAusgeklingt

(Noisolution)

Das Oldenburger Psychedelic-Trio legt ihr zweites Album vor. Soundtechnisch wie songwriterisch bedient man sich klar bei den zahlreichen Kraut- und Prog-Rock-Bands der Siebziger und setzt auf ausladende Jam-Teile wie das vierminütige Instrumental-Intro „Astrojelly“. Das man auch härter kann, zeigen schwer-schleppende Doom-Riffs – mit Bratsound vorgetragen. Der sphärische Gesang wird dabei recht sparsam eingesetzt, was dem Unterhaltungswert der abwechslungsreichen, erstklassig arrangierten Nummern aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, dieses Album würde rein instrumental hervorragend funktionieren! Das liegt auch daran, dass die Jungs neben allen Schwurbel-Sounds den Groove nie zu kurz kom-men lassen.

ap

Flying ColorsThird Degree

(Music Theories Recordings)

Fünf Jahre hat sich die Supergroup mit den Morses Steve und Neal an Gitarre respektive Keys und Mike Portnoy an den Drums Zeit gelassen für ihr neues Album. Der Opener „The Loss Inside“ legt auch erstmal überraschend geraderaus-rockig los, im weiteren Albumverlauf wird’s aber natürlich auch immer wieder progressiv. „More“ erinnert gerade gesanglich ein wenig an Muse, auch wenn die Gitarrensounds hier „traditioneller“ gehalten sind. „Cadence“ ist ein grandios angelegter '60er-Hippie-Opus, nur mit modernen Sounds, das über zehn Minuten lange „Last Train Home“ eine fast schon Musical-reife Prog-Rock-Nummer allerer-ster Güte. Natürlich zockt jeder der Protagonisten sein Instrument auf höchstem Niveau. Fans und Prog-Connaisseure dürfen sich dieses Album auf keinen Fall entgehen lassen.

ap

Seiler und SpeerFür Immer

(Joke Brothers/Preiser Records/Warner)

Mit Für Immer melden sich die derzeit wohl angesagtesten Austro-Pop-Akteure zurück und beweisen bereits mit dem Heavy-Reggae-Opener „Herr Inspektor“ lässig, dass „Ham Kummst“ kein One-Hit-Wonder war. Das neueste Album ist voller potentieller Hits, wie die emotionale Ballade „Ala bin“ oder das entspannt groovende „Déjà-Vu“ zeigen. Dass Seiler und Speer mit ihrer Live-Band auch deutlich kräftiger klingen können, zeigt sich auch in „I zag eich au“, das mit einem cleanen E-Gitarren-Solo zu bestechen weiß, und in „Principessa“, dessen funkig-angehauchter Groove mit einem ebenfalls klasse angelegten Akustikgitarren-Solo veredelt wurde. Auf dem deutlich Band-lastigeren Für Immer haben Seiler und Speer ihren Sound gefunden und zementiert.

lml

Danny BryantMeans Of Escape

(Jazzhaus Records)

Erstmals hat sich Danny Bryant selbst produziert, um die Stärken seiner Band auf der Bühne auch im Studio einzufangen. Und das ist dem britischen Bluesrocker mit Means Of Escape vorzüglich gelungen. Sein Gesang kommt rau und leiden-schaftlich rüber, sein Gitarrenspiel hat bei den Bluesrockern feurige Qualitäten, er kann die Finger aber auch einfühlsam auf die Saiten einwirken lassen, wie er mit mehreren Balladen („Where The River Ends“ mit Piano-Intro) und vor allem der überraschend ertönenden Akustiknummer „Skin And Bone“ beweist. Und dann wären ja auch noch seine Bigband-Bläser, die für zusätzliche Spannungsmomente sorgen. Das Ganze ist rund-um gelungen, ein Album mit Tiefgang sowohl in musikalischer als auch lyrischer Hinsicht.

pro

RunrigThe Last Dance – Farewell Concert

(RCA)

Ironie des Schicksals: Mit dem Mitschnitt ihres Abschiedskonzerts am 18. und 19. August 2018 auf drei CDs und zwei DVDs haben es die seit 1973 aktiven Schotten Runrig erstmals an die Spitze der deutschen Albumcharts geschafft! Letztmals kann man nachhören, wie atmosphärenschwanger Folk-Rock (Betonung auf Letzterem) wirken konnte. Mal melancholischer, mal vorwärts treibender, in jedem Moment emotional. Dass Originalsänger Donnie Munro zu Nachfolger Bruce Guthro und seinen Ex-Kollegen um die MacDonald-Brüder Calum und Rory auf die Bühne kam (wie auch Duettgast Julie Fowlis oder Geigerin Laura McGhee), war nur das Sahnehäubchen. Runrigs Celtic-Rock ganz eigener Bauweise, der Gänsehautmomente garantierte, werden künftig nicht nur ihre Fans vermissen.

pro

Creeping DeathWretched Illusions

(Eone Music)

Death fuckin' Metal! Damit wäre eigentlich schon alles zu Creeping Death (ja, sie haben sich Bewusst nach dem Nackenbrecher von Metallica benannt) aus Dallas, Texas gesagt. Nach den zwei EPs Sacrament Of Death (2015) und Specter Of War (2018) veröffentlichen die tief in der DIY-Szene verwurzelten Creeping Death nun ihren ersten Langspieler Wretched Illusions. Jeder der zehn Songs wartet neben den beeindruckenden Riffwalzen mit Gitarrensoli auf, die sich abseits von jeglicher Griffbrettvergewaltigung mit einem roten musikalischen Faden präsentieren und Lust machen, selber zur Klampfe seines Vertrauens zu greifen. Es wird wohl Zeit, dass Creeping Death endlich auch nach Deutschland kommen!

ost

Nachdenk-Rock

Prog-Rock

Stilistisch bunte Mundart-Hits

Bluesrock

Folk-Rock

DIY-Death-Metal

30

REZENSIONEN

10/19

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Creedence Clearwater RevivalLive At Woodstock

(Concord Records/Universal)

50 Jahre hat es gedauert, bis alle die nicht beim legendären Woodstock-Festival dabei waren, sich den Auftritt von Creedence Clearwater Revival dort auf Tonträger zu Gemüte führen können. Jetzt end-lich ist zu hören, wie die ersten Swamp-getränkten Hits von John Fogerty & Co. mit Bühnenadrenalin abgingen; aber auch, wie Tom Fogerty mit seiner Rhythmusgitarre den unwiderstehlichen Groove von Stu Cook am Bass und Schlagzeuger Doug Clifford verdichtete. Dazu wird in Erinnerung geru-fen, dass das Quartett ja nicht nur die meist relativ kurzen Hits herausschmetterte, sondern auch bis zu zehn Minuten inspiriert zu jammen wusste („Keep On Chooglin’“, „Suzie Q“). Ja, Live At Woodstock ist Nostalgie, aber immer noch frisch und zeitlos gut daherkommend.

pro

Die Toten HosenAuf Tour – Weil du

nur einmal lebst(Avanti Media Fiction)

Die Toten Hosen kann man lieben oder has-sen, eines kann man ihnen nicht absprechen: Sie sind eine fantas-

tische Liveband, und das auch heute noch. Die vorliegende Tour-Doku zur „Laune der Natour“-Konzertreise macht das mit soundtechnisch erstklassigen Liveaufnahmen der Band-Klassiker („Wünsch dir was“, „Bonnie & Clyde“ etc.) deut-lich, und reichert den Film mit intimen Interviews und Backstage-Einblicken (von Tischtennis bis Streitgespräch) an. Regisseurin Cordula Kablitz-Post nimmt den Zuschauer hautnah mit in den Tourbus, zum Soundcheck, oder wenn Campino mit seinem Gehörsturz zu kämpfen hat. Gerade für Fans dürfte es höchstspannend sein, zu sehen, wie eine Tour dieser Größenordnung im Hintergrund abläuft, gleichzeitig hätte man sich aber ein paar mehr Songs gewünscht, die von Anfang bis Ende gezeigt werden. Trotzdem Pflichtkauf für Fans! Ein paar nette Bonusclips runden das Paket gelungen ab.

ap

MidlandLet It Roll(Universal)

Midland sind unter den Retro-Acts einer der ganz wenigen Vertreter, denen man für ihren akribischen Blick in den Rückspiegel nicht böse sein kann – dazu sind die Songs von Mark Wystrach (Gesang, Gitarre), Jess Carson (Gitarre) und Cameron Duddy (Bass) und ihren Co-Writern einfach zu gut. Let It Roll setzt dabei genau dort an, wo sich Midland nach ihrem Debüt On The Rocks (2017) und der dazugehörigen Tour verab-schiedeten. Neon-Country mit ehrlichen Flattops, viel Twang, Texten über viel Alkohol, gebrochene Herzen und eben all das, wofür wir '80er und '90er Country-Musik lieben. Zur Hochzeit des Subgenres wären Midland ohne weiteres in einem Atemzug mit Garth Brooks, George Strait oder Brooks & Dunn genannt worden!

cf

Black Oak ArkansasUnderdog Heroes

(Purple Pyramid)

2019 scheint sich zum Jahr der Studio-Comebacks zu entwickeln. 1999 waren Black Oak Arkansas (BOA) letztmals dort anzutreffen. Von der Gründungsbesetzung sind mit Sänger Jim „Dandy“ Mangrum und Gitarrist Rickie Lee Reynolds die zwei maßgeblichen Macher noch dabei. BOA tönen deutlich stärker als auf ihren letzten Scheiben, auch wenn nun eine eher gemächlichere Gangart dominiert – wie bei „Channeling Spirits“, der Erinnerung an verstorbene Ex-Mitstreiter. Die Combo gibt die Southern-Rock-Storyteller, zieht beim Titelsong tempomäßig deutlich an – hätte dies aber durchaus öfter tun können. Doch auch so ist es ein überzeugendes Comeback, vor allem dank der inspirierten Saitenarbeit von Reynolds mit seiner Blues- und Boogie-Verwurzelung.

pro

EndseekerThe Harvest

(Metal Blade Records)

Puh … aus der Hansestadt Hamburg, also quasi Südschweden, ballern die fünf Herren von Endseeker ein Statement aller erster Todesblei-Güteklasse in den Äther. HM-2-Sound nennen wir das ab jetzt. Mit dem Vorgänger-Album ist schon ein gutes Fundament gegossen worden. The Harvest ist nicht nur eine Entwicklung, sondern ein riesen Sprung, direkt in die Kreise der Großen. Was für ein Album! Das Rad wurde nicht neu erfunden, aber wie sich das gehört, überarbeitet. HM-2-iger klingt derzeit kaum jemand im Death-Metal-Zirkus. Heavy ohne Ende, groovig wie Entombed und an allen Ecken und Enden spannend gehalten. In Sachen Stockholm-Sound eine hundertpro-zentige Punktlandung! Endseeker haben kapiert, worum es geht. Shouter Lenny setzt gekonnt die verdorbene Kirsche oben drauf.

pz

Live-Hits Country

Southern-Rock Schwedentod

Oliver Strosetzki (ost), Frank Thiessies (ft), Chris Franzkowiak (cf), Phil Zeppenfeld (pz), Philipp Roser (pro), Bruno Wolf (bw), Dieter Ehneß (de), Lukas Lautenbacher (lml), Alexander Pozniak (ap), Marcel Thenée (mth)

DVD

Die SaunaSo schön wie jetzt war es noch nie

(Buback Tonträger)

Das bayerische Sextett vom Schliersee mit dem eingängigen Bandnamen Die Sauna präsentiert nun nach ihrer beschwinglich-unbeschwerten Indie-EP Elektra (2017) ihr Debütalbum So schön wie jetzt war es noch nie. Den Sound, den sie auf Elektra mit ihrem herausstechenden Song „Isolation“ bereits angedeutet haben, fahren sie nun voll aus. Düstere und nachdenklich Texte, ausladende Synthesizerflächen – und Arpeggios sowie bedrohlich, ungeschliffene Gitarren. Die Sauna zelebriert ungehemmt den Post-Punk, ohne musikalisch zu affektiert zu klingen und bewahrt sich dabei ein gehöriges Stück klanglicher Eigenständigkeit. Auch live ein Erlebnis wert.

ost

Post-Punk

32

REZENSIONEN

10/19

beim Schreiben involviert, und es freut mich, dass man das auch hört.

Und woher kommt der stärkere irische Ein-fluss, den man im Titelsong auch in Form von Dudelsäcken hört?Das ist eben unser Background. Ich war ja lange bei Thin Lizzy, meine Mutter war Irin, und Ricky kommt aus Belfast in Nordirland. Er wuchs in den 1970ern dort auf, in der Zeit der Troubles. (bürgerkriegsähnlicher Konflikt von 1969 bis 1998 zwischen Irland und Nor-dirland, Anm. d. Autoren). Die Iren hatten immer schon ein besonderes Gefühl für Me-lodien, wahrscheinlich schon seit Jahrhun-derten. Und das zieht sich durch alle unsere Alben, es fällt uns einfach leicht.

Aus deiner Sicht des Gitarristen scheint das vielleicht einfach, aber du musst die Double-Leads doch immer auch mit einem zweiten Gitarristen zusammen spielen. Wie vermit-telst du deinem Kollegen das?Ab einem gewissen Niveau geht das schon, aber man muss daran arbeiten. Da gehört schon ein bisschen Liebe zu den Harmonien dazu, und ich freue mich immer, wenn ich etwas finde, das mit einer höheren Quinte oder einer tieferen Terz gut klingt. Ich wuchs mit Country und Western auf, und habe zum Beispiel die Gesangsharmonien der Everly Brothers immer bewundert.

Was hat sich das mit dem Wechsel von Damon Johnson zu nun Christian Martucci geändert?Damon war ein großer Thin-Lizzy-Fan und wollte überall Harmonien dazufügen, den musste ich etwas bremsen. (lacht) Als Chris von Stone Sour zu uns kam, stellte sich her-aus, dass er auch die Black Star Riders sehr mochte. Chris schickte ein Video, ich habe mir obendrein noch einiges von ihm auf You-tube angesehen und war beeindruckt, was für ein guter Gitarrist er war. Zudem ist er eine coole Persönlichkeit, das hat schnell gepasst.

Dann schätze ich mal, er ist für den leicht veränderten Gitarrensound zuständig ...

Yeah! Christian ist super darin, immer andere Sounds zu entwickeln, wir hatten im Studio viel Spaß damit. Er schlug ständig für ein-zelne Songs andere Sounds vor, und ich ging sofort mit. Fast vom ersten Handschlag an ergab sich da eine tolle Gitarrenpartnerschaft zwischen uns beiden.

Und er brachte auch diesen etwas raueren Gesamtsound mit?Nein, das war unser Produzent Jay Ruston, er hatte eine recht genaue Vorstellung vom Sound der ganzen Band. Alles sollte etwas klarer und knackiger sein. Nach den ersten Aufnahmen sagten wir, dass uns das gefällt, mach' einfach so weiter. Er hat da einen tollen Job gemacht.

Du hast lange Zeit einen umgebauten Mar-shall JMP-100 gespielt, der deinen Sound definiert hat. Wie war der modifiziert?Das weiß ich leider gar nicht. Den hat ein

Räumen wir das Thema, das die Black Star Riders kaum noch hören kön-nen, gleich ab: Ja, die Band ist der legitime Nachfolger von Thin Lizzy. Und natürlich hört man das an den unvergleichlichen Double-Leads für die Scott bei den Iren in deren Hochphase von 1974 bis 1983 neben

wechselnden Gitarristen zuständig war. Im 21. Jahrhundert sind die Riders aber eine moderne Rockband, die seit 2013 nun schon vier Alben und zahlreiche Touren absolviert hat. Die aktuelle Scheibe Another Side Of Grace zeigt dabei eine ungekannte Vielfalt mit halbakustischen Nummern und einem etwas raueren Sound.

Scott, woher kommt denn die neue Vielfalt auf dem Album?Scott Gorham: Alle fünf von uns schreiben nun Songs. Bei den ersten Alben waren das vor allem Ricky (Warwick, g, v, Anm. d. Au-toren) und Damon (Johnson, g, ausgestiegen 2018, Anm. d. Autoren). Diesmal war jeder

FACETTEN EINES SCHWARZEN STERNS

SCOTT GORHAM/BLACK STAR RIDERS

Auf dem vierten Album spielen die Black Star Riders völlig befreit auf. Chefgitarrist Scott Gorham erklärt uns, warum die Band nun wieder Irish-Folk und auch politische Texte

in ihren grundsoliden Rocksound integriert. Und dann war da ja auch noch sein legendärer Marshall ...

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Scott mit seiner geliebten Les Paul

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INTERVIEW

ANOTHER STATE OF GRACE

Mehr Irland im klassischen Double-Lead-Rocksound der Riders – das Konzept geht auf

Deutscher namens Michael mal auf einer Tour für mich getuned, weil ich nicht genü-gend Sustain aus dem bekommen habe. Ich sah, während ich ihn spielte, immer wieder nur den Rauch aus seinem Lötkolben und den neuen Röhren, und auf einmal meinte ich: „Hey, das ist irgendwie viel besser!“ Also ließ ich ihn auch meinen zweiten Amp so umbauen.

Was wurde aus diesen Topteilen?Das war ganz lustig, ich habe die mal bei Marshall vorbei gebracht, und die holten sofort einen Fotografen, der die Rückplat-te abnahm und das Ding fotografierte. Die waren sehr interessiert an den Modifikatio-nen. Seit drei oder vier Jahren spiele ich die beiden Amps aber nicht mehr, denen muss irgendwas passiert sein – die klingen einfach nicht mehr richtig. Marshall gab mir aber zwei ihrer DSL-100, die spiele ich seitdem und bin sehr zufrieden. w

Du spielt ja meistens Les Pauls, auf „Ain´t The End Of The World“ hast du aber einen ganz klassischen Fender-Sound – wie hast du das hinbekommen?Na ja, ich habe eine Fender genommen. (lacht laut) Der Besitzer des Studios hatte rund 200 Vintage-Gitarren. Ich erklärte ihm, welchen Sound ich brauche, und er hatte genau die richtige Gitarre. Ich habe mir danach dann für die Tour noch eine neue Gitarre im Strat-Stil gekauft – das ist aber eine Jackson, denn Adrian Smith von Iron Maiden hat mir sein Signature-Modell geschickt.

Ein Song auf dem Album sticht textlich heraus: „Why do you love your guns“. Wie kam es zu dieser mutigen Anklage des US-amerikanischen Waffenfetischismus?Den hat, wie alle unsere Texte, Ricky ge-schrieben. Im Tourbus kam das Thema der Massenschießereien in den USA zwischen uns immer wieder auf. Wir verstehen uns

nicht als politische Band, aber da waren wir uns schnell einig: Wozu braucht man all die verdammten Waffen? Ricky wuchs ja in den 1970er während der Troubles in Nordirland auf, und jetzt hat er, in den USA lebend, selber Kinder, die in Schulen mit Metallde-tektoren am Eingang gehen müssen. Er gab mir also den Text, und sagte: Klar, lass uns das machen. Das wurde dann auch zu einem meiner Lieblingssongs auf dem Album. Nico Ernst

Die Sternenreiter v.l.: Robbie Crane (b), Christian Martucci (g), Ricky Warwick (voc),

Scott Gorham (g), Chad Szeliga (dr)

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Scott Gorham/Black Star Riders INTERVIEW

ZURÜCK IN DIE '80ER!Leoparden-Leggings, wallendes Haar und ganz viel Hedonismus: Steel Panther sind eine Band, neben der Spinal Tap wie ein Kirchenchor wirken. Wir haben Gitarrist Satchel und Bassist Lexxi Foxx in Berlin getroffen, um über Heavy Metal Rules, große Vorbilder und

Kreativeinheiten unter der Dusche zu sprechen.

ZURÜCK IN DIE '80ER!ZURÜCK IN DIE '80ER!Das Video zum Interview findet ihr auf unserem YouTube-Kanal

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INTERVIEW

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Euer neues Album ist wirklich super produziert. Wie lief der Aufnahmepro-zess im Studio?Satchel: Es war schwierig. Es ist sehr schwierig mit Jay Ruston (Produzent, Anm. d. Autors) zu arbeiten, aber es klingt am Ende immer großartig, deswegen lohnt es sich. Nein Quatsch,

es ist nicht schwer mit ihm zu arbeiten, er nimmt nur sehr viele Drogen und bringt seine Hunde mit ins Studio, deswegen wird es manchmal etwas seltsam. Es war dieses Mal trotzdem nicht ganz einfach, aber ich bin sehr zufrieden damit, wie das Album klingt. Ich finde es toll, dass es viele Solo-Gitarren-Parts gibt, die ohne gleichzeitige Rhythmus-gitarre auskommen.Lexxi Foxx: Wie bei Van Halen.

Satchel, du hast eine Signature-Gitarre von Charvel. Wie kam es dazu, dass darin Fish-man-Pickups verbaut sind?Satchel: Ein Bekannter von mir, Ken Susi – er spielt bei Unearth – arbeitet mit Fishman

zusammen und er hat mir diese Pickups gegeben und meinte, ich soll sie unbedingt ausprobieren. Die Fishman-Pickups klangen so unfassbar gut, verglichen mit denen, die ich vorher benutzt habe. Manchmal hat man ja beim Spielen das Gefühl, man muss mit einem Pedal nachhelfen oder so. Mit diesen Pickups nicht – der ganze Ton war sofort da.

Benutzt du einen Kemper-Amp?Satchel: Nein, den Kemper verwende ich nicht. Live benutze ich aber einen Verstärker namens Atomic AmpliFIRE. Der ist spitze! Das ist ein Modeling-Amp.Lexxi: Ich bin auch ein Model. Satchel: Ja, schau nur wie gut er mit 65 noch aussieht! Jedenfalls simuliert der Verstärker den EVH II. Den echten verwende ich im Stu-dio auch noch, aber live muss ich den nicht mehr mitschleppen.

Lexxi, welches Gear hast du im Studio ver-wendet?Lexxi: Ich hab’ eigentlich nur auf den Sessi-on-Musiker oder Satchel gewartet, damit sie meine Parts übernehmen. Bisher waren alle Alben schwer, weil ich mir die ganzen Songs merken musste, aber bei keinem hab’ ich meine Finger so schnell bewegen müssen, wie bei diesem. Satchel: Wie bist du denn auf die Bass-Parts gekommen?Lexxi: Ich hab’ die Bass-Parts nicht geschrie-ben, Satchel hat sie geschrieben.Satchel: Ich bin übrigens Satchel, nur am Rande. Immerhin musst du dir immer nur einen Ton am Stück merken.

Um wieder zum Album zurückzukom-men: Der Titel Heavy Metal Rules ist wirklich großartig.Lexxi: Es sagt alles aus, wofür wir stehen.

Satchel: Ich finde es ja immer schade, dass junge Menschen

heutzutage Zugang zu so vielen Sachen ha-ben und abgelenkt werden. Heavy Metal ist da zwar auch, aber denen ist gar nicht klar, dass Heavy Metal die großartigste Form von Musik ist, die die Menschheit je zustande gebracht hat. Deswegen versuchen wir, den Kindern das beizubringen. Hoffentlich wird Heavy Metal Rules den Kindern zeigen, dass Heavy Metal die beste Art von Musik ist und dass die beste Kombination aus Instrumenten nun mal Drums, Bass und Gitarre ist.

Was waren denn eure Heavy-Metal-Vor-bilder?Satchel: Als ich aufgewachsen bin, waren Judas Priest, Iron Maiden und Black Sabbath meine Lieblingsbands. Und dann sind Bands wie Pantera aufgekommen – wer wäre nicht inspiriert von Dimebag Darrell? Einfach diese ganze Aggression in seinem Spiel und die Rhythmik. Aber nicht nur so harte Sachen. Ich vermisse den Metal aus den ’80ern weil es damals neben den Gitarrenriffs so tolle Ge-sangsmelodien gab.Lexxi: Was ich an den ’80ern vermisse sind die Plattencover. Da hat man oft noch die Band gesehen. Heutzutage sieht man nur noch Totenköpfe und Blut, was schon auch Metal ist, aber man sieht gar nicht mehr wie geil die Band aussieht. Andererseits sehen Bands heute auch nicht mehr so geil aus wie wir, also ist das vielleicht eine gute Sache.

„Er nimmt nur viele Drogen

und bringt seine Hunde mit ins

Studio“

Satchel mit Signature-Charvel souverän am posen

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Satchel & Lexxi Foxx/Steel Panther INTERVIEW

HEAVY METAL RULES

Immer noch ganz klar Steel Panther – aber wütender und etwas altersweise

Satchel: Du könntest ja für die Plattencover von anderen Bands modeln.Lexxi: Das ist eine tolle Idee.

Gehört für euch ein bestimmter Lifestyle genauso dazu, wie die Musik an sich?Satchel: Ich denke, wir haben einfach einen Lifestyle, bei dem Party machen und Spaß haben dazugehört und das kommt bei den Songs durch. Das ist das, worüber wir gerne schreiben. Wenn du in einer Band bist, in der jeder Kartoffelchips liebt und du die ganze Zeit Kartoffelchips isst und du deswegen auch über Kartoffelchips schreibst, weil es sich natürlich anfühlt, dann ist das doch großartig. Aber als jemand, der gerne feiern geht und in einer geil aussehenden Heavy-Metal-Band spielt, ist es für mich nunmal na-türlich, über Partys und Frauen zu schreiben. Und ich muss nochmal kurz loswerden, dass die elektrische Gitarre – Akustikgitarren sind auch ganz cool –, aber die elektrische Gitarre ist das am coolsten aussehende Instrument, das je von menschlichen Händen geschaffen wurde.

Es fällt auf, dass es auf dem neuen Album nicht nur ums Feiern geht. Man merkt auf Songs wie „Sneaky Little Bitch“ oder „I Ain’t Buying What You’re Selling“, dass auch Wut mitschwingt. Satchel: Schön, dass das auffällt. Ich habe mir das auch schon gedacht. Wenn man sich das Album ein paar Mal anhört, wird klar, dass wir ältere Typen sind, das werde ich nicht verheimlichen.Lexxi: Ich schon. Ich kriege nächsten Monat wieder eine Schönheits-OP.Satchel: Er versucht es zu vertuschen, aber mal sehen wie gut das klappt. Wir werden alle älter und ich kann nicht leugnen, dass wir alle mit dem Alter auch verbitterter werden. Deswegen schwingt auf dem Album auch ein klein wenig Verbitterung mit – aber so wie wir das bei Steel Panther schon immer gemacht haben, mit einer guten Dosis Humor.

Ich denke viele Leute kennen die Wut, die man empfindet, wenn man von einer Sech-zehnjährigen, die am Steuer ihr Snapchat checkt, fast überfahren wird oder wenn ein Typ, der bei Starbucks nach dir dran war, seinen Frappucino vor dir bekommt. Dem will man doch ins Gesicht schlagen. Ich weiß, dass das Erste-Welt-Probleme sind, aber sie sind verdammt nochmal frustrierend.

Wie läuft das bei dir ab, wenn du Songs für Steel Panther schreibst?Satchel: Also normalerweise schreibe ich Songs nur, wenn ich komplett nackt bin. Ich will vollkommen ehrlich mit dir sein. Ich bin nackt. In der Dusche. Du wirst es nicht glau-ben. Fast alle Steel-Panther-Songs entstehen so.

Wenn du alleine in der Dusche bist?Satchel: Nicht immer alleine nein. Aber je-des Mal stehe ich unter der Dusche, wasche mir die Eier, heißes Wasser läuft an meinem nackten Körper herunter … Lexxi: Das dauert ja nicht so lange, weil du so winzige Eier hast.Satchel: Ich pinkle in die Dusche, das ma-chen wir ja alle. Hat ja eh die selbe Tempe-ratur wie das Wasser. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele Songs so entstanden sind. Ich habe da zwar keine Gitarre dabei, aber die Idee, die Melodie oder der Text entstehen dort und wenn ich mich noch daran erinnern kann, nachdem ich meine winzigen Eier ab-

getrocknet habe, dann weiß ich, dass daraus etwas werden kann. So passiert das.

Ihr erfahrt viel Wertschätzung von ande-ren Musikern aus ganz unterschiedlichen Musikrichtungen, wie beispielsweise Nuno Bettencourt oder Corey Taylor. Woran glaubt ihr, liegt das?Satchel: Ich weiß, dass Corey Taylor Heavy Metal und Rock liebt. Als wir ihn zum ersten Mal getroffen haben, haben wir herausgefun-den, dass er ’80s-Metal liebt. Das würde man von ihm vielleicht nicht erwarten, aber das ist sowas wie seine heimliche Leidenschaft. Das erste Mal, als er bei einer von unseren Shows war, ist er auf die Bühne gekommen und hat „Nothin’ But A Good Time“ (Song der Band Poison, Anm. d. Autors) mit uns gerockt, wir konnten es gar nicht glauben. Bevor wir überhaupt ein Album rausgebracht hatten, haben wir oft in Hollywood gespielt. Damals sind so viele Leute und Bands vor-beigekommen, um uns spielen zu sehen, weil wir einfach gute Laune machen. Ich erinnere mich, dass ich einmal auf der Bühne gestan-den bin und Steven Tyler in der Menge sehe. Ich hab’ dann angefangen „Walk This Way“ zu spielen und er ist einfach auf die Bühne gesprungen und hat zu singen angefangen. Es war großartig. Ich glaube in einer Zeit, in der sich sehr viele Bands sehr ernst nehmen, ist es gut, einfach Spaß zu haben auf der Bühne – das gefällt den Leuten. Marcel Thenée & Bruno Wolf

„Fast alle Steel-Panther-Songs ent-stehen nackt unter

der Dusche“

Verglichen mit Lexxi sieht sein Jackson-Bass richtig schlicht aus

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INTERVIEW Satchel & Lexxi Foxx/Steel Panther

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Du überlegst aufzuhören?Ich sollte das nicht sagen, aber ich glaube nicht mehr an das Showgeschäft. Ich bin mittlerweile 70 Jahre alt, schaue mir Men-schen meiner Generation an und denke, dass die ganz schön albern aussehen. Bis mir dann auffällt, dass es bei mir nicht anders ist. Und das tut weh! Um mit Status Quo noch beim Publikum anzukommen, müssen wir viel Energie in die Shows pumpen, sonst wird es langweilig. Vielleicht habe ich Angst davor, irgendwann nicht mehr so enthusiastisch mit einem „Yeah“ auf die Bühne springen zu können. Meine Frau hat mal zum Tourmana-ger gesagt: „Du solltest ihn nach dem Kon-zert sehen.“ Da tut mir alles weh.

Wie kommst du vor Auftritten denn in Stim-mung? Woher nimmst du die nötige Energie?Ich mache Stimmübungen und singe mich mit den Kollegen ein. Danach – das haben wir uns bei den Chinesen abgeschaut – spre-chen wir lauter und schneller miteinander. Lauter, schneller, lauter, schneller, und dann geht’s auf die Bühne.

BACKBONE

Starke Mannschafts-leistung unter Cap-tain Rossis alleiniger Riff-Leitung

Du bist bekannt dafür, fast ausschließlich die Fender Telecaster zu spielen. Warum hast du dich für diese Gitarre entschieden?Ich habe angefangen mit der Guild Starfire und bin dann zu einer Gibson gewechselt. Bei einem Gig mit den Badfingers habe ich die Gitarre mit Peter Ham getauscht, der hatte eine Grimshaw, quasi eine Les-Paul-Kopie. Doch nach zwei Wochen ist die Brücke ge-brochen. Wir waren gerade in Schottland und mussten uns dort zwei Telecaster in einem Laden ausleihen. Ich bin auf Anraten meines Tourmanagers schließlich bei der Sunburst geblieben. Und weil ich der Typ Mensch bin, der Dingen treu bleibt, habe ich sie weiter gespielt.

Aber deine Telecaster war doch grün…Zu Beginn hatte sie eine Sunburst-Lackie-rung, aber das fand ich als junger Typ nicht gut. Ich fand schwarz viel cooler. Also habe ich das

WIE IST DER STATUS BEI QUO?Francis Rossi/Status Quo

Backbone heißt die neue Platte von Status Quo, zu deutsch: Rückgrat. Das brauchte Frontmann Francis Rossi auch, denn auf diesem Werk fehlt zum ersten Mal sein Partner

und Freund Rick Parfitt, der 2016 verstorbene Mitgründer der britischen Rock’n’Roll-Institution. Keine leichte Situation also, doch Rossi zeigt sich stolz auf das Ergebnis.

Trotzdem denkt er im Interview mit guitar offen über die Zukunft von Status Quo nach.

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Francis, am 6. September erschien das erste Status-Quo-Album ohne Rick Parfitt. Wie fühlte es sich an, ohne ihn im Studio zu sein?Rossi: Anfangs wollte ich das Album gar nicht aufnehmen, doch letztlich hat mich das Management überzeugt. Es war klar, dass wir keine Platte ma-

chen können, die klingt, als sei Rick noch da. Ihn zu verlieren, ließ sich nur schwer verkraf-ten. Meine Bedingung für die Platte war also, dass ich alles selbst entscheiden darf. Wir alle haben die Arbeit an dem Album letztlich total genossen und sehr viel Spaß gehabt. Und ich finde auch, dass die Platte sehr gut geworden ist. Natürlich gibt es Fans, die kri-tisieren, dass ich ohne Rick weitermache. Das passierte aber auch, als Alan Lancaster und John Coghlan ausgestiegen sind.

Was würde Rick wohl zu den Kritikern sagen?Rick wäre stinksauer! Rick wollte Richie Ma-lone in der Band, wir haben das gemeinsam beschlossen. Und wir wussten auch immer, dass wir ohne den anderen weitermachen müssen, solange wir noch Spaß an der Band haben.

Du bist aktuell auf Tour und hast schon für das nächste Jahr mehr als vier Monate Lese-reise bestätigt….Ehrlich gesagt nervt mich das auch ein bis-schen. Aber wenn man seinen Job liebt, sagt man viel zu schnell gewisse Projekte zu. Ich weiß auch nicht genau, wie lange ich all das noch machen werde. Aktuell stehe ich an einem Scheideweg. Es wird Zeit…

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INTERVIEW

Ding abgeschliffen und das neu bemalt. So lange die Farbe noch feucht war, sah es super aus, getrocknet gefiel es mir dann nicht mehr. Deshalb schliff ich sie erneut ab, und weil ich gerade Möbel im Keller mit grüner Farbe angestrichen hatte, nutzte ich die einfach auch für meine Gitarre. Allerdings nur für die Vorderseite, den Rest ließ ich schwarz.

Warum und wann mussten sie in Rente ge-hen?Ich bekam irgendwann Probleme, sie zu stimmen. Der Hals verzog sich, die Schrauben im Korpusholz wurden locker, und nichts saß mehr so richtig fest. Deshalb bat ich Rob Green von Status Guitars, mir eine zu fertigen. Ich wollte eine graue mit weißem Muster. Die bekam ich, dazu noch eine zwei-te – in grün! Jetzt spiele ich eben eine grüne Status. (lacht)

Glaubst du, dass die Gitarre wichtig für den Sound ist, oder ist das Modell egal, solange der richtige Gitarrist das Instrument in den Fingern hat?Menschen, die Signatur-Modelle von gro-ßen Gitarristen wie Eric Clapton kaufen und glauben, damit auch wie Clapton klingen zu können, werden irgendwann erkennen, dass

manchmal weh. Allerdings muss man dazu sagen, dass ich nie der Schnellste war. Ich bin eben Rhythmusgitarrist. Insofern müssen Leadgitarristen schon ziemlich tief fallen, um da zu landen, wo ich mich bin.

Was haben Rick und Du zur Gitarrenwelt beigetragen?Darüber denke ich eher nicht nach. Vor allemhatten wir unglaubliches Glück, so lange gemeinsam in einer Band zu spielen, obwohl wir beide Rhythmusgitarristen sind. Den Sound mögen nicht alle, die Quo-Fans zum Glück schon. Wenn wir irgend etwas zur Gi-tarrenwelt beigetragen haben, dann vielleicht die Interaktion zweier Rhythmusgitarren.

Weißt Du, wo sich Ricks weiße Gitarre jetzt befindet?Bei seiner Frau Lindsey. Sie denkt immer mal wieder darüber nach, sie bei einer Auktion anzubieten.

Kannst du dir ein Leben ohne Gitarre vor-stellen?Nein, tatsächlich nicht. Neben meinem Bett steht immer eine Akustische, und auch im Tourbus habe ich sie ständig bei mir. Andrea Hömke

sie doch immer nur wie sie selbst klingen. Letztlich ist es der Musiker, der den Ton des Instruments macht, nicht andersrum.

Nimmst du angesichts der vielen Konzerte zuhause überhaupt noch eine Klampfe in die Hand?Ja, sogar täglich! Ich setzte mich zum Üben in die Ecke unseres Schlafzimmers, dreh den Fernseher laut auf und spiele, meist aku-stisch, manchmal elektrisch.

Spielst du auch für Besuch?Nein, dazu habe ich keine Lust. Leute, die mich kennen, würden mich auch nicht dar-um bitten. Ich bin kein sozialer Typ, ganz im Gegensatz zu meiner Frau. Wenn Besuch kommt, kümmert sie sich um die Leute im Erdgeschoss, und ich verstecke mich irgend-wo oben.

Viele Gitarristen erzählen, dass sie mit den Jahren langsamer werden. Kennst Du das Problem?Mein kleiner Finger an der linken Hand ist mittlerweile etwas krumm, weil wir ständig diese typischen Boogie- und Rock’n’Roll-Riffs spielen. Sonst habe ich bisher keine großen Probleme, nur morgens tun die Finger

Status Quo anno 2019 v.l.: Richie Malone (g), Andrew Brown (k), Francis Rossi (v,g), John Rhino Edwards (b), Leon Cave (d)

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Francis Rossi/Status Quo INTERVIEW

Erstmal Glückwunsch zur neuen Platte, die mal wie-der groovig und hochvirtuos geworden ist …Marcus Deml: Findest du’s virtuos? Ich dachte, ich hätte mich zurückgehalten.

Kein Virtuose kann verbergen, dass er einer ist…Na gut. Aber ich bin ja auch Produzent, Songwriter und die Plattenfirma. Als wir’s vor ein paar Wochen

einmal durchgehört haben, dachte ich mir: Ist da jetzt genug Gitarre drauf? (lacht) Aber sogar meine Freundin meinte: Mach dir keine Sorgen – das Solo geht jetzt schon drei Minuten! Und im Vergleich zu Errorhead kommen zu den Konzerten der Blue Poets ja auch normale Menschen und nicht nur Musiker.

Wie genau unterscheidet sich der Ansatz der Poets von dem deiner alten Band Errorhead?Als Errorhead auseinanderfiel, hatte ich eine einigermaßen schwere Phase. Mein Vater lag im Sterben, es gab Stunk in der Band, Ärger mit dem Management, einen riesigen Berg an Schulden – der ganz normale Wahnsinn. Ich hatte mir aber über die Jahre ein schönes Studio in meinem Keller aufgebaut. Da habe ich mich dann reingesetzt und inner-halb von ein paar Wochen das erste Blue-Poets-Album geschrieben. Danach habe ich mir die Leute gesucht, um das Projekt in die Realität umzusetzen. Es gab also kei-nen intellektuellen Gedanken dahinter. Ich mache immer das, worauf ich gerade Lust habe – durch meine eigene

„Ich brauche Musik mit

Arsch in der Hose“

MARCUS DEML

Mit seiner alten Band Errorhead erspielte sich Marcus Deml einen

Ruf als einer der kreativsten Rockgitarristen Europas.

Mittlerweile sind The Blue Poets das Hauptvehikel für sein extravagantes

Strat-Spiel. Wir sprachen mit Marcus über die Entstehung des neuen Albums All It Takes, das

Geheimnis alter Gitarren – und die Psyche seiner Fans.

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ORIGINALSONG AUF CD + NOTEN & TABS

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INTERVIEW

Plattenfirma und mein Studio muss ich ja niemanden fragen. Im Nachhinein betrachtet ist es eine erdigere Sache. Ich glaube zwar, dass die neue Platte einigermaßen modern klingt, sie hätte aber auch 1971 entstehen können. Das Songwriting lief traditionell ab, aber auch die Produktion: Es gab kein Ge-ProTools-se, keine Korrektur. In jedem Song gibt es kleine Fehler, seien es Unsauberkeiten oder ein Timing-Ruckler. Alles, was in der Popmusik verboten ist. (lacht)

Du hast in deiner Karriere ja schon so gut wie jeden Stil bedient, aber anscheinend zieht es dich immer wieder zum Bluesrock zurück. Ich habe immer ganz unterschiedlichen Out-put und zum Beispiel auch noch eine fertige Instrumentalplatte in der Tasche liegen. Aber ich brauche einfach Musik, die ein bisschen Arsch in der Hose hat. Wie auch immer man den Stil dann nennt. Selbst wenn ich ein Bal-ladensolo spiele, kommt der Höhlenmensch in mir durch.

„Neun Songs für die Generation der Suchen-den“ – diesen Satz aus dem Pressetext zu All It Takes musst du mir erklären.Ich glaube, dass sich die meisten Leute heut-zutage von dem berieseln lassen, was ihnen die Spotify- oder Youtube-Playlist liefert. Mit den Suchenden meine ich dagegen Men-schen, die Musik mit Leidenschaft hören

wollen – und aktiv danach suchen. Diese Leute treffe ich immer auf unseren Konzer-ten. Im Radio und Fernsehen ist nichts für sie dabei, die wollen einfach etwas anderes. Diese Leute, die Musik für ihre Psyche und ihren emotionalen Haushalt brauchen – das sind für mich die Suchenden.

Lass uns über dein Gitarrensetup reden. Bei den Blue Poets sieht das ja einigermaßen rudimentär im Sinne von Strat und Marshall aus, oder?Ich habe auch eine alte Les Paul, eine alte ES 335 und eine SG gespielt. Wer die Youtube-Videos aus meinem Studio kennt, weiß, dass da 15 Amps und 50 Gitarren herumstehen. Die Hauptgitarren waren aber tatsächlich meine weiße ’63er- und schwarze ’87er-Reissue-Strat. Die habe ich immer dabei, egal wo ich hingehe. Dann habe ich noch eine

rote ’63er Strat mit einer unfassbar hohen Saitenlage, die ich etwa bei „Mind Your Own Business“ gespielt habe. Die meisten Rhyth-musgitarren habe ich dazu mit einer ’56er Les Paul Goldtop gedoppelt, eine Conversion mit Humbuckern, die wie eine ’57er aussieht. Manchmal habe ich die aber durch eine ’69er ES-335 ersetzt.

Für dich sind Vintage-Gitarren also nach wie vor das Maß aller Dinge?Früher habe ich selbst nicht daran geglaubt. Aber jetzt, wo ich auch noch Tontechniker bin, kann ich sagen: Die Gitarren nehmen einfach besser auf. Woran das genau liegt, ist ein Geheimnis, das mich in letzter Zeit immer mehr interessiert hat. Meiner Meinung nach liegt es an den Pickups und am Schwin-gungsverhalten des Holzes. Es ist die Summe der Komponenten. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die Gitarren gespielt werden müssen. Ich glaube sogar, dass entscheidend ist, wer auf ihnen gespielt hat. Wenn eine Gitarre jahrzehntelang von einem Punkgitar-risten gespielt wird, wird sie auch etwas von diesem Input mitnehmen.

Das klingt ja fast esoterisch.Ich bin alt genug, daran zu glauben. Jeder, der schonmal auf Star-Gitarren gespielt hat, merkt, dass diese einen besonderen Sound haben. Man kann aber auch mit einer 500-Euro-Gitarre geil klingen, wenn man

„In jedem Song gibt es kleine Feh-

ler, seien es Un-sauberkeiten oder Timing-Ruckler.“

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Marcus Deml INTERVIEW

sich darauf wohlfühlt. Equipment ist letztlich auch für die Psyche. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich aus alten Gitarren noch ein paar Prozent mehr raushole.

Der Sound ist das eine, aber aber oft genü-gen alte Gitarren – insbesondere Strats – ja nicht den Bedürfnissen moderner Spieler. Die Pickups brummen, der Vibratohebel wackelt, die Gitarre bleibt nicht in tune … wie löst du diese Probleme?Sie sind alle neu bundiert, jede schon zwei oder drei Mal. Ich benutze 6105er-Bünde, also ganz hoch und ganz schmal. Damit habe ich die beste Intonation, auch wenn die Gitarren dadurch erstmal einen Höhenschub kriegen. Ansonsten habe ich zwei Signature-Pickupsets von Kloppmann, die in allen Gitarren bis auf der roten ’63er stecken. Ge-nerell versuche ich, die Gitarren einfach gut zu pflegen.

Ich experimentiere momentan allerdings auch, wie man neue Gitarren mit moderner Bespielbarkeit alt klingen lassen kann. Ge-rade habe ich mir von einem Klavierbauer eine Superstrat bauen lassen. Bei diesem Instrument haben wir wirklich alles mögliche versucht – bestes Holz, keine Computerfräse, Cryo-Tuning – und sie ist tierisch geworden. Ich bin also selbst noch auf der Suche, wie man moderne Bespielbarkeit und Vintage-Sound verbinden kann. Seit dem neuen Prototypen weiß ich aber zumindest, dass es geht!

ALL IT TAKES

Demls Blues-Poeten haben mit viel Live-Feeling und Vintage-Gear ein großartiges Album eingezimmert

Die neue Platte klingt, als wäre sie komplett mit nur einem Amp eingespielt worden. Täu-sche ich mich da?Du täuschst dich komplett. Marshall unter-stützen mich ja und haben mir schon drei oder vier Amps geschickt. Dazu habe ich noch einen 1989er Reissue-Plexi mit 100 Watt, den ich sehr viel gespielt habe – der hat einfach meine Lieblingssounds. Etwa der Solosound von „Could Have Lived“. Die-ser Amp ist natürlich unfassbar laut, in der

Schallkabine waren es 118 oder 120 Dezibel. Auf zwei Soli habe ich aber auch den neu-en Studio Vintage mit 20 Watt gespielt, auf einem Song noch einen 50-Watt-Reissue-Plexi und darüber hinaus noch einen 50 Watt starken JCM800.

Zumindest hast du aber offenbar nur Mar-shalls benutzt…Fast! Abgesehen von den Marshalls habe ich bei einem Song den 5161 von Tube Thom-sen gespielt, das ist so eine Art AC30. Auch

den Tube Thomsen Errorhead habe ich für eine Nummer gespielt, den hörst du auf den cleanen Parts von „Been Here Too Long“. Ebenfalls für einen Song kam noch ein ’65er Fender Bandmaster hinzu. Tatsächlich kamen also sechs oder sieben Amps zum Einsatz. 85 oder 90 Prozent sind aber Marshall, weil ich feststellen musste, dass das für diese Band einfach der bessere Amp ist. Er ist einfach aggressiver, klarer und erdiger, er haut dir einfach mehr ins Gesicht. Ich bin auch stolz darauf, dass wir beim Mischen so gut wie gar keinen EQ benutzen mussten. Alles lief über eine lila 4x12er-Marshall-Box mit Celestion-V30-Speakern, die ich schon seit Modern Hippie spiele. Obwohl ich einen ganzen Bo-xenladen besitze, ist sie meine Lieblingsbox für Aufnahmen. Und die wurde mit gerade einmal einem Mikrofon abgenommen, einem Tul G12 aus Südafrika. Das klingt wie ein Bändchenmikro von Royer und ein SM57 zusammen. Michael Wagner

„ … aus alten Gi-tarren hole ich

noch ein paar Pro-zent mehr raus.“

Felix Dehmel (d) Phil Steen (b) Gordon N. Grey (v)

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INTERVIEW Marcus Deml

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Und zwei Wochen später ruft einer an und fragt mich, ob ich bei ih-nen anfangen möchte.

Das ist ja wie bei uns …Das hab' ich dann wahrgenommen und dann hat man mich in ein kleines Büro gesetzt und Bilder bestellen lassen. Das war natürlich Hölle, aber irgendwann hatte ich das auch überstanden und habe auch gesehen, dass die Fotografen einen Haufen Geld verdient haben. Deswegen hab' ich mir eine Kamera gekauft und angefangen zu foto-grafieren.

Sie haben ja dann auch gleich Creedence Clearwater Revival und Sonny & Cher abgelichtet.Ich hatte eine Freundin in San Francisco, die ich mal wieder sehen wollte und dann wollte ich da drüben auch mal ein paar Fotos ma-chen. Ich habe mir das arrangiert mit unserem Hollywood-Büro und hatte dann dort einen Termin mit Sonny & Cher, CCR und noch einem Serien-Schauspieler. Ich bin dann mit meinem Kamerakoffer bei Son-ny & Cher in einer großen Villa in Beverly Hills angekommen und war ziemlich nervös. Sonny fragte mich dann, was ich sonst noch so ma-che und ich meinte: „Also morgen fotografiere ich Creedence Clear-water.“ Er rief nur: „Was?! Das ist ja meine Lieblingsband!“ Er hat mich dann abends auch gleich angerufen, ob die Bilder schon fertig

Didi Zill hat wohl wie kaum ein anderer die Geschichte der Rock- und Pop-Musik aus nächster Nähe miterlebt – und als Fotograf dokumentiert. Pink Floyd, Deep Purple, Paul McCartney, Tina

Turner sind nur eine kleine Auswahl an Künstlern, die er vor der Linse hatte. Angefangen hat er jedoch

in den ’60ern als Gitarrist und Sänger in seiner Band Didi & His ABC Boys, die unter anderem auch im

Vorprogramm der Rolling Stones gespielt haben …

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in den ’60ern als Gitarrist und Sänger in seiner Band

Stimmt es, dass Didi & His ABC Boys bei dem Auftritt im Athe-ner Olympiastadion als „die deutschen Beatles“ angekündigt wurden?Didi Zill: Ja, das ist richtig. Das war sehr eigenartig, denn wir hatten damals keine langen Haare, als uns gesagt wurde, dass wir dort auftreten sollen und die wuchsen natürlich auch nicht so schnell, deswegen haben wir uns dann Perücken besorgt. In Athen gab es am Vortag des Konzerts eine Kundgebung und

da kamen auf einmal jede Menge Leute, die uns in den Autos sitzen sahen und zu Hunderten auf uns zugestürmt sind, auf die Scheiben geklopft und „John“ und „Ringo“ gerufen haben. (lacht) Man hat richtig Angst gekriegt und dann hat die Polizei das geräumt und uns da befreit.

Trotzdem haben sie die Musikerkarriere erst einmal nicht weiterver-folgt und stattdessen 1969 bei der Bravo angeheuert – damals noch als recht unerfahrener Fotograf. Wie kommt es zu so einem Wechsel?Ja, ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung vom Fotografieren und habe in Garmisch, wo ich gespielt habe, dann mal in einer Diskothek gearbeitet. Da kam dann mal jemand von der Bravo rein und wir haben ein bisschen geredet und ich hab' ihm gesagt: „Ihr habt doch alle keine Ahnung bei der Bravo. Wir waren immer unterwegs und wir kennen doch die ganzen Musiker und ihr schreibt da so 'nen Müll.“

Accept vor begeisterter Menge

Das Video zum Interview findet ihr auf unserem YouTube-Kanal

Mick Jagger bei der Bühnendusche

Ian verfasst den Text zu „Smoke On The Water“Didi (r.) mit

Gene Simmons

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INTERVIEW

seien. Das war also ein wirklich sehr gutes Entree. Am nächsten Tag war ich bei Creedence Clearwater und das ging dann ziemlich einfach. Ich hab' ihnen gesagt, ich war bei Sonny & Cher und die Reaktion war: „Was? Du hast Sonny & Cher gemacht?“ (lacht)

Clever!Ja, das konnte ich sehr gut ausnutzen und danach habe ich auch von CCR 'ne Menge gemacht.

Sie haben ja neben diesen Fotosessions auch sehr viele Plattencover mitgestaltet, zum Beispiel bei dem Album Russian Roulette von Ac-cept. Ich hatte mit Accept gleich einen guten Kontakt, weil die Managerin eine gute Freundin von mir war. Oftmals sind die Leute auch zu mir gekommen, weil sie dachten, sie kommen in die Bravo rein.

Accept wollten in die Bravo?Accept wollten in die Bravo, ja. Dann hab' ich dieses Cover gemacht, das sehr eigenartig war. Es war schön, passte aber eigentlich gar nicht zur Band. Von da an hatten wir aber einen guten Draht zueinander. Den braucht man auch, wenn man gute Fotos machen will. Durch Zufall passiert sowas in den seltensten Fällen. Ein Foto wollte ich zum Beispiel mal von Billy Ray Cyrus machen. Ich sag' zu ihm, wir müs-sen ein Foto machen – Konzert mit 10.000 Leuten – aber ich müsste dafür auf die Bühne. Dann sagt der da mitten während des Auftritts: „Hier ist einer der besten Fotografen aus Europa, der möchte von uns ein Foto machen.“ Da bin ich dann auf die Bühne gegangen, aber das wollte ich eigentlich gar nicht, dass der mich da so ansagt. (lacht)

Von Ritchie Blackmore hast du ja auch eine Menge gelungener Büh-nenfotos gemacht …Der wollte auch immer, dass ich bei ihm stehe, sehr zum Leidwesen von Ian Gillan. Ritchie hat mich einmal auch zum Urlaub eingeladen. Ich hab' ihn dann gefragt: „Wo fahren wir denn hin? Hannover? Was willst du denn da?“ Und dann sind wir jeden Abend auf ein anderes Schloss gefahren, jeden Abend war er im Schlips, seine Freundin im langen Kleid und ich hatte gar nicht so viele Klamotten dabei. (lacht) Abends nach dem Essen hat er sich dann mit der Klampfe hingesetzt und gemeint: „Jetzt singen wir was!“ Dann hat er angefangen, diesen

Gassenhauer „Wooly Bully“ zu spielen und dann haben wir das ge-sungen, bis sich die Leute beschwert haben. Auf den Schlössern haben wir dann auch ein paar tolle Fotos gemacht, mit Ritterrüstung und so.

Sie hatten ja nicht nur Ritchie Blackmore alleine vor der Linse, son-dern auch eine ziemlich berühmte Fotosession mit Deep Purple.Ja, ich sollte Deep Purple in Montreux bei ihrer Aufnahmesession fo-tografieren. Das war sehr ungünstig, weil die Bravo ja Fotos in Farbe gemacht hat, aber die Flure in dem Hotel, wo sie aufgenommen haben nicht gerade attraktiv waren in Farbe. Mit dieser Einstellung bin ich da hingefahren, ich konnte ja nicht wissen, dass da die größte Sessi-on draus wird, die man sich vorstellen kann, wo sie „Smoke On The Water“ geschrieben und dieses berühmte Lied aufgenommen haben. Die Halle, in der sie eigentlich aufnehmen wollten, in der Frank Zappa aufgetreten ist, ist abgebrannt, weil irgendeiner mit einer Signalpistole geschossen hat. Deswegen haben sie das mobile Aufnahmestudio, dass sie von den Rolling Stones geliehen hatten, mitgenommen und in den Fluren dieses alten Hotels ihr Lager aufgeschlagen. Das sah schlimmer aus, als bei Hempels unterm Sofa, aber es hat funktioniert.

Sie haben auch fotografiert, wie Ian Gillan den Text zu „Smoke On The Water“ schreibt, oder?Ja, ich stand hinter ihm, als er die ersten drei, vier Zeilen hatte und hab' ihn dann auch fotografiert, als er fertig war. Zu dem Zeitpunkt wusste ich natürlich noch gar nicht, was das mal für ein Song wird. Das ist ja wie ein Lottogewinn, nur ohne Geld. (lacht)

Das ist wirklich ein musikhistorisches Zeitdokument. Ja, das kann man so sagen. Ich bin kürzlich mit meinem Archiv um-gezogen, da waren auch 40 Kisten mit Dias dabei und es ist wirklich unfassbar, dass man Fotos findet, von denen man gar nichts mehr weiß. Von Johnny Cash hab' ich zum Beispiel einen Film gefunden, da war der in München im Deutschen Museum. Die Fotos waren in schwarz-weiß und da ist er so bewegt, so wie er eigentlich war. Nach-dem er gestorben ist, wirkt das gleich nochmal tragischer. Aber da sind noch Fotos im Archiv, die sind noch gar nicht „erweckt“ worden, könnte man sagen. Ich weiß gar nicht, ob ich das nochmal komplett durchfieseln kann. Text: Bruno Wolf, Interview: Marcel Thenée

Ritchie duldete Didi sogar auf seiner Bühnenseite

Deep Purples Mk-II-Lineup

... ganz privat im StudioDeep Purple ...

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Didi Zill INTERVIEW

Tyler Bryant ist unumstritten eines der Rock'n'Roll-Phänomene dieser Dekade. Mit seinem nie altbacken klingenden Vintagesound begeistert der gebürtige Texaner nicht nur

Legenden wie Guns N' Roses oder AC/DC sondern auch seine immer größer werdende Fangemeinde. Mit dem superben Truth And Lies schlägt der 28-Jährige nun das nächste

Kapitel seiner illustren Karriere auf.

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Tyler, deine letzten zwei Jahre seit der Veröffentlichung von Tyler Bryant & The Shakedown (2017) kann man getrost als äußerst erfolgreiche Ach-terbahn bezeichnen.Tyler Bryant: Oh man, als erstes schießen mir die unzähligen Konzerte durch den Kopf. Gleich nachdem das

Album erhältlich war, ging es in den Tour-bus. Ich liebe es natürlich, Shows zu spielen, allerdings komme ich dann irgendwann immer an den Punkt, an dem ich mich nach Zuhause sehne und einfach Songs schreiben möchte. Es ist der totale Gegensatz zu dem Trubel, den du beispielsweise als Support-Act in einem ausverkauften Stadion erlebst. Es

ist ruhig, du konzentrierst dich auf die Musik und wenn die Tracks stehen, die Scheibe im Kasten ist, geht der ganze Spaß von vorne los. Truth And Lies ist das Produkt unseren Reisen mit Guns N' Roses, Blackberry Smoke oder Clutch. Ich sauge die ganzen Erlebnisse regelrecht in mich auf und lasse mich davon inspirieren. Alleine diesen ganzen unfassbar

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INTERVIEW

TRUTH AND LIES

Fuzz-Sounds vom Feinsten beim drit-ten Album von Tyler Bryant

packen. Am Anfang der Kreativphase standen 55 Stücke, die dann nach und nach auf 27 reduziert wurden. Die Band hat alle einstu-diert und als wir uns auf den Weg nach New York für die Aufnahmen gemacht haben, ha-ben wir die Auswahl auf 14 Tracks gekürzt – 13 davon sind dann final auf Truth And Lies gelandet. Es geht doch immer darum, dass sich eine Sache richtig anfühlt – genauso war es mit diesen Liedern. Am einen Tag sind wir aufgewacht und haben beschlossen: „Hey, wir spielen Blues“, am nächsten „heute passt das Wetter zu Heavy-Rock“, danach bist du außer Puste und spielst etwas Entspanntes. Bei uns gibt es innerhalb der Band ein großes Potpourri an Einflüssen. Ohne einen Anflug von Schüchternheit lassen wir diese auch in unsere Arrangements einfließen.

Mit welchen Stompboxen hast du deine extrem coolen Fuzzspuren eingespielt?(lacht) Verdammt, das waren schon ein paar! Ein Pedal, dass bei allen Songs vertreten ist, wurde bei euch in Deutschland von Hand ge-baut. Es ist mein Signature-Pedal von Roden-berg, das TB Drive Shakedown Special. Die Geschichte der kleinen Kiste beginnt damit,

dass mir mein Gitarrentechniker vor gut sechs Jahren eine Rodenberg-Stompbox testweise aufs Board gepackt hat. Ich habe mich sofort in sie verliebt und nahm einige Zeit später Kontakt zu der deutschen Bou-tiqueschmiede auf. Am Telefon habe ich nur gesagt: „Wir müssen unbedingt ein ge-meinsames Signature-Projekt realisieren.“ Unzählige Prototypen und sechs Varianten meines Pedals später, liebe ich dieses dop-pelte Overdrive-Pedal noch immer wie am ersten Tag. In Sachen Fuzz verwende ich

hauptsächlich das ZVEX Mastotron, das Jext Telez Dizzy Tone oder das Daredevil Logan Square Destroyer.

Dazu gesellt sich ein originales Dal-las Arbiter Fuzz Face – das Teil ist richtig

cool. Zum würzen packe ich ab und an noch ein Electro-Harmonix POG dazu und fertig sind meine Fuzz-Sounds.

Seit kurzem bist du mit deiner Band auf dem Fender-Youtube-Kanal mit einem Promovideo zu sehen. Deine Verbindung zu Fender scheint von Jahr zu Jahr enger zu werden …Deswegen bin ich gerade auch richtig hibbelig. Die Leute bei Fender haben in-zwischen bemerkt, dass ich ihre Gitarren schlicht und ergreifend auch dann spielen würde, wenn ich gar keinen Endorsement-Deal mit ihnen hätte. Die Stratocaster ist mit großem Abstand mein absolutes Lieb-lingsinstrument und obendrein ein enorm wichtiger Teil meines Sounds. Deswegen finde ich es großartig, dass Fender uns so sehr unterstützen, und uns das Gefühl ge-ben, von ihnen als Künstler richtig geliebt zu werden.

Mein großer Traum ist es, irgendwann eine pinke Tyler-Bryant-Signature-Strat im Fender-Frontpage-Katalog zu sehen. Bei

den Shakedown-Shows tauchen so viele junge Leute mit rosafarbenen Stratocastern auf und lassen sie sich von mir unterschrei-ben. Hoffentlich komme ich irgendwann an den Punkt, an dem die Kalifornier auf mich zukommen und sagen: „Tyler, jetzt ist es soweit!“

Wie mit meiner Musik gehe ich allerdings lieber kleine, wohl überlegte Schritte und überstürze nichts oder fange an zu drängeln. Fender unterstützen uns aktuell massiv und steigern damit natürlich auch unseren Be-kanntheitsgrad. Ich bin ihnen alleine wegen des Ist-Zustands schon zu enormen Dank verpflichtet ... Chris Franzkowiak

talentierten Bands Abend für Abend lau-schen zu können, und für ihre Fans zu spie-len war für mich etwas ganz Besonderes.

Truth And Lies ist dein drittes Album – frü-her war Platte Nummer Drei der Indikator, ob eine Band dauerhaft erfolgreich sein würde. Wie hat sich dieser Fakt im Zeital-ter von Streamingdiensten geändert?An Streaming verschwende ich eigentlich keinerlei Gedanken. Als Künstler sollte dei-ne oberste Priorität sein, dass du das best-mögliche Album aufnimmst. Während der Entstehung unserer ersten Scheiben waren wir 17,18 Jahre alt – also fast noch Kinder. Damals haben wir solche Statements ge-hört wie „Euer Debüt ist die wichtigste LP eurer Karriere“. Selbiges ist beim zweiten und auch beim dritten Album passiert. Es gibt meiner Meinung nach nicht dieses eine wichtige Album, sondern jedes sollte mit deinem ganzen Herzblut entstehen. Die Songs die dann dort schlussendlich zu einer Einheit verschmelzen, sind eine Moment-aufnahme deines Ichs zu dieser Zeit.

Geschäftsmäßig ändert sich das Klima im Musikbiz doch sowieso immerzu. Aktu-ell legen wir beispielsweise auf Instagram als Marketingtool großen Wert, da wir da-mit junge Zielgruppen ansprechen können. Viele überrascht immer der Fakt, dass mei-ne Band und ich ihre Brötchen durch den Verkauf von physischen Tonträgern ver-dient. Bei unseren Liveshows verkaufen wir standardmäßig unsere Platten und die Fans nehmen sich diese dann natürlich gerne mit einer Unterschrift nach Hause.

Anders ginge es bei uns auch nicht, denn wir bekommen wenig bis gar kein Airplay im Radio oder Musikfernsehen. Glücklicherweise gibt es ein paar Medien wie euch, die schnör-kellosen Rock'n'Roll unterstützen. Uns ging es auch nie darum, möglichst schnell super-berühmt zu werden, sondern alles langsam und mit genügend Zeit von der Pike an auf-zubauen. Viele meiner Lieblingsbands haben es genauso gemacht und ihren Ruf mit um die 20 Alben manifestiert.

Auf Truth And Lies mischt du noch gekonnter als zuvor Delta-Blues, Classic- und Hardrock. Wie lange hast du dieses Mal an den Songs und Arrangements gesessen?Mir war es enorm wichtig, viele verschiedene „Geschmacksrichtungen“ auf die LP zu

Bei uns in der Band gibt es ein großes Potpourri an Einflüssen

Bryant, der Fender-Liebhaber

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Tyler Bryant & The Shakedown INTERVIEW

dem wir das Album eröffnen. Angefangen hat die Idee zu dem Song mit einem nach dem mMittleren Osten klingenden Riff von Alan [Ashby, Gitarre]. Von da an hat sich der Song entwickelt. Als die Nummer dann

fertig war, war mir zunächst noch gar nicht bewusst, was wir da getan hatten. Ich bin aber froh, dass wir das alles so gemacht haben, denn der Song knüppelt richtig. Als wir ins Studio gegangen sind, wollte unser Produzent unseren härtesten Song hören,

den wir hatten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir die Songs schon vorbereitet, haben sie im Studio aber etwas modifiziert. Wir haben hier und dort ein paar Dinge hinzugefügt, um die Songs härter zu machen oder um mehr Riffs zu haben.

Wie denkst du werden eure Fans euren neu-en Sound annehmen?Ich glaube, sie sind bereit dafür. Als wir mit der Band angefangen haben, waren wir

Gravedancer“ und „Mushroom Cloud“ klingen sehr heavy und zeigen einen Thrash-Metal-Einfluss. Wie ist es zu dieser Stiländerung gekommen? Phil Manansala: Wir mochten einfach schon immer wirklich harte Musik, schon seit wir noch jünger waren. Da-durch, dass wir viel auf europäischen

Festivals gespielt haben, haben wir erlebt, was diese harte Musik mit den Leuten anstellt und wie sie die Fans begeistert. Auch in der Vergangenheit haben wir bereits hier und da mit harten Riffs herumgespielt, für das neue Album hatten wir aber [Josh Wilbur], den Produzenten von Lamb Of God und Trivium mit an Bord. Er hat uns wirklich gepusht, die Metal-Band zu werden, die wir jetzt sind.

„Gravedancer“ erinnert ein bisschen an Ma-chine Head … Ja, auf jeden Fall. Mit „Gravedancer“ wollten wir einen der härteren Songs schreiben, mit

DER HÄRTE VERSCHRIEBEN

Das Album earthandsky markiert eine klare stilistische Wende für Of Mice & Men, bewegen sie sich nun doch deutlich stärker im musikalischen Fahrwasser ihrer

schwermetallischen Vorbilder der späten '90er. Wir konnten Gitarrist Phil Manansala für einen Plausch über den neuen Sound und die neue Ausrichtung gewinnen.

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EARTHANDSKY

Metalcore trifft Thrash-Metal-Ein-flüsse: die neue Of Mice & Men

„Der Produzent wollte unseren härtesten Song

hören“

v.l.: Alan Ashby (g), Aaron Pauly (v), Valentino Arteaga

(d), Phil Manansala (g)

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INTERVIEW

noch viel härter. Das ist jetzt unser sechstes Album. Mit dem dritten und vierten Album sind wir etwas ruhiger geworden, die letzten beiden sind aber etwas kräftiger und mit dem Neuen haben wir uns wieder zu einer härte-ren Band hochkatapultiert. Den Fans wird es gefallen, denke ich. Sie sollten aber auf jeden Fall bereit für Headbanging sein, denn es ist definitiv sehr heavy.

Wie ist „Mushroom Cloud“ entstanden?Um ehrlich zu sein, geht der Song auf unse-ren Schlagzeuger Valentino [Arteaga] zurück. Er spielt auch Gitarre und hatte auch einige Ideen. Er liebt es, chromatische Elemtente zu verwenden. Metal-Bands der '90er Jahre, wie Slipknot und Korn, lieben diese chro-matischen Riffs ebenfalls und sind ein großer Einfluss für uns. In diesem Ge-biet wollten wir auch spielen, weil diese Welt der Chromatik eine ganz eigene Art von Härte darstellt.

War das Solo in „How To Survive“ im-provisiert oder auskomponiert?Das waren zwei duellierende Soli, wobei das erste Solo von Alan ist. Jedes Solo wird bei uns ausgearbeitet. Es kommt nie vor, dass man gleich beim ersten Anlauf alle wegbläst, es sei denn man heißt Jason Richardson, dann geht das. Wir müssen aber zunächst den richtigen Groove finden. Das Solo muss richtig mit uns grooven und wir wollen nicht gleich das erstbeste nehmen, außer es ist richtig gut. Normalerweise braucht es aber ein paar Stunden, das richtige Solo zu finden. Das Wah fügst du anschlie-ßend hinzu, um den richtigen Klang zu finden und das Wah in time zu spielen. So wird das Solo letztlich zu einem eigenen Gebilde wird. Das ist sehr cool, denn ich denke, jedes Solo sollte einen eigenen Charakter aufweisen.

Hast du spezielle Strategien, wenn du Soli ausarbeitest?Wenn du etwas Schnel-les spielen willst, ist es manchmal besser, zunächst alles etwas zurückzuschrau-ben und langsam zu spielen und die Töne hinzuzufügen, die man mag. Ab und zu ist es aber auch besser, überhaupt nicht so viele Noten zu spie-len und sich stattdessen auf sein Gefühl

zu verlassen und die Effekte die Arbeit ma-chen zu lassen. Ich würde sagen, man sollte so viele Ideen wie möglich ausprobieren und die, die sich für dich am besten anfühlt, ist dann die richtige Idee. Dafür muss man sich auf seinen Instinkt verlassen. Oft ist das wirklich schwer, wenn du dir bei auskompo-nierten Soli den Kopf zerbrichst, wie sie bei den Leuten ankommen. Manchmal muss man aber einfach loslassen.

Gibt es auf earthandsky eine durchgängige Botschaft?Was die bisher veröffentlichten Videos an-geht, ja. Da gibt es viele versteckte Easter Eggs, die auch durch das ganze Album ver-

teilt sind. Wenn du dich dazu entschließt, das Album zu kaufen, gibt es dort eine Menge versteckter Geheimnisse, die mit dem Album zu tun haben und die die Hörer entschlüsseln können.

Wie waren die Aufnahme-Sessions?Die Arbeit im Studio mit Josh Wilbur war klasse. Er hat eine Menge Metal-Alben pro-duziert, die wir wirklich mögen. Deswegen waren wir sehr froh, mit ihm zusammenar-beiten zu können. Wir haben viele moderne Sounds und moderne Verstärker benutzt. Viele meiner Hughes-&-Kettner-Verstärker kamen zum Einsatz, wie mein TriAmp Mark III, oder auch das Joe-Satriani-Modell von

Peavey und der Peavey Invective von Misha Mansoor [Periphery]. Alle diese Verstärker haben diese kräftige und tighte Fülle in den Tiefen geschaffen, womit wir letztendlich sehr zufrieden sind.

Auch alle unsere Gitarren von Ibanez und ESP, die allesamt mit EMG-Tonab-nehmern ausgerüstet sind, haben wir hergenommen. Wir wollten, dass das Album nach unseren Sounds klingt und wollten auch nichts hernehmen, was wir nicht hatten. Das war schon ziemlich cool.

Ursprünglich haben wir in Orange Country 13 oder 14 Songs aufgenom-men, die wir wirklich mochten. Am Ende haben wir uns aber auf elf Num-mern beschränkt.

Wir sind wirklich aufgeregt. Es ist eine andere Richtung, als noch auf unserem letzten Album. Dieses Mal haben wir wirklich aufs Gaspedal ge-drückt und auch der ganze Songwri-ting- und Recording-Prozess war eine fantastische Zeit für uns.

Habt ihr die Rhythmussounds mit Pedalen aufgemotzt?Oh ja, wir haben da ein Pre-Amp-

Pedal der Marke Powered by Omega und zwei Vintage-Ibanez-Tubescreamer verwendet. Allerdings haben wir nicht bei jedem Song diese Kombination hergenommen, sondern haben für je-den Song einen jeweils eigenen Sound gebaut.

Werdet ihr in Zukunft weiter in Rich-tung Thrash-Metal gehen?Es besteht natürlich immer die Mög-lichkeit, härter und härter zu werden und das zu machen, was wir lieben. Ich zweifle nicht daran. Einen Song zusammen mit Gary Holt [Gitarrist von Exodus und Slayer, Anm. d. Autors] zu machen wäre ziemlich cool. Dazu würde ich definitiv nicht nein sagen. Seine Tochter hat ihm unsere Band vorgestellt und Gary ist ein guter Freund von uns geworden. Man weiß ja nie ... es könnte passieren. Lukas Lautenbacher

„Bei den Soli muss man sich

auf seinen Instinkt

verlassen“

Manansalavor seiner Hughes-&-Kettner-Wand

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INTERVIEW Phil Manansala/Of Mice & Men

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Kris, deine Musik klingt sehr amerika-nisch und bluesig – da ist man über-rascht, dass du aus Europa kommst.Kris Barras: Ja, ich bin ein Blues-Fan und denke, dass man sich als solcher automatisch mit dem amerikanischen Ursprung befasst. Aber auch die Bri-tish Blues Invasion hat einen großen

Beitrag geleistet, der dann in den USA wieder für eine Fortentwicklung dieser Musik sorgte.

Du bist Anfang Dreißig – bist du da nicht mit Limp Bizkit und Korn aufgewachsen?Mein Vater ist ebenfalls Gitarrist und ließ ständig Gary Moore, Rainbow und die Rolling Stones bei uns auf der heimischen Stereoanlage laufen. Dadurch habe ich eine

starke frühkindliche Prägung bekommen. Ich habe mit Acht angefangen, Gitarre zu spielen und so war ich noch vor der gan-

zen Nu-Rock- und Nu-Metal-Bewegung stilistisch anders verortet.

Wie hast du dich Equipment-technisch entwickelt? Du spielst

sehr oldschooliges Zeug.Ich spiele eine fünfzehn Jahre alte

Relic-Custom-Shop-Telecaster, außerdem be-sitze ich seit meinem vierzehnten Lebensjahr eine 1984er American-Standard-Stratocaster. Beide Gitarren habe ich mit Bare-Knuckle-Pickups bestücken lassen. Eine Gibson ES-335 spiele ich auch regelmäßig und bei dem britischen Gitarrenbauer Seth Bacchus habe ich mir zusätzlich noch ein Custom-Modell bauen lassen – das ist ein fantastisches In-strument, und ich lasse mir auch gerade noch eine Baritone-Gitarre bei ihm bauen.

Also hast du nie moderne Gitarren mit ak-tiven Pickups gespielt?Nein, das nie! (lacht) Aber ich spiele einen Kemper Profiler. Ich habe zuerst gedacht, ich

Kris Barras ist ein aufstrebender britischer Bluesrock-Gitarrist. Er steht auf alten Blues ebenso sehr wie auf moderne Profiling-Amps und hat noch eine irre Neben-Karriere als international erfolgreicher Kampfsportkünstler. Wir sprachen mit dem 33-Jährigen, der kürzlich als Ersatz-Sänger bei Billy Gibbons' Supersonic Blues Machine für Aufsehen

sorgte, und nun sein drittes Solo-Album Light It Up herausbringt.

ORIGINALSONG AUF CD + NOTEN & TABS

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INTERVIEW

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LIGHT IT UP

Die Gitarren auf der neuen Platte wurden fast ausschließlich über Kris' Kemper aufgenommen. C

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hätte etwas an den Ohren, dass ich keinen Unterschied zwischen meinen Röhrenamps und den Profiles höre. Jetzt, wo ich seit Jah-ren stets einen fantastischen Livesound mit den Gerätschaften realisiere, muss ich sagen, dass der Kemper für mich die beste Neuerung der letzten Jahre darstellt.

Inwieweit ist es bei solchen Amps entschei-dend, was für Profiles man sich auf das Gerät zieht?Das geschmacksabhängige Profile ist neben einer guten Monitor-Box sogar das Wich-tigste, um mit einem Kemper Spielspaß zu entwickeln. Ich verwende Profiles des texanischen Studio-Betreibers und Amp-Sammlers Michael Britt. Ein Blick auf seine Seite ist wirklich sehr zu empfehlen, da er sich unglaublich tiefgreifend mit der The-matik auseinander setzt. (Anm. d. Autoren: www.mbritt.com). Ich spiele ein Britt-Profile eines Dumble Overdrive Special, das wirklich sagenhaft klingt. So einen Amp könnte ich mir ja im Leben niemals leisten. Außerdem verwende ich einen Two Rock Studio 50 und einen 1969 Marshall 100 Watt Plexi aus Mi-chaels Profile-Datenbank. Du wirst staunen: Das ganze Album ist über einen Kemper eingespielt worden.

Wow, das ist beeindruckend …Wenn ich drüber nachdenke, fällt mir ein, dass wir den Song „Ignite“ dann doch mit einem analogen Fuzz der Firma Wampler namens Fuzztronic über einen Morgan AC20 eingespielt haben. Das war für die Aufnahme letztlich einfacher zu realisieren als über den Kemper.

Wie realisierst du deine Livesounds mit dem Kemper?Ich habe am Kemper zwei verschiedene EQ-Settings für den Direct-Out sowie die Monitorboxen. Als Monitorboxen verwende ich Marshall-4x12-Boxen mit Vintage-30-Lautsprechern. Das ist für mich einfach ein gewohnter und schöner, kraftvoller Sound.

Nun zu etwas ganz Anderem: Du bist auch ein Star in der Martial-Arts-Kampfsport-Szene – wie passt das zu deiner Gitarrenkar-riere?Ehrlich gesagt ist das entstanden, weil ich bei meiner Gitarrenkarriere nicht weiter gekom-men bin. (lacht) Ich hatte bereits unzählige Gigs gespielt, Schüler gehabt und sogar Unterrichts-DVDs herausgebracht – mich aber darüber hinaus nicht weiter entwicklen können. Den Sport hatte ich nebenher auch schon immer mit Erfolg betrieben und so haben sich dann einfach nach und nach die Prioritäten verschoben, sodass ich schließlich im Sport erfolgreicher und vor allem geschäf-tiger geworden bin als in der Musik.

Gab es Eindrücke, Haltungen oder auch Con-nections aus dem Martial-Arts-Umfeld, die du nun wieder in deine Musik einarbeiten kannst?Dass Disziplin und harte Arbeit zum Erfolg führen, findet sich in beiden Betätigungen wieder. Die beiden Industrien wiederum äh-neln sich und was Rock-Musik angeht, hat man in der Martial-Arts-Szene auch gleich Fans, wenn man eine Band gründet. Ich den-ke, dass ich nun mit der Musik wieder auf einem höheren Level einsteigen konnte, hat damit zu tun, dass ich älter und gefestigter in meiner Einstellung bin – und auch stilsi-cherer.

Wie kam die Verbindung zu Billy Gibbons zustande, mit dem du in der Band Supersonic Blues Machine gespielt hast?Das war so einfach und traumhaft, wie man es sich nur vorstellen kann. Wir haben eines

Tages als Vorband der Supersonic Blues Ma-chine gespielt und zwar genau zu der Zeit, in der der Sänger Lance Lopez entschieden hatte, die Band zu verlassen. Im Vorfeld hatte sich Gibbons zufälligerweise schon ein paar Videos von meiner Band angeschaut, weil wir ja als Vorband gebucht waren. So waren es nur noch das eine gemeinsame Konzert und ein paar kurze Gespräche, die mich schluss-endlich in die Band brachten. Wir waren letztes Jahr auf Tour. Ende Juli werden wir wieder mit Billy touren sowie auch mit Eric Gales.

Wie ist es, mit Billy Gibbons auf Tour zu sein?Man lernt in jeder Minute von ihm. Er ist unglaublich kreativ und aufmerksam. Außer-dem ist er sehr großzügig und höflich – er bekommt viel zwischen den Zeilen mit.

Du sagst, dass du deine Songs mitten in der Nacht schreibst?Ich schaffe es ehrlich gesagt nur nachts, mich zu konzentrieren. Das ganze Material auf dem Album ist zwischen 23 und 6 Uhr geschrieben worden. Tagsüber gibt es einfach zu viele Ablenkungen, die mir in den krea-tiven Prozess reinspielen. Außerdem hat die Nachtstimmung auch etwas Beruhigendes für mich, da ich die Songs komplett alleine schreibe. Ich höre aber auch auf die Leute von Mascot – dem Label auf dem ich veröf-fentliche. Sie sind wirklich cool und einfach sympathische Menschen, mit denen man abseits vom Business auch gern abhängt. Philipp Opitz

So gefühlvoll geht Kris beim Kampfsport sicher

nicht vor

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Kris Barras INTERVIEW

ten. Wir fragten uns, wie sich eine Band aus dem Jahr 1964 die Musik der Zukunft vorgestellt haben muss. Die Leute damals haben ja sicher nicht an Synthesizer und Auto-Tune-Stimmeffekte gedacht, also haben wir alles mit den Instrumenten der damaligen Zeit eingespielt. Und da du es in der Frage erwähntest: Die Instrumente auf den Aufnahmen sind echt Vintage – jeder zu hörende Amp und jede Gitarre stammt aus den frühen Sechziger Jahren. Viel-leicht klingt es deshalb auch besser als die Pop-Musik, die heute tatsächlich im Radio läuft. (lacht)

Kannst du uns eine Aufstellung der Instru-mente geben, die ihr verwendet habt?

Klar, ich liebe es, über Equipment zu reden und sammle auch Vintage-Amps, -Pedale und -Gitarren. Meine Haupt-Amps auf dem Album waren ein Fender Deluxe, ein Fender Vibrosonic und ein Fender Bandmaster, die allesamt aus den Baujahren 1963 und 1964

stammen. Für Zerr-Sounds verwendete ich darüber hinaus noch einen Fender Tone Master aus den Neunziger Jahren, der schon immer integraler Bestandteil meines Sounds ist. Der Tone Master ist ein seltenes Modell, das der Custom-Shop etwa zu der Zeit anbot, als wir Tiger Army gegründet haben. An Gitarren verwendete ich eine Gretsch Duo Jet aus dem Jahr 1964 sowie eine 1963er Gretsch 6120 – beide mit DeArmond-Singlecoils.

Apropos DeArmond – habt ihr auch das DeArmond-Tremolo verwendet? Der füllige Sound ließe darauf schließen.Ich habe in der Vergangenheit immer gerne DeArmond-Tremolos benutzt, habe mich aber auch sehr mit den Tremolo-Effekten in den alten Fender-Amps befasst. Es ist erstaun-lich, wie unterschiedlich ein Brown- oder Silver-Face- oder ein Tweed-Amp klingen, wenn man deren Tremolo tupfengleich ein-stellt. Mich inspirieren diese charakterischen Sounds und ich nehme mir viel Zeit, mich auf diese Eigenarten einzulassen.

Überhaupt hast du einen sehr charakteri-stischen Gitarrensound. In manchen Pres-setexten wird euch auch ein New-Wave-Einfluss zugeschrieben. Haben dich etwa auch Gitarristen wie Johnny Marr von The Smiths geprägt? Er hat ja auch einen retro-futurischen Ansatz, wenn man das so sagen kann.Auf jeden Fall bin ich von Johnny Marr geprägt. Er ist ein großartiger Klangtüftler und spielt sehr ästhetisch. Was viele nicht wissen, ist, dass er neben seiner Jaguar auch viele Gretsch-Gitarren gespielt hat – sogar in der Hochphase der Smiths. Für mich war einfach irgendwann klar, dass Singlecoils mein Sound sind und da hatte Johnny Marr sicherlich großen Anteil.

Was für Pedale hast du sonst noch verwen-det? Man vernimmt ja auch das eine oder andere Fuzz …Meine Fuzz-Pedale stammen nicht alle aus den Jahren 1963 oder 1964. (lacht) Ich verwendete ein Maestro Fuzz Tone FZ-1A, sowie ein Univox Super Fuzz und ein Pedal aus den frühen Siebzigern, dessen Name mir leider entfallen ist. Außerdem schwöre ich ja auf das Boss DM-2 Delay-Pedal, welches ich analog zu meinem Fender Tone Master seit Mitte der Neunziger Jahre in Dauergebrauch

Nick, ihr habt ein sehr frisches und abwechslungsreiches Album an den Start gebracht. Wo habt ihr euch die Inspiration für das tolle Songmaterial geholt?Nick 13: Ich glaube, der Knackpunkt diesmal war, dass wir uns sehr redu-ziert haben. Es gab kaum Ablenkun-

gen in der Sound- und Produktionstechnik, da wir auf dem Album einen ganz schlichten und unmittelbaren Bandsound fahren. So mussten wir uns zwangsweise mit den Songs befassen, wenn uns etwas nicht gepasst hat! (lacht) Nein, im Ernst wir haben das Material bis zuletzt ausgefeilt.

In der Tat finden sich einige der progres-sivsten Melodien und Song-Strukturen eures Schaffens auf der Scheibe, andererseits scheinen die Instrumente echt vintage zu sein. Heißt das Album deshalb Retro Future?Im Gegensatz zum letzten Album, bei dem wir uns stark an den opulenten Produktio-nen der Sechziger und Siebziger angelehnt hatten, wollten wir hier nun wie in den – aus Sicht der Instrumente – eher limitierten Fünfziger und frühen Sechziger Jahre arbei-

Tiger Army sind berühmt für ihre einzigartige Mischung aus Punk, Rockabilly, Alternative-Rock und stellenweise sogar New-Wave. In den vergangenen Jahren wurde es aufgrund der 2009 begonnen Solo-Karriere ihres charismatischen Frontmanns Nick

13 zwar etwas ruhiger um die Band – ihr neues Album Retro Future, das am 4. Oktober erscheint, haute uns umso mehr vom Hocker: Die Jungs scheinen nichts verlernt zu

haben. Ganz im Gegenteil, Tiger Army klingen heute erfrischend vielseitig.

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„Wie hat man sich 1964 die

Musik der Zukunft vorgestellt?“

ten. Wir fragten uns, wie sich eine Band aus dem Jahr 1964 die Musik der Zukunft vorgestellt haben muss. Die Leute damals haben ja sicher nicht an Synthesizer und Auto-Tune-Stimmeffekte gedacht, also haben wir alles mit den Instrumenten der damaligen Zeit eingespielt. Und da du es in der Frage erwähntest: Die Instrumente auf den Aufnahmen sind echt Vintage – jeder zu hörende Amp und jede Gitarre stammt aus den frühen Sechziger Jahren. Viel-leicht klingt es deshalb auch besser als die Pop-Musik, die heute tatsächlich im Radio läuft. (lacht)

Kannst du uns eine Aufstellung der Instru-mente geben, die ihr verwendet habt?

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INTERVIEW

RETRO FUTURE

Modernes Song-writing mit Vintage-Sounds – Tiger Armys neues Album ist so abwechs-lungsreich wie nie

habe. Als Hall-Gerät verwendeten wir einen alten Fender Reverb-Tank mit Röhren und für Delays kam sogar ein Gerät aus Deutschland zum Einsatz: eine alte Dynachord-Band-Echo-Maschine.

Nick, du hattest der Band im Jahr 2009 of-fiziell eine Pause verordnet, um einige Solo-Alben im Americana-Stil aufzunehmen. Nun scheinen alle möglichen anderen Künstler von Chris Shifflett von den Foo Fighters bis zu Duff McKagan von Guns N' Roses solche Americana-Alben aufzunehmen. Kannst du dir den Trend erklären?Also zunächst einmal kann ich sagen: ja, es ist ein Trend. Americana und Country-Rock

sind so hip wie schon lange nicht mehr. Ich denke die Leute suchen einen organischen und lebendigen Gegenpart zu unserer zeit-genössischen Musik, die ja doch sehr stark Computer-geprägt ist. Egal ob Pop, Hip-Hop oder Rock – der besagte Autotune-Effekt und Drumbeats aus der Dose haben überall Ein-zug gehalten.

Zu Americana haben die Leute außerdem einen schnellen Zugang, da er Bestandteil der DNA des Rock'n'Roll, Rock und – so finde ich – sogar Heavy Metal oder Stoner-Rock ist. Darüber hinaus würde ich sogar behaupten, dass der Einfluss von Hillbilly und Country auf die Rockmusik in den letz-ten Jahren durchaus etwas unterschlagen

wurde, da so gut wie alle Urheberschaft dem Rhythm'n'Blues zugeschrieben wurde. Jetzt versteh’ mich bitte nicht falsch: Ich liebe Rhythm'n'Blues genauso sehr, wie ich Hillbil-ly, Beat, Punk oder New-Wave liebe. Ich habe einfach den Eindruck, dass dem Americana in der allgemeinen Rezeption oder Geschichts-schreibung in Sachen Einfluss auf die Musik inzwischen mehr Aufmerksamkeit zukommt. Aber wer weiß das schon genau … Philipp Opitz

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Nick 13/Tiger Army INTERVIEW

Oh je, das waren so viele verschiedene. (lacht) Also ich habe meine zwei Haupt-Strats, eine Custom Shop ’61 und eine Custom Shop ’59. Dann noch meine eigene Fret-King-Signa-ture, eine Gibson Firebird, eine B.B. King Lucille, eine Les Paul Goldtop und noch eine andere Les Paul mit P-90s, einen alten Vox-Amp, einen Super Reverb, einen Twin Reverb und einen Blackstar. Aber ich verwende keine Pedale.

Warum nicht?Naja, mein Gitarrentechniker hat mir mal ein wirklich toll gemachtes Board zusammenge-stellt, aber jeden Abend hab’ ich ihm gesagt: „Können wir dieses Pedal runternehmen, das brauche ich nicht.“ Irgendwann war dann nur das Stimmgerät übrig und kurz darauf meinte er, er habe ein Geschenk für mich und hat mir so einen Clip-On-Tuner gegeben. Ich bin einfach nicht so der technisch versierte Typ. (lacht)

Was hat es denn mit der Gitarre auf sich, die du auf dem Cover von „Means Of Escape“ hältst?Achja, die hatte ich vorher vergessen zu erwähnen. Das ist meine ’74 Stratocaster. Die habe ich tatsächlich schon seit ungefähr 25 Jahren. Ich hab’ mir die damals geholt, weil Walter Trout, der mir das Gitarrespielen bei-gebracht hat, auch so eine besitzt. Das Finish hat sich schon fast ganz verabschiedet und ich nehme sie inzwischen auch kaum noch auf Tour her, aber es ist wirklich eine sehr schöne Gitarre.

Wie hast du Walter Trout kennengelernt?Ich habe ihm als Teenager einen Brief ge-schrieben: „Lieber Mr. Trout, ich bin ein

MEANS OF ESCAPE

Bryant hat sein neues Album erst-malig auch selbst produziert

großer Fan …“ und das alles. Er hat mich dann tatsächlich angerufen und dann hat er mir jeden Sommer, wenn er auf Tour war Unterricht gegeben und wir sind bis heute sehr gute Freunde geblieben.

Im Herbst und Winter kommst du auf Tour auch nach Deutschland. Ein paar der Kon-zerte werden wieder „Big-Band-Shows“. Macht das für dich als Gitarrist spielerisch einen großen Unterschied, mit welcher Band du auftrittst?Ja, mit der Big Band muss ich nicht alles auf einmal machen. Ich meine, ich habe jahre-lang in einem Trio gespielt, dann kam die Big Band und ich wusste ja, dass ich nicht alle Konzerte so spielen kann, aber ich wollte wirklich nicht mehr auf das Keyboard ver-zichten, weswegen wir alle kleineren Gigs jetzt zu viert spielen. Aber mit der großen Band habe ich wirklich die größte Freiheit, weil ich nicht mehr alles gleichzeitig selber spielen muss und auf diese Weise lernt man viel besser auf die anderen Musiker zu hören. Ich habe dadurch wirklich sehr viel dazuge-lernt. Bruno Wolf

Im September veröffentlichst du dein neues Album Means Of Escape. Es ist bereits dein elftes Studioalbum, ganz zu schweigen von den Live-Alben, die du veröffentlicht hast, außerdem bist du regelmäßig auf Tour – machst du irgend-wann auch mal ’ne Pause?Danny Bryant: Nein! (lacht) Ja, doch ich

mache schon Pausen, aber dann wird mir langweilig. Das ist irgendwie seltsam, denn wenn ich nach einer Tour eine Woche daheim bin, fange ich an mich zu langweilen, aber nach fünf Wochen Tour denke ich mir trotz-dem: „Oh mein Gott, ich will nach Hause!“ Es ist kein sehr realistischer Lebensstil – man ist entweder unterwegs oder sitzt daheim und macht gar nichts. Aber immerhin krieg ich auch Pausen!

Wie kommst du während der Zeit zurecht, in der du auf Tour bist?Ich muss nicht wirklich viel machen, außer Gitarre zu spielen und zu singen. Ich bin kein Fan von Soundchecks. Ich habe einen Tech-niker, der das für mich macht, während ich im Hotel bleiben kann. Mein Tag sieht dann in etwa so aus: wir kommen an, wir chek-ken ins Hotel ein, alle anderen gehen zum Soundcheck, ich versuche zwei Stunden zu schlafen, ich stehe wieder auf, ich versuche nicht früher als 45 Minuten vor dem Auftritt bei der Location zu sein, dann spiele ich das Konzert und dann gehe ich wieder schlafen. (lacht)Ich meine, ich könnte es auch anders durch-halten, wenn ich mir den ganzen Tag Kokain reinziehen würde, aber das mache ich nicht.

Ist so wahrscheinlich auch gesünder.Definitiv! (lacht)

Welche Gitarren und Amps hast du bei der Aufnahme von Means Of Escape verwendet?

SCHLAF STATT KOKSDANNY BRYANT

Der britische Blues-Gitarrist und Sänger Danny Bryant

veröffentlicht im September sein mittlerweile elftes

Album Means Of Escape. Wir haben mit ihm über die

Entstehung seiner neuen Platte, seine Live-Shows und

natürlich sein Equipment geredet.

C R

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Oh je, das waren so viele verschiedene. (lacht)

SCHLAF STATT KOKS

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INTERVIEW

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Die Inspirationskraft von Hendrix reicht von ultra-lässigen Interpretationen

der Blues- und R&B-Spielweisen über die

fette Wall of Sound, bis hin zu experimenteller

World-Music, bei der die E-Gitarre wie ein Cello

oder ein Blasinstrument tönt. Man kann mit Fug

und Recht sagen, dass die letzten fünfzig Jahre jeder

von uns Post-Hendrix-Gitarristen irgendeine

inspirierende Facette an Jimi fand, die er dann

selbst ausbaute – ob man nun Stevie Ray Vaughan aus Austin, Texas ist oder Karl Schlusenbach aus

Castrop-Rauxel.

DER VOLLKOMMENE GITARRIST C

D/DOWNLOAD TRACK 17 – 2

2

In der Geschichtsschreibung sind sich die führenden Autoren heute in einer Sache einig: Hätte Hendrix nicht den Weg über England genommen, wäre er großer Wahrscheinlichkeit nach als unbeachteter R&B-Gitarrist in zweitklassigen Clubs der USA verkommen. Es war Hendrix' Glück im Jahr 1966 an Chas Chandler

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zu geraten. Der hatte gerade – gefrustet vom Tournee-Leben – die Animals um Eric Burdon verlassen, um als Produzent und Promoter tätig zu werden. Entweder diese Begegnung oder die Bekanntschaft zu Linda Keith, der damaligen Freundin von Keith Richards, führten Hendrix in die Gesellschaft der britischen Rock-Aristokratie ein. Fakt

ist, dass die erste weiße Stratocaster mit der Hendrix im Herbst 1966 die New Yorker Clubs unsicher machte aus dem Besitz von Keith Richards stammte. Einem sehr beunruhigten Keith Richards wohlgemerkt, denn dessen Freundin verbrachte nicht nur sehr viel Zeit mit Hendrix, sondern veranstaltete auch allerhand Drogen-Experimente mit ihm – wer hier wen beeinflusste, ist eine Sache für Analysten. Jedenfalls brachten Chandler und Keith, also Linda Keith, das frisch entdeckte 23-jährige Talent umgehend nach London, was zu den Begegnungen mit Eric Clapton, Jeff Beck, Pete Townsend und Jim Marshall führte. Als Hendrix nach kurzer Zeit 1967 zum Monterey Pop Festival seinen Siegeszug

„Purple Haze“ TRACK 17

Jimi Hendrix TONE-TRADEMARKS

61

durch die USA antrat, musste ihn sein dortiges Publikum in seiner psychedelischen Kleidung, seiner verkehrt herum gespielten Gitarre und den Marshall-Türmen eher als einen groovy Londoner Rockstar wahrgenommen als einen ihrer Landsmänner. Hendrix konnte sich gut in London ausleben und sein Potenzial dort ungehemmt entfalten. Etablierte Autoren wie Andre Millard, Charles R. Cross, Greil Marcus oder der deutsche Rainer Metzger weisen heute darauf hin, dass in London zu dieser Zeit

eine beispiellos liberale Gesinnung herrschte. Ethnisch Fremde konnten sich, mit etwa den unkonventionellen künstlerischen Ambitionen eines Jimi Hendrix, unvoreingenommen entfalten – währenddessen selbst im intellektuellen New York noch Strukturen bestanden, die einem farbigen Künstler derartig direkten Selbstausdruck verwehrten. Amerika musste also erst den Gehalt seiner eigenen Subkulturen entdecken, den ihm die britischen Blues-Fans, allen voran die Rolling Stones, nahe brachten.

The Wall Of SoundDer Umstieg von Fender-Combos auf Mar-shall-Fullstacks – der damals brandneue britische Sound – war für Hendrix wie der Katalysator, um seine Stratocaster in die Um-laufbahn abheben zu lassen. Der sustainreiche und fette Sound, den Clapton und Beck bereits mit ihren Les Pauls aus den Marshall-Stacks

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durch die USA antrat, musste ihn sein dortiges

Hendrix konnte sich in London ausleben und sein Potenzial

voll entfalten

„The Wind Cries Mary“ (Solo) TRACK 18Hendrix mit seiner bunten '67er Flying V

Jimi und sein Vox Clyde McCoy Wah, eine wah-nsinnig gute Kombination

TONE-TRADEMARKS Jimi Hendrix

62 10/19

gern ließ, um jederzeit in voller Pracht und Würde auftreten und sich Gehör verschaffen zu können. Terry Marshall, der Sohn des Fir-mengründers Jim Marshall, erzählte uns wie Hendrix seinen Vater beeindruckte, da er im Gegensatz zu vielen anderen ohne Murren den vollen Preis für seine Amps bezahlte und nicht feilschte. Heute schätzt man bei Mar-

shall, dass Hendrix etwa fünfzig Amps in der Fabrik kaufte, um seinen Sound in allen Stu-dios und Bühnen eins zu eins reproduzieren zu können. Bemerkenswert ist, dass Hendrix sowohl Amps mit KT66- als auch mit EL34-Endstufendesigns verwendete, die eigentlich sehr unterschiedliche Klangcharakteristiken aufwiesen. Nichtsdestotrotz ist Hendrix einer der wegweisenden Botschafter des sogenann-ten Marshall-Sounds gewesen, da sind sich bis heute die Mitarbeiter des Marshall-Hauptsitzes in Milton Keynes einig. „Im Prinzip war es der

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zogen, inspirierte Hendrix definitiv. Der da-mals durchaus bereits verbreitete Fuzz-Effekt – übrigens ursprünglich dafür konzipiert, der elektrischen Gitarre eine cello-artige Cha-rakteristik anzugedeihen – war dabei das i-Tüpfelchen auf Hendrix' wohl durchdachter Signalkette. Mit dem schlanken Sound seiner Stratocaster ließ sich der Zerr-Sound immens gut kontrollieren und gestalten. Hendrix ver-

brachte viel Zeit damit, zusammen mit seinem Haus-und-Hof-Techniker Roger Mayer an den Pedalen feinzutunen. Es ist überliefert, dass Hendrix immer mit einer ganzen Ladung an Germanium- und Silizium-Fuzz-Pedalen rei-ste, die er nach jeweiligem Gusto ausprobierte. In Sachen Marshall-Amps war Hendrix derart Feuer und Flamme, dass er sich an verschie-denen taktisch sinnvollen Orten Fullstacks la-

Ohne zu Murren zahlte Hendrix den

vollen Preis für seine Amps

„All Along The Watchtower“ TRACK 19

Jimi Hendrix TONE-TRADEMARKS

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Sound von Cream“, bemerkt Terry Marshall gegenüber guitar in einem Interview im Jah-re 2014 – „nur ein bisschen reichhaltiger ge-würzt“, fügt er leicht süffisant hinzu.

Das Effekt-FeuerwerkWas viele nicht wissen: Hendrix war Fall-schirmjäger bei der US-Armee. Warum das für seinen Gitarrensound relevant ist? Man könnte jetzt stumpf kontern: Hört euch eine Live-Version seines Songs „Machine Gun“ an. Aber es geht auch etwas feinfühliger: Hendrix liebte den schwirrenden Sound der Luft, die ihm beim Absprung aus dem Flugzeug um die

Ohren pfiff. In Interviews beschreibt er, wie ihm diese Erfahrung den ultimativen Kick ge-geben habe. Als nun in den Sixties der soge-nannte Leslie- oder Vibrato-Effekt nach und nach mittels optischer Dioden in handlichere Boden-Pedale umgesetzt wurde, konnten auch Gitarristen den Effekt an ihre Amps anschlie-ßen – vorher musste man den gesamten Sound auf eine Leslie-Box umleiten, was den Grund-klang der Gitarre deutlich veränderte. Mit den zahlreichen Inkarnationen von Leslie- und Vibrato-Pedalen, die Hendrix verwendete, ließ sich für ihn dieses Absprung-Gefühl musika-lisch umsetzen. Jimi war Feuer und Flamme

Bsp. 4 Sound von Cream“, bemerkt Terry Marshall gegenüber guitar in einem Interview im Jah-guitar in einem Interview im Jah- in einem Interview im Jah-guitar

Hendrix liebte den schwirrenden Sound beim Absprung aus

dem Flugzeug

„Hey Joe“ TRACK 20

Kleine Fuzz-Farade …

TONE-TRADEMARKS Jimi Hendrix

64 10/19

für diesen Effekt und verwendete ihn live fast häufiger als im Studio. Ein weiteres Merkmal war das bereits erwähnte Fuzz, welches Hendrix in dreifacher Weise für seine singenden Sounds nutzte. Erstens, indem er den gemächlichen Charakter der im Fuzz verbauten Transistoren nutzte, um seinen Sound schön langsam und groovy mit sustainreichen Tönen volllaufen zu lassen. Zweitens, drückte er die ohnehin schon zerrenden Vor- und Endstufenröhren seiner Marshall-Amps sowie die komprimierenden lediglich je 25 Watt starken Greenback-Speaker in die Sättigung, um weitere natürliche Kompression abzuzapfen – ein Effekt, den auch Eddie Van Halen für seinen Brownsound nutzte (ohne Fuzz, dafür mit Humbucker und Variac, um die Voltzahl des Amps zu verändern). Und drittens, er nutzte das Fuzz um eine Rückkopplung zwischen seinem Amp und den Gitarrenpickups herzustellen, welche die Noten je nach Haltung der Gitarre – und ihrer schrill-brutzelnden Singlecoil-Tonabnehmer – in verschiedenste Oberton-Konstellationen kippen lassen konnte.

Wir erklären das an dieser Stelle so ausführlich, um euch einen Ein-druck von der Klangkette zu geben und vor allem wie die einzelnen Komponenten aufeinander wirken. Recherchiert doch mal die verschie-denen Fuzz-Pedale die Firmen wie Roger Mayer (ja, Jimis Soundtech-niker höchst persönlich), Dunlop, Fulltone, Voodoo Lab, Z.VEX, oder Wren and Cuff anbieten. Probiert aus, was euch am besten liegt und zu eurer Gitarre passt. Ein recht vielseitiges und nicht zu schrill abge-stimmtes Octave-Fuzz ist hierbei etwa das Voodoo Lab Proctavia.

Zum Thema Octave-Fuzz gibt es noch anzumerken: Jimi verwen-dete unter anderem auch Octave-Fuzz-Pedale, bei denen die Octave-Funktion aus dem Schaltkreis genommen wurde – eine Reinkarnation dieser seltenen Exemplare bietet Dunlop heutzutage mit dem Band of Gypsys Fuzz an. Ja, Jimi wusste genau wo er sich seine Frequenzen her holte. Über den Einsatz des Wah-Pedals muss man hingegen keine großen Worte verlieren: Jimis Wah Sound war besonders warm, rund und fett. Eine ganze Schar an Herstellern von Dunlop, Fulltone, RMC oder Snarling Dogs bieten solche fett abgestimmten Wah-Pedale an, die tonal sich gut mit Fuzz-Pedalen vertragen und nicht zu harsch werden – manche verfügen sogar über Fuzz-Buffer, um das Fuzz nach dem Wah zu schalten. Andererseits gibt es auch Fuzz Pedale die über Buffer verfügen um sie flexibel in der Kette zu platzieren. Wieder einmal, ihr habt die Wahl.

Die Gitarren seiner WahlVielfach untersucht sind die Art und Weise mit der Hendrix seine Stra-tocaster bediente, die Position der Pickups und die Mensur der Saiten sind zwar ein wichtiges Detail, aber nicht entscheidend. Hendrix spielte seine Fender Stratocaster verkehrt herum, womit der Bridge-Pickup ent-gegen einer normalen Stratocaster die Bass drahtiger und die Diskan-tsaiten satter aufnahm. Darüber hinaus bemaßen – dem umgedrehten Headstock geschuldet - die hohen Saiten eine kürzere Gesamtlänge als die tiefen Saiten. Das lässt sich am Beispiel einer Wäscheleine gut ver-deutlichen: Je länger die Leine ist, desto mehr Kraft benötigt man um sie zu spannen. So sind nun also die hohen Saiten einer umgedrehten Fender-Kopfplatte eben kürzer als bei einer regulär besaiteten Gitarre und lassen sich damit deutlich leichter benden bzw ziehen. Interessante Info nebenbei: Für den grundlegend anderen Klang einer Stratocaster im Vergleich zu einer Les Paul ist nach der Pickup-Bestückung vor allem auch die Mensur entscheidend.

Eine Gitarre mit langer Mensur hat zumeist ein brillanteres und aggressiveres Oberton-Verhalten sowie ein schneller zuschnappendes Attack als eine Gitarre mit - salopp gesagt - schlabbriger, kurzer Men-sur. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Im Studio verwendete Jimi auch Fender-Modelle wie die Duotone, Jaguar, Jazzmaster oder Mustang sowie verschiedene Gibson-Gitarren mit Humuckern oder P-90s sowie Rickenbacker, Mosrite oder Epiphone-Gitarren. Erstaunlich wenn man bedenkt, dass Jimis Überflieger-Karriere gerade einmal drei bis vier Jahre andauerte – und noch erstaunlicher dass er auf all diesen Gitarren wie eben, nun ja, Jimi Hendrix klang.

Der Fünf-Punkte-Hendrix-PlanWas macht also Jimis Umgang mit der Gitarre so besonders – warum klingt kein anderer wie er? Lasst es uns in fünf knackigen Punkten

Jimi Hendrix TONE-TRADEMARKS

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zusammen fassen. Nummer eins: Hendrix spielte die Bass-Saiten mit Daumen-Griffen. Entgegen der normalen Barré-Spielweise hat-te er somit die restlichen Finger frei beweglich um seine perlenden Akkordverzierungen oder -umspielungen zu realisieren. Darüber hinaus hatten, zweitens, seine Gitarren aus vielfach bestätigten Quellen eine vergleichsweise hohe Saitenlage, was wiederum maximales Aus-schwingen und Attack ermöglichte – das ist essenziell für die trillernden Hammer-Ons, mit der Jimi unablässig jeden Akkord garnierte.

Apropos Akkorde, Punkt drei: Hendrix ver-wendete den Dominant-Sept-#9-Akkord lie-bend gern – wenn ihr nicht wisste was das genau bedeutet schaut euch die Chords von „Purple Haze“ an – da habt ihr einen sehr prominenten E7#9 gleich zu anfangs. Diesen Chord könnt ihr nun beliebig verschieben. Weitere wunderbare Chord-Bausätze findet ihr in „Bold As Love“ und „The Wind Cries Mary“ - schaut wie Hendrix den A-Akkord im Auftakt zu „Bold As Love“ greift – die-sen Daumengriff könnt ihr ebenfalls beliebig verschieben. So funktioniert im Prinzip „The

Wind Cries Mary“ - und so gute wie jede Soul und R&B-Ballade in den frühen Sixties. Punkt vier: Beim Solieren auf der normalen Blues-Skala griff und schlug Hendrix auf den mitt-leren vier Saiten meist zwei benachbarte Sai-ten zugleich an, was einen polyphonen Klang hervorrief – ein vielfach übersehenes und oft falsch notiertes Detail. Punkt fünf: Seine Ben-dings waren stets ausgefallen weit oder ver-spielt. Jimi spielte vieler seiner Songs einen halben Ton tiefer gestimmt, in Verbindung mit der eingangs erwähnten umgedrehten Kopfplatte waren die hohen Saiten so ein vielfaches leichter zu ziehen. Wenn ihr nicht den Luxus habt, euch eine Jimi-Hendrix-Strat oder als Rechtshänder eine Gitarre mit Linkshänder-Hals zu kaufen, gibt es einen Trick der euch weniger als zehn Euro kostet: Experimentiert mit dünneren Saiten wie etwa dem Ernie Ball Hybrid Slinky Set, das super auf eine Gitarre mit Fender-Headstock abge-stimmt ist, hier sind die drei hohen Saiten von einem .009er-Satz während die drei Tiefen von einem .010er-Satz stammen. Zusammen

Jimi Hendrix spielte die Barré-Griffe mit dem Daumen auf den Bass-Saiten

„Voodoo Child“ TRACK 21

Barré-Griffe mit dem Daumen, hohe Saitenlage und umgedrehter Headstock

The Jimi Hendrix

Experience

TONE-TRADEMARKS Jimi Hendrix

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ergibt das die Stärke .009-.046. So lassen sich Jimis ausgefallenen Bendings, wie in den Soli von „Hey Joe“ oder „Bold As Love“, bestens nachstellen.

Jimis SpiritNatürlich kommen noch ein paar Komponen-ten hinzu, die Hendrix zu so einer schillernden Gestalt werden ließen. Denn Hendrix war wie besessen davon alle neuen Strömungen der damaligen Zeit aufzunehmen – von der Mode des Swinging London über die Songtexte der New Yorker Intellektuellen wie Bob Dylan bis hin zur damals angesagten Science Fiction. Darüber hinaus hörte Hendrix sowohl klas-sische europäische Musik als auch improvi-sierten Blues der Vor- und Zwischenkriegszeit und den schweißtreibenden Soul des Stax Labels. Aus all diesen Einflüssen pickte sich Hendrix wie ein Trüffelschwein die für ihn relevanten Aspekte heraus. Das Ergebnis: progressive Texte, ein zutiefst authentischer R'n' B-Sprechgesang, akribisch durchkompo-nierte Songstrukturen und Gitarrensoli sowie ein Sound, der wie aus der Zukunft klang. Aber Hendrix ist mehr als die Summer seiner Teile. Beschäftigt euch also ruhig auch mit den künstlerischen und kulturellen Strömungen, die um Jimi herum stattfanden, nicht nur sei-nen Aufnahmen an sich.

Umfassende WerkschauWenn euch sein Lebensweg interessiert schaut euch als erstes unbedingt die biographischen und top recherchierten Filme Jimi: All Is By My Side (2014) und My Dinner With Jimi

(2003) an. Als Lektüre empfehlen sich Room Full of Mirrors (2005) die umfassendste bis-her erschienen Biographie über den Künstler aus der Feder von Oberliga-Rock-Biograph Charles R. Cross sowie Elektrisch – Jimi Hendrix (1991), eine detaillierte technische Aufarbeitung seines Sounds. Darüber hinaus bietet das Buch Jimi Hendrix: The Lyrics (2011) verblüffende Einblicke in die weitest-gehend unterschätzte Textarbeit des Bob-Dy-lan-Bewunderers. Auf die endlose Liste von Musik-Veröffentlichungen gehen wir nicht

weiter ein, außer, dass das 1997 erschienene und von Hendrix-Soundmann Eddie Kramer produzierte First Rays of the New Rising Sun deutlich würdevoller klingt als die posthum hastig zusammengemischten Alben The Cry Of Love (1970), Rainbow Bridge (1971) und War Heroes (1972). Tut euch den Vergleich gar nicht erst an, hört lieber gleich das 1997er Album. Von den zahlreichen DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichungen – namentlich Live At Woodstock, Live At Monterrey, Electric Church und Blue Wild Angeld/Live at the Isle of Wight – sind die beiden Letzteren die mitreißendsten

Konzert-Mitschnitte. Hier haben die Bild- und Ton-Techniker alles herausgeholt um Jimis Live-Power auf die moderne Mattscheibe zu bringen. Außerdem gibt es eine ganz sehens-werte von Slash moderierte Dokumentation namens Jimi Hendrix: The Guitar Hero (2011) sowie einen unterhaltsamen Mitschnitt aus der Dick Cavett Show Jimi Hendrix – The Dick Cavett Show (2011) in der man Hendrix quietschfidel im Interview erlebt. Von Jimis Studio-Produzenten Eddie Kramer erschienen unzählige VHS und DVDs, in denen er jedes Detail der damaligen Studio-Arbeit schildert. Darüber hinaus lesens- und sehenswert sind die Hendrix-Kommentare von Keith Richards in dessen Autobiografie Life (2010) sowie von Eric Clapton in dessen Biografie Clapton (2007) sowie den Filmen Eric Claptons Rol-ling Hotel (1980) und Eric Clapton: Life in 12 Bars (2017). Der wahrscheinlich akkurateste Hendrix-Lehrer ist derzeit der Amerikaner Andy Aledort, Senior Editor des Guitar World. Aledort veröffentlichte eine Unmenge an No-tenbüchern und DVDs mit atemberaubend authentischen Soundbeispielen veröffentlicht – der Mann weiß wovon er redet. Text: Philipp Opitz

Noten & Soundfiles: Hermann Skibbe

Jimis Studio-Produzent Eddie Kramer schildert

jedes Detail

„(Have You Ever Been To) Electric Ladyland“ = 73 (Have You Ever Been To) Electric Ladyland„(Have You Ever Been To) Electric Ladyland“ = 73 (Have You Ever Been To) Electric Ladyland TRACK 22

Jimisikonische Soloeinlagen mit Zähnen

Jimi bereitet seine Gitarre vor einem Auftritt in

Deutschland vor

Jimi Hendrix TONE-TRADEMARKS

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Rammstein: Schlachtruf, Bandname, Albumtitel sowie Songname aber gleichzeitig auch sinnbildlich für eine der größten deutschen

Flugzeugkatastrophen, oder etwa doch nicht? Die Geschichte von Rammstein ist eine Geschichte der Missverständnisse,

Geheimnisse und Interpretationen. C

D/DOWNLOAD TRACK 23 – 2

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Wer die Band verstehen möch-te, muss zurück in ein geteiltes Deutschland blicken. Dieses hat bei den Bandmitgliedern Till Lin-demann (Gesang), Oliver Riedel (Bass), Christian „Doom“ Schnei-der (Drums), Christian „Flake“ Lorenz (Keyboard), Richard Zven

Kruspe (Lead-Gitarre) und Paul Landers (Rhythmus-Gitarre) tiefe Spuren hinterlassen. Es hat das Selbstverständnis ihrer Musik und ihres Schaffens geprägt.

Die sechs Rammsteiner wachsen in der ehemaligen DDR in Schwerin und Berlin auf. Was heute unvorstellbar erscheint, ist damals harte Realität: Nur studierten Musikern ist es erlaubt, hauptberuflich Musik zu machen. Für jeden anderen besteht eine Arbeitspflicht und wer als Amateur-Musiker in seiner Freizeit öf-fentlich auftreten will, braucht eine staatliche Spielerlaubnis. Daher arbeitet der leiden-schaftliche Gitarrist Paul Landers als Heizer in

einer Bibliothek – halbtags. So kann er als nicht staatlich anerkannter Musiker einerseits der gesetzlichen Arbeitspflicht nachkommen, tagsüber lesen und heizen, und andererseits die restliche kostbare Freizeit nutzen, um Mu-sik zu machen. Ähnlich ergeht es auch den anderen fünf zukünftigen Rammstein-Mit-gliedern im repressiven System. Davon lassen sie sich aber nicht aufhalten und so sammeln sie, in mehr oder weniger erfolgreichen Punk- sowie Crossover-Bands wie Elegantes Chaos (Richard Kruspe), Feeling B (Paul Landers und Flake), Die Firma (Christoph Schneider) und Till Lindemanns Band mit dem illustren Titel First Arsch, erste Banderfahrung. So sehr der Staat sie in ihrer freien Entfaltung einschränkt, das System hat auch einen heute durchaus fragwürdigen „Vorteil“: Die Künstler bleiben in ihrem Schaffen laut Kruspe quasi „vor Trends und Richtungen verschont“, was es ih-nen ermöglicht, ihren eigenen Stil ohne Au-ßeneinflüsse zu entwickeln.

Schließlich finden sich fünf der Musiker (au-ßer Flake) auf der Suche nach neuen musika-lischen Experimenten in einer von Richard Kruspe als Nebenprojekt gegründeten Band wieder. Die alten Bands lösen sich nach und nach auf, und man setzt mit der 1994 gegrün-deten Band Rammstein und der nach dem Mauerfall gewonnen Freiheit zusehends auf den Neustart. Nur Flake muss überredet wer-den, da ihm die Musik laut Paul Landers zu „dumpf und eintönig“ erscheint. Die Band will aber unbedingt einen Keyboarder und setzt auf Flake. Mit seiner etwas ablehnenden Hal-tung bildet er einen elementaren Gegenpol in der Band. In einem Interview bezeichnet Lan-ders Rammstein daher einmal treffend als „Gulasch“ und Flake als den Löffel Zucker, da-mit es gut schmeckt. Auch Sänger Till Linde-mann, der zuvor in seiner Band Schlagzeug gespielt hat, wehrt sich anfangs gegen den Platz am Mikrofon, aber Kruspe bleibt – Gott sei Dank – hartnäckig.

LEGENDS-SPECIAL

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Bis heute ranken sich um den Bandnamen diverse Mythen: Zu Beginn nannte sich die Band sogar Ramstein Flugschau, als direkte Anspielung auf das Flugzeugunglück auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt mit insgesamt 70 Toten im Jahr 1988. Rammstein aber haben immer wieder darauf hingewiesen, dass in den Namen nicht zu viel hineininter-pretiert werden soll, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Aus Mythos wird LegendeBereits ein Jahr nach der offiziellen Grün-dung der Band erhalten Rammstein einen Plattenvertrag bei dem Berliner Plattenla-bel Motor Music. Ihr Erstlingswerk Herzeleid erscheint im September 1995 und beschert der Band, die sich im Gegensatz zu ande-ren Metal- und Industrialbands auf deutsche Texte konzentriert, einen mächtigen Erfolg. Rammstein sind nun auf der großen Bühne zu Hause und legen mit ihrem ersten Album den

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Rammstein Legends-speciaL

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musikalischen Grundstein für ihre bis heute steil aufwärts gehende Karriere. Vom ersten Album an setzt sich die Band mit den dun-kelsten Seiten des Menschen auseinander und benennt – meistens in Metaphern gehüllt, oft aber auch direkt – ungemütliche Themen wie Nekrophilie („Heirate mich“), Mord („Weißes Fleisch“) oder Sodomie („Laichzeit“). Beson-

deres Merkmal ist dabei Till Lindemanns kan-tiger Vortrag mit dem markant rollenden „R“. Die Inspiration hierfür kommt mit Sicherheit vom slowenischen Künstlerkollektiv Laibach. Wer das noch nicht kennt, schaut einfach mal auf Youtube nach. Aber Rammstein auf den Gesang von Lindemann zu reduzieren, wäre schlichtweg verkehrt. Einen besonderen An-teil liefert auch die Gitarrenarbeit von Richard Kruspe und Paul Landers, die sich sowohl in ihrer Schlichtheit als auch Extravaganz ge-genseitig hervorragend ergänzen.

Bsp. 1 „Asche zu Asche“ TRACK 23

Mit relativ einfach Mitteln wie Powerchords, Palm-Mutes und vereinzelten Singlenotes schafft es die Gitarrenfraktion in Kombinati-on mit dem stoischen Schlagzeug von Chri-stian Schneider, dem in bester AC/DC-Manier unerbittlichen Bass von Oliver Riedel und den klanglichen Farbsprenkeln von Flake, ein explosives Songgemisch zu kreieren, das

bei Kritikern schnell unter dem Genre „Neue Deutsche Härte“ verortet wurde. Diese Här-te kommt besonders beim Song „Asche zu Asche“ zum Tragen. (Beispiel 1) In der von Bass, Keyboard, Drums und dem Gesang be-gleiteten Strophe enthalten sich die Gitarren zunächst, hier wird sich voll und ganz dem Spannungsaufbau gewidmet. Mit klassischen

Richard und Paul ergänzen sich in ihrer Schlichtheit wie Extravaganz

Eine Optik wie aus der Post-

Apokalypse: Rammstein

LEGENDS-SPECIAL Rammstein

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Bsp. 2 „Du riechst so gut“ TRACK 24

Powerchords und Palm-Mutes brechen Krus-pe und Landers den Song im Refrain auf und peitschen ihn voran. Damit das Ganze nicht zu langweilig und monoton klingt, haben sie sowohl am Ende des zweiten Takts sowie im kompletten vierten Takt einen sogenannten „Galopp“ aus der Kombination von Achteln und Sechzehnteln eingebaut, der dem Song deutlich mehr Dynamik und Aggression hin-zufügt. Besonders wichtig ist hierbei ein kri-stallklarer, trockener Distortion-Sound, bei dem die Gitarre wie eine Säge klingt. Wenn ihr mehr über den Gitarrensound von Kruspe und Landers erfahren wollt, dann schaut doch auf unserem Youtube-Kanal vorbei, da haben wir die beiden erst kürzlich interviewt.

Der Rammstein-KniffBei dem Song „Du riechst so gut“ (Beispiel 2) haben sich Kruspe und Landers einen be-sonderen Kniff einfallen lassen: Eingeleitet und begleitet von einem Keyboard-Arpeggio preschen die Gitarren im Intro mit geshuf-fleten Dropped-D-Powerchords voran. Als herausstechendes Element haben sie immer wieder an den Ende des Takts eine gebendete Singlenote eingebaut, die auch als Artificial-Harmonic hervorragend funktioniert und dem Song eine richtig fiese Note (Wortwitz beab-sichtigt) verleiht. Die Strophe wird wieder der Rhythmusfraktion überlassen, ehe die Gitar-ren im Refrain Akkorde stehen lassen und mit rhythmischen Palm-Mutes enden, um einen Kontrast zum aufreibenden Gitarrenriff zu

bilden. Besonderes Erkennungszeichen von Rammstein sind auch die in die Songs einge-bauten Überraschungsmomente, wie etwa eine unerwartete Bridge, die noch eine weitere mu-sikalische Ebene bietet, wie das etwa auch in „Du riechst so gut“ der Fall ist. Am Ende des Refrains geht der Song in ein Bridge-Arpeggio über, das in schnellen Sechzehnteln auf der

G-Saite per Pull-Off jeweils einen Halbton al-terniert, im gleichen Schema nach einem Takt auf die D-Saite wechselt und sich anschlie-ßend wiederholt. Das ist live besonders beein-druckend, da Landers und Kruspe hier unisono spielen und dabei theatralisch die Schlaghand in die Luft heben.

Mit ihrem ersten Album haben Rammstein also quasi ihre Formel und ihren Sound entwi-ckelt, die sie bis heute nur marginal verändert und nur um einzelne Nuancen und Versatz-stücke erweitert haben. Im Kern stellt Herze-leid also bereits die Rammstein-Quintessenz dar, die sich auf den darauf folgenden Alben kaum noch verändert hat.

Herzeleid stellt bereits die

Rammstein-Quintessenz dar

Mit Herzeleid haben Rammstein das deutsche Publikum erobert und sind bereit für den nächsten Schritt: Beim Zusammenstellen des Soundtracks zum Film Lost Highway fehlen Hollywood-Regisseur David Lynch noch zwei Songs. Die in den USA noch gänzlich unbe-kannte Band Rammstein hatte dem Regisseur mit dem surrealistischen Stil immer wieder Promoalben zugeschickt, um ihn von einer Zusammenarbeit für ein Musikvideo zu über-zeugen. Und so landete Rammstein mit den zwei Songs „Rammstein“ und „Herzeleid“ ne-ben Größen wie David Bowie, Nine Inch Nails und Lou Reed auf dem Soundtrack. Jetzt wird auch das amerikanische Publikum auf die Ber-liner aufmerksam und giert nach mehr. Klei-ner Funfact: angeblich war das Filmteam so

Paul Landers ...

... und Richard Z. Kruspe

Rammstein LEGENDS-SPECIAL

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vernarrt in die Musik der Band, dass Ramm-stein jedem einzelnen der siebzig Mann starken Gruppe ein Albumexemplar zukom-men lassen musste.

Holte das Debütalbum die sechs Berliner auf die musikalische Landkarte, schaffen Rammstein 1997 kurz vor der Veröffentli-chung ihres zweiten Albums Sehnsucht so nun international den Durchbruch. Bei dem ikonischen Albumcover greift die Band schön schaurig auf die medizinischen Originalin-strumente des einflussreichen deutschen Chi-rurgen Ferdinand Sauerbruch zurück. Passend zu den grauenhaften aber filigranen Instru-menten beschreibt Schlagzeuger Christoph Schneider die Musik auf Sehnsucht als „feiner und weniger grobschlächtig“ als auf dem Vor-gänger. Besonders auffällig ist der Wechsel vom Sprechgesang Lindemanns zu Harmo-nien, die nun mehr auf die Musik eingehen. Auch der verstärkt tragende Einsatz der Key-boards gibt Sehnsucht eine bis heute moderne, elektronische Schlagseite, die sich bestens mit der damals auf dem Höhepunkt befindenden Techno-Bewegung ergänzt. An der Gitarren-front machen Kruspe und Landers genau da weiter, wo sie mit Herzeleid aufgehört hatten.

Auf dem zweiten Song „Engel“ (Beispiel 3) stimmen die beiden ihre Gitarren wieder in Dropped-D. Nach einem stimmungsvollen Keyboard-Intro mit anschließender Bassbe-gleitung preschen die Gitarren richtig los. Die Hammer-Ons in Kombination mit den Palm-Mutes auf der tiefen D-Saite und den durchge-henden Sechzehnteln ergeben einen nahezu meditativen Flow, der alles niederwalzt. Kein Wunder also, dass der Song als Single inklusi-ve Musikvideo veröffentlicht wurde. Als zwei-te Singleauskopplung entscheiden sich Ramm-stein für „Du Hast“ (Beispiel 4). Ein eingän-

giger Hit, der auch als englische Version für den amerikanischen Markt aufgenommen wird und es sogar in die amerikanischen Bill-board-Charts schafft. Die eingängigen Power-chord-Riffs in Kombination mit dem genialen Wortspiel von Lindemann lassen den Song zum Hit werden, der weltweit die Tanzflächen zum Beben bringt.

Feuer und FlammeEin Jahr darauf geht es mit Korn, Limp Bizkit, Ice Cube und den heute vergessenen Orgy auf große US-Tour. Getreu dem Motto „Only Bad News Are Good News“ entledigen sich Ramm-stein im Rahmen ihrer Tour an Halloween „als Verkleidung“ nahezu ihrer gesamten Textilien. Einzig und allein Kruspe hält sich an ameri-kanische „Kleidungsrichtlinen“ – er tritt im Hochzeitskleid auf. In den konservativen USA natürlich ein Skandal wie aus dem Bilderbuch. Rammstein verbringen die Nacht im Gefäng-nis. Was auch bei keiner ihrer abendlichen Shows fehlen darf: ein unglaublich großer Pe-nis! Den nutzten Rammstein um ihr Publikum bei dem Song „Bück Dich“ mit jeder Menge … nun ja, Schaum einzudecken.

Wer Rammstein einmal live gesehen hat, der weiß, hier wird das Wort „Show“ groß ge-schrieben. Kernelement jeder Rammstein-Show sind die ausladenden und monumen-talen Pyroeffekte. Lindemann hat dafür 1996 extra einen offiziellen „Pyroschein“ gemacht. Die explosiven Effekte fügen der Live-Darbie-tung eine weitere physische Ebene hinzu und

Bsp. 3 „Engel“ TRACK 25

Da brenntdie Klampfe ...

... und sogar der Frontmann

Rammstein in den späten ‘90ern

LEGENDS-SPECIAL Rammstein

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P.M. P.M. P.M.

unterstreichen den auf den ersten Blick marti-alischen Charakter der Band.

Zur Band gehören aber auch die vielen öf-fentlichen und Publicity-trächtigen Diskussi-onen, die sie zum Beispiel mit dem germa-nisch gerollten „R“, der Unterfütterung des Musikvideos zum Depeche-Mode-Cover „Stripped“ durch Videomaterial der Haus-

und-Hof-Regisseurin der NSDAP, Leni Riefen-stahl, oder die aus dem Song „Heirate Mich“ entnommene Textzeile „Hei, hei, hei“ auslö-sen. Mit der Veröffentlichung des Albums Mutter im April 2001 ist es für Rammstein an der Zeit, ihren Kritikern, die ihnen die Verherr-lichung rechten Gedankenguts vorwerfen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. In der nach „Sonne“ zweiten Singleauskopplung „Links 2 3 4“ (Beispiel 5) singt Lindemann mit der Textzeile „Sie wollen mein Herz am rechten Fleck – doch sehe ich dann nach unten weg.

Eindeutiger kann ein

Statement nicht ausfallen

Bsp. 4 „Du Hast“ TRACK 26

Rammstein LEGENDS-SPECIAL

Bsp.5 Links 2 3 4Standard tuning

= 130

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Main-Riff1 2

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Interlude5 6

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Final-Chorus-Riff9 10 11 12

P.M.

Da schlägt es links!“ gegen die Vorwürfe an. Eindeutiger kann ein Statement nicht ausfal-len. Aus musikalischer Sicht haben Ramm-stein den Song im Rhythmus eines Marschs geschrieben, der dem Ganzen die typische süf-fisante Doppeldeutigkeit verleiht, die Ramm-stein ausmacht. Hier sind auch wieder die ty-pischen Rammstein-Versatzstücke aus Power-chords, Palm-Mutes, treffsicher gesetzten Sechzehnteln, Pull-Off-Arpeggios im Interlu-de und schweren Schlussakkorden gegeben. Musikalisch setzen Rammstein nur selten auf Experimente.

Besonders morbideRammstein reiten weiterhin die Erfolgswelle, geben weltweit Stadionkonzerte und schaffen es mit ihrer Liveperformance von „Feuer Frei“ in Vin Diesels Actionstreifen xXx sogar bis

Da schlägt es links!“ gegen die Vorwürfe an. Bsp. 5 „Links 2 3 4“Bsp. 5 „Links 2 3 4“ TRACK 27

Landersmit seiner

Les Paul

LEGENDS-SPECIAL Rammstein

74 10/19

Bsp.6 Dalai LamaDropped C

= D = A = F

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Clean-Riff

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High-Gain-Riff

3 43x

P.M. P.M.

nach Hollywood. 2004 war es Zeit, mit Rei-se, Reise der nach neuem Material lechzenden Fanbasis einen Nachfolger zu präsentieren. Das Albumcover bezieht sich auf einen im Flugzeug verbauten Flugschreiber. Besonders morbide: Ehe das Album mit „Reise, Reise“ eröffnet wird, kann man den Hiddentrack der CD abspielen, auf dem die letzten verzwei-felten Funksprüche der 1985 abgestürzten Japan-Airlines-Maschine zu hören sind. Ein Unglück, das 520 Todesopfer forderte. Auch mit dem Song „Mein Teil“, der sich auf den sogenannten „Kannibalen von Rothenburg“ bezieht, treten Rammstein zielsicher eine wei-tere Welle der Empörung los. Das Rammstein aber mehr zu bieten haben als Aufreger und Feuerbälle, stellen sie immer wieder in ihren Texten unter Beweis. Während Lindemann

gerne Metaphern mit Metaphern besetzt und gekonnt die Klaviatur der menschlichen Ab-gründe bespielt, scheut er sich wie beim Song „Dalai Lama“ (Beispiel 6) auch nicht davor, hochkulturelle Referenzen wie Goethes Erlkö-nig zu zitieren und die Geschichte vom Rücken eines Pferdes in ein Flugzeug über den Wol-ken zu verlegen. Dabei spannen Rammstein einen musikalischen Spannungsbogen, indem sie das Riff zunächst clean, ohne Effekte und Schnörkel spielen, ehe sie im Refrain das glei-che Riff mit der vollen Zerr-Breitseite servie-ren – schlicht, aber effektiv! Und ein Song, der neben „Amerika“, „Keine Lust“ und „Mein Teil“ gerne einmal untergeht.

Dreizehn Monate später veröffentlichen Rammstein Rosenrot, das größtenteils aus Songmaterial der Reise-Reise-Sessions

Bsp. 6 „Dalai Lama“ TRACK 28

Immer für eine Pyro-Überraschung gut

So funktioniert elektronische Klangerzeugung

In diesem Buch gibt der Autor einen leicht verständlichen Überblick über die Parameter, die einen Synthesizer-sound erzeugen. Ausgestattet mit diesem Know-how gelingt es dem Leser schnell und gezielt Presetsounds anzupassen und eigene Klänge zu entwickeln.

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Rammstein LEGENDS-SPECIAL

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Bsp.7 DeutschlandDropped C

= D = A = F

= C = G = C

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Lead-Arpeggio

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Main-Riff3 4 5 6

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Pre-Chorus-Riff11 12

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P.M.

besteht, welche es nicht auf das ursprüngliche Album geschafft habt. Das Albumcover basiert auf der japanischen Cover-Version von Reise, Reise – das Original musste für den japanischen Markt angepasst werden. Eine Umgestaltung die nachhaltig begeisterte. Rammstein befinden sich nun auf dem quan-titativen Höhepunkt ihres Schaffens. Aber die Mühlen aus Albumrelease, Welttour und an-schließenden Aufnahmen hinterlassen ihre Spuren. Vier Jahre dauert es, bis Rammstein das sechste Studioalbum Liebe ist für alle da veröffentlichen, das wie selbstverständlich aus dem Stand die Bestsellerlisten anführt. Doch die Fassade bröckelt immer mehr und nach Liebe ist für alle da dauert es geschlagene zehn Jahre bis die Band (nachdem 2017 schon Gerüchte über die Auflösung kursieren) 2019 den Nachfolger Rammstein präsentieren. Mit der angekündigten Welttour und ihrer ersten Single „Deutschland“ legen sie ganze Server lahm und lassen das Internet nahezu implo-dieren. Dabei hinterfragen sie im Song ge-konnt, was es in Zeiten der Flüchtlingskrisen und des politischen Populismus bedeutet, „deutsch“ zu sein, und treten mit dem Video-teaser zu „Deutschland“ wieder mit schlaf-wandlerischer Sicherheit ins Skandalfettnäpf-chen und beziehen bei ihrem Konzert in Russ-land klar Stellung zur LGBTQ-Szene. Und musikalisch? Rammstein eben!

Es bleibt in der FamilieRammstein sind mittlerweile quasi eine Art Familienunternehmen, sind ihr eigenes Ma-nagement und gehen angeblich einmal die Woche gemeinsam zur Therapie, um sich aus-zusprechen. Aber selbst wenn Rammstein das letzte Album der Band gewesen sein sollte, was von ihrem musikalischen Schaffen bleibt, ist der zeitlose und wertvolle Beitrag zur deut-schen und internationalen Musiklandschaft einer Band, die seit jeher polarisiert und von ihren Zuhörern entweder vollkommene Hin-gabe oder Ablehnung fordert. Für Zwischen-töne lassen Rammstein keinen Platz. Text: Oliver Strosetzki

Noten & Soundfiles: Tobias Mertens

Oliver Riedel am Bass Flammenwerfer statt

E-Gitarre

Bsp. 7 Deutschland TRACK 29

LEGENDS-SPECIAL Rammstein

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Mit Trash gelingt Alice Cooper Ende der Achtziger der erneute Sprung in den Mainstream. In den Jahren davor hat sich der Schockrocker durch seinen Alkohol- und Drogenkonsum beinahe selbst ins Aus geschossen,

doch Megahits wie „Poison“ und „Bed Of Nails“ katapultieren ihn zurück an die Spitze der amerikanischen Rockmusik. Dieses Jahr feiert

die Platte ihren 30. Geburtstag.

ALICE COOPER

CD/D

OWNLOAD TRACK 30 – 34

MASTERPIECE

78 10/19

ALBUM

Produzent: Desmond Child

Mix: Steve Thompson & Michael Barbiero

Mastering: George Marino

Aufnahmen: Trash entsteht in den Jahren

1988 und 1989 in insgesamt elf Studios,

darunter bekannte Etablissements wie The

Power Station und die Bearsville Studios

Veröffentlichung: 25. Juli 1989

Label: Epic

TRACKLIST

1. Poison

2. Spark In The Dark

3. House Of Fire

4. Why Trust You

5. Only My Heart Talkin’

6. Bed Of Nails

7. This Maniac’s In Love With You

8. Trash

9. Hell Is Living Without You

10. I’m You Gun

Bonustracks: Neben diversen Liveaufnahmen

von Cooper-Klassikern enthalten spätere

Auflagen der Platte ein Cover des Songs „I Got

A Line On You“ von Spirit

BESETZUNG· Alice Cooper: Gesang

· John McCurry: Gitarre

· Hugh McDonald: Bass

· Alan St. John: Keyboards

· Bobby Chouinard: Schlagzeug

Gäste: Steven Tyler, Joe Perry, Jon Bon Jovi,

Richie Sambora, Kip Winger, Steve Lukather

Trash Masterpiece

79

Bevor Alice Cooper Mitte der Achtziger ein fulminantes Comeback gelingt, steht es nicht gut um den Schockro-cker. Er entwickelt ein starkes Drogen-problem, auch der Alkohol macht ihm schwer zu schaffen. An die drei Alben Special Forces (1981), Zipper Catches Skin (1982) und DaDa (1983) kann er

sich laut eigener Aussage noch nicht einmal erinnern, weshalb sie auch seine „blackout al-bums“ genannt werden. Mit Constrictor (1986) und Raise Your Fist And Yell (1987) geht es allmählich wieder bergauf. Seinen ganz groß-en Wurf Trash veröffentlicht Cooper dann im Sommer 1989.

Für die Umsetzung der Platte engagiert „The Coop“ einen der gefragtesten Songwriter

Bsp.1 PoisonDistortion GuitarStandard tuning

Distortion GuitarStandard tuning

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1.1 Main-Riff1 2 3 4

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10108

1.2 Chorus-Riff7 8

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Bsp. 1 „Poison“Bsp. 1 „Poison“ TRACK 30Gastauftritte: Joe Perry ...

... und Richie Sambora

der Rockmusik: Desmond Child. Aus seiner Feder stammen Hits wie „I Was Made For Lo-vin’ You“ von Kiss, „Livin’ On A Prayer“ von Bon Jovi sowie „Dude (Looks Like A Lady)“ von Aerosmith, also echt guter und vor allem erfolgreicher Stoff. 1989 erklärt Cooper in einem Interview: „Ich stieg in meine Corvette, drehte das Radio auf und hörte all diese groß-artigen Songs. Als ich herausfand, dass Des-mond dafür verantwortlich ist, wusste ich, dass ich ihn haben will.“ Nichtsdestotrotz ver-traut er dem Songschreiber nicht blind und legt überall auch selbst Hand an. „Ich verglei-che Trash gerne mit Billion Dollar Babies. Es kommt diesem Stil von all meinen Alben am nächsten. Die Musik ist geradlinig, eignet sich aber auch für die Neunziger. Das Album ist etwas intelligenter.“

Die Aufnahmen absolviert Cooper mit John McCurry an der Gitarre, Hugh McDonald von Bon Jovi am Bass, Bobby Chouinard am Schlagzeug und Alan St. John am Keyboard.

Darüber hinaus heuert er für die Sessions eini-ge Gaststars an, wie zum Beispiel Steven Tyler, Joey Kramer, Tom Hamilton und Joe Perry von Aerosmith für das Stück „Only My Heart Tal-kin’“. „Ich finde, dass Steven Tyler die beste Stimme des Rock’n’Roll hat“, unterstreicht Co-oper. „Während unserer großen Tage in den Siebzigern waren wir immer zu betrunken, um gemeinsam zu arbeiten. Ich habe ihn dann an-gerufen, und ihm gefiel der Song. Anschlie-ßend flogen wir nach Boston, verbrachten etwa acht Stunden im Studio und hatten Spaß. Ich sang so hoch, wie es nur irgendwie ging, und trotzdem kam er höher. Diese Gesangs-spuren würde ich nicht noch einmal aufneh-men wollen.“

Fieser als Bon JoviSessiongott Steve Lukather taucht ebenfalls im Studio auf, und mit Jon Bon Jovi und Ri-chie Sambora von Bon Jovi spielt Cooper den gemeinsam komponierten Song „Hell Is Living

MASTERPIECE Trash

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Bsp.2 Spark In The DarkStandard tuning

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Bsp.3 House Of FireTune down 1/2 step

= E = B = G

= D = A = E

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3.2 Solo-Lick

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full

Without You“ ein. „Ich wollte, dass Jon auf Trash singt, weil sein Material nicht so fies ist wie meines“, erklärt der Schockrocker den Gastauftritt. „Ich wollte, dass er etwas singt, das er auf seinen eigenen Alben nicht hätte singen dürfen.“

Gleich zu Beginn des Albums meldet sich Cooper mit seinem ersten Top-Ten-Hit seit mehr als zehn Jahren zurück. Nicht nur Produ-zent Child, sondern auch Gitarrist McCurry helfen dabei, „Poison“ zu schreiben, dessen

Riff deutlich einfacher klingt, als es sich spie-len lässt. In Beispiel 1 haben wir für euch das markante Intro und den Refrain notiert. Vor allem ersteres muss man sich wegen der unge-wöhnlichen Fingersätze erst gefügig machen; String-Skipping und weites Greifen inklusive.

Den straighten Rocker „Spark In The Dark“ verfassen Cooper und Child im Doppelpack. Die Single-Notes im Hauptriff gehen locker von der Hand (Beispiel 2), es müssen ja nicht immer Powerchords sein. Für „House Of Fire“

erhält der Schockrocker Schützenhilfe von der Rockröhre Joan Jett. Für diese Nummer (Bei-spiel 3) müsst ihr auf die Doublestop-Akzente im zweiten Takt achten. Die beiden Noten auf der hohen E- und der H-Saite, quasi ein hoher F#-Powerchord, geben dem Lick seine Rock’n’Roll-igkeit. Das funktioniert auch im Solo, das wir ebenfalls notiert haben. Hier re-gieren klassische Pentatonik-Licks, mit Nach-druck und Drive gespielt. Schönes Ding: 2014 erscheint der Song noch einmal und zwar als Demoversion von Bon Jovi.

„Why Trust You“ markiert eine weitere Ge-meinschaftsarbeit des Duos Cooper/Child. Da-bei kann man mit Schwung reinlangen (Bei-spiel 4), hier gibt es Quarten auf den mittleren beiden Saiten, dann durchgehauene Akkorde.

Attitüde zählt! „Bed Of Nails“ schreiben Coo-per und Child gemeinsam mit Coopers Ex-Mitmusiker Kane Roberts (das ist der Body-builder mit der Gewehrgitarre) sowie mit Songschreiberin Diane Warren, die nicht nur für Rockgrößen wie Elton John, Tina Turner und Kiss komponiert hat, sondern auch für Popstars wie Whitney Houston, Britney Spears und Cher. Im Intro von „Bed Of Nails“ wird es dramatisch, hier erklingen coole Arpeggien, die Stimmung bringen, obwohl man sie gar nicht so deutlich hört. Wir haben sie in Bei-spiel 5.1 notiert. Beim Hauptriff geht's dann wieder klassisch hardrockig zu (Beispiel 5.2); hier muss man vor allem das flotte halb abge-dämpfte Riff in Takt 1 schmissig rüberbringen. Ungewöhnlich für Rock und Metal fällt diese Passage aber nicht aus.

„Steve Vai war nicht verfügbar, also

fragte ich ihn nach dem Nächstbesten“

Bsp. 2 „Spark In The Dark“

Bsp. 3 „House Of Fire“

TRACK 31

TRACK 32

Eine kleineHorror-Show

Trash MASTERPIECE

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Bsp.4 Why Trust YouStandard tuning

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Bsp.5 Bed Of NailsDistortion GuitarTune down 1/2 step

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Distortion GuitarTune down 1/2 step

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Bsp.5 Bed Of NailsDistortion GuitarTune down 1/2 step

= E = B = G

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Distortion GuitarTune down 1/2 step

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5.1 Intro-Leads

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Um die fertige Platte zu bewerben, greift der König des Schockrock zu ungewöhnlichen Mitteln. So liefert er sein neues Werk nicht nur höchstpersönlich bei zahlreichen Radiostati-onen ab, sondern fährt dort auch noch in einem Müllwagen vor, ganz dem Titel entspre-chend. „Wir haben das ganze Land abgeklap-pert“, berichtet er im Interview mit der US-Website Ultimate Classic Rock. Zu jener Zeit

handelt es sich dabei vermutlich um eine Not-wendigkeit, denn Coopers letzte Platten konn-ten allesamt keine wirklich großen Charter-folge verzeichnen, vor allem seine drei „black-out albums“ nicht. Die Promotour zeigt Wir-kung.

Ein neues Publikum„Einige Leute sollten inzwischen wissen, wer Alice Cooper ist, und was er macht. Aber da draußen wartet ein ganz neues Publikum“, gibt der wiedererstarkte Musiker in den Mona-ten nach der Albumveröffentlichung zu Pro-tokoll. „Auf der Straße kommen Kids auf mich zu, die denken, dass Trash mein erstes Album ist. Wenn ich die Bühne betrete, stehen davor aber auch 15-Jährige, die jedes Wort von ,The Ballad Of Dwight Fry‘ auswendig kennen. Es

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„Manche von diesen Kids denken, dass Trash mein erstes

Album ist“

Bsp. 4 „Why Trust You“

Bsp. 5.1 „Bed Of Nails“

TRACK 33

TRACK 34

Alice' Bühnenshows waren stets mehr als nur von Musik geprägt

MASTERPIECE Trash

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Bsp.5 Bed Of NailsTune down 1/2 step

= E = B = G

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gibt Jugendliche, die die Musik der Achtziger völlig ablehnen. Und diese Jugendlichen wis-sen genau, wer Alice ist. Das ist toll.“ MTV boomt zu jener Zeit, auch Cooper schwimmt auf der Welle mit. So erscheinen Clips zu „Poison“, „Bed Of Nails“, „House Of Fire“ und „Only My Heart Talkin’“, also zu den vier Sin-gles der Platte.

Für die sehr erfolgreiche einjährige Tour stellt Cooper eine völlig neue Band zusammen, nämlich Gitarrist Pete Freezin, Keyboarder De-rek Sherinian, Bassist Tommy Caradonna und Schlagzeuger Jonathan Mover. Für die Leadgi-tarre verpflichtet er Al Pitrelli. „Ich habe Steve Vai angerufen und sagte: ,Ich weiß, du bist vergeben, also sag' mir, wer der Nächstbeste ist‘“, erzählt Cooper. „Er nannte Al Pitrelli. Nachdem ich den verpflichtet hatte, rief mich David Lee Roth an und fragte: ,Hast du diesen Kerl engagiert?‘ Er wollte ihn nämlich selbst haben, aber ich war schneller, ha!“ Später er-scheinen Aufnahmen von der Tour als Video

unter dem Titel Alice Cooper Trashes The World. Bis heute markiert Trash die erfolg-reichste Veröffentlichung des Sängers, ge-meinsam mit Desmond Child gelingt ihm ge-nau die richtige Mischung aus Radiotauglich-keit und Authentizität. In den USA steigt er auf Platz 2 der Charts ein, mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft sich die Scheibe bis heute. „Ra-dio-Tauglichkeit ist nichts Schlimmes“, stellt er klar. „Als ich am größten war, hatte ich Top-Ten-Hits. Es ist nichts Falsches daran, ein kom-merziell starkes Album auf dem Markt zu ha-ben, denn beruflich liegt da der größte Erfolg. Und was soll an ,kommerziell‘ überhaupt falsch sein? Jeder möchte im Radio gespielt werden. Außerdem klingt das neue Album nicht nach Tiffany oder Bomb The Bass. Es klingt nach Alice Cooper. Es ist meine Version eines kommerziellen Albums.“

Text: Timon Menge, Christof Leim

Noten & Soundfiles: Tobias Mertens

Bsp. 5.2 „Bed Of Nails“ TRACK 34

Coopers Signatur: Exzentrische Bühnenoutfits

Trash MASTERPIECE

83

RIFFALONG: Linkin Park

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CD/D

OWNLOAD TRACK 35 – 39

Von 0 auf 100!Im Jahr 2000 erreichen Linkin Park mit ihrem Debüt-Album Hybrid Theory blitzartig

Weltruhm und werden sprichwörtlich über Nacht zu den Superstars der Nu-Metal-

Szene. Sie lösen Korn als Platzhirsche des Genres ab und bewegen das Ganze in die

kommerzielle Pop-Rock-Abteilung. Wie die Riffs des Gitarristen Brad Delson mit

elektronischen Beats und Rap-Gesang funktionieren, erfahrt ihr hier.

84 10/19

RIFFALONG

Hybrid Theory, 2000

In The End

Zu den wohl größten Hits der Band zählt „In The End“, zu hören auf dem Debüt Hybrid Theory. Beachtlich ist das Dropped-D-Tuning mit nochmals um einen Halbton tiefer ge-stimmter Gitarre. Die Gitarrenarbeit bei Lin-kin Park hat eher Add-On-Charakter, bringt dennoch subtile Besonderheiten in die Songs. Hier lässt Delson Flageolett-Töne in der ersten Strophe stehen, die sich perfekt in den Synth-Flächen und die Elektro-Beats einpflegen. Korn lassen grüßen! In Strophe zwei werden die Flageoletts durch die entsprechenden Töne in höherer Lage ersetzt.

Im Refrain setzt man auf ein Brett aus Powerchords. Der Sound ist gut produziert und nicht mehr so „kaputt“ wie einige Jahre zuvor im Grunge. Doch die Nachwehen dieses für Frickel-Freunde ungeliebten Musikzeital-ters lassen Gitarrensoli stark auch hier eher außen vor.

Während viele Bands ihren Erfolg langsam aufbauen müssen, starten Linkin Park ihre in-ternationale Tournee-Karriere direkt in den großen Hallen auf sämtlichen Kontinenten. Hybrid Theory chartet in vielen Ländern auf Platz 1, mehrfache Grammy- und Platin-Aus-zeichnungen sind die Folge.

Bsp. 1 „In The End“ TRACK 35

Sänger Chester Bennington (verstorben 2017), Drummer Rob Bourdon, Gitarrist Brad Delson, Pianist und Sänger Mike Shinoda und DJ Joseph Hahn formieren sich 1996 unter dem Bandnamen Xero. Der Name wird kurzzeitig nochmals geändert zu Hybrid Theory und schließlich zu Linkin Park. Einflüsse der

Nu-Metal-Götter Korn sind hörbar. Es geht mit knüppelharten Drum-Grooves gepaart mit E-Drum-Beats und im moderaten Tempo zur Sache. Der Gesamtsound ist geprägt von umfangreichen Synthesizer-Sounds, Bass und der Gitarre, die meist eher eine untergeordnete Rolle spielt. Gesanglich wird gerappt, gesungen und geschoutet. All das absolut authentisch und Szene-konform. Doch Linkin Park wollen mehr als „nur“ in der erfolgreichen

Nu-Metal-Nische unterwegs sein. Songwriting und Produktion sind massentauglicher als bei den Mitstreiter der Jahrtausendwende wie Limp Bizkit oder System Of A Down (Wobei SOAD nicht nur ins Raster Nu-Metal fallen – aber das nur am Rande). In Bezug auf die Selbstinszenierung der Musiker und deren optische Erscheinung ist man zwar irgendwie etwas böse und mysteriös, aber nie so, als dass sich die Eltern der in der Pubertät befindlichen Fans Sorgen machen müssten.

In düster und industriell durchgestylten Musikvideos wird die Band als Skater-Truppe inszeniert, die mit ihren melancholischen und selbstzweifelnden Texten den Nerv des Ju-gendzeitalters trifft – und zwar wie die Faust das Auge!

Text, Noten & Soundfiles: Tobias Mertens

Bsp.1 In The EndDropped D tune down 1/2 step

= E = B = G

= D = A = D

= 105

1/1

dist

.gui

t.

<7><7>

<5><7>

<12>

<5>

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Vers-Riff Vers-2-Riff

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000

Chorus-Riff9 10 11 12

Linkin Park RIFFALONG

Meteora, 2003

Minutes To Midnight, 2007

Somewhere I Belong

Drei Jahre nach dem Debüt hauen die Kali-fornier den nächsten Kassenschlager Mete-ora raus. Hier bekommen Rap-Elemente und E-Beats noch mehr Präsenz. Das Songwriting ist Hit-orientiert, was zwar hier und da kri-tisch aufgenommen wird, dem immensen Er-folg der Band aber keinen Abbruch tut.

Die Gitarrenparts bei Linkin Park sind oft-mals Hypnose-artig schwebend. Kurze Phra-sen werden aneinandergereiht und nur subtile Tonänderungen bringen Abwechslung ins Ge-schehen. Schon auf Meteora nehmen Clean- und Crunch-Sounds mehr Platz ein.

What I've Done

Es wird dunkel um den Nu-Metal. Längst ha-ben Slipknot und Disturbed, die maßgeblich im Nu-Metal zu Beginn der 2000er starteten, ihre Fühler in Richtung Metal ausgestreckt.

Bsp.2 Somewhere I BelongTune down 1/2 step

= E = B = G

= D = A = E

= 80

1/1

dist

.gui

t.

911

9

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9

1011

Vers-Riff1 2

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Chorus-Riff

3 4

Bsp.3 What I've DoneDistortion GuitarDropped D

= D

Distortion GuitarDropped D

= D

= 122

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t.di

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Chorus-Riff1 2

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3 4

Minutes To Midnight kommt 2007 und zeigt die Transformation der Band vom Nu-Metal zum Pop-Rock. In den Plattenläden steht die Band bei Alternative-Rock, da die Metal-Be-züge noch erkennbar sind. „What I've Done“ ist die erfolgreichste Single des Albums und enthält noch eine gehörige Portion des Ur-sprungs-Genres wieder.

Auch thematisch entwickelt man sich weiter. Es wird politisch provokanter mit „No More Sorrow“. Produziert wurde das Album von Mastermind Rick Rubin. In feinster Rubin-Manier klingen Drums und Gitarren echter und rauer, was schon deutlich macht, dass die Band nicht vollkommen zum Pop-Kommerz werden wollen.

Brad Delson samt edler

PRS

Bsp. 2 „Somewhere I Belong“

Bsp. 3 „What I've Done“

TRACK 36

TRACK 37

RIFFALONG Linkin Park

86 10/19

Living Things, 2012

One More Light, 2017

Castle Of Glass

Das Album Living Things beschreibt die Wei-terentwicklung der Band. Doch nicht nur die Linkin-Park-Skater-Boys sind mittlerweile gestandene Männer mit Familien. Auch die Fans sind keine verzweifelten Teenager mehr. Linkin Park haben erkannt, dass man sich the-matisch fortbewegen muss und will. Der Nu-Metal-Sound ist längst Geschichte und findet sich nur im Groben im Klangbild der Band wieder. Vermehrte cleane Gitarren kommen zum Vorschein. Die Band schreibt häufiger mit Akustikgitarren Songs, die erst dann zu Rock- und Pop-Nummern entwickelt werden. Spielt das Beispiel 4 am besten mit Hybrid-Picking. Rhythmisch ist wichtig, dass ihr euch an der Bassdrum orientiert, um dieses Riff auf den Punkt spielen zu können.

One More Light

Beim Song „One More Light“ geht es ruhig zur Sache. Dieser Titel bringt aber auch ei-nen tragischen Einschnitt in das Bandgefüge von Linkin Park. Chester Bennington begeht am 20. Juli 2017 Suizid. Diese Meldung scho-ckiert die Menschen um den gesamten Globus zutiefst. Im Video zu „One More Light“ vom bislang letzten Album der Band sieht man Ausschnitte der letzten Konzerte mit dem Sän-ger. Nachdem sich die Band 2017 und 2018 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, gibt es Gerüchte um die Suche nach einem neuen Sänger.

Bsp.4 Castle Of GlassStandard tuning

= 105

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Chorus-Riff1 2

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3 4

Bsp.4 Castle Of GlassStandard tuning

= 105

1/1

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2

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2 2 2

0

2 22

0

2 2 2

0

2 2

Chorus-Riff1 2

4

2

4 4 4

2

4 4 6

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6 6 6

4

6 6

3 4

Bsp.5 One More LightClean GuitarStandard tuning

Clean GuitarStandard tuning

= 88

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el.g

uit.

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Intro-RiffCapo fret 1

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Capo fret 1

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Bsp.5 One More LightClean GuitarStandard tuning

Clean GuitarStandard tuning

= 88

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el.g

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Intro-RiffCapo fret 1

1 2

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Capo fret 1

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let ring

Bsp. 4 „Castle Of Glass“

Bsp. 5 „One More Light“

TRACK 38

TRACK 39

87

Linkin Park RIFFALONG

Bsp. 1 = 154 ( = ) Transgender Boogie Hermann Skibbe

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Bsp. 1 = 154 ( = ) Transgender Boogie Hermann Skibbe

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Bsp. 1 = 154 ( = ) Transgender Boogie Hermann Skibbe

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Bsp. 1 = 154 ( = ) Transgender Boogie Hermann Skibbe

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Bsp. 1 = 154 ( = ) Transgender Boogie Hermann Skibbe

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12

Hermann SkibbeHermann Skibbe arbeitet seit über 25 Jahren im Musik- und Kreativbereich, und das meist mit einer Gitarre in den Händen. Er hat Musik für etliche preisgekrönte Kino- und Fernseh-produktionen komponiert, namhafte Künstler produziert und steht regelmäßig mit seiner Band SKIBBE sowie mit dem Projekt Rock-TheBigBand als Gitarrist und Sänger auf der Bühne.

Im letzten Cosmos in der Ausgabe 8/19 wurde das Thema Tongeschlecht schon ein wenig eingeführt, wir haben dort ein und dasselbe Blues-Lick zuerst im Dur- und dann im Mollgewand über ein Standard-Bluesschema gelegt. Diesen Gedanken der Vermischung von Pentatoniken treiben wir nun noch einen Schritt weiter: Wir

basteln uns eine Tonleiter, die beides ist, Dur und Moll. Und wir reichern sie noch um die Blue-Note an.

Am Ende dieses Prozesses wird nichts weniger als die „Superblues-Skala“ stehen. Und was bis hierhin nach einem schrecklichen Labor-versuch aus Dr. Funkensteins Werkstatt klingt, wird sich am Ende richtig gut, teilweise viel-leicht sogar bekannt, aber auf jeden Fall inte-ressant anhören. Zuerst einmal geht's an die pentatonischen Reagenzgläser, um die Tonlei-termixtur anzusetzen.

Wir bewegen uns vernünftigerweise, auch weil wir E-Gitarristen sind, in E. Die E-Moll-Pentonik besteht aus folgenden fünf Tönen: E, G, A, B (im Sinne von H) und D – Grundton, kleine Terz, Quarte, Quinte und Septime. Die

Transgender-Boogie Liebe Cosmonautinnen und Cosmonauten,

der etwas reißerische Titel der aktuellen Folge bezieht sich – zur allgemeinen Beruhigung – ausschließlich auf das Tongeschlecht. Und da gibt es eben Dur und Moll,

fröhlich und traurig.

GUITAR-COSMOS CD/D

OWNLOAD TRACK 40 – 42

Ran an die pentatonischen Reagenzgläser

Gary

Mille

r via

Getty

Imag

es

TRACK 41„Transgender-Boogie“

WORKSHOP Guitar-Cosmos

88 10/19

Nun haben wir eine Tonleiter zu diesem Lauf und ich bin mir sicher, die wird euch auf etli-che Sprünge helfen, da sich dadurch tolle Möglichkeiten ergeben. Einige davon will ich euch in meinem „Transgender-Boogie“ aufzei-gen – Bluesschema in E. Wir starten in der gewöhnlichsten aller „Boxen“, dem zwölften Bund. Ich habe die beiden Terzen in diesem Fall ein wenig penetriert. In Takt 5, beim Wechsel auf das A, wechseln wir kurz in die A-„Superblues-Skala“. Die Terzen dort, das C und das C#, werden ebenfalls etwas durchei-nander gewirbelt. Und nur um es nochmal klarzustellen – im Mittelalter wären wir dafür zumindest an den Pranger gestellt worden. Die Dur/Moll-Transgendering-Hörgewohnheit verdanken wir ausschließlich dem Blues!

Solltet ihr mit eurer Band allerdings auf einem dieser Mittelalterfeste engagiert worden sein: Vermeidet diese Tonleiter unbedingt! Verkauft dort lieber selbstgeschnitzte Stein-speerspitzen oder ähnliches. Nun aber: Musik ist Trumpf!

„Transgender-Boogie“Eine Bitte: Achtet sorgsam auf die Slides, Hammerings und Bends, sie sind hier wohl-überlegt eingesetzt und liebevoll aufnotiert worden. Musik fängt ja bekanntermaßen da an, wo die Noten aufhören. Das hat nicht nur meine Mutter immer gesagt, sondern auch die Anne-Sophie gleichen Kalibers.

Aber Scherz „beisaite“, wichtig ist, dass die gitarrenspezifischen Notationen und Sonder-zeichen ein kleiner Schritt in die Richtung jenseits der reinen Tonhöhen und Rhythmik-angaben sind und somit ein großer Schritt in Richtung Musik! Zwei weitere Themen „swin-gen“ bei diesem Boogie übrigens auch schon mit: Der Beat ist ebenfalls transgender-veran-lagt. Es pumpen die geraden Achtel und darü-ber swingen die Sextolen – unten Rock und oben Swing sozusagen. Der erste Durchgang kommt im Halftime-Feeling daher. Der Turn-around wiederum besteht aus drei chroma-tisch aufsteigenden Tritoni. Tritonüsse sind Gehirnnahrung sage ich immer – und die Tat-sache, dass wir nur mit diesen dreien einen kompletten Blues spielen könnten, unter Zu-hilfenahme der entsprechenden Bassgrundtö-ne, wird uns noch beschäftigen.

Damit ihr eure eigenen, selbstgebackenen Licks ausprobieren könnt, habe ich euch das Ganze auch als Backing-Track auf die CD ge-packt.

Also back mer’s! Euer Hermann

E-Dur-Pentatonik wiederum wird von den Tö-nen E, F#, G#, B (ebenfalls im Sinne von H) und C# gebildet. Grundton, Sekunde, große Terz, Quinte und große Sexte. Dazu noch ein kleiner, blauer Tropfen namens Blue-Note, die verminderte Quinte, dann einmal gut geschüt-telt und wir stellen fest: E, F#, G, G#, A, Bb, B, C# und D sind die Elemente die unsere „Su-perbluesskala“ bilden. In Intervallen ausge-drückt: Grundton, Sekunde (große None), klei-ne Terz, große Terz, Quarte, verminderte Quin-te, große Sexte und die Septime. Unser neun-töniges Monster ist geschaffen!

Die herkömmlichen Kirchentonleitern kommen lediglich auf sieben Töne, ein wei-terer Grund stolz zu sein. Wir vereinen hier nicht nur die Dur- und Moll-Pentatonik, durch die Mischung dieser beiden beinhaltet unser

Konstrukt auch die E-Tonleiter in dorisch und mixolydisch. Ich persönlich betrachte das Ganze auf dem Griffbrett als erweiterte do-rische Skala. Dieser Mode hat es mir einfach angetan, da fühle ich mich irgendwie hei-misch. Und so übe ich an nebligen November-tagen oft die gängigen Tonleiter-Etüden in den gängigen fünf Lagen und beziehe die zwei zusätzlichen Töne mit in die Übungen ein. Das G# und das Bb, die große Terz und die Blue-Note, sind ja quasi die „Superblues-Erweite-rungen“ zur dorischen Tonleiter. So entstehen schöne chromatische Passagen – vom F# bis zum H sind wir völlig chromatisch unterwegs. Und mal ganz ehrlich: Wie oft habt ihr diesen chromatischen Lauf, ob als Bassline oder So-lo-Element schon gehört oder gar selber ge-spielt?

1.

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Betrachtet das als erweiterte

dorische SkalaVerstehen was vom Boogie: ZZ Top –

egal in welchem Geschlecht

Guitar-Cosmos WORKSHOP

89

Bsp.1 Down To MexicoTune down 1 step

= D = A = F

= C = G = D

= 138

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dist

.gui

t.

7 7 7 57

7 7 7 57 5 7

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1.1 Main-Riff1 2

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1.2 Solo-Lick

5 6

full½ ½

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22 2020 17

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20 1717 15

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1.3 Outro-Lick

7

Im Jaht 1984 beginnt der gerade mal 17-jährige Paul Gilbert das Studium am GIT in Los Angeles. Schon damals war er berüchtigt für seine extrem rasante Alternate-Picking-Technik und seine Ei-genschaft, viele Rock- und Blues-Songs covern zu können. 1985 gründete er die Band Racer-X, in der unter anderem

Scott Travis noch vor seiner Judas-Priest-Zeit trommelte. Sein Gitarrenkollege war Bruce

Boulliet, ein talentierter Schüler und Freund Gilberts. Nach zwei Studio-und Live-Alben wurde die Band stillgelegt, da Paul zusammen mit Billy Sheehan Mr. Big ins Leben rief. Die Mr.-Big-Ära bescherte ihm aller Wahrschein-

Tobias MertensTobias Mertens arbeitet als Musiker, Dozent, Tontechniker und Songwriter. Er ist als multi-instrumentaler Autor sowohl für DrumHeads!!, guitar, Keys, Soundcheck und Recording-Magazin des PPV-Medien-Verlags aktiv. Tobi-as ist Endorser für Meinl, Tama, Evans, Audix, Rohema, Ibanez, Roland, BOSS und D'Addario. Als Live-und Studio-Musiker, Audio-Engineer und Songwriter arbeitete er mit Künstlern und Bands wie Stahlzeit, Thomas Lang, Lord Of The Lost, Subway To Sally, Nachtsucher und vielen weiteren zusammen. Als Musiker und Audio-Engineer arbeitet er für die Studio Blue Moon Studio, Bishop-Audio-Productions, Chameleon-Studio, Braindead-Studio. Er ist als Clinician in ganz Europa unterwegs und Dozent an verschiedenen Institutionen in Hamburg.

Youtube: tobiasmertens1991Instagram/Facebook: tobiasmertensmusicWebsite: tobias-mertens.de

GENERATION SHRED

CD/D

OWNLOAD TRACK 43 – 46

Paul kann alles!Paul Gilbert ist ein echtes musikalisches Chameleon und ein überaus sympathischer Zeitgenosse. Er brilliert auf der Akustikgitarre im Flamenco-Style, auf der E-Gitarre shreddert er mordsmäßig, dazu schreibt er mit Mr. Big richtige Hits und auf seinen Solo-Pfaden deckt er alles

von Blues über Rock bis hin zu Metal mit Leichtigkeit und beeindruckender Finesse ab. Die wichtigsten Trademarks

des Übergitarristen findet ihr hier!

Berüchtigte Picking-Technik

schon mit 17

C Ja

son

Quig

ley, S

cott

Dude

lson/

Getty

Imag

es

TRACK 43Bsp. 1 „Down To Mexico“

WORKSHOP Generation Shred

90 10/19

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20

9 10

full

lichkeit nach finanzielle Unabhängigkeit und vor allem weltweiten Ruhm. Tantiemen von Hits wie „To Be With You“ rieseln sicherlich noch heute auf sein Konto. Doch Paul braucht immer neue Reize, ihn hält es nirgendwo be-sonders lang.

Bsp. 1 „Down To Mexico“, Paul Gilbert,Album: Flying Dog, 1998Nach dem Ausstieg bei Mr. Big 1996 beginnt Pauls erfolgreiche Solo-Karriere. Flying Dog heißt das zweite Album nach dem Debüt King Of Clubs. Darauf befindet sich „Down To Me-

xico“, das bis heute zum festen Programm ei-ner Paul-Gilbert-Live-Show gehört.

Das Main-Riff zeigt Pauls Vorliebe für rot-zige Rock-Riffs. Ein bisschen Hendrix schlum-merte wohl schon immer in ihm. Eines seiner typischen Trademark sind Two-Notes-Per-String-Licks, die er meist in der Pentatonik-Skala nutzt. Er spielt solche Licks entweder im Alternate-Picking oder aber in Kombination mit Hammer-Ons und Pull-Offs. Im Falle vom Beispiel 1.1 sind es durchgehende Anschläge.Paul mag es einfach pentatonisch. Doch um der recht neutral klingenden Skala etwas Le-

ben einzuhauchen, nutzt er gerne chroma-tische Zwischentöne. So auch in Beispiel 1.2. Als Tipp für die eigene Kreativität: Im Prinzip müsst ihr einfach alle fünf Positionen der Pen-tatonik-Skala lernen, wobei auch schon die Hauptposition reichen würde. Auf jeder Saite spielt ihr dann ja zwei Töne. Entweder liegt ein Halbton oder es liegen zwei Halbtöne zwi-schen diesen eben genannten zwei (Pentato-nik-Skala-) Tönen. Jene Zwischentöne könnt

Paul schwört auf seine Ibanez-Signature

Generation Shred WORKSHOP

Bsp.2 Technical DifficultiesStandard tuning

= 130

1/1

dist

.gui

t.

6

53 3

43 3

53 3

43 3

4 53 3

53 3

43 3

53 3

4

7 8 107 9 10

2.1 Main-Riff

1 2

P.M. P.M. P.M. P.M. P.M. P.M. P.M. P.M. P.M.

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97 7

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full

ihr einfach mal mitspielen. Schon ist Chroma-tik am Start! Desweiteren hat Paul Gilbert ex-trem große Hände, sodass er weite Stre-ckungen ausführen kann. Er spielt auf einer Saite über mehrere Pentatonik-Positionen hinweg.Das Outro-Lick in Beispiel 1.3 ist ebenfalls ty-

pisch für Paul. Es bleibt zunächst pentatonisch und wird später angereichert durch die aeo-lische Tonleiter. Wirklich schwierig sind die kleinen triolischen Verzierungen bei einem Tempo von knapp 140 bpm. Festzuhalten ist: Das Fundament vieler Paul-Gilbert-Licks ist die Pentatonik, die er gern mit chromatischen Zwischentönen oder der aeolischen Tonleiter anreichert.

Bsp. 2 „Technical Difficulties“, Racer-X, Album: Technical Difficulties, 19991999 formiert sich Racer-X neu und legt mit Technical Difficulties das nach, was der Name verspricht: Pure Shred-Power verpackt im Power-Metal-Kostüm. Technische Schwierig-keiten eben!

Beispiel 2.1 bezieht sich auf das Main-Riff des Songs „Technical Difficulties“. Hier zeigt Paul seine bravourösen Alternate-Picking-Fä-higkeiten. Harmonisch bewegen wir uns in H-

dist

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t.

ihr einfach mal mitspielen. Schon ist Chroma-

Paul spielt auf einer Saite über mehrere Penta-

tonik-Positionen

TRACK 44Bsp. 2 „Technical Difficulties“Auch mit Slide unter-

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Moll und der zugehörigen H-Aeolisch-Skala. Schwierig sind nicht nur die schnellen Sexto-len-Läufe am Ende jede Phrase, sondern auch die abwechselnden Palm-Mutes und klin-genden Anschläge in den 16tel-Noten. Hier hilft nur langsam und lange üben!

Das Solo-Lick in Beispiel 2.2 besteht aus Legato- und Alternate-Picking-Verbindungen. Während sich viele Gitarristen auf Malmsteens Sweeping und Van Halens Tapping fokussier-ten, war Paul in den '80ern der erste oder zu-mindest der bekannteste, der Legato und Al-ternate-Picking im High-Speed-Tempo kom-binierte. Dennoch ging Tapping nicht spurlos an ihm vorbei. Eddie war sein großer Held,

weshalb er seine länger angelegten Power-Licks zum Ende hin gern mit Tappings anrei-chert.

Bsp. 3 Spaceship One“, Paul Gilbert,Album: Spaceship One, 20052005 erscheint das Album Spaceship One, das zudem auch als DVD-Mittschnitt einer Studio-Live-Aufnahme herausgebracht wurde. Hier sieht man Paul, Drummer Marco Minnemann und Bassist Linus Von Hollywood unter ande-rem viele Songs dieses Albums spielen – ne-ben Klassikern wie „Down To Mexico“ oder „Technical Difficulties“. Das Outro-Lick in Beispiel 3 hat absoluten Trademark-Charakter.

Das abwärts orientierte Pattern besteht aus neun Noten. Wenn ihr dieses Pattern einmal drauf habt, werdet ihr es gewiss in vielen Gil-bert-Soli wiederfinden.

Bsp. 4 „Fuzz Universe “, Paul Gilbert,Album: Fuzz Universe, 2010Das Main-Riff in „Fuzz Universe“ beinhaltet das wohl berühmteste Paul-Gilbert-Pattern. Gemeint sind die Sextolen in Beispiel 4.1. Übt diese auf jeden Fall separat und wendet dieses Pattern auch in anderen Tonleitern in euren Soli an.

Das String-Skipping-Lick in Beispiel 4.2 ist ein weiteres Trademark des Ausnahmegitarristen. Paul verzichtet fast komplett auf Sweeping und spielt Arpeggios meist durch das Über-springen von Saiten.

AbschlussSeit 2010 wendet sich Paul Gilbert immer mehr dem Blues zu. Unbedingt zu empfehlen ist sein neuestes Werk Behold The Electric Guitar, das vor Blues-Attitüde in fescher Gilbert-Manier nur so strotzt. Paul kann eben doch einfach alles.

Tobias Mertens

„Fuzz Universe“ beinhaltet das

wohl berühmteste Gilbert-Pattern

TRACK 45

TRACK 46

Bsp. 3 „Spaceship One“

Bsp. 4 „Fuzz Universe“

Generation Shred WORKSHOP

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Rainer Wöfflerist Sammler und Fachmann für akustische Saiteninstrumente aller Art; der Blues fließt durch seine Adern. Seit einigen Jahren spielt er hauptsächlich mit Tanja Wirz im Duo RED HOT SERENADERS und unterrichtet nebenbei für die Mediterranean Music School.

Ursprünglich stammt die Idee mit den doppelchörigen Saiteninstrumenten aus Südamerika und wurde speziell in Mexiko zum Standard. Die Bauweise dieser Instrumente war eine völlig an-dere, als das bei heutigen Zwölfsaitern der Fall ist. Während in den USA und dem Rest der Welt um 1900 noch auf

winzigen Damengitarren mit Darmsaiten ge-spielt wurde, experimentierten die Mexikaner bereits mit relativ großen Gitarrenkörpern und Stahlsaiten, um die Lautstärke zu erhöhen.

Hier wurde die Gitarre nämlich nicht bei Kaf-feekränzchen der Damen im heimischen Wohnzimmer zur feinen Unterhaltung gespie-lt, sondern in einschlägigen Kneipen mit be-soffenen Cowboys, wo die Mädels dazu krei-schten und auch mal ein paar Schüsse fielen. Da brauchte man einfach lautere Instrumente.

Dicke SaitenVon da aus war es dann auch kein weiter Weg mehr über die Grenze nach Texas, wo Leadbel-ly 1910 zum ersten Mal eine 12-String-Gitarre

Leadbelly – „Black Girl“Howdy Bluesfreunde,

diesmal widmen wir uns im Bluescafé der 12-saitigen Gitarre, die heutzutage leider fast nur noch als

Lieferant für Folkgeschrabbel benutzt wird. Dabei hat das Instrument einen aggressiven, lauten und fetzigen Sound, der ohne jede Verstärkung mit Klavier, Banjo

und Waschbrett mithalten kann.

BLUESCAFÉ CD/D

OWNLOAD TRACK 47 – 50

Großer Korpus und Stahlsaiten sorgten für die

nötige Lautstärke

in einem Schaufenster von Dallas sah und die-se unbedingt haben musste. Die zwölf Dollar hatte er natürlich gerade nicht in der Tasche, und so verdingte er sich bei einem örtlichen Farmer, der ihm fünf Dollar pro 1.000 Pfund

gepflückter Baumwolle anbot. Innerhalb einer Woche hatte Leadbelly die zwölf Dollar bar auf der eigenen Hand.

Wer sich jetzt die Originalaufnahme von Leadbellys „Black Girl“ besorgt hat und ver-

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sucht, auf seiner Zwölfsaitigen zu Hause die-sen Sound hinzubekommen, wird als erstes feststellen, dass Leadbellys Gitarre um fünf Halbtöne heruntergestimmt war. Das ermögli-chte es ihm, viel dickere Saiten aufzuziehen, die fast schon mit Klaviersaiten mithalten konnten:

.014 für die beiden hohen e-Saiten

.019 für die beiden h-Saiten

.022 (umwickelt) für die beiden G-Saiten

.019 und .038 für die D-Saiten

.019 und .049 für die A-Saiten

.014 und .070 für die tiefen E-Saiten

Bei den drei Basssaiten waren also nicht beide gewickelt und gleich gestimmt, sondern um eine Oktave auseinander. Die tiefen E-Saiten waren sogar um zwei Oktaven auseinander.Falls ihr diese Stärken bei normalen Gitarren versuchen wollt – bitte Vorsicht! Durch die zwölf Saiten in dieser Stärke ergibt sich ein brutaler Zug auf die Decke. Deshalb waren die Stellas, die Leadbelly spielte, auch mit einem Tailpiece als Saitenaufhängung versehen, um den Zug auf die Decke etwas zu verringern. Trotzdem haben nicht viele dieser Instru-mente bis in unsere Tage überlebt. Es gibt heutzutage aber wieder einige Hersteller, die versuchen, diese Gitarrentradition zu beleben.

Barrelhouse-StilFür die Hörbeispiele habe ich meine 12-String mit den Saitenstärken .013 bis .062 bestückt. Damit bekommt man schon einen gewaltigen Klaviersound hin. Die tiefe E-Saite ist auf H heruntergestimmt, alle anderen Saiten sind entsprechend in Normalstimmung durchge-stimmt. Wenn ihr jetzt also einen A-Akkord greift, dann klingt er tatsächlich um fünf

Halbtöne tiefer in E-Dur. Leadbelly hat neben Mandoline, Kontrabass, Mundharmonika und Akkordeon auch hervorragend Klavier gespie-lt. Deshalb hat er sicherlich auch versucht, auf der Gitarre seinen Barrelhouse-Stil nachzuah-men, bei dem es darauf ankommt, möglichst fetzige Bassläufe zu spielen.

Diesen Stil versuchen wir nun auch mit der heutigen Nummer „Black Girl“. Die Melodie liegt hier im Bass – versucht, die Bassläufe sehr laut und akzentuiert hinzukriegen und die Akkorde eher etwas unbetonter zwischen-durch klingen zu lassen.

Wir starten mit der leeren E-Saite und hau-en – ohne nochmals mit der rechten Hand an-zuschlagen – zwei Hammerings am zweiten und vierten Bund. Das braucht sehr viel Kraft in der linken Hand, damit die Hammerings ge-nauso laut kommen wie der erste angeschla-gene Ton. Also im Notfall zur Kräftigung mal zwischendurch eine Runde Baumwollpflücken einlegen!

Dieses doppelte Hammering ist ein Mar-kenzeichen von Leadbelly, und er benutzt es auch vor dem D- und dem E-Akkord.

Fette BassläufeBeispiel 2 variiert die Akkorde, wobei wohl nur der C-Akkord etwas ungewohnt sein dürf-te. Spielt das C am dritten Bund mit dem Zei-gefinger und den Barré am fünften Bund mit dem kleinen Finger.

Im Beispiel 3 lassen wir’s dann mit wilden Bassläufen noch mal richtig krachen, so dass die Wände wackeln.

Leadbelly stammt aus Louisiana und hat dieses Stück im ¾-Takt sicherlich schon sehr früh vom Cajun-Spielern aufgeschnappt. Die Nummer werden wahrscheinlich die meisten von euch als „In The Pines“ von Nirvana

TRACK 48 Effektiver Produzieren

Logic bietet eine unendliche Vielfalt an Funktionen und Einstellungsmög-lichkeiten. Lassen Sie sich von die-sem Profi Guide zeigen, worauf es ankommt, und machen Sie einfacher, besser und kreativer Musik.

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Black girl, black girlWhere will you go

I’m goin’ where the cold wind blows.

In the pines, in the pinesWhere the sun never shines

I will shiver the whole night through.

Black girl, black girldon’t you lie to me

Tell me where did you sleep last night.

In the pines, in the pinesWhere the sun never shines

I was shiverin’ the whole night through.

My husband wasA railroad man

Killed a mile and a half from here.

His head was foundIn the driver’s wheel

And his body haven’t never been found.

Black girl, black girlWhere will you go

I’m goin’ where the cold wind blows.

And you caused me to weepAnd you caused me to moan

You caused me to leave my home.

LYRICSBLACK GIRL

kennen. Die haben das bei MTV Unplugged als letztes Stück gespielt.

Schaut euch bei Youtube mal vergleichs-weise beide Versionen an. Ihr werdet feststel-len, dass Leadbelly völlig akustisch mit seiner Stella wesentlich mehr Druck macht als diese Burschen mit Schlagzeug, Bass, Cello und zwei geschrabbelten Gitarren. Übrigens ist di-ese komplette Unplugged-Sendung der größte Beschiss aller Zeiten – bis auf Stevie Ray Vaughan mit seinem Set auf der 12-String habe ich bisher noch keinen gesehen, der nicht mindestens noch ein Kabel eingestöpselt hatte …

Wer sich nun für diese Art, Gitarre zu spie-len, interessiert, der sollte sich auch Barbecue Bob, Blind Willie McTell, Charlie Lincoln, und von den noch lebenden Bluesern Alvin Youngblood Hart und Paul Geremia anhören!

Tipps für Blues-FansEine tolle Biographie von Leadbelly gibt es üb-rigens unter dem Titel The Life And Legend Of Leadbelly von Charles Wolfe und Kip Kornell. Wilde Geschichten über Huddie „Leadbelly“ Ledbetter gibt es dort zuhauf. Oder wer sonst hat sich in seinem Leben gleich zweimal aus dem Knast gesungen? Eine Plattenempfehlung

erübrigt sich in Leadbellys Fall, auch da der Mann in seinem Leben schlicht und ergreifend nichts Schlechtes aufgenommen hat und es selbst bei Amazon ein reichhaltiges Angebot

an Musik und Tonträgern dieser echten Blues-Legende gibt.

Blues & Gruß Euer Rainer

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Einsendeschluss ist der 16.10.2019 (Datum des Poststempels). Mitarbeiter der PPVMEDIEN GmbH und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

An der Verlosung könnt ihr online unter www.guitar.de teilnehmen, oder indem ihreine Postkarte, einen Leserbrief, eine Statement-Karte oder einen Abo- oderTestabo-Coupon an folgende Adresse schickt: PPVMEDIEN GmbH, Stichwort "Alan Ashby" Postfach 57, 85230 Bergkirchen.

Die Tube Amp Doctor Silencer aus guitar 8/19 haben gewonnen:

Rebecca L. aus Bad Sooden & Carla B. aus St. Wendel

LTDAA-600

Alan Ashby Signature

Die LTD AA-600 von Of-Mice-And-Men-Gitarrist Alan Ashby ist ein

richtiges Arbeitstier.

Mit T-Style-Korpus aus Mahagoni, durchgehendem dreiteiligem

Ahornhals, Ebenholz-Griffbrett, aktivem EMG-81-Pickup und LTD-Locking-Tuners übertrifft sie ihre

Schnörkellosigkeit allenfalls durch ihre Kompromisslosigkeit.

Der Gewinn wurde uns freundlicherweise von der Firma

Sound Service zur Verfügung gestellt.

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Danelectro ‘64XT

Aufgefrischte LegendeDie Danelectro ‘64XT ist ohne Zweifel eine der interessantesten Gitarrenveröffentlichungen des Sommers 2019. Auf der einen Seite herrlich Old School und auf der Anderen mit frischen Detaillösungen versehen, spricht die Kultmarke damit nicht nur ihre treuen Fans sondern mit großer Sicherheit auch den ein oder anderen bisher „danolosen“ Gitarristen an.

PREIS-LEISTUNGS-EMPFEHLUNG

AUSGABE 10/2019

E-Gitarre GUITAR-DREAMS

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Kommt eine Dano ins Haus geflattert, ist diese stand-dardmäßig nur mit Nöti-gstem verpackt - sprich in einem sicheren Ver-sandkarton. Das hat zwei Gründe: Erstens spart sich die in Camarillo, Kalifor-

nien beheimatete Firma dadurch preissteigernde Dreingaben wie Koffer oder Gigbags und kann zweitens ein hochwertig gefer-

tigtes Instrument zu einem mehr als nur interessanten Preis-punkt anbieten. Letzterer Fakt wird beim ersten Blick auf die ‘64XT ein-

mal mehr bestätigt. Tadellose Lackierung

(in unserem Fall ein cooles 3-Tone Sun-

burst und rattenscharfes Vintage Cream), extrem sauber abgerichtete

Bundstäbchen und überhaupt ein Ge-samteindruck, der im Segment unter 600 Euro seines Gleichen sucht. Zubehör gibt es selbstver-ständlich auch. Ein komplettes Set an Inbus-

schlüsseln, mit denen alle Parts

justiert werden kön-nen, Danelectro-Poster,

eine Werbebeilage mit allen erhältlichen Modellen und ein Hangtag, auf dem hingewiesen wird, dass das finale Setup plus Qualitätskontrolle in den USA vollzogen wurden. Bei den bei-den letzteren Punkten bewegen

wir uns auf einem Niveau von amerikanischen Gitarren nörd-lich der 1.400-Euro-Grenze – starke Leistung!

Kalifornischer TraumDer fantastische erste Eindruck wird hier spielend fortgesetzt. Die Tonabnehmerkombination der ‘64XT liefert nicht nur pure Danelectro-Töne sondern hält auch eine Mischung kultiger kalifornischer und tennessee‘scher Sounds parat. Der am Hals verbaute Danelectro Vintage Style Large Housing Singlecoil ist eine ausgewogene Symbiose aus P-90 und den J-Style-Pickups aus Corona. Surf und ‘60s-Rock sind die Parade-disziplin des Großen. Mit etwas Tremolo und Federhall fühlt er sich mega wohl und sollte jedem Gitarristen ein Grinsen ins Ge-sicht zaubern. Am Steg regiert der splitbare Danelectro Dual Lipstick Humbu-cker. Obwohl wir es hier mit einem Doppelspuler zu tun ha-ben, sollte man kein Signal wie etwa bei einem PAF-Pickup erwarten. Egal ob als Humbucker oder Single Coil - es klingt nach Danelectro. Im regulären Betrieb liefert der Dual Lipstick eine fettere Variante des legendären Danosounds. In der gesplitteten Option erhält man die Nuancen des Lipsticks, die Jimmy Page für die Ewigkeit in „Kashmir“ mani-festiere.

Extrem spannend sind die Kombinationen der beiden Pick-ups. Hals und Steg (als Doppel-spuler) sind gemeinsam reich an knackigen Low-End, präzisen Höhen und einem dezenten Mit-tenanteil. Ist der Steg hingegen

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GUITAR-DREAMS E-Gitarre

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FAKTEN

Danelectro ‘64XTHerkunft Südkorea

Korpus Pappelrahmen und -Centerblock

Decke Masonite

Hals Ahorn, geschraubt

Halsprofil D-Profil

Griffbrett Pau Ferro

Halsbreite Sattel: 43 mm; 12. Bund: 52 mm

Bünde 22

Mensur 62,23 cm / 24,5“

Pickups Danelectro Vintage Style Large Housing Single Coil (Hals), Danelectro Dual Lipstick Humbucker (Steg)

Regler 1x Volume, 1x Tone (mit Push/Pull für Coil Split)

Schalter 3-Wege-Toggle

Hardware Wilkinson WVS 50 II K Vibrato, Vintage Mechaniken; gekapselt

Gewicht 3,2 kg

Linkshänder nein

Internet www.danelectro.com

VK-Preis 595,- €

Preis-Leistung

als Einzelspuler geschaltet, gibt es weniger Bässe und es schim-mert etwas mehr auf der Treble-seite. Es macht mit diesem einzigar-tigen Pickupteam verdammt viel Spaß zu experimentieren.

Kompletter RetrolookBei all der kreativen Neudefiniti-on der klassischen „Kaufhausgi-tarre“ hat sich ein Bauteil auf die ‘64XT gesellt, das im ersten Moment wie die Modifikation eines performanceorientierten Vintage-Fans anmutet. Das Wil-kinson WVS 50 II K ist ein mo-dernes, exakt auf die Bedürfnisse des Gitarristen einstellbares und super leicht zu intonierendes

2-Punkt-Vibratosystem. Egal ob Saitenhöhe, Widerstand des Vibratoarms oder Saitenhöhe - alle Parameter sind in Windeseile an die persönlichen Vorlieben angepasst. Während des Spiels ist das WVS 50 II K äußerst verstimmungsfrei - selbst bei „Dive Bombs“ macht es eine gute Figur.

Der SpaßfaktorDie ‘64XT ist nicht nur ein abso-lut individuelles Instrument, sondern auch eine Sechsaitige, auf der man sich über Stunden hinweg verlieren kann. Das liegt erstens an der hervorragenden Bespielbarkeit, zweitens an der Soundvielfalt und drittens an der

dadurch unweigerlich sprudeln-den Inspiration, neue Wege zu beschreiten. An dieser Stelle sollte man sich auch noch ein-mal vor Augen führen, dass wir es mit einer Gitarre unter 600 Euro zu tun haben.

Das bleibt hängenZum günstigen Ladenpreis von 595 Euro bekommt man mit der Danelectro ‘64XT nicht nur ein

tadellos verarbeitetes und ab Werk top eingestelltes Instru-ment, sondern auch eine enorme, individuelle Soundvielfalt plus -dank des außergewöhnlichen Looks - eine große Schippe Atti-tüde. Kreative Gitarristen, Frei-geister und Musiker mit Vorlie-ben abseits bekannter Pfade sollten unbedingt einen Testlauf mit der ‘64XT wagen.

Chris Franzkowiak

E-Gitarre GUITAR-DREAMS

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GUITAR-DREAMS E-Gitarre

LTD AA-600 Alan Ashby Signature

Schwarz Schwarz Schwarz sind alle meine KleiderUnd auch die jungen Bands kommen in die Jahre und werden Namen, die sich ihren Platz in Mitten alter Größen verdient haben. So auch die Metalcore-Band Of Mice & Men. Deren Gitarrist Alan Ashby hat von LTD ein Signature-Modell kredenzt bekommen.

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Checkt das Video-Interview mit Alan Ashby auf unserem YouTube-Kanal: guitar Magazin

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FAKTEN

LTD AA-600Herkunft Korea

Korpus Mahagoni

Hals Durchgehend, dreiteiliger Ahorn

Halsprofil U-Profil schlank

Griffbrett Ebenholz

Griffbrettradius 13,75“

Sattelbreite 42 mm

Bünde 24 Extra Jumbo

Mensur 24.75“/62,8 cm

Pickups 1 x EMG-81 in Bridge-Position

Regler 1 x Volume

Schalter keine

Hardware TonePros Locking TOM Steg, String-Thru LTD Locking Tuner

Linkshänder nein

Internet www.espguitars.com

VK-Preis 1.149,- € inkl. Koffer

Preis-Leistung

Wo viele seiner Berufs-Genossen die Chance einer Signature-Gitarre dazu nutzen, sich aberwitzige Kreationen mit allem möglichen Schnick-Schnack

bauen zu lassen, setzt der junge Kalifornier mit einem selbstironischen Augenzwinkern und Selbstbewusstsein auf möglichst wenig und simpel. Ein Workhorse eben, dass nach eigener Aussage einfach nur für Metal-Riffs herhalten muss und das auch tut. Das entsprechende Video-Interview findet ihr übrigens auf unserem Youtube-Kanal. Wo nichts dran ist, kann auch nichts kaputt gehen. Wie eingangs angemerkt, ist das Farbschema gleich der generellen Ausstattung der Gitarre gewählt – also wenig

bis nichts. Mehr Schwarz bringt nur die Black-Metal-Serie von LTD zustande, bei der sogar das Firmenlogo der Abstinenz von Farbe frönt. Das ist in diesem Fall, der AA-600 BS (Black Satin), ein wenig anders. Das LTD-Logo ist in Silber gehalten, ebenso die Modell-Bezeichnung auf der Halsstab-Abdeckung und die weiße Umrandung selbiger. Ansonsten sind Hardware, Tonabnehmer, Korpus, Tonabnehmer-Abdeckung und die Elektronik-Abdeckungen alle schwarz gehalten. Einfallslos, oder konsequent? Das entscheidet der jeweilige Betrachter. Wie sagte Elwood Blues jedoch einst in Bezug auf die schwarzen Anzüge der Blues Brothers? „Einheit vermittelt Stärke“ Stark, oder besser stabil ist an der T-Style Gitarre alles. Der durchgehende Hals, das

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GUITAR-DREAMS E-Gitarre

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String-Thru-System und die dazugehörige Tune-o-matic-Bridge von TonePros lassen im Vergleich zu anderen Brücken-Systemen wenig Spielraum für Experimente, eliminieren aber auch potenzielle Fehlerquellen. Der ewige Knackpunkt der Batterie-Abdeckung auf der Rückseite der Gitarre kann ebenso aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Zum einen wird die Batterie direkt an die Kabel angeschlossen, nicht über windige Kontakte eines Schiebe- oder Klappmechanismus, jedoch ist ein schneller Zugriff auf das Batteriefach in dieser Forn nicht möglich. An der umgekehrten Kopfplatte laufen die Saiten über einen Graphitsattel in Stimmstabilität versprechende LTD-Locking-Tuner. Der dreiteilige Hals ist aus Ahorn gefertigt, das Griffbrett aus Ebenholz und der Korpus aus Mahagoni. Der dünne, fast filigrane Hals in U-Form ist nicht unbedingt zum festen Zupacken wie beim Baumfällen gedacht, sondern verlangt etwas Fingerspitzengefühl, was dem sonstigen, eher aggressiven Stil des Instruments widerspricht. So ist sie aber wohl auf Alan Ashby perfekt zugeschnitten.

Jeder Ton glasklarDie 628-Millimeter-Mensur ist an T-Style-Gitarren eher unge-wöhnlich, fühlt sich aber super an. Auf der kurzen Mensur hat man 24 Jumbo-Bünde unterge-bracht. Wirkt die Gitarre doch eher kompakt und der Hals bei-nahe unterdimensioniert, ist man auch mit größeren Händen auf Griffbrett und Hals ohne Pro-bleme unterwegs. Ausgeliefert

wird die Gitarre mit für das Gen-re verhältnismäßig dünnen Sai-ten (0.10 – 0.46) in E-Standard-Stimmung. Eingestellt ist sie perfekt, hat jede Menge „Twang“ und schwingt ausgiebig, dass jeder Ton nicht nur gehört, son-dern auch gefühlt werden kann.

Schub in StandardTrotz kurzer Mensur und der damit verbundenen geringeren Saitenspannung, müssen keine großartigen Nachjustierungen vorgenommen werden, wenn man mal etwas dickere Drähte auf den Ast zieht, um die AA-600 auf ihre Tiefton-Qualitäten zu prüfen. Hier kann der EMG-81-Tonabnehmer zeigen, was batteriebetriebene Pressatmung alles kann. Die Gitarre schiebt in Standardstimmung schon ohne Wenn und Aber – rund um Stan-dard-C fängt sie so richtig an zu brüllen und malmen – geil! Das macht Alan Ashby nach eigener Aussage im Übrigen auch so. (.011-.052 bei Drop-C, .012-.056 bei Drop-A). Sustainreichtum für Dekaden und ein schön me-tallisch abklingender Ton, der

sich einem Feedback annähert, aber kurz davor die Kurve kriegt und einfach nur nach Metal klingt. Alles schön und gut, dass sich mit einem EMG-81 aber ein Amp nicht filigran und dynamisch aufräumen lässt, ist auch klar. War immer so, ist hier auch nicht anders. Dafür ist die Gitarre mit genau diesem einen Tonabnehmer und genau einem Poti für die Lautstärke auch nicht gedacht. Mit einem Lastwagen geht man ja auch nicht in der Stadt auf Parkplatzsuche und mit einem Mini nicht auf Offroad-Tour. Dennoch will erwähnt sein, dass hier nichts matscht und ab-seits von Powerchord-Gehämmer jeder Ton glasklar voneinander getrennt die Gehörgänge der Welt erblickt. Auffällig ist, wie leicht die Gitarre ist und wie das bei Modellen dieser Art oft so ist, sie lässt sie sich im sitzen und im stehen wunderbar bespielen.

Das bleibt hängenFür starke 1000 Schlappen kriegt man hier eine astreine Metal-Gitarre. Die Ausstattung mit einem EMG-81 lässt sie gerade

für härtere Gangarten zum Ein-satz kommen. Ein passiver Ton-abnehmer mit dezenterem Out-put, gerne auch splitbar, würde der klasse verarbeiteten Gitarre ein Mehr an Flexibilität angedei-hen lassen. Übrigens: Einen perfekt passenden Hartschalen-Koffer gibt es dazu, verzeichnet der Autor freudig. All den Rhythmus-Klampfern in Hart-wurst-Kombos da draußen sei dringlichst geraten, die LTD AA-600 einmal beim Musikali-enhändler des Vertrauen in die Hand zu nehmen und mittels der High-Gain-Kanäle dieser Welt die Damen und Herren aus den Gitarrenabteilungen in den Wahnsinn zu treiben. Aus meiner ganz persönlichen Sicht bringt die Gitarre trotz des (in meinen Augen) recht dünnen Halses, genau das mit, was man braucht – Schnörkellosigkeit und Kom-promisslosigkeit! Die LTD AA-600 ist ein hartes Brett im zeit-losem Design. Erwähnte ich bereits die Kompromisslosigkeit? Ja? Ok, gut, dann Ende jetzt. Schick!

Phil Zeppenfeld

E-Gitarre GUITAR-DREAMS

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Kemper Profiler Stage

Ein starkes ProfilKein technisches Gerät hat die Welt der E-Gitarristen in den letzten Jahren so umgekrempelt wie der Kemper Profiler. Statt in der Schnelllebigkeit digitaler Technik im Zuge anderer Innovationen unterzugehen, nimmt das Produkt des Herstellers aus Recklinghausen immer weiter Fahrt auf und findet nun erstmals auch seine Umsetzung als Pedalboard.

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GUITAR-DREAMS Profiler

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Man mag es kaum glauben. Der Kemper Profiler ist auch nach etwa acht Jahren Marktpräsenz das wohl ausgeklügeltste digitale Verstärker-system für Stromgi-

tarristen. Mit dem Konzept, die spezifischen Klangeigenschaften dedizierter Verstärker mit ihren Boxen in mikrofonierter Form in Klangprofilen einzufangen,

grenzt sich der Hersteller bis heute von der digitalen Konkur-renz ab, die durchweg auf Mo-deling setzt. Letztlich entscheidet natürlich die Klangqualität. Und genau hier lässt sich feststellen, dass der Profiler nicht nur mit einem einzigartigen Ansatz ins Rennen gestartet ist, sondern sich auch inzwischen zu einem Standard im Bühnen- und Stu-diobereich gemausert hat. Zu einem guten Teil hat sich das

Team um Christoph Kemper diese Rolle aber auch durch fortwäh-rend kostenlose Updates erarbei-tet, die den Funktionsumfang des Geräts immer weiter gesteigert haben. Ein Blick auf die Herstel-lerseite zeigt genreübergreifend zufriedene Gesichter – von Pat Metheny über Wolf Hoffmann und Andy Sneap bis zu Tim Pierce. Und zugegeben: Außer-ordentlich willkommen ist dabei sicherlich auch der Aspekt, eine

speicherbare, leichtgewichtige Vollausstattung mitsamt Effekten mit sich führen zu können, die überall auf der Welt konsistente Ergebnisse liefert. USB-Stick in das Leihgerät und los geht es.

Der Profiler Stage ist die nunmehr dritte Variante dieses innovativen Geräts und sinn-vollerweise komplett kompatibel zu den bisherigen „Toaster“- und Rackformaten. Er wendet sich an jene Anwender, die eine Kom-

Profiler TEST & TECHNIK

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bühnentauglich. Verzichten muss man in dieser Variante auf die integrierte Endstufe, die den Power-Modellen vorbehalten bleibt. Was die Bedienelemente betrifft, so wurde das sonnen-lichtunempfindliche aber nur monochrome Display der Profiler Remote mit vier kontextsensi-tiven Reglern und Tastern sowie zwei gerasterten Push-Encodern kombiniert. Diese Potis fallen gegenüber den bisherigen Versi-onen sogar stabiler aus.Weichen hingegen muss der Modus-Schalter sowie die dedi-zierten Bereiche zur direkten Effektkonfiguration. Anstelle dessen gibt es eine größere An-zahl beleuchteter Taster, mit denen man diese direkt zur Kon-figuration im Display aufrufen kann. Von der Profiler Remote hat das neue Modell die 14 Fuß-taster mit Status-LEDs, den Loo-per-Modus sowie den Anschluss für vier Expressionpedale oder weitere Schalter geerbt.

Zu den weiteren Schnittstel-len: Es gibt einen monophonen Eingang, doppelt ausgeführte Hauptausgänge und einen nun-mehr stereophonen unabhän-gigen Monitorausgang, der sich von der Lautsprechersimulation entkoppeln lässt. Der Kopfhörer-anschluss ist auf 3,5 mm ge-schrumpft. S/PDIF In/Out und USB Host/Client sind weiterhin vorhanden, ebenso wie MIDI (ohne Thru-Buchse). Auch die Remote-Buchse und den XLR-Return hat man sich gespart.

Dafür aber wartet der Profiler Stage gleich mit doppelten Ef-fektwegen auf, die sogar jeweils über Stereo-Returns verfügen. Hier kann man seine Lieblings-pedale also bequem einbinden, frei platzierbar im Signalweg. Dabei kann der erste Send

plettlösung vor sich auf dem Bühnenboden oder auch im Studio nutzen möchten.

Feine UnterschiedeDie Technik im Innern des neuen Profilers ist identisch und kom-

patibel zu den weiterhin verfüg-baren älteren Modellen. Dabei vereint sie im wesentlichen die Vorzüge der bisherigen Geräte mit der optionalen Profiler Re-mote. Im Grunde ist der Profiler Stage sogar eine große Remote-

Einheit, die die Technik und sämtliche Schnittstellen sowie das Netzteil direkt integriert hat.Dennoch gibt es Unterschiede: Zunächst einmal ist das geneigte dunkelgrüne Stahlblechgehäuse uneingeschränkt robust und

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GUITAR-DREAMS Profiler

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bedarfsweise die Funktion des fehlenden Direktausgangs über-nehmen. Umgekehrt kann man sich auch über den Return aber auch ein Playback in den Signal-weg zur Probe einspeisen.

PraxisDer Profiler Stage ist angesichts seiner zahlreichen Möglichkeiten gut bedienbar. Auch der Einstieg für ein derart üppiges Gesamtsy-stem fällt leicht. In der Betriebs-art Browse bewegt man sich durch die bis zu 999 gespeicher-ten mit Attributen versehenen Klänge und kann diese natürlich verändern. Der Perform-Modus dient dem Einsatz im „Ernstfall“. Für jede der 125 Performances lassen sich fünf Rigs hinterlegen, die auf unterschiedliche Klang-einstellungen, Verstärker und Effekte zurückgreifen können und übergangslos über die un-teren fünf Fußtaster umschaltbar sind. Über die beiden Banktaster gelangt man live zu den benach-barten Performances, während man vordefinierte Effekte einer Performance zusätzlich über die oberen vier Taster auch jederzeit manuell ein- und ausschalten kann. Schön ist auch, dass man die Archivierung, Benennung und Verwaltung seiner Profile nicht zwangsweise auf Knien durchführen muss, sondern hier-für auch den kostenlosen Rig Manager für Windows und ma-cOS bemühen kann. An dieser Stelle sei aber auch angemerkt, dass die Mitbewerber Line 6 und Fractal Audio mit dedizierten Editoren ein Komfortmerkmal bieten, das dem Profiler bislang noch fehlt. Und wo wir dabei sind: Als USB-Audio-Interface lässt sich auch der Profiler Stage nicht nutzen. Das Profiling eige-ner Verstärker ist kein Hexen-werk, setzt aber aber gewisse tontechnische Grundkenntnisse

und Gegebenheiten voraus. Da-bei wird der mikrofonierte Ver-stärker in den ersten Loop des Profiler eingebunden – vom Send in den Verstärker und vom Mikrofon (oder Mikrofonvorver-stärker oder Direktausgang) in den zugehörigen Return.

TesttonreiheEs folgt eine Serie von Testtönen und eine anschließende Einspiel-phase, nach der man sich dann hoffentlich über ein Klangergeb-nis freuen darf, das den Original-verstärker in der entsprechenden Einstellung authentisch spielbar

wie von Geisterhand in die digi-tale Ebene überführt hat.

Das Schönste dabei: Die Pro-file sind keine statischen Schnappschüsse, sondern über den Equalizer, den Gainregler und weitere Parameter modifi-zierbar, sodass man hier seinem persönlichen Marshall durchaus etwa eine glaubhafte Extraporti-on Gain verleihen kann. Bis heute kann ich vor dieser Lei-stung nur begeistert den Hut ziehen. Nicht weniger erstaunlich ist die Möglichkeit, die eben erfasste Lautsprechersimulation im Profil auszutauschen (etwa durch eine Impulsantwort) oder

für den Betrieb einer traditio-nellen Kombination von Verstär-ker und Box auf der Bühne für den Monitorausgang zu deakti-vieren. Womit wir dann auch beim wichtigsten Kriterium an-gelangt wären ...

Klang Schon direkt aus der Verpackung entnommen ist die Auswahl an Profilen überwältigend. Ganz ohne eigene Profile hat man Zugriff auf die wohl größte Ver-stärkersammlung der Welt, in der man sich vermutlich ein ganzes Gitarristenleben austoben kann, übrigens immer in völlig variab-

Profiler TEST & TECHNIK

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FAKTEN

Kemper Profiler StageHerkunft Deutschland

Kanäle speicherbares System, MIDI steuerbar

Bauart digital

Anschlüsse Input, 2 x Return L/R Outputs: Master Outputs L/R (XLR/Klinke), Monitor L/R, Kopfhörer, 2 x Send Extras: MIDI In/Out, 4 x Pedal, USB Master/Client, S/PDIF In/Out (koaxial), Stromversorgung (Netzteil intern)

Maße 47 x 25 x 7 cm

Gewicht 4 kg

Internet www.kemper-amps.com

VK-Preis 1.600,- €

Preis-Leistung

ler Lautstärke. Hinzu kommen jede Menge Drittanbieter, die Klassiker, Raritäten und genre-spezifische Sounds zu meist fairen Preisen offerieren. Und nicht nur das: Über die Herstel-ler-Webseite hat man Zugriff auf eine fünfstellige Anzahl an Pro-filen aus der Nutzergemeinschaft, die man über den Rig Manager sogar vorhören kann.

Kein VergleichDie Unterschiede zwischen den Verstärkertypen sind deutlich und mindestens ebenso wichtig: Auch die Spieldynamik bleibt erhalten. Hier darf man sich also auf eine Klangreise gefasst machen, die immer wieder durch ihre exzellenten Ergebnisse be-sticht. Wer vor Jahren die ersten Modeler als Krempel abgetan hat, sollte spätestens jetzt mit frischen Ohren an das Thema herangehen und sich seine Mei-nung zumindest neu bilden.

An dieser Stelle dann aber auch ein wichtiges Wort zum Thema Klangbeurteilung. Weder vom Profiler noch anderen Mo-delern sollte man einen Sound wie von einem Röhrenverstärker im Proberaum erwarten. Tech-nisch wird hier der mikrofonierte Verstärker nachgebildet, den man als Sound in der Regie oder aus der Beschallung hört. Das klingt gänzlich anders als das physika-lische Erlebnis neben einer raumgreifend aufgedrehten 4x12

bereit, sogar bedarfsweise mehr-fach nutzbar. Man spart sich also nicht nur den schweren Verstär-ker und die Box, sondern meist auch eine ganze Sammlung von Effekten. Beachtlich: Selbst bei acht Delays ging dem Gerät die Puste nicht aus!

Das bleibt hängenDer Profiler im Bühnenformat steht seinen älteren Geschwistern in keiner Weise nach. Bei iden-tischer Technik wurde das gelun-gene Bedienkonzept leicht modi-fiziert und sogar um einen dop-pelten Loop ergänzt. Ansonsten findet sich auch im kompakteren Format die kompromisslose Voll-ausstattung und der Klang, für die der Profiler so geschätzt wird. Authentische Verstärkersi-mulationen mit überzeugendem Spielgefühl und Effekte in Hülle und Fülle, das sollte viele Gitar-risten (und Bassisten) aufhorchen lassen. Sicher muss nicht jeder Purist zur digitalen Seite bekehrt werden, aber einen Blick auf den Stand der heutigen Technik sollte man der Firma Kemper gönnen. Mit 1.600 Euro fällt der Profiler Stage günstiger als die bishe-rigen Modelle ohne Endstufe aus, hat aber die optionale Fernsteue-rung bereits eingebaut.

Ulf Kaiser

Box, das auf der Aufnahme so natürlich auch mit konventio-neller Technik nicht landet. Es handelt sich um zwei grundsätz-lich unterschiedliche Aspekte, bei denen man aufgrund der glei-chen Signalquelle lediglich dazu neigt, sie in eine Kiste zu werfen. Das Aufnahmesignal klingt also in aller Regel immer direkter und weniger räumlich und atmend. Das hat mit digitaler Technik wenig zu tun.

Maß aller DingeOhne die Qualitäten für eine saubere Mikrofonierung eines realen Verstärkers in irgendeiner Weise in Frage stellen zu wollen – immerhin ist das Original das Maß der Dinge – ist es sogar eher umgekehrt: Die analoge Signalkette bedarf in der Regel einer tontechnischen Nachbear-beitung, während es die digitale Lösung aufgrund ihrer zahl-reichen Möglichkeiten, einge-bauter Effekte und ihrer Speicherbarkeit dem Tontechni-ker oft sogar leichter macht, zu konsistenten Ergebnissen zu gelangen. Das mag im Studio kein Kriterium sein, live ist es das auf jeden Fall.

Diese Unterschiede sollten den modernen Gitarristen jedoch nicht abschrecken, sondern viel-mehr herausfordern. Und dazu zählt auch der Mut, einige Tage in die Erstellung eigener Profile zu investieren. Man hat die Qua-

litäten des Profilers sonst schlicht nur zu einem Teil ken-nengelernt.

TurboDer Profiler ist aber eben nicht nur eine Simulation von Verstär-ker und Lautsprecher. Er bietet die Möglichkeit, Impulsantwor-ten zu laden und beeindruckt mit einer wirklich leistungsstarken Effektsektion. Er nutzt über das Profiling hinaus also auch ande-re Techniken wie Faltung und Modeling. Neben einem Noise-gate und dedizierten Equalizer-sektionen für die Master- und Monitorausgänge bietet er zwei Mal vier variabel bestückbare Effektsektionen (80 Effekttypen) sowie die beiden Loops. Im Un-terschied zur Konkurrenz kann dabei aber immer nur eine Ver-stärker-/Boxensimulation genutzt werden. Das integrierte Stimm-gerät und der Looper mit 30 Sekunden Aufnahmezeit sind sogar über separate Fußtaster aufrufbar.

Tatsächlich hält der Effektbe-reich das hohe Niveau. Hier finden sich sämtliche Klassiker vom Overdrive über Modulati-onseffekte bis hin zu Nachhall in wirklich überzeugender Qualität. Aber auch Delay-, Pitch- und Spezialeffekte hält der Profiler

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GUITAR-DREAMS Profiler

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Der neue Savage ist ein beeindruckend mächtiger und überzeugend verar-beiteter Vollröhrenver-stärker, der pechschwarz und mit seiner hersteller-typischen Stangenfront schon äußerlich stilsicher

eine härtere Gangart vorgibt. Laut eigenen Aussagen wollte Engl seinem Dauerbrenner kei-ner grundsätzlichen Überholung unterziehen, sondern das Gerät mit seinen beliebten Klangei-genschaften und seinem Funk-tionsumfang möglichst erhalten

Engl Savage MKII E610II

Der neue WildeDer Savage 120 von 1993 ist ein Klassiker im Metalbereich. Seine Ausstattung ist bis heute beachtlich, denn immerhin stehen hier vier Kanäle abrufbar, zwei Masterlautstärken, umschaltbare Presenceregler und ein Bassboost in der Endstufe bereit. Was gibt es da zu verbessern?

und nur an sinnvollen Punkten modernisieren.

Edle vier KanäleVier Kanäle sind eine echte An-sage, selbst wenn sich hier je zwei Kanäle, Clean/Crunch 1 und Crunch 2/Lead eine Klangrege-

lung teilen. So gibt es vier Gain- und Lautstärkeregler, zwei pas-sive Klangregelungen und jede Menge Extraschalter, die teils wie die Eingangsempfindlichkeit und der Brightschalter global, teils pro Kanalpaar gelten. So gibt es Preshape- und Contour-C

Nico

le Ma

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GUITAR-DREAMS Verstärker

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Schalter im ersten Kanalpaar, mit denen sich die Bässe und die Mitten ausdünnen lassen. Ergänzend findet man hier auch eine umschaltbare Mittenre-gelung mit zwei alternativen Einsatzfrequenzen (Mid Lean, Mid Bold). Im Unterschied dazu offerieren die Kanäle 3/4 eine Gainstufenumschaltung (Lo/Hi), einen Contourschalter und einen Rough/Smooth-Modus.

Hinzu kommen zwei um-schaltbare Masterregler sowie unabhängig umschaltbare dop-pelte Presence-Steuerung mit einem Depth-Boost-Schalter für einen kräftigen Bassschub. Wei-terhin wartet der Savage 120 MKII mit einem Noise Gate und zwei frontseitig schaltbaren

Effektwegen auf, die sich über rückwärtige Regler stufenlos zwischen paralleler und serieller Arbeitsweise verändern lassen.

Die NeuerungenEine Überarbeitung der Voicings und der Klangregelung gab es im ersten Kanalpaar – allerdings mit der Vorgabe, den Grundcharakter des Originals nicht zu verändern. Durch die individuellen Gainreg-ler und die global umschaltbare Eingangsempfindlichkeit ist man nun bezüglich der Verzerrung flexibler. Klanglich sorgt die Umschaltung zwischen Mid Lean und Bold für eine wechselbare Mittencharakteristik im ersten Kanalpaar. Im zweiten Kanalpaar ersetzt der Schalter Gain Lo/Hi

den früheren Lead Boost und ist damit nun auch für Crunch II nutzbar. Der Regler Tone Balance wurde ebenfalls funktional er-weitert, greift aber weiterhin nur im Smooth-Modus. Ausgehend von der Mittelposition bearbeitet er nach links die Mittenfre-quenzen und nimmt nach rechts Einfluss auf die Höhen. Komplett neu ist das schaltbare Noisegate, das technisch auf die Schaltung abgestimmt wurde. Es ist über einen rückwärtigen Regler im Arbeitspunkt justierbar.

Deutlich erweitert wurde die nunmehr standardmäßige MIDI-Implementation. Sämtliche Schalter von der Kanalwahl, der Eingangsempfindlichkeit, bis hin zum Noisegate, der Auswahl der

Presence- und Mastersektionen und der Effektwege lassen sich mitsamt der Kanalwahl speichern und über Programmwechselbe-fehle abrufen. Durch diese Spei-cherbarkeit hält der Savage 120 eine mächtige und besser nutz-bare Klangauswahl bereit. Alter-nativ zur MIDI-Steuerung lassen sich aber auch weitere Fußschal-ter der hauseigenen Z-Serie nutzen.

Mächtige RöhrenSchließlich bietet der Poweramp Out in der neuen Version nur noch das Signal der Vorstufen mit 0-dB-Linepegel. Die interne Lautsprechersimulation entfällt hier. Stattdessen kann man von hier an eine Endstufe ver-

Verstärker GUITAR-DREAMS

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zweigen oder mit einer externen Lautsprechersimulation arbeiten, etwa dem hauseigenen neuen Cabloader.

Der Savage 120 setzt auch in der aktuellen Version auf ein mächtiges Duo aus 6550-End-röhren, die in Kombination mit den soliden Übertragern und Netzteilen für mächtige Lei-stungsreserven sorgen. Eine Alternative dazu stellt die funkti-onal identische 60-Watt-Version mit zwei EL34 dar. Der kleine Savage hat also weniger mit dem zweikanaligen alten Savage 60 zu tun, was sich allerdings auch in einem ähnlichen Preis wie beim großen Modell äußert.

Offen & druckvollDie Grundtendenz des Savage 120 MKII ist modern. Insbeson-dere im High-Gain-Bereich ist der Verstärker klar auf den Me-talbereich ausgerichtet und dabei bestens für schnelle Stilistiken und auch tiefe Stimmungen geeignet. Die straffe, offene und gleichzeitig druckvolle Abstim-mung ist bewährt und hebt sich charakterlich klar vom fetten Rectifier oder Diezel Herbert, aber auch von mittenbetonteren Marshall-Varianten ab. Ein ei-genständiger Sound, den Engl beibehält und gewissermaßen veredelt und in der Flexibilität erweitert.

Zunächst einmal lassen sich hier echte vier Kanäle nutzen, die sinnvoll zueinander passen. Der Cleansound ist sauber, aber nicht unbedingt besonders cha-raktervoll oder perlend. Durch die umschaltbare Eingangsemp-findlichkeit lässt sich hier auch mit kräftigen Tonabnehmern arbeiten oder bereits ein leichter Crunch erzeugen. Mit dem ersten Crunchkanal wird die Stoßrich-tung des Savage 120 klar: Der Sound ist schnittig und attackbe-tont. So erreicht man hier einen knackigen Hardrock-Crunch. Die Dynamik ist nicht unbedingt betont ausgeprägt und auch einen guten alten Marshall kann der Verstärker aufgrund seines anderen Mittenverhaltens nicht ersetzen. Will er aber auch gar nicht, knallen tut es dennoch.

Im zweiten Kanalpaar steigt die Gainkapazität deutlich. Es handelt sich um die Paradekanä-le, die der Grund für die Beliebt-heit dieses Verstärkers unter Metallern sind. Crunch 2 hat gute, aber nicht unendliche,

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GUITAR-DREAMS Verstärker

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FAKTEN

Engl Savage MKII E610IIHerkunft Deutschland

Leistung 120 Watt an 4, 8, 16 Ohm

Kanäle 4

Röhrenbestückung 6 x 12AX7, 2 x 6550

Regler Ch1: Gain, Volume, Bass, Mid Lean, Mid Bold, Treble Ch2: Gain, Volume Ch3: Gain, Volume, Bass, Middle, Treble, Tone Balance Ch4: Gain, Volume Master: Master A/B, Presence A/B, Noise Gate Threshold, FX A Balance, FX B Balance

Schalter Ch1/2: Clean, Crunch 1, Bright, Contour, Mid Lean/Bold Ch3/4: Crunch 2, Lead, Gain Hi/Lo, Contour, Rough/Smooth Master: Power, Standby, Input Hi/Lo, Noise Gate, Depth Boost, Presence A/B, Master A/B, FX Loop 1/2, Write/Copy

Anschlüsse Inputs: Input, Return ½, 1 x Footswitch, 1 x Engl S.A.C Port Outputs: 5 x Speaker, Poweramp Out, Send 1/2 Extras: MIDI In/Thru

Besonderheit Power Tube Monitor

Maße 71 x 27 x 29 cm

Gewicht 22,5 kg

Internet www.engl-amps.com

Empf. VK-Preis Savage 120 MKII 2.299,- € Savage 60 MKII 2.099,- €

Preis-Leistung

Gainreserven und erlaubt einen explizit aufgeräumten Ton, der vom straffen Crunch bis zum modernen, riffbetonten Metal reicht: Offen und mit viel Biss im Attack und jeder Menge Höhen-reserven. Klasse, wenngleich der Nebengeräuschpegel bereits ein

wenig zu hoch ausfällt. Da hilft das sicher ansprechende Noise-gate, das auch schnellen Stakka-to-Stops folgt. Der Depth-Boost-Schalter verleiht dem Klang einen kräftigen Unterbau.

Die Leadvariante hat noch-mals deutlich mehr Gainreserven

und ist für Metal und Soli be-stens geeignet. Über den Con-tourschalter kann man dabei (wie bei Crunch II) Einfluss auf den Mittenfokus nehmen, wobei die generelle Stoßrichtung auch hier schlank ist. Das Spielgefühl ist gefällig und die Gainreserven so hoch, dass der Savage auch in extremen Genres punkten kann, da die Definition nicht leidet.

Die Höhen fallen in diesem Kanal dabei weniger aggressiv aus, weshalb man für eine sinn-volle Abstimmung zu Crunch II durchaus arbeiten muss. Hier hätte sich der Tone-Balance-Regler angeboten, der aber leider nur im Smooth-Modus greift. Dieser transformiert das zweite Kanalpaar in einen deutlich traditioneller abgestimmten Kanal mit ausgeprägter Mitten-betonung und weniger Biss. Wie schon im ersten Modell ist diese Klangvariante für den Soloein-satz bestimmt.

Effektives GateGenerell steigt im Lead-Kanal der Nebengeräuschpegel noch-mals, weshalb das ansprechende Noisegate hier zumindest bei der Rhythmusarbeit fest eingeschal-tet gehört.

Der Bassbereich erfordert etwas Feinabstimmung: So liefert der Depth-Boost ein großzügig dimensioniertes, aber gegenüber der ersten Version in sinnvoller Weise leicht abgemildertes Pfund. Bei dessen Nutzung habe ich etwas mit dem Bassregler der Klangregelung gegengesteuert,

was aufgrund der gemeinsamen Klangregelung beim Wechsel auf den anderen Kanal der Gruppe Crunch II/Lead Auswirkungen hat, sofern man dort auch den Depth-Boost nutzt. Persönlich hätte ich mir daher zwei echte Depth-Regler, passend zu den Presence-A/B-Reglern ge-wünscht, wie es in der hauseige-nen Endstufe 850/100 der Fall war. Schließlich ist die Presence A/B-Umschaltung in der Praxis zur Kompensation von Höhenun-terschieden zwischen den Kanä-len, etwa Crunch II und Lead, absolut sinnvoll.

Das bleibt hängenDer „neue“ Engl Savage 120 Mark II setzt sich in wichtigen Punkten von seinem Vorgänger ab, behält aber dessen Klangcha-rakter bei. Der Fokus liegt klar bei verzerrten Klängen. Genau hier punktet der renovierte Dau-erbrenner im Engl-Sortiment mit eigenständigem, schnittigem Sound, der Metallern quasi auf den Leib geschneidert ist. Der Savage 120 MKII trägt so viele Tugenden weiter, für die man Engl-Verstärker und insbeson-dere dieses Modell seit Jahren schätzt: präzise, attackbetonte High-Gain-Sounds. Preislich fällt der Savage 120 MKII mit mehr als 2.000 Euro etwas kost-spieliger als sein Vorgänger aus. Dafür gibt es aber eben auch einige Extras, jedoch leider im-mer noch keinen mitgelieferten Fußschalter.

Ulf Kaiser

Verstärker GUITAR-DREAMS

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Schecter KM-7 Mk-III Standard

CharakterkopfMit der Standard-Serie der KM-7 wirft Schecter nun eine günstigere Baureihe des Keith-Merrow-Signature-Instumentes in den Ring. Optisch überzeugt das schon mal auf Anhieb – bleibt zu hoffen, dass die

Vorgaben des Meisters auch zum kleinen Kurs umgesetzt werden konnten.

FAKTEN

Schecter KM-7 Mk-III StandardHerkunft Indonesien

Korpus Sumpfesche mit Wölkchenahorndecke

Hals karamellisierter Ahorn/Ahorn, fünfstreifig, mit Carbonverstärkung, geschraubt

Halsprofil C-Profil, dünn

Griffbrett Ebenholz

Griffbrettradius Compound-Radius (12“-16“)

Bünde 24 Extra-Jumbo

Mensur 26,5“/ 67,3 cm

Pickups Schecter Diamond KM

Regler Volume

Schalter Dreiwege-Pickup-Schalter Zweiwege-Split-Coil-Schalter

Hardware Schecter-Tuner, Schecter-Custom-Hardtail-Bridge

Gewicht 3,2kg

Internet www.schecter-guitars.de

Koffer nicht im Lieferumfang

Preis UVP 1099,- €

Preis-Leistung

Keith Merrow dürfte den meisten Lesern dieser Zeilen wohl ein Begriff sein, besticht der Gitarrist, Produzent, Youtuber und Dozent doch mit seinem unverkennbaren Stil und seiner zuletzt wieder

deutlich gesteigerten Präsenz im musikalischen Schaffenszirkus. Hier wird Wert auf knackige Rhythmusarbeit gelegt, immer gewürzt mit Soundteppichen und solistischen Ausflügen, enormer Sounddichte und Tief-gang, der sich auch gerne mal in Dissonanzen verliert. Die Anfor-derungen an sein Arbeitsgerät sind also durchaus gehoben und müssen erst mal stimmig zusammengefügt werden. Um einen modernen und straffen Gitarrensound zu generieren, werden immer mehr Extended-Range-Gitarren (ERGs) mit län-

geren Mensuren ausgestattet, im vorliegenden Fall sind es 26,5”. Das sorgt für einen ordentlichen Knack im Anschlag, sollte aber für die meisten Hände noch gut bedienbar sein. Der Hals ist fünf-streifig aufgebaut, und besteht zum überwiegenden Teil aus karamellisiertem Ahorn von gleichmäßigem Wuchs. Ein optisches Schmankerl sind die zwei Sperrstreifen aus unbehan-deltem Ahorn. Der Übergang zur Kopfplatte ist mit einer deutlichen Volute (Verstärkung im Bereich des Sattels) versehen. Schecter beschreibt das Halspro-fil als extra-dünnes C, ich würde aufgrund der doch recht aus-geprägten Schultern und des flachen Halsrückens doch eher zu einem D tendieren. Wie man ihn auch nennen möchte, dieser Hals liegt sehr angenehm in der Hand und das astreine, matte

Finish überzeugt sofort. Auf dem Ebenholzgriffbrett tummeln sich 24 Extra-Jumbo-Bünde die akkurat bearbeitet wurden. Bei schnellen Slides kommt an den Griffbrettkanten ein wenig Buckelpisten-Feeling auf, aber irgendwo muss der Preisunter-schied ja auch herkommen. Für Orientierung sorgen die kreisför-migen Griffbrett-Inlays sowie die fluoreszierenden Sidedots.

Kaum RotstiftDas zu den hohen Lagen hin flacher werdende Griffbrett (compound radius) gestattet pro-blemlos Bendings, um die man nicht kämpfen muss – der Ton steht. Die Schraubhalsverbin-dung ist ergonomisch gestaltet und limitiert in keinster Weise das Spiel in den hohen Lagen. Und wenn wir schon von Ergo-nomie sprechen: Genau wie ihre

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TEST & TECHNIK E-Gitarre

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große Schwester aus Südkorea hat auch die Dame aus Indone-sien zusätzlich zum Rippen-spoiler und den Aussparungen auf der Rückseite der Cutaways einen generellen Radius von Decke und Boden und fühlt sich somit genauso handlich und leicht bespielbar an. Schön, dass hier nicht der Rotstift angesetzt wurde. Weitere Zutaten sind der dreiteilige Sumpfeschekorpus mit einer Decke aus mittig ge-fügtem Wölkchenahorn, das wir übrigens auch auf der Kopf-platte wiederfinden. Das Ganze wird durch eine makellos matte, transparent schwar-ze Lackierung wunderbar in Szene gesetzt. Zum sauberen Abschluss sind Kopfplatte und Korpus von einem schwarzen Binding umgeben. Die Saiten spannen sich von der Schecter-Custom-Hard-tail-Bridge über einen kompensierten Sattel aus dem Hause Ernie Ball zu den angenehm leichtgän-gigen Stimmmechaniken, ebenfalls aus eigenem Hause. Für die Tonwandlung kommen zwei passive Schecter-Diamond-KM-Doppelspuler zum Einsatz, diese sind über einen Zweiwege-Kippschalter splitbar und können mit einem einsamen Volume-Poti beeinflusst werden. Akustisch angespielt dominieren crispe Höhen und sehr positiv fällt die schnelle, stabile Ansprache auf. Die recht dynamischen Hum-bucker können recht leise Töne anschlagen, aber auch so richtig losballern. Das Voicing ist gene-rell eher höhenlastig mit einem straffen und kompakten Funda-ment, steht also ganz im Zeichen der Moderne. Die Splitcoil-Option ist im Clean-Bereich ein echter Gewinn, das nagelt richtig und setzt sich im Bandgefüge problemlos durch.

Eine UrgewaltMit gesteigertem Verzerrungs-grad nähern wir uns jetzt der Kernkompetenz der KM-7 und hier wird es heftig. Noch immer zeigen die Tonabnehmer ein ordentliches Dynamikverhalten, aber was hier aus den Boxen knallt könnte man am ehesten als brachial beschreiben. Die sta-bile Tieftonbasis wird von einem teils fast quälenden Höhenkick begleitet, der jeden Anschlag mit Urgewalt nach vorne schnellen

lässt und nicht die geringste Unsauberkeit verzeiht. Dieser Sound ist ultramodern, tendenzi-ell eher kühl, aber dennoch rund und kraftvoll. Die Reaktion auf die Arbeit am Volume-Poti ist vernünftig, der Regelweg des sel-bigen aber leider nicht besonders gleichmäßig. Mit diesen Tonab-nehmern kann die Reise auch noch deutlich tiefer in den Keller gehen als das Standard-Tuning, vorausgesetzt man kommt mit kompromissloser Definition auch wirklich zurecht.

Das bleibt hängenIm Vergleich zum deutlich teureren Schwestermodell wur-den nur die Formgebung und das Korpusholz beibehalten, alle anderen Komponenten wurden der Preislage angepasst. Den-noch, was hier rauskommt ist beeindruckend. Eine sehr gut gefertigte, auf Präzision und moderne Klangausbeute ausge-legte, siebensaitige Kampfaxt für viele Lebenslagen. Klanglich flexibler ist zwar die große Schwester, aber seien wir mal ehrlich: Die Welt braucht Cha-rakterköpfe. Ein tolles Instrument zum absolut fairen Preis.

Markus Kaffka

Decke und Boden und fühlt sich

leicht bespielbar an. Schön, dass hier nicht der Rotstift angesetzt wurde. Weitere Zutaten sind der dreiteilige Sumpfeschekorpus mit einer Decke aus mittig ge-fügtem Wölkchenahorn, das wir übrigens auch auf der Kopf-platte wiederfinden. Das Ganze wird durch eine makellos matte, transparent schwar-ze Lackierung wunderbar

sauberen Abschluss sind Kopfplatte und Korpus von einem schwarzen Binding umgeben. Die Saiten spannen sich von der Schecter-Custom-Hard-tail-Bridge über einen kompensierten Sattel aus dem Hause Ernie Ball zu den angenehm leichtgän-gigen Stimmmechaniken, ebenfalls aus eigenem Hause.

lässt und nicht die geringste

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FAKTEN

Ovation Viper Dave Amato SignatureHerkunft Korea

Korpus Nato

Decke Fichte

Hals Mahagoni

Griffbrett Ebenholz

Griffbrettradius 11,8“

Steg Ebenholz

Halsbreite 42,8 mm

Bünde 24

Mensur 64,5 cm

Pickup/Preamp OCP1 Pickup mit Viper Preamp

Regler Volume, Middle, Bass, Treble

Schalter Tuner

Hardware Ovation, geschlossen, schwarz

Linkshänder nein

Internet www.ovationguitars.com

Empf. VK-Preis 1365,- €

Preis-Leistung

Ovation Viper Dave Amato Signature

Akustik-Sound für E-GitarristenWikipedia behauptet, alle Vipern seien toxisch. Das stimmt nicht ganz. Es gibt eine, die ganz und gar nicht giftig ist, die schwarze Viper von Ovation. Sie ist dem REO-Speedwagon-Gitarristen Dave Amato gewidmet und trägt seine Signatur. Auch wenn sie nicht giftig ist, so kann sie einen doch ganz schön hypnotisieren – im positiven Sinne natürlich.

arbeiten dem daraus gebauten Korpus die Form einer sphärisch abgerundeten Schüssel (engl. bowl), die die Klangeigenschaften seiner Gitarren noch einmal dra-stisch verbesserte und ihnen au-ßerdem einen charakteristischen Look verpasste. Er begann 1966 mit der Produktion von Gitarren, schaffte den großen Durchbruch aber erst 1970, als er auf Wunsch des Gitarristen, Sängers und Entertainers Glen Campbell ein kleines Erdbeben auf dem Aku-stikgitarrenmarkt auslöste, indem er den ersten Piezo-Undersaddle-

Pickup entwickelte und für seine Modelle zunächst optional anbot. Später wurden sie dann fester Bestandteil der Ovation-Gitarren. Dies befreite die Akustikgitar-risten endlich von den Fesseln, mit denen sie bis dahin auf der Bühne an das Gitarren-Mikrofon gekettet waren. Im folgenden Jahrzehnt sah man bei Bühnen-gigs in vielen Musikbereichen fast nur noch Akustikgitarren mit dem Ovation-Schriftzug auf der charakteristischen Kopfplat-te. Gitarren-Größen wie Al di Meola, Jim Croce, Jim Messina,

Ovation sorgte Ende der ’60er-Jahre gleich mehr-fach für Furore. Firmen-gründer und Hobbygi-tarrist Charles H. Kaman war Entwickler von Hubschraubern und fand Anfang der ’60er einen

Kunststoff, aus dem sich außer Rotorblättern auch ein Akustik-gitarrenkorpus mit exzellenten Klangeigenschaften bauen lässt. Er nannte ihn Lyrachord und gab nach intensiven Forschungs-

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Melissa Etheridge und Steve Lukather, um nur einige wenige zu nennen, waren begeistert vom knackigen Sound und von der neuen Freiheit und einige von ihnen wurden von Ovation mit einem Signature-Modell bedacht (Glen Campbell, Al di Meola, Melissa Etheridge etc.). Die ge-hobenen Serien wie etwa die Legend oder die Adamas besitzen selbst bei für Akustikgitarren dünnen 10/47-Saiten eine geni-ale Saitenlage und eine butter-weiche Bespielbarkeit.

Nicht die erste ViperParallel zu den Akustikmodel-len entwickelte Ovation in den späten ’60er-Jahren auch E-Gitarren mit klangvollen Na-men wie Thunderhead, Tornado, Hurricane oder Electric Storm. Die Gitarren waren schick, ka-men mit zwei oder drei Humbu-ckern und einigen interessanten Features, aber der Durchbruch im E-Gitarren-Markt wollte Ovation nicht gelingen. Hätte nicht der Piezo-Hype im A-Gitarrenbereich dieses Desaster aufgefangen, hät-te Ovation wohl ein ernsthaftes Problem gehabt. Anfang der ‘’0er versuchte man mit den Modellen Breadwinner und Deacon noch einmal, im E-Gitarren-Segment Fuß zu fassen. Die Breadwinner war wohl die erste in Serie her-gestellte E-Gitarre mit aktiver Elektronik. Trotz elektroma-gnetischem Tonabnehmer hat Kaman einen Preamp eingebaut um den Gitarristen mehr Klang-gestaltungsmöglichkeiten an

die Hand zu geben. Aber auch diesmal war Ovation kein Erfolg beschert und so stellte man die Produktion beider Modelle An-fang der ’80er ein. 1977 stellte Kaman zwei neue E-Äxte vor, die Preacher und – hurra, hier ist sie - die Viper.

Die Ur-Viper besaß einen Body aus Esche, Ahorn, Erle oder Mahagoni und war mit zwei speziell entwickelten Singlecoil-Pickups bestückt. Im Nachfolge-modell Viper III kam ein dritter Pickup hinzu. 1983 wurde die Viper wie auch alle anderen Ovation-E-Gitarren wieder aus dem Programm genommen, da sie auf dem Markt ebenso flopp-ten wie ihre Vorgänger. 2012 trat Yngwie Malmsteen an Ovation mit der Bitte heran, eine Gitarre zu bauen, die sich anfühlt wie eine E-Gitarre, aber klingt wie eine akustische. Ovation nahmen die Herausforderung an und bauten eine Gitarre mit E-Gitar-renbody, aber mit Piezo-Pickups und reaktivierte für dieses Signa-ture-Modell den Namen Viper, auch wenn es nicht viel mit der Ur-Viper gemein hatte. Die Gitarre bestand aus einem ge-kammerten Mahagoni-Korpus mit Zederndecke, dem be-währten, schnell bespielbaren 42,9 mm schmalen Ovation-Hals, einem Ebenholz-Griffbrett und dem OCP-1K-Pickup mit Viper-Preamp. Nach diesem Vorbild kam 2015 die in den USA gefer-tigte Standard-Viper auf den Markt, die auch heute noch im

Programm ist. In Zusammenar-beit mit dem deutschen Ovation-Vertrieb GEWA und dem REO-Speedwagon-Gitarristen Dave Amato entstand die Ovation Viper Dave Amato Signature. Auch Daves REO-Kollege Kevin Cronin widmete Ovation ein Viper-Signaturemodell. Der Preis von über 4200,- € war für die breite Masse jedoch zu hoch angesetzt. Aus diesem Grund entschied man sich 2016, ein

nahezu baugleiches, aber in Korea gebautes, preisgünstigeres Modell der Dave Amato Viper auf den Markt zu bringen, welches inzwischen die teurere USA-Variante abgelöst hat. Die Unterschiede zwischen beiden Varianten sind schnell aufge-zählt. Das Original ist mit einer String-Thru-Bridge ausgestattet, der Halsstab wird über eine Aus-fräsung im Body eingestellt, der Boden ist mit einem Lyrachord-ähnlichen Belag beschichtet, der Hals ist etwas kräftiger als bei der Korea-Variante und man hat den seinerzeit aktuellen, schwarz-roten Viper-Preamp mit 3-Band-EQ, Volumen-Regler und Batterie-Check verbaut. Bei der Korea-Variante werden die Sai-ten durch den Body geführt, der Halsstab wird wie gewohnt über einen Zugang an der Kopfplatte eingestellt, der Boden ist schwarz lackiert, der Hals ist etwas schlanker und es ist ein überar-beiteter Preamp mit zusätzlichem Tuner verbaut. Der Hauptunter-schied ist jedoch der Preis, den man bei der Korea-Variante auf weniger als ein Drittel senken konnte.

Ganz in schwarzDave Amatos Viper besitzt einen gekammerten Nato-Korpus mit Fichtendecke und einen Maha-goni-Hals. Optisch beeindruckt sie durch ihr komplett schwarzes Hochglanz-Outfit, in dem Kor-pus, Hals und Kopfplatte gehal-

E-Gitarre TEST & TECHNIK

ten sind. Für Griffbrett und Brücke verwendet man fast genauso dunkles Ebenholz. Um den tollen Gesamteindruck nicht zu stören, hat man auf Bundmarkierungen verzichtet, lediglich Daves Signatur ist am 12. Bund in Form eines großen Abalone-Blocks ein-gelassen. Auf der Kopfplatte

findet sich unterhalb des Ovati-on-Schriftzugs das REO-Speed-wagon-Logo. Die geschlossenen Ovation-Mechaniken sind dann wieder schwarz. Auf der Decke sind es lediglich die cremefar-benen Kappen der Piezo-Pickup-Elemente, die den schwarzen Hochglanz unterbrechen. Be-dienelemente findet man auf der Decke ansonsten keine.

Piezo-PowerEin wenig edles Zierwerk muss dann aber doch sein. Decke und Hals sind von einem weißen Kunststoffbinding umgeben, an das sich auf der Decke ein edles Abalone-Purfling anlehnt. Gera-de dieser dezente Zierrat auf der ansonsten komplett schwarzen Gitarre verleihen ihr ein total cooles Aussehen. Hier hat Herr Amato definitiv Geschmack be-wiesen. Der Boden der Viper ist

nach Ovation-Art leicht konvex abgerundet und am oberen Ende abgeflacht, sodass sie sich ange-nehm an den Körper anschmiegt. Insgesamt ist die in Korea gefer-tigte Gitarre makellos verarbeitet.

Der Hals ist am Sattel 43 mm breit, besitzt ein mittelstarkes D-Profil und ist angenehm und schnell bespielbar. Die Testgitarre ist mit 10/47er-Saiten bespannt, sodass man wie auf einer E-Gitarre ohne großen Kraftauf-wand benden kann. Wer einen knackigeren Sound bevorzugt, kann aber auch dickere Saiten aufziehen, benötigt dann aber entsprechend mehr Kraft für Bendings. Aus dem Lautsprecher kommt ein Klang, der aufhor-chen lässt, weil er dem einer verstärkten Akustikgitarre aus dem Hause Ovation recht nahe kommt. Die Viper klingt klar und kraftvoll, mit knackigen, präzi-sen Bässen und crispen Höhen. Es ist unverkennbar, dass der akustik-affine Sound hauptsäch-lich dem OCP-1K-Piezo-Pickup zuzuschreiben ist, der von Ova-tions Akustikgitarrenserien über-nommen wurde. Einen weiteren Beitrag leistet der gekammerte Korpus, der bereits dem akusti-schen Klang der Viper ein statt-liches Volumen beschert. Zum Üben kann man also getrost auch mal auf den Amp verzich-ten. Wer den Feedback-Proble-men akustischer Gitarren aus dem Weg gehen will, ist mit

dieser Viper bestens bedient. Etwas fummelig ist die Bedie-nung des Preamps, da die Poti-knöpfe sehr klein sind und kaum aus dem Bedienpanel heraus-schauen. Der Tuner funktioniert präzise und zuverlässig.

Das bleibt hängenEinen praxistauglichen Akustik-gitarrensound aus einem E-Gitarren-Body zu zaubern ist nicht einfach. Ovation hat es mit der Viper Dave Amato Signature dennoch geschafft. Die OCP-1K-Piezo-Pickups mit passend abge-stimmtem Preamp und ein ge-kammerter Korpus machen es möglich. Damit kann man im Bandverbund hervorragend Bal-laden mit einem knackigen, crispen Piezo-Akustiksound untermalen, ohne sich vom Fee-ling seiner E-Gitarre verabschie-den zu müssen – dem kompakten E-Gitarren-Body und dem leicht bespielbaren Ovation-Hals sei’s gedankt. Die pechschwarze Optik mit den wenigen, aber ge-schmackvollen Verzierungen macht die Gitarre zum Hingu-cker. Der Preis von Dave Amatos Korea-Viper geht völlig in Ord-nung, auch wenn man in Gigbag oder Koffer zusätzlich investieren muss. Immerhin kostete die USA-Variante mehr als das Dreifache des Korea-Modells. Akustik-rocker sollten das Teil unbedingt mal in die Hand nehmen.

Dr. Hans Joachim Schäfer

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MADE

IN G

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GER

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www.ppvmedien.de +49 8131 565568 [email protected] Jetzt gleich bestellen

FAKTEN

Gibson Les Paul ClassicHerkunft USA

Korpus Mahagoni

Decke Ahorn

Hals Mahagoni

Halsprofil Slim Taper

Griffbrett Palisander

Griffbrettradius 12“

Sattelbreite 43 mm

Bünde 22, Medium Jumbo

Mensur 24,75“/62,8 cm

Pickups Burstbucker 61R / 61T (Zebra)

Regler 2 x Volume / 2 x Tone (Push/Pull)

Schalter 3-Wege-Toggle Switch

Hardware Grover Rotomatic Tuner, ABR-1 Tune-O-Matic & Stop-Tailpiece, vernickelt

Internet www.gibson.com

Preis 1999,- €

Preis-Leistung

G eht doch! Dieser Gedanke blitzt unweigerlich auf, wenn man den Koffer der zu testenden Les Paul Classic erstmalig öffnet. Eine der wahrlich iko-nischen Gitarrenformen überhaupt, in zeitlosem

Heritage-Cherry-Sunburst – so erstrahlt die Paula in ihrem Plüschbett. Und zwar genauso wie es sein sollte. Schon auf den ersten Blick und beim Heraus-heben aus dem Koffer springen

Gibson Les Paul Classic

Klassisch durch und durch

In den letzten Jahren gab die schwankende Fertigungsqualität der Instrumente aus dem Traditionshaus Gibson immer wieder Anlass zu Diskussionen. Offenbar hat der seit November 2018 amtierende CEO James Curleigh seine Ohren in Richtung Kunden geschwenkt. Manifestiert hat sich das unter anderem in vorliegenden Les Paul Classic. Gibson orientiert sich damit an einem Klassiker der eigenen Geschichte, verzichtet auf Spielereien und setzt stattdessen auf Qualität. So geht’s!

einem die Sorgfalt und präzise Fertigung ins Auge. Wenn das der neue Standard ist, gehören übermalte Griffbretter, Klebe-klumpen am Sattel sowie Lack-nasen wohl endgültig der Ver-gangenheit an - sauber! Der Ast hat ein tadelloses Finish, perfekt gesetztes Binding und auch das Griffbrett lässt einem regelrecht das Herz aufgehen.

VerarbeitungAber fühlen wir der Klampfe mal etwas genauer auf den Zahn. Optisch, wie bereits erwähnt, eine glatte Eins. Cherry-Sunburst unter Nitrolack mit cremefar-

benem Binding, Schlagbrett und Pickup-Rahmen – geht es noch klassischer? Korpus und Hals sind aus massivem Mahagoni, nicht unbedingt dem leichtesten, was sich auch im Gewicht wider-spiegelt, das Greffbrett besteht aus Palisander, die Decke aus Ahorn. Diese bewährte Kombina-tion an Hölzern sorgt im Zusam-menspiel mit den anderen Kom-pomenten für den einerseits voluminösen, obenrum aber klaren und singenden Sound, den man von einer Les Paul erwartet. Bereits trocken ange-spielt macht der laute, volle Klang unverwechselbar klar, dass

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es sich hier ähnlich verhalten dürfte. An der Kopfplatte rotie-ren Grover-Mechaniken, im Bauch sitzen ein Burstbucker 61R am Hals und ein 61T an der Bridge-Position, beide in Zebra-Optik. Die klassisch angeord-neten Potis (2 x Volume, 2 x Tone) hüten allerdings ein süßes Geheimnis, denn alle 4 sind Push/Pull-Varianten. Die beiden Volume-Regler machen aus den Humbuckern Singlecoils, wäh-rend die Toneregler die Phase drehen, sobald sie herausgezogen werden. Die Potiknöpfe sind Gold-Top-Hats mit Silver-Reflec-tor. Der Hals sitzt absolut präzise und sauber in der Halstasche. Die Tune-O-Matic-Brücke hat ein leichtes Aluminium-Tailpiece, was der Übertragung der Saiten-schwingungen zugute kommt.

Platine statt KabelÖffnet man das Elektonikfach, fällt der zufriedene Blick auf ein vorbildlich strukturiertes und aufgeräumtes Innenleben. Alle Poti sind auf einer passgenauen Platine befestigt, an die dann wiederum die Kabel angeschlos-sen sind. Natürlich kommt das ganze Teil im passenden und hochwertigen Koffer, der oben-drein eine ganze Reihe Goodies wie einen Gurt, ein Gibson-Tool, Putztuch und eine handgeschrie-bene Qualitätskontrolle enthält. Das hat zwar nichts direkt mit der Qualität der Gitarre zu tun, zeigt aber doch, dass der Kunde wertgeschätzt wird und signali-siert einen hohen Qualitätsan-spruch.

Jetzt wird gezocktGenug geglotzt, jetzt wird ge-zockt und das macht auf Anhieb richtig Spaß, denn der Hals liegt wunderbar in der Hand und der Übergang zum Griffbrett ist so geschmeidig, dass es eine reine Freude ist. Die Paula ist ab Werk hervorragend eingestellt und intoniert sauber über das ge-samte Griffbrett. Die Grover-Mechaniken halten die Stim-mung zuverlässig. Der Sound der beiden Burstbucker ist erwar-tungsgemäß voll und warm iund liefert kistenweise Sustain. Das ganze Instrument schwingt in sich sehr harmonisch, gerade im Crunch-Bereich ist diese Ausge-wogenheit deutlich hörbar. Ak-korde lösen transparent auf, warme Bässe und klare Höhen rahmen die singenden Mitten

ein. Die unterschiedlichen Togg-le-Switch-Stellungen liefern allesamt das erwartete Ergebnis. In der Halsposition mit reichlich Low-End für gefühlvolle Clean-Sounds oder seidige Leads in den hohen Lagen. Der Bridge-Pickup dagegen ist deutlich bissiger und schärfer, ohne dabei zu krei-schen, er setzt sich schlicht prägnant, aber kultiviert in Sze-ne. Bei aktiviertem Coil-Split ändert sich der Sound dement-sprechend, es wird schlanker, die Twanganteile nehmen zu. Durch die zusätzliche Option der Pha-sendrehung mit Hilfe der Tone-Potis lassen sich in allen Toggle-Switch-Postionen weitere Sounds erzeugen. An Vielseitigkeit fehlt es dieser Les Paul bei allem Hang zur „Classic“ also nicht.

Das bleibt hängenMit der Les Paul Classic feuert Gibson ein Serienmodell aus der Hüfte, das sich voll und ganz auf die klassischen Werte der Marke besinnt, deren handwerkliche Qualität so bis vor kurzem maxi-mal im Custom-Shop zu finden war – massiver Body, saubere Verarbeitung mit Liebe zum Detail, bei definitiv zeitlosem Design. Abgerundet durch ein zeitgemäßes technisches Innenle-ben mit netten Features wie Coil-Split und Phasendrehung liefert dieses Brett alles an Sounds ab, was man von einer waschechten Paula erwarten darf – und sogar noch ein Quäntchen

mehr. Verpackt in einem hoch-wertigen Koffer gibt‘s am Preis von knapp unter 2000 Euro wenig zu mosern, hier hält man ein Top-Produkt der amerika-nischen Kultfirma in Händen.

Um es mit dem abgewandeltem Zitat eines großen US-Motorrad Herstellers zu sagen: „Sie kaufen ein Lebensgefühl, die Gitarre gibt es gratis dazu.“

Ben Liepelt

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FAKTEN

Takamine 800 Custom MeiyuuHerkunft Japan

Boden/Zargen Palisander (Boden massiv, Zarge gesperrt)

Decke Sitka-Fichte, massiv

Hals Mahagoni

Griffbrett Palisander

Steg Palisander

Sattelbreite 45 mm

Bünde 20, medium

Mensur 25,19“/64 cm

Pickup/Preamp CT4-DX

Regler Volume, Bass, Lo-Mid, Hi-Mid, High, Notch1 Frequ., Notch2 Frequ., Mix

Schalter Tuner, Pitch, Notch1 6/12 dB, Notch2 6/12 dB

Hardware geschlossen, Chrom, Gotoh

Linkshänder nein

Internet www.takamine.com

Empf. VK-Preis 1799,- €

Preis-Leistung

Das neue Sondermodell von Takamine heißt Meiyuu, was so viel bedeutet wie „treuer Freund“ – und diesen Freund gibt es exklu-siv in Deutschland, Österreich und der

Schweiz in einer limitierten Auflage von nur 48 Stück. Meiyuu stellt sich als Slope-shoulder-Dreadnought in schickem Tobacco-Sunburst-Finish vor. Die Decke besteht aus massiver Sitka-Fichte, der Boden aus massivem Palisanderholz. Für die Zarge

Takamine 800 Custom Meiyuu

Ein treuer FreundDer treueste Freund des Menschen ist der Hund, keine Frage. Der treueste Freund eines Gitarristen ist hingegen seine Gitarre. Das soll natürlich keineswegs heißen, dass Gitarristen keine Menschen sind, nur die Prioritäten sind bei dieser Gattung Mensch eben etwas anders gesetzt. Kein Wunder, erleben beide doch recht emotionale Momente zusammen. Einen besonders treuen Freund kann man jetzt von Takamine bekommen, allerdings nur, wenn man schnell ist, denn treue Freunde sind rar.

verwendet man gesperrtes Pa-lisander. Decke und Boden sind von einem cremefarbenen Kunst-stoff-Binding umgeben, das auf der Decke von einem vierlagigen Purfling begleitet wird.

Universell einsetzbarEin Schlagbrett aus Tortoise schützt die Deckenlackierung vor Angriffen des Plektrums. Griffbrett, Steg und Kopfplatte sind aus Palisander gefertigt, der Hals aus Mahagoni. Im Griffbrett sind kleine Abalone-Dots als Bundmarkierungen eingelassen. Erst auf den zweiten Blick fallen die etwas helleren Ringe auf, die man um jeden einzelnen Dot gelegt hat. Dies beweist ein-mal mehr die Liebe zum Detail

bei den Takamine-Designern. Wie bei Takamine üblich, ist die Stegeinlage zweigeteilt. Dies verbessert die Intonation. Die gesamte Gitarre inklusive Hals ist hochglanzlackiert. Das Schallloch zieren zwei schlichte Ringe, von denen der innere aus Abalone besteht. Auch der große Takamine-Schriftzug auf der Kopfplatte ist aus Abalone. Für eine gute Stimmung sorgen geschlossene Chrom-Mechaniken von Gotoh. Die in Sakashita, Japan handgefertigte Gitarre ist innen wie außen tadellos ver-arbeitet. Insgesamt macht die Gitarre einen schlichten, aber dennoch wertigen Eindruck.Der Hals ist am Steg 45 Milli-meter breit und besitzt ein mit-

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TEST & TECHNIK Akustikgitarre

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telstarkes D-Profil. Zu der guten Bespielbarkeit trägt außerdem die komfortabel eingestellte Saiten-lage bei. Dank des Cutaways sind auch die oberen Lagen bequem erreichbar. Die Meiyuu klingt kräftig und ausgewogen – wie man es von einer Dreadnought erwartet. Eine gut abgestimmte Portion stramme Bässe, ein warmes Mittenfundament und angenehm singende Höhen fin-den sich zu einem sehr sympa-thischen, offenen und universell einsetzbaren Klang zusammen. Egal ob Strumming, Flatpicking, Fingerpicking oder beim Solie-ren, der Sound der Meiyuu über-zeugt in allen Disziplinen glei-chermaßen. Wer mit ihr auf die Bühne gehen will, freut sich über das eingebaute Tonabnehmersy-stem, bestehend aus einem Pala-thetic-Undersaddle-Piezo-Pickup, einem Deckentonabnehmer sowie einem in die vordere Zarge eingelassenen CT4-DX-Preamp. Letzterer ist so konzipiert, dass er wahlweise einen oder zwei Pickups bedienen kann. Mit einem Umschalter, der durch das Schallloch erreichbar ist, kann

man zwischen Single- und Dual-Mode wählen. Im Single-Mode ist nur der Palathetic-Pickup aktiv, im Dual-Mode kommt der Deckentonabnehmer hinzu. Beide Pickups können stufenlos gemischt werden. Zur Klangbe-arbeitung steht ein EQ zur Verfü-gung, der im Single-Mode vier-bandig, im Dual-Mode für jeden Pickup getrennt zweibandig ist.

Sound-SpielwieseIm Single-Mode kann der EQ die Frequenzen 80 Hz, 270 Hz, 800 Hz und 10 kHz um 12 dB anheben oder absenken. Die beiden Notch-Filter kommen im ersten Fall dem Piezo-Abnehmer zugute, im Dual-Mode bekommt jeder Pickup einen. Der Preamp und die beiden Pickups eröffnen dem Klangbastler eine enorm weite Spielwiese, auf der er recht unterschiedliche Sounds finden und pflücken kann. Der Palathe-tic-Pickup klingt deutlich nach Piezo, während der Decken-tonabnehmer deutlich mehr Natürlichkeit ins Spiel bringt. Eine universell einsetzbare Sound-variante erhält man in

Mittelstellung des Mix-Reglers. Der verstärkte Sound ist dann voll, durchsetzungsfähig und mit einer guten Brise Knack ausge-stattet. Der CT4-DX ist überdies mit einem gut funktionierenden, chromatischen Stimmgerät aus-gestattet, das bei Bedarf den Preamp stumm schalten kann.

Das bleibt hängenDer tolle akustische Klang und der vielseitige verstärkte Sound machen die Takamine 800 Cu-stom Meiyuu zu einer Allround-Gitarre. Gleichzeitig sorgt die auf Deutschland, Österreich und die Schweiz begrenzte Ausgaberegi-on sowie die auf 48 Stück limi-tierte Auflage dafür, dass der „treue Freund“ auch als Samm-lerinstrument interessant ist. Es gibt genügend Gründe, die Meiy-uu anzutesten. Also, schnell zum Takamine-Händler seines Ver-trauens spurten und hoffen, dass noch ein Exemplar im Regal steht. Der Preis ist in Anbetracht des Gebotenen mehr als fair, zumal er einen stabilen Taka-mine-Koffer beinhaltet.

Dr. Hans Joachim Schäfer

Akustikgitarre TEST & TECHNIK

FAKTEN

Baton Rouge AR31C/ACEHerkunft China

Boden/Zargen Okoume, gesperrt

Decke Zeder, massiv

Hals Mahagoni

Griffbrett Ovangkol

Steg Ovangkol

Sattelbreite 46 mm

Bünde 20 medium

Mensur 63 cm

Pickups Shadow BR-2P Preamp-System

Regler Bass, Mid, Treb, Vol, Phase, Tuner,

Schalter Pickup Blend, Nanoflex EQ

Hardware Chrom-Mechaniken, Nubone-Sattel

Linkshänder nein

Internet www.batonrougeguitars.com

Empf. VK-Preis 499,- €

Preis-Leistung

Er wirkt wie der ver-peilte WG-Mitbewoh-ner, ist aber ein echter Weltstar: Die Rede ist von Ed Sheeran, der mit seinem Looper regelmäßig Stadien füllt und nicht nur

Teenie-Herzen höher hüp-fen lässt. Er beginnt seine Songs stets mit dem Riff oder aber einem auf dem Korpus geklopften Beat. Klar, dass junge Gitarristen dem nacheifern wollen. Oft scheitert es dann vor Publi-kum an einem Instrument, das die Body-Percussion

Baton Rouge AR31C/ACE

Angeklopft undlos gespielt

Das akustische Pendant zu Plug’n’Play heißt mittlerweile Knock’n’Play. Klar: Die junge Generation kennt „Wonderwall“ nicht und möchte lieber Ed Sheeran hören. Damit das auch gut klingt, hat Baton Rouge seinem Modell AR31C/ACE ein spannendes Preamp-System verpasst.

auch anständig überträgt. Das vorm Korpus platzierte Mikro hilft da nur äußerst bedingt, viel besser ist hingegen das Preamp-System, das Baton Rouge sich in Kooperation mit Shadow Elec-tronics hat einfallen lassen. Das hat nämlich gleich zwei Pickups: Einen, wie gewohnt, am Steg und einen zweiten am Halsblock. So soll neben gutem Sound auch jedes Klopfen sauber übertragen werden. Mal sehen, wie gut das funktioniert …

Die Baton Rouge AR31C/ACE ist unser Testmodell, mit dem wir Ed Sheeran nacheifern wollen. Zwar ist es als Auditorium we-sentlich größer, aber das bietet natürlich auch mehr Fläche zum Schlagen. Boden und Zargen sind aus geflammtem Okoume gefertigt. Das afrikanische Holz

wird hier als Furnier eingesetzt und erinnert farblich sehr stark an Mahagoni. In geflammter Ausführung sieht es obendrein ausgesprochen cool aus.

Über ein einfaches Kunst-stoff-Binding wird der Übergang zur Decke geschaffen, die aus kanadischer Zeder hergestellt ist. Im Gegensatz zum Korpus ist sie massiv und eignet sich insbeson-dere für größere Gitarren. Denn ihr Klangcharakter ist, im Ge-gensatz zur Fichte, drahtiger, was durch den breiten und tiefen Resonanzkörper aber aufgefan-gen wird. So klingt die Gitarre warm und knackig zugleich.

Effektiver EQDie Schalllochrosette ist dezent verziert, überhaupt glänzt diese

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TEST & TECHNIK Akustikgitarre

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Regeln der Klopfkunst zu bearbeiten.

Das bleibt hängenHallo, Zukunft! Die Baton Rouge AR31C/ACE wagt den Blick nach vorn: Denn es ist vorstellbar, dass Gitarren künftig kaum noch ohne einen zweiten Pickup, der Geräusche auf-nimmt, auskommen. Sie ist gut verarbeitet und bietet mit der Zederndecke einen lauten, klar definierten Ton. Bereits unverstärkt ist es leicht mög-lich, sich auf der Gitarre zu entfalten. Einen Schritt weiter geht Baton Rouge mit dem spannenden Preamp-System, das bei dem Preis ange-henden Body-Percussionisten gefallen dürfte!

Jens Prüwer

Gitarre durch die Farbe ihrer Hölzer. Der Mahagonihals trägt ein 20-bündiges Griffbrett aus Ovangkol. Das dunkelbraune Material ist aufgrund seiner dunklen Struktur leicht mit Pali-sander zu verwechseln und lie-fert einen obertonreichen, kräfti-gen Klang. Der Steg ist aus dem gleichen Holz geschnitzt. Die Saiten laufen in Diecast-Mecha-niken mit schwarzen Flügeln.

Diese lassen sich leicht bewegen, sodass die Gitarre schnell in Stimmung ist.

Schließlich ist da noch das angesprochene Preamp-System, das interessant aufgebaut ist. Auf kleinster Fläche finden Reg-ler für eine Pickup-Blende, einen Mix aus beiden Pickups und einen 3-in-1-Equalizer Platz.

Richtig auffällig ist – bei dem großen Korpus – die kurze Men-sur des Instruments. Mit 63 Zen-timetern ist diese gerade mal so lang wie die eines LP-Style-Instruments, weshalb sich auch kurze Finger schnell auf dem fein polierten Griffbrett zurecht-finden. Das Griffbrett ist mit 46 Millimeter allerdings etwas brei-ter als gewöhnlich, was ange-nehmes Fingerpicking begünsti-gt.

Drahtig & weichWie erwartet klingt die Gitar-

re mit dem ersten Anschlag sehr laut und definiert. Der Ton setzt sich zusammen aus knackigen Bässen, warmen Mitten und spritzigen Höhen. Dadurch dürfte er in jedem Kontext sehr durch-setzungsfähig sein. Beim Strumming kann ein zu harter Anschlag dazu führen, dass sich die Gitarre aufschaukelt. Gott sei Dank tut’s weiches Strumming auch, um einen schönen Sound zu produzieren. Gezupft wird der Klang etwas weicher, aber eben auch wesentlich leiser – Dyna-mik eben.

Wie gut, dass die Gitarre eben jenes Preamp-System hat, dass sie nach Belieben laut macht. Der Equalizer ist dabei übrigens interessant aufgebaut: Ein Regler für Bass, Mitten und Höhen, die durch Tappen jeweils angewählt werden können. Der Nanoflex-Pickup am Steg hat eine eigene Tone-Blende, sodass hier von hellen bis zu weichen Sounds alles möglich ist.

Spannend wird’s dann mit dem Pickup, der am Halsblock befestigt ist. Wenn dieser hinzu-gemischt wird, ist der Korpus schon ein empfindliches Gebiet: Der Tonabnehmer überträgt das leiseste Geräusch der Finger. Es gehört ja ohnehin eine Menge Übung zu einer ordentlichen Body-Percussion – hier kommt das Spiel mit dem empfindlichen Pickup dazu. Aber: Nach den ersten Gehversuchen werden die Hände sicherer und es macht Spaß, die Gitarre nach allen

Akustikgitarre TEST & TECHNIK

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Whammys sind Ef-fektgeräte, die den Gitarrenton in Echt-zeit in der Tonhöhe verändern (pitch shifting) und damit einen unverkenn-baren Soundeffekt

erzeugen. Wie man diesen ge-konnt in Szene setzt, zeigen uns Gitarristen-Größen wie David Gilmour, Joe Satriani, Steve Vai, Joe Perry und allen voran Tom Morello, um nur ein paar wenige herauszugreifen. Bereits in den 1960er-Jahren experimentierten viele Bands und Tontechniker mit Tonhöhenänderungen, in-dem sie das Bandgerät mit einer anderen Geschwindigkeit, als bei der Aufnahme abgespielten. Da-durch ändert sich die Tonhöhe, aber auch die Dauer des Tons. Erst mit Einzug der Digitaltech-nik in die Musikelektronik erga-ben sich neue, umfangreichere Möglichkeiten, Töne und Klänge zu bearbeiten. Zunächst konnte man mit Computerprogrammen Audiospuren offline in der Ton-höhe transponieren, ohne dabei ihre Dauer zu verändern. Damit

FAKTEN

DigiTech Whammy RicochetHerkunft USA/China

Klasse Bodenpedal

Effekttypen Pitch-Bend

Effekte gleichzeitig 1

Presets/User 14/-

Stromversorgung 9 Volt Netzteil (optional)

Maße 12,2 x 6,7 x 4,7 cm

Internet https://digitech.com

Empf. VK-Preis 176,- €

Preis-Leistung

konnte man zum Beispiel unsau-ber intonierte Gesangsstimmen nachträglich auf den Punkt bringen, aber auch Mickey-Mouse-Stimmen erzeugen. Als 1989 das von IVL entwickelte Whammy WH-1 erschien und vor allem mit der Gitarrenarbeit von Tom Morello (Rage Against The Machine) im Song „Kil-ling In The Name“ eine Menge Anerkennung erntete, war der Durchbruch in der Gitarristenge-meinde perfekt. Von den Pitch-shifting-Spezialisten IVL stammt übrigens auch die Technologie des DigiTech Vocalist. Das fer-rarirote WH-1 verfügt über fünf Whammy-, zwei Detune- und neun Harmonizer-Effekte und ist mit einer Fußwippe ausgestattet, mit der man die Tonhöhe des Effektsignals stufenlos verändern kann. Das Whammy II kommt mit einem Speicherplatz für ein User-Preset und einem Fußtaster zum Umschalten der Settings. Beim nachfolgenden XP-100 hat DigiTech das Whammy mit einem Wahwah-Effekt verhei-ratet und mit 29 Presets ausge-stattet. Das Whammy IV verfügt

DigiTech Whammy Ricochet, Whammy V & Whammy DT

Lasst die Gitarre singenWhammy-Pedale sind seit langem fester Bestandteil vieler Gitarreneffektboards. Wer einmal gelernt hat, damit umzugehen, möchte deren vielfältige und kreative Möglichkeiten der Klanggestaltung kaum mehr missen. DigiTech, die Mutter aller Whammy-Pedale, hat derzeit drei verschiedene Modelle am Start. Wir haben sie verglichen.

über ein Programm namens „Dive Bomb“, welches das Gitar-rensignal um bis zu drei Oktaven nach unten transponiert. Zudem ist eine MIDI-Schnittstelle ein-gebaut, über die man das Pedal fernsteuern kann.

FamilienähnlichkeitAktuell ist DigiTech mit drei verschiedenen Whammy-Mo-dellen am Markt, das kompakte Whammy Ricochet, das Wham-my V sowie das Whammy DT.

Alle drei Pedale garantieren mit einer Auflösung von 24 Bit und einer Abtastrate von 44,1 kHz eine studiotaugliche Klangquali-tät. Ein „True Bypass“ leitet das Gitarrensignal bei deaktiviertem Effekt ohne Klangverluste an der Elektronik vorbei direkt zum Ausgang. Eines der wichtigsten Merkmale der drei Whammy-Pedale ist jedoch das hervorra-gende Tracking, also die geringe Latenz zwischen Signalein- und –ausgang. Bei den DigiTech

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TEST & TECHNIK Effekt

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Whammys ist sie so kurz, dass sie quasi nicht auffällt.

Whammy RicochetDas kleinste und preisgünstigste Whammy ist auch gleichzeitig der jüngste Spross. Es wurde 2016 auf der Frankfurter Musik-messe vorgestellt und kommt in einem kompakten Metallgehäuse ohne Fußwippe. Es ist auf auto-matisch ablaufende Pitch-Shif-ting-Effekte spezialisiert, die man durch Druck auf den Fuß-schalter abruft. Das Transponie-rungsintervall stellt man an einem Drehschalter ein. Im An-gebot sind große Sekunde, reine Quarte, reine Quinte, reine Septi-me sowie eine und zwei Oktaven.

Hinter einem weiteren Setting namens „Oct + Dry“ verbirgt sich ein Octaver-Effekt, bei dem das Signal um eine Oktave transpo-niert und dem Originalsignal beigemischt wird. Die Lautstär-kebalance zwischen beiden Si-gnalen lässt sich nicht variieren. Ob die genannten Intervalle nach oben oder unten transponiert werden, entscheidet ein Schalter gleich neben dem Intervall-Dreh-knopf. An einem Tandem-Poti stellt man zwei „Glide“-Ge-schwindigkeiten ein. Die eine bestimmt, wie schnell beim Drü-cken des Tasters das eingestellte Intervall angefahren wird, die andere wie schnell man zum Originalsignal zurückkehrt.

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wn Shape

Exciting Design

Decke Eiche

Cedro Body

Flame Maple Neck

Effekt TEST & TECHNIK

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my-Algorithmus und einem aktuelleren Verfahren wählen, bei dem auch Akkorde sauber transponiert werden. Da viele Gitarristen den Ur-Whammy-Sound inklusive Glitches mögen, hat DigiTech dem Gitarristen mit diesem Schalter die Wahl gelas-sen. Insgesamt liefert der Wham-my V aber auch im Classic-Mo-dus einen deutlich saubereren Sound ab als seine Vorgänger. Über die eingebaute MIDI-Schnittstelle kann man sowohl die Effektwahl als auch das

FAKTEN

DigiTech Whammy VHerkunft USA/China

Klasse Bodenpedal

Effekttypen Pitch-Bend

Effekte gleichzeitig 1

Presets/User 21/-

Stromversorgung 9 Volt Netzteil

Maße 19,6 x 16,5 x 6,2 cm

Internet https://digitech.com

Empf. VK-Preis 235,- €

Preis-Leistung

FAKTEN

DigiTech Whammy DTHerkunft USA/China

Klasse Bodenpedal

Effekttypen Pitch-Bend

Effekte gleichzeitig 2

Presets/User 39/-

Stromversorgung 9 Volt Netzteil

Maße 19,6 x 20,4 x 6,2 cm

Internet https://digitech.com

Empf. VK-Preis 319,- €

Preis-Leistung

Leider ist keine Skala vorhanden, die einen Anhaltspunkt für die eingestellte Zeit gibt. Hier ist jedes Mal von Neuem Ausprobie-ren angesagt. Ein weiterer Schal-ter definiert die Funktion des Fußschalters, der wahlweise das Intervall solange hält, bis er ein zweites Mal betätigt wird oder bereits beim Loslassen zur Origi-naltonhöhe zurück shiftet (mo-mentary mode). In dieser Be-triebsart kann man recht simpel ein Hammering-on und ein Pulling-off nachempfinden, ohne dass man die Saiten benden muss. Eine LED-Kette zeigt im aktiven Zustand an, auf welchem Intervall man sich befindet, im inaktiven wandert der Lichtpunkt in die Richtung des eingestellten Glide-Effekts (up oder down). Das Whammy Ricochet ist auf ein Netzteil angewiesen, das leider nicht im Lieferumgang enthalten ist.

Whammy VDas 2012 in der Version 5 er-schienene Whammy-Pedal ist der Ur-Ur-Enkel des WH-1. Damit ist klar, dass dieses Bodengerät zum einen Ferrarirot lackiert ist und zum anderen über ein Fußpedal zur Kontrolle der Tonhöhe ver-fügt. Wie beim Whammy Ri-cochet werden die Effektvarian-ten per Drehschalter ausgewählt. Es stehen sich zwei Abteilungen

Pitch-Shifting (Stellung des Whammy-Pedals) von einem Sequenzer, einem Keyboard oder einem externen Controller aus fernsteuern.

Whammy DTDas Whammy DT kam ein Jahr vor dem Whammy V auf den Markt, ist aber am umfangreichs-ten ausgestattet. Zusätzlich zu den meisten der oben beschrie-benen Whamm-V-Features bietet er einen „Drop-Tune“-Modus, mit dem man die Stimmung der

gegenüber: die Whammy- und die Harmony-Effekte. Whammy-Effekte transponieren das Signal durch Treten des Pedals um das eingestellte Intervall. Zur Verfü-gung stehen – nach oben und unten – Quarte, Quinte, Oktave und zwei Oktaven. Nach unten gibt es außerdem eine große Sekunde, sowie die oben er-wähnte „Dive Bomb“ (drei Okta-ven runter) – da wackeln dann die Saiten tief im Keller. In der „Harmony“-Abteilung wird der Originalton zusammen mit dem transponierten Ton ausgegeben, man spielt also zweistimmig. Dabei lässt sich das Transponie-rungsintervall mit dem Pedal in einem vorbestimmten Rahmen variieren. Diesen Rahmen setzen neun Settings wie etwa kleine Terz/große Terz. Zur Verdeutli-chung: Mit dem Pedal in Fersen-position hört man das Originalsi-gnal mit kleiner Terz, in Zehen-position mit großer Terz. Die Settings reichen von Oktave up/down bis Sekunde/Terz. Auf diese Weise lässt sich eine zweite Stimme kreieren, die durch vari-ieren des Intervalls immer musi-kalisch korrekt klingt. Die beiden „Detune“-Settings liefern äußerst coole Chorus-Sounds mit digi-talem Charakter. Mit dem Clas-sic/Chords-Schalter kann man zwischen dem ursprünglichen, nicht ganz so sauberen Wham-

DigiTech Whammy V

DigiTech Whammy DT

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TEST & TECHNIK Effekt

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Gitarre transponieren kann. Bleibt man im Transponierungs-bereich von einer Sekunde bis einer Terz, sind selbst Clean-Sounds absolut praxistauglich. Bei Zerrsounds ist es auch kein Problem, über diesen Bereich hinaus zu gehen. Im Drop-Tune-Modus kann man außerdem das nach oben oder unten oktavierte Signal mit dem Originalsignal mischen, womit man seine Gitar-re auf Knopfdruck in den Soundorbit einer Zwölfsaitigen katapultieren kann. Drop-Tune- und Whammy/Harmony-Effekte können gleichzeitig verwendet werden. Der Whammy DT besitzt einen separaten „Momentary“-Fußtaster, dessen Funktion wir ja bereits beim Whammy Ricochet besprochen haben. Neben der MIDI-Buchse findet sich ein Anschluss für einen optionalen Fußschalter, mit dem man die Whammy- und Drop-Tune-Settings umschalten kann.

PraxisAlle drei Whammy-Modelle sind enorm stabil gebaut. Die Fuß-wippe besitzt einen angenehmen Widerstand, mit dem sich butter-weich pitch-shiften lässt. Natür-lich erfordert der gezielte und damit musikalische Einsatz eines solchen Effekts eine gewisse Einarbeitungszeit und Übung. Schließlich muss man nun nicht-mehr nur das Timing von linker und rechter Hand, sondern auch das des Pedalfußes unter einen Hut bringen. Dabei hilft aber das erfreulich kurze Tracking aller drei Pedale, da man nicht noch zusätzlich mit einer verzögerten Tonausgabe kämpfen muss. zusätzlich mit einer verzögerten Tonausgabe kämpfen muss.

Angenehm ist auch, dass die aktuellen Whammy-Modelle im Gegensatz zu den Vorgängern von einem Standard-Gleich-stromnetzteil versorgt werden, das bei den beiden größeren Modellen mitgeliefert wird. Dies würde ich mir auch für das Ri-cochet wünschen. Um entschei-den zu können, welches Modell das richtige ist, sollte man in sich gehen und ergründen, wel-che Pitch-Bend-Effekte man einsetzen möchte. Hierbei muss man Fragen beantworten wie: Brauche ich eine Fußwippe, brauche ich Drop-Tune, brauche ich den Momentary-Switch, … Wer beim Antesten nicht gleich mit dem musikalischen Einsatz des Pedals zurechtkommt, sollte sich nicht abschrecken lassen. Nach etwas Übung eröffnen die Whammys enorm kreative Ge-staltungsmöglichkeiten.

Das bleibt hängenDie Whammy-Pedale sind viel-seitiger einsetzbar, als man zu-nächst annimmt. Sie beherrschen nicht nur die Bereicherung von Gitarrensoli per Fußpedal, sie liefern je nach Modell auch tolle Chorus-Effekte und Harmonie-stimmen, können Hammer-ons und Pull-offs simulieren oder dem Gitarrensound die passende Stimmung verpassen. Beeindru-ckend bei den DigiTech-Wham-mys ist ihre Klangqualität sowie ihre mechanische Verarbeitung – und das bei einem erfreulich humanen Straßenpreis. Da jault nicht nur die Gitarre – top!

Dr. Hans Joachim Schäfer

DigiTech Whammy V

DigiTech Whammy V

Effekt TEST & TECHNIK

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Zahlreiche Anbieter wie Voodoo Lab, Boss oder RJM haben sogenannte Switcher im Angebot. In diesen Geräten werden Effektpedale in jeweils eigenen schaltbaren Loops untergebracht. Der Clou

dabei ist nun, dass sich diese Loops übergeordnet schalten lassen. Mit einem Tastendruck lässt sich also eine gespeicherte Kombination unterschiedlicher Pedalzusammenstellungen aufru-fen, teils sogar über MIDI. In die-se Gerätekategorie fällt auch der als Bodenpedal konzipierte EHX Super Switcher. Er bietet üppige neun Loops: Sechs davon sind mono ausgeführt, Loop 7 mit Stereoreturn und Loop 8 sogar komplett Stereo, allesamt schalt-bar. Hinzu kommt ein neunter konstant aktiver Loop in der Position zwischen Loop 5 und 6. Er ermöglicht die Aufteilung der Pedale vor den Verstärker und in dessen Einschleifweg, bekannt auch als 4-Kabel-Methode. Ein-her geht die Ausstattung mit einem Monoeingang mit global zuschaltbarem Puffer, einem Ausgang für das durchgeschleifte Eingangssignal sowie Stereoaus-gängen.

Das bühnentauglich verarbei-tete Produkt offeriert 16 Fußta-ster mit Status-LEDs. Zehn wei-tere LED-Taster dienen der Pro-

grammierung und der Statusan-zeige und werden durch eine große dreistellige Segmentanzei-ge ergänzt, die neben dem Spei-cherplatz auch das Tempo an-zeigt und die Programmierung unterstützt.

Zu den Fußschaltern: Je nach Modus dienen acht Schalter dem Abruf von Speicherplätzen einer Bank oder dem manuellen Schal-ten der Loops innerhalb des Presets. Ergänzend gibt es eine Bank-Umschaltung (Up/Down), einen Tap-Taster für einen zuge-hörigen Steuerausgang sowie zwei Ctrl-Taster und Ausgänge, die externe Schaltvorgänge wie etwa Kanalumschaltungen an einem Verstärker auslösen kön-nen. CTRL1 kann zudem als

Electro-Harmonix Super Switcher

Die KommandozentraleWer viele Pedale im Einsatz hat, wird sicherlich schon über einen Switcher nachgedacht haben, um den täglichen Stepptanz zum Soundwechsel einzugrenzen. Erstaunlich, dass Electro-Harmonix erst jetzt eine entsprechende Lösung am Markt platziert, die allerdings unbedingt einen näheren Blick wert ist.

Master-Bypass-Funktion ar-beiten. Ebenfalls schaltbar ist der Tunerausgang, der den Audio-weg bei Nutzung stumm schaltet. Weiter verfügbar ist ein schalt- und regelbarer Boost hinter dem letzten Loop, der in stereo arbei-tet und bis zu 20dB Pegelschub bietet. Schließlich offeriert das Gerät MIDI-Ein- und Ausgänge für den Umgang mit Programm-wechsel- und Controllerbefehlen (mit letzeren Befehlen lassen sich die Loops über MIDI einzeln adressieren und schalten) und den Anschluss für das mitgelie-ferte externe Netzteil.

PraxisIn 128 Speicherplätzen (16 Bän-ke à 8 Presets) lassen sich die

Pedale in den Loops in immer neuen Konfigurationen verschal-ten. Wie üblich sind die Loops dabei fest seriell hintereinander angeordnet. Erweiterte Routing-optionen wie etwa im Boss ES-8 sind nicht vorgesehen.

Dafür ist die Programmierung herrlich geradlinig: Man ruft ein Preset auf, aktiviert die ge-wünschten Loops über die LED-Taster – fertig! Die Änderungen werden dabei automatisch im Preset gespeichert. Über den Status der LED-Taster sieht man dabei jederzeit die aktiven Ef-fekte. Als Zusatz lassen sich jeweils ein Tempo, der Status der Schaltbuchsen und der Boost aktivieren sowie über zwei wei-tere LED-Taster je ein Pro-

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TEST & TECHNIK Effekt

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FAKTEN

Electro-Harmonix Super SwitcherHerkunft USA

Klasse Switcher

Effekttypen 8 Effektloops, Booster

Effekte gleichzeitig ---

Presets/User 128

Stromversorgung 9-Volt-Netzteil (mitgeliefert)

Maße 48,3 x 15,3 x 6,4 cm

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grammwechsel- und Controller-befehl für MIDI-Peripherie hin-terlegen. MIDI-Clock wird bei Bedarf auch gesendet und emp-fangen, was insbesondere für speicherbare Delayeffekte sinn-voll ist.

Es geht aber auch anders: Per Druck auf den Preset-Taster wechselt man in den Instant-Access-Modus und kann hier innerhalb bestehender Konfigu-ration Loops manuell ein- und ausschalten (und bedarfsweise speichern). Für den Fall, dass kein Preset gewählt ist, gibt es sogar einen übergreifenden sepa-raten Instant-Access-2-Speicher.

Die globale Gerätekonfigura-tion erfolgt im Setup-Menü, das man durch Drücken des Value-Encoders erreicht. Einstellen kann man hier den Pufferstatus, das Tempoverhalten (global oder lokal) sowie einige Optionen für die Schaltausgänge und die MI-DI-Schnittstellen. Die meisten Dinge sind entweder selbsterklä-rend oder nach einem schnellen Blick ins Handbuch klar.

Letztlich ist die bereitgestellte Funktionalität gut und praxis-nah. Der Super Switcher verzich-

tet auf Spezialitäten, die großen Systemen vorbehalten bleiben, etwa das Senden multipler Pro-grammwechselbefehle pro Preset. Ich habe lediglich zwei Kritik-punkte: 1. Den Status des inter-nen Puffers hätte ich mir preset-abhängig gewünscht, um diesen bei Einsatz spezifischer Wah- oder Fuzzpedale mit dem Preset abschalten zu können. 2. Der praktische Boost ist nur im Sta-tus, nicht jedoch in der Intensität speicherbar.

KlangZur Klangqualität gibt es wenig zu berichten. Die Loops arbeiten allesamt mit Relais und lassen sich so in einen klangneutralen True-Bypass-Modus versetzen, der um den ebenfalls abrufbaren Master-Bypass ergänzt wird. Entsprechend liegt immer nur im Signalweg, was eingeschaltet ist. Der Eingangspuffer ist angenehm klangneutral. Im Unterschied dazu dient der analog ausge-führte Boost einer breitbandigen Pegelanhebung, die sich bei Cleansounds als alternative Laut-stärke nutzen lässt, sonst aber dazu dient, den Eingang des

Verstärkers zu überfahren, um mehr Gain zu erzeugen.

Das bleibt hängenDer Super Switcher entpuppt sich als gut durchdachte und praxis-gerechte Pedalverwaltung für alle Gitarristen und Bassisten. Der Preis ist für die Ausstattung ausgesprochen attraktiv, denn für entsprechende Racklösungen zahlt man deutlich mehr. Auch im sonstigen Umfeld der Kon-kurrenz platziert sich der Super

Switcher als sinnvoll ausgestat-tet, angenehm geradlinig und nicht zu komplex. Dazu wartet er mit einem praktischen inte-grierten Booster auf. Somit bleibt es für den Pedalliebhaber im Wesentlichen bei der Grundsatz-entscheidung, ob man seine Effekte weiterhin händisch schal-ten, mit einer zentralen Lösung wie dem Super Switcher verwal-ten oder diese ins Rack verfrach-ten möchte.

Ulf KaiserAnzeige

Effekt TEST & TECHNIK

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Beide Pedale sind im Grunde gleich aufgebaut, unterscheiden sich aber in einigen verbauten Kom-ponenten und Teilen des Schaltkreises. Was beiden gemein ist, ist die überaus dynamische Ansprache

sowohl bei der Härte des Saiten-anschlags, als auch bei der Ein-stellung des Volumenreglers an der Gitarre. Ebenfalls gemeinsam haben sie einen intern verbauten Schalter, den man nur durch Öff-nen des Gehäuses erreicht und mit dem man zwischen True By-pass und Enhanced Bypass wäh-len kann. Vom Werk aus steht dieser Schalter auf Enhanced By-pass (EB), denn diese Einstellung belässt dem Gitarrensignal die Anteile an Ton und Dynamik, die bei Benutzung mehrerer Pedale und dadurch bedingter langer

FAKTEN

Fulltone OCD V2Herkunft USA

Klasse Boden

Effekttyp Overdrive

Regler Gain, Volume, Tone, Clip Switch (HP, LP), Mini Toggle

True Bypass / Enhanced Bypass (im Gehäuse)

Stromversorgung 9V / 18V Netzteil

Maße 60 x 115 x 55 mm

Preis 169,- €

Preis-Leistung

Kabelstrecken, verloren gehen, allerdings ohne Phasenprobleme oder Soundverluste, die manch andere Lösung mit sich bringt – ein Buffer quasi. Der Mini-Togg-le, mit dem zwischen High Peak (HP) und Low Peak (LP) gewählt werden kann, findet sich eben-falls auf beiden Pedalen und hat dort identische Auswirkungen. In HP-Stellung erhält man eine Schippe mehr Distortion, mehr Volume und einen leichten Mit-ten-Boost im Bereich zwischen 1-2 Khz, was dem Gesamtsound eine eher britische Note verleiht. in LP-Stellung wird der Sound weitaus weniger eingefärbt und bleibt näher am tatsächlich ver-wendeten Amp. Die Inputs beider Treter haben eine Impedanz von 1 Megaohm, was sie Anschlags-sensibler macht. In Kombination mit dem gebufferten Output sind

Fulltone OCD V2 & Ge

Clean, Crunch, Solo – Bravo!Seit über 25 Jahren werkelt Firmenchef Michael Fuller nun in Süd-Kalifornien an Pedalen herum und wer auf der Suche nach einem guten Overdrive ist, wird um seine OCD-Treter nicht herumkommen. Neben der V2-Version des klassischen OCD gib es nun noch eine Ge-Variante mit Germanium-Schaltung, die mehr Dynamikumfang und noch mehr röhrenartige Zerre verspricht. Wieviel mehr das nun ist, haben wir uns genauer angeschaut.

die Pedale bestens für alle davor und danach kommenden Kompo-nenten der Signalkette gerüstet.

OCD GE versus V2Aber genug der Gemeinsam-keiten, es gibt nämlich auch

deutliche Unterschiede. Diese sind weniger äußerlich, als viel mehr in den Innereien zu finden. Der OCD Ge verfügt im Gegensatz zum V2 über ein Paar gematchter Germanium-Dioden, die mit dem Paar Mosfets dem

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TEST & TECHNIK Effekt

10/19

FAKTEN

Fulltone OCD GEHerkunft USA

Klasse Boden

Effekttyp Overdrive

Regler Gain, Volume, Tone, Clip Switch (HP, LP), Mini Toggle True Bypass / Enhanced Bypass (im Gehäuse)

Stromversorgung 9V / 18V Netzteil

Maße 60 x 115 x 55 mm

Preis 249,- €

Preis-Leistung

Sound mehr Röhren-Feel spen-dieren, als im Germanium-freien V2. Das Klangbild ist allgemein etwas weicher und wärmer, mit angenehmen Obertönen. Um den Sound noch akkurater einzustel-len, gab es deshalb noch direkt ein logarithmisches Volume-Poti, was besonders im unteren Drittel der Umdrehung etwas musi-kalischer zu Werke geht. Hier muss man nicht, wie mitunter in anderen Pedalen, den Sweet Spot mit dem Mikroskop suchen. Im Extremfall lässt sich das Signal aber bei beiden Geräten auch um stolze 20 Dezibel anheben.

Im Einsatz am Amp zeigen sich beide Kandidaten dann auch direkt sehr anwenderfreundlich. Der V2 reagiert besonders im unteren Bereich des Volume-Potis deutlich sensibler, als der Ge, voll reingedreht sind sie sich aber wieder einig. Der V2 geht in Sachen Drive hörbar rabiater zu Werke, als der Ge. Allgemein etwas kratzbürstiger und eine Spur direkter vorm Gesicht, lässt sich die Zerre angenehm erwar-tungsgemäß von zart zu hart hochschrauben und behält durch

die Bank einen stabilen und angenehmen Flow mit singenden Obertönen. Der Toneregler darf gerne beherzt angepackt werden, denn selbst bei Vollausschlag sind die Höhen nicht zu kreischig oder schrill, sondern immer noch klar und tonal. Je nachdem, ob der Mini-Toggle auf HP oder LP steht, empfiehlt sich ein anderes Maß des Öffnens des Tonreglers. Im HP-Modus ist der Sound durch den 1-2-Khz-Mittenboost bereits eh etwas greller und je nach Gitarre und Pickups ist es angebracht, den Tonregler ein wenig zurückzunehmen. Im LP-Modus darf es dann gerne ein wenig mehr sein, um dem Klang zu ein wenig mehr Silber zu verleihen, selbstverständlich auch immer abhängig vom ver-wendeten Amp und Speaker. Die Bässe sind bei beiden Pedalen schön straff und aufgeräumt. Mit der richtigen Kombination von Volume und Drive lassen sich von Blues bis Hard Rock so ziemlich alle Sounds kreieren. Dabei geht der Ge wie bereits erwähnt etwas geschmeidiger zu Werke, als der V2. Der Grund-

sound ist er wärmer mit etwas präsenteren Bässen im Drive steckt mehr seidiger Anteil. Auch die Höhen sind zugänglicher, selbst auf Anschlag ist der Ton niemals schrill. Auch der Ge reagiert wunderbar auf das Volu-mepoti der Gitarre, so dass sich bei großzügig portioniertem Drive durch Reduzierung der Lautstärke an der Klampfe immer noch fast cleane Sounds fabrizie-ren lassen, die dann im Handum-drehen (wortwörtlich) in die Zerre gefahren werden können. Das versprochene Röhren-Feel der Germanium Dioden ist deut-lich spürbar und sorgt für ein sehr natürliches und intuitives Spielgefühl. Der Dynamikumfang ist gefühlt größer als beim V2 und das ganze Soundbild eine Spur variabler, als es beim V2 der Fall ist.

Clean, Crunch & SoloOb am Clean- oder am Crunch-Kanal gespielt - die Pedale verrichten gleichermaßen einen ausgezeichneten Job, wobei sich der Griff zum Mini-Toggle stets lohnt. Im Versuchsaufbau hat sich der LP-Modus im Crunch etwas besser geschlagen als der HP-Modus, der dem eine oder anderen durchaus ein bisschen zu viel des Guten sein könnte und die Vorstufe selbst bei we-nig Drive tendenziell schon hart anfährt. Nichtsdestotrotz findet man auch hier in Nullkomma-nichts einen passenden Sound und der Drive des Pedals harmo-niert hervorragend mit der Zerre des Crunch-Kanals. Singlenotes werden brillant herausgearbeitet, was den Einsatz als Solo-Booster empfehlenswert macht.

Das bleibt hängen.Mit den beiden OCD-Varianten hat Fulltone zwei wunderbare Overdrive-Pedale im Rennen, die in Sachen Verarbeitung und Klang ganz oben mitspielen. Durch verschiedene Bauteile ergeben sich verschiedene Gr-undsounds und es lohnt sich, beide zu vergleichen, um heraus-zufinden, welches besser zu einem passt: der aggressivere V2, der etwas direkter zuschlägt, oder der großherzigere Ge mit seinem wärmeren Touch. Top-Qualität findet man bei beiden, auch wenn diese beim Ge den Geldbeutel härter beansprucht – Geschmackssache!

Ben Liepelt

Effekt TEST & TECHNIK

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Beim Anblick der drei schlichten Verpackungs-boxen kann man kaum glauben, dass sich darin jeweils ein Multieffekt-Gerät befindet. Hat man die knapp dimensionierte Verpackung einmal ge-

öffnet, erblickt man tatsächlich – an der Ausstattung gemessen – sehr handliche Geräte.

Das MFX-AC leuchtet in schicker Bronze-Optik und wirkt auch dank der übersichtlich angeordneten Bedienelemente optisch hochwertig. Das MFX-3 OD in sattem Schwarz muss mit kleineren Drehreglern auskom-men, was den zusätzlichen Ein-stellungsmöglichkeiten der ein-zelnen Effekte geschuldet ist. Ebenso ist es beim größten Ef-fektgerät dieses Tests: 20 kleine Drehregler teilen sich die Bedie-nung der sechs per Trittschalter bedienbaren Effekte (inklusive Tuner) auf. Das silberne MFX-6 Ultra Rig wirkt dadurch auf den ersten Blick etwas unübersicht-lich, jedoch macht die Aufteilung Sinn und bedarf nur wenig Ein-arbeitungszeit. Im Lieferumfang enthalten sind bei allen Geräten ein 9V-DC-Netzteil, kleine Auf-

FAKTEN

Fame MFX-AC RigHerkunft China

Effekttyp Multieffekt

Regler Delay / Reverb, Chorus, Volume, Bass, Notch, Treble, Gain

Schalter Delay / Reverb, Chorus, Notch, Normal / Bright

Anschlüsse In, Out, Aux, XLR Out, Strom 9V-DC-In

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klebe-Gummigleiter für die Un-terseite und ein kurzes Aux-Kabel.

MFX-AC RigDas MFX-AC Rig bedient die Freunde der Westerngitarre, die den Klang ihres Instruments et-was abstimmen oder modulieren wollen. So findet sich am linken Rand des Effektgerätes die „De-lay/Reverb“-Sektion, die wie alle Effekte per Trittschalter aktiviert wird. Der einzelne Drehregler ist hierbei für zwei Funktionen zuständig. Dreht man von zwölf Uhr gegen den Uhrzeigersinn, wird das recht gut klingende Delay aktiviert und dessen Ab-stand geregelt. Im Uhrzeigersinn gedreht ertönt ein satter Hall, der

Fame MFX-AC Rig, MFX-3 OD Rig, MFX-6 Ultra Rig

Dreierlei AllerleiFame, die Hausmarke des Music Store aus Köln, ist bekannt dafür, eine besonders große Bandbreite an Instrumenten und Zubehör für wenig Geld anzubieten. Nun befinden sich im Angebot auch drei Multieffektgeräte: Das MFX-AC Rig richtet sich an Akustikgitarristen, das MFX-3 OD Rig und das MFX-6 Ultra Rig ist für E-Gitarristen gedacht. Nicht nur Effekt-Anfänger oder Gitarristen mit schmalem Budget kommen hier auf ihre Kosten.

ebenfalls hochwertig klingt und bei Vollausschlag beherzt ein-greift. An zweiter Position befin-det sich der Chorus-Effekt, der allerdings nur in der Intensität

regelbar ist. Klanglich ist dieser ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Die anschließende Klang-regelung beinhaltet neben dem Volume-Regler einen Bass- und

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TEST & TECHNIK Effekt

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einen Treble-Drehregler. Zusätz-lich können dank eines Notch-Reglers mittels eines schmalen Frequenzbands unerwünschtes Feedback oder wummernde Tief-mitten beschnitten werden.

Ganz rechts am Pedal ist der „Normal/Bright“-Switch verbaut. Beim Aktivieren werden nicht nur die Höhen angehoben, son-dern auch die Mitten leicht abge-senkt, was für eine präszise Defi-nition sorgt.

Unabhängig davon befindet sich direkt darüber der Gain-Regler, welcher in Kombination mit dem Volume-Poti jede Vor-stufe eines angeschlossenen Verstärkers ins Schwitzen brin-gen kann. Tatsächlich ist auch der Betrieb mit einer E-Gitarre durch dieses Effektgerät möglich und klingt dabei überraschend gut.

MFX-3 OD RigMit drei verschiedenen Effekten ausgestattet, präsentiert sich das Fame MFX-3 OD Rig. Zuerst findet sich wieder die Delay-Sektion, wobei hier der Anteil des Effekts im Signal, das Feed-

back (also die Länge des Aus-klangs) und die Zeit des Delays abgestimmt werden können.

So ist auch der eigenständige Chorus-Effekt bei diesem Pedal in Geschwindigkeit, Tiefe und natürlich dem Anteil am Signal

einstellbar. Diese zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten geben den sowieso schon gut klin-genden Modulations-Effekten weitere Anwendungsmöglich-keiten, die für viele Musikstile geeignet sind.

Distortion sattStatt einer EQ-Sektion wie beim MFX-AC findet man hier nun einen Distortion-Effekt. Dieser ist per Volume-, Tone- und Gain-Regler justierbar. Allerdings erfordert der Zugriff auf die

Effekt TEST & TECHNIK

FAKTEN

Fame MFX-6 Ultra RigHerkunft China

Effekttyp Multieffekt

Regler Master Volume, Mix, Dwell, Mix, Repeat, Time, Level, Depth, Rate, Tone, Gain, Volume, Drive, High, Low, Volume, Bass, Tone, Gain, Volume

Schalter Reverb, Delay, Chorus, Distortion, Overdrive / Boost, Tuner, FX Loop

Anschlüsse In, Out, Send, Return, Aux, XLR Out, Headphone Out, Strom 9V-DC-In

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Sounds etwas mehr Aufwand als bei den beiden Kollegen, hier muss man ein wenig in die Details der Effekte einsteigen. Bei niedriger Gain-Einstellung und leicht überfahrenem Pre-amp am Verstärker bekommt man Ergebnisse, die einen in Sachen Kompression und Gain deutlich weiterbringen und aus einem Crunch-Kanal ruckzuck ein kräftiges High-Gain-Monster machen. Höhere Zerrgrade im Clean-Kanal sind eher wenig organisch, was allerdings typisch für Distortionpedale ist. Was man auch mal ausprobieren kann, ist das Verwenden des OD Rigs als Preamp, also quasi im FX-Loop des Amps.

Zusätzlich bietet die inte-grierte Effektschleife die Mög-lichkeit, weitere Effektpedale

zwischen Distortion und der Chorus-Sektion einzufügen oder das MFX-3 OD Rig per 4-Kabel-Methode in eure bestehenden Rigs einzuschleifen.

MFX-6 Ultra RigDie umfangreichste Multieffekt-Lösung bietet das MFX-6 Ultra Rig. Während die Delay-, Cho-rus- und Distortion-Sektionen gleich aufgebaut sind wie beim OD Rig, gesellen sich hier eine fein einstellbare Reverb-Sektion mit zusätzlichem Dwell-Regler, eine „Overdrive/Boost“-Schal-tung und ein äußerst brauch-barer Tuner dazu.

Anders als beim MFX-AC kann hier der Hall anteilig zum Signal und in der Länge der Hallfahne bearbeitet werden. Der Klang des Halls ist wie beim

zuerst getesteten Multi-Pedal einwandfrei und bietet echte Raumerlebnisse. Per Kippschalter lässt sich entweder der Boost, oder aber die Overdrive-Funktion anwählen. Ersterer kann durch Bass-, Tone-, Gain- und Volume-Regler eingestellt werden. Die Drehregler des Overdrives sind in Drive, High, Low und Volume unterteilt. Beide Funktionen machen genau das, was sie sol-len: Während im Boost-Modus das am Verstärker ankommende Signal erheblich erhöht und praktisch abgestimmt werden kann, bietet der Overdrive-Mo-dus einen recht satten und ro-ckigen Klang. Leicht angezerrte Pop-Licks, oder auch deftige Hardrock-Klänge sind schnell

eingestellt und überzeugen klanglich. Das eingebaute Stimmgerät reagiert schnell und lässt sich präzise ablesen. Bei Betätigung des entsprechenden Trittschalters wird das Signal zum Output hin unterbrochen – gerade live eine bewährte Funktion. Zu den gemeinsamen Funktionen zählen der XLR-Out und ein Aux-Eingang, durch welchen bequem Backing-Tracks eingespielt werden können. Beim MFX-3 OD Rig und MFX-6 Ultra Rig gibt es sowohl einen Kopfhö-rer-Anschluss, als auch Send- und Return-Anschlüsse. Am 3,5-mm-Kopfhörer-Ausgang gibt’s eine Amp-Simulation, die auch einen Standalone-Betrieb nachts zuhause möglich macht.

Das bleibt hängenFame bietet mit den drei Multief-fekt-Brettern eine breite Palette praxisnaher Sounds zum fairen Kurs. Die stabile Haptik macht die Sache nur noch besser, weil bühnentauglich. Bei dem Preis kann man gefahrlos einen Test-lauf wagen.

Stefan Helferich

FAKTEN

Fame MFX-3 OD RigHerkunft China

Effekttyp Multieffekt

Regler Master Volume, Mix, Repeat, Time, Rate, Depth, Level, Volume, Tone, Gain

Schalter Delay, Chorus, Distortion, FX Loop On / Off

Anschlüsse In, Out, Send, Return, Aux, XLR Out, Headphone Out, Strom 9V-DC-In

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TEST & TECHNIK Effekt

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Träume für GitarristenTräumeTräumeTräumeTräumeTräumeTräumeTräume für für für für fürTräume fürTräumeTräume fürTräumeGitarristenGitarristen

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Mit Guitar Step by Step sichern sich Anfänger schnell die ersten Erfolgserlebnisse, so dass sie Lust bekommen, weiter mit dem Instrument zu arbeiten. Zweites Ziel ist, schnell die ersten Lieder begleiten zu können. Und das ganz ohne Lehrer, denn detaillier-te Erklärungen erlauben es dem angehenden Musiker, sich selbst die richtige Technik zu erarbeiten.

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Wer kennt das Problem nicht? Die Leiden-schaft packt einen während des Spie-lens, man geht richtig ab und auf einmal ist das Kabel zu Ende oder wickelt sich ums

Bein. Abhilfe schaffen in diesem Fall Drahtlossysteme, die inzwi-schen in allen erdenklichen Aus-führungen im Musikhandel und Onlinestores angeboten werden. Bevor man sich für die ein oder andere Variante entschließt, sollte man sich im klaren da-rüber sein, wo das Package aus Sender und Empfänger eingesetzt wird. In Deutschland gibt es für Funkanlagen strenge Regelungen (siehe Kasten) und bevor Vater Staat mit einem Strafbescheid um die Eck kommt, gilt es sich zu informieren.

Im Fall von Sennheisers XS Wireless Digital Pedalboard und Instrument Base Sets muss man sich allerdings keinen Kopf ma-chen. Frequenzeneinstellungen FAKTEN

Sennheiser XSW-D Pedalboard SetHerkunft Rumänien

Frequenzband 2,4 GHz

Stromversorgung Basis: 5-Volt-USB-C oder 9-15-Volt-Netzadapter Sender: Akku

Internet www.sennheiser.com

Empf. VK-Preis 399,- €

Preis-Leistung

im anmeldefreien 2,4-GHz ISM-Band von 2.400 bis 2.483,5 MHz Bereich sind bereits vorinstal-liert.

Ein echter AllrounderDie beiden Zusammenstellungen unterscheiden sich nur durch die Empfänger. Der XSW-D-Sender ist in beiden Packages enthalten. Dieser ist ein wahrer Allrounder. Entweder man verwendet ihn als Plug-&-Play-Lösung und stöpselt ihn direkt in die Klin-kenbuchse der Gitarre oder klickt ihn in die mitgelieferte Gurthal-terung (mit Clip) und schließt das ebenfalls im Umfang enthaltene Verlängerungskabel an. Dazu ist die Klinke des XSW-D um 90 Grad schwenkbar und passt sich allen Buchsen von Stratocaster bis Les Paul an. Im Gegensatz zu einem regulären Belt-Pack ist der Sender verhältnismäßig leicht und nahezu unspürbar – egal, wie man ihn nutzt. Geladen wird der für circa fünf Stunden Betrieb ausgelegte Sender via

Sennheiser XS Wireless Digital Pedalboard Set & Instrument Base Set

Praktische Funkklinken Mit den beiden neuen Drahtlossystemen XSW-D Pedalboard und XSW-D Instrument Base veröffentlichen Sennheiser ein durchdachtes Duo für den Plug-&-Play-affinen Gitarristen.

mitgeliefertem USB-C-Kabel in circa drei Stunden.

Logisch & praktischDer Empfänger des Pedalboard-Sets ist im Format eines regu-lären Bodeneffekts gehalten. Praktischerweise verfügt er über einen integriertes Stimmgerät, sodass man ihn anstelle eines Tunerpedals auf den meisten, ohnehin von Platzmangel ge-plagten Boards, kletten kann. Die Stimmfunktion wird über einen Fußtaster aktiviert und stellt gleichzeitig das Signal stumm. Um das Gitarrensignal nach der Empfängereinheit auf die Reise zu schicken, stehen wahlweise eine 6,3-Millimeter-Klinken-buchse oder eine XLR-Buchse zur Verfügung. Beide Ausgänge verfügen über eine Impedanz von 600-Ohm mit einem maxi-malen Ausgangspegel von +12 dB. Dazu lässt sich zwischen zwei Stromversorgungsoptionen

wählen – per USB-C (5V) oder via 9 bis 15V-Netzadapter. Neben Sender und Empfänger liegen der gut sortierten Umver-packung noch das Steckernetzteil mit verschiedenen Länderadap-tern und zwei USB-Kabel bei.

Beachte die SymboleBeim Instrument Base ist eins vor der Inbetriebnahme zu be-achten – die Symbolik der beiden komplett identisch aussehenden Einheiten. Was das bedeuten soll? Recht einfach: Empfänger und Sender sind rein äußerlich nicht zu unterscheiden – mit einer kleinen Ausnahme. Die Empfänger-Einheit hat ein Ver-stärkersymbol, die Sender-Ein-heit ein solches in Form einer Gitarre spendiert bekommen – so ist schnell klar, welches wohin gehört. Dank der baugleichen Art wohnt auch im Empfänger ein via USB-C ladbarer Akku, mit identischer Betriebs- und Lade-

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TEST & TECHNIK Funksystem

10/19

ISB

N 9

78-3

-955

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37-2

24,9

0 E

UR

Mit Guitar Step by Step sichern sich Anfänger schnell die ersten Erfolgserlebnisse, so dass sie Lust bekommen, weiter mit dem Instrument zu arbeiten. Zweites Ziel ist, schnell die ersten Lieder begleiten zu können. Und das ganz ohne Lehrer, denn detaillier-te Erklärungen erlauben es dem angehenden Musiker, sich selbst die richtige Technik zu erarbeiten.

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FAKTEN

Sennheiser XSW-D Instrument Base SetHerkunft Rumänien

Frequenzband 2,4 GHz

Stromversorgung Empfänger: Akku Sender: Akku

Internet www.sennheiser.com

Empf. VK-Preis 299,- €

Preis-Leistung

zeit. Das passende Kabel ist ebenfalls enthalten.

Keine lange LeitungBeide Sets sind voreingestellt, man kann direkt nach der Inbe-triebnahme loslegen. Ohne Hin-dernisse zwischen Sender und Empfänger sind Reichweiten bis circa 75 Meter möglich – getestet im heimischen Garten (zur Freu-de der Nachbarn …). Für eine Anlage dieser Bauart eine starke Leistung, die zeigt, dass die XSW-D-Zusammenstellungen für jegliche Bühnengrößen geeignet sind. Sollte es tatsächlich einmal durch eine zu große Distanz zu

einem Funkabbruch kommen, gibt es keine Störgeräusche, das System bleibt schlicht stumm und baut die Verbindung zügig wieder auf. Dank der verwende-ten Frequenz arbeiten beide Vari-anten unterhalb der Bandbreite üblicher WLAN-Netzwerke, auch hier also keine ungewollten Unterbrechungen.

Ein – wenn nicht das wich-tigste Kriterium – ist der Sound eines Funksystems. An dieser Stelle punkten die XSW-D-Sets auf ganzer Linie. Die Latenz ist nicht spürbar und sie sind keine Dynamikfresser. Alles Aspekte, die den Spaß am Spiel trüben

könnten – insgesamt eine starke Leistung für die preiswerten Systeme aus dem Hause Senn-heiser.

Das bleibt hängenMit den Plug-&-Play-Sets der XSW-D-Sets bietet Sennheiser zwei interessante Sets für Gitar-

Frequenzwirrwarr: Wie und wo darf manDrahtlossysteme in Deutschland einsetzen?

Drahtlosesysteme funken in verschiedenen Frequenzbereichen. Im Fall unserer beiden Sennheiser-XS-Wireless-Digital-Sets sind diese voreingestellt. Die Nutzung von Funkgeräten aller Art wird in Deutschland von der Bundesnetzagentur in der VVnömL (Verwaltungsvorschriften für Frequenzzuteilungen im nichtöffent-lichen mobilen Landfunk) reguliert. Hier unterscheidet man in zwei Hauptgruppen – den professionellen und privaten Nutzen. Der Pro-Bereich schließt beispielsweise auch regelmäßig auftretende, semiprofessionelle Combos oder Hobbymusiker ein. Diese dürfen die anmeldefreien Frequenzen verwenden. Knackpunkt hierbei ist, dass nur kleine Frequenzbereiche zur Verfügung stehen. Größere Anlagen mit Antennensystem, wie wir sie häufig an Bühnenrändern von Clubs über Arenen bis Stadien sehen, sind ausschließlich im anmeldepflichtigen Bereich erlaubt. Für Freizeitmusiker, die ohne Kabel im Proberaum oder bei Konzerten spielen möchten, sind die anmeldefreien Frequenzen bei kleinen Anlagen – wie bei unseren beiden Sennheiser Testsets – bereits eingestellt und können sofort genutzt werden.

risten, die lieber spielen, als sich mit Frequenzeinstellungen rum-zuärgern. Für einen mehr als fairen Preis bekommt man – je nach geplantem Einsatzort – ein passendes System mit hoher Reichweite und tadellosem Sound. Top!

Chris Franzkowiak

Funksystem TEST & TECHNIK

HÄNDLERVERZEICHNIS

142 10/19

n Postleitzahlgebiet 0 und 1

Musikhaus Korn DresdenAlaunstraße 13a01099 DresdenTel.: 03 51 / 56 35 671Fax.: 03 51 / 56 35 [email protected]

Musikhaus Korn Leipzig ZentrumInh.Denis KornBrühl 6504109 LeipzigTel. 03 41 / 98 06 633Fax 03 41 / 98 06 [email protected]

Musikhaus Korn Leipzig ConnewitzSimildenstr. 204277 LeipzigTel.: 03 41 / 30 32 682Fax.: 03 41 / 30 32 [email protected]

MUSIKHAUS KORNThomas-Müntzer-Str. 404758 Oschatz/LonnewitzTel. 0 34 35 / 98 800Fax 0 34 35 / 98 80 [email protected]

Music-Shop MerseburgHerrn Lothar RabitzMarkt 1006217 MerseburgTel.: 0 34 61 / 21 05 95Fax: 0 34 61 / 21 05 [email protected]

JustMusic BerlinAm MoritzplatzOranienstr. 140 - 14210969 BerlinTel.: 030 / 88 77 [email protected]

The American Guitar ShopGoethestr.4910625 BerlinTel. 030 / 31 25 607

PianoGalerie BerlinPariser Str. 910719 BerlinTel.: 030 / 88 77 [email protected]

Music PointHerrn Klaus-D. KrauseAlt-Kaulsdorf 1812621 BerlinTel. 030 / 53 01 870Fax 030 / 64 09 09 [email protected]

MUSIC-TOWN GmbHJuri-Gagarin-Ring 1 Lindetal-Center17036 NeubrandenburgTel.: 03 95 / 58 134 0Fax: 03 95 / 58 134 [email protected]

Shop2Rock GbrHerrn Robert MielkeZierker Str. 917235 NeustrelitzTel. 0 39 81 / 23 69 00Fax 0 39 81 / 23 69 [email protected]

n Postleitzahlgebiet 2

Guitar VillageTalstr. 3420359 HamburgTel. 040 / 31 95 [email protected]

JustMusic HamburgIm BunkerFeldstr. 6620359 HamburgTel.: 040 / 87 88 [email protected]

No. 1 Guitar Center GmbHim Phoenixhof AltonaStahltwiete 1622761 HamburgTel. 040 / 39 10 67 50Fax 040 / 39 11 [email protected]

MMH Musik Markt Hamburg Königstr.  1-322767 HamburgTel.: 040 / 35 54 51-0Fax: 040 / 35 54 [email protected]

Musikhaus Andresen GmbHMühlenbrücke 123552 LübeckTel. 04 51 / 29 04 10Fax 04 51 / 29 04 [email protected]

Insound GmbHProf. Music EquipmentGablenzstr.524114 KielTel. 04 31 / 66 55 54Fax 04 31 / 66 55 53

Musikhaus Keller GmbHSchleswig-HolsteinischerInstrumentenserviceJahnstr. 2 24116 KielTel. 04 31 / 51 900Fax 04 31 / 51 93 [email protected]

Martin's Musik-KisteBertha-von-Suttner-Weg 1324568 KaltenkirchenTel. 0 41 91 / 77 810Fax 0 41 91 / 60 [email protected]

Live-SoundGewerbestr.226845 NordmoorTel. 0 49 50 / 93 550Fax 0 49 50 / 93 553info@live- sound.de

Sound Center - Custom Shop

Inh. Bernd EilersGrazer Str. 27/2927568 BremerhavenTel. 04 71 / 92 41 52 [email protected]

DAS GITARRENSTUDIOMichael JacobsTannenweg 327711 Osterholz-ScharmbeckTel.: 0 47 95 / 95 30 54Fax: 0 47 95 / 95 33 [email protected]

n Postleitzahlgebiet 3

PPC MusicAlter Flughafen 7a30179 HannoverTel. 05 11 / 67 99 80Fax 05 11 / 67 99 85 [email protected]

Musik-KisteRosenhagen 1531224 Peine Tel.: 0 51 71 / 16 555Fax: 0 51 71 / 12 [email protected]

Guitar JailJöllenbecker Str. 5033613 BielefeldTel.: 05 21 / 6 07 47Fax: 05 21 / 13 65 6660521 [email protected]

Pimp my GuitarDet MoewsBreite Str. 1733602 BielefeldTel.: 05 21 / 42 84 95 06Fax: 05 21 / 52 13 [email protected]

Audio MagicalBahnhofstr. 1633758 Schloss HolteTel. 0 52 07 / 92 77 50Fax 0 52 07 / 92 77 70

Farm-SoundRudolf-Schwander-Strasse 1134117 KasselTel.: 05 61 / 77 77 69Fax: 05 61 / 73 90 [email protected]

Guitar Center CologneAachener Str. 31750931 KölnTel. 02 21 / 28 27 540Fax 02 21 / 28 27 541

Dr. DrumKlaus GierhanWaldhofstrasse 3055246 Mainz-KostheimTel. 0 61 34 / 55 77 47Fax 0 61 34 / 55 77 49

Musikladen BendorfInh. Jürgen SchlöffelRheinstr. 22 56170 BendorfTel. 0 26 22 / 43 44Fax 0 26 22 / 47 83www.musikcenter.de

Professional Music-CornerPatrick George e.K.Steinweg 38 56410 MontabaurTel. 0 26 02 / 83 87 963Fax 0 26 02 / 79 64info@professional-music-corner.dewww.professional-music-corner.de

Music-Store Hagen GmbHKonkordiastr.1158095 HagenTel. 0 23 31 / 32 155Fax 0 23 31 / 23 [email protected]

Musik GrünebaumHerrn Peter GrünebaumLethmather Str. 8958239 SchwerteTel.: 0 23 04 / 95 29 [email protected]

Rockland-Music Holzkampstr. 3758453 WittenTel.: 0 23 02 / 76 09 26Fax: 0 23 02 / 76 09 [email protected]

n Postleitzahlgebiet 6

Musikshop-CityBerliner Str. 20 60311 FrankfurtTel. 069 / 21 99 51 61 67Fax 069 / 21 99 51 [email protected]

Session FrankfurtHanauer Landstr. 33860314 Frankfurt

Tel.: 06227/603-0

[email protected]

www.session.de

Rocklounge · Musik Kiefer Schulstr. 263322 Rödermark Tel.: 0 60 74 / 68 06 343 Fax: 0 60 74 / 68 06 344www.rocklounge.de

Link MusikinstrumenteMarktstr. 2463450 HanauTel. 0 61 81 / 23 067Fax 0 61 81 / 25 84 71

Guitar Point Jahnstr. 5 63477 Maintal Tel. 0 61 09 / 60 78 60Fax 0 61 09 / 60 78 61email: [email protected] www. guitarpoint.de

music’n moreGottlieb-Daimler-Str. 163584 GründauTel. 0 60 51 / 47 02 [email protected]

Die MusikwerkstattPfungstädter Str. 2 64347 GriesheimTel. 0 61 55 / 83 17 01Fax 0 61 55 / 82 49 [email protected]

Musikhaus Arthur Knopp GmbHFutterstr. 466111 SaarbrückenTel: 0 6 81 / 9 10 10 - 0Fax: 06 81 / 9 10 [email protected]

Six & Four GmbHIm Hessenland 14 66280 SulzbachTel. 0 68 97 / 92 49 417Fax 0 68 97 / 56 97 [email protected]

musik-zentrumStage & StudioHüttenbergstr. 46 66538 NeunkirchenTel. 0 68 21 / 91 99 28Fax 0 68 21 / 91 99 [email protected]

Session WalldorfWiesenstr. 369190 WalldorfTel.: 06227/[email protected]

n Postleitzahlgebiet 7

Soundland GmbHSchorndorfer Straße 2570736 FellbachTel. 07 11 / 51 09 800Fax 07 11 / 51 09 80 [email protected]

Musikladen Inh. Max Herfert St. Peter-Str. 22 72760 Reutlingen Tel. 0 71 21 / 31 09 56

Das MusikhausReinhardt & MartinNeckargartacher Str. 94 74080 Heilbronn-BöckingenTel. 0 71 31 / 48 84 40Fax 0 71 31 / 48 84 [email protected]

Music & LightFrankenstr. 1074549 WolpertshausenTel.: 0 79 04 / 97 110Fax: 0 79 04 / 97 11 22

n Postleitzahlgebiet 4

Roadhouse - MusicMarkt 241836 HückelhovenTel.: 0 24 33 / 44 64 44Fax: 0 24 33 / 44 64 [email protected]

JustMusic DortmundAn der ReinoldikircheFriedhof 6-844135 DortmundTel.: 0231 / 52 75 [email protected]

JustMusic Dortmundmusic center DorstfeldMartener Hellweg 4044379 DortmundTel.: 0231 / 22 6 88 [email protected]

Musicland GladbeckBeethovenstrasse 445966 GladbeckTel: 0 20 43 /31 89 89Tel: 0 20 43 /31 89 [email protected]

BACKBEAT MUSICHauptstr. 1346244 BottropTel. 0 20 45 / 40 26 80Fax 0 20 45 / 40 26 [email protected]

TonartJörg MaierGoldstr. 447051 DuisburgTel. 02 03 / 44 06 446Fax 02 03 / 44 06 [email protected]

A & L musicArmin MüllerStephanstr. 19 47799 KrefeldTel. 0 21 51 / 60 92 3Fax 0 21 51 / 80 33 [email protected]

Musik ProduktivFuggerstraße 649479 IbbenbürenTel. 0 54 51 / 90 90Fax 0 54 51 / 90 91 [email protected]

n Postleitzahlgebiet 5

Music Store professional GmbHIstanbulstr. 22 -2651103 KölnTel. 02 21 / 88 840Fax 02 21 / 88 84 25 [email protected]

Kritik oder Fragen loswerden!Überhäuft uns mit Lob, Kritik, Problemen oder Vorschlägen! Wer den Coupon , einen Leserbrief oder eine Postkarte an uns schickt, kommt in die Lostrommel für das guitar Pickup. Also, nehmt kein Blatt vor den Mund. Schließlich machen wir dasHeft ja für euch!

Coupon bitte an:PPVMEDIEN GmbHPostfach 57D 85230 Bergkirchen

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Akustik-Gitarren

E-Bässe

Akustik-Bässe

Combos

Topteile/Boxen

Gitarrenracks

19“-Effekte

Bodeneffekte

Homerecording

Noten/Transkriptionen

Bücher/Videos

Statement:

Pickup Gewinnchance!

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DDD-music

Wiesentalstr. 5

79115 Freiburg

Tel.: 07 61 / 50 75 70

Fax: 07 61 / 50 75 17

[email protected]

www.ddd-music.de

CENTPRICE Music Shop

Lange Str. 112

79183 Waldkirch

Tel. 0 76 81 / 49 35 535

www.centprice.de

Guitars and Stuff

Weihergasse 18

79761 Waldshut-Tiengen

Tel.: 0 77 41 / 67 13 87

Fax: 0 77 41 / 67 13 88

[email protected]

www.guitarsandstuff.de

n Postleitzahlgebiet 8

Musikhaus Hieber-Lindberg GmbH

Sonnenstr. 15

80331 München

Tel. 089 / 55 146-0

Fax 089 / 55 146 10

[email protected]

www.hieberlindberg.de

Musikhaus Schlaile GmbHKaiserstr. 17576133 KarlsruheTel.: 07 21 / 13 02-33Fax: 07 21 / 22 [email protected]

Rock Shop GmbHAm Sandfeld 2176149 KarlsruheTel. 07 21 / 97 855-0Fax 07 21 / 97 [email protected]

MidilandMusikinstrumentensoftwareGewerbestr. 2077731 WillstättTel.: 0 78 54 / 9 60 [email protected]

Musik-KimmigEisenbahnstr. 1877855 Achern Tel. 0 78 41 /38 33Fax 0 78 41 / 28 [email protected] www.musik-kimmig.de

GuitarraNiedere Str. 6478050 Villingen-SchwenningenTel.: 07721/28450Fax : 07721 [email protected]

Mister MusicGitarre & BassBrambach 2978713 SchrambergTel.: 0 74 22 / 99 10-31Fax: 0 74 22 / 53 [email protected]

JustMusic München Am OEZHanauer Straße 91a 80993 MünchenTel.:089 / 38 38 [email protected]

[email protected]

FolkladenEinsteinstr. 12381675 MünchenTel. 089 / 44 84 619Fax 089 / 44 87 039

Captain Guitar LoungeCaptain Tube Amp ServiceMoosfeldstr. 1782275 EmmeringTel: 0 81 41 / 88 869-71www.captain-guitar-lounge.deWir sind offizielles MarshallService Center

Musik MeisingerBurgkirchener Str. 14984489 BurghausenTel.: 0 86 77 / 87 566-0Fax: 0 86 77 / 87 [email protected]

Dachauer Gitarren ZentrumAugsburger Str. 3885221 DachauTel. 0 81 31/ 35 20 17Fax 0 81 31 / 35 20 [email protected]

JAHU MusikInstrumente und ZubehörBahnhofstrasse 1185354 FreisingTel. 0 81 61 / 31 84Fax 0 81 61 / 38 69www.jahu-musik.de

Musikhaus Rimmel GmbHPoststr. 7-987435 KemptenTel.: 08 31 / 22 776Fax: 08 31 / 15 [email protected]

Musikhaus Hermann OHGGymnasiumstr. 288400 Biberach Tel.: 0 73 51 / 97 89Fax: 0 73 51 / 98 [email protected]

MUSIC ON STAGE Neue Str. 4589073 UlmTel. 07 31 / 63 [email protected]

Musicline24Memminger Str. 3989231 Neu-UlmTel.: 07 31 / 85 017Fax: 07 31 / 85 [email protected]

n Postleitzahlgebiet 9

Das MusikhausInh. Martin RiegaufBoxlohe 491126 SchwabachTel. 0 91 22 / 86 100

RockhausWürzburger Landstr. 1691522 Ansbach Tel. 09 81 / 64 650rockhaus-ansbach@ t-online.de

Wutzdog-MusicRobert WalchAm Hafnermarkt 391710 GunzenhausenTel. 0 98 31 / 61 479

Musik WittlHohenfelserstraße 4192331 ParsbergTel.: 0 94 92 / 60 019 - 0Fax: 0 94 92 / 60 019 - [email protected]

Sound Aktuell Music-Center Am Gewerbepark A 2593059 RegensburgTel. 09 41 / 46 443-0Fax 09 41 / 46 443-29

Music-Equipment GrimmRudolf-Diesel-Str. 195032 HofTel. 0 92 81 / 14 41 [email protected]

Thomann GmbHProfi EquipmentHans-Thomann-Str. 196138 BurgebrachTel. 0 95 46 / 92 230Fax 0 95 46 / 67 74

musik-butikNeubaustraße 2297070 WürzburgTel.: 09 31 / 46 52 [email protected]

Music CenterAm Marktplatz 15 97762 HammelburgTel. 0 97 32 / 46 61Fax 0 97 32 / 39 [email protected]

J & M MusiklandJuri-Gagarin-Ring 27-2999084 ErfurtTel. 03 61 / 60 20 59 - [email protected]

n Österreich

Klangfarbe · E-GuitarsEinsiedlerplatz 4A-1050 Wien

Klangfarbe · E-GuitarsGuglgasse 14 Gasometer DA-1110 WienTel.: 0043-1 545 1717 51Fax: 0043-1 545 1717 [email protected]

n Schweiz

Job Factory · MusicstoreMünchensteinerstr. 268CH-4053 BaselTel. (0041) (0)61/ 56 00 199Fax (0041) (0)61/ 56 00 [email protected]

Gerolamo GuitarsRösslistr. 36CH-8752 NÄFELSTel.: 00 41 / 55 61 22 [email protected]

G 101

9

10/19144

DAS ALLERLETZTE/ANZEIGENINDEX/IMPRESSUM

CMS COTTON MUSICAL SUPPLY CMS ........................... 131Electro Harmonix ........................................................... 39Fender Musical Instruments EMEA ...................... U2, 29, 59GEWA music GmbH........................................................ 53iMusic NETWORK ...................................................73, 137J & R Affiliates ...............................................................U4Jünger Guitars ............................................................ 129KEMPER GmbH.............................................................. 33Manfred Hertlein ......................................................... 131Mascot Provogue .......................................................... 19MITANIS Sound Distribution ......................................... 133MUSIC STORE .......................................................... 3, 8, 9MUSIK MEYER GmbH ..................................................... 11Musik Produktiv ............................................................ 77

newmusic.academy GmbH ............................................ 83Nuclear Blast ................................................................. 91Peter Kriemler ............................................................... 13PPVMEDIEN GmbH ................. U3, 31, 75, 95, 121, 125, 139Rise Records ............................................................... 119Rock Antenne GmbH & Co KG ....................................... 111Semmel Concerts ........................................................ 117SOUND SERVICE GmbH .................................................. 15Steel Panther Inc ........................................................... 85Taylor Listug.................................................................. 45The Tube Amp Doctor Musikhandels GmbH ..................... 63Triple Coil Music .......................................................... 135UW-Instruments .......................................................... 129W.L. Gore & Associates GmbH......................................... 51Wizard Promotions Konzertagentur GmbH ...................... 65

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ISSN 1430-9769 , HRB 73930 München

Als ich damals endlich stolzer Besitzer einer echten Les Paul war, hab’ ich alle anderen Gitarren verkauft. Gut, es war eh nur eine, wahrscheinlich hätte ich sie behalten sollen. Dann könnte ich sie heute in die

Hand nehmen und anschauen, viel mehr auch nicht.

Für die Profijobs war eine Strat irgendwie geeigneter. Gewichtsmäßig leichter für die langen Spielabende und gleichzeitig deutlich allroundmäßiger für alles Mögliche. Ich rein ins damals noch angesagte Musikge-schäft in München-Schwabing und raus mit der Sunburst. Ich musste sie einfach haben, ohne einen Pfennig Restgeld in der Tasche.

Vielleicht ist es mit Gitarren so wie mit Au-tomarken, entweder man ist der oder man ist der. Trotz meines Respekts für Fender-artige Teile (im Grunde zwei Bretter, die Leo durch Zufall und mit Erfolg mal aufeinander ge-schraubt hat – ja, Blasphemie, steinigt mich), bin ich der für die eingeleimten Hälse. Mit solchen Gitarren hat man eine ganz andere Waffe in der Hand (bitte um nochmaliges stei-nigen, aber nicht zu heftig, sonst steinige ich zurück).

Mit Gitarren ist das so wie mit Autos und Freundinnen – es ist nicht leicht, etwas richtig Gutes zu finden und genauso schwierig, es wieder los zu werden. Aber was ist schon rich-tig gut? Richtig gut ist nicht unbedingt das Schönste oder technisch Ausgereifteste, son-dern das, was am besten zu einem passt. Und dann will man es natürlich auch behalten. Ähnlich wie bei … ach so, das sagte ich schon.Als Anfänger (in jeder Disziplin sozusagen)

11/2019 erscheint am 17.10.2019

glaubt man, dass man ziemlich viel kann. Zumindest das, was die be-kannten Leute auf Schallplatte dar-bieten (hihi, er hat Schallplatte ge-sagt). Bei mir gab’s zunächst Purple und B-Sabb, Zep sowieso, Heep und vor allem Rory, der kurz da-nach hinzu kam. Da wir uns als relativ arme Rock-Maniacs echt nicht alles leisten konnten (und nur selten Konzertkarten, aber das ist

eine andere Geschichte), wurden die spärlich erstandenen Scheiben untereinander ausgelie-hen. Klar dass da auch unbekannte Bands da-bei waren. Oft geht es einem dann so, dass man zuerst nicht wirklich Zugang zur Musik hat. Und dann kann man gar nicht mehr da-von loslassen … So ging’s mir zum Beispiel mit UFO nicht, ich mochte die Platten von An-fang an, dieses spartanisch live-artig mit we-nigen Spuren aufgenommene Trio plus Sänger (Damals konnte ich es natürlich nicht so tref-fend formulieren und kann es bis heute nicht). Dass Bernie M., der die ersten Platten einge-spielt hat (auch mit Instrumentals, die sogar nicht-begabten Gitarristen Hoffnung mach-ten) einer der späteren Whitesnake-Heroes werden sollte), hat ja niemand vorhersehen können – nicht einmal ich. Was ich an seinem Spiel immer gemocht habe, war dieser dicke Ton … Nein, null oder fast keine Anspielung!

Falls ich jemals mit ihm jammen dürfte, würde ich jeden Quadratzentimeter des musi-kalischen Bodens küssen, auf dem er wandelt. Genau, wie ich es von den Mitgliedern meiner eigenen, von mir kreierten Band bei mir er-warte. Spaß natürlich (jetzt lachen).

Mit bescheidenen Grüßen Euer Charly Braun

we communicate music

ls ich damals endlich stolzer glaubt man, dass man ziemlich viel

CHARLYS BLUESTALGIA GITARRENLAND (I)

ISSN 1430-9769 , HRB 73930 München

Gtr. 1 StratocasterPickups/Position Singlecoil/Steg + Mitte Gain (Amp) 2 EQ (Bass/Mid/Treble) 4/3/7Schwierigstes Element Zupfmuster

Johnny Cleggs Gitarrenspiel ist stark vom süd-afrikanischen Maskandi-Stil beeinflusst. Der ist geprägt von Arpeggien, dabei werden die Saiten mit den Fingern gezupft.

SCHWIERIGKEITSGRAD

1 10

Git. 1

Der am 16. Juli 2019 im Alter von 66 Jahren verstorbene südafrikanische Sänger, Songschreiber, Gitarrist und Anthropologe Johnny Clegg prote-stierte seit seiner Jugend bis zum Ende des Apartheids-Regimes 1994 mit sei-nen Texten gegen die „White Supre-macy“, die selbsterklärte Vorherrschaft

des weißen Mannes in Südafrika. Er wurde zur Ikone der südafrikanischen Rock- und Pop-Musik und erhielt den Beinamen „Der weiße Zulu“. In seinen Songs fusionierte er afrika-nische und westliche Musik, seine Texte waren meist ein Mix aus Englisch und Zulu.

Geboren in England und aufgewachsen während des Apartheid-Regimes kam er schon früh in Kontakt mit Wanderarbeitern aus dem Volk der Zulu. Er lernte sowohl deren Sprache als auch den Isishameni-Tanzstil und die spe-zielle Maskandi-Gitarrentechnik. Mit 17 Jah-ren lernte er den zwei Jahre älteren Zulu-Mu-

siker Sipho Mchunu kennen, woraus sich eine tiefe Freundschaft entwickelte. Sie traten als Johnny & Sipho auf, was wegen der strengen Rassengesetze oft zu großen Problemen führte und manchmal auch im Knast und mit Prügel endete. Als sie das Angebot bekamen, eine LP aufzunehmen, holten sie vier weitere Musiker dazu, nannten die Band Juluka und brachten 1979 ihr erstes Album Universal Men heraus. Nach sechs weiteren – teils mit Goldenen Schallplatten ausgezeichneten – Alben been-dete Sipho Mchunu 1985 seine musikalische Karriere und Juluka lösten sich auf.

Zusammen mit dem Trommler und Tänzer Dudu Zulu gründete Clegg seine zweite Band Savuka. Gleich das erste Album Third World Child war ein internationaler Erfolg. Beson-ders in Europa war die Band sehr beliebt, spe-ziell in Frankreich, dort kamen sowohl Third World Child als auch das Nachfolge-Album Shadow Man auf Platz 1 der LP-Charts. Nach

dem Tod von Dudu Zulu – er wurde 1992 auf der Straße erschossen – brachten Savuka noch ein Album heraus, dann löste sich die Band auf. Nach einer kurzen Reunion von Juluka Mitte der Neunziger machte Johnny Clegg al-leine weiter und veröffentlichte mehrere Solo-Alben. 2015 wurde bei ihm Bauchspeicheldrü-senkrebs diagnostiziert, 2017/2018 unternahm er eine Abschiedstour, die er aber aus gesund-heitlichen Gründen abbrechen musste. Am 16. Juli 2019 verlor „The White Zulu“ den Kampf gegen den Krebs endgültig.

„Scatterlings Of Africa“ stammt von Scat-terlings, dem 1982 erschienenen vierten Al-bum von Juluka. Als Vorlage für die Tran-skription diente aber eine Live-Version von einerm Konzert mit Savuka. Bei dieser Version gibt es nur eine von Johnny Clegg gespielte Gitarre. Er verwendete eine Akustikgitarre mit einem Piezo-Tonabnehmer, das ergibt einen schlanken Sound. Es klingt aber genauso gut auf einer Strat mit der Zwischenposition Steg- und Mittel-Pickup.

Johnny hatte seine Gitarre normal ge-stimmt, benutzte aber einen Kapodaster im dritten Bund. Deshalb stehen über den Noten zwei verschiedene Akkordkürzel, dabei gibt das untere die gegriffenen und das obere ein-geklammerte die klingenden Akkorde an.

Bei dem Song kommen zwei ganz unter-schiedliche Techniken zum Einsatz. Im Intro, den Refrains und am Ende des Outros finden wir durchgeschlagene Akkorde mit Viertel-/Achtel-Kombinationen und eingestreuten an-treibenden Sechzehntel-Schlägen. Im Original klingt dabei die hohe e-Saite nicht, ihr könnt sie aber ruhig mit anschlagen, wie in der er-sten Notenzeile mit den eingeklammerten höchsten Tönen angezeigt, das macht keinen großen Unterschied.

Die zweite Technik kommt in den Pre-Verses, den Strophen, im Solo und am Anfang des Outros zum Einsatz, es sind die an den südafrikanischen Maskandi-Stil angelehnten Akkordzerlegungen. Hier werden die Saiten mit den Fingern gezupft, Johnny Clegg be-nutzte überdies meist ein Daumen-Pick, ein spezielles auf den Daumen gestecktes Plekt-rum. Macht Tommy Emmanuel auch so.

Ebet

Robe

rts/R

efern

s

Johnny Clegg –„Scatterlings Of Africa“

CD/D

OWNLOAD TRACK 2 – 6

145

SONG

Scatterlings of AfricaJohnny CleggSongteile (Gitarre)

Musik: Jonathan Paul Clegg

Moderate Rock = 126

Scatterlings Of AfricaJohnny Clegg & Savuka

Songteile (Gitarre)

Intro

Gtr. w/ capo 3rd fret

10 bars drum intro

10

(Bb)

10

(Ab)

(Cm)

(Bb)

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(Cm)

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(Bb)

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SONG

Moderate Rock = 126

Scatterlings Of AfricaJohnny Clegg & Savuka

Songteile (Gitarre)

Intro

Gtr. w/ capo 3rd fret

10 bars drum intro

10

(Bb)

10

(Ab)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Bb)

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Pre-Verse

Gtr. 1

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Gm)

(Cm)

(Bb)

Verse(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Cm7)

(Eb)

(Bb)

Cop-per sun sin-king low.....

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

They are the

Chorus(Eb)

(Bb/D)

(Ab/C)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

scatter - lings of Af - ri - ca.....

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

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Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“ SONG

(Ab)

(Bb)

I love the

Chorus(Eb)

(Bb/D)

(Ab)

(Eb)

(Bb)

scatter - lings of Af - ri - ca.....

(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

Pre-Verse(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Gm)

(Cm)

(Bb)

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SONG Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“

148 10/19

Verse(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Cm7)

(Eb)

(Bb)

An- cient bones from Ol - du - vai.....

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

Pre-Chorus(Ab)

(Bb)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Bb)

Afri - can i - dea, yeah.....

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Bb)

And we

Chorus(Eb)

(Bb/D)

(Ab)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

scatter - lings of Af - ri - ca.....

1

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149

Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“ SONG

(Bb)

(Ab)

(Cm)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

We are

Chorus(Eb)

(Bb/D)

(Ab)

(Eb)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Eb)

scatter - lings of Af - ri - ca.....

(Bb)

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(Ab)

(Bb)

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SONG Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“

150 10/19

Interlude (A Capella)

Solo(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

Outro(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

Scatterlings of Af - ri - ca.....

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

0 1 02 0 2 2

2

01 3

21 0

2 0 0 2

01 3

0

0 01 0

22 0

1

3

12

00

0 2 22

20 2

2 3

12

00

0

3 3 1 00 1 0

0

1

3

12

3

00

00

22

2

12

00

1

3

12

3

00

0 20

2

00 2

20

0

1

3

12

3

00 2

02

22

12

00

1

3

12

3

00

0 2

02

21

22

00

13321

321

321

13321

321

321

3X001

000

000

3X000

0221

221

0221

221

221

0221

221

221

02 2

210

3X000

000

000

151

Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“ SONG

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Bb)

Play 3 times

(Ab)

(Bb)

(Cm)

(Ab)

(Bb)

(Cm)

13321

321

321

13321

321

321

3X001

000

000

3X000

0221

221

0221

221

221

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201

201

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221

221

3X000

000

000

000

13321

321

321

13321

321

3X000

000

000

3X000

02210

02210

2210

2010

2010

02210

2210

2210

3X000

000

000

000

000

13321

321

13321

321

321

3X000

000

000

3X000

0221

02 2

21

221

0221

221

221

0221

221

221

3X000

000

000

13321

321

321

13321

321

321

3X000

000

000

3X000

0221

02 2

21

221

0221

221

221

0221

221

221

3X000

000

000

13321

13321

3X001

3X000

3X0

0221

0221

221

221

0221

221

221

0221

221

0221

0221

0221

13321

13321

3X001

3X000

0221

0221

SONG Johnny Clegg – „Scatterlings of Africa“

152 10/19

Gtr. 1 Gibson-StylePickups/Position Humbucker/Steg Gain (Amp) 7 EQ (Bass/Mid/Treble) 6/6/5Schwierigstes Element Solo

Der Song wird von den verschiedenen songdien-lichen Heavy-Riffs geprägt, die aber gut zu spielen sind. Nur am Ende des Solos lässt Kris Barras mit rasend schnellen 32steln sein technisches Können aufblitzen.

SCHWIERIGKEITSGRAD

1 10

Git. 1

1 10

Solo

ORIGINALSONG

Der in England geborene Gitarrist und Sänger Kris Barras begann schon als Kind, Gitarre zu spielen, trainierte auch gleichzeitig die Kampfsportart Mixed Martial Arts (MMA ist eine Kampfsportart, bei der Schlag- und Tritt-Techniken aus Boxen, Kickbo-xen, Ringen, Karate, Judo und anderen

Kampfkünsten erlaubt sind und die oft in ge-schlossenen runden oder achteckigen Käfigen stattfindet). Als Teenager spielte er in ver-schiedenen Bands, tourte sogar in den USA, nahm in Philadelphia ein Album auf, aber kam nicht richtig weiter. Mit Anfang 20 bekam er immer mehr Angebote, an MMA-Kämpfen teilzunehmen und stellte die Musik erst mal hinten an. Er lebte teilweise in Las Vegas und in Thailand, und verdiente 10 Jahre lang sein Geld im Ring oder im Käfig. Nach zehn Jah-

ren beendete er 2014 seine Kamfsportkarrie-re - mit einem Kampfrekord von 14 Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen - und wandte sich wieder der Musik zu. 2016 erschien sein Debüt-Album Lucky 13, an-schließend tourte er in England und gab Kon-zerte in Europa. Nach dem zweiten Album The Divine And Dirty ging es dann zügig bergauf, er spielte mit Beth Hart und John Mayall & the Bluesbreakers und tourte mit Johnny Lang und Walter Trout. 2018 stieg er als Sänger und Gitarrist bei der amerikanischen Supergruppe Supersonic Blues Machine ein, bei der – wenn sein Zeitplan es zulässt – auch ZZ Tops Billy Gibbons mitspielt.

„Ignite (Light It Up)“ ist auf Light It Up, dem gerade erschienenen dritten Album der Kris Barras Band. Kris verwendet hier ein Eb-Tuning, alle Saiten müssen also einen Halbton

tiefer gestimmt werden. Der Song ist nicht be-sonders schwer zu spielen (ausgenommen eine Stelle im Interlude und der Schluss des Solos), da er aus wenigen Elementen aufgebaut ist. Basis ist das Riff 1, eine Singlenote-Line, die im Intro und den Refrains mit verschiedenen Erweiterungen Verwendung findet. Hier sollten die Pausen genau beachtet werden, aber auch, dass am Anfang des Riffs die tiefe E-Saite nicht mehr klingen darf, wenn der nächste Ton auf der A-Saite angeschlagen wird. Es gilt also, den Zeigefinger im fünften Bund der A-Saite so aufzusetzen, dass die tiefe E-Saite gleichzeitig abgedämpft wird. Auch die Pull-Offs sollten exakt ausgeführt werden, zumal sie das Spiel erleichtern; das gilt in be-sonderem Maße für die erste Erweiterung. In den Strophen finden wir ein weiteres Riff, in dem eine Phrase aus Riff 1 aufgegriffen wird. Das dritte Element kommt in der Bridge zum Einsatz. Es sind die im Rock so gebräuchlichen zweistimmigen Powerchords und Doublestops in Quinten, die mit verbindenden schnellen Slides in unterschiedlichen Lagen gespielt werden. Im letzten Takt wird dann die reine Quinte in eine verminderte umgewandelt, wo-durch sich die Tonalität ändert. Ergibt der Powerchord im 10. Bund einen D5-Akkord, so wird durch die Ein-Bund-Verschiebung ein H7 (international geschrieben B7) erzeugt, denn das D# ist die große Terz von H und das A die kleine Septim. Ein einfacher, aber geschickter Trick mit minimalem Aufwand, und vor allem höchst effektiv. Das letzte Element finden wir im Interlude. Ebenfalls eine Singlenoteline, die mit Percussionschlägen und einer schnel-len Pull-off-Figur angereichert ist. Das Solo ist mit acht Takten zwar nicht lang, aber dafür prägnant. Während die ersten sieben Takte von unterschiedlichen Bendings geprägt sind, bietet Kris Barras im letzten Takt eine trick-reiche Hammer-/Pull-Figur an, die mit rasend schnellen 32steln gestaltet ist und den Schwie-rigkeitsgrad raketenmäßig in die Höhe schnel-len lässt. Ro

b Bl

ackh

am/P

ixel S

tudi

o A

Kris Barras Band – „Ignite“ C

D/DOWNLOAD TRACK 7 – 8

153

SONG

IgniteKris Barras Band

Songteile (Gitarre) Musik: Kris Barras

Ignite (Light It Up)

Intro

Kris Barras Band

Moderately slow Rock = 103

Songteile (Gitarre)

Gtrs. 1 & 2 w/ dist.

Gtrs. w/ Eb-tuning, low to high:Eb-Ab-Db-Gb-Bb-Eb

Riff 1 End Riff 1

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 0 3 0 5 0 75 7

0

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 5 6 75 6 7

57

154 10/19

SONG

Verse

Gtrs. 1 & 2

Let me tell you what's on my mind.....

7 5 7 50 3 0 3 0 3 5 5 3 0 3 0 5 0 7

5 70

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 5 6 75 6 7

5

73 0 3 0 3 5 3 3 5 3

0 3 0 3 0 3 5 3 3 5 3 0 0 0 0

3 0 3 0 3 5 3 3 5 3 0 0 0 0 3 0 3 0 3 5 3 3 5 7

Ignite (Light It Up)

Intro

Kris Barras Band

Moderately slow Rock = 103

Songteile (Gitarre)

Gtrs. 1 & 2 w/ dist.

Gtrs. w/ Eb-tuning, low to high:Eb-Ab-Db-Gb-Bb-Eb

Riff 1 End Riff 1

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 0 3 0 5 0 75 7

0

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 5 6 75 6 7

57

155

Kris Barras Band – „Ignite“ SONG

Bridge

Chorus

1.

Gtrs. 1 & 2

You need to wake up, stop wasting my time.....

Light it up, and take con - trol.....

810

810

810

810

810

810

35

35

35

35

35

35

1012

10 1012

10 1012

1012

1012

1012

1112

1112

1112

1112

1112

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 35 5

0

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 50

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 50

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 5 6 75 6 7

5

SONG Kris Barras Band – „Ignite“

156 10/19

Verse

2.

Interlude

Gtrs. 1 & 2

The fire inside will fuel your rise.....

P.M.

Light it up...

P.M.

P.M.

73 0 3 0 3 5 3 3 5 3

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 5 6 75 6 7

57

7 5 73 X

5 7 X5 5 X

5 7

7 7 9 9

X5 7

3 X5 7 X

5 5 X5 7

9 8 79 8 7 7 6 5

7 6 5

05 7

3 X5 7 X

5 5 X5 7

7 7 9 9

157

Kris Barras Band – „Ignite“ SONG

Solo

Gtrs. 1 & 2

P.M.

Gtr. 2

Gtr. 1 w/ Riff 1, 4 times

1/2

1/2 full

10

full

10

full full full 1/2

1/2 1/2

full 1/2 1/2

P.H.

full

full full full full

full

full full

0 X5 7

3 X5 7 X

5 5 X5 7

10 10 1010 10 10 8 10

10 89 9

XX

XX 14

1212

121212

121212

12 7

XX

XX

7 7 7 5 5 57 5 X

12 14

151212

1412

15 15 15

1412 14

14 16 1417

14 1615 17

1517 15

1615

16 16 14 1614

16 14 12 14 1214 12

14 12

SONG Kris Barras Band – „Ignite“

158 10/19

Bridge

Chorus

Gtrs. 1 & 2

You need to wake up, stop wasting my time.....

Light it up, and take con - trol.....

810

810

35

35

1012

1012

1112

1112

1112

1112

1112

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 35 5

0

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 50

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 6 75 6 7

57

7 5 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 50

05 7 5

0 3 0 3 0 3 5 5 3 XXX

XXX

5 5 7 7

159

Kris Barras Band – „Ignite“ SONG

Git. 1 Stratocaster Pickups/Position Singlecoil/StegGain (Amp) 4 - 6 EQ (Bass/Mid/Treble) 5/5/6Schwierigstes Element Solo

Mit etwas Übung ist der Song nicht allzu schwer zu spielen, das Solo allerdings weist einige technisch herausfordernde Elemente auf.

SCHWIERIGKEITSGRAD

1 10

Git. 1

1 10

Solo

ORIGINALSONG

Marcus Deml ist wahrscheinlich den meisten bekannt als virtuoser Gi-tarrist seiner langjährigen Band Er-rorhead. Der in Prag geborene und in Deutschland aufgewachsene Musiker studierte 1986 am renom-mierten G.I.T in Los Angeles Gitar-re, arbeitete dort 1988 als Dozent

und kehrte fünf Jahre später nach Deutsch-land zurück. Er arbeitete live und im Studio mit vielen bekannten Künstlern zusammen, gründete 1996 Errorhead, veröffentlichte bis 2016 sechs erfolgreiche Alben und bewegte sich dabei meist jenseits aller Stilgrenzen. Mit seiner neuen Bluesrock-Formation The Blue Poets kehrt er wieder zu seinen Wurzeln zu-rück. Gerade ist ihr drittes Album All It Takes erschienen, wir haben daraus den Titel „Cyber Love“ für euch transkribiert.

Er ist eine rockige Up-Tempo-Nummer, ge-radeaus, schnörkellos, aber nicht ohne Raffi-nesse, trotzdem – bis auf das Solo – nicht wirklich schwer zu spielen. Aber genau an-schauen muss man die Licks und Riffs schon, ein aus dem Ärmel flutschender Selbstläufer ist der Song nicht. Das beginnt direkt im Intro, wo nach dem Pick-Scrape – ein Rutscher mit

dem Plektrum über eine umsponnene Saite – mit dem Plek auf die Saiten getappt wird. Die Bundzahlen in der Tabulatur geben dabei die hypothetischen Bundpositionen an, die Saiten dürfen nur ganz leicht berührt werden und die Greifhand dämpft alle Saiten ab. Die anschlie-ßende Figur findet auch im zweiten Interlude Verwendung. Hier gilt es, die Wechsel zwi-schen tiefen und hohen Lagen ein paar Mal zu üben, um sie sauber im Takt hinzubekommen. Es folgt ein Riff auf der leeren tiefen E-Saite mit eingeschobenen Pull-Offs, das wir im er-sten und dritten Interlude wiederfinden. Dabei sollten sowohl die Pausen als auch die Palm-Mute-Stellen genau eingehalten werden, sie werten solche relativ einfachen Riffs enorm auf. In den von dreistimmigen Powerchords geprägten Strophen spielt die Gitarre überwie-gend nur in den ungeraden Takten, somit bie-ten die ganztaktigen Pausen reichlich Platz für den Gesang. Harmonisch deutlich erweitert zeigen sich die Akkorde in den Refrains, er-zielt durch das geschickte Einbinden der lee-ren h- und e-Saite. Spielten bis hierher beide Gitarren unisono, so trennen sich nun teilwei-se die Wege. Während Gitarre 2 eine durch Percussion-Anschläge segmentierte Rhyth-

musfigur auf dem Grundton E anbietet, spielt Gitarre 1 darüber Harmonics (Flageolets). Da-für darf die leere E-Saite an den in der Tabu-latur angegebenen Positionen nur ganz leicht berührt werden, mit zu festem Drücken erzielt man keine Flageoletts. Das Solo beginnt mit einer aufsteigenden Pull-Off-Figur, gefolgt von mit Bendings garnierten Melodiefiguren. Sehr geschmackvoll aber nicht ganz so ein-fach, ist auch die anschließende mit Triolen gespielte dreitaktige Legatofigur mit den Tap-pings. Die schwierigste Stelle im ganzen Song folgt in den nächsten beiden Takten mit den schnellen Pull-off/Slide-Figuren.

Marcu

s Dem

l/Trip

le Co

il Mu

sic

The Blue Poets –„Cyber Love“

CD/D

OWNLOAD TRACK 9 – 10

160 10/19

SONG

Marcu

s Dem

l/Trip

le Co

il Mu

sic

Cyber LoveThe Blue Poets

Songteile (Gitarre) Musik: Marcus Deml

Intro

Fast Rock = 189

Cyber Love

Songteile (Gitarre)

The Blue Poets

Gtrs. 1 & 2 w/ dist.

N.C.

P.S. tap w/ pick

Gtr. 1 only Gtr. 1 only

1/4 1/4 1/4 1/4 1/4

Gtr. 1 only

1/4 1/4 1/4

X X

23 21 20 21 2324 24 23.5 23 22.5 22 21.5 21

2 0

1212

1212

1212

6 75

7

57

1212

1212

1212

7 5 7 9 5XXX

XXX

1212

1212

1212

XXX

XXX

0 2 02

0

2 2023

023

02

023

023

02

023

023

161

SONG

Verse

Interlude

Gtrs. 1 & 2 N.C.

P.M. P.M. P.M. P.M.

P.H. full

P.M. P.M.

1. It's gettin' kinda heavy.....

N.C.

P.M.

0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 05

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 7

022

3X00

023

023

022

3

022

3X00

023

XXX

XXX

023

022

3 12

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 7

SONG The Blue Poets – „Cyber Love“

162 10/19

Verse

Interlude

Gtrs. 1 & 2 N.C.

P.M. P.M. P.M. P.M.

P.H. full

P.M. P.M.

1. It's gettin' kinda heavy.....

N.C.

P.M.

0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 05

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 7

022

3X00

023

023

022

3

022

3X00

023

XXX

XXX

023

022

3 12

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 7

Verse

Chorus

To Coda

Gtrs. 1 & 2

2. I

3. All these

feel kind

lonely

o' lonely.....

moments.....

P.S.

All I ever need is cyber love.....

Gtr. 1

3.2 3.2 3.2

Harm.

Gtr. 2

022

3X00

023

XXX

XXX

023

022

3

022

3X00

023

XXX

XXX

023

022

3 12

46

06

0

24400

24

04

0

0 0 3 4 0 0 3 4 0 0 3 4 0 3 0

46

06

0

5777

5777

5 4 4 5 4 4

46

06

0

5777

5777

0 0 X X 0 0 X X 0 0 X 0 0 0 0 0

163

The Blue Poets – „Cyber Love“ SONG

Interlude

Gtr. 1

P.H.

full

Gtr. 2

Cyber love.

Gtrs. 1 & 2 N.C.

P.M. P.M. P.M.

Cy - ber love.

P.M.

Cy - ber

P.M.P.H.

full

D. S. al -

love.

P.M.

Cy - ber love.

P.M.

Gtrs. 1 & 2

Mmhh, cy - ber love.

46

06

0

24400

24

04

0

0232

02220

02220

7 7 7 7 7 7 7 7

7

46

06

0

24400

24

04

0

0232

02220

02220

2 2 2 2 2 2 2 2 2

0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 05

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 0 7

2 2 2 2 2 2 2 2 2

SONG The Blue Poets – „Cyber Love“

164 10/19

Interlude

Gtr. 1

P.H.

full

Gtr. 2

Cyber love.

Gtrs. 1 & 2 N.C.

P.M. P.M. P.M.

Cy - ber love.

P.M.

Cy - ber

P.M.P.H.

full

D. S. al -

love.

P.M.

Cy - ber love.

P.M.

Gtrs. 1 & 2

Mmhh, cy - ber love.

46

06

0

24400

24

04

0

0232

02220

02220

7 7 7 7 7 7 7 7

7

46

06

0

24400

24

04

0

0232

02220

02220

2 2 2 2 2 2 2 2 2

0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 05

0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 0 6 7 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 5 0 0 7

2 2 2 2 2 2 2 2 2

Interlude

Solo

Gtr. 1

N.C.

P.M. 1/4 1/4 1/4 1/4 1/4

Gtr. 1

full full full full full

1/4 1/4

full

Gtr. 2

P.M.

( )10

1/2 1/2 1/2 full 1/2 1/2full

1212

1212

1212

5 5 6 75

7

57 7

1212

1212

1212

XXX

XXX

7 5 7 9 5XXX

XXX

1212

1212

1212

17

XXX

XXX

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XXX

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XXX

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09

0

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09

0

977

977

165

The Blue Poets – „Cyber Love“ SONG

Gtr. 1

P.M. full full full full full full full full

Gtr. 2

T T T T

T T

10 9X 7 9 8 7 74 77 7

57 7

5 57

57

5 57

5

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42200

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4 9 977

5 5 5 5 5 5 4 9 10 12 17 12 10 9 10 12 17 12 10 9 10 12 17 12 10 9 10 12 17 12 10

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7 10 15 10 9 7 9 10 15 10 9 7 10 9 79

7 10 1000

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0

977

977

42200

SONG The Blue Poets – „Cyber Love“

166 10/19

CodaPlay 3 times

D. S. al -

full1 1/2 1 1/2

N.C.

P.M. 1/4

1/4

12 10 9 7 9 10 12 12 12 12

000 8 11

12 121711

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98

9

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11 11

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0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0 5 0 0 6 7

5 67 5

7 6 5 0 3X00

023

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3 022

15 16

17 1516 15 14 X

3X00

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022

3 022

167

The Blue Poets – „Cyber Love“ SONG

Gtr. 1 Gibson-Style (Explorer)Pickups/Position Humbucker/Steg Gain (Amp) 8 EQ (Bass/Mid/Treble) 5/6/6Schwierigstes Element Sextolen im Solo

Wegen der verwendeten Powerchords ist die Num-mer nicht besonders schwer zu spielen. Das gilt auch für das erste Solo und die ersten neun Takte des zweiten. Die anschließenden Sextolen-Takte fordern allerdings extrem schnelle Bewegungen.

SCHWIERIGKEITSGRAD

1 10

Git. 1

1 10

Sextolen

CLASSIC

Die meist dem Schwermetall zugeord-neten Motörhead wurden als eine der ersten Bands der New Wave of Bri-tish Heavy Metal gehandelt. Bei dem 1975 von Bassist und Sänger Ian Fra-ser „Lemmy“ Kilmister gegründeten Powertrio spielten im Laufe der Jahre verschiedene Gitarristen. Zum „klas-

sischen“ Lineup gehörte von 1976 bis 1982 „Fast Eddie Clarke“. Von 1984 bis 1995 gab es zwei Gitarreros in der Besetzung, Michael „Wurzel“ Burston und Phil Campbell, letzterer war dann bis zum Ableben von Lemmy am 28. Dezember 2015 und damit dem Ende von Motörhead der alleinige Gitarrist.

„Overkill“ stammt vom gleichnamigen zweiten Album der Band das im Frühjahr 1979 veröffentlicht wurde. Als Vorlage für die Transkription dient jedoch eine neuere Live-Version mit Phil Campbell. Es handelt sich also um eine Momentaufnahme, denn keiner der drei Musiker hat den Song jedesmal bis auf das letzte 16tel identisch gespielt. Dem-entsprechend solltet auch ihr, wollt ihr die Nummer nachspielen, euch nicht sklavisch an den Noten festhalten. Viel sinnvoller ist es, den Ausdruck und das Feeling des Songs auf-zunehmen und – durchaus in eigener Interpre-tation – stilgetreu wiederzugeben.

Stimmt eure Instrumente auf Eb, also einen Halbton tiefer. „Overkill“ besteht aus drei klar voneinander abgegrenzten Teilen; wenn man denkt, der Song ist zu Ende, geht er noch zwei Mal wieder richtig los. Phil verwendet zwar nur wenige Elemente, dank vieler Variationen

kommt trotz reichlich Wiederholungen keine Langeweile auf. Dieses Prinzip finden wir di-rekt beim ersten Riff im Intro. Es weist – wie auch alle anderen Teile des Songs – eine Grundstruktur aus 8tel- und 16tel-Kombinati-onen mit Synkopen auf und wird von Phil Campbell in vielen Varianten angeboten. Ein entscheidender Punkt – und fast zwangsläufig für die Variationen verantwortlich – ist dabei der permanente 16tel-Wechselschlag der rech-ten Hand. Harmonisch kommt nur ein E5 zum Einsatz, außer den Solo-Teilen wird auch der Rest des Stücks fast ausschließlich mit ein-fachen Powerchords bestritten.

Die anschließende 12-taktige Strophe be-steht aus vier Takten G, zwei Takten C, zwei Takten E, nochmal zwei Takten C und wieder zwei Takten E. Das sieht nach nur drei Akkor-den aus, doch durch die harmonischen Varia-tionen ergeben sich mehr Harmonien als nur Powerchords. Als Erstes bleibt der Bass in den ersten vier Takten auf E, es klingt somit der G5-Powerchord über den Basston E, das ergibt einen Em7-Akkord. Den erzielt Campbell auf andere Art und Weise auch in den Takten 7 und 8 sowie 11 und 12. Hier wechselt er näm-lich durch das Spielen von Quarten auf ver-schiedenen Saitenpaaren und Bünden zwi-schen Em7, E5 und A5. Der anschließende Re-frain ist mit vier Takten recht kurz geraten, eine Aufrückung verschiebt die Tonart einen Ganzton höher nach F#.

Enorm aufgewertet wird der Song durch die beiden Soloteile. Der erste läuft komplett in A-Moll; Campbell schraubt sich in einem

klassischen Solo-Aufbau immer höher, dabei bewegt er sich innerhalb der pentatonischen A-Moll-Skala. Der zweite geht über E-Moll, D-Dur und C-Dur. Campbell verwendet hier die Skalen E-Moll-pentatonisch, E-aeolisch – also das normale E-Moll, anschließend baut er noch die verminderte Quinte Bb als Blue Note ein. In den Takten 10 bis 12 finden wir mit den rasend schnellen Sextolen-Pull-Off-Figuren das schwierigste Element des ganzen Stücks, hier sind extrem lockere und flinke Finger ge-fragt.

Fin C

ostel

lo/Re

dfer

ns/ G

etty I

mage

s

Motörhead – „Overkill“ CD/D

OWNLOAD TRACK 11 – 16

168 10/19

SONG

Fin C

ostel

lo/Re

dfer

ns/ G

etty I

mage

s

OverkillMotörhead

Drum IntroFast Rock = 144 (Doubletime Feel)

Songteile (Gitarre)

Bass Intro

Guitar Intro

Verse

Gtr. 1 w/ dist.

Gtr. 1 w/ Eb-tuning, low to high:Eb-Ab-Db-Gb-Bb-Eb

P.S.

On -

On

ly

your

way

feet

to

you

feel

feel

the

the

noise

beat

is when

straight

it's good

to your

and loud.....

spine.....

022

X XX

0799

799

799

799

799

799

799

799

0799

799

799

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0799

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799

799

101212

101212

101212

101212

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101212

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101212

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101212

101212

101212

101212

101212

101212

00

121414

OverkillMotörhead

Songteile (Gitarre) Musik: Edward Clarke, Ian Kilmister, Philip Taylor

169

SONG

101212

101212

101212

101212

101212

101212

101212

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0

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81010

81010

81010

81010

81010

81010

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81010

81010

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81010

81010

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12

1414

1414

1111

1414 12

121414

1414

1212

121414 12

12

121414

121414

SONG Motörhead – „Overkill“

170 10/19

Chorus

Interlude

1.

Solo

2.

Ov - er - kill.....

N.C.

full

full

full

full

full

full full full full full full full full full

244

244

244

244

244

244

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244

244

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244

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577

577

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777

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799

779

12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 10

171

Motörhead – „Overkill“ SONG

Interlude

full full full full full full

full full full full

full full full full full

12 1213 10

1213 13

1210 10 13 10

1213 10 13 10

12

1213 10

1215 10 13 10

12 1413 15 13 1515 13 15 17

1520 17

20 20 2020

2020 20

2020 20 20

X

01414 12

12

XX 12

12

XX 12

121414

01414 12

12

XX 12

12

XX 12

121414

01414 12

12

XX 12

12

XX 12

121414

01414 12

12

XX 12

12

XX 12

121414

SONG Motörhead – „Overkill“

172 10/19

Verse

Chorus

Know your body's made to move.....

N.C.

full full

Ov - er - kill.....

X 35

35

37

35

35 0

0

1312 15 15

12 15 1215

1215 12

1512 15

15 14 12 14 12 14 14 12

07 9

7

35

35

37

35

35 0

0

01414 12

12

XX

01414 12

121414

01414 12

12

XX

14

244

244

244

244

244

244

244

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222

244

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222

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244

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244

244

244

00

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577

577

577

577

577

577

000

173

Motörhead – „Overkill“ SONG

Solo

N.C.

1/4 1/2 1/2

P.H.

P.H.

B

B

7 7 75 7 9

7 9 9 77 8 10 8 7

7 9 9

9 98 8

910

911

910

911

910

911

910 10 10 10 8

9

98

9 79 7 5 7 9 7 9

12 10 12 12 1512 15 12

1412 15

12 15 12

1412 15

12

15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12

15 1215 12 15 12

17 1417 14 17 14

15 1215 12 15 12

17 1417 14 17 14

SONG Motörhead – „Overkill“

174 10/19

Solo

N.C.

1/4 1/2 1/2

P.H.

P.H.

B

B

7 7 75 7 9

7 9 9 77 8 10 8 7

7 9 9

9 98 8

910

911

910

911

910

911

910 10 10 10 8

9

98

9 79 7 5 7 9 7 9

12 10 12 12 1512 15 12

1412 15

12 15 12

1412 15

12

15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12 15 1215 12

15 12

15 1215 12 15 12

17 1417 14 17 14

15 1215 12 15 12

17 1417 14 17 14

Free Tempo (approx. = 68 )

(approx. = 94 )

fullfull full full full full full 1/2

full

full full full full full full

full full full 1/4

15 1215 12

17 1417 14

15 1215 12

17 1417 14

15 1215 12 17

1917 20 20 2020 2020 20 17 20 20

17 2219

22

22 22 1922 2222 20

212220 22 2222 20 22 22 2222 20 22 20 22

17 1717 15

1715 17 1717 15

1715 17 17 15

1715 17 15 15

17

0

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15

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17

14

17

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15

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10

5

8

7

10

5

8

7

10

5

8

0 0 0

799

022

175

Motörhead – „Overkill“ SONG

Fast Rock = 144 (Doubletime Feel)Drum Intro Bass Intro

Interlude

P.S.

022

12XX

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101212

121414

101212

SONG Motörhead – „Overkill“

176 10/19

Fast Rock = 144 (Doubletime Feel)Drum Intro Bass Intro

Interlude

P.S.

022

12XX

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101212

121414

101212

Free Tempo (approx. = 68 )

Drum IntroFast Rock = 144 (Doubletime Feel)

Bass Intro

P.S.

P.S. P.S.

799

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XX

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022

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XX

022

XXX

XXX

XXX

XXX

XXX

XXX

XX

XX

177

Motörhead – „Overkill“ SONG

Outro

Free Tempo (approx. = 68 )1.

2.

N.C.

Outro Solo ad lib

7X9

7X9

7X9

7X9

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10X12

12X14

10X12

12X14

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9X11

X10

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SONG Motörhead – „Overkill“

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